„Das ist wirklich wunderschön, nicht?“ Miwako beugte sich etwas über die Brüstung und schaute sich den Horizont an. Die Sonne ging gerade Stück für Stück hinter den Häusern auf. Tausende von Farben schimmerten am Himmel.
„Hm...“, stimmte Takagi Miwako müde zu und begann dann auch noch zu gähnen.
Dafür fing er einen vernichtenden Blick auf. „Männer haben wirklich kein Verständnis für die Schönheit der Natur!“
Takagi lächelte kurz. „Vielleicht, aber es gibt eben auch noch schönere Dinge als einen Sonnenaufgang..“
„Ach und was bitte?“, fragte Sato und zog die Augen zu Schlitzen zusammen. Da war sie jetzt aber wirklich einmal gespannt.
„Ich finde es viel schöner, wenn..“ Takagi stockte und Miwako sah ihn verwundert an. Doch er hatte sich leicht von ihr abgewandt, damit sie sein Gesicht nicht sehen konnte.
„Ja?“, wollte sie weiter wissen.
Der Polizist schwieg, sodass Miwako sich von ihm wegdrehte, um weiter den Sonnenaufgang bewundern zu können. Wenn er nicht antworten wollte, sie würde ihn jetzt nicht dazu zwingen… Dafür gab stimmte sie dieser wundervolle Anblick einfach zu glücklich.
Plötzlich fassten zwei Arme nach ihr und Miwako wurde nach hinten gezogen. Fast erschrocken sah sie hinter sich. Takagi hatte sie von hinten umarmt und sie ließ es sich gefallen.
Leicht spürte sie seinen warmen Atem an ihrem Hals, als er sich ein wenig vorbeugte und ihr etwas ins Ohr flüsterte:
„Ich finde es viel schöner, wenn ich einfach nur bei dir sein darf..“
Miwako lief ein wenig rot an, drehte sich dann aber zu ihm um und sah ihm in die Augen.
„Da muss ich dir wohl zustimmen.“ Sie lächelte ihn an und freute sich, dass glückliche Strahlen in seinen Augen glänzen zu sehen.
„Aber der Sonnenaufgang ist auch nicht zu verachten!“, gab Takagi zu bedenken, woraufhin Miwako nur nickte. So wirklich hörte sie ihm gar nicht zu, sondern sah ihn viel lieber an. Wenn er so lieb lächelte, verstand sie immer wieder auf ein Neues, warum sie ihren kleinen Trottel so sehr liebte.
Takagi hüstelte verlegen und wies in Richtung Horizont. Sie lehnte ihren Kopf an Takagis Schulter und sah sich so den Sonnenaufgang an.
Irgendwie erschien ihr die ganze Welt so harmonisch und friedlich. Als wenn es nirgendwo Miseren und Unglücke geben würde. Alle sollten glücklich sein, so wie sie es auch war.
Akai ging mit schnellen, festen Schritten durch die Tür, durch die auch schon andere Agenten kurz vor ihm gestürmt waren.
Er kam nur sehr langsam überhaupt die ersten Meter voran, weil schon hier die ersten Schützen standen und auf die Eindringlinge schossen.
Zunächst versteckte er sich hinter einer Ecke und wartete auf den richtigen Augenblick um anzugreifen. Er hörte das leise Nachladen einer Waffe und schoss kurzerhand aus seinem Versteck hervor und zielte in die Richtung, die ihm sein Instinkt sagte.
Ein Stöhnen war zu vernehmen. Er hatte also getroffen.
Neben ihm tauchten jetzt noch weitere Agenten auf und schon bald hatten sie die ersten Feinde unschädlich gemacht.
Sie würden schon sehr bald in der Mehrzahl sein und es wäre ein leichter Sieg. Als sie ein Stück vorrücken wollten, bemerkte Akai einen toten FBI-Agenten vor sich. Er beugte sich zu ihm hinab und nahm ihm seine Schusswaffe, sowie das Headset ab. Das konnte in machen Fällen doch schon ganz nützlich sein, wenn man wusste, was los war.
„Hintereingang: 3 Verletzte..“ Akai reagierte auf die Aussage nicht und ging den anderen hinterher, um ihnen behilflich zu sein.
Da er gerade an einem Fenster vorbeikam, das man eingeschlagen hatte, vermutlich um von dort auf die FBI-Agenten draußen zu schießen, hörte er das Geräusch von ankommenden Helikoptern. Es mussten mehrere sein, aber wie viele konnte Akai nicht ausmachen.
Und gerade in diesem Moment wurde auch ein Schuss auf ihn abgefeuert. Nur mit Glück konnte er entweichen.
Mit einem monotonen Gesichtsausdruck lud er seine Waffe nach und zielte umgehend in die Richtung, aus der der Schuss gekommen war. Wenig später hörte man jemanden zu Boden gehen.
Die anderen würden wohl auch ohne ihn gut klar kommen. Akai ging den Weg wieder zurück und machte sich den Weg, die Treppe hinauf.
Ihm begegneten noch einmal ungefähr ein Dutzend Organisationsmitglieder, aber für die musste er sich noch nicht einmal groß anstrengen, geschweige denn, mehr als nur einen Schuss vergeuden.
Trotzdem war sein Magazin leer und er lud nach, was er jedoch nicht hektisch tat, sondern ganz in aller Ruhe, als wenn niemand mehr in der Nähe wäre.
Das war natürlich nicht so, was er auch gleich durch einen Streifschuss am Oberarm zu spüren bekam.
<Wie viele Mitglieder hat die Organisation denn noch? Es scheint, als wenn es immer mehr werden..>, überlegte Akai und hatte auch schon den nächsten Mann um die Ecke gebracht.
Die erste Etage schien jetzt verlassen zu sein, aber es gab ja auch noch genügend andere Stockwerke.
Die Organisation hatte wohl wirklich nicht damit gerechnet, dass man sie ausmachen würde. So gut war dieses Versteck nicht bewacht.
Plötzlich hörte er durch sein Headset Blacks Stimme.
„Haben Sie schon das Mädchen oder den Boss ausfindig gemacht?“
„Den Boss noch nicht.. Des Mädchens wegen können wir noch keine Aussage treffen. Hier sind mehrere tote junge Mädchen.. Und es ist zu verraucht, um das Gesicht ausmachen zu können. Ganz zu schweigen von den unerkennbaren Leichen!“, fügte man noch hinzu.
Akai horchte auf. Sie suchten also auch nach einem Mädchen? Bei Gelegenheit konnte er ja auch sehen, ob er so jemanden fand.
Ihm wurde kurz schwarz vor Augen und er stütze sich an der Wand ab.
Vor ihm tauchte jetzt auch ein weiteres Organisationsmitglied auf, sodass Akai erst einmal Schutz im nächst besten Raum suchte.
Beim Betreten stolperte er fast über einen umgestürzten Stuhl. Seine Konzentration ließ langsam nach..
Er wollte die Tür hinter sich schließen, um sich so kurzweilig zu schützen, musste aber feststellen, dass die Tür gar nicht mehr „Tür“ genannt werden konnte.
Sie bestand nur noch aus einigen Holzsplittern.
Deshalb versteckte er sich erst einmal hinter dem umgestürzten Tisch und lieferte sich mit dem Mann eine kleine Schießerei, die damit endete, dass er gewann. Wenn auch nur knapp und mit einer blutenden Wunde am Schulterblatt.
Ihm war wieder schwindelig und alles begann sich zu drehen. Kam der Boden immer näher, oder war das nur Einbildung?
Sein Kopf pochte unheimlich, doch er spürte einen leichten Luftzug und sah zur Seite. Das Fenster stand speerangelweit offen. Sein Blick glitt weiter im Raum herum. Viele umgestürzte Aktenordner, die alle keinen Inhalt hatten. Und ein Computer.
Akai robbte dort hin. Ob man dem FBI auf Informationen über den Lageplan des Hauses hatte geben können?
Wenn ja, wo könnte sich der Boss der Organisation dann aufhalten? Wo könnte er mit den Proben hingehen können?
Der FBI-Agent hatte da schon so eine Vermutung.
„Wo befindet sich das Labor?“, fragte er einfach durch sein Headset.
„Akai?“, kam es sofort von Black zurück.
Vodka saß in seinem Wagen und schaute nur kurz in den Rückspiegel, um zu sehen, ob alles in Ordnung war. Aber anscheinend war es das.
Ein erleichtertes Grinsen huschte über sein Gesicht. Es war ja doch möglich, der Organisation zu entkommen. Jetzt musste er nur noch untertauchen, einen neuen Namen und somit eine andere Identität annehmen und schön würde er in Ruhe leben können.
Nie wieder ein Opfer der Organisation. Das war doch eine freudige Aussicht. Da hatte sich das Hören auf Vermouth ja wirklich gelohnt.
Und dieser letzte kleine Auftrag war ja auch nur noch ein Klacks. Seine „Beute“ würde er einfach irgendwo absetzten.
Die Straße vor ihren Augen verdoppelte sich zum wiederholten Male. Der Fahrbahnmarkierungsstreifen wirkte irgendwie hypnotisierend.
Aber sie durfte jetzt hier nicht so einfach schlapp machen. Sie war doch schon fast da und dann war es vorbei. Für immer.
Vermouth umklammerte das Lenkrad fester, krallte sich regelrecht fest, um damit ihr Einschlafen zu verhindern. Was jedoch immer schwerer wurde.
Unter der Maske bekam sie immer weniger Luft, aber sie konnte ja schlecht als Vermouth irgendwo langgehen. Das würde auffallen. Bestimmt suchte man sie schon.
Barbera lag hinten auf ihrer Rückbank und schlief, nicht unbedingt selig, aber sie lebte noch.
Und Vermouth auch. Das hatte sie jedoch vor allem dem APTX zu verdanken. Wie auch Shinichi nach seinem Bauchschuss, erholte sie sich schnell. Das lag darin begründet, dass das Gift die Zellen schneller regenerierte. Somit auch die Blutbildung. Und solange ihre Wunde nicht mehr so stark blutete, ging es noch. Aber nähen würde man die Wunde wohl trotzdem müssen, sowie auch die Kugeln aus ihrem Körper entfernen.
Für einen Augenblick lang überlegte sie, was Barbera wohl dazu sagen würde, dass Vermouth sie einfach mitgenommen hatte.
Kurz bevor man die Tür hatte aufschlagen können, hatte sie Vodka bescheid gegeben und hatte anschließend die Überwachungskamera gefunden, die sie sogleich mit ihrer Waffe unfähig gemacht hatte.
Das war nur zum Schutz. Das FBI sollte ihretwegen gerne denken, dass sie in dem Zimmer gestorben war. Würde sie nicht sonderlich stören. Sie würden einfach die Überwachungsbänder ansehen. Und schon würde ihr Tod feststehen..
Vermouth hatte sich Barbera über die Schulter geworfen und war mit letzter Kraft durch das Fenster entkommen. Von weitem hatte sie schon das FBI antanzen sehen und gegrinst.
An der Regenrinne hatte sie sich und das Mädchen nach unten bugsiert und hatte das nächste beste Auto aufgeknackt, mit dem sie jetzt auf den Weg ins Krankenhaus war. Die Kleine hinten im Auto sollte ja überleben. Das war ihr wichtig. Sie war einfach noch zu jung zum Sterben.
Sie trat ein wenig fester auf das Gaspedal, damit sie schneller vorankam. Schließlich fuhr sie gerade auf einer Autobahn.
Der Wagen wurde immer schneller und somit musste sie sich mehr konzentrieren, um nicht die Kontrolle über den Wagen zu verlieren.
Ab und zu erwischte sie sich schon dabei, wie sie fast am Augenschließen war. Immer wieder warf sie prüfende Blicke in den Rückspiegel um zu sehen, ob Barbera auch ja noch lebte.
Es war irgendwie stickig im Auto, sodass sie das Beifahrerfenster herunterfuhr. Eisiger Fahrtwind drang durch das geöffnete Fenster in den Wagen, aber das war auch gut so. So blieb sie länger wach.
Plötzlich fiel ihr ein, dass sie Vodka noch etwas hatte sagen wollen. Aber ein Telefon oder Handy hatte sie gerade nicht bei sich. Das war natürlich Pech, aber war nicht zu ändern.
Vielleicht konnte sie ja noch vom Krankenhaus anrufen.
Black schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Das konnte doch nicht wahr sein, dass Akai sich einfach seinen Anordnungen widersetzte und doch zum Versteck der Organisation gefahren war. Dabei hatte er doch etwas mit ihm besprechen sollen.
Es ging ihm ziemlich gegen den Strich, dass er jetzt dort war. Zumal er auch davon wusste, dass er eine Verletzung hatte, die ihn behinderte.
„Verdammt noch einmal! Was suchen Sie denn da?“
Er bekam, wie eigentlich auch erwartet, keine Antwort und stand von seinem Bürosessel auf.
Mit der Hand auf seinen Schreibtisch gestützt, suchte er sich den Lageplan des Gebäudes auf dem Computer vor ihm und suchte nach der Bezeichnung für ein Labor.
Selbst wenn er Akai jetzt nicht sagen würde, wo sich die Labore befanden, würde er dort anwesend bleiben. Black konnte es ihm nicht verbieten, sodass er es befolgte.. Der junge Mann hatte seinen eigenen Willen. Und der stand im Augenblick gegen den von seinem Vorgesetzten.
„Wo genau befinden Sie sich denn?“, fragte er nach, ein wenig knurrend.
„Hm.. im ersten Obergeschoss… Es sieht ganz nach einem Büro aus. Wenn nicht sogar das vom Boss.“, erklärte Akai. Seine Stimme klang ein wenig leiser als sonst, was Black natürlich sofort heraushörte.
„Die Labore sind in der untersten Etage eingezeichnet.“ Back klickte den Lageplan für die unteren Stockwerke an und sah sich das Ganze ein wenig genauer an.
„Es sind mehrere..“ Black beschrieb Akai den Weg dorthin.
„Okay..“, murmelte dieser nur zur Antwort und war schon drauf und dran, aufzulegen.
„Akai, ich werde Ihnen noch weitere Männer nachschicken. Und wenn Sie dann in der Zentrale zurück sind, wenn Sie dann noch leben, habe ich etwas Ernstes mit Ihnen zu besprechen!“, mahnte er.
Und wieder erhielt er darauf keine Antwort.
„Mister Black?“
Der alte Mann schreckte auf, als er seinen Namen hörte. Ein weiterer Agent wollte ihm etwas mitteilen.
„Wir haben hier die Leiche eines Mädchens gefunden, dass auf die Beschreibung zutrifft.“
Er schluckte. Dann kamen sie also zu spät? Sich auf die Lippe beißend, schloss er die Augen. Und wieder war also ein unschuldiger Mensch gestorben.
Shinichi hörte immer noch den Funk des FBIs mit und nachdem er die Worte von dem Mann gehört hatte, saß er einfach nur schockiert auf dem Sitz. Er war unfähig, sich zu bewegen. Sein Verstand wie leergefegt. Das konnte einfach nicht sein. Seine Ran konnte gar nicht tot sein. Das ging einfach nicht.
Ein brennendes Gefühl der Übelkeit regte sich in seinem Magen, dass er versuchte zu unterdrücken. Ihm war so schlecht.. Er musste aus diesem Wagen heraus.
Shinichi stieß die Tür des Wagens auf und stieg aus. Mit wankenden Schritten ging er in Richtung Hauptquartier. Sein Atmen ging nur stoßweise und er konnte sich nicht wirklich auf den Beinen halten und stolperte mehrmals.
Auf den Knien voranrobbend, kam er Stück für Stück vorwärts. Er wusste gar nicht, was er tat.
Der alleinige Gedanke in seinem Kopf war Ran und das Bild vor seinem Auge, wie sie blass, starr und kalt vor ihm lag. Er hatte schon so viele Leichen gesehen, dass er sich diesen Anblick nur zu gut ausmalen konnte.
Die Wolken hatten sich schon vor langer Zeit zugezogen und jetzt fing der leichte Nieselregen an.
Der kühle, sanfte Regen tropfte auf seine Kleidung, seinen Körper und ließ ihn zittern.
Bevor er es wirklich mitbekam, hatte er sich aufgerafft und war auf den Weg in das Gebäude.
„Sie ist tot!“, flüsterte ihr Shinichis Stimme leise zu und sie schreckte laut auf, wobei sie die Bettdecke neben sich warf. Sie war ganz verschwitzt und ihr Nachthemd klebte an ihrem Körper.
<Nur ein schlechter Traum!>, versuchte sich Eri zu beruhigen und atmete tief aus. Dann fasste sie nach ihrer Decke und holte sie zu sich ins Bett zurück.
Was würde sie dafür geben, dass Kogoro jetzt bei ihr war und sie beruhigen würde. Das würde er von allen Menschen wohl am besten können.
Besonders, da er bestimmt wusste, wie sie sich fühlte.
Sie setzte sich auf und reckte sich ein wenig, um sich zu beruhigen. Als ihr Herzschlag sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, stand sie auf und duschte erst einmal.
Es war zwar noch früh am Morgen, aber aufstehen konnte sie ja schon. Durch den Stress in der Anwaltskanzlei war sie es sowieso gewöhnt, immer nur wenig Schlaf zu erhalten.
Und nach so einem Traum wollte sie lieber erst einmal nicht die Augen schließen.
Shihos Waffe war immer noch fest auf die beiden Männer gerichtet. Atsushis Hand lag noch auf Terpentins Schulter. Seine Augen starrten seine Tochter unentwegt grinsend an.
„Du wirst nicht abdrücken, habe ich Recht?“, fragte er spöttisch.
Seine Tochter zuckte mit keiner Wimper und hielt den Mann fest im Blickfeld.
„Doch, das werde ich wirklich tun!“, schrie sie zurück. Ihr standen Tränen in den Augen. Sie würde es tun können, da war sie sich sicher. Aber sie wollte nicht. Nur, wenn es nicht mehr anders ging, würde sie abfeuern müssen.
Shiho hoffte einfach, dass das FBI bald bei ihr sein würde, um sie hier herauszuholen.
„Deinen eigenen Vater umbringen? Das macht doch keine vernünftige Tochter!“, sagte Atsushi boshaft grinsend.
Wollte er sie dazu bringen, abzudrücken? War es sein Ziel, durch die Hand seiner Tochter zu sterben, anstatt hinter Gitter zu landen?
„Du erinnerst dich doch bestimmt noch gerne an deine Schwester, nicht wahr?“
Shiho riss erschrocken die Augen auf.
„Sie war uns damals im Weg.. Wollte einfach nicht das tun, was wir vorhatten. Kurz gesagt: Sie musste von der Bildfläche verschwinden. Du solltest uns dankbar dafür sein. Sie stand deinem Glück im Weg. Mit ihr an deiner Seite wärst du nie zu dem Menschen geworden, der du jetzt bist. Immer hat sie versucht, dich von deiner Lebensaufgabe abzubringen.“
„Sei still!“, weinte Shiho. Tränen rannen ihr nun unentwegt über die Wange und tropften auf den kalten Betonboden.
„Die Welt ist ohne sie besser dran..“, meinte Atsushi, als gerade die Tür aufgestoßen wurde.
Alarmiert sahen alle drei Personen im Raum zum Eingang. Dort standen mehrere FBI-Agenten, die Waffen auf Terpentin und Atsushi gerichtet.
Für einen kurzen Augenblick waren alle Anwesenden verwirrt und Atsushi nutze die Gunst der Stunde, um auf seine Tochter zuzulaufen.
Shiho schloss reflexartig ihre Augen, um nichts sehen zu müssen und hielt schützend die Hände vor sich. Atsushi drückte sie an sich, aber sie hielt die Augen weiterhin geschlossen.
„Wenn sich jemand bewegt, ist sie tot!“, rief er den FBI-Agenten zu.
Shinichi stürzte fast die Treppen herunter, konnte sich jedoch noch gerade so am Geländer festhalten. Er wusste gar nicht, wo er lang ging, aber er nahm den Weg, den Black Akai beschrieben hatte. Das alles lief nur in seinem Unterbewusstsein ab. Würde man ihn jetzt aufhalten, würde er nicht wissen, wie er hierher gekommen war.
An ihm hechtete plötzlich ein Mann mit schwarzem Mantel vorbei. Shinichi kannte ihn, aber da sein Verstand ausgeschaltet war, bemerkte er noch nicht einmal, dass da jemand gewesen war.
Er stand nun am Ende der Treppen und ging den Gang entlang. Es war dunkel und die Lampen waren ausgeschaltet. Stimmen waren zu hören, aber er nahm sie nicht für voll. Auf dem Boden lagen leblose Menschenkörper, über die er steigen musste.
Lag Ran vielleicht unter den ganzen Personen hier unten?
Shiho wollte sich gegen ihren Vater wehren, ihn von sich schubsen. Doch es gelang ihr nicht. Wenn sie jetzt nicht abdrücken würde, wo sie doch die Waffe geladen in der Hand hielt, würde ihr Vater vielleicht am Ende noch entkommen!
Also biss sie fest die Lippen zusammen und drückte den Schaft der Pistole auf die Brust ihres Vaters. Dann drückte sie ab.
Ein ohrenbetäubender Knall hallte durch den Raum und Shiho wurde zu Boden geworfen.
Die FBI-Agenten, die nur starr herumstanden, wurden beiseite gedrückt und Akai tauchte zwischen ihnen hervor. Er erkannte sofort, was passiert war. Aber er war machtlos, um das kommende noch zu verhindern. Dafür war es zu spät- wieder einmal.
Terpentin hatte eine Waffe in der Hand, mit der er auf Shiho zielte, die sich gerade aufrappelte und nur ihren Vater im Auge hielt.
Er drückte ab, sein Schuss war präzise gerichtet, tödlich.
Der Oberschüler hörte den lauten Knall und wurde aus seiner Trance gerissen. Sofort lief er in die Richtung, aus der der Schuss gekommen war und sah dann den Haufen an FBI-Agenten stehen.
Ohne dass er etwas erkennen konnte, wurden nun noch weitere Schüsse abgefeuert. Shinichi konnte das stockende Keuchen eines Mannes hören und ging entsetzt ein paar Schritte zurück.
Etwas fiel zu Boden. Nun herrschte Stille, es war fast beängstigend. Was war geschehen? Er musste es unbedingt wissen!
Gefasst sah er an den Agenten vorbei, um einen Blick zu erhaschen. Doch auf das, was er gleich sehen würde, war er keineswegs gefasst. Die Mitglieder des FBIs standen schweigend, ohne sich zu bewegen.
Das Zimmer war anscheinend ein Labor. Es war beleuchtet und das grelle Licht ließ die ganze Szene noch grässlicher wirken. Ein Mann, der schon älter sein musste, lag unbewegt auf dem Boden. Unter ihm breitete sich eine kleine Blutlache aus.
Weiter hinten im Raum lag ein anderer Mann, der anscheinend aber nur bewusstlos war, denn sein Brustkorb hebte und senkte sich noch.
Das nächste, was Shinichi sah, ließ ihn einen spitzen Schrei ausstoßen.
Da hockte ein Mann, den er eindeutig als Shuichi Akai erkannte, neben etwas. Und beim näheren hinsehen hatte dieses Etwas eine gewisse Ähnlichkeit mit seiner Leidensgenossin Ai, nur, dass sie anscheinend auch ihren richtigen Körper zurückhatte.
„Ai!?“ Er stürzte auf die Beiden zu. Akai drehte sich erschrocken zu ihm um. Sein Gesicht war aschfahl.
„AI!“ Shinichi beugte sich zu der jungen Frau herunter.
„Shi-shinichi..“, hauchte Shiho leise, als sie seine Stimme hörte. Sie atmete so schwer, dass Shinichi eine Gänsehaut über den Rücken lief. Ihre Augen sahen ihn kurz an, bevor sie die Augen schließen musste, weil sie keine Kraft mehr hatte.
<Es ist schön, dass ich deine Stimme noch einmal hören durfte..> Ein Würgereiz erfasste ihren Körper und sie spuckte Blut.
Shinichi fasste nach ihrer Hand und drückte sie fest.
„Ai!“
Ein leichtes Lächeln erschien auf ihren Lippen. <Ich bin froh, dass ich dich noch einmal sehen durfte, Shinichi.> Ihr Kopf fiel zurück und ihr nächster Atemzug blieb aus.
Ihre Hand hing nur noch leblos in seiner und er schrie erschrocken auf.
„Ai?! Wach auf… Hey, Ai! AI!!“
……………………………………………
Ihr dürft mich gerne dafür hassen. ;____; *selbst heul*
Eri_Kisaki