Er drosselte die Geschwindigkeit, als er das große Schild des Motels sah und fuhr auf den Parkplatz der Anlage.
Der Ort erschien ihm vertrauenswürdig und das Motel familiär geführt. Genau der richtige Ort, um seine „Beute“ dazulassen.
Vodka parkte den Wagen auf einen der vorgesehenen Abstellplätze und stellte den Motor aus. Dann drehte er sich zu dem Mädchen auf der Rückbank um, das tief und fest schlief.
Es war auch nicht sonderlich verwunderlich. Denn er hatte ihr Chloroform unter die Nase gehalten.
Das alles war Vermouths Anordnung gewesen. Kurz bevor man die Tür zum Büro des Bosses aufgebrochen hatte, in dem sie sich befand, hatte sie Vodka angerufen und ihm flugs berichtet, was gerade ablief.
Sie hatte ihm den Befehl gegeben, dass er sofort verschwinden, untertauchen solle, aber dabei auch das Mädchen mitnehmen müsse.
Also hatte er sich auf den Weg in das Zimmer gemacht, wo das Mädchen war und hatte sie betäubt. Anschließend war hatte er sie zu seinem Auto getragen und war dann los.
„Hey, du!“, rief er der Oberschülerin zu und versuchte so sie zu wecken. Was natürlich nicht so klappte.
Deshalb stieg er aus und ging zur der hinteren Wagen, die er öffnete und stupste sie am Arm an.
Wie von der Tarantel gestochen, schreckte das Mädchen hoch und sah nur den Mann vor sich. Schreiend verpasste sie ihm einen Kinnhaken, der sich sehen lassen konnte und sprang aus dem Auto. Vodka ging zu Boden und war für den ersten Augenblick zu erschrocken, um sich wieder aufzurappeln.
Ran nutzte die Chance und rannte in das Motel hinein, wahrscheinlich um Hilfe zu holen vor ihrem potenziellen Entführer.
Da er keine Lust auf irgendeinen Ärger hatte, machte er sich flugs auf den Weg zurück in seinen Wagen und fuhr mit quietschenden Rädern vom Parkplatz. So war er schon weg, bevor Ran mit einer Angestellten nach draußen gestürmt kam.
„Finger weg von der Spritze!“, fauchte sie den Mann in dem weißen Kittel an. Er war noch recht jung und sah nicht unbedingt schlecht aus, wie sie fand. Aber trotzdem fuhr sie ihn an.
„Sie brauchen wirklich keine Angst vor der Spritze haben.. Sie ist nur zur örtlichen Betäu-“, versuchte der Arzt die blonde Frau zu beruhigen.
„Das können Sie mir auch noch viermal erzählen! Ich will keine Betäubung und damit Basta!“
„Nun hören Sie mal.. Sie haben schlimme Verletzungen. Das Nähen kann ziemlich schmerzhaft sein und da wäre es nun wirklich besser, wenn-“
„Ich sagte NEIN!“, kreischte Vermouth beinahe. „Denken Sie etwa ich würde diese paar Schmerzen nicht aushalten?“
„Paar Schmerzen? Wir müssen aus ihrem Körper die Kugeln-“
Vermouth fasste ihn am Kragen. „Nun hören Sie mir mal schön zu! Sie werden jetzt ganz einfach meine Wunden behandeln, ohne irgendeine Betäubung. Dafür werden Sie doch bezahlt, oder nicht?“
Der Arzt sah sie entgeistert an. Was sie aber nicht verwunderte. Wenn sie nicht ihren Willen bekam, konnte sie ganz schön aufmucken. Und es passte ihr nun einmal gar nicht, wenn man sie Betäuben wollten. In einem schwachen Augenblick könnte man so hinter ihre Verkleidung kommen. Sie musste achtsam sein.
Es war schon schlimm genug, dass sie Barbera nicht im Auge behalten konnte. Denn diese war in irgendeinen Operationssaal gebracht worden. Sie nachher zu finden, würde sicherlich schwer werden.
Vermouth spürte schon, wie der Arzt auf stur stellte, weshalb sie ein liebes Lächeln aufsetzte.
„Bitte.. Sie dürfen mir keine Spritze verpassen.. Es ist nämlich so, dass meine Mutter seit einer örtlichen Betäubung eine Halbseitenlähmung hat.“
Verwirrt sah man sie an. Was quasselte sie da eigentlich für einen Müll? Doch trotzdem tat sie so, als wenn das stimmen würde. Eine gute Schauspielerin war sie ja. Sie konnte den Menschen doch jeden Mist unterjubeln und man glaubte ihr. Es folgte ein weiterer deprimierter Augenaufschlag und schon war das Herz des Arztes erweicht.
„..Na gut.. Aber nur, weil es ja nicht anders geht.. Legen Sie sich auf den Untersuchungstisch. Ich werde nur noch schnell eine Schwester holen und dann..“
„Nein!“ Sie fasste den Mann am Arm. Desto weniger Personen von einer Lady wussten, die angeschossen worden war, desto besser.
„Ich will, dass Sie das alleine machen..“
„Aber irgendwer muss mir doch die Instrumente halten..“, gab der Arzt zu bedenken.
Sie gab ein erneutes Lächeln von sich.
„Das werde ich gerne machen!“
Erstaunt sah der Arzt sie an.
Noch tief in die Bettdecke gekuschelt, öffnete sie langsam ihre Augen. Das Zimmer war immer noch durch die zugezogenen Vorhänge abgedunkelt. Eigentlich könnte sie ja noch in Ruhe weiterschlafen.
Yukiko drehte sich auf die andere Seite und konnte somit auf Yusakus Schlafplatz sehen.
Wütend warf sie die Decke beiseite. Das konnte doch einfach nicht wahr sein!
Jetzt war er schon wieder weg. Einfach aufgestanden ohne sie zu wecken! Und wie sie das soweit überblicken konnte, hatte er auch wieder einmal keinen Zettel oder sonstiges hinterlassen. Das war ja so typisch.
Murrend ließ sie sich wieder zurückfallen. Sobald sie wieder zu Hause waren, würde sie als erstes ihre Sachen packen und ausziehen. Vielleicht nur für eine Weile, aber wenn es Yusaku nicht interessierte, auch für immer.
Das war einfach nicht zum Aushalten, wie er mit ihr umging.
<Ganz ein liebevoller Ehemann!>, dachte Yukiko ironisch. <Da kann man nur hoffen, dass Shinichi nicht wie sein Vater wird. Denn dann würde Ran nicht glücklich werden..>
Ein deprimiertes Lächeln zierte ihr Gesicht. Ihre Augen begannen zu brennen.
<Nein, Yukiko.. Du wirst nicht wegen IHM anfangen zu heulen. Er hat es gar nicht verdient, dass du ihm nachweinst.>, sagte sie sich selbst.
Sie hielt es für das beste, sich irgendeine Gesellschaft zu suchen, um sich abzulenken und zog sich an.
Mit einem aufgesetztem Lächeln ging sie zum Essensaal und holte sich dort einen Orangensaft. Mit dem Kaffee hatte sie, wie alle anderen auch, schlechte Erfahrungen gemacht, sodass sie sich erst gar nicht traute, ihn zu probieren.
„Auch schon so früh wach?“, fragte eine bekannte Stimme freundlich, sodass Yukiko von dem Saftautomaten, wo sie sich gerade ein Getränk eingießen wollte, aufblickte.
Eri stand lächelnd hinter ihr.
„Ja.. ich konnte nicht mehr schlafen!“, gab Yukiko zu. „Nimmst du auch etwas zu trinken?“
Die Anwältin nickte. „Ja, gerne.“
Beide setzten sich gemeinsam an einen der vielen Tische und sahen sich schweigend an.
In Gedanken versunken drehte Eri das leere Glas in ihren Händen und Yukiko sah ihr dabei zu.
„Yusaku, hm?“, brach Eri plötzlich die Stille. Ertappt nickte ihre Freundin.
„Gestern Abend ist er spät zu Bett gegangen.. Und als ich dann vorhin aufgewacht bin, war er weg.. Ich versteh es einfach nicht… Hat er wirklich eine Andere?!“
„Das kann ich mir nicht vorstellen. Vielleicht mag eure Ehe gerade nicht so gut laufen, aber ihr streitet euch ja nicht.“ überlegte Eri.
„Toll.. Nicht streiten und überhaupt nicht miteinander reden. Ich glaube es liegt daran, dass er einfach keine Gefühle mehr für mich hat.. Eri.. Machst du mir den Scheidungsanwalt?“
„Wie bitte? Soweit wird es ja wohl nicht kommen! Sprecht doch einmal über eure Probleme. Ihr geht euch beide nur aus dem Weg.. Da kann doch gar nichts bei herauskommen!“
Yukiko seufzte. „Aber es ist nun einmal so, wenn der Mann ein berühmter Schriftsteller ist. Andauernd sind wir auf Reisen..“
„Dann sucht euch doch ein schönes Haus, in dem ihr bleibt.“
„Haben wir doch schon.. Aber wie lange sind wir immer da? Nicht sehr lange. Fast nie, um genau zu sein.“
Aufmunternd legte Eri die Hand auf die ihrer Freundin. „Das wird schon werden.. „
„..Was ist eigentlich bei dir los? Wieso bist du schon so früh auf? Jetzt, wo du gezwungenermaßen Urlaub hast, kannst dich doch einmal richtig entspannen!“
„Ich mache mir andauernd Gedanken um Ran..“, erklärte Eri leise, woraufhin Yukiko zustimmend nickte.
„Ja, das kann ich mir gut vorstellen..“
„Ich würde mich freuen, wenn ich endlich wieder nach Japan zurück könnte..“
Der Mann war total verschwitzt, was Vermouth dazu brachte zu Lächeln. So eine anstrengende Patientin wie sie hatte er wohl noch nicht angetroffen.
In dem Metallbehälter lagen die drei Kugeln, mit der Barbera sie angeschossen hatte.
„Fertig.. Jetzt müssen Sie mir aber auch noch erzählen, wie es dazu kam, dass Sie angeschossen wurden!“, meinte der Arzt und vereinzelte Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn.
Vermouth zog sich ihre Jacke wieder an, die sie ausgezogen hatte, damit man die Wunden behandeln konnte.
„Es war ein verrückter Irrer.. Er hat auf mich und meine Tochter geschossen. Sie wissen schon.. Das Mädchen, das mit mir hergekommen ist.“
Verständnisvoll nickte der junge Arzt.
„Und da ich mir das Gesicht des Mannes merken konnte, werde ich jetzt auch bei der Polizei anrufen.“
„Machen Sie das! Aber bleiben Sie hier im Bett liegen und ruhen Sie sich aus. Wir wollen ja nicht, dass Ihre Wunden sofort wieder ausgehen.. Sie sind schon ziemlich spät gekommen..“
„Aber sicher..“, erwiderte Vermouth. <Vielleicht irgendwann anders mal..>
„Gut, ich werde Sie dann jetzt alleine lassen. Klingeln Sie einfach, wenn Sie etwas brauchen.. Ich werde den Chefarzt noch einmal zu Ihnen schicken.“
Der Arzt verließ endlich den Raum, sodass die blonde Frau aufstand und den grünen Vorhang von ihrem Bett zuzog. Noch war sie alleine in dem Zimmer, aber schon bald würden die ersten Verletzten eintreffen. Und vor dieser Zeit wollte sie schon weg sein. Aber falls jemand kam, würde man sie erste einmal nicht finden.
Hastig tippte sie die Nummer von Shinichis Handy in das Telefon auf dem Nachttisch ein. Während sie auf das Abnehmen wartete, lehnte sie sich zurück und schloss die Augen. Sie war so müde…
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Ich weiß.. ^^° Ist ein bisschen kurz geworden. Bei der Hitze habe ich irgendwie zu nichts Lust. *sich selbst hau*
Das nächste wird wieder länger.
Vielen Dank für eure Kommis *alle feste drück*
Eri_Kisaki