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Schwarzer Drache: Manticor

Schwarzer Drache II
von

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29. Am See

"Seht mal! Der See!" Die Stimme eines Elfenkindes durchbrach die Stille.

Langsam drehten sich die anderen Elfen und ihre Besucher um. Der See der Träume brodelte fing an zu leuchten. Das Wasser strahlte in tiefem Dunkelblau. Schwärme von Fischen jagten urplötzlich durch die Tiefe und schossen an die Oberfläche.

"Die Herrin vom See!" Faisala starrte fassungslos auf das Wasser. "Sie ist wieder da. Sie ist ihrem Gefängnis entkommen!"

"Was?" Verständnislos sah Hitomi sie an.

"Die Herrin vom See wurde vor Urzeiten von dem Manticor auf der Traumebene eingesperrt. Sie hatte sich auf die Seite des Drachen geschlagen und war eine Gefahr für ihn geworden. Mit ihrer letzten Kraft hat sie den See verzaubert. Das war ihre letzte Hoffnung. Unser Volk hat dann die Traumreisen geübt, in der Hoffnung sie befreien zu können. Und jetzt ist sie wieder da..." Fasziniert starrte die Jungelfe Farla auf das Wasser.

"Ein Fest! Das müssen wir feiern!" rief irgendjemand.
 

Am Abend war das Fest der Elfen in vollem Gange. Auch ihre Gäste durften daran teilnehmen. Das war eine kaum zu beschreibende Ehre, denn die Elfen zogen es normalerweise vor, unter sich zu bleiben. Diesmal jedoch machten sie mit Freuden eine Ausnahme. Musik wurde gespielt und alle möglichen Köstlichkeiten wurden serviert.

"Louvain, wir haben dir noch gar nicht gedankt," meinte Allen schließlich zwischen den Gängen zu dem Löwenjungen. "Wenn du nicht gewesen wärst..."

"Schon gut." Louvain winkte ab. "Das ist doch die Aufgabe eines Ritters, oder? Menschen in Not zu helfen..."

Beide lachten und prosteten sich mit Honigwein zu. Merle kuschelte sich enger an Louvains Schulter und zärtlich strich er ihr durch das Haar.

"Du bist ja ganz müde, Kätzchen," lächelte er.

"Schon." Merle gähnte herzhaft. "Aber erwarte bloß nicht, dass ich so schnell wieder einschlafe. Ich bin doch nicht blöd..."
 

Ein paar Plätze weiter unterhielt sich Hitomi mit Van und Alexander.

"Ich bin ja gespannt, was wir als Nächstes für Schwierigkeiten finden," brummte Alexander und fuhr sich durch das gelockte Haar. Er blinzelte grimmig in die Nacht.

"Nicht so negativ," versuchte Van ihn aufzumuntern. "Es wird schon alles gut werden."

"Du hast leicht reden." Alexander funkelte Van an. "Du hast diesen Manticor ja auch noch nicht gesehen. Diese Augen. Furchterregend. Und wenn er die Herrin vom See einkerkern konnte, dann will ich gar nicht wissen, was er noch kann..."

"Du hast sie aber doch gehört," mischte sich Hitomi mit einem Lächeln ein. "Wir können ihm gefährlich werden. Sonst würde er sich gar nicht um uns kümmern. Und genau das sollten wir tun. Seine Pläne durchkreuzen und ihm wirklich gefährlich werden." Ihre grünen Augen blitzen im Schein der Kerzen auf.

"Kommt! Es wird getanzt!" unterbrach die Elfe Farla die Stille. Auffordernd sah sie die drei Menschen an. Van und Hitomi tauschten einen Blick und standen dann auf. Alexander blickte die Elfe kopfschüttelnd an.

"Mit wem soll ich denn tanzen?"

"Mit mir," erklärte das Elfenmädchen und streckte herausfordernd die Hand aus. Alexander lachte auf und wenig später hopsten die vier über die markierte Tanzfläche.

Farla blickte Alexander aus ihren silbrigen Augen an und strahlte. Sie wirbelte um ihn herum und streifte ihn immer wieder schwungvoll mit ihren Flügeln. Die kleine Elfe war so glücklich wie noch nie zuvor.
 

Am Rande des Festes nahm Shid Allen bei Seite.

"Ich muss mit dir reden," sagte der Prinz. Gemeinsam zogen sie sich an einen stillen Ort am Seeufer zurück.

"In meinem Traum," begann Shid langsam, "Habe ich dich gesehen. Und ich muss dir jetzt diese Frage stellen. Ich wollte es so oft tun, aber mir fehlte immer der Mut..." Er brach ab und starrte auf die schimmernde Wasserfläche hinaus.

Allen ahnte, was er sagen wollte, und seufzte innerlich. Nun war also der Zeitpunkt gekommen.

"Sag es einfach, Shid," forderte ihn der Ritter auf und legte Shid aufmunternd die Hand auf die Schulter.

Also, jetzt oder nie...

"Bist du mein Vater?" fragte Shid unvermittelt und sah Allen aus angstvollen Augen an. Allen atmete tief durch und nickte dann.

"Du musst es wissen, Shid. Dein Vater ist... Ich bin dein Vater."

Allens Hände zitterten, als er auf die Reaktion der Herzogs von Freyd wartete. Er war dennoch unruhiger, als er es sich hätte träumen lassen.

"Oh Allen!" Der Junge warf sich in die Arme des Ritters und drückte seinen Kopf fest an seine Brust. "Ich hatte es so gehofft..."

Behutsam erwiderte Allen die Umarmung und streichelte seinem Sohn über den Rücken. Langsam stahl sich ihm eine kleine Träne ins Auge.
 

Lothian saß stumm an einem Tisch und verfolgte das Geschehen auf der Tanzfläche. Die Elfen wirbelten unkontrolliert durcheinander, während die Paare Van und Hitomi, Merle und Louvain und Alexander und Farla zusammenblieben. Der Wolfsjunge beobachtete sie ruhig aus seinen gelben Augen.

"Du bist stark," sagte die Elfenpriesterin Faisala neben ihm.

Überrascht blickte Lothian auf. "Was meint Ihr?"

"Du hast eine starke Seele, die ihre Kraft aus deiner Bodenständigkeit zieht. Auf der Traumebene hat dir das geholfen. Aber hier... Lass Träume zu, Lothian. Sonst wirst du an der Realität zerbrechen."

Nachdenklich sah der Wolfsjunge sie an.

"Was sind Träume schon? Illusionen. Nichts weiter." Er rümpfte die Nase.

"Du irrst dich," erklärte Faisala sanft. "Träume sind viel mehr. In ihnen sammelt sich die Hoffnung. Und die Hoffnung ist es, die dir in der Wirklichkeit immer wieder Kraft geben kann. Träume sind ein Rückzugsgebiet, wenn du von der Wirklichkeit genug hast. Träume, Lothian. Lass dich träumen. Es wird dir helfen... Du brauchst deine Träume, Lothian. Du brauchst sie."

Faisala erhob sich von dem Stuhl und ließ einen nachdenklichen Wolfsjungen zurück.
 

"Faisala!" Hitomi schob sich durch die Menge und blieb keuchend vor der Elfenpriesterin stehen.

"Was ist, Hitomi?" fragte diese mit hochgezogener Augenbraue.

"Können wir über die Traumebene nicht eine Nachricht schicken? Nach Asturia zu Milerna? Und nach Farnelia? Geht das?" keuchte das Mädchen vom Mond der Illusionen. Auch Van trudelte nun neben ihr ein und fügte hinzu:

"Sie werden sich alle Sorgen machen. Niemand weiß, wo wir sind."

Langsam nickte die Elfe und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht.

"Das sollte möglich sein. Kommt mit. Ihr da!" winkte sie zwei schillernde Elfen aus der Priesterschaft herbei. "Sucht die Anderen. Sie sollen in den Tempel kommen."

Die beiden Elfen nickten und schnellten davon.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  tough
2006-05-06T15:28:36+00:00 06.05.2006 17:28
Warum auf einmal diese Eile?
Hitomi fällt ein, dass auf der Traumebene eventuell
Nachrichten verschickt werden können, und schon rennen
die Elfen los?!?
Hatte gerade so viel Spaß am Fest.
*grummel*
War nämlich recht schön und harmonisch.
Wohltuende Atempause.
tough


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