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Schwarzer Drache: Manticor

Schwarzer Drache II
von

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39. Pläne

"Sind die Sandguymelefs einsatzbereit?" Hochmütig sah der Manticor seinen obersten Befehlshaber Balthéro an.

"Ja, Herr. Die Kinder sind gute Soldaten. Sie werden ihre Arbeit gut machen," erwiderte der hoch gewachsene Mann.

"Ich erwarte nichts anderes," grollte der Manticor zurück. "Sag ihnen, dass sie sich nahe der Schlucht in Position begeben. Unsere Gegner werden dort hindurchkommen..."

"Ja, Herr." Balthéro nickte leicht.

"Du wirst hier die Stellung halten. Mèo soll die Truppe anführen. Und schick Laures her. Ich will ihn sehen."

"Ja, Herr." Der braunhaarige Mann verneigte sich ehrfürchtig und verließ dann den Thronsaal, um seinen Pflichten nachzukommen.
 

Die Freunde hatten ihr Nachtlager direkt vor der Schlucht eingerichtet, die ihnen der Drache beschrieben hatte. Hier war es still und ruhig. Besonders Lothian empfand den festen Fels als willkommen Abwechslung zu dem schlammigen Boden des Sumpfes.

"Ich hoffe mal, es gibt keine weiteren Überraschungen," brummte Allen und löffelte seine Suppe.

"Wir haben doch jetzt schon alles durch," entgegnet Shid mit einem breiten Grinsen, "Was soll da noch großartig passieren?"

"Hey, ist das irgendeine Anspielung?" Scherzhaft griff Allen nach seinem Sohn und verstrubbelte ihm das blonde Haar.

"Kein bisschen, Vater. Kein bisschen!" lachte der junge Herzog und machte sie kichernd frei.

"Wir nähern uns der Höhle des Löwen," erklärte Alexander ernsthaft. "Da sollten wir vorsichtiger werden. Das Schlimmste steht uns noch bevor."

Schweigen antwortete ihm. Die anderen wussten, dass er Recht hatte, hatten diesen Gedanken bisher aber immer verdängt.

"Lasst uns schlafen," quengelte Merle schließlich. "Wenn ihr noch weiter so redet, dann kriege ich kein Auge mehr zu!" Das Katzenmädchen griff entschlossen nach ihrer Decke und rollte sich zusammen. Nachdem Louvain es ihr gleichgetan hatte, legten sich auch die anderen hin. Nur Van und Alexander blieben zur ersten Wache auf.
 

Hitomi träumte...

"Ich habe dich erwartet," wurde sie auf der grauen Ebene von dem sanften Lächeln des Manticor begrüßt.

"Hallo..." erwiderte das Mädchen vom Mond der Illusionen zögerlich. "Wir kennen uns, nicht wahr?"

"Aber ja." Der Manticor lächelte und mit einem abrupten Flügelschlag zerriss er den Schleier, den er über ihre Erinnerung gelegt hatte.

"Ah, ich erinnere mich wieder." Hitomi erwiderte sein Lächeln vertrauensvoll.

"Und nun hör mir zu, Mädchen..." Der Manticor blickte ihr fest in die Augen und sie erlag dem Sog ihrer Bodenlosigkeit.
 

"Was erwartet uns eigentlich, wenn wir den Manticor erreicht haben?" fragte Alexander und blickte Van nachdenklich an.

"Ich bin mir nicht sicher," erwiderte der König von Farnelia. "Wenn wir - also die Kinder des Drachen - dort sind, dann kann auch der Drache durch diesen Schleier gelangen, den der Manticor aufrecht erhält, um sich zu schützen." Er zuckte mit den Schultern. "Ich schätze, dann werden sie kämpfen..."

"Und wer garantiert uns, dass der Drache gewinnen wird? Was ist, wenn er verliert?" Alexanders dunkle Augen glänzten im Feuerschein. Van seufzte tief.

"Ich weiß es nicht. Wir müssen ihm einfach vertrauen. Das ist das Einzige, was wir tun können."

"Dieser Manticor ist ziemlich... Furcht einflößend," murmelte Alexander leise. "Der Drache ist es nicht. Aber vielleicht... Scheint es nur für uns so. Vielleicht ist der Manticor für sein Volk ja nicht so schrecklich..."
 

"Herr." Laures verneigte sich zitternd vor dem Manticor. Der schwarzhaarige Junge sah so aus, als wenn er bereits fünfzehn Jahre alt sei, jedoch war er in Wirklichkeit erst vor relativ kurzer Zeit auf die Welt gekommen. Er war schlank und ein wenig schlaksig, aber durchtrainiert. Seine schwarzen Augen blickten ängstlich drein, als er den Manticor ansah.

"Du hast Angst vor mir," sagte der Manticor mit schräg gelegtem Kopf. "Warum?"

"Herr, ich... Ihr seid..." stammelte Laures und brach dann ab. Mit blassem Gesicht starrte er zu Boden.

Der Manticor lachte.

"Ich erschrecke also auch schon meine eigenen Kinder... Aber nun hör mir zu."

Er näherte seinen Kopf dem Gesicht des Jungen so weit, dass er ihr fast berührte. Laures spürte den heißen Atem des Manticor direkt auf seiner Haut. Angstvoll blickte er in die bodenlosen Augen.
 

Van streckte sich und trat dann zu Lothian rüber. Sanft weckte er den Wolfsjungen, dessen Wache nun an der Reihe war. Gleichzeitig rüttelte Alexander Allen unsanft an der Schulter. Nachdem das getan war, wickelten sich beide in ihre Decken und ließen sich auf dem harten Felsboden nieder. Schnell waren sie eingeschlafen.
 

Van träumte...

Verwirrt sah er sich auf der grauen Ebene um. Er war schon einmal hier gewesen, aber damals waren auch Hitomi und die Elfenpriesterin bei ihm gewesen. Aber so allein war dieser Ort unheimlich. Es gab nichts zu sehen. Alles war grau.

"Van." Er drehte sich um und der Drache stand hinter ihm.

"Du? Sind Visionen nicht Hitomis Sache?" fragte Van verblüfft.

"Ich... kann sie nicht erreichen. Seit ihrem Sturz habe ich die Verbindung verloren." Traurig schüttelte der Drache seinen massigen Kopf. Dann straffte er sich wieder und blickte Van aus seinen gelben Augen fest an.

"Hör zu, Van. Wenn ihr bei dem Manticor angekommen seid, musst du mich rufen. Dein Herz muss mich rufen. Ansonsten werde ich euch nicht erreichen können. Ich werde das auch Alexander sagen. Aber... Die Verbindung zwischen uns beiden ist nun die engste... Es muss reichen."

Van nickte zustimmend. "Dann werde ich dich rufen, Drache. Vertrau mir."

Der Drache lachte auf. "Das tue ich, Van. Das tue ich. Aber... Pass auf Hitomi auf. Ich weiß nicht, ob wir ihr noch trauen dürfen..."

"Warum?" fragte Van nach, doch langsam löste sich der Traum auf und er konnte die Antwort des Drachen nicht mehr hören.
 

"Vergiss das nicht, mein Sohn," sagte der Manticor eindringlich und zog sich langsam von Laures zurück. Der Junge kauerte zitternd am Boden. Die Bilder, die ihm der Manticor gezeigt hatte, hatten sich tief in seine Seele gefressen. Sein Vater, der ihn und seine Mutter verließ, als er noch so klein war, und sie einfach verstoßen hatte. Aus dem Schloss hinaus in die Wildnis. Seine Mutter, die schließlich an dem Kummer starb. Schlussendlich hatte der Manticor auch dem Drängen des Jungen nachgegeben und ihm den Namen seines Vaters gesagt: Van Farnel. Dann hatte der Manticor ihm versprochen, dass er, Laures Vater, sterben würde. Das war Balsam auf seiner Seele gewesen.

"Und nun," lächelte der Manticor zufrieden, "Wirst du mit deiner Ziehfamilie nach Farnelia gehen und dort deinen angestammten Platz einnehmen. Du wirst König von Farnelia sein."

"Herr." Laures stand mit wackeligen Beinen auf und sah dem Manticor fest in die Augen. "Ich danke Euch, Herr. Für alles."

Dann drehte er sich um und verließ den Thronsaal. Zusammen mit seiner Ziehfamilie von Styx würde er die monatelange Reise nach Farnelia in dem kleinen, altersschwachen Luftschiff der Familie auf sich nehmen, um dort sein Erbe einzufordern. Er lächelte grimmig.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  tough
2006-06-04T12:48:54+00:00 04.06.2006 14:48
Merle nervt. Jetzt quengelt sie wieder, weil die Gespräche sie ängstigen und sie sonst nicht schlafen kann.
Ich kann sie mir beim besten Willen nicht als Beraterin des Königs vorstellen.
tough


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