KaPiTeL 5.
Kapitel 5.
Dunkelheit. Überall nichts weiter als Dunkelheit und Kälte. Wo befand sie sich und wie war sie dorthin gekommen? Sie konnte es sich nicht erinnern. Sie schaute sich um, doch konnte sie nichts sehen. Nach nur kurzer Zeit wurde sie panisch und ihr Herz fing an zu rasen. Sie wollte hier weg, überall sein, aber nicht dort wo sie sich gerade befand!
"Violandaaaa~a!" Die angesprochene zuckte zusammen und drehte sich um. Wo war diese Stimme hergekommen? Eine samtige Stimme, mit einem kalten und unheimlichen Unterton. Ein weiteres Mal die Stimme.
"Violandaaaa~a... hast du angst?"
"Wer bist du?"
"Oh, du kennst mich besser, als du denkst. Rate doch mal." Die Stimme klang sichtlich belustigt und Violanda wurde noch unwohler als zuvor.
"Ich... ich weiß nicht wer du bist und ich habe auch kein Verlangen danach ein Ratespiel zu spielen!" Ein kaltes Lachen entrang sich der Kehle, ihres unsichtbaren Gegenübers.
"Aber Violanda..." Nun war die Stimme wirklich hinter ihr und sie drehte sich langsam um. Violanda erschrak und wich zurück. Eine Frau stand vor ihr, nur mit der Dunkelheit, die sie beide Umgab, bekleidet. Sie sah Violanda so ähnlich, dass sie glaubte in einen Spiegel zu sehen.
"Ich bin kein Spiegelbild, Violanda. Ich bin genauso real wie du... aber das ist nicht weiter verwunderlich..." Ein hämisches Grinsen umspielte die Lippen der Frau. Sie trat einen Schritt auf Violanda zu und mit einem Ruck hatte sie die Hände um ihren Hals geschlungen. Ihr Griff schmerzte an ihrem Hals und Violanda röchelte nach Luft japsend.
"Es ist wirklich nicht verwunderlich, dass wir uns ähneln... denn ich bin DU!"
*
Ein Schrei riss ihn aus dem Schlaf. Severus Snape schreckte hoch und erblickte eine in seinem Bett kerzengerade sitzende Violanda. Ihr Haar klebte an ihrer schweißnassen Haut. Mit wirren Augen schaute sie sich um, bis sie ihn auf seinem Sessel erblickte.
"Severus...?" Sie sagte seinen Namen so, als könnte sie nicht glauben, dass er wirklich dort saß. Er stand auf und setzte sich zu ihr. Sie sah ihn mit kindesgleichen Augen an, so als warte sie darauf, dass er etwas sagte.
"Du hast nur schlecht geträumt, Violanda. Und falls du dich der Umgebung wegen fragst, wo du dich befindest, dann lass dir gesagt sein, dass du in meinem Bett sitzt." Nun sah ihr Gesichtsausdruck noch verwirrter aus, als zuvor.
"Was...", begann sie leise.
"Was mache ich in deinem Bett?"
"Ich musste dich irgendwo hinlegen, damit du deinen Rausch ausschlafen konntest und da ich nicht weiß, wo du normalerweise schläfst, gab es keine andere Möglichkeit als diese." Sein Blick war anklagend und sie senkte ihren Kopf.
"Es tut mir leid. Ich..."
"Ich will keine Entschuldigung hören, sondern den Grund für dein Verhalten." Nachdem er ihr ins Wort gefallen war, sah sie wieder auf und auch wenn er sehen konnte, dass es ihr unangenehm war, darüber zu reden, wollte er endlich wissen, was eine erwachsene Person dazu trieb, sich dermaßen zu betrinken.
"Wenn... wenn du es so unbedingt wissen möchtest." Sie klang resignierend.
"Allerdings." Bevor sie weiter sprach, machte sie eine Pause und ab dieser schaute sie ihn nicht mehr an, sondern beobachtete wie ihre Hände ihren Umhang zerknautschten.
"Gestern... war der Todestag meiner Mutter. Ich mag es nicht, daran zu denken und... und ich wollte auch gar nicht daran erinnert werden, aber dann kam ein Brief von meinem Vater. Ich hatte es vergessen und es wäre auch nicht weiter schlimm gewesen, wenn er mich nicht daran erinnert hätte! Ich hasse diesen Tag und ich will ihn endlich vergessen!" Violanda weinte nicht, sie wirkte eher verstört und wütend.
"Es sieht nicht danach aus, als hättest du die Geschehnisse dieses Tages verarbeitet." Wieder blickte sie ihn an, aber diesmal mit Argwohn in den Augen.
"Darüber werde ich nicht reden, Severus. Das gestern hat mir gereicht." Ihre Stimme war unsicher und sie wich seinem Blick aus. Gerade als sie Ihren Kopf etwas zur Seite drehte, fiel ihm etwas auf...
"Was hast du mit deinem Hals gemacht?" Seine Hand strich ihre Haare zur Seite und er erblickte Hämatome, die vorhin noch nicht dort gewesen waren, da war er sich sicher. Erschrocken zuckte sie vor ihm zurück und strich sich schnell die Haare wieder davor.
"Es... es ist nichts... wirklich!"
"Du lügst.", stellte er kühl fest.
"Woher hast du diese Würgemale an deinem Hals? Ich weiß sicher, dass sie vorhin noch nicht dort waren."
"Ich sagte doch, es..." In diesem Moment griff er sie grob an den Schultern und zischte sie in einem beängstigenden Ton an.
"Behalt deine Lügen für dich, die will ich nicht hören!" Severus' Gesicht war dem ihren so nahe, dass sie seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren konnte. Langsam füllten sich ihre Augen mit Tränen und als die erste ihre Wange hinunterrollte, hatte er sie losgelassen.
"Es.. war doch bloß ein Traum. Bloß ein Traum", flüsterte sie. Ohne das Severus noch etwas tun konnte vergrub sie sich an ihm. Ihre Finger krallten sich an dem schweren Stoff seiner Robe fest, während sich ihr zarter Körper an den seinen drückte. Nachdem sie ihren Kopf auf seine Schulter gebettet hatte, schloss sie die Augen und schluchzte leise immer wieder das Selbe.
"Nur ein Traum..." Anscheinend war Violanda McCormack doch nicht so perfekt, wie es immer den Anschein hatte, das begriff Severus Snape in diesem Moment. Langsam legte er die Arme um sie. In diesem Moment der Zweisamkeit konnte Severus sie noch beruhigen, aber in nächster Zeit würde das nicht mehr funktionieren.
*
Ein paar Tage später saß Violanda in der Bibliothek und las ein Buch über Zaubertränke im 14. Jahrhundert, als Hermione den Raum mit den vielen Büchern betrat. Die junge Frau bemerkte die Professorin sofort und ging sofort zu ihr herüber.
"Hallo, Professor! Wie geht es Ihnen? Sie sehen so blass aus!" Unmerklich zuckte Violanda zusammen, als sie von Hermione angesprochen wurde, legte aber sofort ein Lächeln auf, als sie erkannte, wen sie da vor sich hatte.
"Oh, hallo Miss Granger. Ich habe Sie gar nicht kommen hören."
"Sie waren ja auch sehr in Ihr Buch vertieft. Darf ich mich zu Ihnen setzen?" Violanda schien für kurze Zeit zu überlegen, lächelte dann aber erneut und nickte. Während sich Hermione setzte legte sie ein ledernes Lesezeichen zwischen die Seiten des Buches und schlug es zu.
"Wie ich sehe, war meine Entscheidung Sie aus dem Krankenflügel zu entlassen, goldrichtig."
"Oh, ja, das ist wahr. Mir geht es wirklich wieder gut, auch wenn mich andauernd irgendwer danach fragt, ob ich etwas hätte."
"Ich nehme an, zu diesen Personen gehört auch Minerva."
"Allerdings. Manchmal würde ich ihr ja am liebsten sagen, dass sie sich nicht solche Sorgen um mich machen muss, aber ich glaube es würde recht unfreundlich rüberkommen und ich weiß ja, dass sie es nicht böse meint."
"Nein, sie nicht!" Violanda's Blick glitt zum Fenster hinüber.
"Es wird Gewitter geben...", murmelte sie leise. Hermione fiel ihr fahles Gesicht auf, als der erste Blitz den Raum erhellte. Alles an Violanda schien an Glanz verloren zu haben. Besonders ihre Augen schienen betroffen zu sein. Das Glitzern war aus ihnen gewichen und doch wirkten sie wachsam.
"Ist etwas mit Ihnen Professor?" Die Frage kam einfach so aus ihrem Mund gepurzelt, ohne das Hermione große Gedanken gemacht hatte. Langsam drehte Violanda ihren Kopf zurück und blickte Hermione an.
"Wirkt es so, als wäre etwas nicht in Ordnung?" Das Lächeln war verschwunden und mit einem weiteren Blitz wirkte Violanda unheimlich auf Hermione. Was war nur mit dieser Frau geschehen, seid sie sie das letzte Mal gesehen hatte? Ihr ganzes Wesen schien verändert zu sein. Ohne eine Antwort abzugeben senkte Hermione ihren Blick und ihr fiel die bandagierte Hand ihres Gegenübers auf.
"Professor... was ist mit ihrer Hand geschehen?" Intuitiv wollte Hermione nach der Hand greifen, doch mit einem Ruck zog Violanda ihre Hand hinfort und stand auf.
"Miss Granger, ich gebe Ihnen einen guten Rat. Erzählen Sie niemandem davon. Das erspart mir unnötige Befragungen, die ich über mich ergehen lassen muss. Ich werde jetzt gehen. Guten Tag, Miss Granger!" Mit diesen eindringlichen Worten verließ Violanda die Bibliothek und zurück blieb eine verdatterte Hermione, die die Situation nicht zuordnen konnte. Was war bloß mit dieser Frau los?
*
Hermione blickte auf den nun leeren Platz ihr gegenüber und dann fiel ihr auf, dass Violanda ihr Buch vergessen hatte. Aus purer Neugier schlug sie die markierte Seite auf und las die Überschrift.
"Joker, ein Trank mit dem man durch die Zeit greifen kann?! Aber... das ist doch nur eine Theorie und angeblich sehr gefährlich!", murmelte sie leise vor sich hin.
"Sie versucht einen ähnlichen Trank zu brauen." Diese kalte und schnarrende Stimme kannte Hermione nur zu gut. Sie drehte sich um und blickte in das Gesicht ihres ehemaligen Zaubertränkelehrers.
"Wie bitte?"
"Sie haben mich sehr wohl verstanden, Miss Granger." Langsam stand Hermione, ohne ihn aus den Augen zu lassen, auf.
"Deswegen die bandagierte Hand, habe ich Recht?"
"Haben Sie, auch wenn ich es noch nie sonderlich mochte, wenn Sie Recht hatten." Er gab es also sogar zu, dass er sie nie gemocht hatte, was ja nun wirklich offensichtlich gewesen war. Ein Geheimnis hatte er wahrlich nicht daraus gemacht. Mit einem Mal drehte er sich um, um den Raum ebenfalls zu verlassen, doch Hermione hielt ihn auf.
"Professor Snape! Ich habe da noch eine Frage." Er drehte sich nicht zu ihr um.
"Stellen Sie sie!"
"Warum versucht Professor McCormack einen derartigen Trank zu brauen?" Es dauerte lang bis er ihr eine Antwort gab, aber immerhin drehte er seinen Kopf soweit zu ihr, dass sie sein Profil sehen konnte.
"Ich weiß es nicht."
