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Schwarzer Drache: Silberschwingen

Schwarzer Drache III
von

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10. Guymelef

"Kommst du, Milerna? Wir werden zum Frühstück erwartet." Allen wippte ungeduldig mit einem Fuß auf dem Boden und wiegte seine Tochter im Arm. Ayres blickte ihn aus ihren blauen Augen an und lachte gurgelnd vor sich hin. Allens Blick wurde weich. Sanft stupste er sie mit seinem Zeigefinger an und bekam ein leises Kichern zu hören.

"Ich bin fertig." Milerna kam aus dem Nebenzimmer. Sie musste lächeln, als sie ihren Mann mit seiner Tochter im Arm sah.

"Ist sie nicht einfach wunderbar?" fragte Allen und blickte seine Tochter immer noch an.

"Ja, das ist sie," sagte Milerna und trat neben ihren Mann. Auch sie blickte ihre Tochter liebevoll an. Zu dritt verließen sie das Gästezimmer. An der Tür zum nächsten Zimmer blieben sie stehen. Milerna öffnete die Tür.

"Drayos, komm, wir gehen frühstücken."

"Ist ja gut..." murrte der braunhaarige Junge, warf seinen Teddybär bei Seite und sprang vom Bett. Mürrisch sah er seine Mutter an und huschte an ihr vorbei. Milerna seufzte leise. Seit sie nach Freyd gegangen waren, war Drayos störrischer und launischer geworden. Für seine vier Jahre war er ein sehr aufgeweckter Junge und stellte seine Umwelt ständig auf den Kopf. Vor allem im Palast von Freyd hatten sie den Stiefbruder von Herzog Shid fürchten gelernt. Seine Streiche waren bereits im ganzen Land bekannt und berüchtigt.

Allen hatte derweil bei Shid angeklopft und seinen Sohn abgeholt. Der dreizehnjährige Junge stand neben seinem Vater. Drayos lief an beiden vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Kopfschüttelnd sah Shid ihm nach. Er fühlte sich von seinem Stiefbruder abgelehnt und wusste auch, dass er damit Recht hatte. Er wusste nur nicht, warum es so war.

"Lass ihn," meinte Allen langsam. "Das ist alles noch so neu für ihn."

"Neu? Er ist seit zwei Monaten mein Bruder und behandelt mich immer noch wie einen Fremden."

"Er ist noch klein. Er wird es lernen," gab Allen zurück und wiegte Ayres sanft auf seinem Arm.
 

Hitomi und Van fanden sich schließlich auf der Terrasse am Frühstückstisch ein. Merle und Louvain saßen bereits dort. Farla ließ sich gerade nieder und die Familie Aston-Schezar trudelte gerade ein. Am Kopfende der Tafel setzte sich das Königspaar und Van blickte in die Runde.

"Wo ist denn Alexander?" fragte Van.

"Ich glaube, er ist schon in die Stadt gegangen," meinte Farla. Ihr silbernes Haar funkelte in der Sonne.

"Aha. Und Königin Eries? Milerna, weißt du etwas?"

Die blonde Prinzessin zuckte nur mit den Schultern. "Ich wusste bis gerade nicht, dass sie zum Frühstück eingeladen ist," erwiderte sie.

In dem Moment ging die Glastür auf und Eries betrat die Terrasse.

"Entschuldigt meine Verspätung, Majestät," sagte sie mit einem höflichen Knicks.

Van nickte und deutete ihr auf dem Stuhl zu seiner Linken Platz zu nehmen.

"Da wir jetzt wohl alle da sind, können wir mit dem Frühstück beginnen," erklärte Van und sofort begannen die Diener Essen und Getränke zu reichen.
 

Unschlüssig stand Alexander vor dem Haus, in dem Ivory wohnte. Louvain hatte ihm die Adresse verraten. Jetzt war sich Folkens Sohn nur nicht mehr so sicher, ob er sie wirklich besuchen sollte und vor allem, ob es so ein guter Zeitpunkt war, nachdem sie gestern so wütend gegangen war. Ob sie ihn überhaupt sehen wollte? Von Zweifel geplagt stand Alexander wie erstarrt vor der einfachen Holztür. Plötzlich öffnete sich diese und Ivory trat heraus. Überrascht sah sie den jungen Mann mit den dunklen Augen an.

"Was führt dich so früh am Morgen her?" fragte sie schließlich. Heute hatte sie ihr weißes Haar zu einem Zopf geflochten. Auch trug sie kein Kleid mehr, sondern schwarze Hosen und ein ebenfalls schwarzes Hemd.

"Ich... ich wollte dich besuchen," stammelte Alexander.

"Oh. Ich wollte gerade weggehen. Aber du kannst ja gerne mitkommen," sagte sie schnell. Sie lächelte Alexander auffordernd an.

"Gerne." Folkens Sohn strahlte sie an. Ivory zog die Haustür hinter sich zu und gemeinsam gingen sie in Richtung Palast.

"Und wohin gehen wir?" fragte Alexander schließlich.

"Zu Lavender. Als Lothians Schwester ist es meine Pflicht, dort weiterzumachen, wo er aufgehört hat."

"Was meinst du?" Verwirrt sah Alexander das Wolfsmädchen an. "Willst du in seine Fußstapfen treten?"

"Genau. Ich werde mit seinem Guymelef kämpfen, um sein Ansehen zu wahren." Die weiße Wölfin sah ihn aus funkelnden, roten Augen an.

"Hast du denn schon einmal in einem Guymelef gesessen?" hakte Alexander nach.

Sie waren mittlerweile an der Halle angekommen, in der sich die Guymelefs befanden und Folkens Sohn schob die Tür auf. Ivory schritt hindurch und gab über ihre Schulter zurück: "Nein, aber ich kann kämpfen. Ich werde es eben lernen."

"Dann lass mich dir helfen," bot Alexander an.

Er selbst hatte die letzten zwei Monate gelernt, wie man einen Guymelef steuerte und mittlerweile auch von Van einen eigenen Guymelef geschenkt bekommen. Er hatte ihn auf Grund seiner schwarzbraunen Färbung Ebony getauft.

"Warum nicht?" Ivory lächelte ihn an und Alexander wusste, dass er dieses Lächeln niemals wieder missen wollte.

"Dann lass mich dir Lavender in die Arena bringen. Dort werden wir dann mit dem Training anfangen."

Das Albinomädchen nickte zustimmend und ging weiter zur Arena, während Alexander zu Lavender eilte und in dessen Cockpit schlüpfte. Nur gut, dass sein eigener Guymelef von einer ähnlichen Bauart war. Er bewegte den Guymelef mit dem violetten Umhang langsam nach draußen in die Arena. Ivory sah zu ihm empor.

Das Wolfsmädchen war von der Größe des Guymelefs beeindruckt. Sie hatte zwar schon Guymelefs von Nahem gesehen, aber nie in dem Bewusstsein, dass sie einen steuern würde. Es gab ihr ein anderes Gefühl. Ihr Bruder hatte diesen Guymelef gesteuert und Stolz erfüllte sie. Fast erwartete sie, dass Lothian aus dem Cockpit springen und auf sie zu laufen würde. Doch das tat er nicht. Stattdessen sprang Alexander aus dem Cockpit und winkte ihr zu. Ivory seufzte leise auf und kletterte an Lavender empor.

"Dort musst du deine Füße hintun und hier deine Arme. Mit den Händen fasst du dann diese Hebel an," erklärte Alexander und deutete auf die verschiedenen Punkte. Ivory folgte seinen Erklärungen aufmerksam und war auf einmal sehr erleichtert, dass sie ihn an seiner Seite hatte. Alleine wäre es schwierig gewesen, das alles zu begreifen.

Seltsam. Das erste Mal in meinem Leben scheine ich jemand anderen als mich und meinen Bruder zu brauchen... kam es ihr in den Sinn.



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