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Schwarzer Drache: Silberschwingen

Schwarzer Drache III
von

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14. Trainingskampf

Louvain war von der Kraft überrascht, mit der Ivory zurückschlug. Ihre Angriffe kamen kurz und hart. Immer wieder drang sie auf ihn ein und trieb seinen Guymelef langsam aber sicher zurück.

Sie ist noch stärker als Lothian...

Der Löwenjunge beschränkte sich langsam aber sicher auf die reine Verteidigung. Und mit jedem weiteren Schlag wurden die Attacken von Ivorys Guymelef härter.

Das Wolfsmädchen schlug unnachgiebig zu.

Für dich, Lothian, dachte sie bei jedem einzelnen Schlag. Für dich. Für dich. Für dich...

Kraftvoll hieb sie zu. Wieder und wieder und wieder. Und langsam aber sicher spürte sie, wie der Schmerz wieder hoch kam. Sie sah Lothian vor sich, wie er sie anlächelte, wie er der Einzige war, der rückhaltlos zur ihr stand. Ihr Bruder. Und mit jedem einzelnen Schlag wuchsen ihr Hass und ihr Zorn.
 

Alexander sprang aus Ebony und gesellte sich zu seinen Lehrmeistern.

"Das sieht nicht gut aus für Louvain..." murmelte er leise.

"Sie lässt ihre ganzen Gefühle raus," meinte Van. "Und das ist auch gut so. Besser hier als anderswo..."

"Ich hoffe nur, dass sie sich zügeln kann," entgegnete Allen und sah sorgenvoll zu, wie Castillo immer weiter zurückwich und sich nur noch mühsam gegen Lavenders harte Schläge halten konnte.

"Aber eins muss man ihr lassen," sagte Alexander, "Sie kämpft fantastisch."
 

Tränen standen in Ivorys roten Augen. Schweißperlen liefen langsam an ihren Schläfen herunter. Aber sie würde nicht aufgeben. Nicht, wenn sie den Mörder ihres Bruders so kurz vor der Niederlage hatte. Nicht jetzt...

Louvain keuchte unter jedem neuen Schlag, den er abwehren musste. Wie eine Furie tobte Ivory vor ihm und langsam begriff er, wie groß ihr Schmerz, ihre Wut und ihr Hass sein mussten.

"Verzeih mir, Ivory," flüsterte er leise. "Ich bitte dich, verzeih mir. Ich habe ihn doch auch geliebt. Er war mein Freund..."

Dann konnte er ihr nichts mehr entgegen halten. Mit einem lauten Aufstöhnen von Louvain brach Castillo in die Knie. Lavenders Schwert raste heran.
 

Jetzt! Jetzt kannst du dich rächen! Deinen Bruder rächen! Du musst nur noch zustoßen... schrie Ivory stumm, doch dann hielt sie plötzlich inne. Millimeter bevor sie Castillos Energiestein traf, verharrte die Schwertspitze.

Er war sein bester Freund... Lothian hat ihn geliebt. Sie waren Freunde. Kann ich ihn wirklich töten?

Ratlos blickte das Wolfsmädchen Louvains Guymelef an.

"Lass es sein, Schwester. Er tat nur, was er tun musste..." hörte sie Lothians sanfte Stimme. "Er hat richtig gehandelt. Verzeih ihm, Schwester. Denn ich habe es schon längst..."

"Lothian..." flüsterte Ivory leise. Tränen rannen ihr über die Wangen.

Zischend sprang das Cockpit von Lavender auf. Das Wolfsmädchen sprang heraus und landete federnd auf dem Boden. Dann rannte sie aus der Arena.

Verwirrte Blicke folgten ihr.

"Ich laufe ihr nach!" rief Alexander noch, dann rannte er ihr auch schon hinterher.
 

"So, du willst also Soldat werden?" Der Hauptmann musterte Laures von oben bis unten. "Na ja, siehst ganz gut trainiert aus... Du kommst zu Garde IV. Da ist noch Platz für dich. Heute Mittag habt ihr die erste Trainingssitzung mit König Van. Bis dahin kümmert sich Asha um dich." Der Hauptmann deutete auf einen jungen Leutnant mit aschblondem Haar, der an der Tür des Wachraums stand und das Gespräch interessiert verfolgt hatte. "Er wird dir alles Nötige zeigen..."

"Ich danke Euch, Hauptmann," sagt Laures beherrscht und salutierte.

Er hasste es, wenn man ihn so herablassend behandelte. Dann wandte er sich Leutnant Asha zu, der ihn zu seiner Einheit bringen würde. Außerdem würde er ihm seine Uniform beschaffen.

Ausgerechnet in Vans Garde bin ich gelandet. Das Glück scheint mit mir zu sein...

Ein Lächeln huschte über Laures' Gesicht.
 

Louvain kletterte langsam aus Castillos Cockpit. Er war leichenblass und zitterte. Seine blonde Mähne war schweißnass und als er auf dem Boden landete, knickten ihm die Knie ein. Er sackte auf den Sandboden der Arena. Van und Allen kamen sofort zu ihm.

"Ist alles in Ordnung mit dir?" fragte Van besorgt.

"Ich dachte, mein letztes Stündlein hat geschlagen..." flüsterte der Löwenjunge betroffen. "Ich dachte wirklich, dass sie mich umbringen will..."

"Ganz ruhig," murmelte Allen und gemeinsam halfen sie Louvain wieder auf die Beine. "Sie hat es nicht getan..."

"Habt ihr geahnt, dass sie das versuchen würde?" Louvain blickte seine beiden Lehrmeister aus großen Augen an.

"Na ja..." druckste Van herum. "Eine Konfrontation zwischen euch beiden hielten wir für sinnvoll. Wir hatten nur keine Ahnung, dass es so ausgehen würde..."

"Na klasse," brummte Louvain und taumelte zu der Wand der Arena. Er stützte sich mit den Händen ab, lehnte die Stirn dagegen und schloss die Augen. Ihm war schlecht.
 

Alexander musste sich anstrengen, um mit dem Wolfsmädchen mithalten zu können. Sie hetzte vor ihm durch die aufgereihten Guymelefs und gelangte schließlich ins Freie. Dort bog sie zum Schlossgarten ab und war Sekundenbruchteile später verschwunden.

"Und wie soll ich dich jetzt finden, Mädchen?" keuchte Alexander.

Aber er gab nicht auf, sondern rannte weiter.

Hitomi vertraut doch auch immer auf ihr Herz, also tue ich es jetzt auch einfach. Ich werde Ivory finden... Mit Sicherheit!

Irgendwann hörte er auf zu rennen und ging langsam weiter.
 

Am See hielt Ivory inne. Sie ließ sich ins Gras sinken und weinte hemmungslos.

"Lothian," schluchzte sie. "Ach, Lothian. Warum nur? Warum?"

Plötzlich spürte sie eine sanfte Berührung an ihrer Schulter. Fast war es wie ein Windstoß, doch im Moment ging kein Wind. Verwirrt sah sie auf und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Sie war allein am Seeufer und dennoch spürte sie, dass noch jemand da war.

"Lothian?" flüsterte sie fragend.

"Ich werde immer bei dir sein, Schwester," klang seine sanfte Antwort. "Ich lasse dich niemals allein."

"Bruder..." Ivorys rote Augen suchten die Umgebung ab, doch sie sah ihn nirgends.

"Deine Augen werden mich nicht finden, nur dein Herz. Ich bitte dich, Schwester, wenn du mich wirklich liebst, dann verzeih Louvain. Verzeih meinem besten Freund. Er hat nur getan, was er tun musste. So wie ich tat, was ich tun musste. Verzeih ihm, Schwester. Das ist mein sehnlichster Wunsch..."

Hinter ihr klangen Schritte und Lothians Stimme verhallte.

"Geh nicht, Bruder..." murmelte Ivory leise und versuchte den Wind zu berühren, der ihr sanft über die Wange streichelte. Sie meinte die pelzige Hand ihres Bruder zu spüren. Dann war der Wind verschwunden.

Alexander setzte sich neben das Wolfsmädchen und legte ihr sanft den Arm um die Schulter. Für einen Moment konnte sie sich noch zusammenreißen, dann schluchzte sie wieder auf und weinte an Alexanders Schulter.



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