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Schwarzer Drache: Silberschwingen

Schwarzer Drache III
von

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26. Blut

Lauria wurde von den hellen Sonnenstrahlen geweckt, die ihr warm auf das Gesicht fielen. Verschlafen blinzelte sie aus dem Fenster und sah, dass die Sonne schon recht hoch stand. Seltsam, dass ihre Mutter sie noch nicht geweckt hatte... Langsam setzte sie sich auf und strich sich das wirre, goldene Haar aus dem Gesicht. Dann stand sie auf und schlich in ihrem weißen Rüschennachthemd in das Schlafzimmer ihrer Eltern. Komisch, die Fensterläden waren zugeschlagen. Normalerweise schlief ihr Vater doch immer bei offenem Fenster. Lauria spürte, wie ihr Herz anfing zu rasen. Sie hörte auch nicht die üblichen Schlafgeräusche. Irgendetwas stimmte hier nicht... Leise schritt sie zum Fenster und sah, dass es trotz der geschlossenen Läden weitoffen stand. Mit einem Ruck stieß sie die Holzläden auf und drehte sich um. Augenblicklich wünschte sie sich, dass sie es nicht getan hätte. Das Bett und der Boden war vollkommen mit getrocknetem Blut bedeckt. Ihre Eltern lag tot im Bett. Man hatte ihnen die Kehle durchgeschnitten. Einen Moment lang sah Lauria sie wie erstarrt an, dann schrie sie.
 

"Majestät!" Hitomi wurde durch die laute Stimme eines Soldaten wach. Mühsam öffnete sie die Augen und sah Leutnant Asha vor dem Bett stehen, den Blick krampfhaft gesenkt. Hitomi zog die Bettdecke höher und stieß Van hart in die Seite. Mit einem leisen Grunzen fuhr dieser hoch und blickte den Leutnant verwirrt an.

"Ja?" sagte er verschlafen.

"Majestät, wir haben vier Mordfälle in der Stadt. Die Ehepaare von Styx und von Lethe. Sie... Ihnen wurde die Kehle durchgeschnitten..." stieß der Leutnant hervor.

"Ich bin unterwegs..." murmelte Van und deutete Asha mit einer unwirschen Handbewegung das Zimmer zu verlassen. Dann ließ er sich wieder in die Kissen zurückfallen.

"Eine tolle Art geweckt zu werden..." knurrte er. Neben ihm fing Hitomi an zu lachen.

"Was ist?" Van sah sie irritiert an.

"Asha..." brachte Hitomi hervor. "Sein Gesicht..." Jetzt grinste auch Van.

"Ja, das war wohl ein bisschen viel für ihn..." Seufzend warf der König von Farnelia die Bettdecke bei Seite und stand auf. "Die Arbeit ruft..."
 

Schlaftrunken kam Farla im Thronsaal an. Van hatte nach ihr schicken lassen und der Diener hatte kaum einen Zweifel daran gelassen, dass der König sie jetzt und nicht erst in fünf Minuten sehen wollte. Ihre Flügel schlugen leicht unregelmäßig, sodass sie ein wenig taumelnd vor dem Thron landete.

"Entschuldige, dass ich dich so früh wecken musste," sagte Van sanft. "Aber Laures von Styx ist unterwegs hierher und ich möchte, dass du dich auf seine Aura konzentrierst. Das ist die Gelegenheit dazu..." Farla nickte langsam und fuhr sich durch das kurze silberne Haar. Dann begriff sie langsam, welchen Namen Van gerade gesagt hatte.

Laures von Styx. Der Junge, den Lauria liebt... Na wunderbar, stöhnte das Elfenmädchen innerlich auf.
 

Auf dem Weg zum Balkon Hitomi begegnete Alexander und Ivory. Folkens Sohn und das Wolfsmädchen hatten sich entschlossen, das Frühstück lieber im Schloss zu nehmen. Außerdem war es die perfekte Gelegenheit der Welt zu zeigen, dass sie zusammengehörten. Hitomi musste lächeln, als ihr auffiel, dass die beiden Hand in Hand neben einander hergingen. Sie gönnte Alexander das Glück von Herzen. Und auch Ivory schien es wirklich zu verdienen. Gemeinsam erreichten sie den Balkon. Louvain, Merle, Allen, Milerna und Drayos saßen dort bereits. Nachdem die drei Neuankömmlinge Platz genommen hatten, erschien auch kurz Eries, um mitzuteilen, dass sie mit Torian essen würde. Milerna bemerkte das vergnügte Leuchten auf dem Gesicht ihrer Schwester. Eries sah wirklich glücklich aus. Ja, Torian würde ihr wirklich gut tun...

Kaum war die Königin von Asturia wieder gegangen, da kam Shid auf den Balkon. Sofort wollte Drayos von seinem Stuhl aufspringen, doch Milerna hielt ihn gedankenschnell fest.

"Oh nein, junger Mann. Du erzählst mir jetzt endlich, was los ist. Warum magst du Shid nicht? Was hast du, Drayos?"

Bockig verschränkte der Junge die Arme vor der Brust und ließ sich wieder auf seinen Stuhl fallen. "Alles nimmt er mir weg. Er hat alles und ich nichts!" schluchzte er plötzlich auf.

"Was nimmt er dir denn weg?" hakte Milerna nach und streichelte ihrem Sohn liebevoll über das Haar. Augenblick wollte Drayos den Moment nutzen, um sich von ihr frei zu machen und wegzulaufen, doch es gelang ihm nicht.

"Nein, Drayos. Sag es mir endlich. Ich habe dich doch lieb. Und ich will nicht, dass du weinst."

Traurig sah Milerna den kleinen Jungen an. Dieser starrte noch einmal zornig zu Shid herüber, dann warf er sich in die Arme seiner Mutter und schluchzte: "Erst ist mein Papa gestorben. Und... Und als ich endlich einen neuen habe, dann kommt er und nimmt ihn mir weg. Und er nimmt mir dich weg. Alle haben ihn lieb. Aber mich nicht. Mich hat keiner lieb..."

"Ach, Drayos." Milerna musste jetzt ihrerseits mit Mühe die Tränen unterdrücken. Sie war so erleichtert, dass sich ihr Sohn nur in etwas verrannt hatte. "Aber, Schatz, ich habe dich doch lieb. Und Allen auch. Und Ayres. Und Shid auch. Wir haben dich doch alle lieb, mein Schatz. Wir haben dich doch alle lieb."

"Aber..." schluchzte Drayos weiter, "Warum muss ich dann ,Allen' sagen und er darf ,Vater' sagen?"

"Du darfst auch ,Vater' zu mir sagen," mischte sich Allen nun ein und drückte Drayos samt Milerna fest an sich. "Ich habe dich und Shid doch gleich lieb..."

Sanft streichelte er dem kleinen Jungen über die braunen Haare. Erleichtert betrachtete Shid die Szene. Endlich war raus, was in seinem Ziehbruder vorging. Endlich... Schließlich sprang der junge Herzog von Freyd auf und schloss sich der Familienumarmung an.



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