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Schwarzer Drache: Silberschwingen

Schwarzer Drache III
von

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27. Vergeben

"Ist das nicht süß?" flüsterte Hitomi Merle zu. Das Katzenmädchen nickte.

"Es gibt nichts Schöneres, als Menschen, die sich wieder versöhnen..."

Alexander gab Ivory unter dem Tisch einen kleinen Schubs und deutete auf Louvain.

Sag ihm, dass du ihm verziehen hast, sagten seine Lippen stumm.

Der Blick aus Ivorys roten Augen ruhte noch kurz auf Alexander, dann blickte sie zum dem Löwenjungen, der ihr schräg gegenüber saß. Vorsichtig streckte sie die Hand aus und ergriff Louvains Finger.

Verblüfft sah der Löwenjunge sie aus seinen tiefbraunen Augen an.

"Louvain," begann Ivory langsam. "Ich... ich muss dir etwas sagen..." Sie holte tief Luft und fuhr dann fort. "Neulich, da war Lothian bei mir. Ich weiß, dass klingt etwas seltsam, aber er war da. Und... Er hat dir schon längst verziehen." Sie lächelte in Erinnerung an das Gefühl, als sie ihren Bruder das letzte Mal bei sich gespürt hatte. "Und ich, ich habe dir auch verziehen, Louvain. Ich weiß jetzt, dass du nicht anders konntest. Und dass du auf deine Art das Richtige getan hast."

Louvain sah das Wolfsmädchen schweigend an. Er hatte mit allem gerechnet, nur nicht damit, dass sie ihm verzeihen würde. Einfach so.

"Ich... ich weiß gar nicht, was ich sagen soll..." Silberne Tränen glänzten in seinen braunen Katzenaugen.

"Das brauchst du auch nicht," sagte Ivory sanft.

Abrupt sprang Louvain auf und hängte sich halb über den Tisch, um das Wolfsmädchen zu umarmen. Lachend ließ sie es zu. Als er schließlich auf seinem Stuhl zurückfiel, kippte seine Kaffeetasse um und die heiße Flüssigkeit breitete sich auf seinen hellen Hosen aus.

"Na wunderbar..." knurrte er leise, während ihm Gelächter von seinen Freunden antwortete.
 

Lauria saß zusammengekauert im Wachraum der Schlosses. Sie hatte sich gerade noch anziehen können, bevor man sie hierher gebracht hatte. Liebevoll wurde sie von den Soldaten umsorgt. Ein junger Leutnant legte ihr gerade eine warme Decke über die Schultern, in der seltsamen Hoffnung, dass dadurch ihr Zittern aufhören würde.

"Das ist wie damals mit Patrouille III," murmelte ein junger Soldat leise, der das tote Ehepaar gesehen hatte. "Das sah genauso schlimm aus..." Dann stürzte er aus dem Zimmer und aus dem Nebenraum konnte man hören, wie er sich übergab.

"Ist mit Euch alles in Ordnung?" fragte der junge Leutnant, der Lauria gerade die Decke gereicht hatte. Besorgt sah er sie an. Das goldhaarige Mädchen nickte benommen. Doch einen Moment später schüttelte sie den Kopf.

"Meine Eltern sind tot! Was soll da in Ordnung sein?" schrie sie auf. Ihre dunklen Augen blickten den Leutnant schmerzerfüllt an. Dann schlug sie die Hände vors Gesicht und fing an zu weinen.
 

Laures betrat ruhig den Thronsaal und schritt langsam auf seinen Vater zu. Van sah blass aus. Und neben ihm, neben seinem Thron, schwebte eine kleine, silberne Gestalt. Eine Elfe, mutmaßte Laures. Er war sich nicht sicher, aber es interessierte ihn auch nicht sonderlich. Viel mehr interessierte ihn, warum ihn sein Vater hergerufen hatte.

"Euer Majestät," sagte er ruhig und verneigte sich kurz vor seinem Vater. Seine Verbeugung war exakt so, dass sie noch nicht als unhöflich gelten konnte.

Mit einer unwirschen Handbewegung bedeutete Van allen Bediensteten den Thronsaal zu verlassen. Er wollte mit Farla und Laures allein sein. Dann nickte er Farla einmal kurz zu und das Elfenmädchen konzentrierte sich darauf, Laures' Aura ganz genau wahrzunehmen.

"Ich... ich habe keine guten Neuigkeiten für dich," begann Van langsam und sah seinem Sohn fest in die schwarzen Augen. Laures erwiderte den Blick gleichmütig.

"So?"

"Deine Eltern wurden ermordet," sagte der König bedächtig. "Man hat sie heute Morgen gefunden..."

"Nein," stieß Laures hervor. "Nein! Das... Das kann nicht sein!" Fassungslos starrte er seinen Vater an. Es waren zwar nur seine Zieheltern gewesen, aber... Auf seine Art hatte er sie doch geliebt. Irgendwie. Dumpf starrte er ins Leere.

Farla zuckte zusammen. Sie spürte auf einmal eine Welle von Finsternis, die jegliche Deckung durchbrach und von diesem Jungen vor ihr ausging. Die Finsternis schien regelrecht Substanz zu haben und sich immer weiter auszubreiten.

"Er ist es," flüsterte sie Van leise zu. Schweißperlen standen auf ihrer Stirn. "Er ist es."

Van nickte kaum merklich.

Laures begann vor dem Thron auf und ab zu gehen. Er spürte, wie Hass und Zorn in ihm hoch brodelten. Wenn sein Vater ihn nicht verlassen hätte, dann... Dann wären seine Zieheltern niemals umgebracht worden. Dann wäre seine Mutter nie gestorben. Und dann wäre er jetzt nicht hier. Dieser Gedanke erschien ihm auf einmal so klar und einleuchtend. Seine Hand glitt zu seinem Schwert. Er spielte mit dem Griff und fasste ihn schließlich fest. Dann riss er es aus der Scheide, wirbelte herum und ging auf seinen Vater los.

"Das ist alles nur deine Schuld!" brüllte er.
 

Hitomi schrie gellend auf. "Van! Er ist in Gefahr! Der Junge ist bei ihm!" Sie sprang auf und rannte los. Louvain, Merle und Ivory folgten ihr auf dem Fuße. Alexander hielt mitten in der Tür inne und sah über die Schulter zu Allen, der ebenfalls mitkommen wollte.

"Ruf besser die Wachen, Allen," schlug Folkens Sohn vor. "Wer weiß, was uns da erwartet." Der blonde Ritter nickte, und während Alexander hinter Hitomi und den anderen zum Thronsaal stürzte, hetze Allen zum Wachraum.



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