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Einzelposting: Moschee am Ground Zero?


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Von:    Archimedes 24.08.2010 17:47
Betreff: Moschee am Ground Zero? [Antworten]
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@Aleksi:

>Ist es wirklich so ein Fehlverhalten, ganz unabhängig vom Gebiet >und den Kulturkreis auf den man sich bezieht, manche Dinge und >Praxen als fragwürdig anzusehen, OBWOHL sie an den >entsprechenden Orten eben Gang und Gebe sind?

Eine Praxis fragwürdig zu finden, ist das eine. Sie grundsätzlich als falsch und böse zu deklarieren, weil man sie nicht versteht und nicht mit den eigenen Ansichten zusammenbringen kann, ist etwas anderes.

>Dinge von denen ich zumindest denke (!), dass Einzelne darunter LEIDEN

Genau das ist der springende Punkt. Du glaubst, dass die Menschen leiden. Fakt ist aber, dass die Menschen dort es nicht als Leiden empfinden. Es gibt hierfür sogar einen Begriff, der dieses (also deines, meine ich) Denken beschreibt: Viktimisierung.
Aus unserer Sicht, die Sicht, die auf den Menschenrechten beruht, ist alles Leiden, was in unseren Augen als Unterdrückung erscheint. Wir interpretieren aus unserer Sicht die Geschehnisse, es ist unsere Interpretation aufgrund unseres Hintergrunds. Die Menschen dort, die mit unserem Hintergrund nichts zu schaffen haben, sehen ihr angebliches Leiden aber nicht als Leiden, sondern als Rechtssprechung, Normalität oder Natürlichkeit, auch deine angeblichen Opfer.

> Darf man nicht einfach der Meinung sein, dass einige Dinge auf >der Welt einer Überarbeitung bedürften (AUCH in unserem >Kulturkreis), sodass nach und nach Dinge ausgemerzt werden, die >auf Diskriminierung und Unterdrückung beruhen (zum Beispiel, >nicht nur)

Sicher darfst du dieser Meinung sein. Du solltest dir aber im Klaren sein, dass die angeblichen Opfer, die du mit Inbrunst verteidigst, sich selbst gar nicht als Opfer sehen, weil sie aufgrund ihres Hintergunds keine sind und deine Verteidigung somit gar nicht wollen.

Ich würde allen ans Herz legen wollen, sich den Diskurs über die Menschenrechte einmal durchzulesen. Sie waren immer und werden es immer sein: subjektive Rechte.
Sie haben keinerlei allgemeinen Gültigkeitswert.

Nur mal ein kleiner Auszug aus Wikipedia:

Spoiler

Kritik formuliert sich an den verschiedenen Facetten des Menschenrechtsdiskurses. Dabei kommen vielfältige Formen der politischen Instrumentalisierung des Anspruchs auf Menschenrechte zur Sprache. Am stärksten äußert sich dort die Kritik, wo der Menschenrechtsdiskurs militärische „Eingriffe“ legitimiert. Gefragt wird hier, ob die Menschenrechte dabei als Alibi für andere Interessen der Politik dienen. Der Status von Migranten und Staatenlosen war schon bei Hannah Arendt Gegenstand einer kritischen Reflexion über die Bindung von Menschenrechten an das Konstrukt einer Nation. Sie fordert das „Recht, Rechte zu haben“ und stellt fest, dass für Menschen auf der Flucht und in Lagern ein Menschenrecht nicht einklagbar ist. Hier knüpft auch Giorgio Agamben an, der den Status der Migranten mit dem des Homo sacer in der Antike vergleicht.

Viele Autorinnen der postkolonialen Kritik verweisen auf ein hierarchisches Verhältnis des Westens und Europas gegenüber anderen Regionen und betrachten den Menschenrechtsdiskurs vor dem Hintergrund einer kolonialen Geschichte und postkolonialen Gegenwart. Dazu gehören Autoren wie Frantz Fanon, Stuart Hall, die Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison, Homi K. Bhabha, Edward Said, Gayatri Chakravorty Spivak oder Gauri Viswanathan. Damit verbunden ist eine Kritik am Eurozentrismus, etwa dass das Konzept der Menschenrechte seine Wurzeln in der europäischen Philosophie habe. So hätten die Philosophen der Aufklärung nicht nur emanzipatorische Projekte verfolgt, sondern auch rassifizierende und essentialisierende Konzepte verwissenschaftlicht, mit denen kolonialistische Politiken auch in rechtsphilosophischer Hinsicht – wie die Praxis eines Racial Contract[6] – legitimiert wurden. Der Menschenrechtsdiskurs wird hierbei auch unter den Aspekten der weißen und europäischen Bildungsprozesse der eigenen Identität und nationaler Diskurse betrachtet.

[!!!]Diese Autorinnen verweisen dabei auf die Etablierung einer weißen Dominanzkultur. Zur Absicherung bestehender sozialer Verhältnisse, die für die weiße Dominanzkultur Privilegien schaffe, gehöre es auch, dass Weiße sich phantasierten, was für die ihnen fremden Menschen und Kulturen gut sei. Eine reduzierte Wahrnehmung sei es, Menschen in anderen Regionen beständig als Opfer wahrzunehmen. Damit ist ein gesellschaftlicher Prozess gemeint, den Autoren wie Slavoj Žižek[7], Alain Badiou[8] und andere als Viktimisierung beschreiben.[!!!]

Doch nicht nur sich selbst, auch allen anderen, besonders aber den Eliten in der Dritten Welt wird diese gute Beendung der Geschichte suggeriert: „The promise of human rights to the Third World is that problems of cruel conditions of life, state instability, and other social crises can be contained, if not substanially eliminated, through the rule of law, grants of individual rights, and a state based on constitutionalism. […] Salvation in the modern world is presented as only possible through the holy trinity of human rights, political democracy, and free markets.“[9]

Eine andere Linie der Kritik versucht die problematischen Folgen zu erfassen, die sich durch die zunehmende internationale Verrechtlichung der Menschenrechte ergeben. So wird die Frage gestellt, ob nicht eine zunehmende Legitimierung aller staatlichen Gewalt und aller bisherigen Eigentumsverhältnisse daraus ebenso resultiert wie die Ausweitung der industriestaatlichen Infrastruktur. Der industriestaatliche ‚Stoffwechsel‘[10] und die Abhängigkeit von einzelnen Techniken stiegen,[11] machten die Gesellschaft zunehmend aus[12] und würden in der kurzen Zeit seit der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte zur Verdoppelung des Anteils der Weltstadtbevölkerung von 1950 bis 2030 auf dann 61 Prozent führen.[13]

Eine sonst disparate Sammlung unterschiedlicher und im Prinzip gleichberechtigter Reiche, Werte und Konzepte in den Ländern der Welt werde so homogenisiert – in klarer hierarchischer Schichtung: „In a sense the United States chief executive sits atop a global empire. It is an empire governed by the cultures, traditions, and norms of the European West.“[14]

Aus jedem Recht könne im Umkehrschluss „(religions-)pragmatisch“ aus der Rechte konstituierenden und garantierenden staatlichen Handlung eine Norm bzw. eine Wertentscheidung abgeleitet werden, und damit eben auch eine Entwertung, Ablehnung und ganz realiter Bekämpfung des Gegenteils. Wer Familien, Wohnungen und Schulen fördere, der bekämpfe - in der einen oder anderen Weise – Kulturen, die keine Familien, Wohnungen und Schul(gebäude) aufwiesen. Dann würden aus den Rechten für die angesprochenen Bürgerinnen Verpflichtungen: für sie selbst, aber auch für Mitglieder anderer Kulturen und spätere Generationen. Dazu gehörten der Speziesismus, hier die Rechtlosigkeit von Tieren, Pflanzen und Natur,[15] der Nationalismus,[16] die Familie,[17] der Staatenbund ‚Vereinte Nationen‘ selbst,[18] das Eigentum,[19] die Sesshaftigkeit,[20] die Ordnung und Autorität,[21] die Indoktrination der eigenen Ideale,[22] die Schule,[23] die Wahlen,[24] die Allgegenwart von Medien,[25] Strafen und Gefängnisse,[26] Wirtschaftswachstum bzw. Entwicklung,[27] und Wissenschaft.[28]

In großen, arbeitsteiligen Gesellschaften profitierten Intellektuelle davon, den Menschen als 'künstlerisches, Staaten bildendes Tier' darzustellen und den Glauben in der Bevölkerung zu pflegen, es handele sich beim Menschen auf jeden Fall nicht um ein in Kleingruppen von wenigen Exemplaren lebendes Wesen.[29][30][31][32]

Zudem lasse sich ganz offensichtlich das tatsächliche Dasein als arbeitendes Herdentier in einer hierarchisch geschichteten und unübersehbaren Masse viel besser ertragen, wenn man die feste Vorstellung habe, ein jeweils einzigartiger und auf keinen Fall fremdbestimmter Träger einer Menschenwürde zu sein.[33] Hier sei die Vergötterung der Vernunft und des Konstrukts ‚freier Wille‘ erklärlich.

Schließlich behauptet diese Kritik, die Menschenrechtsphilosophie habe gerade in Deutschland einen religiösen Status und schließe innerhalb der Institutionen regelhaft Kritik aus. Im Anschluss an soziologische und rechtshistorische Studien könne nachgezeichnet werden, aus welcher religiösen Tradition die Menschenrechte und ihr Konzept des Individualismus entstanden seien. In der Behauptung, unsere unerklärte „Staatsreligion“ propagiere und erreiche langfristig die Vernichtung alles Nicht-Künstlichen, gipfelt diese Kritik.



Alain de Benoist fasst die Angelegenheit eigentlich sehr schön zusammen:

"Läßt diese Lehre sich mit der kulturellen Vielfalt unter einen Hut bringen, oder muß sie sie zerstören? All diese fragen, mit denen sich die Literatur ausgiebig beschäftigt, münden letztlich in eine simple Entscheidung. Entweder bleibt man dabei, daß die Grundbegriffe der Menschenrechtslehre ihrer Entstehungsgeschichte zum Trotz wahrhaft universelle Begriffe sind. Oder aber man gibt den Gedanken der Universalität auf, was das gesamte Modell zum Einsturz bringt: Wenn der Begriff der Menschenrechte ein rein westlicher ist, kann kein Zweifel bestehen, daß seine globale Verallgemeinerung eine Einmischung von außen darstellt, eine andere Art der Bekehrung und Beherrschung, eine Fortsetzung des kolonialen Syndroms."
Mein endliches Bewusstsein hat Augenbrauen!
Zuletzt geändert: 24.08.2010 17:56:37

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