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Apropos Glaube....

Autor:  hekari
Ich bin ein notorischer Langschläfer.
Vor zwölf Uhr bin ich nicht ansprechbar, dass einzige, was diese Zeitspanne verkürzen kann, ist ein gutes und reichhaltiges Frühstück.

Wer es wagt mich vor dem Frühstück zu nerven, tut dies meist nur einmal, denn hat er eine Antwort erhalten, die über ein Knurren oder Grummeln hinausging, dann brennen ihm oder ihr bestimmt noch heute die Ohren.

Ich räkel mich also gemütlich unter meiner Lieblingskuscheldecke. Meine Nase sagt mir, im Zimmer sind nicht mehr als 5 Grad. Es ist acht Uhr morgens, also nach Hekarizeitmessung noch mitten in der Nacht. Ich könnte theoretisch aufstehen, doch das will ich nicht.

Da klingelts.
War ja klar!
Normalerweise würde ich mich einkusheln, denn mich besucht kaum einer und alle, die mich kennen, würden nie so früh meine Klingel betätigen.
Doch ich warte seit Wochen auf ein Päckchen und würde mich ärgern, es nicht mehr vorm Wochenende zu bekommen. Also schmeiß ich die Hunde von der Decke, schlüpfe in die klamme Jeans, zieh mir den Pulli falschrum an, der Pyjama guckt natürlich an allen Ecken noch raus.
Meine Haare ähneln morgens denen von Medusa, riesige Haarballen und -strähnen schlängeln sich in alle Richtungen. Auch mein Rumwuscheln, während ich in Richtung Haustür stolpere, verbessert nichts an der Frisur.
Meine Hunde sind noch viel zu müde zum Bellen(sind halt an Frauchens Zeiten gewöhnt).
An der Tür verheddere ich mich wieder mal mit der Sicherheitskette. Also ab das Ding!
Wuselkopf durch den Türspalt gesteckt.
Zwei junge Männer im Anzug weichen erschrocken zurück.

Der linke spricht mich an. In meinem langsam elektrisierten Gehirnwindungen ist jedoch gerade erst die Information angekommen, dass er verdammt attraktiv ist.
Also nuschele ich ein klassisches. "Wasch?"
Der Schönling lächelt.
Doch mein Blick ist zum rechten Anzugträger geschwiffen, die besser versorgten Gehirnwindungen, erlauben sich noch die Anmerkung: Der is auch jung, aber nich ganz so niedlich(keine Saphiraugen). Doch sie sind inzwischen so gut geölt, dass sie mit erhöhter Treffsicherheit die Zeitschriften unter seinem Arm bemerken.
Wachturm!
Na toll.
Der lächelnde Supertyp hat inzwischen sein Spüchlein wiederholt.
"Wollen Sie nicht mit uns ein wenig über Gott reden?"
"MMMmm, nä!"
Die Sprachbegabung ist noch nicht aufgewacht. Aber ich füge hinzu.
"Su früüüh."

Dieser verdammt hübsche Kerl lächelt jetzt noch breiter, mustert nochmal mein verkrustetes, zerknautschtes Gesicht und die verwurschtelte Kleidung, die beiden neugierigen Hundenasen hinter mir und sagt umwerfend charmant: "Das kann ich verstehen. Auf Wiedersehen!"
Er zieht seinen Begleiter mit davon und schon sind sie weg.

Ich gähne herzhaft, wuschele nochmal durch meine Haare und schließe die Tür.

Erst Minuten später wird mir bewußt, dass ein paar elendige Zeugen Jehovas mich aus dem Bett geschmissen haben.
Oh Mann! Wenn ich wach gewesen wäre, dann...
Mein Problem ist, dass ich, wenn ich einmal aufgestanden bin, nicht mehr zur Ruhe komme. Da saß ich nun, meine Hunde ratzten schon wieder in ihren Körbchen, und trauerte meine warmen Kuscheldeck hinterher.

Ich muss nochmal dazusagen, dass ich mich eigentlich über Zeugen Jehovas freue, bisher waren die auch nie jung und attraktiv gewesen. Doch sie werden normalerweise von mir eingeladen, bekommen einen Kaffee und Kuchen und wir reden darüber warum ich nicht Zeuge werden will.
Meistens sind diese Leute total glücklich, wenn man sagt, man glaubt an Gott und sie reinbittet. Ich habe jedoch schon solche Kanditaten zum Weinen gebracht. Ist ja auch gemein, wenn jedes mit einer Bibelstelle unterlegte Argument mit einem ebenfalls bibelspruchzitierenden Argument abgewehrt wird.
Wenn man den Leuten klar macht, dass Gott was ganz anderes will, als der Wachturm. Ich liebe solche beschaulichen Nachmittag, aber eben nur nach dem Mittag.
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Datum: 24.02.2005 11:32
*lach*
Eine göttliche Vorstellung!

Ich muss dazu sagen, dass ich nicht gläubig bin - zumindest nicht in diese Richtung.

Und leider habe ich mit den Zeugen Jehovas bisher immer nur recht unnette Erfahrungen gemacht (haben z.B. meine Mutter beschimpft) und die gutaussehende Variante stand auch noch nie vor meiner Tür.

Deshalb bin ich eher einer der anderen Sorte:
Kennst du Michael Mittermaier?
Der hatte mal eine kurze Geschichte erzählt, wie er die Zeugen in einer solchen Situation empfängt.
Ich sag nur Tonband und Erbsensuppe. *grins*
^^Poo


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