Wie sagt man so schön...
Autor: Cleaf
Und so ist es wohl auch bei mir. Es braucht nicht viel, nur eine belanglose Frage in einem banalen Gespräch und man bekommt einen Erinnerungsflash und kann den ganzen Tag an rein gar nichts mehr denken. Dann packt einen wieder dieses Gefühl, bitter-süß, gespickt mit Kleinigkeiten, wie seine Stimme oder der Geruch von Regen unter einer alter Unterführungsbrücke.
Man versucht natürlich, dieses Gefühl abzuschütteln und wieder in das Heute zurück zu kehren, aber es ist nicht einfach. Je seltener diese Flashbacks kommen, desto intensiver sind sie. So habe ich das Gefühl.
Und dabei ist es doch schon fast ein Jahrzehnt her. Wie kann es sein, dass dieses Gefühl... wie soll man es beschreiben... es hat ein wenig von allem: von Nostalgie, von Sehnsucht, von Traurigkeit, von Wahnsinn... dass dieses Gefühl wieder zu einem zurückkehrt und dass man es noch immer nicht kontrollieren kann.
Obwohl erwachsen und nüchtern und vernünftig...?
Es nervt mich tierisch. Ich würde nur allzu gerne wissen, wie es der Person geht, was sie macht, wo sie gerade ist. Aber es geht nicht. Warum? In einer solch vernetzten Welt möchte man meinen, dass jeder doch irgendwo irgendwie seine Fußabdrücke hinterlässt, irgendwo eine Spur zu finden sein muss...
Aber die gibt es nicht, oder ich finde sie einfach nicht. Vielleicht habe ich einfach nur zuviel Angst, wer weiß.
Trotzdem wäre es schön, mal wieder etwas, nur ein bisschen, nur eine Kleinigkeit zu wissen. Wieder zu wissen und nicht nur zu erahnen. Nur wie stellt man das an?
Klar, nichts ist so wie in der Kindheit. Nie wieder. Jeder verändert sich, alles wandelt. Nur das Gefühl bleibt übrig und immer bestehen, egal wo und wann. ... und nervt mich zu Tode...
Und da ist auch diese Angst, beidseitig. Sowohl, dass ich nicht vergessen kann, dass es mich immer wieder erwischt, packt und ewig lang nimmer loslässt.
Aber auch, dass ich irgendetwas vergesse. All die Kleinigkeiten, die das Belanglose besonders machen und das Besondere einzigartig. Aber wenn ich dann anfange, es irgendwo aufzuschreiben, dann findet es kein Ende und ich höre abrupt auf. Es ist doch etwas anderes, wenn es nur im Kopf steckt... und nicht auf Papier, wo es nüchtern vor sich hintrocknet und vermodert.
Nur, wer weiß schon, was der Kopf mit Tatsachen macht und wie es diese verdreht und damit rumspinnt. Wer weiß schon, was noch wahr ist und was Gespinst.
Und wer täte dies nicht, wer schon einmal mit ganzem Herzen geliebt hat?
...
Schon komisch, das auch ich, erst neulich wieder daran erinnert wurde.
Und, wie du, habe ich danach nur mit Mühe geschafft mich im Jetzt zu halten ohne den Kopf in vergangenen Tagen zu verlieren.
Als noch jeder Traum unzerstörbar schien... als die Zukunft nicht farbiger hätte sein können... als noch jeder Herzschlag aus purem Glück erwacht ist.
...
Doch nun... wie lange nun schon, ist bereits alles wieder verdorrt in mir?
...
Ich glaube diese Momente, wie du sie beschreibst, sind deshalb nochmal mehr so intensiv, weil sie nicht nur das Vergangene zeigen, sondern auch das Jetzt und vor allem, die Kluft zwischen der Vergangenheit und dem Jetzt.
Was ist geschehen.
Warum?
Wieso taten wir dies, welches wir taten?
...
Doch es gibt keine Antworten.
Zumindest nicht für mich.
...
Es gibt nur die Zukunft.
Denn sie ist das einzige, was wir uns ein wenig zurecht schmücken können.
Die Erinnerung sollte nur wie ein Buch sein, welches wir manches Mal vor dem Schlafen gehen, hervornehmen um ein paar Seiten lang darin zu lesen.... zu seufzen... zu lächeln... und es dann wieder zuklappen.
...
Wenn es doch so einfach wär'... dann wär das Leben kein Problem..
^^
Und die Liebe soll mich tragen - wenn der Schmerz die Hoffnung bricht"