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Der Glasgarten

von

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Zielperson: Fujimiya! I

~ Zielperson: Fujimiya! I ~
 


 

Wollte er denn, dass Aya ihn entdeckte? Dass es nicht Yohjis Absicht war, diese Worte zu sagen, sie zunächst zu denken und laut auszusprechen in einer Zeit, die kaum messbar war?

Er hätte das nicht sagen dürfen. Es war so typisch für ihn, er dachte selbst nicht nach über die Konsequenzen seiner Taten. Wie jetzt auch.

Unruhig rutschte Schuldig näher an die Scheibe.
 

Er war zu weit weg und zu konzentriert, als dass er bemerkte, wie Crawford sich träge von der Couch erhob, hinsetzte und seine Augen rieb. Die Brille unweit auf dem niedrigen Tisch vor sich war schnell gegriffen und aufgesetzt. Sein Blick ruhte auf Schuldig, der zusammengekauert auf der Fensterbank saß.

"Sagtest du nicht, du willst ihn nicht mehr sehen?", fragte er leise, für sich selbst. Lange blickte er auf den Mann, bevor er sich erhob und die Räumlichkeit verließ.
 

Schuldig hörte die Worte Ayas durch Yohji und lächelte in seinem Apartment. Aya hatte ihn nicht entdeckt, zum Glück. Er konnte seine Scharade also noch etwas aufrecht erhalten bevor er die beiden verließ. Aya hätte mit Sicherheit etwas geäußert um ihn zu vertreiben, wenn er ihn entdeckt hätte.
 

"Sie tun es, sie halten zusammen, Aya. Sonst wären wir nicht bis hierher gekommen. Du schaffst das, wir vertrauen dir."

Yohjis Augen suchten die von Aya, blickten ihn ruhig an. "Aber lad nicht alles auf deine Schultern, wir sind da, wenn du uns brauchst, allein ist es immer schwieriger. Und wir wollen dich nicht verlieren", sagte Yohji leise und zwinkerte lächelnd.
 

„Oder meinst du, dass ich Schuldig zur Rate ziehen soll? Soll ich das auch auf deine Schultern abladen?“, merkte Aya leise an. „Ist es das, was du mir sagen möchtest…Schuldig?“
 

Der rothaarige Weiß musste nun doch lächeln. Was tat er hier? Hing in der Umarmung seines besten Freundes und gefährlichsten Feindes und ließ sich Tipps geben. Denn auch wenn Schuldig sich nicht direkt zu erkennen gegeben hatte, sah und wusste er, dass es sich um den Telepathen des gegnerischen Teams handelte.

Er löste sich langsam aus der Umarmung des blonden Mannes, behielt seinen Blick jedoch nach wie vor auf den grünen Edelsteinen.
 

„Das ist die Belohnung dafür, wenn man mit seinen Feinden kollaboriert…Kritiker verzeihen nichts. Das schon gar nicht.“
 

Yohji schwieg zunächst, erwiderte den Blick als denke er über die Worte nach.

"Wenn du alles alleine ‚er'-tragen willst, gehst du früher oder später daran zu Grunde, das wollte ich damit sagen."

Yohji nahm sich etwas zurück, ein entschuldigendes Lächeln erschien auf den Lippen.

"Ich hatte nicht die Absicht, dass du mich entdeckst, es sollte nicht so laufen....aber es sollte vieles nicht so laufen, wie wir beiden ursprünglich geplant hatten, oder?"
 

Aya schüttelte schweigend den Kopf. „Nichts sollte so laufen…gar nichts von dem, was passiert ist. Wären diese Tage nicht gewesen, müsste ich mich jetzt nicht dem Problem Kritiker stellen…dann würden sie nicht glauben, dass ich sie hintergangen hätte.“ Seine Lippen verzogen sich zu einer bitteren Linie. „Du hast nicht darüber nachgedacht oder es war dir egal und ich habe es schlichtweg ignoriert…ich hätte versuchen sollen, schon am ersten Abend Widerstand zu leisten und zu fliehen…dann wäre das alles nicht passiert.“ Er schnaubte kurz. Nein…dann wäre wirklich nichts geschehen.
 

Der Blick von Yohji senkte sich, verlor die Verbindung zu Ayas Augen. "Wären diese Tage nicht gewesen...ja sie wären nicht gewesen, weil du tot wärst", sagte er ruhig in die Stille hinein.
 

"Es hört sich an, als wärst du freiwillig bei mir gewesen. Und das stimmt nicht. Du hättest nicht fliehen können, deine Möglichkeiten waren begrenzt. Es ist nicht deine Schuld. Ich bin schuldig, weißt du noch?" Wieder erschien ein Lächeln, ganz typisch für Yohji, war es leicht melancholisch.
 

Aya lehnte sich mit seiner Schläfe an das kalte Holz des Treppengeländers, ließ seinen Blick ebenso wie der andere Mann ins Nichts schweifen. „Meine Möglichkeiten mochten begrenzt sein, aber sie waren da. Ich hätte dich im Schlaf töten können…jede Nacht. Und nur weil ich zu stolz und zu ehrenhaft“, er spie das Wort wie einen Fluch aus. „…war, habe ich es nicht getan. SO sieht es aus.“
 

"Dadurch sind deine Möglichkeiten begrenzt, Aya. Ich habe darauf vertraut, auf deine Ehre. Mein Leben ist nicht so viel wert, in meinen Augen...an manchen Tagen..." Yohji hob die Hand etwas, wollte den Anderen berühren, ließ sie aber wieder sinken.

"Das macht dich zu dem, was du bist. Was wärst du ohne? Willst du so wie wir sein?" Yohji blickte den jungen Japaner vor sich warm an. "Ich glaube nicht."
 

Ayas Augen ruhten auf eben dieser Hand. Seine Augen Spiegel von all den Emotionen, die in ihm wüteten. „Ich bin wie ihr. Ich würde alles für Aya tun. Alles. Aber das Thema hatten wir schon mal. Meine Gründe sind rein egoistisch…Meine…Ehre gibt es nicht. Es sind nur starre Worte, an die ich mich klammere. Ich habe mir ein Versprechen gegeben, dass ich das, was nicht zu unserem Kampf gehört, niemandem offenbaren werde, doch darüber hinaus werden wir weiterhin gegeneinander kämpfen.“
 

Sein Blick glitt zurück zu Youji, nahm diesen genau in Augenschein. „Jeder Mensch ist es wert zu leben…das sagen die Philosophen.“ Er lächelte kurz.
 

"Du hast mich am Leben gelassen, als du die Chance gehabt hättest mich zu töten. Wieso sagst du, dass es nur starre Worte sind? Wenn diese Worte doch mein Leben bewahrt haben?"

Eindringlich sah Yohji zu Aya, studierte sein Gesicht.

"Jeder Mensch... bin ich es denn? Menschlich? Manchmal frage ich mich das, wirklich. Und wer definiert Leben?"

Es schmerzte Schuldig, dass er nicht viel öfter mit Aya darüber reden konnte, über diese Dinge, die ihn beschäftigten.
 

„Es sind starre Worte…an die ich mich klammere und die ich vorschiebe, um mich so zu erhalten, wie ich bin. Worte, die dazu dienen, den Schein zu wahren“, zischte Aya plötzlich wütend. Was meinte der andere Mann, sein Leben zu kennen? Zu wissen, wie er dachte! „Ich wette mit dir, dass ich dort!“, er zeigte erbost auf sein Herz, „drinnen um ein tausendfaches verdorbener bin als ihr alle. Und erinnere dich, das hast DU selbst mir bestätigt!“
 

Er schnaubte, wandte seinen Blick ab. Konnte dem seines Freundes und seines Feindes nicht mehr stand halten. Wissende Augen, beiderseitig. Youji kannte ihn wie niemand anderes, Schuldig hatte Seiten an ihm gesehen, die niemand von Weiß je gesehen hatte! Beide…beide hier.

„Hör auf damit…ich werde mit dir nicht diskutieren ob du menschlich oder lebenswert bist! Ich habe dir die Antwort darauf bereits gegeben!“ Er presste seinen Kiefer aufeinander.
 

"Ich hatte nicht vor zu diskutieren. Du hast deine Meinung...ich habe meine...da führt kein Weg zueinander, Aya."

Er senkte den Blick auf seine Hände, dann suchte er wieder den Blickkontakt. "Aber warum sollte es das auch?"

Schuldig zog sich langsam zurück, kehrte in seine eigene Gedankenwelt und Realität zurück. Verschwand aus Ayas Realität und ließ Yohji die Worte und Gedanken verdrängen, sie zu einem Wispern verkommen, welches der Blonde nicht fassen konnte.

Yohji runzelte die Stirn, aufgrund Ayas Gesichtsausdruck. Hatte er gerade etwas gesagt, was dies ausgelöst hatte?
 

Aya selbst blinzelte. Schuldig war weg und dennoch klangen seine Worte wie ein lang gezogenes Echo in dem rothaarigen Weiß nach. Warum sollte es auch? Ja…das war hier die Frage. Warum sollte da ein Weg zueinander führen? Sie waren Gegner. Nicht Freunde. Gegner.

„Schon gut Youji…Schuldig war gerade…zu Gast“, murmelte Aya beinahe unhörbar und fasste den älteren Weiß an dessen Unterarm. Versuchte ihn zu beruhigen, falls dieser ausrasten würde. Auch wenn es Aya nicht vermutete. „Er wollte mich nur…aufmuntern. Nichts weiter.“
 

"Zu ...WAS? ...zu Gast?"
 

Yohji blickte im ersten Moment verwirrt, brachte Ayas Worte nicht gleich mit der jetzigen Situation in Verbindung, als es ihm dämmerte. "Er war hier? Jetzt gerade? Durch mich?" Yohji starrte ungläubig auf Aya, entsetzt. "Gott, ich hab’s noch nicht mal bemerkt!" sagte er seine Fassung nur mühsam aufrecht erhaltend. Er fühlte sich beschmutzt, hintergangen. Schuldig war in seinem Kopf gewesen, hatte ihn manipuliert, seine Stimme benutzt, seine Gedanken verworren.
 

Schuldig könnte ihn so manipulieren, dass er alles Mögliche tat und sich hinterher noch nicht einmal daran erinnerte!
 

Diese und weitere Dinge kamen ihm in den Sinn, den Blick zur Seite gewandt. "Er kann das...und wie oft hat er das schon mit uns gemacht, ohne das wir es mitbekommen haben? Wie oft hat er uns schon die Erinnerung daran genommen?"
 

Yohji schüttelte den Kopf, es war unbegreiflich für ihn, wie so etwas geschehen konnte, wie es so etwas wie den Telepathen geben konnte.
 

Aya sah die Ungläubigkeit in den Zügen des anderen Mannes….dessen Wut, dass Schuldig ihn so dermaßen benutzt hatte. Er sah es und konnte es nachfühlen. Vielmehr…nein. Er hatte Mitleid, nachfühlen konnte er gar nichts, denn das war das Einzige, was der Telepath nicht konnte. Seine eiserne Mauer an Willen zu durchdringen.

Die Hand auf Youjis Unterarm drückte entschuldigend zu. Entschuldigend, dass er Schuldig nicht dafür gehasst hatte, dass er sich in seinem Freund eingenistet hatte. Entschuldigend, dass er darauf eingegangen war.
 

„Ich denke…dass er eher beobachtet“, begann er unsicher, wollte Youji mehr beruhigen als alles andere. „Zumindest ich hätte gemerkt, wenn er euch beeinflusst hätte, oder?“ Doch sicher war er sich da nicht…ganz im Gegenteil. Er hatte es auch erst zu spät bemerkt…zu subtil waren die ersten Anzeichen gewesen. Wir sind da…hatte Youji gesagt. Ich bin da…das hatte Schuldig gesagt. Beide in einem vereint. „Youji, es…tut mir leid.“
 

Yohji stand auf und setzte sich neben Aya. "Er führt uns vor, wie hilflos wir doch sind und das macht mich rasend, Aya", versuchte er sein Verhalten zu begründen. "Es ist gut,", fügte er an, auch wenn er nicht wusste warum Aya sich entschuldigte, er nahm sie an, wollte nicht, dass es dem anderen Mann noch schlechter als ohnehin ging.

Er schwieg eine Weile, dachte nach.

"Konnte er dich aufmuntern?"

Yohji lächelte zynisch. "War es nicht seltsam...er und ich...?"
 

Ob es…seltsam war? Im Nachhinein hätte Aya die Frage mit nein beantwortet, eben weil er die Gesellschaft des anderen Mannes in den letzten Tagen einfach immer um sich gehabt hatte. Dennoch…Youjis Stimme, seine Gestik, doch Schuldigs Mimik. Schuldigs Worte, die er deutlich gehört und sie nicht als die seines Freundes identifiziert hatte. „Er hat uns Blumenkinder genannt…das sollte mich doch aufmuntern, oder?“, gab er im Versuch eines schwachen Witzes zurück und lächelte zaghaft. Drehte Youji seinen Kopf zu. Der andere Mann sah müde aus, beinahe schon übernächtigt. Ja…es tat ihm wirklich leid.
 

„Wir hatten einen Disput…kurz vor der Mission, wo ihr euch begegnet seid…er hat gemeint, dass wir nicht allen Ernstes glauben, hilflos gegen Schwarz zu sein. Dass wir deswegen auch immer weiterkämpfen würden. Das hörte sich für mich nicht wie Spott an…“
 

"Wie erträgst du das?", fragte Yohji aus seinen Gedanken heraus. War sich nicht bewusst, ob Aya seine Frage verstanden hatte. Erwartete fast schon Ayas Frage danach, was genau er meinte.
 

Dieser seufzte leise, runzelte nachdenklich ratlos die Stirn. „Was ertrage ich?“
 

Yohji spielte mit den Säumen seiner Hose, verzog unwirsch die vollen Lippen.

"Dass du so viel von ihm weißt."

Er verstummte wieder für einen Moment. "Ich weiß nur das, was du mir erzählt hast, und finde es jetzt schon als erdrückend. Ist mir jetzt grade gekommen, als du gesagt hast, er nennt uns Blumenkinder, und dass...ja dass er uns nicht verspottet."

Er atmete tief ein.

"Nicht, dass dies etwas ändert, aber ...ich dachte gleich, nein, ich will das nicht hören!"
 

Ein beinahe schon amüsiertes Schnauben entkam Aya. „Ich…weiß es nicht“, erwiderte er schließlich ernst. „Es ist nicht so, dass ich es wissen will. Es beeinträchtigt das Feindbild, das ich von ihm habe, wie du sicherlich weißt. Ich…weiß es einfach. Und es ist da, ich kann es nicht wieder aus meinem Gedächtnis löschen, so gerne ich das auch tun würde. Dazu war es einfach zuviel, was er von sich gezeigt hat. Zuviel…ungewöhnliches.“ Er verstummte einen Moment, plötzlich sehr nachdenklich.
 

„Würdest du an meiner Stelle genauso handeln, Youji? Oder…mache ich das falsch? Habe ich mich wirklich zu sehr beeinflussen lassen?“
 

Yohji sah flüchtig Aya an.

"Du weißt, wie es mir mit Neu gegangen ist. Ich bin da nicht gerade der Richtige, was dieses Thema anbelangt. Damals...war es schwierig, Aya. Ich kann das schon verstehen, aber ob es richtig oder falsch ist...?"

Er blickte wieder zu Aya. "Ich hätte genauso gehandelt, denke ich...aber ich bin nicht der Richtige, um zu sagen ob es falsch ist“, wiederholte er nochmal und schüttelte den Kopf leicht. Die blonden Wellen schmiegten sich sanft an seine Wange, als er den Kopf leicht neigte. "Wir üben immer einen Einfluss aus, sobald wir mit anderen in Kontakt treten, irgendwie beeinflussen wir immer...auch ohne telepathische Fähigkeiten...", lächelte er sanft.
 

„Youji…du hast Neu geliebt“, sagte Aya leise und schüttelte leicht den Kopf. „Das ist hier etwas anderes…dein Handeln war verständlich. Es war nachvollziehbar, dass du so an ihr gehangen hast. Es war richtig…doch mit Schuldig….wir sind Feinde. Nie etwas anderes gewesen. Ich sollte ihn hassen und nicht bereitwillig sitzen bleiben, wenn er mir die Spitzen schneidet, nur weil mich ein Versprechen daran bindet. Das ist falsch, ich habe falsch gehandelt. Er hätte mich nicht beeinflussen dürfen…er hätte das Monster bleiben sollen, für das ich ihn gehalten habe.“
 

Aya stützte seine Stirn auf seine Handballen und atmete tief ein. Er konnte nicht anders. Er musste und wollte kämpfen. Denn sonst wäre seine Schwester in Gefahr. Und das würde er unter keinen Umständen riskieren, egal, was ihn das kostete.
 

"Du kannst nicht beeinflussen, wie viel Einfluss jemand auf dich hat, wenn er Worte an dich richtet, oder du ihn dir ansiehst. Ich meine...wenn du ihn genau siehst. Klar, sind sie unsere Feinde."

Yohji lehnte sich auf der Treppe zurück und stützte sich lässig mit den Ellenbogen auf einer oberen Stufe ab.

"Wir waren nie so kalt, oder berechnend, dass wir trotz allem unsere Menschlichkeit außer Acht gelassen hätten. Das macht uns angreifbar. Wir wissen das, deshalb schützen wir diesen Teil." Er seufzte.

"Wie willst du diesen Schutz Tag und Nacht in Schuldigs Nähe aufrechterhalten? Das geht nicht, Aya." Er verstand Aya, kannte ihn ein Stück weit und wusste, dass sie vier alle ähnlich reagiert hätten, weil sie eben waren, wie sie waren.
 

„Du sollst mir Mut machen, Youji…mich nicht noch desillusionieren“, lachte Aya leise und versuchte, die Schwere der gesamten Situation mit Humor zu schwächen. Zu tilgen, was ihn verunsicherte. „Ich hätte ihn hassen sollen für das, was er getan hat, doch ich habe mich dagegen entschieden. Und nun ist es zu spät. Wie kann das passieren, Youji?“ Er verstand es nicht. Er wusste, dass er den Hass in sich aktiv begraben hatte, damit er es sich nicht noch schwieriger machte, als es schon war. Doch nun konnte er ihn nicht hervorholen.
 

Yohji verzog das Gesicht leidend und schnickte sich eine Haarsträhne aus der Sicht.

"Na dann stell mir nicht solche Fragen", erwiderte er das Lachen.

"Es kommt immer anders als man denkt und dann steht man da, und alles was man sich zurechgelegt -und ‚gelebt’ hat, ist über den Haufen geworfen. Den Hass zu verlieren...", er machte ein Pause um seine Gedanken in Worte zu kleiden, die man auch verstehen würde.

"...ihn zu verlieren, ist doch nicht schlecht?" Selbst erstaunt darüber und etwas ungläubig grübelte er vor sich hin.

"Nur...passt es nicht mit dem zusammen, was wir tun...tun müssen, aus welchen Zwängen auch immer."
 

„Schlimm ist es nicht…nur passt es nicht zu uns. Wir sind Weiß, die RÄCHER der Unschuldigen...Jäger des Dunkels, weißt du noch?“, fragte Aya mit einem bitteren Zug um seinen Mund, sah Youji unverwandt in die grünen Augen. Ja, wie schön wäre es doch, den Hass aufzugeben. Wenn alles vorbei war.

„Im Gegensatz zu Schwarz können wir nicht-“

„Aya! Youji! Was macht ihr denn hier? Aya…wie geht es dir?“, schnitt ihm eine besorgte und zugleich freudige Stimme das Wort ab und ließ ihn ruckartig hochfahren. Omi! Gott…wie lange hatte der Junge nun schon zugehört?
 

Omi war stehengeblieben, als er sah, wie vertraut und wie nah die beiden Ältesten zusammensaßen. Ein ernstes Gespräch führten, wie es den Anschein hatte, welches keinen dritten Zuhörer vertrug.

Er lächelte etwas spärlich. Verbargen sie etwas vor ihm?
 

Yohjis Blick taxierte Omi, fand keine größeren Anzeichen dafür, dass er das ganze Gespräch belauscht hatte, offenbar war der Jüngste gerade eben zu ihnen gestoßen.

"Ich dachte du wolltest dich etwas ausruhen, Kleiner", lächelte er milde. "Wir haben ihn wieder, gesund und munter!"
 

Aya fuhr sich abwesend durch seine langen, offenen Haare. Beobachtete den Kleinen, wie er sie beide ansah, als hätten sie etwas Verbotenes getan. Und zum zweiten Mal fragte sich Aya hektisch, wieviel Omi wusste. Ob er von Schuldig wusste…und es an Kritiker weitergeben würde.
 

Doch der Junge nickte nun nur zögerlich und ließ sich vor ihm auf die Knie, betastete sacht seine zerschnittenen Hände. Es würden Narben bleiben…kleine, sichtbare Narben. „Aya, ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte er vorsichtig, fühlte sich jedoch immer noch wie ein Störenfried. Er war hier nicht erwünscht…das spürte er. Doch…wieso lächelte Aya dann so sanft wie schon seit langem nicht mehr?
 

„Es ist nichts passiert, Omi. Es ist alles in Ordnung…“, bestätigte der andere Mann und runzelte schließlich seine Stirn. „Du solltest dich aber wirklich hinlegen...du siehst übernächtigt aus.“
 

Omi zögerte. Aya sah doch genauso schlimm aus, wenn nicht sogar noch viel mehr…wieso legte er sich nicht auch hin? Genau das schlug er nun vor und erntete ein milde gestimmtes Kopfnicken. „Werde ich auch tun, sobald ich was gegessen habe. Möchte noch jemand etwas? Ich koche auch.“ Egal, dass es die zweite warme Mahlzeit war. Er wollte kochen. Hatte Lust darauf.
 

Yohji hatte vor lauter Sorge das Abendessen ausfallen lassen...sowie die anderen Beiden auch. Ken war wohl immer noch in ihrem Arbeitszimmer.

"Ich esse mit, mein Magen verträgt noch etwas!", stimmte er zu und rieb sich den flachen Bauch, klopfte darauf als wäre er eine Kugel und Yohji selbst mindestens 30 Kilo schwerer. Er grinste Omi an und zwinkerte frech.

Jetzt komm schon Kleiner, kuck uns nicht so an, dachte Yohji den Jungen aufmuntern wollend.
 

Und Omi tat ihm den Gefallen. Auch er lächelte, angesichts der Aussicht, dass Aya ihnen etwas kochte, durchaus wieder ein wenig versöhnt. „Das klingt gut, Aya. Sehr gut sogar. Was kochst du? Geht es schnell? Ich habe großen Hunger!“, grinste er breit und erhob sich, deutete Aya mit einer spöttischen Verbeugung den Weg in Richtung Küche an.
 

Und wer war Aya, dass er diese Höflichkeit ausschlug? Amüsiert den Kopf schüttelnd machte er sich daran, für den Rest seines Teams Essen zu kochen. Inklusive Nachspeise. Er wollte schließlich mal etwas Neues ausprobieren, auch wenn er sich momentan nicht sicher war, woher er die Idee der süßen Teigbällchen hatte. Es musste ihm wohl einfach entfallen sein.
 

o~
 

"Wow", grinste Yohji und schob sich noch ein Bällchen zwischen die Lippen. "Schmeckt fantastisch, bin zwar nicht so der Fan von Süßem, aber hmmm."

Vermutlich liegt das nur daran, dass du rauchst, Yohji....hörte dieser in seinen Gedanken schon die Worte von Aya die unweigerlich folgen mussten.
 

Aya verzog die Lippen zu einem stummen Lächeln. Klar schmeckten sie…sie kamen ja auch von ihm…zumindest jetzt. „Natürlich nicht, du hast dir deine Geschmacksnerven ja auch weggesoffen“, gab er schließlich trocken zurück und lehnte sich zurück, fing Omis verwunderten Blick ein. Und er fragte sich immer noch, wieviel der Junge mitbekommen hatte, was er nun gegen ihn verwenden könnte, wenn Birman ihn genug bearbeitete.
 

Augenrollend und alles abstreitend wedelte Yohji mit den Händen.

"Stimmt doch gar nicht, Aya! Du bist so gemein!", maulte er schicksalsergeben und tat so, als würde er schmollen. Seine Mundwinkel hingen nach unten, die grünen mandelförmigen Augen sahen besonders verletzt aus und blonde Haarsträhnen verdeckten dieses Arrangement kunstvoll.

Ha! Damit bekam er noch jedes Mädchen herum!, grinste er innerlich.
 

„Gib’s auf Kudou…ich bin keine Frau“, gab Aya in beängstigend gedankenleserischer Sicherheit zurück und hob spöttisch seine Augenbrauen. „Ich bin ein Mann und der gemeinste Fiesling, den es gibt. Was willst du mehr?“ Er lachte dunkel.
 

"Hmmm", machte Yohji und gab seine Show auf, war ohnehin zwecklos ...Aya war zu hinterlistig und durchschaute das sowieso gleich.

"Schmeckt trotzdem lecker. Warum hast du das nicht schon früher gemacht? Ist so ne ganz andere Richtung als sonst", fragte er und aß genüsslich weiter.
 

Richtung. Europa. Deutschland. Schuldig. Ayas Augen weiteten sich unmerklich, als ihm mit einem Male bewusst wurde, woher er dieses Rezept hatte. Der Bissen, den er gerade im Hals hatte, blieb ihm mit Freuden stecken und trieb Aya zu einem erstickten Hustenanfall.

„Habe ich von Schuldig“, gab er so trocken wie seine Kehle war zurück und nahm einen tiefen Schluck Wasser. Sollten sie daraus machen, was sie wollten.
 

Yohji, du Idiot, du hirnverbrannter Idiot!, schimpfte der Blonde sich selbst, ihm fielen fast die Augen aus dem Kopf, als er sie aufriss und seinen Fehler erkannte.

Er starrte auf sein Kokosbällchen wie wenn es ihn gleich mittels einer geistigen Kontrolle angreifen und überwältigen wollte. Seine Mundwinkel zuckten, als er das Bällchen weiter anstarrte, sich in haarsträubenden Szenerien verlor und schlussendlich lauthals lachte. So sehr lachte, dass er kaum mehr konnte. Die anderen zwischen den Tränen die sich aus den Augenwinkeln stahlen, anblickte und nicht mehr an sich halten konnte. "Oh man...", brachte er nur heraus, bevor eine neue Lachsalve ihn übermannte.

Er lachte...über sich selbst, über das Telepathenbällchen und über die ganze vertrackte Situation. Was blieb mehr...als Lachen?
 

Omi starrte. Ken starrte. Aya aß weiter, völlig ungerührt. Ja…Youji hatte gut lachen. Über das Bällchen, das er von Schuldig hatte. Es war ja schön, dass der andere Mann sich darüber amüsierte, doch er konnte schon die fragenden Blicke seines Teams auf sich spüren. Was meinten sie damit? Wieso tauschte Aya mit seinem Feind Kochrezepte aus? Wobei es doch gar nicht so war!

„Jetzt iss das verdammte Bällchen schon und lach dich nicht drüber kaputt!“, schnaubte Aya und sah auf, begegnete Omis weit geöffneten Augen.
 

„Aya…gibt es etwas, das wir wissen sollten?“, fragte der blonde Junge und ließ sein Bällchen so wie es war, auf seinem Teller. Tat beinahe so, als wäre es mit irgendetwas Tödlichem versetzt.
 

„Nein. Es ist weder vergiftet, noch besitzt es telepathischen Einfluss noch wird es gleich vom Teller hüpfen und uns anspringen. Es ist NUR Teig.“
 

"Ein Telepathenbällchen!", lag Yohji in den lachbedingten Nachwehen und schüttelte den Kopf. "Eben deshalb! Weil wir uns alle so verrückt machen lassen und derweil ist es nur Teig. Ich hab mir das Ding angeguckt und im ersten Moment dachte ich: Oh mein Gott, es ist von Schuldig. Und im nächsten Augenblick dachte ich... wie bescheuert bin ich eigentlich? Mich von einem Bällchen einschüchtern zu lassen", lachte er leise, verhaltener. Es war wirklich zu verrückt.

"Es schmeckt trotzdem gut, auch wenn’s ein Telepathenbällchen ist." Er konnte nicht anders.
 

Aya grollte leise. Warum musste der blonde Mann da jetzt so drauf herumreiten? Nur weil er, völlig in Gedanken, das Rezept des Deutschen nachgekocht hatte? Vor allen Dingen, da…
 

„Aya…hat es dir Spaß gemacht…mit Schuldig zu kochen?“ Omi, vorsichtig und leise. Auf der Hut. Er wollte Informationen über die Dinge, die er nicht verstand. Informationen über die Zeit, die Aya augenscheinlich so verändert hatte.
 

„Ich habe nicht mit ihm gekocht. Er hat sie gemacht. Sie waren…etwas anderes. Abwechslung“, gab Aya schließlich zu und erwiderte den mehr als verwunderten Blick des Jungen fest. Dass er sich hatte füttern lassen, mussten sie schließlich nicht wissen. Nein…wirklich nicht, wollte Aya doch nicht wissen, was Youji dann für Späße mit dem Telepathenbällchen treiben würde.
 

Yohji beruhigte sich langsam, fischte sich eines der übrigen Bällchen aus der Schale...die wirklich verdammt schnell weniger wurden...und Yohji sah auch warum... .

Ken hatte sich dazu entschlossen ebenfalls nur den Teig zu sehen und tat sich gütlich daran.

"Er kann kochen?", rutschte es Yohji heraus.
 

Aya hob spöttisch eine Augenbraue. „Nein. Es war ein Glücksgriff. Genau wie bei dir. Manchmal findest du die richtige Mischung, manchmal haust du so daneben, dass du beinahe das Team vergiftest.“
 

Omi starrte die beiden Männer nur sprachlos an. Hier hatte er definitiv etwas nicht mitbekommen. Wieso…wieso sprachen sie über das, was geschehen war, als wäre es nicht schlimm? Er runzelte die Stirn, fühlte sich in mehr als einer Weise verletzt. Wenn…Aya auf seinem Zimmer war, würde er versuchen, noch einmal mit ihm darüber zu sprechen…
 

Ken verstand dieses Verhalten ebenso wenig, und auch wie sich Omi fühlte, als er einen Blick des Jüngsten auffing. "Meinst du, dass du schon fit bist, Aya? Wir müssten noch einige Parameter besprechen. Wir haben in zwei Tagen einen Einsatz", lenkte er das Thema in wichtigere und auch weniger belastende Bahnen - so hoffte er.
 

Yohji dagegen äußerte sich nur mit einem "Hm." und verengte die Augen leicht. "Dann koch ich eben nichts mehr." Sprach’s und war Ken dankbar, dass dieser das Thema wechselte.
 

Auch wenn ihm Aya weniger dankbar war. Manchmal konnte man meinen, dass der Fußballspieler das absichtlich machte. Er wollte noch nichts von einer neuen Mission hören, nicht so kurz nachdem er wieder da war. Wusste er doch, dass das ein genauer Test seiner Loyalität war. Kritiker wollten wissen, auf wessen Seite er stand. Auf der seiner Schwester und seines Teams. Wessen auch sonst?
 

„Ja, bin ich“, erwiderte Aya schließlich und legte das angefangene Bällchen wieder zurück auf den Teller. Ihm war schlecht. Plötzliche, unerwartete Übelkeit vermieste ihm das Essen, als er an das Verhör zurückdachte. Wie wenig sie ihm glauben würden…

Schweigend stand er langsam auf und schüttete den Rest in den Mülleimer. Er war noch nicht wirklich fit. Es wäre wohl besser, wenn er sich noch etwas ausruhte.
 

„Ich gehe schlafen“, gab er als Erklärung preis und verließ die Küche. Er durfte nicht versagen…er durfte es nicht…
 

o~
 

52 Stunden später...
 

"Herr Fujimiya, folgen Sie mir bitte", riet Crawford dem Mann, der ihnen schutzbefohlen war. Einer der größeren Geldhaie hatte sie engagiert für die Tage seines Aufenthaltes in der Stadt, scheinbar fürchtete er ein Attentat.

Nun, Schwarz würden dafür Sorge tragen, dass dies nicht geschah, zumindest für den Zeitraum, der bereits finanziell gedeckt war.

Schuldig und er begleiteten den Mann, während Nagi und Farfarello sich unter die Gäste des Wohltätigkeitsempfangs gemischt hatten. Beide von ihnen waren in neutrales Schwarz gekleidet, mimten mit Headset und Sonnenbrille die üblichen Bodyguards. Selbst wenn sie diese Hilfe nicht benötigten, doch es machte das Auftreten in der Öffentlichkeit, samt Presse, weitaus einfacher.
 

Schuldig konnte sich ein wiederholtes Lächeln nicht verbeißen....'Fujimiya...Gott...ist das wirklich nur ein Zufall?', fragte er Crawford in Gedanken und grinste verstohlen dabei.

‚Ruhe, Schuldig, konzentrier dich, sonst haben wir zwei von denen hier, und der zweite ist mit Sicherheit schlecht gelaunt'
 

„Abysssinian, da ist er…“, wisperte Bombay durch den minimalen, kleinen Ohrknopf, der sie alle miteinander verband, wie sie hier auf der Lauer lagen und ihr neuestes Opfer beschatteten. Fujimiya…ausgerechnet ein Fujimiya, wie Aya schlecht gelaunt bemerkte. Das passte ja wunderbar, fügte sich wie ein fehlendes Teil in den Scherbenhaufen, der seine ungewisse Zukunft war. Fujimiya war das Opfer und wenn sie ihn nicht erledigten und er Schuldig nicht einen Kopf kürzer machte und das im wörtlichen Sinne, war es das letzte Mal, dass Kritiker ihm noch eine Chance gab.
 

Und wie sollte es auch anders sein? Schuldig und Crawford hatten sich als unauffällige Leibwächter an die Seite des anderen Mannes gestellt und wollten so verhindern, dass ihm und den wichtigen Akten in seinem Besitz etwas zustieß. Doch da hatten sie die Rechnung ohne Weiß gemacht!
 

„Angriff in zehn Minuten Bombay. Siberian, Balinese, in Position, die Zielperson ist im Sichtkreis aufgetaucht. Mastermind und Orakel direkt anwesend. Seid vorsichtig“, flüsterte er selbst von seiner Position aus in das kleine Mikro und schlich sich lautlos ein Stück näher an den Mann heran, das Katana bereit an seiner Seite. Aya…und all das, was in den letzten zwei Tagen passiert war, war in diesem Moment Geschichte. Abyssinian herrschte und das mit einer Intensität, die ihn stützte wie sonst nichts. Er würde morden. Diesen Menschen um sein armseliges Leben bringen.
 

Ein leichtes Lächeln stahl sich auf Abyssinians Züge.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  silvermoonstini
2007-04-25T11:09:32+00:00 25.04.2007 13:09
Der Angriff der telepathenbällchen! ich fanmds urkomisch,genau wie Yoji waurm wohl Aya nicht darüber lachen konnte? Naja *schulterzuck* solange es weitergeht bin ich zufrieden!!!!


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