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Der Glasgarten

von

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Zielperson: Fujimiya! II

~ Zielperson: Fujimiya! II ~
 

Schuldig war sterbenslangweilig. Er hatte den Empfang mit der nötigen Coolness überstanden, in dem einen oder anderen Kopf herumgegeistert und sich in Unterhaltungen eingemischt, aber darüber hinaus war nichts passiert.

Vier Stunden nach Beginn der Feierlichkeit brachen sie auf und ihr Auftraggeber, samt seiner beiden persönlichen Bodyguards wurde von Schwarz hinunter zur geparkten Limousine geleitet.
 

Schuldig folgte als letzter dem kleinen Trupp und sicherte die nähere Umgebung großflächig ab, als ihm einige Gedanken zuflogen, die hier nichts verloren hatten. "Ich dachte schon, es würde gar nicht mehr lustig werden", raunte er und nickte Crawford zu, der sich auf seine Gedanken hin umdrehte.

‚Der schlecht gelaunte Fujimiya ist angekommen, samt übrigem Gefolge', grinste er und pflückte sich das Mikro samt Ohrknopf herunter, warf beides achtlos zur Seite, ebenso die Brille die er langsam abnahm als er sich umwandte.
 

Brad dagegen redete kurz mit seinem Auftraggeber, bedeutete ihm, dass sie einen anderen Weg wählen würden und verschwanden in einem Seiteneingang, der von Nagi kurzerhand ‚geöffnet’ wurde, da er verriegelt war.

"Der Wagen ist zu weit entfernt, wir entscheiden uns für etwas Schnelleres und vor allem Sicheres, Herr Fujimiya", redete Crawford entspannt und zuvorkommend auf den Mann ein. Zügig verließen sie die Halle, während Schuldig zunächst eine großflächige geistige Attacke aussandte um den Anderen Zeit zu verschaffen. Aya allerdings wusste er...war dafür nicht empfänglich.
 

Ein dreifacher Aufschrei ließ Aya innerlich fluchend zusammenzucken und nun offen aus einem Versteck kommen. Schwarz…verdammt. Verflucht seiest du, Schuldig!

Seine Augen suchten die Dunkelheit ab und fanden schließlich Bombay, der sich, den Schädel haltend, am Boden kauerte, sich für einen kurzen Moment soweit fing, dass er zu ihm aufsehen konnte.

„Setz…Schuldig außer Kraft, Abyssinian…er blockiert uns“, presste der Kleine mühsam hervor und Aya setzte sich in Bewegung. Nichts leichter als das…ihm konnten die mentalen Attacken des Deutschen nichts anhaben und das würde er nun auch würdig ausnutzen.
 

Mit im Notlicht der Tiefgarage schimmernden Katana löste sich Aya aus den Schatten und näherte sich völlig lautlos dem anderen Mann. Seinem Feind. Nichts anderem. Es war sein Feind. Niemand anderes.
 

„Folgt sobald es geht dem Ziel, ich kümmere mich um Mastermind“, zischte er ins Mikrofon und löste sich aus der Dunkelheit, präsentierte sich dem deutschen Schwarz. Zeit, gegeneinander anzutreten. Zeit, die Fronten zu klären.

Schweigend hob er sein Katana, ging in Kampfposition.
 

Schuldig wartete äußerlich geduldig, beobachtend wie sich Ayas gesamte Körperdynamik veränderte, geschmeidige Bewegungen ihn in ein gefährliches, nicht zu unterschätzendes und tödliches Subjekt verwandelten.

Die Gesichtsmuskeln drückten bildlich das aus, was Aya Schuldig zu verstehen gegeben hatte. Keine Gnade, keine Rücksicht, kein Privileg, Kälte wie eh und je.

Für einen kurzen Moment erwog Schuldig die Möglichkeit, den drei Weiß bei Gelegenheit zu folgen, sich von Aya zu trennen, oder ihn zu narren, doch er verwarf diese Idee und trat einen Schritt auf Aya zu.

"Ah der Anführer der Katzen", tönte er großspurig und das Grün seiner Augen glomm kurz bewundernd auf. "Das Orakel wäre doch mit Sicherheit deiner würdiger als ich."

Ein kurzer Blick auf den Rest des Weiß-Teams entlockte ihm ein verächtliches Lächeln und ein Kopfschütteln "Tss, die lernen es nie…"
 

Ein Lächeln, das Aya nur allzu bereit spiegelte. Er verschwendete keine Worte an den Mann, dem sein Kampfwille galt. Er verschwendete keine Worte über das, was Schuldig provozieren wollte. Sie waren Feinde, immer gewesen, es war nicht nötig, sich in irgendeiner Weise zu erklären. Sein Tun zu rechtfertigen.
 

Lautlos, als wäre er der schwarze Tod selbst, setzte sich Aya in Bewegung, schwang das Katana in einem Winkel, der es ihm ermöglichte, mit aller Gewalt zuzuschlagen und gleichzeitig mobil zu bleiben, auszuweichen. Seine Hände krampften sich um das Schwert, fühlten den ledernen Griff, sahen das glänzende Metall. Sahen Schuldig. Schwarz. Er war Schwarz. Der Hass.
 

Nicht all zu überrascht von dem Angriff, sprang Schuldig mit einer Drehung nach hinten weg, um sich aus dem Radius von Ayas Schwert zu entfernen. Er bemerkte den tödlichen Ernst hinter diesem Angriff, verfehlte ihn die Klinge doch nur dank seines Geschicks und dem Wissen um Ayas Kampfkünste.
 

Das Blumenkind macht also ernst...nein, das war kein Blumenkind mehr...das hier war ein angriffslustiges Kätzchen, verflochten sich seine Gedanken und öffneten ein Tor zu seinem Spieltrieb, den er momentan verdrängt hatte, als er Aya entdeckt hatte.
 

Ein unternehmungslustiges Lächeln erhellte sein nachdenkliches Gesicht und wuchs rasch zu einem Grinsen heran. "So hitzig heute, mein Kater?"
 

Er lachte laut auf, als wäre es keine todbringende Klinge die nach ihm schlug.
 

Kater? Abyssinian war für Schuldig also nur ein kleines, unwichtiges Ding, mit dem er spielen konnte, wann er wollte. War es das, was er bisher nicht geglaubt hatte? Schwarz spielte nur mit ihnen…hatten sie nur die ganze Zeit getan. Auch die Entführung…alles ein Spiel. Um sich selbst zu belustigen.
 

Aya lachte stumm, völlig fehlplaziert. Er kicherte, während Mordlust in seinen Augen schimmerte. Mordlust und Wut auf den Mann, der vor ihm stand und seine Späße mit ihm trieb. Er hatte einen Auftrag und den würde er erfüllen!

Wieder und wieder setzte Aya dem anderen Mann nach, fing sich ab, wenn er ins Leere strauchelte, versuchte vorherzusehen, wie Mastermind als nächstes reagieren würde. Seine Augen weiteten sich vor unbändigem Irrsinn, vor Verlangen nach dem Blut des höhnenden Schwarz.
 

Schuldig erkannte den treibenden Pol in Aya, sah dessen ungebremsten Hass, die Unbeherrschtheit, die sich auf ihn stürzte. Blitzschnell wich er erneut aus, versuchte hinter Aya zu gelangen, was nur schwer möglich war. Sein Atem ging bereits schneller, sein Herzschlag rannte ihm davon. Langsam wurde er wirklich noch wütend, befand Schuldig, als er sah, wie Aya sich in keinem Augenblick daran erinnerte, wie sie und über was sie sich unterhalten hatten.
 

Wieder wich er aus, ließ sich von dem tödlichen Schwertstreich nicht erwischen.

Er wird aufgerieben, dachte sich Schuldig in einem Moment, als er sich selbst noch zu beherrschen versuchte, anders als sonst, noch immer möglichst ruhig im Innern blieb.

Schuldig konnte sehen, wie sich Ayas Gebundenheit an seine Schwester, an die Ketten von Kritiker ihn zu einem bissigen Tier werden ließen, an die Kette gelegt und wild um sich beißend. Seine Augen sagten es ihm, in denen der Wahnsinn loderte.

‚Brad, verdammt' sandte er Gedanken in diese Richtung aus.

‚Hast du Probleme? Ich bin auf dem Weg zurück.'

‚Probleme nicht wirklich, eher...', schwieg er wieder nachdem Aya ihm gefährlich nah kam. Doch diese kurze Pause weckte auch seine telepathische Aufmerksamkeit auf ein anderes Objekt. Einen unscheinbaren Mann im Schatten, der laut seiner Gedanken Aya observierte. Ein Kritikeragent.

‚Brad, Komm her, wir müssen hier etwas erledigen, so geht das nicht weiter, das Blumenkind dreht halb durch.'

‚Und?'

‚Schwing deinen Arsch hierher, Crawford, du kriegst auch meinen Anteil an dem Auftrag.'

‚Sag das doch gleich.'
 

Schuldigs Blick fixierte die lodernden Amethyste, die sich kaum mehr der Umgebung, der Realität bewusst schienen. Um Aya dort herauszuholen, dort wo er jetzt war...im Innern war, brauchte er Crawfords Fähigkeiten. Und dieser Agent im Verborgenen war ebenfalls noch ein Problem.
 

Was noch für Schuldig nach Hass ausgesehen hatte, wandelte sich innerhalb von wenigen Sekundenbruchteilen in grelle, schmerzende Verzweiflung für Aya. Er konnte nicht gewinnen…er konnte es nicht, wenn der andere Mann ihn verspottete und ihm immer wieder auswich ohne ihn anzugreifen. Immer und immer wieder…

Aya keuchte, sein Puls raste wie verrückt vor Hass und Anstrengung. Er reagierte nicht auf die Sätze seines Teams, die ihn per Interkom erreichten. Er INTERESSIERTE sich nicht dafür! Schuldig war derjenige, der getötet werden musste! Wenn…wenn es ihm heute nicht gelang, was würde dann aus Aya werden? Was würden Kritiker tun? Es war ein Auftrag, er KONNTE nicht versagen!
 

Seine hastigen Atemzüge wurden schwer, ja…verzweifelt. Seine Bewegungen unkoordinierter, nur noch darauf fokussiert einen Treffer zu landen. Mit allen Mitteln. Nichts konnte ihn aufhalten…gar nichts, so sehr hatte er seine Umgebung ausgeblendet.
 

Die Situation schnell erkennend, konnte Schuldig momentan kaum etwas unternehmen, da dieser Kritikeragent mit Sicherheit zu seinem Herrchen laufen würde um diesem Bericht zu erstatten, wie Aya sich bewährt hatte.

Die Verzweiflung des Weißkillers war greifbar, und sie machte Schuldig auch wütend. Er wusste, dass Aya ihn töten musste, dass es unabdinglich für den Anderen geworden war und dies ihn zu zerstören drohte.

Zum ersten Mal verdammte Schuldig sich selbst, dass es so gekommen war. Hier hatte er wieder vor Augen, was er angerichtet hatte. Wie er den Weiß zerstören konnte.. denn er war auf dem besten Weg dahin.

Er hatte genug von dieser Sache! Eindeutig genug.

Erneut wandte er sich unter dem Schwert durch, drehte sich blitzschnell und verpasste Aya einen Schlag in die Nierengegend. "Na, Kitty, schon müde?"

Er hasste sich selbst für diese Frage, doch es war notwendig, um Aya vor dem Verdacht des Verräters zu befreien, denn das war er nicht.
 

Für einen Moment gehemmt durch inneren wie äußeren Schmerz konnte Aya nichts anderes tun, als sich die Seite zu halten und dem Teufel, der vor ihm stand ins Gesicht zu zischen, ihm seine Verachtung mehr als deutlich zu zeigen. „Ich mach dich fertig, Schwarz!“, war das Einzige, was er hervorpressen konnte, als er – ohne Rücksicht auf die stechenden Schmerzen in seinem Körper – weitertaumelte und erneut ansetzte. Er war noch lange nicht am Ende! Nein…er würde weiterkämpfen!

„Du entkommst mir nicht!“ Er schrie…wütend. Erbost. Verzweifelt. Stürzte sich auf Mastermind.
 

"Wer sagt denn, dass ich dir entkommen will", lächelte er Aya in altbekannter Mastermind-Weise an, trieb sein Spiel mit dem gequälten Mann weiter. Ohne dass er es wollte, wirklich wollte.

Es war eine Farce, was er hier veranstaltete, die Show, die er dem Kritiker Agenten zu Ayas Wohl bot, war grausig. Denn Aya war kaum mehr als das zu erkennen, was er war. Nichts war mehr übrig von dem Mann, den er in seiner Wohnung gehabt hatte. Hier existierte nur noch rohe Verzweiflung.

‚Brad, es wird langsam knapp.'

‚Sofort. Was soll ich ...', stockten kurz die Gedanken ‚Du wirst mit ihm nicht fertig? Das finde ich nun doch etwas schwach, Schuldig.'

‚Das Problem ist nicht er...oder doch... aber viel mehr der Kritikeragent, der dort hinten steht und eine gute Show sehen will. Ich hab vor, sie ihm zu geben, aber ich will Aya nicht über den Haufen schießen, meine Fähigkeiten nutzen mir bei ihm nichts, also bist du dran.'

‚Und wie stellst du dir das vor?'

Schuldig sah wie Crawford durch die Tür kam, sich bereits seiner Anzugjacke entledigte, seine Krawatte löste.

‚Beende dies. Ich kann ihn so nicht sehen, es macht mich halb verrückt, er geht drauf dabei.'

‚Du bist schon verrückt', kam die schnelle Antwort zurück, als Schuldig auch schon sah, wie Crawford sich mit einem eisigen Lächeln Aya näherte, ohne dass dieser bisher davon Wind bekommen hatte.

‚Nenn es wie du willst, aber krümm ihm ja kein Haar.'

‚Irgendwelche besonderen Wünsche?'

‚Nicht das Gesicht, nicht in den Unterleib, keine wichtigen Organe, keine Knochenbrüche, nur schillernde Farben und schmerzende Stellen, wenn du schon fragst.' Schuldig grinste.

Brad sagte nichts, war zu konzentriert wie es augenscheinlich aussah. Wieder griff Aya Schuldig an, doch diesmal war Brad zur Stelle, wirbelte Aya herum und schlug ihm das Schwert aus der Hand in dem er das Handgelenk fasste, ihn zwang mit einem schmerzenden Griff das Schwert loszulassen.
 


 

Aya stöhnte überrascht auf, als ihn plötzlich eine zweite Gestalt von seinem Ziel wegriss und ihn in einer einzigen Bewegung seiner Waffe entledigte. Crawford! Nein…NEIN! Der Amerikaner würde ihm die Chance, Schuldig zu töten, zunichte machen! Er hatte keine Chance gegen die Beiden! Doch…noch...war er nicht fertig. NOCH nicht!
 

Sein freier Ellbogen holte aus, ruckte in einem scharfen Winkel in Richtung Gesicht des Orakels, während er an dem gefangenen, schmerzenden Handgelenk riss. Sein Schwert irgendwo…irgendwo weit weg von ihm, er alleine mit seiner hassenden Verzweiflung und dem Spott der beiden Schwarz.
 

Für Brad war es keine Schwierigkeit, dank seines exzellenten prägkognitiven Sinns Aya auszuweichen, sondern eher die Stellen in seinen Attacken zu vermeiden, die Schuldig ihm untersagt hatte.

Manchmal wusste der Amerikaner nicht so recht, wer von ihnen hier das Sagen hatte...

Er deckte Aya mit einer schnellen Abfolge von Fausttreffern ein, erkannte schnell, dass der Andere zu aufgewühlt, zu verzweifelt war um sich selbst zu decken. So fand er die ungeschützten Stellen und bearbeitete sie mit einem überheblichen Lächeln.
 

Ein Lächeln, das Aya nicht sah durch den Schmerz, den seine geschundenen Stellen ihm schickten, als Crawford einen wohl platzierten Hieb in seinen Magen schlug und ihn sich keuchend krümmen ließ. Ihm nun die kaum vorhandene Deckung nahm und mit einem Kinnhaken nachsetzte, der Aya zur Seite taumeln ließ.

Er rang für ein paar kostbare Momente mühsam nach Luft, spuckte den überflüssigen Speichel aus und setzte dann hasserfüllt dagegen. Ballte die Faust und schlug nutzlos zu. Der Amerikaner sah alles…aber auch wirklich jeden Hieb voraus und wich ihm aus. Nutzte seine momentane Schwäche, um noch einmal in die Magengegend zu langen und Aya auf die Knie zu schicken.
 

‚Nicht das Gesicht hab ich gesagt!' Schuldig knirschte mit den Zähnen, während er scheinbar gelangweilt daneben stand und seinem Leader dabei zu sah, wie er den Weiß Killer auf den Boden schickte. Wohl mehr in der Bewusstlosigkeit als unter ihnen weilend.

Seine Hände in den Hosentaschen verborgen, waren zu Fäuste geballt, doch seine Lippen zierte ein verächtliches Lächeln, dass er dem Kritiker Spion präsentierte.

‚Mach Schluss, Crawford'

Er konnte es einfach nicht mehr sehen wie Aya vor ihm halb lag, der Körper wohl ein einziger Schmerzpol, und doch brodelte es noch in dem Japaner, konnte Schuldig genau sehen, wie sich der Körper wieder erheben wollte, egal was folgen würde.

Schuldigs Augen waren wie betäubt auf Aya gerichtet als dieser unter dem nächsten gekonnten Schlag durch Crawfords Faust geführt mit einem Ächzen zusammenbrach. Während Crawford seine Kleidung wieder einsammelte, trat Schuldig in aller Seelenruhe zu Aya hin, blickte auf ihn herab, als wäre er der Sieger und holte mit seinem Fuß aus, trat ihm kräftig in den Bauch und lachte schallend dabei... .
 

So sollte zumindest das Bild im Kopf des Spions aussehen, welches dieser von der Szene hatte. Schuldig hatte jedoch nur leicht den Bauch von Aya berührt, vorher in seiner Intensität etwas abgebremst.

Aber das sollte nun wirklich genügen.

Er stöberte noch im Kopf des Agenten umher und befand, dass dieser die richtigen Schlüsse zog.
 

Schuldig lief mit Crawford zügig nach draußen, sprach kein Wort, auch wenn seine Hände zitterten und er das Gefühl hatte den Boden unter sich zu verlieren... Ihn dort in diesem Zustand liegen zu lassen, war nicht das, was er brauchte um sich wohl zu fühlen, grinste er etwas unsicher, als sie in den bereitstehenden Wagen stiegen.
 


 

o~
 

„Aya…AYA! Verdammt, melde dich!“, zischte Omi ins Interkom, erhielt jedoch, wie in den letzten Minuten auch keine Antwort. Sie hatten weder den Mann noch die Daten bekommen und zusehen müssen, wie dieser sich im Helikopter absetzte. Mission fehlgeschlagen…

Der blonde Weiß fluchte wortgewandt und bahnte sich mit dem Rest seines Teams den Weg nach unten…in die Tiefgarage des Gebäudes. Nur um dort das zu sehen, was seine schlimmsten Befürchtungen wahr werden ließ.
 

Aya…da war Aya! Omis Herz blieb stehen, als er das entsetzte Keuchen der anderen beiden Weiß hinter sich vernahm und sah, wie Youji losrannte. Aya…reglos. Schwarz…Schwarz war hier gewesen. Gott nein, hatten sie ihn etwa…

Sie alle beugten sich entsetzt und schweigend über ihren Anführer, während Youji den Puls des rothaarigen Japaners erfühlte. Schließlich erleichtert nickte.
 

„Er lebt. Sie haben ihn nicht getötet.“ Aber dafür zusammengeschlagen. In Omi brannte Hass empor. Glühender Hass auf Schwarz…dass sie es wagten, ihnen Aya zu entführen und ihn so fertig zu machen. Was hatten sie ihnen jemals getan, um das zu verdienen? Was hatte Aya getan, dass sie ihn so quälten? Er zischte leise.
 

„Komm…wir tragen ihn zum Wagen“, erlöste Youji ihn jedoch aus seinen Gedanken und hob den bewusstlosen Rotschopf zusammen mit Ken in die Höhe, überließen es Omi, das achtlos beiseite liegende Katana aufzunehmen. Legten ihn schließlich behutsam auf die Rücksitzbank des Wagens und setzte sich neben ihm, dessen Kopf vorsorglich auf seinem Oberschenkel. Aya sah grässlich aus. Völlig zerschlagen und fertig. Schuldig hatte also doch nur gespielt, um ihn jetzt fertig zu machen. Das würde Krieg bedeuten.
 

Schweigend fuhren sie los und es dauerte keine fünf Minuten, bis ein leises, schmerzerfülltes Stöhnen die Rückkehr ihres Anführers ankündigte.
 

o~
 

Aya konnte sich nicht erinnern, schon jemals solchen Schmerzen ausgesetzt gewesen zu sein. Solcher Übelkeit…solcher…Leere. Leere, die dem Hass folgte, dem Zorn. Der Verzweiflung. Crawford war da gewesen und hatte ihn fertig gemacht. Hatte ihn daran gehindert, Schuldig zu töten. Nein…das durfte nicht sein…jetzt war alles verloren. Er hätte Schuldig töten müssen, das war seine Aufgabe und er hatte wieder versagt. Schon wieder.

Aufgeschreckt durch die lauten Geräusche, fuhren seine Augen hoch und trafen auf grüne, besorgte. Youji! Was…?
 

"Er öffnet die Augen", sagte dieser zu Omi um ihn und Ken zu beruhigen, die mit schweigenden Mienen vorne saßen.

"Wir sind auf dem Weg nach Hause, alle sind in Ordnung, bis auf dich, Aya", wollte er dem Jüngeren zeigen, dass er sich keine zusätzlichen Sorgen machen musste. So wie er Aya kannte, hatte dieser sicher die Befürchtung gehabt, dass es ihnen ähnlich ergangen war. "Brauchst du gleich etwas gegen die Schmerzen, oder geht's noch? Ken hält sonst unterwegs schnell an."

Er hatte Aya einer flüchtigen Untersuchung unterzogen, keine Blutungen festgestellt, die von einem Schuss oder einer Stichwaffe stammten.
 

Schmerzen? Nichts passiert?

Aya schüttelte benommen den Kopf. Wie…? Zu viele Informationen, zu wenig Kraft, diese zu visualisieren, geisterte es durch seine Gedanken, ließ ihn sich erst dann bewusst auf das Gesagte des blonden Weiß ein. „Nein…geht schon…“, erwiderte er aus dem einfachen Grunde, dass er nicht anhalten wollte. Nach Hause…nur nach Hause.

Er fuhr sich mit der Hand über seinen lädierten Körper, versuchte sich schließlich aufzurichten. Scheiterte einfach an dem Schmerz, der seine Nervenzellen belagerte und ihn Sterne sehen ließ. „Die….Mission…?“
 

"Ein Desaster, wir haben weder die Zielperson ausschalten können, noch die Unterlagen in unseren Besitz gebracht."

Yohjis Hand lag im roten Haarschopf, als er den Kopf schüttelte.

"Alles schief gelaufen, war kein guter Tag", sagte er milde und versuchte sich sogar an einem Lächeln, wenn es auch schmal war. Sie hatten Aya bei sich, er lebte und sie waren vorerst in Sicherheit.

Ein verpatzter Auftrag hatte sicherlich eine ordentliche Standpauke zur Folge.
 

Aya stöhnte verzweifelt auf, machte sich in diesem Moment keine Gedanken darüber, ob seinem Team diese Schwäche verborgen blieb oder nicht. Alles…schief gelaufen? Die Mission ein Fehlschlag? Alles nur wegen ihm und seiner Wut auf den Telepathen, der ihn verspottet hatte. In seinem Zorn, seinem Hass hatte er Schuldigs Lachen, dessen Bemerkungen gehört. Wieviel Spaß es dem Deutschen doch gemacht haben musste, ihn fertig zu machen.

Ihm vor Augen zu halten, wie falsch es war, auch nur ein Feindeswort zu glauben. Ja…wie falsch, das hatte er am eigenen Leib gespürt, als Crawford ihn mit dämonischer Freude zusammengeschlagen und Schuldig daneben gestanden hatte. Sich das Spielchen beguckt hatte. Wie sie jetzt wohl über ihn lachen würden.
 

Die Wangen des rothaarigen Weiß brannten vor Scham von dieser Niederlage, dieser Demütigung. Sein pochender, schmerzender Kopf wandte sich ab, zum Polster der Rückenlehne hin, als er sich halb in den Oberschenkel seines Freundes, halb in die Lehne vergrub.
 

Damit nicht nur Omi verschreckte.
 

Denn auch Yohji irritierte dieser Laut, der so ganz unüblich von Aya kam. Automatisch fuhren Yohjis Hände zu den verkrampften Fingern, legten sich darüber, wollten somit zeigen, dass Aya verstanden wurde.
 

Er nicht allein war.
 

Beim nächsten Mal kriegen wir sie, wollte er sagen, doch er schwieg. Was hätte es schon gebracht?
 

Hatte Schuldig ihn so derart zugerichtet? Und wir sollen nicht hassen? Was außer unserem Hass hält uns noch auf den Beinen?
 

Yohji presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen, blickte hinaus in die Nacht während sie nach Hause fuhren. Schweigen füllte den Innenraum des Wagens, bis sie endlich parkten und Omi die hintere Tür öffnete. Yohji nahm sich vor, mit Aya darüber zu sprechen, sobald es ihm etwas besser ging.
 

Nur weil der Auftrag nicht erfolgreich verlaufen war...deshalb war Aya nicht so...ja Yohji würde die Geste der Abwendung als Scham interpretieren.
 

Aya war dankbar für den Beistand dieser Hände gewesen, die die Seinen wärmten. Dankbar für die Stille, für die nicht laut geäußerten Fragen. Er hatte Youji widersprochen…vor einem Tag. Hatte versucht, Schuldigs Tun zu rechtfertigen und irgendwie zu beschönigen. Die hässliche Realität hatte sich nun gezeigt, und wie konnte es auch anders sein, er musste nicht nur geistig dafür büßen.

Das war Schwarz’ Rache an ihm…für was auch immer er getan haben mochte.
 

„Aya…komm, ich helfe dir auf“, drang Omis Stimme in seine Gedanken und ließ ihn langsam aufsehen. Ließ ihn die Hände sehen, die sich seinen entgegenreckten. Er nickte leicht, wusste, dass er alleine nicht mehr in der Lage war aufzustehen oder sich auch nur einen Zentimeter auf seinen eigenen Füßen zu bewegen. Mit vor Schmerz starr zusammen gepressten Lippen robbte er sich auf der Rückbank zur Tür hin und ließ sich schließlich aufhelfen. Keuchte dunkel vor Qual, die seinen Brustbereich und Magen durchzog. Vor Übelkeit, die wieder und wieder in ihm aufwallte.
 

Er wollte ins Bett…sich einfach nur noch verkriechen und für nichts die Verantwortung übernehmen, was heute Abend passiert war. Doch bis dahin war es ein langer Weg, wie er mit Grauen feststellte. Er wusste nicht, wie er die Treppe hochkommen sollte. Auch mit Hilfe des Jungen, der sorgsam seinen Oberkörper umfasst hielt, war das Gehen eine momentan schier unlösbare Aufgabe, die er dennoch mit störrischem Willen zu bewältigen gedachte. Einen Schritt vor den anderen. Einen…vor den anderen…
 

Ken kümmerte sich um die Unterbringung des Wagens und Yohji eilte zu Omi, der Aya half, ins Innere zu kommen. Er nahm Aya auf der anderen Seite unter der Schulter, doch dieser konnte kaum laufen, krümmte sich wieder zusammen.

Yohji wollte das nicht mehr lange mit ansehen, fluchte verhalten und nahm Aya kurzerhand auf die Arme. Mit grimmigem Blick, den er sowohl Omi als auch der Tür vor ihnen zuwarf trug er Aya hinein.

"Kein Wort", sagte er zu Aya. Er wollte jetzt keine Widerrede hören. Stolz hin oder her, er hatte ihn heute nicht zum ersten Mal getragen. Und sie kannten sich gut genug, das sollte Aya wissen. Aya konnte froh sein, diese Attacke der beiden übersinnlich befähigten Schwarz überlebt zu haben.

So schnell es ihm möglich war strebte er die Treppe an, erklomm sie zügig.
 

Als wenn Aya auch nur irgendetwas dagegen gesagt hätte, dass ihn nun auch noch Youji wie eine Braut durch die Gegend trug. Er fragte sich unwillkürlich, ob er irgendetwas dermaßen Weibliches an sich hatte, dass jeder meinte, ihn auf die Arme nehmen zu müssen. Anscheinend schon…

So ließ er sich von einem schwankenden und schnaufenden Youji zu seinem Zimmer bringen, immer in der Befürchtung, dass er den wenigen Halt verlor, den er durch die Arme seines Freundes noch hatte. Doch dem hatte er ja schließlich abgeholfen, als er sich mit seinen Armen an dessen Hals festgehalten hatte. Um wenigstens etwas Sicherheit zu haben. Auch wenn es schmerzte. Sein Magen, seine Rippen, sein Kinn. Alles.
 

Yohji ließ Aya auf dem Bett sitzen und setzte sich daneben, froh ihren Freund wohlbehalten zuhause zu haben.
 

Ihm war der Blick von Aya durchaus aufgefallen. "Hätte ich dich über die Schulter legen sollen?", äußerte er sich zu seiner Tat murmelnd. "Hast sich Schmerzen dort." Yohji zuckte mit den Schultern stand dann auf.
 

Omi hatte in der Zwischenzeit das Verbandsmaterial samt Koffer gebracht und stellte diesen aufs Bett.
 

"Kommst du klar?" fragte Yohji und sah, dass Aya seine Ruhe wollte. Einige Prellungen mussten behandelt werden, doch mehr als oberflächlich war da nichts zu machen.
 

Aya nickte und seufzte leise. Über die Schulter hieven? Wie einen Sack Kartoffeln? Nein danke…da war es schon besser, wie Youji ihn gerade getragen hatte. Doch das stand hier nicht zur Debatte, ganz im Gegenteil. „Ist schon in Ordnung, Youji…aber lass mich jetzt alleine, ich komme schon zurecht.“

Ja…das kam er wirklich, wollte er doch nicht, dass sein Team seinen geschundenen Körper sah. Er lehnte sich vor, verzog verbissen die Lippen und holte sich den Verbandskasten heran.
 

„Komm Youji“, sagte Omi leise, wusste er doch, dass es nichts brachte, Aya nun noch zu widersprechen, wo der andere Mann doch so völlig fertig aussah. In sich zusammengesunken, bleich und geschlagen…wie konnte das nur passieren? War es ein Schwächeanfall gewesen, der ihn den beiden Schwarz ausgeliefert hatte? Oder…hatten sie ihn zu zweit überwältigt und dann…Omi schluckte. Das würden Schwarz nicht überleben. Keiner von ihnen.
 

Er nickte dem blonden Mann zu und gemeinsam verließen sie Ayas Zimmer, hörten noch, wie sich ihr Sorgenkind auf die Matratze fallen ließ. Vielleicht war es besser so. Für sie alle. Für die Fragen, die ihnen in den Köpfen herumgeisterten und bis morgen darauf warten mussten, ohne Vorwurf vorgebracht zu werden.

Ohne Verdacht…
 

o~
 

Ein leises, unangenehm trockenes Stöhnen entkam der ausgedörrten Kehle, die nun ein weiteres Mal seufzte und die Schmerzen verfluchte, die sie wach hielten. Eine blasse, mittlerweile mit dunklen, crawfordschen Fingerabdrücken verzierte Hand griff grollend zu der mitgebrachten Flasche Wasser und trank sie in einem Zug leer. Warf sie dann achtlos auf das Bett.
 

Auch wenn ihm das ein neuerliches Ächzen entlockte, schälte sich Aya nun aus seiner sonst so bequemen Unterlage, die Stirn kühl vor kaltem Schweiß. Er wollte hier raus, bekam keine Luft mehr in seinem engen Raum, der ihn schier erstickte vor im Kreise laufenden Gedanken. Er musste an die frische Luft…dorthin, wo ihn die nächtlichen Geräusche ihres hellhörigen Hauses nicht stören würden.
 

Auf ihr Flachdach, von dem er die Sterne genießen konnte, die so klar und leicht über ihnen ruhten und ihm das schenkten, was er selbst sich am heutigen Abend verneint hatte. Ruhe…Gelassenheit.

Aya raffte seine Bettdecke und schlich so gut es ging lautlos nach oben. Öffnete die metallene Tür zu seiner wortwörtlichen Freiheit und war für einen Moment von der ihm entgegen kommenden kalten Frischluft erschlagen. Atmete sie dann jedoch selig und ruhig ein, gewöhnte seine Lungen an den Eishauch.
 

Er ließ sich in der Nähe des Randes an einen der Betonaufsätze nieder und lehnte sich in die Decke gemummelt an die allzu harte Oberfläche, die ihn leise fluchen ließ. Wieso hatte er noch einmal gleich die Schmerztabletten ausgeschlagen? Weil er nach Hause wollte? Wie kurzsichtig…
 


 

Es war mitten in der Nacht. Unruhe kam in einem der Männer auf.
 

Ein kurzer Gedanke huschte durch seinen Kopf. Doch er schlief weiter...
 

Das Haus schien ruhig, die Lichter waren aus, die Gedanken lagen in den Tiefen der Träume verborgen und Schuldig ließ seine Beobachtungen bei einer zweiten Zigarette Revue passieren. Er hatte die Gedanken von dem großen blonden Weiß gelesen und fragte sich wer zu so später Stunde noch nicht schlafen konnte. Das konnte nur einer sein...
 

Er hatte sich Sorgen gemacht. Bei allem Hin und Her bei allem sich um diesen Punkt windend. Es war unumstößlich. Und wo hatten ihn seine Schritte hingelenkt? Besser gesagt, sein Wagen? Zu dem Haus, in dem Weiß lebte. Keine gute Gegend um sich blicken zu lassen, befand er selbst mit einem zynischen Lächeln.
 

Geradezu lebensgefährlich war es, nach der Aktion von vor wenigen Stunden in die Nähe des ,Jägers' zu gehen.

Desto erstaunter war er auch, als sich die Tür des Daches öffnete und jemand zu ihm aufs Dach kam. Er hatte es nicht...bemerkt, schockte ihn diese Tatsache... wie...?
 

Doch gleich keimte in ihm die Erkenntnis...wie auch, wenn es Aya war, dessen ,Nicht-Anwesenheit' ihm eigentlich sofort auffallen hätte müssen.
 

Schuldig zog sich weiter in den Hintergrund zurück, da ihm der Beobachter, den Kritiker geschickt hatten, noch immer im Gedächtnis war...und nicht nur das.
 

Er hatte sich nicht umsonst das Dach ausgewählt als bester Punkt um...ja...um Aya nahe zu sein. Zwei Kritikeragenten saßen dort unten in ihrem Wagen und observierten Aya.
 

Er trat seine Zigarette aus, steckte die Hände wieder in die Taschen seines Mantels, sein Schal wehte leicht im Wind, die Haare steckten unter dem Mantel.
 

"Du wirst beobachtet. Kritiker haben einen Agenten geschickt, der dich beobachtet hat, während wir kämpften", sagte er so leise wie möglich, damit Aya ihn hörte, sich aber nicht verriet. Eine schwierige Situation.
 

Er konnte den Hass spüren, den Aya gegen ihn hegte. Aber wie sollte er es jetzt ändern?
 

Leichter Zigarettengeruch wehte begleitet von den feindlichen Worten zu Aya hinüber und ließ ihn aus seiner friedlichen Betrachtung der Sterne hochschrecken. Schuldig…Schuldig war hier und hatte immer noch nicht genug. Glaubte immer noch, er könnte wieder und wieder in sein persönliches Umfeld eindringen. Besonders jetzt, nachdem er grinsend an Crawfords Seite gestanden hatte. Dennoch…die Worte des anderen Mannes ließen Aya eher unbewusst reagieren und einen Blick nach unten werfen. Um genau das zu sehen, was der andere Mann gesagt hatte.
 

Waren das wirklich Kritikers Agenten, die ihn beschatteten? Oder versuchte Schuldig nur weiter eines seiner Spielchen? Doch was hatte ein Auto mit zwei Männern um diese Zeit hier zu suchen? Gar nichts…rein gar nichts.

Ayas Blick hob sich wieder zurück gen Himmel, ignorierte die evidente Gefahr in seinem Rücken. Ignorierte den Schmerz, den ihm sein geprellter Körper aussandte.
 

"Die kleine Showeinlage, die Crawford und ich dem Agenten geboten haben, war wirksam. Er hat alles umgehend seinem Vorgesetzen per Funk durchgegeben. Seine Gedanken zu manipulieren hätte keinen Zweck gehabt, er war geschult, kannte sich ein wenig damit aus.

Ich hätte mich nicht auf einen Kampf eingelassen mit dir, wäre nicht dieser Agent vor Ort gewesen. Ich hab ihn bemerkt, als wir kämpften."

Er verstummte für kurze Augenblicke, seufzte ungehört.

"Ich wollte das nicht, zumindest nicht in der Form, die du mir zutraust."
 

So…das war also alles nur eine Showeinlage gewesen. Schuldig hatte das alles gar nicht gewollt? Aya war versucht zu lachen. Was für eine verdrehte Welt war das hier? Schwarz half Weiß, indem sie sich so lange prügelten, bis eine Partei bewusstlos zu Boden ging. Und alles nur, weil ihn angeblich diese Agenten beobachteten. Doch war das wirklich so undenkbar? Nach dem Verhör? Wieso sollten sie ihn da nicht beschatten?
 

War das Schwarz’ Motiv gewesen? Schwer vorstellbar. Aya glaubte nicht daran, nicht nachdem er sich so dermaßen gedemütigt fühlte. Vielleicht später irgendwann, doch jetzt nicht. Jetzt nutzte er den Schmerz, der ihm das Atmen erschwerte und Übelkeit bereitete, um Schuldig als den Gegner anzusehen, den er brauchte. Schwarz, nichts anderes.
 

Er erhob sich leise ächzend mit einem letzten Blick auf das dunkle Auto und drehte sich dann um. Entdeckte Schuldig, wie er dort stand, ohne böse Absichten, scheinbar, völlig entspannt und einsam. Er näherte sich ihm ohne eine Miene zu verziehen, ohne kenntlich zu machen, was seine Absichten waren, die dicke Daunendecke auf seinen Armen. Erst kurz vor Schuldig blieb er stehen, fixierte den anderen Mann so wie er dort stand.
 

„Das macht es noch viel schlimmer“, sagte er ebenso leise. „Wir sind Feinde und werden es auch immer bleiben. Hör auf, mir Schwierigkeiten zu bereiten, auf was für eine Art und Weise auch immer. Wir kämpfen gegeneinander und werden uns irgendwann töten. Akzeptier das endlich und lass mich meine Dinge regeln. Du stehst mir dabei nur im Weg, machst alles noch schlimmer als es schon ist. Geh zurück zu Schwarz und sei weiter der Teufel, den ich umbringen will.“
 

Schuldig schüttelte leicht den Kopf, und lächelte sanft. Seine Augen spiegelten das wieder, was er in sich selbst verbarg. Die Trauer und auch Zuneigung zu dem anderen Mann. Sie würden sich jetzt zum letzten Mal auf dieser Ebene begegnen, dessen war er sich sicher.

"Ich brauche nicht zurückzugehen. Ich bin Schwarz, bin es immer, egal wo ich bin oder wann oder wie. Es bleibt das Gleiche. Für dich und für viele andere. Für mich selbst..." Der Satz verlor sich in Gedanken und er verstummte, nicht willens, noch länger hier zu stehen. Sein Blick suchte die Sterne.

"Ich wollte nur sehen, ob es meinem Feind auch gut geht, nicht, dass es mir langweilig wird, das nächste Mal..." Er wandte sich um, drehte den Kopf ein letztes Mal zu Aya. "...wenn wir uns töten wollen.

Ich habe eine gewisse Verantwortung dadurch, dir gegenüber, wenn es meinem Feind gut geht, geht es mir auch gut." Er zwinkerte und näherte sich dem Dachfirst um hinabzusteigen.
 

Das, was Schuldig nicht sah, war das trotz allem traurige Lächeln des Weiß in seinem Rücken. Wie einfach war doch purer Hass gewesen. Wie einfach war es doch gewesen, in sklavischer Ergebenheit zu morden und sich um nichts Gedanken zu machen. Schon gar nicht darum, wie das eigene Leben verlief. Verdammter Schwarz, dass er ihn so dermaßen aus seinem Trott gerissen hatte. Verdammt war Schuldig…bis in alle Ewigkeit.

Aya erwiderte nichts, sondern öffnete lautlos die Tür, schlüpfte schweigend durch den Spalt und schloss sie hinter sich. Lehnte sich für ein paar Momente an die kühle Flurwand und schloss die Augen. Es ging ihm schlecht. Viel schlechter als zuvor. Druck lastete auf seiner Brust, in seinem Hals.
 

Zuviel, mit dem er nicht umgehen konnte. Viel zu viel.
 

o~
 


 

Vielen Dank für's Lesen!

Bis zum nächsten Mal,
 

Gadreel & Coco



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  radikaldornroeschen
2018-07-09T12:16:06+00:00 09.07.2018 14:16
Aya hätte auch beim Kampf schon aufgehen müssen, dass das ein Fake ist... denn wie er schon erkannt hat, könnten sie alle Weiß jederzeit mit Leichtigkeit umbringen. Tun sie aber nicht.
Ich hoffe, Aya erkennt das.
Von:  silvermoonstini
2007-04-26T11:14:11+00:00 26.04.2007 13:14
Ich finde diese vielfältigen "Beziehungen" zwischen Schuldig und Aya habt ihr sehr gut strukturiert.Ich bin sher gespannt wie es weitergeht!


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