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Der Glasgarten

von

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Desperate Housemen

~ Desperate Housemen ~
 


 

„Aber nur noch die Regale, dann fahren wir zurück. Du siehst aus, als könntest du einen heißen Kaffee vertragen!“ Eine Ausrede, paradoxerweise aber auch die Wahrheit, da Aya immer noch darauf achtete, dass sich Schuldig nicht überanstrengte und sich ausruhte, damit er zu seiner eigentlichen Stärke zurückfand, die er seit China noch nicht wiedererlangt hatte.

„Was hast du denn mit dem Hammer getroffen?“, fragte Aya scheinbar unwissend und doch konnte er genau sagen, was es wohl sein würde.

Es war auch einer der Beweise dafür, dass Schuldig nicht nur gut und zärtlich war, nein, ganz und gar nicht. Böse und sadistisch, so hatte er Schwarz bis vor Monaten gesehen und das waren sie.

Gemeinsam verließen sie die Wohnmöbelabteilung.
 

„Etwas Weiches… Lebendiges“, gab Schuldig kryptisch an und sprach sogleich einen der Verkäufer an, die wie stets aus dem Nichts lächelnderweise auftauchten und sogleich zu Diensten waren.

Tatsächlich wurden sie zu einer kleinen Auswahl an hübschen Einrichtungen für begehbare Kleiderschränke geführt.
 

Aya ließ sich etwas zurückfallen. Etwas Weiches und Lebendiges… ein sehr plastischer Ausdruck für den menschlichen Körper.

Eben jener sadistischer, böser Mensch durchstöberte jedoch nun mit dem Verkäufer Regalsysteme, ganz normal und alltäglich, als hätte es das, was er gerade gesagt hatte, gar nicht gegeben. Es waren zwei Welten, die hier aufeinander stießen und zum Glück war der Verkäufer völlig ahnungslos.

Schuldigs Brutalität stieß Aya nicht mehr so extrem ab wie früher; unter anderem auch, weil seine eigene Art zu töten auch nicht unbrutal gewesen war. Weil er den Menschen hinter der Gewalt kannte. Doch löschte das Gräueltaten aus? Nein, doch auch bei ihm löschte es nichts aus.

Wirklich nicht.
 

Schuldigs sadistische Ader hatte sich jedoch dieses Mal gegen die Vorhersehbarkeit von Rans Gedanken gerichtet. Er bemerkte, dass sich Ran zurück hatte fallen lassen und schmunzelte innerlich darüber.

Er war vor einem der Regalsysteme stehen geblieben und favorisierte dieses, denn es bot nicht nur ausreichend Platz für ihrer beider Kleidung, sondern hatte auch noch integrierte Schränke für Schuhe und diverse andere Dinge, die nicht sofort jeder sehen musste…

Schuldig blickte zu Ran hinüber und deutete fragend auf das Objekt.
 

Aya brauchte derweil etwas, um sich aus seinen Gedanken zu lösen und die grünen Augen auch ohne Grausamkeit in ihnen zu sehen, ohne den Spaß am Töten.

Doch es ging hier um den Alltag, um das Aussuchen von Regalen, um Normalität im Ganzen. Dass sie beide Killer waren, wussten nur sie, nicht die Angestellten, die sie so freundlich berieten.

Aya besah sich das besagte Stück und nickte. Es war zweckdienlich und darauf kam es an. Wie Aya Schuldig und auch sich kannte, würden sie mit der Zeit viel zu verstauen haben.
 

Schuldig ging mit dem Verkäufer zu einer Sitzgruppe, die in der Nähe für Verkaufsgespräche eingerichtet worden war und sie machten den Vertrag fest.

Als sie alles erledigt hatten, kehrten sie den Möbeln den Rücken und verließen das Einrichtungshaus in Richtung Wagen.

Unterdessen löschte Schuldig das Gedächtnis der Mitarbeiter, was ihr Aussehen anbelangte. Den Rest beließ er, wie er war.

„Ich meinte meine Finger, Ran“, schmunzelte Schuldig Rans ernstes Gesicht an. Denn seit er dieses kleine Spielchen getrieben hatte … und dabei waren es nur drei kleine Worte gewesen, war Ran sehr still geworden.
 

Ein zweifelnder Blick traf ihn. Aya glaubte ihm das nicht wirklich. Eigentlich absolut nicht. Seine Finger... ja klar. Mastermind von Schwarz schändete seine Finger beim Nagel in die Wand schlagen.

Doch Schuldig klang ernst genug, dass Aya sehr geneigt war, es ihm zu glauben. Sehr sogar. So hatte er wenigstens keinen Grund, in ihrer beider Vergangenheit zu verweilen.

„Deine Finger“, wiederholte Aya in Gedanken und schnaubte. Aber es erst spannend machen. Spielchen mit ihm spielen, die ihn an damals erinnerten. Doch Schuldig hatte recht damit. Es gehörte zu ihrer beider Vergangenheit. Wieso sollten sie es verschweigen?

Oder keine Scherze darüber machen?

„Geschieht dir recht!“, versuchte er nun seinerseits einen Spaß.
 

Der Scherzbold fand es lustig und er lachte, bis sie am Wagen waren. Erst dann verkam das Gelächter zu einem leisen Lachen.

„Was hältst du davon, wenn wir noch schnell einkaufen und für heute Abend einige Leckereien kaufen, uns dann in die Badewanne begeben und diese einweihen und ich meine damit Alkohohl und Fressgelage… um etwaige bösartige Unterstellungen gleich auszuräumen!“
 

„Sehr viel!“, löste sich Aya nun endgültig von seinen dunklen Gedanken bezüglich ihrer beider vergangenen Tage.

„Fressgelage, soso. An was genau knabberst du denn?“, fragte er mit einem leichten Lächeln. Aya hatte da ja schon gewisse Vorstellungen, auch wenn er für heute derjenige war, der durchaus Lust hatte, den anderen zu poppen… aber sie würden keusch bleiben. Nur essen und trinken. Nichts anderes.
 

„Mit dieser so scheinheilig harmlos gestellten Frage torpedierst du meine gut gemeinte Absicht, Ran“, sagte Schuldig tadelnd und er ließ den Wagen an. „Seien wir doch ehrlich. Du bist doch derjenige, der heute statt essen und trinken, eher ficken und gefickt werden im Sinn hat“, sagte Schuldig mit genau demselben sanften Tonfall, den Ran zuvor angeschlagen hatte.
 

„So kann man das jetzt nicht sagen, Schuldig“, widersprach Aya ruhig, getragen, sanft; als ginge es um das Wetter. „Mir geht es durchaus ums Essen, ich habe Hunger und du auch, so blass, wie du um die Nase bist.“ Was sie danach noch trieben, konnten sie ja spontan entscheiden. „Alles andere ergibt sich dann“, lächelte er durchaus durchtrieben und sehr doppeldeutig.
 

„Wer ist hier blass?“ blaffte Schuldig, drehte sich den Rückspiegel so, dass er sein vermeintliches Spiegelb… Na guuut, er war blass. Sehr sogar. Selbst seine sonst übertünchten Sommersprossen, die bei jedem Sonnenstrahl in die Öffentlichkeit strebten, waren verschwunden.

„Ach … das bisschen vornehme Blässe“, tat er es ab und richtete den Spiegel wieder so hin, wie er gehörte. „Du willst mich bloß aufpäppeln, damit du mich bepoppen kannst und somit keine Angst haben musst, dass ich dir abklappe dabei.“
 

„Richtig“, sagte Aya so stocknüchtern, dass er es sich beinahe selbst glaubte und sah Schuldig dabei ernst ins Gesicht.

„Außerdem stoßen deine hervorstechenden Beckenknochen an und dadurch entstehen mir Hämatome. Keine schöne Angelegenheit, das kann ich dir sagen!“

Noch stocknüchterner…

Vor allen Dingen, da gerade ER das sagen durfte mit seinem recht schmalen Körperbau und Schuldigs dazugehörigen Kommentaren, er würde zu wenig essen und er könnte noch mehr auf den Rippen vertragen und er müsste gesünder leben.
 

„Bei mir steht nur eins manchmal hervor und das ist kein Knochen, Pinocchio!“ erwiderte Schuldig ebenso ernst wie Ran, während sie nach Yokohama zurückfuhren, dort wo ihre neue Bleibe war. Am Wasser in einem umgebauten Fabrikgebäude, in dem lediglich fünf andere Parteien wohnten. Teuer, exklusiv und weit ab vom Schuss. Und… wenn sie wollten, waren sie sehr schnell unten, denn die Wohnung hatte einen zweiten Notaufgang, der zwar anfangs zugemauert war, aber das hatten sie sogleich rückgängig machen lassen und dort eine schwere Tür geordert.

Vorerst war dort nur eine einfache Holztür, ein Provisorium. Aber in drei Wochen sollte es eine Sicherheitstür geben. Somit hatten sie zwei Aufgänge und Schuldig war rundum zufrieden mit ihrem Domizil.
 

„Ebenfalls Pinocchio! Und nein, bei dir wird auch nichts länger, wenn du lügst!“ Alleine die Vorstellung war seltsam, befand Aya und lehnte sich in seinem Sitz zurück, schloss die Augen. Die vergangenen Tage waren anstrengend gewesen: Schichten im Laugh hatten sich abgewechselt mit dem Marathon, eine Wohnung, ein Bett und Möbel zu finden. Dazu kamen dann noch Schuldig und Banshee, die Sorge um seine Freunde und vieles andere…zuviel.

Aya hatte das Gefühl, müder und erschöpfter zu sein als zu Weiß’ Zeiten, als er beides gemacht hatte: getötet und Blumen verkauft. Wie oft war er zu der Zeit erst um fünf Uhr morgens ins Bett gekommen, wie oft war er um sieben Uhr wieder aufgestanden und hatte gearbeitet?

Doch damals hatte ihn der Hass angetrieben, die Sorge um seine Schwester. Und nun? Was trieb ihn nun an?

Der Drang nach Normalität vielleicht.

Aber reichte er aus um ihn weiter zu stärken, besonders mit der neuen Bedrohung im Nacken?
 

Schuldig hatte den dringenden Verdacht, dass Ran keinen blassen Schimmer hatte, was oder wer Pinocchio eigentlich war. „Du meinst wohl… wenn du lügst. Denn bisher hatte ich noch keine blauen Flecken an deinem Unterleib bemerkt. Außerdem was… soll da schon länger werden?“
 

„Keine? Wenn ich daran erinnern darf: unser letztes Stelldichein in deiner alten Wohnung HAT bei mir Spuren hinterlassen dank deinem Eifer!“

Aya öffnete seine Augen und ließ seinen Kopf nach rechts fallen, beobachtete Schuldig dabei, wie er fuhr.

„Nein, ich meinte, wenn DU lügst. Das ist doch das Märchen von Pinocchio. Er lügt und seine Nase wird länger, oder nicht?“

Seine Mutter hatte ihm damals einiges vorgelesen, auch wenn Aya im Geheimen immer davon geträumt hatte, dass ihm auch seine Oma etwas vorlesen würde, eine alte, lächelnde Frau, die ihn mit ihren dunklen Augen schelmisch musterte.

Doch das war eine Wunschvorstellung. Seine Großeltern waren verstorben, bevor er zur Welt kam, hatte ihm seine Mutter erzählt. Es war schade. Aya hätte sie gerne kennen gelernt.
 

„Du hattest Hämatome?“, hallte es nicht nur verbal sondern auch innerlich ein wenig in Schuldig nach. Sie hielten gerade an einer Ampel und er wandte sich durchaus erstaunt zu Ran um. „Warum sagst du mir das nicht?“

Shit. So etwas sollte doch nicht wieder vorkommen, verdammt.
 

Ayas Blick wurde doch recht zweifelnd. Er runzelte die Stirn.

„Ja, hatte ich. Vielmehr Druckstellen davon, dass du mich gegen die Wand gepresst hast. Aber fange jetzt bloß nicht an, dir deswegen Sorgen zu machen und mich wie ein rohes Ei zu behandeln! Wir sind früher ganz anders miteinander umgegangen und wie oft hattest du von mir und ich von dir ein Veilchen, als wir noch gegeneinander gekämpft haben?“
 

„Das war ja wohl etwas anderes, meinst du nicht auch?“, sagte Schuldig und bemerkte, dass die Ampel umgesprungen war und er wieder fahren konnte.

Entweder war Ran zerbrechlicher, als er vorgab zu sein, oder er selbst war grober, als er glaubte.
 

„Ja, ist es, aber es zeigt, dass unser Level für Gewalt höher liegt, als das eines normalen Menschen. Wenn man hier überhaupt von Gewalt sprechen kann. Eher, dass unser Leben roher ist als das eines Normalsterblichen.“

Aya sah da kein Problem, aber er merkte, dass es durchaus eines für Schuldig war. Die Frage nach dem Warum stellte sich hier jedoch nicht; er konnte sich vorstellen, dass Schuldig immer noch Angst hatte, ihn zu verletzen. Doch das würde nicht mehr geschehen, er würde sich nie mehr selbst verletzen. Nie mehr.
 

Schuldig sah dies ein, er seufzte lautlos und sagte dann mit müder Stimme: „Das mag so sein, Ran. Aber ich kann nicht abschätzen, wann es zu viel für dich wird und du es mir nicht sagst oder wann es zu viel für dich wird und du es so willst.“ Beides war schon vorgekommen. Wie sollte er unterscheiden können und es selbst genießen?
 

„Wenn es mir zuviel wird, sage ich es dir“, sagte Aya bestimmend. Sie beide konnten sich kein Misstrauen, keine Zweifel leisten. Außerdem wollte er nicht, dass Schuldig sich Vorwürfe machte wegen Dingen, die er ebenso wollte und die ihm gut taten, ohne dass sie ihn verletzten.

Er grübelte über die zweite Möglichkeit nach, die Schuldig erwähnt hatte.

„Du glaubst mir nicht, dass ich mich nicht mehr verletzen werde?“
 

„Das habe ich nicht gesagt. Ich sagte, dass ich es nicht abschätzen kann in solch einer Situation. Ich pass einfach nicht auf, wenn ich so weit weg bin, dass alleinig der Sex zählt.“
 

„Ich bin in der Lage, nein zu sagen, wenn du Dinge tust, die ich nicht will. Aber bisher ist das nicht vorgekommen. Warum machst du dir Sorgen darüber?“, fragte Aya nun selbst mit Sorge.
 

„Warum?“ Schuldig lächelte traurig. Er bog in die Einfahrt des Einkaufscenters ein, das im Untergeschoss kleine Essstände hatte, von denen sie sich etwas mitnehmen wollten - für Abends in der Badewanne.

„Weil ich immer erst hinterher erfahre, wenn ich etwas verbrochen habe und somit keine Gelegenheit es zu verhindern.“
 

Wenn du mir den Mund zuhältst, kann ich auch nicht sprechen, schmunzelte Aya in sich hinein, sagte es jedoch nicht. Er würde Schuldig eher verschrecken damit.

„Was hättest du denn verhindern wollen zu dem Zeitpunkt? Das gehörte mit zum Spiel, also hat es gepasst. Ich war zufrieden, du warst zufrieden, wir sind beide gekommen, weil es uns scharf gemacht hat…

Außerdem hast du nichts VERBROCHEN. Verbrochen hättest du etwas, wenn du mir wehgetan hättest – wissentlich und willentlich, aber so nicht.“
 

„Okay, ist gut“, Schuldig legte seine Hand auf Rans Oberschenkel und signalisierte, dass er Ran vertraute und er auf ebensolches Vertrauen hoffte.

„Willst du mit rein, oder soll ich deine Lieblingshäppchen mitbringen?“
 

„Ich komme mit, ich habe heute Lust auf etwas Besonderes!“

Auch wenn das Besondere sich vermutlich wieder auf das Gewöhnliche beschränken würde; er war da doch ein Gewohnheitstier.

Veränderungen waren nicht wirklich etwas für ihn. Doch sie hatten hier immer etwas zum Ausprobieren, was Aya durchaus gerne tat.

Aya nahm Schuldigs Hand auf und küsste sie.
 

o~
 

Sie gingen und ins Land ging auch die Zeit. Es wurde Frühling, so richtig. Mit allem drum und dran. Mit Wärme, mit frischen Farben, mit kurzlebigen Kirschblüten, den dazugehörigen Festen und der guten Laune, die sich bei Schuldig eingestellt hatte, seit das Leben kraftvoll aus dem Boden spross.

Ran arbeitete und er selbst … nun er selbst lebte von Luft und Liebe. Momentan saß er gerade auf ihrer Terrasse in einem Liegestuhl, schlürfte seinen Kaffee und telefonierte.

Es waren nur wenige Wochen vergangen und sie hatten Anfang Mai. Keine weiteren Überfälle, keine weiteren Verfolgungen, keine Typen, die etwas von ihnen wollten.

Aber… für Schuldig auch keine weiteren Aufträge. Für ganz Schwarz nicht.

Nagi genoss die Zeit in der Uni und vermutlich auch mit dem Blondschopf Takatori junior.
 

„…willst du ihm nachspionieren?“, fragte Schuldig Nagi gerade, da er sich darüber beklagte, dass Brad sich selten abmeldete, wenn er ging oder sie nicht wussten, wo er sich gerade aufhielt. Er sprach zu fast niemandem mehr als ein oder zwei belanglose Floskeln. Was Schuldig große Sorgen bereitete.
 

„Einem solch infamen Verhalten würde ich niemals frönen“, tönte es von Nagi zurück, indigniert und dennoch mit Sorge behaftet. Brad bereitet ihm Sorgen mit seinem Verhalten, große Sorgen sogar.

Ja, er hatte kurzzeitig mit dem Gedanken gespielt, Brad zu folgen oder seine Fährte aufzunehmen, doch wo war da das Vertrauen?

Sie waren Schwarz, ein Team, vielleicht sogar auch eine Familie. Brad tat das Richtige. Oder?

„Unsere Gegner halten sich ruhig momentan und Brad ist viel unterwegs. Das ist auffällig. Wir sollten vielleicht das Land verlassen.“
 

Schuldig kam mit Nagis Gedankengängen nicht mit, hatte aber momentan auch keine große Lust sich in den Kopf des Neunmalklugen einzuloggen.

„Was haben diese beiden Dinge gemeinsam…‚das Land verlassen’ und ‚Brad ist viel unterwegs’?“ fragte er deshalb nach und nahm einen Schluck Kaffee aus seiner Tasse.
 

Nagi seufzte schwer und frustriert. Ja, er sollte sich wirklich sammeln; er war unstrukturiert zurzeit.

Vermutlich lag es an Omi und dessen Verhalten. Es brachte ihn aus der Bahn, wenngleich sie noch nicht miteinander geschlafen hatten. Immer noch nicht.

„Brad ist viel unterwegs ohne uns Bescheid zu sagen. Du weißt nicht, wo er ist, ich weiß es nicht und Jei auch nicht, das ist nicht gut.

Was, wenn er Aufträge alleine ausführt? Wir sollten uns diesen ganzen Ärger ersparen und ins Ausland auswandern. Dort, wohin man uns nicht so schnell folgen kann.“
 

Ein Gähnen antwortete Nagi und Schuldig streckte die Beine auf der Liege aus. Er hatte den Liegestuhl so gestellt, dass er noch ein wenig der Abendsonne genießen konnte. Natürlich hatte er seine Sonnenbrille auf und tat so, als wäre es Hochsommer.

„Und das wäre wo? In einem kleinen Teil der Welt werden wir gesucht. Und im Rest davon fallen wir auf wie bunte Hunde.“ Schuldig überdachte die Möglichkeit konnte sich aber nicht wirklich dazu durchringen, sie als umsetzbar anzusehen.
 

„Es gibt immer eine Möglichkeit, unterzutauchen und das weißt du. Sie können uns nicht überall hin folgen und wenn wir die nächsten Jahre umherreisen, können sie auch unseren Spuren nicht folgen.“ Es würde anstrengend werden und an den Nerven zehren, doch sie wären in Sicherheit. Sie alle.

Und was war mit Weiß?

Nagi runzelte die Stirn. Dieses durfte ihn nicht aufhalten. Der junge Takatori war Abwechslung, er war etwas anderes als sonstige Menschen. Doch Nagi durfte sich emotional nicht an ihn hängen.
 

Als hätte Schuldig das gerochen, sprach er genau diesen Punkt an.

„Und was ist mit deiner kleinen Liebschaft? Takatori junior wird es dort, wo wir hingehen, nicht geben. Willst du dieses neue positive Lebensgefühl zu Lasten von räumlicher Sicherheit aufgeben?“ Eine rein hypothetische Frage und rhetorisch war sie zusätzlich. Für Schuldig lag der

Fall klar auf der Hand. Er würde lieber einen Fight mehr aufnehmen, als dass er sich verkriechen würde. Aber… er wusste ebenso gut genug, dass seine eigene Liebschaft das anders sah.
 

„Es geht hier nicht um räumliche Sicherheit, sondern um die Sicherheit, nicht gefangen und getötet zu werden. Oder als Versuchskaninchen zu enden. Was soll ich da mit einer Liebschaft, die mich den Kopf kosten wird?“ Nagis Ton enthielt Missbilligung. „Ich trage keine rosafarbene Brille.“
 

„Schade Kleiner, manchmal ist das nicht schlecht. Und ich sage dir noch eines, und das lass dir mal durch den Kopf gehen. Lieber einen Augenblick richtig gelebt als ein Leben lang im Einklang der Monotonie. Wir werden irgendwann durch die eine oder andere unschöne Art ins Gras beißen. An was willst du dich dann erinnern, wenn es soweit ist? An das Davonlaufen? Oder doch vielleicht an die schöne Zeit mit dem Blondschopf?“
 

Nagi schwieg. Das klang zu verlockend um wahr zu sein. Doch er hatte diese Art von Liebe noch nie in seinem Leben gespürt und was man nicht kannte, konnte man nicht vermissen, nicht wahr? Oder war gerade diese wohltuende Leere in ihm Zeichen seiner Unzufriedenheit, seiner Einsamkeit, die ihm zu schaffen machen würde?

Doch was, wenn der, für den er etwas empfand, starb? Nagi wollte nichts verlieren. Er war SCHWARZ, sie waren STARK, stärker als alle anderen je gewesen waren! Sie würden nicht untergehen, niemals! Doch ihre Anhängsel?

„Hast du keine Angst um deinen… deinen… um Ran?“, fragte er schließlich.
 

Da war die Antwort einfach. „Klar hab ich das. Aber Ran ist stark genug um mithalten zu können. Das hab ich begriffen, Kleiner. Er ist einer der wenigen, die wissen, auf was sie sich eingelassen haben. Und wie es momentan aussieht kriegt er die Kurve ins normale Leben. Zumindest, bis ihn seine Vergangenheit einholt… was sie irgendwie immer bei Leuten tut, die vor ihr abhauen wollen.“
 

„Aber er ist nicht wie wir. Er kann sich nicht so gut verteidigen wie wir… deswegen wurde er auch angegriffen und zusammengeschlagen. Genauso wie der Blonde. Sie können sich nicht wehren.“ Nagi runzelte für Schuldig unsichtbar die Stirn. Er hätte nicht gedacht, dass es in der Tat ein so großes Problem für ihn war.
 

Schuldig seufzte hörbar. „Sie können sich verteidigen. Es wird nur schwierig wenn sie zum Spielball irgendeiner Gruppe werden, die es eigentlich auf uns abgesehen hat. Der Meinung bin ich immer noch, auch wenn Ran glaubt, dass es durchaus auch Weiß sein könnte, die als Ziel ausgewählt wurden. Wir waren zu blauäugig, zu sehr auf Kritiker fixiert und das haben diese Penner ausgenutzt.“
 

„Wir müssen herausfinden, wer es ist und sie umbringen.“

Nagi würde sie einzeln in der Luft zerreißen, dafür, dass sie es gewagt hatten, Schwarz durch Weiß anzugreifen.

„Wenn Weiß unsere Schwachstelle ist, dann müssen wir sie hinter uns lassen, Schuldig.“

Auch wenn diese Möglichkeit nicht das war, was Nagi als realistisch erachtete. Müßig glitt das Wasserglas vor ihm hin und her, ungelenk etwas, aber er übte sich.
 

Dieses Gespräch ermüdete Schuldig langsam, aber es musste geführt werden mit Nagi. Denn mit Brad waren Gespräche seit langem eher ein Problem denn eine Lösung.

„Hör zu, Kleiner.“ Er stellte seine Tasse ab und erhob sich. Das Telefongespräch mittels Kopfhöher gesichert stand er auf und tapste mit nackten Füßen auf den kalten Fliesen die Terrasse entlang zur anderen Seite um über das Wohnzimmer in die Küche zu gelangen. Er trug lediglich Jeans und ein Shirt, auf dem stand: Ich bin der Held dieser Geschichte.

„Ich werde Ran erst hinter mir lassen, wenn er mir auf den Keks geht. Und das wird er in nächster Zeit nicht. Soweit ich das in der Zukunft sehen kann. Wenn er mich nervt, schieß ich ihn in den Wind. Alles klar?“

Er war im Wohnzimmer angekommen und warf einen Blick auf den laufenden Fernseher.

„Aus anderen Gründen werde ich ihn nicht aufgeben. Zumindest habe ich das nicht vor.“
 

Nagi lauschte auf die Geräusche im Hintergrund, die von Schuldigs Positionswechsel zeugten. „Was passiert, wenn du dich zwischen ihm und deinem eigenen Leben entscheiden musst? Wenn du die Wahl hast, entweder ihn zurück zu lassen oder selbst zu sterben, was würdest du dann tun?“

Er selbst nahm einen Schluck seines heißen Kakaos. Westlicher, weißer Kakao, den Omi ihm mitgebracht hatte, damit er an Gewicht zulegte.

Dabei aß er momentan doch wirklich viel. Mehr als sonst.
 

„Die Entscheidung ist einfach, Kleiner. Ihn zurück zu lassen wäre für mich im Augenblick gleichbedeutend mit dem seelischen Tod. Ich würde den körperlichen diesem Tod vorziehen. Du kennst mein seelisches Ungleichgewicht und ich habe mich noch nie so gut, so ausgeglichen gefühlt, trotz der Scheiße in China.“ Schuldig sah auf die Uhr an seinem Handgelenk und öffnete dann den Kühlschrank, holte das Fleisch heraus, welches es vorzubereiten galt. Ran würde bald nach Hause kommen und hatte sicher Hunger.
 

Am anderen Ende der Leitung begrüßte Schuldig Schweigen. Nagi war nicht wirklich weiter mit seinen Überlegungen, was ihre vertrackte Situation anging. Schuldig würde Ran nicht opfern, das stand fest. Was er mit Omi machen würde, wusste er nicht.

„Dir geht es wirklich gut seit damals“, erinnerte er sich an die Zeit, seit Ran noch unfreiwillig bei Schuldig war. „Erst hattest du Oberwasser, als er noch gefangen bei dir war. Und nun ist dieselbe Gelassenheit dadurch bedingt, dass du ihn liebst.“ Es klang seltsam in Nagis Ohren.
 

Schuldig begann das Fleisch zu zerteilen. „Ja zusammenfassend ist das so. Und du kannst mir glauben, mir gruselt bei der Vorstellung, diese Ausgeglichenheit zu verlieren. Davor habe ich mehr Angst als vor dem ins Gras zu beißen.“
 

„Was gibt dir diese Ausgeglichenheit? Alleine seine Anwesenheit?“

Nagi hatte immer noch nicht das Gefühl, wirklich zu verstehen, was hinter dem Begriff Liebe steckte.

Misstrauisch lauschte er auf die langsam verdächtig klingenden Geräusche im Hintergrund. „Was machst du gerade?“
 

„Menschenteile in mundgerechte Stücke hacken. Was glaubst du wohl?“, fragte Schuldig zweifelnd, erwartete jedoch keine Antwort.

„Ich bereite das Essen für ihn vor. Er kommt in zwei Stunden nach Hause. Und da er abends zu fertig ist um sich etwas Vernünftiges hinter die Kiemen zu werfen koche ich für ihn, bis er zuhause ist. Er hat einen Bärenhunger entwickelt, seit er arbeitet“, gluckste Schuldig leise vor sich hin.

„Wenn es nur seine Anwesenheit wäre, dann hätte ich ihn ebenso gut ausstopfen und an die Wand hängen können. Nein, ich glaube es ist eher, dass ich für ihn da sein kann, dass ich positives Feedback zurückbekomme, wenn es gut läuft und wenn es schlecht läuft, einen oder …zwei Arschtritte. Das ist dann weniger lustig, aber es hält mich unten. Auf dem Boden.“

Er dachte einen Moment nach und stellte seine Tätigkeit dafür ein. „Keine Ahnung, was es genau ist aber ich hab mich in ihn verknallt, will ihm nicht wehtun, möchte, dass er so anschmiegsam nur für mich sein will. Und dafür muss ich brav sein!“
 

„Du bist verschlagen und berechnend“, erwiderte Nagi zweifelnd. „Aber erfolgreich mit deinen Unternehmungen, ihn zu dir zu ziehen.“ Noch zweifelnder… dass es so einfach funktionierte, schien Nagi fast ZU einfach.

„Du kochst Essen für ihn. Das hast du für uns selten getan.“ Es war eine schlichte Beobachtung, nicht mehr und dennoch bestätigte es all das, was Schuldig gerade gesagt hatte.

Nagi hörte ein Geräusch im Hintergrund und fuhr herum, nur um mit Jeis ruhigem Auge konfrontiert zu sein, das ihn kurz maß, bevor der Ire sich in ihrem nun eingerichteten Wohnraum auf die Couch niederließ. Nagi ließ ihn.
 

„Was ist los?“ Schuldig hörte das kurze harsche Einatmen durch den Äther.
 

„Jei ist gerade zu mir gekommen“, gab Nagi Entwarnung. Er drehte sich wieder zur Aussicht auf den Garten.

„Was kochst du?“

Eine unerwartete Frage, doch irgendwoher musste Nagi doch Informationen bekommen, was das Kochen anging. Schuldig als lebendes Beispiel war günstig. Er kochte für Ran und dieser war auch noch zufrieden damit. Vielleicht konnte er Omi überraschen?
 

„Willst du das Thema wechseln?“, amüsierte sich Schuldig über diesen herben Themenwechsel. „Ich mache Bami Goreng.“
 

„Eine infame Unterstellung!“, empörte sich Nagi würdevoll. Eine kleine Weile schwieg er, dann gab er sich einen Ruck; einen wirklich großen.

„Machst du alles selbst? Nichts Fertiges?“
 

Aha. Schuldig ahnte, was die treibende Kraft hinter Nagis Fragerei war. „Nein, nichts Fertiges. Ist auch nicht schwer, Kleiner. Mie-Nudeln, Gemüse, Hähnchenfleisch, du kannst auch Meeresfrüchte rein tun und alles schön scharf. Das ist nicht wirklich schwer. Du kochst doch sonst auch, wo ist das Problem?“
 

„Ich habe dir lediglich eine höfliche Frage aus Interesse gestellt, da du sonst nicht so oft gekocht hast. Nicht mehr und nicht weniger!“ Sprach’s und glaubte es selbst nicht. Aber er musste sich ja schließlich irgendwie rechtfertigen, und durfte nicht so aussehen, als würde er für eine kleine Liebelei sich ins Zeug legen wollen!
 

„Ach so, ja ich verstehe, natürlich…“, meinte Schuldig und es hörte sich tatsächlich und auch so gewollt an, als würde er Nagi verarschen wollen.

„Sag mir Bescheid Kleiner, wenn Brad länger wegbleibt.“

Schuldig kam vor allem ein Gedanke, der zur Möglichkeit stand, was Brad ohne ihr Wissen trieb. Er konnte sich nicht vorstellen, was dieser ohne ihren Job tun sollte. Brad war ihm sehr ähnlich, was dies anging. Er brauchte diese Ablenkung, diesen geistigen und körperlichen Ansporn.
 

„Er war vor einer Woche länger weg… drei Tage. Er hat jeden Tag angerufen, sich aber nicht sehen lassen“, erwiderte Nagi nach einer längeren Weile zögerlich. Er wollte Brad nicht in den Rücken fallen, doch es war gefährlich. Zumal…

„Er hat kaum ein Wort gesprochen und sich in sein Schlafzimmer zurückgezogen.“ Was ihr Haus nicht wesentlich wohnlicher machte, denn Nagi selbst hatte für Einrichtungsstil keinen Sinn. Jei brauchte er nicht zu fragen. Und Brad… Brad war bisher für solche Dinge zuständig gewesen.
 

Schuldig fühlte wie er mehr und mehr in die Verantwortung rutschte. Die er aber nicht wollte. Er hob den Kopf von seiner Arbeit, und ließ den nachdenklich gewordenen Blick, nach draußen gleiten.

„Wie geht es euch damit?“, rang er sich schweren Herzens durch.
 

„Wie immer. Der Stress belastet uns alle. Außer Jei, er ist wie immer.“ Also blieb quasi nur er selbst übrig. Brad schien so, als würde es ihn überhaupt nicht interessieren.

„Aber wir werden damit fertig, sind es immer geworden!“ Mutige Worte, doch angesichts der Tatsache, dass er schon einmal solche Angst ausgestanden hatte…

Nein, damals war sie schlimmer gewesen, denn die Angst vor der Strafe für den Verrat, den sie begangen hatten an SZ, wog immer noch schwer.
 

„Schon klar, Kleiner, aber bisher hat sich Brad noch nie derart aufgeführt. Und bisher war auch Brad derjenige gewesen, der den Laden am Laufen gehalten hat.“ Mit Laden meinte er nicht unbedingt Schwarz als Gruppierung und auch nicht Schwarz als Kollegen, er meinte jeden Einzelnen in seiner Persönlichkeit. Brad hatte ihnen Halt gegeben und diese Konstante fiel immer mehr in sich zusammen und mit ihr der Rest.
 

Genau das waren Nagis Ängste. Dass mit Brads Instabilität Schwarz auseinander brechen würde. Sie waren doch jetzt schon verstreuter als vorher durch den Einfluss von Weiß. Und den Anfang hatte Schuldig gemacht, er selbst war der Zweite gewesen.

Hatten sie ihre kleine Gemeinschaft zugunsten von sexuellen Bedürfnissen aufgegeben?

Nein, nicht nur, oder?

„Momentan ist das aber nicht der Fall“, erwiderte Nagi und horchte auf, als sich die Tür öffnete und Brad das Haus betrat, in seiner Hand eine Sporttasche.
 

„Nein, ist es nicht und deshalb müssen wir wohl oder übel unseren Hintern hochkriegen und die Sache selbst in die Hand nehmen“, gab Schuldig schweren Herzens zu.

„Ich muss mir ihn ohnehin noch mal ansehen, er hat wohl immer noch die Kopfschmerzen, wenn er Visionen hat. Die habe ich ihm noch nicht genommen. Er ließ mich nicht ran.“
 

„Ja, das solltest du tun, dafür bin ich auch. Das wäre sehr gut“, erwiderte Nagi unverbindlich, zu unverbindlich und begegnete Brads Blick, der nichts aussagte. Weder Missbilligung noch Entspannung, gar nichts! Vielleicht würde es sogar Besserung bringen, aber er glaubte es nicht wirklich… nicht, wenn Brad weiterhin so gereizt auf Schuldig reagierte.
 

„Höre ich da heraus, dass das Objekt unseres subordinären Gesprächs anwesend ist?“

Schuldig legte das Fleisch in die Würzsauce ein und stellte es abgedeckt in den Kühlschrank. Er fragte sich selbst, wie er in Brads Geist eindringen sollte ohne dessen Zustimmung? Um ihm zu helfen - ihn überfallen?
 

„Ja, das könntest du so sagen.“ Ein Blick auf Brad zeigte ihm, dass der ältere Mann völlig desinteressiert sein Zimmer aufsuchte und sich dort vermutlich seiner Sachen entledigte. „Am Besten, wir beenden das Gespräch und du kommst bald vorbei. Es wäre besser.“
 

„Sieht er… schlecht aus?“ Schuldig hielt am Kühlschrank inne.
 

„Stumpf, seine Augen haben kein Feuer.“ Nagi runzelte die Stirn und begegnete Jeis Blick, der ihn immer noch schweigend maß.
 

Kein Feuer.

Schuldig ließ die Packung Nudeln sinken, die er gerade aus dem Schrank gezogen hatte.

„Ich versuche, ne Lösung zu finden, Kleiner. Versprochen.“ Seine Stimme klang selbst in seinen Ohren etwas müde und nicht wirklich zuversichtlich.
 

„Ich komme nicht durch.“ Zu ihm. Zu ihrem alten Anführer, dem Teufel, dem Erwachsenen, der Nagi einen Halt gegeben hatte, eine klare Linie.

Nagi hatte Schuldig in relativ wenigen Dingen um Hilfe gebeten, doch jetzt tat er es; er MUSSTE es tun.
 

Wie diese Lösung aussehen sollte wusste Schuldig noch nicht aber ihm dämmerte es, dass sie nicht sanft von Statten gehen würde.

„Ich muss hier weiter machen, Nagi. Was hältst du davon wenn ich dich morgen nochmal kontaktierte. Vielleicht ist mir bis dahin etwas eingefallen.“
 

„Das würde mir gut passen“, stimmte Nagi dem Telepathen zu. Heute Abend würde er sich mit Omi treffen, insofern Brad keinen Auftrag für ihn hatte.

Doch das war wenig wahrscheinlich.
 

„Bis dahin, Kleiner.“ Schuldig kappte die Verbindung und nahm das Headset ab, legte es auf die Anrichte. „Oh man.“

Er fühlte sich schlecht. Wie immer eigentlich, wenn er sich zu sehr mit dem Problemfall in ihrer kleinen illustren PSI Runde befasste. Und das nicht einmal persönlich.

Er scheute sich davor mit „himself“, dem großen „master of desaster“ Bradley Crawford zu sprechen. Es artete ohnehin wieder in Streit aus.
 

o~
 

Selbst das Sitzen im Wagen und Warten, dass der Verkehr voranging, schlauchten Aya. Er hatte heute eine anderthalbfache Schicht geschoben, da Yukiko, eine Arbeitskollegin, erst später konnte. Ihr Mann war wie so viele zurzeit krank geworden.

Zudem hatten es heute anscheinend alle Tokyoter auf den Laden abgesehen. Das Laugh war brechend voll gewesen, kein freier Tisch mehr und stellenweise totales Chaos.

Doch das Chaos hatte seine Herrscher gefunden! Gabriele, Sora und Aya hatten das Ganze am Laufen erhalten, ohne Pause ohne gar nichts, mit blank liegenden Nerven und knurrenden Mägen.

Aya schloss die Augen und riss sie einen Moment später wieder auf, als hinter ihm wütendes Hupen ertönte.

„Ruhe dahinten!“, knurrte er bösartig und bewegte sich exakt drei Meter vorwärts. Dieses Kriechtempo machte mürbe.
 

Dieses Kriechtempo inklusive Gehupe hatte Aya dann nach einer weiteren halben Stunde so mürbe gemacht, dass er in der Tiefgarage seinen Kopf auf das Lenkgrad legte und die Augen schloss, alles von sich wegwünschte.

Seine Glieder taten weh, ebenso wie sein Kopf und sein Magen sowieso. Wann hatte er das letzte Mal etwas gegessen? Schon länger her vermutlich…

Aya stöhnte auf und ließ sich zurückfallen, nahm seine Umgebung wieder bewusst wahr. Er musste nach oben.

Da war sein Bett.

Da war Schuldig.

Auf ihrem Bett.

Nackt vielleicht.

Er würde heute sicherlich nicht der oben liegende Part sein, sollte Schuldig Lust haben. Er würde sich bespaßen lassen. Und vermutlich dabei einschlafen, wenn es so weiter ging.
 

Aya quälte sich aus dem Wagen und ging langsam, aber hoch wachsam durch die Tiefgarage zum Aufzug. Er trug immer eine Waffe bei sich, wenn er alleine war. Doch wie die letzten Wochen auch, passierte gar nichts.

Weder ihm, noch seinen Freunden, niemandem. Eine Sicherheit… eine trügerische.
 

Der Aufzug brachte ihn nach oben und er zog die Karte durch das Schloss. Gleich am Eingang tönte ihm leises Maunzen entgegen und grüne Augen funkelten von der Kommode zu ihm hoch.

„Hey Entdeckerin!“, murmelte er liebevoll und nahm sie auf den Arm, ein Kraftakt, wie er fand. Er verschloss und verriegelte die Tür hinter sich. Es roch nach Essen, nach frisch gekochtem.

Den Geräuschen nach zu urteilen duschte Schuldig und Aya folgte dem Plätschern ihrer Dusche. Er musste erst immer sehen, ob alles in Ordnung war.

Er suchte das Badezimmer auf und lehnte sich an die Tür.
 

Alleine der Anblick…
 

Schuldig bemerkte Rans Eintritt in die Wohnung, weil an dem kleinen Bildschirm am Badezimmereingang ein Lämpchen leuchtete und ein akustischer Alarm angesprungen war, der nach dreimaligem Piepen verkündete, dass Ran zuhause war.

Schuldig wusste auch, dass Ran zunächst zu ihm kommen würde um sich zu vergewissern, dass auch alles im grünen Bereich war. Deshalb trat jetzt auch Schuldig aus der Dusche, als er Ran an der Tür stehen sah. Er griff sich ein Handtuch, rieb sich die Nässe aus den Haaren und wickelte sich ein zweites um die Hüfte.

„Hey…“, sagte er aufmunternd und grinste Ran an. Er ging auf ihn zu und bemerkte beim Näher kommen, wie müde Ran aussah. Die Augen waren trüb und Ran schien nur mit Mühe ein Gähnen unterdrücken zu können.

„Na, mein müder Krieger? Alle Schlachten geschlagen?“ Die Worte unterstrichen ein Kuss und ein liebevolles Streicheln über die Wange. „Du siehst fertig aus.“
 

„Dann solltest du die anderen sehen“, lächelte Aya und schloss wiederum die Augen, lehnte sich an die Hand, bedachte sie gleichzeitig mit einem sachten Kuss.

„Der Tag war anstrengend, ich möchte nur noch schlafen“, seufzte er. „Aber wie geht es dir? Was hast du gemacht?“ Sein Blick nahm den der grünen Augen wieder auf und hielt ihn fest.
 

„Sollte das ein Themenwechsel sein? Eine Ablenkung über die Grauen des Kriegsschauplatzes?“ Schuldigs Augen funkelten vor Vergnügen und vor allem vor Zuneigung.

„Ich habe mit Nagi telefoniert, hab mir die spärliche Sonne auf den Pelz brennen lassen, hab trainiert, war einkaufen, habe… gekocht…!“ Er wackelte bedeutungsvoll mit den Augenbrauen.
 

„Sehr gut, das bewahrt dich vor einem Aufgeknabbert werden, einem schnellen, hungrigen!“ Aya lächelte müde und streckte sich, damit auch all seine Hals- und Rückenwirbel, die sich lautstark darüber freuten.

„Du siehst auch schon wohlbeleibter und wohlgeformter aus!“ Was wirklich stimmte. Schuldig hatte wieder zu seinem Normalgewicht gefunden und zu neuen Muskeln.

„Also, wo ist das Raubtierfutter?“
 

Schuldig löste sich von Ran und ging zum schmalen Schrank, den sie hier stehen hatten um sich einen Bademantel zu nehmen und diesen überzustreifen. Extrakuschlig!

„Ich bezweifle, dass du hier noch eine Beute, egal wie groß… oder klein sie sein mag, erlegen wirst…!“, lächelte er gönnerhaft.

„Deshalb habe ich dir leicht zu kauende, klitzekleine Stückchen geschnitten“
 

„Dafür bin ich dir sehr dankbar“, seufzte Aya und rutschte mit Banshee auf dem Arm am Türrahmen hinunter. Sie schnurrte, liebte sie es doch, auf dem Arm zu liegen und sich kraulen zu lassen.

Sitzen tat gut. Entspannen tat gut. Faulenzen tat gut. Einfach einmal leiden tat auch gut.
 

Ah, da hatte aber jemand die nächste Evolutionsstufe erreicht. Vom starken Mann Gehabe zum kummervollen, abgeschufteten Elend auf zwei attraktiven Beinen.

Schuldig sah sich das Elend für einen Augenblick an und schmunzelte dann.

„Was hältst du davon, wenn wir essen und uns dann mit einem Glas Rotwein auf die Terrasse im Schlafzimmer setzen und dann ins Bett fallen?“
 

„Sehr viel, da halte ich sehr viel von!“ Nur machte Aya keine Anstalten, sich zu erheben, jetzt, wo er einmal saß und es auch noch bequem war. Selbst seine Haare störten ihn nicht, mit denen Banshee gerade spielte und die sich in einer Schlange in seinem Schoß zusammengekringelt hatten. Wie lang waren sie mittlerweile? Über Hinternlänge, vermutete Aya. Schuldig mochte sie, sehr sogar. Er auch. Wenn er sich nicht auf sie setzte, wenn nicht an ihnen gezogen wurde, wenn er nicht hängen blieb, wenn sie keine Knoten hatten…

„Trägst du mich zum Küchenbereich?“
 

Das Leiden Christi. In persona.

Schuldig gürtete den Bademantel zu, während er zu Ran ging und auf ihn hinab sah. „Ich dachte, du magst es nicht, von mir herumgetragen zu werden wie eine Braut?“
 

„Manchmal frisst der Teufel fliegen“, grollte Aya mit einem Blick nach oben, lupfte gleichzeitig den Bademantel, damit er sehen konnte, ob noch alles da war.

Sehr gut.

Alles unversehrt.

Perfekt!

„Ich mag es nicht, das stimmt, aber der Weg bis zur Küche ist nicht zu schaffen. Niemals. Nicht heute.“
 

„Fliegen? Wie wäre es…“ Schuldig ging in die Hocke und sammelte Ran auf, rutschte ihn zurecht und hob ihn hoch. „…wenn der Teufel andere Dinge… zwischen seine Lippen nehmen würde… Fliegen… sind doch eklig…“

Banshee hatte sich auf den Boden geflüchtet nachdem Ran sich mit seinen Armen festhielt.
 

„Glaub mir, heute wäre das eine sehr einseitige Angelegenheit für dich, wenn ich mittendrin oder mittendrauf einschlafen würde.“ Aya lehnte sich an Schuldig und ließ sich tragen. Ja, das tat gut. Einmal würde er es sich gönnen!

Gemeinsam erreichten sie die Küche und Aya wurde auf einem der urbequemen Stühle abgesetzt.
 

„Erzähl, was war los heute?“

Schuldig holte das Essen vom Herd und arrangierte es auf ihren Tellern. „Willst du etwas zum Essen trinken?“
 

Unabhängigkeit schön und gut, heute aber genoss es Aya einfach, bemuttert und umsorgt zu werden.

„Saft!“, kam es nuschelnd, da schon eine Gabel samt Last in seinem Mund steckte. Nun aber wartete Aya, kaute und schluckte das leckere Essen mit Genuss hinunter.

„Toll! Wunderbar gekocht!“ Sein Blick schwelgte nach draußen. „Chaos total, ganz Tokyo bei uns! Wir haben zu dritt geschuftet und sind alle fertig! Und Gabriele muss sich noch um Yuki kümmern, ihr geht es momentan nicht gut.“ Sie waren mittlerweile beim Du angekommen. Ungewohnt für Aya, aber nicht unangenehm.
 

Schuldig schmunzelte und er holte Ran den gewünschten Saft und schenkte ihm ein. Dann erst setzte er sich ihm gegenüber und beäugte diesen neuen, diesen anderen Ran, während er aß und ihm zuhörte.

Ran wirkte wie ein Junge. Ein Junge der seinen ersten Job hatte, der aufgekratzt vor Müdigkeit war. Er liebte diesen Ran. Er hatte ihn sich gewünscht.

„Wann kommt das Baby denn?“
 

„In vier Wochen! Aber es gibt Probleme und sie musste sich hinlegen. Gabriele geht auf dem Zahnfleisch… ich wünsche ihr, dass die Geburt reibungslos verläuft.“ Und schon fand der nächste Schaufelbagger seinen Weg in Ayas Mund. Und schon wieder der nächste.

Er hatte Hunger wie schon lange nicht mehr! Sein Blick schweifte zu Schuldig, lächelte kurz und er aß weiter. Erst einmal die primitiven Bedürfnisse befriedigen!
 

Schuldig bezweifelte, dass Ran etwas von seinen Kochkünsten schmeckte, die einzelnen Facetten des Geschmacks herausfilterte… nein, Ran schaufelte in sich hinein als gäbe es kein Morgen mehr. Kein geziertes Herumgestochere, wie es manchmal der Fall gewesen war.

„Geht sicher alles gut. Aber jetzt bist du gefordert. Du bist ja ohnehin nur deshalb eingestellt worden, damit du sie ersetzen kannst. Momentan also ein sicherer Job, wie’s aussieht.“ Bei all den Schwangerschaftsproblemen sollte man nicht die positiven Auswirkungen außer Acht lassen.
 

Aya ließ sich nun etwas länger Zeit um den Bissen zu kauen, den er gerade im Mund hatte. Genau eine Millisekunde mehr.

„Sie meinte zu mir, dass sie sich erst einmal zurückziehen wird, wenn das Kind da ist. Also ist der Job wirklich relativ sicher. Und wenn nicht, findet sich immer etwas.“ Und wenn es nur das Töten war, doch dorthin wollte Aya nicht mehr zurück, im Leben nicht!

Schuldig hatte noch einiges auf dem Teller, als Aya seine letzte Gabel nahm und für einen Moment überlegte, sich dann ohne viel Federlesens eine zweite Portion auf den Teller lud.

Sein Magen hatte immer noch Hunger.

Er auch.

„Sehr gut… lecker das Essen! Du kochst gut!“
 

Der Koch aß wesentlich langsamer, er war viel zu beschäftigt damit Ran zuzuhören und diesen neu erwachten Lebenshunger an diesem zu beobachten.
 

"Ist ja alles sehr interessant, aber findest du nicht, dass du jetzt langsam mit der Wahrheit rausrücken solltest?", sagte er langsam, deutete mit der Gabel auf Ran und zog auffordernd eine Augenbraue gen Stirn.
 

Überraschte violette Augen trafen auf prüfende Grüne.

„Welche Wahrheit? Was meinst du?“, war er sich nicht wirklich sicher, was der Andere meinte. Aya ließ die Gabel sinken, immer noch ein bisschen auf seinem Teller.
 

Schuldig legte langsam, fast bedeutungsvoll die Gabel ab und erhob sich, sein Gesicht verriet nichts von seinen Gedanken.

Er griff über den Tisch, packte Rans Shirt und zog daran, beugte sich über den Tisch. „Wo hast du Ran versteckt? Ich habe dein Spiel durchschaut! Ihr habt Ran entführt und mir diesen normalen, anschmiegsamen, gefügigen jungen Mann hier gelassen, der sich herumtragen lässt, der in sich hinein schaufelt, als gäbe es morgen nichts mehr zu essen und der über Dinge in seiner sozialen Umgebung spricht!“
 

Stille.

Absolute Stille herrschte zwischen ihnen beiden.

Violette Augen bestätigten Schuldigs Verdacht für einen Moment, dass er nicht… er war. Leichter Unglauben tränkte die Mandelaugen, die den anderen Mann nicht außer Acht ließen… auf IRGENDETWAS warteten…

„Ähm… ich… wir… das sagen wir dir nicht!“, brachte er mit Verspätung heraus und mit einigen Schwierigkeiten. „Niemals!“ Ein böser, dunkler Blick traf Schuldig.
 

Schuldig musste all seine Selbstbeherrschung aufbringen um nicht loszulachen. Aber er war ja kein Anfänger im Showbusiness.

Er kam noch näher an Rans Gesicht, ihre Augen waren in einem intensiven Blick ineinander verschränkt und plötzlich schienen Rans Augen gar nicht mehr müde zu sein.

Er hielt den Blick bei, berührte die verlockenden Lippen, die nach Gewürzen schmeckten und ließ Ran dann wieder los. Schuldig setzte sich zurück und fing wieder an zu essen.

„Auch gut. Ist ja auch nicht ganz so schlimm. Essen wir erst einmal und später können wir dann zu den Folterpraktiken überlegen, gleich nach dem Drink mit dem Wahrheitsserum!“, meinte er lapidar.
 

Dass Aya reichlich verdattert aussah, wusste er auch ohne in den Spiegel zu schauen. Vor allen Dingen nach Schuldigs letztem Gesagten.

Er leckte sich langsam die Lippen und versuchte, sich auf Schuldigs Worte einen Reim zu machen. Einen sinnvollen Reim.

„Du willst mich foltern? Traust du dir das zu? Wer sagt, dass ich mich von dir foltern lasse, hm?“, schnurrte Aya und seine Stimme gewann einen eindeutig lasziven Touch. „Und wer weiß, was dir das Serum offenbart, hm?“

Rache musste sein! Ja, das musste sie!
 

„So schnell wird also ein müder Ran zu einem sehr interessierten, aktiven Ran?! Ist ja interessant…“, lächelte Schuldig und hob den Blick in Rans Gesicht.

„Du bestreitest also gar nicht, dass du nicht mein echter Ran bist?“
 

„Die Frage ist, was ist echt und was ist die Matrix?“

Ein teuflisches Lächeln umspielte Aya Lippen, gepaart allerdings mit einem vollständig unschuldigen Blick.

„Wer weiß, wer Ran wirklich war?“

Eine sehr gute Frage, denn all die Jahre war er dem 15-jährigen Jungen, der er einmal gewesen war, nie so nahe gekommen wie jetzt. Nie.
 

„Tja, da ist was dran an dieser Frage.“ Schuldig war nicht mehr nach Essen zumute. Wollte Ran bespaßt werden oder warum sprang er derart lasziv auf den Wagen auf?

„Es gibt nur einen Weg herauszufinden, ob du der echte Ran bist! Nur eine Methode…“

Schuldig erhob sich und ging hinüber zur Arbeitsfläche um den Rotwein zu öffnen. „Das ist ein längerer und durchaus auch quälender Prozess“, erklärte er während er die Weinflasche öffnete und zwei Gläser hervorholte.
 

„Oh Gnade!“, flehte Aya und folgte Schuldig mit seinen Augen, wachsam wie immer genau darauf lauernd, dass der andere etwas tat, was mehr als gut war.

„Sag mir, Foltermeister, wie lange wird meine Qual dauern?“

Gut, vielleicht war er wirklich nicht mehr ganz so müde, wenn auch erschöpft. Aber er war bereit für etwaige Schandtaten in eine nicht ganz jugendfreie Richtung, soweit er sich nicht verausgaben müsste heute Abend.
 

„Vermutlich solange, wie jede Folter dauert, bis du das Bewusstsein verlierst“, unheilte Schuldig und wandte einen viel versprechend bösen Blick über die Schulter Ran zu. Er schenkte ihnen den Rotwein ein, verkostete ihn und befand ihn treffend für diesen Abend. Er nahm beide Gläser auf und ging zu Ran… an ihm vorbei…

„…iss fertig und komm dann auf die Terrasse und von dort ins Schlafzimmer“, lächelte er und entschwand in den Flur Richtung des angekündigten Treffpunktes.

Das Lächeln war nicht wirklich freundlich, es war eher eine liebe Drohung.
 

Genauso wurde es auch aufgenommen. Diese Art von Lächeln hatte er schon einmal gesehen und es war kein wirklich liebes Lächeln.

Eher… dunkel und gefährlich.

Aber dafür liebte Aya Schuldig.

Langsam, bedacht darauf, möglichst viel Zeit verstreichen zu lassen, aß er zu Ende und genoss das, was Schuldig gekocht hatte. Danach stellte er seinen Teller in die Spülmaschine, räumte auf und kam dann auf die Terrasse geschlendert.

So, bis er das Bewusstsein verlor? Große Worte!
 

So groß waren die Worte gar nicht angesichts der Tatsache, dass Ran zu anfangs seine überaus große Müdigkeit bekundet hatte. Lautstark und auch jammervoll.

Schuldig hatte sich auf einen der beiden Liegestühle gesetzt und lehnte an der Rückenlehne, sein Glas Wein zur Hälfte geleert.

Er sah Ran entgegen und maß ihn von unten nach oben bis er zu dem dunklen Violett kam. „Zieh dich aus“, sagte er leise, aber doch gut zu verstehen.
 

„Warum sollte ich?“, grinste es diabolisch Schuldig entgegen und Aya legte den Kopf schief, lehnte sich an das Geländer.

Seine Haltung war offen, gewährte Schuldig einen guten Blick auf das, was noch durch Kleidung bedeckt war. Seine Haare lagen durch Zufall vorne und schlängelten sich seinen Brustkorb hinunter.
 

Natürlich… der gute alte Freund Zufall.

Schuldigs Lächeln vertiefte sich in die dunkle Note. „Weil ich es nicht machen werde.“

So einfach war das. Er wollte Ran müde machen, arbeiten lassen, abfüllen…

Aber das musste er ja nicht gleich wissen.
 

„So, und warum denkst du, dass ich mich zwar in völliger Dunkelheit, aber auch Kühle, vor dir ausziehen werde, obwohl ich nicht weiß, was ich daraus bekommen werde.“

Es würde ein Dominanzkampf zwischen ihnen werden, aber Aya wusste, dass er ihn heute verlieren würde und wollte.

Ja, heute wollte er mal ganz nicht er selbst sein!
 

Es war still hier oben, nur die Möwen kreischten und das Wasser plätscherte an den Kai etwas weiter weg.

Schuldig ließ sich Zeit mit der Antwort.

„Oh… du weißt gut genug, was du bekommen wirst. Nur wenn du weiterhin so viel unnützes Zeug redest, bekommst du vielleicht gar nichts… wer weiß?“, sagte er im Tonfall, der in so manchem Kampf Weiß gegen Schwarz gefallen war. Einschmeichelnd und gleichzeitig schonungslos, und vor allem… kalt.

Er musste die gesunde, anturnende Mischung finden um Ran zu reizen. Ein schmaler Grat.
 

Genau dem näherten sie sich an. Sie schwankten zwar noch unter ihm, hatten noch nicht die perfekte Balance zwischen Bösartigkeit und Lust gefunden, doch sie waren auf dem besten Weg dahin.

Zumindest war der Stich an Begierde in Ayas Unterleib nicht zu verneinen. Er räkelte sich und spielte mit dem langen Zopf, der Schuldig nach wie vor faszinierte.

„Und wenn ich nichts bekomme, wenn ich ungeschoren davon komme, was dann?“ Ebenso wie Schuldigs Ton kalt war, war seiner distanziert, fern.
 

„Ich verspreche es dir. Und… habe ich in dieser Hinsicht je ein Versprechen gebrochen?“ Schuldig trank einen Schluck Wein, bot Ran seinen allerdings immer noch nicht an, der in Schuldigs Nähe stand, jedoch nicht… ganz und gar nicht in Rans Reichweite, was gut so war.

Dieses Mal war seine Stimme eindeutig sexlastiger.
 

Nein, das hatte Schuldig nicht, nicht wirklich. Er hatte Versprechen nur anders ausgelegt… öfter mal. Doch…

„Soso, du versprichst es mir?“, hauchte er durch das Rauschen hinweg und seine Finger umspielten den ersten Knopf seines Hemdes, lösten ihn.

„Und dann legst du Versprechen anders aus.“ Der zweite Knopf folgte. „Was mich wiederum in prekäre Situationen bringt.“ Der dritte Knopf.

„Nicht, dass mich das stören würde.“ Die letzten Knöpfe rissen zusammen mit seinem Hemd auf, als er es von den Schultern gleiten ließ.
 

„Soweit ich weiß, gefallen dir prekäre Situationen und du bist ein Spezialist darin sie so umzuwandeln, dass sie ein positives Ende nehmen.“ Schuldigs Augen folgten den Fingern, die die Knöpfe lösten.
 

„Das ist wahr, das war schon immer meine Fähigkeit.“

Ayas Finger öffneten die Hose, ließen sie hinunterfallen. Er hatte keine Schuhe und keine Socken mehr an und Unterwäsche hatte er heute nicht getragen – was Schuldig nicht gewusst hatte.

Die Hose beiseite tretend, griff er an seinen Pferdeschwanz.

„Du gefällst mir in prekären Situationen“, lächelte er und löste bei jeder Silbe den Zopf ein wenig mehr, bis die roten, langen Haare frei über die Brüstung flossen, an der er lehnte und die sich kühl in seinen Rücken drückte.
 

Schuldig sah mit wachsender Begeisterung zu wie sein Plan funktionierte, und er liebte es, wenn seine Pläne funktionierten. Ran streifte mit einem Fuße seine Hose beiseite… und dieses kleine Schlitzohr hatte keine Unterwäsche an. Den ganzen Tag nicht angehabt. Unter dieser Hose hatte sich also nur die pure nackte Haut seines Rans befunden.

Schuldig genoss den Anblick des manipulativen Adonis vor sich und erhob sich, sein Weinglas mitnehmend, kam er zu Ran. Er fuhr mit einer Hand großflächig über dessen Brust, bis hinunter zum Unterbauch auf dem er sie liegen ließ. Es war kühl und windig und Rans Haare flatterten wie ein blutrotes Banner. „Sehr dramatisch“, wisperte Schuldig rau und setzte Ran den Wein an die Lippen. „Trink…trink aus, es wärmt dich.“, taten seine Lippen an Rans Ohr kund, was er verlangte. Das halbe Glas auf einen Zug… das würde Ran wärmen.
 

Es wärmte Aya tatsächlich, als er schluckte und der Alkohol warm in seinem Mund und von dort dem Rachen hinunterrutschte.

Sein Magen freute sich, was seine Augen widerspiegelten, als er Schuldig dabei in die Augen sah und gleichzeitig dessen Hand auf seinem Unterleib spürte, wie sie warm lag… warm hielt.

Denn der Rest des Körpers war sich durchaus bewusst, dass es recht kühl war.

Es drehte sich leicht, als er das Glas intus hatte, doch es war ein angenehmes Drehen.
 

Schuldig stellte das leere Glas am unteren Teil der gemauerten Brüstung ab, öffnete seinen Bademantel und zog Ran ganz nah an seine nackte Haut, hüllte ihn dann mit dem Rest des Stoffes so gut es ging ein. Seine Lippen nippten an dem dünnen Rinnsaal Rotwein welches an Rans linkem Mundwinkel zu schmecken war. Er hatte ihm wohl den Wein zu schnell reingekippt.

Aber das machte nichts, denn sein Ran hatte es bravourös gemeistert.

Schuldig spürte wie Ran sich innerlich fallen ließ, obschon er äußerlich wie immer den tapferen Sexmaniac mimte.

„Du bist hundemüde“, murmelte Schuldig an die seidig kühle Textur der Wange. Der Boden war kalt und Ran stand mit bloßen Füßen darauf.
 

„Gerücht!“, behauptete eben jener muffelige Sexmaniac, der seine Füße zumindest teilweise auf Schuldig geparkt hatte. Er schmiegte sich an die Wärme und schloss die Augen, lauschte den Geräuschen, die von der Stadt zu ihnen herübergetragen wurden.

Es war Frieden… momentaner. Entspannung.

Und für die nächsten drei Tage würde es auch Entspannung bleiben, da Aya frei hatte nach zwei Wochen langem Arbeiten. Er freute sich.
 

„So?“ Schuldigs Teufelsantennen hörten diesen Widerspruch natürlich nur zu gerne.

„Dann würde ich sagen, gehen wir nach drinnen und du betätigst dich noch etwas in körperlicher Ertüchtigung. Nach dem Essen gleich ins Bett ist doch nicht gut und denk an den Nachtisch, der deine Lippen noch nicht passiert hat.“

Gut, er hätte auch sagen können: So mein lieber Ran, wenn du meinst, du bist noch so fit, dann blas mir gefälligst einen! Doch ganz so drastisch wollte Schuldig nicht mit der Tür ins Haus fallen.
 

„Eine gute Idee“, erwiderte Aya und es entkam ein kleines Gähnen seinen Lippen. Vielleicht doch nicht so wirklich, aber nein, er wollte noch, ganz sicher!

Zumal er schon nackt war, wohlgemerkt!

„Und was für einen Nachtisch gibt es heute? Sahnecreme mit Zimtstange?“ Seine Gedanken waren sicherlich nicht jugendfrei. Und sicherlich auch nicht müde!
 

„Nein, Zimtstange mit Sahnecreme“, korrigierte Schuldig und fragte sich tatsächlich, wie Ran das noch auf die Reihe kriegen wollte. Es sollte ja nur ein kleines Vorbereitungsszenario werden und er hatte vor, Ran sanft in den Schlaf zu bespaßen. Aber ob das funktionieren würde?

„Komm mit“, sagte er und nahm Ran an der Hand, achtete darauf, dass dieser seine Füße von den seinen nahm und zog ihn hinter sich her ins Schlafzimmer.

Vor dem Bett blieb er allerdings stehen, zog Ran an sich und schob seine Zunge zwischen die immer noch nach Wein schmeckenden Lippen. Der darauf folgende Kuss stand seiner umtriebigen Hand in Punkto Forscherdrang in nichts nach. Vor allem Rans bestes Stück wurde mit geübten aber dennoch harschen Strichen zur gewünschten Größe gebracht. Er hatte nicht vor, Ran so schnell ins Reich der Träume zu entlassen.

Seit einer Woche hatten sie bereits keinen Sex mehr gehabt und nur deshalb, weil Ran jeden Tag müde von der Arbeit nach Hause kam und eigentlich zu nichts mehr fähig war außer das zu essen was Schuldig ihm vorsetzte, sich zu duschen und die Zähne zu putzen. Heute würde die Dusche und das Zähne putzen ausfallen…
 

Auch wenn Aya zu müde zum Stöhnen war, so genoss er Schuldigs Aufmerksamkeit doch in allen Zügen und mit jeder kleinsten Faser seines Daseins.

Sein Körper hatte zu lange ohne Schuldig verbracht die letzte Woche, als dass ihn jetzt nicht jeder Strich, jede Berührung, jeder Kuss anmachen würde, erregen würde. Ein kleines, minimales Stöhnen entkam ihm aber jetzt doch, als es schier zuviel wurde, dennoch keine Erlösung kam.

Nichts… nur quälende Härte, die Schuldig da hielt, wo sie war.

Er grollte leise.
 

Ah sehr schön, lobte Schuldig mit einem zufriedenen Grinser.

„Je schneller du dir deinen Nachtisch holst, desto schneller erlöse ich dich von dem Übel“, lächelte er vertraulich zu Ran und kam sich schon selbst so vor, als wäre er ein böser Freund. Rans böser Freund Schuldig.

Er selbst war halb erregt, doch es fehlte noch ein gutes Stück, damit sein gutes Stück sich in Ran schieben konnte…
 

Für einen Moment wollte Aya nicht verstehen, was Schuldig ihm damit sagen wollte. Wie… Nachtisch holen? Er war doch selbst schon überreif.

Mehr als das.

Er musste kommen!

Schuldig…

Dieser…

Aya öffnete die Augen und löste sich von Schuldig. Sein Violett kollidierte mit dunklem Grün, als er sich an dem Körper des anderen reibend nach unten glitt und dort auf seine Knie kam. Es SCHMERZTE, aber wer war er, dass er sich beschwerte?

Ohne seine gewöhnliche Sturheit, sah er schweigend zu Schuldig hoch, die pure Verführung in seinen Augen.

Seine Finger schoben den Stoff des Bademantels etwas weiter auseinander und näherten sich schließlich Schuldigs bedürftigem Stück Fleisch.
 

War Ran so langsam, weil er halb einschlief, obwohl dessen Augen bis auf die darunter liegenden Ringe nicht ganz danach aussahen, ganz im Gegenteil. In ihnen lag das Feuer, das sich Schuldig schon die ganze Woche für sich gewünscht hatte.

Oder war er so langsam, weil er ihn foltern wollte? Schuldig war sich nicht so ganz schlüssig.

Die Finger seiner linken Hand griffen in Rans Haar, ließen seidige Strähnen zwischen ihnen hindurchgleiten und fächerten Rans Haar hinter dessen Ohr.

Rans Atem brach sich an seiner Haut und vermischte sich mit den Geräuschen der Stadt und des Meeres.
 

Ein wenig Unsicherheit war in den Augen des Telepathen zu lesen und für einen Moment heizte eben das die sadistische Seite des rothaarigen Japaners nur noch mehr an.

Er strich blind über das halb aufgerichtete Glied Schuldigs und richtete seinen Blick dann auf seinen… Nachtisch.

Zimtstange mit Sahne.

Eine große Zimtstange.

Gänzlich auf seine momentane Aufgabe beschränkt, küsste sich Aya seinen Weg um die Männlichkeit herum zu Schuldigs eigentlich Bedürftigem. Ein sanfter Kuss auf das Fleisch, dann umschloss er es mit seinen Lippen, die Augen wieder auf Schuldig gerichtet.
 

‚Schlampe.’

Genau das war es, was Rans Augen momentan wiedergaben. Frech, verwöhnt, hungrig, gierig und ein großes Tabu, nicht zu vergessen die schändliche Verführung in hellem Weiß und tiefem Rot. Rans sündige Lippen hatten ihn umschlungen und Schuldig wäre allein schon bei diesem Anblick gepaart mit diesem herausfordernden Blick gekommen. Wenn er nicht noch etwas mehr vorgehabt hätte …

Doch Ran schien weit von der Müdigkeit entfernt zu sein, wenn er ihm einen derartig sündig schmutzigen Blick zu werfen konnte.
 

Das hatte in der Tat etwas Wahres, denn Ayas Müdigkeit war für einen Moment lang vergessen, als er Schuldig bewusst und gerne in luftige Höhen trieb, dann jedoch, kurz vor dem Höhepunkt des anderen, kurz vor der absoluten Härte, seine Bemühungen stoppte und völlig unschuldig zu Schuldig hochsah.

Völlig unschuldig.

Er leckte mit seiner Zunge einmal die Länge herauf, wie ein Kater auf Milchsuche. Oder ein Kater beim Putzen.
 

Doch das reichte Schuldig völlig. Die Feuchte, die durch das Lecken entstanden war reizte Schuldig nur umso heftiger dass Ran weitermachen sollte. Doch er war ganz selbstbeherrscht und wickelte sich eine Haarsträhne sanft um zwei Finger und zog leicht daran nach oben um Ran zu signalisieren, er solle aufstehen.

„Leg dich hin… ruh dich aus“, lud er dazu ein auf dem Bett zu verweilen, ob sich Ran wirklich dabei ausruhen konnte, würde sich noch herausstellen.
 

„Ausruhen!“, schnaubte Aya empört, glitt aber in die Höhe.

Gleiten war gut… es tat WEH, was da zwischen seinen Beinen schwelte. Was nach Erlösung gierte und lechzte, sie von Schuldig aber nicht bekam!

Doch wenigstens litt Schuldig nun genauso!

Ayas Hand umschlich Schuldigs Po und packte fest zu, zog den anderen Mann abrupt an sich. Seine Finger schlichen sich zwischen die Spalte der beiden festen Hälften und verhielten dort… eine kleine Warnung, ein Versprechen.
 

Eine Warnung die durchaus verstanden wurde. Schuldig nahm Rans Mund schnell ein, verstrickte dessen Zunge in einen heißen Machtkampf und dirigierte währenddessen Ran auf das Bett auf dem beide landeten. Schuldig schmirgelte seinen Körper auf Rans und vor allem dessen hocherregtem Glied heftig fast schmerzhaft einmal von oben nach unten, bevor er Ran griff und seitlich drehte. Harsch kam ihr Atem von ihren Lippen und Schuldig verrieb die ersten Lusttropfen an Rans Eingang, indem er Ran spüren ließ, was Schuldig ihm versprochen hatte.

Er hielt Ran eng an sich, halb unter sich gebracht, und dennoch seitlich.
 

Ayas Stöhnen wurde lauter, verlangender. Anscheinend hatte seine kleine Dominanzgeste genau das gebracht, was er wollte. Genau das.

Er rieb sich leicht an Schuldig, schnurrte.

„Gibt es etwas, auf das du wartest?“
 

„Entspann dich“, Schuldig löste sich leicht von Ran griff Richtung Kopfkissen und förderte eine kleine Tube Gleitgel hervor, die er sonst eher für unterwegs einsteckte. Man konnte schließlich nie wissen wann sie das nächste Mal Lust hatten und vor allem wo.

Also zelebrierte er die übliche Vorbereitung und drang in Ran ein. Sie waren aufeinander eingespielt, wussten wo sie aufeinander warten mussten, wo jeder seine Zeit brauchte und wann es schneller gehen konnte.

Schuldig spürte wie Ran, wie ihm der Schweiß ausbrach, als er sich in ihn versenkt hatte.

Sie brauchten beide nicht mehr allzu viel und würden kommen aber um dies ganze nicht so einseitig zu gestalten, griff Schuldig nach vorne und umfasste Rans pralles Glied, umkoste es fürsorglich.
 

Beinahe zeitgleich bog sich Ayas Rücken durch, presste sich seine Wange an Schuldigs Lippen. Er stöhnte guttural und erlöst, vereinnahmt und vollkommen zufrieden, als Schuldig langsam damit begann, sich in ihm zu bewegen.

Man hätte meinen können, dass Schuldig das extra machte, sie beide zu foltern, wieder und wieder an den Rand der Verzweiflung zu treiben und wieder zurück, immer das gleiche Spiel, bis Aya das Gefühl hatte, nicht mehr zu können.
 

Der finale Stoß zusammen mit den hilfreichen Handreichungen brachten Ran und auch Schuldig zum Kommen. Laut schlugen sich die Geräusche der Erlösung an den Wänden wider, wurde ihr Keuchen und ihr schnell gehender Atem zu ihnen zurückgeworfen. Als Schuldig in seinem Nachglühen schwelgte und sich fertig fühlte brachte er es jedoch zustande Rans Wange und dessen Lippen abzulecken, herrlich salzige Schweißperlen hatten sich dort gesammelt. „Hmm, lecker…“



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