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Bittersweet Lovestory

>>BEENDET<<
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Wicked Game

Bittersweet Lovestory
 

1. Kapitel – Wicked Game
 

*~*~*~*~*~*~*
 

So, heute war es nun endlich soweit! Es war Samstagmorgen um 09:32 Uhr und Ian betrat, neugierig auf das, was ihn erwarten würde, die alte Scheune, in der die momentan angesagteste Band, Black Moon, für ihre neue Tour probte.

Noch vor zwei Wochen hätte Ian nicht einmal im Traum daran gedacht, die Band je zu treffen, und jetzt sollte er sie sogar persönlich kennen lernen.
 

>Wow!<
 

Und das hatte er alles seinem Kumpel Christoph zu verdanken.
 

>Danke, Christoph! (^^)<
 

Dieser hatte nämlich vorher bei Black Moon als „Mädchen für alles“ gearbeitet, bis er vor kurzem ein Auslandsstipendium in Uruguay bekommen hatte und kurzerhand seinen besten Freund diese „wichtige“ Aufgabe übertragen hatte.

Anfangs war Ian ja nicht so angetan von der Sache, aber jetzt, wo die Begegnung kurz bevor stand, war er doch ziemlich aufgeregt.
 

>Was mach ich eigentlich, wenn ich rein komme? Die kennen mich ja gar nicht! Wissen die überhaupt, dass ich komme, oder hat Christoph von mir erzählt?<
 

In der Scheune war es ziemlich dunkel, nur eine, in der Mitte aufgebaute, Bühne wurde beleuchtet.

Auf dieser Bühne standen die fünf Bandmitglieder von Black Moon, der Drummer Jeff, der Gitarrist Alex, der Keyboarder Criss, der Bassist Marc und der Sänger Kay. Und alle starrten nun Ian an.
 

>Was soll ich denn jetzt sagen?<
 

„Äh, ja… hi, ich bin Ian!“
 

*~*~*~*
 

>Aha, das ist also der Neue. Er sieht genauso aus wie Christoph ihn beschrieben hat: Kleine, zierliche Figur mit einem total naiv dreinblickenden Gesicht. Fazit: Der Junge ist echt süß! Ob er das auch weiß? – Let’s see …<
 

Das leichte Glitzern in Kays Augen entging Criss, dem besten Freund von Kay, nicht.
 

>Oha, das verheißt nichts Gutes! Ade du ruhige und besinnliche Welt and welcome Chaos!<
 

Kay befestigte sein Mikro wieder am Ständer und wandet sich dem Eindringling zu.
 

„Hey Kleiner, komm mal näher! Ich hab keine Lust durch die ganze Scheune zu brüllen.“
 

Ian kam zögernd näher und kletterte zu den anderen auf die Bühne.
 

>How sweet! Und diese Augen – der Hammer! Im Scheinwerferlicht sehen sie aus wie glitzernde Smaragde. Der gehört mir!<
 

„Also du bist also die Vertretung von Christoph?“, ein Nicken kam als Antwort, „Und du heißt also Ian?“, wieder ein Nicken, „Da du ja unsere Namen kennst, denke ich mal, ist eine Vorstellung überflüssig. Ach, bevor ich’s vergesse, wir duzen uns hier alle. Verstanden?“, Ian nickte, „Herrgott, kannst du auch noch was anderes!“, ohne weiter darüber nachzudenken, nickte Ian wieder.
 

Kays Augen verengten sich zu Schlitzen, aber bevor er etwas sagen konnte, kam Criss Ian zu Hilfe.
 

„Bleib locker, Kay! Du wärst auch aufgeregt, wenn du der zurzeit angesagtesten Band und dem beliebtesten Sänger (Eingebildet? Niiiieeee!^^) gegenüber ständest. Ist doch völlig klar, dass es ihm die Sprache verschlagen hat. Aber das geht sicher vorüber, nicht wahr Ian?“
 

Ian sah ihn dankend an und… nickte.

Doch die Schicksalsgöttin hatte heute mal einen guten Tag und ersparte Ian ein weiteres Mal Kays bissigen Kommentar, indem sie die Tür auffliegen ließ und Fran hereinstürmte.
 

„Was ist denn hier los? Ich seh wohl nicht richtig! Macht ihr ein Kaffeekränzchen oder warum probt ihr nicht? Es sind nur noch wenige Tage bis zur Tournee und wir stehen schon so unter Zeitdruck!“
 

Fragend und ein bisschen wütend schaute sie in die Runde.

Kay der sich während Frans Ausbruch eine Zigarette angesteckt hatte, deutete wortlos auf Ian. Ein paar Sekunden lang schaute Fran Ian total verwirrt an, dann…
 

„Aha! Du bist also Ian, Christophs Vertretung! Schön dich kennen zu lernen. Ich bin Fran, die Managerin der Band.“ Fran schüttelte dem völlig perplexen Ian die Hand.

„So, jetzt aber genug der Vorstellung! Ihr“, dabei deutete sie auf Criss, Alex, Marc und Jeff, „probt weiter. Und du,“, diesmal wurde Kay anvisiert, „hörst auf zu rauchen und gehst zu Ryan. Er hat noch ein paar Fragen an dich. Nimm am Besten Ian mit, dann kannst du ihm auch gleich herumführen und einweisen.“ Erwartungsvoll sah sie die sechs an.
 

Marc, Alex, Jeff und Criss widmeten sich wieder ihren Instrumenten und Kay zertrat seine Zigarette, fasste Ian bei der Hand und zog ihn von der Bühne in Richtung Ausgang.
 

*~*~*~*
 

Kay zog Ian in ein kleineres Gebäude neben der Übungshalle.

Kaum hatten sie den Raum betreten, stürmte auch schon eine völlig aufgelöstes und mit den Armen um sich schlagendes „Etwas“ auf sie zu mit dem Ausruf: „Gott, Kay, da bist du ja endlich! Schatz, wir haben ein Problem!“
 

>… Was ist das denn für einer? Oder eine? Ist dass … Ryan?!<
 

Vor Ian stand ein ca. 1,80 m großer Mann in einem rosa Anzug mit grünem Halstuch und halb offenem Hemd. Die Haare des Gegenübers waren pink-lila gefärbt und standen in alle erdenklichen Richtungen ab und auch sein Gesicht war wirklich mehr als bunt angemalt!

Verwundert blickte der Mann jetzt von Kay zu Ian, als hätte er ihn gerade erst bemerkt.
 

„Na, wer bist du denn? Bist ja ein ganz schnuckeliger!“
 

Ian konnte förmlich spüren, wie sich sämtliches Blut in seinem Körper in seinen Füßen sammelte und sein Gesicht kalkweiß wurde.
 

>Was laufen hier denn für komische Leute rum? Hilfe!<
 

„Hallo, ich bin Ian.“
 

„Ah, also ich bin Ryan und ich bin hier für die Outfits der Band zuständig. Und genau hier liegt das Problem.“, Ryan wandte sich wieder Kay zu, der das Ganze mit einem Grinsen beobachtet hatte.
 

„Das, was du dir ausgesucht hattest, geht nicht, bzw. es ist weg, also eigentlich ist es kaputt. Mein Hund ist drüber hergefallen und, na ja …, du musst dir etwas Neues aussuchen.“
 

Mit den letzten Worten drehte er sich zur Seite und zeigte auf mehrere Kleiderständer, die voll von verschiedensten Klamotten waren.

Kay schien der Gedanke, sich etwas Neues auszusuchen, nicht gerade zu gefallen, denn sein Blick gefror und glich mehr und mehr einem Eisberg und seine Hand, die immer noch Ians umfasste, verstärkte ihren Druck.
 

„Aua!“
 

Beschwichtigend hob Ryan die Hände: „Ich such dir einfach schon mal was raus, ja?“
 

Er ging los und kam kurze Zeit später mit einem Berg von Outfits wieder, ganz oben auf dem Stapel: eine schwarze Latexhose! (*g*)

Bei diesem Anblick wirkte Kays Gesicht nun so, als würde er Ryan am Liebsten in der Luft zerreißen und seine Reste tollwütigen Krokodilen zum Fraß vorwerfen.
 

>Oh Gott, der Arme kann einem echt Leid tun! So möchte ich nicht angeguckt werden!<
 

Während Kay jetzt Ryan auseinander nahm, ging Ian auf die Kleiderständer zu und durchwühlte sie. Nach kurzer Zeit war dann auch was, wie er fand, Passendes gefunden.
 

>Also, mir gefällt’s ja, aber wenn es Kay nicht gefällt, krieg ich auch so’nen Eisblick. Brrr!<
 

*~*~*~*
 

Während Kay in Gedanken (Nur damit alle das gleiche verstehen!^^) damit beschäftigt war, Ryan Stückchen für Stückchen und auf sehr grausame Weise auseinander zu nehmen, bemerkte er wie Ian etwas schwarzes, was verdächtig nach einer Hose aussah, aus einem der Kleiderständer herauszog.
 

Kurzerhand ließ Kay Ryan einfach stehen und steuerte auf Ian zu.
 

„Na, was hast du denn da? Zeig mal her!“
 

Ohne eine Antwort abzuwarten, nahm er Ian das „Etwas“ aus der Hand.

Es war wirklich eine Hose, genauer gesagt eine Jeans und noch genauer gesagt eine schwarze Jeans mit sehr vielen und sehr großen Löchern. Diese waren an der Beinvorderseite herausgeschnitten worden und total fransig.
 

„Sehr gut, Ian! Du hast gerade deine einzige Pflicht hier bei uns erfolgreich erfüllt. Jetzt sieh mich nicht so hirnamputiert an! Deine Pflicht ist es den Seelenfrieden zwischen allen Mitgliedern der Band, einschließlich derer, die im Hintergrund arbeiten, wie zum Beispiel Ryan, zu erhalten und dafür zu sorgen, dass wir uns nicht alle killen. Immer noch nicht kapiert? Also, indem du gerade diese Jeans gefunden hast, hast du mein Outfit gefunden, dass heißt, ich brauch Ryan nicht mehr den Kopf abreißen und das wiederum heißt, dass er uns noch ein paar weitere Jahre erhalten bleibt. Im Klartext: Du hast unseren kleinen Konflikt gelöst. Jetzt verstanden?“
 

Doch bevor Ian wieder einmal mit einem Nicken antworten konnte, unterbrach ihn Ryan.
 

„Das ist ja alles schön und gut, aber wir wissen doch überhaupt noch nicht, ob dir die Jeans überhaupt passt. Jetzt sieh mich nicht so an, anprobieren musst du sie schon und ein Oberteil haben wir auch noch … ok, ok, ich denke, mit einem schicken, schwarzen Hemd ist dein Outfit perfekt.“
 

>Himmel, wenn Blicke töten könnten!<
 

Nur widerwillig nahm Kay das Hemd, welches Ryan ihm reichte, entgegen und ging in eine der Kabinen.
 

>Auch das noch, wie ich anprobieren hasse! Obwohl, ich könnt ja gleich mal testen, wie sich mein Objekt der Begierde in Bezug auf meinen gut durchtrainierten Körper (Kay ist überhaupt nicht eingebildet! Wie kommt ihr da drauf?^^) verhält. Alles sitzt wie angegossen – das Hemd ist schön weit ausgeschnitten – perfekt! Let the game begin!<
 

Kay trat aus der Kabine.
 

*~*~*~*
 

Bei diesem Anblick spürte Ian, wie das Blut, das eben noch in seinen Füßen gewesen war, nun in sein Gesicht schoss und er feuerrot wurde.

Denn durch die großen Löcher in der Hose, war doch eine Menge von Kays trainierten Beinen zu sehen und auch das Hemd ließ einen schönen Blick auf seinen Oberkörper zu.
 

>… Wow!… Das sieht echt… wow aus! – Aber was denk ich da eigentlich?!<
 

„Na, du bist doch nicht etwa rot geworden?“, flüsterte plötzlich Ryan Ian ins Ohr und stürmte dann, vor Begeisterung mit den Armen wedelnd, auf Kay zu.
 

>Ryan hat gesehen, dass ich …? Hoffentlich hat Kay das nicht auch noch bemerkt.<
 

Ian wurde von Ryans entzücktem Geschrei aus seinen Gedanken gerissen: „Himmel, Kay, das sieht ja fan-tas-tisch aus, einfach göttlich! Das Publikum wird begeistert sein!“
 

Nun fing er an, an Kay rumzuzupfen, damit auch ja alles richtig saß, woraufhin dieser einen sehr genervten und ziemlich gefährlichen Blick bekam.

Kay schien nicht begeistert darüber zu sein, von Ryan aufgehalten zu werden, doch langsam wendete er sein Interesse etwas anderem zu: Ian!

Dieser wurde nun von Kays eisblauen Augen fixiert und mit einem ziemlich doppeldeutigen Grinsen angesehen, was Ian doch sichtlich nervös machte.
 

>Was sieht der mich denn jetzt so komisch an? Hab ich was im Gesicht, oder warum guckt der so?<
 

„Sieh mich bitte nicht so seltsam an. Wenn ich einen Fleck im Gesicht habe, sag’s mir einfach, aber schau nicht so!“
 

Nachdem Kay diese Sätze gehört hatte, machte er sich von Ryan los und kam auf Ian zu.
 

*~*~*~*
 

Kay blieb kurz vor Ian stehen und musterte ihn von oben bis unten. Dann beugte er sich nach vorne, legte Ian den linken Arm um die Schulter, nur um ihn noch ein bisschen näher an sich zu ziehen und flüsterte nahe dessen Ohr: „Nein, du hast keinen Fleck in deinem Gesicht. Der leichte Rotschimmer machte dich einfach noch süßer und ich musste dich ansehen. Aber apropos Fleck, wenn du unbedingt einen möchtest, kann ich dir ja einen machen. Wie wär’s mit hier?“
 

Kays rechte Hand glitt sanft an Ians Hals hinunter. Er spürte Ians rasenden Puls unter seinen Fingern.
 

>Wie weich und unschuldig seine Haut ist… am Liebsten würde ich ja sofort…<
 

Allerdings bemerkte Kay wie sich Ian langsam aus seiner Erstarrung löste und zum Gegenangriff überging. Deswegen trennte er sich von ihm und ging mit den Worten „Ich sollte mich mal wieder umziehen.“ in die Kabine zurück.
 

Kay hörte bald wie Ryan zu Ian sprach und dabei Sätze fielen wie „er hat nur gespielt“, „meint es nicht ernst“ und „mach dir keine Sorgen“.
 

>Hah! Der liebe Ryan versucht die Situation noch zu retten, aber das wird nichts. Ich hab einen bleibenden Eindruck bei unserem Kleinen hinterlassen, daran wird dein Vortrag auch nichts ändern.<
 

„Hey Kay, bist du hier?“
 

>Das ist ja Criss’ Stimme. Was will der denn hier?<
 

Kay trat umgezogen aus der Kabine und schaute Criss erwartungsvoll an, statt eine Antwort zu geben.
 

„Hier. Anruf für dich.“
 

Mehr sagte Criss nicht, als er Kay dessen Handy in die Hand drückte. Verwundert sah Kay ihn an und auch die andern beiden schienen verwirrt von Criss’ merkwürdigen Auftreten und seiner besorgten Miene.
 

Da ihm wohl nichts anderes übrig blieb, als den Anruf entgegenzunehmen, um herzufinden, was los war, hielt er sich sein Handy ans Ohr.
 

„Hallo?“
 

„Einen wunderschönen Tag, Kay! Da wir lange nichts mehr von einander gehört haben, dachte ich, ich meld mich mal wieder. Wie geht’s dir denn so? Ich höre nur gutes von deiner Band. Ihr scheint großen Erfolg zu haben.“
 

Als Kay die Stimme erkannte, gefror das Blut in seinen Adern und sein Körper erstarrte. Sein Mund war so trocken geworden, dass er kaum sprechen konnte. Nur mühsam brachte er hervor: „Was… willst… du?“
 

„Oh, du willst sofort zur Sache kommen? Ich dachte, wir könnten vorher noch ein bisschen quatschen … Nicht? Dann werde ich gleich zum Grund meines Anrufs kommen: Wir müssen uns treffen. Und zwar so bald wie möglich. Am besten noch vor deiner Tour. Wie wär’s mit kommendem Samstag? Was hältst du davon?“
 

Ein Schauer jagte Kays Rücken herunter und ließ ihn weiter frösteln.
 

„Warum?“
 

„Das klären wir, wenn wir uns treffen. Also, es bleibt beim nächsten Samstag? Schön! Ich freu mich schon, dich wieder zu sehen. Bis da-“
 

Kay unterbrach ihn. Er hatte endlich seine Sprache wieder gefunden.
 

„Warum sollte ich kommen? Ich hab nichts mehr mit dir zu tun!“
 

„Kay, Kay, du weißt doch, dass ich dich auch so holen könnte. Aber ich will doch nicht, dass dein schönes Gesicht von einem Kratzer verunstaltet wird. Und außerdem willst du doch nicht, dass ihr etwas zustößt, oder? Na, siehst du. Wo ist das Problem? Wir sehen uns dann am Samstag bei mir! Bis dann!“
 

>Aufgelegt. Der Mistkerl hat einfach aufgelegt ohne meine Antwort abzuwarten. Arschloch!<
 

Langsam klappte Kay das Handy zu. Die Eiseskälte, die von diesem Gespräch ausgegangen war, steckte ihm noch in allen Knochen.

Er sah auf und bemerkte Criss’ betrübte Miene, die unbedingt etwas sagen wollte, aber er winkte ab, er brauchte jetzt keine Ratschläge und wollte auch keine Erklärungen abgeben, als er die verwirrten Gesichter von Ian und Ryan entdeckte.

Nein, er wollte einfach nur weg, weg von hier und zu ihr. Ja, das war das Beste. Da würde er in Ruhe über alles nachdenken können.
 

„Criss, ich fahr ins Krankenhaus. In ca. zwei Stunden bin ich wieder da, falls Fran fragt. Und“, sagte er mit einem Blick auf Ian, „kümmere dich um ihn.“
 

„Geht klar.“
 

„Ach und, Ryan, eins noch: Ich spiele nie! Niemals!“
 

Er drückte Criss sein Handy in die Hand, um jeden weiteren Anruf aus dem Weg zu gehen, und ging.
 

*~*~*~*
 

>Was ist denn jetzt passiert? Krankenhaus…? Irgendwie versteh ich hier gar nichts!<
 

Nachdem Kay gegangen war, guckte Ian Criss fragend an: „Sag mal, was war denn gerade los? Wer hat da angerufen und warum ist Kay so leichenblass geworden und wieso muss er jetzt ins Krankenhaus?“
 

„Ich glaube nicht, dass dich das etwas angeht.“, erwiderte Criss ziemlich ernst.
 

>Werden auf einmal alle hier so komisch? Womit hab ich das eigentlich verdient?<
 

„Aber ich wollte doch nur…“, stammelte Ian.
 

„Schon gut, Kay ist bei seiner Schwester im Krankenhaus und der Rest geht dich wirklich nichts an!“
 

Schockiert sah Ian Criss an.
 

„D-Das hab ich nicht gewusst.“
 

„Ich weiß, es tut mir Leid, ich wollte dich nicht so anmaulen, aber es ist eben allein Kays Problem, okay?“
 

So verging langsam Ians erste Arbeitwoche bei Black Moon. Während dieser Woche stellte er fest, dass je näher das nächste Wochenende kam, desto gereizter und aggressiver wurde Kay.
 

>Ob das etwas mit dem Anruf von neulich zu tun hat. Warum redet eigentlich niemand mit mir darüber?<
 

Und dann kam der Samstag. Die Band probte heute, aus welchem Grund auch immer, nicht und Ian hatte mal wieder Zeit mit seiner Freundin Sara auszugehen. Gerade als er mir ihr in ein Café gehen wollte, fiel ihm ein Mann in völlig schwarzen Sachen auf. Kay!?
 

>Was tut der denn hier?<
 

Völlig vergessen, dass er eigentlich ein Date hatte, ging Ian langsam auf Kay zu, doch dieser schien ihn nicht zu bemerken. Er wirkte irgendwie unruhig und nervös, als würde er jemanden erwarten.
 

*~*~*~*~*~*~*
 

So, dass ist jetzt mal das Ende des ersten Kapitels unserer neuen Story.^^

Wir finden, dass das ein tolles, superfrustrierendes Ende ist und ihr wahrscheinlich, dass das ein total besch…, wie-könnt-ihr-nur-Ende ist. Und genau deshalb, haben wir das ja auch so gemacht. *g*

Also wenn ihr wissen wollt, wie es weitergeht, schreibt uns Kommis!!! (mindestens drei^^, sonst geht’s nicht weiter… Muhahaha! *scherz*)

Übrings: Wer glaubt ihr, ist der geheimnisvolle Anrufer? Habt ihr Ideen, wie es weitergehen bzw. was noch passieren soll oder Anmerkungen zum bereits geschriebenen? Schreibt sie uns! Wir freuen und über jeden neuen Kommentar!
 

Zum Abschluss noch ´nen kleinen Vorgeschmack aufs nächste Kapi^^:
 

In all den Jahren hatte es Kay noch nie geschafft diesem Blick lange stand zu halten. Auch jetzt wich er den Augen seines Gegenübers aus, irgendwie hatte er immer das Gefühl, dass sie ihn seine Seele blicken konnten, nur um nach einem wunden Punkt zu suchen, den sie aufreißen konnten, um ihn noch mehr zu quälen.

Memories

2. Kapitel - Memories
 

*~*~*~*~*~*~*
 

>Verdammt! Wo bleibt denn dieser Scheißkerl?! Es ist schon schlimm genug, dass er den Treffpunkt geändert hat, aber dass er jetzt auch noch zu spät kommt, ist echt das Letzte!<
 

„Guten Tag, Kay.“
 

Der Stimme folgend, drehte sich Kay um. Hinter ihm stand ein gut aussehender, Mitte Zwanzig jähriger Mann, den er sehr gut kannte.
 

„Ken! Na so was, du lebst ja noch!“
 

„Wie meinen?“
 

„Ich dachte nur, dass die Tentakel meines ach so liebenswürdigen Verwandten dich sicher schon auf die für ihn übliche, grausame Weise zu Tode gequält hätten. Ein Wunder, dass er es so lange mit dir aushält. Du musst deinen Job ja richtig gut machen. Gratuliere!“
 

Das Gesicht von Kays Gegenüber verfinsterte sich merklich, sagte aber nichts darauf.
 

„Wie auch immer, ich bitte dich nun, mir zu folgen.“
 

Er zeigte in Richtung einer Seitengasse.
 

„Warum sollte ich das tun? Er hat den Treffpunkt doch nach hierhin verlegt, oder nicht? Also soll er zu mir kommen und nicht umgekehrt!“
 

„Jetzt komm schon, Kay! Du weißt genau, dass er sich nie in der Öffentlichkeit mit dir oder irgendjemand anders treffen würde. Außerdem haben wir in der Nähe einen neuen Club eröffnet und er hatte deswegen noch geschäftlich hier zu tun. Deshalb auch der Ortswechsel. Würdest du mir jetzt bitte folgen?“
 

„Ist das wirklich eine Bitte?“
 

„Nein!“
 

Und schon bauten sich neben Kay zwei muskelbepackte Schwergewichte in schwarzen Anzügen auf, die ihn drohend durch ihre getönten Brillen (Klischees müssen erhalten werden!^^) ansahen.

Er verzichtete auf weitere Bemerkungen, da er eine Auseinandersetzung, bei der unweigerlich den Kürzeren ziehen würde, mit den beiden Muskelpaketen vermeiden wollte und ging folgsam hinter Ken her.
 

*~*~*~*
 

Verwundert hatte Ian das Schauspiel, was sich eben zugetragen hatte, beobachtet.
 

>Was tut Kay da? Wer sind diese Men in Black? Und wer ist der andere da? Worüber reden die denn nur?<
 

Plötzlich ging der eine Mann in eine Seitengasse hinein und Kay und die zwei anderen Männer folgten ihm.
 

>Soll ich ihm jetzt hinterher gehen, oder …, aber was ist mit Sara? – Ach, sie wird es schon verstehen!<
 

Kurzerhand verabschiedete Ian sich von seiner Freundin und versuchte, Kay möglichst unauffällig zu folgen. Als er um die Ecke bog, konnte er gerade noch sehen, wie die Gruppe durch eine ziemlich unscheinbar wirkende Tür ging.
 

>Was wollen die da und was ist das überhaupt? – Soll ich wirklich hinterher gehen? … Ja.<
 

Ian ging auf die Tür zu, wartete ein paar Sekunden und öffnete diese dann leise. Vorsichtig trat er ein und schaute sich verwundert, über das, was er sah, um.

Er stand in einem schwach beleuchteten Gang, der komplett mit roter Samttapete tapeziert war, auf der sich goldene Muster befanden.
 

>Das sieht ja aus wie ein… Was will Kay denn hier und warum kommt er durch den Hintereingang? Wo ist er eigentlich jetzt?<
 

Langsam ging Ian den Gang weiter entlang, bis er von irgendwo Stimmen hörte. Er folgte den Geräuschen und kam an einen Raum, in dem er die kleine Gruppe sah.

Während die zwei Riesen bewegungslos in einer Ecke standen, unterhielt sich Kay leise mit jemandem. Es schien, als würden sie auf irgendwen warten, doch von Ians Standpunkt aus, war leider nichts zu sehen.
 

>Mist, ich versteh hier gar nichts!<
 

Ian schlich sich möglichst leise näher heran, beachtete aber nicht die Flaschen, die auf dem Boden standen und stieß versehentlich eine davon mit seinem Fuß um. Die rollte daraufhin mitten in den Raum, in dem sich Kay befand.
 

*~*~*~*
 

>Oh, wie ich dieses warten hasse! Aber anders kenn ich es ja nicht von ihm: Erst provoziert er mich, indem er mich stundenlang warten lässt, nur um dann mit einer totalen Unschuldsmiene hereinspaziert zu kommen und mich damit nochmals auf die Palme zu bringen! Nur eins hat mein lieber Onkel nicht mit berechnet: Mich! Wenn ich cool und locker bleibe, wird das Ganze erstens schneller vorbei sein und zweitens nicht so weh tun.<
 

Kay befand sich in der Mitte des Raumes und schaute sich scheinbar gelassen um.

Vor ihm standen der protzigste Schreibtisch, den er je gesehen hatte und dahinter ein genauso geschmackloser Ledersessel. Auch sonst bestand die Ausstattung des Büros nur aus sehr teuren Designerstücken, die, wie Kay fand, total kitschig waren.
 

>Geschmacklosigkeit, wohin man sieht. Bitte, erlöse mich doch einer von diesem scheußlichen Anblick!<
 

Wie auf wundersame Weise (^^) wurde sein Wunsch erhört, denn plötzlich hörte er das Kullern einer Flaschen hinter sich und drehte sich um. Er sah gerade noch einen hellbraunen Wuschelkopf um die Ecke lugen, da war er auch schon wieder verschwunden. Erst dachte er, er habe sich getäuscht, aber als dann auch noch die beiden Riesen aufsprangen und dem Flaschen-Umwerfer mit einer, ihnen gar nicht zuzutrauenden, Geschwindigkeit hinterher rannten, wusste Kay, dass es keine Einbildung gewesen war.

Kurze Zeit später hörte er auch schon einen Schmerzensschrei und wütende Protestrufe.
 

>Diese Stimme. Irgendwoher kenn ich diese Stimme, aber woher? … Nein, das darf nicht sein, bitte, das darf nicht wahr sein!<
 

Kays schlimme Vorahnung bestätigte sich, als die beiden Muskelpakete Ian hereinführten. Dessen Gesicht war schmerzverzehrt und angsterfüllt, eine Mischung die Kay nur zu gut kannte. Bei Ian aber konnte er sie nicht ertragen.
 

„Lasst ihn los!“, befahl er.
 

„Warum sollten sie das tun, Kay? Kennst du den jungen Mann etwa?“
 

Erst jetzt bemerkten die Anwesenden, dass noch ein Mann den Raum betreten hatte. Dieser war vielleicht nur ein bisschen größer als Ian, strahlte jedoch eine Respekt einflößende Persönlichkeit aus. Aber das Erschreckenste an der ganzen Gestalt waren die Augen. Es waren eiskalte Augen, jedes Mal wenn ihr Blick einen streifte, lief einem ein kalter Schauer den Rücken herunter.

In all den Jahren hatte es Kay noch nie geschafft diesem Blick lange stand zu halten. Auch jetzt wich er den Augen seines Gegenübers aus, irgendwie hatte er immer das Gefühl, dass sie ihn seine Seele blicken konnten, nur um nach einem wunden Punkt zu suchen, den sie aufreißen konnte, um ihn noch mehr zu quälen.
 

„Lasst ihn los, aber passt auf, dass er nicht weg läuft.“
 

Die beiden Schwergewichte ließen Ian los, mussten ihn aber weiter aufrecht halten, da diesem vor Angst die Beine wegsackten.

Kay hatte Mitleid mit Ian, konnte aber nichts für ihn tun. Es galt die Devise: Je weniger Theater er machte, desto schneller würde alles vorübergehen.
 

„So, aber nun kümmere dich nicht mehr um den Kleinen, sondern hör mir zu.“
 

Kays Aufmerksamkeit wendete sich wieder seinem Onkel zu, der es sich jetzt in dem Ledersessel bequem gemacht hatte.
 

„Ich hab mal wieder einen kleinen Auftrag für dich.“
 

Kay spürte wie sich langsam ein Kloß in seinem Hals bildete. Er wusste jetzt, was sein Onkel von ihm wollte.
 

„Wie ich sehe, weißt du schon worum es geht, schön, dann stelle ich dir jetzt deinen Kunden vor. Du kennst ihn sicherlich noch…“
 

Auf diese Worte trat ein Mann, der sich vorher noch im Hintergrund gehalten hatte, ins Licht. Erinnerungen und Bilder, die Kay schon längst zu vergessen gehofft hatte, tauchten mit brutaler Härte wieder in seinem Kopf auf und wäre er jetzt alleine gewesen, hätte er geweint – alles aus sich heraus geweint. Aber vor seinem Onkel oder vor diesem… Kerl würde er sich keine Blöße geben.

Allerdings konnte er nicht verhindern, dass er ein bisschen zitterte und sich kalter Schweiß auf seinem ganzen Körper bildete.
 

„Schön, dann brauch ich dir meinen alten Freund Ethan ja nicht noch einmal vorstellen. Es ist zwar schon ein paar Jährchen her, aber er scheint dir ja noch gut in Erinnerung geblieben zu sein.“
 

>Wie könnte er auch nicht…<
 

„Er wird dich morgen um Punkt neun Uhr bei dir zu Hause abholen und auch wieder zurück bringen. Zeitpunkt offen. Ach ja, und bevor ich es vergesse, solltest du in irgendeiner Form Ärger machen, weißt du was passiert…“
 

Wie auf Kommando stieß der eine Riese, Ian die Faust brutal in den Magen. Der japste nach Luft und fiel auf die Knie.
 

„Das war nicht fair! Er hat nichts damit zu tun!“
 

„Aber Kay, jetzt reg dich doch nicht so auf. Das war nur eine Warnung. Nichts großes, nur eine kleine Warnung. Ach ja, und die hier sind für dich“, bei diesen Worten warf sein Onkel ihm eine Packung zu. „Nicht damit du noch ein Trauma davonträgst. Auf Wiedersehen, Kay!“
 

Kays wütender Blick verfolgte seinen lachenden Onkel und seinen „Kunden“ noch, als diese schon durch die hintere Tür des Büros gegangen waren.

Dann wandte er sich um und ging auf Ian zu, der zusammengekrümmt auf dem Boden lag. Unter wachsamen Blick der Muskelpakete hob er ihn auf und trug ihn in Richtung Ausgang.
 

*~*~*~*
 

Kay trug Ian nach draußen, verließ die Seitengasse und ging auf ein parkendes Taxi zu. Dort setzte er Ian auf den Rücksitz, bezahlte den Fahrer, drehte sich um und machte Anstalten, zu gehen.
 

>Was?! Der kann mich doch nicht einfach hier alleine lassen! Wieso geht der denn jetzt?!<
 

Ohne weiter darüber nachzudenken, was er eigentlich gerade tat, streckte Ian seine Hand aus und hielt Kays fest. Der blickte ihn nun etwas verwundert an, musste dann aber doch leicht grinsen, als Ian rot wurde.

Sofort ließ er die Hand wieder los, trotzdem drückte Kay ihn zur Seite und setzte sich neben Ian in das Taxi. Dieses brachte beide dann zum Haus von Ians Eltern.
 

Kay stieg aus und Ian wollte gerade hinterher, als Kay ihn auf die Arme nahm und ihn zur Haustür trug. Er zog Ian die Schlüssel aus der Hosentasche, schloss die Tür auf und brachte ihn ins Haus. Dort ging er in das Wohnzimmer, legte Ian auf die Couch und holte ihm ein Glas Wasser (nachdem er die Küche gefunden hatte^^).
 

>Warum ist er so… nett?! Sonst ist er doch immer so komisch! Wieso macht er das?<
 

Verwirrt blickte Ian Kay an, doch dieser drehte sich um, um das Haus zu verlassen.
 

>Nein, nicht gehen!<
 

„Entschuldigung.“
 

Kay blieb stehen und schaute Ian an.
 

„Es tut mir Leid, dass ich dir hinterher geschlichen bin. Das war blöd von mir. Aber wer waren diese Männer? Und was wollten die von dir? Und was für einen „Kunden“ sollst du morgen treffen? Erklär mir das bitte. Ich möchte das verstehen! – Wenn die dir etwas tun wollen, geh doch zur Polizei!“
 

*~*~*~*
 

„Eigentlich geht dich das ja überhaupt nichts an, aber da du jetzt durch dein herumschnüffeln schon mittendrin steckst, sehe ich keinen Grund dir die Hintergründe noch weiter zu verschweigen.“
 

Nach diesen Worten setzte sich Kay neben Ian und sah ihm fest in die Augen.
 

„Eins muss du mir noch versprechen, bevor ich anfange: Du sagst zu niemanden, egal wer es ist, ein Wort, weder von dem, was du heute erlebt hast, noch von dem, was ich dir gleich erzählen werde. Andererseits wird etwas sehr, sehr schreckliches passieren. Hast du mich verstanden?“
 

Ian sah zwar ein bisschen geschockt aus, nickte aber. Darauf zog Kay ihn auf seinen Schoß, um nicht so laut sprechen zu müssen und um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen.
 

„Gut. Also“, Kay holte einmal tief Luft, „alles begann, als ich fünfzehn Jahr alt war. Bis dahin waren wir, dass heißt meine Mam, mein Dad und meine damals sechsjährige Schwester Vicki, eine sehr glückliche Familie gewesen.

Doch dann bekam Vicki merkwürdige Blackouts, Fieberattacken und Schüttelfrost. Da Mam und Dad bald nicht mehr weiter wussten und die Anfälle immer schlimmer wurden, gingen sie mit Vicki zu unserem Hausarzt. Der hatte wohl schon eine Verdacht, wollte sich dazu aber nicht äußern und schickte uns zu einem Spezialisten für schwere und unheilbare Krankheiten.

Wir waren natürlich alle sehr beunruhigt, aber mein Dad war von Natur aus ein Optimist und so versuchte er uns aufzuheitern… mit geringem Erfolg.

Vicki wurde den ganzen Tag untersucht – das Warten war grauenhaft. Wir waren hin- und hergerissen zwischen Hoffnung und Verzweiflung und als uns der Arzt nach einer Ewigkeit in sein Sprechzimmer rief, hatte die Verzweiflung gesiegt.

Er erzählte mit Grabesstimme, so kam es mir jedenfalls vor, dass Vicki eine besonders seltene und aggressive Art von Krebs habe, welche sehr schwer zu heilen war. Nur 10 % aller Erkrankten hätten bis jetzt überlebt, da die Therapie sehr aufwendig und kompliziert und der Patient seelischen und körperlichen Druck ausgesetzt sei.

Aber um dem Ganzen noch eins drauf zu setzen, sagte er, dass die meisten Krankenkassen diese Therapie nicht bezahlten, da die Kosten immens hoch wären und die Chance auf Heilung dagegen sehr gering sei.

Trotz alledem ließen meine Eltern Vicki in die Spezialklinik des Arztes einweisen, da man die Erfahrung gemacht hatte, je früher die Krankheit behandelt wurde, desto größer waren die Heilungschance.

In den nächsten Tagen danach warteten wir zu Hause auf die Nachricht von der Krankenkasse. Diese Zeit verbrachten wir mit hoffen und weinen – meisten jeder für sich. Es war furchtbar, wir redeten kaum noch miteinander und behandelten uns fast schon wie Fremde.

Als dann endlich der Brief mit der Nachricht kam, war meine Familie am Ende. Die Krankenkasse schrieb nämlich, dass sie die Kosten nicht übernehmen werden, da ihnen die Heilungschancen bei einem Erwachsenen schon viel zu gering seien und es bei einem Kind eigentlich keine Hoffnung gäbe.“
 

Kay hatte die ganze Zeit unbewusst über Ians Haare gestreichelt und hielt jetzt kurz inne, bevor er fortfuhr. Seine Stimme war voller Bitterkeit.
 

„Alle gaben auf: Meine Mam war nur noch ein Schatten ihrer selbst und bekam schwere Depressionen, auch ich isolierte mich immer mehr, nur mein Dad gab die Hoffnung nicht auf. Er bewirkte, dass Vicki weiter therapiert wurde. Allerdings musste er, um die Kosten halbwegs bezahlen zu können, sehr viel arbeiten und kam immer erst spät nach Hause. Als er dann eines Morgens früh losfuhr, übersah er einen Laster und starb noch am Unfallort.

Dieser erneute Verlust löste einen so schweren Schock bei meiner Mam aus, dass sie sich noch in der gleichen Nacht das Leben nahm.

Ich fand sie damals – ihr Gesicht war fürchterlich angeschwollen, genauso wie ihre Zunge, die ihr aus dem Mund heraushing. Mit leeren, aufgerissenen und herausstehenden Augen sah sie mich an – sie hatte sich erhängt.

Ab da kann ich mich an nichts mehr erinnern, meine Oma, die über uns wohnte, erzählte mir später, dass ich wie am Spieß geschrieen hätte, aber wie gesagt, ich weiß es nicht mehr.

Auch was Tage später, Wochen, ja sogar Monate später, genau passierte, weiß ich nicht mehr. Aber woran ich mich noch genau erinnern kann, ist der Tag, als mein Onkel plötzlich vor der Tür stand.

Er wedelte meiner Oma mit Adoptionspapieren vor der Nase herum und nahm mich einfach mit. Ich war total perplex, erstens wusste ich überhaupt nicht, wer der Kerl war, zweitens wusste ich nicht, was er von mir wollte und drittens wusste ich nicht, was jetzt mit mir passieren sollte. Er erklärte mir zwar was von „er sei mein Onkel“, „nicht gemeldet wegen Familienstreit“, „Schulgefühle gepackt“ und „kümmerte sich ab jetzt um mich“, aber viel verstanden hab ich nicht, nur eins: Wenn ich ihm gehorche und alles mache, was er sagt, wird es meiner Schwester bald viel besser gehen.

Und wirklich, Vicki wurde in eine spezielle Privatklinik eingeliefert in der sich rund um die Uhr jemand um sie kümmerte und die besten Vorraussetzungen für eine Heilung bestanden.

Woher mein Onkel soviel Geld für eine dermaßen teure Klinik hatte, erfuhr ich kurz vor meinem siebzehnten Geburtstag.

Die Party, auf die ich an jenem Abend wollte, hatte ein jähes Ende genommen, als die Eltern des Veranstalters früher nach Hause kamen als geplant.

Also ging ich nichts ahnend wieder nach Hause. Was mich da erwartete traf mich völlig unerwartet. Denn die Party, die mein Onkel in seinem Salon veranstaltete, war so ganz anders, als die, die ich kannte: Halb nackte Frauen und Männer umgarnten wichtig aussehende Männer in Anzügen.

Bei dem Anblick, wie es einige in der Ecke trieben oder sich beim Kartenspielen einen blasen ließen, wurde mir schlecht und ich wollte schleunigst hier raus. Doch bevor ich die Tür erreichte, hatte mich mein Onkel gesehen und zu sich an einen der Pokertische gerufen. Folgsam ging ich hin und er stellte mich seinen, wie er sagte, Geschäftspartnern vor. Darunter war auch Ethan, du hast ihn heute gesehen, er war bei einem Onkel.

Bei meinem Anblick veränderte sich der Ausdruck in den Augen der Geschäftpartner, damals konnte ich es noch nicht deuten, aber heute weiß ich was es war: Gier. In ihren Augen blitzte die reine Gier. Die Gier nach unschuldiger Haut, nach einem Körper, der sich unter ihn wand und schrie.

Natürlich bemerkte mein Onkel das auch, nur reagierte er ganz anders, als man bzw. ich das erwartet hätte. Er schlug nämlich vor, einfach mal um eine Nacht mit mir zu pokern. Ich protestierte natürlich lautstark, aber nicht lange, denn plötzlich wurde ich von hinten gepackt und mit Chloroform betäubt.

Als ich wieder zu mir kam, war es bereits zu spät. Ich lag nackt auf einem großen Bett und Ethan, der offensichtlich gewonnen hatte, saß auf der Bettkante und sah mir beim wach werden zu. Denn wie gesagt, wenn das Opfer sich nicht wehrte, machte das Ganze nur noch halb so viel Spaß.

Allerdings sollte ich bald merken, dass man mich nicht nur betäubt, sondern mir auch gleich noch eine Ladung Drogen verabreicht hatte, um mich noch weiter gefügig zu machen. Da ich es dennoch schaffte mich einigermaßen erfolgreich zu wehren, flüsterte mir Ethan noch, wie zur Erinnerung, ins Ohr: „Denk an deine Schwester!“.

Bei diesen Worten erstarben meine verzweifelten Fluchtversuche sofort und er konnte seine perversen Spielchen noch die ganze Nacht treiben.

Aber es sollte nicht nur bei dieser einen Nacht bleiben, irgendwie hatte mein Onkel gefallen daran gefunden mich zu quälen und reichte mich bei seinen Geschäftspartner herum. „Nein“ sagen konnte ich ja nicht, denn dann wurde ich mit zuckersüßer Stimme an das Schicksal meiner Schwester erinnert.

Das ich mich damals nicht einfach, wie meine Mutter, umgebracht habe, liegt erstens an meiner Schwester, ich wollte sie nicht alleine lassen und der Musik. Diese beiden waren zu meinem Lebenselixier geworden. Da mein Onkel mich nicht daran hinderte, gründete ich zusammen mit Criss und den anderen Black Moon. Wir bekamen recht schnell einen Plattenvertrag und wurden ziemlich erfolgreich, wie du weißt.“
 

Wieder seufzte Kay.
 

„So, und damit endet die Erklärung zu den Hintergründen des heutigen Treffens und gleichzeitig meine Lebendgeschichte. Du bist nun der zweite Mensch, nach Criss, der diese Story kennt, also bewahre sie gut.“
 

Er schaute Ian an, der ihn geschockt, voller Mitgefühl und den Tränen nahe ansah.
 

„Jetzt sieh mich nicht so traurig an! Am Dienstag bin ich wieder der „alte“ Kay. Und dann können wir ja da weiter machen, wo wir aufgehört haben.“
 

Schelmisch grinste er Ian an.
 

„Bis dann!“
 

Ian sah in dem Moment so betröppelt niedlich über diesen schnellen Abschied aus, dass Kay es sich nicht verkneifen konnte, ihm zum Abschied einen Kuss auf die Lippen zu hauchen.

Noch bevor Ian darauf reagieren konnte, wandte sich Kay der Tür zu, rief noch „Mach dir keine Sorgen!“ und verschwand.
 

*~*~*~*
 

Ian stand auf, um Kay aufzuhalten, doch ihm wurde schnell klar, dass er ihn eh nicht davon abbringen konnte zu gehen und so ließ er sich wieder auf die Couch fallen. Minutenlang noch blickte er die Tür an, durch die Kay das Haus verlassen hatte. Langsam hob er seine Hand und berührte mit den Fingerspitzen seine Lippen.
 

>…Warum hat er das gemacht?<
 

Verwirrt über seine eigenen Gedanken schüttelte Ian den Kopf.
 

>Was denk ich hier überhaupt?! Es gibt ja wohl wesentlich wichtigere Sachen, z.B. was Kay gerade erzählt hat. Wenn das alles wirklich so stimmt, wie er das erzählt hat, dann ist es mehr als grausam. Er kann einem echt Leid tun. Warum sind Menschen so gemein und… fies?!<
 

Von dem eben erlebten noch total aus der Bahn geworfen, ging Ian in sein Zimmer und legte sich ins Bett. Bei dem Gedanken an den heutigen Nachmittag lief es ihm immer noch eiskalt den Rücken runter und in seinem Kopf häuften sich tausende von neuen Fragen auf.
 

>Geht Kay da morgen wirklich hin. Ich meine, das kann er doch nicht machen, oder doch?<
 

Über all dies nachdenkend, schlief Ian schließlich ziemlich unruhig ein.
 

Am Sonntag holte er sein Date mit Sara nach, doch mit seinen Gedanken war er ganz woanders. Auch Sara schien Ians geistige Abwesenheit aufzufallen, denn sie war dementsprechend angesäuert.
 

>Na, toll! Danke Kay, deinetwegen ist meine Freundin jetzt stinkig auf mich!<
 

Am Montag hatte die Band dann wieder Probe, doch nachdem sich der Sänger nach zwei Stunden immer noch nicht die Ehre gegeben hatte, zu erscheinen, wurde die Proben abgebrochen.
 

>Wo ist der denn und warum kommt der nicht? Hat es etwa mit Sa…?<
 

„Ähm, Criss, sag mal, wo wohnt Kay?“
 

Criss blickte Ian durchdringend an und fragte: „Warum willst du das wissen?“
 

„Weil ich wissen möchte, wieso er heute nicht hier war.“
 

Criss schaute ihn jetzt mit einem Das-könnte-ich-dir-auch-sagen-Blick an, rückte die Adresse aber trotzdem raus.

Als Ian an dem genannten Haus ankam, stellte er ziemlich verwundert fest, dass es ein ganz normales Haus mit Mieterwohnungen war. Von jemanden wie Kay hatte er eigentlich erwartet, dass er irgendwo wohnte, wo es… auffälliger war.

Er ging zur Haustür und drückte auf die Klingel: eine Minute lang, zwei Minuten lang, drei Minuten lang … nach zehn Minuten Sturmklingeln gab er auf.
 

>Gut, wenn er nicht mit mir reden will, auch in Ordnung!<
 

Ian drehte sich um und ging. Nur einmal blickte er noch mal auf das Haus und er hätte schwören können, Kay am Fenster gesehen zu haben.
 

Und dann kam der Dienstag.
 

*~*~*~*~*~*~*
 

Es ist jetzt eine Woche her, seit ich das erste Kapitel hochgeladen haben, also dachte ich mir, ihr habt jetzt lang genug gewartet (und ich hab gerade auch mal ein paar freie Minuten^^) und ich lad mal das zweite Kapi hoch!

In dem hat sich ja einiges aufgeklärt: Mich würde interessieren, ob ihr das schon vorausgesehen habt oder ob es eine Überraschung war?

Das dritte Kapi werd ich, denk ich, auch so in Abstand von einer Woche hochladen. Also freut euch schon drauf!!
 

Kleiner Vorgeschmack gefällig:
 

„Hallo?“
 

„Du Arschloch, was fällt dir ein!? Wie kannst du mir das antun?!“
 

>Häh, was will sie denn jetzt?<
 

„Ich hab doch gar …“
 

„Versuch nicht, dich rauszureden! Ich hab’ es doch gesehen! Es ist ein riesiges Foto in der Zeitung!“

Razorblade Kiss

3. Kapitel – Razorblade Kiss
 

*~*~*~*~*~*~*
 

>Was ist denn hier los?<
 

Kay starrte völlig verwundert in die Scheune, wo sie immer probten. Überall standen Kisten herum und aufgeregte „Männchen“ liefen hin und her, um alles sicher zu verstauen. Auf der Bühne standen alle Bandmitglieder zusammen mit Ian und verpackten vorsichtig die Instrumente.
 

„Ah Kay!“
 

Eine total genervte Fran kam auf ihn zugestürmt.
 

„Da bist du ja endlich! Ich hoffe für dich, dass du eine gute Ausrede hast, so spät zu kommen.“
 

„Äh… weißt du… ich dachte, die Pro-“
 

„Die Probe fällt ins Wasser. Da die Nachfrage nach Tickets für eure Tour so groß war, hab ich noch zwei weitere Termine vor den anderen festgelegt und der eine ist morgen. Also müssen die Proben erst mal ausfallen, ich glaube auch, dass das eurer Performance keinen großen Abbruch tun wird. Aber sag mal, wieso weißt du von alle dem nichts? Ich hatte Criss doch damit beauftragt dich zu informieren.“
 

>Ach, Criss hatte gestern die ganze Zeit angerufen und ich dachte, es wäre Ian gewesen und hab erst gar nicht abgenommen. Upps!<
 

„Na ja, ist jetzt auch egal. Geh und hilf den anderen. Um Punkt ein Uhr kommt der Bus!“
 

Nach diesen Worten raste Fran auch schon wieder davon und Kay machte sich an die Arbeit. Eine halbe Stunde brauchten sie noch bis alles richtig verpackt war.

Kay bemerkte, dass Ian ihn die ganze Zeit über ignorierte. Wenn sich ihre Blicke doch mal trafen, verzog Ian trotzig den Mund und schaute demonstrativ in die andere Richtung.
 

>Er schmollt. Wie niedlich!<
 

Aber so niedlich Kay das auch fand, es musste aufhören. So von Ian ignoriert zu werden, gefiel ihm überhaupt nicht.

Also ging er von hinten an ihn heran, umschlang ihn mit seinen Armen und flüsterte ihm ins Ohr: „Wir müssen reden. Komm nachher mal in meine Garderobe.“
 

Gerade als Kay ihn wieder loslassen wollte, hörte er eine Stimme hinter sich, die er nur zu gut kannte.
 

„Ach, wie schnuckelig! Ist das dein neuer Freund, Kay? Ich sehe schon die Schlagzeile vor mir: Kay, der Sänger von Black Moon, ist vergeben. Deine weiblichen Fans werden aus lauter Liebeskummer alle Selbstmord begehen. Oh Kay, was hast du nur getan!“
 

Kay drehte sich zu der Frau hinter ihm um.
 

„Darf ich dir vorstellen Ian. Das ist Jeanette, die Schwarze Witwe unter den Journalisten. Denn auch sie nähert sich ihrem Opfer mit heulerischer Freundlichkeit, um es dann auf grausame Weise zu vernichten. Deswegen traue ihr nie, es könnte dein letztes Mal sein. – Aber genug der Schmeicheleien! Was willst du hier?“
 

„Fran war so nett und hat mir die Erlaubnis erteilt, eine Fotostory über eure Tour zu machen. Du wirst dich also an meine Anwesenheit gewöhnen müssen. Ich hoffe auf eine gute Zusammenarbeit!“
 

Mit einem Lächeln das nicht bis zu ihren Augen reichte, streckte sie Kay die Hand entgegen. Der allerdings, sah sie nur vernichtend an, murmelte etwas von „Ich bring Fran um!“ und ging demonstrativ an Jeanette vorbei in Richtung Ausgang.
 

„Ich brauch frische Luft, hier drin ist sie mir zu verpestet. Ach und Ian, ich warte auf dich!“
 

*~*~*~*
 

>Da kann er lange warten! Ich bin doch nicht sein Bimbo!<
 

Sauer über die ganze Situation, insbesondere über Kay, drehte Ian sich um und half mit, den letzten, noch rumliegenden Rest zu verstauen. Was dachte dieser Mann sich eigentlich dabei, ihn dauernd zu ärgern und bloßzustellen?!
 

Um zehn nach eins kam dann fast pünktlich der Bus und mit dem ging es kurze Zeit später auch schon los in Richtung des ersten Auftrittortes. Kay hatte sich inzwischen wieder zu den anderen gesellt.

Der Bus war wirklich riesig. An den Seitenwänden waren mehrere Betten angebracht, hinten war eine kleine Küche und es war sogar ein kleines Bad vorhanden.
 

>Boah, das ist ja Wahnsinn! Wofür braucht man so’nen großen Tourbus? – Äh, wahrscheinlich für fünf Bandmitglieder.<
 

Die Fahrt dauerte, wie Ian fand, ewig lange und als sie endlich ankamen, war er vom langen Sitzen so müde geworden, dass er fast im Stehen einschlief. Kurz bevor er endgültig im Reich der Träume verschwand, dachte er noch einmal daran, dass Kay ihm ja irgendetwas hatte sagen wollen.
 

>Ach, wenn er was will, soll er gefälligst zu mir kommen und nicht umgekehrt!<
 

Am nächsten Morgen ging dann alles sehr hektisch zu, es musste in der Halle für den Auftritt aufgebaut werden, die Outfits mussten zurechtgemacht werden und auch ansonsten gab es noch eine Menge zu tun.

In diesem ganzen Chaos lief Fran herum und versuchte verzweifelt, alles irgendwie in eine gewisse Ordnung zu bekommen, doch es war vergeblich.

Als dann endlich alles fertig war und die ersten Fans in die Halle stürmten, waren alle ziemlich erleichtert und das Konzert konnte beginnen.
 

>Also, Kay sieht wirklich verdammt gut aus, wie er da auf der Bühne steht. Jetzt bin ich aber doch mal gespannt, wie das hier so wird.<
 

*~*~*~*
 

Kay schaute sich in der großen Halle um. Er sah wie einige Mädchen sich um die erste Reihe kloppten und schrieen als ob der Weltuntergang kurz bevor stände, wie sich die Jungs ganz cool ein bisschen weiter hinten aufgestellt hatten und ganz relaxed in Richtung Bühne schauten (ganze Kerle eben^^), wie sich die mitgeschleifte Eltern vorsorglich schon mal Oropax in die Ohren steckten und wie sich die jüngeren Fans gegenseitig mit ihren selbst gemalten Schildern erschlugen (sinnbildlich gemeint^^).

Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Ja, er liebte es auf der Bühne zu stehen und mit seinem Gesang die Masse vor ihm zu bewegen, in ihr Gefühle wie Trauer, Glück, Schmerz und natürlich Liebe zu entfachen.

Kay wusste nicht, warum er gerade jetzt an Ian dachte und es machte ihn traurig.
 

>Er ist gestern nicht mehr zu mir gekommen und hat mich auch sonst ignoriert. Nach dem Konzert heute, werd ich ihn mir mal beiseite nehmen müssen und fragen, was das ganze Theater soll. Schließlich hab ich ihm, so weit ich weiß, nichts angetan. Criss und die andern schauen mich auch schon komisch an…<
 

Das Licht in der Halle wurde langsam dunkler und kündigte damit den Anfang des Konzertes an. Einige schrieen aufgeregt, aber ansonsten war es totenstill in der Halle. Die Fans hielten den Atem an.

Dann suchten einige Scheinwerfer scheinbar ziellos die Zuschauer ab, bis sie sich plötzlich alle gleichzeitig auf die Bühne richteten.

Kay hatte den Kopf gesenkt und hob ihn nun langsam. Auch die anderen schienen von den plötzlich auf sie gerichteten Scheinwerfern geweckt worden zu sein und lösten sich langsam aus ihrer Erstarrung.

Die Menge jubelte und brüllte so laut sie nur konnte. Doch als Kay die Hand hob, wurde es sofort mucks Mäuschen still.
 

„Okay girls and boys – let the show begin!“
 

Die Fans schrieen sich auf seine Worte hin wieder die Seele aus dem Leib und als die ersten Takte eines Songs von ihrem neuen Album gespielt wurden, spürte Kay, wie all seine Sorgen und Probleme von ihm abfielen und er nur noch die Musik hörte.
 

Er war frei – einfach frei…
 

*~*~*~*
 

Ian stand am Ausgang der Halle und betrachtete das ganze Spektakel, wie Kay allein durch seine Stimme die ganze Menge mit sich riss und sie praktisch nach seinem Willen steuerte. Es war echt atemberaubend, einfach alles, was er tat und sang saß perfekt, als hätte er nie etwas anderes in seinem Leben getan. Als Ian ihn so betrachtete, hatte er das erste Mal das Gefühl, dass Kay wirklich glücklich und befreit war und dass er einmal seine ganzen Probleme hinter sich gelassen hatte.
 

>Super! Er ist echt richtig gut. Seine Stimme ist… toll! Man kann tatsächlich spüren, was er fühlt. Seine Gefühle spiegeln sich in seinem Gesang wieder.<
 

Fasziniert blickte Ian Kay an, so wie jetzt hatte er ihn noch nie gesehen. Für einen kurzen Moment hatte er das Gefühl, als würde Kay ihm direkt in die Augen sehen. Dieser Blick ließ Ian einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Innerlich gab er sich schnell eine Ohrfeige. Wie kam er überhaupt auf die Idee, Kay hätte ihn angeguckt? Das war doch absurd!

Das Konzert lief gut. Die Musik war klasse und die Fans waren bei jedem Lied richtig dabei.

Nun aber kam langsam der Höhepunkt und… Kay zog sein Hemd aus!! In diesem Moment verspürte Ian den Wunsch, am Liebsten ganz alleine mit Kay in der riesigen Halle zu sein. Es machte ihn fast ein bisschen eifersüchtig, dass die ganzen Menschen hier Kay ebenfalls so sehen konnten.
 

>Nein, Hilfe, was denke ich denn schon wieder!!<
 

Obwohl er sich immer wieder ermahnte, konnte er nicht verhindern, dass sein Herz ungewöhnlich schnell schlug, so wie er es schon lange nicht mehr wahrgenommen hatte.
 

Nach endlos vielen Zugaben war das Konzert dann endlich beendet und die Fans verließen die Halle. Ian hatte sich in einen kleinen Raum zurückgezogen und dachte über das eben gesehene und gehörte nach.
 

>Er hat echt eine tolle Stimme und einen verdammt tollen Oberkörper. Nur warum verwirrt mich das alles so. Ich versteh das nicht. Wenn ich mich jedes Mal, wenn ich etwas komisches gedacht habe, wirklich geschlagen hätte, wär ich jetzt grün und blau im Gesicht.<
 

Leise hörte Ian, wie sich die Tür hinter ihm öffnete und jemand das Zimmer betrat.
 

*~*~*~*
 

>Wow! Das war mal wieder eine voll geile Show!<
 

Alle Bandmitglieder beglückwünschten sich gegenseitig zu diesem astreinen Konzert, wo wieder mal alles gestimmt hatte: Die Fans, die Atmosphäre, die Performance, die Gefühle – eben alles!
 

Als Kay nun ein wenig später den Gang in Richtung Toiletten entlang ging, fühlte er sich total high. Natürlich hatte er nichts genommen, aber die Hormone in seinem Körper lösten ein solches Glückgefühl und eine Zufriedenheit in ihm aus, dass er glaubte, er würde schweben. Genau deswegen hielt er sich auch erst mal den Kopf unter Wasser, als er ankam. So wurde er ein bisschen ruhiger und ernster.

Mit einem Blick in den Spiegel über dem Waschbecken stellte er fest, dass ihm seine schwarzen, fast schulterlangen und eigentlich immer gestylten Haare jetzt tropfend rechts und links herabhingen. Das Wasser perlte an der makellosen Haut seines Oberkörpers, er hatte sich das Hemd noch nicht wieder angezogen, ab und machte das Bild perfekt. Niemand, ob Frau oder Mann, hätte ihn bei diesem Anblick von der Bettkante gestoßen.
 

Grinsend machte Kay sich auf dem Weg zu Ian. Er hatte von Fran erfahren, dass sich dieser schon kurz nach dem Konzert in einen kleineren Raum zurückgezogen hatte.

Ein paar Minuten später stand er auch schon vor besagtem Raum und öffnete die Tür.
 

Ian hatte sich bei Kays eintreten umgedreht und wurde, wie dieser mit äußerster Genugtuung feststellte, ziemlich rot im Gesicht.
 

„Also,“, fing Kay an, während er hinter sich die Tür schloss und den Schlüssel im Schloss umdrehte, „würdest du jetzt bitte die Güte besitzen und mir dein abweisendes Verhalten der letzten Tage erklären?“, er trat ein Schritt auf Ian zu, „Ich warte!“
 

*~*~*~*
 

„Äh… ja…“
 

Bei Kays Anblick hatte es Ian glatt die Sprache verschlagen.
 

>Mann, warum sieht der jetzt so gut aus? Also eigentlich sieht er ja immer gut aus, aber jetzt sieht er besonders gut aus. Und wieso verwirrt er mich so?<
 

Nachdem Ian Kay mehrere Minuten lang sprachlos angestarrt hatte, löste sich langsam seine Erstarrung und seine Stimme war auch wieder in der Lage ihre Aufgabe zu tun.
 

„Ich war nicht abweisend zu dir. Nur weil ich nicht rund um die Uhr nach deiner Pfeife tanze und sich nicht alles um dich dreht, musst du nicht gleich beleidigt sein. Es mag sein, dass ich vielleicht ein bisschen sauer auf dich bin, aber das ist doch wohl verständlich. Schließlich hast du mich am Montag an deiner Tür auch total ignoriert. Und das nur, weil ich wissen wollte, wie es dir geht. Vielleicht verstehst du das nicht, aber ich habe mir Sorgen um dich gemacht! Ich…“
 

Schnell schlug er sich mit der Hand vor den Mund.
 

>Mist, das hatte ich jetzt gar nicht sagen wollen! Verdammt!<
 

Erschrocken über sich selbst blickte Ian Kay an und auch der schien diese Art von Antwort nicht erwartet zu haben.
 

*~*~*~*
 

>Ach so ist das!<
 

Sanft lächelnd ging Kay ein paar Schritte auf Ian zu und strich ihm verträumt ein paar Strähnen aus dem Gesicht.
 

„Du machst dir also Sorgen um mich? Wie süß!“
 

Kays Blick wurde wieder ernst. Er packte Ians Oberarme und presste ihn gegen die Wand, damit er ihm in die Augen sehen musste.
 

„Aber du solltest es besser sein lassen! Die Letzte, die sich Sorgen machte, hat versucht mich aus diesem Teufelskreis zu befreien und liegt heute eingeäschert in der drittletzten Reihe des Friedhofs meiner Heimatstadt. Und das war meine Oma! Mein Onkel hat sie einfach umbringen lassen, nur weil sie sich eingemischt hat. Einfach so!“
 

Das Entsetzen stand Ian ins Gesicht geschrieben, aber er konnte jetzt nicht aufhören. Ian musste es begreifen!
 

„Also steck dir dein Mitleid sonst wo hin, aber lass es nicht an mir aus, wenn dir dein Leben lieb ist!“
 

Kay ließ ihn los und ging in Richtung Tür. Er hatte die Hand schon auf der Klinke, als er sich noch mal umdrehte.
 

>Er sieht aus, als ob er gleich heulen würde. Sorry Kleiner, aber auf eine andere Art, hättest du es nicht verstanden, dafür bist du einfach noch zu naiv. Die Welt ist grausam, auch du wirst das eines Tages lernen.<
 

„Am Montag hab ich dir die Tür nicht geöffnet, weil es mir total beschissen ging. Ethan schien richtig unter Entzug gelitten zu haben, so wie der abging. Ich wollte einfach nicht, dass du mich in so einem Zustand siehst. Es war kein schöner Anblick.“
 

Kay suchte vergeblich nach Ians Blick. Fast schon ein wenig traurig drückte er die Klinke herunter, als er plötzlich ein Geräusch hinter der Tür vernahm. Sofort riss er die Tür auf und wer kam hereingestolpert… Jeanette.
 

„Na, wen haben wir denn da? Du hast doch nicht etwa gelauscht, oder Jeanette?“
 

Kays Stimme triefte vor Ironie. Jeanette hingegen gewann langsam ihre Fassung wieder und Ian war nun restlos verwirrt.
 

„Oh nein, nein! Ich hab nicht gelauscht!“
 

>Das war ein „nein“ zuviel, Jeanette!<
 

„So? Und was willst du dann hier?<
 

„Du weißt doch, dass ich diese Fotostory mache und ich wollte dafür ein paar Fotos schießen.“
 

Sie wedelte Kay mit ihrer Kamera vor der Nase herum.
 

>Schnell loswerden und…<
 

„Na meinetwegen“, er zog Ian zu sich, „aber mach schnell!“
 

Jeanette machte die Kamera startklar und stellte sich in Position. Sie hatte ja nicht gedacht, dass sich Kay so schnell hätte dazu überreden lassen und dann auch noch mit Ian auf einem Bild. Das war einfach perfekt!
 

„Und jetzt bitte lächeln!“
 

>… Ablenken heißt die Devise!<
 

Noch bevor Jeanette den Aufnahmeknopf drücken konnte, umschlang Kay Ian mit den Armen und küsste ihn besitzergreifend. Dann machte es „Klick“ und er entließ ihn wieder.

Um weder Jeanette noch Ian Zeit zu geben, darauf zu reagieren, schritt er eilig zur Tür und rief nur noch beim Hinausgehen: „Ich hoffe, dass ist Sensation genug, Jeanette!“
 

*~*~*~*
 

Nachdem Kay gegangen war, verschwand auch Jeanette sehr schnell. Ian verließ den Raum und legte sich, erschöpft von dem ganzen Konzertstress, auf sein Bett. Obwohl er körperlich total geschafft war, in seinem Kopf wimmelte es nur so von Frage.
 

>Wieso hat dieser verdammte Idiot das getan?! Er kann mich doch nicht einfach so und vor den Augen dieser Frau küssen! Ich fass es nicht! Dieser Arsch!<
 

Wütend durchknetete er sein Kissen bis es eine so komische Form angenommen hatte, dass es eigentlich in einem Museum für abstrakte Kunst hätte ausgestellt werden müssen.

Langsam legte er seinen Kopf wieder auf das verformte Kissen und fuhr sich, wie das letzte Mal, mit den Fingerspitzen über die Lippen. Bei dem Gedanken an den Kuss fing Ians Herz, wie er verwirrt feststellte, an wild zu schlagen.
 

>Hm, aber eigentlich hat es sich nicht schlecht angefühlt, um ehrlich zu sein war es sogar verdammt gut. – Arrgh, so was darf ich gar nicht denken!!<
 

Seufzend drehte er sich auf die andere Seite und schlief ein.
 

Am nächsten Morgen wurde Ian ziemlich früh von dem Klingeln seines Handys geweckt.
 

>Wer ruft denn um diese Zeit an? Das ist doch nicht normal! – Sara?!<
 

„Hallo?“
 

„Du Arschloch, was fällt dir ein!? Wie kannst du mir das antun?!“
 

>Häh, was will die denn jetzt?<
 

„Ich hab doch gar…“
 

„Versuch nicht, dich rauszureden! Ich hab es doch gesehen! Es ist ein riesiges Foto in der Zeitung!“
 

„Was für ein Foto denn?“
 

>Oh, oh, ich ahne schlimmes.<
 

„Na, das Foto auf dem du mit diesem … Kerl rummachst! Und jetzt komm mir ja nicht mir irgendwelchen Entschuldigungen! Ich will nichts mehr von dir wissen!“
 

- tuut – tuut – tuut –
 

„Aber …“
 

>So, ich brauche nun ganz schnell eine Zeitung.<
 

Er wollte sich gerade auf den Weg zum nächsten Kiosk machen, als sein Handy wieder klingelte.
 

„Ja.“
 

„Hi, hier ist Christoph. Rat mal, was ich eben im Internet gefunden habe. Na, weißt du’s? Ein Foto von...“
 

„Ich weiß schon, ein Foto auf dem Kay mich küsst. Na und, ist doch egal!“
 

„Läuft da was?“
 

>…<
 

„Natürlich nicht! Ich hab’ jetzt auch keine Zeit mehr, tschüss!“
 

Wütend legte Ian auf, doch just in diesem Moment, schellte das Telefon wieder.
 

>Hilfe, hat die Menschheit nichts anderes zu tun, als mir auf die Nerven zu gehen?! Herrgott noch mal!<
 

Ziemlich genervt schmiss er sein Handy in die Ecke und ging. Für heute stand erst einmal ein Interview auf dem Plan.

Während dieses geführt wurde, hatte Ian endlich Zeit in die Zeitung zu schauen. Das Foto war wirklich gut getroffen, denn er war nicht zu sehen, da er ja eigentlich versucht hatte, sich zu wehren.
 

>Von jetzt an werde ich wohl einen Sicherheitsabstand von zwei Metern einhalten müssen. Der soll sich ja nicht noch mal beschweren, dass ich abweisend zu ihm bin.<
 

Langsam näherte Ian sich der Band und der Reporterin, um wenigstens noch den Rest des Interviews mitzubekommen.
 

„So, jetzt haben wir noch eine Frage an dich Kay. Wir haben heute alle das Bild in den Zeitungen gesehen auf dem du mit einem anderen Jungen zu sehen bist. Wer ist denn der Unbekannte und was läuft da?“
 

*~*~*~*
 

>Aha, die Presse hat also angebissen. Sehr schön! Dann wollen wir mal das Feuer noch ein bisschen weiter anfachen!<
 

Doch Fran holte schon Luft, um dieses Interview abzubrechen, schließlich war dieses nur dazu da, um für die Tour Werbung zu machen und nicht um private Fragen zu beantworten. Aber Kay gab ihr ein Zeichen, dass er auf die Frage antworten wollte.
 

„Da läuft überhaupt gar nichts! Der Kuss war in keinerlei Weise ernst gemeint! Wo kommen wir denn dahin, wenn ich meine weiblichen Fans so vor den Kopf stoßen würde. Und außerdem steh ich mehr auf erwachsenere Männer, die mir auch was zu bieten haben.“
 

Verwundert schaute die Reporterin ihn an.
 

„Aber warum haben Sie den Jungen denn überhaupt geküsst?“
 

„Mir war grad langweilig.“, antwortete Kay total gleichgültig.
 

Darauf bekam er einen heftigen Rippenstoß von Criss.
 

„Was soll das?“, fragte er ihn verärgert.
 

Aber Criss deutet nur hinter den Kameras. Dort stand Ian, der ihn mehr als entsetzt anstarrte.
 

>Oh, scheiße! Der sollte das doch gar nicht mitbekommen!<
 

Aber auch die Reporterin hatte sich umgedreht und erkannte nun in Ian den Jungen vom Foto.
 

„Los, dreht die Kameras rum, das ist der Junge!“
 

Plötzlich löste sich Ian aus seiner Starre und rannte den Weg, wo es zu den Umkleidekabinen geht, entlang… und Kay ihm hinterher. Der hatte sich nämlich nicht mehr länger auf seinem Platz halten können, hatte er doch die Tränen in Ians Augen gesehen.

Er hörte, wie hinter ihm Fran hastig das Interview beendete und den Reportern sonst was androhte, sollten sie das Geschehene senden.

So bemerkte er gerade noch wie Ian in seine Umkleide rannte und die Tür schloss bzw. verschloss. Drei Sekunden später klopfte Kay schon an die Tür. Niemand öffnete.
 

„Komm schon, Ian! Du kannst doch nicht ewig da drin bleiben. Das eben war wirklich nicht ernst gemeint! Das hab ich nur gesagt, damit die Presse dich nicht ausspioniert. Wirklich!“
 

Er wartete … aber nichts geschah. Nur unterdrückte Schluchzer waren zu hören. Sie schnürten Kay die Kehle zu. Das hatte er nicht gewollt.
 

„Kay?“
 

Erschrocken drehte er sich zu der Stimme um und sah ein ihm wohlbekanntes Gesicht.
 

„Hey, was machst du denn hier?“
 

„Dich abholen!“
 

Kaum waren die Worte ausgesprochen worden, da wurde Kay auch schon von zwei starken Armen gepackt.
 

„Was soll denn das? Ich dachte wir hä-“
 

Kay sackte in sich zusammen – eine Spritze steckte ihm im Hals.
 

*~*~*~*~*~*~*
 

Und wieder Ende! Tja, so schnell kanns gehen!^^ Wir hoffen, dass auch dieser Teil euch animiert weiter unserer Geschichte zu folgen und bedanken uns recht herzlich für alle Kommentare, die wir bis jetzt schon bekommen haben!!!
 

Vorschau auf Kapitel 4:
 

Sachte tätschelte Kay Ian die Wange, doch der sah ihn nur aus vor Entsetzen aufgerissenen, leeren Augen an. Tränen der Verzweiflung rannen Kays Gesicht herunter und fielen auf Ians Gesicht.
 

Okay, ist zwar ziemlich kurz, aber wenn ich noch mehr nehme, verderbe ich euch ja alles!^^

Locked In The Dark Side

4. Kapitel – Locked In The Dark Side
 

*~*~*~*~*~*~*
 

>Dieser Arsch! Ich hasse ihn! Warum tut er das?<
 

Wütend und verletzt saß Ian, mit dem Rücken an die Tür gelehnt, in der Umkleidekabine und dachte bewegungslos über das Interview und über Kays Antwort nach. Die hatte ihn tief getroffen, er wusste nicht wieso, aber das zu hören hatte verdammt weh getan. Allein bei dem Gedanken daran, liefen ihm wieder Tränen die Wangen hinunter.
 

>Verdammt, warum muss ich jetzt heulen? Und das auch noch wegen dieses Idioten! Von wegen, das hat er nicht ernst gemeint! Das sagt er doch bestimmt zu jedem!<
 

Nachdem Ian mehrere Minuten schweigend dagesessen hatte und es vor dem Raum still geworden war, öffnete er leise die Tür einen Spalt und blickte nach draußen.
 

>Nanu, Kay ist weg. Kann ihm ja sehr wichtig gewesen sein, mich davon zu überzeugen, dass er die Antwort nicht genauso gemeint hat, wie er sie gesagt hat. Er spielte eben doch nur mit mir und macht sich über mich lustig.<
 

Deprimiert verließ er die Umkleidekabine und ging wieder zu den Bandmitgliedern zurück. Während der letzten zehn Minuten waren die Kameras und die Reporterin in Rekordzeit verschwunden. Scheinbar hatte Fran ein echtes Donnerwetter losgelassen, denn sie war ziemlich rot im Gesicht.
 

>Kay fehlt.<
 

„Wenn du deinen Kay suchst, der ist seit dem Theater hier eben nicht mehr aufgetaucht.“, sprach Criss ihn von der Seite an, nachdem Ian sich fast suchend umgesehen hatte.
 

„Erstens ist es nicht MEIN Kay, zweitens ist es mir absolut egal, wo dieser Kerl sich rumtreibt, mit dem will ich nichts mehr zu tun haben!“
 

>Warum sag ich das? Ich weiß doch, dass es nicht stimmt. Es ist mir nicht egal, wo er ist, trotzdem war er so gemein.<
 

Als Criss Ians verträumtes Gesicht sah, musste er lächeln. Er wusste, was dieser dachte.
 

„Weißt du, ich glaube, Kay hätte dich gar nicht verdient.“
 

*~*~*~*
 

Kay rannte durch dunkle enge Gassen. Er rannte ohne zu wissen wohin er lief oder wovor er weglief. Nur eins wusste er: Er musste weiter, ansonsten würde er sterben.

Hinter sich hörte er ein höhnisches Lachen. Es klang irgendwie endgültig, so als ob er ihm nie entfliehen könnte. Der Versuch, seine Tränen aufzuhalten, misslang kläglich, er weinte vor Hilflosigkeit.

Doch plötzlich geriet er ins Stolpern und fiel hart auf den dreckigen Boden. Er blickte sich suchend nach dem Gegenstand um, über den er gestolpert war, aber er erblickte nur eine Gestalt, die bäuchlings auf dem Asphalt lag. Vorsichtig kroch Kay näher an sie heran.
 

>Irgendwie kommt sie mir bekannt vor.<
 

Langsam drehte er sie um und dachte im gleichen Augenblick, dass er es besser nicht hätte tun sollen. Es war Ian.
 

„Nein… das kann nicht sein. Hey… Kleiner, aufstehen!“
 

Sachte tätschelte er Ian die Wange, doch der sah ihn nur aus vor Entsetzen aufgerissenen, leeren Augen an. Tränen der Verzweiflung rannen Kays Gesicht herunter und fielen auf Ians Gesicht.

Er wollte ihn an sich drücken, bemerkte aber dann etwas Glitschiges an Ians Hinterkopf und befühlte die Stelle. Vor Schreck ließ er Ians Kopf fallen und wich ein paar Schritte zurück. Ganz langsam wurde ihm, als er seine blutverschmierten Hände sah, klar, dass Ian tot war – man hatte ihm brutal den Schädel eingeschlagen.
 

„Nein…“
 

Kays Hände umklammerten seinen Kopf und er wippte vor und zurück, wie ein verstörtes Kind. Dunkle Gestalten lösten sich aus dem Schatten und kamen von allen Seiten auf ihn zu.
 

„Nein…“
 

„Oh doch, er ist tot und du bist Schuld daran, Kay!“, sprach eine vorwurfsvolle Stimme.
 

Kay presste die Augen zusammen und die Hände auf seine Ohren.
 

„Nein!“
 

„Doch Kay, du hast ihn umgebracht!“
 

„Nein, nein!“
 

„Leugne es nicht! Es ist deine Schuld, deine Schuld!“
 

„NEIN!“, schrie Kay voller Verzweiflung in die schwarze Nacht …
 

>Wo bin ich?<
 

Kay schlug die Augen auf und blickte sich um. Er schien in einer dreckigen Seitengasse zu liegen, aber da er wegen der herumstehenden Mülltonnen nicht viel sehen konnte, versuchte er aufzustehen. Doch er zuckte sofort zurück, denn ein stechender Schmerz schoss durch jede Faser seines Körpers.
 

>Na ja, wenigstens ist noch alles dran. Aber was ist den überhaupt passiert?<
 

Angestrengt versuchte Kay sich zu erinnern, während er sich ganz langsam und Schritt für Schritt aufrichtete (Indianer kennt kein Schmerz!^^).
 

>Ach ja, ich hatte ja Besuch von diesen Kerlen, die mich freundlicherweise gleich zu meinem Onkel transportiert haben, welcher aus irgendwelchen Gründen meinte, mich so herrichten zu müssen! Danke, das war wirklich eine tolle Idee!<
 

Kay hatte es geschafft sich halbwegs sicher aufzustellen und lehnte sich jetzt an die Wand der Seitengasse. Am Ende von dieser erblickte er eine gut befahrene Straße und… sein Hotel!
 

>Also haben die mich gleich zuhause abgesetzt. Wie nett!<
 

Mit schmerzverzerrtem Gesicht schleppte er sich bis zur Straße. Viele Leute waren nicht mehr unterwegs, denn es war schon recht dunkel. Keiner beachtete ihn, als er sich mühsam über die Straße in Richtung des Hotels bewegte. Den ganzen Weg über spuckte er Blut, auch wurde ihm immer schwindliger und übler.

Da er keine unangenehmen Fragen gestellt bekommen wollte, nahm er den Seiteneingang und einen der weniger befahrenen Aufzüge. So kam er ohne gesehen zu werden in den dritten Stock, den Fran ganz für sie gebucht hatte. Auf dem Weg zu seinem Zimmer fiel er noch zweimal hin, auch erbrach er, hauptsächlich Blut, noch einige Male, bevor seine Zimmertür in greifbare Nähe rückte.
 

>Noch ein kleines Stück!<
 

Doch bevor er die Klinke auch nur berührte, brach er zusammen, röchelte noch einmal und blieb dann reglos liegen.
 

*~*~*~*
 

Es war elf Uhr, als Ian endlich in den Aufzug zu seinem Zimmer stieg. Den ganzen Nachmittag hatte er mit der Band in einem Café gesessen und mit ihnen herumgealbert. Später waren sie dann noch in ein Lokal essen gegangen. Es hatte ihm gut getan, dass er von dem ganzen Theater mit Kay abgelenkt worden war.
 

>Der soll mir ja nicht noch mal unter die Augen kommen!<
 

Ian trat aus dem Fahrstuhl und stellte genervt fest, dass das Licht im Flur ausgefallen war. Also tastete er sich langsam die Wand entlang, in Richtung seines Zimmers. Plötzlich merkte er, wie er auf etwas Weiches, was auf dem Boden lag, drauftrat. Zögernd blickte er nach unten und sah, nachdem sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, einen leblosen Körper auf dem Teppich liegen.

Erschrocken trat er einen Schritt zurück und es dauerte ein paar Sekunden, bis er sich endlich zu dem Mann runterbeugte und ihn vorsichtig umdrehte. In diesem Moment ging auf einmal das Licht wieder an.
 

„Kay?!“
 

>Oh Gott, was ist denn mit ihm passiert?<
 

Kay sah schlimm aus. Seine Klamotten waren zerrissen und er blutete an mehreren Stellen. Scheinbar hatte er auch Blut gespuckt, denn auf dem Boden waren mehrere rote Flecken.
 

„Hey, wach auf! Komm schon!“
 

>Hilfe, der wird doch nicht sterben!<
 

Verzweifelt schüttelte Ian Kay, doch dieser wachte trotzdem nicht auf.
 

>So’n Mist, warum ist mein letzter Erste-Hilfe-Kurs schon so lange her?<
 

Mühsam verfrachtete er Kay in eine Art stabile Seitenlage, zog sein Handy aus der Tasche und rief den Notarzt. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis der dann endlich kam und die ganze Zeit des Wartens verbrachte Ian damit, nervös auf und ab zu gehen und alle paar Sekunden nach Kay zu sehen. Jetzt liefen ihm tatsächlich schon wieder Tränen über das Gesicht.
 

>Was ist denn nur, wenn er stirbt? Kay, tu mir das nicht an! – Verdammt, ich habe mir schon ewig nicht mehr so viele Sorgen um jemanden gemacht!<
 

Sanft streichelte er Kay über die Wange und betete innerlich, dass der Notarzt endlich kommen würde. Scheinbar wurde das Gebet erhöht, denn der Aufzug öffnete sich und besagter Arzt kam. Nach einem kurzen Blick auf Kay, stellte er fest, dass dieser sofort in ein Krankenhaus musste.

Mit dem Krankenwagen wurde er auf der Stelle weggebracht. Da Ian ihn gefunden hatte, durfte er mit ins Krankenhaus fahren.

Angekommen, wurde Kay zur Untersuchung gebracht, während Ian in sein Zimmer gebracht wurde und wartete, wartete und wartete.

Als Kay dann endlich gebracht wurde, atmete er erleichtert auf. Er war wach geworden.
 

>Gut, dann kann ich ja jetzt gehen.<
 

*~*~*~*
 

>Wo bin ich hier überhaupt? Sieht wie ein Krankenhaus aus. Komisc … wie ich wohl hier hin gekommen bin?<
 

Kays Blick war noch reichlich verschwommen und er musste ein paar Mal blinzeln, bevor er wieder einigermaßen klar sehen konnte. Er wollte sich gerade umblicken, als ihn plötzlich jemand ansprach.
 

„Sie sind aufgewacht, das ist schön! Ich bin Dr. Ripper.“
 

Kay drehte langsam seinem Kopf in Richtung der Stimme und erblickte einen jungen Mann in weiß.
 

>Aha, das ist also der Arzt.<
 

„Nun sehen Sie mich nicht so argwöhnisch an, ich bin zwar noch jung, aber bis jetzt hat sich noch keiner meiner Patienten beschwert!“
 

>Vermutlich, weil die schon längst tot sind. Würde mich nicht wundern, bei dem Namen!<
 

Da Kay ihn immer noch misstrauisch ansah, begann er, die bisherigen Untersuchungsergebnisse zu erläutern.
 

„Also wir hätten da am ganzen Körper verschieden große blaue Flecken und Quetschungen, teils sogar mit Blutung. Dann eine größere Platzwunde am Kopf, die mit sieben Stichen genäht werden musste und ein paar kleinere im Mund, die mit jeweils drei und vier Stichen genäht werden mussten. Aus diesen Wunden stammt auch das Blut, welches Sie erbrochen haben.“, als der Arzt Kays skeptischen Blick sah, erklärte er schnell: „Na ja, Sie haben das Blut heruntergeschluckt und es später, als es zuviel wurde, wieder erbrochen. Der Ultraschall hat ergeben, dass mehrere Organe gequetscht wurden, aber bis jetzt ist es noch nichts Ernstes. Allerdings werden sie wohl mindestens zwei Wochen strenge Bettruhe einhalten müssen, am Besten hier im Krankenhaus.“
 

Kays entsetzten Gesichtsausdruck überging er einfach und fragte ganz beiläufig: „Sagen sie mal, wie sind Sie eigentlich zu diesen Verletzungen gekommen?“
 

„Treppensturz!“, antwortete Kay wie aus der Pistole geschossen.
 

Dr. Ripper war deutlich anzusehen, dass er Kay nicht glaubte, aber er sagte nichts, sondern kritzelte irgendwas in seinen Bericht.
 

„So, ich denke, dass Sie jetzt auf ihr Zimmer gebracht werden können, da für heute alle Untersuchungen abgeschlossen sind. Außerdem wartet da draußen noch einer sehnsüchtig auf ein Lebenszeichen von Ihnen!“
 

Kay blickte dem Arzt irritiert nach. Wer konnte das denn sein? Er bekam seine Antwort, als er, nachdem man ihn auf ein Bett umgelagert hatte, aus dem Zimmer auf den Gang geschoben wurde. Auf diesem stand nämlich Ian, der ihm erwartungsvoll und ein bisschen ängstlich entgegensah. Dann drehte er sich plötzlich um und ging.
 

>Hey, wo will er denn hin!<
 

„Ian! Bitte bleib hier!“
 

Doch Ian ging weiter in Richtung Ausgang. Da er aus Kays Blickfeld verschwand, versuchte Kay sich aufzurichten, zuckte aber sofort zurück. Der Schmerz trieb ihm Tränen in die Augen und ließ seine Stimme erbeben.
 

„Bitte, Ian! Ich muss dir doch noch etwas sagen. Bitte, Ian, bitte bleib!“
 

*~*~*~*
 

Nach Kays Ausruf drehte Ian sich noch einmal kurz um und guckte mit dem Kopf ins Zimmer.
 

„Nein, ich werde nicht kommen, nur damit du wieder auf mir und meinen Gefühlen rumtrampeln kannst! (Hey, wer ist denn hier auf wem rumgetrampelt?^^) Außerdem weiß ich ja jetzt, dass es dir gut geht, reicht doch! Keine Bange, um dich mache ich mir keine Sorgen, schließlich wolltest du das ja nicht mehr! Tschüss und gute Besserung.“
 

Als er dies gesagt hatte, verließ er auf dem schnellsten Weg das Krankenhaus. Am Ausgang begegnete er Fran, Criss, Marc, Alex und Jeff. Fran schien nicht sehr begeistert über Kays „Unfall“ zu sein, denn man hatte sie informiert, dass Kay wohl die nächsten zwei Wochen im Bett verbringen werde.
 

„Argh, wie kann man nur so blöd sein und die Treppe runterfallen!!“, schimpfte sie erregt. „Jetzt muss ich die ganzen Konzerte verschieben lassen!!“
 

„Reg dich doch nicht so auf. Das hat er doch nicht mit Absicht gemacht.“, versuchte Ian sie zu beruhigen. „Sei doch lieber froh, dass nicht noch mehr passiert.“
 

„Du hast ja Recht, aber ärgern, tut es mich trotzdem.“
 

Nachdem sie sich noch eine Weile unterhalten hatten, ging Ian zurück zum Hotel. Es war inzwischen drei Uhr morgens und er hatte schon das Gefühl, schlafzuwandeln.
 

>Mann, hab ich mich erschrocken, als ich Kay eben auf dem Boden gefunden habe. Wie konnte das nur passieren? Der ist nie im Leben eine Treppe heruntergefallen. Vielleicht hätte ich doch bleiben sollen, um mehr zu erfahren. Aber er hat ja gesagt, ich soll mir keine Gedanken um ihn machen, also hatte ich keinen Grund zu bleiben.<
 

Am nächsten Morgen wurde Ian von Fran beauftragt, Kay Teile seiner Fanpost zur Aufmunterung ins Krankenhaus zu bringen. Es war gestern Abend noch in den Nachrichten gewesen, dass er einen Unfall gehabt hatte und deswegen waren mit der Eilpost über Nacht zehn Tonnen Post von besorgten Fans gekommen. Und genau diese sollte Ian jetzt zu Kay schleppen.
 

>Wie kann man denn nur so viel Post bekommen? Und fast alles von Mädchen, auf jeden zweiten Brief klebt ein dickes rosa Herzchen!<
 

*~*~*~*
 

„Scheiße, scheiße und noch mal scheiße!“, rief Kay zum mindestens hundertem Mal gegen die Decke seines Zimmers.
 

Er war in eines der Einzelzimmer verlegt worden, weswegen ihn auch keiner hörte.

Fran hatte das arrangiert. Ihr hatte er es auch zu verdanken, dass vor seiner Tür zwei Bodyguards standen, um ihn vor „Fanübergriffen“ zu schützen. Was natürlich totaler Schwachsinn war, aber so war Fran halt!

Auch Dr. Ripper fand, nachdem er über Kays Identität aufgeklärt worden war, diese Maßnahme für reichlich übertrieben. Schließlich würde es in seinem Krankenhaus, wie er es ausdrückte, so welche Übergriffe nicht geben und ob Fran denn meinte, er könnte seine Patienten nicht beschützen. Darauf hatte Fran ihn einmal gründlich von oben bis unten gemustert und sich dann doch für die beiden Bodyguards entschieden. Daraufhin war Dr. Ripper leicht angesäuert verschwunden.
 

Allerdings blieb das zu Kays Bedauern nicht lange so und Dr. Ripper stand mit einem so ernsten Gesicht in seiner Tür, dass Kay ihn sofort fragte, ob der Weltuntergang schon kurz bevor stehe. Doch der werte Doktor überging die Frage einfach und stellte stattdessen eine Neue, nämlich ob er denn Drogen nehme. Als Kay ihm darauf keine Antwort gab, erklärte Dr. Ripper, dass er die Ergebnisse der Bluttests vorliegen habe und dabei eben festgestellt wurde, dass Kay Drogen genommen habe.

Kay hatte auch darauf nichts erwidert, sondern ihm nur einen Halten-Sie-sich-besser-daraus-Blick zugeworfen. Aber auch diesmal überging der Arzt Kay einfach und sagte, da Kay ihm keine Antwort auf seine Fragen gebe, werde er wohl in seinen Bericht schreiben müssen, dass er nicht glaube, dass Kays Verletzungen von einem Treppensturz stammen und wegen der Drogen die Polizei anrufen müsse, da dass seine ärztliche Pflicht sei.

Darauf hatte Kay ihm nur eisig geantwortet, wenn er gern sterben wollte, sollte er sich keinen Zwang antun. Dr. Ripper war danach sprachlos und kopfschüttelnd aus dem Zimmer gegangen.
 

Seitdem lag Kay wach in seinem Bett und dachte über Ian nach.
 

>Warum ist er gegangen? Weil er noch sauer auf mich ist oder weil ich ihm gesagt hab, er soll sich von mir fernhalten? Letzteres hat er ja gesagt, aber wenn ich doch mit ihm reden will. Ich wollte mich doch entschuldigen! Ob er mich wohl noch mal besuchen kommt? Bestimmt nicht! So wie ich ihn behandelt habe. Oder vielleicht doch? – Argh, diese ganze Grübelei bringt mich um meinen Schlaf. Es ist immerhin schon fünf Uhr morgens und ich hab immer noch kein Sekündchen geschlafen. Ich glaube, wenn Dr. Ripper das erfährt, wird er mich umbringen. Na ja, wundern würde es mich nicht!<
 

Noch eine weitere halbe Stunde benötigte Kay bis er vor Erschöpfung endlich einschlief. Dann allerdings bekam ihn auch keiner mehr wach, so verschlief er sein Frühstück, Mittagessen und bemerkte auch nicht wie sich die Tür seines Zimmers öffnete.
 

*~*~*~*
 

Als Ian den Raum betrat, fiel sein erster Blick auf den noch schlafenden Kay. Er hatte das gesamte Bettzeug zerwühlt und lag jetzt halb quer auf der Matratze. Scheinbar hatte er nicht gut geschlafen, denn sein Gesicht war so bleich, dass es fast den Laken glich.
 

>Wieso schläft er denn noch? Es ist schon drei Uhr. Wie soll ich ihm denn jetzt die Briefe geben? – Ist vielleicht auch besser so, dann muss ich nicht mit ihm reden.<
 

Leise, um Kay nicht zu wecken, ging Ian mit einer Kiste mit Briefen auf das Bett zu, stellte diese daneben ab, holte sich einen Stuhl und setzte sich neben Kay. Fasziniert blickte er in das Gesicht des Schlafenden. Trotz der Blässe auf seinen Wangen war die Schönheit dieses Mannes nicht zu verleugnen.
 

>Er sieht wirklich verdammt gut aus. Und das sogar, nachdem er diesen „Unfall“ hatte.<
 

Verträumt strich er Kay über die Wange.
 

„Weißt du, Kay, es tut mir Leid, dass ich dich gestern so angefahren habe, aber du hast mir ziemlich wehgetan. Ich kann damit leben, dass du mich geküsst hast, denn es war wirklich gut, aber weißt du eigentlich, wie verletzend es war, zu hören, dass es für dich nur irgendein Kuss war, aus Langeweile. Du hast doch gesagt, du spielst nicht mit mir.“
 

>Warum rede ich mit jemanden, der schläft?!<
 

Die ganze Zeit, in der Ian geredet hatte, hatte Kay sich kein Stück bewegt. Leicht lächelnd sah Ian ihn an.
 

„Du verwirrst mich. Warum bekomme ich, wenn ich bei dir bin, Herzklopfen und bin durcheinander. Nur weil ich dauernd an dich denken muss, habe ich Stress mit meiner Freundin. Weißt du eigentlich, wie hübsch du bist? Na, bestimmt.“
 

>Hilfe, was für peinliche Sachen sag ich denn? Zum Glück schläft er und hört das nicht.<
 

„Tja, ich geh dann jetzt mal, deine Post steht da. Tschüss!“
 

*~*~*~*
 

„Das hast du sehr schön gesagt, Ian!“
 

Kay hatte die Augen aufgeschlagen und sah, dass Ian bewegungslos stehen geblieben war. Viel konnte er von dessen Gesicht zwar nicht sehen, aber das was er sah, war feuerrot angelaufen. Kay lächelte matt.
 

„Weißt du, es tut mir schrecklich Leid, was ich dir angetan habe. Nicht nur das mit dem Kuss, sondern auch das mit meinem Onkel. Ich hätte dich niemals so damit reinziehen dürfen. Aber dann war es plötzlich zu spät und um dich, mich und meine Schwester zu schützen, hab ich das mit dem Kuss inszeniert.“
 

Kay seufzte, Ian hatte sich noch immer nicht bewegt.
 

>Na ja, wenigstens läuft er nicht weg!<
 

„Ich war mir damals sicher, dass Jeanette gelauscht hatte und es war mir auch klar, dass sie alles daran setzen würde, mein „Geheimnis“ zu lüften. Also musste ich sie irgendwie davon ablenken. Tja und da kamst du ins Spiel. Außerdem hätte ich dich so wie so irgendwann geküsst“, Kay grinste schelmisch, wurde dann aber wieder ernst. „denn ich mag dich.“
 

Die Worte hingen einige Sekunden im Raum, bis sich Ian endlich entschieden hatte, darauf zu antworten. Er hatte sich schon umgedreht und setzte mit hochrotem Kopf zu einer Erwiderung an, als sie plötzlich ein lautes „Was machen sie da?“ vor der Tür hörten.
 

Dann ging die Tür auf und ein total genervter Dr. Ripper trat ein.
 

„Kay? Ah, Sie sind wach, das ist ja schön! Ähm, vor der Tür steht jemand, der Sie unbedingt sprechen möchte, aber nicht auf der Besucherliste steht, die ihre Managerin ihren Bodyguards ausgeteilt hat. Fühlen Sie sich wohl genug, um ihren Besucher zu empfangen oder soll ich ihn rausschmeißen?“
 

Dr. Ripper machte keinen Hehl daraus, dass er den Besuch offenbar überhaupt nicht leiden konnte und ihn deshalb sehr gerne rausschmeißen würde.
 

„Nein, nein, lassen Sie nur. So schlimm kann es ja nicht sein!“
 

Daraufhin ging Dr. Ripper ein bisschen mürrisch raus und kam kurz darauf mit einer Person wieder zurück, die Kay im Moment am allerwenigsten sehen wollte. Es war Ken.
 

>Und ob es schlimmer kommen könnte!<
 

„Hallo, Kay!“
 

Kens eisige Stimme durchschnitt den Raum und als sich ihre Blicke trafen, sprühten Funken.
 

„Hallo, Ken! Wir haben uns ja lange nicht gesehen! Wann war doch gleich das letzte Mal… ach ja, es war gestern, wie konnte ich das nur vergessen. Was verschafft mir den die Ehre eines erneuten Besuchs?“
 

Ken ignorierte Kays Sarkasmus und warf, bevor er die Frage beantwortete, einen kurzen Blick auf Dr. Ripper und Ian.
 

„Ich hoffe mal für die zwei weiteren Anwesenden in diesem Raum, dass sie alles, was ich gleich sagen werde, am besten sofort wieder vergessen. Ansonsten können sie sich schon mal Gedanken um ihren Nachlass machen. – Also Kay, es geht darum das Sie wieder bei uns aufgetaucht ist und zwar noch gestern Abend. Anscheinend hielt sie es für nötig, deinen Onkel über deinen miserablen Gesundheitszustand zu informieren. Natürlich war sie nur gekommen, um herauszufinden, ob wir etwas damit zu tun haben. Danach saß sie schneller wieder vor der Tür als sie reingekommen war.“
 

Ken machte eine kurze Pause und blickte Kay dann scharf an.
 

„Wir haben das Thema schon gestern mehrmals durchgekaut, aber falls du dich nicht mehr so genau erinnern kannst – schließlich wurdest du schon am Anfang unseres Gesprächs öfter mal ohnmächtig – du hast gesagt, du würdest sie unter Kontrolle haben. Also halt auch dein Wort, ansonsten geht es nicht nur dir schlecht.“
 

Kay verzog keine Miene, sondern starrte Ken nur an. Dieser ging in Richtung Tür, drehte sich aber noch mal um.
 

„Ich geb dir einen Rat: Mach sie Mundtot – egal mit welchen Mitteln!“
 

Dann ging er hinaus. Dr. Ripper schaute ihm völlig verwirrt hinterher, während Ian nur geschockt aussah – er konnte sich zusammenreimen, um was es ging.
 

„Tja, das war es dann wohl mit dem Krankenhausaufenthalt! Dr. Ripper, bitte bringen sie mir meine Entlassungspapiere. Ich werde morgen früh auf eigene Verantwortung nach Hause gehen.“
 

Trocken waren die Worte aus Kays Mund gekommen. Der Arzt hatte nur genickt und war dann gegangen. Nur Ian stand noch da und sagte nichts. Kay hätte jetzt zu gern was gesagt, aber er wusste nicht was und schwieg.
 

*~*~*~*
 

„Glaubst du wirklich, dass es gut ist, wenn du das Krankenhaus jetzt schon verlässt? Ich meine, du sollst doch zwei Wochen Bettruhe haben und das geht hier doch bestimmt besser.“, sagte Ian, nachdem sie sich eine Weile angeschwiegen hatten und er sich endlich dazu durchgerungen hatte, etwas zu sagen. Ihm saß der Besuch von Ken noch in den Knochen, denn er glaubte, halbwegs verstanden zu haben, was dieser eben gemeint hatte. Und auch bei dem Gedanken daran, was er Kay unbewusst erzählt hatte, war ihm nicht ganz wohl. Warum musste er denn ausgerechnet dann wach sein, wenn man ihm so etwas Peinliches sagt.

Langsam drehte sich Ian zu Kay um und sah, wie dieser nickte und damit zu verstehen gab, dass er wirklich entlassen werden wollte.
 

>Wie kann man nur so stur sein? Hier hätte er doch viel mehr Ruhe und könnte sich viel besser erholen.<
 

„Na dann, wenn du meinst.“, verlegen starrte Ian auf den Boden. Er konnte Kay einfach nicht in die Augen sehen, nachdem er vorhin diese peinlichen Sachen gesagt hatte. „Darf ich dich denn dann morgen abholen?“
 

Obwohl Kay jetzt ziemlich überrascht guckte, nickte er und… lächelte. Er lächelte ihn tatsächlich an. Verwirrt blickte Ian ihn an.
 

„Ja, äh, also dann bis morgen.“
 

So schnell wie möglich verließ er nun das Zimmer und das Krankenhaus. Bei Kays Anblick hatte Ians Herz auf einmal wie wild angefangen zu schlagen, nur wieso?
 

>Warum guckt der denn plötzlich so lieb? Will er sich schon wieder über mich lustig machen?<
 

Am nächsten Morgen war Ian pünktlich im Krankenhaus, um Kay abzuholen. Dieser sah mal wieder unverschämt gut aus.
 

Auf dem Parkplatz nahmen sie sich dann ein Taxi und fuhren zurück zum Hotel. Während der Fahrt unterhielten sie sich über belanglose Dinge, doch es tat gut, einfach mal über unwichtige Sachen zu reden, nur so aus Spaß und nicht aus irgendeinem ernsten Grund.
 

Am Hotel angekommen, ging Kay sofort in sein Zimmer, denn er sollte sich ja noch ausruhen. Ian begleitete ihn bis zur Tür und fragte zum Abschied: „Kann ich nachher noch mal zu dir rüberkommen? Denn, auch wenn ich manchmal das Bedürfnis habe, dir eine reinzuhauen, eigentlich, na ja… ich mag dich auch.“
 

*~*~*~*~*~*~*
 

So, hier hätten wir also das vierte Kapitel! Na ja, so langsam nimmt die Story gestalt an. Ach, wie findet ihr eigentlich Dr. Ripper? Also meine Freundin und ich finden ihn klasse! Allerdings würd ich mich auch nicht so gerne von dem behandeln lassen, das wär mir dann doch zu gruselig.

Aber genug davon, das fünfte Kapitel werd ich wahrscheinlich erst in drei Wochen hochladen könne, da wir jetzt Ferien haben und uns deswegen nicht so oft treffen können, um weiterschreiben, aber vielleicht wird’s auch früher, mal sehen …

Wir sehen bzw. lesen uns dann im nächsten Kapi^^ Bis dann!!!
 

PS: Und danke für die lieben Kommis, die wir bis jetzt schon erhalten haben!! *euchalledurchknuddel*
 

Vorschau:
 

„Was willst du?“
 

„Aber, aber, sei doch nicht so unhöflich!“
 

„Du störst!“
 

„Oh ja, das hab ich gesehen!“
 

Mit blitzenden Augen zog sie sich einen Stuhl heran und setzte sich genau vors Bett. Mit gezücktem Kugelschreiber und Notizblock sah die beiden erwartungsvoll an.

You Are The One That I Want

5. Kapitel – You Are The One That I Want
 

*~*~*~*~*~*~*
 

>Ich mag dich… ich mag dich… ich mag dich…<
 

Diese Worte schwirrten nur so in Kays Kopf herum. Lange hatte er so etwas nicht mehr gehört. Sie waren Balsam für seine Seele und er fühlte sich das erste mal seit langem wieder so richtig wohl.
 

„Aber sicher kannst du nachher noch mal zu mir kommen! Wann immer du willst!“
 

Ian schaute Kay ein bisschen skeptisch an, weil der aussah als ob er gleich vor Freude platzen würde, nickte dann aber nur fröhlich zurück und ging gut gelaunt.
 

Als Kay die Tür hinter Ian geschlossen hatte, wollte er sie am Liebsten sofort wieder aufmachen und ihn zurückrufen, so sehr fehlte er ihm schon. Aber er besann sich, holte ein Buch aus der Tasche und legte sich zum Lesen aufs Bett.
 

Während des ganzen weiteren Vormittags war nichts weiter Besonderes passiert, Fran war vorbeigekommen und hatte ihm eine Standpauke von wegen unvernünftig und so gehalten, die beiden Zwillinge Alex und Marc hatten ihn besucht und dabei Berge von süßem Zeug dagelassen für die „einsamen“ Stunden, wie sie es nannten, Jeff hatte ihm ein paar Kreuzworträtselhefte mitgebracht und Ryan einen riesigen Strauß Blumen, Criss und er hatten sich die meiste Zeit angeschwiegen, denn sie verstanden sich auch ohne große Worten (Ich sag nur Telepathie!^^), zu guter Letzt war auch noch Dr. Ripper aufgetaucht und hatte ihm seine Medikamente gebracht, dabei hatte er Kay noch einmal kritisch beäugt und sein Missfallen über Kays frühzeitige Entlassung kundgetan, dann war auch er gegangen und Kay hatte endlich mal wieder ein bisschen Zeit zum Nachdenken.

Schließlich hatte er noch ein Problem zu lösen und das hieß Jeanette. Ihm war zwar schon eine Idee gekommen, allerdings betraf die auch Ian und den wollte er erst fragen, bevor er irgendwann noch wirklich eine reingehauen bekam.
 

>Wenn man vom Teufel spricht …<
 

Ian war gerade zur Tür hereingekommen und hatte sich auf das Bett gesetzt, auf dem Kay lag.
 

„Und? Schönen Tag gehabt?“
 

Ian nickte nur, anscheinend war er sich nicht sicher, was er sagen sollte.
 

>Besser jetzt, als nie!<
 

Kay schluckte einmal und fing dann an, Ian von seinem Plan zu erzählen.
 

„Also, es geht darum, dass ich, wie du ja weißt, geschworen habe, mich um Jeanette zu kümmern. Jetzt schau mich nicht so entsetzt an? Ich will sie ja nicht umbringen, so wie mein Onkel das machen würde. Ich will sie nur ablenken, verstehst du? Sie darf keine Zeit für Nachforschungen mehr haben und dabei dachte ich eben an einen Skandal. Man müsste einen so großen Skandal erfinden, der sie erst einmal für eine Weile beschäftigt. Und dabei dachte ich eben an eine Lovestory. Natürlich nicht irgendeine Lovestory, sondern irgendwas Besonderes… na ja…“, nervös schaute Kay zum Fenster, fasste sich dann aber wieder und sah Ian fest in die Augen, als er sagte: „Würdest du mein Freund für die Zeit sein?“
 

*~*~*~*
 

„Was?!“
 

Völlig perplex starrte Ian Kay an, nicht glaubend, was er gerade gehört hatte. Er war wirklich froh, dass er auf dem Bett saß und nicht irgendwo stand, denn diese Frage hätte ihn glatt umgehauen.
 

>Wie kann er mich denn nur so etwas fragen? Ich versteh ja seine Situation, aber das geht doch nicht? Oder doch?<
 

Irritiert blickte er auf den Boden. Er wusste nicht, was er tun sollte, was denn die richtige Entscheidung, wenn es überhaupt eine gab, war. Immerhin mochte er Kay ja, er mochte ihn sogar sehr gerne, und es wäre doch auch nur, um ihm zu helfen, aber konnte er wirklich so tun, als ob er mit jemanden zusammen sei, für den er gar… ein bisschen… vielleicht auch noch ein bisschen mehr empfand.
 

>Na ja, versuchen kann ich’s ja mal.<
 

Vorsichtig ergriff Ian Kays Hand und schaute ihn wieder in die Augen, aus denen er erwartungsvoll angesehen wurde.
 

„Also, okay, wenn ich dir damit helfen kann, mach ich’s, aber nur unter einen Bedingung: Wenn ich nicht mehr will, hören wir sofort auf, ja?“
 

Kay schien über Ians Antwort so erleichtert zu sein, dass er ihn voller Freude fest umarmte, woraufhin Ians Herz wie wild anfing zu schlagen und er ganz rot im Gesicht wurde. Minutenlang wurde er so von Kay im Arm gehalten, bis dieser dann langsam die Hände hob und damit Ians Kopf festhielt. Sein Gesicht kam Ians immer näher und als sich ihre Lippen gerade leicht berührten, wurde die nicht abgeschlossene Tür aufgerissen und Jeanette kam hereingestürmt.
 

„Kay, ich hatte eine…“, verwundert blickte er die beiden an. „Was tut ihr denn da? Wartet, sagt nichts, ich weiß es so wie so schon! Das ist ja genial!“
 

Das Lächeln, welches sie, während sie dies sagte, aufsetzte, wirkte irgendwie falsch und unehrlich.
 

>Kay hatte mit Sicherheit recht, als er sagte, dass man ihr nicht trauen dürfe.<
 

*~*~*~*
 

>Wie schafft es Jeanette eigentlich immer, in den völlig falschen Momenten aufzutauchen? Das ist doch nicht mehr normal! … Aber was ist an der auch schon normal?!<
 

Kay ließ Ians Gesicht los und schaute Jeanette total genervt an.
 

„Was willst du?“
 

„Aber, aber, sei doch nicht so unhöflich!“
 

„Du störst!“
 

„Oh ja, das hab ich gesehen!“
 

Mit blitzenden Augen zog sie sich einen Stuhl heran und setzte sich genau vors Bett. Mit gezücktem Kugelschreiber und Notizblock sah sie die beiden erwartungsvoll an.
 

„Na dann, erzählt mal!“
 

„Und worüber?“
 

„Och, Kay! Jetzt tu nicht so ahnungslos. Ich will natürlich alles über eure Beziehung wissen: Seit wann seit ihr schon zusammen? Wie habt ihr euch kennen gelernt? Und so was halt!“
 

Kay warf Ian einen kurzen Blick zu, den schien das Interview überhaupt nicht zu interessieren, denn er starrte die ganze Zeit mit größtem Interesse den Fußboden an.
 

>Es sieht aus, als ob er den Teppich hypnotisieren will.<
 

Lächelnd antwortete er: „Find’s doch heraus! Wir beide,“, er zog Ian ein Stückchen näher an sich heran, „haben etwas viel wichtigeres zu tun. Denn weißt du“, er streichelte Ian sanft über den Kopf, „wir sind noch in der Kennenlern-Phase.“
 

Erst schaute Jeanette ein bisschen sauer drein, aber dann lächelte sie hinterhältig.
 

„Okay, ich habe verstanden. Aber lasst euch nicht zu viel Zeit mit dem „kennen lernen“, schließlich hat die Öffentlichkeit ein Recht darauf, es zu erfahren. Also dann, bis später!“
 

Mit einem zuckersüßen Lächeln stand sie auf und stolzierte zur Tür hinaus. Als Kay sich vergewissert hatte, dass Jeanette nicht an der Tür lauschte, setzte er sich zu Ian zurück aufs Bett und sah ihn mit ernstem Blick an.
 

„So, der erste Teil unseres Planes ist aufgegangen. Jeanette hat den Köder geschluckt. Nur wie gehen wir jetzt weiter vor? Eine gute Gelegenheit uns zu outen wäre vielleicht nächstes Wochenende auf der Music Awards Verleihung. Wir würden da einfach als Paar auftauchen und auf die Fragen der Reporter mit Schulterzucken antworten. Nur ein Problem gäb es da noch …“
 

Kay schaute Ian tief in die Augen, als er fragte: „Wie machen wir das mit dem Küssen in der Öffentlichkeit? Ich kann ja verstehen, wenn du das nicht willst, aber es wäre natürlich um einiges glaubwürdiger. Was meinst du?“
 

*~*~*~*
 

„Die Frage fällt dir ja echt früh ein. Der Gedanke, dass ich das vorher nicht wollte, kam dir ja neulich nicht, ne?“, antwortete Ian prompt. „Ich meine, es war dir doch eigentlich egal. Du machst doch so wie so was du willst und ich kann dich eh nicht davon abhalten, oder?“
 

Erwartungsvoll sah er Kay an und wartete auf dessen Antwort. Der sagte nur leicht gereizt, dass es ihn ja wohl interessiere, was Ian dachte, denn sonst hätte er gar nicht erst gefragt und die Sache einfach durchgezogen.
 

>Ist ja süß, wie er sich aufregt, dass ich so etwas sage. Wie niedlich!<
 

„Also gut, wenn es dir so wichtig ist, darfst du mich küssen. Aber auch nur, wenn du mich wirklich NUR küsst. Und jetzt guck nicht so belustigt, dir trau eine ganze Menge zu.“
 

Ian stand auf und drehte sich wieder zu Kay um.
 

„Weißt du, eigentlich lasse ich mich sogar fast gerne von dir küssen, aber ich muss jetzt gehen, tschüss!“
 

Er wollte gerade gehen, als Kay von hinten seine Hand ergriff und Ian zu sich auf das Bett zog, ihn auf die Matratze drückte und ihn leidenschaftlich küsste. Ian blieb gar nichts anderes übrig, als diesen Kuss zu erwidern und wenn er ehrlich war, war das auch gar nicht so schlimm.
 

Als Kay Ian nach kurzer Zeit wieder los ließ, flüsterte er ihm noch ins Ohr, dass er das noch gut gehabt hätte, da Jeanette sie ja gestört hätte. So schnell wie möglich verschwand Ian nun aus dem Zimmer.
 

>Mann, warum macht der das immer?! Ich hab ihm zwar gesagt, dass er mich küssen darf, aber das heißt doch nicht, dass er gleich über mich herfallen soll! Und das immer dann, wenn man sich sicher fühlt! Ich sollte den Sicherheitsabstand doch mal einführen!<
 

Die Woche verging und das Wochenende rückte immer näher. Während dieser Zeit war Ian noch mehrmals bei Kay gewesen und dem schien es von Mal zu Mal besser zu gehen. Sie unterhielten sich dann über die Awardverleihung und über deren genauen Ablauf.
 

Das Wochenende kam.
 

Bevor sie losfuhren, ging Ian nervös in seinem Hotelzimmer auf und ab, denn er wusste ja, was er gleich zu tun hatte.
 

>Hilfe, Mama, ich hab Angst! Ich muss mich gleich zu etwas outen, von dem ich gar nicht weiß, ob ich es überhaupt will. Hoffentlich sehen meine Eltern das nicht. Ich glaube, die bringen mich um. Meine Freunde können das sehen, seit dem Foto in der Zeitung glauben die mir so wie so nichts mehr. Und Sara… hoffe ich mal, dass sie das nicht sieht!<
 

Die Tür ging auf und Fran stand da, um ihm zu sagen, dass sie jetzt fahren müssten. Während der Fahrt schwieg Ian zwar die ganze Zeit, schaffte es aber trotzdem, sich etwas zu entspannen. Als sie dann ankamen, war er fast wieder ganz ruhig und die Show konnte losgehen.
 

*~*~*~*
 

Ians ruhige Art färbte auf Kay ab. In sich gekehrt schaute er aus dem Fenster der schwarzen Limousine. Die Dämmerung setzte langsam ein und als sie dem Veranstaltungsort näher kamen, hörten sie schon die Schreie der Fans.
 

Kay drehte sich zu Ian um.
 

„Also Ian, bleib ganz locker. Wenn gleich das Blitzgewitter losgeht, lächelst du einfach und wenn dich einer fragt, lächelst du einfach weiter, ich werd dann schon antworten, falls ich es für nötig halte. Okay?“
 

Ian nickte und schaute dann voller Vorfreude aus dem Fenster. Kay indes betrachtete gedankenverloren seine Bandkollegen.
 

>Alle wissen Bescheid. Jeff, Alex und Marc, Criss, Ryan und natürlich Fran, die bestimmt schon in unseren Garderoben auf uns wartet. Keiner war so richtig begeistert von dieser Idee, aber nun ist es zu spät, um sich noch einen neuen Plan auszudenken. Allerdings hat dieser Plan durchaus seine Vorzüge, wie ich finde.<
 

Sein Blick wanderte zu Ian, da hielt der Wagen und die Tür wurde aufgerissen. Wie auf Kommando fingen die Fans ohrenbetäubend an zu Kreischen. Kay lächelte ihnen zu, worauf einige beinahe ohnmächtig wurden.
 

>So sind sie nun mal!<
 

Dann verteilte die Band erst ein paar Autogramme, bevor Kay sich Ian schnappte und den roten Teppich entlang zum Eingang ging. Sofort flogen ihnen von allen Seiten Fragen wie „Seid ihr ein Paar?“, „Ist das nicht der junge Mann von dem Foto?“ oder „Dürfte ich ein Foto von euch zwei machen?“ entgegen. Kay allerdings grinste die hungrige Meute nur breit an und schritt dann ohne zu Zögern auf den Eingang zu, nur einmal blieb er kurz stehen und rief den Reportern zu: „Findet’s doch selber heraus!“

Daraufhin fingen die Reporter sofort an sich Notizen zu machen und zu telefonieren.
 

„Ich würde an deiner Stelle morgen in keine Zeitung gucken“, flüsterte er Ian ins Ohr.
 

Als der ihn darauf fragend ansah, erklärte Kay: „Da ich den Hyänen da draußen nichts zu fressen gegeben habe, werden sie sich jetzt selber etwas holen müssen. Und glaub mir, dabei sind die echt erfinderisch!“
 

Da Ian unsicher lächelte, klopfte Kay ihm aufmunternd auf die Schulter.
 

„So schlimm wird’s schon nicht werden!“
 

>Hoffe ich!<
 

Einige Stunden später war die Awardverleihung zu Ende. Black Moon war in neun Kategorien nominiert gewesen und hat auch alle Preise erhalten. Die Verleihung selber war ganz lustig gewesen, da Kay den Moderator nach dem vierten gewonnen Award fragte, ob sie nicht gleich oben stehen bleiben sollten. Dieser hatte ihm daraufhin abschätzig geantwortet, dass Kay doch noch gar nicht wissen könne, ob er auch wirklich gewinne. Darauf hatte Kay ihn nur gespielt verwundert angesehen und sich mit seinen Bandkollegen wieder hingesetzt. Als sie dann wirklich wieder auf die Bühne gerufen wurde, hatte sich die ganze Halle schlappgelacht.

Jetzt standen Kay und Ian mitten im Getümmel der Aftershowparty und suchten nach Sitzplätzen. Die anderen hatten sich schon irgendwo hin verzogen. Als Kay sich so umblickt entdeckte er etwas entfernt eine Gestalt, die ihm verdammt bekannt vorkam.
 

>Ist das nicht Ken? Aber was zum Teufel macht der hier?!<
 

Die Gestalt schien Kays Blicke gespürt zu haben und drehte sich um. Kens und Kays Blicke trafen sich – dann wandte Ken den Blick ab und verschwand in der Menge.

Kay wollte ihm folgen, doch da wurde er plötzlich herumgerissen und ein fremder Mund presste sich besitzergreifend auf den seinen. Geschockt wie er war, konnte sich auch die Zunge des Angreifers ungehindert den Weg in Kays Mundhöhle bahnen.
 

>Das reicht! Ich hasse es, ungefragt geküsst zu werden!<
 

Plötzlich schrie sein Gegenüber auf und trat ein paar Schritte zurück. Ein dünner Blutfaden lief ihm aus dem Mund – Kay hatte ihm eiskalt auf die Zunge gebissen.
 

„Ah, immer noch der alte, was Kay?“
 

Kay ließ sich zu keiner Antwort herab und begnügte sich damit, seinen Angreifer mit Blicken zu erdolchen.
 

„Och, komm schon, du willst doch nicht etwa behaupten, dass du mich nicht kennst, oder? Wir hatten doch so eine schöne Zeit damals!“
 

Kay verdrehte darauf nur genervt die Augen.
 

„Zu meinem Leidwesen: Ja, ich kenne dich. Du heißt Bill, bist 25, mehr oder weniger gutaussehend und ein Möchtegern-Musiker. Die Zeit, in der ich mit dir so eine Art Beziehung geführt habe, war die schlimmste meines Lebens. So, nun zufrieden?“
 

Bill grinste ihn an.
 

„Charmant wie eh und je! Du hast dich echt nicht verändert. Nur die Personen an deiner Seite wechseln ständig, nicht wahr? Du konntest es noch nie lange bei jemandem aushalten und es auch keiner mit dir. Wer ist es denn diesmal?“
 

Suchend blickte er sich um. Als er Ian erblickte, zog er überrascht die Augenbrauen hoch.
 

„Was? Der Pimpf da?! Kay, bist du dir sicher, dass du nicht doch was mit den Augen hast?“
 

Kays Blick verfinsterte sich.
 

„Wieso?“
 

„Na ja…“, Bill stellte sich vor Ian, „sieh ihn dir doch an. Er sieht zwar ganz niedlich aus, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er es dir richtig besorgen kann. Irgendwie sieht er einfach zu naiv aus. Aber ich kann’s ja mal selber testen!“
 

Kurzerhand beugte sich Bill zu Ian herunter und wollte diesen küssen. Ian war viel zu überrascht als dass er hätte reagieren können. Kay allerdings hatte so was schon erwartet und zog Ian blitzschnell in seine Arme, sodass kein Kuss zustand kam. [1]
 

„Wag es ja nicht, Ian auch nur einmal anzufassen! Ansonsten bist du tot!“
 

Kays Augen und Stimme waren so voller Wut und Hass, dass es Bill eiskalt den Rücken herunter lief.
 

*~*~*~*
 

Gerade als es so aussah, als ob Bill unter Kays Blick zugrunde gehen würde, kam Fran in einem irren Tempo auf sie zugestürmt. Bei ihnen angekommen, guckte sie erst von Kay zu Bill und wieder zurück, dann verstand sie.
 

„Ah, ihr kennt euch schon, das ist ja schön, dann brauch ich euch gar nicht einander vorstellen. Ja Kay, du brauchst gar nicht so verwirrt zu gucken, denn hier steht der Sänger von der Band, die auf eurer weiteren Tour als Vorgruppe auftreten wird.“
 

Entsetzt und voller Zorn schaute er Fran an und wenn Blicke töten könnten, wäre sie auf der Stelle tot umgefallen. Tat sie aber nicht, sondern guckte nun etwas irritiert, sprach dann aber einfach weiter: „Na ja, ihr könnt euch dann ja noch ein bisschen näher kennen lernen, während ich den anderen bescheid sage.“

Fran drehte sich um, um zu gehen, als sie noch einmal sagte: „Ach ja, Kay, wegen deines Unfalls wurden die Tourkonzerte jeweils um zwei Wochen verschoben, aber wir müssen uns trotzdem mit den Auftrittsvorbereitungen beeilen.“
 

Nach diesen Worten ging sie dann und ließ die drei alleine zurück.
 

Nun wandte sich Bill wieder an Kay, der Ian immer noch in den Armen hielt.
 

„Ihr seid also wirklich ein Paar? Ich glaub es nicht, Kay, was ist mit dir passiert. Der Kleine ist doch noch ein Kind! Aber wenn du meinst…“ Dann sagte er zu Ian: „Du glaubst doch nicht, dass dieser Mann etwas ernsthaftes von dir will oder dass er gar etwas für dich empfindet. Glaub mir, der kann nicht lieben. Vielleicht ist er im Moment lieb und zärtlich zu dir, aber glaub mir, sobald du ihm zu langweilig wirst, und ich bin davon überzeugt, dass das sehr schnell der Fall sein wird, wird er dich durch einen anderen ersetzen. So macht er das nämlich immer und für dich wird er da keine Ausnahme machen. Außerdem kennst du ihn doch gar nicht richtig.“
 

>Was will der eigentlich von mir? Hab ich ihm irgendwas getan? Soweit ich weiß nicht! Ich weiß doch, dass Kay nichts für mich fühlt. Das tu ich doch… fast… auch nicht.<
 

Betrübt schaute Ian zu Kay hoch. Er wusste, dass ihre ganze Beziehung gespielt war, trotzdem tat es weh, direkt ins Gesicht gesagt zu bekommen, dass der andere nichts von einem wollte, denn eigentlich mochte er Kay mehr, als er sich selbst eingestehen wollte. Er war sogar ein bisschen neidisch auf Bill, dass dieser Kays Exfreund war, denn das hieß ja, dass er einmal mit ihm zusammen gewesen sein musste.
 

>Bin ich etwa eifersüchtig auf Bill, nur weil er Kay näher stand als ich und weil er vielleicht von ihm geliebt wurde? Ich glaub das nicht!<
 

Plötzlich wurde Bill von seinen Bandkollegen gerufen und musste gehen. Um Abschied sagte er noch zu Kay: „Ach, und sollte es dir in den nächsten Nächten zu langweilig werden, ich bin immer für dich da! Ruf mich an!“
 

Mit diesen Worten drückte er Kay einen Zettel mit seiner Handynummer drauf in die Hand und verschwand.

Minutenlang standen Kay und Ian schweigend im Raum. Kay starrte Bill mit einer Eiseskälte hinterher, dass man sich am liebsten einen Schneeanzug geholt hätte, während Ian noch mal über das nachdachte, was Bill gesagt hatte. Es stimmte, eigentlich wusste er nichts über Kay, er kannte zwar seine Vergangenheit, trotzdem kannte er ihn nicht wirklich, er wusste nichts, was er z.B. gerne machte oder aß oder sonst noch tat. Er war ein völlig fremder Mensch für ihn.
 

Ian fasste einen Entschluss: er wollte Kay besser kennen lernen, auch wenn der das vielleicht nicht wollte. Er wollte Kay näher stehen, als Bill es getan hatte und er wusste auch, was er jetzt wollte, um zu fühlen, dass Kay ihm doch nicht total fremd war.
 

„Kay, darf ich dich küssen?“
 

*~*~*~*
 

Kay starrte Ian verwundert an, aber als er Ians ernstes Gesicht sah, dämmerte ihm doch langsam, dass das kein Scherz sein sollte.
 

„Ja… klar darfst du das!“
 

Kaum hatte er das gesagt, hatten ihn Ians Hände auch schon ein Stückchen heruntergezogen und ihre Lippen trafen aufeinander. Erst schüchtern und dann immer intensiver und leidenschaftlicher wurde der Kuss. Kay hätte nie gedacht, dass Ian so gut küssen konnte.
 

>Du hast ein verborgenes Talent, Kleiner. Aber keine Sorge, ich wird dir helfen, das weiter zu fördern!<
 

Kay und Ian hatten bei dem Kuss die Augen geschlossen, sodass sie nicht sehen konnten, wie sich eine Gestalt näherte. Erst als sie beide das Klicken eines Fotoapparates vernahmen, öffneten sie die Augen und lösten den Kuss.
 

„Perfekt! Den ganzen Tag beobachte ich euch schon und ihr habt nichts gemacht außer Händchen gehalten. Argh, ich wär beinahe wahnsinnig geworden, aber jetzt, jetzt hab ich es: Das ultimative Foto, welches morgen jede Titelseite in ganz Deutschland schmücken wird. Ich seh schon die Schlagzeile vor mir: Kay, der Sänger von Black Moon, erobert nicht nur die Charts im Sturm, sondern auch die Männerherzen oder besser gesagt, ein Herz. Hach, wie romantisch!“
 

Jeanette sah gespielt verträumt aus. Kay schaute sie erst ein bisschen ärgerlich an, aber nur weil sie Ian und ihn bei ihrem Kuss gestört hatte, und dann schlich sich ein triumphierendes Lächeln auf sein Gesicht.
 

„Wirklich auf jeder Titelseite? Super! Dann hab ich ja einen neuen Rekord aufgestellt. Jetzt guck nicht so entsetzt, ich freu mich halt darüber!“
 

Nach diesen Worten nahm er den genauso verwirrten Ian an die Hand und ging mit einem breiten Grinsen im Gesicht an Jeanette vorbei in Richtung Ausgang.
 

„Wir sehn uns dann morgen, Jeanette. Und vergiss das Foto nicht!“
 

Draußen nahmen sich Ian und er ein Taxi und fuhren zum Hotel zurück. Mit den anderen hatten sie vereinbart, dass sie getrennt nach Hause fuhren.

Nach einer dreiviertel Stunde Fahrt waren sie angekommen und standen kurze Zeit später vor ihren Zimmertüren.
 

„Ach, was ich dich noch fragen wollte. Hast du Lust mit mir morgen im Park spazieren zu gehen? Im Park soll es auch ein schönes Café geben, da könnten wir auch was trinken gehen. Wie sieht’s aus?“
 

Erst schaute Ian ihn überrascht an, aber dann strahlte er und sagte begeistert zu.
 

„Okay, also dann bis morgen!“, er gab Ian einen Gute-Nacht-Kuss und ging dann voller Vorfreude in sein Zimmer.
 

*~*~*~*
 

Nachdem Kay verschwunden war, ging auch Ian in sein Zimmer und legte sich auf sein Bett, um nachzudenken. Es war schon wieder passiert. Kay und er hatten sich schon wieder geküsst und diesmal war es sogar von ihm selber ausgegangen. Trotzdem fühlte er sich nicht schlecht deswegen, dafür war der Kuss einfach zu schön gewesen.
 

>Na toll, jetzt freu ich mich schon, wenn ich Kay küssen darf… ob morgen…<
 

Bei dem Gedanken an morgen fing Inas Herz heftig an zu schlagen. Er hatte morgen ein Date mit Kay. Ein richtiges Date, so wie er es sonst mit Sara hatte.
 

>Sara… was sie wohl macht, wenn sie die Zeitung liest und wieder ein Foto von Kay und mir sieht. Sie kriegt bestimmt einen Tobsuchtsanfall.<
 

Als er noch ein paar Minuten darüber nachgedacht hatte, warum er seine Beziehung zu ihr für Kay auf’s Spiel setzte, schlief er auf dem Bett ein.
 

Am nächsten Morgen wurde Ian durch einen Sonnenstrahl, der durch das offene Fenster schien, geweckt und war sofort hellwach. Der Gedanke an das heutige Date machte ihn jetzt schon nervös. Also ging er schnell ins Bad und zog sich neue Sachen an und wartete dann auf Kay. Als der dann endlich vor der Tür stand, war Ian so aufgeregt, dass er diese fast aus den Angeln riss. Durch den Schwung mit dem er die Tür öffnete geriet er ins Stolpern und fiel Kay direkt in die Arme.
 

„Äh, guten Morgen Kay.“, stammelte Ian verlegen, als Kay ihn sanft umarmte.
 

Danach gingen beide in den Park, um in dem Cafe zu frühstücken. Auf dem Weg dorthin hörten sie auf einmal Schritte von jemandem der lief hinter sich. Gerade als sie sich umdrehen wollten, wurde Kay herumgerissen und bekam eine Ohrfeige.
 

„Du!! Du blöder Idiot!! Was fällt dir eigentlich ein, dauernd Ian zu küssen?! Falls du es noch nicht weißt, er ist MEIN Freund und du hast gefälligst die Finger von ihm zu lassen!! Verstanden?!“
 

Verwirrt blickte Ian von der völlig wütenden Sara zu einem ziemlich irritierten Kay.
 

>Verdammt, genau die sollte jetzt nicht auftauchen. Mist!<
 

*~*~*~*
 

>Wow! Wo hat sie denn so zuschlagen gelernt.<
 

Kay befühlte vorsichtig seine glühend rote Wange.
 

>Das wird so einen richtig tollen Bluterguss geben… Fran wird mich umbringen!<
 

Aus diesem Grunde starrte er Sara leicht gereizt an und die starrte genauso zurück. Es hätte nicht viel gefehlt und man hätte die Blitze, die zwischen den beiden hin und her geschleudert wurden, sehen können.
 

„Sag mal Ian, willst du uns nicht mal vorstellen?“
 

Doch bevor dieser auch nur einen Ton von sich geben konnte, antwortete Sara schon für ihn.
 

„Ich bin Sara. Seine,“, sie deutete demonstrativ auf Ian. „Freundin!“
 

„Aha. Ich wusste gar nicht, dass du auch bi bist, Ian!“
 

Grinsend sah Kay, wie Ian puterrot anlief.
 

>Er anscheinend auch nicht!<
 

„Okay, dann wollen wir auch mal weiter. War schön dich kennen zu lernen, Sara. Bis demnächst mal!“
 

Er schnappte sich Ians Hand und zog ihn hinter sich her. Sara war für einen Moment sprachlos, bevor sie den beiden hinterher lief.
 

>Oh nein, so leicht kommt ihr mir nicht davon!<
 

Als sie die beiden erreicht hatte, schnappte sie sich Ians andere Hand. Kay verdrehte darauf nur genervt die Augen.
 

>Gibt die denn nie auf!<
 

„Was willst du?“, fragte er mit gereizter Stimme.
 

„Ich werde mitkommen und verhindern, dass mir Ian weiter fremdgeht!“
 

Kay und Ian sahen sie völlig entgeistert an.
 

>Wie bitte?!<
 

Doch Sara ignorierte die beiden gekonnt.
 

„Seht mal, da vorne ist ein hübsches kleines Café. Lasst uns dort frühstücken. Wisst ihr, ich hab nämlich noch nichts gegessen.“
 

Ohne eine Antwort abzuwarten, steuerte sie zielstrebig das Café an. Kay hatte es aufgegeben, Sara noch irgendwie loszuwerden und hatte deshalb auch Ians Hand losgelassen. Ganz gemächlich trottete er hinter den beiden ins Café.
 

*~*~*~*~*~*~*
 

[1] fehlt nur noch ein Schild mit "MEINS!!!" drauf, das Ian um den Hals hängt^^
 

Hat doch eher geklappt mit dem fünften Kapitel als gedacht^^ Na, ihr werdet euch ja wohl kaum beschweren, oder??^^ Apropos wollten wir uns noch mal bei euch für die süßen Kommis bedanken!! Wir hoffen, dass ihr uns auch weiterhin treu bleibt!!^^ *alledurchknuddel*
 

^^Bis dann!^^
 

Vorschau:
 

Langsam machte sich Kay wirklich Sorgen um Ian. Denn er hatte schon mehrmals im Hotel angerufen, ob Ian vielleicht dort aufgetaucht war, aber vergeblich. Außerdem hatte er das unerklärliche Gefühl, dass Ian hier irgendwo sein musste.
 

>Wo zum Teufel bist du, Ian?!<

Heartache Every Moment

*~*~*~*~*~*~*
 

Sie setzten sich zu dritt an einen Tisch, Kay und Sara saßen sich gegenüber und Ian hatte sich vor Kopf an den Tisch gesetzt. Während Sara und Kay sich gegenseitig finstere Blicke zuwarfen, fragte sich Ian, warum Kay vorhin seine Hand einfach losgelassen hatte. Er wusste nicht wieso, aber er hätte lieber Kays Hand als Saras gehalten.
 

Die beiden anderen hatten inzwischen angefangen, sich gegenseitig anzugiften, Sara fauchte Kay an und der versuchte, möglichst gelassen zu bleiben und antwortete ihr kalt.
 

So ging das jetzt seit zehn Minuten und von Minute zu Minute wurde Ians Laune schlechter. Sara nervte und Kay machte ihn einfach nur sauer. Er hatte sich so auf diesen Tag und ihr Date gefreut und nun so was. Das konnte doch nicht wahr sein! Und die beiden merkten nicht mal, wie sch... er ihr Benehmen fand.
 

Nach weiteren fünf Minuten war es Ian dann zu viel. Wütend stand er auf und verließ das Cafe. Ziellos rannte er durch den Park, drehte sich nur einmal um, um zu sehen, ob jemand hinter ihm her kam, doch da war niemand, also ging er weiter und lief direkt in einen jungen Mann rein. Bill!
 

„Nanu, Kleiner, was machst du denn hier so ganz alleine?“, fragte er schelmisch. „Wo ist denn dein Schatzi?“
 

>Mist, warum muss ich denn ausgerechnet dem begegnen, wenn mir zum Heulen zumute ist?<
 

Ian versuchte, an Bill vorbeizugehen ohne ihn anzusehen, damit dieser ihm nicht in die Augen sah, doch der Versuch misslang.
 

„Lass mich in Ruhe!“
 

„Was soll das denn? Warum bist du so wütend? Und dann hast du auch noch diesen verletzten Blick. Hat Kay dir etwa wehgetan? Hat er dir dein kleines Herzchen gebrochen? Oh, das tut mir aber Leid.“
 

„Hör auf mit dem Blödsinn!“, fuhr Ian Bill an. „Wie könnte mir jemand das Herz brechen, den ich gar nicht lie...“
 

>Upps!<
 

Erschrocken hielt Ian sich die Hand vor den Mund.
 

„Ich dachte, ihr seid ein Paar. Stimmt das etwa nicht?“
 

Durchdringend sah Bill Ian an, der verzweifelt versuchte, sich eine Ausrede Auszudenken, damit Kays und sein Geheimnis jetzt nicht aufflog, doch Bill hatte schon verstanden.
 

„Ihr seid gar nicht zusammen. Ihr tut nur so, der Presse wegen. Hab ich recht?“
 

Ian nickte. Er hatte es aufgegeben, sich noch irgendetwas anderes auszudenken, denn Bill wusste es ja doch.
 

„Bitte, du darfst es niemandem sagen.“
 

„Ich bin beeindruckt. So wichtig ist dir Kay also, dass du bei so einer Sache mitspielst? Das hätte ich dir echt nicht zugetraut.

Und ich soll also keinem von eurem kleinen Geheimnis erzählen?“
 

„Ja, bitte, bitte tu’s nicht.“, bettelte Ian.
 

„Mal überlegen.“, sagte Bill, während er so tat, als würde er angestrengt nachdenken.
 

„Bitte.“, flehte er Bill an.
 

„Also gut, aber nur unter einer Bedingung: Du lässt die Finger von Kay!“
 

Geschockt blickte Ian ihn an: „Wa...?“
 

„Ja, genau. In der Öffentlichkeit darfst du gerne so tun, als wärst du sein Freund, aber geküsst wird nicht, sonst könnte mir versehentlich etwas rausrutschen.

Wenn ihr alleine seid, redest du nicht mit ihm über private Dinge, fasst ihn nicht an, küsst ihn nicht, usw., du weißt ja, was sonst passiert. Und glaub mir, ich werde es merken.

Ich werde mich übrigens um Kay kümmern. Er wird sicher ganz verwirrt sein, dass du nichts mehr von ihm willst. Ich tröste ihn dann.“
 

Mit diesen Worten drehte Bill sich um, um wieder zu gehen, er sagte nur noch kurz: „Ach ja, kein Wort von allem zu Kay, verstanden?“, dann verschwand er.
 

Fassungslos schaute Ian ihm hinterher. Er konnte einfach nicht glauben, was gerade passiert war. Wie konnte ein Mensch nur so etwas gemeines von ihm verlangen.
 

>Und das ausgerechnet jetzt, wo ich angefangen habe, Kay zu mögen.<
 

Langsam liefen ihm die ersten Tränen die Wangen runter, doch es war ihm egal, denn durch den einsetzenden Regen waren sie ja doch nicht zu sehen und so ließ er ihnen freien Lauf.
 

Irgendwann ging er dann weiter, ohne zu wissen, wo er eigentlich hin wollte, er wollte einfach nur gehen, um sich abzulenken. Schließlich kam er dann an eine Parkbank und setzte sich, vom Regen durchnässt, auf diese.
 

>Wo bin ich eigentlich? Ich glaub, ich hab mich total verlaufen...na ja, ist ja auch egal, bekomm ich halt ’ne Erkältung.<
 

*~*~*~*
 

>Wo steckt der Kleine nur?<
 

Kay suchte jetzt schon seit einer geschlagenen Stunde nach Ian. Er und Sara hatten sich aufgeteilt, um besser nach Ian suchen zu können, natürlich mit dem Versprechen, den jeweils anderen anzurufen, wenn er ihn gefunden hatte. Aber bis jetzt war das noch nicht der Fall gewesen.
 

Langsam machte sich Kay wirklich Sorgen um Ian. Denn er hatte schon mehrmals im Hotel angerufen, ob Ian vielleicht dort aufgetaucht war, aber vergeblich. Außerdem hatte er das unerklärliche Gefühl, dass Ian hier irgendwo im Park sein musste. Der Regen hatte schon seine ganze Kleidung durchnässt und wenn er Ian nicht bald fand, würde er bestimmt noch krank werden und das konnte er nun wirklich nicht gebrauchen.
 

>Wo zum Teufel bist du, Ian?!<
 

Immer weiter suchend wich er von den Hauptwegen ab und kam auf einen der Schleichwege.
 

Gerade als er schon wieder umdrehen wollte, erblickte er ihn: Ian saß auf einer der vielen Holzbänke, den Kopf im Nacken.
 

>Weint er? Oder kommt das vom Regen?<
 

„Hey, Ian!“
 

Dieser zuckte zusammen, wischte sich dem Ärmel über’s Gesicht und drehte sich um.
 

„Wo hast du gesteckt?! Sara und ich haben uns große Sorgen um dich gemacht! Warum bist du so plötzlich abgehauen?“
 

Ian gab keine Antwort, sondern zuckte nur mit der Schulter und wich Kays Blicken aus.
 

„Sag mal, ist irgendwas passiert?“
 

Ian schüttelte nur den Kopf und schaute ihm wieder nicht in die Augen.
 

„Na ja, ist ja auch egal! Darüber können später immer noch reden. Jetzt sollten wir erst mal zum Hotel zurück. Eine heiße Dusche haben wir beide bitter nötig!“
 

Nach diesen Worten klopfte er Ian aufmunternd auf den Rücken und kramte auch schon sein Handy hervor, um Sara Bescheid zu geben. Sie verabredeten, dass sie sich am westlichen Eingang des Parks treffen würden.
 

Glücklich, dass er Ian wohlbehalten wiedergefunden hatte, zog Kay ihn hinter sich her und so waren sie in 15 Minuten am Treffpunkt angekommen. Kurze Zeit später traf auch Sara ein.
 

Erst sah sie genau so besorgt drein, wie auch Kay erst, aber als sie sah, dass alles in Ordnung war, war auch sie wieder froh. Beim Abschied bemerkte Kay, das Ian Sara in seiner gewohnten Art anlächelte, ihn aber gänzlich ignorierte.
 

>Später werd ich ihn mal darauf ansprechen müssen!<
 

Es dämmerte schon leicht, als Kay und Ian am Hotel ankamen. Die anderen Bandmitglieder, inklusive Fran, waren grad beim Abendessen und so setzten sich Kay und Ian dazu. Während der Mahlzeit textete Fran ihre Schützlinge mit den Terminen für die nächste Woche zu und wenn das alles wirklich so hinhauen sollte, wie sie sich das vorgestellt hatte, dann würde das die stressigste Woche ihrer aller Leben werden.
 

Kay sah immer mal wieder zu Ian herüber, der aber blickte nur stumm auf seinen Teller und stocherte lustlos in seinem Essen herum.
 

*~*~*~*
 

Depressiv starrte Ian auf seinen Teller, er merkte zwar, dass Kay ihn ansah, konnte ihm aber einfach nicht in die Augen sehen. Er hatte Angst, dass Kay bemerkte, was er gerade dachte oder fühlte. Der Appetit war ihm auch vergangen, er fühlte sich einfach mies.
 

„Ich hab keinen Hunger.“, sagte Ian und stand auf. Kays Anwesenheit konnte er nicht ertragen, außerdem war ihm, von den durch den Regen durchnässten Sachen noch ganz kalt.

Gerade als er den Raum verlassen hatte, hörte er das Rücken eines Stuhls hinter sich und sah, dass Kay aufgestanden war und ihm hinterher ging.
 

>Hilfe, geh weg, lass mich in Ruhe!<
 

Schnell, damit Kay ihn nicht einholte, tat Ian so, als würde er die Treppe hochgehen, nahm dann aber doch einen Aufzug. Dadurch kam er kurz vor ihm in sein Zimmer und schloss sich erst einmal ein.

Sofort war Kays Geklopfe gegen die Tür zu hören, doch Ian hatte nicht vor, ihm zu öffnen.
 

„Geh weg, bitte!“, flehte Ian leise und scheinbar wirkte es, denn auf einmal war zu hören, dass Kay aufstand und wegging.
 

>Was?! Warum geht der denn jetzt...äh, vielleicht weil ich ihn weggeschickt habe.<
 

Leise öffnete er die Tür wieder einen Spalt und sah gerade noch, wie Kay in seinem Zimmer verschwand und wie ihm jemand, der verdammt nach Bill aussah, hinterherging.

Bei diesem Anblick wäre Ian fast das Herz stehen geblieben und das Blut in seinen Adern gefror.
 

>Wo kommt der denn her? Und was macht er hier?<
 

Minutenlang beobachtete Ian noch Kays Zimmertür, doch es kam niemand mehr heraus.
 

>Was tun die da?...na was wohl...<
 

Bei diesem Gedanken wurde Ian so schlecht, dass er sich erst einmal auf sein Bett legen musste, von dem er sich den ganzen restlichen Abend nicht mehr wegbewegte, bis er dann endlich unter Tränen einschlief.
 

Als er am nächsten Morgen aufwachte, ging es ihm richtig schlecht. Ihm war schwindelig und er hatte Kopfschmerzen. Deswegen ging er ins Bad und nahm eine heiße Dusche. Diese tat ihm richtig gut, doch er wurde mittendrin durch ein Klopfen an der Tür gestört. Kurzerhand stellte er das Wasser ab und zog sich einen viel zu großen Bademantel des Hotels an, durch den man fast seinen ganzen Oberkörper sehen konnte.
 

Schnell ging er zur Tür, tropfte dabei das ganze Zimmer voll, öffnete diese und hätte sie am Liebsten gleich wieder zugeschlagen.
 

>Warum muss der denn hier auftauchen, wenn ich gerade nichts anhabe?<
 

Direkt vor ihm stand Kay.
 

*~*~*~*
 

>Mir ist schlecht!<
 

Mit diesem Gedanken war Kay heute Morgen aufgewacht und hatte sich kurz danach im Badezimmer mehrmals übergeben.
 

>Na toll, jetzt hab ich auch noch Kopfschmerzen! Dieses verdammte Arschloch!!<
 

Er dachte dabei an Bill, der gestern Abend, als er versuchte mit Ian zu reden, plötzlich aufgetaucht war. Angeblich wollte er ja nur mit ihm reden und als Ian ihm immer noch nicht öffnete, war er eben mit Bill auf sein Zimmer, um zu reden.
 

>Pah, reden, der und reden! Ich lach mich tot … Sex wollte der und nichts anderes. Und was mach ich Idiot? - Geh auch noch drauf ein. Argh, ich könnte mich vierteilen! Na ja, weit gekommen sind wir ja nicht, denn plötzlich erschien mir, wie von Geisterhand, das Gesicht dieses kleinen Dummkopfes und ich fühlte mich dermaßen schlecht, dass ich Bill einfach vor die Tür gesetzt habe. Ich glaub, so ein verdutztes Gesicht hab ich noch nie gesehen! Oh ja, das wird ein Nachspiel geben. Als ich die Tür zugeschlagen habe, sah er ganz schön wütend aus! Aber was will der schon machen?<
 

Kay kam es so vor, als ob er seinen Mund mit 10 Liter Wasser ausspülen müsste, bevor er den Geschmack seines Erbrochenen halbwegs loswürde. Er kannte dieses Gefühl, nein, er war nicht krank oder so was, nein, er hatte einfach ein schlechtes Gewissen und zwar wegen Ian. Denn trotz, dass sie nur spielten ein Paar zu sein, fühlte er sich mies, weil er Ian fast betrogen hätte.
 

>Tja, dann werd ich meinem Geliebten mal meinen fast Seitensprung beichten gehen, natürlich nur, um Ian thematisch auf Bills Sprüche vorzubereiten, die garantiert kommen werden. Aber vorher muss ich duschen und was Neues anziehen …< Er blickte in den Spiegel über’m Waschbecken. >Ich seh ja aus wie eine Leiche!<
 

Gesagt getan. Fünfzehn Minuten später stand er vor Ians Tür und klopfte. Als Ian daraufhin die Tür öffnete, musste er sich ernsthaft zusammenreißen, um nicht sofort über ihn herzufallen.
 

>ReißdichzusammenReißdichzusammenReißdichzusammen!!<
 

Ian allerdings starrte ihn nur überrascht und ein bisschen verlegen an, bevor er einfach wieder in sein Zimmer ging und somit Kay hereinbat.

Schweigend saßen sie sich beide gegenüber, Ian auf der Couch und Kay in einem der Sessel. Er sah, dass sich Ian merklich immer unwohler fühlte, was höchstwahrscheinlich an seinen Blicken lag, die ihn ohne Unterbrechung die ganze Zeit aufs intensivste anstarrten.
 

Endlich brach Kay das Schweigen: „Weiß du eigentlich, dass so eine Aufmachung absolut tödlich für so einen wie mich ist.“ Er stand auf und ging auf Ian zu. „Jeder andere wäre schon längst über dich hergefallen.“
 

Seine azurblauen Augen nahmen Ians Tiefgrüne gefangen und ließen ihn nicht bemerken, wie er auf die Couch zurückgelegt wurde und Kay sich auf ihn legte. Langsam, fast sogar zögerlich, legten sich Kays Lippen auf Ians und neckten diese. Geschickte öffnete er Ians Mund mit seinen Lippen und verwickelte den Kleinen in ein leidenschaftliches Zungenspiel.

Derweil bahnten sich Kays Hände einen Weg über Ians weichen Oberkörper und ließen überall eine Gänsehaut zurück. Als er den Kuss löste, spürte er, wie Ian vor Erregung schon merklich flacher atmete und sein Herz schneller schlug. Immer wenn seine Hände zielsicher über besonders empfindliche Punkte auf Ians Oberkörper streichelten, vernahm er ein unterdrücktes Keuchen, was er nicht oft genug hören konnte. Doch spürte er auch, wie Ian langsam zur Gegenwehr ansetzte und, um den Kleinen nicht zu zerbrechen, würde er das „Spiel“ gleich beenden müssen, obwohl ihm das sichtlich schwer fiel. Schließlich ging das Ganze auch nicht spurlos an ihm vorbei …

Verlangend küsste er Ian noch ein Mal, bevor sich seine Zunge in Richtung Hals bewegte. In Höhe der Halsschlagader saugte er sich immer wieder an der erhitzten Haut fest und ließ, nachdem er sein Werk begutachtet hatte, versöhnlich die Zunge drüber gleiten. Dann kehrte er zu Ians Mund zurück, küsste ihn sanft und zog Ian in seine Arme, um ihm beruhigend über die Haare zu streichen. Kay hatte fast erwartet, dass Ian ihn, sobald er von ihm abgelassen hätte, weggestoßen hätte, aber nichts dergleichen geschah.
 

*~*~*~*
 

Verwirrt lag Ian in Kays Armen und versuchte, sich langsam wieder zu beruhigen, denn obwohl sie bestimmt schon fünf Minuten bewegungslos hier herumlagen, schlug im sein Herz immer noch bis zum Hals.
 

>Warum hat Kay das getan? Und warum hat es sich so verdammt gut angefühlt?<
 

Vorsichtig blickte er nach oben, schaffte es aber nicht, Kay in die Augen zu sehen. Er befürchtete, sofort wieder das eben Geschehene vor Augen zu haben und das wiederum war ihm ziemlich peinlich. Allein bei dem Gedanken merkte er, wie er rot im Gesicht wurde.
 

„Lass mich bitte aufstehen.“, flüsterte Ian fast und wollte zurück ins Bad gehen, doch Kay hielt ihn an den Hüften fest. „Lass los, oder willst du mich jetzt noch ganz ausziehen?“
 

Kay meinte daraufhin nur, dass er das sicher gerne täte nur dass Ian sich das wohl nicht gefallen lassen würde.
 

„Stimmt.“, sagte er und ging ins Bad. Dort angekommen, fiel sein erster Blick in den Spiegel, woraufhin er vor Schreck beinahe geschrieen hätte. Auf seinem Hals befand sich der wahrscheinlich größte Knutschfleck seines Lebens. Langsam hob er eine Hand an seinen Hals und fuhr sich, nicht glaubend was er da sah, über den Fleck.
 

>Oh Gott, was mach ich denn, wenn das jemand sieht? Die werden sich dann wohl ihren Teil denken.<
 

Von draußen war zu hören, wie Fran das Zimmer betrat und sagte: „Kay, hier bist du also. Ich hab dich schon überall gesucht. Du solltest mal langsam anfangen, deine Sachen einzupacken, wir fahren heute Nachmittag zu eurem nächsten Auftrittsort weiter, also beeil dich.“
 

Mit diesen Worten ging sie wieder und Kay folgte ihr kurze Zeit später aus dem Zimmer.
 

Um zwei Uhr trafen sie sich alle am Tourbus. Ian hatte sich dafür entschieden, sich einfach einen Schal um den Hals zu binden, um den Fleck zu verdecken. Sollte jemand fragen, warum er mitten im Sommer einen Schal trug, würde er einfach sagen, dass er sich erkältet hatte und das stimmte im Großen und Ganzen sogar, denn seit heute morgen fühlte er sich echt ziemlich schlecht.
 

Nachdem sie endlich alles eingepackt hatten, fuhren sie los. Während der Fahrt bemühte sich Ian, Kays Blicken möglichst aus dem Weg zu gehen, denn ihm war wieder eingefallen, dass Bill ja gesagt hatte, er solle die Finger von Kay lasse. Das Problem war nur, was sollte er machen, wenn Bill den Knutschfleck sah?

Schnell verdrängte Ian diesen Gedanken wieder, an so etwas wollte er jetzt echt nicht denken.
 

Um acht Uhr abends kamen sie dann endlich an ihrem neuen Hotel an. Die Fahrt hatte so lange gedauert, weil sie zwischendurch in mehrere Staus geraten waren und bestimmt an jedem dritten Rastplatz gehalten hatten, weil Ryans Hund eine Blasenentzündung hatte und deswegen dauernd raus musste.

Je länger sie fuhren, desto schlechter fühlte Ian sich. Er hatte Kopfschmerzen, ihm war schlecht und furchtbar schwindelig.
 

>Na toll, ich hab mir wohl gestern im Regen tatsächlich eine Grippe eingefangen.<
 

Am Hotel angekommen, wollte er so schnell wie möglich auf sein Zimmer, was gar nicht so leicht war, wenn man das Gefühl hatte, dass sich alles um einen herum drehte.

Das war auch der Grund, weswegen er beinahe wieder in Bill hineingelaufen wäre.
 

„Huch, was machst du denn hier? Bist du etwa nicht bei Kay? Ach, ich vergaß, das darfst du ja gar nicht mehr. Dann kann ich ja zu ihm gehen und wir können da weiter machen, wo wir gestern aufgehört haben.“
 

Gemein grinsend sah Bill Ian an.
 

>Was meint er? Ach so, dass …<
 

Weiter kam er nicht mehr, denn in diesem Moment wurde ihm schwarz vor Augen …
 

*~*~*~*
 

Bill versuchte nur halbherzig Ian aufzufangen, als dieser in sich zusammensackte. Dabei erwischte er Ians Schal und hätte ihn wahrscheinlich erwürgt, hätte er nicht gleichzeitig Ians Arm gepackt, um so einen schmerzhaften Aufprall von Ians Seite zu vermeiden. Er legte Ian mehr oder weniger sanft auf den Boden und bemerkte den Fleck auf dessen Hals.
 

>Das ist doch nicht etwa …?<
 

Gerade wollte er ihn näher betrachten, als plötzlich Kay um die Ecke kam.
 

„Was ist denn hier los?!“
 

„Nach was sieht’s denn aus?,“, Bill stand auf und schaute Kay erwartungsvoll an. „Dein Pimpf ist plötzlich zusammengebrochen und ich wollt gerade nachsehen, ob er noch lebt.“ Ein gehässiges Grinsen umspielte seine Lippen.
 

Kay hingegen ließ sich nicht weiter beirren und besah sich Ian. Dieser atmete sehr schnell, schwitzte zwar, fror aber trotzdem und seine Stirn glühte. Kay atmete erleichtert durch.
 

>Er hat nur eine Grippe! Gott sei Dank und ich dachte schon, es wäre was ernstes!<
 

Bill sah Kay schweigend zu, wie dieser Ian sanft über’s Haar streichelte und ihn dann langsam hochhob.
 

>Was zum Teufel findet der nur an diesem Winzling?!<
 

„Er lebt also noch? Dann bin ich ja beruhigt.“
 

Kay hatte für Bills Ironie nur einen eiskalten Blick übrig und wollte sich in Richtung Aufzug bewegen, als Bill ihn dann doch wieder ansprach: „Sag mal, was ist das denn für ein Fleck da?“, er zeigt auf Ians Hals.
 

Kays Augenbraue zog sich spöttisch nach oben und auch in seiner Stimme troff es nur so vor Hohn.
 

„Hast du noch nie einen Knutschfleck gesehen? Oh du Armer, solche Liebesbeweise scheinen dir gänzlich fern, nicht wahr? Du wirst von niemanden geliebt und du hast noch niemanden geliebt! Du kannst einem wirklich Leid tun!“
 

Er hatte mit seinen Worten einen wunden Punkt bei Bill getroffen, der nun entsprechend wütend darauf reagierte.
 

„Aber du ja! Geliebt wurdest du doch auch noch nie! Du und Liebe, das passt doch überhaupt nicht zusammen!“
 

„Oh ja, das stimmt! Aber im Gegensatz zu dir, gesteh ich mir das ein und versuche das zu ändern. Außerdem ist mir das Wort „Liebe“ garantiert nicht mehr so fremd, wie es damals war!“
 

Kay konnte nicht vermeiden, dass er bei seine letzten Worten Ian fast zärtlich ansah. Bill folgte seinem Blick und startete einen letzten Angriff.
 

„Ach so ist das! Du bist in ihn verliebt. Na, das kann ja was werden!“
 

„So?“
 

Er starrte Bill ausdruckslos an.
 

„Na, dann hast du ihm bestimmt diesen „Knutschfleck“ verpasst, oder?“
 

„Ja, na und?“
 

Diese Antwort machte Bill nun doch etwas sprachlos, da Kay, solange er ihn kannte, nie jemand anderen einen dieser kleinen Liebesbeweise verpasst hatte. Keinem!
 

>Und wenn er doch ver… Nein, dass kann nicht sein, das würde er …<
 

Kay nutzte das Schweigen zwischen ihnen, um zu verschwinden. Oben angekommen, betrat er sein Zimmer und legte Ian erst mal auf sein Bett. Dann bestellte er beim Zimmerservice eine Wärmflasche und eine große Kanne Kamillentee plus ein paar Äpfel. Danach zog er Ian seine verschwitzten Sache aus und kleidete ihn in einen seiner Schlafanzüge, die Ian natürlich viel zu groß waren. Zwischendurch bemerkte er wie Ian die Augen aufschlug und ihn verschleiert ansah, aber dann doch wieder einnickte.
 

Nach einer halben Stunde war Ian rundum versorgt. Er atmete jetzt auch ruhiger und nicht mehr so unregelmäßig. So beruhigt, machte Kay sich daran, Sachen für die Proben am Abend auszusuchen. Nachdem er sie gefunden hatte, blickte er noch einmal nach Ian, küsste ihn sanft auf die, schon weniger heiße, Stirn und ging dann duschen.
 

*~*~*~*
 

Verschlafen blickte Ian sich in dem dunklen Zimmer, in dem er lag, um. Ihm tat der Kopf immer noch weh, doch es war schon besser geworden. Wo war er und wie spät war es? Ein Wecker, der neben dem Bett, auf dem er lag, stand, zeigte kurz nach Mitternacht, aber wo er sich befand, merkte er erst, als er sich nach links 8umdrehte. Neben ihm lag Kay.
 

>Bin ich bei ihm im Zimmer? Wie bin ich denn hierher gekommen? Hat er mich getragen?<
 

Zärtlich schaute Ian Kay ins Gesicht und streichelte ihm über die Wange.
 

„Warum bist du eigentlich so lieb zu mir?“, flüsterte er leise. „Du solltest mich nicht hier bei die im Bett liegen haben, du steckst dich nur bei mir an und ich glaube nicht, dass das für dich als Sänger so gut wäre.“
 

Ian setzte sich hin und wollte aufstehen, als sich plötzlich Kays Arme um ihn schlangen und ihn wieder zu sich zogen. Ian merkte, als er so in Kays Armen lag, wie sein Herz deutlich schneller schlug.
 

Vorsichtig fragte er: „Kay, bist du wach?“, doch der zeigte keine Reaktion.
 

>Er schläft wohl doch. Aber ich komm hier jetzt gar nicht mehr weg.<
 

Also blieb er so wie er war liegen und schaute eine Weile einfach nur Kay an. Er musste lächeln, denn der sah mit den, vom schlafen zerwuschelten Haaren richtig niedlich aus.
 

>Wie süß! Warum kann er tagsüber nicht sooo niedlich aussehen? Er sieht zwar gut aus, aber nicht so, dass man ihm am Liebsten sofort in den Arm nehmen möchte!<
 

Langsam kroch Ian noch näher an Kay ran und fing an, Kay sanft am Hals zu küssen. Vom dort wanderte er hoch zu Kays Gesicht, küsste ihn auf die Wange und wandte sich dann seinem Mund zu, doch kurz vorher zögerte er.
 

>Halt, das geht nicht! Ich kann ihn doch nicht mitten in der Nacht küssen! Erstens stecke ich ihn an und, was viel wichtiger ist, kann ich das einfach nicht machen!<
 

Ian legte sich wieder zurück und schlief kurze Zeit später ein.
 

Am nächsten morgen war Kay schon im Bad, als Ian wach wurde. Ihm war warm und schwindelig, aber der Kopf tat ihm nicht mehr so weh wie am Abend zuvor. Langsam stand er auf und ging zum Fenster. Im Spiegelbild der Scheibe konnte er sehen, dass er Kays Schlafanzug trug.
 

>Das ist mir heut Nacht gar nicht aufgefallen.<
 

Nachdem er noch einige Minuten aus dem Fenster gesehen hatte, ging er zurück und setzte sich auf das Bett, als Kay aus dem Bad kam.
 

*~*~*~*
 

Kay kam nur mit einem Handtuch um den Hüften bekleidet aus dem Bad und sah Ian auf dem Bett sitzen.
 

„Na, wie geht’s uns denn heute?“, fragte er ihn.
 

Er bekam ein gepresstes „Schon besser!“ als Antwort, was ihm aber nicht genügte, da Ian ihn überhaupt nicht ansah, sondern stattdessen seine Hände mit dem größtem Interesse betrachtete.
 

Also überbrückte er die Distanz zwischen ihnen mit ein paar großen Schritten und befühlte dann Ians Stirn.
 

„Trotz deiner Röte im Gesicht scheinst du wieder eine einigermaßen normale Temperatur zu haben. Na, dann haben wir ja noch mal Glück gehabt, dass meine Hausmittelchen so gut gewirkt haben. Allerdings solltest du dich heute noch weiter ausruhen bis du wieder vollständig gesund bist! Schließlich will ich dich ja nicht zu lange missen!“
 

Ungeachtet des puterroten Gesichts von Ian, küsste er ihn sanft auf den Mund.
 

>Ach, wenn ich das doch immer könnte …<
 

Seine Gedanken wurden von dem Klingeln seines Handys unterbrochen und als er abnahm, meldete sich Fran.
 

„Ah, du bist schon wach, na dann ist ja gut. Ich wollte nur Bescheid sagen, dass wir schon um neun mit den Proben beginnen. Es sind nämlich noch einige Probleme aufgetreten, die wir noch klären müssen.“
 

„Okay, ich bin dann Punkt neun in der Halle! Sonst noch was?“
 

„Nein, eigentlich nicht. Aber wie geht es eigentlich Ian?“
 

„Woher weißt du davon?“
 

„Oh, Bill hat’s mir erzählt. Er hat gesagt, dass Ian im Flur zusammengebrochen sei und du dich um ihn gekümmert hast. Stimmt das?“
 

„Ja, das stimmt. Ian hat aber nichts ernstes, nur eine kleine Grippe. Wenn er sich heute und vielleicht auch noch morgen hinlegt, dann dürfte er wieder so gut wie neu sein!“
 

„Dann ist ja gut! Wünsch ihm Gute Besserung! Dir geht’s aber noch gut, oder?“
 

„Jap, mir geht’s wunderbar, ich hab mich noch nie besser gefühlt! Du brauchst dir keine Sorgen zu machen!“
 

„Okay, wir sehn uns dann um neun Uhr. Bis dann!“
 

„Tschüss!“
 

Kay legte auf und als er Ians fragendes Gesicht sah, sagt er: „Das war Fran. Die Proben fangen heute doch früher an, weil irgendwelche Probleme aufgetreten sind. Außerdem soll ich dir auch noch Gute Besserung wünschen! Sie hat alles von Bill erfahren.“
 

Ian nickte dankend.
 

„Ach ja, ich hab mir die Freiheit genommen, dir dein Frühstück hier auf’s Zimmer zu bestellen, damit du nicht runter musst. So kannst du dich weiter in Ruhe ausruhen!“ Mit einem Blick auf die Uhr, fügte er noch hinzu: „Oh, schon so spät! Na, dann muss ich jetzt los, sonst kann ich mein Frühstück auch vergessen. Apropos deins kommt so um 9.30 Uhr, also kannst du dir noch Zeit lassen.“
 

Schnell warf Kay sein Handtuch auf irgendeinen Stuhl und schlüpfte dann in seine Sachen. Nach ca. 15 Minuten verabschiedete er sich mit einem Kuss auf die Wange von Ian und stürmte runter zum Frühstück.
 

*~*~*~*~*~*~*
 

Schon wieder Ende, na so was …^^ Also meine Freundin und ich sind übereinstimmend der Meinung das Bill auf eine sehr, sehr grausame Weise sterben muss (Nein, wir sind kein bisschen sadistisch^^) und denken uns jetzt schon die brutalsten Foltermethoden aus … Tja Bill, ich würd schon mal dein Testament aufsetzen^^.

Na, ich will ja nicht zuviel verraten, aber wenn ihr Bill jetzt schon töten könntet, dann wartet erst mal Kapitel 7 ab … aber wie gesagt, ich will ja nicht zu viel verraten^^
 

Hier ist noch die Vorschau:
 

„Was ist denn hier los?“
 

Erschrocken drehte sich Kay um und sah, wie Criss mit entsetzt aufgerissenen Augen in der Tür stand.
 

„Criss, du kommst genau im richtigen Moment. Ruf bitte einen Krankenwagen und die Polizei!“

Lose You Tonight

*~*~*~*~*~*~*
 

Die nächsten zwei Tage verbrachte Ian in Kays Zimmer, um sich zu erholen. Er versuchte zwar mehrmals, in sein eigenes Zimmer zu gehen, doch irgendwie schaffte es Kay immer wieder, genau im richtigen Moment aufzutauchen und ihn von diesem Versuch abzuhalten.

Ian wusste selbst nicht genau, warum er sich von Kay so leicht überzeugen ließ, aber in dessen Zimmer zu wohnen hatte ja auch seine guten Seiten, denn da Kay die Angewohnheit hatte, täglich zu duschen, kam er tatsächlich jeden Morgen halb nackt aus dem Badezimmer.
 

Zuerst hatte Ian das ja ziemlich geschockt, doch Kay sah leider zu gut aus, als dass er hätte weggucken können, dennoch versuchte er, das möglichst unauffällig zu tun.
 

Doch auch die längsten zwei Tage gehen irgendwann vorbei und so musste auch Ian sich langsam mal wieder an seine Arbeit machen, denn es gab genug zu tun, da der nächste Konzertauftritt kurz bevor stand.

Während dieser ganzen Vorbereitungszeit hatte Ian kaum Zeit, mit Kay mehr als drei Worte zu wechseln, sodass er sich fast wünschte, noch mal krank zu werden, um wieder mit ihm allein zu sein.
 

Also stieg Ian, nachdem er mit der Arbeit fertig war, in den Fahrstuhl und wollte zu Kay ins Zimmer gehen. Gerade hatte er den Flur betreten, als ihm plötzlich Bill entgegenkam und ihn heftig an die Wand drückte.
 

„Aua, du tust mir weh! Was willst du?“
 

„Tja, rate doch mal und denk dabei scharf nach.“, antwortete Bill Ian bissig.
 

„Ich weiß es nicht, also lass mich los.“
 

„Gut, dann werde ich dir mal ein bisschen auf die Sprünge helfen. Ich hatte dir doch gesagt, du sollst deine Finger von Kay lassen, weil ich ihn haben will. Und was muss ich erfahren? Du schläfst bei ihm im Zimmer und hängst auch sonst die ganze Zeit mit ihm rum. Und dann auch noch dieser Knutschfleck an deinem Hals. Findest du nicht, dass das eindeutig gegen unsere Abmachung war?“, fragte Bill jetzt gehässig.
 

„Äh … also“, stammelte Ian. „Das war doch keine Absicht.“
 

„Das ist mir egal, ob das Absicht war oder nicht. Ich werde einfach dafür sorgen, dass er dich gar nicht mehr anfassen will. Oder glaubst du, dass er noch irgendwas von dir möchte, wenn er sieht, dass auf deinem Hals ein Fleck von einem anderen ist?“
 

Fies grinste Bill Ian, der ihn nur noch geschockt ansehen konnte, an.
 

>Was hat der denn jetzt vor?<
 

Diese Frage wurde ihm sofort beantwortet, denn Bill, der Ian so an die Wand drückte, dass er sich nicht mehr wehren konnte, fing an, sich an seinem Hals festzusaugen. Ian wollte eigentlich schreien, doch das alles hatte ihm die Sprache verschlagen.
 

>Iiieh! Geh weg! Das ist ja eklig!<
 

Kurze Zeit später war Bill mit seinem Werk fertig und verschwand im Aufzug, während Ian kraftlos an der Wand zusammensackte und sich eine Hand an den Hals hielt. Er musste nicht in einen Spiegel schauen, um zu wissen, was dort zu sehen war.
 

>Warum hat er das gemacht? Das ist gemein, so kann ich Kay nie wieder in die Augen sehen!<
 

Betrübt und mit Tränen in den Augen ging Ian in sein Zimmer.
 

*~*~*~*
 

Die Vorbereitungen für das Konzert heute Abend waren so gut wie abgeschlossen. Es waren nur noch ein paar Stunden bis dahin und Kay wurde schon merklich nervöser.
 

>Na, du wirst doch wohl kein Lampenfieber mehr bekommen, oder? Schließlich ist das ja nicht dein erstes Mal heute Abend!<
 

Aufgeregt wie er war, klopfte er erst gar nicht bei Ian, sondern fiel buchstäblich mit der Tür ins Haus … äh Zimmer. Ian, der am Fenster stand, drehte sich erschrocken um und band sich schnell seinen Schal um.
 

„Und? Ist die Welt schon untergegangen?“, fragte Kay grinsend.
 

Doch Ian sah ihn erst nur verständnislos an, dann schien er zu verstehen und nickte nur traurig.
 

„Hey, was ist denn mit dir los?“
 

Er nahm Ian sanft in die Arme und strich ihm beruhigend über den Kopf. Der aber löste die Umarmung ziemlich schnell wieder und fragte ihn, was er überhaupt hier wolle.

Kay antwortete ihm, das Fran ihm gesagt habe, sie wolle mit Ian noch etwas besprechen und sie erwarte ihn in ihrem Büro. Das schien Ian als Grund anzusehen, Kay zu verabschieden und sich dann schnellstens auf dem Weg zu Fran zu machen.
 

>Er benimmt sich heute irgendwie merkwürdig … Komisch!<
 

„Was machst du denn noch hier?“, fragte eine Stimme hinter ihm.
 

„Das geht dich überhaupt nichts an!“, antwortete Kay in kühlem Ton zu Bill, als er sich umgedreht hatte.
 

„So? Na, dann sehen wir uns ja gleich auf der Bühne.“
 

Bills anzügliches Grinsen, welches Kays Körper streifte, verursachte bei ihm Übelkeit. Er wusste nicht warum, aber seid er Bills grinsende Blicke gegenüber Ian gesehen hatte, verabscheute er ihn jeden Tag mehr.
 

>Vielleicht hat er ja mit Ians merkwürdigem Verhalten zu tun?<
 

„Sag mal, weißt du eigentlich, warum Ian in letzter Zeit oder vor allem heute so abweisend ist?“
 

Bill schaute ihn undefinierbar an und antwortete dann: „Nein, ich hab keine Ahnung, aber mir ist er überhaupt nicht komisch vorgekommen. Du irrst dich bestimmt!“
 

„Mmh …“
 

>Vielleicht? Vielleicht auch nicht! Ich werd’s schon rauskriegen!<
 

Danach trennten sich die beiden und jeder ging seinen Verpflichtungen nach.
 

Als Black Moon kurz vor ihrem Auftritt standen, waren alle völlig ruhig. Das war bei ihnen immer so: Ein paar Stunden vorher verhielten sie sich so, als ob sie aus der Irrenanstalt geflohen waren, aber kurz vor ihrem Auftritt sind sie die Ruhe selbst, dann hing jeder seinen Gedanken nach. So wie auch Kay.
 

>Bill ist gar nicht so schlecht wie ich gedacht hatte. Er heizt dem Publikum … MEINEM Publikum ganz schön ein. Na, dann werd ich wohl ein paar Ohnmachtsanfälle riskieren müssen, nicht, dass mir meine Fans noch fremd gehen!<
 

Kay ging ein bisschen früher auf die Bühne als abgesprochen, nämlich als der Applaus noch in vollem Gange war. Der auch gleich noch ein bisschen anstieg, als man ihn entdeckte. Er hob die Hand und es wurde schlagartig still.
 

„Das war ja gar nicht mal so schlecht, Bill!“, sagte er und seine Stimme schlug alle in ihren Bann. Ja, er liebte es auf der Bühne zu stehen. „Aber leider wird sich nach diesem Konzert keiner mehr an euch erinnern können.“
 

„So, und warum nicht?“, fragte Bill leicht unsicher.
 

„Na, der Grund dafür steht doch vor dir. Ich werde mit meiner Band gleich eine solche Show hinlegen, dass sie euch glatt vergessen werden.“
 

Kays Glitzern in den Augen ließen keine Zweifel zu und das beunruhigte Bill zutiefst. Dennoch sagte er: „Dann zeig mal, was du kannst!“
 

„Mit dem größten Vergnügen!“
 

Mit diesen Worten erlosch das Licht, Bill verließ mit seiner Band die Bühne und die restlichen Mitglieder von Black Moon machten sich bereit. Gerade als Bill hinter der Bühne Platz nahm, waren die ersten Töne von der Bühne zu hören und Kays dunkle und tiefe Stimme bescherte jedem eine Gänsehaut.
 

*~*~*~*
 

Das Konzert war toll. Das Problem war vollkommen mitgerissen von der Ausstrahlung der Band und es war Kay anzusehen, dass ihm der Auftritt richtig Spaß machte.
 

Ian stand diesmal hinter der Bühne und konnte von dort alles genau beobachten und natürlich auch anhören. Kay war genial, es schien, als würde er sich von Song zu Song immer noch steigern und seinen Gesang weiter perfektionieren. Obwohl Ian wusste, dass es nicht allein Kays Verdienst war, konnte er nicht anders, er musste ihn einfach die ganze Zeit ansehen. Er hatte tatsächlich nur noch Augen für Kay. Allein sein bloßer Anblick löste bei ihm schon Herzklopfen aus.
 

Nach zwei Stunden war das Konzert dann beendet und die Band hatte Zeit sich im Hotel zu entspannen. Ian wusste nicht wieso, aber er hatte das dringende Bedürfnis, zu Kay zu gehen und scheinbar dachte der nicht anders, denn gerade als Ian losgehen wollte, kam er schon auf ihn zu und hob ihn hoch.
 

„Hey, was …“, stammelte Ian überrascht, legte aber dann einfach, weil ihn diese plötzliche Umarmung verlegen machte und er nicht wusste, was er jetzt sagen könnte, die Arme um Kays Hals und küsste ihn sanft.

Nachdem sie den Kuss, der länger gedauert hatte, als es Ian vorgesehen hatte, lösten, schaute Kay Ian ziemlich verwirrt an, scheinbar hatte er damit nicht gerechnet.
 

„Tschuldigung. Es kam irgendwie so über mich.“
 

Langsam ließ Kay Ian wieder zurück auf den Boden und streichelte ihm zärtlich über die Haare.
 

>Hätte ich mal den Mund gehalten, dann würde er mich jetzt noch im Arm halten.<
 

„Kay, kann ich gleich noch mal zu dir?“, fragte Ian leise. Daraufhin beugte Kay sich vor, küsste ihn vorsichtig auf die Wange und flüsterte Ian ins Ohr, dass er gerne rüberkommen könne. Danach ging Kay auf sein Zimmer, um zu duschen, und auch Ian ging kurz darauf nach oben.
 

Nervös lief Ian nun in seinem Zimmer auf und ab, als es plötzlich an der Tür klopfte.
 

>Ist das Kay? Was will der denn hier? Bin ich so spät, dass er mich schon abholt?<
 

Schnell ging Ian zur Tür und öffnete diese. Er hatte kaum Zeit zusehen, wer da vor ihm stand, da wurde er auch schon wieder ins Zimmer gestoßen und hart auf sein Bett gedrückt. Eine Person setzte sich auf sein Becken und jetzt konnte er auch sehen, wer das war. Es war Bill.
 

„Hey, was tust du da? Lass das sein!“, fauchte Ian und versuchte, Bill mit den Händen von sich wegzudrücken, leider vergebens, denn der presste mit einer Hand Ians Arme nach oben und hielt sie an den Handgelenken fest.
 

„Du willst wirklich wissen, was ich hier will? Keine Sorge, das wirst du gleich erfahren und glaub mir, dann wirst du Kay auf jeden Fall in Ruhe lassen! Und glaub mir, er dich auch!“
 

Unsanft riss Bill Ian den Schal vom Hals und fesselte dessen Hände ans Bett, sodass er sich damit nicht mehr wehren konnte. Verzweifelt zog er an den Fesseln, doch diese saßen leider mehr als fest.
 

„Das wird dir jetzt auch nicht helfen.“
 

Gewaltsam riss er Ians T-Shirt auseinander und fuhr mit den Händen über dessen nackten Oberkörper und hinterließ mit den Fingernägeln rote Kratzer.
 

„Aua, lass das! Hör auf!“, flehte Ian, während ihm schon die ersten Tränen über die Wangen liefen.
 

„Schrei doch so laut du willst, hier hört dich eh keiner.“, sagte Bill, bevor er anfing, Ian die Hose zu öffnen und runterzuziehen. „Hey, du bist hübscher, als ich es gedacht hätte.“
 

Grinsend inspizierten Bills Augen Ians Körper, dem unter diesem ekligen Blick richtig schlecht wurde. In seinem Kopf dröhnte alles und er startete noch einen letzten verzweifelten Versuch, sich gegen Bill zu wehren, doch der hatte sich so geschickt auf ihn draufgesetzt, dass Ian sich kaum noch bewegen konnte. Es war ihm auch jetzt unmöglich, die letzten Tränen weiter zurückzuhalten, er musste einfach weinen.
 

Bis eben hatte er auch noch geglaubt, Bill würde sich nur einen blöden Scherz erlauben, doch nachdem dieser auch noch seine eigene Hose geöffnet und runtergezogen hatte, war auch diese Hoffnung vorbei. Ihm blieb nichts anderes übrig als die Augen zu schließen und wegzugucken.
 

>Kay, warum hilfst du mir nicht<, war sein letzter Gedanke, bevor Bill sich endgültig an ihm verging …
 

*~*~*~*
 

Schwarz – alles um ihn herum war schwarz, aber Kay rannte. Er wusste nicht wohin, aber er rannte immer der Stimme hinterher, die ihn rief – voller Verzweiflung.
 

„Kay, hilf mir! Bitte, hilf mir!“
 

Immer weiter der Stimme folgend lief Kay weiter. Er verspürte keine Müdigkeit oder gar Erschöpfung – nur Angst. Ja, er hatte Angst vor dem, was er sehen würde, wenn er die Stimme erreicht hatte.

Dann, ganz plötzlich, erschien vor ihm ein Licht wie das Ende eines Tunnels, er kam darauf zu und stoppte jäh ab. Er erkannte eine Gestalt, die auf dem Boden lag und weinte. Als er langsam näher kam, sah die Gestalt auf.
 

„Warum kommst du so spät?“, fragte sie beinahe vorwurfsvoll.
 

Kay schlug die Augen auf.
 

>Schon wieder so ein Alptraum! Himmel, diese Gestalt sah so aus wie … wie Ian … Apropos wie spät ist es eigentlich?<
 

Sein Blick wanderte zu seiner Armbanduhr und er sprang erschrocken auf.
 

>So ein Mist!<
 

Er hatte sich, als er fertig angezogen aus dem Bad kam und noch ein bisschen Zeit hatte, in den Sessel ans Fenster gesetzt und dem Städtetreiben zugesehen. Dabei war er vor Erschöpfung einfach eingeschlafen und jetzt würde er garantiert viel zu spät zu seiner und Ians Verabredung … Halt! Wollte Ian nicht zu ihm kommen? Kay glaubte nicht, dass er so tief geschlafen hatte, dass er Ians Klopfen nicht bemerkt hätte. Also war Ian was dazwischengekommen oder … ja, oder was?
 

Kays Gedanken wanderten wieder zu dem Traum.
 

>Nein, das kann nicht sein! Ian wird schon nichts passiert sein. Ich vertrau darauf! … Argh, wie war das noch gleich? Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Na dann, nichts wie hin!<
 

Er schnappte sich, ohne noch weitere Zeit auf irgendwelche Spekulationen zu verlieren, seinen Zimmerschlüssel und machte sich auf den Weg zu Ian.
 

Vor dessen Tür angekommen, klopfte er energisch dagegen. Keine Reaktion. Kay runzelte die Stirn und klopfte noch mal und rief: „Ian! Ian, bist du da? Mach doch mal auf!“
 

Wieder keine Reaktion. Doch als Kay das ganze noch eine Spur lauter wiederholen wollte, hörte er so was wie einen unterdrückten Schrei und dann etwas, was sich anhörte, als ob jemand einem anderen eine Ohrfeige verpasste.

Diese zwei Sachen reichten Kay völlig. Er nahm Anlauf und rammte mit der Schulter die verschlossene Tür ein …

Dass seine Schulter davon höllisch wehtat, bemerkte er erst Stunden später, denn in diesem Moment schockte ihn das Bild, was sich ihm bot, viel zu sehr, als dass er seine Zeit mit der Registrierung irgendwelcher Schmerzen verschwenden konnte.
 

Ian lag auf dem Bett auf dem Rücken, seine Hände am Bettgestell festgebunden und sah ihn geschockt erleichtert an, Bill hingegen, zwischen Ians Beinen sitzend in deutlicher Vergewaltingsstellung, fasste sich erstaunlich schnell wieder.
 

„Kay, es ist nicht so wie du denkst. Wir …“
 

Weiter kam Bill nicht, denn Kay schlug ihm mit dem nächst bestem Gegenstand, einem schweren gläsernen Aschenbecher wie sich später herausstellte, den Schädel ein oder zumindest versuchte er es. Der Aufprall war so stark, dass Bill vom Bett herunter flog und ohnmächtig auf dem Boden zusammensackte. Blut fing an, aus seiner Wunde am Kopf zu strömen und floss ihm über’s Gesicht.

Doch das interessierte Kay nicht weiter, er stieg auf’s Bett und wendete sich Ian zu. Der sah ihn nur aus glasigen Augen dankend an, zu keinem Wort mehr fähig. Kay bemerkte, wie seine Augen bei dem Anblick, wie Ian so vor ihm lag, Blut quoll aus all seinen Wunden und bahnte sich in roten Fäden einen Weg über seinen Oberkörper, seine Schenkel bis hinunter auf das Laken, feucht wurden, aber er riss sich zusammen. Nein, er durfte jetzt nicht heulen, er musste jetzt erst mal für Ian sorgen.
 

„Was ist denn hier los?“
 

Erschrocken drehte sich Kay um und sah, wie Criss mit entsetzt aufgerissenen Augen in der Tür stand.
 

„Criss, du kommst genau im richtigen Moment. Ruf bitte einen Krankenwagen und die Polizei!“
 

„EINEN Krankenwagen oder doch lieber ZWEI! Bill braucht bestimmt auch einen.“
 

„Der kann verrecken! Ian ist VIEL wichtiger!“
 

Criss blickte ihn einen Moment schweigend an, dann kramte er sein Handy aus der Tasche und rief den Notruf an, natürlich bestellte er zwei Krankenwagen.
 

Kay versorgte derweil mit äußerster Vorsicht Ians Wunden und wickelte ihn in einen der Bademäntel, damit er nicht auskühlte. Die Wunden hörten auch schon bald auf zu bluten, worüber Kay ziemlich froh war, da er sich an Ians Genitalbereich nicht heran getraut hatte, weil Ian bei der kleinste Berührung vor Schmerzen zusammengezuckt war.
 

Keiner kümmerte sich indes um Bill, nicht einmal Criss. Der war nämlich, als Kay seine Hilfe nicht mehr brauchte, mit dem Aufzug nach unten gefahren und wollte den Notarzt und die Polizei einweisen.

Die ließen auch nicht lange auf sich warten. Der Notarzt besah sich erst Ian und dann Bill, bevor er beide ins Krankenhaus einliefern ließ. Die Polizisten schauten sich den „Tatort“ an und stellten Kay und Criss ein paar Fragen.

Doch als Ian nach unten gebracht wurde, verabschiedete sich Kay von den beiden, da er mit Ian mitfahren wollte. Die Polizisten hatten dafür Verständnis und ließen ihn ziehen. Dieser Fall würde sowie in eine ganz andere Abteilung gehen und deswegen war es jetzt noch nicht notwendig ein Protokoll anzufertigen.
 

Die Fahrt bis zum Krankenhaus dauerte keine fünfzehn Minuten. In der Notaufnahme wurde Ian in einen der Untersuchungsräume gebracht und für Kay ging das Warten los. Eine Schwester gab ihm, nachdem schon eine geraume Zeit vergangen war, eine Beruhigungspille, da er, wie sie meinte, aussah, als ob er gleich Amok laufen würde. Kay wusste, dass sie es nur gut meinte, und nahm die Pille dankend an.

Schon kurz nach der Einnahme wurde er merklich ruhiger und konnte sich jetzt auf einen der Stühle vor dem Untersuchungsraum setzten, anstatt immer den Gang auf und ab zu laufen.
 

*~*~*~*
 

Die Untersuchung war für Ian die reinste Hölle. Um seine ganzen Verletzungen festzustellen und zu behandeln, mussten die Ärzte ihn natürlich an sämtlichen Stellen anfassen und genau das konnte er jetzt überhaupt nicht haben. Am liebsten hätte er sich einfach in irgendeiner Ecke verkrochen und wäre nie wieder vorgekommen. Das Gefühl, angefasst zu werden, war in diesem Moment absolut unerträglich für ihn, das rief ihm nur die Bilder und Erinnerungen an das eben Geschehene wieder hervor. Bei diesem Gedanken fing er wieder an zu zittern und es bildeten sich erneut Tränen in seinen Augen.
 

Nachdem die Untersuchung fertig war, floh Ian geradezu nach draußen. Er fühlte sich elend, traurig, aber am schlimmsten war es, sich so dreckig und schmutzig zu fühlen.
 

Als er den Flur betrat, war der Erste, den er sah, Kay. Bei dessen Anblick konnte er nicht mehr anders, er musste so anfangen zu heulen, dass er geradezu in Kays Arme fiel und sein Gesicht schluchzend in dessen Hemd vergrub. Es war ihm nicht ganz klar wieso, aber diese Berührung war ihm nicht unangenehm, sie tat unheimlich gut. Minutenlang standen die beiden, sich einfach nur in den Armen haltend, im Flur und auf einmal hatte Ian den Eindruck, ein unterdrücktes Schluchzen zu hören, was nicht sein eigenes war.
 

„Kay, weinst du?“, fragte er leise.
 

Schnell fuhr sich Kay mit der Hand durch das Gesicht und schüttelte dann den Kopf.
 

Kurze Zeit später löste sich Ian dann aber doch von Kay und sagte, dass er jetzt auf sein Zimmer, das man ihm im Krankenhaus, weil es schon mitten in der Nacht war, zur Verfügung gestellt hatte, gehen wollte, um sich schlafen zu legen.

Auf dem Weg in sein Zimmer merkte er erst mal richtig, wie ihm jede einzelne Faser seines Körpers wehtat und er ließ sich, als er angekommen war, kraftlos auf sein Bett fallen. Alles an ihm schmerzte, nicht nur körperlich hatte Bill ihn verletzt, auch irgendwo in ihm hatte er etwas zerstört, denn er fühlte sich so widerlich.
 

Bewegungslos lag Ian auf dem Bett und starrte mit leeren Augen die Decke an, als sie die Tür öffnete und Kay ins Zimmer kam. Ian wollte fragen, was er denn hier wolle, doch Kay legte ihm nur einen Finger auf den Mund und setzte sich zu Ian auf das Bett. Als Erklärung sagte er nur, dass er heute Nacht lieber hier bleiben wolle und Ian wusste im Moment auch nicht, was er dagegen tun könnte.
 

Am nächsten Morgen fuhren sie zurück ins Hotel. In der Nacht hatte keiner von ihnen geschlafen, Kay hatte Ian die ganze Zeit angeguckt, während der Angst davor hatte, einzuschlafen, denn er befürchtete, die gesamte Vergewaltigung dann noch einmal zu erleben. Während der Fahrt hatte Ian das Gefühl, durchgehend von Kay beobachtet zu werden, so als ob dieser gar nicht mehr vorhätte, ihn allein zu lassen, obwohl ihm persönlich das wesentlich lieber wäre. So wieso hatte er nicht das Bedürfnis, wieder unter Menschen zu kommen und von allen Seiten berührt zu werden. Gestern hatte er sich ja noch von Kay umarmen lassen, doch auch von ihm wollte er nicht mehr angefasst werden, allein bei der kleinsten Berührung zuckte er merklich zusammen.
 

Am Hotel angekommen, sahen sie schon von weitem das Polizeiauto vor dem Haus stehen und als sie die Eingangshalle betraten, kamen auch schon zwei Polizisten auf sie zu.
 

>Was wollen die denn jetzt hier? Ich will das niemanden erzählen, bitte, bitte nicht!<
 

*~*~*~*
 

Kay bemerkte Ians angsterfülltes Gesicht beim Anblick der zwei Polizisten und erkannte, dass Ian noch nicht bereit war, über das Erlebte zu berichten.
 

>Er wird noch viel Zeit brauchen … auch ich habe damals viel Zeit gebraucht und wäre wahrscheinlich jetzt nicht mehr am Leben, wenn ich nicht so gute Freunde gefunden hätte.<
 

Eigentlich wollte Kay Ian beruhigend über den Kopf streicheln, doch er wusste, dass dieser es nicht zulassen würde, also ließ er es bleiben. Schließlich wusste er nur zu gut, wie Ian sich jetzt fühlte.
 

Als die beiden Polizisten, ein junger dünner und ein älterer dickerer, sie erreicht hatten, zückte der Dicke seinen Ausweis und sagte: „Karl Richter. Mein Kollege“, er zeigte auf den jungen Mann neben sich. „Matthias Kunze. Wir sind von der Kriminalpolizei. Sind sie beide Kay und Ian?“
 

Kay hörte an dem Ton des Polizisten, dass dies eine rein förmliche Frage war, somit gab es kein entkommen oder zumindest würde es schwierig werden.
 

„Ja, sind wir.“, antwortet Kay dem Polizisten. „Könnten wir dann reingehen? Wissen Sie, hier draußen“, er machte eine ausladende Handbewegung. „sind mir einfach zu viele Zuhörer.“
 

Und tatsächlich hatten die Polizeiwagen eine beträchtliche Menge an Schaulustigen angezogen. Darunter befanden sich auch schon einige Reporter, wie Kay missmutig feststellte. Die Polizisten allerdings sahen das genauso und die vier gingen durch die Absperrung ins Hotel. Im Hotel kam ihnen sofort Fran entgegen.
 

„Ah, da seid ihr ja! Ich hab schon alles von Criss gehört. Schrecklich das ganze! Er wird grad verhört und die anderen basteln schon an einer Geschichte für die Presse.“, sie schaute Kay an. „Wie geht es ihm?“
 

Kay blickte zu Ian, dann wieder zu Fran und schüttelte den Kopf. Sie seufzte traurig.
 

„Kannst du dich um ihn kümmern?“, fragte er sie mit einem Blick auf die Polizisten.
 

„Aber sicher doch! Komm Ian, wir gehen nach oben.“
 

Fran legte Ian beruhigend die Hand auf die Schulter, was er auch zuließ, und dirigierte ihn zum Aufzug.

Kay sah den beiden noch ein paar Sekunden nach, dann wandte er sich wieder an die Polizisten.
 

„Das ist Ihnen doch recht so, oder? Schließlich können sie später immer noch mit ihm reden, aber jetzt hätten sie so wie so nichts aus ihm herausbekommen!“
 

Mit einem Knurren stimmte der Dicke zu, aber es war ihm anzusehen, dass er das ganz und gar nicht gut fand.
 

Das „Verhör“ von Kay fand in einem der Bedienstetenräume statt und wurde von dem Dicken geleitet. Beide saßen sich gegenüber und starrten sich an.
 

„Na, dann erzählen Sie mal, was gestern passiert ist!“
 

Und Kay erzählte, er erzählte alles bis ins kleinste Detail und wurde nur selten von dem Polizisten unterbrochen. Nach einer ganzen Weile waren sie endlich fertig und Kay durfte gehen. Er hatte die Türklinke schon in der Hand, als er sich noch mal umdrehte.
 

„Sagen Sie mal, was passiert jetzt eigentlich mit Bill?“
 

„Nun, die Aussage von Bill deckt sich in keiner Weise mit der Ihrigen. Er behauptet nämlich, es hätte sich um einvernehmlichen Sex gehandelt, bei dem es eben ein bisschen härter zugegangen wäre. Als Sie plötzlich hereingeplatzt wären, hätte er versucht, es Ihnen zu erklären, aber Sie hätten sofort zugeschlagen.“
 

Noch blieb Kay ruhig.
 

„Und warum hätte ich das tun sollen?“
 

„Na ja, er sagt, Sie wären wahrscheinlich eifersüchtig gewesen und hätten deswegen so reagiert.“
 

Äußerlich war Kay nichts von dem anzumerken, was in ihm geschah. Er kochte.
 

„Ach, das hat er also gesagt. Interessant! Und wie wird das jetzt weitergehen?“
 

„Da die Aussagen grundsätzlich verschieden sind, hängt wohl alles von Ians Aussage ab und da die noch auf sich warten lässt, wird Bill erst mal wieder auf freien Fuß gesetzt.“
 

Ein Blitzen in seinen Augen war die einzige Gefühlsregung, die nach draußen drang. Kays Stimme war vollkommen ruhig.
 

„Was ist mit Ians Verletzungen? Die müssten doch eindeutig auf eine Vergewaltigung hindeuten!“
 

„Vielleicht. Aber da der Arzt, der für diesen Bereich zuständig ist, im Urlaub ist, verzögert sich das Ganze ein bisschen. Sein Stellvertreter meint allerdings, dass diese Verletzungen auch durch etwas härteren Sex entstanden sein könnten.“
 

„Sie wurden noch nie vergewaltigt, oder?“
 

Der Polizist schaute ihn irritiert an.
 

„Nein, wieso?“
 

„Nun ich meinte eigentlich die innerlich, seelischen Verletzungen nicht die Äußerlich, Körperlichen. Denn die sind viel, viel schlimmer!“
 

Mit diesem Worten drückte Kay die Klinke herunter und ging aus dem Raum. Seine Füße trugen ihn aus einem ganz bestimmten Grund nicht nach oben in sein Zimmer, sondern zu den öffentlichen Telefonzellen, die im Hotel in einem Nebengang angebracht waren. Er wählte eine ganz bestimmte Nummer, die außer ihm wohl nur noch zwei andere Menschen kannten.
 

„Ja, hier ist Kay! … Nein, bei mir ist alles in Ordnung. Ich hab nur eine Bitte, es geht um … Ja, genau! Mal wieder überraschend gut informiert, wie immer … Ihr sollt ihm das Leben zur Hölle machen! … Ja, es ist alles recht. … Was du dafür bekommst? Such dir was aus! … Eine Woche lang? … Na gut, wann? … Okay, bis morgen! … Tschüß!“
 

Er hängte den Hörer wieder ein und schritt mit der Zufriedenheit eines eiskalten Mörders in Richtung der Aufzüge, um nach oben zu gelangen.
 

*~*~*~*
 

Nachdem Fran und Ian oben in Frans Zimmer angekommen waren, setzten sie sich erst einmal auf das Sofa. Ian hatte sich nicht getraut, in sein Zimmer zugehen, da er befürchtete, dass ihm dort wieder alles hochkommen würde und das wollte er so gut es ging vermeiden.
 

Eine Weile saßen beide einfach nur schweigend da, Fran wusste nicht, was sie sagen sollte und Ian wat einfach nicht nach Reden zumute.
 

Doch da sie nicht die ganze Zeit schweigen konnten, sprach Fran ihn dann doch endlich an: „Also, was ich dir sagen wollte, das, was dir passiert ist, tut mir Leid, aber du solltest dich jetzt auch nicht hängen lassen., Weißt du, das Leben geht weiter und selbst wenn du mir nicht glaubst, es wird auch alles wieder besser. Und du hast doch auch Freunde, die dir helfen werden, also guck nicht so deprimiert und lächel’ mal wieder.“
 

Irritiert blickte Ian Fran an, doch ihre kurze Ansprache hatte ihm sogar ein bisschen Mut gemacht. Dankbar sah er sie an, doch zum Lächeln war ihm immer noch nicht zumute.
 

„Guck, so siehst du schon viel hübscher aus. Und jetzt muss ich dir noch etwas anderes sagen, was ich der Band auch noch mitteilen muss. Die Tour wird abgebrochen, da der Sänger der Vorgruppe leider verhindert ist. Dafür müsstest du allerdings erst einmal deine Aussage bei der Polizei machen, hm?“
 

>Sie hat ja Recht, ich sollte wirklich aussagen.<
 

„Ja, gut, mach ich, aber erst morgen, ja?“, sagte Ian leise und Fran nickte.
 

„Dann hätte ich noch eine andere Frage an dich. Es geht um Kay.“
 

Bei diesen Namen blickte Ian verlegen auf den Boden.
 

„Du bist in ihn verliebt, stimmt’s?“, fragte Fran neugierig.
 

Erschrocken blickte Ian sie an. Wie kam sie denn darauf? Natürlich war er das nicht!
 

„Nein, bin ich nicht!“, stritt er die Frage vehement ab, doch Fran schien auch das als Zustimmung aufzufassen.
 

>Ich bin nicht in ihn verliebt! Ich hab ihn gern … sehr gern, aber doch nicht mehr, oder?<
 

Nachdem sie sich noch eine Zeit lang etwas unterhalten hatten, ging Ian dann doch wieder in sein Zimmer und stellte sich für mehrere Stunden unter die Dusche, da er immer noch das Gefühle hatte, am ganzen Körper schmutzig zu sein, doch auch nach einer mehrstündigen Dusche war dieses Gefühl nicht verschwunden.
 

>Ich glaube ja nicht, dass ich morgen aussagen kann.<
 

Den Rest des Tages verbrachte Ian damit, in seinem Zimmer zu sitzen und sich irgendwie abzulenken. Mit Fran hatte das ganz gut funktioniert, doch so alleine war das schon schwierig.
 

>Theoretisch könnte ich auch rausgehen und zu Kay oder irgendwem anders gehen, aber ich will jetzt niemanden sehen.<
 

Also blieb Ian bei sich im Zimmer und schließ am Abend ziemlich früh ein. Dementsprechend früh wurde er auch am nächsten Morgen wieder wach. Da er nicht wusste, was er sonst zu tun hatte, ging er nach unter in die Hotellobby und nahm sich eine der heutigen Tageszeitungen. Gelangweilt blickte er diese durch, als ihm ein riesiger Artikel förmlich ins Gesicht sprang und ihn sichtlich schockierte.
 

>Wer macht denn so etwas Grausames? Wie kann man denn so was tun?<
 

*~*~*~*
 

Kay hatte die ganze Nacht nicht richtig schlafen können und war demnach am nächsten Tag ziemlich früh wach. Frisch geduscht und angezogen machte er sich auf dem Weg zum Frühstück. Die ganze Zeit war er bei seinem Telefongespräch von gestern gewesen.
 

>Hab ich wirklich das richtige getan? War es nicht vielleicht doch ein bisschen zu voreilig gewesen?<
 

Gewissenbisse nagten an ihm, aber als er die Lobby betrat und Ian sah, waren sie schlagartig wie weggeblasen.

Ian sah immer noch ziemlich blass aus und seine Haltung strahlte kein Selbstbewusstsein mehr aus, sondern er wirkte eher wie ein ängstliches Tier: Immer um sich blickend und jederzeit zur Flucht bereit.

Nur jetzt nicht, denn Ian starrte wie gebannt auf die Titelseite einer Zeitung. Neugierig trat Kay heran.
 

„Was liest du denn da?“, fragte er.
 

Ian schreckte so dermaßen zusammen, dass Kay dachte, er würde sofort wegrennen, aber dann schien er sich wieder zu beruhigen und hielt Kay die Zeitung hin.

Er blickt in die vor Entsetzen weit aufgerissen Augen von Bill, dessen Gesicht auf der Titelseite abgedruckt war. Daneben prangte die Überschrift „Wer kennt diesen Mann? – Brutale Hinrichtung erschütterte gestern Abend den westlichen Teil der Stadt“.

Der flüchtige Gedanke, warum Bill nicht schon längst erkannt worden war, erübrigte sich, als sich Kay das Foto noch genauer ansah: Der wie zu einem stummen Schrei weit geöffnete Mund und die aufgerissen Augen zeigten das Graue, was er vor seinem Tod erlebt haben muss, und die Schnitt-, Quetsch- und Brandwunden im ganzen Gesicht taten ihr übriges. – Bill war nicht mehr wieder zuerkennen. Kay hatte ihn wahrscheinlich erkannt, weil er ihn schon so lange kannte und Ian, weil Opfer nie die Gesichter ihrer Peiniger vergessen.
 

Kay wandte sich dem Artikel zu:
 

Heute Nacht fanden ein paar Jugendliche die Leiche eines etwa Mitte zwanzig jährigen Mannes in einem Park im westlichen Stadtteil.

Die betrunkenen Jugendlichen dachten zuerst, der Mann schliefe, da dieser auf dem Bauch lag, und versuchten ihn zu wecken – ohne Erfolg. Als sie ihn umdrehten, bemerkten sie, dass das Gesicht voller blutender Wunden war und sie riefen einen Krankenwagen, der wiederum die Polizei anrief, als der Notarzt den Tod des Mannes und Wunden verschiedenster Art am ganzen Körper feststellte.

Die Polizei errichtete rund um den Fundort der Leiche eine Absperrung, um Spuren zu sichern. Die ersten Ergebnisse wurden erst spät in der Nacht bekannt, wo es hieß, dass es sich um Mord handele, der Fundort nicht der Tatort sei, die Kleidung der Leiche gewechselt worden sei, um ein frühes Auffinden der Leiche zu vermeiden und es noch keine verwertbaren Spuren gebe.

Was allerdings fest stehe sei, dass es sich hierbei um das grausamste Verbrechen handele, was diese Stadt je erlebt habe.

Der Mann wurde mindestens drei Stunden lang gefoltert und das auf übelste Weise. Brand-, Schnitt, Quetsch- und Platzwunden waren am ganzen Körper zu finden. Er wurde offenbar über die Stunden mehrmals von mindestens fünf verschiedenen Personen vergewaltigt. Die Täter schienen Spaß an der Qual ihres Opfers zu haben, denn sie pumpten es mit „Wachmachern“ voll, damit es nicht ohnmächtig wurde.

Die Polizei erbittet Hilfe von der Bevölkerung. Der Mann konnte wegen den ihm zugefügten Wunden noch nicht identifiziert werden und deswegen wurde dieses Bild herausgegeben. Wer diesen Mann kennt, soll sich an die örtliche Polizeidienststelle melden.
 

Kay hatte den Artikel sorgfältig gelesen; hatte sich jede Qual die Bill ertragen musste genau vorgestellt und war jetzt nun vollkommen zufrieden. Bill hatte seine gerechte Strafe bekommen.
 

„Na, dann hat er ja bekommen, was er verdient!“, sagte er zu Ian, doch der sah ihn schockiert an.
 

>Sicher, er kann das nicht verstehen … noch nicht.<
 

„Wer hat seine verdiente Strafe bekommen?“, ertönte auf einmal eine Stimme hinter Kay.
 

Kommissar Richter kam mit seinem Kollegen direkt auf sie zu.
 

„Der da!“, klärte Kay ihn auf und deutete mit dem Zeigefinger auf Bills Bild.
 

„So, Sie kennen also den Mann?“
 

„Aber natürlich! Das ist Bill!“
 

„Und da sind Sie sich ganz sicher!“
 

„100 pro!“
 

Darauf gab der Dicke seinem Kollegen die Anweisung, dies der dafür zuständigen Abteilung mitzuteilen. Dann wandte er sich wieder an Kay.
 

„Wissen Sie sonst noch irgendetwas zu diesem Fall? Wer der Täter sein könnte? Welches Motiv er gehabt haben könnte?“
 

„Klar, kann ich. Also der Täter war ich und mein Motiv war Rache, reicht Ihnen das?“
 

Der Polizist starrte ihn nur fassungslos an und als er etwas darauf erwidern wollte, hörte er hinter sich eine ruhige Stimme sagen: „Gehen Sie am Besten gar nicht weiter darauf ein, Kommissar Richter. Kay hat manchmal einen sehr schwer verständlichen Humor.“
 

Natürlich hatte Kay Ken schon von weitem gesehen und deswegen so reagiert, aber auch nur, weil er fand, dass Ken viel zu früh war.
 

Der Kommissar schien sich wieder gefangen zu haben und sagte zu Ken gewand: „Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?“
 

Bevor Ken antworten konnte, schaltete sich Kay ein: „Oh, das ist mein Zuhälter! Er kommt, um mich abzuholen!“
 

Er grinste den Dicken breit an, auch wenn er sich nicht so fühlte, denn schließlich war das die Wahrheit. Ken sagte darauf auch nichts, sondern starrte ihn nur finster an.
 

„Aha!“, war das einzige, was der Kommissar dazu sagte.
 

Kay nutzte die Sprachlosigkeit, um sich von Ian zu verabschieden, der die ganze Zeit völlig fassungslos daneben gestanden hatte.
 

„Also, wie du schon gehört hast, werde ich jetzt mit ihm mitfahren. In einer Woche bin ich wieder da. Kannst du das Fran ausrichten? Ich hatte noch keine Gelegenheit dazu.“, Ian nickte schwach, sah ihm aber nicht in die Augen. „Hey, Kopf hoch, jetzt wird alles wieder besser!“
 

Aber Ian sah ihm immer noch nicht in die Augen. Mit einem traurigen Blick wendete sich Kay von Ian ab und ging zusammen mit Ken in Richtung Hotelausgang.
 

„Wo kann ich Sie erreichen, wenn ich noch Informationen brauche?“, rief ihnen der plötzlich wieder erwachte Kommissar hinterher.
 

„Hier steht die Nummer von seinem Anwalt drauf. Rufen Sie dort an, wenn irgendwas ist!“, antwortet Ken an Kays Stelle und warf dem Dicken eine Visitenkarte zu, bevor sie hinausgingen.
 

*~*~*~*~*~*~*
 

Wir haben’s getan zum allerersten Mal, wir haben’s … ja, ist gut, ich hör ja schon auf! Aber man darf sich wohl noch freuen, oder? Okay, das eine Person gestorben ist, ist nicht wirklich ein Grund zur Freude, aber bei Bill kann man sicher eine Ausnahme machen, nicht wahr?

Nur so mal vorab, er wird nicht die einzige Figur bleiben, die sterben wird! Aber wer da noch zukommt, dass wird ich an dieser Stelle nicht verraten!^^ Zermartert euch aber nicht eure schönen Köpfen, bis dahin ist es noch ein langer Weg.
 

So, nun aber zu eurer geliebten Vorschau:
 

„Falls du mir doch irgendwie verzeihen kannst, würde ich mich freuen, wenn du mich übermorgen zu jemand begleiten könntest, der mir sehr wichtig ist. Eigentlich wollte ich dich das schon länger fragen, aber es ist leider immer etwas dazwischen gekommen. Nun ja, überleg es dir, wir würden uns dann übermorgen um neun Uhr am Haupteingang des Bahnhofs treffen.“
 

PS: Vielen lieben Dank für eure Kommentare!!!!!!!!!!!!! *euchalledurchknuddel*

About My Sorrow

*~*~*~*~*~*~*
 

Lange Zeit noch blickte Ian Kay hinterher. Der Zeitungsartikel, das, was Kay gesagt und was er getan hatte, hatten ihn total aus der Bahn geworfen. Er wusste nicht, ob er alles, was er gehört hatte, auch verstanden hatte, aber wenn auch nur die Hälfte davon stimmte, war es absolut grausam. Was genau hatte Kay nur damit zu tun und wohin war er für die nächste Woche mit diesem Mann verschwunden.
 

>Wieso hat Kay das mit dem Zuhälter gesagt? Hat er das ernst gemeint? Will er etwa wirklich mit irgendwelchen Leuten …? Nur warum?<
 

Bei der Vorstellung, wie Kay mit anderen Männern schlief, vergaß Ian sogar beinahe, dass Bill auf brutalste Weise getötet worden war. Wer konnte nur einen Menschen so abartig hinrichten? So etwas war, nach Ians Meinung, unverzeihlich und mit solchen Leuten, die so was taten, wollte er nichts zu tun haben, denn für ihn gab es keinen akzeptablen Grund, jemanden zu töten. Solche Leute verabscheute er.
 

Nachdem Ian noch kurz mit den Polizisten geredet hatte, ging er langsam zu Fran, um ihr zu sagen, dass Kay die nächste Woche fehlen würde. Fran war nicht sehr begeistert über Kays Abwesenheit, aber da er schon weg war, konnte sie ihn ja nicht mehr aufhalten.

Also machte sie alles für die Abreise der Band bereit, denn die Tour musste auf jeden Fall abgebrochen werden und für alle wäre es mit Sicherheit das Beste, wieder nach Hause zu kommen.
 

Mehrere Stunden später ging die Fahrt dann, ohne Kay, los und gegen elf Uhr nachts kam der Bus in ihrer Heimatstadt an.
 

Ian wollte nur noch so schnell wie möglich nach Hause und zu seinen Eltern. Er wollte nicht mit ihnen über das Geschehene reden, denn das konnte er einfach nicht, aber es tat ihm gut, bei Menschen zu sein, denen er vertraute und bei denen er sich gut und wohl fühlte.
 

Dort verbrachte er dann die nächste Woche. Seine Eltern waren zwar verwundert, dass ihr Sohn plötzlich wieder so an ihnen hing, aber sie nahmen das einfach mal so hin. Nur einmal war er zur Bandprobe erschienen, doch Kay war nicht da gewesen.
 

>Also fehlt er tatsächlich eine Woche. Wieso denn nur? Warum lässt er das mit sich machen?<
 

Danach war Ian sogar noch zu Kays Wohnung gefahren, doch auch dort war er nicht zu finden. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als die restliche Woche auch noch abzuwarten, doch die ging nur schleichend voran und mit jeder Stunde vermisste Ian Kay mehr. Auf der einen Seite wollte er ihn nicht mehr sehen, weil er nicht wissen wollte, was Kay die letzte Woche getrieben hatte, auf der anderen Seite wollte er Kay doch sehen, denn er sehnte sich so nach ihm.
 

Und dann war die eine Woche endlich vorbei.
 

*~*~*~*
 

Kay schaute aus dem Fenster der schwarzen Limousine. Glücklich erkannte er, dass es nicht mehr weit bis zu seiner Wohnung sein würde.

Eine sehr anstrengende Woche lag hinter ihm: Noch an dem Tag, an dem Ken ihn abgeholt hatte, hatte er schon einige Freier empfangen müssen. Willig hatte er ihnen gegeben, was sie verlangt hatten; hatte bei jedem ihrer dreckigen Spiele mitgespielt. Und das alles nur, weil er in der Schuld seines Onkels stand. Manchmal dachte Kay, dass der Preis für Bills Tod vielleicht doch ein bisschen hoch gewesen war, aber wenn er sich dann an Ians apathisches und zurückschreckendes Verhalten erinnerte, verspürte er keine Reue. Nein, Bill hatte genau das bekommen, was er verdiente. Eigentlich war es sogar seine eigene Schuld gewesen, denn schließlich hatte Kay ihn ja gewarnt, sollte er Ian anfassen, wäre er tot.
 

Gedankenverloren starrte Kay weiter aus dem Fenster. Wahrscheinlich deswegen schreckte er so zusammen, als plötzlich eine Stimme sagte: „Warum hast du das getan?“
 

Die Stimme gehörte Ken, der Kay in der geräumigen Limousine gegenüber saß.
 

„Was getan?“, fragte Kay völlig verwirrt.
 

„Na, warum hast du deinen Onkel gebeten, diesen Bill umzubringen? Doch nicht etwa wegen der Geschichte mit Ian, oder?“
 

>Wieso fragt er das? Wieso will er das wissen?<
 

Kay versuchte irgendeine Gefühlsregung auf Kens Gesicht wahrzunehmen, doch er entdeckte nichts. Es war, als wäre Ken zu keinem Gefühlsausdruck fähig.
 

„Doch, ich habe es für Ian getan! Er sollte nicht noch einmal unter Bills Existenz leiden und außerdem wäre der, wenn dieser komische Kommissar weiter ermittelt hätte, am Ende noch freigesprochen worden!“
 

„Aha …“, mehr sagte Ken nicht dazu und Kay tat es ihm gleich.
 

Nach einer Weile hielt er es allerdings nicht mehr aus.
 

„Sag mal, wieso hast du mich das gefragt?“
 

Ken sah ihn eine Sekunden lang auf eine undefinierbare Weise an, dann antwortete er: „Diese ganze Aktion war einfach völlig untypisch für dich.“
 

Kay runzelte die Stirn.
 

„Was soll das heißen?“
 

„Sie war einfach viel zu spontan und gefühlsgesteuert. Und dann auch noch das mit der Bedingung! Du bist sofort, ohne groß darüber nachzudenken, darauf eingegangen, obwohl du dich sonst mit aller Macht, wenn auch erfolglos, dagegen wehrst. Nun, das hat mich eben gewundert.“
 

Kay sah ihn sprachlos an. Was hatte denn das jetzt zu bedeuten?
 

„Jetzt schau nicht so perplex, ich beobachte halt gerne!“
 

„Ah ja … Und? Hast du auch gesehen, wie sie Bill fertig gemacht haben?“, fragte Kay ironisch, schließlich hätte er im Traum nicht geglaubt, dass die Antwort anders ausfallen könnte, als „Nein!“.
 

„Oh ja, das hab ich gesehen. In den ersten zwei Stunden war es ja noch ganz interessant, da hat er sich nämlich noch gewehrt – scheint ne echte Kämpfernatur zu sein … oh, pardon … gewesen zu sein – na ja, aber dann wurde es langweilig und ich hab mich dann wieder meinem Lieblingsobjekt gewidmet.“
 

Das Flackern in Kens Augen gefiel Kay überhaupt nicht.
 

„So? Und das wäre?“, fragte er, versuchend, sich nichts anmerken zu lassen.
 

„Du natürlich!“
 

Kay starrte ihn erschrocken an, doch Kens Gesichtszüge verrieten absolut nichts. Es war zum verrückt werden!
 

„Warum ich?“, fragte er mit trockener Stimme.
 

„Tja … warum nicht? Ich mag einfach, wie du dich immer wieder versuchst zu wehren, obwohl du weißt, dass du deine Fesseln nicht lösen kannst. Du kannst so wunderbar „Gute Miene zum bösen Spiel machen“, dass ich einfach nicht genug bekommen kann. Die ganze Woche konnte ich dein schauspielerisches Talent beobachten. Keiner der Gäste hat bemerkt, wie sehr du sie und das was sie von dir wollten verabscheutest … keiner außer mir. Ich hab immer gesehen, wenn dir eine stumme Träne die Wange herunterlief, wenn du vor Schmerz das Gesicht verzogen hast, als sie in dich eindrangen; nie ist mir dein verzweifeltes Flehen entgangen, nie deine Angst …“
 

Ken hatte sich nach vorne gebeugt, um Kay besser zu erkennen und der hatte sich automatisch tiefer in den Sitz gedrückt. Er bemerkte, wie ihm bei Kens Worten jedes einzelne schreckliche Bild dieser Woche wieder in Erinnerung gerufen wurde. Er spürte wie ihm Angst die Kehle zuschnürte, wie sich kalter Schweiß auf seiner Stirn bildete – wie sich Panik in ihm ausbreitete.
 

>Raus … ich muss hier raus!<
 

Und wie durch ein Wunder ertönte in dem Moment die Stimme des Fahrers, der „Wir sind da!“ rief.
 

Erleichtert riss Kay die Tür auf und rannte ohne irgendein Abschiedswort zu seiner Wohnung.
 

Lächelnd sah Ken ihm nach.
 

>Angst ist nicht schön, was Kay? Angst macht schwach und anfällig … Aber das war erst der Anfang! Ich will, dass du noch viel mehr Angst verspürst … Mal sehen, wie lange du das durchhältst …<
 

Kay hörte, wie die Wagentür zugeschlagen wurde und die Limousine sich in Bewegung setzte, drehte sich aber nicht um.

An seiner Wohnungstür angekommen, angelte er seinen Haustürschlüssel aus einer der Topfpflanzen (Ultra sicheres Versteck, ich weiß! ^^) im Flur und schloss die Tür auf.

Drinnen ließ er sich auf’s Bett fallen und schlief mit dem Gedanken, Ian morgen unbedingt zu besuchen, fast sofort ein.
 

*~*~*~*
 

Ruhig saß Ian auf seinem Bett und streichelte einem seiner Kaninchen, Susi, geistesabwesend über das Fell. Das kleine Tier war wahrscheinlich eines der wenigen Wesen, die ihn noch anfassen oder berühren durften, denn außer noch bei seinen Eltern, zuckte er bei jeder anderen Person, sogar bei Sara, verschreckt zusammen. Es war ein wahnsinnig unangenehmes Gefühl, doch er wusste auch, dass er sich nicht ewig in seinem Zimmer verkriechen konnte, denn immerhin musste er ja Christoph weiter vertreten, weswegen er sich vorgenommen hatte, morgen wieder bei den Proben zu erscheinen. Kay wollte dann schließlich auch wieder da sein, allerdings war Ian sich nicht sicher, ob er ihn wirklich sehen wollte, denn wenn Kay wirklich etwas mit Bills Tod zu tun hatte oder tatsächlich das getan hatte, was der Mann angedeutet hatte, dann wollte er möglicherweise nichts mehr mit ihm zu tun haben. Einen Mord fand er unverzeihlich und er verabscheute so etwas, und sollte Kay für Geld mit anderen Männern geschlafen haben, konnte er ihm bestimmt nicht mehr in die Augen sehen. Der Gedanke ließ bei ihm Übelkeit aufkommen. Wie konnte Kay ihm denn sagen, dass er ihn mochte und ihn dauernd küssen, wenn er trotzdem so was tun konnte? Ian verstand den Grund dafür einfach nicht! Warum konnte Kay nur einfach so was machen? Wofür nur?
 

Plötzlich hörte er von unten, wie die Türklingel betätigt wurde und ging in den Flur, mit dem Kaninchen auf dem Arm, um die Tür zu öffnen, doch seine Mutter war schneller, sodass Ian noch oben auf der Treppe stand und alles von unten mit anhören konnte.
 

„Guten Tag. Was kann ich für Sie tun?“, hörte er seine Mutter fragen, die scheinbar nicht wusste, wen sie da vor sich hatte, im Gegensatz zu Ian, der die tiefe Stimme, die sich vorstellte, sofort erkannte. Kay!
 

„Ach Sie sind das! Ich hab ja schon viel von Ihnen gehört. Sie möchten doch sicher zu Ian?“
 

Als Kay dies bejahte, sprach sie weiter: „Na dann reden Sie doch vielleicht mal mit ihm. Seit er wieder zu Hause ist, hat er sich vollkommen zurückgezogen. Mit uns redet er einfach nicht und wenn wir ihn fragen, was denn passiert sei, lenkt er ab und wechselt einfach das Thema. Ich versteh mein eigenes Kind nicht mehr! Na ja, vielleicht erzählt er Ihnen ja etwas.“
 

Mit diesem Worten zeigte sie ihm den Weg nach oben zu Ians Zimmer, der wiederum schnell in diesem verschwand und sich auf sein Bett in eine der Ecken drückte.

Kurz danach betrat dann Kay das Zimmer und Ian merkte, wie er sofort von dessen Augen fixiert wurde, doch er selbst konnte ihn nicht ansehen.
 

Nervös schaute Ian nach unter und betrachtete Susi auf seinem Schoß.
 

>Was soll ich denn jetzt sagen? Ich hasse es, wenn so eine Stille herrscht!<
 

„Kay, was willst du hier?“, flüsterte Ian leise.
 

Das war die Frage, die ihm spontan eingefallen war, doch eigentlich brannte ihm noch eine andere Frage auf der Zunge. Doch er traute sich nicht, diese zu stellen, denn er befürchtete, die Antwort schon zu kennen und er wusste, dass ihn diese ziemlich verletzen würde.

Trotzdem musste er sie stellen.
 

„Hast du etwas mit Bills Tod zu tun? Und was hast du die ganze letzte Woche gemacht?“
 

*~*~*~*
 

Kay hatte mit dieser Frage gerechnet. Zwar noch nicht jetzt, aber irgendwann wäre diese Frage aufgetaucht und deswegen wusste er auch, was er darauf antworten würde. Die Wahrheit – und nichts anderes, denn früher oder später würde Ian so wie so alles erfahren.
 

„Tja, weiß du …“, er ließ sich ein bisschen entfernt von Ian auf’s Bett plumpsen. „ich war an dem Tag einfach sehr wütend. Wütend auf Bill, weil er dir das angetan hatte, wütend auf die Polizisten, weil sie an keine Vergewaltigung glaubten und wütend auf mich, weil ich dir nicht hatte helfen können!“, Kay seufzte. „Und in dieser ganzen Wut hab ich eben bei meinem Onkel angerufen und ihm gesagt, dass er Bill das Leben zur Hölle machen soll. Dass der Sadist ihn gleich umbringt, hab ich nicht gewollt. Das musst du mir glauben!“
 

Kay sah zu Ian herüber. Er hatte es die ganze Zeit nicht gewagt Ian in die Augen zu sehen, doch jetzt suchte er seinen Blick. Ihre Blicke trafen sich nur kurz, aber Kay spürte Ians anklagenden Blick am ganzen Körper.
 

>Du glaubst mir nicht …<
 

Unwillkürlich fing er ein bisschen an zu zittern und seine Stimmer würde schwermütig und blechern, als er weiter redete: „Du hast gefragt, was ich die ganze letzte Woche gemacht habe. Tja, ich glaube, dass du es weißt, aber wenn du es unbedingt aus meinem Mund hören willst … Bei meinem Onkel bekommt man nichts ohne Gegenleistung und die Bedingung für sein Handeln war, das ich ihm eine Woche zur Verfügung stehe. Eine ganze Woche die Schwänze von irgendwelchen alten Knacker lutschen! Oh, ich hätte kotzen können, aber ich hab’s es mitgemacht! Und warum das Ganze? Nun ich wollte dir helfen …“, er warf Ian einen verschleierten Blick zu, konnte aber keine Gefühlsregung entdecken. „Ich weiß, dass sich das total bescheuert anhört, aber ich wollte nicht, dass du deinen Peiniger irgendwann einmal wieder triffst und sein dreckiges Grinsen ertragen musst!“
 

>So wie ich …<
 

„Ich wollte, dass er seine gerechte Strafe bekommt!“
 

In der darauf folgenden Stille halten der Hass und die Bitterkeit von Kays Worten noch nach.

Kay stand auf. Ian hatte noch immer keinen Mucks von sich gegeben und streichelte nur geistesabwesend sein Kaninchen. Kay konnte sein Gesicht nicht sehen und hielt es deshalb für besser, zu gehen und Ian erst mal über alles nachdenken zu lassen.
 

„Falls du mir doch irgendwie verzeihen kannst, würde ich mich freuen, wenn du mich übermorgen zu jemand begleiten könntest, der mir sehr wichtig ist. Eigentlich wollte ich dich das schon länger fragen, aber es ist leider immer etwas dazwischen gekommen. Nun ja, überleg es dir, wir würden uns dann übermorgen um neun Uhr am Haupteingang des Bahnhofs treffen.“
 

Da Ian sich nicht rührte, ging Kay zur Tür. Beim Hinausgehen sagte er noch: „Ach und erzähl deinen Eltern, was geschehen ist. Sie haben es nicht verdient, so abweisend behandelt zu werden, schließlich machen sie sich große Sorgen um dich!“
 

*~*~*~*
 

>Wie konnte er nur? Wie konnte er mir das nur antun? Weiß er denn nicht, wie weh er mir damit tut? Macht er sich denn darüber keine Gedanken? Wie kann er denn da nur behaupten, er hätte das getan, um mir zu helfen?<
 

In Gedanken versunken ging Ian zum Fenster und sah zu, wie Kay das Haus verließ und verschwand.
 

„Ich hasse dich.“, flüsterte Ian leise, doch er wusste genau, dass es nicht stimmte, denn so sehr er es auch versuchte, er konnte ihn nicht hassen, warum wusste er nicht, nur, dass es so war.
 

Langsam drehte Ian sich um, setzte Susi zurück in den Stall und ging nach unten, denn in einem hatte Kay sicher Recht gehabt, nämlich damit, dass er seinen Eltern von der Vergewaltigung erzählen musste. Und daran gab es jetzt keinen Weg mehr dran vorbei.
 

Die nächsten drei Stunden verbrachte Ian mit seinem Vater und seiner Mutter im Wohnzimmer und erzählte ihnen alles, was Bill ihm angetan hatte und was mit ihm passiert war, nur was das alles mit Kay zu tun hatte, sagte er nicht. Irgendwie befürchtete er, dass ihm seine Eltern den Umgang mit ihm verbieten könnten und, obwohl Kay eigentlich der Letzte war, den er im Monet sehen wollte, sagte etwas in ihm, dass er ihn trotzdem gerne bei sich hätte.
 

Abends ging Ian früh ins Bett, er hatte die letzten Tage immer noch sehr schlecht geschlafen und ihm kreisten jetzt tausend Gedanken im Kopf herum. Sollte er sich übermorgen mit Kay treffen? Nur wozu? Wen wollte Kay ihm vorstellen?
 

>Ich sollte nicht gehen … es ist falsch, er könnte es falsch verstehen. Ich kann ihm nicht verzeihen, selbst wenn ich es wollte.< Ian lächelte leicht. >Ja, ich werde hingehen und genau das werde ich ihm sagen. Dass ich ihm nicht einfach so verzeihen kann.<
 

Der nächste Tag ging schneller vorbei, als Ian es sich hätte vorstellen können und kaum dass er sich versah, stand er auch schon am Haupteingang des Bahnhofs und wartete auf Kay. Es dauerte nur ein paar Minuten, da hatte er ihn gefunden. Kay schien leicht verwundert, Ian hier zu sehen, immerhin hatte der selbst auch nicht damit gerechnet, hier zu erscheinen.
 

>So, jetzt muss ich es ihm sagen …<
 

„Kay, ich bin nicht hier, um mit dir mitzukommen, ich will dir nur etwas sagen. Es ist nämlich so … ich finde es abscheulich, was du getan hast. Du solltest deinen Onkel doch kennen, es war doch klar, was er mit Bill anstellt. Du hättest es wissen müssen. Und was soll das, du hast es für mich getan? Willst du mir damit etwa sagen, du hast meinetwegen einen Menschen getötet? Kannst du mir bitte sagen, wie ich dir das verzeihen soll? Tut mir Leid, aber das kann ich nicht!“
 

Traurig blickte Ian Kay an, der sich das alles schweigend angehört hatte. Leise setzte Ian hinzu: „Außerdem hast du mir, indem du die letzte Woche bei deinem Onkel warst, viel mehr weh getan, als Bill es in seinem ganzen Leben je gekonnt hätte.“
 

Mit diesen Worten drehte er sich um und ging.
 

*~*~*~*
 

Geschockt sah Kay ihm nach. Er hatte nicht gewusst, dass er Ian soviel bedeutete, dass ihm das Ganze so nahe ging.
 

>Er kann mir nicht verzeihen … er wird mir nicht verzeihen …<
 

Wenn er sich bis eben noch gefreut hatte, Ian zu sehen, so war seine Stimmung nun ins Gegenteil umgeschlagen. Schwermütig fragte er Ian: „Sag mal, hasst du mich jetzt?“
 

Der Angesprochene blieb zwar stehen, drehte sich aber nicht um. Und erst als Kay schon dachte, jetzt wäre alles vorbei, schüttelte Ian den Kopf. Kay fiel ein großer Stein vom Herzen.
 

>Er hasst mich nicht! Gott sei Dank!<
 

Doch bevor Kay einen Freudentanz aufführen konnte, dröhnte die Stimme des Bahnhofsansagers durch die Halle und kündigte die Abfahrt von Kays Zug in fünf Minuten an.

Ohne großartig weiter darüber nachzudenken, schnappte sich Kay Ians Handgelenk und zog ihn in Richtung Zugabteil. Ian, der total überrumpelt worden war, wehrte sich anfangs nicht, doch als sie dem Zug immer näher kamen, legte er Proteste ein. Kay hingegen ließ sich davon nicht im Geringsten beeindrucken und zog Ian einfach weiter hinter sich her, ohne dessen Handgelenk auch nur eine Sekunde loszulassen.
 

Vor dem Zug hatte sich eine riesige Menschenmenge gebildet, sodass Kay Ian an sich zog, damit er ihm nicht verloren ging. Fast sofort hörten Ians Proteste auf und er fing an zu zittern. Aber als Kay ihm beruhigend über den Kopf streichelte, ging es wieder.
 

Im Zug gab es kaum noch Sitzplätze, weswegen sich Ian und Kay einen teilen mussten. Weil das auf Dauer, die Fahrt war eine dreiviertel Stunden lang, zu unbequem war, ergriff Kay die Initiative und hob Ian auf seinen Schoß. So saßen sie schweigend die ganze Fahrt über.
 

Am Ziel angekommen, rief Kay ein Taxi und sie fuhren zum Krankenhaus. Er spürte Ians Verwunderung, sagte aber nichts.

Auf dem Krankenhausgelände steuerte er mit Ian an der Hand nicht das Hauptgebäude, sondern ein Nebengebäude an, was aussah, als ob es kleine Wohnungen beherbergte. Und so war es auch.
 

Kay grüßte die Empfangsdame in der Eingangshalle und fuhr dann mit dem Fahrstuhl auf die dritte Etage hoch, natürlich immer mit Ian im Schlepptau. Oben angekommen wollten sie gerade Zimmer 303 betreten, als die Tür geöffnet wurde und Ken herauskam, dessen Hemd offen und das Haar zerwuschelt war.
 

„Was machst du hier?“, fauchte Kay ihn sichtlich geschockt an.
 

Ken fixierte ihn und Ian kurz mit seinen tiefblauen Augen, bevor er beinahe gleichgültig antwortete: „Tja, wie du siehst, komm ich grad aus dem Zimmer deiner Schwester. Nun, ich war sie besuchen.“
 

Er fing an, sich betont langsam das Hemd zuzuknöpfen und seine Haare glatt zu streichen. Diese eindeutige Provokation traf auch ihr Ziel – Kay kochte vor Wut. Was hatte dieser Kerl mit seiner Schwester zu tun?
 

Wie als könne Ken Gedanken lesen, sagte er mit einem Blick auf die Uhr: „Ich muss jetzt leider schon los! Schade, dass ich mich nicht weiter mit euch unterhalten kann, aber die Pflicht ruft.“
 

Als er an Kay vorbei ging, hauchte er diesem ins Ohr: „Meinst du nicht auch, wir sollten das von letzter Woche noch mal wiederholen?“ Allein bei dem Gedanken daran, stellten sich Kays Nackenhaare auf, doch er verbiss sich einen Kommentar. So ging Ken mit einem Grinsen in Richtung der Fahrstühle, dabei bedachte er Ian noch mit einem interessierten Blick, sagte jedoch nichts.
 

Kay schnappte sich erneut Ians Hand und klopfte mit der anderen an die Tür von 303. Als keine Antwort kam, öffnete er sie etwas zu rasch, sodass sie beinahe gegen die Wand geknallt wäre, hätte er sie nicht noch aufgehalten.
 

Das Zimmer bestand aus einem Schreibtisch mit Stuhl, worauf nur wenige Utensilien standen, einem Kleiderschrank und einem Bett, worum lauter Geräte standen, die alle irgendwelche wichtigen Funktionen des Körpers maßen. Auf dem Bett lag ein etwa 15-jähriges Mädchen, das zu schlafen schien.
 

Kurz blickte sich Kay etwas im Zimmer um, bevor er näher ans Bett trat und seiner Schwester sanft über den Kopf streichelte. Dabei sagte er zu Ian: „Das ist meine Schwester Vicki. Ich hab dir schon von ihr und ihrer schweren Krankheit erzählt. Sie schläft jetzt, aber ich denke, dass sie gleich aufwachen wird. Um diese Zeit schläft sie nie besonders lang. Setz dich doch!“, er holte den Stuhl vom Schreibtisch ans Bett und bedeutete Ian, sich zu setzen.
 

Dann nahm er die Schnittblumen auf dem Nachtschränkchen in Augenschein.
 

„Ich werde denen mal eben neues Wasser bringen. Nicht weglaufen!“, er lächelte Ian an.
 

>Immer wenn ich hier bei meiner Schwester bin, fühl ich so eine friedliche Ruhe …<
 

*~*~*~*
 

Kay drehte sich um und verließ das Zimmer. Ian blickte ihm noch eine Weile hinterher, denn Kay hatte ihn seit einer scheinbaren Ewigkeit mal wieder angelächelt, was ihn jetzt total aus der Bahn geworfen hatte. Was sollte das? Wie konnte der denn jetzt noch lächeln?
 

Plötzlich hörte er eine Stimme hinter sich, die fragte: „Ist er weg?“
 

„Was? Wer ist weg?“, fragte Ian, völlig verwirrt, dass er angesprochen wurde, zurück.
 

„Na, mein Bruder, Kay.“, antwortete das Mädchen auf dem Bett. „Ich hab doch extra so getan, als ob ich schlafen würde, damit er noch mal rausgeht, denn ich wollte mit dir allein reden und wäre ich wach gewesen, wäre er nie gegangen.“
 

Ian wurde immer verwirrter: „Warum willst du denn mit mir reden?“
 

„Na weil du doch der Junge bist, mit dem mein Bruder angeblich zusammen ist und dann muss ich dich doch mal unter die Lupe nehmen.“
 

Irritiert sah Ian sie an.
 

„Ich lese auch Zeitung und da habe ich die Fotos von euch gesehen.“
 

„Das meine ich gar nicht,“, antwortete Ian. „Ich frage mich nur, ob du das mit jedem machst, der mit Kay zusammen ist.“
 

„Nein, du bist der Erste, was wahrscheinlich daran liegt, dass du auch der Erste bist, den er je zu mir mitgenommen hat. Scheinbar hat er dich wirklich gern. Verständlich, du bist auch irgendwie voll süß!“
 

Überrascht über dieses Kompliment spürte Ian, wie er leicht rot im Gesicht wurde.
 

„Wir sind aber eigentlich gar kein Paar.“, gab er verlegen zu.
 

„Wie bitte?! Das glaub ich jetzt nicht! Aber ich dachte …! Warum nicht?!“, fragte Vicki ganz entsetzt.
 

„Tja, weiß du, das ist so, weil …“, fing Ian an und erzählte ihr alles, was innerhalb der letzten Zeit passiert war, von dem Moment an, als er Kay das erste Mal gesehen hatte, über die Vergewaltigung , bis hin zu ihrem Treffen eben am Bahnhof.

Vicki hörte ihm derweil einfach nur schweigend zu, ohne irgendwelche unnötigen Fragen zu stellen.
 

Ian tat es gut, mit einer Person, die ihm zu verstehen schien, zu reden, es machte alles so viel leichter, einfach zu erzählen, was geschehen war. Vielleicht konnte sie ihm ja helfen.
 

„Oh, das ist hart.“, sagte sie, nachdem Ian mit seiner Erzählung fertig war. „Und damit meine ich nicht nur, was dir passiert ist. Wie kannst du nur, nachdem was mein Bruder dir angetan hat, immer noch so verliebt in ihn sein?“
 

Ian wollte Protest einlegen, doch Vicki brach in sofort ab: „Wage es ja nicht, das zu bestreiten. Es ist doch offensichtlich. So wie du von ihm redest und dein Blick, wenn du von ihm sprichst; das ist doch eindeutig!“
 

Traurig blickte Ian sie an, denn er wusste, dass sie Recht hatte. Er war wirklich in Kay verliebt und er hatte auch keine Ahnung, was er dagegen tun konnte, denn es war für ihn eine absolut aussichtslose Situation. Er glaubte nicht, dass Kay seine Gefühle in irgendeiner Weise erwidern würde, da Ian auch nicht wusste, was Kay an ihm finden könnte.
 

„Glaub mir, er mag dich auch, da er sonst nie so heftig auf das, was du machst, reagiert hätte.“, versuchte Vicki Ian aufzumuntern, als sie sein trauriges Gesicht erblickte.
 

„Und was soll ich jetzt machen? Ich habe eine Freundin und habe mich in einen Mann, der fünf Jahre älter ist als ich, der mir dauernd weh tut und dem ich trotzdem nicht böse sein kann, verliebt. Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll!“
 

„Ich weiß, was du tun solltest, es ist ganz einfach. Du musst nur …“
 

In diesem Moment betrat Kay das Zimmer.
 

*~*~*~*
 

„Oh, du bist schon wach?“, fragte Kay verwundert.
 

„Wie du siehst!“, erwiderte Vicki freundlich. „Sag mal, willst du uns nicht einander vorstellen?“
 

Irgendwie glaubte er Vickis unschuldiger Miene nicht.
 

„Tja, also Ian, das ist meine kleine Schwester Vicki. Vicki, das ist Ian, ein Freund.“
 

„EIN Freund oder DEIN Freund?“
 

Auf Kays Wangen bildete sich ein leichter Rotschimmer.
 

>Bei meiner Schwester fühl ich mich immer wie ein kleiner Junge.<
 

Er schaute zu Ian. Der tat allerdings so, als ob er gar nicht im Raum war und schaute interessiert aus dem Fenster.
 

„Tja … also … Was wollte eigentlich Ken bei dir?“
 

Vicki grinste bei Kays Versuch das Thema zu wechseln, ging aber, weil sie ihn nicht weiter in Verlegenheit bringen wollte und weil Ian und Kay das unter sich klären sollten, nicht weiter darauf ein und antwortet: „Keine Ahnung, was er hier wollte. Er sagte, er wäre gekommen, um mich zu besuchen, aber irgendwie nahm ich ihm das nicht so richtig ab.“
 

„Wieso?“
 

„Na ja, er schien irgendwie die ganze Zeit unter Zeitdruck zu stehen. Immer hat er auf die Uhr geguckt, ist aufgestanden und zum Fenster gegangen und sonst hat er nichts gemacht.“
 

„Hat er dir irgendetwas erzählt?“
 

„Nein, eigentlich nicht. Smalltalk, nichts weiter. Und dann bin ich auch eingeschlafen. Deswegen weiß ich auch nichts mehr, bis ihr gekommen seid.“
 

Kay bemerkte nicht, dass Vicki ihm etwas verschwieg. Ken hatte sich nämlich als guter Freund ausgegeben und ihr erzählt, dass ihr Bruder angeblich tief in einem Sumpf aus Drogen und Prostitution steckte. Natürlich hatte sie ihm das nicht geglaubt und deswegen hatte er ihr Fotos, worauf Kay in eindeutiger Pose mit anderen Männern abgebildet war, gezeigt. Erst war sie sehr erschrocken darüber gewesen, aber als sie eben Ians Geschichte gehört hatte, war ihr das Ganze in einem anderen Licht erschienen.

Kay hatte mit den Männern auf den Fotos nur geschlafen, weil er seine Schuld bei seinem Onkel begleichen musste, die Bill für ihn umgebracht hatten. Das war zwar nicht die feine englische Art, aber typisch für Kay: Entweder ganz oder gar nicht. Und auch typisch für ihn war, dass er die Folgen überhaupt nicht bedacht hatte. Ian so zu verletzten hatte er ganz sicher nicht gewollt, aber auch nicht damit gerechnet, weil er einfach nicht wusste, was Ian für ihn empfand. Umgekehrt war es natürlich genauso. Kleiner Tipp: Wie wär’s mal mit AUSSPRECHEN? Aber so wie die miteinander umgehen, könnte das noch eine Weile dauern. Na dann, viel Spaß!
 

Die restliche Zeit bis zum Nachmittag verbrachte sie, indem sie über alles möglich und unmögliche redeten, wobei sich Kay und Ian immer mal wieder verstohlene Blicke zuwarfen.
 

Als ungefähr 17.00 Uhr war, fragte Kay ihn, ob sie sich nicht mal auf den Nachhauseweg machen sollten.
 

*~*~*~*~*~*~*
 

Also eigentlich sollte die „Entführung“ von Ian so aussehen:
 

*Chloroform raus* *Lappen tränk* *Ian schnapp* *bewusstlos mach* *Sack auf – Ian rein – Sack zu* *sich einen abschlepp*
 

Aber irgendwie war uns das zu auffällig und deswegen haben wir’s bei der Überrumpelungstaktik belassen!^^

Tja, was gibt’s sonst noch zu sagen … also das Kapitel war ja mehr ruhig als nervenaufreibend, deswegen werden wir das im neunten nachholen – hoffentlich!^^°
 

Aber jetzt erst mal zur Vorschau (Oh Gott, was nehm’ ich denn da *überleg*):
 

Verschlafen drehte Ian sich auf die andere Seite, um noch einmal die Augen zu schließen, als ihm schlagartig die Bilder der letzten Nacht im Kopf erschienen. War das wirklich passiert oder hatte er das nur geträumt?
 

Okay, ich wie, das das die dööfste aller Vorschauen ist, aber wir ham noch nie viel mehr geschrieben und zuviel verraten will ich ja auch nicht … Sorry *euchganzliebanguck*
 

PS: Natürlich ist der Bill von Tokio Hotel und der aus unserer Tory NICHT ein und derselbe!! Das ist alles Fiction und hat nichts mit der Wirklichkeit zu tun!! Allerdings wäre es falsch zu behaupten, dass dieser Umstand nichts mit der Namensgebung zu tun gehabt hätte.^^

Da ich grundsätzlich gegen den Tod von Hauptpersonen in Storys bin und meine Freundin auch, denke ich mal, dass Kay und Ian diese Geschichte überleben werden, vorausgesetzt es passiert nichts unerwartendes mehr …^-^

Right Here In My Arms

*~*~*~*~*~*~*
 

Die nächsten drei Wochen normalisierte sich Ians Verhältnis zu Kay langsam wieder. Er war zwar noch etwas zurückhaltend, doch er konnte ihm einfach nicht böse sein, dafür war er ihm zu wichtig.

Trotzdem war ihre Beziehung nur freundschaftlicher Natur, näher ließ Ian Kay immer noch nicht an ihn ran, obwohl Kay das scheinbar nicht ganz so toll fand.
 

Während dieser drei Wochen wurde Ian von Tag zu Tag mehr bewusst, wie verliebt er in Kay war. Jedes Mal, wenn er alleine in seinem Zimmer war, wünschte er ihn zu sich, er sehnte sich dann so nach ihm. Wie hatte das ihm nur nicht auffallen können? Warum brauchte er erst ein fast fremdes Mädchen, um ihn auf seine Gefühle aufmerksam zu machen?
 

Die Band hatte die letzten Wochen kaum geprobt, weswegen er Kay auch kaum gesehen hatte. Also beschloss er nach endloser Überlegung, Kay zu fragen, ob sie was zusammen unternehmen könnten und d3er sagte tatsächlich zu.
 

>Wie schön! Wo unser letztes Date doch so in die Hose gegangen ist. Hoffentlich wird’s dann morgen besser.<
 

Nach dem Telefongespräch war Ian total nervös, so sehr freute er sich auf ihr Date. Sie wollten erst einmal ins Kino gehen.
 

Am nächsten Tag trafen sie sich um drei Uhr am Kino, wo sie sich spontan für einen Film entschieden. Ian war vor dem Treffen schon so aufgeregt, dass er bereits eine halbe Stunde vor drei am Eingang des Gebäudes wartete.
 

Im Saal bereute Ian dann fast, mit Kay weggegangen zu sein, denn die ganze Zeit neben ihm zu sitzen war beinahe so schlimm, wie andauernd von ihm getrennt zu sein.
 

>Verdammt, ich darf mir nichts anmerken lassen, nachher ahnt er noch was und das soll er nun wirklich nicht.<
 

Nachdem sie eine Dreiviertelstunde sich schweigend nebeneinander den Film angeguckt hatten, hielt Ian es nicht mehr aus, er konnte nicht mehr anders. Schnell ergriff er Kays Hand, sodass dieser gar nicht rechtzeitig reagieren konnte, zog ihn zu sich und küsste ihn, ohne weiter über die Folgen nachzudenken.
 

*~*~*~*
 

>Wie lange hab ich das vermissen müssen …<
 

Kay hatte sich ja schon über Ians Anruf gewundert, war der ihm doch in den letzten Wochen sehr zurückhaltend begegnet, aber das jetzt war wirklich die Krönung: Ian küsste ihn! Und dann auch noch von sich aus!
 

Der Kuss war der Hammer. Ians weiche Lippen ließen ihn alles um sich herum vergessen. Langsam begann er, den Kuss zu erwidern. Mit der einen Hand auf Ians Hüfte und der anderen in dessen Nacken zog er ihn weiter zu sich. Zögerlich, unsicher wie weit Ian gehen würde, leckte er mit seiner Zunge über dessen Lippen und bat um Einlass. Zu Kays Überraschung wurde ihm dieser fast augenblicklich gewährt. Neugierig erkundete er Ians Mundraum, bevor er dessen Zunge in ein leidenschaftliches Duell verwickelte.

Gerade als er seine Hand unter Ians Shirt schlüpfen lassen wollte, wurden Ian und er durch ein lautes Räuspern daran erinnert, wo sie sich gerade befanden.
 

Sie lösten sich fast augenblicklich voneinander und während Kay den Mann, der geräuspert hatte, vernichtend ansah, wurde Ian ziemlich rot, was allerdings bei der schwachen Beleuchtung nicht weiter auffiel.
 

Kay bemerkte, dass der Mann nicht der Einzige war, dem sie aufgefallen waren. Auch andere besahen sie mit einem vorwurfsvollen, Ekel erregten, gierigen, oder aber auch freundlichen Blick. Kay hielt es für besser zu gehen, bevor sie sich irgendwelche anstößigen Kommentare gefallen lassen mussten.
 

„Komm, wir fahren zu mir!“, flüsterte er Ian ins Ohr und dieser nickte auch sofort.
 

Während der Fahrt redeten sie nicht viel, sondern warfen sich eher glückliche, aber auch leicht unsichere, Blicke zu. Denn keiner der Beiden wusste, wie es jetzt weitergehen sollte, wenn sie erst mal bei Kay angekommen waren.
 

>Unter normalen Umständen würde ich Ian ja jetzt sofort vernaschen! Aber wie sieht das bei ihm aus? Ist sein Vertrauen mir gegenüber schon groß genug? Oder wird er beim kleinsten Versuch sofort zurückschrecken? Und werde ich ihn dann ganz verlieren?<
 

Viele solcher Fragen spukten in Kays Kopf herum und ließen ihn unsicher werden. Aber auch Ian schien es nicht anders zu gehen, denn er sah ziemlich nervös drein.
 

Kay hatte natürlich noch keine Antworten auf seine Fragen bekommen, da waren sie auch schon angekommen. Erst auf dem Weg zu seiner Wohnung wurde ihm klar, wenn heute Abend noch etwas passieren sollte, musste er den ersten Schritt machen.
 

Und so trat er, als Ian gerade dabei war seine Jacke an Kays Garderobe aufzuhängen, von hinten dicht an ihn heran, umschlang ihn sanft mit den Armen und flüsterte in sein Ohr: „Sag mal, können wir das vom Kino noch mal wiederholen?“
 

Ian drehte sich darauf mit leicht geröteten Wangen um und schien etwas erwidern zu wollen, aber Kay nahm sofort dessen Lippen in Beschlag. Er versuchte, ihm durch diesen Kuss all seine Gefühle mitzuteilen. Und scheinbar klappte es auch, denn Ian ließ ein leises Stöhnen vernehmen und ihm sackten die Beine weg, sodass Kay den Kuss lösen und ihn an den Hüften hochheben und zum Bett tragen musste.
 

Kay spürte wie Ian leicht anfing zu zittern, als er sich über ihn beugte, deshalb blickte er ihm tief in die Augen und sagte: „Vertrau mir! Ich werde nichts tun, was du nicht willst, okay?“
 

Als er sah, dass Ian nickte, küsste er ihn noch einmal intensiv, um seiner Freude darüber Ausdruck zu verleihen. Dann bahnten sich seine Lippen einen Weg an Ians Hals entlang.
 

>Seine Haut ist so zart … so weich!<
 

Kay spürte Ians Adern unter seinen Lippen pulsieren und er lächelte, als er Ians erschrockenes Keuchen hörte, weil sich seine Hände einen Weg unter dessen Shirt gesucht hatten. Flink zog er es ihm aus.
 

Während seine Hände unsichtbare Zeichen auf Ians Haut zu malen schienen, zog Kay mit seiner Zunge eine Linie aus federleichten Küssen bis nach unten zu Ians Bauchnabel. Ein wohliges Seufzen kam von Ian, als Kay den Bauchnabel mit seiner Zunge neckte.
 

Ein kurzer Blick auf Ians Hose sagte Kay, dass seine Bemühungen ihre Wirkung in keinster Weise verfehlten. Aber auch bei ihm zeichnete sich schon eine deutliche Beule ab und es würde nicht mehr lange dauern, bis es schmerzlich eng in seiner Hose werden würde. Doch noch wollte er sie beide nicht erlösen.
 

Zärtlich strich er an Ians empfindlichen Seiten entlang und registrierte lächelnd die Gänsehaut, die Ian einen wohligen Schauer über den Körper jagte. Dann keuchte er plötzlich entsetzt auf, da Kay ihm in die linke Brustwarze gebissen hatte. Doch als dieser versöhnlich über die wunde Stelle leckte und sanft saugte, konnte er ein Stöhnen nicht länger zurückhalten.
 

„Kay … ich …“, kam es von Ian, während sich Kay auch seiner rechte Brustwarze widmete und diese langsam erhärten ließ.
 

Er blickte Ian an, dessen Augen waren Lust verhangen und alles an ihm schien nach Erlösung zu schreien. Aber auch Kay würde es nicht mehr länger aushalten können. Sein Atem war ziemlich flach und seine Sinne so benebelt, wie schon lange nicht mehr. Kurz suchte er in Ians Blick nach irgendeinem Anzeichen von Angst oder Widerwillen, aber als er nichts fand, knöpfte er sein Hemd auf. Es segelte zusammen mit seiner Hose und Unterhose auf den Boden.
 

Ian hatte ihm die ganze Zeit dabei zugesehen und seine rötlich werdenden Wangen ließen ihn so niedlich aussehen, dass Kay nicht anders konnte, als ihn sofort tief und innig zu küssen. Ian bemerkte erst, dass er keine Hose und Unterhose mehr anhatte, nachdem sie den Kuss gelöst hatten.
 

Kay hingegen hatte ihn schon eingehend gemustert und konnte sich den Kommentar „Weißt du eigentlich, wie wunderschön du bist?“ nicht verkneifen, woraufhin Ian dunkelrot anlief.
 

Kay lächelte und er wusste plötzlich, als er in die lusterhangenen grünen Opale unter ihm blickte, dass es die schönste Nacht in seinem Leben werden würde.
 

Ohne Zwang, ohne Hast – einfach nur sie beide.
 

Liebevoll küsste er Ian, bevor er ihm leise ins Ohr flüsterte: „Ich liebe dich!“
 

Dann wurden beide von einem Strudel aus Lust, Leidenschaft und Verlangen erfasst, der sie alles um sich herum vergessen ließ.
 

*~*~*~*
 

Verschlafen drehte Ian sich auf die andere Seite, um noch einmal die Augen zu schließen, als ihm schlagartig die Bilder der letzten Nacht im Kopf erschienen. War das wirklich passiert oder hatte er das nur geträumt?
 

Ein Blick an sich runter genügte, um festzustellen, dass es kein Traum gewesen war. Er hatte tatsächlich mit Kay geschlafen! Und es war verdammt noch mal wahnsinnig schön gewesen!
 

>Wenn das gestern aber wirklich alles passiert ist, dann hat Kay mir also echt gesagt, dass er mich liebt. Ich glaub’s nicht! Wie schön.<
 

Verträumt blickte Ian zu Kay herüber, der scheinbar schon länger wach neben ihm gelegen hatte und ihn einfach nur abgesehen hatte.
 

„Guten Morgen.“, flüsterte Ian kurz, bevor er Kay einen zärtlichen Kuss auf den Mund hauchte. Er konnte kaum glauben, dass das alles tatsächlich wahr war, denn eigentlich war es zu schön, um wahr zu sein.
 

>Ich hab dich so lieb, Kay. Nur wie soll ich dir das denn sagen?<
 

In Kays Armen liegend wurde Ian zum ersten Mal richtig bewusst, wie wichtig der für ihn war, denn er konnte sich nicht erinnern, in seinem ganzen Leben je so glücklich gewesen zu sein. Obwohl er schon 1 ½ Jahre mit Sara zusammen war, hatte er nie vorher ein so intensives Gefühl empfunden. Mit ihr hatte er auch kein einziges Mal geschlafen. Was das betraf, war Kay nämlich der Erste (mit Ausnahme von Bill) gewesen.
 

„Du, Kay, versprichst du mir was? Lass mich bitte nicht allein. Ich meine, lass mich jetzt nicht einfach fallen. Ich brauche dich, denn ich …“
 

>Komm schon, Ian, so schwer ist der Satz „Ich liebe dich“ nun auch wieder nicht!<
 

Erwartungsvoll sah Kay Ian in die Augen.
 

„Also, ich …“
 

In diesem Moment klingelte es an der Haustür.
 

>Nein! Nein! Warum schellt’s denn jetzt? Gemeinheit!!<
 

„Ich …“, fing Ian noch mal an, doch derjenige, der vor der Tür stand, hatte scheinbar vor, so lange zu klingeln, bis jemand ihm die Tür öffnete.

Widerwillig hob Kay Ian zur Seite, gab ihm einen schnellen Kuss, stand auf, zog sich einen Bademantel über und ging zur Tür.
 

Und dann fing Ian an zu warten, doch nach zehn Minuten war es ihm zuviel, er wollte schließlich noch was wichtiges loswerden, also hing er sich die Bettdecke um und ging in den Flur.
 

>Na toll, ich wette, gleich kann ich es nicht mehr sagen!<
 

Im Flur stellte er sich hinter eine Tür, dass er von der Haustür aus nicht zu sehen war. Nun konnte er teilweise hören, was an der Tür besprochen wurde.
 

„Kay, jetzt hör mir mal gut zu,“, hörte er eine Stimme sagen, die er inzwischen schon mehrmals gehört hatte und die ihm deswegen auch einen kalten Schauer über den Rücken laufe ließ. Es war Ken.
 

„Ich habe dort unten im Auto einen Kunden für dich sitzen und du wirst jetzt sofort mit mir da runter kommen und du wirst tun, was er von dir verlangt, verstanden?“
 

Das hinterhältige Grinsen, welches Ken bei seiner vollkommen ruhigen Ansprache aufgesetzt hatte, konnte Ian sogar aus seiner Stimme hören.
 

>Nein, bitte, nimm ihn mir nicht weg!<
 

Auch Kay schien von diesem „Vorschlag“ nicht wirklich begeistert zu sein, denn er „lehnte dankend ab“.
 

„Hast du etwa schon vergessen, was passiert, wenn du nicht mit kommst? Muss ich dich erst daran erinnern?“, fragte Ken scheinheilig und die Drohung in seiner Frage war nicht zu überhören.
 

*~*~*~*
 

„Nein, musst du nicht! Ich weiß, was passiert, schließlich habt ihr mich schon oft genug daran erinnert.“ Kay holte tief Luft. „Aber heute könnt ihr euch eure Drohungen sonst wo hinstecken! Ich werde nicht mitkommen und das ist mein aller letztes Wort!“
 

Kay war zwar nur ein bisschen lauter geworden, aber seiner Stimme fehlte nicht die Schärfe, mit der er Ken diese Worte entgegenschleuderte.
 

Kurz zuckte Kens Augenbraue und er sah Kay an, als ob er irgendetwas in dessen Augen suchte, erwiderte aber dann ruhig: „Da du ja fest entschlossen zu sein scheinst, werde ich nicht länger versuchen, dich umzustimmen. Allerdings wird deine Entscheidung Konsequenzen haben, aber das ist dir sicherlich klar.“ Erst sah es so aus, als ob sich Ken wirklich zum Gehen wenden würde, dann aber schritt er noch mal dicht an Kay heran und flüsterte in dessen Ohr: „Ich hoffe, ihr zwei hattet eine schöne Nacht. Nutz die Zeit, die euch noch bleibt, Kay, ansonsten könnte es irgendwann zu spät sein!“
 

Kay war erstarrt. >Woher weiß er das?! Woher zum Teufel weiß er das?!<
 

Ken lächelte amüsiert, als er die Angst in Kays Augen erblickte, drehte sich dann aber um, um zu gehen.
 

Bei Kens Bewegung löste sich Kay wieder aus seiner Erstarrung und schrie ihm, mit dünner, angst erfüllter Stimme hinterher: „Was soll das heißen, Ken?“
 

Doch der lachte nur und rief: „Pass gut auf ihn auf, Kay!“
 

Dann war Ken verschwunden, und ließ einen total aus der Bahn geworfenen Kay zurück.
 

Unten angekommen kamen, Ken gleich zwei dieser zwei mal zwei Meter Schränke entgegen und fragten: „Wo ist denn Kay, Boss?“
 

„Er weigert sich mitzukommen.“
 

Verdutzt blickten die beiden Bodyguards ihn an.
 

„Sollen wir ihn holen?“
 

„Nein, lasst das mal. Sagt dem Kunden, er soll sich entweder einen anderen aussuchen oder es ganz bleiben lassen!“
 

Nun völlig verwundert, blickten sich die beiden an, sagten aber nichts und machten sich auf den Weg, den Befehl auszuführen.
 

Ken hingegen stieg in sein Auto, da sie mit zwei Wagen gekommen waren. Im Auto sagte er seinem Chauffeur das nächste Ziel und ließ sich dann das Telefon geben.
 

„John? Ja, ich bin’s. Pass auf, wir machen das so wie geplant … Ja, genau … Die müssen morgen früh drin sein … Gut, okay, mach das … Bis dann.“
 

>So, Kay das wird dir zwar nicht sehr weh tun, aber als Drohung wird das erst mal genügen!<
 

Zufrieden grinsend lehnte sich Ken in den weichen Ledersitz seines Wagens zurück und schaute aus dem Fenster.
 

*~*~*~*
 

Als Kay von der Wohnungstür zurückkam, fiel Ian sofort eine Veränderung auf, er wirkte ganz verstört und war ziemlich blass im Gesicht. Langsam kam Kay auf Ian zu und blickte ihn so traurig an, dass Ian nicht anders konnte, als ihn in den Arm zu nehmen. Er verstand nicht, was Kay hatte, denn Ken war schließlich wieder gegangen, aber er wollte auch nicht nachfragen, da Kay so niedergeschlagen wirkte.
 

>Ob es etwas damit zu tun hat, was Ken ihm am Ende noch zugerufen hat? Ich hab’ es nicht verstanden, aber was könnte das denn gewesen sein, wenn es Kay so aus der Bahn wirft? Na ja, ich sollte im Moment wohl besser nicht nach fragen und ihn lieber auf andere Gedanken bringen.<
 

Ian versuchte, möglichst fröhlich zu gucken, als er Kay fragte, ob sie jetzt duschen gehen wollten. Der lächelte zwar leicht, wirkte aber immer noch sehr bedrückt, obwohl Ian sich wirklich alle Mühe gab, um ihn wieder etwas positiver zu stimmen.
 

Um ca. ein Uhr fand Ian dann, dass es langsam Zeit war, wieder nach Hause zu gehen, denn schließlich wussten seine Eltern nicht, wo er war und seit er ihnen von seiner Vergewaltigung erzählt hatte, wurden die schon nervös, sobald er nur zwei Stunden weg war und sie nicht wussten, wo er war. Außerdem hatte er noch etwas anderes zu erledigen.
 

Also verabschiedete er sich von Kay (mit einem ziemlich langen Kuss) und machte sich auf den Weg zu Sara.
 

>Verdammt, jetzt hab’ ich es ihm doch nicht gesagt! Hm, es passte auch grad’ irgendwie nicht.<
 

Bei Sara fiel er mit dem Worten „Sara, ich muss dringend mit dir reden“ ins Haus. Der düstere Ton in Ians Stimme ließ auch Sara merken, dass es um eine ernste Sache ging.
 

Sie setzten sich ins Wohnzimmer auf die Couch und Ian konnte endlich das loswerden, was er schon seit Wochen wusste: „Sara, ich habe mich in einen anderen verliebt.“
 

Das hatte gesessen, total irritiert blickte Sara ihn an und konnte nur geistesabwesend „in einen anderen“ wiederholen, wobei sie die Endsilben besonders betonte, um sicher zu gehen, dass es sich um einen Mann handelte. Stumm nickte Ian.
 

„In diesen, diesen Kay?“, fragte sie.
 

Wieder nickte Ian: „Ja, ich weiß nicht wieso, nur dass es so ist. Es ist ja nicht so, dass ich dich nicht mag, ich mag dich sogar sehr, nur nicht so.“
 

Traurig lächelte Sara.
 

„Ich mag dich auch.“, antwortete sie und fragte dann: „Und du bist dir wirklich sicher, dass du ihn liebst?“
 

„Ja. Ja, das bin ich.“, sagte Ian überzeugt.
 

„Tja, dann kann ich daran wohl auch nichts ändern.“, gab sie zu. „Ich weiß jetzt auch nicht, was ich noch großartig sagen soll, außer vielleicht: Viel Glück!“
 

„Danke.“, sagte Ian, bevor Sara ihn zur Tür brachte.
 

„Ich hoffe mal, dass wir uns trotzdem noch mal treffen können, wenn du mal nicht mit deinem neuen Freund zusammen bist. Er weiß doch hoffentlich schon von seinem Glück?“
 

An der Tatsache, dass Ian rot im Gesicht wurde, sah Sara, dass das noch nicht der Fall war.
 

„Mensch, du musst es ihm doch sagen, sonst wird das doch nichts!“, warf sie ihm vor.
 

Ian nickte und ging. Sara schaute ihm noch eine Weile hinterher. Sie hatte so etwas schon geahnt, denn Ians Verhalten Kay gegenüber war einfach zu auffällig gewesen.
 

*~*~*~*
 

Am nächsten Tag wurde Kay von ein paar Sonnenstrahlen, die in sein Zimmer hineinschienen, geweckt. Sie wirkten wie Hoffnungsschimmer und gaben Kay neuen Mut.
 

Nachdem Ian gestern gegangen war, hatte sich Kay sofort ziemlich einsam gefühlt und war spazieren gewesen. Passend zu seiner Stimmung kam es dort noch zu sintflutartigen Regenfällen. Eine ganze Weile hatte er einfach nur im Regen gestanden und alles an sich vorbeiziehen lassen, aber dann war er, weil er sich nicht erkälten wollte, doch noch nach Hause zurückgekehrt. Da hatte ihn auch schon Ians Anruf erwartet, der ihm mitteilte, dass er leider heute Abend nicht wieder kommen konnte, weil seine Eltern darauf bestanden hätten, dass er bei ihnen bleibe. Kay hatte sich damit abgefunden und ihm eine gute Nacht gewünscht.
 

In der Nacht hatte Kay nicht sonderlich gut geschlafen und hatte deshalb heute Morgen kalt geduscht, um seine Lebensgeister zu wecken. Dann hatte er sich Frühstück gemacht und die Morgenzeitung aus dem Briefkasten gefischt. Als er sie aufschlug konnte er sich glücklich schätzten, dass er nichts im Mund hatte, denn der blieb ihm beim Anblick der Titelseite meilenweit offen stehen.
 

„Steht Kay (22), der beliebte Sänger der Band Black Moon, auf Sex-Orgien?“
 

Diese Schlagzeile und der dazugehörige Text erschreckten Kay weniger, als die daneben abgebildeten Fotos. Auf denen war er mit den Männern, mit denen er in der einen Woche bei seinem Onkel geschlafen hatte, in eindeutigen Posen zu sehen. Allerdings hätte man weder ihn noch einen der Männern einer Person eindeutig zuordnen können, wenn man sie nicht so wie so schon kannte. Dafür waren die Bilder einfach zu unscharf und ungenau.
 

Kay wurde übel und in einem plötzlichen Wutanfall zerknüllte er die Zeitung und warf sie gegen die nächst beste Wand.
 

>Scheißescheißescheiße!! Woher zum Teufel kommen diese Fotos!<
 

Nach kurzer Überlegung war ihm klar, dass nur ein einziger die Möglichkeit hatte, solche Fotos zu schießen und das war Ken im Auftrag seines Onkels.
 

>Wahrscheinlich soll mir das eine Warnung sein. So nach dem Motto: Mach, was ich sage, sonst zerstör ich dein Leben!<
 

Doch dann wurden Kays Gedanken von dem Schrillen des Telefons jäh unterbrochen. Es war Fran, die ihn mit Fragen über die Fotos überhäufte. Nachdem Kay ungefähr zum fünften Mal wiederholt hatte, dass die Fotos wirklich echt seien, war es erst ein paar Minuten still in der Leitung gewesen, bevor sie ihm versicherte, dass sie sich darum kümmern werde. Danach riefen nacheinander seine anderen Bandkollegen an, wobei sich wieder einmal bestätigte, dass er mit Criss von allen am wenigsten redete, sie aber insgesamt am meisten ausgetauscht hatten.
 

Nach diesen Telefonaten war es Kay allerdings zu viel geworden und er hatte den Stecker gezogen. Unauffällig gekleidet hatte er sich nun mit dem Bus auf den Weg zu Ian gemacht, um zu sehen, ob der schon die Zeitung gelesen und wie er darauf regiert hatte. Sein Hauptgrund war jedoch, dass er Ian so sehr vermisste, wie schon lange niemanden mehr. Für ihn konnte der Bus gar nicht schnell genug fahren.
 

*~*~*~*
 

Ian wachte am nächsten Morgen erst um halb elf auf, da er am Abend zuvor doch ziemlich müde gewesen war. Als er also nun die Küche zum Frühstücken betrat, trug er noch einen Schlafanzug. Beim Betreten fiel ihm auf, dass seine Eltern, sobald sie ihn gesehen hatten, verstummten und nur immer wieder einen kurzen Blick in die Zeitung warfen.
 

>Was haben die denn? Ist irgendwas passiert?<
 

Leicht verwundert setzte Ian sich an den Tisch und fing an zu essen. Nach ein paar Minuten hielt er diese seltsame Stille allerdings nicht mehr aus und fragte: „Sagt mal, was ist denn los? Warum seid ihr so schweigsam?“
 

Wortlos reichte ihm seine Mutter die Tageszeitung. Sofort bemerkte er die Fotos von Kay mit dem dazugehörigen Titel und ihm wäre beinahe sein Brot im Hals stecken geblieben. Warum war das in der Zeitung?!
 

„Was ist?“, fragte seine Mutter beängstigt, als sie Ians Reaktion auf die Fotos sah. Dieser griff nun schnell nach seinem Glas Wasser und nahm ein paar große Schlucke, um nicht an seinem Brot zu ersticken. „Hat der so was mit dir etwa auch gemacht?“
 

Das war zu viel! Durch diese Frage vollkommen aus der Fassung gebracht, spuckte Ian das gesamte Wasser, das er im Mund hatte, über den Frühstückstisch.
 

Hustend fragte er: „Wie kommt ihr denn darauf?“, als an der Tür klingelte. Sofort stand sein Vater auf, ging in den Flur und öffnete diese. Kurz darauf rief er seine Frau dazu und auch die ging zur Tür. Währenddessen hatte Ian Zeit, sich über die Fotos Gedanken zu machen.
 

>Wer hat bloß diese Fotos gemacht und in die Zeitung gestellt? Und warum?<
 

Nach kurzem Überlegen war er sich ziemlich sicher, dass die Fotos jemand gemacht haben musste, der in dieser einen Woche mit Kay zusammen gewesen war, also entweder sein Onkel selbst oder einer seiner Mitarbeiter. Nur warum waren sie an die Zeitung verkauft worden? Und woher wussten die überhaupt, dass Kay darauf war, so schlecht wie die Bilder waren? Irgendjemand musste das also verraten haben.
 

Während Ian sich all diese Gedanken machte, fiel ihm auf, dass seine Eltern schon ziemlich lange weg waren und nachdem er sich eine Weile konzentriert hatte, konnte er auch eine ziemlich heftige Diskussion von der Tür hören, zwischen seinen Eltern und … Kay?!
 

>Nana, was macht der denn schon hier?<
 

Schnell stand Ian auf und ging zur Tür. Als er dort ankam, sah es so aus, als ob seine Eltern versuchen wollten, Kay am Betreten des Hauses zu hindern.
 

„Mama! Papa! Was macht ihr da?“, fragte Ian beim Anblick dieses absolut komischen Bildes.
 

„Wir versuchen nur, diesem Mann hier klar zu machen, dass er von nun an lieber einen großen Bogen um dich machen sollte, da wir nicht denken, dass so jemand der richtige Umgang für dich ist.“, erklärte ihm sein Vater mit unterdrücktem Zorn in der Stimme.
 

>Dafür ist es, glaub’ ich, zu spät. Jetzt ist er mir zu wichtig, als dass ich mir den Umgang mit ihm verbieten lassen würde.<
 

Kopfschüttelnd ging Ian an seinem Vater vorbei nach draußen, stellte sich neben Kay und legte einen Arm um ihn.
 

„Was soll das? Warum tust du das?“, fragte Ians Mutter verwirrt.
 

„Warum wohl? Das ist doch eindeutig.“, sagte Ian und zog Kay einfach ins Haus und dann in sein Zimmer. So schnell wie das ging hatten seine Eltern gar keine Chance, ihn davon abzuhalten.
 

*~*~*~*
 

Oben angekommen küssten sich beide erst einmal innig, bevor sie sich nebeneinander auf’s Bett setzten.
 

„Ihr habt also heute morgen schon Zeitung gelesen.“, stellte Kay trocken fest.
 

Zu seiner Überraschung nickte Ian zwar nur, wirkte aber in keinster Weise traurig, sondern eher fest entschlossen. Doch bevor Ian auch nur im Entferntesten etwas erwidern konnte, ging die Tür auf und im nächsten Moment standen seine Eltern im Zimmer.
 

Eine Sekunde lang sagten beide Parteien gar nichts, dann aber polterte Ians Vater los: „Also doch! Du hast was mit dem da!“ Seine Finger bohrten sich regelrecht durch die Luft und zeigten auf Kay.
 

Ian sah ihn nur einen Moment unergründlich an und lehnte sich dann provozierend an Kay. Sein Blick sagte eindeutig: „Und wenn es so wäre?“
 

Seine Mutter wirkte geschockt und der Vater schwoll rot an. Drohend kam er einen Schritt auf’s Bett zu. Doch sofort sprang Kay auf und stellte sich zwischen Ian und seinen Vater. Ihre Blicke begegneten sich – dann senkte der Vater den Blick. Er konnte dem eisigen Blick von Kay nicht standhalten.
 

Diesen kurzen Moment der Stille nutzte Ian und holte sich ein paar seiner Sachen. In Windeseile zog er sich um und schnappte sich Kay. Mit einem knappen „Bis später!“ verabschiedete er sich von seinen Eltern und ging zur Tür hinaus.
 

Kurz besprachen beide draußen, was sie jetzt machen sollten und entschieden sich dafür erst mal irgendwo das Frühstück nach zu holen. Auf dem Weg zu einem kleinen Café unterhielten sie sich über belanglose Dinge.
 

Erst als sie aufgegessen hatten, kamen die Fotos zur Sprache. Ian erzählte Kay von seinem Verdacht, dass die Fotos bewusst an die Zeitung geschickt worden waren, um Kay zu schaden. Dieser bestätigte das und äußerte auch, dass wahrscheinlich sein Onkel dahinter steckte und dass das so eine Art „Racheakt“ war, weil er ja gestern nicht mitgekommen war.
 

Um aber endgültig Klarheit zu haben, machten sie sich nach dem Frühstuck auf den Weg zu dem Verlagsgebäude der Zeitung.
 

*~*~*~*~*~*~*
 

Wir gehen so langsam auf’s Ende zu!^^ Nur noch ein paar Kapitel und alle Rätsel sind gelöst!! Denn nichts ist so wie es scheint … muhahahaha *räusper* ´tschuldigung ^^
 

Vorschau^^:
 

Langsam beugte Ken sich nach vorne, woraufhin Ian sich tiefer in das Polster des Sofas drückte. In diesem Moment merkte er zum ersten Mal, dass er wirklich Angst vor diesem Mann ihm gegenüber bekam. Was hatte der mit ihm vor?
 

Ich weiß, dass ich fies bin^^
 

PS: Das ist übrings die „zensierte“ Version! Meine Freundin und ich wollten, dass jeder unserer Story lesen kann, deshalb.

Escape

*~*~*~*~*~*~*
 

Nachdem sie das Gebäude erreicht hatten, steuerten sie nach dem Betreten des Eingangs sofort den Empfang an, der mit einer jungen Dame besetzt war. Ohne lange zu zögern fragte Kay sie, wo denn das Büro von Jeanette zu finden sei, bekam allerdings erst einmal keine Antwort. Die Frau versuchte, ihn damit abzuweisen, dass sie ihn ohne Termin gar nicht hochlassen dürfe, aber Kay ließ nicht locker und quatschte schließlich den Lageort des Büros aus ihr heraus.
 

Schnurstracks zog Kay Ian in den nächsten Fahrstuhl und sie fuhren gemeinsam in den 4. Stock, wo sich Jeanettes Aufenthaltsort befand.

Sie betraten die Büroräume und wurden sofort von ihrer Sekretärin empfangen, die mit einer Illustrierten wedelnd auf sie zukam.
 

„Halt! Stopp! Sie dürfen hier nicht rein! Sie haben keinen Termin!“, schnatterte sie aufgebracht und stellte sich ihnen in den Weg.
 

Kay versuchte, all seine Gefühle zu unterdrücken, fragte aber trotzdem mit leicht drohender Stimme, warum sie nicht zu ihr könnten.
 

„Na ja, es ist so: Madame hat ja besseres zu tun, als mal hier bei der Arbeit zu erscheinen. Sie ist ja was Besseres und hat wichtigere Sachen zu erledigen.“, antwortete die Sekretärin und machte dabei einen ziemlich abwertenden Gesichtsausdruck.
 

>Na, die scheint ihre Chefin ja sehr zu mögen.<
 

Ein kurzer Blick in Jeanettes Zimmer sagte ihnen, dass sie wirklich nicht da war, also fragte Kay die Frau, ob sie wüsste, wer die Fotos von heute morgen hierher gebracht hatte.
 

„Tja, da kann ich ihnen auch nicht helfen.“, sagte sie, überlegte dann aber noch einmal. „Obwohl, gestern Abend war noch so ein seltsamer Mann da, ganz unangekündigt. Der sah schon sehr komisch aus und ich hatte den auch noch nie zuvor hier gesehen. Er hatte so einen Briefumschlag bei sich, vielleicht waren dort die Fotos drin. Auch ansonsten wirkte der Mann recht ungewöhnlich, so, als wollte er von niemanden gesehen werden, aber mir entgeht das natürlich nicht.“
 

Den letzten Satz sagte sie voller Stolz, so als ob auf sie immer Verlass wäre. Schnell bedankten Ian und Kay sich und verschwanden dann wieder nach draußen.
 

Dort setzten sie sich auf eine Bank und Kay legte seinen Arm um Ians Schulter, während der seinen um Kays Hüfte legte.
 

Nach ein paar Minuten fiel Ian auf, dass sämtliche Leute, die an ihnen vorbeikamen, sie ganz merkwürdig ansahen.
 

>Was gucken die denn so? Haben die noch nie zwei Männer gesehen, die … okay, so häufig ist das nun auch wieder nicht, aber das ist kein Grund, einen so anzustarren!<
 

Vorsichtig rückte Ian noch etwas näher an Kay heran und küsste ihn.
 

>Sind wir nun eigentlich ein Paar oder nicht? Und wenn ja, wie soll es denn dann mit uns weiter gehen? Ich glaube ja nicht, dass meine Eltern das weiter zulassen werden. Und Kay hat mir seiner Verwandtschaft ja wohl auch einige Probleme.<
 

Nachdenklich sah Ian Kay an und seufzte. Hatten sie beide denn überhaupt eine Chance, zusammen zu sein?
 

>Vielleicht sollte ich ihm doch sagen, was ich fühle? … nein, das kann ich nicht! Also wird das wohl noch warten müssen.<
 

*~*~*~*
 

Kay bemerkte, dass Ians Stimmung irgendwie in den Keller gerutscht zu sein schien. Beruhigend strich er über dessen Kopf.
 

>Was geht nur in deinem hübschen Köpfchen vor? Worüber machst du dir solche Gedanken, dass du so traurig aussiehst?<
 

Gerade wollte er Ian darauf ansprechen, als er ein Taxi vor dem Verlagsgebäude halten sah. Okay, dass wäre jetzt eigentlich nichts besonderes, wenn nicht Jeanette aus eben diesem Taxi aussteigen und ins Verlagsgebäude stürmen würde.
 

Er machte Ian darauf aufmerksam und gemeinsam gingen sie gemächlich auf das wartende Taxi zu. Anscheinend sollte der Fahrer auf Jeanette warten, die nämlich allem Anschein nach auch noch nicht bezahlt hatte.

Und so war es auch: Kurz bevor Kay und Ian das Taxi erreichten, kam Jeanette wieder aus dem Gebäude gestürzt und stieg in das Taxi ein.

Kay reagierte blitzschnell. Er hielt ein herannahendes anderes Taxi an und stieg mit Ian im Schlepptau ein.
 

„Fahren Sie bitte dem Taxi vor Ihnen hinterher!“ Bei dieser doch etwas seltsamen Bitte, schaute der Fahrer Kay misstrauisch an, fuhr dann aber an und dem Taxi hinterher.
 

Die ganzen 30 Minuten Fahrt schwiegen Ian und Kay. Gelegentlich sahen sie sich in die Augen. Beide waren gespannt. Was würde sie erwarten?
 

Jeanettes Taxi fuhr in eine der Villengegenden außerhalb der Stadt. Erst dachte Kay, sie würde zu seinem Onkel fahren, doch dann bog sie ab und hielt an einem ganz anderen Haus, was allerdings nicht weniger prächtig aussah.
 

Kay bat den Taxifahrer noch etwas weiter zu fahren und hinter der nächsten Ecke zu halten. Nachdem sie ausgestiegen waren und bezahlt hatten, lugten sie um die Ecke. In einiger Entfernung stand Jeanette vor dem Tor und schien aufgeregt etwas in die Gegensprechanlage zu rufen. Dann wurde ihr das Tor geöffnet und sie betrat das Grundstück.
 

Ian und Kay, beide von Verfolgungswut gepackt, suchten schnell nach einer Möglichkeit auch auf das Grundstück zu gelangen, allerdings unbemerkt. Schließlich entschieden sie sich dafür, einfach über die Mauer zu klettern.

Kay half Ian beim Hochklettern und so gelangten sie sicher auf die andere Seite. Sie sahen gerade noch, wie Jeanette das Haus betrat. Hereingelassen wurde sie offensichtlich von einem Butler, der aber größtenteils von der Haustür verdeckt wurde.
 

Ian entdeckte das offen stehende Fenster im Erdgeschoss als Erster und unter schnellen hin und her Blicken schlichen sie sich an dieses Fenster heran. Ein Blick genügte, um den beiden zu zeigen, dass hinter diesem Fenster die Küche lag und sich in diesem Augenblick keiner darin befand.

Ruckartig stemmte Kay sich am Fensterbrett hoch und war mit einem Satz in der Küche. Kurz horchte er, ob irgendwo alarmierende Geräusche zu hören waren, aber es war nichts. Er legte sich dann auf’s Fensterbrett, um Ian beim Aufsteigen zu helfen.
 

Erst dachte er, er träume, doch dann realisierte er, dass Ian wirklich nicht mehr unter dem Fenster stand, sondern buchstäblich verschwunden war. Hoffnungsvoll rief er ihn, aber es kam keine Antwort. Kalter Schweiß bildete sich auf Kays Stirn.
 

>Wo bist du nur, Ian?<
 

*~*~*~*
 

Zwei starke Arme hielten Ian fest und schleppten ihn ins Haus in ein Zimmer im ersten Stock. Man hatte ihn, als Kay gerade dabei war, durch das Küchenfenster zu klettern, von hinten gepackt, ihm den Mund zugehalten und weggebracht. Nun saß er in einem leicht abgedunkelten Raum, bewacht von zwei Männern mit den Ausmaßen von Kleiderschränken, und wartete darauf, dass was passieren würde.
 

>Was geht denn hier vor und was wollen die von mir?<
 

Verunsichert und etwas ängstlich schaute Ian sich um, während er sich sie schmerzenden Arme rieb, denn die beiden Riesen hatten ihn ganz schön fest gepackt. In dem Zimmer standen sich zwei Sofas gegenüber, auf einem saß Ian, dazwischen stand ein Tisch aus dunklem Holz und an den Wänden noch ein paar Regale.
 

Nachdem Ian ein paar Minuten gewartet hatte, öffnete sich die Tür und ein Mann kam rein, den er nun schon mehrmals gesehen hatte, Ken.
 

„Guten Tag, Ian. Schön, dass wir uns auch mal persönlich kennen lernen können, ohne irgendwelche störenden Personen dabei.“, sagte Ken mit einem scheinheiligem Lächeln im Gesicht. Langsam kam er auf Ian zu und setzte sich ihm gegenüber auf die andere Couch.
 

„Hallo.“, brachte Ian mühsam hervor, völlig fassungslos, wer ihm da gegenüber saß. Wo kam dieser Mann her und was tat er hier?
 

„Was bist du denn so wortkarg? Darf ich dich nicht kennen lernen? Ich muss doch wissen, mit wem es mein Freund Kay neuerdings treibt.“
 

Vollkommen irritiert blickte Ian ihn an.
 

>Was geht den das denn an? Nichts! Außerdem ist das doch nie im Leben der Grund!<
 

„Glaubst du mir etwa nicht?“, fragte Ken ironisch.
 

Sofort schüttelte Ian den Kopf und scheinbar hatte er auch seine Sprache wieder gefunden, denn er fragte: „Was hat Jeanette hier gemacht? Warum ist sie hergekommen?“
 

Ken grinste hinterhältig: „Du tust echt alles, um deinem Kay zu helfen. Wie niedlich! Aber ich kann dir doch nicht einfach meine Pläne verraten, das wäre ja witzlos. Und dann auch noch ganz ohne Gegenleistung.“
 

Kens doppeldeutiger Gesichtsausdruck, den er bei seinem letzten Satz aufsetzte, kam Ian irgendwie spanisch vor.
 

„Was mei…“, fragte er, wurde aber sofort von Ken unterbrochen.
 

„Du weißt genau, was ich meine. Ich denke, es gibt genug Leute, die ein Interesse an so einem wie dir hätten.“
 

>… wie bitte?! Hat der das jetzt so gemeint, wie es sich angehört hat?<
 

Entgeistert sah Ian Ken an.
 

„Vielleicht gibt Kay dir ja sogar ein wenig Nachhilfeunterricht. Wie ich hört, habt ihr zwei ja so wie so schon mit dem Training begonnen.“
 

Langsam beugte Ken sich nach vorne, woraufhin Ian sich tiefer in das Polster des Sofas drückte. In diesem Moment merkte er zum ersten Mal, dass er wirklich Angst vor diesem Mann ihm gegenüber bekam. Was hatte der mit ihm vor?
 

Ian wollte aufstehen und so schnell wie möglich den Raum verlassen, doch sofort standen die Männer, die ihm auch hergebracht hatten, neben ihm, um ihn daran zu hindern.
 

Er drehte sich wieder zu Ken.
 

„Darf ich Sie noch etwas fragen? Wo ist Kay?“
 

*~*~*~*
 

Als Kay so aus dem Fenster der Küche gehangen und verzweifelt nach Ian Ausschau gehalten hatte, hatte er plötzlich hinter sich eine Stimme vernommen, die ihm sofort einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte.
 

„Egal wie lange du noch nach ihm suchst, dort wird er bestimmt nicht wieder auftauchen!“, sagte Ken, der sich lässig gegen den Türrahmen gelehnt hatte.
 

Kay kletterte vom Fensterbrett hinunter und ging drohend ein paar Schritte auf Ken zu – oder zumindest versuchte er es, denn die Angst hatte ihn gepackt.
 

„Wo ist er?“, fragte er, versuchend, seine Stimme ruhig zu halten.
 

„Oh, ich glaube, er befindet sich gerade auf dem Weg zur Bibliothek. Aber keine Sorge,“, sagte er, als er Kays entsetztes Gesicht sah. „ich werde gleich mal nach ihm sehen.“
 

„Warum, warum tust du das? Lass uns doch einfach gehen! Bitte, Ken!“ In Kays Stimme lag Angst. Er hatte Angst um Ian, denn er wusste, wozu dieser Mann vor ihm fähig war und er wollte nicht, dass Ian das Gleiche durchmachen musste, was er damals hatte durchmachen müssen. Deswegen musste er alles versuchen, um Ian heil hier herauszubekommen, auch wenn das hieß, seinen „Feind“ anzuflehen.
 

„Ach Kay!“ Ken schüttelte gespielt traurig den Kopf. „Sieh mal, ihr seid hier in mein Haus eingebrochen und daher besitze ich das Recht, euch erst einmal festzuhalten. Und dann werde ich mir eine schöne Strafe für euch beide ausdenken.“ Entgeistert starrte Kay ihn an. „Aber bis dahin ist noch Zeit, jetzt werde ich erst mal meinen zweiten Gast begrüßen gehen!“
 

Triumphierend lächelte er Kay zu, bevor er sich dann umdrehte und ging. Kay, von seiner Wut gepackt, wollte ihn zurückhalten, doch ihm wurde der Weg von zwei plötzlich auftauchenden Männern in schwarz versperrt, die ihn sogleich packten und festhielten. Wahrscheinlich hatten die beiden die ganze Zeit, von Kay unbemerkt, neben der Küchentür gestanden und nur auf so einen Augenblick gewartet.
 

„Bringt ihn in einen der leer geräumten Kellerräume!“, rief Ken.
 

Unsanft wurde Kay in Richtung Keller gebracht und dort in einen Raum ohne Fenster, nur mit einer Funzel an der Decke, eingeschlossen.
 

Vorwürfe aller Art hallten Kay durch den Kopf. Warum hatte er Jeanette nur verfolgen müssen? Und warum hatte er Ian mitgenommen?

Natürlich fand er keine Antworten auf seine Fragen und während er so wartete, erschienen die schlimmsten Bilder, was Ken Ian antun könnte, vor seinen Augen.
 

Dann, ganz plötzlich und ohne jede Vorwarnung, ließ ein ohrenbetäubender Lärm die ganze Villa erzittern. Es hörte sich so an, als ob jemand eine ganze Wand voller Töpfe umgekippt hätte.

Kurz darauf hörte er auch schon kratzende Geräusche an seiner Tür. Einen Moment später schwang sie auf und herein kam …
 

„Criss? Was machst du denn hier?“, fragte Kay, nun völlig durcheinander.
 

„Tja, ich hab euch in der Stadt gesehen, wie ihr in ein Taxi eingestiegen seit und Jeanette verfolgt habt, da hab ich mich an eure Fersen geheftet. Was ja wohl gar nicht so schlecht war, oder?!“, antwortete Criss mit einem breiten Grinsen.
 

„Ne, das war genial! Komm, lass und Ian finden und dann nichts wie weg.“
 

„Okay, dann nichts wie los!“
 

Und beide machten sich vorsichtig auf den Weg nach oben.
 

*~*~*~*
 

Kurze Zeit nachdem Ian Ken nach Kay gefragt hatte und der nur mit einem undeutbaren Grinsen geantwortet hatte, kam von draußen ein riesiger Lärm, der durch das ganze Haus hallte. Das laute scheppern ließ alle in ihrer Bewegung erstarren und lauschen, was denn da unten passiert war, doch als nach ein paar Sekunden nichts weiter zu hören war, fuhren sie mit ihren Tätigkeiten fort, nur Ken blieb weiter stutzig, was Ian in irgendeiner Weise gefiel, denn dadurch ließ er eine Zeit lang von ihm ab.
 

„Sieh nach, was da passiert ist.“, befahl Ken einem der Männer, die in der Ecke Wache standen.
 

Sofort setzte sich dieser in Bewegung und verschwand. Es vergingen einige Minuten, doch der Gesandte kam einfach nicht wieder. Also sandte Ken den Zweiten los, aber auch der kam nicht zurück.
 

>Die sind doch bestimmt nur zu blöd, den richtigen Weg zu finden.<
 

Mit diesem Gedanken versuchte Ian, seine aufkommende Nervosität zu verdrängen, denn nun war er alleine mit Ken im Raum, was ihn doch ziemlich beunruhigte. Als der sich dann auch noch direkt neben ihn setzte und seine Hand auf Ians Oberschenkel legte, konnte er sein Zittern nicht länger zurückhalten.
 

„Jetzt sind wir zwei also ganz alleine. Was machen wir da denn nun?“, fragte Ken, mit einem unüberhörbar doppeldeutigen Unterton in der Stimme.
 

Vollkommen verschreckt sah Ian ihn an, was Ken noch fieser grinsen ließ, aber nach einem kurzen Blick auf die Uhr stellte er fest: „Wo bleiben die denn?“ Seufzend stand er auf. „Alles muss man selber machen. Du bleibst schön hier und wartest, bis ich wiederkomme. Hast eh keine Chance, hier alleine raus zu kommen.“
 

Mit diesen Worten verließ Ken den Raum und ließ Ian zurück und der wartete darauf, dass etwas passieren würde.
 

Es dauerte gar nicht lange, da öffnete sich die Zimmertür wieder und Ian zuckte leicht zusammen, da er Ken erwartet hatte, doch stattdessen kam Kay mit schnellen Schritten auf ihn zu und drückte ihn fest an sich.
 

Sie verharrten wenige Augenblicke in dieser Position, bis sie Criss’ Stimme von hinten hörten: „Ich störe euch ja nur ungern, aber ihr solltet euer Wiedersehen vielleicht woanders feiern, ich weiß nämlich nicht, wie viel Zeit wir hier haben. Außerdem würdet ihr zu Hause mit Sicherheit viel mehr Zeit füreinander haben.“
 

>Wo kommt der denn her und was hat er mit dem letzten Satz gemeint? Hat Kay ihm irgendwas von uns erzählt?<
 

Schnell verließen die drei den Raum und schlichen sich den Flur entlang in Richtung Treppe. Sie durften auf keinen Fall gesehen werden und mussten sich auch beeilen, denn wenn Ken zurückkam und das leere Zimmer sah, würden sich er und seine Männer bestimmt sofort auf die Suche nach ihnen machen.
 

Sie gelangten fast problemlos zur Haustür, da sich scheinbar nur wenige Leute in dem riesigen Haus aufhielten. Nur einmal hatten sie aufpassen müssen, nicht entdeckt zu werden, als plötzlich einer dieser großen Männer weiter vor ihnen um die Ecke bog und nur knapp hatten sie sich in einem anderen Gang verstecken können.
 

Nun waren sie bereits draußen und kamen an die Mauer, über die sie, wie beim Einstieg, wieder hinaus kletterten.
 

*~*~*~*
 

Schnell kletterten sie hinüber.
 

„Wir nehmen am Besten mein Motorrad!“, sagte Criss zu den beiden.
 

Kays Augenbraue zuckte skeptisch nach oben. „Meinst du, da passen wir alle drei drauf?“
 

„Keine Sorge. Das ist nicht mehr die alte Kiste von damals. Ich hab jetzt ein Neues. Da passen wir bestimmt alle drauf!“, antwortete Criss mit optimistischer Miene.
 

Ganz so einfach war es dann doch nicht: Das Motorrad war eben nur ein Zweisitzer und so konnten sie nicht alle hintereinander sitzen. Kurzerhand nahm Kay Ian einfach auf den Schoss, sodass sie sich beide an Criss festhalten konnten. Auch hatte Criss nur zwei Helme, sodass sie sich nicht entscheiden konnten, wer den zweiten Helm nach Criss bekommt. Nachdem Ian mehrmals protestiert hatte, den Helm aufzusetzen – er wollte, dass Kay den Helm bekam – setzte Kay ihm einfach den Helm auf und schnallte ihn so fest, dass Ian ihn nicht sofort wieder abbekam.

Lange Rede, kurzer Sinn: Endlich fuhren sie los, immer darauf bedacht häufig die Richtung zu wechseln, um etwaige Verfolger abzuschütteln. Während der Fahrt schlug Criss vor, zu seiner Oma zu fahren, da das Zuhause der drei sicherlich überwacht würde. Ian und Kay waren damit einverstanden und so hatte die Fahrt ein Ziel.
 

Das Haus von Criss’ Oma war anders. Er hatte sie zwar schon vorgewarnt, aber was sie jetzt zu Gesicht bekamen, war kein solider Altbau mit Blümchengardinen vor den Fenstern und Spitzendeckchen auf den Tischen, sondern einen moderner Bungalow im sportlichen Style mit einer riesigen Terrasse, einem Wintergarten und einem Pool im Garten. Und auch die Bewohnerin war so ganz anders, als man sich ältere Damen vorstellt. Oma Heidi, wie sie selbst genannt werden wollte, war zwar nicht besonders groß, sprühte aber vor Energie. Mit einem für ihr hohes Alter – sie ist über achtzig – überaus kräftigen Händedruck, ließ sie sie ein und bot ihnen frisch gepressten Saft an.
 

Während sie noch die schicke Inneneinrichtung bewunderten, verabschiedete sich Oma Heidi wieder von ihnen, da sie noch ein paar Kilometer mit ihren Freundinnen walken wollte. Nachdem sie gegangen war, setzten sich die drei auf die Couch.
 

„Sag mal, weiß eigentlich von euch einer, was dieses laute Geschepper war?“, fragte Kay in die Runde.
 

Ian schüttelte den Kopf, aber Criss antwortete: „Oh, na ja … das war ich.“
 

Fragend sahen die beiden ihn an.
 

„Och, das war eigentlich nicht beabsichtigt gewesen, aber als ich durch’s Fenster geklettert war, bin ich aus Versehen gegen die Wand mit den vielen Töpfen gestolpert und dabei sind alle runtergekommen.“
 

Verdutzt schauten Ian und Kay ihn an bis sie schließlich laut los lachten und auch Criss stimmte mit ein.
 

„Wenigstens gut, dass du nicht erwischt wurdest, sondern dass das das perfekte Ablenkungsmanöver war!“, erwiderte Kay lachend und die anderen beiden nickten.
 

Gerade wollten sie beratschlagen, wie sie am Besten weiter vorgehen sollten, als das Telefon klingelte. Da Kay ihm am nächsten saß, ging er ran.
 

„Hallo?“
 

„Ach, du bist’s Kay. Schön, dass ich dich sofort an der Strippe habe!“
 

Es war, als würde jemand einen Eispflock von hinten in Kays Herz rammen. Mit allem und jedem hatte er gerechnet, nur nicht mit … Ken.
 

„Wie hast du uns gefunden?“, brachte er mühsam hervor. So wussten auch gleich die anderen zwei, wen er hier in der Leitung hatte.
 

„Du weißt ja, ich würde dich auf kurz oder lang überall finden. Tja, und so außergewöhnlich ist euer „Versteck“ nun wirklich nicht. Bei Criss’ Oma – wie einfallslos. Da hatte ich wirklich mehr von dir erwartet.“
 

„So? Und warum rufst du jetzt hier an und warnst uns?“
 

„Ist das nicht klar? Weißt du, es macht viel mehr Spaß seine Beute nach einer langen Jagd zu fassen, als nach einer Kurzen. Je länger der Weg ist, bis man das Ziel erreicht, desto größer ist der Triumph, wenn man es erreicht hat, nicht wahr?“
 

„Das ist alles? Nur deswegen?“
 

„Nein, nicht nur deswegen, auch weil ich dich so viel besser quälen kann.“
 

„Das glaubt du doch wohl selbst nicht!“
 

„Und wie ich das glaube! Merkst du es denn selbst nicht? Deine zittrige Stimme verrät dich, Kay. Ich kann deine Angst bis hierhin spüren und deine vor Entsetzen geweiteten Augen sehen. Glaub mir Kay, das ist mir die Mühe wert!“
 

Kay schwieg. Was sollte er auch darauf erwidern, wo es doch stimmte? Er hatte Angst, dass Ken sie drei fand und dann wer weiß was mit ihnen anstellte! Nein, daran wollte er auf keinen Fall denken!
 

Kens Stimme holte ihn wieder zurück: „Also Kay, wir sind so in ca. 10 Minuten da. Wenn ich du wäre, würde ich mich schleunigst auf den Weg machen und nimm dein Spielzeug mit.“
 

Verständnislos fragte Kay: „Mein Spielzeug?“
 

„Ich meine Ian, du Dummkopf! Pass schön auf ihn auf, sonst könnte er dir noch verloren gehen.“
 

„Das würdest du nicht wagen!“, Kays Stimme bebte vor Zorn.
 

Ken ließ sich davon allerdings nicht irritieren: „Nicht? Da bin ich aber ganz anderer Meinung. Schließlich kannst du nicht jede Sekunde auf ihn aufpassen. Irgendwann wirst du ihn aus den Augen verlieren und dann …“
 

Er ließ die Worte unausgesprochen. Schließlich wusste Ken auch so, dass seine Drohung Kay mitten ins Herz stach.
 

*~*~*~*
 

Schnell legte Kay den Hörer weg und ergriff Ians Hand, so als ob er verhindern wollte, dass der sich auf einmal in Luft auflöste. Kay sah ganz blass und verstört aus, der Anruf von Ken hatte ihn vollkommen aus der Bahn geworfen. Doch er hatte nicht genug Zeit, lange tatenlos rumzusitzen, weswegen er sofort erklärte, dass sie schnell gehen mussten, da Ken auf dem Weg zu ihnen war und das wahrscheinlich nicht so gut für sie ausgehen würde.
 

Also wurde Ian von Kay an der Hand, die er immer noch festhielt, zusammen mit Criss nach draußen gezogen und sie saßen schneller wieder auf dem Motorrad, als sie „Ken ist hinter uns her“ sagen konnten.
 

„Könnt ihr mir auch sagen, wo wir jetzt hinfahren?“, fragte Ian die beiden, die auf die Frage nur mit einem kurzen Schulterzucken antworten konnten, da sie es selbst auch nicht wussten. Die Hauptsache war, dass sie hier wegkamen.
 

>Ich hoffe mal, dass Criss’ Oma nichts passiert, wenn Ken ankommt und wir nicht mehr da sind.<
 

Doch da eine Fahrt ohne Ziel nun mal nicht sehr lange dauern kann, hielten sie nach einer Viertelstunde wieder auf einem abgelegenen Parkplatz, um zu beratschlagen, was nun zu tun sei.
 

Was Ian sofort auffiel, war, dass Kay, sobald sie vom Motorrad abgestiegen waren, seine Hand wieder ergriff und sie festhielt.
 

>Was hat der denn? Ich laufe hier doch nicht weg!<

Gerade wollte Ian ihn auf dieses doch etwas seltsame Verhalten ansprechen, als dessen Handy klingelte.
 

Nach einem etwas längerem Telefongespräch legte Kay wieder auf und erzählte ihnen kurz, dass Fran dran gewesen sei, um ihm zu sagen, dass die Band mal wieder ein neues Video drehen sollte, denn da die Tour ja abgebrochen werden musste, sollten sie langsam eine neue Single herausbringen, um bei den Fans weiter aktuell zu sein.

Für dieses Video hatte sie sich einen schönen Platz ausgesucht, der nur dummerweise mitten in Uruguay lag, weswegen sie in den nächsten Tagen losfliegen sollten.
 

Das war natürlich die Idee, wie sie möglichst schnell sehr weit von Ken wegkommen konnten, nur irgendwie mussten sie sich bis zum Flug vor dem verstecken.
 

>Geht das alles nicht ein bisschen schnell, oder ist das bei denen immer so?<
 

„Du glaubst doch nicht wirklich, dass wir uns vor Ken verstecken können, wenn er sich in den Kopf gesetzt hat, uns zu finden? Ich denke nicht, dass wir das können.“, warf Criss zweifelnd ein und sowohl Ian als auch Kay wussten, dass er wahrscheinlich Recht hatte.
 

„Nehmen wir mal an, wir würden fliegen.“, sagte Ian. „Ich glaube nicht, dass meine Eltern mir einen Flug nach Uruguay zusammen mit euch, insbesondere mit dir Kay, erlauben würden.“
 

„Warum? Er wird schon nichts mit dir anstellen.“, meinte Criss knapp, woraufhin Ian leicht rot wurde und Kay ihn näher zu sich zog. „Okay, ich nehm’ alles zurück, wenden wir uns also wieder dem eigentlichen Problem zu, nämlich wie wir Ken loswerden.“
 

Erwartungsvoll sah er die beiden an.
 

*~*~*~*
 

„Tja, vielleicht sollten wir versuchen, einen Handel mit Ken auszuarbeiten.“, warf Kay in die Runde.
 

Sofort sah Ian ihn misstrauisch an und fragte nach, was das denn für ein Handel sein könnte. Als Kay darauf schwieg, wollte Ian noch etwas nachsetzen, aber Criss kam ihm zuvor.
 

„Soweit kommt’s noch, dass du dich wieder aufopferst, nur damit wir heil wegkommen!“ Kay wollte protestieren, doch Criss hob abwehrend die Hand. „Vergiss es!“
 

Damit war das Thema gegessen und sie schwiegen wieder nachdenklich.
 

Als nach zehn Minuten immer noch keiner etwas gesagt hatte, ergriff Criss das Wort: „Es bringt nichts, wenn jeder für sich alleine denkt. Lasst uns mal der Reihe nach vorgehen. Also, was wollen wir erreichen?“
 

Kay antwortete ihm: „Nun ja, wir wollen erreichen, dass Ken uns die nächsten drei Tage, bis wir nach Uruguay fliegen, nicht findet.“
 

„Okay, und wie könnten wir das hinbekommen?“
 

Diesmal antwortete Ian, dass sie ihn eigentlich nur irgendwie beschäftigend müssten für die Zeit.
 

„Wie wär’s, wenn wir die ganze Sache einfach umdrehen und Ken zum Gejagten machen?“, fragte Kay breit grinsend.
 

Die anderen beiden sahen ihn nur erstaunt an.
 

Kay sah darin die Aufforderung weiter zusprechen: „Na ja, ich dachte, wir hetzen ihm mit einem anonymen Anruf die Polizei auf den Hals. Ich denke, dass wird ihn erst mal beschäftigen.“
 

Ian fragte natürlich sofort, welche Art von Anruf das denn sein werde, aber Kay zuckte nur mit den Schultern und erwiderte, dass er das schon irgendwie hinbekommen werde.
 

„Sehr gut, dann hätten wir das schon mal geklärt! Oder hat irgendjemand einen besseren Vorschlag?“, auffordernd blickte Kay Criss und Ian an, doch beide schüttelten den Kopf. „Nun gut, dann weiter: Wo verstecken wir uns?“
 

Wieder trat schweigen ein und wieder grinste Kay breit.
 

Criss verdrehte genervt die Augen. „Nun sag schon, was du sagen willst!“
 

„Wo würde uns Ken wohl am wenigsten suchen? Ist doch ganz klar: da wo er uns am wenigsten erwarten würde! Und wo ist das? Natürlich in einem der Häuser meines Onkels! Schließlich würde er doch nicht glauben, dass wir so dreist wären und uns in ein Haus meines Onkels einquartieren, nicht wahr?“ Stolz blickte er sie an.
 

„Der Gedanke ist gut. Aber wir können doch nicht einfach zur Villa fahren und dort einbrechen, oder?“, fragte Criss zweifelnd.
 

„Nein, natürlich nicht! Die meinte ich ja auch gar nicht. Mein Onkel hat an einem nicht allzu weit entfernten See ein kleines Ferienhaus. Dort könnten wir uns für die nächste Zeit verstecken!“
 

„Okay, dann nichts wie los!“ Mit diesen Worten von Criss, setzten sie sich wieder auf das Motorrad und fuhren los.
 

Zwischendurch hielten sie noch zum Tanken und Telefonieren an einer Tankstelle. Kay betätigte dort an einer Telefonzelle den anonymen Anruf bei der Polizei, bevor sie sich wieder auf den Weg zum Ferienhaus machten.
 

Die ganze Zeit über hielt Kay Ian an der Hand und behielt ihn im Auge. Irgendwie hatte er das Gefühl, wenn er Ians Hand loslassen würde, dass er ihn dann nie mehr wieder sehen würde.
 

*~*~*~*
 

Das Ferienhaus war protzig und ziemlich hässlich und entsprach genau der Vorstellung, die Ian sich über dieses Haus gemacht hatte. Sie gingen darauf zu und es dauerte keine fünf Minuten, da hatte Criss ein Fenster geöffnet und sie konnten einsteigen.
 

Von innen sah das Haus genauso aus, wie von außen, teuer, aber geschmacklos. Alles wirkte vollgestellt und die meisten Sachen passten gar nicht zueinander.
 

>Vielleicht sollte sich Kays Onkel mal einen vernünftigen Innenausstatter suchen. Hier sieht es echt scheußlich aus!<
 

Sie setzten sich an einen Tisch, der in dem Raum stand, der halb Küche, halb Esszimmer war.
 

„Und was machen wir jetzt? Wir können ja nicht die nächsten Tage einfach hier verbringen.“, meinte Ian, nachdem Kay ihn zu sich auf den Schoß gezogen hatte, was eigentlich nicht notwendig war, da es noch genug freie Stühle gab.
 

>Ich glaube, darauf werde ich ihn noch mal ansprechen müssen, das Verhalten ist echt seltsam.<
 

„Tja, weiß auch nicht, wir sollten einfach bis morgen hier abwarten und dann nach Hause fahren.“, antwortete Criss.
 

So vergingen also die folgenden Stunden und ehe sie sich versahen, war es auch schon abends. Sie begaben sich ins Wohnzimmer und verbrachten dort auf dem Sofa, halb schlafend, halb wach, die Nacht.
 

>Na toll! Meine Eltern killen mich, wenn ich schon wieder die Nacht woanders verbringe. Das wirkt sich bestimmt nicht positiv auf die Erlaubnis auf, nach Uruguay zu fliegen.<
 

Am nächsten Morgen brachte Criss erst Kay nach Hause und setzte dann Ian bei seinen Eltern ab. Langsam ging Ian zur Tür, schloss diese auf und versuchte, möglichst leise in sein Zimmer zu schleichen, um einer Konfrontation mit seiner Mutter aus dem Weg zu gehen. Leider hatte diese scheinbar die gesamte Nacht mit dem Warten auf ihren Sohn verbracht und stand nun mit verschränkten Armen und einem ziemlich wütendem Gesichtsausdruck im Flur.
 

„Kannst du mit bitte mal verraten, wo du heute Nacht warst?“, fragte sie mit unterdrücktem Zorn in der Stimme.
 

„Äh, ja...“, stotterte Ian. „Ist doch egal.“
 

Schnell versuchte er, sich an seiner Mutter vorbei zu drücken, doch diese versperrte ihm geschickt den Weg.
 

„Du warst wieder bei diesem Kay, stimmt’s?“, fragte sie, doch ihrer Stimme war zu entnehmen, dass er gar nicht antworten zu brauchte, da für sie das sowieso schon fest stand.
 

„Und wenn es so wäre?“, fragte Ian trotzig zurück.
 

„Ich will nicht, dass du ihn weiter triffst.“
 

„Aber Mama...“, warf er ein.
 

„Kein aber, du gehst jetzt auf dein Zimmer und ich werde persönlich dafür sorgen, dass du ihn nicht wieder siehst!“
 

>Versucht sie gerade wirklich, mir Hausarrest zu geben? Ich bin doch kein kleines Kind mehr. Ich kann selbst entscheiden, wen ich treffe und wen nicht!<
 

Währen Ian nach oben ging, versuchte er, möglichst ruhig zu bleiben, da er seine Mutter nicht noch weiter aufregen wollte, schließlich musste sie ihm noch den Flug erlauben.
 

In den nächsten Tagen ergab sich dazu leider keine Gelegenheit mehr, denn sobald Ian mit dem Thema „Band“ auch nur anfing, reagierten seine Eltern sehr gereizt, weswegen er sie bis zum Tag des Flugs immer noch nicht gefragt hatte.
 

>Die hören mir ja gar nicht zu, wie soll ich sie denn da fragen? Werde ich wohl ohne ihre Erlaubnis fliegen müssen.<
 

Also schrieb Ian früh morgens einen Zettel, auf dem er alles erklärte, schnappte sich seinen Pass und den gepackten Koffer und fuhr mit dem Bus zum Flughafen.
 

*~*~*~*~*~*~*
 

*auf die Knie fall* *Nase mit Boden berühr*
 

ES TUT MIR LEID!!!!!
 

Aber ich war zu faul … wir hatten Ferien und ich war einfach zu faul … ich weiß, dass das die schlechteste Ausrede im Universum ist, aber auf jeden Fall die ehrlichste …>->

Dreht mir bitte nicht den Kopf um, denn das wollte meine Freundin schon tun. Gott sei Dank konnte ich sie vom Gegenteil überzeugen.^^ Aber ein gutes hat das Ganze ja, kein weiteres Kapitel wird mehr so lange dauern, denn ansonsten bin ich bald wirklich noch kopfloser als sonst.^^°
 

Dieses Kapitel reißt euch auch nicht vom Hocker (mich auch nicht), aber es ist praktisch ne Art Einleitung für den Schlussakt. Jap, ihr habt richtig gelesen, lange wird die Geschichte wohl nicht mehr gehen, vielleicht noch so zwei, drei Kapitel je nach dem wie ausführlich wir schreiben.
 

Also, freut euch auf’s nächste Kapitel^^:
 

Sofort ergriff er die Hand seines Freundes und kniff die Augen zusammen.
 

>Ganz ruhig! Es wird nichts passieren! … Himmelherrgott, ich will nach Hause!<
 

Es ist kurz, es sagt überhaupt nichts aus bzw. es könnte alles sein und es ist von mir … also die perfekte Vorschau!^^

Circle Of Fear

11. Kapitel – Circle Of Fear
 

*~*~*~*~*~*~*
 

Kay hatte in den letzten Tagen dermaßen wenig geschlafen, dass er jetzt aussah wie eine wandelnde Leiche. Dunkle Ringe unter den Augen, blasse Haut, eingefallenen Wangen.
 

Verständlicherweise besorgt war Fran, als er etwas verspätet am Flughafen eingetroffen war, sofort auf ihn zugestürmt und hatte ihn gefragt, ob er in irgendeiner Weise krank wäre. Kay verneinte und sagte, dass er nur etwas übermüdet wäre.

Die beiden Bandzwillinge Alex und Marc fragten ihn natürlich sofort aus, wo er denn die letzten Nächte verbracht hätte. Doch Kay antwortete ihnen nur, dass er einfach in der Nacht nicht hatte schlafen können und dass er auch nicht wüsste wieso.
 

Das war nur die halbe Wahrheit, denn er wusste, was ihn die letzten Tage um den Schlaf gebracht hatte. Ian. Er hatte sich dermaßen viele Sorgen um seinen Freund gemacht, dass er Tag und Nacht einfach nur in seiner Wohnung auf und ab getigert war.

Mehrmals war er dabei vor seinem Telefon stehen geblieben und wollte schon sein Versprechen gegenüber Ian brechen, hatte es dann aber dann doch gelassen. Schließlich hatte Ian ihm das Versprechen nicht abgenommen, um zu verhindern, dass er mit ihm sprechen konnte, sondern um zu verhindern, dass er aus Versehen mit Ians Eltern sprach, was die ganze Sache mit der Erlaubnis mit Kay nach Uruguay zu fliegen, sicher nicht vereinfacht hätte.
 

Und auch jetzt machte er sich noch tierische Sorgen, denn Ian war noch nicht aufgetaucht. Aber er musste sich zusammen reißen. Ian sollte nicht merken, in was für einer Gefahr er schwebte. Deswegen hatte er auch die meiste Zeit am Fenster verbracht und geguckt, ob vor seinem Haus irgendwelche Wachtposten von Ken standen, doch er hatte keine verdächtige Person oder Auto ausmachen können. Anscheinend hatte ihr „Ablenkungsmanöver“ funktioniert. Denn wenn hier schon keine Wachen waren, konnte er davon ausgehen, dass auch bei Ian keine waren.
 

Diese „Erkenntnis“ hatte ihn trotzdem nur ein wenig beruhigt, da er wusste, dass Ken unberechenbar war. Dennoch: Versprochen war versprochen.
 

Bei seiner Ankunft am Flughafen hatte er sofort bemerkt, dass Ian noch nicht dort war und Fran darauf angesprochen, doch sie konnte ihm auch nicht sagen, als dass Ian sich nicht bei ihr gemeldet hatte, um den Flug abzusagen. Als sie erkannte, dass Kay dadurch nur noch nervöser wurde, versuchte sie ihn zu beruhigen, indem sie sagte, dass Ian bestimmt gleich kommen würde.
 

Und sie sollte Recht behalten, denn als Kay gerade bei Ian zu Hause anrufen wollte, da kam dieser schwer bepackt auf sie zu.

Kay versuchte sich zurückzuhalten, da Ian nicht sehen sollte, wie viele Sorgen er sich gemacht hatte, konnte aber dennoch nicht verhindern, dass seine Umarmung überschwänglicher ausfiel als üblich und auch dass sein Kuss mehr als nur ein Begrüßungskuss war.
 

Als sie sich endlich auf den Weg zur Maschine machten, ignorierte Kay die fragenden Blicke seine Bandkollegen, außer natürlich Criss, inklusive Fran.

Erst als sie in dem Flugzeug saßen und die Stewardessen ihnen sagten, dass sie sich anschnallen sollten, um sich für den Start abzusichern, fiel ihm wieder seine Flugangst ein, die er wegen seiner Sorgen um Ian ganz vergessen hatte.
 

Sofort ergriff er die Hand seines Freundes und kniff die Augen zusammen.
 

>Ganz ruhig! Es wird nichts passieren! … Himmelherrgott, ich will nach Hause!<
 

*~*~*~*
 

Überrascht sah Ian Kay an, als dieser plötzlich seine Hand drückte und sich nun verkrampft in seinen Sitz presste. Was hatte der denn jetzt? Doch nicht etwa...?
 

Leicht amüsiert fragte Ian: „Sag mal Kay, kann es sein, dass du Flugangst hast?“
 

Als Kay daraufhin kurz nickte, lächelte Ian, da er das nie im Leben von Kay gedacht hatte, und streichelte ihm zärtlich über die Wange.
 

„Du brauchst doch vor dem Flug keine Angst zu haben. Fliegen ist eine der sichersten Arten zu reisen.“
 

Während des Fluges versuchte Ian dann, Kay möglichst lange von seiner Angst abzulenken, was gar nicht so leicht war, da der Flug doch ziemlich lang war. Dem entsprechend erschöpfte war er dann auch, als sie dann endlich zur Landung ansetzten.
 

Vom Flughafen war es dann noch mal eine Stunde Fahrt und als sie das Hotel erreichten, waren alle doch ziemlich müde und froh, als sie endlich in ihre Zimmer konnten, um sich hinzulegen.
 

Erst am nächsten Morgen hatten sie Zeit und Lust, sich den Drehort anzusehen.
 

Was Ian sofort beim Frühstück auffiel war, dass Kay viel besser aussah, als am Vortag. Scheinbar hatte er diese Nacht zum ersten Mal seit Tagen wieder richtig geschlafen.
 

Nach dem Frühstück machte sich die Band auf den Weg, um sich den Ort für den Dreh genauer anzusehen. Für diese Zeit hatte Fran Ian frei gegeben, da es für ihn momentan sowieso nichts zu tun gab, obwohl Kay ihn doch lieber mitgenommen hätte. Trotzdem hatte Ian sich aufgemacht, um sich die Stadt und Umgebung anzuschauen, außerdem wohnte zufälligerweise Christoph hier in der Gegend und das war die perfekte Gelegenheit, seinen besten Freund mal wieder zu besuchen.
 

Nachdem er sich die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten angesehen hatte, machte er sich auf den Weg zu Christoph und verbrachte bei ihm die nächsten paar Stunden, da er während des Aufenthalts vollkommen die Zeit vergaß und sich deswegen total verspätet auf den Rückweg zum Hotel machte.
 

In der Stadt war es inzwischen ziemlich voll geworden und es war schwierig, die richtige Straße zu finden. In dem Gedränge stieß Ian dann auch noch mit einer Frau zusammen, die ihm und Kay schon eine Menge Ärger eingebracht hatte...
 

*~*~*~*
 

>Ich sterbe!<
 

Das dachte Kay schon seit geschlagenen drei Stunden, in denen er wie ein Verrückter in der Lobby des Hotels auf und ab tigerte.
 

„Jetzt komm mal wieder runter! Ihm wird schon nichts passiert sein.“, sagte Criss leicht genervt und die anderen Bandmitglieder nickten zustimmend.
 

„Und wenn doch!“, war die verzweifelte Antwort.
 

Nun war Fran es, die rief: „Mensch Kay, Ian ist alt genug, um auf sich selber aufzupassen! Ihm wird irgendetwas aufgehalten haben.“
 

Das gemurmelte „Drei Stunden lang?“ von Kay ignorierte sie gekonnt und befahl ihm stattdessen, sich endlich hinzusetzen, er mache sie mit seinem hin und her Gerenne ganz nervös.
 

Kay gab dem nach und setzte sich, allerdings nur um fünf Minuten später wieder aufzuspringen. Fran verdrehte die Augen und wollte gerade wieder zu einer Schimpftirade ansetzen, als Kay entschlossen sagte: „Ich gehe ihn suchen!“
 

Einmal ausgesprochen, ließ er sich auch von keinem noch so gutem Argument zurückhalten, schnappte sich seine Jacke und war im nächsten Augenblick schon aus der Tür raus.
 

Während Kay so durch die Straßen lief, wurde ihm erstmals bewusst, wie sehr er Ian liebte. Den Videodreh hatte er zwar ganz normal und mit vollem Einsatz über die Bühne gebracht, schließlich war er ja ein Profi, aber eigentlich waren seine Gedanken immer wieder bei Ian gelandet. Was er jetzt wohl machte? Wie es ihm so ging? etc.

Als sie dann zum Hotel zurückgekehrt waren, hatte er sich so dermaßen auf Ian gefreut, dass beinahe in Tränen zerflossen war, aufgrund der Enttäuschung, dass Ian nicht da war.

Dass er drei Stunden lang auf Ian gewartet hatte, verdankte er nur seinen Kollegen und Fran, die ihn immer wieder abgelenkt und mit tröstenden Worten seine Sorgen gedämpft hatten.
 

Doch nun hatte selbst das nicht mehr geholfen und er rannte ziellos durch die Straßen, nahm jeden erdenklichen Schleichweg, der ihm vor die Nase kam, und war bald mehr damit beschäftigt sich nicht zu verlaufen, als nach Ian Ausschau zu halten.
 

Gerade hatte er das so genannte „Vergnügungsviertel“ erreicht und wollte schon wieder abdrehen, denn was sollte Ian hier, als er ihn sah.
 

Ohne groß drüber nachzudenken, stürzte er in das Café und auf Ian. Dass er dabei seinen Geliebten vom Stuhl riss, sie nun auf dem Boden lagen und alle Augenpaare auf sie gerichtet waren, war ihm herzlich egal. Er hatte Ian wieder, seinen Ian!
 

*~*~*~*
 

Verwirrt lag Ian nun auf dem Boden des Cafés und blickte den auf ihm liegenden Kay an.
 

Vorsichtig fragte er ihn: „Kay, hast du irgendwas?“
 

Dieser schüttelte daraufhin nur erleichtert den Kopf, umarmte Ian kurz und stand dann auf, um den Leuten nicht noch mehr Anlass zum Gucken zu geben.
 

„Sag mal, kannst du mir verraten, was du hier tust?“
 

Leider musste Ian sich mit einem kurzen „Ich hab dich gesucht.“. Zufrieden geben, denn genau in diesem Moment hatte Kay Jeanette entdeckt, die mit Ian an einem Tisch gesessen hatte.

Langsam ging er auf sie zu, um sie zu fragen, was sie denn mit Ian alleine in dieser Gegend zu tun hätte.
 

Ian wollte sich dazu setzen, als sein Handy klingelte und sich Christoph am anderen Ende meldete.
 

„Hi, was willst du denn schon wieder?“, fragte Ian verwundert.
 

„Tja, sagen wir es mal so, wenn dein Kopf nicht angewachsen wäre, hättest du ihn schon längst irgendwo liegen gelassen.“, antwortete Christoph schnell.
 

„Oh… was hab ich vergessen?“
 

„Guck einfach mal an dir runter, dann wirst du feststellen, dass dir deine Jacke fehlt.“
 

„Kann ich vorbeikommen und sie holen?“
 

„Was glaubst du, warum ich anrufe?“
 

„Gut, dann bis gleich.“, antwortete Ian und legte auf.
 

Dann ging er zu Kay, der gerade mit Jeanette redete. Er informierte Kay kurz, dass er noch einmal zu Christoph müsse, doch scheinbar war der nicht so begeistert davon, Ian jetzt gehen zu lassen und hielt ihn am Handgelenk fest.
 

„Lass los, ich werde schon nicht entführt werden!“, meinte Ian, eiste sich von Kay los und machte sich auf den Weg zu Christoph.
 

Diesmal schaffte er es auch fast ohne sich zu verlaufen. Er bog gerade in die Straße ein, in der Christoph wohnte, da begegnete ihm Criss.
 

„Was machst du denn hier?“, fragte er ihn.
 

„Ich habe auf dich gewartet.“
 

*~*~*~*
 

Stumm sah Kay Ian hinterher. Am liebsten wäre er mit zu Christoph gegangen, aber wahrscheinlich hätte Ian ihn dann für verrückt gehalten. Deswegen versuchte er mit Ihm-wird-schon-nichts-passieren-Gedanken all seine Sorgen loszuwerden – was allerdings nur ansatzweise klappte.
 

„Kay, ich muss mit dir reden!“
 

Jeanettes Stimme holte ihn aus seinen Gedanken. Er hätte sie sehr gerne abgewimmelt und weiter in die Richtung geguckt, in der Ian verschwunden war, so als ob er ihn dadurch vor irgendetwas bewahren könnte, aber Jeanettes Gesichtsausdruck teilte ihm mit, dass es etwas Ernstes war.
 

Also fragte er mürrisch, vielleicht auch ein bisschen desinteressiert: „Was gibt’s?“
 

Statt sofort zu antworten, zog sie etwas aus ihrer Handtasche und legte es gut sichtbar für Kay auf den Tisch. Es war ein Foto von Martin, Kays Onkel.
 

„Kennst du diesen Mann?“
 

Die erste Sache überhaupt, die ihm sein Onkel beigebracht hatte, war, ihn nicht zu kennen bzw. nicht zu ERkennen. Sollten man ihm eine Fotografie oder ähnliches vorlegen, wo sein Onkel, Ken oder irgendjemand in der Richtung abgebildet war, sollte er zu seiner eigenen Sicherheit sagen, dass er diesen Mann nicht kenne.
 

Folglich antwortete er jetzt wie aus der Pistole geschossen: „Nein!“
 

Jeanette verdrehte die Augen.
 

„Ach, komm schon! Ich weiß, dass du den kennst und du weißt es auch. Hör auf mit den Spielchen!“ Als Kay daraufhin nur weiter schweigend das Foto anstarrte, sagte sie: „Kay, dass hier ist kein Spaß! Ich bin hier, um dich über etwas aufzuklären, wovon du keine Ahnung hast oder ich glaube, dass du davon Keine hast.“
 

Irgendetwas in Jeanettes Stimme bewegte ihn dazu die Wahrheit zu sagen und erst einmal zu zuhören.
 

„Ja, ich kenne diesen Mann. Das ist mein Onkel Martin, der Bruder meines Vaters.“, verbesserte er seine Antwort.
 

Doch zu seiner Überraschung kam kein gehässiges „Geht doch!“, sondern Jeanette nickte nur und holte ein weiteres Foto aus seiner Tasche, was sie neben dem anderen platzierte.
 

Kay besah es sich kurz und sagte: „Auch den kenne ich. Das ist Ken, die Rechte Hand meines Onkels.“
 

„Und sein Sohn.“, ergänzte sie.
 

Kay nickte nur gedankenverloren. „Und sein- WAS!“
 

„Sohn! Ken ist der Sohn von deinem Onkel. Sag bloß, das wusstest du nicht?“, fraget sie ein klein wenig erstaunt.
 

„Nein, woher denn?!“
 

Jeanette sah ihn mitleidig an.
 

„Also wenn dich das schon so schockt, dann sollte ich das nächste wohl lieber für mich behalten.“
 

Kay sah sie einen Augenblick lang an und schüttelte dann den Kopf. Sie sollte es ihm sagen, denn was kann schon schlimmer sein?
 

„Ganz wie du meinst!“, erwiderte sie und holte tief Luft. „Ken ist dein Bruder, genauer gesagt dein Halbbruder!“
 

>Das hier ist ein Traum, oder?! Ich will aufwachen!!!<
 

*~*~*~*
 

Verwundert schaute Ian Criss an: „Du hast auf mich gewartet? Was meinst du damit?“
 

Criss grinste auf eine Art, die Ian nicht verstand.
 

„Es ist nicht wichtig, was ich damit meine. Komm einfach mit mir mit.“
 

Jetzt guckte Ian noch verwirrter als eben: „Äh, ich wollte eigentlich bei Christoph vorbeigehen. Kann ich später zu dir kommen?“
 

„Nein.“, sagte Criss entschlossen, packte Ians Handgelenk und zog ihn mit sich durch die Stadt in eine abgelegene Gegend.
 

„Was machen wir hie…?“, wollte Ian fragen, doch als er sich umblickte, stellte er fest, dass Criss plötzlich verschwunden war.
 

>Was geht hier denn bloß vor?<, fragte er sich, während er sich hier umschaute.
 

Er befand sich in einer einsamen, ziemlich dunklen Gasse, in der sich außer ein paar Kisten und Mülltonnen nichts befand. Langsam ging er weiter nach hinten, als er auf einmal eine bekannte Stimme neben sich hörte.
 

„Da bist du ja endlich.“
 

Ian erblickte gerade noch Ken, der im Schatten stand, als ihm von hinten ein Tuch mit Chlorophorm vor das Gesicht gehalten wurde…
 

Ian hörte die Geräusche eines Motors und versuchte langsam die Augen zu öffnen, stellte aber schnell fest, dass er sich in einem völlig dunklen Raum befand. Außerdem merkte er, nachdem er wieder ein wenig zu sich gekommen war, dass er an Händen und Füßen gefesselt war und sich kaum bewegen konnte.
 

>Wo zum Teufel bin ich hier? Und was geht hier eigentlich vor sich?<
 

*~*~*~*
 

Aber es war kein Traum. Ken war sein Halbbruder und zwar, wie sollte es auch anders gehen, mütterlicherseits.
 

„Aber … wie ist das möglich?“, fragte Kay immer noch geschockt.
 

„Tja, das weiß ich auch nicht so genau.“, antwortete Jeanette, die ihn die ganze Zeit aufmerksam beobachtet hatte. „Ich weiß nur, dass sich die drei, also deine Eltern und dein Onkel, beim Studium kennen gelernt haben.“
 

„Ja, so etwas in der Art hat mir mein Vater auch schon erzählt. Er hätte damals meine Mutter durch meinen Onkel kennen und lieben gelernt. Aber mehr weiß ich auch nicht … es wurde nicht gerne über unseren Onkel geredet, irgendwie war das immer ein Tabuthema.“
 

Kay schwieg. Jetzt, nachdem er den Schock überwunden hatte, tauchten Fragen auf. Warum hatte Ken nie etwas gesagt? Sein Onkel hielt es wahrscheinlich nicht für wichtig, aber Ken … warum hatte er ihn nicht damit gequält, dass seine Mutter fremdgegangen war, denn schließlich waren seine Eltern ja schon seit dem Studium zusammen und haben kurz danach geheiratet. Also, warum diese ganze Heimlichtuerei? Steckte da vielleicht noch etwas anderes dahinter?

Aber wie sollte er das herausfinden? Er konnte ja nicht einfach zu seinem Onkel gehen und fragen „Na, erzähl mal, wie war denn das damals!“. Und zu Ken konnte er auch nicht gehen …
 

Während er so vor sich herdachte, viel ihm eines auf: „Sag mal Jeanette, wie bist du eigentlich an all diese Informationen gekommen?“
 

Sie grinste ihn an.
 

„Also, es fing damit an, dass ich ja dein Gespräch mit Ian damals in dem Raum nach dem Konzert mit angehört hatte. Das machte mich neugierig und ich hab’ angefangen Nachforschungen über dich anzustellen. Dabei bin ich dann auf deinen Onkel und seine Machenschaften gestoßen. Allerdings war ich nicht sehr vorsichtig, sodass ich am nächsten Tag gleich ein paar Drohbriefe sowie Drohanrufe bekommen habe, die mir nahe legten, mich nicht weiter in dessen Angelegenheiten einzumischen, ansonsten könnte etwas sehr schlimmes passieren. Aber da ich als Journalistin so bin wie ein unerzogenes Kind, machte ich weiter, gerade weil es mir verboten wurde, diesmal allerdings sehr viel vorsichtiger.“
 

„Aber du bist doch vor kurzem einfach bei einem der Häuser meines Onkels gewesen, wie kannst du das dann vorsichtig nennen?“
 

„Oh, das war nicht auf meinem Mist gewachsen. Ich war an dem Tag total gestresst, war so wie so schon zu spät und bekomm’ dann noch’nen Anruf von meinem Chef, dass irgendjemand für mich angerufen hätte, der mir etwas Wichtiges zu erzählen hätte. Da bin ich natürlich sofort hingefahren. Allerdings stellte es sich dann als Falle von Ken heraus. Nur gut, dass ich, als durch lautes Gepolter ein riesiges durcheinander entstand, fliehen konnte. Ich will nicht wissen, was mit mir geschehen wäre, wäre das nicht passiert.“
 

„Oh, da bist du nicht die Einzige“, sagte Kay und erzählte ihr von seiner Flucht mit Ian und Criss und warum sie sich gerade jetzt in Uruguay befinden.
 

Jeanette staunte nicht schlecht und wollte gerade ihren Kommentar dazu ablassen, als Kays Handy klingelte.
 

Während Kay das Gespräch entgegennahm, bemerkte nur sie, wie langsam alle Farbe aus seinem Gesicht wich, wie seine Stimme brüchig wurde und er den zweiten, anscheinend viel größeren Schock, dieses Abends bekam.
 

„Das war Christoph.“, war Kays knappe Erklärung, nachdem er das Gespräch beendet hatte. „Er sagt, dass Ian immer noch nicht bei ihm angekommen sei. Und das seit eineinhalb Stunden!“
 

Panik überkam die beiden und sie versuchten krampfhaft nicht das Schlimmste zu denken. Gemeinsam standen sie auf, bezahlten und machten sich auf die Suche.
 

*~*~*~*
 

Ian befand sich in einem großen dunklen Raum und wartete darauf, dass irgendetwas hier passieren würde. Er war mit den Händen auf dem Rücken an einen Stuhl gefesselt und blickte gedankenverloren auf das riesige Foto einer jungen Frau. Was war eigentlich in den letzten Stunden passiert? War er tatsächlich Ken begegnet, der hatte ihn entführt und sie waren zurück nach Deutschland geflogen?
 

>Wieso denn nur? Aus welchem Grund kommt Ken nach Uruguay und entführt mich? Was habe ich denn getan?<
 

Ian verstand nicht, was er mit der ganzen Sache zu tun hatte und was Ken von ihm wollen könnte, doch er war sich sicher, dass es bestimmt nichts Gutes war.
 

Nachdem Ian noch die nächste halbe Stunde darauf gewartete hatte, dass irgendetwas vor sich ging, hörte er, wie hinter sich die Tür aufging und jemand hereinkam.
 

Wie nicht anders zu erwarten war es Ken.
 

„DU!“, fauchte Ian ihn an. „Was in drei Teufels Namen haben Sie mit mir vor?!“
 

Kalt sah Ken ihn an.
 

„Ich denke nicht, dass man in deiner Position so frech Fragen stellen sollte.“ Er beugte sich zu ihm runter. „Sonst verliere ich am Ende noch die Geduld und das könnte nicht so gut für dich ausgehen.“
 

Ian sah Ken in die Augen und versuchte diesem nicht zu zeigen, wie viel Angst er im Moment verspürte und dass er am ganzen Körper zitterte.
 

„Gut… dann sag ich jetzt einfach nicht mehr…“, stotterte Ian.
 

„Schön, wenn du ruhig bist, sag ich dir, warum du hier bist. Es ist eigentlich ganz einfach. Du bist hier, damit ich deinen Kay weiter quälen kann.“
 

Vor Schreck klappte Ian die Kinnlade runter.
 

>Wie bitte?!<
 

„Guck doch nicht so. Ich habe da Spaß dran.“
 

Ian sah ihn an, als ob er nicht verstehen könne, wie man an so etwas Spaß haben konnte.
 

Zur Erklärung sagte Ken: „Ich hasse diesen Mann.“
 

„Ja, aber wieso denn? Er hat Ihnen doch gar nicht getan.“
 

„Doch, hat er! Er hat mir in meinem ganzen Leben alles weggenommen! Er hatte alles und ich…? Nichts!“
 

>Häääh?!“<
 

*~*~*~*
 

Eine Stunde lang waren Jeanette und Kay den Weg vom Café bis hin zu Christoph abgegangen, hatten alle möglichen und unmöglichen Schleichwege und Abkürzungen genommen, aber Ian war vom Erdboden verschluckt geblieben.

Zwischendurch hatte es auch noch angefangen heftig zu regnen, so dass sie bis auf die Knochen nass abends im Hotel ankamen.
 

Fran, Criss und die Übrigen schauten ganz schön verdutzt drein, aber als die beiden ihnen erklärten worum’s ging, wurden sie still.
 

Fran war die Erste, die die Stille brach: „Da Ian anscheinend die Eigenart hat, immer mal wieder einfach so zu verschwinden, weißt du ja was du, wenn wir ihn gefunden haben, zu tun hast, Kay.“ Als er sie nur verwirrt anstarrte, erklärte sie: „Na, am Besten du legst ihm eine Hundeleine an oder kettest ihn an dich, oder so! Dann kann er auf jeden Fall nicht mehr so leicht abhauen.“
 

Von Kay bekam sie mit diesen scherzhaft gemeinten Worten nur ein unwilliges Schnauben, aber es lockerte sichtlich die Atmosphäre. Die beiden Zwillinge Alex und Marc wollten bei der nächstgelegenen Polizeistation nachfragen, was die tun könnten, Jeff wollte sich um etwas zu essen, zu trinken und Handtücher für Jeanette und Kay kümmern, Fran wollte sich mit dem Flughafen in Verbindung setzen und nach Ian fragen, da das der schnellste Weg zurück nach Deutschland war, Jeanette machte das Gleiche mit dem deutschen Zielflughafen und Criss versuchte (vergeblich) Kay zu beruhigen.
 

„Och komm schon Kay! Ihm wird schon nichts passiert sein, schließlich ist er bis jetzt immer wieder aufgetaucht!“
 

Wütend stand Kay auf.
 

„Du hast doch überhaupt keine Ahnung! Ich spüre, dass es ihm nicht gut geht, weil ich ihn liebe, wie noch nie einen anderen Menschen zuvor.“
 

Criss schaute ihn einige Sekunden schweigend an, dann: „Ach, und du glaubst, dass ich zu solchen Gefühlen nicht fähig wäre, dass ich niemanden lieben könnte?!“
 

„So? Wen liebst du denn?!“, kam es von Kay eine Spur zu gehässig.
 

„Dich! Verdammt noch mal!“
 

Jetzt war es raus. Unendlich viele Jahre war es sein best gehütetes Geheimnis gewesen und nun war es vorbei.
 

Criss sah Kay an. Als sich ihre Blicke trafen, sah Criss in zweifelnde, verzweifelte und vor allem ängstliche Augen. Doch diese Augen, die er so sehr liebte, das realisierte er in diesem Augenblick, würden niemals ihm gehören, denn diese Zweifel, diese Verzweiflung und diese Angst galten nicht ihm, sondern Ian.
 

Er hatte einen Fehler gemacht, den er vielleicht bis ans Ende seines Lebens bereuen würde, aber vielleicht gab es eine Möglichkeit, ihn ein bisschen wieder gut zu machen.
 

Criss atmete einmal tief ein und sagte dann in ruhigem Ton: „Komm. Ich bringe dich zu Ian.“
 

Ohne dass Kay auch nur ein Wort sagte, hinterließen sie für die anderen eine Nachricht an der Hotelrezeption und machten sich auf den Weg zum Flughafen.
 

>Bist du ein Glückspilz, Ian!<
 

*~*~*~*
 

Verwirrt sah Ian Kay an.
 

„Was meinen Sie damit, er hatte alles und Sie nicht?“
 

„Das soll heißen, dass mein ach so geliebter Halbbruder… ach, ist auch egal.“, brach sich Ken selber ab.
 

>Wie jetzt?!<
 

„Ihr… Halb… bruder?“, stotterte Ian. „Aber…“
 

„Wie?“, fragte Ken ironisch. „Na wie wohl? Wir haben die gleiche Mutter.“
 

„A… ber…“
 

„Muss ich dir jetzt etwa auch noch erklären, wie das funktioniert?“ Ken kam weiter auf Ian zu und grinste ihn anzüglich an. „Ich dachte, du weist, wie das geht.“
 

Nervös sah Ian Ken an. Dass dieser jetzt so nah bei ihm stand, gefiel ihm überhaupt nicht, denn obwohl der in den letzten Minuten bestimmt was gesagt hatte, was nicht beabsichtigt war, konnte Ian nicht vergessen, wozu dieser Mann fähig war.
 

>Komm schon Ian, ignorier die seltsamen Sachen, die er sagt und frag lieber weiter nach seiner Beziehung zu Kay.<
 

„Warum hassen Sie Kay denn nun so? Was hatte er denn, was Sie nicht hatten?“
 

Ken seufzte.
 

„Du bist ja ein echter Sturkopf.“, öffnete mit einer kurzen Handbewegung Ians Fesseln und setzte sich mit ihm auf die Couch, die in einer Ecke des Raumes stand.
 

„Also,“, fing Ken an. „Ich verrate dir, warum ich deinen Kay nicht leiden kann. Weil er die Eltern hatte, die ich nie besessen habe. Eltern, die ihn lieben und die alles für ihn tun würden. Mein Vater dahingegen hasst mich und meine Mutter, na ja, die hatte ja Kay.“
 

Zweifelnd sah Ian ihn an, denn er konnte nicht glauben, dass Ken ihm das einfach so sagte.
 

„Du fragst dich bestimmt, warum ich dir das erzähle. Weißt du, ich gehe davon aus, dass du nicht noch einmal die Gelegenheit dazu haben wirst, es irgendwem zu erzählen.“ Ian schluckte einmal, dann sprach Ken weiter: „So, und jetzt muss ich dich leider alleine lassen, aber keine Sorge, in ein paar Minuten bekommst du von jemanden seeehr Nettes Besuch.“
 

Das Grinsen, welches Ken nun aufsetzte, war wirklich mehr als doppeldeutig.
 

„Was…“, fragte Ian, sichtlich verunsichert.
 

Ken grinste noch mehr.
 

„Ich komme dann später wieder, um mit dir deinen Freund anzurufen.“
 

Mit diesen Worten verließ Kay den Raum.
 

*~*~*~*
 

„Nun komm schon, James!“, drängte Kay. „Sag mir, wo Ken ist.“
 

„Bedaure, Herr Kay, aber ich weiß nicht, wo sich Herr Ken im Moment befindet.“, sagte James mit ruhiger Stimme.
 

Kay drehte sich wütend zu Criss um.
 

„Und du bist dir ganz sicher, dass sie hier in der Villa meines Onkels sein sollen und nicht irgendwo anders?!“
 

Criss schaute betreten zu Boden.
 

„Ja, ich bin mir sicher. Ken hat gesagt, er würde Ian hier her bringen, wenn er nach Deutschland zurückkäme.“
 

Zeitgleich mit Kays „So?! Und wo ist er dann?!“, schellte irgendwo im Haus ein Telefon und der Butler machte sich mit den Worten „Entschuldigen Sie bitte.“ daran, es zu suchen.
 

Kay und Criss schwiegen. Da Criss nicht auf die provozierenden Worte von Kay einging, verrauchte dessen Zorn auch wieder schnell und Hilflosigkeit machte sich breit.
 

Criss wollte etwas als Entschuldigung murmeln, doch in dem Augenblick ging die Tür am Ende des Zimmers auf und James trat herein.
 

„Entschuldigen Sie die Störung, Herr Kay, aber hier ist ein Anruf für Sie.“, sagte der Butler mit gesalbter Stimme und fügte, als er Kays fragenden Blick sah, noch hinzu:“ Es ist Herr Ken.“
 

Daraufhin riss ihm Kay das Telefon praktisch aus der Hand und brüllte in den Hörer: „Wo ist er?!“.
 

„Aber, aber! Was ist das denn für eine Begrüßung? Wir haben uns doch so lange schon nicht mehr gesehen oder gehört, da kann ich wohl ein bisschen mehr Begeisterung erwarten, oder nicht?“, sagte Ken mit zuckersüßer Stimme.
 

„Bist du taub oder hörst du nicht wie ich vor Begeisterung platzte?!“
 

„Oh ja, du bist nicht zu überhören, aber wenn du weiter so „platzt“ dann bin ich wirklich bald taub, um ehrlich zu sein.“
 

Kay holte einmal tief Luft.
 

>Ruhig Blut, ruhig Blut!<
 

„Also Ken, wo ist er?“
 

„Wen meinst du?“, fragte Ken scheinheilig.
 

Kay musste sich stark zusammenreißen, um nicht schon wieder loszubrüllen.
 

„Ian. Wo ist Ian?“
 

„Tja, keine Ahnung, woher sollte ich das auch wissen?“
 

„Och Ken, jetzt hör’ schon auf mit diesen Metzchen und sag’ mir, wo Ian ist.“
 

Eine Sekunde lang herrschte schweigen in der Leitung, dann: „Und was bekomm’ ich dafür?“
 

„Solange Ian unbeschadet aus der ganzen Sache herauskommt, alles was du willst!“, erwiderte Kay sofort.
 

„Oh, dann wird das wohl nichts mehr.“
 

Kay lief es eiskalt den Rücken herunter. Was hatte das zu bedeuten?
 

„Warum?“, fragte er deshalb.
 

„Na ja, wenn du unter „unbeschadet“ verstehst, dass Ian ohne einen seelischen oder körperlichen Kratzer aus dieser ganzen Sacher herauskommen soll, muss ich dich leider enttäuschen, denn dafür ist es bereits zu spät.“
 

Kay gefror das Blut in den Adern.
 

„Was hast du mit ihm gemacht?“, fragte er leise, sein Mund war staubtrocken.
 

*~*~*~*
 

Ian befand sich, halb sitzend, halb liegend, neben Ken auf der Couch, von der er sich seit ihrem letzten Gespräch nicht mehr wegbewegt hatte, teils weil er nicht wusste, was er jetzt tun sollte und zum anderem Teil, weil ihm inzwischen alles so dermaßen weh tat, dass er zu gar keiner Bewegung mehr fähig war.

Ihm war so schlecht, dass er sich wünschte sofort tot umzufallen. Dies war leider im Moment nicht möglich und so musste Ian wohl oder übel das Telefongespräch von Ken mit anhören, obwohl er das nun wirklich nicht wollte, denn er wusste genau, wie Kay auf diesen Anruf reagieren würde.

Ian wollte nicht, dass Kay sich noch mehr Sorgen um ihn machte, als er es bestimmt eh schon tat. Er nahm sich fast vor, sollte er auch mit Kay reden dürfen, möglichst aufmunternd und optimistisch zu klingen, auch wenn das nicht ganz seiner momentanen Gefühlslage entsprach.
 

„Das fragst du ihn doch am Besten selbst.“, sagte Ken und reichte Ian wortlos das Telefon.
 

>Komm schon, Ian! Tu wenigstens so, als ginge es dir gut!<
 

„Hallo…“, flüsterte Ian, der sich nicht in der Lage fühlte, lauter zu sprechen, nicht halb so positiv in den Hörer, wie er es sich eigentlich vorgenommen hatte.
 

Sofort hörte er die fast panische Stimme von Kay, die ihn hektisch fragte, wie es ihm denn ginge.
 

„Es… geht mir gut.“, log Ian und hoffte inständig, dass Kay die Lüge nicht bemerken würde.
 

Die nächste Frage von Kay war, was Ken mit ihm angestellt hatte.
 

„Ken? … nichts.“, antwortete Ian.
 

>… nur jemand anderes…<
 

Ian hatte kaum noch Zeit, irgendetwas Weiteres zu sagen, da nahm ihm Ken auch schon mit den Worten „So, ihr habt genug geredet“ den Hörer wieder aus der Hand und verließ den Raum.
 

Geistesabwesend betrachtete Ian die sich schließende Tür. Er wusste nicht, was nun zu tun sei, oder wies es mit ihm weitergehen würde.
 

>Ich will nicht hier bleiben! Bitte, bitte, hilf mir doch jemand!<
 

Während Ian auf der Couch saß und darauf wartete, dass irgendetwas passieren würde, lief ihm eine einzelne Träne die Wange runter. Er fühlte sich so hilflos, da er nicht im Stande war, etwas gegen all das hier zu tun und einfach nur darauf warten konnte, dass was geschehen würde.
 

>Was mache ich nur, wenn ich hier nicht mehr lebend rauskomme. Dann hätte ich Kay nie gesagt, wie sehr ich ihn eigentlich liebe.<
 

Ian fing an zu zittern, als er von draußen die Stimmen von Männern hörte, die sich langsam seiner Zimmertür näherten.
 

>Nein! Bitte! Nicht noch mal das Ganze!<
 

*~*~*~*
 

Ken schloss die Tür hinter sich ab und horchte gespannt in den Hörer. Er erwartete einen Wutausbruch oder so etwas in der Art, doch es geschah nichts.
 

„Kay? Bist du noch da?“, fragte er mit ein wenig Unsicherheit in der Stimme.
 

Keine Antwort.
 

„Ka-“
 

„Dafür wirst du büßen!“, erklang es mit einem Mal an seinem Ohr.
 

Kays Stimme war so voller Hass, dass es Ken eisig den Rücken runter lief. Doch bevor er etwas erwidern konnte, hörte er nur noch ein Tuten, was ihm sagte, dass Kay das Gespräch für beendet hielt.
 

>Auch nicht schlecht! Na dann werde ich mal alles für mein letztes großes Szenario vorbereiten.<
 

Breit grinsend machte sich Ken auf den Weg.
 

Kay indessen schleuderte das Telefon mit aller Wut, die sich in ihm während des Gesprächs, aufgestaut hatte, gegen die Wand. Danach fing er sich einen missbilligenden Blick von James ein, denn er hatte dabei ein äußerst wertvolles Bild und eine genauso wertvolle Vase getroffen, die beide wohl jetzt hinüber waren.
 

Doch das alles kratzte Kay nicht im Geringsten. Er drehte sich ruckartig um und ging auf Criss los.
 

„Du sagst mir jetzt auf der Stelle, wo Ian ist oder ich brech’ dir alle Knochen!!“
 

Seine Stimme war schneidend und seine Augen sprühten vor Zorn, sodass Criss erst einmal schlucken musste, bevor er antwortete: „Ich weiß wirklich nicht, wo sie anders sein könnten als hier. Ken hat keinen weiteren Ort erwähnt. Ehrlich!“
 

Irgendwo wusste Kay, dass Criss die Wahrheit sagte, doch seine Wut war stärker und nur das Klingeln eines Telefons bewahrte Criss vor einem sehr schmerzvollen Faustschlag, denn wenn Kay eines von seinem Onkel und dessen Untergebenen gelernt hatte, dann zuzuschlagen und das richtig.
 

Es dauerte einen Moment, bevor Kay merkte, dass es sein Handy war, was da schellte.
 

„Was is’?“, brüllte er geradezu den Anrufer an. Allerdings verstummte er dann sofort und horchte angestrengt. Seine Wut schien sich in Luft aufgelöst zu haben.
 

Während Kay sein zweites Telefongespräch dieses Tages führte, atmete Criss erleichtert auf, als er sah wie sich langsam ein entschlossener Ausdruck auf Kays Gesicht zeichnete, der nichts mit dem Mordlustigen vorher gemeinsam hatte.
 

Mit grimmiger Zufriedenheit legte Kay auf und wandte sich Criss zu. Seine Augen blitzten freudig.
 

„Das war Jeanette. Sie und Fran haben herausgefunden, wann Ken und Ian von Uruguay los geflogen und wann sie hier in Deutschland angekommen sind. Wenn ich die Flugzeit, die Ankunftszeit und die bisher vergangenen Stunden nehme, kann ich ungefähr berechnen, welchen Weg sie zurückgelegt haben. Alles in allem kommt eigentlich nur ein Club in Frage.“
 

„Und der wäre?“
 

„Och, dass wirst du noch früh genug sehen. Aber eins kann ich jetzt schon sagen: Der Club ist für ganz spezielle Kunden errichtet worden, die es etwas härter mögen.“
 

„Wieso, was soll’s denn da geben, ’ne Folterkammer?!“
 

Kay blickte ihn ernst an. Sein Blick zeigte, dass auch er schon Bekanntschaft mit diesem Club machen durfte.
 

„Eine Folterkammer ist nichts dagegen!“
 

Damit wandte er sich dem Butler zu, der sich daran gemacht hatte, die Scherben von der Vase aufzusammeln.
 

„James, ruf uns bitte ein Taxi.“
 

„Sofort, Herr.“
 

*~*~*~*~*~*~*
 

So, das war’s mal wieder! Aber ich kann euch beruhigen, dass Ende unserer Story ist in Sichtweite und es wird voraussichtlich 13 Kapitel geben. Das zwölfte ist so gut wie fertig, d.h. es dürfte nicht als zu lange dauern bis ich es hier uploade. Freut euch, denn da geht richtig die Post ab!

Ich hoffe, wir haben das einigermaßen hingekriegt, dass es jetzt vielleicht ein bisschen Spannung aufkommt?^^ Schließlich arbeiten wir auf den Höhepunkt unserer Geschichte zu! (oder sollten es zumindest^^°)

Tja, was laber ich hier nur für’n Blödsinn … ich sollte aufhören … und ich will morgen ne Deutscharbeit schreiben … na toll … soviel zum Thema „11“: Wenn ich mir so meinen Stundenplan ansehe (und die Lehrer^^), würde ich glatt freiwillig sitzen bleiben (ganz zu schweigen vom Lernstoff >->)… aber ich habs mir ausgesucht und nun muss ich auch durchhalten… vielleicht … selten …
 

Äh, ich weiche vom Thema ab!^^° Also hier ist die Vorschau:
 

Es herrschte eine beängstigende Ruhe, in der jeder auf eine Bewegung des anderen wartete und das kleinste Zucken bemerkt wurde. Man konnte die Spannung, die in der Luft lag, förmlich sehen.
 

Minutenlang standen sie sich schweigend gegenüber, bis Kay die Stille endlich brach, indem er Ken fragte, was dieser ganze Blödsinn denn sollte.
 

Toll, was?^^

Shot

Hilflos saß Ian auf einem Stuhl, mit der linken Hand an die Lehne gefesselt, vor sich ein Tisch, auf dem ein Teller mit ziemlich ekligem Essen (also Bananen^^ [1]) stand.
 

„Damit du uns nicht verhungerst.“, hatte Ken gesagt und war lachend aus dem Raum verschwunden.
 

Theoretisch sollte Ian jetzt also mit der freien rechten Hand sein Essen essen, praktisch war ihm aber viel zu schlecht, um auch nur einen Bissen herunterzukriegen. Sein Körper tat ihm auch viel zu weh, als dass er ihn unnötig bewegen wollte.
 

>Warum macht dieser Mann das nur? Ich verstehe das nicht. Was hab ich ihm denn getan?<
 

Es war zum Verzweifeln. Ian wusste immer noch nicht, wie es nun mit ihm weitergehen sollte, aber eins wusste er, lange würde er das, was hier mit ihm gemachte wurde, nicht mehr aushalten.
 

>Kay, bitte, ich brauche deine Hilfe.<
 

Seit Ken sein Gespräch mit Kay am Telefon beendet hatte, hoffte, betete und flehte Ian die ganze Zeit, dass der endlich kommen und ihn hier raus holen würde. Doch er war sich auch bewusst, dass Kay eigentlich gar nicht wissen konnte, wo er sich gerade befand.

Und selbst wenn er ihn fand, wie sollte er es schaffen, ihn hier raus zu holen, wo doch alles bewacht oder verschlossen war.
 

>Was mache ich nur, wenn ich hier nie wieder weg komme. Und was ist mit meinen Eltern, die machen sich doch bestimmt riesige Sorgen… Ach nein, die denken ja, ich bin immer noch in Uruguay. Apropos Uruguay, woher wusste Ken nur, dass wir dort waren. Es sollte doch niemand mitbekommen? Seltsam.<
 

Plötzlich wurde Ian aus seinen Gedanken gerissen, als er von draußen eine Stimme hörte, die ihm wahnsinnig bekannt und vertraut vorkam.
 

>Das kann doch nicht… <
 

Mit seiner freien Hand machte er sich daran, die Fesseln an der Linken zu lösen. Die Aussicht auf Hilfe ließ ihn sämtliche Schmerzen vergessen und kurze Zeit später stand er bereits vor der Tür, die ihn von dieser Stimme trennte.

Er drückte die Klinke herunter und stellte erstaunt fest, dass Ken die Tür nicht abgeschlossen hatte. Kurz blickte Ian an sich runter.
 

>Eigentlich dürfte mich so, wie ich jetzt aussehe, niemand sehen, aber ändern kann ich es auch nicht.<
 

Langsam öffnete Ian die Tür…
 

*~*~*~*
 

„Ian!“, rief Kay sofort und quetschte sich neben Ken, der ihm partout nicht aus dem Weg gehen wollte, vorbei, um seinen Geliebten sanft zu umarmen. Eine stürmische Umarmung hätte zwar seiner Wiedersehensfreude gerechter Ausdruck verliehen, doch er glaubte kaum, dass Ian dieser lange standhalten würde.
 

Alles um sich herum vergessend, besah er sich Ians Wunden genauer und fragte besorgt: „Was hat er nur mit dir gemacht?!“
 

Doch bevor Ian antworten konnte, meldete sich Ken zu Wort: „Wen meinst du denn mit „er“?“
 

Genervt wandte sich Kay um.
 

„Na wen wohl?! Dich natürlich!“
 

„So? Dann muss ich dich leider enttäuschen, denn ich habe nichts mit den Verletzungen deines „Lovers“ zu tun. Keine Ahnung, woher die kommen, vielleicht hat er sie sich selber zugefügt?“
 

Eigentlich hatte Kay sich vorgenommen, nicht auf die Provozierungen Kens einzugehen, doch jetzt hielt ihn nur noch Ians zurückhaltende Hand an seinem Arm auf. Wütend funkelte er sein Gegenüber an.
 

„Komm Ian! Ich glaube, es ist besser, wenn wir jetzt gehen.“
 

Damit nahm er Ians Hand und wollte an Ken vorbeigehen, als dieser sich ihm in den Weg stellte.
 

„Wo hin so eilig? Du bist doch gerade erst gekommen, Kay.“, spöttisch sah er in die Runde. „Nur des Interesses wegen: Wieso hast du eigentlich so lange gebraucht?“
 

Als er nur einen verständnislosen Blick kassierte, schlug er sich, wie als ob ihm plötzlich ein Licht aufgegangen war, vor den Kopf.
 

„Ach ja richtig! Du hattest dich ja auf den hier verlassen!“ Demonstrativ zeigte er auf Criss. „Tja, nur leider hast du damit genau so gehandelt, wie ich es vorhergesehen habe.“
 

Er lächelte Kay fast mitleidig an.
 

„Das hab’ ich dann wohl. Aber nun muss ich uns leider entschuldigen.“, sagte Kay. „Ian, Criss kommt!“
 

Entschlossen drängte er sich mit den anderen beiden im Schlepptau an Ken vorbei und ihn Richtung Ausgang, als sie hinter sich ein verräterisches Klicken hörten.
 

„Weißt du Kay? Ich hatte für heute noch eine Voraussage getroffen, nämlich dass hier KEINER wieder lebend rauskommt, außer mir natürlich.“, sagte Ken lächelnd und richtete seine Pistole auf die drei.
 

*~*~*~*
 

Es herrschte eine beängstigende Ruhe, in der jeder auf eine Bewegung des anderen wartete und das kleinste Zucken bemerkt wurde. Man konnte die Spannung, die in der Luft lag, förmlich sehen.
 

Minutenlang standen sie sich schweigend gegenüber, bis Kay die Stille endlich brach, indem er Ken fragte, was dieser ganze Blödsinn denn sollte.
 

„Was soll das wohl?“, fragte Ken spöttisch zurück. „Ich versuche endlich, dich loszuwerden und deine Freunde gleich mit.“
 

Nervös schaute Ian von Kay zu Ken und es war unmissverständlich, dass dieser es verdammt ernst meinte.
 

>Womit habe ich eigentlich soviel Pech verdient? Erst werde ich entführt und jetzt soll ich auch noch erschossen werden.<
 

Criss stand wie versteinert da, während Kay Ken immer noch nicht zu glauben schien und sich schnell wieder Ians und Criss’ Hand schnappte, um zu gehen.
 

Ian wollte ihn gerade noch zurückhalten, da fiel schon der erste Schuss und traf Kay direkt ins Bein und hinderte sie somit auch an der Flucht.
 

Sofort sank Kay unter Schmerzen auf den Boden und drückte seine rechte Hand auf die Wunde, aus der unentwegt Blut strömte. Schnell nahm Ian seine Jacke und versuchte, die Wunde zu verbinden und die Blutung zu stoppen. Auch Criss löste sich jetzt aus seiner Erstarrung und kniete sich zu ihnen, während Ken nur da stand und wahnsinnig lachte.
 

„Glaubst du ernsthaft, ich lasse dich gehen? Aber keine Sorge, du wirst noch eine Weile weiterleben, denn du sollst ja mit ansehen, wie dein ehemaliger bester Freund und dein Geliebter von mir getötet werden.“ Er blickte von Criss zu Ian und wieder zurück. „Mit wem von euch beiden fange ich denn am Besten an?“
 

Erst langsam wurde Ian bewusst, dass das hier wahrscheinlich die letzten Minuten seines Lebens seinen würden und ihm kreisten nur noch die Gedanken im Kopf herum, was er noch alles hätte tun sollen.
 

„Ja, ich glaube, ich weiß, wer von euch als erstes dran ist.“, sagte Ken und hob die Pistole erneut.
 

*~*~*~*
 

„NEIN!“; schrie Kay, doch dann ertönte auch schon der Schuss und ein Körper prallte dumpf auf dem Boden auf.
 

Aber es war nicht Ian, der sich da vor Schmerzen wand, sondern Criss, obwohl Ken auf Ian gezielt hatte.
 

„So, so! Glaubst du, du könntest mit dieser Heldennummer deinen Verrat ausbügeln, Criss?“, fragte Ken spöttisch.
 

Er ging mit immer noch erhobener Waffe auf den am Boden liegenden Criss zu und drehte ihn durch einen Tritt mit dem Fuß um.

Ian und Kay konnten nun genau sehen, wo die Kugel Criss getroffen hatte, nämlich im unteren rechten Bauchraum. Kay vergaß seine eigenen Schmerzen, als er sah, dass Criss’ Hände, die auf die Wunde gepresst waren, schon total blutig waren und sich auch die Kleidung und der Boden rot färbten.

Nachdem der erste Schock überwunden war, reagierte Kay instinktiv. Er robbte sich zu Criss hin, zog dabei seine Jacke aus, verschaffte sich Zugang zur Wunde und drückte ohne Ken zu beachten seine Jacke fest auf die Wunde, um die Blutung zu stoppen.

Ian hatte sich derweil Criss’ Kopf auf den Schoss gebettet und versuchte diesen wach zu halten, denn so langsam wich alle Farbe aus seinem Gesicht und kalter Schweiß bildete sich auf seiner Stirn.
 

Ken war ein paar Schritte zurück getreten und schaute sich das Ganze aus ein paar Meter Entfernung an.
 

„Da sieht man mal wieder, was für leichtfertige Geschöpfe wir doch sind. Kaum bricht der Verräter geschlagen zu Boden, kommt der Verratene angelaufen, um ihn zu erretten. Ach, wie tragisch!“, sagte Ken voller Ironie. „Und das, obwohl es logischer gewesen wäre, ihn aus Rache sterben zu lassen.“
 

„Logischer für wen? Für dich vielleicht?!“, fragte Kay aufgebracht. „Hätte ich nur der Rache wegen meinen besten Freund sterben lassen sollen?“
 

„Ja warum denn nicht? Ich hätte es so gemacht!“
 

„Gut, dass du nicht ich bist! Von wem hast du eigentlich deine Gene, mein BRUDER?“
 

„Hauptsächlich von mir, wie es scheint!“, ertönte plötzlich eine Stimme am Eingang. „Was ist eigentlich hier los, Ken?!“
 

*~*~*~*
 

Vier Augenpaare richteten sich gleichzeitig auf den Mann, der in der Tür stand und die Situation mit Missfallen begutachtete. Es war Kays Onkel und er hatte scheinbar nicht die beste Laune.
 

Finster sah Ken ihn an.
 

„Tja, Kay kam wohl auf die Idee, seinen Freund retten zu woll…“, antwortete Ken kalt, wurde aber mitten im Satz von Kay unterbrochen, der seinen Onkel, nachdem er sich vom ersten Schock erholt hatte, anschrie, was das zu bedeuten hätte.
 

„Das bedeutet, dass Ken mein Sohn ist. Und jetzt guck mich nicht so entgeistert an, auch ich kann Vater werden.“, war die kurze Antwort seines Onkels.
 

Ian sah, dass Kay wie gelähmt auf dem Boden saß und dass er völlig vergessen hatte, dass Criss neben ihm am Verbluten war.
 

>Aber das heißt ja, dass Kays Mutter und Onkel die beiden Eltern von Ken sind. Nur wie…?<
 

„Da du ja scheinbar auch weißt, wer Kens Mutter ist, fragst du dich jetzt sicher, wie das passiert ist. Und ich bin wahrscheinlich der Einzige, der dir das noch erzählen kann. Nur soll ich es dir auch sagen?“, fragte Kays Onkel gehässig.
 

>Was soll das Ganze überhaupt? Bis eben sollten wir noch erschossen werden. Kay blutete, Criss blutete noch viel mehr und ich will eigentlich nur hier weg! Und jetzt sollen wir uns auf einmal auch noch die Vergangenheit von diesem anhören.<
 

Ian sah noch einmal Kay an, der seit der Ankunft seines Onkels immer nervöser und unsicherer geworden war.
 

*~*~*~*
 

>Was will der denn hier?! Verdammt, das hatte uns gerade noch gefehlt! Zwei Verrückte an einem Ort – das kann einfach nicht gut gehen! Ich bete zu Gott, wenn wir hier wieder raus kommen!<
 

Gehässig starrte sein Onkel ihn an und Kay starrte zurück. Noch lange nicht so arrogant und eiskalt wie sein Gegenüber, aber doch mit all dem Selbstbewusstsein, welches er in dieser Situation aufbringen konnte.
 

Das merkte natürlich auch sein Onkel und wartete erst gar nicht auf eine Antwort Kays.
 

„Deine nicht vorhandene Antwort nehme ich mal als „Ja“. Also, das ganze Drama fing an, als ich zusammen mit meinem Bruder und Josefine, eurer beider Mutter,“, er blickte Kay und Ken an. „studierte. Ich verliebte mich sofort in Josefine. Nur leider blieben all meine Versuche, sie für mich zu gewinnen, umsonst und als sie dann meinen verhassten Bruder kennen lernte, verliebte sie sich sofort in ihn und er auch ihn sie. Damals hab’ ich nach Gründen gesucht, warum sie gerade ihn ausgewählt hatte und kam zu dem Schluss, dass es an seinem Geld gelegen haben muss. Ich weiß nicht, wie er es gemacht hat, aber er war damals schon in allem was er anpackte ziemlich erfolgreich und hatte daher auch, für einen Studenten, viel Geld.“ Er schnaubte leise.

„Ich hab’ ja sein Geld nie gewollt, aber Josefine gefiel es anscheinend. Deswegen hab’ ich, nachdem wir das Studium beendet hatten, erst mit legalen und dann mit illegalen Mitteln versucht an, Geld zu kommen und zwar an mehr als mein lieber Bruder hatte. Wie du siehst ist mir das auch vortrefflich gelungen.“ Er zeigte auf seinen teuren Designeranzug und ließ seine goldene Uhr aufblitzen.

„Ich konnte die beiden leicht ausfindig machen, da mein Bruder alle Kontakte zu mir abgebrochen hatte, als ich versuchte, ihm seine Freundin wegzunehmen. Tja, und da ich vermeiden wollte, dass sie mir gleich wieder die Tür vor der Nase zuschlägt oder ich mit meinem Bruder zusammentreffe, habe ich sie, wie auch dich immer, Kay, holen lassen. Gefallen hat es ihr zwar ganz und gar nicht, aber sie beruhigte sich schnell wieder und ich konnte ihr mein Anliegen vortragen.“ Sein Blick versteinerte sich.

„Sie lehnte ab. Sie lehnte einfach ab meine Frau und damit eine der mächtigsten Frauen der Unterwelt zu werden. Sie sagte, sie wolle keine Macht oder Reichtum, sondern Liebe und die könnte ich ihr nicht geben. In meiner Wut hab’ ich sie mir einfach genommen.“
 

Wenn Kay in dem Moment nicht so viel Hass auf seinen Onkel verspürt hätte, wäre ihm vielleicht aufgefallen, dass für einen Augenblick ein trauriger Unterton in dessen Stimme mitschwang.
 

„Ich hab’ sie danach nach Hause bringen lassen. Ihren hasserfüllten Blick werde ich wohl nie vergessen. Neun Monate später rief sie an, dass sie ein Kind bekommen hatte und dass ich es gefälligst abholen sollte, denn ich sollte es zur „Strafe“ aufziehen. Dieses Kind, mein Sohn, war Ken.“ Ein kurzer, aber kalter Blick streifte diesen.
 

„Was hat denn mein Vater zu dem ganzen gesagt? Ich mein’, meine Mutter konnte die Schwangerschaft doch nicht vor ihm verbergen?!“, brach es plötzlich aus Kay hervor.
 

„Oh, er wusste es. Sie hatte ihm alles erzählt. Und er war mit ihrer Entscheidung, mir das Kind zu geben, nicht einverstanden, doch er fügte sich ihrem Willen. Sie wollte einfach nicht immer in sein Gesicht sehen müssen und dann an mich erinnert werden. Sie wollte mich vergessen.“ Wehmut schwang jetzt in seiner Stimme.

„Am Anfang hat es mir auch noch Spaß gemacht, mich um den Kleinen zu kümmern, doch nach einer Weile musste ich leider feststellen, dass er rein gar nichts von ihr besaß, sondern nur über meine verhassten Eigenschaften verfügte. Da hab’ ich es aufgeben und die Erziehung meinen Leuten überlassen. Wenigstens war er nicht total nutzlos.“ Er sprach dies mit einer Gleichgültigkeit aus, als ob Ken gar nicht im Raum stand.
 

Kay verspürte ein wenig Mitleid mit Ken. Er wusste nun, warum der ihn immer so gequält hatte. Ken hatte nicht ihn gehasst, sondern viel mehr seine Fähigkeit zu lieben und geliebt zu werden. Er kannte so etwas wie „Liebe“ nicht. Seine Mutter hatte ihn verstoßen und sein Vater nur benutzt. Kay langsam zu zerstören war sein Ventil, um seiner Wut, Angst und Verzweiflung Luft zu machen.
 

„Da … hast du … ja ne tolle … Familie …“, ertönte es schwach von unten.
 

Criss lächelte ihn matt an. Sein Gesicht war aschfahl und merkwürdig eingefallen. Wäre das hier eine Halloweenparty, wäre er sicher als Zombie durchgegangen.
 

„Du solltest nicht sprechen!“, flüsterte Kay ihm zu.
 

Criss nickte nur. Er sah auch nicht so aus, als ob er noch viel mehr hätte sagen können. Die Wunde blutete zwar nicht mehr so stark, aber er hatte einfach schon zuviel Blut verloren, als dass er ohne ärztliche Hilfe noch lange überleben könnte. Die Zeit lief gegen sie.
 

„Ach Ken, was soll denn das?“, fragte der Onkel gespielt ernsthaft.
 

Kay blickte überrascht auf und sah, dass Ken die Waffe auf seinen Vater gerichtet hatte.
 

„Gerade, als ich dich so reden hörte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen.“ Ein irres Blitzen stahl sich nun in Kens Augen. „Wenn ich dich umbringe, der du mir das alles angetan hast, bin ich alle meine Sorgen los. Ich wäre endlich frei.“
 

„Ha, als ob du mich töten könntest, gerade DU. Du bist doch viel zu feige dazu, mein ach so geliebter Sohn.“
 

Kens Finger schlossen sich um den Abzug.
 

*~*~*~*
 

Es dauerte keine drei Sekunden, da wurde Ken auch schon von zwei der Bodyguards gepackt, die zusammen mit seinem Vater hereingekommen waren und sich während des Gesprächs im Hintergrund gehalten hatten. Sie nahmen Ken schnell die Pistole aus der Hand und drückte ihn gewaltsam zu Boden, sodass er nicht einmal den Hauch einer Chance besaß, sich zu wehren.

Kurz darauf bekam er noch einen heftigen Tritt ins Gesicht und es ertönte das hinterhältige Lachen des Onkels.
 

„Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich ohne irgendeinen Schutz hierhin kommen würde, wo ich doch weiß, dass du eine Waffe bei dir hast. Das wäre ja fast so, als ob ich dir vertrauen würde.“
 

Es folgte ein weiterer Tritt für Ken, ehe sein Vater weiter sprach.
 

„Leider endet unsere gemeinsame Zeit hier, denn jemanden, der mich töten will, kann ich natürlich nicht mehr gebrauchen. Du hast deine Sache zwar gut gemacht, bist aber für mich nicht unersetzbar, schließlich habe ich dich ja nur ausgenutzt. Obwohl, es war schon sehr lustig, mitanzusehen, wie du deinen Bruder gequält hast und das nur, für ein kleines bisschen Aufmerksamkeit. Schade, das es nicht funktioniert hat.“ Mit einem kurzen Blick zu den beiden Riesen, die bei Ken standen, sagte er: „Macht ihn fertig.“
 

Ian konnte nicht glauben, was er gerade gehört hatte. Wie konnte man so etwas nur zu seinem eigenen Kind sagen. Es war grausamst mitanzusehen, wie Ken von den Bodyguards zusammengeschlagen wurde, sodass man am Liebsten gar nicht hinsehehen wollte. Selbst wenn sie es alle im Moment nicht wollten, man konnte gar nicht anders, als Mitleid mit Ken zu haben und dass, obwohl man ihm vor ein paar Minuten noch so gerne den Kopf abgerissen hätte.
 

Minutenlang konnten Kay und Ian nut tatenlos zusehen, bis Ian es nicht mehr aushielt, denn Kens Anblick war einfach nur schrecklich.
 

„Hören Sie doch endlich auf! Sehen Sie nicht, dass er schon fast tot ist?! Er sit doch Ihr Sohn!“, entfuhr es ihm, ehe er überhaupt darüber nachgedacht hatte, was er gerade tat.
 

Sofort hob Kays Onkel die Hand und die beiden Männer ließen Ken in Ruhe.
 

„Du meinst also, ich soll damit aufhören? Dich fragt aber keiner. Ich weiß, dass er mein Sohn ist, aber er ist mit egal, ich brauche und will ihn nicht. Die einzige Person, die ich je gebraucht habe, ist tot. Aber immerhin hatte ich das Glück sie vor ihrem Tod noch einmal zu sehen.“
 

*~*~*~*
 

„Was soll das heißen?“, fragte Kay aufgebracht.
 

Sein Onkel drehte sich um und lächelte ihn gespielt gutmütig an.
 

„Das soll heißen, dass sie mich, bevor sie ihrem Leben ein Ende setzte, anrief und mich bat, mich um ihre Kinder zu kümmern.“
 

„Warum sollte sie gerade dich anrufen?“
 

„Tja, das weiß ich auch nicht. Vielleicht fiel ihr kein andrer mehr ein, der die Mittel hatte für euch zu sorgen.“
 

„Was du ja dann auch prima getan hast…“, Kays Stimme troff vor Ironie.
 

„Warum beschwerst du dich eigentlich? Du hast doch immer das bekommen, was du dir gewünscht hast!“
 

„Ja und dafür musste ich auch teuer bezahlen!“, erwiderte Kay bitter.
 

Er dachte an Ethan und seine anderen „Kunden“, denen er all ihre perversen Wünsche hatte erfüllen müssen.
 

„Oh und ich dachte immer, es würde dir gefallen, weil du nie wirklich protestiert hast.“
 

„Wie sollte ich auch! Schließlich hast du mir immer mit dem Tod meiner kleinen Schwester gedroht.“
 

„Ach das! Ich dachte, du hättest durchschaut, dass das nur ein Bluff war. Nie hätte ich Vicki ein Haar krümmen können, dafür sieht sie ihrer Mutter viel zu ähnlich. Ganz im Gegensatz zu dir. Nur deine Augen sind wirklich von ihr. Alles andere ist von meinem verhassten Bruder!“
 

„Willst du damit etwa sagen, dass ich selbst Schuld daran habe?“
 

„Ja, so könnte man es ausdrücken.“
 

Kay wäre jetzt am Liebsten aufgesprungen und hätte seinem Onkel einen Faustschlag verpasst, doch sein verletztes Bein und die Tatsache, das Criss’ Kopf auf seinem anderen Bein lag, hielten ihn davon ab. So konnte er nichts anderes tun, als seinen Onkel mit Blicken zu durchlöchern. Der sah ihn allerdings nur berechnend an.
 

Dann seufzte er plötzlich auf und sagte: „So, aber jetzt haben wir genug geplaudert. Ich glaube, es ist an der Zeit unser hübsches Kaffeekränzchen aufzulösen.“ Er ließ sich von einem der Bodyguards Kens Pistole geben. „Wer möchte anfangen?“
 

„Womit?“, fragte Kay, auch wenn er die Antwort schon wusste.
 

„Na, mit dem Sterben natürlich! Also, wer möchte der Erste sein?“
 

„Warum willst du uns umbringen? Lass uns doch einfach gehen, wir halten schon unsere Klappen!“, versuchte Kay einen Rettungsversuch.
 

„Dafür ist es jetzt zu spät. Mit eurem Wissen könnt ihr mir früher oder später sehr viel Ärger bereiten und das will ich einfach nicht riskieren. Aber weil du die Augen meiner geliebten Josefine hast, werde ich dich als Ersten sterben lassen, dann musst du nicht mit ansehen, wie ich die andern beiden töte.“
 

Kay sah, wie die Pistolenmündung auf seinen Kopf zielte.
 

„Bye bye, Kay!“
 

*~*~*~*
 

„Boss, wir haben ein Problem.“, hörten sie plötzlich hinter sich eine Stimme, kurz bevor Kays Onkel abdrücken konnte.
 

Eine Sekunde später und Kay wäre tot gewesen, was dem Onkel wohl auch klar war und dementsprechend finster und genervt schaute.
 

„Hast du keine Augen im Kopf. Du siehst doch, dass ich beschäftigt bin?“, fragte er ernst. „Du störst!“
 

„Aber… draußen…“, stotterte der verunsicherte Wachmann.
 

„Es ist mir egal, was draußen ist, ich bin gerade dabei, meinen Neffen loszuwerden.“
 

„Die Polizei ist draußen!“
 

In diesem Moment war deutlich zusehen, wie vor Schreck sämtliche Farbe aus dem Gesicht des Onkels verschwand, denn er hatte mit allem gerechnet, nur nicht mit der Polizei.

Panisch werdend sah er sich um und überlegte schnell, was zu tun sei. Er entschied sich, eine Geisel zu nehmen und der Einzige, der noch im Stande war zu laufen, war Ian.

Hastig zog er den Kleinen zu sich, hielt ihm die Pistole an die Stirn und schleifte ihn schmerzhaft nach draußen.
 

„Aua, Sie tun mir weh!“, fauchte Ian, woraufhin er nur noch fester gehalten wurde.
 

„Halt deinen Mund, oder du bist schneller tot, als du „Die Bullen sind da.“ sagen kannst!“
 

Es dauerte keine Minute, da standen sie am der Eingangstür, vor der eine ganze Horde Polizeiwagen stand.

Langsam gingen sie nach draußen, wobei sich Kays Onkel alles genau ansah und seinen Blick glich dabei dem eines Wahnsinnigen.
 

„Hört gut zu!“, schrie er. „Ich will auf der Stelle einen Fluchtwagen haben, oder der Junge stirbt.“
 

Um seiner Drohung Ausdruck zu verleihen, drückte er die Pistole noch etwas fester am Ians Kopf.
 

„Lassen Sie die Geisel frei.“, forderte ihn ein Polizist, der bei den Autos stand, per Megaphon auf.
 

„Haben Sie mich nicht gehört, ich will ein Auto haben, sofort!“
 

Gewaltsam zog er Ian weiter und genau das war sein Fehler, denn in diesem Moment stolperte er, zog Ian mit sich und es fiel ein Schuss…
 

*~*~*~*~*~*~*
 

[1] Meine Freundin hasst Bananen.^^
 

Endlich! Nicht nur dieses, sondern unsere ganze Story ist jetzt fertig… naja zumindest bis auf den Titel des dreizehnten Kapitels (es werden insgesamt so viele). Deswegen lad ich jetzt auch erst mal das zwölfte Kapitel hoch^^

Aber ich versprech euch, sobald wir einen Titel gefunden haben, werd ich das Kapitel sofort hochladen. Und ich hoffe auch, dass es nicht so lange dauern wird…^^°

Übrings nur mal so ne Frage nebenbei: Wir haben doch nicht fies aufgehört, oder? *grins* War nämlich überhaupt nicht unsere Absicht! *breitgrins*
 

Aber bevor ihr jetzt anfangt mich mit Tomaten oder ähnlichen Mordwerkzeugen zu bewerfen, hier die Vorschau:
 

„Hören Sie mal, Sie müs-“, Kay wurde jäh unterbrochen, als vom Flur her plötzlich ein Geschrei ertönte und eine Stimme schrie: „Halt! Nehmen Sie ganz langsam die Hände hoch, drehen Sie sich um und legen Sie sich auf den Boden!“
 

>Ich sag doch! Ich bin im falschen Film!<
 

It’s perfect, isn’t?^^

It's Over Now

Als Kay am nächsten morgen wieder aufwachte, wusste er erst nicht, wo er war. Doch dann kamen die Erinnerungen des vergangenen Abends zurück.
 

Nachdem sein Onkel sich Ian als Geisel geschnappt hatte, war ein Schuss gefallen. In dem Moment hatte Kays Herz einen Augenblick lang ausgesetzt. In seiner Panik war er, trotz seines höllisch schmerzenden Beines, aufgestanden und wollte durch den Gang nach oben humpeln, als ihm auch schon ein paar SEK-Menschen entgegen kamen und ihn am Weiterkommen hinderten, da sie bemerkt hatten, dass er verletzt war. So wurde Kay gegen seinen Willen von zwei Typen zwar nach oben, aber nicht zu Ian, sondern in einen Krankenwagen transportiert.

Er versuchte vergeblich, etwas über den Schuss von den beiden zu erfahren. Auch als er sie auf die am Eingang liegende Leichenplane ansprach, die einen toten Körper verhüllte, erntete er nur Kopfschütteln.

Ratlos schaute er sich immer wieder um, sodass der Notarzt im Krankenwagen wohl geglaubt haben muss, er hätte einen schweren Schock, denn er spritzte ihm etwas zur Beruhigung. Kay wollte noch protestieren, doch da sank er schon auf der Liege zusammen.
 

Tja, und nun lang er, unwissentlich wie er hierhin gekommen war, in seinem Krankenbett und fragte sich zum tausendstel Mal, wo Ian war.

Da er ein Einzelzimmer hatte, konnte er auch keine Nachbarn fragen, also entschloss er sich, die Schwester zu fragen und sich erst einmal umzusehen.
 

Gesagt getan. Sich auf sein gesundes Bein stützend; sein verletztes Bein war zwar ordentlich verbunden, aber doch noch nicht wieder einsatzfähig; machte er sich humpelnd an der Wand entlang auf den Weg zur Tür.

Nach einer kleinen Verschnaufpause zog er sie auf und trat einen Schritt auf den Flur. Neben seiner Tür stand ein Stuhl und ein kleiner Tisch, worauf eine Tasse Kaffee, eine Zeitschrift und eine Polizeimütze lag.
 

>Aha! Ich werde also bewacht. Fragt sich nur als was, Opfer oder Täter? Nur gut, dass unser Herr Wachtmeister grad nicht da ist. Glück muss der Mensch haben!<
 

Kay grinste, verzog aber schnell wieder schmerzvoll das Gesicht, als er fälschlicherweise sein verletztes Bein belastete.

Tiefdurchatmend steuerte er auf das Schwersternzimmer zu. Immer entlang der Wand, versteht sich.
 

Ein Blick in das Zimmer genügte um festzustellen, dass tatsächlich eine Schwester da war.
 

„Ähm, hallo? Könnte ich Sie mal kurz etwas fragen?“, sagte er und klopfte dabei leicht gegen die offen stehende Tür des Schwesternzimmers.
 

Sein Gegenüber blickte nur kurz von dem Papierstapel, den sie gerade bearbeitete, auf und wandte sich ihm dann wieder zu.
 

„Wo sind Sie denn ausgebüchst?“, fragte sie.
 

Erst verstand Kay nicht, wie sie das meinte, doch als er an sich herab blickte, stellte er fest, dass er nur eines dieser weißen (und potthässlichen^^) OP-Hemden trug und somit nicht gerade wie jemand aussah, der schon großartig rumlaufen dürfte.
 

Aber Kay gab noch nicht auf.
 

„Ich komme da vorne aus dem Zimmer, wo der Tisch und der Stuhl vorsteht und wollte mich nach einem weiteren (so hoffte er) Patienten erkunden mit Namen Ian!“
 

Darauf blickt sie hoch und sah ihn prüfend an.
 

„Wenn das so ist, darf ich Ihnen leider keine Informationen geben.“
 

„Wieso nicht?“
 

„Weil ich zur absoluten Geheimhaltung verpflichtet bin. Aber ich denke, Sie werden noch heute alles erfahren. Und nun gehen Sie bitte wieder zurück auf Ihr Zimmer!“
 

Kay wollte protestieren, doch gerade als er loslegen wollte, ertönte ein „Hey Sie da! Stehen bleiben!“ durch den Flur.
 

Da er irgendwie das Gefühl hatte, er wäre damit gemeint, hatte er unwillkürlich das Gefühl loslaufen zu müssen. Schließlich liefen die im Fernsehen auch immer, egal ob gut oder böse, los. Doch da Kay leicht gehandikapt war, ließ er es bleiben und drehte sich so ruhig wie möglich um.

Und siehe da, sein eigentlich für seine Bewachung zuständiger Polizist kam mit erhobener und, daran zweifelte Kay keinen Augenblick, schussbereiter Waffe auf ihn zu.
 

„Also wirklich, Herr Wachtmeister! Sie können doch nicht mit geladener Waffe hier herumlaufen. Sie erschrecken die übrigen Patienten doch zu Tode. Stecken Sie sofort das Ding wieder weg!“
 

Innerlich bedankte er sich bei der Krankenschwester, denn er war genau der gleichen Meinung. Von Pistolen hatte er erst mal die Schnauze voll.
 

Nachdem der Polizist seine Knarre weg, die Krankenschwester beruhigt und Kay wieder in seine Zimmer verfrachtet hatte; übrings wollte der Kay auch keine Informationen geben, die wären nämlich alle „Top Secret“; wartete Kay nun wieder in seinem Bett.
 

>Hach Ian! Wo bist du nur?<
 

*~*~*~*
 

Nachdem der tödliche Schuss gefallen war, kam es Ian so vor, als würde er alles im Zeitraffer sehen. Neben ihm lag Kays Onkel, tot, von einem der Polizisten erschossen, und alle liefen fast hektisch umher, das Gebäude wurde gestürmt und mehrere Krankenwagen kamen. Doch das alles nahm Ian gar nicht wahr, es schien, als würde die Welt an ihm vorbeilaufen, so als wäre er endlich aus einem schlimmen Albtraum aufgewacht und würde sich nun verschlafen umschauen.
 

Es war ihm im Nachhinein ein Rätsel, wer ihn ins Krankenhaus und dann nach Hause, zu seinen Eltern, gebracht hatte, denn er hatte nicht mehr viel von seiner Umgebung mitbekommen, da er die ganze Zeit damit beschäftigt gewesen war, noch Kay oder Criss Ausschau zu halten.

Er hatte nur kurz Fran und Jeanette getroffen, die ihm mitgeteilt hatten, dass sie die Polizei informiert hatten und dass Criss und Kay in den OP gebracht wurden und momentan nicht besucht werden durften.
 

Zuhause stand er dann zum ersten Mal seit, wie es ihm vorkam, einer halben Ewigkeit wieder vor seinen Eltern. Es war ein merkwürdiges Gefühl, schließlich waren sie im Streit auseinander gegangen und Ian wusste nicht, wie sie auf ihn reagieren würden.
 

„Hallo.“, flüsterte Ian und wich dabei, so gut es ging, den Blicken seiner Eltern aus, doch die erwartete Standpauke blieb aus. Stattdessen wurde er richtig herzlich, aber auch erleichtert, empfangen. Aus dem, was sie ihm sagten, hörte er, dass Fran ihnen scheinbar schon bescheid gesagt hatte.
 

„Seid ihr mir nicht mehr böse?“
 

Als er auf diese Frage nur ein heftiges Kopfschütteln und die Gegenfrage, ob er das denn ernst meine, bekam, fühlte er sich endlich wieder zu Hause und konnte jetzt auch erzählen, was die letzten Tage passiert war und wie es dazu gekommen war.
 

Am nächsten Morgen wachte Ian erst spät auf und kam auch nur langsam in die Gänge und als er dann endlich fertig war, machte er sich auf den Weg zurück zum Krankenhaus, zum einen, weil noch ein paar Untersuchungen entstanden, zum andren, weil er unbedingt wissen musste, wie es Kay und Criss ging.
 

*~*~*~*
 

>IchdrehdurchIchdrehdurchIchdrehdurch!<
 

An etwas anderes konnte Kay schon gar nicht mehr denken. Während des ganzen heutigen Morgens hatte er versucht herauszufinden, was nachdem sein Onkel Ian weggeschleppt hatte, passiert war. Nur irgendwie schien keiner der Meinung zu sein, ihm etwas mitteilen zu müssen und so stieß er, wenn er die Ärzte, Schwestern oder seinen Wachtmeister fragte, immer wieder auf stures Schweigen. Wenn er es nicht besser wüsste, hätte er angenommen, dass die alle gar nicht sprechen konnten.
 

„Antworten Sie bitte auf meine Frage!“, sagte plötzlich eine Stimme neben ihm und riss ihn aus seinen Gedanken.
 

Kays Blick wanderte zu dem Polizisten. Karl Richter kannte er schon von damals, als die Sache mit Bill war. Und auch jetzt schien er nicht sonderlich angetan von Kays Geschichte und glaubte ihm augenscheinlich kein Wort.
 

„Wie war die Frage noch mal?“, versuchte Kay einen halbwegs höflichen Ton anzuschlagen.
 

„Ich fragte Sie gerade, ob es wirklich stimmt, dass Ken Ihr Halbbruder ist und, weil er Sie hasste, Ihren Freund gekidnappt hat, damit er Sie noch weiter quälen kann?“
 

Kay hatte keine Lust mehr. Die nüchterne Art wie der Polizist über das Geschehene sprach gefiel ihm ganz und gar nicht. Er spielte das Ganze so dermaßen runter, als ob Kay nur mit einem Fußball eine Scheibe eingeschossen hätte. Des Weiteren sollte er seinem Gegenüber alles erzählen, bekam aber selber kein Wort aus diesem heraus. Deswegen wusste er immer noch nicht, was mit Ian, Criss, Ken oder seinem Onkel los war. Keiner, nicht mal Fran oder Jeanette, waren ihn besuchen gekommen oder hatte ihn angerufen. So langsam schlug dieses „nicht melden“ wirklich auf seine Gemütsverfassung und er bekam zusehends schlechte Laune, was auch Kommissar Richter bemerkte.
 

„Nun gut, ich denke, wir lassen das erst mal für’s erste und ich komme dann später noch mal wieder. Überlegen Sie sich bis dahin, ob Sie mir vielleicht nicht doch lieber die Wahrheit sagen wollen.“
 

„Ich sage Ihnen doch die Wahrheit! Warum zum Teufel glauben Sie mir nicht?“ Kays Stimme wurde zunehmend aufgebrachter.
 

„Na ja, sehen Sie, Sie sind im Moment der Hauptverdächtige in diesem Fall und deswegen klingen Sie mit ihren Unschuldsbeteuerungen nicht gerade glaubwürdig.“
 

>Sag mal, bin ich hier im falschen Film, oder was soll der ganze Scheiß jetzt?!<
 

„Warum sollte ich Ihr Hauptverdächtiger sein? Ich hab doch gar nichts getan, verdammt noch mal!“
 

„Nun ja, ein gewisser Ian, den Sie ja als ihren Freund bezeichnet haben, hat Sie als seinen Entführer identifiziert.“
 

>Okay, zwick mich mal bitte einer? Das kann doch alles nicht wahr sein! Herrgott noch mal, spinnen dir hier alle, oder was?!<
 

„Hören Sie mal, Sie müs-“, Kay wurde jäh unterbrochen, als vom Flur her plötzlich ein Geschrei ertönte und eine Stimme schrie: „Halt! Nehmen Sie ganz langsam die Hände hoch, drehen Sie sich um und legen Sie sich auf den Boden!“
 

>Ich sag doch! Ich bin im falschen Film!<
 

*~*~*~*
 

Es war schon ein seltsames Bild, das sich Ian darbot: Ein Wachtmeister stand, mit der Waffe im Anschlag, vor ihm und eine Krankenschwester war neben ihm und schrie, halb panisch, halb gereizt, den Mann an, was das denn nun schon wieder solle.
 

„Ich darf niemanden durchlassen und der Junge hat etwas in seiner Tasche versteckt!“, verteidigte sich der Wachtmeister, überzeugte die aufgebrachte Krankenschwester aber trotzdem nicht.
 

Ian nutzte die Auseinandersetzung der beiden, um sich in Kays Zimmer zu schleichen, in dem er von Kay und Kommissar Richter auf unterschiedliche Weise begrüßt wurde.
 

Kommissar Richter sagte kurz: „Gut, dass Sie auch mal kommen.“, während Kay ihn, so gut es mit einem verbundenem Bein ging, umarmte, als ob er ihn nie wieder loslassen wollte.
 

„Hey, ich lebe doch noch.“, war Ians erster Versuch, Kay von sich loszueisen und schob ihn langsam auf das Bett zurück.
 

Danach wandte er sich an den Kommissar: „Was machen Sie den hier, wenn ich fragen darf?“
 

Es schien, als hätte der nur auf diese Frage gewartet, denn er antwortete sofort: „Ich wollte den Hauptverdächtigen in diesem Fall einmal persönlich nach seiner Tat befragen.“
 

„Hauptverdächtiger?“, fragte Ian irritiert nach.
 

„Ja, Hauptverdächtiger. Aber das sollten Sie doch wissen, schließlich belasten Sie ihn doch am stärksten.“, antwortete Kommissar Richter.
 

„Wann habe ich das denn getan?“, war Ians nächste, noch überraschtere Frage.
 

„Gestern Abend haben Sie dies einem Kollegen gesagt. Es steht auch hier auf meinem Zettel.“
 

Nun war es der Kommissar, der verwirrt war und Ian den Zettel hinhielt. Schnell nahm er den Zettel und las ihn durch.
 

Leicht grinsend sagte er: „Da hat ihr Kollege gestern wohl einen Fehler gemacht, denn hier steht nur K. Das steht allerdings nicht für Kay, sondern für Ken.“
 

„Oh, da könnten Sie Recht haben. Ich muss das überprüfen.“, sagte er und verschwand sofort aus dem Zimmer.
 

>Wieso überprüfen? Ich weiß doch, was ich gestern gesagt habe.<
 

Endlich hatte Ian Zeit, sich Kay zuzuwenden, doch nachdem er kurz hingesehen hatte, hielt er sich eine Hand vor das Gesicht, wobei er aber einen kleinen Spalt zwischen seinen Fingern ließ.
 

„Kay, man kann dir unter’s Hemd gucken.“
 

*~*~*~*
 

Einen Moment lang sah Kay Ian verdattert an, dann grinste er schelmisch.
 

„Und? Gefällt dir, was du siehst?“
 

Es war einfach niedlich mit anzusehen, wie Ian vor Verlegenheit rot anlief. Doch dann zog Kay Ian mit zu sich auf das Bett, hob dessen Kinn mit seiner Hand an und schaute ihm in die tiefgrünen Augen.
 

„Tja, mein Lieber, daran wirst du dich wohl gewöhnen müssen. Bei mir Zuhause laufe ich nämlich gerne nackt herum.“
 

Ian wollte etwas darauf erwidern, wurde aber von Kay mit einem Kuss daran gehindert.
 

>Wie hab ich das vermisst!<
 

Kay genoss diesen Kuss in vollen Zügen und ließ sich weder von Ians nach Luft heischendem Protest noch vom Klopfen an der Tür ablenken. Erst als er neben sich ein Räuspern hörte, löste er sich von Ian, der mit hochrotem Kopf nach Luft schnappte und sich an Kays Hemd festhielt. Kay schlang einen Arm um dessen Hüften und kraulte ihm beruhigend den Nacken. Dann erst schenkte er auch seinen zwei Besucherinnen Aufmerksamkeit.
 

„Na, dir scheint’s ja wieder prächtig zu gehen, was?“, war Jeanettes erster Kommentar.
 

„Wie man sieht.“
 

„Wir wollten auch nur schauen, wie es dir geht und dann mal nach Criss sehen.“, meldete sich nun auch Fran zu Wort.
 

Kay wurde hellhörig.
 

„Oh, da kommen wir mit! Ich will nämlich auch mal endlich wissen, wie es um die anderen steht.“
 

Jeanette und Fran hatten nichts dagegen einzuwenden und Ian war auch einverstanden. Allerdings bestanden alle drei drauf, dass Kay einen Bademantel anziehen sollte. Erst wollte er protestieren, doch irgendwie hatte er das Gefühl, dass die ihn, wenn er ihn nicht anziehen würde, nicht mitnehmen würde. Also ergab er sich seinem Schicksal.
 

Um zu Criss zu kommen, mussten sie auf eine andere Station. Auf dem Weg dorthin erzählten Jeanette und Fran, wie sie, als sie von Kay gehört hatten, wo Ian gefangen gehalten wurde, zur Sicherheit die Polizei angerufen hatten. Zum Glück, wie sich herausgestellt hatte, denn ansonsten wären sie jetzt alle tot.
 

Im Zimmer angekommen, sah Criss noch ein wenig sehr blass aus. Und auch sonst wirkte er irgendwie deprimiert.
 

„Was ist denn mit dir los?“, fragte Kay behutsam, wer weiß, was die Ärzte ihm alles erzählt hatten.
 

Doch Criss sah ihn nur todtraurig an.
 

„Es ist alles meine Schuld.“ Als die anderen ihn darauf nur verwirrt anstarrten, erklärte er weiter: „Na, dass Ian entführt wurde, dass wir alle beinahe getötet worden wären – das ist alles meine Schuld! Wäre ich nicht so dumm gewesen und auf Ken reingefallen, wäre das alles nicht passiert!“
 

„Was soll das heißen ´wärest du nicht auf Ken reingefallen´?“, fragte Kay zornig.
 

„Na ja … ich…“
 

Criss blickte beinahe ängstlich zu Kay.
 

„Da du es ja so wie so irgendwann der Polizei erzählen musst, kannst du auch getrost bei uns schon mal üben!“, machte Fran ihm Mut. „Ich pass auch auf, dass der hier“ Sie zeigte auf Kay. „dir nicht den Kopf abreißt, okay?“
 

Criss nickte und begann zu erzählen.
 

Das Ganze fing damit an, dass Criss sich in Kay verliebt hatte, es aber nie schaffte, ihm dies auch zu gestehen. Als dann Ian auftauchte und Kay es diesmal wirklich ernst zu meinen schien, wurde er doch ein bisschen eifersüchtig, redete sich allerdings immer wieder ein, dass es so besser für Kay wäre.

Eine zeitlang funktionierte das auch. Doch dann stand eines Abends plötzlich Ken vor seiner Haustür und wollte ihm einen Deal vorschlagen. Criss sollte ihm helfen, Ian in die Falle zu locken, damit wäre er seinen Widersacher los und hätte Kay nun endlich für sich alleine. Erst wollte Criss nicht, doch Ken schürte seine Eifersucht und Criss willigte ein.

So informierte er Ken immer über den Aufenthaltsort von Kay und/oder Ian, je nach dem, was der andere gerade wissen wollte.

Deswegen wusste Ken auch, dass sie alle in Uruguay waren. Dort sollte Criss Ian in die Falle locken und das klappte reibungslos.

Später wollte Criss sich dann seinen „verdienten Lohn“ abholen, nämlich Kay. Nur reagierte der ganz anders, als Ken es ihm prophezeit hatte. Kay machte sich viel zu viele Sorgen um Ian, als irgendeinen Gedanken an Criss zu verschwenden. Und da sah Criss ein, dass er zu weit gegangen war und versuchte alles wieder gut zu machen, indem er Kay half, Ian zu finden.

Tja, nur leider funktionierte das nicht so einfach, wie er das geplant hatte und nun hatten sie alle mehr oder weniger schlimme Verletzungen davongetragen.
 

„Seht ihr! Es ist alles nur meine Schuld!“, beendete Criss seinen Bericht. „Eigentlich hätte ich zur Strafe sterben müssen! Warum hat mich diese dumme Kugel bloß so verfehlt?“
 

Kay starrte ihn einen Augenblick lang an, dann seufzte er, holte aus und verpasste Criss mit allem was er hatte eine saftige Ohrfeige.
 

„So, jetzt hast du deine Strafe für den ganzen Mist, den du verzapft hast, bekommen. Und die Kugel hat dich nicht verfehlt, das war pure Absicht vom lieben Gott! So kannst du nämlich aus deinen Fehlern lernen und es beim nächsten Mal besser machen!“ Kay hatte sich richtig in Rage geredet. „Herrgott noch mal, mach das nie wieder! Okay?“
 

Criss konnte nur nicken. Seine Wange war rot angeschwollen und über seinem Gesicht liefen Tränen, aber nicht nur wegen der Schmerzen, sondern auch weil er wusste, dass Kay und die anderen ihm verziehen hatten. Er sah fast ein wenig glücklich aus.
 

„Jetzt lassen wir dich am Besten wieder in Ruhe.“, sagte Kay. „Ich hab nämlich noch was vor. Aber vorher gehen wir noch zu der Krankenschwester und lassen dir Eis bringen, okay?“
 

Wieder ein Nicken und zusammen machten sie sich auf den Weg zur Krankenschwester. Den anderen stand das Fragezeichen buchstäblich ins Gesicht geschrieben.
 

„Nun fragt schon.“, forderte Kay sie auf.
 

„Was hast du denn noch vor?“, kam prompt die Frage von, wie könnte es anders sein, Jeanette.
 

„Ich werde jetzt zur Schwester gehen, Eis für Criss bestellen und frage wo die Krankenhauskapelle ist. Schließlich ist das hier ein kirchliches Krankenhaus da wird’s ja wohl auch ’ne Kapelle geben.“, erklärte Kay.
 

Die anderen starrten ihn an, als ob er gerade gesagt hätte, er würde zum Mond fliegen.
 

Auf Frans verwirrtes „Warum?“, antwortete er: „Als wir von meinem Onkel und Ken gefangen gehalten worden waren, hab ich gedacht, wenn wir da wieder heil rauskommen, dann bete ich zu Gott. Tja, und da wir noch alle leben, dachte ich mir, erfüll ich heute mal den zweiten Teil des Bedingungssatzes.“
 

Breit grinsend ließ er die anderen, die vor Schreck stehen geblieben waren, einfach beiseite und rief nach der Schwester, die gerade aus ihrem Zimmer kam.
 

*~*~*~*
 

Eine Woche später konnte Kay endlich aus dem Krankenhaus entlassen werden und Ian kam ihn abholen.

Er hatte in den letzten Tagen viel zu viel zu tun gehabt und war deshalb kaum dazu gekommen, seinen Freund zu besuchen, weswegen er sich jetzt vor Vorfreude kaum noch halten konnte. Dementsprechend stürmisch fiel auch Ians Begrüßung aus.

Danach hatten es beide dann ziemlich eilig, endlich dieses verhasste Krankenhaus zu verlassen und endlich mal alleine zu sein, um in Ruhe über alles, was passiert war und wie es jetzt weiter gehen würde, reden zu können und vielleicht noch was anderes machen zu können… *g*
 

Angekommen fing Ian an zu erzählen, was er in der letzten Woche so erfahren hatte: Ken war nach Uruguay in eine Psychiatrie gebracht worden, die sich auf solche Fälle, wie er einer war, spezialisiert hatte. Zufälligerweise war diese besagte Psychiatrie eben die, in der Christoph sein Praktikum machte (höhö).

Außerdem war noch etwas während Kays Krankenhausaufenthalts passiert. Seine Schwester Vicki befand sich auf guten Weg der Besserung und konnte wahrscheinlich in ein paar Monaten gesund entlassen werden.
 

Von so vielen guten Nachrichten völlig erschlagen, saß Kay auf der Couch und starrte schweigend Ian an.
 

„Tja, das ist aber noch nicht alles, was ich zu erzählen haben.“, redete Ian weiter. „Ich habe mich mit meinen Eltern zusammengesetzt und mit ihnen über uns geredet und sie sind damit einverstanden, dass wir zusammen sind.“
 

Kay lächelte kurz, fragte dann aber, ob Ian das denn überhaupt wolle, da er ihn ja irgendwie immer in unangenehme Situationen brachte. Ungläubig sah Ian ihn nur an.
 

„Was soll denn die Frage? Natürlich möchte ich mit dir zusammen sein. Glaubst du denn, ich habe dieses ganze Theater mit deinem Onkel, Ken und wem noch alles mitgemacht, wenn ich nicht mit dir zusammen sein wollte? Das wäre ja dann ganz schön dumm von mir, oder?“
 

Gespielt vorwurfsvoll schaute Ian jetzt zu Kay und der schaute glücklich zurück. Ian setzte sich neben Kay. Legte seinen linken Arm um dessen Schulter, die rechte Hand in den Nacken und küsste ihn.
 

„Hast du es denn noch nicht gemerkt? Ich bin total in dich verliebt!“
 

Scheinbar löste dieser Satz in Kay so eine Freude aus, dass dieser seinen Freund so fest an sich drückte, dass der glaubte, gleich zu ersticken.

Minutenlang saßen sie so auf der Couch, bis Kay mit einer Unschuldsmiene sondergleichen fragte, ob sie nicht in seinem Whirlpool „baden“ gehen wollten.
 

„Baden?!“, fragte Ian, verstehend, was Kay meinte, mit leicht rotem Gesicht.
 

Der grinste nur schelmisch und glücklich gingen sie ins Badezimmer…
 

*~*~*~*~*~*~*
 

The End
 

Am 12.02.06 haben meine Freundin und ich mit dieser Story angefangen und genau ein Jahr später am 12.02.07 wird sie ihr Ende finden.
 

Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen, die uns während unserer Schreibphase unterstützt haben. DANKE!! *verbeug*
 

Ein besonderer Dank geht auch an die Kommentarschreiber Wolkenfee, Yukarri, shadowangele, LindenRathan, Kaosu-Chan, Hisu_Visu_Doll, blond_angel und alle die vielleicht noch folgen!

Ihr glaubt gar nicht wie aufbauend es ist, wenn jemandem seine Geschichte gefällt!^^
 

Wir finden es ist ein gelungener Abschluss! Vielleicht sehen/lesen wir uns irgendwann einmal wieder^^ Bis dahin,
 

^.^ Tschüß ^.^



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Kommentare zu dieser Fanfic (39)
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Von:  Xai
2008-09-23T19:38:28+00:00 23.09.2008 21:38
ok.. *lufthol* das ist suuuuuuuuuuuuuuuuuu...uuuuuuuuuuuuuuuper!!!!!!!
irgendwann dachte ich mal, dass chiss ja total der engel ist (als der die da rausgeholt hat), dann war er das totale arschloch.. XD aba im allgemeinen is der wirklich toll...
ich mag die ohrfeige, die er kriegt, manchmal muss man jemanden halt wachrütteln.. :)
die beiden sind ja mal super, super niedlich..
und toll, dass alle überlebt haben.. irgendwann dachte ich nur "och nö, deathfic" und wollte dann eigentlich aufhören.. aber zum glück hab ich nicht.. :) is ja dann doch noch ne tolle rosarote-herzchenwolke-story geworden ^^ *hihi*
Also *favo* und ich les mir die bald ncohmal durch.. :)
LG
Von:  Liare
2008-02-25T14:37:31+00:00 25.02.2008 15:37
Hallo, fand die Story einfach nur klasse! Coole Verwicklungen, mit denen keiner gerechnet hat! lg
Von:  Wolkenfee
2007-11-11T12:59:59+00:00 11.11.2007 13:59
Hi!

Yay, baden! *g* Und dann suchnoch im Whirlpool! XD

Also, war sehr toll, gefällt mir wirklich gut! (Ich glaub, ich muss es nochmal im Zusammenhang lesesn, ist ja schon lange her, und dann einen vernünftigen Kommentar abgeben!)

*knuddel*
Fee
Von:  Wolkenfee
2007-11-11T12:50:25+00:00 11.11.2007 13:50
Hi!
Wow, nach ewig langer Zeit hab ich entdeckt, dass es weiterget. . .

Ekliges Essen! *g*

Also, ich sag jetzt mal nicht so viel und les das Ende.
Von:  feuerregen
2007-09-19T13:52:15+00:00 19.09.2007 15:52
wow, ich bin begeistert! ^^
die story ist klasse und man kriegt irgendwie bei jedem halbwegs wichtigen darsteller einen einblick in das seelenleben!
criss ist süß, aber irgendwie mag ich ken am liebsten!
*wahrscheinlich die einzige mit der meinung bin*

ian und kay sind ein hübsches paar, ich finde sie beiden klasse dargestellt und auch kays ständige besorgnis ist klasse rübergebracht!
sein gefrierblick!!!! *schnurr*

*gefrierblicke lieb*
*kaiba anluv*

lg, feuerregen
Von: BlaiseZabini
2007-09-12T05:38:35+00:00 12.09.2007 07:38
huch!!
noch kein Komentar da??
na das müssen wir aber ganz schnell ändern.

Ich hab eure Story gelesen und ich fand sie total super mega spitzen Klasse!
Kay und Ian waren ja so süß zusammen!
Ken fand ich ja am anfang total doof aber zum ende hin tat er mir richtig leid!
Bill mochte ich eigentlich vom ersten moment an nicht! und als er Ian dann auch noch vergewaltig hatte, fand ich war das was Kay mit ihm hat machen lassen die gerechte strafe für ihn!
Jeannet fand ich am anfang richtig nervig aber am ende fand ich sie klasse!
also wirklich eure Story war super spannend und total aufregend!
Ich habs sie total gern gelesen!
ich freu mich schon wenn ihr was neues schreibt!
macht weiter so!
lg Blaise!
Von: abgemeldet
2007-01-02T19:51:27+00:00 02.01.2007 20:51
NEIN!!!!
warum is sie schon aus???*heul*
BITTE, BITTE, BITTE...eine Fortsetzung!!!*fleh*
WEITER!WEITER!WEITER!WE...
*demonstrier*
Von:  Damei
2006-11-17T05:28:51+00:00 17.11.2006 06:28
weiter immer weiter
diese story jagt mir einen schauer nach dem nächsten übern rücken
bitte bitte schreib weiter
Von:  Yukarri
2006-09-29T19:40:17+00:00 29.09.2006 21:40
aaaaaah ein neues Kap
juhu o.O
das war mal wieder einfach hammer^^

grrrr du Depp (damit mein ich Ken) lass Ian in ruhe
*Ian an mich reiß*
ach ich liebe diesen Chara^^
den würd ich am liebsten selber für mich beanspruchen
aber dann bekäm ich wahrscheinlich ärger mit Kay^^
also warte ich lieber ganz ungeduldig auf das nächste Kap
by^^o^^
Von:  Wolkenfee
2006-09-21T15:37:17+00:00 21.09.2006 17:37
Hi!
Oh mann. . .
Das war wirklich ein gutes Kapitel.
Dass Criss sie "verraten" hat fand ich sehr schrecklich.
Etwas seltsam fand ichs, dass Kay jetzt Jeanette einfach so vertraut, obwohl er sie doch vorher nicht leiden konnte, aber naja.
Maaaann, jetzt will ich sofort wissen, wies weitergeht, wie soll ich denn da morgen Päda schreiben.
Bye, Fee


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