Zum Inhalt der Seite

Ich Severus Snape

Young Severus - ein bisschen Depri - Erster Band meiner Saga
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Das zweite Jahr

Kapitel 2

Das zweite Jahr

Quidditch
 

I

ch sitze wieder im Hogwarts Express.

Ein ungepflegter Junge mit fettigem, schwarzem Haar, dürrer als je zuvor. Mein Plan ist aufgegangen, bis auf letzte Nacht, da war er wieder da, wollte sich von mir noch verabschieden. Hat er gründlich getan. Wieder klebt meine ganze Kleidung an mir. Egal - innerlich bin ich kalt, kalt wie Eis.

Für den Rest der Ferien hat mein ganzes Essen aus al-tem Brot und kaltem Wasser bestanden. Waschen konn-te ich mich nur heimlich, wenn mein Vater gerade Mal wieder unterwegs war. Egal. Mir liegt ohnehin nicht viel am Essen und solange mein Körper ausreichend Brennstoff erhält, ist das schon in Ordnung.

Schritte im Gang lenken mich ab und Lily Evans schwebt anmutig vorbei. Sie ist im Sommer noch hüb-scher geworden. In ihrem Schlepptau sind Potter und seine Freunde. Schade.

„Du darfst nicht lieben“, flüstert die kleine Stimme in mir. „Wer liebt, leidet.“

„Sei still!“ zische ich im Geist zurück und sie antwortet „Kalt wie Eis“, aber dann schweigt sie.

Hieratus holt wieder das Schachbrett heraus. Schön, dann muss ich wenigstens nicht mehr weiter über mein Elend nachdenken.
 

Der Unterricht hat wieder begonnen und die ganze Schule schwirrt aufgeregt. Die Quidditch Teams der Häuser brauchen einige neue Spieler. Ich würde gern für Slytherin spielen, würde bedeuten, dass sie mich ir-gendwie achten müssen, das würde mir echt gefallen. Aber ich auf einem Besen? Einfach lächerlich.

Vergiss das mal ganz schnell, Severus!

Trotzdem sehe ich mir die Testspiele an. Eigentlich inte-ressiert mich Quidditch nicht besonders, aber es wird von uns erwartet, dass wir unsere Hausmannschaft an-feuern. Auch recht, aber mein Herz hängt nicht dran – ich finde das Zuschauen ehrlich gesagt ziemlich lang-weilig, aber ich kann mir vorstellen, dass es schon was haben muss, wenn man selbst spielen kann – wenn man denn in der Lage ist, einen Besen sicher zu fliegen – und das bin ich bestimmt nicht – ich habe es nach meinem ersten Mal auch gar nicht erst wieder versucht.

Ich sehe den Jungs und Mädchen zu, wie sie durch die Luft schwirren, gleiten, in einen Sturzflug fallen, sich den Quaffel zuwerfen, die Klatscher durch die Gegend schlagen und versuchen den Snatsch zu fangen. So flie-gen zu können, ja, das würde mir gefallen. Aber auf ei-nem Besen bin ich einfach eine tote Fledermaus. Noch-mal blamiere ich mich bestimmt nicht so furchtbar.

Da fliegt Potter dem Snatsch hinterher. Er saust durch die Luft, als würde er keinen Besen dazu brauchen und so dauert es wirklich nur Sekunden und er hat den ge-flügelten goldenen Ball in der Hand. Jubelnd hält er ihn hoch und wuschelt mit der anderen Hand sein Haar. Unten stehen Black, Lupin und Pettigrew und schreien und jubeln und klatschen.

Jetzt wird der Kerl auch noch Quidditch Sucher für die Hausmannschaft von Gryffindor. Na bestens! – Als ob der nicht schon aufgeblasen genug wäre...

Angewidert stehe ich auf und verlasse die Tribünen. Ich schlurfe frustriert mit gesenkten Schultern aufs Schloss zu, da höre ich fröhliche Stimmen hinter mir.

„Sieh einer an, wen haben wir denn da? Wenn das nicht der alte Snivellus ist!“

Black! Der schon wieder. Der ist das Letzte, was ich jetzt noch brauchen kann. Ich wirble herum und bin fuchs-teufelswild.

„Was willst du?“ fauche ich ihn an.

„Ach, ich wollte nur sehen, ob du es schaffst, mit deinem Riesenzinken eine Furche in den Boden zu ziehen“, feixt er.

Pettigrew steht hinter ihm und wippt auf den Fußbal-len. Seine wässrigen Rattenaugen funkeln und er ki-chert hämisch, wie eine Vettel. Etwas weiter hinten kommen Potter und Lupin näher und sie plaudern fröh-lich und gerstenreich miteinander. Jetzt hat Potter mit-bekommen, dass Black mich am Wickel hat. Er stupst Lupin an und sie eilen auf uns zu.

„Na so was!“ sagt Potter. „Snivellus! Hast du keine Lust für Slytherin zu fliegen?“

„Snivelly und für eine Hausmannschaft fliegen?“ grinst Black hinterhältig. „Hast du vergessen, wie der auf ei-nem Besen sitzt?“

Mein Gesicht wird heiß, meine Ohren rot. Ich weis selbst, dass ich ein beschissener Flieger bin. Müssen die mir das jetzt unbedingt unter die Nase reiben?

„Halts Maul, Black!“ fauche ich zurück.

„Sieh an, ich scheine einen Nerv getroffen zu haben, Schleimbeutel“, grient Black.

Potter lacht, aber Lupin runzelt die Stirn. Er scheint das nicht besonders lustig zu finden. Plötzlich witscht Pet-tigrew zwischen den größeren Jungen durch und packt meine Robe. Er rupft daran und zieht sie hoch. Der gan-ze Platz kann meine blassen Beine und meine knorrigen Knie sehen. Außer mir vor Wut stoße ich ihn zu Boden, aber er lässt meine Robe nicht los und der alte Stoff reißt von oben bis unten auf. Halbnackt stehe ich vor der Schlosstür.

Potter und Black halten sich an einander fest und krei-schen vor Lachen. Sie schlagen sich gegenseitig mit fla-chen Händen auf den Rücken und grölen und grölen. Lupin steht nur da und schüttelt abweisend den Kopf, aber er sagt nichts. Ich raffe den Rest meiner ange-knacksten Würde und meine Robe zusammen und will gehen. Kaum habe ich einen Fuß gehoben, da kickt mir Pettigrew hinterhältig den anderen weg.

Ich stolpere und knalle auf die harte Steintreppe. Meine Nase blutet und ich habe mir auf die Zunge gebissen, schmecke mein Blut, eine wirklich erlesene Art von Schmerzen. Ich rolle mich herum und blinzle in die ver-hassten Gesichter. Lupin zupft Potter am Ärmel, zieht ihn bestimmend die Treppe hinauf und ins Schloss hin-ein. Die Anderen folgen lachend und feixend. Scheißkerle!
 

Es ist Nacht und ich liege im Bett, aber ich kann nicht schlafen – schon wieder mal nicht, doch mir ist nicht danach, durchs Schloss zu streifen und so starre ich an den Baldachin meines Himmelbetts und denke über den Vorfall an der Steintreppe nach. Es war so schrecklich peinlich, halbnackt vor meinen Widersachern zu stehen. Nur gut, dass Lily Evans nicht in der Nähe war. Diese spezielle Demütigung hätte mich sicher vor Scham um-gebracht.

Meine Gedanken treiben zu Lily. Dieses wundervolle We-sen. Ich sehe vor meinem geistigen Auge, wie sie sich bewegt, höre in meinem Inneren ihr Lachen, das Knis-tern ihres Haares, wenn sie es schüttelt, das Funkeln ihrer wundervollen grünen Augen, wenn sie jemand anschaut, ihre helle, freundliche, sanfte Mädchenstim-me, wenn sie spricht. Mir wird heiß, seltsam heiß. Zwi-schen meinen Beine rührt sich was und mein Penis wird steif.

Die ganzen Ferien war Ruhe (kein Wunder, wenn man bedenkt, was mein Vater immer wieder mit mir ange-stellt hat). Fängt das jetzt wieder an? Ich seufze schwer. Ich will nicht in ein leeres Verlies gehen und meinen Rücken wieder aufreißen. Die Narben von meiner letz-ten Nacht zu Hause sind noch immer nicht ganz ver-heilt. Nee, ich will ihn wirklich nicht schon wieder zerfetzen.

„Wenn es denn sein muss“, denke ich ergeben und greife kapitulierend nach meinem Ding.

Auf und ab gleitet meine Hand, spielt mit meinem Schwanz.

„Mach schon!“ denke ich. „Bring es zu Ende!“

Es ist irgendwie schön, aber ich will, dass es schnell vorbei ist, will nicht, dass es andauert. Ich liebe und verabscheue diese Gefühle gleichzeitig und das alles verwirrt mich – ich mag es nicht, wenn ich nicht weis, was wirklich los ist, wenn ich was nicht einordnen kann. Mein Unterleib zieht sich zusammen, aber es ist immer noch nicht so weit.

„Muss das denn sein, Severus, dass dich derartige Peinlichkeiten auch noch heiß machen?“ denke ich und vergesse dabei ganz, dass es eigentlich der Gedanke an die wundervolle Lily war, der mich so erregt hat. „Das nächste Mal nehme ich doch lieber wieder die Peitsche“, fährt es mir durch den Sinn. „Dem Kerl da zwischen meinen Beinen, bringe ich schon noch bei, mir zu gehorchen.“

Weiter auf und ab gleitet meine Hand. Meine Kehle ist ganz trocken und ich schlucke schwer. Ein leises Stöh-nen löst sich von meinen Lippen und endlich, endlich ist es vorbei. Jetzt muss ich doch aufstehen, denn ich mag nicht in meinem eigenen Glibber schlafen und ich könn-te ohnehin wieder mal duschen, geht ja nur, wenn die Baderäume leer sind, denn ich will ja nicht, dass jemand mich nackt sieht. Ich würde mich schämen und meine entsetzlichen Narben würden zu Fragen führen, die ich weder beantworten kann noch will.

Ich raffe mich träge auf und greife mir meinen Um-hang, schleiche lautlos aus dem Zimmer und in den Ba-deraum. Leise jetzt, ganz leise. Es ist mitten in der Nacht und wenn mich ein Lehrer erwischt, wie ich zu nachtschlafender Zeit zum Duschen gehe, hätte ich viel zu erklären … zu viel für meinen Seelenfrieden.

Das kalte Wasser pladdert auf mich hinunter, wäscht Schweiß und Sperma von meinem Körper. Meine Hände fahren durch meine Haare und rubbeln auch dort den Schmutz und das Fett hinaus. Meine Gedanken sind weit, weit weg. Mich friert, aber egal. Das warme Was-ser ist viel lauter, weil dann der Heizkessel anspringt und in der Stille des nächtlichen Schlosses röhrt und rumpelt, wie ein wütender Drache. Ich könnte genau so gut durch die Gänge brüllen: „Severus Snape ist weit nach Mitternacht beim Duschen“, muss ja nicht sein.

Ich nehme mir eins von den Handtüchern und reibe mich trocken. Mir ist es immer noch kalt und plötzlich fühle ich mich, als wäre ich der einsamste Mensch der Welt. Ich bin traurig.

Sonic fällt mir wieder ein. Erfolgreich habe ich den Ge-danken an die viel zu kurze Freundschaft mit der klei-nen, warmen Fledermaus verdrängt. Ein trockenes Schluchzen quält sich aus meiner Kehle, aber wieder kann ich nicht weinen, meine Augen brennen nur und mir ist schlecht. Ich spüre meine hervorstehenden Rip-pen unter meiner feuchten Haut.

„Dürr“, denke ich „Dürr und hässlich. Wie soll dich Lily je anschauen, unansehnlich und unattraktiv wie du bist?“

„Du darfst nicht lieben!“ flüstert wieder die kleine Stimme in mir. „Wer liebt, leidet!“

„Ach sei still, sei doch endlich still“, fauche ich leise vor mich hin und wieder bekomme ich nur zur Antwort: „Sei kalt wie Eis!“
 

Die Tage und Wochen vergehen und das gute Essen in Hogwarts hat wieder für etwas Fleisch auf meinen Rip-pen gesorgt. Es gibt auch dieses Jahr eine Menge zu ler-nen und ich verbringe viele Stunden in der Bücherei, lese alles was mir unter die Hände kommt. Auch Bücher, die ich eigentlich noch gar nicht kennen darf. Ich weis, wie ich den Bibliothekar, Mr Atoz, ablenken kann. Er hat eine Vorliebe für Süßigkeiten und die lasse ich mir von Hieratus geben, dem bringt jede Woche eine Eule seiner Eltern neue und er teilt gerne mit mir.

Ich lese alles, bis mir die Augen brennen und mein Kopf regelrecht summt. Dann bin ich manchmal so müde, dass ich länger als zwei Stunden am Stück schlafen kann und das ist ein echter Segen.

Lily Evans schwebt vorbei, gefolgt, wie üblich, von Pot-ter und Konsorten. Lupin fehlt schon wieder mal und ich kenne keinen Jungen, der so oft krank ist wie er. Meine Augen folgen wie von selbst dem Mädchen, als die Jungs an meinem Tisch vorbei sind. So hübsch, wirk-lich etwas Besonderes!

„Schlammblut, Schlammblut“, kichert ein gemeiner Teil von mir, aber ich bringe ihn mit einem unwilligen Kopf-schütteln zum Schweigen – Ich will das jetzt nicht hören – verdammt!

Es ist Wochenende - Quidditch Saison - Slytherin gegen Gryffindor. Ich weis nicht, ob ich hingehe. Es wird zwar von mir erwartet, aber eigentlich habe ich keine rechte Lust. Hieratus kommt träge herein geschlappt und will mich zum Match abholen. Was soll´s? Ich lasse mich von ihm breitschlagen, schließlich ist er so was wie ein Freund.
 

Wieder mal liege ich im Bett und finde keine Ruhe. Das Match: Gryffindor hat Slytherin platt gemacht und Pot-ter ist geflogen, wie ein junger Gott. Als er den Snatsch erwischt hat, hat er wieder in seinem Haar herum ge-wuschelt. Saublöde Angewohnheit – so verdammt arro-gant und selbstherrlich.

Aber gut ist er wirklich, das muss der Neid ihm lassen. Meine Gedanken spielen Haschmich, bleiben nirgends lange hängen. Sie verwirren sich, ich schlafe ein und träume.
 

Lily tanzt wie eine Elfe auf meiner Lichtung. Ihr schlanker Mädchenkör-per schimmert wie Silber im fahlen Mondlicht. Sie scheint nackt zu sein (Ich habe noch nie in Wirklichkeit ein nacktes Mädchen gesehen, nur auf Zeichnungen in Büchern in der Bibliothek). Lily tanzt und ihr langes, rotes Haar schwingt mit ihren schwebenden Bewegungen. Die Augen hat sie geschlossen, als würde sie träumen. Ich weis nicht, wo ich selbst bin, ich weis nur, dass ich noch nie etwas so Wundervolles gesehen habe. Eine leichte Brise streicht durch das Gras, spielt mit Lilys Haar. Mir wird heiß und kalt…

Plötzlich sitze ich kerzengerade und hellwach in meinem Bett und kalter, klebriger Schleim haftet zwischen mei-nen Beinen.

„Widerlich“, schießt es mir durch den Kopf. „Du befleckst dieses wundervolle Wesen. So darf das nicht weiterge-hen, das darf nicht noch mal passieren. Du machst sie dreckig mit deinem Dreck, schmutzig mit deinen schmutzigen Gedanken.“

Mir ist schon wieder mal schlecht und - in mein Schick-sal ergeben - schleiche ich erneut ins Bad.
 

Weihnachten kommt und ich muss wieder nach Hause. Viel zu schnell bringt mich der Hogwarts Express zurück nach London. Ein kurzes Winken auf Hieratus, der mir wieder die Zeit und einige von meinen trüben Gedanken vertrieben hat, denn mein Vater wartet schon. Mies geht es mir, elend.


 

Der Zauber ist dahin

D

as Selbe, immer das Selbe. Prügel, ein schmerzender Rücken, ein wunder Hintern, tagelang.

Der Winter ist dieses Jahr nicht so schneereich, wie der letzte, aber trotzdem verdammt kalt. Ich träume immer noch von Lily und saue mich ein. Ich muss etwas dage-gen unternehmen, unbedingt - und - ich muss hier wie-der mal raus, auch wenn ich weis genau, was mir eine Flucht einbringt. Aber egal - ich muss hier raus oder ich drehe durch!

Es ist noch ziemlich dunkel, als ich mich anziehe und mich in meinen abgetragenen, alten Umhang wickle. Handschuhe, meine Drachenlederhandschuhe, die brau-che ich jetzt und eine lange Hose wäre recht, aber so was besitze ich nicht, so was tragen nur Muggel – doch nicht in einem reinblütigen Haus wie dem unserem. Wobei ich mich frage, was die ganze Reinblütigkeit nut-zen soll – man wird davon nicht satt und neue Kleidung kann man sich davon auch nicht kaufen.

Blöder Gedanke! Was soll´s. Ich muss jetzt raus, einfach nur hier raus.

Ich schleiche mich geräuschlos die Treppe hinunter. Lei-se, leise. Die Haustür quietscht, aber ich bin vorsichtig und gleite wie eine Katze aus der Hütte.

Es ist wirklich kalt, viel kälter als letztes Jahr. Der Atem gefriert mir fast in den Lungen und jedes Luftholen tut weh, die eisige Luft schneidet regelrecht in meine Kehle. Ich ziehe mir die Kapuze über den Kopf, das hilft ein wenig. Meine Füße fühlen sich an, wie Eiszapfen, aber ich stapfe auf der Stelle und mir wird etwas wärmer.

Ich will zu meiner Lichtung und marschiere los. Ich ge-he und gehe, aber wo ist meine Lichtung? Alles sieht hier so anders aus, als letzten Winter. Endlich erreiche ich den Platz, bleibe wie erstarrt am Ausgang des Wal-des stehen. Jemand muss hier gewesen sein. Alle Bäume sind gefällt, liegen kreuz und quer über dem trockenen Gras. Der Frieden und die Harmonie des Ortes sind da-hin. Mein geheimer Platz ist zerstört.

Wer zur Hölle war das?

Ich vermute, es muss mein Vater gewesen sein. Zuzu-trauen wäre es ihm, denn er hasst alles, was mir etwas Frieden und Freiheit gewährt, mich aus seinen Fängen befreit – mir etwas von dem Gefühl gibt, nicht ihm zu gehörten, sondern mir selbst – und das konnte ich hier an diesem Ort empfinden – nur hier...

Vorbei! Damit ist es nun endgültig vorbei! Ich bin am Boden zerstört. Zerstört, wie meine Lichtung. Meine Beine geben nach und ich sinke auf die gefrorene Erde. Meine Knie prallen hart auf, doch ich registriere es kaum, denn sehe ich mich genauer um. Um die ganze Lichtung hat jemand rostigen, grausamen Stacheldraht gespannt. Das bringt mich auf eine finstere Idee. Ich brauche ein Stück davon, das wird meinem Schwanz Benehmen beibringen. Diese verdammten Träume von Lily, die mir nicht mehr aus dem Kopf gehen...

Ich stehe auf, gehe zum Zaun hinüber und greife nach dem Stacheldraht. Das Drachenleder schützt meine Hände und es gelingt mir, ein abstehendes Stück davon abzubrechen. Ich weis genau, was ich jetzt will und so lege ich meinen Umhang ab und ziehe mir die Robe über den Kopf. Dann lasse ich meine Unterhose runter und sie flattert in einer fast beleidigenden Art um meine dünnen Schenkel. Es ist so schrecklich kalt, trotzdem knie ich mich wieder auf den eisigen Boden und wickle mir den Stacheldraht um meinen Penis. Dann ziehe ich die Peitsche aus meinem Umhang - ich habe sie immer bei mir - wo sollte ich sie auch sonst lassen? - Jemand könnte sie finden und unangenehme Fragen stellen.

Ich atme tief durch. Soll ich es tun?

Der Gedanke an Lily lässt mich einfach nicht los. Die Elfe auf der Lichtung steht vor meinem geistigen Auge – im Wachen wie im Träumen - Ich werde es tun! Wieder hebt sich das rohe Leder wie von selbst und klatscht auf meinen Rücken. Der ist Dank meines Vaters ohnehin nur noch eine einzige blutige Fleischmasse. Aber egal, die Träume müssen einfach aufhören.

Die Riemen singen ihr grausames Lied und mein Unter-leib reagiert wie erwartet und doch so unerwünscht. Der Stacheldraht schneidet tief in das weiche, zarte Fleisch und es tut wahnsinnig weh. Die feine Haut reißt und beginnt zu bluten, aber meiner Erregung tut das keinen Abbruch.

Weiter und weiter schwinge ich meine Peitsche bis mein Arm zu brennen beginnt und lahm wird. Mein Rücken singt, mein Penis brennt und spritzt seine heiße Ladung auf den eisigen, gefrorenen Boden. Ich breche zusam-men, winde mich in meinem eigenen Blut und Sperma auf der harten, eiskalten Erde.

Erst jetzt bemerke ich wieder richtig die Kälte. Ich muss aufstehen, jetzt gleich, sonst werde ich wieder krank und wenn ich wieder in der Hütte bin, kann ich mir ei-nen Heiltrank brauen.

Ich mühe mich auf die Knie und mein heißes, klebriges Blut gefriert auf meinem geschundenen Rücken. Mit spitzen Fingern zupfe ich den scharfen Draht von mei-nem blutigen Schwanz. Er löst sich nur mühsam aus dem geschundenen Fleisch, zu tief ist er eingedrungen.

Meine Haut ist blass, beinahe grau und mir ist so kalt, dass sich noch nicht mal eine Gänsehaut darauf bildet. Meine Beine sind eingeschlafen und lassen sich fast nicht mehr gerade biegen. Unter großen Schmerzen zie-he ich mir meine schwarze Robe an und werfe mir wie-der den schäbigen Umhang über.

Eine seltsame Befriedigung zieht durch meinen müden Geist. Die Schmerzen werden mich eine Zeit lang daran hindern, schmutzige Träume von Lily zu haben. Gut so.

Ich stecke den rostigen Stacheldraht in meine Tasche und hinke langsam nach Hause. Es ist noch früh am Tag und mein Vater ist nicht daheim, meine Mutter ig-noriert mich wie immer.

Schwerfällig humple ich die Treppe hinauf und ver-schließe meine Tür. Ein kurzer Schutzspruch, der die Augen des Ministeriums ablenkt, dann ein magisches Feuer und mein Zinnkessel. Kräuter, Pilze und andere Dinge, Wasser aus meiner Kanne.

Schon bald kocht der Sud so, wie es im Rezept vorgese-hen ist. Der Trank soll verhindern, dass ich wieder eine Lungenentzündung oder Erkältung bekomme und dass sich meine offenen Wunden entzünden. Als er richtig aussieht, fülle ich ihn wieder in meinen alten Zinnbe-cher. Jede meiner Bewegungen ist langsam, schmerz-haft und mein Penis pocht grausam, Unterhose und Ro-be kleben an mir und meine Hoden fühlen sich an, als hätten sie die Größe von Äpfeln, zwei Äpfeln. Die Unter-hose hat sich mit Blut voll gesogen und es ist einge-trocknet, scheuert an den offenen Wunden.

Ich nehme mich zusammen und trinke meinen Becher aus. Dampf quillt aus meinen Ohren und die Schmerzen lassen etwas nach. Soweit ich weis, werde ich davon nicht müde werden und so räume ich einfach alles wie-der weg. Der Schutzzauber hebt sich. Gut, muss ja kei-ner merken, was ich hier gemacht habe.

Es geht mir wieder ein bisschen besser und ich ent-schließe mich, meine Schulbücher zu nehmen und ein bisschen zu lernen. Warum auch nicht? Ich bin wieder ruhig, aber auch eigenartig leer und traurig.
 

Auch die längsten Ferien gehen einmal zu Ende, so auch diese. Mein Trank hat gewirkt und ich bin nicht krank geworden und auch meine Striemen haben sich nicht entzündet, nur war mir Tage lang schlecht.

Ich habe überlegt, warum und dann ging mir ein Licht auf. Ich habe vergessen, den Becher zu reinigen und die verdorbenen Überreste des letzten Tranks vom Sommer haben sich mit dem neuen vermischt. Eigentlich habe ich sogar Glück gehabt, das Zeug hätte mich glatt ver-giften können. Ich habe ernsthaft beschlossen, in Zu-kunft noch vorsichtiger zu sein und alles sorgfältig zu reinigen, wenn ich fertig bin. Ich finde, ein bisschen Übelkeit ist kein zu hoher Preis, für eine so wichtige Lehre.


 


 

Das geheime Fenster

I

ch steige aus dem Zug. Hogwarts hat mich wieder oder ich Hogwarts, wie man´s nimmt. Jemand schubst mich grob und ich falle überrascht die Zugtreppe hinunter, schlage mir schmerzhaft die Knie auf. Ich schaue wütend hoch und sehe Pettigrews hämisches Grinsen. Der traut sich vielleicht was!

Aber schließlich stehen Potter und Black hinter ihm, da kann er das ja wagen und Lupin fehlt auch mal wieder, also keiner da, der vielleicht Einwände haben könnte.

„Och, Snivellus“, sagt Black und keucht atemlos vor La-chen, „du musst schon aufpassen, wo du hintrittst.“

„Zu dumm, Schleimbeutel“, setzt Potter beißend hinzu, „wenn man noch nicht mal richtig gehen kann.“

Pettigrew grinst blöde und sonnt sich in seinem Erfolg. Dämliche Ratte! Ich rapple mich mit vor Wut zusam-mengebissenen Zähnen hoch. Meine Robe ist an den Knien zerrissen - es war die letzte Gute, die ich noch habe. Vielleicht kann ich sie mit einem Reparo wieder flicken - Ich mache mir größere Sorgen um meine ka-putte Robe, als um meine blutenden Knie. Ich bin Schmerzen gewohnt und Wunden heilen schließlich auch wieder – Roben tun das nicht.

„Und wasch dir mal die Haare!“ quiekt Pettigrew, als wolle er seiner Tat noch die Krone auf setzen.

Die Drei lachen noch lauter und schlendern lässig zu den pferdelosen Kutschen hinüber. Ich will schon mei-nen Stab aus meiner Tasche ziehen und ihnen irgend-was Gemeines hinterher jagen, doch dann überlege ich es mir lieber aber anders - Hagrid steht zu nahe und könnte sich einmischen – was ich sicher nicht will.
 

Die Zeit vergeht, wie sie es immer tut und das Zwicken meiner Narben, erinnert mich immer noch mahnend an das, was ich mit mir angestellt habe. Die Schweinkram Träume von Lily sind bis jetzt ausgeblieben, dafür be-sucht mich jede Nacht mein Vater und tut mit mir, was er die ganzen Weihnachtsferien mit mir gemacht hat. Scheiße! Als ob das soviel besser wäre...

Ich streife jetzt wieder nachts durchs Schloss, wenn ich nicht schlafen kann (oder will, angesichts dieser grässli-chen Alpträume). Ich habe noch eine Rechung mit Pot-ter und seinen Freunden offen, besonders mit Pettigrew, aber ich sehe zurzeit einfach keinen von ihnen. Nun, vielleicht haben sie ja was Besseres vor.

Ich habe ein herrliches Fenster gefunden, von dem aus man zum Verbotenen Wald schauen kann. Nicht in ei-nem der Gänge, sondern in einem abgelegenen, unbe-nutzten Zimmer. Der Verbotene Wald zieht mich un-glaublich an, aber es ist uns Schülern strengstes verbo-ten, ihn zu betreten, denn es ist gefährlich dort drin-nen. Trotzdem, ich will unbedingt hinein.

Ich sitze mal wieder an diesem Fenster und starre den Vollmond an. Die Scheibe ist kalt an meiner Schulter und ich bin in den dunklen Schatten im Zimmer fast unsichtbar. Die Beine habe ich eng an meine Brust ge-zogen und meine Arme schützend darum geschlungen, mein Kopf ruht auf meinen Knien.

Was gäbe ich nicht für eine ganze Nacht Schlaf. Volle acht Stunden und möglichst noch ohne üble Träume! Aber diese Zeiten sind schon lange vorbei - zwei Stun-den Schlaf sind schon viel - sonst döse ich besten Falls nur vor mich hin und das kleinste Geräusch macht mich hell wach.

Dafür schlafe ich manchmal am Tag ein, wenn ich nichts Besonderes vorhabe oder sogar untätig in der Sonne sitze. Zum Glück ist mir das noch nie im Unter-richt passiert – nun, vielleicht hin und wieder in Ge-schichte der Zauberei, bei Professor Binns. Der ist ein Geist und langweiliger als ein paar Schnecken beim Dauerlauf zuzusehen. Kein Problem, seinen Stoff nach-zulesen - die Bücher haben wenigstens was und sind nicht halb so trocken wie er.

Meine Backe klebt nun fast an der kalten Scheibe und irgendwie ist die Kälte in meinem Gesicht beruhigend, hält meine rasenden, wirren, gequälten Gedanken im Zaum.

Plötzlich höre ich flüsternde Stimmen und verberge mich rasch hinter dem staubigen, nachtblauen Samt-vorhang. Die Tür geht auf und wie aus dem Nichts er-scheinen Potter und Black. Potter hält etwas eigenarti-ges, fließendes Silbriges in der Hand und da geht mir plötzlich ein Licht auf. Das ist ein Unsichtbarkeits Um-hang. Sehr selten und äußerst wertvoll. Daher habe ich sie manchmal gehört, aber nicht gesehen. Diese Füchse!

Sie tuscheln miteinander. Sie sind sehr leise und ich kann nicht verstehen, was sie sagen. Neugierig lehne ich mich etwas nach vorne. Zu gerne möchte ich wissen, was die Beiden jetzt schon wieder aushecken.

Potter greift in seine Robe und zieht eine Pastete her-aus. Mit einem zufriedenen Grinsen machen sie sich darüber her. Das Ding haben sie wohl in der Küche mit-gehen lassen. Wo ist Pettigrew? Vielleicht wollen sie ihn nicht dabei haben. Und Lupin? Der ist wohl schon wie-der mal krank.

Da beide den Mund voll haben, sprechen sie jetzt etwas lauter. Gut so, dann kann ich sie verstehen und es über-tönt auch das hungrige Knurren meines Magens. Die Pastete sieht wirklich zu lecker aus.

„Weist du“, sagt Potter nachdenklich. „der Zauber ist echt schwierig. Peter schafft das nie alleine, er ist ein zu schlechter Zauberer, wir müssen ihm schon dabei schon helfen.“

„Gar nicht einfach“, erwidert Black, „Er ist immer so un-geschickt und laut, wenn wir nachts durch das Schloss schleichen. Wie soll er dann einen derartig komplizier-ten Zauber bewältigen, wenn er noch nicht mal leise sein kann?“

„Hast Recht. Und Remus wäre auch nicht geholfen, wenn wir damit auffliegen.“

„Andererseits weis Peter aber, was wir vorhaben und so werden wir ihn schon mitmachen lassen müssen. Wer weis, was ihm sonst für ein Blödsinn einfällt.“

„Hast wieder Recht, Sirius.“

„Nun, wir finden schon eine Lösung, James, muss ja nicht gleich heute sein.“

Potter gähnt weit und murmelt:

„Lass uns schlafen gehen. Ich bin müde.“

Black nickt und beide verschwinden wieder unter dem Umhang. Die Tür geht ohne erkennbaren Grund auf und zu und sie sind weg.

Das belauschte Gespräch hat mir einiges zu Denken ge-geben. Was haben die nur vor? Etwas mit Lupin, das ist klar, er ist so oft krank. Vielleicht suchen sie ein Heil-mittel. Sowas fällt zwar eher in mein Fachgebiet, ob-wohl die Beiden auch nicht gerade schlecht darin sind, Zaubertränke zu brauen, auch wenn sie kein wirkliches Talent dafür haben. Na ja, ich weis ja noch nicht mal, was Lupin überhaupt fehlt und meine Hilfe würden sie ohnehin nie annehmen.

Vergiss es einfach, Severus! Hat keinen Sinn, sich darüber weitere Gedanken zu machen.

Ich starre weiter in die Nacht hinaus und vermisse ir-gendwie richtige Freunde. Hieratus ist keiner, nur ein Notbehelf. Zwischen uns ist nichts, das so wäre, wie das, was zwischen Potter und seinen Kumpels, beson-ders Black, besteht. Armer Hieratus, gewogen und für zu leicht befunden. Aber vielleicht liegt es auch an mir. Ich bin nun mal kein besonders netter Kerl – ich wüsste nicht wie.
 

Es wird wieder Frühling und der Verbotene Wald ruft mich immer lauter. Die Verliese im Schloss engen mich immer stärker ein, aber was soll ich tun? Ich bin eben in Slytherin und unsere Räume liegen nun mal unter der Erde. Ich streife nachts immer noch durch das Schloss. Jetzt, da ich weis, worauf ich achten muss, laufen mir auch wieder Potter und Konsorten über den Weg, aber ich bin sehr vorsichtig, damit sie mich nicht sehen, ob-wohl es eigentlich sie sind, die unsichtbar sind – keine Lust auch noch mitten in der Nacht mit ihnen Stress anzufangen – könnte zu laut werden und nach hinten losgehen – und - ich habe echt keine Lust auf Nachsit-zen oder Strafarbeiten.

Des Öfteren brauche ich sie gar nicht zu suchen. Ich muss mich nur in meinem geheimen Zimmer hinter den Vorhängen verstecken und kann sie ungehindert belau-schen, denn sie scheinen die Vorzüge dieses Raums auch erkannt zu haben. Trotzdem weis ich immer noch nicht, was sie eigentlich genau vorhaben. Sie reden immer nur in Andeutungen und wenn Lupin dabei ist, ist auch das Thema ein ganz anderes. Er scheint nichts von den Plä-nen seiner Freunde zu wissen. Eigenartig, äußerst ei-genartig, aber ich bin schrecklich neugierig und bleibe dran.
 

Wir sollen uns die Fächer aussuchen, die wir in den spä-teren Jahren belegen wollen und irgendwie möchte ich recht gern als Spezialist für Heiltränke im St Mungos Krankenhaus für magische Krankheiten und Leiden ar-beiten. Ich weis nicht so Recht, wer mir dafür einen Rat geben kann und so gehe ich zu Professor Leech und fra-ge den.

Er schaut mich mit seinen unheimlichen, roten Augen an und überlegt. Der Mann ist ein großartiger Lehrer, aber ein echt gruseliger Mensch. Vielleicht kommt es auch daher, dass er ein Albino ist, dann noch seine

übergroße, dürre, fast gespenstische Gestalt und die krächzende Krähenstimme. Wenn man sich jedoch dazu durchringt, länger mit ihm zu reden, erkennt man, wie freundlich und liebenswürdig er in Wahrheit ist.

Jetzt räuspert er sich und schlägt mir die Fächer vor, die ich wählen sollte: Pflanzenkunde (logisch), Zauber-tränke (natürlich!) Pflege magischer Geschöpfe (erklär-lich) und Alte Runen (das war mir neu!) Verteidigung gegen die Dunklen Künste (auch irgendwie logisch), Verwandlung (au weia, lässt sich aber vielleicht umge-hen, wenn ich mich wirklich auf Tränke spezialisiere und in der Theorie bin ich ja gar nicht so schlecht), Zau-berkunst.

Außerdem rät er mir, alleine Griechisch, Latein und alt-englische Dialekte zu lernen, da viele alte Rezepte in diesen antiken Sprachen geschrieben sind.

Ich danke ihm für seine Hilfe, da sagt er zu mir:

„Mr Snape, noch ein Rat. Sie sind ein recht eigenartiger Bursche. Wenn man anders ist als der Rest, muss man sich damit abfinden und einfach das Beste daraus ma-chen. Man ist dann häufig sehr einsam. Ich weis das aus eigener, bitterer Erfahrung. Snape, lassen sie sich nie die Freude am Leben nehmen. Von keinem! Suchen sie sich Freunde und sehen sie zu, dass sie sie auch be-halten können.“

Er blickt mich durchdringend an, als wisse er mehr über mich, als mit lieb sein kann.

„Verlieren sie nie die Freude am Leben!“ sagt er noch-mal eindringlich.

„Der hat leicht reden!“ denke ich und die Stimme in mir flüstert „Kalt wie Eis!“

„Ich werde daran denken, Sir“, murmle ich als Erwide-rung, aber ich kann ihm nicht in die Augen sehen.

Ich weis, dass meine Antwort irgendwie eine Lüge ist, denn ich wüsste nicht, wie ich das machen sollte, weder mir Freunde zu suchen, noch Freude am Leben zu ha-ben. Mit einem fahrigen Winken entlässt er mich.

Gedankenverloren gehe ich in den Gemeinschaftsraum zurück und fülle dort mein Anmeldeformular fürs nächste Jahr aus.

Schon bald gehe ich zu Dumbledore und bitte ihn, mir Bücher für die alten Sprachen zu geben.

„Du willst sie wirklich alleine lernen, Severus?“ fragt er mich neugierig.

„Ja, Sir!“ antworte ich bestimmt. „Sie werden ja im re-gulären Lehrplan nicht angeboten und Professor Leech meinte, ich könnte sie später mal gut gebrauchen.“

Der alte Mann nickt und auch sein Blick ist äußerst durchdringend.

„Nun, wenn du es dir zutraust, mein Junge, dann leihe ich sie dir natürlich gerne.“

„Danke, Sir“, stammle ich.

Ich vertraue dem Alten, wie sonst keinem, aber sein Blick ist mir häufig sehr unangenehm. Er scheint bis in mein Innerstes zu dringen und mich vollkommen zu durchschauen – und ich halte es für keine gute Idee, wenn mich wer auch immer durchschauen kann – wer weis schon, was er da finden könnte?

Dumbledore gibt mir die Bücher für Latein und Grie-chisch und meint noch:

„Sag Bescheid, wenn du damit durch bist, dann gebe ich dir Lektüre für Fortgeschrittene.“

Er lächelt weise und winkt mich freundlich aus seinem Büro. Wenigstens weis ich jetzt, was ich tun kann, wenn ich nicht schlafen kann.

Ich sitze alleine im Gemeinschaftsraum und arbeite mit Dumbledores Büchern und mein Gehirn bleibt mit harmlosen Dingen beschäftigt. Keine Zeit für trübe Ge-danken, keine Zeit auch für nächtliche Streifzüge - ist auch besser so. Vor ein paar Tagen sind Black und Pot-ter von Filch in der Küche erwischt worden und haben bei McGonagall nachsitzen müssen. Geschieht ihnen Recht.

Es macht nur wenig Spaß, alleine durch das Schloss zu streifen, wenn ich ihnen nicht nachspionieren kann und an meinem Fenster sitzen mag ich zurzeit nicht. Es kommen mir nur jämmerliche Ideen. Also sitze ich über meinen Büchern, aber ich bin nicht ganz bei der Sache. Ich starre in die verlöschende Glut des Kaminfeuers und meine Gedanken treiben. Es ist schon wieder April und bald mein dreizehnter Geburtstag. Ostern ist auch bald, viel zu bald, dann muss ich wieder mal nach Hause. Scheiße! Ich mag nicht. Gerade jetzt, wo ich etwas gefun-den habe, was mir wirklich Spaß macht...

Dumbledore ruft mich am Morgen, bevor mich der Zug wieder nach Hause bringen soll, in sein Büro und teilt mir mit, dass ich in den Osterferien in Hogwarts bleiben soll. Meine Mutter sei krank und mein Vater müsse sich um sie kümmern. Da sei keine Zeit, auch noch auf den Sohn zu aufzupassen. Er schaut mich fragend an. Ich nicke und versuche mein Gesicht unbewegt zu halten, doch innerlich juble ich. Gerade heute ist mein drei-zehnter Geburtstag und ein schöneres Geschenk, habe ich noch nie erhalten. Nicht, dass ich jemals was zum Geburtstag bekommen hätte.

„Ja, Sir!“ sage ich und „Danke, Sir!“

Dann bin ich auch schon weg und springe geradezu die Treppe hinunter. Vierzehn Tage! Vierzehn Tage frei! Zeit zu lernen. Zeit zu üben. Zeit, zu tun, wonach mir der Sinn steht! Kein drohender Schatten, der über mir hängt. Ein gewaltiges, riesiges Geschenk, umso mehr, als dass keiner weis, was für ein wunderbares Geschenk das ist. Doch gleich darauf ist meine gute Laune schon fast wieder verdorben, denn Pettigrew hat mir ein Bein gestellt und ich war von meinen glücklichen Gedanken so abgelenkt, dass ich diese kleine Ratte gar nicht be-merkt habe. Ich liege bäuchlings am Boden und er hüpft mir mit den Knien zwischen die Schulterblätter, quiekt aufgeregt:

„Jetzt mach schon, Sirius! Stopf ihm den Froschlaich in die Hose!“

Ich bocke wie ein wildes Einhorn, kann die kleine Ratte aber nicht abwerfen, denn er klammert sich an mir fest wie ein Jockey. Ich spüre lange, schlanke Finger am Saum meiner Robe, spüre wie sie über meine Beine glei-ten, als Black mir die Robe hochzieht, wie er den ausge-leierten Gummi meiner Unterhose von meiner Taille wegzieht, dann etwas Eiskaltes, Glibberiges, Ekelhaftes auf meiner Haut. Eine schmale Hand klatscht auf mei-nen Hintern. Ich höre ein fröhliches Lachen und ein quietschiges Kichern. Dann lässt der Druck auf meinen Schulterblättern nach und ich bekomme mit, wie die zwei Jungs schnell wegrennen.

Ich rolle mich auf den Rücken - der Gang ist leer - kei-ner mehr da. Es sind wohl nur Black und Pettigrew al-leine gewesen. Potter ist wohl schon zu Hause und Lu-pin schon wieder mal unsichtbar – oder was auch im-mer – eigentlich ist es auch egal – sie haben mich kalt erwischt und ich bin mal wieder der Dumme.

Meine Unterhose ist glitschig und das schleimige Zeug durchweicht meine Robe - wie peinlich - es sieht aus, als hätte ich mir in die Hose gemacht. Der Froschlaich ist eklig und rinnt mir an der Rückseite meiner Oberschen-kel hinunter und in meine Socken hinein, als ich aufste-he. Als ich durch die Eingangshalle eile, um so schnell wie nur möglich in meinen Schlafsaal zu kommen, schwebt Lily Evans vorüber. Sie wirft mir einen ab-schätzenden Blick zu, sagt aber kein Wort. Ich könnte vor Scham in den Boden versinken und drücke mich mit dem Rücken an die Wand. Sie darf den nassen Fleck auf keinen Fall sehen.

Lily wendet ihren Blick zur Marmortreppe und steigt in den Gryffindor Turm hinauf. Meine Augen folgen ihr. Ich kann nicht anders – Lilyelfe - so wunderschön, so einzigartig.

Als ich in die Verliese hinuntersteige, kommen Hauska-meraden an mir vorbei. Sie ziehen ihre Koffer und Kis-ten, plaudern und lachen. Sie beachten mich gar nicht und sind wohl auf dem Weg zum Hogwarts Express, der sie nach Hause bringen wird.

Doch mich nicht! Nicht dieses Mal!

Und meine Laune hebt sich wieder, auch wenn mein Hintern kalt und nass ist und die Unterhose an meiner Haut klebt.
 

So gut wie keiner mehr da und gar keiner in meinem Schlafsaal. Ich hole mir meine zweite Unterhose und meine Ersatzrobe (der Reparo hat funktioniert, trotz-dem ist der Stoff schon sehr fadenscheinig und die Robe recht kurz und eng) und gehe in den Baderaum. Es ist helllichter Tag und ich kann endlich mal warm du-schen. Das heiße Wasser rinnt an meinem dürren Kör-per hinunter und fühlt sich einfach wunderbar an. Ich habe das Gesicht nach oben gerichtet und stehe reglos unter dem prasselnden Strahl. Das Wasser trifft meine Haut und spült meine Haare nach hinten über meinen Rücken.

Meine Gedanken wandern. Pettigrew auf meinem Rü-cken, seine Berührung hat mich angeekelt. „Spinnenfin-ger“, denke ich und trotz des warmen Wassers läuft es mir eiskalt den Rücken hinunter.

Blacks lange, schlanke Finger an meinen Oberschenkeln, an meiner Hose, an meinem Hintern. Es kribbelt ver-dächtig zwischen meinen Beinen und mein Penis wird steif. Du lieber Himmel, was soll das sein? Der Gedanke an Blacks Finger erregt mich. Bin ich jetzt völlig abartig oder was soll das?

Das Wasser plätschert weiter an mir herunter, weiter schaue ich mit geschlossenen Augen in den Strahl. Mein Körper soll mich in Ruhe lassen! Unwillkürlich lausche ich. Ist jemand in der Nähe? Nein, keiner da.

Wie von selbst findet meine Hand meinen Penis und be-schäftigt sich mit ihm. Blacks Hände auf meinem Körper – mein Unterleib zuckt, heißes, klebriges Sperma ergießt sich über meine Hand, aber das Wasser spült die Schweinerei sofort in den Gully. Ich drehe das Wasser ab und trockne mich ab.

Mein Kopf schwirrt. Ich hasse Black! Aber warum erregt mich dann der Gedanke an seine Berührung so sehr? Er wollte mir nur einen niederträchtigen Streich spielen - das weis ich genau - aber noch nie hat mich jemand so berührt, so – zärtlich? - Ist das das richtige Wort? Ich weis es nicht, aber lassen wir es dabei, ein Besseres fällt mir ohnehin nicht ein und ich weis nicht wirklich, wie sich Zärtlichkeiten anfühlen – vielleicht genauso wie dies?

Meine Hände fahren mit dem Handtuch über meinen dürren Körper und immer noch glüht die eigenartige Berührung auf meiner Haut. Ich bin völlig verwirrt. Geistesabwesend reibe ich mir die Haare trocken.

Die Beiden werden wohl auch nach Hause fahren. Kaum einer bleibt da. Dann kann ich alleine nachdenken … denken…


 

Träumereien

D

as Schloss ist fast völlig verlassen. Ich habe Recht gehabt, kaum einer ist da geblieben.

Es ist Nacht und ich sitze in meinem geheimen Raum am Fenster und starre sinnend auf das verlassene, dunkle Gelände. Es ist Neumond und nur die funkelnden Sterne spenden etwas Licht. Schwarze Schatten huschen über den dunklen Rasen, der Wind streift durch die al-ten Bäume des Verbotenen Waldes. Noch nicht einmal in Hagrids Hütte brennt noch Licht, aber das alles nehme ich nur nebenbei wahr.

Meine Gedanken sind auf Wanderschaft, bewegen sich auf unbekannten Pfaden. Es sind schon seit einer Woche Ferien und es ist also auch schon eine Woche seit dem Vorfall mit dem Froschlaich her. Trotzdem. Blacks Hän-de gehen mir einfach nicht aus dem Kopf.

Jede Nacht, wenn ich etwas schlafen konnte, habe ich davon geträumt.

Auch jetzt spüre ich wieder diese langen, schlanken Fin-ger auf meinem Körper. Ich träume vor mich ihn, ohne es eigentlich zu wollen. Bin mir meiner Gedanken gar nicht recht bewusst. Ich spüre diese eleganten Finger auf mir. An meinen Schenkeln, an meinem Oberkörper, zwischen meinen Beinen.

Ohne es richtig zu bemerken, fange ich wieder an, an mir herum zu spielen. Meine Phantasie macht mich glauben, dass es Blacks Finger sind, die ich dort spüre und ein wohliger Schauder läuft mir über den ganzen Körper. Die feinen Härchen auf meinen Armen stellen sich auf, kitzeln in den Ärmeln meiner Robe.

Meine Gedanken treiben, sind weit, weit weg.

Die Schatten am Rasen huschen hin und her. Der Wald ruft mich immer lauter. Frühling. Alles wird grün. Warme Sonne auf meinem Gesicht, Wind in meinen Haaren, Wind, der durch das hohe Gras steift. Weit, weit weg.

Langsam spielt meine Hand weiter mit meinem Ding. Etwas in mir möchte dieses Mal, dass es dauert, dass nicht gleich wieder vorbei ist. Black beflecke ich nicht mit meinen schmutzigen Gedanken. Den doch nicht.

Unverschämt gutaussehend, spöttisch blitzende Augen, wildes, tollkühnes Lachen - Ein verrückter Hund, dieser Black. Aber er ist mein Widersacher und ich hasse ihn. Hasse ich ihn wirklich? Ich weis es nicht. Ist auch egal.

Weiter und weiter spielt meine Hand. Meine Kehle wird eng und ich kann kaum mehr schlucken. Mein Unterleib zuckt, ich ergieße mich in meine Unterhose und meine Hand klebt mal wieder. Erst jetzt wird mir wirklich be-wusst, was ich da gemacht habe und ich bin total ver-wirrt - nicht angeekelt, nur völlig verwirrt.


 

Entdeckt! Aber Rache ist süß…

D

ie Ferien sind vorbei und das Quidditch Finale rückt näher. Gryffindor gegen Ravenclaw. Wenn Gryffindor gewinnt, haben sie den Pokal. Gewinnt Ravenclaw, hat ihn Slytherin. Berührt mich das? Ich glaube kaum. Hieratus jedoch ist ganz aufgeregt und spricht von nichts anderem. Er drängt mich, mit ihm zum Spiel zu gehen und ich lasse mich überreden. Schließlich ist er sowas wie mein Freund.

Das Spiel ist aufregend und spannend und Hieratus schreit und jubelt und ich schreie und juble mit ihm. Aber es ist, als würde ich mich nur schreien und jubeln hören. Als wäre es nicht wirklich ich, der schreit und jubelt. Fern, fremd, unberührt.

Potter fängt schließlich den Snatsch und gewinnt den Pokal für Gryffindor. Ich tue so, als wäre ich genau so enttäuscht wie Hieratus, aber in Wahrheit ist es mir völlig gleichgültig. Mein Kumpel läuft zu unserem Team und versucht sie zu trösten. Alleine mache ich mich auf den Weg zum Schloss und sehe grade noch, wie die Gryffindors Potter zelebrieren. Er ruffelt seine Haare, dass sie noch wilder abstehen als gewöhnlich.

Blöder Angeber! So unerträglich arrogant.
 

Sie haben gefeiert - in ihrem Turm - jetzt ist es weit nach Mitternacht und ich sitze wieder an meinem Fens-ter und denke … Denke…!

Plötzlich höre ich leise Schritte, ein Straucheln, ein Stolpern und die Tür kracht auf. Das alles geschieht zu schnell, als dass ich mich hinter dem Vorhang verste-cken könnte. Drei Gestalten in schwarzen Roben ent-wirren ihre Gliedmaßen: Potter, Black und Lupin. Pot-ters Blick fällt auf das Fenster und mein Umriss unter-bricht den Lichteinfall des Halbmonds.

„Snivellus!“ keucht er überrascht auf. „Ist man denn vor dir nirgends sicher?“

„Was ist, Schleimbeutel?“ meint Black, steht in einer ele-ganten Bewegung auf und klopft sich imaginäre Stäub-chen von der Robe. „Willst du wieder Froschlaich in die Hose. Sieht so aus, als würdest du regelrecht darum bet-teln.“

Potter und Lupin sehen ihn fragend an und Black be-ginnt zu erzählen. Sie scheinen die Geschichte noch nicht zu kennen und Potter kichert und feixt, aber Lu-pin sieht nicht sehr glücklich aus und schüttelt zwei-felnd den Kopf. Ich sitze nur auf der Fensterbank und sage gar nichts. Ich wüsste auch nicht was.

„Na so was, Snivellus“, meint Potter, als er wieder Luft bekommt. „Scheint dir ja echt gefallen zu haben, was?“

Ich gebe immer noch keine Antwort.

„Hat dir die Katze die Zunge gestohlen?“ fragt Black und schaut mich lauernd an.

Seine Finger fummeln an seiner Robe herum. Er sucht wohl seinen Zauberstab. Sinnlos, nach dem meinen zu suchen, er liegt vergessen unten in den Verliesen auf meinem Nachttisch.

„Sag schon, was machst du hier?“ drängt Black interes-siert weiter.

„Das Selbe könnte ich euch fragen“, knurre ich nur zur Antwort, ich will mir nicht mangelnde Schlagfertigkeit nachsagen lassen und so gebe ich doch Laut.

„Das geht dich gar nichts an!“ faucht Potter.

„Und euch geht es nichts an, was ich hier mache!“ fau-che ich zurück.

Pettigrew ist nicht dabei, also fürchte ich keinen kör-perlichen Angriff, Potter ist sich zu fein dazu und mit Blacks Beleidigungen werde ich fertig. Die Drei tauschen etwas schuldige Blicke aus, also fahre ich fort, jetzt ha-be ich endlich mal Oberwasser.

„Hältst dich für den Größten, Potter, oder? Gibst an, wie ein ganzer Schwarm Harpyien, nur weil du den Snatsch gefangen hast. Lässt dich feiern, als wärst du Merlins einziger Erbe, nur weil du den Pokal gewonnen hast…“

„Saure Trauben“, sagt Potter gefährlich leise. „Wenn du hättest den Snatsch fangen sollen, wären wir jetzt noch draußen, wenn du überhaupt vom Boden hoch gekom-men wärst.“

„Vom Boden hoch schon“, wirft Black spitz ein, „aber genau so schnell auch wieder runter.“

Er schnaubt verächtlich und seine Augen funkeln amü-siert. Lupin steht nur daneben und schüttelt immer noch den Kopf. Er sieht so aus, als hätte er später mit den Beiden ein Wörtchen zu reden, dann, wenn ich es nicht mehr hören kann.

„Ich bin kein guter Flieger“, gebe ich zähneknirschend zu. „Aber ein so gewaltiger Angeber wie du, bin ich be-stimmt auch nicht.“

„Angeber, pah!“ faucht Black beleidigt. „Das ist Können, echtes Können!“ seine Stimme wird langsam lauter und Lupin legt seine Hand auf Blacks Arm.

„Sei leise, Sirius“, raunt er ihm zu. „Du hetzt uns noch Filch auf den Hals und das ist die Sache nicht wert.“

„Da hat er Recht“, sagt Potter, „Lasst uns gehen. Lassen wir den alten Snivellus hier alleine vor sich hin schlei-men.“

Black bebt vor Wut, lässt sich aber überreden und die Drei verschwinden durch die Tür, ohne sich den Un-sichtbarkeits Umhang überzuwerfen. Sie wissen ja schließlich nicht, dass ich weis, dass sie ihn haben. Ich höre ein Rascheln vor der Tür und mir wird sofort klar, dass sie das draußen nachholen – wegen Filch.
 

Sie haben dieses Zimmer nie wieder betreten.
 

Es wird langsam wirklich Zeit, dass ich mich für die Freundlichkeiten von Potters Klüngel revangiere. Ich weis nur noch nicht wie. Vielleicht ein kleines Tränklein, in den Kürbissaft, das Durchfall oder Erbrechen verur-sacht - Keine schlechte Idee – und so schön heimtü-ckisch...

Professor Leech hat mir ein leeres Verlies zur Verfügung gestellt, als ich ihn darum gebeten habe. Ich habe ein-fach gesagt, ich wolle für die Zaubertrankprüfung üben. Seit er von meinem Berufswunsch weis, hilft er mir, wo er nur kann. Vielleicht hat es ihm auch ein bisschen ge-schmeichelt, dass ich ihn um Rat gefragt habe - er ist nicht sonderlich beliebt - Vorurteile – aber ich mag ihn trotzdem irgendwie.

Pflanzensäfte und Kräuterteile brodeln in meinem Kes-sel vor sich hin, denn ich habe ein recht nettes Rezept gefunden. Es verursacht Durchfall und Erbrechen und es gibt kein richtiges Gegenmittel, nur die Zeit. Etwas stärker gebraut, wirkt der Trank ungefähr drei Tage und ich werde ihn ihnen nach den Prüfungen in ihren Kürbissaft mischen. Die Prüfungen will ich ihnen dann doch nicht versauen, so gemein bin ich dann doch nicht. (Oder bin ich so gemein, dass ich will, dass sie sich erst noch durch die Examen schwitzen müssen?)

Es dampft und brodelt und die Zusammensetzung sieht gut aus, genau wie in meinem Buch beschrieben. Eigent-lich ist der Trank ja gegen harmlosere Vergiftungen ge-dacht, aber für meinen Plan ist er auch bestens geeignet – so wie ich ihn hergestellt habe, also nicht genau so, wie es im Rezept steht.

Die Prüfungen sind geschrieben und nachdem ich meine Antworten überprüft habe, bin ich sicher, dass ich sie alle bestanden habe (mit den üblichen Problemen in Verwandlung).

Es ist so weit, mein Plan kann starten. Es gibt einen ein-fachen, kleinen Zauber meinen Trank unbemerkt in ihre Kelche zu schmuggeln und der Flakon mit dem Trank steckt griffbereit in einer Tasche meiner Robe. Meine Widersacher sitzen am Rand ihres Haustisches, etwas entfernt von den anderen Schülern ihres Hauses und unterhalten sich äußerst angeregt. Sie sind völlig in ihr Gespräch vertieft.

Schön, erspart mir einige logistische Probleme. Unauf-fällig nehme ich den Flakon unterm Tisch in die eine Hand, meinen Stab in die andere. Tonlos flüstere ich den Zauber. Es ist laut und unruhig in der Großen Halle und so bemerkt keiner, wie die klare Flüssigkeit pfeil-schnell durch die Luft zischt und mit einem leisen Plät-schern in den vier Kelchen landet.

Potter und seine Freunde schwatzen so lebhaft, dass sie gar nicht mitbekommen, dass ihr Kürbissaft kurz von einer Seite zur anderen schwappt. Meine Augen kleben regelrecht am Gryffindor Tisch und meinen Erzfeinden. Endlich heben sie die Getränke, prosten sich zu und trinken. Ich bin so aufgeregt, dass ich mir fast in die Hose mache. Mein Penis baut ein Zelt unter meiner Ro-be, aber ich bemerke es kaum.

Die Vier werden plötzlich zappelig und rutschen unru-hig auf ihren Stühlen hin und her. Vier Gesichter laufen kränklich grün an, sie springen wie ein Mann auf und rennen blitzartig aus der Halle in Richtung der Klos. Ich kann nicht anders, ich stehe auch auf und folge ihnen heimlich.

Sie haben die Klos im Erdgeschoß aufgesucht und sich in den Kabinen eingeschlossen. Ich höre das Geräusch von gewaltigen Darmentleerungen, ein Würgen und Husten, Erbrochenes, das auf den Boden klatscht. Der Gestank ist einfach unbeschreiblich.

„Mir ist so schlecht!“ höre ich Pettigrew wimmern.

Jemand fummelt am Sperrriegel einer Kabine herum, also husche ich mit schnellen, leisen Schritten in ein freies Abteil, schließe mich ein und ziehe meine Füße auf die Kloschüssel hoch. Sie müssen nicht sehen, dass je-mand hier drinnen ist und ich will nicht, dass sie mich erwischen. Etwas jubelt in mir. Es ist gelungen! Meine Ra-che war erfolgreich!

Weiteres Würgen und Klatschen, noch üblerer Gestank. Ich höre Pettigrew wimmern, Lupin husten, Potter äch-zen und Black stöhnen. Ich kann nicht anders, meine Hand fährt zu meinem Penis und ich spiele daran her-um. Es dauert nur Sekunden, bis er sich entlädt – ich muss mir noch nicht mal Mühe geben, leise zu sein, die vier anderen sind viel zu laut, als dass man mich über deren Leute hinweg hören könnte. Eine enorme Befrie-digung rauscht mir durch Körper und Geist.

Ich höre die anderen weiterhin herumrumoren. Husten, würgen, stöhnen, scheißen. Wundervolle Rache.

Es dauert fast eine Stunde, bis sie in der Lage sind, sich in den Krankenflügel zu schleppen. Vergebliche Liebes-müh, Jungs! Die gute Madame Pomfrey wird euch auch nicht helfen können. Als ihre Schritte verklungen sind, gleite ich aus meiner Kabine und kehre zum Slytherin Gemeinschaftsraum zurück.
 

Schon bald sind wieder Ferien und ich fahre nach Hau-se. Leider. Hieratus gibt sich alle Mühe, mir die Zeit zu vertreiben und es gelingt ihm auch ein wenig.

Wiesen, Felder, Städte, Bäume und Berge treiben am Zug vorbei. Mein Auge kann sie nicht festhalten, die Fahrt ist einfach zu schnell.

Nur zu bald sind wir in London angekommen. Mein Va-ter wartet, wie immer. Düster, riesig, bedrohlich.


 

Allein mit Ravenous

Z

u Hause. Mein Blick sucht nach meiner Mutter, aber sie ist nicht da. Wo kann sie nur sein?

„Sie ist tot“, beantwortet mein Vater unwillig meine un-ausgesprochene Frage. „Geh nach oben und lass mich in Ruhe. Stell keine Fragen.“

Ich bin wie vom Donner gerührt. Ich weis ja, dass sie krank war - deswegen bin ich ja über Ostern auch in Hogwarts geblieben - aber, dass es mein Vater nicht für nötig gehalten hat, mir bei ihrem Tod eine Eule zu schi-cken oder wenigstens an Dumbledore?

Empfinde ich Trauer? Empfinde ich Kummer? Nein. Ich habe nie viel für meine Mutter übrig gehabt und sie hat sich schon seit Jahren kaum mehr um mich gekümmert. Zuneigung? Liebe? Fehlanzeige! Aber, dass sie so einfach tot ist, ohne Vorwarnung, ohne Nachricht, ohne Ab-schied, das wirft mich dann doch gewaltig aus der Bahn.

Trotzdem ist alles wie immer, nur dass es jetzt über-haupt nichts mehr Richtiges zum Essen gibt. Nur altes Brot, Dauerwurst und Käse. Mein Magen plagt mich, denn ich bin das gute, reichhaltige Essen aus Hogwarts gewohnt, wenigstes einmal am Tag eine warme Mahl-zeit und das fehlt mir jetzt.

Bei den nächtlichen Besuchen meines Vaters empfinde ich nichts mehr. Keinen Ekel, keinen Schmerz, einfach gar nichts mehr, noch nicht mal diese unerwünschte Erregung meinerseits stellt sich ein. Alles ist so kalt, be-deutungslos und leer. Ich nehme seine Gegenwart hin, wie eine Naturgewalt. Das ist viel einfacher.
 

Wieder wurde mein Inneres etwas kälter und leerer, Bitterkeit stieg in mir auf, ohne dass ich es wirklich bemerkte oder hätte benennen können – wieder ein paar Steine mehr in der Verliesmauer, die ich langsam aber sicher um mich herum aufbaute und die sich mit den Jahren immer weiter um mich schloss, bis mein wirkliches Ich vollkommen dahinter ver-schwunden war.
 

Ist der Alte wieder fort, folge ich meinen Tagträumen oder arbeite: Meine Rache an Potters Klüngel, das, was mir Leech geraten hat, Latein und Griechisch, meine Schulbücher. Einfach weit, weit weg.

Manchmal holt mich wieder die seltsame Stimmung ein, wie damals am Fenster. Ich denke an fremde, schlanke Finger, die mich berühren und ein angenehmes Gefühl hinterlassen, aber sie währt nie lange, das ist jetzt alles zu weit entfernt und kann mich nicht mehr wirklich erregen. Nicht hier und jetzt...

Mein Magen knurrt missmutig und ich habe Hunger, Sehnsucht nach etwas Warmen, was die kalte Leere in mir verdrängen kann. Mein Vater ist nicht zu Hause und ich bin ganz allein in der baufälligen Hütte und so gehe ich einfach nach unten in die verlassene Küche.

Dort greife ich nach Büchern, die ich noch nie in der Hand hatte – den alten Kochbüchern meiner Mutter. Ich gehe in die Speisekammer und schaue nach, was noch da ist. Gar nicht so wenig, wie es aussieht. Mein Vater war wohl einfach zu faul etwas zu kochen, oder er kann es schlicht und ergreifend nicht.

Ich lese die Rezepte durch und schaue nach, was ich aus dem Vorhandenen kochen kann. Manches klingt gut, aber überall fehlen einige Zutaten. Vielleicht kann ich sie durch etwas anderes ersetzen. Ein Eintopf scheint mir im Bereich des Möglichen zu liegen. Dann einfach einen Versuch wagen...

Ich stelle einen Topf aufs Feuer. Neben mir liegt das Kochbuch und in der Hand halte ich einen Kochlöffel - das ist ungewohnt für mich, normaler Weise halte ich so meinen Zauberstab.

Zeile für Zeile lese ich. Das klingt gar nicht so schwer und ich habe schon wesentlich diffizilere Tränke ge-braut. Es brodelt im Topf und das Zeug riecht ziemlich lecker. Ich rühre um, stecke den Löffel in den Mund, koste - schmeckt nicht schlecht - Vielleicht noch ein bisschen Salz und Pfeffer. Nochmal probieren. Ja, so kann man das essen.

Mein Vater ist immer noch nicht wieder da, also ent-schließe ich mich, alleine zu essen. Ich schöpfe mir et-was von meiner Kocherei in einen Teller, setze mich an den Tisch und beginne heißhungrig zu essen. Das war-me Zeug füllt meinen Magen, wärmt mich von innen. Tut gut. Einen Löffel nach dem anderen schiebe ich mir in den Mund, kann gar nicht genug davon bekommen.

Die Tür rumpelt und Vater kommt reingepoltert. „Spin-nenschritte“ fährt es mir durch den Sinn und ich zucke innerlich zusammen. Er tritt zu mir an den Tisch, stinkt wie ein ganzes Fass voll billigem Whiskey, seine Augen sind blutunterlaufen und er wirkt sehr bedroh-lich.

Er reißt mir grob den Teller aus den Händen, kippt mir den Rest des Inhalts über den Kopf, dann geht er damit zum Herd und schöpft ihn erneut voll, setzt sich wortlos an den Tisch und beginnt zu essen.

Ich sitze stocksteif auf meinem Stuhl. Klumpen des Es-sens hängen mir in den Haaren und rinnen mir übers Gesicht. Ich weis nicht, was ich tun soll. Ich weis noch nicht mal, was überhaupt los ist. Ich begreife nicht...

Er löffelt, grunzt zufrieden und frisst weiter. Er widert mich an. Als der Teller leer ist, schaut er mich wieder mit seinen blutunterlaufenen, gelben, gnadenlosen Au-gen an.

„Mach das nicht noch mal“, knurrt er finster.

Ich starre ihn erstaunt und fragend an. Ich weis nicht, was er meint.

„Du könntest mir da sonst was reingemischt haben“, fährt er fort und deutet auf seinen leeren Teller. „Hät-test du nicht als erster davon gegessen, hätte ich die Pampe nie angerührt. Außerdem ist das, was ich ge-wöhnlich esse, auch gut genug für dich. Du bist teuer genug und musst nicht noch mehr von meinem schwer verdienten Gold verschwenden. Und jetzt nach oben mit dir in dein Zimmer - Ich kann deine blöde Visage nicht mehr sehen.“

Mit eckigen Bewegungen stehe ich vom Tisch auf und stake aus der Küche. Meine Haare kleben am Gesicht und ich fühle mich so gedemütigt – beinahe krank – in meiner Seele.

Ich gehe ins Bad und wasche mir das kalte, klebrige Zeug von Kopf und Gesicht. Mein Gehirn ist wie gefro-ren. Ein schrecklicher, bedrückender Gedanke rast mir plötzlich durch den Sinn: Hat mein Vater meine Mutter vergiftet? Und überträgt er seine feige Tat jetzt auf mich? Ich finde keine rechte Antwort auf die Frage,

aber möglich ist es schon.

Er lässt mich jetzt die ganzen Tage über allein. Ich weis nicht, was er tut, aber wenn er heimkommt, ist er im-mer stockbesoffen und hat eine unheimlich miese Lau-ne. Nur seine nächtlichen Besuche haben deswegen noch lange nicht aufgehört. Sie sind sogar noch häufi-ger und länger geworden als früher. Egal. Ich empfinde nichts mehr. Nur wegen der demütigenden Szene in der Küche bin ich irgendwie zutiefst beleidigt. Ich hatte das Essen eigentlich für mich gekocht, aber es wäre auch genug für meinen Vater gewesen und auf die Idee ihm irgendwas Hinterhältiges reinzumischen, wäre ich nie gekommen - nicht bei meinem Vater, bei dem sicher nicht - ich bin ja nicht lebensmüde! (Na ja, manchmal schon, aber auf eine so schmerzhafte Art, wie sie mein Vater für mich bereithielte, möchte ich sicher nicht ver-recken).

Und schließlich war es ja ich, der Hunger hatte und was Warmes essen wollte. Er muss es ja nicht essen, wenn er nicht will. Meine Gedanken rasen, wie eine Ratte in ei-nem Laufrad und ich bin einsam, einsamer als je zuvor.

Ich kann das Haus nicht verlassen, ohne Magie zu be-nutzen und das würde er merken, er hat mich nämlich mit einem Bannfluch eingesperrt.

Die Ferien dauern noch einen endlosen Monat und ich bin kurz davor durchzudrehen. Die Wände meines Zim-mers engen mich ein, rücken mir immer näher, machen mich wahnsinnig, ersticken mich und ich habe Hunger, quälenden Hunger. Es ist mir egal, was er sagt und auch, wenn er mich wieder verprügelt, ist es mir egal. So verdammt egal. Ich gehe runter in die Küche und hole mir was zum Essen. Mein Magen knurrt und mir ist innerlich so eisig kalt, obwohl draußen die Sonne scheint und es Hochsommer ist.

Ich suche mir ein paar Sachen zusammen, nehme das Kochbuch und trage alles nach oben in mein Zimmer. Der übliche Schutzbann, ein kleines blaues Feuer, den Kessel oben drauf. Es ist mein Zinnkessel für Zauber-tränke, aber egal, ich halte ihn immer peinlich sauber – zu genau erinnere ich mich, was passieren kann, wenn man das nicht tut.

Das Essen kocht schnell und ich esse es gleich aus dem Kessel, schlinge es regelrecht in mich hinein, nur um fertig zu sein, bevor mein Vater wieder zurückkommt – ich muss wirklich nicht nochmal so eine gemeine Demü-tigung erleben. Es schmeckt nicht schlecht, nur etwas nach Kummer, Leid und Tränen. Egal, mein Magen füllt sich und mir wird wieder wärmer. Kaum ist der Kessel leer, bin ich auch schon dabei, alles wieder weg zu räu-men.

Als mein Vater heimkommt, ist nichts mehr davon zu sehen, dass ich mir etwas gekocht habe und so bleibt mir größerer Ärger erspart...

 



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kanoe
2010-05-21T11:47:21+00:00 21.05.2010 13:47
Ich finde es sehr faszinierend wie du schreibst...


Zurück