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Traumhaftes Begehren

von

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Kapitel 41

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 41/?

Kommentar: Erster Abschied
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

Das war wirklich anstrengend. Eigentlich hatte es ziemlich einfach geklungen, doch das war es nicht. Erschöpft öffnete Keiji die Tür zu seiner Wohnung. Gerade hatte er seine Karatevorstellung hinter sich gebracht, nun sehnte er sich nach einer Dusche. Alleine schon, weil er nicht so verschwitzt in den Anzug steigen wollte, den Lance von seinen Klavierspielern erwartete.

Danach folgte noch die Modenschau für Leroy und dann hatte er für heute frei. Sein Architekturprojekt würde er erst morgen vorstellen und da war dann auch die Kyudovorführung.

Er war gerade auf dem Weg zu seinem Zimmer, da hörte er aus Leroys Zimmer Stimmen. Verwundert zog er die Brauen zusammen. Hatte sein Mitbewohner etwa Besuch? Das sähe ihm gar nicht ähnlich.

Neugierig geworden, trat er etwas näher an die Tür, die einen Spaltbreit offen stand. Dadurch hatte er nur einen begrenzten Blickwinkel, doch er sah zumindest Leroy, sowie zwei ältere Jungen und ein Mädchen, obwohl alle schon so wirkten als seien sie locker über zwanzig.

Einer der Älteren begann zu sprechen. „Ihr könntet euch wirklich zurückhalten. Es ist schlimm mit euch. Schon über zwanzig Jahre verheiratet und ihr benehmt euch noch immer wie in den Flitterwochen. Als ob unsere Familie nicht schon groß genug wäre.“

Eine männliche Stimme, die außerhalb von Keijis Blickfeld lag, antwortete darauf. „Keine Sorge, Levi ihr werdet schon keine weiteren Geschwister bekommen.“

Levi warf dem Jungen neben sich einen vielsagenden Blick zu.

Allerdings war es Leroy, der antwortete. „Das habt ihr vor dreizehn Jahren auch gesagt.“

Der Junge mit dem Namen Levi führte dieses Argument gleich fort. „Ebenso wie vor fünfzehn.“

Leroy und der Andere nickten zustimmend, bevor dieser weitersprach. „Und vor neunzehn Jahren.“

Sofort stoppte das Nicken von Leroy und er sah den Anderen empört an. „Hey!“

Ein weibliches Lachen, dessen Erzeugerin Keiji ebenfalls nicht sehen konnte, unterbrach sie. „Wisst ihr, das habe ich eurem Vater auch schon vor 25 Jahren erzählt.“

„Mum.“ Böse den Kopf schüttelnd sah jetzt auch der Ältere in deren Richtung.

Also war das Leroys Familie, die Menschen für die er soviel machte. Trotzdem erstaunte es Keiji welche Verwandlung in ihrer Gegenwart mit Leroy vorging. Er wirkte total entspannt und frei. Von seiner sonstigen Arroganz und Aggressivität war nichts zu merken. Im Moment fehlten ihm genau die Attribute, die Keiji so an ihm abstießen. Zu gerne hätte er Leroy länger in dieser Form beobachtet, doch das gehörte sich nicht.

Er klopfte kurz an und betrat dann den Raum. „Leroy.“

Sofort ging eine Wandlung mit dem Jungen vor. Er versteifte sich, bevor er sich zu ihm umdrehte. Allerdings war er nicht der Einzige, der sich mit seinem Eintreten veränderte. Wenn es beim Rest seiner Familie auch nicht so deutlich war. Allerdings lag eine gewisse Spannung in der Luft. Obwohl es war keine Spannung, eher Interesse. Kurz gesagt, Keiji fühlte sich wie eine seltene Tierart vor einer Gruppe von Forschern.

„Was willst du?“

Nur Leroy war wie immer kalt und abweisend, was ihm ehrlich gesagt lieber war. Damit konnte Keiji besser umgehen, als mit diesem Interesse. „Ich werde mich jetzt duschen und dann zu meiner Klaviervorstellung gehen. Brauchst du mich vor deiner Vorstellung noch?“

„Oh, ist er dein Modell?“ Das Mädchen, das bis jetzt geschwiegen hatte, musterte ihn nun unverhohlen.

Auch Keijis Blick glitt zu ihr. Sie passte mit ihren blonden Haaren, irgendwie nicht in diese Familie von Dunkelhaarigen. Auch die Gesichtszüge ähnelten den der Anderen kaum. Das musste wohl eines von Leroys Adoptivgeschwistern sein.

Leroy seufzte leise. „Ja genau, Nobel. Vater, Mutter, darf ich euch meinen Mitbewohner vorstellen. Keiji Winches.“

Nun sah Keiji auch diejenigen, die er zuvor nur gehört hatte. Leroys Vater kannte er ja schon, wenn auch nur aus der Zeitung. Doch jetzt war klar, von wem Leroys sein Auftreten hatte. Diesen Mann konnte man keinesfalls ignorieren, nicht einmal wenn man es verzweifelt versuchte, trotzdem war er ihm auf Anhieb sympathisch. Wenn Keiji auch ahnte, das man lieber dessen Freund als Feind war.

Leroys Mutter war auch ein nicht oft gesehenes Exemplar ihres Geschlechts. Lächelnd saß sie auf einem Stuhl, hinter dem ihr Mann stand. Sie war vom Aussehen her, exakt Leroys Ebenbild. Wenn man in ihren Augen auch deutlich ein Feuer erkennen konnte, das ihrem Sohn oft fehlte. Sie hatte eindeutig Temperament und hielt es bestimmt nicht zurück. Keiji beschloss sich von ihr fernzuhalten, da er das Gefühl hatte das sie niemand war, dem man etwas vormachen konnte.

Sie legte den Kopf leicht schief. „Winches? Der Name kommt mir bekannt vor.“

Keiji lächelte schwach. „Es ist der Name meiner Mutter. Sie leitet einen Medienkonzern in England.“

Leroys Mutter nickte. „Genau. In der letzten Ausgabe ihres Modemagazins, hat sie meine neusten Kreationen verrissen.“

Automatisch sah sich Keiji nach etwas um, hinter dem er Deckung suchen konnte. Denn die Blicke, die ihn nun trafen waren nicht sehr freundlich. Dabei hatte es sicher nicht seine Mutter, sondern einer ihrer Angestellten geschrieben. Seine Mutter schrieb schon lange nicht mehr selbst.

Seine Gesprächspartnerin winkte jedoch nur lässig ab. Dabei fuhr sie sich mit der anderen Hand durch die Haare. „Sie hatten Recht, es war Mist. Die neue Kollektion ist um einiges besser.“

Keiji war beinnahe froh, als Nobel die Stille durchbrach.

Sie ging zu Leroys Kreation und musterte zuerst diese und dann Keiji. „Glaubst du wirklich, das es zusammenpasst? Ich meine deine Kleidung und das Model.“

„Nein, das machen sie nicht. Aber was soll ich machen? Eine andere Wahl habe ich ja nicht.“ Dabei richtete sich Leroys Blick auf Keiji.

Bei dieser Antwort presste Keiji nur kurz die Lippen zusammen. Das meinte er ernst, jedes Wort. Da wollte er ihm einen Gefallen erweisen und so dankte er es ihm. Verzogener Mistkerl.

Trotzdem ließ er sich bei seiner Antwort nichts davon anmerken. „Ich werte das als ein ‚Nein’ auf meine Frage.“

Damit wand er sich um und verließ das Zimmer. Sollte Leroy doch bleiben wo der Pfeffer wuchs. Er war so froh, wenn er ihn nun drei Wochen lang nicht mehr sehen musste.
 

„Das war großartig.“

Ricky winkte bei dem Kommentar seiner Mutter nur ab. „Es war Kinderkram. Nur drei Kata. Jeder mit ein wenig Konzentration kann das nachmachen.“

Seine Mutter verschränkte die Arme vor der Brust. „Ach lass mich doch auf dich stolz sein, Ricky. Denn das bin ich wirklich.“

Da war sie aber die Einzige in seiner Familie. Anscheinend sah man ihm seinen Gedanken auch an, da seine Mutter leise seufzte.

„Glaub mir, dein Vater ist auch stolz auf dich. Er kann es nur nicht so zeigen, wie er es gerne würde.“

Ricky sah seine Mutter ernst an. „Mum, bitte hör auf damit.“

Er mochte es nicht, wenn sie seinen Vater verteidigte. Dadurch änderte sich nichts zwischen ihnen und seine Mutter machte sich nur Hoffnungen, das ihre Worte etwas änderten. Doch alle Worte der Welt reichten nicht dafür aus, etwas zwischen seinem Vater und ihm zu ändern. Deswegen sollte sie ihren Atem nicht vergeuden.

„Du machst es ihm aber auch nicht leicht, Ricky. Willst du wirklich Dylans Vorwürfe dir gegenüber bestätigen?“

„Mutter, wenn du nun auch noch Dylan ins Spiel bringst, ist diese Unterhaltung beendet. Dann kann ich nur noch sagen, es war schön, wir sehen uns im Frühjahr wieder.“ Das meinte Ricky ernst, bei seinem Bruder verstand er überhaupt keinen Spaß mehr. Vielleicht gab es Hoffnung für seinen Vater und ihn, doch bei Dylan gab es nur mehr seine saubere Trennung. Sie hassten sich gegenseitig und dabei war Hass noch eine harmlose Beschreibung für das, was sie sich entgegenbrachten. Ricky verachtete seinen Bruder und dieser wahrscheinlich ihn. Doch er wollte sich nicht auf Dylans Niveau hinab begeben nur um seine Psyche ergründen zu können. Für sie gab es keine Rettung.

„Na gut.“ Begeistert wirkte seine Mutter nicht, doch sie lenkte ein.

Lance bog um die Ecke und sah sich suchend um. Erst nach wenigen Augenblicken entdeckte er ihn, was bei den Menschen um sie herum nicht einfach war. „Dich habe ich gesucht.“

Erst jetzt schien er auch dessen Mutter zu bemerken. „Oh, entschuldigt. Störe ich?“

Ricky sah zu seiner Mutter und schüttelte den Kopf. „Nein, wir sind soeben fertig. Was ist?“

Wenn es nicht wichtig wäre, dann hätte Lance nicht die Mühe auf sich genommen, ihn zu suchen. Nicht bei all den Menschen hier.

„In unserer Wohnung, da muss ich dir etwas zeigen.“ Lance schien nicht wirklich zu wissen, was er sagen sollte.

Alleine das alarmierte Ricky schon. „Mum, entschuldige mich. Ich komme gleich wieder.“

„Ist schon gut. Ich werde mir inzwischen einen Platz für Lances Auftritt suchen.“ Dabei lächelte sie Lance freundlich zu.

„Was ist jetzt?“ Ricky versuchte mehr herauszufinden, als er Lance zu ihrer Wohnung folgte.

Dieser lächelte nur beruhigend. „Es ist nicht Schlimmes. Nur dachte ich, das du das sicher nicht versäumen willst.“

Vor ihrer Wohnung ließ er sich etwas mehr Zeit als sonst mit dem aufsperren.

Schon am Gang bemerkte er eine Veränderung. Vier Koffer standen darin und Sean war gerade dabei, einen Fünften aus seinem Zimmer zu tragen.

„Beim Einzug waren die bestimmt nicht so schwer.“

„Als ob du sie da getragen hast.“ Lance stemmte die Arme in die Hüften.

Sean lächelte frech. „Das stimmt. Aber alles was ich mitnehme, muss ich nicht selbst waschen und bügeln.“

„Faulpelz.“ Nun lachte auch Ricky. Jetzt wusste er was los war. Anscheinend reiste Sean heute schon ab. Etwas früh, aber nicht unerwartet.

Lance lachte nur trocken auf. „Da redet der Richtige. Wenn du heimfahren würdest, dann wäre die Sache doch genauso.“

„Aber nur, weil ich den Duft von Niklas Waschmittel so mag.“ Dabei zwinkerte er Sean

verschwörerisch zu.

„Ja, klar.“ Kopfschüttelnd ging Lance zu Sean und nahm ihm den Koffer ab.

„Also verlässt du uns heute schon?“

Sean nickte zustimmend. „Ja, ich will heim. Außerdem sieht mein Vater keinen Sinn darin länger hier zu bleiben. Nicht, wenn sein Sohn keinen Beitrag geleistet hat.“

Er lächelte zufrieden. „Was mir eigentlich ganz Recht ist.“

Es klopfte an die Tür und Ricky, der ihr am Nächsten war, öffnete. Zwei Männer kamen herein, von denen jeder einen Koffer in eine Hand nahm.

Verdrießlich sah Sean auf den Koffer, den Lance noch immer in der Hand hielt. „Der Letzte bleibt mir wohl doch selbst.“

„Sieht so aus.“ Auffordernd hielt Lance ihm diesen wieder entgegen.

Sean lächelte ihn an und nahm den Koffer wieder an sich. „Also dann, ich wünsche euch schöne Ferien.“

„Dir auch.“ Lance erwiderte das Lächeln.

Als er an ihm vorbeiging, klopfte ihm Ricky auf die Schulter. „Mach nichts, das ich nicht auch machen würde.“

„Dann habe ich ja alle Freiheiten.“ Bei diesen Worten grinste der Brasilianer breit.

Mit dem Finger deutete Ricky Richtung Tür. „Pass bloß auf. Los, verschwinde.“

Nachdem sich die Tür geschlossen hatte, blieb es kurz still. Erst dann durchbrach Lances Stimme die Stille. „Weißt du was das heißt?“

Und ob er das wusste. „Ja, die Wohnung gehört wieder ganz alleine uns.“

Erfreut nickte Lance.

So mussten sich wohl Eltern fühlen, wenn ihre Kinder auf Ausflügen, oder in der Schule waren. Es war ein Gefühl der Erleichterung, wenn er Sean auch mochte. Wenn man alleine war wusste man das gar nicht zu schätzen. Erst wenn man seine Einsamkeit für einige Zeit aufgeben musste, wusste man was man daran hatte. Allerdings würde Ricky schon dafür sorgen, das Lance und er keinen dieser kostbaren Momente vergeudeten.



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