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Leave this world behind

von

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Flammen aus der Vergangenheit

Ein kleines Mädchen von etwa fünf oder sechs Jahren hockte auf dem grasbedeckten Boden und hatte den Blick starr geradeaus gerichtet.

Neben ihm stand mit unbewegter Mine ein hochgewachsener Mann. Abschätzend musterte er die Umgebung.

Alles, sowohl der Wald, als auch das Dorf, welches vor ihnen lag, sah aus als wäre es in rote Farbe getaucht. Er konnte das Knistern des Feuer deutlich hören und auch die Wärme, die davon ausging spürte er auf seinem Gesicht.

„Wie heißt du?“, fragte er plötzlich mit rauer Stimme.

Es verstrichen einige Augenblicke, bis sich die Angesprochene langsam zu ihm umwandte. „Carelia“, antwortete sie.

Der Mann nickte zum Zeichen der Kenntnisnahme. „Willst du an diesem Ort streben?“

Die Kleine ließ sich keinerlei Furcht anmerken, dennoch schüttelte sie den Kopf. „Nein!“
 

Alvaro stupste Carelia ungeduldig gegen die Stirn. „Träumst du schon wieder mit offenen Augen vor dich hin?“

Carelia schreckte aus ihren Gedanken und strich sich nervös die Haare aus dem Gesicht. „Nein, ich... habe mich nur an etwas erinnert.“ Sie atmete einmal tief durch, ehe sich ihre Mundwinkel zu einem munteren Lächeln verzogen und sie aus dem Bett sprang.

Verständnislos zog Alvaro eine Augenbraue hoch. „Und woran, wenn ich fragen darf?“

Die Braunhaarige hatte ihre Hand bereits auf die Türklinke gelegt, drehte sich aber noch einmal zu ihm um. „An dich“, erwiderte sie schlicht und ließ den Dämon dann mit seiner Verwunderung allein, indem sie das Zimmer verließ.

Alvaro hatte die bernsteinfarbenen Augen weit aufgerissen. „An mich...“, murmelte er und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, während er spürte, wie ihm das Blut in die Wangen stieg. Er stieß einen traurigen Seufzer aus, bevor auch er letztendlich den Raum verließ.
 

„Guten Morgen!“, rief Carelia beschwingt, als sie die Küche betrat.

Camus hatte sich über die Feuerstelle gebeugt, um etwas Holz nachzulegen und schaute nun mit einem milden Lächeln zu ihr auf. „Du meinst wohl eher: Guten Tag!“

„Ja, meinetwegen auch das.“ Carelia ließ sich auf einer Bank neben dem Feuer nieder und streckte die Beine aus. „Kalt“, murrte sie und rieb die Hände aneinander.

„Wenn du nicht immer barfuss herumrennen würdest, wäre dir vielleicht auch nicht so kalt“, meinte Camus. Sein Tonfall war wie üblich väterlich und sanft. Carelia mochte den Klang seiner Stimme, weswegen sie selbst Belehrungen von ihm gelassen zur Kenntnis nahm.

„Eine schlechte Angewohnheit von mir“, gab sie mit einem entschuldigenden Schmunzeln zu.

„Zieh dich erst mal an! Bis dahin sollte ich das Essen fertig haben“, wies Camus sie an.
 

Remi kauerte wieder in seinem Zimmer und hatte sich die Decke halb über den Kopf gezogen. Aus irgendeinem Grund hatte er schreckliche Angst vor Alvaro.

Was hat er da gemacht? Er benimmt sich ja fast, wie ein Wachhund, dachte der junge Katzenmensch verdrossen.

Er fühlte sich von dem Dämon ertappt, obgleich er eigentlich nichts getan hatte. „Warum musste ich auch so neugierig sein“, brummte er leise vor sich hin. Er wusste selbst nicht mehr, was ihn dazu getrieben hatte Carelia zu beobachten.

Verzweifelt schlang er sich die Arme um den Körper. Er wollte von hier fort und dann auch wieder nicht...
 

Wenig später klopfte jemand zaghaft an die Tür. Carelia blickte in die Kammer hinein und versuchte dabei einen zuversichtlichen Eindruck zu machen. „Ich habe dir was zu Essen gebracht.“

Remi beäugte jede ihrer Bewegungen voller Misstrauen, als müsste er fürchten angegriffen zu werden.

Langsam trat Carelia näher und stellte zu ihrer großen Überraschung fest, dass Remi zumindest nicht vor ihr zurückwich und so platzierte sie das Tablett, das sie bei sich trug neben ihm ab.

Remi beugte sich vor und schnupperte.

„Ich will dich schon nicht vergiften“, meinte Carelia sarkastisch.

Der Katzenmensch sah sie verärgert an, nahm dann aber tatsächlich eine der Schüsseln in die Hand. Der Hunger hatte ganz offensichtlich über seine Vorsicht gesiegt.

Es verstrichen schier endlose Minuten, ohne dass einer von beiden etwas sagte. Jedoch schien Remi sich nicht daran zu stören, während sich Carelia unbehaglich fühlte.
 

Remi ergriff als erster wieder das Wort. „Wie kommst du dazu mit einem Dämon unter einer Decke zu leben?“, fragte er ohne jegliches Feingefühl.

Die Entgegnung Carelias klang nicht wütend, eher traurig und müde. „Meine Heimat wurde von Dämonen zerstört...“

„Was für eine dämlich Begründung“, entfuhr er Remi.

„Das war keine Begründung! Lass mich gefälligst ausreden!“

Für einen Moment lang funkelten beide einander erbost an.

Schließlich seufzte Carelia und setzte erneut an. „Nachdem mein Zuhause andren Dämonen zum Opfer gefallen war, hat er mich gerettet“, erzählte sie so ruhig, wie sie es vermochte.

„Er hat dir geholfen?“ Ungläubig runzelte Remi die Stirn. Das konnte nicht sein! Dennoch würde es Alvaros jetziges Verhalten durchaus erklären. In der kurzen Zeit, in der er hier war, war ihm schon aufgefallen, dass der Grünhaarige nur selten von Carelias Seite wich, als müsse er sie gegen alle Widrigkeiten verteidigen. „So was höre ich zum ersten mal.“

„Es ist aber die Wahrheit“, erwiderte Carelia ernst. „Deswegen dulde ich auch nicht, dass du schlecht von ihm sprichst!“

„Trotzdem begreife ich es nicht.“

Carelia ließ sich im Schneidersitz auf dem Boden nieder. „Interessiert dich das denn wirklich?“
 

Das Mädchen, mit den verwuschelten, kastanienbraunen Haaren hielt sich lange Zeit schweigend an Alvaros Umhang fest, ehe sie leicht daran zupfte, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. „Warum brennt unsere Stadt?“

Alvaro biss die Zähne zusammen. „Euer Stadtvorsteher hat jemanden erzürnt, mit dem er sich besser nicht angelegt hätte.“

„Sind Mama und Papa deswegen nicht mehr da?“

Der Dämon musste die Kleine nicht ansehen, um zu wissen, dass sie weinte. „Ja“, antwortete er leise. „Es tut mir leid... Ich konnte sie nicht davon abhalten.“

„Wohin gehen wir jetzt?“ Die Kleine wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht und trocknete so ihre Tränen.

„An einen sicheren Ort!“
 

Carelia hatte zwei volle Tage durchgeschlafen und als sie wieder erwachte, brannte ihre Lunge förmlich. Sie hustete, versuchte aber gleichzeitig sich daran zu erinnern, was geschehen war.

Jäh traten ihr alle Ereignisse ins Gedächtnis. Keuchend setzte sie sich auf und da spürte sie schon, wie ihr Tränen über die Wangen liefen.

„Sachte, sachte“, ermahnte sie eine Stimme freundlich. „Du hast viel Rauch eingeatmet und musst dich erst mal ausruhen.“

Carelia klammerte sich an dem Laken fest, mit dem man sie zugedeckt hatte und starrte den Mann erschrocken und feindselig an.

Ihr Gegenüber hatte sanfte, grau-blaue Augen und sein Haar war auch bereits ergraut. Dennoch wirkte er im ersten Moment nicht alt.

„Wo ist Alvaro?“, schluchzte die Kleine unvermittelt.

„Nicht mehr hier, aber er hat versprochen dich wieder besuchen zu kommen.“ Der Mann neigte höflich sein Haupt und reichte ihr ein Glas Wasser. „Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Ich bin Camus!“
 

Carelia erzählte mit verhältnismäßig gefasster Stimme, wie Alvaro sie gerettet und zu Camus gerbacht hatte. Das alles war vor gut 15 Jahren passiert.

„Und warum wurde die Stadt zerstört?“, wollte Remi wissen.

„Das sollte ich erst elf Jahre später erfahren.“ Carelia wandte das Gesicht ab und sagte nichts weiter dazu.

Remi verstand. Darüber wollte sie anscheinend nicht sprechen und so schwieg auch er.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  _Elendil_
2007-02-26T18:06:45+00:00 26.02.2007 19:06
Packend und ergreifend, genau wie die anderen Kapitel davor. Ich brenne schon darauf, zu erfahren, wie es weitergeht.
*Fan-Fähnchen schwenk* ^_^


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