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A new Beginning

oder Kopfüber in die Hölle
von

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Kai im Alleingang

huhu^^

*winks*

welcome zum nächsten kappi^^

ich hoff, es gefällt euch^^
 

*knuddel*

euer engelchen
 

Kai im Alleingang
 

„Und? Wie ist es gelaufen?“, Bryan saß in einem großen Badezuber, der windgeschützt hinter ihrer Herberge stand. Ja, er war sogar überdacht!

Der Rothaarige ließ sich nun ebenfalls in das warme Wasser gleiten und stöhnte genüsslich auf, als er die feurig warme Umarmung des Nasses auf seiner Haut spürte.

„Ich habe den Test dieses alten Mannes, der sich Schmied nennt, bestanden, wenn es das ist, was du wissen willst...“, nur dass ihm jetzt jeder Knochen im Leib weh tat!

„Und weiter?“

„Naja, ein nettes Wort hier, ein anerkennendes Raunen da, ein bisschen gegrinst und meine Fingerfertigkeit bewiesen. Das war alles, nur dass es so anstrengend ist Goldschmied zu werden hätte ich nicht gedacht...“

Der andere Ritter beobachtete ihn eine Weile schweigend, in der er sich die Kernseife nahm und seinen müden Körper einseifte.

„Sonst noch was von Interesse?“, er kratzte sich am Hinterkopf, die Augen noch immer auf Tala gerichtet.

„Alles wirkt heruntergekommen und ziemlich schäbig. Bis vor kurzem scheint es genügend Aufträge gegeben zu haben, doch dann ging bergab... Frag mich nicht weshalb, das konnte oder wollte mir keiner sagen“, um das noch zu unterstreichen hob er seinen rechten Daumen in die Höhe und ließ ihn Richtung Boden sinken, „Und was habt ihr gemacht?“

„Du weißt ja, dass Kai heute früh die Schmiede aufgesucht hat, nicht wahr?“, fragend hob er eine Augenbraue, woraufhin er langsam nickte. Worauf wollte sein Freund hinaus?

„Kurz darauf ist er wutentbrannt zurückgekehrt und auf sein Zimmer verschwunden, einige Stunden später hat er sich dann ein Pferd aus dem Stall geschnappt und ist davon geritten. Ich frage mich nur, was plötzlich in ihn gefahren ist...“

„Du hast ihn doch hoffentlich verfolgt?“

„Ich war kaum hinterher, da fing Kira an ein riesiges Theater zu machen, wie ich mich so klammheimlich wegstehlen könnte... Als sie endlich fertig war, hatte ich Kai schon aus den Augen verloren, aber ich habe die beiden ausgesandt ihn zu suchen... Sie sind noch nicht zurück.“, schloss der Lavendelhaarige seinen Bericht und seufzte.

Tala konnte ihn verstehen. Das konnte nicht gut gehen!

„Auf jeden Fall sitzt Kira jetzt in ihrem Zimmer und schmollt, weil sie Tyson und Max nicht finden konnte.“

Er lachte auf.

„Wenigstens müssen wir so nicht die ganze Zeit hinter ihr herlaufen um sicher zu stellen, dass sie nichts anstellt! Aber das mit Kai macht mir auch Sorgen... Normalerweise gibt er uns zumindest Bescheid, wenn er außer Haus geht, wir müssen immerhin für seine Sicherheit sorgen!“

„Ja, wir sind ja auch dran, wenn ihm etwas zustößt...“, Bryan seufzte und er hatte Recht, sie waren schon arm dran...

Besorgt tauschten sie einen Blick, als ein dritter, übermütiger Jemand mit einem dezenten Sprung im Wasser landete, dass sofort, dank der großen Masse, in alle Himmelsrichtungen spritzte.

Tala schüttelte sich. Er fühlte sich wie...

„Hahaha, Tala, du siehst aus wie ein begossener Pudel!!!“, Tyson hielt sich den dicken Bauch und zeigte mit einem seiner Finger auf ihn.

Wütend starrte er zu dem Verursacher der Flutwelle, die sein erholsames Nass über die Ränder des Zubers befördert hatte und jetzt langsam im Boden versickerte.

„DUU!!“, die Farbe seines Gesichtes ähnelte nun der seiner Haare, als er Tyson, der ihn eben noch ausgelacht hatte, in den Schwitzkasten nahm und unbarmherzig unter das Wasser tauchte, welches noch vorhanden war, auch wenn sein Körper unter Schmerz schier aufschrie.

„Tala!“, erschrocken schrie jemand auf, als er den zappelnden Fresssack weiter unter der Oberfläche hielt.

Es reichte ihm, sich ständig das Genöle dieses Muttersöhnchens anhören zu müssen, dass sich allen Ernstes Ritter nennen durfte!

„Tala, lass ihn los!“, der Dauergrinser tauchte in seinem Blickfeld auf, der nun eher blass wirkte.

Dann ging alles sehr schnell:

Zwei starke, unnachgiebige Arme schlangen sich von hinten um seine, entwanden ihm sein Opfer und zerrten ihn auf Abstand.

Bryan hielt ihn fest, auch wenn er tobte und versuchte, um sich zu schlagen, während Tyson wieder auftauchte.

Für einige Zeit war nichts zu hören, außer Talas Schnauben und Tysons Atem.

Nach Momenten des stillen Kampfes erschlafften seine Muskeln und er ließ sich einfach nur hängen. Dafür war er wirklich zu müde...

Er spürte, dass Bryan ihn abschätzend musterte. Sein Freund schien zu dem Ergebnis gekommen zu sein, dass es ungefährlich wäre, ihn loszulassen.

„Bist du irre, Tala?!?“

Mit eisigem Blick starrte der Eisländer den Blauhaarigen an, der seinerseits zusammenzuckte und aus dem Wasser floh und damit aus seinem Blickfeld. Gut für ihn...

Die anderen seufzten spürbar erleichtert auf.

Nach kurzer Zeit erhob auch er sich mit den Worten: „Ich muss noch zu einem wichtigen Treffen...“

und verschwand.
 

„Kommt es mir nur so vor, oder drehen momentan alle durch?“, fragte Bryan trocken, als Tala durch die Tür zum Schuppen wieder ihre Herberge betreten wollte und vergeblich am Schloss rüttelte, schließlich mit hochrotem Kopf zurückkam und den richtigen Weg nahm.

„Wir sind alle mit den Nerven bald am Ende. Dass wir nicht wirklich weiter kommen ist nun mal frustrierend...“

„Wie wahr, wie wahr...“, bestätigte der Eisländer, die Stirn in tiefe Falten gelegt.
 

Tala starrte in die aufkommende Dämmerung. Er hatte wieder ein Glück, er konnte es kaum fassen, natürlich regnete es in Strömen, als solle es eine erneute Sintflut geben.

Dicke Tropfen rannen an seinen leuchtend roten Haarsträhnen hinab. In kleinen Bächen flossen sie über sein Gesicht, bis zu den Stellen seiner Haut, die eigentlich von dem Mantel und seiner Kleidung bedeckt waren und somit eigentlich vor Nässe geschützt sein müssten. Dieser Mantel, ehemals sandfarbenen, ähnelte jetzt mehr der Farbe einer Hand voll Matsch als jemals zuvor und klebte eng an seinen muskulösen Oberarmen, sodass er fast jegliche Bewegung erheblich einschränkte. Selbst seine Stiefel, mit denen er in der nassen Erde schabte, waren durchweicht.

Er stand in einer dunklen, nicht von der Hauptstraße einsehbaren Ecke und brodelte schier vor Zorn.

Wenn sich jemand hier her verirrt hätte, hätte er einen großen Bogen um ihn gemacht, wenn er auch nur den Hauch eines Blickes in seine Augen erhascht hätte.

Er wartete.

Ein leises Lachen erschallte neben seinem Ohr. Doch als er herumfuhr war niemand zu sehen.

„Tala, Tala, Tala...“, hörte er Maias weiche Stimme wieder.

Leicht lehnte sie sich an seinen Rücken, ignorierte den nassen Mantel und fuhr mit einem Finger seine Wirbelsäule entlang. Er seufzte. Jegliche Anspannung löste sich unter ihrer Berührung in Wohlgefallen auf.

„Hat er dich wieder geärgert?“

„Wer?“

„Na dieser Blauhaarige... wie hieß er gleich... Tyson?“

Schon war seine Anspannung zurück. Das bedeutete, dass sich Talas Körper verkrampfte, was die junge Frau mit einem unwilligen Grunzen hinnahm.

„Woher weißt du...?“

Sie lachte.

„Aber Tala! Das ist mein Beruf, schon vergessen? Ich habe meine Augen und Ohren überall...“

„Egal... ich meine, das ist gut. Was hast du erfahren?“, er drehte sich um und sah in ihre Augen.

Und was sie dem Ritter berichtete! Je länger sie sprach, desto größer wurden seine eisblauen Augen.
 

Es dunkelte bereits, als Kai sein Pferd zügelte und sich umsah. Er hatte das arme Tier zu der größtmöglichen Eile angetrieben und tätschelte nun den schweiß- und regennassen Hals.

Der Fröhliche Elch? Das war es, kein Zweifel. Diese heruntergekommene Kaschemme passte zu dem Mann, der dieser Schmied sein musste.

Warum war er eigentlich hier? Warum tat er das? Und warum hatte er auch unbedingt alleine los gemusst?

Wütend stapfte er durch den Matsch auf das Gebäude zu, vorbei an einem riesigen Heuwagen, als sich zwei Schatten von einer Mauer lösten.

Der eine murmelte etwas in das Ohr des anderen und beide grinsten.

Sie schritten geradewegs auf den Prinzen zu.
 

„Kai?“, Bryan hämmerte mit seiner Faust gegen die Zimmertür des jungen Mannes, „Kai, mach die Tür auf! Ich bitte dich!“

Kira, in einer Ecke stehend beobachtete das Schauspiel. Der normalerweise so stille Begleiter ihres Bruders schlug schon seit einer guten Viertelstunde auf das Holz ein und rief wieder und wieder Kais Namen. Was er wohl von ihm wollte, dass er so hartnäckig war? Sicher war es wichtig...

„Was tust du da, Onkel Bryan?“

Der Angesprochene fuhr herum: „Kira!?!“

„Sag!“

„Ich muss mit deinem Bruder sprechen...“

Er wich ihr aus, so viel war klar.

„Kai ist noch nicht zurück.“, erklärte sie mit einer Grabesstimme und ihr Blick verfinsterte sich.

„Was?“, er riss die Augen auf und starrte sie an. Sie lächelte.

„Du kannst es mir auch gerne sagen...“

„... Gut... vielleicht später. Zuerst muss ich die anderen informieren...“, murmelte er vor sich hin.

„Du hast nicht vor, mich aufzuklären, oder?“, Tränen blitzten in ihren Augen, als sie ihn wütend anstarrte.

„Kira, du verstehst das falsch...“

„Tu ich das? Du könntest es mir doch auch einfach jetzt sagen!“

„Kira...“

Wütend lehnte sie sich an die Tür zum Zimmer ihres Bruders und legte den Ellenbogen auf der Klinke ab.

„Du erzählst mir jetzt sofort, was los ist!“, knurrte sie, als sich plötzlich die Tür öffnete und sie auf dem Boden saß. Da hatte sie wohl zu viel Gewicht auf den Ellenbogen verlagert...

„Au...“

„Kira...“, Bryan seufzte, kniete sich dann aber neben das Mädchen und tröstete sie.

Dass er ihr noch etwas zu erzählen sollte, hatte die Prinzessin derweil vergessen.
 

„Na, wen haben wir denn da?“, der eine, ein bärtiger Hüne drehte sich zu seinem verschwindend kleinen Begleiter um, „Der sieht aus, als wär er leichte Beute! Guck mal, was für ein schmächtiger Bursche das ist!“

Das hatte Kai gerade noch gefehlt. Je weniger Aufsehen er erregte, desto besser. Wenn jetzt herauskam, dass er, der Prinz des Eislandes hier in den Tiefen des Graslandes war, dann...

Er wollte es sich gar nicht erst ausmalen... Es würde in jeden Fall unerwünschte Fragen aufwerfen!

Dennoch diese beiden Gestalten waren vermutlich Räuber... und er hatte immer noch die Möglichkeit in die Kaschemme zu fliehen!

Er rannte los. In Nacken fühlte er den heißen Atem eines seiner Verfolger. Würden sie ihn erwischen, würden sie kurzen Prozess mit ihm machen, so viel war klar. Denn großartig wehren könnte er sich dann vermutlich nicht mehr... Schon jetzt breitete sich eine bleierne Schwere in seinen Gliedern aus.

Kai lief trotzdem in Zickzacklinien, fühlte sich bestärkt, wenn er dem Hauchen entkam und resignierte, wenn eine gewaltige Hand nach ihm schnappte. Trotzdem es gelang ihm, sich jedes Mal zu entwinden, nur dann krallte sich eine Hand in seinen Oberschenkel und die Finger glitten an seinen Beinen bis zu den Knöcheln hinab. Die Schulter des Angreifers, die sich in seine Kniekehle rammte, brachte den jungen Prinzen vollends aus dem Gleichgewicht und ließ ihn hart zu Boden stürzen.

Das Gesicht im Matsch versuchte er sich frei zu treten, was ihm gelang, als er mit seinem Fuß etwas weiches traf.

Der Kleinere hielt sich mit den Armen den Bauch und jaulte leise. Nur, wo war der Hüne?

Sein herz hämmerte wie wild und übertönte alle anderen Geräusche. Er stemmte sich hoch und suchte die nähere Umgebung mit den Augen ab.

Nichts.

Ein kalter Schauer jagte über seinen Rücken.

Der Kerl konnte doch nicht einfach verschwunden sein! Niemand verschwand so mir nichts, dir nichts vom Erdboden! Das konnte nicht sein!

Unter seinem Knie spürte er die kühle Erde und auch an seinem Hals war etwas kaltes und etwas warmes, klebriges lief daran herunter.

Er schluckte.

„Das war aber eben nicht nett!“, der Hüne grinste boshaft, „Willst du auch mal?“, fragte er den anderen, der sich langsam aufrichtete.

Der kalte Gegenstand verschwand von seinem Hals und ehe der Prinz reagieren konnte warf ihn ein Tritt in den Magen auf den Rücken.

Er keuchte auf.

Der Größere stellte sich über ihn und zückte sein massives Schwert.

„Ob er jetzt stirbt oder später ist ja relativ egal...“

Sterben? Er konnte, nein , er durfte noch nicht sterben!

Das Stück Metall sauste in Richtung seines Körpers. Instinktiv rollte er sich zur Seite, aber er konnte nicht verhindern, dass sein Angreifer mit der Waffe einen blutroten Schnitt in seiner Seite hinterließ.

Zischend sog der Eisländer die Luft ein.

Unsanft wurde er an seinem zerrissenen Hemd in die Höhe gezogen.

„Geld raus!“, auch der kleinere Mann trat in sein Blickfeld. Er klang verärgert.

Wie zur Untermalung der Worte schmetterte ihn der andere gegen die nächste Wand.

„Her damit!“

Kai japste auf, als er auf den Boden geschleudert wurde.

Langsam kam er auf die Füße.

Es reichte.

Hart traf seine geballte Faust die Wange des kleinen Räubers. Der Andere starrte ihn geschockt an. Zu mehr kam er nicht.

Krachend öffnete sich die Tür des Wirtshauses und ein beleibter Mann schleifte einen anderen am Kragen mit sich: „Und das du dich hier nicht mehr blicken lässt!“

In Stillen dankte Kai für die unverhoffte Ablenkung und rannte so schnell er konnte davon und stürzte sich unter den Heuwagen.

Mit einer Hand hielt er sich die Seite und wartete ab.

Der Hüne sah sich um, doch scheinbar konnte er nichts entdecken. Jedenfalls nicht ihr Opfer.

Kai grinste. Idiot.

Der Räuber fuchtelte hilflos mit den Armen, als er seinem Begleiter erklärte, dass er Kai aus den Augen verloren hatte.

Besagter Prinz holte zitternd Luft.
 

„WO IST ER???“

„Ich weiß es nicht...“

„Wo ist wer?“, fragte eine weibliche Stimme scharf nach.

„Der Kerl, der uns eben entwischt ist! Ein verwöhnter Bengel, der viel Geld bei sich zu haben schien...“

„Interessant, das ich das auch schon erfahre...!“, die vermummte Frau, die soeben hinter ihnen erschienen war, hob ihren Schleier vom Gesicht.

Die beiden Männer starrten sie an. Aus ihren grünen Augen funkelte die Räuberprinzessin Sachie zurück. Ihre Anführerin.

Der kleinere der beiden wich zurück und fuhr sich mit einer schmutzigen Hand über seine Hakennase.

„Verzeih uns... Wir dachten, dieser Kerl sei das richtige Geschenk für dich und...“

„Ich habe bereits einen Gefährten, mit dem ich spielen kann, vielen dank“

„...für dich und deinen Gefährten, meinte ich, teure Sachie... Vielleicht würde er auch deiner Schwester zusagen, sollte er nicht deinen Gefallen erwecken...“, er verbeugte sich respektvoll.

Sie schien nachzudenken.

„Also gut, bringt ihn mir! Trotzdem“, sie funkelte die beiden Männer böse an, „Warum zum Henker missachtet ihr meine Befehle?!? Was solltest ihr ursprünglich tun?“

Der Große setzte ein strahlendes Lächeln auf und klatschte begeistert in die Hände: „Wir sollten Holz sammeln, für ein Feuer für dich und Akoi!“

„Gut, Süßer! Das werdet ihr auch noch machen, oder...“, sie lächelte ein süßes, boshaftes Lächeln, zog einen Dolch und zielte damit auf den Bauch des Hakennasigen. Jedem der beiden war klar, was sie sonst mit ihnen anstellen würde..., "„Ach ja, bringt ihn im Wald um, dort wo es keiner sieht. Am besten in unsrem Wald, damit die Dummerchen weiter denken, er sei verflucht! Und macht es schön blutig, das wird als Abschreckung genügen!“

Um das noch zu veranschaulichen, steckte sie den Dolch weg und zückte ein kurzes Schwert, womit sie auf einen Haufen Heu auf einem Wagen einhieb.

Sachie verschleierte sich wieder, verstaute die Waffe an ihrem Gürtel, winkte kurz und verschwand im Wald in Richtung ihres Versteckes.

Es war wirklich schlau von ihr gewesen, diejenigen, die sich in ihrem Wald verirrt hatten, besonders grausam umzubringen. Damit sich ein grausiges Gerücht verbreiten konnte, hatte sie anschließend einige ihrer Männer in die umliegenden Dörfer gesandt, damit diese dann einige feine, natürlich falsche Tatsachen, über grausame Monster streuten, die das Gehölz bewohnten. Seitdem kam niemand mehr ihrem Versteck zu nahe und auch die Schwester der Räuberin konnte in Frieden, ohne Behelligung leben.

„Dann lass uns weitermachen! Wir wollen heute schließlich reichlich Gewinn machen!“, er ließ die Knöchel knacken.
 

„Ihr wisst, dass wir so gut wie tot sind, sollten Kai und Ray nicht wieder auftauchen, oder nicht?“

Die vier Ritter hielten ein Krisengespräch ab.

„Ja, wir müssen sie finden! Mir ist zu Ohren gekommen, dass die Bewohner der Grenzgegenden schon zu den Waffen greifen, weil sie denken, wir hätten sie betrogen...“, Tala sah ernst in die Runde.

„Nicht wirklich! Wir haben schon genug Probleme!“

„Wem sagst du das?
 

„Herrin, ein Brief für Euch...“, sofort wurde dem Diener das Geschriebene aus der Hand gerissen.

„Lebt mein Verlobter noch?“, Daphne de Winter überflog die Nachricht mit ihren grünen Augen.

„Herrin...“

„...Ich verstehe... Er ist also nicht gewillt, sich bei mir zu entschuldigen...“, sie klang gelassen, schrecklich gelassen, „Da kann man nichts machen... Wo ist mein Kleid?“

„Kleid, Herrin?“

„Ja natürlich Kleid! Mein Hochzeitskleid, du gottverdammter Idiot! Lang und weiß mit Spitze! Ich will es anprobieren! Sofort!“

„Wie Ihr befehlt...“, der Mann, an dessen Namen sie sich nicht erinnern konnte verließ den Raum fluchtartig.

Sie lächelte.

„Es hat schon lange niemand mehr gewagt, mich bei meinem Vornamen anzusprechen, meine liebe kleine Schwester...“
 

Wie ein aufgescheuchtes Huhn war er davon gerannt, als die verrückte Rothaarige auf sein Versteck, den Heuhaufen, mit dem Schwert losgegangen war.

Dennoch konnte er die Gunst der Stunde nutzen, um zu fliehen.

Er befand sich in einem Wald. Kein Vogel war zu hören, kein Tier zu sehen. Nichts. War das etwa der berühmte Wald, in dem die schrecklichsten Wesen hausen sollten? Angeblich dauerte es zwei Tage, ihn zu durchqueren, aber das konnte man nur schätzen. Jeder, der dieses Gehölz jemals betreten hatte, war niemals wieder lebend gesehen worden. Da nahm man lieber den verhältnismäßig sicheren Weg um den Wald herum, auch wenn es dort von Wegelagerern nur so wimmelte.

Die Stille war beunruhigend. Ebenso wie die Tatsache, dass es langsam dunkel wurde...

Stöhnend griff er sich an die Seite. Blut quoll zwischen seinen eiskalten Fingern hervor und seine Kehle brannte, als stünde sie tatsächlich in Flammen. Am liebsten hätte der Prinz eine Pause eingelegt, auch um seinem schmerzenden Körper nur ein wenig Ruhe zu gönnen, aber er musste weiter.

Ein Tropfen des dünnen Gesöffs, das wahrscheinlich in der Kaschemme serviert wurde, allein die Vorstellung davon einen Schluck zu trinken, war paradiesisch.

Trotzdem, wenn die Räuber auf seine Spur kämen, wäre das sein Ende und Ray... Wenn er überhaupt gerettet werden wollte...

Auch wenn mit dem Gedanken an seinen Verlobten all jene Befürchtungen, die er seit geraumer Zeit hegte zurückkehrten, so hatte er jetzt einen Grund, etwas, an das er sich klammern konnte, etwas, das ihn aufrecht erhielt, den Schmerzen zum Trotz.

Wie lange er wohl schon durch den Wald stapfte? Ein, zwei Stunden? Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit, doch so lange konnte es nicht gewesen sein, da dem Graublauhaarigen grade noch genug Licht zum Sehen übrig war.

Warum tat er das für einen Kerl, der wie ein Weib aussah und der aus dem Schloss seines Vaters wie ein feiger Hund geflüchtet war?

Er wusste es nicht... Etwas besonderes war an Ray, nicht nur sein Aussehen, etwas in seinem Wesen, das der Eisländer nicht verstand. Er hasste es, Dinge nicht zu verstehen... Vielleicht lag es daran? Sicher... Das war es... Das musste es sein...

Ein Baum nach dem anderen schlich an ihm vorbei, mischte sich in dem Farbenwirbel, der vor seinen Augen tanzte, so schnell, dass dem Prinzen schwindelig wurde. Es hörte gar nicht mehr auf sich zu drehen!

Kai sank auf die Knie.

Sein Herz klopfte wild, seine Seite pochte. Und die Farbklekse wirbelten weiter umher.

In der Ferne heulte ein einsamer Wolf auf und das Licht schwand immer schneller.

Er war ein Narr, allein gegangen zu sein... War das das Ende?

Nein, ein leises Plätschern drang an sein Ohr. Der junge Mann kämpfte sich auf seine Füße. Zwang seine Glieder vorwärts, hin zur Quelle des Geräusches.

Überall Bäume. Nichts als Bäume. Und dann war da plötzlich eine Lichtung, durch die ein kleiner Fluss floss.

Im Matsch am Ufer glitt er aus und landete unsanft auf den Knien, wobei ein wenig Blut aus seiner Verletzung spritzte.

Er sah auf.

Kai spürte, dass er nicht allein war. Die rubinroten Augen suchten die Umgebung ab. Alles war leer. Nur ein einsames Blatt schwebte majestätisch zu Boden.

Da trat eine schlanke Gestalt aus dem Schatten des Waldes, nicht weit von ihm entfernt, die einen leise quietschenden Wagen lenkte.

Also hatten ihn die Räuber letztendlich doch gefunden... Waren das nicht ein bisschen wenig? Einen Mann zu schicken? Normalerweise würde das seinen Stolz als Prinzen des Eislandes empfindlich verletzten. Normalerweise... Dann hätte er ihnen auch gezeigt, dass er kein Schwächling war...

Die Gestalt km näher, hatte ihm aber den Rücken zugewandt, wie er jetzt erkannte. Sie nahm einen Gegenstand aus dem Gefährt und wandte sich dem Wasser zu, sich den langen schwarzen Zopf über die rechte Schulter werfend.

„...Ray...“

Das letzte was er sah, war, dass die Gestalt herumfuhr und ihn ansah.

Mit dem schmerzhaften Gefühl verraten worden zu sein, gaben Kais Beine endgültig nach und er stürzte in eine tiefschwarze Leere.
 

Der junge Mann strich sich eine pechschwarze Haarsträhne aus dem Gesicht, die Augen auf den bewusstlosen Fremden wenige Schritte vor seinen Füßen gerichtet.

„...Ray...?“

Ein Schatten tauchte leise zwischen zwei Bäumen auf.

„Hast du etwas damit zu tun?“, raunte er dem Mädchen mit den langen pinken Haaren und den Katzenaugen ins Ohr, das neben ihn getreten war.

„Ich habe nichts getan; ich bin ihm nur gefolgt...“, antwortete sie ebenso leise.

„Dann kümmere dich jetzt um ihn, ich hole nur schnell noch etwas Wasser...“

„Warte! Warum sollte ich?“, aufgebracht stemmte sie die Hände in die Hüften.

„Weil ich wissen will, warum er mich ‚Ray‘ genannt hat, Mariah!“

Die Augen der Pinkhaarigen wurden groß, doch er griff ohne eine weitere Erwiderung nach dem Eimer, den er fallen gelassen hatte und begann den großen Bottich auf dem Wagen zu füllen.

Schnaubend drehte sich Mariah zu dem Fremden um und kniete sich neben ihn, auch wenn er sie schier zur Weißglut trieb, ohne, dass sie den Grund dafür kannte.

Nur, woher kannte er Ray?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  eagle
2008-07-11T17:55:03+00:00 11.07.2008 19:55
schreib weiter, das ist total gemein jetzt aufzuhören
ich will weiter lesen^^
diese ff ist super macht spaß sie zu lesen konnte gar nich aufhören *verlegen weg schau*
also wie schon gesagt schreib schnell weiter!!!!!!!!!!!!!!


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