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Strandurlaub

von

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Sturm

Moin, Moin

Da wäre dann schon wieder was von mir, tut mir leid

Und ja, eigentlich müsste ich lernen, aber ich hab einfach keine Lust...

Und ja, ich gebe es zu, viel kommt nach diesem Kapitel nicht mehr. Gut für mich, schlecht für euch, sorry -.-

Ich hoffe ihr vergebt mir... sagt nicht, das es nichts zu vergeben gibt, lest erstmal...

Viel Spaß dabei

Eure Naoko ^^
 


 

8 Sturm
 


 

Das Arschloch grinst. „Hallo Bruderherz!“

„Was willst du?“, fragt Ben kalt.

„Nur Hallo sagen, Benni“, grinst Alex weiter. Wenn Blicke töten könnten, wäre ihm das Grinsen schon längst vergangen. Ben beschießt ihn regelrecht mit giftigen Blicken, und bei mir sieht es nicht besser aus. Wenn...

An meinem Ärmel zupft irgendwas.

„Nick“, flüstert Josie ängstlich. „Was ist los?“

„Nimm die Mädchen und bring sie nach Hause“, fordert Ben mich auf.

„Hast du etwa Angst, dich vor deinem Stecher zu blamieren?“, gibt Alex höhnisch von sich. Obwohl... dümmlich wäre auch ein gutes Wort.

„Geht schon mal vor“, bitte ich die Zwillinge und drückte Josie den Hausschlüssel in die Hand.

„Nein!“, protestieren sie entschlossen.

„Oh wie süß! Ich glaube, sie wollen dich beschützen, Bennilein“, spottet Alex und baut sich direkt vor Ben auf.

„Lass sie in Ruhe! Sie haben nichts mit dir zu tun!“, zischt Ben.

Ein Knall schallt über den Strand.

„Halt die Klappe, Kleiner! Du hast hier gar nichts mehr zu sagen!“

„Ben!“, rufen die Zwillinge und wollen zu ihm rennen, aber ich halte sie zurück.

„Bleibt zurück!“, ermahne ich sie leise. Sie bleiben neben mir stehen und erdolchen Alex nun auch mit ihren Augen.

„Lass sie doch, Tunte, die beiden scheinen sich wenigstens wehren zu können“, grinst Arschloch weiter und boxt Ben in den Bauch.

„Kann ich auch!“, zischt Ben und boxt zurück, mitten aufs Auge.

Etwas Metallenes blitzt auf und eine Sekunde später fliegt es durch die Luft, Ben hält sich den linken Arm. Die Zwillinge reißen sich von mir los und laufen zu ihm. Alex gehört mir. Ein gekonnter Tritt und der Gute liegt im Sand.

„Lass Ben endlich in Ruhe oder du lernst dein Messer bald selber kennen, Arschloch!“, grinse ich ihn böse an während mein Knie in auf den Boden drückt. „Jetzt hau ab und halte dich fern!“

Ich lasse ihn aufstehen und das Weite suchen, sein Buttermesser sammelt er unterwegs stolpernd ein. Gerade versuche ich noch, Pfeil und Bogen her zu zaubern, damit ich ihn erschießen kann, da greift Ben nach meiner Hand.

„Gehen wir“, flüstert er nur und zieht mich in die entgegengesetzte Richtung. Sein Gesicht ist noch schmerzverzerrt.

„Ja, gehen wir, zum Arzt“, meine ich nur. Josie klammert sich an meinen anderen Arm und Charlie an sie, so dass der einzige Arm, an dem kein anderer Mensch hängt, Bens verletzter Arm ist.
 

Ben nickt nur und führt uns zu einer Arztpraxis, in der es nur so vor Rentnern wimmelt. Am Tresen versichert die Sprechstundenhilfe ihm, dass er gleich als nächstes an der Reihe sein wird. Sollte bei einem Schwerverletzten ja auch sein...

Die Zwillinge werden aus Platzgründen in die Kinderecke des vollen Wartezimmers verfrachtet, und da sie uns nicht gehen lassen wollen, quetschen wir uns eben dazu.

„Benjamin, kommst du bitte?“, ruft die Sprechstundenhilfe kaum, dass wir sitzen.

Ben folgt ihr wortlos.

„Wer war der Typ?“, fragt Charlie leise.

„Alex, Bens Bruder“, antworte ich nur.

„Ist der immer so fies?“

„Ja, ist er. Fies und gemein. Haltet euch ja von ihm fern.“

„Entschuldigung“, spricht mich eine ältere Dame neben uns an. „Sie reden da nicht gerade von den Schwarz-Brüdern, oder?“

„Doch, wieso?“, frage ich.

„Sagen sie mir aber jetzt bitte nicht, dass Alexander Benjamin so verletzt hat“, bittet die Frau bestürzt.

„Doch, hat er.“

Sie sieht mich entsetzt an. „Seinen eigenen Bruder... Dabei wirkt er immer so so nett...“, murmelt sie.

„Ist er aber nicht!“, protestiert Charlie bestimmt.

„Er ist einfach nur fies!“, stimmt Josie mit ein.

„Ruhig, ihr zwei“, ermahne ich sie. „Ihr erschreckt ja die ganze Praxis.“

„Aber wir haben doch Recht!“, schmollt Charlie während die Augen des gesamten Wartezimmers auf uns ruhen.

„Wenn er das wirklich getan hat, dann habt ihr auch recht und keiner wird euch widersprechen“, lächelt die Frau.

„Er hat es getan, wir haben es doch selbst gesehen!“, meint Charlie.

„Dann habt ihr vollkommen Recht, er ist fies.“

Josie hängt sich unterdessen auf meinen Rücken und drückt mich so fest sie kann.

„Nicky ist auch unser Bruder, dem würden wir nie so was antun“, murmelt sie.

„Ihr seid ja auch nicht wie Alex“, versichere ich.

„Sind wir nicht“, murmelt Charlie, die mich von vorne umarmt. Irgendwie komme ich mir vor wie ein Sandwichbelag...

„Wir haben unseren Nicky doch lieb“, fügt sie an.

„Ich euch auch, ihr Süßen, ich euch auch“, flüstere ich den beiden zu.

Die Frau lächelt uns zu und ein Blick über Charlie hinweg verrät mir, dass wir immer noch die Sensation im Wartezimmer sind. Lauter Rentner starren uns an, mit Gesichtsausdrücken von freundlich lächelnd bis zutiefst gerührt.

Nur Ben, der gerade wieder in der Tür auftaucht, fällt aus der Rolle. Sein Gesicht allein ist todernst, ohne den Anflug eines Lächelns. Für einen Augenblick sehe ich nur ihn und er scheint nur mich zu sehen.

„Lasst uns gehen“, sagt er schließlich. Ob nach einem Jahr oder einer Sekunde, ich weiß es nicht...

Charlie löst sich von mir, doch Josie bleibt auf meinem Rücken hängen.

„Sag jetzt nicht, ich soll dich tragen?“, meine ich lächelnd.

„Doch“, murmelt sie nur leise. Die Aktion eben am Strand scheint sie doch mehr mitgenommen zu haben als Charlie, die sich gerade von Ben in ihren Mantel helfen lässt.

„Na gut, aber erst musst du mich nochmal loslassen, oder willst du ohne Mantel raus?“

Sie schüttelt leicht den Kopf und geht zu Ben, der auch ihr in den Mantel hilft. Ich gehe auch zu ihnen und während Ben den anwesenden Rentnern nur zunickt und die Zwillinge freundlich winken, sieht die Frau, die sich mit uns unterhalten hat, mich direkt an. Ben geht mit den Mädchen schon mal raus.

„Passen Sie gut auf ihn auf“, ermahnt sie mich. „Sonst haben Sie bald die halbe Stadt gegen sich.“

„Ich passe auf ihn auf, versprochen“, versichere ich ihr.

Sie lächelt zufrieden und nickt. „Wir vergessen hier nichts, junger Mann. Alles Gute!“

„Ich werde es mir merken. Ihnen auch alles Gute!“, lächle ich sie an, dann folge ich den anderen nach draußen. Irgendetwas gibt mir das Gefühl, diese Frau war die einzige Person im Wartezimmer, die bemerkt hat, in welcher Beziehung ich zu Ben stehe. Kleinstädter können manchmal echt langsam sein...
 

Josie zupft gleich wieder an meinen Ärmel und sieht mich mit großen Augen an.

„Keine Angst, ich habe es nicht vergessen, Kleines“, lächle ich und gehe vor ihr in die Hocke. Sie klettert auf meinen Rücken und krallt sich an mir fest.

„Gehen wir bitte nach Hause?“, fragt Charlie.

„Nein, eines muss ich noch erledigen“, meint Ben nur und geht voran.

„Wohin gehen wir?“, will ich wissen.

„Keine Angst, es ist nicht weit, nur ein paar Häuser.“
 

Mit 'ein paar' meint Ben genau vier Häuser. Da steht dann ein Haus mit Gittern vor den Fenstern und Überwachungskameras an den Wänden. Ein Leuchtschild, das gerade angeht, verkündet 'Polizei'. Gerade als ich verstehe, betritt Ben das Gebäude, wir folgen ihm.

„Guten Tag“, begrüßt uns ein Polizist hinter einer Glasscheibe mit Luftlöchern knapp.

„Ich will Alexander Schwarz anzeigen“, meint Ben mit todernstem Gesicht.

„Weswegen denn?“, fragt der Polizist wenig beeindruckt.

„Körperverletzung und Verstoß gegen das Waffengesetz.“

Jetzt sieht der Polizist ihn doch interessiert an, dann sieht er Charlie an, dann mich und Josie auf meinem Rücken.

„Meine Zeugen“, meint Ben knapp.

Der Beamte nickt und winkt uns zu einer Tür, rechts neben der Glasscheibe. Die Tür öffnet sich, ich setze Josie ab und der Polizist lächelt uns an.

„Dann mal rein spaziert.“

Josie klammert sich wieder einmal an meinen Arm und Charlie sieht sich interessiert im Revier um. Ich selbst habe zwar zuvor nie ein Polizeirevier von Innen gesehen, aber es sind eh nur Schreibtische, Aktenschränke und ein paar Polizeibeamte, die Papierkram erledigen. Nichts, was meine Aufmerksamkeit von Ben ablenken könnte also. Der Polizist vom Empfang spricht kurz mit zwei seiner Kollegen, von denen einer Ben mitnimmt, der andere führt uns in einen Konferenzraum.

„Zieht eure Jacken aus und setzt euch“, lächelt der ältere Mann die Zwillinge an. „Möchtet ihr was trinken?“

„Kann ich eine Cola haben, bitte?“, fragt Charlie und zieht ihren Mantel aus. Heute werde ich ihr das mal durchgehen lassen mit der Cola, sonst gibt es das Zeug nur für die Großen...

„Natürlich“, lächelt der Mann. „Und was ist mit dir?“, spricht er Josie an, die sich immer noch an meinen Arm klammert und ihr Gesicht vor ihm versteckt.

„Wenn sie einfach zwei Colas hätten...“, lächle ich ihn an.

„Und Sie sehen aus, als könnten Sie einen Kaffee vertragen?“

„Ja, bitte. Wo ist Ben?“ Die Frage kommt vielleicht etwas plötzlich und ist unpassend im Moment, aber ich muss es wissen.

„Ihr Freund macht gerade seine Aussage und wegen der Anzeige und dem damit verbundenen Papierkram wird es wohl noch eine Weile dauern. Die Aussagen von Ihnen und den Mädchen werden wir bald aufnehmen. Warten Sie bitte einfach hier.“

„Herr Polizist?“, fragt Charlie plötzlich und der Mann sieht sie fragend an. „Ist die Pistole echt?“

„Natürlich ist die echt“, meint der Beamte lächelnd.

„Kann ich sie mal halten? Bitte?“

„Leider nicht,... Wie heißt du eigentlich?“

„Charlotte Marie Weiß. Darf ich echt nicht?“ Sie setzt ihr bestes Schmollgesicht auf.

„Das ist doch viel zu gefährlich“, murmelt Josie leise und sieht den Polizisten an. „Ich bin übrigens Josefine Marie Weiß. Fallen Sie nicht auf Charlies Bettelei herein.“

„Keine Angst, ich bringe deine Schwester nicht in Gefahr, die Pistole bekommt sie nicht. Aber... warum heißt ihr denn beide Marie mit zweitem Vornamen? Das ist dann doch ungewöhnlich...“

„So hieß unsere Oma, sie ist kurz vor unserer Geburt gestorben und deswegen heißen wir auch so“, erklärt Charlie.

„Ihr habt wirklich schöne Namen, trotzdem werde ich mal eure Colas holen, ja?“, lächelt der Beamte.

„Ist es denn sehr gefährlich als Polizist?“, will Charlie noch schnell wissen.

„Willst du mich begleiten? Ich könnte dir deine Fragen beantworten und dir das Revier zeigen“, schlägt der gute Mann vor.

Charlies Augen werden riesig. „Au ja, das wäre toll!“, strahlt sie.

„Darf sie?“, fragt er mich.

„Ja, klar.“ Ich lächle ihn an und die beiden verlassen den Konferenzraum. Charlie feuert gleich Fragesalven auf den armen Mann ab, aber er lacht freundlich. Ich kann sie durch die Wände aus Glas sehen, bis sie in einen weiterführenden Gang einbiegen.
 

„Können wir nicht nach Hause gehen?“, fragt Josie kaum hörbar an meinem Arm. Vorsichtig löse ich mich von ihr und gehe vor ihr auf die Knie. Wir tragen beide noch unsere Mäntel, wie ich feststelle, Josie sogar noch Mütze, Schal und Handschuhe.

„Tut mir Leid, meine Kleine, aber es wird wohl noch eine Weile dauern.“ Langsam ziehe ich ihr Handschuhe, Mütze und Schal aus, knöpfe ihren Mantel auf.

„Aber ich will zu Ben und dann mit ihm nach Hause. Ich will zu Mama und Papa“, flüstert sie und Tränen treten in ihre Augen.

„Ich weiß“, flüstere auch ich und ziehe die Kleine in meine Arme. Wie bringt man seiner kleinen Schwester bei, dass man auch Angst hat? Dass man das Ganze im Grunde genauso wenig versteht wie sie? Wie kann man von ihr verlangen zu verarbeiten, was man selbst noch nicht verarbeitet hat?Wie verlangen, stark zu sein, wenn man sich selbst am liebsten unter der Bettdecke verkriechen möchte?

„Hör zu, Josie. Wir gehen nach Hause, aber vorher müssen wir den Polizisten noch erzählen, was am Strand passiert ist, ja? Und wir müssen ganz ehrlich sein, versprichst du mir das?“

„Ja“, bringt sie noch leise heraus bevor sie vollkommen in Tränen aufgeht.

Eine junge Polizistin kommt herein, mit einem Glas Cola in der einen und einer dampfenden Tasse Kaffee in der anderen Hand. Sie lächelt mich an als würde sie sich gleich in mich verlieben.

„Ihre Schwester macht gerade schon ihre Aussage“, teilt sie mir lächelnd mit und stellt die Getränke ab. Hatte ich erwähnt, dass ich ihr Bruder bin? Keine Ahnung. Vielleicht war es Ben, vielleicht Charlie, vielleicht sieht man es uns an... Auch egal...

„Gut. Wer ist als nächstes dran?“, will ich wissen.

„Josefine, soweit ich weiß“, lächelt die Frau mich an. Sollte ihr sagen, dass ich mit Ben zusammen bin...

„Das könnte noch etwas dauern“, gebe ich zu bedenken, da Josie sich weinend an mir festkrallt.

„Lassen Sie sich ruhig Zeit“, lächelt sie immer noch und lässt uns allein.

Josie weint unaufhörlich weiter und mir fällt nichts ein, was ich tun oder sagen könnte, um sie zu beruhigen. Nichts!
 

Urplötzlich spüre ich eine Hand auf meiner Schulter.

„Nick“, spricht Ben mich leise an. „Ich glaube, Josie ist eingeschlafen. Und sie würden gerne deine Aussage aufnehmen.“

„Klar. Nimmst du mir die Süße ab?“

Er kniet sich hinter Josie, so dass ich sie in seine Arme legen kann.

„Sie war ziemlich fertig mit den Nerven, lass sie bitte so lange schlafen, wie es geht“, bitte ich ihn.

Er nickt nur und ich folge dem Polizisten, der in der Tür auf mich wartet.

Als ich nach meiner Aussage zurück komme, ist nur noch Ben da.

„Josie macht gerade ihre Aussage und Charlie löchert die Polizisten noch mit Fragen“, erklärt er.

„Du meinst 'schon wieder'“, meine ich nur und lehne mich neben seinem Stuhl an den Tisch.

„Egal, ich hoffe nur, sie beeilen sich“, seufzt Ben leise. „Ich bin müde.“

„Nicht nur du“, gebe ich zu. „Wir gehen dann gleich nach Hause und verlassen das Haus heute nicht mehr.“

„Und zum Abendessen bestellen wir Pizza. Ich habe nämlich keine Lust zu kochen.“

„Machen wir“, lächle ich ihn an und er zieht mich zu sich runter.

„Danke, mein Ritter“, haucht er und küsst mich. Die Glaswände stören keinen von uns, sollen sie es doch wissen. Nur das Gesicht der jungen Beamtin würde mich mal interessieren...

„Jetzt knutschen sie schon wieder“, seufzt Josie nach einer gefühlten Ewigkeit.

„Machen sie doch ständig“, brummt Charlie. Würden wir ja gerne, aber ihr seid ja noch da...

Wir lösen uns von einander und schauen sie unschuldig an.

„Habt ihr was gesagt?“, fragt Ben lächelnd.

„Können wir nach Hause gehen?“, fragt Josie zurück.

„Können wir, Süße“, lächle ich sie an nachdem der Polizist, der hinter den beiden steht, genickt hat, und sie seufzt erleichtert auf.

Charlie scheint es hier allerdings zu gefallen, wie man nur zu leicht an ihrem Gesicht sehen kann. Die armen Polizisten...

„Dann zieht euch mal an“, sagt Ben, wirft mir meinen Mantel zu und zieht seinen eigenen an.
 

Wieder zu Hause erwartet uns Mephisto ungeduldig. Die arme Socke hatte ich doch glatt vergessen... Dafür wird er von den Zwillingen geradezu verwöhnt und schließlich sogar mit Pizza vollgestopft. Todesgleich schläft er in seinem Körbchen ein.

„Ihr habt ihn total überfordert“, stellt Ben lachend fest.

„Wenn er nicht weiß, wann er aufhören muss...“, schmollt Charlie.

„Sagt mal, ihr Süßen, hättet ihr etwas dagegen, heute Abend das sehen zu können, was ihr wollt?“, frage ich die Mädchen lächelnd, die schon wieder viel zu aufgedreht sind.

„Was wir wollen?“, fragt Charlie mit großen Augen.

„Ja, was ihr wollt, solange ihr wollt“, bestätige ich und Ben hat keinen Schimmer, weshalb. Ratlos sieht er auch total süß aus. Okay, tut er immer...

„Au ja!“, jubeln die Zwillinge synchron.

„Gut, dann mach ich euch noch eine Schüssel Popcorn, okay?“

Zu mehr als einem begeisterten Nicken sind die beiden Glückspilze nicht mehr in der Lage.
 

„Was hast du vor?“, will Ben leise wissen während er mir in die Küche folgt.

„Ganz einfach. Wir überlassen den beiden das Wohnzimmer und nehmen uns den Rest des Abends frei“, erkläre ich ihm und stecke das Popcorn in die Mikrowelle.

„Da wird Popcorn aber nicht reichen“, grinst Ben und wühlt im Schrank. „Also Gummibärchen, Marshmallows, Chips... Schokolade ist im Kühlschrank... Cola und Zitronenlimonade...“

„Sie sollen abgelenkt sein, keinen Zuckerschock erleiden“, ermahne ich ihn.

„Gib Kindern alles, was sie wollen, dann sind sie zufrieden und stören uns nicht“, grinst er nur.

„Stimmt, und bei den beiden gilt das besonders“, grinse ich zurück.

„Gut, such du schon mal nach Wein für uns, ich bring die erste Fuhre Raubtierfutter schon mal ins Wohnzimmer.“ Er verlässt voll bepackt die Küche.

Das Popcorn ist fertig und als ich das Wohnzimmer damit betrete, schauen uns die Zwillinge traurig an. Wahrscheinlich hat Ben ihnen gerade von unseren Plänen erzählt...

„Wollt ihr uns nicht bei euch haben?“, fragt Josie leise und den Tränen nahe.

„Doch, Engelchen, wir wollen euch bei uns haben, aber heute Abend hätten wir gerne etwas Zeit für uns“, lächelt Ben sie an. „Weißt du, wir müssen über vieles reden, was euch bestimmt nur langweilen würde. Und nach dem, was heute passiert ist, solltet ihr einfach mal an etwas anderes denken, versteht ihr?“

„Aber...“, beginnt Josie, doch Charlie flüstert ihr etwas ins Ohr, das sie abbrechen lässt. Die beiden sehen sich an, dann uns.

„Na gut“, gibt Josie nach. „Geht mal schön reden.“

Jetzt bin ich aber geplättet! So leicht lenkt Josie selten ein. Verdächtig ist nicht nur das, sondern auch das Grinsen auf den Gesichtern der Mädchen. Ich fürchte, sie denken, wir wollen nur das Eine tun.

„Danke, ihr Süßen“, lächelt Ben. „Wenn irgendetwas ganz wichtiges ist, klopft einfach, ja?“

Die Zwillinge nicken grinsend.

„Lass uns gehen, sie machen mir Angst“, flüstere ich Ben zu, aber immer noch laut genug, dass die zwei mich hören können.

„Jetzt haut endlich ab!“, drängelt Charlie und Ben zieht mich lachend aus dem Wohnzimmer.

„Hast du an den Wein gedacht?“, fragt er im Flur. „Du weißt, dass ich nicht viel trinke, aber heute...“

„Kann ich verstehen, geh schon mal hoch, ich komme gleich nach.“

„Beeil dich!“, murmelt Ben neben meinem Ohr und geht lächelnd die Treppe hoch.
 

Oben erwische ich ihn, wie er sich gerade meinen Lieblingspullover überziehen will. Prinzipiell habe ich ja nichts dagegen, doch dann fällt mein Blick auf den Verband an Bens linkem Arm.

„Warte mal“, bitte ich ihn und stelle den Wein und die Gläser ab.

„Sorry, ich dachte, es macht dir nichts aus. Er riecht so schön... nach dir“, verteidigt Ben sich.

„Nein, das ist es nicht. Ich wollte nur nach der Verletzung fragen“, erwidere ich und fahre ganz leicht darüber.

„Es tut schon kaum noch weh. Musste nicht mal genäht werden.“

„Echt? Ich dachte, er hätte dich voll erwischt?!“

„Nein, er hat mich nur gestreift“, versichert Ben lächelnd.

„Hättest du mir das nicht früher sagen können?“

„Tut mir leid, aber ich dachte, da ich nicht vor Schmerzen gekrümmt am Boden lag, hast du das schon mitbekommen.“

„Ich dachte, du willst den Tapferen spielen, damit wir uns keine Sorgen machen...“, gebe ich zu.

„Würde ich nie“, lächelt Ben und zieht sich den Pullover über, sein am Arm aufgeschlitzter liegt auf dem Boden. „Hast du was zu trinken gefunden?“

„Ja, und clever wie ich bin, habe ich die Flasche gleich unten aufgemacht“, grinse ich zurück.
 

Er setzt sich auf eine der Fensterbänke, die praktischer Weise so breit sind, dass man bequem darauf sitzen kann ohne einen Krampf im Hintern zu bekommen. Im Sommer habe ich das schon Nächte lang getestet... Meine Tante hat wirklich an alles gedacht. Ich setze mich Ben gegenüber ans andere Ende der Fensterbank und reiche ihm sein Glas, welches er gleich erhebt.

„Auf... ich habe keine Ahnung, auf was...“

„Auf dein neues Leben“, schlage ich vor.

„Auf uns“, lächelt er, wir stoßen an und er leert sein Glas in einem Zug.

„Eine kleine Frage hätte ich da allerdings noch...“, fange ich an.

„Welche denn?“

„Woher wusstest du, dass Alex mit seinem Messer gegen das Waffengesetz verstößt? Es hätte ein Küchenmesser sein können...“

„Von ihm. Als er das Ding vor ein paar Jahren neu hatte, hat er ständig damit geprahlt, wie er es aus Polen geschmuggelt hat, weil es hier eigentlich verboten ist. Und dass es kein beliebiges Messer war, wusste ich, weil es nicht meine erste Begegnung damit war.“

„Ach nein?“

„Nein, aber für die Geschichte brauche ich mehr Wein.“

Mit abwesendem Blick hält er mir sein Glas hin, das ich auffülle.

„Danke.“ Wieder trinkt er es mit einem Mal aus.
 

„Also, bis vor kurzem hat er mit dem Messer immer nur vor meiner Nase rumgefuchtelt, um mir zu drohen oder so. Es war lächerlich. Dann, an dem Tag, an dem wir uns kennengelernt haben, hat meine Mutter mich in den Keller geschickt, um etwas aus der Tiefkühltruhe zu holen. Blöder Weise besteht unser Keller aus nur einem Raum, und der wird auch als Partykeller genutzt, an dem Tag von Alex und seinen Freunden. Ich wollte nur schnell an die Truhe und wieder hoch, weil selbst meine Eltern erträglicher sind als diese Arschlöcher. Sie entdeckten mich aber und ehe ich mich versah, zerrte Alex lachend an meinem Arm.

'Guckt euch mal unsere kleine Tunte an', meinte er amüsiert. 'Sie lacht gar nicht, dabei ist heute unser Geburtstag.'

'Du hast heute Geburtstag, nicht ich', habe ich nur gesagt und versucht, mich loszureißen. Natürlich gefiel ihm das gar nicht. Er zückte sein Messer und hielt es mir an die Kehle.

'Jetzt bist du nicht mehr so aufmüpfig, was?' Er grinste so fies wie ich es noch nie gesehen hatte. Seine Freunde johlten und einer von ihnen entdeckte die Truhe, wo meine Eltern ihre Faschingsutensilien aufbewahren, ein anderer den Schrank für die Sommerklamotten – oder Winterklamotten, je nach Jahreszeit eben... Sie haben tolle Sachen gefunden: Das Kleid und die Perücke.“

Ben sieht von seinem leere Glas auf, Tränen in den Augen.

„Alex hat mich mit dem Messer in der Hand gezwungen, das anzuziehen. Er hat gedroht, mir das Gesicht damit zu zerkratzen und mir – wie es meine Familie so schön nennt – meine Männlichkeit abzuschneiden, die bräuchte ich ja eh nicht, da ich nichts anderes als das Mädchen sein könne, dass sich ficken lässt. Ich hab es getan, lieber die Demütigung als die Verletzung. Was noch eine blöde Sache bei unserem Keller ist, ist die zweite Tür, die an der Seite des Hauses direkt nach draußen führt, so dass sie mich von unseren Eltern unbemerkt raus schleifen konnten, durch die halbe Stadt, die zum Glück leer war. Am Strand konnte ich abhauen und den Rest kennst du...“
 

Ben starrt wieder auf sein Glas.

„Warum hast du mir das noch nicht erzählt?“, frage ich vorsichtig.

„Weil ich es vergessen will, nicht mehr davon träumen will“, schnieft Ben leise und sieht mich mit feuchten Augen an, dann rollen die ersten Tränen. „Ich will nicht mehr wegen ihm weinen“, sagt er leise aber entschlossen und wischt die Tränen weg. „Ich will das alles nicht mehr.“

Langsam strecke ich meinen Arm nach ihm aus und rücke näher, aber Ben schiebt meinen Arm weg und schüttelt leicht den Kopf.

„Ich will endlich stark sein“, meint er ernst.

„Du bist jetzt schon stärker als ich es je sein werde“, versichere ich ihm.

„So fühle ich mich aber nicht“, flüstert er und sieht mich mit einem Blick an, den ich so erwachsen noch nie bei ihm gesehen habe. Die Beine hat er angezogen und mit seinen Armen umschlungen.

„Das kommt noch. Du musst dir nur Zeit geben, denke ich“, erwidere ich.

„Wahrscheinlich“, murmelt Ben und starrt in die Finsternis jenseits des Fensters.
 

„Ich habe gerade keine Ahnung, was ich tun soll“, gebe ich nach einer ziemlich langen Weile zu und lehne meinen Kopf an die angenehm kühle Fensterscheibe.

„Wie meinst du das?“, fragend sieht Ben mich an.

„Na ja, am liebsten würde ich dich in den Arm nehmen und so lange knuddeln bis es dir besser geht. Aber ich habe Angst, dass du das nicht willst...“

„Wieso sollte ich das nicht wollen?“, fragt Ben verwundert.

„Warum hast du vorhin meinen Arm weggeschoben?“, frage ich zurück.

„Weil ich dann geheult hätte wie ein Kleinkind, das will nicht mehr, nicht wegen ihm.“

„Dann würde es dir nicht schwach vorkommen, von mir geknuddelt zu werden?“, wundere ich mich.

Ben lacht leise. „Nein. Solange ich nicht heule, kommt mir das nicht schwach oder so vor, sondern einfach nur schön.“

„Dann habe ich mich also umsonst zurückgehalten?“

Wieder lacht Ben, dann löst er seine Sitzposition und beugt sich zu mir. „Du bist süß!“, flüstert er und küsst mich.

„Bringt es was, dagegen zu protestieren?“, frage ich danach.

„Nein!“ Und schon küsst er mich wieder, sanft und leidenschaftlich, schüchtern und verlangend.

Irgendwann muss ich meine Lippen leider von seinen lösen, ich atme nämlich ziemlich gerne.

„Was ist los?“, fragt Ben gleich besorgt. Er ist hier der Süße...!

„Luft!“, entgegne ich und er lacht. Dann dreht er sich umständlich auf der Fensterbank und lehnt sich an mich.

„Du darfst mich immer in den Arm nehmen und knuddeln bis es mir besser geht, ganz egal, wie stark ich schon bin“, flüstert er.
 

Ich glaube, wir bleiben ewig so sitzen. Oder fast...

„Duhu, Ben...?“

„Was denn?“, fragt er leise zurück.

„Ich glaube, mein Bein ist eingeschlafen. Ich spüre es nicht mehr...“

Er lacht leise. „Dann komm mal mit“, meint er, steht auf und zieht mich zum Bett.

„Was hast du denn vor?“, will ich wissen.

„Wirst du schon sehen“, lächelt er unschuldig, wirft mich dann aber nach hinten aufs Bett und zieht mir die Hosen aus. „Welches Bein ist es denn?“

„Das Rechte...“ Was soll das denn werden, bitteschön?

Ben lächelt nur und fängt an, das betreffende Bein zu massieren. Was für ein Service...

„Geht es wieder?“, fragt er nach einer Weile.

„Ja, danke.“

„Gut.“ Er setzt sich auf mich und zieht mir den Pullover aus, doch mir haut er auf die Finger als ich ihm meinen Pullover ausziehen will. Schon fies...

„Warum machst du das?“, frage ich.

„Ganzkörpermassage“, lächelt er unschuldig und macht an meinem Oberkörper weiter. „Lass dich heute einfach mal von mir verwöhnen. Ich bin auch ganz sanft.“

„Wärst du nicht heute eher derjenige, den es zu verwöhnen gilt?“

„Du bist immer für mich da, lass mich jetzt mal etwas für dich tun.“

„Kannst du auch gerne tun, aber trotzdem ist da zu viel Stoff an dir...“

„Denkst du nur an das Eine?“, fragt Ben grinsend.

„Ja!“ Ich ziehe ihm schnell den Pullover aus, doch anstatt sich von mir küssen zu lassen, drückt er mich wieder nach hinten, kniet sich neben mich, dreht mich um und setzt sich auf meinen Hintern.

„Lass dich einfach verwöhnen“, haucht er in mein Ohr und fängt an, meinen Rücken zu kneten.

Kurz darauf geht es nicht mehr ganz so unschuldig zu und ich bin ziemlich froh, diesmal die Tür abgeschlossen zu haben. Ich hoffe nur, die Wände sind auch schalldicht genug...



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Heartsbane
2010-02-25T15:39:26+00:00 25.02.2010 16:39
Schönes und langes Kapitel :)
Das mit Alex und dem Angriff war schon ... heftig für die Umstände. Ich finde vor allem die unterschiedliche Reaktion der Zwillinge toll und auch gut beschrieben.
Was mir sehr gefallen hat war die Szene in der Praxis und dass sich alle entfernt für Ben eingesetzt haben. Schöne Idee :)
Auch Charlie ist richtig süß, als sie sich so für die Polizei interessiert ^^ Und Ben‘ s Reaktion, als er sich diese Fragen stellt wie er Josie trösten soll. Gute Gefühlsbeschreibung.
Der Rückblick auf den Geburtstag war auch ne nette Idee, dass man das erst später genau erfährt.

Liebe Grüße,
Core.
Von: abgemeldet
2009-07-20T19:00:07+00:00 20.07.2009 21:00
Also eins ist schon mal ganz klar....Ich HASSE Alex! Der ist der größte A**** auf der ganzen weiten Welt!XD Der soll Nick und vorallem Ben endlich mal in Ruhe lassen, das haben sie verdient...
Ich find die beiden Zwillinge unglaublich niedlich<3
Ich fand das es ein wirklich sehr schönes Kapitel war und ich bin schon gespannt wie es weiter gehen wird=)
LG BlackEmoKiss
Von:  Sakiko_Seihikaru
2009-02-13T14:51:51+00:00 13.02.2009 15:51
So, dann bin ich mal dran, etwas verspätet meines Senf zu diesem Kapitel abzulassen ^^

Zuerst einmal: ICH HASSE ALEX! Also der Typ ist echt all das, was richtig schön Sch**** ist auf der Welt! Dumm, gewalttätig, hohl, dreist und einfach nur ein Arschloch.
Okay, ein Arschloch, dass nicht gleich mit Verstärkung aufläuft, was ich bei dem eher vermutet hätte, aber trotzdem ein Arschloch! Ich bin dafür: Stein an den Füßen festbinden und ab im Meer versenken!

Also der arme Ben muss schon wieder ziemlich was mitmachen bei dir, aber ich find es gut, dass er den Typen einfach anzeigt. So muss das sein! Obwohl ich die Meer-Variante auch nicht wirklich schlecht finde, geht vor allem auch schön schnell.
Die Sache mit dem Wartezimmer war echt gut, sehr realistisch. Ich meine, sitzen ja nun mal immer größtenteils Rentner beim Arzt rum.

Schön finde ich, wie du die unterschiedlichen Charaktere der Zwillinge herausgestellt hast. Allerdings scheinen sie sich in dem Punkt die beiden stets und ständig zu stören doch einig zu sein XD, aber zum Glück haben die beiden ja einen Weg gefunden, na ja oder die Mädels haben ihnen eben nachgegeben, doch noch einen Abend Zeit für sich zu haben.
Da konnte sich Nick dann auch endlich mal nach der Verletzung erkundigen, also da hat er schon ne ziemliche Weile für gebraucht, was?
Aber das Ben sich nicht gleich umzieht, als sie wieder nach Hause kommen, find ich schon etwas merkwürdig...

Für die Aktion mit dem Strand hätte ich Alex ja schon im ersten Kapi eine reinhauen können, aber nun würde ich gern noch ein zweites und drittes Mal nachschlagen. Also der Typ ist echt sowas von *piep* und *piep*, den sollte man *piep* und dann *piep*, solange bis ihm *piep* *piep* *piep* *piep*...(<- Reihe sehr böser Wörter, die hier aus Jugendschutzgründen nicht genannt werden XD).

Aber das Ende ist dann wirklich schön, wie Nick Ben wieder aufbaut. Schließlich hat er ihn ja jetzt, da braucht er seine doofe Familie nicht mehr. Und nicht das wir geahnt haben, worauf das ganze hinausläuft ^^, nein, wie könnten wir auch, wo Nick ja gar nicht nur an das Eine denkt XD

Fazit: War wieder ein schönes Kapitel und ich freu mich auf das nächste.
Liebe Grüße
Sakiko ^^
Von:  chrishe
2009-02-09T19:45:40+00:00 09.02.2009 20:45
Wieder ein schönes Kapitel. Die Zwillinge runden das Ganze gut ab.

Freue mich für die 2 Turteltauben, dass sie jetzt einen schönen Abend haben. Aber irgendwann ist der Urlaub auch vorbei, oder? Dann hat man nicht mehr soviel Zeit füreinander.
Bin gespannt, wie sie das meistern.
LG


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