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Deepest Gold

Who are you, holy flame?
von

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Mizu no Kuni

Sie waren an ihrem Ziel angekommen. Mit einem unsanften Ruck legte die Fähre endlich am Kai im Hafen von Mizu no Kuni an und die Luken nach draußen öffneten sich sogleich. Die Passagiere des Schiffes drängelten sich so sehr zum Ausgang, dass Seika befürchtete, einige von ihnen würden gleich links und rechts vom Steg ins Wasser fallen. Jeder wollte schnell vom Schiff herunter und in den engen Gassen des Hafens verschwinden. Auf den Gesichtern der Menschen war Unbehagen und Furcht zu sehen. Sie blickten sich dauernd um, als ob sich Angst hatten, irgendetwas würde auf sie lauern und sie packen, wenn sie nicht aufpassen würden. Die Kunoichi und ihre Begleiter hielten sich im Hintergrund, bis alle Leute von Bord gegangen waren, was seine Zeit dauerte, weil sie sich dauernd selber den Weg blockierten und dann auch noch zu streiten begannen. Wären sie den Weg ruhig angegangen, so hätten sie es viel schneller wieder ans Festland geschafft. Unter den Passagieren war auch der alte Mann, der die Fische gefüttert hatte, gewesen, doch er hatte nicht auf die Akatsuki geachtet, ebenso wie die anderen Menschen nicht, für die der einzige Gedanke wohl war, von hier weg zu kommen.
 

„Was ist eigentlich mit den Wachen? Willst Du sie denn einfach so in ihrer Kammer liegen lassen?“, fragte Tobi noch, während er den hektischen Leuten zusah. Auch Kisame blickte neugierig zu der Brünetten.
 

„Sollen sie noch etwas schlafen, bis der Kapitän sie findet. Er wird, genauso wie die Wachen selber, glauben, dass sie etwas zu viel getrunken haben...“, meinte die junge Frau nur schulterzuckend, denn diese Shinobi waren ihr kleinstes Problem. Trotzdem schien es den Haimann doch zu interessieren.
 

„Das verstehe ich nicht, ich dachte, Du wärst nicht so bewandert mit Genjutsu. Oder hat Itachi Dir geholfen?“, fragte er nach, denn jeder von ihnen kannte diese Schwäche der Kunoichi. Seika schüttelte ihren Kopf.
 

„Dazu muss man kein Genjutsu können. Denk doch mal nach, wenn sie die Erinnerung an die ganzen Tage der Überfahrt nicht haben, werden sie denken, sie hätten durch zu viel Alkoholkonsum einen dicken Filmriss erlitten. Wie es dazu gekommen ist, ist vollkommen egal. Da sie uns nicht kennen, können sie uns also auch nichts anhängen“, erklärte die junge Frau und erntete das Erstaunen von Kisame und Tobi. Dieser Medic-Nin hatte ihnen mit ihren Fähigkeiten und ihrem Wissen schon ziemlich oft aus komplizierten Situationen gerettet. Doch nicht nur das, auch hatte sie jede Wunde, welche die anderen im Kampf erlitten hatten, ohne weiteres in kürzester Zeit geheilt. Ohne sie hätte ihre Genesung wohl immer Tage und Wochen gedauert. Es war damals eine weise Entscheidung von Pain gewesen, die Organisation wieder mit einem fähigen Medic-Nin auszustatten. Dass sie jedoch an so eine machtvolle junge Frau geraten würden, hatten sie natürlich nicht vorausgesehen. Doch umso besser. In vielerlei Hinsicht hatte sie bei ihnen einen Wandel der Einstellungen herbeigeführt, doch alle waren absolut positiv.
 

Als die letzten Menschen endlich von Bord gingen, folgten die Akatsuki ihnen unauffällig nach, doch innerhalb kürzester Zeit standen sie ganz alleine da, als hätte der Erdboden sämtliche Menschen verschluckt. Es war wirklich seltsam. Sicher hatten Seika und Tobi durch das Gespräch mit dem alten Mann herausgefunden, dass die Stimmung in dem Land nicht gerade erfreulich war, weil alle vor diesem Mann Angst hatten, der neuerdings danach trachtete, die Politik und Geschäfte dieses Landes an sich zu reißen, doch sie mussten nicht gleich in den Untergrund fliehen, wenn sie nur einen Fuß auf das Land setzten. Es kam Seika regelrecht vor, als hätten die Menschen wirklich Angst um ihr Leben und ihre Existenz. Die junge Frau konnte sich dem Gefühl nicht erwehren, dass ihr plötzlich kalt wurde, obwohl die Sonne schien. Und auf einmal fühlte sie sich beobachtet. Sie standen ohne weiteres am Anlegesteg ihrer Fähre und sahen sich um, als wären sie ahnungslose Touristen, die verwundert waren, warum hier so eine Menschenleere herrschte. Überall sonst hätte ein Land seine Besucher mit Ständen und anderen Attraktionen empfangen, um durch die Neuankömmlinge etwas Geld dazu zu verdienen. Viele Länder lebten von diesem Tourismus und Seika dachte, dass vor allem der Inselstaat mit den umliegenden kleinen Eiländern, die alle ein wunderschönes Klima hatten, viel Wert auf die Vermarktung ihrer reisefreundlichen Gegenden setzte.
 

Doch natürlich dachte Seika nicht über Urlaub nach, obwohl sie die wirtschaftlichen Aspekte sicherlich auch bedachte. Viel wichtiger war ihr, dass nicht einmal versucht wurde, den Schein einer funktionierenden Gesellschaft zu wahren. Was für ein Möchtegern-Regierender war es denn, der sich nicht einmal bemühte, es so aussehen zu lassen, dass seine Politik einigermaßen aufging? Er schien geradezu zu wollen, dass die Bewohner des Landes vergrault wurden, denn wer wollte schon unter ständiger Bedrohung leben? Doch was hatte das für einen Sinn? Man brauchte Menschen, denn die Leute machten die Bewohner eines Staates aus und nur so konnte Wirtschaft, Lebensmittelversorgung und Infrastruktur bestehen. Natürlich waren die Gedanken der vier Shinobi nicht hörbar, doch irgendjemand hatte wohl gemerkt, dass sie schwer überlegten, was hier eigentlich los war. So fielen sie sofort als Fremde auf.
 

Nicht nur die Kunoichi fühlte, dass sie jemandes Aufmerksamkeit erregt hatten, auch wenn sich dieser jemand gut versteckte. Hier gab es viele schattige, düstere Winkel, aus denen man sie gut beobachten konnte. Seika sah zu Itachi, der im selben Moment ebenfalls zu ihr sah. Sie tauschten bedeutungsvolle Blicke aus.
 

„Wir sollten so schnell wie möglich aus dem Hafengebiet verschwinden. Wir gehen ein Stück langsam, dann machen wir uns sofort schneller auf zur Basis. Kisame?“, sagte der Schwarzhaarige bestimmend und der Haimann nickte. Er kannte sich hier immer noch ein wenig aus und würde ihnen den schnellsten Weg aus der Stadt weisen. Deshalb gingen sie los, als Einzigstes den feuchten Wind im Nacken zusammen mit dem Geschrei der Möwen, das immerzu laut, schrill und verspottend klang. Ihr Gepäck trugen sie fest in ihren Armen, was aussah, als hätten sie etwas Kostbares dabei, was sie bloß nicht verlieren durften. Die Akatsuki waren sich im Klaren, dass diese Haltung verdächtig für ihre Beobachter war, doch das kümmerte sie nicht. Nein, vielleicht würde es sich sogar zu ihrem Vorteil entwickeln können.
 

Zuerst folgten sie für einige Zeit der Kaimauer, immer mit dem Meer zu einer ihrer Seiten. Solange sie offenes Gelände in Sichtweite hatten, konnten sie sich nicht im Labyrinth der Lagerhäuser und der dazwischen verlaufenden dunklen Gassen verirren, denn dort kannte sich selbst Kisame nicht aus. Auf diese Weise verließen sie bald das Gelände des Hafens. Die künstliche Befestigung der Küste wich locker aufgeschütteten Felsen und Wellenbrechern und die Umgebung wurde noch verwahrloster. Seika hatte gedacht, sie würden vielleicht irgendwann in Wohngegenden ankommen, doch da hatte sie sich geirrt. War diese Stadt wirklich ausschließlich nur ein Hafen?
 

„Ja, es ist nur eine reine Handelsstadt. Jeder der hier arbeitet, wohnt außerhalb. So heißt es jedoch öffentlich. Doch jeder Zweite hat in irgendeinem Hinterzimmer seine Wohnung eingerichtet, vor allem Banden und sonstige Handlanger. Sie versuchen natürlich, mit Diebstählen Profit zu schlagen. Doch ich glaube nicht, dass sich diese Banden hier noch halten konnten, nach dem, was der alte Mann euch da erzählt hat... Oh, da haben wir's schon.“, sagte Kisame und alle blieben plötzlich stehen, als vor ihnen aus einem heruntergekommenen Gebäude drei Männer heraus traten, die in ihren Händen schwere Eisenstangen hielten. Der Eindruck, den sie machten, war nicht wirklich friedfertig. Sie sahen sie mit einem fiesen Grinsen an.
 

„Tja, wen haben wir denn da? Ihr seid wohl fremd hier, denn ihr könnt hier nicht so einfach herum spazieren. Wusstet ihr denn nicht, dass ihr eine Einfuhrgebühr zahlen müsst?“, sagte einer von ihnen und das massive Eisenrohr fiel mit einem bedrohlichen Klatschen in seine Handfläche, was die wahre Absicht hinter seinen Worten klar machte. Das waren wohl welche dieser Kerle, von denen Kisame gesprochen hatte. Doch die beiden Gruppen standen sich weiterhin regungslos gegenüber.
 

„Ist das so? Davon hat uns niemand etwas gesagt.“, erwiderte Seika nur. Entweder hatten die Männer nicht bemerkt, dass die Vier keinerlei Regung auf die Worte zeigten, obwohl diese offensichtlich aggressiver Natur waren, oder sie fühlten sich ihren Gegenübern gewachsen, was allerdings wohl auszuschließen war, denn die Typen waren keine Shinobi. Das war aber gut so. Sie waren anscheinend wirklich zu dumm zu erkennen, dass sie selber es waren, die in Schwierigkeiten steckten.
 

„Allerdings. Wir haben diese Stadt in unserer Hand, und wenn Du passieren willst, Püppchen, dann musst Du uns brav den erhobenen Zoll zahlen, sonst muss ich Dir leider wehtun. Na, was sagst Du?“, fragt der gleiche Mann mit überheblicher Manier und kam näher zu Seika. Nicht nur, weil Itachi hinter ihr stand, fühlte die junge Frau sich sicher. Wie macht- und geldgierig war dieser Typ denn, dass nicht einmal Kisame, dessen Äußeres recht imposant war, ihn abschreckte? Jedenfalls kam der Kerl direkt auf die Brünette zu. Diese hatte ihre Arme so um ihre Sachen geschlungen, als würde sie sich verzweifelt daran fest klammern. In diesem Moment, bemerkte Tobi erstaunt, sah die Seika wirklich wie eine hilflose junge Frau aus, doch er und die Anderen wussten viel zu gut, dass hinter ihrer gebildeten Fassade alles andere als ein liebes Mädchen steckte.
 

Plötzlich ging alles ganz schnell. Sobald der Mann in ihrer Reichweite war, schoss Seikas Hand aus einer verborgenen Tasche zwischen den Stoffschichten ihrer Sachen hervor und das Blitzen des Kunai, welches die hervor zog, war kaum zu sehen, da lag die Schneide kalt an der Kehle des Mannes, der gar nicht realisierte, was passierte. In selben Moment hatte Itachi Kisame und Tobi zugenickt, die auch sofort darauf los gesprungen waren und nun die beiden anderen Männer im Schwitzkasten hatten. Das einzige Geräusch, das in der Gegend vertönte, war das Klirren der herunterfallenden Eisenstangen auf dem Asphalt. Die Kerle wagten nicht einmal zu keuchen. Auch, wenn sie die Vier vorhin unterschätzt hatten, wussten sie nun genau, in welcher Lange sie sich befanden. Der Typ, dem Seika langsam eine feine Wunde in die Haut seines Halses ritzte, brach in Schweiß aus, als er die wütenden, blitzenden Augen der Brünetten sah.
 

„Keine Spielereien jetzt. Bedauerlicherweise seid ihr an die Falschen geraten. Du wirst mir jetzt meine Fragen beantworten, verstanden?“, sagte sie mit kalter Stimme, die keinen Widerspruch zuließ und ganz im Gegenspruch zu ihrer vorherigen Attitüde stand. Der Mann bewegte sich keinen Millimeter, weil er sich weder traute, zu nicken, noch etwas zu sagen, denn er war vor Überraschung und Furcht wie erstarrt. Doch Seika brauchte keine Bestätigung von seiner Seite.
 

„Wer ist euer Auftraggeber?“, wollte sie kurz und knapp wissen. Ihre Antwort verließ den Mund des Mannes nur zögerlich.
 

„Ich... Ich weiß es nicht... Er zeigt sich uns nie, sondern schickt uns die Preise für die Zölle per Brief! Er sagte, er sei ein Mittelsmann, und dürfte deshalb nicht erkannt werden!“, sprach er beinahe panisch. Seikas Augen verengten sich. Weil er so lange nachgedacht hatte, war es klar, dass er ihnen nicht wirklich die Wahrheit verraten wollte. Dass er sich traute, in so einer Situation zu lügen, machte die junge Frau etwas skeptisch.
 

„Wessen Mittelsmann?“, fragte Itachi und seine eiskalte Stimme ließ den Mann letztendlich zusammen zucken, wodurch ihm das Kunai noch mehr ins Fleisch schnitt. Wenn es so weiterging, würde er sich noch selber die Kehle aufschneiden, doch Itachis Aura konnte einfach jeden einschüchtern.
 

„Da- Das wisst ihr nicht? Nein, haltet ein! Ich sage es euch! Es ist Tashiro! Ihr kennt ihn doch, oder? Tashiro hat uns gezwungen, jeden zu kontrollieren, der einen Fuß die Insel setzt!“, antwortete er und begann zu zittern. Das Kunai verschwand immer noch nicht von seinem Hals.
 

„Und wo kann man diesen Kerl finden?“, nahm nun wieder Seika unbeeindruckt das Wort an sich, doch der Mann konnte wie gelähmt den Blick nicht von Itachi abwenden, in dessen Augen plötzlich das Sharingan erschienen war. Langsam schien der Typ zu begreifen, was für Gegner er sich hier im wahrsten Sinne des Wortes an den Hals gehetzt hatte. Er wünschte sich sofort, er hätte heute länger geschlafen.
 

„Tashiro? Keine Ahnung! Er hat kein Versteck, oder so was! Er ist überall und nirgendwo- Ah!“, schrie der Mann auf, als Seika den Druck mit dem Kunai erhöhte und einen festen Schnitt damit tat, sodass nun mehr Blut floss.
 

„Komm mir ja nicht mit irgendwelchen blöden Sprüchen daher! Erzähl mir alles, Gerüchte, die Du gehört hast, Hirngespinste Deiner Kameraden und alle sonstigen Geschichten, die sich um diesen Tashiro drehen“, drohte sie ihm. Der Kerl war mittlerweile total bleich. In seinem Blick war leicht zu erkennen, dass er furchtbare Angst hatte. Tja, so ein cooler Typ, wie er sich vorhin gegeben hatte, war er wohl doch nicht. Und Seika erkannte, dass sie die Information schnell aus ihm heraus bringen mussten, da er nicht mehr lange durchhalten würde. Wenn er ihnen vor Furcht durchdrehen würde, dann hatten sie davon nicht den geringsten Nutzen.
 

„A- Angeblich hält sich Tashiro meistens an der Ostküste auf, weil- weil es dort etwas gibt, das ihm sehr wichtig ist! Er- er hat uns allen mit dem Tod gedroht, wenn wir ihm nicht gehorchen. Auch der Mizukage kann nichts gegen ihn tun, denn- denn einer vom Ältestenrat ist ein Anhänger von Tashiro, der viele mächtige Funktionäre hinter sich hat... A- Aber das Land ist am verhungern, denn die Leute fliehen nicht nur, auch ganze Landstriche sind verwüstet worden- Man sagt, Tashiro hätte etwas damit zu tun! Einige sind angestiftet worden, verdächtige Menschen zu töten, die Tashiro in die Quere kommen könnten! Dabei waren wir vorher doch nur einfache Banditen, die den Touristen nur ein wenig Geld abluchsen wollten! Meinen Bruder haben sie auf dem Gewissen, weil er nicht nach den Regeln gehen wollte! Sein Haus ging in Flammen auf, meine Schwägerin und meine Nichte waren auch noch drin! Man kann nichts gegen Tashiro tun! Er ist übermächtig! Er wird das Land vernichten, er wird- ugh...“ Der Redefluss des Mannes, der sich so in seine angstvollen Gedanken hinein gesteigert hatte, dass er seinen unterdrückten Sorgen freien Lauf gelassen hatte, erstarb, genau so wie er selber, als Seika mit einem glatten Streich des Kunai seinen Hals aufschlitzte. Tot fiel er zu Boden. Sein durch Adrenalin fieberhaft schlagendes Herz pumpte mit seinen letzten Schlägen sein Blut mit hohem Druck aus der geöffneten Schlagader hinaus. Kaum zwei Sekunden später waren auch die anderen beiden Männer tot, die Kisame und Tobi festgehalten hatten und lagen regungslos auf dem Boden. Die Akatsuki hatten keine andere Wahl gehabt. Die Männer hatten sterben müssen, damit sie von dieser Begegnung kein Wort mehr verlieren würden.
 

„Besonders hilfreich war er nicht...“, sagte Kisame leise, während Seika und Itachi auf ihn zukamen, damit sie ihren Weg fortsetzen konnten.
 

„Doch. Er sagte etwas von einer großen Zerstörung. Das könnte der Bijuu gewesen sein“, antwortete Itachi ihm, da Seika wieder in nachdenkliches Schweigen verfallen war. Auch hatten sie erfahren, dass dieser Mann, der die gesamte Politik von Mizu no Kuni durcheinander brachte, Tashiro hieß. Auch wussten sie jetzt, wo er sich aufhielt und zwar im Osten des Landes, also auf der genau gegenteiligen Seite von dem Ort, wo sie sich jetzt befanden. Doch die Akatsukibasis befand sich an der Nordspitze der Insel, weshalb sie schon die Hälfte der Strecke hinter sich legen würden, wenn sie dort hin gehen wollten, was sie auch definitiv vorhatten.
 

Sie gingen nach ein paar Minuten wieder weiter, ohne die Leichen aus dem Weg zu räumen, und nun behelligte sie niemand mehr. Ob die Akatsuki einfach nur das Glück hatten, dass niemand sie entdeckte, oder ob sich keiner mehr traute, in ihre Nähe zu kommen, war nicht ersichtlich. Obwohl sie nicht allzu viel herausgefunden hatten, waren sie um ein paar Informationen reicher. Seikas Gedanken liefen wieder auf Hochtouren. Was ging hier in diesem Land vor, dass jemand so eine große Furcht hatte, dass er schon das Schlottern begann, wenn er nun der Namen des hier revoltierenden Mannes aussprach? Nein, er hatte nicht gezittert, weil Seika ihm das Kunai an den Hals gehalten hatte, das hatte sie gemerkt. Auch so, wie er vorhin gesprochen hatte, war klar gewesen, dass er sein Leben sowieso schon verwirkt gesehen hatte. Obwohl das Land so groß war und obwohl es so viele Menschen gab, gegen die dieser Tashiro etwas haben könnte, hatte selbst der unwichtigste Mann in diesem Land Angst um seine Existenz!
 

Ein halbstündiger Fußmarsch brachte sie an den verlassenen Rand der Stadt. Die Häuser und Lagerhallen waren schon seit längerem nicht mehr in Stand gehalten worden, denn alles rottete vor sich hin. Doch das war nicht vom Interesse der Akatsuki. Da diese Gegend auch menschenleer war, konnten sie endlich auf ihre gewohnte Weise weiter reisen. Sie wogten noch kurz ab, ob sie ihre Mäntel wieder anziehen sollten, doch in Anbetracht der Hitze und dem Fakt, dass sie keine weiteren Unruhen im Land hervorrufen wollten, wenn jemand erkannte, dass die Akatsuki in Mizu no Kuni unterwegs waren, verzichteten sie darauf. Es war wirklich angenehmer so.
 

Dass sie jetzt wieder mit eigener Kraft über die Landschaft rennen konnten, tat nach der faulen Zeit des Nichtstuns auf der Fähre richtig gut. Auch das Chakra einigermaßen frei fließen zu lassen, war wirklich wohltuend für Körper und Geist, denn das Chakra war essentiell im Leben eines Shinobi und diese gegebene Kraft nicht zu nutzen, kam reiner Verschwendung gleich.
 

Der Wind, der durch die zügige Reise durch Seikas Haar und Kleidung strich, war wunderbar belebend. Zwar hatte sich die junge Frau über den unfreiwilligen Urlaub auf dem Schiff gefreut, doch gegen Ende hatte sie es schon kaum mehr ausgehalten, die ganze Zeit nichts tuend herum zu sitzen. Tobi und sie hatten nicht so viel herausgefunden, wie sie sich erhofft hatten und das hatte den Frust etwas geschürt. Doch das war jetzt alles wieder vergessen, denn das Jetzt war wichtiger als die Vergangenheit, so hatte es Seika schon des Öfteren für sich herausgefunden. Was machte es ihr schon aus, was Itachi in seiner Kindheit verbrochen hatte? Was kümmerte sie noch, was in vergangener Zeit zwischen ihnen passiert war? Oder warum Tobi sein Auge verloren hatte? Oder warum Kisame jemals Mizu no Kuni verlassen hatte- Halt, das war eigentlich schon eine recht interessante Frage, in Anbetracht dessen, was sich gerade hier im Lande abspielte. Doch Seika würde noch genügend Zeit haben, den Haimann darüber auszuquetschen.
 

Die Zeit verging wie im Flug. Durch ihre Geschwindigkeit legten sie die benötigte Strecke ohne Probleme zurück. Es wurde zwar immer dunkler, während sie unterwegs waren, doch Kisame, der die Gruppe anführte, schien den Weg zur Basis wie im Schlaf zu kennen. Weil sie nachts reisten, war das Risiko, jemandem zu begegnen, auch viel geringer, trotzdem achteten die Akatsuki darauf, ob sie in der Nähe Chakrasignaturen fühlen konnten, deren Level ihnen gefährlich werden konnte. Doch das war nicht der Fall. Das Land schien weiterhin ruhig zu sein. Niemand hatte herausgefunden, dass sich etwas tat, was den geheimen Geschehnissen auf der Insel auf den Grund gehen wollte. Alles lief bisher so, wie geplant.
 

In den frühen Morgenstunden erreichten die letztendlich die Basis. Sie lag wirklich genau an der Küste, das Meer war nur ein paar Schritte entfernt. Das Gebäude war ähnlich einer Fischerhütte, weil es ganz aus Holz gebaut war, nur natürlich um einiges größer. Weil es trotzdem nicht die Ausmaße einer ‚normalen’ Akatsukibasis hatte, ging es unterirdisch bestimmt noch weiter, dachte sich Seika, als sie das Haus betrachtete. Kisame bekam bei dem Anblick glänzende Augen.
 

„Ei, da kommen Erinnerungen hoch! Die Hütte, wo ich früher mal gewohnt hab, hat so ähnlich ausgesehen! Seht ihr den Erker da? Das war daheim immer mein Lieblingsplatz!“, sagte er und klang dabei so sehr wie ein kleiner Junge, dass Seikas sanft über seine Worte lachen musste.
 

„Ich hätte Dich wirklich gerne mal als kleinen Bengel gesehen. Ich glaube, Du bist dem Jungen, den wir an unserem Abfahrtshafen getroffen haben, gar nicht so unähnlich gewesen“, sagte sie vergleichend und Tobi setzte nur ein paar Sekunden später auch lachend in ihre Überlegungen ein.
 

„Ja, das stimmt. Bestimmt ist er immer gern fischen gegangen und hat sich immer so lange draußen rumgetrieben, dass seine Mama ihn immer zum Essen rufen musste. Zur Strafe hat sein Papa ihn geschimpft und ihm Samehada weggenommen. Deshalb musste er alleine in die Badewanne und konnte nur mit seinem Quietschentchen spielen. Bestimmt konnte er dann nicht gut einschlafen und-“, quasselte Tobi, sodass Kisame immer mehr verärgert und gleichzeitig verlegen wurde.
 

„Hey, jetzt mach mal halblang! Was redest Du da bloß für einen Quatsch?“, keifte der Haimann mit schmollendem Gesicht und wollte sich den Mann mit der Augenklappe schon vornehmen.
 

„-und hat davon geträumt, mal ein großer Schwertkämpfer zu werden.“, vollendete Itachi Tobis Satz, worauf alle überrascht zu ihm sahen.
 

„Itachi!“, jammerte Kisame, denn dass dieser ihm auch noch in den Rücken fiel, hatte er nicht gedacht. Auf den Lippen des Uchihas erschien ein leichtes Schmunzeln und auch die Anderen lachten auf Grund der Worte von Itachi auf. Trotzdem verstand Seika nicht wirklich, warum der Haimann sich so aufführte. Ihr fragender Gesichtsausdruck war für Tobi wohl sehr einfach zu deuten.
 

„Weißt Du, Seika, Kisame schnarcht nicht nur viel, er redet auch im Schlaf! Itachi und ich waren und sind seine Partner, er hat uns also schon so Einiges erzählt. Viele Sachen davon wollte ich aber ehrlich gesagt gar nicht wissen…“, erklärte Tobi der Brünetten und sie sahen, wie Kisame die Kinnlade herunterfiel.
 

„Ihr verarscht mich! Ich spreche im Schlaf und niemand hat mir je was davon gesagt? Ihr seid so gemein!“, rief der Blauhäutige und konnte nicht glauben, dass er Sachen aus seiner Kindheit ausgeplaudert hatte, weil er immer dachte, er schiefe tief und fest und träume so gut wie nie. Doch was das für eine Bemerkung von Tobi? Ja, er hatte Recht, dass der Haimann in seiner Jugend ein fürchterlicher Strolch gewesen war, aber was hatte er noch für Dinge ausgeplaudert?
 

„Am meisten hast Du von einer Amirane gesprochen. Wer ist denn das?“, wollte Tobi nun wissen, denn wenn sie dieses Thema denn schon angeschnitten hatten, konnte er wohl ruhig nachfragen. Auf Seikas Gesicht erschien ein leichtes Grinsen. Das Tobi sich das nicht denken konnte?
 

„Na, sieh mal einer an. Hatte unser lieber, perverser Kisame vielleicht einmal eine Herzensdame?“, hakte die Brünette neugierig nach, doch meinte es keineswegs spöttisch, denn ihre Stimme war ruhig und sanft.
 

„Schluss damit! Wir gehen jetzt rein! Ich will schlafen…“, sagte Kisame steif und ging schon voraus zur Basis. Die anderen drei Akatsuki sahen ihm etwas irritiert nach. Es war plötzlich nur zu offensichtlich, dass die junge Frau Recht hatte, aber natürlich war sich Seika im Klaren, dass es vielleicht keine einfache Geschichte war, die sich da in Kisames Vergangenheit abgespielt hatte. Wenn es um solche Angelegenheiten ging, dann hatte Seikas Herz einige Male besonders gelitten, sodass sie sich schwor, das Thema nie wieder anzusprechen. Vielleicht hatte es wirklich jemand Besonderes in Kisames Leben gegeben. Was mit dieser Person geschehen war, wusste jedoch nur der Haimann selber. Es war seine Sache und wenn er sich damit abgefunden hatte und nicht darüber reden wollte, dann war es gut.
 

Die anderen Drei beschlossen, das Thema nun außer Acht zu lassen und Kisame in die Basis hinein zu folgen. Sie wollten sich alle ein wenig ausruhen, denn nach langer Faulheit und dieser nun relativ weiten Reise waren sie alle erschöpft. Bevor sie ihre Zimmer suchten, machten sie aus, dass sie erst besprechen würden, was sie weiter tun sollten, wenn sich alle ausgeschlafen hatten. Auch dann konnten sie Pain von ihrer Reise berichten, denn es gab nicht viel zu erzählen und hatte deshalb Zeit für später.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  -exterminate-
2008-10-15T16:20:06+00:00 15.10.2008 18:20
Tashiro heißt er also. *smile*
Nun ja, Joshu wird er nicht ersetzten können (*sniff*), aber ich bin ja mal gespannt, was er kann und was genau das für einer ist.

Die Szene im Hauptquatier mit Kisame war echt toll und endlich erfährt man ein bisschen mehr über ihn :)

Sorry nochmal, dass meine Kommis so auf sich warten lassen - viel Stress, aber morgen ist alles vorbei XD

lg,
die Biggi
#46
Von: abgemeldet
2008-10-15T14:27:40+00:00 15.10.2008 16:27
huhu :)
Ahh es kommen also wieder neue Figuren hinzu, mal sehen, was die so für Fähigkeiten haben... lässt dir bestimmt was Tolles einfallen xD

Die Szene am Schluss fand ich wirklich übelst komisch. Soso, Kisame redet also im Schlaf, wer weiß, was er den Beiden schon alles ausgeplappert hat^^ Und dann fällt ihm auch noch Itachi in den Rücken, das passt richtig. Kisame wird ja richtig fertig gemacht^^ Ja und das mit seiner großen Liebe würd ich auch gerne wissen...

bb, mietze
Von: abgemeldet
2008-10-12T16:42:54+00:00 12.10.2008 18:42
neuer gegner neue dame xD
Man merkt den neuen beginn wortwoertlich xD
Die syene mit den anderen Maennern hat mir gefallen ^^
Klasse wie du das mal wieder in worte gefasst hast ^^
Ich will jetzt mehr ueber kisame wissen xD
Lass doch mal eines nachts so ein dialog entwerfen und wo er dann spricht
das wuerde icy echt hamme gern lesen
Von:  Nabiri
2008-10-12T11:18:48+00:00 12.10.2008 13:18
uh, das riecht nach nem neuen gegner *g*
hört sich interessant an, bin ja mal gespannt wann es zu der ersten konfrontation mit ihm kommt
kisame und ne herzensdame? das ist wahrlich a weng schwer vorzustellen, aber er ist ja auch nur ein mensch bzw. ein hai ^.^
wär auf jeden fall schön, wenn er nen menschen oder eine haidame hätte, die er mal über alles geliebt hat/liebt.
wieder ein schönes kappi mach schnell weiter
vlg deine yami
Von:  InaBau
2008-10-12T11:08:32+00:00 12.10.2008 13:08
Da haben Seika, Itachi und Tobi wohl einen wunden Punkt bei Kisame erwischt. Ich hoffe ja, dass dieser irgendwann vielleicht über diese Person/Sache reden wird. Das hilft ihm vielleicht, darüber hinweg zu kommen, was immer auch geschah. Aber ich bin froh, dass sie gesund im Hauptquartier ankamen. Was es wohl mit dem Auftraggeber auf sich hat? Ich freu mich schon auf das nächste Kapitel!


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