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Deepest Gold

Who are you, holy flame?
von

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The nonexistent choice

Der Tag war ruhig, fast zu ruhig, doch wegen der großen Hitze war beinahe die ganze Stadt lahm gelegt. Kein Lüftchen wehte durch die Gassen und nicht einmal die Vögel hatten noch den Elan, ihr Gezwitscher verlauten zu lassen. Die Straßen waren wie ausgestorben. Niemand kam auf die Idee, an diesem Tag seine Einkäufe zu erledigen, die Straße zu fegen oder Wäsche zu waschen. Keiner trainierte, keine Missionen waren auszuführen, die meisten Geschäfte und Gaststätten waren geschlossen und fast jeder Bewohner dieser Stadt war zu Hause, um der prallen Sonne zu entgehen, die erbarmungslos auf Konohagakure herab schien. Weil die meisten Rollladen und Vorhänge geschlossen waren, kam man sich vor, wie in einer Geisterstadt. Doch nur äußerlich machte alles diesen Eindruck, denn jeder, der in der Lage war, Chakra zu spüren, wusste, dass diese Gegend nur so vor Leben pulsierte, auch wenn sich jeder zu dieser Zeit lieber ausruhte.
 

Und trotzdem gab in der Stadt es ein paar wenige Menschen, die es nicht in ihren vier Wänden aushielten, so kühl und einladend sie auch sein mochten. Eine davon war eine junge Frau von zwanzig Jahren, eine Kunoichi, was vielleicht nicht jeder sofort erkannt hätte, denn sie trug kein Hitai-ate. Jeder, der sie durch ihr Fenster über die Straße wandern sah, blickte ihr interessiert, aber auch skeptisch hinterher. Sie war wieder da, lief es wie ein Lauffeuer durch die Münder der Menschen. Nicht viele konnten etwas mit ihrem Gesicht anfangen, doch ihre Geschichte machte schnell die Runde, sodass sich ein paar Leute doch noch an die Brünette und ihre Vergangenheit in Konohagakure erinnerten. Denn seltsame, ungewöhnliche Dinge gerieten nie schnell in Vergessenheit und blieben in den Köpfen haften, wenn auch nur zu dem Zweck, einmal eine alte Geschichte aufwärmen zu können. Und so fing die Gerüchteküche an zu brodeln, denn der Tratsch der Leute verbreitete sich schneller als Flammen auf trockenen Reisigzweigen.
 

Die junge Frau war nicht zwingend draußen unterwegs, weil es ihr zu Hause nicht gefiel. Vor ein paar Minuten hatte sie noch eine alte Bekannte von ihr besucht, eine junge, freundliche Kunoichi mit ungewöhnlicher Haarfarbe, mit der sie wirklich gerne zusammen saß und plauderte. Sie hatten sich lange nicht mehr gesehn und deshalb einiges zu erzählen gehabt. Doch unglücklicherweise waren die beiden Teammitglieder der Rosahaarigen ebenfalls hinzu gekommen. Mit einem von ihnen verstand sich die junge, brünette Frau recht gut, denn er war ein unkomplizierter Typ, der mit seiner neugierigen, naiven und chaotischen Art die Freundschaft vieler Menschen im Sturm erlangte, doch mit dem zweiten jungen Mann hatte sie sich hoffnungslos über den Haufen geworfen. Dabei war es im Grunde nicht mal ihre Schuld. Doch der Spross eines einstmals bedeutenden Clans hatte sich seit damals kein Bisschen verändert, er war sogar noch etwas arroganter geworden, obwohl er sich in vieler Hinsicht doch gewandelt hatte, was den Grad seiner Reife, seiner Kräfte und seiner Erfahrung anging. Doch seine Einstellung zu ihr war immer noch dieselbe und das hatte zu diesem hitzigen Streit geführt, in dem es wieder nur über das eine leidige, völlig aus der Luft gegriffene Thema gegangen war: Verrat. Seine Teamkameradin hatte ihn hinauswerfen wollen, doch die junge Frau hatte selber die Wohnung verlassen, um keine weiteren Umstände zu bereiten. Sie seufzte und schüttelte ihren Kopf. Da gab es nichts zu machen, da sie selbst mit vernünftigem Reden und dementierender Argumentation nicht weit gekommen war. Doch dass sie sich bald wieder für eine lange Zeit nicht sehen würden, das ahnte keiner von Beiden…
 

So wanderte sie durch die Stadt, die ihr fremd, aber auch wieder sehr vertraut war. Sie war selber darüber erstaunt, dass sie sich hier noch so gut auskannte, obwohl sie seit ihrer Kindheit nicht mehr hier gewesen war. Die Ruhe empfand sie für ungewöhnlich, denn die Luft hier vibrierte normalerweise von den verschiedensten Geräuschen und Stimmen, welche von den Menschen verursacht wurden, die hier lebten und die die Stadt belebten, voll von Lebensfreude und dem besonderen Geist, dem Willen des Feuers, welcher die Mentalität in diesem Lande so sehr prägte. Doch an diesem Tag schien dies alles wie ausradiert zu sein, sodass man fast fröstelte, wenn man für einen sehnenden Moment daran zurückdachte, wie es denn anders sein konnte. Es war wie der seltsame Vorbote eines äußerst ungewöhnlichen Zufalls. So dachte die Frau jedenfalls. Denn als sie auf einmal ein ungutes Gefühl beschlich, war es nicht wegen der distanzierten Verhaltensweise der Menschen ihr gegenüber, auch nicht wegen des Wetters oder wegen des jungen Mannes, der sie nicht ausstehen konnte, obwohl sie ihm eigentlich nie wirklich etwas getan hatte. Nein, es war eine, oder besser gesagt, es waren mehrere Auren, die nach ihr zu fassen schienen, wie mit kalten Klauen der Furcht. Sie tauchten so plötzlich auf, dass man von dem Eindruck erfasst wurde, für einige Minuten völlig bewusstlos gewesen und wieder abrupt aufgeweckt worden zu sein. Das Adrenalin, das ausgelöst durch diese durchdringenden Präsenzen fast sofort durch ihre Adern gepumpt wurde, versetzte die junge Frau in einen alarmierten, jedoch seltsam ruhigen Zustand. Ihr Kopf wandte sich in die Richtung, aus der die unterschwellige, aber trotzdem deutliche Bedrohung kam und in ihrem Kopf begann es zu arbeiten. Ihre Augen blitzten, als sie sich mit einem nur sehr kurzen Zögern und getrieben durch eine fast befremdlich wirkende Neugier aufmachte, die Quelle ausfindig zu machen.
 

Die vier Personen, die am Rande der Stadt erschienen waren, wären jedoch von jedermann sofort erkannt worden, anders als von der jungen Frau, denn es waren Personen, die in den Albträumen der Menschen vorkamen und so schon seit langem in deren Gedächtnis weilten und Schrecken verbreiteten. Aber es waren eigentlich nicht die Gesichter, die dieses Angstgefühl verbreiteten, es waren ihre schweren Mäntel, die noch mehr Bestürzung hervorriefen. Es waren jene Mäntel mit den roten Wolken darauf, die sie trotz der Hitze trugen, und sie waren alle eindeutig zu identifizieren – wenn man vor Angst noch die Beherrschung hatte, sie sich ein wenig genauer anzusehen.
 

Der Maskierte unter ihnen blickte zu dem Mann mit den langen blonden Haaren. Er schien ein wenig verwirrt zu sein.
 

"Sempai, warum kommt sie direkt auf uns zu?", fragte er verdutzt aber ruhig, denn er hatte so wie die Anderen bemerkt, dass sich ihre Zielperson ihnen annäherte, was doch ziemlich unvorsichtig von ihr erschien. Seine Stimme klang naiv und gleichzeitig schien er über die unerwartete Reaktion der Frau zu schmollen, als wäre er kein erwachsener Mann, wie seine Statur erahnen ließ.
 

"Woher soll ich das wissen? Frag den Grünkohl da, yeah!", schnauzte der Blonde den maskierten Schwarzhaarigen mit harscher, ungeduldiger Stimme an und wies mit einer Kopfbewegung hin zu der großen, nicht sehr menschlich anmutenden Gestalt, die zuvor für sie die Gegend auskundschaftet hatte.
 

"Das Püppchen hat wohl feine Sinne", antwortete stattdessen der Vierte im Bunde, ein blauhäutiger hünenhafter Mann, dessen Gesicht haiähnliche Züge besaß, die nun in großem Amüsement verzerrt waren, doch mehr konnte auch er nicht sagen, weswegen sie weiter warteten. Sie verbargen sich alle im kühlen Schatten einer Gruppe eng zusammenstehender Bäume. Doch das würde sie nicht den geistigen Fühlern der jungen Frau entziehen, auf die sie es abgesehen hatten. Nun ja, sie hatten nicht unbedingt genau diese Kunoichi erwischen müssen, denn sie waren auf der Suche nach einer Person mit besonderen Fähigkeiten. Doch da gerade 'Sie' auf dem Weg zu ihnen war, nahmen sie auch mit ihr vorlieb, obwohl sie diejenige war, vor der man sie gewarnt hatte.
 

"Passt auf, ich konnte sie nicht beim Training beobachten, sie soll sehr stark sein - Das wissen wir, verdammt noch mal! Und jetzt sei still!", sprach die seltsame Person mit den gelben Augen, deren Gesicht halb weiß, halb schwarz war, mit zwei verschiedenen Stimmen, die rüde mit sich selber redeten. Der Blonde hatte wirklich nicht das Bedürfnis gehabt, mit diesem seltsamen Kerl zusammen arbeiten zu müssen, doch sie hatten alle verfügbaren Mitglieder für diese Mission aufgestellt - eben wegen dem Fall, dass sie auf 'Sie' treffen würden, was auch immer das bedeuten sollte. Es gefiel ihm immer weniger, hier zu sein, obwohl er nicht wusste, woher dieses Gefühl kam.
 

Und da tauchte sie auch schon auf. Hier war die gesuchte Stelle, von genau hier gingen die dunklen Auren aus. Die feine Begabung der jungen Frau hatte ins Schwarze getroffen und sie zielgenau und schnell an den Rand der Stadt geführt. Es waren vier Personen, die sie gespürt hatte, und jeder von ihnen strahlte eine beachtliche Stärke aus, doch die Brünette tat dies ebenfalls. Und niemand schien Zeit damit verlieren zu wollen, sich gegenseitig zu begaffen. Die vier Männer sprangen aus ihrem Versteck und umzingelten die junge Frau von allen Seiten. Sie hatte ein hübsches Gesicht und steckte in der typischen Jouninuniform, doch nirgendwo an ihr konnten sie ein Hitai-ate ausmachen.
 

Schnell erkannte die junge Frau die Bedrohung, als sie die Aufmachung der vier Männer sah. Natürlich waren ihr die roten Wolken nicht unbekannt, auch wenn sie jahrelang abgeschieden von den Geschehnissen der Welt gelebt hatte, denn solche Gerüchte drangen einfach überall hin vor. Und eine weitere Sache war klar: Die Gestalten hatten es direkt auf sie abgesehen, sonst hätten sie sie nicht so gerade heraus eingekreist – und sie war ihnen direkt in die Arme gelaufen. Doch nicht nur die Tatsache, dass sie das auserkorene Ziel war, ließ eine Warnklingel in ihrem Kopf laut losschellen. Ihre Gegner waren die berüchtigten Akatsuki.
 

Der Blonde von ihnen, dessen Name Deidara war, vollführte eine schnelle Bewegung und die junge Frau konnte gerade noch so aus dem Weg springen, da ging der Boden, wo sie gerade noch gestanden hatte, durch die Tonbomben, die er geworfen hatte, in die Luft. Hinter ihr tauchte wie aus dem Nichts ein Mann aus der Erde auf, der rechts und links seines Kopfes jeweils die Blatthälften einer Venusfliegenfalle besaß: Zetsu. Er attackierte sie, indem er versuchte, sie von hinten zu packen. Doch die junge Frau sah ihn kommen und sie stieß ihren Fuß nach hinten, um ihn loszuwerden. Ihr Kick war präzise, obwohl sie nicht nach hinten gesehen hatte. Kaum einen Moment später stürzten sich auch der Maskierte, genannt Tobi, und der Haimann mit dem Namen Hoshigaki Kisame auf sie. Der Mann mit der orangen Maske war schnell, doch die junge Frau war schneller. Sie duckte sich und schlüpfte zwischen den beiden Männern so geschickt hindurch, sodass sich ihre beiden Kontrahenten beinahe selber trafen. Sie hörte ein leises Fluchen von dem Blauhäutigen kommen, welches ihr, trotz der schwierigen Situation, ein selbstgefälliges Schmunzeln abrang.
 

Sie kehrten alle wieder in ihre Ausgangsposition zurück, die junge Frau in der Mitte, die Anderen bedrohlich um sie herum und eine beinahe unheimliche Stille breitete sich über dem Schauplatz aus, als wäre alles Leben durch den Zusammenprall der äußerst starken Energien für einen Moment wie gelähmt. Was war dies auch für ein grausamer Zufall, der sie hier und jetzt aufeinandertreffen ließ? Die Kunoichi wusste nicht, was die Akatsuki von ihr wollten, doch wenn sie tot sein sollte, dann würden sie sicherlich schon längst eine Möglichkeit gehabt haben, um sie in die Hölle zu schicken. Doch es gab andere Dinge, die die junge Frau mehr fürchtete als den Tod. Und deshalb musste sie nun so schnell wie möglich ernst machen. Fatalerwesie dachten die Akatsuki wohl genauso wie sie. Erneut flog eine kleine Armee von kunstvoll gefertigten Tontieren auf sie zu und im gleichen Moment erschien mit einem Beben des Bodens Zetsu hinter ihr, sodass sie nun von beiden Seiten in Bedrängnis kam. Wich sie zurück, würde der Pflanzenmann sie abfangen, ansonsten würden die Bomben sie zerfetzen. Doch ihr blieb kaum mehr eine Sekunde Zeit. Schützend riss die Kunoichi ihre Arme nach oben und pumpte Chakra zu ihren Händen, um einen Schild zu erschaffen, der sie vor den Explosionen schützen sollte. Dies gelang ihr auch, nichts desto trotz schleuderte sie die Wucht der Detonationen über Zetsu hinweg und ein weiteres Stück über die Wiese, wo sie nach einem wilden Überschlag wieder sicher auf ihren Beinen landen konnte. Wieder stand es Unentschieden zwischen ihnen, doch je länger der Kampf dauern würde, desto gefährlicher würde es für die junge Frau sein. Deshalb musste sie nun endlich handeln.
 

Ihr Kopf zuckte einen Millimeter zur Seite, schon war sie verschwunden. Deidara starrte auf den Krater, den ihre Füße aufgrund dieser absolut kraftvollen und gleichzeitig extremst schnellen Bewegung hinterlassen hatten. Es ging zu fix, keine Emotion zu dem Gesehenen, oder eher nicht Gesehenen konnte sich in seinem Gehirn ausbilden, schon spürte der Blonde dafür den Schmerz in seinem Rücken, als der hoch gewachsene und schwere Körper von Zetsu mit einem unschönen Geräusch in ihn krachte, als die junge Frau plötzlich hinter dem Pflanzenmann auftauchte und der Kick ihn frontal gegen Schulter und Nacken traf. Er hörte nur noch Tobis entsetzten Schrei, da die junge Frau in dem Bruchteil einer Sekunde bei ihm erschienen war und ihn mit einem Faustschlag in die Magengrube hart gegen den nächsten Felsen schickte, als Deidara selber mit der rechten Gesichtshälfte gegen den Boden knallte, durch die Wucht des Aufpralls eine lange, tiefe Furche in die Erde grub und von Zetsu begraben wurde.
 

Auf dem Gesicht des blauhäutigen Mannes mit den haiähnlichen Zügen zeigte sich so etwas wie Faszination und zugleich Wut. Beides zusammen sah idiotisch aus, vor allem bei ihm. Es war unglaublich, die junge Frau hatte drei Akatsukimitglieder innerhalb einer Sekunde ausgeschaltet. Ein kehliges Lachen, dunkel und weich wie Samt entfloh der Kehle der Brünetten, doch ihre Mundwinkel zeigten nur den leisesten Hauch eines Lächelns. Sie stand ruhig dort, von wo aus sie Tobi ihren Hieb verpasst hatte.
 

„Kisame!“, rief Zetsu mit vor Agonie verzerrter Stimme, der Akatsuki, der diese seltsamen gezackten Blatthälften seitlich des Kopfes trug. Seine Stimme hatte noch nie so dringlich und warnend geklungen. Er erkannte sofort, dass der Haimensch ihre einzige Chance war. Er und sein Schwert. Wenn sie nicht wusste, was es damit auf sich hatte, dann hatten sie Glück. Glück… Das dieses Wort einmal in Zusammenhang mit den berüchtigten Akatsuki gebracht werden musste, war regelrecht eine Schande! Niemand war ihnen gewachsen, denn die Organisation hatte nur die stärksten Shinobi als Mitglieder!
 

Kisame zog Samehada mit grimmigem Grinsen. Er würde ihr schon zeigen, dass sie keine zu unterschätzenden Gegner waren, auch nicht für sie, wer auch immer sie 'wirklich' war. Geplant waren diese aufkommenden Komplikationen natürlich nicht gewesen, sonst wären sie wohl doch nicht nur zu viert ausgezogen. Die Anderen hatten sich wohl die 'Drecksarbeit' ersparen wollen. Aber wahrscheinlich hatte die junge Frau nur Dusel, weil sie sie nicht ganz ernst genommen hatten. Ohne Vorwarnung griff der Blauhäutige die nicht weit von ihm stehende junge Frau mit einem gewaltigen Streich an. Mit Leichtigkeit tauchte sie unter der breiten Klinge hindurch, sodass nur ein einzelne Strähne ihres wehenden Haares der Attacke zum Opfer fiel. Sich mit den Händen am Boden abstützend, ließ sie ihr Knie vorschnellen, auf das Bein des Blauhäutigen abzielend. Sie kickte ihn schmerzhaft aus dem Gleichgewicht, doch er hatte genug Körperkontrolle, um seinen Fall mit rudernden Armen in die richtige Richtung zu lenken, und zwar nach vorne. Diesmal hatte er einen glücklichen Zug. Ihre Augen weiteten sich. Er war über ihr. Durch ihren Angriff war sie nahe dem Boden. Dadurch, dass der Haimensch nun für Sekunden in der Luft über ihr war, gab es keinen Weg für sie zu fliehen. Ihr Rücken war ihm ausgeliefert. Sie warf sich in ihrer vor schnellenden Bewegung noch zur Seite, doch zu spät. Das kalte, gezahnte Metall der Haifischzähne unter der verbundenen Klinge glitt glatt in ihren Oberschenkel wie in ein Stück Butter und bohrte sich schmerzhaft in ihre Muskeln. Der Schmerz war kaum zu spüren, obwohl er sich weit hinein grub. Trotzdem, es sollte kein Problem sein, diesen blauen Kerl loszuwerden, wenn sie-
 

Mit einem halb unterdrückten Keuchen gaben ihre Arme plötzlich nach, als sie nicht mehr genügend Chakra aufbringen konnte, ihren Körper in der gestreckten Position zu halten. Ihre Augen weiteten sich noch mehr, als sie merkte, wie etwas im enormen Maße von ihrer Energie zehrte. Ihr Kopf zuckte nach oben, mit entsetztem Blick sah sie das feixende Grinsen des Haimannes.
 

„Vor Samehada entkommst Du nicht!“, rief er triumphierend und baute sich vor ihr auf. Augenblicklich fiel sie schlapp zu Boden.
 

„Tja, mein Schwert hier entzieht Dir Deine Kraft, Kleine. Gute Nacht, und träum schön!“, fuhr er schmunzelnd fort, als er sah, wie die Augenlider der jungen Frau schwer wurden, sie sich aber trotzdem noch zu wehren versuchte. Sie krümmte sich seitlich zusammen und zog sich so mit zitternder Anstrengung von der Klinge weg, deren Zähne jedoch ihre Haut in Fetzen riss. Sie japste, weil der Schmerz überwältigend war, auch wenn das aufsaugende Gefühl nicht mehr da war. Aber sie würde schnell ausbluten und ohne ihr Chakra konnte sie sich nicht heilen, dachte sie, der Panik nahe. Vielleicht war es aber auch gut so, vielleicht war es gut, wenn sie sterben würde, denn sie wollte lieber nicht wissen, was sie erwartete. Und als sie in die dunklen Tiefen der Ohnmacht versank, hoffte sie, es mochte für immer sein.

Torture

Ein dumpfes Pochen, ein konstantes Rauschen, ein rasselndes, keuchendes Geräusch. All das schwirrte durch die Luft, ohne wirklich einen Zusammenhang zu finden. Doch was hatten diese Dinge auch für eine Bedeutung? Sie waren nichtig, genauso, wie der Fakt, warum sie überhaupt wahrgenommen wurden. Aber eigentlich war es eine Tatsache, dass sie bemerkt wurden. Doch war es etwa doch wichtig? Um diese Frage zu beantworten, war es noch zu früh und zu beschwerlich, denn Leben und Tod standen auf einer dünnen Linie, von der Beides ganz leicht in die jeweils andere Richtung kippen konnte. Doch die Gedanken waren da und einmal aufgerüttelt, gaben sie keine Ruhe mehr. Ja, so war sie, dies war 'ihre' Natur und auch in dieser Situation blieb sie ihr treu - ob dies ein Fluch oder ein Segen war, stand in den Sternen…
 

Die junge Frau erwachte unsanft, weil ihr ganzer Körper wehtat - kribbelnd, stechend, ziehend. Wo war sie? Wer war sie? Als sie ihre Lider leicht öffnete, wurde ihr sofort schwindelig und übel, obwohl es um sie herum stockdunkel war, sodass man nur Nuancen von verschiedenen Schwarztönen ausmachen konnte. Durch die Verbindung von Sicht und Gleichgewichtssinn merkte sie schnell, dass sie in einer unnatürlichen Position an der Wand fest gekettet war. Die kalten, engen Eisenfesseln waren nicht direkt an der Mauer fest gemacht, deshalb hing sie an den Ketten nach vorne weg, den Kopf nach unten baumelnd. Ihre Füße jedoch waren unbarmherzig mit einen groben Seil zusammengebunden und an einem Haken am Fuße der Wand verankert. Sie versuchte, sich zu bewegen, doch die scharfen Kanten der Eisenfesseln, deren hochtönendes Klirren in der Stille um sie herum wie ein peitschender Blitzeinschlag klang, schnitten sich schmerzhaft in ihre Handgelenke. Sie würde ausbluten wie ein geschlachtetes Schwein, wenn sie sich zu viel bewegte und dadurch zuließ, dass das Metall ihre Pulsadern aufschürfte. Die brennenden Schnitte in ihre Haut ließen die junge Frau unwillkürlich aufwimmern. Doch es entfuhr ihr ein weiterer, durchaus lauterer Schrei, der in ihren eigenen Ohren klingelte, als sie plötzlich realisierte, dass sie ihr linkes Bein überhaupt nicht spüren konnte, obwohl sie es doch noch sehen konnte... Der Schock riss sie aus ihrer Benommenheit und machte ihr den Schmerz noch mehr bewusst, der nun durch ihren gesamten Körper strömte, außer durch ihr Bein. Durch ihre absolut unbequeme Position waren ihre Arme und ihr Rücken zu einem einzigen, steinharten Muskel gewesen. Wahrscheinlich war sie so tief bewusstlos gewesen, dass sie nicht einmal die Krämpfe gespürt hatte, welche sie mit Sicherheit durchgeschüttelt hatten. Jeder Atemzug tat durch ihren gestreckten Oberkörper weh und deshalb musste sie sich beinahe zwingen, nach Luft zu holen und sie stöhnend wieder heraus zu drücken, um nicht zu ersticken. Außerdem dröhnte ihr Kopf immer mehr vor Kopfschmerzen, wie eine hundert Mann Blaskapelle. Ihre Kehle war wie ausgetrocknet. Überhaupt, wie lange hing sie hier schon? Sie hatte nicht die leiseste Ahnung und kein Zeitgefühl, hatte aber auch keine Kraft, die nötige Konzentration aufzubringen, geschweige denn, etwas Chakra zusammen zu sammeln, um sich vielleicht in eine etwas bequemere Haltung zu bringen - wenn es diese in so einer Situation überhaupt geben sollte...
 

Chakra! Das war das Stichwort, das ihr die Erinnerung zurück brachte, welche sie wie ein Schlag traf. Der zuerst recht erfolgreiche und fast spielerische Kampf mit den Akatsuki und die Konfrontation mit dem Haimann. Sein Schwert. Durch seinen Angriff hatte er es damit irgendwie geschafft, ihr das Chakra zu entziehen – was wiederum ihr Untergang gewesen war… Und dann hatten sie sie wohl gefangen genommen und hier eingesperrt. Ihr Chakraspiegel hatte sich kaum regeneriert, wie sie nach kurzem, aber auch schon kraftraubenden Nachfühlens bemerkte. Sie ließ ihren Kopf wieder hängen, ein humorloses, leichtes Grinsen auf den Lippen. Akatsuki… Von dem, was die Anderen ihr erzählt hatten, war es nur eine Frage der Zeit, bis sie jemanden mit ihren Fähigkeiten brauchten, denn sie wurden immer weniger, hatten es mit starken Gegnern zu tun und auch intern gab es bei ihnen ein paar auf lange 'Sicht' hin gravierende Probleme, genauer gesagt, gesundheitliche Probleme... Doch nicht zwangsläufig sie, sie hätten auch Sakura entführen können. Eigentlich wäre die andere Kunoichi ja die bessere Wahl gewesen, wenn man bedachte, wie eng sie mit einer anderen Person verbunden war, die das eigentliche Ziel der Akatsuki war… Vielleicht war es einfach nur Pech für sie gewesen, dass sie den Männern in die Arme gelaufen war oder ihre eigene Dummheit, in der sie sich bedenkenlos der Quelle des starken Chakras genähert hatte. Ihre verdammten Gedanken… Aber aufgrund ihrer Anzahl mussten sie schon damit gerechnet haben, auf sie zu treffen. Was sie aber wieder zu der Frage führte, woher sie überhaupt über sie Bescheid wussten. Sie war zehn Jahre lang nicht in Konohagakure gewesen, die Menschen dort hatten sie mit Freuden vergessen. Das Grinsen verschwand aus ihrem Gesicht. Warum also? Warum konnten sie überhaupt annehmen, dass sie existierte?
 

Mit einem beinahe behutsamen, zögernden Knarren öffnete sich plötzlich die Tür, die ihr Gefängnis verschloss und die junge Frau schrak hoch, weil sie nicht gespürt hatte, dass sich jemand ihrer Zelle näherte. Es war niemand anderes als der Mann, an den sie vorhin in umschreibender Weise gedacht hatte, weshalb sie nicht sonderlich überrascht war. Die Helligkeit draußen ließ ihn, in ihren an die Dunkelheit gewöhnten Augen, wie einen schwarzen Schatten erscheinen und sie musste wegsehen, um nicht völlig geblendet zu werden. Doch nur ein einziger Blick sagte ihr schon alles über ihn, denn seine Augen stachen unmissverständlich heraus. Diese Augen zeigten die Besonderheit seiner Blutlinie: Das Sharingan. Das Sharingan war sehr machtvoll und hatte eine übermächtige Zerstörungskraft, was jedoch nicht nur auf die Gegner dieses Mannes bezogen war...
 

Langsam hob die junge Frau ihren Kopf wieder, nachdem sie sich gesammelt hatte und zu einer sehr simplen Übereinstimmung mit sich gekommen war. Mit halb geschlossenen Lidern sah sie zu ihm, begegnete den scharlachroten Augen ohne Sorge. Über was sollte sie sich auch sorgen? Wenn sie tot sein sollte, warum hing sie dann noch hier? Wenn er sie nun töten wollte, dann würde er es nicht schwer haben. Außerdem würde sie sowieso sterben, wenn sie hier weiter gefesselt ausharren müsse. Doch mit einiger Bitterkeit realisierte die Brünette, dass sie nicht sterben sollte.
 

Die Augen des Uchihas nahmen viele Details von ihr auf, als er die Gefangene beobachtete, auch wenn sie im Dunkeln war. Da waren ihre Augen, die er als erstes bemerkte, denn sie kamen ihm bekannt vor. So eine seltsame Farbe, die nicht auf einer Augentechnik wie dem Sharingan oder dem Rin’negan beruhte, hatte er nur einmal zuvor gesehen. Es war, als blickten ihn zwei Augen aus flüssigem, dunklem Gold an, in dem kleine dunkelgrüne Smaragde schwammen. Auch wenn ihr Blick nur halb geschlossen war, auch wenn ihr Ausdruck die Erschöpfung und die Schmerzen zeigte, die sie haben musste, leuchteten auch diese Augen wie von Innen.
 

Er kam plötzlich näher, ohne ein Wort zu sagen, Schritt für Schritt und so leise, wie es nur möglich war. War es jetzt vorbei? Er beugte sich und seine Hand langte nach vorne. Er berührte die junge Frau, berührte ihr Bein am Oberschenkel, das Bein, von dem sie gedacht hatte, sie würde es nicht mehr spüren. Nun, sie spürte seine Berührung auch nicht, sie sah nur, wie er es tat, doch daraufhin explodierte der Schmerz wie die Stiche von tausenden von Nadeln in ihrem Fleisch. Sie keuchte und sog gleich danach die Luft scharf ein, obwohl der Atemzug furchtbar wehtat. Ihr Bein war getränkt in Blut, das konnte sie jetzt sehen, da Licht durch die geöffnete Tür herein kam. Es war das Bein, das der Haimann mit seinem Schwert erwischt hatte. Die Wunde musste gewaltig sein, sie musste von dem Blutverlust eigentlich tot sein oder wenigstens im Sterben liegen. Aber sie war hier und war eigentlich ziemlich lebendig, denn nichts machte jemandem seinen eigenen Körper mehr bewusst als Schmerzen. Ihr Kopf schnellte hoch, um zu sehen, was der Schwarzhaarige vorhatte. Sie wünschte sich auf einmal, sie hätte es nicht getan. Das Mangekyou Sharingan nahm sie sofort in seinen Bann, so, als war das Scharlachrot wie ein Sog, dem man sich nicht entziehen konnte. Die Schmerzen in ihrem Körper wurden noch schlimmer und nun schrie sie wirklich auf, weil sie es nicht mehr unterdrücken konnte. Ein Teil ihres Kopfes wusste, dass es nur ein Genjutsu war, das gefürchtete Tsukiyomi, das er nun auf sie anwandte, aber die Qualen waren dominanter als rationales Denken. Genjutsu war nie ihr Spezialgebiet gewesen, eine Schwäche, die sie nie ganz ausmerzen konnte, zu ihrem Ärger. Dafür waren ihre anderen Fähigkeiten so perfekt ausgebaut, dass sie dazu dienen sollten, zu vermeiden, dass sie jemals in so eine Situation geraten würde. Jetzt zeigte sich jedoch diese Schwäche, da ihr ganzes anderes Können völlig ausgeschaltet war. In der Illusion, die unendlich lange Stunden anzudauern schien, wurde sie geschlagen, gekreuzigt, ausgepeitscht, zerfetzt, zerstückelt, zerquetscht, aufgeschlitzt, gehäutet, ausgenommen, verbrannt, ertränkt, erstickt, erdrosselt, missbraucht, alles bei lebendigem Leib – und die Schmerzen hielten sie am Leben. Ein Schrei aus tiefster Kehle, vibrierend, die gepeinigte Seele preisgebend, verließ ihren Mund. Doch nach einer halben Stunde war sie immer noch bei Bewusstsein.
 

Zugegebenermaßen, er war fast beeindruckt von diesem extremen Durchhaltevermögen. Doch es kümmerte ihn nicht wirklich, sie leiden zu sehen, auch wenn er selten so einen schrecklichen Schrei gehört hatte, denn es war nur ein Auftrag, den er hier ausführte. Das Einzige, das ihn wirklich interessierte, waren ihre Augen. Sie waren nicht geschlossen, nein, sondern leicht aufgerissen. Er sah das Farbspiel von Wut, Qual, Panik, Terror, bis hin zur gleichgültigen Hinnahme in der goldenen, grün gesprenkelten Iris, die sich je nach Emotion verdunkelte oder auch wahnwitzig funkelte. Das normale Augen so etwas ausdrücken konnten?
 

Plötzlich ließ er wieder von ihr ab. Es war genug. Sie hatte nun kaum mehr Chakra in sich, war völlig entkräftet und er sollte sie ja auch nicht umbringen. Ihr angespannter Körper wurde augenblicklich völlig schlaff und sie zitterte heftig, als er sie aus seinem Genjutsu befreite. Die Ketten an ihren Handgelenken schnitten durch ihr herunter ziehendes Gewicht in ihr Fleisch und frisches, hellrotes Blut lief ihre Arme herab. Schnell kontrollierte er, woher das Blut kam. Nein, es war nicht die Pulsader. Das war gut so. Sie sollte leben, denn der Anführer von Akatsuki hatte Pläne mit ihr, die ihm jedoch nicht bekannt waren. Aber Deidara hatte trotzdem störrisch darauf bestanden, sie zu bestrafen, und Pain hatte dem zugestimmt und dem Schwarzhaarigen diese niedere Aufgabe zugeteilt. Ein letzter, gleichgültiger Blick fiel auf ihr schmutziges, erschöpftes Gesicht. Sie war immer noch nicht bewusstlos, doch ganz nahe davor. Das würde sie erst einmal für ein paar Tage ausschalten, bis der Trubel um sie abgeflacht war.
 

„Hn“, machte er nur nichts sagend, bevor er sich umdrehte, den Raum verließ, die Tür hinter sich schloss und die junge Frau erst einmal der Dunkelheit und sich selber, ihrem eigenen Schicksal überließ.

Gathering new members and healing old ones

´Kaltes Wasser lief ihr in die Augen und ließ sie heftig blinzeln und nach Luft schnappen. Unbarmherzig und beinahe brutal fuhr sie aus ihrem tiefen Schlaf – oder ihrer Ohnmacht – auf, im ersten Moment völlig desorientiert. Im ersten Moment herrschte in ihrem Kopf nur Leere, dann setzte kurze Panik ein, bevor sich ihr rationales Denken wieder einklinkte und ihre Erinnerung an die vergangenen... Ja, was überhaupt? Stunden, Tage oder gar Wochen? Wie viel Zeit war überhaupt verstrichen, seitdem sie in diese missliche Lage geraten war? Doch das war im Augenblick nicht ihr größtes Problem, denn sie fror. Der eiskalte Lappen auf ihrer Stirn ließ sie erschaudern, aber er kühlte ihren Schreck schnell wieder runter. Durch das plötzliche Erwachen fühlte sich die junge Frau verwirrt und sehr geschwächt. Ein paar Momente verharrte sie deshalb noch reglos, um ganz zu sich zu kommen. Schließlich konnte sie sich ein wenig aufrichten und ihre Lider doch ganz öffnen, obwohl ihr danach alles noch etwas unscharf erschien.
 

„Du bist wach.“ Eine kühle Stimme, die einen unüberhörbaren Ton von Würde und Stolz besaß, ertönte neben ihr und machte ihr erst jetzt wirklich bewusst, dass sie nicht alleine war. Das konnte nur eines bedeuten. Sie lebte - und sie lag. Tatsächlich. Keine Ketten an ihren Händen, keine Fesseln an ihren Füßen, eine weiche Matratze unter ihr. Instinktiv und automatisch bewegte sie sich, um ihre Freiheit auch wirklich körperlich zu erfahren. Und ihr Chakra. Es war auch wieder fühlbar da.
 

„Keine Mätzchen“, sprach die gleiche Person mit strengem, wachsamem Ton. Als ob man durchschaut hätte, wie sie die Bestandsaufnahme ihres Körpers vollzogen hatte. Oh, apropos, da war auch wieder ihr linkes Bein, jenes, das sie vorhin nicht hatte spüren können. Jedoch fühlte es sich nicht so an, wie normal. Auch merkte die junge Frau, dass sie sich an alles erinnern konnte, was geschehen war, doch ob dies gut war oder nicht, daran zweifelte sie noch.
 

„Kisames Schwert hat viele Muskel- und Nervenschichten durchtrennt. Das Bein musste abgebunden werden, sonst wärest du ausgeblutet“, sagte plötzlich eine weibliche Person. Sie versuchte, ihre Sicht zu schärfen. Nach einigen Momenten gelang es ihr auch. Sie drehte ihren Kopf zu Seite – der auf einem Kissen lag! – und sah die Andere an. Sie hatte dunkelblaue Haare und trug eine weiße Rose auf dem Kopf.
 

„Willst Du uns nicht deinen Namen verraten?“, sprach die Andere erneut. In der Stimme der blauhaarigen Frau schwang keine Freundlichkeit mit, aber allein in der Frage lag eine gewisse Höflichkeit.
 

„Ich bin euch keine Rechenschaft schuldig“, gab die Daliegende in einem Impuls zurück. Es war das erste Mal, dass die junge Frau mit den goldenen Augen sprach. Ihre Stimme war wie ihr Lachen dunkel, doch gerade das transportierte eine gewisse Reife und Ernsthaftigkeit, aber auch Wärme mit sich – wenn auch ungewollt.
 

„Nun, Du hast Recht. Doch einer unserer Kameraden wüsste Deinen Namen gerne, damit er Dich nicht immer eine 'verfickte Schlampe' nennen muss.“ Die andere Person sprach wieder und der Satz veranlasste die Liegende unwillkürlich zu einem Grinsen. Sie fragte sich, wer dieser jemand wohl sein mochte.
 

„In diesem Falle: Ich heiße Seika. Kotô Seika.“, antwortete sie. Was würde es schon ausmachen, wenn sie ihren Namen wüssten? Übrigens glaubte Seika nicht, dass der Fluchende dadurch ab jetzt seine Wortwahl ändern würde…
 

„'Heiliges Feuer'? Ach, du Scheiße… Warum tragen all diese verfluchten Weiber immer solche malerischen Namen? Das pisst mich echt an, yeah.“ Seika drehte ihren Kopf etwas mehr. Breiter grinsend wurde ihr sofort klar, welches andere 'verfluchte Weib' er meinte. Sie erkannte ihn an der tiefen, arroganten Stimme, die sie in einer anderen Situation vielleicht hätte schaudern lassen. Das war Deidara. Und das andere verfluchte Weib war ohne Zweifel Sakura, die pinkhaarige Kunoichi aus Konohagakure, die ihr einmal erzählt hatte, wie sie siegreich gegen Deidaras Partner Sasori angetreten war. Doch als Seika den Blonden sah, schwand ihr Grinsen. Seine rechte Gesichtshälfte war vollkommen zerstört, blutverkrustet und angefault. Der Sturz hatte ihm die Haut an Wange und Kiefer bis zum Knochen abgeschürft. Er lag selber in einem Bett und wirkte sehr kränklich, blass und gleichzeitig rot vor Fieber. Seika wusste warum: Tetanus.
 

„Hey, ich weiß selber, dass ich verdammt scheiße aussehe, Du Miststück!“, schimpfte der Blonde gereizt, da ihm die Musterung nicht gefiel. Seika sagte darauf kein Wort. Die Wunde in seinem Gesicht war böse entzündet. Er würde auf diese Weise nicht mehr allzu lange zu leben haben… Mittlerweile hatte Seika auch bemerkt, dass sie sich hier in einem Raum befand, welches wie ein behelfsmäßiges Krankenzimmer eingerichtet war.
 

„Du dürftest genug Chakra haben, um deine Wunde selber zu heilen. Wir hatten nicht die Mittel, sie zu behandeln“, sprach der Mann an ihrer Seite wieder. Erst jetzt wurde Seika einiges klar, was ihr zuvor noch nicht bewusst gewesen war. Sie behandelten sie gut. Sehr gut sogar. Fast zuvorkommend, als würden sie sie hofieren. Und sie schienen einiges über sie zu wissen. Es verwirrte sie sehr.
 

„Ich kenne eure Pläne kaum, aber das reicht aus, um skeptisch zu sein. Ich gebe es zu. Warum lässt ihr mich mein Chakra benutzen? Es ist bereits gut regeneriert“, fragte die junge Frau, ohne konkrete Aussagen zu machen. Aber die Anderen sollten trotzdem verstehen, was sie meinte. Und das taten sie auch, denn ihre Worte waren wie eine leichte Drohung, dass sie sich bloß nicht in Sicherheit wegen sollten.
 

„Wir sind hier zu sechst, Seika-san. Nur so daher gesagt, ohne Dein Können zu unterschätzen“, sagte der Mann neben ihr kurz und er hatte vollkommen Recht. Keiner von ihnen wusste genau über die wahren Fähigkeiten des Anderen Bescheid und deshalb war es ratsam, sich nicht zu weit zu wagen. Die angekündigte Überzahl war natürlich auch ein überzeugendes Argument. Als Seika nun zum ersten Mal in seine Richtung auf sah, um ihren Gesprächspartner zu betrachten, sah sie einen Freak mit karottenfarbenem Haar und fürchterlichen Piercings im Gesicht. Trotz seines Aussehens nahm sie ihn ernster, als er es eigentlich verdient hätte. Denn nicht viele Leute würden etwas mit seinen Augen anfangen können, doch Seika waren die mehrfachen Irriden als Rin'negan bekannt, eine der drei berüchtigten Augentechniken neben dem Sharingan und dem Byakugan. Apropos Sharingan…
 

Seikas Hand fuhr über ihren Oberschenkel und sie betastete regungslos die tiefe Wunde, die Kisames Schwert Samehada in ihr Fleisch gerissen hatte. Sie war nicht entzündet, zu ihrem Glück, sonst wäre sie nicht mehr aufgewacht, nicht nach der Tortur durch das Sharingan. Ihre Augenlider senkten sich, als sie begann, ihr Chakra mit Leichtigkeit und großer Routine zu sammeln, es in ihre Hand zu leiten und mit der speziellen Technik des heilenden Jutsus ihre Wunde zu schließen, Muskeln zu regenerieren, Nervenstränge wieder zusammenzufügen, Blutgefäße zu erneuern und Haut neu aufzubauen. Sie spürte die Blicke, die beobachteten, wie sie sich selber heilte. Es dauerte seine Zeit, obwohl Seikas Fähigkeiten der Heilung herausragend waren, doch der Schnitt war sehr tief und dies bedurfte einiger Sorgfalt.
 

„Wir haben ein Angebot für dich“, sagte er gepiercte Mann nach einiger Zeit in ernsthaftem Schweigen, während dem Seika sich selbst behandelte. Als er sprach, konnten die Anwesenden sehen, wie ihr Chakra kurz flackerte.
 

„Ich soll den Akatsuki beitreten“, sagte Seika mit neutraler Stimme. Sie hatte sich so etwas schon gedacht, war aber trotzdem überrascht. Diese Überlegung war mehr als logisch, denn warum sollte sie sonst hier liegen und das mit recht guter Gesundheit? Die weltweit gefürchtetsten Missing-Nins, S-Class Kriminelle waren zwar stark wie kaum ein Anderer, aber trotzdem waren sie immer wieder mit Gegnern konfrontiert, die ebenfalls stark waren. So kam es sicher nicht selten vor, dass sie auch ernsthafte Verletzungen davontrugen. Nun konnten die Akatsuki nicht einfach irgendeinen Medic-Nin in ihren Reihen haben, da sie für sich selber kämpfen mussten und nicht auf eine andere Person aufpassen konnten. Und hier kam Seika. Sie war eine exzellente Kunoichi, perfektioniert bis auf Mark und Blut, eine Kämpferin, wie es sie noch nie gegeben hatte und gleichzeitig eine Heilerin mit überragenden Fähigkeiten. Des Weiteren hatte sie kaum soziale Bindungen. Sie hatte vor Jahren schon das Dorf Konohagakure verlassen, um ihre Fähigkeiten unter anderen Bedingungen effizient zu trainieren. Die Freunde, die sie wieder erkannt hatten, waren so verändert, dass sie fast wieder Fremde waren, auch wenn sie sie teilweise so freundlich wieder aufgenommen hatten. Seika verband nichts mehr mit Konoha. Und im Grunde genommen hieß es nicht, wenn man ein Akatsuki war, dass man gleichzeitig ein Krimineller war, nicht wahr? In Konoha hatte sie ein langweiliges Leben vor sich, als fremde Kunoichi, die wegen ihrer Fähigkeiten ins Krankenhaus gesperrt werden würde, um die ganzen kleinen Wehwehchen der Menschen zu behandeln. Außerdem gab Seika zu, dass der Kampf gegen die Akatsuki sie in wahrhaftige Ekstase versetzt hatte…
 

„Bekomme ich Bedenkzeit?“, fragte sie leise, während sie ihre Heilung abschloss und den fest um ihren Schenkel gebundenen Ledergürtel, der ihr Beim vom restlichen Blutkreislauf abgeschnürt hatte, löste. Der Mann neben ihr nickte.
 

„48 Stunden, dann will ich Deine Antwort wissen“, antwortete er ihr überraschenderweise. Was war denn, wenn sie 'Nein' sagte? Es war schon komisch, dass sie ihr augenscheinlich die Wahl ließen. Würden sie sie dann gegen ihren Willen hier behalten, wenn sie wirklich ablehnen würde? Das war eigentlich fast sicher. Der Mann und die Frau verließen das Zimmer und ließen Seika und Deidara zurück.
 

„Deine Tendenz?“, fragte der Blonde mit leicht widersprüchlicher Neugier. Seika, deren Entscheidung fast sofort feststand, weil es für sie da nicht viel abzuwiegen gab, sah überrascht zu ihm. Dass er sie ansprechen würde, obwohl er so offensichtlich sauer war, weil sie ihn recht schlimm zugerichtet hatte, hätte sie nicht gedacht. Ihre Augen huschten über seinen Körper, der deutlich die fortgeschrittene Krankheit zeigte, weil er manchmal unwillkürlich zuckte oder teilweise auch gelähmt wirkte, was die Folgen einer Tetanusinfektion waren. Sein Gesicht blickte sie zwar herausfordernd mit blauen Irriden an, doch sie sah die tiefen Augenringe, die blutleeren Lippen und die fahle Haut, die ihr zeigten, wie schwach er war und dass er vor Schmerzen sicher nicht schlafen konnte. Es musste ihm ziemlich schlecht gehen. Doch auch er nutzte die kurze Stille, um ihre Züge zu studieren. Die junge Frau war vielleicht gerade mal zwanzig Jahre alt, denn ihre Gesichtszüge waren noch weich und nicht ganz ausgehärtet. Sie hatte eine glatte, ebenmäßige, leicht gebräunte Haut, die jedoch mit Blut und Schmutz verdreckt war. Das gleiche galt für ihre Haare. Sie waren verfilzt, verstrubbelt und matt, doch ihre richtige Haarfarbe war ein dunkler, aber warmer Honigton. Doch so schmutzig sie auch war, ihre Augen waren klar und strahlend. Ihre 'Normalheit' machten sie so besonders. Es war kein einer Blutlinie zugrunde liegender Farbton, der ein Doujutsu anzeigte. Das Gold mit den eingeschlossenen grünen Sprenkeln war wahrhaftig kunstvoll… Die Stille zwischen ihnen dauerte nur einige Sekunden.
 

„Sie liegt eindeutig bei einem 'Ja'. Aber ich wollte nichts überstürzen… Wie heißen die Beiden eigentlich?“, fragte Seika den Blonden, der wohl nicht viel älter war als sie, weil sie für ihre endgültige Entscheidung noch ein paar Informationen brauchte, auch wenn Namen eigentlich Schall und Rauch waren. Doch es war immer besser, zu wissen, mit wem man es zu tun hatte.
 

„Eine berechtigte Frage, wenn Du bei uns einsteigst, yeah. Der Mann ist Pain, unser Anführer, die Frau heißt Konan und ist seine Partnerin. Ich würde mich an Deiner Stelle nicht mit ihnen anlegen!“, antwortete er ihr und er klang dabei ein wenig rechthaberisch, als wollte er klarstellen, dass sie als baldige Neue nicht nur den Kopf der Organisation fürchten sollte. Seika wollte schon fragen, inwiefern sie seine 'Partnerin' war, doch sie unterdrückte es lieber und lächelte stattdessen nur.
 

„Hey, was ist?“, motzte Deidara argwöhnisch, weil ihm ihr relativ freundlicher Gesichtsausdruck nicht gefiel.
 

„Nichts. Gute Nacht“, meinte Seika nur und blieb regungslos sitzen. Doch dann drehte sich von dem Blonden weg und zog sich die Bettdecke über den Kopf. Ihr Chakra so regulierend, als würde sie eine physische Müdigkeit vorweisen, glitt sie schnell in einen ruhigen erholsamen Schlaf, den sie auch dringend brauchte.
 

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Die Zeit verging. Seika schlief drei Viertel ihrer Bedenkzeit durch, so erschöpft war sie wohl. Sie merkte nicht, dass sie immer wieder Besuch bekam. Deidara ging es immer schlechter, doch er registrierte seine Kameraden trotzdem. Kisame und Konan kamen am öftesten, und Kisame beteuerte, er würde nur kommen, um zu sehen, 'ob Deidara endlich schon verreckt wäre', aber in Wahrheit war er zu neugierig, wie es der Kunoichi ging. Konan sah nur nach dem Zustand der Brünetten. Auch Tobi zeigte sich ein paar Mal, aber er kam wohl wirklich nur wegen Deidara, da er sein ja Partner war. Seika hatte ihn mit einem einzigen, gezielten Schlag in die Bewusstlosigkeit gekickt, sodass er immer etwas nervös wirkte, wenn er hereinkam, was ihn nur noch mehr nervige Dinge plappern ließ, als er sonst schon von sich gab. Und einmal, da kam Itachi. Er wiederum würdigte Deidara keines Blickes, sondern sah nur die junge Frau an, die zu dem Zeitpunkt jedoch tief geschlafen hatte. Doch er schien irgendwie enttäuscht, sodass er schnell wieder ging, ohne ein Wort gesagt zu haben. Pain beehrte sie nicht mehr mit einem Besuch.
 

Als Seika dann endlich aufwachte, blickte sie mit ihren ungewöhnlichen Augen nur zur Decke. Ihr ging vieles durch den Kopf, doch alles schubste ihre Entscheidung nur weiter in die schon eingeschlagene Richtung. Als sie sich wieder aufrichtete, begann sie, die weiteren Blessuren, die sie davongetragen hatte, zu behandeln, bis sie wieder vollständig geheilt war. Sie ballte ihre Hand zu einer Faust und drückte zu. Erstaunlich, ihr Chakra war beinahe wieder in seiner alten Form. Sie war auch nicht durstig oder hungrig, sie mussten sie gefüttert haben. Seika kam das sehr komisch vor, doch es gab keine andere Möglichkeit. Oder sie hatten ihr eine Nahrungspille verabreicht. Natürlich. Der abwegige Gedanke, dass einer der Akatsuki sie wirklich gefüttert hatte, ließ sie schmunzeln.
 

Als sich die Tür diesmal öffnete, kam Pain herein. Sein Blick lag prüfend auf Seika, die ihre Augen auch auf den Mann gerichtet hatte. Nun konnte sie ihn sogar in seiner ganzen Erscheinung sehen, wie er den schwarzen Mantel trug, auf dem die roten Wolken abgebildet waren.
 

„Deine Bedenkzeit ist vorbei. Was sagst Du, Seika-san?“, wollte er höflich von ihr wissen. Seika ließ sich mit der Antwort etwas Zeit, was aber nicht wie ein Zögern war, da sie den Blickkontakt mit ernstem Gesicht aufrechterhielt. Beinahe konnte man es als wortloses Kräftemessen bezeichnen. Doch irgendwann wurden ihre Züge sanfter und der Hauch eines Lächelns erhellte ihren Blick.
 

„Ich trete bei, Pain-sama“, sprach sie fast feierlich. Das Gesicht des gepiercten Mann zeigte Zufriedenheit und er nickte knapp.
 

„Gut, Konan wird Dich entsprechend einkleiden. Aber jetzt, jetzt wirst Du Deidara heilen“, ordnete er ohne Umschweife an, als hätte er nur darauf gewartet, die Förmlichkeiten abzuschließen.
 

„Mein erster Auftrag, wie?“, gab Seika leicht erheitert zurück. Es gab wohl keine Schonfrist mehr für sie.
 

„Meine Anweisungen werden nicht in Frage gestellt.“ Pains Stimme war plötzlich eiskalt. Seika erkannte, dass er so einen saloppen Ton nicht duldete und auch nicht wirklich zum Spaßen aufgelegt war. Er wollte wohl schon von Anfang an klar machen, dass er derjenige war, der hier die Zügel in der Hand hielt.
 

„Schon gut. Ich mache mich sofort an die Arbeit, Pain-sama“, entgegnete die Brünette darauf ohne Reue und schlug die Bettdecke beiseite. Ihre Kleidung, die typische Kluft der Jounins von Konoha, war völlig ramponiert, doch nicht so zerrissen, dass sie nicht mehr tragbar war. Es störte sie jedenfalls nicht. Sie würde ohnehin, wie Pain gesagt hatte, bald 'Akatsuki gerecht' angezogen werden.
 

Deidara sah Seika skeptisch an, als sie aufstand und näher zu ihm kam. Sie sah den trotzigen, beinahe kindischen Widerwillen in seinen Augen und das brachte sie zum Lächeln. Den Blonden verwirrte das wiederum völlig. Lange hatte ihn niemand mehr so angesehen. Die Emotionen ihm gegenüber waren meistens Abscheu, Zorn, Gleichgültigkeit oder Sarkasmus. Aber kein echtes Lächeln.
 

„Das wird nicht einfach. Der Tetanus hat sich bereits in Deinem Körper ausgebreitet. Und ich muss zuerst die Wunde zuerst säubern, sie ist ja noch voller Erde!“, sagte Seika mit leicht tadelnder Stimme, als sie neben Deidara auf dem Bett Platz nahm. Der Blonde zuckte sofort zurück und rief empört einen Fluch aus, als sie nach einem sauberen Lappen griff, der auf einer Kommode lag, und damit die zerfetzte Haut seines Gesichts abtupfte, was ziemlich weh tat und brannte. Doch er konnte sich kaum bewegen, weil der Tetanus seine Reaktionen lähmte.
 

„Hey, Weib, pass doch auf!“, meckerte er sichtlich verunsichert, seine einzige Verteidigung, die er in seinem Zustand noch hatte.
 

„Sei nicht so zimperlich, Deidara“, zischte Pain und der Blonde wurde gezwungenermaßen sofort ruhig. Er ließ die Prozedur, die Seika begann, verbissen über sich ergehen. Es schien gefühlte Stunden zu dauern. Sie säuberte vorsichtig, aber gründlich die Wunde und entfernte mit ihrem Chakra bereits abgestorbenes Fleisch. Dann begann die unangenehme Sache. Deidara spürte plötzlich, wie etwas an und in seinem ganzen Körper zog und ihn überall juckte. Er begann, ungeduldig und herum zu zappeln.
 

„Die Bakterien müssen nun aus Deinem Körper verschwinden. Achtung, es wird Dir jetzt sehr warm, denn ich erhöhe Deine Körpertemperatur“, sagte die junge Frau nach einiger Zeit und legte ihre blau leuchtenden Handflächen auf die linke Wange und die Stirn des Blonden, um ihr heilendes Chakra einzusetzen. Es dauerte nur ein paar Sekunden, da brach Deidara auf einmal in fließenden Schweiß aus. Er war noch nie wegen so einer ernsthaften Sache behandelt worden, deshalb wusste er nicht, was auf ihn zukam. Ihm wurde plötzlich heiß, als würde er in der Sauna mit 40° Fieber sitzen und er fühlte sich nicht besonders wohl in seiner Haut. Doch er gab keinen Ton von sich, er konnte doch keine Schwäche vor dieser Frau zeigen und vor allem nicht vor Pain, der ihn immer noch mahnend anstarrte. Ein fürchterlicher Drang, sich an der rechten Wange zu kratzen, erfasste ihn und er musste sich verdammt zusammenreißen, dass seine Hand nicht hoch zuckte, als es in seiner rechten Gesichtshälfte zu kribbeln und zwicken begann.
 

„Ich regenerierte jetzt das Fleisch und die Haut“, kommentierte Seika konzentriert und ohne den Blick von der Wunde abzuwenden, während sie kontinuierlich ihr Chakra fließen ließ und ihre Hand, mit der sie vorhin Deidaras Stirn befühlt hatte, einige Zentimeter über die zerstörten Gesichtspartie hielt. Er spürte wie seine Wange kribbelte, wie das Gefühl dorthin zurückkehrte, wo er geglaubt hatte, dass er es bereits für immer verloren hatte. Es folgte eine Zeit lang eine für Deidara unangenehme Stille, erstens, weil die junge Frau so nahe, zu nahe bei ihm saß, zweitens, weil Pain ihn beinahe mit seinen Blicken aufspießte.
 

„Ich bin fertig, Deidara“, sagte Seika nach einer Weile und unterbrach ihren Kontakt. Der Blonde öffnete die Augen, von denen er gar nicht wusste, wann er sie geschlossen hatte. Sofort fuhren seine Hände auf seine beiden Wangen. Sie waren, als wäre nie etwas gewesen. Er sah die junge Frau beeindruckt an und zuckte etwas zurück, weil er ihr so nahe war. Ihr Gesicht trug wieder dieses sanfte Lächeln.
 

„Gute Arbeit, Seika-san“, hörte die junge Frau ihren neuen Anführer sagen. Sie atmete tief durch, drehte sich zu ihm um und nickte in seine Richtung, um dieses Kompliment zu würdigen. Sie glaubte nämlich nicht, dass solche Worte oft seinen Mund verließen, so, wie sie ihn bisher kennen gelernt hatte.
 

„Folge mir. Konan wartet bereits“, fuhr er fort, sodass sich die Brünette sogleich erhob, um zu tun, was von ihr verlangt wurde. Sie hoffte, sich nun endlich selber säubern zu können und frische Kleidung zu bekommen.
 

„Ruh Dich jetzt aus, Deidara“, sagte sie noch zu dem Blonden, bevor sie Pain nach ging und war sich des Blickes bewusst, der ihr nach hing...

Face-to-face contact

Es war Abend. Seika durfte sich frei im Gebäude bewegen, welches die Basis der Akatsuki zu sein schien und nun auch zu ihrem Zuhause geworden war. Sie war schon erstaunt über die Freiheiten, die sie innerhalb kürzester Zeit erhalten hatte. Man schien ihr wohl großes Vertrauen zu schenken, denn als dumm schätzte die Brünette hier niemanden ein. Sie hatten sich wohl im Nachhinein auch ein wenig über sie schlau gemacht, denn eine x-beliebige Person würden sie sicher nicht in ihre Organisation aufnehmen, denn sie konnten es ja nicht riskieren, einen Spion in ihre Reihen einzuschleusen. Doch ansonsten hatten sie wohl von Anfang an nicht viel über sie gewusst, nicht mal ihren Namen hatten sie gekannt, nur, dass sie ein Medic-Nin war...
 

Konan hatte sie jedenfalls informiert, dass alle gemeinsam das Abendessen einnahmen und sie deshalb auch dazu erscheinen sollte. Auch ein eigenes Zimmer hatte man ihr zugewiesen, welches allen Komfort bot, den man sich nur wünschen konnte. Der Raum hatte eine angenehme Größe und war geschmackvoll mit einem bequemen Bett, einem Schrank und einem Schreibtisch mit dazugehörigem Stuhl und einem gut bestückten Bücherregal eingerichtet. Das an ihr Zimmer angeschlossene Bad war mit allem ausgestattet, was man brauchte. Außerdem waren die Kleidungsstücke, die sie bekommen hatte, sehr schön. Wer ihre 'Nachbarn' waren, hatte sie noch nicht herausgefunden.
 

Zum Glück hatte sie sich von Konan sagen lassen, wie sie zum Speisesaal gelangte. Sie hatte ein ausgiebiges Bad genommen und war nun in ihren neuen Mantel gehüllt, der sich perfekt an ihren Körper anschmiegte, ohne eng und hinderlich zu sein. Der Stoff war schwer, aber sehr angenehm. Der hohe Stehkragen reichte ihr bis an die Lippen. Durch das alles fühlte sie sich perfekt verhüllt, was auch gut so war. Sie trug ihr Haar zusammen geflochten, hoch gesteckt und den Haarknoten stramm und sorgfältig angezogen. Natürlich trug der Mantel die roten Wolken der Akatsuki, denn Seika gehörte jetzt zu der Organisation dazu. Es war ein seltsames Gefühl daran zu denken, aber kein wirklich schlimmes. Es hatte sich eigentlich nichts geändert, sie war immer noch dieselbe. Auch der Ring, den sie bekommen hatte, den sie jetzt an ihrer Hand trug und der sie zu einem vollwertigen Mitglied machte, trug zu keiner merklichen Veränderung bei, außer dass ihre Fingernägel nun witzigerweise dunkel lackiert waren.
 

Die Gesichter drehten sich erwartungsvoll zur Tür, als Seika eintrat. Sechs Personen saßen bereits an einem Tisch, der für zehn Personen ausgelegt war. Doch sie saßen nicht alle beieinander, es war so, als würden sie die Plätze der früheren Mitglieder, die nun nicht mehr am Lebe waren, zu deren Ehren auslassen. Seika fragte sich, welcher Stuhl der Ihre sein würde.
 

„Willkommen in unserer Mitte, Seika-san. Wähle einen Platz“, sagte Pain zu ihr. Seika nickte und nahm die Möglichkeit, sich ihren Sitzplatz selber auszusuchen, auch sofort wahr. Sie sah, dass Deidara einen freien Platz neben sich hatte. Sie beschloss, diesen zu besetzen, da sie den Blonden bisher am meisten kannte, auch wenn dieses 'Kennen' kaum nennenswert war, und da sie dadurch einen guten Blick auf alle Anderen bekam. Weil sie bemerkte, dass alle Mitglieder am Tisch ihren Mantel abgelegt und über den Stuhl gehangen hatten, tat sie es ihnen höflicherweise nach. Unter ihrem Mantel trug sie einen weiteren schwarzen Mantel, der hochgeschlossen wie ein chinesisches Kleid war, jedoch noch etwas lockerer saß, als der Akatsukimantel. Nun war sie bereit, sich zu setzen. Sie erntete dafür einen komischen Blick von Deidara, der mit ihrer Platzwahl wohl nicht ganz einverstanden war.
 

„Welch prüde Erscheinung“, hörte sie die Stimme des blaugesichtigen Mannes. Er grinste und zeigte dabei seine scharfen Zähne. Er saß rechts, schräg gegenüber von ihr, während sie genau Pain entgegen sah. Sie hatte genau den Platz am anderen Tischende eingenommen, doch sie machte sich keine Gedanken darüber.
 

„Ist das ein Problem für Dich, Kisame?“, fragte die Brünette mit amüsiert glitzernden Augen zurück. Der Haimann war wohl einer von der Sorte Mensch, der jeden und alles mit Ironie nahm. Doch auch mit so einer Person würde sie klar kommen. Dass er sie beim Kampf besiegt und handlungsunfähig gemacht hatte, nahm sie ihm jedenfalls nicht übel. Er hatte ja nur getan, was ihm befohlen worden war.
 

„Nun ja, Seika, ich habe gehofft, wenigstens Eine hier würde uns etwas zu sehen geben“, antwortete er, breiter grinsend. Was er mit seinen anzüglichen Worten meinte, war klar und deutlich verständlich.
 

„Kisame“, sagte Pain mahnend, sodass der Haimann lieber verstummte und seinen Blick von der jungen Frau ab- und seinem Anführer zu wandte, ohne dabei verlegen oder reumütig dreinzublicken.
 

„In nächster Zeit sind keine Missionen angesetzt. Da wir nun eine ungerade Zahl von Mitgliedern haben, wird Seika je nach Bedarf einer der vorhandenen Gruppen hinzugefügt oder ich bilde zeitweise neue Gruppen. Ich wünsche, dass Deidara und Tobi, Kisame und Itachi mit Seika trainieren und sie in unsere Strukturen einweisen. Und wenn ich trainieren sage, meine ich das auch, verstanden? Dass wir nun einen Medic-Nin haben heißt nicht, dass ihr euch bis auf das Letzte beim Sparring verausgabt. Ist das alles angekommen?“, sprach der Mann mit den Piercings im Gesicht. Zustimmendes Nicken war zu sehen und Brummen ertönte.
 

„Ja, Pain-sama!“, rief Tobi als Einziger aus. Er trug eine seltsame Maske, die nur ein einziges Sichtloch hatte, durch welches sein Auge jedoch nicht sichtbar war. Plötzlich spürte Seika einen Blick auf sich. Sie wandte ihren Blick von Tobi ab, der gleich neben Deidara zu ihrer Linken saß und sah nach Rechts auf den Mann, der der unmittelbare Tischnachbar von Kisame war. Itachi. Die Sharinganaugen waren auf sie gerichtet. Itachi saß nur einen freien Stuhl von ihr entfernt. Da der Raum einigermaßen hell erleuchtet war, konnte sie ihn diesmal richtig sehen. Er sah seinem Bruder wirklich ähnlich, aber war andererseits auch wieder vollkommen grundverschieden, was an seiner ruhigen Haltung und seinen markanteren Gesichtszügen lag. Seine langen schwarzen Haare waren locker zurück gebunden. Unter seinen Augen zogen sich zwei tiefe Furchen, die Seika zeigten, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmte. Er sah dadurch älter aus, als er wahrscheinlich war.
 

Doch darüber konnte sie nicht nachdenken. Durch die Tür kamen verhüllte Männer, die sieben Tabletts trugen. Vor jeden von ihnen wurde eines abgestellt und aufgedeckt. Seika war überrascht, so feine Speisen vor sich zu sehen. Die Akatsuki schienen wahre Feinschmecker zu sein. Doch Seika dachte auch darüber nicht nach, da sie ziemlich hungrig war. Sie hatte den ganzen Tag nichts gegessen und Deidara zu heilen hatte sie doch einiges an Chakra gekostet.
 

Während des Mahls war es größtenteils ruhig gewesen. Nach dem Essen wechselten sie in einen gegenüberliegenden Raum, der aussah wie der Gemeinschaftsraum eines Hotels gehobener Klasse. Sofas standen um einen mittig im Raum freistehenden Kamin, die Wände waren mit Bücherregalen verstellt, die auch viele Schriftrollen enthielten, es gab kleine Tische mit Stühlen, eine Bar und sogar einen Tisch, auf dem ein Shogi Brett aufgebaut war, konnte Seika sehen. Sie lachte leise über diese Dinge, die die Atmosphäre irgendwie normal und menschlich machte, obwohl sie hier unter Missing-Nins und S-Class Kriminellen war, die eigentlich von der ganzen Welt als asoziale Wesen erachtet wurden. Ihr kam der Gedanke, dass sie auch ziemlich bald zum Missing-Nin werden würde, für die, die sie kannte, wenn diese erfahren würden, welchen Weg sie nun eingeschlagen hatte. Aber würden diese Leute es so schwer nehmen? Und wenn schon, sie würden ihre Entscheidung so oder so hinnehmen müssen…
 

Das Weinglas, das Seika aus der Vitrine holte, wurde ihr abgenommen. Erstaunt blickte sie zur Seite und sah noch erstaunter, dass es Itachi war, der das getan hatte. Stirnrunzelnd dachte Seika, ob er eigentlich zu faul war, sich selber eines zu nehmen, doch er griff an ihr vorbei nach einem weiteren Glas und ging damit zur Bar, an der er eine Flasche Rotwein entkorkte. Seika hob eine Augenbraue. Der Clanmörder zeigte vollendete Manieren? Das hatte sie nicht erwartet.
 

Die junge Frau kehrte deshalb zur Sitzgruppe zurück und setzte sich neben Deidara, der bereits an einem Glas Sake nippte und sie argwöhnisch beobachtete, dass sie ihm bloß nicht zu nahe kam. Zu ihrer Linken war ein kleiner Abstelltisch. Die angrenzende Couch war schon zur Hälfte mit dem großen Kisame besetzt, doch der Platz am Tischchen war frei. Als Seika hoch sah, war da auch schon der Schwarzhaarige, der sich auf den Platz setzte, den die Brünette in Erwägung gezogen hatte und die gefüllten Gläser auf dem Tischen abstellte. Es war offensichtlich, dass Itachi etwas vorhatte, oder dass er irgendetwas von ihr wollte. Sie nickte ihm trotzdem dankend zu.
 

Seika sah sich um. Sie waren nur noch zu viert. Tobi war verschwunden, so wie Pain und Konan. Sie hatten wohl keine Lust auf Gesellschaft. Plötzlich kam Seika etwas anderes in den Sinn.
 

„Ich habe diesen Pflanzenmann noch gar nicht gesehen… Zetsu, wenn ich mich nicht irre“, sagte sie und schaute die Männer fragend an. Die Reaktionen auf ihre Frage waren verschieden. Deidara verzog sein Gesicht leicht, Itachi machte überhaupt keine Regung und Kisame grinste.
 

„Du hast ihn ins Jenseits geschickt. Als Du ihn in Deidara gekickt hast, hast Du ihn ziemlich geschickt im Schulter-Nacken-Bereich getroffen, aber das weißt Du ja selber am Besten. Zuerst schien es, als wäre er in Ordnung, doch als er irgendwann eine heftige Kopfbewegung machte, als wir Pain gerade Bericht erstatteten, hat es ihn - zack! - umgehauen und er war tot“, meinte der Haimann. Seika konnte nur Nicken, obwohl sie zögerte und plötzlich doch etwas betreten war.
 

„Nun ja, das war ein angeknackster Genickbruch, die schnelle Bewegung hat den Knochen wohl ganz entzwei gerissen… Ich… Also, das…“, versuchte die Brünette sich zu erklären. Zetsu zu töten hatte sie zwar wirklich beabsichtigt, doch hatte sie damals noch nicht gewusst, dass sie bei den Akatsuki eintreten würde... Kisames Lachen unterbrach ihren gestammelten Erklärungsversuch.
 

„Spar Dir das, dem heule ich nicht nach! Er saß neben mir am Tisch und ich hatte immer Angst, er würde mich gleich fressen, wenn er nicht satt geworden ist!“, sagte der Blauhäutige, während er schallend vor sich hin gackerte. Seine Sympathie für Zetsu schien wohl nicht sehr groß gewesen zu sein.
 

„Er war unser Spion, yeah“, meinte Deidara nur. Er klang nicht verstimmt, aber auch nicht froh. Zetsu hatte ihnen in Sachen Spionage immer gute Dienste geleistet, andererseits war seine zwiespältige Persönlichkeit doch ziemlich unheimlich gewesen. Jedenfalls würde ihnen jetzt eine gute Informationsquelle fehlen.
 

„So ist es, doch nun ist Sie da“, trug eine weitere Person zu dem Gespräch bei. Seika sah auf. Sie hörte Itachis dunkle, samtene, maskuline Stimme zum ersten Mal und das verwirrte sie irgendwie. Man hörte aus ihr keine Spur einer emotionalen Regung heraus, wie dies bei Sasuke eher der Fall war, auch wenn er immer vorgab, der Gefühlskalte zu sein. Das Sharingan bohrte sich in ihre Augen und die Brünette zuckte sachte zurück. Der Anblick brachte ihr Erinnerungen an seine Tortur in ihrem Gefängnis zurück und es war keine wirklich angenehme Sache, an die man gerne noch einmal dachte. Deshalb griff sie nach ihrem Weinglas, um ihren Blick von ihm ablenken zu können, schwenkte die rubinrote Flüssigkeit darin, hob es an ihre Lippen, sog mit einem tiefen Atemzug den schweren Duft des edlen Tropfens ein und ließ einen Schluck des Weines langsam in ihren Mund, über ihre Zunge und ihre Kehle hinab fließen. Sie schloss ihre Augen und lehnte sich mehr gegen die weichen Polster, um den intensiven Geschmack des teuren, vergorenen Traubensaftes in vollen Zügen wahrzunehmen.
 

Sie bemerkte dabei nicht die gebannten Blicke, die an ihrem Gesicht und ihren leicht geöffneten, weinroten Lippen hingen, während sie den Moment sichtlich genoss. Als ihre Zungenspitze ihre Lippen spaltete, um die hängen gebliebenen Tropfen des Weines von ihrer Unterlippe aufzuschlecken, begann Deidara plötzlich wild zu husten. Er knallte sein Glas auf den Tisch neben sich, sprang mit rotem Gesicht auf und lief auf dem Zimmer. Seika sah ihm mit großen Augen nach. Als sie ein tief grollendes Lachen von Kisame hörte, setzte auch sie ihr Glas ab, drehte sie sich stirnrunzelnd zu ihm um und sah, wie er sie intensiv mit einem breiten Grinsen anblickte.
 

„Das könnte amüsant werden, auch wenn Du so prüde aussiehst“, sagte er belustigt. Seikas Hand fuhr an ihren Hals und sie schluckte. Verdammt. Das war wirklich nicht, was sie beabsichtigt hatte. Sie hatte gar nichts in dieser Richtung bezweckt und doch war Deidara beinahe durchgedreht. Warum hatte sie denn diese schrecklichen, unförmigen Kleider angezogen? Weil es ihr Spaß machte? Und kam sie trotz dieser Vorsichtsmaßnahme den Anderen... anzüglich vor?
 

„Toll, dass ihr alle so pervers seid, das fehlt mir gerade noch“, sagte sie, die goldenen Augen von einem verärgerten Glitzern erfüllt. Sie hatte ihre Unsicherheit erneut mit einem Schluck auf ihrem Weinglas vertuschen wollten, doch mit einem leisen Klirren stellte sie ihr Glas wieder auf den Tisch. Ihr war die Lust darauf gänzlich vergangen.
 

„Danke für den Wein, Itachi. Gute Nacht“, sagte sie noch gesittet, mit einem Blick auf den ruhigen Uchiha, bevor sie den Raum verließ.
 

„Eine Glanzleistung, Kisame“, zischte der Schwarzhaarige, stürzte sein Glas in einem Zug herunter und machte sich auch auf den Weg in seine Räume, da ihn nun sonst nichts mehr hier hielt.

First training

Am nächsten Tag trainierten die von Pain nominierten Mitglieder mit Seika. Es war kalt draußen, wo ihr kleines Sparring stattfand, dafür war die junge Frau dankbar, so konnte sie wieder ihren Mantel tragen. Es war nicht allzu früh am Morgen und deshalb sollte eigentlich jeder gut ausgeruht sein. Trotzdem war Deidara in einer sehr komischen Verfassung, was aber eher nicht an der Tageszeit lag, dafür war Kisame umso besser gelaunt. Was Tobi dachte, konnte die junge Frau nicht erraten, da er ja seine orange Maske trug. Und Itachi - er war undurchsichtig wie eh und je. Sie hatten sich draußen vor der Basis getroffen und die Gegend schien in einem weiten Umkreis unbewohnt zu sein, denn Seika spürte keine Chakraspuren in der Nähe. Außerdem wurde die Umgebung rings herum mit einem dichten Wald bewachsen, der eine natürliche Barriere bildete.
 

Seika wartete schon sehnsüchtig darauf, endlich loszulegen, weil es ihr wirklich vorkam, als hätte sie eine Ewigkeit nicht trainiert, wobei sie immer noch nicht wirklich wusste, wie viel Zeit genau vergangen war, seitdem sie aus Konoha hierher gebracht worden und durch ihren Blutverlust und Itachis Tortur mit dem Tsukiyomi ohnmächtig gewesen war. Die junge Frau wollte nun wieder ihr Chakra fließen lassen, sich verausgaben, sich einfach bewegen. Man sah ihr die Ungeduld wohl an.
 

„Dort drüben sind drei Übungspuppen. Wenn Du willst, kannst-“, begann der Haimann zu reden, um die Brünette letztendlich von ihrer Ruhelosigkeit zu erlösen. Doch Kisame hatte gar nicht ausgesprochen, da wurden im nächsten Augenblick mit einem Knall alle drei Holzpuppen scheinbar gleichzeitig geköpft. Einer der Rümpfe brach sogar mittig entzwei und Holzsplitter regneten herab.
 

„Wie wär’s mit richtigen Gegnern? Na, bietest Du Dich an?“, sagte Seika neckisch, die hinter Kisame wieder aufgetaucht war, nachdem sie diese unwürdigen Kontrahenten erledigt hatte. Sie rieb sich ihre Hände und schien nur allzu auf einen echten Kampf aus zu sein. Nur Itachi war ihren Bewegungen mit seinem Sharingan gefolgt und blickte in ihre Richtung. Kisame drehte sich hastig um und starrte Seika verblüfft an.
 

„Ich schlage Tobi vor“, meinte der schwarzhaarige Uchiha plötzlich und seine Entscheidung klang endgültig. Nun schnellten alle Gesichter zu ihm, doch gleich darauf wanderten alle Augen zu dem nominierten Akatsuki.
 

„I- Ich?“, meinte der Maskierte mit stotternder Stimme und zeigte mit seiner Hand auf sich selber. Er war mit der Entscheidung des Schwarzhaarigen nicht so ganz glücklich, wie es schien, denn er hatte eigentlich gedacht, sie würden zusammen ein paar Übungen machen und nicht gleich mit Zweikämpfen starten. Itachi nickte und seine Augen wurden zu schmäleren Schlitzen.
 

„Ja, und Du weißt auch, warum. Los“, sagte er bestimmt und blickte zu der Brünetten. Seika musste zugeben, dass sie nicht verstand, auf was dieses Gespräch hinauslief. Sie hatte Tobi beim ihrem ersten Treffen mit einem einzigen Schlag ausgeschaltet, was ihn nicht besonders gut dastehen ließ. Jetzt sollte sie mit ihm trainieren. Nun, Itachi schien sich sicher zu sein, dass diese Kombination die Beste war. So zuckte die junge Frau nur mit den Schultern, denn es war ihr relativ egal, solange sie endlich beginnen konnte. Deshalb wartete sie nicht auf eine zweite Aufforderung. Mit einem Satz war sie bei dem Maskierten und holte mit ihrem Ellenbogen aus. Der Mann wich ungeschickt aus, sodass er strauchelte, doch er kam noch glücklich davon und so ging Seikas Schlag daneben. Wahrscheinlich war der Maskierte mit ihrer Schnelligkeit überfordert oder aber er war viel zu überrascht über ihre Haltlosigkeit. Eigentlich musste das Zweite der Fall sein, denn die junge Frau konnte sich nicht vorstellen, dass er so schwach war, weil er doch ein Mitglied der berüchtigten Akatsuki war. Trotzdem gab sie ihm keine Sekunde zum ausruhen, sondern holte mit ihrer Faust aus, doch diesmal wurde ihr Hieb schnell und präzise von ihrem Gegner abgeblockt. Sofort bildete sich ein Stirnrunzeln auf Seikas Stirn, während sie einem entgegenkommenden Hieb von ihm auswich. Irgendetwas war plötzlich anders als beim letzten Mal, als sie Tobi angegriffen hatte, denn er bewegte sich von einer Sekunde auf die Andere völlig ungleich, dem vorherigen Kampf gegenüber. Schnell stieß Seika ihr Bein nach vorne, auf seine Kniescheibe zielend, doch auch diesem Angriff wich Tobi mit einem rechtzeitigen Satz aus. Plötzlich spürte die Kunoichi ein starkes Ziehen in ihrem Kopf und machte fast einen schrecklichen Fehler. Das Ziehen war so charakteristisch, dass Seika sofort davor zurückschreckte. Sie konnte sich selber kaum erklären, warum ihr Körper plötzlich so alarmiert reagierte, da sie doch schon so oft damit konfrontiert gewesen worden war. Doch lag es wohl an der Folter in der Kammer vor ein paar Tagen. Und an Itachi.
 

Doch nein! Sie würde sich jetzt nicht ablenken lassen! Sie musste sich auf den Kampf konzentrieren und auf das, was sie tun konnte. Und das war ziemlich viel. Ihre Augenlider machten dicht, sodass sie nichts mehr sehen würde, was ihr schaden könnte. Konkret gemeint war damit das Sharingan. Oh ja, Sharingan. Das, was hinter dem einzigen Augenloch der Maske von Tobi plötzlich rot aufleuchtete, war nichts anderes als die berühmte Augentechnik. Ein Blick in diese scharlachroten Augen wäre Seikas Ende. Doch diesmal würde es nicht so weit kommen, denn sie hatte aus ihren Fehlern gelernt. Die Brünette schlug einen Haken zur Seite, um aus seiner Reichweite zu kommen und Zeit zu gewinnen und formte mit ihren Händen fließend und kaum sichtbar die Zeichen, die sie brauchte, um ihr Jutsu zu beschwören.
 

Tobi verschwand in einer Explosion aus gleißendem Licht, und auch Seika war nicht mehr dort, wo sie einen Moment früher noch gestanden hatte. Die drei Akatsuki, die in einiger Entfernung dem Kampf zusahen, mussten ihre Augen vor der unglaublichen Helligkeit abschirmen.
 

„Das war ein Knall, yeah!“, rief Deidara aus und sein Gesicht zeigte hinter seinem schützend erhobenen Arm sogar einen entfernt verzückten Ausdruck. Eine Salve lauter Schlaggeräusche verkündete, dass der Kampf weiterging. Es schien, als würden sich die beiden Kontrahenten ein Taijutsu Duell liefern.
 

„Lichtelement Ninjutsu… Das wird brenzlig für Tobi, solange das Licht anhält“, knurrte Kisame mit einem Seitenblick auf seinen Partner Itachi. Der Haimann erwartete keine Antwort von seinem immer so schweigsamen Kollegen, aber er bekam eine, auch wenn sie eher nicht an ihn gerichtet war.
 

„In der Tat. Tobi hat ein Problem. Er kann vielleicht noch ihren Schatten mit geschlossenen Augen sehen, aber sie 'kann' mit geschlossenen Augen kämpfen. Nicht schlecht, solange sie keinen direkten Kontakt zu dem Sharingan hat, kann sie auch nicht in ein Genjutsu gezogen werden. Außerdem ist sie äußerst schnell“, murmelte der Schwarzhaarige analysierend. Das waren ziemlich viele Worte für Itachi, vor allem wenn es nur um einen Trainigskampf ging, der zeigen sollte, was Seika wirklich konnte. Sein Ton war nachdenklich. Das war schon eine beachtliche Veränderung. Kisame wollte sich darüber schon lustig machten, doch ein weiterer harter Knall beförderte Tobi unsanft aus dem Lichtball heraus und den anderen Dreien vor die Füße. Er wurde von Seika schon erwartet, die schneller war, auch mit geschlossenen Augen und so eine Sekunde vor Tobi bei den Männern ankam. Sie streckte ihre Hand von sich, mitten auf Tobis Brust gezielt, sodass er gewaltsam abprallte und zu Boden ging. Seika wollte schon wieder angreifen und machte einen Sprung nach vorne, doch irgendetwas ließ sie stoppen. Und zwar die gefühlte Abwesenheit des Sharingans. Ihre Augen öffneten sich weit in Erstaunen.
 

Ein einzelnes Auge starrte sie mit einem leicht nervösen, aber breiten Grinsen an. Das Auge war schwarz und unschuldig, als ob dort nie das Sharingan gewesen wäre. Seika war von dem Anblick wie vor die Stirn geschlagen. Ihr letzter Hieb, ein gut gezielter Kinnhaken, hatte seine Wirkung nicht verfehlt, wie der blutende Kiefer bewies, doch dass sie damit die Maske, die Tobis Gesicht bedeckte, ebenfalls beiseite schlagen würde, hatte sie nicht gedacht. Die orange Maske war seitlich auf Tobis Kopf gerutscht.
 

„Ich dachte, Du hättest Recht, Itachi, dass ich ihr mit dem Sharingan standhalten würde, aber selbst das hat mir nicht geholfen. Jetzt sieh, was Du angerichtet hast!“, meinte Tobi und kratzte sich verlegen am Kopf. Seika blickte zu dem benannten Schwarzhaarigen, sah aber stattdessen, wie Deidaras und Kisames Kiefer nach unten fielen, während ihre Augen an Tobi hafteten. Seikas Augen weiteten sich noch etwas mehr. Hatten sie etwa noch nie Tobis wahres Gesicht gesehen?
 

„Ich muss ziemlich schwach wirken, was? Deine Geschwindigkeit ist großartig, Seika-san, ich kann nicht mal richtig mit dem Sharingan folgen. Das liegt daran, dass Dein Chakra Lichtelement Charakter hat, oder?“, fragte der demaskierte Mann und rieb sich sein demoliertes Kinn. Seikas Blick wanderte langsam zu ihm zurück. Sie nutzte die Zeit um ihn zu mustern, da sie nicht wusste, wie lange und oft sie ihn noch ohne das orange Ding sehen würde. Obwohl ihm ein Auge fehlte, hinterließ das keine unästhetische Narbe in seinem Gesicht, ganz so, als wäre das Auge vorsichtig entnommen, anstatt gewaltsam bei einem Kampf zerstört worden, was sie sich am ehesten denken konnte. Das Vorhandensein des Sharingans setzte voraus, dass er ein Uchiha war und Seika stellte leichte Ähnlichkeiten zu den anderen Clanmitglieden fest, die sie kannte, und zwar Sasuke und Itachi. Ja, das schwarze Haar und die schwarzen Augen waren Beweis genug dafür, wenn man das Sharingan nicht mit einbezog. Er war offensichtlich auch ein paar Jahre älter als Itachi, doch das Grinsen in seinem Gesicht machte ihn wieder irgendwie jünger.
 

„Ja, mein Element ist pures Licht. Der Fakt, dass ich diesen Level ansteuern musste, ist jedoch Beweis genug, dass Du alles andere als schwach bist, Tobi-san. Dein Sharingan hat mich nur so geschockt, dass ich beinahe hineingeraten wäre… Bei unserer ersten Begegnung war der Überraschungseffekt lediglich auf meiner Seite. Warte, lass mich das heilen“, sagte Seika lächelnd und kniete auf den Boden nieder, weil sie sah, wie Tobi an der blutenden Platzwunde an seinem Kiefer herumdrückte. Der Mann nickte zögernd und ließ seine Hand sinken, während Seikas von Chakra glühende Fingerspitzen fast seine Haut berührten und sie von ihm dafür staunend beobachtet wurde. Kisame fand als Erster von den drei Anderen Akatsuki seine Sprache wieder.
 

„Hey, Du wolltest Deine Maske nie vor uns abnehmen und lässt sie Dir jetzt von einem Weib aus dem Gesicht schlagen? Das ist wirklich schwach“, knurrte der Blauhäutige, doch das zurückgedrängte Grinsen war nicht zu übersehen. Es gab wohl nichts, was er nicht amüsant fand.
 

„Was ist daran schwach? Von einer Lady demaskiert zu werden ist doch romantisch“, meinte Tobi spielerisch Grinsend. Ein raues Lachen kam von Deidara und ein Kopfschütteln von Kisame, während Seikas Augenbrauen langsam in die Höhe wanderten. Was war das gerade für eine Aussage, bitte?
 

„Du solltest weniger Märchen lesen, ehrlich, yeah“, gab der Blonde mit einem leicht schnippischen Ton darauf zurück. Plötzlich durchschnitt Itachis harsches Schnauben die Atmosphäre.
 

„Genug. Wir sollten trainieren. Seika, Du machst mit Kisame weiter.“, ordnete er an und drehte sich weg, um Tobi mit einem emotionslosen, aber dafür umso unangenehmeren Blick zu streifen. Er ging auf die sich lockernde Atmosphäre nicht ein, sondern blieb streng bei ihrem Trainingsplan.
 

„Ah, eine gute Idee!“, rief der Haimann mit reichlich guter Laune und fiesem Sarkasmus nach den Worten des Uchihas aus, während er sich freudig die Handflächen rieb. Seika ließ die Schultern hängen. Sie sollte gegen Kisame kämpfen? Sie öffnete ihren Mund, um etwas zu sagen, doch Kisame kam ihr zuvor, indem er sie ohne Vorwarnung angriff. Er wusste, was sie hatte sagen wollen.
 

„Um das Schwert kommst du nicht herum!“, lachte er böse und hatte die gewaltige Klinge schon gezogen. Dass nun auch Itachi und Deidara mit ihrem recht imposanten Trainingskampf begonnen hatten, welcher sicher interessant zu beobachten gewesen wäre, half der Brünetten nicht weiter, da sie sich nun um ihre Situation sorgen musste. Sie durfte nicht zulassen, dass dieses vermaledeite Schwert sie auch nur berührte oder streifte. Mit einem Satz sprang sie über das graue Metall, welches Kisame auf sie zusausen ließ. Dass Kisame einer der berühmten Schwertkämpfer war, machte es ihr auch nicht einfacher, weshalb sie nun wie bei Tobi etwas mehr ihrer Schnelligkeit einsetzen musste. Mit einer halben Umdrehung und dem dadurch gewonnen Schwung, riss sie ihr Bein gestreckt nach oben. Kisame sah ihre Bewegung gerade noch. Sein Schwert zu schwingen, um zu blocken, würde zu lange dauern. Er musste ihren Hieb also schnell mit seinem Unterarm abwehren. Als ihre beiden Gliedmaßen gegeneinander prallten, wurde Kisames ganzer Körper schmerzhaft durch gerüttelt. Er versuchte nicht, sein Gesicht zu verziehen, deshalb war seine Miene eine verzerrte Fratze.
 

„Wenn Du mir den Arm brichst, dann bist Du tot!“, zischte er und war plötzlich sehr wütend. Seikas Augen verengten sich. Wenn er seinen Arm nicht benutzen konnte, dann war auch sein Schwert nutzlos. Kein Wunder, dass er so reagieren würde, obwohl sie ihn ohne weiteres würde heilen können. Dann also anders. Sie holte mit ihrem anderen Bein aus, um ihn von den Füßen zu fegen, was gleichzeitig zwar bedeutete, dass auch sie fallen würde, aber sie war darauf vorbereitet. Sie landete auf ihren Händen und rollte sich sofort seitlich ab, während Kisame dumpf zu Boden plumpste.
 

„Ich glaube, ich muss etwas ernster sein, wenn ich gegen Dich antrete“, meinte der Riese kopfschüttelnd und stand wieder auf. Seika beobachtete ihn vorsichtig und wagte nicht, zu grinsen. Sie merkte, dass der Haimann angepisst war. Sie hatte ihm nur deshalb nicht den Arm gebrochen, weil sie ihrem Hieb das Chakra entzogen hatte, bevor sie ihn getroffen hatte, weshalb der Schlag nicht zu heftig ausgefallen war. Ihre bloße Geschwindigkeit und ihre Körperkraft hatten ausgereicht, um seinen Knochen bis ins Mark erzittern zu lassen, doch nicht, um ihn zu brechen.
 

„Ich bin heute wohl irgendwie nicht in Trainingslaune“, sprach er schmollend weiter, worauf Seika nur allzu verwirrt und verunsichert auf sah. Der Haimann richtete sich langsam wieder auf und schulterte sein Schwert. Die junge Frau begegnete seinem Blick und obwohl sein Gesicht regungslos blieb, funkelten seine Augen leicht erheitert. Das war ein absolut gutes Zeichen.
 

„Einfach nur so! Hat nichts mit Dir zu tun, okay? Kommst Du mit hinein?“, fragte Kisame noch, nachdem er die Kunoichi beruhigt hatte, dass es nicht ihre Schuld war, dass er nicht für's Training aufgelegt war. Langsam nickte die Brünette und folgte dem großen, blauhäutigen Mann. Sie hatte keine Lust, dass Itachi sie ein drittes Mal antreten ließ. Wenn sie dieses Geplänkel im übrigen Training nannten…

Face time

Seika suchte nach dem gerade beendeten Abendessen ihr Zimmer auf, um das wunderschöne Katana, das Kisame ihr geschenkt hatte, auf ihrem Schreibtisch abzulegen. Sie lächelte immer noch bei dem Gedanken daran. Der Haimann hatte ihr angeboten, sie vertrauter im Umgang mit dem Schwert zu machen. Auf ihrem Weg in das Gebäude nach dem Training hatte er sie gefragt, ob sie mit dieser Waffe kämpfen konnte. Seika hatte ehrlich geantwortet. Sie kannte nur die generellen Grundtechniken und mehr nicht. Sie hatte sich auch nie bemüht, mehr zu lernen, da sie sich voll auf die Ausbildung ihrer eigenen Kräfte beschränkt hatte, die nur deshalb nun so präzise ausgebildet waren. Kisame meinte, es wäre ein Schande, kein Katana führen zu können, obwohl er das mit einem Grinsen gesagt hatte und das sie es bei ihrem Talent und Können sicher auch schnell lernen würde. Sein Gram über ihren Kampf war schnell verflogen und sein Sarkasmus hatte wieder seinen allezeit präsenten Platz eingenommen. Obwohl sie es nicht in vollem Ausmaße gezeigt hatte, Seika war überaus gerührt von dieser Geste. Kisame hatte überhaupt keinen Grund das zu tun, er hatte nicht die Pflicht, sie im Schwertkampf zu unterweisen. Aber er wollte es, obwohl sie sich erst seit einigen Tagen kannten und noch nicht viel miteinander geredet hatten. Er fände es lustig, einmal eine Schülerin zu haben, wie er zu Seika gesagt hatte. Sie hatte ihm ein ehrliches, dankbares Lächeln geschenkt. Vielleicht wollte sie es sich nur einbilden, aber sie glaubte, einen verlegenen Ausdruck in Kisames Gesicht gesehen zu haben. Die Erinnerung ließ sie leise kichern.
 

Aber Seika blieb nicht lange in ihrem Zimmer. Sie hatte plötzlich eine starke Neugier, die sie wieder in den Gemeinschaftsraum trieb, obwohl sie sich nicht einmal sicher war, ob sich dort überhaupt irgendjemand aufhielt. Sie war recht überrascht, als sie dort zwei bestimmte Personen sah. Beide hatten sie schwarzes Haar. Es waren Tobi und Itachi. Die Männer sahen auf, als Seika den Raum betrat, nicht anders gekleidet als gestern. Ein Blick auf Tobi sagte ihr, dass seine Maske wieder an Ort und Stelle saß. Trotzdem konnte sie ihn darunter lächeln fühlen.
 

„Seika-san“, sagte er und seine Stimme klang überrascht und freundlich, aber dumpf im Vergleich zu den Worten, die er unmaskiert auf dem Trainingsfeld gesprochen hatte. Weil die beiden Männer nicht danach aussahen, als hätten sie etwas Wichtiges besprochen oder als ob sie überhaupt etwas Sinnvolles taten, trat Seika ein paar Schritte näher, nachdem sie von Tobi begrüßt wurde.
 

„Wollen wir die Höflichkeitsfloskeln nicht weg lassen?“, entgegnete die Brünette darauf, denn Tobi war der Einzige der Akatsuki außer Pain, der diese formalen Anreden benutzte. Tobis Haltung versteifte sich etwas, doch dann nickte er langsam.
 

„Aber nur bei Gegenseitigkeit, Seika“, antworte er und wirkte aufgeregt und verlegen, während er am Saum seines Ärmels herum zupfte.
 

„Gerne, Tobi“, antwortete sie und lächelte zart. Sie drehte ihren Kopf leicht zu Seite und sah, dass Itachis rote Augen auf ihr lagen. Sie erwiderte den Blick ungezwungen und ruhig. Keiner der Beiden war gewillt, seine Augen zuerst abzuwenden. Es war eine recht seltsame Situation. Etwas in Seikas Magen zog sich zusammen und sie verkrampfte sich leicht. Sie durfte nicht so unbedarft sein, vor allem nicht in der Anwesenheit des berüchtigten Uchihas. Er war derjenige, der seine Familie und seinen besten Freund getötet hatte. Und warum? Um das zu werden? Ein emotionsloser Killer?
 

„Auf ein Wort, Seika“, sagte er und seine dunkle Stimme ließ die junge Frau in dem Glauben, dass er ihre Gedanken gut erkannt hatte. Jedoch lag in seinem Ton nichts Böses, sodass sie sich wieder etwas entspannte.
 

„Ja, Itachi?“ Es war nicht das erste Mal, dass sie seinen Namen in seiner Gegenwart gesagt hatte, doch es fühlte sich… merkwürdig an. Ihre Zunge und ihre Lippen wogen diese Situation und das Wort vorsichtig ab. Sollte sie ihn vielleicht respektvoller anreden? Er war der Einzige der Anderen, bei dem sie solche Gedanken hegte, denn bei Pain war es ihr klar gewesen, dass sie ihn mit Achtung ansprechen musste. Doch Itachi war ein anderer Fall. Er hatte sie in der Kammer mit einer seiner mächtigsten Techniken gefoltert und trotzdem war Seika so seltsam gelassen in seiner Gegenwart. Dies konnte schnell schlimm ausgehen. Doch vielleicht bewirkte dies ihre neu aufkeimende Neugier.
 

„Setz Dich“, sagte er nur. Seika nickte bereitwillig und ging noch näher. Sie wollte sich anhören, was er zu sagen hatte. Tobi rutschte zur Seite, damit sie seinen Platz einnehmen konnte. Am Rande bemerkte sie, dass sie damit exakt so saß, wie gestern, nun jedoch zwischen zwei Uchihas.
 

„Worum geht es, Itachi?“, fragte sie, erneut seinen Namen nennend. Plötzlich erinnerte sie sich, dass er wohl schon gestern mit ihr hatte sprechen wollen, doch es hatte sich nicht mehr ergeben, nachdem Seika wütend nach Deidaras und Kisames Reaktionen auf sie den Raum verlassen hatte.
 

„Erzähle mir über meinen Bruder“, forderte er, ohne eine erkennbare Neugier oder ähnliches in der Stimme. Das war es also. Seika runzelte die Stirn.
 

„Ich weiß nicht, ob ich das tun werde“, erwiderte sie ohne zu zögern, weil das genau ihre Gedanken waren und dachte nicht darüber nach, ob diese Widerworte Itachi vielleicht erzürnen könnten. Doch eines war klar: Warum hatte sie vorher nicht daran gedacht, dass genau diese Frage von dem Uchiha kommen würde? Seika kam direkt aus Konoha und als alte, entfernte Bekanntschaft von Sasuke und seinem Team 7 war diese Frage von dem älteren Bruder nur zu berechtigt. Itachis Augen verengten sich kaum merklich nach ihren gesprochenen Worten.
 

„Du weißt also Bescheid. Hat er es Dir erzählt?“, fragte Itachi und spielte damit auf die prekäre Familiengeschichte des Clans an, worüber die Brünette wohl einige Kenntnis hatte. Seika lachte sachte auf diese Frage.
 

„Nein, er persönlich hat es mir sicher nicht anvertraut. Die einzigen Worte, die wir in letzter Zeit gewechselt haben, waren nicht besonders friedfertig. Auch nach zehn Jahren scheint er immer noch… irgendetwas gegen mich zu haben. Nein, ich weiß es von Sakura, einem seiner Teammitglieder“, antwortete sie. Nach ihrer Rückkehr und dem immer noch feindlichen Verhalten von Sasuke ihr gegenüber, hatte sich Seika deswegen an die Kunoichi mit den pinken Haaren gewandt und diese hatte ihr dann von dem Neid des jüngeren Uchihas erzählt und auch ein wenig von den Geschehnissen, die der Auslöser dafür gewesen waren. Danach konnte sich Seika endlich ein Bild machen, weswegen Sasuke immer so auf sie reagierte.
 

„Ich erinnere mich. Du hast schon mit 8 Jahren die Prüfung zum Genin bestanden. Sasuke ist wohl mit dem Gedanken nie fertig geworden, dass Du, eine Kunoichi, so viel besser warst als er“, gab er nachdenklich und auch mit einem Hauch von Spott zurück. Seika zeigte ihre Verblüffung ganz offen. Itachis Worte sagten die Wahrheit. Sasuke war verärgert gewesen, dass ein Mädchen so früh die Akademie abschließen konnte und ihn damit weit zurück ließ. Er hatte sie dafür gehasst, dass sie so viel besser war als er und dass er so viel schlechter war als sein Bruder, den er töten wollte, der die Akademie sogar noch ein Jahr früher abgeschlossen hatte… Itachi wusste das alles noch, obwohl es so viele Jahre her war? Hatte er sich einmal für so etwas interessiert? Ihre Verblüffung endete in einem offenen Lächeln, das er natürlich nicht erwiderte, aber das war nicht schlimm für sie, sie registrierte es nicht einmal, weil es nur ihre eigenen Gefühle ausdrückte.
 

„Nun, Sasuke geht es ansonsten relativ gut. Er ist zwar frustriert, dass er Dich bisher nirgends finden konnte und trainiert deswegen wie besessen. Doch das und seine Freunde lenken ihn etwas ab“, erklärte die Brünette. So intensiv, wie Itachi plötzlich in ihre Augen sah, ließ sie vermuten, dass er sie wohl an ihrer goldenen Augenfarbe erkannt haben musste, die doch ziemlich einzigartig war, wie sie selber zugeben musste. Doch der Knoten in ihrem Magen wurde gleichzeitig fester. Irgendwie verwirrten sie diese roten Augen, die plötzlich einen leicht missbilligenden Ausdruck bekamen.
 

„Also lässt er sich gehen. So wird er sein Ziel nie erreichen“, sprach er mit einer Spur Verachtung aus und fixierte mit seinem Sharingan einen Punkt hinter Seikas Schulter. Die junge Frau ließ wieder ein sanftes Lachen hören, was sie nicht unterdrücken konnte, weil die ganze Sache so kontrovers war. Itachi verbarg sich, damit er nirgends auffindbar war, wollte aber gleichzeitig, dass Sasuke ihn fand. Was war das für eine Verbindung zwischen diesen beiden Brüdern? Seika konnte sie nicht so ganz nachvollziehen, doch eines wusste sie und wollte es auch sagen.
 

„Sein Ziel? Dich zu besiegen? Willst Du das wirklich? Hat er es denn nicht auch verdient, etwas Ruhe in seinem Leben zu haben? Natürlich kann ich nicht nachvollziehen, was ihr alles durchgemacht habt, aber ich kann mir vorstellen, dass er müde ist, nach Dir zu suchen. Du versteckst Dich, um ihn anzutreiben, doch das Gegenteil projiziert sich auf ihn. Er genießt die Anwesenheit seiner Freunde. Er zieht aus ihnen das Gefühl einer Familie, die er, glaube ich, noch nie richtig hatte“, führte sie mit ruhiger Stimme aus. Ein scharf eingezogener Atem von Tobis Seite ließ Seika enden. Mit leichten Sorgen sah sie Itachi entgegen, dessen Augen seinen Zorn plötzlich gut vermittelten.
 

„Niemand fragt Dich um Deine Meinung“, stieß er hervor. Seine Augen hatten plötzlich einen dunkleren roten Ton angenommen, vor dem die junge Frau etwas zurück zuckte. Seika wusste, dass sie sich in unsicheres Terrain begeben hatte, doch was machten schon ein paar Worte aus?
 

„Ich richte damit niemanden, Itachi, und ganz bestimmt nicht Dich. Warum sollte ich auch? Du wolltest etwas über Deinen Bruder wissen und ich gab es aus meiner Perspektive wieder. Wie Du weißt, habe ich nicht viel mit Sasuke zu tun gehabt“, erwiderte sie sachte und fuhr fort, ihm in die Augen zu sehen, Augen, die sie auch schon bei Sasuke gesehen hatte, jedoch nicht oft, und deren Macht sie irgendwie faszinierten. Itachi schien sie immer zu tragen. Sie fürchtete sich zwar davor, seine Wut auf sich zu ziehen und deshalb hätte sie auch still sein können, doch dann würde das alles ungeklärt bleiben. Und Seika wollte wirklich nicht, dass er wegen einfachen, leeren Worten verärgert blieb.
 

Hätte Itachi nicht so eine gute Beherrschung, dann würde man es in seinem Gesicht sehen, wie sein Verstand arbeitete. So dachte Tobi heimlich in diesem Moment und schmunzelte unter seiner Maske. Der Uchiha mit den langen Haaren blickte einen weiteren langen Moment in die goldenen Augen der jungen Frau. Die Sanftheit in ihnen war unbeschreiblich groß und trotzdem hatten sie etwas so Unerschütterbares und Anziehendes, zusammen mit ihrer dunklen und zugleich warmen Stimme, die so ruhig war, wie ein windstiller Tag, und die Worte sprach, die – zu seinem Missfallen – so richtig waren…
 

„Hn“, machte er nur und wandte sich daraufhin mit vor der Brust verschränkten Armen ab. Sein Gesicht war wieder unlesbar und sein Sharingan war wieder ganz normal. Seika schloss ihre Augen, schürzte ihre Lippen und atmete tief durch. Sie hoffte, dass das ein gutes Zeichen war und Itachi ihr ihre Worte nicht allzu sehr nachtrug. Ihr nächster Blick galt Tobi, der abwechselnd seinen Blutsverwandten und die Brünette betrachtet hatte, als ob er auch etwas fragen wollte, sich jedoch unschlüssig war, was er sagen sollte, oder aber sich nicht sicher war, ob er sich überhaupt trauen sollte.
 

„Ist dein Kinn in Ordnung, Tobi?“, fragte sie ihn daher fürsorglich. Irgendetwas in der Reaktion, die Tobi auf ihre Frage zeigte, ließ sie annehmen, dass er errötet war. Der Gedanke daran ließ sie innerlich kichern. Sie hatte aber auch wirklich eine dumme Frage gestellt, wie sie im Nachhinein erkannte. Traute sie denn ihren eigenen Fähigkeiten nicht? Sie hatte ihn doch eigenhändig geheilt. Doch nun war sie müde. Das Gespräch und die Gegenwart von Itachi hatten sie doch etwas ausgelaugt, nicht nur emotional. Es war aber auch ein anstrengender Tag gewesen. Deshalb erhob sie sich langsam.
 

„Ich gehe jetzt zu Bett. Gute Nacht“, sagte sie zu den beiden Männern, ohne einen von ihnen noch einmal anzusehen und verließ den Raum.

Rejecting the first mission

Zeit verging. Unspektakuläre Tage, die nur allzu deutlich machten, dass die neue Situation für jeden in der Basis noch äußerst ungewohnt war, zogen nur langsam vorbei. Es blieb jedoch ruhig, keine Zwischenfälle trübten die seltsam gelassene Atmosphäre, die man eigentlich innerhalb dieser durchaus speziellen Gesellschaft nicht erwartet hätte. Denn es war nicht so, wie die meisten Leute – Zivilisten und Stadtbewohner – dachten, da auch die bekanntesten und gefährlichsten Ninja des Kontinents nicht Tag und Nacht unterwegs waren und Minute um Minute um ihre Existenz bangen mussten. Tatsache war, dass eine Organisation dieses Kalibers viel Zeit und Geschick brauchte, um ihre Aufgaben und Ziele zu planen. Kopfloses Handeln hatte noch niemanden weit gebracht und so schien die Ruhe ihre Berechtigung zu haben. Doch alles konnte sich schnell ändern - und das tat es auch.
 

Seika dachte, gehört zu haben, es gäbe in nächster Zeit keine Missionen, weil ihr Anführer wollte, dass sich Seika zuerst mit den Strukturen, den Räumlichkeiten und Möglichkeiten bei den Akatsuki vertraut machte. Doch anscheinend hatte sich etwas dabei geändert. Die Gerüchte hatten sich schon mittags verbreitet, doch erst beim Abendessen klärte sich alles auf.
 

„Deine erste Mission für uns steht bevor, Seika-san“, sagte Pain mit erwartungsvollem Blick auf die Brünette und sah über den Tisch zu ihr, genauso wie alle anderen. Die junge Frau saß sofort aufrecht in ihrem Stuhl auf und stellte das Wasserglas, das sie in der Hand gehalten hatte, zurück auf den Tisch.
 

„Meine erste Mission? Soll ich sie etwa alleine durchführen, Pain-sama?“, fragte sie leicht irritiert nach, weil sie so direkt angesprochen war. Das Erwähnen einer Mission schickte einen Stoß Adrenalin wie einen Blitz durch ihre Nerven hindurch. Sie wusste was das bedeutete. Es war sicher eine Art Test, bei dem sie sich und ihre Fähigkeiten beweisen sollte. Sie setzten bestimmt hohe Erwartungen in sie und diese durfte sie nicht enttäuschen. Eine Menge Fragen saßen plötzlich im Kopf der jungen Frau.
 

„Nein, Dich wird jemand begleiten, aber Du wirst eine der wichtigsten Aufgaben übernehmen. Es ist ein sehr spezieller Auftrag, auch für die Anderen ist dies keine alltägliche Sache. Und nachdem ich es mit Konan besprochen habe, sind wir uns einig, dass Du die Richtige dafür bist. Das Wichtige diesmal ist, dass wir nicht erkannt werden dürfen, eine verdeckte Mission also. Der Zielort wird an besagtem Abend sehr gut bewacht sein, auch mit ANBU, so sehr, dass es zu riskant wäre, die Party von vornherein aufzumischen“, fuhr Pain weiter fort. Seika konnte ihre Verwirrung nicht verstecken und blinzelte ein paar Mal. Eine spezielle Mission? Eine Party? Das war die Aufgabe? Und warum kamen sie darauf, dass sie die Richtige dafür war? Nun, sie war diejenige, die noch vor ein paar Tagen in der öffentlichen Gesellschaft gelebt hatte und am wenigsten von irgendwelchen Meinungen beeinflusst war. Außerdem kannte sie noch niemand als Mitglied der Akatsuki. Aber natürlich war sie nicht jeden Abend auf einer Party zu Hause und fühlte sich auf so einer Veranstaltung nicht zwingend wohl…
 

„Der Punkt ist, dass Du Dich als Partygast unter die anderen eingeladenen Gäste begeben wirst. Dich kennt bisher niemand, jedenfalls nicht aus den Reihen unserer Organisation. Die anderen Mitglieder werden Deine Begleiter sein. Der Mann, der den Empfang gibt, ist im Besitz einiger Schriftrollen, die sehr nützlich für uns sein werden. Die Mission ist nicht einfach, da die Sicherheitsstufe für die Party sehr hoch sein wird. Wir brauchen dafür… spezielle Waffen. Konan wird Dich genauer einweisen. Folge ihr“, forderte Pain Seika auf, die daraufhin nickte und von ihrem Stuhl aufstand, um zu warten, bis Konan an ihr vorbei gegangen war. Ein wenig wunderte sie die ganze Sache schon, denn einerseits machte Pain mit seiner allgemeinen Umschreibung auf Geheimniskrämerei, andererseits schienen die Anforderungen wirklich speziell zu sein – doch vielleicht machte sie sich mehr Gedanken als eigentlich nötig war. Sie musste abwarten und sehen, was Konan ihr erzählte. Deshalb folgte sie der Blauhaarigen nach. Ihr Abgang wurde von den mehrfachen Irriden ihres Anführers besonders beobachtet, was sie jedoch nicht bemerkte. Trotzdem, Seika hatte ein ungutes Gefühl im Bauch.
 

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„Ich… was? Niemals!“, hallte eine fassungslose Stimme ein paar Minuten später durch den Korridor, welche die Anderen bisher nur in einem ruhigen, freundlichen Ton gehört hatten. Die plötzliche Rage, die aus der Kehle der Person kam, war gut zu vernehmen und verwunderte allesamt. Ihre schnellen Schritte hallten im Gang und kamen offensichtlich näher. Als die junge Frau dann im Türrahmen erschien, war ihr Gesicht vor Wut und auch Enttäuschung verzerrt.
 

„Bei allem hohen Respekt, Pain-sama: Ich werde diese Mission nicht durchführen!“, rief Seika abwehrend und machte eine schneidende Bewegung mit ihrer Hand, um ihre Haltung noch mehr zu verdeutlichen. Widerworte gegen Pain? Deidara und Tobi japsten, während sie sich alarmiert anstarrten. Kisame knirschte mit den Zähnen. Itachi runzelte nur leicht die Stirn.
 

„Reg‘ Dich nicht auf. Wo liegt das Problem? In den Randbedingungen?“, fragte Pain ruhig nach und blickte der Kunoichi entgegen, die einen inneren Kampf auszutragen schien. Er schien schon zu wissen, was sie daran störte, doch er war davon nicht im Mindesten beeindruckt. Langsam dämmerte es der jungen Frau, dass das alles genau so geplant gewesen war, doch das half ihr nicht, sich zu beruhigen.
 

„Diese 'Randbedingungen', sie gehen über das hinaus, was ich meine eigenen Prinzipien nenne“, schleuderte Seika ihm entgegen, die Stimme nur noch normal laut, der Unterton aber immer noch zornig. Sie konnte nicht fassen, was sie von ihr verlangen wollten! Sie war keine Puppe, mit der man spielen konnte, nein, sie hatte auch ihren Stolz! Sie tat nichts unüberlegtes, weil sie einfach nur Spaß daran hatte! Ihr Auftreten hier war genau so gewollt, wie sie es den Anderen gegenüber brachte und sie würde es nicht ändern, weil eine einzige Person etwas gegenteiliges entschieden hatte! Es war gut so, so würde sie ihre Position hier festigen können und niemand würde sich etwas dabei denken. Doch das waren nur ihre Gedanken, die Anderen schienen es anders zu sehen. Pains Blick war neutral, doch sie war sich sicher, dass er sie absichtlich provozieren wollte, was die junge Frau noch wütender machte. Was bildete sich Pain ein, wer er war?
 

„Deine Prinzipien sind nicht von Bedeutung, wenn es um die Organisation geht, verstanden? Du bist beigetreten, also wirst Du auch meine Anweisungen befolgen. Konan sagte, Du wärest perfekt für die Aufgabe, also gibt es nichts zu diskutieren“, sagte ihr Anführer kurz und bündig und seine Worte hatten auf die junge Frau die Wirkung eines Peitschenhiebes. Seika zuckte für alle sichtbar zusammen und versteifte sich sogleich wieder. Ihre verärgerten Gedanken wurden sofort zurück gedrängt. Warum, warum wurde sie jetzt dazu gezwungen? Sie hatte deutlich gemerkt, was passierte, wenn bei den anderen Mitgliedern 'das' Thema näher kam. Sie wollte doch nur ihre Ruhe haben. Sollte es so sein, dass sie sich dem nie entziehen konnte? Ihre Augenlider fielen zu und ihre Lippen öffneten sich, ein Zeichen nicht akzeptierter Hilflosigkeit, welches sie nicht unterdrücken konnte. Doch als ihre Augen sich wieder öffneten, nickte sie verbissen.
 

„So sei es dann. Ich werde aber keine Konsequenzen tragen und garantiere für Nichts“, sagte sie, die Stimme außer einem leichten Beben ruhig, doch dann drehte sie sich ruckartig um und verließ mit wehendem Mantel den Raum, ohne einen einzigen der versammelten Akatsuki auch nur kurz anzusehen.
 

„Was ist los, Pain-sama?“, fragte Itachi, die Stirn immer noch in leichte Falten gelegt. Entweder emanzipierte sich die junge Frau höchst übertrieben oder es steckte wirklich etwas Ernstes dahinter, so verärgert, wie sie gewesen war.
 

„Ihr gefällt ihre Abendkleidung wohl nicht“, gab Pain gleichgültig als Antwort, was bei dem blonden Mann und dem Blauhäutigen verwunderte Blicke verursachte. Bei dem Theater ging es um ein… Kleid?
 

„Hä? Also ist sie doch prüde“, meinte Deidara mit einem leichten Grinsen zu Kisame, der ebenfalls bereits ein breites Feixen sehen ließ. Er hatte sich so etwas schon längst gedacht. Die Brünette konnte wirklich nur eine furchtbare Schrulle sein, da sie wegen ihrer Kleidung so herum schimpfte.
 

„Deidara, Tobi, Itachi, ihr werdet sie begleiten. Dafür werdet ihr euch natürlich auch dementsprechend kleiden“, fuhr Pain fort und ein Hauch Amüsement lag in seinen Worten. Deidara verschluckte sich zum zweiten Mal in kurzer Zeit an seinem Getränk. Sie sollten was?
 

„'Tschuldigung?“, spie der Blonde wie vor den Kopf gestoßen aus und klopfte sich selber gegen die Brust, um nicht zu ersticken.
 

„Es gibt natürlich einen Dresscode, denn es ist eine Veranstaltung mit gehobenen Gästen. Auch ihr werdet klassische Abendgarderobe tragen. Doch keine Sorge, euch wird niemand erkennen, denn alle Blicke werden bei 'Ihr' sein“, antwortete Pain, an alle Mitglieder im Raum gerichtet, sein Ton sehr mysteriös, als würde er bereits an etwas ganz anderes denken. Mit diesen geheimnisvollen Worten erhob sich Pain und verließ das Esszimmer. Er ließ drei ehrlich überrumpelte Männer zurück, von denen Deidara Kisame sofort an den Hals sprang, als er anfing, gackernd und voller Schadenfreude zu lachen…
 

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„Konan, warum ich?“, fragte Seika mit resignierter Stimme am frühen Abend des nächsten Tages und konnte nicht fassen, dass sie sich nun wirklich in der Situation befand, die sie eigentlich hatte vermeiden wollen. Sie war den Anderen die ganze Zeit aus dem Weg gegangen, auch wenn Kisame sich, als sie ihm doch über den Weg gelaufen war, fürchterlich über sie und ihren ‚prüden‘ Stolz lustig gemacht hatte. Sie hatte sich nicht darum geschert, weil ihr die Meinung des Haimannes mehr als egal war. Als Pain nach dem Abendessen angeordnet hatte, dass es nun für Seika Zeit war, sich vorzubereiten, ebenso für ihre drei Begleiter, war die junge Frau wortlos aufgestanden und in ihr Zimmer gegangen. Konan war ihr gefolgt.
 

Seikas leise Stimme verriet, dass sie immer noch nicht völlig aufgegeben hatte und weiterhin stur bleiben wollte. Sie wollte nicht akzeptieren, dass sie dies nun tun musste, dass sie ihre sorgfältig aufrecht erhaltene Tarnung im wahrsten Sinne des Wortes ablegen musste. Sie hatte keine Angst, es gab keinen Grund für solche Gefühle, doch sie war enttäuscht und beinahe verzweifelt. Würde sie je wieder ernst genommen werden? Aber war es nicht so, dass sie gerade deswegen von Kisame verspottet wurde?
 

Konan war in ihrem Zimmer anwesend, da sie der Brünetten eigentlich zur Hand gehen sollte. Die junge Frau mit den goldenen Augen war gerade aus dem Badezimmer gekommen, in dem sie heute länger gebraucht hatte als sonst, weil es auch einiges mehr zu tun gegeben hatte. Nun saß sie auf einem Stuhl vor einem Spiegel mit einem Kästchen auf ihrem Schoß, das voll mit Dingen war, die sie lange nicht mehr benutzt hatte: Mascara, Kajal, Lidschatten, Puder, Lippenstift, Lipgloss. Wofür hätte sie dieses Zeug auch gebraucht? Auf der Flucht vor Windshinobi sicher nicht. Auch hatte sie gehofft, diese Dinge nie wieder zu brauchen. Doch jetzt war es für die Mission erforderlich.
 

„Weil wir eine Frau für diese Mission brauchen und ich viel zu unscheinbar bin. Du versuchst es auch zu sein, doch das gelingt Dir ehrlich gesagt nicht wirklich. Denke nicht, dass wir Deine Fassade nicht durchschaut hätten“, antwortete Konan und nahm der Brünetten das Handtuch vom Kopf, wodurch ihr ihre Haare auf die Schultern fielen. Aufgrund dieser Worte zuckte Seika leicht zusammen. Ihre Tarnung war ihr also nie wirklich gelungen? Nun, Kisame hatte sie ihr jedenfalls abgenommen, aber andersherum gesehen, auch wieder nicht. Warum sonst hätte er sie die ganze Zeit necken sollen? Und warum flippte Deidara immer so aus, obwohl sie gar nicht tat außer ein Glas Wein zu trinken? Und warum errötete Tobi in ihrer Anwesenheit die ganze Zeit? Nein, Seika wollte sich jetzt nicht darüber den Kopf zerbrechen.
 

„Darf ich Dir eine Frage stellen? Du und Pain…“, begann die Brünette, um das Thema in eine andere Richtung zu lenken, doch ihr wurde nicht gestattet, zu Ende zu sprechen.
 

„…waren einmal mehr als Freunde. Aber jetzt ist nichts mehr wie früher. Bist Du Dir sicher, dass Du mich nicht brauchst?“, fragte sie, den Blick starr und ausdruckslos auf Seikas nasses Haar gerichtet. Die junge Frau nickte. Konan war ausgewichen, aber Seika nahm es ihr nach den wenigen, aber doch viel sagenden Worten auch nicht übel. Die Blauhaarige verließ schnell das Zimmer und Seika seufzte. Es gab nun kein Zurück mehr und deshalb musste sie sich nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich darauf einstellen.

Detailed observations

Der Abend war gekommen. Alle warteten im Gemeinschaftsraum nur noch auf die Hauptperson. Die Stimmung war unterdessen allgemein ein wenig angespannt. Es lag jedenfalls nicht daran, dass nun eine Mission anstand, das war mehr oder weniger etwas ganz Gewöhnliches darstellte. Nein, diese leichte Unruhe rührte daher, dass diese Aufgabe einen ganz anderen Charakter hatte, als alles andere, was die involvierten Akatsuki bisher hatten erledigen müssen, was der ganzen Situation etwas sehr seltsames verlieh, etwas wie Nervosität, eine Emotion, die sonst nicht auf der Liste der Missing-Nin stand. Überhaupt, in letzter Zeit schien das Leben in der Organisation sowieso ein wenig auf dem Kopf zu stehen. Dass ein neues Mitglied aufgenommen wurde, war immer eine Umstellung und alles andere als alltäglich, doch 'Sie' war dazu etwas ganz besonderes. Außerdem verhielt sich ihr Anführer in letzter Zeit so merkwürdig wie sonst nie. All das waren Faktoren, welche nicht gerade dazu beitrugen, Ruhe einkehren zu lassen – das war der Gedanke von so einigen Personen…
 

Deidara zupfte schon zum hundertsten Mal säuerlich an seinen störenden, fingerlosen Handschuhen herum, welche die Münder an seinen Handflächen verdecken sollten, damit er auf diese Weise nicht zufällig aufflog. Tobi betastete immer wieder nervös die ungewohnte Augenklappe über seiner linken Gesichtshälfte, denn seine Maske hatte für diesen Abend weichen müssen und er kam sich dadurch irgendwie... nackt vor, weil er es einfach nicht gewohnt war, sich so den anderen Leuten zu zeigen. Itachis Hand lockerte den Krawattenknoten um seinen Hals noch etwas mehr und auch die Anderen zogen immer wieder an dem einengend wirkenden Kleidungsstück, ansonsten ließ sich der Schwarzhaarige nicht anmerken, ob er sich wie seine Begleiter unwohl fühlte - was auch niemand erwartet hätte. Wären Kisame, Konan und Pain nicht auch noch im Raum, dann würde der Gedanke an Mitglieder von Akatsuki vollkommen verblassen. Keiner der drei auserwählten Missionsbestreiter sah mehr so aus, wie man sie für gewöhnlich kannte, außerdem verblasste bei dem eleganten Anblick jeder Gedanke an einen Shinobi, was natürlich genau so beabsichtigt gewesen war. Dass jemand sie enttarnen würde, war also relativ unwahrscheinlich. Doch es fehlte immer noch die von Pain garantierte Versicherung, die ein Erkennen der drei Männer unmöglich machen sollte.
 

„Oh man, was braucht sie so lange?“, beschwerte sich Deidara murrend, weil ihm die Warterei langsam zu blöd wurde. Seika war immer noch nicht aufgetaucht und es war auch noch keine Spur von ihr zu sehen. Der Blonde trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen, weil er alles möglichst schnell hinter sich bringen wollte, obwohl er wusste, dass es sich dadurch nur langsamer hinziehen würde. Das war überhaupt nicht seine Art. Er würde diese Veranstaltung, die sich Party nannte, am liebsten in die Luft jagen, mit einem schönen Knall für seine Ohren. Aber nein, sie mussten natürlich ganz unauffällig sein…
 

„Sie ist eine Frau, Deidara, die brauchen doch immer länger. Wundert mich, ehrlich gesagt, dass Du so schnell fertig warst“, meinte Kisame grinsend, als er betont verwundert das lange, gepflegt frisierte blonde Haar des Tonbombenmeisters betrachtete. Er wusste nicht, ob er sich mehr über die Brünette und wie sie sich den ganzen Tag angestellt hatte, oder über seine drei in Schale geschmissenen Kameraden amüsieren sollte, die nun ein wirklich interessantes Bild abgaben. Allein dieser eine Tag würde dem Haimann lustigen Zündstoff für Monate geben. Er würde jeden von ihnen so was von auf die Palme bringen!
 

„Ein Wort mehr, Kisame, und ich spreng Dich in die Luft, yeah, darauf kannst Du Dein verdammtes fischiges Gesicht verwetten!“, fuhr Deidara den Riesen verärgert an und hob drohend seine Hand. Dass er sich auch noch diese blöden Neckereien anhören musste und das alles wegen dieser dummen Mission! Kisame hatte nur Glück, dass er so abnormal aussah, sonst hätte er sicher auch mitkommen müssen!
 

„Seid still“, sagte Itachi plötzlich mit zur Tür gerichtetem Blick. Die Streithähne verstummten augenblicklich und horchten, mehr oder weniger gespannt, auf was der Schwarzhaarige wohl aufmerksam machen wollte.
 

„Oh, ich glaube… ich höre sie!“, sagte Tobi mit leichter Aufregung und einem schiefen Lächeln im Gesicht. Auch die Anderen vernahmen nun das sich nähernde Klicken von hohen Absätzen und wandten sich deshalb auch erwartend zur Tür. Kisames Grinsen wurde breiter. Sie war ja wohl wirklich mit allem Nötigen ausgestattet worden, auch mit hohen Schuhen. Ob sie darin überhaupt laufen konnte? Er war schon gespannt, wie ihre neue Kunoichi wohl aussah. Er hatte natürlich keine Ahnung, was für eine Abendgarderobe das war, die sie so erzürnt hatte, was ihn nur noch neugieriger machte. Auch wunderte er sich, woher die Klamotten eigentlich kamen, auch die der anderen drei Männer - doch das gehörte im Moment nicht hier her. Die andere Frage war viel wichtiger.
 

Obwohl Seika sich sehr unsicher und nervös fühlte, verzogen sich ihre leicht geöffneten Lippen zu einem kaum sichtbaren, sinnlichen, aber auch überraschtem Schmunzeln, als sie ihre drei Begleiter da stehen sah. Sie hatte sich sehr gegen diesen 'letzten Gang' gesträubt, aber letztendlich blieb ihr keine andere Wahl, außer sie wollte gewaltsam aus ihrem Zimmer geschleppt werden, was natürlich nicht in ihrer Absicht lag, weil sie sich ja noch ein letztes Bisschen ihrer Würde bewahren wollte. Sie trat nach einem tiefen Ein- und Ausatmen in den Türrahmen und war sich der Blicke, die plötzlich schwer und ungeniert direkt auf ihr lasteten, vollkommen bewusst. Es war eigentlich doch kein so schlimmes Gefühl, wie die Brünette zuerst gedacht hatte, gegen das sie sich so vehement gewehrt hatte. So angesehen zu werden, das war doch der Traum einer jeden Frau. Und eine Frau war sie, und zwar in ihrer vollen Blüte.
 

Sie wusste nicht, welchen der Drei sie zuerst eingehender betrachten sollte. Sie entschied sich für Deidara, weil er sie mit offenem Mund anstarrte und dieser beinahe belämmerte Ausdruck am meisten Aufmerksamkeit auf sich zog. Seine Pferdeschwanzfrisur, die er sonst trug, war aufgelöst worden und ihm fielen seine glatten goldblonden Haare frei auf den Rücken. Seine sonst schon weichen Gesichtszüge wurden dadurch nur noch mehr betont. Doch er sah nicht weibisch aus, nein, es gab ihm eine ganz besondere Aura. Er trug einen schwarzen Anzug, wie die Anderen auch, und unter dem Jackett ein dunkelgraues Hemd mit silberfarbener Krawatte, was ihm zusätzlich noch ein elegantes Aussehen verlieh. Er hatte außerdem schwarze, fingerlose Handschuhe an, die wohl die Münder auf seinen Handflächen verbergen sollten, damit dies nicht auffiel.
 

Seikas Blick wanderte zu Tobi, als er wieder an seiner Augenklappe herum zupfte. Als er ihren Blick bemerkte, sah er auf und grinste sie jungenhaft, aber schüchtern an. Seika fühlte sich plötzlich sehr leicht. Tobi. Da war wieder sein richtiges Gesicht und sein kurzes Haar kräuselte sich wild, aber verwegen auf seinem Kopf. Er trug anders als Deidara ein weißes Hemd und eine dunkelgraue Krawatte. Die Veränderung an ihm war durch das alles wohl am größten, denn sein unverhüllter Anblick war ja nichts Alltägliches. Er sah so… verschmitzt aus mit dieser Augenklappe. Seika hatte das Bedürfnis zu sagen, er solle doch immer so herumlaufen.
 

Als Seikas Augen letztendlich von Itachi angezogen wurden, konnte sie nicht verhindern, dass ihre Lider sich leicht senkten, weil sie sich beherrschen musste, ihn nicht allzu gebannt anzublicken. Alle Drei waren gut aussehend, aber Itachi stach als der Männlichste unter ihnen hervor, einfach weil er am gereiftesten und seriösesten wirkte. Seine Attitüde war lässig und zudem selbstsicher. Sein langes schwarzes Haar war ebenfalls nicht zusammengebunden und hing ihm halb ins Gesicht, sodass seine Augen auch nur halb zu sehen waren, die doch deutlich auf ihrem Körper ruhten. Und genau das war es, was Seika am meisten an ihm erstaunte: Seine Augen waren schwarz. Kein Sharingan. Auch das hatte sie zuvor noch nicht gesehen. Vielleicht ein Faktor, der ihn so menschlich und maskulin zugleich wirken ließ. Ihr Blick wurde nun nicht mehr nur von den roten Irriden angezogen, nun aber von dem tiefen, unendlichen Schwarz, welches nun auch eine weitergehende Musterung zuließ. Er trug denselben schwarzen Anzug wie Tobi, mit weißem Hemd, aber mit schwarzer Krawatte. Diese saß aber nicht so streng wie zuvor bei den Anderen, auch das Hemd war etwas geöffnet. Itachi hatte etwas Magnetisches und Exotisches an sich, was mehr verwegen und kühl wirkte als bei Tobi, und gleichzeitig viel eleganter und typgerechter war als bei Deidara. Seine relativ große, schlanke Statur und die etwas breiteren Schultern hatte die junge Frau unter der Akatsukirobe nie wirklich erkennen können.
 

Apropos schlanke Statur. Kisame war, trotz aller Neckereien, vollkommen erstaunt von dem ungewöhnlichen Auftritt seiner männlichen Kameraden gewesen, doch das war Nichts im Vergleich zu dem, was er dachte, als er nun ihr kürzlich dazugekommenes Mitglied betrachtete. Etwas weniger Selbstbeherrschung hätte ihn – sprichwörtlich gesagt – aus den Socken gehauen. Er hatte immer gedacht, die junge Frau wäre schlichtweg schrecklich prüde gewesen und sich deshalb unter den weiten, hochgeschlossenen Klamotten versteckte. Mit jeder Sekunde mehr, die er in ihre Betrachtung investierte, wurde ihm klarer, dass sie das keineswegs war, ganz im Gegenteil. Wer konnte schon prüde sein, der so einen Körper hatte? Die Gestalt, die sich mit einer Hand am Türrahmen festhielt, war jemand, den man ohne zu zögern eine 'Sünde' nennen würde. Kisames erster, total perplexer Blick hatte ihn denken lassen, sie würde nur einen Rock tragen und ihr Oberkörper wäre nackt. Aber nein, ihr Oberkörper wurde nur verhüllt von zwei langen Schärpen von fleischfarbener Seide, die genau ihren leicht gebräunten Hautfarbton besaß. Die beiden Stoffbahnen verliefen von dort, wo sie am Rock befestigt waren, in straffen Bahnen gerade hinauf über ihre Brüste, dann über ihre Schultern und wieder ihren Rücken hinab. So konnte man genau die Linie ihrer Figur verfolgen, die eine schmale Taille und eine volle Hüfte beschrieb. Ihr flacher Bauch, der bis unterhalb des Nabels sichtbar war, zeigte die Ansätze feiner Muskeln. Nicht zu vergessen waren die sich unter dem Stoff abzeichnenden straffen Brüste. Der Rock, der tief auf ihrer Hüfte saß, war schwarz und bodenlang und schmiegte sich eng an ihre Oberschenkel und ihren weiblich gerundeten Po. Erst zwei hohe Schlitze an beiden Seiten, die bis einige Zentimeter über ihre Knie führten ließen das Kleid frei auslaufen und zeigten ihre langen Beine. Ihre Füße steckten in eleganten schwarzen, schwindelerregend hohen Pumps, die wirklich aussahen, als würde man sich damit beim nächsten Schritt die Beine brechen. Als Schmuck trug sie an beiden Handgelenken feine goldene Kettchen mit grünen Steinen, von ihren Ohren hingen tropfenförmige Smaragde herab. Ihr Dekolleté war ohne Verschönerung, es hatte das auch nicht nötig. Ihre Augen, denen der Schmuck angepasst war, waren schwarz geschminkt, aber nicht übermäßig. Ihre Lippen schimmerten in dezentem Rosa. Ihr glänzendes braunes Haar war in einem eleganten Knoten nach oben gesteckt, nur ein paar Strähnen fielen in ihren makellosen Nacken. Es war eine Schande, dass sie keine Haifrau war…
 

Seika war in ihrer ganzen Erscheinung makellos. War das noch die junge Frau, die sie vor ein paar Stunden in reservierter Haltung gesehen hatten? Ja, sie war es schon, aber ihre Attitüde war komplett verändert. Diese Frau war wunderschön und ihr trainierter Körper verursachte in allen männlichen Mitgliedern etwas, was nicht unangenehm war. War es das, was sie verstecken wollte, indem sie zu weite und hochgeschlossene Kleidung getragen hatte? Sicher, sie wollte deswegen nicht anders behandelt werden. Irgendwie konnte Kisame das plötzlich gut nachvollziehen.
 

„Ich sagte doch, sie ist perfekt“, sagte Konan fast beiläufig. Als Deidara die Blauhaarige ansah, kam in seinem Hinterkopf der Vergleich zwischen Seika und ihr als der einer Zuchtstute und eines Esels auf. Fast panisch unterdrückte er diesen Gedanken. Seika als eine Zuchtstute zu sehen war wohl genau das, was die junge Frau verhindern wollte. Waren das die offensichtlichen Reaktionen aller Männer auf sie?
 

„Bist Du Dir sicher, dass das da… nicht verrutscht?“, fragte Kisame mit einem kreisenden, umfassenden Fingerzeig auf die Brünette. Sie merkte erst jetzt, dass sie die ganze Zeit nur noch Itachi gemustert hatte, der ebenso mit ihr beschäftigt gewesen war. Sie wandte ihre Augen ab und blickte Kisame an, der sie mit einem bewundernden, aber auch belustigten Ausdruck bedachte. Seine Worte schafften es, sie zum ersten Mal, seit sie sich selber im Spiegel gesehen hatte, ein wenig zu entspannen. Zwar war es ein erheblicher Vorteil für eine Kunoichi, unterschätzt zu werden und dadurch überraschend angreifen zu können, doch ging es Seika nicht nur um eine Kampfsituation. Oft waren ihr anzügliche Blicke gefolgt und man hatte sie einfach nie ernst genommen. Außerdem war es nicht Seika Art, in so einer Situation burschikos jemandem die Meinung zu sagen. Jetzt ging es um eine Mission. Das konnte sie doch wohl verkraften, oder?
 

„Das ist heute Abend nicht Deine Sorge, Kisame“, meinte sie und ihre Lippen kräuselten sich zu einem leichten Grinsen. Deidara begann, nervös zu husten, was wohl seit kurzem ein Tick von ihm war.
 

„Hey, was soll das bitte heißen?“, fragte er argwöhnisch und seine Augen huschten über Seika und wieder weg.
 

„Nichts. Natürlich werde ich dafür sorgen, dass so etwas nicht passiert“, entgegnete Seika und lächelte nun sanft, was Deidara veranlasste, Seika verblüfft und auch ein wenig verlegen über seine kindische Reaktion anzusehen.
 

„Ihr seht wirklich alle sehr gut aus. Unserem Auftrag steht nichts im Wege“, meinte Seika weiter und sah alle drei Akatsuki in ihren schwarzen Anzügen an, die, wie sie jetzt bemerkte, alle ihre Hitai-ate und auch ausnahmsweise die Ringe abgelegt hatten, was nur mit einem speziellen Jutsu geklappt hatte.
 

„Aber… Aber Du siehst am besten aus, Seika“, sagte Tobi plötzlich und sandte ihr ein ehrliches, wenn auch zaghaftes Lächeln, das Seika sogleich zurückgab. Dieses Kompliment war wirklich nett von ihm. Der einäugige Mann mit seiner etwas naiven, aber aufrichtigen Art vollbrachte es, dass sie sich beinahe wohl in ihrer Haut fühlte. Seine Begleitung würde ihr sicher gut tun.
 

„Seika“, hörte sie plötzlich die samtene Stimme des berüchtigten Uchihas von hinten, die ihren Ohren jedes Mal zu schmeicheln schien, wenn sie ertönte. Sie drehte ihren Kopf über ihre Schulter und sah dem Mann direkt in seine ungewohnt dunklen Augen, die ihr einen sanften Schauer über den Rücken jagten. Er hielt ihr einen schwarzen Mantel hin, der dem üblichen Mantel der Akatsuki nicht unähnlich sah, nur dass er nicht die typischen roten Wolken eingewebt hatte. Sie steckte daraufhin die Arme nach hinten, und Itachi half ihr galant, das Kleidungsstück anzulegen. Dass er wirklich ausgereifte Manieren hatte, hatte sie schon einmal erfahren dürfen.
 

Irgendwie lag in dem Raum eine magische Stille, als Seika sich zu Itachi umdrehte und ihn ansah, während sie mit geübten Fingern den Mantel von unten her schloss. Deidara konnte seine Augen nicht mehr von ihr nehmen und das verursachte ihm ein leicht unangenehmes, da ungewohntes Gefühl. Er wünschte sich jetzt noch mehr, dass der Abend schnell vorbei gehen würde, da er nicht wusste, wie er es lange neben ihr aushalten sollte. Tobi fühlte sich ausgesprochen warm bei ihrem Anblick, vor allem, wenn sie ihn ansah. Und Itachi? Sein Gesicht war unlesbar, dafür war er nach ihrem intensiven Blickaustausch innerlich umso aufgewühlter, denn Seika wusste noch nicht, welche genaue Aufgabe ihm und auch den Anderen zukam.
 

Sie erfuhr es schneller als gedacht. Konan kam zu den Beiden nahe beieinander stehenden Akatsuki und hielt ihnen ein Samtkissen hin, das die Brünette entgeistert anstarrte. Zwei goldene Ringe lagen darauf.
 

„Nehmt sie mit. Ihr werdet sie noch brauchen“, sagte die Blauhaarige. Seika warf einen abschätzenden Seitenblick auf Itachi, der seine Hand ausstreckte, den größeren Ring nahm und ihn in der Tasche seines Jacketts verschwinden ließ. Er sah sie auffordernd, aber in jeder anderen Hinsicht nichts sagend an, dass sie den Anderen nehmen sollte. Warum war dieser Mann immer so undurchsichtig?
 

Da ihr Kleid keinen Platz für irgendwelche Taschen hatte, gab es nur einen Ort, wo sie den Ring verstecken konnte. Dafür musste sie nun aber etwas ziemlich unanständiges tun, aber es war in dieser Situation sowieso schon egal. Doch wollte sie zeigen, dass sie, wie Kisame immer dachte, keineswegs prüde war, wenn es darauf ankam. Das nahe stehende Beistelltischchen war perfekt dafür. Seika hob ihr Bein und stellte ihren Fuß auf der Glasplatte ab. Dann schob sie den Mantel beiseite und ihr Kleid an ihrem Oberschenkel langsam und beinahe demonstrativ aufreizend nach oben.
 

„Ui, scharf“, meinte Kisame breit grinsend und mit erhobenen Augenbrauen, während Deidara sich abermals verschluckt hatte und nun zu würgen schien und Tobi rot anlief, als unter dem schwarzen Stoff drei blitzende, spitze Kunai auftauchten, die in einem Holster steckten, dass Seika weit oben um ihren straffen Oberschenkel gebunden hatte. Itachi erkannte sofort ihre herausfordernde Absicht, obwohl ihre Augen nicht zu ihm oder einem anderen Akatsuki hoch wanderten. Der Hauch eines Schmunzelns erschien auf seinem Gesicht, aber gleichzeitig war ein mahnender Ausdruck in seinen Augen. Es war keineswegs so, dass ihm nicht gefiel, was er da sah, denn welcher Mann würde so ein Bild nicht gefallen? Aber er war nicht zu unterschätzen. Sie hatte ja gesagt, dass sie, wenn sie die Randbedingungen, und zwar das Kleid, annehmen würde, nicht die Folgen davon tragen würde. Die Folgen waren wohl ihre Anziehung auf das andere Geschlecht, welche auch Itachi nicht verschonten, aber er hatte sich unter guter Kontrolle und hatte prinzipiell kein Interesse an irgendjemandem, einfach weil er... seine Gedanken nicht in diese Richtung schweifen ließ. Er hatte auch keinen Kontakt zu Frauen, außer Konan, doch die Brünette war hingegen trotz aller Leugnung sinnes- und atemberaubend.
 

Seikas Finger schoben den Ring in ein kleines Fach zwischen dem verstärkten Stoff des Holsters und dann stellte sie ihr Bein wieder auf den Boden, sodass der Stoff wieder in seine eigentliche Position rutschte.
 

„Noch etwas?“, fragte Seika, als wäre in der letzten halben Minute nichts geschehen und wandte Itachi wieder ihren Rücken zu. Konan schüttelte verneinend ihren Kopf, auch Pain hatte nichts zu sagen.
 

„Na dann, meine Herren, die Party wartet auf uns“, meinte die Brünette, nachdem sie einmal tief ausgeatmet hatte. Jetzt, da alle sie gesehen hatten, da alle sie wirklich und nicht verhüllt von lockeren Stoffen gesehen hatten, gab es auch keinen Grund mehr, sich zurückgezogen oder bescheiden zu benehmen. Sie steuerte direkt von hinten auf ihre beiden anderen Begleiter zu, die recht nahe beieinander standen, und hakte sich mit den Armen in der Mitte zwischen ihnen unter. Deidara schnappte nach Luft, Tobi räusperte sich schüchtern. Doch da gab Itachi ein Zeichen und alle verschwanden in einer Wolke aus Staub, um keine Zeit mehr zu verlieren…

The party

Es war ein ziemlich markanter Szenenwechsel, von der Basis der Akatsuki zu diesem Ort hier. Ein Hauch Meersalz lag in der Luft. Eine leichte Brise trug weitere Gerüche herbei und erweckte bei den vier Gestalten so den Eindruck, dass die Küste nicht weit entfernt sein konnte. Ein Blick nach oben zeigte einen unglaublich klaren Himmel, doch es fühlte sich trotzdem sehr mild hier draußen an, weswegen sie mit ihrer Kleidung alle gut bedient waren. Die Auren ihrer Kameraden waren verschwunden, dafür umfing sie das Zirpen von Insekten und die Laute anderer Tiere, doch auch nicht natürliche Geräusche drangen bereits an ihre Ohren. So wussten sie auch, dass sie hier richtig waren.
 

„Warum müssen wir Dich eigentlich zu Dritt begleiten, hm? Diese Aufgabe kann doch nicht so schwer sein, yeah!“, fragte Deidara, mittlerweile in ziemlich miserabler Laune, während er einen vagen Seitenblick auf das weibliche Wesen an seiner Seite warf. Sie waren gerade erst vor ein paar Sekunden an dem Bestimmungsort ihres Teleport-Jutsus angekommen, welcher sich noch ein paar hundert Meter vom hauptsächlichen Ziel am Rande eines kleinen Waldstückes befand, und das unmittelbare Bevorstehen ihrer Aufgabe war dann doch irgendwie zu viel des Guten. Nur dass es nun sowieso kein Zurück mehr gab. Wegen diesem Weib war der Blonde in der letzten Stunde öfters Rot geworden, als sein ganzes Leben bevor und das kratzte schon in gewisser Weise an seinem Ego. Denn normalerweise brachte 'er' die Frauen zum erröten…
 

„Ganz einfach, Deidara, wenn die Leute sehen, dass ich gleich mit drei gut aussehenden Männern erscheine und mit jedem auch noch ein ziemlich gutes Verhältnis habe, dann werden sie noch mehr-“, begann die Brünette zu erklären, konnte aber nicht zu Ende sprechen, weil der Blonde ihr empört ins Wort fiel.
 

„Ein gutes 'Verhältnis'? Was soll das denn schon wieder bedeuten?“, spie Deidara mit einem sehr unwohlen Blick aus. Er dachte wohl, er hörte schlecht. Was wurde eigentlich auf dieser Mission noch von ihm erwartet? Dass er diesen Anzug und diese schrecklich kratzenden und zwickenden Handschuhe anziehen musste, war schon eine Ungeheuerlichkeit! Seika verdrehte die Augen leicht nach oben. Der Blonde konnte sich wirklich zimperlich anstellen und dabei hatten die Anderen immer auf 'ihr' herum gehackt.
 

„Jetzt stell Dich bitte nicht so an. Das ist doch offensichtlich, dass man noch mehr über eine Frau redet, die gleich mit drei Männern zu einer Party kommt und auch noch mit allen gut auskommt. Außerdem mache ich das sicher auch nicht zu meinem Vergnügen. Wenn ja, dann wäre ich von Anfang an so herumgelaufen“, sagte die junge Frau laut und deutlich, um ihren Standpunkt klarzustellen und dieses sinnlose Gespräch zu beenden. Wenn sie der ganzen Sache keine Grenzen setze, dann würde sie sich heute Abend lauter solches Gezeter anhören müssen! Sie fing sich dafür einen seltsamen Blick des Blonden ein, der protestierend etwas sagen wollte, doch er wurde abermals von Seika unterbrochen.
 

„Jetzt zeigt sich gleich, wie gut eure schauspielerischen Qualitäten sind“, meinte sie leicht amüsiert, und deutete mit einem Nicken nach vorne, als vor ihnen ein dekoratives schmiedeisernes Tor mit dem dazu gehörigen hohen Zaun auftauchte, welches den Eingang zu einem prachtvollen Anwesen darstellte, dem Veranstaltungsort der Party. Vor dem Tor standen zwei Männer so groß und breit wie Schränke. Sie trugen dunkle Brillen, hatten, den Ausbuchtungen unter ihren Jacken zufolge, Waffen und Schutzwesten an. Es befanden sich Stöpsel in ihren Ohren. Sie sahen ziemlich furchteinflößend aus – für normale Gäste. Sie waren wohl nur normale Leibwächter. Jeden der vier Neuankömmlinge würde es nicht einmal Chakra kosten, um sie auszuschalten, doch als sie näher kamen, trat hinter einer Mauer noch eine weitere Person hervor. Dieser Kerl war definitiv ein Shinobi, was durch seine Haltung und seine Aura zu erkennen war. Aber Seika und die drei männlichen Akatsuki hatten ihr Chakra komplett unterdrückt, sodass der Mann keine unmittelbare Gefahr für sie darstellte – außer, er erkannte eines ihrer Gesichter.
 

„Guten Abend, die Dame, die Herren. Darf ich bitte Ihre Einladungen sehen?“, fragte er höflich und mit neutraler, entspannter Miene, welche ihnen sagte, dass er nicht einmal den kleinsten Verdacht schöpfte. Itachi griff sogleich in die innere Tasche seines Mantels und händigte dem Shinobi vier Karten aus. Er studierte sie geflissentlich, doch damit schien alles – wie erwartet – in Ordnung zu sein.
 

„Vielen Dank. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen“, sagte er und ließ sie sofort ohne Probleme passieren.
 

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Der Auftritt war an Glamour nicht zu überbieten, das war die einheitliche Meinung aller Leute – und auch ihr ganz eigenes Gefühl. Kurz bevor die getarnten Akatsuki das große Foyer betraten, vor der Eingangstür, war Itachi an Seikas Seite getreten. Mit ein paar knappen Worten hatte er sie angewiesen, dass sie den Ring nun tragen sollte, den Konan ihnen gegeben hatte. So hatte die Brünette ihn aus seinem aufreizenden Versteck geholt und ihn sich bedächtig an den richtigen Finger gesteckt, denn sie ahnte langsam, auf was diese Sache hinauslief. Itachi beobachtete sie dabei aufmerksam und als sie bereit war, hatte er ihr seine Hand gereicht, nur um ihren Verdacht zu bestätigen. Unter den verblüfften Blicken der anderen Beiden hatte Seika diese sanft ergriffen und Itachi hatte sie näher zu sich gezogen.
 

„Wir spielen heute Abend ein Ehepaar“, raunte der Uchiha ihr und den Anderen zu und führte seine Begleitung an seinem Arm weiter in den großen Raum und somit mitten ins Geschehen hinein. Seika hatte kaum Zeit, sich an diesen doch recht prekären Gedanken und die Nähe des Schwarzhaarigen zu gewöhnen, doch sie brauchte wirklich nicht lange, um sich in das Gefühl hinein zu versetzen, weil alles um sie herum sein Übriges tat. Und damit begann auch ihre Rolle.
 

Die Aufmerksamkeit der ersten, bereits eingetroffenen Partygäste, die am Empfang standen, wurde plötzlich von ihrem ersten Smalltalk und den Begrüßungscocktails abgelenkt, unwillkürlich, beinahe wie magnetisch. Alle Köpfe drehten sich zu den Neuankömmlingen um. Ein Pärchen, das den Inbegriff von Eleganz und Sinnlichkeit ausstrahlte, kam plötzlich mit langsamen Schritten herein, beinahe so, als würden sie herein schweben. Ein schwarzhaariger, drahtiger Mann, der durch seine kühle Attitüde unnahbar und gleichzeitig anziehend wirkte, hatte Arm um die Taille einer brünetten, scheinnackten Schönheit geschlungen, die mit sinnlichem Blick aus exotischen Augen und vollen glänzenden Lippen den Raum zu einem kollektiven Aufseufzen brachte. Jeder ihrer Schritte enthüllte immer ein wohl geformtes, scheinbar endloses Bein. Die Nacktheit entpuppte sich bei näherem Hinsehen als raffiniertes Kleid, dass ihren perfekten Körper trotzdem mehr ent- als verhüllte. Hinter den Beiden folgten noch zwei weitere Männer, ebenfalls äußerst attraktiv, doch nur am Rande des Bewusstseins der Menschen tauchten sie auf. Männer versuchten, bei dem Anblick der jungen Frau ihrer Haltung Standfestigkeit und Gelassenheit zu verleihen, obwohl sie in diesem Moment viel zu viele andere Dinge zu bekämpfen hatten und trotzdem nie an ihren Begleiter heran kommen würden. Frauen spürten nur einen Hauch von Eifersucht bei diesem Anblick, auch wenn sie sich von ihrer besten Seite zeigen wollten. Diese junge Frau war jedoch viel zu schön, als dass es etwas genutzt hätte, sie zu beneiden, da nichts sie zu erreichen schien, außer dieser verdammt glückliche Mann an ihrer Seite. Ihnen wurden Grüße und Gesten zugeworfen, als wären sie langjährige Freude der Gesellschaft. Bei so viel Aufmerksamkeit, wie sie bekamen, war es nur eine Frage der Zeit, bis die Gastgeber des Abends zu ihnen kommen mussten.
 

„Wie… wie schön, Sie hier zu sehen! Eine Freude, wie immer! Hatten Sie eine gute Anreise, ähm…“, stotterte der rundliche, im sündhaft teuren Designeranzug steckende Mogul des millionenschweren Unternehmens, das, was kaum einer wusste, illegal Waffen und gestohlene Jutsus, die nicht selten gefährlich und verboten waren, an verfeindete Staaten verkaufte, und das mit immensem Profit. Offiziell handelte der Firmeninhaber nur mit Aktien und Immobilien. Dieser Mann war ihr heutiges Ziel, oder besser gesagt, das, was er in seinem Besitz hatte. Die verdeckt agierenden Akatsuki waren keine Moralapostel, es ging sie auch nichts an, was für schmutzige Geschäfte dieser Kerl trieb, sie wollten sich nur einen Vorteil daraus ziehen, indem sie ihm das abnahmen, was er sich selber wohl nur mit Mühen und viel Geld beschafft hatte. Dieses Nest auszuheben war eine Aufgabe der Shinobistaaten und der ANBU. Und so wollten und konnten sich die Vier auch etwas Vergnügen gönnen, da sie mit ihren Fähigkeiten und ihrem Wissen hier allen anderen überlegen waren.
 

„Masoru Ichigo und meine Frau Asahi. Wir danken Ihnen für die großzügige Einladung“, sagte Itachi förmlich und nannte sie bei den falschen Namen, die sie vorhin noch in einer ruhigen Minute ausgemacht hatten. Der Mann hatte keine Ahnung, über was er eigentlich sprach und tat so, als würde er sie natürlich kennen und wissen, mit wem er es zu tun hatte, da er sich sicher keine Blöße geben wollte. Doch das erstaunte den Schwarzhaarigen kaum.
 

„Es ist eine Ehre, Masoru-san“, stammelte er aufgeregt zur weiteren Begrüßung, doch sein Blick hin eindeutig an Seikas Dekolleté. Er würde später nicht die leiseste Ahnung haben, wie 'Masoru-san und seine Frau' wirklich ausgesehen hatten und das war ja auch Sinn der ganzen Maskerade.
 

„Gleichfalls. Komm, Asahi“, sagte Itachi mit einem knappen Nicken und führte Seika weiter in den Saal hinein, ihre Hand hoch haltend, als wollte er sie allen präsentieren. Das Niveau der Feier war wirklich hoch gesteckt. Schon das Gebäude war wahrhaft prunkvoll. Die meisten Außenwände waren mit bodentiefen, hohen Fenstern durchzogen, das Foyer hatte sogar eine Glaskuppel als Decke. Überall waren vergoldete Ornamente und selbstverständlich war auch jeder Türgriff aus Gold. Teure Kronleuchter aus Kristall waren überall angebracht. Der Boden bestand aus Marmor und kunstvollen Mosaiken, auf denen handgewebte orientalische Teppiche lagen. Jeder der Firmenbosse trug einen eleganten Smoking aus teuersten, feinsten Stoffen. An jedem Handgelenk prangte eine dicke Armbanduhr und jeder Brillenträger preiste durch dicke Schriftzüge auf den Bügeln den Namen eines namhaften Herstellers an. Und auch die Frauen oder Geliebten der reichen Männer, die ebenfalls an diesem Abend anwesend waren, waren zur Demonstration der fetten Geldbörsen ihrer Begleiter in die prunkvollsten Kleider gehüllt, die die Designerfedern hergaben. Die Damen waren nur so behangen mit kostbaren Juwelen, trugen die neusten Frisuren und die größten Hüte und wetteiferten geradezu danach, welche von ihnen den atemberaubendsten Auftritt hatte. Doch eine junge, noch ganz unbekannte Frau stahl ihnen allen die Show. Ihr Kleid hatte am wenigsten Schnickschnack, war jedoch dafür umso effektvoller und sie trug kaum Schmuck, doch es war einzig und allein ihre natürliche Schönheit, ihre wunderschöne Figur, ihre hellbraunen Haare, ihre faszinierenden goldenen Augen, die alle verblassen ließ. Es war Seika, auf die wirklich jeder ohne Ausnahme starrte. Es war so, wie Pain und Konan gesagt hatten.
 

Deidara fragte sich nach einigen Minuten erstaunt, warum noch keine Fotografen um sie herum waren und Bilder knipsten, was das Zeug hielt. Doch wahrscheinlich war diese Privatparty nicht für die Presse zugänglich gemacht worden. Das war natürlich auch gut so. Wenn ihre Fotos in der nächsten Klatschzeitschrift auftauchen würden, wäre es sicher nicht besonders lustig, denn irgendwer würde sie dann sicherlich erkennen, früher oder später, da die Gesichter der Akatsuki ja auch nicht unbekannt waren und vielleicht auch mal ein ANBU einen Blick in so ein Regenbogenblatt warf.
 

Als die Vier etwas Abseits zum Stehen kamen, wo sich nicht so viele Leute aufhielten, weil diese sich lieber an irgendwelchen Häppchen gütlich taten, drehten sich Itachi und Seika zu Tobi und Deidara um. Der Plan sollte nun bereits von Anfang an losgehen und fehlerfrei sein. Deshalb gab Itachi ein letztes Mal wichtige Instruktionen.
 

„Tobi, Du nimmst Seika und ihr mischt euch unter die Leute. Smalltalk, mehr nicht. Wenn es zum Geschäftlichen kommt, weicht ihr fürs Erste aus. Bleibt immer in engem Kontakt. Deidara, du spionierst das Gebäude aus. Mit Tonmäusen und Spinnen, wie ausgemacht. Ich nehme mir den Boss vor“, sagte er leise, seine kühlen schwarzen Augen auf jedem der anderen Akatsuki mit einem leichten Schmunzeln. Seika lachte leise auf, als hätte Itachi einen Witz gemacht. Spielerisch tippte sie ihm mit einem Finger gegen die Brust und nahm den Arm entgegen, den Tobi ihr anbot. Deidara öffnete in scheinbar protestierender Manier seinen Mund, doch Tobi führte die Brünette bereits mit einem Grinsen davon. Der Blonde und der Schwarzhaarige tauschten einen recht zufriedenen, jedoch grimmigen Blick aus. Diese kleine Szene war überaus wichtig. Hätten sie sich getrennt, indem alle sich nach Itachis Ausführung zugenickt hätten, wäre dies ein sehr zweifelhafter Abgang gewesen, für Leute, die eigentlich wie normale Gäste wirken sollten. Denn sie mussten damit rechnen, dass jeder ihrer Schritte beobachtet wurde, da sie doch den Blickfang des Abends boten. Deshalb mussten sie ihre Rollen auch perfekt spielen.
 

Itachi und Deidara trennten sich nun ebenfalls. Deidara verschwand in den Herrentoiletten, als würde er wirklich dringend auf das stille Örtchen müssen, da er sich dort in Ruhe vorbereiten konnte, ohne gesehen zu werden, denn seine Aufgabe nahm etwas mehr Zeit in Anspruch und war auch nicht ganz unauffällig durchzuführen. Er schloss sich in einer Kabine ein, nachdem er sicher gegangen war, dass ihn niemand beobachtete oder er verfolgt wurde, und zog dann dort seine Handschuhe aus. Er griff in die Innentaschen seines Jacketts und holte dort zwei Beutel mit flach gedrücktem Ton heraus. Er hatte nur sehr wenig davon mitnehmen können ohne aufzufallen, aber diese Menge reichte vollkommen aus, da er nur kleine Tiere formen musste. Er entnahm den Beuteln nach und nach eine kleine Menge Ton und knetete in seinen Mündern, die sich auf seinen Handflächen befanden, die Masse zu einem kleinen Regiment von Tontieren, welches aus Ameisen, Spinnen, Schaben und kleinen Mäusen bestand. Er brauchte nur wenig Zeit dafür, denn er war darin sehr geübt, Ton zu Kreaturen zu verwandeln, die durch sein Chakra wie lebendig wirkten. Und sie brauchten zusätzlich auch nur wenig Chakra, sodass es unmöglich war, sie zu orten. Genau über Deidara befand sich ein Lüftungsschacht an der Wand. Er öffnete ihn vorsichtig und leise, und ließ die Tiere dort hinein verschwinden. Er konnte sie ja schlecht durch den Saal laufen lassen. Dann betätigte er die Toilettenspülung, weil jemand mittlerweile eine andere Toilette belegt hatte und dann verließ er die Kabine. Der Blonde nickte einem Mann zu, der gerade durch die Tür kam, wusch sich die Hände und ging dann wieder durch das Foyer zu einem ruhigeren Ort. Im Vorbeigehen schnappte er sich vom Tablett eines Kellners einen Drink, um wenigstens etwas beschäftigt zu wirken. Da er nämlich in ununterbrochenem Kontakt zu seinen Tontieren stand, durch die er ständig mitbekam, wo sie sich aufhielten und was sie gerade sahen, musste er sich konzentrieren.
 

Itachi kam indessen schnell in ein aufschlussreiches Gespräch, bald nachdem er sich zu einer Gruppe von wichtig aussehenden Männern gesellt hatte. Nun, eigentlich war nicht er es, der redete. Er hatte anfangs nur ein paar Worte sagen müssen und seine kühle Haltung und seine intelligenten Worte – denn sein Wissen über Waffen und das Geschehen in den Shinobi Ländern war groß – hatten ihm schnell den Zugang zu der exklusiven Gesprächsrunde gewährt. Es nahmen daran viele der Männer teil, die er bereits vorhin schon hier und da gesehen hatte. Und wie vermutet, es ging schnell um etwas, welches der Gastgeber der Feier als 'absoluten Durchbruch' und als 'rentable Geldmaschine' beschrieb, worauf die anderen Männer sofort gierige und auch listige Gesichtsausdrücke annahmen. Itachis Augen verengten sich, für andere war diese Regung in seinem Gesicht kaum sichtbar. Die Schrift war also wirklich in seinem Besitz. Nicht das Itachi diese Information von Pain angezweifelt hatte, doch nun gab es den direkten Beweis. Nun musste Deidara nur noch herausfinden, wo sich dieses verdammte Ding befand, wegen dem sie hier diese ganze aufwendige Sache veranstalten mussten. Da dieses Gebäude auch das Privathaus des Gastgebers war, musste sich das gesuchte Objekt irgendwo hier befinden. Natürlich konnte er nicht einfach danach fragen, da eigentlich niemand wissen konnte, was genau die angebliche Errungenschaft war: Nämlich ein äußerst starkes Jutsu, welches wohl gewinnbringend an verfeindete Länder verkauft werden sollte, die sich dadurch nur noch stärker in Konflikte und Drohungen verwickelten sollten und sich am Ende noch gegenseitig auslöschen würden... Also lauschte Itachi weiter geduldig und ohne merkliche Regung den prahlenden Worten der reichen Männer, um vielleicht noch das ein oder andere wichtige Detail mit zuhören.
 

Irgendwann wurde den Gästen von mehreren Angestellten verkündet, dass das Buffet nun aufgetragen worden war. Sofort stürzten sich die meisten, wohl ziemlich hungrigen oder einfach nur gierigen Personen dem Speisesaal entgegen. Das Angebot von den besten und feinsten Speisen war wirklich bewundernswert, auch für die Mitglieder von Akatsuki, die immer gutes Essen serviert bekamen. Der Duft, der in der Luft lag, war wahrlich unwiderstehlich, doch ein paar gewisse Personen wussten, dass für sie das Essen, sowie alles andere, was die Party im Allgemeinen betraf, nicht die hauptsächliche Priorität hatte. Seika, Deidara, Itachi und Tobi trafen sich nach der Zeit ihres getrennten Sammelns von Informationen etwas Abseits gelegen von dem großen Gedrängel um das Buffet, um sich auszutauschen, was sie herausgefunden hatten. Jeder von ihnen hatte einen kleinen Teller in der Hand, auf dem trotzdem ein paar der Köstlichkeiten angehäuft waren. Keinen der Vier hatte es Mühe gekostet, sich zu dem überfüllten Buffet durch zu schlagen, denn jeder hatte den gut aussehenden Männern und der Schönheit sofort Platz gemacht.
 

„Ziemlich lustig, die ganzen aufgeblasenen Tanten und ihre sabbernden Greise zu beobachten, nicht wahr, Seika? Sie bringen kein einziges richtiges Wort heraus, wenn man- wenn wir mit ihnen reden wollen!“, kommentierte Tobi schmunzelnd und brachte die junge Frau zum Lachen. Es war wirklich wahr, was Tobi sagte. Die Intelligenz der Menschen schien sich zu verflüchtigen, bei einem Blick auf die brünette Schönheit. Sie und der Uchiha mit der Augenklappe hatten sich prächtig amüsiert. Itachis Mahnung, dass sie sich hüten sollten, weil man sie ungehalten ausfragen würde, war nicht nötig gewesen. Und nicht nur deswegen hatte sich Seika gut amüsiert.
 

„Ich habe das Zimmer gefunden, in dem die Schrift liegt, yeah. Es ist hier im Erdgeschoss, am Ende eines langen Korridors, mit Anschluss an das Büro des Bosses. Es ist nicht speziell gesichert, aber es kommen immer wieder Wachmänner und Shinobi vorbei, die kontrollieren, ob alles ruhig ist. Es gibt auch keine Fallen in der Nähe“, berichtete Deidara ausführlich. Itachi nickte ihm zu. Er hatte sich so etwas schon gedacht. Deidaras Worte bestätigten nur seine Gedanken, dass ihr Gastgeber einfach zu nachlässig und selbstsicher war, was seine kostbaren Besitztümer anging. Zwar hatte der Zugang zu dieser Party und damit zu diesem Haus strengen Sicherheitsmaßnahmen unterlegen, aber war man erst einmal drinnen, hielten sich die Kontrollen in Grenzen. Das machte ihnen den Auftrag natürlich noch leichter, worüber sich auch niemand beschweren wollte. Itachi fuhr sich durch sein langes Haar und sah zu Seika, die sich gerade noch die Fingerkuppen ihres Daumens und Zeigefingers ableckte, nachdem sie etwas von ihrem Teller gegessen hatte. Diese Geste hatte etwas ziemlich verruchtes an sich, obwohl die Brünette es nicht absichtlich tat, weil sie gerade die anderen Leute beobachtete. Doch auch Deidara starrte bereits. Er war froh, dass er gerade nichts im Mund hatte, sonst hätte er sich sicher wieder verschluckt…
 

„Seika, wir sind nun dran“, sagte Itachi plötzlich und ließ die Brünette aufsehen, direkt in seine tiefschwarzen Augen. Sie verstand, was er meinte und machte sich nicht die Mühe, ihre Zustimmung dafür zu geben. Die Gäste waren alle mit dem Essen und sich selber beschäftigt, ein perfekter Zeitpunkt also. Sie reichte Tobi ihren Teller und dem berüchtigten Uchiha ihre Hand, weil er ihr die Seine entgegengehalten hatte. Nun begann der entscheidende Teil ihrer Mission…

Intensive moments

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Shattered thoughts

Deidara ging mit wachsamem Blick den Gang entlang, den er vorhin ausgespäht hatte. Er und Tobi waren langsam unruhig geworden, denn die anderen Beiden waren schon viel zu lange weg - viel zu lange für die eigentlich einfachen Gegebenheiten, die sie erwarten sollten. Hatte es irgendwelche Komplikationen gegeben? Der Blonde wusste, dass er vorsichtig sein musste, damit er nicht gesehen wurde, wenn die anderen schon Schwierigkeiten hatten. Aber er konnte kaum glauben, dass etwas los war. Es waren immerhin Seika und Itachi, zwei außergewöhnliche Shinobi und Mitglieder von Akatsuki, die diese Mission ausführten. Und auf der Party, die mittlerweile gut im Gange war, gab es keinerlei Störungen. Die Stimmung war ausgelassen und sorgenfrei. Auch der Gastgeber war ruhig und bereits beachtlich angetrunken. Keiner der Wachen machte einen Eindruck, als wären sie misstrauisch, auch nicht Deidara und Tobi gegenüber, die bisher keinen weiteren Drink angerührt hatten. Aber was war geschehen?
 

Tobi schien sich ziemlich zu amüsieren und auch Deidara warfen die Damen immer wieder verstohlene Blicke zu. In einer anderen Situation hätte er das natürlich ausgenutzt, aber an diesem Abend war er irgendwie nicht in der Stimmung. Das Einzige, was er getan hatte, war zusammen mit Tobi weiter das Gebäude zu erkunden, was ihnen aber nicht viel gebracht hatte. Er fragte sich, ob die Partygäste sie nicht schon für… vom anderen Ufer einstuften. Aber das war jetzt nebensächlich. Er musste nachsehen, wo Itachi und Seika abgeblieben waren.
 

Kaum dachte Deidara diesen Gedanken zu Ende, kamen ihm Schritte entgegen und nach dem Klang zu urteilen, steckte die Person in Schuhen mit hohen Absätzen. Es konnte nur Seika sein, denn sonst konnte der Blonde hier niemanden fühlen. Aber warum lief sie hier so geräuschvoll herum? Sollte sie nicht…
 

„Seika! Endlich, yeah! Was ist los, es dauert schon viel zu-“, sagte er, kam aber nicht dazu, zu Ende zu reden. Seika rauschte an ihm vorbei, den verschleierten, verletzten Blick nicht vom Boden nehmend. Als sie auf seiner Höhe war, konnte er sie in dem schwachen Licht der Fackeln genauer sehen. Seine Augen weiteten sich und es verschlug ihm endgültig die Sprache. Seikas Hocksteckfrisur war unordentlich, ihre Lippen und Wangen waren gerötet – doch es war kein Make-up, das diese Farbe verursachte – und der glatte Seidenstoff ihres Kleides war an bestimmten Stellen leicht verrutscht und zerknittert, die den Blonden etwas erahnen ließen, was er nicht glauben konnte. Doch der aufgelöste Ausdruck ihrer goldenen Augen, der von ihrer emotionalen Befangenheit zeugte, versicherte ihm, dass er nicht falsch lag… Schon war Seika einige Meter hinter ihm. Es hatte keinen Zweck, ihr nach zurufen, da sie im Moment in ihrer eigenen Welt zu verweilen schien…
 

Doch da kam auch schon die zweite vermisste Person den Korridor entlang, Itachi. Deidara wandte sich zu ihm, seine Augen suchten nach der Bestätigung seiner Gedanken. Und die bekam er auch. Itachis langes Haar war vollkommen durcheinander, sein Hemd war weiter geöffnet und schaute unter dem Jackett hervor, seine Hose saß locker und tief auf seiner Hüfte. Seine Augen schienen dunkler als sie sonst schon waren und hatten einen Ausdruck, den Deidara noch nie zuvor bei dem Uchiha gesehen hatte. Er konnte nicht einmal beschreiben, was dieser Blick aussagen sollte. Trotzdem, irgendwie machte Deidara es wütend, Itachi so zu sehen.
 

„Verdammt, was war los? Das kann doch unmöglich-“, begann der Blonde, doch Itachi griff in die Innentasche seines Jacketts und holte einen zusammengefalteten und dicken Stapel Papier von dort heraus.
 

„Mission erfüllt“, sagte er nur, seine Stimme tief und leise. Er machte einige schnelle Handzeichen und die entwendeten Dokumente verschwanden. Sicher hatte er sich zu Pain geschickt. Deidara starrte ihn perplex an, als Itachi weiterging und währenddessen anfing, sein weißes Hemd wieder sorgfältig in seine Hose zu stecken. Dann verschwand auch er im Dunkeln…
 

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Deidara und Tobi standen nicht weit von der Damentoilette entfernt, in der Tobi Seika hatte verschwinden sehen, um die Brünette abzufangen, wenn sie wieder herauskam. Auch er hatte bemerkt, dass mit der jungen Frau etwas ganz und gar nicht gestimmt hatte, doch seine Gedanken waren nicht so weit wie die von Deidara gegangen. Als der Blonde ihm flüsternd mitteilte, was seine Vermutung war, hätte Tobi beinahe protestierend aufgeschrien. Sein schwarzes Auge blickte erschrocken in Deidaras Gesicht, um darin die Bestätigung zu suchen, dass der Blonde nicht scherzte. Tobi kannte Itachi eigentlich recht gut, im Vergleich zu den Anderen. Obwohl dieses 'gut kennen' in Itachis Falle nur wenig bedeutete, wusste Tobi, dass der berüchtigte Uchiha und fleischliche Gelüste einfach nicht zusammen passten. Überhaupt, er hatte bei Itachi bislang nur Wut, Kälte, Verachtung und in ganz seltenen Fällen leichtes Amüsement als Gefühlsregung gesehen. Aber trotzdem konnte er es sich nicht vorstellen, dass Itachi das nur gespielt hatte. Warum schien dann Seika so durcheinander zu sein? Irgendwie machte Tobi sich Sorgen um sie.
 

Plötzlich ging die Tür zur Toilette auf und die junge Frau kam wieder heraus. Sie erblickte sofort ihre anderen beiden Begleiter und lächelte ihnen zu, während sie langsam auf sie zuschritt. Trotz ihres Lächelns schien ihre strahlende Aura getrübt. Tobi blickte verwirrt drein, doch Deidaras Wut kam wieder hoch. Sie war so schön und hatte trotz ihrer Stärke eine so wundervolle Persönlichkeit. Doch all diese Attribute schienen nun gebrochen. Und es war Itachis Schuld… Dieser Bastard!
 

„Seika…“, begann der Blonde, doch auf ihren Blick hin traute er sich nicht weiter zu reden. Der kurzzeitig harte Ausdruck ihrer Augen brachte ihn zum Schweigen, da sie wohl nichts davon hören wollte. Leicht neigte er seinen Kopf nach unten, um sie heimlich beobachten zu können. Nichts wies mehr darauf hin, dass vorhin etwas passiert war. Ihre Haare saßen wieder perfekt, auch das Kleid war wieder glatt. Ihre äußere Erscheinung war wieder makellos, doch ihre Augen zeigten, dass es in ihrem Inneren ganz anders aussah. Sie machte einen Schritt auf Tobi zu.
 

„Los, ab ins Getümmel! Habt ihr euch bisher gut amüsiert?“, fragte Seika mit fröhlicher Stimme und hakte sich bei dem Schwarzhaarigen ein. Ihre Augen wanderten zu den anderen Gästen, die angeregt redeten, lachten, sich am angebotenen Alkohol gütlich taten und bereits die Tanzfläche bevölkerten. Tobi und Deidara wechselten einen Blick. Es schien so, als wollte sie das vorhin Geschehene auf keinen Fall ansprechen und versuchte nun, das Thema in eine andere Richtung zu lenken.
 

„Oh, komm Tobi, lass uns Tanzen gehen!“, rief sie plötzlich aus und zog den Einäugigen grinsend davon.
 

„A… Aber Seika, ich kann doch überhaupt nicht… Was ist, wenn ich Dir auf die Füße trete?“, versuchte er sich fast panisch herauszureden, doch die Brünette ließ nicht locker und lachte heiter über seine nutzlose Ausrede. Hilfe suchend drehte Tobi sich noch zu Deidara um, doch dieser zuckte nur abweisend mit den Schultern. Wenn das Seika ablenken würde, dann sollte sich Tobi gefälligst zusammenreißen und ihr den Gefallen auch tun. Der Blonde hingegen würde sich auf die Suche nach Itachi machen und diesen aber gehörig durch die Mangel nehmen!
 

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Ja, die Party war wirklich gut im Gange. Jeder schien sich prächtig zu amüsieren, denn man sah nur ausgelassene Leute mit gut gelaunten und teilweise stark geröteten Gesichtern, was deutlich machte, dass dieser Empfang auch zu einer sehr feucht-fröhlichen Angelegenheit geworden war. Doch natürlich hielt sich das alles in Maßen, sodass man überall Personen sah, die sich angeregt miteinander unterhielten und nicht nur private, sonder auch geschäftliche Dinge zur Zufriedenheit aller Parteien abschlossen. Nichts wies darauf hin, dass irgendjemand auch nur befürchtete, dass etwas geschehen sein konnte, schon gar nicht, dass sich jemand an die kostbarsten Schätzen des Gastgebers herangemacht hatte. Das war natürlich sehr erfreulich. So brauchten sich auch die Menschen, die ihre heimliche Mission mit Bravur erfüllt hatten, keine Sorgen über ihre Enttarnung und den weiteren Verlauf des Abends machen – nun ja, fast..
 

Deidara fand Itachi etwa eine Viertelstunde später. Er saß tief in den Polstern eines schwarzen Ledersessels, der zu einer Sitzgruppe dazu passte. Um ihn herum saßen wohl, Zigarren rauchend und Whisky trinkend, die dicken Fische der Waffenbranche. Itachi war der einzige unter ihnen, der nicht rauchte, nicht trank und er war der einzige junge, schlanke Mann zwischen alten, fetten, in teure Fetzen gekleideten Firmenbossen, die für Deidara allesamt aufgeblasene Idioten waren. Trotzdem schien jeder von ihnen gespannt auf die wenigen Worte zu hören, welche der Schwarzhaarige zu sagen hatte. Es lag wohl an seiner dunklen Aura, die er auch ohne fühlbares Chakra ausstrahlte. Nun ja, es war nicht schwer, dass Itachi zu dieser Runde etwas beitrug. Als Akatsuki hatte er auch viel mit Waffen zu tun und wusste als Shinobi über die Geschehnisse in den verschiedenen Ländern Bescheid. Deidara wollte sich schon nähern, doch er bemerkte eine Gruppe aus drei auf getakelten Frauen, die dicht bei der Sitzgruppe standen. Sie hatten die Köpfe zusammengesteckt und tuschelten, jedoch nicht besonders leise.
 

„Hast Du die Frau von Masoru-san gesehen? Wie sie mit diesem anderen Mann auf der Tanzfläche herum turtelt?“, sagte eine rothaarige Frau entrüstet.
 

„Und der Blonde scheint ihr auch nicht abgeneigt zu sein…“, antwortete ihr die Dunkelblonde mit einem pikierten Ton und dem dazu passenden Gesichtsausdruck.
 

„Scheint so, als hätte sie ihren eigenen kleinen Harem… Dass dieser Masoru-san so dumm ist und das nicht merkt? Mir würde der alleine schon vollkommen reichen, wenn ich seine Ehefrau wäre…“, spekulierte die Rothaarige wieder.
 

„Ach, ich glaube nicht, dass da was Ernstes zwischen ihr und den anderen Männern ist, auch wenn sie sich scheinbar so gut verstehen. Ich habe vorhin von der Frau des Hausverwalters gehört, dass ein paar der Wachen Masoru-san und seine Frau zusammen in einem der Gänge erwischt haben. Da soll es bereits sehr heiß her gegangen sein…“, sagte die dritte Frau und entfachte mit ihrer Neuigkeit ein Gewirr von aufgeregten und empörten Stimmen. Deidara, dessen Augen sich wegen den Worten der Frau abermals weiteten, sah, wie Itachi sich in seinem Sessel regte und seine Augen sich zur Tanzfläche bewegten. Auch der Blonde warf einen Blick dorthin und wurde überrascht. Er sah, wie Seika lachend den Kopf nach hinten warf, während sie von Tobi elegant um ihre Achse gedreht wurde. Die Drehung brachte sie direkt zurück in Tobis Arme und die Beiden vollführten schwungvolle Schritte zu der nicht zu schnellen, aber doch anregenden Musik. Von wegen Tobi konnte nicht tanzen! Er machte eine recht gute Figur, was wohl größtenteils Seika zu verdanken war. Neugierig sah Deidara wieder zu Itachi, doch dieser beobachtete nur weiter die Szene, sein Gesicht blank. Deidara war jedenfalls froh, dass Seika sich wohl wieder etwas besser fühlte. Denn jetzt war er dran, die Gerüchteküche aufzumischen.
 

Er ließ sein Vorhaben mit Itachi fallen und ging direkt auf den Rand der Tanzfläche zu, die sowieso fast jeder im Moment im Blick hatte. Der tanzenden Schönheit und ihrem Partner war Platz gemacht worden, ihre Grazie wurde von jedem bewundert. Weil er so nonchalant auftrat, sein langes blondes Haar zurück streichend und die behandschuhten Hände gegeneinander reibend, fing er nicht nur die Blicke der umher stehenden Gäste, sondern auch den von Seika auf.
 

„Oh ja, erlöse mich! Danke für den Tanz, Tobi!“, sagte sie, sanft lächelnd und küsste Tobi auf die Wange, der auf der Stelle in seiner Bewegung einfror. Deidara dachte schon fast, der Schwarzhaarige würde tomatenrot werden, doch nachdem der anfängliche perplexe Ausdruck in seinen Zügen verschwunden war, schlich sich ein freches Schmunzeln auf sein Gesicht und er ließ sie gehen. Sofort war er umzingelt von anderen Frauen, die mit ihm tanzen wollten. Nun sah Tobi plötzlich nicht mehr so glücklich aus…
 

„Meine Füße bringen mich um!“, stöhnte Seika auf einmal, als sie bei dem Blonden ankam und sich an seiner Schulter abstützte, um sich ihre hohen Schuhe auszuziehen. Deidara glaubte der Brünetten jedes Wort bei seinem Blick auf diese mörderischen Absätze. Er sah sie mit einem ruhigen Blick aus seinen blauen Augen an.
 

„Soll ich Dich tragen, hm?“, fragte er schelmisch, wofür er von der jungen Frau nicht ganz leicht in den Arm gezwickt wurde. Er sah schmollend zu Seika herab, die jetzt wieder ein bisschen kleiner war, obwohl sie sowieso fast seine Körpergröße hatte und empfing ihren sanften Blick. Ihn ihm lag viel von dem in ihr herrschenden Gefühlschaos, aber auch Freude und… Dankbarkeit.
 

„Das ist nett von Dir, aber nicht nötig. Setz Dich einfach mit mir dort rüber, ja? Ich wäre schon durchgedreht, wenn ich euch Beide nicht hätte…“, sagte sie leise und ihre Worte verklangen in der lauten Geräuschkulisse der Umgebung. Der Blonde legte einen Arm um Seikas Schultern. Kurz zuckte etwas Ängstliches durch ihren Blick, doch dann sah sie ihn wieder einigermaßen normal an. Deidara war zwar nicht der große Menschenversteher, aber anscheinend hatte das kleine und anscheinend nicht gerade denkwürdige Intermezzo mit Itachi wohl unangenehme Spuren bei ihr hinterlassen. Zusammen gingen sie zu einer etwas Abseits stehenden gepolsterten Bank und ließen sich dort nieder.
 

„Warum müssen wir eigentlich noch hier bleiben, hm? Die Mission ist doch erfüllt, yeah!“, sagte Deidara und wünschte plötzlich, er hätte still gehalten, da Seika ihn für einen Moment erschrocken ansah. Oh, sie wusste ja nicht, dass er auch Itachi getroffen hatte, der wirklich sehr, und zwar um einiges mehr als Seika, nach dem ausgesehen hatte, was sie getrieben hatten… Gut, noch niemand von den Beiden hatte es wortwörtlich zugegeben, aber es war offensichtlich.
 

„Weißt Du, wenn wir sofort verschwunden wären, wäre es sicher aufgefallen. Und nachdem sie herausfinden werden, dass etwas gestohlen wurde, könnten sie uns damit in Verbindung bringen… Wir fallen doch etwas zu sehr auf, glaube ich…“, erklärte Seika leise und starrte auf ihre Füße. Sie bewegte ihre golden lackierten Zehen, um sie etwas vom dauernden Stehen in diesen hohen Schuhen zu entspannen.
 

„Du wärst so oder so aufgefallen, egal wie Du Dich angezogen hättest, yeah, da gibt’s nichts zu zweifeln“, meinte der Blonde und er hatte keine Ahnung, welchen Gedankensturm er in Seika damit auslöste. Wäre das mit Itachi also auch passiert, wenn sie nicht so ein aufreizendes Kleid getragen hätte, hatte es sogar gar nichts mit ihrer ganzen Aufmachung zu tun? Und was dachte Deidara? Steckten hinter seinen Worten etwa andere, ernsthafte Gedanken?
 

„Deidara, ich… Du… ich meine…“, stammelte Seika und blickte zu Boden. Sie fand keine Worte, doch das sagte Deidara sehr viel. Sie war noch zu verwirrt, um dem gefahrlos Ausdruck zu verleihen, was sie sagen wollte. Der Blonde wollte ihr schon zusichern, dass sie nicht weiter zu reden brauchte. Doch er blieb still. Seika sollte sich nicht allzu viel mit Reden auseinander setzen. Eigentlich wollte Deidara es auch nicht wirklich hören, da er wusste, was er wahrscheinlich hinter ihren Worten lesen würde… So saßen die Beiden nebeneinander, Deidaras Arm immer noch um Seikas Schultern und ihr Kopf nun an seine Schulter gelehnt. Beide beobachteten das rege Treiben der Party, mehr oder weniger interessiert. Seikas Blicke glitten immer wieder auf ihre rechte Hand, an der sie den goldenen Ring trug. Heute Abend war sie mit Itachi verheiratet. Waren sie zu sehr in ihre Rollen geschlüpft, dass sie wirklich miteinander geschlafen hatten? Die junge Frau fühlte sich so leer nach dem schieren Ausbruch ihrer Gefühle, dass es fast weh tat. Aber warum machte sie sich so viele Gedanken? Ein Mann wie Itachi würde den Vorfall in ein paar Tagen vergessen haben, da war sie sich sicher. Auch sie sollte es nicht so sehr aufwiegen. Es war nur Sex gewesen, wilder, hormongesteuerter Sex, nichts mehr… Ein leichtes, zynisches Lächeln schlich sich auf Seikas Gesicht. Das war das, was sie glauben musste.
 

Als Seika ihren Blick das nächste Mal wieder auf die Menschenmenge fokussierte, fing sie sogleich ein schwarzes Augenpaar ein. Leicht schreckte sie auf, ihr Puls beschleunigt. Es war Itachi. Hinter ihm ging Tobi und er sah ein wenig erschöpft aus. Er hatte wohl eine lange Reihe von Tänzen hinter sich. Seika wollte darüber schmunzeln, doch ihr Blick wurde wieder von den tiefschwarzen Irriden von Itachi angezogen und ließ sie ihre Gedanken an Tobi vergessen. Sein Ausdruck war unlesbar, doch seine Augen brachten noch nicht lang vergangene Erinnerungen in ihr hoch…
 

„Wir gehen. Wir haben uns lange genug hier aufgehalten“, sagte der berüchtigte Uchiha. Er streckte seine Hand aus, wie er es getan hatte, als sie bei der Party angekommen waren. Der goldene Ring glitzerte an seiner Hand. Es war irgendwie lächerlich. Anfangs, als noch nichts sie verbunden hatte, hatte Seika ihm gerne ihre Hand gereicht, doch jetzt nachdem sie so viele intensive Gefühle geteilt hatten, wollte sie seine Finger nicht berühren. Doch sie hatte keine andere Wahl, weil sie ihre Rolle bis zum Schluss spielen mussten – seltsam, vorhin in dem düsteren Korridor hatte sie dasselbe gedacht. Doch als ihre Hände sich umfassten, spürte Seika nichts von der erwarteten Explosion der Gefühle. Ja, die Leere, die sie fühlte, war echt, nicht nur eingebildet.
 

Alle Vier verließen daraufhin zusammen die Party. Keiner bat sie zu bleiben, doch ihnen folgten respektvolle Blicke, als sie gingen, weil sie wirklich einen bleibenden Eindruck hinterlassen hatten. Keiner hatte sie enttarnt, keiner hatte erkannt, wer sie wirklich waren. Die Mission war in allen Aspekten erfolgreich gewesen – in allen Aspekten, die die Organisation betrafen…
 

Als sie schließlich wieder im Hauptquartier ankamen, wurden sie schon von Pain, Konan und Kisame in der Eingangshalle erwartet. Tobi half Seika, ihren Mantel abzulegen. Sie dankte ihm dafür mit einem freundschaftlichen Blick, doch als sie sich umdrehte, um zu gehen, war ihre Miene vollkommen gleichgültig. Sie würdigte den anderen keinen Blick mehr, auch wenn sie dafür umso mehr die Augen der anderen auf ihrem Rücken fühlte. Sie wollte jetzt nur noch für sich alleine sein…

Unexpected welcoming

Seika und Itachi gingen sich, für alle anderen nur zu offensichtlich, aus dem Weg. Und Kisame hörte nicht mehr auf, solange zu nerven, bis er von Deidara erfuhr, was bei der Party geschehen war. Und nachdem er es wusste – ließ er das Thema fallen, verwunderlich, aber wahr. Dies geschah, als er einen Blick in Seikas Augen erhaschte, in seinem ersten und einzigen Versuch, sie auf die Sache anzusprechen. Der Haimann konnte also auch sensibel sein…
 

Doch die Geschehnisse schienen nicht auf Seikas andere Gewohnheiten abgefärbt zu haben. Sie trainierte jeden Tag mit den anderen Mitgliedern und wenn diese keine Zeit oder Lust hatten, dann trainierte sie alleine und das hart und ergiebig, egal bei welchem Wetter. Oft übte sie mit Kisame mit ihrem neuen Schwert und machte erstaunlich schnell beeindruckende Fortschritte, obwohl sie schnell wusste, dass die Waffe ihren bevorzugten Kampfstil nie wirklich ergänzen, geschweige denn ersetzen würde. Deidara jedenfalls beschwerte sich immer, nachdem die Brünette ihn dazu überredet hatte, mit ihr eine Trainingseinheit einzulegen. Schnell merkte der Blonde, dass seine Tonbomben nicht die Geschwindigkeit hatten, um ihr etwas anzuhaben und dass sein Taijutsu ihr um einiges unterlegen war. Doch er war ehrgeizig genug, um immer wieder gegen sie anzutreten und dies verschaffte ihm einerseits bessere Kampffähigkeiten, außerdem konnte er an der Schnelligkeit seiner Bomben arbeiten. Die meiste Zeit jedoch kämpfte Seika mit Tobi. Einerseits weil er mit seinem Sharingan als Einziger ihrem enormen Tempo folgen konnte, andererseits, weil Seika so sehr seine Gesellschaft genoss. Natürlich waren ihr Deidara und Kisame auch ans Herz gewachsen, doch der Blonde war oft sehr launenhaft und auch ein wenig egozentrisch, und Kisame war einfach nie ernst, dauernd einfältig und der eigenen Meinung nach ein riesiger Frauenheld. Er zog Seika immer mit irgendwelchen dreckigen Witzen auf – ohne 'das' Thema an zuschneiden. Es lag wohl daran, dass sich Konan so gut wie nie zeigte, stets reserviert auftrat und zu eng mit Pain – der übrigens auch immer irgendwo, nur nicht im Hauptquartier verweilte – verbunden war, als dass er sie ohne weiteres spaßeshalber aufziehen konnte, weshalb die Brünette sein erkorenes Opfer war. Selbst Seika hatte bisher kaum Gelegenheit gehabt, mit ihr ernsthaft zu reden und wenn sie sie einmal erwischte, dann wich die Blauhaarige einfach aus. Tobi war da ganz anders. Er war zwar hibbelig und kindisch, aber warmherzig und hatte immer ein offenes Ohr für Seika. Zuweilen konnte man sich mit ihm auch gut über ernstere Themen unterhalten, vor allem, weil er, wenn sie in geschützter Privatsphäre zusammen saßen, sogar freiwillig seine sonst immer präsente Maske abnahm. Der Uchiha mit dem krausen schwarzen Haar war einfach die richtige Mischung von Person, mit der man unentwegt auskommen konnte. Jedes Training mit ihm machte einfach Spaß, weil es so ungezwungen war – ganz im Gegenteil zu der Gesellschaft einer anderen Person… Wenn Seika eine Mission bekam, war sie einfach froh, dass sie von Itachi weg kam.
 

Komischerweise war es nicht so, dass sie unbedingt weg wollte. Nein, der berüchtigte Uchiha gab ihr das Gefühl, sie müsste vom Erdboden verschwinden. Da waren die Blicke, die auf ihr brannten, wenn sie ihm den Rücken zugekehrt hatte. Doch wenn sie ihn wieder ansah, dann war da nicht der geringste Anhaltspunkt in seinen Zügen, dass er je in ihre Richtung gesehen hätte. Außerdem sprach er nie ein Wort mit ihr und benahm sich kalt und gleichgültig in ihrer Gegenwart. Umso glücklicher war Seika darüber, dass sie mit Tobi eine so gute Freundschaft aufgebaut hatte.
 

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Eines Tages kamen Seika und Tobi von einer Mission zurück. Sie waren beide vollkommen erschöpft – vor Lachen. Sie klammerten sich gegenseitig an den Schultern des Anderen fest und ihre Körper wurden von lauten röhrenden Lachern nur so durchgeschüttelt. Sie konnten sich kaum auf den Beinen halten. Seika hatte Tränen in ihren Augen und Tobi hielt mit seiner freien Hand seinen Bauch. Die beiden waren für zwei Wochen weg gewesen und schienen wohl etwas sehr Lustiges erlebt zu haben. Als sie in das Hauptquartier zurückkehrten, lachten sie wie hysterisch.
 

„Seid ihr total durchgedreht, oder was?“, rief Kisame laut und mit Unverständnis, als er in einem Seitengang in der Eingangshalle aufgetaucht war, um die Beiden zu übertönen. Für einen Moment sahen die beiden Angesprochenen auf und atmeten tief ein, doch einen Sekunde später platzte das Lachen nur so aus Tobi heraus und Seika setzte, nun schon fast schreiend, mit ein.
 

„Die sind verrückt geworden! Hey, sind die etwa auf Drogen? Das Lachen geht mir langsam echt auf die Nerven, yeah!“, brummelte Deidara, der hinter Kisame erschienen war und überhaupt nicht wusste, wie er sich in dieser Situation verhalten sollte. Von der anderen Seite der Halle tauchte Konan auf, ihr Blick verwirrt, als sie Seika sah, der die Tränen nur so über ihr schönes Gesicht liefen.
 

Ein paar Sekunden später fingen Deidara und Kisame an zu feixen. Dieses heulende Gelächter war zwar nervend, weil keiner wusste, um was es eigentlich dabei ging, aber irgendwie war diese Szene auch lustig und total lächerlich. Zwei Mitglieder der gefürchteten Organisation Akatsuki, die völlig schutz- und wehrlos auf dem blanken Boden herum rollten und sich die Lunge aus dem Leib lachten… Überhaupt war die Stimmung unter den anderen Akatsuki in den letzten Wochen viel besser geworden. Sie verstanden sich viel besser, saßen auch viel öfter zusammen und redeten eine Menge. Eigentlich waren die Mitglieder immer Einzelgänger gewesen, auch, wenn sie in Zweiergruppen als Partner agierten. Doch irgendetwas hatte sich verändert und eigentlich sah jeder dies als positiv an. So war auch diese Situation, die Rückkehr von Seika und Tobi und ihr eigentlich albernes Benehmen, eine wirklich amüsante Angelegenheit, die es nie gegeben hätte, wenn-
 

Auf einmal wurde das Lachen gewaltsam gestoppt. Eine gewaltige Ladung Chakra tauchte urplötzlich wie aus dem Nichts auf und schien sie alle wie zu betäuben. Aus heiterem Himmel stand Itachi plötzlich hinter Tobi und hatte seine Hand fest um dessen Nacken geschlossen. Seikas Lachen erstarb in ihrer Kehle.
 

„Was ist das für ein idiotischer Lärm? Ich will meditieren…“, knurrte er, seine Stimme durchdringend und kalt wie Eis. Seine roten Augen wanderten mit einem absolut zornigen Ausdruck durch den Raum. Tobi keuchte krampfhaft, da er sicherlich nur noch schlecht Luft bekam. Alle waren wie versteinert, die plötzliche Stille in der Halle legte sich wie eiserne Fesseln um sie. Als der maskierte Mann jedoch einen röchelnden Laut ausstieß, war Seika plötzlich, so schnell wie Itachi aufgetaucht war, zwischen den beiden Uchihas. Ihre Hand lag auf Itachis Handgelenk und ihre Augen trafen sein scharlachrotes rotierendes Sharingan, beide mit gefährlichen Blicken.
 

„Lass ihn los, sofort!“, sagte sie leise und bekam einen tödlichen, und doch leicht überraschten Blick von Itachi. Sie waren noch nie in so eine Konfrontation geraten, die nur so vor hervor quellendem Zorn sprühte. Doch Itachi war davon unbeeindruckt, trotz seiner leichten Verblüffung. Er bewegte sich keinen Millimeter. Seikas Fingernägel gruben sich ungeduldig in seine Haut.
 

„Wenn Dich etwas Gelächter so sehr stört, dann solltest Du nach dem Verantwortlichen dafür suchen. Das bin ich. Also lass Deine verdammten Finger von-“ Seikas Satz blieb in ihrem Hals stecken und ihr entfloh stattdessen ein leises Wimmern. Sie zuckte unwillkürlich zurück. Itachis Sharingan brannte plötzlich und sein Mangekyou war aktiviert. Da war sie wieder, die Erinnerung an die Schmerzen, die diese Technik anrichten konnte. Und sie sah genau in diese unglaublich Angst einflößenden, tödlichen… wundervollen Augen. Ihre eigenen Augen starrten geweitet in diese faszinierenden Irriden. Sie war Itachi so nah wie seit dem Geschehnis in dem dunklen Korridor nicht mehr und fühlte seinen Atem an ihr vorbei streichen. Und weitere Erinnerungen flossen dadurch in ihr Gedächtnis zurück, Bilder, die sie mühsam zurückgedrängt hatte.
 

Der tiefe Blick in Seikas dunkle goldene Augen, die soviel Wärme ausstrahlten, obwohl sie plötzlich von Furcht und Enttäuschung durchflutet waren, dieser Blick verwirrte Itachi. Sie sah direkt und tief in seine Augen, die sie jederzeit in sein überaus starkes Genjutsu ziehen konnten, welches ihr schon einmal unheimliche Qualen zugefügt hatte. Doch die junge Frau war nur kurz zurück gezuckt und machte keine Anzeichen, dass sie vor ihm fliehen wollte. Er sah in ihrem Gesicht den Gedankenfluss, der sie in diesem Moment durchflutete. Ihre Hand war immer noch fest um sein Handgelenk geschlossen und ihre Haut war so weich und warm…
 

Plötzlich sah Seika, wie ganz deutlich der Ausdruck von starken Schmerzen durch Itachis Gesicht und Augen zuckte. Nur Sekunden später trat er wankend zurück und entließ dabei Tobi aus seinem schraubstockartigen Griff. Der maskierte Mann begann rasselnd zu husten, und stolperte sofort einige Schritte davon, doch Seika konnte nur mit aufgerissenen Augen auf Itachi starren. Das Sharingan war komplett aus seinen Augen verschwunden, doch der Schmerz auf seinem Gesicht war verblieben. Seine Hände waren auf seine Schläfen gepresst und er hatte sich sofort abgewendet.
 

„Itachi…“, sagte Seika leise und machte einen Schritt auf ihn zu. Sein Kopf schnellte hoch und er warf ihr einen mahnenden Blick zu.
 

„Bleib weg“, erwiderte er rau und machte seinerseits einen Schritt rückwärts. Er wollte nicht, dass die Brünette näher kam, doch das verwirrte sie noch mehr. Es ging ihr nicht darum, dass er sich so zierte, nein, es war die Tatsache, dass etwas mit ihm nicht stimmte, anscheinend etwas schlimmes, und dass er dies nicht einmal verbergen konnte, so sehr beherrscht er auch sonst war.
 

„Nein! Itachi, bitte…“, sagte sie mit Nachdruck. Sie war ein Medic-Nin und merkte klar und deutlich, dass etwas mit dem Schwarzhaarigen nicht stimmte. Sie nutzte es aus, dass er im Moment so labil war und erreichte ihn mit ihrer Schnelligkeit innerhalb eines Moments, ohne dass er protestieren konnte. Sie drückte ihre Hände auf seine, die seitlich an seiner Stirn waren. Obwohl da sein Hitai-ate und seine Finger waren, konnte Seika sofort mit einem Anflug von Besorgnis spüren, wie sich das Chakra in seinem Kopf staute, sodass es kein Wunder war, das er Schmerzen hatte. Die junge Frau pumpte schnell ihr eigenes heilendes Chakra in ihre Fingerspitzen, die bläulich zu glühen begannen, um diese Blockade aufzuheben und Itachi Linderung zu verschaffen.
 

Die anderen beobachteten diese Szene nur allzu verblüfft. Wochenlang hatten sich die Beiden ignoriert und nun passierte so etwas. Itachi hätte ihr durch sein Mangekyou Sharingan Schreckliches antun können. Er hatte wirklich wütend ausgesehen, als er erschienen war, scheinbar durch das laute Lachen von Seika und Tobi gestört. Doch sie hatten sich in die Augen gesehen, Seika mit viel Furcht, doch sie hatte sich nicht bewegt und Itachi hatte seine verheerende Technik nicht angewandt. Doch dann? Selten hatten die anderen Mitglieder von Akatsuki etwas wie Schmerz in Itachis Gesicht gesehen, doch nun war dieser Ausdruck über deutlich. Er wollte Seika abwimmeln, doch das gelang ihm nicht. Fürsorglich, ihrer medizinischen Ausbildung frönend, fing sie an, ihn irgendwie zu behandeln – bis er plötzlich leise, aber hörbar auf seufzte.
 

„Hör auf, es ist in Ordnung“, sagte er mit zusammengedrückten Zähnen, doch es klang nicht mehr aggressiv wie vorhin, sondern wie ein schlechter Versuch, Seika doch noch loszuwerden. Doch sie blickte nur mit sanften Augen zu ihm auf.
 

„Nein, ist es nicht und das weißt Du selber doch am besten. Ich habe nicht genug Chakra, um mich ganz darum zu kümmern, aber das müsste fürs Erste wohl ausreichen“, sagte sie und schien sogar ein wenig über seinen Protest zu schmunzeln. Doch sie wusste nicht, wie sehr Recht sie hatte. Die Schmerzen in Itachis Kopf waren verschwunden, so als wären sie nie da gewesen. Er hatte eine lange Zeit mit diesem pochenden und stechenden, allzeit präsenten Gefühl gelebt und solange es sich in Grenzen gehalten hatte, konnte er sogar damit auskommen. Dies war jedoch das erste Mal seit vielen Monaten, dass er wieder schmerzfrei war. Es war mehr als erlösend. Er blickte auf und seine Augen trafen die von Seika. Ihr Gesichtsausdruck war sanft, sogar war ein ganz leichtes Lächeln auf ihren Lippen. Sie hatte vor einiger Zeit, als sie Itachi das erste Mal wirklich gesehen hatte, die beiden dunklen Linien unter seinen Augen bemerkt. Auch hatte sie spekuliert, warum man wollte, dass sie den Akatsuki beitrat. Nun wurde ihr alles Bewusst. Von ihrer Zeit in Konoha und ihren Tagen im Hospital, in denen sie mit Sakura und der Godaime Hokage Tsunade zusammengearbeitet hatte, hatte sie auch zwangsläufig über das Sharingan gelernt, da Kakashi nicht selten ein Patient der beiden Konoha Kunoichi war. Er hatte eine Art des Mangekyou Sharingans entwickelt, die nicht als Voraussetzung die Tötung eines nahe stehenden Menschen hatte. Doch auch diese Stufe des Sharingan setzte den Augen nicht minder stark zu. Um nun wieder auf Itachi zurück zu kommen: Er hatte beinahe pausenlos sein Doujutsu aktiviert und benutzte wohl das Mangekyou auch regelmäßig. Seine Augen mussten wahrscheinlich schon sehr beschädigt sein. Er hatte gesagt, sie hätten ihn beim Meditieren gestört. Vielleicht war das seine Methode gewesen, die Schmerzen zu verbannen, wenigstens für einige Zeit. Doch nachdem er in seiner Wut das Mangekyou auf Seika anwenden wollte, schienen seine Chakrabahnen komplett blockiert zu haben. Ein unterbrochener Chakrafluss und Stauungen konnten sehr qualvoll sein, das wusste die junge Frau. Sie war von ihrer Mission noch nicht wirklich erholt, deshalb hatte sie nur den Schmerz in Itachis Kopf stillen können. Für alles andere würde sie sehr viel Zeit benötigen.
 

„Ruh dich aus“, sagte Seika nach einer Weile, die sie einfach nur so dagestanden waren, zu dem Schwarzhaarigen.
 

„Hn.“, antwortete er nur und tauschte einen letzten Blick mit Seika aus, der ihr sagte, dass er ihren Rat ausnahmsweise berücksichtigen würde. Dann drehte Itachi sich um und ging langsam davon.
 

Keiner der Anderen wusste, was er nun dazu sagen sollte. Alle starrten auf Seikas Rücken und dem Uchiha hinterher. Konans Augen waren leicht geweitet. Sie verbrachte nicht viel Zeit in Gegenwart der andern, doch das distanzierte, das sie immer zwischen Seika und Itachi gesehen hatte, ließ das vorhin Geschehene noch unglaubwürdiger erscheinen. Waren das etwas die 'Folgen', die Seika einmal erwähnt hatte, für die sie nicht gerade stehen würde? Pain musste unbedingt darüber erfahren.
 

In Deidaras Bauch kochte etwas auf. Was war es? Eifersucht? Er schnaubte leise. Nein. Er wusste schon, nachdem er Seika an dem Abend, als 'es' passiert war, gesehen hatte, dass er nur eine enge Bezugsperson für sie war, da sie sich ihm sonst sicher nicht so anvertraut hätte, sonst nichts. Sie hatte bei ihm Trost und Ablenkung gesucht. Nein, er hatte keinen Grund eifersüchtig zu sein, stattdessen war er wütend auf Itachi. Wie konnte er nur so mit ihr umspringen? Sie machte sich offensichtlich Sorgen um ihn und er ließ sie einfach so stehen, als wäre nichts gewesen.
 

Kisame lachte auf und grinste verwegen. Das passte zu Itachi. Er wettete im Inneren, dass der Schwarzhaarige nicht wusste, wie er reagieren sollte und dass er deshalb wieder seine kühle Maske aufgesetzt und sich zurückgezogen hatte. Er machte sich deshalb keinen Kopf, sondern begann als Erster wieder zu sprechen.
 

„Hey, wollt ihr hier fest wurzeln? Gehen wir in die Küche, Deidara hat vorhin gerade Tee gekocht und dort können wir wieder ein bisschen runterkommen, ne?“, sagte er versöhnlich und nickte mit dem Kopf über seine Schulter. Seika drehte sich wieder um und nickte zustimmend. Sie ging in Kisames Richtung, stoppte aber bei Tobi. Sie berührte ihn vorsichtig am Arm.
 

„Ist alles Ordnung?“, fragte sie ihn, ihre Stimme leise, aber voll von Besorgnis und Zwiegespaltenheit. Wenn sie sich nur etwas zusammengerissen hätten, dann wäre dieser Vorfall vorhin nicht passiert - doch dann hätte sie auch nicht erfahren, dass mit Itachi etwas Gravierendes nicht stimmte. Tobi drehte sich zu ihr und sie spürte, wie sein Auge sie ebenso sorgfältig fixierte.
 

„Das gibt sicher ein paar Druckstellen, aber das ist nicht schlimm, schon vergessen. Du, hm?“, fragte er im Gegenzug nur, um die Brünette nicht allzu sehr zu erschrecken, weil sein Hals doch ziemlich weh tat, doch Seika winkte wortlos ab. Sie nahm seine Hand in ihre und zog ihn mit sich mit zur Küche, in die die anderen schon vorgegangen waren. Konan war wieder wohin auch immer verschwunden.

Explanations and worries

Die Küche war warm und behaglich und es roch gut nach dem aufgebrühten Tee. Seika seufzte, als sie sich bei den Anderen am Küchentisch auf einem der Stühle niederließ, nachdem sie ihren schweren schwarzen Mantel mit den roten Wolken darauf abgelegt und ihn über die Stuhllehne gehängt hatte. Sie stützte sich mit den Ellenbogen auf der Tischplatte ab und massierte ihre Schläfen mit den Fingern. So turbulent hatte sie sich ihre Rückkehr von der Mission nicht vorgestellt. Deidara schob der abgespannten Brünetten eine Tasse mit dem dampfenden Getränk hin, was sie mit einem dankbaren Blick quittierte, und sah sie fragend an.
 

„Jetzt erzählt mal, warum ihr euch gerade so bepisst habt vor Lachen, yeah!“, wollte der Blonde endlich wissen. Er war nur zu neugierig, zu erfahren, was diesen Zornesausbruch von Itachi provoziert hatte. Mit einer Handbewegung gab die junge Frau Tobi das Wort, bevor sie nach ihrer Tasse griff und den heißen Dampf weg pustete, denn sie hatte gerade nicht wirklich Lust, alles zu erklären.
 

„Tja, da war dieser schwachköpfige Mann, der es wagte, uns eine falsche Information über eine bestimmte Sache zu geben, weswegen wir in der Pampa landeten. Dort gab es nicht mehr als ein paar Bruchbuden, kein fließendes Wasser, nichts zu essen - und vor allem nicht das Zielobjekt. Seika war so sauer, dass wir beschlossen hatten, ihn als Strafe für diese Verarschung zu Tode zu erschrecken, damit er sich ein für alle Mal merkte, dass man die Akatsuki nicht aufs Kreuz legt. Wir haben ihm also des Nachts in seinem Büro aufgelauert und ich habe ihm mit einem Genjutsu das sehen lassen, vor dem er sich am meisten fürchtete. Nun, unser kleiner Plan hat schließlich so gut funktioniert, dass der Kerl seine Blase nicht mehr kontrollieren konnte und sich tatsächlich in die Hosen gemacht hat!“, führte Tobi die Kurzzusammenfassung ihres Erlebnisses aus. Seine Mundwinkel zuckten leicht, obwohl sich sein Humor im Moment fast gänzlich in Luft aufgelöst hatte. Itachi hätte ihn deswegen vor ein paar Minuten beinahe erwürgt.
 

„Ha, na gut, das ist wirklich lächerlich, aber das ihr so hart lachen musstet? Ich dachte echt, ihr wärt nicht mehr ganz bei Sinnen! Das wäre weniger schön, yeah“, meinte Deidara, mit ein wenig kritischer Stimme.
 

„Das Bild war einfach urkomisch, Du musst Dir das mal vorstellen! Weißt du, was sein größter Albtraum war? Dass ihn der Geist seines Großvaters heimsuchen würde, den er vor Jahren um sein ganzes Vermögen und seinen Ruf geprellt hatte. Und es wurde nur noch schlimmer, als plötzlich seine Kameraden hereinkamen und ihn zu Tode blamierten, während er heulend wie ein Mädchen dastand und seine Blase auf den Fußboden entleerte! Hey, er war ein verdammter Shinobi!“, erzählte Tobi und musste sich nun doch ein Lachen verkneifen. Kisame gackerte sein typisches, dreckiges Lachen und haute mit seiner Faust auf den Tisch, sodass das Geschirr darauf hochsprang und nur so klirrte, jedoch ohne etwas vom Tee zu verschütten. Es begann eine kleine Diskussion über die Mission. Kisame beschwerte sich, dass er nicht mit dabei gewesen war und den ganzen Spaß verpasst hatte, weil es hier in der Basis niemanden zum herum witzeln gegeben hatte. Dies ging Deidara gegen den Strich und er stritt mit dem Haimann darüber, dass es nicht seine Schuld war, wenn Kisame sich die ganze Zeit mit Sake betrank und danach so was von unausstehlich war mit seinem perversen Humor, sodass er absolut keine Lust hatte, mit ihm rumzuhängen. Und dafür, dass Itachi sich auch nur in seinen Räumen aufgehalten hatte, konnte er auch nichts.
 

Keiner der Drei merkte, dass Seika ihnen irgendwann gar nicht mehr zuhörte. Sie hing ihren eigenen Gedanken über das kürzliche Geschehene nach und diese beschäftigten sie so sehr, dass sie alles andere um sie herum kaum mitbekam. Als ihr Arm fast vom Tisch rutschte und sie sich beinahe das Kinn anschlug, merkte sie, dass sie im sitzen einschlafen würde, wenn sie hier noch länger blieb und Löcher in die Luft starrte. Deshalb stand sie langsam auf, nachdem sie ihren Tee ausgetrunken hatte.
 

„Tut mir Leid, Jungs, aber ich gehe jetzt gleich schlafen. Die Rückreise war anstrengend und ich habe einiges an Chakra verbraucht. Gute Nacht, bis morgen“, sagte sie mit einem leichten Lächeln an die anderen Akatsuki, nahm ihren Mantel in ihre Arme und verließ dann, begleitet einem kollektiven 'Gute Nacht'-Ruf die Küche. Ach, wie sie sich jetzt auf eine heiße Dusche und ihr weiches warmes Bett freute!
 

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Seika stand am nächsten Morgen vor der Tür zu Itachis Räumen. Sie hatte Tobi nach dem Weg dorthin gefragt und er hatten ihn ihr ohne Fragen beschrieben. Auch wenn sie nichts dergleichen gesagt hatte, hatte Tobi wohl an der Art, wie sie gesprochen hatte erkannt, dass niemand – gemeint waren damit Deidara und Kisame, die daraus nur ein unnötiges Theater machen würden – unbedingt wissen musste, dass sie sich zu dem berüchtigten Uchiha aufmachte. Denn das was gestern geschehen war, ließ sie einfach nicht los und trieb sie schon so früh aus ihrem Zimmer.
 

Sie war am Tag davor fast wie tot ins Bett gefallen und hatte lange und erholsam geschlafen, weil ihre Mission und alles Andere sehr an ihren Kräften gezehrt hatten. Doch sofort nachdem sie wach geworden war, prangte nur ein Name in ihrem Gedächtnis: Itachi. Ihre Gedanken drehten sich im Kreise über das, was gestern geschehen war. Das was sie durch den kurzen Chakraaustausch gespürt hatte, war nichts, was auf die leichte Schulter genommen werden sollte. Und ihre Ausbildung als Medic-Nin gab ihr keine Ruhe. Sie musste sich sofort darum kümmern!
 

Die junge Frau hob ihre Hand, nahm sich zusammen und klopfte leicht, aber vernehmbar an die Tür.
 

„Itachi?“, fragte sie vorsichtig und bereitete sich schon darauf vor, angeschnauzt und weggeschickt zu werden. Nun, bei dem Uchiha konnte man es generell nie wissen, besonders nicht bei der schlechten Laune, die er gestern gezeigt hatte. Aber vielleicht hatte es auch nur an den Schmerzen gelegen, dass er so gereizt gewesen war und diese war nun wieder durch Seikas schnelle Hilfe wieder verschwunden…
 

„Komm herein.“, hörte sie seine tiefe, samtene Stimme. Seika schmunzelte tadelnd über ihre eigene Dummheit. Er hatte bestimmt ihr Chakra gespürt, während sie vor seiner Tür stand und sich unnötige Gedanken machte. Sie legte also ihre Hand auf den Türgriff und trat langsam ein. Sie war etwas überrascht von dem, was sie da sah. Nun, sie hatte immer von Itachis Räumen gesprochen. Jetzt war klar, warum die Pluralform gebraucht wurde. Wenn man Seikas Tür öffnete, betrat man das geräumige, aber einzige Zimmer, das Bad nicht mit gerechnet. Dort standen ihr Bett, ihr Schrank, ein Schreibtisch und ein paar schmale Regale, die ein Fenster normaler Größe umrahmten. Itachi jedoch besaß als Eingangsraum ein kleines Wohnzimmer mit einem großen Fenster, von dem aus man ein atemberaubendes Stück der hügeligen Landschaft sehen konnte. Es war ein ausgedehntes Zimmer mit einer kleinen Sitzgruppe aus schwarzem Leder, einem großen Arbeitstisch aus dunklem Holz, der vor einer Wand aus gut bestückten, gleichfarbigen Regalen stand, die viele Schriftrollen und Bücher enthielten. Ein lodernder Kamin, der etwas größer war, als der in Seikas Zimmer, verbreitete eine behagliche Wärme. Der Boden hier war schwarz gefliest, doch die Sitzgruppe und der Tisch standen auf weißen Teppichen. Rechts gab es einen Durchgang zu einem weiteren Zimmer, wohl Itachis Schlafzimmer, und dort stand er auch. Er trug eine locker sitzende schwarze Hose und ein ebenfalls weites schwarzes, langärmliges Shirt. Seine Haare hingen ihm ungebunden ins Gesicht und gaben ihm wieder dieses unwiderstehliche Aussehen von damals…
 

„Nun?“, fragte er, weil er gesehen hatte, wie Seika zuerst erstaunt das Zimmer und dann ihn gemustert hatte. Sie trug, ebenfalls in schwarz, eine knielange, weite Caprihose und ein Tanktop, darüber jedoch eine leichte Strickjacke. Nein, sie versteckte sich nun nicht mehr unter schlabberigen Sachen, denn alles was sie trug, schmeichelte ihrer Figur umso mehr. Warum auch nicht? Es gab keinen Grund mehr, sich weiter zu zieren. Auch ihre Haare waren offen und fielen ihr in leichten Wellen auf die Schultern. Ihr Gesicht und ihre Augen waren jedoch schön wie eh und je. Diese Musterung seinerseits entging auch ihr nicht. An der Ausstattung des Raumes merkte Seika sofort, dass Itachi als sehr hoch gestelltes Mitglied der Akatsuki angesehen wurde.
 

„Ich wollte nur… Wie geht es Dir heute?“, fragte sie leise und leicht stockend. Sie fühlte sich auf einmal etwas unwohl und betreten, das merkte Itachi sofort, ohne es zu zeigen. So hatten sie noch nie miteinander gesprochen, so persönlich. Es war das Gleiche wie gestern, nur genau das Gegenteil der Gefühle. Gestern hatten sie einander zornig angefunkelt, diesmal war es Fürsorge, die sie ihm entgegen brachte. Fürsorge? Noch niemand hatte sich ihm gegenüber so verhalten.
 

„Gut“, sagte er einfach. Doch sie wusste nicht, 'wie' gut es ihm ging. Er hatte seit gefühlten Ewigkeiten nicht so gut geschlafen wie letzte Nacht, ohne etliche Male durch die stechenden Schmerzen hinter seinen Augen aufgeweckt zu werden und die halbe Nacht wach zu liegen. Auch Seika sah ihm mit geübtem Auge deutlich an, dass es ihm wohl besser ging. Er war recht guter Laune für seine Verhältnisse und er war nicht so blass wie er es manchmal am Morgen war, wenn sie ihm beim Frühstück sah.
 

„Kann ich… nach Deinen Augen sehen? Ich habe gestern etwas gespürt, konnte aber nicht genauer-“, fing sie direkt und auch ein wenig aufgeregt zu reden an, doch das Wort wurde ihr abgeschnitten.
 

„Nein, nicht nötig. Es geht mir gut“, unterbrach Itachi sie und wirkte dabei unnachgiebig. Seika war darüber so verwirrt, dass sie ihn mit leicht geweiteten Augen ansah. Sie war ein Medic-Nin und sie war sich mittlerweile ziemlich sicher, dass ein Grund ihrer Aufnahme zu Akatsuki etwas damit zu tun haben musste, dass sie sich um Itachis Augen kümmern sollte. Doch er schob sie einfach ab.
 

„Itachi, ich habe gestern nur die Schmerzen-“, versuchte sie es ein zweites Mal, denn sie wollte den Schwarzhaarigen davon überzeugen, dass sie ihn noch einmal behandeln musste, doch auch diesmal kam sie nicht weit.
 

„Und das hat auch ausgereicht. Du kannst ruhig wieder gehen“, sagte er, nachdem er ihren Satz erneut abgewürgt hatte, zwar nicht unfreundlich, aber es war deutlich, dass er keine Behandlung von ihr über sich ergehen lassen würde. Von diesen Worten war Seika jedoch wie vor den Kopf geschlagen. War er eigentlich so dumm? Glaubte er wirklich, dass ihre Schmerzlinderung ewig anhalten würde? Sie hatte den Chakrastau nicht aufheben, sondern nur für kurze Zeit auflösen können, indem sie das Chakra an der blockierenden Stelle neutralisiert hatte, doch das würde ihm in nicht allzu langer Zeit wieder Beschwerden bereiten. Es verletzte sie wirklich, dass er so stur war und ihr nicht mal ein kleines bisschen Vertrauen schenkte. Doch warum sollte sie sich abmühen und versuchen, es ihm zu sagen, wenn er sich auf Durchzug stellte? Er sollte bloß nicht zu ihr kommen, wenn das Problem wieder auftrat. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, nur mit einem bösen Blick, drehte sie ihm abweisend ihren Rücken zu und verließ seine Räume wieder. Schnurstracks ging sie wieder den Korridor zurück, innerlich kochend.

Emergency

Als sich alle – diesmal auch Pain und Konan, was eine echte Rarität war – an diesem Abend und auch am nächsten Abend zum Essen im Speisesaal trafen, merkte jeder, dass es diesmal Seika war, die Itachi die ganze Zeit über ignorierte, was die Anderen schon ein wenig verwirrte. Doch entweder schien der Schwarzhaarige dies nicht zu bemerken, oder er ignorierte es seinerseits ebenfalls oder aber er nahm es einfach so hin. Jedoch sagte keiner ein Wort dazu, weil niemand wusste, was man davon halten sollte – und weil es natürlich auch nichts gebracht hätte.
 

Seika hatte jedenfalls die letzten beiden Tage für sich selbst übermäßig trainiert, unter den abschätzenden Blicken von Pain. Jeder der Akatsukimitglieder wusste, dass ihr Anführer das normalerweise nicht tat, doch was ihn dazu verleitet hatte, konnten sie sich nicht zusammenreimen. Immer wenn auch Kisame, Deidara oder Tobi hinzugekommen waren, hatten sie den verbissenen Gesichtsausdruck der brünetten Kunoichi gesehen, während sie Jutsus heraufbeschwor oder Schlag- und Trittkombinationen ausführte, jedoch keinen Trainingspartner haben wollte. Sie schien wütend zu sein. Doch nur Tobi konnte sich den wahren Grund dafür zusammenreimen.
 

Nach dem Abendessen war Seika wieder die Erste, die den Saal verließ. Sie war geschafft, doch auf eine genugtuende Weise. Das Training hatte die ganze Anspannung und den ganzen Ärger, der sich in ihr gesammelt hatte, heraus gespült. In ihrem Zimmer angekommen entledigte sie sich ihrer Kleidung und stellte sich unter die heiße Dusche, um die Anstrengungen des Tages von ihr abzuwaschen. Das warme Wasser war eine Wohltat für ihre beanspruchten Muskeln. Zufrieden dachte sie an die letzten Tage zurück, während sie sich wusch. Das Hauptquartier der Akatsuki war ein wahrer Fundus von den verschiedensten Jutsus. Seika war sich fast sicher, dass keine der großen verborgenen Städte der mächtigsten Länder so eine umfassende Bibliothek von Techniken besaß. Selbst die Abteilung mit verbotenen Jutsus war riesig groß. Die junge Frau hatte kaum geglaubt, dass es überhaupt so viele davon gab. Weil die Bücher und Schriften in diesem Archiv so gut geordnet waren, hatte sie schnell ein paar interessante Techniken gefunden, die zu ihrem Kampftyp und Element passten. Diese wollte sie natürlich ganz schnell ausprobieren und sie sich gut aneignen. Deshalb hatte sie so fleißig trainiert.
 

Nun ja, eine leichte Ausrede war das schon, obwohl sie es nicht zugeben wollte. Seika hatte ihren Kopf dringend leeren und sich ablenken müssen, da sie sonst sicherlich unausstehlich geworden wäre und dies den Anderen rücksichtsvoller Weise nicht zumuten wollte. Sie hatte sich nicht getraut, mit Tobi darüber zu reden, obwohl er ihr bestimmt zugehört hätte. Eigentlich wollte sie darüber weder reden, noch daran denken. Deshalb das Training. Dass Pain sie dabei die ganze Zeit beobachtet hatte, hatte es einerseits schlimmer, andererseits besser gemacht. Dauernd hatte sie sich gefragt, warum er sie die ganze Zeit anstarrte, doch um ihm zu zeigen, was sie wirklich konnte und wo ihre noch unausgeschöpften Fähigkeiten lagen, hatte sie sich umso mehr angestrengt. Der Blick, mit dem Pain sie beim Essen bedacht hatte, hatte die junge Frau zufrieden gestimmt. Ihm hatte wohl gefallen, was er gesehen hatte. Doch nachdem ihr Anführer Itachi angesehen hatte und dann wieder mit seinen Rin’negan Augen zu ihr gewechselt hatte, war es dann nicht mehr so angenehm gewesen. Konan musste ihm die Szene geschildert haben, die sich nach der Rückkehr von ihrer Mission abgespielt hatte…
 

Seika trat, diese Gedanken beiseite schiebend, aus der Dusche heraus und griff nach den bereitgelegten Handtüchern, um sich darin einzuwickeln und ihre Haare damit zu trocknen. Die Dusche hatte wirklich gut getan! Sie hatte den ganzen Tag über trotz ausgiebigem Training nur wenig Chakra verbraucht und war eigentlich topfit, trotzdem schlich sich eine leichte, aber angenehme Müdigkeit durch ihren Körper. Nachdem sie sich vollkommen trocken gerubbelt hatte, schlüpfte sie in frische Unterwäsche und zog das wunderschöne schwarze Negligé an, von dem sie nicht wusste, woher es kam, doch der seidige Stoff fühlte sich sehr angenehm auf ihrer Haut an. Es war bei den Sachen dabei gewesen, die Konan ihr gegeben hatte, nachdem sie beigetreten war. Seika verließ das Bad, die Haare noch etwas feucht, und machte es sich sofort auf ihrem Bett bequem. Sie nahm ein Buch über einige Heiltechniken zur Hand, das auf dem Nachttisch lag, und blätterte dort hin, wo sie gestern Abend aufgehört hatte zu lesen.
 

Es tat auch gut, einfach mal nichts zu tun und nur faul herum zu sitzen, so dachte Seika bei sich. Ein Glas Wein und alles wäre perfekt. Bei dem Gedanken kicherte die junge Frau. Nein, sie würde sich nicht besaufen, wie Kisame es häufig tat, wenn keiner Lust hatte, mit ihm 'herum zuhängen', als ob er sich nicht anders beschäftigen könnte. Trotzdem, es war schön, einmal etwas Zeit alleine zu verbringen. Und deshalb war sie auch schnell in dem sachlichen, aber interessanten Text versunken, der über einige Forschungsergebnisse über eine sehr seltene Krankheit berichtete. Für solche schwierigen Fälle hatte Seika wirklich etwas übrig. Sie liebte den Reiz des Unbekannten und das Adrenalin der Herausforderung, wenn sie sich mit einem komplizierten Fall auseinandersetzen musste. Deswegen war so eine Literatur für die Brünette wirklich sehr informativ, denn sie wollte sich immer noch mehr Wissen anschaffen, was die Heilung mit Chakra anging. Denn auch wenn dies eine sehr effektive Methode war, Wunden und Krankheiten zu behandeln, es gab immer noch nicht für alles eine Behandlungsmöglichkeit. So viele Gebiete waren noch unerforscht, so viele Fragen noch unerklärt… Und obwohl Seika eine Kunoichi war, die eine Ausbildung erhalten hatte, die sie lehrte zu töten, vereinte sie in sich gleichzeitig den Willen, Leben zu retten und den Tod zu besiegen.
 

Doch als ob es ihr nicht gegönnt wurde, sich etwas zu entspannen, klopfte es ein paar Minuten später an ihre Tür. Seika seufzte. Nun, dann würde sie eben Gesellschaft bekommen, das war auch nicht schlecht.
 

„Ja?“, fragte sie erwartungsvoll und legte ihr Buch wieder zur Seite. Wer war es diesmal? Suchte Deidara jemanden, um sich die Zeit zu vertreiben, oder war es doch Kisame, der mit ihr wieder einmal seine anzüglichen Späße treiben wollte? Oder war es gar Tobi, der mit ihr einfach über den Tag reden wollte? Die junge Frau musste leicht lächeln, denn eigentlich war ihr die Anwesenheit von jedem recht.
 

„Hey Seika, ich bin's. 'Tschuldigung, dass ich Dich stören muss, aber… Itachi ist zusammen gebrochen, yeah. Wir brauchen Deine-“, ertönte eine ihr bekannte Stimme, doch bevor sie den Ton einer Person zuordnete, setzte etwas anderes in ihr ein, was alle anderen Gedanken verdrängte.
 

„Oh nein, auf keinen Fall! Lass mich in Ruhe damit! Ich will nichts von ihm hören!“, rief Seika erzürnt und setzte sich auf, ihre Hände zu Fäusten geballt. Von einer Sekunde auf die andere waren in ihr die Wut und die Enttäuschung in aller Heftigkeit wieder da, nachdem sie sie so mühsam verdrängt hatte. Die junge Frau dachte, sie hätte sich beruhigt, doch die Erwähnung des Namens des schwarzhaarigen Uchihas brachte das alles wieder zurück. Oh, er hatte also einen Rückfall erlitten? Und einen Schlimmen noch dazu? Gut, das war seine eigene Schuld. Seika wollte nichts damit zu tun haben. Er wollte ihre Hilfe nicht, also gab es da auch nichts zu diskutieren. Plötzlich ging ihre Tür auf, obwohl sie Deidara, der die Nachricht überbracht hatte, nicht hereingebeten hatte.
 

„Seika, hey, hör mir bitte zu! Du wurdest von-“ Erneut wurde der Blonde mitten in seinem energischen Satz abgebrochen, diesmal, weil ein Kunai, welches Seika immer unter ihrem Kopfkissen hatte, nur Millimeter von seinem Ohr entfernt vorbei zischte und in der Wand hinter ihm einschlug. Mit aufgerissenen Augen blickte er die junge Frau an, die ihn nun wutentbrannt ansah, den Arm noch vom Wurf ausgestreckt.
 

„Ich sagte 'Nein'! Und jetzt los, verschwinde!“, sagte sie nun, ihre Stimme gefährlich erhoben. Deidara blieb nichts anderes übrig, denn er hing an seinem Leben. Er wollte nicht wissen, wozu die Brünette in diesem Zustand fähig war. Deshalb knallte er schnell die Tür wieder zu und rannte mit geducktem Kopf davon. Seika atmete tief und kontrolliert aus. Sie wollte nicht so ausrasten, denn Deidara konnte für das, was geschehen war, nichts dafür, doch sie hatte sich nicht beherrschen können. Itachi! Wenn sie den Namen dieses arroganten, kalten, brutalen Bastards schon hörte! Sie legte sich mit verschränkten Armen wieder zurück und starrte auf die Zimmerdecke, bis sich ihr Atem wieder beruhigte. Sie seufzte hörbar. Warum konnte man sie nicht einfach in Ruhe lassen?
 

Der Gedanke, nun weiter zu lesen, war jedenfalls zunichte gemacht. Doch verdammt, warum konnte Seika die ganze Sache nicht einfach vergessen? Warum beschäftigte es sie so sehr? Warum konnte sie nicht so gleichgültig sein, wie andere und sich nichts dabei denken? Aber es verschonte sie nicht, schon wieder schwirrte ihr Itachi im Kopf herum, obwohl sie mit diesem Mann doch nichts verband! Er hatte sie damals grundlos gefoltert und er hatte sie verletzt mit seiner abweisenden, undurchschaubaren Art, sodass es ihr jetzt noch wehtat, wenn sie an diese speziellen Momente zurückdachte. Doch er ließ sich auf ihren Gedanken nicht vertreiben, auch wenn sie sich einredete, dass sie nichts mit ihm zu tun haben wollte. Trotzig verschränkte Seika die Arme vor ihrer Brust und starrte wütend auf das Fußende ihres Bettes, als ob dies irgendetwas besser machen würde. Letztendlich konnte sie jedoch nur den Kopf über sich selber schütteln, denn je länger sie sich nun aufregte, desto schlimmer würde es noch werden…
 

Es dauerte nicht lange, da flog ihre Zimmertür erneut auf und knallte diesmal lautstark in die Wand. Seika schoss in eine aufrechte Position und schreckte zurück. Im Türrahmen stand Pain. In seinen Zügen lag tiefer Groll, sein Rin’negan glimmte gefährlich. Er sprach kein einziges Wort, seine Mimik sagte jedoch alles. Mit ein paar Schritten war er bei ihr und griff fest nach Seikas Oberarm. Die junge Frau konnte einen leisen Schrei nicht verhindern, doch sie hatte keine Chance sich zu wehren, sie versuchte es nicht einmal. Hatte ihr Anführer etwa Deidara geschickt, um sie zu holen? Verdammt, kein Wunder, dass er nun wütend auf sie war. Sie hatte einen direkten Befehl missachtet und so etwas duldete Pain nicht. Er zog sie mit sich mit und sie stolperte unsicher hinter ihm her. Seika erkannte den Weg schnell. Ihre Augen weiteten sich. Nein, sie wollte nicht zu Itachi!
 

Vor besagtem Zimmer waren alle anderen Akatsuki versammelt. Kisame und Deidara sahen besorgt drein, Tobis Hände zuckten nervös herum. Konan stand mit blanker Miene daneben. Mit einem Ruck, sodass Seika vor Schmerz aufkeuchte, stieß Pain die Brünette in das Zimmer hinein, das sie vor zwei Tagen das erst Mal betreten hatte.
 

„Sieh nach ihm, sofort“, sagte Pain und seine Worte waren so scharf, dass Seika nichts anderes tat, als sofort zu gehorchen. Sie machte ein paar weitere Schritte und überlegte dabei fieberhaft, wie sie sich dieser Situation noch entziehen konnte. Dass alle Anderen hier zugegen waren, machte die ganze Sache nicht einfacher… Doch es lag nicht an Pains bedrohlicher Anweisung, dass sie nur ein paar Sekunden später sogleich handelte. Sie erblickte Itachi in seinem Schlafzimmer. Er lag auf dem großen Bett auf den schwarzen, schimmernden Laken und wandte sich in krampfartigen Zuckungen hin und her. Das war nicht gut, schoss es Seika durch den Kopf und sie eilte rasch zu dem Uchiha, denn ihr medizinischer Verstand und die damit verbundene Sorge klinkten sich beinahe automatisch in ihr Handeln ein. Sie musste nun sehr schnell vorgehen. Sich auf die Matratze kniend, fasste sie mit einer Hand nach seiner Stirn und mit der anderen seine Schulter, um ihn in die Kissen zu drücken und auf diese Weise ruhig zu halten. Die Menge an gestautem Chakra, die sie in seinem Kopf fühlte, erschrak sie sehr. Er könnte bereits schwere Schäden erlitten haben. Sofort pumpte sie ihr heilendes Chakra in ihn, wobei ihre Hände bläulich zu leuchten begannen. Sie entfernte sein Hitai-ate und hatte nun direkten Kontakt zu seiner Haut, die sie tastend abfuhr. Seika biss sich konzentriert auf ihre Unterlippe, während sie tat, was sie konnte.
 

Alle sahen Seika bei dem zu, was sie tat. Deidaras Wangen wurden leicht rot, das sah Tobi ganz genau, dem unter der Maske auch warm wurde. Kisame grinste breit. Das seidene Nachthemd, das sie trug, war alleine schon sehr freizügig, doch wie sie da auf dem Bett kniete und sich leicht über Itachi beugte, bescherte das den Zuschauern einen hübschen Blick auf ihren wohlgeformten Hintern, der nun von dem Stoff nur noch halb bedeckt wurde. Doch die Blicke der anderen wurden abgelenkt, als Itachis Körper sich plötzlich entspannte und schlapp und ruhig auf die Bettdecke fiel. Seika setzte sich wieder aufrecht hin, wischte sich über ihre Stirn und blickte einige Momente später über ihre Schulter.
 

„Er ist bewusstlos. Ich kann zwar jetzt noch nichts Genaues über seinen Zustand sagen, aber der dauerhafte Gebrauch des Sharingans hat wohl seine Chakrabahnen stark geschädigt. Das war wohl die Ursache für seinen Zusammenbruch“, sagte sie, ihr Blick abwesend, die Stimme ebenso. Pain nickte.
 

„Kannst Du Dich darum kümmern?“, fragte er unumwunden. Seikas Mundwinkel kräuselten sich leicht. Es war genau so, wie sie gedacht hatte.
 

„Durch meine Arbeitszeit im Hospital von Konohagakure habe ich viel über das Sharingan gelernt. Trotzdem wird es nicht einfach, die Schäden zu heilen. Vor allem wird es einige Zeit beanspruchen. Nichtsdestotrotz… Ich glaube, ich kann es schaffen, Pain-sama“, antwortete die Brünette. Jeder hörte den unerwartet sanften Ton in ihrer Stimme.
 

„Gut, so sei es. Ich übertrage Dir also die Verantwortung für Itachi“, gab Pain nickend zurück. Kisame und Deidara starrten ihn verwirrt an. Ihr Anführer klang so, als ob er das schon lange Zeit geplant und auch nichts anderes erwartet hatte. Jede Heilung war in ihrer Weise kompliziert, doch Augen waren die komplexesten und empfindlichsten Sinnesorgane des Menschen. Vor allem Itachi hing davon sehr ab, weil seine Techniken und seine Schnelligkeit und Gewandtheit auf ihnen und dem Sharingan basierten. So eine Behandlung war also nicht ohne Risiken und auch nicht jeder Medic-Nin hatte die nötigen Fähigkeiten und Kenntnisse, um so etwas gefahrlos zu vollbringen. Pain setzte also großes Vertrauen in die junge Frau, weil er ihr die Behandlung von Itachi, der einer der wichtigsten Mitglieder von Akatsuki war, so schnell erlaubte. Und Seika schien plötzlich voller Tatendrang.
 

„Gibt es hier auch ein Labor? Ich brauche einige spezielle Mittel für die Behandlung“, wollte sie anschließend von ihrem Anführer wissen.
 

„Alles zu Deiner Verfügung. Das Labor und Vorratskammern mit sämtlichen Ingredienzien sind im Keller vorhanden. Solltest Du sonst noch etwas brauchen, kann es Dir unverzüglich besorgt werden.“, war die schnelle Antwort. Seika nickte zufrieden und ihr Blick wanderte zurück auf Itachi. Man sah ihm die Erschöpfung an. Er war regelrecht bleich, doch auf seinen Wangen waren alarmierende rote Flecken. Hatte er Fieber? Ein kurzes Fühlen mit ihrer Hand bestätigte ihr, dass sie richtig lag.
 

„Tobi, besorgst Du mir bitte eine Schüssel mit Eiswasser? Ich bin gleich wieder da!“, sagte sie, krabbelte vom Bett und sauste rasch aus dem Zimmer heraus, während sie bereits in ihrem Kopf die Liste für die benötigten Pflanzen und Mittel durch ging. Die Anderen konnten ihr nur verblüfft nachsehen. Pain und Konan verschwanden kurz danach, die restlichen Akatsuki hatten jedoch beschlossen, da zu bleiben und abzuwarten. Etwa eine Viertelstunde später kam Seika wieder im Laufschritt zurück. Sie hatte sich umgezogen und trug einen dunkelgrünen Yukata mit gleichfarbigem Gürtel, unter dem sie enge, kurze Hosen trug. In ihren Armen trug sie einen Korb mit den verschiedensten Dingen.
 

„Deidara, machst Du bitte Feuer im Kamin? Der Raum ist ja ganz ausgekühlt!“, sagte sie im Vorbeigehen. Sie ging wieder in Itachis Schlafzimmer und lud den Korb auf einem kleinen Beistelltischchen ab. Kisame schmunzelte amüsiert. Würde Itachi jetzt aufwachen und sie alle hier sehen, wie sie ohne Erlaubnis in seinem Zimmer standen, dann wären sie innerhalb von Sekunden tot – oder jedenfalls so ähnlich.
 

„Irgendwie gruselt mich das hier“, sagte der Haimann schließlich. Seika sah kurz verwirrt zu ihm herüber, während sie ein kleines Handtuch in das kalte Wasser, das Tobi ihr gebracht hatte, hinein tauchte.
 

„Warum denn?“, fragte sie nach und wandte sich wieder Itachi zu, dem sie das ausgewrungene Handtuch vorsichtig auf die Stirn legte.
 

„Na, ich hab Itachi noch nie so regungslos und schlapp daliegen sehen. Ich hab ihn vorhin auch her getragen, weil er noch im Speisesaal zusammengebrochen ist. Mir ist es ehrlich doch lieber, wenn er mich böse anschaut, als das da“, antwortete Kisame und deutete auf den blassen Uchiha. Seika lachte leise auf.
 

„Wart’s nur ab, wenn er wieder auf den Beinen ist, würdest Du es Dir andersherum wünschen“, gab die junge Frau zurück. Sie setzte sich wieder neben Itachi auf das Bett und legte ihre Fingerkuppen sanft an seine Schläfen. Dann fühlte sie zum ersten Mal tief in seinen Kopf hinein, um die genaue Quelle des Schmerzes zu finden. Was sie entdeckte, ließ sie wiederum erbleichen. Was sie ausfindig machte, ließ sie sich fragen, wie der Uchiha eigentlich jeden Tag gelebt hatte. Nerven und Chakrabahnen waren sehr mitgenommen und teilweise bereits zerstört, so war es kein Wunder, dass sich das Chakra dort gestaut hatte. Doch das gravierendste, das waren seine Augen. Wenn er noch 50 Prozent hatte sehen können, dann hatte er großes Glück gehabt. Sie hatte nicht gedacht, dass der Gebrauch des Sharingans den Sehorganen so sehr zusetzte. Bei Kakashi war dies so verschwindend gering gewesen. Warum war es dann bei Itachi so schlimm? Vielleicht, weil er das 'echte' Mangekyou Sharingan besaß? Das war nun aber nebensächlich. Seika setzte ihre Hände ab und sah zu den anderen Männern hinüber.
 

„Danke Jungs, danke für eure Hilfe, aber ich brauche jetzt Ruhe“, sagte sie mit einem dankbaren Lächeln. Tobi machte eine verwirrte Geste.
 

„Aber Seika, es ist bereits spät abends!“, rief er irritiert aus. Die Brünette konnte darüber nur etwas breiter, aber auch etwas wehmütiger lächeln.
 

„Das mag sein, Tobi, doch ich kann nicht länger warten. Die Schäden an Itachis Augen sind schon zu groß, als dass ich noch bis morgen ausharren könnte. Vielleicht ist es bis dahin für 'ihn' zu spät…“, erklärte sie mit leicht besorgter Stimme und blickte wieder zurück auf den bewusstlosen Uchiha. Die anderen wussten, dass sie jetzt gehen mussten, als sie den traurigen Blick der jungen Frau sahen. Sie wussten nun von Tobi, was vor zwei Tagen geschehen war, denn er hatte es ihnen erzählt, weil sie danach gefragt hatten, während Seika fort gewesen war, um ins Labor zu gehen. Nun wusste auch Deidara, warum die Brünette so ausgerastet war, als er sie hatte holen wollen…
 

Also ließen die drei Männer die junge Frau und den Uchiha alleine. Es lag nun in Seikas heilenden Händen und ihrem medizinischen Wissen, ob Itachi wieder gesund werden würde, oder nicht…

After-effects

Es vergingen viele Tage der Ungewissheit. Tage, in denen die gesamte Organisation beinahe still stand, so sehr wie noch nie zuvor. Eine gewisse Spannung und Nervosität lag in der Luft, die jede Person in der Basis mit ihrem starken Bann zu erfassen schien. Außerdem war es ungewöhnlich ruhig. Würde man einem Außenstehenden erzählen, was sich zurzeit bei den Akatsuki tat, würde derjenige, der auch nur etwas Ahnung von der Organisation hatte, es nie glauben. Denn ein klammheimlicher, nicht explizit beabsichtigter Wandel vollzog sich, der selbst von den einzelnen Mitgliedern nur mehr oder weniger erfasst wurde, oder auch nicht. Doch trotz der Ruhe liefen die Gedanken auf Hochtouren, sodass man diese beinahe erfassen konnte. Die letzten Geschehnisse hatte eine fast vergessene Sache, eine hoffnungslose Mission, wieder zu Tage gefördert. Und so wurden Pläne geschmiedet, von denen niemand anderes als Pain wusste…
 

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Es war für ihn ein seltsames Gefühl, als er langsam aufwachte, als hätte er einen langen Schlaf hinter sich gehabt, traumlos und erholend, sehr erholend. So hatte er sich noch nie gefühlt. Er regte sich leicht in seinem Bett. Er war so entspannt und ausgeruht, wie schon lange nicht mehr. Es war angenehm warm um ihn herum und es roch gut. Als er seine Lider bedächtig öffnete, dauerte es einige Zeit, bis er seinen Blick fokussieren und klar sehen konnte, denn seine Reflexe waren irgendwie träge. Viele Eindrücke wirkten auf ihn ein. Warmer Sonnenschein drang in sein Schlafzimmer und tauchte es in helles Licht. Dem Stand der Sonne nach zu urteilen, musste es bereits Nachmittag sein, denn sein Fenster zeigte in Richtung Westen und trotzdem schienen die Strahlen geradewegs hinein. Als er die Augen nach einigen Sekunden ganz aufgeschlagen hatte, war da die Zimmerdecke, die er immer als Erstes sah, wenn er morgens aufwachte. Doch etwas an ihr war plötzlich anders. Der Stein war so fein strukturiert wie noch nie, die unregelmäßigen Unebenheiten auf seiner Oberfläche verursachten ein diverses Schattenspiel auf dem in verschiedenen Grautönen gehaltenen Gemäuer. Manchmal wurde der Stein von kleinen Rissen durchzogen und es fanden sich auch funkelnde, das Licht reflektierende Einschlüsse darin. Plötzlich zuckte Itachi zurück, sodass sein Kopf tiefer in das weiche Kissen gedrückt wurde.
 

„Endlich bist du wach“, sagte auf einmal jemand. Eine sanfte, dunkle Stimme, die das Zimmer durch ihre Wärme noch behaglicher machte. Der Schwarzhaarige richtete sich langsam auf und wandte seinen Kopf zu der Quelle der Stimme. Sie stand am Fenster, ihr Kopf war leicht schief gelegt und sie blickte in seine Richtung. Sie sah etwas abgespannt und erschöpft aus, doch die Sonne schien durch sie hindurch zu scheinen, weil sie trotz der Müdigkeit in ihren Zügen so wunderschön aussah. Auf ihren sinnlichen Lippen war ein zartes Lächeln. Sie bewegte sich auf ihn zu. Sie trug ein langes schwarzes Kleid, doch es war schlicht und stellte sich beim Näher kommen als seidenes Negligé heraus. Doch als er in ihr fein geformtes Gesicht sah, dass von ihren hellbraunen glänzenden Haaren eingerahmt wurde, wurde er von ihren Augen gefesselt. Er hatte angenommen, sie wären golden mit grünen Sprenkeln, doch sie waren mehr als das. Das Gold hatte etliche Schattierungen von hellem bis dunklem Gold, von grobkörniger bis ganz feiner Struktur. Die grünen Punkte, die viel leuchtender waren, als er in Erinnerung hatte, waren umrandet von kupferfarbenen Linien, ebenso ihre Pupille. Es schien, als wäre permanent Bewegung in ihren Augen. Sie wurden von einem Moment auf den anderen dunkler, aber auch wieder heller, als wäre das Gold wirklich flüssig. Es dauerte eine Weile, bis er sich von diesen Gedanken langsam, aber schwerfällig wegreißen konnte. Was machte Seika hier in seinen Räumen und das auch noch in diesem Nachthemd?
 

Doch er hatte keine Zeit, eine entsprechende Frage zu stellen, denn die Tür zu seinem Schlafzimmer öffnete sich in diesem Moment. Er sah Pain dort stehen, das silberne Rin’negan mit der mehrfachen Iris perfekt in einzelne Linien getrennt. Neben ihm war Konan und ihre Haut war blass und dünn wie Pergament, als ob sie sich gleich wie Papier von ihr abschälen würde. Seitlich sah Tobi herein, unter dessen Maske man sein einziges schwarzes Auge sehen konnte. Auch Deidara schaute neugierig zwischen Konan und Pain hindurch. Sein langes blondes Haar ließ ihn irgendwie doch nicht so weibisch aussehen, wie gedacht. Und alle überragend und deshalb ganz hinten stehend war Kisame, der Haimann, sein langjähriger Partner.
 

„So viele Fältchen, Kisame… Du wirst alt“, sagte Itachi trocken und er erntete dafür ein heiteres, überraschtes Lachen von allen, denn dass Itachi scherzte, war eine Seltenheit. Nun ja, Pain schmunzelte nur und Konan zeigte keine Regung, wie immer. Doch Tobi sprang hervor und war zeitgleich mit Kisame an Itachis Bett, dicht gefolgt von Deidara. Doch es war Pain, der das erste Wort hatte.
 

„Wie geht es Dir?“, fragte er. Bei den Worten reagierte etwas in Itachis Kopf, wie eine Erinnerung, doch er wusste nicht gleich, was es war. Er blickte noch für einen Moment um sich herum und nahm alles so scharf und in solch vielen exakten Details wahr, dass ihm fast schwindelig dabei wurde. Verdammt, was war passiert? Er konnte plötzlich so gut sehen, wie noch nie zuvor.
 

„Gut“, gab er als Antwort und wieder wollte eine Erinnerung hervor kommen, doch sie schaffte es nicht ganz bis in sein Bewusstsein. Hatte so ein Wortwechsel nicht schon einmal stattgefunden?
 

„Sehr schön, Seika hat hervorragende Arbeit geleistet“, fuhr Pain fort, während er Itachi beobachte, der seinen verblüfften Gesichtsausdruck nicht ganz verbergen konnte und danach seinen Kopf umwandte, um jemand anderem zuzunicken. Der Schwarzhaarige blickte alles und jeden so scharf an, dass dies nur bedeuten konnte, dass seine Augen wieder voll wiederhergestellt waren. Der Uchiha kam zu nichts mehr, als über Pains Worte seine Stirn zu runzeln, da platzte es aus Tobi regelrecht heraus, weil er einfach nicht mehr still halten konnte.
 

„Wir haben schon befürchtet, Du stehst nie wieder auf, Du warst immerhin ganze vier Tage bewusstlos! Aber stand auch schlimm um Dich, hat Seika gesagt! Weil Du immer wieder Anfälle hattest, hat sie in Deinem Wohnzimmer auf dem Sofa geschlafen, um Dir sofort zu helfen, wenn es wieder unerträglich für Dich wurde! Sie war großartig, weißt Du? Ihr medizinisches Können ist einmalig und-“, plapperte er darauf los und gestikulierte gleichzeitig wie wild mit seinen Händen.
 

„Wo ist sie eigentlich hin?“, unterbrach Kisame den Redefluss von Tobi, der darauf hin verwirrt über seine Schulter sah, weil die Kunoichi auf einmal verschwunden war. Deidara deutete mit seiner Hand zur Tür.
 

„Sie ist gerade raus gegangen. Will sich wohl etwas ausruhen, yeah“, sagte er. Er hatte die Erleichterung auf Seikas Gesicht gesehen, neben der tiefen Erschöpfung. Sie hatte die Anderen kaum ins Zimmer gelassen, um in Ruhe Itachi heilen zu können, was wohl sehr viel Arbeit, Geduld und Kraft beansprucht hatte. Sie hatte jedenfalls vier Tage lang ohne große Pausen gearbeitet. Wie sie sich um den Uchiha gekümmert hatte, das kam purer Hingabe gleich. Kannte sie ihn denn noch nicht? Dachte sie, er würde sich dankbar zeigen? Er hatte ihr die kalte Schulter gezeigt in den letzten Wochen. Gut, sie hatte ihn wegen Pains Befehl heilen müssen, doch sie hätte nicht Tag und Nacht bei ihm bleiben müssen. Aber sie hatte es trotzdem getan.
 

Itachis Augen wanderten zur Tür. Seika war… Tag und Nacht hier gewesen? Sie hatte ihn geheilt, seine Augen geheilt, sodass er alles in einer nie da gewesenen Schärfe sehen konnte und sich auch so gut fühlte, wie lange nicht mehr, ohne Kopfschmerzen, ohne Verspannungen. Warum war sie plötzlich verschwunden? Die Anderen redeten weiter auf ihn ein, doch der Schwarzhaarige hörte kaum etwas von dem, was sie sagten.
 

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Der nächste Tag begann so wie immer. Deidara, Kisame und Tobi hatten sich zum Frühstück in der Küche versammelt. Pain und Konan waren nie dabei und obwohl Itachi wieder voll genesen war, leistete er ihnen nicht Gesellschaft. Seika stieß normalerweise immer erst etwas später zu ihnen. Also, alles ganz normal - wenn man einen Morgen bei den Akatsuki überhaupt als 'Normal' bezeichnen konnte. Kisames Frühstück zum Beispiel bestand aus vielen verschiedenen Dingen, von denen Deidara gar nicht wissen wollte, was das eigentlich war. Er fragte auch gar nicht, wegen dem Redeschwall, der dann sicher aus dem Mund des Haimannes kommen würde. Tobi jedenfalls frühstückte so wenig, als wäre er ein spindeldürres Mädchen und kein Mann, der für sein Training und seine Arbeit viel Energie brauchte. Deidara jedenfalls nahm sich selber das Recht heraus, sich wenigstens in dieser Hinsicht als Normalo zu bezeichnen. Außerdem waren sie alle dafür, dass sie als Missing-Nin gehandelt wurden, ziemlich verschlafen. Mussten sie nicht jede Minute darauf Acht geben, dass Feinde ihre Basis stürmen und sie nieder machen würden? Nun ja, eigentlich war ein wenig Sorglosigkeit auch nicht schlecht, wo würde man denn sonst hinkommen, wenn sich jeder verrückt machen würde?
 

Trotzdem, Seikas Gesellschaft ging ihnen irgendwie ab, doch als sie kam, stockte es den anderen kurzzeitig den Atem. Sie trug ihr Haar in einem tiefen Pferdeschwanz, was dazu führte, dass ihr einige Haarsträhnen ins Gesicht fielen. Außerdem war sie gekleidet in ein schwarzes, enges Tanktop und schwarze, enge Shorts, die so knapp und kurz waren, als wären sie kein normales Kleidungsstück, sondern ein Stück simpler Unterwäsche. Hätte sie nicht ihre schweren, schwarzen Stiefel getragen und um ihre Hüfte ein Holster mit Kunais geschlungen gehabt, was ihre Absicht für den heutigen Tag nur allzu deutlich machte, dann hätten die drei Akatsuki gedacht, sie wäre gerade erst aus dem Bett gekommen, obwohl sie ja jetzt wussten, dass sie zum Schlafen andere Sachen trug…
 

„Morgen, Jungs!“, sagte sie heiter, lächelte alle an und setzte sich neben Kisame hin, um sofort mit ihrem Frühstück zu beginnen. Dabei langte sie ordentlich zu, Der Haimann lehnte sich etwas zur Seite, um einen besseren Blick auf die Kunoichi zu haben und sie von oben bis unten mustern zu können. Ihr Outfit enthüllte ziemlich viel von ihrem trainierten Körper. Nun, das hatte dieses eine berüchtigte Kleid auch getan, aber das Tanktop und die Shorts zeigten wie eine zweite Haut die perfekte Silhouette ihres Körpers, sowie einiges an nackter, straffer Haut und fein definierter Muskeln, wie an ihren Armen und Oberschenkeln. Außerdem hatte Kisame eine hübsche Aussicht auf ihren knackigen Po.
 

„Deine Augen fallen Dir gleich raus, Kisame“, bemerkte Seika schmunzelnd, während sie aus ihren Augenwinkeln betrachtete, wie Kisame sie ganz genau beäugte. Nun, sie wusste auch, dass die anderen Beiden das gleiche taten, nur nicht so offensichtlich wie der Haimann, der nun leise zu lachen begann.
 

„Ach komm, lass mir doch das Vergnügen! Na ja, es ist wirklich eine Schande, dass man aus Dir nicht eine Haifrau machen kann…“, meinte er neckend. Seika boxte ihn spielerisch, aber nicht ganz leicht in die Seite.
 

„Ach, ist das so? Und was meinst Du, sollte ich dann mit einem dauerhaft betrunkenen Ninja anfangen? Oh nein, keine leeren Versprechungen, bitte!“, sagte sie mit gespielter Empörung, kicherte dann jedoch und schob ihren leergegessenen Teller von sich weg.
 

„So, die Pflicht ruft!“, sagte die Brünette, als sie aufstand und sich streckte.
 

„Wo gehst Du hin?“, rief Tobi ihr zu, seine Stimme klang neugierig. Seika drehte sich lächelnd zu ihm.
 

„Ich gehe nach draußen trainieren! In den letzten Tagen bin ich ja zu nichts gekommen, und das muss ich jetzt nachholen!“, meinte sie, winkte den Männern noch zu und verschwand dann, bevor diese sie fragen konnten, wie es ihr ging, weil sie sich nicht mehr gezeigt hatte, seitdem Itachi gestern Abend aufgewacht war. Die drei Akatsuki sahen sich an, doch sie konnten nichts anderes tun, als mit den Schultern zu zucken. Die Kunoichi aufzuhalten und zu versuchen, sie auszuquetschen, würde nichts bringen, dass konnten sie sich denken. Trotzdem war die Laune in der Basis wieder in erfreulichere Höhen gestiegen, das machte sich auch hier am Frühstückstisch bemerkbar.
 

„Yeah, was hab ich da gehört? Willst Du Dich etwa an Seika ranmachen?“, griff Deidara auf, nachdem die junge Frau aus der Küche gegangen war und warf Kisame einen bösen Blick zu. Dieser war zuerst ein wenig irritiert, doch dann grinste er breit und lehnte sich mit dem Ellenbogen auf der Tischkante abgestützt nach vorne.
 

„Tja, warum nicht? Dieser Hintern liegt bestimmt gut in der Hand“, antwortete er mit einem verschwörerischen Ton und der entsprechenden, leicht obszönen Geste, wich aber schnell wieder zurück, als sich Deidara wutentbrannt mit zwei roten Flecken auf den Wangen auf ihn stürzen wollte. Wie konnte dieser Kerl nur so pervers sein? Er wurde jedoch von Tobi gerade noch so am Arm gepackt und festgehalten.
 

„Mach so was doch nicht, Deidara-sempai! Und Kisame, das ist wirklich nicht nett von Dir, so was zu sagen!“, jammerte der Maskierte. Obwohl er sich schon denken konnte, dass das ein weiterer Scherz des Haimannes war, sollte er doch wissen, wie sehr diese… sexistischen Sprüche Deidara furchtbar aufregten. Jedenfalls würde Tobi das am Ende wieder alles ausbaden müssen…
 

„Bist wohl etwas frustriert, hä? Pass auf, Du bringst noch dein Haar durcheinander, Barbie!“, sprach der Blauhäutige ungerührt weiter. Als er Deidaras Augen gefährlich blitzen sah, klatschte er in Gedanken in die Hände. Er hatte gerade ein schönes neues Lieblingswort für seinen blonden Kameraden gefunden!
 

„Boah, ich schwör’s, das nächste Mal misch ich Dir Ton ins Essen und spreng Dich von Innen in alle Einzelteile, yeah!“, keifte Deidara. Das konnte doch nicht wahr sein, dass er sich von dem Haimann so verarschen ließ! Er war keine Barbie, verdammt noch mal!
 

„Danke für den Tipp. Ich pass ab sofort besser auf“, gab Kisame heiter zurück, doch die Streitlust des Blonden war gerade erst ausgebrochen. Er zappelte in Tobis verzweifelt festem Griff herum, kam aber nicht los, um dieser grinsenden Sardine die Faust ins Gesicht zu bohren.
 

„Das glaubst nur Du, yeah! Noch ein Schluck Sake und Deine letzten Hirnzellen sind endgültig weggestorben! Ha, und ich hab mich echt gewundert, warum Du dauernd mit deinem bescheuerten Schwert sprichst! 'Oh, Samehada-chan, wie geht’s Dir denn heute?' Da hab ich den Grund! So ein Schwachsinn! Du bist doch schon total verblödet, yeah!“, schimpfte er, doch da verblasste Kisames Grinsen innerhalb eines Augenblicks und er blickte Deidara verärgert an.
 

„Das nimmst Du sofort zurück! Mein Schwert ist nicht 'bescheuert'!“, knurrte er. Er vertrug jeden Spaß und war gegen jedes Schimpfwort immun, aber Samehada zu beleidigen ging zu weit! Er stand auf und machte einen Schritt um den Tisch herum. Kisame und Deidara tauschen einen Blick, der einen normalen Menschen sofort hätte tot umfallen lassen. Tobi begann zu schwitzen. Was sollte er tun, damit sich die Beiden nicht prügelten? Seika würde deswegen sicher furchtbar wütend sein…
 

„Meine Oma trug unter ihrem Nachthemd immer Strapse, wusstet ihr das schon?“, rief der Maskierte plötzlich. Konsternierte Stille. Oma, Nachthemd, Strapse- wie bitte? Der Blonde und der Haimann sahen Tobi mit in Zeitlupe herumgedrehten Köpfen an, als wäre er von allen guten Geistern verlassen. Was gab dieser Mann da für einen Mist von sich? Kisame begann auf einmal wirklich an seinem Verstand zu zweifeln und Deidara stieß wegen Tobis verworrenen Geistesblitzen einen genervten Seufzer aus, weil er wirklich keine Lust auf eine dieser abgedrehten Geschichten hatte. Doch es schien, als hätten die Beiden vergessen, dass sie sich an die Gurgel gehen wollten und das war die Hauptsache, auch wenn sich Tobi ziemlich zum Affen gemacht hatte. Was tat man nicht alles für das Wohl seiner Kameraden? Das hieß dann wohl: Glück gehabt!

The rose

Das Handtuch, dass Seika locker um ihren Nacken gelegt hatte, war ganz voll gesogen mit Schweiß. Sie hatte ihren Trainingsrückstand wirklich wieder aufgeholt, auch wenn Tobi, der einmal auch hinaus gekommen war, gesagt hatte, dass sie sich viel zu sehr überbelastete. Doch Seika hatte nur lachend gewunken und ihn mit einer Geste wieder weggeschickt, ohne ihre Übungen zu unterbrechen. Er hatte zwar Recht, dass sie nahe an ihr Limit ging, doch es hatte keine negativen Auswirkungen auf sie. Sie musste sich und ihre Fähigkeiten fordern und brauchte es, sich bis an ihre Grenzen zu verausgaben. Nur dann war sie zufrieden, nur dann wusste sie, dass sie etwas geleistet hatte.
 

Sie öffnete die Tür zu ihrem Zimmer und trat ein. Sie hatte kaum einen Schritt hinein getan, doch merkte sofort, dass hier jemand gewesen war. Warum sie es fühlen konnte? Nun, die Luft schien immer noch von einer fremden Präsenz zu kribbeln. Oder war es nicht die Luft, sondern das intensive Gefühl, dass in ihr entfacht wurde, als sie die letzten Spuren des anderen, markanten Chakras spürte?
 

Da sah sie es, ihr Blick wurde regelrecht davon angezogen. Auf ihrem Bett, vorsichtig auf ihrem Kopfkissen drapiert, lag eine Blume. Doch diese Blume war etwas ganz besonderes. Es war eine Rose. Eine Rose mit eine ganz speziellen Farbe. Sie war scharlachrot, so rot wie… wie das Sharingan. Und ein Sturm der Erinnerungen fegte über die junge Frau hinweg und sie lehnte sich nach Halt suchend mit dem Rücken gegen die Tür, weil ihre Knie weich zu werden schienen.
 

Einmal hatte sie seine seidigen schwarzen Haare fühlen dürfen, doch nun hatte sie sich nicht getraut, sie abermals zu berühren, obwohl der Mann, der da unter ihr lag, vollkommen bewusstlos war und nichts davon mitbekommen hätte. Stattdessen lagen ihre Handflächen auf seinen Wangen und ihre Finger auf Schläfen und Stirn und sie blickte forschend in seine fahlen, ruhigen Züge. Sie war ihm die ganze Zeit so nahe… Trotz alldem sah er immer noch so… Nein, sie war hier, um ihn zu behandeln, es war Pains Befehl. Sie durfte ihre Gedanken nicht einfach so gehen lassen. Bereits jetzt hatten die Furchen unter seinen Augen weniger dunkle Schatten, doch sie würden bleiben. Ganz leicht musste Seika darüber schmunzeln. Denn das war es, was Uchiha Itachi ausmachte und seinem Gesicht die markanten Züge verlieh. Danach hatte die junge Frau sich sehr konzentrieren müssen, denn es wurde Ernst. Nervenbahnen und Chakraleitungen hatten völlig neu definiert werden müssen, Muskeln und Sehnen, die die Augen richtig funktionieren ließen, hatte sie regenerieren müssen. Der schwierigste Teil war jedoch gewesen, alles wieder richtig zuzuordnen und zu verknüpfen. Sein Chakra hatte sich teilweise andere Wege gesucht, einige davon auch in sein Gehirn, welches ihm ständige Kopfschmerzen bereitet hatte. Sie musste alles in die richtigen Bahnen leiten, die sie teilweise hatte neu wachsen lassen müssen, dann war es nötig gewesen, exakte Flußmengen definieren und die geregelte Innervierung wiederherstellen. Erst dann konnte sie die Schäden an seinen Augen behandeln, die getrübte Linse, die überbelasteten Sinneszellen und die beschädigte Netzhaut. Je länger Seika arbeitete, und die Behandlung dauerte einige Tage, desto mehr wunderte sie sich, wie Itachi überhaupt etwas gesehen hatte. Er war so ein fähiger Shinobi und das trotz all dieser Schäden, die er sich durch den Gebrauch des Mangekyous zugezogen hatte. Er war so viel stärker als andere Ninjas, wie würde es dann sein, wenn er wieder vollkommen gesund war? Natürlich konnte Seika nicht eine hundertprozentige Heilung durchführen, da einige Sachen irreparabel geschädigt waren. Doch das, was sie hatte erfolgreich tun können, würde ihnen einen ganz neuen Itachi hervorbringen…
 

Seika seufzte, schüttelte leicht ihren Kopf, um diese Gedanken loszuwerden und machte einen Schritt nach vorne in ihr Zimmer hinein. Die volle Blüte, die Perfektion und die Schönheit der Rose ließen ihr Herz schneller schlagen. War es wirklich Itachi, der sie hierher gebracht hatte? Nun, sie konnte sich keinen der Anderen vorstellen, der so etwas tun würde oder einen Grund dafür hatte. Tobi hatte ihr mal einen süßen Strauß Gänseblümchen gepflückt, Deidara war nicht der Typ Mann, von dem man Blumen erwarten würde und Kisame würde eher mit einem Büschel Seegras ankommen, wenn überhaupt…
 

Wie betäubt fasste Seika nach der Rose und roch daran. Sie verströmte einen schweren Duft, der nicht wirklich typisch für eine Rose war. Seika mochte diesen normalen Duft nicht, dieser Geruch war jedoch süß und herb, fruchtig und floral zugleich. Es war wie ein Wechselbad der Gefühle…
 

Seika legte die Blume wieder vorsichtig nieder und ging in ihr Bad. Ihr Kopf war nach den Erinnerungen und Gedanken nun wie leer gefegt. Auch als das warme Wasser der Dusche über ihren Körper floss, wusch sie sich und stand danach nur da und starrte regungslos auf die weißen Fliesen. Nach einer Weile merkte sie erst, dass sie schon längst fertig war, als das Wasser kälter wurde. Sie war einfach zu tief in Gedanken versunken gewesen, doch das war nach den Ereignissen der letzten Tage und nun dieses Überraschung nicht allzu verwunderlich. Mit langsamen, fast bedächtigen Schritten stieg sie aus der Duschkabine und wickelte sich in ein Handtuch, um sich abzutrocknen. Dann kehrte sie zurück in ihr Zimmer. Ihr Ziel war ihr Kleiderschrank. Von dort holte sie einen schwarzen, schlichten Yukata hervor, der ihr bis zu den Knien ging und zog ihn an, nachdem sie in frische Unterwäsche geschlüpft war. Dann streckte sie ihre noch feuchten Haare hoch und ging zurück zu ihrem Bett. Sie nahm die Rose in ihre Hände und kehrte zu ihrem Spiegel zurück. Sie brach den Stiel knapp unter der Blüte ab und steckte sie sich ins Haar. Seika kicherte leise, weil sie Konans Stil nachahmte. Ob sie wohl ihre Rose auch von jemandem bekommen hatte? Doch das war nicht wichtig. Seika würde die Blume nicht ewig tragen, nur heute beim Abendessen, für das es bereits Zeit war…
 

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Sie trat in den Speisesaal ein und es wurde still, als sich die Köpfe der schon Anwesenden zu ihr drehten. Sie wusste warum, und er auch. Alle Blicke lagen auf ihr, doch keiner brannte so deutlich, wie der von Itachi. Seika deutete die Stille dadurch, dass es das erste Mal seit Itachis Erwachen war, dass sie und er in demselben Raum waren. Itachi konnte nur für sich sprechen, was das Schweigen anging. Er konnte nämlich auch nichts sagen. Die Schönheit der Brünetten war überwältigend, obwohl sie nichts Besonderes trug, außer einem einfachen Yukata und der Rose – seiner Rose.
 

Seikas Blick und Itachis Augen kreuzten sich für einige Sekunden. Ihre goldenen Augen sahen, dass er das Sharingan nicht aktiviert hatte. Unwillkürlich lächelte sie. In Itachis Gesicht regte sich nichts, aber hatte sie seine Züge nicht genau studieren können, während er bewusstlos gewesen war? Es lag etwas leicht Ungläubiges in seinem Blick, was niemand, der nicht schon öfters mit dem Uchiha gearbeitet hatte, je erkennen würde und dies ließ Seikas Gesichtsausdruck noch sanfter werden. Sie setzte sich auf ihren Platz und bemerkte, dass Tobi und Deidara noch nicht da waren. Ein Blick zu Kisame zeigte ihr sein breites Grinsen. Auch Konan blickte sie durchdringend an. Hatte Seika recht gehabt mit ihrer Annahme, dass sie die Rose in ihrem Haar auch geschenkt bekommen hatte? Da kamen die beiden fehlenden Akatsuki herein.
 

„Hallo Seika!“, rief Tobi fröhlich, was Deidara ein genervtes Stöhnen entrang. Der maskierte Mann kam schnellen Schritte näher und ließ sich auf seinen Platz fallen. Seika konnte sogar von ihrem Platz aus seinem Magen knurren hören, was sie zum kichern brachte. Tobi sah zu ihr und stockte.
 

„Woher hast du die? Ist das jetzt Mode geworden?“, fragte er verwirrt und zeigte auf seinen eigenen Kopf, dorthin, wo sich Seikas Blume befand. Da Deidara sich auch gerade setzte, blickte er ebenfalls zu Seika, um mit zu kriegen, was Tobi gerade meinte. Er sah die Brünette jetzt erst von Vorne und seine Augen weiteten sich leicht. Sie hatte, wie Konan eine Rose im Haar, doch Seikas war rot, rot wie…
 

„Sie ist wunderschön, nicht wahr? Ich will Konan nachher fragen, wie sie ihre konserviert hat!“, sagte Seika mit einem strahlenden Lächeln, welches tief in Deidaras Innerem weh tat. Er hatte ihr die Rose nicht geschenkt, auch nicht Tobi, seiner Reaktion zu Folge. Kisame konnte man sowieso vergessen. Dann blieb nur noch einer: Itachi. Dieser verdammte Uchiha hatte es nicht verdient, dass jemand sich so sehr um ihn kümmerte und sich so sehr freute über etwas, was wohl ein Dankeschön sein sollte für dieses schiere Wunder der Heilung, dass Seika vollbracht hatte. Eine poplige Rose, die nicht einmal annähernd den Wert von Seikas 'Geschenk' aufwog. Deidara sah Itachis Blick bei ihren Worten. Da war etwas wie… Schuld? Es war so schnell vorbei, wie es kam. Konnte er, weil Seika seine Augen so gut geheilt hatte, nun nicht mehr so gut seine Emotionen verbergen? Jegliche Gedanken wurde unterbrochen, da das Abendessen serviert wurde und sie sich alle Schweigend den Speisen widmeten. Immer wieder musste Deidara zu Seika sehen, die so glücklich schien, obwohl Itachi keine Reaktion zeigte…
 

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Doch als Seika später mit Tobi alleine im Gemeinschaftsraum war, brach etwas in ihr zusammen, als sich das anfängliche Glücksgefühl wieder legte. Wodurch es eigentlich ausgelöst worden war, wusste sie nicht, aber vielleicht war es einfach nur Enttäuschung. Wie töricht war sie eigentlich? Was bedeutete schon eine Blume, egal welche? Man konnte sie einem ohne Worte schenken und derjenige durfte sich dann zusammen reimen, was damit gemeint wurde. So war es auch in ihrem Falle. Wohl war Itachi zu stolz, um gar keine Anerkennung für ihre Tat zu zeigen. Deswegen die Rose, in aller Anonymität. Keine Notiz, dass sie von ihm war, kein Wort, als er gesehen hatte, dass sie die Blume feierlich in ihrem Haar getragen hatte. Was hatte sie erwartet? Hatte sie das Symbol der Rose zu deutlich genommen? Itachi hatte sich ja gar nicht von ihr behandeln lassen wollen, das hatte er ihr zuvor doch deutlich gezeigt, auch wollte er überhaupt nichts mit ihr zu tun haben. Doch er hatte keine andere Wahl gehabt, nachdem er in Ohnmacht gefallen war. Was war, wenn es gar nicht Itachi gewesen war, der die Rose auf ihr Bett gelegt hatte? Aber wer sonst? Pain, der ihre Tat loben wollte?
 

Es war so lächerlich, wie sie sich einreden wollte, die Rose wäre nicht von Itachi, um ihn aus ihrem Kopf zu verbannen, dass die Tränen fast gewaltvoll aus ihren Augenwinkeln quollen. Wütend über die unvermeidbare Reaktion ihres Körpers schlug Seika mit ihrer Faust hart gegen die Poster des Sofas, auf dem sie saß. Sie hatte lange nicht mehr geweint und konnte sich gar nicht mehr richtig daran erinnern, wie schmerzhaft dies doch an dem tiefsten Inneren der Seele zerrte und wie es einen so sehr entkräftete. Warum war sie nur so betrübt, so enttäuscht und das alles auch nur wegen… einem Mann, einem Mann, der ihr doch gar nicht deutlich machte, dass da überhaupt etwas war, das es überhaupt wert machte, sich so sehr in Gedanken darüber zu versenken? Das fragte sich Tobi ebenso wie die Brünette und er war sehr erschrocken wegen ihres plötzlichen Ausbruchs. Seitdem sie sich im Gemeinschaftsraum zusammengesetzt hatten, hatte Seika so einen seltsamen Gesichtsausdruck getragen und sie war schweigsam wie selten gewesen, was vor allem wegen ihrer vorher noch so guten Stimmung verwunderlich war. Und nun das. Schnell packte Tobi die junge Frau an ihrer bebenden Schulter. Er riss sich mit einer Hand die Maske von seinem Gesicht, damit Seika ihn ansehen konnte.
 

„Seika, was ist? Was ist los?“, fragte er eindringlich bittend, sein Gesicht in einer besorgten Miene verzerrt. Eigentlich war er nicht ganz so erschrocken, wie er im ersten Moment gedacht hatte. Er hatte nur darauf gewartet, bis es einmal aus ihr herauskommen würde, der sonst so tapferen jungen Frau. In letzter Zeit hatte sie sich sehr überanstrengt und war zudem nicht immer gut behandelt worden. Sie hatte es sicherlich nicht leicht, nach dieser einen verhängnisvollen Nacht mit dem seither undurchschaubaren Itachi... Nein, es ging nicht darum, dass sie auch eine Akatsuki war, denn selbst die Mitglieder dieser Organisation waren Menschen. Als Seika aufsah, waren ihre Augen dunkel und ihre Wimpern verklebt von ihren Tränen.
 

„Oh Tobi…“, wisperte sie und lehnte sich nach vorne, sodass ihre Stirn auf seiner Brust ruhte. Er konnte nicht anders, als zu erröten. Es war ihm nicht peinlich, dass sie ihm so nahe war, dafür hatte er schon zu viele Stunden in ähnlich engem Beisammensein mit der Brünetten verbracht, doch er sah sich plötzlich nicht im Stande, mit dieser jungen, weinenden Frau umzugehen, so gut er sie auch kannte. Er legte ihr eine Hand auf den Rücken und strich damit leicht hin und her, um sie zu beruhigen.
 

„Was ist denn?“, fragte Tobi noch einmal nachdrücklich, um wenigstens einen Anhaltspunkt für ihre Traurigkeit zu erhalten und die Brünette zum Reden zu bewegen. Er merkte, wie sich Seikas Stirn runzelte und sie inne hielt. Dann ließ sie ihren Atem in einem langen, zittrigen Seufzer entweichen, der offenbarte, wie sehr unglücklich sie war. Wahrscheinlich suchte sie nach Worten.
 

„Es ist… wegen… Itachi…“, sagte sie leise. Ja, es war wegen ihm. Warum brachte sie dieser Mann mit seinem Verhalten nur so durcheinander? Sie wusste selber nicht, warum sie sich plötzlich so um ihn kümmerte, obwohl er sie nicht so sah, wie sie ihn zu beachten schien. Doch er hatte sie etwas fühlen lassen, damals bei der Party, in dem dunklen Gang, was die junge Frau nicht mehr losließ, gleichermaßen von seiner und von ihrer eigenen Seite. Tobi versteifte sich, als er Seikas Worte hörte. Itachi? Natürlich, das war nicht schwer zu erraten, aber… Draußen auf dem Gang waren plötzlich Schritte zu hören und Seikas Hände griffen erschrocken nach dem Sofapolster. Ihre Augen weiteten sich. Sie wollte nicht, dass sie jemand so sah. Doch es war zu spät, so etwas zu denken. Als sie ihr Gesicht tiefer in Tobis Shirt vergraben wollte, um sich zu verstecken, da löste sich die Rose aus ihrem Haar und fiel zu Boden. Reflexartig wollte Seika hastig danach greifen, doch ihre Tränen ließen ihr Sichtfeld leicht verschwimmen, sodass sie daneben fasste. Deshalb tastete sie schnell über den Boden, damit sie die Blume wieder sicher in ihren Händen halten konnte. Dadurch war ihr Gesicht jedoch wieder frei zu sehen.
 

„Hey, ihr Zwei- Seika!“, hörte die Brünette Deidaras verwunderte Stimme und verwünschte sich für ihre Schwäche. Sie blinzelte schnell die Tränen aus ihren Augenwinkeln, doch was sie dann sah, ließ sie erstarren. Hinter dem Blonden, der offensichtlich wütend war, weil er nun erkannte, dass Itachi wohl mit seiner eiskalten Attitüde endgültig zu weit gegangen war, stand eben dieser schwarzhaarige Uchiha, wegen dem Seika hier Tränen vergoss und dieser Mann war der Letzte, der sehen sollte, dass sie weinte. Deidara hatte sich blitzschnell umgedreht und ließ mit gebleckten Zähnen seine Faust auf Itachi zusausen, dessen Blick auf die feuchten goldenen Augen gerichtet war. Die junge Frau hielt die Rose in der Hand, so vorsichtig, um sie nicht zu zerdrücken, als wäre sie eine heilige Reliquie. Eine Träne lief ihre Wange hinab und landete genau auf der Blüte. Er sah alles in perfekter Klarheit und das machte es noch schöner…
 

Er konnte den Schlag gerade noch abfangen, bevor Deidara ihn wirklich ins Gesicht traf. Er sah ruhig in Deidaras Richtung, der ihn zornig anstarrte, und drückte dessen Hand nach unten, dann wandte er sich wieder Seika zu. Sie hatte sich nicht von der Stelle gerührt und saß immer noch so da.
 

„Seika, die Rose ist ein Geschenk… Gib darauf Acht“, sagte der Schwarzhaarige mit einem überraschend milden Ton. Seikas Gesichtsausdruck änderte sich nicht bei seinen Worten, aber in ihrem Kopf schrie es. Er hatte vor den anderen zugegeben, dass die Blume von ihm war! Auch die Anderen waren bei Itachis Worten erstarrt und sahen ihn dementsprechend an. Deidara war so überrascht, dass er kein Wort heraus brachte, als der Uchiha sich umdrehte und ging. Er blickte erst wieder zu Seika, als er sie tief seufzen hörte. Sie wischte sich mit ihrem Handrücken über ihr Gesicht und stand auf. Auf ihren Lippen fand sich Verwunderlicherweise ein leichtes Lächeln.
 

„Es ist alles in Ordnung…“, sagte sie auf den besorgten Blick von Tobi hin, um ihn zu beschwichtigen, ging an Deidara vorbei und verließ mit sehr verworrenen Gedanken den Gemeinschaftsraum.

The widow and the scroll

Seika wurde endlich wieder auf Missionen geschickt, nach vielen, zäh dahin schleichenden Tagen voller unkonstruktivem Alltagstrott. Sie war mehr als froh darüber, nicht mehr nur in der Basis herum sitzen zu müssen. Pain hatte sie da behalten, obwohl er keinen triftigen Grund für dieses Verhalten genannt hatte. Erkannte er endlich ihren Wert als Kunoichi und Medic-Nin und wollte sie deshalb schonen? Wollte er sie von den anderen separieren? Die männlichen Akatsukimitglieder waren in letzter Zeit oft auf Reisen, sodass Seika sie kaum zu Gesicht bekommen hatte. Oder hatte Pain letztendlich herausgefunden, was zwischen ihr und einem anderen Mitglied passiert war? Trotzdem, jeder dieser Gründe war eigentlich lächerlich.
 

Seika schüttelte energisch den Kopf, während sie sich kraftvoll von einem Ast abstieß und mit einem Salto durch die Luft segelte. Sie war diesmal allein unterwegs, mit einer machbaren Aufgabe im Gepäck, außerdem war der Weg nicht allzu weit. Eine alte Frau besaß eine Schriftrolle, ein Dokument, das einst ihrem Mann angeblich zu großer Stärke und Ansehen verholfen hatte. Dieser Gegenstand war das Ziel. In dieser Angelegenheit hatte Pain der jungen Frau freie Hand gelassen. Sie sollte es anstellen wie sie wollte, nur sollte sie die Schrift von der Witwe mitbringen.
 

Auf ihrem Weg verschlug es sie in eine vollkommen verlassene Gegend und was sie auf ihrer Reise sah, erschrak die Brünette doch gehörig. Das Gelände war vollkommen verwüstet, als hätte hier vor nicht allzu langer Zeit ein schrecklicher Kampf stattgefunden. Seikas Blick schweifte nachdenklich über den aufgerissenen Boden und die karge Landschaft. Kaum ein Baum ragte noch heil in den Himmel und nur spärlich wuchs das Gras auf der malträtierten Erde. Keine Lebewesen waren weit und breit zu sehen und zu fühlen. Selbst der Himmel schien irgendwie trüb und blass zu sein und die Sonnenstrahlen wollten den Boden wohl nicht recht erreichen, denn es war hier merklich kälter, als noch einen Kilometer weiter zurück. Hier sollte noch jemand leben? Was war hier überhaupt geschehen?
 

Seika setzte ihren Weg über den staubigen Boden fort. Es konnte nicht mehr weit sein, deshalb waren ihre Schritte nun gemächlich, damit sie nicht von irgendetwas in diesem verdächtigen Gebiet überrascht wurde. Und tatsächlich, bald tauchte im durch den kühlen Wind aufgewirbelten Dreck eine Ansammlung von schiefen, primitiven Hütten auf. Völlig unerwartet war es für Seika, als, kurz nachdem das kleine Dorf in ihr Blickfeld gekommen war, Menschen zwischen den Häuschen auftauchten. Sie hatte keinerlei Chakrasignaturen spüren können, obwohl ihre Sinne ziemlich fein waren. Wer waren diese Leute?
 

Unbeirrt ging Seika jedoch näher, um sich die Sache näher anzusehen, denn die Sache kam ihr doch ziemlich schleierhaft vor. Ein Stirnrunzeln bildete sich auf ihrem Gesicht, als sie erkannte, dass es Kinder waren, die dastanden und ihr entgegen blickten. Es waren ein etwa zehnjähriges Zwillingspärchen, beides zum verwechseln ähnlich sehende Jungen, dann ein etwas jüngeres Mädchen, ein noch kleinerer Junge, etwa fünf Jahre alt und dann noch zwei Kinder, vielleicht erst zwei Jahre alt, sodass Seika aus der Ferne nicht erkennen konnte, ob es Jungen oder Mädchen waren. Doch unabhängig ihres Alters, ausnahmslos jeder von ihnen sah in ihre Richtung.
 

Seika näherte sich, bis sie sich sicher war, dass die Kinder gerade noch verstehen würden, was sie sagte. Doch bevor sie auch nur darüber nachdenken konnte, was sie als Frage überhaupt formulieren sollte, trat einer der Zwillingsbrüder zaghaft vor.
 

„Wer bist Du? Wir haben noch nie jemanden mit so viel Chakra gespürt und schon gar nicht eine Frau“, sprach er recht keck, im Gegensatz zu seiner vorsichtigen Attitüde. Seikas Lippen kräuselten sich zu einem kaum existenten Lächeln. Sie hatte nicht die Absicht, diesem Bengel eine Antwort zu geben, doch anscheinend war das noch nicht alles. Noch ein paar Gestalten kamen aus den Hütten heraus.
 

„Tsumori, halt deine freche Zunge im Zaum“, sagte eine Frau mit ernster, aber auch ängstlicher Stimme und stellte sich schützend zu ihrem Sohn, wie es auf den ersten Blick schien.
 

„Kommt lieber wieder hinein. Seht ihr die roten Wolken auf ihrem Mantel? Sie ist eine Akatsuki“, fuhr ein Mann in ehrfürchtigem fort. Wie auf Geheiß heulte eines der kleinsten Kinder wie hysterisch los.
 

„Kein Wunder, dass sie so viel Chakra hat!“, meinte der andere der beiden Zwillinge erstaunt. Seika hob ihre Augenbrauen leicht in die Höhe. Diese Leute redeten, als… wären sie nicht besonders überrascht. Doch wie konnte das sein? Langsam bekam die junge Frau das Gefühl, als würde hier ein größeres Geheimnis lauern.
 

„Ich bin auf der Suche nach der alten Witwe Koume“, sagte die Brünette schließlich ruhig, die goldenen Augen aufmerksam auf ihre Gegenüber gerichtet, um sie nicht noch mehr zu verängstigen. Diese Menschen stellten für sie keine Gefahr da, nicht im Geringsten. Auf diese kurze Distanz konnte Seika nun direkt spüren, dass diese Leute zwar Spuren von Chakra besaßen, doch sie waren sehr gering, des Weiteren unkoordiniert und weit verteilt in deren Körpern. Sie waren keine Shinobi, doch warum konnten sie sie spüren und wussten, wer sie war?
 

„Das war nicht schwer zu erraten. Kommt mit mir, Akatsuki-sama“, sagte darauf der zweite Mann, der wesentlich älter war, als die anderen beiden Erwachsenen. Seika folgte der Aufforderung ohne ein weiteres Wort und ging ihm hinterher. Die Kinder wichen vor ihr zurück, doch starrten sie weiter an, als wäre sie nicht von dieser Welt. Doch war das verwunderlich? In dieser verdammten Gegend war wohl alles ein Wunder, das von außerhalb kam und sicherlich passierte so etwas auch noch sehr selten. Der Mann war schließlich vor einer besonders alten Hütte stehen geblieben und wies mit einer Geste hinein. Ohne zu zögern trat Seika herein.
 

„Oh, sie haben also ein neues Mitglied? Setzt Euch zu mir, junge Dame!“, empfing Seika eine zittrige, alte und doch fröhliche und freundliche Stimme. Sie war alles andere als distanziert, wie die der Anderen. Als sich Seikas Augen an die dämmrige Dunkelheit im Inneren des Hauses gewöhnt hatten, konnte sie ein gebrechliches, mageres Mütterchen sehen, das, in viele Decken gepackt, in einer Ecke auf den doch erstaunlich sauberen Dielen des Zimmers saß. Mit ihrer verrunzelten Hand klopfte sie auf den Boden vor sich und zeigte ein zahnloses Lachen.
 

„Woher habt Ihr euer Wissen, Koume-baa-sama?“, fragte Seika interessiert, ohne sich von der Stelle zu rühren, auf der sie stand. Langsam wurde das Ganze wirklich verrückt. Die Alte kannte die Akatsuki? Warum empfing sie hier keine Feindseeligkeit? Ein hexenhaftes Kichern kam aus dem Mund der alten Frau.
 

„Oh, wie lange habe ich niemanden mehr so erhaben sprechen gehört? Nun, dann will ich die ganze Geschichte mal wieder vortragen. Kurz gesagt: Vor vielen, vielen Jahren kam einmal fast die gesamte Organisation namens Akatsuki hierher, um meinem Mann die Schriftrolle abzunehmen und ihr Anführer verwüstete dabei die gesamte Gegend. Doch sie sind nicht so weit gekommen, wie sie es beabsichtigt hatten. Und nun schicken sie eine junge Frau? Glauben sie wohl, Ihr könnt mehr ausrichten?“, sprach sie, sogar mit leichtem Amüsement in der Stimme. Man sah es Seika nicht an, doch in ihrem Kopf brauste auf Grund dieser Aussage ein wahrer Gedankensturm auf. Alle Akatsuki hatten die Schrift nicht ergattern können, trotz der Zerstörung, die sie angerichtet hatten, die bereits so lange zurück lag? Warum hatte Pain so die Kontrolle verloren und ein ganzes Gebiet unbewohnbar gemacht? Was erwartete er eigentlich von ihr? Wie sollte nur sie alleine das vollbringen, was er nicht geschafft hatte? Die Frage der Alten war nur zu berechtigt. Doch Seika kam schnell eine Idee.
 

„Vielleicht kann ich etwas tun, was die Anderen nicht können. Ich bin ein Medic-Nin“, sagte sie schlicht. Koume war alt und gebrechlich. Sicher hatte sie irgendwelche Beschwerden, um die Seika sich kümmern konnte. Doch wahrscheinlich würde eine Behandlung nichts bringen. Ein hohes Alter ließ sich nicht mehr betrügen. Das schien die Alte auch zu wissen und lachte wieder.
 

„Oh, dann hätten sie Euch früher schicken sollen. Denn jetzt ist es beinahe schon zu spät“, meinte die Alte darauf und zuckte mit ihren dürren Schultern. Sie sah jedoch keinesfalls betrübt darüber aus.
 

„Warum konnten die Kinder mich spüren?“, wollte Seika nun wissen. Sie brauchte Zeit, um nachzudenken und die Gedanken in ihrem Kopf zu ordnen, deshalb wollte sie die Alte zum reden bringen.
 

„Meine lieben Enkel… Sie haben die Gabe, Chakra aufzuspüren, so wie mein Mann. Man könnte sagen, es wäre ein so genanntes Kekkei Genkai, doch sie haben selber kaum Chakra, sodass diese Fähigkeit nutzlos ist. Sie sagten mir, dass wieder jemand mit enormer Kraft näher kommt, und ich schloss daraus, dass es erneut jemand von den Akatsuki sein muss“, erklärte sie mit verträumter Stimme. Doch hier stutzte Seika.
 

„Wieder? Die Kinder sind noch sehr jung. Ihr sagtet vorhin jedoch, es wäre viele Jahre her, als die Akatsuki hierher kamen“, fragte die Brünette nach. Je länger sie mit der Alten sprach, desto verwirrter war sie. Gut, das Geheimnis der Kinder war nun gelüftet, aber ansonsten…
 

„Ja, dieser junge Mann mit den langen schwarzen Haaren und den roten Augen war hier. Vielleicht vor einer Woche, wisst Ihr, mein Zeitgefühl ist nicht mehr so, wie es einmal war…“, sagte sie, anscheinend in bester Plauderlaune. Die Worte trafen Seika in ihrer Magengrube. Itachi war hier gewesen und das ohne Erfolg?
 

„Warum schaut Ihr denn so?“, fragte die Alte plötzlich. Innerlich schreckte Seika hoch.
 

„Wie? Was meint Ihr damit?“, fragte sie verständnislos. Sie wusste nicht, was die Alte ihr mitteilen wollte. Doch diese lachte nur wieder ihr krächzendes Lachen.
 

„Junge Dame, wenn ich etwas besitze, dann ist es Lebenserfahrung. Genauso hat der junge Mann drein geblickt, als ob ihn etwas sehr beschäftigen würde“, antwortete sie und Seika lachte beinahe auf. Itachi hatte den gleichen Gesichtsausdruck gezeigt wie sie, als sie seinen Namen gehört hatte? Das war vollkommene Spinnerei. Itachis Miene war für jeden unlesbar und auch Seika hatte äußerlich keine Reaktion gezeigt, oder doch? Warum passierte dies, wenn sie an den Uchiha dachte?
 

„Der junge Mann und Ihr… Ist da vielleicht etwas?“, fragte die Alte, und in ihren Augen glitzerte die liebenswürdige Neugier einer Dame an ihrem Lebensabend. Seika glaubte, sich zu verhören! Ihre Gesichtszüge verhärteten sich leicht. Sie wusste, dass diese Distanzierung für die Alte wohl mehr bedeutete, als irgendwelche Worte, doch die junge Frau war nicht bereit, darüber zu reden und schon gar nicht mit einer Greisin, mit der sie ein Geschäft abzuschließen hatte.
 

„Was ist nun mit der Schriftrolle? Wollt Ihr sie mir freiwillig übergeben?“, wollte Seika ausweichend wissen, um endlich auf die eigentliche Sache zu kommen und erntete dafür nur ein simples Lächeln.
 

„Ich kann sie Euch nicht geben. Und droht mir nicht mit dem Tod, er wird mich sowieso bald ereilen. Es gibt nichts, was ich für Euch tun kann. Auch wenn ich Euch die Schrift überreichen wollen würde, ich könnte es nicht. Sie steht unter einem Bann, den mein Mann auf sie gelegt hat. Doch wenn Ihr wollt, könnt ihr probieren, sie zu fassen. Nur wenn Ihr dabei erfolgreich seid, kann sie Euch gehören“, sprach die Alte. Seika war ein wenig überrascht über dieses Angebot, aber es wurde ihr durch diese Erklärung auch einiges klar. Daran, woran die Akatsuki gescheitert waren, war der Bann. Keiner von ihnen hatte ihn brechen können.
 

„Nun, ein Versuch ist es wert. Ich will nicht umsonst gekommen sein“, entgegnete Seika und nickte der Alten zu.
 

„Sokubi, bringst Du bitte die Truhe herein?“, rief das alte Mütterchen sogleich. In der Tür erschien die Person, die sie angesprochen hatte. Es war der ältere Mann und sein Gesicht verriet, dass er diese Worte nur mit Widerwillen aufnahm.
 

„Aber Tantchen, willst Du wirklich…“, begann er etwas widerwillig, doch die Alte machte nur eine Handbewegung und das brachte den Mann dadurch zum Schweigen. Er drehte sich also wortlos um und ging davon. Eine Weile kehrte Schweigen ein, da Seika nichts mehr zu sagen hatte und auch nicht wollte. Die Frau schien dies zu merken. Die Brünette war etwas verärgert über diese Mission und vor allem wegen Pain, der ihr nicht im Geringsten gesagt hatte, was Sache war. Seika hätte sich zuvor darauf einstellen können, sie hätte Nachforschungen anstellen können über diesen Mann und die Schriftrolle und den darauf gelegten Bann, der jeden davon abhielt, sich ihrer zu bemächtigen. Sie hätte mit den anderen Akatsuki darüber sprechen können, was sie erlebt hatten.
 

„Und, was werdet Ihr nun tun? Ihr werdet doch nicht einfach aufgeben, oder?“, fragte die Alte schließlich doch. Diese Frage hatte keinen Zusammenhang, deshalb musste sie auf jeden Anderen verwirrend wirken. Doch Seika traf sie hart. Denn die Worte hatten nichts mit der Schriftrolle zu tun.
 

„Was unerreichbar ist, kann man grundsätzlich nicht aufgeben“, sagte die junge Frau mit leicht scharfer Stimme und gesenktem Kopf, der jedoch rasch wieder hoch schnellte, als sie die leichten Chakraspuren des Mannes spürte, der die Schriftrolle bringen sollte, noch bevor seine Schritte auf dem staubigen Boden zu hören waren.
 

„Zeigt mir die Schriftrolle“, sagte Seika, ohne die Alte zu Wort kommen zu lassen, als der Mann eintrat. Sie hatte endgültig genug von dem leeren Geschwätz. Der Mann kam näher und stellte eine kleine, eisenbeschlagene Truhe auf einen niedrigen Tisch, der nicht weit weg stand. Seika ging hin und der Mann machte verunsichert einige Schritte rückwärts, weil er Seika wohl mehr fürchtete, als die alte Frau es tat. Seika griff nach dem Schloss, das den Deckel fest hielt. Mit einem einzigen Ruck ging der Riegel zu Bruch. Die junge Frau konnte den Mann leise und erschrocken fluchen hören. Mit beiden Händen öffnete Seika die Truhe, deren verrostete Scharniere quietschten.
 

Eine Vision von unglaublicher Intensität erfasste Seika plötzlich, und sie konnte nur mühevoll ein Stöhnen unterdrücken. Sie spürte, wie ihr Rücken kalt wurde, von der Wand, gegen die sie gedrückt war, doch ihr Innerstes war gleichzeitig erfüllt von einer zehrenden Hitze, die von 'ihm' ausging und die sie vollkommen einnahm, mit brennenden Fesseln von starken Emotionen. Der Deckel fiel lautstark wieder herunter, weil Seika ihn schnell losgelassen hatte, als hätte sie sich daran die Finger verbrannt. Eine Stimme hatte sich in ihr Ohr gebohrt, die ihr gesagt hatte, warum bisher keiner der Akatsuki würdig gewesen war, die Rolle zu bekommen. Nur sie und die Person, die es vor ihr versucht hatte, wären vielleicht irgendwann in der Lage, die Schrift in ihren Händen zu halten. Doch nun war Seika endgültig wütend. Das konnte doch alles nicht wahr sein!
 

„Ich gehe. Hier kann ich nichts mehr tun. Lebt wohl, Koume-baa-sama“, sagte die Brünette mit tiefer, bebender Stimme und kühlem Blick. Schnell verließ sie die Hütte und mit einem kräftigen Sprung, der den Boden noch mehr demolierte, war sie bereits viele Meter von der alten Frau und der verdammten Schriftrolle entfernt. Doch der Schauer in ihrem Körper blieb noch für eine lange Zeit…

Awkward positions

„Das heißt, Du hast versagt?“, fragte Pain mit ausdrucksloser, kühler Stimme. Sein Gesicht lag im Dunkeln und war nicht zu erkennen, doch auch wenn Seika es gesehen hätte, hätte er noch so böse schauen können mit seinem Rin’negan. Die junge Frau war wütend und selbst Pains kalter Ton tat dem keinen Abbruch.
 

„Ja, versagt habe ich, aber nur, weil ich mangelnd informiert war. Als ich die Mission von Euch erhielt, klang sie nach einer Aufgabe, die ein Kleinkind erledigen könnte. Dabei ist selbst fast ganz Akatsuki gescheitert! Aber ich habe Euch versprochen, dass ich sie erfüllen werde!“, entgegnete Seika, den gereizten Ton kaum kaschierend. Die Brünette sah aus den Augenwinkeln, wie Deidara beinahe panisch Tobi davon abhielt, wild mit den Armen zu rudern, um sie zu warnen und noch mehr hitzige Worte von ihr zu verhindern. Auch Kisame, der neben den Beiden stand, machte ein ernstes Gesicht, was nicht alle Tage lang vor kam. Sie Fünf waren alleine im Speisesaal, der im Moment als Konferenzraum fungierte. Plötzlich lehnte sich Pain vor und sein nachdenkliches Gesicht wurde in mattes Licht getaucht. Das Rin’negan funkelte herausfordernd.
 

„Also bist selbst Du nicht in der Lage, die Schrift zu erhalten… Nun, dann müssen wir wohl noch etwas abwarten, bis Du Dein Versprechen einlösen kannst, nicht wahr, Seika-san?“, sagte der gepiercte Mann. Seikas goldene Augen weiteten sich. Sprach Pain etwa von…? Woher wusste er verdammt noch mal davon und von der Stimme? Die junge Frau drehte sich steif auf der Stelle um, ohne noch ein Wort zu verlieren und verließ sofort mit schnellen Schritten das Zimmer. Die anderen drei verwunderten Männer folgten ihr neugierig, ihnen war die Pointe des Wortwechsels nämlich nicht wirklich klar.
 

Seika blieb erst wieder stehen, als sie in den Gemeinschaftsraum kam. Sie steuerte gleich die Bar an und griff sofort nach einer bereits geöffneten und halb leer getrunkenen Flasche Sake. Ohne ein Wimpernzucken nahm sie direkt einen Schluck aus der Flasche - und zertrümmerte diese sofort mit einem Schlag gegen den Tresen.
 

„Bah, Kisame, wie kannst du so was nur Literweise saufen?“, sagte sie hustend mit verzerrtem Gesicht und wischte sich die Hände an ihrer Hose ab, weil diese voll von dem Reiswein waren. Schon ein einziger Schluck hatte ihr die Kehle zugeschnürt und ihr Mund brannte wie Feuer. Dieses Zeug war einfach widerlich. Ihr zweiter Griff galt deshalb einer Flasche teuren roten Weines, die sie ohne viel Mühe entkorkte und an ihre Lippen setzte, um daraus einen großen Zug zu nehmen. Deidara, Tobi und Kisame konnten sich nur entgeistert ansehen. Was tat Seika da? Frusttrinken? So etwas hatte die junge Frau noch nie getan! Deidara hob vorsichtig seine Hand.
 

„Seika, übertreib es bitte nicht, okay? Zu viel Alkohol-“, wollte er die Brünette vorsichtig ermahnen, wurde jedoch harsch unterbrochen.
 

„Verdammt, was bin ich denn? Ein Medic-Nin, und ja, ich weiß über die beschissenen Effekte von Alkohol Bescheid! Ich kann diesen Dreck schneller wieder abbauen, als es mir in den Kopf steigt, okay? Und jetzt lasst mich bitte in Ruhe, alle!“, schimpfte sie lautstark, als nun Tobi vor trat. Er zuckte schnell wieder zurück und schien sehr betroffen.
 

„Na gut, Kleine, aber versuch bei Verstand zu bleiben, damit das mit dem Abbauen auch klappt, ne?“, sagte Kisame, wieder etwas besser gelaunt, doch Seika sah ihn an, als würde sie ihn gleich anspringen und blaues Sushi aus ihm machen. So war es nicht verwunderlich, dass die Männer schnell verschwanden und die verärgerte und frustrierte Seika sich selber und ihren medizinischen Fähigkeiten überließen.
 

Und sie verbrachte noch Stunden auf dem Sofa, wobei sie nicht annähernd so viel Alkohol konsumierte, wie sie Anfangs beabsichtigt hatte. Auch benutzte sie ihr Können nicht so effektiv, wie sie es hätte einsetzen können. Als in ihrem Bauch die durchaus angenehme Wärme einsetzte und ihr Kopf scheinbar wohltuend leichter wurde, saß sie einfach nur da, den Blick starr in die Luft gerichtet. So vieles - und auch wieder nichts - ging ihr durch den Kopf. Ein paar Sachen gestand sie sich ein, andere wieder nicht. Manche Dinge nagten besonders an ihr, andere beschäftigten sie wiederum kaum. Obwohl sie an diese unerwünschten Themen nicht denken wollte, ließen sie sich nicht vertreiben. Anscheinend hatte sich ihre Willenskraft trotz allem im Alkohol aufgelöst. Dieser Gedanke brachte Seika zu einem leisen, verrückten Kichern.
 

Wie sollte es nur weitergehen? Immer mehr Sachen blockierten sie, doch so etwas war nicht mit Chakra zu heilen. Sie hatte ihre letzte Mission nicht abschließen können. Lag es an der alten Frau, die mit ihrer offenen, herzlichen Art den Selbstzweifel in der jungen Frau ans Tageslicht gezwungen hatte? War es Pains Schuld, weil er sie nicht hinreichend informiert hatte? War die Schuld bei 'ihm' zu suchen? Oder gar bei Seika selber? Dies war eindeutig etwas, was sie sich zuzuschreiben hatte, auch wenn sie es am liebsten von sich geschoben hätte.
 

Komisch war es, da sonst allgemein zu hören war, dass der Alkohol die Sorgen, die man hatte, ertränken sollte, denn sonst würden nicht so viele Menschen zu der Flasche greifen. Bei Seika jedoch regte er sie nur zum Nachdenken an. Auch schweifte sie zurück in die Vergangenheit, zu Menschen, an die sie seit geraumer Zeit nicht mehr gedacht hatte, an ihren Sensei und auch an die alten Bekannten aus Konohagakure. Sie fragte sich, was aus ihr geworden wäre, wenn die Akatsuki sie nicht geholt hätten, oder wenn sie jemand anderes mitgenommen hätten. Wahrscheinlich wäre dann die ganze Stadt in Aufruhr gewesen. Doch bei ihr? Sie hatte nicht mitbekommen, dass man nach ihr suchte.
 

Seika war müde nach der langen Reise zu der alten Frau, nicht nur körperlich, sondern auch emotional, vor allem nach diesen von Alkohol benebelten Stunden des intensiven Nachdenkens und des lethargischen vor sich hin Starrens. Nicht das es ihr wirklich viel geholfen hätte, dieses Grübeln über sie und andere Personen, die ihr nun nahe standen. Irrte sie sich, oder kam sie in der letzten Zeit mit sich selber auf keinen grünen Zweig mehr? Sie brütete über irgendwelchen Dingen und kam zu keinem Schluss. Sie war so unsicher geworden, in vielerlei Hinsicht, wobei sie im Moment keine bestimmten 'Objekte' nennen wollte. Ein tiefes Seufzen entrann ihrer Kehle, als sie ihren schweren Kopf auf die Rückenlehne des Sofas bettete.
 

Seika konnte sich nun nicht mehr zwingen, die Augen offen zu halten und wollte es auch nicht mehr. Bewusste stellte sie die leer getrunkene Flasche Wein noch auf dem Tisch ab, damit sie sie nicht herunterwarf, wenn sie plötzlich einschlief. Und es dauerte auch nicht lange, da sank sie in einen erholsamen, tiefen Schlaf, den sie wirklich nötig hatte und ihr war, als hätte sie einen Traum gehabt, doch am nächsten Morgen war diese Gewissheit verschwunden.
 

Als sie wieder aufwachte, erschauderte sie augenblicklich, denn sie lag in ihrem Bett und nicht auf der Couch. Doch niemand der Anderen gab es von sich aus zu, sie am vorigen Abend auf ihr Zimmer gebracht zu haben.
 

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Es stürmte draußen und zwar sehr heftig. So konnte Seika dort beim besten Willen nicht trainieren, wenn sie sich keine heftige Erkältung einfangen wollte. Auch wenn sie ein Medic-Nin war, war das keine schöne Sache, da sie mindestens für einen Tag flach liegen würde, weil an so einer Erkältung Bakterien und Viren als Erreger fungierten und diese nicht so schnell aus dem Körper verschwinden konnten, wie man zum Beispiel eine offene Wunde heilen konnte. Also blieb ihr nur die große unterirdische Halle, die ebenfalls zur Ausstattung der Basis gehörte, um ihr tägliches Trainingsprogramm zu absolvieren. Seika mochte die Halle nicht so gerne, weil man dort so eingeschränkt war, aber für heute würde sie sicher damit auskommen.
 

Ihr Herz sank, als sie vor der massiven Tür stand und das Chakra der Person spürte, die bereits in der Halle trainierte. Itachi. Warum sie? Warum musste ihr das immer passieren? Warum verfolgte er sie immer, wenn auch nicht aktiv? Doch das nutzte alles nichts. Wenn sie schon seine Anwesenheit gespürt hatte, dann hatte Itachi es seinerseits sicher auch schon längst getan. Es hatte also keinen Zweck, sich zu verstecken.
 

Entschlossen öffnete Seika die Tür und trat ein. Die Trainingshalle war recht groß. Sie lag tief unter der Erde, deswegen war auch die Decke ziemlich hoch. Seika war noch nicht oft hier gewesen, deswegen hob sie ihren Blick und ließ ihn bewundernd über die aus dem rohen Stein geschlagenen Decke gleiten. Doch sie spürte fast die Augen auf ihr, die sie ebenfalls sofort anzogen. Sie trug das für ihr Training typische Outfit, äußerst knappe schwarze Shorts und ein schwarzes eng anliegendes Tanktop, welches für ihre Übungen am besten geeignet war, da die Kleidung bequem war und sie nicht bei ihren Übungen störte. Itachi hatte sie damit sicher bereits von weitem gesehen, während sie draußen trainiert hatte, doch nun war sie keine fünf Meter von ihm entfernt und zeigte sich ihm in dieser sehr freizügigen Weise. Doch was hätte er gedacht, wenn er sie draußen gespürt hätte und sie zuvor noch weggegangen wäre, um sich umzuziehen? Er hätte nicht gewusst, was sie angehabt hätte und gemeint, sie würde vor ihm davon laufen. Aber warum dachte er so viel darüber nach? Er konnte nicht abstreiten, dass ihm ihr Körper sehr gefiel. Als sie ihn etwas fragte, blickte er ihr blank ins Gesicht.
 

„Stört es Dich, wenn ich hier auch trainiere?“, fragte Seika und er schüttelte darauf nur knapp den Kopf. Ein paar Haarsträhnen seines zurück gebundenen und hinter sein Ohr gestrichenen Haares lösten sich und fielen ihm ins Gesicht. Seika wandte sich so dezent wie möglich ab. Etwas in ihrer Brust zog sich bei diesem Bild zusammen, doch die Brünette wollte dem nicht nachgeben. Ein paar schnelle Schritte brachten sie in die andere Hälfte der Halle, da sie Itachi nicht in die Quere kommen wollte.
 

Seika hatte sich heute vorgenommen, an ihrem Taijutsu zu arbeiten. Sie hatte in letzter Zeit viel an neuen Ninjutsu-Techniken gefeilt, welche ihr, zu ihrem eigenen Verwundern, die Verbindung zwischen ihrem Chakra und ihrer Elementarenergie noch näher gebracht hatten. Seika hob ihre Arme, die von den Handflächen bis zu ihren Ellenbogen bandagiert waren. Sie vollführte einige schnelle Handzeichen und vor ihr erschien ein Klon aus schwach glimmendem Licht, der jedoch nur eine Körpersilhouette blieb. Ein perfekter Trainingspartner, denn er hatte die gleiche Geschwindigkeit wie Seika selber. Und schon legte sie los.
 

Ein kraftvoller Satz brachte sie schnell hinter den Klon und ihr spitzer Ellenbogen sauste nach hinten. Doch die Reaktionszeit des Klons war so gut wie Null, deshalb konnte er ohne Mühe ausweichen und schlidderte einige Meter zur Seite. Ein hart geschlagener Haken brachte die Brünette wieder auf Kollisionskurs mit ihrem Klon, der sie zur gleichen Zeit ebenfalls angriff, indem er frontal auf sie zustürmte. Leuchtende Hände griffen plötzlich fest Seikas Schulter und schleuderten sie herum, doch noch bevor der Klon sie in den Boden wuchten konnte, materialisierte sich Seika, die Echte, hinter dem Klon innerhalb eines Augenblickes aus feinsten Lichtpartikeln wieder zusammen und schickte den Klon mit einem Scherensprung und einem gezielten Kick in die Luft. Sofort sprang Seika hinterher und sammelte Chakra in ihren Armen, um eine Schlagkombination in unmenschlicher Geschwindigkeit auf den Klon auszuführen. Sie landete viele Treffer, was sie anspornte, noch mehr Chakra einzusetzen, um ihre Bewegungen aufzupuschen und ihnen noch mehr Schnelligkeit zu verleihen. Doch selbst durch diese Wand aus Schlägen konnte der Klon eine kleine Lücke finden und nutzte diese auch aus, indem er Seika auf die Wange traf. Die Brünette schnaubte, als sie durch die Wucht des Schlages rasend auf den Boden zu folg, doch mit einem präzisen Salto gewann sie ihr Gleichgewicht wieder und stieß sich mit ihren Füßen kraftvoll wieder von der Erde ab, den Klon nie aus den Augen lassend. Dieser ließ sich auf einen Zweikampf von atemberaubender Geschwindigkeit ein und die beiden Kontrahenten prallten zu einem harten Duell zusammen. Seika schlug, drehte sich, rammte ihr Knie in die Körpermitte des Klons, duckte sich und steckte ihrerseits Schläge in augenscheinlich einem einzigen Moment ein. Es war ein Tanz aus Licht, der zwischen der jungen Frau und ihrem Klon entbrannte, als auch die Kunoichi ihre materielle Gestalt zu verlieren schien. Das einzige, was die Gegner noch voneinander unterscheiden ließ, waren die Farben der Lichtpunkte. Der Klon bestand aus hellen Partikeln, Seika aus dunkel goldenen.
 

Itachi war schnell gezwungen, sein eigenes Training zu unterbrechen. Nicht, weil Seika ihn störte. Nein, ihr Kampf nahm kaum Platz ein und war auch sonst nicht laut, im Gegenteil, er verursachte nur selten ein Geräusch und selbst das war schon beeindruckend genug. Es war ja auch Licht, das miteinander kämpfte und dieses war gemeinhin nicht fassbar, sodass es auch keine Laute von sich geben konnte, gleichzeitig jedoch unmenschlich schnell und präzise. Und genau das war es, was Itachis Aufmerksamkeit auf sich zog. Er blickte so intensiv mit seinem nun aktivierten Mangekyou Sharingan auf die leuchtenden Silhouetten, dass klar war, dass er so etwas noch nie gesehen hatte.
 

Es gab plötzlich eine Explosion, die noch lauter dröhnte, weil es vorhin so still gewesen war. Gleißendes Licht erfüllte für Momente die Halle, dann war es wieder ruhig und die Helligkeit war weg, als ob nie etwas gewesen wäre. Und da stand sie, Seika, die Hände zu leuchtenden Fäusten geballt und vor ihrer Brust gekreuzt. Sie hatte weiter greifen und eine kraftvollere Technik einsetzen müssen, um sich des Klons zu entledigen, da dieser ihr körperlich ebenbürtig gewesen war und sie ihn mit Schlägen und Kicks nicht hätte besiegen können. Ruhig atmete sie aus und ließ die Arme wieder sinken. Auf ihrem Haar und ihren Augen lag ein letzter Lichtschimmer und sie schien nur leicht außer Atem. Sie blickte Itachi entgegen. Sie hatte gespürt, dass er sich nicht mehr bewegt hatte, seit sie den Kampf begonnen hatte. Nun sah sie in die Tiefen des Mangekyou, nicht ohne das leichte bedrohliche Kribbeln in ihrem Bauch zu spüren und fragte sich, wie viel er damit wohl von ihren Bewegungen hatte sehen können.
 

Er strich die vorhin in sein Gesicht gefallenen Haarsträhnen wieder hinter sein Ohr und sein Gesicht war - wie verwunderlich - ausdruckslos.
 

„Trainieren wir“, sagte er einfach. Seika legte nur ihren Kopf leicht schief, als hätte sie nicht verstanden. Doch es passierte wieder, dass ihr Puls sich beschleunigte, wie er es bei ihrem Trainingskampf nicht getan hatte. Sie sollte ernsthaft mit Itachi kämpfen? So waren sie noch nie aufeinander getroffen. Aber Seika blieb stehen und sagte nichts. Sie hatte nicht die Absicht, ihm entgegen zu kommen, sodass sie sich nachher wieder für ihre Dummheit, Nachgiebigkeit und Schwäche selbst Ohrfeigen könnte.
 

„Wenn du alleine-“, begann Itachi abermals wegen ihrer Stille, doch Seika ließ ihn nicht ausreden.
 

„Nein. Wir trainieren“, sagte sie leise und nickte einmal knapp. Doch ihr Blut rauschte in ihren Ohren. Sie wagte nicht, daran zu denken, wie es war, mit Itachi zu trainieren. Würde sie hier lebend wieder heraus kommen?
 

„Taijutsu?“, fragte der Schwarzhaarige und das wohl nicht ohne Grund, weil er sicher gesehen hatte, welche Trainingsabsichten sie gehabt hatte.
 

„Taijutsu“, antwortete die Brünette nur und die Beiden begaben sich in eine entsprechende Kampfpose. Seika stand seitlich da, den Blick auf Itachi gerichtet, ihr abgewandter Arm nach hinten gedreht, angewinkelt und auf ihrem Rücken gelegt, mit der Handfläche nach außen. Ihr anderer Arm hing normal herunter, doch ihre Finger waren gespreizt, also ob sie nur darauf warten würden, nach irgendetwas zu greifen. Der Uchiha stand ihr jedoch frontal gegenüber, denn er brauchte nicht viel mehr für seine Verteidigung, als sein aktiviertes Sharingan. Und so warteten Beide auf den richtigen Moment, um anzugreifen.

Seika vs. Itachi

Es dauerte jedoch nicht lang, bis Seika und Itachi aktiv wurden. Die junge Frau sah aus ihren Augenwinkeln eine Bewegung hinter sich, als sie erst merkte, dass Itachi gar nicht mehr vor ihr stand, sie jedoch stattdessen von hinten angriff. Seika ließ sich einfach zu Boden fallen und drehte sich gleichzeitig. Sie stützte sich mit ihren Händen ab und stieß ihren Fuß in die Höhe, doch Itachi sprang rechtzeitig ab und kam so um ein paar Zentimeter der spitzen Kappe ihres schweren Stiefels davon. Ihre Beine waren noch länger, als er gedacht hatte.
 

Er machte eine Drehung in der Luft und griff nach ihrem immer noch ausgestreckten Fuß und schleuderte sie in die Luft. Seikas Augenbrauen zuckten in die Höhe. Sie hatte gedacht, dieser Trainingskampf würde sich nicht sehr von dem mit ihrem Klon unterscheiden. Doch sie war um hundert Prozent falsch. Itachi nahm sie mithilfe des Sharingans ganz anders wahr, als sie ihren Lichtzwilling. Als sie diesen Gedanken zu Ende führte, befand sie sich bereits in freiem Fall. Itachi aber ließ ihr keine Zeit zum Nachdenken, denn er griff bereits wieder an, mit der Absicht, sie manövrierunfähig in der Luft zu treffen. Doch dieses Handicap sollte dem Uchiha nicht zum Vorteil werden. Sie kämpften zwar nur mit Taijutsu gegeneinander, das hieß jedoch nicht, dass Seika sich anders behelfen konnte. Eine rasche Handbewegung, eine der Techniken, deren Handzeichen sie mit einer Hand ausführen konnte, reichte aus, damit ein feiner Faden aus dichtest gepackten Lichtpartikeln wie ein Lasso Richtung Decke schoss und sich dort um den rauen Stein schlang. Dies bremste ihren Sturz brutal ab und so segelte sie über Itachi hinweg, bevor sie ihr Hilfsmittel wieder auflöste.
 

Seika kam sicher wieder auf dem Boden an und zögerte keine Sekunde, den ebenfalls wieder unten stehenden Uchiha erneut anzugreifen. Diesmal versuchte er nicht auszuweichen, er kam ihr sogar entgegen. Gut so. Ihre Faust schnellte auf ihn zu und er fing sie sicher mit seiner Handfläche ab. Er spürte jedoch die plötzliche Wut, die in ihrem Schlag lag und hob die Augenbrauen, als er von der unerwarteten Wucht nach hinten gedrückt wurde. Er sah ihr Knie kommen, welches auf seinen Bauch zielte und konnte auch diesem ausweichen. Die junge Frau wirbelte ohne Zögern herum, presste ihre andere Hand gleichzeitig auf seine, die ihre Faust immer noch abwehrte und schleuderte Itachi mit einem spitzen, ungeduldigen Aufschrei über ihre Schulter. Er flog durch die Luft, doch als sein Körper auf dem Boden auf kam, verwandelte er sich in... Krähen? Der Augenblick des Erstaunens war ihr Fehler. Ihre goldenen Augen beobachteten fasziniert, wie sich die großen Vögel in die Luft erhoben. Doch im nächsten Augenblick machte Seika mit ihrer Schulter schmerzlichen Kontakt mit dem Fliesen, nachdem Itachis echte Gestalt sie von hinten angegriffen hatte. Sie schlitterte ein paar Meter über den Steinboden und blieb dann keuchend liegen.
 

„Du hältst dich zurück“, hörte Seika Itachi sagen. Scharf atmete sie ein, während sie sich aufrecht hinsetzte und knirschte leise mit den Zähnen. Itachi hatte vollkommen recht. Sie hatte noch einiges in Reserve, inklusive ihrer ultimativen Form, doch sie hatte ausprobieren wollen, wie weit sie gegen den Uchiha ankam, ohne ihre spezielle Technik einzusetzen. Vielleicht hätte sie noch einige Zeit ausgehalten, wenn der Schwarzhaarige sie nicht dauernd mit seiner Kampftechnik und seinem Können überraschen würde. Dies kostete sie immer wertvolle Sekunden, was er sofort zu ihrem Nachteil ausnutzen konnte. Ein wenig ärgerte sie diese Unterlegenheit schon, doch gleichzeitig wurde sie dadurch noch mehr angespornt. Ihr ganzer Körper kribbelte vor Aufregung, als ob in ihren Adern nur noch pures Adrenalin fließen würde.
 

"Wie du willst.", sprach Seika schließlich und kam schnell wieder auf die Beine. Sie sah Itachi entgegen, dessen Augen im Moment nur das 'normale' Sharingan zeigten. Doch das würde sich sogleich ändern. Vor seinen Augen schien Seika plötzlich ihre körperliche Gestalt zu verlieren und zu einer wogenden und wallenden Ansammlung von goldenen, verschieden großen und kleinen Lichtpartikeln zu werden, die Itachi an die Beschaffenheit ihrer Augen erinnerte. Er aktivierte sein Mangekyou – und das nicht zu früh. Sie hüllte ihn regelrecht ein in einen Regen von Lichttropfen und es brauchte viel seiner Konzentration, um ihre Schläge zu blocken, die scheinbar gleichzeitig von allen Seiten aus dem Nichts kamen und eine Schnelligkeit besaßen, die im ersten Augenblick unüberwindbar schien. Sie traf seine Schulter, streifte sein Ohr leicht, aber ziemlich wirksam, schlug mit einem Hieb fast seine linke Hand taub und landete einen unangenehmen Treffer in seinen Rücken.
 

Doch das Sharingan war lernfähig. Schnell begann Itachi, ihre Bewegungen zu interpretieren und ihnen zu folgen, was nicht bedeutete, dass er ihnen immer ausweichen konnte, weil sie sich so rasch bewegte, dass ihre nächsten Schritte einfach nicht voraussehbar waren. Seika zielte auf einmal für eine gefährliche Schlagkombination, der Itachi sich schnell entziehen musste. Sein Körper löste sich erneut in zahlreiche Krähen auf. Ein paar von ihnen konnten Seika fliegenden Fäusten nicht entkommen, doch als sie getroffen wurden, spalteten sie sich in nur noch mehr schwarze Vögel auf.
 

Doch jetzt hielt Seika nichts mehr zurück. Itachi würde sich wünschen, er hätte sie nicht aufgefordert, diese Form anzusteuern. Ihr Taijutsu in dieser Form hatte noch niemand überlebt. Nun, jene, die es wirklich fertig gebracht hatten, sie dazu zu treiben, ihrem Kekkei Genkai zu frönen – und welche nicht mehr lebten, um davon Zeugnis abzulegen – hatten sie bis aufs äußerste erzürnt, denn sie setzte diese Technik nicht einfach leichtfertig gegen jeden beliebigen Widersacher ein. Aber ihr Gegner hieß nun Itachi, und dies war eine ganz andere Dimension.
 

Jetzt sammelten sich die verstreuten Lichtteilchen und bildeten eine verdichtete, leuchtende Gestalt, die Seikas Proportionen und Körperformen in feinster Genauigkeit aufzeigten. So eine Gestalt mit absoluter Schnelligkeit, geringster Reaktionszeit, viel Kraft und großen Chakrareserven war eine perfekte Kampfmaschine. Und so traten die beiden Akatsuki nun gegeneinander an.
 

Beide prallten aufeinander, verschwammen in ihren schnellen Bewegungen, sodass das normale menschliche Auge eines Beobachters nicht in der Lage gewesen wäre, ihnen zu folgen. Seika sprang flach ab, schoss wie ein Blitz auf Itachi zu und packte ihn am Kniegelenk. Er knickte ein und fiel zurück, absichtlich jedoch, um seinen Ellenbogen in ihr Kreuz zu stoßen, doch sie ließ ihn unerwarteter Weise wieder los und griff diesmal nach seinem herab sausenden Ellenbogen. Sie riss ihn gewaltsam nach unten, direkt auf ihr aufgestelltes Knie, welches sich hart in seinen Magen bohrte. Und sie ließ ihm keine Pause, denn als sie ihn tief in die Eingeweide schlug, war sie schon wieder hinter ihm, statt unter ihm. Sie riss ihr Bein nach oben, so hoch, als hätte sie keine Knochen in ihren Gliedern und landete einen harten Kick in die Seite des Uchiha. Er flog in die Höhe und verschwand einen Moment darauf, nur um plötzlich wieder mehrfach um Seika herum aufzutauchen. Schattendoppelgänger. Konnte Itachi sich denn nicht denken, dass diese Technik nutzlos gegen sie war? Sie war das Licht, sie konnte genauestens erkennen, welcher der Echte war, und wer nicht. Die junge Frau schlug einen Haken nach Rechts und ließ ihre Hand auf seine Brust zu sausen. Sie traf ihn mit voller Wucht und leise puffende Geräusche sagen ihr, dass sich die anderen Doppelgänger in Luft auflösten.
 

Es war der echte Itachi, mit dem sie nun kämpfte, kein Klon, weil er keine Zeit mehr hatte, einen weiteren zu erschaffen. Er spuckte Blut aus, als er spürte, wie etwas seitlich in seine Rippen rammte und er mit dem Boden kollidierte. Doch sogleich wurde er wieder am Saum seines Shirts nach oben gerissen, durch die Luft geschleudert und durch die Wucht mit einem lauten Knall gegen die gegenüberliegende Wand geworfen. Doch Itachi ließ Seika trotz der harten Treffer, die er abbekommen hatte, nicht aus seinen roten, rotierenden Augen. Da stand sie, die leuchtende perfekte Gestalt, ihre Haltung immer noch gestreckt, von ihrem letzten Schlag. Dies war seine Chance.
 

Seika sprintete direkt auf den Schwarzhaarigen los, als sie auf einmal alarmiert erblickte, dass Itachi sein linkes Auge geschlossen hatte und das rechte Mangekyou gefährlich blitzte. Er hob seine Hand schnell an seinen Mund – und Seika sah sich einem Ball aus schwarzem Feuer entgegen, der auf sie zu schoss. Nur ein hart geschlagener Haken rettete sie vor einem Zusammentreffen mit der verheerenden Attacke, dem berüchtigten Amaterasu. Einen Moment lang war die junge Frau zu verwirrt und geschockt, sodass sie nicht genug Acht gab. Itachi benutzte tatsächlich seine stärkste Technik gegen sie? Ein kraftvoller Kick beförderte sie laut und schmerzhaft in den Boden. Mit einem Mal entlud sich Seikas Lichtenergie in einem explodierenden Lichtblitz und einem Beben der Halle, weil sie durch die Pein ihr Chakra für einen Augenblick nicht mehr kontrollieren konnte, und blendete selbst sie so stark, dass sie kurzzeitig überhaupt kein Gefühl in ihrem Körper und sämtlichen Sinnesorganen spürte. Dadurch glitt sie in ihre normale körperliche Gestalt zurück.
 

Doch nach ein paar Sekunden wurde sie sich der neuen Situation bewusst und hielt den Atem an. Itachi hatte sie auf den Boden gepinnt, der einen beachtlichen Krater aufwies, wo Seika aufgekommen war. Doch das war nicht das Prekäre an der Sache. Itachi lag mit fast vollem Körpergewicht auf ihr, um sie bewegungsunfähig zu machen. Doch diese Nähe war fatal, für Beide. Der Uchiha dachte nicht, dass ein paar Momente Körperkontakt mit ihr einen solchen Effekt auf ihn haben würden, vor allem nicht nach diesem ernsten, harten, ja sogar brutalen Kampf. Er hatte einige Blessuren davongetragen und mit voller Kraft kämpfen müssen. Doch es war sein Sharingan, das ihn hintergangen hatte. Einfach nur der Anblick von Seikas Körpersilhouette, die die Lichtgestalt in allen Details gezeigt hatte, hatte einen Teil seiner Kontrolle dahin schmelzen lassen. Und nun lag sie unter ihm und bei jedem ihrer schweren Atemzüge pressten sich ihre festen Brüste gegen seinen Oberkörper.
 

„Du hast... Ninjutsu benutzt...“, sagte Seika atemlos und sie war nicht nur wegen Itachis Gewicht unfähig, sich zu bewegen, nein, es waren auch seine Augen, die sie fesselten, welche nun wieder schwarz waren und sich intensiv in die ihren bohrten. Seikas Blut kochte. Ein erregender Schauer von unglaublicher Intensität durchlief sie, wegen der durchdringenden Nähe und Hitze, die Itachi ausstrahlte.
 

„Hn“, entgegnete der Uchiha nur leise und als Seika plötzlich ebenfalls verdammt heiß wurde, lag es nicht nur an diesem exzessiven Trainingskampf. Itachis Lider schlossen sich langsam und Seika wusste, dass sie ihm hemmungslos antworten würde, egal, was gleich geschah, denn sein Gesicht senkte sich immer tiefer und -
 

„Hallo! Was ist passiert? Gab es- Oh“, rief jemand gleichzeitig mit der plötzlich auffliegenden Tür. An der Stimme war leicht zu erkennen, dass es Kisame war, und schnelle Schritte kündigten die Ankunft weiterer Personen an, die aufgrund der heftigen Erschütterungen hier herunter gelockt worden waren. An Itachis plötzlich geweiteten Augen erkannte Seika, welche Willenskraft er einsetzen musste, um seine Absicht nicht trotz der Zuschauer auszuführen. Auch Seikas Fäuste schlossen sich um ein paar Felsbrocken.
 

Itachi richtete sich auf, doch er kniete immer noch über Seika. Auch die junge Frau stützte sich auf ihre Ellenbogen und die Steine in ihrer Hand knacksten und knirschten, als sie durch ihre Kraft zu Staub zermahlen wurden. Weitere hektische Stimmen waren zu hören und nur Sekunden danach schlitterten Deidara und Tobi in den Türrahmen. Die Augen des Blonden wurden groß.
 

„Itachi! Willst Du Seika umbringen?“, rief er aufgebracht und lief sofort einige Schritte auf die Beiden zu. Die Halle war ein einziges Schlachtfeld und die Erschütterungen, die im ganzen Gebäude zu spüren gewesen waren, waren wirklich von hier gekommen. Da war wieder dieser hasserfüllte Blick in Deidaras Augen, der Seika so Leid tat. So hatte er ausgesehen, als die Emotionen sie überwältigt hatten und sie wegen dem Uchiha geweint hatte, auch wenn sie es nicht gerne zugab. Doch sie fühlte sich schlecht, wenn sie Deidara so in Sorge um sie sah. Das hatte sie nicht verdient.
 

Itachi jedoch reichte Seika ruhig seine Hand, um ihr beim Aufstehen zu helfen. Sie beide hatten viel Chakra bei ihrem etwas zu ernstem Trainingskampf verbraucht und es war ihnen auch anzusehen. Doch auch die Spannung, die sich plötzlich zwischen ihnen aufbaute, war deutlich. Vor allem Kisame, die sie knapp vor einem Kuss erwischt hatte, war überrascht, dass Beide immer noch so beherrscht waren, denn die sexuelle Spannung war wirklich übermächtig, vor allem, als Seika Itachis Hand bedächtig ergriff und er sie behutsam hoch zog. Sie tauschten einen vorsichtigen und doch emotionalen Blick aus - wenn Kisame sich Itachis Ausdruck wirklich nicht nur eingebildet hatte, denn er war so schnell weg, wie er gekommen war. Auch Tobi sah dem Ganzen etwas irritiert zu, doch er merkte nicht viel später als der Haimann, dass die Situation eher harmlos war. Ein Anderer jedoch sah dies nicht ein, was ihm auch deutlich anzumerken war.
 

„Wir haben nur trainiert, Deidara“, sagte Seika mit dunkel überschatteter Stimme und sah den Blonden erst an, als sie seinen Namen nannte. Doch der Angesprochene hatte sich noch nicht abreagiert.
 

„Trainiert? Die halbe Halle ist zerstört und Du blutest, yeah!“, rief er weiterhin wütend und machte eine schroffe Geste mit seinen Händen. Etwas überrascht sah Seika an sich herab und sah, dass sie wirklich eine Wunde an ihrer Hüfte hatte, die jedoch überhaupt nicht weh tat. Aber Itachi war schlimmer zugerichtet. Ein Hieb von ihr hatte sogar ein Stück seines Ohres abgerissen. Sie hatte gerade seine Finger losgelassen, da griff sie schnell wieder nach ihnen, um ihn festzuhalten und ihn am Gehen zu hindern und hielt ihre freie Hand seitlich an sein Gesicht. Das kühle blau-weiße Chakra, das ihren Fingerspitzen entfloß, heilte das zerfetzte Fleisch schnell wieder.
 

„Wenn du willst, sehe ich später nach Deinen Augen. Ich möchte wissen, wie sie sich nach der Heilung entwickelt haben“, sagte Seika zu dem Schwarzhaarigen, als ob sonst keiner außer ihnen in der Halle gewesen wäre. Itachi gab keine Antwort, doch er lehnte auch nicht ab. So nickte die junge Frau ihm kurz zu und wandte sich dann zum Gehen, sich nebenbei selber heilend.
 

Bei Seikas gerade gesprochenem Satz schien sich Deidaras gesamter Wortschatz in Luft aufzulösen. Er war sprachlos. Was war das gerade? Hatte er etwas verpasst? Erst ein paar Sekunden später merkte er, dass sein Mund offen stand, weil Kisame ihm grinsend einen Klaps auf den Rücken gab. Seika ging an ihnen vorbei, warf ihnen ein leichtes Schmunzeln zu und sah dabei aus wie eine Göttin, obwohl sie zerzaust, staubig und leicht mit Blut bespritzt war. Nein, Deidara hielt es nicht mehr länger aus. Er lief hinter ihr her, doch sah er noch den ihm nachfolgenden Blick von Itachi.
 

„Seika, warte auf mich, yeah!“, rief er ihr nach, weil sie bereits nicht mehr zu sehen war. Deidara bog um die nächste Ecke und erstarrte. Seika stand mit dem Rücken an die Wand, ihr Kopf war nach hinten zurück gelehnt, ihre Augen waren geschlossen und ihre Lippen leicht geöffnet. Ihre Hände waren fest um den Saum ihres Tanktops verkrampft. Der Blonde konnte genau sehen, dass sie erzitterte. Schnell wusste Deidara, dass er besser einen Rückzieher machen sollte, doch Seika bemerkte ihn. Ihr Kopf schnellte in seine Richtung und ihr Körper entspannte sich wieder.
 

„Deidara, bitte, ich sagte doch, wir haben nur trainiert.“, sagte sie leise, doch anstatt Deidara damit zu beruhigen, erzielte sie das genaue Gegenteil. Das, was sie da drinnen veranstaltet hatte, war sicher kein normales Sparring, vor allem nicht das, was sich zum Ende hin fast abgespielt hätte, wenn sie nicht in letzter Sekunde durch ihr Auftauchen dazwischen gegangen wären.
 

„Gut, ich glaube Dir, yeah! Ich glaube Dir, dass er Dich vielleicht nicht umbringen wollte, doch er spielt nur mit Dir! Und das weißt Du selber!“, sagte er hitzig zu ihr. Nun erstarrte Seika. Sie blickte Deidara nur ungläubig an. Sie wollte nicht mit ihm streiten, doch er drängte es ihr regelrecht auf.
 

„Das ist nicht Deine Sache! Was denkst Du eigentlich, dass Du Dich einfach so einmischen kannst? Ich bin erwachsen! Auch wenn es bereits einige Male weh getan hat, es ist in Ordnung! Ich weiß, wer Itachi ist, ich bin nicht naiv, also bilde Dir bloß nicht ein, eifersüchtig zu sein!“, fuhr sie ihn wütend an. Sie konnte nicht glauben, dass Deidara plötzlich so kindisch handelte! Sie fühlte sich auf einmal bestätigt. Er fühlte sich wirklich zu ihr hingezogen, oder? Das konnte Seika ihn natürlich nicht fragen, nicht in diesem Moment. Sie drehte sich von ihm weg und eilte davon. Sie konnte seine Anwesenheit nicht mehr ertragen, weil sie gleichzeitig Zorn, aber auch Schuld verspürte.
 

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In der nächsten Zeit herrschte zwischen Deidara und Seika eine kühle Stimmung. Verwunderlicherweise verhielten sich dafür die junge Frau und Itachi einigermaßen zivilisiert einander gegenüber. Dessen Undurchsichtigkeit nervte Seika zwar ungemein, doch sie wollte nicht klagen, denn er hatte ihr sogar erlaubt, den Zustand seiner Augen zu überprüfen. Dies war ziemlich unspektakulär verlaufen, außer, dass Seika die ganze Zeit den Drang verspürt hatte, Deidara ihre Faust ins Gesicht zu bohren. Es waren nämlich alle Mitglieder anwesend, als die junge Frau die kurze Heilung vollzog, denn es war kurz vor dem gemeinsamen Abendessen. Und der Blonde schien seinen Spaß daran zu haben, seine Gehässigkeit auszuleben.
 

„Er geht wohl viel zu verschwenderisch mit seiner neuen Sehkraft um, yeah. Will nicht wissen, was er alles damit anstellt...“, meinte er grinsend, während Seika ihre Hände auf Itachis Schläfen legte, um in seinen Kopf hinein zu fühlen und sich den Zustand seiner Augen anzusehen. Sie atmete etwas tiefer als sonst ein.
 

„Deidara…“, sagte Pain aus dem Hintergrund.
 

„Oder sind Deine medizinischen Fähigkeiten doch nicht so toll?“, fuhr der Blonde fort, das Grinsen immer breiter. Keiner wusste, aus was er aus war, doch dass es nichts Gutes war, war jedem klar.
 

„Deidara!“, wiederholte Pain, diesmal etwas lauter, und seine Stimme hatte bereits einen mahnenden Unterton. Seika machte jedoch ohne eine merkliche Regung weiter, was Deidara nicht beeindruckte.
 

„Aber vielleicht ist sie ja so was von in ihn-“, sagte er, doch diesmal wurde er endgültig unterbrochen.
 

„Halt Dein verficktes Mundwerk!“, bellte Kisame plötzlich mit entnervter Stimme, bevor Pain etwas dazu sagen und alles noch schlimmer machen konnte, und ließ Deidara damit verstummen. Der Blonde blickte verbissen zur Seite und verschränkte seine Arme trotzig vor seiner Brust.
 

Seikas Finger drücken etwas fester als nötig gegen Itachis Stirn, obwohl sie das nicht wollte, doch in diesem Moment konnte sie sich für einen Augenblick lang nicht mehr ruhig halten. Sie dankte in Gedanken Kisame inständig für seine rüden Worte. Als Itachis Augenbrauen leicht zuckten, ließ sie sofort von ihm ab.
 

„Alles in bester Ordnung“, sagte sie nur zu ihm, die Stimme gezwungen ruhig und verließ gleich darauf mit steifer Körperhaltung den Raum. Ihr war der Appetit nach Deidaras Worten vollkommen vergangen.

Seperate missions

Seika und die anderen Mitglieder von Akatsuki wurden ein paar Tage später in Pains Audienzraum bestellt, ein seltenes Ereignis, welches nur dann auftrat, wenn es eine äußerst wichtige Mission gab. Es waren langwierige, spannungsreiche Tage vergangen, in denen niemand wirklich etwas zu tun gehabt hatte, deshalb war die neue Mission eine willkommene Abwechslung. Die perfekt anliegende Akatsukirobe, die sie bei solchen formellen Angelegenheiten zu tragen pflegte, rieb mit einem leisen Geräusch an den Oberschenkeln der jungen Frau, als sie mit schnellen und etwas eiligen Schritten den schwach beleuchteten Korridor entlang ging.
 

Ein Schatten tauchte plötzlich auf und erstreckte sich lang und fast bedrohlich über den steinernen Boden. Er wurde jedoch nur von einer Person geworfen, die eine ziemlich beachtliche Körpergröße hatte. Es war Kisame, der ebenfalls seinen Mantel trug und er sah der Brünetten erwartend entgegen.
 

„Da bist Du ja, Kleine. Komm, alle sind schon da“, sagte der Haimann mit einem leichten, jedoch gutmütigen Grinsen. Seika wunderte sich, nicht nur deswegen, weil dies anscheinend ein Treffen aller Mitglieder war, sondern weil Kisame sich ihr gegenüber in letzter Zeit so anders benahm, so… nett. Er hatte sie vor zu viel Alkohol gewarnt, er hatte Deidara davon abgehalten, etwas Verletzendes zu sagen. Nicht, dass sie das störte, in Gegenteil, es war nur ziemlich ungewohnt.
 

Doch sie folgte ihm schnell in den dunklen Raum hinein, um alles nicht noch mehr zu hinaus zu zögern, wenn sie wirklich die Letzte war. Sie hatte nicht vor, ihren Anführer durch diese Verzögerung zu verärgern, weil sie sowieso in letzter Zeit wegen der nicht erfolgreich absolvierten Mission nicht besonders gut mit ihm gestellt war. Kaum hatte Kisame die Tür geschlossen, ging es los.
 

„Kaminari no Kuni hat auf den Befehl des Raikage hin sämtliche entbehrliche Einheiten der ANBU dazu beauftragt, das Land nach Akatsukibasen abzusuchen, das Gleiche geschieht zur Zeit in Tsuchi no Kuni. Warum sie plötzlich diese Maßnahmen ergreifen, ist mir nicht ersichtlich. Ich habe eigentlich keine Bedenken, dass unsere Verstecke entdeckt werden, doch hörte ich Mutmaßungen, dass die Länder jeweils über ein Brecher-Jutsu verfügen, welches für unsere Tarnung gefährlich werden könnte. Über diese Technik ist jedoch bedauerlicherweise nicht viel bekannt. Ich schicke euch deshalb alle auf eine Langzeitmission. Ihr werdet die jeweilige Basis überwachen und versuchen, etwas über dieses Jutsu herauszufinden. Deidara und Tobi gehen zusammen in unsere Basis nach Tsuchi no Kuni, des Weiteren gehen Seika, Kisame und Itachi nach Kaminari no Kuni“, sagte Pain mit lauter, gut verständlicher Stimme. Dies ließ seine Anweisungen beinahe wie endgültig erklingen. Ihr Anführer saß erhöht auf einem Podest, was entfernt den Eindruck eines Throns machte und an seiner Seite stand Konan, das Gesicht so neutral wie eh und je. Trotzdem runzelte Seika die Stirn. Warum wurden sie gerade so aufgeteilt?
 

„Deidara geht nach Tsuchi no Kuni, weil unsere Basis dort sein altes Elternhaus ist und er sich in der Gegend vorzüglich auskennt, außerdem sind die Streitkräfte des Landes nicht so groß wie woanders. Deshalb wird nur Tobi ihn begleiten. Dies wird genügen, um im Ernstfall eine gute Verteidigung aufzustellen. Die Basis in Kaminari no Kuni ist zwar schwer zugänglich, doch im Falle einer Invasion auch nicht so einfach zu sichern. So ist an diesem Ort die Bewachung durch mehrere Mitglieder nötig“, erklärte Pain, als hätte er Seikas Gedanken gelesen. Außerdem schwang in seiner Stimme mit, dass er sonst keine andere Möglichkeit zur Partnerbildung hatte, ohne dass sie die einzelnen Mitglieder untereinander zerfleischen würden. Deidara und Seika zickten sich in letzter Zeit nur an, Kisame würde den Blonden mit seinem sarkastischen Wesen zur Weißglut treiben und Deidara und Itachi… nun ja, das war immer eine heikle Sache, weil der Blonde, gegenteilig als der Haimann, allein durch die ruhige, aber dominante Aura des Uchihas Wahnsinnig wurde. Da blieb nur noch der arme Tobi, aber die Beiden waren sowieso schon lange Partner. Seika seufzte innerlich. Natürlich sollte sie auch auf ihrer Mission Kisame vor irgendeinem Blödsinn abhalten, da Itachi sich nicht darum scherte. Und natürlich sollte sich Seika ebenfalls um die Augen des Schwarzhaarigen kümmern. Zugegebenermaßen war die Gruppenbildung eigentlich perfekt.
 

Seika nahm es schulterzuckend hin, Kisame schien zufrieden, Itachis Gedanken waren unlesbar. Deidara brummte leise vor sich hin, nur Tobi schien etwas enttäuscht. Doch Protest stand jetzt außer Frage.
 

„In einer Stunde werdet ihr aufbrechen. Versammelt euch dann alle in der Eingangshalle. Entlassen“, sprach Pain und alle wandten sich daraufhin zum Gehen. Alle gingen schnell davon, nur Tobi schlenderte etwas hinterher. Deshalb ließ sich Seika etwas zurückfallen. Sie hatte mit dem maskierten Mann in letzter Zeit nicht viel geredet, weil ihnen einfach die passende Zeit gefehlt hatte.
 

„Tobi?“, fragte sie den Schwarzhaarigen, der wohl in Gedanken schien. Sein Kopf zuckte hoch.
 

„Oh Seika!“, sagte er freudig. Er blieb stehen und drehte sich zu der jungen Frau um, die eigentlich gar nicht wusste, was sie ihm sagen sollte. Er hatte leicht unzufrieden gewirkt und das war etwas, was Tobi überhaupt nicht ähnlich sah. Er war sonst immer der fröhlichste von allen Akatsukimitgliedern.
 

„Tja, dann werden wir uns wohl längere Zeit nicht sehen, wie?“, begann die Brünette einfach und Tobi nickte ihr zu.
 

„Das stimmt. Hoffentlich ist Deidara-sempai einigermaßen erträglich“, gab er mit einem unterdrückten Seufzen zurück und kratzte sich am Kopf. Seika senkte betroffen das Haupt, obwohl sie wusste, dass Tobi sie nie anklagen würde. Es war jedoch auch ihre Schuld, dass alles so war, wie es gerade zuging.
 

„Etwas Abstand ist bestimmt gut für alle… Na ja, eher was Deidara und mich betrifft…“, sagte Seika, sprach jedoch nicht zu Ende. Doch Tobi griff den Faden sofort auf. Er fasste nach seiner Maske und schob sie etwas beiseite, um aufrichtig mit Seika reden zu können und ihr alles etwas leichter zu machen.
 

„Zerbreche Dir nicht den Kopf, ja? Deidara-sempai kommt schon wieder runter, das kenne ich, doch er hat auch recht. Du steckst blad mit Kisame und Itachi fest. Pass bitte auf, ja? Besonders wegen 'ihm'…“, sprach Tobi und sein Blick lag fast fürsorglich auf der jungen Frau. Er war sich dem Gefühlschaos der Brünetten vielleicht mehr bewusst, als die Anderen dachten. Deidara war egoistisch und stur, er war im Moment mit seinen eigenen Gefühlen beschäftigt und dachte bestimmt nicht für Seika mit. Kisames schwammiges und versoffenes Gehirn war für solche komplizierten Dinge sicher nicht zu gebrauchen und Itachi - nicht der Rede wert. Tobi wusste nicht, ob es gut war, die Kunoichi und den Uchiha gemeinsam auf eine Mission zu schicken, aber wenigstens war Kisame dabei - was für jeden mehr oder auch weniger gut sein konnte… Es war eine einzige Kontroverse. Doch etwas sagte Tobi, dass Pain die Gruppen extra so gewählt hatte.
 

„Also, wir sehen uns nachher noch!“, fügte der Schwarzhaarige zusätzlich hinzu, setzte sein freches, aufmunterndes Grinsen auf und ging dann winkend davon, um sich vorzubereiten. Seika atmete tief durch. Auch für sie war es Zeit, das Erforderliche zusammen zu packen, damit sie nicht wieder die Letzte war.
 

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Nur leichtes Gepäck war nötig, da die andere Basis sicherlich nicht weniger an Ausstattung bot, wie diese hier, also packte Seika in ihrem Zimmer nur das zusammen, was sie für die Reise an sich brauchte und machte sich dann auf den Weg zur Eingangshalle. Wie die junge Frau erst mit der Zeit herausgefunden hatte, befanden sie sich hier in der Hauptbasis von Ame no Kuni, dem Land des Regens, in welchem Pain als Anführer galt. Dies erklärte wohl auch, warum er so oft nicht anwesend war. Anfangs hatte die junge Frau nicht gewusst, wo sie eigentlich war, da die anderen Akatsuki sie hierher gebracht hatten, während sie bewusstlos gewesen war, als Folge von dem massiven Chakraverlust, den sie durch Kisames Schwert Samehada erlitten hatte.
 

Ein kurzer Blick auf die Landkarte hatte Seika gezeigt, dass ihre Reise nach Kaminari no Kuni, dem Land des Blitzes, durch mehrere Länder führte und zwar durch Kusa no Kuni, dem Land des Grases, durch Taki no Kuni, dem Land der Wasserfälle, durch Oto no Kuni, dem Land der Klänge und durch einige Länder, die nicht von Shinobi verwaltet wurden. Es wäre für sie auch möglich, Hi no Kuni zu durchqueren, was eigentlich der kürzere Weg wäre. Doch da Itachi ein Missing-Nin von Konohagakure, der Hauptstadt von Hi no Kuni, war, war diese Reiseroute ausgeschlossen, auch wegen seinem Bruder Sasuke. Zwar hatte niemand Seika über den Weg aufgeklärt, doch sie war alles andere als dumm. Tobi und Deidara hatten es besser, da Tsuchi no Kuni eine direkte Grenze mit Ame no Kuni besaß und die Distanz auch viel kürzer war. Trotzdem freute sich Seika irgendwie auf ihre Reise in das Land des Blitzes. Es war immerhin das Land, das mit ihrer Chakranatur korrespondierte und in dem sie geboren worden war, wie man ihr gesagt hatte. Um genau zu sein, war sie mittlerweile wohl auch ein Missing-Nin von Konoha, wo sie aufgewachsen war und die Akademie besucht hatte, doch wahrscheinlich hielt man sie dort mittlerweile für tot. Das viele Blut, das sie damals durch Kisames Schwertstreich verloren hatte, hatte dies beweisen müssen, wenn der Schauplatz des Kampfes untersucht worden war.
 

Als sie sich diesmal rechtzeitig zu den Anderen gesellte, fehlte nur noch Deidara. Sie fühlte sich in ihren Annahmen bestätigt, als sie sah, dass Kisame und Itachi auch nur mit dem Nötigsten ausgestattet waren. Jeder von ihnen trug den typischen Strohhut auf dem Kopf, dessen daran befestigte, herabhängende Papierstreifen ihr Gesicht fast ganz verdeckten. Als Pain die Ankunft der jungen Frau registrierte, händigte er Itachi eine schmale Schriftrolle aus. Als der Schwarzhaarige sie öffnete, entpuppte sich das Schriftstück als Landkarte im Kleinformat.
 

„Ihr brecht sofort auf. Ich erwarte Rückmeldung bei eurer Ankunft in zwei Tagen“, sagte er bestimmt. Niemand sagte etwas, wahrscheinlich weil ihnen das 'Man-darf-Pain-nicht-in-Frage-stellen' in Fleisch und Blut übergegangen war. Doch Seika entgegnete seinen Worten trotz ihrer Vorsicht und ihrem Respekt gegenüber ihrem Anführer mit vor Unglauben geöffneten Lippen.
 

„Mit Verlaub, Pain-sama, aber zwei Tage? Unsere Reise führt durch acht Länder! Wenn Tsuchi no Kuni und Kaminari no Kuni in Alarmbereitschaft sind, dann werden die anderen Shinobistaaten sicher auch erhöhte Kontrollen haben!“, entgegnete die Brünette irritiert. Es entfuhr ihr, bevor sie richtig anfing, über Pains Worte nachzudenken und deshalb erwartete sie auch eine scharfe Zurückweisung, weswegen sie leicht ihre Schultern hoch zog, doch Pain blieb ruhig, während er mit seinem Rin’negan zu ihr blickte.
 

„Es ist wahr, dass der Zeitplan recht unrealistisch ist, doch je eher ihr in der Basis ankommt, desto besser, gerade wegen der der hohen Bewachung. Reist zügig, aber nicht zu hastig und schont eure Kraft. Macht nur die nötigsten Pausen. Sollte es zu Konfrontationen kommen, haltet Seika heraus. Sie kann euch im Notfall heilen“, antwortete ihr Anführer. Es war schon lange nicht mehr vorgekommen, dass Seika das Gefühl einer aufkommenden Röte verspürt hatte. So war es ihr nicht einmal bei gewissen anderen… viel intimeren Dingen ergangen. Doch dass Pain ihr Recht gab und sie im gleich Atemzug unter den Schutz von Kisame und Itachi stellte, das war zu viel und machte sie beinahe verlegen. Benannter Uchiha zeigte keine Regung, doch es war fast voraussehbar, als Kisame spielerisch seinen Arm um die junge Frau legte.
 

„Sicher doch, meiner Kleinen wird kein Haar gekrümmt!“, sagte er grinsend, während sich Seika weg duckte, um der 'Ich-bin-jetzt-dein-Beschützer'-Attacke zu entgehen, weil ihr das einfach nicht geheuer war.
 

„Wir machen uns auf den Weg“, bestätigte Itachi nun, seine Stimme ausdruckslos. Seika winkte Tobi zum Abschied zu. Dass Deidara nicht da war, war… bedrückend, aber nicht zu ändern. Doch sie mussten nun los. Die entsprechenden Handzeichen ausführend, verschwanden die drei Akatsuki, deren Ziel Kaminari no Kuni war, innerhalb einer Sekunde. Dass Deidara gerade in diesem Moment im Laufschritt auftauchte, sahen sie nicht mehr, auch nicht seinen mehr als schuldbewussten Gesichtsausdruck.
 

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Das Tempo, dass sie anzogen, war ziemlich straff. Leichtfüßig, als wäre es trotzdem kaum anstrengend, fegten sie durch das dichte Gestrüpp des Waldes, sich immer wieder von dicken Ästen abstoßend, ihnen ausweichend und bei mehr Freiraum durch die Luft segelnd. Seit ihrem Aufbruch hatte keiner der Drei ein Wort gesagt, denn die Konzentration war bei dieser schnellen Reise durch das dichte Blätterdach stark gefordert. Die junge Frau, der Haimann und der Uchiha versanken in angenehmem Schweigen.
 

Als die Umgebung um sie herum wieder weniger unübersichtlich wurde, fand Seika plötzlich Kisame an ihrer Seite, weil der Platz es erlaubte, dass sie nebeneinander liefen. Er sah sie mit seinem typischen Grinsen neugierig an.
 

„Sag mal, woher wusstest Du eigentlich, welche Route wir nehmen?“, wollte er wissen, und Seika lachte auf, weil sie nicht dachte, dass er so dumm war.
 

„Itachi und ich sind Missing-Nins aus Konohagakure, da ist es doch klar, warum wir nicht Hi no Kuni passieren. Man würde uns sofort erkennen, wenn wir dort anderen Shinobi begegnen, womit wir wohl rechnen müssen. Und das wiederum würde eine Lawine von Aufmerksamkeit und Verfolgern auslösen!“, gab sie zurück. Itachi drehte seinen Kopf leicht zu ihnen nach hinten und sie sah auf seinem Gesicht einen Ausdruck der Zustimmung. Doch nicht nur dieser Ausdruck lag in seinen Zügen. Auch er ließ sich etwas zurückfallen, sodass die drei Akatsuki nun beinahe eine gerade Linie bildeten.
 

„Wir müssen auch in Oto no Kuni sehr aufpassen. Wenn es wahr ist, dass Orochimaru einen Teil des Körpers seines Untergebenen Kabuto übernommen hat, dann wird jeder dort lebende Shinobi den Befehl haben, bei der Sicht eines Akatsuki diesen sofort anzugreifen und alle anderen Ninjas umgehend zu alarmieren. Wir durchqueren Kusa no Kuni und passieren Taki no Kuni ebenfalls. Dann kommen wir in nicht-shinobi Territorium. Dort rasten wir. Danach setzen wir unseren Weg durch Oto no Kuni so schnell wie möglich fort, möglichst ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Verstanden?“, erklärte Itachi und bekam von Seika und Kisame auf seine Frage hin ein Nicken, welches ihr Einverständnis ausdrückte. Damit war alles Wichtige geklärt. Die junge Frau wusste bereits, dass dies der Beginn einer langen Reise in komplettem Schweigen war.
 

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Überraschenderweise war die erste Etappe ihres Weges nach Kaminari no Kuni relativ ruhig verlaufen. Alle drei Akatsuki hielten ihr Chakra die ganze Zeit über maskiert, sodass niemand sie entdeckte. Ein paar Mal mussten sie kleinen Gruppen von feindlichen Shinobi ausweichen, einmal kam ihnen auch ein Trupp ANBU in die Quere, was sie ihrem Chakralevel nach spekulierten, aber niemand von ihnen hatte Notiz von den Akatsuki genommen. Sonst hatten die Shinobistaaten keine bösen Überraschungen für sie bereit gehalten, was auch ganz gut war.
 

Es war eine Nacht mit einem halbvollen Mond, sodass es fast ganz dunkel war, als sie endlich auf Itachis Handzeichen hin endlich stehen blieben. Seika hatte natürlich nichts sagen wollen, um die Reise nicht zu behindern, doch sie war sehr nahe an ihrem Kräftelimit. Sie hatte nicht gedacht, dass diese ereignislose Reise, obwohl sie sehr lang war, so viel von ihr abverlangen würde. In Kusa no Kuni hatten sie schnell über offenes flaches Gelände laufen müssen, da es im Land des Grases nur selten lang zusammenhängende Wälder gab und sie deshalb wie auf dem Präsentierteller gestanden waren. Taki no Kuni hatte dann wieder genügend Möglichkeiten für ein weitgehend verborgenes Reisen geboten, doch das Terrain dort war schwierig gewesen, wegen der großen Schluchten, die sich überall durch die Felsen gruben. Als sie das Land der Wasserfälle verlassen hatten, hatte Itachi sie querfeldein durch das neue Gebiet geführt, da sie sich keine Gedanken über feindliche Shinobi machen mussten. Hier hatten sie fast das schnellste Tempo hingelegt, um vor ihrer Pause noch möglichst weit zu kommen.
 

Seika lehnte sich mit der Schulter gegen einen Baum. Ihr Rücken war den Anderen zu gewandt, weil sie selber merkte, wie vollkommen blass sie war und dies nicht unbedingt offen zeigen wollte. Ihre Beine zitterten leicht und ihr Puls flatterte. Sie war so erschöpft, dass es schien, als würde sie bereits schlafen und dies alles wie in einem Traum erleben. Doch ihr Kopf war im Gegensatz zu ihrem Körper noch wach. Tief ein und ausatmend schloss sie ihre Augen, während sie sich langsam den Strohhut vom Kopf zog. Als sie merkte, wie Kisame sich von hinten näherte, seufzte sie abgespannt.
 

„Lass mich, okay? Es tut mir Leid, ich hab mich überanstrengt…“, sagte sie mit schwacher, aber ehrlicher Stimme. Es brachte nichts, wenn sie verleugnete, was man ihr sicher ansah. Außerdem wollte sie Itachis Zorn nicht auf sich ziehen. Sie hörte schon, wie er sagte, dass man keinen Medic-Nin gebrauchen konnte, der selber zu nichts mehr fähig war… Doch nichts dergleichen kam.
 

„Gut, also übernehm' ich die erste Wache. Dann Du, ja?“, meinte der Haimann und wartete ihre Antwort nicht ab, weil er wusste, wie sie ausfallen würde, sondern ging wieder davon, um sich einen bequemen Platz zu suchen, von dem er die Gegend gut überblicken konnte. Sie befanden sich im Randgebiet eines dichten Waldes, ein günstiger Ort für ihre Pause. Seika ließ sich Kisames Worte nicht zweimal sagen. Direkt dort, wo sie gerade stand, war es gut genug für sie, um sofort in einen erschöpften Schlaf zu fallen, nachdem sie sich auf dem Boden zusammen gekauert hatte. Sie wollte nichts essen, oder überhaupt etwas zu sich nehmen, da ihr vor Müdigkeit regelrecht übel war. Das konnte sie auch während ihrer Wache erledigen… Sie spürte nicht die schwarzen Augen auf ihr, die sie beobachteten, während sie einschlief.

Looking back and moving forward

Es war dunkel und ruhig um sie herum, sie träumte nichts. Es war als würde sie schweben, in einem Zustand aus vollkommenem innerem Gleichgewicht. Sie dachte an nichts, sie war nur von Schwarz umgeben, einem tiefen, unergründlichen Schwarz, in dem sie sich regelrecht wohl fühlte. Als sie jedoch jemand leicht an der Schulter rüttelte, fuhr Seika aus ihrem tiefen Schlaf auf. Sie sah, noch etwas benebelt durch das schnelle Aufwachen, nur Kisames blitzende Zähne, weil er sie angrinste. Er hatte sich eine Minute Zeit genommen, die fest schlummernde junge Frau zu betrachten. Es war aber auch kein Wunder, nachdem sie vorhin so erschöpft gewesen war.
 

„Hey, Deine Schicht beginnt. Außerdem revoltiert Dein Magen ganz schön“, meinte er amüsiert, während Seika leicht verlegen bemerkte, dass sie nun wirklich Hunger hatte und ihr Bauch die entsprechenden Geräusche von sich gab. Sie wusste zwar nicht, wie viel sie geschlafen hatte, doch es ging ihr schon um einiges besser, auch wenn sie immer noch müde war. Sie streckte sich kurz, um ihren Kreislauf in Schwung zu bringen, damit sie nicht umkippte, wenn sie aufstand.
 

„Danke“, flüsterte die junge Frau, und lächelte Kisame sachte an. Der Haimann blinzelte. Ihr Gesicht sah im Mondlicht aus, als wäre es aus Silber gegossen worden, perfekt und unschuldig schön. Ihre erschöpften goldenen Augen, die trotz der ganzen Anstrengung strahlten, bildeten einen exotischen Kontrast. Doch der Blauhäutige besann sich schnell. Er wollte auch endlich schlafen.
 

„Da oben ist es recht gemütlich“, meinte er mit einem Fingerzeig auf seinen vorherigen Aussichtspunkt. Es war eine breite, am Baumstamm abzweigende Astgabel, die eine leichte Einhöhlung aufwies, sodass man etwas versteckt war, aber sonst alles gut sehen konnte. Es war ein alter Apfelbaum, also war das Abendessen auch nicht weit. Seika nickte ihm dankbar zu und erhob sich schließlich. Kisame wiederum ließ sich ohne viel nachzudenken auf ihren vorherigen Ruheplatz plumpsen und kaum hatte die junge Frau sich versehen, da schnarchte er auch schon leise.
 

Den Kopf schüttelnd und mit einem Schmunzeln auf den Lippen, welches aber bald wieder verschwand, machte sich Seika zu dem angewiesenen Ort auf. Mit ein paar kleinen lautlosen Sprüngen auf niedrigere Äste erreichte sie die Mulde, die wirklich recht einladend aussah. Seika hoffte, sie würde nicht sofort wieder einschlafen, weil ihr Körper doch noch schwach war, wie sie feststellte. Als sie sich vorsichtig hinsetzte, wurde sie mit einem atemberaubenden Blick auf eine in silberne Töne getauchte Landschaft belohnt. Ein ebenfalls aus dem imaginären Edelmetall bestehender Apfel hing ihr beinahe ins Gesicht. So ließ es sich doch gleich besser aushalten! In ihrer Tasche an ihrem Hüftgürtel hatte sie noch ein paar Reisbällchen. Dann gab es eben eine süße Mahlzeit, wie sie bemerkte, als sie in das saftige, reife Fruchtfleisch biss.
 

Nach einiger Zeit seufzte sie leise auf. Seika war sich plötzlich sicher, dass sie nicht einschlafen würde, weil die Ruhe ihr Zeit gab, über vieles nachzudenken, es drängte sich ihr regelrecht auf, weil die Stille die Stimmen in ihrem Kopf noch lauter wirken ließen. Deidara und Tobi waren bestimmt schon in der Basis in Tsuchi no Kuni angekommen, ihnen hier wiederum lag der schwierigste Teil der Reise noch bevor, nämlich das Territorium von Oto no Kuni. Doch das war nicht ihre Sorge. Ihr war schon von Anfang an klar gewesen, dass ihr die unklaren Verhältnisse mit Deidara Kopfzerbrechen bereiten würden. Hätte sie sich doch nur mit ihm ausgesprochen. Es musste ihm doch mittlerweile auch einleuchten, dass sie ihn sehr gern hatte, darüber hinaus jedoch keine Gefühle für ihn hegte. Er war attraktiv, das war nicht zu verleugnen und er sorgte sich um sie, aber… Ja, was? Was waren Gründe, die wirklich etwas ausmachten?
 

Oh, da fielen Seika doch ein Paar ein. Er war jähzornig, bockig, eitel, egozentrisch, großmäulig, eifersüchtig… Eifersüchtig auf wen, bitte, dachte Seika mürrisch. Er hatte keinen Grund und das hätte sie ihm direkt sagen müssen. Sie hatte es ihm gesagt, doch er hatte mit kindlicher Sturheit darauf reagiert. Sie hätte ihn einsperren müssen und es in ihn hinein prügeln sollen, im wahrsten Sinne des Wortes. Es tat ihr doch weh, sich mit ihm streiten zu müssen. Sie gab es aber offen zu, dass sie sich in der rauen Welt der Akatsuki nämlich recht geborgen fühlte, fast vom ersten Tag an. Die Missionen, die zu erledigen waren, waren hart und sehr gefährlich, ja, und die Mitglieder waren ziemlich seltsame Gestalten. Selbst ernannte Götter, Massenmörder, Barbiepuppen, Einäugige, Mischwesen und Papierfetischisten und mithin die mächtigsten Shinobi des Kontinents. Und hier wurde einem die Wahrheit immer direkt aufgetischt. Es ging nicht immer nur um das größere Wohl der Anderen und trotzdem war jeder für sich wichtig und autonom. Die Missionen waren wirklich nichts, was man auf die leichte Schulter nehmen konnte, doch dieser Nervenkitzel hielt einem am Leben, weil einem so bewiesen wurde, dass man gebraucht wurde und dass man auch für fähig gehalten wurde, diese schwierigen Aufgaben zu bewerkstelligen. So war diese Reise zwar brutalst riskant, doch der Einsatz von Kopf und Körperkraft war für Seika trotz der tiefen Erschöpfung eine wohlige Genugtuung, genau so, wenn sie exzessiv trainierte und nachher wie tot ins Bett fiel.
 

Auch wenn es mehr oder weniger große Schwierigkeiten und Meinungsverschiedenheiten zwischen den Mitgliedern gab, wollte Seika diese Zeit nicht mehr missen. In Konohagakure wäre sie mit ihren Fähigkeiten nur im Krankenhaus versauert, weil sie durch ihre lange Abwesenheit, in der sie mit ihrem Sensei bis zu dessen Tod in den Bergen von Kaze no Kuni, weit weg von Sunagakure, verbracht hatte, kein Anrecht auf eine Stelle in Konohas ANBU Eliteeinheiten gehabt hätte, was für die junge Frau vielleicht die einzige wahre Vorstellung von einem ausgefüllten Leben in dieser Stadt gewesen wäre. Sie war nicht mal als richtiger Konohagenin anerkannt worden, weil sie eines Tages als Kleinkind vor den Toren Konohas einzig und allein mit einem Zettel, auf dem ihr Geburtsland und ihr Name gestanden hatte, gefunden worden war, weshalb sie auch nie ein Hitai-ate erhalten hatte. So hatte ihr Sensei es ihr erzählt. Etwas Seltsames hatte sie mit diesem, schon damals sehr betagten Mann verbunden, dessen Name sie, so seltsam es auch klingen mochte, nicht einmal gewusst hatte. Doch er hatte dieselbe Fähigkeit wie sie gehabt, die er ebenfalls nicht durch irgendwelche Blutsverwandtschaften, sondern für sich selber bei seiner Geburt erlangt hatte und deshalb hatte sie ihm auch vertraut. Vielleicht, so hatte Seika es sich immer gedacht, war er ein entfernter Verwandter von ihr gewesen, weil er so viel über sie gewusst hatte und weil er wie sie auch ursprünglich aus Kaminari no Kuni kam. Warum hätte er sich sonst ihrer annehmen sollten, als sie für alle überraschend mit acht Jahren die Akademie abgeschlossen hatte und nicht als Konohagenin angenommen werden sollte? Von ihm hatte sie jedenfalls sehr viel von dem gelernt, was sie nun konnte und dafür war sie ihm aus tiefstem Herzen dankbar, auch wenn Konoha sie nach der langen Isolation mit distanzierter Freundlichkeit wieder empfangen hatte und sie an dem hatte zweifeln lassen, was ihr Sensei manchmal als die böse Wahrheit erklärt hatte.
 

Ob sie wirklich schon für tot erklärt worden war? Seika war sich darüber fast sicher, denn das war das Einfachste, wie man mit ihrem Verschwinden damit hätte umgehen können. Viele Menschen hatten sie über die Jahre hinweg vergessen und kümmerten sich sicher nicht um den Verlust einer sowieso kaum bekannten Kunoichi, auch wenn diese ein großes Talent gewesen sein mochte, weil sie ja nie wirklich ein Bürger von Konohagakure gewesen war. Die junge Frau war jedenfalls froh, dass sie sich so schnell entschlossen hatte, den Akatsuki beizutreten, bei denen sie nun einen wichtigen Platz eingenommen hatte, obwohl auch der erste Eindruck der Organisation nicht wirklich einladend gewesen war. Zuerst der schwere Kampf gegen die vier Mitglieder Zetsu, Tobi, Kisame und Deidara, dann Itachis Folter mit dem Tsukiyomi. Doch wie sie mit der Zeit herausgefunden hatte, waren alle Mitglieder mehr oder weniger menschlich. Pain war ein respektierter Anführer, Konan seine trostlose Begleiterin, Tobi war der Inbegriff für das Kind im Manne, Deidaras überaus 'menschlichen' Charakter hatte sie schon zu Genüge beschrieben, Kisame war der personifizierte Sarkasmus und Itachi… Nun, auch er hatte Gefühle…
 

Erst jetzt dachte die Brünette wieder an den Uchiha. Sie sah ihn nirgends, also würde sie nachher nach ihm suchen müssen, wenn der Wechsel der Nachtwache kam. Doch im Moment waren ein weiterer Apfel und die schöne Aussicht ihre einzige Beschäftigung, der sie sich einigermaßen sorgenfrei hingab.
 

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Irgendwann nach nicht genau zu bestimmender Zeit beschloss Seika, dass sie ihren Teil der Wache zu genüge absolviert hatte und nun der Nächste dran war. Das war Itachi. Jener Uchiha hatte sich, anders als Kisame und sie zuvor, irgendwo hin zurückgezogen, wo er von diesem Aussichtspunkt aus nicht sichtbar war, was die Brünette nicht verwunderte. Seika seufzte und stand langsam von ihrem doch sehr gemütlichen Platz auf. Aber die Aussicht auf ein paar weitere Stunden Schlaf war doch auch ziemlich verlockend, weshalb sie sich letztendlich doch bewegte.
 

Die junge Frau sprang also von dem Baum herab und landete sanft im Gras. Sie konzentrierte sich ein wenig, um Itachis Chakra ausfindig zu machen. Das, was ihre feinen Sinne aufnahmen, kam etwas tiefer aus dem Wald. Das war nicht überraschend, wenn man bedachte, dass sich der Uchiha meistens alleine aufhielt.
 

Seika genoss die Geräusche und den Geruch des Waldes sehr. Der harzige, würzige Duft, die leisen Laute von umher huschenden Tieren, das Knacksen von alten Ästen, das Rauschen der Blätter in der leichten Brise und die flüsternde Stimme, die der Wind zu haben schien, wenn er durch die Baumkronen fuhr, das alles wirkte beruhigend auf die junge Frau. Der Wald schien trotz der nächtlichen Ruhe vor Leben zu pulsieren, außerdem schienen die Tiere trotz ihrer fremden Aura nicht geflohen zu sein.
 

Und da war er, kaum sichtbar versteckt zwischen einer Gruppe von Bäumen, die jegliches Licht versperrten. Er saß mit dem Rücken gegen einen Baumstamm, die Beine aufgestellt, die Arme auf seinen Knien liegend und sein Kopf war nach unten geneigt, sodass man sein Gesicht nicht sehen konnte.
 

Seika war ein wenig unsicher über das, was sie nun tun sollte. Sollte sie leise nach ihm rufen, um ihn darauf aufmerksam zu machen, dass er nun dran war? Nein, er würde denken, es wäre etwas Unerwartetes passiert. Sie musste ihn wecken, wie Kisame sie wach gerüttelt hatte. Der Haimann und der Uchiha waren langjährige Partner, wahrscheinlich lief der Wachenwechsel immer so ab.
 

Sie ging noch ein paar Schritte vor und ließ sich dann an seiner Seite auf ihre Knie nieder. Sie streckte ihre Hand aus und berührte dann sanft seine Schulter.
 

„Itachi?“, wisperte sie und seine Augen öffneten sich sofort. Sein Sharingan war aktiviert. Er war völlig entspannt, als hätte er nicht geschlafen und ihr Kommen bereits gespürt. Sein Blick ließ Seika erschaudern. Warum hatte er sich nicht geregt, wenn er gewusst hatte, dass sie kam, um ihn für die die nächste Wachschicht zu wecken? Als er seinen Kopf zu ihr drehte, spürte sie den Hauch seines warmen Atems in dieser kühlen Nacht. Für einige Momente passierte nichts. Doch dann erhob der Schwarzhaarige sich lautlos und streckte sich leicht, während seine Augen die Gegend erkundeten.
 

„Nutze die nächsten Stunden gut. Wir werden früh wieder aufbrechen“, sagte er leise und samten, sodass Seika beinahe seufzen musste, da dieser Ton in seiner Stimme Dinge in ihrem Inneren bewirkte, die einfach nicht recht waren. Warum hatte dieser verschlossene, kühle, geheimnisvolle Mann so eine Wirkung auf sie? Die junge Frau gab als Antwort nur ein einfaches 'Mhm' und wollte sich schon hinsetzen.
 

„Nein, geh zu Kisame“, sagte er zu ihr, sodass sie ihn irritiert anblickte. Seine Augen waren wieder auf sie gerichtet und hatten einen bestimmenden Ausdruck. Seika verstand nicht, warum er hier geschlafen hatte und sie es nicht tun sollte. Sie wusste keinen Grund dafür, wollte aber Erstens nicht darüber nachdenken und Zweitens schon gar nicht mit Itachi darüber diskutieren, nicht zu dieser späten Stunde, weil sie wieder ziemlich müde war. Deshalb kam die junge Frau auch wieder träge auf die Beine und folgte Itachi nach, der zu der Stelle zurück ging, wo zuvor Kisame und Seika die Wache gehalten hatten. Auch der Uchiha wählte denselben Platz, um seine Schicht dort zu verbringen, wie die Beiden vor ihm. Seika schritt langsam dorthin, wo die hochgewachsene Gestalt des Haimannes schief gegen einen Baum lehnte und er Gefahr lief, jeden Moment zur Seite zu rutschen und mit dem Kopf auf dem Boden aufzuschlagen. Seika schmunzelte deswegen leicht. Wenigstens hatte er auch aufgehört zu schnarchen.
 

Ein paar Meter weiter befand sich ein Teppich aus trockenem Moos vor einer Ansammlung von niedrigen Büschen. Seika ging in die Hocke, testete mit ihrer Hand, ob die Unterlage nicht schon zu Staub zerbröselt war und legte sich dann seitlich hin, als sie sicher gegangen war, dass sie ein schönes, nicht ganz so hartes Nachtlager gefunden hatte. Als sie auch ihren Kopf niederlegte, schützten sie ihre Haare vor dem doch schwach pieksendem Moos. Mit leicht angezogenen Beinen hatte sie letztendlich eine doch recht bequeme Position gefunden. Als die junge Frau ein letztes Mal aufsah, traf sie auf scharlachrote Augen, die sie die ganze Zeit über beobachtet hatten. Mit der Erinnerung an das dazugehörige Gesicht und den im Mondlicht silbern schimmernden langen Haaren, driftete sie in ihren wohlverdienten restlichen Schlaf.
 

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Seika erwachte, weil etwas ihre Nase kitzelte und sie deshalb beinahe niesen musste. Sie runzelte die Stirn und öffnete langsam ihre Augen. Es war noch sehr dämmrig draußen, also war die Sonne nicht mal aufgegangen, aber sie hatte ja gehört, dass sie früh ihren Weg fortsetzen wollten. Seikas weiterhin schläfrige Gedanken konnten nicht zuordnen, was da vor ihrem Gesicht hin und her zuckte und sie immer wieder an der Nase, ihren Wangen und ihrer Stirn kitzelte. Erst als plötzlich etwas Blaues in ihrem Sehfeld auftauchte, schreckte sie mit einem Mal auf. Durch ihre ruckartige Bewegung drängte sie ihren selbst ernannten Wecker einen Schritt nach hinten. Es war kein anderer als Kisame, der lachend eine lange schwarze Feder in der Hand hielt.
 

„Morgen, Kleine! Ich hoffe, ich hab Dich nicht zu sehr erschreckt“, sagte der Blauhäutige mit bester Laune. Seikas verkrampfte Haltung entspannte sich wieder mit einem tiefen Seufzer aus ihrer Kehle. Dass er sie nicht hatte anders wecken können… Obwohl sie jetzt wirklich wieder bei vollem Bewusstsein war.
 

„Es ist schlecht, wenn Du einem Medic-Nin einen Herzinfarkt bescheren willst, soviel sei gesagt… Brechen wir schon auf?“, fragte sie leise, während sie sich mit den Händen über das Gesicht fuhr, um sich den restlichen Schlaf aus den Augen zu reiben und um schnell wieder komplett fit zu werden.
 

„Mhm, ja. Itachi wollte uns noch ne halbe Stunde ruhen lassen, aber ich will endlich wieder ein gescheites Bett haben!“, sagte Kisame mit wehleidiger Stimme und hielt sich theatralisch mit den Augen rollend den Rücken. Eigentlich wollte Seika ihm sagen, dass es kein Wunder war, wenn ihm sein Kreuz weh tat, wenn er dauernd sein mächtiges Schwert auf seinem Rücken herum trug, doch etwas anderes erhaschte ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Itachi, der sie alle erbarmungslos zur Eile angetrieben hatte, hatte noch etwas warten wollen? Die Frage war, weshalb. Er und Kisame waren doch bereits wach gewesen, wenn sie darüber gesprochen hatten, nur sie hatte noch tief geschlafen. Das hieß also, er hatte sie extra nicht wecken wollen? Seika war für einen Moment sprachlos. Kisame deutete ihren Gesichtsausdruck wohl anders.
 

„Ich muss schon sagen, Kleine, wenn Du schläfst, siehst Du echt süß aus, gar nicht so, als wärst Du ne verdammt harte Kunoichi!“, sprach er mit einem breiten Grinsen. Seikas Augen weiteten sich, als ihre Gedanken schon wieder von der erneuten Aussage des Haimannes abgelenkt wurden. Was war das gerade? Schlief sie noch und träumte etwa? Nein, Kisame hatte das wirklich gerade gesagt! Er hatte sie schamlos beobachtet, während sie nichts ahnend geschlafen hatte!
 

„Pass auf, oder ich zeig Dir gleich, wie hart ich bin!“, sagte sie säuerlich und stand stöhnend auf. Heimlich stimme sie Kisame zu, dass ein richtiges Bett wirklich eine tolle Sache wäre. Der harte Boden hatte sie trotz des moosigen Untergrunds total versteift und sie spürte jeden ihrer Knochen. Der Haimann hob abwehrend seine Hände, um die aufkommende schlechte Laune der jungen Frau zu besänftigen, während Seika mit verzogenen Lippen und einem Blick an sich herunter kontrollierte, wie sie eigentlich aussah. Es war, wie befürchtet. Sie war voller Erde, Blätter, Moos und Staub. Auch in ihren Haaren hatten sich ein paar Pflanzenteile verheddert. Doch sie klopfte sich nur flüchtig ab und kämmte ihre Haare mit ihren Fingern leicht durch. Wenn sie weiterhin so schnell reisen würden, dann würde sie der Gegenwind sowieso so gut wie sauber fegen. Außerdem würden sich ihre Haare auch wieder vollkommen verknoten...
 

„Seid ihr bereit?“, fragte Itachi plötzlich. Er war hinter einem Baum hervor gekommen. Als Seika ihn ansah, hatte sie ein seltsames, wohliges Gefühl in ihrem Bauch. Doch sie nickte und setzte sich ihren Strohhut auf den Kopf. Ihr restliches, spärliches Gepäck hatte sie bereits rasch zusammen gepackt. Kisame war natürlich ebenfalls fertig. Es war, als hätte er Hummeln in seinem Hintern.
 

„Kann losgehen! Was gibt's schöneres, als eine Reise mit meinem alten Partner und einer hübschen jungen Frau?“, sagte er feixend, wofür er von Itachi sein typisches 'Hn' erntete, sowie einen 'Du-kriegst-gleich-einen-Tritt-in-den-Hintern'-Blick von Seika, die dem Uchiha sofort folgte, als dieser absprang und somit die zweite Etappe ihres Weges nach Kaminari no Kuni einleitete.

Storm, thunder and lightning

Es dauerte nicht mehr lange, da passierten sie die Grenze zu Oto no Kuni. Sofort wusste Seika, wovor Itachi sie am Anfang der Reise gewarnt hatte. Das Land besaß nicht nur einen schlechten Ruf, es hatte an sich schon eine schlechte Aura. Der Grenzstreifen allein war schon mit so vielen Fallen bestückt, dass die drei Akatsuki wirklich sehr Acht geben mussten, keine Einzige davon auszulösen. Anders als geplant mussten sie ein wenig ins Landesinnere ausweichen. Zuerst hatten sie nicht allzu weit von der Grenze zu Hi no Kuni entlang laufen wollen, doch dort waren massive Patrouillen aufgestellt worden, was eigentlich kein Wunder war, wenn man bedachte, dass Oto und Konoha langjährige Feinde waren. Die Routenänderung war aber nicht minder gefährlich, weil sie nicht wussten, auf welche Hindernisse sie dort treffen würden.
 

Oto no Kuni schien fast nur aus Waldgebieten zu bestehen. Dies bescherte ihnen zwar viele Versteckmöglichkeiten, doch ihrem Gegner genau so. Sie sprangen mit höchster Vorsicht von Ast zu Ast und blieben nie weit voneinander getrennt. Ihr Tempo verlangsamte sich etwas, wegen der hohen Konzentration, die sie aufbringen mussten, um den Weg gefahrlos hinter sich zu bringen. Dass sie bisher so störungsfrei voran kamen, machte Seika jedoch immer nervöser. Oto no Kuni verfügte über eine große Armee von starken Shinobi, doch davon hatten sie bisher noch nichts mitbekommen. Sicher, im Norden gab es eine große Ansammlung von Chakra, was bedeutet, dass dort wohl die Hauptstadt Otogakure mit den meisten Einwohnern lag. Aber die anderen Ninja hatten wohl auch alle ihr Chakra maskiert, was hieß, dass ein Aufflackern von Chakra in dieser Gegend bedeuten musste, dass irgendetwas nicht stimmte. Seika biss sich auf ihre Unterlippe, während sie von einem dicken Zweig absprang. Das war eine verdammt gefährliche Situation. Die junge Frau wusste nicht, ob die anderen Beiden dies auch bemerkt hatten. Itachi vielleicht schon, aber Kisame? Doch in diesem dichten Wald, wo sie auf ihre Schritte aufpassen mussten, konnte sie keinesfalls mit ihnen reden. Sie durften einfach nicht entdeckt werden.
 

Doch anscheinend wurden ihre unausgesprochenen Sorgen trotzdem bemerkt. Sie sah, wie Itachi einen Blick zu ihr nach hinten warf. Seika erwiderte diesen Blick mit all den unwohlen Gedanken, die sie gerade hatte. Plötzlich verengten sich Itachis Augen und auch Kisame zuckte. Da passierte das, was Seika um jeden Preis am liebsten verhindert hätte. Eine kleine Gruppe Shinobi, die mit unterdrücktem Chakra durch die Gegend patrouillierte, hatte sie entdeckt. Sie waren zwischen dichtem Gestrüpp gestanden und sahen nur mit großen Augen und offenen Mündern zu ihnen auf. Die Konfrontation war nun unvermeidbar und jagte den Adrenalinspiegel in Seikas Blut nur noch in die Höhe.
 

„Kein Chakra!“, zischte die Brünette zu den Anderen und sprang hoch. Unter ihrem Mantel zog sie einige Kunais aus ihrem Gürtel und streckte mit einem gezielten, harten Wurf zwei der Otoshinobi nieder. Sie waren sofort tot, als die Schneide ihnen die Kehle und die Aorta durchtrennte. Sie sah, wie Itachi wie ein schwarzer Blitz an ihr vorbei sauste und die anderen Beiden feindlichen Shinobi mit gezielten Schlägen außer Gefecht setzte. Sie sanken leblos auf den Boden. Seika und Kisame, der ebenfalls zwei ihrer Gegner mit seinem Samehada zur Strecke gebracht hatte, trafen nur Momente später dort ein, wo Itachi stehen geblieben war. Die junge Frau atmete schnell, ihr Puls war ebenfalls in die Höhe geschossen, wegen dem, was sie höchstwahrscheinlich nun erwartete. Denn sie hatte etwas gespürt, was gar nicht gut war.
 

„Irgendeiner von ihnen hat sein Chakra freigesetzt, bevor wir ihn töten konnten. Hab ihr gemerkt, dass keiner der Wachen hier sein Chakra preisgibt? Jeder im näheren Umkreis wird sofort wissen, dass hier etwas passiert ist!“, sagte Seika aufgebracht. Doch niemand von den Dreien hatte Schuld daran. Itachi nickte.
 

„Aber der Moment war nur sehr kurz. Wir rennen weiter. Wenn uns jemand in die Quere kommt, wird er sofort erledigt. Solange niemand überlebt, der später berichten kann, dass es das Werk von Akatsuki war, ist es egal“, befahl der Schwarzhaarige und alle Drei setzten ihren Weg hastig fort. Jeder war plötzlich sehr angespannt. Sie hatten keine Ahnung, wie viele Shinobi sich genau in der Umgebung aufgehalten hatten und wie sie auf das kurze Aufflackern von Chakra reagieren würden. Sie flogen wie schnell sie nur konnten durch die Baumkronen, als plötzlich eine schwarze Krähe ihren Weg kreuzte. Seikas Augen weiteten sich, als der Vogel direkt mit Itachi kollidierte und… mit ihm verschmolz. Der Uchiha hielt kaum merklich inne, doch dann sprang er zwischen Kisame und Seika.
 

„Vor uns ist ein Trupp von einem Dutzend Shinobi. Wir werden sie aus einem Hinterhalt angreifen“, sprach er und alle Drei bleiben stehen, versteckt zwischen den dichten Blättern der Bäume, jeder von ihnen reglos und höchst angespannt. Es dauerte nicht lange, da tauchten die besagten Shinobi auf, je zu einer Hälfte Jounin und Chunin. Trotzdem, wie sollten sie ein Dutzend Shinobi ausschalten, ohne dass einer von ihnen sein Chakra als Alarmsignal abgeben konnte und ohne dass sie selber Chakra benutzen durften? Die Otoshinobi sprangen wachsam von einem Ast zum anderen.
 

„Hier ist nichts, Taichou, das waren bestimmt welche von den Neuen, die noch nicht kapiert haben, wie's hier richtig abläuft“, meinte einer der Jounin.
 

„Ja, das Zeichen war so schwach, dass es auch eines der Monster gewesen sein konnte...“, sagte einer der Chunin dazu.
 

„Idiot, Monster haben kein Chakra! Nein, hier stimmt irgendetwas nicht-“ Der Jounin, der die Gruppe anführte, konnte nicht einmal blinzeln, da war er schon tot, als die von Itachi geworfenen Shuriken seine Bauchhöhle aufschnitten und seine Eingeweide zerfetzten. Die drei Akatsuki tauchten mitten unter dem Trupp der überraschten Shinobi auf. Kisames Schwertstreich enthauptete einen Mann und riss einen weiteren in Stücke. Itachi rammte zwei Weiteren spitze Kunais in ihre Schädel. Seikas harter Kick brach einem anderen das Genick. Die Hälfte der Shinobi war innerhalb einer Sekunde erledigt. Einer der übrig gebliebenen Jounin war jedoch so geistesgegenwärtig, dass er sein Chakra vollkommen demaskierte und die anderen Otoshinobi taten es ihm sofort nach. Seika biss zornig die Zähne zusammen. Es war so, wie sie befürchtet hatte. Sie wirbelte herum, als sie merkte, dass sich jemand von hinten auf sie stürzte. Sie hob die Arme, um sich zu verteidigen, doch Itachi sprang zwischen sie und den Otoshinobi.
 

„Bleib zurück!“, raunte er bestimmt und sein brutaler Faustschlag brach die Rippen seines Gegners. Dessen Blut spritzte mit hohem Druck aus den zerfetzten Adern und er blutete sofort aus. Mit geweiteten Augen starrte Seika Itachis Rücken an. Er nahm Pain Anweisung nun etwas zu ernst.
 

„Verdammt, jetzt ist nicht die Zeit dafür!“, gab sie bissig auf den Befehl des Uchiha zurück. Sie rauschte an Itachi vorbei, auf die beiden Shinobi zu, die sich unsicher darüber waren, wen sie am besten zuerst angreifen sollten, doch die verschwendeten Sekunden des Nachdenkens waren ihr Ende. Der Uchiha blieb dicht hinter Seika, sein leises 'Hn' offenbarte seine Unzufriedenheit. Der Erste der beiden Shinobi war ein Chunin. Zittrig hielt er sein Katana vor sich, um sich zu verteidigen. Seika tauchte jedoch einfach unter der Klinge hindurch und streckte ihre Hand nach vorne. Sie berührte damit flüchtig den Oberkörper des zweiten Shinobi. Sie grinste leicht, als auch sie einen kleinen Teil ihres Chakras entfesselte. Wenn nun schon Chakra im Spiel war, gab es für sie keinen Grund, sich noch weiter zurückzuhalten. Als Seikas Fingerspitzen in einem hellen Blau aufleuchteten, fiel der Körper des Shinobis nur Augenblicke danach leblos in sich zusammen. Auch der Chunin lebte nicht mehr, Itachis schwirlendes Sharingan sagte Seika, dass auch er sein Chakra gebraucht hatte, um sich seines Gegners zu entledigen. Für einige Momente sahen sich der Uchiha und die junge Frau herausfordernd in die Augen.
 

„Hat euer Gestarre nicht Zeit für später?“, rief Kisame, den gerade die drei verbliebenen Shinobi angriffen. Wahrscheinlich hielten sie ihn wegen seinem mächtigen Schwert für am meisten gefährlich, weil sie die Gesichter der Akatsuki wegen ihrer Hüte nicht richtig erkennen konnten. Wie falsch sie doch damit lagen. Seika wollte schon losstürmen, doch Itachi ließ es sich nicht nehmen, sie ein weiteres Mal davon abzuhalten. Er wollte wohl unbedingt der Instruktion von Pain folgen.
 

„Lauf voraus!“, sagte er schroff zu ihr, ohne sie anzusehen und war schon in Kisames Richtung gerannt, um mit ihm zusammen die restlichen Gegner zu erledigen. Die junge Frau sah dem Schwarzhaarigen ungläubig hinterher. Was bezweckte er damit? Vielleicht wollte er ihr aber auch ihren Willen lassen und sie voraus schicken, damit sie ihnen den Weg freikämpfen konnte, sollte es noch mehr feindliche Shinobi geben, die zu dem Kampfplatz, an dem viel Chakra freigeworden war, unterwegs waren. Diese Variante gefiel Seika etwas besser, worauf sie keine Zeit mehr verlor, um noch weiter darüber zu grübeln, und alleine loslief.
 

Mit halsbrecherischem Tempo hetzte die Brünette durch das Blätterdach. Trotz des wenigen Schlafs, der anstrengenden Reise und des Kampfes war sie plötzlich gut gelaunt, was wohl an dem hohen Adrenalinpegel in ihrem Körper lag. Mit einem Salto segelte sie elegant durch die Luft, griff nach einem Ast, schwang sich daran weiter, flog für Sekunden frei über eine kleine Lichtung und traf sogleich auf einen Shinobi, der sie entgeistert anstarrte, als der Wind ihr die abschirmenden Papierstreifen aus dem Gesicht fegte. Sie landete auf dem Gras und jagte sogleich auf den Mann los. Er hatte keine Zeit zu reagieren, denn Seika war innerhalb eines Augenblicks bei ihm und schleuderte ihn mit einem kraftvollen Schlag in den Magen gegen einen Felsbrocken. Das Knacksen von Knochen, was durch den heftigen Aufprall verursacht wurde, und der Anblick des verrenkten Körpers gab Seika die Sicherheit, dass er tot war. Seine Wirbelsäule war gebrochen.
 

Weiter ging ihre Hetzjagd nach weiteren Gegnern durch den Wald. Doch der Shinobi blieb der einzige Ninja von Oto no Kuni, der ihr noch in den Weg kam. Als die junge Frau plötzlich im Laufen auf schwarze Krähen stieß, die durch die Baumkronen flogen, und die Vögel die junge Frau erblickten, lösten sie sich in Luft auf. Hatte Itachi etwa noch mehr Späher voraus geschickt? Das hatte er ihnen nicht gesagt, ansonsten hätten sie nicht ganz so sehr auf der Hut sein müssen. Doch sie vergaß diesen Gedanken, als ihr eine schwarze Feder entgegen flog, die eine Krähe verloren haben musste. Erinnerte sie sich richtig, dass Kisame sie heute Morgen geweckt hatte, indem er sie mit so einer Feder gekitzelt hatte? Die Vorstellung, dass sie wirklich von einem von Itachis Vögeln gestammt hatte, schickte ein seltsames Gefühl durch ihren Körper…
 

Bald lichteten sich die Bäume, sodass Seika weiter springen und sich mehr konzentrieren musste, um die nächsten Äste zu erreichen. Das sagte ihr aber deutlich, dass sie langsam die Grenze von Oto no Kuni erreichte. Das Land, das dahinter folgte, war kein Shinobistaat. Und das hieß, dass sie die größte Gefahr hinter sich gelassen hatten. Im Schutz eines ausladenden Baumes blieb Seika stehen, um wieder etwas zu Atem zu kommen und auf ihre Partner zu warten.
 

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Seikas Begleiter hatten nicht lange auf sich warten lassen und obwohl sie nun den feindlichen Shinobi entflohen waren, fegten die brünette Kunoichi, der Haimann und der Uchiha weiter mit einem selbstmörderischen Tempo über das politisch neutrale Land, als wäre eine ganze Armee hinter ihnen her. Doch es lag ihnen Pains Zeitvorgabe im Nacken und dieser Befehl war mindestens so wichtig, wie ihr erfolgreiches und unenttarntes Entkommen vor den Ninjas von Oto no Kuni.
 

Kisame war viel entspannter, und das hatte sich ebenfalls fatal auf sein Mundwerk ausgewirkt. Er redete die ganze Zeit vor sich hin, wie er sich doch auf ein richtiges Bett freute, sowie auf eine Flasche Sake und einem gemütlichen Beisammensein mit seinem alten Partner und seiner neuen Begleiterin. Es schien ihn wahnsinnig zu amüsieren, wie die Shinobi von Oto drein geblickt hatten, als sie erkannt hatten, mit wem sie es zu tun gehabt hatten. Nur konnten sie dies leider keinem mehr erzählen, was ja auch so beabsichtigt gewesen war. Außerdem plapperte der Haimann die ganze Zeit über Tobi und Deidara, die es so gut hatten, weil sie sicher schon in der Basis von Tsuchi no Kuni angekommen waren und er bemitleidete Tobi für seine 'angenehme' Gesellschaft. Er selber hatte es da, seiner Meinung nach, viel besser.
 

Itachi blieb bei dem ganzen Gerede des Blauhäutigen ungerührt. Es würde nicht das erste Mal sein, dass Kisame ihm während irgendwelchen Einzelmissionen die Ohren voll quasselte, dachte Seika und schmunzelte darüber heimlich unter dem Kragen ihres Akatsukimantels. Doch das Lächeln verging, als sie kurz zu Itachi, dann aber wieder nach vorne sah. Er hatte ihr nicht mal einen kurzen Blick zugeworfen, nachdem er und Kisame sie eingeholt hatten und sie wieder aufgebrochen waren. Das war… das war so, seitdem Kisame gesagt hatte, sie sollten sich 'später anstarren'. Hatten sie sich wirklich so angesehen, dass Kisame es als 'Starren' auslegen konnte? Nun ja, auf das Urteil des Haimannes sollte man eigentlich nicht zu viel Gewicht legen, aber…
 

„Jetzt erklär' mir aber mal, was Du mit dem einen Shinobi aus der Gruppe angestellt hast. Er war tot, aber er sah aus, als hätte er geschlafen. Wenn Itachi auf sein armes Opfer das Tsukiyomi anwendet, schaut der danach immer so… ugh!“, sprach Kisame und machte eine scheußliche, angewiderte Grimasse. Obwohl es nicht wirklich lustig war, weil diese Augentechnik wirklich die Hölle war, musste Seika ein dummes Kichern unterdrücken. Erstens war da Kisames Ton, der nach einem kleinen, neugierigen Blag klang, dann sein Gesichtsausdruck und außerdem die Art, wie er dauernd über Itachi sprach, als ob beide richtig enge Freunde waren. Vielleicht waren sie ja auch etwas wie Freunde, aber es war der berüchtigte Uchiha, von dem sie hier sprachen.
 

„Ich habe seine Nerven gelähmt und dadurch bei ihm einen Herzstillstand verursacht, indem ich mein Chakra für einen Moment wie einen Stromstoß durch ihn hindurch geschickt habe. Sein Gehirn und seine anderen lebenswichtigen Organe haben darauf keinen Sauerstoff mehr bekommen und so war er innerhalb einer halben Minute tot. Das ist ein verbotenes Jutsu, welches ich einmal im Archiv der Basis gefunden habe“, erklärte Seika ihr Vorgehen sachlich. Kisame sah sie überrascht an.
 

„Uh, und dabei hast Du ihn nur kurz berührt… Man, Medic-Nin sind doch nicht so nett, wie ich dachte!“, antwortete der Haimann und vergrößerte den Abstand zwischen ihnen um ein paar Zentimeter. Seika lachte auf.
 

„Dummkopf, Ddu hast nichts zu befürchten, außer Du lässt es darauf ankommen“, meinte die Brünette mit einer spielerischen Drohung und hob ihre Hand, als ob sie Kisame eins über den Schädel hauen wollte. Dieser lachte gackernd und zog seinen Kopf ein.
 

„Okay, okay, werd’s mir merken!“, sagte er abwehrend und verfiel für einige Zeit in Schweigen. Seika war das ganz Recht, mal etwas Ruhe zu haben. Sie wusste nicht, wie lange sie in der Basis in Kaminari no Kuni bleiben mussten, aber dass es eine ganze Weile sein würde, war ihr schon klar. Und da sie nur zu Dritt waren und Itachi sicher nicht dauernd mit Kisame rumhocken würde, würde die junge Frau sicher das Nachsehen haben und die erlauchte Gesellschaft des Haimannes bilden müssen.
 

Doch die zweite Etappe bestand nicht nur aus einer unbeschwerten Reise und nettem Geplauder. Sie hatten zwei Länder ohne besondere Vorkommnissen und nur mit wenigen kurzen Pausen durchquert und übertraten nun die Grenze zu Kaminari no Kuni. Da dies das zweite Land neben Tsuchi no Kuni war, dass das Auffinden der Akatsukibasen als Ziel hatte, galt auch hier besondere Vorsicht, damit sie nicht gefunden wurden. Sollte man sie verfolgen, so wäre es für die feindlichen Shinobi ein Kinderspiel, den gesuchten Ort zu lokalisieren. Des Weiteren hatten sie noch einen langen Weg vor sich, obwohl es schon Nachmittag war. Die Basis befand sich nicht weit von der Südostküste inmitten eines nur schwer zugänglichen Gebirges. Innerlich seufzte Seika. Ihre Beine waren jetzt schon schwer.
 

Sie hatten kaum eine halbe Stunde zurückgelegt, seitdem sie die Grenze zu Kaminari no Kuni passiert hatten, da fing es an zu regnen. Seika hatte schon lange die dicken schwarzen Wolken gesehen, auf die sie direkt zugelaufen waren. Doch es war nicht genug, dass die dicken Tropfen, die vom Himmel fielen sie innerhalb von Minuten durchnässten, nein, sie gerieten auch noch in ein heftiges Gewitter hinein, wo es um sie herum donnerte, dröhnte und oft auch blitzte, wobei der Blitz nicht selten unweit von ihnen in Bäume oder sogar auch in die freie Landschaft einschlug. Die Spannung der Luft ließ Seikas Nackenhaare hoch stehen, obwohl Licht ihr eigenes Element war und sie durch ihr Kekkei Genkai noch mehr mit ihrem elementaren Chakra verbunden war. Dass das Gewitter sich an ebenen Stellen der kargen Landschaft von Kaminari no Kuni entlud, wo fast nur mit Grasbüscheln bewachsene und mit Steinen übersäte Steppen existierten, sagte viel darüber aus, dass das Unwetter ziemlich heftig war. Aber Seika war darüber nicht sehr verwundert, denn sie waren hier auch im Land des Blitzes, welches eine Halbinsel war. Hier trafen oft warme und kalte Luftmassen aufeinander, sodass es wohl bereits ganz normal für die Bewohner war, dass es fast das ganze Jahr über stürmte und gewitterte.
 

In kürzester Zeit waren alle drei Akatsuki nass bis auf die Haut. Dies, der schneidende Wind und die durch das Wasser schwere Kleidung machten ihnen den Weg nicht angenehmer, im Gegenteil. Seika schwante übles. So weit sie es verantworten konnte, ohne zu viel Kraft zu verbrauchen, erhöhte sie die Aktivität ihres Immunsystems, was ihr durch die perfekte Kontrolle über ihren Körper möglich war. Die Reise war noch weit und es sah nicht so aus, als würde sich das Wetter bessern. In diesem Falle würde sich jeder von ihnen schnell eine Erkältung holen. Seika musste vorbeugen und mit den ihr möglichen Mitteln versuchen, dass die Krankheit sie selber nicht erwischte.
 

Doch von einem anderen Standpunkt aus gesehen, verschaffte ihnen dieses miese Wetter einen guten Vorteil. Bestimmt waren kaum Shinobi unterwegs, und wenn diese patrouillieren mussten, dann sicher nur in der Nähe von Dörfern oder Städten. Wer würde denn schon denken, dass bei so einer Witterung irgendwelche Feinde unterwegs waren? Seika würde auf jeden Fall in diesem Moment auch lieber im Trockenen sitzen. Doch sie konnten sich keinen Unterschlupf suchen, weil Pain sie noch heute in der Basis haben wollte, von wo sie ihr rechtzeitiges Eintreffen bestätigen sollten.
 

Itachi lenkte ihren Weg ein wenig von der geraden Linie ab, der sie bisher gefolgt waren, doch verringerte das Tempo kaum. Vor ihnen tauchten einige Chakrasignaturen auf. Es war wohl eine kleine Stadt, die sie nicht kreuzen wollten. Wenn Seika richtig sah, dann näherten sie sich bereits auch dem großen Gebirge von Kaminari no Kuni, welches das halbe Land einnahm. Irgendwo dort lag ihr Ziel, davor erwartete sie aber noch eine gefährliche Kletterpartie.
 

Es wurde Nacht. Und sie liefen noch Stunden. Bald hatten sie die bergigen Ausläufer des Gebirges erreicht und waren schnell eingeschlossen von weit in den Himmel ragenden Gesteinsmassen. Das Gewitter hielt ihnen jegliche Feinde von Hals, doch froren sie vollkommen durch. Selbst Kisame, dessen Element das Wasser war, brummte entnervt vor sich hin. Heimlich verfluchte Seika Pain für seinen straffen Zeitplan und seine gewandten Worte, die die junge Frau so aus dem Konzept gebracht hatten, sodass sie nicht weiter über die knappe Zeitangabe protestiert hatte. Dafür wusste sie nun für das nächste Mal, dass sie zivilisiert mit ihrem Anführer reden könnte und dies auch ausnutzen müsste. Doch selbst diese Gewissheit wärmte sie nicht auf, während sie weiter durch die bedrückende und gefährliche Dunkelheit rannten, die nur gelegentlich von aufleuchtenden Blitzen erhellt wurde.
 

Endlich kam nach einer schieren Ewigkeit etwas in Sicht, erwas, das nue sie wegen ihren besonderen Ringen wahrnehmen konnten. Es sah nach einem in den Fels gehauenen Anwesen aus. Seika wusste nicht, wie spät in der Nacht es bereits war, doch sie konnte erkennen, dass jeder von ihnen an der Grenze seiner Kraftreserven angelangt war. Selbst Itachi, der immer so undurchsichtig war, trug auf seinem Gesicht die Zeichen der Erschöpfung, ganz zu schweigen von Kisame, der nur noch schwerfällig von Felsen zu Felsen sprang. Seika war selber fast in eine Felsspalte hinein fallen, die sie nur entdeckt hatte, weil plötzlich ein aufgeschreckter Vogel daraus hervor geflattert wäre. Das wäre ein schönes Desaster gewesen!
 

Mit einem Handzeichen deutete Itachi zum verborgenen Eingang der Basis. Es war ein unterirdischer Tunnel. So schnell wie sie noch konnten eilten sie den Gang entlang und erreichten durch ihn plötzlich eine große Eingangshalle - und diese war wunderbar angenehm beheizt! Mitten im Raum standen zwei der vermummten Männer, die auch in der Basis in Ame no Kuni überall zu sehen waren und wohl so etwas wie Pains Diener waren. Seika hatte nicht gedacht, dass auch hier welche lebten und sie so gebührend empfangen würden. Die Männer verbeugten sich vor ihnen und waren auch schon wieder verschwunden, doch Seika kümmerte sich im Moment nicht weiter um sie. Sie riss sich ihren Strohhut von Kopf, der eigentlich im Regen total nutzlos geworden war, weil die Nässe fast ungehindert durchgesickert war. Dann schälte sie sich blitzschnell trotz ihrer müden Glieder aus dem schweren tropfenden Mantel und zog sich ihr Shirt trotz ihrer männlichen Begleitung über den Kopf. Sie stand nun nur noch in ihrem trägerlosen BH und den an ihren Beinen klebenden Hosen vor den anderen beiden Akatsuki.
 

„Äh, was machst du da?“, fragte Kisame sie belämmert und mit leicht geweiteten Augen, mit denen er die klatschnasse, entblößte Statur der Kunoichi musterte, während er auch seinen Hut abnahm.
 

„Ich bin verdammt noch mal total durchgefroren und ich habe keine Lust, mir eine Erkältung einzufangen, das mache ich! Nasse Kleidung macht alles noch schlimmer! Ihr solltet das besser auch tun, und zwar schnell!“, sagte die junge Frau bissig. Ihre Laune war trotz der freudigen Überraschung über ein beheiztes Zuhause im Keller. Sie war ausgelaugt, müde wie noch nie zuvor und spürte bereits, wie ihre Muskeln wegen der Anstrengung verspannt waren und sich ein hübscher Muskelkater ankündigte. So etwas hatte sie nicht mehr erlebt, seitdem sie ihre Chuninprüfung abgelegt hatte! Und das Kisame so dumm fragen musste! Sie waren doch nicht im Kindergarten, dass Seika ihm sagen musste, was er tun sollte, um keine Grippe zu bekommen. Ihr Ärgernis über seine Frage ging soweit, dass sie ihre nassen Sachen auf den Boden pfefferte, sich umdrehte und in die Richtung lief, die einer der Diener genommen hatte. Der Weg führte in das Innere des Anwesens hinein, also musste es dort zu den Zimmern gehen. Seika wollte nichts lieber, als heiß zu duschen und dann für mindestens zwölf Stunden zu schlafen! Sollte Kisame doch Pain benachrichtigen, wenn er soviel Zeit hatte, um blöde Fragen zu stellen!

Visiting the sick

Es war der nächste Tag. Ein kribbelndes Gefühl, dass von dem Ring an ihrer Hand ausging, ließ Seika plötzlich erkennen, dass es Pain war, der dadurch versuchte, Kontakt mit ihnen aufzunehmen. Die junge Frau saß gerade mit einer heißen Tasse Tee in der Küche, als dies passierte. Die Brünette hob leicht und skeptisch ihre Augenbrauen. Hatten Kisame oder Itachi ihrem Anführer denn nicht die gewünschte Rückmeldung erbracht, nachdem sie in der Nacht in der Basis von Kaminari no Kuni angekommen waren? Seika seufzte tief und etwas abgespannt, denn sie war immer noch ein wenig schlapp. Sollte es der Fall sein, dass keiner Bescheid gegeben hätte, würde sie sich jetzt von Pain aber Einiges anhören dürfen… Sie setzte sich gerade hin, obwohl ihre beanspruchten Muskeln wegen ihres heftigen Muskelkaters bei der kleinsten Bewegung revoltierten, stellte die Tasse auf dem Tisch ab und vollführte einige Handzeichen. Dann schloss sie ihre Augen und konzentrierte sich. Plötzlich erschien vor ihren geschlossenen Lidern ein schwach erhellter, großer Raum, dessen Ausmaße nicht auszumachen waren, weil das Licht nicht besonders weit reichte. Gegenüber von ihr standen gut erkennbar die Schattengestalten von Pain und Konan. Seika war ebenfalls in diesem imaginären Körper in der höchst seltsamen Halle erschienen, in deren Mitte ein Feuer brannte.
 

„Seika-san“, sprach der gepiercte Mann die junge Frau zur Begrüßung an.
 

„Pain-sama. Konan-san“, antwortet die junge Frau und nickte kurz.
 

„Wo sind Itachi und Kisame?“, fragte er leicht skeptisch.
 

„Sie ruhen. Hat keiner von ihnen über unser Eintreffen Bericht erstattet?“, wollte Seika bedächtig wissen.
 

„Doch, Itachi hat mich in der Nacht kurz kontaktiert, doch wollte er später genauer referieren“, gab Pain zurück und blickte die junge Frau fordernd nach einer Erklärung an. Seika seufzte leicht. Das war besser als nichts.
 

„Nun, er und Kisame hüten das Bett. Sie wollten nicht, doch ich habe das veranlasst. Uns hat den ganzen Weg durch Kaminari no Kuni ein Wolkenbruch begleitet, was seine Folgen hatte. Beide haben sich eine Erkältung eingefangen“, sagte Seika und erinnerte sich an die ermüdende Diskussion mit den Beiden vor ein paar Stunden. Gut, mit Kisame hatte sie nicht viel argumentieren müssen, denn sein Schnupfen und die durch die verstopften Nebenhöhlen aufgetretenen Kopfschmerzen hatten ihn die halbe Nacht nicht schlafen lassen, sodass er schnell aufgegeben und sich wieder hingelegt hatte. Itachi aber hatte Fieber bekommen, doch wollte sich partout nicht weiter ausruhen. Dass er auf einmal - warum auch immer - wieder nicht mit ihr hatte reden wollen, hatte die Sache nicht viel einfacher gestaltet. Doch ihr Versprechen, dass er morgen sicher wieder auf den Beinen war, hatte ihn dann doch dazu bewogen, noch etwas mehr zu schlafen. Nachdem er dann ziemlich schnell eingeschlafen war, hatte Seika ihn heimlich behandelt, damit er nicht sauer auf sie wurde, was sie sich gut vorstellen konnte... Auch Kisame hatte sie, so gut es ihr noch schwaches Chakra erlaubt hatte, geholfen.
 

„Wenn das so ist... Sonst irgendwelche Vorkommnisse?“, fragte Pain nach, nachdem er Seika wohlwollend zugenickt hatte.
 

„Wir wurden kurz in einen Kampf mit Otoshinobi verwickelt, doch wir konnten alle von ihnen eliminieren, bevor die Information unserer Anwesenheit weitergereicht werden konnte“, erklärte die Brünette.
 

„Gut. Ich erwarte alle zwei Tage einen Bericht. Über eventuelle Missionen werde ich euch früh genug informieren. Entlassen“, sprach Pain zufrieden und die Schattenbilder von ihm und seiner Partnerin Konan begannen zu flackern und verschwanden daraufhin wieder. Auch Seika verschwand seufzend aus der Halle und fand sich an der Theke sitzend in der Küche wieder. Ihr Tee war mittlerweile soweit abgekühlt, dass sie ihn nun trinken konnte, ohne sich daran zu verbrennen.
 

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Weil Kisame fest wie ein Stein schlief und wegen seiner verstopften Nase laut so schnarchte, sodass man es sogar auf dem Korridor hörte, beschloss Seika ein paar Stunden später, zuerst nach Itachi zu sehen. Sie war im Nachhinein froh, dass sie etwas mehr Chakra verbraucht hatte, um sich selber gesund zu halten, denn ihr ging es recht gut, außer dass sie noch nicht ganz ausgeruht war. Nicht auszudenken, wenn sie auch noch bettlägerig geworden wäre und sich dann noch mit den anderen beiden Sturköpfen herumschlagen müsste. Denn obwohl sie ein Medic-Nin war, konnte sie gegen eine Erkältungskrankheit so schnell nichts ausrichten, außer dass sie rascher wieder genesen würde.
 

Die Zimmer von allen Dreien waren auf demselben Stockwerk, Kisames links vom Treppenaufgang, Itachis und Seikas befanden sich im Gang rechts davon. Die junge Frau ging zu der Tür zu den Räumen des Uchihas. Noch bevor sie davor angekommen war, spürte sie Itachis aktives Chakra, was bedeutete, dass er wach war. Sie klopfte an.
 

„Hn“, erklang es nur und Seika nahm dies schulterzuckend einfach mal als Erlaubnis, einzutreten. Sie öffnete die Tür und sah den Schwarzhaarigen sogleich auf dem großen Sofa sitzen, gekleidet in weite Hosen und ein langärmliges Shirt, alles in schwarz. Er saß lässig zurückgelehnt da, die Arme links und rechts weit von sich gestreckt auf der Rückenlehne liegend. Er sah nicht mehr so fiebrig aus und hatte auch wieder fast seine normale Gesichtsfarbe.
 

„Wie geht es dir?“, fragte Seika und zuckte augenblicklich zusammen, weil eine Erinnerung in ihr hervorkam. Eine Erinnerung von dem Tag, als der Schmerz in Itachis Augen ihn zum ersten Mal vor den Blicken aller auf die Knie gezwungen hatte. Sie hatte nach ihm sehen wollen, doch Itachi hatte sie abgewiesen und seinen schweren Zusammenbruch erlitten. Wie würde er jetzt reagieren? Er war sich dessen sicher nicht bewusst, doch damals hatte er sie sehr verletzt…
 

Itachis registrierte natürlich Seikas Reaktion auf ihre selbst gestellte Frage. Auch ihm war diese Situation nicht fremd, die vor langer Zeit genau so begonnen hatte. Diese junge Frau… Sie sah plötzlich unsicher aus und ihre faszinierenden goldenen Augen blickten ohne Ziel in den Raum hinein. Obwohl er vorhin ihren Blick gemieden hatte, wollte er jetzt diese Augen sehen.
 

„Besser“, sagte er deshalb simpel und beobachtete die Kunoichi genau. Seika wollte frustriert seufzen, doch sie schluckte es herunter und betrat den Raum vollends. Sie schloss die Tür hinter sich und ging zu Itachi hinüber. Sie nahm auf der Armlehne platz und streckte ihre Hand aus, um seine Stirn zu fühlen, doch dann zögerte sie und zog ihre Hand etwas zurück. Sie merkte, wie unbedarft sie ihm gegenüber seit einiger Zeit geworden war. Itachi war ein Mensch, der nicht vorhersehbar war. Was geschah, wenn sie schon viel zu weit ging, indem sie einfach so ohne explizite Erlaubnis sein Zimmer betrat? Sie glaubte nicht, dass der Uchiha einer war, der sagte, wenn ihm etwas nicht Recht war. Und wenn man dann den Bogen überspannte und die Schmerzgrenze überschritt, dann gnade einem Gott… Sie hatte Pains Befehl missachtet, indem sie Itachi es nicht hatte durchgehen lassen, dass er sie bei dem Kampf gegen die Otoshinobi zurückgehalten hatte. Und sie war ihm wieder einmal Nahe gekommen. Die Nähe zu dem Uchiha war gefährlich, in zweierlei Hinsicht. Er hatte ihm nahe stehende Menschen ohne ein Wimpernzucken getötet und ihr Kontakt war schon so weit gegangen, dass es intimer nicht ging…
 

Seika schreckte zurück, als sie plötzlich fühlte, wie Itachi nach ihrem Handgelenk griff und ihre Finger durch einen leichten Zug nach vorne dazu bewegte, seine Stirn zu berühren. Was tat er da? Die Brünette war so überrascht, dass sie dem Schwarzhaarigen sogleich ins Gesicht und in die dunklen Augen sah, welche sie sofort gefangen zu nehmen schienen. In ihrem Magen zog sich etwas leicht zusammen, ein Gefühl, welches sie schon öfters verspürt hatte. Die schwarzen Tiefen seiner Irriden waren so anziehend, obwohl sie so schlicht waren, anders als ihre eigenen Augen, die an Farbvarietät nicht zu überbieten waren. Doch in seinen Augen verbarg sich das Geheimnis des scharlachroten Sharingans, einer der stärksten und tödlichsten Techniken der Shinobiwelt.
 

Als sie die leicht erhitzte Haut seiner Stirn spürte, entspannte sich Seika etwas und schloss ihre Augen, um sich Itachis magnetischem Blick zu entziehen und sich auf ihre richtige Arbeit der Heilung konzentrieren zu können. Sein Fieber war wirklich etwas zurückgegangen, doch er war erst am Anfang seiner Genesung. Ihn hatte es irgendwie nicht so schlimm erwischt wie Kisame, dessen Erkältung sehr schnell ausgebrochen war. Bei Itachi hatte Seika die ersten Symptome noch unterdrücken können, sodass die Krankheit noch nicht hervorgekommen war. Noch nicht. Deswegen regte die Brünette mit ihren Chakra sein Immunsystem und die Teilung der entsprechenden Abwehrzellen an, während sie gleichzeitig das Fieber weiter senkte. Dies beanspruchte nicht mehr als fünf Minuten, die sich jedoch unendlich langsam dahin zogen.
 

„Du musst nicht mehr im Bett bleiben, aber Du musst dich schonen. Kein Training, keine andere Anstrengung, sonst-“, sagte sie leise zu dem Uchiha und ihre Augen öffneten sich wieder, als sie spürte, wie Itachi ihre Hand losließ.
 

„Ich weiß“, sagte er ruhig, während seine Hand auf einmal ganz unerwartet nach oben fuhr und er mit seinen Fingern eine herabhängende Strähne ihres Haar berührte. Es war, als würde ein elektrischer Schlag durch Seika fahren, doch es kam so plötzlich, dass sie noch davor zurückschrecken konnte. Trotzdem tat es irgendwie weh, als sich der leichte, aber durchdringende Kontakt löste.
 

„Ich… gehe noch etwas schlafen…“, sagte Seika, damit sie so schnell sie konnte aus diesem Raum fliehen konnte. Jeder Sekunde länger in der Nähe dieses Mannes würde es ihr nur noch schwerer machen. Sie stand also fließend auf und war mit ein paar Schritten aus dem Zimmer verschwunden.
 

Warum tat Itachi so etwas? Er hatte sie immer auf Distanz gehalten und nun hatte er die Lücke bereits öfter geschlossen, als Seika lieb war. Nein, einerseits fühlte sie sich zwar von ihm angezogen, aber noch mehr überwog die Furcht vor ihm, nun noch mehr als sonst. Denn hier war sie alleine, es gab keinen Tobi, mit dem sie ehrlich reden konnte, und es gab auch keinen Deidara, der durch seine Eifersuchtsallüren ihre Gedanken auf etwas anderes lenken konnte. Hier war nur Kisame, der flachlag, weil eine Erkältung ihn voll erwischt hatte. Nicht, dass er, auch wenn er gesund wäre, zu einem der vorhin gerade genannten Dinge überhaupt zu gebrauchen wäre… Jedenfalls war der Uchiha unberechenbar und seine Gesten konnten alles bedeuten…
 

Seika fühlte sich mies, als sie sich in ihrem Zimmer, welches nur ein paar Schritte von Itachis Räumen entfernt war, entkleidete und unter die Dusche stellte. Sie musste erst wieder runter kommen, wenn sie wirklich noch etwas schlafen wollte…
 

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Seika hatte wirklich geglaubt, sie würde beim Abendessen alleine sein, weshalb sie in der kleinen, aber geräumigen Küche essen wollte, um sich im großen Speisesaal nicht allzu verloren vorzukommen. Sie saß lässig am Tresen, die Beine übereinander geschlagen und unverhüllt, weil der dunkelgrüne Kimono, den sie trug, an den Seiten herunter gerutscht war. Neben ihrem Teller lag ein geöffnetes Buch, welches sie in ihrem Bücherregal gefunden hatte und während des Essens lesen wollte. Doch als die Tür sich plötzlich öffnete, stand erschreckenderweise Itachi dort. Ihre Augen folgten ihm genau und wachsam, als er sich wortlos zwei Plätze neben ihr hinsetzte und mit einer Hand sein loses Haar nach hinten strich.
 

Und als die Tür ein zweites Mal aufging, kam Kisame herein. Seine Nase war lila und wund vom ständigen Schnäuzen, doch er feixte in gewohnter Manier, als ob sein Mund vom Dauergrinsen keine andere Mimik als diese zustande bringen könnte, während er seine Hand zum Gruß hob. Bei dieser guten Laune konnte es ihm wohl nicht allzu schlecht gehen. Er steuerte den Platz zwischen seinen beiden Partnern an, doch Seika hob ihr Bein und legte es auf dem Sitz ab.
 

„Komm mir bloß nicht zu nahe, Bazillenschleuder, oder willst Du mich etwa auch anstecken? Da!“, sagte sie schroff und wies mit ihrer Hand auf einen Stuhl quer gegenüber auf der anderen Seite des Tresens, damit der Haimann so weit wie möglich von ihr weg blieb. Kisame rührte sich vorerst nicht von der Stelle, sondern salutierte in alberner Weise in Seikas Richtung.
 

„Aye, aye, Captain! Aber wenn Du weiter so freizügig rumläufst, dann holst Du Dir auch von ganz alleine was!“, meinte er schmunzelnd und mit einem zweideutigen Zwinkern. Doch er bewegte sich sofort wieder mit unschuldiger Miene auf den angewiesenen Platz zu, als er Seikas Blick bemerkte, der einerseits wütend, andererseits leicht betreten war. Kisame hatte mit seiner Absicht ins Schwarze getroffen. Denn er hatte nicht zwangsläufig eine Krankheit gemeint, die sie sich so holen könnte… Itachis Kopf drehte sich leicht zur Seite und Seika spürte regelrecht, wie sein Blick ihr entblößtes Bein hinauf wanderte. So gefasst wie möglich nahm sie es deshalb wieder von dem Sitz herunter und zog den Stoff des bodenlangen Kimonos mit trotzigem Gesichtsausdruck über ihre Schenkel. Innerlich kochte sie. Wenn sich nachher zu Kisame gehen würde, um ihn zu behandeln, würde der schon sein Fett wegbekommen! Kisame schien die Bedrohung zu spürten und sagte kein Wort mehr, nachdem sie das Essen von den verhüllten Männern serviert bekommen hatten.
 

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„Man, ich hab gar nichts geschmeckt, dabei hat das Essen so lecker ausgesehen! Meine Nase ist zu nichts mehr zu gebrauchen!“, meckerte Kisame angesäuert, der wieder in seinem übergroßen Bett lag. In ein Exemplar normaler Größe hätte er nicht hinein gepasst, weil sonst seine Füße hinten heraus geschaut hätten. Gleich nach dem Abendessen hatte Seika ihn extra streng auf sein Zimmer geschickt und war ihm gefolgt, nachdem sie ein paar Dinge zusammen gesammelt hatte. Er hatte sich ins Bett legen und sein Shirt ausziehen müssen. Und unter anderen Umständen hätte er darüber sicher auch ein paar derbe Scherze losgelassen. Doch er glaubte nicht, dass dies nun ein guter Moment dafür war. Er warf einen vorsichtigen Blick zu Seika und verzog seinen Mund wegen ihrer abweisenden und kühlen Haltung. Hatte er vorhin etwas falsch gemacht? Na ja, er hatte sie in Gegenwart von Itachi etwas aufgezogen, doch dass sie gleich so verärgert darüber reagierte? Sonst antwortete sie immer auf seine Kommentare, so dumm sie auch waren.
 

„Hey, jetzt sei doch nicht gleich eingeschnappt! Ist es wegen dem klitzekleinen Witz vorhin? Ich meinte, Du musst schon aufpassen, dass- Uh!“ Ein kalter, nasser Lappen, der ihm ins Gesicht flog, schnitt seine Worte ab und er wäre fast von der Matratze gefallen, weil der Wurf nicht gerade sanft gewesen war. Er keuchte wegen dem eiskalten Wasser, das seine fiebrige Haut berührte und ihn vollspritzte. Seika hatte Kisame ignorieren wollten, doch er bewies mal wieder, dass er so viel Feingefühl wie ein Regenwurm besaß und so hatte die junge Frau sich nicht zurückhalten können. Nun stand sie mit vor der Brust verschränkten Armen da und sah ihren Patienten entrüstet an.
 

„Warum fängst Du wieder damit an? Deine Neckereien helfen mir recht wenig, also kannst Du auch genau so gut Deinen Mund halten!“, wies sie ihn schroff zurück. Kisame runzelte seine Stirn, während er den Lappen wieder aufhob. Was sie sagte machte wenig Sinn, außer sie meinte etwas ganz bestimmtes.
 

„Wenn es Dich wirklich ärgert, wenn ich Dich bezogen auf Itachi aufziehe, dann mache ich es nicht mehr, versprochen“, sagte er, doch er hatte nicht damit gerechnet, dass Seika beinahe die Schüssel mit Wasser fallen ließ. Sie starrte ihn entgeistert und sogar ein wenig verzweifelt an. Nun fühlte der Haimann sich bestätigt. Es ging also wirklich um Itachi. Na ja, das hätte er sich aber auch gleich denken können.
 

„Hey, Seika, ich bin vielleicht nicht der Hellste, aber was ich gesehen hab, als ihr vor ein paar Tagen in der Trainingshalle gekämpft hab, war doch eindeutig!“, sagte er so ruhig und beschwichtigend, wie er nur konnte. Doch Seika schüttelte nur abwehrend den Kopf und wandte sich ab. Sie weigerte sich, dazu ein Wort zu sagen, weil es dazu auch nichts zu sagen gab. Ja, es hatte ein paar 'besondere' Momente gegeben, doch mehr nicht, und sie würden auch nicht mehr werden.
 

„Seika, Du belügst Dich selber“, fügte er weiterhin hinzu, doch die junge Frau nahm ihm nur das nasse Handtuch ab, um es erneut ins Wasser zu tauchen und fest auszuwringen. Dabei zitterten jedoch ihre Hände. Sie drückte Kisame in die Kissen und legte ihm den Lappen auf die Stirn, weil auch er mittlerweile leichtes Fieber bekommen hatte.
 

„Oh Kleine, ich kenne Itachi schon so lange, und noch nie hat er sich so anders verhalten, wie jetzt“, versuchte er es noch mal. Seine Taktik, sie weiterhin so lange zu nerven, bis es irgendwann aus ihr herausplatzte und sie zu reden begann, ging letztendlich auf. Seika funkelte ihn wütend an.
 

„Und was soll das heißen? Es könnte alles bedeuten. Es gibt keinen Grund, dass das nun heißt, dass es etwas mit mir zu tun hat!“, fauchte sie, während sie unsanft ihre Hand auf Kisames Brustkorb klatschte, um seine Bronchien zu untersuchen. Kisame hingegen schien immer mehr darüber herauszufinden, was die junge Frau so beschäftigte, durcheinander brachte und zornig machte.
 

„Ich glaube, Itachi… hat sich etwas verändert, wie wir alle hier, seitdem Du zu uns gekommen bist. Tobi ist viel offener und nicht mehr so kindisch, Deidara ist nicht mehr ganz so arrogant und weniger aufbrausend und ich, ich bin viel zu nett geworden“, meinte der Haimann und kratzte sich am Kopf. Auf Seikas Gesicht erschien ein kleines trauriges Lächeln, denn sie merkte, dass Kisame sie aufmuntern wollte.
 

„Ach Kisame…“, sagte sie und seufzte schwermütig. Sie wusste nicht, wie sie es erklären sollte, sie konnte es sich nicht einmal sich selbst erklären, sonst müsste sie es sich selber nicht so schwer machen.
 

„Seika, bist Du vielleicht… Wie soll ich’s sagen…“, begann Kisame, doch er wagte nicht auszusprechen, was er doch schon eine ganze Weile im Hinterkopf hatte. Die brünette Kunoichi würde ihn umbringen, wenn er aussprach, dass er glaubte, dass sich die junge Frau insgeheim zu Itachi hingezogen fühlte. Obwohl er diesmal fest mit einem Wutausbruch ihrerseits gerechnet hatte, blieb dieser aus.
 

„Sei nicht albern, Kisame, das wären nur verschwendete Gefühle…“, flüsterte Seika und ihr Blick ging in die Ferne, als wäre sie im Moment nicht hier in diesem Raum. Gegen seinen Willen musste Kisame nun leise lachen, was Seika schlagartig ins hier und jetzt zurück holte. Ihr Gesichtsausdruck zeigte, wie erschrocken sie war. Wie konnte sie so etwas in Kisames Gegenwart sagen? Und nun lachte er sie aus. Ja, das hatte sie für ihre Dummheit verdient. Am liebsten wäre sie nun im Boden versunken.
 

„Glaubst Du echt, Itachi würde es offen zugeben, wenn er für jemanden wirklich etwas empfinden wurde? Deidara könnte es gerade heraus sagen, aber selbst er tut es nicht, weil auch er bemerkt hat, dass da etwas zwischen euch ist, dem er nichts entgegensetzen kann, weswegen er die ganzen letzten Tage über so scheußlich war. Nein, Itachi ist schwierig. Du kennst seine Geschichte ein bisschen, oder? Er kann nicht so leicht Gefühle zeigen und doch verhält er sich bereits völlig anders, als noch vor ein paar Monaten. Denk mal darüber nach!“, erklärte Kisame und wirkte dabei ziemlich verständnisvoll. Er war sich sicher, dass er richtig lag, dass die brünette junge Frau etwas in Itachi sah und in ihm wiederum etwas berührt hatte, was den anderen bisher immer verborgen gewesen war.
 

„Das weiß ich doch… Und deshalb fürchte ich mich vor ihm. Ich fürchte nicht den Tod, sonst wäre ich nicht würdig eine Kunoichi zu sein, aber ich fürchte ihn“, antwortete die junge Frau leise und fuhr sich mir beiden Händen durch ihr Haar. Es war nicht leicht für Seika, jemandem zu vertrauen, der so eine Vergangenheit wie Itachi hatte. Nach ihrem ersten Mal hatte der Schwarzhaarige ihr ja auch nie gezeigt, aus welchen Motiven es dazu gekommen war, dass er mit ihr geschlafen hatte. Wenn er ihr nun zu Nahe kam, wusste die junge Frau nicht, welche Absichten er eigentlich hatte und das schreckte sie ab... Ja, das war es wohl. Kisame sah sie überrascht an. Diese Worte hatte er wiederum nicht erwartet. Und er verstand sie nicht, so sehr er auch wollte. Hatte Seika etwa Angst, sein Opfer zu werden? In seinen Genjutsutechniken verschlungen zu werden, zerrissen von Qual und Schmerz, jedoch lebendig, nicht fähig, dem zu entrinnen und zu sterben? Doch Itachi war niemand, der Gefühle als Falle benutzte. So weit würde der Uchiha nicht sinken. Kisame versuchte, der jungen Frau dies klar zu machen, indem er ihr seine Sicht schilderte. Seika äußerte sich dazu zwar nicht, aber sie nickte.
 

„Danke, Kisame. Jetzt solltest du dich wieder ausruhen“, sagte sie zu ihm. Sie wich offensichtlich aus, doch nun wollte der Haimann sie nicht weiter aufregen, weil sie ziemlich unglücklich schien. Er hatte jedenfalls gar nicht gemerkt, dass sie ihn während seiner Rede etwas geheilt hatte, sodass er nun wieder ein wenig freier atmen konnte. Er nickte ihr ebenfalls dankend zu. Jetzt würde er sicher gut schlafen können. Anders als Seika, die für eine lange Zeit kein Auge zu bekommen sollte…

New old circumstances

Zu Fünft standen sich die Mitglieder von Akatsuki in der verdunkelten Versammlungshalle gegenüber. Sie waren alle in ihrer nicht körperlichen Gestalt zugegen. Es war der vierte Tag nach ihrer Ankunft in Kaminari no Kuni und Pain hatte Seika, Itachi und Kisame zu einer Zusammenkunft einberufen. Itachi war wieder vollkommen genesen, Kisame wurde noch von einem leichten Schnupfen geplagt, der jedoch bereits weitgehend abgeklungen war und Seika hatte sich erfolgreich gegen die Erkältung gewehrt. Nachdem sich Pain, bei dem wieder Konan stand, über den Gesundheitszustand der beiden Männer erkundigt hatte und zufrieden über deren Verfassung war, brachte er den Grund dieses Treffens ohne Umschweife auf den Punkt - fast jedenfalls.
 

„Durch einen meiner Mittelsmänner habe ich vor ein paar Tagen eine Einladung erhalten, welche uns in dieser Situation doch recht gelegen kommt. Jedoch ist diese Einladung nicht für mich bestimt“, sprach er geheimnisvoll und es schien ihn sogar ein wenig zu amüsieren, ein wenig Spannung aufzubauen.
 

„Dann vielleicht für mich?“, fragte Kisame gespannt, die Augen groß wie ein Kind an Weihnachten. Eine Einladung, was? Er würde allzu gern auch mal weggehen! Das letzte Mal, als die Anderen unterwegs gewesen waren, hatte er sich daheim alleine schrecklich gelangweilt
 

„Nein, für Masoru Ichigo und seine Frau Asahi“, vollendete Pain seine Nachricht. Es folgte eine tiefe Stille. Kisame war verwirrt, gab es aber nicht zu, weil er dachte, dass es dumm aussehen würde, wenn er sagen würde, dass er nicht wüsste, wer gemeint war, da es doch so schien, als wären diese beiden Personen bekannt, zumindest Seikas Gesichtsausdruck und Itachis leicht verspannter Haltung zu Folge.
 

„Ich… ich verstehe nicht… Warum…?“, sagte Seika letztendlich stockend und blinzelte irritiert, was Kisame noch mehr durcheinander brachte. Die Brünette wusste also auch nicht Bescheid, oder wie?
 

„Ein Mann aus den Geschäftskreisen des vorherigen Gastgebers scheint das Bedürfnis gehabt zu haben, die Beiden zu seiner privaten Party einzuladen. Er wohnt in Kaminari no Kuni. Es wäre eine gute Gelegenheit, sich in der Gesellschaft umzuhören, vielleicht existieren auch Informationen über das Brecher-Jutsu“, erläuterte Pain. Seika wurde immer beunruhigter und stellte deshalb weitere Fragen. Sie konnte nicht glauben, dass das jetzt wirklich wahr war und kein dummer Scherz.
 

„Das heißt also, die Beiden sollen auf dieser Party erscheinen? Aber… Aber wenn das ein Hinterhalt ist, um den Diebstahl vom letzten Mal aufzudecken?“, versuchte sie, verbissen dagegen zu argumentieren. Sie fühlte sich bereits jetzt unwohl und gleichzeitig tief aufgeregt. Diese Mitteilung wühlte sie total auf, denn bereits jetzt erwachten Erinnerungen in ihr, die sie schon vor längerer Zeit zurück gekämpft hatte.
 

„Nein, es wurde sicherlich kein Verdacht geschöpft, sonst hätten wir das schon längst bemerkt. Die Mission wird auf jeden Fall durchgeführt, die Gelegenheit ist einmalig. Übermorgen Abend findet die Party statt. Konan wird die nötige Ausstattung rechtzeitig bis dahin besorgen. Ich erwarte, dass diese Mission durchgeführt wird, verstanden? Entlassen“, sagte Pain endgültig und er und Konan verschwanden, sodass niemand mehr irgendwelche Widerworte einlegen konnte. Seika stand noch für ein paar Sekunden konsterniert da, doch als auch Itachi die Halle verließ, tat sie es ihm nach.
 

Sie hatten sich zusammen in den Gemeinschaftsraum gesetzt, um zu der Versammlung gleichzeitig zu erscheinen. Als Seika nun in ihren Körper zurückkehrte und aufsah, begegnete sie Itachis Augen. Sie war ihm in den letzten Tagen zwar nicht aus dem Weg gegangen, doch hatte sich ihm gegenüber ein wenig distanziert verhalten. Nach dem Gespräch mit Kisame war sie hin und hergerissen zwischen dem feurigen Risiko der Nähe und dem bedrückenden, aber sicheren Abstand zu dem Uchiha. Bisher hatte sie mit ihrem Gewissen nicht ins Reine kommen können, doch die baldige Mission schien ihre Gedanken völlig auf den Kopf zu stellen.
 

Kisame wachte erst ein paar Sekunden nach den anderen Beiden auf. Er sah Seika sofort mit unverhüllter Neugier an.
 

„Was war das denn jetzt? Ich hab kein einziges Wort verstanden! Wer sind denn diese Zwei, Ichigo und Asahi? Von denen hab ich noch nie gehört!“, wollte er wissen, weil er wirklich gar nicht bei der Diskussion mitgekommen war und er klang dabei wie ein schmollendes Kleinkind. Seika zwang sich, etwas zu lächeln. Sie hatte jetzt nicht den Willen, dem Haimann 'das' zu erklären…
 

„Masoru Ichigo bin ich. Asahi ist Seika. So lauteten unsere Decknamen bei der letzten Mission, bei der auch Deidara und Tobi dabei waren“, erklärte Itachi stattdessen seinem Partner. Diesem ging sofort ein Licht auf.
 

„Ach, die Mission, für die ihr euch alle so herausgeputzt habt! Dann sind die anderen Beiden diesmal aber nicht dabei, was?“, begann Kisame zu reden, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, weil er regelrecht fühlte, wie Seikas Herz sank. Es war die Party, bei der 'es' passiert war. Doch er wunderte sich fast, dass Seika noch hier saß und nicht schon geflohen war. Nach ihrem Gespräch hatte er nämlich einen ziemlich guten Einblick in die Gefühlswelt der Brünetten erhalten.
 

„Nein, sie haben in Tsuchi no Kuni bestimmt genug zu tun. Außerdem sind ja nur wir beide eingeladen worden“, antwortete ihm die junge Frau wieder und stand seufzend auf. Langsam kam sie nach ihrem ersten Schreck wieder runter und konnte normal denken. Sie machte sich einmal mehr viel zu viele Sorgen. Verhindern konnte sie diese Mission nicht, sowie sie die ganzen Dinge, die seitdem passiert waren, nicht hatte vermeiden können, weil ihr Verstand sich manchmal seiner Zuständigkeit entzog und jegliches Handeln ihrem schmerzenden Herzen überließ. Es war, wie es war, aber sie würde sicherlich nicht zulassen, dass es so endete, wie letztes Mal!
 

„Und Du kannst leider wieder nicht mitkommen, Kisame“, meinte Seika noch und machte einen bedauernden Gesichtsausdruck, sowie die entsprechende Geste dazu. Doch die Absicht dahinter war ein sanfter Spott. Dies ließ den Haimann wieder etwas zuversichtlicher sein. Die junge Frau war alles andere als schwach, doch sie war nur unentschlossen und furchtsam. Trotzdem, langsam würde sie es schon schaffen. Als sie den Raum verließ, folgte Itachis Blick ihr nach. Als Kisame zu dem Schwarzhaarigen sah, versuchte dieser nicht, seine Blickrichtung zu verbergen, sondern sah dem Blauhäutigen ruhig entgegen, bevor auch er sich erhob und ging. Dies gab dem Haimann schon zu denken, doch einmal mehr konnte er seine Fragen nicht loswerden.
 

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Sie verbrachten zwei ruhige Tage, in denen sich niemand nennenswert seltsam benahm. Dies war zwar eine Seltenheit, aber eine willkommene Seltenheit. Itachi durfte wieder trainieren und Kisame nun auch, jedoch jeder erst, nachdem Seika es ihnen nach einer letzten Untersuchung erlaubt hatte. Die Zeit zog sich furchtbar langsam dahin, vor allem für die junge Frau, da sie im Moment an nichts anderes dachte, als die Party. Und als ihr Ring irgendwann kribbelte und sie dadurch in die Versammlungshalle bestellt wurde, wusste sie, dass die Vorbereitungen nun unausweichlich beginnen würden. Es war mittags, als dies geschah.
 

Als sich Seikas Augen an die düstere Umgebung der Halle anpassten, sah sie sich nicht Pain gegenüber, sondern nur Konan.
 

„Seika-san“, sagte die Blauhaarige zur Begrüßung.
 

„Konan-san“, antwortete Seika höflich.
 

„Ich habe Dir die Kleidung für den Abend für Dich und Itachi mitgebracht. Außerdem gibt es noch ein paar Sachen zu besprechen“, sprach Konan. Seika dachte sich jetzt schon, dass das wohl eine der raren Gelegenheiten war, bei denen die Frau viel redete. Sonst trat sie auch nie alleine auf, sondern nur mit Pain, der sonst immer das Wort hatte. Seika nickte, damit Konan fort fuhr.
 

„Ihr braucht euch diesmal nicht zu bewaffnen. Es ist eine private Party, also werden auch keine Wachen zugegen sein. Pain möchte, dass ihr euch ruhig umhört und gezielt unauffällige Fragen stellt über die Geschehnisse in Kaminari no Kuni. Es werden viele Geschäftsleute anwesend sein, aber auch Männer der Politik. Es ist trotzdem nicht auszuschließen, dass ihr Shinobi begegnen werdet, also maskiert euer Chakra. Kisame soll währenddessen vorsorglich in der Basis bleiben“, sagte Konan. Seika nickte noch einmal. Das war ihr alles soweit klar. Konan kam auf sie zu und legte ihr ein Bündel sauber gestapelter Sachen in die Arme. Oben drauf lag ein kleines Kissen, eines, das Seika schon einmal gesehen hatte, ebenso die beiden goldenen Ringe, die darauf gebettet waren.
 

„Was Dich und Itachi angeht… Pain ist nicht blind dafür und die Anderen auch nicht. Außerdem überträgt dieser Raum Gedanken und Gefühle. Pain will, dass es endlich vorangeht. Du hast die Stimme der Schriftrolle der alten Frau doch gehört, oder?“, fuhr die Blauhaarige mit strenger, aber doch leicht unheilvoller Stimme fort. Seika erstarrte, aufgrund der Nennung der Schriftrolle und der Witwe. Dass nun wieder dieses Thema angeschnitten wurde, kam für die Brünette ganz unerwartet. Trotzdem rief dies nicht nur einen leichten Schock, sondern auch Wut in ihr hervor. Was nahm sich dieser arrogante Mann eigentlich heraus? Er konnte sich doch nicht in solche Sachen einmischen!
 

„Richte Pain aus, dass meine Gefühle nicht sein Spielball sind. Wenn ich etwas tue, dann nicht für ihn. Aber wie ich es versprochen habe, ich werde diese und die andere Mission noch erfüllen“, stellte Seika aufrichtig und unmissverständlich klar. Wenn dieser Raum wirklich Gefühle übertragen konnte, dann würde Konan wissen, dass die Brünette wütend war, aber trotzdem den Respekt vor ihrem Anführer und ihre Entschlossenheit nicht verloren hatte. Sie wollte nur nicht, dass er sie zu sehr behelligte. Sie machte eine leichte Verbeugung vor der Blauhaarigen, um dies zu untermalen und verließ dann auf eigenen Antrieb die geistige Welt, ohne sich weiter zu Verabschieden.
 

Seika erwachte wieder in ihrem Zimmer, von dem aus sie sich zu dem Treffen mit Konan begeben hatte. Die junge Frau atmete kontrolliert ein und aus, um sich zu beruhigen. In ihren Händen, die immer noch leicht vor Ärger zitterten, hielt sie nun zwei Kleidersäcke und oben darauf die Ringe. Sie nahm das Kissen herunter und legte es behutsam auf ihrem Nachttisch ab. Darunter war ein Umschlag versteckt, in dem sich die Einladungskarten zu der Party für Masoru Ichigo und Asahi befanden. Auch diesen legte Seika erst einmal beiseite. Dann öffnete sie mit nicht unterdrückbarer Neugier den ersten der beiden Kleidersäcke und sah, dass darin der Anzug für Itachi war. Mit ihren Fingern fuhr sie über den schwarzen, angenehmen Stoff des Kragens des Jacketts. Es durchlief sie kalt, als sie realisierte, was sie eigentlich tat, obwohl es niemand sah oder jemals wissen würde, was für Gefühle in ihr explodierten. Trotzdem, heute Abend würde Itachi diesen Anzug tragen und sicher verdammt gut aussehen...
 

Apropos, damit Itachi ihn anziehen konnte, musste sie ihm das edle Ensemble herüber bringen. Seika seufzte, weil sich dieser 'Service' nicht vermeiden ließ, und ging aus ihrem Zimmer und nur ein paar Meter weiter nach links, wo sie an Itachis Tür klopfte. Doch selbst nach einem zweiten Versuch machte ihr niemand auf und es rührte sich auch nichts in dem Zimmer dahinter, weil kein Chakra zu spüren war. Wahrscheinlich war der gesuchte Uchiha gerade beim Training. Irgendwie war Seika etwas erleichtert, dass sie ihm nicht hatte begegnen müssen und so kehrte sie in ihr Zimmer zurück, nachdem sie den Kleidersack an den Türknauf gehängt hatte. Sie hatte noch einige Stunden Zeit und diese würde sie nutzen, um sich vorzubereiten.
 

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Zum gefühlten tausendsten Male seufzte Seika tief und mit viel Frust. Gemessen am vorherigen Kleid, welches sie damals ebenfalls von Konan erhalten hatte, hatte die Brünette bereits Wahnvorstellungen gehabt, wie ihr heutiges Kleid wohl aussehen würde. Doch da es diesmal nur eine einfache private Party war, hatte Seika die zuversichtliche Hoffnung gehegt, dass ihre Garderobe dieses Mal nicht so ganz auffällig sein würde, wie damals. Doch sie hatte sich scharf getäuscht.
 

Sie hatte keine Zeit mehr, denn sie mussten bald aufbrechen, um pünktlich zu erscheinen. Seika hatte so lange herum getrödelt, wie sie nur konnte, ohne dass es natürlich etwas geholfen hatte. Das Kleid war natürlich immer noch so, wie es auch vorhin gewesen war. Aber jetzt musste sie sich beeilen, damit Itachi nicht wütend wurde. Das wollte sie auf jeden Fall vermeiden, wenn sie auf einen, den Umständen entsprechenden, ruhigen Abend hoffen wollte.
 

Der Uchiha war nämlich schon fertig und stand in der Eingangshalle. Sein schwarzer Anzug, den er trug, glich dem, den er beim ersten Mal an hatte, fast genau, außer dass er nicht ganz so klassisch geschnitten war, diesmal eher sportlich. Außerdem war der Stoff leichter und fließender, nicht so steif. Er trug diesmal keine Krawatte, sein weißes Hemd war leicht geöffnet und seine Schuhe wirkten auch etwas lässiger. So bemerkte es Kisame, der grinsend neben seinem Partner stand und in seinen normalen Trainingsklamotten beinahe schäbig aussah.
 

„Ich bin schon so gespannt, was Seika an hat“, sagte der Haimann, weil er es nicht mehr aushalten konnte und deshalb ein wenig hin und her zappelte. Die Sache war ja, dass Konan das Kleid ausgesucht hatte, ein einziges Kleid. Seika würde sich nicht umziehen können, falls es ihr nicht gefiel, denn in dieser Hinsicht hatte sie noch nie etwas zu sagen gehabt. Und Kisame wiederum hatte das Gefühl, dass es für die Brünette diesmal wieder einiges zu nörgeln gegeben hatte.
 

„Du wirst es schon sehen“, kommentierte der Uchiha, beinahe übertrieben betont gelangweilt, sodass man es ihm kaum abnahm. Er trug sein Haar erneut offen, welches ihm glatt auf die Schultern fiel. Und er hatte wieder einmal Recht. Aus der Ferne hörte man ihre Schuhe dezent klappern, als sich die junge Frau näherte. Dieses Mal erschien sie nicht in einer Tür, sondern am oberen Treppenabsatz. Kisame hatte sich vorgenommen, ihr neckend zu zu pfeifen, doch dies blieb ihm im Halse stecken.
 

Das Kleid war aus dunkelroter Seide, welche sich kunstvoll um Seikas Körper schmiegte. Der obere Teil war wie um ihren Brustkorb gewickelt, weil das Kleid keine Träger besaß und so ihre nackten Schultern und ihr vollständiges Dekolleté zur Schau stellte. Die stramme Wicklung enthüllte die Ansätze ihrer Brüste, doch dann lief der Stoff etwas lockerer aus, sodass er beinahe verspielt die Konturen ihres flachen Bauches und der schlanken Taille nach fuhr. Doch schließlich spannte sich die Seide wieder eng um Seikas breite Hüften – um nur ein paar Zentimeter unterhalb ihres Pos ganz aufzuhören, sodass ihre langen straffen Beine komplett zur Schau gestellt waren. Ihre Füße steckten in hohen, dunkelroten Peptoes, von ihren Ohren hingen goldenen Kettchen herab und um ihr linkes Handgelenk schmiegten sich mehrere dicke goldenen Armreife. In dieser Hand trug sie auch eine schmale Handtasche, die die gleiche Farbe wie das Kleid hatte. Ihr Gesicht war effektvoll geschminkt, ihre hellbraunen Haare fielen offen und leicht gewellt herab und in ihren Augen lag ein gemischter Ausdruck aus leichtem Unwohlsein, großer Erhabenheit und unglaublicher Sinnlichkeit und Wärme, was durch die goldenen Irriden wohl unvermeidbar war. Langsam stieg sie die Stufen herab und ihre Bewegung war Eleganz in reinster Form, gepaart mit einer unglaublichen Portion von… Daran wollte Kisame gar nicht denken!
 

„Heiliger Strohsack, so lassen die Dich raus? So holst Du Dir ja gleich ne Blasenentzündung!“, meinte Kisame sehr breit grinsend, als die Brünette bei ihnen angekommen war. Sein Kommentar verfehlte seine Wirkung bei dem Medic-Nin nicht, doch an diese Aspekte dachte sie im Moment am allerwenigsten. Seika sah ihn schmollend an, unentschlossen, ob sie dem Haimann für diesen mal wieder sehr konstruktiven Kommentar kräftig eine runterhauen sollte, oder lieber nicht.
 

„Was kann ich dafür? Ich habe keine Ahnung, wer diese Fetzen aussucht und ich will es auch lieber nicht wissen!“, gab sie gereizt und auch ein wenig hilflos zurück, weil sie im Moment viel zu aufgeregt war, um Kisame richtig fertig zu machen, wegen seinem blöden Grinsen. Was sollte sie denn tun? Viele Möglichkeiten hatte sie nicht, denn der Stoff war so knapp, dass entweder ihr Arsch raus schaute, oder… Na ja, nichts für Ungut. Der Haimann konterte mit seiner neuen Lieblingsgeste. Er hob die Arme abwehrend vor sich, als wolle er sich ergeben, doch die Brünette beschloss, ihn nun zu ignorieren, weil sie noch nicht ganz fertig waren.
 

„Eins fehlt noch“, fuhr Seika fort und öffnete ihre Handtasche. Aus ihr holte sie die altbekannten Utensilien heraus, die Ringe. Sie wandte sich zum ersten Mal direkt an Itachi, um ihm seinen Ring zu überreichen. Er sah wirklich richtig gut aus, wie sie es sich unweigerlich schon vorgestellt hatte. Der Anzug verlieh ihm wie auch damals eine Art von Eleganz, Erhabenheit und Seriosität, und diese Mischung hatte einen verdammt anziehenden Effekt auf die Brünette, die es deshalb nicht wagte, ihn länger als ein paar Sekunden zu mustern. Was sie jedoch in seinen Augen sah, war totale Kontrolle. Er war ruhig, als wäre ihr Anblick nichts Besonderes. Und dabei hatte Seika geglaubt, ihre Aufmachung würde dem Uchiha sicher eine deutliche Reaktion abringen. Sie war ein wenig enttäuscht darüber, aber hatte sie das wirklich erwartet? Kisame hatte es ihr damals gesagt, Itachi würde nie Gefühle zeigen. Nun ja, er hatte es bereits getan, doch nicht vor anderen Leuten… Und neben seiner gelassenen Attitüde sah er einfach… Seika wandte sich schnell ab, um darüber nicht noch mehr nachdenken zu müssen.
 

„Hier sind die Einladungen. Sie sind mit einem Teleport Jutsu belegt, sodass wir direkt zum Haus des Gastgebers gelangen“, sagte Seika und hob demonstrativ ihre Handtasche hoch. So, beschloss sie, sie würde ab jetzt keinen Mucks mehr machen, auch nicht bei der Party an sich! Außerdem war Itachi als Masoru Ichigo ja der Geschäftsmann und Seika nur seine hübsche Frau…
 

Kisame warf abschätzende Blicke von Seika zu Itachi, die sich keines Blickes würdigten, und wieder zurück. Er hatte plötzlich Bedenken, ob die Sache gut gehen würde und die Beiden ihre Rolle würden spielen können. Die Stimmung war merklich unterkühlt und Seika in diesem Outfit war… gefährlich. In vielerlei Hinsicht, denn ein weiterer dummer Kommentar von ihm und sie würde ihn höchstwahrscheinlich erwürgen. Und wenn Itachi sich nicht zusammen reißen würde, dann würde sie auch ihn fertig machen. Die Interpretation dieser Angelegenheit war wiederum ebenfalls zweideutig… Und was war, wenn die männlichen Gäste der Party auf sie anspringen und sie anbaggern würden, was Seika sicherlich auch nicht gefiel? Kisame unterdrückte ein Seufzen, doch schreckte auf, als Seika plötzlich einen leisen Schrei ausstieß.
 

„Ich hab noch etwas vergessen! Dauert nur einen Moment!“, rief sie und machte kehrt, um noch einmal in ihr Zimmer zurück zu kehren. Als sie die Treppe hinauf lief, hatte man einen netten Blick auf ihre… Rückseite.
 

„Hey, ich hab echt nicht gewusst, dass Pain so ein Perversling ist!“, sagte Kisame hustend und drehte seine Augen von dieser Aussicht weg, obwohl die Kunoichi sowieso nach ein paar weiteren Momenten außer Sichtweite war. Itachi wandte sich mit hochgezogener Augenbraue zu dem Blauhäutigen um.
 

„Pain?“, fragte er mit ausdrucksloser Stimme, die keine Neugier verriet. Kisame war überrascht, dass der Uchiha überhaupt nachhakte.
 

„Ja, glaubst Du, dass die stoische Konan die Klamotten alleine aussucht? Ich meine, irgendwas muss Pain doch auch zu sehen bekommen… Wir sind da ja besser dran!“, erklärte der Blauhäutige und erhielt nur ein abfälliges 'Hn' von Itachi. War ja klar, dass diese anzügliche Antwort nur von jemandem wie Kisame kommen konnte. Das Geräusch von schnellen Schritten sagte ihnen, dass Seika nicht lange gebraucht hatte und sie erschien auch wieder in der Eingangshalle. Der neue Anblick jedoch ließ Itachi plötzlich neben dem großen Haimann erstarren. Kisame erkannte nicht sofort, was los war und was diese seltene, erkennbare Reaktion des Uchihas verursachte, doch als die junge Frau in dem kurzen Kleid wieder näher kam, fiel auch ihm es ins Auge und er war wirklich überrascht darüber, vor allem, als Itachi plötzlich sprach.
 

„Du hast sie noch“, stellte er fest, die Stimme dunkel und ebenfalls etwas erstaunt. Diesmal lagen seine Augen gebannt auf der jungen Frau, die fühlte, wie das Eis zu brechen begann. Lange hatte sie gehadert, ob sie dies tun sollte, doch nachdem sie den Schwarzhaarigen vorhin getroffen hatte und er so distanziert gewirkt hatte, hatte sich Seika entschlossen, das letzte Accessoire doch anzulegen: Itachis Rose. Ihr besonderer roter Farbton war unverkennbar. Er hatte ihr die Blume geschenkt, nachdem sie seine Augen geheilt hatte und schließlich auch vor den Anderen zugegeben hatte, dass sie auch wirklich von ihm war. Hatte er damals nicht betont, dass Seika auf die Rose aufpassen sollte? Hatte er also damit gemeint, dass es eine besondere Geste von ihm war? Vielleicht. Natürlich hatte die junge Frau getan, was er gesagt hatte. Die Blume war für sie zu einem Symbol geworden, dass der Uchiha vielleicht doch nicht so gefühllos war, wie es immer den Anschein hatte. Vielleicht war ihre Angst vor ihm deshalb auch unbegründet, so hoffte sie es zumindest und möglicherweise konnte dadurch der Abend diesmal ein anderes Ende finden... Die Blüte steckte nun hinter Seikas Ohr und war noch perfekt erhalten.
 

„Natürlich“, antwortete die junge Frau einfach und in ihren Zügen lag so etwas wie Erleichterung, weil sie natürlich nicht laut sagen konnte, wie viel ihr an der Blume lag und wie lange und fieberhaft sie herumprobiert hatte, damit sie die Rose konservieren konnte, bevor sie verwelkte und Itachis Geschenk somit für immer verloren war. Konan hatte sie deswegen nicht gefragt.
 

„Es ist Zeit, dass wir gehen“, fuhr Itachi fort, als wäre nichts gewesen und reichte Seika nun seine Hand. Sie sah dort den goldenen Ring an seinem Finger, als sie merkte, dass sie ihm ihre ebenfalls beringte Hand gab. Ein angenehmes Gefühl durchströmte sie, denn seine Haut war sehr warm. Ihr Puls beschleunigte und verteilte das süße Gefühl des Adrenalins in ihrem ganzen Körper, welches sie plötzlich durchlief. Dass es sie gleich so heftig erfasste, verwirrte sie schon ein wenig…
 

„Mach keine Dummheiten während wir weg sind, ne, Kisame?“, rief Seika dem Haimann jedoch noch scherzhaft zu und dann verschwand sie zusammen mit Itachi in einer Wolke aus weißem Rauch. Kisame schmunzelte nur.
 

„Das gleiche gilt für euch Zwei“, sagte er in die Leere des Raumes hinein, auch wenn seine beiden Kameraden es nicht mehr hören konnten, und zog sich in den Gemeinschaftsraum zu seinen stillen Freunden zurück, den Sakeflaschen, mit denen er wohl auch einen netten Abend verbringen würde.

Genuine truth (Part one)

Spektakulär. Dieses Wort hallte in Seikas Kopf, als sie kaum eine Sekunde nachdem sie die Basis verlassen hatten am Ort ihrer Bestimmung angekommen waren. Das Anwesen des Gastgebers lag am Meer und das Haus war hell beleuchtet. Der Mond war beinahe voll und der Himmel sternenklar. Die Wolken schienen sich für diesen Abend verzogen zu haben. Es war ruhig, nur das Rauschen der Wellen und das Zirpen von Insekten lag in der Luft, aber bereits auch die leise Musik der Party, die aus dem Haus drang, war zu hören, als sie sich dem Haus näherten. Alles wurde in silbernes Licht getaucht und sah filigran und edel aus. Doch nicht nur die Umgebung war atemberaubend, es war auch die Rolle, in die Itachi plötzlich schlüpfte.
 

Der Ort des diesmaligen Geschehens war von außen eine Villa in kunstvollem, antiken Stil, mit hohen Säulen, vielen Simsen, Fenstergiebeln und jeder Menge Stuck, innen war jedoch alles ganz anders eingerichtet, stilvoll und modern, mit glänzenden Oberflächen, bunten Farben, edlen Bodenbelägen, starken Kontrasten und Designermöbeln. Überall gab es etwas Neues zu sehen und zu bestaunen. Diese Party unterschied sich um einiges von der Vorherigen. Letztens war alles sehr elegant und gehoben gewesen, beinahe festlich, die Atmosphäre, die Musik und die Kleidung der Gäste. Heute war alles locker und ausgelassen, und trotzdem noch sehr nobel, eine Feier der Neureichen sozusagen. Die Outfits der Männer waren sportlich und lässig und die Kleider der Frauen waren verspielt und aufreizend. Die Musik war laut, flott und modern und das Durchschnittsalter der Gäste lag um einiges niedriger.
 

Irgendwie begann Seika, sich nicht so ganz wohl zu fühlen, als sie mit Itachi gemeinsam durch den Eingang schritt, an dem sie ihre Einladungen vorgezeigt hatten und sie nun zusammen in die Menge der geladenen Gäste eintauchten. Es lag nicht an ihrem Kleid, an den sofort an ihnen haftenden Blicken oder ihrer Begleitung, nein. Diese offenherzige Stimmung hier, wo sich die meisten gut zu kennen schienen, verlangte auch von ihnen einen freimütigeren Auftritt und die junge Frau wusste nicht, ob sie das risikolos tun und dies alles schauspielern konnte. Sie hatte nun schon seit Ewigkeiten nicht mehr so einer Gesellschaft beigewohnt und wusste nicht, ob sie sich unter all den mehr oder weniger normalen Leuten behaupten könnte. Ihre Stärken lagen in anderen Gebieten als Smalltalk, Klatsch und Tratsch. Doch sie bekam schnell Hilfe.
 

„Masoru-san! Es freut mich, dass Sie gekommen sind – mit ihrer bezaubernden Frau!“, sprach sie ein Mann an, an den sich Seika flüchtig erinnern konnte, weil er damals schon diese markante Brille getragen hatte. Sie sah aus, als hätte er sie einer Dragqueen abgekauft, weil sie in allen Neonfarben gestreift war und die Gläser die Form von stilisierten Flügeln hatten. Er sah ihnen bewundernd entgegen. Seika musste sich anstrengen, gelassen zu bleiben und nicht zusammen zu fahren, als auf einmal eine Hand über ihren Rücken fuhr und erst tief auf ihrer Hüfte liegend zur Ruhe kam.
 

„Uns freut es auch, nicht wahr, Asahi?“, sagte Itachi zu ihr und zog sie näher zu sich hin. Seikas Gedanken standen auf Messers Schneide. Dass er plötzlich so direkt sein musste! Warum hatten sie bloß vorher nicht über ihr gemeinsames Vorgehen diskutiert? Sie hätten dies hier doch auch etwas diskreter durchziehen können! Aber was sollte sie nun tun? Nun, da der Uchiha bereits so freimütig begonnen hatte, musste sie unbedingt mitziehen, sonst würde es doch seltsam aussehen, wenn Beide verschieden handelten. Denn dies würde den Tod bedeuten, den Tod ihrer Willenskraft. Doch es half nichts. Weil Itachi den Anfang gemacht hatte, fiel auch ihr es etwas leichter, in ihre Rolle zu schlüpfen und sie konnte nachgeben, immer noch darauf hoffend, dass das Alles gut ausgehen würde.
 

„Natürlich, Ichigo-kun. Wir freuen uns, hier zu sein“, antwortete sie auf Itachis Frage und nickte leicht lächelnd ihrem Gastgeber zu, während ihre Hand sich auf Itachis Finger legte und diese sanft drückte.
 

„Wenn Sie mir bitte folgen möchten, dann werde ich Sie gleich ein paar Leuten vorstellen“, sagte der Brillenträger und wies den Weg, indem er ihnen voraus ging. Seikas Blick war überall hin gerichtet, um die Umgebung und die offenen Räumlichkeiten zu erkunden. Beinahe alle Außenwände waren verglast, sodass man in den wunderschön gestalteten Garten sehen konnte. So konnten sie schnell fliehen, wenn etwas geschehen sollte… Doch sie beschäftigte sich nicht umsonst so genau mit diesen anderen Dingen. Sie konnte Itachi in diesem Moment einfach nicht ansehen, weil sie nicht wusste, was dann mit ihr geschehen würde.
 

„Meine Herrschaften, ich habe Ihnen von Masoru Ichigo erzählt. Seine Frau Asahi begleitet ihn heute ebenfalls“, sprach der Gastgeber wieder, als sie an ihrem Bestimmungsort, einem leicht separierten, etwas ruhigerem Raum angekommen waren. Ihre Aufmerksamkeit wurde zu den Personen gelenkt, die dort in einer gemütlich wirkenden Sitzecke platz genommen oder sich an einer kleinen Bar eingefunden hatten und ihre Gespräche verstummten, als das wohl heiß erwartete Paar herein kamen. Es waren ausnahmslos gut gekleidete Leute, relativ junge Männer und Frauen für diesen Branchenzweig und sie waren auch ausnahmslos alle gut betucht und von offensichtlich hohem Stand. Als sie vorgestellt wurden, gab es ein kollektives Nicken und ein paar leise Grüße, als Seika und Itachi eintraten und den Gästen ebenfalls wortlos zunickten.
 

„Wir haben einiges von Ihnen gehört“, sagte ein Mann, obwohl Seika nicht wusste, was er denn gehört haben wollte, denn über das Ehepaar Masoru war kein einziges Detail preisgegeben worden, jedenfalls nicht darüber, in welcher Branche sie wirklich arbeiteten. Wahrscheinlich war nur bekannt, dass sich Itachi sehr gut im Waffengeschäft auskannte und ein überzeugender Redner war, weil er sich damals mit diversen Geschäftsmännern ausgetauscht hatte und dass er mit seiner Frau einen wahren Glücksgriff getätigt hatte. Ein Mann hob sein Whiskyglas.
 

„Ein Tost auf Ihre Frau, Masoru-san. Sie sind so schön, wie man es sich erzählt, Asahi-san“, sagte er mit einem leichten Grinsen und in einer anderen Ecke des Zimmers viel das Wort 'sexy', was in der Runde ein verhaltenes, jedoch anzügliches Lachen auslöste. Die junge Frau spürte, wie Itachis Griff sie daraufhin stärker umfasste, doch er sagte nichts. Seikas Lippen verzogen sich zu einem leichten Schmunzeln und sie tat so, als wäre dieser Kommentar nichts Besonderes.
 

„Ich danke Ihnen für das Kompliment, Sir… Setzt Dich nur, Ichigo-kun. Ich hole uns etwas zu trinken“, sagte sie in einem weichen Ton zu Itachi und entwand sich geschickt aus seinem Arm, um die Bar mit langen, langsamen Schritten anzusteuern. Sie spürte plötzlich viele starrende Blicke auf ihrem… Rücken. Ein wenig über sich selber überrascht dachte Seika, dass es ihr doch gar nicht so unangenehm war, wie sie eingangs geglaubt hatte. Die Blicke wirkten eigentlich ziemlich genugtuend, vor allem, da sie wusste, dass Itachis Blick ebenfalls unter ihnen war.
 

„Also, ich muss schon sagen, Sie sind ein echter Glückspilz, bei der scharfen Frau… Au, Schatz, jetzt nimm doch nicht gleich alles persönlich!“, meldete sich ein Anderer zu Wort und bekam die Abrechnung dafür sofort von seiner erbosten Frau in Form eines Schlages gegen die Schulter. Seika musste darüber etwas breiter schmunzeln und nahm die beiden alkoholfreien Drinks vom Barkeeper entgegen, um damit zu Itachi zurückzukehren, der bereits in einem freien Sessel Platz genommen hatte und überraschenderweise sichtlich entspannt wirkte.
 

„Keine Frage, ich bekomme bereits Lust auf mehr, wenn ich sie nur ansehe“, kam es rau und lüstern aus Itachis Mund, sodass in der Gesellschaft schlagartig eine verlegene und mit Eifersucht geschwängerte Stille entstand, in der sich erst ein paar Sekunden später jemand nervös räusperte und gekünstelt aufgelacht wurde. Sein Blick brannte auf Seikas Haut wie Feuer. Selbst sie wäre augenblicklich bis zur tiefsten Schattierung errötet, wenn sie sich nicht in diesem Moment, als Itachis und ihre Augen sich durchdringend trafen, ganz in dieses Spiel hinein versenkt hätte. Sie konnte einfach nicht mehr anders. Jeder sich sträubende Gedanke war wir weggeblasen. Es war ihr pkötzlich wirklich gleichgültig, was geschehen würde, ob sie an Ende gedemütigt liegen gelassen oder mit voller Absicht angenommen werden würde. Sie musste ausnutzen, was es nur zu holen gab. Sie konnte nicht mehr zurücktreten vor ihrem Gewissen, welches ihr nur noch mehr körperliche und emotionale Qualen verursachte. Sogar ihre Angst vor dem Uchiha wurde überboten von dem Drang, sich einfach gehen zu lassen. Ihre Lippen bildeten ein süßes, wissendes Lächeln.
 

„Ichigo-kun, wärest Du so nett und verschiebst das bitte auf später, ja? Du weißt doch, weswegen wir hier sind. Zumoku-san, wenn ich richtig liege?“, sagte sie schmunzelnd zu Itachi und sprach dann einen Mann an, der in einem tiefen weißen Sessel saß. Sie hatte seinen Namen vorhin aufgeschnappt. Der direkte Themenwechsel war wegen der drastischen Umlenkung des Gesprächinhalts viel weniger auffällig, als ein lasches Dahergeschwafel über belanglose Dinge. Der etwas fülligere Mann wandte ihr sofort seine ganze Aufmerksamkeit zu, ganz so, als wäre es eine Beleidigung, wenn er es nicht tun würde. Seika setzte sich unterdessen auf die Armlehne des Sessels, in dem Itachi saß. Sie händigte ihm seinen Drink aus und überschlug ihre Beine, in einer langsamen, aufreizenden Weise, sodass es fast still war, als sie anfing zu reden.
 

„Um direkt mit meiner Frage zu beginnen, denn wir sind nicht nur hier, um höfliche Floskeln auszutauschen. Wir wundern uns nämlich über eine wirklich beachtenswerte Sache: Kaminari no Kuni rüstet auf, oder? Die Firmen schreiben rote Zahlen, aber die Länder stehen doch in stabilen Verhältnissen zueinander, soweit wir richtig darüber unterrichtet sind. Uns würde interessieren, ob das irgendetwas zu bedeuten hat“, fragte sie, mit einem lockeren Ton in der Stimme, den Mann, der plötzlich sehr gerade, jedoch nicht angespannt auf seinem Platz saß. So wusste sie, dass sie mit ihrer Frage ins Schwarze getroffen hatte.
 

„Sie wissen aber sehr genau Bescheid“, entgegnete er nur und wich ihren Worten erst einmal aus. Er wollte Seika wohl testen, wie kompetent sie war, da das Ehepaar Masoru ein Mysterium der Branche war. Die Brünette räkelte sich ein wenig, als Itachis Hand ihren Platz auf ihrem unteren Rücken wieder wie selbstverständlich einnahm, womit er ihr wohl sagen sollte, dass sie sich zusammenreißen und vorsichtig sein musste. Doch Seika hatte alles im Griff.
 

„Wer Einblicke auf die Geschäftsberichte hat, dem dürfte es nicht schwer fallen, diese Zusammenhänge zu erkennen. Ich frage Sie nur deshalb, weil Sie Senator in Kumogakure sind, also müssten Sie doch diesbezüglich Informationen aus erster Hand haben. Außerdem wollen wir mit unseren Geschäften nicht in gefährliche Gefilde abrutschen, weswegen wir versuchen, uns zu informieren. Und dieser Anlass schien uns dafür geeignet“, fuhr sie unberührt mit einem leichten Lächeln auf den Lippen fort, welches ihre gespielte unschuldige Neugier nur noch unterstrich. Der Mann nickte ihr anerkennend zu.
 

„So ist es, das ist natürlich gut nachvollziehbar. Auch haben Sie mit Ihrer Annahme Recht. Die ANBU haben verlauten lassen, dass wir einer immer größeren Bedrohung ausgesetzt sind, deshalb verstärken wir unsere Sicherheitsmaßnahmen. Das stimmt doch, Nobushimi-san, nicht wahr?“, wandte sich der leicht korpulente Mann einem anderen Gast zu, der im Gegensatz zu ihm schlank und kräftig war. So wie sein Blick wachsam und studierend von einem zum anderen wanderte, gab es keinen Zweifel, dass dies ein größeres Kaliber war, obwohl er sein Chakra unter Verschluss hielt. Außerdem war seine Haltung und die gerade Narbe auf seiner Wange ein gutes Indiz, dass es sich um einen kampferprobten Shinobi handelte. Umso verwunderlicher war es, dass er bisher noch keinen Verdacht geschöpft hatte, dass Itachi und Seika nicht das waren, was sie vorgaben, zu sein.
 

„Ganz genau. Es gibt gewisse Anzeichen, dass wir kurz vor einer Invasion von… Akatsuki stehen“, sagte er nach kurzem Zögern, als ob er sich nicht sicher wäre, ob er diese brisante Nachricht einfach so aussprechen durfte. Itachis Finger verkrampften sich leicht, doch unmerklich für alle Anderen an Seikas Rücken. In der Runde brach ein aufgeregtes Murmeln aus, als dieses prekäre Detail bekannt wurde.
 

„Wie können Sie Sich da so sicher sein?“, fragte Itachi kühl, aber definitiv interessiert, nachdem er einen Schluck von seinem Drink genommen hatte und mischte sich dadurch in das Gespräch ein. Die Eiswürfel darin klirrten gegen das Glas und dieses Geräusch klang in der relativen Stille sehr laut.
 

„Ich kann Ihnen natürlich meine Quellen nicht verraten, doch unsere Informanten sind sehr verlässlich. Es gab wiederholt Anschläge auf abgelegene Dörfer. Es wurde zwar nie etwas entwendet, aber wir gehen davon aus, dass es... Probeangriffe waren, um die militärische Stärke und das Handelsvermögen der ANBU zu testen“, antwortete der Shinobi von den Elite-Einheiten mit ebenso kalter Stimme, jedoch, dass es bei ihm alles andere als respekteinflößend klang, sondern verschwörerisch und nach Aufmerksamkeit heischend. Hierzu gab es nichts zu kommentieren, die Anwesenden, die alle etwas mit Politik, der Waffenbranche oder der Shinobiwelt zu tun hatten - nun ja, außer vielleicht die meisten der Frauen hier - ließen sich die Worte nur bedächtig und eventuall besorgt durch den Kopf gehen. Als eine unscheinbare Person in der Kleidung eines Bediensteten auftauchte, stand der Gastgeber auf.
 

„Lassen sie uns diese ernsten Themen für ein paar Minuten vergessen. Später bleibt noch genügend Zeit, um dieses Gespräch weiter zu führen und sich auszutauschen. Das Essen steht nun bereit!“, sagte er und blickte einladend in die Runde. Es war wirklich sehr offensichtlich, dass die Gäste solche Gespräche eher meiden und an diesem Abend lieber unbeschwert feiern wollten, als über das Geschäft zu reden, weil fast alle auffällig schnell aufstanden und zum Essen davon strebten. Als Einzigste blieben Seika und Itachi zurück, doch keiner forderte sie auf, mitzukommen.
 

„Eine Akatsukiinvasion? Ihnen fällt wohl kein alberneres Ammenmärchen ein, um an mehr Subventionen und Zuschüsse zu kommen…“, meinte Seika verächtlich, während sie den anderen Gästen nachblickte.
 

„Die ANBU waren schon immer korrupt…“, entgegnete Itachi ihr und in seiner Stimme war ebenfalls eine leichte Spur von Hohn zu erkennen. Sie blickte zu ihm herab und war wirklich erstaunt, wie der Schwarzhaarige sich verändern konnte, wenn er musste. Er bemerkte ihren Blick und sah wiederum zu ihr auf.
 

„Du bist gut informiert“, fuhr er fort. Seika musste über seine Worte leise lachen. War das eine Art Anerkennung?
 

„Das sollte man immer sein, so unbedeutend die Mission auch klingen mag. Ich muss meine Rolle doch glaubwürdig spielen“, antwortete sie darauf und sah, wie Itachi tatsächlich kaum sichtbar schmunzelte. Als sie plötzlich merkte, dass seine Hand auf ihrem Rücken leicht über den Stoff hin und her strich, atmete sie tief ein. Es schien, als hätte auch er eine seiner Grenzen überschritten…
 

„Wir sollten uns vorerst trennen. Hör Dir den Tratsch der Frauen an, vielleicht verraten sie etwas von den Geschäften ihrer Männer. Bis später“, sagte der Uchiha und erhob sich. Seine Hand glitt nur langsam von ihrem Rücken, bevor er davon ging. Seika wurde immer erstaunter. Die Art, wie er sagte, dass sie getrennt weiter Informationen sammeln sollten, klang eher so, als wollte er etwas anderem aus dem Weg gehen… Doch das 'Bis später' sprach eindeutig eine andere Sprache…
 

Deshalb machte sich auch Seika alleine zu dem reichhaltigen Buffet auf und hatte bald ein paar schmackhafte Häppchen auf ihrem Teller, als sie sich absichtlich zu einer Gruppe von Frauen gesellte, die nur etwas älter als sie waren und nicht ganz so steif und eitel aussahen, um ein wenig mit ihnen zu plaudern. Sie waren auch alle sehr freizügig gekleidet, doch keines der Kleider kam in Sachen Stoffmangel an das von Seika heran. Als sie sich näherte, wurden die Damen sofort auf sie aufmerksam.
 

„Hallo Asahi-san. Sie entfachen ja genau so viel Gesprächsstoff, wie letztes Mal“, meinte eine von ihnen und grinste Seika bedeutungsschwanger an. Es war klar, auf was sie sich natürlich wieder bezog: Ihr Kleid, ihre ganze Erscheinung und natürlich ihr Begleiter. Die angebliche Masoru Asahi schüttelte lachend den Kopf und ihr Haar flog hin und her über ihr Gesicht.
 

„Ist das so? Tja, dann muss ich wenigstens nicht wegen meinem Mann eifersüchtig sein“, antwortete sie und die Frauen kicherten. Es war wahr, denn Seika konnte sich nicht vorstellen, dass es hier irgendwelche Frauen gab, die es sich trauen würden, mit Itachi anzubandeln, was wohl an seiner Aura lag. Doch auf diesen Gedanken hin musste auch Seika stocken. Wie kam es dann, dass sie sich plötzlich so weit vor wagte, obwohl sie doch diese Furcht vor dem Uchiha verspürte? Nun ja, sie hätte es sich auch nicht getraut, bevor 'es' auf der letzten Party passiert war. Doch die Gelegenheiten danach waren einfach immer anders gewesen. Irgendetwas verband sie mit dem Uchiha, was nicht zwangsläufig etwas tiefsinniges sein musste…
 

„Sagen Sie, wo haben Sie denn eigentlich Ihre anderen beiden Begleiter gelassen, den hübschen Blonden und den süßen Schwarzhaarigen mit der Augenklappe?“, fragte eine Andere neugierig. Seika war nicht wirklich überrascht diese Frage zu hören. Trotzdem brauchte sie eine gute Antwort darauf.
 

„Oh, die Beiden meinen Sie. Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht. Andere geschäftliche Termine, oder weiß der Kuckuck“, meinte Seika beiläufig nach einer rhetorischen Pause, als wäre es nicht von ihrem Interesse. Als sie diesmal doch ein paar eifersüchtige Blicke erreichten, musste sie Acht geben, nicht los zu lachen. Sie hatte geklungen, als hätte sie erst nachdenken müssen, wer sie denn damals eigentlich begleitet hatte und dies kam so rüber, als wechselten ihre Begleiter so oft, dass sie sich an den Einen oder Anderen gar nicht mehr erinnern konnte…
 

„Ach ja, ich habe gehört, die Frau des Kurators soll ihrem Mann bei seinem letzten Vertragsabschluss hintergründig mit dem Vertragspartner um einiges mehr nachgeholfen haben, als dieser eigentlich ahnt… Wenn Sie verstehen, was ich meine…“, ließ Seika nebenbei fallen, während die anderen Frauen noch überlegten, ob sie die Brünette nun doch lieber meiden sollten oder nicht. Doch aufgrund ihres neuen Satzes horchten sie auf.
 

„Nein, nicht möglich! Sie glauben wirklich… Das ist ja skandalös!“, sagte eine der Damen mit großen Augen. Der Köder wurde sofort geschluckt.
 

„Dass die Politik so herunter gekommen ist! Die ganzen Dinge, die in diesem Land vor sich gehen, sind mir sowieso sehr suspekt!“, entgegnete eine weitere mit leiser Stimme. Seika zuckte mit den Schultern. Innerlich musste sie wiederum lachen. Ein Gerücht war gestreut und jede der Frauen setzte sofort darauf an. Es musste nur anstößig genug sein und niemanden interessierten mehr solche Dinge wie der Name des Kurators und der Vertrag. Was nicht heißen musste, dass dies wirklich so von statten gegangen war. In Wahrheit hatte sich Seika das alles nur schnell ausgedacht und sich damit beholfen, dass die Frauen auch ihre Eifersucht vergaßen. Trotzdem horchte sie auf, als der zweite Satz fiel, der einiges an Unzufriedenheit ausdrückte.
 

„Ja, du hast vollkommen Recht. All die Versprechen und großen Reden dieser Wichtigtuer sind vollkommen für die Tonne! Aber habt ihr schon gewusst, dass die Ausgangssperre bald wieder aufgehoben wird?“, erzählte eine blonde Frau und wechselte damit das Thema in eine andere Richtung. Seika blickte sie Stirnrunzelnd an.
 

„Ausgangssperre?“, fragte sie nach. Davon hatte sie zuvor noch nichts gehört.
 

„Ja, in Kumogakure darf man nach Sonnenuntergang nicht mehr aus dem Haus. Der Raikage befürchtete, dass wir angegriffen werden“, wurde Seika schnell von einer besorgt wirkenden Dame aufgeklärt.
 

„Aha, und was macht diesen Beschluss nun wieder rückgängig?“, hackte die Brünette leicht beunruhigt nach. Seika war sich plötzlich sehr sicher, dass sie da einen ziemlich großen Fisch an der Angel hatte.
 

„Nun ja, also angeblich sind spezielle Truppen von ANBU mit einer speziellen Waffe im Land unterwegs, die die Bedrohung noch abwenden kann“, antwortete die Blonde und machte eine Geste, dass sie nichts Genaueres wusste.
 

„Also ich habe von der Frau eines ranghohen Jounins gehört, dass es dabei um diese Akatsuki geht!“, warf eine Rothaarige ein. Da war es! Pain Informationen waren also wahr und dieses Jutsu existierte wirklich! Dies war wirklich eine Bedrohung für die Akatsuki, denn wenn die Basis in Kaminari no Kuni enttarnt werden würde, würde das den gegnerischen Truppen viele Vorteile bringen… Daneben war es geradezu lächerlich zu hören, dass der Raikage alle Einwohner von Kusagakure abends in ihre Häuser sperrte. War er so dumm und glaubte, die Akatsuki würden nur in der Nacht angreifen? Sie hatten bessere Methoden und konnten angreifen, wann sie wollten, ohne sich verstecken zu müssen. Doch überhaupt, warum sollten sie schon Kumogakure angreifen? Das war alles schwachsinnig. Aber Seika nickte nur bedächtig auf diese Worte hin und der leicht besorgte Ausdruck, der sich daraufhin auf ihrem Gesicht bildete, galt ausschließlich Kisame, der ganz alleine in der Basis war, während draußen ANBU auf der Suche nach ihnen waren…

Genuine truth (Part two)

Der Rest des aufgeregten Geredes der Frauen, bei denen Seika sich befand, bestand nur aus Klatsch und Lästereien über diese oder jene Person, vergangene Partys und irgendwelche anderen Ereignisse der höher gestellten Gesellschaft von Kaminari no Kuni, was die Brünette irgendwann nicht mehr interessierte und weshalb sie sich deswegen von der kleinen Gruppe verabschiedete, um ein wenig durch das Anwesen zu schlendern und sich woanders nach brauchbaren Informationen umzuhören. Diese Veranstaltung, die noch ein wenig formell begonnen hatte, verwandelte sich langsam in eine sehr ausgelassene Feier. Die Leute waren von dem in Massen ausgeschenktem Alkohol bereits viel stärker angeheitert und die Musik wurde immer lauter, sodass die gelockerten Gliedmaßen sich zu dem Rhythmus zu bewegen begannen und beinahe die ganze Gesellschaft sich in dem großen Saal versammelt hatte, um sich zu den anregenden Melodien auszulassen.
 

Auch Seika zog es nach einiger Zeit zu der recht gefüllten Tanzfläche, denn überall wo sie hin ging wurde eigentlich nur über dasselbe belanglose Zeug geredet und sie glaubte nicht, dass sie in diesen Kreisen noch mehr brauchbare Dinge erfahren würde. Aber die Musik zog die junge Frau plötzlich wie magisch an. Sie hatte das letzte Mal, bei ihrer ersten Mission als Mitglied der Akatsuki, mit Tobi getanzt. Das war wirklich sehr witzig gewesen, weil der Einäugige sich als einfallsreicher, wenn auch nicht perfekter Tänzer herausgestellt hatte und sie bei dem Paartanz die ganze Zeit herum gewirbelt hatte. Doch die Musik hier hatte eine ganz andere Qualität. Der Bass dröhnte tief und regte ihren Körper an, sich wie von alleine zu bewegen.
 

Sie war sich der Blicke durchaus bewusst, als sie in das Lichtermeer der Tanzfläche tauchte und sich unter die anderen Gäste mischte und in einer fließenden, sensitiven Art zu tanzen begann, die jede Absicht der Lieder auszudrücken schien, doch es war ihr in diesem Moment egal, wie sie angesehen wurde, denn die Musik zog sie hinein in eine kleine eigene Welt, in der es nur sie selbst gab. Mit geschlossenen Augen wog sie hin und her und senkte sich mit gebeugten Knien auf und ab, wie von den Wellen des Schalls getragen, ließ ihre Hüften und ihren Oberkörper anmutig kreisen, ließ ihre Arme Figuren formen und ihre Beine dazu passende Schrittfolgen ausführen, während sie sich immer wieder langsam mit kreisendem Becken um ihre eigene Achse drehte. Die Perfektion ihres Körpers übertrug sich auch auf die Perfektion ihrer Bewegungen. Sie schwang ihren Kopf herum, sodass ihre Haare ihr nur so um den Kopf wirbelten, während ihr Körper in dem bunten blitzenden Licht der Partylichter geschmeidig verführerische Silhouetten bildete und sie ihr neu gewonnenes Körpergefühl ausdrückte, indem ihre Hände ein Eigenleben entwickelten und selber über ihre Seiten und durch ihr Haar strichen. Sie vergaß die Umgebung um sich herum, während sie mehr und mehr exzessiv zu tanzen begann und dabei jeden anderen in den Schatten stellte. Ihre Bewegungen waren nie hastig oder hart, sie waren weich und ausdrucksstark und nur manchmal stieß sie ihre Hüfte oder ihren Oberkörper hervor und warf ihren Kopf nach hinten, wenn es zu der Musik passte und sie etwas bestimmtes damit ausdrücken wollte. Als sich die simplen Texte der sinnlichen Lieder immer öfter wiederholten, fand Seika sogar gefallen daran, die Worte lautlos mit zu singen, denn sie fühlte sich so gut und so unnahbar und schön, während ihr Körper im Einklang mit der Musik Bewegungen vollführte, die sinnlich und provokativ zugleich waren.
 

Als es sie plötzlich prickelnd durchfuhr, als wolle man sie in ein Genjutsu ziehen, öffnete sie schlagartig ihre Augen, sah über ihre nackte Schulter und fing den direkten und durchbohrenden Blick von Itachi ein, der sie von weiter weg beobachtete. Viele andere Augenpaare blickten sie ebenfalls durchaus anzüglich an, doch nur der intensive lüsterne Blick aus Itachis schwarzen Augen ließ sie tief erschaudern und ihre Knie weich werden. Das war nicht mehr nur eine Rolle, die er spielte, oder? Sie war zu begierig, die Wahrheit darüber zu erfahren. Seika löste sich deshalb aus der tanzenden Menge und ging auf den Schwarzhaarigen zu, der auf einer Chaiselongue, die an einer der verglasten Wände stand, Platz genommen hatte.
 

Seikas Augen waren nur halb geöffnet, sodass sie sich wunderte, ob sie richtig gesehen hatte, als er mit einer Hand neben sich wies und ihr somit bedeutete, sich neben ihn zu setzen. Seika kam dem gerne nach, denn einerseits war ihr ziemlich warm und ihre Füße müde von dem ausgelassenen Tanz, andererseits wusste sie nicht, wie lange sie noch würde stehen können, wenn Itachi sie weiter so durchdringend ansah. Auch war sie nicht sicher, ob die Hitze nicht von seinen Blicken her kam.
 

„Du begibst Dich in gefährliche Gefilde…“, sagte er leise, sodass seine Stimme gerade noch über die Musik in ihr Ohr getragen wurde, obwohl sie sehr nahe bei ihm saß und er sich etwas zu ihr gebeugt hatte. Es interessierte den Uchiha im Moment nicht, ob sie etwas Brauchbares an Informationen herausgefunden hatte, weswegen sie ja eigentlich hier waren, auch dachte die junge Frau im Moment nicht daran, ihm das Gehörte zu berichten. Er hatte sie beim Tanzen gesehen und ihr reizvoller und durchaus erotischer Anblick hatte deutliche Auswirkungen auf ihn gehabt. Ihm war egal, ob sie es mit Absicht getan hatte, oder ob sie völlig Ahnungslos über seine Blicke gewesen war. Er wandte sich ihr nun zu und in seinen Augen lag ein offensichtlicher Ausdruck: Begehren. Und es passierte nur langsam, doch für Seika war es ein einziger Moment von heftiger Ekstase, sodass sie beinahe ungehalten aufseufzte. Seine rechte Hand legte sich behutsam, doch ganz beabsichtigt auf ihr Knie, doch seine Fingerspitzen fuhren immer höher und wanderten auf die Innenseite ihres Oberschenkels, was Seika scharf einatmen ließ. Seine andere Hand glitt an ihren Nacken und seine Finger verhakten sich sachte in ihren Haaren. Er zog leicht an ihnen, sodass Seikas Kopf nach hinten kippte und ihre Lippen sich leicht öffneten. Ihr Puls ging mittlerweile so schnell, dass ihr ihr erhitztes Blut in den Ohren rauschte. Ihre Augen blickten gebannt in Itachis schwarze Tiefen. Er meine es ernst und tat es bewusst, das konnte sie sehen. Diese überraschende Erkenntnis jagte einen erregten Schauer durch ihren ganzen Körper und ließ sie regelrecht erzittern.
 

„Dies ist Deine Schuld… aber es ist mir egal“, sagte er rau, bevor er seine Lippen begierig auf ihre drückte. Es war, als entflammte sich ihr ganzer Körper innerhalb nur einer Sekunde, so intensiv durchlief sie ein Schauer, ausgelöst durch Itachis Kuss. Oh, wie Seika dieses Gefühl vermisst hatte! Wenn sie sich hätte erinnern können, damals nach ihrem Trainingskampf, wie es sich angefühlt hatte, dann hätte sie nicht mal die Anwesenheit der anderen Akatsuki berücksichtigt, als Itachi ihr so nahe gewesen war. Allein die Erinnerung machte alle unsicheren Gedanken zunichte. Denn sie war im Jetzt und was in diesem Moment geschah, dieser hungrige Kuss von Itachi und seine Worte, dies war mehr, als sie sich je ausmalen würde.
 

Schnell fanden auch ihre Hände den Weg an seine Brust und in sein Haar und sie klammerte und drückte sich an ihn als wäre er ihre Rettung in höchster Bedrängnis. Als sie ihre Lippen weiter für ihn öffnete, spürte sie augenblicklich, wie seine Zunge Besitz ergreifend über ihre glitt. Seine Hände fassten stärker nach ihr und bald saß sie ganz auf seinem Schoß, versunken in einem heißen Kuss und in hingebungsvollen Gedanken, sodass ihr Herz klopfte, als würde es ihr gleich aus der Brust springen, während sie ihre Hände über seine kräftigen Schultern streichen ließ.
 

Was würden nur die Leute zu diesem stürmischen Zusammentreffen sagen? Es sah aus, als hätte sich das Ehepaar Masoru für Wochen nicht gesehen, so leidenschaftlich waren sie sich zugetan. Doch hatte Masoru-san nicht vorhin so etwas in dies Richtung fallen gelassen? Apropos, die Menschen um sie herum störten das Paar in diesem Moment kaum, obwohl ihr Starren offensichtlich war.
 

So vieles war dieses Mal anders. Damals hatten sie keine Zeit verloren und waren sofort zu Sache gekommen. Jetzt aber war es die Nähe des Anderen, die sie suchten. Itachi wollte es nicht zugeben, doch so war es. Seine Hand fuhr durch ihr Haar und erreichte die Rose. Er hatte ihr diese Blume geschenkt, dafür, dass sie seine Augen geheilt und ihn von jeglichen quälenden Schmerzen befreit hatte. Doch hatte er ihr die Rose nicht auch geschenkt, um sie einmal so sehen zu können, in vollkommener Schönheit und Grazie, mit der Rose im Haar, seiner Rose? Er hatte gedacht, dass sein damaliges restliches Sehvermögen gar nicht so schlecht gewesen war, doch nachdem Seika ihr Werk vollbracht hatte, hatte er erst alles wirklich sehen können und bemerkt, wie schön sie wirklich war. Ihr erstes Mal war in Verschwommenheit geschehen, in Verschwommenheit seiner Augen und in Verschwommenheit der Gefühle. Doch Beides war nun vollkommen klar. Er wollte sie, so sehr, dass sein Verlangen fast körperlich wehtat.
 

Seika merkte dies. Sie merkte, wie anders Itachi sich im Gegensatz zu damals verhielt. Er küsste sie nicht, weil er es musste, sondern weil er es wollte. Und es jagte ihr einen Schauer nach dem anderen den Rücken hinab, während sie sich ihm hingab und in seinen hitzigen Küssen verging. Ihre Hingabe war bedingungslos, das Einzige was sie wollte war, dass er sie nie wieder losließ. Doch als ihre Lippen sich lösten, weil jeder von ihnen nach Luft schnappen musste, war es das aufwühlendste, dem Schwarzhaarigen in die Augen zu sehen. Zuerst hatte sie Furcht davor verspürt, das zu sehen, was sein Ausdruck damals übermittelt hatte: Zorn und Selbstverachtung. Doch diesmal war nichts dergleichen darin zu entdecken, es existierten nur Begehren und Wohlgefallen in ihnen. Es glich beinahe tiefer Faszination, mit der Seika sein Gesicht berührte und seine Wange hinab fuhr. Sie befürchtete, dass sie jeden Moment aus diesem wunderbaren Traum aufwachen würde. Doch die Szene veränderte sich nicht. Itachi lehnte sich ein weiteres Mal vor und beschlagnahmte ihre Lippen mit seinem Mund.
 

„Itachi…“, wisperte Seika bebend und hörte ein tiefes, wohliges Grollen aus seiner Kehle kommen. Das und seine Hände auf ihrer Haut waren zu viel. Sie kippte ihren Kopf zur Seite und erwiderte seinen Kuss mit unglaublichem Feuer. Dieser Mann brachte sie um ihren rationalen Verstand. Er war so widersprüchlich, so geheimnisvoll, so gefährlich… Und doch fühlte sie sich so zu ihm hingezogen, dass ihre Willenskraft total versagte. Das Gefühl seines seidigen Haares in ihren Händen und die Sensation seiner weichen Lippen auf ihren war so unbeschreiblich gut…
 

Da lösten sie sich abermals schwer atmend voneinander und konnten den Blick nicht von dem Anderen nehmen. Er nicht von Seikas vom küssen leicht geschwollenen Lippen, ihrem durchwühlten Haar, ihren ausdrucksstarken Augen und ihrem warmen Blick. Sie nicht von Itachis leicht geöffnetem Mund, seinem langen seidigen Haar, den schwarzen Tiefen seiner Augen und dem von Lust verschleierte Blick. In den letzten Minuten hatte keiner von ihnen mehr nur die Rolle eines attraktiven Ehepaars gespielt. Er war nur Itachi, sie war nur Seika, er wollte genau diese Frau, sie wollte genau diesen Mann. Und er machte auch keine Anstalten, sie sitzen zu lassen…
 

„Ach, hier sind Sie, Masoru-san!“, riss eine Stimme sie plötzlich aus ihrer intimen Zusammenkunft. Es war ihr Gastgeber mit der schrägen Brille, der plötzlich aus der Menge aufgetaucht war. Als Itachi sich von Seika abwandte, sie jedoch nicht aus seinem starken Griff entließ, da war sein Blick alles andere als angenehm.
 

„Was ist?“, fragte er mit einem ungeduldigen, schroffen Ton. Der Mann zögerte etwas, dann setzte er ein nervöses Lächeln auf und nestelte an seinem Ärmel. Er merkte wohl gerade, dass es keine so gute Idee gewesen war, das Ehepaar Masoru bei seinen intensiven… Aktivitäten zu stören. Aber jetzt war es geschehen und er musste weiter reden, um nicht ganz dumm da zu stehen.
 

„Nun ja… Einige wichtige Männer haben sich zusammengesetzt und man hat erneut nach Ihrer Gesellschaft gefragt. Aber so wichtig ist es auch wieder nicht…“, versuchte er, sich unauffällig aus der Affäre zu ziehen, was ihm nicht unbedingt gut gelang. Seikas Inneres protestierte. Wie konnte dieser Mann nur auf einmal auftauchen und alles zunichte machen? Itachis Laune war merklich gesunken.
 

„Nein, ich komme schon“, antwortete er trotzdem, obwohl er nicht besonders interessiert klang. So sehr Seika ihn plötzlich festhalten wollte, sie musste sich zusammenreißen und dufte nicht so emotional schwach sein. Seika atmete tief durch und rutschte langsam von Itachis Schoß herunter, damit er gehen konnte. Er fuhr sich mit einer Hand sinnlich durch sein Haar und der Anblick versetzte Seika einen Stich in ihr Herz. Wie gut dieser Mann aussah, sodass es verboten gehörte… Er schien ihren Blick zu spüren und drehte sich noch einmal zu ihr zurück. Seine Finger griffen nach ihrem Kinn und er hob so ihren Kopf an, damit sie ihm in die Augen sah.
 

„Warte auf mich“, sagte er flüsternd und beugte sich herab, um mit ihr einen weiteren kurzen, aber zehrenden Kuss auszutauschen. Seine Worte, die so ehrlich klangen, und seine Tat ließen Seikas ganzen Unmut vergehen und schmolzen ihre Knie zu heißem Wachs. Sie nickte ihm zu, weil sie kein Wort heraus brachte und sah ihm nach, während er ihrem Gastgeber folgte, bis er in der Menschenmenge verschwand.
 

Seika atmete tief ein und aus und die Luft entwich ihren Lungen mit einem tiefen Seufzer. Mit ihrer Hand berührte sie ihre Lippen, die immer noch von ihren Küssen brannten. Sie war sich klar, dass es nötig war, dass Itachi der Gesprächsrunde beiwohnte. Wenn es wichtige Leute waren, mit denen er reden konnte, dann war das Herankommen an mehr Informationen auch viel leichter. Dies war ja auch der eigentliche Grund, weswegen sie auf diese Party gekommen waren, oder? Nein, nicht nur das. Seika ahnte, dass es auch noch einen anderen Hintergrund gab.
 

Weil Itachi ihr gesagt hatte, sie solle warten, sah sie einfach den Leuten zu, wie sie tanzten, wie sie plauderten oder auch nur einfach herum standen, außerdem wusste sie sonst nicht, wo sie hingehen sollte und auch ihre Muse für ein Gespräch war kaum mehr existent. Nun traute sich wirklich niemand mehr, mit ihr zu reden. Ein leicht verwegenes Schmunzeln erschien auf Seika Lippen, als sie daran dachte, dass wohl fast jeder ihr kleines Intermezzo beobachtet hatte. Und jeder, der es verpasst hatte, war sicher schon längst von einem anderen darüber informiert worden.
 

Irgendwann beschloss die Brünette, doch noch ein wenig herum zu wandern, um nicht ganz untätig herum zu sitzen und durchstreifte die verschiedenen Räume des Anwesens, wo gegessen, geflirtet, getratscht und gelacht wurde. Überall herrschte das gleiche Bild. Die Gäste waren heiter und hatten sich viel zu erzählen, einige hatten sogar bereits ihr Limit des Alkoholkonsums erreicht und schliefen ihren Rausch in einer Ecke aus. Manche begannen bereits wild miteinander anzubandeln, ganz nach dem Vorbild von Seika und Itachi, manchmal auch auf sehr obszöne Weise… Das Niveau der Party fiel rapide von einem stilvollen Zusammentreffen zu einer recht niederen und feuchtfröhlichen Vergnügungsveranstaltung herab, was Seika manchmal ein knappes Kopfschütteln abrang. Wie konnten sich diese Leute, die meist in der Öffentlichkeit standen, so herablassen?
 

Und so landete Seika, schließlich nach all den verrückten Dingen, die sie gesehen hatte, alleine an der Bar an der Tanzfläche, was an sich ein taktisch guter Platz war, wie sich schnell herausstellte. Von dem hohen Barhocker aus hatte Seika einen guten Blick über den Saal und die Menschen und dazu konnte sie die Gespräche mit anhören, die bei dem einen oder anderen Cocktail in Schwung kamen. Seika begnügte sich mit einem Glas Rotwein, welches ihr wohl kaum schaden würde, denn es war das einzige alkoholische Getränk, das sie an diesem Abend zu sich nahm.
 

Ein paar Sachen, die sie auf diese Weise erfuhr, waren recht interessant, auch wenn sie nicht für Akatsuki interne Zwecke zu verwenden waren. Zum Beispiel wie die anfängliche, durchaus angemessene Sympathie für das Ehepaar Masoru den Bach runter ging. War die Eifersucht der Menschen so schnell herauf zu beschwören? Viele der Leute waren vom Alkohol schon so benebelt, dass sie gar nicht merkten, dass Seika nicht weit entfernt saß und alles mithören konnte, was da über sie gelästert wurde. Außerdem schien bald die ganze Gesellschaft auch über die Unzüchtigkeiten, die sonst so stattfanden, Bescheid zu wissen. Seika wollte nicht wissen, welche Welle von Skandalen das am nächsten Tag nur auslösen würde.
 

Doch was war das eigentlich wirklich, was sich da zwischen Itachi und ihr entwickelte? Diese Frage stellte sie sich unwillkürlich in Gedanken. Jedenfalls wollte Seika nicht darüber nachdenken, weil sie wusste, dass sie ihr Gewissen sicher wieder durcheinander bringen würde. Und das sollte es nicht, weil sich die junge Frau geschworen hatte, diesen Abend, egal was danach kam, voll und ganz auszuleben.
 

Da tauchte der begrübelte Uchiha lautlos hinter Seika auf, was bei der lauten Musik keine Schwierigkeit war. Doch Seika fühlte ihn kommen und drehte sich auf ihrem Stuhl zu ihm, um ihm entgegen zu blicken. Selbst seine herankommende Nähe ließ die Brünette leicht erschaudern. Ihre Augen suchten erwartend die seinen und sie fanden sich auch schnell. Da stand er vor ihr und sein Ausdruck war wieder undurchschaubar, wie auch sonst. Er brachte den leichten Geruch von Zigarrenrauch mit sich.
 

„Hier gibt es für uns nichts mehr zu tun“, sagte er einfach und reichte der Brünetten auffordernd seine Hand. Behutsam ließ Seika ihre Finger mit seinen verschränken und sich von ihrem Sitz herunter helfen. Sie hatte keine Einwände, dass sie nun schon gingen, da es für sie schon länger keine wirkliche Beschäftigung mehr gegeben hatte, außer dem Lauschen der anzüglichen Geschichten.
 

„Sie verlassen uns schon? Danke, Ihr Kommen hat uns sehr beehrt“, rief ihnen ihr ebenfalls schon ziemlich berauschter Gastgeber aus reiner Höflichkeit von Weitem zu, als sie gemeinsam die Eingangstür ansteuerten. Er machte sich nicht die Mühe, sie aufzuhalten, auch sah sie sonst keiner der Gäste direkt an, als sie die Party verließen, doch waren recht viele heimliche Blicke auf ihre Rücken gerichtet, als sie gingen, das wohl meist besprochene Paar des Abends…

Lust

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Conversation with a shark

Seika fröstelte leicht, weswegen sie am nächsten Morgen letztendlich aufwachte. Schnell merkte sie auch warum. Sie hatte sich auf den Bauch gedreht und die dünne Bettdecke war von ihr herunter gerutscht, sodass diese ihren nackten Körper nur noch bis zum Steißbein bedeckte. Noch etwas schlaftrunken hob sie ihren Kopf, zog das wärmende Laken wieder über sich und blinzelte ein paar Mal, denn es war schon ziemlich hell. Sie bemerkte, dass sie alleine war. Und anstelle von Itachi lag auf seinem Kopfkissen nur die rote Rosenblüte, die Seika wohl während ihrer gestrigen gemeinsamen Nacht aus dem Haar gefallen war. Dies weckte sie schließlich ganz auf.
 

Ein leichtes Lächeln schlich sich auf Seikas Lippen, als sie ihr Gesicht noch einmal in dem weichen Kissen vergrub. Es roch nach Itachi und brachte heiße Erinnerungen an ihre äußerst intimen Stunden zurück. 'Es wird sich nichts ändern, außer unsere Nächte…', hatte der Schwarzhaarige zu ihr gesagt und in ihr damit mehr als nur ein einfaches Kribbeln ausgelöst. Und dies würde nun wirklich so bleiben? Itachi hatte es jedenfalls so gesagt, doch Seika war vorsichtig. Ihr Respekt vor dem Uchiha war nicht verschwunden, auch wenn sie diese unglaubliche Nähe geteilt hatten. Sie seufzte nachgiebig, weil sie es nicht unterdrücken konnte.
 

Die junge Frau richtete sich nun ganz auf und schwang ihre Beine aus dem Bett. Sie wollte aufstehen, doch sie sank wieder leise wimmernd zurück. Der intensive Sex war nicht spurlos an ihr vorüber gegangen, was ihr Lächeln ein wenig breiter werden ließ. Nach einem weiteren, etwas behutsameren Versuch konnte sie letztendlich doch aufstehen. Sie beugte sich herab, um ihren Slip vom Boden aufzusammeln und anzuziehen, da entdeckte sie Itachis Sakko, das immer noch auf dem Bettpfosten hing. Seika konnte nicht widerstehen, schnappte sich das Kleidungsstück und zog es sich über. Der Stoff fühlte sich angenehm auf ihrer Haut an, doch noch besser war der Gedanke, dass Itachi es getragen hatte und darin wirklich gut ausgesehen hatte. Wie würde es wohl ihr stehen?
 

„Du bist wach?“, kam plötzlich eine samtene Stimme von hinten und als Seika sich umdrehte, kamen ihr heißer Wasserdampf und der Geruch von Duschgel mit äußerst männlicher Note entgegen, welches sie vor nicht allzu vielen Stunden schon einmal leicht gerochen hatte. Itachi stand in der Tür des Badezimmers und er kam wohl gerade frisch aus der Dusche, denn sein Haar war nass über seine muskulösen Schultern verteilt und er hatte nur ein Handtuch um die Hüften. Aus Seikas Kehle tönte bei diesem verboten attraktiven Anblick ein leises Schnurren. Sie fuhr sich durch ihr chaotisches Haar und warf dem Uchiha einen langen durchdringenden Blick zu, bevor sie sich abwandte, sich nach ihrem Kleid und ihren Schuhen bückte und dann in Richtung Tür ging.
 

„Bis später“, sprach sie nur, weil sie sonst gar nichts anderes sagen wollte, und die Aussicht auf ihre Beine und ihren Hintern war für Itachi dadurch, dass sie nur sein Jackett trug, welches sie beinahe verrucht aussehen ließ, sehr aufreizend.
 

„Hn“, machte er nur und er schmunzelte tatsächlich leicht, während er ihr bis zur letzten Sekunde nachblickte.
 

---
 

Sie sahen sich erst beim Frühstück wieder. Es war beinahe zu spät, es noch Frühstück zu nennen, denn Kisame war bereits dabei, sein Mittagessen zuzubereiten, aber Seika hatte keine Lust auf eine ausgiebige Mahlzeit. Der Haimann war nicht in bester Kondition, wie Seika auf den ersten Blick erkennen konnte, als sie in die Küche hinein kam, noch ohne Itachis Anwesenheit.
 

„Guten Morgen, Kisame“, sagte sie ruhig mit einem sachten Lächeln und ging zu den großen Schränken hinüber. Sie hatte vor einer halben Stunde ausgiebig geduscht und sich für den neuen Tag in einen bequemen, knielangen Yukata aus rostfarbenem Stoff gekleidet. Der Haimann blickte etwas träge zu ihr.
 

„Oi, morgen, Kleine! Du bist schon auf? Ich hab gar nicht gehört, wann ihr gestern zurückgekommen seid“, fragte er sie mit etwas schlapper Stimme. Er konnte nicht verbergen, dass er einen ziemlich schlimmen Kater vom vorigen Abend hatte, weil er wohl doch etwas zu tief ins Glas geschaut hatte und sein Körper nach seiner Erkältung doch noch nicht ganz so fit und aufnahmefähig für so viel Alkohol gewesen war. Er grinste schief wegen Seikas plötzlich fürsorglichem Blick, als sie seinen Zustand betrachtete. Dabei war er es, der sich Gedanken machte, seitdem die junge Frau herein gekommen war und angefangen hatte, zu sprechen. Ihr Tonfall war normal, sogar ein wenig mehr ausgeglichen als die Tage davor. Sie sah gar nicht übernächtigt aus.
 

„Dafür haben wir Dich ziemlich laut schnarchen gehört… Lass mich nur schnell einen Tee aufsetzen, dann schau ich mal nach Deinem Kopf“, sagte sie lächelnd zu ihm. Keine Beschimpfung, weil er zu viel getrunken hatte? Das wunderte Kisame schon ein wenig, doch er sagte nichts dergleichen und wollte sich auch gar nicht beklagen, weil er über die Beseitigung seines brummenden Schädels doch sehr dankbar sein würde. Da öffnete sich die Tür zur Küche erneut und Itachi trat ein. Er sah zu Kisame und nickte ihm leicht zu, dann fiel sein Blick auf Seika und blieb dort etwas länger als sonst immer.
 

„Willst du auch Tee?“, fragte die Brünette ihn, ohne zu ihm zu schauen.
 

„Hn“, erwiderte der Schwarzhaarige, sodass Seika etwas mehr Teewasser in die Kanne goss, auch wenn sie sich nicht sicher war, was ihr diese gebrummte Antwort genau sagen sollte. Sie nahm die Pfanne mit Kisames anbrennendem Speck von dem Herd, trocknete sich ihre Hände an einem Küchentuch ab und ging dann zu Kisame.
 

„So, dann beug mal Deine Birne etwas runter, sonst komm ich nicht ran“, meinte sie witzelnd, weil der Haimann auf einem der hohen Tresenhocker saß und sonst ja sowieso schon eine stattliche Körpergröße hatte. Kisame tat folgsam wie geheißen und als das kühlende, heilende Chakra von Seikas Fingern in seinen Kopf floss, konnte er ein Seufzen nicht verhindern, weil der wohltuende Effekt sofort einsetzte.
 

„Kleine, gepriesen seist Du für Deine Fähigkeiten- Huch!“, sagte er plötzlich und sein mit Schabernack gefüllter Verstand lief wieder an, als sein Schädelweh fast augenblicklich abklang. Er entdeckte etwas an Seikas Hand und warf einen schnellen Blick auf Itachi, der seine Vermutung bestätigte.
 

„He, ihr trägt ja immer noch die Ringe“, sagte er etwas verdutzt. Seikas Augen fielen sofort auf ihre erhobenen Hände und tatsächlich, sie hatte immer noch das goldene Schmuckstück an ihrem Finger. Und Itachi etwa auch? Sie sah zu ihm und bekam Recht, jedoch zogen sie seine schwarzen Augen an, die sie musternd beobachteten. Ein leicht berauschendes Gefühl bildete sich in ihrem Bauch, als sie daran dachte, dass sie es mit den Symbolen eines verheirateten Paares an den Händen getan hatten… Doch sie zog den Ring gelassen von ihrem Finger und legte ihn auf die Küchentheke.
 

„Nun ja, es wurde spät gestern. Ich war ziemlich müde und bin sofort ins Bett gefallen…“, sagte Seika, unterdrückte ein Schmunzeln und wandte sich dem bereits kochenden Teewasser zu. Sie sah noch Kisames Blick, der ihr sagte, dass er ihr nicht ganz glaubte, aber andererseits auch keinen Verdacht hatte. Und den brauchte er auch nicht zu haben, denn eigentlich hatte Seika ja die Wahrheit gesprochen… Ein leises Klappern ließ sie einen Blick über ihre Schulter werfen. Sie sah, dass Itachi seinen Ring auf ihren gelegt hatte. Kurz trafen sich ihre Augen wieder, doch Seika wandte sich wieder dem brühenden Wasser zu. Kisame holte währenddessen drei Tassen aus dem Regal und stellte sie auf den Tresen. Als der Tee fertig war, goss sie Jedem etwas davon ein und setzte sich zu den Anderen dazu. Es herrschte einige Minuten Stille, und Seika erschrak leicht, als Itachis Tasse plötzlich auf die Tresenplatte knallte.
 

„Pain“, sagte er knapp und Seikas Blick fiel verwirrt auf seine Hand, wo er den Akatsukiring trug. War dies nicht die Hand, an die er sich auch den Ehering angesteckt hatte? Wie konnte er ihn übersehen haben, als er den anderen Ring angelegt hatte? Doch das alles stand jetzt nicht zur Debatte, denn Pain rief sie zu einem Treffen und sie beschlossen, gleich so wie sie hier saßen dem Ruf ihres Anführers zu folgen.
 

„Itachi. Kisame. Seika-san“, sprach Pain und nannte in seiner gewohnten Manier die Namen der an der Versammlung teilnehmenden Mitglieder, als diese als schemenhafte Schatten in der Halle auftauchten.
 

„Pain-sama. Konan-san.“, antwortete Itachi für sie alle, weil er als Erster angesprochen worden war und somit als Wortführer galt. Seika bekam auf einmal ein flaues Gefühl im Magen, nicht nur, weil sie sich erinnerte, dass dieser Raum mit dem lodernden Feuer in der Mitte Emotionen übertragen konnte, wie Konan es ihr gesagt hatte. Sie hatte eine üble Vorahnung…
 

„Seika-san, Itachi, wie verlief eure Mission?“, fragte ihr Anführer, während Konan die ganze Zeit über still blieb. Er sah dabei explizit Seika an.
 

„Es gab keinerlei Komplikationen. Die Existenz der Brecher-Jutsus konnte mir bestätigt werden. Außerdem ist in Kaminari no Kuni die Angst verbreitet, die Akatsuki würden beabsichtigen, das Land anzugreifen und die Führung zu übernehmen“, erklärte die junge Frau und warf einen Seitenblick auf Itachi.
 

„Das ist wahr. ANBU-Truppen suchen verstärkt nach unserer Basis und das Land rüstet auf. Das Jutsu wurde angeblich von Tsuchi no Kuni abg iert auf einem starken Genjutsu, welches eine Barriere überlagern und diese dadurch schwächen ekauft, ein Vertrag zwischen dem Raikage und dem Tsuchikage ist möglich. Die Technik bas kann. Feindliche Shinobi können dann durch eine geeignete Stelle hindurch dringen“, erläuterte Itachi weiter. Seika war überrascht darüber, was er alles herausgefunden hatte, denn sie hatten sich nicht wirklich über ihre gesammelten Informationen ausgetauscht.
 

„Gute Arbeit“, sagte Pain darauf, doch er entließ sie noch nicht, was bedeutete, dass er noch weitere Anweisungen für sie hatte.
 

„Bleibt in Alarmbereitschaft. Es kann durch diese Neuigkeiten nicht ausgeschlossen werden, dass ihr demnächst angegriffen werdet. Und was eure andere Aufgabe betrifft, ihr habt sie ebenfalls zufriedenstellend erledigt“, fuhr Pain fort. Seika sah ihn mit geweiteten Augen an. Dass dies nun kam, hatte sie definitiv nicht erhofft.
 

„Welche andere Aufgabe?“, fragte Kisame neugierig. In letzter Zeit war er irgendwie nie auf dem neusten Stand… Itachi blieb stumm und Seika brachte kein Wort heraus. Das konnte doch nicht wahr sein!
 

„Einer meiner Mittelsmänner befand sich auch auf der Party, um… die Entwicklung eurer Rollen zu beobachten. Er hat nun nicht alles gesehen, aber ich denke doch, dass ihr nach der Heimkehr eure 'Aktivitäten' weitergeführt habt?“, sprach Pain mit einem leicht amüsierten Ton. Kisame war zwar nicht der Allerhellste unter den Akatsuki, aber solche Anspielungen konnte er deuten, wie kein Anderer. Er starrte abwechselnd Seika und Itachi mit offenem Mund an.
 

„Ihr habt echt… Nicht wahr!“, rief er völlig überrascht aus. Er konnte kaum glauben, dass das, was Pain sagte, wirklich richtig sein sollte. Doch es würde auch einiges von dem vorherigen Verhalten der Beiden erklären… Itachis Blich verfinsterte sich, auch Seika sah erzürnt und abweisend aus.
 

„Das ist nicht von Eurem Belang, Pain-sama“, gab Itachi kühl zurück.
 

„Wie dem auch sei… Bleibt weiterhin wachsam. Entlassen.“, beendete Pain das Treffen und verschwand zusammen mit Konan. Auch Seika war sofort verschwunden, sodass Kisame sich ebenfalls beeilte, in seinen Körper zurück zu kehren. Als sie wieder alle gemeinsam mit vollem Bewusstsein am Tisch saßen und der Haimann zu der jungen Frau sah, sprühten ihre Augen beinahe Funken. Innerlich kochte sie. Pain hatte überhaupt keinen Grund gehabt, dieses Thema anzuschneiden!
 

„Was nimmt er sich bloß heraus? Glaubt er, das geschah alles nur wegen seiner verdammten Anordnung?“, fauchte sie und sah dabei Itachi an, der jedoch nur sein 'Hn' verlauten ließ, was sie etwas wütend machte.
 

„Wusstest Du davon?“, fragte sie ihn mit einer gehörigen Portion Gereiztheit in der Stimme, doch Itachi verneinte es ruhig. Das Ärgerliche daran war, dass sie ihm glaubte… Aber was sollte sie gegen Pains Penetranz tun? Es schien, als…
 

„Natürlich! Es hat mit der Schriftrolle der alten Frau zu tun“, fiel es Seika wie Schuppen vor die Augen und sie war für einen Moment wie erstarrt und gegen den Kopf gestoßen. Oh ja, sie war sich von einer Sekunde auf die Andere völlig sicher, dass es etwas damit zu tun hatte. Itachi sah sie scharf an.
 

„Wie?“, hakte er plötzlich nach, und in seinem Ton war die plötzliche Neugier unverkennbar, was eigentlich nicht seine Art war. Die junge Frau sah ihn durchdringend an.
 

„Du hast auch einmal die Mission erhalten, die Schriftrolle dieser alten Witwe zu besorgen“, sagte sie. Der Schwarzhaarige nickte knapp.
 

„Hast Du damals auch diese Stimme der Schriftrolle vernommen?“, fragte sie eindringlich, denn sie brauchte die Bestätigung. Itachi nickte abermals, jedoch mit einem kaum merklichen Zögern. Er schien sich nichtnäher dazu äußern zu wollen.
 

„Du meinst etwa das Ding, hinter dem Pain schon seit Jahren her ist und es nicht bekommen kann, obwohl es einer Greisin gehört?“, wollte Kisame wissen, denn er erinnerte sich wage daran, dass auch er bei der ersten dieser Reihe von Missionen dabei gewesen war, bei der Pain aus lauter, seltener Wut die Gegend im Umkreise von mehreren Kilometern verwüstet hatte, ohne erfolgreich zu sein.
 

„Ja, genau dieses verdammte Ding“, antwortete Seika nur und wandte sich ihrer Teetasse zu. Kisame wusste, dass das Thema damit für sie abgeschlossen war. Auch Itachi distanzierte sich plötzlich merklich von der ganzen Sache, obwohl es die Beiden zu betreffen schien…
 

---
 

Im Laufe des Nachmittags suchte Kisame Seikas Zimmer auf. Er hatte die junge Frau noch nie besucht, doch er konnte einfach nicht mehr still sitzen und der Dinge harren, die da noch kommen mochten, weil er furchtbar Neugierig war. Er wusste, dass es bestimmt einige Sachen gab, über die Aufklärungsbedarf herrschte, und das auf beiden Seiten. Der Haimann wollte gerne ein paar Dinge wissen und Seika sollte besser darüber reden, denn wenn etwas in ihr brodelte, dann war sie nur allzu reizbar und Kisame wollte wirklich nicht, dass er am Ende alles von ihrer schlechten Laune ab bekam, weil er der Einzige war, der nicht in die Sache verwickelt war. Er klopfte also an ihre Türe an.
 

„Komm rein“, sagte Seika und als der Haimann die Tür einen Spalt weit öffnete, machte die Brünette eine entsprechende Geste, damit er hereinkam. Sie hatte wohl schon gespürt und auch erwartet, dass er kommen würde, also betrat er gleich darauf ihr Zimmer. Die junge Frau saß im Schneidersitz auf ihrem Bett und blickte Kisame leicht lächelnd entgegen. Sie schien sich wieder etwas beruhigt zu haben.
 

„Können wir’n bisschen reden?“, fragte Kisame mit dem nötigen Ernst, damit Seika merkte, dass er nicht einfach nur gekommen war, um zu quatschen oder sonstige unnötige Dinge anzusprechen. Seika seufzte.
 

„Na los, setz Dich. Dir ist wohl sowieso schon einiges klar, oder?“, meinte sie ein wenig resigniert klingend und wies auf einen Sessel, der beim Fenster stand, damit sich Kisame dorthin setzte, was er auch tat. Er kratzte sich am Kopf, weil er nicht wusste, wie er gefahrlos beginnen konnte. Er beschloss, dass es besser wäre, wenn er gleich zum Punkt kommen würde.
 

„Also, was mir am meisten auf der Zunge brennt… Du und Itachi, ihr habt wieder miteinander… Ihr seid also...“, begann er trotzdem ein wenig unsicher. Er machte zwar gerne sexistische Witze, doch dieses Thema so ernst zu besprechen, war dann doch nichts für ihn. Doch er wollte wissen, wie es zwischen den beiden jungen Menschen stand. Er machte sich Sorgen darüber, wie Seika wohl auf diese Frage reagieren würde, aber sie blieb ruhig und sah Kisame beinahe abwesend an.
 

„Ja, es ist passiert. Aber es war nicht so wie damals, Kisame. Es war um so viele Aspekte 'anders'...“, sagte sie mit einer besonderen Betonung, als ob sie es selber noch nicht ganz glauben konnte. Sie musste dem Haimann nicht viel erzählen. Einerseits konnte er es sich gut vorstellen, dass Seika so mitgerissen war, weil er selber die kleinen, aber doch bemerkenswerten Veränderungen in Itachis Verhalten bemerkt hatte, weil er schon so lange sein Partner war. Er glaubte nämlich nicht im Geringsten, dass Itachi einfach so übersehen würde, einen Ring abzunehmen, der ihn sonst nur gestört hätte. Und er tat auch keine Dinge einfach so wegen einem anderen Menschen, es musste dann wohl auch etwas mit ihm selber zu tun haben. Außerdem war das Verhalten zwischen ihm und Seika plötzlich doch um einiges offener, auch wenn sich das nur in langen Blicken oder ausgetauschten Worten ausdrückte. Für Itachi war das sehr viel.
 

„Na, das ist ja mal ne spitzen Neuigkeit!“, antwortete Kisame ihr mit gut gemeintem Ton, weil er diese positive Veränderung wirklich begrüßte, und er bekam dafür von Seika ein kleines Lächeln. Aber das war natürlich nicht alles. Kisames Kommen beinhaltete mehr als nur eine Frage.
 

„Aber was hat Pain denn mit dem Ganzen zu tun? Und was ist eigentlich wegen dieser Schriftrolle los?“, wollte er weiterhin wissen. Er hatte vorhin nur das kurze Gespräch zwischen Seika und Itachi angehört, welches sich ziemlich mysteriös angehört hatte. Außerdem war ihm ja bekannt, dass dieses Objekt ihren Anführer schon lange in seinen Bann zog. Seika begann zu seufzen und bedeckte ihr Gesicht mit ihren Händen, was Kisame ein wenig erstaunte. Warum reagierte sie so?
 

„Das ist eine ziemlich lange Geschichte, Kisame. Über vieles kann ich nur spekulieren, aber ich versuch trotzdem mal, dir alles zu erklären...“, sagte sie nach ein paar weiteren Momenten der Stille und faltete ihre Hände in ihrem Schoß. Jetzt war der Haimann aber wirklich gespannt.
 

„Es hat wohl mit dem angefangen, dass Pain irgendwie erfahren hat, dass gleich bei meiner ersten Mission etwas zwischen Itachi und mir gelaufen ist. Dadurch erinnerte er sich an die Schriftrolle der alten Frau. Doch er gab Itachi und mir nicht sofort den Auftrag, sie zu holen, weil er zuerst sichergehen wollte. Nachdem ich Itachis Augen geheilt habe, da hat er wohl den richtigen Zeitpunkt gesehen und schickte erst Itachi, um die Schrift zu holen. Weil er nicht erfolgreich war, bekam auch ich kurz darauf diese Mission. Ich konnte Pain aber auch nicht die Schrift bringen. Doch Pain schien immer noch zuversichtlich und gab nicht auf, ja, er wurde richtig besessen, was mich fürchterlich wütend macht, weil er mir gegenüber die ganze Zeit Anspielungen machte. Ich glaube, dass die Beschaffung von Informationen bei der gestrigen Party nur nebensächlich war. Pain wollte eine Wiederholung der Geschehnisse der ersten Party – was er auch bekommen hat. Und nun glaubt er wohl, mit uns Beiden auf dem richtigen Weg zu sein. Doch ich bezweifle es...“, erklärte Seika und verstummte, doch hinterließ bei Kisame nur noch mehr Fragezeichen.
 

„Ähm... Ich verstehe ehrlich gesagt nicht den Sinn dahinter“, sagte er wahrheitsgemäß, denn er kam bei den Gedankensprüngen der Brünetten nicht nach und Seika nickte wissend. Sie war anscheinend mit ihrer Ausführung noch nicht fertig, musste jedoch noch ihre Gedanken sammeln.
 

„Die Pointe ist die Bedeutung der Schriftrolle. Sie besitzt einen starken Bann, der es niemandem erlaubt, sie anzufassen und dadurch kann sie nicht gestohlen werden. Doch es gibt bestimmte Bedingungen, unter denen die Schriftrolle ihre Besitzerin wechseln würde. Als ich versuchte, sie an mich zu nehmen, da hörte ich eine Stimme, die der Schrift innewohnte. Es war wohl die Stimme des Mannes, der das enthaltene Jutsu erschaffen hatte und so zu seiner Macht kam. Und die Stimme sprach zu mir, und davor zu Itachi und sicher auch zu Pain“, fuhr Seika mit nachdenklicher Stimme fort und verfiel abermals in Schweigen. Diesmal fragte Kisame nicht nach, denn er wusste, dass die Lösung der ganzen Sache kurz davor war, aus Seikas Mund zu kommen. Er ließ sie lieber überlegen, damit sie alles ganz genau erklären konnte.
 

„Pain muss zwei Mal mit der Schriftrolle und deren Stimme konfrontiert worden sein, denke ich. Das erste Mal muss er alleine zu der alten Frau gekommen sein, das zweite Mal brachte er die Akatsuki und vor allem Konan mit. Die Akatsuki brauchte er, um sich der Shinobi, die damals in diesem Dorf gelebt haben mussten, zu entledigen, sobald er die Schriftrolle hatte, wofür er wiederum Konan brauchte. Doch auch mit ihr zusammen bekam er sie nicht und deshalb rastete er vollkommen aus...“, sprach sie, während sie die Geschichte in Worte zu fassen versuchte. Seika machte eine weitere Pause. Kisame sah in ihrem Gesicht, dass es in ihrem Kopf arbeitete, weil sie starr an ihm vorbei sah.
 

„Die Schriftrolle gibt sich nur an zwei Personen weiter, die sich lieben, so hat sie es jedenfalls zu mir gesagt. Pain dachte, zusammen mit Konan, der wohl wirklich etwas an ihm liegen muss, da bin ich mir sicher... Er dachte, gemeinsam mit ihr würde er in den Besitz der Schriftrolle kommen. Doch das Band zwischen ihnen war letztendlich doch nicht stark genug, wahrscheinlich nur von einer Seite oder von beiden Seiten nicht. Als Pain nun merkte, dass sich zwischen Itachi und mir etwas… tiefer gehendes entwickelte, da tat er alles, damit wir diese Sache ausweiten würden, unter anderem schickte er uns erneut auf diese Party, um damit einen ähnlichen Ausgang wie letztes Mal zu provozieren. Aber Pain scheidet sich damit selber in den Finger, wenn er glaubt, wir könnten ihm diese Schriftrolle besorgen. Wir haben ein intimes Verhältnis, ja, aber das ist alles. Wir lieben uns nicht“, sagte Seika abschließend und in ihrer Stimme lag, was Kisame doch erstaunte, keinerlei Bitterkeit oder Enttäuschung. Sie sprach es als einen Fakt aus, weil es genau so war. Sie fühlte sich zu Itachi hingezogen, das leugnete sie auch nicht, und die letzte Nacht hatte sie erfüllt mit Ekstase, Leidenschaft und Zuneigung, doch noch lange war zwischen ihnen keine Liebe im Spiel. Wie konnte sie auch einen so gefährlichen Mann lieben? Wahrscheinlich würde sie nur so lange sein Bett teilen, wie ihm es gefiel, denn er war unberechenbar. Seika war nicht so naiv, dass sie dachte, weil Itachi ihr gegenüber leichte Emotionen zeigte, dass er gleich ein ganz anderer Mensch geworden war und lieben konnte. Das war falsch.
 

„Verstehe...“, sagte Kisame etwas geknickt, der Seikas Worte in einer gewissen Weise nachvollziehen konnte.
 

„Und wie willst Du – ihr – das nun klären?“, fragte der Haimann nach einigen Sekunden der Stille weiter. Seika zuckte nur mit ihren Schultern und seufzte.
 

„Wenn ich das wüsste, Kisame, würde ich mir darüber nicht den Kopf zermartern. Doch es ist nicht unsere Schuld. Ich habe Pain schon einmal gesagt, und Itachi hat es auch schon getan, dass er sich nicht einmischen soll“, erklärte die junge Frau abgespannt. Da fiel Kisame noch etwas ein.
 

„Aber hast Du ihm denn nicht versprochen, dass Du die Mission erfüllen wirst?“, merkte er an und sah, wie Seika lautlos wimmerte. Dann schüttelte sie ihren Kopf und rollte mit ihren Augen.
 

„Ich werde mich auf jeden Fall noch einmal mit diesem Jutsu beschäftigen, vielleicht gibt es doch noch eine andere Möglichkeit, die Schriftrolle zu erlangen. Außerdem habe ich Pain das damals gesagt, bevor Itachi und ich erneut... Du weißt schon“, antwortete sie auf diese ungeliebte Frage, was Kisame zum Grinsen brachte. Er stand wieder auf, weil dies nun eigentlich alles war, was er wissen wollte. Jetzt war er wenigstens auch auf dem neusten Stand. Auch Seika hatte sich wohl zu Genüge damit beschäftigt.
 

„Na, mach Dir nicht allzu viele Gedanken, Kleine. Ich geh jetzt ein bisschen trainieren. Samehada braucht wieder ein bisschen Bewegung!“, sagte er schmunzelnd und winkte zum Abschied, als er Seikas Zimmer verließ. Die junge Frau ließ sich zurück in ihre Kissen fallen und starrte die Decke an. Sie gab zu, dass die Aussprache mit Kisame ihr die Tatsachen erstmal in ihrer Gesamtheit aufzeigte. Es stimmte, dass sie Pain mit Vehemenz zugesagt hatte, dass sie die Mission, die Schriftrolle zu besorgen, sicher vollbringen konnte. Doch das stimmte nicht. Wo keine Liebe war, da war auch keine. So etwas konnte man sich nicht einbilden, doch, man konnte es theoretisch schon, doch die Schriftrolle würde den Unterschied erkennen. Möglicherweise hatte sich auch Pain gedacht, dass Konan ihn lieben würde, doch anscheinend war dies nicht so. Vielleicht hatte sie es einmal getan, wie die Blauhaarige der Brünetten einmal mit vagen Worten anvertraut hatte, doch die Zeit hatte dieses Gefühl vergehen lassen… Doch Seika sollte die Beziehung dieser Beiden nicht kümmern, sie musste eine Lösung für sich selber suchen.

Retaliation (Part one)

Seika lag zwei Stunden nach Kisames Besuch da, ohne etwas anderes zu tun, als über ihr Gespräch nachzudenken, doch sie kam einfach auf keinen grünen Zweig mehr. Es brachte ihr nichts, wenn sie einfach so herum lag. Vielleicht würde ja ein kleiner Spaziergang etwas helfen. Seika raffte sich also auf und verließ ihr Zimmer, um in die Eingangshalle und von dort aus durch den verborgenen Tunnel nach draußen zu gelangen. Die frische Luft der Abenddämmerung belebte wieder Seikas Geister. Der Himmel hatte die Farben des Sonnenuntergangs angenommen und auch die ersten Sterne ließen ihr Antlitz über der Erde leuchten. Es lag ein erdiger und gleichzeitig salziger Geruch in der Luft. Die Erde der Berge und das Salz des Meeres machten ihr irgendwie das Atmen leichter. Die Wolken bildeten Formationen und änderten ihre Gestalt durch den Wind. Alles war vergänglich. War es nicht nur Zeitverschwendung, einer einzigen Sache so sehr nachzuhängen, wie Pain? Seika wusste nicht einmal, was der Inhalt der Schriftrolle war und was sie für Pain so wichtig machte. Sie konnte sich auch nicht vorstellen, was Pain mit etwas anfangen sollte, was von Liebe geschützt wurde. Wusste der Mann überhaupt, was das war? Er sah Itachis und Seikas Beziehung nur als Mittel zum Zweck und übersah so, dass sie nicht das bieten konnten, nach dem Pain so lechzte. Zugegebenermaßen war ihr Verhältnis wirklich eine seltsame Sache, eine Verbindung zweier Menschen, die eigentlich Beide sehr verschieden und doch auch wieder ähnlich waren…
 

Als es kühler wurde, beschloss Seika, wieder in die Basis zurück zu kehren. Sie wollte sowieso über die Schriftrolle recherchieren, also warum nicht gleich? Je eher sie wusste, was Sache war, desto eher würde sie doch Ruhe vor Pain haben, oder? Doch aus ihren Plänen wurde nichts. Als sie in den Korridor zu ihrem Zimmer abbog, sah sie Itachi, der an der Tür zu seinen Räumen lehnte.
 

„Wo warst du?“, fragte er ausdruckslos. Seika hob ihre Augenbrauen.
 

„Draußen. Warum?“, antwortete sie etwas irritiert, während sie weiterging, weil sie in ihr Zimmer gehen wollte, um zu Arbeiten. Als sie jedoch an Itachi vorbei kam, griff er nach ihrem Oberarm und zog sie überraschend zu sich, was die Brünette zuerst verwunderte, weil sie noch gar nicht damit vertraut war, dass er so handelte. Er grub seine Nase in Seikas Haar, und sie hörte ein tiefes, aber mildes Grollen aus seiner Kehle kommen, als er den an ihr haftenden Geruch der frischen Luft einatmete.
 

„Vergiss Pains Gewäsch. Komm“, sagte Itachi flüsternd, presste Seika an sich, während er rückwärts durch die Tür in seine Räume ging und seine Lippen auf ihre drückte. Die junge Frau ließ sich sofort in das Gefühl fallen. Es bedurft keine Worte mehr. Er musste ihr nicht sagen, dass sie Pain aus ihrem Kopf verbannen musste, denn nach seinem Kuss war der einzige Mann in ihren Gedanken er selber. Auch musste er ihr nicht sagen, was er von ihr wollte. Ihm zu gehören, war einfach ein berauschendes, einnehmendes Gefühl, es machte sie beinahe stolz, von ihm begehrt zu werden. Dass er wegen ihr seine Emotionen und sein Verlangen nicht zügeln konnte, war absolut genugtuend. Und dass sie ihm so nahe sein durfte, diesem sonst so distanziertem und kühlem Mann, gab ihr das Gefühl von Vollkommenheit. Sein Mund wanderte besitzergreifend über ihren und er dirigierte sie geschickt in sein Schafzimmer, sodass sie es kaum bemerkte.
 

Schnell, beide mit vor Erregung schweren Atemzügen, fielen bereits die ersten Kleidungsstücke und es dauerte nicht lange, da waren sie ineinander verschlungen und miteinander vereint in einem langsamen, beinahe trägen Rhythmus, der jedoch voller Leidenschaft war. Hatte Itachi nicht gesagt, ihre Nächte würden sich von nun an ändern? Nun, es schien wirklich so zu sein, und Seika hatte dagegen keine Einwände, als sie seine Küsse auf ihren Lippen spürte und ihm vor Wohlgefallen stöhnend das gab, was er verlangte. Und dann, nach mehreren erklommenen Gipfeln, schliefen sie nebeneinander ein, ohne Worte, als wäre es selbstverständlich. Konnte Seika mehr Resonanz von Itachi erwarten? Nein, und sie war glücklich damit und froh, dass er sie die Dinge vergessen ließ, die sie zu endlosem Grübeln brachten…
 

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Die nächsten Tage waren ereignislos, weshalb Seika nicht mehr tat, als Nachforschungen wegen der Schriftrolle anzustellen und zu trainieren. Sie absolvierte ein paar Übungen mit ihrem Katana unter Kisames Anleitung, wobei er es lustig fand, sie auf die kleinsten Fehler aufmerksam zu machen und sie damit so lange zu nerven, bis ihr gewisse Bewegungsabläufe in Fleisch und Blut übergegangen waren. Doch kassierte er dadurch einige Schläge von ihr, wenn er sie zu sehr reizte und ihr Chakra einsetzte, welches sie beim eigentlichen Schwertkampf nicht benutzt hatten, damit sie sich zuerst an die Führung der Klinge gewöhnte. Aber Seika war eine begierige Schülerin und sie zeigte immer wieder gute Fortschritte und ein gutes Gefühl für den Umgang mit der scharfen Schneide, die Kisame ihr mal in einer Laune geschenkt hatte. Sie war damals noch nicht lange bei den Akatsuki gewesen, doch irgendwie hatte er sie von Anfang an sympathisch gefunden, weshalb er ihr dieses Katana überlassen hatte.
 

Bei einigen raren Gelegenheiten trainierten sie sogar alle zusammen, das hieß, dass auch Itachi dabei war, was normalerweise nie der Fall war, denn er trainierte meistens alleine, weil sein Trainingsprogamm oft so seltsam war, dass niemand dabei mithalten konnte. Wenn er seine Genjutsutechniken entwickelte oder ausbaute, wollte keiner als Testobjekt enden. Deshalb war er auch einer der Akatsuki, dessen Fähigkeiten und Grenzen kaum bekannt waren, denn niemand wohnte diesem speziellen Training bei. Wenn reines Sparring auf dem Tagesplan stand, dann war Itachi auch manchmal dabei, aber er zeigte dann nicht viel mehr als seine bekannten Katon-Jutsus und Taijutsu.
 

Kisame war sehr interessiert, wie ein Trainingskampf zwischen Itachi und Seika aussehen würde, nachdem sie nun so intim miteinander verbunden waren, was konkret bedeutete, dass er keinen von Beiden des Nachts zu Gesicht bekam, weil sie wohl anderweitig miteinander beschäftigt waren… Nachdem Seika und Kisame ihre Schwerter gekreuzt hatten und Itachi und der Haimann ihre Fähigkeiten gegen den anderen gemessen hatten, waren die Brünette und der Uchiha nun an der Reihe.
 

Doch als Seika und Itachi im Kampf aufeinander trafen, schenkten sie sich nichts. Es war, als wäre nichts zwischen ihnen geschehen. Nun ja, das Einzige was Kisame auffiel, war, dass der Uchiha ruhig blieb, als Seika es schaffte, ihn durch ihre Schnelligkeit ins Gesicht zu schlagen und ihm eine blutige Lippe zu bescheren. Itachi gab es ihr in aller Härte zurück, indem er sie an dem noch vom Schlag ausgestreckten Arm packte, bevor sie ihn wegziehen konnte und sie gegen die Wand der Trainingshalle schleuderte. Die Geschwindigkeit, mit der sie einschlug, war ziemlich halsbrecherisch. Ein Shinobi von niedererem Rang hatte dies nicht überlebt, Seika schon. Als der Staub sich legte und sie aufstand und kleine Felsbröckchen von sich abschüttelte, da ran Blut ihre Schläfe hinab und in ihren Augen war ein Ausdruck von berechnender Härte, den Kisame noch nie bei ihr gesehen hatte. Das ängstigte ihn sogar ein wenig, auch wenn er es niemals zugeben würde.
 

Doch sie kam nicht dazu, Itachi anzugreifen. Sie machte einen schnellen Schritt nach vorne, drehte sich leicht zur Seite und hob ihren Ellenbogen, sodass er eine gerade Linie mit ihrer Schulter bildete, um damit zuzuschlagen, doch plötzlich bebte die gesamte Halle und das nicht gerade leicht. Beinahe verlor Seika ihr Gleichgewicht und stolperte zur Seite, um ihren Füßen Halt auf dem Boden zu geben. Auch die beiden Männer wankten etwas durch die ungewohnte Bewegung des Bodens. Es lösten sich sogar richtige Felsbrocken aus der Decke und die drei Akatsuki mussten ihnen ausweichen, damit sie nicht getroffen wurden, indem sie einfach davon sprangen.
 

„Was zur Hölle…?“, schrie Seika alarmiert, deren Stimmung im Moment sowieso nicht wirklich gut war. Ärger hatte sie gerade wirklich nicht nötig, aber wann lief es denn schon so, wie man wollte? Sie wischte sich mit einer Hand das Blut von der Schläfe, weil es drohte, ihr ins Auge zu laufen. Dies war jedenfalls kein normales Erdbeben, das hatte die junge Frau so im Gefühl.
 

„Es kam von draußen“, sagte Itachi, der sich mit dem Handrücken über seine blutende Unterlippe und sein Kinn fuhr. Auf seinen Kommentar hin weiteten sich Seikas Augen leicht und sie wandte ihren Blick nach oben an die Decke. Draußen? Das bedeutete nichts Gutes. Seika konnte sich dabei nur eine Sache vorstellen… Sie hörte ein leises Keuchen von Kisame kommen.
 

„Du meinst etwa… Wir werden angegriffen?“, fragte er verdutzt und bekam nur ein kurzes Nicken von Itachi. Das wendete natürlich die Situation um 180°. Es kam so unerwartet, sodass Seika für einen Moment nicht wusste, was sie tun sollte, obwohl sie diesen Augenblick schon lange vorausgeahnt hatten und deshalb immer ziemlich wachsam gewesen waren. Doch insgeheim hatte sie doch geglaubt, dass die unsinnige Geschichte des ANBU auf der Party nur eine Maßnahme war, um die Bevölkerung des Landes zu beruhigen, damit diese wegen dem Gerücht, die Akatsuki wollten die Hauptstadt von Kaminari no Kuni angreifen, nicht in Panik verfielen.
 

„Verdammt, von hier unten können wir durch die dicke Gesteinsschicht keine Chakrasignaturen spüren!“, rief der Haimann verärgert über ihre Unachtsamkeit und rannte bereits aus der Halle heraus, denn er war der Erste von ihnen, der den anfänglichen Schrecken abwarf. Er hatte Recht. Die Trainingshalle lag tief unter der Oberfläche und war deshalb relativ gut abgeschirmt und perfekt für intensives Training geeignet, was sich nun jedoch zum Nachteil gewandelt hatte. Seikas und Itachis Blicke fanden durchdringend zusammen. Sie hatten sich gerade gegenseitig ziemlich hart getroffen, doch auf beiden Gesichtern lag eine Mischung aus Amüsement und Aggressivität.
 

„Du hast Glück, dass ich nun ein paar andere Hintern treten darf“, sagte sie leicht lächelnd zu dem Schwarzhaarigen und lief ebenfalls los, Kisame nach, denn sie mussten jetzt schnell handeln. Plötzlich war der Adrenalinspiegel in ihrem Blut sehr hoch und auch ihre Unsicherheit war verflogen.
 

„Hn“, antwortete der Uchiha kaum merklich schmunzelnd und folgte ihr sogleich nach. Das erste Beben blieb nicht das Einzige. Also hatten die ANBU von Kaminari no Kuni wirklich ihre Basis gefunden? Es war jedenfalls keine Erschütterung aus dem Erdinneren, sie kam eindeutig von außerhalb. Itachis Stirn runzelte sich leicht, als er darüber nachdachte, dass sie es diesmal mit ANBU zu tun hatten…
 

Er war die ganze Zeit dicht hinter Seika, als sie die vielen Stufen von der unterirdischen Halle aus nach oben jagten, dann einen langen Korridor entlang rannten, die Eingangshalle durchquerten und den Ausgangstunnel passierten, wo sie wieder auf Kisame trafen. Als sie schließlich in die Helligkeit traten, brauchten sie einige Momente, um sich an das grelle Licht zu gewöhnen, doch sie verschwendeten dadurch keine Zeit. Die paar Sekunden reichten aus, um ihren mit Hilfe ihrer Sinne einen genauen Überblick über die Anzahl der Chakrasignaturen und deren Stärke zu machen.
 

Die Erfahrung ließ Seikas ganzen Körper kribbeln. Sie waren um einiges unterlegen, denn der ANBU-Trupp zählte nicht weniger als siebzehn Eliteshinobi. Es war eine Erregung einer ganz anderen völlig widersprüchlichen Art, die nur jemand fühlen konnte, der keine Angst vor dem Tode hatte. Es war eine fast hysterische Freude auf einen Kampf, der keine große Aussicht auf einen Sieg mit sich brachte. Menschen, die so dachten, mochten als paranoid abgestempelt werden; in diesem Falle war ganz Akatsuki verrückt. Niemand der drei Mitglieder, die sich nun den ANBU gegenüber sahen, hatte in diesem Moment Angst, denn es lang in der Art von jedem, einem Kampf ohne Schrecken entgegen zu sehen.
 

„Ach du Scheiße…“, kam es plötzlich dumpf unter der Maske eines der Shinobi hervor, die sich auf einem breiten Felsvorsprung versammelt hatten. Darüber, dass sie in dieser Gegend richtig waren, waren sie überzeugt gewesen. Sie hatten einige Jutsu abgefeuert, um festzustellen, wo sich ihr Ziel wirklich befand, doch dass sie damit so einen Effekt erzielen würden, hatte sie nicht gedacht.
 

„Das… Das kann nur ihre Basis sein!“, rief ein weiterer und zeigte mit seiner Hand auf die drei Personen, die wie aus dem Nichts aufgetaucht waren. Keiner von ihnen trug seinen Akatsukimantel, doch waren die geschulten ANBU sofort in der Lage, zwei der Gestalten zu identifizieren.
 

„Kami… Das sind der Uchiha und Hoshigaki!“, entgegnete ein weiterer ANBU. Seine Stimme verriet nicht, was er fühlte, doch die Wahl seiner Worte tat es. Es war Furcht, welche nicht nur ihn ergriffen hatte.
 

„Wer ist die Frau? Sie steht nicht in den Akten!“, merkte wieder ein Anderer an und leichte Beunruhigung machte sich unter den Ninja breit.
 

„Das ist doch klar. Dass sie bei den anderen Beiden ist, bedeutet, dass sie ein neues Mitglied sein muss“, kam die Antwort von einem der Maskierten.
 

„Was wollt ihr?“, fragte Itachi plötzlich und seine durchdringend kalte Stimme schnitt durch den leise heulenden Wind und ließ die ANBU verstummen. Keiner antwortete, weil eine Antwort auch nicht nötig erschien, auf keiner Seite. Ein paar Mitglieder der ANBU-Truppe wechselten stille Blicke. Ein paar von ihnen formierten sich weiter hinten. Seikas Augen verengten sich. Bereiteten sie etwa schon das Jutsu vor? Den geschockten Worten des Einen nach zu urteilen, hatten sie nicht damit gerechnet, dass ausgerechnet Itachi und Kisame ihre Gegner sein würden. Außerdem war sie da, eine unbekannte junge Frau mit unbekannten Fähigkeiten. Dies brachte jeden Plan, den sie gegen den Schwarzhaarigen und den Haimann aufgestellt hatten, zum Scheitern.
 

Plötzlich hob einer der ANBU seinen Arm und die maskierten Shinobi griffen an. Sie bewegten sich verwirrend schnell hin und her, sodass der Eindruck entstand, sie wären viel mehr Personen. Jeder von ihnen war in der Lage, sich so leise und gewandt zu bewegen, dass es beinahe unwirklich schien. Jeder für sich war ein exzellenter Ninja, doch auch in der Gruppe waren sie perfekt aufeinander eingespielt. Jeder wusste, wie er auf die Bewegung des Anderen reagieren musste, die gegenseitige Unterstützung war auf höchstem Niveau. Fiel ein Kamerad, wurde seine Lücke sofort durch eine neue Formation ausgeglichen. Dies war die Elite von Kaminari no Kuni - doch sie scheiterte kläglich an der Barriere, die um die Basis aufgespannt war. Sie war wie eine unsichtbare Wand, die die ANBU nicht passieren konnten. Sie liefen beinahe stümperhaft dagegen und die hinteren Shinobi fielen über die Vorderen drüber. Sie hätten aber im Voraus schon skeptisch sein müssen, dass keiner der Akatsuki vor ihnen sich bewegt hatte, als sie ihren Angriff begonnen hatten. Doch sie rappelten sich schnell wieder auf und gingen in ihre gewohnte Formation.
 

„Ein Versuch war's immerhin wert, was?“, meinte Kisame hämisch grinsend und er nahm Samehada aus der vergurteten Halterung von seinem Rücken und streckte es den ANBU entgegen.
 

„Doch leider wird's kein zweites Mal geben, das hat Samehada mir gerade ins Ohr geflüstert!“, rief der Haimann in bester Laune und sprang vorwärts, auf die am Rande der Barriere stehenden ANBU zu, die wegen dem Überraschungseffekt der unpassierbaren Barriere noch für einige Momente verblüfft da standen.
 

„Sie dürfen nicht dazu kommen, das Jutsu zu benutzen. Wir wissen nicht, wie viele Personen für die Ausführung benötigt werden, also müssen sie schnell ausgeschaltet werden“, sagte Itachi leise zu Seika und die junge Frau nickte auf seine Anweisung hin, als sie sich gleichzeitig mit dem Uchiha in das Kampfgetümmel stürzte. Als die ANBU bemerkten, dass sie Akatsuki ohne Probleme durch die Barriere hindurch gelangen konnten, schienen sie aus ihrer kurzzeitigen Apathie aufzuwachen. Schnell sammelten sie sich neu, wie von den ANBU nicht anders zu erwarten war.
 

Kisame köpfte einen Mann mit einem einigen Schwung seines massiven Schwertes, ein Feuerball von Itachis Seite erfasste zwei weitere und dezimierte ihre Gegner so in ein paar Momenten auf vierzehn Männer. So gut wie sie starteten, so schlechter ging es ihnen jedoch danach. Jeder von ihnen hatte mit einer handvoll Gegnern zu kämpfen, die jedoch gleichzeitig nicht nur sich selbst, sondern auch drei mittig stehende ANBU verteidigten, die zusammen etwas taten. Es sah aus wie eine Beschwörungstechnik und konnte sich nur auf eine Sache belaufen. Doch wie schon vorher bemerkt, leisteten die ANBU dabei eine wirklich gute Arbeit. Anscheinend waren sie wirklich auf solche Feinde vom Kaliber der Akatsuki vorbereitet worden.
 

Seika wurde gleich in eine Auseinandersetzung mit drei feindlichen Shinobi verwickelt und obwohl sie den meisten Schlägen und anderen Angriffen ausweichen konnte, blieb ihr dadurch einfach keine Zeit, selber zu attackieren, weil diese ANBU perfekt koordinierte Taijutsu Techniken auf sie anwandten, die jeden freien Zentimeter abzudecken schienen, sodass die junge Frau kaum ausweichen konnte. Doch durch ihre eigene Schnelligkeit schaffte sie es, durch ein geschicktes Abtauchen zwischen zwei auf sie zu kommende Kicks, dass die beiden Angreifer sich gegenseitig trafen und sie dadurch für einige Sekunden freien Spielraum bekam, um von den fliegenden Fäusten zu entkommen. Doch sie rechnete nicht damit, dass ein weiterer Shinobi eingriff.
 

„Verfluchtes Weib, hast Du nichts Besseres drauf? Das ist verdammte Zeitverschwendung! Erledigt sie, na los, die Anderen sind gefährlicher!“, schimpfte einer der ANBU und hatte keine Ahnung, was er da sagte. Er war plötzlich irritiert von Seika Lächeln, das so warm und doch so eisig war.
 

„Nur, weil unserer Gegner ANBU sind, heißt es noch lange nicht, dass wir gleich all unsere Kräfte zeigen…“, raunte sie und die zwei spitzen Kunais, die sie plötzlich in den Händen hielt, rammten sich mit der Geschwindigkeit eines Blitzes in die Hälse der ihr am nächsten stehenden ANBU. Tot fielen sie zu Boden und Seika hielt sich nicht länger mit den verbliebenen Beiden auf, die sie gerade noch behelligt hatten. Sie sprang einen großen Satz weiter und innerhalb eines Wimpernschlags brach sie einem der ANBU, die wohl das Brecher-Jutsu vorbereiteten, mit einem Schlag ihrer flachen Handkante das Genick. Die Rage in ihren schrecklich schönen goldenen Augen war so groß, dass die anderen beiden Helfer sofort Land gewannen, doch weil Seika nun im inneren Zirkel der Verteidigung des ANBU-Trupps war, fielen sofort die anderen Shinobi über sie her. Es gelang ihr, sich den Weg frei zu kämpfen, doch jeder zurück gedrängte ANBU wurde wieder von einem Kameraden ersetzt, bis sich der Getroffene wieder aufrappeln konnte und an einer anderen Stelle ins Geschehen eingriff. Diese Kerle waren wirklich verdammt zäh, dass musste Seika zugeben. Sie sprang über ein gestelltes Bein, flog einige Meter durch die Luft, sodass sie sich von ihrem Ziel wieder etwas entfernte, doch als sie wieder auf dem Boden aufgekommen war, schlug sie einen scharfen Haken, um wieder auf Kurs zu kommen. Doch dabei übersah sie einen Gegner, dem sie nun den Rücken frei zuwandte. Die junge Frau spürte plötzlich einen scharfen Schmerz in ihrer Schulter, als sich ein Shuriken dort in ihr Fleisch grub. Sie drehte sich bereits um und ihre Hände formten schon die ersten Zeichen ihres Jutsus, doch ein Shinobi landete einen gezielten Kick gegen ihre Hüfte, sodass Seika kurz durch die Luft segelte und dann auf dem Boden aufschlug. Doch sie ließen sie nicht ruhen. Als die Erde plötzlich bebte und sie eine steinerne Hand auf sich zukommen sah, die aus einzelnen, lose zusammengehaltenen Steinen bestand, sodass sich das Gebilde auch bewegen konnte, war Seika für einige Momente bewegungsunfähig.
 

Kisame blockte einhändig die Schwertstreiche seiner drei Gegner frontal mit Samehada und ließ seine freie Faust zur Seite fliegen, mit welcher er einen seiner Angreifer schwer gegen den Schädel treffen konnte, sodass dieser zurück taumelte. Doch die Anzahl seiner Gegner machte ihm doch einige Schwierigkeiten. Auf seinem Rücken klaffte eine lange Schnittwunde, welche stark blutete und ziemlich schmerzhaft war, die ihm einer der ANBU von hinten zugefügt hatte, während er mit einem Anderen beschäftigt gewesen war. Seine Deckung war gegen mehrere Angreifer nicht besonders effektiv, worauf er schnell den reinen Kampf mit Samehada aufgeben musste. Er konnte durch den Einsatz seiner Arme und Beine erstaunlich gut die Attacken abwehren und durch seine lang gestreckten Gliedmaßen auch harte Schläge verteilen, doch obwohl es jetzt nur noch elf Shinobi waren, schienen diese viel mehr zu sein. Vielleicht benutzten sie Kage Bunshin, doch die Gegner machten immer einen realen Eindruck. Verletzte Kisame einen, wurde er sofort gegen einen Anderen ausgetauscht. Was mit dem angeschlagenen ANBU passierte, wüsste Kisame nur zu gerne, denn der ganze restliche Trupp hielt ihnen weiterhin zäh entgegen. Ein Fuuton-Jutsu von der Seite fegte den Haimann von den Beinen und warf ihn gegen einen Felsbrocken. Er keuchte laut auf, denn sein Rücken brannte wie Feuer, als er damit gegen den Stein schürfte und Dreck in die Wunde gelangte. Er riss gerade noch rechtzeitig Samehada hoch und die erneuten Angriffe der ANBU zu blocken. Doch von seiner halb liegenden Position konnte Kisame plötzlich mit geweiteten Augen sehen, wie sich eine riesige Hand aus den herumliegendem Felsen bildete und, nicht auf ihn, sondern auf Seika herab fuhr. Doch Kisame konnte sich unter dem Druck der auf Samehada liegenden Schwerter nicht rühren…
 

Itachi behelligten zwar nur zwei, doch dafür wohl die fähigsten Shinobi des ANBU-Trupps. Sie lieferten sich einen Schlagabtausch, durchsetzt von Tai- und Ninjutsu auf hohem Niveau, doch der Schwarzhaarige wusste sich auch gegen zwei Kontrahenten zu verteidigen. Sie waren jedoch ersichtlich dafür trainiert worden, mit einem Sharinganträger zu kämpfen und es war erstaunlich, wie dies hatte vollbracht werden können, weil es nur noch wenige Uchihas gab, die dieses Doujutsu hatten. Itachis Genjutsu hatten keinen merklichen Effekt auf die Beiden, die wohl wussten, wie sie den Illusionen entgehen konnten und ihn mit riskanten Manövern traktierten, also musste er sich mit Taijutsu behelfen und seine Abwehr mit Schlägen und Tritten bewerkstelligen, sowie auch seine Angriffe. Itachi hatte schnell das Schema dieses Kampftyps herausgefunden, doch trotzdem wurde er einige Male davon erwischt. Während ein Shinobi gegen ihn kämpfte und ihn abzulenken versuchte, bereitete der andere ein Jutsu vor. Dass Itachi das erste Mal von einer Gerölllawine erfasst wurde, war seine eigene Unachtsamkeit, doch er hatte die Felsbrocken mit mehreren kleinen Flammenkugeln sprengen können, bevor sie ihn treffen konnten. Die Abrechnung dafür hatten die ANBU schnell zahlen müssen, als Itachi scheinbar aus dem Nichts hinter ihnen auftauchte, sie an ihren Westen packte und hart gegeneinander schleuderte. Doch sie waren hart im Nehmen. Als den Uchiha das zweite Mal eine Flutwelle erwischte, war es ein geschicktes Manöver seiner Gegner. Er sah, wie Kisame gegen einen Felsen geschleudert wurde und fühlte gleichzeitig Seikas Chakra explodieren, wodurch er abgelenkt wurde, als eine gewaltige Menge Wasser auf ihn herab sauste. Weil der eine Shinobi ihn festhielt, glaubte er nicht, dass er wirklich getroffen werden würde, doch erst in allerletzter Sekunde verschwand er und Itachi stand alleine der Welle gegenüber, die ihn durchnässte und ihn unter ein paar Felsbrocken begrub, die das Wasser ebenfalls mitgerissen hatte. Itachi knurrte vor Missfallen, denn er hatte seine Gegner unterschätzt, als er sich sogleich wieder aufrappelte und sich die nassen Haare aus dem Gesicht strich. Plötzlich fiel sein Blick auf eine massive Steinhand, die, nach ihrem Opfer greifend, auf den Boden zu schnellte. Dort lag Seika, ihr Gesicht vor Wut und Widerwillen verzerrt.

Retaliation (Part two)

Plötzlich schoss eine Stichflamme aus dem Boden und ein Blitz zuckte gleichzeitig vom Himmel und beides traf die steinerne Hand und zerfetzte sie mit einem lauten Krachen in tausend Stücke. Itachis und Seikas Hände waren noch von den letzten Zeichen ihrer Jutsus erhoben. Nach dem Knall der beiden Attacken breitete sich eine tiefe Stille über der Gegend aus. Jeder schien nachzudenken, was als nächstes zu tun sei. Seikas Brustkorb hob und senkte sich schwer und sie holte tief nach Luft. In letzter Sekunde hatte sie sich fassen und das mächtige Doton-Jutsu abwehren können, bevor es sie zerquetscht hätte. Sollte sie nun lieber die Shinobi angreifen, die das Jutsu vorbereiteten, wodurch sie in das Kreuzfeuer der ANBU gelangen würde, oder sollte sie erst die Anderen erledigen, wobei sie jedoch das Risiko eingehen würde, dass die dazu benötigte Zeit ausreichen könnte, das Jutsu zu vollbringen. Doch die Entscheidung, was der beste nächste Schritt wäre, fiel auf der Seite der ANBU schneller.
 

„Los! Jetzt oder nie!“, rief einer der maskierten und die drei ANBU, die sich wieder gruppiert hatten, kamen in Bewegung. Als Seika sich aufrichtete, sah sie, dass die Anderen vorhin eine Zeichnung mit komplizierten Mustern auf dem Boden aufgebracht hatten. Als jeder von ihnen ein Kunai in seine Hand nahm, wussten die junge Frau, der Uchiha und auch der Haimann, der letztendlich auch erkannte, was passierte, dass die Shinobi kurz davor waren, das Jutsu zu entfesseln. Als der erste Blutstropfen des ersten ANBU in die Mitte der Zeichnung fiel, bebte die Erde tief und durchdringend. Ein leicht milchiger, verschwommener Nebelschleier erhob sich aus der Mitte und breitete sich schnell aus. Da kam der nächste Tropfen des zweiten ANBU dazu, der sich für diesen Zweck ebenfalls mit seinem Kunai in den Finger geschnitten hatte. Plötzlich, unter stetigem Erbeben des Bodens, erschienen im Nebel Bilder, Bilder von schrecklichen Szenarien, von Mord, Missbrauch, Folter und selbst die Stimmen der gequälten Menschen schienen in der Luft zu erklingen. Das war es, das oberflächliche Genjutsu, von dem Itachi gesprochen hatte. Es hatte niemanden befallen, doch es zeigte machtvolle Szenen, die einen jeden in die Knie zwingen würden, der sie am eigenen Leibe erfahren müsste. Doch plötzlich erschien Itachi vor den ANBU und seine Augen glühten rot wegen des rotierenden Mangekyous. Seika wusste sofort, was er vorhatte: Er wollte das Genjutsu mit seinem Eigenen, dem Tsukiyomi, blockieren und neutralisieren, bevor es komplett von den ANBU eingesetzt werden konnte. Denn seine Technik war mindestens genau so stark, wie das gegnerische Jutsu.
 

Die junge Frau wusste in diesem Augenblick, dass sie nun auch etwas zu tun hatte, um dem Schwarzhaarigen den Rücken frei zu halten, damit er sich um die drei ANBU kümmern konnte. Sie wandte sich um und sah die gegnerischen Shinobi beinahe gebannt und still dastehen. Zugegeben, Seika rechnete es ihnen nicht mal schlecht an, dass sie so reagierten. Den Uchiha bei der Ausführung einer seiner berüchtigten Techniken zu beobachten, war eine Sache für sich, die noch kaum ein noch lebender Mensch gesehen hatte. Ihn bei etwas anderes zu beobachten war jedoch nur Seikas Privileg...
 

Sie schmunzelte kaum sichtbar, als sie sich bewegte, und zwar so schnell, dass ihr erstes Opfer noch eine Gänsehaut von dem gesehenen Genjutsukampf bekam, bevor er an Hirnversagen starb. Als Seika den Kopf des ANBU losließ, den sie gepackt hatte, um ihr Chakra durch ihn hindurch zu schießen, da hatten seine Kameraden noch gar nicht bemerkt, dass er tot war. Seika sah, wie Kisame langsam aufstand, weil seine Gegner für einen Moment nicht aufpassten und ihr ein breites Grinsen hinüber schickte. Er hob Samehada, dessen Bandage sich nun fast vollkommen abgelöst hatte und tat damit einen Streich, der das Blut der Shinobi nur so spritzen ließ, als er ihnen Kehlen, Brustkörbe und Bäuche aufriss. Auch als Seika hinter dem nächsten ANBU auftauchte und ihm ihren Fuß brutal ins Rückgrat stieß, splitterte dessen Wirbelsäule und federte zurück, sodass sie die Haut des Rückens durchtrennte und die junge Frau ebenfalls mit Blut besprenkelte. Kurz zuckte sie zusammen, weil das Shuriken, welches immer noch in ihrem Schulterblatt steckte, durch die Bewegung weiter in ihr Fleisch schnitt. Also griff Seika mit ihrer Hand über ihre Schulter und zog mit zusammengebissenen Zähnen den Wurfstern heraus, was sich nicht ganz schmerzlos erledigen ließ. Mit einer fließenden Bewegung nahm ihr Arm Geschwindigkeit auf und sie schleuderte die Waffe genau in die Kniekehle eines weiteren ANBU, der sofort zusammenbrach, weil er nicht mehr stehen konnte.
 

Doch da bebte es wieder und Seika riss ihren Kopf herum, um zu sehen, was geschehen war. Von den ehemals siebzehn ANBU waren jetzt nur noch sieben übrig, von denen einer fast bewegungsunfähig war, weil er durch das Shuriken in seinem Bein nicht mehr stehen konnte. Doch nichts desto trotz hatte es der Letzte der drei Shinobi, die das Brecher-Jutsu aktiviert hatten, mit letzter Kraft geschafft, sein fehlendes Blut dem Zeichen auf dem Boden hinzuzufügen, trotz Itachi, der ihnen so sehr zugesetzt hatte, dass sie alle auf die Knie gezwungen worden waren. Der mit grausamen Bildern durchwobene Nebel schoss rasend schnell nach oben und nahm gleichzeitig ein Vielfaches an seiner Oberfläche zu, ohne dass das Beben der Erde nachließ. Er nahm beinahe den ganzen Himmel ein und er wurde sogar wirklich etwas dunkler unter dem Nebel, weil dieser das Tageslicht abzuschirmen schien. Als er sich wieder senkte, konnte man plötzlich ganz deutlich eine Form sehen, die das Jutsu umspannte. Seikas Augen weiteten sich, während sie sich um ihr Gleichgewicht bemühte. War es jetzt etwa zu spät?
 

Da schien der Nebel zu schmelzen wie eine zähe Flüssigkeit und die Erschütterung ließ nach. Verwundert blickte Seika sich um und sie sah, dass Itachi dem einen Shinobi, der das Jutsu schließlich gebildet hatte, ein Kunai ins Herz gerammt hatte. Seika zögerte nicht, sondern sprintete los, auf den Uchiha los, weil sie erkannte, dass das Jutsu seine Kraft verlor, wenn die Beschwörer von ihm abgetrennt wurden. Seika wurde bestätigt, als die restlichen ANBU ebenfalls schnell diese Richtung einschlugen, wohl um die verbliebenen Mitglieder der Gruppe zu beschützen. Die Brünette wollte sich den Weg mit ihren Ellenbogen frei kämpfen, doch sie schaffte es nicht, weil eine aus dem Boden hervorbrechende Wasserwand ihr plötzlich den Weg abschnitt. Mit aufgerissenen Augen blickte sie um sich und erkannte, dass es der Shinobi war, den sie vorhin zu Fall gebracht hatte, der ihr so den Weg zu versperren probierte. Doch sie kümmerte sich nicht weiter um ihn. Solange er nur versuchte, sie aufzuhalten, dann war er sonst keine Gefahr mehr für sie. Nein, es war genug! Viel zu lange hatten diese verfluchten ANBU sie schon belästigt…
 

Seikas Körper ging plötzlich in den Zustand von Licht über. Kisame, der ebenfalls losgerannt war, um die ANBU zu hindern, zu ihren Kameraden zu kommen, konnte auf einmal nichts Anderes mehr tun als zu starren. Er hatte diese leuchtende Gestalt der jungen Frau, im Gegensatz zu Itachi, was der Blauhäutige allerdings nicht wusste, noch nie zu Gesicht bekommen. Und plötzlich war Seika verschwunden und im selben Augenblick waren zwei weitere ANBU tot, beide starr, aber zuckend, als ob ihr Körper erst einige Sekunden später bemerkten würde, dass ihre Lebenszeit vorüber war. Die Kunoichi bewegte sich mit Lichtgeschwindigkeit, was eigentlich kaum möglich war. Jeder der Akatsuki hatte gewusst, dass sie verdammt stark war, doch niemand hatte das genaue Ausmaß ihrer Kraft gekannt. Es musste ein Kekkei Genkai sein, doch Kisame hatte noch nie von einem gehört, das so etwas vollbringen konnte.
 

Da bebte die Erde mit einem Mal wieder heftiger und ein lautes Krachen ertönte, als sich diesmal mehrere Felsbrocken durch den dauernd bebenden Untergrund von ihrem Muttergestein lösten und tosend die Berghände herunter rollten. Der letzte ANBU, der noch unbeschadet war, war zu dem Zeichen des Jutsus gelangt und hatte sein Blut gegen das des bereits gefallenen Shinobi ersetzt. Jetzt waren es plötzlich wieder genau Drei und das Jutsu gewann deshalb wieder an Kraft. Und auf einmal erschienen auf dem Bergpass, der die einzige Möglichkeit war, zu der Basis zu gelangen, weitere maskierte Personen, nicht nur ein Paar, sonder ein paar Dutzend. War das etwa… Verstärkung? Erschrocken zuckte Seika zurück. So sehr sie Anfangs vor Adrenalin geschäumt hatte beim Anblick der Überzahl ihrer Gegner, so sehr blickte sie jetzt der Realität entgegen. Es schien, als wären sämtliche ANBU-Einheiten von Kaminari no Kuni hier her gekommen. Vielleicht hatte einer der bereits toten Shinobi irgendwie die Anderen verständigt und ihnen ihre Position verraten. Auf diese Weise waren sie verloren...
 

Die ANBU stürmten plötzlich los und hatten schnell die ganze Gegend eingenommen. Seika konnte gerade noch ein paar auf sie zu kommende Angriffe der die Gegend überflutenden Shinobi abwehren, da sah sie, dass Itachi plötzlich regungslos da stand, die Augen geschlossen und seltsam leblos. Konnte das Wahr sein? Hatten sie Itachi irgendwie ausgeschaltet? Seika biss sich auf ihre Unterlippe und schrie auf, als sie plötzlich seitlich von spitzen Senbonnadeln getroffen wurde, welche sie nur noch mit ihrem Arm hatte abblocken können. Der Himmel hatte sich mittlerweile schwarzrot verfärbt. Ob das Jutsu schon vollständig die Barriere ihrer Basis umlagert hatte? Es schien so zu sein. Verbissen riss Seika einige der Nadeln aus ihrem Handrücken und lief los, doch stutzte plötzlich. Sie war nicht mehr in ihrem Zustand des Lichts, sondern in ihrem normalen Körper. Sie hatte gar nicht bemerkt, wann sie wieder in ihre normale Gestalt gewechselt hatte. Zog das Brecher-Jutsu auch an ihrer Kraft? Das war unmöglich, so etwas konnte es nicht vollbringen. Doch die junge Frau durfte nicht mehr so viel nachdenken. Sie hatte zu viele Gegner, um sich eine kleine Unachtsamkeit zu leisten. Aus den Augenwinkeln konnte Seika Kisame sehen, der ebenfalls angestrengt mit den ANBU kämpfte, die ihn regelrecht eingekreist hatten. Da er mit dem Rücken zu einem Felsen stand, konnte er es sich erlauben, Samehada brutal hin und her zu schwingen und die Shinobi so beinahe nieder zu mähen, obwohl er sichtlich mit seiner Kraft kämpfte.
 

Auch Seika wurde immer weiter bedrängt und hatte es bald mit so vielen Gegner zu tun, sodass sie es nicht mehr schaffte, sie alle im Blick zu behalten, weswegen sie immer mehr Hiebe abbekam. Ihr Lichtjutsu, welches ihre Gegner blenden sollte, funktionierte irgendwie nicht. Die ANBU waren scheinbar ganz unbeeindruckt davon. Sie konnte es sich selber nicht erklären, doch sie machte ohne Zögern von ihren medizinischen Fähigkeiten Gebrauch, um die Shinobi auf diese Weise auszuschalten. Aber auch diese Angriffe blieben wirkungslos. Ihre Hände berührten die Männer, doch nichts konnte ihnen etwas anhaben. So etwas war doch nicht möglich! Seikas Herz sank immer mehr und sie brach in Schweiß aus. Auch ihre harten Schläge steckten die ANBU ohne weiteres weg. Es war der Horror. Wie konnten diese Shinobi plötzlich so stark sein im Gegensatz zu ihren Kameraden, die sie viel leichter hatten besiegen können?
 

Da fühlte Seika plötzlich fremdes Chakra in sich und auf einmal änderte sich die Szene vor ihren Augen vollkommen. Der Kampflärm verschwand, der Himmel war wieder blau, ihr Körper fühlte sich völlig schmerzfrei an und es waren keine ANBU weit und breit zu sehen, außer den Toten. Und es waren plötzlich wirklich alle tot. Vier Personen lagen nun leblos übereinander auf dem Zeichen des Brecher-Jutsus. Verstört blickte Seika sich um und sah direkt in Itachis schwarze Augen. Er stand hinter ihr und seine Hände lagen auf ihren Schultern. Atemlos starrte Seika ihn an.
 

„Es war nur ein Genjutsu“, erklärte er ihr ruhig und die ganze Anspannung viel von Seika ab wie eine schwere Last und sie lehnte sich für einen Moment gegen Itachis Brust, der es einfach geschehen ließ. Sie stöhnte auf und betastete instinktiv ihren von Nadeln durchbohrten Arm, doch dort befand sich in Wirklichkeit keine einzige Wunde. Also hatte sie sich auch das eingebildet. Seika richtete sich wieder selbstständig auf und drehte sich zu Itachi um.
 

„Was ist passiert?“, fragte sie ihn leise.
 

„Der vierte ANBU kam dazu und aktivierte das Brecher-Jutsu vollständig. Es hüllte nicht nur die Barriere, sondern auch uns in das Genjutsu. Ich konnte ihm entfliehen und tötete die restlichen Shinobi. Das Genjutsu über der Barriere verschwand, doch auf euch blieb es haften“, erklärte der Schwarzhaarige und blickte Seika in die Augen. Jetzt wusste sie auch, warum Itachis Gestalt in der gedanklichen Welt plötzlich so leblos ausgesehen hatte. Sein Abbild war verblieben, doch er, ein Meister des Genjutsu, war problemlos in die Realität zurückgekehrt und hatte alle Gegner erledigt und so die Basis vor der Katastrophe bewahrt. Wahrscheinlich waren in der echten Zeit nur ein paar Sekunden vergangen. Da blickte Seika zu Kisame hinüber und bemerkte, dass er immer noch im Genjutsu gefangen war und mit Samehada wild vor sich herumfuchtelte. Itachi war ihrem Blick gefolgt und war schnell bei dem Haimann, um auch ihn aus der Illusion zu befreien und somit dem ganzen Kampf endgültig ein Ende zu setzen.
 

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„Scheiß Genjutsu! Ich dachte echt schon, das wär’s!“, fluchte Kisame zum gefühlten hundertsten Mal, seit sie in die Basis zurückgekehrt waren und sich im Gemeinschaftsraum niedergelassen hatten. Nachdem Itachi auch seinen Partner aus der Illusion befreit hatte und dieser vor Wut über diese Veräppelung mit der eingebildeten Überzahl der Gegner beinahe in die Luft gegangen war, hatten sie beschlossen, schnell wieder in das Innere der Basis zu verschwinden, damit am Ende nicht noch wirklich Verstärkung auf Seiten der ANBU auftauchte, denn keiner der drei Akatsuki war weiter in Kampfstimmung, jedenfalls Seika und Kisame nicht.
 

„Was machen wir eigentlich mit den ganzen Leichen da draußen?“, wollte der Haimann weiter wissen, denn sie hatten den Ort des Geschehens verlassen, ohne die toten ANBU anzurühren. Wenn jemand die Körper der maskierten Shinobi entdecken würde, war es nur zu offensichtlich, was passiert war und warum, nämlich, dass sie die Basis gefunden hatten. Kisame hörte Seika jedoch nur abfällig schnauben.
 

„Das sollten gefälligst Pains tolle 'Mittelsmänner' erledigen, wenn sie mal etwas produktives tun wollen“, sagte sie mit einem verächtlichen Gesichtsausdruck, was den Blauhäutigen wieder gackernd lachen ließ. Ja, die junge Frau war ziemlich sauer auf ihren Anführer und dessen Gefolgsleute.
 

„Hast Du genug Chakra, um uns alle zu heilen?“, fragte Itachi eine Weile später nach und sah Seika dabei forschend an. Sollten sie wirklich noch einmal kämpfen müssen, dann mussten sie wieder einsatzbereit sein.
 

„Ja, es dürfte ausreichen. Keiner von uns ist allzu schlimm verletzt“ antwortete sie und sah den Uchiha in Richtung Kisame nicken. Er brauchte Seika jedoch nicht zu sagen, dass der Haimann zuerst behandelt werden musste, weil es ihn von allen am stärksten erwischt hatte. Die Schnittwunde auf seinem Rücken war doch ziemlich tief und würde sich entzünden, weil Dreck und Erde darin war, wenn nicht bald etwas getan wurde. Sie ging also zuerst zu ihm hinüber und setzte sich hinter ihn.
 

„Zieh bitte dein Shirt aus, damit ich besser an Deine Wunde komme“, ordnete sie mit ihrem professionellen Ton eines Medic-Nins an und rieb ihre Handflächen gegen einander, um diese mit ihrem Chakra zu reinigen.
 

„Ouhhh...“, kam es säuselnd von Kisame, doch ein Faustschlag von Seika gegen seine Schulter ließ ihn verstummen, ebenso wie der düstere Blick von Itachi. Es war zu schade, nun würde er Seika wohl nicht mehr so einfach aufziehen können... Also tat er wie geheißen und zog sich das bereits ziemlich zerrissene Kleidungsstück über den Kopf, nicht ohne wegen der Bewegung und den damit auftretenden Muskelschmerzen zusammen zu zucken. Sofort fühlte er das heilende Chakra von Seika durch seinen Rücken strömen und bemühte sich, wegen des wohltuenden Gefühls keine Geräusche zu machen, damit Itachi ihm nicht den Kopf abriss, falls er etwas missverstehen sollte...
 

Obwohl die Wunde tief war, war sie leicht wieder zu schließen, da die Klinge des gegnerischen Schwertes ganz glatt durch die Haut hindurch gegangen war. Seika brauchte also nicht allzu lange, um Kisame zu heilen, weil sie lediglich den Schmutz und damit eventuell auftretende Keime entfernen und durchtrennte Muskelfasern wieder aneinander haften musste. Dies stellte keine besondere Schwierigkeit für den erprobten Medic-Nin dar. Seine kleineren Blessuren ließ sie jedoch aus, weil sie von selber verheilen würden und sie noch sich und Itachi zu behandeln hatte. Als Kisames Rücken wieder fast wie neu aussah, erhob er sich und streckte sich ausgiebig, um die erneuerte Funktionsfähigkeit seiner Muskeln auszuprobieren.
 

„Danke, Kleine, Du bist echt die Beste! Aber jetzt muss ich mich um Samehada kümmern. Das Schwert hat auch ziemlich was mitgemacht!“, sagte er mit leicht fürsorglichem Gesichtsausdruck, der Seika ein Kichern abrang. Wenn es um Samehada ging, dann wurde Kisame immer furchtbar sentimental. Er stand also auf, nahm sein Schwert in die Hände und ging davon. Man konnte ihn noch einige Momente lang hören, wie er leise zu seiner hoch geschätzten Klinge sprach, als ob sie seine Geliebte wäre. Nun, Kisame war auch einer der berühmten Schwertkämpfer und wahrscheinlich war Samehada schon seit Jahren sein Begleiter.
 

„Heile Dich zuerst“, sagte Itachi wieder und Seika sah zu ihm. Tatsächlich hatte der Uchiha am wenigsten bei dem Kampf abbekommen, eigentlich nur ein paar Kratzer. Seikas tiefste Wunde war an ihrer Schulter, außerdem hatte sie noch ein paar Abschürfungen. All das konnte sie jedoch ohne Probleme heilen, weil sie die Regeneration ihres Körpers einfach hoch schrauben und Blessuren gezielt zu behandeln vermochte. Es beanspruchte nur fünf Minuten, bis sie ihren Körper vollkommen durch gecheckt hatte und sich nun Itachi zuwenden konnte. Sie setzte sich zu ihm auf das Sofa.
 

Doch anstatt dass Seika sich direkt daran machte, Itachi zu behandeln, saß sie einfach da und blickte ihm entgegen. Er hatte sie zweimal vor den Attacken der ANBU bewahrt. Einmal vor der steinernen Hand, die sie auch selber hatte abwehren können, und das zweite Mal hatte er sie aus dem Genjutsu befreit. Seika erinnerte sich, dass Pain am Anfang ihrer Mission gesagt hatte, dass sie beschützt werden sollte. Doch das hatte nur für die Reise nach Kaminari no Kuni gegolten, oder? Aber wollte sie es wissen? Wollte sie wissen, ob Itachi es nur wegen einem Befehl oder von sich aus getan hatte? Nein. Denn sie war glücklich damit, wie es bisher war, sie war glücklich in dieser Situation zu sein.
 

Sie hob langsam ihre Hand und ihre Fingerspitzen leuchteten in einem kühlen Blau. Sie konnte damit einen anderen Menschen heilen, ohne ihn direkt zu berühren, was sie normalerweise auch immer so machte, doch als sie Itachi gegenüber saß, sah sie seine aufgerissene Unterlippe vor sich. Es war wohl die einzige Wunde, die etwas mehr geblutet hatte und dabei stammte sie nicht einmal vom Kampf gegen die ANBU. Nein, Seika hatte sie ihm vorhin beim Training eigenhändig zugefügt. Nun berührten ihre Fingerkuppen die sensible Haut, während Seika Itachi in die Augen sah. Plötzlich erschien ein entspannter, auffordernder Ausdruck in den schwarzen Tiefen, der der jungen Frau durch Mark und Bein ging. Was wollte er von ihr? Er musste ganz genau wissen, dass jede Interaktion zwischen ihnen immer von Itachi selber ausgegangen war. Obwohl sich Seika dem immer bereitwillig fügte, besaß sie trotzdem nicht die Selbstsicherheit, von alleine auf den Uchiha zuzugehen, weil sie ihn trotz ihrer doch innigen Nähe nicht einschätzen konnte. Doch nun schien er, trotz des harten Kampfes, in gelassener Stimmung zu sein.
 

Seika verfluchte ihre nagenden Gedanken wieder einmal und tat, was so tief in ihrem Inneren brannte und sie regelrecht dazu aufforderte. Noch einmal fuhren ihre Fingerspitzen über seine nun geheilten, weichen Lippen, dann ersetzte sie ihre Finger mit ihrem Mund, während sich ihre Augen immer mehr schlossen. Ihre warmen Lippen trafen auf seinen von ihrem Chakra gekühlten Mund. Beinahe forschend hinterließ sie offene Küsse auf seinen Mundwinkeln, die sich um keinen Millimeter bewegten. Ihre Zunge suchte ihren Weg über seine noch vor kurzem aufgerissene Unterlippe. Langsam wurde Seika ungeduldiger und sie kippte ihren Kopf zur Seite, während ihre Hände auf beide Seiten seines Kopfes und in sein Haar glitten. Ihr Mund drückte sich nun bereits fordernder auf seinen und auch wenn Itachi nichts dazu tat, wuchs ihre Leidenschaft. Doch lange würde sie seine Passivität nicht mehr dulden und wusste bereits, wie sie ihn aus der Reserve locken würde.
 

Seika schlug ihre Augen erneut halb auf, doch ohne ihre Küsse zu unterbrechen. Es war, wie sie es sich gedacht hatte. Itachi beobachtete sie eingehend. Da war etwas in seinen Augen, was totaler Entspannung gleich kam, außerdem bildete sich in seinem Blick eindeutig etwas aus, was Seika zum Erschaudern brachte. Ihre Blicke verschmolzen miteinander und Seikas Augen waren voller Leidenschaft dem Mann gegenüber, der solche Gefühle in ihr auslöste und der es sogar dazu brachte, dass sie über ihren eigenen Schatten der Vorsicht sprang und dem Uchiha offenbarte, was sie in seiner Gegenwart empfand.
 

Und es war wahr, er konnte ihren in Leidenschaft funkelnden Augen nicht lange standhalten. Es war kein Doujutsu oder etwas anderes, das ihn so nachgiebig machte, es waren normale Augen mit einer absolut exotischen Farbe, welche wohl durch die Auswirkungen ihres Kekkei Genkais auf ihren Körper ausgelöst worden war. Diese Farbe hatte ihn schon bei ihrem Treffen in der Folterkammer fasziniert, doch sie waren auch der Grund, dass er sich an sie erinnern konnte, an ein hübsches neunjähriges Mädchen, welches ein paar Monate vor seiner 'Tat' mit Bravour die Geninprüfung bestanden hatte. Es waren ihre noch unschuldigen goldenen Augen gewesen, die in seinem Gedächtnis verblieben waren, obwohl er damals selber erst dreizehn Jahre alt und mit ganz anderen Dingen beschäftigt gewesen war…
 

Da öffnete der Schwarzhaarige bereitwillig seine Lippen für Seika und innerhalb von Sekunden entbrannte zwischen den Beiden ein hitziges Zusammentreffen von begierigen Händen, hungrigen Mündern und vor Erregung beinahe blanken Augen. Plötzlich war alle Vorsicht vergessen, auch die Gedanken an einen erneuten Angriff von ANBU waren hinweggefegt. Es war ein Moment, dem schon manch andere vorausgegangen waren, in denen Itachi sich erlaubte, sich gehen zu lassen, weil er wusste, dass es gegenüber jemandem war, der respektvoll und richtig mit seinen gezeigten Emotionen umging. Sie würde ihn nicht schwach machen, weil sie stark war. Das gab ihm die nötige Sicherheit, um sich so weit zu öffnen.
 

Seika fühlte sich wie hinweg gespült von dem brennenden Begehren, mit dem Itachi sie behandelte, als er sich nicht die Mühe machte, sie auf sein Zimmer zu bringen. Das Sofa war gut genug dafür, um die höchsten Gefilde der Lust mit ihr zu erkunden. Seika stöhnte auf, wegen den widersetzlichen Gefühlen von leichter Scham und heftiger Ekstase, was bei dem Gedanken, es hier im Gemeinschaftsraum zu tun, ihn ihr aufkam, während sie sich gegenseitig aus ihrer Kleidung schälten.
 

„Was ist, wenn Kisame… Oh Itachi…“, hauchte sie, als sie von einem erregten Schauer erfasst wurde, weswegen sie ihre Finger in seine Schultern krallte, als ihre nackten Körper aneinander rieben. Sie saß rittlings auf Itachis Schoss und blickte ihm ins Gesicht, wo sie ein leichtes Schmunzeln erkennen konnte.
 

„Dann wird er mich beneiden…“, raunte Itachi tief und verwegen, sodass Seika alleine wegen seinem Ton erneut voller sinnlicher Wollust aufstöhnte und beinahe gewaltsam erzitterte, als sie ihr Becken ungestüm gegen seine Lenden räkelte und ihren intimen Kontakt noch mehr vertiefte, was ihm wiederum ein dunkles inniges Grollen entlockte. Doch sie wusste, dass der Schwarzhaarige sich sicher war, dass Kisame nicht kommen würde, denn so frivol war der Uchiha dann doch wieder nicht… Er drückte seine Lippen hart auf ihre und zwang ihren Mund auf, um sie tief und besitzergreifend zu küssen und dabei gleichzeitig die ekstatischen Laute aus ihrer beiden Kehlen zu dämpfen, die den Raum bald darauf erfüllten und erst den Anfang einer langen Nacht einleiteten…
 

~~~Ende der ersten Staffel~~~

Surprises

Seika, Itachi und Kisame blieben noch eine Woche in Kaminari no Kuni. Nachdem sie Pain von ihrem harten Kampf und der erfolgreichen Verteidigung der Basis berichtet hatten, hatte ihr Anführer angeordnet, dass sie zur Vorsicht noch ein paar Tage in der Basis ausharren sollten, da niemand wusste, ob die ANBU nach der Entdeckung der Basis nicht doch noch weitere Einheiten verständigt und ihren Standpunkt durchgegeben hatten, sodass erneute Angreifer herannahen konnten. Dieser Fall war nicht auszuschließen und sie sollten absolut sichergehen, dass die ANBU die Geheimnisse - die Lage der Basis, das Jutsu, die Identität der 'Neuen' - mit in ihr Grab genommen hatten. Und es geschah tatsächlich auch nichts mehr. Die drei Akatsuki verbrachten eine ruhige, jedoch nicht monotone Zeit. Jeder von ihnen merkte für sich, dass sich etwas verändert hatte, etwas in der Attitüde jedes Einzelnen von ihnen, und auch im Verhalten gegenüber einander. Es waren keine großen, prägnanten Dinge. Kisame konnte urplötzlich ernst sein und Seika konnte mit ihm reden, ohne dass er gleich irgendwelche dummen Sprüche losließ. Die junge Frau hatte es außerdem irgendwie geschafft, dass Itachi etwas gelassener wirkte. Ja, er war davor eigentlich immerzu ruhig, doch oft leicht angespannt. Jemand, der ihn nicht so lange kannte wie Kisame, würde den Unterschied nicht bemerken. Aber der Haimann tat es und hatte absolut nichts dagegen.
 

Sie saßen also oft zusammen, gelegentlich bei Wein und Sake, und redeten, oder sie trainierten, sodass sie die Tage schlussendlich doch effektiv nutzten. Doch auch ein wenig Faulsein gehörte dazu, ohne dass sie vergaßen, dass sie noch wachsam sein mussten, für den Fall der Fälle.
 

Dann kam der Tag des Aufbruches. Seika wartete nur darauf, dass Pain sie in zwei oder sogar noch weniger Tagen zurückbeorderte, doch diesmal gab es keine Zeitangabe für sie. An ihrer Route änderte sich nichts, eine Reise durch Hi no Kuni war immer noch ausgeschlossen. Auch diese Reise an sich war ereignislos. Obwohl keine Information die toten Lippen der Kaminari no Kuni ANBU verlassen hatte, schien eine merkwürdige Stimmung auf dem Land zu liegen. Sicherlich war überall bekannt geworden, dass ein großer ANBU-Trupp verschollen war. In einer solchen Situation war beinahe sicher, dass sie nicht zurückkehren würden, in Anbetracht der Gegner, obwohl niemand wusste, ob dieser Umstand wirklich den Akatsuki zugeschrieben werden konnte, was natürlich der unbekannten Wahrheit entsprach. Und nicht nur im Land des Blitzes, auch in den anderen Shinobistaaten lag dieses Gerücht wie ein Schleier über den sonst so regen Aktivitäten der Ninja, selbst in Oto no Kuni schien man sich Gedanken um Akatsukis Übermacht zu machen…
 

Es war früher Abend, als sie ihre Rückreise nach drei Tagen zügiger, jedoch nicht überhetzter Wegstrecke endlich beenden konnten. Die altbekannte dunkle Eingangshalle empfing sie mit wohliger Wärme, als jeder von ihnen in seiner gewohnten Weise in der Basis von Amegakure ankam, Kisame in weißem Nebel, Itachi aus schwarzen Federn und Seika aus dem umgebenden, gleißenden Licht. Ihre Ankunft war nicht überraschend und sie wurden bereits erwartet.
 

„Willkommen zurück“, sprach die prägnante Stimme von Pain, ihrem Anführer. Die Drei wandten sich ihm und seiner hinter ihm stehenden Partnerin Konan entgegen. Es hatte sich hier nicht viel verändert, sowohl am Aussehen, sowie an der Stimmung, doch das hatte auch niemand erwartet.
 

„Seika!“, rief plötzlich jemand mit aufgeregtem Ton und kam im Laufschritt angerannt. Es war Tobi und ihm folgte Deidara nach. Seika lachte freudig auf. Es war schön, die Anderen nach längerer Zeit wieder zu sehen.
 

„Tobi!“, rief sie ihm entgegen, dem maskierten Mann, den sie doch die ganze Zeit über am Meisten vermisst hatte. Er war ihr engster Vertrauter hier bei den Akatsuki, in differenzierter Weise als Itachi, mit dem sie nun doch ein ganz andersartiges Verhältnis hatte. Itachi wusste das. Seika fiel Tobi um den Hals und lachte vergnügt, als er sie herumdrehte und sie darauf einen überraschten Schrei ausstieß, der bedeutete, er solle sie wieder runter lassen. Kisame musste wegen des übermütigen, fast verspielten Bildes grinsen.
 

„Wie lange seid ihr schon hier?“, fragte die junge Frau beinahe euphorisch, während der Maskierte versuchte, sein Gleichgewicht zu halten. Er lachte ebenfalls vergnügt. Er umarmte die Brünette fest um ihre Schultern.
 

„Seit gestern. Langsam wurde das aber auch Zeit!“, erklärte Tobi überzeugt und die Beiden ließen sich wieder los, ohne sich davor noch einmal weit lächelnd anzusehen, Seika zumindest, denn unter Tobis Maske konnte man seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen. Die junge Frau blickte nun zu dem Blonden.
 

„Hallo Deidara“, sagte sie und lächelte ihn sanft an. Etwas zögerlich gab er das Lächeln auch zurück. Er war verwundert über ihre friedliche, ruhige Begrüßung ihm gegenüber. War sie ihm etwa nicht mehr sauer über das, was er ihr vor der Langzeitmission an den Kopf geworfen hatte? Einerseits war der Blonde erleichtert darüber, andererseits machte es ihn auch etwas skeptisch, dass sie ihm die doch ziemlich bösen Worte so einfach vergab... Seika drehte erneut ihren Kopf, als sie plötzlich aus den Augenwinkeln eine weitere Bewegung wahrnahm. Die anderen bemerkten es ebenso. Aus dem Gang aus dem Tobi und Deidara aufgetaucht waren, kam eine weitere Person, jedoch war es keiner von Pains Mittelsmännern. Es war eine junge Frau, wohl möglich genauso alt wie Seika und sie trug, Verwunderlicherweise, einen Akatsukimantel.
 

„Wir haben ein neues Mitglied“, erklärte Pain knapp, wegen der irritierten Blicke von Seika und dem Haimann.
 

„Ja, das ist unsere Neue, Himura Furiko! Furiko, das sind Seika, Itachi und Kisame!“, stellte Tobi sie sich gegenseitig mit viel Enthusiasmus vor. Es war ein zierliches dunkelblondes Mädchen mit kinnlangen Haaren und großen, scheuen, dunkelgrauen Augen. Ihr feingliedriges Gesicht versteckte sich jedoch halb hinter dem hohen Kragen des Mantels, weshalb man nicht viel von ihr erkennen konnte.
 

„Hallo“, sagte sie mit feiner, hoch tönender Stimme und ihre Augen huschten ängstlich zwischen den ihr vorgestellten Akatsuki hin und her. Kisame musste grinsen. Dieses Mädchen war auf den ersten Blick in ihrem Auftreten und Aussehen wieder ganz anders als Konan und Seika, die Beide außergewöhnliche Persönlichkeiten waren. Konan war die eiserne, zeitlose Lady an der Seite ihres Anführers, sie war ruhig und emotionslos, aber streng, wenn es darauf ankam. Seika war die perfekte weibliche Schönheit, ebenfalls ruhig, doch auch impulsiv und sie war so reif und stark und nun durch die enge Beziehung zu Itachi unnahbar. Die Neue sah von dem her, was man bisher erschließen konnte, zerbrechlich und kindlich und auch sehr schüchtern aus. Es interessierte den Blauhäutigen jedoch sehr, welche Fähigkeiten sie für die Aufnahme zu den Akatsuki qualifiziert hatte. Seika nickte Furiko leicht lächelnd zu, als das Mädchen zu ihr schaute.
 

„Setzen wir uns in den Gemeinschaftsraum. Wir haben grad Tee getrunken, yeah“, sagte Deidara und wies in die Richtung, aus der sie vorhin gekommen waren. Die drei Ankömmlinge aus Kaminari no Kuni hatten nichts dagegen, sich etwas nach ihrer Reise auszuruhen, also folgten sie dem Blonden nach. Pain und Konan gesellten sich natürlich wieder nicht dazu, sondern verschwanden ohne ein weiteres Wort. Die anderen gingen ebenfalls schweigend zum nahen Gemeinschaftsraum. Die drei Plätze auf dem großen Sofa waren bereits durch die auf dem Tisch davor stehenden dampfenden Tassen belegt. Furiko saß in der Mitte, flankiert von Deidara und Tobi. Kisame setzte sich auf die Couch, die an Tobis Ecke angrenzte, Seika auf die Couch in Deidaras Nähe. Neben ihr nahm Itachi platz und Tobi stand wieder auf, um noch ein paar Gedecke zu holen.
 

„Wie war eure Reise?“, wollte er wissen und klapperte Nebenbei mit dem Geschirr. Er versuchte, gleich alle Tassen und Untersetzer auf einmal zu balancieren, was glücklicherweise gut ging.
 

„Gut, nicht so stressig wie der Hinweg, wegen dieser blöden Zeitangabe, innerhalb der wir da sein mussten. Außerdem waren nicht so viele Shinobi unterwegs, die uns in die Quere kommen konnten“, erzählte Kisame und lehnte sich auf dem Sofa zurück, nachdem er sich ausgiebig gestreckt hatte.
 

„Ihr könnt uns ja später erzählen, wie es euch so ergangen ist. Aber Furiko-san, erzähl Du uns doch etwas!“, forderte Seika die andere junge Frau auf, die, seit sie sich gesetzt hatten, auf die Teetasse in ihren Händen starrte und nun wegen der Aufforderung zum Reden leicht zusammen zuckte.
 

„Sie kommt ursprünglich aus Tsuchi no Kuni, wie Deidara-sempai, nicht wahr? Sie fand die Basis, in der wir uns aufhielten, von ganz alleine!“, antwortete Tobi an Stelle des blonden Mädchens. Seika sah kurz zu ihm, dann wieder zu Furiko.
 

„So? Und wie kommt es, dass Du bei den Akatsuki eingetreten bist?“, fragte Seika weiter nach. Es entstand eine kurze Pause, in der Tobi zwischen den beiden jungen Frauen hin und her blickte, weil niemand sonst etwas sagte.
 

„Also… Sie wurde von einem Bandenchef angeheuert, dessen Rivalen zu töten. Beide Männer hatten in der Öffentlichkeit jedoch einen lupenreinen Ruf, doch Furiko kam hinter ihre Machenschaften und brachte Beide um. Jeder, der etwas mit der Bande zu tun hatte, leugnete, etwas darüber zu wissen und keiner glaubte ihr mehr. Sie wurde deshalb aus ihrem Dorf verbannt und ein Kopfgeld wurde auf sie ausgesetzt. Das war so ungerecht, dass sie sich nun rächen will, nicht war, Furiko?“, erklärte Tobi abermals für die Blonde, die sich weiterhin genierte, irgendeine Reaktion zu zeigen. Man hörte, wie Kisame schnaubte.
 

„Hat’s Dir die Sprache verschlagen, oder was?“, fragte er etwas rüde, sodass Furiko abermals zusammen zuckte und ihr Gesicht tiefrot anlief.
 

„Nein! Nein, tut mir Leid… Ich… also…“, stammelte sie verlegen und die Tasse in ihren Händen zitterte leicht, während sie vor Unbehagen leicht zappelte. Seika hatte schon ein wenig Mitleid mit ihr. Sie sah keinen Sinn in ihrer Befragung, wenn alle da waren. Es musste sehr einschüchternd auf Furiko wirken, dass einige der stärksten und die am meisten gefürchteten Shinobi um sie herum saßen, auch wenn sie wohl auch recht stark sein musste, wenn sie bei den Akatsuki hatte eintreten dürfen. Als Itachi dann plötzlich aufstand, bekam Furiko anscheinend noch mehr Angst, weil sie notorisch zum Boden blickte und ganz starr da saß, um bloß keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
 

„Ich gehe. Seika?“, sagte er nur kühl und leise, mit einem kurzen, aber bedeutungsvollen Blick auf die Brünette, drehte sich um und ging dann. Kisame nahm sich den Uchiha zum Vorbild, kam ebenfalls auf die Beine und gähnte dabei laut.
 

„Yo, ich hau auch ab, nichts für Ungut. Ich bin Hundemüde. Du etwa nicht, Kleine?“, fragte er Seika und sein Grinsen war wegen der versteckten Anspielung ziemlich breit. Seika verdrehte nur ihre Augen und schickte Kisame mit einer entsprechenden Handbewegung weg, der sich auch sofort aus dem Staub machte, um nicht gleich etwas auf den Deckel zu bekommen. Außerdem ahnte er, dass Seika noch etwas vorhatte und deshalb noch bei den anderen blieb. Sie wartete, bis Kisame außer Hörweite war.
 

„Furiko-san, wenn Du Dich weiter so auffällig unauffällig verhältst, dann wirst Du ein gefundenes Fressen für Kisames Späße sein. Und Itachi wird Dich auch nicht gleich nieder metzeln, nur wenn er sich bewegt…“, tadelte Seika die Andere mit ruhigem Ton, weil damals die versuchte Zurückhaltung den Anderen gegenüber auch bei ihr selber nicht funktioniert hatte, wofür sie letztendlich eigentlich sehr dankbar war, denn sonst hätte es sich wohl niemals so entwickelt, wie es jetzt war. Dies veranlasste Furiko, wieder aufzusehen. Doch Seika hatte im Moment nicht die Absicht, weiter mit der Blonden zu reden, denn Erstens konnte sie sich denken, dass sich so ein Gespräch schwierig gestalten würde und außerdem hatte die Brünette noch etwas anderes zu sagen. Sie wandte sich an Tobi und Deidara, indem sie in Blickkontakt mit ihnen trat.
 

„Ich werde ebenfalls sofort ins Bett gehen, denn ich bin auch ziemlich erschöpft, doch davor muss ich noch etwas klarstellen, denn ich will nicht, dass ihr es aus Pains Mund oder Kisames Schandmaul erfährt“, sprach sie mit einem Ton in der Stimme, der die Beiden sie genau beobachten ließ.
 

„Was ist?“, fragte Deidara, den plötzlich ein seltsames Gefühl beschlich, vor allem dann, als Seika ihn ganz direkt ansah.
 

„Deidara… Ich habe nicht vergessen, dass wir uns vor der Mission in den Haaren gelegen haben. Ich bin nicht nachgiebig, das weißt Du. Du hast mich sehr oft gewarnt und ich glaube Dir, dass Du es gut gemeint hast, aber ich bin froh, dass ich nicht auf Deine Worte gehört habe und deshalb sehe ich es Dir dieses Mal nicht nach. Was ich sagen will ist, dass es zwischen Itachi und mir… Wir haben ein Verhältnis“, sagte sie mit leiser und dunkler, aber determinierter Stimme. Scharfes Luftholen erklang und das Klappern von Geschirr war zu hören. Die erste Person, die sprach, war-
 

„Ein Verhältnis mit… DEM Uchiha?“, rief Furiko aus und ihr Gesicht war plötzlich bleich wie ein Blatt Papier. Sie schien augenblicklich auch Angst vor Seika zu bekommen. Die Braut des Teufels musste eindeutig selber auch ein fürchterlicher Dämon sein. Aber keiner achtete auf ihre plötzlich impulsive Reaktion. Deidara starrte Seika mit geweiteten Augen an und Tobi tat es sicher auch unter seiner Maske.
 

„Sei- Seika, dass…Woah!“, stotterte Tobi, doch es lief letztendlich in einem freudigen Schrei aus und er warf in kindlicher Manier seine Arme hoch. War dies nicht das, was Seika lange ersehnt hatte? Nach ihrer ersten schicksalhaften Mission war sie wie ausgetauscht gewesen und es hatte so viele schmerzhafte Momente für sie gegeben. Tobi wusste, dass Itachi kein Mann der Gefühle war, doch wenn er es geschafft hatte, dass Seika wieder zu sich zurück fand, dann würde der Maskierte kein Wort gegen diese Liaison sagen. Außerdem war er überzeugt, dass dies sicher auch positiv für Itachi war… Deidara hingegen konnte sich nicht so schnell damit abfinden.
 

„Sag mir, dass das nicht stimmt…“, brachte er nur heraus. Er fühlte, wie das Loch in seinem Bauch zu einer ganzen Schlucht aufklaffte. Seika schien es einfach nicht zu verstehen oder wollte es sich nicht eingestehen, dass sie noch mehr verletzt werden würde, weil Itachi ihr nicht mehr als dieses 'Verhältnis' geben konnte. Ein schmerzlicher Ausdruck schlich sich in Seikas Blick.
 

„Deidara, mach es mir und Dir nicht so schwer. Es ist meine Entscheidung. Ich wollte Dich nicht verletzten und ich habe Dir auch nie einen Grund gegeben, dass Du annehmen könntest, da wäre etwas zwischen uns. Ich habe Dir nie Avancen gemacht. Und ich weiß, auf was ich mich eingelassen habe, Du brauchst dich deshalb also nicht zu sorgen“, versuchte die Brünette, so sanft und so verständlich wie möglich zu erklären, obwohl sie doch etwas verärgert war, dass Deidara wieder damit anfing, ihr etwas einreden zu wollen. Es war, als ob sie seine Gedanken gelesen hatte. War es also wirklich wahr, dass Seika glücklich war? Als sie sich vom Sofa erhob, hafteten alle Blicke auf ihr.
 

„Also dann, gute Nacht. Itachi wartet auf mich“, sprach sie und bevor sie den Raum verließ, konnten alle den sehnenden Ausdruck in ihren goldenen Augen sehen, der ihnen fast mehr sagte, als irgendwelche Worte…
 

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Am nächsten Tag fand gleich in der Früh eine Versammlung aller Mitglieder von Akatsuki statt. Sie wurde während des Frühstücks im Speisesaal abgehalten. Es war das erste Frühstück, dem auch Pain und Konan beiwohnten, jedenfalls seit Seika da war. Es wunderte sie ein wenig, dass das, was immer auch Pain zu sagen hatte, gleich um diese Uhrzeit mitgeteilt werden musste. Hatte es nicht für später Zeit? Doch die Überraschung über das Dabeisein ihres Anführers und seiner Partnerin vertrieb nicht Seikas schwachen Zorn über Pains Penetranz wegen ihrer privaten Dinge. Sie blickte ihm also ausdruckslos entgegen, während sie in Ruhe aß, denn sie wollte trotz allem Ärger endlich wissen, was denn Sache war.
 

„Wegen gewisser Umstände und dem Fakt, dass wir nun ein neues Mitglied haben, werde ich neue Partner bestimmen.“, erklärte Pain und Seika wusste augenblicklich, was kommen würde. Auch die Anderen hatten jeweils ihre eigenen Vorahnungen, die sich auch größtenteils bestätigen sollten.
 

„Seika und Itachi bilden ein neues Team“, sagte Pain darauf folgend und dies entsprach der Vorstellung von wirklich jedem. Die Brünette und der Schwarzhaarige sahen sich für einige Momente an und auf beiden Gesichtern sah man leichte Spuren von Amüsement. Kisame grinste über Pains Entscheidung, auch wenn dies nun hieß, dass er einen neuen Partner bekommen würde.
 

„Des Weiteren werden nun Kisame und Tobi und Deidara und Furiko zusammen arbeiten“, fuhr Pain fort und auch das war nicht allzu schwer zu erraten gewesen. Kisame nickte, mit einem leisen Brummen, über diese Entscheidung vor sich hin. Damit konnte er ganz gut leben, an das Sharingan war er ja schon gewöhnt und mit Tobi konnte man eigentlich ganz gut auskommen. Deidara verzog jedoch sein Gesicht.
 

„Yeah, warum bekomme ausgerechnet ich die Neue ab?“, fragte er missmutig und unzufrieden, wobei Furiko beschämt zu Boden sah, weil der Blonde sie offensichtlich nicht in seinem Team haben wollte.
 

„Hey, magst Du dann lieber mit mir ins Team, Barbie?“, entgegnete Kisame neckisch und konnte kaum sein Lachen zurückhalten, worauf Deidara noch entsetzter drein blickte. Er fand das Ganze gar nicht lustig.
 

„Nein danke, yeah...“, sagte er nur und konnte nun doch ahnen, warum Pain die neuen Gruppen so gebildet hatte. Seika und Itachi... Das war ja wohl klar, andererseits aber doch nicht. Würden sie sich auf ihren folgenden Missionen nicht immer gegenseitig... ablenken? Na ja, es war Pains Entscheidung, und diese war nicht anzuzweifeln. Und dass die Neue weder Tobi noch Kisame anvertraut wurde, war auch einigermaßen ersichtlich. Kisame würde das schüchterne Ding vollkommen verunsichern und Tobi war einfach zu unbeschwert und naiv, als dass er ein neues Mitglied in die Strukturen von Akatsuki einweisen könnte. Also war Deidara die einzige Option. Trotz der neuen, nicht gerade erwünschten Begleitung, fühlte er sich doch irgendwie geehrt, dass ihm diese verantwortungsvolle Aufgabe zugetraut wurde, obwohl sie nicht leicht werden würde...
 

„Wenn dies nun geklärt ist, dann hört weiter zu“, sprach Pain weiter und seltsamerweise war sein Ton ungeduldig und scharf, weshalb alle mehr oder weniger überrascht zu ihm sahen. Es schien, als wäre etwas passiert.
 

„Ich schicke euch alle auf eine Mission nach Kaze no Kuni. Es gibt dort einige wichtige Dinge zu erledigen. Der Kazekage, unser ehemaliger Jinchuuriki, hat drei Tempel in seinem Land errichten lassen, die zwar augenscheinlich nichts Ungewöhnliches darstellen sollen, doch es heißt, dass sie ein Geheimnis verbergen. Niemand weiß, was es ist, doch sollte es eine Waffe sein, dann werden Sunagakure und Konohagakure zu einer ernsthaften Bedrohung. Jedes Team wird einen dieser Tempel besuchen. Ich denke, es ist klar, dass ihr nicht erkannt werden dürft. Morgen früh brecht ihr auf“, erläuterte ihr Anführer. Niemand sagte etwas darauf, weil die Anweisung kurz, aber verständlich gewesen war und Seika, Tobi und Deidara nickten stellvertretend für die einzelnen Gruppen. Pain legte drei Karten von Kaze no Kuni auf den Tisch, bevor er sich erhob und gefolgt von Konan den Saal verließ. Für einige weitere Sekunden blieb es still.
 

„Schon wieder 'ne Mission! Dabei sind wir erst gestern angekommen!“, murrte Kisame und machte ein mürrisches Gesicht.
 

„Du hast Dich letzte Woche genug ausgeruht, Kisame“, gab Seika kopfschüttelnd zurück, denn während sie gewartet hatten, ob noch etwas in der Basis in Kaminari no Kuni passierte, hatten sie außer ein bisschen Training kaum etwas getan. Außerdem war die Reise zurück auch nicht besonders beschwerlich gewesen.
 

„Na gut, Du hast recht, ihr Zwei wart dafür aber alles andere als faul!“, meinte der Haimann und grinste breit. Er sah, wie Deidara leicht rot anlief. Seika hatte ihm also erzählt, dass etwas zwischen ihr und Itachi lief, nicht wahr? Anscheinend schien es dem Blonden nicht zu gefallen. Und Kisame hatte vollkommen Recht. Es reichte Deidara schon, darüber Bescheid zu wissen, aber es dann bei jeder Gelegenheit von dem perversen Kisame hinein gedrückt zu bekommen, sprengte den Rahmen seiner Gelassenheit.
 

„Ja genau, Pain wird schon sehen, was er davon hat, wenn er die Beiden in ein Team steckt, yeah!“, sagte er wütend und verschränkte seine Arme vor seiner Brust. Sie würden doch keine Mission normal durchführen können, wenn sie die ganze Zeit aneinander kleben würden und- Seine Gedanken wurden auf Eis gelegt, als er Seikas zornigen Blick auf sich spürte, weil er seine Klappe mal wieder nicht halten konnte. Der Blonde sah die junge Frau trotzig an, ohne zu verstecken, dass ihm das Ganze nicht passte.
 

„Was ist Dein Problem, Deidara?“, fragte jedoch Itachi statt Seika, mit seiner immerzu kühlen, unbeteiligten Stimme. Dass der Uchiha das mit so einem Ton fragte, obwohl er doch involviert war, machte Deidara rasend.
 

„Du bist mein Problem, Uchiha, yeah!“, keifte der Blonde, doch er hatte nicht erwartet, dass Seika plötzlich aufsprang, ihn mit tief verletztem und auch etwas verachtendem Gesichtsausdruck ansah und sich dann zu Itachi wandte. Wortlos sah sie ihn an und er stand auf, um ihr, ihrem dringlichen Blick nach, nach draußen aus dem Saal heraus zu folgen. Die junge Frau würde sich nicht auf Deidaras Niveau herablassen und auch nicht erlauben, dass er am Ende noch handgreiflich wurde. Sie hatte ihm klar und deutlich gesagt, dass sie sich dem bewusst war, was sie tat und dass es auch kein Zurück mehr gab. Warum war Deidara dann weiter so eifersüchtig?
 

„Vergiss Deidara. Er hasst mich“, sagte Itachi ruhig, ohne besondere Emotionen in seiner Stimme, weil es ihm auch egal war, und Seika sah ihn verwundert an, während sie Seite an Seite den Korridor entlang gingen. Solche Worte hatte sie noch nie von dem Schwarzhaarigen gehört, vor allem hatte er noch nie über so etwas von sich alleine aus gesprochen. Er sah ihren Blick und schmunzelte kaum sichtbar darüber.
 

„Ich war derjenige, der ihn auf Pains Anweisung hin dazu gezwungen hat, den Akatsuki beizutreten“, erzählte er weiter. Nun, das erklärte vieles und machte Seika ein wenig nachdenklich. Sie hatte nie den Eindruck gehabt, dass Deidara unfreiwillig hier war. Nun, dies hatte sich vielleicht im Laufe der Zeit geändert, nach der Zeit als Partner von Sasori, dem Puppenspieler, und dem gutmütigen Tobi. Aber es änderte nichts daran, dass Deidara weiterhin furchtbar eifersüchtig auf Itachi war. Seika seufzte, doch atmete überrascht ein, als der Uchiha sie plötzlich gegen die Wand drückte.
 

„Itachi… Wollten wir nicht Genjutsu trainieren?“, fragte sie ihn mit leicht hochgezogenen Augenbrauen. Er sah ihr kühl in die Augen, sein Gesicht nur Zentimeter von ihrem entfernt, sodass sein Atem wie ein samtener Hauch gegen ihre Lippen strich. Sie verharrten so für einige Sekunden, und keiner nahm den Blick von anderen, doch plötzlich erschien wieder das leichte Schmunzeln auf Itachis Gesicht.
 

„Hn“, meinte nur amüsiert und ließ von ihr ab. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zur Trainingshalle.

Unexpected encounter

Früh am nächsten Tag brachen die Akatsuki dann zu ihrer Mission auf. Jeder war zeitig schlafen gegangen, vorsichtshalber, denn keiner wusste, was sie auf der Mission erwarten würde. Seika war müde ins Bett gefallen, zusammen mit dem Schwur, nie wieder mit Itachi Genjutsu zu trainieren. Nicht, weil er als Mentor so schlimm war, nein, einfach nur, weil diese Kunst das Fassungsvermögen der jungen Frau überstieg. Jedenfalls war der Uchiha ein nicht allzu guter Erklärer, was auch nicht besonders verwunderlich war. Er tat das, was er konnte, instinktiv und sah es für sich selber als selbstverständlich an. Deshalb konnte er die Technik des Genjutsu, vor allem, weil er wegen dem Sharingan mit noch besseren Fähigkeiten gesegnet war, nicht allzu gut vermitteln. Doch Seika nahm es einfach so hin. Es war nun mal eine Tatsache, dass sie keine Begabung zum Schaffen von Illusionen hatte. Dafür waren ihre anderen Fähigkeiten besonders gut ausgeprägt und damit konnte sie sich alle Mal verteidigen. Außerdem würde sie sich sicherlich auch nicht leicht tun, jemandem zu erklären, wie ihre Techniken funktionierten.
 

Die Stimmung zwischen den Akatsuki war gedrückt, zumindest zwischen einigen Mitgliedern, als sie sich auf den Weg machten und die Basis verließen. Seika hatte beschlossen, Deidara einfach zu ignorieren, weil sie wirklich keine Lust auf einen Streit mit ihm hatte, obwohl er sie und Itachi immer wieder verärgert anfunkelte. Ihr Blick fiel stattdessen auf Furiko, die neben dem Blonden her rannte. Sie hatte an diesem Morgen noch kein einziges Wort gesprochen, was nicht so ganz verwunderlich war, weil sie wohl doch eher eine verschlossene Person war. Viel hatten sie noch nicht über sie herausgefunden, nur das, was Tobi für sie erzählt hatte, war bekannt. Welche Fähigkeiten sie jedoch besaß, blieb weiterhin ein Geheimnis.
 

Die Blonde war erst vier Tage bei ihnen, doch schon bekam sie ihre erste Mission und diese mutete auch nicht besonders einfach an. Seika erinnerte sich an ihre erste, schicksalhafte Aufgabe, die sie zuerst vehement nicht hatte ausführen wollen, doch nur dadurch war sie Itachi so nahe gekommen, wenn auch zuerst unfreiwillig. Dadurch sah Seika die Dinge ganz anders. Man sollte sich dem Schicksal eben fügen und Furiko sollte so schnell wie möglich Akatsukis Strukturen und Mitglieder kennen lernen, denn dann würde es für sie umso leichter sein, sich zurecht zu finden.
 

Ihre Reise führte anfangs nur ein kurzes Stück durch Ame no Kuni, dann passierten sie bereits die anliegende Grenze von Kaze no Kuni. Das Grenzland war trocken und unbewohnt, auch gab es keine Wachen. Die Vegetation war eine Mischung aus Steppe und Wüste, welches Seika an die Gegend erinnerte, die sie bereist hatte, um die alte Frau wegen der Schriftrolle aufzusuchen, doch hier sah die Erosion ganz natürlich aus, im Gegensatz zu dem von Pain zerstörten Fleckchen Erde.
 

Die Karten, die Pain ihnen hinterlassen hatte, hatten die genaue Position der drei Tempel angezeigt. Sie waren nicht allzu weit von einander entfernt, sodass die sechs Akatsuki den größten Teil des Weges zusammen absolvieren konnten. Kaze no Kuni stellte sich bald als wirklich heißes Land heraus. Doch es kam natürlich nicht in Frage, dass sie ihre Mäntel abnahmen. Das einzige Gute waren ihre Strohhüte, die sie von der herunter scheinenden Sonne schützten. Auch der ihnen entgegenkommende trockene Wind schaffte ihnen nur wenig Abkühlung.
 

Den größten Teil der Strecke liefen sie in zügigem Tempo über den sandigen, von Hügeln und Dünen durchzogenen Boden, da nirgendwo ein Baum wuchs. Die Gegend und das Klima waren aber auch wirklich Lebensfeindlich für jede Vegetation. Deshalb stießen sie unterwegs auch auf keine Dörfer und nicht mal auf einzelne Häuser. Alle Bewohner von Kaze no Kuni hatten sich wahrscheinlich in Sunagakure gesammelt. Genauso waren bisher keine Shinobi weit und breit zu erspähen, vorausgesetzt, sie unterdrückten ihr Chakra nicht. Und genau das war das Stichwort.
 

„Vor uns, da ist jemand!“, sagte Furiko plötzlich leise, aber deutlich und jeder der Anderen stoppte sofort seine Schritte und sah zu ihr.
 

„Bist Du Dir sicher?“, fragte Seika flüsternd nach, denn sie hatte niemanden wahrgenommen, trotz ihrer feinen Sinne. Den Anderen schien es genau so zu gehen. Furiko nickte und zeigte mit ihrem Finger gerade aus. War das ihre Fähigkeit, dass sie Personen auch ohne ausgestrahltes Chakra aufspüren konnte? Doch dies war nun nicht die relevante Frage. Wichtiger war, 'wer' dort vorne war, ob Shinobi oder einfache Zivilisten. Die Akatsuki hatten jedenfalls keine Wahl. Sie konnten sich nicht verstecken. Und weil sie unvorsichtigerweise ihr Chakra nicht ganz maskiert hatten, war es nur eine Frage der Zeit, bis auch sie entdeckt wurden.
 

Und sie hatten mit ihrer Annahme Recht. Nur ein paar Minuten später tauchten gegen die Sonne plötzlich mehrere Schatten auf, die langsam auf die Akatsuki zukamen. Es waren insgesamt fünf Personen, wie man aus der Entfernung erkennen konnte. Sie bewegten sich bedächtig, denn sie schienen vorsichtig zu sein.
 

„Das sind bestimmt Shinobi“, sagte Tobi leise, der beobachtet hatte, wie die Personen sich bewegten. Die Akatsuki nickten fast alle gleichzeitig und wussten auch, was dies nun bedeutete. Sie würden kämpfen müssen, weil Pain ihnen aufgetragen hatte, dass sie nicht gesehen werden sollten. Die Information über ihren Aufenthalt in Kaze no Kuni durfte also nicht weiter gelangen.
 

Die Anderen verschwanden immer wieder hinter einem Hügel und tauchten dann wieder auf, doch letztendlich hatten sie auch die letzte Düne überwunden und standen nun erhöht den Akatsuki gegenüber. Beide Parteien beobachteten sich argwöhnisch und schätzten bereits jetzt schon ihre Chancen ab. Die Akatsuki waren in der Überzahl, auch wenn sie nur eine Person mehr waren. Bei Shinobi ihres Kalibers war das aber schon ein wesentlicher Vorteil. Dass die anderen Shinobi so unvorsichtig waren und einfach näher kamen, würde ihr Untergang sein. Doch als die zwei Gruppen sich gegenseitig erkannten, war das Erstaunen auf beiden Seiten groß.
 

„Gar nicht gut... Akatsuki!“, rief einer von ihnen aus, den außer vielleicht Furiko jeder kannte. Sein kurzes blondes Haar stand ihm in alle Richtungen ab, auch von seinem Hitai-ate konnte es nicht gebändigt werden. Sein orangefarbener Trainingsanzug stach nur zu sehr in die Augen. Er hatte diese charakteristischen Streifen auf seinen Wangen, die aussahen wie Schnurrhaare. Seine blauen Augen blicken voller Unglauben zu der Gruppe von Akatsuki hinab.
 

„Na, wen haben wir denn da? Unseren heiß und innig geliebten Jinchuuriki Uzumaki Naruto!“, lachte Kisame und zog seinen Hut vom Kopf, als verspottende Geste der Begrüßung. Dass sie den lebhaften jungen Mann hier in der Wüste von Kaze no Kuni treffen würden, hatte keiner erwartet. Natürlich war bekannt, dass Hi no Kuni und Kaze no Kuni gute Beziehungen unterhielten und regen Kontakt zueinander hatten, doch das Land war groß und Naruto nur ein Shinobi von vielen, den man als Botschafter entsenden konnte. Doch die bekannte Stimme von Kisame alarmierte eine weitere Person der Gruppe aus Konohagakure. Eins und eins zusammen zu zählen, das war für ihn nicht schwer. Wenn der Haimann hier war, dann konnte sein Partner nicht weit sein.
 

„Itachi! Zeig dich, sofort!“, brüllte ein bestimmter junger schwarzhaariger Mann mit plötzlicher Aufregung. Auf diese Situation war er nicht vorbereitet. Sein Bruder war auch dabei, da war er sich sicher und diesen Umstand durfte er nicht so einfach hinnehmen. Eines musste er trotzdem zugeben: Dass diese Begegnung an diesem Tag auf ihn zu kommen würde, hätte er nie gedacht.
 

„Lange nicht mehr gesehen, Sasuke“, sprach der berüchtigte Uchiha mit ruhiger Stimme und nahm auch seinen Hut ab. Die beiden Brüder sahen sich an, Sasuke mit rasender Wut, Itachi mit undurchsichtiger Gleichgültigkeit, jedoch beide mit aktiviertem Sharingan. Es entstand eine fühlbar knisternde Spannung in der Luft, die beinahe beängstigend war, doch trotzdem war die darunter liegende Verunsicherung nicht zu übersehen. Der jüngere Uchiha hatte seine Rachepläne nie aufgegeben, doch war er im Moment an einem Punkt in seinem Leben angelangt, an dem er nicht mehr so ungeduldig und rachsüchtig durch die Welt lief. Er trainierte weiter wie besessen, um die Stärke zu erlangen, die er benötigte, sich seinem Bruder, der ihren ganzen Clan ausgerottet hatte, in Würde und Überlegenheit zu stellen. Und es gab Menschen in seinem Umfeld, die ihm helfen konnten, diesen Wunsch zu verwirklichen, das hatte er nach langer Zeit herausgefunden und akzeptiert. Doch dass er nun so unvorbereitet auf Itachi traf, warf Sasuke vollkommen aus seiner sonst so ruhigen und beherrschten Bahn.
 

„Wartet! Es sind sechs. Der grüne Typ ist nicht unter ihnen, das heißt also, sie sind vollzählig!“, rief plötzlich eine der beiden Kunoichi mit zitternder Stimme, die unter den Konohashinobi war. Sie hatte pinke Haare und smaragdgrüne Augen. Seika erkannte sie augenblicklich und erstarrte nun wirklich. Haruno Sakura war ihre einzige engere Freundin nach ihrer Rückkehr nach Konoha gewesen. Dass sie sich unter solchen Umständen wieder sahen, war nicht schön.
 

„Aber das... Das heißt, dass der Anführer-“, begann der große, silberhaarige Mann unter ihnen mit vor Unglauben weit aufgerissenen Augen, den Seika sofort als Hatake Kakashi identifizieren konnte, nicht nur wegen seiner Maske, auch wegen seinem entblößten linken Auge, welches das rote Sharingan zeigte. Doch er wurde unterbrochen, bevor er zu Ende reden konnte.
 

„Nein, es sind zwei Frauen unter ihnen!“, sprach die zweite Kunoichi, die perlweiße Augen und schwarzviolette Haare besaß, in einem ängstlichen Ton. Es war Hyuuga Hinata, eine der Besitzer des dritten berühmten Doujutsu, des Byakugans.
 

„Zwei Frauen? Aber dann... Zeigt euch, alle!“, rief Kakashi aus und seine Haltung und die der Anderen verspannte sich und sie nahmen eine verteidigende Stellung ein. Die Akatsuki zögerten, doch Itachi machte eine Geste mit seiner Hand worauf Deidara und Tobi ihre Hüte abnahmen. Der Blonde gab Furiko einen Schubs und sie folgte schnell dem Beispiel ihres Partners. Nur Seika war noch nicht überzeugt. Sie konnte ihr Gesicht nicht zeigen, denn es würde für zu viel Verwirrung sorgen... Doch die Shinobi staunten erst einmal nicht schlecht, als sie die dunkelblonde junge Frau sahen. Ihr Gesicht war ihnen vollkommen unbekannt und von einem neuen Mitglied der Akatsuki wusste niemand etwas. Da forderte Itachi Seika noch einmal auf, ihre Kopfbedeckung herunter zu nehmen. Innerlich seufzte die Brünette. Es gab wohl keine Ausnahme für sie. Deshalb hob sie langsam ihre Hand und entledigte sich letztendlich doch ihres Hutes.
 

Nun sahen die Konohashinobi zwei Kunoichi, die ihrem Wissen nach noch nie zu den Akatsuki gehört hatten. Dass die Organisation ihre Mitgliederzahl wieder aufstockte, war keine gute Sache. Es gab also mindestens noch den Anführer und seine Partnerin und dann auch noch den Pflanzenmann, wobei niemand wusste, dass er tot war. Also waren sie wieder fast vollzählig. Und welche Fähigkeiten diese beiden neuen Frauen hatten, dass wusste auch niemand...
 

„Aber das... Unmöglich, das ist doch... Seika!“, rief Sakura plötzlich, ihre Augen weit aufgerissen. Erst jetzt hatte sie sie erkannt, weil sie zuerst die Dunkelblonde genauer gemustert hatte. Als ihr Blick schließlich zu der Brünetten wanderte und sie deren goldene, unverkennbare Augen sah, schien es, als würde sie den Schock ihres Lebens erfahren. Auch die Anderen starrten auf Sakuras Worte hin die junge Frau an der Seite des Uchihas an und einem nach dem anderen ging früher oder später ein Licht auf. Sasukes Augen verengten sich noch mehr, Narutos Mund stand offen, Hinatas ängstliche Byakuganaugen fixierten die Benannte noch intensiver und Kakashi glaubte, sein Blick würde ihn endgültig trügen. Er war damals einer der ersten diensthabenden Jounin gewesen, die an dem Kampfplatz angekommen waren, an dem sie die überraschend auftretenden großen Energien und Seikas Chakra hatten ausmachen können, nur dass die Kraft der Brünetten und auch sie selber plötzlich verschwunden waren. Die Umgebung hatte deutliche Spuren eines harten Kampfes gezeigt, dazu eine große Blutlache. Wer die Angreifer gewesen waren, hatten sie nicht sofort erkennen können, doch an der Menge und dem Level des Chakra waren alle schnell zu dem Schluss gekommen, dass es die Akatsuki gewesen sein mussten. Danach war das große Spekulieren losgegangen. War Seika noch am Leben oder tot? Warum hatten die Akatsuki die junge Frau heimgesucht und attackiert? Hatte dies etwas mit ihrer langen Abwesenheit zu tun gehabt, gab es ganz andere Gründe oder gab es überhaupt ein spezielles Motiv für den Angriff? Die Aktivitäten der Akatsuki waren nicht vorhersehbar, also hätte jede Möglichkeit und noch viele andere zutreffen können. Sie hatten Seika wegen des schweren Kampfes und der Ungewissheit in ihren Akten für tot erklärt, doch ihren Namen nie öffentlich auf einen Grabstein gesetzt. Und nun stand sie vor ihnen, lebendig und als ein Mitglied der Organisation, die sie verschleppt hatte.
 

„Was für ein Wiedersehen...“, sagte Seika seufzend mit ihrer dunklen, vollen, warmen Stimme und sah jeden der Konohashinobi einzeln an. Sie fühlte sich nicht gut, hier so vor ihren alten Bekannten zu stehen, obwohl sie sich nicht davor genierte, im Akatsukimantel gekleidet zu sein. Es lag nicht an ihrem Status als Mitglied der gefürchtetsten Organisation der Welt, weil sie sich dort wohl fühlte. Es gefiel ihr nur nicht, als 'alle' Anderen ihrer Kameraden dabei waren. Denn natürlich fühlte sie sich den Personen beider Seiten immer noch mehr oder weniger verbunden.
 

„Seika! Sie haben Dich doch gezwungen, beizutreten, oder? Komm mit uns, wir werden Dich vor ihnen beschützen!“, rief Naruto plötzlich flehend aus und machte eine weit ausholende Geste mit seinen Armen, als ob er sie umarmen wollte. Nun, der junge Mann hatte sich nicht verändert, er war immer noch so gutgläubig, obwohl der mittlerweile bestimmt noch stärker geworden war. Seika musste über sein unerschütterliches Wesen ein wenig schmunzeln. Doch sie sah, wie Sasuke den Blonden mit einer harschen Handbewegung zurückwies. Sein Gesicht war vor Wut verzerrt.
 

„Spinnst Du? Siehst Du nicht, dass sie sich gegen uns – gegen mich verschworen hat? Von Anfang an habe ich es gespürt, wie sie uns die kalte Schulter gezeigt hat, als sie in Kraft und Können an uns vorbei gezogen ist! Sie hat nie etwas für Konoha oder unsere Freundschaft empfunden, genauso wie mein Bruder, dieser Verräter!“, bellte der junge Schwarzhaarige und sein Chakra wallte fühlbar auf. Seika konnte über sein hitziges Temperament nur den Kopf schütteln. Sie hatte geahnt, dass es so eskalieren würde, wenn Sasuke sie bei den Akatsuki sehen würde.
 

„Seika, das ist nicht wahr, oder? Komm mit uns zurück, bitte!“, rief nun Sakura und in ihren Augen lag ein verletzter, jedoch hoffnungsvoller Ausdruck. Es machte der Brünetten das Herz nur noch schwerer, doch Nichts und Niemand konnte an ihrer Entscheidung und ihrem momentanen Leben rütteln.
 

„Ich kann nicht zurückkehren. So, wie es jetzt ist, ist es gut“, antwortete sie mit sanfter Stimme. Die Konohashinobi waren wegen ihrem Tonfall verwirrt. Niemand hatte in Erinnerung, dass sie jemals so von etwas geredet hatte, mit solchem Wohlbehagen und solcher Milde in der Stimme.
 

„Ich verstehe nicht... Haben wir Dir je einen Grund gegeben, zu einem Missing-Nin zu werden?“, fragte Kakashi, der wieder seine Worte gefunden hatte. Er konnte das Ganze immer noch nicht glauben. Doch vor allem durften sie die Brünette nicht so einfach aufgeben, weil sie in gewissem Sinne doch zu Konohagakure gehörte.
 

„Habt ihr mir andersherum einen Grund gegeben, in Konoha zu bleiben? Nein.“, beantwortete Seika die Frage und strafte somit Kakashis Gedanken Lügen. Obwohl sie den Tod nicht fürchtete, erwartete sie etwas vom Leben. Die Vorstellung, in ein Krankenhaus gesteckt zu werden, weil sie durch die nicht anerkannten Prüfungen niemals zum Shinobidienst zugelassen werden würde, war für die junge Frau nicht gerade die größte Erfüllung. Hier bei den Akatsuki war sie frei, sie musste zwar gefährliche Missionen erfüllen, jedoch wurde sie dadurch gefordert und mit den anderen starken und fähigen Mitgliedern konnte sie trainieren und ihre eigene Kraft verbessern. Und da war noch etwas, was zwar noch nicht am Anfang existiert hatte, sie nun jedoch umso mehr an die Akatsuki band...
 

„Das kann man doch ändern! Seika, bitte, komm mit uns zurück!“, rief Sakura erneut aus, nun fast verzweifelt. Sie konnte nicht glauben, dass sich so eine intelligente junge Frau dieser Organisation von Verbrechern und Mördern ohne Moral freiwillig anschloss - und anscheinend auch noch glücklich damit war!
 

„Sie wird nicht mit euch gehen, denn sie gehört mir.“, sagte Itachi plötzlich und sein Blick lag auf Seika, während er sprach. Eine konsternierte Stille legte sich über die Shinobi und alle Augen waren auf den beiden nebeneinander stehenden Akatsuki gerichtet. Hatten sie alle richtig gehört? Seika gehörte ihm? Es traf die Akatsuki ebenso wie die Shinobi aus Konoha, dass es keine Einbildung gewesen war, die sie diese Worte aus Itachis Mund hatte kommen hören lassen. Doch auch die Akatsuki und besonders Deidara, Kisame und Tobi waren offen entgeistert und sprachlos. Der Uchiha sprach zum ersten Mal laut aus, dass ihm etwas an der jungen Frau lag. Die Akatsuki wussten, was es insbesondere war, doch die Anderen hatten verschiedene Gedanken. Naruto wurde leicht übel. Kakashi hielt es für einen bösen Scherz, der dazu gedacht war, sie zu verwirren. Hinata befürchtete, dass sich gleich etwas ganz schlimmes abspielen würde und Sakura war ebenfalls fassungslos, doch für sie war es nicht so grotesk wie für ihre männlichen Teamkollegen, denn es war doch Uchiha Itachi, der dies sagte, der normalerweise für Emotionen nichts übrig hatte. Musste es also nicht etwas Bestimmtes bedeuten, wenn er so redete? Keiner von ihnen sagte jedoch ein Wort, nur Sasuke sprach seine Gedanken als einziger aus.
 

„Verdammt, wie weit sinkst Du noch, Itachi? Sie ist also deine kleine Hure geworden, oder wie? Wie machst Du sie Dir gefügig, mit dem Tsukiyomi? Oder prostituierst Du Dich etwa selber, Seika? Oder ist das nur eine weitere Show, um mir das verdammte Leben noch schwerer zu machen? Du bist ein emotionsloser Bastard, Itachi, was fällt Dir ein, mich mit gespielten Gefühlen zu verarschen?“, schrie der junge Mann am Ende beinahe und in seinem Gesicht zeigte sich grenzenlose Wut und tiefe Verletztheit gleichzeitig. Sasuke wollte schon los springen, um mit seiner Attacke diese Farce zu beenden, doch es war, als hätte der ältere Uchiha kein Wort seines Bruders wirklich wahrgenommen.
 

„Du hast unrecht“, sagte er leise, sodass es gerade noch hörbar war. In einer einzigen fließenden Bewegung hatte er sich der jungen Frau zugewandt. Mit einer Hand fasste er nach Seikas Gesicht, die angezogen von der Berührung ihren Kopf leicht kippte, und seine Lippen berührten sanft die der jungen Frau. In ihren Augen erschien ein Ausdruck von federleichtem Erstaunen und gütiger Zärtlichkeit, als sie den Kuss leicht erwiderte. Für einen Moment verharrten sie in dieser innigen Position, dann lösten sie sich langsam wieder. Die Blicke, die auf ihnen lasteten, waren beinahe körperlich spürbar. Die paar Sekunden gingen jedem durch Mark und Bein, denn obwohl der Kuss nur flüchtig wirkte, war er voller leiser echter Emotionen. Als sie sich wieder von einander abwandten, konnte Seika sehen, wie Sasuke zitterte. Er hob seine Hände, um ein bestimmtes Zeichen damit zu bilden.
 

„Kai!“, rief er, doch nichts an der Szene änderte sich.
 

„Es ist kein Genjutsu. Und ich werde auch nicht mit euch gehen“, sagte Seika schließlich, mit einem Blick auf Itachi und dann auf die Konohashinobi. Sasuke tat ihr Leid, so wie er da stand und sie ansah. Er selber fühlte sich, als würde er vor einem tiefen Abgrund stehen. Er hatte Seika und Itachi immer gehasst und nun zu sehen, dass da zwischen diesen beiden Personen etwas emotionales war, was er selber nie von seinem Bruder hatte erfahren dürfen, das stellte ihm die Frage, was er jemals falsch gemacht hatte. Doch gleichzeitig wollte er wissen, was 'sie' Besonderes hatte, dass es geschafft hatte, so weit zu dem gefühlskalten Uchiha durchzudringen. Sasuke sah nichts dergleichen in ihr, doch hatte er sie jemals gekannt? Er hatte sie immer nur an ihren frühen Erfolgen und seinem eigenen Scheitern gemessen und hatte stur auf seinem Standpunkt beharrt. Gut, damals war er noch ein kleiner Junge gewesen, doch vielleicht hätte er erwachsener handeln können, nachdem Seika nach Konohagakure zurückgekehrt war. Doch es war nun zu spät. Itachi hatte ein weiteres Mal gewonnen und er ein weiteres Mal verloren.
 

Die meisten Anderen standen nur da und konnten sich nicht von dem Geschehenen abwenden, nur einer senkte den Blick. Es war Deidara. Der Kuss zwischen Seika und Itachi strafte auch ihn Lügen. Verdammt, er verfluchte Itachi für sein Glück. Es gab keinen Grund zu verleugnen, dass der Blonde ebenfalls von der jungen Frau mit den goldenen Augen fasziniert gewesen war, als sie zu ihnen gekommen war, trotz ihrer imposanten, einschüchternden Fähigkeiten. Auch wollte er nicht abstreiten, dass er etwas wie leichtes Begehren gespürt hatte, als er sie in ihrem Kleid für die erste Mission gesehen hatte. Doch dann war bereits die Sache mit Itachi geschehen und Deidara hatte eingesehen, dass dies wohl einen dauerhaften Effekt auf Seika haben würde. Doch irgendwie hatte er sich nicht lange damit abfinden können, weil er sich dem Uchiha einfach nicht geschlagen geben wollte und konnte, denn ja, er hasste Itachi für das, was er ihm angetan hatte, indem er ihn damals gewaltsam zu den Akatsuki gebracht hatte. Deidara war sicher gewesen, er könnte der Brünetten mehr bieten als dieses finstere Arschloch. Doch Seikas ausgeglichene Seele hatte trotzdem überraschend ihr Pendant in dem Schwarzhaarigen gefunden. Deidara musste sich endlich eingestehen, dass er dagegen machtlos war…
 

Kisame war ziemlich überrascht, zu sehen, dass Itachi Seika offen vor allen küsste. Nicht, dass er überhaupt schon einmal gesehen hatte, wie sie sich küssten, nein, sie hatten nicht einmal ihm gegenüber, obwohl sie ein paar Wochen zusammen in der Basis in Kaminari no Kuni fest gesessen hatten, irgendwelche, auch nur leichte, Intimitäten gezeigt. Wohl war das eine Art Itachis, mit den Beleidigungen von Sasuke umzugehen und es ihm gleich doppelt zurück zu geben. Tobis Strahlen war auch mit seiner Maske zu erkennen und Furiko wusste nicht, ob sie entzückt oder abgestoßen sein sollte. Naruto verstand die Welt nicht mehr, Kakashi versuchte zwanghaft, sich die Beiden nicht bei 'mehr' vorzustellen, Hinata war fest errötet und Sakura fand, dass die Brünette und der Schwarzhaarige trotz ihrer Gegensätzlichkeit gut zueinander passten. Es war vielleicht nicht recht, dass sie so dachte, weil es hier um Sasukes Bruder ging, der seinen ganzen Clan getötet hatte, und weil sie zu Sasuke hielt, aber sie konnte sich nicht helfen.
 

Seika und Itachi waren die Einzigen, die nicht sentimental wurden und in Gedanken verfielen. Ein Kuss war etwas schönes, jedoch nichts Einzigartiges mehr für sie, die Zweisamkeit war ein Gefühl, welchem sich Beide vollkommen bewusst waren. Sie hatten eigentlich ein anderes Problem und dachten als Einzige noch an dieses. Die Akatsuki wollten von niemandem gesehen werden, doch nun waren sie sogar guten Bekannten begegnet, Shinobi, von denen sie wussten, dass sie alles andere als leichte Gegner waren. Außerdem waren ein paar Personen unter ihnen, die sie nicht einfach so töten konnten.
 

„Wir müssen weiter“, sagte Itachi leise, sodass es nur die anderen Akatsuki hörten. Alle drehten ihre Köpfe zu ihm.
 

„Ja, sie werden die Information unseres Treffens sicher vertraulich behandeln, wenn sie nicht dumm dastehen wollen“, erwiderte Seika. Jeder würde sich fragen, trotz der Tatsache, dass es mehr Gegner gewesen waren, warum die Konohashinobi die Akatsuki nicht angegriffen hatten, denn die Gruppe aus dem Copy-Ninja Hatake Kakashi, Uchiha Sasuke, Uzumaki Naruto, Haruno Sakura und Hyuuga Hinata galt als fähigste Einheit von Konoha. Wenn nicht sie, wer sollte dann den Missing-Nins Paroli bieten? Die anderen Akatsuki stimmten Seikas Aussage zu. Itachi setzte seinen Strohhut wieder auf, und die anderen taten es ihm sogleich nach.
 

„Halt, wo wollt ihr hin?“, rief Naruto alarmiert und machte einen Satz vorwärts. Sie konnten doch nicht so einfach abhauen! Kisame lachte auf. Selbst unter seinem Hut konnte man scheine scharfen, blitzenden Zähne sehen, während er breit grinste. Er machte eine einladende Handbewegung.
 

„Wir haben noch was zu erledigen, aber Du kannst gern mit uns kommen, dann ersparst Du uns später die stressige Suche nach Dir, Fuchsjunge!“, sagte er, es war jedoch scherzhaft gemeint, denn natürlich würden sie ihn nicht mitnehmen, weil sie gerade eine andere Mission zu erfüllen hatten, auch wenn die Organisation immer noch nach dem Kyuubi trachtete. Ohne die Reaktion des Blonden abzuwarten, verschwanden die Akatsuki nach einer Geste von Itachi in einem einzigen Augenblick von ihrem Standpunkt. Doch keiner der Konohashinobi rührte sich. Sasuke starrte weiterhin auf den Punkt, an dem noch Sekunden zuvor sein Bruder und Seika nebeneinander gestanden hatten. Er hatte sich nichts eingebildet, nicht wahr? Er hatte gesehen, dass Itachi eine Beziehung zu einer Frau hatte. Wie lange würde er brauchen, um dies zu begreifen?
 

„Kommt, gehen wir weiter“, ertönte plötzlich die Stimme von Kakashi in der Stille, doch sie klang leicht resigniert, denn auch er war sich vollkommen bewusst, dass sie keine Meldung über ihre Begegnung mit den Akatsuki herausgeben konnten. Sie waren noch nicht einmal von ihnen angegriffen worden. In tiefem, bedrücktem Schweigen setzten sich die Fünf in Richtung Sunagakure in Bewegung. Diese Begegnung würde ihnen noch viel Kopfzerbrechen bereiten.

Mountain climbing

Auch die Akatsuki reisten nach der Begegnung mit den Konohashinobi weiter, ohne noch ein Wort über das Geschehene zu verlieren. Sie hatten noch ein gutes Stück Weg vor sich, bevor sie die Tempel erreichen würden. Doch einer Sache war sich jeder klar: Die Shinobi aus Konoha hatten nicht bemerkenswert misstrauisch oder alarmiert reagiert, was die Anwesenheit der Akatsuki anging. Natürlich waren sie erschrocken gewesen, die neuen Mitglieder und vor allem Seika zu sehen, dazu über ihr Verhältnis zu Itachi zu lernen, doch entweder gab es Nichts, was sie vor den Akatsuki verbergen mussten, oder sie hatten nicht an so eine Möglichkeit gedacht, weil sie nicht wussten, dass etwas besonderes in Kaze no Kuni vorging, oder sie hatten in ihrem Schock einfach vergessen, etwas zu tun, um sie abzuwehren. Vielleicht waren sie sich auch einfach bewusst gewesen, dass sie keine Chance gegen sechs Akatsuki hatten, auch wenn sie selber sehr stark waren. Wie es sich wirklich verhalten hatte, war jedoch ein Geheimnis.
 

Ab diesem Zeitpunkt war es eine eintönige Reise, weil die Gegend um sie herum kein einziges Mal ihre Gestalt änderte. Kaze no Kuni schien nur aus Ödnis, Steppen und Sand zu bestehen, sehr viel Sand. Wie Menschen hier leben konnten war für Deidara ein Rätsel, insbesondere wenn er an seinen ehemaligen Partner Sasori zurück dachte und an ihre Mission, den Jinchuuriki Gaara gefangen zu nehmen. Ihm hatte dieses Land damals schon nicht gefallen, auch Sunagakure hatte für ihn keinen Reiz gehabt, diese sandige Stadt mit den seltsamen Häusern. Doch das war nicht das Einzige, worüber er die ganze Strecke über nachdachte. Und überhaupt war er nicht der Einzige, der nachdachte.
 

Nach einiger Zeit wurde der Boden wieder härter und steiniger, weil sie die ersten Ausläufer des mächtigen Gebirges erreichten, welches einen großen Teil Kaze no Kunis bedeckte. In dieser Hinsicht waren sich dieses Land und Kaminari no Kuni nicht unähnlich, doch war es hier eben staubtrocken und dort beinahe immer regnerisch. So war die Geographie des Kontinents generell sehr einfach. Im Südwesten war es warm und trocken, im Nordosten kalt und feucht. In diesen beiden Himmelsrichtungen befanden sich die großen Gebirgsketten, dazwischen war es flach. Auch Tsuchi no Kuni war relativ eben, was ein wenig verwunderlich war, doch es war das Land der Erde und somit sehr fruchtbar. Tatsächlich hatten die Namen der Länder viel mit ihrem Klima zu tun, was sich leicht erschloss, wenn man etwas logisch darüber nachdachte.
 

Weil alle den Ausführungen ihrer Gedanken unterlagen, da der Weg nicht schwierig war und deshalb kaum Konzentration benötigte, verging die Zeit schließlich doch schneller als gedacht. Die Akatsuki hatten bereits die ersten leichten Anhöhen erreicht und hatten einen guten, klaren Blick auf das sich langsam auftürmende Gestein, als Itachi die Hand hob und somit alle zum stehen bleiben aufforderte. Er holte die Karte aus seinem Mantel hervor und breitete sie für alle sichtbar aus.
 

„Hier trennen wir uns. Kisame und Tobi, ihr geht zu dem südlich gelegenen Tempel, Deidara und Furiko suchen den Nördlichen auf. Wenn etwas ist, meldet es sofort über die Ringe“, sagte der Schwarzhaarige, rollte die Karte wieder zusammen, blickte Seika kurz an und setzte seinen Weg bereits fort, ohne auf eine Antwort der Anderen zu warten. Es blieb nur noch der zwischen den beiden anderen Bauwerken liegende Tempel übrig, der dann wohl ihr gemeinsames Reiseziel war. Um Itachi nicht aus den Augen zu verlieren, nickte die Brünette den Anderen rasch zu und machte sich dann auf, ihm zu folgen.
 

„Seika, es tut mir Leid, yeah!“, rief Deidara ihr noch hinterher und gab so dem Drang nach, sich bei ihr zu Entschuldigen. Auch wenn das etwas plötzlich und unpersönlich war, der Blonde wollte, dass Seika wusste, dass er seine Worte und Taten bereute. In diesem Moment plagten ihn wirklich schlimme Gewissensbisse, nach dem, was er zwischen Seika und Itachi beobachtet hatte. Denn normalerweise ließ er sich nicht herab, seine Fehler zuzugeben, dafür war er zu stolz, doch selbst er realisierte schließlich, dass er schon zu weit gegangen war. Denn die Szene hatte ihn gelehrt, dass er Unrecht hatte, mit allen Beschuldigungen, die er den Beiden an den Kopf geworfen hatte.
 

Seika hörte, wie Deidara ihr nach rief, doch sie zeigte keine Reaktion darauf. Sie wusste auch nicht wirklich, wie sie sich verhalten sollte. Einerseits machten sie diese schnellen Worte noch mehr wütend, weil er erst jetzt seinen Mund aufmachen konnte, andererseits wusste sie, dass es Deidara sicher nicht leicht gefallen war, sie vor all den Anderen auszusprechen. Wenn er es vor Itachi gesagt hätte, dann wäre sie ebenfalls beeindruckt gewesen, doch so war es um ein paar Nuancen unglaubwürdiger. Trotzdem war Seika etwas erleichtert. Ein Schritt war getan, dafür, dass sie sich in Zukunft hoffentlich nicht mehr über ihre Beziehungen zueinander Streiten mussten. Und dieser Sinneswandel von Deidara war zudem noch Itachis Handeln herbeigeführt worden…
 

Schnell hatte Seika wieder mit Itachi aufgeschlossen und gemeinsam fegten sie über das Land, welches in der jungen Frau plötzlich etwas hervorrief, welches andere Gedanken und Sorgen bisher unterdrückt hatten. Es waren Erinnerungen, die plötzlich sehr stark in ihrem Kopf präsent waren. Mit einigen Blicken durch die Landschaft, die eigentlich kaum besonders markant war, wallten immer mehr vergangene Eindrücke in ihr hoch. Deshalb schrak sie regelrecht auf, als sie Itachis Stimme hörte.
 

„Wir sind da“, sagte er und Seika blieb fast wie betäubt stehen. Auf einem Felsvorsprung viele Meter über ihnen stand etwas, was eher als größerer Schrein anstatt als Tempel bezeichnet werden konnte. Selbst von weitem konnte man sehen, wie kunstvoll die Säulen geschnitzt worden waren, die das reich verzierte Dach trugen. Es gab vielerlei Simse und Ebenen, die in bunten Farben und mit leuchtendem Gold bemalt waren. Keine Mühen waren gescheut worden, um dieses Bauwerk hier in der Einsamkeit der Berge zu errichten. Und es sollte wirklich als Versteck für ein Jutsu oder eine Waffe dienen? Doch nicht nur der Tempel machte Seika plötzlich so sehr sentimental.
 

„Was ist?“, fragte Itachi, denn in dem Blick der jungen Frau lag etwas, das er nicht beschreiben konnte, weil so eine Emotion ihm unbekannt war.
 

„Die Umgebung… Nicht weit von hier habe ich mehr als die Hälfte meines Lebens verbracht…“, antwortete sie mit leiser, staunender Stimme. Sie erkannte die Form eines höheren Berges, welchen sie, als sie kleiner gewesen war, in der Nacht bei Vollmond immer für einen riesigen Hund gehalten hatte, weswegen sie nie zu so einer Zeit herausgegangen war. Ihr Sensei hatte deswegen immer gelacht und ihr erklärt, es wäre nur die Silhouette eines Berges, doch es hatte lange gedauert, bis sie es von alleine eingesehen hatte, weil es ihr irgendwann doch komisch vorgekommen war, dass der Hund nur bei Vollmond erschien und sich nie bewegte. Seika seufzte leicht und wandte ihren Blick Itachi zu, der sie forschend beobachtete.
 

„Wir sollten den Tempel als Zivilisten besuchen. So finden wir sicher mehr raus. Unsere Sachen können wir in einer der umliegenden Höhlen verstecken“, sagte sie und konnte es nicht vermeiden, intensiv zu lächeln, während sie Itachi ansah. Es war nicht nur wegen seines beinahe neugierigen Blicks, es war einfach die Situation, die sie zufällig an den Ort gebracht hatte, an dem sie so lange gelebt hatte und der etwas wie ihre Heimat war. Leichte Irritation erschien in Itachis Blick, doch Seika sah es nicht, denn sie war bereits los gesprungen und blickte sich suchend um, um sich an die genaue Position der Höhle zu erinnern, was nicht ganz einfach war, weil sie nie gedacht hatte, dass sie jemals hierher zurückkehren würde und das auch noch so bald.
 

Tatsächlich gab es zwischen den Felsen eine Vielzahl von kleineren und größeren Höhlen. Viele davon hatten Seika und ihr Sensei als Wohnungen benutzt, wenn sie in Kaze no Kuni weilten und nicht auf ihren zahlreichen Trainingsreisen waren. Die besondere Höhle, die Seika nun aufsuchen wollte, war eine dieser kleineren Unterschlupfe. Sie war gespannt, wie weit noch alles erhalten war, denn es war nun bereits schon anderthalb Jahre her, als sie diesen Ort nach dem Tod ihres Sensei verlassen und sich auf ihre ganz eigene Reise gemacht hatte. Zielsicher landete sie auf einem schmalen, unauffälligen Plateau. Vor ihr wies eine unscheinbare Spalte im Felsen auf den Eingang zur Höhle hin. Sie wartete nicht auf Itachi, sondern ging voraus. Der Eingang war sehr eng, deshalb musste Seika seitlich hindurch gehen. Sie tauchte hinein in Dunkelheit, deshalb streckte sie ihren Arm aus, denn nicht einmal einen Meter weiter befand sich eine einfache Holztür, die den Innenraum der Höhle vor Eindringlingen schützte, weil sie nur aufging, wenn zwei bestimmte Personen ihr Chakra auf das Schloss anwendeten, nämlich Seika und ihr schon verstorbener Sensei. Die alten Scharniere quietschten leise, als die Tür aufschwang, die wegen ihres speziellen Öffnungsmechanismus auch für Tiere unpassierbar war.
 

Langsam gewöhnten sich Seikas Augen an die Dunkelheit und sie erkannte die vertraute spartanische Einrichtung des einzigen, nicht allzu großen Raumes. Es gab nur eine einzige dünne Matratze, die mit Stroh unterlegt auf einem niedrigen Podest lag. Ein flaches Kissen und eine dünne Decke waren sauber darauf aufgeschichtet. Es gab einen kleinen Tisch und zwei wacklige Stühle. Außerdem stand in einer Ecke ein schmaler Schrank, in dem es eine zweite Bettgarnitur gab. Sonst war da in einer weiteren Ecke eine Bank, auf der eine Schüssel und ein kleines Kästchen stand, welches bestimmt noch ein Stück Seife enthielt. Auf den paar Haken, die in der Wand darüber befestigt waren, hingen einfache Leinentücher. Es war sicher kein Luxus, doch alles war sauber und gut instandgehalten. Darauf hatten Seika und ihr Sensei immer geachtet, wenn sie den Ort, an dem sie die vergangenen Tage verbracht hatten, wieder verlassen hatten.
 

„Das waren noch Zeiten...“, flüsterte Seika zu sich selber, als sie das Rascheln von Itachis Umhang hörte, als auch er die Höhle betrat. Sie blickte zu ihm und sah, wie sein Blick prüfend durch den Raum wanderte.
 

„Wollen wir uns ausruhen oder gleich den Tempel besuchen?“, fragte sie ihn.
 

„Hn“, antwortet er nur und zog sich bereits seinen Mantel aus. Etwas verwirrt sah Seika ihm dabei zu, doch als er auch sein Hitai-ate abnahm, war ihr klar, dass er sich zuerst den Tempel ansehen wollte, ob es dort nicht doch etwas Verdächtiges gab, über das sie schnell berichten mussten. Die Anderen würden dies sicher auch zuerst machen. Seika erkannte plötzlich, dass sie sicher keine Herberge wie sie haben würden... Die junge Frau legte ihre schwere Akatsukikleidung ebenfalls ab und nahm ihren Waffengürtel und die Holster für ihre Kunai herunter. Trotzdem sahen sie Beide in ihren schwarzen Oberteilen und den darüber liegenden Netzshirts immer noch aus wie Shinobi und nicht wie einfache Reisende, sodass, wer immer auch den Tempel hütete, sicher schnell misstrauisch werden würde. Seika ging also zu dem Schrank. Dort lagerten ein paar einfache weiße Shirts und noch andere Sachen, denn Ersatzkleidung zu haben, war nie eine überflüssige Vorsichtsmaßnahme, vor allem nicht in so einer verlassenen Gegend. Also entledigte sich Seika ihrer Oberbekleidung und zog stattdessen eines der kleineren weißen Shirts über, welches sie oben zusammen raffte und unter ihren Brüsten mit einem Knoten zusammen band. Die Hose und die Schuhe brauchte sie nicht zu tauschen, denn sie waren ideal für dieses bergige Gelände und deshalb nicht auffällig. Itachi beobachtete seine neue Partnerin mit einem Schmunzeln. Sie trug unter ihrer Kleidung nur weiße Bandagen um ihren Brustkorb und ihre kleine Show amüsierte ihn, auch wenn sie dergleichen sicher nicht beabsichtigt hatte. Er fing das Shirt auf, das sie ihm herüber warf. Ohne eine weitere Regung, nur mit seinen leicht gehobenen Mundwinkeln zog auch er sich seine Oberteile über den Kopf und streifte das leichte Shirt über, nachdem er seine Waffen ebenfalls beiseite gelegt hatte. Er musste zugeben, dass es nicht nur eine clevere, obwohl einfache Tarnung war, sondern auch gut zu tragen war. So ließ sich die Hitze etwas besser aushalten.
 

Mit einer Kopfbewegung forderte er Seika auf, wieder hinaus zu gehen. Die junge Frau nickte und verließ hinter Itachi die Höhle. Sie schloss die Tür hinter sich und als dies erledigt war, machten sie sich langsam auf den Aufstieg zum Tempel. Normalerweise hätten ihnen zwei, drei kräftige Sprünge gereicht, um ganz nach oben zu gelangen, doch das würde sie etwas Chakra kosten und sie könnten dabei beobachtet werden. So eine normale Kletterpartie würde zwar länger dauern, jedoch entsprach dies ganz ihrem selbst auferlegten Status von Zivilisten. Mit diesem Rollenspiel hatten sie schon längst keine Probleme mehr. Selbst der Aufstieg war sogar sehr angenehm. Itachi und Seika sprachen zwar kein Wort miteinander, jedoch halfen sie sich mit Gesten immer wieder weiter, wenn der eine von ihnen einen lockeren Stein erspähte oder eine bessere Route ausmachte.
 

Diese Art des Weges erwies sich als eine weise Entscheidung. Der Tempel war so gebaut, dass er mit dem Rücken zu einer steilen Klippe stand und sich auch noch am Ende einer kleinen Schlucht befand. Jeder Wanderer, der näher zu dem kleinen Schrein kam, würde mit Sicherheit von seinen Bewohnern entdeckt werden. Itachi und Seika fühlten plötzlich die Präsenz von drei Menschen bei dem Tempel, der selber eine seltsam starke Aura um sich herum zu haben schien, weswegen er die Präsenz der Personen beinahe überschattete. Aber keine der menschlichen Chakrasignaturen strahlte etwas Bedrohliches aus, auch nicht die Kraft, die den Schrein umgab, obwohl es doch ein wenig verdächtig war, dass so ein einfaches Gebäude, auch wenn es sich um einen spirituellen Ort handelte, so eine kräftige Ausstrahlung hatte. Vor dem Hintergrund von Pains Annahme war dies etwas verwunderlich, aber Seika hatte sowieso skeptisch auf diese ganze Mission reagiert. Doch jetzt zu viel darüber nachzudenken war sinnlos. Der Tempel war nicht mehr weit entfernt und so würden sie sicher schnell herausfinden, was Sache war.
 

Von den vorhin gespürten Bewohnern des Schreins tauchte einer am Rand der Klippe auf. Er war in der Entfernung nicht mehr als eine Silhouette, doch selbst von weitem konnten Itachi und Seika die schwere rot gelbe Kleidung erkennen, die Mönche traditionell für gewöhnlich trugen. Das erstaunte Seika doch etwas. Entweder war ihre Tarnung als normale Mönche wirklich perfekt ausgearbeitet, oder jeglicher Verdacht auf irgendwelche geheimen Vorkommnisse war schlichtweg falsch und die Männer vollkommen harmlos. Die junge Frau blickte zu Itachi, der ein wenig vor ihr ging, doch er zeigte keine Regung, also kletterte auch sie ohne ein Wort weiter.
 

Die Sonne hatte mittlerweile ihren höchsten Punkt passiert und die Schatten um sie herum wurden langsam wieder länger. Doch das hieß nicht, dass es bereits kühler wurde. Die Luft war trocken und machte den Aufstieg nicht gerade einfacher. Zwischen geschützten Felsvorsprüngen wuchsen krautige Pflanzen aus jeder kleinsten Ritze. In einem größeren Spalt hatte sich sogar ein etwas verkrüppelter Baum in das harte Erdreich graben können und trotzte durch diese Verankerung dem Wind und dem Wetter. Es war immer wieder erstaunlich, wie sich diese Organismen an diese nicht sehr idealen Lebensbedingungen anpassen konnten. Doch war es nicht auch in irgendeiner Weise mit Seika und den Akatsuki zu vergleichen? Jeder meinte, diese Organisation war hart und grausam und bot nur Platz für die schlimmsten, brutalsten Verbrecher der Welt. Wie man sich doch irren konnte, wenn man zu wenig über die Mitglieder von Akatsuki wusste. Seika war ebenfalls mit anderen Vorstellungen zu der Organisation dazu gekommen, doch sie hatte sich gut eingelebt und festen Fuß gefasst, in einer Umgebung, die eigentlich keine guten Voraussetzungen geboten hatte. Doch so wie die Wurzeln eines Baumes den Untergrund so veränderten, dass er trotzdem wachsen konnte, so hatten Seikas Person und ihr Charakter die Akatsuki infiltriert und diese Gemeinschaft zu einem Ort gemacht, an dem sie sich frei entwickeln konnte. Über diesen Vergleich musste die junge Frau schmunzeln.
 

Als sie wieder hoch schaute, merkte sie, dass der vorhin aufgetauchte Mönch ihnen zu winkte. Seika hob ihren Arm und winkte zu ihm zurück. Itachi sah ihr etwas irritiert dabei zu, wie sie noch von ihren vorherigen Gedanken lächelte und die Geste des Mönchs erwiderte. Weil sie seinen Blick auf ihr spürte, drehte sie ihren Kopf zu ihm und sah ihn offen und etwas fragend an. Mit einem leisen 'Hn.' wandte sich der Schwarzhaarige jedoch wieder ab und in dieser beirrten Atmosphäre legten sie das letzte Stück des Weges hinter sich, welches nicht ganz ohne Schwierigkeiten war.
 

„Passen Sie auf, die letzte Klippe ist sehr tückisch!“, rief der Mönch ihnen zu. Dies brauchte er ihnen jedoch nicht zu sagen, weil sie keine einfachen Wanderer, sondern erfahrene Shinobi waren, die schon mit ganz anderen Dingen als einer steileren Passage eines Bergweges gekämpft hatten. Sie überwanden die letzten Meter ohne Probleme, doch Itachi war etwas schneller, und als er oben angekommen war, drehte er sich zurück und hielt Seika seine Hand hin, um ihr zu helfen. Die junge Frau zögerte kurz, doch es ging hier um ihre Tarnung, sodass es nur natürlich war, dass ihr Begleiter ihr bei der letzten Hürde behilflich war und so ergriff sie seine Finger.
 

„Danke, Ichigo-kun“, sagte sie lächelnd zu ihm, als er sie zu sich nach oben gezogen hatte. Der belustigte Ausdruck auf Itachis Gesicht auf seinen Decknamen hin war nicht zu übersehen.
 

„Gern geschehen, Asahi-chan“, antwortete er. Seika hätte beinahe aufgelacht, weil dieser Kosename aus seinem Mund so... ulkig klang. Doch sie konnte sich zusammenreißen. Sie richtete sich vollends auf und blickte zu dem Mönch hinüber.
 

„Willkommen bei unserem Schrein, Wanderer. Wir hatten lange keine Besucher mehr!“, sagte er und lächelte freundlich, während er sich leicht vor ihnen verbeugte. Seika wiederholte die Verbeugung respektvoll, Itachi rührte sich jedoch nicht vom Fleck.
 

„Danke, Hoshi-sama. Der Aufstieg ist nicht ganz einfach, die Menschen werden dadurch sicher abgeschreckt. Aber die Aussicht ist dafür umso schöner!“, antwortete die junge Frau und warf einen Blick über ihre Schulter. Vor ihr lag das ganze Panorama der langsam auslaufenden Bergketten und dazu ein Meer aus Sand, das sich dahinter ausbreitete. Die Luft war klar, doch sie flimmerte durch die Hitze. Seika war sich sicher, dass sie bei etwas kühlerem Wetter noch weiter blicken können würden, denn das hatte sie schon einige Male erlebt, als sie hier noch viel Zeit verbracht hatte.
 

„Das ist wahr! Kommen sie mit, im Schrein ist es etwas kühler!“, sagte der Mönch höflich und zeigte auf das Bauwerk, das von weitem schon wunderschön ausgesehen hatte, doch aus der Nähe noch viel mehr vermittelte, wie prunkvoll und kunstvoll es doch wirklich war. Die Schnitzereien auf dem Dach und auf den Säulen waren so filigran und die Farben so leuchtend, sodass man sich kaum vorstellen konnte, dass es menschliches Handwerk war, welches diesen Tempel geschaffen hatte. Seika und Itachi folgten dem Mann, der noch recht jung wirkte. Sein Kopf war kahl geschoren, sodass man noch schlechter schätzen konnte, wie alt er wirklich war.
 

„Was führt sie Beide überhaupt in dieses karge Bergland? Sind sie etwa auf Hochzeitsreise?“, fragte der Mönch neugierig und schaffte es, dass Seika beinahe verlegen wurde. Es fiel ihr jetzt erst auf, dass Itachi immer noch ihre Hand hielt, seitdem er ihr die letzte Klippe herauf geholfen hatte.
 

„Nein, wir sind nicht verheiratet“, antwortete Itachi mit unberührter Stimme und Seika war ihm dankbar, dass er das Wort ergriffen hatte. Ein Ehepaar zu spielen war einfacher, als gefragt zu werden, ob man eines sei. Dabei unterhielten Seika und Itachi doch so manche intimere Verbindungen, deshalb fragte sich die junge Frau, warum sie so verwirrt auf die Frage des Mönches reagiert hatte.
 

„Wir sind Partner und unternehmen viel gemeinsam. So eine schwierige Tour braucht jemanden, auf den man sich verlassen kann“, redete Itachi weiter, wobei Seika verwundert aufsah. Der Mönch blickte nicht zu ihnen, sondern nickte nur verständnisvoll vor sich hin, sodass er Seikas Gesichtsausdruck nicht sah. Wollte Itachi sie etwa verspotten wegen ihrer vorherigen Reaktion?
 

„Darüber hinaus bin 'ich' auch noch an eurem Tempel interessiert, Hoshi-sama. Als ich davon gehört habe, wollte ich ihn mir sofort selber ansehen“, fügte Seika hinzu und erntete dafür einen stummen, skeptischen Blick von dem Uchiha. Herausfordernd sah sie ihn an, während der Mönch weiterhin die Worte mit einem Nicken bewertete.
 

„Das ist wahr, Asahi-chan hat mir keine Ruhe mehr gelassen“, gab er zurück und Seikas Lippen verzogen sich zu einem Schmunzeln.
 

„Und Du wunderst dich? Ichigo-kun gefällt es hier sicher auch sehr, er zeigte es nur nicht“, sagte Seika wiederum mit leichtem Trotz in der Stimme. Es war offensichtlich, dass sie und Itachi sich gerade gegenseitig neckten.
 

„Sicher gefällt es mir, vor allem die Aussicht auf die ungestörte Nacht…“, antwortete der Uchiha, worauf Seika mit gespielter Empörung Luft holte.
 

„Ichigo!“, rief sie aus und tat so, als wolle sie Itachi in die Seite boxen. Doch der Ausdruck in ihren Augen sagte ihm, dass es genau das war, woran die junge Frau in diesem Moment ebenfalls gerade dachte. In Wahrheit war der Aufstieg zum Tempel anstrengender gewesen, als gedacht, weshalb Itachi immer neben oder vor Seika hergeklettert war, um nicht immer die perfekte Form ihres Hinterns und die glatte Haut ihres Rückens vor Augen haben zu müssen, was ihn doch ein wenig abgelenkt hatte.
 

Was war, wenn Deidara Recht hatte? Wenn sie jetzt schon an Sex dachten, obwohl sie ihre Mission noch kaum begonnen hatten, dann war das nicht gerade das Nonplusultra, für sie als Partner, wenn sie eine wichtige Aufgabe zu erledigen hatten und ihre Gedanken auf andere Dinge konzentrieren mussten. Dies hatte der Blonde eigentlich ziemlich gut vorausgesagt. Doch er hatte nicht berücksichtigt, dass Seika und Itachi zwei Menschen mit unglaublicher Selbstbeherrschung waren. Außerdem sollte Deidara besser aufpassen, was er sagte, was nicht auch auf ihn zutreffen würde. Was dachte er denn, dass er sich mehr zusammen reißen können würde als Itachi, wenn er in seiner Haut stecken würde? Bestimmt nicht. Seika grinste innerlich. Jetzt hatten sie jedenfalls eine andere Aufgabe, und zwar dem Mönch zuzuhören und aus seinen Erzählungen brauchbare Informationen zu filtern. Ihre sonstigen Angelegenheiten konnten sie getrost auf später verschieben, denn jeder der beiden Shinobi wusste, dass die ersehnte Nacht sicher kommen würde.

The temple

Der Mönch führte die beiden Akatsuki zu der überdachten Veranda des Tempels. Auf den Stufen saßen die beiden weiteren Männer, die Seika und Itachi schon längst gespürt hatten. Sie waren nicht anders gekleidet, als ihr Mitbruder, ebenfalls in den roten und gelben ausladenden Gewändern, doch der eine von ihnen war bereits ziemlich alt, denn er hatte einen gekrümmten Rücken und sehr viele Runzeln im Gesicht. Der Zweite jedoch sah sehr jung aus, er war vielleicht so alt wie Seika. Obwohl man es unter den vielen Stoffschichten nicht so genau sah, waren alle drei Männer sehr dünn.
 

„Seht, wir haben Besuch! Ist das nicht schön?“, rief der Mönch, der die beiden Akatsuki begleitet hatte, den Anderen zu, die erstaunt auf sahen. Dass sie so viel Aufmerksamkeit bekommen würden, das hatte Seika nicht gedacht, außerdem war es nicht gerade förderlich für ihre Suche nach irgendwelchen verdächtigen Dingen. Aber sie mussten trotzdem eine gute Miene zum bösen Spiel machen.
 

„Wir würden uns den Tempel gern auch von Innen ansehen, wenn es möglich ist“, erklärte Seika und machte eine umfassende Handbewegung, um zu zeigen, dass die äußere Gestalt des Tempels bereits von hier gut ersichtlich war.
 

„Interessieren sie sich für Religion, junge Dame?“, fragte der alte Mönch mit einem gutmütigen Lächeln. Er klang nicht misstrauisch, jedoch enthielt seine Frage eine gewisse Vorsicht und höfliche Distanzierung. Denn der Tempel war natürlich kein Gebäude, in dem Jedermann ein- und ausgehen konnte, wie er wollte. Für gewöhnlich wurden dort die Götter verehrt und kostbare Gegenstände und Reliquien aufbewahrt. Seika hatte aber auch nicht mit einer offenen Einladung gerechnet.
 

„Hoshi-sama, man kann sich an der schönen Machart Eures Schreins bereits von weitem erfreuen, deshalb hätten wir nicht den schweren Weg herauf steigen müssen. Ich denke, das ist wohl auch der Sinn der Wahl dieses Ortes, nicht wahr? Dass man sich klar wird, warum man die Strapazen auf sich nimmt und seine Gedanken auf das vor einem liegende konzentriert. Jemand, dessen Absichten nicht klar sind, wird sich nicht die Mühe der anstrengenden Kletterei machen, sich den Tempel einfach nur anzusehen“, erklärte sie und erntete von allen einen anerkennenden Blick.
 

„Gut gesprochen. Wenn sie wollen, werde ich sie ein wenig herumführen“, meinte der Mönch, den sie als Erstes getroffen hatten und Seika nickte. Dies war besser als gar nichts und deshalb folgten Seika und Itachi ihm nach. Die beiden anderen Mönche rührten sich nicht vom Fleck, der Alte war wohl nicht mehr so beweglich. Der Junge jedoch hatte noch kein einziges Wort von sich gegeben. Er war wohl ein Novize unter einem Schweigegelübde. Doch das sollte die Akatsuki nicht kümmern.
 

Sie erklommen die wenigen Stufen zur Veranda. Sie war überdacht und der Schatten spendete angenehme Kühle. Trotz ihrer ausführenden Worte kannte sich Seika nicht viel mit Religion aus und wusste auch nicht sicher, welche Glaubensrichtung diese Mönche hier verfolgten und welchen Göttern sie dienten. Nichts desto trotz konnte die junge Frau überall Bilder von göttliche anmutenden Gestalten sehen, die gerade ihre heldenhaften und denkwürdigen Taten vollbrachten. Auch waren öfters verschiedene Fabeltiere abgebildet, oft eine bestimmte Kreatur, die ihnen jedoch nicht bekannt war und hier vielleicht besonders verehrt wurde. In jeder Ecke standen kleine Figuren von heiligen Gestalten, die dem Bösen trotzten und ihre Anhänger lehrten, ihrem Weg nachzufolgen. Es gab nicht allzu viele Räume. Die meisten waren offen, sodass man immer hinaus sehen konnte, doch jeder hatte wunderschöne Wandbemalungen und enthielt kostbare Schätze. Ein einziges kleines Zimmer war karg und ungeschmückt, nur mit ein paar aufeinander gestapelten Futons. Seika schloss darauf, dass dort die Mönche wohnten. Und ein Raum, der Größte von allen und der zentrale Punkt des Tempels, war am einfachsten eingerichtet, doch die wenigen Gegenstände, die sich hier befanden, ließen ihn prunkvoller erscheinen, als alles andere zuvor.
 

In der Mitte stand eine goldene Statue eines rundlichen, gütig lächelnden Mannes. Er saß im Schneidersitz da und seine Haltung zeigte absolute Ausgeglichenheit und Ruhe. Die Statue stand auf einem kleinen Podest und um dieses herum standen Kerzen und, was Seika am meisten verwunderte und entzückte, eine Vielzahl von wunderschönen Blumen in Töpfen. Es musste eine schwere Arbeit sein, die Pflanzen in so einem trockenen Klima am Leben zu erhalten, auch wenn sie hier in einem Raum im Schatten standen. Ebenfalls vor der Statue waren kleine Behälter mit Sand, in denen kleine Räucherstäbchen steckten, die ihren würzigen, schweren Geruch im ganzen Tempel verbreiteten. Ansonsten gab es hier nur ein paar einfache Bänke, auf die man sich setzten konnte, um im Gebet an diese goldene Gottheit ein wenig in diesem Zimmer zu verweilen. Die Wände hier waren mit komplizierten Ornamenten verziert, doch zeigten keine Bilder. Die Statue sollte wohl das einige Götterabbild hier sein.
 

Der Mönch erklärte ihnen beim Rundgang durch den Schrein alle möglichen Dinge, von der anstrengenden Reise hierher und dem schwierigen Aufbau des Tempels, bei dem die wertvolle goldene Statue beinahe die Klippe herunter gestürzt wäre, über das nicht ganz einfache Leben hier oben, bis hin zu den einzelnen Geschichten, die die Bilder und die Figuren, die überall zu sehen waren, erzählten. Es waren ernste und witzige Sachen dabei, erheiternde und belehrende, und es war eigentlich recht interessant, dem Mönch zuzuhören. Doch Seika und Itachi lauschten den Worten nur mit einem Ohr, um die Fragen zu beantworten, die der Mönch gelegentlich stellte. Sie sahen sich stattdessen aufmerksam um und suchten die Räume mit ihren feinen Sinnen nach irgendwelchen Barrieren, Siegeln oder fremden Chakra ab, die etwas verbergen sollten. Doch obwohl Beide sehr aufpassten, konnten sie nichts Verdächtiges entdecken.
 

„Es gibt doch auch noch zwei weitere Tempel, nicht weit von hier. Gehören diese auch Eurer Glaubensgemeinschaft an?“, fragte Seika, weil sie sonst nicht wusste, nach was sie noch Ausschau halten sollte, weil ihr alles, der Tempel und die Mönche, vollkommen harmlos erschienen.
 

„Ja, so ist es, doch jeder der Tempel verehrt einen anderen Hauptgott. Wenn es möglich ist, dann besuchen wir uns jedes Vierteljahr gegenseitig. Ansonsten tauschen wir Nachrichten durch unsere zwei abgerichteten Falken aus, die dann zwischen den Tempeln hin und her fliegen“, antwortete der glatzköpfige Mönch und alles an dessen Worten klang logisch. Die junge Frau sah Itachi fragend an, er erwiderte ihren Blick jedoch nicht. Auch er schien über das Ganze hier nachzudenken. Gerade weil hier alles so normal erschien, machte ihn ein wenig skeptisch.
 

„So, ich habe Ihnen nun alles gezeigt. Haben Sie auch vor, Sich die anderen Tempel anzusehen?“, fragte der Mönch nach und war einen neugierigen Blick auf die zwei jungen Menschen. Seika zuckte mit den Schultern.
 

„Das haben wir noch nicht entschieden. Auf jeden Fall bleiben wir noch etwas in der Gegend und versuchen uns weiter beim Bergsteigen. Doch wir bedanken uns für Eure Führung, Hoshi-sama. Wir müssen langsam wieder aufbrechen, bevor es dämmerig wird!“, sagte die junge Frau und sah Itachi an ihrer Seite nicken. Auch der Mönch stimmte zu, dass es sehr gefährlich wäre, im Dunkeln wieder abzusteigen. Also verließen sie den Tempel und verabschiedeten sich ebenfalls von dem alten Mann und dem stummen Novizen. Es war bereits spät geworden. Die Zeit war während der detaillierten Erzählungen des Mönchs erstaunlich schnell vergangen. Doch das hatte alles nichts gebracht. Der Tempel war einfach sauber. Es waren einfache und ehrliche Mönche und obwohl es immer noch seltsam war, warum man gerade an solchen abgelegenen Orten Tempel errichtete, war an ihnen nichts Gefährliches zu entdecken.
 

Also machten sie sich schweigend wieder an den Abstieg, jeder mit seinen eigenen Meinungen und überdachten Eindrücken. Seika konnte Itachis Gedanken in seinem ausdruckslosen Gesicht wie gewöhnlich nicht lesen, ihre waren jedoch eindeutig. Die aufkommende, leichte Wut über Pain konnte sie einfach nicht ignorieren. Entweder waren seine Informationen über diese geheime Sache schlichtweg falsch, oder, was man bei ihm seit einigen Geschehnissen auch nicht mehr ausschließen konnte, er drehte wieder so ein krummes Ding mit ihnen. Was diesmal der Zweck davon war, war Seika nicht ersichtlich. Eines war jedoch sicher, es ging bestimmt nicht um die Tempel. Als jenes Bauwerk außer Sichtweite war, begannen Itachi und Seika ihren Weg auf ihre herkömmliche Weise fortzusetzen und sprangen gewandt von Felsen zu Felsen den Berghang herab. Auf diese Art erreichten sie, geführt von Seika, wieder die Höhle, in der sie ihre vorhin Sachen gelassen hatten, innerhalb von wenigen Minuten. Trotzdem war es bereits weit fortgeschritten in der Dämmerung, als sie letztendlich ankamen.
 

Seika seufzte leise und ermüdet, als sie fast ohne nachzudenken den Eingang der kleinen Höhle fand, die Tür dazu mit Hilfe ihres Chakras öffnete und mit einem unterdrückten Gähnen in die Dunkelheit eintrat. Sie war jetzt schon Pains Spiel leid. Sie wollte gar nicht wissen, was er nun schon wieder geplant hatte und warum diesmal alle von ihnen davon betroffen waren, auch ihr neustes Mitglied Furiko, über die Seika immer noch so gut wie nichts wusste. Die Brünette schüttelte ihren Kopf und fuhr sich mit den Händen durch ihr leicht zerzaustes Haar.
 

Das einzige Gute, das Pain in letzter Zeit getan hatte, war, Seika mit Itachi in ein Team zu tun. Das dachte die junge Frau, als starke Hände sie an der Taille fassten und langsam und besitzergreifend auf ihren Bauch fuhren. Ihr Kopf fiel mit einem Seufzer nach hinten auf Itachis Schulter und sie drehte sich leicht zu seinem Gesicht. Er nahm augenblicklich nicht nur ihre Lippen, sondern alles von ihr gefangen, doch auf eine so betörende Weise, dass Seika sich nicht wehrte und sich seinen Berührungen hingab und ihre Müdigkeit von der langen und anstrengenden Reise ganz vergaß. Als sie gemeinsam auf das Nachtlager sanken, dachte keiner von ihnen an irgendetwas anderes, als an jeden lustvollen Moment in dieser einsamen Zweisamkeit…
 

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Zur gleichen Zeit an einem anderen Ort schwiegen sich zwei Personen einfach nur an und das schon seit geraumer Zeit. Nachdem sich die Akatsuki in die einzelnen Teams aufgespaltet hatten und zu den drei Tempeln aufgebrochen waren, hatten diese Personen kaum miteinander geredet. Mit einigen Schwierigkeiten waren sie ebenfalls oben bei ihrem Tempel angekommen und hatten dort drei Mönche angetroffen.
 

Furiko musste sich, ob sie nun wollte oder nicht, mit den Mönchen auseinander setzen, weil Deidara anscheinend alles andere als in Plauderlaune war und schon seit Stunden mürrisch vor sich her brütete, nachdem er eine knappe, halbherzige Begrüßung von sich gegeben hatte. Natürlich war das alles andere als förderlich für die Mission, weil die Mönche sie schon mit leicht zweiflerischem Ton gefragt hatten, was denn mit ihrem Begleiter los war. Die Blonde befürchtete, dass er mit seinem komischen Verhalten ihre Tarnung aufs Spiel setzte, doch traute sie sich nicht, etwas gegen sein wenig produktives Verhalten zu unternehmen. Sie hatten alles, was sie als Shinobi kennzeichnen könnte, zwischen ein paar Felsen versteckt und hatten sich dann auf den Aufstieg zum Tempel gemacht. Für einige Zeit hatte Furiko den launischen Deidara vergessen, ihre Augen hatten fasziniert den Schrein angesehen, der schöner war als jedes Bauwerk, das sie zuvor gesehen hatte. Er hatte eine sonderbare Atmosphäre um sich herum, die etwas Machtvolles und Heiliges ausstrahlte. Furiko war in einer religiösen Familie aufgewachsen, die niemals viel von dem Shinobidasein und deren Kampfkunst gehalten hatte, nein, sie hatten nicht einmal gewusst, dass es so etwas wie Ninja überhaupt gab. Dass Furiko trotzdem eine Kunoichi geworden war, hatte ganz andere Gründe…
 

Sie hatte den Mönch ein wenig über den Tempel ausgefragt, warum er denn hier in so einer schwer zugänglichen Gegend errichtet wurde, woher sie hier Lebensmittel und Wasser bekamen, ob viele Leute hierher kamen und ob für sie selber das Leben in dieser heißen Gegend nicht sehr anstrengend sei. Sie selber kam aus Tsuchi no Kuni und dort war das Wetter mild und abwechslungsreich. Die Reise durch Kaze no Kuni hatte ihr doch ziemlich zugesetzt. Deshalb war sie auch froh darüber, dass sie endlich angekommen waren und sie sich im Inneren des Tempels etwas umschauen durfte, wo es schön kühl war. Sie war auch von der inneren Einrichtung vollkommen begeistert. Sie liebte die Malereien und die filigran geschnitzten Figürchen, die überall zu sehen war. Doch so sehr sie auch im Prunk des Tempels schwelgte, sie hatte immer noch die Mission im Hinterkopf. Sie sollten nachprüfen, ob der Tempel irgendetwas verbarg. Doch die Mönche schienen ihren Dienst nicht nur zum Schein zu praktizieren. Dies hier war alles echt, es war nicht nur eine Schaukulisse zur Täuschung. Die Mönche verhielten sich ihnen gegenüber auch höflich, aber trotzdem nicht offen. Doch das verwunderte Furiko nicht. Deidaras Miene war missmutig und unfreundlich und schreckte die in rote und gelbe Gewänder gekleideten Männer sicher ab. Außerdem hatten sie nicht wirklich oft Besuch, wie die Blonde vorhin erfahren hatte. Fremde mussten für die wehrlosen Mönche bestimmt etwas unangenehm sein.
 

Als es langsam dunkel wurde, dachte Furiko daran, dass sie langsam zurückkehren und nach ihren Sachen suchen sollten, weil sie diese in der Nacht sicher nicht wieder finden würden. Sie ging also zu Deidara, doch blieb sie ein paar Schritte weit entfernt von ihm stehen. Sie waren nun zwar Partner, doch kannte die den blonden Mann mit diesen seltsamen Mündern in seinen Handflächen so gut wie gar nicht. Das Einzige, was sie bisher wusste, war, dass er sicher kein leichter Umgang war und dass er wohl möglich Gefühle für die Brünette hegte, die jedoch mit dem Uchiha eine Beziehung hatte… Es schüttelte Furiko bei diesem Gedanken. Soweit sie mitbekommen hatte, war Seika eine starke Persönlichkeit. So jemand war wohl noch am ehesten fähig, mit dem Uchiha auszukommen, doch trotzdem war es doch eine makabere Geschichte. Gut, Furiko kannte nicht den Anfang, doch das, was sie vorhin gesehen hatte, als sie mit den Konohashinobi zusammengetroffen waren, hatte ihr doch zu denken gegeben. Der Uchiha war ein Massenmörder. Er hatte seine Familie, seine Verwandtschaft und überhaupt seinen ganzen Clan ausgelöscht. In welche Abgründe begab sich ein Mensch, der so etwas tat? Doch Furiko wollte darüber nicht richten. Nachdem sie gesehen hatte, dass etwas zwischen ihm und der Brünetten war, hielt sie sich mit ihrer Meinung zurück. Deidara schien dies jedoch nicht zu tun.
 

„Ähm… Deidara-san?“, meldete sie sich mit vorsichtig erhobenem Finger schüchtern zu Wort, weil sie Angst hatte, der Blonde würde sie anfahren, weil sie ihn in seinen Gedanken unterbrochen hatte. Er blickte jedoch nur lethargisch auf. Auch er hatte registriert, dass es schon dunkel geworden war.
 

„Hm? Yeah, ich weiß…“, sagte er nur und erhob sich von seinem Platz. Sein Rücken schmerzte von dieser Position, in der er ein paar Stunden lang ausgeharrt hatte, ohne sich zu bewegen. Er unterdrückte ein tiefes Seufzen und strich sich stattdessen nur durch sein Haar. Er hatte wirklich viel nachgedacht, doch trotzdem noch mitbekommen, dass sich Furiko im Tempel kundig gemacht hatte. Er hatte auch nicht vorgehabt, dies zu erledigen, nur damit die Blonde einfach nur stumm daneben stand und versuchte, so unauffällig wie möglich zu sein. Das war nicht der Sinn ihrer Mitgliedschaft bei den Akatsuki. Es ging nicht immer nur ums Kämpfen und Töten, wie vielleicht die meisten Shinobi der Welt dachten. Sie verbanden den Namen Akatsuki mit blutrünstigen Monstern. Auf keinen der Mitglieder traf dies zu, nun ja, Itachi hatte einmal ein Massaker veranstaltet, doch das war auch mehr als zehn Jahre her. Er war kein psychopathischer Schlächter, wie Deidara zähneknirschend zugeben musste. Nein, er und alle Anderen waren, mehr oder weniger, intelligent und brauchten dies ebenso wie ihre Kraft, um Verhandlungen führen oder sich in den verschiedensten Situationen zu Recht finden zu können.
 

Zusammen mit Furiko verbeugte er sich kurz vor den Mönchen, um nicht ganz unfreundlich zu erscheinen, während Furiko scheu lächelnd ihren Dank über die freundliche Führung aussprach. Danach machten sie sich sofort an den Abstieg. Da es hier provisorisch in den Felsen gehauene Stufen gab, war es nicht allzu gefährlich, in der Dämmerung den Hang herab zu klettern, solange noch genügend Licht vorhanden war. Wieder war Schweigen das Element, das die die beiden blonden Shinobi umgab. Deidara hatte nicht unbedingt Lust zu reden und Furiko traute sich nicht, etwas zu sagen. So blieb es still zwischen den Beiden, bis sie unten angekommen waren und nach ihren vorhin abgelegten und in ihre Mäntel gewickelten Habseligkeiten suchten. Während sie etwas Zeit brauchten, um ihr Versteck wieder zu finden, da die Schatten nun ganz anders waren und die Umgebung dadurch auch vollkommen verändert war, beäugte Deidara seine neue Partnerin. Sie war wirklich schrecklich dünn. Er hatte sie eigentlich zuvor nur im Akatsukimantel gesehen und als sie vor ein paar Tagen in der Basis von Tsuchi no Kuni, Deidaras ehemaligen Wohnhaus, erschienen war, hatte sie ebenfalls viel zu weite, zerlumpte Kleidung angehabt. Seika hatte sich anfangs auch unter zu großen Sachen versteckt, doch unter einem scheinbar ganz anderen Grund, weil sie nichts zu verstecken hatte. Furiko jedoch war zurückhaltend und ängstlich und fühlte sich wohl besser, wenn sie ihren schmalen Körper unter dem hochgeschlossenen Akatsukimantel verstecken konnte, denn sofort nachdem sie ihre Sachen gefunden hatten, schlüpfte sie wieder in den schweren verhüllenden Stoff, obwohl es immer noch sehr warm war. Aber weil sie so schlank war, fror sie sicher auch schneller.
 

Deidara seufzte ein weiteres Mal, während er seine Sachen nahm und zu einem geschützten Felsvorsprung hinüber ging, den er vorhin entdeckt hatte. Dort würden sie die Nacht über ruhen können. Es war zwar nicht bequem, doch Deidara war es gewohnt, auf Missionen auf hartem Boden zu schlafen. Wenigstens war es hier warm. Einmal hatte er, damals noch mit seinem Partner Sasori, mitten im Schnee rasten müssen. Sasori hatte es nicht viel ausgemacht, denn er hatte aufgrund seiner Puppengestalt die Kälte nicht gespürt. Deidara hingegen hatte sich mehr als eine Frostbeule geholt und wäre fast erfroren... Was Furiko zu ihrem Schlafplatz sagen würde, war ihm im Moment ziemlich egal. Die Akatsuki lebten in der Basis von Ame no Kuni zwar mit hohem Standard, aber das hieß nicht, dass sie luxusverwöhnte Schnösel waren. Wenn sie wegen den Bedingungen meckern würde, dann hatte sie bei den Akatsuki nichts verloren.
 

Doch die junge Frau machte keinen Mucks, als sie Deidara folgte und sich einige Meter entfernt mit dem Rücken zu ihm auf dem Boden zusammen kauerte und sich einrollte. Während Deidara noch versuchte, sich aus seinem Beutel ein etwas komfortables Kissen zu formen, da war Furiko bereits mit ihrem Kopf auf dem steinernen Boden eingeschlafen. War sie wirklich schon so geschafft? Deidara hatte es ihr nicht angesehen. Doch wenigstens hatte er so seine Ruhe und brauchte sich nicht mit einer weinerlichen Göre herumzuschlagen. Also rückte auch er in einer bequemere Position und langsam glitt auch er in seinen gewohnt leichten Schlaf, um sofort wieder wach zu sein, sollte irgendetwas passieren, was er jedoch nicht glaubte.
 

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„Wir könnten 'Ich sehe was, was du nicht siehst' spielen!“
 

„Nein, keine Lust jetzt.“
 

„Oder wir könnten Wolkenformen raten!“
 

„Dazu bin ich grad echt nicht in Stimmung, okay?“
 

„Hm? Stimmt denn etwas nicht?“, fragte Tobi verwirrt und Kisame seufzte resigniert. Er nahm alles zurück. Als Pain den Maskierten zu seinem Teampartner gemacht hatte, hatte der Haimann zufrieden reagiert. Hatte er davor etwas getrunken? Nicht, dass er sich daran erinnern konnte. Nicht, dass er sich überhaupt jemals erinnern konnte, wenn er sich einmal wieder an den Sakevorräten in der Bar des Gemeinschaftsraumes gütlich getan hatte… Na ja, das war jetzt nicht von Belang. Es ging nämlich um Tobi, seinen neuen Partner. Uchiha war Uchiha? Eher nicht. Zwischen Itachi und Tobi taten sich meilenweite Schluchten auf, deren Überwindung eine hoffnungslose Sache war. Itachi redete kaum und Tobi schien dafür nur so vor den Worten zu sprudeln, die der berüchtigte Uchiha niemals ausgesprochen hatte. Sonst war Kisame der, der Itachi zutextete, jetzt war es Tobi, der dem Blauhäutigen die Ohren heiß quatschte.
 

„Wir haben ne Mission, schon vergessen? Wir müssen den Tempel beobachten!“, gab Kisame leicht gereizt zurück. Unglücklicherweise konnte keiner von ihnen zum Tempel hinauf gehen, denn wie sie gespürt hatten, wohnten tatsächlich Menschen im Schrein. Wenn Kisame dort oben auftauchen würde, würden die Leute sicherlich in Ohnmacht fallen, denn keiner von ihnen hatte große Chakrareserven und deshalb waren es bestimmt nur einfache Zivilisten und Kisame sah auf den ersten Blick alles andere als freundlich aus, mit seiner blauen Haut, seinen silbrigen Augen, dem breiten, spitzzähnigen Grinsen und mit seiner riesigen Statur. Und Tobi mit seiner Maske sah ebenfalls alles andere als normal aus, zumal er das orange Ding partout nicht abnehmen wollte.
 

Kisame seufzte wieder. Sie hätten genauso gut daheim bleiben können, weil es in der Nähe überhaupt nichts Verdächtiges gab, abgesehen natürlich von ihnen selber. Ob Itachi und Seika und Deidara und Furiko mehr Erfolg hatten? Irgendwie bezweifelte er das. Aber Mission war Mission, daran gab es nichts zu rütteln.
 

„Komm, schauen wir uns etwas in der Gegend um.“, sagte Kisame schließlich, damit Tobi nicht länger nervte, weil ihm offensichtlich langweilig war. Außerdem sollten sie endlich etwas Produktives machen und herumzusitzen gehörte offensichtlich nicht dazu. Eifrig stimmte der maskierte Mann zu und kam auf die Beine. Sofort stießen sich die Beiden ab und begannen, außerhalb der Sichtweite des Tempels die Umgebung zu erkunden. Viel gab es eigentlich nicht zu sehen. Dominierend war der rotbraune und sandfarbene Fels in allen möglichen Formationen. Wo es nur möglich war, wuchsen in kleinen Ritzen und Spalten karge Büschel von gelbem, ausgedörrtem Gras. Es musste Wochen her sein, als es den letzten Regen gegeben hatte. Welch ein Glück, dass dies nur eine Mission war, denn Kisame dachte, er würde hier sicher eingehen, sollte er länger als nötig in diesem trockenen Land bleiben müssen.
 

Tobi freute sich ungemein, als sie in der Ferne eine kleine Gruppe von Steinböcken erblickten. Es war überhaupt so, dass es, wenn man genauer Acht gab, doch eine Vielzahl an Tieren gab, meistens kleine Lebewesen wie Mäuse, Erdmännchen und sogar Hasen. Alle waren durch ihre Fellfarbe, die dem Untergrund beinahe perfekt glich, bestens gegen eventuelle Feinde geschützt. Kisame erblickte einen Marder und auch zwei Füchse und einmal sah er am Himmel einen Falken kreisen. Als die beiden Akatsuki plötzlich eine kleine Quelle fanden, um die herum sogar einige grüne Büsche waren, konnten sie sich das Bestehen dieses kleinen Ökosystems sogar ganz gut vorstellen. Doch das war eigentlich das Interessanteste, dass Kisame und Tobi entdeckten. Sie sprangen von Felsen zu Felsen, immer darauf bedacht, keinen Lärm zu verursachen und nicht in Sichtweite des Tempels zu gelangen.
 

Für eine Zeit lang war das ihre einzige Tätigkeit, doch irgendwann wurde es Kisame zu bunt. Er blieb stehen und stemmte die Hände in seine Seiten. Tobi kam neben ihm zum stehen und gemeinsam blickten sie in die Richtung des Tempels, von dem sie sich doch ein gutes Stück weit entfernt hatten. Da fiel Kisame etwas auf, was von weitem eigentlich ziemlich offensichtlich war.
 

„Schau mal, das dort.“, meinte er und streckte seinen Arm aus. Mit seinem Zeigefinger fuhr er langsam die Linie des Bergkammes nach, um dem Maskierten seine Entdeckung deutlich zu machen. Es war fast ein gerader Strich.
 

„Huch. Das ist ja seltsam“, meinte Tobi skeptisch. So ein glatter Bruch war selten und vor allem in einer Gegend wie dieser, in der ein massives Gebirge vorherrschte. Hinter dem Kamm ragten weitere Bergwipfel auf, doch die Sicht war durch die hohe Felswand beinahe ganz versperrt. Kisame nickte.
 

„Weißte, was mir noch auffällt? Wir haben fast jeden Flecken 'vor' dem Tempel abgesucht. Aber irgendwie gibt es keinen Weg, 'hinter' den Tempel zu kommen, ohne gesehen zu werden. Da nicht, und da auch nicht“, erklärte der Haimann und zeigte auf die Pässe links und rechts des Schreins. Auch die Aufgänge in viel weiterer Entfernung würden vom Tempel aus sichtbar sein, oder vielleicht fielen sie schon in den Sichtbereich der anderen Tempel. Kisame kratzte sich am Kopf. Ob das etwas zu bedeuten hatte? Diese Konstellation war jedenfalls schon seltsam.
 

„Aber ist es nicht logisch, dass alle Tempel davor stehen? Es wäre doch sicher noch schwerer gewesen, sie dahinter aufzubauen!“, warf Tobi überzeugt ein. Hm, das war natürlich ein Argument. Kisame wiegte seinen Kopf hin und her.
 

„Yo, könntest Recht haben... Was dagegen, wenn wir uns hinhauen? Bin langsam echt müde“, sagte Kisame und er wurde langsam wirklich schläfrig, vor allem, weil es langsam aber stetig immer düsterer wurde. Sie würden deshalb sowieso nichts sinnvolles mehr vollbringen können, wenn es überhaupt etwas gab, das hier einen Sinn hatte. Tobi stimmte jedenfalls mit einem unterdrückten Gähnen zu und deshalb suchten sich die Beiden einen Platz, an dem sie einigermaßen in Ruhe schlafen konnten.

Decadence

Als Seika träge die Augen aufschlug, war es dunkel um sie herum, erst als sie aufsah, schien ihr die Sonne von draußen durch die Ritzen der Holztür ins Gesicht. Mit einem Seufzen setzte sie sich langsam auf und hob die Arme über den Kopf, um sich zu strecken. Ein anderer Mensch hätte sich vielleicht wieder hingelegt, um noch etwas weiter zu dösen, doch Seika war nicht danach. Sie war alleine, wie eigentlich jeden Morgen nach einer gemeinsam verbrachten Nacht. Itachi war immer früher wach als sie und schaffte es, sie so vorsichtig zu verlassen, dass sie es nicht merkte und deshalb seelenruhig weiter schlief. Schon so oft hatte die junge Frau sich vorgenommen, vor ihm aufzuwachen, doch bisher hatte sie es noch nie geschafft. Die Brünette schmunzelte leicht über diesen beinahe kindischen Vorsatz und bückte sich zum Boden, um ihre verstreuten Kleidungsstücke aufzusammeln und die von Itachi achtlos entfernte Bandage um ihren Brustkorb wieder anzulegen.
 

Sie hatte es nicht im Gefühl, wie spät es war, doch das Licht war schon sehr intensiv, sodass es bestimmt schon weit fortgeschrittener Morgen war. Trotzdem beeilte sie sich mit dem Ankleiden nicht und kleidete sich sorgfältig an. Als sie jedoch fertig war, beschloss sie, hinaus zu gehen, denn sie konnte Itachis Anwesenheit nicht spüren. Er war also nicht in der Nähe. Was er wohl tat?
 

Nachdem sie die Tür geöffnet hatte, musste sie die Augen kurz zusammen kneifen, da die Helligkeit sie doch überraschte. Deshalb verharrte sie kurz im Eingang, um ihre Sicht an das Tageslicht zu gewöhnen, bevor sie ganz nach draußen ging und sich dort dann nochmals ausgiebig streckte. Es war ein friedlicher Morgen – wie auch nicht anders zu erwarten war. Würde überhaupt noch etwas passieren? Seika bezweifelte dies, doch sie mussten noch bleiben, so war Pains Anweisung. Wenn sie dann zurückkehren würden und ihm berichteten, dass es nichts Verdächtiges zu sehen und zu fühlen gegeben hatte, erst dann würde ihr Anführer sicher Ruhe geben, eher nicht.
 

Seika setzte sich auf einen Felsen und blickte in den Himmel. Sie fragte sich wirklich, wo Itachi war, denn sie konnte ihn nicht aufspüren. Doch da erinnerte sie sich wieder an die Aura des Tempels, die alles, was in der Nähe war, überlagerte. Sie hatte sich schon beinahe daran gewöhnt und ihr wurde erst jetzt wieder klar, dass man andere Präsenzen nur spüren konnte, wenn man in deren Reichweite war. Überhaupt, wo sollte Itachi auch sein? Hier gab es nicht viel zu erkunden. Trotzdem wunderte sich Seika, warum er in der Früh schon so eifrig unterwegs war. Hatte er etwa doch etwas entdeckt?
 

So wanderten Seikas Gedanken ebenfalls zu ihrem gestrigen Besuch beim Tempel zurück. Er war alles andere als auffällig gewesen und wenn selbst Itachi nichts gespürt hatte, dann war doch alles in Ordnung, nicht wahr? Doch mit dem Beginn dieser Gedanken fühlte Seika so etwas wie Misstrauen in sich. Da war sicher etwas, was sie übersehen hatten, oder? Die junge Frau seufzte und im selben Moment knurrte ihr Magen leise. Deshalb erhob sie sich wieder und kehrte in die Höhle zurück, wo sie ihre Vorräte gelagert hatten, um ein leichtes Frühstück zu sich zu nehmen.
 

Doch selbst während des Essens verlor sie das seltsam alarmierende Gefühl nicht. Wenn sie doch nur wüsste, was Deidara und Furiko oder Kisame und Tobi herausgefunden hatten. Waren sie erfolgreicher gewesen oder tappten sie auch im Dunkeln? Ihr verabredeter Treffpunkt war erst in einem Tag und davor hatten sie keine Möglichkeit, sich auszutauschen, ohne ihr Chakra zu benutzen. In einem leichten Anflug von Langeweile ging Seika wieder nach Draußen, nachdem sie ihr Mahl, das eine Zusammenstellung aus ein paar Reisbällchen und getrockneten Früchten gewesen war, beendet hatte. Sie nahm wieder ihrem Platz auf dem Felsen ein und beschloss, auf Itachi zu warten.
 

Aber war es wirklich nur wegen dem Tempel, dass Seika innerlich so unruhig war? Vielleicht nicht, denn so sehr sie auch an das Bauwerk und eventuell übersehene Hinweise denken wollte, ihre Gedanken schweiften immer ab. Warum war Itachi nur verschwunden? Wenn er etwas entdeckt hätte, dann hätte er sie doch wecken können. Die Akatsuki hatten sich schon in Zweiergruppen aufgeteilt, dass sie sich nun noch weiter trennten, gefiel der jungen Frau nicht, auch wenn es albern klingen mochte.
 

Sie saß ganz ruhig für eine Weile da und blickte ziellos in die Gegend hinein, als sie plötzlich ein Geräusch hörte. Still drehte sie ihren Kopf in die Richtung des Raschelns und erblickte zu ihrem Erstaunen ein gehörntes Tier, welches an den trockenen Zweigen eines niedrigen Strauches zupfte. Sie konnte es nicht einer Rasse zuordnen, denn es hatte gewundene Hörner auf beiden Seiten seines Kopfes, jedoch war es nicht größer als ein Hund mittlerer Körpergröße. Es sah ein wenig wie ein Widder aus, doch seine Beine waren kürzer und stämmiger. Vielleicht hatte sich diese Art in den Bergen entwickelt, wo sie schweres Terrain zu überwinden hatten und die Lebensbedingungen hart waren. Seika sah ihm zu, wie es die dürren Blätter abnagte und nach weiterem Futter Ausschau hielt und seine Beobachterin dabei gar nicht entdeckte. Ein Lächeln schlich sich auf das Gesicht der jungen Frau, die es schön fand, hier so hoch entwickeltes Leben zu sehen.
 

Doch da verschwand auf einmal das Lächeln von Seikas Gesicht. Ein kraftvolles Pulsieren war für einen Moment durch die Aura des Tempels gezuckt, welches ihr in Mark und Bein gefahren war. Noch während sie erschauderte, schien auch das Tier diese kurze Veränderung zu spüren, denn es erstarrte zur Regungslosigkeit, sodass es mit seinem schmutzig gelben Fell fast mit dem Hintergrund verschmolz. Seika sprangen noch einmal die Hörner des Tieres in die Augen und plötzlich war auch sie wie versteinert. Warum war es ihr nichts schon vorhin komisch vorgekommen? Jetzt wusste sie, was sie nach dem Aufwachen so skeptisch gemacht hatte.
 

Die Brünette sprang mit einem Ruck auf. Das Tier erschrak fürchterlich und flüchtete mit einem panischen Satz zwischen die Felsen, wobei seine Hufe in der Stille der Umgebung laute Geräusche verursachten. Wenn es wahr war, was ihr plötzlich in den Sinn kam, dann steckten sie in großen, in sehr großen Schwierigkeiten! Dass sie es nicht eher erkannt hatten! Sofort rannte Seika wie wild los, so schnell, wie es die Felsen erlaubten. Sie hatte plötzlich keine Zeit mehr zu verlieren, konnte auch nicht nach Itachi suchen. Deshalb entfesselte sie ihr Chakra, in der Hoffnung, der Schwarzhaarige würde sie so aufspüren. Doch jetzt hatte sie ein dringendes Ziel, und das war der Tempel!
 

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Itachi saß mit nachdenklicher Miene am Fuße einer kleinen Quelle, die er zufällig hatte ausmachen können. Nur das Geräusch des leisen Gluckerns des dünnen Rinnsals und das leise Heulen des Windes umgaben ihn, sonst nichts. Die Gelegenheit nutzend, hatte er sich über die spiegelglatte Oberfläche gebeugt und sich mit seinen Händen das eiskalte Wasser ins Gesicht geschöpft, um wieder zu sich zu kommen und richtig wach zu werden. Die Tropfen perlten immer noch sein Gesicht hinab, während sein Kopf in die Richtung des Tempels gewandt war und er sich die Haare aus dem Gesicht strich. Doch seine Gedanken hingen nicht zwangsläufig bei dem Bauwerk, sondern bei der jungen Frau, die er in der Höhle zurück gelassen hatte. Bereits beim Aufwachen hatte ihn irgendein fremdartiges Gefühl erfasst und es hatte sich seltsamerweise erst gebessert, je weiter er von ihr weg gekommen und letztendlich hier gelandet war.
 

Itachi wusste, dass er nicht so viel über sie nachdenken sollte und sich lieber auf die noch ergebnislose Mission konzentrieren sollte. Normalerweise fiel es ihm nicht schwer, doch da war etwas, was ihn beruhigte, was nicht oft der Fall war. Er machte sich nie Sorgen und schon gar nicht um die selbstständige und starke Kunoichi, mit der er seit geraumer Zeit sein Bett teilte und welche ihm ein Gefühl der Vollkommenheit gab. Doch was war es, was ihn plötzlich so beschäftigte? War es wirklich... Schuld? Das Zusammenleben mit Seika hatte etwas in ihm geregt, was sich wirklich gut anfühlte, doch nun kam zum ersten Mal die Frage in ihm auf, ob es wirklich förderlich war, auf das er sich da eingelassen hatte, weil er… einfach nicht wusste, wohin das alles führen sollte. Er fühlte sich plötzlich so seltsam, doch dem Ursprung und Sinn des Ganzen nach zu forschen, verursachte ihm nur ungeliebte Kopfschmerzen. Dieses Pochen in seinem Kopf war so ungewohnt, seitdem Seika seine Augen geheilt und ihm wieder zu voller Sehkraft verholfen hatte. Seitdem hatte Itachi keine Beschwerden mehr gehabt und stand dadurch wieder so sehr im Leben, sodass es ihm beinahe so vor kam, als hätte er die letzten verschwommenen Jahre durch das klare Sehen innerhalb von ein paar Tagen wieder nachgeholt. Denn jetzt hatte er auch Sasuke wiedergesehen, wenn auch unbeabsichtigt und hatte nun ein frisches Bild von ihm im Gedächtnis. Wie er sich verändert hatte. Er war erwachsen und wirklich stark geworden. So anders als der kleine Junge, der nicht dem Schatten seines Bruders entkommen konnte und dadurch beinahe zerbrochen wäre.
 

Itachis Augenlider senkten sich und er rieb sich mit den Händen über sein Gesicht, um das restliche Wasser davon wegzuwischen, während er versuchte, diese Gedanken zu vertreiben. Es brachte ihm nichts, wenn er diesen vergangenen Dingen nachjagte. Er musste sich sammeln. Wenn seine verworrenen Gefühle so seltsame Formen annahmen und sich als Vorahnungen aufspielen wollten, dann war dies eine lächerliche Angelegenheit. An so etwas hatte er noch nie geglaubt und es war auch richtig so. Menschen, die sich solchen Fantasien hingaben, machten sich selber nur schwach, weil sie sich ängstigten und verwirrten und dadurch von ihrem geraden Weg abkamen.
 

Als auf einmal ein fremdes Chakra durch die Luft zuckte und in Itachi ein alarmiertes Gefühl hinterließ, vergaß er sofort seinen Bruder und auch seine anderen Hirngespinste. Mit aktiviertem Sharingan sah er sich wachsam um. Dieses Chakra hatte er vorhin noch kein einziges Mal hier in der Umgebung gefühlt und dies war aufgrund seiner Intensität und seiner Stärke eigentlich vollkommen unmöglich. Außerdem war es so plötzlich gekommen, wie es auch wieder verschwunden war. Einbildung? Nein, Itachis feine Sinne hatten das Aufflackern des Chakras präzise registriert und hinterließen in ihm bereits jetzt schon ein deutlich ungutes Gefühl, was eigentlich sonst nie so schnell passierte. Jedoch war die Kraft eindeutig aus der Richtung des Tempels gekommen.
 

Irgendetwas stimmte nicht, und als Itachi ein seltsamer, leicht metallischer Geruch in die Nase stieg, sah er nach unten und konnte beinahe seinen Augen nicht trauen, die jedoch einwandfrei funktionierten. Das Wasser, das aus der Quelle sprudelte, war plötzlich rot, rot wie Blut.
 

Er sprang gegen alles gewappnet auf und war schon auf dem Weg zum Schrein, um nachzuprüfen, was sich dort plötzlich abspielte. Er war sich plötzlich sicher, dass dort doch etwas sein musste, was die Mönche gestern vor ihnen verheimlicht hatten, ob absichtlich oder nicht, war im Moment egal. Deshalb sandte er sein Chakra aus, um Seika und auch die Anderen zu alarmieren.

Into the darkness (Part one)

Als Seika immer näher zu der Quelle des neuen, markerschütternden Chakra kam, spürte sie noch stärker, dass etwas definitiv nicht stimmte. Das Pulsieren des Chakra wiederholte sich und verursachte Angst in ihrem Körper. Ja, reine Angst. Das Adrenalin, das bei der Erfahrung des fremden Chakras in ihren Adern zu zirkulieren begann, erweckte keine Euphorie in ihr, wie damals bei dem Kampf gegen die ANBU von Kaminari no Kuni. Das Gefühl diesmal war ein ganz Anderes. Eine Stimme in ihrem Kopf warnte sie, noch näher zu kommen. Doch sie musste! Sie musste wissen, was beim Tempel plötzlich so überraschend vor sich ging, obwohl sie bei ihrem Besuch keinerlei auffällige Dinge entdeckt hatten. Pain hatte jedoch gesagt, es könnte eine Gefahr für die Organisation sein, also musste diese Gefahr um jeden Preis eliminiert werden!
 

Seika rannte so schnell es ging und sprang gewandt von Felsen zu Felsen, als plötzlich der Boden zu Beben begann und eine weitere Welle des dunklen, bösartigen und machtvollen Chakras über sie hinweg rollte und ihr fast die Luft zum atmen nahm. So etwas hatte sie noch nie gespürt, so etwas rein abscheuliches, das sie beinahe würgen ließ. Seika blieb stehen, denn der wackelige Boden war zu gefährlich, um darauf weiter zu laufen, ohne in irgendeine Felsspalte zu fallen oder irgendwo hängen zu bleiben und zu stolpern. Und als die junge Frau sich sicher war, dass sie nun endlich den Tempel sehen müsste, war dieser nicht mehr da. Das kleine Plateau war verlassen und unangetastet, als ob noch nie jemand einen Fuß auf die Steinplatte gesetzt hatte.
 

Da hörte sie es und dieser Laut ließ die Brünette erstarren, weil sie so etwas noch nie gehört hatte. Ein animalisches, durchdringendes Brüllen war es, welches die Erde wieder erschütterte und Seika zugleich von ihren Füßen riss. Diesmal zerstörte das Chakra die immer noch aktive Aura des Tempels und die Last, die diese Kraft auf einmal mit sich brachte, ließ es für kurze Zeit schwarz vor Seikas Augen werden.
 

Innerhalb von Sekunden wurde der jungen Frau einiges klar, als sie mit weit aufgerissenen Augen und gestocktem Atem beobachtete, wie sich etwas hinter der massiven Mauer aus Felsen erhob, gegen die der Tempel mit seiner Rückwand gestanden war. Sie erkannte, was sie in ihrem Unterbewusstsein beunruhigt hatte, und das ganz zu Recht. Und sie wusste nun auch, warum gerade das Tier, dass sie vorhin beobachtet hatte, der Schlüssel zu dem Schloss in ihrem Kopf gewesen war, hinter dem sich alle zahlreichen Antworten zu allen unklaren Fragen verborgen hatten.
 

Es hatte Seika schon beim Rundgang durch den Tempel im Unterbewusstsein gestört, warum überall, versteckt in den anderen Bildern an den Wänden, immer dieses eine Fabeltier aufgetaucht war, welches eindeutig nicht die tierische Gestalt eines Gottes hatte darstellen sollen. Der Gott hatte immer gütig und ruhig dreingeblickt und hatte den Menschen Erlösung und Schutz geboten, doch die Kreatur hatte etwas ganz Gegensätzliches ausgestrahlt, nämlich Grausamkeit und Garstigkeit, die den Menschen Furcht eingeflößt hatte. Doch war es nicht so, dass der Gott seine Anhänger vor der Kreatur behütet hatte. Beide Szenen hatten gleichwertig für sich gestanden und so etwas gehörte einfach nicht zu den Malereien eines Schreins dazu. Auch die starke Aura des Tempels war leicht zu erklären. Für Seika hatten die Mönche seltsam schwach gewirkt, ohne die spirituelle Energie, die sie in ihnen eigentlich erwartet hätte. Auch warum es ihrer Drei war, war nun klar. All ihre Energie lag in dieser Aura, die einzig und allein dazu da war, das Chakra dieses… Dämons zu überdecken und zu unterdrücken.
 

Genau dieser entstieg nun seines Gefängnisses, befreit durch die Abwesenheit des Tempels. Also war er nur ein Trugbild gewesen, eine Szene von reinem Perfektionismus, der die Gedanken möglicher Besucher ablenkte und somit auch die wahre Absicht und den echten Zweck kaschierte. Doch es war kein Genjutsu gewesen, das den Tempel erschaffen hatte, denn Itachi hätte ohne weiteres durch es hindurch geblickt. Doch jetzt war der gebannte und nun freie Dämon unübersehbar. Es war ein Monster, welches auf seinem Kopf die gleichen spiralig gewundenen Hörner besaß, wie das Widder ähnliche Tier, doch es hatte eine entfernt menschliche Statur und ragte auf zwei Beinen dem Himmel entgegen, sodass sein gigantischer Schatten die Welt zu verdunkeln schien. Sein Körper schien eine sandfarbene, wolkenähnliche Konsistenz zu haben, doch die blutrot leuchtenden, garstigen Augen blickten intensiver auf die Erde als ein Strahl von der Sonne. Tausende neue Fragen explodierten in Seikas Kopf. Wer hatte diesen Dämon erschaffen, warum versteckten sie ihn hier und riskierten, dass so eine Macht irgendwann einmal frei kam? Was bezweckte man mit so einem Geschöpf zu tun? Wollte man, in diesem Falle Kaze no Kuni, diese Kreatur einem Gegner auf den Hals hetzen? Das Land des Windes war doch friedlich geworden, seitdem der ehemalige Jinchuuriki Gaara den Titel des Kazekage inne hatte…
 

Was sollten sie nun tun? Konnten die Akatsuki gegen ein so machtvolles Wesen bestehen? Sie mussten etwas unternehmen, doch was? Die Energie des Dämons schien grenzenlos zu sein und obwohl sie zu Sechst waren, standen ihre Chancen nicht besonders gut. Natürlich hatten die Akatsuki schon gegen so manchen mächtigen Bijuu gekämpft, doch war dieser immer im Körper eines Jinchuuriki versiegelt, der die volle Macht des Dämons in sich nicht nutzen konnte und dessen eigene physische Kraft nicht so groß war. Doch hier waren sie mit reinem Chakra und purer Bosheit konfrontiert. Außerdem – und das war nicht zu unterschätzen – hatten sie keinerlei Strategien oder Techniken in petto. Denn niemand, nich einmal Pain, hatte wohl mit so einer Bedrohung gerechnet.
 

Seika konnte nicht weiter denken, als ein ohrenbetäubendes Kreischen ihren Verstand zu vernebeln schien und sie auf alle Viere fiel, während sie sich die Ohren mit beiden Händen zuhielt. Es war nur Zufall, dass sie, in weitem Umkreis und höher stehend als alle um sie verstreut, die anderen Akatsuki wahrnahm, Deidara mit Furiko, Kisame mit Tobi und Itachi, die alle, ebenfalls angelockt von dem grauenvollen Chakra des Dämons, so schnell sie konnten hierher gekommen waren. Wie im Delirium – so eine schreckliche Furcht beschlich Seika plötzlich – sah die junge Frau, wie da zwei Falken in der Nähe des Dämons am Himmel kreisten. Ein weiteres Licht ging im Unterbewusstsein bei ihr auf. Durch die Vögel, mit denen die Mönche miteinander kommunizierten, hatten die Tempel gegenseitig erfahren, dass überall Personen aufgetaucht waren, um sich die Bauwerke anzusehen. Es konnte sicher kein Zufall sein, dass jeder Schrein zur gleichen Zeit von Menschen besucht wurde, um einfach nur besucht zu werden. Da die Mönche auf diese Weise Verdacht geschöpft hatten und selber nicht kämpfen konnten, hatten sie beschlossen, den Dämon frei zu lassen, was jedoch eine fatale Entscheidung war. Und das böse Geschöpf blickte mit seinen vor Bosheit brennenden Augen plötzlich genau auf die brünette junge Frau herab.
 

Die anderen Akatsuki trauten ihren Augen nicht, als sie die gigantische Kreatur sahen, deren Bewegungen allein gewaltige Druckwellen verursachte. Mit einem einzigen Griff pulverisierte er einen Felsbrocken, sodass er ihn glücklicherweise nicht werfen konnte, wie er wohl beabsichtigt hatte. Stattdessen flogen nur Steinsplitter und Sandkörner durch die Luft und verdeckten so die Sicht auf das Geschehen. Kisame und Tobi hatte das furchteinflößende Chakra aus dem Schlaf geweckt, sodass sie zuerst gar nicht gewusst hatten, was überhaupt vor sich ging. Doch schon am vorherigen Tag hatten sie die seltsame gerade Bruchlinie der Felsen bemerkt, die hinter dem Tempel in die Höhe geragt hatte. Doch als das Gebäude auf einmal nicht mehr da gewesen war, hatte es keiner besonderen Intelligenz bedurft, um zu erkennen, dass etwas faul war, und zwar gehörig! Auch als Deidara und Furiko in der Früh die Absenz des Schreins entdeckt hatten und gleich darauf vom Chakra des Dämons überrascht worden waren, hatten sie sich sofort auf den Weg gemacht. Doch dass sie nun so einem fürchterlichen Monster gegenüber standen, hätten sie sich nie ausgemalt.
 

Mit einem weiteren Brüllen und einem einzigen Schritt stampfte der Dämon die gigantische Felswand vor ihm zu Staub und seine gewaltige Pranke fuchtelte durch die Luft und zerquetschte die beiden Falken mit einem einzigen Griff ohne Mühe. Seine Zerstörungskraft war gewaltig und ließ die Erde so sehr beben, dass sich keiner der Akatsuki mehr auf den Beinen halten konnte. Geröllmassen wurden in die Luft geschleudert und stürzten hinab - direkt auf Seika zu. Eine erneute Chakrawelle des Dämons, die seine Wut fühlbar in die Gegend hinaus schleuderte, war so unglaublich stark und durchdringend, dass sie die junge Frau regelrecht lähmte. Sie war unfähig, sich zu bewegen und konnte die Felsbrocken wie in Zeitlupe auf sich zu fallen sehen, genauso, wie sie auf einmal innerhalb einer Sekunde sah, wie die anderen Akatsuki mit vor Horror verzerrten Gesichtern, schnellen Handbewegungen und mit durch den tosenden Lärm nicht hörbaren Schreien auf sie zu sprangen, um sie mit ihren erzeugten Jutsus noch irgendwie vor der Katastrophe zu schützen. Vielleicht hätte sie sich noch aus eigener Kraft retten können, doch da war etwas, das ihre Beine und ihr ganzes Denken lähmte. Denn am klarsten sah sie, dass Itachi starr dastand und sich nicht bewegte, obwohl er direkt in ihre Richtung sah. Ihre Augen – Gold auf Scharlachrot – trafen sich für einen Augenblick und Seika sah in seinem Ausdruck – nichts. Nur Leere. Und nur Momente später spürte auch sie nichts mehr. Nur noch Schwärze war um sie herum, dicht gefolgt von den Tiefen des Nichts.
 

„SEIKA!“, schrie Deidara, doch er blieb durch den Lärm ungehört, während er hilflos mit ansehen musste, wie die brünette Kunoichi von der donnernden Steinlawine begraben wurde. Fassungslos blieb er stehen, die Augen weit offen. Eine Staubwolke vernebelte die Sicht auf das Tal, in dem Seika noch einen Moment früher gestanden hatte. Doch trotz der beinahe panischen Situation waren die visuellen Fähigkeiten des Blonden so gut wie eh und je und was er nur einige Sekunden zuvor gesehen hatte, verschlug ihm fast die Sprache. Es war nicht nur der riesige Dämon mit der Angst einflößenden Kraft, es war nicht nur die Zerstörung die er so leichtfertig verursachte, es war größtenteils der Schock, dass Seika dort unter den Felsen lag, vielleicht zerquetscht und tot, doch hauptsächlich war es Fassungslosigkeit darüber, dass Itachi, der Mann, dem Seika sich so geöffnet hatte, an den sie niemals irgendwelche Forderungen gestellt hatte und dem sie so viel gegeben hatte, dass dieser Mann einfach nur regungslos auf einer Stelle stehen geblieben war und nicht einmal gezeigt hatte, dass ihm irgendetwas daran lag, diese wundervolle junge Frau vor dem Tod zu retten. Blinde Wut setzte bei Deidara ein, die ihn beinahe dazu trieb, den Dämon zu ignorieren und Itachi mit seinen eigenen Händen zu erwürgen. Doch die Sorge um Seika war um einiges größer, als der Drang, Itachi umzubringen.
 

Der Staub legte sich und alle Akatsuki außer dem Uchiha sprangen hervor, auf die Stelle zu, bei der Seika wohl gestanden hatte. Doch die Landschaft hatte sich durch die herab gestürzten Felsen vollkommen verändert. Deidara und Furiko und Kisame und Tobi trafen sich dort, wo die Steinlawine gerade abgegangen war. Der Haimann dachte, die plötzliche Furcht würde ihn ersticken. Seine Kleine war verschüttet worden! Er konnte ihr Chakra nicht mehr fühlen. War sie tot? Daran wollte er gar nicht denken. Er konnte kaum glauben, dass dies passiert war, so schnell, dass sie keine Chance gehabt hatten, Seika zu retten. Es erstaunte ihn, dass der Gedanke, dass Seika nicht mehr am Leben war, seine Kehle so zusammen schnürte. Er hatte die Kunoichi lieb gewonnen, auch wenn er es offen nicht unbedingt zu geben würde. Doch ihr Tod würde ihn schwerer treffen, als alles erdenklich Andere.
 

Tobi konnte das Zittern seiner Hände nicht mehr kontrollieren und sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Wo war Seika? Er konnte sie nicht mehr sehen und spüren. Dafür sah er Itachi umso deutlicher. Warum, warum hatte er nichts getan? Er hätte die brünette junge Frau vielleicht retten können! Diese Passivität war dem Maskierten unverständlich. Aber auch sie, wenn sie nur einen Moment früher da gewesen wären, hätten möglicherweise die Katastrophe verhindern können. Als sie das schreckliche Chakra gespürt hatten, waren er und Kisame sofort ohne Zögern aufgebrochen. Doch nun standen sie hier auf einem wahren Trümmerfeld – und vielleicht genau dort, wo Seika begraben lag. Dieser Gedanke verursachte in Tobi den blanken Horror und eine entsetzliche Übelkeit und er wünschte sich sehnlich, er könnte schweben. Vielleicht zerquetschten sie gerade in diesem Moment Seika durch ihr Gewicht zu Tode.
 

„Wir dürfen nicht alle zusammen an einem Fleck stehen bleiben!“, rief der Maskierte alarmierend und die Anderen verstanden den Sinn dahinter sofort. Schnell strebten sie auseinander und ein plötzliches Brüllen des Dämons erinnerte sie wieder daran, mit wem sie es eigentlich zu tun hatten. Fieberhaft und unentschlossen sahen sie sich gegenseitig an. Was sollten sie nun bloß tun? Eine laute Explosion ließ sie alle wieder aufsehen und sie erblicken einen riesigen Feuerball, der den Dämon wieder zurückdrängte, was diesen verärgert Kreischen ließ. Es war Itachi, der mit seinem mächtigen Katon-Jutsu gegen das Monster ankämpfte. War er sich bewusst, dass sie schnell handeln sollten, damit nicht mehrere von ihnen das Schicksal von Seika erleiden mussten? Doch warum hatte dies überhaupt mit ihr passieren müssen? Warum?
 

„Ich... ich kann sie, glaub ich, aufspüren... Dort drüben ist etwas unter den Felsen...“, sagte Furiko leise, die vor Schrecken ganz blass war und deutete mit zitternden Fingern auf eine Stelle etwas weiter von ihnen weg. Sofort wandten sich alle Blicke wieder zu ihr und Deidara war der Erste, der seine Worte nach dieser Aussage der Blonden wiederfand. Er sah seine Partnerin eindringlich an. Jetzt musste er schnell entscheiden, doch die richtige Lösung war schwer zu finden.
 

„Dann- Dann geh und versuch, Seika da raus zu holen, yeah! Wir kümmern uns um das Ding da!“, rief er ihr zu und sah Kisame und Tobi auf seine Worte hin nicken. Mit einem Satz waren sie bereits zu dem Dämon unterwegs, der mit einem Hieb den Feuerball von Itachi abblockte und in den Boden schlug, worauf dieser wieder fürchterlich zu beben begann. Furiko fiel auf Arme und Beine, konnte sich jedoch mit ihren Händen noch abfangen, schrie laut auf und ließ damit das Kreischen heraus, welches sie schon die ganze Zeit über unterdrückt hatte, um vor Deidara nicht allzu schwächlich und ängstlich dazustehen. In Wahrheit kostete sie es mehr als nur bloße Überwindung, sich unter dem Einfluss des dämonischen Chakras überhaupt zu bewegen, deshalb krabbelte sie nun auf allen Vieren zu dem Ort, an dem sie die andere junge Frau vermutete, wobei sie sich ihre Knie und die Handflächen aufriss. Furiko brach in kalten Schweiß aus, als sie anfing, kleinere Felsbrocken weg zu räumen. Soweit sie es spüren konnte, war die brünette Kunoichi namens Seika ziemlich tief verschüttet. Alleine würde die Blonde es deshalb nie schaffen, sie zu bergen. Und wenn Seika noch am Leben war, dann würde sie bald sterben, wenn sie nicht bald aus der staubigen Tiefe herausgeholt werden würde...
 

Nein, keiner wollte an ihren Tod denken, denn alleine die Möglichkeit dieses Unglücks hinterließ in jedem der Akatsuki, und damit waren Deidara, Kisame und Tobi gemeint, eine schreckliche Leere. Alle Drei konnten dies voneinander behaupten, weil sie es in den Gesichtern und an der Körpersprache der Anderen ablesen konnten. Nur Itachi blieb undurchsichtig wie immer und dies verursachte in Jedem von ihnen mehr oder weniger große Wut. Doch das Wichtigste war nun der Kampf gegen den Dämon und zwar, dass sie es gemeinsam taten, weil sie sonst nicht die geringste Chance haben würden.
 

Sie sprangen also los, alle perfekt eingespielt, denn sie waren alle einmal Teampartner gewesen, Kisame und Itachi und Deidara und Tobi, und das war ein gewisser Vorteil, den sie gut ausnutzen konnten. Sie trennten sich und versuchten, den Dämon so gut wie es ging, einzukreisen, damit er nicht entkommen konnte, ohne von einem der Akatsuki aufgehalten werden zu können. Sie machten Gebrauch von ihren mächtigsten Techniken, um gegen diesen mächtigen Gegner anzukommen.
 

Sie ließen Kisame den Vortritt, sie mussten dafür nicht kommunizieren, damit der Blauhäutige das zur Kenntnis nahm. Bei Gegnern dieser Größe und Stärke brauchte es ein Jutsu, welches großflächig zum Einsatz kommen konnte. Der Haimann sprang auf eine hochstehende Felsspitze und formte sogleich mit seinen Händen die Zeichen seines speziellen Jutsus. Es dauerte nur eine Sekunde, da bebte der Boden erneut, nun jedoch ausgehend von einem neuen Zentrum und dieses war Kisame. Mit der Vollendung seines letzten Handzeichens tat sich ein breiter Riss vor ihm im Boden auf – und er erlangte gleichzeitig die volle Aufmerksamkeit des Widder-artigen Dämons mit den beeindruckenden Hörnern. Seine blutroten Augen sahen den Haimann mit einem ziemlich verwirrten Ausdruck an, also ob er nicht verstand, warum ihn plötzlich so viele Menschen angriffen. Für einen Moment sah er beinahe dümmlich und deshalb auch irgendwie harmlos aus, sodass Kisame vor irritierter Skepsis beinahe seine Hände hätte sinken lassen, doch dann rümpfte das Wesen seine Nase, als würde es Kisames Chakra riechen und mit dem Aufglimmen eines abgrundtief bösen Funkelns in seinen Augen, riss er sein gewaltiges Maul auf und brülle seinen Unmut ohrenbetäubend laut heraus, sodass Kisame wirklich fast sein beinahe beendetes Jutsu abgebrochen und sich die Hände auf die Ohren gepresst hätte. Doch er überwand sich und ignorierte verbissen den schmerzhaften Druck auf seine Trommelfelle. Mit einer Explosion barst das Gestein unter seinen Füßen und der Boden klaffte auf. Ein tosendes Rauschen kam immer näher und mit brutaler Kraft schoss eine riesige Menge von Wasser, blutrotem Wasser aus dem Spalt und türmte sich zu einer gigantischen Welle auf, die sogar die Höhe des Dämons erreichte. Für eine Sekunde verharrte der Wellenberg auf der Stelle, doch dann brach er zusammen und ergoss sich schäumend und rauschend über den Dämon. Kisame zuckte zurück. Blutrotes Wasser? Die Mönche mussten die Kreatur mit tausenden von Opfern gefüttert haben, deren Blut in die Wasserreserven der Berge gesickert war, deren Kisame sich für sein Jutsu bedient hatte. Doch seine Augen wurden groß, als er erkannte, dass die Welle keinen nennenswerten Effekt auf den Dämon gehabt hatte, außer dass sie ihn vollkommen durchnässt und aus dem Gleichgewicht gebracht hatte, sodass er nun auf allen seiner vier Gliedmaßen stand.
 

Deidara wollte nicht mehr länger warten und breitete mit vor Entschlossenheit verzerrtem Gesicht seine Arme weit aus. Sein Akatsukimantel öffnete sich und offenbarten plötzlich in seinem Inneren ein ganzes Arsenal an aus Ton und Chakra geformten kleinen Tieren, die er die ganze Zeit über, die Kisame mit seinem Kampf beschäftigt gewesen war, ins Leben gerufen hatte und das in so kurzer Zeit, in so großen Massen und in so hoher Präzision, wie er es noch nie vollbracht hatte. Es waren Spinnen, Vögel, Wespen, Grashüpfer, Käfer und Mäuse, die nur auf ihren Einsatz warteten. Ein besonderes Exemplar eines Vogels ließ er mithilfe seiner bewährten Technik so groß werden, dass er auf ihn aufsteigen und sich in die Luft erheben konnte. Der Blonde hörte noch, wie Tobi etwas rief, doch er wusste selber, dass er schrecklich vorsichtig sein musste. Der Dämon war schnell und wenn er ihn in der Luft erwischte, würde das böse enden. Deidara grub seine Hände in den weichen Rücken des Tonvogels und befahl diesem, so schnell zu fliegen, wie er nur konnte. Der Überraschungseffekt würde Deidara den nötigen Vorteil verschaffen, so lange der Dämon noch von Kisames Angriff geschwächt war und sich aufzurichten versuchte. So sauste er dahin, sodass der harte Wind in seinem Gesicht schmerzte, doch das war nun total egal. Er musste dieses verdammte Ding zur Strecke bringen.
 

Gleichzeitig kam Bewegung in Tobi. Er musste dafür sorgen, dass der Dämon Deidara nicht bemerkte, damit dieser seine Bomben genau platzieren konnte und somit beim ersten Schlag gleich erfolgreich war, weil der Maskierte wusste, dass sie nicht viele Versuche hatten, den Dämon zu besiegen. Er war überaus mächtig und somit kein leichter Gegner, nicht einmal für vier Mitglieder der Akatsuki. Also sprang Tobi los und nahm seine orange Maske ab, um mit ihr dem Dämon zuzuwinken und sandte gleichzeitig sein Chakra aus, um auf sich aufmerksam zu machen. Er sah Kisames verständnislosen 'Hat-dir-jemand-ins-Hirn-geschissen'-Blick, doch achtete nicht besonders darauf, denn die gehörnte Kreatur hatte ihn bereits entdeckt und holte wütend mit ihrer Pranke aus, um ihn wie einen Nagel in ein Brett, doch hier in den harten Felsboden zu hauen. In Tobis Augen blitzte das Sharingan auf und er ahnte die Bewegung voraus, wodurch er ihr ausweichen konnte. Trotzdem erschrak er, da er nur knapp den Krallen des Monsters entkam, die so lang waren, wie sein ganzer Arm und tiefe Schrammen in die Erde gruben. Tobi vollführte schnelle Handzeichen und schoss einige Feuerbälle direkt gegen die Brust des Dämons. Er konnte diese nicht abwehren und sie drückten ihn zurück, sodass er mit einem Krachen und Brandwunden auf seiner seltsam weichen Haut auf dem Rücken landete. Unkontrolliert begann er, mit seinen Gliedmaßen um sich zu schlagen und Tobi wäre seinem Fuß nicht entkommen, wenn da nicht ein abstehender Felsen war, den der Dämon mit seiner Pranke zu kleinen scharfen Teilen zertrümmerte, denen der Einäugige mit einem harten Hechtsprung ausweichen musste. Dort, wo er noch vor einem Moment gestanden hatte, hatte die Ferse des Monsters einen gewaltigen Krater hinterlassen. Irgendetwas sagte Tobi plötzlich, dass er nach oben schauen musste, tatsächlich war Deidara über ihm, der ihm mit hektischen Gesten bedeutete, sich schnellstens aus dem Staub zu machen. Er kam diesem dringlichen Befehl ohne Umschweife nach und suchte mit einem kraftvollen Sprung das Weite.
 

Dies war die Stunde des Meisters der Bomben und Explosionen. Tobi hatte gute Arbeit geleistet, denn nun lag der Dämon auf seinem Rücken und war so gut wie bewegungsunfähig. Während der paar Minuten, die der Mann mit der Augenklappe Deidara verschafft hatte, hatte dieser seine Tontiere ausgesandt, sich überall um die abscheuliche Kreatur zu versammeln und hatte gleichzeitig seine beflügelten Geschöpfe in der Luft um sich gesammelt. Mit einer Handbewegung schickte auch er sie nun herab, um dem Dämon den Garaus zu geben. Mit hohem Tempo rasten die Tontiere auf ihr Ziel zu. Der Blonde brauchte noch ein paar Momente, um all seine Tontiere zu koordinieren, doch gerade jetzt wurde er entdeckt. Ausgerechnet jetzt griff der Dämon erbost mit einem etwas hilflosen Schrei in die Höhe, ohne Deidara jedoch zu erreichen, weil er zu hoch oben war. Doch er erwischte einige der Bomben, die auch prompt durch den Kontakt detonierten. Sie rissen die Haut des Arms des Dämons auf, doch das machte ihn so rasend und ließ ihn eine so immense Menge seines Chakras ausstoßen, dass es Deidara vom Rücken seines Vogels in die Höhe riss, obwohl er sich so fest an ihn geklammert hatte. Für einen Moment lag der Blonde schwerelos mit geweiteten Augen in der Luft. Ohne Luft in den Lungen sah die Welt plötzlich so wunderschön aus, mit dem gekrümmten Horizont und den nebligen Fernen der Shinobiwelt. Ob man von hier oben auch Tsuchi no Kuni sehen konnte? Er wusste es nicht, und die Frage erübrigte sich auch schnell, weil er in die Realität zurückgeholt wurde, als der freie Fall einsetzte. Panisch schnappte er nach Luft, um seine leeren Lungen wieder zu füllen, doch diese wurde wieder aus ihm heraus gepresst, als er seitlich auf dem Rücken des Vogels landete, die ihn wieder aufgefangen hatte. Doch nicht nur er hatte sich wieder gefangen, auch der Dämon war wieder aufgestanden. Jetzt durfte Deidara keine Zeit mehr verlieren und musste alles versuchen, was er noch tun konnte. Er rappelte sich auf, hob seine Arme zu einem Handzeichen und stieß einen Schrei aus, als er die ganze Zerstörungskraft seiner Bomben entfesselte. Die Explosion schien ihn für einen Augenblick taub und blind zu machen, so laut und hell war sie. Auch ging beinahe das gellende, schmerzvolle Gebrüll des Dämons darin unter. Hatte Deidara ihn erwischt? Er hoffte es inständig, doch er würde es erst sehen, wenn sich der Rauch der Bomben gelegt hatte.

Into the darkness (Part two)

Doch die Akatsuki wurden alle mit Enttäuschung geschlagen, denn der Dämon war durch die schweren Detonationen zwar schwer verletzt und hatte zahlreiche Wunden abbekommen, doch er stand immer noch auf seinen Beinen und war wütender als zuvor. Rasend schlug er um sich und machte die Umgebung dem Erdboden gleich. Er würde sie irgendwann alle platt walzen, wenn es so weiterging. Für Deidara war es in der Luft zu gefährlich, also landete er in der Nähe von Tobi und schickte seinen Vogel aus, um diesen mit dem Dämon kollidieren zu lassen. Dieses verdammte Ding war nicht klein zu kriegen und je länger sie mit ihm kämpften, desto aufgebrachte wurde die Kreatur und desto schneller rannte ihnen an anderer Stelle die Zeit davon, wo doch jede Sekunde zählte. Es knallte plötzlich scharf, als der große Tonvogel in die Schulter des gehörnten Monsters krachte und diesen von den Hinterläufen riss. Triumphierend ballte der Blonde seine Faust, obwohl er wusste, dass es noch nicht vorbei war. Trotzdem hatten sie bereits einen kleinen Erfolg erzielt. Wenn sie jetzt schnell waren und dem Dämon nicht die Möglichkeit ließen, sich zu erholen, dann würden sie in der Lage sein, ihn gemeinsam zu besiegen, denn ihre einzelnen Angriffe waren nie stark genug gewesen, um das Monster zu bezwingen.
 

Plötzlich zeigte Tobi stumm, doch mit erstauntem Gesichtsausdruck in eine bestimmte Richtung. Deidara wandte sich dort hin und sah zuerst nichts, doch dann machte er die Gestalt von Itachi aus, der sich voll konzentriert zwischen den Felsen positioniert hatte und schon mit seinen Handzeichen begonnen hatte. Jetzt war er an der Reihe und wenn selbst er dem Dämon nichts entgegensetzen konnte, dann hatten sie schlechte Karten. Das musste Deidara neidlos zugeben, auch wenn er im Moment alles andere als Sympathie für den Schwarzhaarigen fühlte. Denn der Uchiha war einer der stärksten Shinobi unter den Akatsuki. Doch auch er hatte die dämonische Kreatur vorhin bereits mit seinem machtvollen Katon-Jutsu attackiert und war gescheitert. Was hatte er nun vor?
 

„Wird er…“, stammelte Tobi und sein enthülltes Gesicht trug einen Ausdruck von Ehrfurcht, während er Itachi beobachtete, der seine Hand an seinen Mund hob und eine gigantische Stichflamme erzeugte, die in einen riesigen Feuerball überging und die Luft vor seiner sengenden Hitze flimmern ließ. Der Uchiha-Clan war gesegnet mit der Fähigkeit, schwerste und komplizierteste Katon-Jutsus anzuwenden und hatte in Itachi seinen Meister gefunden, der die Techniken mit Leichtigkeit anwenden konnte. Doch das war nicht alles, oder? Der Dämon sah, dass er wieder angegriffen wurde und ließ ein Brüllen hören, das verlauten ließ, dass er an Ende seiner Geduld war. Der Schrei war gefüllt mit Chakra und es war, als würde der Feuerball gegen eine unsichtbare Mauer treffen. Für einige Momente entbrannte ein Zweikampf um die Überhand des Geschehens, denn immer wieder würde Itachis Jutsu zurück gedrängt, doch ebenfalls so oft gelang es dem Uchiha, die Chakrabarriere des Dämons wegzudrücken. Und plötzlich war da die Signatur eines weiteren Chakras in der Luft, welche Kisame, Deidara und auch Tobi tief erschaudern ließ. Dieses neue Chakralevel kam von Itachi und nur Sekunden später sah auch jeder, was es war und sie erkannten es auch, obwohl sie es noch nie zuvor zu Gesicht bekommen hatten. Die Flammen, die von Itachi ausgingen, wurden plötzlich schwarz und breiteten sich rasend schnell über den ganzen Feuerball aus. Das schwarze Feuer hatte eine ganz bestimmte, sich detailliert abhebende Form und es schien das normale Feuer aufzufressen, da bald nichts mehr von dem rot leuchtenden Element übrig war. Doch die Flammenkugel war nur als Übertragungsmedium dagewesen. Und es ging auf einmal auch erfolgreich auf das Chakra des Dämons über. Als dieser bemerkte, was geschah, traten seine Augen vor Zorn so weit hervor, dass sie ihm bald heraus quellen mussten. Es war, als ob auch er vollkommen überrascht war von der Attacke, die Itachi herauf beschwor, um ihn zu besiegen.
 

Es war das Amaterasu. Die zweite berüchtigte Technik nach dem Tsukiyomi, die das Mangekyou Sharingan vollbringen konnte. Selbst Kisame hatte es noch nie in Anwendung gesehen, obwohl er so viele Jahre mit Itachi in einem Team gewesen war. Er hatte nicht ein einziges Mal beobachtet, wie der Uchiha seine Augentechnik trainierte, weshalb er sich fragte, ob die Technik nach dem Erwerb des Mangekyous bereits obligatorisch vorhanden war und man sie nur einsetzen musste. Doch diese Frage war nicht wichtig. Fasziniert beobachteten sie alle, wie das schwarze Feuer, welches ganze sieben Tage und Nächte lang ununterbrochen brennen konnteund unlöschbar war, auf das ausgesandte Chakra des Dämons überging und durch dieses noch heftiger zu brennen schien, als wäre es wie Brennmaterial, nur noch viel effektiver. Einzelne kleine Flammen trennten sich von dem Hauptfeuer ab und fielen zu Boden, wo sie auf dem Felsgestein weiter brannten und sich gleichzeitig immer weiter ausbreiteten. Als das Feuer plötzlich auch den Dämon erfasste, war sein erneuter Schrei ganz anders. Er war voller Qualen. Als plötzlich ein heftiger Wind auf kam, der seltsamer Weise sehr stark, zu stark für diese Region war, riss dieser noch mehr Bruchstücke des Amaterasu mit sich und verteilte diese auf dem Felsen rund um den Dämon, jedoch auch auf diesem selber. Die schwarzen Flammen loderten zischend in den Himmel herauf, als labten sie sich an dem Festmahl, das ihnen geboten würde. Der Dämon schlug besinnungslos um sich, doch das konnte die Flammen nicht vertreiben. Sie hatten das gehörnte Monster bereits vollkommen eingekreist, weshalb es nicht mehr entkommen konnte. So war sein sicheres Ende gekommen.
 

Plötzlich war Kisame wieder bei Tobi und Deidara. Es war nicht erkennbar, ob es noch nasse Spuren seines Suiton-Jutsus war oder ob er schwitzte, jedoch war auf seinem Gesicht ein hektischer, besorgter Ausdruck. Während sie alle völlig eingenommen dem wirklich beeindruckenden Schauspiel von Itachis Angriff zugesehen hatten, hatten sie etwas anderes ganz vergessen.
 

„Der ist endgültig erledigt! Aber wir müssen nach Seika sehen!“, rief er den Beiden drängend zu und war schon wieder los gesprintet, zu dem Ort, wo sie Furiko zurück gelassen hatten, damit sie bereits damit begann, die brünette Kunoichi auszugraben. Deidara und Tobi folgten ihm sogleich. Doch als die Drei bei der Blonden ankamen, sahen sie ihr verzweifeltes Gesicht und ihre in Befangenheit und Tränen schwimmenden Augen, als sie mit aufgeschürften blutigen Händen und furchtbar dreckig da saß und mit zitternden Armen Steine wegräumte. Sie hatte erst eine kleine Mulde im Boden geschaffen. Als sie die drei Ankömmlinge sah, blickte sie verzagt zu ihnen auf.
 

„Sie… Sie ist viel zu weit unten! Ich hab es alleine nicht geschafft, sie zu befreien!“, rief sie mit gebrechlicher Stimme aus, als sie die Expressionen in den Zügen der Männer sah. Sie wusste, dass sie sicher mehr von ihr erwartet hatten, doch sie hatte nicht schneller arbeiten können und das Beben des Kampfes hatte das Loch, dass sie mühsam ausgehoben hatte, immer wieder zugeschüttet. Sie hatte Angst, dass sie versagt hatte, doch keiner der Anderen machte ihr Vorwürfe, weil sie sahen, dass sich die junge Frau sehr angestrengt hatte, stattdessen sprangen auch sie in das Geschehen hinein und hoben Steine an, zerrten Felsblöcke weg und schaufelten mit ihren bloßen Händen den Sand aus dem Weg. Sie waren alleine determiniert durch den Gedanken, dass sie Seika noch herausholen konnten und zwar lebend. War sie nicht zum Herzen der Akatsuki geworden? Sie hatte die gute und feinsinnigere Seite in Kisame heraus geholt, sie hatte Deidara gezeigt, dass man um seine Träume kämpfen, jedoch auch im richtigen Moment davon zurück treten musste, sie hatte Tobi geholfen, sich zu öffnen und nicht mehr so zurück gezogen zu sein, sie richtete direkte Widerworte gegen Pain und das wohl gravierendste war, sie hatte es geschafft, in Itachi echte Gefühle hervor zu bringen. Doch im Moment fragte sich Deidara, ob das wirklich wahr war und sie sich in Sachen des Uchihas nicht alle getäuscht hatten. Dessen Nichtstun war doch der beste Beweis dafür.
 

Fieberhaft gruben sie weiter, begleitet von dem schmerzerfüllten Wimmern und den Todesschreien des Dämons, die die Luft unablässig erfüllten. Jeder, der sich erlaubte, während der schweißtreibenden Arbeit flüchtig einen Blick auf das Schlachtfeld zu werfen, der sah, dass das Monster bereits vollkommen von dem schwarzen Feuer des Amaterasu eingehüllt war. Es zuckte hin und her, doch die böse Kreatur wurde unweigerlich bei lebendigem Leibe von den Flammen aufgefressen. Am Ende würde nicht mal ein Häufchen Asche von ihm zurück bleiben. Doch der Tod des Dämons interessierte in Moment keinen von ihnen, nein, im Gegenteil. Hier ging es um das Leben einer von allen geschätzten Kunoichi.
 

Doch mit jedem Stein, den sie beiseite räumten, mit jeder Hand voll Sand, die sie aus dem immer größer werdenden Loch aushoben und mit jeder Sekunde, die verstrich, schwand ein kleiner Teil ihrer Hoffnung. War dies ein Zeichen, dass sie sich vergeblich bemühten? Seika kam und kam nicht zum Vorschein, obwohl sie bereits gefühlte Tonnen von Gestein bewegt hatten.
 

„Furiko... Bist Du Dir sicher, dass sie hier ist?“, fragte Tobi plötzlich mit verzweifelter Stimme nach, weil er es einfach nicht mehr unterdrücken konnte und sprach damit etwas aus, was sich keiner der Anderen zu sagen getraut hatte. Er hatte wieder zu zittern begonnen, seitdem er erkannt hatte, dass Seika schon viel zu lange unter der Steinen begraben lag. Doch er wollte seine natürliche Zuversicht nicht aufgeben. Seika war stark! Sie würde nicht so einfach sterben!
 

„Wie.. Aber natürlich!“, gab Furiko etwas verletzt zurück und lief vor Scham und Enttäuschung rot im Gesicht an. Natürlich kannten die Anderen sie noch gar nicht und sie selber wusste auch kaum etwas über die Akatsukimitglieder, was das gegenseitige Vertrauen nicht wirklich groß machte, doch sie würde niemals den Tod einer neuen Kameradin verschulden wollen, vor allem nicht, weil Seika den Anderen so wichtig schien. Sie würden Furiko dafür hassen bis an ihr Lebensende! Doch es ging ihr eigentlich nicht um ihren Ruf. Sie hatte Respekt vor der Brünetten, auch wenn sie Beide sich noch weniger kannten und verspürte, nachdem sie gesehen hatte, dass da etwas zwischen ihr und dem Uchiha war, auch so etwas Ähnliches wie Bewunderung. Doch nun war dieses Unglück geschehen und Furiko konnte ebenfalls nicht fassen, dass der Schwarzhaarige Seika im Stich gelassen hatte... Sie sah, wie Tobi ihr entschuldigend zu nickte und ohne Pause weiterarbeitete.
 

Also ging die Suche weiter und jeder der Beteiligten verspürte plötzlich mehr Angst als beim Kampf gegen den Dämon. Tobi hoffte, dass Itachi auftauchen würde, um ihnen zu helfen, doch er kam nicht. Was war bloß mit ihm los? Die gleichen Gedanken gingen Kisame durch den Kopf, doch Deidara wiederum hoffte, Itachi würde nicht kommen, weil er ihm sonst den Kopf abreißen würde. Der Schweiß von seiner Stirn floss ihm in die Augen und die salzige Flüssigkeit begann zu brennen und seine Sicht zu vernebeln, sodass er nichts mehr sehen konnte und sich mit seinem Ärmel übers Gesicht wischen müsste. Er blinzelte, damit er wieder klar sehen konnte und erstarrte plötzlich.
 

„Da! Da ist sie... Seika!“, rief er zutiefst geschockt, obwohl er sich so sehr gewünscht hatte sie zu finden. Als er nämlich ihre Hand sah, die Hand mit dem Ring, und zwar nur ihre Hand, da dachte er für einen Moment wirklich, sie wäre tot. Doch der Rest von ihr war nur unter noch mehr Sand vergraben, wie der Blonde erkannte, nachdem er den ersten Schrecken überwunden hatte. Mit erleichterten Schreien stürzten die anderen herbei und packten noch fester an als davor, um die Kunoichi aus ihrem steinernen Gefängnis freizulegen und zu bergen. Und das was sie sahen, erschrak sie sehr, doch entlastete sie andererseits auch ungemein.
 

Seika hatte unwahrscheinliches Glück gehabt. Die Felsbrocken waren über sie gestürzt und hatten sich so ineinander verkeilt, dass sie einen kleinen Hohlraum gebildet hatten, in dem die Brünette nun in einer unschönen Stellung lag, halb auf dem Bauch, in der Hüfte jedoch um mehr als 90° verdreht. Nichts desto trotz war sie mit Dreck und Staub überdeckt – und auch mit Blut. Die rote Flüssigkeit lief ihre Schläfe hinab, ihre Schulter war aufgerissen und leicht verrenkt und ihr linkes Bein war unter einen schweren Stein geraten und wohlmöglich zerquetscht. Doch das hätte ihrem ganzen Körper widerfahren können. Ihr zerkratztes und verzogenes Gesicht zeigte, dass sie Schmerzen haben musste und ihre Kleidung war an manchen Stellen eingerissen, doch nicht ganz beschädigt. Die Akatsuki konnten sehen, dass sie flach atmete und das hieß, dass sie am Leben war, obwohl sie im Moment ihr Bewusstsein verloren hatte.
 

Kisame griff in das Loch hinein und versuchte, die junge Frau behutsam anzuheben, während Deidara und Tobi den großen Brocken vorsichtig von ihrem Bein hoben. Ihr Unterschenkel war eine einzige blutige Masse, doch ihre wichtigen Gelenke waren glücklicherweise nicht beschädigt. Als dadurch ihre Position verändert wurde, schien sie aus ihrer Ohnmacht zu erwachen, denn sie begann krampfhaft und würgend zu husten, sodass sie vollkommen durchgeschüttelt wurde. Als ihr Anfall verging, hing sie vollkommen schlaff in Kisames Armen. Die Akatsuki sahen sich ratlos an.
 

„Sie... Am besten wäre es wohl, wenn wir sie schnell in die Basis zurückbringen“, sagte Furiko leise, weil die Männer einfach nur untätig auf die brünette junge Frau starrten. Jeder von ihnen konnte nur nicken. Hier konnten sie nichts für sie tun, obwohl die Möglichkeiten in der Basis auch nicht viel besser waren, weil Seika ja der Medic-Nin in ihren Reihen war und sie selber sich in diesem miserablen Zustand befand. Doch es war trotzdem nur logisch, dass sie von diesem Ort verschwinden mussten. Das Amaterasu würde weiter brennen und früher oder später Shinobi hier her locken. Und ihre Mission war durch den Sieg über den Dämon doch auch abgeschlossen, nicht wahr?
 

„Tobi, ich geb Dir jetzt Samehada, weil ich nicht das Schwert und Seika gleichzeitig die ganze Strecke über tragen kann, aber pass bloß darauf auf, hörste?“, sagte Kisame etwas steif und es war das erste Mal, dass er sein geliebtes Schwert jemandem Anderen anvertraute. Doch in dieser Situation mussten sie alle an das Wohl von Seika denken. Er wollte schon los laufen, doch Furiko stoppte ihn schüchtern.
 

„Warte, wir müssen wenigstens ihr Bein abbinden, sonst blutet sie während der Reise aus. Und Du musst aufpassen, dass ihr Kopf stabil liegt...“, sagte sie zu dem großen blauhäutigen Mann und sah diesen etwas ängstlich an, da sie erwartete, wegen ihrer ratschlagenden Worte zurechtgewiesen zu werden. Doch sie sah zu ihrer Verwunderung, dass der Haimann sie schwach angrinste.
 

„Jetzt sag nicht, Du bist auch ein Medic-Nin?“, fragte er sie, weshalb ihre Wangen leicht rot wurden.
 

„Nein... Aber so etwas weiß man doch...“, antwortete sie verlegen, während Deidara zur Tat schritt, einen Streifen Stoff aus seinem Shirt riss und diesen oberhalb von Seikas Knie fest um ihren Oberschenkel band und gut verknotete. Weil er zufrieden damit war, nickte er allen zu und so brachen sie auf. Die Sachen, die sie mit hergebracht hatten und nun an den einzelnen Schlafplätzen lagen, waren nicht wichtig und beinhalteten nur diverse Vorräte, sodass sie diese getrost zurücklassen konnten. Zu Essen würden sie noch früh genug bekommen, doch jede Minute zu spät könnte schlimm für Seika enden.
 

Kisame legte ihren Kopf sicher in seine Armbeuge, damit er nicht hin und her schwankte, während sie mit hohem Tempo durch das, was vom Gebirge noch übrig geblieben war, Richtung Ame no Kuni zurück rannten und die Kunoichi dadurch nicht noch mehr Verletzungen erlitt. Deidara führte den Weg, gefolgt von Furiko, dann kam Kisame mit der verletzten Seika und hinter ihm Tobi, der das Schwert Samehada, welches ihm nicht ganz geheuer war, nur noch mehr an sich drückte, um es nicht zu verlieren und nachher von Kisame dafür aufgefressen zu werden... Durch den ihnen entgegenkommenden Wind waren der Mann mit der Augenklappe und der Blauhäutige die Einzigen, die es hörten, als Seika plötzlich etwas sagte.
 

„Itachi...“, kam es über ihre Lippen. Es war nicht mehr als ein Flüstern, doch konnten Kisame und Tobi es vernehmen und irgendwie verursachte dieses einzige Wort Schuld und Scham in ihnen. Es sollte eigentlich der Uchiha sein, der sich um sie kümmerte und sie zurück nach Hause trug. Die junge Frau dachte sogar im Delirium an ihn, obwohl sie vielleicht nie so schwer verletzt gewesen wäre, wenn Itachi ebenfalls versucht hätte, die erstarrte Kunoichi aus der Schusslinie der Steinlawine zu holen. Es ging vielleicht gar nicht darum, ob er es geschafft hätte, oder nicht, aber er hatte es nicht einmal versucht… Apropos Itachi, sie konnten ihn, weit hinter ihnen zurück, jedoch mit konstantem Abstand hinter ihnen ausmachen. Kam er nicht zur Gruppe dazu, weil er wusste, was er angerichtet hatte oder wollte er mit der ganzen Sache nichts mehr zu tun haben? Doch das konnte man bei dem Uchiha nie abschätzen. Er war ein Buch mit sieben Siegeln und ein kryptisches Rätsel. Und selbst Seika hatte ihn, wie die Anderen eigentlich alle gedacht hatte, wohl nicht vollständig ergründen können...

After awakening

Bei den Akatsuki kehrte in der Basis nach den unerwarteten Ereignissen in Kaze no Kuni bald wieder Ruhe ein und die täglichen Missionen liefen schnell wieder an, obwohl sie so vorsichtig wie noch nie agieren mussten, da nun die Augen des ganzen Kontinents auf ihnen lagen. Natürlich war der Kampf in den Bergen des Windlandes nicht unbemerkt geblieben und die Nachriichten darüber hatten sich schnell verbreitet. Die Geschehnisse hatten auch schnell auf die Akatsuki zurück geführt werden können, einerseits wegen des noch lange nachbrennenden Amaterasu, andererseits wegen der Aussagen der Shinobi aus Konoha, die nur ein paar Tage davor auf die Mitglieder der Organisation getroffen waren. Dies warf einen schlechten Schatten auf sie, und auch der Zorn des Kazekage lag auf ihnen. Geheime Nachforschungen hatten ergeben, dass es das Oberhaupt von Sunagakure höchst persönlich gewesen war, der den Dämon heraufbeschworen und jenseits der Berge versiegelt hatte, natürlich nicht in der Absicht, einen neuen Jinchuuriki zu erschaffen, sondern sich mit einer noch nicht ausgefeilten Technik das Monster und somit seine Kraft im Kampf gegen drohende Mächte gefügig zu machen. Doch die Akatsuki hatten durch die richtigen Informationen und das richtige Timing die Bedrohung für sich selber erkannt und nun war die Kreatur zerstört. Das Vorhaben des Kazekage war deshalb gescheitert, weil die Macht des Dämons nicht kontrolliert werden konnte und damit war die fürchterliche Waffe des Oberhauptes von Kaze no Kuni für immer verloren.
 

Pain war mit dem Erfolg der Mission und mit dem Einsatz von jedem Einzelnen sehr zufrieden, da nun eine ernstzunehmende Gefahr für die Organisation gebannt worden war, jedoch gefiel es ihm gar nicht, dass ein Mitglied dadurch vollkommen außer Gefecht gesetzt worden war und zwar ausgerechnet Seika. Er suchte zwar nicht direkt einen Schuldigen für diesen Unfall, doch jeder glaubte zu wissen, dass Pain ebenfalls eine richtige Vermutung hatte, der Stimmung zufolge, die immer beim Abendessen in fast vollständiger Runde vorherrschte, welche einfach nicht verborgen werden konnte. Es war regelrecht eisig, wenn sie zusammen saßen und sich an dem Platz, auf dem Seika sonst immer saß, eine gähnende Leere auftat. Auf Seikas Stuhl folgte rechts nach zwei weiteren der von Itachi, wobei an Seikas linker Seite Deidara saß. Immer, wenn sein Blick nach rechts zu Seikas Teil der Tischplatte wanderte, hatte er automatisch den Uchiha in seinem Blickfeld und es brachte ihn immer wieder neu zur Weißglut, wenn er dessen unbeteiligten Gesichtsausdruck sah. Aber der Blonde musste sich zusammenreißen, denn schon einmal war er von Pain zurechtgewiesen worden, damit er sich beherrschte. Deidaras Ausbruch hatte ihrem Anführer jedenfalls nur noch mehr bestätigt, dass Itachi etwas mit Seika Zustand zu tun hatte.
 

Genau aus diesem Grunde war der Uchiha auch nicht oft in der Basis, weil Pain ihn mit vielen Missionen fern hielt, damit unter den Mitgliedern kein Mord und Totschlag ausbrach. Auch Tobi und Kisame waren viel unterwegs, denn es gab nach wie vor eine Menge zu tun. Die Einzigen, die fast immer da waren, waren Furiko und Deidara, die sich eigentlich die ganze Zeit um Seika kümmerten und all das taten, was sie mit ihrem geringen medizinischen Wissen für die Brünette tun konnten. Die meiste Zeit waren die beiden Blonden bei ihr und wenn der Blauhäutige und der Maskierte ebenfalls gerade in der Basis verweilten, dann waren auch sie zugegen. Nur einer kam nie. Das war Itachi.
 

Wenn also der schrecklich besorgte und beinahe schon leicht hysterische Tobi, der ruhelose und dadurch wieder unerträglich launische Kisame und der selbst für ihn selber ungewöhnlich kalte und distanzierte Itachi und somit der Auslöser aller Spannungen nicht in der Basis waren, war es fast wohltuend ruhig in dem Gebäude, in dem sonst so ein reges Treiben herrschte.
 

Es waren nun schon ganze zehn Tage nach ihrer Rückkehr aus Kaze no Kuni vergangen und die Stille war mittlerweile schon fast bedrückend, weil sich die Zeit so zäh wie Kaugummi dahin zog und nicht vergehen wollte. Doch die Ruhe wurde plötzlich von schnellen, leichten Schritten durchbrochen, die einen Korridor entlang liefen. Es waren ungewohnte Geräusche, denn keiner der Akatsuki hatte in letzter Zeit das Bedürfnis gehabt, zu rennen, denn die Ruhe war natürlich auch zweckmäßig.
 

Es war Furiko, die rasch mit einem bestimmten Ziel den Gang entlang eilte. Sie war aufgeregt, weil sie eine wichtige Nachricht zu überbringen hatte. Kurz zögerte sie und eine leichte verlegene Röte überzog ihr Gesicht, doch dann lief sie weiter. Sie musste die Neuigkeit schnell weitergeben.
 

„Deidara-san?“, fragte sie durch die geschlossene Tür, während sie anklopfte, nachdem sie beim Zimmer ihres blonden Partners angekommen war. Sie wusste, dass er dort drinnen war, weil sie sein Chakra deutlich spürte.
 

„Hm, was ist, yeah?“, fragte er etwas brummig, denn er war heute nicht gerade in bester Laune, während er in seinem bequemen Sessel saß und seinen Kopf faul auf seine Hand stützte. Er konnte sich zwar nicht erklären, warum das so war, doch er konnte nichts dafür. Er hatte schlecht geschlafen und war danach mit leichten Kopfschmerzen aufgewacht. Wenn Furiko sich unterhalten wollte, dann sollte sie sich das für später aufheben, weil er dafür nicht in Stimmung war. Er hatte die letzte Zeit viel zusammen mit der blonden Kunoichi verbracht, doch hatten sie sich nie viel unterhalten, weil sie immer darauf geachtet hatten, leise zu sein. Jetzt aber wunderte er sich schon ein bisschen, dass die junge Frau hierher an sein Zimmer kam und anscheinend etwas von ihm wollte. Das hatte sie sich zuvor nämlich noch nie getraut.
 

„Deidara-san, ich will nicht stören, aber komm bitte schnell mit! Seika-san ist aufgewacht!“, sagte sie mit kaum unterdrückbarer Freude und dies veranlasste den Blonden, dass er beinahe aus seiner lässig, da sitzenden Position flog und mit geweiteten Augen die Tür fixierte, hinter der Furiko stand und sprach. Ungläubig saß er mit weit vor gelehntem Oberkörper da, bis er erst nach weiteren Sekunden der Stille in Bewegung kam. Er sprang auf und öffnete ruckartig die Tür. Vor ihm befand sich Furiko, die durch die ruppige Reaktion ein wenig erschrocken war, aber auch freudig lächelte.
 

„Yeah, ist das wahr?“, fragte er erwartungsvoll und als die Blonde eifrig nickte, da war er schon los gelaufen, dicht gefolgt von der Kunoichi. Sie rannten schnell den Korridor entlang, bis sie zu dem Teil des Ganges kamen, in dem Seikas Zimmer lag. Vor ihrer Tür blieb Deidara plötzlich stehen, weil er sich in seiner Euphorie besann. Er konnte schlecht hereinplatzen und sich so laut und peinlich nach Tobis Art aufführen, wegen der Erleichterung und Freude, dass Seika nun endlich wieder bei Bewusstsein war, obwohl er wirklich furchtbar froh war, dass sie wieder aus ihrem komaartigen Zustand aufgewacht war. Außerdem hieß das nicht, dass sie wieder vollkommen genesen war, im Gegenteil, ihrer schweren Verletzungen heilten nur schwer, das hatten sie deutlich gemerkt, weil sie regelmäßig ihre Verbände gewechselt hatten. Die Brünette hatte nun ganze zehn Tage am Stück durch geschlafen, ohne einmal zu erwachen. Das allein hatte ihnen schon zu denken gegeben, doch weil sie nichts tun konnten, hatten sie darauf vertraut, dass alles von selber gut gehen würde. Und nun war ihr Zustand wohl wirklich wieder einigermaßen stabil, sodass sie aufgewacht war.
 

Deidara fasste nach dem Türgriff und öffnete langsam die Tür. Er kannte Seikas Zimmer nun schon fast in und auswendig. Er war jeden Tag mindestens für ein paar Stunden hier gewesen, um an ihrem Bett zu wachen. Wenn außer ihm niemand anderes da gewesen war, der hätte mithören können, weil ihm dies dann doch etwas peinlich gewesen wäre, nur dann hatte er Seika erzählt, was an diesem Tag alles passiert war, auch wenn sie ihn überhaupt nicht gehört hatte. Für ihn hatte es jedenfalls irgendwie beruhigend gewirkt, dass sie einfach da und am Leben war. Ansonsten hatte er wohl noch nie so viel nachgedacht wie in den vergangenen Tagen. Es war nicht seine Art, viel zu denken, jedoch kamen die Gedankengänge immer von ganz alleine. Doch auch das war nun nicht mehr relevant. Er erblickte Seika, die immer so blass gewesen war, die nun mit offenen Augen und wieder etwas mehr Gesichtsfarbe in ihrem Bett lag und an die Decke starrte. Für einen Augenblick sah er etwas wie Enttäuschung und Schmerz in ihren Zügen, doch es war so schnell wieder verschwunden, dass er sich dachte, es musste wohl Einbildung gewesen sein, etwas, das er von sich selber auf die junge Frau projiziert hatte, weil er geglaubt hatte, Furiko hätte sich geirrt und Seika würde immer noch reg- und leblos in ihrem Bett liegen, wenn er herein kam. Und das sie Schmerzen spürte, war sicherlich auch nicht verwunderlich.
 

Seika bemerkte sofort, als ihre Tür aufging und sie drehte ihren Kopf leicht in die Richtung hinüber. Deidara sah, wie ihre goldenen Augen vor Schwäche matt waren, doch sie lächelte leicht, als sie den Blonden erkannte.
 

„Deidara...“, sagte sie mit rauer und schwacher Stimme, weil sie für eine so lange Zeit nicht gesprochen hatte. Ihr Lächeln erleichterte den Blonden endgültig. Er trat vollends in das Zimmer ein und hinter ihm tat Furiko dasselbe. Sie war dabei gewesen, als Seika sich leicht geräkelt hatte, weil sie kurz davor gewesen war, zu erwachen. Ohne lange zu zögern hatte sie schnell Deidara gerufen, damit auch er dazu kam, um die Brünette nicht alleine vollständig aufwachen zu lassen, um ihr dadurch zu zeigen, dass sie immer bei ihr gewesen waren. Auch Furiko bekam von Seika ein Lächeln geschenkt, welches sogar noch etwas herzlicher war. Die brünette junge Frau bewegte sich etwas, doch dann stöhnte sie auf und ließ es gleich wieder sein.
 

„Du darfst Dich nicht allzu sehr bewegen!“, sagte Furiko vorsorglich und ging zu Seikas Bett. Sie bedeutete Deidara, dass er mitkommen sollte. Sie wollte die Brünette etwas aufrichten, damit sie leichter sprechen konnte und damit sie auch besser würde schlucken können, wenn sie ihr später etwas Richtiges zu Essen bringen würden. Die ganzen Tage über hatten sie sie nur mit in Wasser aufgelösten Nahrungspillen gefüttert, weil sie Angst gehabt hatten, sie würde eventuell an fester Nahrung ersticken. Also griff Deidara sie mit Vorsicht unter ihren Schultern, weil sie dort auch leicht verletzt war und hob sie leicht hoch. Furiko schüttelte ihre Kissen auf und legte noch ein weiteres unter Seikas Rücken und Nacken, sodass sie sich nun in einer flach sitzenden Position befand.
 

„Wie... Wie lange war ich weg?“, fragte die Brünette leicht verwirrt nach. Sie spürte selber, dass ihr Zeitgefühl komplett durcheinander war. Außerdem war ihr ganzer Körper nur ein einziges dumpfes Kribbeln, weil sie sich wohl ziemlich lange nicht bewegt hatte und auch ziemlich schwer verletzt war.
 

„Du warst zehn Tage ohnmächtig, yeah“, antwortete ihr Deidara. Zu seiner Verwunderung kicherte Seika daraufhin sanft. Zehn Tage, das war ihr persönlicher Rekord. Sie wunderte sich nicht über ihre lange Auszeit, nein, ganz im Gegenteil. Es war eine Eigenart ihres Körpers. Durch die perfekte Ausbildung als Medic-Nin und vollkommene Chakrakontrolle konnte ihr Körper die Fähigkeiten des heilenden Jutsus wegen dem jahrelangen Training auch in gewissem Maße eigenständig nutzen. Alle zellulären Stoffwechselprozesse wurden so weit wie möglich auf das Nötigste heruntergefahren, dafür arbeitete das Chakra in seinen Bahnen umso mehr, um selbstständig die Regeneration und Heilung der Wunden voranzutreiben. Furiko war von ihrem Lachen irritiert.
 

„Das war keine leichte Zeit! Du hattest Fieberkrämpfe und Schüttelfrost. Wir dachten, Du würdest diese eine Nacht nicht überstehen und wir konnten nur hilflos zusehen...“, sagte sie und wenn Seika die Kraft gehabt hätte, abzuwinken, dann hätte sie es getan. So lächelte sie nur etwas mehr.
 

„Das war die natürliche Abwehrreaktion meines Körpers. So beunruhigend ist das gar nicht“, antwortete sie nur und versuchte, das wenige Chakra, welches sie im Moment besaß, dazu zu nutzen, um zu überprüfen, wo und wie schlimm es sie eigentlich überall erwischt hatte. Das Ergebnis davon war ernüchternd. Ihr Bein hatte es sehr schwer getroffen. Die Selbstheilungskraft ihres Körpers hatte damit gekämpft, dass sich in ihrer Wunde keine Infektion ausbreitete, denn sie war unter dem Verband, den sie ihr angelegt hatten, immer noch offen und nässte. Ihre Schulter war stark geprellt, sie hatte viele Schrammen und ihr Kopf hatte wohl einen ziemlich harten Schlag abbekommen. Doch das alles war nicht so schlimm wie ihr Bein und wenn sie daran bleibende Schäden erleiden würde, dann würde sie es in Zukunft nicht leicht haben... Das Lächeln verschwand von ihren Lippen und ihr Blick wurde leicht abwesend.
 

„Hoffentlich kann ich mein Chakra schnell wieder regenerieren...“, sagte sie leise. Zwar waren die Worte eher an sie selber gerichtet, doch die anderen Beiden hörten es. Es lag ein leicht sorgenvoller Ton darin, doch jedes Anzeichen davon war so wage, dass es wahr sein konnte, aber auch nicht. Sie sah wieder auf und blickte in die Gesichter ihrer bekannten Kameraden.
 

„Habt ihr mir Schmerzmittel gegeben?“, fragte sie nach, weil sie leichte Taubheit in ihren Gliedern fühlte und ihr Kopf auch irgendwie leicht war. Furiko sah Deidara an und dieser nickte.
 

„Also... Ja, das haben wir, yeah. Wir haben das Präparat aus Deinem Korb genommen“, erklärte der Blonde. Seika hatte in ihrem Badezimmer einen Korb voller Medikamente, die sie wohl selber hergestellt hatte, die alle in gut beschrifteten Fläschchen und Döschen aufbewahrt worden waren, damit man schnell fand, was man suchte und wodurch ihre beiden selbst ernannten Krankenpfleger leicht das Benötigte gefunden hatten. Seika nickte und war ein wenig beruhigt. Sie kannte sie Wirkung dieses Mittels und machte sich deshalb weiter keine Gedanken über die Auswirkungen.
 

„Wo sind denn die Anderen?“, fragte sie nach, weil sie sich doch wunderte, dass Tobi nicht der Erste gewesen war, denn sie hier an ihrem Bett gesehen hatte. Die Antwort auf ihre Frage kam sehr schnell.
 

„Ach, die sind alle auf Mission! Es gibt hier doch immer was zu tun!“, sagte Furiko sogleich und Deidara war dankbar dafür, dass Seika nun die Blonde ansah, anstatt ihn, weil sie sonst die ungezügelte Wut in seinem Gesicht gesehen hätte. Er wusste nicht, an welche Dinge sich Seika eigentlich noch erinnerte, er erinnerte sich jedenfalls an viel zu viele. Doch Seika sah nicht danach aus, als würde sie sich den Kopf zerbrechen und das war auch gut so. Vielleicht hatte der Schlag, die die mittlerweile geheilte Platzwunde auf ihren Kopf verursacht hatte, ihre Erinnerungen etwas durcheinander gebracht...
 

Seika nickte daraufhin nur und sie redeten noch ein wenig über belanglose Dinge, die nichtsdestotrotz die leichte Unsicherheit, die im Moment herrschte, ausdrückten. Die Anwesenheit der Beiden tat der Brünetten jedenfalls allemal gut, doch sie wurde durch das Reden und die vielen Sinneseindrücke schnell müde. Der Wachzustand entkräftete sie doch mehr, als sie gedacht hätte. Nun, nach zehn Tagen Ohnmacht war das auch nicht sonderlich verwunderlich, weil sie wirklich alles andere als fit war. Dass sie geschwächt war, konnten ihr die Anderen auch deutlich ansehen, deshalb ließen sie Seika nach einer Weile auch alleine, damit sie sich ausruhen und schlafen konnte. Furiko sagte, sie würde später mit dem Abendessen vorbei kommen und auch Deidara sicherte ihr seine Gesellschaft zu. Dann verließen sie das Zimmer und zogen die Tür hinter sich zu, sodass Seika in Ruhe schlafen und sich weiter erholen konnte.
 

Für einige Minuten lag Seika einfach nur so da, den Blick in weite Ferne gerückt. Ihr Gesicht war eine steinerne Maske, blass, erschöpft und zerkratzt. Doch schon in der nächsten Sekunde verzerrten sich ihre Züge zu einer verbitterten Grimasse und dann alles brach in sich zusammen, ihre Haltung und Willenskraft, ihre positiven Gedanken, ihre Freude, am Leben zu sein. Nach langer Zeit bildeten sich wieder Tränen in ihren goldenen Augen, die vor Enttäuschung und Verzweiflung ganz hell waren. Sie schluchzte auf, obwohl sie dies verhindern wollte, wenn sie schon ihre Tränen nicht zurückhalten konnte. Sie hatte es vor den Anderen nicht zugeben wollten, wie miserabel es ihr in Wirklichkeit ging. Es waren keine körperlichen Schmerzen, denn diese wurden von dem Medikament unterdrückt, aber es waren die seelischen Verletzungen, die ebenfalls beinahe eine auf ihrer ganzen Haut fühlbare Pein hervorriefen und die nicht mit irgendwelchen Mitteln behandelt werden konnten. Sie hatte das letzte bisschen Beherrschung aufbringen müssen, um nicht vor Furiko und vor allem nicht vor Deidara so zusammen zu brechen, weil sie nicht die Kraft gehabt hätte, mit ihm zu streiten. Sie wollte nicht auch noch einen weiteren Menschen sehen, der sich von ihr distanzierte, sie würde daran zerbrechen, wenn noch jemand ihr den Rücken kehren würde, dem sie sich so anvertraut und geöffnet hatte.
 

Ja, sie hatte vor langer Zeit das letzte Mal geweint, doch wegen derselben Person. Aber diesmal ging es um viel mehr. War es wirklich nur Sex gewesen? Waren es wirklich nur Nächte ohne Bedeutung gewesen, Stunden, in denen sie einander so nahe gewesen waren? Minuten von innigen Küssen, Sekunden von leidenschaftlichen Berührungen, war das alles ohne bleibende Erinnerung? Nein, es war keine Liebe, nicht einmal von Seikas Seite, doch waren die gemeinsamen Momente Itachi so viel weniger wert? Als sie ihre Augen schloss, um den Tränenfluss zu stoppen, sah sie sein Gesicht vor sich, zusammen mit seinem blanken Ausdruck, der überhaupt nichts verriet, denn er damals in seinen Zügen getragen hatte, kurz bevor Seika verschüttet worden war. Keine Sorge, kein Mitgefühl, keinen Schrecken, nein nicht einmal Verachtung. Wenn dies in seiner Mimik gewesen wäre, dann hätte sie es verstanden. Es war ihm egal, ob sie starb, gut, oder sie war ein Zeitvertreib für die abendlichen Stunden, damit würde sie wohl zu Recht kommen. Aber nicht mit dieser vollkommenen Leere und dem Fehlen jeglicher Emotion. Nicht nach dem Kuss, den sie vor den Augen aller Anderer ausgetauscht hatten und der ihre Beziehung offen gezeigt hatte. Sie hätte sonst gedacht, dass er sich nicht hatte überwinden können, sie zu retten und dadurch vor den Anderen zu zeigen, dass er... vielleicht doch...
 

Erneut schluchzte Seika auf und die unerwartete, ruckartige Bewegung verursachte Schmerzen in ihrem ganzen Körper, sodass sie leise und gequält aufstöhnte. Sie hatte plötzlich nicht einmal mehr die Kraft zu weinen. An den schwarzhaarigen Mann zu denken, machte sie völlig fertig, weshalb sie bald einschlief, ja beinahe in ihre Ohnmacht zurückglitt, noch während die Tränen ihre Wangen hinab liefen.

Girl talk

Leise öffnete Furiko die Tür zu Seikas Zimmer. Es war drinnen ganz leise, also vermutete die Blonde, dass die Brünette wohl eingeschlafen war. Und sie hatte auch Recht, als sie Seika mit zur Seite gedrehtem Kopf da liegen sah. Also trat sie ein und machte die Tür geräuschlos wieder hinter sich zu, während sie mit einer Hand ein Tablett balancierte, auf dem ein Teller Suppe, eine Schale Reis, einiges klein geschnittenes Obst und eine Teekanne mit Tasse standen, was sie alles selber für die Brünette vorbereitet hatte. Zum Glück ging alles gut und nichts viel runter und Furiko machte sich auf dem Weg zu Seikas Bett, um ihre Mitbringsel auf dem Nachttisch abzustellen. Sie versuchte, dabei so wenig Krach wie möglich zu machen, obwohl Seika ja sowieso aufwachen musste, um zu essen, doch es war am Besten, wenn sie von ganz alleine wach wurde und nicht erschrak und ruckartig hochfuhr, was ja wegen ihrer Wunden nicht sehr vorteilhaft wäre. Furiko holte sich einen Stuhl heran, um sich an Seikas Seite zu setzen, ohne sie zu stören.
 

Deidara war bisher nicht wieder aufgetaucht und Furiko wusste auch nicht, was er machte, aber er sollte ruhig einmal noch etwas länger fort bleiben. In den letzten Tagen hatte die Blonde ihren Partner als sehr impulsiven Mann kennen gelernt, dessen Temperament so schnell und unerwartet explodieren konnte wie seine vorzüglich beherrschten Tonbomben. Sie wusste also nicht, ob es eine schaue Idee war, dass der Blonde bei Seika war, vor allen in dieser heiklen Situation, wo ein einziges Wort schon einen Ausbruch von ihm verursachen konnte.
 

Doch als Furiko in Seikas Gesicht sah, nachdem sie auf dem Stuhl platz genommen hatte, erschrak sie ziemlich. Die Wangen und Augen der Brünetten waren noch immer benetzt von den Tränen, die sie offensichtlich und überraschend geweint hatte. Und dabei hatte Seika vorhin doch so stark und heiter gewirkt, dafür, dass sie gerade aus ihrer langen Bewusstlosigkeit erwacht und immer noch so schwer verletzt war. Und die Blonde wusste auch sofort, warum Seika geweint hatte. Für sie war es nicht schwer zu erraten, weil sie sich nur eine Sache denken konnte, die gar nicht lange her war, die diese starke Kunoichi so um ihre Beherrschung bringen könnte. Es war bestimmt wegen der Person, über die sich Deidara die ganze Zeit so furchtbar aufregte: Der Uchiha. Jener Mann, den Furiko in Gedanken noch nie mit Vornamen angesprochen hatte. Sie hatte ihn überhaupt noch gar nie angesprochen, denn sie hatte es sich noch nicht getraut. Überhaupt, hatte es auch keinen Grund gegeben, jemals mit ihm zu reden...
 

Doch das war jetzt nicht von Bedeutung. Wenn Deidara hier herein kommen würde und Seika in diesem Zustand vorfand, dann würden Köpfe rollen. Deshalb berührte Furiko die Brünette leicht an der Schulter. Seikas Schlaf war wohl nicht sehr tief, denn sie schreckte sofort auf und starrte Furiko mit geweiteten Augen an.
 

„Furiko... Was...“, stammelte sie und die Verzweiflung in ihren Augen war überdeutlich, weil Seika sicher nicht damit gerechnet hatte, dass jemand bei ihr sitzen würde, wenn sie aufwachte. Als sie vorhin zum ersten Mal erwacht war, war sie alleine gewesen, sodass sie sich hatte sammeln können, bevor Deidara und Furiko zu ihr gekommen waren. Seika sah so aufgelöst aus, sodass die Blonde sehr mit ihr mitfühlte. Sie holte ein Taschentuch aus ihrer Hosentasche und schüttelte es auf, während sie mit ihrer anderen Hand weiter Seikas Schulter tätschelte.
 

„Ganz ruhig! Ich muss Dir nur das Gesicht abtrocknen, Seika-san. Wenn Deidara Dich so sieht, wenn er kommt, dann wird er ausflippen. Und ihn aussperren kann ich auch nicht, dann wird er bestimmt sauer und misstrauisch“, meinte sie und als Seika nicht antwortete, sondern Furiko einfach nur weiter mit leichter Verwirrung und Fassungslosigkeit ansah, da begann die Blonde einfach, mit dem Taschentuch die nassen Spuren auf Seikas Gesicht mit leichtem Tupfen zu beseitigen. Es dauerte ein paar Sekunden, bis Seika sich wieder entspannte und ihr Kopf mit einem leisen Wimmern auf die Kissen zurück sank. Sie sah ein wenig beschämt aus, denn Furiko hatte Recht.
 

„Deidara-san ist... ein wenig schwierig, nicht wahr?“, fragte Furiko etwas zögerlich, um die Situation und die Gedanken der Brünetten etwas in eine andere Richtung zu lenken, damit diese nicht zu dem Uchiha zurückkehrten. Furiko war nicht wirklich gut im Smalltalk, aber dies hier ging ja um die Akatsuki an sich und um ihren ihr zugewiesenen Partner. Sie sah, wie sich Seikas Mundwinkel leicht nach oben verzogen und ihr Gesicht einen zynischen Ausdruck bekam.
 

„Tss… Ein wenig ist gut“, entgegnete sie harsch, aber nicht böse gemeint und hob langsam ihren Arm, um Furiko das Taschentuch abzunehmen und sich damit selber über die noch feuchten Augen zu wischen. Es kostete sie einiges an Konzentration und Kraft, dies zu tun, doch ein wenig selbstständig zu sein, tat doch gut. Sie atmete tief ein und dabei stieg ihr der Geruch des Essens in die Nase. Sie sah zu dem Tablett und ihr Magen begann augenblicklich zu rumoren.
 

„Willst Du versuchten, etwas zu essen?“, wollte Furiko wissen und Seika nickte, sodass die Blonde das Tablett nahm und es vorsichtig auf Seikas Schoß abstellte. Diese begann, langsam nach dem Löffel zu greifen und etwas von der Suppe zu essen, möglichst ohne etwas davon zu verschütten. Während sie also langsam aß, herrschte Stille zwischen den beiden jungen Frauen, nur das Klappern von Geschirr war zu hören. Die warme richtige Mahlzeit war köstlich und tat Seika wirklich gut. Sie fühlte bereits jetzt, dass sie mit etwas fester Nahrung sicher schnell wieder zu Kräften kommen würde. Als Furiko etwas verlegen auf ihrem Stuhl herum rutschte, legte Seika ihren Löffel beiseite, um sich wieder ein wenig auszuruhen und sah die Blonde an.
 

„Danke für Deine Hilfe, Furiko-san. Hast du dich schon einigermaßen hier eingelebt?“, fragte sie, sodass Furiko überrascht aufblickte und ein wenig rot im Gesicht wurde. Sie verschränkte ihre Hände und blickte auf ihre nervös herum zuckenden Finger.
 

„Ich... Also... Na ja, es war viel los in letzter Zeit und... Deidara-san hat immer irgendetwas anderes zu tun, also...“, antwortete die Blonde aufgeregt, weil sie nicht erwartet hätte, dass Seika sie plötzlich ausfragen würde. Seika hob leicht eine Augenbraue. Furiko schien nicht gerne über sich zu reden. Auch damals, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren, hatte sie so schüchtern reagiert.
 

„Ach, Deidara... Dem werde ich mal meine Meinung sagen. Er ist ein schrecklicher Egoist, dabei sollte er sich etwas mehr um Dich bemühen. Er hat eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe und druckst mal wieder herum wie ein kleiner Junge! Und wenn er Dir mal blöd kommt, gib es ihm noch dümmer zurück. Manchmal hat er es nicht anders verdient“, sprach Seika verständnislos und erntete dafür von Furiko einen bewundernden Blick, obwohl diese noch röter angelaufen war. So etwas würde die Blonde sich niemals zutrauen! Deidara war älter als sie, er war ein Mann, damit um einiges stärker und hatte als Shinobi sicher auch viel mehr Erfahrung. Er war auch schon sehr viel länger bei den Akatsuki und dadurch ranghöher und- Seika konnte die widersprüchlichen Gefühle regelrecht auf Furikos Gesicht sehen.
 

„Mach Dir darüber nicht zu viele Gedanken. Er muss ein wenig rauer behandelt werden, sonst denkt er irgendwann, er wäre der Gockel auf dem Misthaufen. Er kann auch nett und einfühlsam sein, doch er braucht seine Zeit, um so weit Vertrauen aufzubauen. Ja, er ist wohl so schwierig im Umgang, weil er sich so am Besten vor der Umgebung schützen kann. Er hatte es nicht leicht, als er zu den Akatsuki kam... Aber jetzt erzähl Du mir endich mal, warum Du herkamst“, schwenkte Seika das Thema auf Furiko um, weil die Gedanken, mit denen die Brünette Deidara beschrieben hatte, an diesem einen Punkt auf eine bestimmte andere Person übergingen und Seika sich nun wirklich nicht mit diesem Thema abgeben wollte. Deshalb forderte sie Furiko auf, von sich aus zu reden. Die blonde Kunoichi war von den auf Deidara bezogenen Erklärungen von Seika immer noch ganz verwirrt und kam sich deshalb etwas überrumpelt vor.
 

Furiko zögerte lange, bevor sie sich dazu durchringen zu konnte, zu sprechen. Es war nicht ganz so, dass sie ein Geheimnis aus ihrer Person machen wollte, weil sie ja nun zu einer Gemeinschaft gehörte, bei der Vertrauen wichtig war, doch sie sprach einfach nicht gern von ihrer Vergangenheit, weil sie sich dadurch selber an die nicht sehr schöne Zeit erinnern musste. Aber andersherum konnte sie sich auch nicht länger vor den Anderen verstecken und sich zurückziehen. Nun gut, sie konnte schon... aber sie würde es sicher nicht aushalten. Es gab nämlich einige Mitglieder der Akatsuki, von denen sie wusste, dass sie sie höchstwahrscheinlich irgendwann zur Verzweiflung treiben würden, wenn sie nicht von selber redete. Außerdem war es nun Seika, die danach fragte und die Brünette war bestimmt jemand, dem man solche Sachen anvertrauen konnte, da sie, so wie es ihr Tobi einmal erzählt hatte, die Organisation zu dem gemacht hatte, was sie nun war, und zwar mit positivem Einfluss. Und, wie Furiko feststellte, war sie auch die Einzige, der sie es im Moment auch anvertrauen wollte, nämlich einer anderen Frau, die es im Moment auch nicht besonders gut ging. War es nicht viel erleichternder, wenn man mit jemandem seine Ängste und Sorgen teilen konnte? Seika schien es nämlich auch nicht leicht gehabt zu haben und brauchte nun sicher ein wenig Ablenkung...
 

Die Blonde seufzte und rutschte auf ihrem Stuhl hin und her, dann ließ sie resigniert die Schultern hängen. Seika beobachtete sie interessiert. Warum löste eine Frage nach ihrer Herkunft so heftigen Widerwillen in der Blonden aus? Ja, es gab Menschen, die eine schwere Zeit hinter sich hatten... Seika schüttelte ihren Kopf, weil sie nicht schon wieder abschweifen wollte. Es ging beinahe schief. Jedoch wusste keine der beiden jungen Frauen, dass sie im Moment ziemlich ähnliche Gedanken hatten, da keine von ihnen an vergangene Dinge erinnert werden wollte. Bei Seika jedoch lag es nicht lange zurück und der Schmerz darüber war in ihr noch sehr frisch. Furiko aber hatte die schweren Zeiten schon länger hinter sich gelassen.
 

„Wenn Du Angst hast, ich würde es weiter erzählen, dann machst Du Dir umsonst Sorgen. Ich werde absolut dicht halten, wenn Du es willst. Außerdem will ich Dir damit nur helfen“, sagte Seika ernst und veranlasste Furiko, erneut zu seufzen. Dann verzog sich ihr feines Gesicht zu einer grimmigen Miene. Sie verschränkte ihre Hände fest ineinander und nahm eine gerade Haltung an, als würde sie nun vor einem wichtigen Gremium über eine ernsthafte Sache reden müssen. Sie brauchte wohl wirklich viel Überwindung, um nun zu reden.
 

„Also gut... Wie Tobi-san anfangs schon mal gesagt hat, ich komme aus Tsuchi no Kuni, aus einem kleinen abgelegenen Dorf in den Bergen, weit weg von den größeren Städten, welches kaum am Geschehen der modernen Welt teilnahm, also wirklich sehr weit weg. Jeder dort war furchtbar abergläubisch und religiös, wir hatten keinen Strom und auch kein fließend Wasser, als wäre die moderne Zivilisation vollkommen an uns vorbei gegangen. Ist sie eigentlich auch. Seit ich denken konnte, hab ich mich dort einfach nie wohl gefühlt, weil... Doch... ich war immer zu ängstlich, um etwas zu sagen und mich den Befehlen meiner Eltern zu widersetzen, geschweige denn wegzugehen... Ich lebte dort, bis ich elf war und es war einfach grauenvoll...“, begann Furiko und fröstelte, obwohl es in Seikas Zimmer angenehm warm war. Die Brünette sah die andere junge Frau leicht irritiert an.
 

„Das musst Du mir erklären. Die moderne Zivilisation ist nicht unbedingt in allen seinen Facetten gut, das Leben, wie es früher war, muss nicht gleich so schlecht gewesen sein...“, sagte Seika, die nicht auf Anhieb den Sinn hinter den Sätzen verstand, doch sie sah nur, wie Furiko ihren Kopf schüttelte. Wahrscheinlich hatte diese etwas Schwierigkeiten, ihre Geschichte für Andere verständlich zu machen.
 

„Darum geht es eigentlich nicht wirklich. Ich habe bis jetzt immer noch nicht ganz das Vertrauen zu all den technischen Errungenschaften, doch das kommt wohl nur durch meine... mittelalterliche Erziehung. Es ist wegen... der Methoden, die in meinem Dorf Gang und Gäbe waren. Ich war schon damals immer etwas... anders, als der Rest der Kinder, doch ich wollte das nicht sein, weil ich dadurch die Aufmerksamkeit des ganzen Dorfes hatte. Ich hatte erstaunliche Reflexe, übertraf die meisten Erwachsenen im Intellekt und darüber hinaus hatte ich noch andere seltsame Fähigkeiten... Nein, nein, bitte denk jetzt nicht, ich wolle mich loben! Ich... Also...“, stammelte Furiko mit hochrotem Kopf und wedelte mit ihren dünnen Armen vor sich herum. Sie hatte eigentlich relativ ruhig begonnen, zu erzählen, doch als sie das Thema dann auf sich gelenkt hatte, war sie ganz verlegen geworden. Seika musste gegen ihren Willen leise lachen.
 

„Das macht doch nichts. Du redest ja aus der Perspektive der Leute aus Deinem Dorf. Ich hab es schon verstanden“, versuchte die Brünette Furiko mit ihrer sanften Stimme wieder zu beruhigen. Wenn dies so weiter ging, dann würden sie Stunden brauchen, bis die Blonde alles erzählt hatte. Bei jeder Kleinigkeit war ihr etwas peinlich und sie wollte bloß keine Verwechslungen auftreten lassen. Also atmete sie tief durch und begann dann wieder, diesmal noch vorsichtiger, ihre Geschichte zu erzählen.
 

„Okay... Irgendwann merkte der Älteste im Dorf, dass es... Wetterschwankungen gab, wenn ich eine von meinen... ihrer Meinung nach, teuflischen Anfällen von Sturheit hatte. Ich war damals schon zehn Jahre alt und… Langsam wurde das Leben in dieser Gemeinde für mich zu einem Albtraum. Doch ich war trotzdem nicht stark… und nicht mutig genug, um mich gegen die Erwachsenen zu behaupten und hatte durch alles, was ich von... den religiösen Geschichten gehört hatte, auch Angst, in irgendeiner Weise... bestraft zu werden, sollte ich mich widersetzen. Andererseits hatte ich auch Angst vor mir selber, weil ich nicht wusste, was mit mir los war, denn auch ich wusste, was geschah, wenn… wenn ich wütend wurde, dies aber zu unterdrücken versuchte. Es wurde immer windig, und wenn es besonders schlimm war, dann bildeten sich auch dunkle Wolken am Himmel... Einmal wurde vom Ältestenrat beschlossen, ich… ich sei von einem bösen Geist besessen. Ich konnte es selber nicht fassen und war… vollkommen erschüttert, als auch meine Eltern mich verstoßen wollten... Doch da war plötzlich ein Mann, der meinte, er könnte die Familienehre wiederherstellen, indem er... mich... Oh, ich hatte... mehr Angst... als... je zuvor...“, stotterte Furiko und hatte ein ganz rotes Gesicht, diesmal jedoch nicht vor Verlegenheit, sondern vor Scham und Zorn. Sie zitterte leicht, denn das, was sich damals abgespielt hatte, konnte sie wirklich nicht einfach so aussprechen. Doch sie musste für Seika auch nicht weiterreden. Als Furiko plötzlich eine Hand auf ihrem Knie spürte, sah sie auf und Seika erkannte den verletzten Ausdruck in ihren Augen. Die Brünette wusste, auf was die Geschichte hinauslief und brauchte nicht mehr zu hören, doch Seikas Anteilnahme schien Furiko irgendwie Kraft zu geben.
 

„Wir... wurden verheiratet. Ich war gerade erst elf Jahre alt geworden! Ich war doch immer noch ein Kind! Der Mann sagte, er könnte mir den bösen Geist austreiben, dabei wollte er den Willen eines unschuldigen Mädchens brechen, indem er es vergewaltigte! Ich brach in Panik aus... Ich hatte so schreckliche Angst... Der Mann dachte, er wäre schlau und die Befürchtungen der Dorfbewohner seien nur Hirngespinste. Doch sie hatten in einer Sache Recht. Ich war mit etwas begabt, was kein Anderer von ihnen nur ansatzweise hatte, weil diese Fähigkeit bei niemandem so zu der Ausprägung gekommen war, wie bei mir. Meine hysterische Furcht entlud sich jedenfalls in einem schlimmen Gewitter und ein Blitz schlug genau in den Kopf des Mannes ein, noch während er... mir die Kleider von Leibe riss. Er war auf der Stelle tot und ich wusste, dass ich fliehen musste, um nicht selber von den anderen Menschen des Dorfes gelyncht zu werden. Ich ging also fort... nur mit den Sachen, die ich noch am Körper trug. Ich lief Tag und Nacht, bis ich nicht mehr konnte und ohnmächtig wurde... Und als ich wieder aufwachte... da lag ich in einem weichen Bett und alles schien so friedlich und richtig zu sein, dass... ach, das waren die einzigen Jahre meiner späten Kindheit, die ich wirklich genossen habe...“, erzählte sie. Furikos Stimme schwankte von Rage über Entsetzen, doch dann wurde sie langsam leiser und ruhiger und am Ende, da lächelte sie sogar. Es verwunderte Seika nun nicht mehr, dass Furiko sich so schwer getan hatte, ihre Vergangenheit preis zu geben. Sie hatte wirklich kein leichtes Los gehabt und so ein Erlebnis war etwas, welches eine Frau und vor allem ein junges Mädchen, dem dies widerfahren war, niemals vergessen würde. Aber es hatte wohl doch auch bessere Zeiten im Leben der Blonden gegeben.
 

„Hat Dich jemand zu sich aufgenommen?“, fragte Seika nach und Furiko nickte, deren Gesicht nun einen schwelgenden, leicht traurigen Ausdruck angenommen hatte. Sie brauchte wohl ein paar Sekunden, um sich wieder alles ins Gedächtnis zu rufen.
 

„Ja, mich hat jemand aufgenommen. Ich glaube, ich... ich war einer der Menschen mit dem meisten Glück. Mich hätte auch jemand mit bösen Absichten finden können, doch ich kam in die Obhut einer alten Dame, die sich schrecklich nett um mich kümmerte, weil ihr Sohn im Krieg war und dessen Frau und ihre beiden Kinder mit ihm gegangen waren. Oft erzählte sie mir, dass ihre Enkel nur etwas jünger waren, als ich damals. Weil die Frau doch schon sehr alt war, konnte sie mir gut vermitteln, auf ihre altmodische Weise, was in der Welt so vor sich ging. Ich war nur noch erstaunt, und als ich wieder auf den Beinen war, da konnte ich die Umgebung der Hütte, in der wir nun wohnten, auch alleine erkunden. Ich war ja noch sehr jung und weil ich die abergläubischen Geschichten der Dorfbewohner gehasst habe, fand ich mich doch relativ schnell zu recht, denn die Gegend war immer noch abgelegen von den großen Städten, doch war dort schon sehr viel mehr los, als bei uns damals! So lebte ich dann ein ganzes Jahr vor mich hin und es war schöner, als ich mir je in meinen Träumen ausgemalt hätte“, erklärte sie weiterhin. Nun strahlte sie beinahe und Seika musste feststellen, dass dieser fröhlichere Ausdruck viel besser auf das so mädchenhafte Gesicht passte, als diese schüchterne, distanzierte Miene. Auch redete Furiko nun viel freier und ohne viel zu zögern, denn sie fühlte sich durch Seikas geduldiges Zuhören ermutigt und deshalb sprach sie auch weiter.
 

„Eines Tages, da kam der Sohn der alten Frau zurück und er bedeutete für mich wirklich eine sehr große Wende in meinem Leben. Er war ein Mann, also… konnte ich ihm Anfangs nicht viel Vertrauen schenken, ja, ich fürchtete mich anfangs sogar vor seinem Gesicht, auch wenn er streng, aber freundlich ausschaute. Es dauerte nicht lange, da fand ich heraus, dass er ein Shinobi war. Ich hatte dieses Wort vorher noch nie gehört, doch er erklärte mir, dass er ein Krieger sei und für den Tsuchikage gegen ein anderes Land gekämpft hatte. Und er erkannte nach einigen Tagen, dass das, was die Dorfbewohner an mir für eine dämonische Aura gehalten hatten, Chakra war. Sofort bot er mir an, dass er mich lernen wollte, das Chakra zu benutzen, welches ich immer nur durch Gefühlsregungen zum Vorschein gebracht hatte. Ich konnte mir nicht viel darunter vorstellen, doch ich willigte ein. Nun ja, so begann mein Weg als Kunoichi...“, erklärte Furiko und lächelte weiter. Seika blickte sie mit zu einem leichten Schmunzeln verzogenen Lippen an und war zufrieden damit, wie die Sache mit ihrem Gespräch begonnen hatte und wie gut es voran gegangen war. Doch das war noch sicherlich nicht alles, vor allem erklärte dies nicht den Grund, weshalb Furiko bei den Akatsuki eingetreten war. Die Brünette wollte schon nach haken, doch da klopfte es an die Tür und Deidara kam herein.
 

Er sah, dass die beiden jungen Frauen in ein tief gehendes Gespräch verwickelt waren und als er zu Furiko blickte, und erkannte, dass sie erheitert lächelte und ihre grauen Augen mit innerer Zufriedenheit und Ausgewogenheit funkelten, da war er ganz erstaunt. So hatte Deidara die Blonde noch nie gesehen. Überhaupt hatte er so einen unbeschwerten Ausdruck länger nicht mehr in irgendeinem Gesicht gesehen. Nicht selten hatte Seika glücklich gewirkt, doch auf eine ganz andere, reife, ruhige Art. Doch bei Furiko wirkte es beinahe noch kindlich, was aber bewirkte, dass sie eigentlich richtig hübsch aussah, völlig verändert als sonst, was ihr richtig gut stand. Irgendwie erinnerte sie ihn plötzlich an seine Zeit vor der Mitgliedschaft bei den Akatsuki...
 

Er konnte das Brummen, das seine Gedankengänge verraten hätte, gerade noch unterdrücken. Er war kein Gefühlsdusler und das würde auch so bleiben. Außerdem würde Furiko sicher gleich wieder zurück in ihr altes Verhaltensmuster fallen. Sie hatte sich mit Seika unterhalten, einer anderen Frau, und ihr vielleicht etwas von sich anvertraut. Weil er nun herein gekommen war, hatte er bestimmt die Atmosphäre, die sich bei dem Gespräch aufgebaut hatte, zerstört. Und er behielt Recht.
 

„Ah, Deidara-san...“, sagte Furiko mit plötzlich rot leuchtenden Wangen und halb gesenktem Blick. Auch jetzt musste der Blonde sich stark zusammenreißen, um nicht zu seufzen. Er schaute zu Seika und sah, dass sie ihn ruhig, jedoch auch mit einer gewissen Warnung ansah. Deidara war ein wenig verwirrt, weil er nicht wusste, ob sie ihn sie anblickte, weil sie bemerkte hatte, wie er auf Furiko reagiert hatte, oder ob es war weil sie wusste, oder besser gesagt erraten hatte, wie er sich in den letzten Tagen aufgeführt hatte. Nun ja, es war auch nicht schwer zu erraten, weil er sich bereits einige Male vor ihren Augen so benommen hatte. Er schämte sich plötzlich sehr für die Gedanken, die er vorhin gehabt hatte, in denen er gehofft hatte, Seikas Kopf wäre durch den Schlag kräftig durchgeschüttelt worden, damit sie nicht mehr wusste, was vorgefallen war...
 

Die Stimmung änderte sich merklich nach Deidaras Kommen. Seika aß die Sachen, die Furiko ihr gebracht hatte, auf und sie wechselten ein paar nichts sagender Worte, im völligen Kontrast zu der Geschichte, die die Blonde vorhin voller Emotionen geschildert hatte. Doch Seika musste zugeben, dass sie nach dem angestrengtem Lauschen und den vielen Bewegungen doch wieder ziemlich entkräftet war, obwohl ihr Magen gefüllt war und sie sich schon um einiges besser fühlte. Deshalb gingen die beiden Anderen auch diesmal schnell, damit Seika sich weiterhin ausruhen konnte.

New everyday life?

Seika machte schnell gute Fortschritte. Da sie nun feste Nahrung zu sich nehmen konnte, immer länger wach war und dadurch auch wieder merklich Kraft tanken konnte, war ihr Chakra nach ein paar weiteren Tagen wieder so weit regeneriert, dass sie mit ihrer Heilung beginnen konnte. Da jedoch ihr Bein für so lange Zeit ohne Behandlung gewesen war, brauchte es sehr viele Stunden und eine große Menge an Chakra, damit sie ihre Muskeln, Nerven, Sehnen und auch ihre Knochen wieder richtig zusammenfügen und instandsetzen konnte. Doch das hieß nicht, dass sie nach der erfolgreichen Heilung gleich wieder in der Lage war, um aufzuspringen und herumzulaufen, weil die geheilten Muskeln alles andere als in Topform waren.
 

Äußerlich wieder komplett die Alte, bereitete es ihr schon etwas Schwierigkeiten, richtig zu laufen. Sie hatte das Gefühl in ihrem Bein komplett verloren und musste es sich langsam wieder erarbeiten. Das hieß konkret, dass sie nicht auf Missionen gehen konnte und erstmal nur bedächtig und schonend trainieren durfte. Eigentlich wunderte es Seika schon, dass sie Pain deswegen noch nicht angesprochen hatte. Sie hatte ihren Anführer seit ihrem Erwachen nicht gesehen und auch Deidara und Furiko hatten ihr erzählt, dass er und auch Konan sich nur ein paar Mal beim Abendessen hatten blicken lassen, dann aber auch nichts wegen Seika gesagt hatten.
 

Als sie eines Tages plötzlich laute Schritte draußen auf dem Gang hörte und sich aufsetzte, fragte sie sich schon, ob es nicht die Personen waren, an die sie gerade gedacht hatte. Doch Pain und Konan würden nicht so herum stampfen, nicht wahr? Deshalb verwarf Seika diesen Gedanken schnell. Es gab sonst eigentlich nur eine Person bei den Akatsuki, die solchen Lärm beim Rennen veranstalten konnte, und zwar-
 

„Ei, meine Kleine!“, rief Kisame, als er die Tür aufwarf und mit breitem Grinsen im Türrahmen stand, in den er beinahe gar nicht hinein passte. Er breitete seine langen kräftigen Arme aus und war mit zwei großen Schritten bei der überraschten brünetten Kunoichi, die auf ihrem Bett saß. Seine plötzliche Umarmung fühlte sich an wie der Klammergriff eines Schraubstocks.
 

„Wir sind grad erst zurückgekommen und was hör ich da für gute Nachrichten! Du bist wieder wohl auf! Ich dacht schon, ich krieg Dich nie wieder lebendig zu Gesicht!“, sagte er überschwänglich, während der Seika an sich drückte, die dadurch kaum noch Luft bekam. Er war wirklich erleichtert, sie wieder so munter zu sehen.
 

„Kisame! Bist Du das, oder Tobi mit einem Henge?“, presste sie absichtlich neckisch heraus und Kisame ließ sie sofort los, mit einem schmollenden Ausdruck auf dem Gesicht und mit in die Seiten gestemmten Fäusten. Seika musste ein Lachen unterdrücken, weil der Haimann urkomisch aussah. Sie hatte gewusst, dass er auf solche Worte empfindlich reagieren würde. So konnte sie auch wieder atmen!
 

„Wie bitte? Natürlich bin ich's! Hat der etwa so auf mich abgefärbt?“, fragte er fast ein wenig erschrocken und Seika fing nun doch an zu kichern. Tatsächlich hätte sie so ein Verhalten eher von Tobi erwartet, als von dem Haimann. Doch nichts desto trotz war auch sie froh, Kisame wieder zu sehen.
 

„Aber nein, natürlich nicht! Das war doch nur ein Scherz. Wo ist Tobi überhaupt?“, fragte Seika neugierig und blinzelte über die Schulter des Haimannes, ob sie den Maskierten nicht in der Tür erblicken konnte, was wegen Kisames Größe nicht ganz einfach war. Doch dort befand sich zu der Enttäuschung der Brünetten niemand.
 

„Er ist mit den Anderen in der Küche! Ich sollte Dich nur abholen“, erklärte er und noch während Seika sich wunderte, was er denn damit meinte, hatte er sie schon ganz unerwartet geschnappt, in der Luft gedreht - und sie sich über die Schulter geworfen! Empört schrie die junge Frau auf und krallte sich in Kisames Shirt fest, um nicht herunter zu fallen. Ihre Beine baumelten frei in der Luft und die Position war beinahe schwindelerregend hoch, so mit dem Kopf nach unten…
 

„Ki- Kisame! Hast Du sie noch alle?“, schimpfte Seika überrumpelt und verunsichert, während er sich in Bewegung setzte, sich unter dem Türrahmen hindurch duckte und schon den Korridor Richtung Küche mit großen Schritten entlang lief. Über ihren erschrockenen Ton musste er laut lachen.
 

„Keine Panik! Die Anderen haben mir gesagt, Du wärst zurzeit nicht so gut zu Fuß, also hab ich gedacht, ich spiel mal dein Taxi“, gab er scherzhaft zurück und erhielt von Seika nur ein Schnauben. Es gefiel ihr gar nicht, dass Kisame sie wie ein kleines Kind herum trug. Sie musste das Gehen üben, damit sie wieder in ihre alte Form kam. Wenn alle sie mit Samthandschuhen anfassten, dann würde das in den nächsten Jahren nichts mehr werden. Weil die Brünette so herum zappelte, wollte Kisame sie mit einer Hand auf ihrem Rücken stützen, damit sie nicht wirklich herunter fiel, doch als er sie packte, spürte er etwas rundliches nachgiebiges, und doch festes, was eindeutig kein Rücken war…
 

„Perverses Schwein!“, hörte er Seika wütend in sein Ohr kreischen und spürte gleichzeitig einen heftigen Schlag auf seinen Hinterkopf, sodass er beinahe glaubte, sein Hals würde gleich abbrechen. Seika wiederum dachte, sie würde ihm gleich noch was ganz Anderes brechen, wenn er sie jetzt nicht sofort losließ. Er hatte ihr schamlos an den Hintern gegrapscht! Das war doch die Höhe, egal, ob es Kisame war, oder sonst wer! Der Haimann sah definitiv Sterne vor seinen Augen, als er seine Hand sofort weg nahm und die Kunoichi eiligst von seiner Schulter rutschte. Sie war noch längst nicht fertig mit ihrer schimpfenden Tirade.
 

„Sag mal, mit Dir geht’s durch, oder? Du führst Dich auf, als wärst du besoffen!“, meinte sie fassungslos, während sie da stand, das Gewicht auf ihrem gesunden Bein verlagert und mit unübersehbarem Ärger in den Augen. Kisame, der sich mit beiden Händen seinen schmerzenden, hinteren Schädel rieb, wo sich bereits eine große Beule bildete, drehte sich zu der jungen Frau um.
 

„Seika, komm Du mal runter! Das war ein Versehen! So was würd ich doch nie mit Absicht machen, das weißt Du doch!“, verteidigte er sich und seine Augen wässerten bereits von dem ziemlich heftigen, pulsierenden Schmerz. Doch er konnte nachvollziehen, dass die Brünette sauer war, weil die Situation alles in einem doch ziemlich blöd war. Doch die Kunoichi regte sich bei seinen Worten um keinen Millimeter.
 

„Seika, hör zu, ich bin einfach nur erleichtert, Dich wohlauf zu sehen! Tobi und ich hatten seit mehr als einer Woche keinen Kontakt zur Basis! Wir wussten nicht, wie’s Dir geht, okay? Und wie Du das alles verkraften würdest, mit Ita-“ Kisame konnte gerade noch herunter würgen, was er fast ausgesprochen hätte. Das war ein großer Fehler gewesen! Er sah den Schock in Seikas Augen und wusste augenblicklich, dass sie emotional immer noch völlig fertig war. Er hatte zwar Itachis Namen nicht wirklich ausgesprochen, doch Seika war eine kluge junge Frau und sie hatte sofort erkannt, was er hatte sagen wollen. Natürlich glaubte sie ihm auch das Andere, was er gesagt hatte. Kisame war zwar fast dauerhaft ironisch, aber er hatte auch andere Seiten. Diese hatte die Brünette schon zu oft gesehen. Nicht vieles bedeutete ihm etwas Besonderes, doch diese wenigen Dinge waren ihm sehr wichtig. Die Wahrheit war auch, dass Seika gar nicht wütend auf ihn sein wollte – doch sie konnte einfach nicht anders.
 

„Oh Kisame…“, sagte sie und ihr Gesicht zeigte in diesem Moment so viel Verletztheit, dass der Haimann das einfach nicht mit ansehen konnte. Das mit Itachi nahm sie wohl mehr mit, als sie alle dachten. Und der eben benannte Uchiha war in letzter Zeit auch kaum zu sehen, hatte Deidara vohin erzählt… Der Blauhäutige ging zu der Brünetten und tätschelte ihr die Schulter, obwohl er nicht wusste, ob er damit eine weitere Beule riskieren würde.
 

„Ach, nichts für ungut… Komm jetzt, Tobi wartet sicher schon auf Dich!“, sagte er, um sie abzulenken und Seika nickte zustimmend. Die Erwähnung des maskierten Mannes heiterte sie ein wenig auf. Die Anderen würden sicher dafür sorgen, dass Seika abgelenkt wurde. Also gingen die Beiden los, diesmal um einiges langsamer, weil Seika immer noch leicht hinkte. Sie und Kisame schwiegen währenddessen, doch die Stille war nicht unbedingt unangenehm, sondern leicht verlegen, bei Seika, weil sie Kisame einen wirklich harten Schlag verpasst hatte, und bei Kisame, weil der die junge Frau unglücklich gemacht hatte. Doch nach einer weiteren Minute hatten sie die Küche letztendlich erreicht und schon klangen erfreute Schreie durch den Raum.
 

„Seika! Wie schön!“, rief Tobi und er nahm seine Maske ab, bevor er und Seika sich umarmten. Sein Gesicht wieder zu sehen, war ein wirklich schönes Gefühl. Tobi merkte sofort, dass Seika sich noch nicht ganz erholt hatte, in zweierlei Weise. Ihre Umarmung war fest und lange, als wollte sie sich Hilfe suchend an ihn klammern. Er war etwas erstaunt, aber so ganz wunderte ihn ihre Tat auch nicht. Es ging bestimmt immernoch um Itachi, dessen war er sich sicher. Seika war immer sehr stark gewesen, hatte die Zeit nach den Geschehnissen der ersten Mission gut überstanden. Man hatte ihr kaum angesehen, dass sie schon in einer gewissen Weise darunter gelitten hatte, im Unklaren über ihre eigenen und die Gefühle des Uchihas zu sein. Sie hatte ihre Gedanken wirklich gut verborgen, bis es einmal aus ihr heraus gebrochen war. Und nun war sie in derselben Situation. Keiner von ihnen konnte sagen, was in Itachi vorging. Es war, als wäre er in sein ganz altes Verhaltensmuster zurückgefallen, doch warum das gerade an diesem Punkt geschehen war, war überhaupt nicht nachvollziehbar. Die Tat an sich war es nicht, die Seika so verletzte, es war der Grund für sein Betragen, der jedoch ebenfalls nicht zu existieren schien.
 

„Hey Kisame, was ist das für eine dicke Beule auf Deinem Kopf? Was hast Du angestellt mit Seika, yeah?“, fragte Deidara irritiert, aber auch mit leicht warnendem Ton nach. Als der Haimann vorhin gegangen war, um Seika zu holen, war das Ding noch nicht da gewesen. Hatte er sich etwa irgendwo angehauen? Eher nicht, denn die violette Schwellung war wirklich ziemlich groß. Hatte er etwa wieder seinen Schabernack mit der jungen Frau getrieben? Sie war dafür noch alles andere als fit!
 

„Yo, meine eigene Dummheit. Bin ausgerutscht - mit der Hand“, sagte er und grinste dabei. Seika hatte sich von Tobi gelöst und sah den Haimann mit gehobenen Augenbrauen an. Beim Wörterverdrehen war er wirklich einsame Spitze.
 

„Jetzt tu nicht so unschuldig!“, gab Seika zurück und hob ihre Hand, worauf Kisame gespielt vor Schmerzen wimmerte. Deidara hielt sich peinlich berührt den Kopf, Tobi sah ein wenig verwirrt drein und Furiko verstand auch nichts. Diese ganze Szene, das Zusammensein mit ihren Freunden, ja, so konnte man ihr gegenseitiges Verhältnis wohl schon beschreiben, die lockere Stimmung, all das brachte auch die Brünette zum Lachen. Und sie lachte laut und konnte irgendwann gar nicht mehr aufhören. Es war das erste Mal nach längerer Zeit, dass solche Laute von ihr kamen. Die Anderen sahen sich nur etwas ratlos und auch besorgt an, als Seika sich wieder beruhigte.
 

„Leute, ich bin so müde…“, sagte sie kopfschüttelnd und fuhr sich mit einer Hand über ihr Gesicht, was jeden noch mehr verwirrte. Was redete sie da? Sie meinte damit sicher nicht, dass sie zu wenig Schaf hatte, weil sie doch ganz ausgeruht aussah… Doch sie lächelte weiter und sah jeden einzelnen direkt an.
 

„So, was habt ihr jetzt geplant? Gibt’s hier eine Feier, oder was?“, wollte sie neugierig wissen. Es war schon ein wenig seltsam, dass sie sich um diese ungewohnte Tageszeit zusammensetzten. Doch nun waren sie seit längerem mal wieder fast komplett, nach zwei langen und bangen Wochen und hatten sich bestimmt viel zu erzählen. Ihre Frage rief Kisame auf den Plan.
 

„Na klar! Ich hab die Gelegenheit genutzt und jede Menge Sake aus Kusa no Kuni mitgebracht! Die machen den besten Reiswein überhaupt!“, sagte er grinsend und im nächsten Augenblick flüchtete er schon Richtung Küchentheke, als er Seika mit säuerlichem Gesichtsausdruck auf sich zukommen sah. Er hatte Glück, dass ihr Bein noch nicht vollkommen geheilt war, sonst hätte er keine Chance gehabt, ihr zu entkommen. Er hatte jedoch keine Ahnung, warum sie plötzlich wieder auf ihn losging!
 

„Du hast also doch schon etwas getrunken, du elender…! Na warte!“, rief sie und versuchte trotzdem, Kisame zu erwischen, der feixend davon lief. Er musste dies wohl auskosten, denn es war wohl die einzige Chance in seinem restlichen Leben, bei der er schneller als die brünette Kunoichi sein würde. Nun wusste er auch wieder, was sie meinte. Sie hatte ihn vorhin beschuldigt, er wäre betrunken, als er sie unglücklicherweise am falschen Körperteil zu fassen bekommen hatte, doch er hatte das abgestritten und seinen wortwörtlichen Fehlgriff auf etwas anderes geschoben. Doch eigentlich konnte er nicht leugnen, sich schon ein Schlückchen gegönnt zu haben...
 

Die wütende, humpelnde Kunoichi und der davon laufende, riesige blauhäutige Mann gaben ein furchtbar witziges Bild ab, bei dem sich die Anderen köstlich amüsierten. Tobi kochte währenddessen Tee und Furiko holte aus einem Schrank Kekse heraus, während Deidara den Tisch deckte. Als sie die beiden Streithähne beruhigt hatten, setzten sich alle zusammen an den Tisch und redeten sehr lange. Natürlich gab es von Kisames und Tobis Seite viel zu erzählen, aber auch die drei Anderen, die eigentlich die ganzen vergangenen Tage nur in der Basis verbracht hatten, hatten einiges zu sagen. Die Atmosphäre war erstaunlich locker und sie schafften es auch, keines der prekären Themen anzuschneiden. Als Kisame dann seine Worte wahr machte und seinen Sake hervorholte, den er allen außer Seika andrehte, und das auch mit Erfolg, da wurde die Runde sogar noch feucht fröhlicher. Furiko vertrug noch weniger Alkohol als Tobi und kicherte bald wie verrückt über jeden noch so dummen Kommentar. Auch der Maskierte war schnell ziemlich gut angeheitert und redete wirres Zeug vor sich hin. Nur Deidara zog mit Kisame mit und Seika hatte den lustigsten Abend seit langer Zeit.
 

Doch die junge Frau wusste, was sie sich in ihrem Zustand zumuten konnte und ging deshalb nicht allzu spät ins Bett, weil sie auch etwas müde war. Sie hatte das Gefühl, dass die nächsten Tage nicht mehr ganz so unbeschwert sein würden, also verabschiedete sie sich von den Anderen, die ihren Abgang kaum, beziehungsweise gar nicht bemerkten und ging auf ihr Zimmer, um sich auszuruhen.
 

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Der Schweiß lief ihr in dicken Tropfen von der Stirn und drohte, ihr in die Augen zu kommen. Mit einer genervten Handbewegung wischte Seika ihn mit ihrem Handrücken weg und atmete tief durch. Dies war der einzige Grund, weswegen sie sich manchmal ein Hitai-ate wünschte, welches sie sich um die Stirn bilden konnte, damit dieses die lästigen Schweißperlen auffangen konnte. Doch weil sie nie eines gehabt hatte, wollte sie eigentlich auch keines tragen. Sie wunderte sich, dass die Anderen es nicht störte, dieses Ding jeden Abend abzulegen und sich in der Früh wieder anzubinden. Doch diese Frage war im Moment überflüssig.
 

Seika atmete voll ein, sprang kraftvoll ab, drehte sich in der Luft und schlug mit ihrer Faust in die Luft. Ihre Bewegungen waren kaum zu sehen. Sie riss ihr Bein in die Höhe und zog das andere in einem weiten Bogen nach, um eine Reihe von schwer koordinierbaren Kicks auszuführen. Mit einem halben Salto manövrierte sie im freien Fall, um wieder auf beiden Füßen aufzukommen. Noch immer war das Timing der Muskeln ihres linken Beines noch nicht auf dem Niveau der anderen korrespondierenden Gliedmaße angelangt, aber dies war nur eine Sache, die sie selber fühlte. Es ging hierbei um Sekundenbruchteile, die das normale menschliche Auge kaum wahrnehmen konnte, doch im Ernstfall konnten diese winzigen Momente von entscheidender Wichtigkeit sein. Deshalb trainierte die Brünette, so oft sie konnte.
 

Sie ließ sich nach hinten fallen, stützte sich auf ihre Hände, stieß sich wieder ab und machte einen Überschlag. Hart riss sie ihren Ellenbogen nach hinten, während sie gleichzeitig mit ihren Händen die Zeichen für ein Jutsu ausführte. Ein Netz aus Lichtfäden bildete sich zwischen ihren Fingern und sie machte eine ausholende Bewegung, als sie begann, zu laufen und schnelle Haken zu schlagen. Sie warf das Netz zur Seite, wo sich ihr imaginärer Gegner befand. Natürlich ging die Attacke ins Leere, mit der sie ihren Kontrahenten durch die feinen und dadurch umso schärferen Fäden in seine Einzelteile hätte zerschneiden können. Dafür zog sie das Gewirr an gleißend hellen Strängen wieder ein. Die daneben gegangene Attacke war jedoch nicht vollkommen nutzlos. Sie sprang zurück und in ihren Händen sammelte die junge Frau es zu einem Knäuel und dann zu einer Kugel aus weißem Licht, dem Chidori gar nicht unähnlich. Aber als sie es mit ungeheurer Kraft von sich warf, war es wie ein ovaler Kugelblitz, der sich bebend in die gegenüberliegende Wand bohrte und dort einen tiefen Krater hinterließ. Leise keuchend blieb Seika stehen, doch sie war zufrieden mit sich. Sie blieb stehen und beugte sich nach unten, um ihre Hände auf ihre Knie zu stützen und tief durch zu atmen.
 

Seika war nun seit drei Stunden in der Trainingshalle und hatte sich bei ihrem Workout keine Pause gegönnt. Sie nahm sich jedes weitere Mal härter dran, denn nur so konnte sie sich überwinden und wieder zu ihrer Topform zurückkehren. Und es machte sich auch spürbar bezahlt. Die Fortschritte mit ihrem Bein waren immens, denn sie hätte selber nicht gedacht, dass sie die damals zerquetschten und gerissenen Muskelfasern und Nervenbahnen wieder so schnell auf ihre perfekte körperliche Verfassung einstellen konnte. Doch natürlich lag die Kapazität und die Belastbarkeit ihrer Muskeln größtenteils in ihrem Erbgut durch ihr Kekkei Genkai, weswegen alles bei seiner Regenerierung schon bereit gewesen war, das harte Training wieder auf sich zu nehmen.
 

Seikas Chakranatur war von der Basis her eigentlich rein Donner, also Raiton. Ihr Kekkei Genkai verstärkte jedoch die Fähigkeit der Blitze, und zwar in Richtung Licht und dessen Geschwindigkeit. Dies setzte eine gute körperliche Verfassung heraus, weshalb sich Seika seit ihrem Unfall noch nicht getraut hatte, in ihre ultimative Form zu wechseln. Dafür wollte sie sich noch Zeit lassen, weil sie wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis sie soweit war.
 

Für heute war es jedenfalls genug. Seika nahm das Handtuch, das sie vorhin mitgebracht hatte, von der Bank, fuhr sich damit über ihr Gesicht und hängte es sich dann über den verschwitzten Nacken. Jetzt würde sie ein schönes entspannendes Bad nehmen. Danach hatte sie sich noch nichts vorgenommen, also würde sie schauen, ob einer der Anderen in der Küche oder im Gemeinschaftsraum war.
 

Als sie zielgerichtet den Gang entlang ging, traf sie jedoch überraschenderweise plötzlich auf Konan. Sie hatte die Blauhaarige schon seit geraumer Zeit nicht mehr gesehen und sich gefragt, wo sie eigentlich abgeblieben war. Pain war ebenfalls seit Tagen abwesend gewesen, also hatte Seika spekuliert, dass die Beiden selber auf eine Mission gegangen waren. Vielleicht hatte sie auch Recht, denn in den letzten Wochen waren ja einige von ihnen ausgefallen. Und nun stand ihr die Frau mit der weißen Rose im Haar gegenüber und machte den Eindruck, als ob sie die Brünette explizit gesucht hatte. Seika blieb stehen und sah Konan fragend entgegen.
 

„Seika-san“, sagte sie monoton und die Angesprochene nickte ihr daraufhin zu. Sie war plötzlich ein wenig aufgeregt, wegen dem, was auf sie zukommen würde, und hatte das Gefühl, hier schnell weg zu wollen. Eigentlich war ihr der Grund, weswegen Konan sie aufsuchte, vollkommen klar. Seika war verwundert darüber gewesen, dass Pain nicht schon längst mit ihr hatte sprechen wollen, obwohl es eigentlich vieles gab, was er von seiner Seite zu fragen und zu sagen haben müsste. Doch Seika hatte nicht umsonst gewartet, es schien nun soweit zu sein.
 

„Konan-san. Was gibt es?“, fragte Seika obligatorisch nach, obwohl dies eigentlich überflüssig war.
 

„Pain wünscht eine Unterredung mit Dir. Er erwartet Dich in einer Stunde in seinen Räumen“, erklärte die Blauhaarige sachlich, obwohl in ihrem Blick etwas wie Widerwillen und noch etwas anderes lag, was Seika nicht auf Anhieb erkennen konnte. Diejenige, die dadurch nun jedoch am meisten verunsichert war, war Seika selber. Was sollte dieser Ausdruck in ihren Zügen und außerdem - das Gespräch sollte in Pains Räumen stattfinden? Das gefiel ihr ganz und gar nicht. Sie befolgte zwar weitgehend Pains Befehle, doch das hieß nicht, dass sie ihm ohne weiteres über den Weg traute und mehr als nötig mit ihm zu tun haben wollte. Doch jetzt wollte er in seinen privaten Räumen mit ihr reden… Und so wie Konans Gesichtsausdruck war, die doch normalerweise keinerlei Emotionen zeigte, befürchtete Seika irgendetwas sehr unangenehmes...
 

„Gut, ich werde da sein“, versicherte Seika der anderen Frau letztendlich und machte vor ihr eine leichte Verbeugung. Konan schien mit der Antwort einverstanden zu sein, denn sie drehte sich um, um ließ Seika alleine stehen. Diese hatte für ein paar Minuten nicht die Motivation sich zu bewegen. Sie wusste, wie die letzten Gespräche, die sie mit Pain gehabt hatte, gelaufen waren, und zwar alles andere als erfreulich – für ihre Seite. Doch sie konnte sich diesem Befehl nicht widersetzen, außer sie wollte ihren Kopf verlieren. Und dies beabsichtigte sie gewiss nicht... Sie verdrehte ihre Augen leicht und seufzte. Sie musste sich jetzt fertig machen, damit sie Pain erfrischt entgegentreten konnte.

Meeting the leader

Als Seika exakt eine Stunde später vor der Tür stand, die zu Pain Räumen führte, hatte sie kalte Füße, denn auf diese Situation war sie trotz der Zeit, die sie gehabt hatte, gar nicht vorbereitet. Doch wenn man sich mit Pain traf, konnte man sich auch nicht wirklich vorbereiten. Weil ihr aber irgendwann während ihres Bades aufgefallen war, dass sie überhaupt keine Ahnung hatte, wo sich die Zimmer ihres Anführers eigentlich befanden, war sie zu Tobi gerannt, um ihn danach zu fragen, weil er der Einzige war, von dem sie wusste, dass er so einfühlsam war und deswegen keine Fragen stellte, geschweige denn dass er den Anderen weiter erzählte, dass sie ein besonderes Treffen vor sich hatte. Denn unangenehme Fragen von Deidara und Kisame konnte sie nun wirklich nicht brauchen, da sie diese sicher bald von einer anderen Person gestellt bekommen würde...
 

Obwohl die junge Frau jetzt doch schon so lange bei den Akatsuki war, hatte sie nicht gedacht, dass die Basis so groß war und so dachte sie daran, was es denn wohl noch für Räume gab, deren Existenz sie nicht einmal im Traum vermutete. Natürlich hatte sie sich auch nie auf den Weg gemacht, um das Gebäude zu erkunden, weil sie nicht riskieren wollte, in eine der bestimmt zahlreichen Fallen zu tappen und dadurch noch umzukommen, oder irgendwelche Zimmer zu betreten, die sie eigentlich nicht besuchen durfte. Sie hatte sich eigentlich nur in ganz bestimmten Räumen aufgehalten, natürlich in ihrem Zimmer, in der Küche, im Speisesaal, im Gemeinschaftsraum und in der Trainingshalle, darüber hinaus noch manchmal in den Labors und dem großen Archiv im Keller. Dies hatte ihren Tagesablauf eigentlich immer gut gefüllt, sodass sie auch nicht den Bedarf gehabt hatte, sich auf eine Safari durch die Basis von Ame no Kuni zu begeben. Jedenfalls befanden sich Pains Räume im Obergeschoss. Die Treppen, die dort hin führten, befanden sich an einem Ort, den Seika noch nie betreten hatte. Die Etage, auf der ihr Zimmer war, besaß natürlich ein Treppenhaus, doch dieses hatte keinen Anschluss nach weiter oben, nein. Eine unscheinbare Tür in der Eingangshalle hatte einen langen Korridor hinter sich versteckt gehabt, der in einen Trakt mit lauter kleinen Kammern mit schweren gesicherten Türen geführt hatte, welche wie Gefängnisse aussahen. Vielleicht war Seika in einer dieser Zellen gefangen gewesen, als man sie Anfangs nach ihrer Niederlage gegen Kisame und sein Samehada hier her verschleppt hatte und sie dann gefoltert worden war von- Nein, verdammt, warum erinnerte sie hier alles an 'ihn'? Seika schüttelte stur ihren Kopf und ging den Gang weiter. Erst dahinter hatte eine schmale Wendeltreppe in die Höhe geführt. Dies hier war ein vollkommen anderer Teil des Anwesens, welcher von keiner anderen Stelle betreten werden konnte. So war es auch kein Wunder, dass Seika Pain beim Gang durch das Gebäude nie irgendwo begegnet war. Die schmale Tür in der Eingangshalle war nicht weit von Speisesaal entfernt, sodass Pain immer ungesehen kommen und gehen konnte.
 

Doch nun stand Seika hier oben und musste endlich eintreten. Die junge Frau versuchte, ihr aufkommendes Unwohlsein und die Nervosität mit innerlichen Kommentaren à la Kisame herunter zu spielen, doch ihr war in keinster Weise zum Spaßen zu Mute. Keiner der Akatsuki wurde wohl oft zu einer persönlichen Audienz zu Pain gebeten und schon gar nicht in seine privaten Räume. Überhaupt, wozu war das nötig? Sie konnten sich doch auch normal unterhalten, oder?
 

„Trete ein, Seika-san“, ertönte die Stimme des Mannes mit dem Rin’negan und so nahm er Seika auch die Entscheidung über ihr Tun ab. Sie berührte die Tür mit einer Hand und sie schwang auf. Das was sie sah, oder besser gesagt, nicht sah, verschlug ihr die Sprache und half nicht, dass sich ihre Beklommenheit legte. Der Raum war dunkel, das einzige, was die Umgebung erleuchtete, war eine kleine Fackel an der Wand, die, soweit Seika sehen konnte, nur nackte Wände und einen steinernen Boden enthüllte. Das Zimmer war nicht besonders groß, doch die Dunkelheit in den Ecken deformierte ihn, sodass sich Seika fühlte, als wäre das Raumgefüge um sie herum zusammen gebrochen. Gegenüber von ihr war eine weitere Tür, und sie war geschlossen. Sonst befand sich hier keine Menschenseele und es war unheimlich ruhig. Wo war dann Pains Stimme hergekommen? Doch die Zeit, diese Frage zu überdenken, hatte die Brünette nicht.
 

Sie nahm sich zusammen und durchquerte den kahlen Raum, in dem ihre Schritte laut hallten, schnell, aber beherrscht und nicht hastig. Weil Pain ihr vorhin gestattet hatte, herein zu kommen, drückte sie auch die nächste Tür auf und fand keine Änderung in dem Bild vor sich, außer, dass das Zimmer, welches sie nun betreten hatten, sehr viel größere Ausmaße hatte, als das davor, sodass der Kamin, der zu ihrer Linken hell loderte, das andere Ende der Räumlichkeit nicht erreichte. Und sie erblickte nun auch den Mann, wegen dem sie hier war. Es war Pain und er stand gerade noch im letzten schwachen Lichtschein der Flammen. Doch Seika erkannte ihn an den so seltsam schimmernden silbergrauen Augen mit den mehrfachen Irriden, die in der Dunkelheit von alleine in der Luft zu schweben schienen. Da bewegte Pain sich und machte eine einladende Bewegung mit seinem Arm, mit dem er zu dem Kamin wies, vor dem zwei rote Sessel standen.
 

Natürlich fühlte Seika auch seine Präsenz, doch was sie etwas verwirrte, war Konans Abwesenheit. Das war wieder eine weitere ungewohnte Situation. Konan schien Pain nie von der Seite zu weichen, doch nun schien er sie von diesem Gespräch ausgeschlossen zu haben. Also war dies hier auch noch ein Gespräch unter vier Augen? Vielleicht war es das gewesen, was Seika als Verstimmung in den Augen der Blauhaarigen gesehen hatte. Doch was befürchtete sie schon?
 

Pain bewegte sich und trat ins Licht. Seine Schritte waren langsam und er ging gemächlich hinüber zu einem der Sessel und setzte sich in diesen hinein. So wurden seine Züge besser vom Feuer beleuchtet, welches sich ebenfalls in den zahlreichen Piercings in seinem Gesicht widerspiegelte. Er trug seinen Akatsukimantel nicht, sodass Seika ihn zum ersten Mal in ganz normaler Kleidung sah. Er hatte nichts Besonderes an, Shirt und Netzoberteil und Hosen, alles in der Farbe Schwarz, wie es auch die Anderen trugen. Doch das ließ ihn wiederum etwas normaler und menschlicher wirken. Wenn er nur nicht die ganzen Piercings tragen würde, hätte er vielleicht wirklich ganz gewöhnlich ausgesehen. Pain war für die Anderen jedoch ein Übermensch, weil seine Macht unergründlich war und er sich sogar noch weniger unter ihnen aufhielt, als eine gewisse andere Person. Er hatte hier die Befehlsgewalt und obwohl eigentlich noch niemand wirklich wusste, zu was er im Stande war, sollte man sich ihm widersetzen. So erkannten alle an, dass er ihr Anführer war. Er hatte nur einmal seine Beherrschung verloren, und das war vor langer Zeit bei einem Besuch der alten Frau, die ihm die Schriftrolle nicht hatte geben können…
 

Seika spürte die stille Aufforderung, dass sie sich nun ebenfalls setzen sollte und sie bewegte sich fast von alleine, noch während sie in ihrem Hinterkopf das Bild der verwüsteten Landschaft um das Haus der Witwe hatte, auf deren Boden kaum eine Pflanze mehr wachsen konnte. Sie trug auch nicht ihren Mantel und es kam ihr erst jetzt in den Sinn, dass es auch nicht so glücklich für sie hätte ausgehen können, wenn Pain diese Formalität von ihr verlangt hätte, doch da dies ein privates Treffen war, schien es nicht so wichtig zu sein, was sie trug, denn ansonsten war sie ihn ihre normalen schwarzen Sachen gekleidet, Hose, Tanktop und Netzoberteil. Also setzte sich die junge Frau schließlich in den Sessel und wartete, bis Pain zu reden begann.
 

„Du machst gute Fortschritte in Deiner Genesung“, begann er unverwandt ohne einen Blick auf die junge Frau zu werfen und Seika nickte daraufhin, während sie versuchte, sich im Sessel zu entspannen. Woher wusste er das schon wieder? Es gab kein einziges Mal, an dem jemand sie bei ihrem Training beobachtet hatte! Doch sie wollte nichts dazu sagen, bereitete sich jedoch mental auf das Kommende vor. Sie hatte sich schon ein paar Mal gegen Pains Befehle gewehrt und sie würde sich auch wieder gegen ihn behaupten können, wenn es sein musste, obwohl so etwas nie angenehm war. Wie der Erfolg dieser Abwehr aussah, war natürlich nicht voraussehbar.
 

„Das stimmt, Pain-sama. Ich bemühe mich sehr, bald wieder voll einsatzfähig zu sein“, erklärte sie gewissenhaft und blickte Pain an. Irgendwie fühlte sie schon eine zu ihrem Unwohlsein entgegen gesetzte, widersprüchliche Neugier, denn sie wollte doch gerne wissen, was der Grund war, dass er dieses Treffen so lange hinausgezögert hatte, wenn es überhaupt einen Anlass dafür gab, denn Pains Beweggründe waren meistens mehr als schleierhaft. Das hatte sie schon oft genug erlebt.
 

„Das ist löblich. Du weißt, dass Dein Partner Itachi wegen Deiner Verletzungen im Moment alleine auf Mission ist“, fuhr er fort und Seika konnte es nicht verstecken, dass sie sich augenblicklich versteifte. Der Name und diese Behauptung lösten Verzweiflung und Zorn gleichzeitig in ihr aus. Er war wegen ihrer Verletzungen alleine unterwegs? Er war der Grund für ihre verdammten Verletzungen! Sie hatte versucht, nicht an ihn zu denken, damit sie normal im Alltag leben konnte. Und sie hatte es auch immer wieder geschafft, das Thema nicht weiter als nötig anzuschneiden. Doch von einem Moment auf den Anderen wusste sie, dass es nun unausweichlich war. Weil sie nicht antwortete, da sie innerlich kochte und nicht wusste, wie eine Antwort von ihrer Seite ausfallen würde, drehte Pain seinen Kopf zu der Brünetten, um sie merklich zu mustern.
 

„Du bist wütend. Warum?“, wollte er nun wissen und Seika sah ihn jetzt doch an, direkt in seine Augen, was sie sich in einer anderen Situation nicht einmal ansatzweise getraut hätte. Sie war von dieser Frage einfach erschüttert, weil sie so furchtbar dreist und gleichzeitig lächerlich war, und dies spiegelte sich auch genau in ihrem Gesichtsausdruck wieder. Obwohl sie sich diese Situation, seit sie von Konan erfahren hatte, dass sie sich mit Pain treffen sollte, tausend Mal im Kopf vorgestellt, doch sie hatte ehrlich gesagt alles andere vor, als diesem Mann ihre Gefühle darzulegen, doch diese kleine Frage verursachte den starken Drang, dass sie laut und hysterisch auflachen wollte.
 

„Warum ich wütend bin? Pain-sama, ich glaube nicht, dass Ihr das verstehen könntet“, sagte Seika abwehrend und gleichzeitig ein wenig spöttisch, in der durch ihre Fassungslosigkeit ausgelösten, momentanen Abwesenheit jeglicher Vorsicht. Doch Pain zeigte keine Reaktion auf diese Worte, sondern beobachtete nur mit Interesse das Spiel der Emotionen, welches auf Seikas Gesicht und in ihren goldenen Augen ablief, die dadurch von einer Sekunde auf die andere ihre Farbschattierung änderten. Es war eines der komplexesten und verworrensten Dinge, die er je gesehen hatte, obwohl es ja kein Doujutsu war, das sie besaß. Des Weiteren hatte die Brünette mit ihren Worten gar nicht mal so Unrecht.
 

„Ich denke, schon. Es geht also um Itachi. Tobi hat mir erzählt, was geschehen ist. Er hat keinen Finger gerührt, während Du von der durch den Dämon ausgelösten Steinlawine erfasst und begraben wurdest, während die Anderen alles getan hätten, um Dich zu retten. Nun glaubst Du, er würde Dich nicht lieben“, sprach Pain und sah, wie während seinen Worten die Intensität und die Vielfalt der Emotionen in ihrem Ausdruck und in ihrer Körpersprache zunahm. Die Konfrontation mit der nackten, kalten Wahrheit über die Geschehnisse traf die junge Frau hart, obwohl es ihr ja eigentlich selbst klar war. Doch die Worte aus dem Mund eines anderen zu hören, war noch einmal um einiges schmerzhafter. Und doch löste dies eine Welle der Ironie in ihr aus.
 

„Das ist absoluter Schwachsinn, und das müsstet Ihr wissen. Ja, er hat mich im Stich gelassen und es tut weh, doch er liebt mich nicht und ich liebe ihn auch nicht. Das weiß ich. So war es davor, genauso wie jetzt“, wehrte Seika die Behauptung von Pain stur ab. Die Dimension zwischen etwas wie Liebe und der Zuneigung, die sie einst füreinander gefühlt hatten, war riesig groß. Ein Mann wie Itachi, der so eine dunkle Vergangenheit hatte, konnte nicht lieben, und eine Frau wie Seika, die mit allem anderen als mit der Vorstellung einer heilen, romantischen Welt aufgewachsen war, konnte sich das Gefühl gar nicht richtig vorstellen, geschweige denn den Gedanken hegen, in einen Massenmörder verliebt zu sein. Nein, sie hatte seine Nähe wirklich genossen, seine Aufmerksamkeit voll ausgekostet und sich ihm hingegeben, um die Vollkommenheit, die er in ihrem Inneren geschaffen hatte, auch in ihm zu wecken. Und sie war glücklich damit gewesen. Doch nun war das alles endgültig vorbei und sie gab zum ersten Mal für sich selber zu, dass sie sich trotz aller Verleumdungen leer fühlte…
 

Pain sagte nichts, während er ihr zusah, wie sie mit ihren Gedanken kämpfte. Er verstand nicht, warum sie nicht in der Lage gewesen war, die Schriftrolle der alten Dame zu bekommen. Sie sagte zwar, sie verspürte keine Liebe, doch in Pain Vorstellung war das Gefühl, das er in ihrer Mimik lesen konnte, nicht weit davon entfernt. Doch er konnte sich auch täuschen. Jedenfalls hatte er genug gesehen. Sich in Seikas und Itachis Beziehung einzumischen war nun nicht mehr seine Aufgabe, da er leider sicher war, dass das Schriftstück durch die Beiden nicht mehr zu bekommen war. Er musste also einen anderen Weg suchen.
 

Es herrschte für einige Minuten Stille, in der Seika versuchte, sich zusammen zu reißen, um nicht ihren Gedanken zu unterliegen, die versuchten, ihren Gemütszustand zu einer bodenlosen, düsteren Schlucht werden zu lassen, und gleichzeitig wägte sie ab, ob sie Pain nicht mit ihren Worten ebenfalls zutiefst erzürnt hatte. Sie konnte ihn nicht einschätzen, so, wie er dasaß und unfokusiert ins Feuer blickte. Aber warum sollte sie das auch kümmern? Er hätte doch wissen müssen, wenn er auch nur ein kleines bisschen Menschenkenntnis hatte, dass es einfach einige Themen gab, die man in manchen Situationen nicht wieder und wieder aufwärmen musste.
 

Da stand Pain plötzlich ohne ein Wort auf und verschwand in der Düsternis des Raumes. Was war nun los? Hatte sie ihn also doch mit ihren unschönen Worten, die sie ihn ihrer Rage ausgesprochen hatte, verärgert? Seika traute sich nicht, ihren Kopf zu drehen und nachzusehen, wohin der Mann mit den Piercings gegangen war. Auf einmal fühlte sie sich so einsam und schutzlos. Es war ein fremder Teil des Gebäudes und zudem ein Zimmer, in dem ein Mann wohnte, dem man lieber nicht alleine begegnen wollte, vor allem nicht in so einem dunklen Raum, welcher alle nur denkbar möglichen schrecklichen Dinge verbergen konnte. Seika konnte Pain zwar spüren, doch irgendwie verlor sich sein Chakra in der scheinbaren Unendlichkeit der Schwärze. Doch wahrscheinlich bildete die junge Frau es sich nur ein. Vielleicht waren verschiedene Sicherheitsmaßnahmen, die die Basis schützten, dafür verantwortlich, dass man die Aura einer sich hier befindenden Person nicht explizit an einem Punkt konzentriert ausmachen konnte. Das alles war schön und gut, doch was ging hier vor? Ja, dachte Seika, sie war nicht ohne Grund mit einem schlechten Gefühl hier herein gekommen.
 

Als Seika plötzlich ohne Vorwarnung Hände auf ihren Schultern spürte, dachte sie sofort, es war Pain, der sie da berührte. Was tat er da? Der Gedanke, dass Pain sie anfassen würde, stieß sie ab, nicht vor Ekel, sondern vor knallharter Furcht. War das ein Test? Wollte er herausfinden, ob sie ihre Worte vorhin auch wirklich so gemeint hatte, wie sie aus ihrem Mund gekommen waren? Beabsichtigte er etwa, zu prüfen, ob sie Itachi wirklich nicht liebte…? Oh Kami, er konnte doch nicht wirklich wollen, dass sie… und er… Ungläubig schloss sie ihr Augen. Es war, als hätte die Luft keinen Sauerstoff mehr, denn der jungen Frau wurde schwindelig und sie konnte kaum mehr atmen. Doch da konnte sie ein Seufzen nicht mehr unterdrücken, als sie realisierte, dass es eigentlich ganz anders war und ihr Schwindel wurde dadurch nicht besser, sondern noch stärker, auf eine durchdringende Art und Weise. Die Hände auf ihren Schultern waren ihr vertraut, weil sie diese Berührungen schon tausend Mal gefühlt hatte. Ihre Haut kannte jedes Detail dieser Hände. Der leicht raue Daumen, der mit leichtem Druck die Konturen ihrer Muskeln nachfuhr, die warmen und weichen Handflächen, die Finger, die kraftvoll, aber sanft nach ihr griffen. Und nicht nur das war ihr bekannt, auch der heiße Atem und die hungrigen feuchten Lippen, die plötzlich besitzergreifend an ihrem Hals waren, hatte sie schon so oft gefühlt, dass sie es nicht zählen konnte. Es verursachte viele nicht unangenehme Schauer durch ihren ganzen Körper, der diese Sensationen so sehr begehrte, dass es fast unheimlich war, doch genau diese heftige Resonanz ihrer Sinne weckte wieder Seikas rationales Denken. Ihr Herz schlug fast schmerzhaft gegen ihre Brust, als sie verzweifelt versuchte, diese Illusion abzuschütteln. Als sie diesmal keine Luft mehr bekam, war es, weil die emotionale Qual sie beinahe zu überwältigen schien.
 

„Pain-sama, hört auf damit… Spielt nicht mit mir…!“, sagte die junge Frau bestimmt, doch mit bebender Stimme, zitternd durch das Ringen nach Kontrolle und großer Wut. Es war ein Genjutsu, eines, mit dem man die Gedanken und Erinnerungen einer Person hervorrufen konnte. So etwas war doch oft viel schlimmer, als jemandem irgendwelche schrecklichen Bilder zu zeigen, zu denen man keinen persönlichen Bezug hatte. Pain hatte es absichtlich auf sie angewandt, um ihre Reaktion zu sehen. Mit einem leisen Keuchen riss Seika sich jedoch letztendlich aus der Illusion heraus und holte angestrengt nach Luft. Genjutsu war ihre Schwachstelle, deshalb hatte Pain auch mit Leichtigkeit die Barrieren ihrer Gefühle durchbrechen können, doch durch die Erkenntnis, was mit ihr geschah, hatte die Brünette so viel verzweifelte Kraft aufbringen können, um der Tortur von alleine zu entgehen. Warum musste Pain sie mit der Erinnerung an Itachi behelligen? Glaubte er ihr etwa nicht? In Wahrheit schauderte sie immer noch von den so unglaublich intensiv erscheinenden Berührungen des Schwarzhaarigen, obwohl sie diesmal nur eine viel zu gute Sinnestäuschung gewesen waren…
 

Pain war einerseits verwirrt, was die Wut der jungen Frau betraf, andererseits war er beeindruckt, dass sie sich aus seinem Genjutsu hatte befreien können. Leider brachte es ihm nicht die Erkenntnis, die er sich erhofft hatte. Doch da war nichts zu machen. Dies war eine Niederlage, die er sich bedauerlicherweise eingestehen musste. Da tauchte er wieder aus der Dunkelheit auf und nahm abermals in seinem Sessel platz. Die junge Frau neben ihm warf ihm einen kaum beherrschten, erzürnten Blick zu, doch er achtete nicht darauf. Dieses Thema war für ihn nun abgeschlossen und es gab darüber hinaus noch etwas, was er mit der Kunoichi bereden wollte.
 

„Sag mir Deine Meinung über Konan“, sagte er plötzlich, sodass Seika nun völlig verwirrt war, als sie auf sah. Was für ein rasanter Themenwechsel, den die Brünette jedoch so schnell nicht nachvollziehen konnte. Zuerst mischte er sich gewaltsam in Dinge ein, die ihn nichts angingen und jetzt das? Er wollte also ihre Gedanken hören und ausgerechnet die, die Konan betrafen? Er musste scherzen, obwohl sie ihm das nicht zuzurechnen traute, denn der Mann machte eigentlich keine Witze. Trotzdem, was sollte sie schon zu Konan sagen? Sie hatte noch nie wirklich mit ihr geredet und das erste Gespräch, welches sie hatte führen wollen, damals, als Konan ihr helfen sollte, sich für die erste Mission zu Recht zu machen, war bereits nach ein paar Worten zu Ende gewesen, weil sie sich nicht hatte äußern wollen. Sie war doch Pains Partnerin und die Beiden waren immer zusammen anzutreffen, was konnte sie ihm dann erzählen, was er noch nicht wusste?
 

„Mit Verlaub, Pain-sama, aber ich glaube nicht…“, begann die junge Frau, doch ein Blick aus Pains Augen ließ sie verstummen.
 

„Du bist eine Frau, Konan auch. Sie benimmt sich in letzter Zeit immer seltsamer“, fügte er hinzu und es war, als ob sein Rin’negan durch Seika hindurch blicken würde. Was taten sie hier? Hielten sie eine Gesprächsrunde über Herzensangelegenheiten? Seika war ein Medic-Nin, aber kein Psychiater! Es war jedoch in der Tat schon so, dass sie sich einige Gedanken über die Blauhaarige gemacht hatte. Es war schon länger her, doch diese Frau bildete ein Mysterium für Seika. Sie hatte noch niemanden so erlebt, der so herzlos sein konnte. Dies bezog nicht auf die gefühlskalten Akatsuki wie Pain oder Itachi, nein, das was von Konan ausging, war anders, tief gehender. 'Herzlos' konnte in dieser Beziehung wörtlich genommen würde, denn manchmal schien es Seika, als hätte die Blauhaarige ihr Herz irgendwann einmal verloren... Ihr Anführer hatte also insofern recht, wenn er meinte, dass Seika als Frau etwas erkennen konnte, was den anderen verborgen blieb, trotzdem konnte sie es nicht so ohne weiteres ausdrücken. Außerdem fragte sie sich schon, warum Pain das Verhalten seiner Partnerin plötzlich so brennend interessierte, dass er sich herabließ, mit ihr darüber zu sprechen. Ehrlich gesagt spürte sie tief in sich den Drang, jetzt zu kichern, doch so lebensmüde war sie dann doch nicht. Eigentlich konnte sie sich auch vorstellen, dass es sicher nicht ohne Grund um dieses Thema ging.
 

„Nun… Ich habe nicht viel Kontakt zu ihr, wie Ihr wisst, Pain-sama. Aber sie scheint mir… frustriert zu sein“, sagte Seika schließlich und erinnerte sich an das, was sie Kisame in der Basis von Kaminari no Kuni zu erklären versucht hatte. Sie hatte damals von der Mission zum Erlangen der Schriftrolle der alten Frau erzählt und von der Geschichte gesprochen, wie es erstanden war, dass Pain so hartnäckig probierte, Itachi und Seika in diese Sache einzuspannen. Es war dabei um die Beziehung zwischen zwei Menschen gegangen, die existieren musste, um das Schriftstück zu erlangen. Bei Pain und Konan hatte es jedenfalls nicht geklappt. Ihr Anführer sah Seika bei ihren Worten mit einem leichten Ausdruck von Unverständnis an, schwieg aber.
 

„Ihr und Konan kennt euch schon seit langer Zeit, so hat sie es mir gegenüber jedenfalls einmal ausgedrückt. Ich weiß es nicht und ich will mich auch nicht einmischen und meinen Worten eine Wertung verleihen, doch vielleicht bedeutet ihr die Partnerschaft im Eurem Team mehr, als einfach nur die Arbeit an sich. Ich glaube auch, dass es ihr nicht gefallen hat, dass Ihr mich alleine in euren Privaträumen empfangen habt, Pain-sama. Ich hoffe, Ihr versteht, was ich sagen will“, sprach die Brünette schließlich, ohne von ihren weiteren Spekulationen wegen der Schriftrolle zu erzählen. Sie begriff nun selber auch, was sie nicht hatte deuten können, als Konan ihr über das Treffen mit Pain Bescheid gesagt hatte. In den Augen der Blauhaarigen war kurz der Ausdruck von Eifersucht erschienen. War sie wirklich eifersüchtig auf Seika? Im Moment gab es nämlich nichts, auf was dieses Gefühl zutreffen konnte… Oder hatte sie etwa geglaubt, dass ihr Anführer sie zu sich rufen würde, um- Sicher nicht! Jedenfalls erschien in Pains Zügen eine Emotion, welche die Brünette als Verständnis auslegen konnte. Sie hatte versucht, ihre Vermutungen ihrem Anführer so darzulegen, dass ihre Worte keine direkte Hinweise enthielten, die man ihr später bei einer fehlerhaften Aussage vorwerfen konnte, doch Pain schien zu dämmern, was sie meinte. Wieder entstand eine Zeit des Schweigens im Raum, in der Pain vielleicht darüber nachdachte, was Seika zu ihm gesagt hatte.
 

Irgendwann bemerkte Seika, dass Pain vor sich hin nickte. Er hatte die Augen geschlossen, doch als er sie wieder öffnete, war es, als hätte er eine Entscheidung getroffen. Die Brünette wollte nicht wissen, was es war, denn Pains Entschlüsse hatten im Nachhinein bisher nie etwas Gutes für sie bereitgehalten. Das Gespräch hatte ja schon ein paar unschöne Wendungen gehabt…
 

„Ich gebe Dir die Zeit, die Du brauchst, um wieder ganz zu genesen, bevor Du wieder auf Missionen gehst. Solange hab ein Auge auf Deidara, damit er seine Aufgabe wahrnimmt, Furiko richtig einzugliedern. Es scheint mir, er weiß nicht, was er tun soll“, sagte er plötzlich wieder und die junge Frau war erleichtert, dass es nur das war, denn diese Sache hatte sie sich selber schon vorgenommen. Deshalb nickte sie Pain auch sofort zu. Er beobachtete Seika noch für ein paar Momente, dann erhob er sich von dem Sessel. Die junge Frau tat es ihm sofort nach.
 

„Du darfst gehen. Unser Gespräch war sehr aufschlussreich“, sprach er schließlich und Seika war darüber sehr überrascht, als sie reflexartig eine tiefe Verbeugung vollführte und dann schnell weg ging, endlich hinaus aus diesem bedrückenden Zimmer. Es war doch glimpflicher gelaufen, als sie gedacht hatte und auch für sie war es in gewisser Weise interessant gewesen, in diesem etwas persönlicheren Rahmen mit Pain zu reden, vor allem, was den letzten Teil der Diskussion anging. Auch, dass er sie mit der Aufgabe bedachte, Deidaras Umgang mit Furiko zu überwachen, überraschte sie, weil das hier, dass ihr Anführer ihr doch einiges an Vertrauen gegenüber brachte. Als sie die Wendeltreppe herunter ging und das Gefühl hatte, wieder freier Atmen zu können, wusste sie, dass sie diese Unterredung noch für einige Zeit beschäftigen würde…

Stories and decisions

Keiner von den Akatsuki wusste, auf was für einer Mission sich Itachi befand, wo er gerade weilte und wie lange er noch fort sein würde. Nach dieser langen Zeit seiner Abwesenheit fragten sie sich schon, wann er wohl zurückkehren würde. Doch natürlich wurde diese Frage von niemandem öffentlich gestellt, weil im Allgemeinen bekannt war, dass es einige Personen unter ihnen gab, die nicht gut auf den Uchiha zu sprechen waren und daraufhin vielleicht durchdrehen würden. Trotzdem hatten auch diese ihre eigenen Gedanken, während sie ihren Pflichten nachgingen.
 

Deidara hatte endlich damit angefangen, mit Furiko zu trainieren, obwohl sie sich dabei schüchterner als sonst anstellte und ihn damit teilweise zur Verzweiflung brachte. Weil Seika ihn ermahnt hatte, er solle endlich etwas tun, damit sich die Beiden irgendwann wirklich ein richtiges Team nennen konnten, hatte er begonnen, zusammen mit der Blonden ein paar Taktiken und Techniken auszuarbeiten. Er musste sich zusammenreißen, um sich zu konzentrieren und den noch vorsichtigen, aber trotzdem schon gefährlichen Schlägen von Furiko auszuweichen, weil er eigentlich fast immer nur an etwas anderes dachte, und zwar an Seika. Nein, nicht etwa an ihren Körper oder ihr Aussehen. Er hatte gehofft, er hätte sich mit ihr gut stellen können, doch da war immer noch etwas Unausgesprochenes zwischen ihnen, was eine gedrückte Stimmung verursachte, wenn sie unter sich waren. Trotz Itachis Verhalten, dass er Seika nicht hatte retten wollen, auch wenn sie in Lebensgefahr gewesen war, wurde Deidara das nagende Gefühl nicht los, dass Seika immer noch an dem Uchiha hing. Sie vertuschte es ganz gut, doch trotzdem bemerkte er, dass sie manchmal abwesend war und innerlich mit sich kämpfte.
 

Doch Deidara war im Moment an einem Punkt angekommen, an dem seine Mordgelüste an dem Uchiha beinahe verklungen waren. Er wusste, dass es sinnlos war, Seika von ihm wegziehen zu wollen. Nein, er hatte sich mittlerweile mit sich selber auf etwas anderes geeinigt. Er wollte Seika nicht traurig sehen, also musste Itachi eben einmal einen richtigen Arschtritt bekommen. Verdammt, dieser Idiot hatte so ein großes Glück, dass jemand wie Seika sich um ihn sorgte. Das hatte er überhaupt nicht verdient. Doch Seika war Deidaras Freundin, ja, so konnte er ihr Verhältnis zueinander mittlerweile wohl bezeichnen und das hieß, er würde ihr helfen, so gut er konnte.
 

Tobi machte sich ähnliche Sorgen und Gedanken, was Seika und Itachi anging. Auch er beobachtete die junge Frau sehr genau, um feststellen zu können, wann es ihr besonders schlecht ging, damit er sie ablenken konnte, weil das das Einzige war, was er effektiv tun konnte. Seiner Meinung nach gelang es ihm sehr gut, denn die Brünette wurde von Tag zu Tag lockerer. Fand sie sich langsam mit dem Gedanken über Itachis Tat ab? Tobi fand diese Möglichkeit eigentlich sehr traurig, nicht nur von Seikas Seite aus, sondern auch wegen Itachi. Der berüchtigte Uchiha war, seitdem er das Verhältnis zu Seika aufgebaut hatte, viel entspannter geworden. Er war sicher alles Andere als gleichgültig, auch dem gegenüber, was er in seiner Vergangenheit getan hatte und war deshalb so kalt, um es nicht zu zeigen, doch Seika hatte wieder ein Stück Leben in ihn zurück gebracht. War dies nun endgültig vorbei? Wenn ja, dann wäre es wirklich schade.
 

Und Seika selber? Sie versuchte wirklich vehement, ihre Gedanken nicht auf Itachi abschweifen zu lassen, was tatsächlich nicht einfach für sie war. Deshalb beschäftigte sie sich unentwegt, ob es mit Training oder lesen war, oder mit der Gesellschaft der Anderen. Eigentlich war immer jemand da, der Zeit mit ihr verbrachte und dafür war sie dankbar. Auch Furiko war oft dabei, jedoch nie alleine. Seika hatte sich vorgenommen, auch noch den Rest ihrer Geschichte zu erfahren, doch sie würde den zweiten Teil ihrer Vergangenheit sicher nur in einem persönlichen Gespräch erfahren.
 

Weil die Brünette eines Tages nichts mehr zu tun hatte, da sie ihr Training bereits hinter sich hatte, es sonst nichts gab, was sie gerade unbedingt nachlesen wollte und auch keiner im Gemeinschaftsraum oder in der Küche aufzufinden war, beschloss sie es in ihre eigene Hand zu nehmen, damit sie endlich erfuhr, was Furiko wirklich zu den Akatsuki gebracht hatte. Da sie wusste, wo das Zimmer der Blonden war, wollte sie nachsehen, ob sie da war und Zeit hatte, zu reden.
 

Seika klopfte, doch niemand antwortete ihr. Sie klopfte ein zweites Mal, nun aber etwas fester an die Tür, denn vielleicht hatte Furiko sie nicht gehört. Doch es tat sich immer noch nichts im Zimmer. Seika zuckte mit den Schultern und wollte schon wieder gehen, doch da spürte sie eine ganz schwache Präsenz in dem Raum und hob ihre Augenbrauen. War Furiko etwa doch da?
 

„Furiko? Ich bin’s, Seika! Ist alles in Ordnung?“, fragte die Brünette skeptisch und dann hörte sie auf einmal doch Schritte und die Tür wurde einen Spalt geöffnet. Furikos Augen blitzten wehleidig dahinter hervor.
 

„Seika! Komm schnell rein, aber leise!“, flüsterte die Blonde, griff nach ihrem Arm und zog sie in das Zimmer. Danach verschloss sie die Tür wieder und lehnte sich von innen dagegen. Erleichtert atmete sie ein und aus. Seika wusste indessen nicht, was sie von diesem seltsamen Benehmen halten sollte.
 

„Was ist denn los?“, fragte die Brünette irritiert nach, doch Furiko presste ihren Zeigefinger gegen ihre Lippen, um ihr zu bedeuten, ihre Lautstärke zu vermindern. Die beiden Frauen hatten sich in der letzten Zeit immer enger angefreundet, sodass Furiko letztens endlich eingewilligt hatte, Seika nicht mehr mit dem Höfflichkeitszusatz anzusprechen. Das gleiche hatte sie auch mit Tobi vereinbart, doch Deidara und Kisame bedachte sie immer noch mit der Ergänzung -san, weil sie, wie sie selber gesagt hatte, noch zu viel Respekt vor den Beiden hatte.
 

„Kisame-san will die ganze Zeit schon was von mir! Ich bin vor ihm geflüchtet und er hat bereits zwei Mal an meiner Tür angeklopft! Bestimmt sucht er wieder jemanden, mit dem er trinken kann, aber ich will nicht! Damals, als Tobi und Kisame-san von ihrer Mission zurück gekommen sind und ich von dem Sake probiert habe, war mir am nächsten Tag furchtbar schlecht! Ich will das nicht noch mal machen!“, erklärte Furiko der Brünetten im Flüsterton und mit unglücklichem Gesichtsausdruck. Seika musste aufpassen, dass sie nicht auflachte, weil Furiko das sicher nicht als sehr nett empfinden würde. Doch Furiko brauchte ihr nicht erzählen, dass sie von dem Trinkgelage einen Kater bekommen hatte, weil sie wirklich ziemlich viel von dem Alkohol zu sich genommen hatte, was an ihrer ungewöhnlich lockeren Zunge leicht zu erkennen gewesen war. Außerdem war sie es bestimmt nicht gewohnt, zu trinken.
 

„Dann sag ihm doch einfach, dass Du nicht willst!“, antwortete Seika mit derselben Lautstärke, obwohl sie es einmal wieder lustig fand, wie Furiko sich anstellte. Auf Seikas Vorschlag hin erschauderte die Blonde.
 

„Wie? Das kann ich doch nicht machen- Oh… Nein, das geht nicht!“, rief sie erschrocken aus, bevor sie sich wieder erinnerte, dass sie mucksmäuschenstill sein musste, um nicht aufzufliegen. Seika schüttelte nur den Kopf. Es schien, als hätte Furiko nichts dazugelernt, seit sie zu den Akatsuki dazu gekommen war.
 

„Ich habe Dir doch schon einmal gesagt, dass man es ihm deutlich sagen muss, weil er es sonst nicht kapiert. Tobi hat anfangs auch nie deutlich abgelehnt. Du kannst Dir nicht vorstellen, wie oft ich ihn behandeln musste, weil ihm so übel war“, erklärte Seika und Furiko wurde um eine Schattierung bleicher. Ihr fiel es gar nicht mehr auf, dass die Brünette mit normaler Stimme geredet hatte.
 

„Außerdem, wenn Kisame noch einmal herkommt, dann werde ich ihm eben sagen, dass Du kein Interesse hast. Ich habe nämlich nicht vor, mich flüsternd mit Dir zu unterhalten“, stellte Seika klar und erntete dafür einen verwirrten Blick von der Blonden. So schnelle Themenwechsel brachten sie immer durcheinander, deshalb war sie auch nicht in der Lage, auszuweichen.
 

„Was- Unterhalten? Worüber denn?“, wollte sie wissen, doch Seika lächelte ihr nur sachte zu. Sie wies zum Bett und fragte, ob sie sich nicht ein bisschen zusammen setzten konnten. Furiko hatte nichts dagegen. Es gab im Moment nichts für sie zu tun, weil sie nicht vorhatte, einen Schritt nach draußen auf den Gang zu setzen, bevor sie nicht wusste, dass Kisame bereits alleine mit seinem Gelage begonnen hatte und dann auch niemanden mehr belästigen würde.
 

Sie setzten sich also hin und Seika warf einen ersten genaueren Blick auf die Räumlichkeiten, in denen sie sich nun zur ersten Mal aufhielt. Schon beim Eintreten hatte sie die Atmosphäre hier etwas erstaunt, nun jedoch war sie wirklich überrascht. Furikos Zimmer sah so… individuell aus! Seika hatte zu ihrem privaten Raum nichts hinzusteuern können, dort fand sich nur die Einrichtung, die auch vorhin dagewesen war, außer, dass sie sich im Laufe der Zeit ihre persönliche kleine Bibliothek zusammengestellt hatte und sich seit kurzem auch ihre eigenen Pflanzen zog, die nicht selten irgendeine medizinische Wirkung hatten. Sie hatte sich einmal aufgemacht, um draußen Ableger und Samen zu sammeln und sich dann dieses kleine Herbarium an Pflanzen zu ziehen, die sie für häufig benötigte Mittel frisch zur Zubereitung brauchte. Das Grün brachte eine schöne Frische in ihr Zimmer und dass sie sich nun auch noch darum kümmern musste, war eine weitere kleine, aber angenehme Belastung. Doch Furikos Wohn- und Schlafraum enthielt zwar wenige und doch auffallende Gegenstände, die Seika staunen ließen. Auf dem Schreibtisch standen gut sichtbar drei Bilderrahmen mit Fotos, die Seika vom Bett aus nicht genauer sehen konnte. Außerdem saß auf einem der beiden Stühle hier ein zerschlissener Stoffhase und Furikos Bett krönte ein rotes Kissen. Es waren wohl ganz persönliche Dinge aus ihrer Vergangenheit, die in der Brünetten etwas Wehmut hervorriefen.
 

„Du bist mir doch noch den Rest Deiner Geschichte schuldig! Was sind denn das eigentlich für Sachen?“, fragte Seika schließlich und Furiko seufzte, nachdem sie kurz nachgedacht hatte. Sie hatte sich schon gedacht, dass die Brünette das nicht vergessen hatte und hatte, gehofft, dem Ganzen auswichen zu können, doch sie war nicht genervt darüber. Seika vertraute sie sich gerne an. In einem ihrer Gespräche hatten sie herausgefunden, dass Furiko nur zwei Monate jünger als Seika war, obwohl die Brünette schon viel erwachsener wirkte als die Blonde, die auch generell jünger geschätzt wurde. Jedenfalls hatte Seika auch die kleinen Mitbringsel bemerkt, die sie mitgenommen hatte, bevor sie sich aufgemacht hatte, die Basis der Akatsuki ausfindig zu machen.
 

„Ach, das alte Zeug… Das Kissen und den Hasen habe ich von der alten Frau bekommen, die mich aufgenommen hatte, nachdem ich aus meinem Dorf geflohen war. Nun ja, der Sohn von ihr war ein Jounin und seine Kinder bereits Genin. Da der Ort, an dem sie lebten, doch um einiges von den größten Städten entfernt war, bildete er seine Kinder selber aus. Deshalb war es auch nicht besonders umständlich, dass er mich auch gleich noch dazu nahm. Er erklärte mir genau, was Chakra war und wie man es benutzte und es dauerte nicht lange, da hatte ich schon zu dem Trainingsstand seiner Kinder aufgeholt. Sie waren immer ein wenig neidisch auf mich und ich habe mich nie richtig mit ihnen angefreundet, doch so wichtig war mir das damals gar nicht, weil ich auch in meinem Dorf nie richtige gleichaltrige Freunde gehabt hatte. Mein Training zog sich ein paar Jahre hin. Eines Tages nahm mich der Mann mit in die nächst größere Stadt und dort wurde ich schnell zum Genin ernannt und nahm noch am selben Tag mit den Kindern des Mannes als Team bei den Chuuninprüfungen teil, die wir auch gemeinsam schafften. Was ich nicht wusste, war, dass mein Erfolg beobachtet wurde“, erzählte Furiko für eine Weile ohne Unterbrechung, doch als sie stoppte, hatte sie einen düsteren Ausdruck in ihren feinen Zügen.
 

„Hatte das… mit diesem Bandenchef zu tun?“, fragte Seika nach, um das Gespräch voran zu treiben, weil sie sich an die kurze Erklärung von Tobi erinnerte, die gut hier hin passte. Furiko bejahte das.
 

„So ist es. Viel Lebenserfahrung und Vorsicht hatte ich damals noch nicht. Als diese Leute meinten, sie würden mein Talent sehr schätzen und würden mir helfen können, mich noch sehr viel mehr weiterentwickeln, da willigte ich schnell ein, weil ich so fasziniert war von der Kraft, die ich hatte und die ich nun auch kontrollieren konnte, dass ich noch mehr darüber lernen wollte. Zugegebenermaßen waren die Leute dieser Organisation wirklich sehr qualifiziert und es gab gute Lehrer unter ihnen. Doch war der Untergrund dieser Gruppe sehr düster, was ich erst viel später herausfand. Jedenfalls kapselten sie mich immer mehr von meiner Ziehfamilie ab, was ich nicht recht bemerkte, weil sie mich sehr ins Training und die Lehrstunden einspannten und es mir eigentlich auch Spaß machte. Richtig stutzig wurde ich erst Jahre später, als sie mir immer noch nicht erlaubten, die Jouninprüfung wahrzunehmen. Da sagten sie mir, dass sie dadurch vermeiden wollten, dass ich in der Öffentlichkeit bekannt werden würde, damit es keinen Neid wegen meinem Kekkei Genkai gab. Ich gab Ruhe, doch ich war verunsichert. Und ab diesem Punkt merkte ich bald, dass vieles nicht stimmte. Sie taten es nicht offensichtlich, doch sie hielten mich wirklich von meiner Ziehfamilie fern. Einmal schlich ich mich davon, um sie zu besuchen. Ich dachte nicht daran, dass es ein schrecklicher Fehler war. Nur ein paar Tage später erreichte mich die Nachricht, dass alle tot waren. Die alte Dame, ihr Sohn und seine Frau und auch die Kinder. Ich hatte nun keine Zweifel mehr, dass das die Organisation gewesen war…“, redete die Blonde weiter und ihr Gesicht war von Traurigkeit nur so überzogen. Seika glaubte in ihren Augen zu sehen, dass sie sich auch etwas Schuld daran gab, dass die einzigen Menschen, die ihr doch irgendwie wichtig waren, sterben mussten, weil sie ungehorsam gewesen war und Befehle missachtet hatte. Doch Seika unterbrach Furiko nicht. Es tat immer gut, wenn man sich aussprach, dass hatte sie selber schon erfahren.
 

„Das erklärt immer noch nicht, warum ich zu den Akatsuki kam und meine Entscheidung hört sich vielleicht mehr als seltsam an, doch ich erfuhr mehr und mehr von den grausamen Methoden dieser Organisation. In der Öffentlichkeit waren sie ein angesehenes Institut für junge talentierte Shinobi, doch sie bildeten diese Ninja für ihr Killerkommando aus. Sie merkten, dass ich herausgefunden hatte, welche krummen Dinge dort liefen und wiesen mich bald tiefer in ihre abscheulichen Machenschaften ein, weil sie dachten, dass ich durch den Mord an meiner Ziehfamilie so eingeschüchtert worden wäre, sodass ich ohne Widerworte gehorchen würde. Raubmord, skrupellose Diebstähle, Blutfehden und Racheakte waren in der Organisation an der Tagesordnung. Ich hatte Angst vor diesen Leuten, also tat ich zuerst wirklich das, was sie mir sagten, bis zu jenem Auftrag, für den sie mich losschickten, um einen anderen Bandenchef umzubringen. Es war meine erste Mission, bei der ich selber töten sollte. Sie schickten Begleiter mit mir, die meine Tat bezeugen mussten, damit ich ein vollwertiges Mitglied der Organisation werden konnte. Doch das war das allerletzte, was ich wollte. Wir brachen zu dieser Mission auf, und ich tötete meine beiden Begleiter, um unterzutauchen. Ich tötete auch den benannten Mann und als ich zurückkam, um meine Tat zu berichten, brachte ich den Boss der Organisation um. Man schnappte mich jedoch und ich dachte, es wäre auch mit mir vorbei, doch sie machten mir den Prozess und hetzten die ganze Stadt gegen mich auf. Ich starb nur nicht, weil die Organisation mich immer noch in ihren Reihen haben wollte, mit allen Mitteln, und zwar bei den sogenannten 'Osoroshisa', eine anderen Zweig der Gruppierung, damit sie mich weiterhin benutzen konnten. So blieb mir die Wahl: Entweder ich floh für den Rest meines Lebens und wäre nirgendwo in Sicherheit, oder ich trat bei einer anderen Organisation ein. Natürlich hatte ich während meiner Ausbildung von den Akatsuki gehört und auch von ihren stillen und geschickten Methoden gehört. Natürlich musste ich irgendwo unterkommen, wo ich gut geschützt war. Also wählte ich letztendlich diesen, zugegebenermaßen riskanten Weg – doch ich bin jetzt sehr froh darüber“, schloss Furiko ihre Geschichte und atmete tief seufzend aus. Es klang alles gar nicht so abwegig, wie sie anfangs gemeint hatte.
 

„Ich verstehe Dich gut, Furiko. Ich hatte anfangs auch Bedenken, hier einzutreten, doch ich erkannte schnell, dass die Arbeit der Akatsuki nicht darin bestand, sinnlos irgendwelche Leute abzuschlachten. Ich kenne zwar Pains wahres Ziel immer noch nicht, aber es geht hier immer gerecht zu. Und die anderen Mitglieder sind auch alle irgendwie menschlich…“, sagte Seika, doch ihr Blick war gesenkt. Ja, das stimmte wirklich. Jeder der Anderen hier hatte seine Macken und seine individuellen Charakterzüge. Und besonders eine Person hatte sie von einer Seite kennengelernt, die menschlicher nicht sein konnte… Furiko sah den wechselnden Ausdruck in den Augen der Brünetten und wusste sofort, dass sie etwas tun sollte, damit sie wieder auf andere Gedanken kam.
 

„Magst Du die Bilder sehen? Ich hole sie!“, rief die Blonde ohne eine Antwort abzuwarten aus, sprang von Bett und lief zu ihrem Schreibtisch, wo sie die Rahmen einsammelte und zu Seika zurückbrachte. Sie setzte sich wieder hin und rückte etwas näher zu der Brünetten, die ihr aufmerksam zusah.
 

„Das bin ich mit dreizehn Jahren. Ich und die alte Dame backen gerade Kekse!“, erklärte sie und Seika musste lachen, als sie das magere Mädchen mit der viel zu großen Kochschürze sah, das vollkommen mit Mehl zugestaubt war und ungeschickt versuchte, einen Teig zu kneten. Das Bild und auch die anderen Beiden, die ähnliche Szenen zeigten, lenkten sie von der Gegenwart ab und auch Furiko hatte vergessen, dass sie sich eigentlich vor Kisame versteckte, als die beiden jungen Frauen laut und unbeschwert lachten und noch ein paar weitere Stunden in gemütlicher, angenehmer Atmosphäre zusammen saßen und so ihre Freundschaft etwas enger knüpften.
 

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Als es Abend war, ging Seika nach draußen, um die sternenklare Nacht zu genießen. Sie war in letzter Zeit so oft draußen, dass sie die Gelegenheiten gar nicht mehr zählen konnte, nicht nur wegen ihren Pflanzen, sondern einfach nur so. Anfangs hatte sie eigentlich gedacht, dass die Einsamkeit sie nur zu mehr ungeliebten Gedanken bringen würde, doch dem war nicht so. Die Varietät an visuellen Eindrücken und an der bunten Geräuschkulisse war beinahe berauschend und lenkte Seika vollkommen von allem Anderen ab.
 

Das Spiel des Sternenlichts auf den Bäumen, dem Gras, den Felsen und den entfernten Gebäuden der Großstadt von Amegakure, der Wind, der das Bild immer wieder veränderte, wenn er durch die Blätter fuhr, die sich verändernden Formationen der wenigen Wolken, die am Himmel dahin zogen, die Tiere, die sich in der Nacht aus ihren Verstecken trauten, wenn Seika ganz still war und sich nicht regte. Zusammen mit den Geräuschen des leise säuselnden Windes, der rauschenden Blätter, der Tierrufe und anderen Lauten, die die junge Frau zwar nicht zuordnen konnte, die jedoch untrennbar mit der Nacht verbunden waren. Das alles verlangte Seikas ungeteilte Aufmerksamkeit und sie konnte sich daran erfreuen, wie vielleicht kein Anderer. Es war wohl etwas ungewöhnlich für sie, dass sie aus so Kleinigkeiten so viel Entspannung und Freude zog, doch es gab in letzter Zeit nicht so viel, was sie wirklich glücklich machte.
 

Mit dem Rücken zu der Basis, die sich versteckt und gut getarnt in einem mächtigen Felsblock befand, saß sie im Schneidersitz im Gras, den Blick zu den Sternen gerichtet, in einem schon beim Beginn zum Scheitern verurteilten Versuch, die leuchtenden Punkte zu zählen. Und doch versuchte sie es immer wieder, weil sie auf diese Weise, bei der sie ihre Aufmerksamkeit auf die Sterne lenkte, jedes Mal neue Formationen entdeckte und so immer mehr Bilder kannte.
 

Doch auf einmal durchschnitt das Auftreten einer neuen Präsenz die friedliche Atmosphäre und Seika fror in ihrer Position ein. Sie war nicht darauf vorbereitet und schon gar nicht jetzt, wo sie sich so sehr fallen gelassen hatte in das Gefühl, für einige Stunden frei von jeglichen Sorgen und belastenden Gedanken zu sein. Mit einem Mal überfluteten sie die Ängste und die Wut, die so sehr in ihrem Inneren brodelten, doch immer erfolgreich hatten bekämpft werden können. Doch in der Gegenwart der Person, die das alles in ihr ausgelöst hatte, schien all ihre Willenskraft zu schmelzen.
 

Nur Sekunden, nachdem sie ihn gespürt hatte, tauchte Itachi in der Dunkelheit auf. Auch er hatte Seika gespürt. Er tat ein paar Schritte auf sie zu, doch dann blieb er stehen. Sein Gesicht wurde von dem Strohhut mit den davon herab hängenden Papierstreifen bedeckt, doch seine scharlachroten Augen traten darunter deutlich hervor. Mit einem Gefühl der Trance sah die junge Frau dem Uchiha entgegen und trotz der drohenden, hervorbrechenden Emotionen spürte sie diesem Mann gegenüber nichts. Leere setzte stattdessen in Seika ein, bei seinem Anblick. Obwohl ihre Verzweiflung und ihr Zorn nicht zu verleugnen war, es brach nicht aus. Vielleicht war dies einfach ein Schutzmechanismus ihres Körpers.
 

So waren sie sich gegenüber, doch keiner sprach ein Wort. Für einen Außenstehenden hätte es beinahe unheimlich gewirkt, wie sie sich direkt und unverwandt ansahen und sich keinen Millimeter regten. Für Seika war es, als sähe sie einen vertrauten, und doch fremden Menschen. Durch seine Tat war Itachi so weit von ihr entrückt, dass er nicht einmal greifbar erschien, auch wenn er nur wenige Meter von ihr entfernt stand. Doch es war keinesfalls so, dass sie ihm nahe sein wollte, nein. Der Schmerz, den er über sie gebracht hatte, hatte eine deutliche Barriere zwischen ihnen erschaffen. Und als er sich doch bewegte und einen Schritt näher kam, machte Seika mit ihrer Hand eine abweisende Geste und wandte ihren Kopf ab, alles ganz ruhig.
 

„Komm nicht näher“, sagte sie leise, ein sanftes Hauchen, welches mit dem Wind davongetragen wurde, als wären sie eins. Warum sollte sie sich selber kaputt machen, indem sie ihn anschrie und sich dadurch nur aufregte? Was immer Itachi auch bezweckte, sie würde ihn nicht zufriedenstellen. Sie musste stark sein - nein, sie war stark! Sie war nicht abhängig von einem Mann und schon gar nicht von Itachi. Und so lange er weit genug von ihr weg war, war alles in Ordnung.
 

Der Uchiha schien ihre Botschaft zu verstehen, denn er drehte sich wort- und ausdruckslos weg und ging in eine andere Richtung davon, jedoch trotzdem zu Basis hin. Seika sah ihm nach und war verwundert, dass sie so friedlich war. Wenn sie sich in einsamen Stunden nicht gegen die Gedanken über den Schwarzhaarigen wehren konnte, dann hatte sie sich ausgemalt, wie es war, wenn sie ihn irgendwann wiedersehen würde. Würde sie sich auf ihn stürzen und ihm seine verdammten Augen herausreißen, die sie einst mit so viel Begehren und dann dieser schrecklichen Leere angesehen hatten oder würde sie ihrer Schwäche erliegen und ihn alles mit ihr tun lassen, was er nur wünschte, egal, ob er sie noch mehr verletzte? Verschiedene Teile von ihr wünschten, dass Beides geschehen würde, doch am meisten froh war sie, dass nichts davon Wirklichkeit geworden war. Doch über eine Sache war sie sich vollkommen sicher.
 

Es verstrich einige Zeit und Seika wurde wieder eingehüllt von der nächtlichen Szenerie. Itachis untätiges Verhalten in den Bergen von Kaze no Kuni bei der Konfrontation gegen den Dämon hatte jede Hingezogenheit, die je in ihr existiert hatte, auf Eis gelegt. Deshalb war ihr, als würde sie den Schwarzhaarigen sogar für einige Stunden wieder vergessen. Am Ende wusste sie nicht mehr, ob er wirklich vor ihr gestanden hatte oder nicht. Und als die Sonne am Horizont aufging, fragte sich, wo die Zeit geblieben war.
 

Die junge Frau machte sich auf den Weg zurück in die Basis und verspürte keine Müdigkeit, aber Entschlossenheit. Als erlebe sie eine Reihe merkwürdiger Vorkommnisse, begegnete sie in der Eingangshalle ihrem Anführer Pain. Es war noch sehr früh und um diese Zeit war normalerweise noch keiner der anderen Akatsuki wach. Sie hatten auch Pain nie beim Frühstück angetroffen. Nun wusste Seika warum. Er war wohl immer schon als Erster unterwegs.
 

„Guten Morgen, Pain-sama. Kann ich kurz mit Euch reden?“, fragte sie, als der Mann mit den vielen Piercings im Gesicht ihr seine Aufmerksamkeit zuwandte. Er sah sie mit neutralem Ausdruck an.
 

„Um was geht es?“, wollte er wissen. Wenn er verärgert über diese frühe Belästigung war oder es eilig hatte, dann zeigte er es nicht. So fühlte sich Seika ein wenig mehr ermutigt, ihr Anliegen darzubringen.
 

„Ich werde nicht mehr mit Itachi in einem Team zusammenarbeiten“, sagte sie bestimmt und sah einen Ausdruck von vager Belustigung in Pains Gesicht. Er hatte bei ihrem persönlichen Gespräch nicht wenig von dem mitbekommen, wie sie dem Uchiha gegenüber stand, vor allem während des Genjutsus, welches er über sie gelegt hatte, aus dem sie jedoch erfolgreich entkommen. Gerade deshalb wunderte ihn ihre Entscheidung nicht. Sie hatte sich schon öfter als eine sehr eigenwillige Frau herausgestellt, die sich nicht alles sagen ließ. Weil sie seine Neugier geweckt hatte, wandte er sich zu ihr hin.
 

„Ist das so? Er ist in der Nacht zurückgekehrt. Hast Du ihm diese Entscheidung mitgeteilt?“, befragte er die junge Frau und beobachtete ihr Reaktion, während sie ihm fast sofort antwortete.
 

„Das ist nicht nötig. Er dürfte selber am Besten darüber Bescheid wissen“, gab sie zurück. Eigentlich war es ihr vollkommen egal, wie Pain antworten würde, doch die Höflichkeit verlangte diese Formalität. Niemand würde sie zum Umgang mit dem Uchiha nötigen können. Wenn er ihr die kalte Schulter ohne Grund und Erklärung zeigen konnte, dann hatte auch sie dasselbe Recht. Dies war keine trotzige Reaktion, es war eine Tatsache. Nichts zwang sie zur Rechenschaft gegenüber dem Schwarzhaarigen.
 

„Gut, dann werdet ihr Beide ab jetzt alleine auf Missionen gehen“, sprach Pain und Seika begrüßte diese Entscheidung mit einer Verbeugung. Sie richtete sich wieder gerade auf und nickte ihrem Anführer dankend zu. Plötzlich überkam sie doch die Müdigkeit, die sich verborgen hatte, bis Seika das geklärt hatte, was ihr auf der Seele brannte. Sie verließ Pain, indem sie sich auf dem Weg zu ihrem Zimmer zu machen, um dort schnell in einen erschöpften traumlosen Schlaf zu fallen.

Chaos

Es war das Abendessen an noch demselben Tag, welches die Akatsuki sehr verblüffte, weil es etwas Besonderes im Alltagstrott der vergangenen Tage war. Da saßen nach langer und schwieriger Zeit Seika 'und' Itachi gemeinsam an einem Tisch und begegneten sich mit einer ruhigen, aber eisernen Gleichgültigkeit, als wären sie zwei Menschen, die sich zuvor vielleicht erst einmal auf der Straße getroffen und nichts für einander übrig hatten. Die Atmosphäre hatte etwas so steriles, so dass nicht einmal Deidaras Wut hervor kam. Es wurde nicht gesprochen, aber es wurde auch sonst nicht mit Gesten ausgedrückt, dass etwas Unangenehmes zwischen Zwei der Mitglieder passiert war. Kisame fragte sich, ob jemand den Beiden eine Gehirnwäsche verpasst hatte, die alles aus ihren Gedächtnissen gelöst hatte und auch Tobi war beunruhigt. Er war mehr besorgt, als wenn sich Seika und Itachi böse anfunkeln würden. Selbst Furiko merkte, dass etwas an dieser augenscheinlich gelassenen Distanz nicht in Ordnung war. Pain sagte nichts und Konan sah sogar ein wenig zufrieden aus. An was das lag, war nicht ersichtlich.
 

Das einzige nennenswerte war, dass Pain wieder einmal eine Mission zu vergeben hatte. Wie es sich herausstellte, traf es diesmal Deidara und Furiko. Die Aufgabe war nicht besonders schwer und zeitaufwendig und die Beiden beschlossen schnell, noch am gleichen Tag aufzubrechen, um die Sache, die eher eine lästige Notwendigkeit darstellte, rasch hinter sich zu bringen. Die Beiden hatten schon lange keine Mission mehr gehabt, weil sie bei Seika in der Basis geblieben waren, solange sie noch ohnmächtig gewesen war, um sich um sie zu kümmern, während die Anderen wie gewohnt unterwegs waren. Aber trotzdem war die Aussicht, mal wieder nach draußen zu kommen und etwas anderes zu tun, nicht besonders erfreulich, weil keiner der Beiden Seika in dieser Situation alleine lassen wollte, obwohl ja Kisame und Tobi noch da waren…
 

Doch sie verabschiedeten sich wohl oder übel, um sich schnell vorzubereiten. Die Anderen blieben noch am Tisch zurück, aber Pain und Konan zogen sich bald zurück und Seika folgte ihnen gleich nach ein paar Minuten nach, ohne ein Wort zu sagen. Tobi gefiel es gar nicht, die Brünette so zu sehen. Er wünschte sich, alles wäre wieder beim Alten. Und obwohl sich Kisame immer seine Späße mit Itachi erlaubt hatte, traute auch er sich diesmal nicht, etwas zu sagen.
 

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Die nächsten Tage, in denen Furiko und Deidara auf Reisen waren, waren bis auf ein paar Dinge ereignislos und langweilig noch dazu, weil der Auslöser der meisten Streitigkeiten – Deidara - fehlte. Seikas strikte Trainingseinheiten hatten sich um einiges verkürzt, denn ihr Bein machte ihr nun glücklicherweise keine Probleme mehr. Das hieß jedoch nicht, dass die Brünette faul auf der Haut lag. Immer wenn es Abend wurde, wusste sie nicht, was sie noch tun sollte, da sie immer schon alles erledigt hatte, was sie hatte tun wollen. Obwohl sie Pain gesagt hatte, dass sie sich nun wieder schonungslos im Stande sah, Missionen durchzuführen, hatte er ihr immer noch keine aufgetragen, was Seika schon ein wenig ärgerte. Sie hatte sich doch nicht umsonst so angestrengt, um plötzlich nur herum zu sitzen und nichts zu tun! Genauso hatte Pain es schon einmal mit ihr gemacht, damals, nachdem sie Itachis Augen geheilt hatte. Leichte Schadenfreude darüber, die genugtuend war, aber sich gleichzeitig auch wieder bedrückend anfühlte, kam schon bei ihr auf. Der Uchiha konnte vergessen, dass sie das Gleiche nochmals tun würde.
 

Die Stimmung war im Allgemeinen relativ ruhig. Es gab zwar immer noch die Spannungen, die merklich auftraten, wenn Seika und Itachi in einem Raum waren, doch dies ging eigentlich immer nur von den Anderen, also Tobi und Kisame aus, denn die Brünette und der Schwarzhaarige begegneten sich mit wenig Beachtung und solange dies so war, schien alles in Ordnung zu sein. Doch so einfach war es im Endeffekt nicht und die Gelassenheit erwies sich letztendlich als alles andere als echt. So bekamen es der Maskierte und der Haimann auch ganz direkt mit.
 

Es passierte eines Tages schon beim Frühstück. Seika, Kisame und Tobi kamen morgens zufälligerweise gleichzeitig bei der Küche an, Itachi jedoch war schon vor ihnen da gewesen und hatte sein Frühstück bereits beendet. Er und Seika rannten in der Tür beinahe ineinander, weil er im selben Moment heraus und sie hineingehen wollte, und Tobi und Kisame hätten sich bei den darauf folgenden Szenen am liebsten zwischen die Beiden geworfen. Doch dieses Unterfangen hatte eher selbstmörderische Tendenzen, woraufhin sie die Beiden vor ihnen lieber damit alleine ließen.
 

„Geh aus dem Weg“, sagte die Brünette schroff zu dem Uchiha, der nach wie vor den Eingang zur Küche blockierte. Schon an ihrem Ton war zu erkennen, dass sie nicht zum Spaßen aufgelegt war. Und das war sie auch sicher nicht. Eigentlich hatte sie die ganze Zeit über gedacht, sie könnte sich gegenüber dem Schwarzhaarigen zusammenreißen, doch in diesem Moment der direkten Konfrontation merkte sie, dass dies nicht der Fall war. Die vielen Tage nach seiner Rückkehr war sie von sich selber erstaunt gewesen, dass sie es mit solcher Ruhe in seiner Nähe aushalten konnte, doch hatten sie dabei immer einen gewissen Abstand voneinander gehalten. Als sie nun nur einige Zentimeter von ihm entfernt stand und sie in seinen Augen diesen kalten, gleichgültigen Ausdruck sah, kam innerhalb von Sekunden alles wieder hoch. Es war eben diese Gleichgültigkeit, die sie an den Rand des Wahnsinns trieb. Gut, Itachi hatte nie viele Gefühlsregungen gezeigt, die man wirklich als Emotionen bezeichnen konnte. Tiefe Leidenschaft hatte er zu genüge zu Tage gebracht und Seika hatte dies mehr als begrüßt, es hatte ihr sogar vollkommen ausgereicht. Als sie gewusst hatte, dass sie angenommen wurde, dann war sie froh gewesen, sie hatte sich sogar regelrecht geborgen gefühlt. Aber die Ungewissheit darüber, was Itachis wahrer Grund gewesen war, sie so fallen zu lassen, fraß sie von innen auf und entlud sich in ihrer Verzweiflung plötzlich in grenzenlosem Ärger.
 

„Nein“, sagte er ausdruckslos und unnachgiebig und nur dieses eine Wort ließ Seika vor Wut erblassen.
 

„Spiel Dich nicht so auf und geh mir jetzt verdammt noch mal aus dem Weg, wenn Du auch nur einen Funken Anstand besitzt“, sagte sie aggressiv und leise, doch dadurch klang es noch gefährlicher, als wenn sie geschrien hätte. Ihre goldenen Augen blitzten vor dem Zorn und dem Schmerz, der in ihr aufwallte. Wenn Itachi bis jetzt noch nicht gemerkt hatte, wie es Seika innerlich ging, dann bekam er es jetzt in aller Deutlichkeit zu spüren, doch er schien immer noch nicht darauf zu reagieren. Einige Sekunden lang sah es so aus, als würde er trotzig nicht von der Stelle weichen, doch im Endeffekt gab er nach, weil er natürlich nicht dumm war. Er machte einen Schritt zur Seite und Seika rauschte sofort an ihm vorbei, in die Küche hinein. Die anderen Beiden folgten ihr sofort, mit zwischen ihr und Itachi hin und her wechselnden Blicken, doch der Schwarzhaarige verschwand nur Momente danach mit blankem Gesicht im Korridor.
 

Tobi und Kisame trauten nicht, etwas zu sagen. Sie sahen, wie Seika mit dem Rücken zu ihnen stand und sich an der Küchentheke festhielt. Doch als sie sie genau beobachteten, konnten sie sehen, wie die junge Frau zitterte. Ihr Kopf war gesenkt und so stand sie für einige Sekunden ganz still da. Sie schien wohl sehr mit ihrer Fassung zu ringen. Doch war das verwunderlich? Auch die beiden anderen Männer waren von Itachis Verhalten ziemlich verwirrt, aber es war so, als ob die Brünette es doch irgendwie schaffen würde, sich nicht allzu fest über den Uchiha aufzuregen. Aber schon im nächsten Augenblick hob sie plötzlich ihre Hand, ließ diese wieder blitzschnell herunter sausen und zertrümmerte mit ihrer geballten Faust einen Porzellanteller, der auf der Theke stand. Die Splitter flogen klirrend durch die Luft und bohrten sich in ihre Hand, von der aus sich auch sofort Blut über die ganze Tischplatte verteilte.
 

„Seika!“, rief Tobi und sprang sofort vor, um das Handgelenk der jungen Frau zu packen, damit sie aufhörte, um sich zu schlagen und sich dadurch noch mehr verletzte. Weil er bei ihr war, konnte er letztendlich auch in ihr Gesicht sehen. Er war wirklich verwundert, dass er auf ihren Wangen noch keine nassen Spuren sah, denn die Brünette war den Tränen wirklich sehr nahe. Mit einem verzweifelten Aufschrei riss sie ihre Hand los und begann sofort, weiße Porzellansplitter aus dem blutüberströmten Fleisch herauszuziehen, was ziemlich schmerzhaft aussah, doch sie biss ihre Zähne fest zusammen und machte während dieser Prozedur keinen Mucks.
 

„Dieses arrogante Arschloch!“, fauchte sie erstickt und verzog ihr Gesicht, während sie schon dabei war, sich zu heilen. Kisame sah dem Ganzen seufzend zu. Er war jedenfalls nicht zu sehr überrascht über das, was sich abgespielt hatte. Itachis Sturheit hatte nicht im Geringsten nachgelassen und machte Seikas Wut dadurch noch schlimmer, weil sie ihn bereits von einer anderen Seite kennengelernt hatte und nun in ihrem Unterbewusstsein nicht verstehen konnte, warum sich der Uchiha so verhielt. Der Haimann ging entschlossen vor, griff Seika an den Schultern, die dagegen protestieren wollte, es jedoch nicht schaffte und so von Kisame auf einem der Stühle platziert wurde.
 

„Beruhig Dich bitte, okay? Es hilft Dir nichts, wenn Du die halbe Einrichtung zerstörst“, sagte er möglichst sachlich klingend, aber auch ein wenig fürsorglich zu der Brünetten, die grimmig wusste, dass der Blauhäutige Recht hatte. Sie sackte sofort in sich zusammen, legte ihren Kopf auf den Tisch und verbarg ihn zwischen ihren Armen, damit die anderen Beiden ihr Gesicht nicht sahen.
 

Es war wirklich eine Glanzleistung. Das Schicksal meinte es nicht gut mit ihr, nicht wahr? Seika hatte sich geschworen, nie wieder wegen diesem Mann zu weinen. Beinahe konnte sie ihr Versprechen in diesem Augenblick nicht einhalten. Warum nur machte er es ihr und sich selber so schwer? Er konnte ihr doch einfach sagen, dass er nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte! Doch das überstieg wohl seinen Stolz... Gut, er schien sich nichts dabei zu denken, sie einfach einmal so wegzuwerfen wie ein Stück Dreck, weil sie ihm anscheinend egal war, aber dafür hatte er doch alle anderen am Hals, die es ihm nachtrugen. Sollte er doch sagen, was Sache war, dann musste sich Seika nicht dauernd vor ihm zum Affen machen! Sie musste sich endlich überwinden und nicht mehr an ihn denken, weil sie verdammt noch mal nicht von ihm abhängig war!
 

'Doch stimmte das wirklich?', fragte eine Stimme in Seikas Kopf und die junge Frau wimmerte leise. Natürlich würde sie niemals an Itachi kleben, wie ein verblendeter Teenager, doch wer würde jemals diese einzigartigen Momente vergessen, die sie gemeinsam verbracht hatte? Seika nicht, Itachi wohl schon. Er war wohl noch kaltherziger, als die junge Frau gedacht hatte. Seika richtete sich wieder auf, als sie merkte, dass Kisame und Tobi ganz still dastanden.
 

„Dieses Schwein... Wenn ich seine beschissene Visage noch einmal sehe, dann geht nächstes Mal nicht nur ein Teller kaputt“, fluchte die junge Frau, weil sie sich irgendwie abreagieren musste, ohne wieder etwas kurz und klein zu hauen, was ja normalerweise nicht ihre Art war, und griff über den Tisch zu einer Kanne mit Milch, von der sie sich ein Glas eingoss, um einfach irgendetwas zu tun. Es nützte nichts, wenn sie ihren Groll gegen Itachi vor den anderen weiterhin versteckte, weil sie es ja jetzt unverblümt mitbekommen hatten. Vielleicht konnten sie ihr so ja helfen, dass sie dem Uchiha nicht mehr begegnen musste, indem sie sie vor warnten, wenn sie wussten, wo er sich gerade aufhielt. Kisame bedachte Seika mit einem überraschten Blick, während er mit einem Lappen die Blutspritzer vom Tisch wischte, die die junge Frau in ihrer Zerstörungswut dort verteilt hatte. Diese Worte von der Brünetten zu hören, war recht ungewöhnlich. Normalerweise hatte sie sich gut im Griff, doch Itachi hatte ihre selige Ruhe wohl ziemlich brüchig werden lassen. Letztendlich konnte er ein Grinsen nicht unterdrücken.
 

„Solche schlimmen Ausdrücke. Die passen nicht zu Dir. Ich bin so was gar nicht mehr gewohnt, seit Hidan unter der Erde ist“, meinte der Haimann. Seika sah auf und ihre Stirn war in leichte Falten gelegt.
 

„Hidan?“, fragte sie nach, denn sie hatte diesen Namen wirklich noch nie gehört. Es war ein glatter Volltreffer. Schon hatte Kisame durch die Erwähnung dieses Namens die Brünette ein wenig abgelenkt.
 

„Er war mal Mitglied bei uns. Wurde vor irgendeinem Typen aus Konoha besiegt. Er war hier, ähm, der Spezialist für Flüche aller Art. Er hat die derbsten Dinger abgelassen, die Du Dir nur vorstellen kannst! Bevor Du überhaupt denken konntest, Du würdest gleich von Glauben abfallen, hat er Dich damit schon zum Jashinismus bekehrt“, erklärte der Blauhäutige und erntete dafür einen nur noch verwirrteren Blick der brünetten Kunoichi, während er selber sich bei der Erinnerung an seinen ehemaligen Kameraden köstlich amüsierte. Es war aber auch nicht verwunderlich, dass Seika nicht verstand, was er meinte. Wer Hidan nicht kannte, der konnte sich diese Person auch sehr schlecht vorstellen, außerdem war er auch nicht wirklich gut zu beschreiben. Doch er hatte nicht mit Seikas Neugier und Hartnäckigkeit gerechnet.
 

„Los, erzählt mir mehr!“, forderte sie Kisame und Tobi auf und die Beiden setzten sich zu Seika an den Tisch. Sie begannen zu frühstücken und die Männer versuchten währenddessen, der jungen Frau so viel und so genau sie konnten über Hidan und gleich dazu über dessen Partner Kakuzu zu erzählen, um sie auf andere Gedanken zu bringen, die sie dringend nötig hatte.
 

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Plötzlich herrschte hektische Aufruhr im ganzen Gebäude. Ein weiterer Tag der Sorte 'Unendlich Langweilig' endete ganz unerwartet mit nicht wenig Tumult und dass allein war schon beunruhigend. In der sonst so ruhigen Basis wurde es plötzlich sehr laut. Alarmiert durch diesen ungewohnten Lärm verließ Seika so rasch sie konnte ihr Zimmer, wo sie nichts tuend herum gelegen hatte, und lief zur Eingangshalle hin, wo die Quelle der Unruhen zu sein schien. Ihr bot sich ein Bild, welches sie zuvor noch nie gesehen hatte und das machte sie doch ziemlich stutzig.
 

Pain lief mit verstimmtem Gesichtsausdruck ruhelos hin und her, während Konan laut Befehle rief. Die Blauhaarige hatte noch nie mit erhobener Stimme gesprochen und so war ihr kräftiger Tonfall sehr ungewohnt. Verhüllte Personen in schwarzen Gewändern huschten aufgescheucht durch den Raum. Sie trugen Schriftrollen und Akten, manche auch Seika unbekannte Dinge. Die Atmosphäre war von unangenehmer Spannung durchzogen. Da blickte Konan auf und erblickte Seika.
 

„Kisame! Sie ist hier!“, rief sie und es dauerte nur ein paar Sekunden, da tauchte der Haimann aus dem Gang auf, der zum Gemeinschaftsraum führte. Auch er sah aufgeregt, aber gleichzeitig verwirrt aus.
 

„Seika, komm! Wir brauchen Deine Hilfe!“, rief er ihr drängelnd und winkend zu und dies veranlasste die junge Frau, sich noch etwas mehr zu beeilen und ihm zu folgen. Sie fragte sich immer noch, was eigentlich geschehen war. Jedoch noch mehr interessierte sie, weshalb ganz Akatsuki dadurch regelrecht auf dem Kopf stand, wie sie es noch nie gesehen hatte. Die Antwort erhielt sie nicht viel später.
 

Deidara lag blutüberströmt auf dem Sofa, Furiko kauerte bleich und zitternd neben ihm. Tobi stand jammernd daneben, versuchte aber gleichzeitig, die blutenden Wunden mit Leinentüchern zu umwickeln. Für einen Moment stand Seika sprachlos in der Tür. So eine schreckliche Szene hatte sie nie und nimmer erwartet, doch plötzlich kam ihr das alles gar nicht mehr so ganz seltsam vor. Als sie von der Mission zurückgekehrt waren, bei der sie selber so schwer verletzt worden war, hatte es sicher auch so ein Chaos gegeben, nur hatte sie es nicht mitbekommen, denn sie war ohnmächtig gewesen. Außerdem hatte es damals niemanden gegeben, der sie hatte behandeln können. Das wüder sich nun jedoch anders verhalten.
 

„Seika!“, wimmerte Furiko, als sie die Brünette entdeckte. Dies riss sie aus ihren Gedankengängen und sie eilte hinüber zur Couch. Sie beugte sich über die Lehne und sah in das Gesicht des Blonden. Er war bei Bewusstsein, doch durch den hohen Blutverlust schien er nichts mehr richtig wahrzunehmen, denn sein Blick war abwesend und fiebrig. Die junge Frau legte ihre Hände auf seine Brust und schickte sofort ihr Chakra in seinen Körper. Es dauerte nicht lange, bis sie eine erste Bestandsaufnahme seiner Verfassung vollzogen hatte. Er hatte eine Reihe tiefer, glatter Schnittwunden, seitlich seines Bauches, an seinen Ober- und Unterarmen, sowie seinen ganzen Beinen. Er hatte wohl versucht, Kopf und Brust mit seinen Armen zu schützen, wodurch er ganz richtig gehandelt hatte. Weil die Schnitte größtenteils ins gut durchblutete Muskelfleisch gegangen waren, waren auch viele Blutgefäße durchtrennt worden. Deshalb begann sie hastig, zuerst die Wunden zu schließen, die am größten und gefährlichsten waren und arbeitete sich so bis zu den kleineren oberflächlichen Schnitten durch, bis sie alle Adern geschlossen hatte und Deidara fast ganz geheilt hatte. Denn sein Blut regenerieren konnte sie nicht, dass musste sein Körper von alleine verbringen, was einige Zeit dauern konnte. Sie hatte aber ein paar Mittel in ihrem Korb, die den Heilungsprozess begünstigen konnten. Doch nun wollte sie Erklärungen.
 

Die Brünette richtete sich auf und strich sich über die Stirn. Die schnelle Heilung hatte sie einiges an Chakra gekostet, doch dies tat nichts zur Sache. Furiko blickte besorgt zu dem Blonden, doch sie sah, dass er in einen erschöpften Schlaf gefallen war. Sie atmete hörbar erleichtert aus und blickte dankbar zu Seika, die ihrerseits ein Auge auf die Anderen warf. An ihrer Verwunderung hatte sich immer noch nichts geändert. Sicher waren alle aufgeregt gewesen, weil Deidara schwerwiegend verletzt worden war, doch das erklärte nicht, warum Pains Untergebene in der Eingangshalle mit Schriftrollen und Dokumenten herumliefen, als wäre ein Umzug im Gange.
 

„Was ist passiert?“, fragte sie deshalb nach. Kisame zuckte jedoch nur mit den Schultern und machte mit seinen Händen eine abwehrende Geste. Er selber war ziemlich froh, dass der Blonde nun wieder außer Lebensgefahr war, denn noch vor einigen Minuten hatte es schlecht ausgesehen.
 

„Keine Ahnung. Furiko kam mit Deidara im Schlepptau an und wurde gleich von Pain beschlagnahmt. Seitdem scheint sie ihre Zunge verschluckt zu haben…“, antwortete er und Seikas Blick wanderte zurück auf die Blonde. Ihre Kleidung war rot von Deidaras Blut, doch dadurch konnte man nicht sehen, ob sie nicht auch verwundet war. Die Brünette ging um das Sofa herum und hockte sich neben Furiko hin.
 

„Ist alles in Ordnung? Bist du verletzt?“, fragte sie doch Furiko schüttelte nur ihren Kopf und sagte immer noch nichts. Das kannte Seika ja schon von ihr. Es war verdammt schwer, irgendetwas aus der Blonden heraus zu bekommen, aber jetzt schien es besonders schlimm zu sein. Um zu überprüfen, ob sie wirklich unbeschadet war, berührte Seika sie am Arm für eine kurze Analyse, wie sie es auch schon bei Deidara getan hatte. Doch Furiko hatte nichts abbekommen. Seltsam war das schon, in Anbetracht der zahlreichen Wunden, die Deidara erlitten hatte.
 

Während Seika noch überlegte, wie sie Furiko zum Reden bringen konnte, trat Pain in den Gemeinschaftsraum ein, gefolgt von Konan. Die Stimmung des gepiercten Mannes war merklich schlecht.
 

„Was ist mit Deidara?“, fragte ihr Anführer an Seika gerichtet. Sie sah den Blonden noch einmal an, dann wandte sie sich wieder Pain zu um ihm schnell eine Antwort zu geben, um ihn nicht noch mehr zu verärgern.
 

„Er ist schwach, dafür aber stabil. Es wird eine Weile dauern, bis er wieder zu Kräften kommt“, berichtete sie und Pain nickte darauf hin. Mit einer Handbewegung schickte er Konan weg, die auch sogleich davon ging.
 

„Sorge dafür, dass er in einer Stunde ansprechbar ist. Erscheint dann alle im großen Saal zu einer dringenden Lagebesprechung“, erklärte er und verschwand dann ebenfalls. Seika, Kisame und Tobi sahen sich verwirrt an, Furiko zuckte leicht zusammen. Es wurde von einer Sekunde auf die andere verworrener. Anscheinend lief da ein ganz großes Ding, doch sie hatten keine Ahnung was es war, weil ihnen niemand etwas sagte. Doch es war nicht so, dass so etwas noch nie vorgekommen war. Effektiv erfuhren sie auch immer erst als Letzte, was eigentlich los war. Kisame zuckte ein weiteres Mal mit den Schultern und gab damit die allgemeine Meinung wieder.
 

„Na los, Kleine, bring unsere Barbie wieder auf Trab. Ich will nicht noch länger auf die Info warten müssen, als bereits nötig“, sagte er und wenn Deidara nicht wirklich sehr schwach gewesen wäre, dann wäre die Brünette aufgestanden und hätte dem Haimann eine über gezogen, obwohl sie wusste, dass Kisame diese Scherze nie wirklich ernst meinte. Doch sie waren in dieser Situation völlig unpassend, obwohl Seika natürlich auch dringend wissen wollte, was geschehen war. Aber anstatt damit Zeit zu verschwenden, machte sie sich, während sie schließlich auf die Beine kam und Tobi anwies, bei Deidara zu bleiben, doch auf den Weg in ihr Zimmer, um ein paar Medikamente zu holen, die dem Blonden wieder auf die Beine helfen konnten.

Problems

Knapp eine Stunde später kamen die Mitglieder von Akatsuki gemeinsam zum Speisesaal, wie es Pain angeordnet hatte, denn er schien nicht in der Stimmung zu sein, um eine Verspätung zu entschuldigen. Er und Konan saßen bereits erwartungsvoll auf ihren Stühlen und auch Itachi war schon da. Der Schwarzhaarige blickte ihnen mit mildem Interesse entgegen, doch keiner der Ankömmlinge beachtete ihn im Moment. Seika und Tobi stützten Deidara, der ziemlich blass, aber bei Bewusstsein war, links und rechts ab, indem sie seine Armen um ihre Schultern gelegt hatten, weil er noch so schwach war, dass er kaum ein paar Meter von alleine gehen konnte. Seika hatte ihm jedoch ein paar stärkende Pillen verabreicht und er war wieder einigermaßen zu sich gekommen. Furiko folgte ihnen ganz dicht wie ein Schoßhund, als würde sie es nicht wagen, von Deidaras Seite zu weichen, und Kisame kam hinter ihr als Letzter herein.
 

Vorsichtig halfen die Brünette und der Maskierte mit, Deidara auf seinen Platz zu setzen, was dieser mit dankbaren Blicken quittierte, dann begaben sich auch die Anderen zu ihren zugewiesenen Stühlen und ließen sich darauf nieder. Anschließen blickten alle Pain erwartend entgegen. Natürlich wollte jeder von ihnen endlich wissen, was denn passiert war, weil auch Deidara ihnen nichts verraten hatte, nicht, weil er nicht wollte, sondern weil er noch ziemlich verwirrt gewesen war.
 

„Wir haben ein Problem“, begann der Mann, der das Rin’negan besaß. Seika hob ihre Augenbrauen. Die Information war dürftig, aber Besorgnis erregend. Wenn die Akatsuki ein Problem hatten, dann handelte es sich normalerweise nicht um irgendeine Kleinigkeit. Was war geschehen? War die Basis entdeckt worden und wurde angegriffen? Das würde erklären, warum Pains Untergebene vorhin die ganzen Akten herum getragen hatten. Aber sie waren hier in Ame no Kuni, nicht weit entfernt von der Hauptstadt Amegakure, deren Oberhaupt Pain war, was aber niemand wusste und ansonsten war das Land offiziell neutral. Diese Möglichkeit fiel also schnell weg. Aber was war es dann? Ihr fragendes Gesicht war vielleicht Ausschlag gebend, sodass er antwortete.
 

„Es sieht so aus, als hätten wir Gegenspieler“, erklärte Pain plötzlich und erntete durch diese kurzen aber prägnanten Worte kollektiv entgeisterte Blicke von allen, ebenso von Furiko und dem immer noch schwächlichen Deidara. Diese Nachricht war unerwartet und trotz ihrer Knappheit besorgniserregend.
 

„Gegenspieler…? Ich dachte, es wären irgendwelche Wächter gewesen, yeah…“, sagte der Blonde mit leise, schwacher Stimme und Pain schüttelte knapp den Kopf. Bis jetzt verstanden die Anderen noch nicht wirklich, worum es eigentlich ging. Um sich nicht weiter aus einzelnen kryptischen Fetzen alles zusammen reimen zu müssen, wollte Seika einen Vorschlag machen.
 

„Würdet Ihr uns jetzt bitte erklären, um was es genau geht, Pain-sama?“, fragte sie betont fordernd nach und von Kisame ertönte ein zustimmendes Brummen. Auch er hatte die Geheimnistuerei satt und wollte Fakten wissen, denn wenn sie wirklich, wie Pain gesagt hatte, Gegenspieler hatten, dann war es eine Angelegenheit, die die gesamte Organisation, also auch alle Mitglieder von Akatsuki betraf. Letztendlich schien es ihr Anführer auch so zu sehen, denn er begann zu reden.
 

„Furiko und Deidara konnten den Auftrag, eine wichtige Schrift von einem Unterschlupf zu einem Anderen zu transportieren, nicht ausführen. Als sie zu dem Ort kamen, an dem sie von einem Mittelsmann die Schriftrolle erhalten sollten, war ihnen schon jemand zuvorgekommen. Jede Person, die sich dort aufgehalten hatte, war niedergemetzelt worden. Das Zielobjekt war verschwunden. Sie machten sich daraufhin auf die Suche nach den Dieben und begegneten ihnen auch schnell, weil sie nach ihrer Tat noch nicht weit geflohen waren. Sie waren zu Fünft, die Schrift war zerstört und sie haben die Beiden daraufhin angegriffen. Das Ergebnis ist bekannt“, erklärte der gepiercte Mann in aller Knappheit und deutete mit einer Kopfbewegung zu Deidara, der dann wohl von diesen Männern so übel zugerichtet worden war. Seika schüttelte unzufrieden ihren Kopf. Das konnte doch nicht alles sein. Vor allem genügte es nicht, dass Pain nach dieser einzigen Aktion sogleich dachte, sie hätten es mit neuen Feinden zu tun. Ihr Anführer war sich aber scheinbar im Klaren, dass die Sache immer noch alles andere als durchsichtig war.
 

„Weil sie maskiert waren, konnten Furiko und Deidara die Personen nicht näher identifizieren, doch verschiedene Quellen konnten mir berichten, mit wem wir es zu tun haben und warum sie uns vielleicht nicht gut gesinnt scheinen“, fuhr Pain fort. Seine kurze, aber langsame Erklärung verursache eine nervöse, gereizte Stimmung unter den Akatsuki. Jeder wollte endlich aufgeklärt werden, doch es war unmöglich, dass sie Pain drängten, endlich fortzufahren. Deidara wollte wissen, welche Bastarde ihn so fertig gemacht hatten und auch Furiko verspürte eine unwohle Spannung. Schon als sie den Gestalten begegnet waren, hatte ein alarmiertes Klingeln in ihrem Kopf eingesetzt. Ob dies daran gelegen hatte, weil sie hatte vorahnen können, dass ihre Gegner sehr stark waren, oder ob es einen anderen Grund gegeben hatte, das wusste sie nicht.
 

„Es sind fünf Männer. Sie sind nicht direkt hinter dem her, nach dem wir suchen, es steckt wohl etwas anderes dahinter. Vielleicht wollen sie uns unseren 'Rang' streitig machen. Die Namen der Männer sind uns bisher nicht bekannt, doch sie bezeichnen ihre Gruppe selbst als 'Osoroshisa'“, setzte ihr Anführer seine Erklärung abermals fort. Seika glaubte, diesen Namen, der übersetzt 'Angst' und 'Furcht' bedeutete, noch nie gehört zu haben. Das Meiste, was sie jedoch verwunderte, war, dass Pain im Endeffekt gesagt hatte, dass sie eigentlich kein Interesse an den Angelegenheiten der Akatsuki hatten, sondern an ihrer Reputation. Sie hatten die Schriftrolle also nur geraubt, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Aber warum? Und weshalb hatten sie auch Pains Untergebene getötet, wenn sie sowieso vorgehabt hatten, sich Deidara und Furiko entgegen zu stellen?
 

Doch Seikas nachdenklicher Blick wurde von etwas anderem angezogen und ihre Aufmerksamkeit wurde dadurch auch total abgelenkt. Furiko japste hörbar nach Luft und war so bleich geworden, dass ihre Haut im dämmrigen Licht des Speisesaales beinahe zu schimmern schien. Ihre Hände waren plötzlich fest um die Armlehnen des Stuhles verkrampft, sodass ihre Knöchel weiß unter ihrer Haut hervortraten und das Holz unter ihren Fingern knackte. Ihre Augen waren groß und ihr Mund stand offen. Sie war schon die ganze Zeit über leicht verschreckt gewesen, doch irgendetwas war nun ausschlaggebend, dass es ihr nun die ganze Farbe aus dem Gesicht trieb. Auch das leichte Zittern, das durch ihre Glieder fuhr, war unverkennbar.
 

„O- Osoroshisa…?“, stammelte sie und konnte nicht glauben, was sie gerade gehört hatte. Sie bemerkte nicht einmal, wie sie plötzlich jeder verwirrt anstarrte. Fünf Männer, die skrupellos ein schlimmes Massaker angerichtet hatten. Es konnte einfach kein Zufall sein. Es gab keine andere Gruppe, die auf diese Beschreibung und diesen Namen passte. Warum war sie nicht früher darauf gekommen? Sie sackte auf ihrem Stuhl zusammen. Es durfte nicht wahr sein. Sie war so lange geflohen und hatte geglaubt, sie wäre nun sicher, doch nun wurde sie auch noch bis hierher verfolgt…
 

„Furiko, was ist los?“, fragte Seika schnell, denn sie kannte diesen Ausdruck im Gesicht der Blonden bereits, weil sie ihn schon gesehen hatte, während sie ihre Geschichte erzählt hatte. Auch damals hatte sie so ängstlich und verstört ausgesehen, trotzdem hatte sie Seika ihre Vergangenheit geschildert. Und so sah die Brünette ihre Chance, bevor einer der Anderen das Wort ergreifen konnte. Ihr hatte Furiko alles anvertraut, also würde sie vielleicht auch weiter reden, wenn sie sie jetzt in ihrem tranceartigen Zustand danach fragte. Es dauerte eine Weile, bis etwas geschah.
 

„Sie… sie sind… hinter mir… her…“, flüsterte Furiko und gab Seika damit mehr Bestätigung, als sie wohl selber ahnte.
 

„Gehören sie zu der Bande?“, stellte die Brünette sogleich ihre nächste Frage und bekam dafür von den Anderen verwirrte Blicke, da sie nicht wussten, wovon die beiden jungen Frauen eigentlich sprachen, doch Seika beachtete das nicht, weil sie darauf konzentriert war, was Furiko antworten würde.
 

„Ja… Sie sind hinter jungen Kunoichi her…“, antwortete die Blonde wie mechanisch mit zitternden Lippen und ihre Augen wurden noch etwas größer. Plötzlich verdrehten sich ihre Augäpfel nach oben und sie fiel ohnmächtig in sich zusammen. Auch Seikas Gesicht nahm einen erschrockenen Ausdruck an und sie erkannte mit einem Mal, dass Furiko ihr nicht wirklich alles von ihrer Geschichte erzählt hatte. Der letzte, brisanteste Teil war wohl so tief in ihrem Inneren verschlossen gewesen, sodass nicht mal die Bereitschaft zu reden ihn hervorgeholt hatte. Die Brünette sprang von ihrem Platz auf, eilte zu der Bewusstlosen und beugte sich über sie, um nach ihr zu sehen.
 

Tobi tauschte mit Deidara und Kisame verwirrte und besorgte Blicke aus, Itachi saß nur da und sah der Szene mit leicht skeptischem Gesichtsausdruck zu. Konan rührte sich nicht, doch Pain schien etwas beunruhigt, denn er stand wieder auf. Auch er war sich nicht im Klaren, was sich da gerade abspielte, doch es trug nicht gerade zu seiner Beruhigung bei. Als sich Seika jedoch wieder aufrichtete, sah er sie mit seinem Rin’negan erwartungsvoll an, damit sie ihm erzählte, was sie wusste.
 

„Bevor Furiko zu uns stieß, gehörte sie zu einem Ausbildungslager, welches wohl von diesen Osoroshisa im Untergrund geführt wurde. Sie floh und nun suchen sie, wenn ich es richtig interpretiere, Rache. Was sie jedoch weiterhin meinte, ist mir unklar“, erklärte die Brünette knapp, weil nun nicht die Zeit für ausschweifende Reden war, doch Pain nickte bereits. Diese kurze Erläuterung reichte ihm bereits.
 

„Wir wollen keine voreiligen Schlüsse ziehen. Vielleicht war es nur Zufall, dass sie uns in die Quere kamen. Wir müssen abwarten“, sprach er, stand auf und bedeutete Konan mit einer Geste, dass sie ihm folgen sollte. Seika und die Anderen sahen ihm nach. Die junge Frau wusste aber, dass es nicht so einfach war, wie er sagte. Es konnte kein Zufall gewesen sein, das hatte Pain vorhin selber gesagt, als er gemeint hatte, sie würden sich nicht für die Ziele von Akatsuki interessieren. Warum sollten sie jedoch dann am selben Ort zur fast gleichen Zeit auftauchen, zu dem auch Furiko und Deidara unterwegs gewesen waren? Hatte es wirklich mit Furiko zu tun?
 

Seika seufzte abgespannt und besorgt. So viele komplizierte Fragen auf einmal. Als ob sie nicht genug andere Schwierigkeiten hatten, dass sie noch ein paar nachtragende Psychopathen brauchten, die sich durch die Gegend metzelten, nur weil es ihnen Spaß machte und sie irgendeiner lange vergangenen Sachen nach hingen, wegen der sie sich nun rächen mussten. So jedenfalls reimte sie es sich zusammen, aus den Informationen, die Seika aus dem Gespräch mit Furiko gezogen hatte. Sie blickte zu Kisame und übersah in voller Absicht den neben ihm sitzenden Uchiha.
 

„Kisame, bringst Du bitte Furiko auf ihr Zimmer? Ich helfe Deidara zusammen mit Tobi, dann komme ich zu euch“, sagte sie und sah den Haimann nicken. So konnte sie sich beruhigt zuerst um den Blonden kümmern.
 

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Nur ein paar Tage später wurden Kisame und Tobi mit einer neuen Mission betraut, wieder keine allzu wichtige Sache, die hauptsächlich dazu dienen sollte, die Ereignisse der letzten Mission zu klären, was aber nicht offiziell bekannt war. Während die Beiden unterwegs waren, schien es, als säße ganz Akatsuki auf glühenden Kohlen. Deidara erholte sich wieder und war schnell wieder auf den Beinen, doch er verhielt sich irgendwie verschlossen und auch Furiko war so still und verängstigt wie noch nie. Nicht einmal Seika drang mehr zu ihr durch, obwohl sie unbedingt wissen wollte, was es mit den Osoroshisa nun wirklich auf sich hatte. Selbst Pain hatte ihr aufgetragen, sie sollte mehr darüber herausfinden, doch diese Aufgabe konnte sie diesmal einfach nicht erfüllen, weil Furiko sich weigerte, darüber zu sprechen, diesmal jedoch stur und unumgehbar. Jedenfalls wartete in diesen Tagen jeder der Akatsuki darauf, dass er Haimann und der Maskierte endlich zurück kamen und ihre Erlebnisse schilderten.
 

Itachi war so selten wie noch nie zu sehen, doch das war Deidara nur Recht, weil er sah, das auch Seika ganz froh darüber schien. Jedoch tat sie es nicht mehr mit ihrer trotzigen Wut ab, sondern ging mit bedeckter Miene durch den Tag. Wenn sie dem Uchiha doch beim Abendessen begegneten, machte sie einen großen Bogen und ihn und beachtete ihn nicht, obwohl es ihr offensichtlich nicht gut dabei ging. Der Blonde wusste bald nicht mehr, was er für die junge Frau noch tun konnte, damit sie abgelenkt wurde, denn das war die einzige Möglichkeit, sie etwas fröhlicher zu stimmen.
 

Und als sich die Nachricht verbreitete, dass Kisame und Tobi endlich zurückgekehrt waren, da begaben sich alle so schnell sie konnten in die Eingangshalle, Seika schon mit der Bereitschaft, sie sofort zu heilen, wenn ihnen irgendetwas zugestoßen war. Doch als sich alle versammelten, sah die Brünette, dass die Beiden zwar außer Atem, aber in keinster Weise verletzt waren.
 

„Erklärt euch“, sagte Pain sofort mit gespanntem Tonfall und mit drängendem Blick zu den beiden Akatsuki. Er gab ihnen nicht einmal fünf Minuten, um sich ein wenig auszuruhen oder nur ihre Mäntel abzulegen, denn er schien wegen dieser Sache selber ziemlich besorgt zu sein. Kisame und Tobi sahen sich bedeutungsschwer an, dann nahm der Blauhäutige das Wort an sich.
 

„Gleiches Ergebnis. Als wir ankamen, war die Schrift bereits weg. Alle tot. Wir fanden einen kleinen Jungen, der alles mit angesehen hat. Er versteckte sich hinter einem Felsen. So wie es dort aussah, wird er für sein ganzes Leben traumatisiert sein. Sie haben die Leichen aufgehängt und sie ausgenommen wie Schlächter. Er konnte uns sagen, wohin sie gegangen sind, doch wir sind nicht gefolgt, wie Ihr befohlen habt“, berichtete der Haimann und er hörte, wie Furiko würgte. Seika war bei ihr und die Blonde klammerte sich an ihrem Arm fest. Was war mit ihr los? Ein erfahrener Shinobi, der bei den Akatsuki war, durfte von so einem Bild, so grausam es auch war, nicht zurückschrecken. Erinnerte sich Kisame recht und hatte Tobi nicht gesagt, dass die blonde Kunoichi selber schon getötet hatte? Warum reagierte sie dann so?
 

„Folgt mir alle in den Speisesaal“, sagte Pain und ging bereits voraus. Eine weitere Sitzung? Seika sah Furiko besorgt an und hoffte, dass es nicht zu lange dauern würde, da die Blonde sonst nicht lange durchhalten würde. Sie gingen ihrem Anführer also nach und im besagten Raum angekommen, setzten sie sich alle auf ihre Plätze. Nur Pain hatte sich nicht niedergelassen. Er stand für einen Moment mit den Rücken zu ihnen da, doch dann drehte er sich um und machte ein paar Schritte um den Tisch herum. Er stoppte genau hinter Furikos Stuhl.
 

„Sag sofort die Wahrheit. Arbeitest du immer noch für Osoroshisa?“, fragte Pain mit scharfer eiskalter Stimme, sodass jeder im Raum in seiner Bewegung einfror und für einige Momente nichts tun konnte. Nur selten hatten sie Pain so reden hören und jedes Mal war es genau gleich schlimm und furchterregend. Mit Schrecken sah Seika, wie Furikos Mund offen stand und sie krampfhaft nach Luft holte, als würde sie gleich ersticken. Ihre heftige Reaktion konnte nur eines bedeuten. Sie steckte in dieser Organisation heimlich drin und fungierte nun als Spion unter den Akatsuki. Es gab keine andere Erklärung, sonst hätte sie doch schon längst gesprochen.
 

„Stopp! Diese Beschuldigung ist nicht gerechtfertigt!“, rief Deidara plötzlich aus und es waren die Anderen, die ihn diesmal alarmiert anblickten. Sonst war Seika immer diejenige gewesen, die es gewagt hatte, Pain die Stirn zu bieten, diesmal tat es der Blonde. Doch Pain beachtete ihn nicht.
 

„Sprich! Bist Du eine Spionin von Osoroshisa?“, fragte er noch einmal harsch und fordernd. Seika brachte kein Wort heraus, doch ihre innere Stimme schrie, dass Furiko endlich antworten sollte, da sonst etwas Schlimmes passieren würde. Furiko hatte jedoch ihre Stimme verloren. Sie konnte nicht reden, weil sie heimgesucht wurde von den schlimmsten Erinnerungen ihres Lebens, die sogar die Bilder ihrer schlimmen Kindheit vertrieben. Die Blonde war wieder weiß wie ein Blatt Papier und Tränen hatten sich in ihren Augen gesammelt, als sie plötzlich ganz heftig ihren Kopf schüttelte und es doch aus ihr herausplatzte, als ob die Angst in ihr so angeschwollen war, dass diese in Furikos mageren Körper keinen Platz mehr hatte.
 

„Nein, niemals!“, schrie sie und wollte aufspringen und davonlaufen, doch Pains Hand hatte sie an der Schulter gepackt und hielt sie so fest, dass sie erneut aufschrie, diesmal vor Schmerzen. Seika konnte nicht glauben, was sie sah. Sie hatte noch nie beobachtet, dass Pain jemals handgreiflich wurde, auch hatte sie das Rin’negan noch nie so wütend blitzen sehen. Doch nachdem sie gesehen hatte, was Pain mit seiner Macht aus der Umgebung um das Haus der alten Frau, die die besondere Schriftrolle besaß, gemacht hatte, hatte sie sich geschworen, es nie zuzulassen, dass er jemals wieder so zornig wurde und noch einmal etwas so mit Grund und Boden zerstörte. Doch was konnte sie nun dagegen tun? Nichts! Es würde ihren eigenen Kopf kosten, wenn sie eingreifen würde. Und es wäre keinesfalls ein nobles Ende, weil dies Pains Wut sicher nur noch mehr anfachen würde und...
 

Deidara jedoch hörte nicht auf den warnenden Ton in seinem Kopf, ignorierte das gelähmte Gefühl in seinen Beinen, welches ihn übermannte, als er in die Rin’neganaugen seines Anführers sah, und sprang alarmiert auf. Er konnte der Szene nicht mehr zusehen und darauf warten, dass Pain Furiko mit seinem brutalen Griff noch die Schulter brach oder sonst etwas Grausames mit der sowieso schon verstörten jungen Frau tat. Mit seinem ausgestreckten Arm zeigte er auf Pain.
 

„Lasst sie los, Pain-sama! Ihr habt sie mir als Partnerin zugewiesen und ich übernehme die Verantwortung für sie! Ich sage Euch, sie hat nichts mehr mit diesen Typen zu tun, yeah!“, rief er verteidigend aus und zog damit sofort den stechenden Blick ihres Anführers auf sich, der für ein paar schreckliche Sekunden auf ihm liegen blieb. Seika rechnete damit, dass sich die Augen im nächsten Augenblick Blutrot verfärben würden und- Pain ließ Furiko los und Seikas Augen weiteten sich, während sie Furikos mit Schweißperlen bedeckte Züge beobachtet, in denen sich Erleichterung und Schwäche widerspiegelten. Deidara sah sie mit Besorgnis an.
 

„Geht's?“, fragte er und die Blonde nickte kaum merklich mit dem Kopf. Bei dem Bild zuckte ein stechendes Gefühl durch Seikas Herz. Deidara hatte Furiko so überzeugt verteidigt, sodass sogar Pain anerkannt hatte, dass es der Wahrheit entsprechen musste. Doch das war es nicht, was Seika so berührte. Der Blonde hatte sich so einfühlsam für seine Partnerin eingesetzt. Auch hatte er Seika schon so oft verteidigt, doch in ihren goldenen Augen war die Szene doch um einiges anders. Und ebenfalls erinnerte sich die Brünette an eine Situation ähnlich dieser. Auch sie hatte in Gefahr geschwebt, doch ihr Partner hatte keinen Finger gerührt, um ihr zu helfen...
 

„Furiko hat nichts mehr mit den Osoroshisa zu tun. Sie müssen auf eine andere Weise erfahren haben, welche Missionen wir ausführten. Sie wussten zum Beispiel, dass gerade wir unterwegs waren, denn als wir ihnen begegneten, griffen sie gezielt Furiko an. Sie war zu erschrocken, also habe ich- So war das, yeah“, erklärte Deidara mit leicht verlegenem Blick, doch er hatte etwas verschwiegen, was sich Seika jedoch leicht zu Ende denken konnte. Er war schwer verletzt gewesen, Furiko jedoch überhaupt nicht. Er hatte sagen wollen, dass er sich schützend vor die Blonde geworfen hatte, das war eindeutig. Doch er hatte sich wohl erinnert, was mit Seika passiert war und hatte seine Worte noch rechtzeitig stoppen können. Leider war dies für die Brünette nicht ganz erfolgreich.
 

Die Runde verfiel in nachdenkliches Schweigen. Kisame war sehr von seinem blonden Kameraden überrascht und sah diesen deshalb beinahe anerkennend an. Tobi war auch von Deidaras Einsatz überrascht, doch er hingegen hatte seinen Blick einem anderen zugewandt und zwar Itachi. Sein Gesicht zeigte keine Regung und doch war da etwas in seinen Augen, was dem Maskierten verriet, dass der berüchtigte Uchiha am liebsten aufgestanden und weggegangen wäre. Er blickte zu Seite, weg von dem Geschehen und auch Seika hatte ihren Kopf nun abgewandt. Doch Pain ließ ihnen in diesem Moment nicht sehr viel Zeit für ihre persönlichen Gedanken.
 

„Ich muss über eine neue Mission nachdenken. Ihr könnt gehen“, sagte er und schickte sie mit einer Geste weg. Furiko starrte ihn an. Eine Mission? Sie brauchten keine Mission, sondern einen Plan! Pain hatte doch an Deidara gesehen, zu was diese Männer von den Osoroshisa fähig waren! Eine weitere Mission bedeutete eine neue Konfrontation und so lange sie nicht wussten, wer die Männer waren und welche Fähigkeiten sie hatten, war so ein Vorhaben einfach nur selbstmörderisch! Doch die Blonde hatte nicht die Courage, dies zu sagen, vor allem nicht jetzt, nachdem Pain ihr so misstraute. Sie blickte schüchtern zu Deidara und bewunderte ihn so für seinen Mut. Er hatte sie nun schon zum zweiten Mal vor etwas Schlimmen bewahrt.
 

Weil keiner etwas wegen Pains Worten sagte, standen sie alle kollektiv auf und verließen den Saal. Seika ging wie betäubt zu ihrem Zimmer. Sie hatte sich das eisige Stechen in ihrem Herzen nicht nur eingebildet, denn es ließ nicht mehr nach. Sie stoppte vor ihrer Tür und musste sich daran stützen, weil sie plötzlich keinen Schritt mehr machen konnte. Der Abgrund war tiefer und näher als je zuvor. Wie lange konnte sie noch so weitermachen, in der Gewissheit, dass Itachi nie weit entfernt, jedoch unerreichbar war? Warum konnte sie ihn nicht einfach fragen, was los war? Vielleicht war es nur eine Kleinigkeit, die schnell beseitigt werden konnte, damit sie nicht mehr wie eine Fahne im Wind ihrer Gefühle wehen musste. Doch das wäre wohl viel zu einfach, denn vergessen konnte sie ihn - und alles was sie von ihm kennengelernt hatte - nicht. Diese emotionale Instabilität ging ihr langsam aber sicher an die Substanz. Sie konnte nicht mehr ihre Wut auf Itachi und ihre Verzweiflung vor den Anderen verstecken.
 

Seika hörte plötzlich leise Schritte hinter sich und erkannte, dass es Furiko war, die mit langsamen, schwächlichen Schritten näher kam. Als Seika die Blonde sah, zog sich etwas in ihrem Bauch zusammen, etwas, was sie vorher noch nie gefühlt hatte. War es Eifersucht? Konnte es wirklich sein, dass Seika sich so nach Itachi sehnte, dass die Erkenntnis, dass Furiko jemanden hatte, der sich so sehr für sie einsetzte, heftigen Neid in ihr verursachte, obwohl sie wusste, dass die Blonde es mehr als verdient hatte, etwas mehr Zuwendung zu finden?
 

Furiko schien zu sehen, wie verzweifelt Seika war. Sie blieb stehen und die beiden jungen Frauen sahen sich stumm an. Alle Beide hatten ein tieferes Geheimnis in sich und keine sah sich bereit, es der anderen zu beichten. Ihre Blicke wurden abweisend und es schien sich eine unsichtbare Barriere zwischen ihnen zu bilden, als Seika sich abwandte und mit einem leisen schnaubenden Lachen in ihrem Zimmer verschwand.

Working together

Nach einer unruhigen Nacht saß Seika wieder mit allen Anderen im Speisesaal. Sie nahmen ein ungewöhnliches gemeinsames Frühstück ein, denn sonst erschien morgens immer jeder nach seinem Belieben in der Küche, um etwas zu sich zu nehmen. Doch anscheinend gab es nun schon in der Früh etwas zu besprechen. Die Stimmung war ziemlich angespannt und jeder bemerkte, dass diese Aura vor allem von Seika ausging, obwohl auch die Anderen erfahren wollten, was Pain für sich entschieden hatte.
 

Doch ihr Anführer schien keine Eile zu haben, was Deidara, Kisame und insbesondere Seika langsam verrückt machte. Die Brünette hatte nicht das Bedürfnis noch länger hier zu sitzen, weil sie, obwohl sie doch eigentlich die Gesellschaft der Anderen meistens sehr genoss, heute morgen die Gegenwart einiger Personen nicht ertragen konnte. Es fiel ihr schwer, ihre Fassung zu bewahren, doch sie nahm ihre spärliche Geduld zusammen und hoffte, es würde nichts Unerwartetes auf sie zukommen. Doch es war Pain, der anfing zu sprechen und er war unberechenbar.
 

„Ich habe eine Täuschungsmission geplant. Das ist die einzige Möglichkeit, die Osoroshisa so schnell wie möglich aus der Reserve zu locken, da meine Mittelsmänner bisher keine weiteren Informationen über die Gruppe herausfinden konnte. Wenn es wahr ist und sie hinter Furiko her sind, dann wird sie als Lockvogel natürlich teilnehmen, ebenso Deidara. Weil sie jedoch immer zu Fünft auftreten, werden Seika und Itachi zur Sicherheit ebenfalls mitkommen.“, erläuterte er. Damit riss Seikas Geduldsfaden komplett. Sie stand auf und ihr Stuhl rückte geräuschvoll nach hinten. Alle sahen sie überrascht an.
 

„Pain-sama, nein. Ich habe Euch gesagt-“, begann sie mit bebender Stimme, doch der offene Blick ihres Anführers ließ sie verstummen.
 

„Ich weiß, aber meine Entscheidung ist nicht ohne Grund“, antwortete er ihr ruhig. Seika war wie entwaffnet, aufgrund dieser doch so verständnisvoll klingenden Antwort. Nun, vielleicht war Pain sich bewusst, dass sie in ihrem Zustand nicht lange stabil war, sodass er seine Entscheidung gründlich durchdacht hatte, bevor er sie nun aussprach. Deshalb brachte sie auch keinen weiteren Protest hervor. Furiko jedoch war mit dieser Entscheidung alles andere als einverstanden, was ihr bleiches Gesicht gut demonstrierte. Sie gab Laute von sich, als würde sie gleich ersticken und wand sich in ihrem Stuhl, doch wie immer bekam sie kein Wort heraus. Deidara und Itachi sagen nichts dazu, auch Kisame und Tobi waren ruhig. Der Maskierte war der Einzige, der nicht so ganz über den Wortaustausch zwischen Seika und Pain überrascht war.
 

Als sich sie Brünette widerstebend wieder setzte, begann Pain, die Einzelheiten der bevorstehenden Mission zu erläutern. Sie sollten, wie Kisame und Tobi zuvor, zu einem Ort reisen, um ein paar fiktive Schriften zu überbringen und sollten sich den Osoroshisa stellen, aber nicht kämpfen, wenn es sich vermeiden ließ – wenn sie überhaupt anbissen. Es handelte sich bei der Aufgabe ausschließlich um die Beschaffung von Informationen über die neuen Gegner. Ein Kampf würde zwar auch Aufschluss über ihre Fähigkeiten bringen, doch das war zu riskant. Kisame und Tobi würden währenddessen in der Basis bleiben. Seika konnte sich jedoch denken, dass Pain plante, sie auf eine andere, wichtigere Mission zu schicken, dies aber nicht laut aussprach, um diese andere Nachricht den unsichtbaren Ohren, die sie irgendwie belauschen mussten, nicht auszuliefern und somit jeder Gefährdung des Erfolges zu entgehen. Dass sie jedoch versuchten, ihre Gegner in eine Falle zu locken, durften sie gerne wissen.
 

„Bereitet euch vor. Ihr verlässt die Basis bereits in einer Stunde“, schloss Pain seine Ausführungen und Seika war die Erste, die sofort aufstand und ging, um sich vorzubereiten. Es war gut, dass sie wieder einmal aus dem Gebäude heraus kam und sie freute sich sogar etwas auf diese kleine, wenn nicht ungefährliche Reise, trotz der Begleitung, die sie dabei haben würde. Pain hatte sie hier so lange festgehalten, dass sie sogar glaubte, dafür mit der Anwesenheit von Itachi auszukommen. Die Brünette seufzte auf und als sie in ihrem Zimmer angekommen war, bereitete sie sich passende Kleidung vor, die sie anziehen wollte. Es ging diesmal nach Taki no Kuni. Der Weg war nicht bemerkenswert weit, obwohl sie noch Kusa no Kuni zu durchqueren hatten. Dies lag daran, dass diese beiden Länder verhältnismäßig klein waren. Außerdem war dort das Klima recht angenehm, deshalb musste sie sich weder dick einkleiden, noch viel Gepäck mitnehmen. Außerdem hatten sie auch keinen Aufenthalt eingeplant, weswegen sie wohl schnell wieder zurück waren, wenn alles glatt ging. Bei diesem Gedanken erinnerte sich Seika an ihr medizinisches Notfallpäckchen, welches sie doch noch mitnehmen wollte.
 

Sie beschlich schon eine gewisse unangenehme Aufregung, auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollte. Ihre Gruppe war im Moment alles andere als teamfähig. Deidara und Itachi konnten sich generell nicht leiden, Furiko war ein von Grund auf schüchterner Mensch, Seika stand der Blonden gerade in Gedanken nicht sehr wohlwollend gegenüber, auch wenn sich das kindisch anhörte, und Seika und Itachi... Das war selbstredend. Wie sie alle diese Mission überleben wollten, ohne sich in den Haaren zu liegen, das stand in den Sternen. Aber Pain schien von ihnen zu erwarten, dass sie die persönlichen Ungereimtheiten außen vor ließen und sich ganz auf diese wichtige Mission konzentrierten.
 

Seika brauchte nicht die ganze Stunde, um sich fertig zu machen, deshalb ging sie mit ihren Sachen und dem Akatsukimantel in den Armen herunter in die Eingangshalle, die vollkommen verlassen war - bis auf Konan. Sie stand starr wie eine Sphinx in einer Ecke und als die Brünette sich näherte, verfolgten die Augen der Blauhaarigen sie ganz genau. Tja, Konan. Seitdem Seika mit Pain über sie gesprochen hatte, schien sie sich wieder anders zu verhalten, ruhiger und entspannter. Ob die Blauhaarige wusste, dass sie eines der Gesprächsthemen von Pain und ihr gewesen war?
 

„Seika-san, es wäre besser, für Dich und die ganze Organisation, wenn Du mit Deinem Partner wieder ins Reine kommen würdest“, sagte Konan und Seika blieb abrupt stehen und sah sie mit einem Blick an, der bedeuten sollte, dass sie die Blauhaarige nicht für ganz dicht hielt. Es war wieder typisch, Pain versuchte sich schon wieder einzumischen und schickte Konan vor, um das verlauten zu lassen. Und dabei hatte Seika gedacht, Pain würde nun wenigstens etwas mehr Rücksicht nehmen. Aber nein…
 

„Konan-san, ich brauche wirklich nicht Deinen Rat. Nicht, weil ich ihn nicht schätze, nein, weil der Faktor, der entscheidet, ob wir jemals wieder wie zivilisierte Menschen miteinander umgehen können, ganz bei ihm liegt. Er hat angefangen, und ich will nicht kindisch klingen, aber nur er kann es auch wieder beenden“, sagte Seika steif. Sie hatte eindeutig schon zu viel gesagt, doch sie hatte ihren Redefluss nicht stoppen können. Umso verblüffter war sie, als Konan ganz leicht zu lächeln begann, ein Gesichtsausdruck, der in ihren gewohnt blassen und kühlen Zügen völlig Fehl am Platz schien.
 

„Du hast ein gutes Gespür für Menschen, Seika-san, doch Du musst Dir auch selber helfen lassen“, antwortete sie und löste in der Brünetten die Frage nach dem Sinn dieser Worte aus. Was meinte Konan? Hatte sie also durch ihr Gespräch mit Pain etwas bewirkt, was auch positive Effekte hatte? Oder- Plötzlich konnte sie nicht weiterdenken, weil sie Itachis Chakra in der Nähe spürte und nicht wusste, wie lange er schon da war. Es verursachte in ihr ein leicht panisches Gefühl, bei dem Gedanken, er hätte gehört haben können, was sie vorhin zu Konan gesagt hatte. Doch da kamen auch Deidara und Furiko zusammen aus einem der Gänge und sie waren komplett.
 

„Itachi leitet diese Mission. Lasst euch so viel Zeit, wie nötig und vermeidet Gefahren. Hier ist ein genauer Lageplan des Zielortes“, sprach Konan wieder und händigte dem Uchiha eine schmale Mappe aus. Alle Vier schnallten sich ihre Sachen um, schlüpften in ihre Mäntel und setzten ihre Strohhüte auf. Und mit einem Handzeichen Itachis waren sie alles verschwunden, jeder mit einem unguten Gefühl…
 

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Ihre Reise lief anfangs in völligem Schweigen, wenn nicht sogar in Ignorierung ab. Itachi lief voraus, ihm folgte Seika, nach ihr kam Furiko und das Schlusslicht bildete Deidara. Am meisten sah man der blonden jungen Frau an, dass es ihr nicht sonderlich gut ging. Ihre Gesichtsfarbe war ein ständiges Weiß, welches nicht besonders gesund aussah. Doch sie war nicht krank, wie Seika feststellte, als sie ihr einmal nahe genug war, um ihr Chakra zu überprüfen. Es musste einfach nur wegen der Mission sein und an dieser Organisation, die sich Osoroshisa nannte, liegen.
 

Seika versuchte sich daran zu erinnern, was Furiko ihr einst darüber erzählt hatte. Sie betrieben Ausbildungslager, um sich einen würdevollen Nachwuchs heranzuziehen, der die Organisation weiterführen sollte, wenn die anderen Mitglieder starben. Ihre Methoden waren jedoch grausam und gefürchtet, was die Zöglinge jedoch nicht wussten, weil die Schule an sich einen guten Ruf hatte, jedoch von den Osoroshisa infiltriert war. Das war auch der Grund, warum Furiko so schrecklich verurteilt wurde, nachdem sie den Boss und einen Feind von ihm umgebracht hatte, um eigentlich etwas Gutes zu tun. Die Bevölkerung wusste nichts von den finsteren Machenschaften dieser Einrichtung und verbannten Furiko deshalb. Doch als sie floh, half ihr das nicht, den Fängen der Organisation zu entkommen und sie waren weiterhin hinter ihr her.
 

Doch irgendetwas störte Seika an der ganzen Geschichte. Was sollten sie mit jemandem anfangen, der ungewillt bei ihnen mitmachen würde? So jemand war nicht zu gebrauchen. Aber da war ein Satz, der die Gedanken der Brünetten in eine andere Richtung lenkte. Furiko hatte gesagt, sie wären 'hinter jungen Kunoichi her'. Man konnte niemanden eine Mission durchführen lassen, die er unter keinen Umständen ausführen wollte, außer man konnte den Willen der Person kontrollieren. Man konnte aber allerdings den Körper eines Menschen benutzen, wenn man es mit Gewalt tat. Furiko besaß ein Kekkei Genkai. Sie konnte das Wetter beeinflussen, doch in welchem Ausmaße, das war Seika nicht ganz klar. Jedoch führte der eine Gedanke zum anderen und Seika konnte nicht verhindern, dass sie leicht erschauderte. Die Osoroshisa suchten Furiko also nicht mehr, um sie zu einem aktiven Mitglied zu machen. Nein, sie wollten sie zur Sicherung des Fortbestands an fähigem Nachwuchs machen...
 

Die Brünette ließ sich nicht anmerken, dass dies herausgefunden hatte. Sie wusste auch nicht, ob es wirklich wahr war, doch sicher kam es den Fakten sehr nahe. Nun konnte sich Seika auch vorstellen, warum sich die Blonde so gegen diese Mission sträubte. Aber diese Bastarde würden nicht mit ihrer Absicht durchkommen. Seika würde es nicht zulassen, dass sie jemanden zu einer Gebärmaschine machen wollten.
 

Die vier Akatsuki rannten mit mäßigem Tempo durch Ame no Kuni und als sie die Grenze passiert hatten, liefen sie mit demselben Tempo über die grasbedeckten Weiten von Kusa no Kuni, ohne ein Wort zu sprechen. Es gab auch nichts Besonderes zu sagen. Das Land schien wie ausgestorben zu sein, sie durchquerten aber auch nur die unbewohnten Gebiete. Das Klima war sehr angenehm. Der Himmel war von leichten Schleierwolken bedeckt, sodass die Sonne nicht mit ihrer vollen Kraft auf sie herab scheinen konnte, zusätzlich wehte eine kühle Brise, die die Reise doch recht angenehm machte. Wenn sie sich doch einem Dorf näherten, weil dies unvermeidbar war, durchstreiften sie Kornfelder und mit Wasser überflutete Gebiete, in denen hektarweise Reis angebaut wurde. Diese Gegend war so ländlich und ursprünglich im Gegensatz zu den großen Shinobistaaten, sodass sich Seika beinahe wunderte, wie dieses Land so viele Jahrzehnte lang gegen die Großmächte hatte bestehen können. Doch vielleicht gab es Friedensverträge, die dieses Territorium schützten, weil es doch die Lebensmittelversorgung von sehr vielen Menschen sicherstellte. Wenn der fruchtbare Boden verwüstet werden würde, hätte er keinen Nutzen und auch keinen Wert mehr. Doch die Politik von Kusagakure war nicht offen, sodass es nicht sicher war, wie sich das Land wirklich durchsetzte.
 

Die Pause, die sie einmal einlegten, wurde einzig und allein durch eine entsprechende Geste von Itachi eingeleitet. Sie fanden einen Bach, der an einer Stelle durch einen Reihe von Bäumen und Sträuchern abgeschirmt war. Dort ließen sie sich nieder, um zu rasten und etwas von ihrem Proviant zu sich zu nehmen und so wieder zu Kräften zu kommen. Seika verließ die Gruppe kurz, nachdem sie ihren Mantel abgelegt hatte und ging hinüber zu dem schmalen Flusslauf, um sich eine Ladung des kühlen Wassers ins Gesicht zu spritzen und auch davon zu trinken. Nur ein paar Momente später kam Furiko zu Seika dazu und sie sah müde, aber vor allem etwas verlegen aus. Sie setzte sich zu Seika ans Ufer und warf einen vorsichtigen Blick auf die Brünette.
 

„Seika? Kann ich Dich etwas fragen?“, sprach sie leise und die junge Frau mit den goldenen Augen sah die Blonde erwartend an.
 

„Bist Du vielleicht… böse auf mich? Wenn ich irgendetwas gemacht habe, was Dir nicht gefallen hat, dann-“, begann Furiko, doch ein lautes Seufzen von Seika ließ sie verstummen. Sie hatte ihre brünetten Haare nach hinten geworfen und ihr Gesicht war zum Himmel gerichtet, ihre Augen waren jedoch geschlossen. So verharrte sie für einige Sekunden und schüttelte dann den Kopf, bevor sie Furiko direkt ansah.
 

„Ich bin nicht böse auf Dich... Es tut mir Leid, wenn ich diesen Eindruck auf Dich mache. Weißt Du, die Situation überfordert mich langsam. So kenne ich mich selber gar nicht, aber irgendwie bin ich in letzter Zeit überempfindlich…“, antwortete Seika und dachte, wie blöd sie doch eigentlich war. Sie erinnerte sich an ihren Wutausbruch, als sie Itachi in der Küche begegnet war und an ihre Neidgedanken gegenüber der blonden Kunoichi. Es war eigentlich lächerlich und ziemlich unfair. Solche Empfindungen würden ihr ihre Fröhlichkeit nicht zurückbringen, sondern sie nur noch stärker herunter ziehen. Doch Seika konnte nichts dagegen tun. Sie sollte sich für Furiko freuen, wenn es jemanden gab, der sich um sie sorgte. Außerdem war dieser Jemand Deidara. Er war der Brünetten so lange nach gehangen, also sollte sie doch froh sein, wenn er sich endlich von ihr löste. Furiko sah Seika mit einem leichten Lächeln an.
 

„Da-danke… Das beruhigt mich sehr… Kannst du… jetzt aber vielleicht wieder zurück zu den Anderen kommen? Ich befürchte, dass Deidara-san und Itachi-san einander noch… die Köpfe abreißen werden…“, erklärte sie ein wenig verlegen über ihr Anliegen und deutete mit ihrer Hand über ihre Schulter. Seika blickte irritiert in die angegebene Richtung und glaubte nicht recht zu sehen. Beide Männer standen sich gegenüber, regungslos aber mit gefährlichen Ausdrücken in ihren Gesichtern. Was war denn nun schon wieder los? Seika hatte zwar schon öfters erlebt, wie der Blonde gegen den Uchiha losgegangen war, doch Itachi hatte es eigentlich immer nur gleichgültig ignoriert. Doch das er nun den Blick so zurückgab, das war etwas ganz Neues.
 

Seika und Furiko kehrten sofort wieder zu ihrem Lagerplatz zurück. Als ihre Ankunft bemerkt wurde, und Deidara die sich nahende Brünette mit ihrer mahnenden Körpersprache erblickte, senkte er missmutig seinen Kopf und verschränkte trotzig die Arme vor seiner Brust. Als Seika zu Itachi sah, hatte dieser sich bereits abgewendet. Manchmal benahmen sich die Beiden wirklich wie kleine störrische Bengel. Als sich die beiden Kunoichi hinsetzten, breitete sich wieder Stille zwischen ihnen aus, doch wenigstens war die Atmosphäre zwischen Seika und Furiko wieder einigermaßen im Lot. Bereits jetzt sah die Blonde wieder etwas beruhigter aus.
 

Sie ließen sich mit ihrer Pause gut Zeit, denn wie Konan gesagt hatte, gab Pain ihnen die Zeit, die sie brauchten, um ausgeruht zu sein, wenn sie auf die Osoroshisa trafen. Sie hatten für den Fall der Fälle keinen Plan und obwohl Seika nachdachte, was sie tun sollten, wenn sie doch angegriffen werden würden, teilte sie ihre Gedanken niemandem mit. Warum sollte sie auch? Deidara und Itachi schienen einen auf Einzelgänger machen zu wollen. Am Ende würde sie noch die Dumme sein, wenn sie etwas vorschlug, es den Anderen aber nicht gefiel, und deshalb eine laute Diskussion entstand.
 

Gerade als Seika sich dachte, dass sie nun aber wieder aufbrechen sollten, erhob sich Itachi von seinem etwas von den Anderen abseits gelegenen Platzes mit derselben Absicht. Jeder wusste, was das bedeutete und deshalb legten sie ihr Gepäck und ihre Mäntel wieder an. Als jeder von ihnen seinen Hut aufgesetzt hatte und fertig zum Aufbruch war, sprang Itachi los und jeder folgte ihm nach.
 

Weiter ging die nicht besonders anstrengende und ereignisreiche Reise. Doch was bis jetzt nicht geschehen war, konnte schnell kommen. So hatte Seika es einige Male erlebt und sie wäre nicht erstaunt, wenn es diesmal nicht so wäre. Mit dem Verlassen von Kusa no Kuni veränderte sich das Landschaftsbild sofort. Es wurde merklich bergiger und die satten Wiesen wichen trockenen, hügeligen Ebenen. Und die Atmosphäre unter den vier Akatsuki wurde nur noch angespannter, denn Furiko wurde wegen ihrer wachsenden Angst immer langsamer. Itachi schien das nicht besonders zu gefallen, deshalb versuchte Seika nun, ihr die Furcht zu nehmen, indem sie die Blonde am Arm nahm und sich bei ihr einhakte, sodass die beiden jungen Frauen nun in der Mitte der beiden Männer daher liefen.
 

„Furiko, mach Dir keine Sorgen! Wir sind alle da! Keiner wird zulassen, dass etwas schlimmes passiert“, versuchte die Brünette ihrer Kameradin zu beruhigen. Doch Furiko sah sie nur mit verzogenem Gesicht an und Seika erkannte, dass ihr Versprechen nicht sehr wirkungsvoll war, da Itachi, ihr eigener Partner, sie einmal fatalerweise im Stich gelassen hatte. Doch Seika würde niemals so handeln wie er. Die Menschen, die ihr etwas bedeutete, würde sie niemals vernachlässigen. Furiko sah diese grimmige Entschlossenheit in Seikas Augen und ihr Griff um ihren Arm wurde fester. Sie vertraute der Kunoichi, die schon so viel Stärke bewiesen hatte, in Situationen, in denen die Blonde endgültig zusammengebrochen wäre. Wenn ein Mensch, dem sie sich so anvertraut und hingegeben hätte, ihr so etwas angetan hätte, wäre es eine Schande, die sie nicht ertragen könnte. Und dass Seika es schaffte, auch noch so eng mit Itachi in dieser Mission zusammen zu arbeiten, steigerte Furikos Respekt für die Brünette nur noch mehr.
 

Weil sie plötzlich vor sich ein paar Chakrasignaturen spüren konnten, zeigte dies ihnen deutlich an, dass sie sich einer kleinen Stadt näherten und auch bereits erwartet wurden. Denn diese Stadt war eigentlich die stillgelegte Anlage eines militärischen Stützpunkts, in dem einst Jounin für spezielle Missionen und Situationen geschult worden waren. In einem außerhalb stehenden Gebäude, das nun ebenfalls leer stand, sollten sich angeblich noch alte Dokumente befinden, die die Akatsuki hätten mitnehmen sollen. Dieser Ort war ganz bewusst als Ziel auserkoren worden. Erstens gab es dort in Wahrheit nichts zu holen, außerdem waren dort keine anderen Menschen mehr zugegen, die hätten verletzt oder Zeugen dieses Zusammentreffens werden können.
 

Warum dieses Gelände verlassen wurde, wusste niemand. Es war noch gut intakt, doch die Vergangenheit der Gebäude war alles andere als einladend. Es hatte eine Reihe von Unfällen gegeben, die sich keiner erklären konnte und seitdem ging das Gerücht um, es spukte in den Gemäuern. Ob das ganze nicht nur ein Ammenmärchen war, war nicht ganz klar. Vielleicht wollte man nur vertuschen, dass sich etwas viel schlimmeres abgespielt hatte. Doch darum ging es nicht. Die Akatsuki waren nicht daran interessiert, die wahren Geschehnisse aufzudecken. Sie hatten ein brisantes Treffen vor sich, welches seine eigenen Geheimnisse bereithielt.
 

Es wunderte sie ein wenig, dass ihrer Gegner ihr Chakra so offensichtlich ausstrahlten und somit ihre Position preisgaben. Vielleicht hatten sie bemerkt, dass sie in eine Falle geraten waren, als sie die vernachlässigten Bauten entdeckt hatten. Deshalb hatten auch die Akatsuki keinen Grund mehr, ihre Präsenz zu maskieren. Gut, dann würde es eben so laufen. Die Sache sollte von Anfang an mit offenen Karten gespielt werden, damit sie so viel wie möglich von der Identität ihrer selbsterkorenen Kontrahenten lernten. Je mehr das war, desto schneller und gefahrloser konnten sie wieder verschwinden.
 

Nach einem Wink von Itachis Arm blieben sie stehen, nicht weit von dem besagten Gebäude entfernt, jedoch im Schutz einiger Büsche, der zwar nur den unmittelbaren Sichtkontakt verhinderte, doch das gab den Akatsuki ein wenig Sicherheit. Sie blieben für einige Zeit regungslos stehen, um zu beobachten, wie ihrer Gegenspieler reagieren würden. Doch auch diese machten von sich aus keinen Zug.
 

„Wir gehen langsam herüber. Vielleicht verstehen sie, dass wir keine Auseinandersetzung haben wollen“, sprach Itachi mit gedämpfter Stimme und das waren die ersten Worte, die Seika seit ihrer eigenen, ein paar Tage zurück liegenden kleinen Auseinandersetzung vor der Küche aus seinem Mund gehört hatte. Doch dies war auch gut so gewesen. Seine Stimme weckte mehr Erinnerungen in der Brünetten, als alles andere. Seine Augen hätten sie wohl noch ein wenig mehr an die vergangene gemeinsame Zeit erinnert, doch Seika hatte es so gut es ging vermieden, ihn direkt anzusehen und war den schwarzen durchdringenden Irriden immer ausgewichen. Ihre Ohren konnte sie jedoch nicht verschließen.
 

Als sie sich letztendlich aufmachten, nachdem sie alle Itachis Plan mehr oder weniger zufrieden zugestimmt hatten, nahmen sie auch ihre Kopfbedeckungen ab. Furiko protestierte, doch Seika zog ihn ihr wortlos vom Kopf und drückte ihr den Strohhut einfach in die Arme. Sie hatten jetzt keine Zeit für solche Dinge. Sie brauchten ihre ganze Konzentration für ihre Gegner.
 

„Passt auf, einer von ihnen kann mithilfe von Chakrafäden mehrere Schwerter auf einmal führen, yeah“, sagte Deidara leise und die Anderen nickten. Seika fragte sich in Gedanken, ob er denn vielleicht zu einem der berühmten Schwertkämpfer gehörte. Warum hatte Deidara das eigentlich nicht schon früher gesagt? Sie hätten Kisame danach fragen können, weil dieser einst auch zu dieser Gruppe dazugehört hatte. Doch über diese Sache nachzudenken war nun mehr als überflüssig. Sie gingen noch ein paar Meter auf das freie Feld zwischen den Sträuchern und dem alten Gebäude hinaus, dann blieb Itachi wieder stehen und die Anderen taten es ihm nach. Sie verließen die Formation nicht, die sie auch während ihrer Reise unverändert beibehalten hatten. Itachi ganz vorne, weil er eventuelle Genjutsu als Erster entdecken konnte, dann Furiko und Seika und hinter ihnen Deidara, der Verfolger leicht mit seinen Bomben abschütteln konnte. Nun war es jedoch Zeit für ihre Gegner, dass sie einen Schritt taten.

Facing the enemy

So standen sie da, lauerten so aufmerksam wie eine Raubkatze auf ihre Beute, dass etwas passierte. Da, eine Reflexion von der Seite und eine Veränderung in der Lichtbrechung alarmierten plötzlich Seikas feine Lichtsinne. Schnell merkte, sie, was hier vor sich ging und handelte dementsprechend. Sie hob augenblicklich ihren rechten Arm vor ihr Gesicht, sodass ihr Unterarm waagerecht vor ihren Augen war und vollführte in dieser Position mit ihren Händen ein paar schnelle Zeichen, sodass sie vor sich und ihren Kameraden eine Blende aus Licht entstehen ließ, von der die Salve von Shuriken einfach abprallte. Ein paar weitere Kunai pflückte sie mit Leichtigkeit aus der Luft. Es war nicht allzu überraschend, dass sie zuerst angegriffen wurden, denn sie hatten ja diese Falle gestellt und ihrer Gegner wollten sicher ihren Unmut dadurch ausdrücken.
 

„Gute Reflexe“, ertönte plötzlich eine Stimme und die Akatsuki, die von dem raschen Angriff abgelenkt worden waren, blickten nun wieder nach vorne, wo wie aus dem Nichts fünf Personen in blauen Mänteln aufgetaucht waren. Sie trugen Kapuzen, die ihnen so weit ins Gesicht fielen, dass man in dem schwarzen Schatten nichts erkennen konnte. Alle Fünf waren etwa gleich groß, nur einer überragte den Rest nur um ein paar Zentimeter. War das der Typ mit den Schwertern? Unter den langen Roben konnte man auch keine Waffen erblicken. Für einige Sekunden schien es, als würden sie sich gegenseitig mustern, die Akatsuki sagten jedoch kein Wort.
 

„Es hat uns gewundert, dass ihr uns so schnell auf die Schliche gekommen seid. Das ist ein Kompliment wert. Die Akatsuki sind ihrem Ruf gerecht. Natürlich waren wir an einem weiteren Treffen sehr interessiert, deshalb sind wir auch hergekommen. Vor allem, weil ihr unser Objekt der Begierde bei euch habt“, sprach der Mann, der am weitesten vorne stand, mit überheblicher Stimme. Aus ihren Augenwinkeln sah Seika, dass Furiko wieder erblasste und fand in dieser Reaktion die beste Bestätigung. Also hatten sie die richtigen Typen vor sich. Und schon die Art, wieder der erste Mann sprach, weckte abgrundtiefen Abscheu in der Brünetten, genauso wie Verständnis für die Angst der Blonden. Wenn Seika nicht gewusst hätte, dass es Shinobi wären, denen sie hier gegenüber standen, hätte sie gedacht, sie würden hier irgendwelchen Zuhältern entgegen treten. Deidara öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen, doch Seika hielt ihn mit einer schnellen Geste zurück. Wenn der Blonde anfangen würde zu reden, würden sicher nur aufgebrachte Wortschwalle aus ihm heraus kommen und sie konnten es sich in diesem Augenblick nicht leisten ihrer Gegner zu reizen und zu provozieren.
 

„Furiko ist kein Objekt. Und wir wissen mehr über euch, als ihr denkt. Was auch immer ihr vorhabt, ihr werdet es nicht bekommen, Osoroshisa.“, sagte sie verächtlich und wählte ihre Worte bedächtig und mit voller, testender Absicht. Die Nennung ihres Namens schickte ein deutliches Zucken über die Männer. Damit hatten sie wohl nicht gerechnet und verunsicherte sie ein wenig.
 

„Woher weiß die kleine Schlampe unseren Namen?“, keifte ein anderer Mann mit blechern klingender Stimme, um seinem Unmut freien Lauf zu lassen. Seikas Augen verengten sich und sie bemerkte, wie auch Itachi sich anspannte, genauso wie die beiden Blonden. Die Männer vor ihnen schienen keine ruhigen Zeitgenossen zu sein, allein ihre Sprache und der Ton ihrer Stimmen verriet den Akatsuki, dass sie alles andere als friedlich waren und sicher nicht viel mit sich reden lassen würden. Das war natürlich keine besonders günstige Ausgangssituation.
 

„Das ist nicht wichtig, Tekketsu, damit kann sowieso niemand etwas anfangen. Aber seht ihr, was ich sehe? Sie haben ein weiteres weibliches Mitglied dabei. Sie hat Schneid“, antwortete ihm ein Mann mit einem betagt klingenden Ton. Das bedeutete, dass dieser Typ bereits älter sein musste. Er nickte in Seikas Richtung.
 

„Und eine beachtliche Schnelligkeit“, setzte ein weiterer Mann mit leicht belustigter Stimme hinzu. Seikas Kiefermuskeln verspannten sich, als sie ihre Zähne hart aufeinander biss, um sich zu beherrschen. Sie wusste genau, auf was dieses Gespräch hinauslief. Diese Kerle machten gerade eine Bestandsaufnahme von ihr, als wäre sie ein Stück Fleisch in einem Schaufenster. Sie wollte es nicht weiter hören, was sie noch von ihr hielten. Doch ihr Verdacht, was die wahren Absichten dieser Männer betraf, bestätigte sich dadurch nur noch mehr, was sie noch um einiges mehr beunruhigte. Vielleicht hätten sie doch noch Kisame und Tobi mitnehmen sollen, denn an dem ausgestrahlten Chakra bemessen, waren die fünf Männer vor ihnen keine Schwächlinge.
 

„Ist es nicht unhöflich, wenn ihr euch so vermummt vor uns stellt? Zeigt eure Gesichter“, sagte die Brünette kalt, doch es schien, als amüsierten sich ihre Gegner nur über ihre Worte, was ihr ein zorniges Knurren entlockte. Oh Kami, wie Seika so etwas hasste. Dieser Kerle erinnerten sie nicht wenig an die Leute, die sie wegen ihres Aussehens immer für irgendein Püppchen gehalten hatten und nicht für eine Kunoichi. Doch diese Typen waren schlimmer und ihre Absichten einfach ekelhaft.
 

„Nun, dann erfüllen wir als Kavaliere der hübschen Maid doch ihren Wunsch, nicht wahr?“, sagte wieder der, der zu aller Erst gesprochen hatte, mit dieser ekelhaften Überheblichkeit und fast gleichzeitig zogen sie sich die Kapuzen vom Kopf. Furiko schrie nur Momente später laut auf und ihre Hände gruben sich beinahe schmerzhaft in Seikas Oberarm, weil sie sich plötzlich so fest und doch am ganzen Körper zitternd an der Brünetten fest klammerte, dass diese glaubte, die Blonde würde wieder ohnmächtig werden. Ihre Augen waren weit aufgerissen, weil sie jeden der Männer wiedererkannte.
 

„Joshu… Tekketsu… Fujita… Keppan… Akiyama…“, sagte Furiko leise und bestürzt, sodass es nur die anderen Akatsuki hören konnten. Das waren also die Namen dieser Kerle? Doch wer war wer? Wenn sich Seika nicht täuschte, dann war der Mann, der hinter dem Typen, der sich am weitesten vorne befand, dieser Tekketsu, weil der alte Mann ihn vorher mit Namen angesprochen hatte. Wenn das wirklich stimmte, dann konnte es gut sein, dass Furiko sie der Reihe nach wie sie standen benannt hatte. In diesem Falle war es ganz einfach, die Namen den Gesichtern zuzuordnen.
 

Jeder von ihnen war ein Mensch und kein Mischwesen, oder irgendeine andere Kreatur, soweit man es auf diese Entfernung beurteilen konnte, weil sie oberflächlich alle human aussahen. Der Erste, der Seikas Spekulationen zufolge wohl auch der Anführer war, hieß Joshu. Sein Erscheinungsbild war alles andere als auffällig, er war weder gut aussehend, noch hässlich, er hatte kurzes braunes Haar und seine Augen waren ebenfalls braun. Von der Statur her sah er jedem beliebigen gut trainierten Shinobi ähnlich. Dies machte ihn zu einem absoluten Stereotypen. Sein überhebliches und arrogantes Gesicht jedoch zeigte offensichtlich, dass er sich selber für ein ganz großes Tier hielt. Ansonsten gab es an ihm nichts Besonderes - wenn da nicht eine Sache gewesen wäre, und dies wäre Seika fast nicht aufgefallen, doch ihr geübtes Auge nahm es trotzdem wahr. Er hatte keine Ohren. Es erschrak die junge Frau, die doch ein Medic-Nin war. An den Stellen, an denen die Ohrmuscheln hätten sein müssen, waren nicht einmal die Gehörgänge zu sehen, die Haut war dort ganz glatt. Wie konnte er also überhaupt hören? Taub schien er jedenfalls nicht zu sein. Es war für Seika ein Rätsel.
 

Der Zweite, das war, wie schon gesagt, Tekketsu. Er sah auch normal aus, mit kahl geschorenem Kopf und blassblauen Augen, doch an ihm fiel einem sofort etwas auf. Der vordere Teil seines Halses, der noch unter dem Mantel hervorragte, war mit einer glänzenden Platte aus Metall verdeckt. Aufgrund seiner Stimme, die man vorhin gehört hatte, schloss Seika, dass er einmal einen Unfall gehabt haben musste, der ihm den Hals aufgerissen und seinen Kehlkopf und vielleicht auch die Luft- und Speiseröhre zerfetzt haben musste. Das konnte man bei einer so oberflächlichen Beobachtung nicht erkennen, aber wohl doch, dass man ihm künstliche Stimmbänder eingesetzt hatte, die nun mit Chakra funktionierten, damit sich die Stimme einigermaßen normal anhörte, denn man konnte trotzdem hören, dass er beim Sprechen fremdartig klang. Ansonsten machte seine schwere Körperform einen muskelbepackten Eindruck.
 

Der dritte Mann hieß dann Fujita. Und irgendetwas an seiner Statur ließ Seika glauben, er wäre der Schwertkämpfer, den Deidara beschrieben hatte. Er hatte schulterlanges, schwarzgrünes Haar mit asymmetrischem Schnitt und dunkelbraune Augen. Seine Schultern waren etwas breiter als die der Anderen, was gut darauf passte, wenn er mit vielen Schwertern umging, auch wirkte er etwas massiger, aber nicht ganz so wie Tekketsu. Außerdem war er wirklich der, der am Größten von allen blau gekleideten Männern war. Dies alles war von Vorteil, wenn man sich mit diesen Waffen auseinander setzte. Er grinste ebenfalls besserwisserisch.
 

Der Vierte war der alte Mann, wie Seika bereits an seiner Stimme eingeschätzt hatte und sein Name war Keppan. Sein Haar war silbergrau, er hatte schon einige Runzeln und Falten in seinem Gesicht, doch seine grünen Augen blitzten vor Intelligenz und List, was sein wahres Alter sehr schwer schätzbar machte. Das ließ ihn nicht minder gefährlich wirken als die Anderen, weil er sicher oft unterschätzt wurde. Denn Kraft musste nicht zwangsläufig in Muskeln liegen.
 

Der Fünfte und letzte im Bunde war demnach Akiyama. Er sah noch sehr jung aus. Seine Augen waren dunkelblau und er hatte rötlichblonde Haare, die ihm in einer wilden Mähne ins Gesicht und auf die Schultern fielen. Er war von allen am wenigsten einzuschätzen, denn sein Äußeres gab keinen Hinweis auf das, was er konnte. Vielleicht wusste Furiko ja mehr über jeden einzelnen Bescheid, doch sie war im Moment nicht in dem Zustand, es ihnen zu erzählen, außerdem hatten sie dafür auch keine Zeit. Die fünf Osoroshisa hatten sich zwar bereit erklärt, ihnen ihre Gesichter zu zeigen, doch es schien so, als hatten sie dies nicht umsonst getan. Als in den Zügen von Joshu ein breites Grinsen erschien, ging jeder der Akatsuki in Abwehrstellung. Trotz der Unstimmigkeiten und persönlichen Abneigungen unter einigen von ihnen, waren sie in ihrer Technik nach wie vor perfekt aufeinander eingespielt. Deidara hatte gute Arbeit geleistet, als er Furiko gezeigt hatte, wie ihre Verteidigung funktionierte. Sie war zwar ängstlich, doch ihre Ausbildung als Kunoichi, wo auch immer sie sie erhalten hatte, brachte sie fast wie von selbst dazu, den Bewegungen der Anderen zu folgen und ihren Teil dazu beizutragen. Jedenfalls sah es nun so aus, als hätten sie keine andere Wahl, als sich zu verteidigen, auch wenn ihr Anführer ihnen gesagt hatte, sie sollten nicht kämpfen. Wegrennen würde jedenfalls nichts helfen, nicht jetzt, da sie die Identität ihrer Kontrahenten kannten.
 

„Wir werden uns das holen, was wir wollen“ sagte Joshu selbstsicher und seine Stimme schien plötzlich von allen Seiten her zu kommen, was augenblicklich jeden der Akatsuki verunsicherte. Die wenigen Worte klangen wie eine Kriegserklärung. Seika, Deidara und Itachi sahen um sich, und nur dieser Sekundenbruchteil, den sie nicht auf ihre Gegner aufgepasst hatten, hatten diese genutzt, um zu verschwinden. Doch auch als sie ihre feinen Sinne nutzten, um das Chakra der Osoroshisa ausfindig zu machen, konnten sie diese nicht entdecken.
 

„Kein Genjutsu!“, rief Itachi und sie rückten alle noch mehr zusammen, bis Seika irgendwann mit ihm Schulter an Schulter stand und sie die Hitze spüren konnte, die von seinem Körper ausging. Dies verwirrte sie noch mehr, als die brenzlige Lage, in der sie sich befanden. Pain hatte ihnen befohlen, sie sollten einen Kampf vermeiden, doch was sollten sie nur tun? Sie konnten nicht mehr fliehen, dafür war es jetzt zu spät. Die Osoroshisa hatten nicht vor, sie entkommen zu lassen oder auch nur ein Pläuschchen mit ihnen zu halten.
 

„Wir müssen unbedingt in der Gruppe bleiben! Wenn sie uns trennen, wäre das fatal!“, zischte Seika den anderen zu und sie wusste für einen Moment nicht, was sie wirklich gemeint hatte, die momentane Situation, oder-
 

„Ihr werdet euch wünschen, euch niemals eingemischt zu haben!“, brüllte jemand und da tauchte er schon vor ihnen auf, Fujita, mit zwei langen dünnen Schwertern in seinen Händen und zwei weiteren in der Luft um ihn, die er jedoch ohne Mühe zu kontrollieren schien. Eine der Klingen sauste blitzschnell herab, doch sie traf ihr Ziel, und zwar Furiko, nicht, weil Seika mit derselben Lichtblende, die sie vorhin benutzt hatte, dazwischen gegangen war. Fujita wurde für einen Moment geblendet und hielt sich einen Arm vor sein Gesicht. Deidara nützte dies aus, nicht etwa, um anzugreifen, sondern um Furiko zu packen und wegzuziehen. Da sich diese immer noch irgendwie an Seika festhielt, würde auch die Brünette mitgerissen und stolperte zurück.
 

„Deidara!“, rief die Blonde alarmierend und besorgt, doch der Angesprochene trat entschlossen vor.
 

„Keine Sorge! Dieser Schwertheini benutzt zu Steuerung der Schwerter eine ähnliche Technik wie Sasori-danna immer bei seinen Puppen angewendet hatte. Außerdem bin ich ja schon einmal gegen ihn angetreten, yeah“, sagte er und schoss vorwärts. Auch Fujita war wieder mit voller Aufmerksamkeit da und kam ihm entgegen, doch Deidara schlug geschickte Haken, um den Schwertstreichen zu entgehen. Dies ließ Seika leicht schmunzeln, denn dieses Vorgehen war wohl die Frucht des Trainings, dass Seika vor längerer Zeit mit dem Blonden absolviert hatte. Doch ihr Lächeln hielt nicht lange, denn Deidaras Angriff bedeutete, dass ihre Verteidigungsstellung bereits durchbrochen war.
 

Aus ihren Augenwinkeln sah Seika, wie Tekketsu Itachi angriff. Dessen Kampfstil schien aus einem brutalen Tai- und Ninjutsugemisch zu bestehen, denn obwohl Itachi mit seinem Sharingan schneller war als sein Gegner, waren die Treffer, die er doch ein paar Mal ab bekam, ziemlich heftig. Doch die Brünette konnte sich nicht mehr um den Uchiha kümmern, so sehr sich ihr Magen auch bei dem Anblick des ungleichen Kampfes zusammen zog. Bei ihr und Furiko waren plötzlich Joshu und Akiyama und erforderten durch ihre Präsenz ihre ganze Aufmerksamkeit.
 

„Wir werden es uns nicht entgehen lassen, gleich zwei Kunoichi mitzunehmen…“, sagte der Anführer der Osoroshisa mit einem düsteren Ton in der Stimme, welcher Seikas Ekel wieder anfachte.
 

„Nur über meine Leiche!“, fauchte sie und konnte sich kaum für einen Angriff sammeln, da war er schon mit beeindruckender Schnelligkeit vor ihr und sein Knie schoss vor, um es ihr in den Bauch zu rammen. Doch Seikas besondere Sinne hatten bereits angefangen, ihre Fähigkeiten zu entfalten und als ihre Hände sein Bein packten, glühten sie in dem Licht ihrer verborgenen Gestalt und stoppten sein Vorhaben. Mit übermenschlicher Schnelligkeit schleuderte sie den Mann von sich, doch er kam nicht auf dem Boden auf, sondern stand sogleich wieder auf seinen Füßen und er sah sie mit einer Bewunderung an, die pure Übelkeit in der brünetten Kunoichi verursachte.
 

„Da haben wir aber jemand ganz besonderen…“, sagte er und aus einem unerklärlichen Grunde war Seika plötzlich den Tränen nahe. Sie erinnerte sich an ihre Mutmaßungen über die wahren Absichten dieser Männer. Es war der Albtraum für jede junge Frau, auch nur daran zu denken, dass ihr Körper für niederträchtige Zwecke verkauft und dann nach belieben missbraucht wurde, um die Bastarde irgendwelchen Abschaums zu gebären. Als Seika jedoch den schrecklichen Schrei von Furiko hörte und sie sah, dass der junge Akiyama sie am Arm gepackt hatte, da setzte es in ihr endgültig aus. Sie konnte Furiko jetzt nicht helfen, weil Joshu sie schon wieder angriff, doch sie glaubte daran, dass die blonde Kunoichi die Kraft hatte, sich selber zu verteidigen. Sie war zwar noch nicht lange bei den Akatsuki dabei, doch hatte sie schon so viel von ihnen gelernt. Als es dunkel am Himmel wurde, wusste Seika, dass die besondere Fähigkeit von Furiko langsam aber sicher ausbrach. Dies beruhigte sie ein wenig, weshalb sie sich ganz Joshu zuwenden konnte.
 

Der Mann war verdammt schnell, vielleicht sogar etwas schneller als Itachi mit seinem normalen Sharingan. Was war sein Geheimnis? Während Seika seine Schläge blockte, weil er bisher ausschließlich Taijutsu benutzte, konnte sie richtig sehen, dass er wirklich keine Ohren hatte. Seikas medizinisches Wissen hielt dies für unmöglich, da es nicht mal Anzeichen gab, dass er einmal das Hörorgan besessen hatte. Trotzdem machte er nicht den Anschein, als wäre er taub. Er schien alles zu verstehen. Aber die Kunoichi schenkte ihm deshalb nichts. Sie schienen sich beinahe ebenbürtig und dabei hatte Seika noch nicht einmal ihre ganze Kraft aufgeboten, was sie auch nicht wollte. Sie setzte gleichermaßen ihre Lichtelement Ninjutsu, sowie ihr ausgereiftes Taijutsu ein, trotzdem kam sie nicht effektiv genug gegen ihren Gegner an, und sie wusste auch, warum.
 

Seika dachte zu viel nach, doch sie schaffte es nicht, diesen Teil ihres Bewusstseins abzuschalten, der sie alles wieder und wieder hinterfragen ließ. Verzweiflung stieg in ihr auf und dies verursachte, dass sie nur nach mehr über dem Gedanken verzagte, wie es nur weitergehen sollte, mit allem, mit diesem Kampf und mit ihrer Zukunft. Als Joshus Faust sie deswegen am Kinn traf und sie in die Luft schleuderte, da konnte sie trotz der kurzzeitigen Schwärze vor ihren Augen sehen, wie Akiyama Furiko noch mehr in seinen Griff bekommen hatte. Auch stand plötzlich der alte Keppan bei ihnen. Doch was tat er da? Er malte mit dem Fuß ein Zeichen auf den Boden, in einer Anordnung, die Seika noch nie gesehen hatte. Doch Furikos Gesichtsausdruck sagte ihr, dass dies alles andere als gut war und als sie wieder anfing zu schreien, diesmal lang gezogen und hysterisch, mit Tränen in den Augen, da war die Brünette sich mit Schrecken bewusst, dass etwas ganz schreckliches im Gange war. War das Zeichen etwa ein Siegel, mit dem die Osoroshisa es schaffen konnten, den Willen eines Menschen zu unterdrücken? Wenn es so war, durfte dieses Jutsu niemals durchgeführt werden.
 

Deidara hatte trotz seiner zuversichtlichen Worte doch schwer mit seinem Gegner Fujita zu kämpfen. Es half ihm sehr, dass er sich auf die Trainingsstunden mit Seika zurück erinnerte, durch die er einiges an Geschicklichkeit und Gewandtheit dazugelernt hatte. Trotzdem, ein Kampf gegen vier Schwerter war nicht etwas, was man alle Tage erlebte. Außerdem war Fujita ein Meister seines Faches. Deidara kam durch das kunstvolle Gefuchtel der Klingen kaum näher an den Kerl heran. Er versuchte es anfangs mit Taijutsu, denn es war, als hätte er in dieser Situation ein wahnsinnig starkes Déjà-vu. Er war wie zurückversetzt in die Zeit, als er zu den Akatsuki gestoßen war und mit seinem Partner Sasori trainiert hatte. Die Technik, die Fujita benutzte, um die Schwerter zu kontrollieren, war beinahe dieselbe wie die des rothaarigen Puppenspielers, nur hatte dieser mit Marionetten aus Holz und nicht mit scharfen Klingen aus Metall gearbeitet. Fujita benutzte Charkafäden, um die Schneiden zu lenken, doch er hatte davon nicht so viele nötig wie Sasori, der komplexe Puppen mit vielen Gelenken und Mechanismen hatte lenken müssen. Nein, nur jeweils an der Spitze des Schwertes und an dessen Ende war ein solcher Faden befestigt, doch das genügte auch vollkommen, um die erstaunlichsten Manöver durchzuführen.
 

Der Blonde hatte bisher schon wieder einiges von den scharfen Klingen abbekommen, sodass er aus einer Wunde an seinem Oberarm und seiner Wange blutete, doch das war auch alles, denn der erste Kampf hatte ihm schon viel über seinen Gegner gesagt und auch dieses Mal lernte er dazu. Nichts desto trotz schwitzte er, als er einem sehr knappen Streich auswich und einen Salto in der Luft schlug und wieder sicher auf die Füße zu kommen. Er ließ keine Sekunde verstreichen, da schoss er wieder vor, denn Angriff war in seinem Falle die beste Verteidigung. Wenn er nur eine Sekunde zögerte, dann war der Vorteil bei Fujita. Denn eine Sache hatte Deidara herausgefunden: Nach einer Attacke brauchte der Schwertkämpfer Zeit, um seine Klingen wieder in eine gewisse Ordnung zu bringen, damit sie sich nicht gegenseitig behinderten. Es fiel ihm noch etwas auf. Fujita brauche einen Hauch mehr Zeit, um mit seinen Fingern die mit Chakra kontrollierten Schwerter zu koordinieren, weil er in seinen Händen ja auch noch seine anderen Waffen hielt. Das war auch ein Manko von Sasoris Technik gewesen, es dauerte immer einen kurzen aber dadurch nicht zu vernachlässigbaren Moment, bis sich die Bewegungen seiner Finger über die Fäden auf seine Puppen auswirkten. Dies konnte Deidara zu seinem Vorteil verwenden.
 

Trotzdem war der Blonde die ganze Zeit über beunruhigt. Er war noch nicht wirklich dahinter gekommen, was diese Kerle eigentlich wollten. Das aber, was ihm sehr verdächtig vorkam, war die dauernde Rede über Furiko und dann auch über Seika. Sie schienen es auf die Kunoichi abgesehen zu haben, doch mit welcher Absicht? Furiko hatte eine wahnsinnige Angst vor den Männern, das war klar. Sie schienen etwas mit ihr vor zu haben. Jedenfalls gefiel Deidara das gar nicht.
 

Da hörte er den Schrei seiner blonden Partnerin und der Ton ging ihm bis ins Knochenmark. Deidara wurde nun endgültig wütend, nein, er wurde rasend. Diese Bastarde gingen zu weit! Sie würden nicht dazu kommen, ein Mitglied der Akatsuki zu entführen und mit ihr ihre grausamen Spiele zu spielen. Er hatte Furiko damals nicht beschützt, weil er einfach nur eine Partnerin sah, nein, sie erinnerte ihn wirklich etwas an sich und seine Anfänge bei den Akatsuki. Nicht nur, dass er in seiner Zeit davor auch ein bisschen wie sie gewesen war, still, aber im Grunde eine Frohnatur, die sich nach der Pubertät zu einem wahren Aufreißer gewandelt hatte. Doch dann war er gewaltsam von Itachi hergebracht worden und Pain hatte ihm den Ring aufgezwungen. Das Gleiche wollten die Osoroshisa gerade mit der blonden jungen Frau tun. Und das würde Deidara nicht zulassen.
 

Er bahnte sich seinen Weg durch die Schwerter von Fujita, der ihn plötzlich mit überraschtem Gesichtsausdruck anstarrte. Der Blonde hatte seine Hände in die Taschen seines Mantels gesteckt und kurz bevor er vor seinem Gegner angekommen war, schlug er seine Fersen in den Boden, um abzubremsen. Er tat wieder einen Sprung nach hinten, doch riss gleichzeitig die Hände hoch, in denen sich ein Bataillon von kleinen Tonameisen befanden, die der Fujita nun entgegen schleuderte. Er würde sie mit seinen Klingen nicht treffen können, denn sie waren dafür zu klein und zu viele. Doch Deidara konnte sich jetzt nicht mehr um den Mann kümmern. Er drehte sich um und hastete zu Furiko. Noch während er lief rief er das Wort, welches die Tonbomben explodieren ließ. Trotz seiner Eile genoss er heimlich das Geräusch des Knalls, welches die Luft durchbohrte.
 

Als er auf Akiyama und Keppan zukam, die bereits irgendetwas Verdächtiges mit Furiko anstellten, bekamen sie es mit seiner Wut zu tun. Er warf noch ein paar Tonbomben, die er zurückbehalten hatte, auf sie, doch er traf diesmal nicht, denn die beiden Männer schienen zu merken, dass Deidara ihnen in diesem Zustand gefährlich werden konnte, also ließen sie von der Blonden ab und sprangen davon. Zu sehen, dass sie freiwillig aufgaben, erleichterte Deidara sehr. Er sah, wie Furiko ohnmächtig zu Boden fiel und war schnell bei ihr, um sie sicher aufzufangen.
 

Itachi holte Luft, hob seine Hand an seine Lippen und blies eine Reihe von Feuergeschossen auf seinen Gegner zu. Es gab eine Explosion, als sie den massigen Kerl erwischten und die Umgebung für kurze Zeit in rote Flammen und schwarzen Rauch hüllten. Dieser Tekketsu war ein unangenehmerer Gegner, als man alleine von seinem Aussehen her erwartet hätte. Doch das Äußere trog oft. Langsam ödete der Kampf Itachi vollkommen an, was nicht hieß, dass er in der Lage war, dies so schnell zu beenden, sonst hätte er es schon längst getan. Tekketsu fehlte das, was er in seinen Muskeln hatte, im Kopf, doch das bedeutete nicht, dass er kein guter Ninja war. Er hatte erstaunlicherweise eine sehr gute Trefferquote, das hatte der Uchiha bereits am ganzen Körper zu spüren bekommen. Sein linker Arm war leicht taub, nachdem er einen harten Schlag auf seine Schulter abbekommen hatte. Es steckte erstaunlich viel Kraft in Tekketsus Attacken, was aber nicht nur daran zu liegen schien, dass er so ein Kraftpaket war.
 

Ein Blitz zuckte auf Itachi zu, doch sein Sharingan erfasste den Angriff und er wich mit einem Sprung aus. Langsam legte sich der Rauch, den seine Feuerkugeln ausgelöst hatten. Was Itachi nun sah, ließ ihn Tekketsu skeptisch mit leicht verengten Augen beobachten. Der Mann stand völlig unversehrt vor ihm, doch hatte das Feuer seinen dunkelblauen Mantel zerfressen. Wenn Itachi es nicht schon bei Sasori, ihrem ehemaligen Mitglied, gesehen hätte, dann hätte er gedacht, seine Augen würden ihn trügen. Beinahe alle Extremitäten seines Gegners bestanden aus glänzendem Stahl. Sasori, der Puppenspieler, hatte aus seinem Körper auch eine Puppe gemacht und konnte leben. Also musste Tekketsu auch irgendwie mit seinen künstlichen Gliedmaßen auskommen können.
 

Itachi hatte keine Zeit, sich umzusehen, wie es den Anderen erging, weil er erneut attackiert wurde, doch nun, da das Geheimnis seines Gegners gelüftet war, schien sich dieser nicht mehr zurück zu halten. Nun wusste der Uchiha, warum die Schläge von Tekketsu so hart waren. Es war fester Stahl und mit Chakra verstärkte Kraft, die ihn traf. Itachi duckte sich und riss sein ausgestrecktes Bein nach oben. Er traf seinen Gegner mitten in der Magengrube, sodass Tekketsu würgend auf die Erde stürzte. Sein gesamter Torso war die einzige Stelle, an der er wirklich verwundbar war. Als der Schrei von Furiko ertönte, sah Itachi forschend zur Seite. Er erblickte, wie Deidara angerannt kam, um ihr zu helfen. Schnaubend wandte sich der Schwarzhaarige wieder ab. Nicht, weil er die Tat des Blonden lächerlich fand, nein, er konnte nicht zusehen, mit welch besorgtem Gesichtsausdruck er die Kunoichi auffing, die, befreit von ihren Peinigern, bewusstlos zu Boden fiel. Außerdem brauchte er seine ganze Konzentration für seinen Kampf. Er wagte es deswegen nicht, nach der brünetten Kunoichi zu schauen…

Showdown

Tekketsu hatte sich nach Itachis Angriff wieder aufgerappelt. Seine Nehmerqualitäten waren ziemlich gut und trotz des schweren Hiebes von Itachi stand er wieder so auf den Beinen, als wäre nichts geschehen. Nur ein kleines Rinnsal Blut, dass von einem Mundwinkel herab lief, zeigte, dass Itachi einen Volltreffer gelandet hatte. Also ging auch Itachi wieder in eine abwehrende Stellung. Trotzdem, lange durfte er sich nicht mehr mit dem Osoroshisa abgeben, weil sie sonst alle in Schwierigkeiten kommen würden. Die Akatsuki waren zu Viert, die Anderen zu Fünft und es bereitete Itachi jetzt bereits Mühe, seinen Gegner loszuwerden. Der Schwarzhaarige hatte zwar noch kaum seine volle Kraft gezeigt, doch das durfte er auch nicht. Sie hätten eigentlich gar nicht kämpfen sollten, da dies aber nicht hatte vermieden werden können, sollten sie wenigstens versuchen, nicht ihre gesamten Fähigkeiten zu zeigen, damit sie weiterhin überschätzt werden würden, was generell immer ein Vorteil bei einem Kampf war. Ein lautes Donnern lenkte Itachis Aufmerksamkeit wieder auf seinen Gegner, der ein Jutsu ausgeführt hatte, doch da wurde der Uchiha schon von der ersten Druckwelle des Angriffes erfasst. Er segelte durch die Luft, doch mit einer Drehung konnte er den weiteren Attacken entgehen.
 

Da hörte er es plötzlich. Ein weiterer Schrei aus voller Kehle klang schrill durch die Gegend und es war diesmal eine Stimme, die Itachi überall wiedererkannt hätte. Es war eine Stimme, die es geschafft hatte, ihn so tief zu erreichen, wie es davor niemand sonst geschafft hatte. Der Klang ihres Tons war mit so vielen tiefsinnigen Erinnerungen verbunden, sodass er es vermieden hatte, sie zu hören, indem er wenn nur möglich ihr aus dem Weg gegangen war. Sie hatte es dazu gebracht, dass sich der Schwarzhaarige selber nicht mehr wiedererkannte. Dies hatte eine Art Panik in ihm hervorgerufen. War dies gut, oder fatal? Natürlich hatte es ihm nicht geschadet und trotzdem hatte eine Stimme in seinem Kopf gesagt, er dürfe sich nicht abhängig machen - von einer Frau. Es war kaum eine Nacht seit der zweiten Party vergangen, die sie nicht miteinander verbracht hatten. Doch er hatte es genossen, mehr als alles andere. Und seit er sie im Stich gelassen hatte, träumte er. Er hatte nie Träume gehabt, doch da suchte sie ihn heim und ihre dunkle, warme Stimme, die ekstatisch seinen Namen stöhnte, hallte in seinen Ohren, als würde sie neben ihm liegen und immer, wenn er schweißüberströmt aufwachte, war es, als könnte er ihre Berührungen noch auf seiner Haut spüren. Die junge Frau hatte ihn nicht so sehr verwirrt, während sie ihr Verhältnis unterhielten, als danach, während sie sich aus dem Weg gingen. Und er hätte nicht gedacht, wie sehr er sie doch verletzt hatte, schlimmer als die Wunden, die sie davongetragen hatte, als sie verschüttet worden war und er konnte es auch voll und ganz verstehen, dass sie ihm deshalb so vehement aus dem Weg gegangen war, weil sie sicher furchtbar enttäuscht und wütend auf ihn gewesen sein musste. Er hatte ihr damals nicht geholfen, weil er in der entscheidenden Sekunde, in der sie betäubt vom Chakra des Dämons dagestanden hatte, überzeugt gewesen war, dass ihre Beziehung nicht sein durfte und dass er sich in Wirklichkeit die schönen Momente mit ihr nur eingebildet hatte. Er war der gefühlskalte Uchiha und hatte es nicht nötig, so tief mit einer Frau in Gefühlen verworren zu sein, weil ihn das nur von anderen Dingen ablenken würde. Doch in der nächsten Sekunde hatte er bereits erkannt, was ihn an jenem Morgen so beschäftigt hatte, als er die schlafende Schönheit verlassen hatte, um alleine zu sein und in Ruhe nachzudenken. Was würde er tun, wenn ihr etwas zustoßen würde? Was würde die gerissene emotionale Bindung in ihm verursachen? Er hatte schon einmal wichtige Menschen verloren, wenn auch durch seine eigene Hand, aber ein zweites Mal? Und dann war das, was er befürchtet hatte, wirklich geschehen und die Leere hatte sich wie ein Fegefeuer in ihm ausgebreitet. Nur ein paar Stunden später hatte jedoch der Gewissenskonflikt in seinem Kopf begonnen und obwohl er ihn unterdrückt hatte, waren diese Gedanken nie verschwunden. Auch, als er ihr eines Tages bei der Küche gegenüber gestanden war, hatte er unbeabsichtigt mit eigenen Augen gesehen, wie verdammt schlecht es ihr innerlich gegangen war, doch auch damals hatte er einfach nichts tun können. Was denn auch? Über Seikas Gemütszustand Bescheid zu wissen, hatte es nicht besser gemacht, es hatte an ihm genagt, doch er hatte es gewaltsam beiseite geschoben, weil er wusste, dass das Nachdenken darüber ihn von seinen anderen Aufgaben abbringen würden, die doch um einiges wichtiger waren als eine Frau... Doch die Träume hatten ihm das Gegenteil bewiesen... Bis zu diesem jetzigen Moment hatte er mit sich nicht ins Reine kommen können und nun bereute er es. Vielleicht war es jetzt seine Schuld, dass gleich etwas noch Schlimmeres geschehen würde...
 

Er wandte seinen Kopf um, in die Richtung, aus der Seika bebender Schrei gekommen war, doch im selben Moment traf ihn Tekketsus Faust am linken Auge. Keuchend vor Schmerz fiel Itachi zu Boden. Weil er die Bewegung in der letzten Sekunde noch gesehen hatte, konnte er seine Lider noch reflexartig schließen, trotzdem tat es immer noch höllisch weh, als der eiserne Schlag die empfindliche Stelle traf und quetschte. Und da war plötzlich wieder die Stimme, die beinahe übermächtig war und ihm befahl, er solle diesen Bastard der Osoroshisa endlich töten. Doch nicht dieser autoritäre innere Befehl war es, der in verleitete, trotz des Schwindelgefühls, welches ihn plötzlich heftig erfasste, schnell zu handeln, nein, es war etwas anderes.
 

Seika prallte zu Boden, ihr Blick vernebelt und ihr Verstand ganz durchgerüttelt von dem harten Schlag gegen ihr Kinn. Sie durfte nicht liegen bleiben, doch ihr Körper konnte sich nicht aufraffen, sich zu erheben. Also gab sie ihrem Kreislauf fünf Sekunden, um sich wieder zu erholen. Ihr Kopf war von dem Hieb ganz durcheinander, doch als sie ihre Augen öffnete, sah sie, wie die Männer von Furiko abgelassen hatten und Deidara sich schützend um sie kümmerte. Ein Gefühl der Erleichterung überschwemmte die Brünette, doch das alles brachte sie der Gefahr nun noch näher, die sie nicht zu registrieren schien, weil so viel anderes sie in diesem Moment beschäftigte. Das Bild von Deidara und Furiko erinnerte sie noch stärker an ihre eigenen Erlebnisse und sie wollte plötzlich nicht weiter machen. Was sollte sie denn auch tun? In den letzten Wochen war sie zu nichts zu gebrauchen gewesen, weil sie ihren quälenden Gedanken nicht Einhalt gebieten konnte. Verdammt, was war nur mit ihr los? Sie war nicht von Männern abhängig und schon gar nicht von Itachi! Doch das einzige Mal, als sie ihn gebraucht hatte, war er in unerreichbare Ferne gerückt. Warum beschäftigte sie das so? Eigentlich war die Antwort nicht schwer, aber sie gab keinen Sinn… Sie liebte Itachi doch nicht, oder…?
 

Plötzlich wand sich etwas fest um ihren Hals und für einen Moment bekam Seika keine Luft mehr. Doch dann wurde sie brutal auf ihre Füße gerissen und Fesseln schlangen sich um ihre Arme und ihre Beine. Es waren Ranken, die aus dem Boden hervor geschossen waren und sie nun festhielten, sodass sie mit ausgebreiteten Armen da stand, als wäre sie an ein imaginäres Kreuz gebunden. Mit vor Schrecken geweiteten Augen blickte Seika im nächsten Augenblick in das Gesicht von Joshu, Akiyama und dem alten Keppan, die nun urplötzlich vor ihr standen. Sie hatten sich von Furiko abgewandt und sie als neues Ziel auserkoren. Joshu sah sie in seiner gewohnt überheblichen Art langsam von oben bis unten an und ließ sich mit seiner Musterung Zeit.
 

„Eigentlich bist du noch viel wertvoller als Furiko…“, sagte er und mit einem wütenden Fauchen zerrte Seika an den Ranken, doch sie schnitten in die Haut ihrer Arme, ohne nur ein Stück nachzugeben. Da die Schlingen teilweise doch auseinander rissen und ihren Pflanzensaft ausschieden, brannte es höllisch in ihren Wunden. Aber die junge Frau ignorierte die Schmerzen und zeigte es nicht. Obwohl sie vorhin fast aufgegeben hatte, sie würde sich niemals gegen diese Männer geschlagen geben. Lieber würde sie sterben, als in ihre Hände zu geraten. Joshu kam näher und streckte seine Finger nach Seikas schmutzigem Gesicht aus, doch die Brünette fletschte warnend ihre Zähne. Er machte sich jedoch nichts daraus, und als er sie fast berührte, da spuckte Seika ihm ins Gesicht. Mit einem wütenden Japsen zuckte er sofort zurück.
 

„Du Miststück…“, raunte er und wischte sich über seine Wangen. Das Grinsen war von seinem Gesicht verschwunden. Mit einem nun ungeduldigen und erbarmungslosen Handzeichen von ihm trat der alte Mann vor und begann mit seinem Fuß in gebührendem Abstand das gleiche Zeichen in den Boden zu malen, welches Seika vorhin vor Furikos Füßen gesehen hatte. Die Brünette wand sich noch mehr und obwohl sie das Gefühl hatte, die Ranken würden ihr die Haut von den Armen schälen, hörte sie nicht auf. Doch da war der junge Akiyama hinter ihr und er hatte ein Kunai in der Hand, welches er mit einer schnellen Bewegung quer über ihren Rücken zog. Das war das Ende von Seikas Willenskraft. Sie schrie laut auf und wollte nicht mehr damit aufhören, als ob sie sich dadurch sprichwörtlich die Seele aus ihrem Leibe schreien könnte. In dieser Situation konnten die Osoroshisa alles mit ihr tun, sie hatte keine Möglichkeit, zu entfliehen. Doch das wollte und konnte sie nicht hinnehmen. Aber es gab wohl nun keinen Ausweg mehr und diese Erkenntnis zwang diesen verzweifelten Schrei aus ihrer Kehle
 

„Ja, ich werde Dir zeigen, was wahre Qualen sind… Los, Keppan, fange an, damit diese Schlampe endlich Ruhe gibt“, sagte Joshu bedrohlich und der Alte nickte und biss in seinen Daumen, um mit der Beschwörung zu beginnen. Sein Anführer sah zufrieden aus, doch er erblasste plötzlich. Innerhalb eines einzigen Moments passierten verschiedene Dinge. Blut spritzte durch die Luft und dann kullerte ein abgetrennter Kopf auf den Boden und tränkte die Erde blutrot. Die Augen des enthaupteten Alten waren groß und traten beinahe aus seinen Höhlen hervor, während er in den letzten Sekunden seines Lebens beobachten konnte, wie sein kopfloser Körper noch ein Handzeichen vollführte, dann jedoch schlapp wurde und in sich zusammenfiel. Seikas Schrei verklang, als sie spürte, wie ihre Fesseln sich plötzlich lösten und sie wie in Trance zu fallen schien. Doch ihr Sturz wurde von kräftigen Armen gebremst, die sie um den Bauch fassten und sicher hielten.
 

„Verschwindet, sofort“, sagte Itachi mit tiefer drohender Stimme und sein Sharingan brannte förmlich, als er den Braunhaarigen damit fixierte. Mit einem leisen Geräusch fiel das kurze Katana, mit welchem er den Alten geköpft hatte, blutgetränkt zu Boden. Er fühlte, wie schnell Seikas Atem und Puls ging, als sie erschöpft ihren Kopf nach hinten gegen seine Brust fallen ließ. Seine Hände schlossen sich nur noch fester um sie. Der Schwarzhaarige beobachtete, wie Joshu ihn ungläubig anstarrte. Jetzt, da der Alte tot war, konnten sie sicher nicht mehr das Jutsu benutzen.
 

„Du… Du Bastard!“, brüllte er und es schien für einen Moment, als wäre er uneins mit sich, ob er nun angreifen, oder sich wirklich zurückziehen sollte. Es ertönte ein weiterer, beinahe hilfloser Schrei und alle Köpfe wandten sich um. Da saßen immer noch Deidara und die bewusstlose Furiko zusammen im Gras, doch nur ein paar Meter daneben lag er sich windende, vollkommen entstellte Körper von Fujita. Deidaras Bomben hatten ihn mit voller Wucht getroffen. Er hatte Brandblasen am ganzen Körper, die bereits aufgeplatzt waren und stark bluteten. Joshu begann, heftig zu zittern. Er strahlte den Hass, der auf seinem Gesicht zu sehen war, regelrecht aus.
 

„Damit kommt ihr nicht durch, verlasst euch drauf!“, bellte er und er und Akiyama sprangen zu dem zerfetzten Körper von Fujita. Sogleich gesellte sich Tekketsu zu ihnen dazu. Sie warfen einen Blick zu Deidara und Furiko, doch der Blonde hob verteidigend seine Hände, bereit, sich zu wehren, wenn er angegriffen werden sollte. Doch da sammelten die Osoroshisa ihren Kameraden auf und verschwanden spurlos in einer Wolke aus Staub. Eine beinahe wohltuende Ruhe breitete sich über dem Gelände auch und allen Akatsuki schien eine Last vom Rücken zu fallen, als die bedrückenden Auren der Osoroshisa verschwanden. Itachi ließ Seika langsam zu Boden gleiten, indem er sich gemeinsam mit ihr niederließ, damit sie sich wieder beruhigen und zu Atem kommen konnte. Und eine tiefe Stille legte sich über die Gegend, die so befreiend und erlösend war, dass die Akatsuki es sich erlaubten, sich für ein paar lange Minuten nicht zu regen und einfach das Gefühl zu genießen, dass sie dem Schlimmsten entgangen waren…
 

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Die Akatsuki hatten einstimmig beschlossen, auf dem Rückweg eine längere Rast in einem kleinen abgelegenen Gasthaus einzulegen, weil sie alle ziemlich erschöpft waren und niemand in diesem Zustand die Reise zurück nach Amen o Kuni wagen wollte. Sie waren einige Zeit, nachdem die Osoroshisa verschwunden waren und Furiko wieder zu Bewusstsein gekommen war, langsam aufgebrochen. Aber auch auf dem Rückweg hatten sie kein Wort geredet, obwohl so viele verwirrende Dinge vorgefallen waren, welche eigentlich hätten besprochen werden müssen. Doch jeder von ihnen war auf seine Weise völlig geschafft, nicht nur körperlich, deshalb konnte das Reden über die Erlebnisse auch auf eine andere Uhrzeit verschoben werden.
 

Sie machten also einen kleinen Umweg über ein winziges Dorf in Taki no Kuni, welches aus ein paar einfachen Häusern und einer Gaststätte bestand und wo sicher nicht die geringste Gefahr für sie bestand, sodass sie sich sorgenfrei ausruhen konnten. Die Besitzerin des Lokals vermietete im Obergeschoss ein paar Zimmer. Itachi hatte sie zu diesem Ort gelotst und obwohl sie sich wunderten, woher er wusste, dass es dort eine Möglichkeit gab, wo sie einkehren konnten, stellte keiner diese Frage. Sie ließen ihre Hüte und Mäntel und alles, was sonst noch überflüssig oder zu auffällig gewesen wäre, an einer schwer zugänglichen Stelle bei den zahlreichen Felswänden zurück, die es im Lande der Wasserfälle zu genüge gab, dann machten sie sich zu dem Dorf auf.
 

Die Straßen waren verlassen, als sie ankamen, und es dämmerte bereits. Außerdem war das Wetter schlecht, denn es wehte ein kalter Wind und der Himmel war mit dunkeln Wolken bedeckt, als würde es jeden Moment zu regnen anfangen. So war es verständlich, dass sie die Anwohner schon in ihren Häusern waren - oder eben in der Gaststätte beieinander saßen. Jeder der vier Akatsuki wusste bei dem Anblick der Bauten, dass auch die Zimmer, die sie beziehen wollten, nicht besonders gut ausgestattet sein würden. Doch jeder von ihnen war so erschöpft, dass ihnen ein Bett, egal, ob es besonders weich oder auch nicht, völlig ausreichen würde. Hauptsache warum und trocken, denn sie waren froh, bei diesem Wetter nicht draußen übernachten zu müssen.
 

Als sie den hell beleuchteten Schankraum durch die leicht quietschende Schwingtür betraten, wurde es in dem mit Leuten regelrecht voll gestopftem Zimmer sofort um einiges leiser, doch die Gespräche verstummten nicht vollkommen, als sich die Gesichter der versammelten Gäste neugierig zu ihnen drehten. Den Akatsuki war klar, dass sie als fremde Personen nach dem Kampf nicht gerade vorteilhaft und vielleicht sogar Furcht einflößend aussahen, Deidara mit einigen Schnittwunden, Seika mit aufgeschlitztem Rücken und Itachi mit einem blauen Auge. Nur Furiko war außer ein paar leichten Kratzern überhaupt nicht verletzt, sie hatte ja auch gar nicht gekämpft. Sie bahnten sich jedoch unbeeindruckt einen Weg durch die gut besuchte Gaststätte zum Tresen. Die Wirtin schien sie bereits zu erwarten, denn sie sah ihnen erwartend entgegen. Vielleicht witterte sie ein Geschäft, denn durch diese Gegend kamen wohl kaum Leute von Anderswo.
 

„Ach, Reisende? Wir hatten lange nicht mehr Besuch von außerhalb! Wo kommen Sie denn her?“, fragte die Frau, die ganz dem Klischee nach durch ihre tief ausgeschnittene Bluse ihre enorme Oberweite präsentierte. In einer Hand hielt sie ein Küchentuch, mit dem sie wie mechanisch über die Theke wischte. Überhaupt sah es hier sehr verdächtig nach der Nachbildung eines Salons aus alten Wildwestfilmen aus. Aber vielleicht war das auch gewollt, um die Menschen anzulocken und vom normalen langweiligen Alltagstrott abzulenken.
 

„Zwei Zimmer“, sagte Itachi nur harsch und die Bardame hob ihre Augenbrauen. Sie machte eine abwehrende, beschwichtigende Geste wegen dem kühlen Ton des Schwarzhaarigen, der wirklich nicht für ein Pläuschchen aufgelegt war.
 

„Na, da haben Sie aber Glück. Zufälligerweise haben wir noch was frei“, sagte sie scherzhaft, denn wer würde hier in diesem abgelegenen Gasthaus schon zur gleichen Zeit einkehren wie sie? Nichtsdestotrotz drehte sie sich fügsam um, um nach den geforderten Zimmerschlüsseln zu suchen.
 

„Hä? Wie, zwei Zimmer?“, fragte Deidara misstrauisch. Das konnte doch nicht Itachis Ernst sein!
 

„Furiko und Seika, du und ich“, antwortete der Uchiha leise, ohne sich umzudrehen, und der Blonde holte sofort eingeschnappt nach Luft. Was dachte sich Itachi eigentlich? Er würde doch nicht mit ihm in einem Zimmer schlafen! So fertig war er nun auch wieder nicht, dass er freiwillig zu so etwas zustimmen würde!
 

„Motz jetzt nicht herum, Deidara. Dass Kakuzu nicht mehr bei uns ist, heißt nicht, dass wir gleich verschwenderisch werden können“, entgegnete Seika genervt, um einem Streit zwischen den beiden Männern vorzubeugen und verwies dabei auf das ehemalige Mitglied von Akatsuki, welches für die Finanzen der Organisation verantwortlich gewesen war. Kisames und Tobis Beschreibung nach, war er ein ziemlicher Geizhals gewesen, mit einer großen Vorliebe für die materiellen Dinge. Seika war es jedenfalls egal, ob Deidara die Situation passte, oder nicht. Sie wollte wirklich dringend auf ihr Zimmer, denn ihr Rücken tat ziemlich weh und sie sehnte sich nach einer Dusche, damit sie sich nachher heilen konnte. Sie hatte weitgehend Erfolg, denn der Blonde verstummte. Doch sein Gesicht zeigte, dass er trotzdem unzufrieden war. Da drehte sich die Bardame wieder zu ihnen um und legte zwei Schlüssel auf den Tresen. Itachi griff in seine Hosentasche und holte ein paar Geldscheine hervor.
 

„Zwei Nächte“, sagte er knapp und griff nach den Schlüsseln. Den einen schob er Seika entgegen, wobei er es vermied, sie anzusehen, den Anderen behielt er selber. Zielsicher ging er durch den Raum zu einer dunklen Ecke, von wo aus eine schmale Treppe in das Obergeschoss führte. Dort gab es nur einen Korridor, von dem gerade einmal fünf Zimmer abzweigten. Die Räume, die sie bekommen hatten, befanden sich rechts und links am Ende des Ganges. Itachi schloss die eine Tür auf und verschwand dahinter. Er kannte sich hier anscheinend sehr gut aus. Deidara stand für einige Momente unentschlossen vor dem Zimmer und blickte zu den Frauen.
 

„Na ja, dann mal gute Nacht. Schlaft gut, yeah...“, sagte er resigniert und folgte dem Uchiha, weil ihm eigentlich keine andere Wahl blieb, jedoch nicht bevor Seika ihm das medizinische Notfallpäckchen gereicht hatte, damit er sich zuerst alleine behandeln konnte, weil die Brünette im Moment nicht wirklich dazu in der Lage war, sich alle großartig anzusehen und sie zu versorgen. Furiko und Seika wünschten ihm also dasselbe und die Brünette öffnete den Tür zu ihrem Zimmer. Wie sie gedacht hatte, es war ein einfacher Raum mit einem sauberen Doppelbett, einem Schrank, einem Tisch mit zwei Stühlen und einem angrenzenden kleinen, aber ausreichendem Bad. Sie schmunzelte leicht, als sie sich vorstellte, dass Deidara damit so gar nicht glücklich sein würde. Die Brünette jedoch hatte keine Einwände, dass sie und Furiko das Bett zusammen benutzen würden. Die Blonde schloss die Tür hinter ihnen und schloss es von innen ab.
 

„Seika? Du kannst ruhig zuerst ins Bad...“, sagte sie und die junge Frau mit den goldenen Augen nickte ihr dankbar zu, denn es war eigentlich offensichtlich, dass Seika die Dusche viel nötiger hatte, als Furiko. Sie hatte in ihrem kleinen Rucksack ein weiteres Shirt mitgenommen, für das sie jetzt ziemlich dankbar war, weil sie sicherlich nicht in ihrem zerschnittenen Oberteil herumlaufen wollte. Sie entledigte sich also ihrer Sachen, bereitete sich die Sachen vor, die sie nachher wieder anziehen würde und stellte sich unter die enge Dusche. In einer Halterung an der Wand gab es Seife, sodass sich die junge Frau so gut es ging wusch, dabei jedoch auf die aufgeschlitzte Haut ihres Rückens Acht gab. Es waren auch ein paar Handtücher bereit gelegt und als Seika fertig war, trocknete sie sich vorsichtig ab. Da sie nun sauber war, konnte sie damit beginnen, ihre Wunden ohne Bedenken zu schließen, da sich diese nun nicht mehr entzünden konnte. Insgesamt brauchte sie nicht allzu lange im Bad, weil sie, seitdem sie die Kissen auf dem Bett gesehen hatte, noch dringender schlafen wollte, als zuvor.
 

Als sie wieder mit ihren ganzen Sachen in den Händen und nur in ihrer Unterwäsche bekleidet in das Zimmer herein trat, sah sie, wie Furiko auf einem herangezogenen Stuhl am Fenster saß und nachdenklich in die immer dunkler werdende Umgebung hinaus blickte. Als die Blonde Seika kommen hörte, lächelte sie leicht und etwas verlegen, weil sie es etwas überraschte, dass die Brünette so offen in ihrer Gegenwart war, und erhob sich, um nun ebenfalls im Bad zu verschwinden. Seika seufzte tief, während sie sich auf der Matratze niederließ und unter die Bettdecke schlüpfte. Zum ersten Mal seit längerer Zeit störten sie die unaufhörlichen Gedanken, die in ihrem Kopf herum schwirrten, nicht, denn sie waren gar nicht da. Doch das war der Brünetten nur allzu recht. Denn kaum hatte ihr Kopf das Kissen berührt, da war sie schon eingeschlafen...

Stuck in the moment

Am nächsten Morgen sah die Welt wieder ganz anders aus. Furiko war etwas früher wach als Seika, doch am Ende waren die beiden jungen Frauen gleichzeitig fertig, weshalb sie gemeinsam in den Schankraum herunter gingen, wo die Bardame, die sich als Besitzerin der Gaststätte herausstellte, ein üppiges Frühstück mit Eiern, Marmelade, Toast und Kaffee und Tee servierte. Sie wurden wirklich freundlich behandelt, dafür, dass sie gefährlich wirkende Fremde waren.
 

„Wie geht’s Dir heute? Hast Du gut geschlafen?“, fragte Seika, als die Wirtin in ein Hinterzimmer verschwunden war, ihre Gegenüber, die bisher noch kaum ein Wort außer dem normalen 'Guten Morgen' gesagt hatte, doch anscheinend hatte sie sich nicht getraut, von alleine zu sprechen, denn nach Seikas einleitenden, aufmunternden Worten schien sie doch einiges zu sagen zu haben.
 

„Danke, mir geht es wieder gut... Es tut mir wirklich Leid, dass ich gestern wirklich gar nichts getan habe, aber ich konnte nicht... Ich hatte wieder so schreckliche Angst...“, erklärte sie seufzend und traute sich nicht, Seika direkt anzusehen. Furiko hatte die Brünette in etwas hineingezogen, was sie eigentlich überhaupt nicht betraf und dafür musste sie sich gleich entschuldigen.
 

„Ich bitte Dich außerdem um Verzeihung… Du hättest niemals in die Sache mit den Osoroshisa verwickelt werden dürfen…“, gab die Blonde etwas beschämt zu und senkte ihren Kopf noch etwas mehr. Obwohl sie gestern ebenfalls sehr müde gewesen war, hatte sie nicht so schnell wie Seika einschlafen können, weil die Schuldgefühle über ihre Passivität beim Kampf sie so sehr geplagt hatten, dass sie die ganze Zeit darüber hatte nachdenken müssen. Seika lächelte Furiko aufmunternd an, trotz ihrer eigenen nicht besonders guten Stimmung an diesem Morgen.
 

„Du kannst nichts dafür. Diese Mission war notwendig und die Konfrontation außerdem unvermeidbar. Zum Glück ist ja noch alles gut gegangen“, antwortete die Brünette, bekam dafür einen dankbaren Blick von Furiko und die beiden Kunoichi vertieften sich wieder einigermaßen entspannt in ihr Frühstück. So saßen sie eine Weile schweigend da, bis sie Schritte hörten.
 

„Morgen, yeah…“, sagte Deidara mit schlaffer Stimme, der einige Minuten später die Treppe herunter getrottet kam. Er sah ziemlich zerzaust aus, als hätte er eine sehr unruhige Nacht hinter sich. Sein Haar stand unordentlich in alle Richtungen ab und seine Augen waren noch halb geschlossen und hatten rundherum dunkle Ringe, als ob er nicht wirklich ausgeschlafen wäre. Er schien die beiden jungen Frauen nicht mal richtig wahrzunehmen. Seika sah ihn leicht amüsiert an. Nach der gestrigen Konversation und seinem Gesichtsausdruck zu Folge konnte sie sich vorstellen, dass er keine angenehmen Stunden verbracht hatte. Er kam zu ihrem Tisch herüber und setzte sich plumpsend und so ohne Elan hin, sodass Seika ihm sogleich aus Mitleid eine Tasse dampfenden Kaffee herüber schob.
 

„Danke…“, entgegnete der Blonde und nahm einen Schluck von dem belebenden, heißen Getränk. Es schien ihn beinahe sofort ein wenig aufzuwecken, denn er griff nach ein paar Minuten schnell zu und fiel beinahe über das schmackhafte Frühstück her. Seika ließ ihm ein wenig Zeit, bis er etwas gegessen hatte und trank ihren Tee aus, bevor sie beschloss ihn auszufragen.
 

„Wie sehen Deine Wunden aus?“, wollte sie wissen und Deidara musste erst herunter schlucken, bevor er antworten konnte.
 

„Ganz gut, yeah. Die Salbe, die in Deinem Päckchen drin war, hat echt toll gewirkt“, sagte er und das sah man auch. Der Schnitt an seiner Wange war fast gänzlich verheilt, nur eine dunkelrote Linie Schorf war noch zu sehen. Also durfte es seinen anderen Verletzungen ähnlich gehen.
 

„Und wie… wie hast Du ge- geschlafen, Deidara-san?“, fragte Furiko schüchtern, stotternd und mit leicht roten Wangen, was Seika nicht erwartet hätte, doch das sollte im Moment nicht der Konsens ihrer Gedanken sein. Deidaras Gesicht verzog sich grimmig und er stellte seine Tasse auf dem Tisch ab, als wäre ihm der Appetit vergangen. Sie wusste, was jetzt kommen würde.
 

„Ganz toll, yeah. Ich hab kaum einen Schritt ins Zimmer getan, da hat Itachi schon das Bett beschlagnahmt! Der hat doch 'nen Vogel! Ich hab mir das gleich gedacht, als ich gehört hab, dass ich mit ihm ein Zimmer teilen sollte, yeah. Also hab ich wohl oder übel auf dem Sessel geschlafen, der echt total unbequem war, yeah. Und heut morgen musste der Herr Uchiha natürlich wieder ganz früh herumlaufen und hat mich dabei geweckt. So wünscht man sich das, yeah…“, maulte er verstimmt und schob sich trotzig noch ein Stück Toast in den Mund. Es war also kein Wunder, dass er etwas zerknautscht aussah, dachte sich Seika und musste aufpassen, dass sie darüber nicht zu breit lächelte, damit sie den Blonden nicht auch noch auf die Palme brachte. Es war eigentlich schon von vornherein klar, dass es Reibereien zwischen den beiden Männern geben würde. Doch der Ärger ging meistens immer von Deidara aus, weil er sich benachteiligt fühlte und immer noch sauer auf den Schwarzhaarigen war, weil dieser ihn damals nicht wirklich freiwillig zu den Akatsuki gebracht hatte. Itachi setzte immer souverän, ganz selbstverständlich und ruhig das durch, was er vor hatte und so hatte der Blonde das Nachsehen, weil sich der Uchiha durch seine distanzierte Art auch nicht verwirren und ablenken ließ, was den Meister der Tonbomben sprichwörtlich immer in die Luft gehen ließ.
 

„Aber, was mir trotz alldem noch aufgefallen ist, Itachi scheint’s irgendwie nicht so gut zu gehen…“, merkte Deidara noch an, nachdem sich sein Ärger gelegt hatte und erlange dadurch Seikas volle Aufmerksamkeit.
 

„Wie bitte?“, fragte sie erschrocken nach und augenblicklich setzte ein heftiges Gefühl in ihr ein, welches ihr schien den Atem zu rauben schien, doch schnell versuchte sie ihren Ausbruch zu vertuschen, indem sie ihr Gesicht in ihrer Teetasse vergrub. Deidara merkte, wie stark sie auf seine Nachricht reagierte. Es wunderte ihn auch nicht besonders, wenn er nur an den gestrigen Tag zurück dachte…
 

„Ich glaube, es ist irgendetwas mit seinem linken Auge…“, sagte Deidara weiter, doch es reichte aus, dass Seikas Gesicht einen sehr besorgten Ausdruck bekam. Doch sie sagte nichts weiter dazu. Wahrscheinlich kämpfte sie in ihrem Inneren immer noch um die für sie richtige Entscheidung, was sie und den Uchiha anging. Der Blonde hatte langsam gemerkt, dass er dazu lieber nichts sagte und sich zurückhielt. So Leid es ihm auch tat, doch die brünette junge Frau musste damit selber fertig werden, weil sie ihr Glück nur in ihren eigenen Beschlüssen zu finden schien.
 

Und so fiel Seika in tiefes Schweigen, bis sie ihr Frühstück beendete und dann aufstand, ohne die Anderen anzusehen. Ihre Gedanken waren völlig verwirrt. Natürlich hatte sie gesehen, dass Itachi einen Schlag aufs Auge bekommen hatte und schon gestern hatte ihr die Weise, wie starr er immer geradeaus geblickt oder den Kopf abgewandt hatte, nicht gefallen. Doch sie hätte nicht die Kraft und die Nerven gehabt, nach ihm zu sehen. Doch nun stieg sie die Treppen hinauf und ging bis zum Ende des Ganges - nur um fest zu stellen, dass Itachi nicht in seinem Zimmer war. Doch sie fühlte ihn auch sonst nirgendwo im Gebäude und auch war er nicht in der näheren Umgebung. Wo hielt er sich denn nur auf? Seika seufzte und es hörte sich beinahe wie ein leises Schluchzen an. Doch die junge Frau hatte ihre Augen geschlossen, während sie sich umdrehte und in ihrem Zimmer verschwand. Wenn Itachi sich versteckte, dann konnte sie nichts tun, aber wenn er wieder kam, dann musste endlich das geschehen, was eigentlich schon so lange von Nöten war...
 

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Dann war es letztendlich doch soweit. Seit Seika gespürt hatte, dass Itachi wieder da war, war sie rastlos. Als sie begonnen hatte, die ersten Gedanken wieder auf den Uchiha zu lenken, war es, als würden sie sie nie wieder loslassen. Einige Sachen, die sie gestern zwar wahrgenommen, jedoch nicht richtig realisiert hatte, trafen sie mit ihrer Bedeutung nun so hart wie ein Faustschlag. Und nun stand sie vor der Tür zu seinem Zimmer, mit dem vollen Wissen, dass Itachi sie von dort sicher spüren konnte. Trotzdem rührte sich die Brünette nicht vom Fleck.
 

Der Uchiha war erst abends wieder zurückgekehrt. Das Abendessen war zwar serviert worden, doch Seika hatte keine Lust gehabt, sich unter die Leute zu mischen, also waren Deidara und Furiko alleine herunter gegangen. Plötzlich war da etwas zwischen den beiden neuen Partnern, etwas, was vor ein paar Tagen wohl Seikas Eifersucht angefächert hatte. Sie vertrugen sich immer besser, kamen gut miteinander aus und der endgültige Beweis dafür, dass sie die Grenze einer einfachen Partnerschaft überschritten hatten, waren eindeutig die drei Momente, in denen Deidara Furiko gerettet hatte. Bei der ersten Begegnung mit den Osoroshisa hatte Deidara fast mit seinem eigenen Leben bezahlt, um Furiko zu schützen, dann hatte er sie vor Pains Anschuldigung verteidigt und zu aller Letzt hatte er sie gestern aus den Händen dieser grausamen Männer befreit. Etwas in Seika war zusammengebrochen, als sie das gesehen hatte. Hätte sie sich nicht gerne in dieser Situation gesehen, so gefährlich sie auch war, um auch einmal gerettet zu werden?
 

Doch dann war es geschehen. Die Osoroshisa waren kurz davor gewesen, sich die brünette junge Frau nicht nur körperlich, sondern auch geistig zu unterwerfen und sie hätte es beinahe selber zugelassen. Es war eine Schwäche, die Seika nicht von sich kannte. Sie gab nicht so schnell auf, doch sie hatte in diesem Moment auch nicht mehr vorwärts gehen können, weil die Person, die das alles in ihr zu blockieren schien, so nahe, aber doch so fern war. Aber was hatte er dann getan? Er hatte sie von ihren Fesseln los geschnitten, sie festgehalten und an sich gedrückt, kurz: Er hatte sie gerettet. Itachi! Der Mann, der sie zuvor fallen gelassen hatte. Es war ein vollkommener Widerspruch und riss die junge Frau entzwei. Was sollte sie von ihm glauben, wie konnte sie ihm eigentlich vertrauen? Ja, sie hatte sich ihm bedingungslos hingegeben und dies kam blindem Vertrauen gleich, doch wie sollte sie ihm nach diesem einen, beinahe fatalen Bruch jemals wieder glauben? Wenn sie nach einer Erklärung suchte, dann würde sie keine finden, das wusste sie eigentlich jetzt schon. Itachi leistete niemandem Rechenschaft, er hatte seinen ganzen Clan ausgelöscht, ohne jemals dafür eine Rechtfertigung zu geben. Und er kam damit durch. Weil er eben Itachi war, dieser mysteriöse Mann, der Seika immer noch so sehr anzog, egal, was er mit ihr getan hatte.
 

Doch meinte er seine Tat wirklich ehrlich? Oder war ihre Rettung nur ein Reflex gewesen, um seinen Ruf nicht dadurch zu schädigen, dadurch, dass Deidara seine neue, noch recht unvertraute Partnerin vor ihren Gegnern bewahrt hatte und Itachi die Frau nicht, mit der er solche intimen Erlebnisse geteilt hatte? Nein, Itachi war unergründlich und seine wahre Absicht würde wohl für immer im Dunkeln bleiben. Und das fraß Seika auf. Sie wollte es wissen! Sie wollte so dringend wissen, ob sie ihn bis ans Ende seines Lebens verfluchen konnte, oder ob sie davonlaufen sollte, bis ans Ende der Welt, um dort vor Schmach über ihre Ablehnung und Nutzlosigkeit dahin zu vegetieren! Es war egal, welchen Weg sie einschlug. Doch dieser Zustand, in dem sie sich befand, zwischen diesen beiden Möglichkeiten, das machte sie verrückt und brachte emotionale Ausbrüche mit sich, die ihre Wand aus Willenskraft immer mehr einstürzen ließen. Gestern war diese Mauer für einige Momente völlig eingerissen gewesen, doch mit seiner Tat hatte Itachi diese wieder ein Stück weit aufgestellt. War das ein Hoffnungsschimmer, dass sie endlich erfahren würde, an was sie war? Sie betete dafür.
 

Warum war Itachi eigentlich den ganzen Tag über weg gewesen? Auch wenn es seinen Stolz übersteigen und er niemals andere Menschen nach Hilfe fragen würde, so musste er doch wissen, dass Seika sich zu große Sorgen machen und von alleine auf ihn zu kommen würde, um ihn wegen seinem Auge zu behandeln, oder? Er wusste doch, was sie ihm gegenüber empfand, obwohl sie sich die ganzen Tage nach seinem Vertrauensbruch nicht wirklich so verhalten hatte. Aber auch sie war unsicher gewesen, denn woher hatte sie wissen sollen, was Itachis Beweggründe für sie bedeuteten? Sie hatte doch nicht erwarten können, dass er wirklich mit ihr darüber redete, nicht wahr? Sie hatte es ihm davor doch oft und deutlich genug gezeigt, was sie fühlte, und auch wenn er es nicht erwidert hatte, musste er jetzt doch wenigstens an sein Augenlicht denken. Dadurch, dass er sich die ganze Zeit versteckt hatte, konnte die Verletzung noch schlimmer geworden sein. Und wenn er erblindete, dann konnte selbst Seika nichts mehr für Itachi tun. Vielleicht war er ihr ja aber auch aus dem Weg gegangen, wegen einem ganz anderen Grund, der seine eigene Unsicherheit verstecken sollte…
 

Wie in Zeitlupe hob Seika ihre Hand und wusste nicht, wie lange sie überhaupt vor der Tür gestanden war, als sie anklopfte. Ihr Puls wallte zusammen mit ihrer Angst und Erwartung, ihrer Verzweiflung und Hoffnung, ihrer Wut und Unsicherheit auf. Sie wollte hineingehen und wollte gleichzeitig auch nicht. Als sie Itachis gebrummtes 'Hn' hörte, wurde ihr die Entscheidung abgenommen und sie trat reflexartig ein.
 

Im Zimmer war es dunkel bis auf eine einzige Kerze, die auf dem Nachttisch stand. Die Nacht war mondlos, sodass auch von draußen kein Lichtstrahl durch das Fenster drang. Es herrsche eine gedrückte Stimmung in dem Raum, trotzdem ging Seika langsam hinein und schloss die Tür hinter sich. Es war ganz ruhig, bis auf das sanfte hörbare Flackern der Kerzenflammen - und das leise Geräusch von Itachis Atem. Als sich Seika zu ihm wandte, konnte sie ihn nur schemenhaft erkennen. Er saß nach vorne gebeugt auf dem Bett, hatte die Ellenbogen auf den Knien abgelegt und die Beine gespreizt, sodass seine Hände dazwischen in der Luft hingen. Sein Kopf war ebenfalls zu Boden geneigt, sodass ihm sein offenes schwarzes Haar nach unten in sein Gesicht fiel. Doch seine Augen lagen deutlich auf der eben eingetretenen Kunoichi.
 

Sein Blick ließ Seika unruhig werden. Dass Itachi sie so direkt und intensiv ansah, ließ sie eine ausgeprägte Gänsehaut bekommen, als wäre ihr kalt, obwohl es in dem Raum eigentlich warm war. Wolle er sie etwa mit diesem Blick verspotten? Wollte er sehen, wie sie darauf reagierte, ob sie schwach wurde oder völlig ausrastete? Doch in diesem Moment beschlich sie nur ein Gefühl von Verzweiflung. Sie konnte plötzlich nicht wütend auf ihn sein, nicht, nachdem er sie diesmal gerettet hatte. So naiv und gutgläubig das auch klingen mochte, sie konnte einfach nicht.
 

Doch als sich Seikas Sicht an die Dunkelheit gewöhnte, sah sie trotz der Haare, die beinahe Itachis ganzes Gesicht bedeckten, die gerötete, dunkle Stelle um sein linkes Auge. So ein großer Bluterguss war nicht normal und vor allem nicht harmlos. Und obwohl die junge Frau sich geschworen hatte, reserviert und sachlich aufzutreten, löste sich dieses Vorhaben schnell in Luft auf, denn da klinkte sich wieder ihr medizinischer Verstand zusammen mit ihrer großen Sorge ein. Sie hatte seine Augen schon einmal geheilt und irgendwie fühlte sie sich auch etwas an der Wunde schuldig. Natürlich wusste sie nicht, wie es passiert war, dass Itachi so einen direkten Schlag in sein Gesicht hatte einstecken müssen, aber vielleicht war er abgelenkt gewesen, abgelenkt von ihrem Schrei, den sie in ihrer Verzagtheit ausgestoßen hatte…
 

Seika musste etwas tun. Sie musste sein Auge ansehen. Sie musste das in Ordnung bringen, damit Itachi ihr niemals etwas vorwerfen konnte, auch wenn sie getrennte Wege gehen würden. Er würde keinen Grund haben, ihr jemals nachzutragen, dass es ihre Schuld gewesen war, dass er eines seiner Augen nicht mehr gebrauchen konnte. Seika ignorierte die weiteren nagenden Gedanken, die ihr in den Sinn kamen, als sie zu Itachi schritt und sich unaufgefordert neben ihn auf das Bett setzte. Sie sah, dass auf dem Bettpfosten ein benutztes Handtuch hing. Sie würde es brauchen und griff danach. Dann wandte sie sich schließlich dem Uchiha zu. Er hatte sich noch überhaupt nicht geregt, deshalb fasste sie ihn leicht an der Schulter, um ihn zu sich zu drehen. Er leistete keinen Widerstand, was Seika ein wenig überraschte. Durch die Bewegung gaben seine langen Haare den Blick auf sein Gesicht frei und Seika erschrak heftig.
 

„Oh Kami! Warum bist Du nicht eher-“, rief sie leise aus, doch als sie bemerkte, was sie überhaupt sagen wollte, schloss sie ihren Mund schnell wieder. Sie hätte ihn beinahe gefragt, warum er mit dieser Verletzung nicht eher zu ihr gekommen war, doch das war mehr als lächerlich, wenn sie ihre vorherigen Gedanken bedachte. Sie waren sich Beide aus dem Weg gegangen, doch nun war die Konfrontation unvermeidlich, aber auch nötig. Doch das war jetzt nicht mehr wichtig. Itachis Augenhöhle hatte einen starken Bluterguss und sein Augenlid war davon dick geschwollen. Selbst sein Augapfel war blutunterlaufen und so dunkel, dass seine Iris beinahe nicht mehr davon zu unterscheiden war. Er hatte wohl keinen einfachen, sondern einen ziemlich heftigen Schlag abbekommen. Wenn er wirklich nur ein Bluterguss war, dann wäre Itachi noch glimpflich davongekommen.
 

Itachi saß weiterhin regungslos und mit Nichts sagendem Gesicht da, als Seika nach ein paar Minuten ihre Hände hob und ihre Fingerspitzen behutsam auf seine Wange und Schläfe legte. Die Berührung tat minimal weh, doch er zuckte nicht und ließ es über sich ergehen. Er kannte die Methode, mit der die junge Frau seine Augen immer behandelt hatte und hatte deshalb keine Bedenken über ihr weiteres Verfahren. Nachdem Seika mit klopfendem Herzen kurz nachgefühlt hatte, ob irgendwelche ernsthafte Schäden davon getragen hatte, senkte sie eine ihrer Hände wieder herab, mit einem Gefühl in ihrem Bauch, als wäre eine tonnenschwere Last von ihr genommen worden. Itachi hatte eine leichte Quetschung, doch viel schlimmer war nicht zum Glück es.
 

„Tekketsus Finger waren aus Metall…“, sagte Itachi plötzlich mit leiser Stimme und Seika sah ihn an. Sie war nicht weit von seinem Gesicht entfernt und konnte ihn deshalb genau sehen. Sie nickte ihm zu, doch in ihrem Inneren wurde sie nur noch verwirrter. Seine Worte beantworteten genau die Frage, die sich die Brünette in ihrem Inneren nicht hatte beantworten können. Verstanden sie sich ohne Worte so gut, dass Itachi wusste, was sie beschäftigte? Die junge Frau senkte ihren Kopf, um nach dem Handtuch zu greifen. Sie faltete es ein wenig zusammen und hob es dann an Itachis Wange. Dann begannen ihre Fingerkuppen etwas heller zu leuchten und sie saugte das Blut, das sich in dem Gewebe um und in Itachis Auge gesammelt hatte, heraus und ließ es in das Handtuch laufen. Dies ließ die Schwellung augenblicklich zurückgehen und färbte Haut und Auge wieder ganz normal. Als sie ein paar Minuten später damit fertig war, blieb ein wirklich großer Blutfleck auf dem Handtuch als einziges Indiz für den harten Schlag zurück. Seika legte es wieder weg und musste nun nach dem Auge an sich sehen.
 

In der Netzhaut und auch in seinem Lid waren wegen dem festen Schlag einige Äderchen geplatzt, die den Bluterguss verursacht hatten, sonst gab es keine größeren Verletzungen und Seika konnte das schnell heilen, ebenso wie das eingerissene Gewebe, die überreizten Nerven und die wunde Haut. Jedoch waren die Chakrabahnen, die zu seinem Auge hinführten, wieder ziemlich strapaziert worden. Dies ließ die junge Frau vermuten, dass Itachi in letzter Zeit wieder verstärkt mit seinem Mangekyou trainiert hatte. Doch das war nicht besonders verwunderlich, denn auch Seika hatte sehr viel Stunden in der Trainingshalle verbracht, um die Zeit schneller verstreichen zu lassen und sich dadurch abzulenken. Also kümmerte sie sich gleich noch, wenn sie schon dabei war, auch um diese Verschleißerscheinungen. Diese musste sie aber auch bei seinem anderen Auge kurieren. Sie wandte sich wortlos seiner anderen Gesichtshälfte zu und Itachi drehte einen Kopf entsprechend. Er musste wissen, was sie tat, sonst wäre er nicht so ruhig - und so entspannt.
 

Als Seika die Behandlung beendet hatte, senkte sie ihre Hände in ihren Schoß und blieb so sitzen. Sie wollte sich auch nicht von der Stelle rühren. Die bloße Gegenwart von Itachi und seine ausgestrahlte Wärme in dieser nicht unangenehmen Situation war der Faktor, dass sie sich nach nichts mehr sehnte, als hier zu sein. Jedes Leugnen, welches sie laut ausgesprochen hatte, oder welches auch nur in ihrem Inneren zu hören gewesen war, war zwar eine gute Verteidigung gewesen, damit sie nicht in dem See aus Verzweiflung versank, der weit um sie herum ausgebreitet lag, doch sie hatte sich die ganze Zeit selber belogen. Jeder Wutausbruch und jede Träne hatten ihr nur noch deutlicher gesagt, dass sie diesen Zustand nicht wollte. So war es doch, oder? Ja, so war es. Warum hatte sie sonst so emotional reagiert, wenn es ihr nicht so wehtun würde?
 

Sie erkannte es nun ganz offen an und es war ein entlastendes Gefühl. Die Zeit mit Itachi war eine Zeit gewesen, die sie nicht missen wollte, auch nicht nach seinem Vertrauensbruch. Natürlich konnte sie ihm das nicht so einfach vergeben, denn seine Tat konnte nicht rückgängig gemacht werden, doch irgendetwas in ihr war stärker als der Gedanke an seinen Rückzieher. Es waren die Erinnerungen, die Erinnerungen daran, dass Itachi ihr so viel von sich gezeigt hatte und nach der langen Zeit der zwischen ihnen herrschenden Distanz, war die Reminiszenz an ihre gemeinsamen Momente nur noch schöner und der Wunsch nach der Wiederkehr dieser Stunden noch größer. Außerdem ließ es Seika erkennen, dass da wirklich etwas zwischen ihnen gewesen war, nicht nur eingebildete Gefühle. Auch jetzt ließ er sie so nahe an sich heran, wie sonst niemanden. Und das verstärkte noch mehr ihre plötzlich Sehnsucht. Sie wollte wieder mit ihm zusammen sein, so sehr, dass ihr Herz beinahe in ihrer Brust weh tat, so fieberhaft schlug es.
 

Itachi sah den nachdenklichen, verzweifelten Ausdruck in ihren Augen, der so viel Wollen und Sehnen widerspiegelte, und er erkannte, dass er genauso fühlte. Die plötzliche Reue schnürte beinahe seinen Hals zu. Sie hatte ihn gerade wieder geheilt, mit soviel Sorgfalt und Sanftheit, und es hatte sich so gut angefühlt, zu spüren, dass sie da war, dass sie sich so um ihn kümmerte, obwohl er es eigentlich nicht verdient hatte. Wie hatte er diese Frau jemals vernachlässigen können? Seika verstand ihn so sehr und nahm ihn so hin, wie er war. Sie wollte ihn nicht ändern. Die, die Menschen, die es jemals versucht hatten, waren gescheitert. Seika jedoch hatte ohne eine spezielle Absicht etwas in ihm bewirkt, was er zuerst nicht hatte anerkennen wollen. Nein, sie hatte ihn nicht verändert, doch sie hatte etwas in ihm wieder erweckt, was er schon verloren geglaubt hatte. Gefühle. Ja, er hegte Gefühle für diese wunderschöne starke Frau. Dessen wurde er sich langsam klar. Seine Verwirrung darüber hatte damals fast ihren Tod verursacht. Er hatte nicht gewusst, was die Beziehung mit dieser Frau in so kurzer Zeit mit ihm gemacht hatte und war sich nicht sicher gewesen, ob er das wirklich so wollte. Aber jetzt wollte er es. Und sie hatte überlebt und dies war nun ein neuer Anfang.
 

Seika konnte kaum blinzeln, da lag sie plötzlich mit dem Rücken auf der Matratze und Itachi war über ihr. Er hatte sie an ihren Armen gefasst und nach hinten gedrückt. Seine geheilten schwarzen Augen blickten sie nun mit einer solchen Intensität an, dass sie glaubte, er könnte wahrhaftig in ihr Inneres sehen. Doch es war die Art, mit der er sie ansah, die ihr einen Schauer über den Rücken jagte. Sie hatte diesen Ausdruck schon ein paar Mal ansatzweise in seinen Augen gesehen, sodass sie sich gefragt hatte, ob es nicht nur ihr Wunschdenken gewesen war, das ihr diese Einbildung eingegeben hatte. Doch jetzt war es überdeutlich. Es war nicht nur Lust und Begehren, die sich auf seinem Gesicht widerspiegelten. Nein, diesmal kam noch etwas hinzu: Stille Zuneigung. Da senkte Itachi seinen Kopf, als ob er nur darauf gewartet hatte, dass sie erkannte, was er ihr mit Blicken zeigen wollte und seine Lippen berührten die zarte Haut ihres Halses. Beinahe augenblicklich seufzte Seika auf. Da spürte sie seine Hände auf ihren Hüften, wie sie langsam hinauf wanderten und unter ihr Shirt schlüpften.
 

„Itachi… Sex kann nicht alles wieder gut machen…“, sagte Seika leise und atmete mit geöffnetem Mund ein, um tief Atem zu holen, obwohl sie sich bereits jetzt schon nach seinen verlangenden Berührungen verzehrte, die ihr seine Absicht nur allzu deutlich machten und sie selber nur noch tiefer in das so lange nicht mehr verspürte, sehnsüchtig erwartete, befreiende Gefühl hinein zogen. Der Schwarzhaarige hielt in seinen Berührungen inne, um langsam zu der jungen Frau auf zu sehen, deren Herzschlag bereits jetzt spürbar schneller ging, wodurch das hervor quellende Adrenalin unwiederbringlich in ihrem Körper verteilte wurde. Itachi bedachte Seika erst mit einem langen, beinahe nachdenklichen, reuevollen Blick, bevor er sprach.
 

„Das soll er auch nicht. Ich habe Dinge getan, die Du mir eigentlich nicht verzeihen dürftest“, antwortete er flüsternd mit seiner tiefen, samtenen Stimme und die Bedeutung seiner Worte ließ Seika tief erzittern. Hatte er sich... indirekt entschuldigt? Sie hatte nicht erwartet, dass er jemals so etwas sagen würde, aber das er seine wahre Absicht wirklich laut aussprach und beteuerte, etwas nicht richtig gemacht zu haben, obwohl er dies alles in einem unscheinbaren Satz verkleidete, das schmolz jedes Fünkchen Skepsis und Widerstand, welches sich noch in ihren Gedanken verbarg. Die junge Frau seufzte erneut vor Erlösung, als sie seine offenen Lippen wieder an ihrem Hals spürte, die seinen heißen Atem gegen ihre Haut hauchten, und seine warme, feuchte Zunge, die beinahe vorsichtig ihren Geschmack kostete.
 

„Oh Itachi...“, wisperte die junge Frau und ihre unglaublich eindringliche, sehnende Stimme veranlasste Itachi erneut, von ihr abzulassen und sie mit einem ergründenden Blick anzusehen. Seine Augen trafen das flüssige Gold von Seikas Irriden, die ihn mit solcher Wärme und Sehnsucht ansahen, dass er davon regelrecht mitgerissen wurde. Er presste in einem dringenden Impuls seinen Mund auf ihre unglaublich weichen Lippen und die Beiden tauchten ein in ihre eigene Welt, die Welt, die ihnen eine Vollkommenheit gab, die ihnen sonst niemand vermitteln konnte.

Night of desire

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Gaining trust

Deidara und Furiko saßen am Abend zusammen bei Essen im Schankraum. Die Gaststätte war wie am letzten Abend gut besucht und die Atmosphäre vergnügt und sorgenfrei. Viele Leute saßen herum, redeten, lachten und aßen und tranken. Die Geräuschkulisse war ziemlich laut, denn die Gesellschaft war ausgelassen und fröhlich. Nur eines war anders als gestern. Es wurde verwunderlicher Weise nicht geraucht und die Luft war relativ klar, nur der Geruch von Sake hing im Raum.
 

Dieser Umstand kam Deidara ziemlich seltsam vor. Die Bardame hatte auch, als sie angekommen waren, kaum besonders überrascht reagiert, obwohl die Akatsuki alles andere als wie normale Reisende ausgesehen hatten mit ihren blutenden Wunden und der zerrissenen Kleidung. Sie musste eingeweiht sein, vielleicht war sie eine Untergebene von Pain, der Itachi durch ihren Anführer ihr Eintreffen angekündigt hatte. Anders konnte sich der Blonde nicht vorstellen, warum die Dorfleute sonst plötzlich und sicher nicht aus Höflichkeit zu rauchen aufhören würden. Doch er wollte sich wirklich nicht darüber beklagen, so konnte er wenigstens normal atmen.
 

Die Stimmung und ihr Platz an einer rechtwinkligen Sitzbank in einer etwas abgeschirmten kleinen Nische, den sie für sich alleine zugewiesen bekommen hatten, war perfekt dafür, dass sie sich leise unterhalten konnten, ohne das jemand heimlich mithören würde. Nun ja, was die Unterhaltung anging, so war so etwas in der Art eigentlich nicht im Geringsten vorhanden. Furiko schwieg betreten, während sie in ihrem Essen herum stocherte, welches sie die ganze Zeit über genau zu studieren schien, als wäre dort eine durchsichtige Fischgräte drinnen, die sie finden musste, bevor sie etwas zu sich nehmen konnte, ohne daran zu ersticken. Deidara wollte sich aber auch nicht zu sehr beklagen, denn sein Appetit war ebenfalls nicht besonders groß. Die Stimmung bei den Anderen schien sich auf seinen Gemütszustand ab zu färben. Seika war ziemlich in sich gekehrt und betrübt und auch Furiko war immer noch ängstlich, obwohl sie den Osoroshisa letztendlich ohne Schaden entkommen waren. Der Blonde unterdrückte ein Seufzen. Frauen. Diese Geschöpfe waren zu kompliziert und die beiden Exemplare, mit denen er gerade unterwegs war, waren wohl die schwierigsten Individuen dieser Sorte.
 

Deidara verstand Seika nicht, was sie eigentlich in diesem kalten, emotionslosen Itachi sah, dass sie sich so sehr zu ihm hingezogen fühlte. Gut, mittlerweile war es nichts Neues mehr für ihn und er hatte sich eigentlich auch schon damit abgefunden und es akzeptiert. Wenn sie so glücklich war, dann sollte es so sein, denn er sah die Brünette lieber glücklich, als so in sich versunken. Aber Furiko war ihm noch ein größeres Rätsel. Sie benahm sich so furchtbar schüchtern, dass der Blonde, wenn er nicht gewusst hätte, dass sie wirklich eine Kunoichi war, gedacht hätte, sie könnte keiner Fliege etwas zu Leide tun. Zwar hatte sie im Training mit ihm bewiesen, dass sie alles andere als harmlos war und ziemlich beeindruckende Fähigkeiten hatte, doch die letzten Ereignisse hatten sie vollkommen eingeschüchtert. Aber nun war das vorbei und die junge Frau konnte also langsam wirklich auftauen! Aber das geschah nicht und dies brachte Deidara so ziemlich auf die Palme, was er sich nicht länger antun wollte.
 

Angespornt durch diesen Entschluss ließ sich Deidara noch etwas Zeit und beendete sein Essen. Er beobachtete ein wenig die Leute, welche sich ebenfalls noch im Raum befanden, die wirklich ganz normale Zivilisten zu sein schienen, obwohl das mit der Wirtin doch etwas verdächtig war. Trotzdem hätte der Blonde mehr Neugier erwartet, also, dass jemand kommen und fragen würde, wer sie den waren und woher sie kamen. So stellte er sich die Bewohner dieser ländlichen Gegend einfach vor, dass sie weniger vorsichtig waren, weil sie die Gefahren der modernen Zivilisation und der Shinobiwelt nicht kannten. Doch die Menschen schienen sie nicht zu beachten, so als wären sie gar nicht anwesend und gingen ihren eigenen Gesprächen, Erzählungen und ihrem Abendessen nach. Eigentlich war die Atmosphäre in der Gaststätte perfekt, fast zu perfekt. Doch so lange die Akatsuki ihre Ruhe hatten, war alles in Ordnung.
 

Als Furikos Gabel mit einem leisen Geräusch und einem folgenden Seufzer auf dem Tisch landete, wandte sich Deidara ihr wieder zu. Die Blonde sah abgespannt aus, als hätte sie nicht gut geschlafen und sich den ganzen Tag über überanstrengt, denn ihre Augen waren halb geschlossen und ihre Gesichtsfarbe recht fahl. Doch wie Deidara wusste, hatten sie alle die ganze Zeit überhaupt nichts gemacht. Nur Itachi war verschwunden gewesen und dies hatte Seika so sehr bedrückt und besorgt, sodass sie gedanklich keine ruhige Minute verbracht hatte, wie er ihrem Gesicht abgelesen hatte, als er zu ihnen ins Zimmer gekommen war, um sie zum Abendessen abzuholen. Seika war dort geblieben, weil sie wohl keinen Hunger gehabt hatte.
 

Unweigerlich erinnerte sich Deidara wieder an den Kampf und die eine Szene, die er immer noch für surrealistisch hielt, vor allem wegen dem, was am Ende passiert war. Itachi hatte Seika gerettet, als die Osoroshisa sie bedroht hatten, nachdem sie von Furiko abgelassen hatten, als der Blonde ihr zu Hilfe gekommen war. Er war also bei ihr gesessen und hatte sie gehalten, weil er die Skepsis gehegt hatte, die Typen würden wiederkommen, wenn er Furiko alleine ließ. Und als er Seika hatte schreien hören, so bebend, voller Verzagtheit und trotzdem mit Widerwillen über das, was ihr geschehen sollte, da hatte er zu ihr gesehen und war erstarrt. Trotz ihres dreckigen Gesichts und ihrem blutigen Kinn, hatte sie beinahe majestätisch ausgesehen, ihr Körper aufgebäumt, in der Form eines Kreuzes durch die Ranken aufgespannt, die sie gefesselt hatten, und ihr schönes Gesicht von ihren unordentlichen Haaren umrahmt. Selbst in dieser Situation hatte sie das ausgestrahlt, was sie so einzigartig machte, diese Kraft und dieser Wille. Dieses Wollen, das war vielleicht einer der Gründe, warum Deidara sie aufgegeben hatte. Auch wenn er es geschafft hätte, ihr näher zu kommen, sie wäre nicht mehr die Selbe gewesen.
 

Und da war Itachi gekommen, hatte seinen Gegner stehen gelassen, ohne ihn zu besiegen, wie Deidara es getan hatte, und hatte diesem doch recht starken und gefährlichen Mann sogar den Rücken zugedreht, was ein Shinobi niemals machen würde, der noch ganz bei Sinnen war. Aber vielleicht war der Uchiha gerade das wirklich nicht mehr gewesen, was auch sein blau geschlagenes Auge bewies. Ja, Itachi, der wohl gefürchtetste Shinobi der Welt, hatte sich ein Veilchen verpassen lassen. Und weshalb? Um eine Frau zu retten. Hatte er es von sich aus getan, oder weil Deidara mit seiner noblen Tat voraus gegangen war? Nein, der Uchiha machte sich nichts aus den Taten von Anderen, mehr Gleichgültigkeit konnte es nicht in einem Körper geben als bei ihm. So blieb nur noch eine Möglichkeit. Er hatte Seika gerettet, weil er es wollte, er ganz alleine.
 

Plötzlich machte Furiko Anstalten, sich zu erheben, doch Deidara griff über den Tisch und hielt sie am Handgelenk fest. Die Blonde sah ihn beinahe erschrocken an und auf ihren Wangen schimmerten bereits rote Flecken.
 

„Wo willst Du hin gehen? Bleib doch hier, yeah“, sagte der Blonde gutmütig und die junge Frau errötete dadurch noch mehr. Es schien, als wäre sie für ein paar Sekunden unschlüssig, ob sie wirklich bei ihm bleiben sollte, doch dann seufzte sie resigniert und ließ sich wieder auf die Sitzbank fallen.
 

„Eigentlich wollte ich zurück… in mein Zimmer. Aber Du… Du hast Recht, Deidara-san. Hier gibt es nicht viele Dinge, die man sonst machen kann“, antwortete sie und vermied seinen Blick. In Wahrheit war es ihr sogar unangenehm, hier mit ihm zu sitzen. Nicht, weil sie ihn nicht mochte. Es war genau das Gegenteil. Er hatte sie nun schon dreimal gerettet und sie hatte sich angestellt, wie der größte Angsthase auf Erden. Verdammt, sie war nicht umsonst bei den Akatsuki! Sie konnte etwas, was Andere nicht zu tun vermochten, denn sie hatte ein besonderes Kekkei Genkai! Doch als sie die Gesichter der Männer von Osoroshisa wieder gesehen hatte, hatte alles in ihr blockiert, ihr Denken, ihr Chakra und ihre Motorik und sie hatte nur noch vor sich hin schlottern können wie eine Marionette ohne ihren Spieler. Sie hatte zwar schreckliche Angst vor diesen Kerlen, doch sie konnte nicht mal ihr eigenes mickriges Leben verteidigen, wenn es um irgendetwas ging, was sie nicht tun wollte, Furcht hin oder her! Sie blickte vorsichtig auf und begegnete Deidaras blauen Augen. Er sah sie neugierig an.
 

„Yeah, außerdem sollten wir Seika lieber in Ruhe lassen. Unser Mitleid hilft ihr momentan auch nichts, yeah…“, antwortete er, doch das war nicht das Einzige, was er sagen wollte. Nun, da Furiko etwas geredet hatte, schien sie gleich in einer etwas besseren Laune zu sein. Und das musste er ausnutzen.
 

„Sag mal, magst Du mir nicht endlich mal erzählen, warum dich die Typen so sehr ängstigen, yeah?“, sagte er schließlich und Furiko war nicht zu sehr überrascht, weil sie diese Frage nur Sekunden zuvor auf seiner Stirn hatte lesen können, weil ihm die vorsichtige Neugier wirklich im Gesicht geschrieben stand. Natürlich nicht wirklich, aber sie hatte sich selber schon gefragt, wann die Anderen nach Seika kommen würden, um sie nach ihrer Geschichte zu befragen. Und weil die Blondine ihre Vergangenheit nun doch schon einmal preisgegeben hatte, so fing sie auch jetzt an, diese zu erzählen und brauchte diesmal nicht mehr so ganz große Überwindung dafür. Außerdem war ihr Zuhörer diesmal Deidara und weil Furikos Schuldgefühl ihm gegenüber so groß war, dachte sie, dass es zwar nur eine kleine Entschädigung, aber eben doch eine Entschädigung für seinen Einsatz für sie war, wenn sie ihn über alles endlich aufklärte.
 

Also begann sie ein zweites Mal innerhalb kürzester Zeit davon zu berichten, wo sie aufgewachsen war, mit welchen abergläubischen Vorstellungen und unter welchem Druck sie wegen ihrer Andersartigkeit gestanden hatte. Sie erzählte von ihrer Kurzschlussreaktion auf ihre Hochzeit und dem Mord an ihrem 'Bräutigam'. Dann redete sie von ihrer Flucht und die Aufnahme durch die alte Frau, wie sie dann deren Sohn kennen gelernt hatte, wie sie dadurch dazu gekommen war, ihre Fähigkeiten zu trainieren, wie sie die Genin- und Chuninprüfung absolviert und die Aufmerksamkeit der Organisation auf sich gezogen hatte. Sie erklärte ihm, wie sie langsam aber sicher dahinter gekommen war, was diese Leute eigentlich im Schilde führten und wie sie bei ihrer fatalen Mission den damaligen Boss umbrachte und darauf verurteilt wurde, weshalb sie auf die Flucht gegangen war und irgendwann einmal beschlossen hatte, dass sie bei den Akatsuki sicherer sein würde, was sich auch bewahrheitet hatte. Bei ihrem letzten Satz lief Furiko noch röter an, was ein völliger Kontrast zu ihrer vorherigen Gesichtsfarbe war. Langsam dämmerte es Deidara, das ihre Verlegenheit vielleicht mit ihm zusammen hing…
 

„Aber... Da ist noch etwas... Weißt Du, ich habe das alles Seika schon erzählt, aber… das habe ich ihr noch nicht gesagt…“, fuhr Furiko fort, hielt einige Momente inne, atmete dann tief ein und erzählte dann letztendlich das, was die brünette Kunoichi sich schon beinahe von alleine gedacht hatte. Doch dieses Erlebnis kam ihr nicht so leicht über die Lippen, weswegen sie leicht zu zittern begann.
 

„Ich lief also nach meiner Verurteilung davon, doch die Osoroshisa planten, mein Kekkei Genkai zu… verbreiten… Natürlich kannten auch sie meine Geschichte, denn ich hatte… den Leuten anfangs vertraut und ihnen alles gesagt. Sie wussten also, dass ich in meinem Dorf die Einzige war, bei der das Kekkei Genkai jemals… zu Tage getreten war. Deshalb suchten sie lange nach jemandem, mit dem sich mein Blutserbe gut vertragen könnte und auch sicher hervor kommen würde. Verstehst Du? Sie wollten, dass mir irgendein Kerl ein Kind zeugte! Und weißt Du, wen sie auserwählt haben? Diesen abscheulichen Keppan, diesen alten sabbernden Greis! Oh Kami...“, sagte sie, ihre letzten Worte lauter als beabsichtigt und verbarg ihr Gesicht in ihren Händen.
 

Deidara saß da, geschockt. Er hatte sich nicht vorgestellt, dass diese Typen so grausam und vor allem so unmenschlich mit Frauen umsprangen. Jetzt verstand er, warum so sehr auf Furiko aus waren und sich auch sofort Seika zugewandt hatten, als sie gesehen hatten, dass die Brünette ebenfalls so besondere, mächtige Fähigkeiten hatte. Der Blonde blickte die Kunoichi forschend an. Weinte sie etwa? Das würde den jungen Mann aber ziemlich in Bedrängnis bringen. Er wusste nicht, wie man mit weinenden Frauen umging und er mochte es auch nicht erleben. Als er einmal Seikas Tränen gesehen hatte, hatte ihn das schon vollkommen fertig gemacht.
 

„Yeah, also... Der Alte ist jetzt aber tot, vor ihm brauchst Du Dich nicht mehr zu fürchten!“, sagte er einfach, um die Situation etwas zu entschärfen und etwas positives einzubringen, obwohl er selber nicht ganz davon überzeugt war. Furiko nickte zwar, doch sie sah ebenfalls nicht im Geringsten erleichtert aus.
 

„Ja, aber das wird die Osoroshisa nicht daran hindern, einen anderen Kerl zu finden…“, entgegnete sie und Deidara schwieg, weil sie vollkommen recht hatte. Er wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Er schwieg für eine Weile, doch das war sicher kein optimales Verhalten in dieser Situation.
 

„Hm, es ist schon spät… Wir sollten lieber ins Bett gehen, wer weiß, wann Itachi morgen aufbrechen will, yeah“, schlug er vor, um die Gedanken auf etwas ganz anderes zu lenken. Diesmal nickte Furiko wieder und sagte nichts dagegen. Ihm ihre Vergangenheit zu offenbaren, hatte die Blonde wohl doch sehr geschafft. Also ließen sie ihr Essen stehen und machten sich auf den Weg nach oben.
 

Sie gingen nebeneinander her und Deidara hatte das Gefühl, Furiko um einiges besser zu verstehen. Natürlich, so eine Geschichte zeichnete einen Menschen wohl für sein Leben und das war, was mit Furiko passiert war. Wie wäre sie gewesen, wenn sie eine andere Vergangenheit gehabt hätte? Der Blonde hatte die Kunoichi einmal für ein paar Sekunden lächeln und wahrhaftig strahlen gesehen. Es war schade, dass diese fröhliche junge Frau hinter den bösen Erlebnissen zurückgewichen war und nur noch so selten hervor kam. Etwas mehr zu lachen, würde der Blonden sicher gut tun.
 

„Tja, also… Gute Nacht, yeah“, sagte Deidara, als sie vor den Türen zu ihren Zimmern standen. Furiko sah ihn an und erwiderte den Wunsch leise. Doch als der Blonde seine Hand auf die Tür legte, hielt er für eine Sekunde inne und wich dann starr einen Schritt zurück. Furiko beobachtete ihn verwirrt.
 

„Was ist?“, fragte sie, doch einen Moment später fühlte auch sie es. Die beiden Chakrasignaturen, die sich hinter der Tür befanden, kannten sie Beide. Und sie waren zu sehr ineinander verschlungen, als dass die Möglichkeit bestand, dass sie einfach nur eng beieinander saßen.
 

„Oh, das…“, entfuhr es Deidara ganz unwillkürlich. Er meinte damit eigentlich kaum Seika und Itachi; da gab es nicht viel darüber nachzudenken, wenn sie anscheinend wieder zueinander gefunden hatten. Seltsamerweise war der Blonde sogar froh, dass es letztendlich so gekommen war. Die letzte Zeit mit der emotional verwirrten brünetten Kunoichi und dem eiskalten Uchiha war doch ziemlich anstrengend gewesen, für diese Beiden sowie auch für die Anderen. Endlich wusste er klipp und klar, woran er war… Nein, er blickte zu Furiko und bemerkte, dass sie dieselben Gedanken hatte. Natürlich konnte er jetzt nicht mehr in sein Zimmer. Und dass er auf dem Korridor schlafen würde, war von vornherein keine Option. Nun jedenfalls lief die blonde Kunoichi sichtbar rot an.
 

„Na ja, nun… Du kannst natürlich in mein… äh, in unser Zimmer kommen…!“, stotterte Furiko und wollte vor Verlegenheit am liebsten im Boden versinken, denn die Situation überforderte sie völlig. Hatte sie gerade wirklich Deidara angeboten, mit ihr zu schla– Nein! Bei ihr zu– Nein, nein, nein, also, hatte sie ihn wirklich gefragt, ob er stattdessen in ihrem Zimmer übernachten wollte?
 

„Yeah, wär nett“, antwortete der Blonde dankbar und folgte der Kunoichi, die sich ruckartig umgedreht und die Tür geöffnet hatte, die Seika nicht zugeschlossen hatte. Furiko verschwand daraufhin mit roten Wangen sofort im Badezimmer und Deidara seufzte auf. Was war denn jetzt schon wieder in die Blondine gefahren? Wie er schon vorhin gedacht hatte, Frauen waren ihm eindeutig zu kompliziert... Aber er seufzte, als er bemerkte, dass dieses Zimmer natürlich genau so ausgestattet war, wie das von ihm und Itachi, und zwar mit einem einzigen Doppelbett. Er seufzte erneut als sein Blick auf den Sessel fiel. Jetzt musste er den Raum schon nicht mit dem Uchiha teilen, der Sessel blieb aber wohl wieder seine Lagerstätte für die Nacht. Also setzte er sich ein wenig resigniert wirkend dort hin und wartete, bis Furiko aus dem Bad kam.
 

Tatsächlich brauchte sie nicht allzu lange, denn sie hatte sich auch nicht umgezogen. Zuerst fand Deidara das komisch, doch dann erinnerte er sich an ihre Geschichte und war dann doch nicht mehr so ganz verwundert. Furiko hatte eher schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht… Also war es auch ausgeschlossen, dass er sich umzog, er hatte aber auch keine Wahl, denn seine anderen Sachen waren in dem Zimmer, in dem nun Seika und Itachi schliefen und Deidara wollte nicht riskieren, dort herein zu platzen, denn er war alles andere als Lebensmüde.
 

Er stand wieder auf und ging dann auch in das Bad, um sich wenigstens etwas zu waschen, denn Handtücher gab es genug. Weil es außer dem nicht viel für den Blonden zu tun gab, ging er wieder ins Zimmer zurück und war überrascht zu sehen, dass auf seinem Schlafplatz ein Kissen und eine Decke lag. Er blickte zu Furiko, doch die hatte sich bereits auf ihrer Betthälfte zusammengerollt und sich die Bettdecke übers Gesicht gezogen. Tja, dachte Deidara, er würde es diese Nacht also doch etwas bequemer haben und er ließ sich auf dem Sessel nieder, nachdem er die bestmögliche Position darauf gefunden hatte. Seine letzten Gedanken waren, bevor er irgendwann einschlief, dass sie diese Nacht wohl doch etwas länger ausschlafen können würden. Er grinste leicht. Hoffentlich hatte Seika den Uchiha so richtig dran genommen.
 

Was er nicht sah, war, dass Furiko noch nicht schlief und unter ihrer Decke tomatenrot im Gesicht war. Ihr Herz schlug sehr fest. Was war nur mit ihr los? Sie hatte sich doch nicht etwa… Nein! Diese Vorstellung verdrängend schaffte sie es nach einiger Zeit, ebenfalls in einen leichten Schlaf zu fallen.
 

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In der Tat hatte Deidara um einiges besser und vor allem auch länger geschlafen, als letzte Nacht, trotzdem war er irgendwie nicht richtig fit. Er wachte erst auf, als ihm die Sonne durch das Fenster ins Gesicht schien und ihn blendete. Das war ja mal ein Wecker, dachte er träge bei sich und blinzelte. Als er schläfrig seinen Kopf drehte, bemerkte er, dass das Bett leer war und als er das Zimmer kurz nach Chakra absuchte, war er sich sicher, dass Furiko nicht mehr da war. Irgendwie wunderte ihn das nicht. Er stand leise ächzend von dem Sessel auf, weil die zusammengepferchte Position doch nicht so ganz angenehm gewesen war, vor allem nicht die ganze Nacht über.
 

Er schleppte sich also, nachdem er sich schnell ein wenig gewaschen und ausgiebig gestreckt hatte, um richtig wach zu werden, langsam die Treppen nach unten zum Schankraum, wo die blonde Kunoichi bereits alleine saß und frühstückte. Sie sah auf, als er kam und lächelte ihn zaghaft an. Er setzte sich neben sie und griff nach der Kaffeekanne, um sich gleich mal eine Tasse einzuverleiben.
 

„Guten Morgen, Deidara-san“, sagte sie zu ihm und Deidara brummte das Gleiche zurück, nicht weil er irgendwie genervt war, sondern weil er sich bereits einen großen Löffel voll Rührei in den Mund geschoben hatte. Doch Furiko schien das nicht zu stören, sie nahm es wohl gar nicht mal wahr.
 

„Hast Du denn heute besser geschlafen als gestern?“, wollte sie auf einmal wissen und so musste der Blonde erst einmal kräftig schlucken, bevor er antworten konnte, ohne alles vollzuspucken.
 

„Yeah, um einiges… Bin zwar noch etwas müde, aber das macht nichts“, antwortete er ihr und nun gab sie auch Ruhe, wohl weil sie nicht wusste, was sie ihn noch fragen sollte. Jetzt widmete sich Deidara jedenfalls dem Essen; der Koch hier war ziemlich gut und er hatte riesigen Hunger! Nachdem er jedoch ein paar Bissen gegessen hatte, fiel ihm noch etwas ein, was er schon länger hatte loswerden wollen.
 

„Sag mal, warum lässt Du denn dieses -san nicht endlich weg? Ich komm mir dadurch vor, wie ein alter Opa!“, meinte er in gut gemeintem Ton zu seiner Partnerin, doch er hatte anscheinend etwas grob Falsches gesagt, denn Furiko zuckte zusammen und erbleichte augenblicklich.
 

„Wie- Was- Oh nein... Also, das wollte ich nicht! Wie konnte ich nur- Das… Das- Es tut mir Leid, Deidara-sempai!“, stotterte sie völlig durcheinander mit fuchtelnden Händen und der Blonde ließ seine Gabel mit einem lautem Klirren fallen und hatte plötzlich das Bedürfnis, seine Stirn gegen die Tischplatte zu hauen. Was hatte er nur gesagt? Er hatte sich doch nicht unmissverständlich ausgedrückt, oder? Wie konnte Furiko das nur falsch verstanden haben? Jetzt fing sie auch noch damit an, ihn Sempai zu nennen! Tobi nervte ihn schon damit, und jetzt auch noch die Kunoichi. Diese Anrede fand er noch um einiges schlimmer und er musste ihr unbedingt klar machen, dass sie ihn nicht so nennen sollte.
 

Doch dazu kam er nicht mehr, denn er hörte Schritte, die die Holztreppen hinunter kamen. Neugierig richtete er sich auf und blickte zu den Stufen, denn es konnte sich nur um zwei bestimmte Personen handeln. Seika kam zuerst, dicht gefolgt von Itachi und sie näherten sich ebenfalls dem Frühstückstisch.
 

„Guten Morgen“, sagte die Brünette zu Furiko und Deidara und lächelte dabei leicht. Die Beiden setzten sich gegenüber der Anderen auf die Sitzbank. Itachi gab keinen Mucks von sich, während er sich gleich mit Tee bediente. Auch Seika griff nach einer Scheibe Toast, butterte sie und biss dann in aller Ruhe hinein, ganz so, als hätten sie alle Zeit der Welt. Deidara fühlte sich wie im falschen Film und sah zwischen der Brünetten und dem Schwarzhaarigen hin und her. Er war richtig erstaunt darüber, dass die Situation an diesem Morgen so sehr anders war.
 

Das war es in der Tat. Das Verhältnis zwischen Seika und Itachi hatte sich wieder einmal drastisch gewandelt. Zwischen ihnen schien es wohl nur Superlative zu geben. Entweder sie waren getrennt und die Spannung zwischen ihnen war riesig groß und voller Wut und unterdrückter Verzweiflung, oder sie hatten sich gefunden und waren so vertraut und selbstverständlich im Umgang miteinander, dass man sich wunderte, ob jemals etwas vorgefallen war.
 

Seika war am Morgen vor Itachi aufgewacht und als sie sich daran erinnerte, während Deidara sie Beide anstarrte, fühlte sie sich unglaublich gut. Die entspannten Gesichtszüge des Uchihas hatten ihr eigenes wohliges Gefühl nur noch mehr verstärkt. Sie hätte ihn gerne etwas länger beobachtet, doch Itachis feine Sinne hatten registriert, dass sie wach geworden war und so hatte auch er ein paar Momente später seine Augen aufgeschlagen. Als er sich leicht geregt hatte, war sich Seika erst der festen Umklammerung bewusst geworden, in der sie gehalten wurde. Dann waren sie ohne viele Worte aufgestanden, hatten geduscht, sich angezogen und waren nun herunter gekommen.
 

„Nach dem Essen packen wir und reisen ab“, sprach Itachi plötzlich und riss damit jeden aus seinen Gedanken. Furiko konnte sich nicht helfen, aber sie sah forschend zu der anderen jungen Frau und wollte am liebsten laut seufzen. Es schien so, als hätte Seika wieder einmal das geschafft, was sie so sehr erhofft hatte und war wieder mit Itachi versöhnt. Wenn sie nur selber so stark und selbstbewusst sein könnte, dachte Furiko sehnlich bei sich.
 

Nachdem sie also ihr Frühstück recht zügig beendet hatten, ging Seika mit Furiko und Itachi mit Deidara in ihre jeweiligen Zimmer, um die paar Sachen, die sie mit in das Gasthaus genommen hatten, zu holen und sich dann in ein paar Minuten wieder unten zu treffen. Bei den beiden Frauen ging es recht schnell, doch als Deidara hinter Itachi in sein Zimmer ging, blieb er erst einmal recht steif in der Tür stehen. In dem Zimmer roch es eindeutig nach Schweiß, verbrauchter Luft, Erregung, nach… Sex. Er sah Itachi auf seine Reaktion hin dunkel schmunzeln. Dieser widerwärtige Bastard! Nein, nein, der Blonde würde sich jetzt nicht herablassen, einen Streit anzufangen. Deshalb schnappte er sich mit angehaltenem Atem schnell seine Sachen und war auch sofort wieder verschwunden. Am Ende des Ganges traf er auf die beiden Kunoichi. Seika sah ihn mit erhobener Augenbraue an.
 

„Hast Du einen Geist gesehen?“, fragte sie ihn und Deidara erschrak, denn er hätte nicht gedacht, dass er nach dem kurzen Besuch des Zimmers so… mitgenommen aussehen würde.
 

„Nein, aber so ähnlich, yeah…“, antwortete er ausweichend und dachte sich, dass Seika wohl genauso aussehen würde, wenn sie in das Zimmer gegangen wäre, nachdem sie einmal andere Luft geatmet hatte…
 

Und da kam auch schon Itachi zu ihnen dazu und so waren sie wieder vollständig. Als sie unten waren, verabschiedete sich die Wirtin von ihnen und die Akatsuki machten sich unverzüglich auf den Weg zurück zur Basis von Ame no Kuni. Davor musste sie jedoch noch ihre Sachen wieder holen, die sie zuvor in einem Felsvorsprung versteckt hatten, um nicht zu sehr als Shinobi aufzufallen. Als sie wieder in ihrer vollständigen Robe gekleidet waren und die Hüte auf dem Kopf hatten, brachen sie nun endgültig und auf direktem Wege auf - nach Hause.

About Osoroshisa / Old acquaintance

In der Basis wurden die Akatsuki bei ihrer Rückkehr von ihrem Treffen mit den Osoroshisa bereits erwartet und alle restlichen Mitglieder standen ein wenig aufgeregt und neugierig bereit, um sie zu empfangen. Pain war sein leichter Groll deutlich anzusehen. Er hatte zwar gesagt, sie sollten sich Zeit lassen, damit sie nicht unnötig in Gefahr gerieten, doch sie waren länger weg geblieben, als sich der Anführer der Akatsuki gedacht hatte. Natürlich hatte ihn niemand kontaktiert und er wiederum hatte keinen von ihnen durch die geistige Verbindung rufen können, da er nicht gewusst hatte, in welcher Situation sie sich befanden, damit sie nicht verraten werden würden.
 

„Da seid ihr endlich“, sagte er kühl und Itachi nickte, als Zeichen, dass er den Grund für die Verzögerung auf sich nahm. Kisame und Tobi beobachteten genauestens, wie die vier gerade angekommenen Shinobi sich verhielten und wurden durch die Geste von Itachi schon einmal überrascht.
 

„Ich möchte euch alle in einer halben Stunde im Saal sehen“, sagte er und sein Ton war trotz allem nicht besonders gütig. Er drehte sich um und ging mit Konan davon, die ebenfalls alles stumm beobachtet hatte, wie man es nicht anders von ihr kannte. Kisame sah ihnen grinsend entgegen, was auch nichts Neues war und Tobi zappelte schon wieder herum. Kurzum: In der Basis war alles beim Alten.
 

„Leute, ich hab euch echt vermisst!“, sagte der Haimann gut gelaunt und breitete seine Arme aus, als wolle er alle auf einmal umarmen. Itachi machte dem Spaß einen Strich durch die Rechnung, indem er einfach an Kisame vorbei schritt und in aller Seelenruhe verschwand, als ob Pain gar nicht wütend auf ihn gewesen wäre. Der Uchiha schien ziemlich entspannt zu sein, ebenso wie die brünette junge Frau. Das männliche Mitglied von Team 'Blondie' sah etwas müde aus, ebenso wie Furiko, die abgespannt da stand, doch das schien wohl mehr oder weniger ein Dauerzustand zu sein.
 

„Kommt doch gleich mit in den Saal! Dann könnt ihr erzählen, wie es gelaufen ist! Ich platze schon vor Neugier!“, rief Tobi freudig aus, weil er es schön fand, dass sie endlich wieder einmal vollständig waren und er jemand Anderes zu Gesicht bekam, als nur Kisame, dessen derbe Späße und Sprüche er schon fast auswendig kannte. Vor allem freute er sich aber auf die brünette Kunoichi. Er hatte sich schon bei Seika eingehakt, die lachte, während er sie mit sich zog und sogleich euphorisch zutextete. Kisame hingegen machte einen Schritt auf Deidara zu.
 

„Ach, da ist ja auch wieder meine Lieblingsbarbie!“, sagte er und beobachte, wie sich das Gesicht des Blonden angewidert verzog. Woher hatte Kisame noch mal wieder diesen Spitznamen her? Er wusste, warum er letztendlich doch froh war, mit diesem Kerl nicht in einem Team zu sein, denn er hatte mittlerweile bestimmt schon ein ganzes Arsenal von dummen Bezeichnungen, mit denen der Haimann ihn Tag und Nacht würde nerven können. Als der Blauhäutige Anstalten machte, mit seiner großen Hand Deidaras Kopf zu tätscheln, wich dieser schnell aus.
 

„Hey, pass auf, was Du von Dir gibst, sonst schick ich Dich als Fischfutter zurück in den Tümpel, aus dem Du gekrochen bist, yeah!“, gab er zurück und funkelte den Haimann mahnend an. Doch dieser grinste nur weiter und versetzte ihm dafür einen Klaps auf den Rücken, der Deidara gleich zwei Schritte weiter vor stolpern ließ. Dann schaute der Blauhäutige zu Furiko.
 

„Und, bei Dir auch alles im Lot?“, fragte er mit einem gutmütigen Zwinkern und Furiko nickte mit einem schüchternen Lächeln. Die Blonde musste man wohl mit Samthandschuhen anfassen, dachte Kisame, aber das würde er wohl auch noch hin bekommen. So machten sich die Drei auf, um Seika und Tobi zu folgen, die schon gar nicht mehr zu sehen waren, weil sie schon im Saal angekommen waren. Seika war gerade dabei, sich ihren Akatsukimantel auszuziehen, der am Rücken einen langen Schlitz hatte.
 

„Ich brauche wirklich einen Neuen…“, sagte sie seufzend, denn während der Reise war ihr wegen der Zugluft schon ein wenig kalt gewesen. Sie faltete den Stoff über ihren Armen zusammen und legte das unbrauchbare Kleidungsstück dann auf den Stuhl, der zwischen ihrem und Itachis Platz war und sonst immer frei blieb. Mit ihren Händen fuhr sie sich zuerst durch ihr zerzaustes Haar und dann unter den Kragen ihres Shirts, um sich selber die Schultern etwas zu massieren.
 

„Ich werde nachher Konan fragen, ob sie mir da weiterhelfen kann“, sagte sie, aber es klang, als würde sie eher mit sich selber sprechen. Sie schien wohl doch ebenfalls etwas erschöpft zu sein. Kisames Aufmerksamkeit wurde jedoch von etwas eingenommen, was sich an Seikas Nacken befand.
 

„Hm? Hattet ihr eigentlich einen Kampf? Der Riss in deinem Mantel ist ganz glatt und Du hast da eine Wunde am Hals! Hast Du das nicht bemerkt?“, fragte Kisame die junge Frau, die ihn leicht verwundert ansah und die entsprechende Stelle abtastete, bis ihre Finger dorthin kamen, wo die von dem Haimann beschriebene Stelle war. Doch es schien nichts Schlimmes zu sein, denn sie winkte schnell ab.
 

„Ach, das. Da hat Itachi mich gebissen“, gab sie zurück und verursachte damit ein allgemeines, konsterniertes und verlegenes Schweigen, weil alle sie anstarrten und die vermeintliche Wunde betrachteten, die sich beim nähren Hinsehen wirklich als Biss herausstellte. Deidaras Kiefer klappte herunter und Furikos Gesicht wurde rot, wie eine Ampel, und das, obwohl Beide doch aus erster Hand wussten, was letzte Nacht geschehen war.
 

„Du verarscht mich“, sagte Kisame mit konsternierter Miene, der eigentlich jeden anzüglichen Spaß mitmachte, doch er war sehr verwirrt, denn dieser Scherz war in Zusammenhang mit dem Uchiha gefallen und der Uchiha machte so was doch nicht! Nun ja, normalerweise machte er so etwas nicht, aber was im Zusammenhang von Seika und Itachi schon normal? Außerdem sah er im Gesicht der Brünetten kein Anzeichen auf einen Witz. Wenn dem so war, dann konnte es nur eine einzige Sache bedeuten…
 

„Nein, tu ich nicht“, antwortete sie simpel und lachte leise. Der sanfte Blick, mit dem sie Kisame dabei bedachte, sprach Bände. Dies war ein Klang, denn die Akatsuki schon lange nicht mehr gehört hatten und umso erstaunter waren sie deswegen. Tobi war der Erste, der anfing, mit ihr mit zu lachen. Er konnte es nicht verhindern, weil er selber so froh war, die junge Frau so zu sehen. Hieß das, dass alles wieder in Ordnung war, zwischen ihr und- Doch da kamen bereits Pain und Konan herein und die Stimmung wurde wieder um einiges düsterer. Sie setzten sich alle auf ihre Plätze und warteten noch auf Itachi. Eigentlich war es noch viel zu früh. Doch als ob der Schwarzhaarige geahnt hätte, dass Pain Ungeduld groß sein würde, erschien er kurze Zeit darauf.
 

„Ich will einen Bericht. Erklärt alles, ausnahmslos“, sagte er scharf und blickte Seika an, damit sie sprach. Sie kam der Aufforderung natürlich sofort nach und erzählte von ihrer Reise, dem Treffen mit den Osoroshisa und dem unvermeidbaren Kampf, wie die Männer versucht hatte, Furiko und auch sie mit einem Jutsu zu unterwerfen, wie Itachi jedoch die Person, die die Technik als Einziger ausführen konnte, getötet und wie Deidara einen Anderen von ihnen sehr schwer verletzt hatte und wie sie nach der Konfrontation in dem Gasthaus untergekommen waren. Was dort geschehen war, ließ sie natürlich weg und wenn Pain es merkte, dass sie etwas ausgelassen hatte, dann ließ er es sich nicht anmerken. Die Geschichte war ein wenig undurchsichtig, selbst Seika war vieles davon noch nicht klar, doch der Schlüssel dazu war in diesem Raum anwesend und würde nun leider nicht mehr geschont werden, denn es war an der Zeit, dass sie das, was sie über die Mitglieder der Osoroshisa wusste, endlich preis gab.
 

„Furiko, Du musst jetzt reden“, sagte die Brünette sanft zu der blonden Kunoichi, die sie wohl schon darauf vorbereitet hatte, denn sie nickte resigniert. Vor diesem Moment grauste es sie schon seit geraumer Zeit.
 

„Gut. Wo soll ich am besten Anfangen…?“, fragte sie sich selber, doch sie bekam prompt ein gereiztes 'Von vorne.' von Pain, welches sie leicht zusammen zucken ließ. Ihr Anführer sollte es ihr doch nicht noch schwerer machen…
 

„Ich bin diesen fünf Männern schon ein paar Mal während meiner Zeit in der Ausbildungsstätte begegnet und habe während meinem Dienst für den Boss viel von ihnen mitbekommen. Sie… sammeln Kekkei Genkais und züchteten diese regelrecht. Es hört sich schrecklich an und das ist es auch. Sie haben vor, einen perfekten Shinobi zu erschaffen, der viele verschiedene Blutlinien miteinander vereint und somit durch seine vielseitigen Fähigkeiten unbesiegbar wird. Wie sie sich vorgestellt haben, diese Person zu unterwerfen, daran dachte natürlich noch niemand. Auch mich wollten sie… in dieses Projekt einspannen und ihr Interesse ist wohl möglich auch auf Seika gefallen, als wir kämpfen mussten…“, begann sie und machte eine kurze Pause, um sich zu sammeln und die teilweise verdrängten Informationen wieder hervor zu holen.
 

„Jedenfalls besitzt jeder von den fünf Osoroshisa eine besondere Fähigkeit. Der jüngste von ihnen heißt Akiyama. Seine Fähigkeit ist eine spezielle Doton-Technik, die es ihm erlaubt, organisches Material aus dem Nichts zu erschaffen, das heißt, er könnte in der Wüste einen Baum wachsen lassen, wo es sonst nur unbelebte Materie gibt“, erklärte sie erst einmal. Sie wollte schrittweise an die Sache heran gehen.
 

„Dann ist der Typ so ähnlich wie Zetsu, yeah“, sagte Deidara und bekam ein Nicken von Kisame. Seika dachte sich, dass er dann wohl der gewesen war, der die Ranken erschaffen hatte, die sie gefesselt hatten.
 

„Dann gibt es - nein, gab es Keppan. Er war der Älteste von ihnen und er war… die Person die als 'Partner' für mich ausgesucht wurde. Er war darin begabt, Geist und Seele beeinflussen zu können, deshalb war er besonders gefürchtet und sehr wichtig für die Organisaton. Aber er lebt ja nicht mehr, Itachi-san sei Dank. Ein weiteres Mitglied ist Tekketsu. Er hat Arm- und Beinprothesen aus metallenen Gliedmaßen, die er jedoch nicht durch einen Unfall verloren hat, wie man auf den ersten Blick denken kann. Er hat sie sich selber herausgerissen, aus Abscheu über sich selber, dieses Gerücht kursierte jedenfalls zwischen den anderen Mitarbeiter der Organisation. Er war als Junge auch jemand, der nichts von seinem Kekkei Genkai wusste, welches ihn zum Schlangenmenschen machte. Jetzt im Moment ist es zwar ein Nachteil, dass er Arme und Beine verloren hat, doch auch seine Fähigkeit soll weiter gezüchtet werden und dann den nächsten Generationen zu Gute kommen…“, führte Furiko weiter aus und Seika entwich ein angewiderter Laut aus ihrem Mund. Je mehr sie über die Machenschaften der Kerle erfuhr, desto übler wurde ihr, wenn sie darüber nachdachte. Diese Typen waren geisteskrank und eine Schande für die ganze Shinobiwelt.
 

„Das vierte Mitglied von ihnen heißt Fujita und er ist ein überaus herausragender Schwertkämpfer…“, fing die Blonde wieder an, doch sie wurde von einem aufgeregten Kisame unterbrochen, der völlig überrascht aussah, weil der Name ihm etwas sagte, und zwar nicht einfach irgendwas.
 

„Fujita, wirklich? Ich glaub, ich werd nicht mehr! Der Typ lebt immer noch? Yo, er war auch einer der sieben legendären Schwertkämpfer! Der hatte ein Kekkei Genkai? Davor wusste ich aber nichts!“, wollte der Haimann wissen und war ziemlich aus dem Häuschen, dass einer seiner ganz alten Kameraden aus seiner Zeit auf Mizu no Kuni noch existierte. Furiko nickte ihm schüchtern zu.
 

„Ja, es war zwar keine… besondere Fähigkeit, aber die Osoroshisa dachten daran, dass es in Kombination mit anderen Begabungen gut zu gebrauchen wäre. Er hat seltene dreidimensionale Koordinationsfähigkeiten, die er auch nötig hat, wenn er mit seinen vier oder auch mehr Schwertern kämpft. Man könnte es sogar als leichtes Doujutsu betrachten, weil auch seine Augen gut trainiert sind. Seine Technik ist beeindruckend, doch so, wie Deidara-sempai ihn jedoch zugerichtet hat, ist es nicht ausgeschlossen, dass er den Kampf nicht überlebt hat… Und dann ist da noch ihr Anführer, Joshu. Er hat von ihnen allen die verblüffendste Fähigkeit…“, erklärte Furiko, was Deidara dazu brachte, wegen seiner ungewollten Anrede vor allen Anderen kurz den Mund zu verziehen, und dann hielt sie für einen Moment inne, was von Seika genutzt wurde.
 

„Er hat keine Ohren, das habe ich während des Kampfes gesehen“, sagte die Brünette und bekam einen bestätigenden Blick von der Blonden. Seika war als Medic-Nin sehr daran interessiert, wie es möglich war, dass er so lebte, ohne Ohren und dass er jedoch trotzdem alles um sich herum wahrnahm und verstand.
 

„Das stimmt, er besitzt keine Ohren, aber er kann mit seinem ganzen Körper hören und das besser als jedes andere Geschöpf auf dieser Welt“, erläuterte Furiko schließlich und bekam dafür verblüffte Blicke von allen. Das erklärte ziemlich viel. Es erklärte, warum er so schnell war und Seikas Schlägen so gut hatte ausweichen können. Im Kampf brachte so etwas einen enormen Vorteil, denn auch wenn der Gegner nicht in Sichtweite war und sich so leise wie möglich bewegte, konnte er ihn aufspüren.
 

„Diese fünf Männer sind der Kern der Organisation. Es gibt zwar noch viele andere Mitglieder, doch das sind meistens so Leute wie ich, die sich angeblich in der Ausbildung befinden und auch Missionen absolvieren, obwohl sie nicht wissen, welchem eigentlichen Zweck sie dienen. Nun… Dies ist alles, was ich weiß“, schloss Furiko und blickte vorsichtig zu Pain, der die Augen geschlossen hatte, weil er wohl nachdachte. Auch die Anderen schwiegen, denn sie wollten ihren Anführer nicht stören, weil er davor schon generell keine gute Laune ausgestrahlt hatte. Doch als er wieder aufblickte, war sein Gesichtsausdruck determiniert.
 

„Furiko-san, alles was Du gerade erzählt hast, wirst Du in einer Akte zusammenfassen. Diese werde ich unter meinen Mittelsmännern und Spionen verbreiten, damit jeder diese Männer im Ernstfall identifizieren kann. So werden wir erfahren, wenn die Osoroshisa wieder in Aktion treten. Wartet indessen weitere Anweisungen von mir ab. Entlassen“, sprach Pain und war innerhalb einer halben Minute zusammen mit Konan verschwunden. Die Anderen blieben noch für kurze Zeit sitzen, doch die Stimung war merklich entspannt. Deidara verkündete, dass er schrecklich müde war und endlich in sein richtiges Bett wollte. Als Kisame frage, warum er sich so danach sehnte und wo er denn sonst geschlafen hatte, murrte er nur vor sich hin und gab keine konkrete Antwort. Auch Furiko ging schnell mit leicht geröteten Wangen, bald danach gefolgt von Itachi und Seika. Kisame wäre ihnen am Liebsten nachgeschlichen, um herauszufinden, ob sie nun gemeinsam irgendwo hin gingen, oder nicht, aber das traute er sich dann doch nicht wirklich...
 

Aber es war tatsächlich so, dass Itachi Seika nachfolgte, als sie sich zu ihrem Zimmer aufmachte. Natürlich war die letzte Nacht nicht spurlos an ihnen vorüber gegangen und als die Tür verschlossen und sie ganz alleine waren, lagen sie bereits wieder in den Armen des Anderen. Konnte es sinnlichere und vertrautere Momente im Leben dieser beiden Shinobi geben? Nein.
 

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Zwei Tage später befanden sich Itachi und Seika auf Mission. Irgendwie musste es zu Pain durchgesickert sein, dass sich die Beiden wieder vertrugen, denn es hatte keine Fragen gegeben, ob die Brünette nun wieder mit dem Uchiha zusammenarbeiten wollte, weil sie doch einmal die Partnerschaft im Team mit ihm verweigert hatte. Ihrem Anführer schien das nur allzu Recht zu sein, denn die Aufgaben, die er für die Beiden hatte, war schon viel zu lange hinausgezögert worden. Eine wichtige Sache stand noch aus, die endlich nach geprüft werden musste.
 

Der zu bestreitende Weg war nicht allzu weit und sowohl Seika, als auch Itachi wussten die Route. Während sie liefen, sprachen sie kein Wort. Aber Seika hätte sich auch nicht auf die Strecke, ein Gespräch und ihre Gedanken konzentrieren können. Sie hatte sich schon lange gefragt, wann Pain sie losschicken würde, um ihm die endgültige Bestätigung dessen zu liefern, was Seika ihm schon oft genug beteuert hatte. Aber der gepiercte Mann ließ einfach nicht locker und die junge Frau wollte sich darüber schon gar nicht mehr ärgern, weil es einfach nichts nützte, sich sinnlos darüber aufzuregen. Sie schadete sich und ihren Nerven damit nur selber.
 

Also waren sie nun unterwegs, um Pain zu beweisen, dass seine Hoffnung wohl leider vergebens war. Wie auch letztes Mal war Seika beinahe entsetzt von der Veränderung, die sich vollzog, als sie ihrem Ziel immer näher kamen. Der begrünte Boden wich einem zerstörten Grund, der sich nie wieder von seinem Schaden erholen würde. Diese Gegend war so furchtbar trostlos, dass sie Seika beinahe aufs Gemüt schlug. Normalerweise, wenn man in irgendeiner beliebigen Gegend war, konnte man immer fühlen, dass die Lebewesen, die sich im näheren Umkreis befanden, eine Aura absendeten, die zwar nicht aus Chakra bestand, aber trotzdem da war. Doch nahm man dies eigentlich nie wirklich wahr, da man dies gewohnt war und es nicht kannte, wenn diese Präsenzen fehlten. Doch hier gingen sie wirklich ab und es war beinahe gruselig, in diesem Nichts zu sein.
 

Ihre bisherige Reise verlief relativ sorgenfrei, obwohl sie natürlich trotzdem auf der Hut waren. Sie erwarteten nicht, dass sie von Osoroshisa angegriffen werden würden, denn seit den Vorfällen, die dazu geführt hatten, dass Schriftrollen verschwunden waren und Pains Untergebene getötet wurden, hatte ihr Anführer nun beschlossen, Missionen nur noch per Gedankenübertragung zu vergeben. Das hieß, dass dementsprechende Treffen nur noch abgehalten wurden, während sie sich in der geistigen Welt der dunklen, mit einem Feuer erhellten Höhle befanden. Die einzige Möglichkeit, wie die Osoroshisa an die Informationen über die Missionen gekommen waren konnten, war Spionage. Vielleicht spielte ein Mittelsmann eine doppelte Rolle und hatte es irgendwie geschafft, die Versammlungen der Akatsuki abzuhören und um dies zu vermeiden, bekamen die Mitglieder, die eine Aufgabe erledigen sollten, die Anweisungen nun direkt in den Kopf eingegeben, damit niemand, so geschickt er es auch anstellte, sie abhören konnte.
 

Die beiden Shinobi liefen nun über offenes Gelände und es war weit und breit nichts mehr zu sehen, als verdorrtes Gras, verkrüppelte Bäume, verstreute Steine und der erodierte, sandfarbene Boden. Weil es heiß war, da nicht einmal Wolken am Himmel waren, hatten Seika und Itachi ihre Hüte abgenommen. Es würde sie hier sowieso keiner sehen, weil in dieser beinahe lebensfeindlichen Umgebung niemand lebte, außer an dem Ort, zu dem sie unterwegs waren. Außerdem wussten diese Menschen dort, wer sie waren, weil sie sie schon einmal besucht hatten.
 

Da kamen sie auch langsam in Sicht, die windschiefen, heruntergekommenen Hütten des ehemaligen Dorfes, in dem nur wenige Personen überlebt hatten, sich jedoch erfolgreich durch das Leben kämpften. Ja, es war die alte Frau mit der Schriftrolle, die Seika und Itachi wegen Pains Befehl aufsuchten. Seika hatte sich schon damals gewundert, dass die Enkel der Witwe so aufgeweckt und vor allem so talentiert waren, obwohl sie kein Chakra besaßen. Nach so langer Zeit war die Angelegenheit um die Schriftrolle immer noch ein großes Rätsel. Warum war ihr Bann so stark, dass sie von niemandem weggenommen werden konnte? Natürlich wusste Seika einen Grund. Nur jemand, der eine andere Person wirklich liebte, war in der Lage, neuer Besitzer der Schrift zu werden. Aber warum? Was enthielt dieses Jutsu, dass es so stark beschützt wurde? Der Mann, der diese Technik erfunden hatte, hatte als sehr mächtig gegolten. Hatte er das Geheimnis seiner Macht darin versiegelt? Und wie konnten die Menschen, die noch in der Nähe der Schriftrolle verweilten, so gut in dieser zerstörten Gegend überleben?
 

Nicht nur die Hütten kamen immer näher, nein, auf einmal waren auch die Schemen der Kinder zu sehen, die Seika auch das letzte Mal als Erste vor allen anderen empfangen hatten, weil sie ihr Chakra hatten spüren können. Doch diesmal waren es die Kunoichi und der Uchiha gleichzeitig, die näher kamen und für die Kinder musste ihre Menge an ausgestrahltem Chakra überwältigend groß sein. Wie letztes Mal waren es die sechs Kinder: Die Zwillinge, der etwas kleinere Junge, dann das Mädchen und die beiden Kleinkinder, die sabbernd im Staub hockten. Ihre Augen waren groß, als sie die Ankömmlinge sahen und fühlten.
 

„Hey, ihr seid… Akatsuki!“, riefen die sich aufs Haar gleichenden Jungs aus, kurz nachdem Seika und Itachi nebeneinander nur ein paar Meter von den Kindern entfernt stehen geblieben waren. Die Zwillinge zeigten gleichzeitig auf die Frau und den Mann.
 

„Die waren doch schon mal da, oder?“, meinte der eine Junge und sah seinen Zwillingsbruder fragend an, als wolle er eine ernsthafte Diskussion führen. Die anderen Kinder schwiegen vor sich hin.
 

„Ja, ich erinner mich! Aber damals sind sie nicht zusammen gekommen!“, antwortete ihm der andere Zwilling. Seika und Itachi beobachteten den Trupp Kinder und Seika blickte zu dem Schwarzhaarigen, als er leicht schnaubte.
 

„Die Bengel haben keinen Respekt“, sagte er und ein leicht amüsiertes Schmunzeln war auf seinen Lippen zu sehen. Seika lachte wegen seiner selten spielerischen Worte leise auf, während sie ihn für ein paar Momente beobachtete und ihren Blick dann wieder zu den Kindern wandte.
 

„Das ist so, weil sie es nicht anderes kennen. Sie wissen bestimmt, dass ihre Eltern sie gewarnt haben, Fremden nicht zu nahe zu kommen. Aber sie haben sicher nie die Erfahrung gemacht, vor etwas wirklich Angst zu haben. Man braucht sich nur umzusehen. Hierhin verirrt sich sonst keine Menschenseele und wilde Tiere gibt es auch nicht…“, sagte Seika mit kühler Sachlichkeit, obwohl sie nicht wusste, ob Itachi ihr überhaupt zuhörte. Jedenfalls hätte sie sich diese Gedanken so oder so gemacht. Ob sie sie nun aussprach oder nicht, war nebensächlich.
 

Da traten zwischen den Häusern weitere Menschen hervor. Es waren eine Frau und ein Mann, die Eltern der Kinder, und ein weiterer Mann, der ein Neffe der alten Frau war. Sie blicken die beiden Akatsuki wesentlich misstrauischer an. Doch Seika hatte nicht vor, dass sie sich weiter gegenseitig angafften.
 

„Wir wollen zur alten Koume“, sprach die Brünette deshalb an den Neffen der Frau gewandt, um nicht zu viel Zeit zu verschwenden. Natürlich überraschte es keinen der Personen, denn ein Auftauchen der Akatsuki bedeutete nichts anderes, als dass sie die Witwe und auch die Schriftrolle sehen wollten. Deshalb nickte der Mann auch, resigniert, aber trotzdem mit Einverständnis.
 

„Wie Ihr wünscht. Folgt mir, Akatsuki-sama“, sprach er und die anderen Erwachsenen und die Kinder wichen ehrfürchtig zurück, als Seika und Itachi näher kamen. Sie wurden wie schon einmal zu der ältesten, baufälligsten Hütte des kleinen Dorfes geführt, die jedoch sicher nicht mehr renoviert werden konnte, weil die alte Frau, die darin hauste, nicht mehr hinaus gehen konnte. Es war dunkel in dem Häuschen und es roch ein wenig muffig, doch auch wie letztes Mal war alles sauber und aufgeräumt. Im hinteren Teil des einzigen Zimmers konnte Seika bereits die Alte sehen, wie sie auf ein paar alten Futons lag, eingewickelt in dünne Decken. So weit sie erkennen konnte, hatte sie sich nicht verändert. Natürlich wurde sie nicht jünger, aber schlechter sah sie auch nicht aus.
 

„Ich grüße Euch, Koume-baa-sama“, sagte Seika und nickte der Frau zu, die ihr mit einem zahnlosen Lächeln entgegen sah.
 

„Ah, die junge Frau und der junge Mann! Kommt bitte näher, ich kann auf die Ferne nicht mehr so gut sehen… Sokubi, wärst du bitte so nett?“, begrüßte sie ihre Gäste mit herzlicher Stimme und schickte ihren Neffen gleich mit einer Anfrage davon. Seika und Itachi traten vor und als die alte Dame mit ihrer Hand auf den Boden klopfte, ließen sich die beiden Akatsuki kniend darauf nieder.
 

„Ich dachte schon, ich würde Euch nicht mehr wiedersehen“, sprach sie und betrachtete sich die beiden jungen Menschen ganz genau. Sie hatte ein gütiges Lächeln auf ihrem von Falten durchzogenen Gesicht.
 

„Nun, wir hatten noch andere Dinge zu tun. Wie geht es Euren Enkeln?“, antwortete die Brünette darauf hin und begann zu Anfang eine kleine Unterhaltung, um die alte Frau nicht allzu sehr aufzuregen. Ob Itachi das Recht war, wusste Seika nicht, aber er ließ es über sich ergehen.
 

„Oh nett, dass Ihr danach fragt, den Kindern geht es sehr gut, sie wachsen so schnell, dass ich kaum mehr nachkomme… Aber Ihr seid doch nicht deswegen hier, oder? Ich habe meinen Neffen bereits angewiesen, dass er die Schriftrolle holen soll“, sagte sie und Seika sah sie erstaunt an.
 

„Warum tut Ihr das freiwillig, Koume-baa-sama? Uns das Schriftstück so unbesorgt zu offerieren?“, fragte die Kunoichi nach, weil sie sehr überrascht war, dass die Alte ihnen die Schrift ohne Umschweife präsentieren wollte. So viele waren schon gekommen und waren an der Barriere gescheitert, aber das war doch gut so, oder? Diese Schriftrolle schien doch der Quell des Lebens an diesem Ort zu sein. Nur deshalb konnten die Menschen hier leben, und das in relativ guten Verhältnissen. Die alte Witwe begann, hoch und mit dünner Stimme zu lachen.
 

„Mein Kind… Ihr wisst doch sicher, dass ich nicht mehr allzu lange zu leben habe. Obwohl ich es meinen lieben Verwandten nicht sage, habe ich trotzdem die Sorge, dass sie versuchen werden, die Schrift selber zu benutzen, wenn ich sterbe. Wir leben hier in bescheidenen, aber genügsamen Verhältnissen, doch sie sind damit nicht sehr zufrieden. Vielleicht wollen sie diesem Leben entfliehen. Doch ich weiß, dass sie das Werk meines lieben Mannes nicht weiterführen können. Aber vielleicht könnt ihr es tun, und deshalb… Ah, Sokubi!“, sagte sie und ihr trauriger Ton verschwand sofort aus ihrer Stimme, als der Mann eintrat und die Truhe in seinen Händen trug. Er stellte sie in gebührendem Abstand auf die Dielen hin und verschwand dann schnell wieder.
 

„Bitte, Koume-baa-sama, erklärt uns, was Ihr meint. Was ist diese Schrift?“, fragte Seika nach, weil sie wirklich verwirrt war. Sie wünschte sich, Itachi würde auch etwas sagen, doch er saß nur ganz ruhig an ihrer Seite.
 

„Dann hat Euch Euer Anführer nicht erklärt, um was es eigentlich geht?“, fragte die Witwe und Seika schüttelte den Kopf. Würden sie nun endlich erfahren, was es mit der ganzen Sache auf sich hatte? Seika war mehr als neugierig auf diese Geschichte, damit sie sich endlich ausmalen konnte, warum Pain sie und Itachi immer so sehr gedrängt hatte, dass sie sich endlich näher kamen.
 

„Nun, Ihr werdet lachen, aber es geht einzig und allein um… Liebe. Pain kämpfte einst gegen meinen Mann, denn sie konkurrierten in diesem Land um die Vorherrschaft in Amegakure. Beide setzten ihre stärksten Techniken ein und Pain benutzte ein Jutsu, welches einen große Zerstörungskraft und einen weiten Wirkungskreis hatte. Ich befand mich zu der Zeit in der Nähe und mein Mann rettete mich, doch er starb dadurch selber. Sein Tod versiegelte sein stärkstes Jutsu in der Schriftrolle. Pain konnte nicht verstehen, warum er sein eigenes Leben opferte, um einen anderen Menschen zu retten, doch indem er sich die Schrift nun aneignen will, will er wohl beweisen, dass er weiß, was dieses Gefühl wirklich bedeutet. Aber er hat es immer noch nicht verstanden. Deshalb hat er nun Euch geschickt, oder?“, schloss die Alte mit einer Frage und sah die vor ihr sitzenden jungen Menschen forschend an. Ahnte sie etwas? Seika wusste, dass die Witwe bei ihrem ersten Besuch bereits von Itachi und ihr gesprochen hatte. Sah sie es als Zeichen, dass sie nun Beide gemeinsam hier erscheinen waren? Doch eine Sache war Pain ähnlich: Er gab sich nie geschlagen, und schon gar nicht so etwas wie einem Gefühl.
 

„Wollt Ihr denn die Schrift ausprobieren?“, wollte die alte Koume nach ihren Erläuterungen wissen und Seika wusste plötzlich nicht, was sie tun sollte. Die Erklärung der alten Frau hatte sie schon ein wenig nachdenklich gemacht. Definierte die Schrift so das Gefühl von Liebe? Würde sie sich denn opfern, wenn es um Itachis Leben ginge? Würde der Uchiha jemals so etwas tun, denn einmal hatte er sie schon im Stich gelassen, mit beinahe fatalem Ausgang… Diese Frage war aber absurd, denn es gab darauf keine Antwort, weil sich mittlerweile so viel geändert hatte. Doch sie würden es natürlich versuchen, die Schrift mitzunehmen, deshalb waren sie ja auch hergekommen. Und am Ende würde sowieso dieses Schriftstück entscheiden, ob es sich weitergab, oder nicht. Also nickte Seika auf die Frage der Alten und sie und Itachi wandten sich zu der Truhe um.
 

„Ihr müsst euch an der Hand fassen“, sagte die Witwe und Itachi reichte Seika seine Hand, welche sie sachte ergriff. Die Beiden tauschten einen Blick aus, der vielsagend war, aber auch wieder nichts bedeutete. Es war ein in vieler Hinsicht prekärer Moment. Beide waren sich innerlich sicher, dass sie sich eigentlich nicht liebten, jedenfalls nicht so wie ein normales Paar, doch wie würde es sein, wenn sie dies konkret bestätigt bekommen würden, indem sie die Schrift nicht erhalten konnten? Würde die Enttäuschung schwer lasten? Was würde Pain dazu sagen? Würde er endgültig ausrasten, weil er der Erlangung des Jutsus so nahe, aber trotzdem so fern war? Auch diese Fragen waren noch ohne Antwort, doch als sie gleichzeitig nach dem Deckel der Kiste griffen und ihn anhoben, klärte sich alles innerhalb eines Moments auf.
 

Es war, als tauchten sie ein in eine geistige Welt, nicht unähnlich derer, die die Organisation zum Gedankenaustausch nutzte. Doch hier war es warm, hell und freundlich und eine Aura der Reinheit schien sie zu umhüllen. Seika blinzelte wegen der Helligkeit, die so ungewohnt war, ein paar Mal, als sie eine schemenhafte Gestalt vor sich erblickte, die sie auch schon damals, bei ihrem ersten Versuch, die Schrift zu erhalten, gesehen hatte. Itachi ging es genau so, bei der ersten Mission, die er wegen dieser Sache hatte erledigen müssen, war auch er dieser Person gegenüber gestanden. Und als die durchscheinende Gestalt sprach, erkannten Beide auch ihre Stimme.
 

„So seid ihr nun Beide hier und diesmal in der Seele vereint. Ihr seid weit gekommen“, sagte die Gestalt mit einem gutmütigen Ton und Seika und Itachi merkten erst jetzt, dass sie auch in dieser Welt mit verschränkten Fingern dastanden. Sie sahen sich für kurze Zeit an und blickten dann wieder zu dem Mann, der ohne Zweifel der verstorbene Ehemann der alten Koume war.
 

„Was wollt Ihr uns sagen?“, fragte Itachi und sprach damit zum ersten Mal, seit sie sich in die Hütte zu der Witwe gesetzt hatten. Vielleicht waren seine Worte willkürlich, weil dies hier in ihrem Kopf abspielte und Gedankenblitze in gesprochener Form reflektiert wurden. Die Gestalt lächelte.
 

„Als ihr das letzte Mal da gewesen seid, habe ich euch Bilder geschickt, die euch die höchsten Gefühle aufgezeigt haben, die ihr bis dahin je verspürt hattet. Doch jetzt führt es euch direkt zu mir. Ich brauche euch nichts mehr einzugeben, weil ihr nun offen damit lebt“, erklärte der Mann, doch die beiden Shinobi waren immer noch nicht ganz zufrieden gestellt. Das schien die Gestalt auch zu wissen.
 

„Hört zu. Ihr habt euer Ziel erreicht. Ihr fühlt eine Zuneigung füreinander, die so tief ist, wie es eure Vergangenheit und euer Gewissen erlaubt. Ich weiß, was Pain will und ich kenne auch die Sorgen meiner lieben Frau. Doch ich kann für euch den Bann nicht lösen, auch wenn der Weg, den ihr eingeschlagen habt, für jeden von euch die höchste Vollendung bedeutet. Das soll nicht negativ sein, doch es berechtigt euch nicht, die Schrift zu erhalten… Seid nicht verstimmt darüber, denn es wird noch weiter gehen… Euch erwartet noch vieles…“, sagte er und mit den letzten Worten seiner Erklärung schien alles in dieser geistigen Welt wieder zu verblassen. War das etwa schon alles, was er ihnen zu sagen hatte? Nichts desto trotz hatten seine letzten Worte Seika leicht unruhig gemacht.
 

„Wartet, was meint Ihr damit?“, schrie ihr Verstand aufgeregt, denn sie hatte eine kribbelnde Vorahnung, doch in der geistigen Welt war ihre Stimme laut für jeden zu hören. Die junge Frau spürte nur noch Itachis durchdringenden Blick auf sich, als sie wieder zurück drifteten in ihre Körper, die immer noch auf dem Boden in der heruntergekommenen Hütte saßen. Ihre Hände fuhren auseinander und das Geräusch, welches der herunterfallende Deckel der Truhe verursachte, holte sie wieder vollkommen ins Hier und Jetzt zurück. Für einige Sekunden saß Seika wie perplex da.
 

„Oh, hattet ihr etwa keinen Erfolg?“, fragte die alte Frau und ihre Stimme klang ein wenig traurig und auch, obwohl Seika dies nicht hören wollte, mitleidig. Die Witwe hatte keine Ahnung. Sie lebte mit altmodischen Vorstellungen und natürlich hatte sie das, was ihren Mann und seine Tat in ihr geprägt hatte, auf ihrer Zunge, genau so wie ihr Herz. Schon damals hatte die Alte ihr helfen wollen, doch natürlich war alles ganz Anders gekommen. Doch all dies gehörte zu Seikas Leben dazu und nichts wäre jetzt so ohne all die anderen Geschehnisse. Deshalb war die Brünette auch nicht böse, was die Worte und den Tonfall der alten Koume betraf. Trotzdem war es, als ob die Stimme der Schriftrolle mit ihrem letzten Satz einen Keim Unruhe in sie verpflanzt hatte, der nun bereits zu sprießen begann. Was hatte der Mann nur gemeint?
 

„Nein, aber es ist, wie es ist. Lebt also wohl, Koume-baa-sama“, sagte Seika schließlich und richtete sich zeitgleich mit Itachi auf. Dies war wohl wirklich das letzte Mal, dass sie sich von der alten Frau verabschiedete. Nun war endgültig bewiesen, dass Pain nicht recht gehabt hatte. Seika verneigte sich kurz vor der Witwe und dann waren sie und der Uchiha aus der Hütte heraus, an den erstaunten Erwachsenen und den ehrfürchtig drein blickenden Kindern vorbei und das in einer Geschwindigkeit, sodass eine Minute später fraglich war, ob sie überhaupt jemals da gewesen wären.

Another danger

„Ihr wart also erneut erfolglos…“, sagte Pain und stützte sein Kinn nachdenklich auf seine aufeinander gelegten Hände, die er durch die aufgestellten Ellenbogen vor dem Gesicht hatte. Seine Rin’negan Augen blickten die beiden Akatsuki vor sich nachdenklich an, die erst vor ein paar Minuten herein gekommen waren, gleich nach der Rückkehr von ihrem Auftrag. Sie hatten ihm nicht viel erklären müssen, als sie mit leeren Händen von ihrer doch so hoffnungsvollen Mission zurückgekommen waren. Jedenfalls schien sowohl Seika als auch Itachi seit ihrer Heimkehr etwas zu beschäftigen, das jenseits von Pains Verständnis war, denn es war von ihren Gesichtern abzulesen. Das, was sich zwischen den Beiden entwickelte, war dem gepiercten Mann ein noch größeres Rätsel als diese ominöse Liebe, von der die Stimme aus der Schriftrolle damals auch zu ihm gesprochen hatte. Doch der Uchiha war schon immer eine Ausnahme gewesen und auch die Kunoichi war eine besondere Frau. Sie waren fähige Mitglieder der Organisation und durch ihr Können nicht zu ersetzen. Pain konnte zufrieden damit sein, dass sie ohne Probleme von der Reise zurückgekehrt waren und es schien ihn auch nicht wirklich zu verärgern, dass die Beiden ihre Aufgabe nicht erfüllt hatten. Er lehnte sich in seinem Stuhl wieder zurück.
 

„Gut, ihr könnt gehen“, sagte er mit geschlossenen Lidern und konnte trotzdem beinahe den bohrenden Blick der goldenen Augen von Seika spüren. Er konnte sich vorstellen, dass sie über seine Worte verwirrt war.
 

„Ihr habt getan, was ihr konntet. Und nun, entlassen“, fügte er also hinzu, doch dies schien die Kunoichi nicht zufrieden zu stellen. Aber sie ging auf die endgültige Verabschiedung hin zusammen mit Itachi aus dem Raum und ließ Pain zurück. Es war ihr schleierhaft, warum Pain so… gefasst reagierte. Sie hatte erwartet, er würde toben, weil die Schriftrolle ihm schon wieder durch die Finger gegangen war. Doch nein, er war ganz ruhig geblieben. Hatte sie etwas nicht verstanden?
 

Oder war sie in letzter Zeit so begriffsstutzig? Auch die Stimme der Schrift hatte vorhin etwas zu ihnen gesagt, was ein tiefes, kribbelndes Gefühl der Bedeutsamkeit in ihr ausgelöst hatte, welches sie ganz unruhig machte, doch der Sinn der Worte war ihr entflossen, noch bevor sie richtig danach greifen konnte. Ihr war so eine kryptische Ausdrucksweise zuwider, die ihre sowieso schon aufgewühlten Gedanken noch mehr durcheinander brachte, doch was konnte sie tun? Nichts.
 

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Durch ihre neuen Vorsichtsmaßnahmen gab es bei den Akatsuki eine Zeit lang beruhigender Weise keine Zwischenfälle und sie konnten sich ihrem 'normalen' Shinobialltag widmen. Dies war auch gut so, ein wenig Abstand zu bekommen, denn Furiko brauchte diese Zeit, um sich wieder vollständig von ihren seelischen und körperlichen Strapazen zu beruhigen. Leider ließ sie sich nicht sagen, dass sie keine Angst zu haben brauchte, weil sie bei den Akatsuki sicher war. Dafür trainierte sie aber lang und ausgiebig mit Deidara und sie entwickelten Schutzmechanismen und gemeinsame Techniken, die sie von einem feindlichen Übergriff schützen würden. Dies war dazu da, damit sie irgendwann wieder auf Mission gehen konnten, weil sich die Blonde die ersten Tage nach ihrer Rückkehr von der Konfrontation mit den Osoroshisa geweigert hatte, irgendwelche Aufgaben wahrzunehmen, aus Angst, sie könnten den Männer wieder durch Zufall begegnen. So mussten die Anderen, mehr oder weniger glücklich damit, ihre Aufträge übernehmen.
 

Die Anderen stressten sich dafür nicht so sehr, doch das hieß nicht, dass sie unvorsichtig waren und nichts taten. Auch sie bereiteten sich darauf vor, um für den Ernstfall gewappnet zu sein. Sie machten sich aber trotzdem nicht so große Sorgen wie Furiko, die jeden Morgen eine schlimme Nachricht erwartete, auch wenn die Anderen immer aufhorchten, wenn Pain Neuigkeiten über die Aktivitäten ihrer neuen Gegner hatte. Man konnte diesen Zustand der Feindschaft nun als offiziell betrachten, jedenfalls unter den beiden Organisationen gesehen. Eines Tages erreichte sie eine entsprechende Nachricht, dass es nun eine offene Fehde zwischen ihnen gab.
 

„Haben die noch alle Tassen im Schrank?“, rief Kisame voller Unglauben aus, als sie zusammen beim Abendessen saßen und Pain ihnen die Botschaft zeigte, die um die Mittagszeit mit einer Brieftaube herangebracht worden war. Dies löste nun doch leichte Besorgung in jedem aus. Nun war endgültig klar, dass die Osoroshisa einen Spion besaßen, der Akatsuki infiltriert hatte. Woher sollten sie sonst wissen, wo genau sich die Hauptbasis befand, einem der am besten versteckten und gesicherten Orte der Welt? Natürlich hatte auch die Sache mit den aufgeflogenen Missionen dafür gesprochen, dass sie in den Reihen von Pains Bediensteten einen Späher hatten, doch da hätte es noch andere Möglichkeiten, wie Verfolgung oder das Aufspüren von Chakraspuren durch einen dementsprechend begabten Shinobi, gegeben. Doch wie sollten sie nun diesen Verräter ausfindig machen? Darüber verschwendete Pain noch kein Wort, obwohl Seika sicher glaubte, dass er schon eine Idee hatte und sich schnell darum kümmern würde, weil er es nicht zulassen würde, dass jemand die Akatsuki infiltrierte.
 

„Sie klagen darin Itachi an, dass er eines ihrer Mitglieder getötet hat und wollen sich deshalb nun an ihm rächen. Sie würden es nicht durchgehen lassen, dass jemand ihre Pläne durchkreuzt“, erklärte der Mann mit dem Rin’negan den Inhalt des Briefes und Itachi schnaubte verächtlich. Er fühlte sich an seinen Bruder Sasuke erinnert, der ihm fast dasselbe bereits vielmals in unzähligen Versionen vorgeworfen hatte. Jetzt hatte er noch so jemanden am Halse.
 

„Du wirst besonders auf der Hut sein müssen, Itachi, denn wir sollten diese Drohung ernst nehmen. Trotz Furikos genauen Beschreibungen bleibt immer noch offen, welche Fähigkeiten sie nach der langen Zeit von ihrem Verschwinden dazu erlangt haben“, sagte ihr Anführer und Itachi gab nur das gewohnte 'Hn.' von sich. Seika konnte sich vorstellen, dass so eine Zurechtweisung ihm nicht gefiel.
 

Dies passierte an einem Tag. An einem anderen wiederum kam die Steigung der ganzen Sache. Sie hatten sich zu Sechst zum Mittagessen zusammengesetzt. Sie hatten alle recht gute Laune, doch wie es in letzter Zeit so war, schien es ihnen nicht gegönnt zu sein, ein wenig zu entspannen. Pain kam mit schnellen Schritten herein - er war seit geraumer Zeit immer öfter ohne Konan zu sehen - und obwohl sein Gesicht nichts verriet, war seine Gangart voller Aggression.
 

„Akatsuki hat innerhalb der letzten Woche 64 Morde begangen“, sagte er und die konsternierten Blicke der beiden Kunoichi und der Männer folgten ihm, während er schnell durch den Raum schritt und eine Tageszeitung aus Amegakure auf den Tisch legte. Legen war ein milder Ausdruck, denn Seika wunderte sich, dass der Tisch keine Delle von dem Aufschlag aufwies. Doch diese Neuigkeit war zu absurd, als dass sie den Ernst der Lage erkannten.
 

„Hä? Akatsuki sind wir und wir haben letztens niemanden umgelegt! Schau mich nicht so an, Tobi! Ich hab dem einen Typen doch nur 'nen liebevollen Klaps gegeben, mehr nicht! Ich schwör’s!“, sagte Kisame mit einer unschuldigen Geste zu dem Maskierten und Furiko konnte ein leises Kichern nicht unterdrücken, doch sie verstummte, als sie Pains schneidende Stimme hörte.
 

„Das ist auch nicht unser Werk! Unabhängige Quellen berichten, dass die Taten nicht von uns begangen wurden, aber ein Mittelsmann sagte mir, dass er gesehen hat, wie die Osoroshisa bei einer Gelegenheit beobachtet werden konnten“, sprach Pain weiter und Seika stockte der Atem. Das war doch nicht möglich! Effektiv hieß das, dass ihnen die Morde absichtlich von ihren Gegnern in die Schuhe geschoben wurden! Wenn man genauer nachdachte, war dies ein überaus kluger Schachzug, denn die Osoroshisa waren in der Öffentlichkeit unbekannt und die meisten Menschen dachten bei solchen Gräueltaten automatisch an die Akatsuki. Solche Geschichten drehten natürlich die Runde und ihr Ruf schallte nicht selten bis in die hintersten Ecken der Länder. Die Akatsuki waren damit von der stillen Organisation, die immer bedacht und unauffällig vorging, zu einer Bande von Schlächtern geworden. ANBU-Truppen würden nun verstärkt Jagd auf sie machen und da die Osoroshisa alle neuen Mitglieder, und zwar die beiden Kunoichi, kannte, würden auch sie überall erkannt werden können, wenn sie irgendwo auf Menschen trafen.
 

„Oh Kami… Die Osoroshisa haben ein weites Netz von Einrichtungen und Informanten, wenn wir also irgendwo in Erscheinung treten, werden sie es sofort wissen!“, rief Furiko aus und erblasste erneut. Sie hatte gedacht, dass sie nun etwas Ruhe haben würden von diesen Kerlen, da Keppan tot war und sie nun nicht mehr die Techniken einsetzen konnten, die den Geist fesselten. Aber nun war diese eine Hoffnung dahin geschmolzen. Doch ging es ihnen überhaupt bei dieser Sache noch um die beiden jungen Frauen? Sie schienen nur nach Rache zu sehnen…
 

„Bleibt in Alarmbereitschaft. Vielleicht werden wir die Basis verlassen müssen“, redete ihr Anführer und dies bescherte ihm weitere überraschte Blicke der Anderen. War es wirklich so schlimm, dass sogar erwogen wurde, dass sie ihren Hauptsitz im Ernstfall aufgeben mussten? Hatte Pain etwa die Sorge, dass derjenige, der das Gebäude wohl möglich schon ausspioniert hatte, einen Weg fand, um die Osoroshisa direkt hier herein zu lotsen? Das wäre wahrlich katastrophal.
 

Somit war die Atmosphäre wirklich im Keller. Keiner von ihnen bekam in der nächsten Zeit eine Mission, weil die Gefahr einfach zu groß war, sich draußen aufzuhalten. Es häuften sich nämlich die Nachrichten über angebliche Massaker, die die Akatsuki angerichtet haben sollen und bevor sich die verängstigte und vor Wut brodelnde Welt sich nicht beruhigt hatte, waren sie in der Basis gefangen, die plötzlich auch nicht mehr so sicher war, wie es immer schien. Die Ungewissheit wirkte sich negativ auf jeden von ihnen aus. Furiko wirkte ziemlich verstört, Deidara war deswegen beunruhigt, aber auch genervt, sodass er ziemlich leicht reizbar wurde, Tobi war hibbeliger denn je und Kisame redete fast die ganze Zeit so viel Scheiß wie noch nie. Auch Seika war ruhelos und oft mit den Gedanken ganz woanders, der einzige, der sich nicht sonderlich viel anmerken ließ, war Itachi. Selbst Pain schien ziemlich aufgeregt zu sein und Konan war gar nicht mehr zu sehen, was bei den anderen Mitgliedern doch die Frage aufkommen ließ, wo die Blauhaarige eigentlich war, die ihnen jedoch niemand beantwortete. Doch so lange jeder seine eigenen Sorgen hatte, machte man sich um Pains Partnerin nicht viele Gedanken.
 

Und eines weiteren Tages, nachdem die Aufruhr um die Akatsuki ein wenig abgeklungen war, da die angeblichen Übeltäter bisher noch nie an einem der Tatorte hatten gesehen werden können, griffen die Osoroshisa nach ihrer Trumpfkarte und spielten sie geschickt zu einem unerwarteten Zeitpunkt aus. Seika und Itachi, Furiko und Deidara und Tobi und Kisame saßen zusammen im Gemeinschaftsraum mit unbehaglichem Schweigen. Der Haimann sagte, anders als sonst, kein Wort, doch er zappelte auf dem Sofa herum, als ob er dringend etwas loswerden wollte. Doch da war Itachis genervter Blick, der ihn letztendlich doch abhielt, seinen Mund aufzumachen. Er hatte schon oft Kisames Redeschwällen getrotzt, doch die Menge an sinnlosem Gelaber, das er in letzter Zeit von sich gab, ermüdete irgendwann auch den sonst so gleichgültigen Uchiha.
 

Natürlich hatten sie in den Tagen, in denen sie nur im Gebäude geblieben waren, wieder intensiv trainiert, doch so lange, wie die Stunden sich mittlerweile zogen, konnte man gar nicht trainieren. Es baute zwar die Spannungen, die in ihnen herrschten, einigermaßen gut ab, doch nur für den Moment, denn bei solchen Gelegenheiten, bei denen sie zusammen saßen und nicht wussten, was sie tun sollten, war alles wieder von Neuem da. Eigentlich war es ja zum Verrückt werden…
 

Und da begann von einem Moment zum anderen der Boden unter ihren Füßen zu beben. Tobi, der gerade aufstehen wollte, verlor das Gleichgewicht und kippte mit einem schrillen Ausruf zurück über das Sofa. Gläser und Flaschen klirrten laut, als eine zweite, noch stärkere Erschütterung durch das Gebäude ging und sie alle in Ungewissheit über das Geschehen tauchte. Das Glas der großen Vitrine ging zu Bruch und die Scherben ergossen sich über den Boden, sowie teurer Wein und Kisames geliebter Sake, die im Teppich versickerten, als die Flaschen zu Boden vielen und zerschellten. Das Licht begann zu flackern und Furiko schrie erschrocken auf, als gleich das ganze Sofa, auf dem sie saß, einen Satz in die Höhe machte. Kisame war alarmiert aufgesprungen, versuchte nun jedoch mit rudernden Armen, nicht zu stürzen. Bücher und Schriftrollen fielen aus den Regalen und eines davon stürzte zu Boden, barst in viele Einzelteile und schoss Holzsplitter wie kleine Pfeile durch den Raum. Die massive Stehlampe, die neben einem Sofa stand, sprang hoch, als der Boden zu wackeln begann und Seika, die gerade einem großen Holzteil auswich und die umfallende Lampe nicht bemerkte, wurde von Itachi in seine Arme gezogen. Dort, wo gerade noch ihr Kopf gewesen war, befand sich nun eine tiefe Delle im Polster.
 

„Was zur Hölle ist hier los, yeah?“, rief Deidara durch das Chaos hindurch und klammerte sich an die Armlehne seines Sessels, der durch das Beben mit Leichtigkeit durch den Raum zu tanzen schien. Wenn die Anderen es gewusst hätten, dann wären sie selber nicht so verwirrt, doch jeder hatte im Grunde dasselbe im Kopf: Sie wurden angegriffen. Seika war irgendwie erinnert an die Attacke der ANBU von Kaminari no Kuni, doch diesmal war ihr Gegner sicherlich ein Anderer: Die Osoroshisa.
 

„Wir müssen hier raus!“, sagte Itachi drängend, doch nur Seika hörte es, weil sie so nahe bei ihm war. Sie stimmte ihm vollkommen zu, denn sie hatte keine Lust, noch einmal lebendig begraben zu werden und der Uchiha dachte wohl genau so, denn er hielt sie sehr fest. Ausnahmslos war für jeden der plötzliche Krach zu vernehmen, der von einem anderen Teil des Gebäudes zu kommen schien. Stürzte etwa schon irgendwo die Decke ein? Das war gar nicht gut. So schnell sie konnten, versuchten sich die Akatsuki aufzurappeln und aus dem Raum zu verschwinden. Deidara packte Furiko am Arm und auch Kisame schnappte Tobi am Kragen seines Shirts, um ihn mit heraus zu zerren. Doch bevor sie aus dem Zimmer verschwinden konnten, trafen sie auf Pain, der zusammen mit Konan erschienen war. Sie alle sahen die Blauhaarige zum ersten Mal seit ein paar Wochen wieder. Sie sah kränklich aus, obwohl ihre Hautfarbe auch sonst nicht besonders gesund wirkte, denn sie war von Natur aus immer sehr blass. Irgendwo in Seika Kopf kam die Frage auf, warum man sie nicht geholt hatte, um nach Pains Partnerin zu sehen, wenn es ihr offensichtlich schlecht ging, doch darum konnte sie sich auch später kümmern. Die dringlichste Ungewissheit war im Moment: Was war los?
 

„Wir müssen die Basis zurücklassen! Unterdrückt euer Chakra!“, sagte Pain in einem Ton, der keinen Widerstand duldete, obwohl man ihm die Schwere dieser Entscheidung ansah. Aber sie konnten doch nicht alles aufgeben! Dieses Gebäude barg die größte Bibliothek und das best sortierteste Archiv auf dem ganzen Kontinent mit Jutsus aller Art! Und die Labore, in denn Seika so oft gearbeitet hatte, die perfekt mit Geräten und Ingredienzien ausgestattet waren, sodass es Möglichkeiten zur Arbeit gab, von denen man sonst nur träumen konnte! Diese Gedanken liefen im Moment durch den Kopf von ausnahmslos jedem, doch es gab keine andere Möglichkeit. Als der Türstock zum Gemeinschaftsraum im oberen Rahmen mit einem lauten Knacksen einen großen Riss bekam, da wussten sie, dass sie in Gefahr waren, wenn sie nicht sofort verschwanden.
 

Deshalb rannten sie, so schnell es über den wackeligen Boden ging, von Pain geführt durch die Korridore. Nach kurzer Zeit erkannte Seika, dass sie zu einem Hintereingang unterwegs waren. Fieberhaft sah sie sich um, ob sie auch noch alle vollzählig waren. Ja, alle waren beruhigender Weise noch da. Leichte Panik befiel die junge Frau plötzlich, als sie Steine aus der Wand heraus brechen sah, die immer wieder vor ihre Füße fielen und zu Stolperfallen wurden. Unweigerlich wurde sie erinnert an die vom Dämon ausgelöste, auf sie zu rasende Steinlawine, die sie so sehr verletzt hatte, dass sie tagelang nichts mit sich hatte anfangen können und sogar beinahe gestorben wäre. Doch sie drehte ihren Kopf leicht zu Itachi, der sie nur noch fester hielt, als teilte er ihre Gedanken. Damals hatte er ihr nicht geholfen, diesmal würde er sie vor jedem kleinen Kratzer bewahren.
 

Keiner wusste, was genau los war und was in Pains Gedanken vor sich ging. Nach ein paar Minuten hatten sie endlich einen Ausgang erreicht, der nach draußen führte. Jeder von ihnen hatte gehofft, etwas zu sehen, um der Ungewissheit endlich den Rücken kehren zu können, doch die Umgebung war umhüllt von einem Staubnebel, der nicht einmal mehr fünfzig Meter Sichtweite erlaubte. Der Lärm war hier draußen noch viel größer. Doch auch Pain ließ ihnen keine Zeit, sich umzusehen. Der Staub war das perfekte Versteck, um ungesehen zu entkommen. Sie sprangen dicht nebeneinander schnell von einem Felsen zum Anderen und erreichten bald einen Wald, denn sie im Eiltempo durchquerten. Plötzlich tat der gepiercte Mann ein paar Handzeichen und es folgte ein Knall und gleich darauf eine Druckwelle, deren Wind sie selbst hier erfasste und ihnen Blätter und kleine Äste nur so um die Ohren fliegen ließ. Kurz setzte Seikas Atem aus, so sehr erschrak sie für einen Moment. Hatte Pain etwa… die Basis gesprengt? Nein, das würde er niemals tun! Er war das Oberhaupt von Amegakure und konnte das doch nicht einfach so aufgeben! Wahrscheinlich war es aber ein anderes Jutsu gewesen, um ihre Angreifer in Schach zu halten.
 

Sie liefen, bis sie ein gutes Stück entfernt waren. Die Richtung, die sie eingeschlagen hatten, sagte Seika, dass sie sich auf ein Land zu bewegten, welches sich Land der Vögel nannte und zwischen Tsuchi no Kuni und Kaze no Kuni lag. Warum gerade dieser Ort? Oder lag das von Pain auserkorene Ziel etwa noch weiter darüber hinaus? Niemand wusste es, da ihr Anführer keine Anstalten machte, zu sprechen.
 

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Tatsächlich, sie durchquerten das Land der Vögel, glücklicherweise ohne Komplikationen und kamen dadurch in Gebiete, die nicht von einem Kage regiert wurden. Es waren neutrale Länder, die nichts mit Shinobi und deren Aufgaben zu tun hatten. Dementsprechend war es in dieser Umgebung auch relativ sicher für die Akatsuki, denn es gab hier keine Patrouillen von ANBU oder Jounin, die nach ihnen suchten, außerdem würde die Einwohner dieses Landes wohl kaum über sie Bescheid wissen.
 

Nach ungefähr drei Stunden der Reise wies Pain die Anderen an, dass sie eine Pause machen würden. Seika wunderte das ein wenig, denn der Weg war bisher nicht allzu anstrengend gewesen. Mit ihren Fingern kämmte sie sich ihr Haar grob aus dem Gesicht. Sie sah den Anderen an, dass sie genauso wie sie dachten, doch als sie ihre Kameraden betrachtete, musste sie schon ein wenig über sie alle schmunzeln. Keiner von ihnen trug seinen Akatsukimantel und schon gar nicht die Strohhüte. Sie waren noch nie ohne diese Utensilien unterwegs gewesen und so war es schon ein wenig seltsam, wenn sie sich vorstellte, dass die Akatsuki, die Organisation aus vielen fähigen Shinobi, nun auf der Flucht waren. Doch die junge brünette Frau konnte gut verstehen, warum dies hier nun geschah. Zum einen, weil Pain und Konan sicherlich nicht ihre Identität preisgeben wollten, was bei einem Kampf unvermeidbar gewesen wäre, zum anderen, weil es einfach zu gefährlich gewesen wäre, in diesem Areal zu kämpfen, welches von den Erdbeben der Angriff erschüttert und Einsturz gefährdet gewesen war.
 

Seika wollte sich schon zu Deidara, Furiko, Tobi und Kisame setzen, die sich im kühlenden Schatten eines Baumes niedergelassen hatten, da es wirklich sehr warm war. Dieses Land war so etwas wie ein Übergangsgebiet zwischen dem hügeligen, aber doch begrünten, feuchten Land von Tsuchi no Kuni und den kahlen, trockenen Gebieten von Kaze no Kuni. Diese Kombination schaffte eigentlich ein ganz angenehmes Klima, trotzdem war es gerade ziemlich schwül. Doch da fiel Seikas Blick auf Pain und Konan, die etwas weiter entfernt beieinander standen. Konan war gegen einen Felsen gelehnt und hatte die Augen geschlossen. Seika erschrak leicht, denn so blass hatte sie Konan noch nie gesehen, obwohl diese sowieso eine sehr helle Hautfarbe hatte. Da musste sie doch irgendetwas tun! Doch als sie ein paar Schritte auf die Beiden zu machte, ließ Pain seine Partnerin stehen und ging der Brünetten entgegen.
 

„Komm mit“, sagte er zu ihr und war in Richtung der Anderen unterwegs. Aber Seika schüttelte den Kopf.
 

„Pain-sama, Konan sieht nicht gut aus, ich möchte nach ihr sehen“, gab die Brünette zurück, doch ihr Anführer machte nur eine auffordernde Geste zu den unter dem Baum versammelten Akatsuki hin.
 

„Das ist nicht nötig, es ist alles in Ordnung“, antwortet ihr Pain mit einem überzeugten Ton in der Stimme und somit hatte Seika keine andere Wahl, als mit ihm zu gehen, da sie Konan sicherlich nicht ohne ihre Zustimmung behandeln konnte. Also folgte sie ihrem Anführer wieder zurück und begab sich an Itachis Seite, der einen Meter neben den Anderen auf einem niedrigen Felsplateau stand. Die junge Frau und alle Anderen blickten genau auf Pain, der ihnen wohl etwas zu sagen hatte.
 

„Noch einmal die gleiche Strecke weit entfernt, in derselben Laufrichtung, liegt ein geheimes Versteck. Dort werden wir unterkommen, bis wir wissen, was eigentlich vor sich geht. Besser wäre eine der Inseln in der Nähe von Mizu no Kuni als Zufluchtsort gewesen, doch wir hätten viel zu viele andere Länder durchqueren müssen, um dorthin zu gelangen. Deshalb müssen wir hiermit Vorlieb nehmen“, erklärte er, was nicht viel war. Sie hatten alle gehofft, er wurde etwas über ihre Lage wissen, doch das schien nicht so zu sein.
 

„Ihr werdet voraus laufen. Wenn ihr diese Richtung einhaltet, dann werdet ihr das Gebäude nicht verfehlen. Konan und ich kommen dann nach“, fügte ihr Anführer hinzu und bekam noch erstauntere Blicke von den anderen Akatsuki. Seika blickte wieder zu der Blauhaarigen und sah, wie diese sich nach vorne krümmte, als wolle sie sich übergeben. Die Mentalität des Medic-Nin sprang mal wieder in ihrem Kopf an.
 

„Pain-sama, Ihr solltet das nicht unterschätzen! Vielleicht ist sie ernsthaft krank!“, sagte die Brünette drängend und ihre Stimme war streng, weil sie wusste, das man so ein Anzeichen nicht ernst genug nehmen konnte. Die Zeit im Krankenhaus von Konohagakure hatte ihr doch gezeigt, wie sehr manche Leute ihren Gesundheitszustand überbewerteten und dadurch nur noch schlimmer krank wurden. Weil sie als Medic-Nin perfekt mit ihrem Körper vertraut war, konnte sie das teilweise gar nicht nachvollziehen… Pain sah sie mit leicht gerunzelter Stirn an, dann blickte er für einige Momente zu Konan, doch er verneinte wieder, indem er seinen Kopf schüttelte.
 

„Sie will keine Hilfe“, antwortet er nur nüchtern und Seika ließ einen genervten Seufzer hören. Sie konnte nicht mehr tun, als mit den Schultern zu zucken. Sie hatte versucht, behilflich zu sein, doch sie wurde einmal mehr abgelehnt. Wenn jemand nicht mit seiner Gesundheit umzugehen wusste, dann war es nicht Seikas Schuld. Und Konan war sowieso eine undurchsichtige Frau, die niemanden an sich heran ließ. Es war wie damals mit Itachi. Auch er hatte gedacht, es wäre mit seinen Augen alles in Ordnung, doch dann war er zusammengebrochen und somit wurde der Ernst der Lage fast zu spät erkannt. Aber glücklicherweise hatte Seika ihn doch heilen können. Aber es hätte auch anders laufen können.
 

„Gut, sofern wir dann nicht gebraucht werden, können wir auch gleich weiterreisen, oder?“, meinte die brünette Kunoichi zu den Anderen und hörte keine Stimmen, die etwas dagegen hatten. Also erhoben sie sich wieder und liefen rasch los. Seika und Itachi setzten sich an die Spitze und führten die Anderen an, da Seika die Richtung am besten einschätzen konnte, weil sie mit dem Licht vertraut war und die Änderung des Sonnenstands sie nicht beeinflussen würde, damit sie auch wirklich das Versteck, von dem Pain gesprochen hatte, erreichen würden.
 

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Sie reisten also in Schweigen und mit konstantem Tempo weiter, ohne auf Pain und Konan zu warten. Obwohl sie es nicht wollte, ärgerte sich Seika über die Sturheit ihres Anführers und seiner Partnerin. Itachi sah es und sagte nichts dazu, weil er wusste, dass sich der Zorn der jungen Frau darüber auch einmal auf ihn gerichtet hatte. Kisame schmollte immer noch etwas, denn er hätte diesen dummen Osoroshisa, sofern sie die Angreifer gewesen waren, am liebsten eins mit seinem Schwert Samehada über gebraten. Tobi machte sich Gedanken darüber, ob es in diesem Versteck auch die leckere Eiskrem gab, die er so gern hatte. Deidara fragte sich verärgert, was zum Teufel eigentlich vorging, denn er hatte nicht die Absicht, einfach nur abzuhauen und diese Kerle ihre Basis zerlegen zu lassen. Und Furiko war, ganz gegensätzlich zu den Gedanken ihres Partners, ganz froh, immer weiter von den Osoroshisa weg zu kommen. Sie hatte ja schon viel früher erfahren, wie jähzornig und hartnäckig die Männer sein konnten, wenn sie nicht das bekamen, was sie wollten, und wenn sie sich vorgenommen hatten, Rache an Itachi zu nehmen, dann würden sie das auch durchziehen, was die Blonde noch mehr beunruhigte.
 

Das Gelände veränderte sich kaum, während sie dahin liefen, jeder von ihnen mit seinen eigenen Gedanken. So schien der Weg gefühlte Ewigkeiten zu dauern, weil sich am Bild der Umgebung nichts tat und auch das eigene Grübeln sich wiederholend in Endlosschleife in den Köpfen abspielte. Auch war keiner in der Laune über die Geschehnisse und die möglichen Ursachen und Folgen zu reden, doch das war nicht verwunderlich, da die Lage alles andere als klar war. Doch irgendwann war jeder Weg zu Ende. Ihr Ziel kam letztendlich in Sicht. Es sah aus wie ein altes Bauernhaus. Die Fassade sah heruntergekommen aus, die Farbe war herunter geblättert, auch das Dach war nicht mehr ganz vollständig bedeckt. Die Fensterscheiben waren alle kaputt und Türen hingen aus ihren Angeln. Außerdem ging von dem Haus etwas seltsam Bedrohliches aus.
 

„Ist das’n Scherz?“, sagte Kisame, als er das verfallene Gebäude sah. Das war Pains Versteck? Dort sollten sie wirklich unterkommen? Das würde doch schon einkrachen, wenn sie nur ein paar genauere Blicke drauf werfen würden!
 

„Es liegt ein Genjutsu darüber“, antwortete Itachi darauf hin, der dies sofort erkannt hatte. Das Genjutsu verursachte gleichzeitig das heruntergekommene Aussehen des Hauses und die abschreckende Aura, die vorbei kommende Menschen fern halten sollte, damit sie das Geheimnis des Gebäudes nicht auch nur durch Zufall entdecken konnten. Es war ein dauerhaft anhaltendes Genjutsu auf höchstem Level, doch sein Sharingan blickte mühelos durch es hindurch.
 

„Yeah, Kisame, das hast Du doch sicher auch sofort herausgefunden, oder?“, startete Deidara neckend einen verbalen Seitenhieb auf den beim Anblick des Hauses irritierten Haimann, der dies aber mit einem gelassenen Grinsen weg steckte. Man musste schon mehr aufbieten, um ihn wütend zu machen!
 

„Klar, noch eher als Du, Barbie!“, meinte er und sah mit Zufriedenheit, wie der Blonde sofort auf seinen hübschen Spitznamen ansprang, indem sich sein Mund schmollend verzog. Obwohl dieser kleine Streit, der eigentlich noch gar nicht richtig ausgebrochen war, die Stimmung schon in ihren Ansätzen um einiges lockerte, war im Moment keine Zeit für ein lautes Wortgefecht.
 

„Seid still“, sagte Itachi schneidend und alle verstummten sogleich, als hätte dies sie erinnert, dass sie trotz der Entfernung zu der angegriffenen Basis noch nicht vollkommen aus der Gefahrenzone waren und deshalb nicht so laut sein durften. Darum näherten sie sich umso schnell er Basis und obwohl jeden das Gefühl die Widerwillens auf Grund der durch das Genjutsu projizierten Atmosphäre erfasste. Da die Akatsuki jedoch wussten, dass es nur eine Illusion war, gingen sie gleichgültig weiter und tauchten nur mit leichtem Widerstand der Barriere durch sie hindurch.
 

Das Bild, das sich ihnen nur offenbarte, war natürlich ein ganz anderes. Das Haus war gut erhalten und sah sogar recht einladend aus. Es war ein recht einfaches Gebäude, das äußerlich keine Besonderheiten aufwies. Doch keiner spürte in der Nähe irgendwelche Chakrasignaturen, das hieß, dass niemand hier war, auch nicht Pains Untergebene. Ein weiterer wohl überlegter Punkt, der Pain zuzuschreiben war. Wenn es wirklich einen Spion gab, dann war dieser nun ausgeschaltet und nutzlos, weil sie ganz auf sich allein gestellte waren. Die Akatsuki betraten das Anwesen durch den Haupteingang. Alle sahen sich mehr oder weniger interessiert um.
 

„Das heißt wohl Schluss mit dem bequemen Leben, wie?“, meinte Kisame, während sie alle in dem beschaulichen Eingangsraum standen. Der Boden war mit Holzdielen belegt und auch die Wände waren mit hellem Holz vertäfelt, doch dies bewirkte eine behagliche Atmosphäre. Man erlangte einen Blick in die offen stehende Küche mit dem angrenzenden Esszimmer. Auf der anderen Seite befand sich eine weitere Tür, durch die man wohl ins Wohnzimmer gelangte. Eine Treppe führte in den ersten Stock.
 

„Ja Kisame, normale Menschen haben mehr zu tun, als den ganzen Tag Sake zu trinken und ihr Schwert zu verhätscheln“, gab Seika mit gutmütigem Spott auf seinen Kommentar zurück und der Haimann machte ein trauriges Gesicht, während er sie Fingerspitzen seiner Zeigefinger gegeneinander stupste.
 

„Aber Du weißt doch, dass das meine Lieblingsbeschäftigungen sind!“, antwortete er und die Brünette musste lachen, weil Kisame mit diesem Ausdruck beinahe… niedlich aussah, denn Kisame und niedlich war eine ziemlich ungewohnte, aber lustige Kombination. Auch Deidara lachte vor Schadenfreude und ärgerte sich gleichzeitig, warum er den Blauhäutigen nicht so im Griff hatte, wie Seika.
 

„Juhu, ich werde kochen!“, rief plötzlich ein sehr fröhlicher Tobi und stürmte in die Küche hinein, sodass alle ihm hinterher sahen. Da lief Furiko sogleich hinter ihm her, mit strahlendem Gesichtsausdruck.
 

„Oh ja, ich helfe Dir!“, stimmte sie ihm enthusiastisch zu und war gleich mit dabei, um zusammen mit dem Maskierten die Regale und Schubläden zu durchforsten. Es erklang sofort das Klappern von Kochtöpfen, das Klimpern von Besteck und das Geräusch von anderen Dingen, mit denen hantiert wurde.
 

Seika lachte auf. Das hatte sie nicht von den Beiden erwartet, andererseits war sie froh, dass sie den Küchendienst nicht übernehmen musste, denn Kochen war alles andere als ihre Stärke. Auch die anderen schienen darüber erleichtert zu sein und ließen Tobi und Furiko tun, was ihnen gefiel, während sie sich aufmachten, um das Haus, welches ja Pains Versteck war, weiter zu erkunden.

Good news and...

Die Akatsuki saßen am Abend in der großen Küche am Esstisch zusammen und die Atmosphäre war seltsamerweise sehr… locker und entspannt. Der Grund für die allgemeine Verwunderung darüber war nicht nur die Tatsache, dass sie alle trotz der unklaren Situation so aufgeschlossen und heiter waren, sondern weil Pain mit ihnen beisammen saß und auch er einen recht ausgeglichenen Eindruck machte, was sich auf die Anderen abfärbte. Er war zusammen mit Konan ein paar Stunden nach der Ankunft der Anderen ebenfalls im Versteck aufgetaucht, doch bevor Seika herunter zum Eingang eilen und nach der Blauhaarigen schauen konnte, waren die Beiden schon wieder verschwunden. Nun saß ihr Anführer alleine bei ihnen und die Blauhaarige war nicht mit dabei. Jedoch hatte die Brünette es nun endgültig aufgegeben, sich nutzlose Gedanken über die Frau zu machen, wenn ihre Hilfe sowieso nicht gewollt war.
 

Tobi und Furiko hatten für sie alle gekocht. Seika hatte gar nicht glauben können, dass die Zwei so etwas hin bekommen würden, doch sie hatte sich gründlich getäuscht. Nun, einige Mitglieder hatten noch ganz andere unerwartete Qualitäten in petto. Und vor allem hatten die Beiden einen unglaublichen Spaß daran, außerdem schmeckte das Ergebnis ziemlich gut. Natürlich hatte es Anfangs einige kleine Probleme gegeben, denn natürlich war hier im Haus nichts vorrätig gewesen, da niemand geahnt hatte, dass diese Unterkunft in nächster Zeit benötigt werden würde. Also war Deidara losgezogen – denn niemand sonst hatte sich dazu bereit erklären wollen – um etwas Essbares aufzutreiben und war mit zwei Fasanen zurückgekehrt. Da hatte sich Furiko als waschechte und unerschrockene Köchin erwiesen, denn sie hatte die Vögel gerupft, ausgenommen und zerteilt. Tobi hatte Reis gekocht, Saucen gemacht, Gemüse geputzt und geschnitten, welches hinter dem Haus gewachsen war. So hatten die Beiden kaum die Küche verlassen, nur um sich kurz vor dem Essen zu waschen und die Zimmer zu beziehen. Dann hatten sie alle zu Tisch gerufen und nun saßen sie hier zusammen und ließen es sich schmecken.
 

Die Zimmereinteilung hatte für manche Proteste gesorgt. Das Haus war nicht so groß, dass es für jeden einen eigenen Raum zur Verfügung gab. Bei Itachi und Seika hatte es keine Probleme gegeben, sie hatten zusammen ein Zimmer bezogen. Es blieben noch drei weitere übrig und weil Pain und Konan anfangs nicht da gewesen waren, hatten sich die restlichen Akatsuki nicht wirklich eigenständig auf die Räume verteilen können. Letztendlich lief es darauf hinaus, dass Tobi mit Furiko ein Zimmer teilte, da die Blonde zu verlegen war, um noch eine Nacht mit so minimalen Abstand zu Deidara zu schlafen, der wiederum den schwarzen Peter gezogen hatte und mit Kisame zusammen gesteckt wurde, was ihm so gar nicht gefiel. Doch es gab wenigstens getrennte Betten in diesen beiden Zimmern, sodass es in dieser Hinsicht keine Streitereien wegen dem Schlafplatz gab. Den letzten Raum bezogen dann Pain und Konan, wobei Seika nicht gedacht hätte, dass das Verhältnis zwischen den Beiden so stabil war, dass sie sich ein Doppelbett teilen würden… Obwohl sie ja keine Ahnung hatte, ob sie in der Basis getrennte Räume hatten, oder nicht. Doch eigentlich konnte der Brünetten das vollkommen egal sein.
 

Also saßen sie da und redeten über alles Mögliche, um sich abzulenken. Kisame und Deidara schienen auf Konfrontationskurs zu sein und suchten immer nach einem Grund, sich zu zanken. Seika vermutete zwar, dass sie keinen wirklichen Grund hatten, aufeinander wütend zu sein, es machte ihnen im Gegenteil sogar Spaß sich zu triezen. Nicht zu verleugnen war, dass sie damit zur Erheiterung aller Anderen maßgeblich beitrugen. Ein kleines bisschen war Seika sogar froh darüber, denn das brachte sie alle von den letzten Ereignissen ab: Den Morden an Pains Untergebenen, dem beinahe fatalen Kampf, der feindlichen Racheerklärung, die schlimmen Taten, die ihnen angehängt wurden und letztendlich von dem Angriff auf die Basis von Ame no Kuni, was alles von den Osoroshisa ausging. Einerseits war es zu kompliziert und unschön, um daran zu denken, aber andererseits konnte man es auch nicht einfach so verdrängen.
 

Auf einmal erklang das Geräusch von herunterfallenden Essstäbchen in der angenehmen Stille des gemeinsamen Essens und Kisame erhob sich ächzend von seinem Stuhl, um sein heruntergefallenes Besteck wieder vom Boden aufzuheben. Die Stäbchen waren jedoch unter den Tisch gerollt, sodass der große Haimann beinahe auf allen Vieren unten durch krabbeln musste.
 

„Man ist es dunkel hier… Tobi, tu mal Deine Füße weg… Ah, da sind sie ja- Aua!“, rief er, als es einen dumpfen Knall gab und der ganze Tisch sich für einen Moment für ein paar Zentimeter in die Höhe hob, wodurch das Geschirr darauf laut klapperte, weil Kisame sich beim wieder aufrichten verschätzt und sich mit seinem Kopf ziemlich heftig an der Platte gestoßen hatte. Als er erneut auftauchte, rieb er sich mit der freien Hand den Schädel. Deidara begann zu lachen.
 

„Ha, was ist los, yeah? Wirst Du zittrig? Kriegst wohl schon Entzugserscheinungen, wenn es einen Tag mal keinen Sake gibt, yeah. Oder Du wirst einfach schon alt“, sagte er und bekam dafür einen mahnenden Blick von Kisame, der sich wieder langsam auf seinen Stuhl setzte, weil er vor seinen Augen gerade nur noch Sterne sah.
 

„Mach Du Dir mal nicht so viele Sorgen um mich, sonst kriegst Du noch graue Haare. Und hier gibt’s das Färbemittel zum Überdecken natürlich auch nicht. Und stell sich das mal einer vor, Barbie mit grauen Haaren!“, sagte er in einem verschwörerischen Ton zu Itachi, der neben ihm saß, sich aber keine Reaktion auf diese Albernheiten anmerken ließ. Furiko unterdrückte ein Kichern, Tobi war zu sehr mit seinem Essen beschäftigt und hörte nicht zu, doch Seika verdrehte nur seufzend die Augen. Sie wusste schon, auf was diese Art der Beleidigungen hinführen würde.
 

„Yeah, das ist aber noch besser als Haarausfall. Deine seegrasartige Kopfbedeckung hat schon den ganzen Abfluss im Badezimmer verstopft, yeah!“, gab Deidara hitzig zurück und wurde dafür von Kisame angefunkelt.
 

„Aber Deine gelbe Wolle nicht, oder wie? Und warum trägst Du eigentlich immer diesen weibischen Zopf? Ah, ich weiß, um Deine kahlen Stellen zu verstecken!“, legte Kisame nach und beobachte mit großem Vergnügen, wie der Blonde immer wütender wurde. Er steckte solche Sachen viel zu schlecht weg.
 

„Kahle Stellen, yeah. Dein Hirn hat kahle Stellen! Beug Dich nur ein bisschen rüber und ich verpass Dir gleich eine zweite Beule, yeah!“, meinte er darauf hin und schüttelte seine Faust in Richtung des Blauhäutigen. Auf dieses Niveau sollte das Ganze jedoch nicht abfallen. Doch Kisame ließ sich nicht beeindrucken.
 

„Hä, jetzt sei doch nicht gleich so böse! Ich wollte Dir heute Nacht schöne Zöpfchen flechten, damit Du noch hübscher aussiehst!“, sagte er zu Deidara, der aber gar nicht mehr darauf achtete, dass Kisame nun wieder etwas harmloser sein wollte, um den Spaß nicht eskalieren zu lassen, da sie immer noch mit allen zusammen in der Küche saßen, inklusive Pain. Er wollte nicht wissen, was ihr Anführer von ihnen denken würde, wenn sie sich prügeln würden. Doch Deidara schien dies nicht zu interessieren, er sah nämlich grade nur Kisames grinsendes Gesicht und das reichte ihm.
 

„Du bist nur neidisch, yeah! Pass auf, gleich kannst Du Dir jede Konkurrenz zu mir abschminken, Du Dreckskerl!“, rief er mit viel Elan und Streitlust und stand von seinem Stuhl auf, um sich den Haimann nun richtig vor zu knöpfen! Er würde sich doch diese Beleidigungen nicht einfach so gefallen lassen. Jetzt war es aus, dachte Kisame. Pain würde sie für absolute Idioten halten, weil sie aus einem kleinen Missgeschick, welches nur eine einzige Person betroffen hatte, einen handfesten Krach machen konnten. Doch Pain schien ihr Wortgefecht gar nicht gehört zu haben, oder wenn er es doch getan hatte, dann schien es ihn kein bisschen zu interessieren und zu kümmern. An seiner Stelle hob jedoch Seika die Hand und ihr entnervter Blick veranlasste Deidara, mitten in seinen Schritten um den Tisch inne zu halten und den Kopf einzuziehen. Das gleiche tat Kisame reflexartig, wobei sein Kopf nur noch mehr weh tat, weil er sich erinnerte, dass Seika ihm mit dieser Geste auch einmal eine runter gehauen hatte.
 

„Wenn ihr jetzt nicht sofort eure Klappe haltet, dann… dann kastriere ich euch, alle Beide, hier auf der Stelle!“, sagte die Brünette genervt, um ein Argument zu liefern, dass sicher auch effektiv genug war, weil sie von dem kindischen Gezanke Kopfschmerzen bekam. Es war echt nicht auszuhalten, wie die beiden jedes Mal auf Neue in diesen beleidigenden Ton abrutschen mussten, auch wenn Kisame es eigentlich nur lustig fand und sich Deidara eigentlich nie zusammenreißen konnte. Jedenfalls wich den Beiden die Farbe aus dem Gesicht, als sie diese Drohung hörten. Durch ihre Worte schien jedoch Pain wiederbelebt zu werden, denn er blickte die junge Frau an.
 

„Hier wird niemand kastriert, solange ich in der Nähe bin“, antwortete er und trotzdem schien der Gedanke ihn ein wenig zu amüsieren.
 

„Ich denke, das lässt sich einrichten“, gab Seika leicht grinsend zurück. Für einen Moment herrschte Stille, doch als alle den milden Ausdruck auf ihrem Gesicht sahen, begannen Tobi und Furiko zu lachen und auch Deidara und Kisame setzten ein wenig schuldbewusst mit ein, weil sie Beide letztendlich ihr kindisches Verhalten einsahen. Selbst Itachi schmunzelte ein wenig und auch Pain sah etwas abgelenkt aus. Das schien nun eine gute Gelegenheit zu sein, um endlich ein paar Dinge zu erfahren.
 

„Pain-sama, könnt Ihr uns denn sagen, was wir wegen den Osoroshisa tun sollen? Wir können doch nicht die ganze Zeit hier herum sitzen“, wollte Seika wissen und dieses ernste Thema war im Gegensatz zu der sinnlosen Auseinandersetzung von Kisame und Deidara eine ganz willkommene Abwechselung. Doch ihr Anführer schien für diese Frage keine wirkliche Antwort zu haben, denn er sagte zuerst für einige Momente gar nichts. Doch alle warteten geduldig auf eine Antwort.
 

„Es wird dauern, bis wir genau wissen, was vorgefallen ist. Ich habe einen Kreis von Mittelsmännern, die ganz sicher loyal sind, diese werden untersuchen, auf was die Osoroshisa abzielen und wie sie unsere Basis finden konnten. Bis dahin können wir nicht mehr tun, außer auf der Hut zu sein“, antwortete der gepiercte Mann ruhig und versetzte damit wieder alle in unzufriedenes Schweigen. Die Aussicht auf ungewisses Warten war nicht sehr verlockend, wie alle schon von vielen anderen Gelegenheiten kannten. Doch diesmal würden sie nicht einmal richtig trainieren können, weil es hier nicht wirklich eine richtige Möglichkeit dafür gab. Natürlich war draußen genug Platz, aber dort konnten sie nicht einfach so ihr Chakra freisetzen, weil man sie sonst schnell finden würde, weil es hier keine anderen starken Auren gab. Natürlich konnten sie es noch mit reinem ungepuschtem Taijutsu probieren, aber das würde ihnen auch nicht viel helfen.
 

So saßen sie noch eine Weile so da, ohne dass ein erneuter Streit ausbrach, bis alles aufgegessen war und dann räumten sie auf, natürlich ohne Pain und Itachi, die schon wieder verschwunden waren, was aber von keinem wirklich beachtet wurde, weil dies sowieso der Normalfall war. Trotz des bedrohlichen Hintergrundes ihres hiesigen Aufenthalts, kamen sich alle plötzlich ein Stück weniger wie ein Shinobi vor, sondern wie eine große WG, die sich um den Haushalt kümmern musste. Und nachdem dies erledigt war, beschlossen sie, für heute alles Sonstige stehen und liegen zu lassen und schlafen zu gehen, da die Riese doch etwas anstrengend und aufwühlend gewesen war.
 

Seika ging schon voraus und als sie ihr Zimmer betrat, da hörte sie, wie im Badezimmer das Wasser rauschte. Da wollte sie ihrem Mitbewohner doch gleich einmal einen Besuch abstatten. Also betrat die junge Frau das Bad, entledigte sie sich ihrer Kleidung und sie gesellte sich zu Itachi in die Kabine, wo sie gemeinsam zum Abschluss des Tages eine besonders heiße Dusche erlebten…
 

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Wie schon vorausgesehen, brachten die nächsten Tage nicht wirklich etwas Neues. Pain erfuhr nur von seinen Untergebenen, dass die Basis nicht so schwer getroffen worden war, wie zunächst angenommen, da durch ein einfaches Täuschungsmanöver das schlimmste verhindert werden konnte, welches darin bestand, dass ein falscher Eingang in die Felsformation, unter der sich die Basis befand, hinein gehauen war und die Angreifer sich vor allem auf diesen Punkt konzentriert hatten. Natürlich war durch das Beben einiges zu Bruch gegangen und die Statik hatte auch etwas gelitten, doch das Gebäude an sich war noch intakt. Das war schon Mal eine gute Nachricht.
 

Doch ansonsten gab es wirklich gar nichts zu tun. Die einzige Hauptaufgabe des Tages blieb, dass sie mittags und abends etwas zu Essen heranschaffen mussten und diesmal waren aus grenzenloser Langeweile auch Seika und Kisame dabei, um Deidara zu helfen, weil Furiko und Tobi wieder alles in der Küche vorbereiteten. Während sich die Männer mit kräftigem Elan mit der Jagd befassten, wobei Seika Bedenken hatte, die beiden Streithähne alleine zu lassen, fand die junge Frau diesmal auch Früchte und Beeren, die sie dann zum Nachtisch essen konnten. Es war beinahe idyllisch ruhig, als sie dann am Abend wieder beieinander saßen. Hier so weit weg von der eigentlichen Gefahr schien alles schlagartig besser zu sein. Man hörte Furiko öfters lachen und irgendwie machte das auch Deidara friedfertiger. Seika wollte es nicht sagen, aber es war manchmal richtig lieb, wie der Blonde seiner Partnerin half. Hatte Furiko ihm etwas erzählt, was in ihrer Vergangenheit geschehen war? Das würde sein Verhalten natürlich erklären. Und auch Kisame war etwas ruhiger, obwohl die Brünette ihm dies auch nicht auf die Nase bilden wollte, weil sie wusste, dass er es auf keinen Fall akzeptieren würde, dass dieser etwas beschaulichere Zustand vom fehlenden Alkoholkonsum herrührte.
 

Doch dann passierte doch noch etwas. Pain kam in die Küche herein, während sie mitten beim Essen waren und auf seinem Gesicht lag wieder dieser nachdenkliche Ausdruck. Ihn beschäftigte in letzter Zeit wohl sehr viel, was aber auch nicht verwunderlich war. Doch als er sprach, war Seika dann doch ziemlich überrascht.
 

„Seika-san, Konan bittet Dich, zu ihr zu kommen“, sagte er und die Brünette hob ihre Augenbrauen. Auf einmal wollte sie doch ihre Hilfe? Oder hatte sich die Blauhaarige letztendlich gegen Pain durchgesetzt, der selber nicht gewollte hatte, dass jemand seine Partnerin untersuchte? Jedenfalls war Seika ganz froh über diese Entscheidung, nicht weil sie sich große Sorgen um Konan machte, sondern weil dies ein Problem aus der Welt schaffen würde, das sie hätten, wenn sie wieder fliehen müssten. Letztens hatte Konan auch die ganze Gruppe aufgehalten, wenn Pain die Anderen nicht vorausgeschickt hätte. Es war alles ohne Probleme verlaufen, doch es konnte natürlich auch etwas schief gehen, wenn sie zum Beispiel verfolgt worden wären. Jedenfalls gab es für Seika jetzt etwas zu tun, und das war auch nicht schlecht. Also erhob sie sich von ihrem Platz, denn sie war eigentlich schon mit dem Essen fertig und folgte Pain nach oben.
 

Pain ließ ihr den Vortritt, als sie vor der Tür zu dem entsprechenden Zimmer standen, jedoch nur aus dem Grunde, weil er selber gar nicht mit hinein kam. Seika musste sich erst einmal wieder an die düstere Umgebung im Raum gewöhnen, als sie hinein ging. Es war wie damals in Pains privaten Räumen. Es gab kaum ein Licht. Gut, es war bereits dunkel draußen, doch durch das kleine Feuer im Kamin erkannte die Brünette, dass die schweren Vorhänge zugezogen waren. Innerlich schüttelte sie den Kopf. Sie wusste nicht, wozu das alles Gut war, denn eigentlich gab es keine Anzeichen dafür, das Pain und Konan das Licht sonst schadete. Sie waren ja keine Vampire, oder so etwas…
 

„Konan-san?“, fragte Seika in den Raum hinein und erst als sich die Angesprochene regte, konnte die Brünette sie in der Dunkelheit ausmachen. Sie lag auf dem großen Bett und blickte zu Seika herüber, dabei wirkte sie schwach und sehr schläfrig, als wäre sie zwingend aufgewacht.
 

„Seika-san. Danke, dass Du so schnell gekommen bist“, sagte die Blauhaarige und die junge Frau mit den goldenen Augen wunderte sich über diese plötzlich sehr höfliche Anrede. Anscheinend wurde Seika wirklich gebraucht.
 

„Ich wäre schon viel eher gekommen, wenn Du nur ein Wort gesagt hättest. Aber das ist jetzt egal. Was fehlt Dir?“, fragte sie nach, um sich nicht zu viel mit Formalitäten herum zu schlagen. Sie wartete nicht, bis Konan ihr explizit antwortete, weil sie nicht glaubte, dass die Blauhaarige von selber eine komplexe Diagnose aufstellen konnte, die die jungen Frau mit den goldenen Augen irgendetwas helfen würde. Deshalb trat sie weiter vor, bis sie fast neben dem Bett stand.
 

„Darf ich?“, wollte sie sicherheitshalber wissen, als sie ihre Hand hob, um damit Konans Stirn zu fühlen. Doch die Blauhaarige schien nichts dagegen zu haben, denn sie sagte nichts und nickte auch, sodass Seika ihre Finger auf ihre Schläfen legte und damit begann, Konans Körper zu untersuchen. Weil sie vorhin so schwach gewirkt hatte, konnte sie eventuell Probleme mit den Kreislauf haben, oder es war eine Magen-Darm-Grippe, was auch plausibel schien, denn sie hatten die Blauhaarige die Zeit davor ziemlich lange nicht gesehen. Seika wusste, wie so etwas den Körper massiv schwächte. Deshalb ließ die Brünette sich viel Zeit, um das Krankheitsbild genau heraus zu finden.
 

Als sie nach ungefähr einer Stunde, die sie die ganze Zeit bei Konan verbracht hatte, zurück zur Küche kam, wo die anderen Akatsuki noch auf sie warteten – denn auch sie waren gespannt, was denn mit der Partnerin von Pain los war – wurden sie überrascht, denn Seika trug einen Blick zur Schau, der beinahe danach aussah, als wäre sie einem Geist begegnet. Kisame sah sie entrüstet an.
 

„Was, steht es etwa so schlecht um sie?“, fragte er erschrocken nach und Furiko schien ihm exakt zu glauben, denn sie schlug sich die Hände vor den Mund. Doch Seika ging ohne zu Antworten auf ihren Stuhl zu und ließ sich dort nieder plumpsen. Für ein paar weitere mit gespanntem Schweigen durchzogene Sekunden starrte sie ins Leere hinein, bevor sie ihren Kopf schüttelte.
 

„Haltet euch fest, das glaubt ihr mir nie und nimmer“, stammelte sie schließlich und auch Itachi blickte sie nun mit leichter Neugier an, weil ihn die Reaktion der Brünetten etwas seltsam vorkam. Einen Medic-Nin von ihrem Kaliber durfte doch eigentlich kaum noch etwas so überraschen, oder? Außer es ging nicht wirklich um eine Krankheit, sondern etwas ganz anderes.
 

„Konan fehlt nichts. Sie ist einfach nur... schwanger“, antwortete sie auf die drängend fragenden Blicke der Anderen hin. Ein Klirren wies darauf hin, dass Deidara seine Essstäbchen aus der Hand gefallen waren.
 

„Wie bitte?“, spie der Blonde krächzend aus. Er konnte sich nur verhört haben, doch er wusste mehr als genau, dass Seika sie mit so einem Thema nie verarschen würde. Auch Kisame und Furiko, die beide vorhin das Schlimmste befürchtet hatten, starrten die Brünette nun mit offenem Mund an. Auch Tobi war in seiner Bewegung eingefroren und selbst Itachi hatte seine Augenbrauen leicht gehoben.
 

„Konan ist schwanger. Mit Zwillingen. Im dritten Monat“, sprach die Brünette wie mechanisch weiter. Ja, sie sprach die Wahrheit. Das war auch der Grund gewesen, warum sich die Blauhaarige in den letzten Wochen nie gezeigt hatte, weil sie unter ständiger Übelkeit gelitten hatte. Obwohl jeder wusste, dass Pains und Konans Verhältnis schon immer nicht nur das von normalen Partnern gewesen war, stellte sich dies als 'die' Neuigkeit der vergangenen Wochen heraus und augenblicklich begannen alle laut, wild und aufgeregt durcheinander zu reden. Jedem war klar, wer nur der Vater sein konnte, doch das verblüffte sie nur noch mehr. Würden hier wirklich in einem halben Jahr kleine Pains um sie herum laufen, kleine gepiercte Bengel mit bösen Rin’negan Augen? Das war eine nicht sehr... nette Vorstellung, milde ausgedrückt. Was würden das für Kinder sein, mit diesen Eltern? Keiner konnte sich Konan als Mutter, geschweige denn Pain als Vater vorstellen. Es begann eine leise, aber hitzige Diskussion zwischen Deidara, Furiko, Tobi und Kisame, aus der sich Seika und Itachi vollkommen heraus hielten.
 

Nach dem Essen beschloss Seika für sich, ein wenig nach draußen vor das Haus zu gehen und von der nicht lange zurück liegenden Ereignissen etwas zu entspannen. Das eher trockene Klima dieses Landes bescherte ihnen eine milde Nacht und einen wunderbar klaren Sternenhimmel mit Abermillionen von leuchtenden Punkten auf dem dunkelblauen, fast schwarzen Hintergrund. Von dieser Entfernung sahen die Punkte aus wie die Lichtpartikel, in die Seika sich dematerialisieren konnte, wenn sie in ihre ultimative Form überwechselte. Außerdem war nur eine dünne Mondsichel am Horizont zu sehen, die eigentlich nicht viel Licht spendete, sodass es wirklich sehr düster war und man kaum fünfzig Meter weit sehen konnte.
 

Seika ließ sich in nicht allzu großer Entfernung zum Gebäude im Gras nieder. Trotzdem befand sie sich zur Sicherheit noch innerhalb der Barriere, die sie von außen abschirmte, sowohl sicht- als auch fühlbar. Da die letzten Tage doch recht turbulent gewesen waren, war diese Ruhe, die die junge Frau plötzlich umfing, eine richtige Wohltat. Es war eine tiefe Stille, die bis in ihr Innerstes gelangte und sie fast vollkommen entspannte. Selbst ihre Gedanken schwiegen für einige Zeit, sodass auch ihr Kopf ganz frei war. Seit langer Zeit hatte sie sich nicht mehr so gefühlt. Es war aber auch lange her, dass wieder alles so perfekt war – abgesehen von den Osoroshisa natürlich. Erst jetzt, wo zwischen Itachi und ihr wieder alles im Reinen war, merkte die junge Frau, wie schmerzhaft die Zeit dazwischen doch gewesen war. Doch daran wollte Seika gar nicht mehr denken, es war geschehen, aber jetzt war es wieder gut.
 

Seika zog ihre Beine heran, umfasste diese mit ihren Armen und legte ihren Kopf auf die Knie. So blieb sie dann sitzen und ließ die Stille an sich vorübergehen. Es machte sie beinahe schläfrig, so Nichts tuend von der Dunkelheit umgeben zu entspannen und die weit entfernten Sterne zu betrachten. Als eine Grille begann, die nächtliche Geräuschkulisse durch ihr Zirpen zu bereichern, machte die Seika endgültig müde. Sie hatte zwar gut geschlafen, doch die Nacht war sehr kurz gewesen. Seika lächelte leicht für sich hin, während ihre Augen langsam zufielen.
 

Sie war bereits zu sehr in das einlullende Szenario der Dunkelheit versunken. Als die junge Frau ein Geräusch hörte, dass nur noch ein paar Schritte von ihr entfernt sein konnte, war sie nicht in der Lage, schnell zu reagieren. Erst als sie etwas mit voller Wucht am Kopf traf, explodierten die Sterne scheinbar direkt vor ihren Augen und sie war für Sekunden hellwach. Doch es nutzte ihr nichts mehr. Der Schlag betäubte sie im nächsten Moment vollkommen, und trotzdem schien ihr ganzer Körper vor Schmerzen zu schreien. Und als es Seika dann schwarz vor ihren Augen wurde, war es nicht die Nacht, sondern ihr Bewusstsein, dass sich in ihr tiefstes Inneres zurückzog…
 

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Als Itachi am Abend zu Bett ging und Seika nicht da war, machte er sich keine Gedanken. Er hatte gesehen, dass sie hinausgegangen war und wusste, dass sie dort bestimmt länger bleiben würde. Außerdem gefiel es ihm, wenn sie den Geruch der frischen Luft an sich hatte. Auch als er aus der Dusche kam, war sie noch nicht aufgetaucht, obwohl es langsam wirklich spät wurde. Trotzdem beunruhigte es den Uchiha nicht, als er sich hinlegte, für ein paar Minuten an die Decke starrte, dann jedoch einschlief.
 

Am nächsten Morgen war die andere Betthälfte jedoch kalt und nach wie vor unberührt. Dies wunderte den Schwarzhaarigen doch ein wenig. Hatte seine brünette Kunoichi etwa draußen übernachtet? Dies sah ihr jedenfalls nicht ähnlich. Itachi kleidete sich an und ging herunter in die Küche, aus dem schon die allmorgendlichen Geräusche zu vernehmen waren. Es war so wie immer, Deidara, Kisame, Tobi und Furiko waren schon seit geraumer Zeit wach und frühstückten bereits.
 

„Morgen Itachi! Hm, wo hast Du denn Seika gelassen?“, fragte Kisame seinen ehemaligen Partner, als dieser hereinkam. Die Brünette war früher immer zur gleichen Zeit wie die anderen Akatsuki zum Frühstück erschienen, doch nun seitdem sie ein Verhältnis mit dem Schwarzhaarigen hatte, war das immer seltener geworden. Na ja, da war auch kein Wunder, wenn man sich jede Nacht so verausgabte, wie die Beiden. Doch es war nicht zu verleugnen, dass sie Beide viel ausgeglichener schienen als je zuvor, besonders der Uchiha. Auf jeden Fall war das eine lohnende Wandlung. Doch Itachi sah nur starr auf den Haimann, und der Blick machte Kisame leicht nervös.
 

„Hey, was ist denn? Ich hab nichts angestellt, ja?“, meinte Kisame mit einer abwehrenden Geste und die Anderen sahen nun auch etwas irritiert von ihrem Essen auf. Sie erkannten plötzlich Itachis düsteren Blick.
 

„Habt ihr Seika heute noch nicht gesehen?“, fragte der Schwarze mit dunkler, kühler Stimme, die so kalt wie seit Langem nicht mehr war, und dies brachte Furiko und Deidara dazu, sich alarmiert anzusehen.
 

„Nein, wir dachten doch, sie wäre bei Dir!“, antwortete Tobi mit leichter Sorge in seinen Worten. Er und die Anderen sahen sich besorgt an, denn jeder realisierte, dass Seikas Chakra nirgendwo in der Nähe zu spüren war. Doch das besorgte Gefühl, das den Maskierten schon beschlichen hatte, als Itachi mit diesem harten Ausdruck in den Augen in den Raum getreten war, verstärkte sich noch mehr, als der Uchiha plötzlich wieder aus der Küche stürmte, als wäre er von etwas gejagt, das einem Gefühl gleichkam, welches niemand bisher in seiner Attitüde hatte erblicken können: Grauen.
 

Sie ließen alles stehen und liegen und rannten hinter Itachi her. Er war auf dem Weg nach draußen, denn das letzte was sie von Seika mitbekommen hatten, war, dass sie etwas vor das Haus gehen wollte. Doch die Ebene vor dem Gebäude war leer, doch umso größer war die plötzliche, schlimme Befürchtung...

Where the searching beginns

„Ich- Ich gehe zu Pain!“, rief Tobi erschrocken aus, als sie auf der Suche nach Seika draußen angekommen waren, und lief wie von einer Tarantel gestochen wieder zurück ins Gebäude, um ihrem Anführer sofort darüber Bescheid zu sagen, was passiert war. Obwohl niemand daran denken wollte, war es wahrscheinlich bereits viel zu spät. Doch umso fieberhafter waren ihre Reaktionen.
 

Kisame, Deidara, Furiko und Itachi suchten hektisch das Gelände ab und obwohl sie alle dringend nach Seika Ausschau halten mussten, wurden sie immer abgelenkt, und zwar von dem Uchiha. Denn das Bild, das er ihnen bot, war etwas, was sie noch nie gesehen hatten. Der Schwarzhaarige war berühmt und berüchtigt für seine ausgestrahlte Eiseskälte, der er jedem zu spüren gab. Wie sonst war es erklärbar, dass er seinen ganzen Clan ausrotten und seinen besten Freund töten konnte, um das Mangekyou Sharingans zu erhalten, ohne irgendwelche Anzeichen der Reue zu zeigen? Er war der Meister der verstecken Emotionen, seine Mimik war jederzeit so sehr kontrolliert, dass kein Zucken durch seine Züge ging, egal war passierte, als wäre sein Gesicht wahrhaftig eine Maske. Er konnte sogar so schauen, sodass sein Gesicht vollkommen blank war. Nein, keine Langweile, Gleichgültigkeit, Abwesenheit, Ärger oder Amüsement. Man sah ihm nichts an, nichts. Wenn man glauben würde, so etwas war nicht möglich, so bewies er das Gegenteil.
 

Doch in diesem Moment schien dies alles auf dem Kopf zu stehen. Itachi zitterte, kaum merklich, aber es war so. Seine Lippen waren nur noch ein dünner blasser Strich, so sehr hatte er sie aufeinander gepresst, während er mit seinem Sharingan die Umgebung absuchte. Doch auch er blieb ohne Erfolg. Seika war wie vom Erdboden verschluckt! Aber natürlich konnte sie nicht einfach so verschwunden sein. Die Akatsuki waren beinahe hilflos. Sie hatten ihr Chakra absichtlich unterdrückt, um niemandem aufzufallen und um nicht verfolgt werden zu können. Doch anscheinend hatte man sie doch gefunden. Und was lag auf Grund der derzeitigen Situation näher als an eine bestimmte Organisation zu denken? Ja, jeglicher Verdacht lag einzig und allein auf den Osoroshisa.
 

Das Areal um das Haus, welches sich unter dem Schutz des Genjutsu befand, war größer, als sie gedacht hatten. Seika hätte sich hier überall aufhalten können. Wenn sie im Gras gesessen hatte, dann würde man diese Stelle nicht wieder finden, auch wenn ihnen das nicht wirklich weiter helfen würde. Deidara erstarrte und hob verteidigend die Arme. Sie konnten in Gefahr sein, während sie hier so kopflos herum liefen und nach der Brünetten Kunoichi suchten. Ihre Gegner mussten verdammt geschickt vorgegangen sein, denn Kisame konnte es sich nicht vorstellen, dass sie Seika so einfach hatten überwältigen können, ohne dass den Anderen, die doch nur ein paar Meter entfernt im Haus gesessen waren, absolut gar nicht mitbekommen hatten. Es war zum Haare raufen und Deidara und Kisame empfanden nichts weniger als Furcht, vor allem wenn sie daran dachten, dass die Osoroshisa dahinter standen. Sie kannten nun die Ziele dieser Männer. Würden sie wahr machen, was sie schon angekündigt hatten, dass sie Seika zu einer ihrer... Werkzeuge machen, um ihr Ziel zu verwirklichen? Bei dem Gedanken wanderte ihr Blick zu Itachi, der plötzlich stehen geblieben war. Seine Hände waren zu festen Fäusten geballt.
 

„Oh Kami... Schnell!“, schrie Furiko auf einmal und die Männer sahen alle zu ihr. Sie kniete ein einiger Entfernung im Gras und hielt etwas in ihrer Hand. Bereits aus dieser Distanz konnten sie sehen, wie ihre Augen groß waren und ihr Gesicht vor der plötzlichen Blässe schimmerte. Alle sprinteten los, doch der Uchiha war als erster bei der Blonden, die ebenfalls zitterte, jedoch ziemlich stark. Er riss ihr das, was sie in der Hand gehalten hatte, grob aus den Fingern. Erst jetzt sahen die anderen zwei Akatsuki, um was es sich handelte. Es war ein Blatt Papier. Itachi starrte es so intensiv an, sodass es gleich in schwarzen Flammen aufgehen würde, dachte Kisame bei sich, während Deidara neben Furiko ins Gras sank, sie an den Schultern fasste und leicht schüttelte, weil sie plötzlich wie in Trance schien. Sie durfte jetzt bloß nicht ohnmächtig werden!
 

Auf einmal hörten sie Schritte näher kommen. Kisame drehte sich um und sah, wie Pain mit Tobi zu ihnen herüber lief. Als sie bei ihnen waren und Pain dazu ansetzte, eine Frage zu stellen, war das Knistern von zerknüllendem Papier zu hören und alle wandten sich der Geräuschquelle zu. Itachi hatte seine Faust fest um den Brief geschlossen. Plötzlich atmete er schwer. Das Sharingan in seinen roten Augen brannte gefährlich. Da nahm ihm Pain den Brief ab, entfaltete ihn wieder und begann zu lesen.
 

»Kôto Seika ist in unserer Gewalt. Ihre Freilassung erfolgt nur durch den Tausch mit Himura Furiko. Findet uns. Außer Furiko dürfen nur Uchiha Itachi, Hoshigaki Kisame und Deidara dabei sein. Wird sonst noch jemand anwesend sein, wird Seika sterben. Gezeichnet, Osoroshisa« Dies war der Inhalt der Nachricht, die Pain für alle vernehmbar an die Anderen verkündet hatte.
 

„Glauben die denn, wir sind vollkommen bescheuert? Die werden doch niemals einen Tausch zulassen! Wenn wir mit Furiko kommen, werden sie sie auch gefangen nehmen und dann zusammen mit Seika wieder abhauen!“, rief Kisame zutiefst besorgt und wütend, dem das Ganze gar nicht gefiel. Er war sich sicher, dass es sich bei diesem Vorschlag eindeutig um einen Hinterhalt handelte, denn Osoroshisa und fair in einem Satz zu nennen war ein absoluter Widerspruch.
 

„Aber sie sind doch selber dumm, wenn sie zulassen, dass wir Furiko zu Dritt begleiten! Die schlagen wir doch zu Brei, yeah!“, sagte Deidara energisch darauf. Die Osoroshisa unterschätzten sie gewaltig.
 

„Das... ist doch bestimmt Absicht! Habt ihr vergessen, dass sie Rache an Itachi-san wollen? Außerdem will sich Fujita bestimmt... an Deidara-sempai rächen, weil er ihn so verletzt hat. Und Fujita ist doch auch einer der sieben Schwertkämpfer wie du, Kisame-san, nicht war?“, sagte Furiko langsam, als sie sich wieder von ersten Schock erholt hatte. Ihre Worte machten viel Sinn.
 

„Klar, Fujita hat bestimmt auch noch eingebildet, ne alte Rechnung mit mir offen zu haben. Und wegen Itachi liegt es doch nahe, dass sie Seika entführt haben. Aber woher sollen wir wissen, dass sie ihr in der Zwischenzeit nichts antun?“, sagte der Haimann und bei dem Gedanken wurde er beinahe ängstlich. Sie hatten die Brünette sicher bewusstlos geschlagen. So konnte sie doch alles Mögliche mit ihr anstellen... Es war, als hätte Itachi Kisames Gedanken gelesen, denn er knurrte plötzlich tief.
 

„Dafür werden sie alle sterben, alle.“, raunte er leise, aber hörbar und der Zorn, der in seiner Stimme mitschwang, ließ die Akatsuki erzittern. Das Sharingan leuchtete blutrot, obwohl seine Augen so sehr verengt waren, dass seine Iris kaum mehr zu sehen war. Jeder glaubte ihm zweifellos aufs Wort. Sie hatten Seika entführt, die Person, mit der der Uchiha ein intimes Verhältnis hatte, die Person, der Itachi sich wohl bisher am Meisten anvertraut hatte. Es war wahrscheinlich nicht möglich, dass der Schwarzhaarige lieben konnte, doch wenn es jemanden gab, für die er annähernd ähnliche Gefühle hegte, dann war dies eindeutig Seika. Und nun hatten die Osoroshisa gewagt, sie ihm wegzunehmen. Der Uchiha mordete nie sinnlos, er war nicht süchtig nach Blut und Angstschreien, obwohl viele das von ihm dachten. Doch nun würde er sich rächen und seine Rache würde fürchterlich sein. Das Eigentum von Itachi zu beschmutzen und möglicherweise zu Verletzten war das Letzte, was man in seinem Leben tat.
 

Doch Itachi war nicht nur zornig, nein, er hatte auch Angst. Ja, zum ersten Mal in seinem Leben verspürte er wirkliche Angst. Damals, als er mit angesehen hatte, wie Seika von der Steinlawine verschüttet worden war, da hatte er noch nicht richtig verstanden, was dieses beklemmende Gefühl gewesen war, welches Sekunden später, als es schon zu spät gewesen war, eingesetzt hatte und ihm beinahe die Luft abgeschnürt hatte. Er wollte es nicht zugeben, doch nun erkannte er, dass es so gewesen war. Was war, wenn sie wirklich das tun würden, was sie ihr Ziel nannten? Konnten sie Seikas Willen immer noch brechen, auch wenn Keppan nun tot war, durch Itachis eigene Hand? Würden sie sie dann vergewaltigen, um ihr Kekkei Genkai für ihre Zwecke zu benutzen? Oh nein, sie sollten sie nur einmal anfassen und sie würden dafür tausend Mal länger in der Hölle schmoren. Denn Seika gehörte ihm, kein anderer Mann sollte sie je berühren, als er!
 

Itachi wollte sich auf der Stelle aufmachen. Je länger sie warteten, desto schlimmer konnte es kommen. Sie durften keine Zeit verlieren, um Seika zu retten. Er musste diese Frau beschützen, diesmal von Anfang an. Doch Pain erkannte den determinierten Ausdruck im Gesicht des Uchihas und hob die Hand.
 

„Gib mir Zeit bis Mittag, Itachi. Ich werde meine Mittelsmänner aussenden, damit sie die Osoroshisa aufspüren. Dann werdet ihr aufbrechen, eher nicht.“, befahl ihr Anführer und sie wussten alle, das er Recht hatte. Wenn sie nun Kopflos aufbrechen würden, dann würden sie die Organisation sicher nicht aufspüren können, denn sie konnten überall und nirgendwo sein. Außerdem brauchten sie dringend einen Plan, denn sie konnten Furiko doch nicht wirklich gegen Seika tauschen. Sie blickten zu Itachi und sahen, dass er sich Pains Urteil beugte, auch wenn ihm das sichtlich nicht gefiel.
 

„Wir holen unsere Kleine da schon wieder unbeschadet raus.“, sagte Kisame und sie sahen zu ihrer Verwunderung, wie Itachi dem Haimann zu nickte. Wenn Deidara je noch einen Zweifel an der Beziehung zwischen dem Schwarzhaarigen und der Brünetten gehegt hätte, dann hätte sich dieser in diesem Moment in Luft aufgelöst. Leicht besorgt wandte er sich zu Furiko um, die immer noch im Gras hockte.
 

„Geht’s?“, fragte er und die Blonde bejahte, sodass er ihr aufhalf und sie gemeinsam zurück ins Haus gingen, um die Lage zu besprechen. Itachi war der Letzte, der herein kam. Er blieb noch länger stehen und betrachtete den Flecken Erde, an dem sie den Brief gefunden hatten. Zwei Büschel Gras waren dort herausgerissen worden. Es musste das Letzte gewesen sein, an dem Seika sich noch hatte fest klammen können…
 

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Es war dunkel, feucht und unangenehm kühl. Das einzelne, regelmäßige Tropfen von Wasser war so leise, aber doch so laut, als ob es einem die Ohren durchbohren wollte. Das Geräusch hallte vielfach wieder, sodass es keinen Augenblick gab, in dem es vollkommen ruhig war. Nicht das kleinste Licht erhellte die Umgebung. Es war ein muffiger Gestank in der Luft, doch wenn man länger hier war, dann nahm man ihn schon gar nicht mehr wahr. Verdeckt von dem penetranten Geräusch der Wassertropfen war jedoch noch etwas Anderes zu hören. Es war der schwere Atem einer Person. Vor ihrem Mund bildeten sich weiße Dunstwolken, als sie die Luft aus ihren Lungen aushauchte. Sie war in diesem Moment gerade kurz davor, ihr Bewusstsein wieder zu erlangen.
 

Doch im selber Augenblick, als wäre ihr Erwachen bemerkt worden, erklangen Schritte in dem widerhallenden Gemäuer. Außerdem gesellten sich leise Stimmen dazu, doch die Worte, die sie sprachen, waren aber unverständlich, weil sie durch ihr Echo vollkommen verwischt wurden.
 

Die Person wimmerte leise. Ihre Haare waren von ihrem eigenen Blut verklebt und hingen ihr ins Gesicht, wo sie sie unangenehm kitzelten, doch es gab keine Möglichkeit, diesen Störfaktor zu beseitigen. Ihre Hände waren mit Chakrafesseln hinter ihrem Rücken zusammengebunden, sodass sie sich kaum regen konnte. Aber auch ihre Füße waren an den Gelenken aneinander gekettet. Ihre Position war mehr als unbequem, doch dagegen konnte sie nichts tun.
 

Wer war sie eigentlich? Wo war sie? Was machte sie hier überhaupt? Sie war viel zu benommen, um sich auf sich selber konzentrieren zu können, außerdem waren da diese höllischen Kopfschmerzen, die alles Andere ausblendeten. War es wirklich möglich, dass sich ein Kopf so aufgedunsen und gleichzeitig so leer anfühlen konnte, als herrschte in ihm ein Vakuum, das die Schädeldecke jeden Moment implodieren lassen würde? Langsam öffnete sie die Augen, was ebenfalls nicht ohne Schwierigkeiten ging, denn ihre Lider waren wie zugeklebt und so dauerte es seine Zeit, bis sie den nötigen Willen und die Kraft gesammelt hatte, um ihre Augen auf zu zwingen. Nicht, dass es etwas geholfen hätte, denn nach wie vor war es Dunkel um sie herum. Für einige Sekunden dachte sie, sie wäre blind geworden, weil sie nichts sah, doch das Schwarz unterschied sich schon ein wenig vom vorherigen Zustand. Doch tanzten vor ihrem Blickfeld auf einmal blasse Sterne herum und ihr wurde dabei fast schwindelig.
 

Langsam beschlichen sie wage Erinnerungen an das, was geschehen war. Sie hatte vor kurzem einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen, einen ziemlich brutalen. Irgendwoher schloss sie daraus und aus den quälenden Schmerzen in ihrem Kopf, dass sie eine Gehirnerschütterung haben musste. Wie sie darauf kam, war ihr nicht ganz klar. Doch da waren plötzlich diese Stimmen, die immer näher kamen, die ihre winzige wiedererlangte Aufmerksamkeit auf sich zogen. Die Personen, die sprachen, hatten wohl ein kleines Licht dabei, denn es wurde langsam ein wenig heller.
 

„Sieh mal einer an. Endlich ist sie wach. Hat glatt drei Tage durch geschlafen.“, redete jemand und der Klang dieser Stimme legte einen Schalter in ihrem Kopf um, der alle Erinnerungen an die letzten Tage wieder aktivierte.
 

Sie war Seika. Jemand hatte sie niedergeschlagen, als sie in der Nacht draußen vor dem Versteck gesessen hatten, vollkommen ahnungslos und für den Moment ganz unbeschwert. Sie war ein Medic-Nin, also erkannte sie mit Leichtigkeit die Symptome für eine Gehirnerschütterung, die wie wahrlich davon getragen hatte. Jemand hatte sich an sie heran geschlichen und hatte sie dann außer Gefecht gesetzt. Und dieser jemand war sicher ein Mitglied der Osoroshisa gewesen.
 

Warum hatte Furiko nicht gespürt, dass jemand in ihre Nähe gekommen war? Die Blonde hatte die Fähigkeit, Präsenzen auch ohne ausgestrahltes Chakra zu spüren, doch diesmal hatte sie nichts wahrgenommen. Und sie war nun also schon drei Tage hier? Mit einem Anflug von Panik überprüfte sie schnell ihren Körper. Mit einer starken Erleichterung, die ihr Herz rasen ließ, erkannte sie, dass sie niemand berührt hatte, jedenfalls nicht auf ‚diese’ Weise. Ehrlich gesagt, war sie darüber verwundert, wenn sie daran dachte, welche Motive die Osoroshisa hatten.
 

„Seht nur, das Püppchen macht sich schlimme Gedanken!“, sagte eine weitere Stimme, die Seika bereits entfernt bekannt war. Hinter ihrem Fluss an Fragen, der ihr Gehirn plötzlich durchströmte, erkannte sie auf einmal, in was für einer Situation sie wirklich steckte. Sie war eine Gefangene der Osoroshisa, zusammen gebunden, in einem dunklen Keller und sie konnte sich keinen Zentimeter rühren. Dies war eine alles andere als sorgenfreie Lage. Die junge Frau erschauderte und das durch die leichte Panik hervorgerufene Adrenalin ließ ihren Puls nach oben schnellen. Trotz der bereits erkannten Ausweglosigkeit wehrte sich die Brünette gegen ihre Fesseln.
 

„Na, na, das wird dir nichts nützen. Du brauchst gar nicht versuchen, dich zu befreien.“, sagte Joshu amüsiert, der beobachtete, wie sich die junge Frau leicht wand. Gegen diese Chakrafesseln konnte sie tun, was sie wollte, sie würde sie nicht brechen können. Da sah Seika auf und blickte dem Mann direkt ins Gesicht. Ihre goldenen Augen funkelten im schwachen Lichtschein.
 

„Bilde dir bloß nichts ein!“, sagte sie. Ihre Stimme war zwar rau und kratzig, doch wütend und bestimmt. Der Anführer der Osoroshisa verzog unzufrieden sein Gesicht. Das gefiel Seika sogar. Leider wusste er etwas nicht, was Seika einen deutlichen Vorteil in ihrer Situation verschaffte, auch wenn sie sich kaum bewegen konnte. Sie blickte den vier vor ihr stehenden Männern zornig entgegen, indem sie jedem einzelnen einen Moment widmete, Joshu, Tekketsu, Fujita und Akiyama.
 

„Hm, Itachis kleines Spielzeug wird kratzbürstig… Aber nicht mehr lange. Wenn wir ihn vor deinen Augen abschlachten, wirst du keine so großen Töne mehr spucken.“, sprach Tekketsu voller Hohn und Seikas Augen weiteten sich. Was hatten sie vor? Wollten sie sie als Lockmittel benutzen, damit die Anderen kamen, um sie zu befreien? Hatten sie vor, Itachi zu töten?
 

„Glaubt ihr, ihr könntet Itachi wirklich besiegen? Glaubt ihr, er und die Anderen sind so dumm? Sie werden nicht auf eure kranken-“, begann Seika energisch, doch dann ertönte ein Klatschen und sie verstummte, denn Joshu hatte ihr eine runter gehauen und ihr Kopf begann so schlimm zu dröhnen und zu pochen, dass sie fühlte, wie die Ohnmacht sie zu übernehmen drohte. Doch dies durfte nicht geschehen. Sie durfte nicht noch einmal das Bewusstsein verlieren, wer wusste, was die Osoroshisa dann mit ihr anstellen würden… Ein weiterer Kick traf ihr Schienbein, ein anderer bohrte sich in ihre Rippen, sodass Seika vor Schmerzen aufstöhnte.
 

„Sei brav, dann bekommst du nachher vielleicht etwas zu essen. Weißt du, wir haben einen Brief hinterlassen. Wir wollen Furiko gegen dich tauschen, angeblich. Und wenn die Akatsuki unseren Anweisungen nicht folgen, wirst du sterben, ganz einfach. Ach ja, willst du wissen, wie wir euch gefunden haben? An Furiko haftete immer noch ein harmloser Bann, denn wir ihr einmal auferlegt haben. So konnten wir eure Position ganz einfach ausfindig machen.“, erklärte Joshu grinsend und er und die Anderen drehten sich um und gingen. Seika wollte nach ihnen rufen, denn trotz ihrer Kopfschmerzen waren wieder hunderte Fragen da, die auf eine Antwort warteten. Wie hatten sie sie überhaupt ausfindig machen können, ohne dass die Akatsuki sie gespürt hatten? Waren sie wirklich die, die die Basis angegriffen hatten? Warum hatte sie sich bis jetzt nicht an ihr vergriffen, wenn sie doch so danach strebten? Oder waren sie so sadistisch und warteten, bis sie wieder bei vollem Bewusstsein war? Oder hatten sie auch einen Medic-Nin, der ihnen gesagt hatte, dass es nicht die richtige Zeit war? Aber auch andere Dinge quälten sie, und sie waren noch schlimmer als die körperlichen Schmerzen. Dies war ein Hinterhalt, um sich der beiden jungen Frauen zu bemächtigen! Außerdem war klar, dass sie nicht vor hatten, Seika zu töten, sondern Itachi. Die Brünette begann zu zittern. Sie hatte nie Angst vor dem Tod gehabt, weil da nie etwas gewesen war, wofür sie hatte wirklich leben wollen. Doch dies gab es jetzt, eine ganz bestimmte Person. Und egal, wer von ihnen sterben würde, es würde den Anderen in ein tiefes Loch stürzen lassen, nie wieder fähig, heraus zu kommen. Dies war schlimmer als der Tod, eindeutig und sie wollte nicht, dass einer von ihnen das durchleben musste.
 

Seika senkte ihren Kopf. Sie musste etwas tun, nur was? Sie konnte sich nicht rühren, geschweige denn die Anderen warnen. Sie wusste ja nicht mal, wo genau sie sich befand. Die Osoroshisa wollten aber gefunden werden, soviel stand fest. Doch sie würden es den Akatsuki nicht leicht machen, das war sicher. Mit einem Mal tat Furiko Seika Leid. Schon wieder wurde sie mit ihrer grausamen Vergangenheit konfrontiert, doch diesmal mussten Andere darunter leiden.
 

Im Moment konnte Seika nur darauf hoffen, dass die anderen Akatsuki ruhig blieben, alles überdachten und nicht impulsiv los rannten, um sie zu befreien. Ein bitteres Lächeln entstand auf ihren trockenen Lippen, als sie an Deidara, Tobi und Kisame dachte. Die drei Chaoten von Akatsuki. Sie hatte sie nie wirklich bei Deidara entschuldigt. Sie kamen so ganz gut miteinander klar, nach vielen Schwierigkeiten, doch so richtig ausgesprochen hatten sie sich noch nicht. Viele Möglichkeiten dazu hatte es aber auch nicht gegeben, denn es hatte auf beiden Seite immer etwas gegeben, was sie vom sprechen abgehalten hatte. Und auch Kisame hätte sie danken müssen, weil er mit seinen Späßen oft schon Situationen entschärft hatte, die sonst in die Luft gegangen wären. Aber vor allem Tobi hatte sie noch nie wirklich gesagt, wie froh sie war, ihn zu haben. Der Maskierte war immer da, wenn sie jemanden zum reden gebraucht hatte. Dies war zwar in der letzten Zeit immer weniger geworden, weil Tobi oft mit Kisame auf Missionen gewesen war, doch man sah es ihm immer an, dass er sich Gedanken um Seikas Wohl machte. Eigentlich ging es ihr bei den Akatsuki so gut, wie noch nie in ihrem Leben. Sie hatte wirkliche Freunde gefunden und nun auch den Mann, der ihr so viel im Leben bedeutete.
 

All diese Gedanken zogen sie herunter, so sehr, dass ihr plötzlich danach zu Mute war, die Tränen fallen zu lassen, die in ihr aufstiegen. Sie dachte, Einsamkeit wäre schmerzlich, doch es tat plötzlich noch mehr weh, als sie daran dachte, was ihr Verschwinden und die Sorge darüber den Anderen antun würde. Das wollte sie nicht, sie wollte die Menschen, die sie am meisten mochte, nicht verletzen. Und dabei war es gar nicht ihre Schuld. Es war die Schuld dieser verdammten Osoroshisa. Vier von ihnen waren vor ihr gestanden, das hieß, dass Fujita wieder genesen war. Sie verfolgten Furiko und quälten sie mit der Erinnerung an die Dinge, die sie mit ihr tun wollten. Und nun quälten sie Seika und damit die Menschen, die ihr Nahe waren. Und dafür hasste die junge Frau diese Kerle, die sich anmaßten, zu tun, was ihnen gefiel. Menschen waren Wesen mit freiem Willen und nichts und niemand hatte das Recht, ihnen dieses Privileg zu nehmen, schon gar nicht eine Bande von machtsüchtigen, verabscheuungswürdigen Bastarden! Die Erinnerung an ihre Gesichter ließ den Zorn nur so in Seika aufwallen, dass sie die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte und sie über ihre Wimpern schwappten und in dicken Tropfen ihre Wangen herunter liefen. Nein, sie würde sich nicht klein kriegen lassen, niemals.
 

Als sich plötzlich wieder leise Schritte näherten, sah Seika determiniert mit im Dunkeln blitzenden Augen auf und sie hatte einen Entschluss gefasst. Solle dieser jemand nur kommen. Die Osoroshisa sollten nicht denken, dass sie die Kontrolle über die Situation hatten…
 

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War das Wohnzimmer davor noch sauber aufgeräumt gewesen, dann glich es jetzt einem Schlachtfeld, auf dem jedoch kein Kampf stattgefunden hatte. Auf dem Boden und jeder noch so kleinen Ablagemöglichkeit lagen Schriftrollen verteilt, Karten waren ausgebreitet und Bücher aufgeschlagen. Eine hektische Stimmung lag in der Luft. Pain kommunizierte lautlos mit seinen Mittelsmännern, Itachi saß über einer Landkarte gebeugt, während er in seinen Händen mit Notizen vollgeschriebene Blätter hielt. Furiko hockte am Fenster und versuchte nervös sich an weitere Details aus ihrer Vergangenheit zu erinnern, die Itachi helfen konnten, dass er das Versteck der Osoroshisa ausfindig machen konnte. Deidara beschäftigte sich mit seinen Tonfiguren, weil es im Moment nichts gab, was er tun konnte und ihn das in den Wahnsinn trieb. Auch Tobi konnte sich kaum noch ruhig halten, weil es für ihn im Moment keine Aufgabe gab. Das schlimmste für ihn aber war, dass er bei der Rettung von Seika nicht dabei sein durfte. Er wusste, dass er es nicht riskieren konnte, mitzukommen, auch wenn die Anderen ihn dazu ermutigen würden. Sollte er durch Zufall irgendwie entdeckt werden, so was das Seikas Todesurteil. Wenn so etwas passieren würde, könnte sich der Maskierte das niemals verzeihen. Doch er war durch eine Sache wiederum etwas beruhigt. Es war Itachis determinierter Blick, der ihm sagte, dass die brünette junge Frau bestimmt sicher zurückkehren würde… Plötzlich kam Kisame hinein und ein lautes Scheppern ertönte, das alle von ihren derzeitigen Aktivitäten ablenkte.
 

„Das war alles, was ich im Keller finden konnte.“, meinte der Haimann und deutete auf den ansehnlichen Haufen von Kunai, Shuriken und Katanas in allen möglichen Längen, die er vor sich auf den Boden geworfen hatte. Des Weiteren hielt er unter seinem Arme eine Kiste mit Explosionszetteln.
 

„Hey, das reicht alle mal, um diesen Bastarden eine gehörige Abreibung zu verpassen, yeah!“, reif Deidara aus und schnappte sich ein Set von Kunai, um nachzuprüfen, wie scharf sie waren. Die Klinge schnitt glatt durch den unverarbeiteten Ton, den er in der Hand hatte und der Blonde nickte zufrieden.
 

„Da fällt mir was ein, Itachi-san! In der Nähe waren alte Gleise! Ich glaube, dort wurde früher Kohle abgebaut!“, sagte Furiko plötzlich mit aufgeregter Stimme, was den Uchiha wieder zu seiner eigentlichen Beschäftigung brachte. Seine Augen fuhren über die Karte vor ihm und er stand auf einmal ruckartig auf seinen Beinen. Hatte er etwa einen Ort entdeckt, der auf Furikos Beschreibungen des Verstecks der Osoroshisa passen würde? Alle sahen ihn gespannt an. Niemand konnte erraten, was er dachte, als er sich herab beugte, nach einem Stift griff und einen dicken Kreis um eine bestimmte Stelle zeichnete. Dann faltete er die Karte zusammen und gab sie Pain.
 

„Lasst das überprüfen, Pain-sama. Sobald Ihr eine Bestätigung habt, brechen wir auf.“, sagte er und an seinem bestimmten, aber abwesenden Ton und an seiner angespannten Haltung war jedem klar geworden, dass der Schwarzhaarige nun die Leitung der Situation übernommen hatte. Ja, er würde Seika befreien und zu sich zurückholen, und wenn es das Letzte war, was er in seinem verdammten Leben tun würde.

Victory and defeat

Der Kerl, der nicht lange nach dem Besuch der Osoroshisa zu Seika gekommen war, war ein Untergebener von Joshu gewesen. Mittlerweile war schon wieder eine ganze Stunde vergangen und Joshu machte sich Gedanken, warum sein Diener nach so langer Zeit immer noch nicht zurück gekehrt war. Er hatte der Kunoichi doch nur ihr Essen bringen sollen und das konnte doch nicht so schwer sein, oder? Also wartete der Anführer von Osoroshisa noch etwas länger, bis er zu ungeduldig wurde, weil sein Untergebener immer noch nicht aufgetaucht war, weshalb er sich misstrauisch aufmachte, um selber nach dem Rechten zu sehen.
 

Der Kerl war wirklich ein kompletter Dilettant gewesen, so dachte es sich jedenfalls die Gefangene, als sie über die letzten Minuten nachdachte. Er kam mit einer Kerze in der Hand heran, um das Tablett mit dem Essen neben Seika hinzustellen. Er sprach kein Wort, doch blickte er die brünette junge Frau eindringlich mit eindeutig begehrendem Blick an, bevor er sich umdrehte und wieder gehen wollte.
 

„Und wie soll ich das bitte essen, du Idiot?“, fauchte Seika ihn verärgert an, sodass der Typ stocksteif stehen blieb und sich zögerlich umwandte. Im schwachen Licht sah die junge Frau, dass er ziemlich verwirrt war.
 

„Ich kann die Fesseln nicht lösen. Und füttern werd ich dich sicher nicht.“, sagte er verteidigend und seine Stimme klang hoch und jungenhaft, als wäre er noch nicht in der Pubertät gewesen. Vom Gesicht jedoch sah er aus wie ein erwachsener Mann, doch er war groß und seine Gliedmaßen lang und schmächtig. Da beschlich Seika ein Gedanke und Abscheu und Mitleid erfassten sie. War dieser Mann etwa wirklich… kastriert worden? Eine logische Antwort war nicht weit entfernt. Er war sicher ein ganz gewöhnlicher Diener, kein Shinobi und sicher kein Träger eines Kekkei Genkai. So lag es nahe, dass sein Herr nicht wollte, dass er sich an irgendwelchen Mädchen vergriff, die dafür vorgesehen waren, einen Platz im Zuchtprogramm der Osoroshisa einzunehmen, und diese zufällig schwängerte. Seiner etwas zurückgebliebenen Gestalt nach musste dieser Kerl schon im Kindesalter die Kastration erlitten haben…
 

„Glaubst du, mich interessiert das? Glaubst du, Joshu interessiert das, wenn ich verhungere? Schwing deinen Arsch her, Schlappschwanz, und gib mir was zu Essen!“, befahl sie schroff und es war ihr nicht gerade angenehm, ihn mit genau diesem Schimpfwort zu betiteln und zu beleidigen. Doch sie hatte einen Plan und es zeigte auch Wirkung, denn der Kerl sah sie wütend an.
 

„Na warte, Miststück, das hast du nicht umsonst gesagt!“, gab er keifend zurück, doch dann stellte er die Kerze auf den Boden und nahm trotzdem, nicht ohne Widerwillen, einen Reisball vom Tablett und hielt ihn Seika vor ihr Gesicht und ihren Mund, sodass sie davon abbeißen konnte. Aber er zog sofort seine Finger wieder zurück, als hatte er die nicht ganz unbegründete Angst, sie würde ihn beißen. Dabei musste er doch noch etwas näher kommen! Er gab ihr den Rest des Reisbällchens und nahm einen Neuen, welchen er ihr genauso vorsichtig näher brachte.
 

„Was für ein Schisser bist du denn?“, höhnte Seika, um ihn weiter zu reizen. Sie wusste, was kam, wenn sie ihn weiter beschimpfen würde, doch das musste sie auf sich nehmen. Und der Kerl verlor seine Ruhe schneller als gedacht.
 

„Sei still, du Schlampe!“, bellte er und holte mit seiner Hand aus, um Seika zu ohrfeigen. Dies würde seine letzte Tat werden.
 

Es schepperte laut und das Geräusch wurde von den nackten steinernen Wänden sehr weit getragen, weil es ein mehrfaches, ineinander fließendes Echo gab. Es erreichte Joshu bereits, als er das unterirdische Gewölbe gerade erst betrat. Obwohl der Krach von allen Seiten kam und überall seinen Ursprung hätte haben können, machte der Osoroshisa die Quelle sofort aus, denn er konnte den Schall zurückverfolgen, weil er ihn mit seinem ganzen Körper spürte und hörte und die verschiedene Intensität der Schallwellen zu einem genauen Bild verknüpfen konnte.
 

Es kam eindeutig von dort, wo die Kunoichi gefesselt war. So schnell er konnte, rannte Joshu los. Der Krach konnte nichts Gutes bedeuten, obwohl er das Chakra der jungen Frau immer noch am selben Fleck spüren konnte. Nur ein paar Sekunden später bekam er die Bestätigung, als er ankam. Die Brünette war immer noch da, aber wenn sein Diener Chakra gehabt hätte, hätte Joshu schon aus der Distanz gemerkt, dass dieser nicht mehr unter den Lebenden weilte. Er war über dem Tablett mit dem Geschirr und dem Essen zusammengebrochen, das er der Kunoichi gebracht hatte. Er lag nun völlig regungslos da, doch die Brünette war noch am selben Platz wie vorher. Sie hatte sich keinen Millimeter bewegt und war nach wie vor gefesselt.
 

„Verdammt, was hast du angestellt?“, brüllte Joshu und fühlte die Wut in sich aufsteigen. Da drehte Seika ihren Kopf zu dem Anführer der Osoroshisa und er stolperte einen Schritt zurück als er sah, dass sie grinste. Wollte sie ihn zum Affen machen? Es würde ihr Leid tun, wenn sie dies versuchen sollte!
 

„Ihr unterschätzt mich…“, sagte die junge Frau leise und geheimnisvoll und irgendetwas in ihrer Stimme ließ Joshu erschaudern. Ja, sie war blutverschmiert, dreckig und zerzaust, doch ihre goldenen Augen funkelten, ihre Haut war makellos und obwohl ihre Lippen aufgerissen waren, waren sie voll und sinnlich. Er wunderte sich plötzlich gar nicht, warum Itachi sie sich als Bettgefährtin ausgesucht hatte. Doch dazu hatte sie noch ein ganz besonderes Kekkei Genkai und das machte sie für die Zwecke von Osoroshisa unglaublich wertvoll. Doch im Moment war etwas anderes wichtiger.
 

„Was hast du getan?“, fragte Joshu ein zweites Mal, diesmal jedoch leiser und mit unwillkürlicher Ehrfurcht in der Stimme. Seika grinste ein wenig breiter. Es lief ja alles besser, als sie gedacht hatte.
 

„Ihr seid unvorsichtig, ihr Osoroshisa… Als ihr mich entführt habt, habt ihr mein Chakra nicht gespürt, weil ich es unterdrückt hatte und das habt ihr nicht beachtet. Merkst du es von selber? Ich habe meine vollen Chakrareserven, Joshu. Ich könnte meine Fesseln sprengen, doch dann hätte ich nicht die Kraft, gegen euch zu kämpfen. Doch ich brauche meine Hände und Füße eigentlich nicht, um mir euch vom Leibe zu halten.“, erklärte sie mit einem tiefen Ton und schmunzelte. Der Anführer der Osoroshisa war plötzlich sehr irritiert. Sie hatte ihm gerade einiges verraten, so ganz ohne weiteres, wofür er sich am liebsten selber schlagen würde, doch dadurch wurde alles noch rätselhafter. Wie hatte sie es geschafft, seinen Diener zu töten?
 

„Was hast du gemacht?“, fragte er zum dritten Mal, diesmal wahrhaftig flüsternd, doch nun blieb Seika stumm. Sie hatte also nicht vor, ihr Geheimnis zu verraten? Erneut wurde der Mann, der keine Ohren hatte, wütend. Sie hielt ihn zum Narren! Das hatte noch niemand zuvor gewagt!
 

„Wirst du verdammt noch mal damit rausrücken?“, schrie er und kam näher. Seine Hand schnellte vor, um sie am Hals zu packen.
 

„Oh ja, berühre mich nur.“, wisperte die junge Frau mit leicht geweiteten, blitzenden Augen und Joshu erzitterte. Seine Finger waren nicht mehr weit von ihrer Haut entfernt, doch da sah er den wilden Ausdruck in den faszinierenden Irriden und schreckte ein paar Schritte zurück. Warum wirkte sie eigentlich so einschüchternd auf ihn? Warum war sie trotz der Situation, in der jeder andere sofort aufgegeben hätte, immer noch so berechnend? Die offene Aufforderung, sie anzufassen war jedenfalls alles andere als normal. Sie hatte mit allen Mitteln versucht, dem Bann zu entgehen, der ihren Willen unterdrückte, damit sie den Osoroshisa entging. Warum sollte er jetzt diesen Worten nachkommen? War es eine Falle? Bestimmt! Er durfte ihr nicht zu nahe kommen, denn vielleicht war das der Fehler seines Dieners gewesen?
 

Joshu kochte vor Wut. Wenn es wirklich wahr war, dass sie sie nicht anfassen konnten, dann waren ihnen komplett die Hände gebunden! Es gab natürlich keine andere Möglichkeit sich ihrer zu bemächtigen, seit sie die Fähigkeit des Bannspruches mit Keppans Tod verloren hatten. Verdammter Itachi! Verdammtes Weib! Verdammte Akatsuki! Ein zorniges Knurren verließ seine Kehle, als er sich ruckartig umdrehte, den Leichnam seines Untergebenen am Kragen seines Shirts packte, ihn hinter sich her aus dem dunklen Labyrinth der unterirdischen Tunnel schleppte und seine Gefangene damit wieder alleine ließ. Sie würden schon herausfinden, was die Brünette getan hatte. Und dann würde ihr das Grinsen schon noch vergehen!
 

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Es war furchtbar, wie unwahrscheinlich langsam die Zeit vergehen konnte, so zäh und unbeugsam, als wäre sie aus Gummi oder Metall. Aber eigentlich war dieser Fakt kaum verwunderlich, wenn man in einem dunklen Kellergewölbe saß und es weder etwas Neues zu hören, noch zu sehen gab und man nichts zu tun hatte. Die Kerze, die der Diener von Joshu da gelassen hatte, war nach ein paar Stunden abgebrannt und tauchte die Umgebung wieder in undurchdringliche Finsternis.
 

Seika erlaubte es sich, nach langem fieberhaftem und etwas ängstlichem Hin und Her ihrer Gedanken, ein paar Stunden zu schlafen. Aber es war nur ein sehr leichter, nur wenig erholender Schlaf, denn ihre Sinne waren in vollster Alarmbereitschaft, damit sie schnell wieder wach und vorbereitet sein konnte, sollte es nötig sein. Sie durfte es sich nicht leisten, dass ihre Kidnapper plötzlich auftauchten und sie schlafend vor fanden. Ein Moment der Unachtsamkeit konnte sie viel mehr kosten, als sie bereit war, zu zahlen. Sie wolle auch gar nicht wissen, was die Osoroshisa nun tun würden, wenn sie sie in die Hände bekommen würden.
 

Die Situation war mehr als frustrierend. Seika wusste, dass sie sich befreien könnte, doch würde sie dafür viel zu viel Energie verbrauchen, sodass sie nachher so schwach sein würde, dass sie sich nicht einmal würde verteidigen können. Um die Chakrafesseln zu sprengen benötigte es eine Menge von Chakra, die die Menge der eingesetzten Energie überstieg. Die junge Frau konnte so eine Konzentration von Chakra bestimmt aufbringen, doch beim entladen würde dieses komplett verloren gehen und nicht mehr für weitere Attacken bereit stehen. Deshalb war es für die Brünette wichtig, so wenig Chakra und Kraft wie möglich zu verbrauchen, denn sie wusste nicht, wie lange sie hier noch in diesem feuchten, dunklen Gang ausharren musste.
 

Ja, sie hatte die Hoffnung, dass man nach ihr suchen würde. Doch natürlich hatte sie nicht den blassesten Schimmer, wo sie war, wie weit dieser Ort von Pains Versteck entfernt und wie gut dieser Unterschlupf hier versteckt war. Aber die Osoroshisa wollten doch absichtlich, dass die Akatsuki mit Furiko kamen, um Seika hier heraus zu holen. Schon wieder beschlich die junge Frau eine leise, aber dafür umso schlimmere Angst. Sie wollte nicht an den Kampf denken, der um sie ausbrechen würde, aber es war alles so kontrovers, dass sie es irgendwie tun musste und es deswegen beinahe weh tat, sodass sie wiederum noch stärker versuchte, nicht darüber nachzusinnen. Aber trotzdem zählte in diesem Moment eigentlich nur der Gedanke, was die Osoroshisa nun tun würden, wenn sie heraus fanden, wie Seika es geschafft hatte, Joshus Diener umzubringen. Eigentlich konnten sie nicht dagegen tun, oder vielleicht doch? Hatte Seika etwas vergessen, hatte sie bisher nicht an eine Möglichkeit gedacht, die ihren so sicher scheinenden Plan durchkreuzen konnte? Dieser Gedanke ließ langsam die leichte Panik in der jungen Frau hoch kommen, die sie krampfhaft versuchte zu unterdrücken, damit sie sich nicht vollkommen verrückt machte. Sie musste Ruhe bewahren, denn das war das Wichtigste.
 

Nach schier unendlicher Zeit hörte Seika nahende Schritte und sie schreckte aus ihrem leichten Schlummer wieder auf. Die junge Frau musste feststellen, dass sie weder wusste, welche Tageszeit es war, noch, ob erst einige Stunden oder bereits ein ganzer Tag verstrichen war. Leise keuchte sie auf, als sie sich ein wenig bewegen wollte. Die Position, in der sie nun schon seit so langer Zeit da saß, war verdammt ungünstig, sodass ihr alle Muskeln und Knochen weh taten. Natürlich war sie nicht zimperlich, was Schmerzen anging, dann sie war ein Medic-Nin, doch die ganze Situation machte es ihr nicht einfach. Plötzlich tauchte Itachis Gesicht vor ihrem Inneren Auge auf. Wie sehr wollte sie ihre Hand ausstrecken und sein Haar berühren... Oh verdammt, sie begann bereits zu phantasieren und das auch noch von dem Uchiha... Es war nicht zu verleugnen, dass sie so sehr bei ihm sein wollte, dass es sie Innerlich auffraß, doch daran zu denken, machte alles noch schlimmer, vor allem, weil die Osoroshisa sich ja an ihm rächen wollten...
 

Da kamen die Gestalten näher und Seika erkannte, dass es die vier Männer waren, an die sie gerade gedacht hatte. Sie hatten wieder Licht dabei und Seikas Augen mussten sich erst an den für sie grellen Kerzenschein gewöhnen. Die Osoroshisa blieben letztendlich in gebührendem Abstand von ihr stehen.
 

„He, immer noch wach?“, sagte Fujita und beugte sich ein wenig vor, um sich Seika genauer anzusehen. Die Brünette erwiderte nichts darauf. Diesmal hatte sie nicht die Absicht zu sprechen, sie hatte Joshu ja schon einiges erzählt und wenn ihm das nicht reichte, um ein paar logische Schlüsse zu ziehen, dann war es sein Pech. Nein, sie wollte selber hören, welche Gedanken sich die Osoroshisa über ihre Tat zusammen gebastelt hatten, denn es interessierte sie bizarrerweise sehr.
 

„Du bringst uns ziemlich in die Zwickmühle, weißt du das?“, sprach Joshu plötzlich und erregte damit die Aufmerksamkeit der Brünetten, weil sie nicht gedacht hätte, dass er so etwas offen zugeben würde. Er sah sie mit undurchsichtiger Miene an. Es schien, als hätte er sich nach dem vorherigen Vorfall wieder ganz beruhigt.
 

„Ach ja?“, fragte sie nach ein paar Sekunden doch nach, weil sie schon neugierig darauf war, wie sehr sie die Pläne der Osoroshisa wirklich durcheinander gebracht hatte. Außerdem sagten diese Worte von ihr auch nichts aus.
 

„Unser Medic-Nin sagte, du hättest meinen Diener mit einem Chakraschock erledigt. Wir könnten dich deshalb nicht anfassen, weil du wohl durch jede Berührungsstelle so einen Schock hindurch schicken kannst. Bist wohl ein ganz schlaues Ding, hm?“, erklärte Tekketsu und kam einen Schritt näher. Als die Kerzenflamme ihr flackerndes Licht über sein Gesicht warf, schreckte Seika jedoch zurück. Er grinste. Was hatte er vor? Er hob seinen Arm und der Ärmel des Mantels, den er trug, rutschte herunter. Zum Vorschein kam ein Arm, der komplett aus Metall war, selbst die Gelenke und seine Finger. Seine Finger... Er hatte Itachi bei dem Kampf, als sie sich das erste Mal gegenüber gestanden waren, damit ziemlich schwer am Auge verletzt, doch es war noch alles glücklich ausgegangen... Doch nun kam er noch ein paar Schritte vor.
 

„Was hast du vor?“, fragte Seika bissig, obwohl sie diesen aggressiven Ton gar nicht beabsichtigt hatte. Sie konnte im Moment jedoch nicht anders, weil sie reflexartig ihr Unsicherheit verbergen wollte. Was plante Tekketsu? Hatte er etwa eine Möglichkeit, ihr etwas anzutun? Ihr Gesicht musste ihre plötzliche Furcht ganz deutlich gezeigt haben, denn der Mann grinste etwas breiter.
 

„Meine künstlichen Gliedmaßen sind mit Chakra durchzogen, weil sie davon bewegt werden. Es wird mir also nichts tun, wenn du deines dazu gibst!“, sprach er und ließ sich vor Seika auf den Boden nieder. Seine metallenen Hände schossen vor und griffen nach ihren Knien, um diese auseinander zu zwingen. Die junge Frau wurde nun gänzlich von der weg geschobenen Panik erfasst. Würde er sie etwa hier und jetzt vergewaltigen? Wenn er der einzige war, der es schaffte, sie zu berühren, dann würde er sicher nicht davor zurückschrecken. Sie wollte schreien, auf der Stelle und der Impuls, ihre Fesseln zu sprengen, damit sie diesem widerlichen Mann eigenhändig mit ihrer Faust ein Loch in seine hässliche, hämisch grinsende Visage schlagen konnte, war so unglaublich groß, dass sie dem beinahe nachgegeben hätte. Doch in ihrem plötzlich unkontrollierbaren Gedanken, in ihrer existentiellen Angst und der abgrundtiefen Verzweiflung, war sie wie erstarrt. Sie wollte auf keinen Fall ein Werkzeug dieser Mistkerle werden, sie wollte nicht dazu beitragen, irgendwann einmal ein Wesen zu erschaffen, welches gelenkt wurde und ohne freien Willen dazu dienen sollte, die Welt zu unterwerfen. Der Gedanke war schrecklich, diese kalten Hände waren so widerlich, ihre Hilflosigkeit war so niederschmetternd...
 

Nein, halt! Seikas Augen waren weit aufgerissen, als sie auf einmal erkannte, dass es einen großen Fehler bei der ganzen Sache gab. Die Osoroshisa hatten so überzeugt gesprochen, dass es die junge Frau es in ihrer Angst ohne genauer nachzudenken so geglaubt hatte, wie sie es gesagt hatten. Tekketsu mochte zwar seine Arme voller Chakra haben, doch das würde ihm nicht im Geringsten etwas nützen. Seikas Kiefer verkrampfte sich und sie bleckte wütend ihre Zähne.
 

Mit einem lauten heulenden Schrei ließ Tekketsu von der Brünetten ab und fiel nach hinten. Er war stocksteif, doch begann er plötzlich, spastisch hin und her zu zucken. Er schrie wie am Spieß, während er sich unkontrollierte bewegte. Die anderen Osoroshisa wussten zuerst nicht, was sie tun sollten, doch dann sprang Akiyama vor, um den sich windenden und auf dem Boden herum rollenden Mann festzuhalten. Doch als er ihn anfasste, schreckte er schnell wieder zurück und hielt seine Hände in die Höhe.
 

„Was- Scheiße, Elektrizität!“, rief er aus und es war eine der ersten Gelegenheiten, bei denen Seika ihn reden hörte. Eine absurde Genugtuung erfüllte die Brünette bei dem Anblick des sich vor schrecklichen Qualen hin und her werfenden Mannes. Ein leichter Geruch von verbranntem Fleisch erfüllte die Luft.
 

„Was hast du getan, du Hure?“, bellte Fujita zornig und er hatte eines seiner Schwerter gezogen und richtete die Klinge auf Seikas Hals.
 

„Pass auf, berühr sie damit nicht, oder sie grillt dich wie Tekketsu!“, rief Akiyama warnend und der überraschte Schwertkämpfer zog seine Waffe aufgrund dieser Worte schnell wieder zurück. Ein leises, beinahe hysterisch klingendes Lachen entfloss den Lippen der jungen brünetten Frau.
 

„Ihr dachtet, ich mache es mit Chakra… Nein, es ist, wie du so gut erkannt hast, Elektrizität. Ich schicke sie wie einen Blitz durch eure Körper… Tekketsu hatte Pech. Seine metallenen Gliedmaßen leiten besonders gut…“, antwortete Seika dunkel und triumphierend. Die Erleichterung, dass sie den Annäherungsversuch des Mannes hatte vereiteln können, stieg ihr wahrhaftig zu Kopf. Sie war außer Atem, obwohl sie sich kein bisschen angestrengt hatte. Doch dafür war ihr Puls so hoch, dass ihr Herz das Blut und das in ihr ausgeschüttete Adrenalin rasend schnell durch ihren Körper pumpte und sie es in ihren Ohren rauschen hören konnte…
 

„Denk bloß nicht, du wärst so schlau!“, sagte Akiyama wieder und Seika spürte plötzlich einen bohrenden Schmerz in ihrem Rücken. Sie japste vor Schmerz und als sie fühlte, wie Ranken sich um ihren Hals schlossen, setzte die gerade abgeklungene Furcht wieder steckend in ihrem Bauch ein.
 

„Geh nicht zu weit… Meine Chakranatur ist Raiton… Doton hat dagegen keine Chance…“, keuchte die Brünette, weil ihr die Luft ausging und sie sah, wie der rotblonde Akiyama einen wimmernden Ton ausstieß, als sie etwas von ihrem Chakra gegen die Ranken einsetzte und diese sich darauf hin sofort wieder lösten, worauf Seika wieder frei atmen konnte. Ja, seine Fähigkeit, organisches Material zu erschaffen, mochte ein Kekkei Genkai sein, doch auch dieses basierte auf einer Technik, die mit dem Element Erde verbunden war. Und Erde hatte gegen Blitz bekanntermaßen einen gewaltigen Nachteil…
 

„Ihr habt euch die falsche Geisel ausgesucht…“, raunte die junge Frau leise, aber für jeden hörbar. Joshu brüllte auf vor Wut. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Ihnen waren also wirklich die Hände gebunden! Sie konnten keinen Finger an die Brünette legen, ohne von ihr gegrillt oder sogar getötet zu werden, obwohl sie in ihrer Gefangenschaft war. Es machte den Anführer der Osoroshisa wahnsinnig, weil er wusste, dass sie wusste, dass sie absolut Recht hatte. Sicher war ihr auch klar, dass er sich dessen bewusst war. Sie hatten sich bei ihrer Gefangennahme alle wie komplette Anfänger verhalten und waren unachtsam und unvorsichtig gewesen! Doch da fiel ihm noch etwas ein, und dagegen würde die junge Frau nichts tun können. Plötzlich war er wieder von einer Sekunde auf die andere vollkommen selbstsicher. Ja, das war es, der sichere Weg, dass sie an diese Frau herankommen würden. Es würde zwar auf diese Weise noch einige Zeit dauern, doch dies würde er gerne in Kauf nehmen.
 

„Los, nehmt Tekketsu mit. Und du, hör mir ganz genau zu. Es ist mir egal, wie viel Chakrareserven du noch in dir hast. Deshalb werden wir ein kleines Spiel spielen, nun, besser gesagt, ich und meine Kameraden. Jeder von uns darf wetten, wie lange du es ohne Essen aushalten kannst. Tja, wenn man Chakra doch nur essen könnte…“, sagte er und begann, triumphierend zu lachen. Seika erbleichte. Das war es. Das war die Möglichkeit, mit der sie sie letztendlich bezwingen würden…
 

Die Osoroshisa entfernten sich mit lautem Gelächter und Seika ließ ihren Kopf gegen die kalte Wand fallen. Dieser Plan war so einfach, wie genial. Irgendwann würde sie, wenn sie keine Nahrung zu sich nahm, so schwach sein, dass ihr nicht mal mehr ihr Chakra half. Seika erzitterte, nicht weil ihr kalt war. Ja, sie hatte Angst, nagende Angst vor dem, was die Osoroshisa mit ihr tun würden, wenn sie sich nicht mehr wehren könnte… Ihr einziger Hoffnungsschimmer war, dass die Akatsuki sie rechtzeitig finden würden, bevor ihre Kräfte versagten.
 

„Itachi… bitte…“, wisperte die junge Frau mit den goldenen Augen bebend und schloss vor plötzlicher Müdigkeit ihre Lider, um sich weiter auszuruhen. Die Osoroshisa würden sie in der nächsten Zeit wohl nicht belästigen…
 

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Sie waren unterwegs. Endlich. Es hatte doch viel länger gedauert als erwartet, bis sie aufbrechen konnten. Pains Mittelsmänner hatten es nicht leicht gehabt, die Osoroshisa zurück zu verfolgen, weil sie ihre Spuren geschickt verwischt hatten. Noch immer war ihnen nicht klar, wie sie das auserwählte Versteck der Akatsuki hatten ausfindig machen können, denn sie hatten alle ihr Chakra perfekt unterdrückt gehalten und umgekehrt hatten sie auch nichts von ihren Gegnern gespürt. Jedenfalls waren sie sich nun relativ sicher, wo die Osoroshisa sich aufhielten. Der Nachteil des Ganzen war, dass sie dadurch eine Woche verschwendet hatten, eine ganze Woche, in der Seika so viel erlitten haben musste… Niemand wusste von ihrem seelischen Martyrium…
 

Ihr Weg führte sie in das Land der Flüsse. Ungefähr dort vermuteten sie die Osoroshisa. Die Reise war lang, doch sie führte durch Länder, die neutral waren, sodass sie sich keine Sorgen machen mussten, dass sie von irgendwelchen Shinobi angegriffen wurden. Doch etwas anderes bereitete ihnen Kopfzerbrechen, und zwar das Tempo, dass Itachi anzog. Furiko, Deidara und Kisame konnten schon damit mithalten und sie waren sich darüber im Klaren, dass sie Seika so schnell wie möglich finden mussten, das war nicht das Problem. Aber es würde ihnen nichts nützen, wenn sie vollkommen erschöpft ankommen würden und das würden sie, wenn sie so weiter liefen. Jedoch machte der Uchiha keine Anstalten, eine Pause zu machen.
 

„Itachi! Wir sollten ein wenig rasten, solange wir noch auf neutralem Boden sind!“, rief Kisame, weil er der Einzige war, der sich wirklich traute, etwas gegen den Tatendrang des Uchiha zu sagen. Furiko würde niemals ihre Stimme gegen Itachi erheben und Deidara war hin und her gerissen vor dem Wunsch nach einem kleinen Zwischenstopp und dem dringenden Bedürfnis, Seika wieder bei ihnen zu haben. Darüber hinaus hatte er sehr großen Respekt vor den Emotionen bekommen, die der Schwarzhaarige in den letzten Tagen gezeigt hatte. Es waren mehr Gefühlsregungen gewesen, als der Blonde während seiner ganzen bisherigen Zeit bei den Akatsuki bei dem Uchiha erlebt hatte. Es war sein Gesicht, das urplötzlich etwas zeigte, wie Sorge, Wut oder Hilflosigkeit. All das reduzierte Deidaras Wut Itachi gegenüber auf ein Minimum.
 

Itachi schüttelte verbissen seinen Kopf, ohne zu den Anderen zu sehen. Der Gedanke an eine Pause machte ihn wahnsinnig, nicht nur wegen der verlorenen Zeit, aber auch, weil er wusste, dass Kisame absolut recht hatte. Natürlich brauchten sie eine Pause. Ihrer Energiereserven waren nicht endlos. Doch sie kamen Seika immer näher und… Er ballte seine Hände zu Fäusten.
 

„Jetzt sei doch vernünftig! Es wird Seika nichts helfen, wenn wir total fertig bei den Osoroshisa ankommen!“, sagte Kisame nachdrücklich, um es auf den Punkt zu bringen. Er sah, wie Itachi tief ausatmete.
 

„Gut. Wir machen eine Pause.“, sagte er leise und sie steuerten etwas erleichtert einen Schatten spendenden Baum an. Furiko hatte schon befürchtet, dass der Uchiha sie anschreien und den Weg trotzdem fortsetzen würde. Doch egal wie angespannt er war, er hatte bisher noch kein einziges Mal sein Temperament verloren. Der Schwarzhaarige schrie nie, noch wurde er absichtlich handgreiflich. Die Blonde musste zugeben, dass die Geschichten, die ihr eingebläut worden waren und die auch in der Welt um ihn kursierten, alle falsch waren, weil die meisten Leute dachten, der Uchiha wäre ein blutrünstiges Monster. Doch das war er nicht. Er war furchtbar machtvoll, bloß nicht zu unterschätzen und seine Techniken waren nach wie vor gefürchtet, doch er war wirklich kein brutaler Mensch. Ganz anders die Osoroshisa. Sie gehörten eindeutig in diese Kategorie.
 

Sie saßen in Schweigen da. Keiner hatte aber auch die Motivation, etwas zu reden. Was denn auch? Jedes Wort wäre nur eine einzige Farce gewesen, um über die derzeitige Situation hinweg zu sprechen, weil die Gedanken aller nur bei einer bestimmten Person waren. Und so dauerte es nicht lange, bis sie wieder aufbrachen.

The hope within

Das unablässige Tropfen des Wassers ließ nicht ab. Irgendwo musste eine Wasserader durch die Decke stoßen oder es gab eine undichte Wasserleitung, durch welche die Flüssigkeit unablässig drang. Aber egal, was es war, es brachte Seika langsam um ihren Verstand. In der Stille um sie herum war dieses Geräusch so laut wie eine kleine Explosion. Und das jede Sekunde. Permanent und in perfekten Abständen. Vierundzwanzig Stunden lang. Und noch länger. Wie lang, konnte die junge Frau nicht sagen, weil sie ihr Zeitgefühl vollkommen verloren hatte. Sie konnte deswegen kaum schlafen. Das verbesserte ihre Situation nicht wirklich.
 

Es kam regelmäßig immer jemand herunter, um nach ihr, der Gefangenen, zu sehen. Meist waren es unbedeutende Diener, manchmal auch einer der Osoroshisa oder Joshu höchst persönlich. Doch keiner redete ein Wort mit ihr, sodass Seika auch niemanden provozieren konnte. Dass die Kerle aus ihren Fehlern gelernt hatten, musste man ihnen lassen - mehr nicht. Trotzdem konnte die junge Frau nicht verleugnen, dass sie langsam aber sicher schwächer wurde. Es war auch nicht verwunderlich, wenn man seit einigen Tagen nichts mehr aß. Da die Kunoichi ein Medic-nin war und sie ihren Körper vollkommen kontrollieren konnte, war es ihr auch möglich, ihren Kreislauf und ihren Stoffwechsel herunter zu fahren, sodass sie nur wenig Energie verbrauchte. Doch natürlich war niemand in der Lage, die lebensnotwendigen Mechanismen des Körpers ganz zu dämmen, ohne sich nicht selber dabei zu schädigen. Und so musste Seika zwangsläufig doch etwas Energie aufbringen, um zu überleben. Hochgerechnet auf die Stunden, die sie bereits in dieser dunklen, klammen Umgebung verbracht hatte, war es doch eine ganze Menge Kraft, vor allem, wenn man nichts zu sich nahm.
 

Seika wollte nicht wissen, wie sie mittlerweile aussah. Nicht, dass es wichtig war, aber solche Gedanken bekam man eben, wenn es nichts anderes zu tun gab. Bestimmt war sie furchtbar blass, denn so fühlte sie sich auch. Ihre Kleidung war starr vor Dreck und Blut, ihre Haare waren verfilzt und standen in alle Richtungen ab. Ihre Handgelenke und Knöchel waren wund, weil sie durch die Fesseln die ganze Zeit gegeneinander rieben. Anfangs waren ihr ziemlich oft die Arme oder Beine eingeschlafen und dieses grässliche kribbelnde Gefühl hatte nicht verschwinden wollen, da sie nichts dagegen tun konnte, weil sie unfähig war, sich zu bewegen. Doch mittlerweile war die junge Frau schon beinahe daran gewöhnt. Es gab schlimmere Dinge. Woran sie auch nicht denken wollte, war, wie sie für einen Außenstehenden riechen musste…
 

Die Osoroshisa mussten wissen, dass es langsam mir ihrer Kraft zu Neige ging, denn sie kamen immer öfter, um nach ihr zu sehen, obwohl sie sich immer noch nicht trauten, sie zu berühren. Vielleicht war sie ihnen immer noch nicht geheuer, nach all den verschiedenen Fähigkeiten, die sie vorgezeigt hatte.
 

Seika war mittlerweile wie vor den Kopf gestoßen. Gut, die Osoroshisa konnten ihr körperlich nichts mehr antun und sie auch nicht mit irgendwelchen Jutsus ihres Willens berauben, trotzdem hatten sie es, wenn auch eher zufällig und unbeabsichtigt, geschafft, dass die Brünette langsam aber sicher ihren Verstand verlor. Es war aber in dieser Situation auch nicht allzu schwer, dies zu vollbringen. Wenn man tagelang in einer dunklen Höhle saß, völlig auf sich allein gestellt und seinen eigenen nagenden Gedanken ausgeliefert, die sich nach einiger Zeit immer und immer wieder wiederholten und zu lauten, durchdringenden Chören anschwollen, sodass einem der Kopf zu platzen schien, wenn man darüber hinaus nichts weiter hörte, als das glasklare, spitze Tropfen von Wasser und wenn man regelmäßig Besuch bekam, der einen bedrohlich ansah und trotzdem keinen Mucks von sich gab, sodass völlig unklar war, was derjenige dachte, war es denn dann noch verwunderlich, wenn das eigene Selbstbewusstsein schwand? Das schlimmste jedoch war, dass Seika dies alles ganz genau mitbekam. Ihre Seele war wie in zwei Teile geteilt, einer, der diesen Schwund von Willenskraft und Durchhaltevermögen erbarmungslos durchlebte, und einer, der beinahe in Panik verfiel, weil er das Fatale an dieser Sache genauestens erkannte und frontal mitverfolgte. Ihr rationales Denken hatte sich fast in Luft aufgelöst. Es gab nur einen einzigen Faktor, der der jungen Frau die Kraft gab, das alles hier noch länger durch zu stehen und das war der Gedanke an Itachi, den Mann, der ihr Leben so sehr verändert hatte. Sie durfte ihn nicht enttäuschen, sie durfte ihn, nur weil sie sich selber nicht zusammenreißen konnte, nicht wieder in das tiefe Loch der Einsamkeit fallen lassen, aus dem er sich nur langsam hatte befreien können. Ja, dieses Mal ging es nicht einfach um sie selber, auch wenn sie diejenige war, die alles persönlich erleiden musste.
 

Da hörte Seika Schritte und sie sah schwach auf. Wieder einmal war es wohl Zeit, dass jemand kam, um zu inspizieren, ob sie schon zusammengebrochen war und aufgegeben hatte, sich zu wehren. Doch das würde nicht geschehen. Sie würde stur bleiben, bis zum bitteren Ende, bis sie starb.
 

Ein kleines Licht kam um die Ecke und Seika war etwas überrascht, als sie sah, wer da langsam und vorsichtig auf sie zu kam, denn damit hatte sie wirklich nicht gerechnet. Es war ein junges Mädchen von vielleicht zehn Jahren. Ihre vom Kerzenschein erhellten Züge waren weich, kindlich und unschuldig, aber sie war hoch gewachsen und schlank, ja, beinahe mager. Sie hatte einen verschreckten Ausdruck auf ihrem Gesicht, denn sie war ganz merklich aufgeregt. Ihre Kleidung war alt und verschlissen, aber sauber. Sie versuchte, so leise wie möglich zu gehen, machte dabei aber trotzdem viele Geräusche. Es war klar, dass sie keine Kunoichi in Ausbildung war. Als sie näher kam, blickte sie Seika trotz ihrer Furcht neugierig entgegen.
 

„Bist du die, die beinahe Tekketsu umgebracht hat?“, flüsterte sie und ihre großen Augen glänzten im Feuerschein der Kerze. Seikas Gedanken begannen, verrückt zu spielen, wovon sie Kopfschmerzen bekam, weil ihr Kopf für so lange Zeit nicht mehr so intensiv gearbeitet hatte. Wie automatisch dachte sie nach, was sie nun tun sollte, denn die Frage des Mädchens war nicht ungefährlich. Es war das erste Mal, dass die Brünette hier eine weibliche Person sah und dann auch noch ein Kind. War sie geschickt worden, um nach Seika zu sehen? Es war unwahrscheinlich, denn das Mädchen war noch nicht mal ein Shinobi. Aber irgendetwas sagte Seika, dass sie dieses eine Mal nicht den Teufel im Detail suchen sollte. So lange war nichts passiert und nun kam überraschenderweise ein Mädchen hier her und fragte sie danach, was sie einem der Osoroshisa angetan hatte.
 

„Ja.“, antwortete die Brünette schließlich nach einer Minute Schweigen und sie sah, wie das Mädchen aufgeregt nickte. Sie griff hinter sich und holte einen Beutel hervor, den sie an ihrem Gürtel befestigt gehabt hatte.
 

„Ka- Kann ich näher kommen? Ich will wirklich nichts Böses! Ich habe dir etwas mitgebracht.“, sagte sie zitternd und als Seika in das Gesicht des Mädchens sah, erinnerte sie dieses plötzlich nur allzu stark an Furiko. Die blonde Kunoichi, die ihren Weg zu den Akatsuki gefunden hatte, war auch schüchtern und ängstlich, was wegen ihrer schlimmen Vergangenheit herrührte. Sie und das Mädchen waren sich irgendwie sehr ähnlich, und das nicht vom Aussehen her, und die Brünette beschlich plötzlich eine gewisse Vorahnung, die ihren sehr ruhigen Herzschlag ein wenig beschleunigte. Dies veranlasste Seika, erneut zu sprechen.
 

„Gut, komm her.“, sprach sie und ihre Stimme war leise und kratzig, weil sie schon so lange nichts mehr zu trinken bekommen hatte. Da machte das Mädchen mit angestrengtem Gesichtsausdruck ein paar Schritte vorwärts, als würde sie dies hier viel Kraft und Mut kosten.
 

„Die Anderen haben mich geschickt, weil ich die Tapferste bin! Ich habe dir etwas zu Essen gebracht!“, flüsterte sie und Seikas Augen weiteten sich leicht, als sie den Inhalt des Beutels sah. Dort drinnen befand sich eine kleine Flasche Wasser, ein paar Reisbällchen und in Algen eingewickelter Fisch. Ihr Magen hatte sich zwar langsam an das Fehlen von fester Nahrung gewöhnt, doch bei diesem Anblick machte er das Bedürfnis ihres Körpers nach Essen mit einem lauten Brummen ganz deutlich. Seika begann leicht zu zittern. Es war, als ob sie plötzlich bemerkte, dass sie auf Entzug war. Ihr wurde Bewusst, wie dringend sie doch etwas zu sich nehmen musste, um zu überleben.
 

Doch plötzlich wurde sie von einem Gedanken getroffen, der sie ihren Hunger fast vergessen ließ. Was war, wenn dies eine Falle war? Ein unschuldiges Mädchen kam hier her, um ihr etwas zu Essen zu bringen. Vielleicht wollten die Osoroshisa sie umbringen, indem sie sie vergifteten, wenn sie so lange ohne Nahrung unbedacht das in sich hinein stopfte, was ihr angeboten wurde. Seika presste ihre ausgetrockneten Lippen aufeinander und schüttelte schwach ihren Kopf. Das Mädchen machte ein enttäuschtes Gesicht, doch dann schien sie sich an etwas zu erinnern.
 

„Okaa-san hat gesagt, du würdest das Essen vielleicht nicht wollen. Ich soll dir deshalb etwas erzählen. Joshu-sama und die Anderen sind bei ihrer Visite, also konnte ich schnell hier runter kommen. Wir haben vom Abendessen etwas aufgehoben. Weißt du, es geht das Gerücht um, dass du es so lange geschafft hast, dich den Osoroshisa zu widersetzen! Du bist unter den anderen Frauen eine Heldin!“, erklärte das Mädchen und hüpfte ungeduldig auf und ab. Plötzlich weiteten sich Seikas Augen noch mehr und sie keuchte leise auf. Ihr Blick fokussierte das Mädchen ganz genau. Wie hatte sie sie hier überhaupt finden können? So weit die Brünette beurteilen konnte, befang sie sich am Ende eines Ganges in einem weit verzweigten Tunnelsystem, was wohl Absicht war, denn jeder, der hier nach ihr suchen würde, würde sich hoffnungslos verlaufen. Doch das Mädchen hatte sie zielsicher gefunden. Weil sie nun so nahe war, konnte Seika sehen, dass sie eigentlich ganz unscheinbar war. Sie hatte schulterlanges braunes Haar und braune Augen. Doch das Haar hing ungewöhnlich glatt von ihrem Kopf herab.
 

„Warum nennst du den Anführer ‚Joshu-sama’?“, fragte die junge Frau auf einmal und das Mädchen sah sie deswegen beinahe verständnislos an. Seika erzitterte jedoch ein zweites Mal sehr stark, diesmal nicht vor Hunger, sondern wegen der bevorstehenden Antwort des Mädchens.
 

„Das ist doch klar! Er ist mein Vater…“, antwortete das Mädchen. Wenn Seika gekonnt hätte, dann hätte sie sich mit ihrer Hand vor den Mund geschlagen. Sie war geschockt, tief erschüttert, weil sie sich denken konnte, dass unter dem Haar des Mädchens bestimmt keine Ohrmuscheln waren… Jetzt wusste die Kunoichi, warum ihr die Geschichte schon so komisch vorgekommen war. Die ‚Frauen’ waren die Gefangenen, die ein Kekkei Genkai besaßen, das die Osoroshisa benutzen wollten, um ihren ultimativen Shinobi zu erschaffen. Das Mädchen hier war bereits ein Produkt dieser grausamen Machenschaften. Doch sie war nicht mal in den Künsten der Ninja ausgebildet worden. War sie so wenig wert, dass am Ende doch nur ihr Körper benutzt werden würde, um weitere Blutlinien miteinander zu verbinden? Darüber hinaus konnte das Mädchen einigermaßen gefahrlos hier her kommen, weil die Osoroshisa im Moment auf ‚Visite’ waren. Die junge Frau mit den goldenen Augen konnte sich vorstellen, dass dies nur bedeuten konnte, dass sie den gefangenen Frauen einen wohl nicht sehr erfreulichen Besuch abstatteten… Seika wurde bei dem Gedanken übel, obwohl sie nichts im Magen hatte. Dieser begann urplötzlich, furchtbar zu rebellieren. Doch Seika war immer noch zu erschrocken.
 

„Du… Du musst mich füttern… bitte…“, sagte sie entkräftet und das Mädchen begann zu strahlen. Dass sie doch noch so viel Lebensfreude hatte, bewunderte Seika zutiefst. Zuerst setzte sie ihr die Flasche Wasser an die Lippen und Seika trank vorsichtig ein paar Züge, um sich nicht zu verschlucken und einen Hustenanfall zu bekommen. Dann ließ sie das Mädchen abwechselnd vom Reis und von dem gekochten Stück Fisch abbeißen. Das Gefühl des sich füllenden Bauches war ungeheuer gut. Allein der Gedanke, dass es nun wieder aufwärts gehen würde, gab der Kunoichi wieder Kraft. Nach einer Weile langsamen und bedächtigen Essens blickte Seika das Mädchen an.
 

„Du musst wieder zurück.“, sagte sie zu ihr und bekam ein flüchtiges Nicken. Das Mädchen packte alles schnell und sauber wieder zusammen, um nichts von ihrem Besuch zurück zu lassen, was sie verraten würde. Doch bevor sie jedoch davon ging, wandte sie sich noch einmal Seika zu.
 

„Wird jemand kommen, um dich zu retten?“, fragte sie und ihre Augen schimmerten mit einem Anflug von Erwartung und Angst. Seika blickte in die Dunkelheit. Ja, das war eine gute Frage.
 

„Ich weiß es nicht, aber ich hoffe es.“, antwortete sie, aber das schien dem Mädchen wohl zu genügen. Sie lächelte leicht.
 

„Ich komme wieder! Tschüß!“, sagte sie und winkte, bevor sie sich umdrehte und eilig davon ging, Dunkelheit hinterlassend. Mit einem Seufzer der tiefen Erleichterung lehnte sich Seika gegen die nackte, kalte Felswand. Ihr viel wahrhaftig ein Stein vom Herzen. Jetzt konnte sie wieder etwas beruhigter sein. Die erste Mahlzeit nach vielen Tagen lag ihr schwer im Magen und sie wusste, dass es ihr in den nächsten Stunden sicher nicht allzu gut gehen würde. Doch das konnte sie verkraften, in der Aussicht darauf, dass sie erst mal sicher war, wenn sie wieder mehr Chakra aufbauen konnte. Mit einer tiefen Dankbarkeit dem Mädchen gegenüber, driftete Seika in ihren leichten Schlaf hinüber.
 

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„Bist du dir wirklich sicher, dass dies hier die richtige Gegend ist? Hier sind verdammt noch mal nur Flüsse! Wo soll es hier bitte eine Kohlegrube geben?“, sagte Kisame und das tiefe Grollen, das von Itachi kam, ließ ihn sofort wieder verstummen. Das waren sicher nicht die Gedanken gewesen, die der Uchiha hatte hören wollen. Vielleicht, weil ihm dasselbe durch den Kopf ging? Der Haimann warf einen Blick zu Furiko, deren Gesicht tief hinter ihrem Mantelkragen versteckt war. War sie sich etwa selber nicht sicher, ob sie am richtigen Ort waren?
 

Als Itachi sie letztendlich zu einer Pause aufforderte, war es das erste Mal, dass er von sich selber aus einen Zwischenstopp einlegte. Aus dem Inneren seines Mantels holte er eine Schriftrolle hervor und rollte sie auf dem Boden aus. Die anderen Akatsuki sammelten sich um diese Landkarte herum.
 

„Wir sind hier. Kisame hat recht. Hier gibt es keine Mienen.“, sagte der Schwarzhaarige, während er mit einem Finger auf ihre Position im Land der Flüsse zeigte. Er hob seinen Kopf und seine roten Augen streiften eindeutig Furiko, die im Grunde die Informationen dazu gegeben hatte, dass sie hier her gereist waren. Pains Mittelsmänner hatten zwar überprüft, ob die Information richtig war und sie hatten auch eine Bestätigung des Ganzen gegeben, doch irgendetwas schien immer noch nicht zu stimmen. Itachis Blick war jedoch alles andere als ruhig oder freundlich. Er war ungeduldig, das merkten die Anderen von Stunde zu Stunde mehr. Und es würde nicht mehr lange dauern, da würde er vielleicht seine Selbstbeherrschung verlieren…
 

„Hey, schau sie bloß nicht so böse an, yeah! Es ist Ewigkeiten her, dass Furiko hier gewesen ist! Und sie hat sich damals sicher nicht die Gegend eingeprägt, weil sie vorhatte, mal zurück zu kommen, yeah!“, sagte Deidara verteidigend. Es entstand für einige Sekunden eine angespannte Stimmung. Hitziges Rot traf kühles Blau. Der Blonde wusste, dass Itachi im Moment für alles andere als für einen Streit aufgelegt war, weil es hier um nichts weniger als um Seikas Leben ging, doch er hatte deswegen noch lange nicht das Recht, seine Partnerin zu beschuldigen.
 

„Hn.“, antwortete Itachi nur und seine Augen wanderten wieder zurück auf die Karte. Doch sein Blick war unfokusiert. Beinahe hätte Kisame gesagt, der Uchiha sähe… resigniert aus. Doch nein, das durfte nicht sein. Von ihnen allen würde Itachi die brünette junge Frau erst als Letzter aufgeben, wenn überhaupt. Der Haimann blickte zu Furiko, weil diese unruhig herum zappelte.
 

„Also… Wenn es hier keine Kohlebergwerke gibt, dann gibt es sie sicher… hier.“, sprach die Blonde, was ihr Mühe bereitete, da der Blick von Itachi sie doch sehr erschreckt hatte. Doch Deidaras schützende Worte und der Gedanke an Seika, die doch eine gute Freundin für sie geworden war, brachten ihr wieder etwas Courage zurück. Sie deutete mit ihrer Hand auf eine Stelle auf der Karte und die Anderen blickten alle auf den gezeigten Punkt. Kisame entwich ein einziges ‚Oh.’ und Deidara hatte perplex seine Augenbrauen gehoben. Die Blicke richteten sich wieder alle auf Itachi, der ausdruckslos auf den ausgewiesenen Ort im Nachbarland starrte. Keiner wusste, was genau in ihm vor sich ging, aber so schwer war das auch nicht zu erraten. Jedenfalls wusste jeder, dass Furiko mit ihren Worten diesmal vollkommen recht hatte, weil diese Tatsache unumstritten bekannt war, was die Lage der Kohlemienen betraf.
 

„Gut. Dann brechen wir auf. Nach Hi no Kuni.“, sagte der Schwarzhaarige schließlich monoton und alle Anderen nickten, denn natürlich gab es keine alternative Möglichkeit. Ihre Reise wurde doch noch verzwickter, als sie anfangs gedacht hatten. Es war ganz klar, dass sich im Land des Feuers auch viele Stätten für den Kohleabbau befanden. Doch mussten sie nun unangenehmerweise das Land betreten, aus dem Itachi ursprünglich kam. Jeder Shinobi dort kannte das Gesicht des Uchihas, der für den schrecklichen Clanmord von Konohagakure verantwortlich war, seitdem die Aktivitäten der Akatsuki zugenommen hatten und jeder den Träger des Kyuubi, Uzumaki Naruto, beschützen wollte, da dieser sich in der Hauptstadt zu einem respektierten Shinobi herauf gearbeitet hatte. Das Land war deshalb trotz seiner Größe gut bewacht und ausgerechnet dort waren die Osoroshisa untergekommen? Nun, wie hieß es so schön, dort, wo man sich in Sicherheit wog, war man viel zu unvorsichtig. Dies war wohl ausgenutzt worden.
 

Also machten sich die Akatsuki auf, jeder mit einem seltsamen Gefühl. Die vorhin schon ungewisse Mission wurde durch diese neue Wendung noch um einiges undurchsichtiger. Was sie nun erwarten würde, wusste niemand.
 

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Das Mädchen kam wieder. Nun schon zum vierten Mal. Seika war froh über diese neue Gesellschaft, auch wenn sie es immer nur jeden zweiten Tag schaffte, zu kommen, damit es nicht allzu sehr auffiel. Doch sie brachte der Kunoichi immer genügend zu Essen mit, sodass sich Seika keine Sorgen mehr machen musste, wie sie die Gefangenschaft überleben würde. Außerdem war es schön, dass sie ein bisschen mit jemandem reden konnte. Ihre gewechselten Worte waren zwar nie sehr ausführlich, weil nur begrenzt Zeit hatten, doch erfuhr die Brünette dadurch schon eine Menge.
 

Die Osoroshisa wunderten sich jedenfalls schon, wie Seika es so lange ohne Lebensmittel aushielt. Einmal schickten sie absichtlich einen ahnungslosen Diener vor, der sie anfassen sollte, um ihren Zustand zu testen. Die junge Frau ließ es geschehen. Als dann Tekketsu, der wieder genesen und so wütend wie noch nie gewesen war, vor trat, um sich nun selber um die Kunoichi zu kümmern, wartete Seika gar nicht ab, bis seine Hände sie wieder berührten. Es war zu gefährlich, dass der große Mann sie irgendwo packte und doch verletzte, sodass sie sich letztendlich nicht richtig wehren konnte. Also ließ sie ihr blitzartiges Chakra über ihre Haut laufen und die Spannung, die die Luft erfüllte, schreckte Tekketsu schnell wieder ab. Er wurde dadurch noch zorniger, dass sie ihn zum Narren halten wollte, doch er schien erleichtert, dass sie ihm nichts getan hatte. Ihr letzter Angriff musste ihm wirklich schlimme Schmerzen bereitet haben.
 

Danach ebbte das Interesse an der Kunoichi wieder ab. Hatten sich die Osoroshisa etwa damit abgefunden, dass sie nicht mehr an sie heran kommen würde? Seika war ziemlich erleichtert darüber, doch andererseits wurde sie immer bedrückter. Es waren nun schon ungefähr zwei Wochen vergangen, so hatte es das Mädchen jedenfalls gesagt, und es gab nicht das geringste Anzeichen, dass jemand kommen würde, um sie hier heraus zu holen. Hatten die Anderen sie aufgegeben? Nein, das war Schwachsinn. Sie würden Seika nie in den Fängen ihrer Gegner lassen. Doch so sehr Seika auch an ihre Rettung glaubte, ein kleines Fünkchen dieser Enttäuschung und der Angst blieb doch in ihr bestehen, dass sie hier für immer bleiben würde...
 

Das Mädchen war Seika einzige kleine Verbindung zur Außenwelt. Nur durch sie erfuhr sie etwas Neues und versank nicht wieder im immer gleich bleibenden Dunkel dieser Gänge. Jedenfalls erzählte das Mädchen der brünetten Kunoichi über das Leben hier im Versteck der Osoroshisa. Seika empfand tiefes Mitleid für all die Frauen, die hier festgehalten wurden, aber auch die Männer, die gefangen genommen worden waren, denn natürlich hatte sich die Organisation auch männlicher Personen bemächtigt, die ein geeignetes Kekkei Genkai besaßen, sich jedoch geweigert hatten, aktiv bei den Osoroshisa einzutreten. Diese Männer hatten es sogar noch schwerer. Sie waren weg gesperrt und konnten sich nicht so relativ frei bewegen, wie die Frauen. Des Weiteren erfuhr Seika, dass schon einige der ersten Kinder so alt waren, eine dritte Generation zu zeugen. Das sagte der Brünetten, dass die Organisation wohl noch nicht allzu lange bestand. Das war gut, denn so war noch nicht allzu viel Schaden an den Menschen und ihren Seelen entstanden. Wie diese Männer aber zu dieser grausamen Idee überhaupt gekommen waren, blieb weiterhin ein Geheimnis, wenn es überhaupt einen besonderen Grund geben sollte.
 

Seika lächelte dem Mädchen entgegen, als sie mit leisen Schritten herankam. Warum sie immer nur als 'das Mädchen' bezeichnet wurde? Weil Seika nie nach ihrem Namen gefragt hatte. So sehr sie auch Dankbar war über die Hilfe und das Risiko, dass sie dadurch einging, immer mit Essen zu ihr herunter zu kommen, konnte sie es nicht über ihr Herz bringen, eine tiefere Verbindung mit diesem Kind einzugehen. Sie wollte und konnte ihr nichts versprechen. Das Mädchen hatte schon genug Dinge in ihrem Leben erleiden müssen. Sie war in die Organisation hinein geboren worden, mit einer Zukunft, die nicht rosig war. Sie war ein Werkzeug, mehr nicht. Seika wollte ihr helfen und nicht anders herum, doch dies hatte sie nicht in ihren Händen. Ihre Hände waren hinter ihrem Rücken gebunden, im wahrsten Sinne des Wortes.
 

Das Kind war jedenfalls, und darüber war Seika mehr als froh, noch nicht angetastet worden. Die Brünette hatte schon Angst gehabt, dass die Osoroshisa sie bereits missbraucht hätten. Doch sie hatten es anscheinend noch gar nicht versucht, weil sie noch zu jung war. Dies war wohl ein Grund dafür, dass das Mädchen noch so aufgeschlossen und fröhlich war. Furiko war ihrer Geschichte nach nur ein Jahr älter gewesen, als man sie vergewaltigen wollte und das hatte bereits ihre Seele tief verwundet und ihre ganze Jugend zerstört. Doch die Osoroshisa hatten wohl genug andere Gelegenheiten, als dass sie sich an einem Kind vergreifen mussten…
 

„Joshu-sama und die Anderen sind heute auf einem Treffen mit irgendwelchen hohen Tieren! Ich habe heute also viel Zeit!“, sagte das Mädchen und strahlte. Seitdem sie sich das erste Mal begegnet waren, war sie richtig aufgeblüht. Sie hörte allem, was die Kunoichi zu sagen hatte, mit großer Begeisterung zu und liebte die wenigen Geschichten, die Seika erzählte. Doch die junge Frau tat dies beinahe gegen ihren Willen. Je mehr sie von der Welt schildern würde, desto mehr würde sich das Mädchen wünschen, auch einmal dort gewesen zu sein. Wenn es gerade um die äußere Umgebung ging: Natürlich hatte Seika das Mädchen gefragt, ob sie wusste, in welchem Land sie sich hier befanden. Doch sie hatte keine Ahnung gehabt. Sie war hier geboren und hatte nur ein paar Mal einen Fuß ins Freie gesetzt. Auch dann durfte sie sich nur ein paar Schritte entfernen. Doch selbst ihre Mutter hatte keine Ahnung, wo sie sich hier befanden, denn sie war hierher gebracht worden, während sie bewusstlos gewesen war. Dahingehend hatten die Osoroshisa gute Arbeit geleistet. Wie sollten die Akatsuki dann herausfinden, wo Seika war?
 

Das Mädchen hatte auch dieses Mal wieder reichlich zu Essen mitgebracht und gab es, wie immer, Seika direkt in den Mund. Sie hatte keinerlei Berührungsängste mehr, doch Seika war ein wenig skeptisch.
 

„Du sollst mir doch nicht so viel mitbringen, hab ich gesagt.“, sprach Seika ernst, als das Mädchen auch noch etwas Süßes aus ihrem Beutel holte.
 

„Das macht doch nichts! Du brauchst es dringender und wir teilen das Essen unter uns einfach auf!“, erwiderte das Kind ohne Bedenken und stupste Seika mit der Leckerei bereits gegen die Lippen. Ihr Protest wurde erstickt, als sie etwas dagegen sagen wollte, ihren Mund dabei öffnete und schon wieder gefüttert wurde. Das Mädchen kicherte leise und Seika konnte auch nicht anders, als leise zu lachen. Wann hatte sie das letzte Mal gelacht? Es schien Ewigkeiten her zu sein… Langsam verblasste das Lächeln auf den Lippen der Brünetten und ihr Blick richtete sich in die Dunkelheit.
 

„An was denkst du?“, fragte das Mädchen neugierig nach. An was sie dachte? Die Erinnerung an ihr letztes Lachen führte automatisch zu der Erinnerung, wann sie das letzte Mal glücklich gewesen war. Und dieses Gefühl war eindeutig mit einer bestimmten Person verbunden: Mit Itachi.
 

„Ist da jemand, den du gern hast? Er macht sich sicher schlimme Sorgen!“, sagte das Mädchen plötzlich und Seika hatte das Gefühl, ein weiteres Déjà-vu zu haben. Beim ersten Mal hatte das Kind sie an Furiko erinnert, diesmal zog sich eine Parallele zwischen ihr und der alten Witwe, die die Schriftrolle besaß, die Pain für sich für so wichtig hielt. Auch die alte Frau hatte schon erkannt, dass es einen Menschen gab, um den sich Seikas Gedanken drehten. Auch das Mädchen schien dies gespürt zu haben. Da setzten wieder diese leichten Schmerzen in Seikas Herz ein, die jedoch nicht körperlicher Natur waren. Das Kind hatte recht. Die Kunoichi war schon mehr als zwei Wochen verschollen. Konnte jemand ahnen, dass sie jemanden gefunden hatte, der ihr zu Essen brachte, sodass sie bei vollsten Kräften und noch nicht tot war, ein so guter Medic-nin sie auch war? Natürlich nicht. Ja, der Gedanke an Itachi und seine momentanen Gefühle tat weh.
 

„Ich habe Angst um ihn…“, flüsterte Seika und das Mädchen sah sie verwirrt an.
 

„Das verstehe ich nicht.“, gab sie leicht betrübt zurück. Der Blick der Brünetten wanderte wieder zu dem Mädchen vor ihr. Wenn sie gekonnte hätte, dann hätte sie sie an der Schulter berührt, um sie zu ermuntern.
 

„Das macht nichts. Aber willst du mir nicht erzählen, wie viele Frauen ihr eigentlich seid?“, fragte Seika und wechselte damit schnell das Thema. Zum Glück sprang das Kind darauf an und begann schnell zu reden, sodass die Brünette aufpassen musste, damit sie auch alles mitbekam.
 

„Oh, weißt du, ich bin mir da gar nicht so sicher! In letzter Zeit haben wir viele Babys dazu bekommen, und das Älteste der Mädchen kann jetzt auch schon ein Kind bekommen. Aber vor Kurzem, da hab ich noch 23 Erwachsene gezählt. Aber die Kleinen sind so süß! Zwei davon sind meine Cousins! Einen durfte ich sogar mal halten!“, erklärte das Mädchen und lächelte fröhlich. Doch es war gut, dass die Kerze, die sie mitgebracht hatte, nur wenig Licht spendete, denn Seika erblasste leicht. Es war nicht zu fassen. Das Mädchen sprach so unbeschwert von diesen ganzen Dingen, als wäre es nichts Besonderes. Erstens hätte Seika nie geglaubt, dass es doch so viele Frauen, waren, die hier gefangen gehalten wurden. Wie die Anzahl der Männer aussah, wusste sie ja gar nicht, doch wahrscheinlich war die Zahl nicht viel geringer. Zweitens schockte die Brünette, dass das Mädchen so liebevoll von ihren ‚Cousins’ sprach. Diese Babys waren wohl alle Söhne von Joshu, also waren sie die Halbbrüder des Mädchens, geboren von zwei weiteren fremden Frauen, höchstwahrscheinlich mit Gewalt gezeugt. Das Mädchen hier schien von ihrer Mutter jedenfalls gut großgezogen worden zu sein, ohne dass sie erfahren hatte, welches Verwandtschaftsverhältnis wirklich zwischen den Kindern vorherrschte, doch das musste nicht immer so aussehen. Die Frauen konnten wegen der Vergewaltigung ein Trauma erlitten haben und ihre Kinder deswegen nicht annehmen. Obwohl das Leben dieser Babys schon nicht vielversprechend war, war es noch schlimmer, wenn diese in einem zerbrochenen sozialen Umfeld aufwuchsen. Und wer wusste, wie man diese Kinder miteinander kreuzen würde, wenn sie erwachsen sein würden? Sicher würde sich niemand darum scheren, ob sie Inzest begehen würden, wenn es der besten Kombination von Kekkei Genkai dienen konnte... Es brach Seika beinahe das Herz, das Mädchen so glücklich zu sehen, obwohl ihr Leben von außen gesehen alles andere als schön war. Obwohl Seika nicht wollte, sie musste noch mehr Informationen bekommen, so grausam sie auch waren.
 

„Wie wohnt ihr eigentlich? Behandeln die Osoroshisa euch wenigstens gut?“, fragte sie deshalb weiter nach und das Mädchen begann darüber zu erzählen, dass sie mit ihrer Mutter ein eigenes Zimmer hatte, das jedoch relativ klein war, aber für zwei noch genügend Platz bot. Es gab aber Frauen, die schon länger in Gefangenschaft waren, die mittlerweile drei Kinder hatten und auch diese mussten zusammengepfercht in derselben Kammer wohnen. Ansonsten bekamen sie aber so viel zu Essen, sodass sie nicht hungern mussten. Doch im Gegenzug dafür mussten sie alle arbeiten und tun, was gerade zu erledigen war, ob kochen, putzen, oder auch anstrengende Dinge, wie bei Reparaturen zu helfen oder eingestürzte Gänge der Miene frei zu legen. Seika wunderte es, warum das Mädchen diese Tätigkeiten als so anstrengend beschrieb, denn die Frauen waren doch sicher Kunoichi. Aber sicher wurde bei ihnen das Chakra unterdrückt, sodass sie sich nicht gegen die Osoroshisa auflehnen konnten. Wenn die Kinder ungehorsam waren und Streiche ausheckten oder Blödsinn machten, dann bekamen sie Schläge. Das Kind erzählte weiterhin von ihren Spielkameraden. Sie waren alle eine große Familie, die zusammen hielt, egal, was geschah. So hatten sie auch alle dazu beigetragen, dass das Mädchen unbemerkt Essen mitgehen lassen konnte, indem die Anderen die Wachen abgelenkt hatten. So unterhielten sie sich weiter, doch nur ein paar Sekunden später geschah etwas schreckliches.

Wrath

Als plötzlich das hallende Geräusch von Schritten in dem dunklen Gang ertönte, zuckten Seika und das Mädchen gleichermaßen geschockt zusammen. Die Laute waren schon so nah, dass sie Beide völlig perplex waren, weil sie während ihrem Gespräch einfach nicht gehört hatten, dass jemand kam. Die Schritte erschallten von jetzt auf gleich, als hätte sich die Person ein paar Meter entfernt hin teleportiert, was ja logisch überhaupt nicht möglich war. Vor allem das Kind war plötzlich furchtbar ängstlich, denn trotz ihres Kekkei Genkai, welches ihr ein absolut genaues Gehör ermöglichte, weil sie Schall durch ihre Haut wahrnehmen konnte, war sie nicht in der Lage gewesen, den Neuankömmling zu bemerken. Sie drehte erstarrt und trotzdem zitternd ihren Kopf herum.
 

„Versteck dich!“, hauchte Seika panisch, damit sich das Mädchen in der Dunkelheit in Sicherheit brachte, doch es war schon zu spät. Die Füße der Person erschienen im Lichtkegel und als er noch etwas näher kam, beleuchtete die Kerzenflamme letztendlich auch sein Gesicht. Der Anblick ging Seika durch Mark und Bein und fast wäre ihr ein Schrei entwichen, den sie aber gerade noch in ihrem Hals halten konnte. Das war das Schlimmste, was ihnen passieren konnte. Für einen Moment lang dachte die Brünette, das wäre nun das Ende, doch sie hatte natürlich ihre vollen Chakrareserven, womit sie sich verteidigen konnte, weshalb ihr nichts passieren konnte. Doch dies traf nur auf sie zu und wer wusste, zu was 'er' in seiner in seinen Zügen erscheinenden Wut in diesem Moment fähig war. Er musste seine langjährige Erfahrung und sein Geschick mit seinem Kekkei Genkai dazu benutzt haben, völlig lautlos hier her zu schleichen, sodass es auch das Mädchen nicht vernehmen konnte. Der Vorteil, den er nun hatte, war riesengroß.
 

„Du... verdammte kleine Ratte!“, schrie Joshu, als er entdeckte, was hier untenwirklich vor sich ging. Das ganze Mysterium um das lange Überleben dieser Frau war ein mieser Trick! Man hatte ihn schamlos hintergangen, indem man sich hinter seinem Rücken gegen ihn verschworen hatte! Die verdammten Weiber hatten ein Mädchen, seine Tochter, hier herunter geschickt, damit sie ihre Geisel aufpäppelte! Er hatte gewusst, dass irgendetwas nicht stimmte!
 

„A- Aber... Aber Ihr seid doch abgereist, Joshu-sama!“, stotterte das Mädchen und war vor Furcht ganz fahl im Gesicht. Unwillkürlich krabbelte sie einige Zentimeter nach hinten. Sie hatte natürlich nicht gewollt, dass er hier her kam, sie hatte doch so sehr darauf geachtet, unbemerkt zu bleiben! Sie war sich doch so sicher gewesen, dass die Männer weg waren, sodass sie ohne Probleme hier herunter kommen konnte. Dass gerade er nun hier auftauchte, ließ sie vor Angst erstarren.
 

„Das glaubst nur du! Zu dumm und unfähig, um zu erkennen, dass das ein Hinterhalt war!“, brüllte Joshu und sein Gesicht glühte vor Zornesröte. Ihre Worte schienen den Anführer der Osoroshisa noch wütender zu machen. Er tat einen Satz nach vorne, packte das Kind am Haar und zog es brutal auf ihre Beine. Mit seinem Knie verpasste er ihr einen Kick ins Kreuz und schleuderte sie dann gegen die nächste Wand.
 

„Lass sie in Ruhe! Fass sie nicht an!“, kreischte Seika verzweifelt und zerrte an ihren Fesseln, während sie mit Horror beobachtete, wie das Mädchen vor Schmerzen schrie, als sie gegen den harten Felsen prallte. Joshu blickte seine Tochter verachtend an, dann wandte er sich wieder der Brünetten zu.
 

„Das geht dich nichts an!“, gab Joshu harsch zurück.
 

„Sie ist deine Tochter, du Arschloch!“, fauchte die junge Frau ungläubig, obwohl sie wusste, was für eine Antwort sie darauf bekommen würde, denn alle Osoroshisa war gleich gestrickt. Doch sie konnte die Worte nicht zurückhalten, weil diese Tat so grausam war und in ihr Abscheu und Wut verursachte.
 

„Ja, ein weiteres nutzloses Balg von vielen. Sie ist doch nicht mehr wert, als irgendein Stück Fleisch!“, bellte er wütend, denn er wollte gerade alles andere, als über dieses vermaledeite Kind zu reden.
 

„Das stimmt nicht! Ihr seid so widerwärtig...“, gab Seika zurück und sie war den Tränen nahe. Obwohl sie gedacht hatte, dass sie durch die Besuche des Mädchens wieder einigermaßen ruhig geworden war, merkte sie gerade in diesem Moment, das ihre mentale Instabilität immer noch andauerte.
 

„Jetzt ist Schluss mit dem Theater. Ab jetzt wird dir keiner mehr helfen! Und dann wirst du dein blaues Wunder erleben, ich schwör's dir!“, rief er aufgebracht und drohte der Brünetten mit seiner fest geballten, bebenden Faust. Wenn er nur eine Wache, eine einzige Wache aufgestellt hätte, dann wäre das Ganze schon längst von Tisch! Aber nein, das Pech schien ihn zu verfolgen wie sein Schatten. Doch aus Fehlern lernte man. In ein paar Tagen würde er sein Ziel schließlich erreicht haben. Doch das war nur ein kleiner Trost. Er wusste nicht, wie lange seine Tochter schon hier herunter kam und Essen vorbei schmuggelte. Bestimmt wussten alle Frauen, von dem, was sie hier tat und somit wussten auch alle von der jungen Frau, die sich schon seit mehr als zwei Wochen gegen die Osoroshisa quer stellte. Verdammt, er hatte es ja sogar bemerkt, dass die anderen Frauen viel widerspenstiger geworden waren, sodass er oft hatte handgreiflich werden müssen, damit sie taten, was er wollte. Seine Autorität war untergraben worden, und das war unwiderruflich. Er war so wütend, diese Demütigung macht ihn wahnsinnig.
 

„Wenn... Wenn ich diese Schlampe nicht anfassen kann, dann werde ich sie eben steinigen, bis sie besinnungslos ist!“, sagte er laut und blind vor rasender Wut, obwohl es wohl ein Gedanke war, der in diesem Moment seinem kranken Hirn entsprang. Seika japste nach Luft und ein gewaltsamer Schauer lief durch sie hindurch. War das sein Ernst? Wenn er sie mit Steinen bewerfen wollte, dann war dies eine wirklich gefährliche Situation, obwohl es eigentlich lächerlich klang. Gegen solche Angriffe, die nicht durch eine direkte Verbindung auf jemanden zurück führten, konnte die junge Frau nichts tun. Außerdem war sie gefesselt und dadurch unbeweglich, also konnte sie nicht einmal ausweichen. Plötzlich war sie wieder vollkomme schutzlos. Ihre vor Schock geweiteten Augen beobachteten, wie Joshu sich zum Boden beugte und von dort ein paar wahrhaftige Felsbrocken aufhob, die nicht gerade besonders klein waren. Dieser Mann war des Weiteren auch noch ein Shinobi, seine Wurfkraft war deswegen sicher beachtlich...
 

Der Mann ohne Ohren holte aus und schleuderte den ersten Stein. Der Schmerz explodierte regelrecht in Seikas Schulter und sie schrie auf, als das Geschoss sie dort mit voller Geschwindigkeit traf. Sofort durchzuckte es sie wieder qualvoll, als der nächste kleine Felsbrocken sich in ihre Rippen bohrte und ihr Fleisch blutig riss. Die Pein trieb der jungen Frau die Tränen in die Augen und sie stöhnte vor Qual, denn ihr Köper war durch die lange Gefangenschaft schwach. Verschwommen konnte sie jedoch immer noch wahrnehmen, wie sich ein diabolisches Grinsen auf den Lippen von Joshu bildete. Er wollte sie foltern, bis sie es nicht mehr ertragen können würde und so viel Blut verloren hatte, dass sie ohnmächtig werden würde. Die Angst ließ die Brünette erzittern. Sie konnte doch nicht einfach hier sitzen und es zulassen, dass sie regelrecht hingerichtet wurde. Dieses Schwein würde nicht aufhören, bis sie umkippte, doch dann konnte es bereits zu spät sein. In seiner wütenden Raserei würde er doch nicht Rücksicht darauf nehmen, ob sie die Tortur unbeschadet überstand oder nicht, auch wenn er sie für sein abscheuliches Zuchtprogramm benutzen wollte. Oh ja, sie konnte verstehen, dass er zornig war, weil sie ihm beinahe einen Strich durch die Rechnung gemacht hatten, aber nur beinahe, denn die erhoffte Rettung war nicht gekommen, um sie zu befreien, solange die junge Frau sich noch selber wehren konnte und es noch nicht zu spät war. Also gab es nur eine Möglichkeit, was sie tun konnte, um sich zu befreien. Sie musste ihr Chakra freisetzten, um die Fesseln zu sprengen. Das würde sie zwar ungemein stark schwächen, aber es war besser, als hier zu Tode zu kommen. Aber dann würde sie auf jeden Fall sterben, denn es wimmelte hier sicher nur so vor Shinobi... Ein weiterer Stein traf ihr Schienbein, und zwar so fest, dass Seika dachte, es würde ihr den Knochen brechen. Ihr Schrei bebte vor Schmerz, Verzweiflung und Wut über sich selber, weil sie so hilflos und unentschlossen zugleich war, darüber, was sie nun tun sollte.
 

Doch gleichzeitig mit ihrem Schrei erklang plötzlich ein aufgebrachtes Brüllen von Joshu. Seika zwang ihre wegen der Qualen geschlossenen Augen auf und sah plötzlich, wie das Mädchen, die stark aus einer tiefen Platzwunde an ihrem Kopf blutete, sich auf ihren Vater geworfen und sich in seinem Unterarm verbissen hatte. Mit ihren Fingern versuchte sie sein Gesicht zu erreichen und kratzte mit ihren Nägeln die Haut an seinem Hals auf. Joshu versuchte verärgert, sie von sich abzuschütteln, doch es gelang ihm nicht, weil das Kind sich mit ihren Knien um sein Bein geklammert hatte.
 

„Nein, tu das nicht, lauf weg!“, rief Seika, denn die Vorstellung, was Joshu mit dem Kind anfangen würde, wenn er sie wirklich losgeworden war, war für die junge Frau einfach grauenhaft. Doch es war sowieso schon zu spät. Wenn er das Mädchen nun nicht verprügeln und missbrauchen würde, dann würde er sie umbringen. Es war schlimmer als alles, was Seika bisher erlebt hatte. Sie als Kunoichi hatte Leichen gesehen, so skrupellos geschändet, ausgenommen, zerstückelt, sie hatte Menschen gesehen, die an Krankheiten dahin siechten, die sie innerlich verrotteten und auffraßen. Sie hatte unglaubliches Elend gesehen, in dem Leute lebten, als wären sie der Abschaum der Welt. Auch Kriege hatte sie zur Genüge gesehen, in denen Männer starben und vor ihren Frauen und Kindern ermordet wurden, die als unschuldige Menschen den Kämpfen ebenfalls zum Opfer wurden. Doch sie hatte noch nie gesehen, wie ein Vater auf seine Tochter einschlug, weil sie für ihn nur ein Produkt machtgieriger Vergewaltigung war, die diesen Teufelskreis weiterführen sollte und ebenfalls zu nichts anderem benutzt werden würde, als zur Erschaffung eines ultimativen Shinobi, als wäre sie ein nichtsnutziges Tier!
 

Seika kreischte, weil sie für einige Sekunden wirklich nicht mehr denken konnte und weil jedes Bemühen, die letzten Reste ihrer eigenen Fassung zusammen zu halten, furchtbar qualvoll war. Er war, als verließe sie ihren Körper, nur Leere hinterlassend, die das Chaos sich zu Eigen machte und ihre letzte Selbstbeherrschung und Willenskraft vertilgte. Doch sie wollte es in diesem Moment auch nichts anderes. Sie wollte nicht hier sein, sie wollte diese Szene nicht beobachten, sie wollte nicht die schwachen, von Schluchzern durchzogenen Schreie des Mädchens hören, die ihr die Nackenhaare zu Berge stehen ließen. Es war ein Albtraum, ein wahnsinnig schlimmer Albtraum, und sie konnte einfach nicht daraus aufwachen.
 

Doch da drangen Rufe wie von ganz weit weg an ihr Ohr und diese Geräusche lösten eine Resonanz in Seikas Kopf aus, die immer mehr anschwoll und ihr sagte, dass sie verdammt noch mal nicht aufgeben durfte, weil es auch noch nicht vorbei war. Nein, sie konnte sich nicht hängen lassen, nicht nach dem allen, was das Mädchen für sie getan hatte. Sie hatte ihr Leben aufs Spiel gesetzt. Hätte sie sich davor getraut, ihren Vater anzugreifen? Nein, sicher nicht, denn aus ihren Erzählungen hatte gesprochen, dass sie Joshu zwar kaum kannte und ihn auch nicht besonders mochte, doch dass sie ihn irgendwie respektierte und fürchtete und ihm auch dementsprechend entgegen trat. Hatte sie etwa der Anblick von Seikas Tortur dazu ermutigt, sich gegen diesen Mann zu stellen, damit er aufhörte, der brünetten jungen Frau weh zu tun? Dafür würde sie nun bezahlen und das war es, was Seika hatte verhindern wollten. Sie hatte nicht gewollt, dass das Kind so ein Verhältnis zu ihr aufbaute, dass es sich zwischen sie und ihren Peiniger werfen würde, wenn es zu einer Eskalation der Situation kommen sollte, wie jetzt.
 

Die Rufe wurden lauter und zwangen Seikas Aufmerksamkeit an die Oberfläche. Was war plötzlich los? Als sich unter die Rufe das unverkennbare Geräusch von schnellen Schritten mischte, da wusste die junge Frau, dass Leute hier her kamen. Was hatte das zu bedeuten? Bestimmt waren andere Angehörige der Osoroshisa durch den Lärm und die Schreie alarmiert worden und sie kamen nun, um zu sehen, was hier vor sich ging. Nicht einmal Joshu hatte die Ankömmlinge bemerkt, weil er so in seiner Raserei versunken gewesen war. Doch plötzlich keimte eine andere Vermutung in der jungen Frau auf und diese Vorstellung ließ ihren Puls schmerzhaft stark nach oben schnellen. Vielleicht waren es nicht irgendwelche Wachen, vielleicht-
 

„Joshu-sama! Es gibt ein Problem, wir-“, rief der erste der Männer, die den Gang entlang gelaufen kamen. Er blieb konsterniert stehen, sodass die folgenden Personen beinahe in ihn hinein rannten und blickte die Szenerie vor sich ungläubig an. Es waren Männer in dunkelblauen Roben, die auch die Osoroshisa selber trugen. Es tat Seika beinahe weh, als ihre Hoffnung platzte wie eine Seifenblase. Es waren nicht die Menschen, die sie so gerne sehen wollte, doch da war noch das Andere. Dieses 'Problem', von dem die Wachen gesprochen hatten. Joshu jedenfalls schäumte vor Wut, nicht nur, dass er dieses verfluchte Balg nicht loswerden konnte, nein, jetzt wurde er auch noch gestört und alle konnten sehen, dass er wahrhaftig seine Beherrschung verloren hatte. Hörbar ließ er die Luft aus seinen Lungen entweichen.
 

„Was ist?“, fragte er schneidend und die Männer fuhren aufgrund der aggressiven Stimme ihres Anführers zusammen.
 

„Nun... Draußen ist ein Trupp Shinobi, alles Jounin. Sie sagen, sie wollen überprüfen, was wir hier tun, weil es keine Berechtigung oder irgendein Dokument gibt, das besagt, dass wir hier sein dürften...“, erklärte der Vorderste der Männer kleinlaut. Joshu schien in seiner Bewegung zu erstarrten und seine Augen weiteten sich.
 

„Was sagst du da? Verdammte Scheiße, gerade jetzt!“, knurrte er und nach ein paar Sekunden, in denen sich eine Stille ausbreitete, die beinahe gespenstisch wirkte, hob er seine freie Hand und schlug damit Punktgenau auf die Platzwunde des immer noch an ihm hängenden Mädchens. Gepeinigt schrill schrie sie auf und ließ letztendlich entkräftet los. Regungslos blieb sie auf dem Boden liegen.
 

„Kommt mit, aber lasst bloß niemanden hier herunter gehen. Wenn ich das mit den Jounin geklärt habe, werde ich diese Rechnung endgültig begleichen.“, sagte er, mit einem psychopathischen Grinsen im Gesicht, welches widerspiegelte, dass er wirklich zu allen fähig war, und ging dann mit den Anderen davon.
 

Seika atmete zitternd aus, als sich die Schritte entfernten. Obwohl Joshu sie nur drei Mal mit seinen Steinen getroffen hatten, tat ihr Körper mehr denn je weh. Und auch die Erleichterung, dass er nun weg war, war so groß, dass ihr Kopf dadurch zu bersten schien. Doch die junge Frau wusste, dass er zurückkehren würde, also musste sie sich etwas einfallen lassen. Doch das war leichter gesagt, als getan. Plötzlich ertönte ein leises Wimmern. Es war das Mädchen, das sich langsam aufzurichten versuchte.
 

„Du musst fliehen, bitte! Versteck dich irgendwo, am besten, du läufst weg! Wenn Joshu dich schnappt, wird er dir fürchterliche Dinge antun!“, sagte Seika und ihre Stimme bebte immer noch so sehr, weil sie es einfach nicht kontrollieren konnte, denn das, was sie gerade durchlebt hatte, war wirklich grausam gewesen. Doch das Kind antwortete nicht, sondern probierte weiterhin, sich hoch zu stemmen. Ihre Wunde blutete immer noch, doch trotz dem zweiten Schlag war es nicht allzu schlimm. Sie bewegte sich hin und her und erst nach einer Weile bemerkte Seika, dass sie ihren Kopf schüttelte.
 

„Nein... Ich lass dich... nicht allein...“, sprach sie und wieder riss das Herz der jungen Frau in Zwei. Es war einfach nicht gerecht, dass so etwas geschah. Es war nicht gerecht, dass dieses Mädchen ihr so sehr helfen wollte, es war nicht gerecht, dass es überhaupt dazu kommen konnte, dass dies alles hier geschah. Seika nahm es beinahe wie in Trance wahr, als das Mädchen auf die Beine kam, sich ihr taumelnd nährte, die Arme um sie legte und sich dann an ihrer Seite auf den Boden sinken ließ, um mit an ihre Schulter gelehntem Kopf erschöpft einzuschlafen.
 

Seikas Augen blickten wie leer in die Dunkelheit hinein. Es war einfach schrecklich, alles. Wie sollte sie nur jemals hier heraus kommen? Würde sie je die Sonne wiedersehen? Würde sie je ihre Freunde wiedersehen? Würde sie jemals Itachi wiedersehen? Heiß verließ eine Träne ihren Augenwinkel und lief langsam ihre Wange herab, bevor sie ihre Augen schloss und sich im Schaf dem Mädchen anschloss.
 

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Die Shinobi standen beinahe schon ungeduldig vor dem Gebäude, welches sie auf ihrem Lageplan nicht verzeichnet hatten. Sie befanden sich hier in einem jungen Wald mit lauter niedrigen Bäumen und Sträuchern, die langsam über das eingeebnete Gebiet wuchsen, welches nach der Schließung der Kohlegrube zum Naturschutzgebiet erklärt worden war. Langsam erholte sich die Natur hier von ihrer jahrelangen Ausbeutung und holte sich den Lebensraum zurück, der ihr so brutal von den Menschen weggenommen wurde. Doch nun waren die Bodenschätze dieser Region versiegt und niemand zeigte mehr Interesse an diesem Fleckchen Erde. Nun, jedenfalls hatten die Shinobi dies gedacht. Sie waren auf Patrouille gewesen, als sie auf die alten Gebäude gestoßen waren. Doch sie hatten entdeckt, dass es hier seltsamerweise neuere Bauten gab, die hier nicht wirklich etwas zu suchen hatten. Sie hatten darauf hin seltsame, in blaue Mäntel gekleidete Männer ausgemacht und diese losgeschickt, um ihnen den Verantwortlichen zu holen.
 

„Je länger das dauert, desto verdächtiger wird es. Davon haben sie wohl noch nichts gehört, wie?“, sagte einer von ihren und tappte gereizt in einem gleichbleibenden Rhythmus mit dem Fuß auf den steinigen Boden, was die Steine unter seinen Schuhen leise knarzen ließ. Nicht jedem schien das zu gefallen.
 

„Hör auf damit! Das Geräusch macht mich ganz verrückt!“, sagte ein Anderer genervt und schüttelte sich aufgrund des hohen durchdringendes Geräusches, welches ihm eine Gänsehaut verursachte. Doch der Verursacher der Laute schien den Protest zu ignorieren, denn er machte damit ungerührt weiter. Bevor jedoch weiter geschimpft werden konnte, hob ein weiterer Shinobi der Gruppe seine Hand.
 

„Beruhigt euch! Konzentriert euch lieber auf die Situation. Ich bin mir irgendwie sicher, dass hier etwas nicht in Ordnung ist.“, sagte er und die anderen Beiden verfielen mehr oder weniger erfreut in Schweigen. Sie waren insgesamt zu Fünft, weil sie eigentlich auf keiner besonderen Mission waren, sondern nur routinemäßig Kontrollen durchführen sollten. Schwierigkeiten waren nicht voraussehbar, aber auch nicht erwartet gewesen. Doch dies hier war eindeutig ungewöhnlich, in mehrerer Hinsicht. Erstens war dies hier ein geschütztes Gebiet. Personen durften sich hier nur mit Genehmigung aufhalten. Dass hier jedoch gleich ein Haus stand und die alten Gebäude mitbenutzt wurden, war ein noch viel größerer Verstoß gegen die Gesetzt. Jedenfalls lag ihnen keine Nutzungsberechtigung vor. Außerdem warteten sie nun schon fast eine Viertelstunde, seitdem sie mit den ersten Bewohnern dieser Anlage gesprochen hatten, dass endlich die Person auftauchte, die hier das Sagen hatte. Es konnte doch wohl nicht so schwer sein, zu einer Unterredung aufzukreuzen. Außer es stimmte irgendetwas nicht…
 

Sich nähernde Stimmen sagten ihnen, dass sich endlich jemand heraus getraut hatte. Dieselben Männer von vorhin wurden nun von einem weiteren Mann begleitet, der sich in der Kleidung nicht von den Anderen unterschied. Doch sein Gesicht hatte etwas Hartes an sich, und er war bei weitem nicht so unsicher wie die Zwei vor ihm. Als er näher kam, wirkte er aufgebracht.
 

„Darf ich fragen, worum es hier geht?“, fragte er, als ob er in Eile wäre und keine Zeit für ein Gespräch hätte. Doch die Shinobi ließen sich davon nicht beeindrucken. Das war nicht der erste Typ, der sich nicht mit ihnen abgeben wollte, wie es schien. Doch diese Situation war etwas anders, denn die Aura des Mannes wies ihn eindeutig als Shinobi aus und als einen starken noch dazu. Doch irgendetwas an seinem Äußeren war seltsam, dies fiel besonders einer Person der Gruppe auf, doch sie sagte es nicht und wartete gespannt ab, was passieren würde.
 

„Dies ist nur eine formelle Sache, mehr nicht, und sie beansprucht auch kaum Ihre Zeit. Wir würden gerne die beglaubigten Papiere für die Aufenthaltsgenehmigung in diesem Gebiet sehen.“, sprach der offensichtliche Anführer des Shinobitrupps. Er hörte den in Blau gekleideten Mann schnauben, welcher sich daraufhin wegdrehte und zu seinen Gefolgsmännern sah. Für ein paar Sekunden geschah nichts, bis er mit einer Hand eine wegwerfende Geste machte.
 

„Na los, holt das Zeug schon!“, befahl er und die Männer liefen schnell davon, um seinen Worten Folge zu leisten. Es entstand eine ziemlich seltsame Atmosphäre. Der braunhaarige Mann war ihnen abgewandt, sodass die Shinobi auf seinen Rücken starren mussten. Sie wechselten unsichere Blicke. Der Mann wollte offensichtlich nicht mit ihnen sprechen. Das Gefühl, dass er etwas vor ihnen zu verbergen hatte, wurde immer größer. Man gehe die Situation doch noch einmal durch. Dies hier war ein Naturschutzgebiet. Niemand hielt sich hier auf, weil es einfach nicht erlaubt war. Nun gab es hier aber doch Personen, die sich scheinbar häuslich eingerichtet hatte, zu welchem Zweck auch immer. Sicher nicht, um noch nach Kohle zu graben, da die Vorkommen erwiesenermaßen bereits versiegt waren. Und da hier nun niemand sein durfte und angenommen wurde, dass dann auch niemand da war, gab diese Umgebung ein absolut gutes Versteck ab. Dann ein gereizter Verantwortlicher, der sich alles andere als normal benahm. Als er sich plötzlich doch zu ihnen umdrehte, wirkte er sogar bedrohlich.
 

Die Gegenüber musterten sich genau, ohne ein Wort zu sprechen und die Spannung zwischen ihnen wurde dadurch nur noch größer. Der Mann in Blau stockte plötzlich, als sein Blick neugierig über die beiden Kunoichi, die der Gruppe angehörten, wanderte. Besonders die eine von ihnen weckte sein Interesse, denn sie schien etwas zu besitzen, was sie für ihn von unschätzbarem Wert machen würde… Doch seine Augen wurden nicht nur davon angezogen, auch der Shinobi, der die Gruppe anführte, hatte etwas an sich, was ihm ein alarmiertes Gefühl bescherte. Denn dieses Merkmal wies ihn ohne Zweifel als einen überaus bekannten Mann aus. Das konnte schwierig werden. Der Braunhaarige war froh, dass er richtig gehandelt hatte, indem er seine Diener weggeschickt und ihnen gleich noch eine geheime Botschaft mitgegeben hatte…
 

„Erzählen Sie uns doch, was sie hier machen, während wir warten.“, sagte jener berüchtigte Shinobi, um die gespannte Stille zu überbrücken, doch der in blau Gekleidete lachte nur höhnisch auf. Es war klar, dass der Trupp bereits misstrauisch geworden war und nun herausfinden wollte, mit wem sie es zu tun hatten. Doch sie hatten keine Ahnung, wem sie hier gegenüber standen.
 

„Wenn ich richtig liege, liegt ein Verhör nicht in Ihrem Zuständigkeitsbereich, oder wie ist das?“, gab er darauf zurück und war sich darin im Klaren, dass er die Shinobi damit nicht wenig provozierte. Doch er wollte es auch nicht anders. Erstens war er nicht in der Stimmung, Verhandlungen zu führen, außerdem bot sich hier eine gute Chance für ihn und die gesamte Organisation.
 

„Hören Sie, Sie sind nicht der Erste, der meint, er könnte uns mit großen Tönen abspeisen.“, sagte ein schwarzhaariger Shinobi mit kalter Gleichgültigkeit. Von überheblichen Kerlen hatte er die Nase voll, denn es war immer das Gleiche. Zuerst machten sie einen auf schlau und dann stellten sie sich sowieso nur als Hosescheißer heraus. Von solchen Reden war er völlig unbeeindruckt.
 

„Genau! Wir sind direkte Abgesandte von der Hokage! Wir lassen uns nicht einfach abschütteln!“, stimmte der Blonde unter ihnen mit großem Enthusiasmus zu. Es war eine Frechheit, wie dieser Typ ihnen entgegen trat! Wusste er etwa nicht, mit wem er es zu tun hatte? Sie zu unterschätzen, würde ihm noch sehr Leid tun! Während die männlichen Mitglieder des Teams das Wort an sich nahmen, wechselten die beiden Kunoichi einen vielsagenden Blick. Sie hatten nicht die Absicht zu kämpfen, wenn es sich vermeiden ließ, doch ihr Gegenüber hatte eine Attitüde, die selbst ihren Ruhepol der Gruppe zum Reden brachte. Auch die Resonanz auf ihr chaotischstes Mitglied war dementsprechend groß und selbst ihr Anführer schien beunruhigt und auf alles gefasst zu sein, was man seiner Körperspannung deutlich ansehen konnte.
 

Plötzlich erreichte der Klang von neuen Schritten ihre Ohren. Ein Blick hinter dem braunhaarigen Mann sagte ihnen jedoch, dass es nicht die beiden Diener waren, die zurück kamen, sonders drei ganz andere Männer. Sie trugen zwar die gleiche Kluft, doch schon ihre Körpergröße, Haarfarben und vor allem ihre Aura war ganz anders. Ja, ihre Aura. Die Drei waren ebenfalls Shinobi, doch es schien, als würden sich ihre Kraft gar nicht verstecken wollen. Jedenfalls trugen sich nichts bei sich, was nach irgendwelchen Dokumenten oder Papieren aussah.
 

„Was soll das?“, fragte der Anführer des Trupps, während sich die Männer näherten und sich hinter dem Braunhaarigen aufstellten. Das Ganze gefiel ihm nun gar nicht mehr. Nun war es offensichtlich, dass sie anscheinend auf etwas gestoßen waren, was sie nicht hätten sehen sollen. Es kam, als hätten sie Männer seine Gedanken gelesen.
 

„Ihr seid hier unerwünscht. Doch da ihr unsere Basis entdeckt habt, können wir euch leider nicht am Leben lassen. Nun ja, vielleicht verschonen wir ja die hübschen Mädchen…“, sprach der Braunhaarige letztendlich und kaum hatten sie sich versehen, war der Kampf in vollem Gange.

Confusing fight

Der Braunhaarige griff den Anführer der Shinobi an, welcher sich schon innerlich auf eine Attacke vorbereitet hatte. Der Mann in Blau näherte sich frontal, doch bevor sein Gegner sich versah, war der Mann mit beachtlicher Geschwindigkeit hinter ihm und versetzte ihm mit seinem hochgezogenen Knie einen schmerzhaften Kick in den Rücken. Die Wucht des Schlages schickte den Getroffenen fliegend durch die Luft und der in blau Gekleidete grinste triumphierend. Doch da spürte er plötzlich etwas von der Seite auf sich zu kommen und er registrierte, wie sich der auf dem Boden aufkommende Körper seines Gegners in einer Rauchwolke auflöste, weil es nur ein Klon war, bevor er diesmal selber einen harten Hieb gegen seinen Kopf bekam. Ächzend krachte er in den Boden und wirbelte dadurch eine Staubwolke auf, welche aber von einer aufkommenden Windböe schnell weggeweht wurde. Er nutze die Gelegenheit der kurzen Sichtbehinderung, um schnell wieder auf die Beine zu kommen. Doch als sein Gegner sah, dass er wieder stand, starrte er ihn ungläubig an. Sein Schlag gegen sein Ohr, wo sich die Gleichgewichtsorgane befanden, sollten ihn für eine Weile außer Gefecht gesetzt haben. Doch nein. Es war, als hätte sein Schlag keine Auswirkungen gehabt. Doch nun wusste er warum. Sein glatt nach unten gekämmtes Haar war nun völlig durcheinander und nach hinten gestrichen. Plötzlich war ganz genau zu erkennen, dass er überhaupt keine Ohren hatte… Für einen Moment war der Shinobi wegen dieser Entdeckung so perplex, dass er nicht aufpasste und im nächsten Augenblick in einen Kampf verwickelt wurde, der all seine Konzentration und sein Können beanspruchte, wodurch er das Geschehen außerhalb nicht mitbekam. Sein Auge konnte den Bewegungen des Braunhaarigen zwar folgen, doch dieser bewegte sich so gewandt und auf eine besondere Weise, wie er sie noch nie erlebt hatte, sodass ein schweißtreibender Schlagabtausch zwischen ihnen entbrannte, bei dem Keiner von ihnen die Überhand hatte. Ein Ausgang war nicht in Sicht. Sie prallten immer wieder aufeinander und die Fähigkeiten der Beiden machten es ihnen auf zwei jeweils verschiedene Weisen möglich, den Hieben und Schlägen des Anderen auszuweichen. Es schien, als würden sie beginnen, einen unendlich langen Kampf austragen, den derjenige gewinnen würde, der am Ende die bessere Kondition und mehr Chakra hatte…
 

„Na, Kleine, wie wär’s mit uns Zwei?“, sagte ein anderer, kahlköpfiger Mann ein paar Sekunden nachdem er beobachtete hatte, wie sein braunhaariger Kamerad begonnen hatte, sich den ersten Shinobi vor zu knöpfen. Er machte nun einen Schritt auf die eine Kunoichi zu, deren seltenes Kekkei Genkai ihr ohne Probleme an den Augen anzusehen war. Die junge Frau zuckte erschrocken zurück, denn die Stimme des Kerls war eindeutig nicht natürlich und auch alles andere als freundlich. Auch tauchten unter seinem Mantel Gliedmaßen auf, die nicht normal waren…
 

„Du! Lass deine verdammten Fi- Was zur Hölle?“, rief der Blonde aus, der zwischen die Kunoichi und diesen schleimigen Typen ging. Dieser hob plötzlich seine Hand und der blaue Mantel offenbarte einen Arm, der komplett aus Metall bestand von den Fingerspitzen bis zur Schulter, wo erst der Übergang zwischen Metall und normalem Fleisch stattfand. Sein Oberkörper war nackt und zeigte eindeutig schlecht verheilte, rote Brandverletzungen. Was war das nur für ein Kerl?
 

„Du nervst!“, knurrte er den Blonden an und sprang vor, um das blonde Großmaul anzugreifen, damit er freie Bahn hatte, sich die Kunoichi zu schnappen, die merklich erschrocken schien. Er ließ seine Faust vorschnellen, doch sie wurde von dem blonden jungen Mann abgefangen. Eine Welle von mächtigem Chakra schwappte über den Mann mit den künstlichen Gliedmaßen hinweg und er hob erstaunt seine Augenbrauen. Diese Energie war wirklich furchteinflößend. Plötzlich wich der Blonde zurück und formte mit seinen Händen ein Handzeichen, woraufhin mehrere kleine Explosionen zu hören waren. Auf einmal standen um den blau gekleideten Mann eine Handvoll Doppelgänger des Blonden herum. Kage Bunshin! Der Kahlköpfige schnalzte mit der Zunge. Das war eine beeindruckende Technik, doch dadurch teilte sein Gegner auch sein Chakra auf. Er sollte nicht denken, dass man ihn so einfach besiegen konnte. Ein Kampf gegen mehrere Gegner war für den Mann in Blau kein Problem, denn sein Taijutsu war nahe an der Perfektion und die Beweglichkeit seines Körpers war so gut, dass er fast allem ausweichen konnte. Dies bekam der Blonde zu spüren, als er und seine Doppelgänger auf den Kerl mit der Glatze los sprangen, doch innerhalb eines Augenblicks waren bereits die Hälfte der Kage Bunshin zerstört, und das mit ziemlich brutalen Schlägen. Er brauchte eine andere Taktik! Also zog er all seine Ebenbilder zurück. Zwei begannen, von Neuem anzugreifen. Der Kahlköpfige grinste nur über diesen läppischen Versuch. Der blonde, hyperaktive Shinobi war wohl kaum verbesserlich. Mit einem gut gezielten Kick waren die beiden Kage Bunshin Geschichte. Doch da hörte er plötzlich ein lautes Rauschen hinter sich und konnte sich gerade noch umdrehen. Eine bläulich schimmernde, schwirrende Kugel kam auf ihn zu. Er riss seine Arme nach oben, um sich zu schützen, doch er wurde erwischt und machte Bekanntschaft mit dem Boden, in welchen er lautstark einschlug. Ein fröhlicher Schrei ertönte von dem Blonden, der seinen Gegner direkt erwischt hatte. Doch sein Lachen blieb ihm im Hals stecken, als er sah, wie der Kahlköpfige beinahe unversehrt wieder aufstand. Seine Arme hatten Dellen und Kratzer, doch ansonsten war er fast unverletzt. Der Blonde und die Kunoichi, die er schützen wollte, waren vollkommen verblüfft...
 

Im selben Moment fühlte die zweite Kunoichi, wie sich etwas um ihre Knöchel legte und sie wollte erschrocken einen Satz in die Luft machen, doch sie konnte plötzlich ihre Füße nicht mehr heben und kam aus dem Gleichgewicht, weshalb sie nach vorne auf ihre Hände fiel. Sie sah nach hinten und merkte, dass sie mit Ranken, die direkt aus dem Boden kamen, festgebunden worden war. Da vernahm sie Schritte vor sich und als sie wieder aufblickte, stand einer der vier Typen vor ihr, der mit dem rotblonden Haar. Er beobachtete sie neugierig aus blauen Augen.
 

„Hm, rosa Haare! Sieht lustig aus? Das ist aber kein Kekkei Genkai, oder?“, fragte er sie und dies ärgerte die Kunoichi. Was sollte dieses Geschwafel? Wer waren diese Kerle überhaupt und was gab es hier zu verbergen, dass sie sie sofort angriffen, obwohl sie einfach nur nach Papieren gefragt hatten? Jeder von diesen Männern war auf seine Art seltsam, das hatte ihr schon ein kurzer Blick gesagt. Außerdem schienen alle eine besondere Fähigkeit zu haben. Doch das war gerade eben nebensächlich, der der Rotblonde kam näher und die Kunoichi hatte nicht die Absicht, hier weiter herum zu liegen und sich fertig machen zu lassen, denn ihrer Kameraden kämpften bereits schwer und würden ihr sicher nicht zur Hilfe kommen können. Sie zog deshalb an ihren Fesseln, doch sie waren ziemlich fest. Ihr Befreiungsversuch wurde registriert und ihr Gegner ließ ein leises Lachen hören. Er war wohl zuversichtlich, dass sie sich nicht würde befreien können. Doch er lag ganz falsch. Ein heftiger Ruck und die Ranken rissen in Zwei. Überrascht holte der Mann in Blau Luft. Seine Ranken waren so stabil und fest, dass es viel Kraft benötigte, um sie zu durchtrennen. Man sah dieser Kunoichi mit der albernen Haarfarbe nicht an, dass sie zu so etwas fähig wäre. Doch man sollte nicht nach dem Aussehen einer Person gehen. Die Kunoichi war wieder auf den Beinen und sofort bereit, anzugreifen. Sie rannte auf ihn zu und hob ihre Faust. Der Mann schmunzelte nur und wollte ihren Schlag blocken, doch ein heftiger Schmerz durchfuhr ihn, als die Knochen seiner Hand brachen, mit der er ihre geballte Faust hatte abfangen wollen. Ungläubig starrte er die junge Frau an. Sie hatte eine Kraft, die beinahe übermenschlich war! Aber verdammt, seine Hand war nun unbrauchbar geworden. Doch er brauchte sie nicht. In seinem heraufbeschworenen Zorn, den zu wecken nur wenigen Personen gelungen war, ließ er aus der Erde eine Vielzahl von Ranken herausschießen, die sich um den ganzen Körper der Rosahaarigen schlossen. Sie saß in der Falle! Sie sollte nur so viel Kraft aufbringen, wie sie wollte, doch wenn sie sich nicht rühren konnte, würde sie auch kaum Spielraum haben, um sich zu befreien. Nun war seine Rache gekommen…
 

Der breitschultrige Mann unter den blau Gekleideten startete eine Attacke gegen den Schwarzhaarigen. Er hatte erspäht, dass er ein Schwert bei sich trug, deshalb war er für ihn als Gegner besonders interessant. Er breitete seine Arme aus und mit einem Ruck schossen die vier Schwerter, die in ihren Scheiden links und rechts an seiner Hüfte befestigt waren, in seine Hände und er fuchtelte mit den Klingen so schnell um sich, dass sie beinahe zu verschwimmen schienen. Der Schwarzhaarige schien jedoch nicht auf dieser Aufforderung zum Kampf einzugehen. Er blickte dem Schwertkämpfer ruhig entgegen, sodass dieser beinahe irritiert war. Doch dieses überaus lässige, beinahe spottende Verhalten kränkte ihn. Wurde er etwa nicht ernst genommen? Der Schwarzhaarige wurde es noch bereuen, ihn zu unterschätzen! Ein Satz brachte die beiden Gegner zusammen, doch es ertönte ein Klirren und die Schwerter, die den Schwarzhaarigen eigentlich hätte in Stücke schneiden müssen, wurden alle von einer einzigen Klinge pariert, die er aus seinem Gürtel gezogen hatte. Verärgert fauchend blickte der Breitschultrige seinem Gegner in die schwarzen, ausdruckslosen Augen und ihn befiel ein misstrauisches Gefühl. Mit einem Schnauben stieß er sich ab, um wieder ein paar Meter Abstand von diesem jungen Mann mit der kalten Ausstrahlung zu bekommen. Er musste wohl mehr Ernst in diesen Kampf stecken, denn sein Gegner schien doch ziemlich stark zu sein. Erneut stürmte er vorwärts und seine vier Schwerter schnitten in perfekter Koordination durch die Luft. Ein Blatt wurde vom Wind zwischen die Schneiden geweht und es wurde zu kleinsten Schnipseln zerteilt. Ja, die Klingen waren scharf. Niemand, der sich mit ihm anlegte, kam ungeschoren davon. Ja, das glaubte auch der Schwarzhaarige ohne Zweifel. Die Schnelligkeit war beachtlich und er konnte die Schwerter nicht mehr voneinander trennen, denn es war ein einziges Blitzen und Blinken, als das Sonnenlicht auf das reflektierende Metall traf. Doch das durfte kein großes Problem für ihn darstellen, wenn er das benutzte, was sein Nachname ihm zu Eigen machte. Als dem Mann in Blau plötzlich nach einem Streich des Schwarzhaarigen zwei Schwerter im weiten Bogen aus dem Griff flogen, brüllte er überrascht auf.
 

„Scheiße, ein verdammter Uchiha! Warum kommen uns diese Typen die ganze Zeit in die Quere?“, rief er wütend, doch er kam zu nichts mehr, denn plötzlich veränderte sich durch seine Worte die Situation um 180 Grad. Der Schwertkämpfer bekam kaum Luft mehr, denn schneller, als er hätte reagieren können, hatte sich die Hand von Uchiha Sasuke um seinen Hals gelegt. Seine roten Augen, die das Sharingan zeigten, blickten ihn weit und beinahe erschrocken und zugleich tief verärgert an, ganz im Gegensatz zu seiner vorherigen Ausdruckslosigkeit.
 

„Was sagst du da?“, zischte Sasuke ihn an und in den Zügen des breitschultrigen Mannes entstand plötzlich leichte Furcht, denn obwohl er von seiner Statur noch einmal halb so massig wie der Uchiha war, war jener im Moment im Vorteil. Diese Situation alarmierte auch alle anderen Shinobi, die ringsumher standen und kämpften. Obwohl der braunhaarige Mann keine Ohren hatte, schien er jedes Wort seines Kameraden gehört zu haben. Mit einem hart geschlagenen Haken entfloh er dem Kampf mit seinem überaus starken Gegner, der kein Anderer war als Hatake Kakashi und griff Sasuke an, der dadurch zwangsläufig seinen Gegner loslassen und ausweichen musste. Auch die anderen Beiden in blau gekleidete Männer pausierten bei ihren Schlagabtauschen und jeder blickte hinüber zu dem Uchiha und dem Braunhaarigen.
 

„Steckt ihr etwa mit Itachi unter einer Decke? Verdammt, ich habe gesagt, keine Tricks, sonst wird sie sterben!“, brüllte der Mann mit sich vor Wut beinahe überschlagender Stimme und seine Hände schlossen sich um ein Kunai, welches er aus seinem Gürtel gezogen hatte, immer dazu bereit, wieder eine Attacke zu starten. Niemand von den Shinobi, die aus Konohagakure kamen, verstand ein einziges Wort von dem, was er sagte, doch die eine Behauptung war klar und deutlich.
 

„Wage es bloß nicht, mich und diesen Verräter in einem Zug zu nennen!“, rief der Schwarzhaarige laut und war so außer sich vor Zorn, dass er nicht erkannte, um was es eigentlich ging. Nur der Name seines verhassten Bruders trieb ihn zur Weißglut. Wo hatte er seine Hände denn nicht mit dabei? War dies hier auch eine seiner hinterhältigen Machenschaften? Sasuke konnte nicht glauben, dass Itachi ihn auf Schritt und Tritt verfolgte, selbst in die abgelegensten Flecken dieses Landes. Kakashi nutzte die Gelegenheit, dass er von seinem Gegner separiert und die Aufmerksamkeit der Männer in Blau gerade ganz woanders war, um zu Sakura, seinem Teammitglied zu eilen, und sie von den Ranken zu befreien, in die der rotblonde Mann sie ganz gewickelt hatte. Sie nickte dem Copyninja dankbar zu und blickte zu Naruto und Hinata, die gegen den Mann mit den metallenen Extremitäten gekämpft hatten, ob sie in Ordnung waren. Doch es ging ihnen soweit gut. Die Männer in Blau versammelten sich auf einmal wieder an einer Stelle und sie sahen alle leicht verunsichert aus. Plötzlich hatte die Situation eine ganz andere, seltsame Atmosphäre erhalten.
 

„Ihr seid in Angelegenheiten mit Uchiha Itachi verwickelt?“, fragte Kakashi nach, der damit der ganzen Angelegenheit etwas Durchsichtigkeit verschaffen wollte, doch der Braunhaarige warf nur einen verärgerten Blick auf ihn.
 

„Als ob ich dir verraten würde, wenn es so wäre!“, gab er scharf zurück und war unentschlossen, was er tun sollte. Sein Kampf mit dem silberhaarigen Mann hatte ihm eindeutig gezeigt, dass ein Sieg gegen diese Shinobi alles andere als leicht zu erringen wäre. Und da sie es nun auch noch mit einem weiteren Besitzer des Sharingans zu tun hatten, war das Spiel alles andere als leicht, wobei sie zusätzlich auch nicht wussten, wozu die anderen Mitglieder der Gruppe fähig waren. Die gereizte Antwort des Mannes ohne Ohren sagte jedoch mehr als irgendeine Erklärung.
 

„Also stimmt es doch... Aber wer wird sterben?“, fragte Sakura nach, deren Verstand auf Hochtouren lief, aber auf keine konkreten Ergebnisse kam. Die Angelegenheit wurde immer komplizierter, denn es waren für sie noch so viele Dinge unklar. Außerdem hatten die Männer leider nicht die Absicht, ihr ihre Frage zu beantworten, was sie sich schon längst gedacht hatte. Sie stieß einen hilflosen Seufzer aus, denn solange sie nicht wussten, wofür sie nun kämpften, war die Sache aussichtslos. Doch Sasuke wurde langsam aber sicher immer zorniger.
 

„Verdammt, spricht endlich! Was hat das alles hier mit Itachi zu tun?“, brüllte er und er war kurz davor, die Männer anzugreifen, weil er wissen wollte, was das Ganze hier sollte. Zuerst wollten die Kerle in Blau sie umbringen, weil dieser Ort hier geheim war und dann, als der Schwertkämpfer erkannt hatte, dass er ein Uchiha war, schien alles verrückt zu spielen. Nicht nur ihn machte der Gedanken an seinen Bruder wütend, auch der Braunhaarige schien vor Zorn zu vergehen.
 

„Was sollen wir tun? Sie gleich umbringen?“, fragte der Glatzköpfige seinen Anführer. Dieser sah ihn entgeistert an.
 

„Spinnst du? Solange wir nicht wissen, was hier wirklich abgeht, wird sie nicht angerührt!“, zischte er, doch es war gut verständlich. Um wen ging es hier? Um eine Gefangene? Was hatte dies bloß mit Itachi zu tun? Sasuke begann, rasche Handzeichen zu bilden und sich auf seinen Angriff vorzubereiten. Wenn die Typen nicht von alleine sprechen wollten, dann würde er eben die Information aus ihnen heraus prügeln! Seine ausgestreckte Hand begann plötzlich blau zu glühen und das Geräusch von zwitschernden Vögeln und sich entladender Elektrizität erfüllte die Luft. Doch mit einem Aufschrei stürzte sich Naruto auf den Schwarzhaarigen und packte ihn von hinten an den Armen, um ihn von dieser unüberlegten Tat und der Ausführung des Chidori abzuhalten.
 

„Hey Sasuke, beruhig dich doch mal! Allein kannst du die nicht besiegen!“, rief er und fing sich einen eiskalten Blick des Uchihas ein. Naruto war sich im Klaren, dass Sasuke empfindlich reagierte, wenn es um seinen Bruder gab, trotzdem durfte er deshalb nicht gleich seine Beherrschung verlieren. Für kurze Zeit verharrten die Beiden so, aber dann ließ Sasuke seine Arme wieder sinken, denn er wusste, dass der Blonde recht hatte, was ihn furchtbar ärgerte. Stille entstand ein weiteres Mal und auch die Shinobi aus Konoha sammelten sich wieder zusammen. Sie würden hier nicht verschwinden, bis sie wussten, was hier vor sich ging, denn sie waren gekommen, um nach dem Rechten zu sehen und wenn etwas nicht stimmte, das Übel zu beseitigen. Es schien jedoch immer verzwickter zu werden, außerdem schien das Geheimnis noch brisanter zu sein, als erwartet. Wenn diese Männer etwas mit Itachi zu tun hatten, dann hatten sie automatisch sicher etwas mit den Akatsuki am Hut. Doch was?
 

Plötzlich stieß Hinata einen leisen Schrei aus und alle sahen zu ihr herüber. Ihre milchig fliederfarbenen Augen waren leicht aufgerissen. Sie hatte etwas gespürt und eine leise Vorahnung erschrak sie zutiefst. Doch bevor jemand fragen konnte, was sie hatte, legte sie ihre Hände zusammen und aktivierte dadurch ihr Byakugan. Dann blickte sie hektisch um sich herum. Die Männer in Blau starrten sie an. Ihr Doujutsu war wirklich selten und beeindruckend...
 

„Aus dieser Richtung kommen große Energien mit hoher Geschwindigkeit auf uns zu!“, sagte sie nach einigen Sekunden und zeigte mit ihrer Hand nach Westen. Aufgrund dieser Worte wandten sich alle in die angezeigte Richtung. Jemand kam auf sie zu? Jeder versuchte, mit seinen eigenen Sinnen diese Kräfte zu erfassen, um sich von der Richtigkeit dieser Information zu überzeugen. Der Eine schaffte es früher, der Andere später, doch irgendwann konnte jeder spüren, was die Hyuugaerbin meinte und durch ihre Fähigkeit schon viel früher hatte ausmachen können. Tatsächlich war das Tempo der Ankömmlinge äußerst hoch und auch deren Charka war stark und durchdringend. Kurzzeitig waren alle so überrascht von dieser neuen Wendung, sodass sie sich nicht rührten, doch dann kam Bewegung in die Männer in Blau.
 

„Akiyama! Hol Verstärkung!“, rief der Braunhaarige alarmiert und der Rotblonde machte sich sofort auf den Weg zurück zu ihrer Basis, um den Befehl zu befolgen. Naruto wollte los springen, um ihn davon abzuhalten, doch der Schwertkämpfer trat vor und hob warnend seine Klingen.
 

„Keinen Schritt weiter!“, sagte er drohend und der Blonde blieb frustriert knurrend stehen. Es war eine Pattsituation, in der die Konohashinobi gezwungen waren, abzuwarten, was geschehen würde, denn sie waren hier auf so gut wie unbekanntem Territorium und wussten nicht, was sie erwarten würde. Doch da konnte man plötzlich schon hören, wie die Personen, deren Kommen Hinata ihnen Angekündigt hatte, mit lauten Geräuschen näher kamen. Und es dauerte nun nicht mehr als eine Minute, in denen sich die Ankömmlinge wegen des Lärms wohl brachial einen Weg durch den umliegenden Wald bahnten, da erschienen sie bei den Anderen auf der Lichtung.
 

Die Überraschung war auf allen Seiten sehr groß. Die Konohashinobi waren völlig perplex. Die Männer in Blau waren außer sich und die Neuen waren erleichtert, ihr Ziel endlich erreicht zu haben. Gleichzeitig waren sie jedoch überrascht darüber, wen sie hier alles nun trafen.
 

„Itachi?“, fragte Sasuke mit brüchiger Stimme und seine Verblüffung, seinen Bruder wirklich hier zu sehen, nachdem es gerade um den berüchtigten Missing-Nin gegangen war, ließ ihn ganz vergessen, dass er eigentlich wütend war. Der benannte Schwarzhaarige blickte zu seinem jüngeren Bruder hinüber und das, was Sasuke in seinem Gesicht sah, ließ ihn leicht zurückschrecken. Es war nicht die Kälte, die Gleichgültigkeit oder Zorn, nein, es war kaum kaschierte Erschöpfung und Verzagen.
 

„Uchiha!“, rief nun der braunhaarige Mann, als er sich bewusst wurde, was für eine Situation mit dem Hinzukommen dieser Personen nun entstand. Nun waren seine Leute eindeutig in der Unterzahl... Er ließ seinen Blick über die Akatsuki wandern und war beruhigt, dass sie wirklich nur zu Viert waren, wie er es ihnen in seinem Brief aufgetragen hatte. Zu dem Schwarzhaarigen kamen noch Hoshigaki Kisame und Deidara hinzu. Und das Wichtigste war, dass Furiko dabei war.
 

„Ihr verfluchten Osoroshisa! Endlich haben wir euch gefunden, yeah!“, rief Deidara und schüttelte den Männern in Blau wütend seine Faust entgegen. Sie hatten so lange gesucht, länger als zwei Wochen lang. Jeder von ihnen hatte während dieser Zeit mindestens einmal ans Aufgeben gedacht, zuletzt sogar auch Itachi, was für die Anderen wie ein Schlag in den Magen gewesen war. Sie hatten den Uchiha noch nie so gesehen. Er konnte sich zusammenreißen und gab sich kühl und undurchschaubar, doch in diesem Moment war alles durchgebrochen, was er in sich verborgen hatte. Sein Zorn war echter Verzweiflung gewichen, die jeden von ihnen betroffen gemacht hatte. Doch war das verwunderlich, dass der Uchiha irgendwann so reagierte? Nein, sicher nicht. Es waren so viele Tage vergangen und allein die menschliche Logik hatte es ihnen vorgeschrieben, dass ihre Hoffnung verschwendete Gedanken waren. Doch es ging hier um ein Teammitglied, ein sehr wichtiges sogar, welches sie alle in ihr Herz geschlossen hatten. Und dieses konnten sie doch nicht so einfach den Händen ihrer Gegner überlassen, so spät es auch gewesen sein mochte. Diese abscheulichen Osoroshisa besaßen nicht das Recht, diese wundervolle Frau bei sich haben zu dürfen.
 

„Was… Osoroshisa? Was geht hier eigentlich vor?“, fragte Kakashi, der sich vor kam, als wäre er im falschen Film. Erstens hatte er diesen Namen noch nie zuvor in irgendeinem Zusammenhang gehört und dass hier Zweitens auf einmal die Akatsuki auftauchten, verwirrte ihn noch viel mehr. Nicht, dass er viel über die Motive dieser Organisation wusste, außer, dass sie eigentlich hinter den Jinchuuriki her waren, aber irgendetwas machte ihn einfach skeptisch.
 

„Ihr habt ein Recht ungünstiges Timing, muss ich sagen.“, sprach der Braunhaarige, Joshu. Natürlich passte es ihm gar nicht, sich mit gleich zwei Gegnern herum zu schlagen, doch er hatte keine andere Wahl. Leicht musste er aber schon grinsen. Endlich war der Zeitpunkt seiner Rache gekommen.

Clash

„Na ja, du hast jedenfalls großes Glück, Uchiha, sie ist noch am Leben.“, sprach Joshu plötzlich weiter, nachdem er kurz nachgedacht hatte, was er nun tun sollte und diese Worte ließen einen Ruck durch die Akatsuki gehen. Deidara begann vor Aufregung zu zittern, Kisame zappelte hin und her. Die Blonde – Furiko – schlug die Hände vor ihr Gesicht und Itachi erstarrte. Sakura beobachtete perplex, was vor sich ging, doch plötzlich tauchte in ihrem Kopf ein Bild auf, welches eine Begegnung widerspiegelte, die sich vor längerer Zeit abgespielt hatte. Dies hatte sich ereignet, als sie mit der gleichen Gruppe eine Mission in Kaze no Kuni hatten durchführen sollen. Damals waren sie auch auf die Akatsuki getroffen und hatten etwas erlebt, was ein Stück ihres festen Glaubens durcheinander gerüttelt hatte. Doch damals waren noch zwei andere Personen bei den Akatsuki dabei gewesen und zwar der Maskierte und-
 

„Seika ist nicht bei ihnen!“, sagte die rosahaarige Kunoichi leise und die Gesichter ihrer Teamkameraden drehten sich entgeistert zu ihr um. Ja, es ging die ganze Zeit um eine 'Sie'. 'Sie' war also noch lebendig, sollte aber sterben. Der Braunhaarige hatte sich an Itachi gewandt, als er von 'Ihr' sprach und auch als die Osoroshisa zum ersten Mal Sasuke als Angehörigen des Uchiha-Clans identifiziert hatten, ging es sofort um eine Todesdrohung gegen 'Sie'. Brachte man nun Itachi mit einer Frau in Verbindung, gab es nur eine passende weibliche Person und das war Seika. Das Bild, wie sich die Beiden damals vor ihren Augen geküsst hatten, auf eine so minimalistische, aber trotzdem unglaublich intime Weise, war ihnen für viele Tage und Nächte nicht mehr aus dem Kopf gegangen, vor allem Sasuke nicht. Viele Tage danach hatten ihn immer wieder die Gedanken verfolgt, warum dies nur zwischen Itachi und Seika, die ein Jahr älter als er war und für die er für so lange Zeit diesen schrecklichen Neid gehegt hatte, geschehen konnte. Warum hatten sie dieses innige Verhältnis? Wie hatte die Kunoichi nur so tief zu Itachi durchdringen können, was sonst bisher niemand geschafft hatte, nicht einmal sein eigener Bruder? Es war nicht in den Kopf des jüngeren Uchiha gegangen. Er konnte sich einfach damit nicht abfinden, dass sein Bruder, der ein eiskalter, emotionsloser, verräterischer Mörder war, Gefühle für diese junge Frau entwickeln konnte und diese für ihn. Doch Sasuke musste es einsehen und vor allem jetzt war er kurz davor, es wirklich zu tun. Die Akatsuki waren nur wegen Seika hier, nicht wahr? Diese Osoroshisa hatten sie wahrscheinlich entführt und die Akatsuki kamen nun nur hierher, um sie zu retten? Der Gedanke, dass halb Akatsuki auszog, um eines ihrer Mitglieder zu befreien, war eigentlich lächerlich, doch Sasuke hätte in diesem Moment nie gewagt, zu lachen. Er brauchte seinem Bruder nur ins Gesicht zu sehen und er war völlig sprachlos. Es war eindeutig in den Zügen des älteren Uchiha zu sehen, dass er sich Sorgen machte, große Sorgen.
 

„Wo ist sie?“, fragte Itachi plötzlich und seine Stimme war so tief und bedrohlich, dass es allen kalt den Rücken herunter lief. Die Augen des Schwarzhaarigen waren verengt, doch sein Sharingan schien unter seinen Lidern beinahe blutrot zu leuchten. Und wenn sich die Farbe seiner Augen von dem etwas dunkleren Scharlachrot aufhellte, dann hieß es nichts Gutes. Der Akatsukimantel verbarg seine Hände, die zu festen Fäusten geschlossen waren. Joshu sah den Uchiha gebannt an. Es schien, als würde dieser seinen Zorn aussenden, so fühlbar war seine Rage. Doch der Anführer der Osoroshisa durfte sich davon nicht beeindrucken lassen. Denn Itachi würde seine Wut nichts nützen, wenn er seine Kunoichi zurück haben wollte. Er musste ihren Tausch erfüllen.
 

„Du wirst sie schon früh genug zu Gesicht bekommen, denn wie ich sehe, habt ihr Furiko bei euch.“, antwortete Joshu und grinste zufrieden. Die Konohashinobi sahen verwirrt aus. Was hatte die eine Kunoichi mit der Anderen zu tun? Doch es blieb für einige Momente seltsamerweise ruhig. Der glatzköpfige Mann in Blau, Tekketsu, hob aufgrund der Stille überrascht eine Augenbraue.
 

„Keine Proteste? Ihr wollt die Zwei wirklich so ohne nichts gegeneinander austauschen? Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. Aber besser für uns und für euch.“, meinte er und lachte überheblich. Es lief doch glatter, als sie anfangs erwartet hätten. Sasuke konnte nicht glauben, was er da hörte, nach seinen Gedanken, die er vorhin gehegt hatte, auch Naruto war vollkommen empört.
 

„Über was redet ihr da? Das ist Menschenhandel! Die Blonde ist doch auch eine von euch! Ihr könnt sie doch nicht einfach so… umtauschen!“, rief der Container des Kyuubi aufgebracht und wäre am liebsten dazwischen gegangen. Da zeigte sich mal wieder, was für Schweine die Akatsuki waren!
 

„Sei still!“, schnaubte Kisame, doch er sah dabei sehr betroffen aus, genau so wie Deidara und Furiko selbst, die sich ihrem Schicksal wohl fügen musste. Die blonde Kunoichi schien sich freiwillig zu diesen Osoroshisa begeben zu wollen.
 

„Holt Seika. Ich will sie sehen.“, sagte Itachi wieder und seine Stimme war eiskalt, aber drängend. Nun kam Joshu aber in höchste Bedrängnis. Der Uchiha war bereits jetzt ungeduldig, aber er konnte die Kunoichi nicht hier nach oben schaffen, jedenfalls nicht so schnell. Doch er musste rasch handeln. Er hatte es nun mit mehreren starken Gegnern zu tun, und keiner würde Gnade walten lassen. Doch er musste sich Furiko schnappen und dann von hier verschwinden. Ein Kampf war nun nicht mehr die beste Option. Plötzlich waren wieder Schritte zu hören, denn Akiyama war wieder gekommen und hatte ein paar weitere Shinobi mitgebracht. Doch auch diese würden ihnen nun nichts bringen, weil Joshu gar nicht mehr darauf aus war, die Ninja aus Konoha zu töten.
 

„Akiyama, nimm dir zwei der Frauen und befehle ihnen, die Kunoichi hier herauf zu tragen. Schau nicht so, tu es!“, rief Joshu dem gerade Wiedergekommenen zu, als dieser ihn perplex ansah und er drehte sich wieder um und verschwand schnell. Die hergebrachten Shinobi sahen verwirrt und furchtsam zu den Akatsuki und wieder entstand eine von nervösen räuspern durchzogene Stille, die langsam jedem auf die Nerven ging. Und trotzdem stieg die Spannung auf ein unerträgliches Maß, auf allen drei Seiten. Osoroshisa und Akatsuki blickten sich hasserfüllt an, als würden sie einen mentalen Kampf austragen. Die Konohashinobi fühlten sich plötzlich ausgeschlossen. Was mit ihrem Auftauchen eigentlich erst begonnen hatte, hatte sich nun in eine ganz andere Richtung entwickelt. Doch sie wussten nun mit Sicherheit, dass diese Osoroshisa nichts Gutes im Schilde führten. Nun, das taten die Akatsuki im Grunde auch nicht, doch ihr Motiv für das momentane Handeln war einerseits aufopfernd, andererseits sehr unfair.
 

Plötzlich eskalierte die Situation. Nach ein paar weiteren, nur langsam vergehenden Minuten ließ das Knirschen der Steine, die überall auf dem Boden verteilt waren, verlauten, dass wieder jemand aus dem Gebäude herausgekommen war. Den Geräuschen zu Folge waren es mehrere Personen, doch sie waren nicht zu sehen, da die Shinobi, die zu den Osoroshisa gehörten, den Blick versperrten. Doch langsam wichen die Männer zur Seite, um die Sicht auf die Ankömmlinge frei zu geben. Es waren drei Personen, Akiyama und zwei Frauen. Und diese trugen eine weitere junge Frau herbei.
 

„Seika!“, rief Itachi mit einer beinahe aufrüttelnd wirkenden Entlastung seiner nagenden, sorgenvollen Gefühle und explosiv aus seinem Inneren hervor sprudelnder Wut, und war im nächsten Moment nicht mehr dort, wo er gerade noch gestanden hatte. Gleichzeitig mit seiner Bewegung konnten es auch einige der zu den Osoroshisa gehörigen Shinobi es nicht mehr aushalten und griffen die Konohashinobi an, die ihnen am nächsten standen. Es war eine Gruppe von sechs Ninja, die sich durch ihre Anspannung getrieben nach vorne wagte. Es gab einen kurzen, aber heftigen Kampf. In einem Gewirr von Kage Bunshin, Flammenkugeln, Kunai und Shuriken, nahmen sie sich ihrer Gegner an und fertigten sie schnell ab, als wären sie nichts Besonderes. Doch ihr Fokus lag in diesem Moment nicht wirklich auf den in Blau gekleideten Lakaien, sondern auf das unmittelbare Geschehen, welches sich in der Mitte der Lichtung abspielte.
 

Die anderen Akatsuki waren zu langsam, um zu reagieren und den Uchiha aufzuhalten, dafür konnte ein Anderer seiner beabsichtigten Tat, die Geisel zu befreien, zuvorkommen. Es war Joshu, der sich dem Schwarzhaarigen in den Weg stellte, der mit geweiteten Augen die Brünette anstarrte, die in einer absolut verrenkten Position gefesselt war. Sie war voller Blut, frischem Blut, übersäht mit anderen Schrammen, sie war beschmutzt und ihre Kleidung an manchen Stellen zerrissen, ihre Haut war fahl, ihr hellbraunes Haar glanzlos und durcheinander, ihre Lippen waren rau und sie schien schreckliche Schmerzen zu haben. Hatten die Osoroshisa sie etwa so zugerichtet? Dann würden sie für jeden einzelnen Kratzer büßen, das schwor der Schwarzhaarige sich. Doch Seikas Augen waren groß und ihre goldenen Irriden waren lebendig wie nie, als ihr Blick mit dem von Itachi zusammen fiel. Ihr Ausdruck war voll von Unglauben, doch dann schwankte er über zu inbrünstiger Erleichterung.
 

„Itachi!“, schrie sie bebend und wand sich schwach in dem Griff der unsicheren Frauen, die sie jedoch nicht losließen. Da spürte der Uchiha plötzlich etwas Kaltes an seinem Hals und mit einer schnellen Drehung entging er der Klinge des Kunais, welches Joshu ihm gegen die Kehle gedrückt hatte. Mit einem Satz nach hinten wich er einem weiteren Streich der Waffe aus.
 

„Aber, aber, ich dachte, wir haben einen Deal. Dann kannst du dein Püppchen gerne zurück haben.“, sagte der Braunhaarige und senkte sein Kunai wieder, während er mit Vergnügen den Kontrollverlust des Uchihas beobachtete, der hart versuchte, sich wieder zu sammeln und konzentriert zu bleiben.
 

„Wollt ihr uns verarschen? Das ist bestimmt ein verfluchter Hinterhalt! Ihr habt doch nicht vor, Seika und Furiko wirklich zu tauschen!“, bellte Kisame, der das, was gerade geschah, mit höchster Aufmerksamkeit beobachtete. Da war sie, seine Kleine und sie war richtig schlimm zugerichtet. Dafür würden diese Bastarde schon büßen. Trotzdem, dass sie nun gesehen hatten, dass die junge Frau wirklich am Leben war, machte die Situation nicht einfacher. Im Gegenteil.
 

„Tja, gut beobachtet, alter Kumpel. Leider hat dieses Miststück einige Fähigkeiten, durch die wir nicht in der Lage sind, uns ihrer zu bemächtigen. Was liegt dann also näher, als dass wir sie mit einem guten Tausch loswerden?“, antwortete Fujita dem Haimann und die Beiden blickten sich gegenseitig verächtlich an. Tatsächlich, der Blauhäutige erkannte das ehemalige Mitglied der sieben berüchtigten Schwertkämpfer von Kirigakure. Sie hatten sich eigentlich nie etwas getan, was sie zu solchen verdrießlichen Gedanken führen könnte, doch allein die Situation machte sie zu Todfeinden. Jeder von ihnen hatte seinen eigenen Weg gewählt und jeder hielt den Seinen für den Besten.
 

Seika hörte dem Wortwechsel zu und alles in ihr schien sich wegen diesen Absichten zu sträuben. Sie konnte noch kaum etwas sehen, weil ihre Augen nicht an diese Helligkeit gewöhnt waren, nach all der Zeit, die sie in dem dunklen Gang verbracht hatte. Doch da hatte man sie plötzlich geholt und hier herauf getragen. Zwei Frauen waren gekommen, um sie mitzunehmen. Alles in ihren Gedanken schrie immer noch danach, dass sie sie loslassen mussten, doch Akiyama stand bei ihnen und so konnte die Brünette nichts tun. Sie konnte diesen unschuldigen Frauen nichts antun, um von ihnen los zu kommen. Wer auch immer diese Idee gehabt hat, sie auf dieser Weise ans Tageslicht zu schleppen, der hatte wirklich einen cleveren Einfall bekommen.
 

Ihr Puls stieg rasend in die Höhe, als sie hörte und sah, dass Itachi da war, sodass ihr Herz dadurch schmerzte. Die neu aufkeimende Hoffnung und sein bloßer Anblick, welchen sie nach ein paar weiteren Sekunden endlich erlangte, trieb ihr beinahe die Tränen in die Augen, doch die Brünette wusste, dass jeder überflüssige Gedanke später umso mehr weh tun würde, wenn er sich nicht bewahrheitete. Als sie etwas mehr von ihrer Umgebung erkennen konnte, erblickte sie auch Kisame, Deidara und Furiko, die anderen Osoroshisa, viele ihr unbekannte Shinobi und zu ihrem Schock sah sie etwas weiter Weg Personen, die sie nie und nimmer hier erwartet hätte. Es waren Kakashi, Naruto, Hinata, Sakura und Sasuke. Waren sie am ende etwa die Leute, deren Auftauchen verhindert hatte, dass Joshu sie beinahe zu Tode gesteinigt hatte?
 

„Also los, Furiko, komm her. Sobald du bei uns bist, werden wir unsere Gefangene übergeben.“, sprach Joshu und Seika schnappte erzürnt nach Luft.
 

„Nein, Furiko, tu’s nicht! Wir können einen anderen Weg finden, aber nicht so!“, kreischte die Brünette, weil sie völlig aufgelöst war. Das konnten sie nicht tun! Furiko hatte so viel durchgemacht und gelitten, gerade wegen den Osoroshisa. Und nun wollte sie sich freiwillig in deren Arme begeben? Das durfte nicht ihr Ernst sein! Seika hatte am eigenen Leib gespürt, wie grausam sie sein konnten und das wünschte sie niemandem. So sehr sie auch frei kommen wollte, nicht auf diese Weise.
 

„Halt’s Maul! Furiko wird tun, was sie will!“, blaffte Tekketsu die junge Frau an und schürte ihre Wut damit nur.
 

„Du hast mir nichts zu sagen, du Wichser!“, schrie Seika außer sich wegen dieser verdammten Dreistigkeit der Männer in Blau und über die Anwesenden spülte eine Welle reines, mächtiges Chakra hinweg, welches von der jungen Frau aus ging. Verdammt, sie war mehr als zwei Wochen eingesperrt gewesen, in einem dunklen Keller und hatte noch so viel Kraft? Natürlich wusste niemand, dass Seika heimlich Hilfe erhalten hatte, von einem kleinen tapferen Mädchen, welches immer noch bewusstlos in dem dunklen Gang lag. Sie musste unbedingt von dort heraus geholt und behandelt werden, damit sie nicht an ihrer Verletzung starb. Doch zuerst musste diese Situation endlich aufgelöst werden, sonst würde keinem geholfen werden.
 

„Du Schlampe, wenn ich dich in die Finger kriegen sollte, wirst du dir wünschen, nie geboren worden zu sein!“, knurrte der Glatzköpfige erbost, doch er drehte sich gleichgültig weg, als das Geräusch eines Schrittes zu hören war. Plötzlich war alles ganz ruhig, als sich ein zweiter Schritt dazu gesellte. Es war Furiko. Sie war mit gesenktem Kopf ein wenig nach vorne gekommen. Seika schrie auf und schüttelte wie wild ihren Kopf. Nein, sie musste immer noch in diesem Albtraum stecken, der ihr vorgaukelte, dass ihre Hoffnung erfüllt wurde, in dem Itachi kam, doch dass Furiko sich nun ohne Widerworte auslieferte, war eine fürchterliche Vorstellung.
 

„Ja, braves Mädchen. Wenn du kooperierst, wir niemandem etwas geschehen!“, sagte nun Joshu und er breitete seine Arme aus, als wolle er die Blonde wieder freundlich willkommen heißen. Doch sein Gesicht zeigte ein breites fieses Grinsen, welches eindeutig seinen Triumph ausdrückte.
 

„Nein, Furiko geh nicht darauf ein! Lasst mich los, verdammt noch mal! Oder werft mich auf Joshu, damit ich dieses Arschloch grillen kann! So tut doch etwas- Nein, Furiko, NEIN!“, schrie Seika wieder, diesmal zu den Frauen, die sie trugen, damit diese ihr wenigstens halfen, diese Situation zu verhindern. Doch sie standen nur starr da, die Gesichter ängstlich verzogen. Sie wussten nicht, was hier eigentlich vor sich ging, doch Akiyama stand hinter ihnen und vor ihm hatten sie noch mehr Furcht, als vor allem Anderen. Furiko kam indes immer näher zu Joshu, der sich immer siegessicherer fühlte.
 

Die Shinobi aus Konoha sahen dem Ganzen perplex zu. Einfach alles verwirrte sie zu sehr und so vieles war ihnen unklar, sodass sie nicht eingriffen. Auch die zu den Osoroshisa gehörigen Shinobi beobachteten die Szenerie gebannt, sodass sich die Jounin nicht sorgen mussten, dass sie angegriffen werden würden. Natürlich wussten sie über die Osoroshisa an sich und deren abscheuliche Machenschaften nicht Bescheid und wunderten sich deshalb wegen dem Tausch, der sich dort vorne vollziehen sollte. Kakashi analysierte die gesamte Situation, den Standort, die Positionen der einzelnen Gruppen, die Erfolgschancen jedes Einzelnen. Die Osoroshisa und ihre Shinobi waren natürlich in der Überzahl und wie viele weitere Kämpfer sich in dem Gebäude versteckten, war natürlich nicht abschätzbar. Doch die ganzen Ninja waren nicht allzu starke Gegner, sodass das Kräfteverhältnis wohl ausgeglichen war. Außerdem schien es, dass die Akatsuki und die Männer in Blau Feinde waren, nicht zuletzt deswegen, weil sie Seika entführt hatten. Genau dieser Gedanken beschäftigte Sakura. Die Akatsuki waren offensichtlich hier, um die brünette Kunoichi zu retten. Sie schien ihnen wichtig zu sein, vor allem Itachi. Sicher, nach dem, was sie damals in Kaze no Kuni gesehen, war klar gewesen, dass da etwas zwischen den Beiden war, doch nach den wenigen Worten, die der Uchiha gesprochen hatte und seinem Ton zu folge, bestand da mehr als nur ein einfaches Verhältnis. Vor allem seine Tat, als er ohne Vorwarnung losgerannt war, als sie Seika hergebracht hatten, war erstaunlich und herzzerreißend. Die rosahaarige Kunoichi hatte Itachi in ihrem ganzen Leben erst so oft gesehen, dass sie diese Gelegenheiten an ihrer Hand abzählen konnte, doch niemals hatte sie ihn so außer Kontrolle gesehen. Auch Hinata war so sehr erstaunt und betroffen, von dem was sie sah. Sie erkannte den berüchtigten Uchiha durch die ganzen Geschichten und Gerüchte, die um ihn kursierten, kaum wieder. Wenn sie ihn nicht mit ihren eigenen Augen sehen würde, dann würde sie nicht glauben, dass es wirklich Itachi war. Und wenn selbst Sasuke seinen Bruder kaum wiedererkannte, dann musste das schon etwas heißen. Sein inneres drängte nur so darauf, sich auf Itachi zu stürzen und ihm ein paar Antworten abzuringen auf Fragen, die Sasuke jede einsame Nacht regelrecht um seinen Schlaf brachten. Auch Naruto war sprachlos, was nicht so oft vor kam, doch er wusste einfach nicht, was er von der Szenerie halten sollte.
 

Kisame sah Seikas Aufbäumen und ihren ungläubigen Gesichtsausdruck, als Furiko immer näher zu Joshu ging. Es war wirklich eine verzwickte Situation und der Haimann konnte sich gut vorstellen, dass die Brünette in diesem Moment dachte, sie wären alle verrückt geworden. Doch es musste so sein, damit sie Seika befreien konnten. Deidara, der neben Kisame stand, zitterte mittlerweile am ganzen Körper. Doch sie brauchten nur noch ein wenig Geduld, dann würde alles schnell vorbei sein.
 

Nur noch ein letzter Schritt und Furiko war schließlich so nahe bei Joshu angelangt, sodass er einen schnellen Satz nach vorne machte und die Blonde am Arm packte. Er zog sie zu sich, schloss sie fest in seine Arme, doch setzte ihr sein Kunai an den Hals. Mit einem teuflischen Grinsen vergrub er seine Nase im Haar der Kunoichi und jeder sah ganz deutlich, wie die junge Frau zusammen zuckte.
 

„Nein, lass sie los du Bastard! Wage es ja nicht, sie anzufassen! Lasst mich runter, sonst töte ich euch!“, kreischte Seika verzweifelt, die nicht fassen konnte, dass Furiko wirklich zu den Osoroshisa gegangen, doch die Frauen gingen nicht auf ihre Drohung ein, weil sie bereits vor Angst schlotterten, weil Akiyama ihnen Kunais in den Rücken drückte. Die Brünette hatte gedacht, dass sie vielleicht bluffen würden, doch dem war nicht so. Furiko befand sich nun in Joshus Griff und er würde sie sicher nie wieder loslassen. Seika blickte flehentlich zu den anderen Akatsuki, doch ihre Gesichter waren verschlossen, nicht einmal Deidara sah man an, was er dachte. Verdammt, was war bloß los? Hatte Pain etwa befohlen, dass sie dies tun sollten? Dieser Mistkerl! Seika hatte gedacht, er hätte sich vielleicht etwas geändert, doch das konnte sie nun vergessen. Trotzdem, sie konnte und wollte sich nicht mit dieser Tatsache abfinden, dass Furiko wirklich zu den Männern zurück gegangen war, die sie missbrauchen und für ihre schrecklichen Ziele benutzen wollten…
 

„So, keine Mätzchen, jetzt, sonst stirbt Furiko und der Deal ist geplatzt. Ihr Weiber da, geht vor und setzt die Kunoichi dort ab. Erst dann kann Itachi sie sich holen!“, befahl Joshu scharf und die Frauen, die Seika trugen, setzten sich zögerlich in Bewegung. Sie gingen an Joshu vorbei, bis dieser ‚Stopp.’ sagte, und legten die wimmernde Seika dann auf den Boden hin. Dann liefen sie schnell und furchtsam wieder zurück. Eine Sekunde lang geschah nichts, doch dann brach die Hölle los. Itachi war bei Seika, hob sie hoch und kehrte so rasch er konnte zu Kisame zurück.
 

„Ihre Fesseln sind aus Chakra. Schnell, benutze Samehada.“, sagte er und der Haimann verstand sofort. Er setzte sein Schwert an den Chakrabändern, die um ihre Handgelenke und Knöchel gebunden waren, an und entzog ihnen die Kraft, sodass es für Itachi ein leichtes war, sie auseinander zu reißen. Schlaff fiel Seika in sich zusammen, ihre neu erlangte Bewegungsfreiheit war zwar erlösend, aber auch furchtbar schmerzhaft, weil sie für über zwei Wochen in dieser Position gefesselt gewesen war und sie keuchte gepeinigt auf, als ihre Muskeln sich nach so langer Untätigkeit wieder bewegten. Trotzdem schlang sie zitternd ihre Arme um Itachis Hals, so qualvoll diese Bewegung auch war.
 

„Itachi…“, hauchte sie und ihre Stimme bebte, erstickt von ihren herauf quellenden Tränen. Sie war so erleichtert, sodass es keinen Ausdruck dafür gab, wie es sich anfühlte, wieder bei Itachi in Sicherheit zu sein. Sie spürte seine Hände, wie sie sie für einen intensiven Moment fest und bebend an sich drückten, als wolle er sie nie wieder loslassen. Aber dann ließ er sie doch wieder los und nahm sie hoch auf seine Arme. Im selben Augenblick passierte etwas, mit dem Seika nie und nimmer gerechnet hatte. Ein puffendes Geräusch ertönte und viele Schreie erfüllten die Luft. Und als die Brünette sich umsah, wurden ihre Augen groß und ihr Atem stockte.
 

Neben ihnen stand plötzlich wieder Furiko und sie schlotterte und schluchzte vor Aufregung. Wie kam sie hierher? Ein wütendes Brüllen zog Seikas Blick zu den Osoroshisa und dort stand nun Deidara anstatt der Kunoichi in Joshus Armen, der vor Schreck nach hinten sprang und den Blonden damit frei ließ.
 

„Tja, Pech gehabt, yeah! Wie könnt ihr so bescheuert sein und glauben, wir würden wirklich einfach so ein Mitglied eintauschen?“, lachte er, doch die Osoroshisa waren nicht so geschockt, wie es ausgesehen hatte. Akiyama stürzte sich sofort auf den Meister der Tonbomben, der sich gerade noch so verteidigen konnte.
 

„Scheiße, ihr habt uns verarscht, mit einem einfachen Henge! Jetzt reicht’s, ihr seid so was von tot!“, fluchte er und schickte Deidara mit einem Hieb gegen den Brustkorb zu Boden. Furiko japste, als sie sah, wie Deidara fiel. Ein Donnern klang plötzlich am Himmel, denn es hatten sich unbemerkt Wolken über ihren Köpfen zusammengebraut, die anzeigten, dass Furikos Angst und Wut wohl ins unermessliche gingen. Kisame stürzte vor und warf sich in den Kampf, der von einer Sekunde auf die andere entbrannte. Itachi sprang mit Seika in seinen Armen jedoch nicht zu ihren Gegnern um zu kämpfen, jedenfalls jetzt noch nicht. Er tauchte bei den Konohashinobi auf, die sich ebenfalls schon gegen die auf sie zu stürzenden Mitglieder der Osoroshisa wehrten. Hinata winselte, als sie den Uchiha plötzlich neben sich stehen sah und Sasuke starrte seinen Bruder mit weit aufgerissenen Augen an. Doch Itachi blickte nur kurz zu der rosahaarigen Kunoichi.
 

„Du bist ein Medic-Nin. Kümmere dich um Seika… Bitte.“, sagte er und obwohl ihm das letzte Wort nur schwer entwich, sprach er es aus. Doch sein Blick war schon wieder bei der jungen Frau, die sich so fest an ihn klammerte. Er kniete sich auf den Boden und setzte die Brünette vorsichtig dort ab. Seika sah ihn voller Sorge an. Sie wollte nicht, dass er ging, sie wollte bei ihm sein, doch sie wusste, dass Itachi keine andere Wahl hatte. Die Osoroshisa mussten besiegt werden, erst dann konnten sie ruhig ihr Leben weiterführen, ein gemeinsames Leben. Seika blickte in sein Gesicht, als hätte sie es für Ewigkeiten nicht gesehen, was ja auch stimmte, und sie hob langsam und leicht zitternd ihre Hand, um mit ihren Fingern Itachis Wange zu berühren. Sie sah ihm dabei so inständig in die Augen, dass es dem Uchiha einen Schauer durch den ganzen Körper jagte, als er dieses intensive Gold wieder sah. Es war ein Wunder, dass sie noch lebte, doch er war unglaublich dankbar dafür und er würde für dieses Geschenk kämpfen. Sie wieder bei sich zu haben, lichtete völlig die Schatten, die sich während ihrer verzweifelten Suche in seinen Gedanken gebildet hatten. Die Gedanken, dass er Seika verloren hatte, hatten die Kälte wieder zurückgebracht, die ihn so lange beherrscht hatte, doch er wollte diesen Zustand nie wieder fühlen. Er senkte seinen Kopf zu der Brünetten herab.
 

„Es wird alles gut.“, flüsterte der Schwarzhaarige nur für sie hörbar und legte seine Lippen sanft auf ihre. Dann stand er auf und der Zorn, der sich auf seinem Gesicht ausbildetet hatte, machte klar, dass mit ihm nun nicht mehr zu spaßen war. Diese abstoßenden Osoroshisa hatten Seika so furchtbar zugerichtet, das würde er ihnen jetzt vergelten und zwar tausend Mal. Sein Opfer war Joshu. Er war Schuld an allem. So schnell, dass kein Augen ihm folgen konnte, verschwand der Schwarzhaarige und als er wieder auftauchte, stand er dem Mann ohne Ohren entgegen.

Akatsuki vs. Osoroshisa

Als sie sich kampfbereit positioniert hatten, musterten Joshu und Itachi sich für ein paar Momente und die Auren, die von ihnen ausgingen, verhießen von beiden Seiten nichts gutes. Die Verachtung und der Ärger, die von dem Braunhaarigen ausgingen, war wirklich einschüchternd, doch die ruhige Wut des Schwarzhaarigen war viel furchteinflößender. So aufgewühlt war er schon lange nicht mehr gewesen.
 

„Tja, jetzt hast du dein Spielzeug wohl wieder, was? Doch leider wirst du sie nicht mehr vögeln können, weil ich dich fertig mache! Ihr habt unsere ganzen Pläne vereitelt und uns lächerlich gemacht. Das kostet euch den Tod!“, dröhnte Joshu, mit einem hysterischen Ton in der Stimme, denn er sah nun völlig rot. Er sprang sofort angriffslustig auf Itachi zu, ohne noch weitere Worte zu verlieren und versuchte, ihn mit schnell hintereinander ausgeführten Tritten aus dem Gleichgewicht zu bringen. Das Gesprochene machte den Schwarzhaarigen zwar zutiefst zornig, doch es ließ es sich nicht anmerkten, weil er wusste, dass Seika in Sicherheit und in guten Händen war und er sich nun auf diesen Kampf hier besinnen musste, um Joshu endgültig beseitigen zu können. Der Uchiha wich ihm mit einem einzigen Schritt aus und drehte sich sogleich auf seinem Absatz herum, um mit diesem Schwung einen Kick gegen Joshus Knie zu vollführen. Doch der Osoroshisa fühlte die Attacke kommen, durch die Geräusche und Druckwellen, die die Bewegung des Uchiha verursachte. Diese Indizien waren zwar kaum wahrnehmbar, doch Joshu konnte sie mit seiner ganzen Haut vorzüglich gut hören. Er machte einen Satz in die Luft, um nicht getroffen zu werden und kam dann unbeschadet wieder auf seinen Füßen auf. Da sprang Itachi ein gutes Stück weit nach hinten, wobei er bereits kaum sichtbare Handzeichen vollführte, in einer Geschwindigkeit, der ein normales Auge nicht folgen konnte. Er sagte etwas, doch es war nicht zu hören, und da schoss auch schon ein mächtiger Feuerball auf Joshu zu. Es gelang ihm, sich knapp in Sicherheit zu bringen und das mächtige Feuer-Jutsu ging an ihm vorbei, doch erwischte einige unachtsame Shinobi, die zu dumm waren, um zu fliehen. Ohne seinem Gegner eine Pause zu verschaffen warf Itachi eine Salve von Shuriken auf Joshu zu, die er jedoch alle mit seinem Kunai blocken konnte. Es hatte keinen Sinn; Angriffe mit großer Reichweite waren gegen den Mann ohne Ohren nicht wirksam. Also schnellte der Uchiha wieder vor, und die beiden Kontrahenten prallten in einem Taijutsuduell aufeinander. Es begann ein Kampf, der sich nicht allzu viel zu dem Kampf von Joshu und Kakashi unterschied, doch eines war anders. Der Braunhaarige musste diesmal wirklich all seine Kraft und Konzentration aufwenden, um gegen den Uchiha zu bestehen, denn dieser besaß zwei Augen mit dem Sharingan und eventuell auch noch die nächste höhere Stufe davon, die noch um einiges gefährlicher war, als das normale Doujutsu. Machte Itachi einen Schritt nach vorne, machte Joshu einen zurück, drehte sich der Eine nach links, dann wandte sich der Andere nach rechts, schlug der Eine zu, wich der Andere aus und griff in derselben Sekunde seinerseits an. Itachi konnte die Bewegungen seines Gegners in jeder Einzelheit sehen, Joshu konnte sie erspüren. Sie konnten kaum einen Treffer gegen den Anderen landen. Es war ein Kampf, der beinahe wie ein haargenau einstudierter, jedoch halsbrecherisch schneller Tanz wirkte, der nur durch Geschick und Durchhaltevermögen gewonnen werden konnte.
 

Kisame sah sich seinem alten Bekannten Fujita gegenüber. Der Kerl mit seinen vier Schwertern war mehr als wild darauf, sich mit dem Haimann zu messen. Es war wirklich sehr viele Jahre her, seitdem sie sich das letzte Mal gesehen hatten und sicherlich waren beide Schwertkämpfer mit der Zeit gewachsen, nicht nur körperlich, sondern auch in ihren Fähigkeiten. Fujita war auf der Suche nach größeren Aufgaben als denen in Kirigakure bei den Osoroshisa gelandet und hatte es sich zum Ziel gemacht, bei der Erschaffung eines perfekten Shinobi seine Gene und sein Kekkei Genkai beizusteuern. Kisame fand das lächerlich. Fujita arbeitete also auf etwas zu, was er zu seinen Lebzeiten nicht mehr erleben würde. Seine Mühe würde umsonst sein, denn was wollte er mit seinen guten räumlichen Denkvermögen schon beisteuern? Alles war er konnte, deckte die Fähigkeit von Joshu ganz alleine ab, denn dadurch, dass er mit seinem ganzen Körper hören konnte, war er sicher dazu fähig, sich ein viel besseres Bild der Umgebung zu machen. Kisame jedoch war bei den Akatsuki beigetreten und diese Mitgliedschaft hatte ihm Zähigkeit, viel Erfahrung und eine Verbesserung seiner Kräfte in den verschiedensten Bereichen gebracht. Durch seine lange Zusammenarbeit mit Itachi hatte der Haimann zum Beispiel gelernt, einige Genjutsu zu benutzen… Mit diesem Gedanken prallten die Schwerter der Beiden aufeinander und ebenso schnell trennten sie sich wieder. Fujita wirbelte mit seinen Klingen herum, als hätten sie das Gewicht von Zahnstochern, so leicht ging es ihm von der Hand. Es war ein schnelles, geschicktes Hin und Her. Die Schneiden kreuzen sich scheppernd, glitten voneinander ab, die Klingen schnitten sich und am Ende waren die ganzen Bandagen, die Kisames Samehada umwickelt hatten, in kleinen weißen Fetzen auf dem Boden. Doch nun zeigte sich die ganze Schrecklichkeit dieses Schwertes. Es bestand über und über aus unzähligen Reihen von Haifischzähnen, jeder einzelne so spitz und scharf wie ein Rasiermesser. Kein Wunder, dass der Blauhäutige es mit den Bandagen verbunden hatte, damit man sich einfach nicht daran schnitt, wenn man es zufällig berührte. Als Fujita mit seinen Waffen wieder auf Kisame eindrosch und dieser sein enthülltes Schwert hob, verhakten sich die Schneiden sofort darin. Ein ungläubiger Blick von Fujita war das Letzte, was er noch bewusst ausdrückte, denn Kisame drehte Samehada in seinen Händen und zog ihn dadurch an sich heran. Als Fujita mit dem Schwert in Berührung kam, zapfte dieses sofort sein Chakra an. Entkräftet fiel der Schwertkämpfer zu Boden. Kisame bedachte ihn mit einem letzten, beinahe mitleidigen Blick, als er Samehada herum schwang und herab sausen ließ. Mit einem Mal wurde einer der ehemaligen berühmten Schwertkämpfer geköpft. Es war als mit ihm. So gab es einen Osoroshisa weniger.
 

Deidara sah sich währenddessen Akiyama gegenüber. Er war der Typ, der Ranken aus dem Boden erschaffen konnte. Als die Erde unter den Füßen des Blonden auszureißen begann, sprang er schnell zur Seite. Eine riesige armdicke Liane schoss aus dem Loch im Boden hervor und direkt auf Deidara zu. Doch er hatte schon vorgesorgt. Seine Manteltaschen waren voll mit vorgefertigten kleinen Tontieren, die er nun auf die Ranke zuwarf, die sich schnell auf ihn zu schlängelte. Es gab eine Explosion, als die Bomben mit dem Pflanzending in Berührung kamen und es blieb nichts als eine abgerissene, leicht verbrannte Ranke übrig, deren Zellen durch die Zerstörung ihre Teilungsfähigkeit verloren hatte. Deidaras Augen weiteren sich, als die Liane jedoch in weniger als einer Sekunde verrottete und als Humus zu Boden fiel. Ein leichtes Beben machte den Blonden jedoch darauf aufmerksam, dass er besser aufpassen sollte, weil sein Gegner nicht ruhte. Wenn er nicht aufpasste, dann würde er ganz schnell in eines dieser ekeligen Dinger eingewickelt werden, was hieß, dass er nicht sehen bleiben durfte. Es wurde ein harter Kampf für den Blonden, dessen Kondition nicht die Beste war. Doch er kam einfach nicht gegen diesen Akiyama an, der sich die ganze Zeit mit seinen nervigen Lianen verteidigte. Er konnte diese Dinger unbegrenzt aus der Erde erschaffen und schien kein Limit zu haben. Als Deidara plötzlich über eine direkt vor seinen Füßen aus dem Boden schießende Wurzel fiel, war es vorbei. Sofort wickelten sich die Ranken um seine Arme, Beine, seinen Brustkorb und seinen Hals. Er wand sich hustend und würgend, denn er bekam für kurze Zeit keine Luft, als plötzlich ein Blitz über den nun vollständig verzogenen Himmel zuckte und es gleichzeitig laut donnerte. Für einen Moment lang waren Deidara Ohren nur erfüllt von dem heftigen Dröhnen und seine Gedanken waren vernebelt von schlagartig einsetzender Panik. Er konnte sich nicht rühren und würde hier sterben, erwürgt von einer lächerlichen Liane. Doch plötzlich spürte er einen messerscharfen Schmerz über all auf seinem Körper und binnen weniger Momente lösten sich die Ranken und fielen, zerschnitten in mehrere Teile zurück auf den Boden. Keuchend nach Luft schnappend sah der Blonde auf und seine Augen weiteren sich überrascht, als er Furiko da stehen sah, die Augen wütend verengt und ihre Arme weit von sich gestreckt. Ein Aufschrei von Akiyama brachte Deidara dazu, sich zu seinem Gegner umzusehen und er entdeckte, dass etwas Ähnliches wie eine leuchtende Sichel in seinem Oberarm steckte. So schnell Deidara konnte, rappelte er sich wieder auf und lief zu Furiko herüber. Er sah sie dankbar an und sagte etwas zu ihr, worauf sie nickte. Beide liefen los, direkte auf Akiyama zu. Dieser sah die Beiden höhnisch an. Was wollten sie schon gegen ihn ausrichten? Der Blonde konnte sowieso nur mit seinen Tonfiguren um sich schmeißen und die Kunoichi? Sie war doch zu ängstlich einen Finger zu rühren. Nun, gerade hatte sie ihn verletzt, doch das war nur ein Zufallstreffer gewesen, weil sie ihren Kameraden befreit hatte. Doch seine verachtenden Gedanken hatten ihn abgelenkt. Eine frontale Windböe erfasste ihn, was er nicht hatte voraussehen können. Er ließ eine Ranke aus dem Boden fahren, die ihn auffing, bevor er auf dem Boden aufkam. Ein hektischer Blick sagte ihm, dass seine Kontrahenten stehen geblieben waren und sich nicht regten. Das war ihre eigene Dummheit. Er begann, Ranken zu erschaffen, harte Ranken mit spitzen Enden, die sie durchbohren würden. Doch anstatt dass die beiden blonden Shinobi zu Boden gingen, geschah dies plötzlich mit Akiyama selber. Es war die Liane, die er gerade noch erschaffen hatte, um sich zu stützen. Sie schlang sich um sein Bein und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Was war geschehen? Die Ranke war infiziert worden. Von Deidaras Chakra. Furiko hatte absichtlich den Wind eingesetzt, damit Akiyama fiel und sich irgendwie abfangen musste. Er hatte also diese Ranke erschaffen. Doch gleichzeitig hatte Furiko mit ihrer Böe einige viele kleine geflügelte Tierchen von Deidaras Ton transportiert, die sich in der schlingenden Pflanze verbissen hatten und dem Blonden nun die Kontrolle über die Liane gaben, die sich nun immer mehr um Akiyama legte und ihm jede Bewegungsfreiheit nahmen. Deidara und Furiko sahen ihn geringschätzend an, als der blonde Meister der Explosionen seine Hände hob und ein Zeichen formte, welches die Bomben hochgehen ließ, die den Osoroshisa in Stücke rissen.
 

Tekketsu hingegen gab sich nicht mit den Akatsuki ab. Es war doch gelacht, wenn er es nicht schaffen würde, die brünette Kunoichi wieder gefangen zu nehmen, damit die Situation für seine Seite wieder einigermaßen unter Kontrolle kam. Itachi hatte sie vorhin bei den Konohashinobi abgesetzt und diese hatten gerade auch ziemlich viel mit den Shinobi zu tun, die zu den Osoroshisa dazu gehörten. Doch der Verlust auf ihrer Seite war recht hoch, denn blaue, in Blut getränkte Mäntel säumten den Boden. Unter diesen Shinobi waren Ninja mit brauchbaren Kekkei Genkai dabei gewesen, die nun alle ihr Leben gelassen hatten. Dies war ein herber Rückschlag, doch wenn diese Fähigkeit ihnen nicht half, sich zu verteidigen, dann waren sie nichts wert. So wurde den Osoroshisa letztendlich die Drecksarbeit erspart, die schwächsten Kerle auszusortieren. Tekketsus Opfer wurde im Moment nur von der rosahaarigen Kunoichi bewacht, also durfte er leichtes Spiel haben. Er näherte sich also und sah, dass die Rosahaarige gerade dabei war, Seika zu heilen, denn ihre Hand leuchtete blau, als sie damit über die Blessuren der Verwundeten fuhr. Diese hatte ihre goldenen Augen geschlossen. Keiner würde den Glatzköpfigen so bemerkten, denn durch den Kampf um sie herum flackerten immer irgendwo Chakrasignaturen auf, auf die man nicht immer Acht geben konnte. Zuerst musste er die Kunoichi aus Konohagakure ausschalten. Er hob seine metallene Hand, um damit zuzuschlagen. Doch plötzlich traf ihn etwas am Kopf und er wurde durch die Wucht des Stoßes davon geschleudert. Seine Glieder schepperten, als der massige Körper auf dem Boden auf kam, doch er war zäh, denn er stand in wenigen Augenblicken schon wieder auf den Beinen. Da erblickte er denjenigen, der ihn angegriffen hatte. Es war der jüngere Uchiha.
 

Sasuke hatte nur zufällig durch einen Blick über seine Schulter gesehen, wie der Osoroshisa auf die beiden Kunoichi zu gekommen war und er musste auf jeden Fall verhindern, dass das geschah, was er in seinem Schädel plante. Natürlich ging es Sasuke, auch wenn er es nicht so offen zugeben würde, um Sakura, doch auch Seika musste beschützt werden. Verdammt, diese Frau war so wichtig, dass Itachi für sie kämpfte, als ginge es dabei um sein eigenes Leben. Vor allem war die Brünette für Sasuke ein Mysterium geworden, genauso wie sein Bruder selber. Durch ihre Beziehung waren sie noch unnahbarer geworden, die Kraft, die sie dadurch entwickelten, war noch weiter entfernt, wie Sasukes Ziel, seinen Bruder zu töten. Und ein weiteres Mal musste er sich eingestehen, dass er seine Rache nicht vollziehen konnte. Nachdem er nun ein zweites Mal gesehen hatte, wie sie sich küssten, verließ ihn jeder Kraft, die Wut auf Itachi herauf zu beschwören, die er vor längerer Zeit noch so intensiv verspürt hatte. Die Erfahrung, dass sein Bruder doch Gefühle hatte, stellte sein ganzes Leben auf den Kopf. Warum hatte er denn dann ihren ganzen Clan getötet? Was hatte ihn dazu getrieben? Doch diese Überlegungen konnte Sasuke auch später aufstellen, denn er hatte nun einen neuen Gegner.
 

„Misch dich nicht ein, das ist eine Sache zwischen den Akatsuki und uns.“, rief Tekketsu dem jüngeren Uchiha zu. Doch dieser hob nur abfällig seine Mundwinkel und ging in Angriffsposition.
 

„Das glaubst nur du.“, antwortete er zischend. Sein Sharingan schwirrlte gefährlich, als er mit ungeheurer Geschwindigkeit auf dem Glatzköpfigen zu lief. Sie prallten gegeneinander, lieferten sich gegenseitig einen harten Schlagabtausch und sprangen wieder voneinander weg. Sasuke vollführte Handzeichen und blies kleine Feuerbälle auf ihn zu, doch Tekketsu fing sie mit seinem metallenen Arm ab, sodass nur sein blauer Umhang verbrannte, den er daraufhin von seinen Schultern riss. Sasuke erkannte, dass er mit Ninjutsu nicht viel würde ausrichten können, da das Metall alle seine Angriffe reflektieren würde. Außerdem war dieser Typ stark, denn er benutzte nicht Muskelkraft, um seine Arme und Beine zu bewegen, nein, er steuerte seine Gliedmaßen mit Chakra und war dadurch auch bemessen an seinem Körpergewicht doch recht schnell. Sie näherten sich wieder. Sasuke traf Tekketsus Unterkiefer mit seiner Faust, doch es schien diesem nichts auszumachen. In der Sekunde der Verblüffung passte der Schwarzhaarige nicht genug auf. Eine metallene Faust traf ihn in den Magen und schickte ihn hustend zu Boden.
 

„Sasuke, das Chidori!“, rief plötzlich jemand und es war Seika, wie er an der dunklen, warmen Stimme erkannte. Sie saß aufrecht neben Sakura und ihre Wunden waren komplett verheilt, doch sie sah immer noch sehr fertig aus. Doch ihre goldenen Augen funkelten dringlich, als sie ihn anblickte. Sasuke verstand plötzlich, was sie meinte. Er kam wieder auf die Beine und zog sein Schwert. Ja, dies war seine Chance. Er sah an Tekketsus Blick, dass er ihn unterschätzte. Natürlich war der Griff zur Waffe bei so einem Gegner, der fast in einer Ganzkörperrüstung steckte, sicherlich Schwachsinn. Doch die Klinge war diesmal nur Mittel zum Zweck und zwar ein sehr effektives. Sasuke schwang die Klinge und ließ sie dann hart auf den Glatzköpfigen herunter sausen. Dieser hob wieder grinsend seinen Arm, um den Angriff zu blocken - und damit war sein Schicksal besiegelt. Die Handzeichen, die Sasuke vorhin heimlich gebildet hatte, bevor er wieder aufgestanden war, entluden sich jetzt in seiner Attacke, die sich mit dem typischen Gezwitscher ankündigte. Die elektrische Energie sammelte sich blauweiß leuchtend um seine Hand, in die er sein Schwert hielt, durch welches die Elektrizität weitergeleitet wurde. Sie erfasste Tekketsu und durch seine metallenen Extremitäten wurde die Hochspannung durch seinen Körper geleitet, so heftig, dass der Schlag ihn auf der Stelle tot umfallen ließ. Auch Seika hatte ihn schon einmal mit Strom geschockt, doch die Dosis war damals nicht sehr hoch gewesen, weil sie ihr Chakra hatte schonen müssen. Sasuke jedoch grillte ihn mit voller Kraft. Plötzlich begann es zu regnen und dies verhinderte glücklicherweise, dass ihnen der Geruch des verkohlten Fleisches der Leiche in die Nase stieg.
 

„Seid ihr in Ordnung?“, fragte Sasuke, und Sakura nickte. Seika starrte nur den leblosen Körper von Tekketsu an. Wieder ein Osoroshisa weniger. Dieser Gedanke löste einen Stein von ihrem Herzen. Doch plötzlich fiel ihr etwas ein. Sie griff nach Sakuras Hand und zog leicht daran.
 

„Sakura, wenn das hier vorbei ist, dann müsst ihr unbedingt die Gefangenen befreien, die die Osoroshisa hier festhalten!“, sagte sie flehentlich und die Rosahaarige und auch Sasuke sahen sie verblüfft an. Sie wussten also nichts über diese Organisation? So erzählte Seika es ihnen, in knappen, aber trotzdem ausführlichen Worten. Sie erzählte, dass die Osoroshisa junge Frauen und Männer entführt hatten, die ein Kekkei Genkai besaßen, um diese Fähigkeiten miteinander zu paaren und dadurch einen Shinobi erschaffen wollten, der durch all diese Begabungen unbesiegbar sein sollte. Sie missbrauchten und vergewaltigten ihre Geiseln und waren rücksichtslos, um ihr Ziel in die Tat umzusetzen. Deshalb war auch sie gefangen genommen worden, doch weil sie sich dagegen hatte wehren können, dass sie angefasst wurde, wollten die Osoroshisa nun Furiko gegen sie tauschen, auf die sie auch schon lange ein Auge geworfen hatten. Es waren bereits viele Frauen geschwängert worden und die Kinder aus diesen Zusammenkünften waren unwissend von der Außenwelt und nur mit wenig Zuneigung aufgewachsen. Hi no Kuni musste sie aufnehmen, damit sie ein ganz normales Leben führen konnten, ohne nur als Werkzeug angesehen zu werden. Seikas Gedanken galten besonders dem Mädchen, welches ihr mit ihren mutigen Taten das Leben gerettet hatte. Ihre Kopfverletzungen waren sehr schlimm gewesen, als die Frauen sie vorhin aus Joshus Befehl heraus geholt hatten. Es war nicht auszuschließen, dass sie an ihren Wunden mittlerweile gestorben war…
 

Apropos Joshu. Der Kampflärm ebbte langsam ab, weil die meisten Gegner besiegt waren. Die Konohashinobi hatten kurzen Prozess mit den Mitgliedern von Osoroshisa gemacht, Kisame stand neben der Leiche von Fujita und Deidara und Furiko befanden sich unweit des leblosen Körpers von Akiyama. Nur zwei Personen kämpften noch. Es waren Itachi und Joshu.
 

Sakura merkte, wie sich Seikas Griff um ihre Hand verstärkte, als ihre goldenen Augen angezogen wurden von den beiden Kämpfern, die sich weiterhin unerbittlich miteinander maßen. Die Brünette verfolgte die Bewegungen der Kontrahenten und war geschockt, als sie erkannte, dass dieser Kampf schrecklicher war, als es manch anderem scheinen wollte. Beide hatten viele kleine, aber doch heftige Wunden. Der Level der Geschwindigkeit, auf dem sie kämpften, war unglaublich hoch, weswegen ein eventueller leichter Treffer noch viel größeren Schaden anrichtete, als wenn er mit normalem Tempo zugefügt worden wäre. Nichts desto trotz war der Schlagabtausch ein Schauspiel sondergleichen, denn es war so viel ununterbrochene Bewegung dabei, die so flüssig war, dass man gestaunt hätte, wäre die Situation nicht so ernst. Als Itachi plötzlich strauchelte, wimmerte Seika leise auf. Er hatte es nicht nötig, zu kämpfen, keiner der Akatsuki hatte sich den Osoroshisa gegenüberstellen müssen. Ja, sie hatten Drohbriefe erhalten und Anschläge waren in ihrem Namen verübt worden, doch was ging es sie an? Sie hatten sowieso keinen guten Ruf in der Welt, den sie zu verteidigen hatten. Aber nein, darum ging es hier nicht. Sie hatten schon einige Mitglieder verloren und waren nicht los gezogen, um diese zurück zu holen. Aber nun waren sie hier, ganz alleine wegen ihr und setzten ihr eigenes Leben auf’s Spiel. Furiko, Deidara, Kisame und Itachi. Während Seika weiter mit schmerzender Seele den Kampf beobachtete, liefen ihr erneut Tränen über die Wangen. Sie bemerkte nicht, wie Sasuke sie dabei gebannt beobachtete.
 

Itachi ließ keine Bewegung ungenutzt. Er fiel zwar, doch er stützte sich mit seinen Händen auf dem Boden ab und vollführte einen rückseitigen Überschlag und zielte gleichzeitig mit seinen Füßen auf Joshu, der aufgrund dieser unerwarteten Attacke einen Moment zu spät reagierte und gegen seine Brust getroffen würde. Es war plötzlich das erste Mal seit langen Minuten, dass sie sich unbeweglich gegenüberstanden, Itachi in halb hockender Position, Joshu leicht gebeugt da stehend. Beide atmeten schwer, denn die schier unendliche Serie von Schlägen, Hieben, Tritten und Ausweichmanövern hatte ihnen doch einiges abverlangt. Sie nutzen diesen Augenblick, um Luft zu holen und den Anderen zu mustern. Joshu musste zugeben, dass er sich schwer tat. Seine Fähigkeit war an ihren Grenzen angelangt, doch das waren die Möglichkeiten des Uchihas auch. Nun kam es darauf an, wer am längsten durchhalten konnte... Doch Itachi stockte. Gerade die letzte Aktion hatte ihm bewiesen, dass da etwas war, was er zu seinem Vorteil ausnutzen konnte. Sie beide arbeiteten mit verschiedenen Techniken, um die Bewegungen des Anderen zu erkennen. Itachi schaffte es durch sein außergewöhnliches Sehvermögen, Joshu konnte es durch seinen ausgeprägten und dreidimensionalen Hörsinn. Als Beide wieder gleichzeitig in Angriffsstellung gingen, war dies der finale Moment. Wenn in den nächsten Minuten nicht einer von ihnen gewinnen würde, dann konnte es niemals einen Sieger geben. Doch was Joshu einfach nicht ahnte war, dass Itachi noch nicht mit seinem Mangekyou kämpfte. Des Weiteren hatte Itachi einen anderen Vorteil. Die visuellen Eindrücke waren für ihn viel schneller verarbeitungsfähig, als der Schall, den der Braunhaarige sammelte, um Positionen und Bewegungen zu bestimmen. Natürlich hatten die unsichtbaren Schallwellen eine beachtliche Geschwindigkeit, doch das zusammenfügen dieser Bewegungsmuster brauchten viel länger, als das Detektieren mit dem Auge und die Übertragung davon durch die Nerven ins Gehirn. Da waren beide urplötzlich verschwunden und trafen mittig wieder aufeinander. Itachi ließ sein Mangekyou aufleuchten und schickte ein Genjutsu auf Joshu los, den dieses aber nicht beeinträchtigte, da er spüren konnte, was Realität war und was sich nur in seinem Kopf abspielte, sodass der Uchiha seine Illusion wieder auflösen musste. Doch er hatte nichts umsonst getan. Bewusst hatte er nicht sein Tsukiyomi angewendet. Vielleicht hätte es Joshu fürchterliche Qualen erleiden lassen, doch das war nicht die Absicht des Schwarzhaarigen. Der Osoroshisa musste büßen, doch nicht durch seine Gedanken, sondern durch seine Hände. Er wollte es selber tun, er wollte, dass Joshu ein für alle Mal wusste, dass man ihm Seika nicht so einfach wegnehmen und misshandeln konnte, dass man nicht so mit seinem Eigentum umsprang. Doch in der Hölle würde dem Braunhaarigen diese Erfahrung leider nichts nutzen. Nun hatte Joshu zwar den Vorteil, dass er Genjutsu einfach so übergehen konnte, doch anders herum gesehen war das wieder ein großer Nachteil. Die kurze Zeit in der Illusion hatte Itachi die Gelegenheit gegeben, Klone von sich zu erschaffen, die nun alle gleichzeitig auf den Osoroshisa zu stürmten. Joshu riss seine Augen weit auf. Ja, er konnte immer noch erkennen, wo der echte Itachi war, doch dessen Klone waren für ihn zwar sehbar, aber nicht fühlbar, weswegen die verschiedenen Informationen, die sich aus Hören und Sehen in seinem Kopf zusammensetzten, Joshu völlig verwirrten. Dann begann es zu regnen und er verfiel endgültig in Panik. Plötzlich bewegte sich Itachi so schnell, dass sich die Schallwellen überlagerten und seine genaue Position verschwamm, auch das Geräusch der herab fallenden Tropfen tat sein übriges. Und schon spürte er die Schläge, die auf ihn herab prasselten wie faustdicke Hagelkörner. Die Luft wich ihm aus den Lungen, nicht nur, weil ein harter Stoß gegen seine Rippen seinen Brustkorb zusammen quetschte, nein, er sah direkt in die Augen des Uchiha und das brennende Rot war das letzte, was er bewusst wahrnahm, denn undurchdringliche Schwärze erfasste ihn, als er einen scharfen Schmerz spürte, der seinen ganzen Körper durchzuckte, als Itachi ihm mit einem Kunai den Bauch aufschlitzte und er blutend und sterbend zu Boden ging.
 

Mit gesenktem Kopf und schweren Atemzügen blieb Itachi stehen. Das Kunai fiel unbeachtet zu Boden. Eine tiefe Stille breitete sich über dem Gelände aus, denn alle Gegner waren tot. Alle Osoroshisa waren nicht mehr am Leben, damit hatten sie für ihre Tat bezahlen müssen. Das erste Geräusch, das nach einiger Zeit wieder zu hören war, war ein tränenerstickter Freudenschrei, der von Furiko kam. Sie war Deidara um den Hals gefallen, der Lachend ihre Schulter tätschelte. Kisame grinste darüber und schulterte vorsichtig sein Schwert Samehada, um sich nicht selber an den Zähnen zu verletzten. Die Konohashinobi sahen dem Ganzen nur perplex zu. Nach Seikas Erklärung, was hier eigentlich wirklich ablief, verstanden sie erst, wie tief die ganzen Emotionen gingen, die sich vorhin abgespielt hatten. Die junge brünette Frau versuchte aufzustehen, doch sie schaffte es nicht. Ihre Beine waren zu zittrig und sie war zwei Wochen nicht mehr gestanden, sodass sie nicht fähig war, selber ihr Gleichgewicht zu halten. Plötzlich hielt ihr jemand seine Hand hin. Als Seika aufsah, merkte sie, dass es Sasuke war. Sie blickte ihn überrascht an, doch ihr Ausdruck wandelte sich zu leichter Skepsis und Besorgnis. Sie wusste, was er vorhatte, war sich aber nicht sicher, ob sie sein Angebot annehmen sollte. Doch sein Gesicht zeigte nichts Feindseliges, nur mühsam beherrschte Gleichgültigkeit. Nun, er war auch ein Uchiha, die wahre Meister darin waren, ihre Emotionen zu verbergen. Doch als er seine Geste noch einmal wiederholte, war da etwas Bittendes in seinen Zügen, welchem Seika einfach vertrauen musste. Außerdem wollte sie wirklich aufstehen. Sie griff also nach seiner Hand und ließ sich hochziehen. Ohne Worte gingen sie langsam zusammen los, zu Itachi. Die Anderen verfolgten sie dabei mit neugierigen und gespannten Blicken.
 

Itachi hob seinen Kopf, als er merkte, dass jemand auf ihn zu kam. Es waren Seika und Sasuke, und die Kunoichi stützte sich beim gehen an seinem Arm ab. Doch der Ältere hatte keine Augen für seinen Bruder. Er konnte nur die Brünette ansehen, die äußerlich wieder vollständig geheilt war. Als sie nur noch ein paar Schritte entfernt waren, löste sich Seika von ihrem Begleiter und wollte die letzten Meter selber gehen, doch sie war immer noch zu schwach. Sie schwankte und Itachi kam vorwärts, um sie aufzufangen. Sofort barg die junge Frau ihr Gesicht an der Schulter des Uchihas, der sie um die Taille umfasste und gegen sich drückte. Zum ersten Mal seit den zwei Wochen in fast absoluter Dunkelheit und Kälte kehrte die Wärme in Seikas Körper zurück, als sie ihn spürte, den Mann, der ihr so wichtig geworden war. Sie atmete tief durch, sog Itachis vertrauten Geruch durch ihre Nase ein, dann blickte sie auf und ihre Augen trafen sich für kurze Zeit, um einen intensiven Blick auszutauschen. Doch dann sah Seika einen blutigen Kratzer an seiner Wange und hob langsam ihre Hand, um die Verletzung zu heilen.
 

„Schone dich lieber.“, sagte Itachi ruhig zu ihr und er war sehr erleichtert, Seika wieder bei sich zu haben, doch die junge Frau schüttelte nur ihren Kopf und schloss mit ihrem heilenden Chakra die Wunde.
 

„Ich habe genügend Chakra, du nicht.“, antwortete sie ihm, denn sie konnte fühlen, wie viel Kraft er durch den Kampf mit Joshu verbraucht hatte. Seika hatte ihre Reserven fast vollständig erhalten, weil sie während ihrer Gefangenschaft heimlich zu essen bekommen hatte, doch sie war nun körperlich und seelisch schwach. Während sie auch noch die anderen Wunden versorgte, die Itachi davongetragen hatte, sah Sasuke der Interaktion der Beiden erstaunt zu. Da war kein überstürztes Aneinanderklammern und keine heftigen Liebeleien, nein, da war dieses innige, stille Einverständnis miteinander und diese tiefe Geborgenheit, die das Bild der beiden zusammenstehenden Menschen ausstrahlte. Er war wie vor den Kopf geschlagen. Natürlich hatte er nicht erwartet, dass sie über sich herfallen würden, nach der langen Zeit, die sie sich nicht gesehen hatten, doch das hier schockte ihn irgendwie noch mehr. Die Beziehung der Beiden war viel weiter fortgeschritten, als er es jemals geglaubt hätte. War Itachi wirklich fähig, jemals so für einen anderen Menschen zu fühlen? Sein Bruder kam ihm plötzlich sehr fremd vor. Als ob der ältere Uchiha gespürt hätte, dass Sasuke über ihn nachdachte, blickte er zu ihm hin. Der plötzliche Augenkontakt ließ Sasuke leicht zusammenfahren.
 

„Willst du etwas sagen, Sasuke?“, fragte er und seine Stimme war im Gegensatz zu vorhin vollkommen gleichgültig, als würde es ihn nicht interessieren, ob sein Bruder wirklich etwas sagen wollte oder nicht. Dies machte den Jüngeren wieder furchtbar wütend. Doch er brachte kein Wort heraus, denn er war so hin und her gerissen zwischen den Gefühlen die in ihm herrschten, dass er sie nicht ausdrücken konnte. Da drehte sich Seika in Itachis Armen um und sah zu Sasuke.
 

„Bitte, kümmert euch um die Gefangenen, die noch in der Miene sind. Außerdem haben die Akatsuki die Morde nicht begangen, die es in letzter Zeit vermehrt gab. Das waren alles die Osoroshisa, um dadurch ein schlechtes Licht auf uns zu werfen. Berichtet das der Godaime Hokage.“, sagte sie und nahm aus den Augenwinkeln wahr, dass Furiko, Deidara und Kisame sich näherten.
 

„Na Kleine, wie geht’s dir?“, fragte der Haimann mit leicht besorgtem Ton und Seika lächelte ihm leicht zu.
 

„Danke Kisame, schon viel besser.“, sagte sie und spürte, wie Itachi sie hoch hob und auf seine Arme nahm, um sie wie eine Braut zu tragen. Auch Furiko und Deidara sahen sie, erleichtert über ihren stabilen Zustand, an. Erst jetzt bemerkte Seika, dass der Regen wieder aufgehört hatte und sich der Himmel wieder klärte. Ihre Augen fielen mit denen von Furiko zusammen und sie tauschen einen aufmunternden Blick aus. Sie waren nun alle bereit, wieder abzureisen. Sie drehten sich alle einander zu und nickten, denn sie wollten so schnell wie möglich aufbrechen.
 

„Itachi, halt!“, rief Sasuke plötzlich und es schien, als wollte er doch etwas sagen. Doch es kam ihm wohl nicht leicht über die Lippen. Der benannte Uchiha wandte sich noch einmal um und blickte seinen Bruder ausdruckslos aus schwarzen Augen an. Er wartete, bis Sasuke endlich sprach.
 

„Was empfindest du für sie?“, fragte der jüngere Uchiha nach. Das Verlangen nach dieser Antwort fraß ihn innerlich beinahe auf. Seika sah ihn verblüfft an. Sie hätte gedacht, dass Sasuke irgendetwas über Rache reden würde, doch nicht, dass ihm gerade dies auf der Zunge lag. Und noch erstaunter war die Kunoichi, als sie spürte, wie Itachi ihr Haar küsste, was seine einzige Reaktion war. Und in der nächsten Sekunde waren sie schon unterwegs, zurück zum Versteck der Akatsuki. Der Blick von Sasuke folgte ihnen nach, bis sie nicht mehr zu sehen waren.
 

~~~Ende der zweiten Staffel~~~

New challenges

Drei Wochen vergingen nach den aufrüttelnden und erleichternden Ereignissen in Hi no Kuni. In kürzester Zeit hatte die ganze Welt erfahren, was die überaus grausame Organisation mit dem Namen Osoroshisa mit jungen Shinobi, Frauen und Männern, getan hatte und es schockte jeden, der davon erfuhr, denn niemand hatte auch nur annähernd geahnt, dass jemand zu so einer Tat fähig war. Kurz nach dem heftigen Kampf in einem Naturschutzgebiet im Land des Feuers, in dem es einmal Kohlemienen gegeben hatte, wurde alle Gefangenen aus dem nur schwer zugänglichen System von Tunneln befreit und die, die noch wussten, wo ihre Heimat war, konnten, nachdem sie sich ein wenig von den Strapazen erholt hatten, wieder dorthin zurückkehren, zusammen mit den Kindern, die sie in der Zeit bekommen hatten. Es war schwer für diese Menschen, wieder ein normales, alltägliches Leben zu führen, nach allen Grausamkeiten und der psychischen und physischen Folter, die sie hatten durchleben müssen. Für die Kinder war diese neue Situation wie ein Wunder, die große weite Welt war ihnen ein Mysterium, doch sie konnten sich, weil sie meistens noch sehr jung waren, schnell an ihr neues Zuhause gewöhnen und waren glücklicher als je zuvor. Alle Anderen, die keinen Ort hatten, zu dem sie zurückgehen konnten oder wollten, wurden in Konohagakure aufgenommen, wo sie herzlich behandelt und in die Gesellschaft integriert wurden. Die Kinder, deren Fähigkeiten, die aus den verschiedensten, starken Kekkei Genkai bestanden, nie gefördert worden waren, durften in die Ninjaakadamie gehen und lernen, ihr gegebenes Chakra zu kontrollieren. Mit dem nicht sehr schönen Hintergrund ihrer Vergangenheit und den schrecklichen Taten ihrer Väter, versuchten sie, trotzdem so gut es ging alles erlebte zu vergessen, damit sie sorgenlos in eine bessere Zukunft blicken konnten, in der sie sich selber verteidigen konnten und das verwirklichen durften, was sie selber durch ihren eigenen Verstand und Willen als Gut und Gerecht ansahen. Viele andere Schandtaten wurden des Weiteren aufgedeckt, für die die Osoroshisa verantwortlich waren: Blutfehden, Menschenhandel und Prostitution. Viele Menschen atmeten auf, da sie vor diesen Gefahren nun keine Angst mehr haben mussten. Dabei ging es nicht nur um Hi no Kuni, sondern auch um die ganzen anderen Länder, denn die Osoroshisa hatten ihre Machenschaften über die ganze Shinobiwelt ausgebreitet.
 

Ebenfalls blieb nicht verschwiegen, dass die Akatsuki maßgeblich daran beteiligt gewesen waren, die Köpfe und Drahtzieher der Osoroshisa zu besiegen. Es wurde auch verlautet, dass es nicht die Akatsuki gewesen waren, die die ganzen Morde verübt hatten. So entstand Verwirrung bei den Shinobi aller Länder, auf welcher Seite die berüchtigten Ninja wirklich standen, doch das kümmerte die Akatsuki selber nicht. Die Meinung Anderer hatte nie ihr Handeln bestimmt.
 

Es ging in diesen Tagen ruhig in der Basis von Ame no Kuni zu. Das Gebäude war wieder vollkommen instand gesetzt worden und die Akatsuki waren natürlich wieder dorthin zurückgekehrt, weil sich dort immer noch die wichtigsten Dinge an Ausrüstung, Laboren, Bibliotheken und Trainingsmöglichkeiten befanden. Nichts wies mehr darauf hin, dass hier irgendwann einmal ein Angriff stattgefunden hätte und das war auch gut so, denn so musste keiner an die schlimmen Zeiten zurück erinnert werden. Natürlich fühlte sich jeder wieder viel wohler ohne die ständige Bedrohung im Nacken. Am prägnantesten und für jeden erkennbar war diese Veränderung bei Furiko. Sie lachte und redete viel mehr und war auch offener den Anderen gegenüber, obwohl sie immer noch respektvoll mit jedem umging. Sie hing sehr an Deidara, ihrem Partner, der das anfangs nicht so toll gefunden hatte, sich nun jedoch mehr oder weniger daran gewöhnt hatte. Er versuchte immer wieder vergebens, der Blonden das '-sempai' auszureden, doch er schaffte es nicht und fühlte sich immer gleich an einen zweiten, weiblichen Tobi erinnert, denn die Partnerschaft mit Furiko unterschied sich nicht wirklich von der Zeit mit dem Maskierten. Auch Tobi und Furiko freundeten sich immer mehr an. Die Beiden konnten sich stundenlang über jedes noch so belanglose Thema unterhalten, ohne dass ihnen der Gesprächsstoff ausging. Deidara schüttelte darüber immer nur den Kopf und hatte es gar nicht gerne, wenn sie ihn aufforderten, in die Diskussion mit einzusteigen, weil er eigentlich nie etwas zu sagen hatte. Doch ansonsten genoss es der Blonde, in dieser lockeren Gemeinschaft zu sein, die in der letzten Zeit sehr zusammengewachsen war.
 

Zwischen Seika und Itachi lief es harmonisch ab. Ihre Beziehung war so weit, dass sie mit einander umgingen, als hätten sie schon ein jahrelanges Verhältnis. Ein wortloses Einvernehmen herrschte zwischen ihnen, sodass sie wunderbar miteinander auskamen. Meinungsverschiedenheiten gab es nur ganz selten und wenn diese doch einmal auftraten, dann konnte man es regelrecht spüren, wenn sie sich verärgert anstarrten. Wie sie es dann miteinander ausdiskutierten wusste niemand, Kisame streute jedoch das Gerücht, dass sie es nicht mit Worten taten, sondern auf ihre ganz spezielle Weise... Außerdem behauptete der Haimann, dass Seika immer mehr wie der Uchiha wurde, was nicht heißen musste, dass dies negativ gemeint war. Die Brünette tat dies natürlich als kompletten Unsinn ab. Aber irgendwie hatte Kisame schon Recht, denn die anderen Akatsuki merkten ebenfalls, dass die offene Kunoichi noch ruhiger und reifer wurde. Trotzdem war sie den Anderen gegenüber immer noch warmherzig und sie war allezeit froh, wenn sie mit ihren Kameraden zusammen sein konnte. Nichts änderte sich zu den aufgebauten Freundschaften, nein, sie wurden nur noch tiefer und selbstverständlicher. Auch war andersherum der Einfluss von Seika auf Itachi deutlich spürbar. Die immer präsente Spannung, die dem Auftreten des Schwarzhaarigen gefolgt war, hatte sich mittlerweile fast komplett abgebaut und er war viel gelassener. Natürlich hatte er sich nicht verändert, denn er war immer noch reserviert und kühl, aber nicht mehr so eiskalt, dass man dachte, man würde erfrieren, wenn man nur in seine Nähe kam. Doch vielleicht lag dies auch daran, dass Deidara, der Itachi immer sehr feindselig gegenüber gestanden war, sich mit der Situation endlich zufrieden gegeben hatte. Es gab für den Blonden nämlich keinen Zweifel mehr, dass Seika und der Uchiha einfach eine perfekte Kombination waren, nicht nur, weil sie sich in ihrer Kraft als Team gut ergänzten. Wahrscheinlich wirkte sich seine innerliche Entscheidung auch auf sein Auftreten aus, denn er verstand sich mit der Brünetten in letzter Zeit besser den je, auf freundschaftliche Weise, was Seika nach dem langen Hin und Her wirklich froh machte.
 

Bei einer anderen Person der Akatsuki jedoch bahnte sich eine noch viel drastischere Veränderung an. Doch diese Veränderung war wohl eher hormonell bedingt. Konan, mittlerweile im vierten Monat ihrer Schwangerschaft, deren Bauch durch die Zwillinge, die sie erwartete, schon recht gut zu sehen war, auch unter ihrem Akatsukimantel, den sie sicher bald gegen andere Kleidung austauschen werden müsste, war emotional so unstabil geworden, dass das gemeinsame Abendessen der Mitglieder von einer echt langweiligen Angelegenheit zu einem wirklich amüsanten Spektakel wurde, wobei es sich natürlich keiner traute, auch nur im Entferntesten belustigte Geräusche von sich zu geben und das Amüsement offen zu bekundigen. Die immer so undurchschaubare, beherrschte Frau erlitt in letzter Zeit fast regelmäßig Ausbrüche von Unzufriedenheit, die so gar nicht zu ihr passten und wodurch es noch schwerer war, sich ein Lachen zu verkniffen. Doch wehe jemand prustete los, wie es sich Kisame einmal nicht hatte verkneifen können, als es der Blauhaarigen nicht gepasst hatte, dass ihre Portion Reis angeblich kleiner war als die von Pain, was dieser strikt verneint hatte, wodurch sie ihm den Inhalt der Schüssel in den Schoß gekippt hatte. Mit geröteten Augen und den Tränen nahe war sie aus dem Speisesaal gelaufen und jeder hatte ihr verblüfft nachgesehen. Die mitleidigen Blicke von Kisame, Deidara, Furiko und auch von Tobi hatte der gepiercte Mann delikat ignoriert. Entweder störte es ihn nicht, oder er beherrschte sich ziemlich gut oder es war ihm egal.
 

Jedenfalls hatte Seika Konan natürlich noch genauer untersucht. Das erste Mal vor ihrer Entführung hatte die Brünette eigentlich nur einen schnellen Check durchgeführt, da sie ja gedacht hatte, die Blauhaarige hätte sich eine schlimmere Krankheit zugezogen. Auch die Überraschung über das Ergebnis der Untersuchung hatte nur zu dieser kurzen Visite geführt. Doch jetzt, da sie alle Zeit der Welt hatten, weil keine verrückten Typen ihnen Rachepläne androhten oder ihre Basis sprengten wollten, konnte sich Seika um Konan kümmern. So hatte sie herausgefunden, dass es ein Junge und ein Mädchen sein würden, die Konan in nicht ganz einem halben Jahr zur Welt bringen sollte und dass die Beiden kerngesund waren. Unter den Akatsuki brach aufgrund dieser Neuigkeit ein Rätselraten um die passenden Namen für die Kleinen aus, doch natürlich war ihnen klar, dass es am Ende Pain sein würde, der für seine Kinder einen Namen finden musste, worüber sie nicht ganz beruhigt waren, wenn sie den Vornamen des Vaters bedachten.
 

Die zwei Wochen nach dem Kampf gegen die Osoroshisa, die sie also mit intensivem trainieren, vielen Gesprächen, essen und langem schlafen verbrachten, waren nicht wirklich spannend und anstrengend, sodass bei den Mitgliedern langsam das Gefühl auf kam, dass sie irgendwie nutzlos waren. Gab es denn keine Missionen mehr, oder war Pain so mit dem Gedanken des Vater-Werdens beschäftigt, dass er kaum mehr Zeit für andere Überlegungen hatte? Nein, natürlich war es nicht so. Es gab sicher genug Dinge, die es zu tun gab, doch so eine Auszeit nach den anstrengenden und Nerven aufreibenden Geschehnissen war auch nicht schlecht, worüber auch Seika besonders froh und dankbar war. Bis sie sich wirklich erholt hatte, hatte es doch einige Tage gedauert, denn die Schmerzen in ihrem Körper, dadurch dass sie die ganze Zeit über auf diese schreckliche unbequeme Weise gefesselt gewesen war, hatten erst langsam nachgelassen. Doch dadurch, dass Sakura sie gleich nach ihrer Befreiung geheilt hatte und weil sie selber noch so viel Chakra besaß, konnte die junge Frau doch recht schnell wieder zu Kräften kommen und bald auch mit den Anderen mit trainieren. Die Zeit in Gefangenschaft hatte sie doch sehr aus der Form gebracht und ihren Rückstand wieder aufzuholen, hatte ein wenig Zeit beansprucht, doch da sie, wenn es um ihre Kondition ging, wie ein Tier arbeitete und sich bei jeder Trainingseinheit bis zum Letzten verausgabte, war sie bald wieder ganz die Alte.
 

Pain schien dies zu merken, denn ein paar Tage später, als sie wieder zusammen im Speisesaal beim Essen saßen, verkündete er, dass er wieder ein paar Aufgaben hatte, die zu erledigen waren. Alle sahen gespannt zu ihm.
 

„Wir haben wieder einen Jinchuuriki entdeckt“, sprach er und alle waren darüber sehr erstaunt. Auch Seika, die zur Verwunderung von Kisame immer noch auf ihrem Platz neben Deidara saß und nicht die Lücke zwischen ihr und Itachi geschlossen hatte, war darüber sehr überrascht, denn sie war bereits schon seit langer Zeit bei den Akatsuki und war noch nie in so eine Mission verwickelt worden. Allgemein war ja bekannt, dass die Organisation nach den Containern der mehrschwänzigen Dämonen, den Bijuu, auf der Suche war, doch bisher hatte sie nie etwas von der Jagd nach diesen Menschen mitbekommen, geschweige dann daran teilgenommen.
 

„Es ist der Siebenschwänzige und befindet sich zur Zeit in Mizu no Kuni“, erklärte Pain den neugierigen Akatsuki weiter.
 

„Hey, Mizu no Kuni, meine alte Heimat!“, rief Kisame aus, klatschte in die Hände und grinste dabei wie kleiner Junge. Es machte ganz klar den Anschein, als ob er schon lange nicht mehr im Land des Wassers, dem Inselreich im östlichen Meer, gewesen wäre. Kaum einer der Akatsuki hatte jemals dieses Land besucht.
 

„Deshalb wirst Du mit Tobi auch diese Mission antreten, außerdem werden zusätzlich Seika und Itachi mitkommen“, fuhr Pain fort und die benannten Mitglieder sahen ihren Anführer mehr oder weniger neugierig an.
 

„Ist der Jinchuuriki so stark, Pain-sama?“, fragte Tobi verwirrt nach, weil sie gleich zu Viert losgeschickt wurden.
 

„Das ist nicht bekannt, doch ich möchte kein Risiko eingehen. Außerdem gibt es im Moment nur eine weitere Mission, die Deidara und Furiko durchführen werden. Diese ist weitaus unkomplizierter, also können sie diese zu Zweit ohne größere Komplikationen alleine erledigen“, antwortete ihr Anführer dem Maskierten und es klang eigentlich recht logisch, dass er lieber auf Nummer sicher ging. Dass Furiko alleine mit Deidara auf Mission gehen sollte, ließ sie aufgeregt auf ihrem Stuhl hin und her zappeln, was dem Blonden nur einen lang gezogenen Seufzer abrang. Doch Seika achtete nicht auf die Beiden, sondern meldete sich wegen einer anderen Sache zu Wort.
 

„Sollte ich nicht lieber bleiben? Ich meine, falls etwas mit Konan ist“, sagte die Brünette vorsorglich, was die Blauhaarige anscheinend begrüße, denn sie nickte auf Seikas Worte hin. Es war nicht so, dass sie das Bedürfnis hatte, hier zu bleiben und sich zu langweilen und das auch noch ohne Itachi, doch sie musste sich einfach anbieten, erstens weil sie hier der Medic-Nin war, zweitens wollte sie später nicht zu hören bekommen, dass sie nicht da gewesen war, wenn man sie gebraucht hätte. Denn so wie Konan im Moment drauf war, konnte man das nicht ausschließen.
 

„Nein, das ist nicht nötig. Wir haben andere Medic-nin, die sich im Notfall ebenfalls kümmern können. Es ist also alles in Ordnung“, sagte Pain einfach und sah Seika ablehnend, aber dankend an. Diese war letztendlich doch ganz froh über diese Antwort. Konan schien es ganz im Gegenteil nicht besonders zu gefallen, denn sie verschränkte mit unzufriedenem Blick ihre Arme.
 

„Leute, das wird ne lustige Mission!“, sprach Kisame wieder, der immer noch nicht von seinem freudigen, aufgeregten Schmunzeln los gekommen war und bekam von Itachi dafür nur ein Nichts sagendes, leicht abfälliges 'Hn.' zu hören. Seika wusste zwar nicht, was in den Blauhäutigen gefahren war, doch sie konnte sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen, wenn sie den Haimann so sah, diesen großen, breitschultrigen Mann mit den scharfen, furchteinflößenden Zähnen und dem bedrohlichen Samehada auf dem Rücken, der in solchen Momenten immer wirkte wie ein kleiner, frecher Bengel. Auch Tobi schien sich wahnsinnig zu freuen, dass er endlich mal wieder mit Seika auf Mission gehen konnte. Itachi war der Einzige, dem die Sache nicht gefiel.
 

Sie bekamen daraufhin noch ein paar Anweisungen von Pain zu hören, welche Reiseroute sie nehmen sollten und dass sie, trotz der derzeit entspannten Situation in den einzelnen Ländern, vorsichtig sein mussten. Sie hatten einen langen Weg vor sich, weswegen sie sich Zeit lassen konnten, damit sie mit vollen Kräften in Mizu no Kuni ankommen würden, um für den Kampf mit dem Jinchuuriki gewappnet zu sein. Es war nicht auszuschließen, dass sie zwei Wochen oder mehr unterwegs sein würden. Kisame sollte sie durch das Land führen, in dem er sich am Besten von ihnen auskannte, weil er dort aufgewachsen war, auch wenn er lange nicht mehr dort geweilt hatte. Die dortige Basis der Akatsuki stand ihnen als Residenz zur Verfügung, doch da der genaue Aufenthaltsort des Jinchuuriki nicht bekannt war, mussten sie durch das Land auf der Suche nach ihm reisen und konnten deshalb nicht immer in der Basis bleiben und den Luxus dort genießen. Sie sollten die Angelegenheit dann möglichst rasch durchführen, sich melden, wenn sie den Jinchuuriki gefangen genommen hatten, das Erforderliche mit ihm erledigen und dann wieder rasch zurückkehren. Seika hatte bei der Angelegenheit ein nicht ganz so gutes Gefühl, doch warum sollte sie sich sorgen machen? Es war nicht deshalb, weil sie befürchtete, sie könnten in einen Hinterhalt gelangen oder sonst auf irgendwelche Schwierigkeiten stoßen. Nein, es würde sicher nicht allzu schwer sein, gegen den Bijuu zu kämpfen, weil sie damals in Kaze no Kuni schon einmal einen mächtigen Dämon zur Strecke gebracht hatten. Das war es nicht, um was sie sich sorgen machte, sondern der Gedanken an den Jinchuuriki…
 

Sie sollten morgen gegen Mittag aufbrechen, damit sie alle gut ausgeruht waren. Nachdem sie ihr Essen beendet hatten, trennten sich die Mitglieder, die nach Mizu no Kuni aufbrechen sollten, um sich schon vorzubereiten, oder einfach nur die letzten ruhigen Stunden zur Entspannung zu nutzen. Seika zog das Zweite vor, denn sie hatte an diesem Abend nicht die Nerven, die Dinge zu packen, die sie benötigen würde, denn es war reine Routine und wäre sowieso in ein paar Minuten erledigt. Deshalb duschte sie, machte sich zum schlafen fertig, indem sie sich ihr kurzes schwarzes Negligé anzog und dann zu Itachi hinüberging. Sie saß im Speisesaal vielleicht nicht neben ihm, dafür wohnte sie schon so gut wie in seinen Räumen. Nun ja, sie verbrachte dort die meiste Zeit, wenn sie nicht gerade trainierten, aßen oder sonst etwas machten. Na ja, ihre ganzen persönlichen Dinge waren immer noch in ihrem Zimmer, ihre Kleidung, ihre medizinischen Utensilien und ihre sonstige Kampfausrüstung. Doch das Bett war schon seit Wochen unbenutzt. Nur manchmal duschte sie in ihrem Badezimmer, zum Beispiel, wenn sie sich neue Nachtwäsche besorgen wollte, wie jetzt. Als sie soweit fertig war, verließ sie ihr Zimmer.
 

Das leise Rauschen von Wasser im Badezimmer sagte der jungen Frau, dass Itachi seinerseits immer noch unter der Dusche war. Sie atmete etwas lauter aus, sodass es beinahe wie ein Seufzer klang, als sie sich auf die schwarze Satindecke des Bettes setzte und sich nach hinten fallen ließ, sodass ihr noch leicht feuchtes Haar sich um ihren Kopf herum verteilte. Etwas nachdenklich blickte sie nach oben, ohne einen bestimmten Punkt zu fixieren. Wieder hatten ihre Gedanken es in den Vordergrund geschafft und beschäftigten sie nun mit Fragen, über deren Antwort sie sich nicht wirklich den Kopf zerbrechen wollte. Es ging um die Mission, die jedoch noch so weit von ihrer Ausführung und dem eigentlichen Ziel entfernt war, dass so viel Unerwartetes bis dahin passieren konnte, worüber die Brünette schon gar nicht nachsinnen wollte…
 

Nach einiger Zeit hörte sie, wie die Tür vom Badezimmer aufging, doch sie rührte sich nicht von der Stelle. Das Bild, welches sie bot, wie sie da auf dem Bett lag, zog die Aufmerksamkeit des näher tretenden Mannes sofort auf sich und er betrachtete er mit einem musternden Blick. Die Haare der jungen Frau verteilten sich weich um ihr Gesicht, als wäre es von einem Künstler in fein definierten Strähnen so ausgelegt worden, sodass es ihr einzeln auch in die Stirn hing oder ihre nackten Schultern umspielte. Ihre makellose, glatte Haut sah etwas blasser aus als sonst, weil der Kontrast zu den schwarzen Laken und dem Hauch eines Negligés zu scharf, jedoch gerade deshalb beinahe atemberaubend blieb. Dafür brillierten ihre Augen umso mehr. Gab es je einen Moment, in dem diese goldenen Irriden, die mit dem schwarzen Kontrast so wunderschön waren, stumpf und leblos wirkten? Ihre Hände langen auf ihrem Bauch und die langen Finger waren locker gefaltet. Doch sie betete nicht, das hatte sie noch nie getan. Nein, sie dachte nach.
 

„Was beschäftigt Dich?“, fragte Itachi monoton nach, während er am Bett vorbei ging und zum Fenster schritt, um die Vorhänge zuzuziehen. Bei dem Klang seiner Stimme drehte Seika ihren Kopf leicht zur Seite, und erhaschte so noch kurz eine Aussicht auf den Uchiha, der mit noch tropfenden Haaren und mit - gefährlich locker und tief sitzendem - Handtuch um seine Hüften mit dem Rücken zu ihr stand, bevor es dunkler wurde, als er das letzte Licht des Tages durch die schweren Vorhänge abschirmte. Durch seinen Ton war nicht erkennbar, ob er wirklich wissen wollte, was sie im Moment dachte oder nicht, doch Seika wollte es ihm auch nicht unter die Nase reiben, da es nur Hirngespinste waren, die versuchten, sie verrückt zu machen. Mittlerweile hatte sie dies auch relativ gut im Griff, doch der Uchiha war maßgeblich an diesem Erfolg beteiligt. Und das wusste er auch.
 

„Nichts, über das es sich zu sprechen lohnen würde“, antwortete sie ihm nach einigen Sekunden mit leiser und umso dunklerer Stimme, die ihre Kehle beinahe wie ein samtenes Schnurren verließ. Wieder wurde es ruhig, jedenfalls nur für ein paar Momente. Dumpfe Schritte verkündeten, dass Itachi sich bewegte.
 

„Und doch tust Du es“, gab er zurück und er war mittlerweile wieder so nahe gekommen, dass er nun unmittelbar an der Kante des Bettes stand. Seika lächelte leicht und ein weiterer schnurrender Ton erklang tief in ihrem Hals, als sie spürte, wie er sich auf die Matratze kniete. Itachi hatte Recht - wie immer und das war nichts Besonderes. Geleitet von ihren Sinnen hob die junge Frau ihre Hand und ihre Finger berührten Itachis Arm. Seine Haut war immer noch feucht, als sie sachte über die empfindliche Stelle der Innenseite seines Ellenbogens fuhr.
 

„Dann bring mich zum Schweigen…“, hauchte sie und erschauderte plötzlich, als sie spürte, wie das an der Luft erkaltete, restliche Wasser in Itachis Haaren über ihr Dekolleté perlte, als er sich über sie beugte und ihre Lippen mit seinen versiegelte, ihrer Aufforderung nachgehend. Er wusste, dass sie über etwas nachdachte. In der letzten Zeit hatte sie nie diesen Blick gehabt, der immer auf ihrem Gesicht erschien, wenn ihr etwas Essentielles durch den Kopf ging. Immer dann half er ihr, es zu vergessen, was immer es auch war, indem er seinen Besitz forderte und willig das bekam, was er wollte. Stoff raschelte, als sich der Schwarzhaarige über der jungen Frau positionierte, die mit ihren Seufzern und Berührungen eine unbändige, niemals schwindende Lust in ihm wecken konnte. Das feuchte Handtuch rutschte ihm von dem Hüften und er griff danach und warf es achtlos weg. Dies alles geschah, ohne dass sich ihr immer mehr vertiefende Kuss löste. Als Itachi mit seiner Hand die Innenseite von Seikas Oberschenkel hinauf fuhr, merkte er, dass sie bereits auf Unterwäsche verzichtet hatte. Er schmunzelte gegen ihre Lippen. Je ruhiger und ausgeglichener sie den Anderen gegenüber wurde, so frivoler wurde sie, wenn es bei ihnen um Sex ging, was der Schwarzhaarige jedoch nur begrüßte. Als er die Einladung wahrnahm und mit seinen Fingern zwischen ihre Beine glitt, da waren mit einem ekstatischen Stöhnen aus Seikas Mund all ihre Sorgen vergessen, als sie sich Itachi hingab und sie eine weitere leidenschaftlich Nacht verbrachten, die ihnen Beiden zeigte, dass das zwischen ihnen keine gewöhnliche Sache war…
 

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Sie alle trafen sich zwei Stunden nach dem Frühstück. Seika hatte mit Kisame und Tobi abgesprochen, dass sie nicht ganz bis Mittag warten sollten, denn das würde nur bedeuten, dass sie nur die Zeit totschlagen mussten, weil die Vorbereitungen für die Reise kaum länger als eine Stunde beanspruchen würden. Ihre Route war fast die Gleiche wie damals, als Seika, Itachi und Kisame nach Kaminari no Kuni gereist waren, über Kusa no Kuni, Taki no Kuni und Oto no Kuni, nur dass sie diesmal das Land der Blitze nicht betreten würden, sondern auf dem letzten Stück neutralem Land bis zum Meer vordringen und dort eine Fähre über das Meer nach Mizu no Kuni nehmen würden. Außerdem war dieses Mal Tobi dabei und sie mussten sich nicht so beeilen. Sie wussten also, dass sie die Strecke bis ans Meer in zwei Tagen schaffen könnten, doch das wäre für jeden wirklich sehr anstrengend gewesen. Also wollten sie sich etwas mehr Zeit lassen. Und das Schiff würde auch mehrere Tage brauchen, um bis nach Mizu no Kuni zu gelangen, also konnten sie allein für die einfache Reise knapp eine Woche berechnen.
 

„Wir machen eine Kreuzfahrt!“, rief der Maskierte freudig aus und plapperte darüber, wie aufregend er das doch fand, während die Anderen ihn jedoch nicht wirklich beachteten. Pain war noch nicht da, um ihnen die Erlaubnis zur Abreise zu geben, deshalb unterhielt sich Seika noch mit Furiko und Deidara.
 

„Habt ihr denn schon erfahren, was eure Mission ist?“, fragte die Brünette, weil sie gestern gar nicht auf den Gedanken gekommen war, sich darüber zu erkundigen. Sie sah nur, wie der Blonde mit den Schultern zuckte.
 

„Nein, Pain-sama hat uns das noch nicht gesagt. Wir haben also wohl noch etwas Zeit, bevor wir aufbrechen“, antwortete Furiko und ein leichter Rotschimmer zog sich über ihr Gesicht. Seika lächelte sanft, als sie sich wieder ihren Kameraden zuwandte. Es war nicht schwer zu erraten, dass die Blonde schon seit einiger Zeit Deidara zugetan war. So hibbelig wie sie sich immer verhielt, wenn es um den Blonden ging, war es eigentlich nur zu ersichtlich. Doch was Deidara selber darüber dachte, war wiederum nicht erkennbar, was eigentlich recht verwunderlich war, weil er sonst immer gut ausdrückte, was er gerade dachte und fühlte, mehr oder weniger freiwillig. Aber darum konnte Seika sich nun nicht mehr kümmern, denn Pain kam heran, ohne Konan, wie es in letzter Zeit keine Seltenheit war.
 

„Ich sehe, ihr seid bereit zum Aufbruch“, sagte er und sah jeden der Akatsuki zufrieden an, die ihre Mäntel trugen und ihre Strohhüte in den Händen hielten.
 

„Jawohl, kann losgehen!“, meinte Kisame enthusiastisch zu ihrem Anführer.
 

„Also gut, macht euch auf den Weg. Seid trotzdem vorsichtig und meldet euch“, sprach Pain noch. Sie nickten sich alle gegenseitig zum Abschied zu und Seika, Itachi, Kisame und Tobi verschwanden in einer Wolke aus grauem Staub.
 

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Und so begann eine lange Reise zu einer ebenso langen Mission, die rätselhaft und beängstigend war, vor allem für die Kunoichi der darauf angesetzten Gruppe. Zumal ging es in ein fremdes Land, doch nicht erst der Aufenthalt dort würde sich kompliziert gestalten, auch die Reise, die noch vor ihnen lag, bis sie ihr Ziel erreichen würden. Den ganzen ersten Tag lag beeilten sich die Akatsuki trotzdem, obwohl sie das Recht hatten, sich Zeit zu lassen. Doch sie hatten gleich die beiden Länder Kusa no Kuni und Taki no Kuni vor sich und wollten dort lieber nicht die Nacht über rasten, weil es nicht auszuschließen war, dass feindliche Shinobi sie im Schlaf überraschen würden, auch wenn sie noch so wachsam waren. Es lag im Interesse von jedem, ohne Störungen ruhen zu können und deshalb beschlossen sie einstimmig, ein wenig schneller zu laufen, um bei Anbruch der Dunkelheit im nicht-shinobi Territorium anzukommen.
 

Während sie also so dahin liefen, begann Tobi, Kisame den Rang als Plaudertasche streitig zu machen. Er redete in einer Tour und es machte ihm scheinbar überhaupt nichts aus, dass niemand in seine hitzige Diskussion mit sich selber einstieg. Als dann Kisame sauer wurde und in streitsüchtiger Manier anfing, dem Maskierten dumme Antworten zu geben, wurden sie so laut, dass der über die ganze Zeit stille Itachi sie genervt ermahnen musste, ruhiger zu sein, damit sie keine Aufmerksamkeit auf sich zogen. Irgendwann hörte selbst Seika dem vor sich hin quatschenden Tobi nicht mehr zu. Es war nicht so, dass sie sich heimlich dachte, dass er doch lieber nicht dabei wäre, denn sie mochte Tobis Gesellschaft wirklich, da er in jeder Situation etwas heiteres beitragen konnte, doch im Moment war sie nicht zum spaßen aufgelegt, überhaupt nicht.
 

Die Brünette sprang ein Stück voraus. Sie hatten jetzt fast Kusa no Kuni passiert. Hinter ihnen lag die monotone, aber fruchtbare Landschaft des Staates, welches nur aus einer absolut flachen Ebene und darauf wachsenden Reis- und Getreidefeldern bestand. Hin und wieder kam ein Bauernhaus in Sicht, das war aber auch alles. Keine Menschenseele begegnete ihnen und das war auch gut so. Jedoch wurde die Reise dadurch noch langweiliger. Seika seufzte, als sie sich ein wenig von den Anderen absetzte. Die Blicke auf ihrem Rücken waren zwar überdeutlich zu fühlen, doch die junge Frau ignorierte das einfach. Sie kamen nun langsam aber sicher an die Grenze des Landes und hier mussten sie Acht geben, damit sie keinen Wachpatrouillen in die Arme liefen.
 

Taki no Kuni war dann wieder etwas abwechslungsreicher. Zwar war es schwer, in diesem unwegsamen Gelände voran zu kommen, doch war die Landschaft dafür umso schöner. Es gab unzählige Wasserfälle zu bestaunen, die laut tosend von hohen Klippen ins Tal rasten und dadurch die Felsen seit Jahrtausenden so geformt hatten, wie sie jetzt waren. Es kam Seika so vor, als wäre Tobi noch nie hier gewesen, denn er staunte so über das Schauspiel der herabstürzenden Flüsse, dass er zum ersten Mal seit längerer Zeit verstummte, was die Anderen heimlich aufatmen ließ. Viel gab es auch hier nicht zu berichten, außer dass sie an der nächsten Grenze ausgerechnet auf Takishinobi trafen, obwohl das dort angrenzende Land wirklich keine Bedrohung darstellte und deshalb bewacht werden musste, weil in diesem Territorium überhaupt keine Ninjas wohnten. Doch die Begegnung ging glimpflich aus, denn Itachi legte ein Genjutsu über sie, welches ihnen nahtlos ein Szenario vortäuschte, in welchem sie wohl kämpfen mussten, weil sie begannen, wild um sich zu schlagen, als wollten sie sich verteidigen. Natürlich verriet der Uchiha niemals, was für Illusionen er webte, doch Seika würde nur zu gerne wissen, was er ihren Gegnern in deren Gedanken wohl zeige. Doch wahrscheinlich täuschte er ihnen vor, die Akatsuki würden angreifen. Die Blicke der Takishinobi hatten jedenfalls gezeigt, dass sie ganz genau wussten, mit wem sie es zu tun hatten, also musste das Genjutsu auch dieses Erlebnis weiterführen, sodass die Ninja nachher berichten würden, dass sie besiegt worden waren, denn die Illusion würde sie letztendlich ohnmächtig werden lassen.
 

Danach wurde es schnell dunkel und sie beschlossen, ihre Reise für diesen Tag zu beenden. Deshalb zogen sie sich in ein kleines Wäldchen zurück. Weil Itachi Seika bedeutete, mit ihm zu kommen, folgte sie ihm und sie entfernten sich ein wenig von Kisame und Tobi, um allein zu sein. Gemeinsam setzten sie sich unter einen Baum und der Schwarzhaarige zog die junge Frau zwischen seine ausgebreiteten Beine, sodass sie sich mit dem Kopf an seine Schulter lehnen konnte. Während sie in dieser behaglichen Situation ihre Augen schloss und sie fühlte, wie Itachis Arme sie um den Bauch fassten, drifteten ihr Gedanken ab zu zwei anderen Mitgliedern von Akatsuki. Was diese wohl gerade machten? Auch sie sollten einen Auftrag bekommen, doch sie hatten bei der Abreise von Seika und den Anderen noch nicht gewusst, was es war. Hoffentlich mutete ihnen Pain nicht zu viel zu, vor allem Furiko nicht, die gerade erst wieder nach langer Zeit der Angst entspannter war und langsam ihre natürliche Seite hervorbrachte. Sie war wirklich nicht so schüchtern, wie sie sich immer gab, doch das war immer ihre automatische Schutzreaktion gewesen, sich zurück zu ziehen und niemanden an sich heran zu lassen. Vielleicht hatte Deidara es nun auch leichter mit ihr, weil er sich immer wieder beklagt hatte, dass man mit so einem stillen Mäuschen nicht arbeiten konnte. Hoffentlich erkannte auch er, dass die Blonde nicht nur ein belastendes Anhängsel für ihn war… Mit diesem Gedanken schlief Seika in den Armen von Itachi ein, der sie besitzergreifend festhielt.

Blond on mission (Part One)

Schon die ganze Zeit über war Deidaras Gesicht in schmollender Unzufriedenheit verzogen und er rannte ohne ein einziges Wort über die leicht hügelige Landschaft, die beinahe wie eine Halbwüste gewirkt hätte, wenn es nicht vor ein paar Minuten leicht genieselt hätte und die feinen Regentropfen nun die niedrigen Pflanzen, Sträucher und Felsbrocken mit einem feinen Wasserfilm benetzt hätte. Sein Schweigen rang Furiko irgendwann letztendlich ein Seufzen ab. Sie lief die ganze Zeit hinter dem Blonden her, weil sie keine Lust hatte, dauernd in sein von Unlust durchzogenes Gesicht zu sehen und sich selber davon herunter ziehen zu lassen. Ja, sie freute sich auf die Mission, im Gegensatz zu Deidara, obwohl es eigentlich keinen triftigen Grund gab, so ablehnend zu sein, schon gar nicht für den Meister der Explosionen.
 

Sie waren hier in Tsuchi no Kuni, Deidaras Heimatland und auch dem von Furiko. Ja, soweit sie wusste, war sie ebenfalls hier geboren worden, in einem Dorf hinter den Bergen, fernab der Zivilisation. Noch vor ein paar Monaten hatte sie es störrisch vermieden, dieses Land zu betreten, doch jetzt machte ihr es nichts mehr aus, was sie selber verwunderte. In diesem Land hatte sie ihre schlimme Kindheit und Jugend verbracht, an die sie wirklich nicht gerne zurück dachte. Doch das war jetzt alles vorbei, nicht wahr? Die Osoroshisa waren besiegt und die Organisation zerschlagen.
 

Deidara wiederum behauptete, er hätte sich fest geschworen, nie wieder hier her zu kommen und vor allem nicht an den Ort, denn sie jetzt aufsuchen mussten. Es war kein Ort, den Furiko als schlimm empfunden hätte, denn ihr hatte es dort gefallen, als sie das eine Mal dort gewesen war, obwohl sie damals sicher alles andere im Kopf gehabt hatte, als sich die Räumlichkeiten anzusehen. Doch natürlich hatte Deidara einen ganz anderen Bezug zu diesem Gebäude, es war immer hin das Haus, indem er seine Kindheit verbrachte hatte. So viel hatte er der Blonden noch erzählt, bevor er in sein missbilligendes Schweigen verfallen war.
 

Furiko wusste nicht, was diese Abneigung in Deidara hervorrief. Na ja, sie konnte ihn deswegen schlecht verurteilen, weil sie bestimmt auch bockig reagieren würde, wenn man ihr sagte, sie sollte in ihr Heimatdorf zurückkehren, nach alldem, was sie dort durchlebt und was man ihr dort schlimmes und bösartiges angetan hatte. Doch sie hatte eben einen triftigen Grund, einen Besuch dieses Ortes zu verweigern. Ob es etwas Derartiges in Deidaras Leben gegeben hatte, wusste sie nicht, auch schien er nicht gewillt, es ihr zu erzählen, jedenfalls nicht jetzt. Aber vielleicht würde sie es ja später noch erfahren und gab sich im Moment damit zufrieden. Weiter lief sie hinter dem Blonden her, der den Weg wie im Schlaf zu kennen schien.
 

Deidaras Elternhaus war die Basis der Akatsuki in Tsuchi no Kuni. Furiko fand das schon etwas seltsam, dass es ein einfaches Gebäude, welches sehr nach einer Farm aussah, zu dem Versteck der am meisten gefürchteten Organisation gebracht hatte. So dachte es sich die Blonde, als das verfallene Bauwerk im Landhausstil in Sicht kam. Plötzlich ging Furiko ein Licht auf. Bestimmt war das Haus auf dieselbe Weise geschützt, wie das Versteck von Pain, welches sie zum Schutz aufgesucht hatten, nachdem die Hauptbasis von Ame no Kuni angegriffen worden war. Auch dieses Gebäude hatte von weitem ziemlich heruntergekommen gewirkt, doch nachdem sie die umliegende Genjutsubarriere durchschritten hatten, war es ein schönes Haus mit bequemer Ausstattung gewesen. War es dann hier genauso? Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern, denn es war dunkle gewesen, als sie damals völlig verzweifelt hergekommen war. Als die beiden Akatsuki näher kamen, war da auch diese beängstigende Aura, die das Genjutsu einem vorgaukelte, damit man nicht an das Haus heran kam. Normale Menschen würden denken, dort würde es spuken, doch weil Furiko wusste, dass es nur eine Illusion war, hatte sie keine Bedenken.
 

Je weiter sie sich dem Anwesen annäherten, desto langsamer wurde Deidara. Konnte es wirklich sein, dass er sich so sehr sträubte? Furiko wollte schon etwas sagen, dass er sich nicht so anstellen sollte, doch dann erinnerte sie sich an ihre eigene Sturheit, die sie an den Tag gelegt hatte, als sie nichts über sich und ihre Vergangenheit hatte erzählen wollen und hielt deshalb lieber ihren Mund, um den Blonden nicht zu verärgern, weil er sowieso schon nicht in bester Laune war. Doch was würde es ändern, wenn sie die Basis fünf Minuten später erreichen würden, wenn Deidara weiter herum trödelte? Nichts. Alles würde so bleiben, wie es war, nur das der Blonde sicher noch mehr nachdachte und dadurch noch verstimmter sein würde...
 

„Ähm, Deidara-sempai? Würde es Dir etwas ausmachen, wenn wir uns beeilen? Ich muss nämlich mal... das Badezimmer benutzen...“, sagte Furiko und hörte, wie ihr Partner schwer seufzte. Er sah sie Augen verdrehend an.
 

„Dann lauf eben vor. Mich brauchst Du dazu sicher nicht“, antwortete er ihr mit ironischem Ton, sodass Furiko tief errötete. Verdammt, warum musste sie sich gerade diese Frage ausdenken? Vielleicht hätte sie noch etwas länger nachdenken sollen, bevor sie ihren Mund aufmachte... Ziemlich beschämt legte die junge Frau daraufhin einen Zahn zu, obwohl sie ja gar nicht musste. Sie hatte Deidara nur dazu bewegen wollen, über seinen Schatten zu springen und sich seinem Elternhaus endlich zu nähern, doch das war glatt nach hinten losgegangen. Das konnte aber auch nur ihr passieren...
 

Als Furiko nach ein paar Minuten die Grenze des Genjutsu durchbrach, was sich anfühlte, als würde man durch eine Wasseroberfläche brechen, da musste sie einfach stehen bleiben, denn das was sie sah, verzückte sie sehr. Das von außerhalb verrottete Haus, in dem wohl seit Jahren niemand mehr gewesen war, wirkte hinter der Barriere wie ein elegantes, reiches Bauernhaus, obwohl es doch recht gemütlich und ländlich aussah. Wahrscheinlich war Deidaras Familie ziemlich wohlhabend gewesen. Die Ausmaße des Gebäudes beliefen sich auf die anderthalbfache Größe des Versteckes von Pain, welches ihnen schon genug Platz geboten hatte. Außerdem schloss sich an das Wohnhaus noch einen große Scheune oder ein Stall an, das konnte Furiko von hier nicht genau erkennen konnte, da dieser Trakt sicher nicht mehr seine ehemalige Funktion behalten hatte. Beim Gedanken, dass Pains schwarz vermummte Gefolgsleute Kühe melken würden, brach Furiko in ein leises Kichern aus. Das war einfach zu komisch...
 

Furiko warf einen Blick über ihre Schulter, um nach dem Verbleiben von Deidara zu sehen, doch er war stehengeblieben und rührte sich nicht von Fleck. Schon wieder entwich der Blonden ein Seufzer, diesmal laut und resignierend. Na gut, sollte er eben dort stehen bleiben. Sie würde sich jetzt jedenfalls das Haus ansehen! Sie stieg die hölzernen Treppen zu einer kleinen Veranda hinauf, wo sich die Eingangstüre befand. Die Dielen knarzten etwas, doch das machte das Haus so… sympathisch. So empfand Furiko es jedenfalls, als sie eintrat und sich sofort ein paar von Pains Untergebenen gegenüber sah, die die Ankömmlinge wohl begrüßen sollten. Sie verbeugten sich vor der jungen Frau und als diese die schwarz gekleideten ansah, musste sie leise lachen, was sie jedoch zu unterdrücken versuchte, weil sie sich wieder vorstellen musste, wie diese Männer Kühe melken würden… Die Gestalten zeigten jedoch keine Reaktion und waren im nächsten Augenblick schon wieder verschwunden, sodass Furiko ungestört einen Blick in den Eingangsbereich werfen konnte. Es roch unglaublich gut nach Holz, aus dem die blankpolierten Dielen waren. Die Wände waren weiß, doch überall standen bäuerliche Kommoden mit Schnitzereien und geschwungenen Füßen herum, außerdem waren an der Wand getrocknete Blumen aufgehängt. Die Atmosphäre war so gemütlich, sodass Furiko kaum glauben konnte, dass dies hier wirklich eine Basis der Akatsuki war! Die Basis von Ame no Kuni war dunkel, aber sehr edel eingerichtet, genau so, wie es zu der mysteriösen Organisation passte. Doch dies hier war einfach untypisch!
 

Furiko beschloss gleich, sich die Küche anzusehen. Vielleicht würde sie sogar Zeit haben, zu kochen, wenn sie wegen ihrer Mission nicht zu viel herumreisen mussten. Sie hatten den Auftrag, ein paar Unterhändler aufzusuchen und sich über ein verbotenes Jutsu zu erkundigen, welches sich in Tsuchi no Kuni im Umlauf befinden sollte. Sie sollten nicht durch ihre wahre Identität handeln, sondern sich auch als Geschäftspartner in dieser Branche ausgeben, um durch illegale Geschäfte an dieses Jutsu zu kommen. Hier war also mehr Geschick mit Worten und beim Verhandeln gefragt, als ihre Kraft, doch sie mussten trotzdem aufpassen, mit wem sie es zu tun bekamen, denn niemand wusste, welche hinterhältigen Typen es auf dieses Jutsu abgesehen hatten.
 

Spätestens als die Blonde die Küche betrat, waren ihre Gedanken an ihre Aufgabe erst einmal vergessen. Die furchtbar urige Atmosphäre des Eingangsbereiches setzte sich auch hier fort und zwar so sehr, dass einem davon die Augen tränten. Furiko aber war entzückt und fühlte sich wie in eine andere Zeit zurückversetzt, denn die absolut altmodischen Elemente zogen sich so streng durch alles, was man hier sah, dass man sich wirklich fragte, ob die Einrichtung hier die Veränderung von vielen Jahrzehnten überhaupt mitbekommen hatte. Sämtliche Schränke waren massiv und wirkten sehr dominierend. Alles war natürlich aus Holz mit sehr markanter Maserung. Die Schranktüren hatten Einlegearbeiten als hellerem und dunklerem Holz, hatten aufgesetzte Bordüren mit hinein geschnittenen Blumen und die Oberflächen waren teilweise glänzend und matt, dort, wo immer viel gearbeitet worden war. Man sah der Küche an, dass sie früher einmal sehr regelmäßig benutzt worden war. Es gab hier auch einen großen Tisch, der darauf hinwies, dass hier eine große Familie gewohnt hatte, was nicht verwunderlich war, wenn man bedachte, dass dies ein bäuerlicher Hof gewesen war, in den es jede Menge zu tun gegeben hatte. Die Stühle, die um die große Tafel herum standen, waren ebenfalls noch die original Alten. Ein paar wackelten und die Sitzflächen waren schon ziemlich abgenutzt. An der Decke hing eine Lampe, die mit braunem, grobem Stoff bespannt war und an ihren Rändern war ein rotweiß kariertes Band eingeflochten. Das war mal so was von typisch…
 

Weiter ging Furikos Erkundungstour ins Wohnzimmer. Auch hier, kein anderes Bild. Bauernschränke, große Sofas, über die himmelblaue Decken geworfen waren, weil das Polster darunter wohl schon abgenutzt und ausgeblichen war. Bilder von ländlichen Szenen hingen an den Wänden. Zusammenfassend: Das Bild des Landhausstils war wohl unvermeidbar mit diesem Haus verbunden, doch die Blonde fühlte sich hier wohl. Alles vermittelte den Gedanken eines glücklichen Zusammenlebens, etwas, was sie nie wirklich erlebt hatte. Deshalb gefiel es ihr wohl noch mehr.
 

Als sie wieder in den Eingangsbereich trat und lauschte, erkannte sie, dass alles ruhig war. Deidara schien also immer noch nicht herein gekommen zu sein… Furiko wollte aus einem Fenster schauen, um nachzusehen, ob ihr Partner immer noch draußen stand, doch dann besann sie sich und schüttelte ihren Kopf. Sie wollte doch nicht den Anschein machen, dass sie wie eine Klette an ihm hing! Der Gedanke ließ sie etwas erröten. Eigentlich war sie ja gern in der Nähe des Blonden, weil er ihr irgendwie das Gefühl gab, dass sie bei ihm in Sicherheit war. Warum? Das war doch nicht schwer zu erraten! Er hatte sie schon so oft gerettet oder sich für sie eingesetzt und bei ihrem finalen Kampf gegen die Osoroshisa hatte er sogar ihre Gestalt angenommen und sich in Lebensgefahr begeben, als er so zu Joshu gegangen war und sich von ihm hat gefangen nehmen lassen. Joshu hätte ihn mit einem einzigen Streich seines Kunais töten können! Er hätte so leicht umgebracht werden - Halt, die Osoroshisa hatten Furiko ja lebend gewollt… Aber trotzdem! Er hatte zwar seine Macken, aber eigentlich war er ja sehr nett - wenn es um Seika ging. Der Blonde war in ihrer Gegenwart meistens so freundlich, wenn er nicht gerade mit Kisame stritt oder auf Tobi oder Itachi sauer war, was wohl meistens der Fall war… Und wenn es um Furiko ging? Meistens stellte er sich dann cool und kümmerte sich anscheinend um nichts und schon gar nicht um sie, außer wenn es brenzlig wurde…
 

Furiko ging sich mit den Händen in ihre Haare und raufte sie hin und her. Sie machte sich Gedanken, als wäre sie irgendein pubertärer Teenager! Sie verfluchte ihr Gesicht dafür, dass es immer so rot anlief! Was dachte Deidara bloß von ihr? Sie musste sich zusammenreißen! Schnell, bevor sie noch jemand sah, lief sie die Treppen hinauf, die sich an ihrer Seite befanden und durch die schnellen Schritte quietschen. Sie musste jetzt unbedingt duschen, denn durch die ununterbrochenen Reise war sie etwas verschwitzt und so konnte sie doch nicht herumlaufen! Doch bevor sie ein Bad aufsuchen konnte, musste sie noch ihr Zimmer finden. Bestimmt hatte jeder der Akatsuki seinen eigenen Raum zugewiesen bekommen und die Blonde wollte sich wirklich nicht irgendwo einquartieren, wo schon ein anderer sein Revier hatte. Der Gedanke, dass sie vielleicht zufällig das Zimmer des Uchihas aussuchen würde, brachte sie mehr ins Schwitzen als die ganze Reise! Doch was sollte sie tun? Es standen sicher keine Namensschilder an den Türen, wieder so eine Sache, die Furiko verdammt lächerlich fand. Nun ja, dann musste sie eben überall hineinsehen, um irgendwelche Spuren von ehemaligen Besitzern auszumachen und auf diese Weise ein unbenutztes Zimmer zu finden.
 

Da stand sie, in einem Korridor, von dem mindestens ein Dutzend Türen abgingen, wenn nicht noch mehr, weil der Gang hinten auch noch eine Biegung nach rechts und links machte. Na toll, dachte sich Furiko mit einem Seufzen und ging letztendlich an die Arbeit. Sie öffnete die Tür gleich links und es dauerte nicht lange, bis sie herausfand, wer dort einmal vor doch schon längeren Zeiten residiert hatte. Auf der Kommode neben dem etwas größerem Bett standen ein paar leere, immer noch nicht weggeräumte Sakeflaschen. Und, wer war der gesuchte Bewohner? Na klar, es war der riesige, versoffene Kisame! Hundert Punkte für den Gewinner!
 

Furiko zog sich wieder zurück und schloss die Tür. Da kam ihr plötzlich der Gedanke, wie sie es eigentlich erkennen sollte, dass ein Zimmer Itachi gehörte? Ihr fielen auf Anhieb keine Attribute an, die ihr den Hinweis geben würden, dass der Schwarzhaarige in einem bestimmten Raum hausen würde. Nun, vielleicht würde es neuerdings doch irgendwelche Indizien geben, seit Seika eine Beziehung mit ihm unterhielt, doch sie waren zusammen noch nie hier gewesen… Mit hochrotem Kopf ging sie schnell weiter und wollte schon die gegenüberliegende Tür öffnen, doch da-
 

„Das ist das Zimmer von Deidara-san, Furiko-san“, sagte ein Mann in Schwarz, der plötzlich neben der Blonden aufgetaucht war. Vor Schreck fuhr sie beinahe aus ihrer Haut! Ihr Herz raste, denn sie hatte doch glatt für einen Moment gedacht, Deidara persönlich wäre erschienen und hatte gesehen, wie sie gerade dabei war… in sein Zimmer zu gehen! Das wäre aber peinlich für sie gewesen…
 

„Ihr Zimmer ist zwei Türen weiter rechts, Furiko-san. Die Waschräume befinden sich am Ende des Ganges“, informierte sie der Mann noch und drehte sich um, um auf der Stelle mit einem Puffen zu verschwinden. Furiko starrte auf den Fleck, auf dem er gerade noch gewesen war und stand wie vor den Kopf geschlagen da. Das war doch ein Scherz, oder? Es gab hier etwa keine Bäder für jedes Zimmer? Aber warum war sie eigenlich so überrascht? Es war ein altes Haus, also konnte es mit solchen Standards nicht mithalten. Doch der Weg war so verdammt weit und außerdem konnte sie sich ja keine Sachen zum Umziehen mitnehmen, weil diese von Wasserdampf doch ganz feucht werden würden… Und wenn sie dann nur mit einem Handtuch umwickelt hier herum spazieren würde und jemand sie zu Gesicht bekam? Sie würde vor Scham im Boden versinken! Aber warum sorgte sie sich? In diesem Haus war ja niemand und schon gar kein Kisame, vor dem man sich bei solchen Dingen wirklich hüten musste… Mit einem weiteren Seufzen beschloss die Blonde, nicht herumzustehen, sondern endlich ihr Zimmer zu betreten, um sich dort umzusehen und sich fertig zum duschen zu machen.
 

Sie legte das kleine Reisegepäck, das sie dabei gehabt hatte, auf einem Stuhl ab und suchte danach in dem Kleiderschrank - der, wie sämtliche Einrichtungsgegenstände dieses Hauses, in demselben altmodischen Stil gehalten war - nach Handtüchern und etwas Frischem zum anziehen. Ansonsten gab es hier noch einen kleinen Schreibtisch, in paar Stühle und ein Regal, in dem verschiedene Bücher standen. Bei einem Blick auf das breite, nur allzu gemütlich aussehende Bett, wurde die junge Frau schlagartig müde. Deshalb beeilte sich Furiko nur umso mehr, endlich ins Bad zu kommen, um sich danach so richtig auszuruhen, bevor sie dann morgen mit ihrer Mission beginnen mussten. Bevor sie ihr Zimmer jedoch vollkommen verließ, prägte sie sich ein, welche Tür es genau war, um nachher nicht wieder ahnungslos herumzustehen.
 

So machte sich die Blonde auf den Weg, irgendwie heiter und gelassen, was sie diesem wirklich hinreißenden Haus zuschrieb, spazierte den Gang entlang, bis zum Ende, wo sie nach links abbog, weil es so aussah, dass dort die Badezimmer waren. Und tatsächlich hatte Furiko Recht. Die Waschräume waren sehr einfach gestaltet, alles war mit weißgrau marmorierten Fließen gekachelt und noch in seinem originalen Zustand, doch perfekt erhalten und sauber. Was brauchte man des übrigen mehr? Obwohl die Akatsukieinrichtungen normalerweise einen hohen Standard besaßen, hatten sie so einen albernen Schnickschnack wie Whirlpools, Dampfbäder oder Saunas nicht nötig. Unter einer schönen heißen Dusche konnte man doch noch am Besten entspannen!
 

Die blonde Kunoichi vergaß ganz die Zeit, während sie sich wusch und den Staub von sich abspülte. Irgendwie freute sie sich auf ihre Mission, die nicht allzu schwer war. Ein paar Geschäfte abwickeln, so tun, als würde man sich in der Branche auskennen, sich mit zwielichtigen Händlern treffen, das war an sich kein großes Ding. Mit seinen Tontieren würde Deidara jeweils die Verhandlungsorte auskundschaften können, damit sie nicht unvorbereitet auf irgendwelche unangenehmen Überraschungen treffen würden. Vielleicht war Furiko mit ihren Gedanken etwas unvorsichtig und viel zu gelassen, doch allein die Gewissheit, dass es nun keine Osoroshisa gab, vor denen sie sich immerzu fürchten musste, hinterließ sie in einem dauerhaft euphorischen Zustand.
 

Nach einiger Zeit stieg Furiko wieder aus der Dusche und griff sich die Handtücher, um sich abzutrocknen. Plötzlich erwischte sie sich dabei, wie sie anfing, irgendeine wirre Melodie zu summen. Doch egal, was für einen Mist sie da vor sich hin sang, es ging um die Tat selber. Wenn man so etwas machte, dann fühlte man sich wohl, oder? Dann hatte man keine Sorgen und brauchte an nichts anderes zu denken. War das so? Hatte sich die junge Frau so sehr verändert, seitdem sie den Akatsuki beigetreten war? Zugegeben, es war kein leichter Entschluss gewesen, bei einer Organisation von Kriminellen anzuheuern, doch wenn Furiko gewusst hätte, wie es dort wirklich zuging, wie zivilisiert und respektvoll, dann wäre ihr die Entscheidung vielleicht leichter gefallen. Natürlich hatte sie mit sich gehadert, denn die Akatsuki hätten auch vom gleichen Schlag wie die Osoroshisa sein können, doch das stimmte glücklicherweise nicht. Es gab ein ganz prägnantes Beispiel, welches diesen Fall ebenso bestätigte. Es war Seika. Die junge Frau war auch ohne nennenswerte Perspektive zu der Organisation gekommen und war an diesem Entschluss mit ihrer Kraft gewachsen und ihrem Geist gereift. Natürlich hatte Furiko die Brünette nicht von dem Zeitpunkt an, an dem Kisame und die Anderen sie entführt hatten, gekannt, sondern erst, nachdem sie schon die Beziehung zu dem Uchiha aufgebaut hatte, doch im Gegenzug dafür, dass Furiko ihr ihre Geschichte erzählt hatte, hatte auch Seika der Blonden von ihrem Werdegang erzählt. Furiko wunderte sich manchmal, ob die Akatsuki zu dem geworden wären, wie sie jetzt waren, wenn sie den Medic-Nin nicht zu sich geholt hätten. Die Antwort hieß wohl nein, und Furiko bewunderte Seika dafür.
 

Nur in ein Handtuch gewickelt, welches nicht ganz bis zu ihren Knien reichte, verließ die Blonde das Badezimmer. Sie fühlte sich wirklich gut und bekam richtig Lust, sich jetzt hinzulegen und ein wenig in den Büchern zu schmökern, die in dem Regal in ihrem Zimmer gestanden waren. Sie tapste den Korridor entlang und war schon fast bei ihrem Zimmer angekommen, da hörte sie plötzlich Schritte. Und ehe sie irgendwie reagieren konnte, erschien Deidara am Treppenabsatz.
 

Der blonde Shinobi hatte stur auf seiner Sturheit bestanden und hatte sich draußen, nur fünfhundert Meter von seinem Elternhaus entfernt, auf den Boden gesetzt und das Gebäude finster angestarrt, als ob es dadurch verschwinden würde. Was es natürlich nicht getan hatte. Verdammtes Haus, verdammter Pain. Und verdammter er selber. Warum konnte man denn nicht einfach ‚Nein’ sagen, wenn einem die Mission nicht passte? Eigentlich war diese Frage umsonst gestellt, denn Erstens wagte dies niemand und Zweitens hätte es sowieso niemanden gegeben, der diese Aufgabe sonst noch hätte übernehmen können, da die Anderen ja alle nach Mizu no Kuni unterwegs waren. Jedenfalls war es nicht nur störrischer, kindischer Trotz, der ihn so vehement davon abhielt, nur noch einen Schritt näher zu diesem Haus zu machen. Es waren sehr gemischte Gefühle, die er diesem Ort entgegenbrachte. Es waren einfach die Erinnerungen an sein Leben vor Akatsuki. Er war damals ein ganz anderer Mensch gewesen. Nun ja, er war natürlich bereits ein Shinobi gewesen, doch trotz seines Kekkei Genkai hatte er ein ruhiges Leben geführt, zusammen mit seinen Eltern und seiner älteren Schwester. Doch dann war alles recht schnell gegangen. Krieg hatte das Land zerstört und dann war er gekommen, um ihn zu holen. Itachi. Er hatte ihn herausgerissen aus seinem beschaulichen Dasein und hineingeschubst in die düstere Welt voller Gefahren. Dafür hasste Deidara ihn abgrundtief, auch jetzt noch, auch wenn sich dieser Zorn vielleicht etwas gelegt hatte und nicht mehr bei jeder Gelegenheit hervor brodelte. Es war, wie es war, und daran gab es leider nichts mehr zu rütteln. Doch konnte sich der Blonde nun auch nicht mehr wirklich vorstellen, wie er weiter als Bauernjunge hätte Leben sollen. Akatsuki war sein Zuhause geworden, nachdem seine Familie im Krieg umgekommen war. Er hatte wirklich beeindruckende Leute kennen gelernt, allen voran sein erster Partner Sasori, mit dem er zwar viele Meinungsverschiedenheiten gehabt hatte, doch trotzdem war das eine Zeit, an die der Blonde sich gerne zurück erinnerte. Damals war er das Nesthäkchen gewesen, doch dann hatte er Tobi als Kameraden bekommen, und damit hatte erst die richtig anstrengende Zeit bei den Akatsuki begonnen, weil der Maskierte wirklich dauernd beaufsichtigt werden musste. Außerdem war er so gesprächig, dass man selber kaum zu Wort kam. Mit Seikas Auftauchen hatte sich dann wieder einiges geändert. Nicht nur, dass er sich ein wenig zu ihr hingezogen gefühlt hatte und der Uchiha sie ihm weggenommen hatte, was Deidaras Wut erneut geschürt hatte. Auch hatten sich die Teams gerade deshalb wieder verändert und der Blonde wurde mit der Neuen zusammen gesteckt, mit Furiko, der Kunoichi, aus der man wirklich kaum ein Wort herausgebracht hatte. Zuerst hätte Deidara sie nur als Klotz am Bein betrachtet, weil er ihr hatte alles erklären müssen, wie es bei Akatsuki so zu ging, doch nach einiger Zeit hatte er doch einen Einblick in diese fragile Seele bekommen und erkannt, dass sie sich gar nicht so unähnlich waren, was er jedoch nicht so gerne zugab, auch sich selbst gegenüber nicht. Denn diese Einblicke hatten ihm etwas gezeigt und etwas ausgelöst, was dem Blonden fremd war. Sogar gerettet hatte er sie nur allzu oft, aus eigenem Antrieb, sie beschützen zu müssen… Und jetzt stand er ihr hier auf dem Gang gegenüber und sah sie in einer Aufmachung, die ihn richtig erstaunte.
 

Deidara hatte Furiko oft in normaler Trainingskleidung gesehen und sich wirklich Gedanken um sie gemacht, weil die junge Frau so furchtbar dünn war, ganz anders als Seika, die zwar schlank, aber trotzdem sehr gut proportioniert war, obwohl zwischen den beiden jungen Frauen vom Alter her nur zwei Monate Unterschied lagen. Er hatte oft die Sorge gehabt, dass die Blonde ihm beim Training früher oder später zusammenklappen würde, doch anscheinend hatte sich etwas getan. Das Handtuch, das sie um sich geschlungen hatte, verdeckte nicht viel von ihren Beinen und auch ihre Schultern und Arme waren nackt. Sie hatte merklich etwas zugenommen, nicht, dass sie nun dick war, denn sie war eine Kunoichi und deshalb sehr fit, aber sie war nicht mehr dürr, sondern einfach… normal. Ja, Deidara hatte gemerkt, dass sie mehr aß, seitdem die Angelegenheit mit den Osoroshisa vollkommen beendet war. Sie war lockerer, lächelte öfter und das alles wirkte sich wirklich positiv auf sie aus. Sie war sogar richtig hübsch, auf ihre ganz eigene Art…
 

Furiko errötete heftig unter Deidaras Blicken. Genau das hatte sie befürchtet, wenn sie den langen Gang vom Bad zu ihrem Zimmer entlang gehen musste, doch dass ihr Timing wirklich so schlecht war, dass war absolut furchtbar. Kami, war ihr das peinlich, so halb nackt vor ihrem Partner zu stehen! Schnell fiel die Starre von ihr ab und sie flüchtete bibbernd und verlegen in ihr Zimmer.

First maneuvre

Der zweite Tag ihrer Reise gestaltete sich ziemlich abwechslungsreich. Seika, Itachi, Kisame und Tobi brachen nach ihrer ersten Pause wieder auf, nachdem sie ein einfaches Frühstück aus ihrem Proviant zusammen mit ein paar handvoll Beeren, die Seika und Tobi gepflückt hatten, zu sich genommen hatten. Dann liefen sie erneut los. Vor ihnen lag als einzigstes, recht gefährliches Gebiet nur noch Oto no Kuni und dann wieder neutrales Territorium. Letztens, auf ihrer Reise nach Kaminari no Kuni, waren sie in Oto no Kuni trotz ihrer Vorsicht auf Shinobi gestoßen, gegen die sie hatten kämpfen müssen, damit niemand erfuhr, in welche Richtung sie unterwegs gewesen waren, und zwar nach eben ins Land der Blitze, wo ANBU nach ihnen gesucht hatten. Auch dieses Mal war das Land scharf bewacht. Zu allem Überfluss begann es auch noch zu regnen, doch es rieselten nur ganz feine Tröpfchen herab. Es war so, als wollte wirklich alles Seika an ihre letzte Reise erinnern. Damals waren Kisame und Itachi krank geworden, weil sie völlig durchnässt und unterkühlt in der Basis von Kaminari no Kuni angekommen waren. Die Brünette blickte mit unheilvollem Gesicht in den Himmel, doch selbst nach einer halben Stunde nieselte es nur schwach. Außerdem befanden sie sich in Oto no Kuni im Wald, deshalb wurden sie nicht allzu nass, was Seika ziemlich beruhigte. Sie wollte sich nicht noch mal um diese Männer kümmern, denn sie waren allesamt wirklich schwierige Patienten…
 

Doch das trotzdem miese Wetter hielt die Otoshinobi nicht von ihrem Dienst ab, denn sie waren wachsam wie eh und je, vielleicht sogar noch etwas mehr vorsichtig. Das letzte Ereignis, bei dem mehr als ein Dutzend Shinobi umgekommen waren, durch die Hand von unbekannten Ninja, hatte ihnen wohl einiges an Ärger und Bestrafungen ihres Anführers erbracht, denn nun würden sie sich so einen Fehler nicht leisten, weil sie daraus gelernt hatten. Doch niemand wusste eben, mit welchen Gegnern sie es damals zu tun gehabt hatten. Den größten Teil des Weges bewegten sich die Akatsuki so lautlos und geschickt durch das Land, dass niemand sie bemerkte, auch wenn sie nur ein paar Meter an Wache haltenden Otoshinobi vorbei liefen. Manchmal legte Itachi auch ein Genjutsu über die Gruppe, um sie vor Blicken zu schützen, doch das konnte er nicht immer machen, weil er dabei Chakra verbrauchte, welches ihre Gegner eventuell detektieren könnten.
 

Doch es kam, wie es kommen musste, und sie wurden in einen Kampf verwickelt, weil ausgerechnet ein aus einem Erdloch schnellender Hase durch seine Geräusche die Aufmerksamkeit der Otoshinobi auf sich zog. Dadurch, dass sie sich umsahen, entdeckten sie die Akatsuki. Es war ein kurzer, aber heftiger Schlagabtausch. Tobi wurde durch den Streich eines Katanas am Oberarm verletzt, doch ansonsten ging alles gut, denn die Otoshinobi waren innerhalb von fünf Minuten tot. Wegen diesem ungewollten Aufeinandertreffen beeilten sich die Akatsuki noch mehr, endlich das Land zu durchqueren. Seika wartete mit Tobis Heilung, bis sie wieder neutrales Land unter ihren Füßen hatten. Dort rasteten sie und zogen dann erst weiter.
 

Das Land hinter Oto no Kuni war gleichzeitig jenes, von dem aus sie ihre Schiffsreise antreten würden. Doch hatten sie noch eine längere Reise vor sich, bis sie zur Küste kommen würden. Außerdem hatten sie noch genügend Zeit, bis ihr Schiff nach Mizu no Kuni in See stechen würde, weil sie sich in Oto no Kuni so beeilt hatten. Deshalb ließen sie es jetzt etwas ruhiger angehen und beschlossen bald, eine längere Pause bis zum nächsten Tag einzulegen. Sie fanden einen guten, abgelegenen Platz im Randbereich eines kleinen Wäldchens, wo sie die Nacht verbringen wollten. Trotz der nicht allzu an den Kräften zehrenden Reise, waren alle mit einer längeren Rast einverstanden. Tobi jammerte, weil ihm seine Füße weh taten und auch Kisame spürte langsam das Gewicht von Samehada auf seinem Rücken, weshalb er froh war, sein Schwert für einige Zeit abnehmen zu können. Itachi wies keinerlei Zeichen von Müdigkeit auf und Seika auch nicht, doch die Kunoichi schien in einer schlechten Verfassung zu sein. Sie war die ganze Zeit so abwesend, als würde sie unermüdlich über etwas nachdenken. Ihre schlechte Stimmung färbte irgendwie auf Tobi ab, der nur noch lustlos vor sich hin schlenderte und dies wiederum nervte Kisame. Der Haimann war froh, dass sie nun endlich eine Pause machten und schlafen konnten. Am nächsten Morgen würde sich er wieder alles ganz anders aussehen. Denn es lagen Aufgaben vor ihnen, die die nagenden Gedanken von Seika sicher ablenken würden.
 

Itachi und Seika verschwanden gemeinsam, um zu ruhen. Kisame war nicht verwundert. Itachi schlief nie in der Nähe von Anderen, wenn sich die Möglichkeit bot, ein paar Bäume und Sträucher zwischen sich und die Mitreisenden zu bringen. So war es nur verständlich, dass Seika ihm folgte. Und der Haimann? Er verblieb mit Tobi. Wenigstens war dieser müde, sodass er nicht mehr viele Wörter aus sich herausbrachte. Im Moment versuchte er, sich ein bequemes Plätzchen zum schlafen zu suchen, was nicht ganz einfach war, denn sie waren hier in einem Wald und ein Wald war kein Schlafzimmer. Tobi würde vergebens nach einem Futon, geschweige denn einer Matratze Ausschau halten können. Der Maskierte stellte sich immer so an, obwohl man ihm das nicht zutrauen würde. Nun, Kisame war schon seit geraumer Zeit sein Partner und sie waren schon oft unterwegs gewesen, mit immer demselben Theater, wenn sie sich nachts ein Plätzchen zum Schlafen suchten. Während sich der Haimann dann immer schon längst irgendwo hingesetzt hatte, wo es trocken war und er sich irgendwo anlehnen konnte, tigerte Tobi durch die Gegend, als ob er versuchen würde, den Untergrund mit seinen Tritten zu lockern, was jedoch den gegenteiligen Effekt hatte. Es gab also immer nur eine Möglichkeit, Tobi in seinem unerbittlichen Marsch zu stoppen. Kisame hatte es nämlich satt, denn er konnte nicht pennen, solange sein Partner auf seiner aussichtslosen Suche war.
 

„Jetzt hock' Dich halt hin! Hier, der Platz neben mir ist nicht übel!“, sagte er zu dem Maskierten, der daraufhin zu ihm blickte. Und wirklich ziemlich unentschlossen und skeptisch schien.
 

„Aber Du schnarchst heute nicht, oder?“, fragte der Uchiha nach mit schief gelegtem Kopf nach. Kisame zuckte nur mit den Schultern.
 

„Woher soll ich wissen, was ich im Schlaf mache? Aber ich bemüh mich“, gab er zurück und sah zufrieden, wie Tobi sich nach einer weiteren Runde seines inneren Konflikts endlich hinsetzte.
 

„Okay, sonst box ich Dich in die Seite“, antwortet der Maskierte darauf, der keine Anstalten machte, sich das orange Ding vom Gesicht zu ziehen, weil er immer damit schlief. Kisame warf ihm einen schiefen Blick zu.
 

„Du weißt aber, dass ich dann zurückschlage!“, merkte er nur vorsichtshalber an, weil er leider so reagierte, wenn man ihn unsanft aus dem Schlaf wecken wollte, was Tobi schon ein paar Mal schmerzhaft zu spüren bekommen hatte. Doch dieser winkte nur ab, denn anscheinend hatte er es vergessen, und versuchte, die Best mögliche und bequemste Position zum schlafen zu finden.
 

Außer, dass Tobi gähnte oder vor sich hin brummte, weil ihm sein Ruheplatz nicht gefiel, war es ruhig, abgesehen natürlich von den typischen Geräusche, die ein Wald machte, obwohl er selber natürlich keine Laute verursachen konnte, nur die Bewohner, die im Gehölz lebten, oder der Wind, der durch die Äste strich. Und das Seltsamste war, dass Kisame immer noch wach war. Er war normalerweise der beste Schläfer von allen, denn er konnte überall ein Nickerchen halten, wenn es sein musste auch im Stehen und in der prallsten Helligkeit. Alles war ihm egal, wenn er nur für ein paar Minuten schlafen konnte, um sich etwas auszuruhen. Doch irgendwie konnte er in diesen Moment nicht in die Traumwelt abdriften. Er war schon müde, aber sein Körper war von der nicht besonders flotten Reise noch aktiv und ebenfalls nicht ganz ausgepowert. Sie waren nun nicht mehr allzu weit von dem Hafen entfernt, von dem aus ihre Fähre ablegen würde. Das Schiff lichtete seinen Anker erst mittags, sodass sie noch viel Zeit hatten. Nun ja, sie mussten sich auch noch soweit zurecht machen, dass sie wenigstens einigermaßen wie Zivilisten aussahen, wenn sie sich zu anderen normalen Leuten auf die Fähre begaben, aber das sollte, mit einer Frau in ihrer Gruppe, nicht allzu schwierig sein...
 

Ein unzufriedenes Murren von der Seite sagte dem Haimann, dass Tobi auch noch wach war, aber sicherlich nicht, weil er über etwas Besonderes nachdachte, sondern weil ihm dieser Schlafplatz einfach nicht passte. Aber da konnte Kisame nichts dafür. Hätte sich der Maskierte halt einen Schlafsack oder so mitgenommen… Plötzlich waren leise Stimmen zu vernehmen. Sie sprachen ruhig und tief, doch trotzdem waren sie zu hören, wenn es sonst nichts gab, was die Ohren beschäftigte. Tobi richtete sich auf und blickte zu Kisame hinüber. Kam etwa jemand hierher? Völlig erstarrt und durch die Dunkelheit mit den Schatten verschmolzen, saßen die beiden Akatsuki da und lauschten angestrengt, ob sie Schritte vernahmen, die in ihre Richtung kamen. Wenn ja, dann mussten sie Alarm geben und von hier verschwinden…
 

Da ertönte wieder eine Stimme. Es war die Stimme einer Frau. Sie kam Kisame bekannt vor und sie… stöhnte? Kisames Hirn, welches zwar versoffen, aber nicht ganz blöd war, schwante plötzlich Übles. Mit geweiteten Augen blickte er in die Richtung, aus der die Geräusche gekommen waren.
 

„Hm? War das nicht Seika?“, fragte Tobi nach und hatte sich wieder etwas entspannt. Wenn das so war, dann brauchten sie sich keine Sorgen mehr machen. Vielleicht konnten sie und Itachi auch nicht schlafen und unterhielten sich noch etwas. So dachte es sich Tobi jedenfalls. Doch Kisame käme nie auf den Gedanken, dass sie sich 'unterhalten' würden, jedenfalls nicht mit Worten. Er hoffte, dass er sich verhört hatte, ja, das hoffte er wirklich. Die Beiden würden doch nicht wirklich… Ein unterdrückter Schrei ertönte und verschmolz zu einem ekstatischen Stöhnen, welches plötzlich wieder gedämpft wurde. Wenn Kisame jemals in seinem Leben errötet wäre, dann jetzt.
 

„Warum schreit Seika so? Sollen wir mal nachsehen, ob was passiert ist?“, fragte Tobi nach und der Haimann sah ihn alarmiert mit einer den Maskierten zurückhaltenden Geste an. Nachsehen? Oh ja, dann würde erst etwas passieren. Kisame konnte es nicht fassen, denn jetzt war es sicher. Itachi und Seika taten es miteinander, nur ein paar Meter entfernt. Im Wald. Und der Uchiha kümmerte sich nicht mal darum, dass sein Objekt der Begierde wenigstens dabei still war. Der Blauhäutige bemerkte, dass Tobi ihn neugierig ansah und er glotzte nur entgeistert zurück. Was sollte er denn jetzt tun, damit der Maskierte nicht wirklich nachsehen ging und den Schock seines Lebens bekam? Damit meinte der Haimann nicht, dass es ein unästhetischer Anblick sein würde, denn die beiden fraglichen Personen waren bestimmt recht ansehnlich, untertrieben gesagt, doch so wie Tobi sich anstellte, hatte er wohl nicht die leiseste Ahnung, was dort im Gebüsch vor sich ging. Als sich dann auch noch Itachis Stimme rau zu der seiner Gespielin dazu gesellte, wurde Tobi ungeduldig und wollte schon aufstehen, was Kisame gerade noch so verhindern konnte, indem er den Maskierten zurück auf seinen Hosenboden zog.
 

Verdammt, waren Itachi und Seika so unersättlich, dass sie es nicht noch ein paar Stunden aushalten konnten, wenn sie eine Kabine in der Fähre beziehen würden? Hatten sie es so dringend nötig, dass es ihnen eventuell egal war, dass Kisame und Tobi vielleicht ein paar Meter weiter eventuell versuchten, zu schlafen und sie eventuell bei ihren Aktivitäten hören konnten, weil es hier keine Türen gab, die man schließen und so eventuelle Geräusche aussperren konnte? Sex im Wald; Kisame würde die Zwei dafür umbringen, weil sie ihn in eine sehr verzwickte Situation brachten. Er, der unverschämte, perverse Witzbold von den Akatsuki, hätte sich in einer anderen Situation wohl darüber amüsiert, doch gerade fand er es gar nicht lustig. Tobis Blick verlangte langsam nach einer Erklärung, warum sie denn nicht nach dem Rechten sehen sollten, doch wenn der Maskierte noch etwas länger Leben wollte, dann sollte er jetzt auf seinem hübschen Hintern sitzen bleiben. Doch was sollte der Haimann tun? Er konnte Tobi jetzt wohl schlecht von Bienchen und Blümchen- Hallo? Wer war er denn, verflucht noch mal!? Das würden die Zwei gleich morgen heimgezahlt bekommen, darauf konnten sie wetten!
 

„Ach, vielleicht ist Seika sauer auf Itachi, oder so… Ja, und jetzt zanken sie ein wenig... Bestimmt!“, stammelte Kisame völlig planlos. Kami, etwas Blöderes fiel ihm nicht ein, oder wie?
 

„Ja, das könnte sein. Sie war schon die ganze Zeit über nicht so gut drauf! Aber das wird schon nicht so schlimm sein. Also dann, gute Nacht“, antwortete Tobi und machte sich sofort daran, eine gute Position zum Einschlafen zu finden. Weil der Maskierte ihm diese Ausrede abgenommen hatte, atmete Kisame erleichtert aus. Er wusste noch nicht mal, dass er die Luft überhaupt angehalten hatte. Ein Problem war er jetzt jedenfalls los. Doch was war, wenn hier doch jemand umher schlich und sie hören würde? Auch das wäre für denjenigen sicher nicht angenehm… Plötzlich hörte Kisame jedoch das Flattern von Flügeln und als er aufsah, bemerkte er, wie eine von Itachis schwarzen Krähen auf dem Baum neben ihnen saß. Also hatte der Uchiha doch vorgesorgt… Grummelnd lehnte sich der Haimann wieder zurück und versuchte, trotz allem einzuschlafen, doch leider war sein perverses Hirn jetzt wieder völlig wach…
 

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Am nächsten Morgen war Kisame alles andere als ausgeruht, als sie sich etwa zwei Stunden nach Sonnenaufgang versammelten, um ihren Weg fortzusetzen. Die anderen Drei jedoch schienen ganz munter zu sein, Tobi trotz seiner verzweifelten Suche nach dem besten Schlafplatz und Itachi und Seika nach… nun ja. Nach einer kleinen Mahlzeit sprangen sie also los, von Baum zu Baum, stießen sich an Ästen ab, wichen peitschenden Zweigen aus und segelten bei weiteren Entfernungen durch die Luft. Der frische, salzige Wind, der von Richtung Meer landeinwärts wehte, weckte erst Kisames Geister. Der Geruch des Meeres erinnerte ihn sofort an seine Heimat und er konnte es plötzlich nicht mehr erwarten, den großen Teich zu sehen, der bis zum Horizont reichte. Er dachte bei sich, dass er am liebsten die Strecke bis nach Mizu no Kuni schwimmen würde, doch dafür war er wohl etwas aus der Kondition… Und während die kühle Luft in sein Gesicht wehte, erinnerte er sich an sein Vorhaben.
 

„Sagt mal, ihr Zwei, was war das denn für ein Krach, den ihr da gestern Nacht veranstaltet habt?“, fragte er nach und verbarg sein breites Grinsen gar nicht, als er Itachi und Seika neugierig ansah. Er wollte die Beiden direkt damit konfrontieren, dass er dem gelauscht hatte, was sie gestern Abend getrieben hatten, um sie in Verlegenheit zu bringen. Die Brünette wandte ihren Kopf zu ihm hin.
 

„Wie, Krach? Ich war doch so leise…“, antwortete sie ein wenig verrucht, obwohl trotzdem mit einem leicht rosa Schimmer auf ihren Wangen, sodass Kisame sich verschluckte, obwohl er nichts im Mund hatte. Das hatte sie jetzt nicht wirklich gesagt, oder? Doch Itachi schmunzelte kaum merklich, sodass Kisame die junge Frau wohl oder übel beim Wort nehmen musste.
 

„Das macht nichts. Wenn ihr Streit hattet, dann musstet ihr das ausdiskutieren, ist viel besser so. Ich konnte trotzdem gut schlafen, nur hat mich die ganze Zeit ein böser Stein in den Hintern gepiekst…“, meinte Tobi mit ernster Stimme und unzufriedenem Kopfschütteln und bekam dafür von Kisame einen tödlichen Blick zugeworfen. Seika sah den Maskierten perplex an. Streit? Wer mit wem? An der Reaktion des Haimannes fand sie aber schnell heraus, dass das wohl seine Erklärung für die nächtlichen Geräusche gewesen war… Nun, so ganz gelassen, wie die Brünette sich gab, war sie natürlich nicht. Als Itachi sich ihr in ganz bestimmter Absicht genähert hatte, war sie nicht ganz davon überzeugt gewesen, ihm wirklich nachzugeben, weil sie ja wusste, wer sich in ihrer Nähe befand. Doch es war andererseits unglaublich erregend gewesen, weil es so verboten war… Tabus zu brechen war normalerweise nicht ihre Art, doch wenn es mit dem Schwarzhaarigen geschah, hatte ihr Verstand plötzlich keine Ausreden mehr…
 

Seika begann zu lachen, weil Tobis Antwort so überzeugt von sich selber klang, sodass es scheinbar keinen Zweifel gab, dass nicht 'nicht' mit Itachi gestritten hätte. Mit seiner Unwissenheit hatte der Maskierte mal wieder die eigentlich eher bedrückte Stimmung gehoben. Kisame hingegen war sprachlos. Toll, er hatte sich eigentlich rächen wollen für seine Erklärungsnot, doch das ging gerade total unter in der allgemeinen lockeren Atmosphäre.
 

Deshalb liefen sie weiter und sie kamen dem Meer immer näher. Der Wald lichtete sich und die Luftfeuchtigkeit wurde auch immer höher und sie war voll von dem salzigen Geruch des großen Ozeans. Bald war die Landschaft eine mediterrane Steppe und die Akatsuki mussten immer mehr aufpassen, weil sie der Hafenstadt immer näher kamen. Schon tauchten vor ihnen die ersten Häuser auf und sie mussten Halt machen.
 

„So, weg mit den Hüten und raus aus euren Mänteln. Nehmt auch eure Hitai-ate ab und Du Tobi, Deine Maske... Nein, keine Widerrede, das haben wir doch so besprochen, nicht wahr?“, sagte Seika und stemmte ihre Hände verärgert in die Hüften, als sie sah, wie der Maskierte sich zierte, das orange Ding endlich abzunehmen. Die Anderen folgten ihren Anweisungen jedenfalls. Natürlich war die Kleidung, die sie unter ihren Mänteln trugen, immer noch die typische Shinobikluft, doch solange sie niemand als Akatsuki identifizierte, war ihnen das egal, es war sogar praktisch, wenn sie sich durch ihr Auftreten genügend Respekt verschaffen würden, damit sie niemand dumm anmachte. Nun ja, Itachi könnte eigentlich jeden nur durch einen einzigen Blick vertreiben, außerdem war ja Kisame bei ihnen mit dabei und den Haimann konnte man schlecht irgendwie verkleiden, schon wegen seiner Größe und Hautfarbe. Aber sie kamen hier ja nach Mizu no Kuni, da war der Blauhäutige sicher nicht so auffällig.
 

Seika beobachtete zufrieden, während sie sich selber aus ihrem Mantel schälte, wie sich die Akatsuki in mehr oder weniger gewöhnliche Shinobi verwandelten. Auch Tobi gab schließlich auf und nahm letztendlich seine Maske ab und wurde so auch zu einem mehr oder weniger normalen Ninja. Die Brünette wunderte sich, warum er sich geweigert hatte, es zu tun, denn er hatte darunter sowieso seine Augenklappe an. Sie waren alle in schwarz gekleidet, einfache Hosen, schwarze kurzärmlige Shirts, schwere Schuhe. Die junge Frau trug nur ein Tanktop und darüber war sie froh, denn es war hier sehr warm, was sie doch ein wenig verwunderte. Aber sie waren ja auch nicht allzu weit weg von Hi no Kuni und der Inselstaat, zu dem sie unterwegs waren, lag ja ungefähr auf gleicher Höhe, auch wenn er noch lange nicht so groß war, wie das Feuerreich.
 

Sie verstauten ihre Sachen so gut es ging und dann machten sie sich auf den Weg in die Stadt hinein. Jetzt hatten sie es nicht mehr eilig, denn bis die Fähre ablegte, hatten sie noch genug Zeit. Es war schon ein spannender Augenblick, als sie sich letztendlich unter die Leute mischten und die Straßen entlang gingen. Viele Menschen sahen sie automatisch an, weil von ihnen schon eine besondere, mächtige Aura ausging, doch keiner kam ihnen zu nahe oder sprach sie auch nur an.
 

„Hey, schlag Dir aus dem Kopf, dass wir mit Dir shoppen gehen, klar?“, meinte Kisame grinsend, als Seika eine Sekunde länger in ein Schaufenster starrte, an dem sie vorbei gingen. Sie blickte ihn kritisch an.
 

„Oh, dabei habe ich mich so gefreut, weil ich heute gleich drei Männer dabei habe, die meine Einkaufstaschen tragen können...“, gab sie augenverdrehend zurück. Als ob sie einer der Weiber wäre, deren Hobby es war, einkaufen zu gehen. Außerdem bekam sie ihre Sachen sowieso gestellt, deshalb musste sie sich nicht selber um ihre Kleider kümmern. Aber wovon sollte sie sich auch etwas kaufen? Sie bekamen ja für ihre Mitgliedschaft bei Akatsuki kein Gehalt von Pain. Diese Vorstellung, dass sie sich jeden Monat einen Lohnzettel von ihm abholen würden, war so lächerlich, dass Seika leise kicherte, wofür sie die Anderen fragend ansahen. Natürlich waren sie alle freiwillig, mehr oder weniger, der Organisation beigetreten und bekamen dort alles, was sie brauchten. Das Essen war gut, die Zimmer waren mit allem ausgestattet, was man sich nur wünschen konnte und auch die Kleidung bekamen sie. Sie hatten natürlich Geld bei sich, doch das war für Zwecke der Mission gedacht, doch nicht für ihr eigenes Vergnügen.
 

So gingen sie weiter und landeten direkt im Gedränge eines bunten Marktes, auf dem alles Mögliche angeboten wurde, was das Herz begehrte. Es herrschte so ein reges Treiben um sie herum, dass die Akatsuki beinahe ignoriert wurden. Geschmückte Stände präsentierten die verschiedensten Dinge, Händler priesen lautstark ihre Ware an, es roch gut nach frisch zubereitetem Essen, Hausfrauen mit ihren Kindern suchten nach den besten Angeboten und Gaukler und andere Künstler versuchten, mit ihren Kunststücken die Menge zu begeistern und so etwas zu verdienen. Die Stimmung war fröhlich und ausgelassen und die Menschen hatten keine Sorgen. Für die Shinobi war dies ein ungewohntes Bild, denn dieses Land war nicht von Ninjas regiert und trotzdem lebten die Menschen hier in Frieden. Plötzlich drehte Itachi seinen Kopf um und blieb stehen, sodass die Anderen es ihm nachtaten. Hinter ihnen hatte sich eine Traube von sechs Kindern gebildet, die sie fasziniert mit großen Augen anstarrten und ihnen gefolgt waren.
 

„Hey, seid ihr etwa... Shinobi?“, fragte ein Junge mit verstrubbeltem blondem Haar. Hinter ihm versteckte sich ein kleineres Mädchen mit derselben Haarfarbe, ansonsten waren es nur Jungs. Er schien wohl den meisten Mut zu haben.
 

„Na, woher willst Du denn das wissen, Hosenscheißer?“, meinte Kisame grinsend, denn es amüsierte ihn wahnsinnig, wenn Kinder so offen auf sie zugingen, die noch keine Ahnung von den Gefahren des Lebens hatten und vor allem nicht von den Akatsuki. Sie schienen zwar zu spüren, dass von ihnen etwas Furchteinflößendes ausging, doch wie Kinder so waren, siegte meistens deren Neugier.
 

„Weil ihr Waffen dabei habt, die nur Ninja tragen! Das hab ich in einem Buch gelesen!“, gab der Junge trotzig zurück und schien sogar ein wenig beleidigt zu sein. Ob es wegen Kisames Bezeichnung war, oder weil er ihm nicht zutraute, dass er einen Shinobi erkennen konnte, war nicht erkennbar.
 

„Ach, Lesen kannst Du auch noch!“, konterte Kisame lachend und der Mut des Jungen schien immer mehr zu schwinden, so, wie er von dem großen blauhäutigen Mann fertig gemacht wurde, obwohl es dieser natürlich nicht ernst meinte. So war halt eben sein Humor und er schreckte auch vor Kindern damit nicht zurück, auch wenn es diesen sehr gemein vorkommen musste. Doch da kam Seika eine Idee.
 

„Du erkennst also einen Ninja, wenn Du ihn siehst, wie?“, fragte sie nach und der Junge starrte sie gespannt mit einem Nicken an. Die Brünette tauschte einen kurzen Blick mit Itachi, der sofort erkannte, was sie vorhatte.
 

„Wenn Du mir einen kleinen Dienst leistest, dann schenke ich Dir so eins“, erklärte sie und zog ein Kunai aus ihrem Hüftgürtel. Die scharfe Schneide glänzte in der Sonne, als sie es hoch hielt. Der Junge bekam leuchtende Augen. Es war klar, dass er nur allzu gern gewillt war, alles zu tun, um sich so ein besonderes Objekt anzueignen. Doch Seika war noch nicht fertig.
 

„Aber ich warne Dich, wenn Du nicht genau tust, was ich sage, dann kann ich mit Dieser Waffe hier auch andere Dinge tun...“, fuhr sie fort und drehte das Kunai geschickt um ihren Finger herum, sodass es schnell in ihrer Hand wirbelte und sie die Waffen wieder zurückstecken konnte. Sie sah, wie der Junge aufgeregt und auch ein wenig eingeschüchtert überlegte, was er nun tun sollte. Sie wollte ihm nicht drohen, aber er musste soweit eingeschüchtert sein, dass er seinen Auftrag gewissenhaft und vorsichtig durchführte, doch er durfte nicht zu viel Angst haben, denn sonst würde er abspringen und der Einfall der jungen Frau war eigentlich sehr praktisch für sie. Doch der Bengel hatte Mut, also würde er sicherlich nicht so schnell aufgeben, wenn es denn nachher so eine Belohnung für ihn gab, für die ihn die anderen Kinder sicher beneiden würden!
 

„Okay, ich mach alles, was Du mir sagst!“, versprach er und die Kinder um ihn herum blickten ihn entgeistert an, als wäre ihm ein zweiter Kopf gewachsen. Seika lächelte leicht. Einen Jungen zu begeistern, war nicht besonders schwer. Sie wies in Richtung einer schmalen Gasse, denn sie standen hier mitten auf der Straße und es wäre wohl etwas auffällig, wenn vier Shinobi mit einem kleinen Jungen verhandelten. Die junge Frau ging also in Begleitung des Kindes in den Schatten eines großen Hauses, um ihm zu erklären, was sie genau von ihm wollte. Die anderen Kinder liefen schnell und verängstigt davon, denn ohne ihren mutigen Begleiter trauten sie sich wohl nicht, bei den starken Männern zu bleiben. Tobi sah etwas irritiert zu Itachi.
 

„Was hat Seika vor?“, fragte er, doch Itachi schien nicht antworten zu wollen. Deshalb sah der Mann mit der Augenklappe wieder zu der jungen Frau, die in die Hocke gegangen war und mit dem Jungen sprach, der mit ernstem Gesicht nickte und sich angestrengt alles einzuprägen versuchte, was sie ihm sagte, denn er wollte natürlich unbedingt das Kunai haben! Deshalb warteten die Männer, bis Seika ihre Angelegenheit beendet hatte und dann zu ihren zurückkehrte. Es dauerte nicht lange. Der Junge hatte sich jedenfalls sehr schnell aufgemacht und war voller Tatendrang los gerannt, sodass er in der Menge bereits nicht mehr zu sehen war.

Dealings and manipulations

„Was hast Du jetzt mit ihm besprochen?“, wollte nun auch Kisame wissen, als Seika wieder bei ihnen war, nachdem sie etwas mit dem Jungen besprochen hatte, den sie vorhin auf der Straße getroffen hatten. Er fand es seltsam, dass sie ein Kind für eine Sache einspannten wollten. Andererseits könnte dies, wenn man genauer nachdachte, wirklich ein cleverer Schachzug sein!
 

„Ganz einfach. Er wird sich für uns umhören, ob irgendjemand ahnt, dass wir hier sind oder ob es irgendwelche Typen in der Stadt sind, die für uns ungemütlich werden könnten, wenn sie uns erkennen. Er soll einfach ein wenig lauschen, ob irgendwo die Rede von Ninjas ist. Hier auf dem Markt zwischen den Menschen können wir unsere Ohren offen halten, aber der Junge kann sich unauffällig in Gaststätten und am Hafen herumtreiben, wo er sich natürlich auch besser auskennt. Wir treffen ihn dann in einer Stunde am Ende der Straße beim Brunnen“, erklärte die junge Frau den Anderen und der Haimann machte ein zustimmendes Gesicht. Die Idee war auch für ihn einleuchtend. Nur Tobi schien weiterhin irgendwie skeptisch.
 

„Eigentlich ist das gut für uns, aber Du kannst ihm doch nachher nicht ein Kunai geben! Er wird sich noch daran verletzen!“, meinte er ein wenig besorgt und Seika musste lachen, weil das wieder einmal typisch Tobi war. Doch die junge Frau verstand seine Bedenken. Aber sie hatte sich darüber auch schon Gedanken gemacht.
 

„Ich werde es nachher zur Sicherheit ein wenig abstumpfen, aber nicht allzu sehr, das Ding soll ja seinen Zweck noch erfüllen“, meinte sie und war sich sicher, dass der Junge, seinem Blick zufolge, wirklich aufpassen würde, was er mit dem Kunai machte. Wohlmöglich würde er es daheim irgendwo verstecken und nur ganz selten hervorholen. Als alle mit der Erklärung zufrieden waren, gingen sie weiter. In einer Hafenstadt herrschte eigentlich immer ein reges Treiben. Viele Menschen aus den verschiedensten Ländern versammelten sich hier, um ihre Handelsgeschäfte abzuwickeln. Dabei ging es meistens um normale Güter und nicht, wie an einem Hafen eines Shinobilandes, um Waffen, spezielle Ausrüstungen, Karten und Jutsus. Ja, es kam nicht selten vor, dass auch mit Landkarten von schwer zugänglichen Gebieten gehandelt wurde. Der Landweg war für die Händler meistens viel gefährlicher als die Reise zu Wasser, denn an den Straßen konnten immer irgendwelche Banditen oder Shinobi lauern, weil es sehr viele Möglichkeiten gab, sich zu verstecken, auch dadurch, dass man sein Chakra so verbarg, wodurch man nicht aufspürbar wurde. Sich deswegen einen Shinobi als Begleitschutz anzuheuern, war meistens ziemlich kostspielig, vor allem für einfache Kaufleute. Zu Wasser war man da wesentlich sicherer, obwohl es auch mittlerweile Ninja gab, die sich auf Überfälle zu Wasser spezialisierten, so etwas wie eine Neuauflage der Piraten, nur nicht ganz so stilvoll. Deshalb gab es auf jedem Schiff Shinobi, die die Sicherheit der Fahrgäste garantieren sollten. Hier lag das kleine Problem der vier Akatsuki. Ein erfahrener Ninja würde schnell herausfinden, wer sie waren. Doch das wollten sie natürlich vermeiden, ohne dass sie Gewalt anwenden mussten. Hier kam der Junge ins Spiel. Seika hatte ihm erklärt, er sollte sich nach bösen Kerlen umsehen, nach Shinobi eben und nach anderen verdächtigen Personen, oder auch, ob die Erwachsenen vor irgendetwas Angst hatten. Damit könnten natürlich auch die Akatsuki gemeint sein, doch das wusste der Junge ja nicht. Er hatte wahrscheinlich auch noch nie etwas von ihrer Organisation gehört, das hätte die Brünette jedenfalls ziemlich gewundert, wenn die Eltern ihrem Sohn solche Geschichten erzählen würden. Jedenfalls hatte sie dem Bengel eingebläut, dass er sich so unauffällig wie möglich verhalten musste, damit niemand ihn erwischte. Und falls man ihn doch schnappen sollte, dann sollte er sich etwas ausdenken, sonst konnte er sein Kunai vergessen. Dass der Bengel nicht skeptisch geworden war, war beruhigend, doch nicht verwunderlich bei der Vergessenheit auf seine Belohnung...
 

Es gab hier so viel zu sehen und Seika war sehr entzückt von den Eindrücken, denn es war so lange her, dass sie sich plötzlich fühlte, als wäre sie kein Mitglied einer gefährlichen Organisation, denn sie Leute sahen relativ ungerührt zu den in schwarz gekleideten Shinobi hinüber, bevor sie sich wieder ihren Einkäufen widmeten oder ihren Blick wieder auf die viel interessanteren Gaukler zuwandten. Es war wirklich witzig, dass niemand sie erkannte, weil sie eben hier in einem Land waren, in dem Shinobi so exotisch erschienen, wie in einem Shinobiland ein Mensch, der nicht wusste, was Chakra bedeutete. Was für eine Erfahrung musste das für Itachi sein? Es musste für ihn ein seltsames Gefühl sein, sich so einfach unter die Leute mischen zu können. Seika hatte sich ein paar Jahre ihres Lebens ganz frei in der Welt bewegt. In Konohagakure war sie zwar den Leuten fremd gewesen, doch sie kannte die Stadt immer noch aus ihrer Erinnerung und hatte deshalb dort überall hingehen können, wo es ihr schon während ihrer Kindheit gefallen hatte. Die Menschen und ihre Meinungen hatten sie nicht sehr interessiert, nur manchmal hatte sie wahre Zustände bekommen können, wenn ein gewisser Herr nicht sein Gehirn einschalten konnte und total verblendet von seiner Theorie, dass sich alle gegen ihn verschworen hatten, ihr die Ohren deshalb wund fluchen musste. Ja, Sasuke war ein richtiger Arsch gewesen und selbst der ruhigen Seika auf die Nerven gegangen. Sie war ein Jahr älter als er und hatte mit 8 Jahren die Akademie abgeschlossen. Er hatte das gleich als Vertrauensbruch angesehen und sie dafür nicht leiden können, obwohl er es damals nur mit Blicken gezeigt hatte. Ja, er war natürlich eifersüchtig gewesen, dass ein Mädchen fast so gut war wie sein Bruder, der selber kaum Zeit gehabt hatte, mit ihm zu trainieren. Dann war das Uchihamassaker passiert und kurz darauf hatte Seikas Sensei sie mitgenommen, um mit ihr auf Trainingsreise zu gehen, weil sie nicht in ein Team aufgenommen worden war, was zuerst Sasukes Hohn geweckt hatte. Doch als er dann erfahren hatte, dass sich jemand ganz allein um sie kümmern wollte, war er wieder furchtbar sauer geworden. Und dann war sie weg gewesen, für viele lange Jahre. Als sie eines Tages zurückgekommen war, hatte sich nicht viel geändert, nur dass Sasuke fiel kälter und herablassender geworden war. Dann war sie wieder verschwunden, als Gefangene der Akatsuki, und nun, nach zwei sehr ereignisreichen Begegnungen interessierte Seika wirklich, was der jüngere Uchiha nun dachte. Er hatte sie verachtet und seinen Bruder gehasst und nun waren diese Menschen in einer innigen Beziehung miteinander verbunden. Schon bei ihrem letzten Treffen, beim Kampf gegen die Osoroshisa, da hatte er sich ganz anders verhalten, so ernsthaft und beobachtend, als ob er ergründen wollte, was da zwischen Itachi und Seika wirklich vor sich ging. Was hielt er nun wohl von ihnen? Hatte ihn das gesehene endlich zum denken angeregt? Ja, vielleicht war es so oder auch nicht, aber darüber konnte Seika nur spekulieren...
 

Aber nun waren ihre Gedanken erneut abgewandert und sie fragte sich plötzlich, warum sie so viel über Sasuke sinnierte, wenn sie eigentlich zuvor an Itachi gedacht hatte. Nun ja, der Vergleich zwischen den Brüdern war nicht allzu weit hergeholt. Ihr Kopf machte sich immer wieder selbstständig, das kannte sie ja, aber während ihrer Mission sollte das lieber nicht wieder vorkommen.
 

Sie kamen etwas früher als verabredet bei dem Brunnen an. Dort ging es auch recht lebhaft zu, sodass die Akatsuki in Zivil nicht zwischen den anderen Leuten auffielen. Seika fand eine freie Stelle am Brunnenrand und setzte sich dort hin. Sie bedeutete Kisame, auch dort Platz zu nehmen, damit sein Schädel nicht alle anderen überragte und ihnen so mehr Aufmerksamkeit als nötig verschaffte. Außerdem sollte er ihr als Sichtschutz dienen, während sie das Kunai an den Steinen, die die Fontäne umrandeten, abschliff, sodass es seine feine Schärfe verlor. So kannte man sich nicht daran schneiden, wenn man es zufällig berührte, es würde dann schon mehr Druck benötigen, um sich wirklich eine Wunde zuzuziehen. So war es sicherer für den Jungen.
 

Viel länger mussten die Akatsuki auch nicht warten. Nach zehn Minuten quetschte sich ein Junge durch die Menschenmasse und lief mit strahlendem Gesicht zu den schwarz gekleideten Personen hin. Er wirkte etwas außer Atem, doch ziemlich aufgeregt, denn er hatte einen hochroten Kopf. Seika schmunzelte bei diesem Anblick. Der Bengel schien sich in seine Aufgabe ziemlich reingehängt zu haben.
 

„Tut mir Leid, ich habe mich etwas verspätet!“, sagte er, nach Luft schnappend, doch er war viel zu aufgedreht, als dass er wirklich ängstlich gewesen wäre. Die Akatsuki sahen wortlos darüber hinweg, denn Erstens war er nur ein einfacher Junge, Zweitens hatten sie es nicht allzu eilig, denn die Fähre legte erst in einer halben Stunde ab und dass der Kleine länger gebraucht hatte, war an sich eigentlich ein gutes Zeichen, dass er etwas interessantes entdeckt hatten.
 

„Dann komm her und erzähle, was Du herausgefunden hast“, sagte Seika und legte wie als Aufforderung das Kunai, welches sie vorhin noch etwas abgestumpft und darauf hin poliert hatte, um die Kratzer verschwinden zu lassen, in ihren Schoß. Sollte der Bengel nicht denken, er würde sich die Belohnung vorzeitig abstauben können.
 

„In den Gaststätten war so viel los, dass ich kaum durch die Menschen durchgekommen bin! Einmal hätte man mich beinahe raus geschmissen, aber ich bin einfach zwischen den Beinen von einem Mann hindurch gekrochen... Äh ja, also eigentlich haben die Leute über alles Mögliche geredet, über das Wetter und Nachrichten aus den anderen Ländern. Ich habe auch versucht, an den Hinterzimmer zu lauschen, aber das hat meistens nicht funktioniert, weil da immer so finster drein schauende Typen gestanden haben... Aber in dem Lokal da drüben habe ich was Komisches mitbekommen. Da saßen so vier Shinobi zusammen. Sie hatten Kunai und Schwerter bei sich, also waren das doch Ninjas, oder? Sie haben etwas von einem Monster gesprochen und dass man schon lange keine Neuigkeiten aus Mizu no Kuni bekommen hat. Doch dann kamen irgendwelche anderen Typen vorbei und sie haben angefangen zu streiten. Der Wirt war richtig sauer und hat sie laut schimpfend verjagt. Der hatte wohl überhaupt keine Ahnung, mit wem er es da zu tun hatte, die Ninja hätten den bestimmt sofort erledigt! Aber sie sind trotzdem raus gegangen in eine Gasse. Von der Straße aus konnte man ganz gut hören, was sie sagten, irgendetwas von Kopfgeldjägern, die zur Insel aufbrechen wollen. Sie haben sich glaub ich um den Auftrag gezankt, doch dann hat die eine Gruppe von ihnen so eine Organisation erwähnt, Bakakutsi, oder so und-“, plapperte der Junge, doch er wurde unterbrochen, als Kisame prustend zu lachen anfing. Der Haimann versuchte es zu unterdrücken, doch war damit nicht besonders erfolgreich, während der Junge ihn verunsichert ansah.
 

„Achtet nicht auf mich... Bakakutsi!“, lachte er und auch Tobi kicherte leise. Itachi sah die Beiden nur scharf an und das genügte, um sie verstummen zu lassen. Seika fand diesen Verhörer auch witzig, doch alles Andere war in diesem Moment viel weniger lustig und dämpfte ihren Humor deshalb.
 

„Haben sie gesagt, wann sie aufbrechen?“, fragte Seika nach, denn diese Information wäre essentiell für den Fortlauf ihrer Reise. Der Kleine dachte angestrengt nach, denn er hatte diese Sache wohl nicht als allzu wichtig empfunden.
 

„Ich glaube, erst heute Abend. Sie sagten, sie würden noch auf Kameraden warten“, antwortete der Bengel folgsam und anscheinend bekam er mit, wie die junge Frau dem Mann mit den zurück gebundenen schwarzen Haaren einen vielsagenden Blick zuwarf, denn der Junge war plötzlich wieder ganz aufgeregt. So ganz dumm war er nicht, es schien hier nämlich um eine große Sache zu gehen, von der er aber leider nicht viel, oder besser gesagt, gar nichts verstand. Auch das, was die Männer geredet hatten, hatte ihn mehr verwirrt, als schlauer gemacht und deshalb war es ihm schwer gefallen, sich die ganzen Informationen zu merken. Doch anscheinend hatte er seine Sache zufriedenstellend erledigt, denn die Stimmung bei den in schwarz gekleideten Ninjas bekam eine gewisse Spannung. Ein wenig hatte er schon Angst gehabt, dass er ihnen nichts Besonderes erzählen konnte und sie deshalb sauer auf ihn wurden. Doch die Frau schien nett zu sein. Das Geschäft mit ihr abzuschließen war nicht zu beängstigend gewesen. Mit einem der Anderen hätte er sich jedenfalls nicht getraut zu sprechen. Da war dieser Mann, der aussah, wie ein Hai. Gut, der Junge hatte schon einmal solche Leute gesehen und er wusste, dass sie aus Mizu no Kuni oder einer der umliegenden Inseln kamen. Dann gab es noch den Typen mit der Augenklappe, der eigentlich ganz harmlos wirkte, aber trotzdem etwas Eigenartiges an sich hatte. Diese Mischung machte ihn doch ziemlich unheimlich. Doch am furchteinflößendsten war der Mann mit den langen Haaren. Der Junge bekam nur eine Gänsehaut, wenn er ihn ansah. Ob es seiner geraden kühlen Haltung lag, oder dem gleichgültigen Blick seiner Augen, die jedoch trotzdem alles zu bemerken und aufzunehmen schienen, wusste der Junge nicht. Der einzige Grund, warum er noch nicht schreiend davongelaufen war, bestand darin, dass die junge Frau sich gut mit ihm zu verstehen schien und immer wieder Blicke mit ihm austauschte. War er vielleicht ihr Freund? Irgendwie kapierte der Kleine nicht, wie man sich so einen gruseligen Freund anschafften konnte...
 

Der Junge wurde aus seinen Gedanken gerissen, als der große Haimann aufstand und die junge Frau es ihm nachmachte. Die vier Shinobi sahen sich für einige Sekunden an, dann wandte sich die Brünette dem Jungen zu.
 

„Gute Arbeit. Hier, Deine Belohnung. Aber geh vorsichtig damit um, denn es ist kein Spielzeug und zeige es nicht einfach allen Leuten, sonst wird man es Dir bestimmt wegnehmen“, meinte Seika und reichte dem Jungen das Kunai. Sie hielt es geschickt zwischen zwei Fingern an der Schneide, denn sie war geübt im Umgang mit dem Wurfmesser und schnitt sich nicht an der Klinge, und hielt es dem Kleinen hin, damit er die Waffe an dem mit Leinenstreifen umwickelten Griff festhalten konnte.
 

„Wow, danke! Das... Es ist viel schwerer, als ich dachte!“, sagte er und seine Augen glänzten vor Freude, als er das Kunai ehrfürchtig an sich nahm und über das Gewicht staunte, welches man der Waffe nicht wirklich zutraute. Doch trotz seiner Euphorie merkte er, dass die vier Ninja aufbrechen wollten.
 

„Ihr geht schon?“, fragte er und war darüber etwas traurig, obwohl er einen riesigen Respekt von diesen Leuten hatte. Alle, außer der mit den langen, schwarzen Haaren drehten sich noch einmal zu ihm zurück.
 

„So ist es, Kleiner. Und nen Hosenscheißer wie Dich können wir leider nicht mitnehmen!“, gab der Blauhäutige grinsend zurück, worauf der Junge etwas beschämt zu Boden sah, doch aus einem Augenwinkel merkte er, dass die Brünette leicht lächelte. Hatte es der Haimann also nicht böse gemeint? Das beruhigte ihn etwas. Er hielt den Griff des Kunai ganz fest und verdeckte es mit seiner Jacke, während er neben dem Brunnen stand, umringt von den morgendlichen Menschenmassen, die ihm keinerlei Aufmerksamkeit schenkten und er sah den Shinobi nach, die ihn so sehr beeindruckt hatten, dass er wünschte, er könnte auch einer werden. Doch er wusste, dass es unmöglich war und dass der Gedanke viel leichter erschien als die Realität sein würde. Und da wurden die vier schwarz Gekleideten verschwunden und der Junge dachte bereits wieder darüber nach, dass er seiner Schwester unbedingt seine neuste Errungenschaft zeigen musste. Sie würde bestimmt vor Neid platzen! Deshalb winkte er den Ninja noch kurz nach und war dann verschwunden.
 

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Die vier Akatsuki machten sich auf den Weg zu den Anlegedocks, um von dort aus ihre Fähre zu besteigen. Itachi hatte die Fahrkarten, die einer von Pains Mittelsmännern schon vor einigen Tagen besorgt hatte, damit sich auch sicher einen Platz auf diesem Schiff bekommen würden. Die Informationen des Jungen hatten sie, so einfach aber wirkungsvoll sie gewesen waren, ein wenig beunruhigt. Es waren also Kopfgeldjäger unterwegs, die davon wussten, dass auf Mizu no Kuni etwas vor sich ging. Auch schienen sie zu ahnen, dass die Akatsuki ebenfalls an der Sache dran sein könnten. Der Junge hatte wohl nicht erfahren, ob sie wirklich sicher waren, dass die Akatsuki auf dem Weg zum Inselstaat waren oder ob sie nur darüber spekulierten. Doch nun hatten sie es wirklich mit Feinden zu tun, denen sie entweder nicht begegnen durften, oder die sie sich schnellstens vom Halse schaffen mussten. Weil die Männer erst abends aufbrachen, hatten die Akatsuki einen gewissen Vorsprung, weil sie eher auf der Insel eintreffen würden.
 

Doch noch etwas Anderes war ziemlich seltsam. Der Junge hatte gesagt, dass die Männer erzählt hatten, es kämen kaum noch Nachrichten aus Mizu no Kuni. Das war recht verwunderlich, weil die Handelsbeziehungen der Insel mit dem Festland doch relativ rege waren, da das Eiland von den Lieferungen einiger Güter und bestimmter Lebensmittel abhängig war und so musste man wegen den regelmäßigen Besuchen im anderen Land doch zwangsläufig etwas über die dortige Lage erfahren. Doch vielleicht wusste der Kapitän ihres Schiffes mehr, wenn er immer hin und her fuhr. Aber das würden sie erst erfahren können, sobald sie an Deck waren.
 

Der Zeitpunkt des Eincheckens war eine heikle Sache. Natürlich hatten die Vier nicht vergessen, dass Shinobi an Bord sein würden, die das Schiff vor Seeräubern beschützen sollten, und dies war der Augenblick, an dem sie am ehesten erkannt werden könnten. Sobald Kisame und Itachi in ihren Kabinen waren, durfte die Situation wieder entschärf werden, doch davor? Die Akatsuki hatten keine Ahnung, in wie weit die Ninja hier über ihre Organisation bescheid wussten. Sicher waren die Gesichter der Akatsuki in jedem Bingobook, doch das kannte ja niemand auswendig. Außerdem war Tobis Gesicht wegen seiner Maske, die er immer trug, vollkommen unbekannt und auch Seika hatte bestimmt noch keinen Einzug auf die Liste der S-Class Kriminellen geschafft, da bisher nur sehr wenige Leute wussten, dass sie bei der Organisation eingetreten war.
 

Als sie sich dem Anlegeplatz ihres Schiffes näherten, einer mittelgroßen Fähre mit hübschem Deck, die wohl vor kurzem gestrichen worden war, denn der Lack strahlte blendend weiß, lichtete sich die Menschenmasse um sie herum, sodass sie nicht mehr durch die anderen Leute vor Blicken geschützt waren. Der Steg bis zum Schiff war dummerweise leer und vor der Luke, durch die man in die Fähre hinein gehen konnte, standen zwei Männer, die wohl die Fahrkarten kontrollieren sollten. Jeder Laie hätte an ihren Hitai-ate erkannt, dass sie Shinobi waren. Hier erfüllte sich die Befürchtung aller. Die Ninja würden genug Zeit haben, sich die Ankömmlinge anzusehen und vielleicht würden diese Sekunden dazu beitragen, dass man sie enttarnen würde.
 

„Gib mir die Tickets“, sagte Seika zu Itachi, der sie ihr wortlos überreichte. Die Brünette hatte sich ausgedacht, dass sie ein wenig Ablenkungsarbeit leisten sollte, damit die drei Männer mehr oder weniger unbeachtet das Schiff betreten konnten. Sie ging also vor und betrat als Erste den Bootssteg. Die Aufmerksamkeit der beiden Shinobi, die den Eingang bewachten, war bereits bei den Neuankömmlingen.
 

„Guten Tag. Ihre Fahrkarten, bitte. Und würden Sie vielleicht…“, sagte einer der beiden Männer, doch er verlor daraufhin sofort seine Fähigkeit zu sprechen, als Seika vor ihn trat und ihm die Dokumente in die Hand drückte. Weil sich dadurch ihre Finger kurz berührten, hatte Seika leichtes Spiel. Gerne hätte sie jetzt einen besseren Umgang mit Genjutsu gehabt, um dem Shinobi eine schöne Szene vorzugaukeln, doch in diesen Fähigkeiten hatte nie ihre Stärke gelegen. Aber sie hatte genug andere Möglichkeiten, um etwas zu tun, was die Aufmerksamkeit der Wachen ganz auf sie lenkte, damit ihre Begleiter ungesehen auf das Schiff gehen konnte. War das auch nicht der Zweck ihres Auftritts bei den zwei Partys gewesen? Sie sollte die Blicke der Menschen auf sich ziehen, um zu garantieren, dass niemand ihre Kameraden erkannte. So auch diesmal. Seika fixierte den Blick des Shinobi so, dass er nur sie sah. Mehr brauchte sie nicht zu tun, denn seine Augen starrten fasziniert auf ihr Gesicht und ihre goldenen Irriden.
 

Die Wache schien plötzlich wie gefangen von Seikas Augen zu sein. Er gaffte sie ganz nonchalant an, als gäbe es sonst nicht anderes auf der Welt, was ihn beschäftigen würde, was natürlich auch mit dem Jutsu der Brünetten zusammenhing. Sie hatte seine Gedanken so weit getunnelt und die Aktivität seines Gehirns so weit herunter gefahren, dass er nicht mehr wirklich dachte, sondern nur noch instinktiv handeln konnte. Deshalb war ihm auch nichts anderes mehr bewusst, als das, was er gerade sah. Das war gut, so würden ihn ihre Begleiter nicht gerade stören. Doch es gab noch den zweiten Shinobi. Er blickte die junge Frau ebenfalls an, doch ihn verwirrte die Reaktion seines Kameraden nicht, weil er wohl auch ohne irgendwelche Hilfsmittel von der Brünetten angetan war. Doch Seika musste auch bei ihm sicher gehen.
 

„Sie können die anderen zwei Karten kontrollieren, dann geht es schneller“, sagte sie mit umgarnender, tief schnurrender Stimme und einem leichten Lächeln zu ihm und gab ihm die Hälfte der Tickets in die Hand, die er beinahe in Zeitlupe zu ihr ausstreckte. Auch bei ihm setzten bei der kurzen Berührung ihrer Hände sämtliche Reflexe aus. Das Einzige, was beide Männer nun noch tun konnten, war, dass sie von den Fahrkarten den entsprechenden Streifen abreißen konnten, sodass sie nachher auch die Bestätigung hatten, von allen Passagieren die Dokumente überprüft zu haben. Seika gab ihnen ein, ihre Hände so zu bewegen, damit sie diese Sache erledigen können. Weil ihre Gehirne in diesem Moment so blank waren, würden sie sich auch später nicht erinnern können, diese vier Personen überprüft zu haben, doch solange sie die Tickets hatten, die natürlich alle auf falsche Namen ausgestellt waren, konnten sie nichts dagegen sagen. Ein reißendes Geräusch sagte Seika, dass die beiden Shinobi ihre Aufgabe zufriedenstellend erfüllt hatten. Sie ließ also deren Hände los, ohne die noch andauernden Nachwirkungen ihres Jutsus zu neutralisieren. Bis Kisame und Itachi in ihren Kabinen waren, sollten die Wachen nicht auf die Idee kommen, ihnen hinterher zu laufen. Weil sich auch sonst gerade niemand dem Bootssteg näherte, durften sie noch etwas länger in diesem Zustand verbleiben.
 

Seika sah sich um. Ihre Begleiter waren schon voraus gegangen und hatten bereits das Innere der Fähre betreten. Doch sie waren noch nicht weit gegangen, sodass die junge Frau schnell auf die anderen Akatsuki traf.
 

„Wusstest Du, dass Pain uns wieder als Masoru Ichigo und Asahi ausgegeben hat?“, fragte sie Itachi und hielt ihr ihre Fahrscheine hin, die ihre Decknamen aufgedruckt hatten, die sie bei den beiden Partys, die sie gemeinsam besucht hatten, angenommen hatten. Der Schwarzhaarige antwortete nur mit einem amüsierten 'Hn.', während Tobi sein Ticket entgegen nahm um nachzusehen, wo sich ihre Kabinen befanden.
 

„Sag mal, was hast Du den Typen da eigentlich eingegeben, dass sie Dich so mit Blicken angehimmelt haben?“, fragte Kisame mit seinem typischen, anzüglichen Grinsen. An was der Haimann auch gleich wieder denken musste! Das war ja aber auch typisch für ihn und schien ihn auch wahnsinnig zu amüsieren. Jedenfalls reagierte Seika kaum mehr darauf, weil sie wusste, dass er eben so war und dass man es ihm nicht austreiben konnte, wie sie es in der Vergangenheit schon zu Genüge versucht hatte.
 

„Nichts Besonderes. Wenn ich Deine Hirnströme kontrollieren würde, dann würdest Du mich genau so anstarren. Wir hätten Dich ja auch ein Oiroke no Jutsu machen lassen können, aber das habe ich unseren Augen doch lieber erspart“, antwortete die junge Frau schmunzelnd und beobachtete, wie Kisame sie entsetzt anblickte, Itachi seine Mundwinkel leicht verzog und Tobi aussah, als müsse er sich gleich übergeben.
 

„Die wird echt immer frecher! Itachi, tu was dagegen!“, gab der Blauhäutige gespielt beleidigt zurück und schmollte, doch der angesprochene Uchiha blieb völlig locker. Sein Blick jedoch sagte Seika, dass er sicher etwas tun würde, damit die junge Frau ihren Mund halten würde. Doch das hatte nichts mit Kisames Aufforderung zu tun...
 

Wie sich herausstellte, teilten sich Kisame und Tobi eine Kabine, sowie Seika und Itachi, die hier eben wieder als Ehepaar auftraten, wofür sie sich jetzt jedoch nicht mehr wirklich verstellen mussten. Während der Haimann und der berüchtigte Uchiha in ihren Zimmern blieben, damit niemand sie zu Gesicht bekam und so zufällig erkennen konnte, weil sie auch nicht wussten, wer noch dieses Schiff betreten würde, beschlossen Seika und Tobi, sich etwas auf dem Schiff umzusehen.

On board

Als sich die Brünette und der Mann mit der Augenklappe zur verabredeten Zeit draußen auf dem Gang vor den Türen zu ihren Kabinen trafen, ging ein leichter Ruck durch das Schiff, was bedeutete, dass es endlich ablegte und in See stach. Das war gut so, denn so waren alle Reisenden an Bord und die Beiden konnten sich die Personen deshalb alle genau ansehen, sofern sie nicht auch in ihren Zimmern saßen, sondern an Deck spazieren gingen. Auch wollten sich die Beiden darüber informieren, wo das Essen ausgegeben wurde und ob man es auch in den Kabinen zu sich nehmen konnte, denn das wäre wichtig, sonst würde ihr Plan, dass sich Itachi und Kisame in ihren Zimmern verstecken konnten, bis sie in Mizu no Kuni angelegt hätten, nicht wirklich aufgehen.
 

Das Schiff an sich war nicht besonders groß, also gab es auch nicht allzu viele Passagiere, die die Überfahrt zum Inselstaat antraten. Insgesamt besaß es nur zwei Unterdecks, welche jeweils halb zu Unterkünften für Reisende umgebaut waren. Doch entweder versteckte sich die Hälfte der Leute in ihren Zimmern oder die Fähre war nicht voll besetzt, denn Seika kam es komisch vor, dass doch nur so wenige Menschen frei herum gingen. Es war außerdem recht still überall, außer dem Dröhnen der Schiffsmotoren und dem Rauschen der Wellen waren kaum Stimmen zu hören. Die Stimmung schien auch irgendwie gedrückt zu sein. Nun ja, nach dem, was sie von dem Jungen erfahren hatten, schien es in Mizu no Kuni drunter und drüber zu gehen. Wenn es Gerüchte gab, dass auf dem Eiland etwas vor sich ging, dann waren die Leute bestimmt ängstlich und vorsichtig, sodass sich keiner dort hin zu fahren traute. Aber eben dies wollten die beiden Akatsuki herausfinden, denn diese Informationen waren essentiell für ihr weiteres Vorgehen. Sie wussten zwar, dass sich dort ein Jinchuuriki befand, doch wenn eben diese Vermutungen und Ängste mit dem Bijuu zusammen hingen, dann konnten sie umso schneller erfahren, wo er sich aufhielt und damit würden sie auch diese Mission schneller erledigen können.
 

Doch beim Gedanken an den Jinchuuriki wurde Seika ganz flau im Magen, was nicht an dem kontinuierlich leicht hin und her schwankenden Schiff lag, denn sie war nicht anfällig dafür, seekrank zu werden und gewöhnte sich schnell an den schaukelnden Boden. Nein, es war die Vorstellung an sich, was sie mit diesem Menschen tun würden. Noch vor ein paar Monaten hatte sie nie darüber nachgedacht, wie es dem Container eines Bijuu ergehen würde, wenn man ihm den Dämon entzog. Warum hätte sie sich auch den Kopf zerbrechen sollten? Sie hatte sicher gewusst, dass es entsprechende Methoden gab und dass so etwas schon einmal durchgeführt worden war, doch wenn man ihr damals gesagt hätte, sie würde einmal in die Akatsuki und in diese Angelegenheiten involviert sein, dann hätte sie nur laut gelacht und denjenigen, der ihr das erzählt hätte, mit einem gehörigen Schlag für dieses dumme Geschwafel ins Traumland geschickt. Doch jetzt? Natürlich kannte sie Naruto durch die nicht allzu lange Zeit, die sie in Konohagakure gelebt hatte. Er war auch ein Jinchuuriki und er würde auch einmal dran sein, wenn es wirklich Pains Ziel war, alle Bijuu zu fangen. Dieser junge Mann war so lebenslustig und strebsam, er war wohl einer der fröhlichsten Menschen, die Seika kannte, abgesehen von Tobi vielleicht, doch Naruto hatte eben dieses schwere Los und hatte es in seiner Kindheit nie leicht gehabt. Die junge Frau unterdrückte ein Seufzen. So viele Menschen hatten in ihrem Leben etwas durchgemacht, auch manche Akatsuki, und waren sich deshalb gar nicht so unähnlich, doch bei jedem hatte es zu etwas anderem geführt. Doch in eben diesem Leben hatte Naruto sich vieles verdient gemacht – und sollte nun sterben? Ja, wenn man den Bijuu aus dem Körper seines Containers extrahierte, dann starb dieser. Hier ging es zwar jetzt nicht um den blonden Jungen, aber die Situation war nicht viel anders und das bereitete Seika ungewollte Kopfschmerzen. Sie war eine Kunoichi und konnte damit umgehen, jemanden umzubringen, wenn sie sich verteidigen musste. Auch konnte sie Aufträge erfüllen, wenn man ihr auftrug, diesen oder jenen Menschen zu beseitigen, weil er im Wege stand. Doch dies war eine ganz andere Situation, fand die junge Frau. Es war einfach ein nebensächlicher Effekt, dass jemand starb, weil er etwas in sich trug, nach dem ein Anderer verlangte, wofür er ja selber nicht einmal etwas konnte! Es mutete ihr schlichtweg ungerecht an... Doch Seika schüttelte ihren Kopf, wofür Tobi sie fragend ansah. Sie durfte nicht zu schnell urteilen und musste die Situation einfach abwarten, die sie in Mizu no Kuni erwarten würde. Vielleicht kam sie mit sich und ihrem Gewissen doch nicht ins Reine.
 

Nachdem sie Tobi mit einer einfachen Geste ihrer Hand beschwichtigt hatte, die sagen sollte, dass alles in Ordnung war, machten sie sich gemeinsam auf den Weg auf das offene Deck. Sofort wurde der Mann mit der Augenklappe erfasst von einer euphorischen Phase, als er das weite Meer, den entfernten Horizont, den offenen blauen Himmel, den nur wenige Wolken durchzog, die blassen Konturen des weit entfernten Festlandes, die schemenhaften Berge von Kaminari no Kuni und die sich langsam entfernende Stadt sah. Über dem Hafen flog eine Schar von Möwen, die nach Essensresten von den Fischerbooten suchten, die ihre Fracht an Land gebracht hatten. Die Fähre fuhren noch sehr langsam, weil sie sich immer noch im Hafen befanden und ihnen noch eine Menge anderer Schiffe entgegen kamen, damit vorsichtig navigiert werden konnte. Es waren Passagierschiffe aus Kaminari no Kuni oder von anderen Inseln, deren Namen Seika nicht kannte, weil ihr geographisches Wissen sich eher auf die Shinobistaaten beschränkte, oder es waren Handelsboote oder die Schiffe von Fischern. Der Geruch von Fisch war hier im Hafen besonders dominant, doch vom Meer her wehte eine frische Brise, die das Atmen wieder leichter machte. Auch wenn die Brünette Tobis Verhalten etwas sehr übertrieben fand, war sie auch ein wenig beeindruckt. Übers Meer war sie auch noch nie gefahren. Das war eine neue Welt für sie. Lange Jahre ihrer Kindheit hatte sie in den Bergen von Kaze no Kuni mit ihrem Sensei verbracht. Deswegen war ihr fester Boden unter den Füßen auch lieber, doch das Meer machte ihr auch nichts aus. Vor allem genoss sie aber den würzigen Geruch des Ozeans. Irgendwie machte er ihr das Denken leichter. Vielleicht sollte sie sich wirklich der Freude hingeben, die Tobi voll erfasst hatte, als er sich gefährlich weit über die Reling lehnte, sodass Seika dachte, er würde gleich vornüber fallen. Nicht, dass sie sich Sorgen machen musste, dass er ertrank, denn jeder Shinobi konnte auf dem Wasser gehen, doch es wäre eben nicht besonders hilfreich für ihre Tarnung, denn wenn jemand über Bord ging, dann zog dies doch ziemlich viel Aufmerksamkeit auf sich. Deshalb ging die junge Frau schnell zu dem Schwarzhaarigen, um ihn an seinem Shirt zu packen und fest zu halten.
 

„Tobi, bitte halt Dich etwas zurück...“, raunte sie ihm zu und bekam dafür von ihm einen verständnislosen Blick.
 

„Aber Seika, schau doch mal, so viele verschiedene Fische!“, rief er aus und deutete zur Wasseroberfläche. Etwas irritiert sah die Brünette ihn an, bis sie von ihm am Arm gepackt wurde und sich gleich darauf ebenfalls mit dem Kopf nach unten über die Reling gebeugt fand. Sie wollte schon protestieren, weil dies so aussehen würde, als müssten sie sich beide gleichzeitig übergeben. Zuerst war sie irritiert von ihrer ungewohnten Position und sah nur die weiße tosende Gischt, die der durch das Wasser schneidende Rumpf des Schiffes verursachte, doch da wurden ihre Augen von dem sonst außergewöhnlich klaren Wasser angezogen. Und tatsächlich, Tobi hatte Recht. Es wimmelte nur so von Fischen, die sich umher tummelten, als hätten sie sonst im ganzen Meer keinen Platz zum schwimmen. Und es fanden sich wirklich die vielfältigsten Formen und Farben unter den Meeresbewohnern, die man sich nur vorstellen konnte. Natürlich hatte Seika keine Ahnung von der im Meer lebenden Fauna, doch der Anblick der elegant schwimmenden Fische gab ihr doch eine leise Vorstellung des großen Umfangs der Artenvielfalt. Plötzlich fand sie es schade, dass Itachi und Kisame nicht draußen sein konnten. Gut, Itachi hätten die Wasserlebewesen sicher nicht wirklich interessiert, doch Seika hätte ihn doch gerne hier bei sich gehabt. Kisame aber wäre sicher auch begeistert, das alles hier zu sehen, denn er war doch zur Hälfte ein Hai und war nicht allzu weit von hier geboren worden.
 

„Ja, kommt her, ich habe noch mehr für euch!“, ertönte plötzlich eine tiefe, leicht zitternde, aber lachende Stimme und diese ließ Seika und Tobi von den Fischen aufschauen. Nicht weit von ihnen entfernt stand ein älterer Mann an der Reling. Er hatte eine Papiertüte in der Hand, in die er immer wieder hinein griff und den Inhalt dann ins Wasser streute. Erst jetzt erkannte die junge Frau, warum die ganzen Fische sich hier so an das Schiff drängelten. Der Mann fütterte sie. Seika lächelte darüber, denn es gab für die Tiere im Wasser sicher genug Nahrung, doch es schien dem Mann wohl Spaß zu machen. Er schien zu bemerken, dass er beobachtet wurde.
 

„Hallo! Wollen Sie mir vielleicht Gesellschaft leisten?“, fragte er die beiden Akatsuki und seine Frage wurde sofort begeistert von Tobi bejaht, der der Aufforderung sofort nach kam. Der Mann ließ ihn in die Tüte greifen, in der er Semmelbrösel hatte und Tobi begann damit, die Fische zu sich zu locken.
 

„Schaut mal, da ist ein ganz großer!“, rief er aus und warf die Brösel ein wenig weiter, sodass das größere Exemplar auch zum Schiff kam. Seika sah ihm dabei lächelnd zu, weil es sie einfach nur fröhlich stimmte, Tobi zuzusehen, und deshalb machte selber nicht mit. Sie witterte jedoch eine andere Chance.
 

„Sie fahren wohl oft mit dem Schiff, oder? Die Fische scheinen Sie schon zu kennen, wenn sie sich so zu Ihnen drängeln“, sagte sie gutmütig und etwas neugierig zu dem Mann, der sie mit einem Lächeln bedachte. Sein Gesicht war runzelig mit vielen Altersflecken, doch vom Wetter gegerbt und er war richtig dunkel braun gebrannt. Er hatte eine nette Aura um sich herum und plötzlich fand sich Seika an die Witwe mit der Schriftrolle erinnert. Irgendwie begegnete sie immer Menschen, die solche Assoziationen in ihr hervor brachten. Doch das war nicht schlimm.
 

„Oh ja, ich besuche das Festland sehr oft, denn dort lebt meine Tochter mit ihrem Mann und meinen Enkelkindern! Sie sind aus Mizu no Kuni weggezogen, weil sie auf der Insel leider keine Aussicht auf eine rosige Zukunft hatten“, sagte er und klang dabei plötzlich etwas traurig. Nun ja, es war nicht schwer zu erraten, dass er an seiner Familie hing, das tat wohl jeder, der so etwas besaß. Seika konnte es nicht ganz nachvollziehen, denn sie war als Waisenkind aufgewachsen, trotzdem konnte sie es verstehen, dass der Mann so fühlte. Aber seine Aussage machte die Brünette schon neugierig.
 

„Was ist denn der Grund dafür? Ich reise nun zum ersten Mal nach Mizu no Kuni, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es so schlimm sein soll!“, gab Seika zurück. Während sich Tobi weiter an den Fischen erfreute, sah die Brünette nun die erste Gelegenheit, zu erfahren, was im Land des Wassers vor sich ging.
 

„Ach, wissen Sie, das Leben auf der Insel hat sich mit den Jahren sehr stark verändert. Es war früher mal ein Land mit großem Ansehen und starken Kriegern. Der Mizukage war ein respektierter Anführer des Landes und jeder war stolz, ein Einwohner des Eilands zu sein. Doch irgendwann wandte sich einer dieser stolzen Shinobi gegen unseren Kage und dieses Ereignis deckte ein paar verheerende Geheimnisse auf. Von da an ging es mit dem glücklichen Leben dahin, denn der Kage versuchte, sich zu beschützen und machte mit seiner Aufrüstung und seinen internen Streitereien und Kämpfen um Macht und Autorität das Land kaputt, sowie politisch als auch wirtschaftlich. Es wurde immer stärker aufgerüstet, dadurch wurden Menschen gezwungen, in den Fabriken zu arbeiten und alles andere aufzugeben. Es gab Menschen mit großen Talenten für das Handwerk, wie das Schmieden von Schwertern und Kunai, Steinmetzarbeiten, Maler, Musiker... Doch alle mussten bei der Konstruktion härterer Waffen mitarbeiten, sodass auch viele Shinobi zum Militär eingezogen wurden. Doch in den letzten Jahren hatte sich alles wieder verbessert, seitdem der Sohn des Kage die Regierung übernommen und sich wieder besonnen hat, die Leute das tun zu lassen, was sie selber wollten. Doch zu dem Zeitpunkt hatten die meisten Menschen schon aufgegeben, was sie davor schon für Generationen gearbeitet hatten. Sehen Sie, die Perspektiven sind schlecht. Doch in letzter Zeit wandern erneut immer mehr Menschen aus...“, erzählte der Alte und die Geschichte hatte selbst Tobi von seiner Beschäftigung abgelenkt. Er sah den Mann fragend an.
 

„Das verstehe ich aber nicht! Wenn man genug Willen hat, dann muss man doch für seine Vergangenheit und sein Recht einstehen! Wenn man will, dann kann man alles wieder aufbauen!“, sagte der Mann mit der Augenklappe und sah den Alten fragend an. Seika stimmte ihm dabei zu, doch sie sah im Gesicht des Mannes, der so gerne Fische fütterte, dass er an so etwas schon nicht mehr glaubte.
 

„Junger Mann, wir haben lange für diese Freiheit gekämpft, doch wir konnten sie nicht zurückgewinnen. Und dann, als wir doch voller Hoffnung waren, es würde wieder alles so kommen, wie es früher war, da wurden wir erneut enttäuscht.“, erklärte er verzagt und mit hängenden Schultern und blickte traurig aufs Meer hinaus. Doch er sprach so allgemein, dass Seika und Tobi, die je keine Ahnung von den Geschehnissen in Mizu no Kuni hatten, nicht mit seinen Worten mitkamen.
 

„Was ist denn passiert?“, hakte die junge Frau deshalb nach. Der Mann sah sie an und wusste nicht, ob er wirklich sprechen sollte, doch dann gab er sich geschlagen, weil die goldenen Augen der Brünetten ihn so bittend ansahen.
 

„Also eigentlich kann ich es mir selber gar nicht so richtig erklären. Vor einigen Monaten jedoch tauchte jemand auf, der zu uns einfachen Leuten sagte, wenn wir nur hinter ihm stehen würden und das ganz öffentlich, dann würde er etwas bewirken, was unser Land wieder großen Ruhm einbringen würde. Viele glaubten ihm in ihrer Verzweiflung und folgten ihm und seinen Idealen nach. Doch nach kurzer Zeit verschwanden diese Leute und niemand wusste, wo sie hingegangen waren. Es stellte sich jedoch heraus, dass das Vorhaben dieses Mannes nicht wirklich friedlicher Natur war. Er wurde zu einer großen Opposition zu unserem Kage und rückte mehr und mehr in die Gesellschaft, sodass bald jeder erfuhr, dass er Krieg gegen die anderen Shinobiländer führen wollte, um Mizu no Kuni zu einer großen Streitmacht zu machen. Dies gefiel Vielen nicht, doch dann war es schon zu spät. Dieser Mann ist wirklich grausam, deshalb trauen sich auch kaum mehr Menschen, das Land zu besuchen, weshalb ich immer zu meinen Enkeln reisen muss, damit diese nicht in Gefahr geraten. Sehen Sie sich das Schiff doch nur mal an. Es sind kaum Fahrgäste hier und der Großteil von denen, die noch fahren, versteckt sich. Es passiert etwas schlimmes, doch niemand weiß, was es genau ist. Die Stimmung im Land ist wirklich schrecklich...“, erzählte der Mann und seufzte schließlich. Seika und Tobi sahen sich an. Mit keinem Wort hatte er etwas von einem Dämon gesagt. Konnte es sein, dass irgendeiner von ihnen mit seinen Informationen falsch lag?
 

Seika und Tobi leisteten dem Mann und den Fischen noch ein wenig Gesellschaft, doch die Stimmung zwischen ihnen war plötzlich etwas gedrückt. Der Alte schien sich durch seine Erzählung an schlechte vergangene Zeiten erinnert zu haben und war dadurch nun betrübt. Seika dachte darüber nach, was nun zu tun war. Der Mann war natürlich kein Shinobi und konnte sich deshalb nicht ausmalen, dass eventuell Dinge vorgingen, die den normalen Menschen als ein Akt von bösen Menschen oder Naturkatastrophen vorkam. Erstens konnten sie ihn nicht weiter darüber ausfragen, ohne sein Misstrauen zu erregen, weil sie sowieso schon eine Menge aus ihm heraus gebracht hatten, zweitens konnten sie sich auch nicht bei einem Shinobi hier an Bord erkundigen, da die Gefahr, erkannt zu werden, immer noch zu groß war.
 

Die beiden Akatsuki verabschiedeten sich letztendlich nach ein paar mehr Minuten von dem Alten, weil sie eigentlich noch andere Dinge erledigen wollten, außerdem würden sie sich bestimmt noch öfters treffen, da sie ja vier Tage auf dem Schiff verbrachten, welches ja nicht besonders groß war, außerdem würden sie ja nun wissen, wo er sich aufhielt, und zwar beim Fische füttern. Das Gespräch mit dem Mann hatte überraschenderweise doch ziemlich viel Zeit beansprucht, also konnten sich Seika und Tobi nun bereits getrost um das Essen kümmern.
 

Die Akatsuki aßen gemeinsam in Tobis und Kisames Kabine und verbrachten einen ruhigen restlichen Tag. Seika erzählte, was sie von dem alten Mann erfahren hatten und vermittelte Itachi und Kisame gleichzeitig ihre Gedanken darüber. Tobi schilderte besonders lebhaft die Eindrücke von draußen, sodass Kisame immer wieder wehmütig seufzte und am liebsten sofort raus gegangen wäre, um sich alles selber anzusehen. Doch leider war das nicht drin – solange es draußen hell war.
 

Nach Mitternacht war es ruhig auf dem Schiff, natürlich außer den Geräuschen der Motoren und des Meeres. Zu dieser Stunde trauten sich Seika, Itachi und Kisame an Deck. Tobi war nicht bei ihnen dabei, er war auf seinem Bett eingeschlafen und die Anderen wollten ihn deshalb nicht wecken. Wie sie sich gedacht hatten, war niemand mehr auf den Beinen und schon gar nicht trieb sich jemand draußen herum, denn es war doch merklich kühl geworden. Doch den Akatsuki machte es nichts aus.
 

Sie befanden sich mittlerweile schon auf dem offenen Meer. Nur noch ganz schwach konnten sie am Horizont das blinkende Licht eines Leuchtturms sehen. Dort lag der Hafen, den sie mittags verlassen hatten. Das Meer war ruhig, es kräuselten sich nur ganz leichte Wellen auf der dunklen, sonst spiegelglatten Oberfläche, welche die Sterne am Himmel reflektierte, da keine einzige Wolke vorhanden war. In der Luft hing der reine Geruch von Salz und Tang und nichts anderes störte dies. Man konnte hier so frei Atmen, sodass man sich gleich viel offener und leichter fühlte. Kisame war von den ganzen Eindrücken, die ihn an seine Vergangenheit erinnerten, so fest eingenommen, dass er an der Reling lehnte und mit unablässigem Seufzen in die Dunkelheit hinaus starrte. Dass er plötzlich so melancholisch wurde, hätte Seika nicht gedacht. Aber war es so verwunderlich? Wenn der Haimann mit seinem Schwert Samehada sprach, dann war er auch ein ganz anderer Mensch und nun besuchte er ja seine alte Heimat, die sich jedoch ziemlich verändert zu haben schien. Vielleicht hatte er bedenken, ob er noch alles wiedererkennen würde.
 

Seika und Itachi überließen Kisame seinen eigenen Gedanken und machten zusammen einen kurzen Kontrollgang über das Deck. Unterwegs zeigte Seika dem Schwarzhaarigen, was sie zusammen mit Tobi alles bemerkt und getan hatte, welches nun ohne Tageslicht nicht so einfach zu entdecken war.
 

„In der Kabine dort drüben befinden sich die Wachen, aber sie werden für die nächsten Tage nicht herauskommen. Ich habe sie in Schlaf versetzt“, erklärte die Brünette, während sie an einem Bullauge vorbei kamen, welches innen mit Vorhängen zugezogen und so blickdicht gemacht worden war.
 

„Wird niemand argwöhnisch werden?“, fragte Itachi nach, doch Seika schüttelte nur den Kopf.
 

„Nein. Wir haben vorhin mitbekommen, dass die Leute hier alles andere als Vertrauen zu den Shinobi haben. Es wird sich also niemand darum kümmern, dass sie sich nicht blicken lassen, nein, sie werden sogar froh sein, habe ich das Gefühl“, antwortete die junge Frau dem Uchiha, weil sie darüber wirklich keine Bedenken hatte und so setzten sie ihren Spaziergang fort. Seika fühlte sich wieder etwas ruhiger, was sie nicht zuletzt Itachi zu verdanken hatte, der immer wusste, wie er sie auf andere Gedanken bringen konnte. Er schien es immer zu bemerken, wenn ihre Gedanken unruhig waren und handelte dann dementsprechend. Immer noch gab es zwischen ihnen nie viele Worte, dafür funktionierte die lautlose Verständigung immer besser. Eigentlich hatten sie noch nie diskutiert oder gestritten. Zwischen ihnen gab es entweder nur ausgeglichenste Ruhe oder größte Spannungen, also immer nur Superlativen. Seika hatte Itachi nie nach seiner Vergangenheit gefragt. Sie wusste zwar durch die Erzählungen anderer darüber Bescheid, hatte es aber noch nie von seiner Seite gehört. Anders herum hatte sich der Uchiha noch nie nach ihrer Vergangenheit erkundigt. Leise fragte die junge Frau sich, ob ihn so etwas überhaupt interessierte. Er akzeptierte sie jedenfalls so wie sie war und stellte ihre Persönlichkeit nie in Frage, ebenso wie Seika keinesfalls etwas an ihm ändern wollte. Vielleicht war das eine der Voraussetzungen, dass diese Beziehung zwischen ihnen funktionierte. Aber irgendwie würde Seika Itachi doch gerne mehr von sich erzählen. Ob er es hören wollte, war eine andere Sache. Doch die junge Frau sollte lieber nichts überstürzen. Wenn diese Mission vorbei war, konnte sie den Schwarzhaarigen vielleicht einmal fragen.
 

Seika spürte eine Hand, die sich sanft auf ihren unteren Rücken legte. Etwas überrascht sah sie zu Itachi, der seinen Blick in die schwarze Ferne gerichtet hatte und mit seinen ebenfalls schwarzen Augen nach irgendetwas zu suchen schien. War etwas passiert? Nein, dafür war er zu ruhig. Vielleicht dachte auch er nur nach. Mit einigem Erstaunen sah die Brünette, wie sich die Sterne in Itachis Irriden spiegelten. Während sie wieder nachgedacht hatte, hatte sie gar nicht gemerkt, dass sie an der Reling zum Stehen gekommen waren. Als Itachi bemerkte, dass die junge Frau an seiner Seite ihn ansah, wandte er seinen Kopf zu ihr hin, um ihr in die goldenen Augen zu blicken, die trotz der sie umfassenden Dunkelheit von sich aus zu schimmern schienen, weil die Farbe ihrer Iris auch noch das kleinste Licht reflektieren konnte. Ja, war das denn verwunderlich? Sie war das Licht, sie konnte zum reinen Licht werden und sie war ‚sein’ Licht. Plötzlich erschauderte Seika, als sie ihre Augen in Itachis schwarzen Tiefen gespiegelt sah. Er war der Himmel, sie sein Stern. Ein sanftes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen und sie lehnte ihre Schläfe gegen seine Schulter, als sie wieder auf das Meer hinaus blickte. So standen sie für einige Zeit da und die Minuten vergingen, ohne dass sie es wahrnahmen. Da tauchte das Geräusch von schweren Schritten hinter ihnen auf.
 

„Yo, Leute, ich will euch ja nicht stören, aber der Kapitän macht einen Rundgang über das Schiff. Wär wohl besser, wenn wir uns wieder verziehen“, sagte er zu den beiden nahe beieinander stehenden jungen Menschen. Unter anderen Umständen hätte er es unterlassen, in so einem Moment die Zweisamkeit seiner beiden Partner zu behelligen, doch Erstens hatte er keine Lust auf dumme Fragen, warum sie denn noch zu dieser Zeit draußen waren und Zweitens hatten Seika und Itachi in ihrer Kabine noch die ganze Nacht Zeit um zu… tun was sie wollten. Zwar befürchtete Kisame, einer der Beiden würde wütend über die Störung werden, doch Seika nickte nur und Itachi folgte ihr ruhig. Leise verließen sie das Deck, ohne gesehen zu werden.
 

Und so zog sich die Reise mit der Fähre dahin. Es waren wirklich langweilige Tage, vor allem für Kisame, der ja die meiste Zeit in seiner Kabine bleiben musste und so kaum etwas von der Außenwelt sah, außer bei Nacht. Auch Itachi verbrachte fast die gesamte Überfahrt in seinem Zimmer, doch ihm schien es nichts auszumachen. Er hatte eine Methode zu trainieren, für die er sich nicht einmal bewegen musste. Wahrscheinlich ging es dabei um Genjutsu oder seine Augentechniken. Nun ja, Itachi war und blieb immer noch ein Geheimnis, egal, was in den letzten Monaten passiert war. Seika wanderte jeden Tag mit Tobi auf dem Schiff umher, sodass sie bald jeden Winkel davon kannten. Nennenswerte Dinge fanden sie jedoch nicht mehr heraus, nur weitere Gerüchte, die sich um den momentanen Zustand von Mizu no Kuni drehten. Die Akatsuki konnten sich jedenfalls nicht erinnern, vor wie langer Zeit sie das letzte Mal so faul gewesen waren, da sie hier auf dem Schiff wirklich gar nichts Konstruktives tun konnten, einfach, weil sie durch die Situation dazu gezwungen waren. Aber es war nicht zu verleugnen, dass so eine Auszeit auch mal gut tat und so nutzten alle die Tage, um einem richtig auszuspannen.
 

Doch irgendwann waren auch diese Tage zu Ende. Es dämmerte bereits, als sie an einem Hafen in Mizu no Kuni anlegten, deshalb waren auch Kisame und Itachi an Deck. So beobachteten die Akatsuki gemeinsam, wie sich die Fähre immer weiter der Hafenstadt näherte. Der Haimann kannte diese Stadt von früher, da er während seiner Zeit in Mizu no Kuni oft hier gewesen war.
 

Es war ein wichtiger Umschlaghafen mit großer wirtschaftlicher Bedeutung in Mizu no Kuni, denn dort kamen die meisten Güter vom Festland an und wurden von hier aus letztendlich weiter zu kleineren Häfen verschifft. Dementsprechend war es auch eine große Hafenanlage, mit sich in den Himmel stapelnden Containern, hohen Kränen, welche die großen Stahlbehälter verluden und mit den entsprechenden Lastschiffen, welche die schwere Fracht verschiffen konnten. Doch es gab auch einen etwas abgelegenen Teil, wo kleinere Fähren, so wie ihr Schiff, anlegen konnten. Dort war der Lärm der großen Frachter etwas reduziert und auch die Luft war reiner. Trotzdem erkannte Kisame diesen Ort nicht wieder und auch die Anderen, die noch nie hier gewesen waren, bemerkten, dass irgendetwas nicht mit rechten Dingen zuging.
 

Dafür, dass dies hier so ein bedeutender Hafen war, vor allem, was die Wirtschaft der Insel anging, war hier so gut wie nichts los. Die vorhin erwähnten Kräne standen still, die großen Containerschiffe waren kaum beladen und Menschen waren sowieso nicht zu sehen, außer die, die gerade ein ankommendes Schiff fest machten oder sonst irgendetwas erledigen mussten. Bestimmt hielten sie sich in den Lagerhallen oder in den anderen kleinen Hütten auf, die sich in jede Lücke zwischen den großen Häusern quetschten. Die Sonne schien zwar, doch die Atmosphäre war alles andere als freundlich.

Mizu no Kuni

Sie waren an ihrem Ziel angekommen. Mit einem unsanften Ruck legte die Fähre endlich am Kai im Hafen von Mizu no Kuni an und die Luken nach draußen öffneten sich sogleich. Die Passagiere des Schiffes drängelten sich so sehr zum Ausgang, dass Seika befürchtete, einige von ihnen würden gleich links und rechts vom Steg ins Wasser fallen. Jeder wollte schnell vom Schiff herunter und in den engen Gassen des Hafens verschwinden. Auf den Gesichtern der Menschen war Unbehagen und Furcht zu sehen. Sie blickten sich dauernd um, als ob sich Angst hatten, irgendetwas würde auf sie lauern und sie packen, wenn sie nicht aufpassen würden. Die Kunoichi und ihre Begleiter hielten sich im Hintergrund, bis alle Leute von Bord gegangen waren, was seine Zeit dauerte, weil sie sich dauernd selber den Weg blockierten und dann auch noch zu streiten begannen. Wären sie den Weg ruhig angegangen, so hätten sie es viel schneller wieder ans Festland geschafft. Unter den Passagieren war auch der alte Mann, der die Fische gefüttert hatte, gewesen, doch er hatte nicht auf die Akatsuki geachtet, ebenso wie die anderen Menschen nicht, für die der einzige Gedanke wohl war, von hier weg zu kommen.
 

„Was ist eigentlich mit den Wachen? Willst Du sie denn einfach so in ihrer Kammer liegen lassen?“, fragte Tobi noch, während er den hektischen Leuten zusah. Auch Kisame blickte neugierig zu der Brünetten.
 

„Sollen sie noch etwas schlafen, bis der Kapitän sie findet. Er wird, genauso wie die Wachen selber, glauben, dass sie etwas zu viel getrunken haben...“, meinte die junge Frau nur schulterzuckend, denn diese Shinobi waren ihr kleinstes Problem. Trotzdem schien es den Haimann doch zu interessieren.
 

„Das verstehe ich nicht, ich dachte, Du wärst nicht so bewandert mit Genjutsu. Oder hat Itachi Dir geholfen?“, fragte er nach, denn jeder von ihnen kannte diese Schwäche der Kunoichi. Seika schüttelte ihren Kopf.
 

„Dazu muss man kein Genjutsu können. Denk doch mal nach, wenn sie die Erinnerung an die ganzen Tage der Überfahrt nicht haben, werden sie denken, sie hätten durch zu viel Alkoholkonsum einen dicken Filmriss erlitten. Wie es dazu gekommen ist, ist vollkommen egal. Da sie uns nicht kennen, können sie uns also auch nichts anhängen“, erklärte die junge Frau und erntete das Erstaunen von Kisame und Tobi. Dieser Medic-Nin hatte ihnen mit ihren Fähigkeiten und ihrem Wissen schon ziemlich oft aus komplizierten Situationen gerettet. Doch nicht nur das, auch hatte sie jede Wunde, welche die anderen im Kampf erlitten hatten, ohne weiteres in kürzester Zeit geheilt. Ohne sie hätte ihre Genesung wohl immer Tage und Wochen gedauert. Es war damals eine weise Entscheidung von Pain gewesen, die Organisation wieder mit einem fähigen Medic-Nin auszustatten. Dass sie jedoch an so eine machtvolle junge Frau geraten würden, hatten sie natürlich nicht vorausgesehen. Doch umso besser. In vielerlei Hinsicht hatte sie bei ihnen einen Wandel der Einstellungen herbeigeführt, doch alle waren absolut positiv.
 

Als die letzten Menschen endlich von Bord gingen, folgten die Akatsuki ihnen unauffällig nach, doch innerhalb kürzester Zeit standen sie ganz alleine da, als hätte der Erdboden sämtliche Menschen verschluckt. Es war wirklich seltsam. Sicher hatten Seika und Tobi durch das Gespräch mit dem alten Mann herausgefunden, dass die Stimmung in dem Land nicht gerade erfreulich war, weil alle vor diesem Mann Angst hatten, der neuerdings danach trachtete, die Politik und Geschäfte dieses Landes an sich zu reißen, doch sie mussten nicht gleich in den Untergrund fliehen, wenn sie nur einen Fuß auf das Land setzten. Es kam Seika regelrecht vor, als hätten die Menschen wirklich Angst um ihr Leben und ihre Existenz. Die junge Frau konnte sich dem Gefühl nicht erwehren, dass ihr plötzlich kalt wurde, obwohl die Sonne schien. Und auf einmal fühlte sie sich beobachtet. Sie standen ohne weiteres am Anlegesteg ihrer Fähre und sahen sich um, als wären sie ahnungslose Touristen, die verwundert waren, warum hier so eine Menschenleere herrschte. Überall sonst hätte ein Land seine Besucher mit Ständen und anderen Attraktionen empfangen, um durch die Neuankömmlinge etwas Geld dazu zu verdienen. Viele Länder lebten von diesem Tourismus und Seika dachte, dass vor allem der Inselstaat mit den umliegenden kleinen Eiländern, die alle ein wunderschönes Klima hatten, viel Wert auf die Vermarktung ihrer reisefreundlichen Gegenden setzte.
 

Doch natürlich dachte Seika nicht über Urlaub nach, obwohl sie die wirtschaftlichen Aspekte sicherlich auch bedachte. Viel wichtiger war ihr, dass nicht einmal versucht wurde, den Schein einer funktionierenden Gesellschaft zu wahren. Was für ein Möchtegern-Regierender war es denn, der sich nicht einmal bemühte, es so aussehen zu lassen, dass seine Politik einigermaßen aufging? Er schien geradezu zu wollen, dass die Bewohner des Landes vergrault wurden, denn wer wollte schon unter ständiger Bedrohung leben? Doch was hatte das für einen Sinn? Man brauchte Menschen, denn die Leute machten die Bewohner eines Staates aus und nur so konnte Wirtschaft, Lebensmittelversorgung und Infrastruktur bestehen. Natürlich waren die Gedanken der vier Shinobi nicht hörbar, doch irgendjemand hatte wohl gemerkt, dass sie schwer überlegten, was hier eigentlich los war. So fielen sie sofort als Fremde auf.
 

Nicht nur die Kunoichi fühlte, dass sie jemandes Aufmerksamkeit erregt hatten, auch wenn sich dieser jemand gut versteckte. Hier gab es viele schattige, düstere Winkel, aus denen man sie gut beobachten konnte. Seika sah zu Itachi, der im selben Moment ebenfalls zu ihr sah. Sie tauschten bedeutungsvolle Blicke aus.
 

„Wir sollten so schnell wie möglich aus dem Hafengebiet verschwinden. Wir gehen ein Stück langsam, dann machen wir uns sofort schneller auf zur Basis. Kisame?“, sagte der Schwarzhaarige bestimmend und der Haimann nickte. Er kannte sich hier immer noch ein wenig aus und würde ihnen den schnellsten Weg aus der Stadt weisen. Deshalb gingen sie los, als Einzigstes den feuchten Wind im Nacken zusammen mit dem Geschrei der Möwen, das immerzu laut, schrill und verspottend klang. Ihr Gepäck trugen sie fest in ihren Armen, was aussah, als hätten sie etwas Kostbares dabei, was sie bloß nicht verlieren durften. Die Akatsuki waren sich im Klaren, dass diese Haltung verdächtig für ihre Beobachter war, doch das kümmerte sie nicht. Nein, vielleicht würde es sich sogar zu ihrem Vorteil entwickeln können.
 

Zuerst folgten sie für einige Zeit der Kaimauer, immer mit dem Meer zu einer ihrer Seiten. Solange sie offenes Gelände in Sichtweite hatten, konnten sie sich nicht im Labyrinth der Lagerhäuser und der dazwischen verlaufenden dunklen Gassen verirren, denn dort kannte sich selbst Kisame nicht aus. Auf diese Weise verließen sie bald das Gelände des Hafens. Die künstliche Befestigung der Küste wich locker aufgeschütteten Felsen und Wellenbrechern und die Umgebung wurde noch verwahrloster. Seika hatte gedacht, sie würden vielleicht irgendwann in Wohngegenden ankommen, doch da hatte sie sich geirrt. War diese Stadt wirklich ausschließlich nur ein Hafen?
 

„Ja, es ist nur eine reine Handelsstadt. Jeder der hier arbeitet, wohnt außerhalb. So heißt es jedoch öffentlich. Doch jeder Zweite hat in irgendeinem Hinterzimmer seine Wohnung eingerichtet, vor allem Banden und sonstige Handlanger. Sie versuchen natürlich, mit Diebstählen Profit zu schlagen. Doch ich glaube nicht, dass sich diese Banden hier noch halten konnten, nach dem, was der alte Mann euch da erzählt hat... Oh, da haben wir's schon.“, sagte Kisame und alle blieben plötzlich stehen, als vor ihnen aus einem heruntergekommenen Gebäude drei Männer heraus traten, die in ihren Händen schwere Eisenstangen hielten. Der Eindruck, den sie machten, war nicht wirklich friedfertig. Sie sahen sie mit einem fiesen Grinsen an.
 

„Tja, wen haben wir denn da? Ihr seid wohl fremd hier, denn ihr könnt hier nicht so einfach herum spazieren. Wusstet ihr denn nicht, dass ihr eine Einfuhrgebühr zahlen müsst?“, sagte einer von ihnen und das massive Eisenrohr fiel mit einem bedrohlichen Klatschen in seine Handfläche, was die wahre Absicht hinter seinen Worten klar machte. Das waren wohl welche dieser Kerle, von denen Kisame gesprochen hatte. Doch die beiden Gruppen standen sich weiterhin regungslos gegenüber.
 

„Ist das so? Davon hat uns niemand etwas gesagt.“, erwiderte Seika nur. Entweder hatten die Männer nicht bemerkt, dass die Vier keinerlei Regung auf die Worte zeigten, obwohl diese offensichtlich aggressiver Natur waren, oder sie fühlten sich ihren Gegenübern gewachsen, was allerdings wohl auszuschließen war, denn die Typen waren keine Shinobi. Das war aber gut so. Sie waren anscheinend wirklich zu dumm zu erkennen, dass sie selber es waren, die in Schwierigkeiten steckten.
 

„Allerdings. Wir haben diese Stadt in unserer Hand, und wenn Du passieren willst, Püppchen, dann musst Du uns brav den erhobenen Zoll zahlen, sonst muss ich Dir leider wehtun. Na, was sagst Du?“, fragt der gleiche Mann mit überheblicher Manier und kam näher zu Seika. Nicht nur, weil Itachi hinter ihr stand, fühlte die junge Frau sich sicher. Wie macht- und geldgierig war dieser Typ denn, dass nicht einmal Kisame, dessen Äußeres recht imposant war, ihn abschreckte? Jedenfalls kam der Kerl direkt auf die Brünette zu. Diese hatte ihre Arme so um ihre Sachen geschlungen, als würde sie sich verzweifelt daran fest klammern. In diesem Moment, bemerkte Tobi erstaunt, sah die Seika wirklich wie eine hilflose junge Frau aus, doch er und die Anderen wussten viel zu gut, dass hinter ihrer gebildeten Fassade alles andere als ein liebes Mädchen steckte.
 

Plötzlich ging alles ganz schnell. Sobald der Mann in ihrer Reichweite war, schoss Seikas Hand aus einer verborgenen Tasche zwischen den Stoffschichten ihrer Sachen hervor und das Blitzen des Kunai, welches die hervor zog, war kaum zu sehen, da lag die Schneide kalt an der Kehle des Mannes, der gar nicht realisierte, was passierte. In selben Moment hatte Itachi Kisame und Tobi zugenickt, die auch sofort darauf los gesprungen waren und nun die beiden anderen Männer im Schwitzkasten hatten. Das einzige Geräusch, das in der Gegend vertönte, war das Klirren der herunterfallenden Eisenstangen auf dem Asphalt. Die Kerle wagten nicht einmal zu keuchen. Auch, wenn sie die Vier vorhin unterschätzt hatten, wussten sie nun genau, in welcher Lange sie sich befanden. Der Typ, dem Seika langsam eine feine Wunde in die Haut seines Halses ritzte, brach in Schweiß aus, als er die wütenden, blitzenden Augen der Brünetten sah.
 

„Keine Spielereien jetzt. Bedauerlicherweise seid ihr an die Falschen geraten. Du wirst mir jetzt meine Fragen beantworten, verstanden?“, sagte sie mit kalter Stimme, die keinen Widerspruch zuließ und ganz im Gegenspruch zu ihrer vorherigen Attitüde stand. Der Mann bewegte sich keinen Millimeter, weil er sich weder traute, zu nicken, noch etwas zu sagen, denn er war vor Überraschung und Furcht wie erstarrt. Doch Seika brauchte keine Bestätigung von seiner Seite.
 

„Wer ist euer Auftraggeber?“, wollte sie kurz und knapp wissen. Ihre Antwort verließ den Mund des Mannes nur zögerlich.
 

„Ich... Ich weiß es nicht... Er zeigt sich uns nie, sondern schickt uns die Preise für die Zölle per Brief! Er sagte, er sei ein Mittelsmann, und dürfte deshalb nicht erkannt werden!“, sprach er beinahe panisch. Seikas Augen verengten sich. Weil er so lange nachgedacht hatte, war es klar, dass er ihnen nicht wirklich die Wahrheit verraten wollte. Dass er sich traute, in so einer Situation zu lügen, machte die junge Frau etwas skeptisch.
 

„Wessen Mittelsmann?“, fragte Itachi und seine eiskalte Stimme ließ den Mann letztendlich zusammen zucken, wodurch ihm das Kunai noch mehr ins Fleisch schnitt. Wenn es so weiterging, würde er sich noch selber die Kehle aufschneiden, doch Itachis Aura konnte einfach jeden einschüchtern.
 

„Da- Das wisst ihr nicht? Nein, haltet ein! Ich sage es euch! Es ist Tashiro! Ihr kennt ihn doch, oder? Tashiro hat uns gezwungen, jeden zu kontrollieren, der einen Fuß die Insel setzt!“, antwortete er und begann zu zittern. Das Kunai verschwand immer noch nicht von seinem Hals.
 

„Und wo kann man diesen Kerl finden?“, nahm nun wieder Seika unbeeindruckt das Wort an sich, doch der Mann konnte wie gelähmt den Blick nicht von Itachi abwenden, in dessen Augen plötzlich das Sharingan erschienen war. Langsam schien der Typ zu begreifen, was für Gegner er sich hier im wahrsten Sinne des Wortes an den Hals gehetzt hatte. Er wünschte sich sofort, er hätte heute länger geschlafen.
 

„Tashiro? Keine Ahnung! Er hat kein Versteck, oder so was! Er ist überall und nirgendwo- Ah!“, schrie der Mann auf, als Seika den Druck mit dem Kunai erhöhte und einen festen Schnitt damit tat, sodass nun mehr Blut floss.
 

„Komm mir ja nicht mit irgendwelchen blöden Sprüchen daher! Erzähl mir alles, Gerüchte, die Du gehört hast, Hirngespinste Deiner Kameraden und alle sonstigen Geschichten, die sich um diesen Tashiro drehen“, drohte sie ihm. Der Kerl war mittlerweile total bleich. In seinem Blick war leicht zu erkennen, dass er furchtbare Angst hatte. Tja, so ein cooler Typ, wie er sich vorhin gegeben hatte, war er wohl doch nicht. Und Seika erkannte, dass sie die Information schnell aus ihm heraus bringen mussten, da er nicht mehr lange durchhalten würde. Wenn er ihnen vor Furcht durchdrehen würde, dann hatten sie davon nicht den geringsten Nutzen.
 

„A- Angeblich hält sich Tashiro meistens an der Ostküste auf, weil- weil es dort etwas gibt, das ihm sehr wichtig ist! Er- er hat uns allen mit dem Tod gedroht, wenn wir ihm nicht gehorchen. Auch der Mizukage kann nichts gegen ihn tun, denn- denn einer vom Ältestenrat ist ein Anhänger von Tashiro, der viele mächtige Funktionäre hinter sich hat... A- Aber das Land ist am verhungern, denn die Leute fliehen nicht nur, auch ganze Landstriche sind verwüstet worden- Man sagt, Tashiro hätte etwas damit zu tun! Einige sind angestiftet worden, verdächtige Menschen zu töten, die Tashiro in die Quere kommen könnten! Dabei waren wir vorher doch nur einfache Banditen, die den Touristen nur ein wenig Geld abluchsen wollten! Meinen Bruder haben sie auf dem Gewissen, weil er nicht nach den Regeln gehen wollte! Sein Haus ging in Flammen auf, meine Schwägerin und meine Nichte waren auch noch drin! Man kann nichts gegen Tashiro tun! Er ist übermächtig! Er wird das Land vernichten, er wird- ugh...“ Der Redefluss des Mannes, der sich so in seine angstvollen Gedanken hinein gesteigert hatte, dass er seinen unterdrückten Sorgen freien Lauf gelassen hatte, erstarb, genau so wie er selber, als Seika mit einem glatten Streich des Kunai seinen Hals aufschlitzte. Tot fiel er zu Boden. Sein durch Adrenalin fieberhaft schlagendes Herz pumpte mit seinen letzten Schlägen sein Blut mit hohem Druck aus der geöffneten Schlagader hinaus. Kaum zwei Sekunden später waren auch die anderen beiden Männer tot, die Kisame und Tobi festgehalten hatten und lagen regungslos auf dem Boden. Die Akatsuki hatten keine andere Wahl gehabt. Die Männer hatten sterben müssen, damit sie von dieser Begegnung kein Wort mehr verlieren würden.
 

„Besonders hilfreich war er nicht...“, sagte Kisame leise, während Seika und Itachi auf ihn zukamen, damit sie ihren Weg fortsetzen konnten.
 

„Doch. Er sagte etwas von einer großen Zerstörung. Das könnte der Bijuu gewesen sein“, antwortete Itachi ihm, da Seika wieder in nachdenkliches Schweigen verfallen war. Auch hatten sie erfahren, dass dieser Mann, der die gesamte Politik von Mizu no Kuni durcheinander brachte, Tashiro hieß. Auch wussten sie jetzt, wo er sich aufhielt und zwar im Osten des Landes, also auf der genau gegenteiligen Seite von dem Ort, wo sie sich jetzt befanden. Doch die Akatsukibasis befand sich an der Nordspitze der Insel, weshalb sie schon die Hälfte der Strecke hinter sich legen würden, wenn sie dort hin gehen wollten, was sie auch definitiv vorhatten.
 

Sie gingen nach ein paar Minuten wieder weiter, ohne die Leichen aus dem Weg zu räumen, und nun behelligte sie niemand mehr. Ob die Akatsuki einfach nur das Glück hatten, dass niemand sie entdeckte, oder ob sich keiner mehr traute, in ihre Nähe zu kommen, war nicht ersichtlich. Obwohl sie nicht allzu viel herausgefunden hatten, waren sie um ein paar Informationen reicher. Seikas Gedanken liefen wieder auf Hochtouren. Was ging hier in diesem Land vor, dass jemand so eine große Furcht hatte, dass er schon das Schlottern begann, wenn er nun der Namen des hier revoltierenden Mannes aussprach? Nein, er hatte nicht gezittert, weil Seika ihm das Kunai an den Hals gehalten hatte, das hatte sie gemerkt. Auch so, wie er vorhin gesprochen hatte, war klar gewesen, dass er sein Leben sowieso schon verwirkt gesehen hatte. Obwohl das Land so groß war und obwohl es so viele Menschen gab, gegen die dieser Tashiro etwas haben könnte, hatte selbst der unwichtigste Mann in diesem Land Angst um seine Existenz!
 

Ein halbstündiger Fußmarsch brachte sie an den verlassenen Rand der Stadt. Die Häuser und Lagerhallen waren schon seit längerem nicht mehr in Stand gehalten worden, denn alles rottete vor sich hin. Doch das war nicht vom Interesse der Akatsuki. Da diese Gegend auch menschenleer war, konnten sie endlich auf ihre gewohnte Weise weiter reisen. Sie wogten noch kurz ab, ob sie ihre Mäntel wieder anziehen sollten, doch in Anbetracht der Hitze und dem Fakt, dass sie keine weiteren Unruhen im Land hervorrufen wollten, wenn jemand erkannte, dass die Akatsuki in Mizu no Kuni unterwegs waren, verzichteten sie darauf. Es war wirklich angenehmer so.
 

Dass sie jetzt wieder mit eigener Kraft über die Landschaft rennen konnten, tat nach der faulen Zeit des Nichtstuns auf der Fähre richtig gut. Auch das Chakra einigermaßen frei fließen zu lassen, war wirklich wohltuend für Körper und Geist, denn das Chakra war essentiell im Leben eines Shinobi und diese gegebene Kraft nicht zu nutzen, kam reiner Verschwendung gleich.
 

Der Wind, der durch die zügige Reise durch Seikas Haar und Kleidung strich, war wunderbar belebend. Zwar hatte sich die junge Frau über den unfreiwilligen Urlaub auf dem Schiff gefreut, doch gegen Ende hatte sie es schon kaum mehr ausgehalten, die ganze Zeit nichts tuend herum zu sitzen. Tobi und sie hatten nicht so viel herausgefunden, wie sie sich erhofft hatten und das hatte den Frust etwas geschürt. Doch das war jetzt alles wieder vergessen, denn das Jetzt war wichtiger als die Vergangenheit, so hatte es Seika schon des Öfteren für sich herausgefunden. Was machte es ihr schon aus, was Itachi in seiner Kindheit verbrochen hatte? Was kümmerte sie noch, was in vergangener Zeit zwischen ihnen passiert war? Oder warum Tobi sein Auge verloren hatte? Oder warum Kisame jemals Mizu no Kuni verlassen hatte- Halt, das war eigentlich schon eine recht interessante Frage, in Anbetracht dessen, was sich gerade hier im Lande abspielte. Doch Seika würde noch genügend Zeit haben, den Haimann darüber auszuquetschen.
 

Die Zeit verging wie im Flug. Durch ihre Geschwindigkeit legten sie die benötigte Strecke ohne Probleme zurück. Es wurde zwar immer dunkler, während sie unterwegs waren, doch Kisame, der die Gruppe anführte, schien den Weg zur Basis wie im Schlaf zu kennen. Weil sie nachts reisten, war das Risiko, jemandem zu begegnen, auch viel geringer, trotzdem achteten die Akatsuki darauf, ob sie in der Nähe Chakrasignaturen fühlen konnten, deren Level ihnen gefährlich werden konnte. Doch das war nicht der Fall. Das Land schien weiterhin ruhig zu sein. Niemand hatte herausgefunden, dass sich etwas tat, was den geheimen Geschehnissen auf der Insel auf den Grund gehen wollte. Alles lief bisher so, wie geplant.
 

In den frühen Morgenstunden erreichten die letztendlich die Basis. Sie lag wirklich genau an der Küste, das Meer war nur ein paar Schritte entfernt. Das Gebäude war ähnlich einer Fischerhütte, weil es ganz aus Holz gebaut war, nur natürlich um einiges größer. Weil es trotzdem nicht die Ausmaße einer ‚normalen’ Akatsukibasis hatte, ging es unterirdisch bestimmt noch weiter, dachte sich Seika, als sie das Haus betrachtete. Kisame bekam bei dem Anblick glänzende Augen.
 

„Ei, da kommen Erinnerungen hoch! Die Hütte, wo ich früher mal gewohnt hab, hat so ähnlich ausgesehen! Seht ihr den Erker da? Das war daheim immer mein Lieblingsplatz!“, sagte er und klang dabei so sehr wie ein kleiner Junge, dass Seikas sanft über seine Worte lachen musste.
 

„Ich hätte Dich wirklich gerne mal als kleinen Bengel gesehen. Ich glaube, Du bist dem Jungen, den wir an unserem Abfahrtshafen getroffen haben, gar nicht so unähnlich gewesen“, sagte sie vergleichend und Tobi setzte nur ein paar Sekunden später auch lachend in ihre Überlegungen ein.
 

„Ja, das stimmt. Bestimmt ist er immer gern fischen gegangen und hat sich immer so lange draußen rumgetrieben, dass seine Mama ihn immer zum Essen rufen musste. Zur Strafe hat sein Papa ihn geschimpft und ihm Samehada weggenommen. Deshalb musste er alleine in die Badewanne und konnte nur mit seinem Quietschentchen spielen. Bestimmt konnte er dann nicht gut einschlafen und-“, quasselte Tobi, sodass Kisame immer mehr verärgert und gleichzeitig verlegen wurde.
 

„Hey, jetzt mach mal halblang! Was redest Du da bloß für einen Quatsch?“, keifte der Haimann mit schmollendem Gesicht und wollte sich den Mann mit der Augenklappe schon vornehmen.
 

„-und hat davon geträumt, mal ein großer Schwertkämpfer zu werden.“, vollendete Itachi Tobis Satz, worauf alle überrascht zu ihm sahen.
 

„Itachi!“, jammerte Kisame, denn dass dieser ihm auch noch in den Rücken fiel, hatte er nicht gedacht. Auf den Lippen des Uchihas erschien ein leichtes Schmunzeln und auch die Anderen lachten auf Grund der Worte von Itachi auf. Trotzdem verstand Seika nicht wirklich, warum der Haimann sich so aufführte. Ihr fragender Gesichtsausdruck war für Tobi wohl sehr einfach zu deuten.
 

„Weißt Du, Seika, Kisame schnarcht nicht nur viel, er redet auch im Schlaf! Itachi und ich waren und sind seine Partner, er hat uns also schon so Einiges erzählt. Viele Sachen davon wollte ich aber ehrlich gesagt gar nicht wissen…“, erklärte Tobi der Brünetten und sie sahen, wie Kisame die Kinnlade herunterfiel.
 

„Ihr verarscht mich! Ich spreche im Schlaf und niemand hat mir je was davon gesagt? Ihr seid so gemein!“, rief der Blauhäutige und konnte nicht glauben, dass er Sachen aus seiner Kindheit ausgeplaudert hatte, weil er immer dachte, er schiefe tief und fest und träume so gut wie nie. Doch was das für eine Bemerkung von Tobi? Ja, er hatte Recht, dass der Haimann in seiner Jugend ein fürchterlicher Strolch gewesen war, aber was hatte er noch für Dinge ausgeplaudert?
 

„Am meisten hast Du von einer Amirane gesprochen. Wer ist denn das?“, wollte Tobi nun wissen, denn wenn sie dieses Thema denn schon angeschnitten hatten, konnte er wohl ruhig nachfragen. Auf Seikas Gesicht erschien ein leichtes Grinsen. Das Tobi sich das nicht denken konnte?
 

„Na, sieh mal einer an. Hatte unser lieber, perverser Kisame vielleicht einmal eine Herzensdame?“, hakte die Brünette neugierig nach, doch meinte es keineswegs spöttisch, denn ihre Stimme war ruhig und sanft.
 

„Schluss damit! Wir gehen jetzt rein! Ich will schlafen…“, sagte Kisame steif und ging schon voraus zur Basis. Die anderen drei Akatsuki sahen ihm etwas irritiert nach. Es war plötzlich nur zu offensichtlich, dass die junge Frau Recht hatte, aber natürlich war sich Seika im Klaren, dass es vielleicht keine einfache Geschichte war, die sich da in Kisames Vergangenheit abgespielt hatte. Wenn es um solche Angelegenheiten ging, dann hatte Seikas Herz einige Male besonders gelitten, sodass sie sich schwor, das Thema nie wieder anzusprechen. Vielleicht hatte es wirklich jemand Besonderes in Kisames Leben gegeben. Was mit dieser Person geschehen war, wusste jedoch nur der Haimann selber. Es war seine Sache und wenn er sich damit abgefunden hatte und nicht darüber reden wollte, dann war es gut.
 

Die anderen Drei beschlossen, das Thema nun außer Acht zu lassen und Kisame in die Basis hinein zu folgen. Sie wollten sich alle ein wenig ausruhen, denn nach langer Faulheit und dieser nun relativ weiten Reise waren sie alle erschöpft. Bevor sie ihre Zimmer suchten, machten sie aus, dass sie erst besprechen würden, was sie weiter tun sollten, wenn sich alle ausgeschlafen hatten. Auch dann konnten sie Pain von ihrer Reise berichten, denn es gab nicht viel zu erzählen und hatte deshalb Zeit für später.

Blond on mission (Part Two)

An einem anderen Ort, quer über die ganze Landkarte, in Tsuchi no Kuni, begann ein neuer träger Tag. Es war ein Tag, an dem wieder eine Mission stattfand, doch die Ausgangssituation war bisher alles andere als befriedigend. Deshalb waren Deidara und Furiko nicht wirklich mit Elan und Begeisterung gesegnet. Lustlos saßen sie sich deshalb am Mittagstisch gegenüber und aßen, ohne ein Wort zu sprechen. Auch normal redeten sie nie wirklich viel, doch heute war es in der Küche besonders still.
 

Das Pech hatte sie wirklich auf Schritt und Tritt verfolgt. Jedes Treffen mit Mittelsmännern oder Spionen war aus unerklärlichen Gründen geplatzt oder die Akten mit den Informationen lagen einfach am Treffpunkt, doch vom Überbringer war nichts mehr zu sehen. Dabei wollten die Beiden doch mit jemandem reden, der sich in der Branche auskannte und ihnen von Gerüchten oder sonstigen Sachen erzählen konnte. Pain war zudem nicht zufrieden mit den Dingen, wie sie liefen. Natürlich konnten weder Deidara noch Furiko etwas dafür, deren Tarnung immer perfekt war, doch trotzdem war der bisherige Misserfolg nicht akzeptabel für die Beiden. Heute Abend jedoch trafen sie mit einem seriösen Geschäftsmann in einem Restaurant zusammen. Wenn sie schon nicht bei illegalen Händlern und geheim agierenden Informanten Glück hatten, dann mussten sie etwas offener in die Geschehnisse eingreifen und sich mit einem größeren Fisch treffen, auch wenn diese Aktion etwas risikoreicher war. Jedenfalls mussten sie Pain endlich ein paar Ergebnisse vorweisen, damit sie nicht wie die letzten Anfänger dastanden.
 

Die Tage nach ihrer Ankunft in der Basis von Tsuchi no Kuni, welches ja Deidaras altes Elternhaus war, waren ansonsten relativ ruhig verlaufen, wenn sie nicht gerade unterwegs waren. Zwar litt Deidaras Stimmung maßgeblich an den Misserfolgen, die sie bislang nur zu verbuchen hatten, doch wenigstens stellte er sich nicht mehr an, wie ein sturer Junge. Er hatte eingesehen, dass er um das Wohnen in diesem Gebäude nicht herum kam, wenn er nicht draußen schlafen wollte, außerdem war es letztendlich ja sowieso nicht so schlimm, wie er gedacht hatte und darüber war auch Furiko froh. Doch am meisten war sie darüber erleichtert, dass Deidara kein Wort darüber verlor, dass er sie damals, gleich am ersten Tag ihrer Ankunft, erwischt hatte, wie sie von den Badezimmern gekommen war, nur mit einem Handtuch umwickelt. Die Blonde hatte danach kaum schlafen können, weil sie sich Gedanken gemacht hatte, was er nun von ihr dachte. Fand er sie hässlich? Sie hatte, seit die Sache mit den Osoroshisa endlich vorbei gewesen war, ein wenig zugenommen, weil die ständig präsente Angst sie nicht mehr so seelisch und körperlich zuschnürte. Unbewusst aß sie deshalb mehr und hatte so wieder etwas an Gewicht zugelegt. Seika hatte ihr gesagt, dass sie nun nicht mehr so klapperdürr aussah, sondern gerade richtig, denn sie war ja eine Kunoichi und als solche gut trainiert. Ja, sie war durch die Gewichtszunahme sogar viel aktiver und abends nicht mehr so schnell müde, weil ihr Kreislauf stabiler geworden war. Außerdem hatte auch ihre physische Körperkraft ein wenig zugenommen. Also hatten die paar Pfunde mehr doch ganz gute Auswirkungen, denn dick war sie auf keinen Fall, sondern einfach nur normal schlank.
 

Der Umgang der Beiden miteinander wurde auch nach und nach besser, auch wenn Furiko immer noch ihre schüchterne Attitüde gegenüber Deidara beibehielt, weil sie sich doch nicht traute, sich ihm zu öffnen, auch wenn sie manchmal, wenn sie zusammen gesessen hatten und ganz locker und ohne Zwänge miteinander geredet hatten, mit einem schmerzendem Stich im Herzen dachte, warum sie sich denn nicht mehr traute… Natürlich vergaßen sie nicht, zu trainieren und genaue Pläne für ihre Missionen auszutüfteln, wie sie vorgehen würden und sich in dieser oder jener Situation verhalten sollten. Das ging ganz gut voran und so hatten Beide das Gefühl, sich auf den Anderen verlassen zu können, was sie in ihren Rollen auch gut agieren ließ.
 

Heute Abend war es eben wieder so weit und weil sie beschlossen hatten, es diesmal anders zu machen, war natürlich wieder etwas Spannung bei dem Gedanken da. Sie hatten ihre Idee Pain mitgeteilt und der hatte sein Einverständnis gegeben. Natürlich brauchten sie dafür eine andere Ausstattung, doch ihr Anführer hatten ihnen zugesichert, dass ihnen alles Benötigte zur Verfügung stehen würde, damit das Treffen auch klappte. Diesmal musste alles noch Echter wirken, weil sie nicht mit tief ins Gesicht gezogenen Kapuzen in einer dunklen Gasse auf einen vermummten Mittelsmann treffen würden, sondern in einem Restaurant, umringt von lauter Leuten! Doch warum gerade ein Restaurant? Als Deidara und Furiko den Treffpunkt erfahren hatten, waren sie alles andere als begeistert gewesen, doch der Geschäftsmann, mit dem sie verabredet waren, hatte den Ort ausgewählt. Sie hatten nicht widersprechen wollen, um die Mission nicht zu gefährden und schon wieder in den Sand zu setzen. Anfangs hatten Beide gedacht, das Ganze würde ein Kinderspiel werden, doch da hatten sie sich wirklich gewaltig getäuscht!
 

Nach dem in Schweigen verbrachten Mittagessen, welches Furiko selber gekocht hatte, zog sich Deidara zurück und ließ Furiko alleine in der Küche mit dem ganzen dreckigen Geschirr zurück. Also an Manieren fehlte es dem Blonden doch wohl noch ganz arg! Als ob Furiko sonst nichts zu tun hätte… Nun ja, eigentlich hatte sie wirklich noch nichts zu tun. Erst abends musste sie sich fertig machen und das ging sowieso erst, wenn sie die benötigten Sachen von Pain bekommen hatte. Deshalb machte sie sich seufzend an das Abräumen des Tisches und an den Abwasch. Eigentlich hätte sie das auch den Untergebenen von Pain überlassen können, die überall herumwuselten wie große, schwarze, fleißige Bienen, doch diese Selbstständigkeit tat Furiko gut, obwohl die Bequemlichkeit ja auch nicht zu verachten war. Doch sie kümmerte sich hier gerne um diese und jene Dinge, denn sie liebte dieses Haus und seine Atmosphäre von einer glücklichen Vergangenheit. Sie liebte es auch, in dieser ländlichen Küche zu werkeln und zu kochen. Es war einfach mal etwas anderes im harten Shinobialltag und lenkte sie ab, wenn eine Mission mal wieder nicht so geklappt hatte, wie sie es sich eigentlich vorgestellt hatten. So funktionierte es auch dieses Mal. Sie vergaß kurzzeitig die nagenden Gedanken, die sie sich über ihre heutige prekäre Aufgabe machte. Sie begann sogar leise zu summen, eine ganz neue Eigenschaft von ihr, die sich wirklich erst seit kurzem entwickelt hatte, woher und warum auch immer. Es waren keine bestimmten Melodien, die sie sich da zusammen reimte, nur aneinander gereihte Töne, die eine mehr oder weniger stimmige Linie ergaben. Aber das war Furiko eigentlich egal. Sie tat es nur für sich und es musste ja niemandem gefallen. Was sie nicht wusste, war, dass es Deidara bereits aufgefallen war…
 

Furiko klapperte mit den Tellern im Waschbecken, als ob sie das schon immer getan hätte. Routiniert spülte sie das Geschirr ab, stellte es ihn einen zum Trocknen geeigneten Ständer und wischte alles gründlich mit einem Küchentuch trocken. Leise kicherte sie, als ihr in den Sinn kam, dass sie sich benahm, wie eine Hausfrau, obwohl sie doch zu den berüchtigten Akatsuki gehörte. Alltäglich war so ein Verhalten sicher nicht. Jeder der Mitglieder hatte seine Marotten, doch das waren teilweise wirklich Dinge, die man einem Missing-Nin am ehesten zuschreiben würde, wie Kisame und seinen Alkohol zum Beispiel. Doch sie war dahingehend eher normal, oder? Als sie alles sauber aufgeräumt hatte und die Küche schon verlassen wollte, da spürte sie plötzlich ein Vibrieren an ihrer Hand, wo sie ihren Akatsukiring trug. Dies war ein untrügliches Zeichen, dass Pain sie zu einer Unterredung rief. Doch es war das erste Mal, dass dies passierte, während Deidara nicht da war. Furiko wusste natürlich schon von alleine, wie man sich gedanklich von seinem Körper löste, um in Geiste in dem schwarzen Raum zu erschienen, in dem sie miteinander kommunizieren konnte, doch es war so ungewohnt… Ihren Anführer alleine gegenüber zu treten, verursachte in ihr ein gar nicht gutes Gefühl!
 

Deshalb stand Furiko für einige Sekunden regungslos da, weil sie nicht wusste, was sie tun sollte. Sollte sie schnell Deidara rufen und ihm über das Treffen Bescheid geben oder sich alleine hin trauen? Viel nachdenken durfte sie nicht, denn Pain wollte sicherlich nicht lange warten und würde verärgert sein, wenn sie nicht gleich auf seine Aufforderung zum Treffen reagieren würde. Doch vielleicht hatte er ja auch Deidara kontaktiert und sie würden sich deshalb in dem geistigen Raum treffen? Natürlich, so musste es sein. Bisher hatte er sie ja immer zusammen gerufen, denn seine Anweisungen waren ja immer für Beide wichtig. Außerdem, was würde der Blonde bloß denken, wenn sie zu ihm lief, weil sie sich nicht traute, sich Pain ohne ihn zu stellen? Ja, er würde sie für einen Angsthasen halten… Deshalb kehrte die Blonde wieder in die Küche zurück, setzte sich auf einen Stuhl und begann sich zu konzentrieren, um sich in den tranceartigen Zustand zu versetzen, der sie die geistige Verbindung mit Pain aufbauen ließ.
 

Nur wenige Sekunden später tat sich vor ihrem inneren Auge dieser Raum auf, dessen Ausmaße nicht zu bestimmen waren, weil er nur von einem in der Mitte brennenden Feuer leicht beleuchtet wurde, welches weder irgendwelche Wände noch Ecken erreichte. Dieses Feuer war Furiko noch nie geheuer gewesen. Es brannte, doch es strahlte kaum Licht und Wärme aus. Außerdem schien es sich wie in Zeitlupe zu bewegen und war völlig stumm. Die Blonde fröstelte leicht, obwohl sie hier ja keinen Körper hatte, der etwas spüren konnte. Es war wirklich seltsam und immer wenn Furiko versuchte, länger darüber nachzudenken, dann war sie am Ende völlig verwirrt und bekam Kopfschmerzen, weil es einfach ihr Fassungsvermögen überstieg. Denn eigentlich konnte dieser gedankliche Raum ja gar keine Begrenzungen haben, denn die Dimensionen des Denkens und der geistigen Kapazität waren doch unendlich groß. Mit viel Anstrengung schaffte es die Blonde jedoch, sich wieder auf das Wesentliche zu fokussieren. Und mit einigem Unwohlsein bemerkte sie, dass sie Pain und einer hinter ihm stehenden Person – nicht Konan – alleine gegenüber stand, zwar nur deren schattengestaltiger Form, doch er war immer noch er.
 

„Pain-sama“, sagte Furiko zur Begrüßung und musste sich beherrschen, dies mit fester Stimme tun zu können, weil sie plötzlich ziemlich aufgeregt war. Ihr Anführer musterte sie mit einen hell heraus stechenden Rin'negan Augen.
 

„Furiko-san“, antwortete er nur, und dass er nicht gleich etwas Konkreteres zu ihr sagte, was sie vielleicht auf andere Gedanken bringen konnte, ließ Furiko ein wenig verzweifeln. Sollte sie etwa ein Gespräch beginnen? Dabei war es ihr wirklich nicht geheuer, mit Pain zu reden, weil sie doch eine ziemliche Furcht von ihm hatte, warum auch immer. Der Mann war noch rätselhafter als Itachi, der ja wegen seiner Beziehung zu Seika etwas menschlicher wirkte. Doch Pain trat nur dann in Erscheinung, wenn es um Missionen ging und dann war er immer kühl und ernst. Wenn er wütend war, war sein Zorn schrecklich, auch wenn er noch nie handgreiflich geworden war, doch nur seine ausgestrahlte Aura, wenn man ihn irgendwie verärgerte, bracht einen regelrecht zum Schlottern... Außerdem war über seine Macht und Fähigkeiten am wenigsten bekannt. Niemand wusste, was er wirklich anrichten konnte, und keiner wollte es auch je erfahren, jedenfalls nicht am eigenen Leibe. Nun war aber nicht die Zeit, über den Mann so viel nachzudenken.
 

„Ist Deidara denn nicht zur Besprechung geladen, Pain-sama?“, fragte die Blonde nach und sah, wie ihr Anführer knapp den Kopf schüttelte.
 

„Das ist nicht nötig. Es geht nur um ein paar Kleinigkeiten“, sprach er und winkte die andere verhüllte Gestalt heran. Furiko bemerkte erst jetzt, dass diese Person etwas vor sich hin trug. Eine darauf folgende Geste von Pain schickte den vermummten Mann zu Furiko. Etwas skeptisch blickte die Kunoichi die Gestalt an und zögerte leicht, als er das Bündel, welches er in den Händen hatte, an sie übergeben wollte.
 

„Das ist eure Garderobe für den Abend, damit ihr nicht besonders auffällt. Die Kleidung ist auf die Situation abgestimmt. Ihr sollt seriös wirken. Beeindruckt euren Geschäftspartner mit eurem Wissen über die Waffen- und Jutsubranche, doch plaudert nicht zu viel aus, damit er nicht skeptisch wird, warum ihr euch so detailliert auskennt. Ich habe Informationen über den Mann zusammengetragen, er wird sich sicher am Meisten mit dir unterhalten wollen, denn er ist kein Frauenverächter. Das ist alles. Deidara soll sein Temperament im Zaum halten. Wenn er euch Informationen gibt, prägt euch alles genau ein. Jedes Detail kann wichtig sein“, erläuterte Pain und das alles trug gar nicht dazu bei, dass sich Furiko wohler fühlte. Im Gegenteil. Pain sollte doch wissen, dass sie wegen ihrer Vergangenheit nicht wirklich im Umgang mit... Männern geübt war. Das war doch auch der Grund, warum sie sich nicht traute-
 

„Nervosität ist nicht gut. Du musst nicht Dich selber spielen, Furiko-san“, sagte Pain plötzlich und die Blonde erschrak, weil er ihre Gedanken gelesen hatte! Wie was das möglich? Ein Gefühl breitete sich in ihr aus, als würde sie erröten wie eine Tomate. Sie wusste nicht, was sie mehr schockte, die Tatsache, dass sie so leicht zu lesen war, oder dass Pain ihr tatsächlich einen gut gemeinten Rat gegeben hatte...
 

„Weil der Raum hier sich nur im Geiste eines Menschen befindet, offenbart sich dadurch auch leichter das, über was man gerade nachdenkt. Es ist keine Absicht, dass es passiert. Um es zu vermeiden, muss man sich nur auf bestimmte Dinge konzentrieren und die Anderen außer vor lassen“, erläuterte ihr Anführer mit eigentlich ganz ruhiger Stimme. Schon wieder hatte er ihre Gedanken – Wie bitte? Seine Erklärung war tatsächlich wirklich logisch. Trotzdem fühlte sich Furiko verlegen wegen ihrer Unkenntnis. Warum erklärte er ihr das alles? Irgendwie war sein Benehmen ganz anders! Da kam der Blonden ein Gedankenblitz, den sich nicht verbergen konnte.
 

„Gut, ich habe alles verstanden, Pain-sama. Ich möchte nur noch fragen, wie es Konan geht!“, sagte sie und weil Pain ihre Absicht durch den Gedanken übertragenden Raum schon etwas früher bemerkt hatte, blieb er ganz gelassen.
 

„Es geht ihr gut, doch ihre Launen werden immer schlimmer. Bedauerlich, dass sonst niemand von euch hier ist, an dem sie sie auslassen kann... Und nun, entlassen“, antwortete der gepiercte Mann und verschwand darauf hin zeitgleich mit dem vermummten Mann. War da ein Anflug von Amüsement in seiner Stimme zu hören gewesen? Das klang nach einem guten Zeichen. Vielleicht hatte Konans Schwangerschaft und die Aussicht auf seine beiden Kinder ihn doch etwas… menschlicher gemacht. Dann war er wohl nicht verärgert, dass Furiko so unsicher war und sich vor dem bevorstehenden Abend fürchtete, jetzt noch mehr, nachdem Pain ihr die 'Vorlieben' dieses Geschäftspartners dargelegt hatte. Doch da musste sie endlich einmal durch und sich überwinden, nicht wahr? Es ging um die Organisation und dafür musste sie ihr Bestes geben. Sie war wirklich gut aufgenommen worden und man hatte sie nicht dafür gerügt, dass sie während der Sache mit den Osoroshisa so gut wie gar nichts getan hatte, um ihren Beitrag im Kampf gegen sie zu leisten, weil sie sich wirklich sehr gefürchtet hatte und so wie gelähmt gewesen war. Sie wollte Pain nun zeigen, dass sie auch etwas konnte!
 

Etwas verwirrt bemerkte sie, und das erst nach einer guten Weile, dass sie sich immer noch in dem dunklen Raum befand, während sie sich still selber versucht hatte, zu motivieren. Sie schickte sich deshalb, wieder in ihren Körper zurück zu kehren, um endlich von diesem unangenehmen Ort weg zu kommen.
 

„Ahh!“, schrie sie, als ihr Bewusstsein zurückkehrte und bekam einen wahnsinnigen Schrecken, als sie sich plötzlich Angesicht zu Angesicht mit Deidara sah, sein Gesicht nur ein paar Zentimeter von ihrem entfernt, der sich über sie gebeugt hatte und mit der Hand, welche sie frech angrinste, ganz anders als ihr Besitzer, der sie skeptisch anstarrte, vor ihrem Gesicht herum wedelte. Die Blonde fuhr hoch, fiel beinahe von Stuhl, weil sie gar nicht darauf vorbereitet war und konnte sich gerade noch an der Tischkante festhalten, wobei sie jedoch die ganzen Sachen, die sie plötzlich auch noch in den Händen hielt, über den ganzen Boden verstreute.
 

„Deidara-sempai! Musst Du mich so erschrecken?“, rief die Kunoichi total verwirrt und mit klopfendem Herzen aus und war ganz rot im Gesicht, wegen der Nähe zu dem Blonden, der sich kaum zurück bewegt hatte. Er sah sie weiterhin neugierig an. Weil er so eng neben ihr stand, konnte sie ihre roten Wangen auch nicht verbergen und das machte ihn noch um einiges misstrauischer.
 

„Was machst Du denn da, yeah? Träumst so vor Dich hin, oder was?“, fragte er, doch Furiko winkte schnell ab.
 

„Nein, nein! Pain-sama hat mich nur zu einem Treffen gerufen, um mir die Sachen hier zu geben!“, antwortete sie und zeigte auf den Boden, wo nun alles herum lag. Die undefinierbaren Dinge, die die junge Frau in der düsteren Höhle nicht hatte erkennen können, stellten sich nun im Tageslicht als zwei Kleidersäcke, mehrere, verschiedene Kästchen, eine Handtasche, ein paar schmale Aktenordner mit vielen Dokumenten und eine Schriftrolle heraus.
 

„Wie, er hat Dich alleine gerufen? War da etwa was, was ich nicht hören sollte, yeah?“, fragte der Blonde aufdringlich und sah gleich schon beleidigt aus. Oh je, das hatte Furiko ebenfalls befürchtet und sie wich in ihrem Stuhl so gut es ging zurück. Dass er sich übergangen fühlen und schmollend vor sich hin zetern würde, wenn man ihn einmal überging. Manchmal war er so vorhersehbar...
 

„Nein, schau doch, das sind unsere Sachen für heute Abend!“, sagte sie noch einmal, diesmal etwas lauter und deutete auf den Boden. Als Deidara ihrer Geste mit dem Blick folgte und sich dadurch etwas von ihr weg bewegte, machte sie sich gleich daran, sich von ihrem Stuhl wegzustehlen und ein wenig Abstand zwischen sie zu bringen. Damit es nicht so offensichtlich aussah, begann Furiko schnell, die heruntergefallenen Sachen aufzuheben. Doch Deidara achtete gar nicht mehr auf sie. Sein Blick galt einzig und allein den beiden Kleidersäcken. Er erinnerte sich noch ganz genau an die erste Mission, die sie gemeinsam angegangen waren, nachdem Seika zu ihnen gestoßen war. Furiko hatte diese Dinge von Pain bekommen. Das konnte doch nichts Gutes bedeuten! Nun warf er doch heimlich und ein wenig neugierig einen Seitenblick auf seine Partnerin. Würde Pain sie etwa auch in so einen gewagten Aufzug stecken, wie damals Seika? Er konnte sich Furiko gar nicht in so einem Kleid vorstellen... Das war nicht böse gemeint! Ganz und gar nicht, aber die Blonde war ja offensichtlich nicht ganz so... ausgefüllt wie die andere Kunoichi. Furikos Figur war eher mädchenhaft und... Warum dachte er jetzt eigentlich über so etwas nach? Wollte er die Blonde vielleicht einmal in einem ähnlichen Aufzug sehen? Furiko lief unter seinem Blick noch röter an.
 

„Ist- Ist etwas, Deidara-sempai?“, stammelte sie irritiert und trat einen Schritt zurück. Der Blonde fühlte sich ertappt und begann ebenfalls schnell die restlichen Sachen aufzusammeln. Seufzend kratzte er sich am Kopf.
 

„Nein, alles klar… Ah ja, Entschuldigung, dass ich Dich so erschreckt hab, yeah! Aber Du sahst so weggetreten aus, ich dachte schon, es wär was schlimmes...“, meinte er etwas schuldbewusst, denn fast wäre Furiko ja mit ihrem Stuhl umgekippt und auf dem Boden aufgeschlagen, wenn sie sich nicht noch hätte festhalten können. Das wäre nicht so toll gewesen, vor allem, weil sie ja heute Abend ein Treffen hatten und dieses auf keinen Fall vermasseln durften... Das Herz der Blonden machte einen kleinen Sprung, als sie hörte, wie ihr Partner sie um Verzeihung bat.
 

„Ist schon in Ordnung, es ist ja nichts passiert!“, gab sie freudig zurück und lächelte Deidara so herzlich an, dass deswegen nun er beinahe verlegen wurde. Furiko war wirklich hübsch, wenn sie lachte, dass hatte er in letzter Zeit viel zu oft mitbekommen, als dass er es noch ignorieren konnte. Und dass sie sich ein wenig seltsam und noch um einiges schüchterner verhielt, wenn sie in seiner Gegenwart war, dass hatte er mittlerweile auch mitbekommen... Jedenfalls klaubten sie gemeinsam die ganzen Sachen wieder auf und sahen nach, was denn wem von ihnen zugeteilt war. Deidara bekam nur einen Kleidersack, in dem ein Anzug mit passenden Schuhen steckte und er nahm zusätzlich die Aktenordner und die Schriftrolle mit, um nachzusehen, was sie damit anfangen sollten. Er erklärte sich dazu freiwillig bereit, als er sah, dass die ganzen Kästchen für Furiko waren, in denen sich lauter Dinge wie Make-up, Cremes, Parfums, Spangen und Ketten und anderes Zeug befanden. Er wusste, dass Furiko deshalb wohl etwas länger beschäftigt sein würde, denn er konnte sich vorstellen, dass sie bisher noch nie so viel mit dem ganzen Zeug zu tun gehabt hatte. Auch Seika hatte Anfangs nicht wirklich Erfahrung im Umgang mit dem ganzen Zeug gehabt, nach und nach hatte sie sich aber daran gewöhnt, auch wenn sie es nicht alltäglich benutzte. Jedenfalls konnte der Blonde nicht verleugnen, dass er plötzlich schon neugierig war, wie seine Partnerin so zu Recht gemacht wohl aussehen würde…
 

„Na ja, wir brauchen heute hier wohl nicht zu Abend zu essen, yeah. Dann treffen wir uns zur verabredeten Zeit vor der Tür, ja?“, meinte der Blonde schließlich noch und verließ somit die Küche. Ein wenig verträumt sah Furiko ihm nach und fragte sich dabei, was er wohl gedacht hatte, als er sie vorhin so grübelnd angestarrt hatte. Doch das würde sie leider, oder vielleicht auch besser, nie erfahren und deshalb machte auch sie sich auf den Weg in ihr Zimmer, beladen mit dem ganzen Zeug, welches sie nach Pains Meinung für die Mission gebrauchen würde. Oh ja, darüber musste sie im Moment wohl eher nachdenken, als über Deidara, denn sie hatte keine Ahnung, wie sie das ganze Schminkzeug verwenden sollte, damit es nicht aussah wie eine stümperhafte Kriegsbemalung. Zugegebenermaßen hatte sie teilweise noch nicht mal gesehen, wie man so etwas benutzte, geschweige denn hatte sie, die Tuben, Töpfchen, Bürstchen, Pinsel, Stifte und Puder in der Hand gehabt. Fertig aufgelegt, sah so ein Make-up natürlich wunderschön aus, doch Furikos ungeübte Hände und deren Werk würden sicher jeden abschrecken! Was sollte sie also nun tun? Sie wünschte sich, Seika wäre hier, um ihr zu assistieren. Die Brünette wusste ihr immer zu helfen, doch dieses Mal war sie auf sich alleine gestellt, denn die andere Kunoichi war viele, viele Kilometer weit weg und machte sich im Moment sicher über alles andere sorgen als über ein bisschen Lippenstift. Ungeschminkt konnte Furiko jedenfalls nicht gehen, das war klar. Ihr Geschäftspartner würde dann sofort wissen, dass er es nicht mit Leuten aus der Branche zu tun hatte. Was blieb ihr also letztendlich übrig? Ja, probieren ging immer noch über studieren. Sie hatte noch viele Stunden Zeit, bis sie losgehen mussten, da konnte sie ein wenig herumprobieren, wie man am besten mit dem ganzen Zeug umging, und was ihr am besten stand, ohne dass es zu auffällig war.
 

So verbrachte die junge Frau einen guten Teil der Zeit, die sie noch zur Verfügung hatte und verzweifelte fast an den ganzen Dingen, die sie da in dem einen Kästchen gefunden hatte, sodass sie mehrmals beinahe aufgeben wollte. Doch jedes Mal redete sie sich ein, dass sie beweisen musste, dass sie nicht unnütz war und auch manche ‚Schwierigkeit’ bewältigen konnte! Ihre Hände zitterten trotzdem immer viel zu sehr, wenn sie sich anstrengte, eine gerade Linie mit einem Kajalstift zu ziehen und sie piekste sich damit mehrmals beinahe ins Auge. Oft kam sie sich vor, wie eine von Kinderhänden bemalte Puppe, wenn sie sich im Spiegel ansah und aus lauter Verzweiflung alles wieder abwusch. Es war so ungewohnt, dieses Zeug auf ihrem Gesicht aufzutragen und vor allem das Mascara brannte in ihren Augen, weil sie ihre Wimpern noch nie mit so etwas getuscht hatte. Auch der Puder brachte sie die ganze Zeit zum niesen und wenn sie ihre Augen dadurch zu kniff, dann verschmierte wieder alles und sie durfte von Vorne beginnen. Bald aber hatte sie die richtige Reihenfolge heraus, wie sie alles gefahrlos hintereinander aufbringen konnte. Ihre Wahl fiel letztendlich auf ein ganz dezentes Make-up, weil alles andere sie, mit ihrem doch eher blassen Teint, furchtbar aufgetakelt aussehen ließ. Außerdem gefiel es ihr schließlich auch selber, wie sie mit ein bisschen Schminke aussah. Doch nun musste sie endlich duschen, weil es langsam Zeit wurde. Als sie fertig war, beschloss sie, sich endlich einmal ihre Sachen anzusehen, die Pain für sie zusammengestellt hatte. Es war schon ein ziemlich komischer Gedanke, als Verantwortlichen für die Wahl der Garderobe einer Frau gedanklich ihren Anführer zu adressieren, doch Furiko wusste selber, dass er es wahrscheinlich nicht alleine gemacht hatte, sondern er eben nur der Überbringer der Sachen war. Trotzdem hatte er bei der Zusammenstellung ein Wort mit zu reden gehabt, weil alles seinen Vorstellungen entsprechen sollte. So benötigte die Blonde den Rest der Zeit, um sich anzukleiden, ihre Haare etwas zu frisieren, das vorhin ausprobierte Make-up wieder aufzulegen und am Ende noch eine Kette auszusuchen, die zu ihrem Outfit passte. So war sie eine Viertelstunde vor dem Zeitpunkt, an dem sie und Deidara aufbrechen wollten, alles in allem fertig – und bereits furchtbar aufgeregt.
 

Deidara hatte weniger lange gebraucht, trotz, dass er sich die Dokumente genau durchgelesen hatte, die Pain für sie zusammengestellt hatte. Ihr Anführer hatte ihnen wirklich ein großes Stück Arbeit erspart und ihnen den Erfolg dadurch auch viel näher gebracht. Er hatte alles gesammelt, was sie für diesen Abend wissen mussten. Ein paar Fakten über die Stadt, in der sie sich mit dem Mann trafen, ein paar Daten über das Restaurant, in dem sie Essen würden, mit einem Grundriss des Gebäudes, damit sie wussten, an welchen Stellen eventuell Wachen postiert sein werden könnten und wo es Fluchtwege für den Notfall gab. Dann eine Liste der Interessenbereiche des Geschäftsmannes, sowie einen kurz zusammengefassten Lebenslauf von ihm. Informationen über das gesuchte Jutsu waren auch dabei, sowie die Namen von einigen Händlern, die mit solchen Dingen Profit schlagen wollten. Die Schriftrolle, die Pain ihnen mitgegeben hatte, war eines der Objekte, nach dem ihr Geschäftsmann suchte. Sollte er gleich einen Deal abschließen wollen, der den Akatsuki zu Gute kommen würde, könnten sie gleich mit ihm handeln. Ansonsten, wenn er vielleicht eher wortkarg und nicht bereit war, mit ihnen zu kooperieren, dann konnten sie die Schrift als Lockmittel verwenden. Auf jeden Fall sollten sie kein Chakra verwenden, damit sie nicht auffallen würden. Deidara hatte versucht, sich diese ganzen Daten so gut wie möglich einzuprägen und das war nicht leicht für ihn. Doch nachdem er eine ganze Stunde darüber gebrütet hatte, war es ihm halbwegs gelungen, sich die meisten Dinge mehr oder weniger genau zu merken. Beim duschen und anschließendem Ankleiden hatte er dann umso weniger Zeit gebraucht, denn der Anzug anzuziehen war keine besonders schwierige Angelegenheit, außerdem hatte er dies schon einmal gemacht. Sein Haar hatte er einfach glatt gekämmt und sonst hatte er einfach nur die schwarzen Handschuhe anziehen müssen, die die Münder auf seinen Handflächen verbargen. Es war zwar nicht angenehm, doch dafür umso notwendiger, weil er ja seine Hände nicht einfach die ganze Zeit verstecken konnte. Irgendwann würde er sicher den Fehler machen, dass er die Münder zufällig ihrem Geschäftspartner gegenüber zeigte, und das würde sie schnell auffliegen lassen. Denn unter den Akatsuki benahm er sich immer normal, denn es war egal, ob dort jemand die Ausprägungen seines Kekkei Genkai sah, oder nicht, weil ja jeder davon wusste.
 

Ohne Eile hatte er sich deshalb in die Eingangshalle begeben und ohne Überraschung festgestellt, dass Furiko noch nicht da war. Auch Seika war damals erst im letzten Moment gekommen. Immer das Gleiche mit den Frauen. Sie brauchten so furchtbar lange mit ihrem Schminkzeug und ihren Frisuren und der richtigen Wahl ihrer Schuhe und Handtaschen und dann mussten sie sich noch mal im Spiegel ansehen und noch mal und noch mal, bis ihnen irgendwann auffiel, dass ihr Lippenstift schon wieder verwischt war, den sie dann nachzeichnen mussten und so weiter und so fort. Und passte noch dies und das nicht... Aber Deidaras gedankliche Nörgelei brach letztendlich ab, als Furiko plötzlich doch auftauchte. Und ihr Anblick ließ den Blonden wirklich für einen Moment das Atmen vergessen. Doch die Situation war ganz anders als damals bei Seika. Die Brünette hatte sich ja auch für einen ganz anderen Zweck angezogen, um mit ihrem wirklich wunderschönen Aussehen alle anderen Blicke von den Akatsuki weg auf sich zu ziehen. Heute Abend ging es jedoch um ein seriöses Gespräch und das, was Furiko ausstrahlte, war wirklich sehr wirkungsvoll. Sie steckte in einem dunkelblauen Kostüm, dessen Farbe wirklich gut mit ihren dunkelblonden Haaren und grauen Augen harmonierte. Sie trug einen knielangen Rock und einen modern geschnittenen Blazer, unter dem sie ein nicht näher bestimmbares weißes Oberteil an hatte. Die Sachen schmeichelten wirklich ihrer schmalen Figur, doch betonte sie nicht übermäßig, sodass sie genau richtig proportioniert aussah. Ihr Haar besaß leichte Wellen, ihre Augen waren mit dunkelblauer Farbe geschminkt und ihr Mund glänzte dezent in fast dem gleichen Ton, die ihre Lippen auch sonst besaßen. Das ließ sie wirklich sehr achtbar wirken, weil es genau zu einem Treffen wie dem von heute Abend passte.
 

Deidara konnte es nicht leugnen, dass er angenehm überrascht war. Er hätte wirklich nicht erwartet, seine blonde Partnerin so zu sehen. Zugegebenermaßen stand ihr das Kostüm wirklich gut. Weil Deidara sie so offensichtlich und ungeniert musterte, lief Furiko leicht rot an, doch sie nahm sich zusammen. Wenn sie heute bei jedem einzelnen Blick so eine Reaktion zeigen würde, dann würde das Treffen in einem Desaster enden. Doch viel konnte sie nicht darüber nachdenken, denn auch den Anblick des Blonden in diesem Anzug war ein paar Augenblicke des genaueren Betrachtens wert und brachte sie deshalb auch auf andere Gedanken. Ehrlich gesagt wäre die Kunoichi nun am liebsten kreischend weggelaufen und hätte sich verkrochen, um nie wieder hervor zu kommen. Deidara sah wirklich verdammt gut aus, fast verboten gut, wie ein richtiger Gentleman und erfolgreicher Geschäftsmann der Branche. Und sie? Sie sah aus wie ein Mädchen aus der Provinz, das überhaupt nicht in diese Rolle passte. Sie würde alles vermasseln, oder? Obwohl Pain ihr ja gesagt hatte, dass sie bei dem Treffen wohl am meisten reden musste, weil ihr Geschäftspartner sich am liebsten mit Frauen unterhielt, war das alles andere als beruhigend. So war Deidara eigentlich nur als Begleiter zum Schutz für alle Fälle dabei, oder? Aber so würde das nichts werden. Furiko würde in seiner Gegenwart sicher kein einziges Wort herausbekommen, während jede einzige Frau, die sich in dem Restaurant befinden würde, sabbernd auf dem Blonden kleben würde. Schon jetzt war die Katastrophe absehbar! Warum konnte Seika das nicht machen? Sie war in solchen Angelegenheiten sicher viel lockerer... Am liebsten hätte Furiko sich die Haare gerauft – doch dann hätte sie ja ihre Frisur zerstört... Alles war schrecklich. Wie sollte sie diesen Abend nur überstehen?

The town

Als Seika nach einigen Stunden erholsamen Schlafes aufwachte, blickte sie genau in die Augen von Itachi. Er beobachtete sie – schon wieder. Es schien in letzter Zeit seine Lieblingsbeschäftigung zu sein. Er stahl sich morgens nie mehr davon, nein, er blieb an ihrer Seite liegen und starrte sie an. Vielleicht erwachte sie deswegen immer, weil sie seine Blicke fast körperlich auf ihrer Haut spürte.
 

Die Brünette blinzelte sich den Schlaf aus den Augen und hob ihren Kopf leicht. Itachi lag seitlich da, ein wenig über sie gebeugt und hatte diesen mysteriösen, ernsthaften Blick aufgesetzt, der Seika immer so erschaudern ließ, wenn er sie so ansah. Manchmal wünschte sie sich wirklich, sie könnte in seinen Kopf sehen, um zu erfahren, was er dachte, wenn er so etwas tat. Doch dieser Mann hatte eben seine Geheimnisse, und das war es vielleicht, was Seika so anzog.
 

Sie richtete sich etwas mehr auf und küsste ihn auf seine kühlen Lippen und fühlte ihn ganz leicht gegen ihren Mund schmunzeln. Ihr gemeinsamer Morgen war immer still, die Nacht davor war meistens ausreichend voller Laute gewesen. Es störte Seika nicht, die Zeit so mit Itachi zu verbringen, aber in letzter Zeit war da etwas, was sie unterbewusst beschäftigte, weil sie nicht wusste, was es wirklich war, das ihr dieses seltsame Gefühl gab. Als Itachi ihren Kuss sachte erwiderte, seufzte Seika leise und streckte die Hand aus, um mit ihren Fingern durch Itachis wirres Haar zu fahren, während seine Hand über ihre Hüfte strich. Noch ein paar Momente verharrten sie so, dann standen sie auf, um zu duschen. Es war schon nach Mittag, also mussten sie sich langsam mal mit den Anderen treffen, um ihr weiteres Vorgehen zu besprechen.
 

Die Beiden beeilten sich nicht und das war auch gut so, denn gerade als sie zusammen den Gang zur Küche entlang gingen, denn das Haus an sich bestand nur aus dem Erdgeschoss und dann aus dem umfangreichen unterirdischen Teil, trafen sie auf Kisame, der schläfrig aus seinem Zimmer trat.
 

„Morgen, Kisame“, grüßte die junge Frau ihn, doch er gab nur ein leises 'Hallo' zurück, was so gar nicht seine Art war. Hatte in die gestrige Konversation, in der es darum gegangen war, dass der Haimann im Schlaf so einige brisante Dinge über seine Vergangenheit ausgeplaudert hatte, den Blauhäutigen etwas so sehr geschockt, dass er sich jetzt gar nicht mehr mit ihnen zu reden traute? Seika fand das sehr bedauerlich. Sie hatten nichts Böses damit beabsichtigt, als sie über seine Kindheit spekuliert hatten und hatten schon gar nicht gedacht, dass er so auf ihre Worte reagieren würde. Kisame so zurück gezogen zu sehen, war einfach bedrückend. Er hatte eigentlich immer gute Laute, außer er trug wieder einmal einen schlimmen Kater von einer durchzechten Nacht davon. Doch er wirkte im Moment nicht so, als hätte er getrunken. Mit einem lautlosen Seufzer musste die Brünette jedoch zugeben, auch wenn sie gesagt hatte, die Vergangenheit war nicht wichtig, dass Erinnerungen manchmal schmerzhaft sein konnten. Deshalb wollte sie Kisame seine Laune nicht verübeln. Sie mussten den Haimann seinen Gedanken überlassen und abwarten, bis er sich wieder fing. Helfen konnten sie ihm nicht, denn auch wenn er sich beispielsweise immer um Seika gekümmert hatte, wenn sie unglücklich oder frustriert gewirkt hatte, war es doch immer um rezente Dinge gegangen, die sie beschäftigt hatten. Doch Kisames Gedanken bezogen sich auf eine Vergangenheit, die vielleicht nie wieder herzustellen war.
 

In der Küche trafen sie auf Tobi. Er war wohl auch erst vor kurzem aufgestanden, denn das Teewasser, welches er aufgesetzt hatte, kochte gerade erst auf. Als er seine Kameraden sah, begrüßte er sie fröhlich mit einem breiten Lächeln, denn er hatte seine Maske weiterhin nicht auf und Seika fühlte sich durch seine entgegengebrachte Herzlichkeit gleich ein wenig erleichterter. Er war wohl der einzige unter ihnen, der weiterhin eine ungetrübt gute Laune hatte. Sie setzten sich alle an den Tisch und die Brünette und der Mann mit der Augenklappe tauschten ein paar belanglose Worte miteinander aus, während Itachi nur still seinen Tee trank und Kisame abwesend aus dem Fenster schaute. Das Wetter hatte sich in den letzten Stunden verschlechtert. Als sie in der Basis angekommen waren, war der Himmel noch klar gewesen, doch es war schon etwas frischer geworden. Doch nun hatten sich schwere Wolken über der Insel zusammen gesammelt. Sie würden sich wahrscheinlich nicht abregnen, denn die Insel war flach und so konnten sich die grauen Gebilde nirgendwo stauen, doch trotzdem hatte die Temperatur abgenommen. Es war zwar nicht kalt, wie Tobi erzählte, der nach dem Aufstehen kurz draußen gewesen war, aber eben nicht so warm wie am Tag zuvor, doch dafür unangenehm windig. Eigentlich war das ein jedoch Vorteil, so würden sie schneller reisen können.
 

Für ein paar Minuten genossen die Akatsuki in Stille das Frühstück, und saßen nur so da, doch unweigerlich mussten sie über den weiteren Verlauf ihres Aufenthalts auf der Insel reden.
 

„Was sollen wir nun zuerst tun? Sollen wir diesen Tashiro suchen? Oder den Zerstörungen auf den Grund gehen? Oder machen wir beides und trennen uns dafür?“, fragte Seika in die Runde, weil keiner den Anfang machen wollte und sie nun endlich etwas konstruktives tun mussten, um irgendetwas zu erreichen.
 

„Trennen werden wir uns nicht, denn wir wissen nicht, was uns erwartet. Und auch dieser Tashiro kann warten. Die Suche nach dem Jinchuuriki hat Vorrang“, sagte Itachi und Seika war fast froh, dass er so entschied, denn ihr komisches Gefühl wollte sie einfach nicht loslassen. Sie würde sich sicher lächerlich machen, wenn sie es den Anderen gegenüber aussprach, doch konnte sie ihre Gedanken auch nicht verbannen, so sehr sie es auch versuchte.
 

„Dann suchen wir am besten eine größere Stadt auf und bringen dort in Erfahrung, wo genau die Zwischenfälle passiert sind. Dort können wir dann nebenbei auch Informationen über diesen Tashiro sammeln“, schlug die Brünette vor, nachdem nun festgelegt war, welches Ziel sie verfolgen wollten.
 

„Oh ja, ich schnappe mir sämtliche Tageszeitungen und lese sie durch, ob dort irgendwelche geheimen Botschaften drinstehen“, kam es begeistert von Tobi und aufgrund seiner Worte hob Kisame zum ersten Mal seit einer geschlagenen halben Stunde den Kopf. Es schien, als wäre er aus seinen Gedanken erwacht.
 

„Wo hast Du so was denn her? Hast wohl zu viele Krimis gelesen, oder wie?“, meinte er und in seiner Stimme war ein Anflug von Belustigung zu hören, obwohl sein Gesicht volle Ernsthaftigkeit zeigte. Seika vernahm dies mit Erleichterung und lachte leise, als Tobi beleidigt seine Unterlippe nach vorne schob.
 

„Das ist gar nicht wahr! Aber es stimmt, dass es so eine Methode zur Kommunikation gibt!“, verteidigte er sich. Seika nickte.
 

„Tobi hat Recht und ich finde, die Idee ist gar nicht so schlecht. Es ist die einfachste Methode, Nachrichten auszutauschen. Und wenn dieser Tashiro schon das ganze Land unter seiner Kontrolle hat, dann manipulierte er sicher auch die Medien, um gegenläufige Strömungen zu verhindern und selber Propaganda zu betreiben. Also wäre dieser Weg kein Problem für ihn, zumal jeder so in Angst in Schrecken ist, dass niemand nach irgendwelchen geheimen Botschaften suchen würde“, antwortete Seika und dachte schon, Kisame würde schmollen, weil sie Tobi Recht gegeben hatte. Doch der Haimann stimmte nur nickend mit einem leisen Brummen zu. Nun, er hatte sein Schabernack durchzogenes Ich noch nicht ganz wieder gefunden.
 

„Gibt es hier eine Karte der genaueren Umgebung?“, fragte Itachi und Kisame erhob sich sogleich, um eine zu besorgen, weil er wusste, wo so etwas hier in dem Haus zu finden war, damit sie nicht so lange suchen mussten. Als sie dann alle über den Tisch gebeugt da saßen, über der Karte, die der Haimann in nur ein paar Minuten besorgt hatte, breitete sich erst einmal Stille über den Akatsuki aus. In der Nähe der Basis waren nur kleine Dörfer eingezeichnet und diese zu besuchen, würde ihnen nichts bringen, da diese Orte wahrscheinlich noch am wenigsten von den Entwicklungen des Landes betroffen waren, weil sie einfach keinen Nutzen für diesen Tashiro haben würden. Außerdem gab es dort sicher kaum Shinobi, die für das Regime gefährlich werden könnten. Die nächst größere Stadt lag Richtung Osten.
 

„So nähern wir uns zwangsläufig dem angeblichen Aufenthaltsort von Tashiro, ne?“, meinte der Blauhäutige. Damit traf er die Sache auf den Punkt.
 

„Die Frage ist, ob wir das wagen wollen, in den näheren Einflussbereich von diesem Typen zu gelangen, oder ob wir lieber einen längeren Weg auf uns nehmen und eine andere Stadt aufsuchen“, meinte Seika nachdenklich. Die Sache war mal wieder wirklich verzwickt, aber warum wunderte sie das nicht? Jeder ihrer Missionen hatte bisher immer irgendwo irgendeinen Haken gehabt.
 

„Zuerst sollten wir Pain Bericht erstatten. Er soll sagen, wie wir weiter vorgehen sollen, so hängt uns wenigstens diese Entscheidung nicht nach“, sprach Itachi und während Seika stumm vor sich hin schmunzelte, lachte Kisame zum ersten Mal an diesem Morgen. Die Stimmung lockerte sich zunehmend.
 

„Das ich noch so was von Dir hören würde? Aber ich stimme Dir zu, lasst uns Pain darüber erzählen.“, sagte er und dieser Vorschlag entsprach auch vollkommen Seikas Geschmack. Sollte ihr Anführer mal etwas mehr Verantwortung übernehmen. Er schickte seine Mitglieder immer auf Missionen und überließ diese dabei ihrem eigenen Urteil. Und wenn dieses Urteil einmal falsch war, war es natürlich ihre eigene Schuld. Die Akatsuki beschlossen, sogleich mit ihrem Anführer Kontakt aufzunehmen, sobald sie das Frühstück beendet hatten, was sowieso nicht mehr lange dauerte.
 

Pain hatte schon ungeduldig erwartet, dass die Vier endlich berichteten, wie es ihnen auf der Reise ergangen war. Während ihres Treffens in der dunklen Halle der Gedankenwelt war er alleine, und es wunderte Seika nicht, dass Konan nicht dabei war. Sie redeten eine halbe Stunde über ihre Erlebnisse und konfrontierten Pain dann auch mit ihrer Unentschlossenheit über den nächsten Schritt ihrer Vorgehensweise. Im Allgemeinen war ihr Anführer von den Entwicklungen der Mission nicht besonders begeistert, vor allem nicht, dass ihnen dieser Tashiro, von dem auch er noch nie etwas gehört hatte, vielleicht Schwierigkeiten machen könnte. Doch sie kamen zu dem Schluss, dass es unvermeidbar war, dass sich die Akatsuki und die Partei dieses Mannes kreuzen würden. Doch Pain meinte wiederum, dass die politischen Angelegenheiten dieses Tashiros nicht von ihrem Belang waren. Sollte er in dem Land tun, was er wollte, die Akatsuki hatten einen Jinchuuriki zu jagen. Sollte dieser Mann auf irgendeine Weise in ihre Quere kommen, so war die Situation möglichst so zu lösen, dass die Akatsuki sich ihm dadurch nicht zum Feind machen würden. Das würde alles nur noch komplizierter machen. Solange sie sich jedoch aus dem Weg gingen, durfte es keine Probleme geben. Eigentlich sollte dieser Tashiro auch froh sein, dass sie das Monster beseitigen wollten, welches das Land verwüstete, das er regieren wollte, aber das konnten sie natürlich nicht verlangen.
 

So einigte man sich und so war geklärt, was die Akatsuki tun würden. Sie würden sich in die nahe gelegene Stadt begeben, ohne sich allzu große Sorgen um diesen Tashiro zu machen. Die Akatsuki beschlossen, sich gleich auf den Weg zu machen um den angefangenen Tag noch zu nutzen. Obwohl es kühler war, wollten sie ihre Mäntel und Hüte nicht anziehen, um so besser getarnt zu sein, auch wenn sie sonst ihre volle Ausrüstung an Waffen anlegten, um für alle Fälle gewappnet zu sein. Es war nämlich nicht ausgeschlossen, dass sie gleich auf Schwierigkeiten treffen würden, doch durch Pains wörtliche Absicherung, dass die politischen Angelegenheiten dieses Tashiro nicht zu sehr stören sollte und sie ihren Auftrag auch so weiterführen mussten, waren sie etwas beruhigt und konnten sie Angelegenheit sorgenloser angehen.
 

Nicht lange nach dem Gespräch mit Pain brachen sie auf. Itachi hatte die Karte dabei, die ihnen die genaue Position der Stadt anzeigte. Sie war nicht allzu weit entfernt, deshalb mussten sie sich nicht beeilen, weil sie bei ihrem Lauftempo schnell dort sein würden. Da es nun hell war, konnten sie sich ein wenig in der Gegend umsehen. Kisame hatte während ihrer Reise mit der Fähre so viel von seinem Heimatland erzählt, dass es wegen dem feucht warmen Klima eine außergewöhnlich reiche Flora gab, dass die Landschaft abwechslungsreich war und dass es einfach überall etwas zu sehen gab. Seika hatte sich wirklich auf dieses Land gefreut, denn sie sah sich gerne verschiedene Landschaften an, die ihre Aufmerksamkeit auf sich zogen und sie deshalb von allen anderen Gedanken ablenkten. Doch was sie hier erblickte, stimmte sie ein wenig traurig, obwohl sie eigentlich gar nicht so überrascht gewesen sein dürfte.
 

Sie hatte ja schon von dem alten Mann erfahren, dass die Situation auf der Insel prekär war, dass die gesamte Lebenseinstellung an der neuen Situation des Kampfes um die politische Vorherrschaft im Lande gelitten hatte. Doch dass es sich so sehr auf die Umgebung und die Natur auswirkte, hätte sie niemals vermutet. Es schien, als hätten die ganzen Farben ihre Brillanz verloren. Über allem lag ein seltsamer Grauschleier. Selbst die Sonne, die nun doch ab und zu zwischen der dichten Wolkendecke hervor lugte, hatte ihre Wärme eingebüßt. So etwas war doch logisch nicht möglich, oder? Aber es war wirklich so. Alles war so trist, als ob es an Willen und Selbstbewusstsein mangelte. Nicht nur die Kunoichi bedrückte diese Entdeckung, sondern besonders Kisame war davon betroffen. Er erkannte sein Heimatland kaum wieder und konnte nicht glauben, was hier in den Jahren seiner Abwesenheit passiert war. Und es war jetzt nicht nur ihre Mission, die sie erledigen mussten, es war gleichzeitig auch eine Suche nach der Erklärung dieser Veränderung. Itachi und die Anderen sahen es im Gesicht des Haimannes, der selber wusste, dass er die Missionen nicht mit anderen Gedanken mischen durfte, weil der Jinchuuriki und ein eventueller Kampf mit ihm die höchste Konzentration erfordern würde, doch niemand sagte etwas dazu, weil eine erneute Diskussion über ihre Ziele einfach sinnlos und ermüdend war. Nun, wo sie nach längerem Überlegen endlich wussten, was sie tun sollten, durften sie sich auch nicht davon abbringen lassen. Die Mission war sowieso schon auf längere Zeit ausgelegt und jede Abweichung von ihrer tatsächlichen Aufgabe würde alles nur noch weiter hinaus zögern, was im Sinne von niemanden lag.
 

So zog sich ihre Reise in eintönigem Schweigen dahin. Gelegentlich machte Tobi die Anderen auf ein Merkmal der Gegend aufmerksam, doch sonst war es ruhig. Sie kamen einmal an einem kleinen Dorf vorbei. Die Häuser dort sahen alles wie kleine Klone der Akatsukibasis aus. Kisame erklärte ihnen, dass sich hier diese Art von Behausungen durchgesetzt hatte, weil es auf der Insel kaum Steinbrüche gab, wo man Steine für einen massiveren Hausbau herausholen könnte. Nur die wichtigeren und repräsentativen Häuser in der Hauptstadt Kirigakure waren aus Stein gebaut. Außerdem konnte man auch schlecht die schweren Baumaterialien vom Festland herüber schiffen, deshalb war alles aus Holz gebaut. Diese Bauart war aber auch von Vorteil, weil man schnell Gebäude errichten konnte. Wirbelstürme waren selten auf der Insel, weswegen die Holzhäuser auch in dieser Hinsicht keine Probleme machten. Außerdem nahm das Holz Feuchtigkeit auf und so war es in den Wohnungen drinnen auch weniger schwül und stickig, wie sie an der Akatsukibasis festgestellt hatten. Dass dieses Gebäude aber so einen großen unterirdischen Bereich haben konnte, war nur Tatsache zu verdanken, dass Pain speziell in diese Richtung begabte Shinobi damit beauftragt hat, ein wasserdichtes, tiefes Fundament zu errichten, denn die Basis lag ja fast genau am Meer und würde unterspült werden, wenn nicht wichtige Vorbereitungen vor dem Hausbau getroffen worden wären.
 

So kam Seika auf die gute und recht kurzweilige Idee, Kisame während ihres Weges noch über weitere Dinge, die das Land betrafen, auszufragen, damit sie alle auf andere Gedanken kamen. Zum Beispiel über die Infrastruktur. Die junge Frau hatte, während sie schon ein gutes Stück des Landes durchquert hatten, noch keine großen befestigten Straßen gesehen. Zwar waren sie fast nur der Küstenlinie gefolgt, doch hatten sie doch zumindest bei der Hafenstadt irgendwelche Straßen sehen müssen, wo die ankommenden und weg geschifften Güter hingebracht werden mussten.
 

„Es gibt schon ne Straße, aber die führt kerzengerade Richtung Kirigakure. Schau Dich doch mal um, hier gibt’s kaum große Anbaugebiete für irgendwelches Obst oder Gemüse, ne? Ist ja auch klar, der Boden ist hier noch zu salzig, also wächst auch nicht wirklich was in großen Mengen. Das was die Leute hier anbauen, brauchen sie doch für sich selbst zum Leben! So muss auch nichts irgendwo hin transportiert werden. Jedenfalls liegt das Agrar- und Industriegebiet ziemlich zentral, rund herum um Kirigakure. Dort in der Nähe gibt’s dann auch mehr Straßen, hier halt eben nur Feldwege wie diesen“, erklärte der Haimann und wies mit einer umfassenden Geste auf den Weg, dem sie im Moment folgten, weil er sie direkt in die gesuchte Stadt führen würde.
 

Es gab noch andere Fragen, die Seika sich stellte. Wie würde die Stadt wohl aussehen? Würden dort mehr 'Kisames' herumlaufen? War diese 'Amirane', um die es gestern einmal kurz gegangen war, auch eine 'Haifrau' gewesen? In der Hafenstadt und auf der Fähre hatten sie nur 'normale' Menschen gesehen, also gehörten Haimenschen wohl nicht zur allgegenwärtigen Bevölkerung der Insel, sondern waren eher selten anzutreffen. Doch damit konfrontierte die junge Frau den Haimann aber nicht, sie wollte ja nicht beleidigend wirken, oder wie Kisame es auch immer aufnehmen würde. Jedenfalls würde sie es ja selber sehen, wenn sie ankamen. Sollten ihre Fragen dann immer noch nicht geklärt sein, konnte sie den Blauhäutigen ja immer noch darüber fragen. Außerdem hatten sie noch nicht wirklich darüber geredet, wie sie sich Informationen beschaffen wollten. Gut, Tobi war von seiner Idee mit den Zeitungen immer noch vollkommen begeistert, also würden sie ihm den Willen lassen, wenn er es ohne viel Aufsehen durchziehen konnte. Doch wie sollte der Rest vorgehen? Einfach nach einem Monster fragen, dass hier zufälliger Weise sein Unwesen trieb? Was war wohl zu auffällig, aber auch das konnte man nicht recht sagen, denn sie hatten keine Ahnung, wie die Bewohner des Dorfes eingestellt waren, ob sie Fremden gegenüber misstrauisch, oder offen waren, obwohl eher die erste Möglichkeit anzunehmen war, weil das Vertrauen im Land durch die von Tashiro angeheuerten Männer bestimmt gesunken war, vor allem gegen Shinobi. Niemand wusste mehr, wer zu wem gehörte und auch die Leute, die noch hinter dem Mizukage standen, waren sicher nicht die lieben und netten Menschen von Nebenan, weil es ja um die Vorherrschaft im Lande ging und bei diesem Thema war bestimmt mit niemandem zu spaßen.
 

Als in der Ferne die ersten Häuser auftauchten, merkten die Akatsuki, dass die Stadt, die auf der Karte als solche ausgezeichnet gewesen war, eigentlich recht klein war. Auch dafür hatte Kisame eine Erklärung, und als sie stehen blieben, um sich die Ansammlung von Gebäuden von weitem anzusehen, sagte er, dass es sich hier eben wegen den wirtschaftlichen Verhältnissen nicht viel anders als in Kaze no Kuni verhielt, wo die meisten Menschen auch in der Hauptstadt lebten, weil dort die Versorgung mit Gütern und Lebensmittel einfacher und auf jeden Fall gesichert war. Hier, so abgeschnitten von der doch hoch entwickelten Zivilisation der Großstadt wollten einfach nicht so viele Menschen leben, doch nun, durch die jüngsten Ereignisse verursacht, wollten das noch viel weniger Leute. Doch es gab nun kein zurück mehr. Umzukehren und nach einer anderen Stadt zu suchen war unsinnig, außerdem sollten sie nun wenigstens versuchen, etwas heraus zu finden, wenn sie schon hier gelandet waren. Noch weiter nach Osten dringen wollten die Akatsuki im Moment nicht, denn näher in den angeblichen Aufenthaltsbereich von diesem Tashiro wollte niemand, ohne mehr Informationen über diesem Mann zu haben.
 

So näherten sie sich langsam der Stadt. Grundsätzlich machte der Ort einen heimeligen, angenehmen Eindruck, denn die Holzfassaden waren schön mit verschiedenen Farben bemalt und verziert, alles war gut erhalten und gepflegt und die Straßen waren sauber. Alles hätte sehr einladend gewirkt, wenn da nicht, wie auch überall sonst, diese bedrückende Atmosphäre in der Luft gehangen hätte. Außerdem war auf den ersten Blick keine Menschenseele zu sehen. Als sie die ersten Häuser erreichten konnten sie jedoch ohne Probleme die Auren der Bewohner spüren. Es waren recht viele, dass hätten sie kaum erwartet, bei der Größe der Stadt, doch wahrscheinlich machten das die Holzhäuser, die allesamt nicht so groß waren. Die Akatsuki waren ja eine ganz andere Bauweise gewohnt und konnten die Dimensionen so nicht allzu gut abschätzen. Durch einen durch die Stadtmitte führenden Weg gelangten sie zu einem kleinen Brunnen, den die Bewohner wohl gegraben und mit ein paar Steinen befestigt hatten. Es war ein kleiner Platz aus festgestampfter Erde, an dem sie sich da befanden und rings herum befanden sich einige Läden, doch die meisten davon hatten geschlossen. Es war ein normaler Werktag, doch die abgesperrten Geschäfte machten den Anschein, als ob sie schon länger niemand mehr benutzt hätte.
 

„Die Veränderungen in Wirtschaft und Politik ist sogar bis hier her gedrungen...“, meinte Seika und sah sich genauso wie Tobi und Kisame um. Nur Itachi stand still da und schien auf nichts Besonderes zu achten. Auf einmal entfernte sich Tobi von der Gruppe, denn er hatte einen kleinen Kiosk entdeckt, vor dem ein Ständer mit Tageszeitungen zu sehen war. Weil es ja seine Idee gewesen war, die Zeitungen nach irgendwelchen Informationen durch zu blättern, wollte er dieses Ziel nun gleich verfolgen. Während der Mann mit der Augenklappe in den kleinen Laden hinein ging, setzte sich Seika an den Brunnen, um ihre Hände hinein zu tauchen und sich dadurch etwas Abkühlung zu verschaffen. Sie hörte die Stimme von Tobi und einem Mann, doch man konnte nicht wirklich verstehen, was sie sagten. Die Brünette seufzte entnervt. Mit jeder Stunde langweilte sie diese Mission noch mehr. Sie hatte zwar die ganze Zeit dieses omnipresente schlechte Gefühl, aber bisher war ja auch nichts wirklich Gefährliches passiert. Sicher war sie immer noch besorgt wegen dem Jinchuuriki, doch langsam hatte sie sich eingeredet, dass es eben nicht anders ging und sie diese Aufgabe durchziehen mussten.
 

Es dauerte nicht allzu lange, da kam Tobi wieder aus dem Kiosk heraus – mit einem ganzen Stapel Zeitungen und dem Besitzer des Ladens hinterher. Die Zwei schienen sich ziemlich gut unterhalten zu haben, denn Beide lachten, außerdem hätte niemand gedacht, dass der Mann mit der Augenklappe so schnell so viele Zeitungen bekommen würde, weil sie ja schon von Anfang an nicht vorgehabt hatten, diese zu kaufen. Doch anscheinend hatte Tobi doch recht überzeugend gewirkt, dass ihm der Mann ein paar Tagesblätter überließ, nur waren es nicht ein paar, sondern ein ganzer Haufen. Kisame stöhnte auf. Er hatte wirklich nicht die Lust, Tobi dabei zu helfen, all die Artikel nach irgendwelchen Codes zu durchsuchen, mit denen vielleicht irgend Typen in Geheimsprache miteinander kommunizierten. Der Haimann hielt dies immer noch für ausgemachten Quatsch, obwohl Seika ziemlich vernünftig dafür plädiert hatte. Jedenfalls würden sie den ganzen Tag dafür brauchen, die Seiten durchzulesen. Obwohl, vielleicht konnten die beiden Uchihas mit ihrem Sharingan nicht nur Bewegungen wahrnehmen und voraus ahnen, vielleicht konnten sie damit ja auch versteckte Botschaften entziffern?
 

Plötzlich ertönte ein unterdrückter Schrei und die in Gedanken schwelgenden Akatsuki sahen auf. Der Mann neben Tobi war erschrocken stehen geblieben und sah die vier Shinobi mit geweiteten Augen an. Schnell wusste Seika, wieso. Tobi hatte nicht allzu viele Waffen bei sich, die meisten hatte er unter seinem Shirt versteckt oder in seiner Gürteltasche gelagert. Auch Itachi war nicht sonderlich mit Kunai und Shuriken bestückt, anders als Seika, die um ihre Hüfte ein regelrechtes Arsenal an den Wurfmessern hängen hatte. Am stärksten bewaffnet war jedoch Kisame, nicht zuletzt wegen seinem gewaltigen Samehada, welches er über den Rücken trug und sonstigen Kunai, die er an vor seiner Brust gekreuzten Gurten trug. Ja, eigentlich sahen sie so wirklich bedrohlich aus in der schwarzen Shinobikleidung und den weißen Bandagen, die sie sich teilweise zur Unterstützung von Muskeln und Gelenken umgebunden hatten.
 

„I- Ihr... Seid doch nicht-“, stotterte er ängstlich, doch Tobi beruhigte den Mann mit einer Handgeste, durch die er beinahe alle Zeitungen fallen gelassen hätte.
 

„Keine Sorge, wir kommen vom Kontinent und reisen nur durchs Land! Fast alle von uns waren noch nie hier und wir wollen uns etwas über die Gegend informieren, nicht wahr?“, sagte Tobi mit fröhlich freundlichem Ton in der Stimme und lächelte den Mann an, der aufgrund dieser Aussage etwas verwirrt drein sah. Er war wohl nicht recht sicher, ob er dem Mann, der also auch ein Shinobi war, so einfach vertrauen konnte oder nicht. Doch das verwunderte keinen der Akatsuki.
 

„Nun... Äh, das... Also, ich möchte nicht unfreundlich wirken, aber wir haben mit Shinobi nicht wirklich gute Erfahrungen gemacht...“, sagte er offen, überrumpelt von Tobis Freundlichkeit. Seine Worte waren nicht wirklich schlau, wenn sie tatsächlich jemand gewesen wären, die hier etwas Böses gewollt hätten, doch das war ja nicht der Fall. Deshalb hatte er ziemliches Glück.
 

„Sagen sie, kann man hier irgendwo einkehren? Wir würden gerne irgendwo in Ruhe lesen und hier draußen schaut es nach Regen aus“, meinte Seika und blickte in den Himmel, wo es wirklich ziemlich dunkel wurde. Der Mann starrte sie an, dann blickte er wieder zu Tobi, dann zu Itachi und zu Kisame, bevor sein Blick wieder bei der jungen Frau landete. Er beobachtete sie ein wenig länger als nötig und runzelte kurz die Stirn, bevor er sich wieder fasste und sich unsicher am Kopf kratzte. Er wusste wohl wirklich nicht, was er von alledem halten sollte.
 

„Wir haben hier leider keine Gaststätte, wenn Sie so etwas meinen, aber wir haben einen kleine Stadthalle, dort können Sie sich hinein setzen, Shinobi-sama“, sagte er und wies mit seiner Hand die Straße entlang. Seika sah zu den Anderen und weil sie merkte, dass der Vorschlag ihnen zusagte, nickte sie dem Mann dankend zu, der sie wohl auch noch hinbringen wollte. Die Brünette bekam den Eindruck, dass der Mann wohl doch ziemlich neugierig war, denn wenn er wirklich vor ihnen Angst gehabt hätte, wäre er sicher schon über alle Berge gewesen, um die anderen Stadtbewohner zu alarmieren. Doch das, was dann in der nächsten Stunde geschah, hätte sich keiner von den Akatsuki jemals vorgestellt, vor allem Seika nicht.

Golden eyes

Die so genannte Stadthalle des Ortes war ein Raum, der vielleicht nur etwas größer war als die Eingangshalle der Hauptbasis in Ame no Kuni. Die Dimensionen dieser Halle waren aber auch nicht wirklich verwunderlich, wenn man diese in Relation zu der Größe der ganzen Stadt setzte. Dafür war hier umso mehr los. Vielleicht fühlten sich die Leute wohler und sicherer in großer Gesellschaft, wo sie reden und sich gegenseitig ein wenig ablenken konnten. Wenn die Akatsuki jedenfalls gewusst hätten, dass so viele Menschen hier versammelt wären, dann wären sie wohl nicht mitgekommen. Gleich nach dem Eintreten lagen alle Blicke ausnahmslos auf ihnen. Itachi war sehr unzufrieden damit, denn er schnaubte hörbar und allein dieses Geräusch mache den Leuten ziemliche Angst. Bis die Akatsuki sich in einer etwas abgelegenen Ecke hingesetzt hatten, hatte sich der halbe Saal geleert. Die Leute, die noch geblieben waren, waren ganz still geworden. Zwar hatten die Akatsuki beabsichtigt, auch mit den Leuten zu reden, um von möglichen Gerüchten zu erfahren, doch das Sammeln von generellen Informationen durch die Zeitung war ihnen wichtiger erschienen, sodass sie sich weniger auffällig durch ihre Unwissenheit mit der einen oder anderen Person austauschen könnten.
 

„Los, lasst uns an die Arbeit gehen, ich hab keine Lust, hier die ganze Zeit angeglotzt zu werden!“, meinte Kisame leise und schnappte sich die erste Zeitung vom Stapel, den Tobi auf einem Tisch platziert hatte, um den sie sich alle herum gesetzt hatten. Obwohl er wirklich nicht in der Stimmung war, jetzt zu lesen, gab es wohl keinen anderen Ausweg aus ihrer Situation, denn zu allem Unglück hatte es draußen wirklich angefangen zu regnen und nass werden wollten sie wirklich nicht. Deshalb vertieften sich auch die Anderen in die Zeitungen und so saßen sie für eine Weile still da. Während sie die Artikel und Zeilen mehr oder weniger genau überflogen, erfuhren sie genau das, was sie auch erwartet hatten und zwar fast nichts. Alles war so streng zensiert worden, dass Seite über Seite nur davon sprach, wie das Wetter war und werden sollte, wie die Preise auf dem Markt waren, welche prominenten Leute dies und das getan hatten, wie dieser oder jener Mensch entweder etwas verbrochen, oder andersherum etwas Gutes getan hatte und so weiter und so fort. Man erfuhr keine Nachrichten aus dem Ausland, nichts über die Politik im Land und schon gar nicht über irgendwelche Katastrophen oder sonstige Maßnahmen. Teilweise waren es alte Zeitungen von vor zwei, drei Wochen und so war es kein Wunder, warum Tobi all diese Exemplare geschenkt bekommen hatte: Niemand kaufte mehr diese Tagesblätter, wenn es dort nur Geschichten über die heile Welt gab, die offensichtlich draußen aber nicht existierte. So war der Verkäufer froh, dass sich wenigstens irgendjemand dafür interessiert hatte und ihm das wertlose Papier abgenommen hatte. Die Akatsuki durchsuchten die Zeitungen natürlich auch auf seltsame Formulierungen und völlig sinnlose Artikel, die vielleicht eine verschlüsselte Botschaft enthalten könnten, doch sie fanden nichts dergleichen. Entweder waren diese Nachrichten also so gut versteckt, dass nur eingeweihte Personen sie finden konnten, oder es gab nun wirklich nichts, was dieser Tashiro und seine Leute durch die Printmedien mitteilen wollten. Das Zweite war wohl doch nahe liegender.
 

Nach einiger Zeit gab Kisame als Erster auf, der sich doch zusammen gerissen und sein Bestes bei der Suche nach irgendetwas Auffälligem getan hatte, nun jedoch keine Geduld mehr hatte. Er seufzte lang gezogen, klatschte die Zeitung auf den Tisch und rutschte in seinem Stuhl etwas weiter nach unten.
 

„Ach Leute, das hat doch alles keinen Sinn! Tschuldigung Tobi, aber ich glaub deine Idee war echt ein Griff ins Klo“, meinte der Haimann und blickte zu dem Mann mit der Augenklappe, der wohl doch auch dasselbe dachte. Nichts desto trotz machen die Anderen noch ein wenig weiter mit ihrer Recherche. Gelangweilt blickte Kisame deshalb in der Gegend herum, denn er war gespannt, wie viele Menschen noch in der Halle verblieben waren, nachdem sie hereingekommen und sich Itachi mal wieder von seiner besten kühlen, abschreckenden Weise gezeigt hatte. Nun, es waren wirklich nicht allzu viele Leute übrig geblieben, doch die, die noch da waren, saßen beisammen und tuschelten. Sie sahen seltsam auffällig in ihre Richtung oder zeigten auch mal mit dem Finger zu den Akatsuki hinüber. Wollen diese Menschen, unter denen auch der Kioskbesitzer war, sie am Ende noch um Beistand bitten? Es war jedenfalls klar, dass sie nicht zu den Shinobi gehörten, die mit revolutionären Absichten das Land und die ganzen Dörfer umkrempeln wollten. Vielleicht waren die Stadtbewohner mit ihrer Situation so verzweifelt, dass sie jede erdenkliche Hilfe anzunehmen versuchten, die sich ihnen ergab. So bewegend das auch klingen mochte, Kisame hatte nicht wirklich Lust, irgendeinen Retter vor dem Bösen zu spielen.
 

„Warum starren die denn so in unsere Richtung?“, fragte Tobi leise, der wohl auch gemerkt hatte, dass sie beobachtete wurden. Etwas lauteres Geraschel der Zeitungen entstand, als Seika und Itachi gleichzeitig ihre Lektüre senkten und ebenfalls ihre Köpfe zu den noch in dem Raum verbliebenen Menschen wandten. Dieses schienen auch zu merken, dass ihre ziemlich direkten Blicke wohl entdeckt worden waren. Eine Frau beugte sich zu einem kleinen Mädchen hinunter und flüsterte ihr etwas ins Ohr, während sie verstohlen zu den Akatsuki hinüber zeigte. Man sah das Mädchen nicken und sie lief hüpfend zu ihnen hinüber. Die vier Shinobi sahen sich an. Was sollte das? Dass Kinder von Ninja keine Angst hatten, hatten sie ja schon in der Hafenstadt am Festland festgestellt, als sie einen Jungen für eine einfache Spionagearbeit angeheuert hatten. Doch was ging hier vor sich? Waren die Leute dort zu faul und zu feige, um selber her zu kommen und etwas zu fragen? Das Mädchen kam jedenfalls näher und blieb ein paar Schritte vor den Akatsuki stehen. Ihre kleine Hand hob sich und sie steckte ihren Daumen in den Mund. Sie sah furchtbar süß und unschuldig aus, doch ihre Augen lagen ganz deutlich und musternd auf Seika. Die Brünette war etwas verwirrt von dem Blick und sie blinzelte. Da schreckte die Kleine auf und lief, so schnell sie konnte, wieder zurück zu den Erwachsenen. Aufgeregt plapperte das Kind mit hoher Stimme und das, was die Kleine zu berichten hatte, schien die anderen Personen in Aufregung zu versetzen. Die Akatsuki waren nun endgültig irritiert.
 

Da kam auch Bewegung in die anderen Leute und geschlossen kamen nun auch sie zu den vier Shinobi hinüber. Diese waren nun wirklich gespannt, auf was das alles hinauslief. Das seltsame war, dass sich Seika vollkommen sicher war, dass die Stadtbewohner ausschließlich sie ansahen. Doch trotz dieser Vorahnung rührte sich die junge Frau nicht vom Fleck, sondern beobachtete ihrerseits die Personen. Es waren nicht viele, aber dafür ein relativ bunt zusammen gemischter Haufen. Da war der Mann aus dem Kiosk, den sie schon kannten und an seinem Hosenbein hielt sich das kleine Mädchen fest. Sie war wohl seine Enkelin. Der Mann ging ganz vorne, neben einer Frau um die Fünfzig, die hellbraunes Haar hatte und deren Gesicht deutlich zeigte, dass sie ziemlich aufgeregt war. Hinter den Beiden folgten mit leichtem Abstand noch vier weitere Leute, doch diese schienen nicht besonders betroffen, sondern nur neugierig zu sein.
 

„Können wir Ihnen helfen?“, fragte Tobi nach einer Weile des Schweigens und Musterns nach. Kisame sah ihn an, als wolle er dem Mann mit der Augenklappe gleich den Hals umdrehen, weil es seinen vorherigen Gedanken zufolge wirklich das Letzte war, was er tun wollte. Kurz sahen alle zu Tobi, doch die Blicke des Kioskmannes und der brünetten Frau wanderten wieder zu Seika zurück.
 

„Es tut uns Leid, wenn wir unhöflich erscheinen, doch wir wollen nur eine Frage stellen. Junge Dame... Heißen Sie zufällig Seika? Kôto Seika?“, fragte die Frau und die Angesprochene erstarrte vollkommen. Das war also der Grund, warum jeder die ganze Zeit besonders sie angestarrt hatte. Aber woher kannten diese Leute ihren Namen? Sie war noch nie zuvor in Mizu no Kuni gewesen, außerdem konnte sie sich nicht erinnern, dieser Frau einmal begegnet zu sein. Doch man schien sie zu erkennen. Aber warum? Hatte ihr Gesicht bereits Einzug in die Bingobooks der Länder gefunden? Das konnte zwar gut sein, doch dann würden diese Leute wohl eher Kisame oder Itachi auf Anhieb erkennen, weil deren Ruf wohl doch mehr berüchtigt war, als der ihre. Doch eigentlich war der Gedanke an diese Bingobooks Schwachsinn. Warum sollten sich die Menschen hier auch mit den Steckbriefen gesuchter S-Class Krimineller abgeben? Sie konnten sowieso nichts gegen diese starken Missing-Nins ausrichten. Auch bezweifelte Seika, dass sie Stadtbewohner so viel Geld hatten, um so einen Ninja zu engagieren, damit er ihr Dorf beschützte. Nein, es musste etwas anderes dahinter stecken, aber was?
 

„Bitte, sagen Sie, sind Sie Seika?“, fragte die Frau noch einmal und klang dabei beinahe flehend. Die junge Frau wusste nicht, was sie tun sollte. Weil sie wirklich nicht glaubte, dass dies hier ein Hinterhalt war, weil sie schon längst gespürt haben würde, wenn jemand auf sie lauerte, war sie nicht abgeneigt, der Bitte der Frau nachzukommen. Außerdem hatte sie ja ausgeschlossen, dass die einfachen Menschen hier sie als Mitglied der Akatsuki enttarnt hätten. So konnte sie doch wohl bedenkenlos ihrer Identität frei geben, oder? Plötzlich beschlich sie so ein durchdringend, erregendes und alarmierendes Gefühl, dass ihr Herz durch die erhöhte Adrenalinausschüttung schneller zu schlagen begann. War das eine Vorahnung? Ja, irgendetwas würde passieren. Es musste doch etwas wichtiges sein, sonst hätten sie diese Menschen nicht so einfach erkannt. Die Spannung gewann überhand über die Vorsicht. Seika musste einfach wissen, was sich hier wegen ihrer Person abspielte. Sie achtete auch nicht auf Itachi, der sie in diesem Moment intensiv ansah.
 

„Ja, ich bin Seika. Woher kennen Sie mich?“, fragte die junge Frau letztendlich nach, mit möglichst ruhig klingendem Ton. Die ältere Frau atmete tief ein und die Bestätigung von Seikas Seite schien sie nur noch mehr in Aufregung zu versetzen. Sie musterte Seika nur noch stärker und rang mit ihren Händen, die sie vor ihrer Brust zusammen gefaltet hatte. Ihr Atem ging merklich schneller. Die Reaktion der Frau ließ sich Seika fragen, ob sie die Dame vielleicht wirklich kannte, sich jedoch nicht daran erinnern konnte. Warum sonst sollte eine fremde Person sonst so reagieren? Seika war gewiss keine bekannte Persönlichkeit, kam sich aber gerade vor, als würde sie vor einem hoffnungsvollen Fan stehen, dessen größter Wunsch es war, seinem Idol die Hand zu schütteln oder nach einem Autogramm zu fragen… Ein wenig war Seika plötzlich verärgert. Dieses Theater war wirklich alles andere als nachvollziehbar.
 

„Dürfte ich um Aufklärung bitten? Wir haben noch andere Dinge zu erledigen, als uns hier begaffen zu lassen“, sagte sie etwas harscher als beabsichtigt, denn erneut setzte die Aufregung in ihr ein. Es war beinahe unerträglich, vor allem weil die junge Frau nun wirklich das Gefühl hatte, es ginge um etwas Wichtiges…
 

„Ja- Ja, sicher, ich verstehe das! Aber Seika-san, bitte wartet… Also, es ist so… Ich bin Ihre Großcousine“, kam es schließlich über die Lippen den Frau und diese Aussage verursache eine Stille, ja, beinahe ein Vakuum in dem Raum, weil keiner es wagte, zu atmen und das Schweigen so unnatürlich wirkte, weil man so eine Ruhe nicht gewohnt war, da es eigentlich immer ein Geräusch um einen herum gab. Träumten sie vielleicht, oder waren sie etwa wirklich wach? Jedenfalls kam es jeden so vor, dass die Atmosphäre mit den Worten der Frau stetig an Glaubwürdigkeit und Ernsthaftigkeit verlor. Seika schien jedenfalls im ersten Moment gar nicht realisiert zu haben, was die Aussage der Frau für sie zu bedeuten hatte. Erst langsam schaltete ihr Gehirn und verarbeitete das, was sie gerade erfahren hatte. Ihre Hand hob sich, als wollte sie etwas sagen, doch Tobi schreckte regelrecht hoch, als Seikas Finger ihn am Oberarm packten. Sie musste sich an ihm festhalten, nein, nicht weil sie sich schwindelig fühlte. Sie hatte den Kopf gesenkt und ihrer Schultern bebten - von ihrem unterdrückten Kichern. Nach einer weiteren halben Minute brach es endlich aus ihr hervor und ihr Lachen tönte hell durch den Raum.
 

„Wie bitte? Das- Das ist… absoluter Unsinn. Meine… Großcousine? Entschuldigung, aber bitte kommen Sie mir nicht solchen Geschichten! Ich bin noch nie in Mizu no Kuni gewesen und dann besuche ich das Land einmal und renne prompt in Leute hinein, die sich als mit mir verwandt ausgeben. Scherzen Sie durch so eine Sache nicht mit mir. In dieser Hinsicht verstehe ich keinen Spaß“, gab Seika zurück und während sie sprach, fing sie sich wieder und strahlte so eine Seriosität aus, dass sie beinahe mit Itachi ein identisches Bild abgab. Kisame konnte verstehen, was sich gerade in der jungen brünetten Frau tat. Sie war als Findelkind vor den Toren Konohagakures entdeckt worden. Sie hatte also nie eine Familie gehabt. Itachi hatte zwar einmal eine besessen, doch sie eigenhändig ausgerottet, bis auf seinen Bruder, der ihn für seine Tat umbringen wollte. Deshalb waren die Beiden auf das Thema Verwandtschaft nicht gut zu sprechen. Er selber und auch Tobi waren jedenfalls ziemlich überrascht von dem, was die andere Frau da gesagt hatte. Ehrlich gesagt mussten sie Seikas Worten Recht geben, dass das hier ein wirklich großer Zufall wäre, wenn sie hier im hintersten Winkel aller Shinobiländer auf Seikas Verwandte treffen würden… Die Frau sah nach den Worten der Jüngeren ziemlich betroffen aus. Vielleicht hatte Seika doch etwas zu kühl und zu abweisend gesprochen.
 

„Aber Seika-san, es ist wahr! Ich habe Sie an Ihren Augen erkannt“, sprach die Frau nach einigen Sekunden wieder. Sie wollte wohl nicht aufgeben. Dieses Argument jedoch weckte Seikas Skepsis. Das war schon ein Anfang, wenn sie wenigstens misstrauisch und nicht ganz abweisend war. Sie konnte diese Reaktion ihrer Gedanken nicht verhindern und wandte sich der Frau etwas mehr zu.
 

„An meinen Augen?“, fragte sie mit erwartungsvollem Blick nach. Die Situation überforderte sie immer mehr. Die Möglichkeiten, die die Erwähnung ihrer Augen aufgetan hatte, waren schier unbeschreiblich. Ja, gerade die Erwähnung ihrer goldenen, unvergleichlichen Augen machte jeden von Seikas Gedanken zunichte, mit denen sie die ältere Frau als verzweifelte Spinnerin abgetan hatte. Es gab kein Argument gegen ihre Augen. Wenn die Frau Seika wirklich an ihren Augen erkannt hatte, dann musste sie sie irgendwoher kennen. Und das sie zudem noch ihren Namen kannte, steckte sicher irgendetwas dahinter. Doch das alles musste noch lange nicht konkretes heißen.
 

„Ja, als Okahito mir sagte, dass er Ihre goldenen Augen gesehen hat, Seika-san, da wusste ich sofort, dass Ihr es seid. Ich... Ich habe nie gedacht, dass ich Sie noch einmal in meinem Leben zu Gesicht bekommen würde“, sagte die Frau und hatte nun fast Freudentränen in den Augen, die Seika wieder abschreckten, weil so ein, ihr entgegen gebrachtes Gefühl fremd für sie war. Dieser Okahito war der Mann, der den Kiosk besaß. Er hatte die Akatsuki auch als Erster in der Stadt gesehen. Doch unterdessen fiel der jungen Frau auf, dass die Andere sie sehr förmlich und respektvoll ansprach, gar nicht so, wie eine wirklich verschollene Verwandte, die man nach so langer Zeit wieder begrüßen wollte. Doch diese sterile Höflichkeit hatte wohl eher mit dem ganzen Erscheinungsbild der vier Shinobi zu tun. Wie gesagt, sie waren Ninjas, zu denen die Stadt nur wenig Vertrauen hatte, auch wenn sich ein Familienmitglied unter ihnen befand. Wieder entstanden ein paar Augenblicke des Schweigens, doch dann schüttelte Seika sichtbar ihren Kopf.
 

„Ich will sie nicht enttäuschen, aber ich bin nicht leichtgläubig. Man kann einem viel erzählen, viel Unwahres, in schöne Wörter verpackt. Das müssten sie doch wohl am allerbesten wissen, hier in Mizu no Kuni, nicht wahr?“, sagte Seika an alle Leute in dem Raum gewandt und ihre Worte hatten einen scharfen Effekt, sodass die Stadtbewohner zurückwichen, trotz Seikas ruhiger Worte. Ja, sie hatte die Geschehnisse, die in diesem Land zu diesem brutalen Umbruch geführt hatten, auf den Punkt gebracht. Ein Mann hatte den Menschen Wohlstand und Frieden versprochen und genau das Gegenteil bewirkt. Doch dass die Wahrheit die Menschen hier so sehr traf, war schon ziemlich verwunderlich. Als Seika einen Blick auf die ältere Frau warf, entdeckte sie mit erstaunen, dass sich die Freudentränen in Tränen der Trauer verwandelt hatten.
 

„Oh Seika, Du weißt nicht, was Du da sagst… Jeder von uns hätte gewollt, dass es anders gekommen wäre. Aber bitte, Du musst mir glauben, ich bin Deine Großcousine Emi, die Cousine Deines Vaters. Aber damit Du weißt, dass ich Dir die Wahrheit erzähle, werde ich Dir etwas von Deinen Fähigkeiten erläutern, hör mir einfach zu. Du kamst mit einem speziellen Kekkei Genkai zur Welt. Deine Eltern besaßen es nicht, sondern allein Du hast es, weil es erst bei Deiner Geburt zur Ausprägung kam, da Deine Eltern beide Raiton als Basiselement hatten. Bei Dir kam dies in so hoher Konzentration zusammen, dass sich Dein Chakra damit verband und sozusagen eine Symbiose der Kräfte einging. Das ermöglicht Dir, schnell wie ein Blitz und noch schneller, so wie das Licht zu werden. Daher rührt auch Deine Augenfarbe, golden wie Lichtpartikel, die sich in Deiner Iris eingefangen haben. Es gibt kaum Menschen mit dieser Gabe, weil sie nur auftritt, wenn zwei Menschen mit den richtigen Voraussetzungen ein Kind zeugen. Du jedoch besitzt dieses Kekkei Genkai nun im Blut und in den Genen und wirst dieses weitergeben können. So ist es doch, oder Seika?“, sagte die Frau namens Emi, die nun in ihrer ganzen Verzweiflung, weil Seika ihr nicht glauben wollte, alles ausgesprochen hatte, was sie wusste und die junge Frau auch viel vertraulicher angesprochen hatte, um mehr zu ihr vorzudringen. Hoffnungsvoll blickte sie zu der jungen Frau und sah sie mit geweiteten Augen da sitzen. Ihre Finger hatten sich um das Papier der Zeitung geschlossen und dieses zerknüllt und ihre Hände zitterten ein wenig, während ihre Lippen etwas offen waren und leicht bebten. Itachi, Tobi und Kisame starrten sie an. Stimmte das? Rührten ihre Kräfte wirklich daher? Wenn ja, dann war sie ein einzigartiges Individuum, noch wundersamer, als sie sich je vorgestellt hatten. Ihrer total entwaffneten Reaktion zur Folge waren die Worte von der Frau Emi sicher nicht gelogen.
 

„Das- Das… Ja, so ist es, aber…“, stammelte sie völlig perplex. In jeder Silbe lag die völlige Wahrheit! Damit durch eine andere Person konfrontiert zu werden, schockte Seika sehr, weil sie die genauen Umstände, die zu ihrer Kraft geführt hatten, niemandem erzählt hatte. Keiner lebenden Seele hatte sie dies anvertraut, auch keiner toten. Sie hatte es selber erst erfahren, als ihr Sensei es ihr erzählt hatte, als sie alt genug war, um diese Sachverhalte zu verstehen, damit sie durch ihr neues Wissen noch besser an ihrer Kraft arbeiten konnte. Doch - Halt! Das war es, ihr Sensei musste diese Frau gekannt haben!
 

„Du! Du kanntest meinen Sensei!“, entfuhr es der jungen Frau aufgeregt, der sich plötzlich ganz viele Zusammenhänge erschlossen, doch die Frau Emi schüttelte nur bedauernd den Kopf.
 

„Nein, ich kannte ihn nicht, aber Dein Vater hat Shiden nach Deiner Geburt aufgesucht und dann viel Kontakt zu ihm gehabt. Er war die zweite Person, die damals mit so einer Fähigkeit am Leben war. Das zwei Menschen mit dieser Gabe gleichzeitig auftreten ist besonders selten. So hat er Dir weitergegeben, was er wusste und konnte“, erklärte Emi und Seika ließ die Schultern hängen. Shiden hieß ihr Sensei? Warum hatte er ihr nie seinen Namen anvertraut? Warum hatte in Konohagakure niemand etwas über ihn gewusst, obwohl er doch so etwas Besonderes gewesen war?
 

„Du… Du bist also wirklich meine Großcousine?“, fragte Seika nach ein paar Minuten betroffenem Schweigen nach, weil sie die Dimension von dem, was sich ihr innerhalb kürzester Zeit offenbart hatte, noch immer nicht begreifen konnte. Die anderen Akatsuki sahen die Kunoichi weiter gebannt an, die inmitten dieses gedankliche Dilemmas mit sich kämpfte und versuchte, für sich diese neuen Umstände zu begreifen und zu akzeptieren. Sie hatte noch lebende Verwandte! Sie hatte zwanzig Jahre lang als Waisenkind gelebt und nicht gewusst, dass sie hier auf einer weit entfernten Insel eine Familie hatte! Ihre Frage brachte Emi zum lächeln.
 

„Ja, das stimmt. Ich bin die Cousine deines Vaters. Sein Vater und meine Mutter waren Geschwister. Wir beide haben also gemeinsame Urgroßeltern“, erläuterte die Frau die genaueren Verwandtschaftsverhältnisse mit milder Stimme. Die auf Seika bezogenen Worte ‚Mutter’ und ‚Vater’ waren ihr so fremd, trotzdem lösten sie in ihr noch nie dagewesene Empfindungen aus.
 

Seika hatte das Gefühl, die Welt würde sich um sie herum drehen und innerhalb von Sekundenbruchteilen alles auf den Kopf stellen, von dem sie ihr ganzes Leben lang geglaubt hatte, es war so und nicht anders. Sie hatte eine Familie, sie hatte Eltern. Vor ihr stand eine lebende Verwandte, auch wenn die familiären Beziehungen schon sehr weit auseinander gegangen waren. Sie hatte den Namen ihres Sensei gehört und war sich sicher, dass sie auch bald erfahren würde, wie ihre Eltern geheißen hatten. Wie waren sie gewesen, wie hatten sie ausgesehen? Hatte Emi vielleicht Bilder von ihnen? Bei dem Gedanken wurde Seika ganz flau im Magen. Obwohl sie ein normaler Mensch war, hatte sie immer von sich gedacht, sie hatte keine Eltern. Doch wo sollte sie denn sonst hergekommen sein? Jedenfalls hatten ihr ihre Eltern ein besonderes Geschenk gemacht, indem sie mit einem Kekkei Genkai gesegnet worden war, welches so machtvoll war, dass es nur wenige vergleichbare Menschen gab, die ähnliche Kräfte hatten. Doch die junge Frau hatte gedacht, sie stammte aus Kaminari no Kuni und nicht aus Mizu no Kuni. Fragen über Fragen warfen sich in einem einzigen Moment auf und überschwemmten Seika mit einem tief greifenden Schwindelgefühl, sodass sie ihr Gesicht für eine Weile mit ihren Händen bedeckte und langsam durchatmen musste. Ja, jeder Zweifel an der Geschichte und der Identität der älteren Frau war in ihr verschwunden. Emi hatte fast dieselbe Haarfarbe wie sie, doch sie hatte dazu blaugraue Augen. Doch es war klar, warum auch ihre Irriden nicht so golden waren, wie die von Seika, da sie nicht das Kekkei Genkai des Lichtes besaß.
 

„Alles in Ordnung?“, hörte sie Tobi mit leicht besorgtem Ton fragen und als sie wieder aufsah, erblickten die Akatsuki einen Ausdruck in ihrem Gesicht, den sie noch nie zuvor gesehen hatten, auch Itachi nicht, der in ihren schönen Augen schon jeder erdenkliche Gefühlsregung beobachtet hatte. Es war, als säße am Tisch ein neuer Mensch, doch er sah so verloren aus, als ob es sie in der Welt, in der er sich befand, niemals zu Recht finden würde. Auch Emi erkannte das.
 

„Ich würde euch gerne in mein Haus einladen. Es ist dort sicher angenehmer und gemütlicher als hier. Dort können wir auch besser reden... Ich meine, nur wenn sie alle mitkommen wollen…“, fragte die Frau und sah Seika und ihre Begleiter etwas schüchtern an. Die Männer, aber auch die junge Frau selber hatten eine gefährliche Ausstrahlung, denn sie waren sicher starke Shinobi, doch sie schienen alle irgendwie untereinander gute Freunde zu sein. Seika schien ihnen jedenfalls sehr zu vertrauen. Seika sah zu Itachi, der an ihrer Seite saß und dieser nickte zustimmend, wenn auch verhalten. Irgendetwas war auch plötzlich in seinem Blick, doch Seika konnte es nicht genauer erkennen, weil er sich auf einmal wieder so abschirmte. War ihm die Situation etwa unangenehm? Wurde er dadurch auch an seine Vergangenheit erinnert?
 

„Wir kommen gerne mit, vielen Dank, Emi“, sagte die brünette junge Frau schließlich und so erhoben sich die Akatsuki von ihrem Tisch und folgten Emi, die sich sehr über die Zustimmung der Vier freute, auch wenn sie ihr immer noch nicht ganz geheuer waren, trotz Seikas Dazugehörigkeit. Auch der Mann vom Kiosk folgte ihnen zum Haus von Seikas Großcousine, die anderen Stadtbewohner blieben jedoch zurück, denn jetzt würde es um etwas Privates gehen und das war nicht für die Ohren anderer bestimmt. Das schienen sie zu verstehen. Tobi war sehr erfreut über die Einladung und er redete bereits wieder mit dem Mann, von dem er die ganzen Zeitungen bekommen hatten, die sie jetzt einfach in der Stadthalle liegen gelassen hatten, weil sie ihnen sowieso nichts bringen würden. Das, was sie von Emi erfahren würden, war bestimmt viel wichtiger und aufschlussreicher. Auch Kisame war ziemlich neugierig, auch wenn er es nie zugeben würde. Seika war seine lieb gewonnene Kunoichi, doch eigentlich, wenn er jetzt so nachdachte, wussten sie nur sehr wenig über sie. Selbst Furiko hatte im Laufe der Zeit viel mehr über sich erzählt, zwangsläufig, da sie es mit den Osoroshisa zu tun gehabt hatten und der Hintergrund der Organisation die Blonde direkt betroffen hatte. Doch Deidaras Partnerin war viel kürzer bei den Akatsuki als Seika, und trotzdem hatte es niemanden gestört, dass von der Brünetten so wenig bekannt war. Doch sie hatte ja selber kaum etwas über sich gewusst, deshalb war die Situation jetzt umso spannender.
 

Während der Mann mit der Augenklappe und der Blauhäutige hinter Emi und dem Kioskbesitzer her gingen, fiel Seika immer mehr zurück, weil sie plötzlich merkte, dass sich Itachi ein wenig distanzierte. Da hatte die Brünette es wieder, dieses bedrückende Gefühl, welches ihr schon die ganze Reise über Sorgen bereitete. Hier kam jedoch alles zusammen, sodass sie nicht wusste, woraus genau ihre nagenden Empfindungen bestanden. Ihre Gedanken waren nur noch ein einziger Wirbelsturm, in dem alles durcheinander flog. Ihr ganzes bisheriges Dasein löste sich auf. Doch einigen Sachen tat es keinen Abbruch, denn diese blieben fest verankert in ihrem Herzen und nichts konnte sie von dort herausreißen. Ja, ihr Leben würde sich grundsätzlich ändern, dass konnte die jungen Frau ohne Probleme erahnen. Doch warum sollten sich Gefühle ändern, die sie für die Person hegte, die ihr 'jetzt', in der Gegenwart, so wichtig war? Ihre Familie war Vergangenheit und auch wenn sie jetzt mehr über diese erfahren würde, hieß es nicht, dass sie dadurch wiederbelebt werden und dass sich die vergangenen Jahre wiederholen würden. Ein verlorener Teil von Seika kehrte zurück, doch das würde sie nicht ändern, weil sie sie selbst bleiben würde. Sie war Seika und würde durch die aufgedeckten Geschichten ihrer Familie noch mehr zu Seika werden. Und Seika würde niemals, niemals das aufgeben, was das Schicksal ihr zugeschrieben hatte, und zwar einen Partner, dem sie sich so sehr anvertraut und hingegeben hatte, mit dem sie schon so viele Höhen und Tiefen durchlebt hatte, dass es sie nun schmerzte, ihn so kühl und abweisend zu sehen. Nahm er an, sie würde sich nun von ihm abwenden? Glaubte Itachi das etwa wirklich? Oder fühlte er etwas ganz anderes?
 

„Itachi...“, flüsterte Seika bittend, als sie schließlich mit dem Uchiha auf einer Höhe war, und sein Kopf fuhr sofort herum, um ihr in die Augen zu sehen, als hätte er nur darauf gewartet, dass sie ihn ansprach. Er suchte ihr Gesicht ab, nach dieser Leere, die kurzzeitig auf ihren Zügen erschienen war, nachdem die Frau Emi ihr von ihren verwandtschaftlichen Verhältnissen erzählt hatte. Es hatte ihn abgeschreckt, weil er sie noch nie so erlebt hatte. Ihre Augen strahlten immer, egal in welcher Situation sie war, in diesem Augenblick waren sie jedoch matt und vollkommen unfokusiert gewesen. Was war mit ihr passiert? Hatte sie sich in den Tiefen ihres Bewusstseins verloren? Es war das Schlimmste, was einem passieren konnte, dass wusste Itachi leider selber viel zu gut, denn er hatte es schon bei sich erfahren. Doch ihr durfte so etwas nicht geschehen, denn wenn es doch passieren sollte, dann wäre sie nicht mehr Seika, die Frau, der er zu verdanken hatte, dass er der Dunkelheit seines innersten Gefängnisses hatte entfliehen können. Doch plötzlich war wieder das Leben in Seikas Augen und dies beruhigte ihn.
 

„Es ist in Ordnung. Geh ruhig“, antwortete der Schwarzhaarige ihr und sah das von ihm vergötterte Farbenspiel ihrer goldenen, grün gesprenkelten Augen vor sich, weil sie verstand, was er sagen wollte. Sie lächelte ihn leicht, aber dankbar an, dann ging sie wieder etwas schneller, um mit den Anderen aufzuschließen. Sie war erleichtert, dass Itachi akzeptierte, dass es hier um nichts ging, dass ihre Beziehung jemals beeinträchtigen würde. Dass er jedoch überhaupt an so etwas gedacht hatte, rief in Seika wiederum ein Gefühl aus, welches sie sehr tief berührte. Jetzt allerdings musste sie sich anderen Dingen zuwenden, und der Gedanke daran machte sie wieder nervös.

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Das Haus von Emi lag fast am Stadtrand und war doch ein recht großes Gebäude, im Vergleich zu den anderen Bauten. Es besaß sogar eine zweite Etage und war deshalb gut von weitem zu sehen. Emis Familie musste bestimmt wohlhabend sein, sodass sie sich so ein Haus leisten konnte. Es sah wirklich einladend aus, denn es war frisch gestrichen worden und war ordentlich instand gehalten und so machte es Seika etwas leichter, dort hinein zu gehen, wo sie ihre ganze sagenumwobene Geschichte erwartete. Als sie nach einem nur kurzen Fußmarsch ankamen, öffnete Emi die Eingangstür und bat alle Shinobi hinein. Draußen war es nach dem Regen etwas kühl geworden, doch im Haus war es wieder ganz angenehm warm. Sie wurden in das Wohnzimmer geführt, in dem bequeme Möbel standen und wurden gebeten, Platz zu nehmen. Der Mann und Emi gingen noch kurz davon und kamen mit einem Tablett zurück, auf dem Gläser, ein Krug mit Limonade und einem Teller voller Plätzchen standen. Sie platzierten die kleine Stärkung auf dem Wohnzimmertisch, um den alle herum saßen.
 

„Emi, bitte, Du musst dir nicht so viel Mühe machen!“, rief Seika aus und hatte ein wenig Schuldgefühle dabei, dass ihre Großcousine sie bewirten wollte. Doch Tobi und Kisame, die sich mal wieder wie kleine Kinder aufführten und sich sofort dran machten, von dem Gebäck zu kosten, machten ihnen Protest zunichte. Seika funkelte die Beiden böse an, was Emi dazu brachte, laut zu lachen.
 

„Aber nicht doch, ich mache das gerne! Greift ruhig zu!“, sagte sie mit einer einladenden Geste, was Seika ein resigniertes Seufzen entlockte, während sie zusah, wie die Frau ihnen allen etwas von dem Getränk eingoss. So herzlich empfangen zu werden, und das auch noch von einer Verwandten, dass hätte sich die junge Frau nicht einmal in ihren Träumen vorgestellt. Ihr war diese Situation fremd, doch es war eigentlich auch ein schönes Erlebnis, oder?
 

„Die schmecken wirklisch gut!“, meinte Tobi mit strahlendem Gesicht und dem Mund voller Kekse. Seika wollte sich am liebsten die Hand vor ihr Gesicht schlagen, doch sie unterdrückte diesem Reflex, weil Emi wegen dem Kompliment verlegen abwinkte. Doch sie freute sich, dass es Tobi schmeckte. Das lockerte auch die Atmosphäre etwas auf. Kisame nahm einen Schluck von der Limonade und da ertönte ein langgezogenes Seufzen von ihm, zusammen mit einem überraschten Ausdruck auf seinem Gesicht.
 

„Meine Güte, das schmeckt genau so wie die Limonade, die meine Mama mir früher immer gemacht hat!“, rief er aus und nahm mit Faszination noch einen weiteren Schluck aus seinem Glas. Alle sahen ganz erstaunt zu ihm. Als sie ihn vorhin mit seiner Kindheit konfrontiert hatten, hatte er schnell abgewehrt, als ob er nicht darüber sprechen wollte, doch nun erwähnte er von ganz alleine seine Mutter.
 

„Ah, wirklich? Das scheint wohl ein verbreitetes Rezept zu sein. Ich habe es von einer Haidame aus der Stadt erhalten.“, antwortete Emi, was Seika perplex zwischen ihr und Kisame hin und her schauen ließ. Für einen Moment dachte sie schon… Doch der Blauhäutige deutete diesen fragenden Blick richtig.
 

„Oh, nein, nein. Meine Mutter ist schon vor langer Zeit gestorben. Aber mich freut's, dass sie hier in der Stadt zusammen leben. Früher war das alles andere als selbstverständlich!“, meinte Kisame und Emi nickte bedenklich.
 

„Kommt Zeit, kommt Rat. Die Haimenschen und die normalen Leute haben eigentlich nie an einem Ort zusammengelebt, doch mit den Zeiten der Krise mussten sie sich zusammenschließen, denn eine größere Gemeinschaft bietet immer mehr Schutz. Und eigentlich sind die Haimenschen doch eine ganz angenehme Gesellschaft. Wir verstehen uns gut!“, erklärte die Frau und setzte sich letztendlich zusammen mit dem Mann auf ein freies Sofa. Mit dieser Geste wussten alle, dass das belanglose Pläuschchen nun vorbei war. Seika hätte keine Ahnung gehabt, wo sie hätte anfangen sollen zu fragen und das wusste Emi auch. Deshalb begann sie einfach.
 

„Das ist wirklich ein sehr großer Zufall, dass Du hier gelandet bist, Seika, und zugegebenermaßen, bin ich auch nicht wirklich darauf vorbereitet, sonst hätte ich mir ausgedacht, wie ich Dir alles am Besten erzähle, aber ich glaube, ihr habt es eilig, oder?“, fragte sie und sah die junge Frau, Tobi und Kisame an, nur Itachi nicht, weil sie vor ihm am meisten Respekt hatte und sich nicht traute, ihm gegenüber direkt zu werden. Seika wiegte auf die Worte von Emi ihren Kopf hin und her.
 

„Unbedingt eilig haben wir es nicht. Wir sind hergekommen, um Informationen zu sammeln. Ich kann Dir nicht erzählen, um was es dabei geht, doch wenn wir hier einiges erfahren können, dann werden wir auch ein wenig länger bleiben“, erläuterte sie und bemerkte, dass Emi zwar nickte, dies jedoch zögerlich und auch mit einem etwas aufgesetzt wirkenden Lächeln tat. Aber darüber dachte Seika in diesem Moment nicht viel mehr nach. Als Emi sich räusperte, hatte sie wieder Seikas volle Aufmerksamkeit.
 

„Gut, dann fange ich jetzt wohl an... Nun... Seika, ist es eigentlich recht so, dass die Anderen alle...“, fragte die ältere Frau noch zögerlich, als sie den gebannten Blick von Tobi und den neugierigen Gesichtsausdruck von Kisame sah, doch Seika winkte ab. Sie hatte keine Bedenken, dass ihre Begleiter über ihre Vergangenheit erfahren würden, da sie und die Organisation zu ihrer Familie geworden waren. Sie wollte eigentlich keine Geheimnisse vor ihnen haben und wenn sie doch einmal etwas zu verbergen hatte, dann waren es intime Dinge, was in den nächtlichen Stunden zwischen ihr und Itachi abspielte. Denn auch Furiko hatte allen von ihrer furchtbaren Kindheit erzählt und dadurch hatte man sie nur noch herzlicher aufgenommen.
 

„Mach dir darüber keine Sorgen, Emi. Bitte, fang an“, bat Seika die andere Frau mit leichtem Drängen und diese nickte in Einverständnis. Sie wies auf den Mann neben sich, der den Kiosk besaß.
 

„Nur kurz vorweg, damit ihr euch nicht wundert, warum er die ganze Zeit hier ist. Das ist Okahito, mein Vater. Er weiß auch einiges von der Geschichte, deshalb hat er dich vorhin auf dem Platz auch erkannt. Sonst wären wir uns wahrscheinlich nie begegnet, wenn Sie nicht nach den Zeitungen gefragt hätten!“, erklärte Emi, während der Mann eine leichte Verbeugung andeutete, und nickte mit ihrem Kopf Tobi zu, der ein wenig überrascht drein sah. Es war also sein Verdienst, dass Seika nun etwas über ihre Familie erfahren würde? Er sah zu der Brünetten und lächelte ihr zu, eine Geste, die sie sanft erwiderte. Hätte er die Idee mit den versteckten Codes in den Zeitungen nicht gehabt, auch wenn sich diese letztendlich nicht bewahrheitet hatte, hätten sie niemals Seikas Großcousine getroffen! Ein wenig stolz war der Mann mit der Augenklappe schon darüber. Nun forderte Seika die Ältere mit einer Handbewegung auf, weiter fortzufahren.
 

„Also, Du warst sicher erstaunt, warum Du hier auf Mizu no Kuni einen Teil deiner Verwandtschaft findest. Die Erklärung ist ganz einfach. Auch Kaminari no Kuni ist in den letzten Jahren nicht mehr das gewesen, was es früher einmal war, nämlich ein friedliches Land. Leider wurde auch dort ein Mann zum Kage, der nach mehr Macht strebte. Niemand weiß, wie es dazu kam, doch er entdeckte irgendwie das Phänomen der Elementkombination. Der einzige Mensch mit dieser Fähigkeit war damals Shiden und als der Kage Jagd auf ihn machte, damit er seiner Armee beitrat, flüchtete er ins Exil. Weil der Kage dadurch nichts tun konnte, ohne einen Krieg zu beginnen, den er nicht hätte gewinnen können, war diese Sache bald vergessen und alles folgte seinem Lauf. Bis zu dem Tag, an dem Du geboren wurdest. Ich weiß noch, wie glücklich deine Eltern waren. Deine Mutter hieß Kôto Hinome und dein Vater Kôto Jundo. Sie hatten sich lange ein Kind gewünscht, und als Du endlich kamst, war die Freude groß. Doch sie währte nicht allzu lange, als Jundo Deine Augen sah. Er hatte dunkelblaue Augen, Hinome braungrüne. Es konnte also keine zufällige Kombination sein, dafür waren Deine Augen zu hell. Auch die Schwestern im Krankenhaus redeten schon alle begeistert über das hübsche kleine Mädchen. Doch weil Dein Vater ein Shinobi war, wusste er natürlich über die Geschehnisse im Lande Bescheid, auch über die Absichten des Kages, die Shiden betrafen, der Gerüchten zufolge ebenfalls diese Augen hatte. Er schloss schnell die richtigen Schlüsse, denn es dauerte nicht lange, da erschienen Abgesandte des Kage, um Dich anzusehen. Doch als sie kamen, waren bereits alle Vorkehrungen für die Flucht getroffen. Weißt Du, Deine Eltern waren ehrenwerte Leute. Dein Vater war ein treuer und tapferer Shinobi und Deine Mutter war eine ehrliche Frau, die nie etwas Unrechtes getan hätte, doch sie waren nicht gewillt, ihr Kind diesem Mann von Kage zu überlassen. Wir waren alle im Klaren, dass jeder aus unserer Familie verschwinden oder untertauchen musste. Der Kage wollte unbedingt einen Menschen mit dem Kekkei Genkai des Lichts in seiner Armee haben und wenn er erfahren hätte, dass es in der Familie schon so ein Kind gab, dann hätte er vielleicht gedacht, dass noch mehr davon gezeugt werden konnten. Was er nicht wusste war, dass es sich ja um eine speziell für das einzelne Individuum entstandene Fähigkeit handelte“, erklärte Emi und stoppte, weil sie sah, wie Seika erschauderte. Sie und die Anderen fühlten sich ausnahmslos an die Osoroshisa erinnert und die Methoden, die sie gehabt hatten. Doch die junge Frau hatte bereits eine andere, andauernde Gänsehaut beschlichen. Kôto Jundo und Hinome. Sonne und Kupfer. Und sie, Seika, das heilige Feuer. Welch wundervoll poetische Namen… Doch warum hatten ihre Eltern sie ausgerechnet nach dem Feuer benannt, obwohl sie doch gewusst hatten, welche Fähigkeiten sie innehaben sollte, wenn sie heranwachsen würde? Vielleicht hatten sie den festen Glauben gehabt, dass ihre Tochter einmal etwas Besonderes werden würde, ruhig und doch impulsiv, Wärme schenkend und doch zerstörerisch? Auch gehörte sie nun dem Feuer in der Gestalt des Meisters der Katon-Jutsu, Uchiha Itachi. War das Zufall oder Schicksal? Das konnte niemand sagen. Emis trauriges Gesicht zog wieder Seikas Aufmerksamkeit auf sich.
 

„Jedenfalls wurden wir alle erwischt, als wir uns nachts zur Küste aufmachten, um von dort mit einem kleinen Schiff nach Mizu no Kuni zu flüchten. Es entbrannte ein Kampf und Deine Mutter starb dabei… Wir hatten nicht viele Shinobi bei uns und die Ninja aus Kaminari no Kuni waren uns zahlenmäßig überlegen. Jundo konnte Hinome nicht helfen. Sie hatte sich schützend vor Dich geworfen und war von Kunais durchbohrt worden. Dein Vater konnte nur noch Dich retten und schnell ins Boot steigen…“, erzählte Emi weiter und sie musste abermals stoppen, weil Seika ihr Gesicht von den Anderen abwandte und nach hinten sah. Nur Itachi konnte noch ihr Profil sehen, weil sie neben ihm saß. Klare Tränen schimmerten in ihren Augen und als sie blinzelte, quollen sie letztendlich hinüber und stürzten ihre Wangen hinab. Bebend entwich ihr der angehaltene Atem, doch sie holte sofort wieder tief nach Luft, um sich zu beruhigen. Oh ja, die Geschichte ihrer Eltern und dem Tod ihrer Mutter setzte ihr zu, obwohl sie diese Menschen nie gekannt hatte. Doch nur die Erwähnung von ihren Namen erweckte in der jungen Frau die Empfindung, als wären diese beiden Menschen schon immer in ihrem Herzen gewesen, auch wenn sie jahrelang namenlos und gesichtslos geblieben waren. Es waren immerhin wirklich ihre Eltern, die das alles für ihr Kind auf sich genommen hatten. Was wäre passiert, wenn sie nicht beschlossen hätten, dass ihre Tochter nicht in die Hände des Kage fallen dürfte? Hätte Seika sie dann gekannt und mit ihnen zusammengelebt? Doch nein! Nein, so sehr sie sich plötzlich auch wünschte, ihren Eltern einmal begegnet zu sein, sie erkannte, dass sich dann alles Andere nie abgespielt hätte, wie es jetzt war. Sie war zu den Akatsuki gekommen und hatte dort die Bekanntschaft mit Tobi, Deidara und Kisame gemacht und vor allem war sie mit Itachi zusammen gekommen, zwar auf eine schmerzliche, doch nun umso leidenschaftlichere Weise. Sie hätte so viel Glück nie erfahren, welches sie auch sicher mit ihren Eltern durchlebt hätte, doch das, was sie nun hatte, wollte sie nicht missen, nie! Mit ihrem Handrücken fuhr sie sich über ihr Gesicht und wandte sich dann langsam wieder um. Alle blickten sie mit Bedauern an, doch keiner sagte etwas, weil Worte unpassend gewesen wären.
 

„Erzähl bitte weiter…“, sprach Seika leise, aber bestimmt. Sie wollte alles hören, ihre ganze Geschichte. Sie war nicht über ihre Reaktion verwundert, doch obwohl sie sich sicher war, dass sie vor den Anderen keine Geheimnisse haben wollte, so wollte sie ihnen nicht unbedingt ihre Tränen zeigen, deshalb hatte sie sich weggedreht.
 

„Gut… Wir fuhren also mit dem Schiff nach Mizu no Kuni. Die Atmosphäre war wirklich fürchterlich, aber das war verständlich. Dein Vater war nicht mehr er selber. Am meisten hat ihn wohl getroffen, dass er niemals in der Lage sein würde, das Grab seiner Frau besuchen zu können, weil die Ninja aus Kaminari no Kuni sie sicher an einen unbekannten Ort gebracht hatten. Doch er lebte weiter und das nur für Dich. Zum Zeitpunkt unserer Flucht hatte sich Jundo jedenfalls schon längst mit Shiden in Kontakt gesetzt. Es war wirklich schwer, ihn ausfindig zu machen, doch ein paar Spione, die Dein Vater von seinem Dienst als Shinobi kannte, hatten ihn gefunden und so konnte Jundo ihm von Dir erzählen. Er erklärte sich sofort bereit, Deine Ausbildung zu übernehmen, wenn Du dafür alt genug wärest. Doch es gab einige Schwierigkeiten. Shiden war nach Hi no Kuni geflüchtet, in die Hauptstadt Konohagakure und hatte sich dort als ein respektierter Jounin etabliert. Er konnte seiner neuen Heimat nicht den Rücken kehren, ohne einen Eklat auszulösen. Wir hatten zwar kein Zuhause und auch keine Pässe als Bewohner der Insel, als wir in Mizu no Kuni ankamen, doch es gab genügend kleine, abgeschiedene Häfen, wo wir ohne Kontrollen einwandern konnten. Nach Hi no Kuni war uns der Weg jedoch verwehrt, denn der lange Landweg war für uns zu gefährlich, weil die meisten von uns keine Shinobi waren und das Festland gerade von großen Unruhen heimgesucht wurde. Ein Monster wütete in Konoha, so sagte man und auch einige Kriege waren angezettelt worden. Doch in Mizu no Kuni konntest Du nicht bleiben, weil das Land immer noch in Reichweite des Raikages war. Sicher hatte er uns Ninja hinterher geschickt. So gab es nur eine Möglichkeit, damit Du in Sicherheit sein würdest“, redete Emi weiter und machte eine kurze Pause, um etwas zu trinken, weil die lange Geschichte und das viele Reden ihren Hals ausgetrocknet hatte. Sie Akatsuki sahen sich währenddessen bedeutend an. Dieses Monster, welches die Frau beschrieben hatte, war eindeutig der Bijuu Kyuubi, darin bestand kein Zweifel. Seika schloss daraus, dass sie schon einige Monate alt gewesen sein musste, denn Naruto, der Container des Dämons, war fast ein Jahr jünger als sie und er war auch erst ein Baby, als Kyuubi in ihm versiegelt worden war. Nur ein paar Sekunden später fuhr Emi mit Seikas Geschichte wieder fort.
 

„Dein Vater beschloss also, er würde sich alleine aufmachen, um Dich zu Shiden nach Konohagakure zu bringen, als sich die Wogen der Unruhen etwas geglättet hatten. Jeder von uns wollte am liebsten über eine andere Möglichkeit nachdenken, doch es war klar, dass es keinen Ausweg gab. Es musste so gemacht werden und nicht anders. So verließ uns Jundo. Er kam erst fast einen Monat später wieder zurück, da er mit Dir besonders vorsichtig reisen musste, weil Du ja noch so klein gewesen warst. Doch er hatte Erfolg. Er traf Shiden und er nahm Dich mit größter Freude auf. Er hatte selber keine Kinder gehabt und behandelte Dich wie seine eigene Tochter. Dass Du auch sein Kekkei Genkai besaßest, machte die Sache natürlich noch verständlicher. Bestimmt war Dein Vater froh, Dich in so gute Hände geben zu können, doch trotz allem musste es ihm unwahrscheinlich schwer gefallen sein, Dich zurückzulassen. Aber das ist natürlich voll und ganz nachvollziehbar. Er sprach zwar nie von dem Trennungsschmerz, denn er hatte jetzt seine Frau und seine Tochter verloren, doch man sah es ihm deutlich an. Als er wieder bei uns war, wurde er krank. Zuerst dachten wir, es wäre eine von ihm verheimlichte Wunde, die er sich während der Reise zugezogen hätte, doch es war seelischer Art. Sein Lebenswillen war dahin. Er konnte sich auch nicht mehr aufraffen. Drei Monate später verstarb er. Damit riss auch der Kontakt zu Shiden ab, was Deinen Vater wenigstens noch etwas aufgerichtet hatte. So erfuhren wir regelmäßig, dass es Dir gut ging und Du Dich wunderbar entwickeltest. Danach jedoch erfuhren wir nichts mehr von Dir. Umso erstaunter und erleichterter war ich, Dich nun so wohlauf zu sehen…“, endete Emi ihre Geschichte und wischte sich ihrerseits die Tränen aus den Augen, die durch die Erinnerungen in ihr aufgestiegen waren. Auch Seika hatte schwer mit sich zu kämpfen, als sie vom Schicksal ihres Vaters erfuhr. Ihre Eltern hatten sich so sehr für sie aufgeopfert und mit ihrem Leben bezahlt. Es schien wirklich so, als hätten sie ihr alles gegeben. Ihre beiden Chakranaturen, auch wenn ihre Mutter wohl nie davon gebrauch gemacht hatte, waren in ihrem Kind vereinigt worden zur höchsten Präzision. Es war fast so, als ob die junge Frau ihre Eltern auf dem Gewissen hatte, denn wenn sie ein normales Kind gewesen wäre, dann wäre das alles nicht passiert. Dieser Gedanke schockte sie noch ein wenig mehr und ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Schon wieder dachte sie über eine veränderte Vergangenheit und eine dadurch veränderte Zukunft nach. Das durfte sie nicht tun! Es wäre unfair den Menschen gegenüber, die nicht an ihrer Geschichte beteiligt waren, jetzt aber unwiderruflich dazu gehörten. Ein paar dieser Menschen saßen nun um sie herum und sie spürte deren Mitgefühl nur zu sehr. Sie war froh, dass diese an ihrer Seite waren. Plötzlich stahl sich ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen.
 

„Ich habe früher immer gedacht, dass mein Sensei ein Verwandter von mir gewesen sein musste. Jetzt weiß ich, dass ich unrecht hatte, aber in einer gewissen Weise stimmt es schon, wie? Wir haben dasselbe Kekkei Genkai, doch es stammt nur nicht aus derselben Blutlinie…“, sagte sie leise und ihr Ton war nachdenklich, aber nicht betrübt. Eigentlich dachte sie, sie musste sich nun einsam fühlen, weil sie ohne Eltern aufgewachsen war. Von Tobi wusste sie nichts über seine Kindheit, doch Kisame, Furiko und Deidara hatten bei ihren Familien gelebt, selbst Itachi war ganz ‚normal’ aufgewachsen, bevor er das Massaker begangen hatte. In dieser Hinsicht war sie anders, doch sie kam sich alles andere als allein vor. Plötzlich dachte sie sich sogar, dass sie dankbar dafür war, was ihre Eltern Jundo und Hinome für sie getan hatte, denn ein erfüllteres Leben als jetzt konnte sie sich nicht vorstellen und das war doch das Wichtigste, oder?
 

„Was hat Shiden Dir denn über Deine Herkunft erzählt?“, wollte Emi ein wenig neugierig wissen, denn nachdem sich ihr Cousin so aufgeopfert hatte für seine Tochter und sie eigentlich einem völlig fremden Mann übergeben hatte, war es nur allzu interessant, was von seiner Seite zurück gegeben worden war. Diese Frage und die Antwort darauf hinterließ in Seika ein ernüchterndes Gefühl.
 

„Jetzt, wo Du es sagst… Eigentlich fast gar nichts. Er sagte mir, ich wurde als Findelkind vor den Toren Konohas gefunden, mit einem Zettel, auf dem mein Name stand. Nicht einmal das stimmte also… Er konnte mir immer viel von meinen Kräften erzählen, klar, er besaß ja auch dieselben Fähigkeiten. Aber von meinen Eltern sprach er nie ein Wort. Doch er hat immer viel über die Bewohner Konohas geschimpft. Ein guter Lehrer war er alle Mal, doch als Mensch war er eigensinnig und kauzig. Ein wirklicher Elternersatz war er nicht, obwohl ich ihn doch gern hatte. Was hätte ich auch anderes tun sollen? Ich war, seitdem ich acht Jahre alt gewesen war, bis zu dem Tod meines Sensei seine einzige Schülerin. Wir haben in dieser Zeit in den Bergen von Kaze no Kuni gelebt, damit er mir ohne Einschränkungen alles beibringen konnte. Die Kräfte, die wir entfesselten, waren gewaltig, vor allem, solange ich meinen Energiefluss noch nicht unter Kontrolle hatte. Ich hätte meinen Sensei sogar ein paar Mal beinahe getötet. Er sagte mir dann immer, ich würde ihn irgendwann einmal übertreffen, doch das wollte ich ihm nie glauben und es hat mich immer noch trauriger gemacht… Er wusste nicht wirklich, wie man mit Kindern umging, doch er tat immer sein Bestes“, redete Seika ein wenig wirr, doch es war ersichtlich, dass sie vieles davon zu sich selber sagte. Doch jedem fiel auf, dass sie ihren Sensei, wenn sie sprach, nie mit seinem richtigen Namen nannte. Den Akatsuki war bekannt, dass sie nie gewusst hatte, wie er wirklich hieß und es war ihr wohl zur Gewohnheit geworden, dass sie ihn deshalb nur mit seinem Titel nannte. Doch das war wahrscheinlich seine Absicht gewesen. Wenn damals das Mädchen namens Seika zufällig über diesen Namen in einem anderen Zusammenhang gestolpert wäre, dann hätte dies ihr Misstrauen sicher erweckt. Und auch die Umstände ihrer Vergangenheit hätten sie nur zu sehr verschreckt. So waren alle Beweggründe eigentlich logisch.
 

„Hast Du denn Fotos von meinen Eltern, Emi?“, fragte die junge Frau noch nach. Es war ein letzter Wunsch, denn sie schon sein ein paar Stunden hegte, seitdem sie überhaupt von ihren Eltern erfahren hatte. Ein wenig machte sie der Gedanke schon nervös, die Gesichter ihrer Eltern zu sehen. War sie einem von ihnen besonders aus dem Gesicht geschnitten oder ähnelte sie allen Beiden auf die eine oder andere Weise? Emi nickte eifrig und stand auf, um zu einem hohen Schrank zu gehen. Als sie ihn öffnete, quollen beinahe nur so die verschiedensten Dokumente hervor, die Emi mit einem peinlich berührten Lachen wieder hastig zurück stopfte. Sie brauchte ein wenig Zeit, um das Gesuchte zu Tage zu fördern, doch letztendlich hatte sie eine Schachtel aus dem Chaos gekramt, mit der sie wieder zum Tisch zurückkehrte. Bedächtig öffnete sie den kleinen Karton.
 

„Allzu viele habe ich nicht mehr. Das hier wurde nicht lange nach ihrer Hochzeit aufgenommen. Es war das Lieblingsbild von Jundo“, erklärte Emi und schob Seika ein recht abgenutzt wirkendes Foto zu. Die Ränder waren vergilbt und auch ziemlich abgegriffen und das Papier hatte den einen oder anderen Knick. Auf einer Seite war es auch ein bisschen eingerissen, doch das war alles nicht wirklich relevant. Die junge Frau erkannte sofort, warum ihr Vater das Bild geliebt haben muss. Es zeigte ihn und seine Frau zusammen auf einer Parkbank sitzend, nicht normal, sondern sie hockten nahe beieinander auf der Rückenlehne. Es war eigentlich keine besondere Situation oder eine besonders ausgeklügelte Aufnahme, doch die beiden Personen sahen darauf so glücklich aus. Sie unterhielten sich miteinander. Hinome machte gerade eine Geste mit ihren Händen, als wollte, sie für etwas argumentieren. Jundo hörte ihr aufmerksam zu, doch er lächelte dabei. Das ganze Bild strahlte so viel Einverständnis aus, dass es beinahe zu fühlen war. Seikas Blick galt zuerst ihrer Mutter. Sie war erstaunt, denn die schlanke Frau, die vielleicht Anfang dreißig war, hatte genau denselben Haarschnitt wie ihre nun schon erwachsene Tochter. Seika hatte nie wirklich einen Friseur aufgesucht, sondern ihr Haar ganz natürlich wachsen lassen und es immer auf die gewünschte Länge geschnitten. Deshalb war die Ähnlichkeit wohl so gravierend. Im Gesicht ihrer Mutter, welches fein und rundlich geschnitten war, fand sie sich jedoch nicht so sehr wieder, außer noch in der Form der Augen und Brauen, die mit ihren wirklich identisch waren. Anders, als sie ihren Vater betrachtete. Die definierten Gesichtszüge hatte sie definitiv von ihm, ebenso wie die Haarfarbe. Er war ein hoch gewachsener Mann mit ausgeprägter Statur. Auch die Körpergröße hatte sie wohl von ihm, denn sie war keineswegs klein geraten. Mit einem Seufzer und einem Lächeln auf dem Gesicht blickte sie weiterhin wie gebannt auf das Papier, um davon so viel wie möglich von ihren Eltern zu lernen.
 

„Du kannst es behalten, wenn Du willst“, sagte Emi und Seika blickte mit großer Dankbarkeit auf. Dieses Erinnerungsstück würde sie in Ehren halten und sie schätzte dieses Geschenk von ihrer Großcousine sehr, mehr vielleicht als alles andere. Doch trotz ihrer Freude merkte sie plötzlich, dass Emis und Okahitos Gesichtsausdrücke so… falsch wirkten. Nein, sie freuten sich schon merklich über Seikas Glück, endlich über ihre Vergangenheit aufgeklärt zu werden, doch da war noch etwas anderes, trauriges, was sie verstecken wollten. Hatten sie Seika etwa etwas von ihrer Geschichte verheimlicht? Der Gedanke beunruhigte die junge Frau etwas, doch warum sollten sie ihr etwas vorenthalten?
 

„Sag, Emi, hatte ich vielleicht doch noch Geschwister?“, fragte sie deshalb nach. Ihre Großcousine sah verwirrt auf, denn sie wusste wohl nicht, auf was Seika hinaus wollte und das war auch gut so. Deshalb schüttelte sie nur den Kopf.
 

„Nein, du warst das einzige Kind Deiner Eltern und keiner von ihnen hatte davor ein Kind“, beantwortete Emi die Frage, doch sie schien weiter so verborgen unglücklich zu sein. Das konnte Seika nicht so hinnehmen und auch wenn ihr die Gesichter der Anderen, wenn sie zu ihnen geschaut hätte, gesagt hätten, sie sollte es dabei belassen, so wollte sie noch nicht nachgeben.
 

„Ist die Geschichte damit zu Ende? Gibt es sonst noch etwas zu erzählen?“, hakte Seika nach und hörte sich dabei an, als wäre sie nur zu begierig, alles mögliche zu erfahren, was nur wenig mit ihren Eltern zu tun hatte. Doch sie bekam nur eine Verneinung zurück. So würde sie sicher nichts mehr zu hören bekommen. Deshalb saßen die Akatsuki, Seikas Großcousine Emi und deren Vater noch ein wenig im Wohnzimmer herum und Tobi und auch manchmal Kisame redeten mit Okahito über belanglose Dinge. Tobi lobte immer wieder die Kekse und Kisame vergötterte beinahe die Limonade, mit Worten und mit Taten, denn er trank den ganzen Krug leer. Seika dachte schweigend über das Gehörte nach und Itachi, der sowieso noch nichts gesagt hatte beobachtete jede einzelne Person und vor allem Seika. Je nachdem, über was sie wohl gerade sinnierte, erschien auf ihren Lippen ein schwaches Lächeln oder ein bedrückter Ausdruck schlich sich in ihre Augen. Doch es war immer irgendeine Gefühlsregung da und keine Spur von der Leere, die kurz in ihrem Gesicht erschienen war, als sie erfahren hatte, dass sie auf eine Verwandte gestoßen war, die ihr alles von ihrer Vergangenheit erzählen konnte. Nun war er wieder endgültig beruhigt, dass sie ganz normal bleiben würde.
 

Während sie so dagesessen und geredet hatten, war es draußen dunkel geworden. Als ihnen die Gesprächsthemen ausgingen, war den Akatsuki klar, dass sie sich langsam um eine Bleibe kümmern mussten, denn zur Basis konnten sie nicht mehr zurückkehren. Itachi stand als Erster von ihnen auf. Emi erkannte sofort was das bedeutete und sie sah etwas unsicher, aber bittend zu ihm und dann zu den Anderen.
 

„Was? Ihr wollt aufbrechen? Nein, bitte, bleibt doch bei uns im Haus. Es ist groß genug für euch alle! Ich habe zwar nicht so viele freie Zimmer, aber das wird sich schon irgendwie machen lassen! Es wird jedenfalls schwer sein, dass ihr hier irgendwo anders eine Unterkunft findet, vor allem um diese Zeit, denn die Stadtbewohner fürchten sich vor Shinobi“, sprach Emi und wo sie Recht hatte, hatte sie Recht. In der Halle waren alle Menschen vor ihnen geflüchtet, nur ein paar mutige und neugierige Personen waren verblieben. Sicher hatte die halbe Stadt sämtliche Türen und Fenster verriegelt, damit die Fremden ausgesperrt bleiben würden, was gegen Shinobi natürlich nicht die geringste Wirkung hatte. Doch das war einerlei. Emi war wirklich großzügig mit ihrem Angebot, doch Seika wusste nicht, ob sie es annehmen konnten.
 

„Ach, das mit den Zimmern ist kein Problem! Eins für mich und Tobi und ein für Seika und Itachi wird schon reichen! Also, das heißt ja, wir nehmen die Einladung gerne an, nicht wahr?“, nahm Kisame der Kunoichi die Entscheidung ab. Sie warf dem Haimann einen verärgerten Blick zu, doch weil sie sah, dass sich Emi über die Zustimmung freute, weil sie ihnen leicht zwei Zimmer anbieten konnte, wollte Seika auch nichts mehr dagegen sagen. Eigentlich war sie ja auch froh, dass sie nicht mehr viel suchen, sondern nun bald schlafen gehen konnten. Die junge Frau war schon erschöpft, vor allem vor den ganzen Eindrücken, die sie in so kurzer Zeit bekommen hatte, von ihrer Vergangenheit und ihrer Familie. Sie merkte, wie Emi sie und Itachi heimlich musterte, weil Kisame, das Plappermaul, ja gesagt hatte, dass sie zusammen ein Zimmer teilen würden. Doch die ältere Frau stellte keine Fragen und führte sie nach oben, in die erste Etage, wo sie ihnen die Räume zeigte, die sie frei benutzen konnten. Aus einem anderen Zimmer holte sie ein paar Handtücher, damit sie sich noch waschen konnten, bevor sie zu Bett gingen.
 

„Emi, wir sind Dir wirklich etwas schuldig…“, sagte Seika zu ihr, als sie mit der älteren Frau noch auf dem Korridor stand, während die Anderen schon in den jeweiligen Zimmern verschwunden waren, und meinte das Angebot ehrlich. Irgendetwas schien die Frau die ganze Zeit über zu beschäftigen, doch trotzdem war sie so gut zu ihnen. Die Akatsuki waren fremde und gefährliche Leute, und auch wenn Seika eine verschollen geglaubte Verwandte war, war es sicher nicht selbstverständlich, dass ihre Großcousine sie so freundlich aufnahm. Diese winkte nur ab.
 

„Ich mache es wirklich gern, mach Dir keine Sorgen“, sagte sie zu ihr, mit einem gutmütigen Lächeln im Gesicht. Seika kam sich plötzlich so seltsam vor, als wollte sie etwas tun, von dem sie nicht wusste, was es war. Sollte sie Emi umarmen? Sie war immerhin eine Verwandte. Nein, das konnte sie nicht tun, dafür kannten sie sich kaum und die Kunoichi wollte keine engere Bindung zu ihr aufbauen, weil sie nicht wusste, was in Zukunft kommen würde. Doch sie streckte ihre Hand aus, die Emi mit ihren beiden Händen umfasste und herzlich drückte. Also war die Traurigkeit in ihren Augen nicht wegen Seika? Aber warum dann? Die beiden Frauen wünschten sich noch eine gute Nacht und dann betrat auch Seika ihr Zimmer. Itachi hatte sich in der Zwischenzeit schon fertig gemacht und lag bereits auf dem etwas schmaleren, aber gemütlich aussehenden Bett. Er starrte zur Decke und sah nicht auf, als sie zum Bad ging. Dort wusch sich Seika schnell und kam dann zu dem Schwarzhaarigen. Sie legte sich neben ihn und zog sich die weiße Bettdecke bis zum Bauch. Auch sie hatte noch viel zu überdenken, doch sie war jetzt zu müde, um sich weiter den Kopf zu zerbrechen. Da fühlte, sie, wie Itachi sich bewegte und seinen Arm hob, damit sie näher zu ihm rücken konnte. Dankbar tat sie es auch und als sie fühlte, wie er den Arm unter ihren Nacken und um ihre Schulter legte, war sie froh, dass sie ihm nicht viel erklären musste, weil sie es erst für sich selber verarbeiten musste. Sie legte ihre Stirn an seine Brust und schloss die Augen. Es dauerte nicht lange, da war sie tief und fest eingeschlafen.

Secrets

Am nächsten Morgen wartete Emi mit einem reichhaltigen Frühstück auf sie. Kisame und Tobi, mit ihrer unkomplizierten und offenen Art, stürzten sich gleich darauf. Seika und Itachi gingen da etwas langsamer vor, und setzten sich nicht ganz so offensichtlich an den Tisch. Emi lag deutlich die Frage auf der Zunge, was sie denn nun vorhatten, doch keiner der Akatsuki antwortete ihr darauf. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass sie selber nicht ganz wussten, was sie tun sollten. Itachi hatte in der Früh mit Seika geredet und ihr aufgetragen, sie sollte sich mit Emi unterhalten und sie ein wenig über die Situation im Land ausfragen, damit sie es einmal aus dem Munde eines Betroffenen hören würden. Die Kunoichi hatte sich einverstanden erklärt. Der Uchiha wollte sich mit den Anderen dafür in der Stadt und ihrer Umgebung umhören.
 

So verbrachten sie jedenfalls den ganzen Vormittag. Seika hatte keinen wirklichen Erfolg, denn Emi schimpfte nur über den Mangel von Lebensmitteln in der Stadt und darüber, dass immer mehr Menschen die Stadt verließen um ihr Glück zu versuchen, ans Festland zu gelangen. Denn die Schiffe wurden kontrolliert, damit niemand illegal auswanderte. Als Seika den alten Mann erwähnte, den sie auf ihrer Fähre getroffen hatten, antwortete Emi, dass sie alte Leute ohne weiteres kommen und gehen ließen, weil diese nicht mehr wirklich zu gebrauchen waren. Diese Sichtweise war natürlich schrecklich, doch so gab es wenigstens nicht mehr Morde, erläuterte Emi. Da horchte Seika zwar auf, aber die ältere Frau ging nicht näher darauf ein. Jedenfalls kam Seika so einfach nicht weiter. Deshalb wartete sie, bis die anderen zurückkamen.
 

Warum wunderte es Seika nicht, als ihre Kameraden ihr nach ihrer Rückkehr erzählten, dass auch sie nichts gefunden hatten? Es schien, als ob es gar keine Zwischenfälle und somit auch keine Informationen geben würde. Auch von einem Bijuu oder ähnlichen Kreaturen gab es keine Spur. Innerlich seufzte die junge Frau. Wo sollte das alles bloß enden? Eines aber wussten Itachi, Kisame und Tobi zu berichten. Überall wo sie aufgetaucht waren, waren die Leute vor ihnen geflüchtet, sicher, doch es war oft nicht Angst, was diese Flucht veranlasst hatte, sondern Traurigkeit. Die Stadt schien eine Dunstglocke von Betrübtheit zu durchziehen. Wenn man die Menschen heimlich beobachtete, dann schleppten sie sich ohne Elan und mit verzagtem Gesichtsausdruck durch die Straßen. Gut, sie waren alle betroffen von der Notlage, welche die Politik verursacht hatte, aber das hie war eindeutig etwas anderes. Es musste noch einen anderen Grund geben, warum die Leute alle so traurig waren. Jedenfalls hatten die Akatsuki diese Stimmung nicht bemerkt, als sie gestern hier angekommen waren. Hatte das Ganze also mit ihnen zu tun?
 

Doch auch am nächsten Tag entdeckten sie keine Anhaltspunkte. Von Okahito erfuhren sie, dass sie schon seit Tagen nicht mehr wussten, was im Land vor sich ging, weil die täglichen Lieferungen, die zusätzliche Nahrungsmittel und unter anderen auch die aktuellen Tageszeitungen gebracht hatten, seit einiger Zeit nicht mehr zu ihnen gekommen waren. Sie befürchteten schon die Abschaffung der Pressefreiheit, was bereits ein großer Schritt zum Untergang sämtlicher sozialer Strukturen war. Ansonsten war es mehr oder weniger Zeitverschwendung, dass sie noch in der Stadt verweilten, doch sie konnten nicht so einfach wieder verschwinden, weil sie immer noch bei Seikas Großcousine untergebracht waren und die Kunoichi ihrer Verwandte etwas schuldig war, als dass sie sie einfach so sitzen lassen konnte. Während die Brünette immer noch versuchte, aus Emi heraus zu bekommen, wie sie sich revanchieren konnte, probierten es die Anderen damit, herauszufinden, wo sie vielleicht mehr Informationen bekommen konnten.
 

Am Abend des dritten Tages ihres Aufenthalts in der Stadt waren sie alle zu Viert draußen unterwegs. Die Nacht war angenehm kühl, denn nach dem Regen, der ihre Ankunft begleitet hatte, hatten viele Sonnenstunden gefolgt, die die Luft so aufgeheizt hatten, dass es kaum möglich gewesen war zu atmen. So war die Motivation, nach draußen zu gehen, verständlich niedrig gewesen. Doch nun blies ein angenehmer Wind durch die Straßen und so war das Wetter perfekt für einen Spaziergang. Ja, anders konnte man es nicht nennen, denn welches Ziel hatten sie bei ihrem Rundgang schon? Sie hatten keinen Erfolg gehabt und das würde sich in diesen Momenten sicher nicht ändern. Die Stadtbewohner sprachen nach wie vor nicht mit ihnen und verstecken sich schnell, wenn sie näher kamen. Irgendwie hatte alles keinen Zweck. So machten sie wieder unfreiwillig Urlaub.
 

Niemand war auf der Straße, außer den Akatsuki. Keiner traute sich auch nachts heraus, weil die Menschen Angst hatten, dass in der Dunkelheit jemand auf sie lauern könnte. Shinobi hatten es da leichter, denn wenn der Gegner sein Chakra nicht unterdrückte, dann konnte man ihn spüren. Die Akatsuki fühlten jedenfalls nichts. So ein abgelegener, wirtschaftlich und politisch unbedeutender Ort würde wohl sicher auch nicht das Ziel irgendwelcher Banden werden, denn es gab hier nicht zu holen, oder das, was einigen Wert hatte, war bereits schon gestohlen worden.
 

Als sie so schweigend dahin gingen und sich dabei in einen Stadtteil begaben, der sonst eher ausgestorben war, bemerkten sie, dass es dort in dieser Nacht ziemlich rege zuging. Da waren plötzlich doch Menschen auf der Straße, die vorsichtig von Haus zu Haus huschten. Die Akatsuki verbargen sich gekonnt in den Schatten und wurden deshalb für jeden unsichtbar, sodass sie mitverfolgen konnten, was da vor sich ging. Jeder, der unterwegs war, hatte ein eindeutiges Ziel: Ein unscheinbares Haus, dessen Fassadenfarbe bereits abblätterte, doch in dessen Fenstern Lichter zu brennen begannen, als sich die ersten Leute dort versammelt hatten. Seika deutete plötzlich lautlos auf zwei Personen, die sich hektisch umsahen, während sie die Gasse entlang liefen und auch in dem einen Gebäude verschwanden. Es waren Okahito und Emi. Die Akatsuki sahen sich an.
 

„Was machen die Beiden denn?“, fragte Tobi leise, als kein Mensch mehr draußen zu sehen war, doch Kisame zuckte mit den Schultern. Ihn kam das alles sehr rätselhaft vor, doch er wusste nicht recht, was er davon halten sollte.
 

„Vielleicht haben die irgendeine abgedrehte Religionsgemeinschaft, so wie Hidan, na ja, nicht ganz, also nicht mit aufspießen und so, harmloser eben, aber trotzdem abgedreht!“, antwortete der Haimann und erntete dafür von Itachi einen scharfen Blick.
 

„Schweig“, zischte er, als plötzlich aufgeregte Stimmen aus dem Haus zu vernehmen waren. Es schien, als redeten viele Leute laut und hitzig durcheinander. Sie glaubten wohl, es sich in dieser Gegend leisten zu können, weil hier sonst niemand mehr wohnte und sie daher ungestört diskutieren könnten. Das Fenster war mit einem zugezogenen Vorhang bedeckt, doch die Akatsuki konnten hinter dem Stoff die Schatten der versammelten Leute sehen, wenn jemand nahe dem Fenster vorbei ging. Ein paar Minuten verharrten sie Akatsuki noch reglos an ihrem Standort, doch als schon eine ganze Weile niemand mehr kam, bewegten sie sich und näherten sich dem Gebäude, um herauszufinden, was dort drinnen vor sich ging. Emi hatte Seika gegenüber nie etwas von so einer Versammlung erzählt und das machte die junge Frau schon skeptisch.
 

Ohne ein Geräusch zu verursachen waren die vier schnell beim Fenster. Kisame sollte aufpassen, dass sich nicht doch jemand näherte. Obwohl sie nun direkt an der Hauswand standen, waren die Stimmen zwar lauter, doch weil fast jeder gleichzeitig redete, konnten sie nur einzelne Wortfetzen aufschnappen. Doch da erhob sich plötzlich eine Stimme, die die anderen übertönte.
 

„Ruhe! Bitte ruhe! Wir dürfen nicht allzu viel Krach machen!“, sprach ein Mann, den die Akatsuki nicht an seiner Stimme identifizieren konnten. Jedenfalls ebbten die Gespräche sofort ab und es wurde leise, denn außer ein paar Räusperern war nichts mehr zu hören. Der Mann war wohl der Diskussionsleiter.
 

„Emi, was ist mit Deinen Gästen?“, fragte der Mann mit ernstem Ton an Seikas Großcousine gerichtet. Es entstand ein gebanntes Schweigen, welches aber nur ein paar Augenblicke andauerte.
 

„Sie halten sich wahrscheinlich bei mir im Hause auf. Vorhin sind sie hinausgegangen, doch bestimmt nicht für lange Zeit, weil sie schon ziemlich oft durch die Straßen gegangen sind und nichts gefunden haben. Der Begleiter von Seika hat, denke ich, sowieso vor, bald die Gegend zu verlassen“, erklärte Emi und meinte damit wohl Itachi. Der jedoch hatte nie etwas in diese Richtung verlauten lassen. Wie kam sie also drauf?
 

„Ich weiß nicht, ob das eine gute oder schlechte Idee ist. Hier in der Stadt können wir sie wenigstens fern halten. Von ihren Plänen konntest Du nichts herausfinden?“, fragte der Mann wieder, doch er bekam keine Antwort, denn Emi hatte wahrscheinlich nur ihren Kopf geschüttelt. Von was redeten die Beiden da? Seika war vollkommen verwirrt. Was ging da hinter ihrem Rücken vor?
 

„Sie müssen hier jedenfalls schnellstens weg! Wenn heraus kommt, dass wir hier Shinobi verstecken, geht es uns an den Kragen!“, reif eine Person in die Runde hinein und löste somit eine Welle von Zwischenrufen aus.
 

„Ja, sie werden uns alle zur Zwangsarbeit verurteilen!“
 

„Und zuerst werden sie unsere Häuser anzünden!“
 

„Ach was, sie werden uns gleich töten, denn sie haben bestimmt schon genug Sklaven für ihre dreckigen Geschäfte!“
 

„Hört auf damit!“, schrie Emi dazwischen und die Akatsuki vernahmen mit einigem Staunen, dass die Stimme der Frau tränenerstickt war. Seika wunderte sich immer mehr darüber, was eigentlich Sache war. Auf ihren Ausruf hin verstummte wieder die ganze Gesellschaft und für einige Momente wurde gar nicht gesprochen.
 

„Aber Emi, Du weißt, wenn Tashiro erfährt, dass Seika hier ist, wird es eine Katastrophe geben“, sagte der Diskussionsführer mit mildem, jedoch wahrheitsgetreuem Ton. Darauf wusste niemand etwas zu sagen. Und auch die Akatsuki waren über diese Information sprachlos.
 

Seika auf einmal war wie erstarrt. Was hatte das bitte zu bedeuten? Was hatte sie mit diesem Tashiro zu tun, der das ganze Land in Angst und Schrecken versetzte? Sie hatte seinen Namen zuvor noch nie gehört, außerdem konnte sie sich nicht erinnern, dass sie sich jemals irgendeine bestimmt Person zum Feind gemacht hatte, der durch das Wissen um ihren Aufenthalt auf Mizu no Kuni eine ‚Katastrophe’ herbeiführen würde. Mit einem Mal war ihr Kopf wieder so überlastet mit Gedanken, wie damals, als sie alles aus ihrer Vergangenheit erfahren hatte. Was hatte diese Sache nun schon wieder mit ihr zu schaffen? Was hatte Emi ihr doch verheimlicht?
 

Die junge Frau war kurz davor, in das Gebäude zu stürzen, jetzt gleich, hier, direkt durch die Wand, das sahen ihr die Anderen ohne Probleme an, doch es war auch nicht verwunderlich, weil sie alle nachvollziehen konnten, wie es ihr gehen musste. Nicht genug, dass sie hier zufällig ihre noch lebende Verwandtschaft traf, plötzlich schien sie noch tiefer in der Sache drinnen zu stecken, als sie je erwartet hatten. Doch das war sicherlich nicht förderlich für ihre Mission… Itachi jedenfalls hielt sie an der Schulter fest, damit sie nichts Überstürztes tat. Die junge Frau war in ihrem Inneren froh, dass er das tat, denn sie wurde plötzlich wütend. Sie wollte wissen, was hier vorging! Ihr Zorn wallte gegen Emi auf, die trotz mehrfacher Fragen und Aufforderungen von Seika keinen Ton von sich gegeben hatte, obwohl es doch so wichtig erschien, wenn die Stadtbewohner sich heimlich in der Nacht trafen, um es so energisch zu besprechen.
 

Eine weitere Geste von Itachi bedeutete den Akatsuki, dass sie sich zurückziehen sollten. Hier vor allen Stadtbewohnern einen Aufstand zu machen, wäre sicher nicht ratsam, wahrscheinlich würde die Anwesenheit der anderen Leute nur noch mehr von der Wahrheit zurück halten. Sie würden also in Emis Haus auf deren Rückkehr warten. Dann konnte Seika auch tun was sie wollte - natürlich nicht alles. Jedenfalls gingen sie davon und kehrten wieder in ihrer Bleibe ein. Dort angekommen ging Seika sofort davon und während sich Kisame und Tobi noch fragten, was sie denn vor hatte, kam sie mit einem Stuhl aus der Küche wieder zurück und stellte ihn an die Wand der Diele, wo sie sich dann auch hinsetzte. In ihren Augen lag der harte Ausdruck einer Sphinx.
 

„Es ist besser, wenn ich alleine mit Emi spreche. Bleibt im Esszimmer. Von dort könnt ihr alles mithören“, sagte sie und Itachi folgte ihren Worten sofort und ging davon. Ob das so schlau war? Doch Itachi schien darauf zu vertrauen, dass die junge Frau sich im Griff hatte und nichts Dummes anstellen würde. Deshalb folgten der Haimann und der Mann mit der Augenklappe dem Schwarzhaarigen und ließen Seika alleine.
 

Für eine Weile blieb es so ruhig in dem Haus, weil die heimliche Versammlung der Stadtbewohner wohl länger dauerte, als sie gedacht hatten. Tobi wollte öfters nach Seika sehen, doch Itachi hielt ihn davon ab. Sie hatte gesagt, sie wollte das alleine erledigen, also sollte sie es auch tun. Des es ging sie natürlich viel mehr an als die anderen Akatsuki, obwohl diese natürlich auch auf eine bestimmte Weise in diese Sache verwickelt waren, wenn es um diesen Tashiro ging. Überhaupt wurde die Sache immer verzwickter und unübersichtlicher. Sie mussten sich auf den Bijuu konzentrieren, doch von ihm gab es hier plötzlich keine Anhaltspunkte mehr. Alles drehte sich nur noch um diesen Tashiro und nun war wohl auch noch Seika irgendwie damit verwickelt… Wer dem Ganzen noch folgen konnte, war wirklich zu beneiden.
 

Weitere Minuten vergingen, deren Anzahl niemand mitgezählt hatte, weil sie viel zu langsam vergingen. Und wenn sich doch einer von ihnen die Mühe gemacht hätte, dann hätte er alles wieder vergessen, als mit einem leise stotternden Geräusch die Tür aufging, als wären die Scharniere schon lange nicht mehr mit frischem Öl geschmiert worden. Und plötzlich ertönte ein überraschter Schrei.
 

„Seika! Was sitzt Du denn hier im Gang herum? Du hast mich aber erschrocken!“, rief Emi aus und lachte. Plötzlich hörte sie dieses Lachen so sehr aufgesetzt an, dass Seika sich wunderte, warum sie es nicht eher so deutlich gehört hatte, was ihnen deutlich gesagt hätte, dass etwas faul war. Seikas stechender kühler Blick machte Emi plötzlich sehr nervös. Die junge Frau schien nicht einfach so hier zu sitzen, nein, sie hatte wohl auf sie gewartet. Hinter ihr trat Okahito ins Haus und blieb sogleich skeptisch stehen. Er blickte zwischen den beiden Frauen hin und her.
 

„Hast Du mir etwas zu sagen?“, fragte die junge Frau mit den goldenen Augen, die hell blitzten, während ihre Stimme sehr dunkel war. Sie fixierte Emi, die fast augenblicklich blass wurde.
 

„Wa- Was denn? Mein Vater und ich waren Bekannte besuchen. Mu- Muss ich mich dafür etwa rechtfertigen?“, sprach sie, doch das Stottern in ihrer Stimme strafte sie Lügen. Doch trotzdem log sie weiter. Was erdreistete sie sich eigentlich? Glaubte sie, die Akatsuki wären so dumm und naiv, dass sie ihr das glauben würden? Seit ihrer Ankunft auf der Insel und sogar noch davor hatten sie schon von Tashiro und dessen grausamen Taten gehört. Er hatte das Land ins Verderben gestürzt, das war über all deutlich zu sehen und selbst ein Blinder würde die Spannung spüren, die da in der Luft lag. Und nun dachte sich Emi, dass sie Seika einfach so an der Nase herum führen konnte? Die junge Frau stand langsam und fließend auf, ihr Gesicht war vollkommen emotionslos.
 

„Emi, was ist mit diesem Tashiro? Und was habe ich mit ihm zu tun?“, fragte sie nach und ihr Ton klang eisig, in bester Uchiha-Manier. Kisame, der ja in der Küche saß, hätte nur zu gerne Emis Gesicht gesehen, weil es ihm gerade selber eine Gänsehaut bescherte. Hatte Seika etwa bei Itachi Unterricht genommen, wie man am besten böse sprach? So witzig diese Vorstellung auch war, zum Lachen war niemandem zu Mute, vor allem nicht Emi. Seika konnte sie genau vor sich sehen, wie ihre Haltung in sich zusammen sackte und nun alle Farbe aus ihrem Gesicht wich.
 

„Wie kannst Du so etwas nur behaupten?“, rief Okahito nun verteidigend mit einigem an Verzweiflung, doch auch er konnte die Sache nicht mehr herum reißen, weil Seika bereits keine Geduld mehr hatte.
 

„Stellt euch nicht so selten dämlich an! Wir haben mitgehört bei eurer heimlichen Versammlung. Was habe ich mit diesem Tashiro zu tun?“, fragte sie noch einmal nach, mit eiserner Härte. Seika konnte den Schock in Emis und Okahitos Gesichtern deutlich gesehen. Damit hatten sie nicht gerechnet. Sie waren sich sicher gewesen, dass niemand der Shinobi die Versammlung bemerkt hatte. Doch nun hatten sie wohl nicht nur über das heimliche Treffen erfahren, sondern hatten auch noch direkte jede Information mitbekommen, die eigentlich nie ihre Ohren hätte erreichen dürfen, aus mehreren Gründen.
 

„Seika… Das… Ich kann nicht… Ich kann Dir das nicht sagen…“, stammelte Emi heiser mit einem verlorenen Ausdruck in ihren Augen, als würde ihre Welt gerade untergehen. Nur diese einzige Aussage riss die Mauer der Wut in Stücke, die sich in Seikas Innerem aufgebaut hatte. Wie, Emi konnte nicht? Es ging doch Seika auch etwas an, wenn es stimmte, dass die ältere Frau gesagt hatte, es wäre eine Katastrophe, wenn Tashiro von ihrer Anwesenheit auf Mizu no Kuni erfahren würde.
 

„Kami, so rede doch! Ich will wissen, um was es geht! Wir haben Informationen über Tashiro! Er ist ein barbarischer Mann, der Mizu no Kuni so verändert hat, dass selbst Kisame das Land nicht mehr wiedererkennt! Was habe ich mit diesem Kerl zu schaffen? Hat er es etwa auf mein Kekkei Genkai abgesehen? Wer ist er?“, wollte die Brünette endlich wissen und ihre Stimme hob sich so weit, dass sie beinahe schrie. Die Sache mit ihrer Vergangenheit war nicht leicht für sie zu verdauen gewesen und jetzt kam vielleicht noch etwas dazu, was alles noch komplizierter und schlimmer machte. Aber Seika musste es trotzdem erfahren, nicht nur ihretwillen, sondern auch wegen den Akatsuki. Es ging hier ebenfalls noch um ihre Mission!
 

„Ta- Tashiro ist nicht barbarisch! Das stimmt nicht! Er ist ja nicht einmal ein Mann, er ist noch ein Kind…“, sprach Emi so leise, weil ihre Stimme vor den aus ihren Augen tretenden Tränen ganz erstickt war, dass man sie kaum verstehen konnte, deshalb wussten die drei Männer in der Küche auch nicht, warum Seika plötzlich ein geschockter Schrei entfuhr. War sie taub? Nein, sie hörte einwandfrei. Doch trotzdem wollte sie ihren Ohren kaum glauben. Dieser gefürchtete Tashiro sollte ein Kind sein? Völlig entwaffnet blickte sie Emi entgegen, die am ganzen Körper zitterte. Okahito kam näher zu ihr und hielt sie tröstend fest, auch wenn er mindestens genauso niedergeschlagen aussah wie seine Tochter. Seika fehlten plötzlich alle Worte und sie starrte nur stumm zu ihrer Großcousine. Erst nach einer Weile schien sie sich zu fangen und blickte dann ebenfalls ohne ein Wort zu sagen zu der jungen Frau. Für viele Augenblicke standen sie sich so gegenüber, als wollten sie sich gegenseitig in Stille ergründen.
 

„Emi, bitte, kannst Du mir nicht sagen, was hier los ist?“, fragte Seika nach einer Weile mit bittender Stimme. Sie sah, wie Emi mit sich kämpfte und wollte sie nicht verletzen, doch das musste sie jetzt in Kauf nehmen. Vor allem, als die junge Frau sah, dass die Ältere zwar bereit zum reden war, doch plötzlich so schwach schien, war Seika wieder zuversichtlich, dass sie endlich von diesem gut gehüteten, schrecklich anmutendem Geheimnis erfahren würde. Doch ein weiteres Hindernis stellte sich ihr in den Weg.
 

„Nein! Das geht Dich nichts an, egal, ob Du nun zur Familie gehörst, oder nicht! Du kommst nicht von hier und hast keine Ahnung, was wir alles durchgemacht haben! Wir wissen kaum etwas über Dich und Deine Begleiter! Was, wenn ihr uns getäuscht habt? Nein, das Risiko für uns ist zu hoch!“, rief Okahito wieder aus und stellte sich schützend an Emis Seite, die nun total hin und her gerissen aussah. Deshalb wurde Seika auch nicht wirklich sauer, sondern ihre Haltung nahm deshalb die Sachlichkeit an, die in ihrem Dasein als Kunoichi manchmal so wichtig war. Vielleicht war das ihren Gegenübern nicht fair, dass sie so auftrat, doch aufgeben wollte Seika noch lange nicht.
 

„Das macht keinen Unterschied, Okahito-san. Wenn ihr es mir nicht sagt, dann werden wir Tashiro so oder so finden und ‚ihn’ ausfragen. Euch gehen unsere Angelegenheit nach wie vor nichts an, aber ich habe ein Recht darauf, zu erfahren, was in meiner Vergangenheit geschehen ist. Und da ich Tashiro nicht kenne, schient er in einer Verbindung zu mir zu stehen, die in meiner Vergangenheit ihren Ursprung genommen hat“, erklärte die Brünette und in der Küche wechselten Kisame und Tobi anerkennende Blicke darüber, dass Seika die Situation so im Griff hatte. Itachi hatte sie dahingehend richtig eingeschätzt. Er selber saß nur reglos da und lauschte dem Gespräch auf dem Flur.
 

„Ihr wollt selber- Nein, das dürft ihr nicht tun, ihr werdet nur-“, begann der alte Mann wieder doch eine Geste von Emi, welche ihre Hand hob, ließ ihn wieder verstummen. Er sah seine Tochter verständnislos an.
 

„Sie muss es erfahren, denn ich glaube, dass sie nichts Böses vorhat, oder, Seika?“, sprach Emi gebrochen und ihr Blick lag fast flehend auf der jüngeren Frau. Doch diese konnte nur mit den Schultern zucken.
 

„Ich weiß nicht, um was es geht und was Du für Gut oder Böse hältst. Ich mache Dir keine Hoffnungen, aber ich will von dieser Sache erfahren“, gab die Kunoichi nur zurück, mit hörbarer Distanzierung in der Stimme. Okahito wollte schon wieder zornig auffahren, doch Emi machte einen Schritt auf Seika zu und dann noch einen. Schließlich ging sie an ihr vorbei und griff sie gleichzeitig am Ellenbogen, um sie mit sich zu nehmen. Sie steuerte die Küche an und Seika konnte ihre Großcousine so schnell nicht warnen, da hatte sie den Raum schon betreten. Dass sie dort die anderen Männer sah, schien sie nicht zu verwundern, denn sie ließ Seika wieder los und stellte sich an das Küchenfenster. Tobi und Kisame sahen neugierig zu Emi und zu Seika und wieder zurück, doch die junge Frau mit den goldenen Augen wechselte nur einen kurzen Blick mit Itachi und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Emi hin, die in ihrer Hosentasche nach einem Taschentuch kramte, um sich damit über die Augen zu wischen. Irgendwie hatte Seika das Gefühl, dass die ältere Frau es noch öfters brauchen würde…
 

„Ihr sprecht alle über Tashiro, als wüstet ihr über ihn Bescheid, doch niemand weiß die Wahrheit über ihn - außer den Bewohnern hier in der Stadt, zwar nicht alle, aber die meisten, vor allem die Älteren. Würde alles herauskommen, würde das Land noch mehr ins Chaos stürzen… Der arme Junge…“, sagte sie und schluchzte bereits wieder leicht. Von Okahito war keine Spur mehr zu sehen, er hatte sich wohl der Entscheidung seiner Tochter gefügt, wollte aber nicht hören, was sie erzählen würde. Weil Seika nicht zu ihnen sah, blickten sich Kisame und Tobi wieder fragend an. Langsam würde es wirklich kompliziert. Umso dringender wollten sie die ganze Geschichte hören.
 

„Tashiro war immer so ein braver Junge… Er liebte die Natur und konnte hier in der Stadt so unbeschwert leben, wie es nur ging. Wir haben ihn alle geliebt, er war unsere ganze Freude… Doch dann geschah etwas Schreckliches und er war nicht mehr der Tashiro, den wir alle so gern hatten…“, sagte die Frau mit monotoner Traurigkeit, was Seika leicht erschaudern ließ, weil dies so schrecklich hoffnungslos klang, obwohl Emi nur zu sich selber zu sprechen schien, weil ihre Worte für die Zuhörer nur wenig Sinn ergaben. Ein wenig fühlte Seika sich plötzlich an ihr lange zurück liegendes Gespräch mit Furiko zurück, als diese ihr von ihrer Perspektive aus von ihrer grausamen Vergangenheit erzählt hatte. Doch in diesem Moment war es noch anders. Es ging diesmal nicht um die eigene Person, sondern um eine andere. Und trotz der Verzweiflung in Emis Stimme, schwang da daneben noch etwas mit, was nur schwer zu verstehen war: Tiefe Liebe.
 

Ein langgezogener Seufzer kam von der älteren Frau, weil sie erkannte, dass sie nur in ihren eigenen Gedanken schwelgte. Seika wollte alles erfahren, deshalb musste sie es ihr sagen, egal, wie sie sich selber dabei fühlte, oder was es für Konsequenzen haben könnte, die Okahito befürchtete hatte. Denn egal, wie es weiterging war es falsch. Aber vielleicht gab es doch einen Weg, den von ihnen noch keiner bedacht hatte. Vielleicht konnten Seika und ihre Begleiter doch etwas tun.
 

„Also gut. Tashiro, vor dem sich das ganze Land fürchtet, ist ein elfjähriger Junge. Und es ist nicht gemeint, dass er vielleicht nur so aussieht, was viele Menschen denken, welche ihm unterstehen, nein. Er ist wirklich noch ein Kind. Das war er körperlich und geistig auch, wobei ich mir überhaupt nicht mehr sicher bin, ob er das noch weiß... Natürlich kann ein kleiner Junge nicht all die Taten vollbringen, die unser Land so ins Unheil gestürzt haben... Tss, es interessiert doch einen aufgeweckten Knaben nicht, so intelligent er auch sein mag, wer im Land regiert und auf welche Weise, solange er seine Freunde und Spielsachen hat, mit denen er herum toben darf und reihenweise Unfug anstellen kann, oder? Das ist doch so...“, begann Emi nun konkret zu reden und sah dabei vor allem Seika hoffnungsvoll an, um in ihrem Gesicht die Bestätigung ihrer Gedanken zu finden. Doch die junge Frau nickte nur beteuernd und bedeutete somit, dass die Ältere fortfahren sollte. Diese seufzte erneut. Sie konnte diese Geschichte nicht hervorbringen, ohne ihre Gefühle mit hinein zu legen, weil es ihr doch so ans Herz ging. Aber sie musste sich zusammenreißen, denn die Shinobi wollten alles zügig hören. Natürlich waren diese, was Emi ja nicht wusste, bereits von diesem einen Fakt sehr bestürzt. Dass ein Kind Mizu no Kuni zu verändert hatte, war kaum zu begreifen. Es musste noch mehr dahinter stecken.
 

„Nun, der Grund, warum wir verhindern wollten, dass Tashiro von Dir erfährt, ist folgender: Auch er hat schon seit er klein war, die Geschichte von Dir und Deiner Vergangenheit erfahren. Er wusste alles, denn die Umstände um Deine Geburt waren sehr wichtig für die Begründung unseres Daseins auf der Insel. Weil wir außerdem immer gehofft hatten, Dich einmal wieder zu sehen, musste jeder wissen, wie man Dich erkennen könnte, damit wir uns nicht zufällig über den Weg laufen würden, ohne zu wissen, dass in unserer Begegnung so viele Erinnerungen liegen würden, die sonst nie weiter gegeben werden könnten. Deine Vergangenheit hätte sonst für immer im Dunkeln gelegen. Jedenfalls war Tashiro fasziniert von Dir. Er sagte immer, wenn wir so jemanden bei uns hätten, dann müssten wir keine Angst haben vor den Soldaten des Mizukage. Zu jener Zeit war unser Staatsoberhaupt neu gewählt worden und suchte Verstärkung für seine Armee und Fabriken. Auch in unsere Stadt kamen sie und verschleppten nicht nur junge Männer, sondern sie begannen auch regelmäßig Steuern in unglaublicher Höhe einzutreiben. Natürlich konnten wir nicht zahlen und so nahmen sie uns unsere wertvollsten Schätze weg, Familienerbstücke oder andere Dinge, bis wir so verarmt waren, dass sie kein Interesse an uns hatten. Das waren schreckliche Monate... Doch Tashiro glaubte immer an Dich. Du würdest kommen, um deine Verwandten zu befreien...“, fuhr Emi fort und sah das Runzeln, welches sich auf Seikas Stirn bildete. Ihr war sicher noch einiges nicht klar.
 

„Emi, ich dachte, meine Geschichte wissen nur wenige bestimmte Leute im Dorf...“, fragte die junge Frau nach und in ihrem Bauch bildete sich auf einmal ein schreckliches Gefühl aus. Das Geheimnis rückte nun Wort für Wort näher. Es war für Seika beinahe nicht mehr auszuhalten.
 

„Natürlich, wir hätten das alles ja nicht irgendeinem beliebigen Jungen erzählt, nein. Weißt Du, Tashiro ist mein Enkel“, antwortete Emi mit niedergeschlagener Stimme, aber einem leichten Lächeln, dass dadurch in dieser Situation fast gruselig wirkte. Seika riss ihre Augen auf. Tashiro war Emis Enkel? Das bedeutete ja, dass zwischen der Brünetten und dem Jungen auch noch eine Verwandtschaft bestand, auch wenn diese sich schon in vielen Generationen und verschieden Stammbaumlinien, die von ihren Urgroßeltern ausgingen, unterschied. Das warf wieder so viele Fragen auf.
 

„Hatte er Ambitionen zum Shinobi? Ich meine, wenn er so auf mich gehofft hat, dann... Oh Kami, das ist schrecklich...“, stammelte Seika, doch die wichtigste Frage, die ihr in den Kopf kam, sprach sie noch nicht aus, weil das einfach noch alles viel zu vage war. Gut, es würde schon schlimm sein, wenn herauskommen würde, dass sie hier im Lande war, denn dann würde Tashiro sicher alles daran setzten, sie gefangen zu nehmen und für sich zu benutzen. Doch was war mit diesem kleinen Jungen eigentlich geschehen? Emi hatte vorhin gesagt, es sei etwas passiert, und darauf war sie bisher noch nicht näher eingegangen. Denn die Erklärung dafür, dass dieses wohl so liebreizende Kind zu diesem harten Herrscher geworden war, war noch nicht gekommen.
 

„Ja, dies allein ist schon schrecklich. Und nein, ich glaube nicht, dass er vielleicht zu einem Ninja hätte werden können, wenn Du das meinst. Aber er wird sich wahrscheinlich sowieso nicht mehr an seine Kindheit erinnern können, jedenfalls nicht bewusst. Schon seit Monaten sind wir die einzige Stadt, die Tashiro verschont hat. Er weiß wohl in den Tiefen seiner Seele noch, dass er hier aufgewachsen ist und dass hier seine Großmutter lebt... Oh, wenn ich ihn doch nur einmal noch umarmen könnte...“, redete Emi weiter, doch sie musste kurz unterbrechen, denn plötzlich erfasste sie wieder eine Welle der Trauer und sie schluchzte auf. Langsam verzweifelte Seika. Das ergab doch alles keinen Sinn, so ergreifend es auch war. Sie blickte zu Itachi, der seine Augen gebannt auf Emi gerichtet hatte, als witterte er, dass gleich die Bombe platzen würde. Ja, es wäre am Besten, wenn sie Emi die Zeit gaben, die sie brauchte, um alles zu verarbeiten. Denn dass es an diesem fortgeschrittenen Punkt der Geschichte auch zu mehr Enthüllungen kommen würde, das war sicher. Und das, was als nächstes kam, war für alle schockierend.

Painful promise

Emi fuhr mit ihrer Geschichte über Tashiro fort.
 

„Eines Tages machte Tashiro mit ein paar Freunden einen Ausflug zum Meer. Sie wollten dort über Nacht zelten. Wir Erwachsenen waren natürlich nicht begeistert darüber, denn wir waren besorgt, weil die Situation im Land damals ja alles andere als stabil und ungefährlich war und wir jeden Moment wieder von irgendwelchen Shinobi heimgesucht werden konnten, doch andererseits wollten wir nicht, dass die Kinder so viel von unseren Ängsten mitbekamen, damit sie noch eine unbeschwerte Jugend erleben konnten, also erlaubten wir es ihnen... Doch hätten wir es bloß nicht getan... Die Jungs kamen nicht wieder zu dem abgemachten Zeitpunkt zurück. Zuerst dachten wir natürlich, sie würden nur herum bummeln, um Zeit zu schinden, doch auch zwei Stunden später kamen sie nicht. Natürlich vermuteten wir gleich das Schlimmste und gingen los, um sie zu suchen. Entweder waren sie beim Baden von einer Strömung mitgerissen worden und ertrunken. Oder jemand war vorbei gekommen und hatte sich die Kinder geschnappt. Doch das, was wirklich geschehen war, überstieg unser aller Verstand. Alle Jungen waren tot, nur Tashiro lebte. Aber den Anblick werde ich nie vergessen... Mein Enkel war beschmiert mit dem ganzen Blut der anderen Kinder und gerade als wir kamen, schnitt er einem seiner Freunde mit einer abgebrochenen scharfen Muschel den Bauch auf... Als er uns sah, stürzte er zu uns, mit schrecklichem Geschrei und biss und kratzte um sich, doch die Männer, die bei uns dabei waren, waren stärker und konnten ihn daher festhalten. Wir standen alle so sehr unter Schock, doch jedem war klar, das konnte nicht Tashiro sein! Von einem Tag auf den anderen sollte er sich zu so etwas entsetzlichem gewandelt haben? Wir brachten ihn nach Hause, doch konnten ihn einfach nicht bändigen. Zwei Tage später rastete er völlig aus. Da war so eine seltsam scheinende, bösartige Aura um ihn herum, als er los stürzte und beinahe die halbe Stadt zerstörte, mit so einer Kraft, die ungeheuerlich war... Und dann lief er davon und wir haben ihn seither kein einziges Mal gesehen. Das ist nun schon drei Monate her...“, erklärte Emi und konnte nicht mehr. Mit dicken Tränen, die ihr über das Gesicht liefen, brach sie unter dem Fenster zusammen und setzte sich mit angezogenen Beinen hin. Laut begann sie zu weinen, verzweifelt und voller Angst um ihren Enkel. Jeder im Raum konnte ihre Gefühle nachvollziehen, doch keiner der Akatsuki konnte in diesem Moment daran denken, die ältere Frau zu trösten. Vor allem Seika fuhr der Schock in all ihre Glieder. Wenn es wirklich wahr war, was Emi ihnen da gerade erzählt hatte, dann gab es nur eine einzige Erklärung für den Sinneswandel des Jungen Tashiro. Er wurde, als er mit seinen Freunden fort gewesen war, besessen. Warum er ausgewählt worden war, war nicht wirklich wichtig, vielleicht weil er von einer Linie abstammte, die potentiell die Anlage gehabt hatte, einen großen Shinobi hervorzubringen, wie es mit Seika geschehen war. Doch die erschütterndste Information belief sich auf ein Phänomen, welches sich Emi nicht erklären konnte, die Akatsuki aber ohne Probleme zuordnen konnten. Diese Aura, die die ältere Frau beschrieben hatte, war die Aura eines Dämons. Und hier führten plötzlich alle Fakten zusammen. Die vier Shinobi hatten sich gewundert, warum von ihrem eigentlichen Ziel nie etwas zu hören gewesen war. Der Grund dafür war, dass einfach niemand wusste, dass hier so etwas wütete. Sie sprachen immer nur von Tashiro, aber das war eigentlich dasselbe. Denn Tashiro war durch einen unglücklichen Zufall zu einem Jinchuuriki geworden. Den siebenschwänzigen Bijuu, den die Akatsuki suchten, steckte in Tashiro.
 

So vieles fügte sich zusammen. Die Stadt hatte so neu und frisch ausgesehen, als die Akatsuki hier angekommen waren. Klar, nach der Zerstörung, die Tashiro, oder besser gesagt der Bijuu angerichtet hatte, hatten die Stadtbewohner alles wieder aufgebaut. Auch die anderen schlimmen Verwüstungen, von denen der alte Mann auf dem Schiff gesprochen hatte, gingen auf das Konto des Dämons und waren nicht auf irgendwelche Naturkatastrophen zurück zu führen. Nun war auch klar, warum er nicht von Seika erfahren dufte. Zwar hatte der Bijuu den menschlichen Verstand des Jungen vergiftet und weil auch dessen Wille so schwach war, konnte der Dämon dadurch, dass er nun einen Körper hatte, selber handeln, doch ein paar Erinnerungen schienen geblieben zu sein. Dass er diese Stadt hier nicht weiter angriff, war Beweis genug. Soweit konnte der Junge seinen Besetzer noch beeinflussen. Doch wenn nun die Erinnerung an die Hoffnungsträgerin von früher wieder aufleben würde, dann konnte der Dämon, der die Gefahr erkennen würde, alles daran setzen, sie zu vernichten. So war es richtig. Er würde sicher nicht versuchen, sie für seine Armee zu gewinnen und zu verschonen, auch wenn es die unauslöschlichen Gedanken des Jungen dem Dämon dies vorgeben würden...
 

Und hiermit begann die nächste Schwierigkeit. Tashiro war also ein Jinchuuriki, aber gleichzeitig ein entfernter Verwandter von Seika. Doch hinter dem Bijuu waren sie her und das war unausweichlich. Doch der Grund, warum Seikas Herz plötzlich schmerzhaft zu pochen begann, war ein anderer. Doch soweit konnte sie im Moment auch nicht mehr denken, denn plötzlich waren schnelle Schritte auf dem Gang zu hören und Okahito kam mit zornesrotem Gesicht angelaufen. Als er in der Tür auftauchte, hatte er etwas in der Hand. Es war aus Stoff, viel Stoff, es war schwarz und rot gemustert. Es war ein Kleidungsstück, das die vier Shinobi bereits seit ihrer Ankunft an dem Hafen auf dem Festland versteckt hatten. Es war, der Größe nach, Kisames Akatsukimantel.
 

„Ihr hinterhältigen Hunde! Gehört ihr etwa zu dieser Bande von Verbrechern und Mördern? Erzähl ihnen kein Wort mehr, Emi! Sie werden uns alle ins Verderben stürzen- Ah!“, schrie der alte Mann auf, als Kisame einen schnellen Schritt nach vorne getan hatte und ihn am Oberarm gepackt hatte, während er ihm mit der anderen Hand seinen Mantel aus der Hand riss.
 

„Hey, alter Mann! Wühlt man in den privaten Sachen anderer Leute herum? Unsere Angelegenheiten gehen Dich nichts an! Überhaupt, was haben wir euch schon getan?“, bellte der Haimann erbost und ließ Okahito ruckartig los, sodass dieser nach hinten stolperte und gegen den Türrahmen prallte. Emi sah geschockt auf, ihr Wangen immer noch nass von ihren Tränen. Ihr Blick lag auf dem schwarzen Mantel der mit den charakteristischen Symbolen der roten, weiß umrandeten Wolken durchwebt war. Mit ungläubigem Gesichtsausdruck blickte sie wieder zu Seika.
 

„Das… Wie… Ihr- Ihr seid… Akatsuki?“, flüsterte sie fassungslos, aber doch deutlich hörbar. Also war die Organisation selbst an Orten wie diesen bekannt? So verwunderlich war das eigentlich gar nicht. Na ja, für diese Fälle hatten sie ja auch ihre doch recht signifikante Garderobe abgenommen. Plötzlich waren die Vier in den Augen von Emi und Okahito nicht mehr die doch ganz harmlosen Personen, für die sie sie immer gehalten hatten. Und als Emi, nachdem sie jeden einzelnen der Shinobi angesehen hatte, mit ihrem Blick wieder zu Seika zurückkehrte, schien es, als hätte die Brünette sich eine Maske aufgesetzt, denn ihr Gesicht war plötzlich so blank, dass es ihr kaum mehr ähnlich sah. Trotzdem waren ihre Augen auf ihre Großcousine gerichtet.
 

„Dann wisst ihr es jetzt also, doch das macht keinen Unterschied. Wir wollen nichts von euch. Aber ich danke Dir, dass Du mir von Tashiro erzählt hast, das erleichtert unsere Suche sehr. So, wie Du es erzählt hast, ist Dein Enkel von einem Dämon besessen, hinter dem wir her sind. Lasst uns also in Ruhe und es wird keine Probleme geben“, sagte sie, dann drehte sie sich um und verließ unerwartet plötzlich unter den überraschten Blicken von jedem den Raum. Itachi zögerte nicht lange, dann folgte er ihr. Kisame und Tobi standen weiter verwirrt in der Küche herum, genau so wie Okahito und Emi. Doch schließlich gingen auch die beiden anderen Akatsuki davon und ließen ihre Gastgeber alleine zurück. Als sie die Treppen zu ihrem Zimmer hochstiegen, sahen sie gerade noch, wie der Uchiha in seinem und Seikas Zimmer verschwand.
 

Itachi erblickte die Silhouette der Kunoichi, wie sie zusammengerollt mit dem Rücken zu ihm auf dem Bett lag und sich nicht rührte. Ihr Atem ging flach, aber etwas schneller, als dann, wenn sie ruhig war. Der Schwarzhaarige betrachtete sie für einige Zeit. Es war offensichtlich, dass er da war, denn er war nicht allzu leise herein gekommen, doch die junge Frau reagierte auch nach einigen Minuten nicht darauf.
 

„Seika, so einfach ist das nicht“, sagte er zu ihr, doch die Brünette machte weiterhin keinen Mucks. So ging Itachi mit leichtem Schulterzucken ins Bad. Als er wieder zurückkam, da war Seika eingeschlafen.
 

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Als die Akatsuki sich am nächsten Morgen in der Küche trafen, war das Haus wie ausgestorben. Weder von Emi noch von Okahito war eine Spur zu sehen. Doch sie waren heute früh bereits im Haus gewesen, denn das Frühstück stand wie eh und je bereit. Wohl waren sie erst vor kurzem weggegangen.
 

„Sind die etwa nicht sauer auf uns?“, fragte Kisame verdutzt, denn er hatte erwartet, dass man sie sofort rausschmeißen würde, sobald sie aufgewacht waren. Doch alles war so geblieben, wie auch die Tage zuvor.
 

„Aber wo sind Emi und Okahito? Hoffentlich haben sie die Stadt nicht verlassen!“, sagte Tobi und sah ein wenig besorgt aus. Doch warum sollten sie abhauen? Etwa um Tashiro zu warnen? Seikas Großcousine hatte gesagt, sie hatten den Jungen schon seit einer Ewigkeit nicht gesehen, außerdem war fast sicher anzunehmen, dass sie sich bestimmt nicht trauten, zu ihm zu gehen, sonst hätten sie es schon längst getan und nicht erst jetzt. Außerdem würden sie dadurch verraten, dass jemand hinter ihm her war und das würde der Bijuu niemals erlauben. Dann würde er versuchen, sie zu vernichten und auf diese Weise herausfinden, dass Seika hier war. Nein, vielleicht brauchten Emi und Okahito nach den aufregenden Ereignissen gestern Abend einfach ein wenig Abstand, denn nicht nur Seika hatte schreckliches erfahren, auch die anderen Beiden hatten herausgefunden, dass ihre Gäste zu den Akatsuki, der gefürchteten Organisation, gehörten.
 

Wie es sich etwas später herausstellte, waren Emi und Okahito aber nur einkaufen gegangen, denn sie kamen nach einer Stunde wieder ins Haus zurück. Doch je länger Seika nachdachte, desto mehr Schuldgefühle gegenüber den Beiden schlichen sich bei ihr ein, vor allem, als sie sah, welche große Menge an Lebensmittel ihre zwei Gastgeber da mitbrachten, als sie wieder kamen. Während die Anderen beschlossen, Seikas Großcousine und deren Vater aus dem Weg zu gehen, um einen weiteren Konflikt zu vermeiden, wartete die junge Frau auf eigene Faust ab, bis Emi einmal alleine in der Küche war. Da Okahito bisher am meisten ablehnend ihnen gegenüber gewesen war, hatte sie beschlossen, nicht mit Emi zu sprechen, wenn ihr Vater dabei war, denn er schien entweder nicht zu verstehen, oder nicht verstehen zu wollen, dass die Akatsuki ihnen persönlich nichts Böses tun wollten, jedenfalls noch nicht. Seika wurde leicht schlecht, als sie an diese ganz spezielle Sache dachte, doch sie schob diese Gedanken schnell beiseite. Später konnte sie noch darüber nachsinnen, doch jetzt musste sie etwas klar stellen.
 

Als die junge Frau mit den goldenen Augen wieder ein wenig zögerlich in die Küche trat, denn sie war vorhin zuerst mit Itachi, Kisame und Tobi mit hinaus gegangen, schien Emi es gleich zu merken, weil sie beim Einräumen der Lebensmittel inner hielt, doch sie drehte sich nicht zu der Brünetten um. Seika entließ den Atem, den sie angehalten hatte, in einem langen Seufzer.
 

„Emi, Du brauchst nicht für uns einkaufen zu gehen. Die Lage ist doch sowieso schon so schwer, da musst Du Dein Geld nicht für uns ausgeben“, sagte sie und das veranlasste die ältere Frau, sich zu ihr hin zu wenden.
 

„Und was wollt ihr dann machen? Ihr könnt doch nicht nichts essen“, gab sie zurück und es klang sogar etwas vorwurfsvoll, was sich Seika nicht erklären konnte. Irgendwie war die Stimmung zwischen den beiden Frauen wirklich seltsam. Zuerst waren sie sich herzlich gegenübergetreten, weil sie doch verschollene Verwandte waren, jetzt war ihr Verhältnis kalt und distanziert. Emi dachte wohl, dass es ihre Pflicht war, sich um die Tochter ihres verstorbenen Cousins zu kümmern, doch das war es wirklich nicht. Sie hatten nie etwas miteinander zu tun gehabt und wenn die Angelegenheiten der Akatsuki hier auf der Insel erledigt waren, dann würden sie wieder zur Basis nach Ame no Kuni zurückkehren und sicherlich nie wieder Kontakt zueinander haben. Wieso auch? Sie hatten sich nicht viel zu sagen und stundenlang über die Vergangenheit zu reden, war auch schwachsinnig, denn die vergangenen Jahre waren nicht wirklich voller schöner Erinnerungen, über die man sich so einfach austauschen konnte, auf beider Seiten. Im Grunde waren sie einander völlig fremde Menschen.
 

„Nein, natürlich nicht. Aber wir werden die Stadt sowieso bald verlassen, sobald wir besprochen haben, wie es weitergehen soll“, antwortete Seika ihr nach einigen Minuten des Schweigens und ihre Worte verursachten noch mehr davon. Auf dem Gesicht von Emi war zu erkennen, dass sie viele widersprüchliche Dinge dachte und sich nicht entscheiden konnte, wie sie nun reagieren sollte. Doch das war eigentlich ganz gut so. Solange die ältere Frau verwirrt von der Situation war, konnte Seika sie noch ein paar Dinge fragen, die noch ungeklärt waren.
 

„Emi, ich weiß, die Umstände sind alles andere als erfreulich, aber wir haben nicht die Absicht, das Land noch weiter ins Verderben zu stürzen, als es schon ist. Wir sind hinter dem Dämon her, der Tashiro befallen hat. Wir sind zwar nicht gekommen, um irgendwie zu helfen, weil wir nur unseren eigenen Interessen folgen, doch wenn es Mizu no Kuni besser gehen wird, wenn der Dämon verschwunden ist, umso besser, oder? Emi, wir müssen wissen, wo Tashiro sich aufhält. Wenn Du etwas über seinen Aufenthaltsort weißt, dann musste Du es mir bitte sagen Emi, ja?“, bat die Brünette und blickte ihre Großcousine flehend an. Da nur die beiden Frauen hier in der Küche waren, erlaubte sich Seika auch diesen Gesichtsausdruck. Es war nicht schwer, diesen zu zeigen, denn es ging Seika in Wirklichkeit nicht wirklich gut. Es war keine Krankheit, die ihr zu schaffen machte, nein, es war der Gedanke an Tashiro. Denn obwohl sie Emi gegenüber hatte verlauten lassen, dass alles in Ordnung sein würde, war das gelogen. Sobald Seika daran dachte, was sie mit dem Bijuu und den Jinchuuriki tun würden, wenn sie ihn erst einmal in ihrer Gewalt hatten, dann würde der jungen Frau schlecht... Auch Emi war anscheinend nicht in bester Verfassung. Sie sah blass und schwächlich aus. Wohl hatte sie nicht allzu gut geschlafen, weil unter ihren Augen dunkle Ränder waren. Es war aber auch nicht besonders verwunderlich, denn als sie gestern letztendlich doch von ihrem Enkel erzählt hatte, hatte es sie sehr viel Überwindung und auch sehr viele Tränen gekostet. Auch jetzt sah sie aus, als würde sie gleich wieder zu weinen anfangen.
 

„Ich... Also... Oh Kami, Chikako wollte, dass niemand davon erfährt...“, stammelte Emi immer noch unentschlossen und schüttelte traurig ihren Kopf. Seika sah sie ein wenig verwirrt an. Von wem sprach sie da nun schon wieder? Langsam wurde die Situation immer komplizierter, als sie es sich leisten konnten. Vor allem Seika wurde vor einen Konflikt gestellt, dessen Ausmaße, welche dieser bereits angenommen hatte, sie sich so niemals vorgestellt hätte. Doch die Mission durfte nicht von irgendwelchen persönlichen Gefühlen gefährdet werden, so war es Pains klare Anforderung an seine Mitglieder. Sie sollten ihre Aufgaben schnell und sauber erledigen und gute Ergebnisse vorlegen. Versagen war keine mögliche Option. Doch dieses Unternehmen erschien Seika plötzlich so undurchführbar wie noch nie.
 

„Wer ist Chikako?“, fragte sie trotzdem nach, weil sie unbedingt wissen musste, wo Tashiro sich aufhielt, damit sie nicht lange nach ihm suchen mussten. Die Frage kostete Seika ziemlich viel Überwindung, doch sie musste sie stellen. Sie hatten sowieso schon viel zu viel Zeit vertrödelt und mussten nun endlich zur Sache kommen. Sicherlich würden noch weitere Tage vergehen, bis sie soweit alles vorbereitet hatten, dass sie sich gefahrlos dem Bijuu stellen konnten. Doch auch das 'gefahrlos' war hinfällig, weil sie nicht wussten, was noch auf sie zukommen würde. Diese ganze Mission war bisher ein einziges Überraschungspaket gewesen. Nichts war so gelaufen, wie eigentlich geplant, was sie zwar zu einigen wichtigen Informationen und der Aufdeckung von Seikas Vergangenheit geführt hatte, was sie sonst in dieser Ausführlichkeit nie erfahren hätten, doch waren sie dadurch auch in ziemlich prekäre Situationen verwickelt worden. Na ja, eigentlich traf dies alles nur auf Seika zu, denn Itachi, Kisame und Tobi hatten damit nichts zu tun. Für sie war Tashiro nur ein Jinchuuriki. Für Seika war Tashiro der Enkel der Cousine ihres Vaters und sie konnte nicht... sie konnte ihn einfach nicht- Doch bevor die junge Frau diese Gedanken weiterführen konnte, begann Emi glücklicherweise wieder zu reden.
 

„Chikako ist meine Tochter, die Mutter von Tashiro... Sie... Sie starb auf die fast gleiche Weise wie dein Vater, Seika... Als sie erfuhr, was mit ihrem Sohn geschehen war und was er für grausame Sachen tat, da verzweifelte sie völlig. Sie hätte alles getan, um ihn zurück zu holen, doch seine Wachen ließen sie nicht an Tashiro heran. Sie kämpfte so lange um ihren Jungen, weil sie nur das Beste für ihn wollte. Sie konnte nicht verstehen, was aus Tashiro geworden war. Einmal begegnete sie ihm zufällig und sah, dass er ein 'Monster' geworden war... Er hat einen Menschen getötet! Ein elfjähriger Junge... Es war für sie wie ein Trauma. Nach diesem Tag war auch sie nicht mehr dieselbe. Sie starb zwei Wochen später in meinen Armen...“, sprach die ältere Frau mit so leiser Stimme, dass Seika kaum mehr verstand, was sie sagte. Doch das Gehörte traf sie umso mehr. War ihre Familie mit solchen Schicksalsschlägen verflucht? Nein, das sicher nicht, doch es ging bestimmt jeden so, der sein Kind verlor, auf welche Art und Weise dies auch immer geschah. Seikas Vater hatte seine Tochter freiwillig hergegeben, um ihre Zukunft zu sichern und sie vor machthungrigen Menschen zu bewahren. Chikako konnte jedoch nichts dafür, dass ihr ihr Sohn weggenommen wurde. Auch wenn es für eine normale Person wie ein Akt von selbstständig ausgeführten Taten aussah, so war für das Verhalten des Jungen doch der Bijuu verantwortlich, den die meisten Menschen nicht spüren konnten. Doch auch wenn Chikako das gewusst hätte, hätte sie nichts dagegen tun können. Mit normalen Mitteln war niemand in der Lage, einen Dämon auszutreiben. Nein, dafür mussten schwerere Geschütze aufgefahren werden...
 

„Emi, hör mir zu... Ich bin ein Medic-nin. Vielleicht kann ich Chikakos Wunsch erfüllen. Vielleicht kann ich etwas tun, damit er wieder er selber wird. Bitte, Emi, bitte verrate mir, wo er ist. Du weißt es doch, oder?“, fragte Seika also wieder, nach einiger Zeit des Nachdenkens, und aufgrund der Worte, die ihren Mund verließen, zog sich ihr Magen zusammen. Sie wusste, dass sie der älteren Frau wohl mehr Hoffnung gab, als tatsächlich vorhanden war. Aber Emi sprang wirklich darauf an.
 

„Er... Er befindet sich im Osten der Insel... Dort ist eine etwas größere Stadt. Wenn ihr eine alte Landkarte habt, ist diese dort noch eingezeichnet... Tashiro sammelt dort all seine Anhänger, aber... Aber ich weiß nicht, was er vor hat... Oh Seika, wirst du wirklich versuchen etwas- Seika?“, sagte Emi, doch die junge Frau mit den goldenen Augen war plötzlich verschwunden und in den Gang hinausgegangen. Sie hörte zwar noch, dass ihre Großcousine ihr nach rief, doch sie stoppte nicht mehr. Sie hatte all das gehört, was sie brauchte. Doch nur nach ein paar Schritten lief sie fast gegen Itachi, der mit ausdruckslosem Gesichtsausdruck an der Wand stand. Seika sah ihn kurz an, weil sie nicht wusste, warum er da war, doch er hatte das Gespräch sicher mit unterdrücktem Chakra belauscht. Die junge Frau sah plötzlich die Mahnung in seinen Augen. Doch damit wollte sie nichts zu tun haben! Sollte er doch nicht ständig hinter ihr her laufen und ihr sagen, was sie falsch machte! Sie hatte mit Emi geredet und wusste auch, was sie zu ihr gesagt hatte. Sie würde auch die Konsequenzen tragen. Wenn sich Itachi darüber Sorgen machte, dann waren seine Gedanken umsonst. Deshalb ging Seika ohne ein Wort an ihm vorbei und ließ ihn im Korridor stehen. Sie brauchte jetzt etwas Zeit für sich...
 

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Als die Akatsuki sich abends im Zimmer von Kisame und Tobi versammelten, berichtete Itachi, dass er sich mit Pain in Kontakt gesetzt hatte, um mit ihm über ihr weiteres Vorgehen zu diskutieren. Er hatte seiner eigenen Aussage nach die Situation mit allen Facetten geschildert, die sich bisher gezeigt hatten. Das hieß wohl auch, dass er Seikas verwandtschaftliche Konflikte angesprochen hatte, ohne das zuvor mit ihr zu besprechen. Die Brünette war sich nicht sicher, ob er das Richtige getan hatte, oder eben nicht und ob es gut war, dass ihr Anführer nun so viel über sie wusste. Doch das war jetzt leider auch nicht mehr rückgängig zu machen.
 

Nichts desto trotz hatte Pain ihnen aufgetragen, dass sie auch mit dem Hintergrund der neuen Umstände so weitermachen sollten, wie sie am Anfang aufgetragen bekommen hatten. Sie sollte sich auf die Suche nach dem Jinchuuriki begeben. Wenn er wirklich dieser Tashiro war, dann schlugen sie damit zwei Fliegen mit einer Klappe. Weil sie zuerst gedacht hatten, es wären zwei verschiedene Personen, die das Land und somit auch die Mission der Akatsuki gefährden könnten, waren sie mit viel mehr Vorsicht voran gegangen. Doch die neue Entwicklung war sogar noch günstiger. Sie wussten nun, wo sich ihr Jinchuuriki aufhielt und konnten gezielt nach ihm suchen. Dass Seika in diese Sache anscheinend so tief verwickelt war, war bedauerlich, jedoch konnte darauf keine Rücksicht genommen werden. Wären ihre familiären Beziehungen eher klar gewesen, hätte das vielleicht Konsequenzen für die Durchführung der Aufgabe gehabt. Doch da sie nun schon so weit vorangekommen waren, gab es kein Zurück mehr. So hatte es Pain jedenfalls gesagt. Doch Seika glaubte nie und nimmer daran. Ihr Anführer hätte niemals nach einem anderen Weg für die Erledigung der Mission gesucht, weil es einfach keinen gab! Darüber war die Brünette sich vollkommen im Klaren und obwohl sie versuchte, dies zu akzeptieren, fiel es ihr schrecklich schwer, auch wenn sie eine erfahrene und kampferprobte Kunoichi war, deren Gewissen und Moral oft anderen Dingen unterliegen mussten, wie Pains Autorität, der Sicherheit der Organisation, zu der sie dazugehörte und die für sie wie eine Familie geworden war, und der Verteidigung ihres eigenen Lebens.
 

Nachdem Itachi ihnen das alles erzählt hatte, beschlossen die Akatsuki, so bald wie möglich aufzubrechen. Es gab für sie nun keinen Grund mehr, länger hier in dieser Stadt zu bleiben, weil sie nun alle Informationen hatten, die sich brauchten und darüber hinaus sogar noch viel mehr erfahren hatten, was aber positiv und auch negativ ausgelegt werden konnte... Jedenfalls wollten sie sich gleich ganz früh am nächsten Morgen auf den Weg machen, um keine Zeit mehr zu verlieren. Sie hatten sich noch gemeinsam um die Karte von Mizu no Kuni gesetzt, die sie aus der Basis mitgenommen hatten und hatten zusammen die Reiseroute zu der Stadt im Osten, wo sich Tashiro befand, besprochen, damit es beim Aufbruch keine Verzögerungen mehr geben würde und sie sich nicht mehr um den Weg sondern nur noch um eventuelle Konfrontationen mit Feinden kümmern mussten. Als Seika die Entscheidung über ihre Abreise ihrer Großcousine Emi mitteilte, sagte diese nichts dazu, aber auch die junge Frau wäre nicht für ein weiteres Gespräch aufgelegt gewesen. Deshalb gingen die Akatsuki auch an diesem Abend früh schlafen, um für den nächsten Tag, was auch immer dieser bringen würde, ausgeruht zu sein.
 

Seika war zeitig wach, weil sie einfach nicht schlafen konnte, und wenn doch, dann schlummerte sie nur leicht und wachte auch nur beim kleinsten Geräusch auf. Als es dann allmählich hell wurde und das Licht hinter den zugezogenen Vorhängen durch schien, da war sie hell wach, denn sie wusste, dass nun der wichtige Tag gekommen war. Auch wenn es natürlich nicht sicher war, dass sie bereits an diesem Tag alles wichtige erledigen würden, beschlich die junge Frau abermals diese tiefe Unruhe. Um nicht auch Itachi dadurch zu wecken, stand sie vom Bett auf und ging ins Bad, um sich fertig zu machen, doch sie wusste, dass Itachis feine Sinne es spürten, wenn sie nicht mehr schlief und wegging. Dem Uchiha blieb kaum etwas verborgen… Sie seufzte tief, als sie die Tür des Badezimmes hinter sich geschlossen hatte und sich auszog, um sich unter die Dusche zu stellen. Es war bisher alles so schrecklich kompliziert, deshalb hoffte die junge Frau, dass sich alles klären würde, sobald sie Tashiro ausfindig gemacht hatten. Vielleicht war es ja gar nicht so schlimm, wie Emi behauptete. Sie war persönlich emotional von der ganzen Sache betroffen und reagierte vielleicht über. Doch der Tod ihrer Tochter, verursacht durch die ganzen Umstände, sprach eine ganz andere Sprache.
 

Als Seika fertig war, ging sie wieder ins Zimmer und sah, dass Itachi bereits gewartet hatte, bis sie aus dem Bad herauskam. Wortlos ging sie an ihm vorbei, zu dem Schrank, wo sie ihre Sachen aufbewahrt hatten. Äußerlich war sie ruhig, innerlich brodelte es in ihr. Warum, warum musste Itachi versuchen, sich gerade in dieser Situation einzumischen? Er hatte doch keine Ahnung! Wenn sie gewusst hätte, wie seine Geschichte war, seine Vergangenheit, wie er das alles verkraftet hatte, dann hätte sie ihm vielleicht zugehört und sich von ihm helfen lassen, aber nein, so nicht! Was wusste er denn schon? So sehr Seika ihm auch vertraute, dass konnte sie ihm nicht anrechnen. Nein, sie konnte es nicht, aber gleichzeitig bedauerte sie es. Diese plötzlich düstere Stimmung zwischen ihnen war das nicht wert, aber genau so stolz, wie Itachi war, war auch Seika, das konnte sie nicht verleugnen. Deshalb würde es wohl bei der Distanz zwischen ihnen bleiben.
 

Als sie sich Beide dann schließlich umgezogen hatten, diesmal richtig, mit allen Waffen, ihren Akatsukimänteln, Strohhüten und Itachi mit seinem Hitai-ate, traten sie hinaus auf den Gang, um Kisame und Tobi zu holen, die jedoch auch schon fast fertig waren, sodass sie nur fünf Minuten später nach unten in die Diele gehen konnten. Sie konnten es nicht vermeiden, durch ihre volle Montur ein wenig Lärm zu machen, doch der Gedanke, dass sie ihre Gastgeber wecken konnten, war umsonst gewesen. Aus der Küche trat, im Bademantel gekleidet, Seikas Großcousine. Sie sah den Shinobi mit einer Mischung aus Schrecken, Neugier und Angst entgegen. Die Vier in ihrer vollen Ausrüstung, diesmal offiziell als Akatsuki auftretend, zu sehen, war eine Sache für sich, die ihr viel Furcht und Respekt einflößte.
 

„Ihr geht wirklich?“, fragte sie mit leiser, zitternder Stimme. Seika nickte.
 

„Ja, ich werde tun, was ich kann. Leb wohl, Emi. Danke für alles“, sagte sie ein wenig steif, denn sie konnte es nicht übers Herz bringen, die Verabschiedung inniger ausfallen zu lassen, weil ihr Kontakt danach alles andere als das sein würde. Je stärker die emotionale Bindung war desto schlimmer würde es sein, dass sie sich nie mehr wiedersehen würden. Deshalb ging Seika vor, um das Haus endgültig durch die Eingangstür zu verlassen. Itachi folgte ihr ausdruckslos nach, Kisame und Tobi gingen hinterher, nicht ohne der älteren Frau noch einmal dankend zuzunicken. Dann beeilten sie sich, mit den anderen Beiden mitzukommen, denn sie waren schon im Laufschritt vorangeeilt. Warum Seika bloß plötzlich so schnell weg wollte? Als sie wieder zusammen waren und ein flottes Tempo anschlugen, war die Stimmung nicht besonders gut.
 

„Warum hast Du sie angelogen?“, fragte Itachi plötzlich in die unangenehme Stille hinein und zwar an Seika gewandt, die immer ein paar Schritte vor ihnen lief, damit die Anderen ihr Gesicht nicht sehen konnten. Es war offensichtlich, dass sie sich von ihnen distanzieren wollte, um genau solche Fragen zu vermeiden. Sie hatte nämlich tatsächlich nicht wirklich die Wahrheit gesagt. Indem sie Emi gegenüber behauptet hatte, sie 'könnte' etwas tun, hatte sie doch Unrecht, so dachte es sich Tobi jedenfalls. Als Seika nicht antwortete, begann er zu sprechen.
 

„Aber Seika, Du weißt doch, dass Du nichts tun kannst. Tashiro ist nicht zu retten, so bedauerlich das auch ist, denn wenn wir den Bijuu extrahieren, dann wird er sterben und-“, sprach Tobi, um die Brünette zu besänftigen, doch er erzielte nur das genaue Gegenteil mit seinen Worten. Deshalb brach er schnellstens ab, als er Seikas Gesicht sah, welches sie ihm plötzlich zugewandt hatte.
 

„Ja, verdammt, das weiß ich!“, fauchte sie wütend, weil das genau die Sache war, an die sie nicht denken wollte. Auch nur darüber nachzusinnen, was für Folgen die Durchführung der Mission haben würde, machte Seika verrückt. Emi hatte ihr so viel Vertrauen geschenkt, ihr hatte die junge Frau so viel zu verdanken, dass sie nun wusste, wo sie herkam, wie ihre Eltern hießen und aussahen, sodass sie doch jetzt nicht einfach so den Enkel ihrer Großtante umbringen konnte. Gut, sie tötete ihn zwar nicht wirklich, doch ihre Tat, die Extraktion, würde genau das zur Folge haben. Also, wie konnte sie in so einer Situation noch ruhig bleiben? Es war, als würde das Klischee wahr werden, in dem man sagte, einem würden Engelchen und Teufelchen auf den Schultern sitzen und eingeben, was man tun sollte, ein imaginäres Gewissen, dass gute und auch schlechte Seiten hatte. Genau so ging es Seika. Auf der einen Seite sagte sie sich, dass sie nichts mit diesem Jungen zu tun hatte, und dass er ihr egal sein konnte, weil er wahrscheinlich so oder so sterben würde, ob nun durch ihre Hand oder durch die Besessenheit mit den Bijuu, der dem Körper so viel Energie entziehen würde, bis er so schwach war, dass er nicht mehr überleben konnte. Doch die andere Seite befahl ihr regelrecht, sie sollte nicht auf irgendeine Wahrscheinlichkeit setzen und alles tun, um den Jungen zu retten, dessen Eltern genau dasselbe erlitten hatten wie ihre Eltern. Dieses Opfer sollte doch nicht umsonst sein, oder? Der Junge war völlig unschuldig in diese Situation geraten, es musste also eine Möglichkeit geben, das Schicksal wieder zum Guten zu wenden, oder? Es war, ehrlich gesagt, zum heulen.
 

„Kleine, klammere Dich nicht zu sehr an irgendwelche Hoffnungen. Die Welt der Shinobi ist hart, das müsstest Du auch wissen“, meinte Kisame dazu und seine besserwisserische Aussage entnervte die Brünette noch mehr.
 

„Ja, und? Hart heißt nicht gleich hoffnungslos! Ich bin ein verdammter Medic-Nin, und zwar ein verdammt guter! Und deshalb werde ich auch verflucht-noch-mal alles tun, was ich kann, um Tashiro zu helfen!“, schrie Seika nun fast und ballte ihre Hände zu Fäusten, weil sie angefangen hatte, zu zittern und dies möglichst schnell unterbinden wollte. Kisame zuckte unter ihrem Blick zusammen, denn ihre Augen funkelten so hell, als würden gleich Lichtblitze daraus hervor schießen und ihn aufspießen. Doch die junge Frau wandte sich schnell wieder ab und lief noch etwas schneller voraus. Itachi passte sich ihrem Tempo an, denn er wollte nicht, dass sie sich zu weit voneinander entfernten, damit die Gruppe zusammen blieb. Er schüttelte leicht seinen Kopf, als würde er nicht verstehen, warum die Brünette so heftig abwehrend reagierte.
 

In dieser unangenehmen Stimmung liefen sie weiter. Doch bald vergaß jeder diese kleine Auseinandersetzung, denn ihre Shinobiinstinkte schnappten ein und dies verlangte ihre ganze Aufmerksamkeit. Während sie nun nach Osten reisten, drangen sie immer mehr in den unmittelbaren Einflussbereich von Tashiro ein und dies nahmen sie nicht einfach nur so hin, weil sie es wussten, nein, es war regelrecht spürbar, denn die Luft durchzog immer mehr diese machtvolle Aura, die nur ein Bijuu ausstrahlen konnte. Bei dem Gefühl zuckte vor allem Seika etwas zurück, weil sie sich noch allzu genau an das durchdringende Chakra des Dämons erinnerte, welchem sie damals in Kaze no Kuni gegenüber gestanden waren. Dieses Szenario, als Itachi sie nicht gerettet hatte, und die schrecklichen Tage der emotionalen Kälte, die darauf gefolgt hatten, waren für sie kein Thema, über das sie gerne nachsinnte, obwohl es doch ein Teil ihrer Geschichte war. Vielleicht war dieses Geschehnis auch wichtiger, als gedacht, denn hätten die Brünette und der Schwarzhaarige ohne diese Vorkommnisse erkannt, wie wichtig sie sich waren?
 

Doch das stand jetzt alles nicht zur Debatte. Jener Mann schien sie im Moment überhaupt nicht zu verstehen, er versuchte es nicht einmal, wie es seine leicht vorwurfsvollen Kommentare bewiesen. Das war größtenteils ihre Angelegenheit, also sollte er sie auch handeln lassen, wie sie es für richtig hielt. Er musste ja nur einen Bijuu einfangen, sie hingegen musste gegen einen Verwandten kämpfen…

Blond on mission (Part Three)

„Furiko? Kommst Du, yeah?“, ertönte da Deidaras Stimme und die junge Frau schreckte aus ihren Gedanken auf, während sie oben auf den Treppenabsatz stand und in ihren Gedanken versunken war. Was dachte sie da eigentlich alles? Vorhin hatte sie sich so gut motiviert und jetzt ging das alles wieder den Bach runter! Der Blonde war schon näher gekommen, weil das plötzlich blasse Gesicht der Kunoichi ihn doch leicht hatte zweifeln lassen. Ging es ihr wirklich gut? Soweit er sie kannte, machte sie sich bestimmt schon den ganzen Tag Gedanken über den heutigen Abend. Er hatte schon erfahren, wie sie über sich selber dachte, trotz, dass mit den Osoroshisa alles gut gegangen war. Sie hielt sich für das schwächste Mitglied von Akatsuki, obwohl sie noch keinem ihre wahren Fähigkeiten gezeigt hatte. Vielleicht fürchtete sie sich selber vor ihren Kräften. Das mochte gut sein. Aber sie konnte doch nicht dauernd so schlecht von sich denken! Deidara wusste, warum Pain sie Beide für diese Mission ausgewählt hatte und nicht Seika und Itachi, die solche Situationen schon ein paar Mal mit Bravour erledigt hatten. Auch sie sollten mit solchen Missionen zu Recht kommen können. Es konnte nicht immer nur auf ein Team Verlass sein. Außerdem wollte Pain Furiko aus ihren Reserven locken. Sie war viel zu schüchtern zum zu zeigen, was sie wirklich konnte. Und das wollte ihr Anführer sehen. Zwar war diese Mission nicht für einen Kampf ausgelegt, doch es ging nicht immer um die physische Stärke. Bei den Akatsuki waren mehr als die psychischen Talente gefordert.
 

Deidara machte einen weiteren Schritt auf die Blonde zu - und das nicht zu spät. Die junge Frau knickte plötzlich in ihren nicht allzu hohen Schuhen um und fand nirgends einen Griff, wo sie sich festhalten konnte, um ihren Sturz abzufangen. Erschrocken schrie sie auf. Stattdessen schnellte nun Deidara vor und packte Furiko an den Armen, damit sie nicht auf dem Boden aufschlug. Eine sanfte Wolke ihres Parfums stieg ihm dabei ihn die Nase. Sie roch wirklich sehr gut, wusste sie das? Die darauf folgende Ruhe war voller Verlegenheit. Furiko wollte sich am liebsten schlagen für ihre Dummheit! Nicht mal laufen konnte sie gescheit, obwohl sie doch mehrmals in ihrem Zimmer auf und ab gegangen war, um sich an diese schrecklichen Absätze zu gewöhnen. Wie konnten die ganzen Frauen auf der Welt nur so etwas tragen, ohne sich reihenweise die Beine zu brechen? Für die Blonde waren diese Schuhe ein Folterinstrument. Überhaupt nicht bequem und ihre Füße taten jetzt schon weh! Wie sollte sie nur den Abend überleben? Doch dass sie sich diese Peinlichkeit auch nur vor Deidara leisten musste? Aber er hatte sie aufgefangen! Jetzt lag sie in seinen Armen... und konnte glücklich sterben.
 

„Erde an Furiko, yeah! Alles in Ordnung?“, sagte er irritiert zu der jungen Frau und rüttelte sie leicht. Was war denn nun schon wieder los? Plötzlich schreckte sie hoch und kam wieder selber auf die Beine. Mit nicht zu verbergender Verlegenheit, doch mit einem leichten, aber doch strahlenden Lächeln blickte sie Deidara entgegen. Endlich musste sie ehrlich sein, endlich... So, jetzt oder nie!
 

„Doch, doch, alles ist in Ordnung! Ich... Also... es ist so... Ich... Ich hab so Angst vor heute Abend, Deidara-sempai!“, sagte sie schließlich mit einem Seufzen und ihr Lächeln trübte sich leicht. Der Blonde hob die Augenbrauen. Sie gab wirklich zu, dass ihr nicht wohl bei der Sache war? Na, das war doch mal ein Anfang!
 

„Ach, hör schon auf! Wir sind so gut vorbereitet, wie noch nie, yeah!“, versuchte er die Kunoichi aufzumuntern, doch dann setzte er ein strenges Gesicht auf, worauf hin sie ein wenig zurück wich. Was war denn nun noch?
 

„Aber wir müssen noch an unseren Namen arbeiten, yeah! Okay, du heißt... Satoshi Hana! Und ich bin Naboru Takoru! Wir duzen uns, okay! Ich sage zu Dir Hana-chan und Du zu mir Takoru-kun, verstanden? Gut. Ach ja, bevor ich's vergesse, lass gefälligst endlich dieses blöde -sempai weg, yeah! Sonst... Sonst spreche ich nie wieder mit Dir!“, sagte Deidara energisch und diese Drohung saß. Wenn sie ihn noch einmal Deidara-sempai nennen würde, würde er nie wieder mit ihr reden? Das wäre ja schrecklich!
 

„A- Alles klar, Deidara-se... Deidara“, verbesserte sie sich schnell. Es viel ihr wirklich verdammt schwer, die Höflichkeitsendung weg zu lassen, nach der langen Zeit der Benutzung. Doch wie sollte sie es schaffen, ihn mit Takoru-kun anzusprechen? Es war zwar nicht sein wirklicher Name, aber es war eben Deidara, mit dem sie sprechen würde. Doch warum hatte er ihr auch ausgerechnet so spontan den Namen Hana ausgewählt? Hana hieß Blume. Assoziierte er sie vielleicht mit einer Blume? Der Gedanken wollte wieder die Röte in ihr Gesicht bringen, doch sie kämpfte das erfolgreich herunter. Irgendwie gab ihr der Name Hana Kraft! Es war so ein schöner Name und weil Deidara ihn ausgewählt hatte, war er noch um einiges besser! Und so waren sie letztendlich bereit.
 

Weil nun auch endlich die letzten offenen Fragen geklärt waren und Furiko sich wieder einigermaßen im Griff hatte, beschloss Deidara, dass sie nun endlich aufbrechen mussten, um rechtzeitig anzukommen. Die Schriftrolle, die als Handelsgegenstand diente, konnte jedoch gleichzeitig als einmalige Hilfe benutzt werden, um an den Ort des Treffens zu gelangen. So verschwanden die Beiden kurz darauf in einer weißen Staubwolke auf der Basis und tauchten nur mit einer Sekunde Verzögerung in einer dunklen Gasse nicht weit von dem Restaurant auf. Sie befanden sich nun in einer kleinen Stadt ein gutes Stück südöstlich von Iwagakure. Es war wirklich ein hübscher Ort, nicht zu überfüllt und auch nicht langweilig. Die Häuser hier waren ganz anders gebaut, als Deidaras Elternhaus, denn die Stadt war eher neueren Ursprungs und deshalb war alles ziemlich modern, obwohl auch altmodische Elemente mit eingebaut würden wie zum Beispiel die Laternen, die verschnörkelt und verziert waren wie in alten Zeiten.
 

Furiko und Deidara traten hinaus auf die mittelmäßig besuchte Hauptstraße, trotz der noch nicht allzu späten Stunde. Es war jedoch schon dunkel und die Läden waren alle hell erleuchtet. So konnte man genau sehen, was überall angeboten wurde. Die beiden Blonden sahen sich begeistert um. Furiko war etwas offensichtlicher noch ziemlich verspielt, doch auch in Deidara schlummerte noch der kleine Junge, der sich schnell begeistern ließ. Weil sie noch etwas Zeit hatten, beschlossen sie, alle Schaufenster zu besichtigen. Es gab Geschäfte für Kleidung und Schuhe, aber auch Läden, die Süßigkeiten verkauften oder Spielsachen und Kunstgegenstände. Letztere hatten es Deidara besonders angetan und er konnte sich von den Bildern und vor allem den kleinen Figuren, Püppchen und Statuen aus Kristall, Ton oder Stein beinahe nicht losreißen. Die Beiden lachten während dieser freien halben Stunde so viel und merkten auch umso mehr, wie sehr ähnlich sie sich im Grunde doch waren. Sie erfreuten sich gerne an den einfachen Dingen. Plötzlich, im bunten Licht der Straßen, sah Deidara Furiko wieder mit anderen Augen. Sie war so liebenswert und brauchte so viel Fürsorge, dann blühte sie auf und war – wie er. Vielleicht wäre er auch einmal so geworden, wenn er nicht dem Zwang erlegen hätte, dass er sich mit den Ellenbogen durch das Leben kämpfen musste! Nach seiner Eingliederung in Akatsuki hätte er es mit Stillschweigen und Schüchternheit nicht weit gebracht, wenn er überleben wollte, und das hatte er ja gewollt! Er hatte Itachi gehasst, für seine Tat und für seine Augen, die so mächtig waren, dass er mit seiner ebenfalls starken Technik nichts dagegen tun konnte. Und er hatte seinem Partner Sasori zeigen wollten, dass seine Kunst auch etwas wert war! Das und auch die rüde Gesellschaft von Kisame, Hidan und Kakuzu hatte ihn zu diesem launischen, manchmal verletzenden Kerl gemacht, doch sein wahres Ich war nie verloren gegangen. Warum Furiko sich nun trotz ihrer Zurückgezogenheit in der Organisation behaupten konnte? Weil sich bei ihnen einiges verändert hatte, denn Seika war davor noch zu ihnen gekommen, die schöne, reife junge Frau, die Deidara doch ein paar hartnäckige Flausen in den Kopf gesetzt hatte. Vielleicht hatte er von Anfang an gewusst, dass sie nichts für ihn war, doch das hatte ihn noch ehrgeiziger gemacht, vor allem dann, als sich etwas zwischen ihr und Itachi angebahnt hatte, den er doch so wahnsinnig verabscheut hatte. Obwohl er Gefahr gelaufen war, sich wieder mit dem Uchiha anzulegen und das mehrmals, war Seika zu einer Art Wettbewerb geworden. Wer würde sie bekommen, Deidara oder Itachi? Dies Getue war natürlich wirklich unfair gewesen und es stimmte ja auch so nicht, weil dem Blonden die Impression des Wettkampfes erst jetzt kam, wo alles schon weit zurück lag. Die Brünette war zu Deidaras guter Freundin geworden und er hatte sie vor der Enttäuschung beschützen wollen, da er doch gesehen hatte, dass sie in dem Schwarzhaarigen oft mehr gesehen hatte, als einen Partner für's Bett. Doch der Uchiha war unberechenbar und das sich am Ende so etwas entwickelte, daran hatte Deidara ehrlich gesagt nicht geglaubt. Ja, Seika hatte sie alle etwas verändert und war auch zu Furikos großem Beistand geworden, damit sie sich in der Organisation wohler fühlte. Ihre Schüchternheit war nicht mehr so wichtig, es war wichtig, dass sie da war. Deidara hatte Glück gehabt, sie zur Partnerin zu bekommen, denn es hatte auch seine Fähigkeiten getestet. Nun waren auch ihm größere Aufgaben zu teil geworden und Pain vertraute ihm wichtigere Dinge an, wie die Einweisung einer Neuen in die Strukturen von Akatsuki. So war Furiko für ihn noch bedeutungsvoller, als er eigentlich gedacht hatte. Vielleicht konnte er mit so einer ähnlichen, vertrauten Seele wieder zu dem zurückfinden, was er einmal gewesen war, ohne das zu verraten, zu dem er sich jetzt entwickelt hatte. Als die Blonde ihn strahlend anlächelte, als sie ihm in einem Schaufenster eine gebrannte, bunt glasierte Tonfigur zeigte, die einer Art seiner Tontiere so ähnlich sah, gab er ihr das Lächeln mit fast derselben Intensität zurück, auf seine eigene Weise. Hätten die Münder an seinen Handflächen Stimmbänder, mit denen sie Reden könnten, dann hätten diese jetzt fröhlich gelacht.
 

Nun wurde es aber Zeit für den ernsten Teil des heutigen Abends. Irgendwann tauchte das Restaurant vor ihnen auf und nun gab es auch kein Zurück mehr. Furiko zögerte kurz an Deidaras Seite, doch er legte ihr eine Hand an den Ellenbogen, um sie mit sanfter Gewalt weiter vorwärts zu bewegen. So traten sie gemeinsam in das Gebäude ein. Eine wahrlich gehobene Atmosphäre herrschte hier. Das Parkett war auf Hochglanz poliert, an den Fenstern hingen cremefarbene Vorhänge bis zum Boden. Die Tische waren gedeckt mit Tüchern in der gleichen Farbe und glänzendem weißen Porzellan. Weingläser funkelten makellos im Licht der großen Leuchter, die an der Decke angebracht waren. Im Hintergrund spielte leise ein Klavier. Furiko staunte wirklich über den Luxus. Sie war zum ersten Mal in so einem feinen Restaurant. Ein Ober kam, um ihnen ihre Garderobe abzunehmen, doch sie legten nichts ab. Nachdem sie beim Portier geklärt hatten, mit wem sie sich trafen, geleitete sie ein weiterer Kellner zu ihrem Tisch. Dieser befand sich in einer etwas abgeschotteten Ecke und ihr Geschäftspartner war bereits da. Er hatte sie noch nicht bemerkt, deshalb gab Deidara der blonden jungen Frau an seiner Seite einen kleinen Schubs, damit sie vor ging und den Mann als Erste begrüßte.
 

„Guten Abend, Tokase-san“, sagte Furiko schließlich mit einigermaßen fester Stimme, klammerte sich jedoch unwillkürlich an ihre Handtasche. Sobald sie gesprochen hatte, wandte sich der Mann auch zu ihr hin. Furiko hatte, zwar klischeehaft, gedacht, er wäre einer von diesen typischen Geschäftsmännern, die sich wegen ihres Erfolges und ihrer dadurch dicken Geldbörse auf die faule Haut legten und ihre Arbeit irgendwelchen Bücklingen überließen, sodass sie nur nichtstuend herum liegen konnten und dadurch dick und fürchterlich arrogant waren. Doch der Mann, der da lässig auf seinem Stuhl saß und ihr entgegen blickte, war alles andere als das. Er sah ganz freundlich aus und war auch recht attraktiv und gut gebaut. Er hatte dunkelbraune Haare, die beinahe schwarz wirkten, besaß ebenfalls braune Augen und er erhob sich höflich, als Furiko mit Deidara näher kam.
 

„Oh, guten Abend! Ich freue mich, dass Sie erschienen sind! Ich bin Tokase Yeijiro“, sagte er mit einem Lächeln zu ihnen und kam nach vorne. Sogleich griff er nach Furikos Hand, um darauf einen galanten, jedoch nur gehauchten Kuss zu platzieren. Die junge Frau musste sich sehr arg zusammenreißen, damit sie nicht errötete wie eine Tomate. So hatte sie ja noch niemand begrüßt und sie wusste gar nicht, was sie darauf erwidern sollte. Erst danach schien er Furikos Begleiter zu bemerken und nickte diesem zu.
 

Was für ein toller Hecht, dachte sich Deidara mit eine großen Portion Missfallen, wobei er versuchte, sich diese Gedanken nicht am Gesicht ablesen zu lassen. Da hatten sie sich ja einen Macho sondergleichen geangelt. Wie der gleich auf Furiko losging! Zwar hatte der Blonde in den Akten gelesen, was ihr Geschäftspartner für ein Typ war, aber mit einer solchen Ladung geballten Testosterons hatte er überhaupt nicht gerechnet. Vor allem was das nicht gut für ihre Situation. Furiko wusste sicher nicht mit so einem Kerl umzugehen. Seika hätte damit sicher keine Probleme, aber die Blonde hatte in ihrer Vergangenheit ja eher schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht, sodass sie vielleicht nicht unterscheiden konnte, ob dieser hier nun wirklich alles ernst und nett meinte, oder ob sein Verhalten einfach nur sehr gut geschauspielert war. Deshalb musste Deidara wohl doch mehr dazwischen gehen, als er eigentlich geplant hatte, doch er würde sicher nicht erlauben, dass dieser Kerl sich so an Furiko ran machte.
 

„Wir freuen uns auch, dass das Treffen zustande kam, Tokase-san. Darf ich uns vorstellen, das ist meine bezaubernde Begleitung Satoshi Hana. Mein Name ist Naboru Takoru“, sprach Deidara und trat einen Schritt vor, sodass er an der Seite seiner blonden Partnerin stand und ihr seine Hand auf den Oberarm legen konnte. Trotz seiner etwas aufdringlichen Vorstellung grinste er leicht, sodass er ganz gelassen aussah, als würde ihn gar nichts stören. Irgendwie schien sein Auftritt ihren Geschäftspartner zu beeindrucken, denn er wich wieder zurück und erwiderte die Grußworte des Blonden mit einem Nicken. Dann wies er mit einer ausholenden Geste zum Tisch.
 

„So, wollen wir uns dann nicht setzen? Ich habe mit der Bestellung gewartet, bis Sie ankommen.“, sagte er und so nahmen sie alle mit Zustimmung platz. Dieser Ort entpuppte sich wirklich an sehr nobles Restaurant. Die Sitze waren weich gepolstert und kaum hatten sie sich es so bequem wie möglich gemacht, kam bereits ein Kellner, um ihnen die Karten zu bringen. Deidara und Furiko hatten ausgemacht, dass sie keinen Alkohol anrühren durften, um die ganze Zeit über einen klaren Kopf zu bewahren und bloß kein Detail ihres Gespräches zu verpassen, welches vielleicht wichtig gewesen wäre. Diese Vorbesprechung kam ihnen zugute, als sie von ihrem Geschäftspartner gefragt wurden, ob sie eine Flasche Champagner bestellen sollten. Furiko lehnte deshalb dankend, aber strikt ab. Ihr Geschäftspartner Yeijiro schien sich dieser doch eher peinlichen und unpassenden Frage erst nachher bewusst zu werden, denn dies war ja kein privates Treffen, welches sie hier abhielten, es ging ums Geschäft, um ernsthafte Dinge. Und dabei sollte man sich sicher nicht betrinken. Deshalb orderten sie Wasser und Furiko Kirschsaft.
 

Anfangs wirkte die Gesellschaft der Drei etwas steif, weil sie nicht sofort ein Thema fanden, welches alle ansprach und wozu jeder etwas beitragen konnte. Yeijiro wollte über Aktienkurse reden, doch davon hatten weder Deidara noch Furiko eine Ahnung, deswegen sprachen sie ziemlich viel um den Brei herum, was aber dazu führte, dass es so rüber kam, als wären die beiden Blonden nicht wirklich an Smalltalk interessiert. Was Deidara außerdem an ihrer Runde missfiel, war, dass sie an einem Tisch saßen, der genau für drei Personen gedeckt worden war. Das hieß, dass Furiko immer irgendwie neben diesem Yeijiro saß, welcher ihr die ganze Zeit musternde Blicke zu warf. So konnte sich der Blonde auch nicht zwischen die Beiden setzen, um zwischen die Beiden einen größeren Abstand zu bringen, weil sie dann wieder auf der anderen Seite näher zueinander rücken würden. Deshalb musste er wohl gute Miene zum bösen Spiel machen...
 

Furiko hingegen fühlte sich hin und her gerissen. Der eine Mann warf ihr immer lange Blicke zu und so wie der andere Mann aussah, schien ihm das gar nicht zu gefallen. Eigentlich müsste sie doch im siebten Himmel schweben, oder? Zwei Kerle, die sich scheinbar etwas aus ihr machten... Doch ganz im Gegenteil, das alles verunsicherte die junge Frau immer mehr. Natürlich wollte sie nichts mit Yeijiro zu tun haben, doch was sollte sie tun? Sie konnte ihm doch nicht sagen, dass er es unterlassen sollte, sie die ganze Zeit so anzustarren. Vielleicht würde er sich beleidigen und damit das Geschäft, das sie mit ihm abwickeln wollten, gefährden. Doch ob sie es aushalten würde, wenn er noch weitere Annäherungsversuche machte? Gut, das einzige, was er bisher getan hatte, war ihr einen Handkuss zu geben, doch selbst das war für Furiko schon zu viel des Guten. Doch sie war etwas beruhigt dadurch, dass Deidara die Aktionen von Yeijiro nicht wirklich begrüßte. So konnte sie wenigstens sicher sein, dass der Blonde sie davor schützen würde, wenn ihr Geschäftspartner zu sehr von dem eigentlichen Thema des Abends abweichen würde... Apropos Thema des Abends, sie sollten vielleicht langsam mit ihrem Anliegen rausrücken, bevor es Yeijiro noch langweilig wurde und er abhaute.
 

„Tokase-san, Sie wissen doch, dass wir hergekommen sind, um von Ihnen einige Dinge zu erfahren. Wir kennen uns nicht allzu gut mit den hier am besten informiertesten Unterhändlern aus, doch da haben Sie sich angeboten, uns etwas über die Geschehnisse hier aufzuklären. Dafür wären wir Ihnen jetzt sehr dankbar. So ist es doch, oder, Takoru-kun?“, fragte Furiko und wandte sich direkt an Deidara, damit Yeijiro nicht dachte, sie würde ihn zu sehr für seine Auskunftsbereitschaft anhimmeln. Furiko wollte ihrem Geschäftspartner zeigen, dass er sich nicht allzu große Hoffnungen machen sollte. Deidara nickte bestätigend. Hatte sich Furiko versehen, oder war da ein leicht triumphierender Ausdruck in seinen Augen? Yeijiro sah jedenfalls nicht allzu begeistert darüber aus, wie die beiden Blonden zueinander standen, wenn sie sich so vertraut anredeten.
 

„Ja, Hana-chan hat Recht. Vor allem sind wir hergekommen, weil Sie einen guten Ruf hier in der Gegend haben und deshalb wohl verlässlich sind. Deshalb sind wir umso froher, dass Sie etwas Zeit gefunden haben, um uns zu empfangen, yeah“, erklärte Deidara zusätzlich weit ausholend und schmeichelnd, und sah, wie Yeijiro eine etwas würdevollere Haltung annahm, während er sich räusperte. Die mittönenden Schmeicheleien hatten ihre deutliche Wirkung gezeigt.
 

„Nun übertreiben Sie mal nicht. Außerdem bin ich nicht so vielbeschäftigt, also konnte ich gerne ein Treffen mit Ihnen arrangieren. Ich freue mich doch immer über so einen netten Abend“, sagte er charmant und sah dabei explizit und ohne es irgendwie zu verstecken Furiko an, die in ihrer Not, was sie denn darauf antworten sollte, einfach nur abwinkte. Deidara fühlte sich ziemlich übergangen und war auch leicht verärgert, dass dieser Typ einfach schamlos weiter machte, Furiko anzumachen! Doch halt, warum gefiel ihm das dann plötzlich nicht? Eines war klar, so ein Kerl hatte überhaupt keine Ahnung, wie man mit Furiko umgehen musste, denn sie war in ihrem inneren eine zerbrechliche Person, die sich langsam wieder etwas stabilisiert hatte. Noch vor ein paar Monaten war sie im Vergleich zu heute ein totales Wrack gewesen, körperlich und auch geistig. Viele Ängste hatten sie geplagt, doch sie hatte sich nicht einmal getraut, diese auszusprechen, damit man ihr helfen konnte. Man konnte bei dieser jungen Frau so schnell einen Fehler machen und sie damit in das Loch zurückfallen lassen, in dem sie so lange zurückgezogen gelebt hatte. Dass sie nun wieder lachen konnte, dass war ein Verdienst der verschiedenen Mitglieder von Akatsuki, zwar auch nicht wirklich allen, doch hatten Seika, Tobi, vielleicht Kisame und wohlmöglich auch Deidara selber dazu beigetragen, dass sie nun wieder eine fröhliche Person war. Und niemand sollte etwas tun, was sie unglücklich machte, sonst würde dieser jemand es mit dem Blonden höchst persönlich zu tun bekommen!
 

Doch bevor sie zu reden beginnen konnten, wurden die bestellten Getränke gebracht und auch gleich nach den gewählten Gerichten gefragt. Sie orderten gleich Vorspeise und Hauptgericht zusammen und weil die Zubereitung sicher seine Zeit dauern würde, hatten sie nun genug zeit um in Ruhe und ohne Unterbrechungen ihr Gespräch aufzunehmen. Deidara sah zu Furiko und nickte ihr zu, dass sie beginnen sollte.
 

„Also, Tokase-san, wie schon in unserem Brief erwähnt, interessieren wir uns für Jutsus, also Kampftechniken, wie Shinobi sie verwenden. Unser Auftraggeber hat das Interesse, mit einigen höherrangigen Jounins zu verhandeln und braucht deshalb einige Jutsus, die diese haben wollen, damit er mit ihnen Geschäfte machen kann. Deshalb brauchen wir von Ihnen einige Auskünfte deswegen, vor allem, wie man mit den Informanten hier umgeht. Wir haben gehört, es ist nicht so leicht, zu verhandeln!“, erklärte die Blonde und blickte kurz zu ihrem Partner, der ihr zustimmend zunickte.
 

„Außerdem haben Sie vielleicht gehört, wo wir welche Art von Jutsus am besten bekommen können. Sicher haben sich die einzelnen Händler spezialisiert, yeah“, fügte Deidara noch hinzu. Doch Yeijiro hob lachend die Hände.
 

„Meine Güte, Sie denken wohl, es wäre so einfach! Da muss sich sie leider enttäuschen. Auch wenn ich mich in der Branche auskenne, heißt es noch nicht, dass ich weiß, welcher Mittelsmann was in seinem Angebot hat! Aber sie haben Glück, ich kenne ein paar Bosse persönlich, die mit solchen Jutsus handeln“, sagte der Braunhaarige und schien ziemlich stolz auf sein Wissen zu sein. Ja, er war sichtlich ein ziemlicher Angeber. Doch das sollte die beiden Akatsuki nicht sonderlich kümmern, da sie ja lediglich ein paar Informationen brauchten und sicherlich nicht so tun mussten, als würden sie eine tolle Freundschaft anfangen wollen. Das konnte sich dieser Typ in die Haare schmieren. Deidara holte einen Zettel aus dem Aktenordner, den er dabei hatte und reichte ihn zu Yeijiro hinüber. Auf dem Zettel stand eine Liste der Jutsus und der Männer, mit denen sie Kontakt aufnehmen wollten. Der Braunhaarige überflog die Liste und als Deidara seine Hand ausstreckte, um das Papier wieder an sich zu nehmen, gab er es ihm auch gleich wieder zurück. Sie wollten ja keine Spuren hinterlassen.
 

„Zwei von denen sind mir ziemlich geläufig. Der Erste ist ein harmloser Bursche. Er ist immer an guten Geschäften interessiert. Bieten sie ihm Wertpapiere an. Die Aktien der Waffenindustrie sind im Moment wirklich auf hohen Kursen. Wenn sie ihm mit so etwas kommen, wird er sicher mit Ihnen verhandeln. Der Andere, der Vierte auf ihrer Liste, ist schon ein schwierigeres Kaliber. Er trifft sich eigentlich nie mit Leuten, die er nicht kennt, oder von denen er keine Informationen auftreiben kann. Weil sie nicht routinemäßig im Geschäft sind, würde ich ihnen raten, sie heuern einen Mann an, dessen Name hier in der Branche öfters gehört wird. Ich kann Ihnen ein paar Namen aufschreiben, das sollte eigentlich kein Problem sein. Von ihren anderen Kandidaten habe ich leider noch nie etwas gehört, tut mit Leid“, entgegnete Yeijiro. Deidara musste sich zusammenreißen damit er nicht los lachte. Das war ja ein vollkommener Jackpot, denn die Namen, die ihr Geschäftspartner nicht identifizieren konnte, gab es auch nicht. Sie waren nur ein Vorwand, damit es aussah, als hätten sie ein dickes Ding an der Angel.
 

„Handeln Sie dann auch mit Jutsus, Tokase-san, wenn sie sich so gut auskennen?“, fragte Furiko mit neugieriger Stimme nach, die sie, wie Deidara zufrieden feststellte, sehr gut nachmachen konnte, sodass sie dabei auch noch ein wenig naiv klang. Das würde Yeijiro sicher schnell um den Finger wickeln. Mit stolzgeschwellter Brust machte dieser eine verneinende Geste.
 

„Oh nein, das Geschäft ist mir dann doch zu gefährlich. Ich bin nur Vermittler und genieße dabei die angenehmen Seiten des Lebens!“, meinte er nur, doch das Gespräch wurde letztendlich unterbrochen, weil auch schon die gewählten Speisen gebracht wurden. Es roch wirklich köstlich, was sich ihnen da geschmackvoll arrangiert auf ihren Tellern präsentierte und so vergaßen die Drei für einen Moment ihr Gesprächsthema, um sich den überaus geschmackvollen Speisen zu widmen. Furiko war eigentlich ganz froh, einer weiteren Diskussion zu entgehen, jedenfalls für ein paar Minuten. Sie musste sich sammeln und überlegen, über was sie eigentlich reden sollte und wie sie ihren Gegenüber geschickt auf das gewünschte Thema bringen konnte. Gut, sie hatten eigentlich schon ziemlich viel erfahren, denn über die Unterhändler Bescheid zu wissen, gab ihnen schon einen großen Vorteil, doch wenn sie hier so einen erfahrenen Mann der Branche vor sich sitzen hatten, dann durften sie die Chance nicht verpassen, noch mehr aus ihm heraus zu bekommen! Während des Essens redeten sie nicht, doch die Stille war nicht unangenehm. Deidara war zufrieden mit ihrem bisherigen Erfolg, Yeijiro fühlte sich deutlich wohl und schien auch nicht den geringsten Verdacht zu schöpfen, dass seine beiden Geschäftspartner nicht das waren, wofür sie sich ausgaben und Furiko beruhigte sich auch langsam. Solange der Blonde an ihrer Seite war, konnte nichts passieren!
 

Ein paar weitere Minuten in Schweigen vergingen und dann klapperte das erste Besteck gegen das feine Geschirr, als das Mahl beendet wurde. So ließ es sich doch leben, oder, dachte sich Deidara, während er sich satt zurück lehnte, wenn da bloß nicht diese Mission wäre. Er hatte wirklich gut gegessen – und genauso viel getrunken, zwar nichts alkoholisches, aber die Drinks hier waren wirklich sehr lecker. So erhob er sich, um einmal kurz auszutreten und verließ deshalb den Tisch. Die Toiletten waren auch schnell gefunden, sodass die Angelegenheit auch rasch erledigt war. Doch der Blonde vertrödelte seine Zeit unwillkürlich damit, die Räumlichkeiten zu bewundern. Das hier war wirklich ein tolles Restaurant, wegen seiner Ausstattung und der Einrichtung. Beinahe konnte man alles mit einem kleinen Palast verwechseln und es war so ein Kontrast zu dem Haus seiner Eltern, in dem er nun schon seit länger als einer Woche wieder wohnte. Im Moment konnte er sich für seine Blödheit wirklich selber eine runterhauen. Er hatte unangenehme Erinnerungen erwartet, doch diese waren ausgeblieben. Sicher, alles war lange her und natürlich auch nicht seine Schuld. Das er sich hatte so anstellen müssen, war wirklich völlig übertrieben gewesen. Er seufzte leise, als er wieder zurückging, damit sie das Treffen endlich abschließen konnten, weil sie nun schon die Informationen hatten, die sie brauchten.
 

Zuerst dachte Deidara, er hätte vergessen, wo sein Tisch gewesen war, denn er fand Furiko und Yeijiro nicht mehr. Da war nur ein leerer Tisch – aber halt, über einem Stuhl hing doch Furikos dunkelblauer Blazer. Wann hatte sie ihn denn ausgezogen? Aber vor allem, wo war sie hin – und noch wichtiger, wo war Yeijiro hin? Gefiel ihm das? Nein, es gefiel ihm ganz und gar nicht. Der Blonde wunderte sich selber ein wenig, warum ihn diese Tatsache so beunruhigte, doch er dachte nicht zu viel darüber nach, weil er wusste, auf was es hinaus lief... Da drang ihm plötzlich diese Musik ans Ohr, langsame Tanzmusik und wie in Zeitlupe drehte Deidara sich um. Was er dann sah, ließ seinen Atem stocken – vor heftiger Eifersucht, die ganz unerwartet ihn ihm hoch brodelte. Da hatte sich dieser Kerl Yeijiro tatsächlich erdreistet, Furiko auf die Tanzfläche zu schleppen, auf der sich bereits einige Pärchen tummelten. Doch das alle Höchste war, dass die Blonde wirklich überhaupt nicht glücklich aussah. Sie war sehr rot im Gesicht und das legte Yeijiro wohl nur als einfache Verlegenheit aus. Doch Deidara wusste es besser. Dieser schleimige Typ nutzte Furiko schamlos aus! Es war doch klipp und klar, was er wollte und zwar, sie ins Bett zu kriegen. Solche Kerle waren furchtbar leicht zu durchschauen.
 

Der Meister der Bomben wollte schon einen Schritt nach vorne machen, doch da hielt er inne. Ja, er beabsichtigte dazwischen gehen, doch was war, wenn Furiko das nicht wollte? Gut, die momentane Situation war ihr unangenehm, doch was, wenn sie versuchte, sich selber zu helfen? Deidara würde sich doch nur lächerlich machen... Aber er konnte das nicht mit ansehen, was da vor sich ging und wie dieser Macho sich an seine Partnerin ran machte. Aber warum bitte war das für den Blonden plötzlich so schlimm? Das fragte er sich selber ernsthaft. Vielleicht... vielleicht empfand er ja doch mehr für die junge Frau, als dass sie wirklich nur eine Kameradin für ihn war? Er musste schon zugeben, dass er ihr nicht abgeneigt war, vor allem nicht seit den letzten Tagen und vor allem seit heute. Furiko sah wirklich toll aus und sie war so - wie er. Das hatte er heute schon einmal festgestellt und die Wahrheit von dem ganzen war ihm umso mehr bewusst. Er mochte es, wenn die Blonde bei ihm war und auch ihr schien es in seiner Gegenwart zu gefallen, obwohl sie doch so schüchtern war. Oder war sie etwa wegen ihm immer so schüchtern? Plötzlich sah Deidara keinen anderen Ausweg aus seinen ungewissen Gedanken, als es zu wagen und auszuprobieren, um herauszufinden, was Sache war. Gedanklich krempelte er seine Ärmel nach oben und schritt mit der eindrucksvollsten Coolness, die er aufbringen konnte, zu der Tanzfläche hinüber.
 

„Entschuldigen Sie, Tokase-san, doch Sie haben meine Partnerin nun schon genug belagert. Ich werde jetzt übernehmen, wenn Du nichts dagegen hast, Hana-chan, yeah“, meinte er nonchalant und drängte sich zwischen die Blonde und ihren Geschäftspartner. Deidara konnte sich so ein Verhalten ohne weiteres erlauben, da er ja schon die wichtigsten Informationen in mündlicher Form erhalten hatte, und diese konnte ihm nun auch niemand mehr wegnehmen. Sollte Yeijiro doch wütend werden, ihm war es in diesem Augenblick total egal. Furiko quietsche erschrocken, doch gleichzeitig erleichtert auf und hielt sich am Hemdsärmel des Blonden fest. Doch so sehr Deidara in diesem Moment streitlustig war, so sehr wurde er enttäuscht, weil der andere Mann mit den Schultern zuckte.
 

„Es tut mir ja Leid, wenn ich zu weit gegangen bin, habe heute sowieso noch etwas anderes vor. War nett, Sie getroffen zu haben“, meinte Yeijiro nur und drehte sich um, nachdem er zum Abschied die Hand in einer neutralen Geste gehoben hatte. Deidara sah ihm perplex hinterher und wusste nicht, ob er noch etwas sagen sollte oder nicht. Da spürte er, wie Furiko fest nach seinem Arm griff.
 

„Das… das hätte in die Hose gehen können, Deidara… Wenn er den Mittelsmännern erzählt hätte, dass wir-“, begann sie flüsternd, doch der Blick des Blonden ließ sie verstummen. Er sah leicht beleidigt drein.
 

„Bist Du denn etwa nicht froh, dass ich Dich von dem Schleimbeutel da erlöst hab, yeah?“, fragte er sie, ein bisschen zu eindringlich, als dass es nur eine normale Frage ohne Hintergründe gewesen wäre. Auch er fasste nun nach seiner Partnerin, drehte sie zu sich und brachte sie sich dadurch ziemlich nahe.
 

„Do- Doch, ich bin sehr froh, Deidara… -kun“, sagte sie und das letzte Wort war kaum zu hören, weil Furiko es so vorsichtig, aber doch eindringlich gesprochen hatte, sodass nur der Blonde es hatte hören können, während sie ihn aus ihren grauen, liebevollen Augen voller Behaglichkeit ansah. Plötzlich wurde ihm richtig warm, so wie vorhin, als sie zusammen vor den Schaufenstern gestanden hatten. Ja, er hatte vorhin an ein Wagnis gedacht, doch gerade jetzt kostete es keine Mutprobe, sondern nur eine kleine Bewegung seines Kopfes nach vorne, um den letzten Abstand zwischen ihnen zu überbrücken und Furiko federleicht auf die Lippen zu küssen. Ihre Augen weiteten sich leicht, als ob sie nicht glauben konnte, was ihr da gerade geschah, doch umso schöner war es, dass sie nicht den Drang fühlte, peinlich berührt und voller Scham wegzurennen, weil es sich so richtig und schön anfühlte, so wie sie es sich immer vorgestellt hatte. Da sahen sie sich gegenseitig an und begannen gleichzeitig leise aber glücklich über die plötzlich so einfach hinweg geschobene Barriere zwischen ihnen zu lachen. Ja, ihre Mission hatten sie diesmal erfüllt, doch noch etwas viel wichtigeres hatten sie gewonnen: Das Vertrauen des Anderen.

Abyss

Ja, die Mission wandelte sich zu einem schrecklichen Albtraum. Egal wie durch und durch Seika eine Kunoichi war, sie würde nicht fähig sein, Tashiro, einen Verwandten zu töten, auch wenn ihr gemeinsamer Ursprung in der Familie weit entfernt war und auch, wenn sie ihn nicht kannte. Denn Emi, Tashiros Großmutter und Seikas Großcousine war so nett zu ihnen gewesen und das Schicksal des Jungen war so furchtbar und so ähnlich dem von Seika... Aber auch daran wollte die Brünette nun nicht denken. Sie mussten ihre Reise zügig weiterführen. Die Landschaft vor ihnen war nun meilenweit unbewohnt, wie sie es alle spüren konnten, denn im weiten Umkreis um sie herum gab es keine Chakrasignaturen. Zwar war keiner von ihnen so sehr bewandert wie Furiko, die nicht nur Chakra, sondern einfach jede Präsenz aufspüren konnte, aber trotzdem konnten die Akatsuki mit großer Sicherheit sagen, dass dieses Territorium unbewohnt war. Auch kamen sie an verlassenen Dörfern vorbei, die ihnen durch ihren Zustand sagten, dass hier schon lange niemand mehr wohnte, weil alles langsam vor sich hin rottete. Viele Sorgen um die Ursache dafür musste sich niemand von ihnen machen, die Menschen waren wohl alle vor der bedrohlichen Aura geflohen, die sich von Osten her ausbreitete. Jedenfalls brauchten sie sich deshalb im Moment auch keine Gedanken darüber zu machen, dass sie von jemandem aufgespürt wurden, der sie dann an Tashiro verpetzte.
 

Apropos Tashiro… Sie waren eigentlich ziemlich planlos zu ihrem Zielobjekt unterwegs und dies war für Seika inakzeptabel. Vor allem, da sie längst nicht mehr vorhatte, den Jungen einfach so auf gut Glück anzugreifen, denn sie gab sich nicht damit zufrieden, dass sie ihn umbringen musste. Sie brauchten eine Vorgehensweise, die sie möglichst unbemerkt in die Nähe des Jinchuuriki brachte. Weil nicht nur das mächtige Chakra des Bijuu aus dem Osten kam, sondern auch andere, zwar bedeutend kleinere, aber nicht zu ignorierende Kräfte, war klar, dass Tashiro viele Anhänger um sich gesammelt hatte, die ihnen sicher einige Schwierigkeiten machen würden, wenn sie in die Stadt vordrangen, in der Tashiro zu diesem Zeitpunkt residierte.
 

Trotz allem liefen sie unbeirrt weiter. Sie hatten noch einen weiten Weg vor sich, auch wenn sie relativ gesehen schon sehr nah an Tashiros Aufenthaltsort waren. Trotzdem, sie mussten noch einmal fast die Hälfte der Insel durchqueren und das ging nicht so mir nichts, dir nichts. Außerdem mussten sie ja vorsichtig sein.
 

Seika begnügte sich in dem Schweigen zwischen den Akatsuki währenddessen damit, ein wenig die Gegend zu analysieren, was sie zwar schon viele Male zuvor getan hatte, doch etwas anderes wusste sie einfach nicht zu tun. Doch sie musste sich ein wenig ablenken, weil sie dachte, dass ihr sonst der Kopf platzen würde. Also ließ sie den Blick schweifen über die flache Landschaft dieses Eilands, welches ihr trostloser den je erschien. Aber vielleicht hatte das auch mit ihrer eigenen Stimmung zu tun, die nicht besonders gut war? Nein, es kam einfach alles zusammen hier, die Leere, die Abwesenheit von jeglichen Auren, sodass man um sich herum gar nichts spürte, als das Chakra seiner Begleiter, die furchteinflößende Kraft des Bijuu... Es war einfach grauenhaft, und obwohl sie als Shinobi solchen Überlegungen nicht unterliegen sollte, denn sie war eine der stärksten Kunoichi überhaupt, ging es ihr im Moment nicht wirklich gut... Sie wandte den Blick zur Seite und suchte damit den Horizont ab, als sie plötzlich erschrocken nach Luft holte. Mit ihrem Arm zeigte sie zu ihrer Entdeckung.
 

„Seht, dort hinten!“, rief sie alarmiert und die Akatsuki blieben alle gemeinsam stehen. Jeder sah in die Richtung, in die Seika deutete und schnell waren sie sich alle einig, dass sie ihre Reiseroute für einen Moment verlassen sollten. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg nach Norden, etwas mehr ins Landesinnere hinein, doch sie brauchten gar nicht so weit zu laufen, da erreichten sie schon die ersten Ausläufer des furchtbaren Landschaftsbildes, welches Seika aufgefallen war. Eigentlich war es nicht im Geringsten zu übersehen, doch die anderen Akatsuki hatten ihre Gedanken wohl auch woanders gehabt und hatten diese nicht an die Umgebung verschwendet. Doch dies hier war eindeutig ein Fall, der ihrer Begutachtung bedurfte.
 

Der Boden sah aus, als ob ihn jemand mit einem gigantischen Pflug tief umgegraben hätte. Überall nur nackte Erde und aus den Tiefen herauf gerissene Felsbrocken, dazwischen entwurzelte Bäume, die mit ihrer Blätterkrone im Boden steckten, als wären sie Streichhölzer, und überall Trümmer von Häusern, deren aus Holzbrettern gezimmerte Wände zersplittert wie Sägemehl das ganze Areal bedeckten. Reste und Fetzen von Glas, Stoff und Stein waren überall zu sehen und teilweise war das Erdreich zu großen Hügeln aufgetürmt oder in tiefe Schneisen zerteilt worden. Eine ganze Stadt musste hier in Trümmer gelegt worden sein. Hier hatte jemand wirklich gründliche Arbeit geleistet, denn nichts war mehr auf seinem natürlichen Standort. Es glich einem Schlachtfeld, doch alle Vier wussten, dass nur eine einzige Person hier Krieg geführt hatte: Tashiro, oder besser gesagt, der Bijuu. Als plötzlich der Wind drehte und in die Richtung der Akatsuki blies, da stieg ihnen der süße, ekelerregende Geruch von Verwesung in die Nase, der ihnen ganz deutlich sagte, dass hier nicht nur Häuser und ganze Landschaften vernichtet worden waren, sondern dazu auch die Menschen, die hier gelebt hatten. Tobi und Kisame gaben würgende Geräusche von sich, die deutlich ausdrückten, dass sie sich hier gar nicht wohl fühlten, Itachi und Seika jedoch schienen vollkommen unberührt. Die Brünette hatte als Medic-Nin nicht selten mit dahin siechenden oder gar toten Menschen zu tun gehabt und Itachi, nun, der hatte sich wie immer bestens im Griff.
 

„Das hat der alte Mann auf dem Schiff wohl mit der Zerstörung gemeint“, sagte Tobi und seine Stimme hörte sich so an, wie seine Gesichtsfarbe seinen Zustand beschrieb: schlecht. Seika nickte nur. Die Zerstörungskraft des Bijuu musste aufgrund dieses Bildes, das sich ihnen bot, unglaublich groß sein. Gut, der Dämon von Kaze no Kuni hatte die Umgebung auch ohne Schwierigkeiten platt gestampft, doch sie sprachen hier von einem Wesen, dass nicht wenig Intelligenz besaß, nicht nur deswegen, weil er in einem Wirtskörper steckte. Denn dieser Jinchuuriki war ein elfjähriger Junge, von dem man nicht viel Lebenserfahrung und Strategiebewusstsein erwarten konnte. Tashiro hatte ja nie eine Shinobiausbildung erfahren, also war er in Kampftechniken sicher nicht bewandert. Nein, die Bijuu mit der verschiedenen Anzahl von Schwänzen waren gerissene Kreaturen, die es wussten, wie sie ihren Container am Besten beeinflussen konnten, um damit selber Macht auszuüben. Auch Naruto trug so einen Dämon in sich, doch dieser war in ihm versiegelt, außerdem war der Blonde so ein Großmaul, dass das Kyuubi keinen Profit daraus ziehen konnte. Doch das änderte nicht daran, dass auch er ein Opfer war…
 

Sie durchsuchten das Gelände einige Zeit lang, doch außer völlig zerstörten Trümmern fanden sie keine Anhaltspunkte, die ihnen in Bezug auf den Bijuu behilflich sein könnten. Es war, vor allem für Seika, ein wenig frustrierend, doch sie ließ es sich so wenig wie möglich anmerken. Ob die Anderen es trotzdem mitbekommen würden, war eine ganz andere Sache, doch es war der Brünetten egal, solange sie sie damit nicht nervten. Deshalb setzten die Akatsuki nach kurzer Zeit ihren Weg fort. Sie liefen viele Stunden dahin und je näher sie zu Tashiros angeblicher Basis kamen, desto öfter passierten sie die Spuren der Verwüstung, die der Dämon überall hinterlassen hatte. Es war den vier Shinobi ein Wunder, dass noch kein unparteiischer Beobachter eines anderen Landes hier vorbei gekommen war, wenn auch nur zufällig. Ein Bürger von Mizu no Kuni würde zwar mit einem Hilfegesuch erhört werden, doch bestimmt würde ein verbündetes Land, welches Interesse an dem weiter bestehenden Frieden mit dem Inselstaat hatte, sofort Gesandte schicken, um zu überprüfen, ob die Aussagen des Einwohners des Eilandes zu überprüfen, um sich nicht blind irgendwelchen Ärger einzuhandeln. Doch das war hier nicht passiert. Keine Regierung auf dem Festland wusste etwas Konkretes über die Situation hier, einzig und allein herrschten Gerüchte in den Hafenstädten, die noch einigermaßen regen Handelskontakt zu der Insel hatten. Doch auch dort schien niemand seine Bedenken laut aussprechen zu wollen. Vielleicht spürte jeder, dass hier etwas Gefährliches vor sich ging.
 

So lange die Akatsuki noch nicht in der Reichweite größerer Städte oder stärkerer Präsenzen waren, beschlossen sie, verfrüht zu rasten. Ein entsprechendes kleines Wäldchen, das von jeglicher Zerstörung noch verschont geblieben war, war ein ansprechender Platz für ihre Pause. Es war noch nicht einmal nahe der Dämmerung, doch die Idee, dass sie nun in der Dunkelheit weiter reisen würden, hörte sich in den Ohren aller Beteiligter gar nicht mal so schlecht an. Die Nacht gewährte ihnen zusätzlichen Schutz vor den Gefahren, von denen sie bis jetzt noch nichts wussten, die sie aber schon erwarteten. So beendeten sie die erste Etappe ihres Weges.
 

Die allmählich anbrechende Nacht war ruhig und ein wenig… unheimlich. Seika war unheimlich. Keiner der Akatsuki konnte sich schlafen legen, denn die junge Frau handelte plötzlich so, als wäre sie ausgetauscht worden, gleicher Körper, aber anderer Geist. Sie saß da, einige Meter von den Männern entfernt auf dem Gras und starrte in den Himmel. Die Wolken rissen immer wieder auf und zeigten die vielen Sterne, die man sehen konnte, wenn man sich irgendwo aufhielt, wo es um einen herum keine anderen Lichter gab. Eigentlich wirkte die Kunoichi entspannt in ihrer Pose, doch sie war alles andere als das. Es flog ein ziemlich großer Nachtfalter an ihr vorbei. Dies waren recht schön anzusehende, völlig harmlose Tierchen und als die Brünette fließend ihren Arm hob, dachte jeder, dass sie ihm die Möglichkeit geben wollte, sich auf ihren Fingern nieder zu lassen. Doch nein, plötzlich schoss ihre Hand vor und sie griff nach dem Falter, um ihn in ihrer sich ballenden Faust zu zerquetschen.
 

Tobi wimmerte auf, als er das sah, denn so eine Aktion sah Seika gar nicht ähnlich und gefiel dem Einäugigen wirklich nicht, doch Kisame machte eine Geste, dass er still sein sollte. Auch er war ziemlich irritiert über das Verhalten der jungen Frau und er machte sich ebenfalls leichte Sorgen um ihre mentale Stabilität. Der Haimann konnte nur versuchen, sich vorzustellen, wie tief die Abgründe waren, die sich im Geiste der Brünetten auftaten, doch er wusste schon, dass er die wirklichen Dimensionen sicher nicht erfassen konnte. Er warf einen Blick auf Itachi, der das eben passierte anscheinend gar nicht registriert hatte, denn er saß ruhig mit geschlossenen Augen da. Sollte er denn nicht versuchen, der jungen Frau die Zweifel zu nehmen? Er musste doch am besten wissen, wie es in ihr aussah, denn es ging hier um unschöne familiäre Angelegenheiten, und seine Vergangenheit war leider auch voll davon. Doch Itachi tat nichts und so sehr Tobi das Verhalten der Brünetten nicht gefiel, konnte auch er einfach nichts tun, weil sie, so eng sie auch befreundet waren, sicher nicht auf ihn hören würde. Mit dem anderen Uchiha wollte sich der Mann mit der Augenklappe ebenfalls nicht anlegen, denn er würde schon gar nicht über so etwas mit sich reden lassen, weil er von anderen niemals einen Rat berücksichtigte, sondern nur durch sein eigenes Gewissen handelte. Bei diesem Gedanken erkannte Tobi einmal mehr, wie sehr sich Seika und Itachi ähnelten, doch das war, zum Beispiel in dieser Situation, nicht wirklich von Vorteil. Deshalb blieb die Stimmung auch weiterhin gedrückt.
 

Die Sorgen und Gedanken der Anderen blieben für Seika verborgen, weil sie ihren eigenen Hirngespinsten nachhing. Es ging so weit, dass sie selber kaum merkte, wie sie eigentlich reagierte. Der Nachtfalter war ein Ding, welches ihre Grübeleien mit seinem leisen, doch in dieser Stille ziemlich störenden Geflatter durcheinander brachte und deshalb - musste der Störfaktor beseitigt werden. Ein paar Sekunden später wischte die Kunoichi ihre Hand so gut es ging im Gras ab. Gut, dass es so dunkel war, da musste sie die Schweinerei wenigstens nicht ansehen. Ein Seufzen wollte ihre Kehle verlassen, doch sie schluckte es hinunter, bevor dieser Laut ihre Lippen passieren konnte. Ihr wurde langsam endgültig klar, dass es mit drauf zu laufen nicht getan war. Je unvorhersehbarer alles war, desto mehr verstörte es die junge Frau, weil sie mit der Ungewissheit nicht klar kam. Es gab nur einen Weg, dies etwas einfacher für alle zu gestalten: Sie brauchten einen genauen Plan. Und mit eben diesem Gedanken, lehnte die Brünette sich schließlich zurück, den Blick gen Himmel, mit einer Beschäftigung für die restliche Nacht, um ihren Gedanken nicht den Freiraum zu erlauben, sich unnötig weiter verrückt zu machen.
 

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In der Stille der Dunkelheit brachen sie nach ihrer mehr oder weniger erholenden Rast wieder auf und diesmal trug Seika erneut einen sehr determinierten Gesichtsausdruck zur Schau. Natürlich interessierte es Tobi und Kisame sehr, was diese Wandlung bewirkt hatte, doch sie hielten wohlwissendlich ihre Klappe, denn Seika war nun schon lange genug bei den Akatsuki und in ihrer Gesellschaft, dass sie wussten, wo ihre Grenzen waren und wo nicht. Im Moment schien ihr Gemütszustand eine Gratwanderung zu sein. Ein Schubser in Form einer für sie nervigen Frage und ihre momentan stabile Laune war wieder dahin. Aber sie würde es ihnen schon von alleine erklären, da waren sich die Beiden recht sicher, denn es ging hier ja um einer wichtige Mission.
 

Sie nahmen stetig Kurs auf die von Seikas Großcousine Emi beschriebene Stadt. In der Nacht gab es um die Akatsuki herum nicht viel zu sehen, deshalb konnten sie sich gut auf den Weg und eventuelle Gefahren konzentrieren, doch obwohl die Bedingungen für eine erhöhte Aufmerksamkeit perfekt waren, waren alle Vier nicht wirklich ausschließlich bei der Sache. Schnell wurde ihnen klar, was Seika beschäftigte, denn als sie kurz Halt machten, um an einem Bach ihre Wasserflaschen aufzufüllen, da wandte sich die junge Frau zu den Männern hin. Ihr Gesicht hatte so einen ernsten Ausdruck, dass keiner sie drängte, endlich zu sagen, was sie auf dem Herzen hatte.
 

„Jetzt hört mir bitte zu, denn es ist mir wichtig, und ich habe mir nicht umsonst die ganze Zeit den Kopf zermartert. Sollte einer von euch damit nicht einverstanden sein, dann kann er zurückgehen und Pain sagen, dass mir 'seine' Mission am Hintern vorbei geht, ist das klar?“, sprach sie und es war ihr todernst.
 

„Schieß los“, meinte Kisame nur trocken, doch in seinen recht saloppen Worten war kein bisschen Humor, dafür klangen Seikas Worte viel zu bitter und fast wie eine Drohung, die sie, da war der Haimann sich sicher, bestimmt wahr machen würde, wenn es so weiterging. Die Brünette warf ihm nur einen nichtssagenden Blick zu, und weil die Anderen nichts von sich gaben, was für den redseligen Tobi eigentlich verwunderlich war, atmete sie tief durch, bevor sie anfing zu reden.
 

„Ich habe einen Plan und ich will, dass wir es so machen. Wenn es nicht klappt, gut, dann nicht, dann haben wir es wenigstens versucht und ich nehme die Verantwortung dafür auf mich, aber ich möchte, dass wir so vorangehen und nicht anders“, stellte sie klar, doch kam immer noch nicht auf den Punkt. Ja, sie hatte einen Plan, doch davon musste sie die Anderen auch in Kenntnis setzen. Das hatte sie genau jetzt vor, nachdem sie die ungeteilte Aufmerksamkeit hatte.
 

„Wir werden so unauffällig wie möglich in die Stadt eindringen. Niemand soll erfahren, dass die Akatsuki im Vormarsch sind. Der Zweck des Ganzen ist, dass ich Tashiro in seiner menschlichen Form erwischen will. Es ist wohl die einzige Möglichkeit, dass ich nahe an ihn herankomme und ihn untersuchen kann. Vielleicht gibt es doch eine Möglichkeit, ihn- Ihr wisst schon. Der Ablauf ist nicht Neues, wir tun einfach, was wir immer tun, wenn wir nicht bemerkt werden wollen: Jeden ausschalten, der uns in die Quere kommt und schnell handeln, damit das Abhandenkommen dieser Personen nicht auffällt. Wir müssen unsere Aufmachung als Akatsuki wieder aufgeben, unter dem Vorwand, als Verbündete eine Audienz zu bekommen. Denn wenn wir wirklich das Kind Tashiro treffen, kann ich den Bijuu vielleicht an einem Ort in seinem Körper versiegeln, den ich nachher abnehmen kann, am besten ein Arm, das hat später nicht allzu große Folgen für sein weiteres Leben. Doch das kann ich natürlich alles nur machen, wenn ich ihn als Mensch erwische, denn er ist noch ein Junge und als dieser sicher nicht sonderlich stark, jedenfalls nicht so stark wie wir. Am Besten, Du, Tobi, hilfst mir dabei, ihn festzuhalten, damit ich mich ganz auf meine Aufgaben konzentrieren kann, weil ich jetzt noch nicht weiß, wie genau ich es anstellen werde, dem Dämon den aktiven Zugang zu dem Körper zu verwehren. Aber das ist schon einmal der beste Schritt, den wir machen können“, erklärte Seika mit so einer Inbrunst, dass Kisame und Tobi nichts dazu sagen konnten. Itachi sah die junge Frau jedoch nur mit einem Gesichtsausdruck an, der von nicht viel Überzeugung sprach.
 

„Wir sind noch längst nicht da und kennen die dortigen Gegebenheiten nicht. Aber gut, wir werden es so versuchen“, sprach er mit berechnendem Ton und Kisame wusste, worauf er hinaus wollte. Seika hatte gesprochen, als würden sie schon kurz davor sein, zu Tashiro zu gelangen, und das alles glatt lief. In ihrer doch hoffnungsvollen Vorstellung stand sie schon hinter dem Jungen und behandelte ihn. Doch ihre Chancen standen alles andere als gut, denn die Chakrasignaturen, die aus der Richtung ihres Zielortes schon hier zu ihnen her strahlten, bewiesen, dass Tashiros Lager gut bewacht war. Und was, wenn der Junge 'nur' in seiner dämonischen Form blieb? Gut, das hätte man schon längst spüren müssen, doch vielleicht unterdrückte er sein Chakra? Alles war möglich, doch diese anderen Möglichkeiten schien Seika nicht sehen zu wollen, was natürlich auch verständlich war, bei dem, was sie sich vorgenommen hatte. Jedenfalls entlockten Itachis Worte der Brünetten die Reaktion, die sich durch das Verhalten von Kisame nicht bei ihr ausgeprägt hatte.
 

„Du wirst schon sehen“, sagte sie leise zu ihm, doch in ihre Stimme schwang Wut mit, Wut, dass er es so aussprach, so kühl. Konnte er sie nicht anfahren, dass ihre Idee schwachsinnig war? Sie sah, wie der Ausdruck in seinen Augen flackerte, jedoch nicht fiel, klar, er war der doch ach so beherrschte Uchiha. Doch da nun jeder mehr oder weniger ihrem Plan zugestimmt hatte – jedenfalls hatte niemand seine Stimme dagegen erhoben – gab es keinen Grund, noch länger zu warten und so brachen die Akatsuki wieder auf. Besprochen war besprochen, und Seika würde keinem die Zeit geben, noch ein Argument gegen ihren Plan zu finden.
 

Ein paar weitere Stunden vergingen und als am östlichen Horizont, den sie genau vor Augen hatten, schon die ersten Anzeichen der Dämmerung auftraten, trafen sie auf ihre ersten Gegner. Doch der Vorteil war bei ihnen, weswegen sie diesen auch ausnutzen wollten. Es war eine Truppe, die ebenfalls gerade nach Osten unterwegs war. Warum die Akatsuki erkannten, dass es ihre Gegner waren? Sie strahlten ihr Chakra viel zu offensichtlich aus, außerdem würde niemand nur zum Spaß gen Osten reisen. Einerseits war es ein Vorteil, dass andere Shinobi auf so pompöse Weise zu Tashiros Lager zogen, denn so würden die Auren der Akatsuki überlagert und gut verborgen werden, doch andererseits war es schlecht, wenn sie kämpfen mussten, denn konkret bedeutete es, dass das Verschwinden von Chakrasignaturen doch etwas auffällig war. Anders herum betrachtet mussten sie aber auch berücksichtigen, warum und wie die Shinobi zu dem Jinchuuriki reisten. Waren sie angekündigt, kamen sie freiwillig oder wurde sie zum Erscheinen gezwungen, oder wollten diese Leute am Ende gar nichts mit Tashiro zu tun haben? Der Mizukage residierte immer noch in Kirigakure und vielleicht hatte er seine Truppen entsandt, um irgendeinen Auftrag zu erfüllen. Zu erfahren, wen sie da wirklich vor sich hatten, mussten die Akatsuki präzise handeln. In dieser Situation zeigte sich wieder, dass die Akatsuki keine blutrünstigen Schlächter waren, sondern gut miteinander koordinierte Taktiker, die so gut eingespielt waren, dass die Andeutung der gewählten Strategie mit ein paar Gesten ausreichte, damit jeder wusste, wie sie nun vorgehen sollten.
 

Kurz nickten sie sich zu, damit klar war, dass jeder wusste, was er zu tun hatte. Dann sprangen sie los, huschten durch das Gras, so leise, dass es ein Windhauch hätte sein können, der da durch die grünen Halme streifte. Durch ihre Schnelligkeit waren sie nur schemenhaft zu erkennen, doch in der zusätzlichen Dämmerung konnte sie deshalb nur einer sehen, der auch wirklich wusste was vor sich ging. So waren die angegriffenen Shinobi völlig überrascht, als sie plötzlich von den Akatsuki umringt waren. Von allen vier Himmelsrichtungen stürzten sie sich mitten in die Meute, packten sie, schleuderten sie, schlugen sie bewusstlos. Mit einigen schnellen Handgriffen hatten sie die überrumpelte und völlig überforderte Gruppe bis auf vier Ninja ausgeschaltet, von denen nun jeder Akatsuki jeweils einen im Schwitzkasten hielt. Natürlich hatten sie auch nur einen einzelnen Shinobi gefangen nehmen können, doch die Möglichkeit, so an Informationen zu kommen, war viel größer.
 

„Wa- Was wollt- Ihr?“, krächzte einer von ihnen, die Augen gefüllt mit Verwirrung und Terror, weil er immer noch nicht realisierte, was um ihn vor sich ging. Man sah dass er kaum noch Luft mehr bekam, denn er befand sich in Kisames schraubstockarigem Griff, der seinen Arm und dessen Hals darauf hin etwas lockerte, jedoch nur so weit, dass er etwas besser atmen, jedoch nicht viel mehr bewegen konnte.
 

„Wir stellen die Fragen“, antwortete Itachi und seine Stimme ließ alle vier Shinobi zusammen zucken. Der Mann, den Seika in ihrer Gewalt hatte, wurde plötzlich ganz schlapp, denn ein Blick aus Itachis Augen, die nun rot von seinem Sharingan waren, dem Mangekyou, um genauer zu sein. Wahrscheinlich hatte er diesen Shinobi mit dem Tsukiyomi belegt, um so an Informationen zu kommen. Ob er sie bekommen hatte, ließ er sich nicht anmerken, als er das Mangekyou wieder verschwinden ließ.
 

„Nun, wer seid ihr, woher kommt ihr und was wollt ihr hier? Antwortet“, sprach er erneut und seine vorherige Tat und sein berüchtigtes Jutsu hatte bei den Ninja so viel Angst geschürt, dass es nicht schwer war, sie zum Reden zu bringen. Gut, bei näherem Hinsehen konnte man an den Hitai-ate der Männer erkennen, dass sie von der Insel waren, denn sie trugen das Zeichen von Kirigakure. Doch trotz Seikas Befürchtungen waren die Metallplatten unversehrt, sie hatten sich also nicht zu Missing-Nins gemacht. Doch alles andere wollten sie schon noch gerne wissen. Tobi gab seinem Gefangenen durch einen wirkungsvollen Schlag in die Rippen den nötigen Ansporn zu reden.
 

„I- Ich... Wir ko- kommen aus dem Westen von Mizu no Kuni! Wir ha- haben einen Hafen überwacht, aber nun si- sind wir zu 'ihm' unterwegs!“, brachte dieser stotternd hervor, nicht gewillt, 'diesen' Namen auszusprechen. Seika hob irritiert eine Augenbraue. Die Typen, die in den Häfen Reisende abfingen und sie ausnehmen wollten, hatten sie ja am eigenen Leibe kennen gelernt. Diese Überwachung war aus krimineller Sicht sehr nützlich, die Taktik, Zoll zu verlangen, war eine gute finanzielle Spritze, auch konnte man so aus erster Hand erfahren, wenn Leute ins Land kamen, die nicht erwünscht waren und konnte diese dann auch sofort beseitigen. Und warum sollten diese Männer nun ihren Posten aufgeben – das hieß, warum wurde es ihnen befohlen?
 

„Was will Tashiro von euch?“, fragte die Brünette und sie sah, wie die Männer auf diesen Namen reagierten, als würde ihnen der Wortlaut die Finger verbrennen. War Tashiro bei den Menschen wirklich so gefürchtet?
 

„Da- Das wissen wir nicht!“, beteuerte der Mann, der von Tobi festgehalten wurde und zappelte in dessen Griff, was ihm aber nichts nützte. Außerdem hatte er das Pech, dass Seika ihm kein Wort glaubte.
 

„Raus damit, wir sind nicht hier, um unseren Spaß mit euch zu treiben. Ihr habt nichts zu verlieren, denn niemand wird erfahren, was ihr gesagt habt, ganz sicher“, antwortete Seika ruhig und ihre Aussage brachte die Männer doch ein wenig zum stutzen. Waren diese Shinobi wirklich nur auf Informationen aus? Nun, all die Kameraden der Kiri-Nin, die da am Boden lagen, sahen alle unversehrt aus. Konnte es sein, dass sie nur bewusstlos waren? Die gefangenen Männer fühlten so etwas wie großen Respekt in sich keimen, dass diese Shinobi dies mit Leichtigkeit vollbringen konnten. Letztendlich war dies wohl der Grund, warum die Männer anfingen zu reden.
 

„Ta- Tashiro sammelt alle seine Anhänger, a- aber keiner weiß, was er vor hat, wirklich! Nur die nötigsten Posten bleiben in den Hafenstädten zurück! Jeder spekuliert, dass er große Pläne hat, dass er das machen will, was die Rebellen schon längst vom Mizukage gefordert haben und zwar, das Festland anzugreifen! A- Aber das ist ein Himmelfahrtskommando!“, sprudelte es aus einem der Männer heraus. Unwillkürlich musste Seika schmunzeln. Was Angst und Hoffnung nicht aus einem sonst so gestandenen Shinobi machen konnte... Doch das war wohl noch nicht alles.
 

„Jeder, der aufgerufen wird, zu kommen, musst dem Befehl folge leisten, sonst wird er getötet! Tashiro sendet spezielle Shinobi aus, die diese Morde begehen. Da- Das sind Monster! Ich habe einmal so eine Hinrichtung miterlebt und das kann nicht mit rechten Dingen zugehen! Deshalb tut jeder, was Tashiro will! Selbst den Mizukage hat das alles so eingeschüchtert, dass er bereits seine Truppen aus weiten Gebieten des Landes abgezogen hat! Keiner will sich gegen Tashiro stellen!“, beteuerte ein Anderer, der der in Itachis Griff fest saß. Er hörte sich gar nicht so an, als würden die Pläne, die der Jinchuuriki mit dem Land hatte, bei allen Männern auf die gleiche Zustimmung treffen. Doch wie er gerade selbst gesagt hatte, es war die Furcht, die das Handeln der Menschen zu diesen Zeiten regierte, und dies war meistens stärker als das eigene Gewissen, weil der Mensch einen natürlichen Drang zum Überleben hatte, da konnte einem die innere Stimme einflüstern, was sie wollte. Oh ja, das menschliche Volk war oft sehr einfach gestrickt, deshalb konnte eine gerissene Person mit Leichtigkeit deren Gehorsam erlangen.
 

„Sei still, Du Verräter! Ha, Tashiro wird es euch allen zeigen! Wir Shinobi von Mizu no Kuni sind nicht wertlos! Viele Jahre haben die anderen Kage verächtlich auf uns herabgesehen, das kleine Land mitten im Meer, fern ab von Zivilisation und großer Politik! Man hat uns immer nur mit Mitleid behandelt! Man hat uns verachtet, wegen der rauen Sitten, die hier geherrscht haben, doch gerade diese haben die stärksten Kämpfer hervor gebracht und alle Schwächlinge vernichtet! In Wahrheit hatten sie alle Angst vor uns und wollten uns deshalb isolieren! Und der verdammte Mizukage hat nichts dagegen getan, nein, der hat da sogar mitgespielt! Doch jetzt ist die ganze Sache vorbei, denn wir haben Tashiro. Auf so einen Mann haben wir seit Ewigkeiten erwartet, der uns endlich aus der Misere hinausführt und den anderen Ländern zeigt, wer wirklich stark ist und wer es verdient, an der Spitze zu stehen! Kaum werdet ihr euch versehen, schon seid ihr alle nur noch wertloser Abschaum!“, spie er regelrecht aus, was den Akatsuki jedoch nur eines entlockte – nichts. Ein wenig verwirrte diese Reaktion den Mann.
 

„Du hast wohl keine Ahnung, mit wem du sprichst, hm, kleiner Mann?“, sagte der hünenhafte Kisame, weil der Shinobi, der diese Tirade losgelassen hatte, zwischen seinen kräftigen Armen gefangen war und dadurch wirklich sehr mickrig aussah. Doch Seika war davon nicht wirklich beeindruckt. Ihr kam etwas anderes in den Sinn und sie wollte unbedingt sehen, wie die Männer darauf reagieren würden.
 

„Wisst ihr überhaupt, wer Tashiro ist? Ich sage es euch, er ist ein kleiner Junge“, sprach sie und ihre Worte zogen eine Schneise der Stille durch die Szenerie der Dämmerung, die sich immer weiter ausdehnte und nun schon schwach schimmerndes Licht über die Gegend warf. Nun waren zum ersten Mal mehrere Dinge als nur Schatten zu erkennen und dies nutzte jede Person aus, sodass es zuerst nicht verwunderlich war, dass keine Protestrufe wegen Seikas Worten aufkamen. Von den Akatsuki her gab es nicht viel Neues und Interessantes zu entdecken, es war ihnen auch egal, wie ihrer Gegner aussahen oder was die Gegend vielleicht ungewöhnliches zu beobachten bot. Doch die gefangenen Shinobi staunten dafür umso mehr, als die Lichtverhältnisse es zuließen, dass man die roten Wolken auf den schwarzen Mänteln erkennen konnte Der Mann in Itachis Gefangenschaft begann zu schreien, doch der Uchiha hatte ihm mit einer einzigen schnellen Bewegung die Kehle mit einem Kunai durchtrennt. Tobi und Kisame taten es ihm nach, indem sie auch ihre Geiseln kurz und schmerzlos erledigten. Da Seikas Opfer schon bewusstlos war, brauchte sie nichts weiter zu tun, als durch ihre medizinischen Fähigkeiten sein Herz zu lähmen, sodass er nie wieder erwachen würde. Und nun, da es wirklich schon hell war, bestand auch kein Zweifel mehr, dass die anderen Kameraden ebenfalls schon tot waren. Das hatte alles besser geklappt, als erwartet, genau nach Seikas Plan.
 

„Was hast du noch herausgefunden, Itachi?“, fragte die junge Frau an ihren Partner gewandt, denn er hatte sich zuvor mit dem Mangekyou Sharingan seiner eigenen Methode des Verhörs bedient.
 

„Nicht viel mehr. In der Stadt wimmelt es von Shinobi. Es wird nicht leicht“, antwortete er knapp, doch das war Seika im Moment egal, denn es steckten genug Erkenntnisse und Wahrheiten darin. Ja, es stimmte, je mehr Ninja sich schon bei Tashiros Aufenthaltsort versammelt hatten, desto schwieriger würde es sein, unbemerkt an ihn heran zu kommen. Doch solange man nicht dort war, sollte man sich nicht zu viele Gedanken machen, wie? Und mit diesem Gedanken brachen sie zum wiederholten Mal auf, zu ihrer eigentlichen Mission, die mit jedem Stopp noch komplizierter wurde. Doch sie nannten sich nicht umsonst Akatsuki, wie? Sie würden es schon schaffen, so dachte es sich Seika jedenfalls und ihr Innerstes klammerte sich an diesen Gedanken wie ein Ertrunkener, der doch noch ein rettendes Seil gefunden hatte. Ein trotziger Teil ihres Bewusstseins dachte verzagt, was doch aus ihr geworden war, dass sie so denken musste, um bei völliger Konzentration zu bleiben. Was beschäftigte und besorgte sie denn so? Es konnte doch nicht so schwer sein, diese Aufgabe zu erledigen, egal, vor welchem Hintergrund. Seika hatte Tashiro noch nie gesehen und auch wenn sie sich sagte, er wäre der Enkel von Emi, Seikas Großcousine, die sie so freundlich aufgenommen und ihr ihre wahre Vergangenheit dargelegt hatte, so war dies doch nur ein Vorwand, oder?

Arrival

Jetzt kamen die Akatsuki langsam aber sicher immer näher zu dem Ort, an dem Tashiro sich aufhielt. Sie liefen zwar nicht allzu schnell, um ihre Kräfte zu sparen, doch irgendwann war auch die längste Reise zu Ende, vor allem, weil Mizu no Kuni ja nicht besonders groß war. Dass ihr Ziel bereits in Reichweite war, merkten sie daran, dass sich die Stadt, die auf ihrer Landkarte als kleines Kaff eingezeichnet gewesen war, mittlerweile so verändert hatte, dass das Gelände plötzlich einem provisorischen, aber gut ausgebauten militärischen Stützpunkt glich. Seika traute ihren Augen nicht, als sie letztendlich angekommen waren. Sie stoppten ihre Schritte und beobachteten gleichermaßen verwundert, was sich vor ihren Augen abspielte. Sie sahen aufgeschüttete Wälle, tief gegrabene Gräben und hohe Zäune. Zwischen all diesen Bauten patrouillierten Shinobi hin und her. Die junge Frau war aber nicht so überrascht von den offensichtlichen Veränderungen an sich, nein, es war die Torheit, die sie total verwirrte. Wälle, Gräben, Zäune? Jeder nur halbwegs gute Ninja konnte diese Hindernisse ohne Mühen überqueren! Nicht nur die brünette Kunoichi hatte diese Gedanken, als die Akatsuki sich mit unterdrücktem Chakra hinter einer dicht zusammenstehenden Gruppe Bäume versteckten.
 

„Ich dachte, diesem Tashiro wäre es ernst! Damit kann er sich seinem Sandkasten Konkurrenz machen, mehr nicht!“, sagte Kisame kopfschüttelnd und obwohl bei diesen Worten wieder einmal sein Sarkasmus durchbrach, war es genau die richtige Beschreibung für die Szenerie. Auch Tobi war von dem allen ziemlich irritiert.
 

„Es muss doch furchtbar anstrengend gewesen sein, das zu erreichten!“, meinte der Mann mit der Augenklappe und bekam dafür ein Nicken von Seika, die ihn damit nicht ansah, denn ihr Blick wanderte weiterhin ungläubig über die Befestigungsanlage und die darum geschäftig herum wuselnden Menschen.
 

„Ja, es muss sowohl kraft- als auch wahnsinnig zeitaufwendig gewesen sein, obwohl es eigentlich überhaupt keinen Nutzen hat. Was hat sich Tashiro wohl dabei gedacht?“, antwortete sie leise, doch ein Brummen von Itachis Seite aus sagte ihr, dass auch er etwas dazu zu sagen hatte.
 

„Ablenkung. Tashiro musste etwas tun, um seine Anhänger in Schach zu halten, während er was immer auch geplant hat. Das etwas voran geht, hat die Kiri-Nin wohl sehr beruhigt, anders als das Vorgehen des Mizukage“, sprach der Schwarzhaarige und Seika musste trotz ihrer momentanen Wut auf den Schwarzhaarigen zugeben, dass er wohl Recht hatte. Dies alles war eine Farce, um den Menschen zu zeigen, was Tashiro in kürzester Zeit auf die Beine stellen konnte, obwohl es nichts wert war. Weniger intelligente Ninja mochten darauf reinfallen, die schlaueren unter ihnen hielten lieber den Mund, wollten sie doch einen Teil von Tashiros Macht abhaben, wenn es soweit war. Die ganze Aktion war eigentlich nicht dumm. Doch Seika fragte sich trotzdem, warum der Jinchuuriki so handelte. Er hatte viel Macht, das bewies die Zerstörung, die er überall angereichtet hatte. Doch warum war er dann so defensiv in seinen Taten? Er brauchte all die Shinobi doch gar nicht, vor allem die die vielen Männer aus den Städten, die wirklich alles andere als besonders stark waren, wie man am Beispiel der Ninja sehen konnte, die die Akatsuki nicht weit von hier mit Leichtigkeit erledigt hatten. Einige Zeit lang sagte niemand mehr etwas, doch sie konnten nicht den ganzen Tag hier rumstehen.
 

„Wir sollten weiter. Hier lassen wir unsere Mäntel und Hüte. Mit unserer Shinobiausrüstung werden wir unter den anderen Ninja nicht weiter auffallen, wenn wir unser Chakra niedrig halten. Trotzdem müssen wir darauf achten, nicht direkt durch die große Menge zu reisen. Wenn uns jemand erkennen würde, dann wäre die Situation ziemlich brenzlig“, sagte Seika und alle stimmten ihr zu, weshalb sie die Sachen auszogen, die ihnen nur Probleme machen würden und diese zwischen den Bäumen versteckten, da sie diesen Ort als geeignet erachteten.
 

Der nächste Moment war sehr heikel, denn es war der Augenblick, in dem die Akatsuki ihre Deckung verließen und auf das freie Feld traten, sichtbar für jeden. Würde sie nun jemand erkennen, dann war Seikas Plan zunichte gemacht, außerdem würde ein großer Kampf viel zu viel Aufmerksamkeit verursachen. Tashiro so in seiner menschlichen Form anzutreffen, wäre auf diese Weise schier unmöglich, vor allem, wenn die Nachricht durchdrang, dass es sich um die Akatsuki handelte, die in seine Stadt eindrangen. Und wenn im schlimmsten Falle auch noch jemand Seika erkennen würde, dann wäre alles aus. Die Ankunft seiner berüchtigten Verwandten würde den Jinchuuriki rasend machen und er würde sie dann sicher sofort angreifen.
 

Doch nichts von alldem geschah. Keiner schien sich wirklich für die Neuankömmlinge zu interessierten, denn es wimmelte nur so von anreisenden Shinobi, die alle nach ihren mehr oder weniger langen Wegstrecken erschöpft waren. Selbst die Wachen am Tor schienen bessere Dinge zu tun zu haben, als die Passierenden zu überprüfen. Kein Wunder bei den Massen von Menschen, die sowieso alle loyal gegenüber Tashiro waren, denn andere Shinobi würden sich nicht hier her trauen, wenn sie auf der Reise hierher all die zerstörten Gegenden gesehen hatten. Ja, vielleicht war das wirklich nur Ablenkung und zur Einschüchterung gedacht. Denn es gab theoretisch nur zwei Sorten von Leuten, die einen Grund hatten, hier her zu kommen, die, die für Tashiro arbeiteten, und die, die ihn bekämpfen wollten. Letztere waren zwar rar, doch es gab sie bestimmt, vor allem wohl Krieger des Mizukage. Doch diese kannten nicht das Geheimnis des Mannes, der eigentlich ein Junge und Container eines Bijuu war. Allgemein dachte die Bevölkerung, Tashiro wäre ein grausamer, aber gerissener Feldherr, der plante, die Insel und auch das Festland einzunehmen. Doch es war natürlich ganz anders und nur die Akatsuki wussten darüber Bescheid. Das hieß, dass niemand sonst versuchen würde, einen Sabotageakt durchzuführen, wie ihn die vier Abgesandten der Organisation nun vorhatten. Nein, jemand, der sich gegen Tashiro stellen wollte, der würde mit einem großen Aufgebot an Kämpfern aufmarschieren und ganz offensichtlich versuchen, einen Sieg zu erringen. Und so gab es für die Akatsuki keinen Grund zur Sorge, jedenfalls keinen großen, was diese Angelegenheit betraf.
 

So machten sie sich auf den Weg über das Gelände. Vor dem Tor hatten mehrere Gruppen von Shinobi ihr Lager aufgeschlagen und schliefen noch, denn es war auch noch recht früh am Morgen. Dass sie hier übernachteten, war doch etwas seltsam, vor allem, weil es aussah, als wäre es hier ein Massenzeltplatz. Hinter den Wällen war es doch 'sicherer', aber vielleicht waren sie des Nachts angekommen und zu dieser Zeit hatten sie das Tor noch geschlossen gehabt. Nun jedenfalls war der Durchgang frei und die Akatsuki mischten sich unter die anderen Reisenden. Auf diese Weise waren sie ein paar Minuten später innerhalb der errichteten Mauern. Hier bot sich den Akatsuki plötzlich wieder ein ganz anderes Bild. Es mutete alles an, wie ein riesiges Ausbildungslager. Die nächsten Häuser waren zwar noch ein gutes Stück weit weg, doch bereits um diese Uhrzeit hatten sich Shinobi auf jedem freien Fleck Erde versammelt, um zu trainieren. Und es war wirklich alles dabei, von Kindern, die vielleicht gerade mal Genin geworden waren, bis zu recht betagt aussehenden Ninja, von Kämpfen mit Fäusten oder hölzernen Katanas, bis hin zu Demonstrationen und Anwendungen von beeindruckenden Jutsus, deren Entstehungslärm in unregelmäßigen Abständen durch die Luft hallte. Auch hier sah die Erde stellenweise so aus, wie durchgepflügt, doch es gab eine offensichtliche Einteilung in verschiedene Areale, denn nicht überall war der Boden aufgerissen.
 

Kisame überdachte ernsthaft die Wort, die er vorhin gesprochen hatte. Er hatte gemeint, Tashiro würde seine Aktionen nicht wirklich mit Ernsthaftigkeit planen, doch was er hier sah, hatte wirklich nichts mit Nachlässigkeit zu tun. War der Jinchuuriki also wirklich dabei, eine Armee aufzustellen? Was versprach sich der Bijuu davon? Gut, die Frage war obligatorisch für alle größenwahnsinnigen Herrscher, die vorhatten, die Weltherrschaft an sich zu reißen. Man gelangte dann zu Ruhm, Macht, Geld und allem, was man sich sonst wünschte. Man konnte sich dann sogar einen riesigen Vorrat an den besten Jahrgängen Sake anlegen, das war soweit alles ganz schön. Doch was wollte ein Bijuu damit, der auch noch im Körper eines Elfjährigen steckte? Ein unauffälliges Winken von Seika riss den Haimann aus seinen Überlegungen hinaus und die Gruppe setzte sich in Bewegung, weg von dem dicht gedrängten Geschehen direkt hinter dem Tor zu einem etwas ruhigeren Bereich. Weil sie nicht wussten, ob es eher freiwillig oder doch gezwungenermaßen geschah, dass die Männer so hart trainierten, wollten sie es nicht riskieren, dass jemand zu ihnen kam und sie aufforderte, auch mitzumachen. Denn da wollten sie sich lieber heraus halten, es würde sie nur von ihrem eigentlichen Ziel abbringen. Jetzt war jedenfalls auch klar, warum so viele Menschen draußen übernachtet hatten; sie wollten sich wahrscheinlich noch ausruhen, bevor sie sich dem harten Trainingsprogramm aussetzen mussten, von dem sie wohl schon im Voraus von Kameraden erfahren hatten.
 

Mit ein paar Blicken analysierte Seika die Situation etwas genauer und das beunruhigte sie wieder ein bisschen. Unter den vielen Shinobi fielen sie wirklich nicht auf, doch machte sie das wieder angreifbar, was dieses beinahe sklavenhafte Gruppentraining betraf. Anscheinend musste jeder daran teilnehmen, denn man sah nirgends irgendwelche Ninja untätig herumstehen – außer einer Hand voll Personen, die das ganze kuriose Spektakel zu beaufsichtigen schienen. Viel mussten sie nicht sagen, denn jeder war auf irgendeine Weise tätig, nur eben sie nicht. Mitten in einer Masse von Menschen etwas ganz anderes zu tun, war dann doch nicht das optimale Mittel für die Tarnung. Doch es dauerte nicht lange, da wusste Seika sich zu helfen.
 

„Erhöht euer Chakra ein wenig, damit wir wie wichtigere Leute erscheinen. Nicht viel mehr Kraft, aber doch so sehr, dass wir uns von den normalen Shinobi leicht abheben und uns deshalb niemand in die Quere kommt“, ordnete die junge Frau mit flüsternder Stimme an und die Männer taten so, wie ihnen geheißen, ohne dagegen Einspruch zu erheben. Eine erwartete Reaktion der Umgebung blieb aus, doch dies war auch erwünscht. Die Akatsuki vermieden es, sich direkt einen Weg durch die vielen Menschen zu bahnen und es funktionierte. Es schien, als wären die Vier plötzlich unsichtbar geworden. Jeder, der ihnen näher entgegen kam, wich ihnen aus, ohne aufzuschauen, als dürfte man sie gar nicht ansehen. War der Drill hier so streng, das Autoritätspersonen so gefürchtet wurden, dass die Leute sich nicht trauten, in deren Gesichter zu sehen? Da schlug Seika sich mental und unterdrückte ein Kopfschütteln. Schluss mit dem ewigen Nachdenken! Das war nicht ihre Angelegenheit, warum wer aus welchem Grund was tat. Ihre Mission lag in einem ganz anderen Gebiet. Was drum herum geschah, sollte sie nicht allzu viel beschäftigen. Solange sie ihre selbst auferlegte Aufgabe erledigen konnte, war alles im grünen Bereich. Sie biss ihre Zähne zusammen und konnte es nicht verhindern, dass sie mit einem leisen, aber hörbaren Knirschen gegeneinander rieben. Sie merkte, wie sich Kisames und Tobis Köpfe zu ihr drehte, doch sie tat so, als wäre nichts geschehen.
 

Schweigend gingen sie weiter und verließen so nach einiger Zeit diesen Streifen des Trainings und Kämpfens. Und auch hier wurden sie überrascht. Plötzlich hatte sich die Landschaft verwandelt - in ein reich bepflanztes und üppig wachsendes Agrargebiet! Klar abgegrenzte Felder waren bebaut mit Reis, Getreide, Gemüse und Obst… Alles war ordentlich, kein Unkraut wucherte zwischen den Reihen und doch waren keine Arbeiter zu sehen, die dies alles vollbracht hatten. Langsam kam Seika sich vor, wie in einem Märchen und nicht wie in der verdammten Realität. Was sollte das? So sehr sie auch ‚nicht’ darüber nachsinnen wollte, so zwang es sich ihr regelrecht auf, es zu tun. Während ganz Mizu no Kuni an einem Versorgungsnotstand litt, gedeihen hier Nahrungsmittel in voller Pracht. Tashiro schien die Shinobi also nicht nur dazu zu benutzen, sie für seine Armee auszubilden, nein, sie mussten wohl auch noch ihre eigene Verpflegung anbauen, doch das in einer Qualität, die man selten sah. Das bisschen Arbeit nebenher war sicher vernachlässigbar, dafür ging es denn Männer sicher sehr gut, was ihre täglichen Mahlzeiten betraf. Dahingehend war Tashiro wohl ziemlich gütig, denn die Felder erstreckten sich bis zum Horizont - wo einige höhere Mauern zu erkennen waren. Dort befanden sich wohl die eigentliche Stadt und der Aufenthaltsort des Jinchuuriki.
 

Einmal hielten die Akatsuki für ein paar Minuten am Rand des menschenleeren Feldweges. Dort, wo sie ihre Pause einlegten, befand sich ein schmaler Acker, auf dem große Tomatenpflanzen wuchsen, deren Früchte rot in der Sonne, welche sich zwischen den Wolken hervorgedrängt hatte, leuchteten. Schamlos hatte Seika einige Schritte über die nackte Erde getan, um sich an den reifen Tomaten zu bedienen. Als sie zurück war, verteilte sie ihre Ausbeute unter ihren Begleitern, doch natürlich behielt sie auch ein paar Früchte für sich zurück. Kisame fand es amüsant, wie Seika sich über Tashiros Eigentum her machte, doch er hatte nicht dagegen, denn die Tomaten waren so schmackhaft, wie sie aussahen. Wäre die Brünette im Moment nicht so schlecht gelaunt, hätte er sie alle ein wenig aufgezogen, denn die Art, wie sie hier standen und genüsslich ins Fruchtfleisch bissen, hatte doch etwas recht anzügliches an sich…
 

„Sagt mal, ich überlege schon die ganze Zeit, warum wir dem Mizukage über das alles hier nicht Bericht erstatten. Ich meine, es ist doch sein Land und dadurch seine Angelegenheit, sich mit den Rebellen herumzuschlagen, oder? Dann brauchen wir uns nicht mit all den niederen Shinobi abgeben, sondern können uns gleich mit Tashiro und dem Bijuu befassen und die Mission so schneller beenden“, schlug Tobi plötzlich vor und verursachte damit, dass ihn alle ansahen. Seine Worte rangen Kisame ein schallendes Lachen ab und er klopfte sich auf die Schenkel.
 

„Seit wann hast du solche Einfälle, Junge?“, meinte der Haimann, der sich gar nicht vorstellen konnte, dass der Mann mit der Augenklappe so weit denken konnte, vor allem in ernsthaft politischer Richtung.
 

„Nein, wir werden den Kage nicht benachrichtigen. Am Ende kommt er uns in die Quere und verursacht noch mehr Probleme“, sagte Itachi mit einem leicht steifen Ton und dies veranlasste, dass Seika ein wenig ihre Stirn runzelte, während ihre Augen zu dem Uchiha und dann wieder zu Tobi huschten. Sie teilte Kisames Verwunderung. Tobi war immer unbeschwert, er tat, was getan werden musste, machte dies dann immer sehr gründlich, doch er hinterfragte die Sachen nie. Warum jetzt dieser Einfall? Itachi hatte Recht, wenn er sagte, dass es nur stören würde, wenn sie noch eine weitere Partei in diese Sache herein zogen. Außerdem musste der Mizukage selber wissen, was er tat, er war ja nicht umsonst Oberhaupt dieser Insel. Sie waren nicht hier, um letztendlich die barmherzigen Samariter für Mizu no Kuni zu spielen. Wenn sie sich freiwillig mit dem Bijuu befassten, war dem Land damit schon mehr als genug geholfen.
 

„Ich sehe das auch so, Tobi. Es würde zu lange dauern, bis er auf so eine Warnung reagieren würde, wenn überhaupt. Außerdem will ich es so schnell wie möglich hinter mich bringen…“, antwortete Seika darauf und Tobi nahm es mit einem leichten Schulterzucken hin, auch wieder auf so eine untypische Weise. Doch vielleicht war ihm endlich klar geworden, wie schwierig sich diese Situation langsam gestaltete und wollte sich auch dementsprechend verhalten. Damit war die ganze Sache geklärt und wieder vergessen und sie brachen zu ihrer endgültig letzten Etappe auf.
 

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Sie kamen gut voran - viel zu gut. Was hatte das zu bedeuten? Seika konnte es sich denken. Alle waren so sicher, dass niemand, der verdächtig oder gefährlich war, den Schutzwall passieren konnte, ohne entdeckt und ausgeschaltet zu werden. Nun, das nahmen alle an. Doch niemand hatte je den Ernstfall erlebt, weil sich einfach noch nie jemand getraut hatte, einen Einbruch in das Gelände zu wagen. Deshalb waren die Akatsuki nun hier und auch wenn sie auf immer besserem Wege waren, Seikas Pläne zu erfüllen, wurde die Brünette immer nervöser.
 

Sie beeilten sich nicht, doch diese Ruhe war eher gezwungen. Wenn sie laufen würden, wäre schnell die Aufmerksamkeit bei ihnen und das wäre nicht sehr konstruktiv für die Situation. Da sie aber nicht weit von der Stadt entfernt waren, erreichten sie diese auch nach einer Stunde Fußmarsch. Nun, da sie ihr Ziel endlich vor Augen hatten, wurde jedem von ihnen Bewusst, dass es nun sehr ernst wurde.
 

Über den Gemäuern lag eine Stille, als wäre es eine Geisterstadt, was eigentlich gar nicht so falsch war, wenn nicht überall die Chakrasignaturen gewesen wären. Hatten die Akatsuki vorher keine Probleme gehabt, voranzukommen, so war dies jetzt plötzlich wieder ganz anders. Sie tauchten von völliger Leere in eine Gegend voller Auren ein. Es war eine Stadt von ungefähr der Größe derer, in der Emi, Seikas Großcousine wohnte, doch hier war die Luft voll von Chakra, sodass man kaum ein Individuum vom anderen unterscheiden konnte. Außerdem war nichts Besonderes zu spüren, so sehr sich die Akatsuki auch konzentrierten. Somit tat sich eine weitere Schwierigkeit auf: Sie konnten doch nicht nach Tashiro fragen, das wäre eine Auskunft mit Selbstmordcharakter. Sie konnten sich ja gleich erkundigen, wo es hier zum Schafott ging. Warum eine einzige Frage so schlimm war? Tashiro würde sicher keine Audienzen für jeden geben. Jede Absicht ihn zu treffen, würde sicher sogleich kontrolliert werden. Weil es vor allem kein Haus gab, welches unter den Anderen heraus stach, weil die Bauweise aus Holz immer die Gleiche war, konnte man auch dadurch keinen brauchbaren Anhaltspunkt finden. Doch auch nun schien ihnen das Schicksal gut gewogen zu sein.
 

Während die Akatsuki langsam der Hauptstraße folgten, kam ihnen bald eine kleine Gruppe von Shinobi entgegen. Sie waren alle in schwarz gekleidet, mit einer Menge Waffen ausgerüstet, doch hatten sie über ihrem Brustkorb eine blaue Schärpe drapiert. Wichtigere Männer? Ja, ihre Chakrasignaturen war auch stärker und vor allem markanter als die der anderen Shinobi, die sie vorhin am Eingangstor gesehen hatten. Sie waren in ein Gespräch vertieft und schienen alles um sich herum kaum wahrzunehmen, als ob sie sich völlig in Sicherheit wiegen würden.
 

„-ist alles in Ordnung. Die Lieferungen sind angekommen, gab keine Probleme, Taichou.“
 

„Gab es Ausfälle? Ist jedermann auf seinem Posten?“
 

„Alle sind vollzählig, die Besatzung lückenlos.“
 

„Sonst irgendwelche Vorkommnisse?“
 

„Nein, nichts Besonderes... Ah, doch, nur eine Kleinigkeit. Heute früh hat Tashiro-samas Sprecher Brennholz für seinen Herrn verlangt. Uns kam das seltsam vor, doch wir haben seinen Wunsch natürlich befolgt.“
 

„Hm? Brennholz um diese Jahreszeit? Tja, wer weiß, was Tashiro wieder für eine Idee hatte... Wie sieht es aus mit den Rekruten, treffen sie schon...“ Die Stimme des Mannes, offensichtlich der Anführer der Gruppe, wurde immer leiser, bis man seine Worte nicht mehr verstehen konnte, als die Männer um eine Häuserecke bogen und verschwanden. Doch die Akatsuki hatten genug vernommen. Ihnen kam das Gehörte genau so komisch vor, wie den anderen Shinobi.
 

„Also, was sagt uns dieses Gespräch jetzt? Die Stadt hat eine genaue Organisation, es gibt eine Besatzung, die alles kontrolliert, aber doch irgendwie total sinnlos ist, weil sie überhaupt nicht checken, dass 'wir' zum Beispiel hier sind. Tashiro hat einen Sprecher, das heißt, dass er selber nie in Erscheinung tritt, wodurch niemand weiß, dass er noch'n Kind ist. Außerdem scheint er ziemlich abgedrehte Wünsche zu haben. Toll. Das hilft uns jetzt auch nicht weiter!“, moserte Kisame leise herum. Er durfte nicht gehört werden, doch er wollte Dampf ablassen. Langsam ging ihm das Ganze gehörig auf die Nerven. Nicht, weil es ihn wirklich 'nervte', nein, die Situation war völlig anspannend. Sie waren dem Jinchuuriki und damit dem Bijuu furchtbar Nahe, doch hier konnten sie weiter suchen, bis sie Schwarz wurden. Als normale Shinobi würden sie den Jungen nie zu Gesicht bekommen, wenn sie nicht wussten, wo er sich aufhielt. Alle Häuser zu durchsuchen war zu gefährlich und würde zu lange dauern. Doch sie konnte auch nicht ihre Deckung auffliegen lassen, denn dann würde Seika den Jinchuuriki nicht unverwandelt in ihre Hände bekommen. Es war wirklich zum Haare raufen! Doch der Haimann ließ seine Kopfbedeckung lieber in Ruhe und ließ mit einem Seufzen seine Faust in die andere flache Hand klatschen.
 

„Ganz ruhig, Kisame. Ich glaube, es ist alles halb so wild“, sagte Seika plötzlich, sodass der Blauhäutige und auch Itachi und Tobi sie erstaunt ansahen. Was meinte sie denn mit diesen Worten?
 

„Die Shinobi von vorhin haben uns mehr Hinweise gegeben, als sie je denken würden“, meinte die Brünetten mit einem Blick zu ihren Begleitern. Dann wandte sie sich wieder ab und hob ihren Arm. Sie streckte ihn immer weiter in die Höhe und fuhr mit ihrem Zeigefinger etwas in der Luft nach, was nur von ihren Augen und ihrer Perspektive aus die genaue Linie bilden konnte. Doch es war nicht so wichtig, was genau sie zeigen wollte, denn vom blauen Himmel hob sich nur eine Sache ab, die sie gemeint haben konnte. Und jeder der Männer verstand sofort, was das bedeutete.
 

„Ts, Rauch“, machte Kisame und schüttelte den Kopf. Für jemanden, der nicht wusste, was für einen Zusammenhang diese Rauchfahne hatte, die aus dem Kamin eines Hauses stieg, den würde es gar nicht interessieren, genauso, als wenn da plötzlich eine Wolke am Himmel wäre. Wie außergewöhnlich! Aber sie hatten gerade unabsichtlich erfahren, dass eine ganz bestimmte Person Brennholz angefordert hatte. Was machte man mit Brennholz, ganz dem Namen nach? Verbrennen, richtig. Das wurde wohl gerade auch getan. Und dabei entstand für gewöhnlich Rauch… Um alle neu dazu gewonnen Fakten noch einmal schlüssig zusammenzufassen: Tashiro wollte Brennholz haben, er bekam es, zündete es an und nun konnte man den Verbrennungsrauch von dort sehen, wo er das Holz in Flammen gesetzt hatte, ergo hieß das, er musste sich dort auch befinden! Kisame war wegen dieser Erkenntnis völlig aus dem Häuschen!
 

„Jetzt haben wir auch einen guten Grund, wenn wir bei Tashiro auftauchen, denn weil wir ja wissen, wo er sich aufhält, muss es uns ja irgendwann gesagt worden sein!“, sprudelte es regelrecht aus ihm hervor und die brünette junge Frau unter den Akatsuki bedachte den Blauhäutigen dafür mit einem amüsierten Blick, der schon lange nicht mehr ihr Gesicht geziert hatte, obwohl die Situation nun noch anspannender war, weil sie sich ihrem Ziel theoretische bereits so sehr genähert hatten, dass die Konfrontation unmittelbar bevor stand. Aber es war gut, dass Seika sich nicht den Kopf zermarterte, das würde ihre Konzentration nur schwächen.
 

„Ja, dann machen wir uns mal auf, wie?“, sagte sie mit einem leichten Lächeln und wandte sich der Richtung zu, aus der der Rauch kam. Natürlich war sie nun aufgeregt, und wie. Über diesen Moment hatte sie sich so sehr Gedanken gemacht, dass ihr nicht selten übel geworden war. Seit sie erfahren hatte, wer Tashiro war, dass er in zwei verschiedenen Beziehungen mit ihr zusammen hing, einmal auf 'berufliche' und dann auf private Art, war ihr Innerstes zu einem Schlachtfeld geworden, wo sich Argumente für und wider gegenseitig bekämpft hatten, in ihrer eigenständigen Weise, bis Seika dachte, ihr würde der Schädel platzen. Sie machte sich wahnsinnige Sorgen. Über was? Dass sie versagen würde, bei den beiden Dingen, die sie erledigen musste. Die eine Sache war Pains Befehl. Sie mussten ihm den Bijuu bringen. Die andere Sache hatte Seika sich selber vorgenommen. Sie würde ihren Anführer nicht enttäuschen, aber auch nicht sich selber, weil sie alles dafür tun wollte, Tashiro, der der Jinchuuriki war, zu retten. Jetzt war es fast soweit. Die junge Frau konnte kein besonders starkes oder außergewöhnliches Chakra ausfindig machen, das hieß, der Bijuu war nicht aktiv – und das war ihre einzige Chance!
 

Der Rauch wies ihnen zielsicher die Richtung, in die sie gehen mussten. Auf diese Weise gelangten sie nach einem kurzen Fußmarsch in einen Stadtteil, dessen Umgebung die Akatsuki schon etwas verwunderte, denn das einfache Holzhaus, das genauso aussah wie die anderen Gebäude der Stadt, stand mitten auf einem kleinen Friedhof. Hatte das etwas zu bedeuten? Wahrscheinlich nichts, außer, dass wohl kein Mensch annehmen würde, dass sich Tashiro an so einem Ort versteckte. Die Tarnung war simpel, aber wirkungsvoll. Was Seika dann aber doch wunderte, war, dass keine Wachen zu sehen waren. Gut, wie gesagt, es ging hier um Tarnung, aber irgendwie musste Tashiro doch auch seine Sicherheit wahren? Da traf eine Erkenntnis die junge Frau: Erstens brauchte er keine Überwachung, weil er wegen dem Bijuu sowieso stärker war, als alle anderen hier, zweitens würde ihn doch niemand erkennen, nicht, weil vielleicht niemand sein Gesicht bisher gesehen hatte, sondern, weil er noch ein Kind war. An der Reaktion der Shinobi, die sie auf ihrem Weg getroffen und ausgefragt hatten, hatten sie doch gesehen, wie ungläubig und sogar fast erschrocken die Männer gewesen waren, als sie von Seika von der wahren Identität ihres doch so gefürchteten Anführers erfahren hatten. Tatsache: Niemand würde auch nur im Traum daran denken, dass Tashiro ein kleiner Bengel war.
 

Weil es also keine Wachen in der näheren Umgebung gab, konnten die Vier auch unbeobachtet zu dem Gebäude hinüber gehen. Dort ereigneten sich dann Dinge, die um so vieles anders kamen, als erhofft.
 

Schnell war der schmale Weg von der Friedhofsmauer bis zu dem Haus überwunden. Dass es keine Hindernisse gab, machte die Akatsuki nicht ruhiger, ganz im Gegenteil. Es war verdammt verdächtig, dass selbst niemand im Haus spürte, dass sich eine Gruppe von mehreren Personen näherte, wenn doch niemand wusste, wer Tashiro war und ihn dann auch nicht besuchen konnte. Und dass man sie nur für Besucher des Friedhofes hielt, war ebenfalls vollkommener Quatsch. Doch die Akatsuki ließen sich nicht beirren. Sie waren nahe bei ihrem Ziel angekommen, also konnten und wollten sie nun keinen Rückzieher machen. Vor allem Seika wirkte verbissener denn je, als sie noch schneller ausschritt. So waren sie in einer Minute an Eingang angelangt. Dort zögerte die junge Frau trotzdem kurz, doch dann streckte sie die Hand aus und öffnete die Tür.
 

Der Blick auf ein leeres, verstaubtes Zimmer mit hoher Decke wurde freigegeben. Es war ziemlich düster, denn alte dicke Vorhänge blockierten das Licht von draußen, diese waren aber an einigen Stellen schon so von Motten angefressen worden, sodass doch etwas Helligkeit durch den Raum flutete, deren Strahlen, durch den von der Zugluft der offenen Tür aufgewirbelten Staub, sehr gut sichtbar waren. Die Luft war stickig und abgestanden, als ob seit Ewigkeiten nicht mehr gelüftet worden wäre. Sowieso schien schon seit geraumer Zeit niemand mehr einen Fuß in dieses Zimmer gesetzt zu haben, denn der Staubteppich auf den Holzdielen am Boden war makellos perfekt erhalten. Jedenfalls durfte man nicht zu fest einatmen, denn die Luft begann jetzt schon in ihren Nasen zu kitzeln. Doch eines war klar, trotz des Miefs war der Geruch von brennendem Holz unverkennbar. Richtig waren sie also, nur von der falschen Seite.
 

Sicher schien, dass hier nicht mehr der ehemalige Bewohner hauste. Vielleicht hatte hier einmal ein Pastor gewohnt, der den Friedhof und auch die religiöse Gemeinde dieses Städtchens betreut hatte. Doch all diese früheren Strukturen dieses Ortes waren zerstört worden und der schlimmste Fall für dieses Gebäude war eingetreten: Es war von einem Dämon in Besitz genommen worden. Irgendwie schauderte Seika bei diesem Gedanken dieses malerischen Vergleiches.
 

„Keine Genjutsus oder Fallen“, sagte Itachi, der das Zimmer mit seinem Sharingan überprüft hatte. Also war das schon einmal geklärt und sie konnten ohne Probleme weitergehen. Sie brauchten nicht darauf achten, ob sie nun Spuren hinterlassen würden oder nicht, denn dies war nun alles andere als eine geheime Mission. Jedenfalls befand sich am anderen Ende des Raumes eine Tür, der einzige Weg, der weiter ins Haus hinein führte. Kisame war als Erster da und öffnete sie. Doch keiner von ihnen hatte damit gerechnet, dass auch die Scharniere so alt und so lange unbenutzt waren, dass diese bei der kleinsten Bewegung anfingen, regelrecht zu kreischen. Sie zuckten alle zusammen. Wenn bis hierher niemand bemerkt hatte, dass das Haus ungebetene Besucher hatte, so war es dafür jetzt mehr als klar. Die Akatsuki sahen sich an. Kisame hatte keine Schuld, jeder von ihnen hätte die Tür öffnen und den Krach verursachen können. Doch jetzt ging es darum, was sie tun sollten, weil aber in jedem Gesicht nichts von Rückzugsgedanken zu erkennen war, gingen sie weiter. Der nächste Raum sah nicht viel anders aus, doch hier konnte man erkennen, dass er viel mehr benutzt wurde, weil es sauber war. Außerdem gab es an einer Wand eine massivere Tür, das hieß, dass sich hier der Eingang befand. Deshalb nahmen sie fast ohne Zögern den zweiten Durchgang, den es noch zur Auswahl gab.
 

Oh ja, Seikas Unwohlsein war groß, sehr groß. Je weiter sie in das Haus eindrangen, desto schneller schlug ihr Herz und je länger die ganze Sache dauerte, desto nervöser wurde sie. Und das schlimme war, sie waren noch gar nicht weit gekommen und auch noch überhaupt nicht lange unterwegs. Doch für die junge Frau zog es sich schon wie Stunden dahin und sie hatte immer mehr Mühe, sich ihre Ungeduld nicht ansehen zu lassen. Sie wusste, was Itachi von der Angelegenheit hielt und wollte ihm nicht die Bestätigung geben, obwohl er eigentlich Recht hatte. Seika hatte sich viel zu viel vorgenommen, doch sie klammerte sich immer noch krampfhaft an ihren Hoffnungsschimmer. Daran war doch nichts schlimmes, oder? Doch im nächsten Augenblick vergaß sie all das.

Boy and Demon

Es kam schneller als erwartet. Bereits im nächsten Raum saß ‚er’. Es war ein Junge mit braunem Haar und blassblauen Augen und einem weichen aber beinahe leblosen Gesicht, der, eingewickelt in einer dicken hellbraunen Decke, auf einem erhöhten Podium saß. Seikas Blick fiel sofort auf den Boden, denn die Sekunde, die sie ihn offen angesehen hatte, war ihrer Meinung nach schon zu viel gewesen, nicht, weil sie einen Anblick nicht ertragen konnte. Nein, sie hätte ihn am liebsten noch viel länger gemustert, doch das konnte sie nicht, weil er dann ihre Augen sehen würde. War es nicht Emis Befürchtung gewesen, dass es eine Katastrophe geben würde, wenn er erfahren würde, dass die junge Frau, seine sagenumwobene Verwandte, hier war, in seiner greifbaren Nähe? Jedenfalls drang so nun das Knistern eines Feuers an ihre Ohren und da regte sich auch schon ein Schatten, der zu einer weiteren Person gehörte.
 

„Wer seid ihr?“, fragte ein etwas älterer Mann mit einer sehr monotonen und dadurch ziemlich sachlich klingenden Stimme. Das konnte doch nur dieser Sprecher sein, den die Wachen vorhin erwähnt hatten. Trotz seines undurchschaubaren Tonfalls konnten die männlichen Akatsuki deutlich sehen, dass er plötzlich ziemlich angespannt wirkte, wahrscheinlich wegen den vielen unerwarteten Besuchern. Er war wohl nicht wirklich darauf vorbereitet, dass so etwas passieren könnte.
 

„Das Brennholz. Wir wollten fragen, ob es ausreicht“, antwortete Itachi kühl, aber geschickt und diese Worte verwirrten den Mann nun offensichtlich, der jedoch kaum noch eines Blickes gewürdigt wurde, weil nicht er die wichtigste Person im Raum war. Stattdessen war es natürlich der Junge, Tashiro. Er beobachtete die Neuankömmlinge mit interessiertem, aber doch irgendwie müde wirkendem Blick. Seika sah dies nicht, doch sie war sich umso mehr der brütenden Hitze und der schlechten Luft in diesem Zimmer bewusst, weil sie wegen dem Rauch des Kamins, der nicht vollständig durch den Schornstein entwich, kaum mehr atmen konnte. Doch was war los? Tashiro musste kalt sein, obwohl man draußen und vor allem hier alles andere als fror. Seika überkam ein weiteres ungutes Gefühl. Ihr medizinisches Wissen drängte sich mal wieder einmal wie von alleine in den Vordergrund und sagte ihr, dass der Junge krank sein musste. Und diese Erkenntnis war nicht gut für sie, weil dies den inneren Widerstand in ihr nur noch anfachte.
 

„Das Holz reicht, danke“, sagte plötzlich eine Jungenstimme, kindlich, aber kalt und noch vor dem Stimmbruch. Seika musste auf einmal mit aller Willenskraft verhindern, aufzusehen. Weil sie halb hinter Kisame stand, wich sie noch einen Schritt hinter ihn, da sie es nicht mehr aushalten konnte. Sie musste Tashiro ansehen. Ihr Blick fiel nicht nur auf ihn, sondern auch auf seinen angeblichen Sprecher, der seinen Herr mit so einer geschockten Miene anblickte, dass es beinahe komisch wirkte- Doch warum reagierte er so? Vielleicht weil er nicht erwartet hätte, dass Tashiro selber das Wort an sich nahm? Er nannte sich ja wohl nicht umsonst seinen Sprecher...
 

„Wer seid ihr?“, wurde plötzlich die gleiche Frage gestellt, doch dieses Mal von Tashiro selber.
 

„Shinobi aus dem Land“, gab Kisame zurück, dessen Erscheinung ziemlich überzeugend für seine Antwort war. Er war ein Haimensch und diese lebten in Mizu no Kuni und sonst nirgendwo anders.
 

„Mag sein, aber ihr seid... besonders“, sprach Tashiro wieder und nun bemerkte Seika auch, dass seine Stimme unglaublich schwach war. Das war wirklich der Jinchuuriki? Die Brünette konnte es kaum glauben, aber es musste wohl so sein, denn er schien die Situation schnell und kritisch zu analysieren. Sie hatte ihn sich als einen Jungen vorgestellt, dessen Attitüde und Auftreten einem starken Mann entsprach, weil er doch so viel Macht innehatte. Sie hatte einen kraftstrotzenden Jungen erwartet, selbstsicher im Umgang mit anderen, weil der Bijuu, der in ihm saß, ihn zu einem großen Anführer gemacht hatte. Doch irgendetwas stimmte nicht, das hatte Seika im Sinn.
 

„Du interessierst uns, Tashiro“, redete Kisame weiter, weil er wusste, dass weder Seika, noch Tobi und schon gar nicht Itachi in diesem Moment mit dem Jungen reden würden, die ganze Sache aber endlich auf Trab kommen musste, weil sie sich nicht ewig schweigend gegenüber stehen konnten. Bei der Nennung des Namens horchten die beiden Bewohner dieses Hauses merklich auf. Damit hatten sie nicht gerechnet, wie? Und von einer Sekunde auf die andere veränderte sich die Situation. Der vorhin so heiße, stickige Raum wurde plötzlich kalt, sehr kalt.
 

„Alter Mann, geh nach Hause“, sprach der Junge wieder, aber diesmal klang seine Stimme fest und zwar genau so, wie Seika sie sich zuerst eigentlich Vorgestellt hatte. Der Angesprochene, das war der Sprecher von Tashiro, begann aufgrund der harschen Worte zu zittern.
 

„Aber Tashiro-sama…“, begann dieser, doch eine scharfe Geste mit der Hand schnitt seine Worte ab, was aber nicht bedeutete, dass er sofort tat, was ihm befohlen wurde. Er trat einen Schritt vor.
 

„Soll ich Hilfe-“
 

„Nein!“, fuhr Tashiro ihn an und seine Stimme war dabei plötzlich sehr laut, ganz untypisch für diesen kleinen, schmalen Klangkörper. Der Mann lief wie von einer Tarantel gestochen aus dem Raum, vorbei an den Akatsuki, die den Jungen alarmiert anstarrten. Er war aufgestanden und die Decke rutschte von seinen Schultern. Er war fürchterlich dünn, so, als würde er gleich zerbrechen, sollte er noch einen einzigen Schritt tun. Sein Gesicht war verzogen. Hatte er Schmerzen, oder war das einfach nur wegen dem Missfallen, dass er ganz offensichtlich wegen seiner ‚Besucher’ hatte? Seika war das egal. Sie zitterte plötzlich am ganzen Körper, doch es war nicht wegen der Kälte. Sie konnte es nicht mehr mit ansehen, was innerhalb von so wenigen Minuten mit diesem Jungen geschah. Zuerst saß er da, schwach und kränklich, ohne jegliche Regung, dann wandelte er sich plötzlich und wurde zu diesem harten Menschen.
 

„Verdammte Scheiße…“, raunte sie verbissen, als sie sich letztendlich an Kisame vorbei drängte. Es kam alles anders als geplant. Sie hatte sich von hinten an Tashiro heran schleichen wollen, doch daraus wurde natürlich nichts. Er strahlte überhaupt kein Chakra aus, deshalb hatten sie ihn auch nicht entdecken können. Sie waren völlig unvorbereitet auf den Jungen getroffen und deshalb konnten sie nun nichts anderes tun, als der Situation entsprechend zu handeln.
 

„Bleib stehen“, sagte Tashiro, seine Worte wieder unnatürlich laut. Die junge Frau hörte Itachi ihren Namen flüstern, doch er konnte sie nicht mehr aufhalten, weil sie nach ein paar Schritten schon viel zu weit weg war. Auf ihn hörte sie nicht und auf den Jungen schon gar nicht, obwohl sie sah, dass er kurz davor war, irgendetwas zu tun, wenn die jungen Frau nicht Abstand halten würde.
 

„Ich bin Arzt“, sagte Seika nur deutlich und bestimmt und ging unbeirrt weiter. Wenn Tashiro sie angreifen würde, dann würde sie ihn ohnmächtig schlagen. Ganz einfach. Aber sie würde nicht zulassen, dass der Bijuu jetzt zum Vorschein kam. Er würde ihr keinen Strich durch die Richtung machen, dieses abscheuliche Vieh, welches unschuldige Kinder zu seinen Marionetten machte und ein ganzes Land ins Verderben stürzte. Der anfänglich zornige Blick in den Augen des Jungen flackerte und wurde für einige Sekunden wieder ganz ruhig und harmlos.
 

„Ein Arzt?“, fragte er leicht verwirrt nach, als hätte ihn dieses eine Wort völlig aus dem Konzept gebracht, worauf Seika am liebsten angefangen hätte, zu heulen, weil er so sprach wie Tashiro, der Enkel von Emi. Nun sah er auch wieder aus, wie ein armes, krankes Kind, welches Hilfe dringend nötig hatte. War er also doch nicht völlig von dem Dämon verschlungen worden, sodass er realisierte, dass das, was sie sagte, richtig und wichtig war? Doch so schnell der Umbruch zu dem harmlosen Jungen gekommen war, so schnell schaltete seine Stimmung auch wieder um.
 

„Ich brauche keinen Arzt!“, keifte er wütend, und weil Seika, die unbeugsam weiter gegangen war, nun schon die Hand nach ihm ausgestreckt hatte, ihn nun schon fast berühren konnte, schlug er ihren Arm schnell und brutal weg. Die junge Frau japste bei seiner Berührung und schreckte vor dieser rohen Kraft zurück. Obwohl man äußerlich nichts von der Kraft des Dämons spüren konnte, so sehr war der Körper des Jungen damit überladen, dass das Chakra auf sie übersprang, wie ein elektrischer Schlag. Elektrizität war zwar ihr Element, doch diese pure Energie erschrak auch sie. Ihr wurde etwas klar. Sie konnten keine Aura spüren, weil Tashiro selber keine besaß und der Dämon nicht aktiv war. Er schien zwar in dessen Inneren wach zu sein, aber trotzdem noch nicht die vollständige Kontrolle übernommen zu haben. Doch dadurch, dass sie so perplex war, passierte ihr etwas, was sie eigentlich hatte vermeiden wollen.
 

„Halt! Du-!“, rief der Junge plötzlich, der mit Tashiros wahrer Stimme, der Tonfall ungläubig und gleichzeitig ehrfürchtig. Er griff sehr schnell nach ihrem immer noch halb ausgestreckten Arm und Seika wimmerte auf, als sie in dauerhaften Kontakt mit dieser furchtbaren Energie kam. Als sie das Kind vor sich bewusst fokussierte, bemerkte sie, wie er sie anstarrte und genau in ihre Augen sah. Oh nein, dachte die Brünette. Er erkannte sie. Er hatte sie sofort erkannt, an ihren goldenen Augen, die sie unfehlbar kennzeichneten. Hatte Emi ihr nicht erzählt, der Junge war mit den Erzählungen über Seikas Geschichte aufgewachsen? Er hatte sie seine ganze Kindheit lang für ihre Besonderheit vergöttert und gehofft, sie würde kommen, um ihrer Familie zu helfen. Nun war sie da, jetzt, da es vielleicht schon zu spät war. Doch was würde sie tun? Ja, sie wollte helfen, doch im Moment war dieses Vorhaben alles andere als in greifbarer Nähe, auch wenn sie gerade nur ein paar Zentimeter von dem Jungen entfernt stand, den sie retten wollte. Obwohl er kein Chakra besaß, konnte es sich so schnell bewegen, dass Seika im ersten Augenblick total überrascht gewesen war und sich nicht hatte wehren konnte. Jetzt stand sie da, in diesem furchtbar unangenehmen Griff und wusste nicht, was sie tun sollte. Eines war ihr schon jetzt klar: Sie würde mit ihrem heilenden Chakra nie etwas ausrichten können und das entmutigte sie so sehr, dass es schien, als verliere sie den Boden unter den Füßen.
 

Plötzlich wurde ihr Arm von Tashiros Hand gelöst. Es war Itachi, der dazwischen gegangen war, bevor noch etwas Schlimmes passiert wäre, weil er in Seikas Gesichtsausdruck sah, dass ihr ganzer hoffnungsvoller Plan aus dem Ruder lief. Doch auch als er die Haut des Jungen berührte, zog er seine eigenen Finger schnell wieder zurück. Seine Augen waren zu Schlitzen verengt. Auch er musste gespürt haben, was da im Körper des Kindes hauste. Da wurde der richtige Tashiro wieder verdrängt und mit einem Fauchen sprang er auf den Schwarzhaarigen zu, der den Angriff jedoch schnell und effektiv abwehrte, nicht ohne sein Sharingan aktivierten zu müssen. Als der Jinchuuriki das bemerkte, tat er einen weiteren Sprung, diesmal jedoch nach hinten, vom Podest weg. Seine Augen leuchteten plötzlich intensiv Blau. Oh ja, das war das Merkmal, an dem man erkennen konnte, welche Seite des Jungen gerade die Oberhand hatte.
 

„Ha, Sharingan! Los, raus damit, wer seid ihr?“, grollte Tashiro und das überraschte Seika besonders. Sie dachte, er würde sofort beginnen, irgendetwas über sie zu sagen, doch... Ja, anscheinend hatte der Bijuu, der nun sprach, keine Ahnung von ihr, oder hatte noch nicht erkannt, wer sie war. Auch wenn er mit dem Körper des Jungen verbunden war, hatte er wohl nicht vollständig Zugriff auf dessen Gedanken. Kami, vielleicht, vielleicht hatte Seika dann doch noch eine Chance-
 

„Das ist für Dich doch nicht wirklich von Belang, oder? Das wichtigste ist, dass wir Dich jetzt gefangen nehmen werden“, sagte – Tobi. Was redete er da? Seika wollte ihn am liebsten anschreien, er sollte seinen Mund halten. Er machte ihren Plan damit zunichte! Sie hatten doch vorhin alle zugestimmt, dass sie es so machen wollte, wie Seika gesagt hatte. Doch war nicht alles schon längst aus dem Ruder gelaufen? Aber das durfte die Brünette nicht zulassen, sie musste Kämpfen, für sich, für ihre Ziele und auch für den jungen Tashiro! Sie gab ihn nicht so schnell auf, noch nicht!
 

„Nein, nein! Erkläre uns, was du vorhast! Du quälst die Menschen von Mizu no Kuni mit deinen egoistischen Vorhaben! Wozu, wozu das alles, Bijuu?“, rief die junge Frau mit störrischer Mahnung und erreichte damit, dass der Junge ein weiteres Mal innerhalb kürzester Zeit erstarrte. Dass man sein gut gehütetes Geheimnis kannte, überraschte ihn wohl völlig. Sein Blick wanderte zurück zu Seika und seine blauen Augen musterten sie eindringlich. Und da, da schien es 'Klick' zu machen. Funkelndes Gold verband sich mit leuchtendem Blau. Zwei ungewöhnliche Farben, die nicht wirklich alltäglich waren. Und da begann er zu lachen und dieses Geräusch tat Seika im Herzen weh, denn es war so triumphierend, verspottend, überheblich, wie kein normaler Mensch es von sich geben konnte, so laut und gackernd und grölend.
 

„Oh, wie der Kleine jetzt aufmüpft. Hörst Du ihn? Hörst Du? Seika, Seika, schreit er. Das bist Du doch, oder? Aber ihn kann keiner hören, diesen kleinen Wurm. Ich frage noch einmal, warum seid ihr hier?“, wiederholte er da, was er wissen wollte und diesmal waren seine Worte so hart wie ein Peitschenhieb. Kisame, der Seika anblickte und der direkt fühlen konnte, wie schlecht es ihr plötzlich ging, wünschte wirklich, das Ganze wäre anders verlaufen, doch da es nun mal so war, wie es war, konnten sie nun keine Rücksicht mehr nehmen, weil die Gefahr immer größer wurde. Jetzt, wo Seikas Identität aufgedeckt worden war, schien der Dämon sich nicht mehr zurück zu halten. Was er genau plante, war sich ersichtlich, doch ab jetzt mussten sie um ihr eigenes Leben kämpfen.
 

„Wir sind von den Akatsuki. Hast Du sicher schon gehört. Und wir wollen Dir den Garaus machen, wie Tobi schon so treffend formuliert hat, ne?“, antwortete der Haimann nun und zog symbolisch sein Schwert Samehada aus der Halterung auf seinem Rücken. Das war es, eine offene Kriegserklärung. Das Grinsen, das auf Tashiros Gesicht erschien, passte keinen Deut zu dem restlichen kleinen, zerbrechlichen Körper.
 

„Nun, das ist wirklich eine Überraschung. Wenn ich gewusst hätte, dass ihr kommt, dann hätte ich mir nicht die ganzen Mühen machen müssen…“, sprach der Dämon selbstgefällig und war plötzlich wohl in Plauderlaune, nachdem er erfahren hatte, mit wem er es zu tun hatte. Wenn seine Worte schockieren wollten, dann hatte er gute Arbeit geleistet. Seika riss ihre Augen auf. Das ‚Wie bitte’ war ganz deutlich ihrem Gesicht anzusehen und schrie nur so nach einer Erklärung. Doch sie selber bekam kein Wort heraus. Itachi musste sie festhalten, damit sie keine unüberlegten Dinge tat.
 

„Du scheinst nach Gründen zu suchen, wie? Ach ja, Du bist diesem Jungen so ähnlich. Das einzige, was ihm durch den Kopf schwirrt, sind Fantasien, die er so realistisch ausschmückt, dass ich beinahe ganz dusselig geworden bin. Doch ich habe ihm gezeigt, was Wahrheit bedeutet. Macht ist Wahrheit, damit kann man wirkliche Dinge vollbringen. Die Zerstörung, die ich willkürlich begangen habe, hat ihm gezeigt, dass sein Leben nutzlos ist. Doch ich konnte ihn immer noch nicht davon überzeugen, mir seinen Körper ganz zu geben. Wisst ihr, als Bijuu habe ich unendlich viel Zeit. Ich habe meine Wirte überdauert, wie ihr eine Eintagsfliege überdauern würdet, Menschen, aber keiner war bisher so zäh wie dieser! Ha, ein einfacher, kleiner, schwacher Junge! Aber er hatte einen Traum und eine Hoffnung. Wenn ich diese zerschmettern würde, was könnte mich noch aufhalten, ihn ganz zu besitzen?“, schwang Tashiro - nein, das ‚Ding’ in Tashiro - seine große Rede, bei der Seika übler und übler wurde. Sie hatte ihre Hände auf Itachis Arme gelegt, die er um ihren Bauch geschlungen hatte, damit er sie losließ, doch nur krallten sich ihre Finger bebend in seine Haut. Noch während der Bijuu sprach, schwante ihr das ganze Ausmaß der Geschichte und weil es so ‚billig’ war, wurde ihr übel.
 

„Du Monster…“, krächzte sie und ihre Stimme tropfte vor Abscheu. Obwohl sie diese Geschichte nie und nimmer glauben wollte, war ihr die Wahrheit innerlich trotzdem bewusst. Doch das alles beeindruckte den Dämon kein bisschen.
 

„Die Menschen haben mich schon viel schlimmer verflucht. Hm, Du bist wirklich diese heldenhafte Gestalt, die in Tashiros Gedanken immer vorkommt? Ja, sie wird kommen, um der Familie Ehre zu bereiten. Sieh nur, Tashiro, sie ist hier, ein paar Meter vor Deinen Füßen und doch kann sie nichts tun! Deine Heldin ist nur eine sterbliche Frau, beeinflusst von Gefühlen und Ängsten. Sie ist das Gleiche, was Du bist, keinen Deut besser!“, rief der Bijuu und lachte, während seine Augen plötzlich in einem ungeheuer schrecklichen Schauspiel von leuchtendem Blau zu der blassen Farbe des echten Jungen hin und her flackerte, einmal mit dem diabolischen Ausdruck des Dämons, dann wieder mit der furchtbaren Angst und der Enttäuschung, ja, Enttäuschung, die Tashiro wohl in diesem Moment fühlte. Doch der Bijuu flößte ihm nur reines Gift in Form von Lügen ein. Es machte Seika wütend, so wütend, zu hören, wie Emis Enkel so gequält wurde, dass ihr Verstand austickte. Auch Itachi konnte es nicht mehr verhindern, dass sie losstürmte, weil sie in einem einzigen Augenblick zu viel Chakra benutzte, um sich loszureißen, als dass er mit der gleichen Stärke hätte reagieren konnte. Schnell wie ein Blitz war sie bei dem Jungen, ihre Faust, weiß vor Licht und Energie leuchtend, schnellte auf sein Gesicht zu, um dieses verdammte Grinsen aus seinem Gesicht zu vertreiben. In einem weiteren Bruchteil einer Sekunde erkannte sie aber zutiefst schockiert und mit aussetzendem Herzschlag, was sie tat, auf wen sie da wirklich zielte, doch sie konnte ihren Angriff nicht mehr stoppen und- Der Bijuu ließ es nicht zu, dass sein Container den Schlag abbekam und musste sich wehren, indem er sein Chakra freisetzte und dagegen hielt. Knurrend hob er seinen Arm und als die Kräfte aufeinander prallten, entstand eine derart mächtige Druckwelle, dass sie sich in einer ohrenbetäubenden Explosion entlud und das Haus in die Luft sprengte.
 

Seika riss es von ihren Füßen, wie blind wurde sie durch die Luft geschleudert, verlor für einige Sekunden ihren Gleichgewichtssinn, sodass sie nicht wusste, wo oben oder unten war und landete schließlich irgendwo am Boden, mit ihrem Gesäß voran, sodass es nicht allzu sehr wehtat. Doch es regnete Trümmer, welche die Haut ihrer Oberarme aufrissen. Alles war voll Staub, man konnte nicht atmen, nichts hören, nichts sehen, weil die Detonation so heftig gewesen war, dass der Zerstörungsradius unglaublich groß sein musste. Die junge Frau hustete, als sie hastig Luft holte und dabei den Staub in die Lungen bekam, doch sie richtete sich auf, so sehr ihr jeder weitere Atemzug auch schwer viel. Da kam ein heftiger Windzug auf und blies die ganzen feinen Partikel davon, sodass die Luft wieder klarer wurde. Es kümmerte die Brünette kaum, als man nun erkennen konnte, dass sie mit ihrer puren Energie einen ganzen Stadtteil in Schutt und Asche gelegt hatten, denn ihre Augen suchten nur nach Tashiro.
 

„Seika, bist du okay?“, brüllte Kisame zu ihr hinüber, der sich gerade unter ein paar Brettern nach oben kämpfte, die auf ihn drauf gefallen waren. Doch die junge Frau antwortete ihm nicht. Sie sah zwar unversehrt aus, doch ihr Brustkorb hob sich schwer auf und ab. Sie war außer Atem, das war der Haimann auch, doch die Rage und die gleichzeitige Angst hoben ihren Puls so sehr, dass der Herzschlag in ihrer Brust beinahe weh tat. Was Seika auch nicht bemerkte, war, wie Itachi und Tobi sich ebenfalls von dem ganzen Dreck befreiten und wieder aufstanden. Itachi gefiel das Alles ganz und gar nicht. Seika verausgabte sich emotional völlig. Es kam, wie er es befürchtet hatte, schon von Anfang an, als sie noch bei Emi gewesen waren. Doch was sollte er tun? Er konnte an ihrer Seite kämpfen, doch das wollte sie nicht, sie wollte Tashiro retten. Doch der Uchiha war sich sicher, dass es bereits zu spät war.
 

Es war völlig still, doch da ertönte leiser Lärm, als ein paar Holzdielen weggeworfen wurden. Die Akatsuki sahen allesamt in diese Richtung und schon wieder wurde Seikas Seele durchbohrt, wegen diesem Anblick. Es war Tashiro, er hatte einen leicht blutenden Kratzer an seiner Schläfe, doch das war nicht das erschreckende. Er zitterte und weinte. Er weinte aus vollem Herzen.
 

„Mein Vater! Du hast das Grab von meinem Vater zerstört! Otou-san!“, kreischte er wie von Sinnen, der richtige Junge, mit der kindlichen fassungslosen Stimme. Seika hätte am liebsten mit eingestimmt, weil sie nun wirklich knapp davor war, sich vor ihre Füße zu übergeben, so schlecht war ihr. Ihr Kopf war plötzlich so leer. Hatte sie nicht irgendwann gehört, Tashiro würde hier residieren, weil es an diesem Ort etwas gab, was ihm wichtig war? Es war das Grab seines Vaters, deshalb hatte er auch in dem Haus auf dem Friedhof gelebt. Warum hatte Emi davon nichts gesagt? Sie hatte gewusst, dass ihr Enkel hier lebte, weil ihre Tochter es ihr gesagt hatte. Oder war Emi darüber gar nicht im Bilde gewesen? Doch auch das war jetzt egal, weil es eben geschehen war.
 

Ein verzweifeltes Heulen hallte über das in Stücke zerrissene Gebiet und der Horror ging weiter, als das Weinen überlief in ein höhnisches, verrücktes Lachen, welches ihnen allen einen Schauer über den Rücken jagte.
 

„Oh je, oh je, jetzt hast Du seine ganze Weltanschauung zerstört! Wie konntest Du nur?“, feixte der Bijuu, doch hatte er nicht damit gerechnet, dass seine Worte, egal ob sie aus Tashiros Mund kamen oder nicht, sie so verzweifelt wütend machten, dass sie in Lichtgeschwindigkeit los sprang und nun nicht mehr nach seiner bloßen Haut, sondern dem Kragen seines Shirts griff. Mit gefletschten Zähnen starrte sie den Jungen an und zog ihn ruckartig näher an sich heran.
 

„Du... Du abscheuliches Biest! Sag mir, was hattest Du vor?“, schrie sie wie von Sinnen, als würde gleich in ihr der Dämon ausbrechen. Doch nein, sie hatte natürlich keinen Dämon, es waren ihre Gedanken, die so unberechenbar sein konnten, dass ihre Beherrschung, so gut sie auch war, innerhalb von Sekunden vollkommen verschwinden konnte. Sie war gefährlich in diesem Zustand, verdammt gefährlich, das wusste auch der Bijuu, der das Chakra in ihr aufwallen fühlte. Ihre Augen funkelten mit solcher Rage, dass es regelrecht aus ihren Irriden blitzte. Das Grinsen wich ihm aus dem Gesicht.
 

„Was glaubst Du? Ich tue, was mir Spaß macht! Ich wollte diesen naiven Knaben lehren, was das wahre Leben bedeutet. Weißt Du, warum ich die ganzen Shinobi hier sammelte? Kannst Du es Dir denken? Ja, ich sehe es in Deinem Gesicht. Das ganze Aufgebot an Ninja war nur dazu da, um nach Dir zu suchen! Wir hätten alle Länder durchkämmt und Dich gefunden, nur, um Dich vor seinen Augen abzuschlachten! Seht ihr, was ich vollbringen kann, Tashiro und Seika? Meine Macht ist grenzenlos und ich-“, sprach der Dämon gehässig und aus voller Kehle lachend, doch da brach plötzlich seine Stimme und er wankte stark. Der Ausdruck in seinen Augen flackerte mehr denn je. Seika, getroffen durch die blanke Wahrheit und den Schrecken über diese aus so niederen Motiven ausgeführte Grausamkeit, war zu überrascht über das, was geschah, so stolperte sie vor, als der Junge schließlich fiel, weil ihr eigenes Gleichgewicht zu kippen drohte. Doch weil sie ihn immer noch am Kragen festhielt, wurde sein Sturz gebremst. Da begann der Junge, krampfhaft zu Husten. Sein ganzer Körper zog sich zusammen und bebte, als ein Anfall nach dem anderen ihn überkam. Seika stand nur völlig apathisch über ihn gebeugt. Doch da krümmte sich der dünne Körper nach vorne und mit einem würgenden Geräusch spuckte er einen großen Klumpen Blut auf den Boden. Für die Brünette war es wie ein Schlag in die Magengrube und so kam wieder Leben in sie. Sie hatte es gewusst, der Junge war krank!
 

„Tashiro!“, rief sie aus. Ihre freie Hand schnellte vor und bedeckte damit seine Stirn. Sie war verschwitzt und heiß, und das nicht wegen den mächtigen Chakra des Bijuu. Er hatte Fieber und wohlmöglich auch Schüttelfrost. Deswegen das Brennholz. Kurz zögerte, ob sie versuchen sollte, ihn zu heilen, doch dann benutzte sie doch ein wenig ihrer Energie, um dem Jungen einen keinen Kraftstoß zu verpassen, auch wenn der Bijuu in ihm steckte, dem sie dadurch auch mehr Macht geben würde.
 

„Tashiro…“, flüsterte sie und da öffnete er die Augen. Es waren die blassblauen Augen des echten Jungens. Sein Atem ging gleich viel ruhiger und als er Seika ganz direkt ansah, war sein Blick vorwurfsvoll, aber auch traurig. Diese unmittelbare Gegenüberstellung brach abermals ein weiteres Stück ihres Herzens ab.
 

„Warum… bist Du gekommen?“, fragte der Junge leise und sie konnte an der Art der Frage erkennen, dass er durch den Zugriff auf das Bewusstsein des Bijuu alles wusste, was die Akatsuki anging. Was deren Ziel war, musste sie ihm also nicht wirklich erklären. Doch hier ging es um sie, Seika als Person, nicht über die Hintergründe der Organisation, in der sie ein Mitglied war.
 

„Ich will Dir helfen… Emi hat mir alles erzählt, über meine Vergangenheit, über Dich! Unser Schicksal ist so ähnlich… Bitte! Kämpfe gegen den Bijuu an! Nur so kann ich Dich retten! Ich will- Du darfst nicht von ihm benutzt werden! Ich wusste nicht, dass Dein Vater hier begraben lag, es ist nicht meine Schuld, bitte glaub mir! Wenn der Dämon nicht mit so viel Energie abgeblockt hätte, wäre dies hier nie passiert! Gibt ihm nicht nach, tu das Deiner Großmutter nicht an!“, rief die Brünette und die Augen des Jungen weiteten sich leicht. Erschreckenderweise begann er danach zu lächeln, mit einer Traurigkeit, die Seika noch nie auf dem Gesicht eines Menschen gesehen hatte. Emi hatte auch schrecklich verzagt ausgesehen, als sie ihr von ihrem Enkel erzählt hatte, doch die Emotion auf Tashiros Gesicht war durchdringend und einzigartig, als würde er sie gerade mit jeder Faser seines Körpers ausdrücken wollen.
 

„Ich… Davon habe ich immer geträumt, weißt Du? Dich einmal zu treffen. Ich hab mir Deine Augen immer so vorgestellt. Ich hätte sie überall erkannt…“, flüsterte der Junge und hob langsam seinen Arm, um mit seinen dünnen, ausgemergelten Fingern Seikas Wange zu berühren.
 

„Seika!“, hörte die junge Frau aus einiger Entfernung Itachi warnend rufen, doch sie hörte nicht auf ihn, weil sie in diesem Moment wusste, dass der Bijuu für ein paar weitere Minuten erfolgreich zurück gedrängt war. Sie vertraute auf ihr Gefühl, den der Junge vor ihr war gerade so durch und durch ein normales Kind, dass kein Zweifel daran bestand, dass er mit seinem eigenen Bewusstsein sprach.
 

„Das mit dem Grab… Ich nehme es Dir eigentlich nicht übel, weil ich mich sowieso nicht mehr lange darum hätte kümmern können. Außerdem würde es außer mir sonst niemand tun. Meine Oma hat meinen Vater nie wirklich gemocht und dass er meine Mama verlassen hat, war auch wirklich nicht nett…“, redete Tashiro weiter, doch Seika sah ihn unheilvoll und alarmiert an.
 

„Seika-san, ich werde nicht mehr lange leben. Ich bin krank, schon lange, doch der Dämon fordert meinen Körper die ganze Zeit. Ich kann nicht ausruhen. Ich kann kaum essen, ohne dass ich es wieder von mir gebe. Außerdem könnte ich nie wieder so sein wie früher. Ich habe versucht, mal zu lachen. Es geht nicht mehr“, fuhr der Junge fort und die Analyse seines wohl sehr kritischen Zustandes, war so sachlich und klang so ‚erwachsen’… Die Beklemmung legte sich wie eine eiskalte Hand über Seikas Lungen, sodass sie kaum Luft mehr bekam. Die aufsteigende Panik schnürte ihr zusätzlich den Hals zu. Sie konnte wirklich nichts tun? Das war eine Lüge! Es gab immer einen Weg! In ihrer Verzweiflung griff sie auch mit ihrer anderen Hand nach Tashiro, um ihn mit ihrem heilenden Chakra zu versorgen, mit allem, was sie aufbringen konnte! Sie war ein Medic-Nin, vielleicht sogar der Beste, den es gab! Sie musste etwas gegen die Krankheit ausrichten können. Tashiro sah den verbissen determinierten Ausdruck in ihren Zügen und schüttelte den Kopf, doch die junge Frau sah es nicht, wollte es nicht sehen! Er war ein Junge, er konnte doch nicht davon Sprechen, dass sein Leben bereits dahin war, weil er doch keine Ahnung hatte! Er war erst elf Jahre alt und egal, was der Bijuu ihn hatte durch seine Augen sehen lassen, man konnte seelische Schäden ebenso kurieren wie körperliche! Er hatte eine Familie, die sich um ihn sorgte! Außerdem wusste niemand, dass er es war, durch dessen Körper all die Schandtaten der vergangenen Monate verursacht wurden. Keiner würde ihn erkennen, er würde also sorgenfrei aufwachsen können!
 

Entschlossen und trotzig schüttelte Seika ihren Kopf, um ihre Energie zu sammeln, doch da spürte sie, wie jemand sie an den Schultern packte und hart zurück riss, um sie von dem aufzuhalten, was sie tun wollte. Es war Itachi. Sie hatte vorhin nicht auf sein Rufen gehört und das ließ er nicht einfach so auf sich sitzen, vor allem, weil er wusste, dass die Brünette einen Fehler begehen würde, wenn er nicht eingriff. Ein wimmernder, beinahe schluchzender Laut kam aus Seikas Kehle, als der Schwarzhaarige sie weg zog, doch überraschenderweise wehrte sie sich nicht, obwohl Itachis sich darauf eingestellt hatte. Er blickte die junge Frau an, deren Gewicht plötzlich schwer in seinen Armen lag, weil sie sich auf einmal so in sich zurückzog, dass sie sich von alleine nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Er sah es an ihrem abwesenden Gesichtsausdruck. Itachi schnaubte, anders konnte er seiner Besorgnis nicht Ausdruck geben, als er Seika leicht schüttelte, um sie wieder in die Realität zurück zu holen.
 

„Ich habe es immer gewusst, dass sie ein guter Mensch ist. Ich wünschte… ich hätte die… Zeit gehabt… sie richtig kennen zu lernen… Gib… auf sie Acht…“, sagte Tashiro mit schwacher, aber hörbarer Stimme. Itachi sah zu ihm und er erkannte, dass der Junge nicht mehr gegen den Besetzer seines Körpers ankommen konnte, so sehr Seika ihm mit ihrer Sorge auch Mut und Hoffnung gemacht hatte. Tashiros Augen leuchteten plötzlich wieder intensiv Blau auf. Mit einem gewaltigen Satz brachte der Schwarzhaarige Seika von dort weg. Der Junge brauchte seine Gedanken nicht verschwenden, er würde die junge Frau sofort verteidigen, wenn es sein musste.

The final battle

(Anmerkung: Seikas Jutsus sind selber erfunden und ich gebe keine Garantie auf die Richtigkeit der Schreibweise!)
 

Ein lauter Knall und hervorbrechendes blaues Licht blendete die Akatsuki für einige Sekunden völlig. Kisame packte Itachi am Oberarm, als dieser neben ihm landete, der aber wegen der behinderten Sicht und der zusätzlichen Last von Seika beinahe auf den überall herum liegenden Trümmern ausgerutscht wäre. Der Uchiha nickte dem Haimann zu, als er wieder einigermaßen sehen konnte. Er ließ die Kunoichi auf dem Boden nieder, doch sie schien wieder so weit zu Bewusstsein gekommen zu sein, dass sie von alleine stand und sich umsah, was denn nun geschehen war. Schnell sahen sie alle, was diesen mächtigen Ausbruch verursacht hatte. Dort, wo von ein paar Sekunden noch Tashiro gewesen war, erhob sich nun ein blau leuchtendes Etwas in die Höhe. Es sah aus, wie ein Tier, wie ein riesiger Dachs, welcher zwar nicht so groß war, wie der Dämon, gegen den sie damals in Kaze no Kuni gekämpft hatten, doch er war immer noch mindestens genau so imposant, vielleicht wegen einer bestimmten Sache: Er hatte sieben Schwänze.
 

Hörbar und voller Entsetzen schnappte Seika nach Luft. Das war das, was sie die ganze Zeit über hatte verhindern wollen. Wenn der Bijuu die vollständige Kontrolle über seinen Container übernahm, dann war die Wahrscheinlichkeit gleich Null, dass er ihn je wieder frei geben würde. Die junge Frau ballte ihre Faust und ließ sie auf einen kleinen Felsbrocken nieder sausen, den sie dadurch zu feinem Sand pulverisierte. Sie war so wütend - auf sich selber! Einmal wollte sie etwas von ganzem Herzen tun! Einmal hatte sie aus eigenen Beweggründen etwas versprochen, und wenn man etwas versprach, musste man es halten! Ja verdammt, ihr Vorhaben war schon von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen, doch nichts war unmöglich! Glaube konnte Berge versetzen, Glaube war - völliger Quatsch! Der Bijuu in Tashiro war viel stärker als Seika. Ihm war mit normalem heilenden Chakra doch nicht beizukommen. Aber darum ging es nicht! Seika hatte sich beweisen wollten, dass sie es schaffen konnte, dass sie, nachdem sie erfahren hatte, was mit ihren Eltern geschehen war, nur weil diese eine Tochter mit außergewöhnlichen Fähigkeiten gezeugt hatten, dass sie es erreichen konnte, dass diese Familie nicht noch einmal diesem Schicksal unterliegen musste. Das war sie allen doch schuldig, oder? Wegen ihr hatte Emi nach Mizu no Kuni fliehen müssen, wo dann ihr Enkel von dieser schrecklichen Kreatur gefangen genommen worden war, mit Körper und Geist! Und nun das! Die junge Frau konnte im Inneren des Bijuu die schemenhaften Umrisse von Tashiros Körper sehen. Er war immer noch dort drinnen, aber regte sich nicht. Doch was hatte er gesagt? Sein Körper war durch die schon lange andauernde Krankheit schwach. Was bewirkte nun die erneute komplette Übernahme des Dämons, die sich gerade hier abgespielt hatte?
 

„Schluss mit dem sentimentalen Gelaber! Ich lasse mich nicht so einfach vertreiben! Und jetzt seid ihr dran!“, bellte der Bijuu, nun nicht mehr mit Tashiros, sondern mit seiner eigenen tiefen, vibrierenden Stimme und mit durch die Luft peitschenden Schwänzen, bereit zum Kampf. Das war für Seika nun der endgültig letzte Beweis, dass in der Kreatur vor ihnen kein Funke mehr des echten Tashiro steckte. Und dies war ausschlaggebend, dass sie sich nun nicht mehr zurückhalten würde, obwohl dieser Gedanke trotzdem noch als ein dumpfer Schmerz zurück blieb. Der Zorn in ihr war grenzenlos, weil der Dämon ihr nun keine Wahl mehr ließ.
 

„Seika, wir müssen den Bijuu jetzt extrahieren. Du weißt was das bedeutet, hm?“, fragte Kisame vorsichtshalber nach, weil er sich nach wie vor ein wenig um die Verfassung der brünetten Kunoichi sorgte, vor allem nach dem, was er da vor ein paar Minuten gesehen hatte. Was der Haimann mit ‚Jetzt’ meinte, war der jungen Frau schleierhaft, denn sie waren noch nicht mal annähernd in Reichweite des Dämons, doch sie wusste, was er generell meinte, und zwar, dass wenn sie irgendwann schließlich so weit wären, es für niemanden mehr Mitleid gab. Ihr Plan war gescheitert und dahinter stand immer noch Pains Auftrag. So hatte es Seika selber formuliert: Sie hatte es ‚versuchen’ gewollt. Sie hatte ihre Chance gehabt und verpasst. So grausam das auch klang, das Leben aller vier Akatsuki hing nun davon ab, ob sie nun erfolgreich waren, oder nicht. Wenn die junge Frau nun dazwischen entscheiden musste, fiel ihr die Wahl nicht schwer. Jedenfalls sah der Blauhäutige mit Zufriedenheit, dass Seika nickte, wenn auch nicht so bestimmt wie sonst.
 

Schön und gut, sie hatten nun beschlossen, ebenfalls in die Vollen zu gehen, doch sie hatten eigentlich keinen Plan, wie sie vorgehen sollten. Das hatten sie zwar bei dem Dämon von Kaze no Kuni auch nicht gehabt, aber dieser hier war noch um einiges stärker und sie nur zu viert, anstatt zu sechst. Doch eigentlich war die Situation damals nicht anders gewesen. Furiko hatte vor Angst nichts getan und Seika war verschüttet gewesen, weil… Nein, diese Gedanken waren in dieser Situation genau so wenig hilfreich, wie die, wie sie jetzt Tashiro noch retten konnte. Die Wahrheit blinkte hell wie eine Leuchtreklame in ihrem Gehirn, doch die junge Frau wollte nicht hinsehen, sie konnte nicht, weil sie das nur ablenken würde. Sie musste nachdenken, was jetzt zu tun war und dafür hatte sie nicht viel Zeit, denn der Bijuu konnte jeden Moment angreifen.
 

„Katon: Gōkakyū no Jutsu!“, rief plötzlich jemand und da tauchte Tobi auf, im hohem Tempo auf dem Damon zu laufend. Er formte die benötigten Fingerzeichen und schoss den großen sich bildenden Feuerball auf den Dämon ab. Wo war der Einäugige die ganze Zeit über gewesen?, fragte Seika sich plötzlich. Vielleicht war er doch etwas mehr verschüttet worden und hatte länger gebraucht, um sich zu befreien. Hätte die junge Frau Zeit gehabt, hätte sie sich darüber weitere Gedanken gemacht, doch Tobis offensiver Angriff ließ den Bijuu nun richtig in Fahrt kommen. Er wich dem Feuerball gar nicht richtig aus, sondern lief darauf zu. Im letzten Moment schlug er einen Haken und rammte das Gebilde seitlich, sodass es seinen Kurs wieder änderte und nicht weit von Tobis Standpunkt in den Boden einschlug und dabei die ganze Gegend erschütterte.
 

„Tobi!“, rief Seika alarmiert und sie und Itachi und Kisame sprangen los, um sich nun auch an dem Geschehen zu beteiligen. War Tobi getroffen worden? Wegen der großen Rauchwolke war er nicht zu sehen, doch er tauchte bald wieder unversehrt auf, was der jungen Frau wirklich einen Stein vom Herzen fallen ließ. Die nächsten Minuten waren der Horror, weil niemand damit gerechnet hatte, dass der Dämon so mächtig sein könnte. Aber er war relativ klein, so war er auch wendig und konnte gut den Attacken ausweichen, die sie gegen ihn starteten. Und gerade deswegen war er so gefährlich. Um ihn in Schach zu halten, mussten sie gleichzeitig angreifen, damit er ihnen nicht entwischte, was nur allzu schnell immer wieder geschah. So mussten sie gleichzeitig auch aufpassen, dass die Akatsuki sich nicht gegenseitig trafen und außer Gefecht setzten.
 

Da sprang der Bijuu in die Luft und als er wieder mit einem lauten Bellen auf dem Boden aufkam, schien die ganze Erde sich zu bewegen, als würde sie lebendig werden. Da schossen plötzlich Erdsäulen aus dem Boden und brachten Seika und Tobi in Bedrängnis, die schnell davon springen müssten, um von der quer umher wachsenden Lanzen auszuweichen, damit sie nicht von ihnen aufgespießt wurden. Das war es also, was der Dämon beherrschte, die Erde! Dies brachte sie in seine schwierige Situation, denn Erde war überall dort, wo sie standen. Die Erkenntnis setzte beinahe gleichzeitig in ihren Köpfen ein, in ihren als Shinobi trainierten Gedanken, welche solche Dinge ohne Verzögerung registrierten, verarbeiteten und kombinierten. Sofort verließ jeder seinen Standpunkt, um nicht mehr als eine Sekunde auf einer Stelle zu verweilen. So konnte der Bijuu sie auch nicht angreifen. Es machte ihn wütend, als er sah, wie schnell seine Taktik durchschaut wurde, doch das alleine macht eigentlich noch gar nichts aus, denn auch wenn die Akatsuki nun wussten, mit welchen Techniken der Dämon angreifen würde, war er sowieso noch so stark, dass sie alle einen verdammt harten Kampf durchleben würden.
 

Taijutsu war hier – natürlich – vollkommen nutzlos, nicht nur wegen der Stärke ihres Gegners, sondern auch wegen dessen Größe und Beschaffenheit. Es war kein völlig physikalischer Körper, sondern materialisiertes Chakra. Jeder Berührung mit dieser Gestalt würde schwere Verletzungen hervorrufen. Auch Genjutsu war hier nicht von Gebrauch, deshalb war jeder der Akatsuki darauf angewiesen, seine stärksten Ninjutsu zu benutzen. Doch diese Attacken waren für so einen Gegner generell nicht besonders geeignet und auch nicht für so eine Art von Kampf, in dem man leicht seine Kameraden verletzen konnte. Doch viel Zeit zum Nachdenken und Finden der besten Taktiken blieb ihnen ebenfalls nicht, so war es mehr oder weniger eine Sache von Glück, was nicht besonders beruhigend war, vor allem für die Akatsuki.
 

„Suiton: Teppou Dama!“, kam es nun deshalb von Kisames Seite und er formte einen großen Ball aus Wasser, nachdem er die Reihe von Fingerzeichen abgegangen war, die diese Technik auslösten. Ein tief blaues, von weiß schäumender Gischt durchzogenes Knäuel aus dem blauen Element raste auf den Dachs zu, der mit einem wütenden Knurren zu einem Streich seiner mächtig Tatze ausholte und das Erdreich unter ihm mit diesem einzigen Hieb tief aushöhlte. Aus dem daraus gewonnen Material schaffte er sich eine Mauer, gerade noch rechtzeitig, denn schon einen Augenblick später bohrte sich der Wasserball in die Erde und durchbrach den künstlichen Wall beinahe, aber eben doch nicht. Und der Dämon wollte das nicht auf sich sitzen lassen. Er sprang mit Leichtigkeit über seine selbst errichtete Barriere hinweg und trabte auf den Haimann zu, um es diesem für den Angriff mit einer Gegenattacke heimzuzahlen
 

„Katon: Housenka no Jutsu!“, rief da Itachi, der seine Hände, während er routiniert seine Finger für die benötigen Zeichen miteinander verband, zu seinem Mund hob und dann aus seinen Lippen eine Salve von Feuerkugeln blies und danach sofort die Arme hob, um die Bahn seiner Geschosse zu kontrollieren, um den Dämon von Kisame abzulenken und gleichzeitig die Lücke in der Deckung des Monsters zu nutzen. Für einen Augenblick machte er den Eindruck eines Puppenspielers, wie Kisame bemerkte, der Sasori und dessen Techniken einigermaßen gut gekannt hatte, doch den Uchiha und den Missing-Nin aus Sunagakure zu Vergleichen, war eigentlich nicht wirklich gerechtfertigt – vor ein paar Monaten vielleicht schon, als der Schwarzhaarige noch kalt und abweisend wie ein Eisblock gewesen war. Jetzt hatte sich das alles verändert.
 

Der Bijuu sah den Angriff kommen. Er wandte sich um und schlug mit seinen Schwänzen um sich, um die glühenden Kugeln abzufangen. Er machte das wirklich sehr gekonnt, doch ihm entgingen auch ein paar der Feuerbälle, die ein paar tiefe Wunden in seine Flanke rissen. Ein qualvoller Schrei kam aus seiner Kehle und er wollte sich zusammen krümmen, um seine Verletzung zu lecken, doch er konnte sie mit seinem Kopf nicht erreichen. Mit einem verärgerten Grollen setzte er deshalb zum Sprung an, um sich auf Itachi zu stürzen, welcher ihm mit unlesbarem Gesichtsausdruck entgegen starrte. Ihm war nicht anzusehen, was er dachte, doch er dachte darüber nach, wie weit er mit seinen eigenen Techniken gehen konnte. Sie mussten den Bijuu zwar besiegen, doch er durfte nicht zu viel Schaden nehmen, denn sie mussten ihn noch einfangen. Itachis Amaterasu wäre zwar sicher hilfreich im Kampf, aber zu verheerend. Es würde den Dämon ohne Rücksicht nieder brennen. Schnell tat der Schwarzhaarige ein Salto durch die Luft, als das Biest ihm näher an den Kragen rückte, um genügend sicheren Abstand zu wahren.
 

Jetzt sah Seika ihre Chance, denn sie waren auf dem besten Weg, ihrem Gegner, dem Monster, mit ihren stetig nacheinander folgenden Jutsus richtig einzuheizen. Die Brünette folgte dem Dämon ein wenig, um den Abstand zwischen ihnen 'nicht' allzu groß werden zu lassen, damit sie für ihre Attacke genügend Angriffsfläche behielt. Noch während sie lief, schob sie ihre Finger zusammen, um sich vorzubereiten. Dann, als sie ihre Hände für das letzte Zeichen mit einander verschränkte, entstand ein hell leuchtendes Licht zwischen ihnen. Leicht runzelte die junge Frau ihre Stirn, als sie sich konzentrierte und ihr Chakra in definierten Mengen fließen ließ, welches ihr Jutsu benötigte. Dann jedoch streckte sie die Arme von sich, stoppte in ihren Schritten und stellte sich ein wenig seitlich auf. Dann begann sie, ihren rechten Arm zurück zu ziehen und spannte so einen imaginären Bogen auf, denn zwischen den geballten Fingern ihrer beiden Hände bildeten sich drei gleißende Pfeile aus, mit denen sie mit verengten Augen auf den Bijuu zielte.
 

„Raiton: Raiden Sûbai!“, stieß sie hervor und öffnete ihre Hände, um die vibrierenden Pfeile von ihrem Halt zu befreien und sie auf ihrer schnellen Bahn loszuschicken, direkt auf den Dämon zu. Die Geschosse flogen lautlos und ungemein präzise, so konnte der Adressat sie erst erspähen, als sie ihn schon fast erreicht hatten. Im letzten Moment machte er jedoch einen Satz zur Seite – nichts desto trotz wurde er von zwei Pfeilen erwischt, die in seine Haut eindrangen und einen schmerzhaften Stromstoß durch ihn hindurch schickten. Überrascht quiekte der Dachs auf und fuhr in sich zusammen, sodass er für einige Sekunden wie paralysiert da stand. Ja, Seikas Attacke stellte sich als sehr nützlich heraus und sie machte sich eine mentale Notiz, dass sie es mit weiteren Angriffen dieser Art versuchen musste. Doch sie vergaß dabei, dass sie relativ nahe an den Bijuu herangekommen war, der sich erschreckender Weise sehr schnell von seiner Lähmung erholte und plötzlich auf die junge Frau los hetzte, für die es zu spät war, richtig auszuweichen.
 

Mit einem lauten Krachen und der Geschwindigkeit eines Geschosses schlug Seika kreischend vor Schmerz in einen großen Felsblock ein, als ein Schwanz des Dachses sie frontal traf. Der riesige Brocken stürzte glücklicherweise kaum in sich ein, obwohl der Körper der jungen Frau ein tiefes Loch in den Stein bohrte. Ein normaler Mensch hätte so etwas niemals überlebt, man hätte seine Gliedmaßen durch einen Fleischwolf drehen können, doch man hätte ihn nicht so klein kriegen können, wie nach so einem Aufprall. Doch Seika war kein normaler Mensch. Sie verfügte über große Reserven an Chakra und jeder hatte gespürt, wie sie es ausgesandt hatte, um ihren Flug und den Einschlag zu bremsen. Doch auch sie hatte nicht ganz verhindern können, dass es sie erwischt hatte und es sie nun zwischen die Felsen grub.
 

Keiner der Akatsuki hatte eigentlich die Zeit, auch nur einen warnenden, besorgten Ruf auszustoßen, weil sie mit dem Dämon doch alle Hände voll zu tun hatten, da sie dieser wieder seinen anderen Gegnern zu wandte, als sie sahen, was Seika geschah, als sie von dem Hieb eines Schwanzes des Dämons erwischt würde. Nun, eben nur eigentlich. Egal, wie brenzlig die momentane Situation war, Itachi lief heran und lenkte seinen Gegner mit einem mächtigen Katon-Jutsu ab, welches er dem Bijuu direkt ins Gesicht schoss, und sprang sofort nach hinten, um zu sehen, ob der jungen Frau etwas geschehen war. Schon als er näher kam, hörte er ihr Husten und qualvolles Keuchen und wusste deshalb, dass sie noch am Leben war. Trotzdem, nach so einem Aufprall durfte man sich nicht allzu große Hoffnungen machen... Weil alles voll von aufgewirbeltem Staub war, konnte man zunächst nichts sehen, doch dann lichtete sich der undurchsichtige Schleier wieder und es war zu erkennen, dass sich jemand am Eingang der in den Felsen gesprengten Höhle aufhielt. Je klarer die Sicht wurde, desto deutlicher war, dass es nur Seika sein konnte. Sie war voller Dreck und Schrammen und lehnte sich mit einer Schulter gegen die Wand. Doch bereits jetzt sah Itachi ihr schmerzverzerrtes Gesicht und wie ihr anderer Arm merkwürdig steif und in einer seltsamen Position abstand.
 

Seika hatte sich den Arm ausgekugelt. Ihre Schulter war aus dem Gelenk gesprungen, als sie damit seitlich gegen den Fels geprallt war. Viele Möglichkeiten, ihren Sturz zu lenken, hatte sie nicht gehabt, weil alles so rasend schnell gegangen war und die Stelle an ihrem Oberschenkel, die der Dämon berührt hatte, so unwahrscheinlich weh getan hatte, sodass sie ihre Gedanken gar nicht so schnell hatte ordnen können. Nun stand sie schwer atmend da, und der Schmerz in ihrer Schulter und in ihrem Bein ließ es fast Schwarz vor ihren Augen werden, sodass sie trotz dem Halt, den sie am Rande der Höhle gefunden hatte, zu straucheln und zu fallen drohte. Doch Itachi war schnell bei ihr und stützte sie. Mit einem schnellen Blick überprüfte er ihren Zustand.
 

„Kannst Du Dich heilen?“, fragte er drängend, denn sie konnten hier nicht allzu lange stehen bleiben, sondern mussten Kisame und Tobi helfen, die alleine nicht gegen den Bijuu ankommen würden. Doch die junge Frau schüttelte ihren Kopf. Auf ihrer Stirn hatten sich Schweißperlen gebildet.
 

„Nein... Das- Das kann man nicht so einfach heilen... Bitte lass mich zu Boden. Dann... Dann musst Du meinen Arm nehmen und daran ziehen, damit ich das Gelenk wieder einrasten kann“, sagte sie und schluckte, während ihr schon die ersten Schweißströme die Stirn herab liefen. So etwas war nicht unkompliziert und sie wusste, wie höllisch es weh tat, denn sie hatte in ihrer Zeit im Krankenhaus von Konoha einigen Patienten herausgesprungene Gelenke wieder eingerenkt und diese hatten dabei gekreischt, wie am Spieß. Doch Seika war ja nun selber der Medic-Nin und hatte schon öfters mit ähnlichen Schmerzen umgehen müssen. Deshalb konnte sie sich mental auch darauf einstellen und bereits ihre Schulter mit ihrem heilenden Chakra leicht betäuben. Nachher konnte sie sich dann um ihr Bein kümmern und auch eventuelle Verletzungen an ihrem Schultergelenk behandeln. Doch nun durften sie nicht mehr zu viel Zeit verlieren. Doch Itachi sah nicht so zuversichtlich aus, wie es Seika in Gedanken war. Die junge Frau sah den Zweifel in seinen Augen. Es gefiel ihm wohl nicht, dass er ihr bei der Heilung assistieren musste. Ja, es war zwar nicht sein Fachgebiet, doch Seika hatte ihm gesagt, was er tun musste. Mehr als das war es nicht und für einen Shinobi war so eine Aufforderung auch nicht besonders schwer durchzuführen. Doch der Schwarzhaarige tat nichts weiter, als sie zu stützen, während die Brünette sich zu Boden gleiten ließ. Sie stemmte ihre Füße in die Erde und drückte ihre Seite mit dem gesunden Arm gegen die Wand. Von Minute zu Minute wurden die Schmerzen in ihrer Schulter größer, denn durch die absolut ungewohnte Position wurden Adern und Nerven in ihrem Fleisch eingeklemmt.
 

„Jetzt zieh, verdammt noch mal!“, fuhr Seika den Uchiha harsch an, denn sie war unkontrolliert wegen der Pein in ihrem Körper und ihrer fieberhaften Ungeduld. Sie sah, wie Itachis Kiefermuskeln sich verspannten, als er daraufhin mit kaltem Gesichtsausdruck nach ihrem Ellenbogen griff, mit seiner anderen Hand etwas weiter darüber an ihrem Oberarm ansetzte und dann kraftvoll und ruckartig schnell ihren Arm zur Seite riss. Obwohl die junge Frau ihre Zähne hart aufeinander gebissen hatte, konnte sie es nicht verhindern, dass ein durchdringender, bebender Schrei ihre Kehle verließ. Der Schmerz war grässlich, brennend und hämmernd, schneidend scharf und betäubend. Als Shinobi kannte man Qualen, doch das war mit nichts vergleichbar, was Seika jemals gefühlt hatte. Ihr Körper verlor für einen Moment an Spannung und sie sackte zitternd in sich zusammen, als wären ihre Knochen aus Gummi. Mit offenem Mund und zugedrückten Augen atmete sie heftig ein und aus, um wieder zu sich zu finden und die Schwärze in ihrem Blickfeld zu bekämpfen. Nur ein paar Sekunden später zwang sie sich wieder, gleich mit ihrer Heilung zu beginnen, denn der ununterbrochene Kampflärm sagte ihr, dass Kisame und Tobi immer noch kämpften und dabei sicher Unterstützung brauchten. Doch die Verletzung auf ihrem Oberschenkel ließ sich anders als ihr Schulter nicht wirklich gut heilen, jedenfalls so schnell nicht. Sie hatte das reine Chakra des Dämons abbekommen und dies war wie eine schwere Verätzung mit einer sehr starken Säure. Zwar konnte sie den Blutfluss und den direkten Schmerz ein wenig stillen, doch als sie sich an Itachis Arm geklammert wieder aufrichtete, war ihr Bein plötzlich ganz schwach. Der jungen Frau traten beinahe die Tränen in die Augen, nicht wegen der pochenden Pein in ihren Muskeln, sondern weil sie jetzt wohl möglich gehandikapt war und das würde das ganze Unterfangen behindern. Doch sie biss ihre Zähne zusammen. Davon durfte sie sich nicht behindern lassen!
 

„Pass auf und vermeide jeden Kontakt mit dem Vieh“, sagte sie zu dem Uchiha, doch ihr Ton war nicht so fürsorglich, wie sich ihre Worte dem Sinn nach vielleicht anhörten, weil in ihren Gedanken dafür keine Zeit war. Umso erstaunlicher war es dann doch, dass Itachi so besorgt gehandelt hatte. Nun jedoch sprang die junge Frau wieder zum Kampfplatz hin, um ihren Kameraden beizustehen und der Schwarzhaarige folgte ihr. Es wurde langsam Zeit, dass sie die Sache beendeten und ihren Auftrag ausführten. Die Brünette hatte dafür einen guten Einfall.
 

Seika und Itachi gesellten sich wieder zu den anderen Beiden, die den Dämon mit Katon- und Suiton-Jutsus auf Trab behalten hatten. Der Haimann und der Einäugige wandten gleichzeitig ihren Blick für ein paar Augenblicke zu der Kunoichi, doch als sie sahen, dass es ihr einigermaßen gut ging, sodass sie sich sogar fast normal bewegen konnte, konzentrierten sie sich wieder auf anderen Dinge und zwar ihren Gegner. Er schäumte regelrecht vor Wut und nicht nur seine äußere Gestalt auch seine Augen schienen immer greller zu leuchten. Auch strahlte er immer mehr Chakra aus. Das war nicht gut, denn die Stadt war nun durch die Angriffe der Kämpfer fast vollkommen zerstört. Es war zwar verwunderlich, warum bisher niemand sonst interferiert, geschweige denn sich sehen gelassen hatte, obwohl hier doch so viele Shinobi in der Gegend waren, doch anscheinend schreckten die vielen starken Energien sie ab.
 

Da sah Kisame Seika an und Seika sah ihn an. Gedankenübertragung – wenn es so etwas wirklich geben sollte, außer in Pains gruselig dunkler Höhle. Aber es war kein Scherz, die Beiden hatten dieselbe Idee. Ein knappes Nicken von beiden Seiten war zu sehen und mit einem Sprung entfernten sie sich weit genug von einander weg, damit keiner den Anderen stören würde, was vielleicht nicht besonders angenehme Auswirkungen haben konnte. Ihnen war gleichzeitig der Einfall für eine gemeinsame Technik gekommen. Oft hatten sie diese nicht trainiert, doch nun schien sie perfekt. Auch wenn sie nicht aufeinander eingestimmt waren, versuchen mussten sie es, denn der Erfolg wäre viel zu großartig, sollte es denn wirklich klappen.
 

Kisame fing an. Er postierte sich günstig auf einem etwas höher stehenden Punkt, von dem das Gelände geradewegs dorthin abfiel, wo sich der Bijuu befand. Kurz musste er sich jedoch noch sammeln, denn seine Technik war ein schwieriges Jutsu, was einiges an Chakra benötigte. Dann hob er die Hände, um mit den erforderlichen Fingerzeichen seine Attacke einzuleiten.
 

„Suiton: Suishouda!“, rief er laut und wenn es die Situation erlaubt hätte, hätte Seika dem Schauspiel mit großen Augen zugesehen. Vor Kisame schien die Luft sich plötzlich großflächig zu verformen. Sie wurde undurchsichtig, drehte und wandte sich, als ob sie auf einmal 'lebte', nahm Gestalt an und an Volumen zu, änderte seine Farbe und Konsistenz, bis sie plötzlich aussah, wie Wasser. Da stieß der Haimann seine vorhin vor der Brust gehaltenen Hände vor und der Damm, der das, was der Blauhäutige da gerade erschaffen hatte, noch zurück gehalten hatte, brach durch, sodass sich ein mehrere Meter dicker Stahl Wasser mit tosendem Rauschen und hohem Druck in Tashiros Richtung ergoss. Das Wasser klatschte auf dem Boden auf und schob sich wieder in die Höhe, wo es sich auftürmte wie eine riesige Welle, wie ein Tsunami, welcher immer mächtiger und schneller wurde, weil immer noch Unmengen von schäumenden Wasser nachströmten. Es schoss mit unglaublicher Geschwindigkeit auf den Dämon zu.
 

Seika musste sich beinahe von dem Anblick losreißen. Kisame hatte gute Arbeit geleistet und eine wunderbare Grundlage für sie und ihre Technik geschaffen. Die Kunoichi positionierte sich und hob ebenfalls mit einiger Anspannung die Arme. Ihre Finger waren nur verschwommen zu erkennen, als auch sie die nötigen Vorbereitungen für ihren Teil der gemeinsamen Attacke traf.
 

„Raiton: Dengenkisen!“, schrie sie determiniert und gab gleichzeitig ihr Chakra frei, in der Menge, die sie aufbringen wollte. Aus ihren Handflächen brachen mehrere hell leuchtende Formen hervor, knisternd vor Elektrizität, die sich nach kurzer Zeit als mittelgroße Vögel aus Licht und mit breiten Schwingen herausstellten, die in rasantem Sturzflug durch Seikas Lenkung auf die von Kisame heraufbeschworene Megawelle zu rasten. Jedes dieser Geschöpfe brachte die gleiche Menge von Seikas angewandtem Chakra mit sich, welches sich in elektrische Spannung umgewandelt hatte. Mit einem Chor von schrillem Kreischen, einem Echo von Seikas eigenem Schrei, tauchten die Vögel ein in das Wasser und ließen ein helles Zucken durch das leitende Element gehen, welches nun auf dem besten Wege war, den Bijuu mit sich zu reißen.
 

Dass Seika und Kisame diese Technik ausführen konnten, bedurfte es einer einzigen, aber dafür umso wichtigeren Bedingung: Die Verbindung der Elemente musste unabhängig und nicht bei der Berührung der Anwenders mit seiner Attacke erfolgen, das hieß, Kisame durfte mit seinem Wasser nicht in Kontakt kommen, sowie Seika nicht mit ihrer Elektrizität. Die Folgen davon waren klar und das war auch der Grund, warum sie diesen Angriff auf Tashiro anwandten, dessen Element auch noch Doton war und er deshalb eine Schwäche gegen Seikas Blitzattacken hatte. Apropos Tashiro: Weil Tobi und Itachi ihn so gut es ging abgelenkt hatten, weil auch sie die Absicht ihrer beiden Kameraden richtig gedeutete hatte, wurde der dachsartige Bijuu erst jetzt auf den Tsunami aufmerksam, der auch nur wenige Sekunden später von der brausenden Flut erfasst wurde.
 

Seika sprang triumphierend in die Luft. Das war ein Volltreffer gewesen! Sie streckte ihre geballte Faust Kisame entgegen, der auch über sein ganzes Gesicht grinste, obwohl er ziemlich außer Atem war. Seine Technik war alles andere als einfach gewesen und es kostete doch eine Menge Energie, wenn man das Wasser für den Angriff erst selbst erschuf. Doch umso besser war es, dass sie getroffen hatten! Der kehlige, heulende und zitternde Schrei des Dämons, der mitgerissen und von Elektroschocks nur so durchgeschüttelt wurde, war die beste Bestätigung für Seikas und Kisames Erfolg. Doch das Lachen wich von dem Gesicht der Brünetten, als die Stimme des Bijuu plötzlich so sehr klang, wie die des Jungen Tashiro. Seika erbleichte augenblicklich. Sie war so darauf fixiert gewesen, ihre Attacke gelingen zu lassen, dass sie vollkommen vergessen hatte, dass im Körper des Dämons immer noch der Junge steckte. Und die Auswirkungen ihres gemeinsamen Jutsus waren noch verheerender, als die junge Frau es sich gedacht hatte. Kisames Wasser hatte ihre elektrische Energie so gut aufgenommen, dass es die Schocks nun tausendfach durch den Bijuu leitete. Ein erneutes hohes, qualvolles Kreischen, eindeutig eine menschliche Stimme überflutete die Brünette erneut mit dieser schrecklichen Panik, die sich wie Eisenfesseln um ihr Herz legten. Was hatte sie getan? Sie würde Tashiro noch wirklich umbringen! Mit all ihrer Willenskraft riss sie ihre Hände nach oben und tatsächlich, die Vögel, die sie ausgeschickt hatte, brachen wieder aus der Wasseroberfläche hervor und schossen in den Himmel hinauf. Als Seika sie nun vollständig von ihrer Kontrolle entließ, entlud sich ihre Energie als Blitze mit sofort nachfolgendem Donner in der Luft.
 

Tosend brach nun der Tsunami, die riesige Welle, über dem Dämon zusammen. Das Rauschen des Wassers war für einige Momente das einzige, was man in der gesamten Umgebung hören konnte, weil es unglaublich laut war. Das unberechenbare Element hatte so fiel Geschwindigkeit und Kraft aufgenommen, dass es alles hinweg spülte, was ihm in die Quere kam. Felsbrocken und Trümmer der zerstörten Stadt wurden mitgerissen und bahnten sich ihren Weg durch die Landschaft. Der Bijuu war vollkommen bedeckt worden mit dem zerstörerischen Nass und Seika konnte ihn nirgendwo ausmachen. Am liebsten hätte sie sich nun in die Fluten gestürzt, um nach ihm zu suchen, doch sie wusste, dass dieser Gedanke idiotisch war. Sie war schon die ganze Zeit über so unverantwortlich, sodass Itachi sie die nun bereits mehrmals hatte retten oder vor irgendwelchen Dummheiten hatte bewahren müssen. Die Situation war nicht seine Schuld, so durfte sie ihn auch nicht wieder und wieder mit hinein ziehen. Stattdessen wartete sie nun, bis das Wasser abgelaufen war. Da gesellte sich Kisame zu ihr.
 

„Das war heftig, wie?“, meinte er zu der Kunoichi. Er atmete ziemlich schwer, da er bei seinem Jutsu viel Energie verbraucht haben musste. Kein Wunder, wenn man Wasser in solchen Mengen aus dem Nichts erschuf. Doch Seika sagte nichts dazu. Sie wartete immer noch ab, doch mit einem unguten Gefühl. Und nur ein paar Minuten später, versickerte das restliche Wasser, welches sich in kleinen Mulden gesammelt hatte. Doch von Bijuu war nichts mehr zu sehen.
 

Seika stürzte sich nach unten, durch das schlammige Gebiet, auf der Suche nach Tashiro, dem Jungen. Wenn der Dämon jetzt besiegt war, dann musste nur noch der Körper des Kindes übrig sein. Diesen zu finden war sehr schwer, weil er selber ja kein Chakra hatte, welches er selber ausstrahlen konnte. Nun wären Furikos Fähigkeiten von großem Vorteil, weil sie auch so Präsenzen spüren konnte, aber sie war eben nicht da und deshalb begannen alle Akatsuki, nach dem Jinchuuriki zu suchen.
 

Es dauerte nicht lange, da zog Seika den über und über mit Kratzern und Matsch bedeckten Körper aus den Trümmern der einstigen Stadt. Sie war erschrocken, wie leicht der Junge war, als sie ihn auf ihre Arme nahm und zu den Anderen trug, die schon warteten, weil sie gesehen hatten, dass die Kunoichi fündig geworden war.
 

„Lebt er noch?“, fragte Kisame und Seika nickte. Ja, der Junge lebte noch, doch er war nicht mehr weit vom Tod entfernt. Sein Herzschlag war nur noch ein Flattern, so leicht wie der Flügelschlag eines Schmetterlings und sein Atem war so flach, dass ein Laie es nicht mehr als solches erkennen würde. Er war völlig schlapp, seine Muskeln empfingen keine Impulse mehr von den Nerven, weil die Elektroschocks, die er vorhin erlitten hatte, seine Fasern zerstört haben mussten. Seika blickte ihn mit völlig leerem Blick an. Selbst sie musste sich nun eingestehen – denn alles andere wäre totale Dummheit gewesen – dass das Kind nicht mehr zu retten gewesen war, jetzt nicht und vorhin auch nicht. Er hatte sie angesehen, so flehentlich, dass sie ihm nicht helfen sollte. Er hatte gar nicht mehr leben wollen, weil er wusste, dass er nicht mehr normal leben können würde.
 

„Wir müssen beginnen, solange es noch geht“, sprach Itachi und seine Stimme war distanziert und sachlich, weil er es einfach nicht anders sagen konnte. Er wusste alleine durch Seikas Blick, wie weh ihr der Gedanke tat, dem Jungen jetzt noch mehr Schmerzen zufügen zu müssen. Denn die Prozedur der Extraktion war nicht ohne Qualen verbunden. Aber die junge Frau sträubte sich nicht dagegen. So nahm der Schwarzhaarige die Sache schließlich in seine Hand. Er formte mit seinen Fingern ein Zeichen und die Umgebung um sie herum verschwand plötzlich und machte einer dunklen, riesigen Halle Platz, vor der Seika zuerst dachte, es wäre der Ort, an dem sie sich gelegentlich mit Pain trafen und mit ihm Informationen austauschten, wenn sie weit voneinander getrennt auf Missionen waren. Doch es war nicht derselbe Raum, auch war das geringe Gewicht des Jungen in ihrem Armen plötzlich verschwunden.
 

„Gut, euch alle zu sehen“, sprach plötzlich eine lange nicht mehr vernommene Stimme, die ganz eindeutig zu Pain gehörte. Langsam sah Seika auf und sah den Mann mit den mehrfache Irriden als schemenhafte Gestalt auf – einem steinernen Finger stehen? Die Brünette sah an sich herunter, nur um festzustellen, dass sie mit ihrem richtigen Körper zugegen war und ebenfalls auf so einem Finger stand, welcher zu einer riesigen Hand gehörte. Erst jetzt nahm sie ihre Umgebung einigermaßen klar wahr. Da war eine monströse, hässliche Statue, welche Seika mit einigem Unwohlsein erstarren ließ. Es gab hier nur wenig Licht, von dem nicht erkennbar war, woher es kam, doch überall fielen tiefe lange Schatten hin, welche die Szenerie vollkommen in eine gruselige Atmosphäre tauchte. Zwei Hände gehörten zu einem viele Meter hohem Kopf, dessen Anblick Seikas Nackenhaare hoch stehen ließen. Es war eine Kreatur, abscheulicher als jeder Dämon, den sie bisher gesehen hatte. Es war ein Ding mit in einem stummen Schrei weit aufgerissen Mund und einer Vielzahl von geschlossenen Augen, die einen jedoch trotzdem durchdringend anzustarren schienen. Seika wurde bei dem Anblick übel, das konnte sie nicht verhindern.
 

„Habt ihr alle genug Chakra? Es wird mehrere Tage dauern...“, fuhr Pain fort und Seika entfuhr ungewollt ein halblautes Wimmern, welches in der stummen Halle doppelt so laut zu hören war.
 

„Zu lange. Alle, die mehr Chakrareserven haben, sollen diese auch einsetzen, um es schnell zu beenden. Danach können wir genauso gut ruhen“, sprach Itachi dagegen, ohne ihrem Anführer einen Grund für seinen Vorschlag zu nennen. Mehrere Tage? Das konnten sie Seika nicht zumuten. Sie waren zwar alle geschwächt und nur noch mit wenigen Chakrareserven, doch das war nicht so schlimm, aber die Kunoichi der Prozedur für so viele Stunden auszusetzen, würde ihr nicht gut bekommen, da war er sich sicher. Pain schwieg für ein paar Sekunden und seine Augen glitten über die vier Mitglieder von Akatsuki, zuerst auf Itachi, dann zu Kisame, von dem er sofort weiter zu Tobi blickte, den er etwas länger ansah und schließlich zu Seika, die er ganz besonders musterte. Sie war wieder in sich zusammen gefallen, stand mit gesenktem Kopf, hängenden Schultern und geballten Fäusten da. Doch der Mann mit den Piercings stellte keine Fragen, denn es war ihm egal, wie sie die Sache erledigten, Hauptsache, sie war am Ende vollbracht.

Lethargy

Pain sah die um ihn herum stehenden Mitglieder von Akatsuki erneut einen nach dem anderen an und sein Blick fiel dann schließlich auf den Jinchuuriki, wegen dem sie hier alle in dieser Halle versammelt waren.
 

„So soll es sein. Konan wird nicht kommen, auch Furiko und Deidara nicht, denn sie sind auf einer wichtigen Mission. Dann lasst uns beginnen“, sagte er letztendlich, nachdem er die Anderen über den Verbleib ihrer anderen Kameraden informiert hatte und hob seine Hände. Da begann es plötzlich aus dem Mund der Statue heraus hell zu leuchten. Seikas Aufmerksamkeit wurde, ob sie wollte oder nicht, plötzlich auf das Schauspiel gelenkt, denn so etwas hatte sie wirklich noch nie zu sehen bekommen und würde es so schnell auch nicht mehr sehen. Ihre Arme hoben sich ebenfalls automatisch und übernahmen die gleiche Geste, die Pain vollführte, ohne dass ihr Körper etwas dagegen tun konnte. Sie wollte dem nicht zusehen, doch es war wohl unumgänglich, denn sie spürte auch, wie ihr Chakra auf einmal angezapft wurde.
 

„Fuuin Jutsu: Genryuu Kyuu Fuujin!“, rief Pain und das Licht aus dem Rachen der großen Skulptur schien zu explodieren, als plötzlich neun leuchtende perfekt detaillierte Drachen daraus hervor schossen und die junge Frau mit ihrer Helligkeit für einen Moment komplett blendeten. Da schnellten die Kreaturen fauchend mit einem einzigen Ziel vor und erst jetzt, als sich Seikas Sicht wieder besserte, konnte sie erkennen, wo sie hin strebten. Auf dem Boden der Halle, zwischen den Händen und dem Kopf der Statue, lag der Körper von Tashiro, den sie vorher in ihren Armen gehalten hatte. Da wickelten sich die Drachen um den Jungen und wurden zu einem riesigen Ball aus Licht, der Tashiro komplett einhüllte und in die Luft hob. Da begann er zu schreien, scharf und durchdringend, mit doppelter Stimme, einmal mit der des Kindes und gleichzeitig mit der des Bijuu. Und am liebsten wäre Seika mit eingefallen, als sie sah, wie aus dem weit aufgerissenen Mund und den Augen des Jungen eine nebelartige Substanz heraus gesaugt wurde, was wohl mit schlimmen Schmerzen verbunden war. Natürlich, der Dämon würde seinen Container bestimmt nicht freiwillig verlassen, so musste nun die eine Seele von der anderen gewaltsam getrennt werden. Und anscheinend waren diese Schmerzen so stark, dass dies kein Mensch überlebte. So würde es auch unweigerlich in Tashiros Fall sein. Durch das viele Licht war nun auch alles viel genauer zu erkennen, aber Seika wollte es gar nicht sehen. Es riss der jungen Frau im wahrsten Sinne des Wortes das Herz aus der Brust, als würde sie selber der Extraktion erliegen. Ihr Innerstes blutete aus, als sie zusah, wie ihre so starke Hoffnung mit einem Mal verging und sie tief fallen ließ, in ein Loch aus alles verschlingender Dunkelheit. Tashiro war ihr Verwandter, in seinen Adern floss auch ein Teil ihres Blutes, auch wenn es durch die vielen Generationen so oft vermischt worden war. Sie hatte sich in dem Kind gesehen und so sah sie sich nun auch sterben. Sie hatte so viele Menschen enttäuscht, so viele. Sie sollte sich so sehr schämen, zu Tode.
 

Trotz dem immensen, erhöhten Gebrauch von Chakra dauerte die vollständige Prozedur der Abtrennung und des Versiegeln des Dämons einen ganzen Tag lang, doch Kami sei Dank hatte der Junge bereits nach nicht allzu langer Zeit aufgehört zu schreien, weil er viel zu schwach gewesen war. Seika war die ganze Zeit über nur mit weit abwesenden Blick dagestanden und hatte es widerstandslos erduldet, dass sich ihrer Kraft bedient worden war, um den Bijuu von dem Körper von Tashiro zu separieren und in die Statue einzuschließen, deren Augen, die sich nach und nach geöffnet hatten, welche die Anzeiger für den Fortschritt der Extrahierung gewesen waren. Und als endlich, nach schier endloser Zeit alles vollbracht worden war, hatte Pain sie mit den Worten entlassen, dass sie sich nun wieder auf den Weg nach Hause machen sollten. Mehr hatte er nicht gesagt, doch auch niemand hatte gewollt, dass er sich nun in ihre ganz persönlichen Angelegenheiten einmischte. Er hätte sowieso nichts davon verstanden, denn es würde viel Zeit benötigen, um alles in den richtigen und verständlichen Zusammenhängen darzulegen.
 

Mit einem leisen Knall verschwand Pain, die Statue und der ganze dunkle Raum und sie standen wieder zu Viert auf dem Schlachtfeld. Eigentlich waren sie nachlässig gewesen, hier so ganz offen mit ihrem Anführer in Kontakt zu treten, doch sie hatten diese unangenehme Aufgabe schnell hinter sich bringen wollen. So wie es aussah, hatte sich aber auch niemand nur in dies Nähe dieses Ortes gewagt, jedenfalls nicht so kurz nach dem heftigen Kampf, der hier vor 24 Stunden stattgefunden hatte.
 

Seika schwankte vor Erschöpfung, doch als Itachi seine Hand ausstreckte, um die junge Frau zu stützen, schob sie ihn schwach, aber bestimmt von sich weg. Sie wollte im Moment niemanden sehen – niemanden als Tashiro. Der Junge lag reglos vor ihren Füßen und sein Gesicht hatte einen friedlichen Ausdruck. Vielleicht hätte man glauben können, er schliefe, doch seine Haut war so blass und sah plötzlich so alt aus, dass sein Anblick alleine Seika aufschluchzen ließ. Sie fiel auf die Knie und fast sofort quollen die Tränen aus ihren Augenwinkeln hervor, um auf den kalten Leichnam des Kindes zu fallen. Ja, er war tot, das wusste die junge Frau schon, bevor sie sich vorn über beugte und mit verschränkten Armen auf dessen Bauch zum liegen kam. Nur ihr gedämpftes Weinen hallte über die verwüstete Ebene, sonst war alles still.
 

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Die Akatsuki waren nicht allzu lange nach der vollendeten Extrahierung aufgebrochen, um einen Ort aufzusuchen, an dem sie sich ausruhen können würden. Den Leichnam von Tashiro hatten sie dort begraben, wo ungefähr der Friedhof und damit das Grab seines Vaters gelegen haben musste. Dann hatten sie ihre zurückgelassenen Mäntel und Hüte geholt und waren ein Stück ins Landesinnere gereist, um in einem kleinen, unscheinbaren Ort eine Unterkunft zu finden.
 

Seika hatte sich nach dem Duschen nur einen dünnen Yukata übergezogen, um nicht zu frieren. Sie hatte nicht den Willen gehabt, sich völlig abzutrocknen und sich etwas Richtiges anzuziehen. Ihr Kopf war völlig leer und als sie sich bewegte, um sich zu setzen, tat sie es auch nur ganz langsam, als ob die Reizübertragung ihrer Nerven um die Hälfte ihrer Geschwindigkeit reduziert worden wäre. Doch die letzten Ereignisse und die Gedanken daran lähmten sie einfach.
 

Nun saß sie auf dem Bett und starrte ohne besonderen Fokus in das schwach beleuchtete und deshalb dämmrige Zimmer. Kein Geräusch war zu vernehmen, nur Seikas eigener flacher Atem, wodurch sie das Rauschen ihres Blutes und das Klopfen ihres Herzens beinahe selbst hören konnte. Ein kleiner offener Spalt, der sich zwischen den zugezogenen Vorhängen aufgetan hatte, zeigte draußen den vom Sonnenuntergang rot gefärbten Himmel. Es war ruhig dort draußen, das brauchte man nicht zu sehen, das konnte man förmlich spüren, denn es war ruhiger, als es seit vielen Jahren gewesen war. Das ganze Land schien kollektiv aufzuatmen, auch wenn es eigentlich kaum jemanden gab, der eigentlich wusste, was wirklich geschehen war. Doch die eingetretene Veränderung war beinahe fühlbar. Die Bedrohung die immer in der Luft gelegen hatte, war verschwunden, zusammen mit der bösen Aura, die schon niemand mehr wahrgenommen hatte, weil sie so selbstverständlich geworden war. Die Stille des Friedens war regelrecht hörbar. Denn das Monster, welches das Land unterworfen und es ins Chaos gestürzt hatte, war für alle Zeit besiegt worden. Nun konnte der Mizukage wieder sein Regierungsgeschäft aufnehmen, denn er hatte sicher aus seinen Fehlern und auch aus dem Schrecken gelernt, den der Bijuu verursacht hatte. Die Wirtschaft von Mizu no Kuni war zu dem jetzigen Zeitpunkt praktisch nicht mehr existent, weil der Dämon auf alles andere als auf politische Stabilität geachtet hatte. Die verbündeten Shinobistaaten hatten daraufhin jegliche Lieferungen von Gütern unterbrochen und somit war die Notlage auf der Insel groß geworden. Der Kage würde nun die überaus schwierige Aufgabe haben, alles wieder zur Normalität zurück zu führen und sich auch mit den alliierten Ländern wieder gut zu stellen. Dies würde sich nicht einfach zu vollbringen sein, doch wenn er sich bemühte und daraufhin Erfolg haben würde, dann konnte er sich zu Recht ein großes Staatsoberhaupt nennen. Jedenfalls musste alles möglichst schnell gehen, damit die Bevölkerung nicht noch mehr an den fehlenden Nahrungsmitteln und anderen lebensnotwenigen, knapp gewordenen Dingen litt. Menschen waren eigentlich immer leicht zu beeinflussen und wenn der Mizukage alles daran setzen würde, seinen Bürgern zu helfen und das normale Leben wieder aufzubauen, dann würde er sicher schnell wieder das volle Vertrauen der Menschen erlangen. Er wusste ja nun, wie man es nicht machte.
 

Als Itachi nicht lange Zeit später das Zimmer betrat, bemerkte Seika es kaum, trotz, dass er sein Chakra nicht verbarg und die Tür auch nicht allzu leise schloss. Er ging sofort zum Bad, um ebenfalls zu duschen, doch zuvor blieb er noch kurz vor der Tür zum Badezimmer stehen. Sein Blick galt der abwesend erscheinenden jungen Frau, die mit dem Rücken zu ihm saß und ihn gar nicht wahrnahm. Schon vorhin, als sie in dieser doch recht komfortablen Bleibe untergekommen waren, hatte der Schwarzhaarige die brünette Kunoichi regelrecht auf ihr Zimmer zerren müssen, weil sie sich von alleine nicht gerührt und nur verloren in der Gegend herumgestanden war. Itachi kannte ihre doch recht seltsame Eigenart, dass ihre Gedanken in manchen Situationen scheinbar ein Eigenleben besaßen, doch diesmal schien ihre Unaufmerksamkeit nicht an einem geistigen Trip in die Ferne zu liegen. Vielmehr machte ihr wohl die Sache mit Tashiro zu schaffen. Er war ja der Enkel von Emi, Seikas Großcousine, also auch noch entfernt mit ihr selber verwandt und durch das selbe Schicksal miteinander verbunden, was das Ableben ihrer Eltern anging. Und sie hatte eigenhändig dabei mitgewirkt, den Jungen zu töten. Sie wusste nicht, wie sehr Itachi in diesem Moment eigentlich mit ihr mitfühlen konnte, auch wenn er es die ganze Zeit über nicht gezeigt hatte. Doch er ließ sich trotz allem nicht beirren und setzte erst einmal seinen Weg fort, um sich unter die entspannende Dusche zu stellen, die nicht nur Dreck und Schweiß, sondern auch Anspannungen und Sorgen abwaschen konnte.
 

Als er eine Viertelstunde später das Bad wieder verließ, auch nur mit leichter Bekleidung, weil er sich nicht damit abgeben wollte, sich groß umzuziehen, da hatte sich Seika immer noch keinen Zentimeter gerührt. Itachi runzelte nun leicht die Stirn. Es war doch hoffentlich nicht das passiert, was er schon einmal mit einem Anflug von Sorge befürchtet hatte: Dass sie sich selbst verlor. Die Gedanken, die sie sonst immer hatte, bewahrten sie eigentlich immer davor, in die Dunkelheit hinab zu gleiten, denn auch wenn die Dunkelheit um sie herum war, so wie damals in der unterirdischen Höhle als Gefangene der Osoroshisa, hatte sie nie aufgegeben und das hatte sie davor bewahrt, diesen abscheulichen Männern in die Hände zu fallen.
 

Itachi war unschlüssig, was er nun tun sollte. Doch eine Sache war sicher. Er musste vor allem nachsehen, was mit Seika los war und zwar jetzt gleich. Er näherte sich also, setzte sich langsam auf das Bett und rückte von hinten an die junge Frau heran. Selbst als sie spüren musste, wie die Matratze sich bewegte, als er sein Gewicht von einem Bein auf das andere verlagerte, zeigte sie keine Reaktion. Tat sie es absichtlich? Hatte er vielleicht etwas getan, was sie verärgerte, sodass sie kein Wort mit ihm sprach und ihn nicht beachtete? Nein, sie war wirklich nur abwesend, das fand Itachi heraus, als er sich ein wenig vor beugte und ihr über die Schulter sah. Ihre Augen waren offen und ihre Irriden bewegten sich, als würden sie mit ihren Gedanken hin und her schweifen. So eine Situation war dem Uchiha völlig fremd. Er war nie einem Menschen so nahe gewesen, dass dessen Situation ihn selber so beschäftigt hätte. Vor allem war er nicht begabt darin, selbst diese sensitiven Interaktionen zu leiten, die es brauchte, wenn es dem Anderen schlecht ging. Er konnte mit Gefühlen wie Hass und Wut, Kälte und Gleichgültigkeit, Begehren und Lust umgehen. Dies hier war Neuland für ihn. Doch er wollte tun, was er konnte, für Seika.
 

Er legte seine Hände nach einer Sekunde des Zögerns auf ihre Schultern und weil sein Kopf immer noch forschend in ihr Profil blickte, bewegte er sich ein Stück näher zu ihr und platzierte einen sanften Kuss auf ihre Ohrmuschel.
 

„Seika... Was ist los?“, fragte er sie leise und als sie ihre Augen schloss und ihren Atem etwas schneller und dadurch etwas geräuschvoller entweichen ließ, als Reaktion auf seine Frage, da lehnte sich Itachi wieder zurück, um sie nicht zu bedrängen, doch seine Hände blieben auf ihren Schultern, welche er immer wieder leicht drückte. Sie war noch in der Realität und das war gut so, das war schon einmal der erste Schritt. Sie sollte Zeit haben, zu antworten, doch sie sollte auf jeden Fall Reden. Diesmal musste es raus. Es half nichts, wenn sie es in sich hinein fraß, was sie so beschäftigte.
 

„Ich… ich…“, stammelte sie, doch sie fand nicht die richtigen Worte und seufzte verzagt. Leicht verkrampften sich ihre Hände, die in ihrem Schoß lagen. Doch Itachi merkte, dass sie sprechen wollte und so gab er ihr auch die Zeit, die sie brauchte, um sich zu überwinden. Denn sie musste es von alleine schaffen, nur dann war das Gefühl der Erleichterung ihr eigenes.
 

„Es… Es ist wegen Tashiro... Es ist nicht wegen der Tat an sich… Ich weiß, dass es so kommen musste, weil ich schon so lange weiß, dass es das Ziel von Akastuki ist, die Bijuu zu sammeln… Und wenn… wenn es mir wirklich um den Jungen gegangen wäre, auch wenn es mir doch so weh getan hat, hätte ich vielleicht auch verweigert, mit zu helfen, egal, was für... Konsequenzen das gehabt hätte… Aber… Aber…“, begann Seika, doch setzte dann wieder aus. Ihr Blick war weiterhin unfokussiert in die Ferne gerichtet, als hätte sie gar nicht gemerkt, dass sie irgendetwas gesagt hatte. Itachis Hände strichen weiterhin über ihre Schultern, um ihr das Gefühl zu geben, dass sie nicht alleine war, dass in der Gegenwart weilte und nicht gefangen war in irgendeiner geistigen Welt.
 

„Was?“, fragte er leise mit einem ganz leicht drängenden Unterton nach, um doch etwas nachzuhelfen und hörte Seika erneut beinahe lautlos seufzen. Jetzt, wo die ersten Sätze ihre Lippen verlassen hatten, sollten die Anderen ebenfalls folgen. Sie durfte es sich nicht noch schwerer machen.
 

„Ich... Ich frage mich, was meine Eltern wohl dazu gesagt hätten… Dass ich einen Verwandten von mir so kalt umgebracht habe, obwohl ich doch seiner Großmutter, meiner Großcousine, überhaupt zu verdanken habe, dass wir ihn finden konnten… Ja, er war nicht mehr er selber als wir ihm begegneten, mit keiner Faser seines Körpers und er war sterbenskrank, aber was macht das schon? Er war doch noch so jung, vielleicht hätte er wieder er selbst werden können, oder? Ich hätte eindringlicher mit ihm reden sollen! Ich hätte mich besser vorbereiten, stärker einsetzen müssen. Emi ist sicher immer noch enttäuscht von mir, auch wenn sie es nicht gesagt hat! Ich hätte viel mehr tun sollen, ich... Meine Eltern wären sicher alles andere als stolz, wenn sie wüssten, was aus mir geworden ist, dass ich nicht mal mehr meinem Gewissen folgen kann und freiwillig die Aufgaben irgendeines Mannes befolge, der über alles bestimmen kann, aber doch nicht über meinen Willen! Oh Kami, wie weit bin ich gesunken? Ich bin es nicht würdig, ihre Tochter-“, redete die Brünette und wurde immer lauter und aufgewühlter, sodass Itachi sie festhalten musste. Jetzt verstand er, was es war, was sie so beschäftigte.
 

„Seika, nein. Das ist falsch. Die Vergangenheit ist vorbei. Du kannst daran nichts ändern, so sehr Du auch willst. Das ist hart, aber so ist es nun mal. Wer tatsächlich was irgendwann einmal gedacht hätte, dass kannst Du niemals wissen geschweige denn ändern“, antwortete er ihr ohne beschönigende Worte, denn er hätte es auch nicht anders sagen können. Doch die nackte Wahrheit ließ Seikas Körper leicht verkrampfen und danach wieder ohne Spannungen in sich zusammen sinken. Denn Itachi hatte Recht. Seika hatte den Fehler begangen, den sie die ganze Zeit immer hatte vermeiden können. Sie war in Selbstmitleid versunken. Sie hatte begonnen ihr Schicksal zu bedauern, was sie nie hatte tun wollen, weil eben dieses Schicksal ihr doch Erfahrungen beschert hatte, die sie um nichts in der Welt hergeben wollte. Sie war doch glücklich jetzt, oder? Aber sie konnte es einfach nicht vermeiden – so ungerecht es den Menschen gegenüber war, die ihr jetzt wichtig waren – dass sie doch wünschte, manche Sachen wären Anders verlaufen. Emi tat ihr so Leid. Sie hatte ihre Tochter verloren, weil diese durch die qualvolle Sorge um ihren Sohn umgekommen war, da sie nicht mehr mit ansehen konnte, was der Bijuu aus ihm machte. Es war wie eine Wiederholung der Geschehnisse um Seika. Ihr Vater war auch gestorben, weil er so sehr an seinem Kind gehangen hatte, bei dem er nicht mehr sein konnte. Nun, ihren Vater konnte sie nicht zurückbringen. Dass sie so geboren wurde, wie sie nun war, war keine eigene Entscheidung gewesen. Auch die Entscheidung, dass sie in die Obhut von Shiden gegeben wurde, um ihre gegebene Kraft in Zukunft bestmöglich nutzen zu können, hätte sie niemals beeinflussen können, da ihr Bewusstsein als Baby noch alles andere als weit entwickelt gewesen war. Aber vielleicht hätte es doch noch eine Möglichkeit gegeben, Tashiro zu helfen, etwas, von dem sie bisher keine Ahnung gehabt hatte, dass es existierte. Vielleicht hätte man den Bijuu extrahieren können, ohne den Jungen zu töten, aber das hätte monatelange Forschungen benötigt. Doch der Dämon hätte seinen Wirt bis dahin wohl selber umgebracht, das war sehr wahrscheinlich. Hätte man Tashiro aber vielleicht beibringen können, den Bijuu selber zu unterdrücken? Nein, wohl eher auch nicht. Tashiros eigenes Chakra war sehr schwach gewesen, also hätte das sicher nichts genutzt. Auch hatte sie gegenüber ihrem Gewissen nicht versagt, weil sie doch wusste, dass der Tod dem Jungen so viele körperliche und seelische Qualen ersparen würde. Denn hätte er eines Tages erfahren, was er getan hatte, dass er den Tod und das Leid so vieler Menschen verursacht hatte, das wäre noch viel schlimmer für ihn gewesen... Aber es war so schwer, das alles zu akzeptieren... Seika seufzte unendlich schwer und schloss resigniert ihre Augen.
 

„Ich habe mir diese Fragen auch alle einmal gestellt. Damals, als ich nach meiner Tat Konohagakure verließ...“, sprach plötzlich Itachi in die Stille des Raumes hinein und Seika erwachte durch seinen Ton ein wenig aus ihrer Lethargie, denn sie war wirklich über seine Worte erschrocken, die plötzlich leicht bitter klangen. Was redete er da? Sprach er da wirklich von seiner Vergangenheit? Der sagenumwobenen Vergangenheit, die so viel Unverständnis, Zorn, Trauer und Verwirrung verursachte, wenn man davon hörte? Er hatte aufgehört, über Seikas Schultern zu streichen, weil es schien – auch an seiner bedächtigen Stimme war es zu erkennen – als ob er sich in Abgründe begab, die er schon seit langer Zeit nicht mehr betreten hatte und die er nur langsam und vorsichtig hinabsteigen konnte, um nicht mit voller Wucht in das dunkle Loch hinein zu fallen.
 

„Am meisten habe ich mir nach meinem Fortgehen Sorgen um Sasuke gemacht. Vielleicht war meine Tat selbstsüchtig und ungerecht, dass ich ihn schutzlos am Leben ließ und damit den ganzen Leuten aussetzte, die mit dem Finger auf ihn zeigen würden, den letzten Überlebenden des Uchiha Clans. Er war damals noch klein und musste nun auf sich alleine gestellt zurechtkommen. Doch ich konnte ihn nicht töten, so sehr er mich später auch dafür hassen würde. Und so war es auch gekommen. Als ich ihn ein paar Jahre später wieder sah, so voller Leid und Hass, fragte ich mich tatsächlich, warum ich das alles getan und mich nicht der Obrigkeit widersetzt habe. Denn die Ältesten befürchteten damals eine Übermacht der Uchihas, welche nach der Oberhand in der Stadt streben könnten und die alten Strukturen zerreißen würden. Dabei hatten die alten Männer und Frauen doch nur Angst um ihre eigene Macht, aber ich war damals selber erst dreizehn Jahre alt, zwar ein von den Anderen hoch gelobtes Genie, von meinem Vater getrimmt, der dafür Sasuke immer vernachlässigt hat, aber ich war auch nicht allmächtig und allwissend. Und Sasuke verabscheute mich danach so sehr. Ich hatte sein Leben zerstört, aber meines auch. So oft wünschte ich, es wäre anders gekommen, ich wünschte, wir könnten weiterhin die Brüder sein, die wir gewesen waren. Ich dachte auch an meine Eltern. Sie würden mich verachten. Ich war ihr Stolz gewesen, doch ich hatte sie entehrt, als ich ein doppelter Spion würde. Doch wenn ich zugelassen hätte, dass mich diese Gedanken einnehmen, dann wäre ich längst nicht mehr hier“, erklärte der Schwarzhaarige und Seika spürte auf einmal ein leicht schmerzendes Gefühl im Herzen. Itachi erzählte ihr von seiner Vergangenheit und seinen Sorgen. Noch nie hatte er das getan, noch nie hatte sie die Umstände seiner Geschichte aus seinem eigenen Mund vernommen und dann auch noch mit so einer persönlichen Note, die seine Gefühle widerspiegelte. Immer hatten ihr es Andere erzählt, was sie glaubten, zusammen gemischt mit deren Meinungen und anderen Gerüchten und so war alles verfälscht worden. Doch keiner kannte den richtigen Itachi, der sich ihr in den vergangenen Minuten offenbart hatte, auch wenn nicht mit allen Details, aber konnte sie das wirklich von ihm verlangen? Jeder sprach immer von einem eiskalten Shinobi, wenn es um den Uchiha ging. Doch war das denn ein Wunder? Er hatte also seine ganze Familie wegen einem Befehl ausgelöscht, es war nicht einmal seine eigene Entscheidung gewesen, die er auch nur gegen sich selber rechtfertigen konnte. Und er hatte seinen Bruder Sasuke wohl wirklich geliebt, sodass er ihn nicht dasselbe Schicksal der Anderen erleiden lassen konnte, wodurch er im Endeffekt aber noch mehr gelitten hatte. Wie schlimm musste es sein, wenn man sah, dass man von einem geliebten Menschen verachtet wurde, obwohl man es doch nur gut gemeint hatte? Mit einem weiteren schmerzhaften Stich in ihrer Brust erkannte Seika, dass es damals zwischen ihnen nicht viel anders gewesen war, nachdem Itachi sie nicht gerettet hatte, als sie in Kaze no Kuni verschüttet worden war. Die junge Frau war von Gedanken geplagt gewesen, wie es denn gewesen sein könnte, wenn das alles nie passiert wäre. Ob Itachi es im nachhinein auch bereut hatte, dass er es zugelassen hatte, dass sie verletzt worden war und dass sie sich in den Wochen danach mit so viel Kälte begegnet waren, weil sie nicht damit hatten umgehen können?
 

„Ich habe lange und auch erfolgreich gegen die Dunkelheit gekämpft, indem ich sie gemeinsam mit allen Erinnerungen in mein Innerstes weggeschlossen habe. Jegliche Emotionen schienen dadurch jedoch aus mir verschwunden zu sein. Ich hatte aber nicht die Kraft, nach ihnen zu suchen, denn ich gehörte ja mittlerweile zu den Akatsuki und brauchte meine volle Konzentration und meine Kraft für andere Dinge... Missionen, Aufträge, Pains Angelegenheiten. Das alles hat mich abgelenkt. Das alles ließ mich leben, weil es mich zu einem anderen Menschen gemacht hat. Aber wie habe ich gelebt? Einsam, in totaler Finsternis. Doch dann, Seika... Dann kamst Du...“, sagte er plötzlich und seine Stimme war am Ende nur noch ein Flüstern, welches der jungen Frau einen scharfen Schauer über den Rücken laufen ließ. Das soeben gehörte ging ihr bis ins Mark. Meinte er das ernst? Nannte er sie wirklich als Grund dafür, dass er nun so war, wie er war? Hatte das, was zwischen ihnen als ungeplante, doch sehr heiße Zusammenkunft in einem dunklen Korridor, wo er sie gegen die Wand genommen hatte, seinen Anfang genommen hatte, wirklich eine Auswirkung auf Itachi gehabt? Und war er jetzt dadurch wieder glücklicher?
 

„Oh Itachi…“, wisperte die junge Frau mit den goldenen Augen. Der Schwarzhaarige konnte nicht wissen, wie viel ihr seine Worte bedeuteten, wie sehr es sie berührte, dass er sich ihr so weit öffnete und ihr von dem erzählte, was wohl die schlimmste Tat seines Lebens war. Es zeigte ihr, wie sehr er ihr doch vertraute. Außerdem war das Wissen, dass es nicht nur ihr so in einer Situation gegangen war, in der sie sich am liebsten verkrochen und keinen Deut mehr für die Zukunft gegeben hätte, so sehr erleichternd. Nein, er, der berüchtigte Uchiha, hatte dies auch einmal erlebt und vor allem überlebt. Doch für ihn war niemand da gewesen, und trotzdem half er ihr jetzt, sich zu überwinden. Denn sie war sein Halt, wenn es ihr gut ging, dann war auch er beruhigt.
 

Da fühlte Seika, wie sich Itachis Hände an ihren Schultern wieder bewegten und unter den schmalen Kragen ihres Yukata fuhren. Seine Handflächen waren so warm und wohltuend und die leicht rauen Fingerkuppen, die über ihre Schlüsselbeine und Schulterblätter glitten, gaben ihr das Gefühl von Geborgenheit, das Gefühl, dass sie sich in seiner Nähe nie wieder über irgendetwas Sorgen machen musste. Dieser Empfindung wollte sie sich hingeben. Sie wollte sich auch ihm hingeben. Wenn es das Einzige war, was sie für ihn tun konnte, dann würde sie es mit ihrem ganzen Herzen machen.
 

Sie spürte, wie sein heißer, samtener Atem über ihre noch feuchte Haut strich. Seine Lippen geisterten langsam über ihre Schulter bis zu ihrem Nacken, wo er für einige Momente stoppte, um seinen Mund sanft gegen ihren Haaransatz zu drücken. Weil auch er gerade geduscht hatte, glitten seine Hände mit Leichtigkeit über den feinen Feuchtigkeitsfilm ihrer Oberarme, damit der ihr den Yukata noch mehr vom Körper streichen konnte. Ruhig sog er den Geruch ihres frisch gewaschenen Haares ein und sein herausgelassener Atem kitzelte Seika leicht und hinterließ prickelnde Empfindungen auf ihrer reinen Haut. Sie merkte, wie Itachi sich hinter ihr bewegte und wie seine Brust sie unbeabsichtigt an der Schulter berührte. Weil er sich nun seitlich von ihr aufrichtete, konnte sie genau sehen, dass auch er nur einen kimonoähnlichen Bademantel trug. Der Stoff war schwarz und der Schnitt stand dem Schwarzhaarigen wirklich gut. Seine Haare fielen schwer von der Feuchtigkeit und ein wenig wirr über seine Schultern. Ihre Augen trafen sich für einen intensiven Moment, doch die Blicke lösten sich schnell wieder, damit sie einander weiter mustern konnten. Das Gespräch hatte ihnen wirklich gut getan, denn es hatte viele Unklarheiten beiseite geräumt und hatte sie vielleicht noch näher zu einander geführt, als sie sowieso schon waren. Jeder kannte nun die Vergangenheit des Anderen, nicht aus dem Mund außen stehender Leute, sondern gesprochen mit der vertrauten Stimme des vertrauten Menschen. Gab es einen tieferen Vertrauensbeweis? Seika konnte sich nichts anderes vorstellen, weil diese Erinnerung, diese Geschichte Itachis größte Bürde war, sein schlimmstes Erlebnis, aber auch sein wertvollster Schatz. Nur dadurch war Itachi auch Itachi, der Mann, dem Seika gegenüber so fühlte, wie sie noch für keinen anderen Menschen gefühlt hatte. In seine Arme wollte sie sich fallen lassen, auf seine Worte, die er vorhin zu ihr gesprochen hatte, vertrauen. Als ihre Blicke erneut aufeinander fielen, war dies so ein intimer Moment, dass die junge Frau erschauderte. Sie würde ihm alles geben, was er wollte und sie würde alles nehmen, was er ihr bot. Ja, und nur mit einem einzigen, beinahe dankbaren Aufschlag von Seika Wimpern war alles gesagt. Diese Nacht würde zu etwas ganz besonderem werden.
 

Itachis Hände, die nun bei ihren Ellenbogen angekommen waren, zogen den Stoff, der Seika umhüllte, noch ein wenig tiefer und legten damit die Ansätze ihrer Brüste frei. Während Itachi sich vor lehnte, mit seinem Mund Seikas Ohrläppchen einfing und seine Zunge die Konturen ihrer Ohrmuschel nachfahren ließ, verließ eine seiner Hände ihre ursprüngliche Position und umfasste beinahe bedächtig Seikas volle Brust. Er ließ seinen Daumen über die warme, weiche Brustwarze fahren, welche sich durch den erregenden Kontakt sofort verhärtete. Ein wohliges Seufzen verließ die Kehle der jungen Frau, welches ihm sagte, dass er das Richtige tat. Seika hob ihren Arm und legte ihre Hand von hinten an Itachis Kopf. Ihre Finger vergruben sich in seinen nassen Haaren und sie kämmte durch die die rabenschwarzen Strähnen, während ihre Fingerkuppen sachte über seine Kopfhaut fuhren. Sein Atem rasselte leise in ihrem Ohr. Er drückte sich leicht an sie, sodass sie den Schlag seines Herzens fühlen konnte. Er war noch ganz ruhig in seinem Brustkorb und dieses Gefühl entspannte Seika noch ein wenig mehr. Sie nahm ihre zweite freie Hand dafür, um sie auf Itachis Finger zu legen, die ihre Brust sanft drückten. Sofort verschränkten sich ihre Finger ineinander, sie gaben einander Halt und zeigten, wie wichtig sie sich waren.
 

„Seika…“, hauchte Itachi in das Ohr der jungen Frau und die seidene, tief tönende Stimme ließ sie leicht erschaudern. Sie liebte es, wenn er ihren Namen so sprach. Er verschwendete nie viele Worte und wenn er etwas sagte, dann war dies begleitet von Gleichgültigkeit berechnender Kälte. Anders war es, wenn sie allein waren. Da erschien ein Itachi, den nur sie kannte und nach diesem sehnte sie sich jetzt. Sie wollte vergessen, was heute passiert war. Zwar würde und durfte sie es nicht verdrängen, weil ihre Geschichte überaus wichtig war, doch sie brauchte ein wenig Zeit, um es zu verarbeiten. Doch nicht nur Seika hoffte auf erlösende Gedanken. Auch Itachi wollte das, was er der jungen Frau bereitwillig offenbart hatte, wieder in die Tiefen seines Seins verbannen, wo es zwar immer präsent war, doch dort waren seiner Erinnerungen gut aufgehoben. Ja, sie beide mussten mit ihrer Vergangenheit und derer Konsequenzen leben, doch gemeinsam konnten sie dagegen ankommen, gegen die bedrückenden Gefühle kämpfen und siegen.
 

Die Atmosphäre war schwül und legte sich wie ein schwerer Schleier aus Ekstase auf sie herab. Itachi schob den Stoff des Yukata weiter nach unten und Seika befreite ihre Arme letztendlich selber von dem störenden Stoff. Der Schwarzhaarige beugte seinen Kopf und ließ seine feuchte Zunge über das Mal fahren, welches er einmal in der Haut ihrer Schulter hinterlassen hatte, einen in Ekstase etwas heftiger ausgefallener Biss, dessen Wunden Seika damals wohl nicht richtig geheilt hatte, wahrscheinlich mit voller Absicht. So waren die Narben seiner Ungestümheit verblieben und markierten die junge Frau so als sein Eigentum. Ja, sie gehörte ihm, mit Leib und Seele, dass wusste nicht nur sie selber, auch Itachi war sich dessen vollkommen bewusst, denn es ging ihm nicht anders, weil auch er ihr ganz verfallen war. An keinen Menschen dachte er so oft, wie an sie, sogar nicht an seinen Bruder, für den er so viel in Kauf genommen hatte, dass er dafür nun eigentlich in der Hölle schmoren sollte, verdrängte die junge Frau in seinem Kopf, weil er ihr wirklich innige Zuneigung schenkte und auch sie ihm so viel Geborgenheit entgegen brachte, dass er es nie mehr missen wollte. Als er seinen leicht geöffneten Mund und seine Zähne gegen die fein sichtbaren Bissnarben drückte, seufzte Seika abermals auf.
 

„Itachi…“, flüsterte sie nun, wie berauscht von den Berührungen des schwarzhaarigen Mannes. Die Empfindungen, die sie dabei hatte, weckten wieder das Leben in ihrem Körper, der vorhin wie taub geworden war, wegen dem Schrecken darüber, was sie getan hatte. Doch es war unvermeidlich gewesen. Aber nun war es geschehen und nicht mehr rückgängig zu machen. Seika hatte sich immer so wenig um Vergangenes gekümmert, warum nicht auch jetzt? Sie wollte sich nicht von Schuldgefühlen auffressen lassen. Alle hatten ihr bestätigt, dass ihre Sorgen umsonst gewesen waren, denn es hatte für den Jinchuuriki keine Rettung mehr gegeben. Sie musste es glauben und sie wollte es auch glauben. Selbst Itachi zeigte ihr, was nun wichtig war, und zwar nur sie und er.
 

Seika blickte zum ersten Mal direkt in Itachis Gesicht, indem sie ihren Kopf zu ihm drehte. Lange sah sie ihn an, blickte ihm tief in die schwarzen Augen, um ihn ihnen zu lesen, was in dieser Situation für sie ganz einfach war, und bekam die Bestätigung für alle ihre Gedanken. Alles, was sie plötzlich wieder zu denken begann, wurde von Itachi mit einem einzigen Blick beantwortet. Und vor allem eine Botschaft war deutlich. Es war in Ordnung, dass sie Schuld und Unsicherheit fühlte, denn es war normal. Doch jetzt musste sie auch etwas für ihn tun, denn er wollte sie. Ein einziger Blick aus ihren wunderschönen goldenen Augen konnte das in ihm auslösen. Er wollte und brauchte sie so sehr. Der Impuls, der in Seikas Herzen aufgrund seines Blickes einsetzte, war so stark, so verzehrend, verzehrend nach Itachi, nach dem Gefühl, in seinen Armen zu liegen und ihn zu spüren, sodass sie ihren Kopf kippte, mit ihren Handflächen nach seinen Wangen griff und ihre Lippen auf die seinen drückte. Er begrüßte ihre stürmische Aktion nur zu sehr, denn er beschlagnahmte leidenschaftlich ihre weichen Lippen in einem harschen Kuss, der nur so ausdrückte, wie sehr sie die Nähe des Anderen nun brauchten.

Burning need

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

His decision

Sie reisten am nächsten Morgen zurück nach Ame no Kuni, und Kisame war wieder verwundert, wie sehr sich Seikas Gemütszustand in kürzester Zeit ändern konnte. Sie war völlig fertig gewesen, als sie gestern Abend in die Gaststätte eingekehrt waren, sie hatte regelrecht neben sich gestanden, sodass Itachi sie zu ihrem Zimmer hatte führen müssen, bevor er noch mit dem Wirt die Bezahlung für die Übernachtung verhandelt hatte, weil es sicher nicht in seinem Interesse gelegen war, dass die Brünette so apathisch mit leerem Blick in der Gegend herum stand und alle sie anstarrten, als wäre sie ein wandelnder Geist, denn so hatte sie wirklich ausgesehen, blass, erschöpft, entmutigt. Doch was hatte der Uchiha wieder mit ihr gemacht, dass sie nun an diesem Morgen so völlig friedlich wirkte? Außerdem warf sie Itachi Blicke zu, die Kisame nicht deuten konnte, weil sie so... ja, gerade weil sie so offensichtlich waren. Zwar erwiderte der Schwarzhaarige diese Blicke nicht, doch auch er wirkte so durch und durch ausgeruht, wie lange nicht mehr. Doch wie immer stand es für den Haimann außer Frage, nachzufragen, was geschehen war. Er sollte froh sein, dass nun wieder alles in Ordnung war und das war er ja auch.
 

Jetzt, da Mizu no Kuni von der Bedrohung des durch den Dämon kontrollierten Befehlshaber befreit war, konnten die Akatsuki ohne Probleme durch das Land reisen, weil niemand ihnen auch nur die geringste Beachtung schenkte, weil jeder der Angst überdrüssig war. Alle waren glücklich, dass wieder Frieden einkehrte und jeder war damit beschäftigt, sich zu freuen und die Hilfsgüter, die die Truppen des Mizukage verteilten, dankbar anzunehmen und sich und seine ausgehungerten Familien damit zu stärken. Das Oberhaupt von Mizu no Kuni hatte wirklich schnell auf die Nachricht des besiegten Bijuu reagiert und war ausgerückt, um sein beinahe untergegangenes Land mit allen Mitteln wieder aufzurichten. Dass er so unverzüglich handelte, brachte ihm sicher viele Pluspunkte bei der Bevölkerung ein, die in der nächsten Zeit wirklich einen starken Anführer brauchen würden, denn der Mann hatte wohl endlich gelernt, wie viel sein Volk wert war.
 

Gemeinsam hatten die Akatsuki beschlossen, direkt und schnell zur Küste zu reisen, um dort ihre Fähre zu nehmen, und nicht noch einmal Emi zu besuchen. Seika hatte das nicht gewollt, weil es zu viele Erklärungen erfordert hätte. Außerdem wollte die Brünette das Ganze nicht noch einmal aufrollen, denn sie war sich klar, dass sie ihrer Großcousine etwas versprochen hatte, was sie am Ende nicht hatte halten können. Emi würde Seika vielleicht dafür hassen, was sie getan hatte, doch das war nicht zu ändern. Das hatte die junge Frau aus ihrem Gespräch mit Itachi gelernt. Als sie bei diesem Gedanken zu ihm sah, traf sie seine Augen, die gerade auch auf ihr lagen. Das gab ihr noch einmal die unglaublich wohltuend durchdringende Bestätigung, dass er hinter seinen Worten und auch hinter Seika stehen würde, was immer auch geschah.
 

Es war kein Problem, Kabinen für die Fähre aufs Festland zu bekommen, denn an diesem Tag hatte sich wohl die Nachricht des Sturzes von Tashiro auch bis in die Länder auf der anderen Seite des Meeres verbreitet. Niemand wollte mehr von der Insel weg, alle wollten dort hin zurück. So war der Kapitän eines Schiffes doch ziemlich froh, dass er doch noch ein paar Passagiere für seine Fahrt fand. Weil diesmal also niemand sonst mit ihnen fuhr, auch keine Wachen, brauchten sich die Akatsuki auch nicht verstecken. Seika und Kisame redeten öfters mit dem Kapitän des Schiffes, sonst taten sie nicht viel und konnten deshalb auch lange ausschlafen. Und als sie wieder am Hafen anlegten, da bemerkte Seika, dass sie nun fast einen Monat unterwegs gewesen waren. Der restliche Weg nach Hause verlangte ihnen zwar noch einmal viel Konzentration und Vorsicht ab, denn die anderen Shinobiländer waren natürlich weiterhin wachsam, was eventuelle Angreifer anging, doch diese Strecke kannten sie alle mittlerweile so gut wie auswendig und so schafften sie es in kurzer Zeit und nur mit kleinen, nicht nennenswerten Zwischenfällen dorthin zurück. Als sie dann letztendlich auch noch in der Basis von Ame no Kuni ankamen, hatten sie es tatsächlich geschafft, auf den Tag genau einen Monat weg gewesen zu sein. Dort wurden sie auch schon mit Spannung und Vorfreude erwartet.
 

„Seika!“
 

„Furiko!“
 

„Barbie!“
 

„Fischstäbchen, yeah...“ Furiko und Seika umarmten sich. Auch Kisame und Deidara tauschten ihre 'liebevollen' Begrüßungen aus. Pain und Itachi nickten sich nur stumm zu, doch es insgesamt war eine sehr herzliche Begrüßung – kein Wunder, wenn man sich so lange nicht gesehen hatte. Tobi war wieder total abgedreht und freute sich überschwänglich über das Wiedersehen, denn seit er seine Maske wieder aufgesetzt hatte, verhielt er sich generell wieder etwas kindisch, exzentrisch und wunderbar gut gelaunt. Vielleicht hatte das Erlebte ihn auf Mizu no Kuni auch mitgenommen, dass er sich so seltsam verhalten hatte, aber jetzt war wohl wieder alles beim Besten. Und weil jeder hier die Gemütszustände der Anderen verstand, so ließ man den Maskierten in Ruhe. Als Pain ihnen bedeutete, sie sollten sich gemeinsam in den Gemeinschaftsraum begeben, so folgten doch alle dieser Aufforderung. In den bequemen Sitzpolstern machten die Ankömmlinge es sich bequem, um sich von der Reise etwas auszuruhen.
 

„Ich bin erfreut, dass die Mission so problemlos verlaufen ist. Ihr habt alle gute Arbeit geleistet“, sagte Pain. Lobesworte aus seinem Munde? Das hörte man selten, doch es wollte sich niemand darüber beklagen und schon gar nicht verlauten lassen, dass die ganze Sache nicht wirklich ganz ohne Schwierigkeiten verlaufen war. Doch weil das Seikas private Angelegenheit war, sagte auch niemand etwas darüber. Wenn sie Pain davon berichten wollte, würde sie es schon selber tun.
 

„Wie war eure Mission, Furiko?“, fragte die Brünette stattdessen, weil die beiden Blonden ja auch einen Aufgabe gehabt hatten und es sie doch interessierte, was sie so getrieben hatten, weil Seika und ihrer Begleiter nicht allzu viel zu berichten hatten, was sonst noch keiner wusste, weil Pain alles andere sicher schon verkündet hatte. Verwunderlicherweise würde Furiko bei dieser Frage leicht rot.
 

„Ach, das war in weniger als zwei Wochen erledigt, obwohl wir Anfangs auch ein paar Komplikationen gehabt haben. Aber ansonsten war es nicht allzu sehr anstrengend, nicht wahr, Deidara-kun?“, erklärte die Blonde und sah zu ihrem Partner, der plötzlich leicht steif und kleinlaut wirkte. Doch auch Seika war ziemlich überrascht und blickte mit erhobenen Brauen zwischen den Beiden hin und her. Hatte sie richtig gehört? Hatte Furiko Deidara wirklich mit dem Anhängsel ‚-kun’ benannt und nicht mehr mit dem anderen, förmlich klingenden Quatsch? Das war aber eine ziemliche Neuerung in der Beziehung zwischen den Beiden, wie?
 

„Nicht anstrengend? Ich hoffe, Du hast Dich trotzdem angestrengt, Deidara-kun...“, flötete Kisame mit einem sehr breiten Grinsen, für das ihn der Blonde am liebsten so richtig eine reingehauen hätte, und zwar an eine Stelle, die besonders schmerzhaft war! Klar, der Haimann machte sich aus solchen Dingen gerne einen Spaß, doch nicht gleich vor allen Anderen! Das war ihm schon etwas peinlich, obwohl selbst Furiko, die in solchen Sachen ziemlich verlegen wurde, leise zu kichern anfing. Jetzt fiel sie ihm auch noch in den Rücken. Empört und etwas schmollend sah er sie an und die Blonde verlieh ihrer Miene daraufhin gleich wieder etwas Reservierteres. Seika schmunzelte wegen dieser Szene und machte sich gleich eine gedankliche Notiz, dass sie ihre blonde Freundin später ein wenig ausquetschen werden müsse.
 

„Wie geht es Konan jetzt?“, fragte die Brünette stattdessen ihren Anführer, weil das ebenfalls eine sehr interessante Frage war und Pain wandte seinen nachdenklichen Blick daraufhin langsam zu dem Medic-Nin hin. Sah Seika richtig und erkannte sie wirklich Müdigkeit in seinen Augen?
 

„Man sieht es ihr schon sehr deutlich an. Sie wird von Tag zu Tag unausstehlicher, aber sonst geht es ihr gut“, antwortete Pain und ob da wirklich leichte Ironie in seiner Stimme mitschwang, war nicht wirklich sicher zu deuten. Doch dass dieser Mann einmal tatsächlich so etwas sagen würde, hätte vor einiger Zeit niemand gedacht. Konans Schwangerschaft machte sich äußerlich also immer mehr bemerkbar und korrelierte gleichzeitig mit immer stärker werdenden Stimmungsschwankungen? Das war bei einer Frau wie Konan bestimmt besonders markant, denn eine emotionslosere Frau wie die Blauhaarige hatte Seika davor noch nie angetroffen.
 

„Ich werde sie später einmal besuchen“, gab die Brünette Bescheid und ging jetzt schon in ihrem Kopf durch, welches Beruhigungsmittel wohl das Beste für die schwangere Akatsuki wäre.
 

Und so verliefen die nächsten Tage ganz turbulent. Konan, nun schon gut sichtbar im fünften Monat, erklärte Seika zu ihrem Leibarzt und so musste die Brünette immer darauf gefasst sein, dass die Partnerin von Pain etwas von ihr wollte, obwohl sie und die Babys vollkommen gesund waren, denn außer Konans Launen gab es nichts, was Seika versuchen konnte, zu behandeln. Pain schien Seika sogar verwunderlicherweise dankbar zu sein, dass die Blauhaarige sich durch das vollkommen harmlose pflanzliche Präparat des Medic-Nin langsam beruhigte und nicht mehr wie ein störrisches Kind seiner Unzufriedenheit andauernd Luft machte. Auch Furiko und Deidara verhielten sich seltsam und als Seika endlich einmal Zeit fand, sich mit der blonden Kunoichi kurz zu schließen, erfuhr sie zu ihrer großen Freude, dass es zwischen den Beiden gefunkt hatte, zwar noch recht zart, aber immerhin. Die Brünette wusste nicht, für wen sie sich mehr freuen sollte, für Deidara, der immer damit gekämpft hatte, Seikas Aufmerksamkeit zu erlangen, nun aber doch sein Glück gefunden hatte, oder für Furiko, die nun endlich jemandem vertrauen konnte und damit Deidara so viel von der Liebe gab, die sie sich Beide so sehr verdient hatten. Es war nicht Seika, die es weitererzählte, doch irgendwann bekam auch Kisame davon Wind und er war so entzückt, dass er es gar nicht lassen konnte, Deidara nur noch mehr damit vollzulabern, was diesen wirklich nervte, aber er wusste ja selber, dass es nicht böse gemeint war, weshalb er es diesmal über sich ergehen ließ. Es gab in der Zwischenzeit einige kleinere Missionen zu erledigen, aber nichts sehr gefährliches und das konnte alles so schnell erledigt werden, dass dazwischen noch genug Zeit blieb, sich zu entspannen.
 

Und noch eine weitere Sache bahnte sich an, die die Akatsuki nun völlig auf den Kopf stellte sollte.
 

Seika bemerkte es eines Morgens, als sie aufstand. Es waren ein paar Wochen vergangen und Itachi war nicht da, denn er war am Tag zuvor für eine kurzfristige Mission zusammen mit Kisame und Tobi aufgebrochen. Seika blieb immer öfters in der Basis zurück, denn sie musste da bleiben, falls Konan etwas wollte, was zurzeit ziemlich gehäuft vorkam. Seika spielte schon mit dem Gedanken, die Dosis des Beruhigungsmittels zu erhöhen, doch das musste sie erst mit Pain absprechen, damit dieser sich nicht wunderte, wenn seiner Partnerin immer fast den halben Tag verschlafen würde. Doch das war jetzt nicht von Belang, dann gerade als Seika sich aus ihrem Bett erheben wollte, stutzte sie und ließ sich perplex wieder auf die Matratze nieder. Sie war als Medic-Nin in letzter Zeit so gefordert, wie lange nicht mehr und durch die Anwendung ihres heilenden Chakras war sie sich ihres eigenen körperlichen Zustandes auch immer besstens bewusst. So schockierte es sie beinahe, dass sie es nicht schon vorher gespürt hatte, doch vor allem wunderte es sie, warum es dazu gekommen war.
 

Niemand sah die brünette junge Frau an diesem Vormittag, doch keiner machte sich Gedanken darüber, denn sie war erstens am Abend lange mit Furiko und Deidara zusammen gesessen, denn die Beiden waren die einzigen, die außer Pain und Konan nicht unterwegs waren, zweitens gab es an diesem Morgen auch nichts, wozu die Brünette hätte erscheinen müssen. Vielleicht schief sie ja nur länger.
 

Doch auch als die anderen Akatsuki nachmittags erfolgreich von ihrer Mission zurück kamen, hatte sich Seika immer noch nicht gezeigt, obwohl man ihre Präsenz deutlich in Itachis Zimmer spüren konnte. Furiko, die ihren großen Respekt vor Itachi zwar immer noch nicht verloren hatte, sich dafür aber viel zu sehr schon um Seika Sorgen machte, warum sie denn nicht heraus kam, machte den Uchiha nach seiner Rückkehr gleich auf diesen Umstand aufmerksam. Er sah die Blonde an und bestätigte ihr mit einem Nicken, dass er sich sofort darum kümmern wollte.
 

Ein wenig seltsam fand Itachi es schon, dass Seika den ganzen Tag noch nicht erschienen war und er dachte gleich an die Szene im Gasthaus von Mizu no Kuni, als sie so apathisch da gesessen war, mit dem Verlust von jeglichem Elan und aller Realitätsnähe. Er hatte geglaubt, die junge Frau wäre über die Sache mit Tashiro schon hinweggekommen und hätte es für sich akzeptiert, deshalb verdächtigte er diesen Grund eigentlich nicht. Doch ausschließen konnte er es auch nicht, außerdem fielen ihm keine anderen Gründe ein und das besorgte ihn etwas. Deshalb beeilte er sich umso mehr, um zu seinem Zimmer zu gelangen, wo die brünette Kunoichi sich aufhielt.
 

Als er die Tür öffnete, lag Seika auf dem Bett. Sie machte den Anschein, dass sie schlief, doch Itachi wusste es besser, denn ihr Chakra war dafür viel zu aktiv. Und tatsächlich, kaum hatte er den Raum betreten, blickte die junge Frau auch auf. Ihr Gesicht hatte einen ruhigen, ja, beinahe seligen Ausdruck angenommen und war keinesfalls leer, wie damals, als Schuldgefühle sie geplagt hatten. Insgeheim war Itachi sehr beruhigt und doch fragte er sich, warum sie hier ganz alleine saß.
 

„Du bist wieder zurück“, sagte sie zu ihm und lächelte ihm leicht zu, doch dieses Lächeln schien durch irgendetwas bewölkt zu sein.
 

„Hn“, antwortete der Schwarzhaarige nur und näherte sich der jungen Frau, weil er noch keinesfalls zufrieden war. Gut, sie verhielt sich wie immer, aber irgendetwas musste doch passiert sein, dass sie sich nicht unter die Anderen mischte, was sie sonst eigentlich immer gerne tat. Da setzte die Brünette sich auf und wandte sich dem Schwarzhaarigen zu, der sie aufmerksam beobachtete.
 

„Komm her“, sagte sie mit einem kleinen Wink zu ihm, als Aufforderung, sich bei ihr nieder zu lassen, und etwas huschte dabei durch ihren Blick, was Itachi seine Stirn runzeln ließ. Es war Unsicherheit und Beunruhigung. Doch er folgte ihrer Bitte und setzte sich letztendlich neben ihr auf die Matratze hin.
 

„Seika, was ist? Furiko sagte, Du hast Dich den ganzen Tag nicht sehen lassen“, sprach der Uchiha schließlich und seine Stimme klang ruhig und beinahe teilnahmslos, doch er wusste, dass Seika wusste, dass er es nicht war. Sie blickte ihn forschend an, doch nach einigen Sekunden sah sie wieder weg, hin zur Kommode neben dem Bett, auf dem das Kästchen lag, in welchem Itachi die Rose aufbewahrte, die er Seika einmal geschenkt hatte. Der Deckel war geöffnet, weil sie die Blume vorhin für eine Weile beobachtet hatte, und Itachi wurde immer verwirrter.
 

„Das stimmt, aber ich habe nur auf Dich gewartet“, antwortete sie nur und dass die Brünette so kryptisch reden musste, war nicht hilfreich für Itachis Unbehagen. Doch sie öffnete wieder ihren Mund und weil sie wohl noch etwas zu sagen hatte, ließ der Schwarzhaarige sie reden, denn das tat ihr immer ganz gut.
 

„Ich habe viel nachdenken müssen und wusste nicht, ob ich in diesem Zustand zu den Anderen hätte gehen können. Außerdem habe ich beschlossen, dass ich zuerst mit Dir reden muss, Itachi. Es ist wegen... Deiner Geschichte. Du hast mir so viel anvertraut in dieser einen Nacht, weil ich damals so neben mir gestanden habe... Ich bin froh, dass ich das alles nun weiß, doch umso hilfloser bin ich jetzt, weil es mich sehr beschäftigt... Oh Itachi...“, hauchte sie und ihre Stimme war plötzlich so aufgelöst, dass Itachi sie vor lauter Unverständnis beinahe an den Schultern gepackt und geschüttelt hätte. Doch Seika kam ihm mit ihrer Aktion zuvor. Sie griff kurzentschlossen plötzlich nach seiner Hand – und legte sie sich auf den Bauch.
 

„Seika, was-“, begann der Uchiha, doch seine Stimme blieb ihm nach nur wenigen, doch ausreichend vielen Sekunden im wahrsten Sinne des Wortes im Halse stecken, sodass er für ein paar Momente nicht einmal mehr atmen konnte. Seikas Finger schlossen sich fest und bebend um die Seinen.
 

„Ich will Dir nichts verheimlichen. Bitte, Itachi, sag etwas...“, wisperte die junge Frau inständig und ihre goldenen Augen waren tief verbunden mit den schwarzen Irriden von Itachi, der sie plötzlich offen entgeistert ansah. Seine Lippen waren leicht geöffnet und seine Augen leicht geweitet. Noch nie hatte Seika diesen Ausdruck in seinen Zügen gesehen und doch überraschte es sie nicht, ihn nach dieser direkten Konfrontation mit den Tatsachen so zu erleben, weil sie mindestens genauso gewirkt haben musste, als sie es vor ein paar alles verändernden Stunden für sich selber realisiert hatte. Plötzlich brodelte schwache Angst in ihr hervor, Angst vor dem, was kommen würde, die mehrere erschreckende Gründe hatte. Itachi hatte seinen Clan umgebracht, wegen eines einzigen Befehls und er war dabei wirklich kaltblütig gewesen, denn auch, wenn man so etwas aufgetragen bekam, war man doch noch lange nicht bereitwillig, dies zu tun, oder? Gut, er hatte sich sehr viele Gedanken gemacht und schließlich seinen Bruder Sasuke verschont, doch was machte schon eine Person aus? Eine ganze Blutlinie war fast vollkommen ausgelöscht worden und diese Tat hatte den Täter so sehr abgestumpft und in Abgründe gezogen, die er beinahe nicht mehr hatte überwinden können und das alles war nur geschehen, weil er ein Wunderkind gewesen war, dessen eigene Familie ihn immer zu Bestleistungen angetrieben hatte. Er hatte nicht viel von seinem eigenen Vater gehalten, der seine Söhne nach ihren Fähigkeiten und Leistungen beurteilt hatte. Vielleicht war es ihm deshalb kein allzu großes Hindernis gewesen, selbst seine leiblichen Eltern umzubringen. Und jetzt? Ja, Seika war schwanger, mit Itachis Kind und das hieß, dass er nun selber Vater werden würde. Sie hatte es in der Früh bemerkt, dass sie plötzlich nicht alleine war, dass da ein schwaches Chakra in ihrem Unterleib heran wuchs. Und sie konnte auch genau sagen, wann es geschehen war. Dieses Kind war in der Nacht gezeugt worden, nachdem sie den Bijuu besiegt und den Jinchuuriki getötet hatten. Dieser war den Enkel von Seikas Großcousine gewesen und diese Tat, dass sie einen Verwandten umgebracht hatte, hatte Seikas seelische Verfassung zerschmettert. Schuldgefühle hatten sie beinahe erstickt, der Schmerz ihrer Schandtat hatte sie beinahe ertränkt. Ihre Willenskraft war spurlos verschwunden und damit auch der Mechanismus, den Seika in ihrem Körper errichtet hatte, um eine Empfängnis zu verhüten. Sie hatte als Medic-Nin die vollkommene Kontrolle über die Vorgänge ihres Kreislaufes und hatte schon kaum mehr darauf Acht geben müssen, nach den vielen Nächten die sie mit dem Schwarzhaarigen verbracht hatte, dass ihre Vorsichtsmaßnahme funktionierte. Doch nach der Extraktion des Bijuu hatte sie auch dies vergessen, vor allem, als sie nach Itachis offenen Worten mit ihm geschlafen hatte. Gerade weil ihre Verhütungsmethode immer so zuverlässig gewesen war, hatte sie ihren natürlichen Zyklus auch nicht im Kopf gehabt. Lange Rede, kurzer Sinn: Gerade in dieser Nacht war alles bereit gewesen, dass sie ein Kind zeugten und so war es auch geschehen. So erschreckend diese Erkenntnis auch war, ein eigentlich ungewolltes neues Leben in sich zu tragen, so atemberaubend war der Gedanke gleichzeitig auch. Doch das Glück oder der totale Supergau hing in diesem Moment nur von einer Person ab, der Seika seit den letzten Tagen so viel Vertrauen geschenkt hatte, dass sein Urteil auch ihr eigenes Gewissen beeinflussen konnte. Sie würde für ihn alles tun, was auch immer er verlangte, für nichts würde sie riskieren, dass er sie verließ, niemals! Sie waren doch zu einer Einheit geworden, oder? Er war gelassen, wenn sie glücklich war, und andersherum, sie war beunruhigt, wenn es ihm schlecht ging, und andersherum. Itachi war es, dessen Vergangenheit und Familie ihn zu einem eiskalten Menschen gemacht hatte. Doch die Gegenwart, ihre Gegenwart, hatte ihn verändert - was würde dann ‚dies’ für ihn bedeuten?
 

Er spürte es, spürte es ganz deutlich, das fremde und doch vertraute Chakra unter seiner Hand, das nicht nur Seika, sondern dem kleinen Etwas in ihrem Bauch gehörte. Es war schwach, noch kaum entwickelt, doch es war da und es appellierte so stark an sein Herz, dass es sich schmerzhaft zusammenzog. Seika war schwanger, von ihm, sie trug sein Kind, ihr 'gemeinsames' Kind. Im ersten Moment fühlte er nichts, wie konnte er auch, denn es kam so unerwartet, so, als wenn seine Eltern plötzlich wieder vom Tod auferstehen würden. Doch das würden sie nicht, denn sie waren Vergangenheit. Doch das, was sie da gezeugt hatten, kennzeichnete unwiderruflich markant einen Moment in seinem Leben, den er nie vergessen werden könnte, egal was geschah, denn es war die Zukunft. Genau das dachte er zuerst, nicht Freude oder Schock war das erste Gefühl in seinem Kopf. Sein Blick fiel von Seikas Augen, wo das Farbspiel ihrer Irriden ihn mit seiner Intensität zu überwältigen drohte, nach unten zu ihrem noch ganz flachen Bauch, auf dem seine Hand lag, die von Seikas Fingern überdeckt wurde. Sein Kind, wie? Durfte er ein Kind in die Welt setzen, er, ein Mann, der so viele Menschen auf dem Gewissen hatte, der so viele schlechte Dinge getan hatte, und das auch nur, um sein Gewissen selbstgefällig zu beruhigen? Er hatte seinen Bruder Sasuke am Leben gelassen, als er seine ganze Familie und Freunde umgebracht hatte, nur weil er es nicht über sein selbstsüchtiges Herz bringen konnte und damit den Jungen hinein geschubst hatte in ein Leben, das vielleicht grausamer war, als der Tod, wegen all der Blicke und dem Gerede, dass sich seitdem um ihn rankte und wegen dem Hass, der sein Innerstes auffraß, nur weil er nicht wissen durfte, was die Motive für sein großzügiges Überleben waren. Es war nicht gerecht, doch er hatte nicht die Hand an seinen Bruder legen können. War es nicht also gerechtfertigt, dass auch er selber die Hölle auf Erden durchleben musste? Doch das letzte Jahr hatte ihm Dinge beschert, die er eigentlich gar nicht wert war. Welche höhere Instanz hatte soviel Nachsehen mit ihm, dass ihm diese Frau geschickt worden war, die Gnade, Schönheit und Erlösung in Form einer menschlichen Person, die er mittlerweile um nichts in der Welt jemals wieder aufgeben würde, die ihm das Leben zurückgebracht hatte und nun die Trägerin eines weiteren Lebens war, eines Lebens, dass ironischerweise die Blutlinie weiterführen würde, die ausgerechnet er mit seinen Händen getötet hatte?
 

Itachis Hand auf Seikas Bauch zuckte. Die Brünette sah den Schwarzhaarigen inständig an. Warum sagte er nichts? Warum sah er sie nicht an? Was dachte er? Nie hatte die junge Frau verlangt, dass Itachi ihr sagte, was er dachte und fühlte, doch jetzt, dieses eine Mal… Wusste er nicht, wie wichtig dies war, für sie Beide, für ihren weiteren, gemeinsamen Weg? Es schnürte ihr die Kehle zu, als Itachis seine Augen schloss und diese fest zusammen drückte, als würde er seinen Blick vor dem Kommenden verschließen. Nein, sie würde nicht weinen. Dies war kein Grund, zu weinen, vor allem nicht jetzt. Sie durfte es Itachi nicht schwerer machen, als es sicher schon für ihn war.
 

So saßen sie eine ganze Weile da, ohne zu sprechen. Seikas schwerer Atem beruhigte sich etwas, doch sie war immer noch völlig aufgewühlt. Itachis steife Körperhaltung lockerte sich mit der Zeit und impulsiv fuhr Seika mit ihrer freien Hand in sein Haar, um seinen Kopf gegen ihre Schulter zu lehnen. Er ließ es völlig widerstandslos zu. Die gegenseitige Nähe und Intimität des Augenblicks war unbeschreiblich, doch die Spannung war gleichzeitig unerträglich. Seika presste ihre Lippen zusammen. Sie wollte Itachi Zeit geben, doch sie konnte nicht mehr. Die Situation war einfach zu prekär. Es war wieder diese Ungewissheit, eine Schwäche von ihr, die nun wieder zu Tage kam und sie durch das bloße Denken daran zerreißen konnte. Wenn sie noch länger-
 

Da regte sich Itachi von alleine und er stemmte sich wieder in eine sitzende Position, sodass er Seika genau gegenüber war. Er blickte ihr mit einem Ausdruck entgegen, der fast vollständig verschlossen war, wären da nicht seine schwarzen Augen, die sie so durchdringend ansahen, dass die junge Frau glaubte, er könnte ihre geheimsten Gedanken lesen. Ihr stockte der Atem. War das schlimm oder gut? Was würde er sagen? War sie wirklich auf alles gefasst, was nun aus seinem Mund kommen könnte? Plötzlich wollte sie es nicht hören, dann aber wieder doch. Eigentlich war nun nicht nur ihre Existenz bedroht, auch die Existenz des Kindes, dass sie doch schon so sehr liebte, obwohl sie von seinem Dasein erst seit diesem Morgen wusste und es erst ein paar Wochen alt war. Was war, wenn Itachi es wirklich nicht wollte, nicht haben 'konnte'? Nicht nur wegen einer einfachen Abneigung, nein, wegen seinem Gewissen? Seika begann zu zittern und das merkte Itachi auch. Und als er den Schmerz in ihrem Gesicht sah, brach seine letzte Hemmung.
 

„Seika… Du wirst den Namen Uchiha annehmen“, sagte er leise, aber mit sicherer, ehrlicher Stimme und seine Worte entleerten mit einem innerlichen Knall sämtliche Gedanken der jungen Frau, damit den nächsten, alles verändernden Erkenntnissen Platz gemacht werden konnten. Ihre Augen weiteten sich leicht, als sie den Schwarzhaarigen anstarrte, doch die Worte erhellten ihr Gesicht vollkommen. War das… War das wirklich… Ja, das war es. Das war sicherlich der unromantischste Heiratsantrag, den die Welt bisher je gesehen hatte, doch es war der Passendste und Emotionalste für einen Mann wie Itachi und das Schönste und Erleichterndste, was Seika je hätte geschehen können. Oh Kami, das hieß, dass er sie und das Kind akzeptierte und sie damit zu einem Mitglied seines Clans machte, auf dass er von neuem aufleben konnte.
 

„Oh Itachi…“, flüsterte die junge Frau mit all der innigen Zuneigung ihres Herzens und fiel dem Schwarzhaarigen überwältigt um den Hals. Er keuchte wegen ihrer heftigen Reaktion leise auf und es brauchte kein 'Ja' von ihr, damit er wusste, dass sie seine Entscheidung annehmen würde. Auch er schlang seine Arme um ihren Bauch und drückte sie fest und Besitz ergreifend, aber gleichzeitig sanft und vorsichtig an sich. Seine Lippen zierte ein sachtes Lächeln. Ja, es war wirklich die beste Entscheidung, die er in seinem ganzen Leben getroffen hatte.
 


 

~~~ENDE Deepest Gold~~~

The end or...

Es begann ein ganz normaler Tag in Konohagakure. Das Wetter hatte endlich Erbarmen und so war der Morgen recht angenehm. In den letzten Tagen war es wieder unglaublich heiß gewesen, ein Umstand, der nicht allzu oft herrschte, doch hin und wieder trotzdem einmal vorkam. Das letzte Mal hatte es so eine Hitze an einem Tag gegeben, der einigen Menschen dadurch gut in Erinnerung geblieben war. Seither waren nun ungefähr anderthalb Jahre vergangen.
 

Die meisten Bewohner Konohagakures gingen bereits ihren alltäglichen Geschäften nach und deshalb war in den Straßen immer etwas los. Händler bauten ihre Stände auf, Lieferanten versorgten die Geschäfte mit frischen Waren, die sie vor ein paar Stunden von den umliegenden Bauern abgeholt hatten, welche das Obst und Gemüse in den frühen Morgenstunden von ihren Feldern geerntet hatten. Die Straßen dufteten nach aufgebackenen Waren der Bäcker. Die Hausfrauen gingen bereits einkaufen und Kinder liefen in die Schule und in die Akademie zu ihrem Unterricht. Auch Boten waren unterwegs, um Nachrichten und Anweisungen zu überbringen. Jounin und Chuunin hatten ihren Dienst aufgenommen und Genin waren dabei, ihre ersten Missionen für diesen Tag zu erledigen. Alles in allem war es ein ganz normaler Tag.
 

In einem Haus in einem Stadtteil von Konohagakure ging es heute aber ruhiger als sonst zu. So ein Tag war selten. Weil sie Beide heute frei hatten, schliefen sie natürlich auch länger. Auch war sie sonst normalerweise nicht bei ihm, weil sie meistens früh zu ihrer Schicht aufstehen musste. Doch heute würde es selbst keine Überstunden geben, nein, sie hatten den ganzen Tag für sich.
 

Ein dumpfes Geräusch ließ die junge Frau erwachen. Sie verharrte nur noch kurz unter den dünnen Laken, dann war sie schon hell wach. Weil sie immer so früh aufstand, war sie um eine solche Zeit meistens schon ausgeschlafen, auch wenn der Abend davor recht... auslaugend gewesen war. Vorsichtig erhob sie sich, um den jungen Mann an ihrer Seite nicht zu wecken und schlich leise aus dem Zimmer. Sie ging kurz ins Bad, um sich zu waschen, dann machte sie sich auf in die Küche, um Frühstück vorzubereiten. Als sie das Zimmer betreten wollte, stutzte sie kurz, denn ein leichter Luftzug lenkte ihre Aufmerksamkeit auf die Eingangstür, die leicht geöffnet war. Ein solcher Umstand hätte sie vielleicht gleich beunruhigt, doch ihr Blick wurde auch schnell eingefangen von dem weißen Briefumschlag, der auf dem Boden des Eingangsbereiches lag. Die junge Frau seufzte hörbar. Hoffentlich hatte das nicht zu bedeuten, dass ein Auftrag der ANBU ins Haus stand. Als sie den Brief aufhob, konnte sie darauf ablesen, dass der Name des Empfängers in einer sauber lesbaren und doch kantigen Schrift niedergeschrieben worden war. Ihr Verdacht wurde bestätigt, denn wenn das Schreiben an den jungen Mann adressiert war, dann konnte diese früh morgendliche Post nur eines bedeuten. Doch sie wollte ihn nicht wecken, er würde sowieso bald aufstehen, wenn er bemerkte, dass sie nicht mehr neben ihm lag.
 

Sie betrat also die Küche und legte den Brief auf den Tisch, dorthin, wo er normalerweise immer Platz nahm. Dann begann sie, den Kühlschrank zu plündern und mit Töpfen und Geschirr zu hantieren, um etwas zu Essen zu machen. Dies dauerte natürlich seine Zeit, doch schon nach wenigen Minuten spürte sie, dass der Bewohner dieses Hauses auch aufgestanden und nun auf dem Weg zu ihr war. Sie tat, als würde sie ihn nicht bemerken, obwohl sie wusste, dass er wusste, dass das völliger Quatsch war. Sie war eine Kunoichi und er verbarg sein Chakra nicht, außerdem würde sie das Kochen doch nicht so ablenken. Aber erst als er gerade hinter ihr stand, wandte sie sich zu ihm um, nachdem sie das kochende Teewasser vom Herd genommen hatte.
 

„Schon wach?“, fragte sie schmunzelnd und sah, wie sich sein Mundwinkel leicht spöttisch hob, während er seine Hände links und rechts von ihr an der Küchentheke abstützte und sie dadurch gefangen nahm.
 

„Ja, wegen Dir. Wir haben heute frei, schon vergessen?“, meinte er ein wenig vorwurfsvoll. Warum hatte sie jetzt schon aufstehen müssen? Das tat sie extra, oder? Doch sie zuckte nur unschuldig mit den Schultern, bevor sie sich leicht vor beugte und ihre Lippen auf seine drückte.
 

„Tut mir Leid, aber ich glaube, es wird nichts mit ausruhen. Da kam ein Brief für Dich, Sasuke-kun“, antwortete Sakura ihm und deutete mit dem Kopf zum Tisch. Der Schwarzhaarige runzelte argwöhnisch seine Stirn, mit einem dazugehörigen Blick, der Sakura denken ließ, das Schriftstück würde gleich in Flammen aufgehen. Doch sie hörte den Uchiha nur leise murren.
 

„Wer hat das gebracht?“, fragte er nach, doch Sakura erklärte ihm, dass sie es nicht wusste, weil sie den Brief auf dem Boden liegend gefunden hatte. Sasuke sagte erst einmal nichts mehr dazu, obwohl er sich still über diese ungeliebte Post ärgerte, während er sich an den Tisch setzte und den Grund für sein neu gebildetes morgendliches Tief weit von sich weg schob.
 

Sakura und Sasuke waren nun schon seit fast einem Jahr ein Paar und zwar ganz öffentlich. Es hatte viele Leute sehr überrascht und so ziemlich alle hatten sich gefragt, was diesen Sinneswandel des eigentlich in sich gekehrten, kühlen jungen Mannes bewirkt hatte. Den wahren Grund wusste nur Sasuke selber, nicht mal seiner Freundin hatte er ihn offenbart, doch Sakura konnte es sich schon denken. Sasuke hatte sich, seit der letzten Begegnung mit Seika und seinem Bruder Itachi ziemlich verändert, das hieß, für die, die ihn gut kannten, war dies offensichtlich. Er war noch ruhiger und nachdenklicher geworden. Aber wen hätte es nicht zum Grübeln gebracht, wenn das, was man sein Leben lang geglaubt hatte, ein Stückchen zerbrach? Sasuke hatte Itachi für ein emotionsloses Monster gehalten, nicht gesellschaftsfähig, ein Fehlgriff der Evolution. Und dann das. Wie er gewirkt hatte, bevor sie Seika befreit haben, so vollkommen durcheinander und erschöpft und wie er reagiert hatte, als sie die Brünette dann nach oben gebracht hatten. Sie hatte schrecklich ausgesehen, von Wunden übersät, und da war der ältere Uchiha völlig impulsiv los gerannt, um sie zu retten. Verhielt sich so ein eiskalter Mörder? Nein, da musste mehr dahinter stecken und das hatte Sasuke Kopfzerbrechen bereitet, jedoch war wohl etwas Positives dabei herausgekommen. Die Erkenntnis, dass Itachi vielleicht doch seine menschliche Seite nicht verloren hatte, egal warum auch immer diese gerade jetzt wieder zum Vorschein kam, hatte den Jüngeren wohl etwas Seelenfrieden finden lassen. Und Sakura war natürlich sehr froh darüber, zu sehen, dass er sich nicht mehr so quälte.
 

Die Rosahaarige deckte den Tisch und goss den fertig aufgebrühten Tee in die bereit gestellten Tassen, bevor sie sich an Sasukes Seite setzte und sie Beide in Ruhe begannen, zu essen. Die Atmosphäre war sehr behaglich und entspannend, wäre da nicht eine Sache gewesen. Dass der Schwarzhaarige den Brief nicht öffnete, kratzte schon etwas an Sakuras neugieriger Seite. Was, wenn es ein wichtiges Schreiben war, wegen einer Sache, die unverzüglich erledigt werden musste? Sakura hatte keine Lust, dass jemand hier herein platzen würde und Sasuke zum Dienst vergraulte, nur weil er so selbstsüchtig war und alles nur so tat, wie es ihm passte. Sie tippte mit ihren Fingernägeln gegen die Tischplatte. Wegen dem Geräusch sah der Schwarzhaarige auf und Sakura sah, dass er genau wusste, auf was sie wartete.
 

„Ach komm, schau Dir wenigstens die Schrift vorne an. Vielleicht kennst Du sie und kannst dadurch erkennen, woher die Nachricht in etwa kommt!“, drängte sie, mit leicht nach vorne geschobener, schmollenden Unterlippe. Sie sah, wie Sasukes Brauen zuckten und fühlte, wie die Innere Sakura triumphierend die Faust in die Luft streckte. Doch ihr Mund verzog sich äußerlich nur ganz leicht zu einem selbstgefälligen Lächeln, als der Schwarzhaarige mit seinem typischen ‚Hn.’ nach dem weißen Umschlag griff und ihn zu sich zog. Die Rosahaarige legte ihre Arme auf die Tischplatte und blickte dann mit leicht schief gelegtem Kopf zu Sasuke hin. Wenigstens würde sich nun gleich klären, ob sie gemeinsam einen entspannten Tag verbringen konnten oder sich doch wieder auf Arbeit einstellen mussten. Der Uchiha hob seine Tasse, um einen Schluck vom abgekühlten Tee zu nehmen und blickte dabei nur aus den Augenwinkeln auf das weiße Papier.
 

Mit einem lauten Klirren zerbrach die Tasse in Scherben und ergoss das vorhin darin enthaltene Getränk über den ganzen Tisch. Mit einem leisen Schrei war Sakura hoch geschreckt und starrte verwirrt auf Sasuke, der plötzlich stocksteif und mit geweiteten, geschockt wirkenden Augen auf den Brief starrte, den er nun mit beiden Händen vor sein Gesicht hielt. Sein Mund öffnete sich, als wollte er etwas sagen, doch es kam nichts raus, zumindest nicht sofort.
 

„Itachi…“, stammelte er dann doch und die junge Frau an seiner Seite holte hörbar Luft. Wie bitte? Hatte er gerade wirklich den Namen seines Bruders genannt? Das tat er nie, weil er nie von dem älteren Uchiha sprach. Und wenn es einmal doch sein musste, dann umging er die Erwähnung des Namens so gut er konnte. Doch was hatte das nun zu bedeuten? War der Brief etwa- Ja, das war er. Sasuke erkannte die Schrift sofort, auch wenn er schon seit Ewigkeiten keine geschriebenen Lettern seines Bruders mehr gesehen hatte. Doch das waren eindeutig von seiner Hand geschriebene Buchstaben, so saubere und flüssige, und doch abgehakte Zeichen, die ihn immer an das Sharingan an sich erinnerten. Aber was sollte das? Warum bekam er einen Brief seines Bruders?
 

Kurz durchzuckte Sasuke der Impuls, das Papier auseinander zu reißen und mit einem Jutsu zu verbrennen, doch dann stellte er fest, dass er es nicht konnte. Die Neugier schlug hart zu und er konnte dem nicht ausweichen. Obwohl er wieder einmal versucht hatte, den Gedanken, die seinem Bruder galten, Einhalt zu gewähren, hatte er es die ganze Zeit über nie wirklich geschafft, sodass er sich wohl oder übel damit hatte abfinden und auseinandersetzen müssen. Und zu welchem Entschluss war er dann letztendlich gekommen? Nun, es war eigentlich gar nicht ganz so schlimm, wenn der ältere Uchiha immer noch dort draußen in der Welt herumlief…
 

Doch nun das. Dieser Brief. Er riss Sasuke vollkommen aus seinem neu aufgebauten Alltag heraus und er war so verwirrt, dass er hoch schaute und den grünen Augen von Sakura begegnete, die ihn gespannt beobachtete.
 

„Willst Du ihn nicht öffnen? Es ist sicher keine Falle, sonst hätten wir es schon längst gespürt, oder?“, sagte sie mit sanfter Stimme, obwohl sie innerlich auch sehr aufgewühlt darüber war, dass Sasuke Post von seinem Bruder kam, dem Menschen, der ihm verwandschaftlich so nah, aber emotional so fern war. Sie wusste nicht, ob sich der Schwarzhaarige gerade auch diese Frage stellte, doch wie war der Brief übermittelt worden? Vielleicht sogar persönlich? Doch nein, Uchiha Itachi würde nicht nach Konohagakure kommen. Jedenfalls nahm sich Sasuke Sakuras Aufforderung zu Herzen. Langsam, fast wie in Zeitlupe begannen seine Finger, den Umschlag zu öffnen. Als er daran dachte, was dort wohl alles drin stehen konnte, wurde ihm schwindelig, also unterließ er es.
 

Es fielen drei Stück Papier auf den Tisch. Eines davon war ein zusammengefalteter Zettel, der mit Worten beschrieben war, der eigentliche Brief. Doch darauf achtete in diesem Moment keiner der beiden jungen Menschen an dem Tisch, denn die anderen beiden Bögen Papier waren Fotos. Eines lag verdeckt da, das Andere wartete scheinbar nur darauf, angesehen zu werden und zog die Blicke magisch auf sich. Sasuke griff danach - zitterten seine Hände vielleicht? Es war nicht ausgeschlossen, denn das, was er bereits bei flüchtigem Hinsehen erkannte, ließ seinen Atem stocken.
 

Das erste Foto war eine wunderschöne, Gänsehaut hervorrufende Aufnahme. Zwei Menschen waren darauf abgebildet, ein Mann und eine Frau, die nebeneinander standen. Der Mann hatte schwarze, lange Haare, die er tief sitzenden in seinem Nacken zusammengebunden hatte, und schwarze Augen. Er trug einen einfachen schwarzen Kimono aus Seide, der jedoch sehr edel und festlich aussah. An seinem Hals trug er seine immer präsente Kette mit den drei silbernen Ringen. An seiner Seite stand eine Frau. Ihr honigfarbenes Haar war an ihrem Hinterkopf hochgesteckt worden und in dem Haarknoten trug sie ein paar lange Haarnadeln, an denen Spitzen goldene Perlen herunter hingen. Diese Perlen waren in der gleichen Farbe der Augen der Frau, nur, dass ihrer Irriden an sich noch intensiver funkelten. Sie trug einen weißen, seidig schimmernden Kimono, auf dem weiße matte Muster abgebildet waren. Um ihren Hals lag dieselbe Kette, die der Mann trug, doch bei ihr waren die Ringe aus Gold, weil dies auch besser zu ihr passte. Ihr Arm war sanft bei dem des Schwarzhaarigen eingehakt und sie blickten beide auf einen Punkt, der außerhalb des Fokus’ der Kamera lag. Die Szene wirkte schlicht, aber trotzdem sehr würdevoll. Ja, es war eine Hochzeit. Es war die Hochzeit von Uchiha Itachi und Kôto Seika.
 

Sakura war völlig von den Socken, während sie ihre Augen nicht von dem doch so glücklich aussehenden Paar wenden konnte. Doch sie wollte auch sehen, wie Sasuke reagiert hatte, aber dazu kam sie nicht, denn dieser hatte bereits nach dem zweiten Foto gegriffen und drehte es schnell um.
 

„Oh Kami…“, entfuhr es ihm atemlos, als ein merklicher Schauer durch ihn hindurch ging, der ihn von oben bis unten erschütterte. Wieder waren dieselben beiden Menschen auf dem Foto abgebildet, diesmal recht unzeremoniell, doch dazu umso bewegender. Das Bild zeigte ein Zimmer, welches zwar in kühlen Tönen gehalten war, dafür aber umso mehr strahlte, und drei Personen. Die Frau lag in einem Bett, der Mann saß neben ihr. Sie hatte ihre Augen vor deutlicher Erschöpfung geschlossen und ihr Kopf ruhte an seiner Schulter, doch sie sah so glücklich aus. Sie hatten beide ihre linken Hände miteinander verschränkt, denn er stützte sich erleichtert mit seiner Rechten auf der Matratze ab und sie hielt in ihrem rechten Arm ein kleines, in weiße Tücher gewickeltes Bündel. Es war ein Baby, vielleicht gerade mal erst ein paar Stunden alt, doch dichter rabenschwarzer Flaum bedeckte schon seinen Kopf. Der imaginäre Titel dieses Bildes war: 'Uchiha Seika kurz nach der Geburt von ihrem und Itachis Kind'.
 

Sasuke erhob sich plötzlich von seinem Platz und ging ans Fenster, um dort hinaus zu schauen, denn das musste er erst einmal verdauen. Sakura ging zu ihm und legte ihm ihre Hand auf den Rücken. Vor außerhalb des Hauses konnte man sein Gesicht hinter der Scheibe erkennen. Er sah verloren aus und doch hatte diese neue Erkenntnis einen Punkt in ihm getroffen, von dem er nie geglaubt hatte, dass er in ihm noch existieren konnte. Ja, so sehr er in den letzten Wochen auch begonnen hatte, die Sache mit Itachi und seinem Mord am Uchiha Clan zu verdrängen und dadurch ein normales Leben zu führen, so sehr konnte er ihm immer noch nicht vergeben, weil er dadurch so viel schwere Verantwortung auf die Schultern seines kleinen Bruders gelegt hatte. Doch nun hatte Itachi wieder einen Teil dieser Bürde auf sich zurück genommen und zwar, den Clan wieder aufzubauen. Es war zwar nur ein Gefühl, doch es war ein gutes Gefühl, dass es plötzlich so gekommen war. Und auf eine seltsame Weise fühlte Sasuke sich plötzlich frei.
 


 


 

~~~Danksagung~~~
 

All meinen Reviewern möchte ich an dieser Stelle ein großes Dankeschön ausrichten, denn die Gewissheit, dass meine Geschichte nicht nur in meinen eigenen Gedanken, sondern auch außerhalb anklang fand, war wohl dafür ausschlaggebend, dass es einen zweiten Teil gibt. Ich will jetzt keine Namen nennen, aber die, die all die Kommentare in mühevoller Arbiet vefasst haben, wissen Bescheid! <3 <3 <3 Ich hoffe, ihr bleibt mir auch weiter treu!
 

---> Lest die Fortsetung hier: http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/200381/
 

Viele liebe Grüße,

Bettyna



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Kommentare zu dieser Fanfic (468)
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Von:  sama-chan
2019-02-12T23:20:20+00:00 13.02.2019 00:20
Was für eine tolle FF!
Ich bin eigentlich überhaupt kein Fan von selbst kreierten Charakteren, aber irgendwie hat es mich doch zum Lesen gezogen und was soll ich sagen?
Ich bin begeistert!!! Vielen Dank für diese tolle Story und den schönen Stunden an Lesevergnügen!
Von:  Schreibfeder
2015-06-26T17:22:38+00:00 26.06.2015 19:22
Hallihallo,
deine FF ist die wirklich super gelungen und ich muss an dieser Stelle wirklich meinen Respekt aussprechen, da mich deine Story wirklich beeindruckt und gefesselt hat.

Die Idee mit Seikas Kekkei Genkai war wirklich gut und auch die Geschichte, welche hinter ihrer Familie steckt war vermutlich sehr gut ausgetüftelt.

Es war sehr schön, dass aus Deidei und Furiko ein Laar geworden ist. Tobis und Kisame Persönlichkeit ist dir sehr gut gelungen.
Ok, ab und an waren sie mal Ooc aber ihr ganzer Charakter und wir du die beiden, natürlich auch Deidei, dargestellt hast, hat sehr oft zum Amüsement der Story beigetragen.

Um ehrlich zu sein war ich von Itachis Verhalten am Anfang nicht gerade angetan. Aber nach und nach fand ich ebenfalls an seinem Charakter.

Als Seika von Orososhisa entführt wurde und sich Itachi solche Sorgen und sie gemacht hatte und alles für ihre Rettung gatan hatte, hat das ganze ihn für mich nur noch symphatischer gemacht.

Die Gedanken der Charaktere in den verschiedenen Situationen konnte man ganz gut nachvollziehen und verstehen.

Ich hätte nur zu gerne erfahren wie sie Konan und Pain ale Eltern angestellt hätten und damit die ganze Akatsuki aufgewühlt hätte.

Das Seika irgendwann schwanger werden wurde war schon seit längerem klar.
Aber Itachis Heiratsantrag war ja mal so genial!

XD Den Epilog mit dem Brief an Sasuke fand ich noch mal richtig schön *.*

Vielen Dank für diese schöne FF
Allerliebste Grüße,
Madline
Von:  twunicorn
2014-12-02T11:29:06+00:00 02.12.2014 12:29
Hi, wollte eigentlich erst den ersten und zweiten Teil zu ende lesen und dann ein meega langes Kommi da lassen, aber ich schreib einfach jetzt schon mal xD
ich hatte deine ff schon ne ganze Weile auf meiner Favoriten-Liste aber wollte sie nicht lesen da ich selbst erfundene Charaktere nicht so mag^^
mit seikas Charakter und deiner Art zu schreiben hast du mich aber schon nach den ersten Kapiteln überzeugt:D und dann heißt ihre großcousine auch noch wie ich xD
ich finde die Geschichte echt einfach nur wow *-* und versteh ehrlich gesagt nicht wieso sie so "wenig" Kommentare hat da ich finde dass sie zu den besten Naruto ffs hier gehört.
Naja genug geschleimt :D ich les mal weiter LG:)
Von: abgemeldet
2014-10-10T09:27:32+00:00 10.10.2014 11:27
Ich bin begeistert, du hast einen tollen Schreibstyl und kannst den Leser wirklich fesseln. Allerdings habe ich ein kleines Problem. Ich bin noch nicht 18 und kann deshalb nicht die adult-Kapitel lesen. Sind dort wichtige Informationen enthalten die für den weitern Verlauf von Bedeutung sind? Wenn ja, könntest du vielleicht auch eine zensierte Version schreiben? Danke, schon mal im Voraus, ich bin ein riesen Fan von dir!!!
Von: abgemeldet
2011-10-30T18:26:58+00:00 30.10.2011 19:26
Wow Respekt ich lese wirklich sehr viele Fanfiction von Naruto da mich die schon immer begeistert haben. Und deine Fanfiction ist dir wirklich sehr gelungen dein schreibstyl ist wirklich wunderbar es ist als hätte man die einzelnen Situationen in einem Kopfkino vor sich abgespielt. Wie du die Charaktere und deren Gefühlen rübebringst beeindruckt mich wirklich es gibt unzählige Fanfictions von Naruto aber nur die wenigsten sind es wert die zu Lesen, deine Geschichte wahr es auf jeden fall wert.

Ich muss gestehen nach dem 20 Kapitel hab ich mir die Fanfict ausgedruckt und in einem Ordner niedergeheftet um sie nach Jahren vielleicht mal wieder durchzu Lesen.

Jetz jedoch hätte ich noch eine kleine Bitte bzw Frage an dich!!!!!!!!!

DA DIE KAPITELN:

KAPITEL10: INTENSIVE MOMENTS
KAPITEL27: LUST
KAPITEL49: NIGHT OF DESIRE
KAITEL79: BURNING NEED

Ja auf ADULT sind und es somit nur nutzern erlaubt sind zu Lesen die einen Ausweis der Bestätigt das man Volljährig ist zusendet, ich das aber generell nicht möchte aus schlechter erfahrung durch das Internet:

Geht meine Bitte daher ob du eventuel diese Fanfiction noch wo anderst Raufgeladen hast oder du mir eventuel diese 4 KAPITELN zusenden könntest.

Zwar sind das nur 4 Kapiteln die da Fehlen jedoch möchte ich auch dies nicht verpassen.

Ich hoffe du gehst auf meine Bitte ein das wäre nämlich äußerst lieb von dir =)!

Mir freundlichen Grüßen RinSama

PS: Verzeih das ich nicht bei jedem Kapitel ein Komentar hienterlassen habe und ich erst jetz schreibe zumal ist dies auch nicht meine Art bei jedem Kapitel was zu hinterlassen, am Ende jedoch schreibe ich immer wieder gerne eine Ehrliche und Konstruktive Kritik
Von:  Yuuna89
2010-11-04T09:23:44+00:00 04.11.2010 10:23
Hi,
ich hab deine super lange Fanfic endlich fertig gelesen und wollte auch mal mein Kommentar dazu geben:

Anfangs war mein erster Gedanke, dass Seika schon fast zu übertrieben stark und schön ist usw. aber das war nur am Nafang so und später nicht mehr.
Ich fand es sehr gut, wie du zwischen den verschiedenen Storysträngen geswicht hast (also die Missionen von Seika&Co und die von Furiko und Deidara) immer wenn es sehr spannend war hast du geswicht, was mehr Spannung aufgebaut hat.

Ich fand das Ende auch sehr schön! (was jetzt ja leider durch die Fortsetzung nicht mehr so ist – hat aber den Vorteil das es weitergeht)

Alles in allem muss ich sagen, dass es eine meiner ersten Fanfiction ist (und meine erste lange) und ich positv überrascht bin! Sie ist einfach nur super O.o.
Du kannst wirklich toll schreiben!
Freue mich auf deine Fortsetzung und hoffe das diese genauso Klasse ist!

Von:  astala7
2010-01-20T11:03:41+00:00 20.01.2010 12:03
Ich raff das imme rnoch nicht... Warum hat die Akatsuki so ein ausgedehntes HQ? Was ist ja schon keine WG mehr, sondern das reinste Hotel! Etwas übertrieben, finde ich. So kultiviert hätte ich sie niemals eingeschätzt, immerhin sind sie doch die meiste zeit auf Mission.
Alles in allem recht unauthentisch, außer das Ita keine Behandlung haben will.
Du, tut mir Leid, ich weiß, ich hab gesagt, dass ich die ff durcharbeite, aber... Nun, ich hab das 10. kap schon passiert und seh immer noch nicht irgendetwas... Finales. Keine Gesamthandlung, weißt du?
Es ist langsam die Luft raus.
Die Charas sind zwar nicht unbedigt OOC, aber die ganze Umgebung... Die Welt... Ist einfach nicht so, wie sie von der Serie her rüberkommt. Zu sehr neuzeitbezogen. Der Akatsuki-Flair von wegen Geheimhaltung und Skrupellosigkeit ist fast vollkommen verloren gegangen. Und dann diese dnlosen Beschreibungen unwichtiger Details, denen du in der Handlung so eine BEdeutung zuschreibst. Einfach nicht mein typ.
Also, da ich ffs, die sich wirklich auf die Serie beziehen, oder eindeutig OC sind, einfach lieber mag, werd ich an dieser Stelle abbrechen.
Nimms mir nich, übel, ja?

lg, astala7
Von:  astala7
2010-01-20T10:51:31+00:00 20.01.2010 11:51
Es ist wirklich dumm, dass ich nicht weiß, was zwischen denen passiert ist. So hab ich keien Ahnung, warum sie so abweisend, bzw jetzt auf einmal wieder doch nicht sind. Es ist ziemlich veriwrrend und gearde dieser Sprung von fröhlich zu ägstlich auf einmal wieder zu besorgt und dann sanft, das geht einfach zu schnell.
und imme rnoch nicht geklärt, was denn nun so lustig war. Das ist frustrierend.
Von:  astala7
2010-01-20T10:40:02+00:00 20.01.2010 11:40
Ok, was soll ich dazu sagen...
nun, einfach nur, dass Itachi nicht der Typ für sowas ist. Es gibt keine Frau, die wirklich jeden Man so verrückt macht. Keine. Punkt.
Aber gut, nehmen wir den Fall an, dass sich alle Männer auf ein Schäferstündchen mit Seika einlassen würden. Seika ist dein chara, also ist es ok, dass sie halt nur auf Ita anspringt.
Ehrlich gesagt, im 9. kap hab ich gedacht, jetzt gibt es eine bsesonders blutige szene, oder eine Fast-Vergewaltigung, vor der Ita Seika retten muss. SOWAS hatte ich nicht wirklich erwartet. Weil es einfach nicht passt.
Nun, ok. Es ist nun halt so.
Da find ich nun wieder Tobi und Deidara gut rüber gebracht.
Von:  astala7
2010-01-20T10:24:11+00:00 20.01.2010 11:24
Worauf das mit den Ringen hinauslief, war ja klar.
Udn alle Gäste fallen voll drauf rein... Himmel, ihnen wird ja tatsächlich schrecklich viel nur aufgrund ihres Aussehns zugeschrieben. Das müssen wirklich einfahc gestrickte Leute da sein.

Die ANBU mit Klatschblatt in der Hand kann ich mir nicht vorstellen. Und gerade solche Partys von berühmten oder einflussreichen und demzufolge reichen persönlichkeiten ziehen ja presse förmlich an. Ich finde, das hättest du ruhig mit einbringen können.

Die Szene mit Deidara gefiel mir am besten. Da kommt endlich das Missions-Feeling rüber, dass ich so vermisst habe.
Aber Wo's spannend wird, natürlich erstmal schluss. Kap gesperrt. Warum das? Versteh ich nicht. Hoffentlich verpass ich jetzt keinen Inhalt.


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