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Bittersweet II

They Only Came Out At Night
von

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Sitting, waiting, killing

„D-Drei?!“

Sichtlich verstört sah Paige Leo an, und dieser nickte schwach.

„W-Wie kann das sein?! D-Das... haben sie dich nicht... w-warum...“

„Ich weiß es nicht.“ Leo stützte den Kopf in die Hände und schloss die Augen.

Piper strich ihm behutsam über den Rücken.

„Das muss ein grausamer Dämon sein, der eine Vierjährige tötet.“, sagte Phoebe leise und sah zu Cole, der sie auf seinen Schoß gezogen hatte und dessen Hand nun auf ihrem Bauch ruhte, der die Rundung einer Schwangeren im neunen Monat zeigte.

Piper sagte nichts dazu, doch Cole legte beide Arme um Phoebe.

„Vielleicht ist es kein Dämon gewesen, sondern jemand, der mit der Familie noch eine Rechnung offen hatte.“

Leo schüttelte den Kopf. „Das tut kein Mensch.“

„Wie, ähm, sind sie denn gestorben?“, fragte Paige vorsichtig.

Leo antwortete nicht, doch Piper tat es an seiner Stelle. „Andrews Herz wurde durchbohrt, doch Sophy und auch teilweise Liza wurden... nun ja...“

„Ausgesaugt.“, vollendete Cole ihren Satz.

Seine Hand umklammerte Phoebes so stark, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten.

„Ihre Körper waren vollkommen blutleer, nicht wahr? Und Liza war hochschwanger.“

„Im achten Monat.“, murmelte Leo.

Piper nickte langsam. „Ja, das trifft alles zu... kennst du einen Dämon, dem du das zutraust?“

„Ich... eine Art von Dämonen, ja...“

„Welche?“ Paige sah ihn mit großen Augen an und Cole grinste schwach.

„Vampire natürlich.“
 

Nach seinen Worten war es vollkommen still im Raum.

Dann begann Paige zu kichern, doch als niemand einfiel und sie Coles Blick bemerkte, hörte sie rasch wieder auf damit.

„D-Du meinst das doch nicht ernst, oder?“, fragte sie vorsichtig, „Ich meine, es... es gibt doch keine Vampire. Oder?“

„Dann gibt es natürlich auch keine Magie.“, sagte Cole ruhig, „Keine Warlocks, keine Todesfeen. Keine Dämonen. Nicht zu vergessen natürlich, keine Hexen.“

„Aber du meinst... richtige Vampire? Die mit den spitzen Zähnen und den schwarzen Umhängen und den...“

„Nicht alle tragen schwarze Umhänge, aber wenn man weiß, worauf man achten muss, dann erkennt man sie recht schnell. Und wie auch bei Magiern gibt es sie auf beiden Seiten. Die einen beschränken sich auf tierisches Blut oder sie stehlen Blutkonserven, die anderen bevorzugen es, wenn ihre Beute noch lebt, atmet, zappelt und schreit...“

„Cole, hör auf!“ Rasch griff Phoebe nach seiner Hand.

„Nimm ausnahmsweise Rücksicht auf Leo und erspar’ uns die Details, ja?“, murmelte sie und Cole strich ihr mit einem leisen Seufzen das Haar aus der Stirn.

„Entschuldige, Schatz...“ Er biss sich auf die Unterlippe. „Kann ich kurz mit dir sprechen, Phoebe? Allein?“

„Was...? Ja, wenn es so dringend ist...“

Sie warf den anderen einen entschuldigenden Blick zu und folgte Cole in den Flur und hinauf auf ihr Zimmer. „Was ist denn...?“

Cole ging zum Fenster hinüber und starrte hinaus in die grauen Wolken, die im Abendhimmel über der Stadt hingen. „Ich glaube, es fängt gleich wieder an zu regnen...“

Sein beiläufiger Tonfall machte Phoebe stutzig.

„Cole...?“ Besorgt trat sie zu ihm. „Was ist los, Cole?“

Er drehte sich zu ihr herum und strich ihr über die Wange, doch als sie nach seiner Hand griff, wandte er ruckartig den Blick ab.

„Mein... mein Vater war ein Mensch, das weißt du?“

„Was...? Nein, das wusste ich nicht... ich dachte immer, deine Mutter wäre...“

„Meine Mutter ist – war – ein Vampir.“

Phoebe riss die Augen auf. „Was?!“

„Natürlich war sie das nicht immer.“, fuhr Cole rasch fort, „Als ich geboren wurde, da war sie noch ein ganz... na ja, mehr oder weniger normaler Dämon, wenn man das denn so sagen kann... aber dass ich noch diverse dämonische Halbgeschwister habe, das weißt du ja.“

Sie nickte leicht. „Wie Je-“

„Sprich diesen Namen nicht aus!“, zischte Cole.

Das war allerdings auch nicht nötig, denn sie beide wussten, wer gemeint war – Jeremyah, Coles Halbbruder, der vor etwa einem halben Jahr sie beide und ihr ungeborenes Kind beinahe getötet und Cole in der Unterwelt brutal gefoltert hatte.

Cole fuhr sich durchs Haar und presste die Lippen zusammen.

„Auf jeden Fall hat sie noch mit diversen anderen Dämonen rumgemacht, und eben auch mit einem Vampir. Der hat sie aber nicht geschwängert, sondern nur angeknabbert.“

Er schloss die Augen.

„Im Gegensatz zu Dämonen altern Vampire, wenn auch nur sehr langsam, und meine... Elizabeth hat einen Weg gefunden, das zu umgehen, und zwar, indem sie das Blut von kleinen Kindern oder sogar hochschwangeren Frauen trinkt... normalerweise ist das unter Vampiren tabu, denn – man mag es nicht glauben, aber sie legen tatsächlich Wert auf eine gewisse Ritterlichkeit. Eigentlich sind sie auch sehr umgänglich – höflich, gut gekleidet, charmant – es sei denn, sie sind ausgehungert oder ernsthaft wütend.“

„Großer Gott.“, murmelte Phoebe, „Lass das nicht Leo hören, der bringt dich um...“

„Es gibt noch ein viel größeres Problem.“

Phoebe seufzte leise. „Nämlich?“

„Liza hat gesagt, dass Leo euch warnen soll. Und mit dir und Piper haben wir zwei hochschwangere Frauen im Haus.“

„Du meinst... oh Gott...“

„Sie muss eine Andeutung gemacht haben, dass ihr als nächstes an der Reihe seid...“

Cole sah wieder aus dem Fenster.

„Das werde ich nicht zulassen, Phoebe, aber ich weiß auch nicht, wie ich das verhindern soll, denn du weißt, dass ich meine Fähigkeiten verloren habe...“

Phoebe lächelte leicht und strich ihm über die Wange. „Mach dir keine Sorgen, mir wird schon nichts passieren. Du musst den anderen nur möglichst viel über Vampire erzählen, damit sie gewappnet sind.“
 

„Sie sind unsterblich. Wie Dämonen.“

Cole fuhr sich zum wiederholten Male durchs Haar.

„Sie altern, aber sehr langsam.“

„Was ist mit Kreuzen und Weihwasser?“, fragte Paige.

„Das ist von der Kirche verbreiteter Unsinn. Vampire sind zwar keine Dämonen, aber sie können sehr wohl explodieren, und ich denke, auch das eine oder andere Elixier könnte ihnen zu schaffen machen. Aber das heißt nicht, dass sie automatisch tot umfallen, es ist eher wie bei mir – man tötet nur den Vampir-Virus in ihnen, und wenn sie wieder Menschen sind, holen sie das mit dem Altern rapide nach, was bedeutet, dass sie in wenigen Sekunden um zweihundert Jahre altern, und dann zerfallen sie zu Staub, so ist das bei normalen Vampiren. Es gibt allerdings auch Dämonen, die zu Vampiren geworden sind, für die braucht man zwei Elixiere, eins für den Vampir und eines für den Dämon.“

Paige seufzte leise. „Also gut... und wie finden wir diesen Vampir dann?“

Cole zuckte die Schultern. „Wie immer. Wir warten, bis er zu uns kommt.“

„Bis dahin kann er hunderte Unschuldige töten!“, fauchte Leo.

„Wir können sie aber eher nicht aufspüren!“, knurrte Cole zurück, „Und selbst wenn ihr das könnt, ihr könnt sie nicht töten, ihr-“

„Sie?“, fragte Paige vorsichtig.

Cole fuhr zusammen. „Was?!“

„Du hast ‚sie’ gesagt...“, sagte Paige vorsichtig.

„Du kennst ihn?“, knurrte Leo, „Oder genauer gesagt, sie? Wer ist sie, deine Verflossene?“

Cole gab ihm eine Ohrfeige, die Leo rückwärts gegen das Regal taumeln ließ. Wutentbrannt sprang er auf, offenbar fest entschlossen, all seine Prinzipien als Wächter des Lichts über den Haufen zu werfen und auf Cole loszugehen, doch Piper trat entschlossen zwischen sie.

„Wir haben jetzt nicht den Zeitpunkt für so etwas, Junges!“, knurrte sie und beförderte Leo zurück aufs Sofa, „Cole, was weißt du?“

„Ich weiß nicht, ich vermute, dass-“, setzte Cole an, doch im selben Augenblick wurde Leo von der einen Sekunde auf die andere kalkweiß und starrte an Piper vorbei zur Wand – sie wusste, dass er gerade die Stimme eines seiner Schützlinge hörte.

„Leo...?“, wisperte sie, doch er antwortete nicht und verschwand.

„Oh Gott.“ Piper sprang auf. „Paige, schnell, bring mich ihm hinterher...“

„Du kannst nicht allein gehen.“, unterbrach sie Phoebe, „Paige, kannst du uns alle drei teleportieren?“

Paige hob die Schultern. „Ich weiß nicht. Vielleicht kann ich euch einzeln hinbringen, denn eigentlich sind wir nicht drei, sondern fünf...“

Phoebe seufzte. „Na gut. Fang mit Piper an, Leo braucht sicher einen Therapeuten.“
 

Paige setzte Piper in einer Seitenstraße in einem der heruntergekommeneren Viertel San Franciscos ab.

„Warte hier, ich bin gleich wieder da... und rühr dich besser nicht von der Stelle, hier sieht’s nicht allzu freundlich aus.“

Mit diesen Worten verschwand Paige und Piper blieb allein zurück.

Nervös sah sie sich um.

Es war schon spät Abends, und offenbar hatte es geregnet, denn die Straßen schimmerten feucht und überall waren Pfützen. Eine streunende Katze strich in der Nähe um zwei Mülltonnen herum, von denen eine halb offen stand, und eine Straßenlaterne flackerte.

Piper zog sich ihre Jacke enger um die Schultern und erschauderte.

„Leo...?“, murmelte sie, „Wo bist du...?“

Nichts geschah.

Wenigstens ihre Stimme hätte er doch hören müssen...

„Piper!“

Sie fuhr zusammen, erkannte dann jedoch Cole, der mit Paige und Phoebe neben ihr aufgetaucht war.

„Hast du irgendwen gesehen? Ist jemand in der Nähe? Wo ist Leo?“

„Ich weiß es nicht... er reagiert nicht auf meine Rufe...“

Piper entging der verstohlene besorgte Blick nicht, den Phoebe und Cole tauschten, doch sie beschloss, Phoebe später zu diesem Thema auszuquetschen, und wandte sich Paige zu.

„Versuch du, ihn zu orten. Inzwischen machen wir uns auf die Suche, Phoebe, geh du mit Cole, und Paige, du gehst mit mir...“
 

„Siehst du jemanden, Cole?“, murmelte Phoebe und drückte seine Hand.

Cole schüttelte den Kopf. „Nein... aber das muss nichts heißen.“

„Wir werden beobachtet.“, murmelte sie und sah sich vorsichtig um, „Glaubst du, das ist...“

„Ich will’s nicht hoffen.“ Coles Atem schlug als weißer Nebel in der kalten Nachtluft nieder.

„Eigentlich wissen wir es ja auch noch gar nicht sicher...“

Cole war von seinen Worten offenbar selbst nicht sehr überzeugt, und im selben Augenblick traf Phoebe ein Stoß zwischen die Schulterblätter, sie wurde nach vorn geschleudert und etwas dunkles flog über sie hinweg.

Cole stieß einen leisen Fluch aus. „Ist alles in Ordnung?“

Phoebe nickte leicht und sah nach vorn zu ihrem Angreifer.

Elizabeth Turner war wider Erwarten sehr hübsch – und ihrem Sohn unglaublich ähnlich.

Sie hatten dasselbe dunkle Haar, nur dass ihres im Mondlicht fast schwarz erschien, dieselben fein geschnittenen Gesichtszüge, und obwohl Coles Augen nach Belthazors Tod eine sanfte, hellblaue Farbe angenommen hatten, und Elizabeths Augen giftgrün schimmerten, so war ihre Form fast dieselbe – und dass beide schwarz gekleidet waren, unterstrich diese Ähnlichkeit nur noch mehr.

Phoebe blieb der Mund offen stehen.

Elizabeths Ausstrahlung war überwältigend. Die blasse Haut und die vollen, roten Lippen verliehen ihr eine fast überirdische Schönheit, einen Hauch Aristokratie, den man zuweilen auch bei Cole wahrnehmen konnte...

Cole öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch er brachte kein Wort heraus.

Elizabeth jedoch würdigte ihn keines Blickes – vermutlich erkannte sie ihn nicht einmal – sondern verengte die Augen zu schmalen Schlitzen und machte einen Satz auf Phoebe zu.

„Nein!“ Cole riss sie beiseite und ihr Angriff ging ins Leere, doch Elizabeth machte noch in der Bewegung kehrt und schlug Phoebe die Krallen, in die sich ihre Fingernägel verwandelt hatten, in die Seite. Pochende Schmerzen breiteten sich von dort aus und Phoebe spürte, wie Blut in ihre Bluse sickerte.

„Phoebe!“

Ein weiterer Schatten flog über sie hinweg und Cole wurde von ihr weggerissen. Sie hörte einen dumpfen Schlag, als er gegen die Wand geschleudert wurde, und seinen Aufschrei.

Cole... Cole! Sie musste ihm helfen! Verdammt, die Vampire waren zu zweit, sie hatte noch einen Komplizen...

„Leo!“, schrie sie in Panik, „Piper! Paige!“

Ein reißender Schmerz an ihrer Kehle, dann nichts mehr.



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