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Piratenblut / Familienbande

Dein Schicksal ist die See
von

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James Norrington ist tot!

„James Norrington ist tot“, gab ich scharf zurück und musste mir eingestehen, dass sein Name, wie ein Stich in mein Herz wirkte. „Aye, aber man kann sich doch trotzdem mal über den netten Herrn unterhalten“, entgegnet Jack lächelnd. „Was willst du dich über ihn unterhalten? Er ist tot!“, fahre ich ihn an und er schaut mich überrascht an. „Haben wir da eine Schwachstelle gefunden bei unserm Johnny?“, fragt er grinsend, „Warum sind wir denn so gereizt bei diesem Thema?“
 

>Ganz ruhig<
 

Ich atme tief durch und besinne mich eines besseren. „James Norrington war ein Commodore der Royal Navy, er hat Piraten getötet Jack, reicht das nicht aus um ihn zu hassen?“, antworte ich ihm und schaue ihn böse an, „Und ich kann auch nicht verstehen warum du ihn als „Freund“ bezeichnest, geschweige denn, warum du etwas über einen toten Commodore wissen willst. Er ist tot und das ist gut so“ Jedes meiner Worte ist wie ein Schlag in den Bauch, ist wie der Tod eines Teils von mir. „Aye“, entgegnet Jack und schaut auf seinen Kompass, „Trotzdem will ich das du mir sagst, was die Navy darüber weiß“ „Warum?“, fahre ich ihn an, „Jack, er ist tot“ „Johnny…“, seufzt Jack und legt einen Arm um meine Schulter, lehnt seinen Oberkörper leicht zu mir, „Johnny…mach einfach was ich dir sage“ Er nimmt den Arm von meiner Schulter, „Und nun husch, husch, geh schon“ Mit einer Handbewegung schickt er mich fort. Verärgert und verwirrt zugleich gehe ich unter Deck in den Frachtraum, nur um dann gegen irgendeinen Sack zu schlagen. „Verdammter Mistkerl!“, schreie ich wütend und schlage auf den harmlosen Sack ein. Nach unendlich vielen Schlägen, bei denen mir die raue Faser des Sackes die Faust aufreißt sinke ich müde und nach Luft ringend zu Boden. „James Norrington ist Vergangenheit…“, stöhne ich leise und lege mich auf den schwarzen Boden, „Er ist Vergangenheit“
 

Tortuga war nur noch zwei Tageslängen entfernt und dem entsprechend waren die Crew und Jack mächtig aufgeregt. Die Themen an Bord beschränkten sich auf die Frauen, die besucht werden würde, Freunde die man besucht und Leute, mit denen man noch ein Hühnchen zu rupfen hätte. Ich sah mir das ganze Geschehen weit entfernt vom Krähennest an. Die Sonne brannte wie immer nieder auf uns und der salzige Geschmack erreichte mich sogar hier oben. Mein Blick richtete sich gen Himmel und ich überlegte mir, was Jack wohl wollte. Er würde ja nicht umsonst Untersuchungen nach einem Toden machen, oder? Jack tat nichts ohne Grund…Nein. Dazu war ihm seine Zeit viel zu wichtig, obwohl ich manchmal doch daran zweifelte…

Tief in Gedanken versunken, darüber was Jack wohl vor hatte und ob es mich überhaupt interessieren sollte starre ich in den himmelblauen Himmel in dem ein paar weiße Wolken hängen. Viele kleine Schweißperlen zieren meine gebräunte Stirn und das Wasser sieht wieder einmal sehr einladend aus, doch werde ich mich dieser Versuchung nicht hingeben, habe ich doch immer meine Disziplin behalten, auch nach diesen zehn Jahren an Bord eines Piratenschiffes. Stöhnend richte ich mich auf und ziehe meinen Lederhut und mein Tuch aus, löse das Band um meine Haare, sodass sie auseinander fallen und ich sie kurz aufschüttele, bevor ich sie wieder zusammen binde. Ich lehne mich zurück und lege meine linke Hand auf die Scheide meines Schwertes, ein sehr gutes Schwert, das Schwert meines Bruders. Bevor ich mich meinen schmerzhaften Erinnerungen hingebe richte ich mich wieder auf und atme tief durch. Sauge den Duft des Meeres, den Duft der Freiheit in mich auf und genieße den Moment der absoluten Harmonie. Das ist mein Paradies. Leise summe ich vor mich hin, gehe in Gedanken den Text eines Liedes durch, den mein Vater mir immer verboten hatte zu singen. Ein Lied, das den Mund eines Marineoffiziers und dessen Familie in keinem Fall entsprach. Das Lied eines Piraten. Leise auf das Meer hinausstarrend entspringen die Worte meinem Mund, ohne das ich mich gegen sie wehren kann:„Fliege, mein Segler, Fliege, unverzagt; fliegest und segelst zum Siege, spottest der Stürme der Klippen, der Riffe, der Himmelslaunen, der feindlichen Schiffe, weil dein Herr sein Leben wagt. Zwanzig Brisen haben wir gemacht, haben die Staatsmützen ausgelacht, hundert Nationen liegen und grüßen hier, mit ihren Flaggen zu Füßen mir“, mit einem bedächtigen Blick auf die Pearl singe ich weiter, „Denn meine Barke ist mein Reichtum, mein Gesetz ist mein Begehr, mein Gott der Wind, mein Recht die Freiheit, mein einzig Vaterland das Meer“
 

Es ist Abend, letztlich habe ich mich doch entschieden das Krähennest zu verlassen, schließlich kann ich nicht ewig Jack davonlaufen, was auf einem Schiff auch leider schwer möglich ist. So spaziere ich über das Deck, während am Horizont die Sonne untergeht und das Meer, sowie den Himmel in ein rotes Feuermeer verwandelt. Mit einem sehnsüchtigen Blick auf das Meer und in den Sonnenuntergang bleibe ich an der Reling stehen. Wie gerne wäre ich jetzt wieder daheim in „Ilusión“, wie gerne wieder bei meiner Familie. Doch ich weiß wie einfältig dieser Wunsch ist, so naiv wie das Lachen eines Kindes. So naiv, dass er niemals wahr werden kann.

Die Erinnerung an meine Kindheit holt mich ein, aber auch die Erinnerung an den Tag an dem der Brief kam…der Brief der Navy. Ein Brief, der nichts Gutes zu verheißen hatte. Der Brief, der mein Leben für immer veränderte. Er nahm mir nicht nur Vater und Bruder, sondern auch Mutter. Konnte sie die Last des Leids nicht mehr tragen und zerbrach sie doch daran. Der Brief, der unser Haus genau Übermorgen vor zehn Jahren erreichte.

>„Mutter, was ist das für ein Brief den du erhalten hast?“, fragt ein Kind, gerade einmal vierzehn Jahre alt. „Es ist nichts mein Liebes“, antwort seine Mutter bitter und unterdrückt die Tränen. „Lüg nicht! Was ist passiert?“, hakt das Kind nach, wohl in dem Wissen, dass es ein Brief der Navy war. Ein Brief, der nichts Gutes bedeuten kann. „Mein liebes Kind…“, schnieft die Mutter und bricht unter der Last ihrer Gefühle, des Leids was sie tragen muss zusammen. Ihr Kind legt sie ins Bett und ruft einen Arzt, der ihm, wie es schon vorher weiß sagen wird, dass es seiner Mutter schlecht geht und sich ihr Gesundheitszustand stark verschlechtert hat. Es weiß, dass seine Mutter dem nicht mehr lange standhält. Mit zitternden Händen ergreift es den Brief, wohl wissend was auf es zukommt und doch hoffend, dass der Verlust nicht so schlimm sei. Doch das Öffnen und Lesen des Briefes kommt einem Fall in ein tiefes, schwarzes Loch gleich. Ein Fall ohne Aufprall. Ein endloser Fall in eine endlose Leere. Ein Fall der Unschuld. „Nein, Bruder…“, mit erstickter Stimme drückt es den Brief an seine Brust und fällt unter Tränen auf seine Knie<



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2008-05-27T18:11:29+00:00 27.05.2008 20:11
hallo!^^

sehr schönes kapitel!!! auch wenn du es mir nicht glaubst: ich find des is voll süß geschrieben, sehr überzeugend! :) ich les dann mal weiter... *les*^^
Von:  Henry_Morgan
2008-05-23T20:44:43+00:00 23.05.2008 22:44
Tja ich kann ja nicht die ganze Spannung nehmen, was? Na ja, ich arbeite am neuen Kapitel, wobei ich im Moment ne kreative BLockade habe... hm...man wird ja sehen was kommt, freu dich schon mal ;)
Von: abgemeldet
2008-05-23T13:18:07+00:00 23.05.2008 15:18
Ha! Ich wusste es! James IST ihr Bruder! Tja, und das was man aus ihren Gedanken entnehmen konnte, scheitn ja darauf hinzuweisen, dass James tot ist oder von allen für tot gehalten wird...
Das zweite wäre mir sehr viel lieber^^
Ich freue mich auf das nächste Kapitel...
#LG Angel
ps: Übrigends danke für die Antorten, auch wenn sie nicht sehr informativ waren ;-)


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