Zum Inhalt der Seite

Love me,... Princess?

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 1
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Im Schloss war es ruhig, wie es an jedem Vormittag war, da die meisten Adeligen noch schliefen. In den Gängen tummelten sich nur die Dienstboten, damit beschäftigt, die letzten Vorbereitungen zu treffen, bevor ihre Herrschaften aufstanden. Man wollte ja, dass sich ihre Herren wohl fühlten und sich nicht schon früh am Morgen aufregen mussten.
 

Das war für keinen der Diener erfreulich.
 

Nur in einem Teil des Schlosses hörte man schon das klingende Lachen von Mädchenstimmen. In einem Teil des weitläufigen Gartens saßen bereits drei Mädchen bei ihrem Frühstück, das ihnen von einem Diener serviert wurde, der nicht von ihrer Seite wich. Jeder andere Bedienstete, der sich ihnen nähern wollte, wurde von ihm verscheucht.

Das braunhaarige Mädchen am Tisch lachte und hob ihre Tasse zum Mund. „Das hat er wirklich gesagt? Weiß er denn nicht, wer du bist?“
 

„Sei nicht so gehässig Kiana. Wahrscheinlich wusste er ganz genau wer Casey ist, deswegen hat er ja auch gefragt.“ In der Stimme des schwarzhaarigen Mädchens klang nicht weniger Spott mit, als in der ihrer Freundin.

Kiana trank einen Schluck und stellte die Tasse ab. „Wie kann jemand von so niedriger Geburt auch nur daran denken, der Prinzessin des Reiches einen Heiratsantrag zu machen? Er ist es ja nicht einmal wert, ihren Schuh zu küssen.“
 

„Jetzt übertreibst du aber, Kiana.“ Das blondhaarige Mädchen, das dieses Thema überhaupt aufgebracht hatte, stand auf.

„Er war immerhin der Sohn eines Grafen.“ Sie ging zu einem Vogelkäfig und besah sich die Vögel darin. Es tat ihr fast schon leid, dass sie dieses Thema aufgebracht hatte. Sie wollte diesen Mann nicht dem Spott ihrer Freundinnen preisgeben, doch es hatte sich kein anderes Thema gefunden.

Die Schwarzhaarige lächelte. „Nun selbst wenn sein Stand entsprechend gewesen wäre, gäbe es noch immer einige Probleme. Erstens bist du bereits verlobt und das zweite Problem hätte er spätestens in der Hochzeitsnacht bemerkt.“
 

Kiana nickte zustimmend. „Wie wahr.“

Der Diener sah sich alarmiert nach etwaigen Lauschern um. Das war ein sehr heikles Thema.
 

Casey nickte. „Ja, nur mehr zwei Jahre, dann wird Prinzessin Casey für immer von der Bildfläche verschwinden. Stattdessen wird ihr Bruder regieren.“
 

„Pst. So etwas darfst du doch nicht laut sagen.“ Kiana sah sich ebenso alarmiert, wie der Diener zuvor, um.

„Mach dir keine Sorgen, wenn es Lauscher gäbe, dann hätte Tailor sie schon eliminiert.“ Dabei schenkte sie dem Diener ein bezauberndes Lächeln.

„Aber du weißt, dass dein Vater verboten hat, über dieses Thema zu reden.“ Auch die Schwarzhaarige wirkte nun eindeutig verängstigt.

„Ihr habt auch nicht darüber geredet, sondern ich.“ Sie schenkte ihren Freundinnen ein beruhigendes Lächeln. Sie hasste es, dieses Thema totzuschweigen, das machte sie nun schon seit achtzehn Jahren. Irgendwie sehnte sie den Tag herbei, an dem sie wieder zu einem er werden konnte.
 

Ja, denn Prinzessin Casey war in Wirklichkeit ein Junge. Der einzige noch verbleibende Sohn des regierendes Königs. Einst war die königliche Familie groß gewesen. Sie bestand aus vier kräftigen und gesunden Söhnen und einer wunderschönen Tochter. Die Tochter allerdings verstarb einige Monate nach ihrer Geburt an Kindstod. Auch die anderen Kinder hatten nicht lange zu leben. Der Kronprinz verstarb nach einem Jagdunfall, sein jüngerer Bruder wurde bei einer Reise von Dieben ermordet. Drei Jahre nach dessen Tod verstarb der Drittälteste an einer plötzlich auftretenden Krankheit, der letzte Prinz folgte ihm ein halbes Jahr später, als er bei einer Kampfübung verletzt wurde und an der Wunde starb. Das alles passierte noch vor Caseys Geburt.
 

Caseys Mutter war von dem Verlust ihrer Kinder so geschwächt, dass sie seine Geburt nicht überlebte. Doch sein Vater vermutete mit ziemlicher Sicherheit, dass seine Söhne alle einem Anschlag zum Opfer gefallen waren. Es gab entfernte Verwandte, denen, wenn es keinen Erben gab, der Thron zufiel. Außerdem gab es schon seit Generationen Unstimmigkeiten zwischen den Familienzweigen.
 

Aus diesem Grund nutzte der König seine letzte Chance und gab seinen verbliebenen Sohn seit dem Moment seiner Geburt als Mädchen aus. Nur eine Handvoll von Menschen wusste von seinem Geheimnis. Erst bei seiner Krönung an seinem zwanzigsten Geburtstag, durfte er sich als Prinz zu erkennen geben. An diesem Tag würde er auch heiraten und zwar Kiana oder Mikaela, nur aus diesem Grund waren sie ihm als Hofdamen zugeteilt worden. Sie und Tailor waren die Einzigen, die ihm wirklich nahe standen.
 

Es war so still hinter ihm geworden, das war er gar nicht von seinen Begleiterinnen gewöhnt. Gerade wollte sich Casey umdrehen, als sich zwei Hände um seine Taille legten und er hochgehoben wurde. Überrascht schrie er auf, sehr unmännlich.
 

„Mensch Casey, du benimmst dich wie ein Mädchen.“ Der Junge, der sie hielt lachte amüsiert.

„Ich bin ein Mädchen!“ Nun ja zumindest in den Augen aller Anderen.

„Lass mich runter Valerian.“

„Wie meine Prinzessin es wünscht.“ Er wurde sanft auf den Boden abgesetzt.

Casey wand sich um, in seinen Augen blitzte es wütend. Doch es war keine richtige Wut, sondern eher eine Herausforderung.
 

„Du hast eine seltsame Art mit deiner Verlobten umzugehen.“

Einen Blick zu seinen Freundinnen werfend, seufzte Casey. Von ihnen war wie immer keine Hilfe zu erwarten. Lieber verbrachten sie die Zeit damit, Valerian anzuhimmeln. Gut, er konnte sie bis zu einem gewissen Grad verstehen. Sein Cousin war perfekt, ein Schwiegersohn wie ihn sich jede Mutter wünschte. Wohlhabend, begabt, wohlerzogen und gutaussehend. Na ja, die letzte Eigenschaft war wohl eher für seine Ehefrau von Bedeutung.
 

Wenn man sie zusammen sah, konnte man sie für Zwillinge halten. Sie waren sich wirklich sehr ähnlich. Beide hatten blondes Haar, das in der Sonne um die Wette glänzen zu schienen, sie besaßen die gleiche Größe, ebenso wie Körperbau, nur dass man Valerian das Kampftraining ansah, das sich bei Casey in strengen Grenzen hielt.

Valerian besaß eine Leichtfertigkeit, die man schon an den Funkeln in seinen grünen Augen erkennen konnte, ebenso wie seine Lebenslust. Doch die stärkste Waffe seines Cousins, war sein entwaffnender Charme.
 

„Aber Schatz, willst du etwa sagen, ich kümmere mich nicht ausreichend um dich?“

Casey verschränkte die Arme demonstrativ vor der Brust. „Ja, das will ich.“

„Och aber Liebling.“ Valerian legte die Arme um Caseys Taille.

„Womit habe ich denn schon wieder deinen Zorn auf mich gezogen? Ich weiß aber wie ich dich wieder wohl gesonnen stimmen kann.“

„Ach ja?“ Casey sah seinen Verlobten skeptisch an. Was er sich da wohl wieder ausgedacht hatte? Valerian war in dieser Hinsicht immer für eine Überraschung gut.

„Ja. Der chinesische Botschafter hat mir ein Geschenk mitgebracht. Heute Nachmittag gehen wir Drachensteigen.“
 

Begeistert atmete Mikaela ein. „Ihr habt einen Drachen zum Geschenk bekommen?“

Auch Casey war begeistert. Das war eine Erfindung der Chinesen und er hatte schon immer einen sehen wollen. Leider war es nie dazugekommen.
 

„Sag mal warum bekommst du einen Drachen und ich nur irgendwelchen Schmuck?“

Valerian lächelte und legte ihm einen Finger unter das Kinn. „Weil du meine Liebe, ein Mädchen bist.“

Wütend ballte der Prinz die Hände zu Fäusten. Ob er ihn schlagen durfte? Das würde seinem Spott ein Ende setzen, das war sicher.
 

Valerian bemerkte seine Reaktion und schüttelte tadelnd den Kopf. „Na, na, na du willst doch nicht deinen Verlobten schlagen, oder? Denk doch an das Gerede danach.“

„Man würde mich auf jeden Fall nicht mehr unterschätzen.“ Etwas, das ihn in letzter Zeit viel zu oft passierte. Es schien, dass Mädchen, je älter sie wurden immer mehr zu einem Gebrauchsgegenstand degradiert wurden. Vor allem störte ihn jedoch das Gerede, warum er noch keine Kinder bekommen hatte oder Valerian noch nicht geheiratet hatte. Und anstatt die Schuld bei ihm zu suchen, suchte sie jeder bei demjenigen, der die Frau darstellte, also ihm selbst.
 

„Nur noch zwei Jahre, dann sind wir geschiedene Menschen.“ Damit gab ihm sein Verlobter eine Klaps auf den Hintern, bevor er sich den beiden anderen Mädchen zuwand.

„Und? Habt ihr euch entschieden?“

Mikaela errötete und wand den Kopf ab. Kiana hingegen erwiderte seinen Blick gelassen. „Ihr wisst, das liegt nicht in unserer Entscheidung.“

„Ach stimmt ja, zuerst darf ja Casey entscheiden.“ Dabei warf Valerian seiner Verlobten einen kurzen Blick zu.

Casey wand den Kopf wütend ab. Natürlich wusste er, worüber die Drei sprachen. Denn Valerian war nur zum Schein sein Verlobter. Natürlich, sie waren beide männlich, da konnte nichts zwischen ihnen entstehen, mal davon abgesehen, dass er ihn nicht leiden konnte. Seine Eltern und Valerian selbst gehörten zum Kreis der Eingeweihten, denn einen Verlobten brauchte Casey. Seinem Vater hatten die ganzen Heiratsgesuche für seine angebliche Tochter so genervt, dass er einfach eine Scheinverlobung mit dem Sohn von Caseys Onkel mütterlicherseits arrangiert hatte.
 

Natürlich würden sie zum Gespött des Landes werden, wenn Casey dann plötzlich zum Prinzen wurde. Doch dafür wurde Valerians Familie jetzt schon fürstlich belohnt. Valerian selbst würde eine seiner Hofdamen zur Frau bekommen, wenn er sie denn wollte. Es war für alles gesorgt.
 

„So ich muss mich nun verabschieden, ich habe eine Verabredung. Ein Treffen mit Trelain.“

„Raoul?“ Überrascht wand sich Casey wieder um. Warum traf er sich mit ihrem Feind? Valerian wusste doch, wie gefährlich er war.

„Ja, er will etwas geschäftliches mit mir besprechen.“ Valerian verdrehte die Augen gen Himmel.

Lächelnd gesellte sich Casey wieder zu den Anderen. „Pass auf Valerian. Wer sich Schlangen ins Bett holt wird leicht gebissen.“

„Oh, das sind ja ganz neue Aussichten auf unsere Hochzeitsnacht.“ Grinsend raubte er Casey noch einen Kuss, bevor er sich von ihm löste.

Casey schnappte sich eine Tasse von dem Tisch und warf sie nach dem Blondhaarigen. Leider verfehlte er ihn um einige Zentimeter. „Ach verrecke doch.“

„Prinzessin.“ Tailor sah ihn tadelnd an.

„Was, stimmt doch.“ Er stemmte die Arme beleidigt in die Hüften. Erst nach einigen Augenblicken drehte er sich um.
 

„Mikaela, Kiana. Eine von euch kommt jetzt mit und lockert mein Korsett, ich ersticke ja fast in dem Ding.“

Als sie angesprochen wurden, sahen beide Mädchen alarmiert hoch. Bei Caseys Anweisung aber verdrehten beide unisono die Augen. Dann folgte ein kurzer Blickkontakt und Mikaela stand seufzend auf. „Ich komme schon Prinzessin.“

„Gut.“ Casey schlug den Weg zu seinen Räumen ein.
 

„Ich habe eine Unterredung mit meinen Vater und da brauch ich alle Luft, die ich kriegen kann.“

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 2
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Casey atmete tief ein, als Mikaela die Schnüre an seinem Rücken lockerte. Er verstand nicht, warum sich Frauen das tagtäglich antaten? Zwar war er nicht anders, doch da er es nur aus Gründen der Glaubwürdigkeit trug, ließ er sich nicht so schnüren wie die meisten Frauen. Laut Aussagen seiner Freundinnen war seine Taille sowieso beneidenswert.
 

„Prinzessin, bitte haltet die Luft an, damit ich es ordentlich binden kann.“ Mikaela zog an den Bändern.

„Ganz bestimmt nicht. Ich kann seit einer Stunde wieder normal atmen. Ich bin kein Mädchen, die sich das antun muss.“

„Aber ihr wollt als eines durchgehen, deswegen solltet ihr auch alle damit verbundenen Qualen ertragen.“ Die Schwarzhaarige errötete kurz nach ihren Worten.

Casey lächelte. „Binde es einfach wieder zu. Es passt schon so.“

Mikaela seufzte, ein deutliches Zeichen was sie davon hielt.
 

Das mochte er so an seiner Freundin. Sie war vielleicht ruhiger und ordnete sich Kiana unter, trotzdem hatte sie Temperament. Und anders als Kiana wollte sie nicht immer im Mittelpunkt stehen, das war sehr angenehm. Doch für eine Königin hatte sie viel zuwenig Durchsetzungsvermögen, etwas, von dem Kiana zuviel hatte, was auch nicht gut war.
 

„Fertig, wenn ich auch nicht zufrieden damit bin.“

Er wand sich um und legte ihr lächelnd einen Finger unters Kinn. „Ich aber und das ist doch alles was zählt, oder?“

Sie senkte den Blick. „Natürlich Prinzessin… Prinz.“

„Du weißt, dass Casey hier reicht.“

Mikaela nickte stumm. Ein Klopfen ließ sie herumfahren und die Tür öffnen.
 

In der Tür stand eine ältere Frau und sah die Zwei missbilligend an. „Ihr werdet euch noch verspäten, Prinzessin.“

Casey lächelte amüsiert. „Mein Vater weiß nichts von meinem Besuch, wie kann ich mich da verspäten?“

„Paperlapap, seinen eigenen Terminplan muss man ebenso strikt einhalten, wie den von den Beratern vorgegebenen.“ Damit scheuchte sie die Beiden aus dem Zimmer. Dabei fiel ihr Blick auf Caseys Taille.

„Nach euren Besuch werde ich euch anständig herrichten. Es scheint, dass eure Hofdamen nicht genug Kraft haben, um euer Korsett richtig zu schnüren.“

Mikaela warf Casey bei diesen Worten einen bedeutungsvollen Blick zu.

Dieser seufzte nur. „Ja, ich weiß. Du hattest Recht, zufrieden?“

Sie lächelte nur, doch das war Antwort genug.
 

Am Ende des Stockwerks wartete Tailor auf sie und schloss sich ihnen an. Zusammen verließen sie den Turm und betraten den Haupttrakt des Schlosses. Kurz vor den privaten Gemächern des Königs blieb Mikaela stehen. Weiter sollte sie als unverheiratetes Mädchen auch nicht gehen.

Casey ging unbeeindruckt weiter, nur von Tailor begleitet. Für ihn stellte dieser Bereich kein Tabu dar. Immerhin war er sein Sohn und selbst wenn man das nicht wusste, so war er immer noch seine Tochter.
 

Er öffnete die Tür zum Gemach seines Vaters und trat ein. Mit einem Klopfen hielt er sich nicht lange auf. Wenn sein Vater noch nicht wach war, dann war es höchste Zeit, das er es wurde. „Morgen.“

Sein Vater stand vor einem Spiegel und war gerade dabei, sich mit Hilfe seines Dieners anzuziehen. Neben ihm stand sein Berater, Conroy und sah ebenso überrascht zu ihm, wie der König selbst.
 

„Casey, kannst du nicht anklopfen?“ Sein Vater sah ihn missbilligend an.

„Warum?“ Casey tat diesen Vorwurf mit einer wegwerfenden Handbewegung ab.

Mit einer Geste seiner Hand schickte Conroy die Diener hinaus. Nur der persönliche Kammerdiener seines Vaters blieb und setzte seine Arbeit fort. Tailor schloss die Tür hinter den Diener und postierte sich davor. So war es für Andere unmöglich in das Zimmer einzutreten.
 

Casey fuhr nur unbekümmert mit seiner Rede fort, sobald die Diener verschwunden waren. „Du hast keine Geliebte und wenn du eine hättest, dann wäre es mir auch egal.“

Natürlich hatte sein Vater keine Geliebte, denn wenn er eine hätte und diese einen Sohn gebären würde, hätte Casey die ärgsten Probleme. Dann müsste er sich mit diesem Rivalen auch noch beschäftigen. Außerdem würde sich diese Geliebte dann auch noch Hoffnungen machen, die niemals erfüllt würden. Der Thron gehörte ihm und niemanden sonst. Auch wenn ein Bastard nie Chancen gegen einen legitimen Erben hätte.
 

Allerdings reichten seinem Vater schon die Streitereien außerhalb der Familie, da würde er sie nicht auch noch intern wollen.
 

„Für eine Prinzessin geziemt sich so ein Gerede aber gar nicht. Tailor, was machst du nur?“ Conroy sah den Diener sanft tadelnd an.

Tailor lächelte und neigte den Kopf. „Nur, was ihr mir befohlen habt, Vater.“

Casey ballte die Hände zu Fäusten. „Ich bin aber ein Prinz!“

Schön langsam reizte diese Situation seine Nerven. Früher hatte er es leichter verkraftet, als Mädchen zu leben. Seit einiger Zeit aber störte es ihn immer mehr. Er wollte ein Leben haben wie alle anderen adeligen Männer in seinem Alter. Reiten, Schwertkampf, Ausflüge ohne Anstandsdamen, das alles wollte er offen und nicht heimlich praktizieren. Außerdem wollte er männliche Freunde, eben alles was Valerian hatte und dann könnte er sich auch endlich öffentlich mit ihm messen.
 

„Je länger diese Farce noch anhält, umso mehr schwindet meine Integrität. Selbst wenn ich König bin, wird mich niemand respektieren.“

Sein Vater seufzte und wand sich um. „Wir haben doch schon darüber gesprochen. Wenn wir die Gründe dafür enthüllen, wird man es verstehen.“

„Ja, vielleicht werden es deine restlichen Berater verstehen und unsere engsten Vertrauten, doch was ist mit dem Hofstaat, was ist mit dem Volk? Willst du dich auch vor ihnen rechtfertigen? Mach dich nicht lächerlich, alter Mann.“

Auch wenn er die Beleidigung bemerkte, sah sein Vater darüber hinweg. „Du wirst dann König oder Kronprinz sein, niemand wird abfällig über dich sprechen.“

„Sei doch nicht so naiv, Vater. Natürlich werden sie über mich sprechen!“ Keiner würde mit ihm darüber reden, dafür aber mit Anderen. So war das eben in einem Hofstaat. Jeder redete mit jedem, nur nicht mit den Betroffenen. Ebenso war und würde es bei ihm sein. Gerade weil er die letzten Jahre als Frau gelebt hatte, wusste er, welche Macht dieses Gerede hatte. Männer taten das als Klatsch ab, doch diese Gerüchte waren die wahre Macht, die Frauen hier hatten. Damit konnten sie jeden zerstören, der ihnen im Weg stand. Es stimmte, hinter jedem starken Mann stand eine starke Frau. Auch wenn die meisten Männer dies leugneten, hier am Hofe waren es die Frauen, die ihren Männern Macht verschafften.
 

„Du weißt warum ich das mache, es ist nur, um dein Leben zu schützen.“ Sein Vater setzte sich an einen Tisch, auf dem schon das Frühstück vorbereitet war.

Casey ging zu ihm und nahm unaufgefordert ihm gegenüber Platz. Entschlossen verschränkte er die Arme vor der Brust. „Verhafte oder töte sie. Alle, dann hat sich das Problem erledigt.“

„Du weißt nicht, was du da von mir verlangst.“ Eine Tasse zum Mund hebend, schüttelte der König den Kopf.

„Ich verlange von dir, dass du fünfzehn Menschen umbringst. Alles Verräter an der Krone. Darunter vier Kinder und fünf Frauen, die musst du ja nicht töten, doch zumindest einsperren, um uns vor ihrer Rache zu schützen.“

Bei den Worten seines Sohnes, ließ sein Vater die Tasse wieder sinken. Ungläubig sah er seinen Sohn an.

Conroy trat einen Schritt nach vor und ersparte dem König so eine Antwort. „Ihr wisst, dass dies nicht geht. Wir haben keine Beweise um sie anzuklagen.“

„Aber wir wissen, dass sie es waren.“ Casey drehte sich zu dem Berater. Er hatte keine Gefühle für seine Geschwister. Zwar bedauerte er es, dass er nie einen von ihnen kennen gelernt hatte, doch das war auch der Grund, warum er nichts für sie empfand. Für ihn waren sie Menschen, die er nur aus Geschichten kannte, wie Märchengestalten.

Ihn machte es nur wütend, dass er ständig um sein Leben fürchten musste und dass dies wahrscheinlich nie endete.
 

„Das ist kein Beweis.“ Der Berater lächelte nachsichtig.

„Dann eben ohne Beweis. Wir sind die Herrscher, wir haben die Macht.“ Wo lag da das Problem?

„So herrschen die Tyrannen, eure Hoheit. Euer Vater aber ist ein gütiger und edler Herrscher. So wie ihr einer sein werdet.“

Casey schnaubte genervt. „Stattdessen lässt er es zu, dass wir alle abgeschlachtet werden.“

„Genug!“ Sein Vater stellte seine Tasse geräuschvoll ab und stand auf. Dann wand er sich Tailor zu.

„Habe ich dir befohlen meinen Sohn so zu erziehen? Es scheint, als müsse ich einen neuen Lehrer für ihn finden.“

„Oh nein.“ Casey stand auf und stellte sich vor seinen Vater. Eine klägliche Geste um Tailor zu beschützen, doch er würde nicht zulassen, dass sein Vater seine Wut an ihm ausließ. Er wollte mit ihm streiten, nicht Tailor.

„Du kannst ihn nicht dafür bestrafen, dass ich denke. Das ist eben eine Angewohnheit bei uns Männern. Fang nicht an, mich wie eine Frau zu behandeln, nur weil ich auf deinen Wunsch hin so aussehe.“ Das machten schon genug Leute, wenn sein Vater damit anfing würde er alles hinschmeißen, Gefahr hin oder her.
 

An dem Blick seines Vaters sah er, dass dieses Gespräch beendet war. Es sei denn, er wollte noch Schlimmeres heraufbeschwören. Doch aus Erfahrung wusste Casey, dass das keine kluge Entscheidung wäre.
 

Mit einem Ruck wand er sich um und ging zur Tür. „Wir gehen, Tailor.“

Der Diener nickte und öffnete ihm die Tür. Nachdem sie den Raum verlassen hatten, schloss er sie hinter ihnen. „Das war nicht sehr klug.“

„Aber es musste gesagt werden. Wenn dein Vater nicht auf solche Einfälle kommt, dann muss ich es aussprechen. Wir sind die Herrscher und kuschen vor Verrätern, das darf so nicht sein.“ Von weiten sah er schon seine Hofdamen.

Kiana hatte sich Mikaela angeschlossen und wartete auf ihn. Allerdings sahen sie nicht in seine Richtung, sondern aus einem der Fenster.

Kiana hatte beide Handflächen an die Scheiben gelegt, während Mikaela nur den Kopf leicht geneigt hatte. Doch auf den Gesichtern der Beiden lag der gleiche verträumte Gesichtsausdruck.
 

Es war ein Mann, eindeutig. Diese Reaktion kannte Casey und die löste nur ein schöner Mann aus. So jemand wie Valerian oder er, wenn er Mann sein durfte. Ansonsten gab er nur mehr einen ihm bekannten Mann, den die Zwei so anhimmelten, für diesen hatte er im Moment aber keinen Nerv.

Casey trat zu ihnen und sah ebenfalls aus dem Fenster. Es war also wirklich Valerian. Er stand im Hof, die Zügel seines Pferdes in der Hand. Daneben stand ein weiteres Pferd und der Blondhaarige sprach mit jemanden, den Casey nicht sehen konnte.
 

„Himmelt ihr schon wieder den Verlobten einer Anderen an?“

Lächelnd sah er zu seinen Freundinnen.

Ertappt zuckten die Zwei zusammen und drehten sich zu Casey um.

„Nein, natürlich nicht.“ Mikaela krallte verschreckt ihre Finger in den Stoff ihres Kleides.

Selbst Kiana wich seinem Blick schuldbewusst aus. „Das würden wir doch niemals.“

Das war eine sehr übertriebene Reaktion auf seinen Kommentar. Vor allem, wenn es Valerian betraf, mit dem sie sogar vor seinen Augen flirteten. Warum auch nicht, er war ein Mann und sie Frauen, das gehörte eben dazu.
 

Sein Blick richtete sich wieder auf Valerian. Also musste es an seiner Begleitung liegen, die er noch nicht genau erkennen konnte. Genauer gesagt konnte er nur seine Beine sehen.

„Gehen wir?“ Kiana wirkte ziemlich nervös.

Das war eine Gefühlsregung, die man bei ihr nur selten sah, was dafür sorgte, dass Caseys Neugier noch mehr angestachelt wurde. Stumm schüttelte er den Kopf. Wer war diese Person?
 

Endlich bewegte sich der Mann und Casey konnte ihn erkennen. Seine Faust krachte gegen das Fenster und er fuhr zu seinen Dienerinnen herum. „Ihr! Ich versuche alles, um ihn loszuwerden und ihr habt nichts anderes zu tun, als den Feind anzuhimmeln? Seid ihr noch bei Sinnen!“

„Bitte verzeiht mir Hoheit.“ Mikaelas Finger verkrampften sich in den Stoff ihres Kleides und sie begann zu schluchzen.

Auch Kiana zuckte zusammen. Allerdings schienen sie Caseys Worte nicht allzu sehr einzuschüchtern. „Wir würden euch doch nie verraten.“

„Das ist fast genauso schlimm.“ Casey sah sie wütend an.

„Geht mir aus den Augen!“

Beide nickten hastig und beeilten sich, den nächsten Seitengang zu erreichen.
 

Noch immer wütend drehte sich der Prinz zu dem Fenster um. Nein, selbst so einen kleinen Verrat konnte er nicht vergeben. Auch wenn die Zwei nebeneinander wie ein Kunstwerk aussahen. Ein Engel, der mit einem Dämon verkehrte, oder von ihm verführt wurde, wie man es nehmen wollte.
 

Auf der einen Seite Valerian, der nicht so ganz reine Engel und auf der anderen Seite Raoul, der abgrundtief böse Dämon. Selbst sein Aussehen bestätigte diesen Eindruck. Er war etwas kräftiger und größer als Valerian, doch den Ausschlag dafür gab etwas anderes. Im Gegensatz zu seinem Verlobten besaß Raoul schwarze Haare und dunkelgrüne Augen.

Er konnte Kiana und Mikaela ja verstehen, wenn es Mädchen wären, dann wäre ihm ihre Abstammung auch egal. Doch gerade bei Raoul konnte und wollte er es nicht vergeben.
 

Seufzend wand er sich von dem Fenster ab. „Gehen wir. Ich glaube, ich muss mich entschuldigen.“

„Ja, Prinzessin.“ Lächelnd folgte ihm Tailor.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 3
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Lass mich bitte auch einmal halten.“ Kiana griff nach dem Seil des Drachen.

„Gerne.“ Mit einem amüsierten Lächeln reichte Valerian ihr die Schnur. Dann ging er zu Casey und Mikaela, neben die er sich auf die ausgebreitete Decke setzte.

Mikaela sah fasziniert auf den Drachen.
 

„Warum gehst du nicht zu ihr? Vielleicht überlässt sie ihn dir ja?“ Valerian machte eine auffordernde Kopfbewegung in Kianas Richtung.

Mikaela warf einen Blick auf Casey und nickte wissend. „Ich verstehe. Nun vielleicht habe ich wirklich Glück.“ Anmutig stand sie auf und ging zu ihrer Freundin.
 

„Ein nettes Mädchen. Weißt du schon, wer in Frage kommt?“

Casey hob den Kopf und sah zu den beiden Mädchen. „Nein, noch nicht.“

Auch wenn er mit den Beiden schon seit Kindheit an zusammen war, konnte er sich für keine entscheiden. Vielleicht war auch das der Grund. „Jede von ihnen hat Eigenschaften die sie dazu qualifizieren, aber auch disqualifizieren.“

Valerian nickte lächelnd. „Ich verstehe. Allerdings kannst du sie nicht vermischen und Eine musst du schon mir überlassen.“

„Weil dich sonst Keine mit deinem schlechten Charakter nimmt?“ Bei diesen Worten lächelte der Blondhaarige frech.

„Genau.“ Sein Cousin nickte, doch keine Sekunde später hielt er inne und sah ihn empört an.

„Hey!“
 

Casey kicherte nur vergnügt. Es war so entspannend mit Valerian. Gut, er brachte ihn oft genug zu Weißglut, doch das Meiste davon war gespielt. Die Wahrheit war, dass der um ein Jahr Ältere für ihn wie der Bruder war, den er nie kennen gelernt hatte. Er mochte seine Gesellschaft und man konnte sich mit ihm über alles unterhalten, ob es nun wichtige Dinge waren oder einfach nur Unsinn.
 

Valerian wurde wieder ernst. „Du weißt, dass die Wahl der Königin sehr wichtig ist. Vor allem in deinem Fall, doch du weißt, du musst nicht zwingend eine von ihnen nehmen.“

„Aber ich kann sie doch nicht betrügen.“ Das war undenkbar für Casey. Eine von ihnen rechnete fest mit dieser Position, weshalb sie alle Angebote ausschlugen; und das waren nicht wenige.

„Wenn keine von ihnen, die geeigneten Vorraussetzungen mitbringt. Warum nicht?“ Der Ältere zuckte nur mit den Schultern.

Casey sah fragend zu Tailor, der hinter ihnen stand.

Dieser hob abwehrend die Hände. „Ich bin nur eurer Lehrmeister, diese Entscheidungen liegen nicht bei mir.“

„Genau, ich werde dein zukünftiger Berater, also höre auf mich.“

„Deine Ratschläge gefallen mir nicht, ich glaube ich mache Tailor zu meinem Berater.“ Casey verschränkte die Arme vor der Brust, wie ein trotziges Kind. Er würde seine Freundinnen sicher nicht so verraten, schließlich waren sie die ganze Zeit für ihn da gewesen.
 

Valerian grinste nur. „Und damit eine lange Tradition brechen? Nur zu, ich bin dabei.“

Tailor schüttelte nur seufzend den Kopf. „Das geht nicht und das wisst ihr.“

„Ich weiß, die Alten würden einen Herzinfarkt bekommen.“

„Machen wir es.“ Das Grinsen des Älteren würde noch amüsierter.

Casey verdrehte nur die Augen. Valerian wusste, dass es nicht ging, doch er war ein Rebell und würde es wohl immer bleiben. Doch schon immer war der Berater des Königs ein Adeliger. Tailor konnte es nicht werden. Zwar war dessen Vater ein hoher Adeliger, doch seine Mutter nur dessen frühere Mätresse. Zu seinem Glück hatte sein Vater ihn als legitimen Sohn anerkannt, doch das änderte nichts an seiner Herkunft und dass er ein Bastard war. Casey störte sich nicht daran, aber viele Andere, die das eigentlich gar nichts anging.
 

Apropos, da gab es noch etwas, das geklärt gehörte. „Was hattest du heute eigentlich mit Raoul zu tun?“

„Geschäftliches.“ Valerian sah zu dem Drachen hinauf.

„Mein Vater wollte, dass ich einige Kontakte in diese Richtung knüpfe. Damit ich dir eines Tages nützlicher sein kann. Tja und Raoul ist nun einmal der einzige männliche Nachkomme dieser Familie.“

„Es gibt auch noch Frauen in dieser Familie.“ Casey hielt Tailor ein Glas hin, das dieser sofort mit einem Fruchtsaft füllte.
 

Valerian fasst sich mit einer Hand an die Brust und beugte sich grinsend zu ihm hin. „Und das Gerücht in die Welt setzen, dass ich dir untreu werde? Wo ich dich doch niemals betrügen würde. Wofür hältst du mich?“

Der Hundeblick, den der Ältere gerade aufsetzte, zog leider bei Casey nicht mehr. Aus diesem Grund fiel das Urteil auch dementsprechend hart aus. „Für einen leichtfertigen, eingebildeten Fatzke.“

Dieses Urteil wurde von einem unschuldigen Lächeln begleitet.

„Das trifft mich hart.“ Wie von einem Pfeil getroffen, fiel Valerian nach hinten.

Casey nippte nur an seinem Getränk. „Unkraut vergeht nicht, soviel Glück habe ich nicht.“

Mit einem vorwurfsvollen Blick richtete sich Valerian wieder auf. „Was bist du nur für eine kaltherzige Verlobte. Wenn du so weitermachst, werde ich mein Geschenk wieder mitnehmen.“

Mit einer beiläufigen Handbewegung, zuckte Casey mit den Schultern. „Tu dir keinen Zwang an.“

Mit seinen Geschenken war Valerian zwar etwas einfallsreicher als andere Männer, doch waren sie genauso weiblich. Wann schenkte man ihm endlich einmal ein zweites Pferd oder ein erstes Schwert?
 

Valerian zog einen großen Korb zu sich, auf dem ein Deckel angebracht war.

Schon seit sie hier angekommen waren, durfte keiner von ihnen ihn öffnen. Natürlich war Casey neugierig auf den Inhalt. Valerian würde ihm auch zeigen was darin war, denn dann wäre es noch effektiver, es ihm dann nicht zu geben.
 

Er schob den Korb zu Casey. „Mach ihn auf.“

Casey öffnete den Deckel und schloss ihn auch gleich wieder. „So etwas schenkst du mir?“

Valerian nickte. „Ich bin sicher, er passt perfekt zu dir.“

Na ja, dessen war sich Casey nicht so sicher. Er öffnete den Deckel noch einmal und zwei schwarze Knopfaugen sahen ihn an. Eine ebenso schwarze Schnauze hob sich und schnüffelte an Caseys Hand. Der Rest des erkennbaren Körpers war weiß. „Du schenkst mir einen Pudel?“
 

Das zählte nicht gerade zu seinen Lieblingshunden. „Du weißt, ich habe schon Hunde?“

„Ja, Jagdhunde, das hier ist aber ein Hund, der dir Gesellschaft leisten soll. Außerdem ist es kein Pudel.“ Er nahm den Hund aus dem Korb. Da er noch recht jung war, hatte er in Valerians Hand locker Platz.
 

„Mikaela schau.“ Kiana hatte das neue Geschenk natürlich schon gesehen und griff nach dem Unterarm ihrer Freundin.

„Was?“ Diese wand ihren Blick von dem Drachen ab und sah zu Casey.

„Oh ein Bologneser.“ Mit schnellen Schritten kam sie zu ihnen und kniete sich vor ihnen hin.

Valerian nahm ihr die Schnur des Drachen ab. Dabei übergab er Casey den Hund.

„Ein was?“ Mit dieser Bezeichnung konnte der Blondhaarige nicht viel anfangen. Er interessierte sich sonst nur für seine Jagdhunde.

„Wo lebst du nur, Casey? Das ist der Hund aller große Könige und Königinnen. Es gilt als schick so einen Hund zu besitzen.“
 

Als ob er nicht schon genug Haustiere hatte. Er besaß einen Araber, fünf Jagdhunde und einen Falken. Und nun wollte man ihm auch noch eine Ratte andrehen, von dem jeder behauptete, es würde irgendwann einmal ein Hund werden. „Also meinst du, das wird einmal ein Hund?“

Kiana nickte wild. „Natürlich. Das wird ein Hund der Königen würdig ist. Was rede ich da? Das ist ein Hund, der einem König würdig ist.“

Skeptisch betrachtete Casey den Hund. „Wenn du das sagst. Danke Valerian.“
 

Valerian war gerade dabei, den Drachen zu verstauen, den er nun einfach Tailor übergab. Lächelnd setzte er sich neben Casey. „Also gefällt er dir, das freut mich. Was macht man in so einem Fall?“

Der Jüngere seufzte und gab seinem Cousin einen Kuss auf die Wange. „Danke, du bist einer der nettesten Verlobten die es gibt. Was für ein Segen, dass Gott dich mir geschickt hat.“

Der Sarkasmus in den letzten Worten ließ sich nicht überhören.

Valerian verzog das Gesicht. „Das konntest du dir jetzt nicht verkneifen, was?“

Mit einem engelsgleichen Lächeln prostete ihm Casey zu. „Ich bin eine Frau, was erwartest du? Es ist meine Pflicht den männlichen Stolz in erträglichen Maßen zu halten.“
 

„Ja. Ansonsten werdet ihr noch so aufgeblasen, dass ihr uns wegfliegt.“ Mikaela grinste bei ihrer Aussage.

Kiana hingegen legte dramatisch eine Hand an ihre Stirn. „Und was würden wir arme, schwache Frauen nur ohne euch machen?“

Valerian wand sich Tailor zu. „Ich glaube, wir sind hier das Opfer einer Verschwörung, mein Freund. Das Beste wäre nun ein taktischer Rückzug.“

„Tut mir leid, aber ich bleibe meiner Herrin treu.“

Überlegen lächelte Casey. „Es scheint, als müsstest du alleine den Rückzug antreten.“

„Meine Damen, ich werde mich damit begnügen, die Pferde zur Abreise herzurichten. Vielleicht kann ich ja dann euer Urteil über mein Geschlecht etwas bessern.“

„Glaubt mir, über euer Geschlecht haben wir nichts gesagt.“ Kianas Blick blieb dabei bedeutsam an Valerians Mitte hängen.

„Kiana.“ Mikaela legte beschämt eine Hand an ihre Wange.

„Was? Ich sage doch nur die Wahrheit.“
 

Valerian grinste nur breit. „Oh, das nimmt hier Abgründe an, die ich normalerweise gerne erkunde. Allerdings habe ich auch die Pflicht, euch vor Sonnenuntergang ins Schloss zu bringen.“ Damit wand er sich den Pferden zu.

Casey sah zum Himmel, es wurde wirklich schon wieder Abend. Erstaunlich, wie schnell der Tag vergangen war. Dank Valerian war es aber, trotz des unerfreulichen Morgens, ein unterhaltsamer Tag geworden. Außerdem hatte er eine Ratte bekommen, na wenn das nichts war?

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 4
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Nein!“ Casey hechtete über das Bett und fuhr zu seinen Dienerinnen herum.

„Wenn das Ding noch enger wird, dann ersticke ich.“

Kiana stemmte die Hände in die Hüften. „Besser das, als wenn du darin fett aussiehst.“
 

Weibliche Logik war wirklich schwer zu verstehen, doch Casey wollte sich im Moment auch nicht in diese unbekannten Gebiete wagen.

Mikaela seufzte genervt. „Ich werde sie holen.“

Casey sah entsetzt zu ihr. „Wag es bloß nicht. Keiner von euch verlässt dieses Zimmer.“

Er wusste durchaus, wen Mikaela mit ‚sie’ meinte und das musste er verhindern. Keiner von ihnen würde seine Amme holen. Wenn diese ihn schnürte, dann würde er heute Abend aus Luftmangel von einer Ohnmacht in die andere sinken. Er liebte sie wie eine Mutter, doch sie hatte sich in den Kopf gesetzt, aus ihm eine perfekte Prinzessin zu machen. Das er ein Junge war, störte sie dabei herzlich wenig.
 

„Also.“ Kiana klopfte sich grinsend auf ihren Oberschenkel.

„Sei brav und mach Platz.“

„Ich bin doch nicht dein Hund.“ Casey verschränkte die Arme vor der Brust.

Kiana seufzte und ging um das Bett herum. „Ich habe heute eine Verabredung und wegen dir werde ich ihn sicher nicht versetzen.“

„Ach, eine halbe Stunde ist doch durchaus annehmbar.“ Mikaela lächelte und bereitete die Sachen auf dem Schminktisch vor.

„Halbe Stunde? Sieh dir das doch einmal an, Mikaela.“ Dabei deutete sie auf den halb angezogenen Casey.

„Wir reden hier von Stunden.“
 

„Und? Wer ist der Unglückliche?“ Casey keuchte, als Kiana die Schnüre seines Korsetts zuzog.

„Der Sohn von Lord Renard.“

„Ich hoffe, doch der Legitime?“ Mikaela nahm eine Haarbürste in die Hand.

„Natürlich! Glaubst du, ich gebe mich mit seinem Bastard zufrieden? Soweit kommt es noch.“ Kiana verdrehte die Augen und warf Casey sein Kleid für den heutigen Abend zu.
 

„Zieh es an.“

Casey seufzte und tat sein möglichstes dieser Anweisung Folge zu leisten. Es war ein wahres Ungetüm aus Seide und er hatte die größten Schwierigkeiten, überhaupt einen Einstieg zu finden. Warum waren diese Ballkleider immer so umständlich? Warum gab es überhaupt einen Ball? Konnten sie den Geburtstag seines Vaters nicht im engsten Rahmen feiern, wie die meisten Familien?
 

Als Kiana seine Probleme erkannte, schnaubte sie und legte selbst Hand an.

Innerhalb von fünf Minuten war Casey fertig angezogen und saß schon vor dem Schminktisch. Dann bekam er nur noch mit, wie Mikaela über seine Haare herfiel und Kiana sich an seinem Gesicht zu schaffen machte.
 

Als Tailor eine halbe Stunde später anklopfte, war er wirklich fertig. Mit den Nerven ebenso, wie mit seinem Aussehen.

„Fertig.“ Mikaela fuhr sich mit dem Arm über die Stirn.

„Ja, ich auch.“ Kiana wand sich von Casey ab und prüfte den Sitz ihrer Frisur im Spiegel.

„Wir können gehen.“ Mit einem Lächeln richtete sie sich auf und ging zur Tür. Sie musterte Tailor überrascht, der davor stand.

„Welcher Lady machst du denn deine Aufwartung?“

Casey beugte sich etwas nach hinten um Tailor zu begutachten. Das wäre nun wirklich seltsam. Tailor ging nie auf Bälle und wenn, dann nur als seine Anstandsdame und so gekleidet, dass er nicht auffiel. Diesmal jedoch sah er seinem Stand entsprechend edel aus.
 

Mikaela trat lächelnd an Kiana vorbei und ergriff den Arm, den Tailor ihr anbot. „Mir. Heute ist er meine Begleitung.“

„Glaubst du nicht, dass du dich da etwas unter Stand verkaufst.“ Dabei lächelte sie Tailor entschuldigend zu. Sie alle wussten, worauf sie anspielte.

„Kiana, jetzt reicht es aber!“ Vielleicht störte es Tailor nicht, doch Casey. Er mochte diese ewigen Gespräche über Stand, Legitimität und Bastarde nicht, die Kiana ständig anschnitt. Für eine zukünftige Königin war das eine ziemlich überhebliche Haltung.

Er stand auf und ging an ihr, sowie Tailor und Mikaela, vorbei. Es war Zeit auf diesem Ball zu erscheinen, sein Vater würde sicher schon auf ihn warten.
 

In der Halle vor dem Ballsaal drängten sich noch einige Leute, doch seine Augen suchten nach seiner Begleitung.

Valerian stand wartend neben dem Eingang zum Ballsaal und gähnte. „Du bist zu spät.“

Casey verbiss sich die gehässige Bemerkung, die auf seinen Lippen lag. „Ich weiß, aber sind das nicht alle Frauen?“

Der Blondhaarige lächelte. „Ständig.“

Damit reichte er ihm einen Arm.

Seufzend hackte sich Casey bei ihm ein. „Auf in den Kampf, was?“

Valerian drückte lächelnd seine Hand. „Keine Sorge. Im Notfall werde ich dich mit meinem Leben schützen.“

„Was ja wohl das Mindeste ist.“ Mit diesen Worten betrat er mit Valerian den Ballsaal.
 

Einige Stunden und etliche Tänze später, fand er sich endlich an Valerians Seite wieder. „Das ist anstrengend.“

„Du bist es einfach nur nicht gewohnt. Das macht das fehlende Training.“ Valerian zwinkerte ihm zu.

Als ob es seine Schuld war, dass er kein Schwerttraining bekam. Doch einen Konter verdiente diese Bemerkung. „Du weißt, dass diese ganzen Leute nur mit dir reden weil du mein Verlobter bist? Du interessierst sie nicht.“

Der Ältere verzog das Gesicht zu einem schwachen Lächeln. „Ach, lass mir doch die Illusion.“
 

Im nächsten Moment legte er ihm eine Hand in den Rücken. „Haltung Casey, wir bekommen Gesellschaft.“

Casey folgte seinem Blick und erstarrte. Raoul kam auf sie zu, mit einer Selbstverständlichkeit die geradezu empörend war. Immerhin hatte Raouls Familie, seine Familie getötet und das wusste dieser sicherlich, wie konnte er sich ihnen so gelassen nähern.

„Entspann dich.“ Valerians Stimme neben seinem Ohr trug nicht dazu bei, sich zu beruhigen. Seit seiner Kindheit war jedes Mitglied dieser Familie sein Feindbild, wie sollte er sich da entspannen?
 

Raoul bewegte sich unter den Gästen wie ein Raubtier, das in einer Herde Schafe sein nächstes Opfer aussuchte. Auch, wenn sein Blick schon längst auf seinem nächsten Opfer lag.

Casey fühlte sich nicht wohl unter dessen Blick. Trotzdem hatte er den Stolz einer Prinzessin, weswegen sich seine Haltung automatisch straffte.

Bei ihnen angekommen, verbeugte sich Raoul vor ihnen. „Valerian, es freut mich, euch hier zu sehen.“

„Es ist mir ebenso eine Freude, Raoul. Aber da es für mich ja so etwas wie eine Familienfeier ist, dürfte meine Anwesenheit nicht überraschen. Ihr kennt meine Verlobte?“ Damit deutete er auf Casey neben sich.
 

Es war ein Spiel, so alt wie die Etikette selbst. Man stellte immer die Person neben sich vor. Vor allem wenn es die Ehefrau war, wenn man das vergaß konnte das leicht in einen Ehekrieg ausarten. Es war nie gut jemanden auszuschließen, schon gar nicht eine Frau. Allerdings wäre Casey gar nicht so wütend gewesen, wenn Valerian das vergessen hätte. Verflucht sei seine gute Erziehung, an die er sich nur erinnerte, wenn es ihm passte.
 

„Natürlich. Wenn ich auch noch nicht viel Gelegenheit hatte, mit ihr zu sprechen.“

Casey reichte ihm die Hand, wie es von ihm erwartet wurde. „Oh, das liegt wohl an unseren unterschiedlichen Interessen.“

Für ihn hatte diese Bemerkung zwei Bedeutungen, er hoffte das Raoul das nicht ebenso sah.

Dieser ergriff ihre Hand für einen Handkuss. Wie es erwartet wurde, berührte er ihre Hand dabei nicht mit seinen Lippen, sondern ließ es nur so aussehen als ob. Er hatte durchaus einen guten Lehrer gehabt. „Es gäbe sicher einiges, über das man sprechen könnte.“

Warum ließ er ihn nicht aus den Augen? Sein Gesprächspartner war Valerian.

„Meint ihr? Ich glaube aber, dass ich der falsche Gesprächspartner für Politik und Geschäfte bin. Das langweilt mich nur.“

Er lächelte gekünstelt, wie er es oft bei seinen Hofdamen sah wenn es zu solchen Themen kam.

„Schade, aber ich bin sicher das ich auch bei anderen Themen ein angenehmer Gesprächspartner bin.“

Ja, das konnte sich Casey vorstellen, vor allem wenn es darum ging, wie man Mitglieder der königlichen Familie aus dem Weg räumte.
 

Er wand sich an Valerian „Können wir gehen? Ich bin müde.“

Valerian schenkte ihm ein sanftes Lächeln. „Natürlich.“

Er wand sich an Raoul. „So wie es aussieht, braucht meine Verlobte etwas Erholung. Wenn ihr uns entschuldigt.“

„Natürlich. Gute Nacht Prinzessin.“ Raoul verbeugte sich leicht in ihre Richtung.
 

„Das war taktisch unklug.“

„Tut mir leid, aber ich sympathisiere nicht mit dem Feind, so wie manch Anderer hier.“

Valerian legte sich eine Hand an die Brust, während er mit ihm am Arm zur Tür ging. „Wirfst du mir etwa Verrat vor? Du bist ungerecht, das alles tue ich nur für dich.“

Das wusste Casey doch und er war Valerian dankbar, dass er ihm so treu war. Nicht jeder würde diese Farce einfach so mitmachen. Wenn seine Familie dafür auch reichlich belohnt wurde. „Nein, natürlich nicht.“

Valerian blieb mit ihm in der Halle vor dem Saal stehen. „Das weiß ich doch. Du bist mir wirklich wichtig, Casey und mein Wunsch ist es dir zu dienen, wenn du einmal König bist. Das solltest du wissen.“
 

Dies war wohl die romantischste Liebeserklärung, die ein Mädchen kriegen konnte. Vor allem, wenn es in Wirklichkeit ein Junge war. Nur als Junge konnte Casey damit nicht viel anfangen. Gerade, als er sich eine Antwort überlegte, spürte er Valerians Lippen auf seinen. Seine Augen weiteten sich überrascht, doch er hielt die dafür vorgeschriebene Zeit ein, bevor er sich von ihm löste. „Dir macht es wohl Spaß mich zu ärgern, was?“

„Natürlich, das ist meine Lebensaufgabe.“ Grinsend löste Valerian sich von ihm.

„Du treibst mich noch zur Weißglut damit.“ Es war zwar nicht sein erster Kuss, den er an Valerian verlor, doch es störte ihn, wie dieser ihn ständig damit überraschte.

„Dann ist meine Pflicht getan.“

Casey wand sich um und betrat den Gang, der zu seinen Gemächern führte.

„Gute Nacht meine Prinzessin.“

Wirklich lange konnte er dem Älteren nicht böse sein. Deswegen drehte Casey sich noch einmal um und lächelte. „Gute Nacht, Valerian.“

Danach wand er sich um und ging in sein Zimmer. Hätte Casey geahnt, was für ein grauenvoller Morgen ihn erwartete, er wäre nie schlafen gegangen.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 5
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Laute Geräusche aus dem Gang weckten ihn auf. Noch im Halbschlaf drehte Casey sich auf die andere Seite, um weiterzuschlafen.

Plötzlich wurde seine Tür aufgerissen. „Prinzessin, es ist etwas Schreckliches passiert!“

„Hä?“ Sehr undamenhaft fragte Casey nach und richtet sich auf. Mit den Händen rieb er über seine Augen. Sein Blick richtete sich unfokussiert auf Mikaela. Zumindest auf die Stelle, an der er sie vermutete. Allerdings sah er gerade einmal ihren Kopf, den sie in ihren Händen gebettet hatte.
 

„Mikaela?“ Casey brachte sich in eine kniende Position und beugte sich nach vorne. Auf allen Vieren krabbelte er zum Bettende.

„Was ist los?“

„Es…, es ist…“ Sie sah kurz auf, brach aber schluchzend wieder ab.

So kannte er seine Freundin gar nicht. Was war also passiert, dass sie so aufgelöst war?

„Casey!“ Kiana stand im Türrahmen. Auch schien eben erst geweint haben. Als sie Mikaela sah, stockte sie allerdings und ging zu der Schwarzhaarigen. Tröstend legte sie einen Arm um ihre Schulter.

Mikaela fuhr zu ihr herum und verbarg ihr Gesicht in Kianas Röcken.
 

Hätte hier jemand die Güte, ihm zu erklären was, passiert war? Sie benahmen sich ja gerade so, als wäre jemand gestorben. Bei diesem Gedanken erstarrte etwas in Casey. War etwas mit seinem Vater?

„Ist etwas mit meinem Vater?“ Angespannt sah er die Beiden an.

„Euer Vater? Nein, ihm geht es gut.“ Kiana sah ihn verwirrt an. Auch sie schien noch etwas neben sich zu stehen.

„Was ist dann los?“ Casey wollte nun endlich eine Antwort haben.

Mikaela sah zu ihm. „Valerian,… er.. Unfall.“

Sie schluckte kurz. „Er ist tot!“

Damit barg sie ihren Kopf wieder in Kianas Röcken, die ihr beruhigend über den Kopf strich.
 

Er war wohl noch nicht richtig wach. Denn das hier konnte nur ein Traum sein. Etwas verunglückt lächelte er, doch es war der Schock, der ihn lächeln ließ. „Das ist ein Scherz, oder?“

Kiana schüttelte bedauernd den Kopf. „Leider nicht. Wir wissen nicht genau, was passiert ist. Ebenso wenig, welches Gerücht wahr ist. Sicher ist nur, dass es einen Unfall mit seiner Kutsche gab. Keiner hat überlebt; weder Valerian, noch sein Kutscher oder der Diener, der ihn begleitete.“

Sie senkte den Blick. „Es tut mir leid.“

„Leid? Leid?“ Casey war kurz vor einem hysterischen Anfall. Das konnte doch noch wahr sein. Nein, das war nicht wahr, Casey weigerte sich einfach, das zu glauben. Noch vor ein paar Stunden hatte er mit ihm gesprochen. Sicher würde gleich irgendjemand kommen und erklären, dass dies alles ein Scherz war.

Erwartungsvoll sah er zur Tür.
 

Doch der Einzige, der in der Tür auftauchte, war Tailor.

Als Casey den bedauernden Blick seines Dieners sah, wusste er das es kein Scherz war. „Nein. Nein, das ist einfach nicht wahr!“

Mit diesen Worten sprang er auf und nahm einen Morgenmantel von einem Stuhl. Bereits im Gehen zog er ihn an. Er glaubte das einfach nicht und es war auch nicht wahr. Aus diesem Grund würde er nun jemanden suchen, der ihm das bestätigte, wenn es sein musste, ging er damit sogar zu seinem Vater.
 

Seine Amme verließ eines der angrenzenden Zimmer und sah ihm erstaunt entgegen. „Prinzessin, wo wollt ihr hin?“

„Zu meinem Vater!“

„So?“ Ihre Augen weiteten sich entsetzt.

„Ja, so.“ Was kümmerte ihn sein Aussehen? Hier ging es um etwas weit Wichtigeres.
 

Sie ergriff seinen Arm, als er an ihr vorbeiging. „Das kann ich nicht zulassen. Nicht in diesem Aufzug.“

Casey fuhr herum die Hand zum Schlag erhoben, doch führte er diese Geste nicht zu Ende. Egal in welchen Zustand er sich befand, er würde niemals eine Frau schlagen. Stattdessen versuchte er sich loszureißen. „Lass mich los!“

„Tut mir leid, Prinzessin, das ist nicht möglich.“ Anstatt ihn loszulassen, festigte sich ihr Griff nur noch.

„Ich muss zu meinem Vater. Weißt du denn nicht was passiert ist?“ Es war unwahrscheinlich. Allerdings hatte sie bis jetzt noch kein Wort darüber verloren. Auch, wenn seine Amme schon um Jahrzehnte älter war, besaß sie eine Kraft, die Caseys überstieg. Zumindest in diesem Moment, da es ihm unmöglich war, sich aus ihrem Griff zu befreien.

Stattdessen zog sie ihn nur näher zu sich und legte ihre Arme um ihn. Sie murmelte ihm beruhigende Worte zu, aber keine falschen Versprechungen.

Casey fühlte sich mit einemmal so kraftlos. Gott, das konnte doch alles nicht wahr sein. Nicht Valerian, er war der Einzige, der für ihn immer unangreifbar gewesen war. Oft genug hatte er ihm den Tod gewünscht, doch das war doch niemals sein Ernst gewesen.
 

Seine Finger gruben sich in die Kleidung seiner Amme und er barg sein Gesicht an ihrer Brust. Dann so abgeschirmt ließ er seinen Tränen freien Lauf.
 

Eine Stunde später hatte sich Casey wieder soweit beruhigt, dass er nicht mehr unkontrolliert in Tränen ausbrach. Er hob den Kopf vom Schoß seiner Amme und wischte sich mit der Hand über die Augen. Irgendwie hatten sie und Tailor es geschafft, ihn in sein Zimmer zu bringen. Er lag auf seinem Bett und bis eben hatte er seinen Kopf im Schoß seiner Amme gebettet.
 

Kiana und Mikaela knieten auf dem Boden. Mikaela weinte noch immer lautlos. Ihr Gesicht hatte sie am Kleid seiner Amme verborgen. Kiana hingegen schien weitaus gefasster zu sein. Das war auch der Grund warum Casey sie ansah.

„Hilf mir mich anzuziehen, Kiana.“

„Wo wollt ihr hin?“ Seine Amme sah ihn fragend an.

„Zu meinem Vater. Das war mit Sicherheit kein Unfall.“ Davon war er fest überzeugt und darüber musste er mit seinem Vater reden. Diesmal musste es Konsequenzen geben.
 

„Vater!“ Casey stieß die doppelflügelige Tür des Thronsaals auf.

„Wir müssen reden. Alleine.“ Dabei sah er die Höflinge und Berater an, die sich in dem Saal aufhielten. Manche mit Bitten, andere nur als Gaffer.

Hinter ihm beeilte sich Tailor ihm zu folgen, als er den Saal mit raschen Schritten durchquerte. Dieses Tempo war notwendig, um seine Würde zu wahren. Lange konnte er diese Stärke nicht mehr spielen, im Moment hielt ihn nur sein Stolz aufrecht.
 

Conroy öffnete schon die Tür zu einem Nebenraum.

Sein Vater seufzte nur bedauernd, doch er stand auf und betrat das Nebenzimmer.

Casey folgte ihm und Tailor schloss von außen die Tür hinter ihnen. „Also, was ist passiert?“

Sein Vater sah zu seinem Berater.

Conroy zuckte nur mit den Schultern. „Was wir wissen ist, dass Valerian das Schloss in den frühen Morgenstunden verlassen hat. Er wollte zu seinem Familiensitz reisen, um seine Familie zu besuchen. Auf der Hälfte des Weges brach die Achse seines Wagens, ich weiß nicht, wie sein Kutscher gefahren ist, doch wohl etwas zu schnell. Die Kutsche überschlug sich einmal.“

Und daran sollte man sterben? Das glaubte Casey nicht, auch er hatte schon einige Unfälle mit Kutschen hinter sich. „Was verschweigt ihr mir?“

Conroy und sein Vater sahen sich kurz an, bevor Conroy fortfuhr. „Es besteht die Annahme dazu, dass es kein zufälliger Unfall war. Ihnen hat dort jemand aufgelauert, vielleicht sind sie ihnen auch nur gefolgt und haben die Gunst der Stunde genutzt. Auf jeden Fall sind diese drei Menschen nicht an den Folgen des Unfalls gestorben. Sie wurden ermordet, von Banditen. Oder auch etwas anderem.“
 

Das bestätigte Casey in seiner Annahme nur. „Und du wagst es, es als einen Unfall hinzustellen? Das war Mord und wir kennen die Täter.“

„Casey dieses Thema hatten wir doch schon. Wir haben keine Beweise, aber natürlich suchen wir die Schuldigen. Es kann auch nur eine Verkettung unglücklicher Unfälle sein.“

„Das glaubst du doch selbst nicht!“ Casey sah seinen Vater entsetzt an. Wie konnte er die Augen nur so vor den Tatsachen verschließen?

„Du hast Valerian den Wölfen zum Fraß vorgeworfen und nun willst du ihn nicht einmal rächen? Du nimmst dieses Opfer einfach in Kauf und lässt auch noch zu, dass es umsonst war.“ In diesem Moment verachtete Casey seinen Vater. Er wusste, dass sein Vater das nicht verdiente, doch in dieser Situation überwog einfach die Wut in ihm. Er hatte Valerian so einfach zum Kronprinzen erhoben, indem er ihn mit seiner Tochter verlobt hatte. Natürlich machte ihn das zum nächsten Ziel ihrer Feinde.
 

Die Faust seines Vaters krachte gegen die Platte eines der Beistelltisches neben ihm. „Valerian kannte die Gefahr. Er nahm sie in Kauf, für dich.“

Glaubte er etwa, das würde es ihm leichter machen? Nein, im Gegenteil es erschwerte ihm die Sache nur noch. „Du hast mich angelogen. Valerian sollte nur mein Verlobter sein, um die ganzen Heiratsgesuche zu unterbinden. Stattdessen hast du ihn als mein Schutzschild missbraucht. Das verzeihe ich dir nie!“

„Tu nicht so, als wäre dir das gerade eben erst bewusst geworden. Vom ersten Tag an wusstest du, wofür diese Verlobung gut war. Stell mich nicht als den Schuldigen hin, du trägst mindestens ebensoviel.“

„Majestät!“ Conroy sah seinen König geschockt an.
 

Trotzig erwiderte der Blondhaarige den wütenden Blick seines Vaters. Er hatte leider Recht. Casey hatte es gewusst und in Kauf genommen, doch damals war Valerian für ihn nur ein lästiger Junge gewesen und mit der Zeit hatte er es einfach vergessen. Valerian hingegen hatte es nie vergessen. Ständig hatte er ihn beschützt und ein Auge auf ihn gehabt.
 

Er drängte die Tränen zurück, die bei diesen Erinnerungen in ihm hochstiegen. „Es stimmt, ich wusste es. Aber ich bin nicht gewillt, sein Opfer einfach so hinzunehmen. Glaub mir Vater, wenn du nicht in der Lage bist ihn zu rächen, ich bin es.“

Mit diesen Worten wand sich Casey um und verließ den Raum. Die Stimme seines Vaters, die eine Erklärung forderte, ignorierte er dabei. „Wir gehen.“

Diese Worte waren an Tailor gerichtet, der ihm wie gewohnt folgte. Seinem Vater waren als König die Hände gebunden, das mochte stimmen, doch er würde es nicht so einfach hinnehmen. Valerian war ein Mitglied der königlichen Familie gewesen. Seinen Tod würden seine wahren Mörder teuer bezahlen.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 6
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Prinzessin, bitte, ihr müsst etwas essen.“ Mikaela sah besorgt auf Casey und nahm das unberührte Tablett wieder vom Tisch auf.

Casey schüttelte nur den Kopf und starrte weiter vor sich ins Leere. Schon seit dem Morgen hatte er sich nicht mehr bewegt. Seine Beine an den Körper angezogen, das Kinn darauf gestützt, sah er an die gegenüberliegende Wand und dachte nach. Schon seit Tagen machte er nichts anderes mehr. Er dachte darüber nach, wie er dieser Familie schaden konnte, richtig schaden und sie nicht nur ankratzen. Nein, sie mussten den Verlust spüren, richtig tief, damit sie auch nur ansatzweise nachvollziehen konnten, was er gerade fühlte. Am Besten wäre, wenn sie sich nie mehr davon erholen würden.
 

Mikaela wollte noch etwas sagen, doch seine Amme schüttelte nur den Kopf. Seit er hier seine Pläne schmiedete, saß sie neben ihm und beschäftigte sich mit etwas. Meistens besserte sie kleine Risse oder Löcher an seinen Kleidern aus. Wahrscheinlich wollte sie nur nicht, das er alleine blieb.
 

Mikaela seufzte nur, nahm aber wortlos das Tablett und verließ den Raum.

„Ihr solltet etwas essen. Es ist schon wieder einige Tage her.“

Casey nickte nur bei den Worten seiner Amme. Seit Valerians Tod war schon über eine Woche vergangen. Seitdem war viel passiert. Soweit er mitbekommen hatte, waren ihren Wälder nun frei von Räubern und Banditen. Aufgrund der hohen Belohnung verrieten immer mehr Leute deren Aufenthaltsorte oder Kontaktmänner. Auch die Wachen seines Vaters durchstreiften die Wälder sorgfältiger als sonst. Nur reichte ihm das nicht, denn die Banditen waren nicht die Schuldigen, nur die Handlanger. Der Kopf der Schlange lebte noch immer und intrigierte gegen sie. Seinen Vater und ihn.
 

Nein, es musste mehr geschehen als nur das.

Casey stand mit einem Ruck auf und ging zum Fenster seines Zimmers. Hier hatte er eine gute Aussicht auf den Hof. Wenn ihm nichts Effektives einfiel, dann war sein Gerede von Rache nichts weiter als leere Drohungen. So etwas konnte er sich als zukünftiger Herrscher nicht leisten. Vor allem konnte er das Valerian nicht antun.
 

Er erinnerte sich gut an seine letzte Nacht mit ihm, wirklich nett war er nie zu ihm gewesen. Doch das war eigentlich ein Recht harmonischer Abend gewesen. Ihr Abschied und zuvor der Ball.
 

Mit einem Mal ruckte Caseys Kopf in die Höhe. Natürlich, warum war er nicht von Anfang an darauf gekommen? Es gab nur eine Möglichkeit, diese Familie lang anhaltend zu schädigen. Ihr Schwachpunkt lag nicht in ihrem Reichtum oder ihrem Einfluss, diese Dinge konnte man ersetzen. Nein, er würde ihre Träume zunichte machen, mit nur einem Schlag. Sie hatten einen Schwachpunkt und der hatte sogar einen Namen, Raoul.
 

Er war ihr einziger männlicher Nachkomme und egal an welche Männer sie ihre Töchter verheirateten, nur ein männlicher Blutsverwandter konnte den Thron erben. Sie mussten Raoul auf den Thron setzen, jeder Andere würde nur einen Krieg um die Thronfolge nach sich ziehen. Also musste Raoul sterben, dann konnte er sich im Jenseits vor Valerian für dessen feige Ermordung entschuldigen. Wenn er ihn traf, denn so etwas wie Raoul landete für gewöhnlich in der Hölle.
 

Jetzt musste er nur noch eines machen. „Kiana, Mikaela! Wir gehen!“

Diese Worte rufend, verließ er bereits seinen Raum.

Kianas Kopf erschien aus einer der Türen vor ihm. „Was? Ich meine wohin?“

Casey lächelte unheilvoll. „Wir besuchen meinen Vater. Ich benötige einen neuen Verlobten, nicht?“

Damit ging er auch schon an seiner verwirrten Hofdame vorbei.
 

„Conroy, schön dich zu sehen.“ Wie erwartet traf er den Berater seines Vaters in dessen Arbeitszimmer. Tja und wie immer war keine Spur von seinem Vater zu sehen. Er scheute diese bürokratische Arbeit wie Vampire das Licht.

„Casey. Geht es dir wieder besser?“ Sichtlich erstaunt sah er ihn an.

„Es geht so.“ Mit einer Handbewegung wiegelte er diese Aussage noch mehr ab.

„Aber sag Conroy, es sind doch sicher schon einige Heiratsgesuche eingegangen, nicht?“ Genau auf diese hatte Casey es abgesehen. Eigentlich nur auf eine Einzige, Raouls. Er war nicht dumm. Valerian war nicht nur gestorben, weil er Kronprinz war; nein er starb, damit der Platz an seiner Seite wieder frei wurde. Frei für einen Verlobten, der seinen Gegnern mehr zusagte. Für Caseys Plan war es nicht wirklich von Belang, ob er mit Raoul verlobt war oder nicht. Doch seine Rachegelüsten kam es durchaus zugute. Raoul einfach nur umzubringen, war doch langweilig. Er wollte deutlich subtiler vorgehen. Zuerst gaukelte er ihnen das große Glück vor, Macht und Reichtum durch eine Verlobung mit der Tochter des Königs, erst dann wenn sie im Höhenrausch waren, würde er sie mit einem Schlag auf den Boden der Tatsachen zurückholen.
 

„Natürlich. Warum fragt ihr?“ Conroy wirkte noch immer etwas überrumpelt, doch er wurde schon deutlich vorsichtiger.

„Weil ich sie haben will. Meinen nächsten Verlobten suche ich mir selber aus.“ Bei diesen Worten wirkte Casey absolut ernst. Es war ihm auch ernst damit.

„Warum? Euer Vater hat schon sämtliche Gesuche ausgeschlagen.“

„Das hätte er nicht machen sollen. Doch du hast sicher noch alle schriftlichen Gesuche irgendwo gelagert, oder?“

Es war immer besser eine Alternative zu haben, als gar nichts. Das war der Grundsatz, nach dem Conroy arbeitete und Casey wusste das. Diese Gesuche hatte er sicher noch irgendwo aufbewahrt.
 

Der Berater nickte nur stumm.

Casey hielt ihm die Hand auffordernd hin. „Ich will sie haben. Jetzt. Das ist ein königlicher Befehl, denk daran, bevor du antwortest.“

Mit einem Schnauben nickte Conroy. „Natürlich. Ich werde sie euch gleich bringen lassen.“

Er verließ das Zimmer und kurz darauf kamen zwei Diener, von denen jeder eine mittelgroße Truhe in den Händen hielt. Das waren mehr, als Casey erwartet hatte. Besaßen diese Leute denn keinen Anstand? Er trauerte immerhin noch, wenn er diese Trauer auch früher abbrach als geplant.
 

„Ihr zwei nehmt euch diese Truhe vor und ich die Andere.“ Damit deutete er zuerst auf die eine, dann auf die andere Truhe.
 

„Es ist nicht dabei.“ Wütend warf Casey den letzten Brief aus seiner Truhe auf den Boden.

„Vielleicht kommt es noch?“ Kiana sah ihn fragend an.

„Nein, sie hätten sicher schon längst eine Anfrage geschickt, wenn es in ihrer Absicht läge.“ Aber dem war nicht so, warum?

Caseys Finger trommelten unruhig auf dem Deckel der Truhe. Wollten sie keine Verlobung? Doch warum, das war eine einmalige Gelegenheit. Immerhin konnten sie so problemlos König werden, oder wollten sie einfach warten, bis sein Vater starb? Alleine konnte eine Frau ein Reich nicht regieren, es würde an den nächsten männlichen Erben fallen. In diesem Fall er, doch davon wusste ja niemand etwas.
 

„Irgendetwas stimmt hier nicht. Ob Raoul euch nicht will?““ Mikaela versuchte einen schwachen Vorstoß, wurde aber von Kianas Auflachen gleich wieder gestoppt.

„Casey ist die Prinzessin dieses Reiches. Selbst wenn sie hässlich wie die Nacht wäre, aufgrund ihres Status würde sie jeder wollen.“

„Es ist nicht jeder wie du, Kiana.“

„Sie hat aber Recht.“ Casey betrachtete den Stapel auf dem Boden. Darunter gab es Gesuche von Prinzen, die ihm nicht einmal vom Namen bekannt waren und noch mehr, deren Aussehen er nicht kannte. Diese Menschen kannten ihn nicht, doch sie wussten, was sie durch eine Heirat mit ihm bekamen, nur deswegen wollten sie seine Hand.
 

„Hier geht es um Politik, nicht um Liebe oder andere derartige Banalitäten. Eine Heirat ist nur Mittel zum Zweck. Ein einfacher Weg, um zu bekommen was man will.“ Was diese Dinge anging, machte sich Casey schon lange keine Illusionen mehr. Eine Heirat aus Liebe konnten sich Bettler leisten, doch nicht sie. Bei ihnen musste es gut durchdacht sein, wenn eine Verbindung eingegangen wurde.
 

„Das ist eine deprimierende Vorstellung.“ Mikaela verzog den Mund.

„Es ist Realität und du weißt das genau. Also benimm dich nicht wie ein verträumtes Schulmädchen.“ Kiana nahm eine Handvoll Briefe und warf sie wieder in die Kiste zurück.

Casey hingegen dachte noch immer über die fehlende Bewerbung nach und natürlich deren Bedeutung. Von sich aus konnte er ihn nicht darum bitten, wie sah das denn aus? Er trauerte immerhin noch. Außerdem wirkte das mehr als nur verzweifelt. Nur verzweifelte alte Jungfern stellten Heiratsgesuche an die Familien junger Männer. Er war keines davon, ihm ging es nur um seine Rache. Außerdem ließ es sein Stolz nicht zu, dass er sich so erniedrigte, doch von seinem Plan wollte er auch nicht abweichen. So gesehen gab es für ihn also nur eine Möglichkeit.
 

„Er muss sich in mich verlieben. Wenn er bis jetzt keinen Grund hat, um sich mit mir zu verloben, dann muss ich ihm eben einen geben.“

Kiana und Mikaela sahen sich kurz an. Ihre Gedanken spiegelten sich deutlich auf ihren Gesichtern wieder.

„Ihr wisst, was ihr tut?“ Skeptisch sah ihn Kiana an.

„Dafür müsst ihr eine perfekte Prinzessin werden. Nicht so eine Art burschikose Amazone, wie ihr jetzt seid.“

Es überraschte Casey, die Worte burschikos und Amazone von Mikaela zu hören, aber er nickte. Ja, es wäre eine Umstellung und wahrscheinlich musste er auch noch einiges lernen. Bis jetzt hatte es gereicht, den Anschein eines Mädchens zu erwecken, nun musste er eines werden. Sollte er Valerian jemals im Jenseits wieder sehen, würde er ihn alleine dafür noch einmal umbringen.
 

„Ich weiß. Deswegen sollten wir wohl mit der Umgestaltung beginnen.“

Kiana klatschte aufgeregt in die Hände. „Endlich werden Träume wahr. Wir werden eine perfekte Prinzessin aus euch machen. Nicht wahr?“

Bei dieser Frage stieß sie Mikaela leicht an.

Diese nickte nur, wobei sie aber nicht so enthusiastisch wirkte wie ihre Freundin.

Casey seufzte, als ihm klar wurde, in was er eingewilligt hatte. Doch für seine Rache war dies ein Preis, den er zu zahlen bereit war.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 7
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Wir müssen es enger binden.“ Unzufrieden besah sich Kiana ihr Werk.

„Nein, nein, es gefällt den Männern, wenn die Haare locker ins Gesicht fallen.“ Mikaela schüttelte leicht den Kopf.

„Ach komm schon, was weißt du vom Geschmack der Männer? Deine Verehrer halten sich doch in Grenzen.“ Die Braunhaarige sah ihre Freundin abschätzig an.

„Es geht ja auch nicht jede so freizügig mit ihren Reizen um, wie du.“ Mikaela verschränkte die Arme vor der Brust.

„Willst du etwa sagen, ich sei frivol?“
 

Casey seufzte und zog sich die Schleife vom Kopf, das sah einfach nur lächerlich aus. Ihm würde so etwas nie gefallen. Seine beiden Hofdamen, halfen ihm da auch nicht weiter, da sie jede Chance nutzten, um sich zu streiten. Was das betraf, waren sie einfach zu unterschiedlicher Meinung. Er brauchte einen Profi.
 

In diesem Moment öffnete sich die Türe und seine Amme trat ein. Über ihrem Arm lag eines von Caseys Kleidern.

„Beth!“ Casey sah seine Rettung in ihr.

„Bitte hilf mir. Ich muss wissen, was Männer an einer Frau anziehend finden.“ Ja, er war ein Mann, doch war er jahrelang als Mädchen aufgezogen worden. Was seinen Geschmack Frauen gegenüber anging, war er etwas unsicher. Als Frau, selbst als gespielte, hatte man einfach eine andere Auffassung zu diesem Thema.
 

Seine Amme hob eine Augenbraue.

„Du fragst sie?“ Kiana sah ihn mit vor Überraschung geweiteten Augen an. Man konnte ihre Empörung regelrecht spüren.

Er nickte nur zustimmen. „Ihr werdet euch nie einig und Beth hat euch immerhin einige Jahre und drei Kinder voraus.“

„Wohl eher Jahrzehnte.“ Obwohl die Braunhaarige diese Worte murmelte, waren sie deutlich zu verstehen. Etwas, das wohl ganz in Kianas Absicht lag. Trotzdem ließ sie sich mit verschränkten Händen in einen Sessel sinken.
 

„Wenn ihr wünscht Prinzessin, dann werde ich euch gerne sagen was ich weiß.“ Sie lächelte und setzte sich auf das Bett.

Casey nahm neben ihr Platz. Wenn seine Amme ihm etwas erklärte, war es meistens richtig. Sie wollte eben ein respektables Mädchen aus ihm machen. Wohl, weil seine Brüder und ihre Kinder Männer waren. Er war ihre letzte Chance ein Mädchen aufzuziehen, wenn es auch nur eine Lüge war. Sie hatte ihn, im Gegensatz zu Tailor und seinen Hofdamen, noch nie Prinz genannt und Casey wollte ihr diese Illusion auch nicht nehmen. Für sie war er gerne ein Mädchen.
 

Mikaela lies sich auf dem Boden nieder. Das machte sie immer, wenn Beth etwas erzählte oder erklärte. Wahrscheinlich sah sie in ihr eine Mutterfigur, da ihre Mutter, ebenso wie Caseys, früh gestorben war.

Beth besah sich Casey prüfend. „Auf jeden Fall solltet ihr es mit der Schminke nicht so übertreiben. Wenn ihr einmal soweit seid, einen Mann zu küssen, will dieser euch schmecken nicht das Puder.“

Casey warf einen Blick zu Kiana, die nur mit den Schultern zuckte. Es war sie gewesen, die ihn geschminkt hatte, entgegen all seine Einwände, dass es zuviel sei.

„Vielleicht solltet ihr die noch etwas wachsen lassen.“ Dabei tippte seine Amme gegen eine seiner improvisierten Brüste.

Casey überschlug kurz im Kopf, wen er dafür einspannen konnte. Keine seiner Hofdamen, das war sicher. Kiana würde übertreiben und Mikaela würde sich von ihr beeinflussen lassen. Also blieb sowieso nur Beth. Da seine Brust in jedes seiner Korsetts bereits eingenäht war und Näharbeiten übernahm meistens sie.
 

„Das sind doch alles nur Äußerlichkeiten.“ Mikaela seufzte enttäuscht. Man merkte, dass sie sich mehr erwartet hatte. Anders als bei Kiana, lag ihr nicht soviel an Äußerlichkeiten, eher verzauberte sie der Charme und Verstand einer Person.
 

Beth lächelte sanft. „Durchaus, doch das ist es nun einmal auf was ein Mann zuerst sieht. Wenn man es richtig angeht, kann man das Interesse eines Mannes leicht fesseln. Männer sind sehr einfach gestrickt.

Es gibt verschiedene Arten, einen Mann auf sich aufmerksam zu machen. Wie ist deine Art Mikaela?“

„Ich?“ Mikaela legte überrascht eine Hand an ihre Brust. Ihr Blick irrte kurz zu Casey, so als hätte sie Angst, ihre Tricks vor ihm zu offenbaren.
 

„Zuerst informiere ich mich über ihn. Ob eine Verbindung mit ihm keine Schande über meine Familie bringt. Dann suche ich seine Nähe, höre ihm zu wenn er mit Anderen spricht. So, dass ich die Themen herausfinde, die ihn interessieren. Dann lächle ich immer, wenn er zu mir sieht und signalisiere ihm mit Blicken, dass ich an ihm interessiert bin. Den Rest muss er machen.“

„Gut, das ist eine Möglichkeit. Wenn auch nur effektiv, wenn der Mann interessiert ist. Allerdings würdet ihr mich nicht fragen, wenn es so wäre. Kiana?“
 

„Auch ich informiere mich zuerst über ihn und ob er vom Stand her zu mir passt. Danach spreche ich ihn an und flirte mit ihm. Ein Blick, ein Wort, eine Geste, was auch immer sich ergibt. Ich lächle stets, lache über seine Witze, wenn sie auch schlecht sind und himmle ihn an wie ein Bettler ein Goldstück. Der Rest ist ein Kinderspiel.“ Sie machte eine wegwerfende Handbewegung, wobei sie aber gewinnend lächelte.

Ach, das war alles Berechnung bei Kiana? Nur, damit der Mann sich gut fühlte und ihr auf den Leim ging? Er hätte es ahnen müssen.
 

„Auch gut, wenn auch sehr selbst verachtend. Wir sind Frauen und als solche ist es unsere Pflicht, unsere Männer auf den richtigen Weg zu führen. Wenn man ihn einmal bekommt.“ Beth wand sich Casey zu.

„Also, zuerst einmal müsst ihr seine Aufmerksamkeit erregen. Wie man das macht bleibt jeder Frau selbst überlassen. Wie ihr gemerkt habt, gibt es die verschiedensten Möglichkeiten, je nach Charakter. Hier müsst ihr eine Möglichkeit anwenden, die zu euch passt.

Danach wird es schwieriger. Wenn er an eurer Angel hängt, müsst ihr eure Reize spielen lassen. Seid geheimnisvoll, aber nicht abweisend, Männer ziehen weiter, wenn es keine Geheimnisse mehr gibt, die sie erforschen können. Ich weiß, bei euch besteht da keine Gefahr, aber zeigt nie Arroganz gegenüber niederen Ständen, solange ihr nicht wisst, wie er darüber denkt. Viele Männer vergrault das, weil er denkt, ihr seid bei allem so hochnäsig.“
 

„Moment.“ Casey hob eine Hand. Das erste Kommentar hatte ihn verwirrt. Wie war man geheimnisvoll ohne zugleich auch abweisend zu wirken?

„Ich soll also voller Widersprüche sein?“

Beth lächelte zufrieden. „Ihr lernt schnell. Je weniger ihr am Anfang von euch preisgebt, umso erpichter wird er darauf sein, mehr von euch zu erfahren. Zeigt ihm aber auf keinen Fall, dass ihr ihm überlegen seid. Bei Lord Valerian konntet ihr das, doch andere Männer fühlen sich dadurch in ihrer Ehre gekränkt.“

„Ja und die Ehre eines Mannes anzukratzen, führt meistens zu sofortigem Desinteresse.“ Kiana seufzte genervt. Mit diesem Thema schien sie schon Erfahrung zu haben.

„Genau.“ Mikaela pflichtete ihr nickend bei.
 

„Warum sollte es nur bei Valerian möglich gewesen sein?“

Kiana sah ihn verwundert an. „Weil er wusste, wer ihr seid. Er hat euch als Mann und ebenbürtigen Gegner angesehen. Bei uns beiden hat er es nur zugelassen, weil er wusste, dass wir es niemals ernst meinen.“

Da irrte sie sich. Valerian hatte ihn nur selten als ebenbürtig angesehen. Meistens hatte er in ihm das Mädchen gesehen, das er darstellte und auch so behandelt. Doch er wollte sich nun nicht über dieses Thema streiten. Was brachte es ihm jetzt nun noch?
 

„Kiana hat Recht. Andere Männer wissen nicht wer, oder besser was ihr seid. Sie werden glauben, eine Frau macht sich über sie lustig. Das ist nicht produktiv. Ihr könnt euren Gegenüber verachten, aber zeigt ihm das nie offen. Das ist eigentlich im Umgang mit allen Menschen die oberste Regel.

Auch wenn Männer nicht sensibel zu sein scheinen, so registrieren sie alles, was sich um sie dreht. Deswegen schmeichelt ihnen oft, auch wenn ihr wisst das ihr es besser könnt.“
 

Mikaela hob belehrend einen Finger. „Es ist auch von Vorteil, sie manchmal gewinnen zu lassen. Beim Schach oder bei der Jagd. Gebt euch etwas dümmer als ihr seid, aber wirkt bloß nicht dümmlich.“

Warum sollte er mit seinen Fähigkeiten hinterm Berg halten? Nur um dem Ego eines anderen Mannes zu schmeicheln, das ließ sein Stolz niemals zu. „Warum?“

Dafür gab es doch keinen logischen Grund.

Kiana lächelte überlegen. „Weil Männer in dem Glauben erzogen werden, dass sie so etwas wie Halbgötter sind. Im Gegensatz zu uns glauben sie auch daran. Eine kluge Frau packt einen Mann bei seinem Stolz und bindet ihn so an sich. Sobald die Heirat hinter einem liegt, kann man noch immer zeigen, was man kann.“
 

Also war das Leben einer Frau nur darauf ausgerichtet einen Mann zu finden? Gut, das verstand er. Für ihn war es auch sehr wichtig, eine passende Ehefrau zu finden. So sehr unterschied sich das nicht. Wenn es so war, fragte er sich allerdings, was seine zwei Freundinnen alles vor ihm verbargen? „Also verstellt ihr euch mir gegenüber?“

Kiana und Mikaela sahen sich einen Moment lang unsicher an, bevor sie sich lächelnd zu ihm umwanden.

„Aber natürlich nicht. Ihr würdet uns doch sofort durchschauen, mit eurem hervorragenden Verstand.“

Mikaela nickte zustimmend bei Kianas Kommentar.

Also war die Antwort ja. Doch das war kein Grund zur Sorge für Casey. Sie verbrachten viel Zeit miteinander, ewig konnte man sich da nicht verstellen. Er glaubte schon sie gut genug zu kennen.
 

„Also gut.“ Er stand auf und strich sein Kleid glatt. Seit Valerians Tod trug er, wie es die Tradition verlangte, schwarz. Normalerweise war ein Jahr, die angemessene Trauerzeit, doch da sie nicht verheiratet gewesen waren und er im heiratsfähigen Alter war, konnte man diese verkürzen. Man konnte von einem Mädchen nicht verlangen, dass es einem Toten nachtrauerte, wenn es einen Ehemann finden musste. Ab Morgen musste er seine Kleidung wieder ändern. Morgen, nach Valerians Beerdigung.
 

Dann würde seine Rache beginnen.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 8
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Was glauben diese Hühner eigentlich, was sie sich erlauben können!“ Aufgebracht betrat Casey den Raum und warf seinen Umhang auf das Bett.

Mikaela folgte ihm hastig. Schon seit ihrem Aufbruch versuchten sie und Kiana ihn zu beruhigen.

„Ich meine, was glauben die, wer ihren Lebensstil finanziert hat? Sicher nicht ihr Vater, dieser Nichtsnutz. Der war doch immer der Erste, der die Hand aufhielt.“

„Sie wissen es eben nicht besser und das ist gut so.“ Mikaela nahm den Umhang vom Bett und strich über den Stoff. Dann brachte sie ihn in das Ankleidezimmer.
 

„Was kein Grund ist, dass sie ihre Wut an mir auslassen. Hast du die Kette der Ältesten gesehen? Das war sicher kein Geschenk von ihrem Vater, der kann sich solche Sachen nicht leisten.“ Casey verstand die Wut, der Mädchen. Ja, sie waren Valerians Schwestern gewesen, doch nicht nur sie litten unter seinem Verlust. Nein, auch er trauerte um einen guten Freund.
 

Er setzte sich aufs Bett, auf dem der Bologneserwelpe eingerollt lag. Gedankenverloren sah er den Hund an. Das letzte Geschenk, das er von ihm bekommen hatte. Ein Geschenk einer Prinzessin würdig und es war auch ein durchaus würdiges Abschiedsgeschenk. So als ob er es geahnt hätte. Bis jetzt hatte er sich nicht groß um den Welpen gekümmert. In den ersten Tagen nach Valerians Tod hatte er ihn nicht einmal sehen wollen. Das sollte er nun ändern, immerhin war das so etwas wie das Vermächtnis seines Freundes.
 

Casey nahm den Welpen in die Hände und hob ihn vor sein Gesicht. „Nun, sehr eindrucksvoll siehst du ja nicht aus.“

Noch immer sah er für ihn aus wie eine zu groß geratene Ratte, da half es nichts den Blickwinkel zu ändern. „Dann brauchst du wohl einen großen Namen, wenn du es schon selbst nicht bist.“

Ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht, als er kurz nachdachte. Eigentlich wäre es nur gut und Recht, wenn er nach demjenigen benannt wurde, der ihn hergeschenkt hatte. So etwas war durchaus üblich, allerdings wäre das in diesem Fall etwas makaber. „Ich weiß, du heißt ab heute Valerius.“

Dabei beugte er sich zu dem Welpen und berührte dessen Nase mit seiner. Zufrieden mit der Namensgebung ließ er ihn wieder auf das Bett sinken.
 

„Prinzessin?“ Kiana trat nach einem kurzen Klopfen ein.

„Lady Elisabeth bittet um eine kurze Audienz.“

„Was?“ Gerade als er glaubte, sich wieder beruhigt zu haben, musste er sich schon wieder aufregen.

„Reicht es ihr nicht, was bei der Beerdigung passiert ist? Hat sie denn keinen Anstand?“ Elisabeth war Valerians jüngste Schwester und seine engste Vertraute. Zumindest war es so bis zu seinem Tod gewesen. Hätte sie ihn heute beschuldigt, Valerian indirekt getötet zu haben, so wie ihre Schwestern, dann hätte er es hingenommen. Denn sie hatte ihn wirklich geliebt, seine anderen Schwestern hatten in ihm nur eine nie versiegende Geldquelle gesehen. Doch im Gegensatz zu ihren Geschwistern, hatte sie nur geschwiegen und das Andenken ihres Bruders geehrt. Caseys Wut auf sie wäre ungerecht.
 

„Sie sei ihr gewährt.“ Mit einer Handbewegung entließ er Kiana wieder.

Er stand auf und strich sein Kleid glatt. Wie er diese umständliche Verkleidung manchmal hasste. Sie war unpraktisch, wenn man rasch repräsentabel sein musste. Kein Wunder, dass einen die meisten Mädchen stundenlang warten ließen. Die Männer hatten ja keine Ahnung.
 

Es dauerte nicht lange, bis es abermals an der Tür klopfte. Mit einem kurzen Wort erteilte er seinen Gästen die Erlaubnis, einzutreten.

Kiana öffnete die Tür und ließ Valerians Schwester eintreten. Dann schloss sie Tür von außen hinter ihnen. Etwas, das entgegen ihrer sonstigen Neugier war, doch wahrscheinlich vertraute sie darauf alle Einzelheiten von Mikaela zu erfahren, die sich ja auch noch im Zimmer befand.
 

Casey warf einen Blick zum Ankleideraum. Wie lange dauerte es eigentlich einen Umhang aufzuhängen? Nun, ihm war es nur Recht, wenn er nicht ganz so alleine war, wie es den Anschein machte. „Lady.“

Seine Stimme klang kühl bei seiner Begrüßung, das würde sich auch nicht ändern, bis er den Grund ihres Besuches erfuhr.

„Prinzessin.“ Sie knickste kurz.

„Als Erstes möchte ich mich für die Worte meiner Geschwister entschuldigen. Es war nicht richtig, euch zu beschuldigen. Gerne würde ich sagen, dass sie die Trauer überwältigt hat, doch ich bin mir nicht sicher, ob das stimmt. Aus diesem Grund werde ich es auch nicht behaupten.

Ich hoffe nur, dass ihr ihnen nicht allzu lange zürnt.“
 

Das war einfach nur aufrichtige Ehrlichkeit, wie man sie nicht oft am Hofe fand. Etwas, das ihn Elisabeth sofort sympathisch machte. Zu sagen, dass er sie kannte, war gelogen, da er nur durch Valerians Erzählungen mit ihr in Berührung gekommen war. Doch der erste Eindruck von ihr war durchaus angenehm.
 

„Allen Grund dazu hätte ich ja.“

„Ich weiß.“ Sie senkte niedergeschlagen den Kopf.

Nun, auch wenn sie und Valerian sich ähnlich sahen, so traf dies nicht auf ihren Charakter zu. Im Gegensatz zu ihrem Bruder, hatte sie noch nicht gelernt sich zu verstellen. „Doch ich bitte euch, ihnen zu vergeben. Ihre Vorwürfe waren unbegründet und das wussten sie. Valerian kannte die Gefahr, so wie jeder in unserer Familie, doch wir nahmen sie in Kauf. Sie sind einfach nur schockiert, dass nun wirklich der schlimmste Fall eingetreten ist.“

„Das bin ich ebenfalls.“ Casey seufzte geschlagen. Nein, er würde seine Wut nicht an ihr auslassen, das war ungerecht. Valerian würde das nicht gutheißen. Es war seltsam, seit er nicht mehr hier war, legte er viel mehr Wert auf dessen Meinung, als zu seinen Lebzeiten.
 

Er wies mit der Hand auf eine Bank, die sonst immer seine Hofdamen belegten. „Bitte nehmt doch Platz. Ihr wolltet mit mir reden?“

Elisabeth sah auf und nickte. „Ja, das wollte ich.“

Mit diesen Worten ging sie zur Bank und setzte sich.

Casey beobachtete sie genau. Zwar war sie noch etwas ungelenk, doch das war sicher nur aufgrund ihres Alters. Soweit er von Valerian wusste, war sie noch nicht debütiert. Allerdings konnte er in seiner Lage nicht wählerisch sein, jede Frau war für ihn derzeit eine Feldstudie. Er wollte wie sie sein, also musste er lernen, wie sie zu sein.
 

Auch er setzte sich, allerdings ihr gegenüber in einen Sessel. „Also?“

Sie umklammerte das Band ihrer Tasche fester. „Eigentlich wollte ich schon heute Morgen mit euch sprechen. Leider haben meine Geschwister schneller reagiert als ich.“

Nach diesen Worten legte sie eine kurze Pause ein. „Vielleicht wisst ihr es nicht, aber ich und mein Bruder standen uns sehr nahe. Deswegen weiß ich Dinge, die meinen Geschwistern unbekannt sind.“

Bei dieser Aussage erstarrte Casey innerlich. Hatte Valerian etwa geplaudert? Allerdings sähe ihm das gar nicht ähnlich, das war Hochverrat und das würde er seiner Familie niemals antun. Seine ganze Familie würde dafür büssen müssen.
 

Doch aus Erfahrung wusste Casey auch, wie schwer dieses Geheimnis wog. Wollte er selbst nicht erst vor einigen Wochen diese Maskerade beenden? Hatte sich Valerian seiner Schwester anvertraut? Wenn dem so war, dann hatte er ein Problem.
 

Elisabeth zog ihre Tasche noch etwas näher an sich, so als könnte sie nur wegen ihr weiter sprechen. „Aus diesem Grund weiß ich auch, wie sehr er euch geliebt hat. Er wollte immer an eurer Seite stehen und euch helfen. Ja, er wollte euch sogar die Herrschaft überlassen.“

In den Augenwinkeln des Mädchens sammelten sich Tränen, die sie rasch mit einer Hand wegwischte.
 

Natürlich wollte er ihm die Herrschaft überlassen, es war ja auch sein Land. Doch Casey war auch klar, dass es für Außenstehende unbegreiflich war. Wann regierte schon eine Frau ein Land? Vor allem, wenn sie einen jungen und gesunden König an ihrer Seite hatte?
 

„Ich weiß, wir haben darüber gesprochen.“

Casey wollte sie gerne trösten, doch das erschien ihm in diesem Moment unpassend. Sie trauerten zwar um denselben Menschen, doch war er selbst schon einen Schritt weiter als Elisabeth.

„Entschuldigt.“ Sie schniefte kurz.

„Auf jeden Fall hat er mir aufgrund unseres engen Verhältnisses etwas anvertraut. Ich sollte es euch geben im Falle… im Falle… wenn ihm etwas zustößt.“

Die Blondhaarige öffnete ihre Tasche und zog einen Brief daraus hervor. „Dies gehört euch. Mein Bruder hat ihn für euch geschrieben.“

Bei dem letzten Satz hörte Casey auf. Ein Brief? Ein Brief von Valerian?

Ungläubig starrte er das Blatt Papier an. „Wann…?“
 

Elisabeth lächelte sanft bei dieser unausgesprochenen Frage. „Valerian gab ihn mir vor drei Monaten. Er meinte, ihr solltet nicht im Unklaren über seine Gefühle gelassen werden, wenn ihm etwas passiere.“

„Danke.“ Mit diesem Wort griff Casey nach dem Brief und nahm ihn an sich.

„Ich werde mich nun verabschieden, Prinzessin.“ Elisabeth stand auf und knickste kurz. Nun, wo sie ihre Aufgabe erfüllt hatte, wirkte sie ziemlich erleichtert.
 

„Es hat mich gefreut, euch kennen zu lernen. Meine Schwestern meinten zwar, ich sollte mich bei euch beliebt machen, doch das ist nicht meine Art. Allerdings würde ich mich sehr freuen, wenn ihr zu gegebener Zeit eine meiner Einladungen annehmen würdet.“

„Natürlich.“ Casey nickte geistesabwesend. Eigentlich wartete er nur noch darauf, dass sie ging. Alles in ihm drängte darauf, den Brief zu lesen.

Elisabeth nickte nur und verließ den Raum.

Doch auch jetzt öffnete er den Brief nicht, da er wusste, das er noch nicht alleine war.
 

Einen Moment nach Elisabeths Abschied, kam Mikaela aus dem Ankleidezimmer und knickste ebenfalls. Dann verließ auch sie rasch das Zimmer.

Casey stand auf und wanderte unruhig im Zimmer umher. Jetzt, wo er wirklich alleine war, zögerte er nun doch. Seine Finger fuhren über das Siegel von Valerians Familie. War er bereit dazu? Hatte er überhaupt schon das Recht, diesen Brief zu lesen?
 

In seinen Augen war dem nicht so. Noch hatte er seinen Tod nicht gerächt, also hatte er auch noch kein Recht, seinen letzten Willen zu hören. Und auch wenn Casey es sich nicht eingestehen wollte, so hatte er Angst. Das hier war Valerians letzte Worte, so etwas wie sein Vermächtnis. Was würde er lesen? Beschuldigungen, Liebesbeteuerungen oder gar Hasstiraden?
 

Nein, noch war er nicht soweit, Valerian gehen zu lassen. Nicht, solange er nichts getan hatte, um ihn zu rächen. Erst dann konnte er ihn ruhigen Gewissens ziehen lassen und dann würde er auch den Brief lesen. Casey ging zu seiner Kommode und öffnete eine kleine Truhe, die darauf stand. Darin waren seine privaten Dinge, niemand, nicht einmal seine Hofdamen wagten es, sie anzufassen. Er legte den Brief dazu und schloss den Deckel wieder.
 

„Bleib noch ein Weilchen hier Valerian und sieh zu, welches Schauspiel ich dir biete.“

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 9
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Er hat was gemacht?“ Casey sah Tailor fassungslos an. Das konnte doch nicht wahr sein.

„Wie ich sagte, Prinzessin. Er hat sein Heiratsgesuch zurückgezogen.“

„Ja, aber warum?“ Das war nun wirklich eine Aktion, die er nicht verstand. Erst gestern hatte er sich schon am Ziel seiner Träume gesehen. Das lang ersehnte Heiratsgesuch von Raouls Familie war angekommen, nur damit er es einen Tag später wieder zurückzog? Wofür hielt er sich eigentlich? Hier ging es schließlich um ihn, die Prinzessin dieses Reiches. Da zog man nicht einfach ein gemachtes Heiratsgesuch zurück.
 

„Und du bist ganz sicher?“ Musternd sah er Tailor an. Vielleicht hatte er ja etwas falsch verstanden, obwohl Tailor bei so etwas nie Fehler machte.

„Ja, ich wollte meinem Vater gerade eure Antwort mitteilen, als er mir das erzählte.“

Nachdenklich runzelte Casey die Stirn. Er traute Tailors Vater nicht. Nicht in dieser Hinsicht. Conroy wusste, dass er etwas vorhatte und deswegen die Heiratsgesuche durchgesehen hatte. „Was hat er genau gesagt? Meinte er, du musst dir keine Gedanken mehr darum machen, oder dass sie das Heiratsgesuch zurückgezogen haben?“

„Beides. Letzteres natürlich nur, als ich nachgefragt habe.“

Das brauchte ihn auch nicht weiter. „Warum? Was glaubt er eigentlich, wer er ist?“

„Der nächste legitime Thronfolger.“ Es war keine Frage von Tailor, sondern eine trockene Feststellung.

„Das bin noch immer ich.“ Bei dieser Aussage deutete Casey mit dem Zeigefinger auf seine Brust.

„Ja, aber das weiß er nicht.“ Kiana, die sich bis jetzt schweigend mit Mikaela im Hintergrund gehalten hatte, sah ihn ernst an.
 

„Im Grunde muss er nichts machen, außer zu warten. Jeden Verlobten, den ihr euch nehmt, kann er töten. Wichtig ist doch nur, dass ihr unverheiratet seid, wenn euer Vater stirbt. Dann verliert ihr den Thronanspruch.“

„Was sich natürlich erübrigt, da Casey ein Junge ist.“ Tailor sah Kiana erbost an.

Nun stand auch Mikaela auf. „Aber sie wissen das nicht. Deswegen wäre es durchaus möglich, dass sie so denken.“

„Genug.“ Das waren einfach zu viele Möglichkeiten. Er wusste einfach nicht, wie der Feind dachte.
 

„Ich brauche etwas frische Luft.“ Damit griff er nach einer lange Leine, die auf einer seiner Kommoden lag und hockte sich hin. Leise pfiff er einmal, doch es reichte, damit Valerius zu ihm kam. Er befestigte die Leine an dessen Halsband und ging zur Tür. Dort blieb er stehen. „Einer reicht.“

Mikaela und Kiana sahen sich an. Die Braunhaarige seufzte. „Na geh schon, deine Gesellschaft scheint ihm sowieso lieber zu sein.“

Mit diesen Worten setzte sich Kiana wieder hin.

Mikaela nickte und folgte Casey.
 

Das reichte ihm schon. Für eine Prinzessin hatte er ein Recht kleines Gefolge, doch auch diese Drei waren ihm manchmal schon zuviel. Nicht weil sie ihn nervten, sondern weil er es nicht mochte, so viele Menschen hinter sich herzuziehen. Das war ja mehr als auffällig. Leider konnte man sich als Frau auch nicht ohne Begleitung in der Öffentlichkeit zeigen. Was schlimm war, da dies sein Zuhause war. In jeder anderen Burg in diesem Land konnte die Schlossherrin sich ohne Begleitung bewegen, nur er hier nicht, weil das der Hof war. Das war einfach verrückt und kam deshalb auf seine gedankliche Liste von Dingen, die er verändern wollte, wenn er König war. Da gab es schon so einiges und das Meiste drehte sich um mehr Rechte für Frauen. Klar, er musste sich wie eine benehmen, deswegen sah er auch die Sinnlosigkeit einiger Regeln.
 

Als er in den Garten ging, seufzte er. „Was denkst du Mikaela? Weswegen hat er das Angebot zurückgezogen?“

Sie hatte sich als Einzige noch nicht zu diesem Thema geäußert, oder er hatte sie überhört. Das kam oft vor, wenn sich Kiana in den Vordergrund spielte.

„Ich weiß es nicht, Prinzessin. Alles was ich sagen kann, sind Vermutungen.“

„Genau das will ich hören. Ich will nicht wissen was du weißt, sondern was du denkst.“ Manchmal war es wirklich schwer, mit ihr zu reden. Vor allem, weil sie ihre Bedenken nicht so offen äußerte wie Kiana. Sie dachte mehr nach und ging nicht so nach dem äußeren Schein.
 

Mikaela zögerte noch einen Moment, bevor sie zu sprechen begann. „Vielleicht kam das Angebot nicht von ihm, sondern seiner Familie, oder Conroy hat gelogen. Es gibt vieles, das möglich ist. Doch warum fragt ihr ihn nicht selbst?“

„Klar. Sagst du mir auch, wo ich ihn herzaubern soll?“ Casey wand sich bei dieser Frage zu Mikaela um und warf ihr einen tadelnden Blick zu. Allerdings wartete er nicht auf eine Antwort, sondern richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Valerius, der vor seinen Beinen herumlief. Man musste wirklich aufpassen, um nicht auf ihn zu treten.
 

Seine Hofdame legte eine Hand auf seine Schulter und eine Hand deutete auf jemanden vor ihnen. „Dort.“

Casey hob den Blick und folgte der ausgestreckten Hand seiner Freundin. Wirklich, sie hatte Recht. Dort in einer kleinen Gruppe von Männern stand sein Feind. Er schien sich ja prächtig zu amüsieren.

Plötzlich wurde Casey klar, wie sie Beide aussehen mussten. Mit einer hastigen Bewegung drückte er Mikaelas Hand nach unten. „Doch nicht so auffällig.“

„Verzeiht.“ Mikaela versuchte verlegen auszusehen, was aber nicht so ganz klappte.
 

Egal weswegen, auf jeden Fall wurde Raoul mit einemmal auf sie aufmerksam. Er schenkte ihnen ein Lächeln und tauschte einige Worte mit seinen Freunden. Danach kam er auf sie zu. „Guten Morgen, Prinzessin.“

„Guten Morgen, Lord Trelain.“ Wie es die Etikette verlangte, reichte er ihm die Hand.

Der Tradition folgend, nahm er diese an und gab ihm einen Handkuss. Damit endete ihre Berührung auch schon wieder. „Darf ich euch ein Stück begleiten?“

„Warum nicht?“ Das Letzte worauf er Wert legte, war seine Gesellschaft, doch er sah es als gute Gelegenheit, mit ihm zu sprechen.
 

Raoul trat näher, um ihm den Arm zu reichen, doch ein Knurren das von tief unten kam, ließ ihn inne halten.

„Es scheint, mein Begleiter hat etwas gegen euch. Vielleicht sollten wir etwas Abstand halten.“ Casey lächelte sanft zu dem Hund hinab. Was für ein braver Hund, sobald sie in seinem Zimmer zurück waren, würde er eine Belohnung bekommen.
 

Den Hund zweifelnd betrachtend, hob Raoul eine Augenbraue. „Was für ein netter …Hund?“

Casey nickte zustimmend. Wenn der Hund nicht bald wuchs, würde er das noch öfter als Frage hören. Er konnte es ja selbst nicht glauben, dass daraus einmal ein Hund wurde. Allerdings hatte er gehört, dass Hunde, wenn sie einmal zu wachsen anfingen, schnell wuchsen. Hoffentlich stimmte das.
 

„Es ist ein Bologneserwelpe.“

„Danke Mikaela.“ Casey seufzte, bei der doch sehr sinnfreien Aussage seiner Hofdame. Auch ohne sich umzuwenden wusste er, dass sie Raoul in diesem Moment anhimmelte, wie ein Kleinkind ein Stück Torte.
 

Raoul trat neben ihn und sah ihn mitfühlend an. „Ich möchte euch mein Beileid aussprechen für euren Verlust. Valerian war ein guter Mann.“

„Danke.“ Casey erstickte fast an diesem einen Wort. Hastig wand er seinen Kopf ab, er wollte nicht, dass Raoul den Hass in seinen Augen sah. Im Moment rang er wirklich um Beherrschung. Wie konnte er es wagen, ihm so scheinheilig sein Beileid auszusprechen? Immerhin hatte er Valerian getötet. Wenn schon nicht persönlich, dann durch seinen Befehl.
 

„Es tut mir leid, aber ich will nicht darüber reden.“ Vor allem, weil er nicht wusste, wie lange er sich bei diesem Thema beherrschen konnte.

„Natürlich.“ Raouls Stimme klang verständnisvoll.

„Allerdings hält euer Beileid euch nicht davon ab, um seinen Platz zu werben.“ Bei diesen Worten sah Casey den Schwarzhaarigen wieder ernst an. Angriff war schon immer die beste Verteidigung.

Verlegen lächelte Raoul. „Oh, ihr habt davon gehört. Ich gebe zu, dass mein Vater in diesem Fall etwas übereilt gehandelt hat. Es ist eindeutig noch zu früh, für ein solches Gesuch. Deswegen habe ich es heute auch zurückgezogen.“

Ach wie edel. Casey wurde beinnahe übel bei diesem scheinheiligen Getue. Allerdings würde er nicht darauf reinfallen, wie jede andere Frau.
 

„Euer Vater war wohl eher etwas verspätet. Es sind schon Unmengen an anderen Gesuchen eingelangt.“

„Wirklich?“ Raoul sah ihn interessiert an.

„Ist das nicht etwas verfrüht?“

„Nein, warum? Ich bin im heiratsfähigen Alter, dass es viele Gesuche gibt, ist doch nur natürlich. Immerhin wird mein Mann einmal der Herrscher dieses Landes.“ Das klang so schrecklich überheblich, doch er musste Raoul zeigen, welche Vorteile eine Verbindung mit ihm brachte. Egal wie, doch er musste ihn dazu bringen sein Gesuch wieder zu reaktivieren.
 

„Ihr seht das ja ziemlich nüchtern.“

„Es ist eine nüchterne Angelegenheit.“ Es war ja nicht so, dass er seinen Verlobten lieben musste. Vor allem, da dieser diesen Titel nur auf Zeit hatte. Müsste er diesen Mann sein ganzes Leben an seiner Seite haben, würde er sich wohl mehr wehren.
 

„Wenn ihr meint, allerdings könnte ich mir nicht vorstellen, jemanden zu heiraten, den ich nicht liebe.“

Casey sah den Mann neben sich überrascht an. Entweder meint er das ernst, oder er war ein verdammt guter Lügner. Innerlich schalt er sich für diesen Gedanken. Natürlich log er, seine ganze Sippe log, da würde er wohl kaum eine Ausnahme darstellen. „Liebe wird in meinen Augen überbewertet. Aus solchen Gründen werden doch keine Verbindungen mehr getroffen.“

Raoul sah ihn stirnrunzelnd an. „Habt ihr etwa Valerian nicht geliebt?“

Casey schloss für einen Moment die Augen. Natürlich hatte er Valerian geliebt, nur war das die Art von Liebe, die man einem Bruder entgegenbrachte. Wie hätte es auch je etwas anderes sein dürfen?
 

„Doch, das habe ich.“

Es schmerzte sich das einzugestehen, vor allem in Gegenwart seines Gegners. Doch was Valerian anging, wollte er nicht lügen, das würde einem Verrat gleichen.

Der Schwarzhaarige sah ihn lächelnd an. „Also ganz ohne Liebe geht es wohl doch nicht.“

„Liebe ist etwas, das sich entwickelt oder auch nicht. Es hat nichts damit zu tun, für wen man sich entscheidet.“ Das war auch seine Meinung, selbst als Frau musste er nicht davon abweichen. Bei der Wahl der richtigen Braut, würde er sich sicher nicht von Gefühlen beeinflussen lassen.
 

Raouls Diener erschien plötzlich auf einen der Wege und blieb stehen, als er seinen Herrn sah. Dies war anscheinend ein Zeichen für Raoul, diese Unterhaltung zu beenden. „Es war nett mit euch zu reden. Leider rufen mich meine Pflichten.“

„Manchmal können die ewigen Pflichten eines Mannes wirklich lästig sein.“ Casey lächelte freundlich. Wie gern hätte er diese Pflichten auch. Doch bis jetzt lernte er nur theoretisch etwas darüber. Kein Wunder, dass sein Vater meinte, er hätte kein politisches Gespür. Wie auch, wenn er ihn davon fernhielt?
 

Höflich verbeugte sich Raoul vor den beiden Damen und begab sich dann zu seinem Diener.

Nachdenklich sah ihm Casey noch einige Momente nach, bevor er sich abrupt umwand. Liebe, so ein Blödsinn, wie konnte gerade Raoul von so etwas reden? Wenn er seine Worte allerdings so meinte, hatte er ein Problem. „Mikaela?“

Seine Freundin kannte seine Ziele, da würde sie schon wissen was er meinte.

Mikaela warf einen kurzen Seitenblick zu Raoul, der sich von ihnen entfernte. „Er schien es ernst zu meinen.“

Der Blondhaarige schnaubte, bei dieser Bemerkung. Dann war es ja noch schlimmer, als er angenommen hatte. Nun musste er Raoul nicht nur gefallen, nein, er musste es auch noch schaffen, dass sich dieser in ihn verliebte.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 10
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Das hat er wirklich gesagt?“ Kiana ließ sich amüsiert auf den Boden gleiten. Die Zügel ihres Pferdes übergab sie Tailor, der schon darauf wartete.

„Wenn das wirklich seine Ansicht ist, dann tut er mir leid. Seine Erwartungen werden enttäuscht werden. Warum müssen die mächtigsten Männer auch immer solche Träumer sein?“ Sie schüttelte enttäuscht den Kopf.

Casey seufzte und hob seinen Arm etwas weiter in die Höhe. Mit dem Falken auf dem Arm war das nicht gerade leicht. Trotzdem fand er es eine gute Gelegenheit, einmal wieder seinen Falken jagen zu lassen. Auch wenn sie hier nur hergekommen waren, weil die Wände im Palast oft Ohren hatten und das benötigte er nun nicht gerade.

„Also ich finde, das ist nicht gerade etwas Negatives. Wenn er aus Liebe heiraten will, dann lass ihn doch. Man verliebt sich doch nur in Niedere, das beschneidet seine Macht.“
 

Kiana lächelte ihre Freundin stolz an. „Gut Mikaela, wie ich sehe lernst auch du dazu. Ich bin stolz auf dich.“

Casey sah sie abwartend an. Eigentlich wartete er nur auf einen Moment Ruhe, um seinen Falken fliegen zu lassen, doch das war bei Kiana wohl zuviel verlangt. „Mädchen? Ich würde Ariel gerne losschicken. Könntet ihr also kurz leise sein?“

Mikaela sah ihn überrascht an und nickte rasch. Kiana beschloss, einfach nur leise zu sein.
 

Zufrieden wand sich Casey um und zog dem Falken die Haube vom Kopf. Nur einen Augenblick später riss er seinen Arm in die Höhe und ließ die Schnur, die am Fang des Vogels angebracht war, los. Augenblicklich flog der Falke hoch.

Er sah ihm noch einen Moment nach und wand sich dann seinen Freundinnen zu. Ariel würde schon wieder zurückkommen, das war er bis jetzt immer.
 

„Es geht mir nicht darum, dass er sich verlieben will, ich muss dafür sorgen, dass er sich in mich verliebt. Also, Vorschläge?“

Kiana und Mikaela sahen sich einen Moment lang unschlüssig an. Dann hob Kiana abwehrend die Hände. „Das ist nicht mein Gebiet. Mit Liebe hab ich nichts am Hut.“

„Was?“ Casey runzelte die Stirn bei dieser Antwort.

„Ich kenne mich nicht aus bei der Liebe. Ich will Männer für mich gewinnen und sie bei mir halten, solange ich mit ihnen Spaß haben kann. Danach sind sie mir egal. Anders herum ist es doch nicht anders. Liebe ist etwas, das sich die Armen leisten können, nicht wir.“ Kiana verschränkte die Arme vor der Brust.

„Ich glaube, ihr habt es schon richtig gesagt, Prinzessin. Liebe ist etwas, das mit der Zeit kommt oder auch nicht. Man kann sich nicht auf Kommando verlieben, ebenso wenig, wie man das bei Anderen steuern kann. Liebe kommt von Herzen, das kann man nicht beeinflussen.“

Kiana legte Mikaela eine Hand auf die Schulter. „Das hast du schön gesagt. Wenn ich auch für dich nicht hoffe, dass du darauf wartest.“
 

Also sehr hilfreich waren seine Hofdamen in dieser Hinsicht nicht gerade. Aber Casey wurde eines in diesem Moment klar. Die Beiden, so wie die meisten Mädchen, wurden scheinbar falsch erzogen. In ihrem Leben drehte sich alles darum, eine gute Partie zu bekommen und darauf zielte auch ihre Erziehung ab, doch was danach kam war ihnen wohl total egal. Was erzählten ihnen ihre Mütter eigentlich? Dass nach der Hochzeit ihr Leben zu Ende war?
 

„Eine Frage einmal so ganz außerhalb des Themas. Was glaubt ihr, was nach eurer Hochzeit passiert?“

Kiana schien diese Frage zu irritieren, da sie ihn verwundert ansah. Zum ersten Mal schienen ihr die Worte zu fehlen.

Mikaela hingegen faltete die Hände. „Dann ist es unsere Pflicht, Kinder zu bekommen und sie zu erziehen. Ebenso wie den Haushalt zu führen.“

„Dazu gehört natürlich auch das Geld unseres Gatten auszugeben. Schließlich muss ich seine Familie ja repräsentieren.“ Kiana lächelte amüsiert.

Wie gut das er keine Frau war, das waren ja keine rosigen Aussichten. Bei solchen Beschreibungen, was ihre Zukunft anging, würde er als Frau eher in eine Depression verfallen. Es hörte sich langweilig an, was es sicher auch war. Doch seine Freundinnen schienen damit zufrieden zu sein, weshalb auch immer.
 

Tailor kam mit Valerius auf dem Arm zu ihnen. Mit einem leichten Lächeln übergab er den Hund Kiana, die sofort begann mit ihm zu spielen. Auch Mikaela schloss sich ihnen an, so dass er mit Tailor alleine war.

„Was meinst du?“ Casey sah weiter seinen Freundinnen zu.

„Es wird Zeit brauchen und ihr müsst euch ihm mehr nähern, als gut ist.“

„Ehrlich gesagt will ich gerade das nicht.“ Er seufzte. Warum konnte er das nicht auf einem schnelleren Weg lösen? Konnte er nicht einfach wieder um seine Hand anhalten? Warum machte Raoul es so kompliziert?
 

Tailor lächelte nachsichtig. „Rache ist nie schnell und unkompliziert. Vor allem dann nicht, wenn man einen so komplexen Plan hat wie ihr.“

Als ob er nicht wüsste, dass es mit einem Attentäter wesentlich schneller ginge. Nur würde das nicht seine Rachegelüste befriedigen. Aus diesem Grund hatte er diesen Plan ja geschmiedet. „Also Tailor. Liebe, wie ist das bei euch… uns?“

„Wie ist es bei euch? Was begeistert euch an einer Frau? Einmal abgesehen davon, dass sie eine gute Königin sein sollte.“

Warum kam eigentlich immer eine Gegenfrage, wenn man etwas wissen wollte? Antworten bekam man anscheinend nur bei unbedeutenden Fragen. Wenn es wichtig war, wollten immer alle dass man selbst nachdachte.
 

„Witz, Charme, Intelligenz. Natürlich sollte sie auch Manieren haben und ein ansehnliches Äußeres.“

„Ein guter Anfang.“ Sein Diener lächelte weiterhin.

„Wisst ihr, was eine Frau bei mir machen muss, damit ich sie liebe? Sie muss sich für mich interessieren und Begeisterung aufbringen können. Meine Frau muss zu mir stehen in allen Lebenslagen und mich auch vor Fehlern bewahren.

Glaubt mir, jeder Mann will eine schöne Frau, doch das bedeutet nicht, dass er sie liebt. Auch, wenn jeder Mann es abstreiten wird, doch eine Fremde will keiner von uns heiraten. Eine Frau allerdings, deren Anwesenheit wir entspannend finden, ist immer gern gesehen, das schafft allerdings nur Vertrautheit. Was sagt uns das?“

Casey stemmte die Hände in die Hüften und sah zu Tailor. „Dass ich mich mehr mit ihm beschäftigen muss, als mir lieb ist. Und ich dachte, nur Frauen wären kompliziert; wer das behauptet, hat sich noch nie mit der männlichen Psyche beschäftigt.“

„Das ist wohl wahr.“ Tailor grinste amüsiert.

„Nun, dann werde ich dafür sorgen, das Raoul mich kennen lernt.“ Aus Caseys Mund hörte sich das wie eine Drohung an. Er sah zum Himmel und begab sich wieder in die Mitte der Lichtung, als er sah, das Ariel zurückkam.

Tailor sah ihm nur Kopfschüttelnd nach. „Hoffentlich verrent ihr euch da in nichts, Prinz.“

Doch Casey hörte die leisen Worte seines Freundes schon nicht mehr.
 

„Raoul!“

Der Angesprochene unterdrückte ein Seufzen und blieb stehen. Allerdings sparte er sich die Mühe sich umzudrehen. „Vater.“

„Dreh dich gefälligst um, wenn ich mit dir rede!“

Wie befohlen folgte Raoul den Worten seines Vaters und wand sich langsam um. Sein Blick traf den seines Vaters.

„Warum hast du das gemacht?“

„Was?“ Er konnte sich denken, was sein Vater meinte, doch dieser würde nicht zufrieden sein, wenn er ihm nicht haarklein erklären konnte, was er falsch gemacht hatte. Er wusste, dass es ein Fehler gewesen war, heimzukommen. Doch er konnte sich schlecht im Palast verkriechen, wenn das Schloss seiner Familie beinnahe daneben lag. Die paar Stunden Ritt waren keine Ausrede, schon gar nicht wenn sein Vater ihn hierher befahl. Ansonsten wäre er mit Freuden am Hof geblieben.
 

„Warum hast du das Heiratsgesuch zurückgezogen? Das wäre unsere große Chance.“

„Vielleicht hast du es vergessen, doch ich bin bereits verlobt. Vater, diese Frau hast du selbst ausgewählt.“ Eigentlich war ihm dieses Mädchen egal, da seine Familie es ausgesucht hatte. Es stimmte, dass er aus Liebe heiraten wollte, doch war Raoul realistisch genug um zu wissen, dass dies nur ein Traum bleiben würde.
 

Sein Vater machte eine wegwerfende Handbewegung. „Wenn es nur das ist, das ist schnell geregelt. Wir lösen diese Verbindung, sie wäre sowieso nur unvorteilhaft für uns gewesen.“

Raoul verdrehte die Augen. Natürlich, auf einmal war sie unvorteilhaft. Gegen eine Prinzessin war das wohl jedes andere Mädchen. „Vater, vielleicht hast du dies auch vergessen, doch sie ist noch in der Trauerphase. Ihr Verlobter ist noch nicht einmal richtig unter der Erde.“

„Was sie nicht daran hindert, selbst die Heiratsgesuche durchzusehen. Glaub mir mein Junge, in der Trauerphase ist sie nicht mehr.“

Woher wusste er das schon wieder? Manchmal war es Raoul richtig unheimlich, woher sein Vater diese Informationen hatte. Dass er seine Verlobung lösen wollte, kam ihm allerdings nur Recht.
 

„Ich will sie aber nicht heiraten. Sie ist oberflächlich und ich kenne sie kaum. Außerdem würde sie unsere Familie nur schaden, sie benimmt sich ja eher wie ein Mann, als wie eine Frau.“

„Sie ist immerhin eine Prinzessin, da kann sie sich solche Makel ruhig leisten. Und wir können darüber hinwegsehen.“ Sein Vater sah ihn beschwörend an.

„Denk doch nur an die Macht, die uns eine solche Verbindung bringen würde. Du würdest König werden und das ganz ohne Probleme.“

Raoul schenkte seinem Vater ein scheinheiliges Lächeln. „Weißt du Vater, wenn es dich beruhigt, schick dein Gesuch los. Schick zehn Gesuche los, doch ich werde sie sicher niemals heiraten.“

Nein, er hatte keine Lust, sein Leben an ihrer Seite zu verbringen. Ehrlich gesagt, kannte er sie kaum, nur von Empfängen und einigen zufälligen Treffen. Viele Worte hatten sie dabei nie miteinander gewechselt. Doch ihre Abneigung ihm gegenüber war nicht zu übersehen und ihre Worte über den Tod ihres Verlobten reichten, um sie unsympathisch zu finden. Sie war immerhin einige Jahre mit Valerian verlobt gewesen, dafür war ihre Trauerzeit erschreckend kurz.
 

„Und ob du wirst. Du bist mein Sohn und als solcher wirst du tun, was ich dir befehle!“ Sein Vater sah ihn nun erbost an.

Also fing er wieder mit dem Gebrüll an. Wenn zureden nichts half, endete es immer in Befehlen. Raoul massierte seine rechte Schläfe; ein deutliches Zeichen, wie sehr ihn die Worte seines Vaters beeindruckten. Allerdings wusste er, dass er einlenken musste. Mit irgendetwas musste er seinem Vater entgegenkommen, wenn er ihn von seinem Entschluss abbringen wollte.
 

„Hör zu Vater, ich mache dir einen Vorschlag. Du löst meine Verlobung und ich werde mich um diese Prinzessin kümmern. Gib mir einfach nur Zeit, sie besser kennen zu lernen.“

Sein Vater runzelte kurz die Stirn, bevor er einlenkte. „Gut, aber nimm dir nicht zuviel Zeit dafür.“

„Natürlich nicht Vater.“ Mit einem Lächeln drehte sich Raoul um. Na dann, nach diesem Kennen lernen, würde die Prinzessin sicher keinen Wert mehr darauf legen, mit ihm verlobt zu sein. Dafür würde er sorgen.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 11
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Hustend schob Casey die Hand seiner Hofdame weg. „Ich glaube, das war zu viel des Guten.“

„Meint ihr?“ Kiana sah ihn, mit einer Puderquaste bewaffnet, an.

Casey besah sich die bleiche Gestalt, die ihn aus dem Spiegel heraus ansah und nickte. „Ja, eindeutig.“

Mikaela, die gerade das Zimmer betrat, blieb wie erstarrt in der Tür stehen. „Mein Güte Kiana. Was hast du gemacht? Beth sagte doch nicht zuviel Schminke.“

„Und du vertraust ihrem Urteil? Mensch Mikaela, sieh sie dir doch an. Ihre Tipps stammen doch aus dem letzten Jahrhundert.“

„Ja und deine Art zu schminken war damals schon längst aus der Mode.“ Sie schloss die Tür hinter sich und ging zu einer Waschschüssel. Aus dem Krug daneben goss sie Wasser in die Schüssel.

„Dann mach es doch besser.“ Beleidigt warf Kiana die Quaste in die Puderdose. Dann verschränkte sie die Arme vor der Brust.
 

Casey seufzte und stand auf. Das würde wieder dauern, bis sie sich wieder beruhigte. Wie hielten es die Männer nur mit ihr aus?

Er ging zu der Waschschüssel und schöpfte mit beiden Händen Wasser, um sich das Gesicht zu waschen. Danach trocknete er sich mit dem Handtuch, das ihm Mikaela reichte, das Gesicht ab.

Sie lächelte leicht. „Eigentlich braucht ihr keine Schminke, so seht ihr am Besten aus.“

Verwundert runzelte er die Stirn. Ein Kompliment von Mikaela? Das war eine Seltenheit. „Das mag ja sein, doch wenn alle Schminke benutzen fällt es nur auf, wenn ich mich dem entziehe.“

„Wollt ihr das nicht auch?“ Kiana hatte anscheinend wieder beschlossen, am Geschehen teilzunehmen.

„Soweit ich weiß ist es euer Ziel, aus der Masse heraus zustechen. Also sollte euer Ziel nicht sein, so wie alle Anderen zu sein. Durchschnittliche Menschen vergisst man schnell wieder.“

Ihre Worte entbehrten nicht einer gewissen Logik und auch das war ungewöhnlich. Seine beiden Hofdamen überraschten ihn heute wirklich. „Gut, dann lassen wir es so.“

Er seufzte und seine Finger strichen sanft über den Deckel einer Kiste, die auf seiner Kommode stand. Heute würde er den ersten Schritt für seine Rache legen. Die Vorarbeit war damit abgeschlossen.
 

Er pfiff kurz und Valerius gesellte sich zu ihm. Gefolgt von seinen beiden Hofdamen begab er sich in den Park. Heute gab es ein Konzert eines berühmten Komponisten, der zu Besuch im Schloss weilte. Das war wohl auch für seinen Vater überraschend gewesen, da die Einladung erst heute Morgen angekommen war. Doch was für ihn entscheidend war, war dass sicherlich auch Raoul anwesend war. Alle Höflinge würden diesem Ereignis beiwohnen. Immerhin war das Gesprächsstoff für die nächsten Tage. Vielleicht auch länger, das hing ganz davon ab, wann sich der nächste große Skandal ereignete, oder welcher Skandal heute passierte. Von der Musik würde schon morgen niemand mehr reden.
 

Casey sah schon von Weiten die Menge und auch er würde gesehen. Sofort kam eine kleine Schar Mädchen auf sie zu. Jede von ihnen nannte sich seine beste Freundin, obwohl er von einigen nicht mehr als den Namen wusste. Doch wenn sie sich dadurch besser fühlten, sollten sie diesen Titel ruhig für sich beanspruchen. In ein paar Jahren würden sie sich deswegen ziemlich dämlich vorkommen. Ebenso wie die jungen Männer, die sich nun unter die Mädchen mischten.
 

Jeden von ihnen freundlich grüßend, bahnte sich er sich einen Weg durch die Menge. Nun wusste er erst was er an Valerian gehabt hatte, dieser hatte ihm die meisten Speichellecker vom Leib gehalten.

Mikaela hatte vorsichtshalber Valerius auf den Arm genommen, um ihn zu schützen.

Bei ihm war es wohl auch notwendig. Casey wand sich um und machte eine auffordernde Bewegung. Mikaela reichte ihm den Hund, den er nun in den Arm nahm.
 

Nachdem er jeden von ihnen begrüßt hatte, löste er sich aus der Menge und eilte beinnahe an die Seite seines Vaters. Dort bekam er wenigstens Luft zum Atmen. Lächelnd knickste er vor seinem Vater und nahm neben ihm Platz. Vor ihnen war eine freie Fläche, die ihnen eine ausgezeichnete Sicht versprach. So sahen sie die Höflinge und das Orchester und die Höflinge sahen sie, was noch viel wichtiger war. Hinter ihnen nahmen seine beiden Hofdamen und Conroy mit seinen beiden Kindern Platz. Nun verstand Casey auch, warum Tailor die Teilnahme höflich und doch konsequent abgelehnt hatte. Er wollte seinen Vater in keine unangenehme Situation bringen.
 

Ein Diener trat an seine Seite und reichte ihm ein Weinglas. Casey nahm es in die Hand, wer wusste, vielleicht würde er es noch brauchen. Keiner wusste schließlich, wie langweilig diese Veranstaltung werden würde. Sein Blick irrte über die Anwesenden. Wo war Raoul? War er überhaupt hier? Hoffentlich, sonst war das alles umsonst.
 

Casey unterdrückte ein Gähnen, das war nicht sehr damenhaft, doch der Komponist gab sich alle Mühe, dieses Konzert in die Länge zu ziehen. Angefangen hatte dieses Konzert am späten Nachmittag, nun war Abend. Die Gärtner waren schon dabei, die gläsernen Laternen im Garten anzuzünden. Von oben betrachtet sah das jedes Mal überwältigend aus, doch das war im Moment nicht sein oberster Gedanke.
 

Er erlaubte sich eine kleine Schwäche und lehnte den Kopf an die Rückenlehne seines Stuhls. Hilfesuchend sahen seine Augen in den Himmel. War Gott wirklich so grausam? Obwohl, er hatte ihm Valerian genommen, die Antwort konnte nur ja lauten.
 

Plötzlich ertönte ein Klatschen, das rasch zu einem lauten Applaus wurde. Automatisch fiel Casey mit ein, doch er brauchte einige Minuten um zu registrieren, dass dies nun wohl endlich das Ende war.
 

Sein Vater stand klatschend auf und da er das auch von seiner Tochter erwartete, folgte Casey seinem Beispiel. „Wars das?“

Diese Worte flüsternd, beugte er sich zu seinem Vater.

Dieser lächelte nur leicht. „Ich hoffe es.“

„Lass uns gehen.“

Sein Vater nickte und wand sich um. Dadurch waren nun auch alle anderen Gäste erlöst und die Menge lichtete sich etwas. So hatte Casey einen besseren Überblick, doch er fand nicht denjenigen, den er suchte. Mikaela folgte ihm ergeben. Kiana hatte sich vor einer Weile mit der Ausrede entschuldigt, Valerius ausführen zu wollen. Doch selbst dafür war schon enorm viel Zeit vergangen. Langsam sollte sie sich wieder blicken lassen.
 

Allerdings fand er sie rasch wieder. Sie stand in einer Runde von Mädchen, die sich hinter ihren Fächern lachend unterhielten. Wie konnte es auch anders sein, bei Klatsch konnte sie nie widerstehen.

Casey beschloss einfach abzuwarten, irgendwann würde sie schon an seine Seite zurückkehren. Dann würde auch er nicht von dem neuesten Tratsch verschont bleiben, das war klar. Dieser Moment kam aber früher, als er angenommen hatte.

Kiana löste sich von der Gruppe und kam, sich mit dem Fächer Luft zufächelnd, auf sie zu. Kurz vor ihnen klappte sie ihn entschlossen zu. „Dämliche Ziegen.“

Casey lächelte amüsiert. Das war wohl das Gleiche, was diese Mädchen über sie dachten. So dachten sie von allen anderen Rivalinnen.
 

„Ihre Informationen sind allerdings nicht von schlechten Eltern. Angeblich gab es eine Trennung.“

„Ach, wirklich?“ Caseys Interesse hielt sich in Grenzen. Es gab ständig irgendwelche Trennungen, Verlobungen oder Eheschließungen. Das war nichts Neues, nur die Protagonisten änderten sich.

Kiana nickte aufgeregt. „Ja, Lady Anabelle hat sich von ihrem Liebhaber getrennt, doch das ist nicht die große Neuigkeit.“

Hoffentlich. Casey seufzte innerlich.
 

„Lord Trelain hat sich von seiner Verlobten getrennt. Seit drei Jahren waren sie schon einander versprochen und nun das. Die Mutter seiner Verlobten hat bei dieser Nachricht fast der Schlag getroffen.“

Casey brauchte einen Moment, um die Nachricht zu verdauen. Raoul war verlobt und trotz allem hatte er ihm ein Heiratsgesuch geschickt? Nun, das hatte sich ja leider erledigt, aber nun löste er seine Verlobung? Wie sollte er das verstehen?
 

„Sagt mal, wusstet ihr von seiner Verlobung?“

Kiana und Mikaela sahen sich einen Moment unsicher an. Wie immer war es Kiana, die zu einer Erklärung ansetzte. „Nun, es war vor drei Jahren ein großes Thema. Immerhin war er ein begehrter Junggeselle. Doch da man die Verlobte nie sah, geriet das scheinbar wieder in Vergessenheit.“

Casey atmete einmal tief ein und verschränkte die Arme vor der Brust. „Und wann wolltet ihr mir das sagen?“

„Es erschien uns nicht wichtig. Oder Mikaela?“ Kiana sah hilfesuchend zu ihrer Freundin.

Diese nickte nur zustimmend. Plötzlich sah sie auf jemanden hinter ihm und knickste leicht. Auch Kiana folgte diesem Beispiel, doch senkte sie nicht den Kopf.
 

Casey schloss daraus nur, dass sich ihm jemand näherte, dessen Stand höher als ihrer war. Doch bevor er sich umwenden konnte, hörte er schon eine nicht ganz so unbekannte Stimme hinter sich.

„Prinzessin. Es freut mich, euch wieder zusehen.“

Endlich. Casey zwang sich zu einem Lächeln und wand sich um. „Lord Trelain, es ist mir ebenfalls ein Vergnügen.“

Das war nicht so ganz die Wahrheit, doch das würde der Andere nie erfahren.

„Wirklich?“ Er sah ihn durchdringend an.

„Nun, bis jetzt hatte ich nicht den Eindruck, dass ihr meine Anwesenheit mögt. Immerhin wart ihr bis jetzt immer ziemlich abweisend mir gegenüber.“

„Das hatte seine Gründe.“ Was auch stimmte, warum sollte er mit dem Feind sympathisieren? Dafür gab es bis jetzt nie eine Notwendigkeit.

„Die nun nicht mehr existieren?“ In Raouls Augen blitzte es leicht auf.

Verwirrt sah Casey seinen Gegenüber an. Spielte er damit etwa auf Valerian an? Irgendwie wurde Casey den Eindruck nicht los, dass er gerade getestet wurde. „Man kann sagen, das sich die Prioritäten verschoben haben, ja.“

Mit dieser Antwort log er nicht einmal. Die Gründe existierten durchaus noch, sogar noch stärker als bisher, doch seine Ziele verlangten, dass er sie ignorierte. Er würde seiner Familie, ihm, nie verzeihen. Doch um das zu einem Ende zu bringen, musste er seinen Hass im Zaum halten und in Bahnen lenken.
 

Raoul lächelte leicht amüsiert. „Gehen wir ein Stück zusammen?“

Dabei deutete er auf den Park.

Casey warf einen Blick zu seinen Hofdamen. Nun, es waren zu viele Zeugen hier, die sie zusammen sahen. Einen Anschlag musste er dann wohl kaum befürchten. Außerdem waren ja seine Hofdamen dabei. „Es wird wohl kaum jemand daran Anstoß nehmen.“

Raoul reichte ihm seinen Arm.

Casey zwang sich, diesen nicht wie eine giftige Schlange zu mustern und ergriff ihn. Dann gingen sie eben kurz spazieren. Seiner Rache konnte es nur dienlich sein.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 12
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Casey warf einen knappen Seitenblick auf seinen Begleiter. Nun ja, so bei gedämpften Licht und Halbschatten konnte er verstehen, warum ihn die Frauen so attraktiv fanden. Das war er ja wirklich, doch man sollte eben nicht hinter die Fassade sehen. Dort war es hässlich, immerhin besaß er den Charakter eines Mörders.
 

„Also?“ Fragend sah Raoul den Jüngeren an.

„Was?“ Unauffällig warf Casey einen Blick zu seinen Hofdamen zurück. Entweder hielt sie Valerius auf, oder sie nutzten ihn als Vorwand. Auf jeden Fall hielten sie einigen Abstand zu ihnen ein. Mehr als der Anstand normalerweise erlaubte, doch knapp genug um ihm im Notfall zu Hilfe zu eilen. Wenn er sich im Notfall auch nicht auf sie verlassen würde. Doch sie waren seine Hofdamen, das war auch nicht ihre Aufgabe. Dafür hatte er Tailor, meistens zumindest.
 

„Sagt ihr mir den Grund für euer Verhalten?“

„Warum sollte ich?“ Ging das als geheimnisvoll durch, oder war das schon wieder abweisend oder frech? Casey hatte keine Ahnung, was Frauen darunter verstanden. Er fand manche Frauen oft genug einfach nur verwirrend. Nie sagten sie was sie meinten und dann redeten sie über Dinge, die völlig am Thema vorbeigingen. Das konnte er nicht, er war ein Mann und er konnte nicht einfach so das Thema wechseln.
 

Raoul hob überrascht eine Augenbraue. „Damit ich euch besser verstehen kann. Vielleicht will ich euch auch nur besser kennen lernen?“

Natürlich, als ob Casey noch an Wunder glaubte. Dafür war er wirklich schon zu alt. „Wenn dem so wäre, dann sprechen eure Taten deutlich gegen euch. Würdet ihr mich kennen lernen wollen, so hättet ihr euer Gesuch nicht zurückgezogen.“

Das nagte noch immer an ihm. Wegen dieser Sache musste er diesen Aufwand ja betreiben.
 

„Ihr kennt meine Gründe. Außerdem wer weiß, vielleicht will ich euch ja erst kennen lernen, bevor ich um eure Hand anhalte? Am Ende passen wir ja gar nicht zusammen?“

Eine Krone hatte schon so manchen Mann über eine unpassende Gattin hinweggetröstet. In seinem Fall zählte das zwar nicht, doch das wusste Raoul ja nicht. Und er durfte es die nächsten Jahre auch nicht erfahren. Wenn Casey aber Glück hatte, würde es nicht einmal mehr solange dauern. „Ihr seid ein ziemlich unsicherer Mann, Lord Trelain. Keine Eigenschaft, mit der sich ein Mann rühmen sollte.“

Casey gähnte demonstrativ. Zufrieden merkte er den erschrockenen Blick, den Raoul ihm zuwarf. Ja, Unsicherheit war etwas das sich kein Mann leisten konnte, das ließ einen nur schwach erscheinen. Er wollte ihn nicht brüskieren, doch diese kleine Spitze hatte sich Casey nicht verkneifen können.
 

„Ständig diese vielleichts. Ihr müsst doch wissen, ob ihr mich kennen lernen wollt oder nicht? In diesen Dingen wollen auch wir Frauen eine klare Antwort. Vielleicht…“

Er betonte dieses Wort ganz bewusst. „… wollen auch wir Frauen wissen woran wir sind. Zeitverschwendung ist auch uns verhasst.“

Nun lächelte auch Raoul wieder, doch es lag etwas gefährliches in diesem Lächeln. Casey hatte das Gefühl, als stünde er einem Raubtier gegenüber, das gerade die Zähne bleckte.
 

„Ich will euch kennen lernen. Dessen könnt ihr euch sicher sein Prinzessin.“

Fröstelnd verkreuzte Casey die Arme vor der Brust und rieb sich kurz über die Oberarme. Das war eine Drohung gewesen, daran gab es keine Zweifel. Wenn sie auch hinter belanglosen Worten versteckt war. Unter Umständen war Raoul doch ein ernstzunehmender Gegner. Auf jeden Fall würde er ihn nicht unterschätzen.
 

„Weil unsere Familien verfeindet sind.“

„Wie bitte?“ Der Blick des Dunkelhaarigen war nun eindeutig verwirrt.

„Mein Verhalten. Ich war so abweisend zu euch, weil unsere Familien verfeindet sind. Das dürfte euch wohl kaum entgangen sein, oder?“ Ja, er hatte das Thema gewechselt, im Moment erschien ihm das einfach besser. Dieser Mann verunsicherte ihn und dagegen musste er etwas machen.
 

Sein Gegenüber schüttelte den Kopf. „Nein, das ist mir nicht entgangen. Doch nur, weil die Leute das denken und einige alte Greise noch daran festhalten, muss man das doch nicht weiterführen. Ich zumindest hege keinen Groll gegen euch, oder eure Familie.“

War das die Wahrheit? Casey musterte den Älteren aufmerksam, doch konnte er nichts an seiner Mimik erkennen, das auf eine Lüge schließen ließ. Doch auch nicht darauf, dass er die Wahrheit sprach. Eher konnte man seinen Gesichtsausdruck als ausdruckslos bezeichnen. Was, wenn er wirklich so dachte und nichts mit Valerians Tod zu tun hatte?
 

Casey schloss kurz die Augen und ballte die Hände, in den Falten seines Kleides verborgen, zu Fäusten. Nein, auch wenn er so dachte, durfte er keine Gnade walten lassen. Seine Brüder und Valerian, jeder von ihnen war unschuldig gewesen. Ihr einziges Pech war, dass sie in die falsche Familie geboren waren, oder sich mit dieser Familie verbunden hatten. Der Krieg forderte eben Opfer und Raoul war eben auch in die falsche Familie geboren worden. Sein Pech.

Nur aufgrund dieser Denkweise, für dessen Wahrheitsgehalt Casey keine Beweise hatte, würde er seine Rache nicht begraben.
 

Seufzend beschleunigte Casey seine Schritte und wand sich dann zu Raoul um. „Ihr seid ein Träumer, Lord Trelain. Ihr träumt von der wahren Liebe und dem Ende einer seit Generationen währenden Feindschaft. Das sind alles Dinge, die in der Realität nicht bestehen können.“

„Also hasst ihr mich? Obwohl ihr mich gar nicht kennt?“

Ja. Diese Antwort wäre die reine Wahrheit, doch das konnte Casey nicht sagen. Wofür sollte er ihn kennen? Er war der Feind und damit war die Sache erledigt, die Fronten geklärt. Seinen Feind musste man nicht kennen, es sei denn dessen Schwächen, um ihm im entscheidenden Moment in den Rücken zu fallen. Nicht sehr männlich, doch im Augenblick wurde Casey ja nicht als Mann angesehen.
 

„Wer weiß?“

Dabei zuckte er nur unschuldig die Schultern. „Die Gerüchte sprechen auf jeden Fall gegen euch.“

Raoul lächelte nun wieder. „Welche Gerüchte?“

„Ach, gibt es so viele um eure Person?“

„Einige.“ Er zuckte nur locker mit den Schultern.

Casey legte unschuldig lächelnd einen Finger an die Wange. Nun musste er lügen, doch er machte es gerne. Schon alleine, weil er Raouls Reaktion darauf sehen wollte. „Nun, es geht das Gerücht um, dass eure Familie an Valerians Tod schuldig sei.“
 

Bei Caseys Worten verblasste Raouls Lächeln schlagartig. Er war einen Moment einfach nur geschockt. Wer brachte ein solches Gerücht in Umlauf? Damit belastete man seine ganze Familie. Vor allem, da sie nichts damit zu tun hatte. Es war ein Unfall gewesen. Oder?

Raoul dachte kurz darüber nach und schloss dann kurz die Augen. Nein, das traute er nicht einmal seinem Vater zu. Er war zwar machthungrig, doch dafür würde er doch niemanden töten. Nicht, wenn es eine andere Möglichkeit gab. Und die gab es … jetzt, nach Valerians Tod.

Nein, es war sein Vater, so durfte er nicht von ihm denken.
 

„Dürfte ich fragen, wer solche Gerüchte in die Welt setzt?“

Diesen Jemand würde er schon zum Schweigen bringen. Er musste es tun um seinen Ruf, den Ruf seiner Familie zu wahren. Solche Gerüchte waren mehr als nur schädlich, wenn sie die falschen Personen hörten, konnte das einem sogar das Genick brechen. Und seines wäre mit Sicherheit eines der Ersten. Ob sie das wusste?
 

Musternd betrachtete Raoul Casey. Sie lächelte ihn unschuldig an, so als könnte sie kein Wässerchen trüben. Ob sie wirklich so naiv war, wie sie tat? Bis jetzt hatte Raoul keinen Zweifel daran gehabt, doch nun?

Sie zuckte die Schultern und ging einige Schritte rückwärts. „Die Leute. Wer weiß heute schon, wo ein Gerücht seinen Anfang nahm?“

„Natürlich.“ Was hatte er auch von ihr erwartet? Konkrete Antworten? Sie lebte in ihrer Glaswelt, in der ihr jeder Wunsch erfüllt wurde. Ihre Meinung bildete sich sicher aus denen vieler anderer Menschen und sie tat alles, was ihr Vater ihr sagte. Im Moment war ihre einzige Sorge wohl, wo sie einen neuen Verlobten herbekam.
 

Nein, egal was sein Vater sagte, er war nicht an ihr interessiert. Nun musste er nur noch eine Möglichkeit finden, ihn davon zu überzeugen. Kein leichter Kampf, der ihm da bevorstand.

„Allerdings ist es nicht wahr. Warum sollten wir das machen?“ Es brachte ihnen zwar viele Vorteile, doch es gab keine Garantie, dass ihr Heiratsgesuch erhört wurde. Das war ein reines Glücksspiel.
 

„Den Thron.“ Casey blickte ihn ernst an. Ihre Stimme klang viel kälter als zuvor.

Raoul kniff die Augen zusammen, bei dieser Veränderung. Hatte er sich etwa doch nicht mit seiner Vermutung geirrt?
 

Plötzlich schwankte Casey und drohte rückwärts zu fallen. Geistesgegenwärtig griff Raoul zu und fing sie auf. Hinter sich hörte er den erschrockenen Aufschrei ihrer Hofdamen.

Casey noch immer an sich drückend, lächelte Raoul amüsiert. „Ich wollte ja nichts sagen, aber es ist nicht sehr damenhaft, rückwärts zu gehen. Schon gar nicht, wenn man dabei über den Saum seines eigenen Kleides stolpert. Es sei denn, ihr wolltet dieses Situation provozieren.“

Er sah gerade noch wie der erschrockene Ausdruck in ihren Augen Zorn wich, dann spürte er schon einen Schmerz auf seiner rechten Wange.
 

Sie stieß ihn von sich weg. „Nur, damit ihr es wisst, mein Kleid hängt an etwas fest. Selbst wenn es beabsichtigt hätte, würde ich so einen Trick nicht an jemanden wie euch verschwenden.“

Casey riss an ihrem Rock und man hörte wirklich ein reißenden Geräusch. Dann straffte sie sich und hob den Kopf. „Diese Unterredung ist beendet.“

Mit diesen Worten ließ sie ihn stehen und ging, gefolgt von ihren Hofdamen.

Raoul sah ihr überrascht nach. Soviel Feuer hatte er nicht erwartet, wenn er ehrlich war, hatte er nicht einmal geglaubt, dass Glut vorhanden war. Doch das war wirklich überraschend.
 

Er rieb sich die Wange, an der ihn Caseys Ohrfeige getroffen hatte. Für ein Mädchen, nein eine Prinzessin, hatte sie wirklich einen harten Schlag. Möglicherweise sollte er sie doch nicht so schnell abschreiben. Das könnte noch interessant werden.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 13
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Wie konnte er es nur wagen? Casey hörte nicht auf die Rufe seiner Hofdamen und beschleunigte seinen Schritt nur noch mehr. Irgendwie musste er seinen Zustand ja auch vor sich erklären können. Sein Herz schlug nur so schnell, weil es sich seinem Tempo anpasste, ebenso wie die Hitze nur daher kam, weil er sich so anstrengte. Gott, wem wollte er etwas vormachen?
 

Casey blieb stehen und sah sich um. Etwas vor sich sah er eine Bank und steuerte diese an. Den Kopf in die Hände stützend, setzte er sich hin. Meine Güte, das war sein Feind, warum reagierte er so auf ihn? Sein Herz schien noch immer gegen seinen Brustkorb zu schlagen. Natürlich hatte das auch mit dem Ärger über ihn zu tun. So eine Beleidigung musste er sich nicht einmal als Frau gefallen lassen, wäre er ihm als Mann gegenübergestanden, hätte er das niemals gewagt. Und wenn doch, würde es spätestens morgen ein Duell geben. So gesehen, war eine Ohrfeige noch ziemlich harmlos gewesen.
 

Endlich holten ihn seine Hofdamen ein. Beide atmeten schwer und brauchten einen Moment, um wieder sprechen zu können.

Diese Chance nutzte Valerius und sprang auf Caseys Schoß. Von dieser Bewegung überrascht, hob dieser den Kopf und bot dem Hund so die Fläche, um sich in seinem Schoß zusammenzurollen. Dieser Hund war wohl eher eine Katze, als ein Vertreter seiner Rasse.
 

„Was war das?“ Kiana hatte als Erste wieder genug Luft, um diese Frage zu stellen.

„Was?“ Casey sah sie unschuldig an. Leider würde das nur nicht wirken, da er diesen Blick von ihr gelernt hatte.

„Ihr habt ihn geschlagen.“ Sie wirkte beinnahe fassungslos.

„Nein, ich habe ihn geohrfeigt und das Recht dabei lag ganz auf meiner Seite.“

„Weil er euer Feind ist?“ Mikaela sah ihn fragend an.

Er schüttelte nur den Kopf. „Weil er mich beleidigt hat.“
 

Nein, hier war er vollkommen im Recht. Niemand musste sich eine solche Frechheit von einem Mann gefallen lassen. Es gab durchaus solche Frauen, das musste Casey ihm zwar zugestehen, doch er zählte nicht dazu. Immerhin hatte er nie einem Mann, auch nur Grund zur Annahme gegeben, dass er so berechnend war. Er wusste nicht einmal, wie das ging, obwohl er nun wirklich mit einem Profi in diesem Gebiet zusammenlebte.

Der Profi auf diesem Gebiet lächelte nun wieder verträumt.

Verwirrt sah Casey zu Mikaela. Hatte er irgendetwas verpasst?

Diese zuckte nur mit den Schultern.
 

„Wisst ihr eigentlich was für ein Glück ihr hattet? Ich kenne mindestens ein Dutzend Frauen, die betrügen, intrigieren und was weiß ich noch machen würden, um Lord Trelain einmal so nah zu sein.“

Ja, diese Frauen litten eindeutig an Geschmacksverirrung. Ebenso wie Kiana und Mikaela, die zweifellos zu diesen Frauen gehörten. Jedesmal, wenn sie diesem Mann zu nahe kamen, schien sich ihr Verstand auszuschalten. Sie waren zwar nicht die Einzigen, doch bei ihnen konnte es schlimme Folgen für ihn haben, auch wenn sie ihm bis jetzt noch nie Anlass zu Zweifeln gegeben hatten.
 

„Nun, dann sollten sie ihre Ziele anderswo stecken. Niemand außer mir wird Lord Trelain jemals wieder nahe kommen.“

Jetzt war er am Zug und danach war Raoul tot. Egal, ob durch die Gerichtsbarkeit oder etwas Anderes.

Kiana faltete die Hände vor der Brust. „Das könnte man fast als leidenschaftliche Liebeserklärung werten.“

Mikaela sah ihre Freundin nur an und hob skeptisch eine Augenbraue.

Auch Casey sah sie zweifelnd an. „Wir sind im Krieg und ich liebe ihn nicht.“

Das fehlte ihm gerade noch. Als ob er mit dem Feind sympathisierte. Der Letzte, der dies getan hatte war Valerian gewesen und man sah ja, wo das hinführte.
 

„Natürlich nicht.“ Mikaela schüttelte ernst den Kopf und stieß Kiana mit dem Ellbogen in die Seite.

„Ich bin müde. Begleitet mich noch zu meinem Zimmer und schickt mir dann Tailor als Hilfe.“ Damit stand er auf und ging in die Richtung seinen Flügels. Valerius trug er dabei auf dem Arm, so kam er schneller voran.

Kurz vor seinem Zimmer, bog Mikaela ab, zweifellos um Tailor zu holen.

Kiana begleitete ihn noch bis zu seiner Zimmertür. „Ich wünsche euch eine gute Nacht, Prinzessin.“

Damit ließ sie ihn alleine.
 

Casey betrat sein Zimmer und nahm Valerius die Leine ab. Diese legte er mit seiner Tasche auf eine Kommode. Zu seinem Schminktisch gehend, löste er bereits die Haarnadeln aus seiner Frisur. Das war wohl etwas, das ihm als Mann fehlen würde. Vor allem, weil es soviel Zeit gekostet hatte, damit sein Haar diese Länge erreichte.
 

Es klopfte an die Tür und Tailor trat ein. „Prinzessin? Ihr habt nach mir gerufen?“

Er nickte nur und setzte sich an den Schminktisch. „Ja, sei meine Zofe heute Abend.“

Es war nicht das erste Mal, dass er dies von Tailor verlangte und dieser war auch klug genug, um es nicht als Beleidigung zu sehen. Meistens wollte er dann nämlich etwas von seinem Diener.
 

Tailor senkte ergeben den Kopf und stellte sich hinter ihn. Dort begann er, die Schnüre seines Kleides zu lockern, während Casey sich abschminkte. Auch, wenn er auf etwas wartete, so war er geduldig genug um abzuwarten, bis Casey von sich aus sprach.
 

„Ich will morgen baden gehen.“ Diese einfachen Worte, enthielten einen Code, den nur Tailor verstand. Nicht einmal seine Hofdamen wussten etwas davon.

„Nur du, ich und Valerius.“

„Ich werde alles dafür vorbereiten.“ Tailor ging zum Bett und schlug die Decke zurück.

„Danke.“ Casey stand auf und stieg aus den ersten Überröcken, die gleich zu Boden fielen. Er brauchte wirklich wieder einmal ein Bad, bei dem er sich bewegen konnte. Deswegen zog es ihn manchmal zu einem kleinen Teich, der im Wald verborgen lag. Tailor war dabei stets seine einzige Begleitung.
 

„Darf ich also davon ausgehen, dass heute etwas passiert ist?“ Aufmerksam musterte ihn der Diener.

„Darfst du.“ Wie immer hatte Tailor den Nagel auf den Kopf getroffen. Es war für ihn unmöglich, etwas vor ihm zu verbergen. Deswegen führte er ernste Gespräche auch nur mit ihm. Ob das nun seinen Hofdamen gegenüber unfair war oder nicht, interessierte Casey nicht. Mit ihnen war es sinnlos, über so etwas reden zu wollen.
 

„Ich hatte eine Unterredung mit Raoul.“

„Produktiv?“ Ruhig nahm Tailor ein Nachthemd in die Hand und kam damit zu Casey.

„Wie man es nimmt.“ Casey schlüpfte aus dem letzten Rest seiner Garderobe und in das Nachthemd.

„Ich habe ihn, aus gutem Grund, geohrfeigt.“

„Dessen bin ich mir sicher.“ Der Ältere lächelte gelassen.

Nur das, was danach passiert war, konnte er schlecht jemandem erzählen. Nicht, dass er etwas für Raoul empfand, doch seine Nähe hatte ihn nicht kalt gelassen. Er hatte etwas gespürt, ein seltsames Gefühl, das bis jetzt nur selten aufgetreten war. Das letzte Mal mit fünfzehn, sechzehn Jahren und damals in beinnahe regelmäßigen Abständen. Erwachsenwerden hatte das sein Kindermädchen genannt. Von Tailor erfuhr er, dass man das Verlangen nannte, das trat in dieser Phase bei fast jedem schönen Mädchen auf.
 

Nur konnte man das nicht auf Männer ummünzen. Nun, es ging schon, doch nicht auf seinen Feind. Es war einfach nur die ungewohnte Nähe gewesen, das hatte ihn irritiert. Das wäre bei jedem passiert.
 

„Prinz?“

Er hob den Kopf und traf den fragenden Blick seines Dieners. Ein Versuch konnte doch nicht schaden, oder? Nur um zu sehen, dass er nicht falsch lag. „Nimm mich in den Arm, Tailor.“

„Wenn ihr es wünscht.“ Damit legte der Ältere seine Arme um Casey und zog ihn an sich.
 

Casey runzelte nachdenklich die Stirn. Nein, da war nichts. Natürlich es war ein angenehmes Gefühl, doch es war wie eine Umarmung von Valerian. Als würde ihn ein Bruder umarmen, von Verlangen war da keine Spur.
 

„Wahrscheinlich hat das vorhin schon gereicht, um wieder einige Zeit zu überbrücken.“

Mit einem fragenden Blick, löste sich Tailor von ihm.

„Danke. Das hat mir sehr geholfen.“ Der Blondhaarige klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. Dann kletterte er ins Bett.

Tailor breitete die Decke über Casey aus. „Ich soll euch ausrichten lassen, dass die Jagd morgen Vormittag um einen Tag verschoben wurde.“

„Das wundert mich nicht. Heute Nacht wird sich bestimmt der ganze Adel an den Spieltischen vergnügen. Vor morgen Nachmittag werden nicht viele wach sein.“ So endete jedes große Spektakel am Hof. Sobald man die Festivität hinter sich hatte, verbrachte man den Rest der Nacht an den Spieltischen. Normalerweise wäre er auch dort, um seinen gesellschaftlichen Pflichten nachzukommen, doch Raoul hatte ihm die Lust darauf verdorben.
 

„Meine Hunde?“

„Wären bereit, Prinz.“ Tailor löschte bereits die Kerzen, bis auf eine Lampe, die auf Caseys Nachttisch stand.

„Nun ein Fasttag mehr, wird sie nicht umbringen.“ Er liebte seine Jagdhunde, doch um deren Aufzucht und Pflege kümmerte er sich nicht. Diese Aufgabe überließ er seinen Dienern, allen voran Tailor.
 

„Bestimmt nicht.“ Der Diener nahm die Lampe in die Hand.

„Das war dann alles, Tailor. Gute Nacht.“

„Gute Nacht, Prinz.“ Damit verließ Tailor das Zimmer.
 

Ein Tag um sich von Raoul zu erholen, würde ihm ganz gut tun. Mit diesem Gedanken schlief Casey zufrieden ein.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 14
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Mit einer entschlossenen Bewegung hielt Casey seinen Araber im Zaum. Die ganzen Pferde um ihn herum machten ihn unruhig und das konnte er nur zu gut verstehen. Ihm ging es nicht anders. Dazu kamen noch die Hunde, die aufgeregt an ihren Leinen zerrten, man konnte die Anspannung regelrecht spüren.
 

„Das wird eine gute Jagd.“ Kiana zügelte ihre Stute neben Caseys Araber. Sie saß, ebenso wie er, im Damensitz am Sattel und sah aufgeregt in die Runde.

Auch Casey sah sich um. Wie erwartet war der gesamte Hofadel versammelt. Entweder nahm er wie Kiana und er an der Jagd teil, oder sie warteten bei den Kutschen auf die Rückkehr der Jagdgesellschaft. Mikaela bevorzugte die zweite Möglichkeit, ebenso wie Tailor, der aufgrund seiner Stellung nicht mitmachte. Vom Rang her dürfte er es allerdings, nur hielt er nichts davon Tiere zum Vergnügen zu töten.
 

Casey selbst war es auch nicht der liebste Zeitvertreib, doch es war ein Zeitvertreib. Jede Abwechslung war ihm willkommen. Nun, wo die heißen Sommermonate kamen, gab es auch mehr Möglichkeiten, sich abzulenken. Sein Vater wollte einfach nicht, dass sich die Gemüter zu sehr erhitzten, deswegen gab es so viele Veranstaltungen. So kamen die Höflinge gar nicht dazu, sich um ihre Intrigen zu kümmern. Natürlich gab es da Ausnahmen, wie es Valerians Fall zeigte.
 

Heute jedoch wollte er die Jagd genießen, ebenso wie er sein Bad gestern genossen hatte. Dank Tailor war es auch nicht zu Zwischenfällen gekommen, auch wenn er einen Holzfäller verjagen musste.
 

Ein Horn ertönte als Zeichen, dass die Jagd begann. Die Hunde wurden losgelassen und stürmten Richtung Wald. Sofort setzten sich auch die Reiter in Bewegung. Ebenso Casey, der seine Hunde dabei immer im Augen hatte. Es war eine königliche Jagd, was hieß, dass die Hunde des Königs benutzt wurden, doch Casey ließ seine Hunde trotzdem mitlaufen. So bekamen sie Erfahrung und den Auslauf, den sie brauchten. Außerdem waren sie selbst königlich. Ihr Stammbaum war beeindruckender als der so mancher Adeliger.
 

Neben ihm war immer Kiana, die aber immer weiter zurückfiel, da ihre Stute einfach nicht mit seinem Araber mithalten konnte. Hier zeigte sich wieder einmal der Wert eines guten Pferdes.

Immer mehr Adlige fielen zurück oder versuchten ihr Glück auf anderen Pfaden. Auch Casey beschloss, die Gruppe zu verlassen. So wie er den Kurs der Hunde berechnete, konnte er den Weg abkürzen und so zur Spitze aufschließen. Seinem Vater würde das auf jeden Fall imponieren. Auch wenn er ihm sicher nichts beweisen musste.
 

So trennte er sich von der Masse und durchbrach mit seinem Pferd das Dicklicht. Unbeirrbar lotste Casey seinen Araber durch das Dicklicht. Er wusste genau, was er seinem Hengst zumuten konnte und mehr verlangte er auch nicht von ihm.
 

Plötzlich flitzte etwas vor dem Pferd über den Weg und Casey nahm gerade noch wahr, dass dies wohl der gesuchte Fuchs sein musste. Allerdings reichte es, um seinen Araber dazu zu bringen, zu scheuen. Ohne Vorwarnung wieherte er und richtete sich auf die Hinterbeine auf.

Davon überrascht, krallte sich Casey am Zügel fest und kämpfte um die Kontrolle über sein Pferd. Ein Kampf auch gegen die Schwerkraft, den er verlor. Hilflos merkte er, wie er abgeworfen wurde und landete auf dem Boden. Der Aufprall trieb ihm für einen Moment die Luft aus den Lungen und ließ ihm schwarz vor Augen werden.
 

Als er die Augen öffnete, sah er gerade noch sein Pferd, das davonlief. Das war ja wieder einmal toll. So etwas passierte wohl nur ihm.

Langsam setzte er sich auf und rieb sich den Hinterkopf. Sein ganzer Rücken schmerzte, doch das war nichts, mit dem er nicht klarkam. Es war nicht sein erster Sturz von einem Pferd und es würde sicher auch nicht sein Letzter sein. Immerhin war er kein Mädchen, das nach einem Sturz davor zurückschreckte. Außerdem, wenn das wirklich der gesuchte Fuchs gewesen war, dann würde es nicht lange dauern, bis die Jagdgesellschaft vorbeikam. Auch wenn die Hunde zuvor einen ganz anderen Weg eingeschlagen hatten.
 

Casey schüttelte den Kopf. Egal, irgendwann würde sein Fehlen auffallen und man würde jemanden auf die Suche nach ihm schicken. Immerhin war er die Kronprinzessin.

Er stand auf und ging zu einem umgestürzten Baumstamm in seiner Nähe. Darauf setzte er sich, er musste nur warten.
 

Schon nach einiger Zeit hörte er das Geräusch von Hufen auf dem Boden. Das war ja schnell gegangen, oder war das auch ein Ausreißer aus der Gruppe?

Casey stand auf, doch als er den Reiter sah, setzte er sich wieder hin. Nein, er wollte einen anderen Retter. Von ihm ließ er sich sicher nicht retten, das fehlte noch.

Raoul zügelte sein Pferd vor ihm. „Prinzessin, was für eine Überraschung euch hier zu treffen. Darf man fragen, wie ich zu dieser Ehre komme?“
 

Casey würde ihm am Liebsten das Lächeln aus dem Gesicht prügeln. Was sollte diese scheinheilige Frage? Sein Gesichtsausdruck zeigte deutlich, dass der die Lage schon richtig eingeschätzt hatte. Doch die Genugtuung einer Zustimmung würde er ihm nicht geben.
 

„Ich lege nur eine kurze Rast ein.“

Demonstrativ sah sich Raoul um. „Und euer Pferd?“

Beinnahe sanft lächelte Casey. „Nun, wir waren uns über die Richtung nicht einig. Deswegen haben wir uns zu einer Trennung entschieden.“

Zufrieden sah er, wie Raoul ihn verwirrt ansah bei dieser Antwort. Sollte er sich doch selbst einen Reim daraus machen.

„Also ist es euch weggelaufen?“ Noch immer schien sich Raoul seiner Sache nicht sicher zu sein.

„Wir hatten unterschiedliche Meinungen.“ Casey verschränkte die Arme vor der Brust. Er hatte mit seiner Vermutung Recht, doch laut Beth sollte man das einem Mann nicht immer zugestehen.
 

Der Reiter schüttelte den Kopf und reichte ihm die Hand. „Kommt, ich bringe euch zu den Kutschen zurück.“

Wie sonst auch, maß Casey die Hand mit einem skeptischen Blick. Das würde er wohl nie ablegen. Warum auch? Es war durchaus berechtigt, hinter jeder von Raouls Aktionen eine Falle zu vermuten. Doch in diesem Moment hatte er wohl kaum eine andere Wahl, als ihm zu vertrauen. Er seufzte und ergriff seine Hand, oder eher wollte es. Denn im letzten Moment zog Raoul seine Hand wieder zurück.
 

Gespielt nachdenklich sah er Casey an. „Allerdings, wenn ich schon eine Jungfrau in Nöten rette, sollte es schon eine Belohnung geben, meint ihr nicht?“

Im ersten Moment wusste Casey nicht, ob er seine Empörung verbergen konnte. Das war eine Unverschämtheit. „Ist das keine Selbstverständlichkeit? Nun, zumindest für einen Gentleman.“

„Vielleicht.“ Raoul lächelte überlegen.

„Allerdings befinden wir uns nicht in England.“

Wie konnte er es wagen, ihn zu erpressen? So eine Arroganz war Casey noch nie untergekommen, zumindest nicht in dieser Art. Gut, im Moment sollte er seinen Willen ruhig haben. Doch sobald sie wieder unter Leuten waren,… nun das war eine andere Geschichte.
 

„Was wollt ihr?“

Raoul grinste siegessicher. „Eure Begleitung für den Ball heute Abend.“

„Meine Begleitung? Woher wollt ihr wissen, dass ich nicht schon eine habe?“ Natürlich hatte er keine, darauf legte er auch keinen Wert. In seinen Augen stellte es kein Problem dar, wenn eine Frau ohne Begleitung zu einem Ball ging. Natürlich sahen seine Hofdamen, insbesondere Kiana das anders.
 

„Das wäre dann wohl eurer Problem, doch vielleicht rettet euch eure Begleitung ja noch.“

Was brachte diesen Kerl eigentlich auf die Idee, dass er gerettet werden musste? Eine Frau war durchaus in der Lage sich selbst zu retten, dafür war nicht immer ein Mann vonnöten. Mit ihnen war es nur bequemer zu bewerkstelligen.

Casey presste die Lippen zusammen. Ihm gefiel diese Wendung überhaupt nicht.
 

„Einverstanden.“

Damit hielt er Raoul die Hand hin.

Dieser ergriff sie lächelnd und zog Casey vor sich auf sein Pferd. „Also dann, retten wir einmal die Prinzessin.“

Die Gerettete zog es vor, darüber zu schweigen, ansonsten würde ihm noch etwas ganz undamenhaftes herausrutschen. Wie konnte ein einzelner Mensch nur so von sich überzeugt sein? So wie er sich benahm, interessierten ihn die Gefühle der Menschen um ihn herum nicht, es sollte sich nur alles um ihn drehen. Bei seiner Herkunft konnte man wohl kaum etwas anderes erwarten, doch das war genau das aufgeblasene Verhalten, das ihn auch an Kiana störte. Nur weil sie privilegiert geboren wurden, hieß das nicht das sie auch etwas besseres waren. Leider war das eine weit verbreitete Einstellung unter den Adeligen.
 

Unvermittelte zügelte Raoul sein Pferd. „Da sind wir.“

Casey sah auf und bemerkte, dass sie bereits den Platz mit den Kutschen erreicht hatten. Tailor hatte sie bereits erblickt und eilte zu ihnen.
 

Raoul beugte sich leicht vor, direkt neben Caseys Ohr. „Ich hoffe doch, ihr vergesst euer Versprechen nicht.“

Mit einem engelsgleichen Lächeln wand sich Casey ihm zu. „Keine Sorge, ich werde da sein.“

Damit stieg er ab. Tailor stand bereits neben dem Pferd, die Arme nach ihm ausgestreckt. So wäre es ein leichtes abzusteigen, doch Casey war noch nicht fertig mit Raoul. So rutschte er etwas auf dem Sattel herum, scheinbar um eine bessere Position zu finden. Dabei verpasste er dem Anderen einige nicht sehr sanfte Stöße mit seinem Ellbogen. Natürlich ganz zufällig. Erst, als es nicht mehr anders ging, ließ er sich von Tailor vom Pferd helfen.
 

Raoul rieb sich grinsend eine der getroffenen Stellen. „Also dann Prinzessin, bis heute Abend. Ich werde mein Glück noch ein wenig bei der Jagd versuchen.“

Damit gab er seinem Pferd die Sporen und ritt wieder Richtung Wald.
 

„War das so klug?“ Tailor sah ihn fragend an.

Casey zuckte nur mit den Schultern. Im Moment war ihm das egal, es gab ihm aber zumindest eine gewisse Befriedigung. „Wahrscheinlich nicht.“

„Es war eurem Plan sicher nicht sehr zuträglich.“ Zweifelnd sah ihn Tailor an.

„Das spielt keine Rolle mehr.“ Nein, der Mann sollte ihn nicht mehr lieben, er sollte ihn kennen lernen.
 

Mit einem grimmigen Lächeln stieg Casey in seine Kutsche ein.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 15
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Ihr seht wunderschön aus, Prinzessin.“ Mikaela nickte, um ihre Aussage zu unterstreichen.

„Wirklich?“ Casey musterte seine Erscheinung im Spiegel. Seine blonden Haare waren zu einer kunstvollen Frisur hochgesteckt und das grüne Kleid betonte seine vorgetäuschten Rundungen perfekt.

Frustriert schnaubte er. „Das reicht nicht, ich muss atemberaubend aussehen.“

Kiana stöhnte und warf Mikaela einen verärgerten Blick zu. „Das ist das fünfte Kleid, das wir anprobieren. In jedem davon seht ihr atemberaubend aus. Ihr werdet sehen, mit Schmuck sieht alles gleich viel prächtiger aus. Damit gab sie Mikaela ein aufforderndes Zeichen.

Diese nahm eine kleine Kiste in die Hände und kam zu ihnen.
 

So wie Casey die Sache sah, hatte er zwei Möglichkeiten. Entweder. er kam total hässlich zu dem Ball, um Raoul in Verlegenheit zu bringen, oder er war die Schönste von Allen, um Raoul zu zeigen, was er nicht bekommen würde. Denn das würde er nun nicht mehr. Racheplan hin oder her. Er konnte sich auch anders rächen.
 

Da seine angelernte Eitelkeit und sein angeborener Stolz die erste Möglichkeit verboten, musste er die Zweite anwenden. Bis jetzt hatte er nicht so viel Wert auf Äußerlichkeiten gelegt, doch plötzlich war er mit seinem Erscheinungsbild nicht mehr zufrieden. Es war zum verrückt werden.
 

Unzufrieden piekste sich Casey in den Bauch. „Schnürt mich fester.“

„Prinzessin?“ Mikaela sah ihn überrascht an.

„Ja, ich weiß. Ich habe auch nicht geglaubt, dass ich das sage, doch schnürt mich fester.“

„Nein.“ Kiana schüttelte den Kopf.

„Wenn wir das machen, dann werdet ihr zum Schluss noch ohnmächtig.“

„Entweder macht ihr es, oder ihr ruft Beth. Sie hilft mir sicher liebend gerne.“ Das meinte Casey ernst und das musste er seinen Hofdamen begreiflich machen. Es gab Damen hier am Hof, die fielen ständig in Ohnmacht und das nur, weil sie sich so eng schnüren ließen, dass sie sich hinter einem Besenstiel verstecken konnten. Das musste er übertreffen.
 

Murrend löste Kiana die Schnüre und zerrte sie noch fester zusammen.

Casey ächzte, als nun auch der letzte Rest Luft aus seinen Lungen gepresst wurde. Diese Tortur würde er Raoul Stück für Stück zurückzahlen.

Keuchend legte er eine Hand an seine Brust. Wie schafften es die Frauen nur, so zu atmen? Gab es dafür eine Technik?
 

„Das hört sich nicht sehr gesund an. Vielleicht solltet ihr das noch einmal überdenken?“ Trotz ihrer Worte, fehlte ihn Mikaelas Stimme jegliches Mitleid. Nun, immerhin hatte er es sich selbst zuzuschreiben.
 

Sie griff nach seiner Hand und hob sie zu sich hoch. Danach schmückte sie seine Finger und das Handgelenk mit dem dazugehörigen Schmuck. Das Gleiche wiederholte sie bei der anderen Hand.
 

„Es wird schon gehen.“ Zumindest für eine Stunde, dann starb er wahrscheinlich an Atemnot. Doch das war die Sache wert.

„Und dabei heißt es doch eine gekränkte Frau sei zu allem fähig. Derjenige hat wohl noch nie eine gekränkten Mann gesehen.“ Kiana warf Mikaela dabei einen vielsagenden Blick zu.

„Ich stehe noch hier, Kiana.“

„Das war mir durchaus bewusst, Prinzessin.“ Kiana griff nach den beiden Enden der Kette, die Mikaela ihr gerade nach hinten reichte und schloss sie.

„Perfekt.“ Mikaela sah Casey zufrieden an.

„Meinst du? Kein Diadem?“ Kiana kam um ihn herum.

Mikaela schüttelte den Kopf. „Es ist kein festlicher Anlass, zu dem eine Krone getragen werden muss. Ein Diadem würde das ganze nur überladen.“
 

Während sich die Zwei noch immer über die Vor und Nachteile eines Kopfschmuckes unterhielten, ging Casey zu seinem Spiegel. Nun, die Frau, die ihm entgegensah, könnte sogar ihm gefallen. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen, wenn Raoul das kalt ließ, war er kein Mann.
 

Casey öffnete die Tür, vor der schon Tailor auf ihn wartete. „Gehen wir?“

Diese Frage unterbrach sogar die Diskussion seiner Hofdamen, die sich sofort wieder an seine Seite gesellten.

„Natürlich, Prinzessin. Wir sind bereit.“ Dabei warf Tailor einen belustigten Blick auf die beiden Mädchen.

„Das hoffe ich.“ Er schlug, von seinem Hofstaat gefolgt, den Weg zum Ballsaal ein. Normalerweise wurde die Dame von ihrem Begleiter abgeholt, doch hier am Hofe war das etwas anders. Warum sollte man seinen Begleiter abholen, wenn man im gleichen Gebäude lebte? So traf man sich meistens vor dem Bereich des Balles. Valerian hatte ihn immer vor dem Ballsaal abgepasst. Mit Raoul hatte er nichts ausgemacht, dafür war er viel zu wütend auf ihn gewesen. Deswegen sah er sich erst einmal um, doch er konnte ihn nicht entdecken. Auf ihn warten würde er sicher nicht, weswegen er einfach den Saal betrat. Vor ihm war eine kurze Treppe, die in den Saal hineinführte.
 

Casey bemerkte die Blicke, die mit einemmal auf ihm lagen. Nun, er war es gewohnt. Einerseits war er die Prinzessin, man sah ihn ständig an, andererseits musste er heute wirklich atemberaubend schön aussehen. Das hatten ihm die Blicke einiger Männer auf dem Weg hierher schon bewiesen.
 

Sein Blick irrte durch den Saal und blieb an der Gestalt seines Vaters hängen. Auch er sah ihn an, eindeutig stolz. Das war etwas, das Casey nur selten bei ihm sah und wenn, dann nur bei solchen Festen. Auch wenn er ein Prinz war, so wollte er nur das was alle Kinder wollten. Er wollte, dass seine Eltern, in seinem Fall sein Vater auf ihn stolz waren.
 

Lange würde sich das sowieso nicht halten. Denn aus der Menge trat ein Mann hervor, den Casey nur unwillig registrierte.

Trotzdem zwang er sich zu einem Lächeln und stieg die Treppe hinab. Vor Raoul blieb er stehen und knickste leicht, während dieser sich verbeugte. „Ihr seid hier.“

„Habt ihr etwas anderes erwartet?“ Sein Grinsen verriet, dass er das wirklich vermutet hatte.
 

„Ich habe es gehofft.“ Casey spürte die Aufmerksamkeit, die sie auf sich zogen. Es war anzunehmen, das jedes Wort von ihnen belauscht wurde. Wenn sich auch viele wieder dem Ball zuwandten. Spätestens jetzt wusste sein Vater von seiner Begleitung und würde die falschen Schlüsse daraus ziehen. Hoffentlich ließ er ihn morgen wenigstens ausschlafen, bevor er ihn zu sich rief.
 

Raoul reichte ihm seinen Arm. „Wollen wir?“

Casey wusste zwar nicht, was genau Raoul mit seiner Aufforderung meinte, doch alles war besser, als hier weiter herumzustehen. Der Weg, den Raoul allerdings einschlug, führte direkt auf die Tanzfläche. Nun, wenn er tanzen wollte, dann sollte er seinen Tanz bekommen. Irgendwie war sich Casey sicher, dass es ein Recht kurzer Tanz wurde.
 

Nach einem Tanz und einer Reihe von, für Casey sonst unüblichen und völlig unabsichtlichen Fehltritten, verließ er mit ihm die Tanzfläche.

„Also mein Beileid für eure Lehrer und Valerian.“ Raoul verzog leicht den Mund.

„Oh, es tut mir leid. Ich hoffe euer Fuß schmerzt nicht allzu sehr.“ Casey lächelte ihn unschuldig an. Hoffentlich war er ihm oft genug darauf gestiegen. Jedes einzelne Mal hatte ihm eine ungemeine Befriedigung verschafft. Ob sie das bei einem weiteren Tanz wiederholen konnten?
 

„Ich glaube, er wird es überleben.“

„Im Grunde bin ich eine sehr gute Tänzerin. Wahrscheinlich lag es heute nur an der unzureichenden Führung.“ Auch wenn diese Worte eine eindeutige Beleidigung waren, behielt Casey sein engelsgleiches Lächeln bei. Sollte er ihn für naiv halten, das war vielleicht sogar besser. Nun, der ungläubige Blick, mit dem Raoul ihn ansah, zeigte ihm, dass er auf dem richtigen Weg war.
 

Doch auch er lächelte nach wenigen Augenblicken wieder. „Wenn ihr meint, Prinzessin.“

Sein Blick gefiel ihm nicht. Er wollte ihm etwas damit zu verstehen geben, doch Casey konnte es nicht deuten. Vielleicht war das auch besser so.
 

„Was sollte diese Einladung heute eigentlich? Habt ihr es so eilig, eine neue Verlobte zu finden?“

Raoul lächelte amüsiert. „Ihr habt davon gehört.“

Es war keine Frage, doch Casey antwortete darauf. „Von eurer Verlobten? Ja. Nur ist mir nicht klar, was euch diese Entscheidung gebracht hat.“

„Sagen wir einfach, sie war nicht die Richtige für mich.“ Er zuckte unbeteiligt mit den Schultern.

Sprach er etwa davon, dass er sie nicht liebte? Ob er wirklich auf diese Ansichten Wert legte? Amüsiert lächelte Casey bei dieser Vorstellung. Das war ja wirklich lächerlich.
 

„Amüsiert euch das so?“

„Ja, auch. Allerdings dachte ich im Moment nur daran, ob ihr wirklich der Vorstellung nach wahrer Liebe hinterher jagt.“

Der Andere lächelte leicht. „Nein, das wohl nicht.“

„Also wollt ihr Junggeselle bleiben, oder seid ihr schon auf der Jagd nach der nächsten Verlobten?“ Nicht, dass es Casey interessierte. Nun nicht mehr. Doch es gehörte zum guten Ton, ein Gespräch aufrechtzuerhalten.
 

Aus den Augenwinkeln sah er, wie sich einige seiner Verehrer näherten. Scheinbar wollten sie ihr Glück versuchen und einen Tanz mit ihm ergattern.
 

Raoul umfasste seinen Arm fester und zog ihn näher zu sich. „Wer sagt euch, dass ist das nicht schon bin. Vielleicht in gerade diesem Moment?“

Casey sah ihn einen Moment lang gelassen an. In seinen Augen konnte er wieder dieses raubtierhaftes sehen, doch machte es ihm heute keine Angst. Sanft, aber doch bestimmt, befreite er sich von seinem Arm. „Vielleicht seid ihr das. In diesem Fall muss ich euch aber enttäuschen. Ich habe keinerlei Gefühle für euch; obwohl doch, ich kann euch nicht leiden.“
 

Casey warf einen Blick zu einem seiner Verehrer, ein eindeutiges Zeichen für ihn. „Verzeiht Mylord, doch ich befürchte, ihr müsst den Rest des Abends ohne mich auskommen. Meine gesellschaftlichen Pflichten rufen nach mir.“

Damit ergriff er den Arm des zuvor aufgeforderten Verehrers und lächelte ihn an. „Ja, ich will mit euch tanzen.“

Damit zog er den armen Jungen, der nicht einmal eine Frage stellen konnte, schon Richtung Tanzfläche.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 16
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Das konnte ja noch sehr interessant werden. Raoul sah Casey nach, die sich mit einem anderen Mann am Arm entfernte. Der Arme, man merkte sofort, wer bei ihnen die Führung hatte. Er war ihr bei Weitem nicht gewachsen, obwohl das war wohl kaum ein Mann. Es gab natürlich auch Ausnahmen wie ihn, immerhin war Casey nur eine Frau. Wenn sie auch die Krallen einer Wildkatze hatte.
 

Es störte ihn nicht weiter, dass sie nun mit einem Anderen tanzte. Seinen Auftritt mit ihr am Arm hatte er ja gehabt. Ob das seinen Vater nun wieder für einige Zeit besänftigte?

Dabei hatte er das nicht einmal geplant, sondern nur die Gunst der Stunde genutzt. Natürlich hätte er Casey nie alleine im Wald zurückgelassen, das gehörte sich nicht. Bei einem Mann hätte die Sache schon anders ausgesehen. Und auch, wenn sich die Prinzessin auch oft genug wie ein Junge benahm, war sie doch eine Frau. Oder würde mit etwas Anstrengung ihrerseits noch eine werden.
 

Ein anderes Mädchen näherte sich ihm und er lächelte ihr freundlich zu.

Dadurch mutiger geworden, kam sie auf ihn zu. Suchend sah sie sich um. „Dürfte ich euch heute um einen Tanz bitten, Lord?“

„Gerne, doch muss ich euch leider auf später vertrösten, noch steht mir der Sinn nicht danach.“ Wenn es danach ginge, dann stand ihm nie der Sinn danach. Doch wenn er spät damit anfing, reduzierte das auch die Mädchen, die ihn darum fragten.
 

„Ich verstehe.“ Das Mädchen warf einen Blick auf Casey, die bereits einen anderen Tanzpartner gefunden hatte.

„Entschuldigt, aber ich habe etwas von eurem Gespräch mit Prinzessin Casey gehört. Es war nicht nett, was sie zu euch gesagt hat.“
 

Ihre Chancen, dass er heute noch mit ihr tanzen würde, sanken beträchtlich. Doch er hätte wissen müssen, dass der Klatsch nicht lange auf sich warten lassen würde. Casey hatte sich ja nicht wirklich um Diskretion bemüht, so als wollte sie jeden wissen lassen, was sie von ihm hielt. Doch das traute er ihr nicht zu, sie hatte einfach nur ihren Gefühlen nachgegeben. Wie es bei Frauen nun einmal üblich war.
 

Allerdings störte ihn ihre Abneigung schon. Bis jetzt hatte er nichts verwerfliches getan. Sie war ihm von Anfang an mit Misstrauen und Feindschaft begegnet. Das ging alles von ihr aus, er hatte sich nur in einem schwachen Moment dazu hinreißen lassen, ihr Bild von ihm zu bestätigen. Nun, vielleicht war das nicht sehr intelligent gewesen.
 

„Mylord?“

Raoul folgte dieser Stimme und begegnete dem fragenden Blick des Mädchens. Anscheinend erwartete sie eine Antwort von ihm. „Ja, nett war es sicherlich nicht. Wenn ihr mich entschuldigt.“

Damit ließ er sie stehen. Ihm war nun wirklich nicht danach, sich mit einer Frau zu unterhalten, deren Namen er nicht einmal kannte.
 

Kurz entschlossen ging er deshalb zu einer Gruppe von jungen Männern, die alle zu seinen so genannten Freundeskreis zählten. Bei ihnen konnte er sicher sein, dass es noch ein lustiger Abend werden würde, egal wie unerfreulich sein Anfang gewesen war.
 

Casey schlief seelenruhig, bis ein lauter Knall ihn aus seinen Träumen riss. Sofort saß er aufrecht im Bett und sah sich suchend nach der Bedrohung um. Jedoch konnte er im ersten Moment keinen Feind ausmachen. Nur seinen Vater, der wütend in der Tür stand.

Stöhnend sank er wieder zurück. Ein Attentäter wäre ihm lieber.
 

Gleich darauf richtete Casey sich aber auf die Ellbogen auf und sah hinter seinem Vater seine Hofdamen. Mit einer knappen Geste gab er ihnen zu verstehen, dass alles in Ordnung war. Selbst wenn nicht, was sollten sie gegen den König ausrichten?
 

„Ich glaube, du bist mir eine Erklärung schuldig.“ Sein Vater trat ein und postierte sich am Fußende des Bettes.

Tailor schloss hastig die Tür von außen.

Super, alleine mit seinem Vater, der Tag war jetzt schon verdorben. Die Sache musste ihm ja sehr wichtig sein, wenn er dafür früher als er selbst aufstand.
 

Valerius, der bis jetzt eingerollt auf dem Bett geschlafen hatte, hob den Kopf. Müde gähnte er, bevor er den Kopf wieder auf seine Pfoten legte.
 

Casey richtete sich wieder vollständig auf, diesmal jedoch langsamer. „Ich bin dir viele Erklärungen schuldig. Du musst schon genauer werden, wenn ich dir antworten soll.“

„Versuch nicht mich für dumm zu verkaufen Casey. Meine Geduld ist heute sehr knapp bemessen.“

Nur heute? Doch er beschloss diese Bemerkung für sich zu behalten. Besser er schwieg noch etwas, dabei machte er ein nachdenkliches Gesicht.
 

Sein Vater ballte eine Hand zur Faust. „Ich rede von der Sache mit Trelain. Was hast du mit seinem Sohn zu schaffen?“

„Er war meine Ballbegleitung. Das dürfte nicht einmal deiner Aufmerksamkeit entgangen sein, oder Vater?“ Wenn er so weitermachte, dann würde er einige Schläge kassieren, das sah Casey jetzt schon. Trotzdem konnte er nicht damit aufhören, seinen Vater zu provozieren, noch immer war er wütend auf ihn. Die Sache mit Valerian hatte er ihm noch nicht vergeben. Wie konnte er seinen Tod nur ungesühnt lassen?
 

Als hätte sein Vater seine Gedanken gelesen, sah er ihn ernst an. „Ist es wegen Valerian? Willst du seinen Tod noch immer rächen?“

„Das war durchaus meine Motivation, doch hat sich das geändert.“ Nun war es etwas Persönliches geworden. Ein Krieg zwischen ihm und Raoul, in den sich niemand Anderer einmischen durfte. Gestern hatte er Raoul den Fehdehandschuh zugeworfen; jetzt musste er nur noch sehen, ob dieser ihn aufhob.
 

„Geändert?“ Sein Vater sah ihn zweifelnd an.

Casey lächelte hinterhältig. „Ja, Vater. Du weißt doch - er ist mein Feind. Warum sollte ich mit ihm sympathisieren? Ich würde dich doch niemals verraten.“
 

Nicht für jemanden wie ihn. Vielleicht würde er ihn eines Tages verraten, doch noch gab es nichts, was ihm einen Verrat wert erschien. Er konnte nicht behaupten, dass er seinen Vater liebte, dafür kannte er ihn zu wenig, doch er hasste ihn auch nicht. Für ihn war er sein König und ein Freund nicht mehr; aber auch nicht weniger.
 

Als ihn sein Vater leicht skeptisch ansah, seufzte Casey. Er schlug die Decke zurück und seufzte. „Wenn du schon an meiner Loyalität zweifelst, dann lass mich dir etwas sagen. Ich habe nichts davon, mich mit Raoul zu verbünden. Er ist mein Rivale um den Thron, warum sollte ich gerade seine Hilfe erbeten? Du hast mir von Anfang an gepredigt, mich nicht mit ihm oder den Seinen einzulassen, das hat durchaus Früchte getragen. Ich hasse ihn und wenn ich einmal König bin, dann wird seine Sippe den feigen Mord an den Meinen büßen. Das ist sicher!“
 

„Ich will nur nicht, dass du dich mit den Falschen einlässt.“

Auch wenn es eine Warnung war, so war es für Casey eine Beleidigung. Wütend sah er ihn an. „Fang nicht an mich wie ein Mädchen zu behandeln. Ich bin nicht so schwach, mich von meinen Gefühlen leiten zu lassen. Ich bin immer noch dein Sohn und der Kronprinz dieses Landes!“
 

Er packte ein Kleid und hielt es seinem Vater anklagend entgegen. „Das hier mache ich nur wegen dir. Weil du meine Sicherheit nicht anders garantieren kannst.“

Als König könnte er durch ein Wort für seine Sicherheit garantieren, doch er zog es vor sich zu verstecken. Sich selbst und ihn. Casey war es so leid, als Mädchen angesehen zu werden; nicht zeigen zu können, was wirklich in ihm steckte.
 

Das war so frustrierend.
 

Sein Vater wurde nun ebenfalls wütend. „Du weißt genau, warum ich mich dafür entschieden habe.“

„Es war nur eben die falsche Entscheidung. Die Entscheidung eines Feiglings!“

„Genug! Du wirst dich von Raoul fernhalten und ich will nichts mehr von ihm oder seiner Familie hören.“ Mit diesen Worten wand sich sein Vater um und ging. So dass Casey gar keine Zeit mehr für einen Widerspruch hatte.

Dieser verschränkte die Arme vor der Brust und setzte sich auf die Bettkante. Als ob er jemals auf ihn hören würde. Das war sein Leben und aufgrund seiner Entscheidung wurde es sowieso schon viel zu sehr beeinflusst.
 

Die Tür öffnete sich und jemand trat ein.
 

„Ich hasse ihn!“ Ihm war egal, wer gerade das Zimmer betrat, diese Meinung konnte jeder hören. Doch es gab nur einen Menschen, der sich in seine Nähe wagte, wenn er in so einer Stimmung war.

„Das mag sein, doch er ist immer noch euer König. Außerdem sagt ihr das nur, weil ihr euch soeben mit ihm gestritten habt.“ Tailor blieb vor dem Bett stehen.

„Ja, aber er gibt mir auch genügend Anlass dazu.“

„Und nun? Wie lauten eure Befehle?“

„Sie haben sich nicht geändert. Das hier ist ein Hof und doch kann man sich nicht aus dem Weg gehen. Es gibt genügend gesellschaftliche Anlässe, denen man nicht fernbleiben kann. Selbst wenn es mir untersagt ist, es ist nicht zu vermeiden, dass sich unsere Wege kreuzen.“ Und wenn er dabei nachhelfen musste, wer konnte das schon beweisen. Auch wenn er nicht wirklich vorhatte, Raoul nachzulaufen.
 

„Das Turnier beginnt in wenigen Wochen, sieh zu das wir genügend Zeit zum trainieren finden.“

„Das wird eurem Vater nicht gefallen.“ Tailor sah ihn ernst an.

„Nein, wohl nicht; doch er kann es mir auch nicht verbieten.“ Das war das einzige Ereignis bei dem er nicht wagte, ihm zu widersprechen. Sein Vater wusste, dass er die ganze Maskerade sofort auffliegen lassen würde, wenn er ihm die Teilnahme untersagte. Dort gab es auch keine Möglichkeit aufzufliegen. Auf dem Platz zeigte niemand sein Gesicht, wenn er nicht lebensmüde war.
 

Casey seufzte. „Schick mir Kiana und Mikaela, ich muss mich anziehen.“

„Wie ihr wünscht.“ Tailor wand sich um und öffnete die Tür.
 

„Eure Anwesenheit wird erwünscht.“

Also auf ihn einen neuen Tag, wenn er auch ziemlich langweilig werden würde. Dessen war sich Casey sicher.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 17
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Ist es schon wieder soweit?“ Kiana sah auf die Schere, die Casey ihr reichte.

„Ja.“ Lächelnd sah er sie an und setzte sich mit dem Rücken zu ihr auf den Hocker. Er war froh die Haare loszuwerden, bei einem Kampf wären sie nur hinderlich.
 

Sein Blick fiel auf Mikaela, die ihn mit bebenden Kinn ansah. „Wag es bloß nicht. Wehe, du fängst an zu weinen.“

„Aber Prinzessin, eure schönen Haare.“

Casey hob eine Hand und legte sie auf seine Schläfe. Irgendwie meldeten sich seine Kopfschmerzen schon wieder.
 

„Wie lange machen wir das schon, Mikaela? Drei Jahre? Und jedes Mal, wenn Kiana ihrer Arbeit nachgeht, fängst du an zu weinen. Langsam solltest du dich daran gewöhnen, meinst du nicht?“

Einerseits konnte er seine Hofdame verstehen, die Haare waren ein wichtiges Kapital für eine Frau, doch andererseits nervten sie ihn nur. Vor allem hielt er Mikaelas Theater um diese Sache für ziemlich übertrieben.
 

„Komm, mach dich nützlich. Die Strähnen müssen eingesammelt werden.“ Kiana breitete ein Tuch unter dem Hocker aus.

Wie immer würden sie aus den abgeschnittenen Haaren eine Perücke machen. Es würde auffallen, wenn die Prinzessin plötzlich mit einer Kurzhaarfrisur herumlief. Vor allem, wenn plötzlich wieder dieser geheimnisvolle Cousin auftauchte, von dem keiner wusste woher er kam.
 

Tailor trug einen Ständer herein, auf dem bereits eine Perücke vorbereitet war. Diese war noch vom letzten Jahr, vorsichtshalber hob Casey die Aktuellste immer auf. Man wusste ja nie, wie schnell die Neue fertig war.
 

„Die Maske?“

Sein Diener nickte und eilte abermals aus dem Zimmer.

Für seine Maskerade war diese Maske ein wichtiger Bestandteil. Sie bedeckte nicht sein ganzes Gesicht, doch die Stellen, die laut den Gerüchten entstellt waren. Der Hofklatsch war manchmal durchaus nützlich. So ließen ihn wenigstens die Damen in Ruhe, da er nicht in ihr perfektes Bild passte.
 

„Wollt ihr dieses Jahr wirklich wieder mitmachen?“ Kiana hatte bereits mit ihrer Arbeit begonnen, doch das hielt sie natürlich nicht von einem Gespräch ab.

„Wer sollte mich daran hindern?“ Das war die einzige Veranstaltung, wobei sich Casey als das präsentieren konnte, was er war. Ein Prinz und guter Krieger, doch vor allem konnte er dabei ein Mann sein.
 

„Nun, ich meine nur. Immerhin fehlt dieses Jahr Valerian, euer Endgegner.“

Casey unterdrückte die Trauer, die bei der Erwähnung seines Namens in ihm aufkam. Doch Kianas Einwand war durchaus berechtigt. Bis jetzt hatte er Valerian jedes Jahr gewinnen lassen, einfach weil das zu einem Verlobten der Kronprinzessin passte. Die Unterstellung, dass Valerian ihn besiegt hatte, weil er besser war, wies Casey strickt von sich.
 

„Stimmt. Das heißt, ich könnte endlich einmal gewinnen.“

Kiana hielt kurz in ihrer Tätigkeit inne.

„Verdreh bloß nicht die Augen, Kiana. Ich sehe dich im Spiegel.“

„Ich meine ja nur, Prinzessin. Bis jetzt hat euch Valerian immer die gefährlichsten Gegner vom Hals gehalten. Wer soll das dieses Jahr machen?“

Casey schnaubte genervt. Ja, er hatte nicht viel Übung, doch das war eindeutig zu wenig Vertrauen in seine Fähigkeiten.
 

„Ich. Schließlich habe ich nie um Valerians Hilfe gebeten, oder?“

„Natürlich. Wie dumm von mir, an euch zu zweifeln.“ Kiana senkte den Blick und schnitt ihm weiter die Haare ab.

„Wann wollt ihr mit dieser Farce eigentlich beginnen?“ Auch wenn Mikaela inzwischen ihrer Aufgabe nachkam, machte sie keinen Hehl aus ihrer Abneigung. Ihre Worte drückten das auch deutlich aus.
 

„In zwei Tagen wird Lord Jales Gefolge eintreffen - und er mit ihm.“ Tailor schloss die Tür hinter sich; unter seinen Arm hatte er eine kleine Holzkiste geklemmt.

Kiana seufzte tief. „Das wird wieder eine stressige Zeit. Da ist ein Turnier und finde keine Zeit, um mich zu amüsieren.“

„Du kannst dich den Rest des Jahres amüsieren Kiana, diese zwei Wochen gehören mir. Immerhin lasse ich dir doch alle Freiheiten, die eine Frau nur haben kann.“ In dieser Hinsicht lies Casey nicht mit sich reden. Er wollte bei diesem Turnier mitmachen, koste es was es wolle. Es war ja nicht so, dass er etwas unrechtes machte, als Mann war es sein natürliches Recht, sich mit anderen Männern messen zu dürfen.
 

Tailor stellte die Holzkiste auf eine Kommode.

„Macht Raoul bei diesem Turnier eigentlich nicht mit?“ Fragend sah Casey zu seinem Diener. Das war eigentlich undenkbar, jeder junge Adlige machte auf dem Turnier mit. Schon alleine wegen des Ansehens, das man dabei gewinnen konnte. Allerdings hatte er ihn bis jetzt noch nie gesehen.
 

„Doch, nur hat man ihn bis jetzt immer Valerians Gruppe zugeteilt.“

„Zugeteilt? Ich dachte das wird ausgelost?“ Casey sah überrascht zu seinem Diener.

Tailor zuckte nur entschuldigend mit den Schultern.

Caseys Finger gruben sich in die Stuhllehnen. „Dieser alte Sack, nicht mal da kann er fair sein.“

Natürlich war sein Vater daran Schuld, wer sonst? Wie sollte sich sein Sohn jemals verbessern, wenn er keinen ebenbürtigen Gegner fand? Mal sehen, wie er die Sache dieses Jahr lösen wollte, einen Verbündeten gab es ja nicht mehr.
 

„Wusste er…“

Casey stockte kurz. „Wusste Valerian davon?“

Sein Diener nickte nur stumm.

„Ich verstehe.“ Also hatten ihn beide betrogen und das jahrelang. Sicher, sie wollten ihn schützen, wie sie es immer beteuerten, doch das nützte ihm nichts. Dadurch fühlte er sich nur noch schlechter und was noch schlimmer war, schwächer.
 

Casey spürte eine Berührung an seinen Beinen. Valerius stützte sich mit seinen Vorderbeinen daran ab und sah ihn Schwanz wedelnd an. Seine Absicht war klar.

Lächelnd hob ihn Casey hoch und setzte ihn auf seinen Schoß, bei dem vielen Stoff seines Kleides fand der Welpe rasch einen bequemen Platz.
 

„Fertig.“ Kiana legte die Schere auf die Kommode.

Casey sah sich in den Spiegel. Ja, so sollte er immer aussehen, wenn er aber auch noch immer etwas weiblich aussah. Allerdings würde er diesen Zug wohl niemals verlieren und bei seiner Maskerade war es auch sehr nützlich. Als Mann jedoch war das eher ein hinderlicher Aspekt, doch bei seiner Vergangenheit würde er sowieso immer mit den Vorwürfen eines weiblichen Verhaltens kämpfen müssen.
 

Die Kiste öffnend, betrachtete Casey die Maske. Nun endlich durfte er wieder Mann sein, wenn auch nur für kurze Zeit.

Mit einer entschlossenen Bewegung schloss er die Truhe wieder. Diese drückte er Kiana in die Hand. „Stell sie unter mein Bett. Dann holt die Kleider hervor und bereitet sie vor. Wir wollen doch nicht, dass Lord Jale von einer Staubschicht bedeckt einreitet.

Tailor, Männer und Pferde stehen bereit?“
 

Tailor nickte bejahend. „Die gleichen Männer wie jedes Jahr. Ich habe sie sorgsam ausgesucht.“

Zufrieden lächelte Casey. Das alles waren Söldner, die nur dafür angeheuert wurden um sein Gefolge zu spielen. Einige davon konnte er schon Freunde nennen, mit anderen kam er einfach nicht klar. Doch jedes Jahr zur selben Zeit trafen sie sich wieder. Eine ausreichende Summe lockte eben jeden an, vor allem wenn sie so leicht verdient war. Im Grunde mussten sie nichts anderes machen, als ihn bewachen.
 

„Dein Halbbruder macht auch wieder mit?“ Fragend sah er seinen Diener an. Tailor hatte noch einen jüngeren Bruder, den seine Mutter mit einem anderen Mann hatte. Er war um einiges jünger als Tailor, doch für die Aufgabe als Knappe war er perfekt. Wenn auch nur für einige Tage. Anders als sein Bruder wusste er aber nichts von ihrem Spiel, er war wohl einfach nur froh seinem großen Bruder nützlich zu sein.
 

Tailor nickte abermals. „Er freut sich schon darauf.“

„Gut.“ Der Blondhaarige nahm die Perücke und setzte sie sich auf.

Seufzend ging Mikaela zu seinem Schrank und holte einen Schwertgurt heraus. „Wie immer kann ich das nicht gutheißen.“

Lächelnd nahm ihr Casey den Gurt ab, wobei er ihr sanft über die Wange strich. „Ja, deswegen mache das auch ich und nicht du. Wir wissen doch, dass mir nichts passieren kann.“

„Ja, wer würde es schon wagen ein Mitglied der königlichen Familie zu verletzen? Sei er noch so unbekannt.“ Kiana schnaubte abfällig.
 

Casey grinste nun und sah seine Freundin an. „Oh, heißt das, meine Herzensdame wird dieses Jahr nicht an meiner Seite sein?“

„Habe ich eine andere Wahl? Mikaela ist dafür ja viel zu feige.“ Bei diesen Worten sah Kiana ihre Freundin ernst an.

„Außerdem - wer würde schon jemanden abweisen, der die Gunst der Kronprinzessin besitzt?“

„Nur eine Närrin; und das bist du ja nicht.“ Casey wusste, worauf sie anspielte.
 

Aufgrund dessen, dass er zwei Rollen zu spielen hatte, ließ es sich nicht vermeiden, dass er mit seinen Hofdamen gesehen wurde. Entweder das, oder man sah, wie er die Räume der Kronprinzessin betrat. Doch da es ein Turnier war und solche amourösen Abenteuer Gang und Gäbe, wurde es stillschweigend ignoriert. Außerdem hatte er bis jetzt immer einen Verlobten gehabt und Lord Jale verschwand nach dem Turnier, weswegen die Nachrede ziemlich gering war. Es würde nur schwer werden seine Abwesenheit zu erklären, wenn Valerian nicht seine Ehre verteidigte.
 

Er als Kronprinzessin galt nämlich als ziemlich eigenartig was, dieses Turnier anging. Da er nicht anwesend sein konnte, ging das Gerücht um, dass er solche Veranstaltungen hasste. Casey hatte sich das nur zunutze gemacht und es nur etwas ausgeschmückt, anstatt es zu dementieren. Nur wurde so eine Einstellung nicht von allen gebilligt und schon gar nicht von den Männern.
 

„Wir müssen noch etwas trainieren. Komm, Tailor.“ Damit verließ er seinen Raum.

Stumm folgte ihm Tailor.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 18
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Ja, ich weiß.“ Raoul schloss die Tür hinter sich, wobei er sich schon ziemlich beherrschen musste, sie nicht zuzuwerfen.

Sein Vater hatte wirklich Nerven. Er sollte die Familienehre auf dem Turnier verteidigen, als ob er nichts besseres zu tun hatte! Vor allem sah er es nicht ein, warum er sich jedes Jahr vor allen andern Adeligen zum Affen machen sollte? Seine Familie war auf das Preisgeld sicher nicht angewiesen und die Sache mit der Ehre zog auch nicht wirklich. Wenn kümmerte es schon, wer gewann und wer verlor? Der Ruhm des Gewinners hielt sich maximal eine Woche, dann waren dessen Heldentaten schon wieder vergessen. Im nächsten Jahr erinnerte man sich noch einen kurzen Moment daran und das wars dann schon.
 

Allerdings war klar, das sich sein Vater Chancen ausrechnete; nun da Valerian tot war. Der unbestrittene Sieger seit vier Jahren. Irgendwie vermisste er diesen Gegner bei seinem wöchentlichen Training mit den anderen Adeligen. Kaum jemand war ihm ebenbürtig. Obwohl er auch noch nie gegen den Zweitplazierten der letzten drei Turniere gekämpft hatte.
 

Nun, wenn er bei dieser Farce schon mitmachen musste, dann aber richtig. Und welcher Ritter zog schon in die Schlacht, ohne ein Liebespfand seiner Herzensdame. Wobei es eher ein Kampf werden würde, ein solches zu bekommen. Nicht, dass er darauf Wert legte, doch es würde sicher interessant werden, ihre Reaktion zu sehen. Und seinen Vater würde es auch wieder beruhigen, irgendwie hatte er von ihrer Auseinandersetzung am Ball erfahren. Natürlich beunruhigte ihn das, zum Glück wusste er nicht alles. Nicht auszudenken was er sich dann anhören durfte. Und das war natürlich alles nur für die Familie, von wegen! Die Pläne seines Vaters waren mehr als nur offensichtlich, er wollte König werden, oder zumindest einen ihrer Familie auf dem Thron sehen. Das war nur natürlich, welche Familie wollte das nicht?
 

Raoul ging die Gänge des Schlosses entlang, vielleicht fand er ja seine Herzensdame. Mit seiner heutigen Ankunft hatte ihm sein Vater den ganzen Tag verdorben. Wenn es nach ihm ginge, könnte er gleich wieder abreisen und das ganze Zeug für das Turnier gleich wieder mitnehmen. Solche Art gesellschaftlicher Ereignisse hatten einfach keinen Reiz für ihn; er brauchte nichts, um seinen Ruhm zu mehren.
 

Hinter einer halb geöffneten Tür, die er gerade passierte, drang ein genervtes Stöhnen. Das war seltsam, immerhin war das eines der Spielzimmer. Hier trafen sich die Adligen meistens am Abend, um die Ersparnisse ihre Familie loszuwerden. Es war durchaus selten, hier am helllichten Tag jemanden anzutreffen. Raoul beschloss, einen Blick zu riskieren und wurde dafür sogar belohnt.
 

Kiana saß an einem der Tische, vor ihr stand ein Schachbrett. Allerdings schien ihr dieses Spiel nicht allzu viel Glück zu bringen, da sie ihr Gesicht für den Moment in den Händen barg.

Ihre Gegenspielerin allerdings, niemand anderes als Casey, lächelte nur überlegen. „Wenn du nachdenken würdest, dann müsstest du nicht andauernd verlieren.“

Kiana ließ die Hände sinken und sah sie wütend an. „Weißt du was, ich muss ihn gar nicht mit meiner Logik beeindrucken. Es ist ja nur mein Bruder.“

„Ja, er kennt dich lange genug um zu wissen, dass da nichts ist, womit du ihn beeindrucken kannst.“ Mikaela saß auf einer Fensterbank und sah grinsend zu Kiana.

„Du Biest.“ Kiana warf ihr einen giftigen Blick zu.
 

Raoul beschloss, einmal auf sich aufmerksam zu machen; es gehörte sich nicht zu lauschen. „Guten Tag die Damen. Noch ziemlich früh für solche Art von Vergnügungen, nicht?“

„Es ist nur ein Spiel. Geld nehme ich meinen Hofdamen nicht ab, dafür sind andere Adelige da.“ Casey schien nicht sehr erfreut über sein Auftauchen zu sein.

„Was führt euch dann hierher?“ Mikaela sah ihn fragend an.

Raoul lächelte. „Ich habe auf dem Gang eine Dame in Nöten gehört und dachte mir, ich biete meine Hilfe an. Natürlich nur, wenn sie erwünscht ist.“

„Ich glaube kaum, dass dies der Fall ist.“ Casey sah gelangweilt auf eine schwarze Spielfigur in ihrer Hand. Da sie weiß war, war es gewiss eine Trophäe ihrer Gegnerin.
 

„Ihr seid auch nicht die Dame in Nöten, das bin ich.“ Mit einem engelsgleichen Lächeln wand sich Kiana zu ihm um. „Ich würde mich über eure Hilfe sehr freuen, Lord Trelain.“

Ihm entging keineswegs der empörte Blick, den Casey ihrer Hofdame zuwarf. Doch er trat ohne ein weiteres Kommentar an den Tisch. Es reichte schon ein Blick um zu sehen, dass dieses Spiel für sie verloren war. Ihre Herrin trennte nur noch ein Zug vom Ziel.
 

„Es tut mir leid. In dieser Situation gibt es wohl nur einen möglichen Zug.“

Er nahm den schwarzen König und legte ihn um. „Schach matt.“

„Sagte ich doch, aber du glaubst mir ja nicht.“ Casey schüttelte nur missbilligend den Kopf.

„Natürlich glaube ich euch nicht, ihr seid meine Gegnerin!“ Kiana stand auf und verließ beleidigt den Tisch. Sie begab sich zu Mikaela, die scheinbar jemanden im Garten entdeckt hatte, da sie ihren Blick nicht mehr vom Fenster abwand.
 

„Verzeiht ihr, sie ist keine gute Verliererin.“ Casey begann die Figuren wieder aufzustellen.

Oh, da kannte Raoul noch jemanden, der nicht verlieren konnte, doch dieses Kommentar verkniff er sich. Stattdessen setzte er sich auf den Sessel, den Kiana eben freigemacht hatte.
 

„Ich wusste gar nicht, dass ihr Schach spielt.“

Casey lächelte nur, als sie ihm antwortete. „Schach ist das Spiel der Könige, oder? Im Grunde ist es nichts anderes, als ein Spiel des Lebens. Der König hat seine Untergebenen und diese muss er so leiten, damit sie seinen Gegner zu Fall bringen. Ebenso wie ein wahrer König sein Volk leiten muss und wie im richtigen Leben hat die Königin die größten Freiheiten. Sie ist es, die über den Spielverlauf entscheidet.“

„Eine interessante Theorie, nur leider lässt sie sich im wahren Leben nicht umsetzen. Eine Frau hat nur soviel Macht, wie ihr Mann ihr zugesteht, selbst wenn sie Königin ist.“ Raoul wusste selbst, dass seine Worte nicht der Wahrheit entsprachen und eher altmodisch waren, doch er wollte sie ein wenig ärgern. Vielleicht erfuhr er ja sogar ihre Ansichten zu diesem Thema.
 

Zufrieden sah er, wie in ihre Augen ein wütendes Funkeln trat. Wie alle Frauen war auch sie vorhersehbar, das war doch etwas schade. Allerdings machte es das für ihn auch nur leichter.

„Diese Ansicht ist durchaus veraltet, wenn ich auch nichts anderes von euch erwartet habe. Ein intelligenter Mann weiß durchaus, wie nützlich eine Frau sein kann, wenn man ihr freie Hand lässt.“

Darüber konnte man durchaus geteilter Meinung sein. Es war nie gut, einer Frau freie Hand zu lassen, da sie diese Freiheiten oft genug ausnützte.
 

„Tja, dann sollte ich mir wohl eine Frau suchen, die diese Fähigkeiten besitzt. Ach und wenn wir gerade bei diesem Thema sind, das Turnier - werdet ihr dabei sein?“

Casey schüttelte den Kopf. „Nein, ich verabscheue diese Darbietung von Gewalt. Ein paar Idioten, die sich die Köpfe einschlagen, finde ich in jedem Wirtshaus.“

Raoul bezweifelte zwar, dass sie schon jemals ein Wirtshaus auch nur aus der Ferne gesehen hatte, doch er ließ es einmal unkommentiert. Er lächelte nur charmant, immerhin verfolgte er ein Ziel.
 

„Wohl wahr, würdet ihr mir trotzdem ein Pfand eurer Liebe überreichen?“

Ein überraschter Laut war zu hören, jedoch kam dieser nicht von Casey. Raoul wand den Kopf und bemerkte, wie ihre Hofdamen zu ihnen sahen. Allerdings konnte er sich ihre unsicheren Blicke nicht erklären. Normalerweise war der Ausdruck bei einer solchen Frage eher Neid oder Freude. Immerhin war er keine schlechte Partie, er bekam Liebespfande sogar ohne danach zu fragen.

Allerdings waren es nicht Caseys Hofdamen, die er im Auge behalten sollte.
 

Casey sah ihn überrumpelt an, es dauerte einige Momente bis sie ihre Sprache wieder gefunden hatte. „Warum sollte ich so etwas machen?“

„Aus reinem Selbsterhaltungstrieb. Immerhin habt ihr keinen Verlobten und es ist schlimm, wenn die Prinzessin keinen Ritter hat, der für sie das Turnier gewinnt.“ Raoul hielt lieber inne, da ihn die Reaktion seines Gegenüber etwas überraschte. Er hatte ja erwartet dass sie wütend war, doch nicht so. Ihre Finger gruben sich ja regelrecht in die Tischkante, die sie ergriffen hatte. Okay, er hatte Valerian wieder ins Spiel gebracht, doch war sie über diesen doch schon wieder hinweg. Das zeigte sie deutlich dadurch, dass sie sich bereits nach einem neuen Verlobten umsah. Inzwischen wusste schon jeder, dass sie sich die Verlobungsgesuche persönlich angesehen hatte.
 

„Nein. Ich werde euch kein Pfand aushändigen; nicht einmal wenn ihr der letzte Mann auf Erden wärt! Außerdem habe ich schon einen Ritter, der meine Ehre verteidigt.“ Sie stand auf und schob den Sessel zum Tisch.
 

Auch Raoul stand wieder auf. Sie hatte schon einen Ritter, das war ja interessant. Zu sagen, dass ihn dessen Identität nicht interessierte wäre gelogen, doch das würde er schon noch früh genug erfahren.

Allerdings zwang er sich zu einem selbstsicheren Lächeln. „Ich dachte, dass ihr eher Sieger bevorzugt. Immerhin habe ich gute Chancen, der Sieger des Turniers zu werden.“

„Sagt der Mann, der bis jetzt nie besser als Dritter wurde.“ Casey lächelte spöttisch.

Nun das stimmte, doch daran war nur Valerian Schuld gewesen, wie gesagt er war ein ebenbürtiger Gegner. Außerdem fehlte ihm die Motivation, sich wirklich für dieses Turnier anzustrengen.
 

„Die Karten wurden neu gemischt.“

„Nein, wurden sie nicht. Ihr werdet nie als Sieger aus diesem Turnier hervorgehen. Mein Ritter wird euch besiegen - im Finale.“ Sie wirkte ziemlich sicher bei ihren Worten.

„Ihr scheint ja ziemlich von eurem Ritter überzeugt zu sein. Würdet ihr auch darauf wetten?“ Im Moment wusste Raoul selbst nicht, was ihn zu seinen Worten trieb, doch ihn störte ihr mangelndes Vertrauen in seine Fähigkeiten. Er war gut und hatte reelle Chancen zu gewinnen.
 

Sie zögerte deutlich bei ihrer Antwort. Erst nach einigen Augenblicken sah sie ihn entschlossen an. „Abgemacht. Ich habe vollstes Vertrauen in meinen Ritter. Der Einsatz?“

Raoul überlegte kurz. Es musste etwas sein, dass er sonst nie von ihr bekommen würde. Etwas, dass ihm Vergnügen bereitete und sie ärgern würde, nur so würde er auf seine Kosten kommen.
 

„Ein Kuss von euch.“

Man merkte deutlich ihre Abneigung gegen diesen Vorschlag, doch nun konnte sie keinen Rückzieher mehr machen. Raoul wartete eigentlich nur mehr auf ihre Zustimmung.
 

„Einverstanden. Ihr werdet dieses Turnier niemals gewinnen, das schwöre ich euch. Und wenn mein Ritter gewinnt, werde ich mir einen Einsatz überlegen.“ Damit ließ sie ihn einfach stehen und verließ den Raum. Ihre Hofdamen folgten ihr eilig
 

Lächelnd sah Raoul ihr nach. Anscheinend hatte er für diesmal eine ausreichende Motivation gefunden. Ob er gewinnen würde oder nicht, das würde sich noch zeigen. Diesmal würde er es seinem Gegner allerdings nicht leicht machen.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 19
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Einen Kuss! Er verlangt doch tatsächlich einen Kuss, wofür hält er sich eigentlich?“ Aufgebracht ging Casey im Raum auf und ab. Seinen Hofdamen warf er dabei immer wieder kurze Blicke zu.

„Für einen Mann - einen adligen Mann.“

„Für einen gutaussehenden, adligen Mann. Womit er leider Recht hat.“ Kiana zuckte nur unschuldig mit den Schultern, als sie Caseys wütender Blick traf.
 

„Das müsst ihr ihm schon zugestehen.“

„Ich muss gar nichts, außer meine Ehre zu verteidigen. Und bei Gott, das werde ich! Bestimmt werde ich mich ihm nicht geschlagen geben.“ Nein, er würde ihn schlagen, er musste ihn besiegen. Das war er sich selbst schuldig.
 

„Aber wenn ihr gewinnt, dann habt ihr doch die Wette verloren. Euer Ritter muss doch gewinnen.“

Mikaela warf ihrer Freundin einen kurzen Blick zu und verdrehte die Augen. „Manchmal Kiana, frage ich mich ob du wirklich eine Frau bist. Deine Intelligenz reicht oft nicht weiter als die der Männer. Casey ist sein eigener Ritter. Oder?“

Dabei warf sie ihm einen unsicheren Blick zu.
 

„Natürlich.“ Wer sollte sonst schon sein Ritter sein? Es war zwar nicht geplant, doch warum sollte er nicht noch eine Lüge in sein Gespinst mit einbinden? Es konnte ja nicht schaden und wer sollte es je erfahren?
 

„Das ist erbärmlich.“ Kiana wirkte darüber ernsthaft erschüttert.

„Es ist nichts verwerfliches daran euch eine Affäre mit euch selbst anzudichten, doch wenn ihr auch noch selbst eure Ehre retten müsst, wird die Sache dramatisch. Immerhin gibt es haufenweise Männer am Hofe, die ohne zu fragen Körperteile opfern würden, nur um euch eine Gefälligkeit zu erweisen.“

Casey sah das gar nicht so dramatisch, so gab es am wenigsten Probleme. Kiana hatte ja Recht, es gab genug Männer die ihr Leben für ihn gegeben hätten, nur gab es da einen Haken.
 

„Aber keiner von ihnen ist stark genug, um Raoul zu schlagen.“

„Seid ihr es?“ Mikaela sah ihn interessiert an.

„Verzeiht mir, Prinzessin, doch ihr habt einige Monate gerastet und erst wieder vor kurzem mit dem Training begonnen. Ich weiß darüber natürlich nicht alles, doch könnte das nicht fatal für euch sein?“

So ganz Unrecht hatte Mikaela mit ihrem Einwand nicht, weswegen Casey darauf verzichtete, sie zurecht zu weisen. Er hatte selbst gemerkt, dass er etwas nachgelassen hatte.
 

Da er im Gegensatz zu den anderen Männern keine Muskeln aufbauen durfte, musste er auf andere Eigenschaften setzen. Bei ihm waren das Geschick und Schnelligkeit. Schon oft hatten ihn andere Ritter aufgrund seiner Statur ausgelacht, nur um dann vor Erschöpfung keuchend seine Schläge zu empfangen. Denn solange sie ihm nachsetzten, sparte er seine Kraft auf. Damit war er bis jetzt immer gut gefahren, was er nur seinen Lehrern zu verdanken hatte. Tailor und Valerian hatten ihn wahrlich gut ausgebildet. Man sagte ihm zwar nach wie eine Frau zu kämpfen, doch das berührte Casey nicht, schließlich sollte man ihn ja auch als solche ansehen.
 

„Ich werde ihn besiegen, wie ich es immer getan habe.“

„War das nicht Valerian?“ Kiana sah ihre Freundin fragend an.

Mikaela schüttelte daraufhin nur seufzend den Kopf. Ihre Augen wanden sich hilfesuchend gen Himmel.
 

Casey hatte sich wieder soweit beruhigt um nicht darauf anzuspringen. „Ja, aber ich habe gegen Valerian gekämpft und das eine Runde später, als Raoul es jemals geschafft hat.“

Als Kiana etwas sagen wollte, hob Mikaela nur mahnend einen Finger. „Sag jetzt nichts, Kiana. Das Schachspiel scheint deinen Vorrat an Verstand für heute aufgebraucht zu haben.“

Beleidigt schloss Kiana den Mund, wobei sie Mikaela allerdings seinen wütenden Blick zuwarf.
 

Casey konnte Mikaela verstehen. Sie fürchtete seine Wut, doch komischerweise hatte er sich wieder beruhigt. Ja, er fühlte sich sogar unglaublich ruhig, so wie vor einen Kampf. Er war sich sicher, dass er Raoul besiegen konnte, er musste es einfach. Denn einen Kuss würde dieser niemals von ihm bekommen, das schwor sich Casey.
 

Er atmete noch einmal tief durch, bevor er die Treppe hinunter in den Saal ging. Seine Hand lag in der seines Vaters, der zufrieden auf die Ansammlung von Adligen sah.

Das war seine letzte Amtshandlung als Prinzessin. Der Eröffnungsball vor den Turnier, bei diesem war seine Anwesenheit leider Pflicht. In den letzten Tagen waren immer mehr Adelige und auch niedrigere Kämpfer angekommen.
 

Es stand immerhin jedem frei, an diesem Turnier teilzunehmen, die Spreu trennte sich ja ohnehin rasch vom Weizen. Diesmal überraschte die Anzahl der Kämpfer allerdings nicht nur ihn. Wenn er auch wusste, weswegen jeder Einzelne von ihnen hier war. Jeder von ihnen lechzte nach seiner Hand und dem dazugehörigen Reich. Sie wollten ihn mit ihren kämpferischen Fähigkeiten beeindrucken. Zu Schade aber auch, dass sich die Prinzessin nichts daraus machte, denn als Kämpfer waren sie seine Feinde. Noch waren das nicht alle, es gab sicher noch Nachzügler, die erst am Vortag des ersten Wettkampfes anreisten. Wenn er könnte, würde er sich diesen Ball auch ersparen.
 

Gelangweilt hörte er den Worten seines Vaters zu, der wie jedes Jahr die Gäste begrüßte. Er fragte sich, wie vielen von ihnen wohl auffiel, dass er jedes Jahr fast die gleichen Worte benutzte? Einigen, wie er an den Gesichtern erkennen konnte.
 

Nachdem sein Vater pflichtschuldig seine gewohnte Rede beendet hatte, ergriff er wieder Caseys Hand und führte ihn den Rest der Treppe hinunter. Dort geleitete er ihn bis zu dem Stuhl neben seinem Thron, auf dem er Platz nahm.

Auch Casey setzte sich auf dem ihm zugewiesen Platz neben seinem Vater. Wie er das hasste, so auf dem Präsentierteller zu sitzen. Früher hatte ihn Valerian meistens schon nach einigen Minuten davon erlöst, indem er ihn um einen Tanz bat. Heute würde leider kein Ritter zu seiner Rettung eilen. Natürlich starrte ihn jeder an und schätzte seine Möglichkeiten ab, doch niemand wagte es, ihn um einen Tanz zu bitten. Nicht in Gegenwart seines Vater, so musste er wohl oder übel die Blicke ertragen.
 

Seine Augen glitten über die Menge und betrachteten die Anwesenden. Viele kannte er bereits und wusste um ihre Stärken und Schwächen, doch die Neulinge könnten ihm Probleme bereiten.
 

Casey verdrehte die Augen als er sah, wer heute ebenfalls hier anwesend war. Natürlich, es konnte gar nicht anders sein. Als Adliger musste er hier anwesend sein und seine Beziehungen pflegen. Das Lächeln, das Raoul auf den Lippen hatte, gefiel ihm allerdings überhaupt nicht; schon gar nicht, wenn er damit seine Position ansteuerte. Er würde doch nicht… obwohl; bei seinem Status könnte er - und unverschämt genug war er auch dafür.
 

Vor ihren Plätzen blieb er stehen und verbeugte sich tief. „Majestät. Prinzessin.“

Mit einem Lächeln, das man nun schon als unverschämt werten konnte, sah Raoul ihn an. Allerdings verkniff sich Casey eine Antwort. Das war kein Gespräch, das ihn etwas anging.
 

„Lord Trelain. Ich hoffe, ihr genießt das Fest.“ Die Stimme seines Vaters war zwar kalt, doch er blieb durchaus höflich.

Casey ahnte schon, worauf das hinauslief. Nun, da er keinen Verlobten mehr hatte, oblag es seinem Vater zu entscheiden wer würdig war, einen Tanz mit ihm zu absolvieren. Gerade aus diesem Grund sprach ihn auch kein Mann an, da es nicht seine Angelegenheit war, ob er wollte oder nicht. Hier entschied alleine der Wille des Königs. Hoffentlich war er bei diesem Thema seiner Meinung, was kein Problem darstellen sollte, wenn sein Vater seine Meinung nicht total ins Gegenteil gedreht hatte.
 

„Es ist wirklich ein vortreffliches Fest. Auch wenn uns der gewohnte Glanz in unserer Mitte fehlt. Würdet ihr mir aus diesem Grund erlauben, einen Tanz mit der Prinzessin zu erbeten?“

Es war ja durchaus geschickt, wie er ihn so unterschwellig beleidigte. Casey warf seinem Vater einen beschwörenden Blick zu. Das konnte er ihm doch nicht durchgehen lassen!
 

Sein Vater allerdings würdigte ihn keines Blickes, sondern musterte den Mann vor sich eindringlich. „Ich denke, dass ich euch diese Bitte gewähren kann.“

Ja, war er denn von allen guten Geistern verlassen, das konnte doch nicht sein Ernst sein? Zuerst machte er ihm in aller Frühe eine Szene wegen eines Tanzes und nun erlaubte er ihm diesen? Wo war darin eine Logik erkennbar?
 

Er verbat es sich allerdings, seine Entrüstung zu zeigen und stand abrupt auf. Seinem Vater noch einen tödlichen Blick zuwerfend, ergriff er Raouls dargebotene Hand. Wie es die Höflichkeit verlangte, beschränkte er sich dabei allerdings nur auf die nötigsten Berührungen.
 

„Ihr wisst, dass mein Vater das nur zulässt, damit andere Kandidaten auch den Mut aufbringen, mit mir zu tanzen.“

Raoul nickte. „Ja das ist mir durchaus bewusst. So abweisend wie ihr auf eurem Thron sitzt, würde ich euch an deren Stelle auch nicht anreden.“

„Ich bin nicht abweisend!“ Casey starrte seinen Gegenüber wütend an.

„Natürlich nicht. Wahrscheinlich macht ihr das nur, um interessanter zu wirken.“ Raoul lächelte spöttisch und stellte sich ihm gegenüber auf.
 

„Ihr werdet mir doch heute nicht auch wieder auf die Füße treten, oder?“

Ehrlich gesagt hatte er ernsthaft darüber nachgedacht und die Idee schon wieder fallengelassen. Doch nun musste er es schon alleine aus Trotz machen. Er schenkte seinem Widersacher ein freundliches Lächeln. „Wenn es vorkommt wisst ihr auf jeden Fall, dass es nicht unabsichtlich passierte.“

Damit nahm auch er die Tanzposition ein und bewegte sich zur Musik.
 

Das hier war ein Spiel, das man zu Zweit spielen konnte und Casey fing gerade erst an, die Regeln festzulegen. Diese Einladung zum Tanz würde Raoul noch bereuen, zumindest dafür musste er sorgen.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 20
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Geschickt wich Raoul den Tritten seiner Tanzpartnerin aus. „Also ich muss sagen, Prinzessin, eure Tanzkünste haben sich nicht sonderlich verbessert.“

Sie schenkte ihm daraufhin nur ein unschuldiges Lächeln. „Mir fehlt es einfach an Übungspartnern. Aber wenn ihr euch so um meine Fortschritte sorgt, warum stellt ihr euch dann nicht zur Verfügung?“

Raoul rang sich zu einem Lächeln durch. Soweit kam es noch, dass er mit ihr Übungsstunden einlegte. Er hatte wahrlich besseres zu tun und sie schien in diesem Gebiet absolut talentfrei zu sein. Entweder das, oder sie machte das mit Absicht, wobei er bei ihr eher zur zweiten Möglichkeit tendierte.
 

„Tut mir leid, als Lehrer eigne ich mich nicht. Vor allem, da ich denke, dass sogar meine Fertigkeiten bei euch versagen würden.“

Im nächsten Moment biss er die Zähne zusammen, um einen Schmerzenslaut zu unterdrücken. Dieses Biest hatte ihm doch tatsächlich gegen das Schienbein getreten! Langsam artete der Kampf zwischen ihnen zu einem Krieg aus und eigentlich wollte er Casey eine Niederlage ersparen. Als wohlerzogener Edelmann war er ihr das schuldig. Eine Frau konnte niemals gegen einen Mann gewinnen, nicht einmal eine Prinzessin.
 

„Was macht eigentlich euer Ritter? Ist er schon angekommen?“

„Nein, aber er wird kommen, dessen könnt ihr euch sicher sein.“ Casey lächelte zufrieden.

„Euren Preis werdet ihr niemals bekommen.“

„Vielleicht sollte ich ihn mir jetzt gleich nehmen. Das Ergebnis steht doch ohnehin schon fest.“ Damit ergriff er Casey an der Hüfte und zog sie näher zu sich.
 

„Wagt es und ihr werdet der erste Mann sein, der in der Öffentlichkeit eine königliche Ohrfeige bekommt.“ Das Funkeln in Caseys Augen machte klar, das dies keine leere Drohung war.

Lächelnd lockerte er den Griff um ihre Hüfte. Auch wenn die Nähe durchaus einladend gewesen war, so sollte er sie nicht provozieren. So emotional wie Frauen oft reagierten, konnte es durchaus sein, dass sie ihre Drohung wahr machte und das wollte er sich wirklich ersparen.
 

„Da braucht ihr keine Sorge haben, es ist ja nicht so, dass ich auf meinen Preis sehr viel Wert lege.“

„Warum verlangt ihr ihn dann?“ Nun blitzte doch ein Anflug von Neugier in Caseys grünen Augen auf.

Nun war es an ihm, unschuldig zu lächelnd.
 

„Weil es das Einzige ist was, ihr mir niemals freiwillig geben würdet. Außerdem würde euch so eine Niederlage vielleicht zu etwas mehr Demut verhelfen.“

„Als ob ich unterliegen würde.“ Entrüstet hatte sie sich aus seinem Griff befreit und starrte ihn hasserfüllt an.
 

Wahrscheinlich würde sie sich nun einen anderen Tanzpartner suchen. Sie floh meistens, wenn sie keine Antwort mehr wusste. Umso erstaunter war er, als sie wieder an ihn herantrat und seine Arme wieder an ihren Körper legte. „Ihr überrascht mich, Prinzessin. Ergreift ihr heute gar nicht die Flucht?“

Bei ihrer Antwort würdigte sie ihn keines Blickes. „Mein Vater hat euch zu meinem Tanzpartner erwählt. Ich stelle seine Wahl nicht in Frage.“
 

Was für eine pflichtbewusste Tochter. Raoul schenkte ihr einen sarkastischen Blick. Als er jedoch eine dementsprechende Antwort geben wollte, sprach sie einfach weiter.

„Er konnte immerhin nicht wissen, dass sich hinter eurer makellosen Fassade ein verdorbener Charakter verbirgt.“

„Unterstellt ihr mir etwa Scheinheiligkeit?“ Gespielt betroffen sah er sie an.

„Nicht euch, eurer Familie. Das scheint erblich zu sein.“
 

Das war nun ein Schritt zu weit. Es machte ihm ja nichts aus, wenn sie auf ihn losging, doch sollte sie seine Familie aus dem Spiel lassen. Diese Sache war etwas zwischen ihm und ihr und niemanden sonst. Ja, seine Familie war ehrgeizig und heutzutage war das nicht unbedingt eine Tugend, doch das hieß nicht, dass sie schlechte Menschen waren. Auch wenn er seinem Vater einiges zutraute, so doch nichts kriminelles.
 

„Ich habe nichts dagegen, wenn dieses Spiel zwischen uns so weitergeht. Aber beschränkt euch dabei doch bitte auch auf unsere Personen.“

Sie sah ihn überrascht an. „Spiel? Ihr verkennt den Ernst der Situation, Lord Trelain. Für mich ist dies kein Spiel. Alles was ich sagte war mein Ernst, von Anfang an. Ich mag weder euch, noch eure Familie. Ich halte die Familie Trelain für Mörder. Mörder meiner Familie und meines Verlobten. So, nun ist dieser Tanz beendet.“

Damit löste sie sich von ihm und entfernte sich einige Schritte von ihm, bevor sie sich einem anderen Tanzpartner zuwand.
 

Erschüttert starrte er sie an. Damit hatte er nicht gerechnet, wie konnte sie ihm so etwas unterstellen? Vor allem, wie konnte sie sich dann einfach abwenden, sie glaubte doch wohl nicht, dass er das auf sich sitzen lies!
 

Mit einigen Schritten war er bei dem tanzenden Paar und packte ihre Hand. Dabei wand er sich an ihren Tanzpartner. „Wenn ihr entschuldigt. Die Prinzessin und ich haben noch ein Gespräch offen.“

Mit diesen Worten zog er sie einfach mit sich.
 

Casey allerdings schien nicht gewillt, das wehrlos über sich ergehen zu lassen. Sie stemmte sich gegen seinen Griff und versuchte seine Finger um ihr Handgelenk zu lösen. „Was fällt euch ein? Lasst mich los.“

Raoul hingegen lies ihre Gegenwehr unbeeindruckt. „Denkt an eure Haltung, Prinzessin. Was sollen eure Gäste denken?“

„Dass ihr ein unverschämter Rüpel seid, der Frauen seinen Willen aufzwingt.“

Er wand sich zu ihr um. „Zwingt mich nicht, euch wie einen Sack Mehl aus dem Saal zu tragen.“

Ihre Augen weiteten sich empört. „Das wagt ihr nicht.“

„Wollt ihr es ausprobieren?“ Er meinte seine Worte durchaus ernst. Wenn ihm auch klar war, dass ihn die Wachen in diesem Fall nie aus dem Saal lassen würden.
 

Allerdings schienen seine Worte zu fruchten, da Casey einen Blick um sich warf und sich daraufhin straffte. Mit erhobenen Kopf folgte sie ihm, die interessierten Blicke der Umstehenden beachtete sie dabei nicht.

Raoul führte sie so unbehelligt aus dem Saal und blieb erst stehen, als sie den Garten erreicht hatten. Hier waren genug Plätze, um ungestört zu reden und jedem, der sich derzeit hier aufhielt, lag nichts daran gesehen zu werden. „Also, was fällt euch ein, mich derart zu denunzieren?“
 

Casey legte sich in gespielter Unschuld eine Hand auf die Brust. „Denunzieren, ich? Ihr scheint da etwas zu verwechseln. Ich habe nur Tatsachen dargelegt, die jeder kennt und sich doch nicht traut, sie auszusprechen.“

„Wie kommt ihr nur darauf?“ Raoul verstand nicht, wie sie auf eine solche Idee kam. Ihre Familien verstanden sich nicht, das stimmte, aber sie hatten gelernt, nebeneinander zu existieren. Man musste doch nicht den Krieg von früheren Generationen weiterführen.
 

„Habt ihr dafür eigentlich Beweise?“ Bestimmt nicht, denn wenn es Beweise dafür gäbe, würden sie sich nun nicht miteinander unterhalten. Für Hochverrat gab es nur eine Strafe.

„Fünf tote Geschwister und ein verstorbener Verlobter sprechen doch für sich, meint ihr nicht?“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte ihn wütend an. Casey ließ keinen Zweifel daran, wen sie dafür verantwortlich machte.
 

Raoul sah sie verwirrt an. Wie konnte sie so wütend über etwas sein, das vor ihrer Geburt passiert war? Wie kam sie eigentlich nun dazu, so alte Geschichten wieder auszugraben? Er selbst war damals noch ein Baby gewesen, immerhin war er nur zwei Jahre älter als Casey, doch es konnte ihnen nichts nachgewiesen werden. Das hatte seine Mutter ihm immer erzählt, wenn er danach fragte, warum ihn einige Erwachsene so verachtungsvoll ansahen.
 

„Das waren alles Unfälle.“

„Unfälle!“ Die Blondhaarige sprach dieses Wort so angewidert aus, als konnte sie nicht glauben, das gehört zu haben.

„Ein Unfall ist ein Unfall, zwei Unfälle sind Pech, drei eine Tragödie. Vier sind Mord und sieben sind strategische Attentate. Also kommt mir nicht mit euren Lügen.“

Es war sinnlos, sie hörte ja sowieso nur das, was sie hören wollte. Wie alle Frauen eben. „Welchen Vorteil hätten wir denn davon?“

„Eine Krone mit den dazugehörigen Privilegien. Der gleiche Grund, weswegen ihr euch nun so um mich bemüht.“ Herabschätzend sah sie ihn an.
 

„Ich habe kein Verlangen nach der Krone.“

„Gut, ihr werdet auch nie König werden. Nicht solange ich lebe!“ Casey sah ihn kurz an und lächelte dann hinterhältig.

„Aber wenn ihr wirklich kein Verlangen nach der Krone habt, könnt ihr ja öffentlich darauf verzichten. Dann würde ich euch sogar glauben.“

„Das kann ich nicht.“ Sein Vater würde ihn enterben, wenn nicht sogar umbringen. Auch wenn er keine Lust hatte, die Krone für sich zu beanspruchen, sein Vater gierte danach. Und solange er ihn in Ruhe ließ, würde er sein Spiel mitspielen. Im Endeffekt machte er sowieso nur das, was er wollte.
 

„Das dachte ich mir.“

Ihm gefiel ihre überhebliche Mine überhaupt nicht. Nur weil er des lieben Friedenswillen nicht auf ihre Forderungen einging, war er doch jemand, der zu seinen Worten stand. Das ließ er sich von ihr nicht in den Dreck ziehen. „Glaubt mir, Prinzessin, ich habe kein Verlangen nach der Krone. Denn dann wäre ich gezwungen, euch zu ehelichen und dieses Opfer wäre kein Land dieser Welt wert.“

Zufrieden sah er, wie sie ihn einen Moment mit offenen Mund anstarrte, bevor sie ihre Gefühle wieder unter Kontrolle brachte. Das war wohl der geeignete Moment für seinen Abgang. Warum sollte dieses Vorrecht nur ihr gehören?
 

„Ich schätze, dass ihr selbst wieder in den Ballsaal zurückfindet. Auf mich wartet noch eine andere Verabredung.“

Damit wand er sich um und ließ sie stehen, bevor ihr eine Erwiderung einfiel. Zwar hatte er keine Verabredung, doch eine willige Dame fand sich schnell. Er hatte nicht gelogen als er behauptet hatte, dass viele Frauen ihn gerne als ihren Ritter sehen würden.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 21
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Es war wirklich erstaunlich, was innerhalb von wenigen Tagen aus der Wiese vor dem Schloss geworden war. Mit den vielen Zelten wirkte es eher wie ein Jahrmarkt, die Gerüche die von manchen Orten ausstrahlten, glichen ebenfalls diesen.
 

Casey hielt sich kurz eine Hand vor die Nase, um den penetranten Geruch von Urin etwas zu mildern. Es gab einen Ort dafür, warum mussten Männer eigentlich immer dorthin pinkeln, wo sie gerade standen? Jeder Besucher des Schlosses musste das dann die nächsten Wochen ertragen, ein toller erster Eindruck ihres Landes.
 

Sein Pferd wendend, sah er sich nach einem geeigneten Lagerplatz um.

„Es sind ziemlich viele Bewerber dieses Jahr angereist, nicht wahr?“ Trevor, der Hauptmann seiner Söldnertruppe, lenkte sein Pferd neben Caseys.

„Heuer glauben auch alle einen ganz besonderen Preis zu ergattern.“ Das zeigte nur, wie weit die Intelligenz mancher Teilnehmer hier reichte. Wieso sollte sich eine Frau, die diesem Ereignis hier keine Bedeutung beimaß, sich für den Sieger interessieren?
 

Trevor lachte rau. „Ach ja die Prinzessin. Ich habe gehört, sie soll eine außerordentliche Schönheit sein. Vielleicht kann man ja einen Blick auf sie erhaschen.“

„Das glaube ich nicht.“ Ohne auf den fragenden Blick des Mannes zu achten, streckte Casey die Hand aus.

„Dort werden wir lagern.“ Er hatte eine freie Stelle zwischen zwei Zelten entdeckt. Zwar lag es am äußersten Rand des Lagers, doch bei seiner Ankunftszeit konnte er nichts besseres erwarten. Außerdem kannte er seine beiden Nachbarn gut, von ihnen hatte er keine Gefahr zu erwarten.
 

„Baut die Zelte auf, ich werde mich indessen umsehen.“ Er stieg ab und reichte Trevor die Zügel seines Pferdes. Bei dem Aufbau der Zelte wäre er sowieso keine große Hilfe, eher das Gegenteil. Für einen Ritter war das auch nicht gerade eine angemessene Arbeit.
 

Er bewegte sich durch das Lager und versuchte anhand der Schilde zu erkennen, welche Ritter sich hier eingefunden hatten. Trevor hatte Recht, es waren viel mehr als sonst, so viele, dass er gar nicht alle kannte.

Überall herrschte große Geschäftigkeit. Knappen erledigten die letzten Aufgaben, bevor morgen das Turnier seinen Anfang nahm, Ritter begrüßten sich untereinander oder trainieren, Damen flanierten in Gruppen zwischen den Zelten umher und zogen jeden gutaussehenden Ritter mit ihren Blicken förmlich aus.
 

Eine Sache, die ihm sicher nicht passieren würde. Casey war zwar gut gebaut, doch viel zu schmal, um die perfekten Maße eines Ritters zu erreichen. Wenn das niemanden abschreckte, dann die Maske, die er trug. Es war zwar nur ein Teil seines Gesichtes den man nicht sah, doch das reichte für wildeste Spekulationen. Die Gerüchte reichten von Verbrennungen über Kriegsverletzungen, bis hin zu angeborenen Entstellungen. Was das anging, waren Menschen wirklich sehr erfindungsreich.
 

Plötzlich legte sich ein Arm um seinen Hals und er fand sich in einem Schwitzkasten wieder. „Was?“

„Du bist noch immer so schmal wie früher. Ich habs dir letztes Jahr schon gesagt, du solltest mehr trainieren.“ Die Stimme hinter ihm klang belustigt.

„Für dich reicht es immer noch.“ Casey wartete geduldig ab, bis sich der Arm um seinen Hals wieder zurückzog. Er kannte dessen Besitzer gut, einer der wenigen bei dem es ihm leid tat, ihn anlügen zu müssen. So wie er selbst in dieser Verkleidung nur einmal in Erscheinung trat, so tauchte dieser Ritter jedes Jahr nur zum Turnier auf.
 

Sobald er wieder frei war, wand sich Casey um und lächelte, was man sehen konnte, da die Maske nur bis unter die Nase reichte. „Beron, lange nicht gesehen.“

„Einmal im Jahr, was?“ Der Größere lächelte ebenfalls.
 

Wenn man sie zusammen sah, musste man automatisch an die totalen Gegensätze denken. Beron war zwar ebenfalls blond, doch vom Körperbau konnten sie nicht verschiedener sein. Der um drei Jahre Ältere war ein Berg von einem Mann, bei dem man sehen konnte, dass jeder Muskel perfekt trainiert war. Auch war er um einen Kopf größer, was es Casey immer erschwerte, ihm in die Augen zu sehen. Beim Turnier war er ein gefährlicher Gegner, doch bis jetzt hatte ihn Casey immer besiegen können. Trotz seiner Kraft war er nicht besonders schnell. Auch wenn er in der Arena sein Gegner war, so war er hier im Lager sein einziger Freund. Zumindest der Einzige, den er näher kennen wollte.
 

„Was macht die Familie?“

Beron verzog gequält das Gesicht. „Die Kleinen entwickeln sich. Wenn du jemals Kinder bekommst, solltest du dafür sorgen, dass sie nie Laufen lernen.“

Casey konnte sich ein schadenfrohes Lächeln nicht verkneifen. Auch wenn Beron nicht sehr viel älter als er war, besaß er schon Frau und Kinder, Zwillinge um genau zu sein. Das war vielleicht ein Grund dafür, warum er die Hälfte des Jahres durch das Land zog und seine Dienste als Ritter anbot. Dabei hatte Casey aus seinen Erzählungen entnommen, dass er die Grafschaft seines Vaters übernommen hatte. Nun, das war nicht seine Angelegenheit.
 

„Ich werde deinen Rat beherzigen.“

Aufmerksam sah er sich um. „Es sind viele Leute hier, nicht?“

„Ja. Wobei die meisten nicht einmal der Rede wert sind. Mehr als Schild und Schwert besitzen die nicht. Wo wir schon beim Thema sind, wo lagerst du?“

„Ähm.“ Für einen Moment überrumpelte Casey diese Frage. Dann wies er in die Richtung, in der er seine Männer zurückgelassen hatte.

„Am Rande des Lagers. Meine Männer bauen gerade die Zelte auf.“

„Am Rand?“ Beron sah ihn kopfschüttelnd an.

„Das kommt doch gar nicht in Frage. Du bekommst einen Platz neben meinem Zelt, keine Frage!“ Dabei wand er sich um und gab einem Jungen, der bis jetzt stumm hinter ihm gewartet hatte, ein Zeichen. Daraufhin wand dieser sich um und lief los.
 

„Das geht doch nicht. Neben dir hat sicher schon jemand seinen Lagerplatz aufgeschlagen.“ Es war Casey unangenehm, zuviel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Wenn er nun als Nachzügler einen anderen Ritter vertrieb, würde das auf jeden Fall Ärger geben.
 

Beron machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ja, irgend so ein dritter Sohn eines Grafen, völlig unbedeutend. Du aber bist mit der Krone verwandt, eigentlich sollte dein Zelt noch weiter vorne stehen. Zwischen Lord Kale und Lord Trelains Zelt, wenn du mich fragst.“

„Das muss nicht sein.“ Casey wand kurz den Blick ab. Lord Kale war ein Bruder seiner Mutter, da war die Chance hoch, dass dieser ihn erkannte. Obwohl bei seinem Alter war es ziemlich wahrscheinlich, dass sein Sohn schon an seiner statt kam. Ein durch und durch verzogener Bengel, auf dessen Gesellschaft Casey gerne verzichtete. Als sie noch Kinder waren hatte er ihn ständig ausgelacht, weil er sich als Junge ja so überlegen gefühlt hatte. Tja, das hatte sich geändert als dieses angebliche Mädchen ihn mit einem Besenstiel verprügelt hatte. Diese Erinnerung ließ Casey selbst nach so langer Zeit noch lächeln.
 

Und Lord Trelain, nun um dieses Thema anzuschneiden war es noch etwas zu früh. Allerdings hatte Casey kein einziges seiner Worte vergessen und noch bevor dieses Turnier zu Ende war, würde er jedes Einzelne bereuen. Das hatte sich der Blondhaarige geschworen.
 

„Es ist nur schade, dass Valerian nicht mehr dabei ist. Ich hab davon gehört, es ist eine Schande, dass ein so guter Kämpfer so sterben musste.“ Beron seufzte bedauernd.

Die Augen schließend, wartete Casey einige Momente mit seiner Antwort. Nun war er Lord Jale, nicht Casey, die Prinzessin dieses Landes. Als diese konnte er emotional reagieren, doch Lord Jale war nur leicht mit Valerian befreundet gewesen.
 

„Er wird mir im Finale fehlen.“

Beron knuffte ihn amüsiert in die Seite. „Glaubst du etwa, du erreichst das Finale? Dafür musst du erst einmal an mir vorbei.“

Grinsend sah er den Größeren an. „So wie jedes Jahr?“

„Dieses Jahr sicher nicht, ich habe inzwischen trainiert.“ Er hob seinen Arm und winkelte seinen Arm ab, so das man die Muskeln auf seinen Oberarmen sehen konnte.

Casey ließ sich nicht davon beeindrucken. Klar es sah gut aus und er beneidete ihn ein wenig darum, doch besiegt hatte er ihn deswegen auch noch nie. Belustigt sah er ihn an. „So wie jedes Jahr?“

„Wenn ich könnte, würde ich dir nun eine verpassen. Allerdings sonne ich mich gerade in dem Moment.“

Verwirrt sah der Jüngere seinen Freund an, bevor er dessen Blick folgte. Einige Mädchen standen etwas entfernt und sahen ihn verträumt an. Etwas, das Beron eindeutig gefiel.
 

„Solltest du dir das nicht für deine Frau aufheben?“

„Ist sie hier?“ Trotzdem ließ Beron den Arm sinken. Er sah Casey einen Moment lang an, bevor er ihn schmerzhaft in die Seite schlug.

Der Blondhaarige keuchte und hielt sich die Seite. Sein Freund war wirklich stark, eine Schlägerei würde er sicher nie mit ihm anfangen.
 

„Wofür war denn das?“

„Für deine Bemerkung über mein Training. Außerdem fühle ich mich nun besser.“ Lächelnd ging Beron einfach weiter.

Casey folgte ihm, sein Blick glitt dabei immer über einige der Schilder vor den Zelten.

„Was hältst du von ein paar Kelchen Wein? Ich hab einen in meinem Zelt, dort können wir uns die Zeit vertreiben, bis deine Männer fertig sind.“ Bei diesem Vorschlag wand sich Beron nicht einmal zu ihm um.
 

„Klar, da kannst du mir auch gleich von deinen neuesten Heldentaten erzählen.“ Casey wusste, dass Beron dieses Angebot nur aus diesem Grund gemacht hatte. Manchmal war er wie ein kleines Kind und es gefiel ihm, von seinen Abenteuern erzählen. Casey hörte ihm auch gerne zu, da er seine Reisen immer so stark ausschmückte, dass es sich wie die Geschichte eines Märchenerzählers anhörte. Besser konnte man diesen Tag eigentlich nicht verbringen. Ab morgen würde er sich dann auf seine Rache konzentrieren.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 22
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Raoul war gerade dabei sein Pferd zu versorgen, das war eine Aufgabe, die er gerne selbst erledigte. Dieses wusste seine Mühe wenigstens zu schätzen.

„Lord Trelain, wie schön, euch dieses Jahr auch wieder zu sehen.“

Raoul schloss bedauernd die Augen, bevor er sich zu dem Sprecher umwand. „Lord Kale, was für ein Vergnügen.“

Gott, warum musste dieser aufgeblasene Bengel unbedingt ihn ansprechen? Wahrscheinlich, weil sonst keiner mit ihm reden wollte. Er auch nicht, doch scheinbar hatte er keine andere Wahl.
 

„Ihr tretet dieses Jahr auch wieder an? Habt ihr es nicht satt, immer nur Dritter zu sein?“

Dieser kleine, verzogene Bengel. War selbst noch nie angetreten, maß sich aber an, ihn zu beleidigen. Raoul hoffte, dass er derjenige sein durfte, der ihm beim Turnier gegenüberstand. Dann würde er ihm zeigen, wie sehr ein letzter Platz schmerzte. Trotzdem zwang sich Raoul zu einem gelassenen Lächeln. „Dieses Jahr ist Valerian nicht dabei und Lord Jale habe ich auch noch nicht gesehen.“

So gesehen standen seine Chancen zu gewinnen nicht einmal so schlecht.
 

„Ach ja, Valerian. Bedauerlich.“ Die Stimme des Anderen ließ jegliches Mitgefühl vermissen und er machte nur eine wegwerfende Handbewegung.

Casey würde diese Haltung bestimmt nicht gefallen und auch ihn störte es. Man konnte Mitgefühl wenigstens überzeugend heucheln, selbst wenn es einen nicht selbst betraf. So etwas verlangte der Anstand.
 

Lord Kale legte einen Finger an die Wange. „Aber Lord Jale habe ich schon gesehen.“

„Wirklich?“ Raoul fehlte jegliches Interesse, was diese Sache anging. Es war nur ein weiterer Gegner auf dem Weg zu seinem Gewinn und damit meinte er nicht das Gold. Ihm war es egal, wer der Ritter von Casey war, am Ende würde er alle besiegen.
 

Der Andere nickte nur zustimmend. „Eine Schande, dass dieses Jahr das Lanzenstechen abgesagt wurde. Das war die Königsdisziplin.“

„Ja, wirklich.“ Raoul hatte schon gemerkt, dass es bei solchen Leuten, wie Lord Kale einer war, das einfachste war, immer zuzustimmen. So wurde man sie leichter los, da sie im Grunde sowieso nur sich selbst reden hören wollten. Ihm war das ziemlich egal. In seinen Augen war dieses Turnier sowieso schon ein Relikt der Vergangenheit, ebenso wie diese so genannten Ritter. Eine barbarische Disziplin mehr oder weniger spielte da keine Rolle mehr, das Volk ließ sich auch mit weniger zufrieden stellen. Die Disziplin bei der sowieso alle mitmachten war der Schwertkampf.
 

„Wie geht es eigentlich der Prinzessin? Ich wollte ihr meine Aufwartung machen, doch ihre Hofdamen meinten, sie sei unpässlich.“ Lord Kale sah bei diesen Worten regelrecht empört aus.

Tja, Raoul konnte sich gleich einige Gründe denken, warum sie diese Begegnung scheute. „Die Prinzessin befällt jedes Jahr zur gleichen Zeit diese Unpässlichkeit. Wirklich tragisch, da ihr so die Freuden dieses Turniers entgehen.“

Vor allem dieses Jahr würde er gerne ihr Gesicht sehen, wenn er zum Sieger erklärt wurde.
 

„Bedauerlich, allerdings bin ich ganz froh, sie nicht zu sehen.“

Raoul musste sich ein Lächeln verkneifen. Ja, auch er wusste von der Geschichte mit ihm und einem Besenstiel, wer nicht? Diese Geschichte hatte die männlichen Sprösslinge für Jahre amüsiert. Kein Wunder, dass der junge Lord Kale den Hof für Jahre gemieden hatte.
 

„Lord Trelain. Mein Herr würde euch gerne zu einigen Krügen Wein einladen.“ Ein Junge sah ihn fragend an. Seine Kleidung trug die Insignien eines, mit ihm befreundeten, Herzogs.

Diesen Jungen schickte der Himmel. Lächelnd sah Raoul den Jungen an. „Ich würde ihm gerne Gesellschaft leisten.“

Nur kurz wand er sich seinem Gesprächspartner zu. „Wenn ihr mich entschuldigt, die Pflicht ruft.“

„Natürlich. Ich verstehe.“

Man konnte dem Gesicht des Anderen ansehen, dass er es nicht tat, doch darauf nahm Raoul keine Rücksicht. Er deutete dem Jungen an ihn zu führen und ließ den Anderen stehen. Hoffentlich war das die letzte Unterhaltung mit seinem fernen Verwandten für dieses Turnier. Öfter wollte der dessen Konversationsfähigkeit wirklich nicht genießen. Da vermisste er ja beinnahe die Gespräche mit Casey, diese waren wenigstens erheiternd.
 

Verschlafen öffneten sich grüne Augen, nur um sich gleich darauf wieder zu schließen. In seinem Kopf rebellierte alles. Der Wein des Älteren war doch etwas stärker gewesen als dieser versichert hatte.

Stöhnend setzte sich Casey auf. „Cain!“

Schon alleine die Lautstärke seiner eigenen Worte verursachte ihm Kopfschmerzen.
 

Ein braunhaariger Junge trat durch die Plane in das Zelt. „Ja?“

„Such deinen Bruder und sag ihm, ich benötige eines der Mittel der Prinzessin. Beeile dich.“ Damit machte er eine scheuchende Handbewegung.

Sofort verließ Cain das Zelt.
 

Casey nutzte die Zeit, um sich richtig aufzusetzen und seine Beine wenigstens aus dem Bett zu bringen. Warum hörte er eigentlich nie auf seinen Verstand, wenn dieser ihm diskret mitteilte, dass es genug war? Aber es war ein nettes Gespräch gewesen. Ein Wort folgte dem Andern und ehe man es merkte, waren schon einige Becher geleert. Dabei war heute ein wichtiger Tag, allerdings wusste Casey, dass dies nicht Berons Absicht gewesen war. Ihm lagen solche faulen Tricks nicht.
 

„Oh nein, nicht schon wieder.“

Licht fiel in das Zelt und blendete Casey, als Kiana eintrat.

Seufzend stellte sie eine Kiste auf den Tisch und sah ihn tadelnd an. „Es ist noch nicht einmal ein Tag vergangen und ihr habt schon den ersten Kater. Schön und gut ein Mann zu sein, doch übertreibt ihr es nicht etwas?“

„Kiana, mein Kopf schmerzt auch schon ohne, dass du deiner Entrüstung kund tust.“ Wie um seine Worte zu bestätigen, legte er eine Hand an seinen Kopf.
 

„Es würde euch ja Recht geschehen, wenn ihr heute gleich ausscheidet. Solch ein Verhalten gehört sich nicht einmal für einen Prinzen.“ Sie begann, einige kleine Fläschchen aus der Kiste auszusortieren.
 

Casey überraschte das Verhalten seiner sonst so leichtfertigen Freundin nicht. Wenn es um das Thema Alkohol und dessen übermäßigen Konsum ging, verstand sie keinen Spaß. Soweit er mitbekommen hatte, hing das mit ihrer Mutter zusammen. Allerdings hatte sie ein Thema angesprochen, bei dem er keinen Spaß verstand.
 

„Das solltest du besser nicht hoffen, denn wenn das passiert, werdet ihr es sein, die unter meiner Stimmung leiden müsst. Ich werde Raoul ganz bestimmt nicht küssen.“

Nicht in diesem Leben und auch nicht in den darauf folgenden. Lieber würde er einen Ziegenhirten küssen als ihn.
 

Kiana schüttelte missbilligend den Kopf. „Ich verstehe euch nicht. Er ist doch ein gutaussehender Mann. Es gibt Massen von adligen Mädchen die alles dafür tun würden, nur um dieses Versprechen von ihm zu bekommen.“

„Dann soll er die küssen. Ich bin ein Mann kein Mädchen, Kiana, gerade du solltest das wissen.“ Casey stand auf und ging zu ihr, um einen Blick in die Schüssel zu werfen. Inzwischen hatte Kiana schon alle Zutaten zusammengemischt, wie er erkannte.
 

„Lord Kale hat sich nach euch erkundigt.“

„Und?“ Sollte ihn das interessieren? Es war dessen freies Recht jeden zu besuchen den er wollte.

„Ich dachte nur, ihr solltet das wissen. Anscheinend hat er euch diesen kleinen Unfall vergeben.“ Sie hob eine Hand als sie sah, wie Casey auffahren wollte.
 

„Obwohl es da nichts zu vergeben gab, wir wissen es. Er sieht das nur etwas anders.“

„Wir können das gerne noch einmal wiederholen. Nur, dass er diesmal nicht nur mit blauen Flecken davonkommt.“ Casey machte ein grimmiges Gesicht.
 

Kiana zuckte nur mit den Schultern und reichte ihm die Schüssel. „Ich mag diese Maske nicht.“

„Es muss sein und eigentlich ist sie ziemlich angenehm.“ Selbst wenn es nicht so wäre, in den nächsten Wochen war sie sein zweites Gesicht. Er ging nicht einmal das Risiko ein, sie beim Schlafen abzunehmen. Die Möglichkeit, dass jemand das Zelt betrat während er schlief, war einfach zu groß.
 

Kiana verdrehte nur die Augen, ein deutliches Zeichen, was sie davon hielt. „Ich wünsche euch viel Glück bei der Auslosung heute.“

„Danke.“ Casey war sich sicher, dass man den sarkastischen Unterton in seiner Stimme nicht überhören konnte. Auslosung, von wegen; das war doch bloß Betrug. Es würde ihn nur interessieren, wen sein Vater nun an Valerians Stelle einsetzen wollte. Wer war stark genug, die Anderen auszuschalten und doch ungefährlich für ihn? Eine interessante Frage, wobei er da schon einen persönlichen Favoriten hatte.
 

„In welchen Disziplinen werdet ihr antreten?“

Casey nahm einen Schluck aus der Schüssel. Es schmeckte so wie immer, widerlich. Doch wer sagte, dass alles was half, auch gut schmecken musste?
 

„Bogenschießen und Schwertkampf.“

Das waren die einzigen Disziplinen, die er trainieren konnte. Bogenschießen war etwas, das auch eine Frau machen konnte und das Schwert brachte ihm Tailor bei. Alles andere würde mehr Zeit in Anspruch nehmen, als er aufbringen konnte.
 

„Also wie immer.“ Kiana begann, die Fläschchen wieder einzuräumen.

„Ja, wie immer.“ Casey schnaubte genervt. Er wusste genau, wie seine Hofdamen über seine Teilnahme hier dachten. In dieser Sache waren sie sich mit seinem Vater ausnahmsweise einmal einig. Doch keiner von ihnen verstand ihn. Keiner von ihnen wusste, wie es war ein Leben zu leben, das nicht sein eigenes war, jeden Tag jemanden zu spielen, der er nicht war. Es hatte auch keinen Sinn, denn alles was er sich nun aufbaute, würde am Tag seiner Krönung in die Brüche gehen. Alle die ihm vertraut hatten, würden sich von ihm betrogen und verraten fühlen. Hier auf dem Turnier konnte er zwar auch nicht sein eigenes Leben führen, doch wenigstens konnte er als Mann leben. Diese paar Wochen musste man ihm gönnen.
 

„Ich werde mich dann verabschieden. Man muss die Schicklichkeit ja nicht überstrapazieren.“ Kiana lächelte und knickste kurz.

„Seit wann legst du Wert auf Schicklichkeit, Kiana?“ Amüsiert musterte Casey seine Freundin.

„Seit ich glaube, dass ich mir einen anderen Ehemann suchen muss.“ Damit verließ sie sein Zelt.

Verwirrt sah ihr Casey nach. Was meinte sie damit, er hatte sich doch noch nicht entschieden, oder? Wusste sie vielleicht etwas, dass seiner Aufmerksamkeit entgangen war? War vielleicht etwas mit Mikaela? Bei der nächsten Gelegenheit sollte er sie danach fragen. Im Moment allerdings sollte er sich auf wichtigere Dinge konzentrieren.
 

Casey ging zum Zelteingang und rief nach Cain, seinen derzeitigen Knappen. Er benötigte Hilfe beim Anziehen der Rüstungsteile. Nicht, dass er sich ganz von Blech umschließen ließ, doch gegen ein wenig Schutz war nichts einzuwenden. Jetzt war nur die Auslosung und sein daraus erfolgender Gegner wichtig. Er hatte ein Ziel und dieses würde er erreichen.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 23
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Casey kam als einer der Letzten zum Turnierplatz. Seine Kopfschmerzen wurden zwar langsam besser, wenn es ginge, würde er aber in nächster Zeit allzu schnelle Bewegungen unterlassen.
 

Er stellte sich neben Lord Kale, wie es sein Rang erlaubte. Zum Glück war nicht mehr Zeit, als für ein kurzes Nicken als Begrüßung. Etwas, das sein Vetter gekonnt ignorierte, da er ihn als entfernten Verwandten als unter seiner Würde ansah. Casey verspürte einen Moment lang Sehnsucht nach einem Besen, unterdrückte diesen Impuls aber.
 

Raoul stand auf der anderen Seite seines Vetters und warf ihm nur einen kurzen Blick zu.

Dann richtete sich die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf das überdachte Podium, wo sein Vater und die anderen Adeligen Platz genommen hatten. Hoffentlich fasste sich sein Vater kurz.
 

Der König begrüßte die anwesenden Ritter nur kurz und wies darauf hin, ehrenhaft zu kämpfen. Dann gab er einem Lakaien das Zeichen, mit der Auslosung zu beginnen.
 

Sessel, das wäre eine gute Idee, denn diese Auslosung konnte lange dauern. Für Casey war diese Warterei nur eine Unannehmlichkeit, wie für alle anderen Ritter hier ebenso. Ihre Aufgabe bestand nur darin hier zu stehen und zu warten. So verschwendeten sie unnötige Kräfte, die sie für den ersten Kampf benötigten.
 

Der Lakai zog die Namen aus einer Box und hängte Schilder der Namen auf eine Tafel. Es gab mehrere Untergruppen, aus denen jeweils nur der Stärkste eine Runde weiterkam. Zum Glück machten sie das nur für den Schwertkampf, sonst wäre das mehr als nur mühsam. Die Auslosungen in den anderen Disziplinen wurden nicht so zelebriert, dafür hätte dann wohl niemand Verständnis.
 

Casey sah nun schon, dass es eine Weile dauern würde, bis er auf Raoul traf. Gut so, je weiter er kam, umso bitterer würde seine Niederlage sein. Allerdings irritierte es ihn, dass er schon wieder so leichte Gegner bekam.

Sein Blick flog zu seinem Vater, doch dieser widmete seine gesamte Aufmerksamkeit der Tafel. Wie schaffte er es, diese öffentliche Auslosung zu manipulieren? Da er wohl kaum eine Antwort auf seine ungestellte Frage bekommen würde, richtete auch Casey seine Aufmerksamkeit auf die Tafel. Bis jetzt war er mit der Auslosung ganz zufrieden, es war nur schade, dass er nicht auf Lord Kale traf. Denn wenn dieser seinen ersten Kampf überlebte, traf er auf Lord Trelain und das wars dann für seinen Vetter. Verdient hätte er es ja.
 

Nach einer halben Stunde war dann auch diese Tradition endlich geschafft. Nur störte es Casey, dass dieses Jahr aufgrund der hohen Teilnehmerzahl nur drei der Untergruppen ihre ersten Kämpfe heute ausfechten konnten. Auch das wurde ausgelost und seine gehörte nicht dazu. Allerdings hatte er so wenigstens genügend Zeit für seine erste Vorentscheidung im Bogenschießen.
 

Er taumelte kurz, als ihn ein harter Schlag zwischen die Schulterblätter traf.
 

„Sieht so aus, als würden wir wieder aufeinander treffen.“

Casey warf einen kurzen Blick auf die Tafel und grinste. „Ja, wenn du überhaupt soweit kommst, Großer.“

Es stimmte, wenn sie ihre Kämpfe alle gewannen, würden er und Beron wieder aufeinander treffen. Und Casey zweifelte keinen Moment daran, dass es so kommen würde.
 

„Da ich einen ehrenhaften Kampf haben will, werde ich nun auf eine handgreifliche Erwiderung verzichten. Das spar ich mir für unseren Kampf auf. Wo musst du noch hin?“ Beron sah ihn fragend an.

„Bogenschießen. Du?“

„Entweder zum Speerkampf oder zum Faustkampf, da bin ich mir nicht sicher. Die Auszählung habe ich leider noch nicht gesehen.“ Der Ältere kratzte sich nachdenklich am Kopf.

Speerkampf, diese Disziplin sollte er vielleicht auch einmal in Erwägung ziehen. Allerdings würde das sein Vater niemals erlauben, ihm gefiel es ja schon nicht das er sich dem Schwertkampf widmete. Trainieren sollte er es, anwenden aber nicht, wo blieb da die Logik?
 

„Man sieht sich.“ Der Größere klopfte ihm auf die Schulter. Grüßend hob er noch die Hand, wobei er sich schon auf den Weg zu den etwas abseits stehenden Tafeln machte.

Casey sah Beron noch eine Minute nach, während er nachdenklich die Tafel betrachtete. Dabei ging er alle Möglichkeiten noch einmal durch. Ja, seinem Aufstieg stand niemand im Weg, wenn er keinen fatalen Fehler machte.
 

„Die Chancen stehen gut, dass wir uns diesmal im Finale gegenüberstehen.“

Bei der Stimme neben sich zuckte Casey zusammen. Zwar kannte er sie nur zu gut, doch er hatte nicht damit gerechnet, sie so plötzlich neben sich zu hören. Allerdings zwang er sich zur Ruhe, bevor er Raoul antwortete. „Es wäre eine Premiere. Es wäre interessant zu sehen, wie nahe ihr Valerians Stärke kommt.“

„Ich werde versuchen euch nicht zu enttäuschen. Doch wenn wir uns wirklich gegenüberstehen, werde ich leider gewinnen. Diesmal darf ich nicht verlieren.“

„Das darf keiner von uns und doch muss es einen Verlierer geben.“ Diese Überheblichkeit war wieder einmal so typisch für ihn. Ständig tat er so, als gehöre ihm die Welt, doch im Moment musste er sich zurückhalten. Es war Caseys Aufgabe ihn zu demütigen, nicht Lord Jales; bei einer Frau war die Demütigung auch größer.
 

Er lachte amüsiert. „Das stimmt. Wenn ich bedenke was mein Vater für einen Aufstand macht, wenn ich diesmal wieder verliere. Das will ich mir gar nicht vorstellen.“ Raoul schüttelte nur den Kopf.

Darum ging es ihn also? Die Reaktion seines Vaters war ihm wichtiger als ihre Wette? Casey wollte vor Wut aufschreien, doch das wäre sehr unmännlich. Nein, er würde sich in Geduld üben. Bald würden sie aufeinender treffen und dann würde er ihm jede Beleidigung heimzahlen. Sollte er zuvor ausscheiden, nun, sie hatten sich noch darüber geeinigt, was seine Wettschuld war, wenn er versagte. Darüber sollte er sich langsam Gedanken machen, denn Raoul würde dieses Turnier sicher nicht gewinnen.
 

Leise seufzte Casey. „Ich beneide euch fast um euren zweiten Gegner.“

Verwundert sah der Ältere zur Tafel. „Lord Blackworth?“

„Glaubt ihr?“ Casey hatte eigentlich seinen Cousin gemeint.

„Ich habe Lord Kale noch nicht kämpfen gesehen, doch ich glaube, seine Zunge ist der einzig trainierte Muskel in seinem Körper.“

Bei dieser Bemerkung musste Casey sogar grinsen. Genauso hatte er seinen Vetter eingeschätzt. Und dafür hatte er noch kein einziges Wort mit ihm wechseln müssen, wofür er dankbar war.
 

„Nun denn, auf ein faires Turnier.“ Raoul hielt ihm die Hand hin.

Caseys Grinsen verflog und er musterte die ihm dargebotene Hand misstrauisch. Es war zwar unwahrscheinlich, dass sich dahinter ein Trick verbarg, doch man konnte nie wissen. Noch vorgestern hatte er ihn aus dem Ballsaal tragen wollen. Nein, nicht ihn, sondern die Prinzessin, verbesserte sich Casey in Gedanken. Gegen Lord Jale hatte er nichts, außer einer natürlichen Rivalität.
 

Casey ergriff die Hand und schüttelte sie. Allerdings nur kurz, bevor er den Kontakt wieder unterbrach, allzu lange musste er ihn ja nicht berühren. „Ich muss zu meinem ersten Wettbewerb.“

Damit wand sich Casey um und verließ den Kampfplatz. So war er ja fast erträglich, für einen Mann. Warum konnte er ihm als Frau gegenüber nicht so sein? Obwohl, es spielte ja keine Rolle, da es sein Ziel war ihn zu zerstören, ihn und seine Familie von Mördern. Dann konnte er ohne Probleme den Thron besteigen.
 

„Sandro.“ Kiana lief zu ihm und schnappte sich seinen Arm.

Casey brauchte einen Moment, bevor er auf seinen Alibinamen reagierte. Auch wenn Kianas Aktion ihn sicher auf sie aufmerksam gemacht hätte.

„Habt ihr mich das Jahr über vermisst?“ Sie sah ihn mit einem gekonnten Schmollmund an.

„Schmerzlich sogar.“ Er lächelte schwach. Wie immer spielte Kiana ihre Rolle perfekt. Etwas anderes hatte er auch nicht von ihr erwartet.

„Das will ich auch hoffen.“ Sie wand den Kopf und winkte jemanden zu.

„Du kannst ruhig kommen.“

Casey folgte ihrem Blick und sah Mikaela in einiger Entfernung stehen. Sie hatte Valerius an der Leine und sah sie aufmerksam an. Erst bei Kianas Einladung kam sie zu ihnen, eben so, wie sie es normalerweise auch machte. Es hätte seltsam ausgesehen, wenn Mikaela von sich aus einen Ritter angesprochen hätte. Das machte sie ja nicht einmal bei Adeligen, die um einiges zahmer waren als Ritter.
 

„Es freut mich, euch wieder zu sehen.“

Sie knickste leicht.

Es war einfach ein perfektes Schauspiel. Niemand würde ahnen, dass sie ihn vor zwei Tagen noch angekleidet hatten.
 

„Ich bin ebenso erfreut.“

Mikaela fasste Valerius Leine etwas kürzer, da dieser schwanzwedelnd und erwartungsvoll zu Casey hochsah. „Ist die Auslosung zu euer Zufriedenheit ausgefallen?“

Leicht verzog er das Gesicht. „Ja, zumindest stehen die Chancen ins Finale zu kommen gut. Ich wüsste zu gerne, wie er das macht.“

„Bei Gelegenheit könnt ihr ihn ja fragen. Ihr habt mit Lord Trelain gesprochen?“ Kiana sah ihn fragend an. Noch immer seinen Arm umklammernd, ging sie mit ihm zum Austragungsort des Bogenschießens.
 

„Es war nicht zu übersehen, oder?“ Casey entdeckte bereits Trevor, der mit einem Bogen in der Hand auf ihn wartete.

Er spürte zwei erwartungsvolle Blicke auf sich ruhen. Missmutig sah Casey seine Hofdamen an. „Was? Es hat meine Meinung nicht geändert.“

Kiana warf Mikaela einen undeutbaren Blick zu, den diese erwiderte. „Natürlich.“

Mit diesem ironisch gemeinten Wort löste sich Kiana von seinem Arm und gab ihn so frei.
 

Was war denn das nun schon wieder? Demnächst musste er seine Freundin wirklich einmal darauf ansprechen. Nun galt es aber, das Bogenschießen zu gewinnen.

Trevor den Bogen abnehmend, nahm er vor der ihm zugewiesenen Zielscheibe Aufstellung. Wenn das so weiter ging, würde es auf jeden Fall ein interessantes Turnier werden.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 24
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Zufrieden sah Raoul, wie sein Gegner sein Schwert fallen ließ. Erst dann zog er seine eigene Schwertspitze von dessen Hals zurück. So hatte er es gerne, es musste ja nicht sein, dass man gleich in der ersten Runde eine Verletzung verursachte. Die Niederlage war ja schon schwer genug zu ertragen.
 

Er verließ den Kampfplatz und reichte sein Schwert seinem Diener. Bis zum nächsten Kampf dauerte es zwar noch einige Zeit, wenn nicht sogar Tage, doch bei der Pflege sollte man nicht schlampen.

Selbst blieb er stehen und sah zu den nächsten beiden Kämpfern. Er wollte sehen, wie sich Lord Blackworth entwickelt hatte. Er war noch jung, aber talentiert, das hatte er bei ihrem letzten Kampf schon gemerkt. Für ihn bestand kein Zweifel darin, dass er Lord Kale besiegen würde.

„James? Ich finde er hat sich weiterentwickelt.“

Überrascht zuckte Raoul zusammen, bei der Stimme, die so plötzlich hinter ihm erklang. „Verflucht, Deacon! Kannst du das bitte unterlassen? Ich hasse es, wenn du so plötzlich hinter mir auftauchst.“

„Das werde ich mir für unseren Kampf merken.“ Lachend schlug ihm der Andere auf die Schulter.

„Für einen Duke benimmst du dich ziemlich kindisch.“ Raoul verschränkte die Arme vor der Brust.

„Seit wann bist du hier?“ Es war seltsam, dass er Deacon bis jetzt noch nicht gesehen hatte. Als sein Freund war er normalerweise der Erste, der sich bei ihm meldete.
 

Deacon zuckte mit den Schultern. „Der Titel wurde mir von meinem Vater hinterlassen. Und wie heißt es so schön? Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Vor allem nicht, wenn er voller Gold steckt, wie der Titel eines Duke.“

Nachdenklich rieb er sich das Kinn. „Eigentlich schon seit einigen Tagen. Ich war ziemlich unter Zeitdruck, da es galt meiner Mutter und der von ihr ausgesuchten Verlobten zu entkommen.“

„Du hast es nicht leicht, was?“ Raoul lächelte spöttisch. Sein Freund war bekannt für seinen ausschweifenden Lebensstil, wozu natürlich auch etliche Frauen zählten. Eigentlich bestand sein ausschweifender Lebensstil nur aus Frauen.
 

„Hey, ich kann nichts dafür, dass ich so gut aussehe. Das ist mir einfach von Gott gegeben.“

Raoul musterte seinen Freund eingehend. Mit seinen schwarzen Haaren, den blauen Augen und seinem muskulösen Körper unterschied er sich nicht sonderlich von den meisten hier Anwesenden. Was den Unterschied bei den Damen ausmachte, war wohl sein Charme und seine leichtfertige Art. „Na wenn du meinst.“

„Ich meine es nicht, ich weiß es. Bis jetzt konnte sich noch keine meinem Charme entziehen.“

Nun, ihm fiel da auf Anhieb gleich Eine ein, doch diese glänzte ja durch Abwesenheit. Zum Glück wurde Raoul einer Antwort enthoben, da in diesem Moment der Kampf begann. Nachdenklich beobachtete er den Kampf, mit jeder Minute wurde sein Blick skeptischer.
 

„Er ist überraschend gut, nicht?“

Bei der Bemerkung seines Freundes nickte Raoul nur. Er sprach auch nur aus, was er sich schon seit einiger Zeit dachte. Erstaunlicherweise war sein entfernter Verwandte ziemlich gut. Sein Gegner konnte eigentlich nur parieren, doch es war klar, dass er auf aussichtslosen Posten kämpfte. Dieser Kampf war schon entschieden.
 

„Sagtest du nicht, dass er besser geworden ist?“

„James Blackworth? Natürlich, er kennt fast nichts anderes als Training, doch wenn ich das sehe, wohl mit den falschen Lehrern.“ Deacon seufzte.

„Ich bin nicht sein bester Freund, doch heute tut er mir fast leid.“

„Ehrlich gesagt hätte ich Lord Kale auch nicht solches Geschick zugetraut.“ Raoul wand sich vom Kampfplatz ab, sein nächster Gegner stand schon fest.
 

„Was denn, traust du dir den Sieg über ihn nicht zu?“ Amüsiert lächelnd folgte ihm Deacon.

„Natürlich traue ich mir zu, ihm den Hintern zu versohlen, das ist lange schon ausständig. Selbst wenn nicht, spielt es keine Rolle, ich muss gewinnen.“ Raoul knirschte mit den Zähnen.

„Wow.“ Der Schwarzhaarige hob beruhigend die Hände.

„Ich bin nicht dein nächster Gegner, nur zu Erinnerung. Du musst ihn ja wirklich hassen.“

Raoul wusste selbst nicht wieso ihn das nun so aufregte. Er hatte gewusst, dass es kein leichtes Turnier werden würde. Doch ihn störte es, dass er von so vielen Seiten unter Druck gesetzt wurde. Sein Vater wollte einen Sieg sehen, nun entpuppte sich sein nächster Gegner als stark und dann war da auch noch die Sache mit Casey. Das setzte ihn am meisten unter Druck, da er von sich selbst deswegen einen Sieg verlangte.
 

Deacon seufzte und legte einen Arm um Raouls Schulter. „Weißt du, was du brauchst? Ablenkung. Lass uns heute Abend auf das Bankett gehen. Frauen, Wein, Glücksspiel; das ist genau das, was du brauchst, um auf andere Gedanken zu kommen. Du hast heute gewonnen, lass dich feiern.“

Er und zwanzig Andere, doch sein Freund meinte es ja nur gut. Außerdem hatte er Recht, ein wenig Alkohol und ein kleiner Gewinn beim Spiel, dann sah die Sache gleich anders aus. „Meinetwegen.“
 

Casey warf den Bogen in eine Ecke seines Zeltes.

„Was regt ihr euch so auf? Ihr seid doch Zweiter. Kein Grund, sich zu schämen.“ Kiana stand im Zelteingang und sah ihn mit vor der Brust verschränkten Armen an.

„Dass ich Zweiter bin, Kiana. Bis jetzt war ich immer der Beste beim Bogenschießen.“ Vor allem störte es ihn, dass er den Sieg selbst so leichtfertig vergeben hatte. Er war einfach unkonzentriert gewesen, das durfte nicht sein. Überall war er mit seinen Gedanken gewesen, nur nicht beim Ziel. Er musste dankbar sein, dass er noch Zweiter geworden war.
 

„Diesmal war eben jemand besser. Seid nun wenigstens ein fairer Verlierer.“

Es war seltsam. Seid er das Schloss verlassen hatte, wirkten seine Hofdamen irgendwie verändert. Zuerst machten sie lauter Andeutungen, die er nicht verstand und nun kam sogar Kiana mit logischen Argumenten. Sie erstaunten ihn immer mehr.
 

„Kiana?“

„Ja?“ Sie sah ihn fragend an.

Casey erwiderte ihren Blick und schüttelte dann den Kopf. „Vergiss es.“

Er konnte sie nicht fragen, denn wie sollte er seine Frage formulieren? Egal wie er es machte, es wäre auf jeden Fall peinlich.

Sie stemmte die Arme in die Hüften. „Also, manchmal seid ihr wirklich seltsam.“

Casey lächelte leicht. Das Gleiche könnte er von ihr behaupten. „Du solltest gehen, oder willst du noch etwas?“

Er kannte seine Freundin gut genug um zu wissen, das sie noch etwas wollte. Ansonsten wäre sie ihm nicht einmal gefolgt.
 

„Ja, ich will wissen, ob ich am Bankett heute Abend alleine bin?“

Das Bankett, genau. Casey stöhnte genervt.

So wie das Turnier für die Ritter war, so waren die abendlichen Feste für die Frauen. Eine gute Möglichkeit sich mit seinem Ritter zu zeigen, oder gar einen zu finden. Casey selbst gefiel das nicht, doch sein Vater fand, das sei eine gute Möglichkeit die jungen Leute zu beschäftigen. Denn wo fand man sonst so viele junge, heiratsfähige Männer wie auf einem Turnier? So waren die abendlichen Bankette im Grunde nichts anderes als ein großer Heiratsmarkt. Die Frauen waren glücklich, weil sie sich ausstaffieren konnten und die Männer, weil sie ihren Spaß hatten. Allerdings hatte Casey im Moment keine Lust auf diesen Trubel.
 

„Eher alleine.“

Kiana wirkte über diese Absage gar nicht betrübt. „Na gut. Ach übrigens, Lord Trelain hat seinen ersten Kampf heute gewonnen.“

„Moment, Kiana.“

„Ja?“ Unschuldig lächelnd drehte sie sich wieder um.

„Bist du dir sicher?“

„Würde ich es sonst behaupten?“

„Ja.“ Das war eine simple Feststellung von Casey. Sie würde lügen, wenn es ihren Zielen nutzte, das machten alle Adligen. Sogar er, immerhin galt das als Fertigkeit, die man an einem Hof benötigte. Allerdings war das gar nicht das, was er von ihr wissen wollte.
 

„Ich meine aber nicht, dass er gewonnen hat. Bist du sicher, dass er dort auftauchen wird?“ Dass er die erste Runde gewann, verstand sich von selbst. Er würde alle Gegner besiegen, damit er selbst die Genugtuung bekam, ihn eigenhändig zu besiegen. Eine allzu frühe Niederlage würde er Raoul niemals verzeihen. Raoul war sein Gegner.
 

Bei seinen Gedanken stutzte Casey plötzlich. War das etwa Besitzdenken? Das war doch verrückt, er wollte Raoul ja nicht einmal geschenkt. Alles was er wollte, war der Ausdruck auf dessen Gesicht wenn er realisierte, dass er verloren hatte.
 

„Ich gehe mit dir auf dieses Bankett.“ Bei seinen Gedanken hatte er Kianas Antwort gar nicht mitbekommen. Aber er brauchte Abwechslung, so war es ihm nur Recht, wenn er einen Abend mit Kiana verbrachte. So sehr unterschied sich das ja auch nicht von seinen anderen Abenden.

Kiana klatschte begeistert in die Hände. „Wunderbar! Ich freue mich schon darauf. Also vor dem Saal.“

Damit war sie auch schon auf dem Weg aus seinem Zelt.
 

Casey ließ sich auf sein Bett sinken. Das konnte ein anstrengender Abend werden, das ahnte er nun schon.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 25
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Nach dem Ball vor zwei Tagen, war dies wirklich nur ein unverbindliches Abendessen. Allerdings war das Casey nur Recht, schließlich würde sich das allzu schnell wieder ändern. Spätestens, wenn die Vorausscheidungen zu Ende waren, würde der Heiratsmarkt erst richtig beginnen. Ihm graute schon vor den ganzen Bällen und Festen. Zum Glück war aber weder etwas von seiner Familie bekannt, noch hatte er ein ansprechendes Äußeres, so blieb er davon verschont. Und den Druck, alle anderen Frauen in den Schatten stellen zu müssen, hatte er auch nicht. Es war wirklich einfach ein Mann zu sein, zumindest im Moment noch.
 

Kiana an seinem Arm lächelte wie ein Kind an ihrem Geburtstag. „Wollt ihr mir noch immer widersprechen? Es war doch eine gute Idee, dass ihr mitgekommen seid.“

Eine Ablenkung war es auf jeden Fall, doch das war nicht wirklich das, wonach ihm der Sinn stand. Allerdings sein Ziel Raoul zu treffen, war auch schon wieder in den Hintergrund gerückt. Ihm lag nun eher daran, seine Niederlage zu verdauen.
 

„Und wie ich versprochen habe, ist auch die Gesellschaft wie erwünscht.“

Casey folgte Kianas Blick und verdrehte die Augen. Es war ja klar, wenn man ihn nicht treffen wollte, tauchte er plötzlich auf. Trotzdem zwang er ein nichts sagendes Lächeln auf seine Lippen. Leicht beugte er sich zu Kiana hinüber, seine Stimme war ein Flüstern und nur für sie zu hören. „Warum kommt er zu uns herüber?“

Sie antwortete ihm genauso verschwörerisch. „Weil ich die Hofdame der Prinzessin bin. Wenn ich gut über ihn rede, dann wird sie vielleicht auch ihre Meinung über ihn ändern.“

Casey verzog skeptisch das Gesicht. „Das glaubt er doch nicht wirklich, oder?“

„Das ist die Diplomatie des Königshofes. Das solltet ihr doch schon wissen. Vielleicht mag er euch auch nur einfach.“ Sie zuckte mit den Schultern.
 

Casey dachte einen Moment darüber nach, was die schlimmere Möglichkeit davon war. Beide gefielen ihm nicht. Was war das für eine Art, sich über die Bediensten an eine Frau heranzumachen? Das konnte man von Angesicht zu Angesicht klären, es sei denn man war nicht genug Mann, um es mit einer Frau aufzunehmen.
 

Kiana streckte Raoul eine Hand entgegen, die dieser ergriff und kurz mit seinen Lippen berührte.

Casey seufzte leicht, als er sah, wie ihr Lächeln dabei um einiges strahlender wurde. Das war wohl wieder dieser Punkt, bei dem der Verstand einer Frau aussetzte.
 

„Lord Trelain.“

Er neigte leichte den Kopf. Sie waren gleichgestellt, mehr war nicht nötig.

„Lord Jale.“ Auch er neigte kurz den Kopf.

„Wie ich sehe habt ihr den meisten Männern hier etwas voraus. Eine wunderschöne Begleitung.“

Ging es eigentlich noch plumper? Würde er ihm damit kommen, dann hätte er ihm als Prinzessin eine entsprechende Antwort gegeben. Bei Kiana schien es seine Wirkung allerdings nicht zu verfehlen. Ihr Gesichtsausdruck glich immer mehr dem einer Kuh.
 

„Wir sind nur alte Bekannte.“

„Nun dann besteht ja noch Hoffnung. Wie geht es eigentlich eurer Herrin?“ Raoul beschloss seine Aufmerksamkeit kurz Kiana zuzuwenden.

Kiana schreckte kurz hoch, als wäre sie gerade aus einem Schlaf erwacht. „Oh… ja, es geht ihr gut.“

Casey drückte ihren Arm kurz bei dieser Antwort. Es ging ihm eindeutig nicht gut, denn ansonsten würde er hieran teilnehmen, in einem Kleid.
 

Hastig warf sie ihm einen Blick zu. „Natürlich ist sie noch immer unpässlich, doch es geht ihr besser als gestern.“

„Das freut mich. Vielleicht ist sie ja rechtzeitig wieder genesen, um beim Finale anwesend zu sein.“

„Findet ihr das nicht ein wenig voreilig?“ Casey sah ihn fragend an. Er würde ganz bestimmt beim Finale dabei sein, allerdings in der Arena und nicht auf der Tribüne.
 

„Nun schon anzunehmen, dass ihr ins Finale kommt?“

Raoul lächelte leicht. „Die Chancen dazu stehen nicht unbedingt schlecht, wenn ich mir die potentiellen Gegner so ansehe.“

Da er ihn dabei ansah, sah Casey das als Beleidigung seiner Person und das wollte er nicht auf sich sitzen lassen. Dieser Mann hatte ein ausgesprochenes Talent dafür, sich Feinde zu machen. Natürlich war er schon längst sein Feind, doch das hatte er sich nicht anmerken lassen, aber nun wäre er es sicherlich.
 

„Es ist etwas überheblich solche Vermutungen zu äußern, wenn man als ständiger Dritte dem Zweiten gegenübersteht.“

Raoul zuckte nur mit den Schultern. „Wir sind noch nie gegeneinander angetreten, deswegen weiß keiner wie so ein Kampf ausgehen wird, nicht?“

Casey wollte gerade etwas antworten, als sich Kiana von seinem Arm löste.

„Oh seht doch, da ist Mikaela. Wenn die Herren mich entschuldigen würden.“ Sie wartete eine Antwort gar nicht ab, sondern mischte sich unter die anderen Gäste. Es wirkte wie ein Tier, das die Flucht ergriff.
 

Casey sah sich kurz um, konnte Mikaela aber nirgends entdecken. Also doch eine Flucht, dabei war das doch noch harmlos.

Raoul sah Kiana ebenfalls nach, bevor er sich wieder Casey zuwand. „Es scheint, als hätten wir eure Herzensdame verschreckt.“

„Sie ist nur eine Begleitung. Meine Herzensdame lässt sich nicht so leicht verschrecken, nur fühlt sie sich derzeit nicht so gut.“ Mit einer gewissen Befriedigung sah Casey, wie es in Raoul arbeitete. Seine misstrauischen Blicke parierte er mit einem freundlichen Lächeln.
 

Den Kopf leicht zur Seite neigend, musterte ihn der Schwarzhaarige. „Darf man fragen…“

Casey unterbrach ihn. Es wäre gelogen zu behaupten, das, ihm das nun keine diebische Freude bereitete. „Wer meine Herzensdame ist? Natürlich, darauf bin ich sogar stolz. Meine Cousine Casey hat mir dieses Jahr ihre Gunst geschenkt.“

Okay, warum lächelte Raoul nun so selbstgefällig? Das war etwas, womit Casey nicht gerechnet hatte. Immerhin war er laut Gerüchten entstellt und die Prinzessin hatte ihn Raoul vorgezogen. Das sollte eigentlich dessen Ehre ankratzen. Er sollte nicht so zufrieden wirken.
 

Doch Raoul hob nur den Kopf, als würde er nun erst etwas verstehen. „Ach so. Nun, da der Erste nicht mehr verfügbar ist, begnügt sie sich mit dem Zweiten. Eine sehr wankelmütige Person, eure Cousine, anscheinend gibt sie sich nur mit dem Besten zufrieden.“

Hatte er ihn jetzt gerade beleidigt? Casey benötigte einen Moment, um seine eigene Frage mit einem ja zu beantworten. Raoul hatte es sogar geschafft, ihn doppelt zu beleidigen, ohne es zu wollen. Ihn und die Prinzessin, was ihm Grunde ja das Gleiche war. Eigentlich sollte er nun eine Prügelei anfangen, doch das wollte Casey nicht riskieren. Zum Schluss schloss ihn sein Vater zur Strafe noch vom Turnier aus.

Allerdings wurde ihm diese Entscheidung aber abgenommen.
 

„Raoul!“

Der Angesprochene und auch Casey wanden sich der Stimme zu. Casey erkannte einen jungen Mann, soweit er sich erinnern konnte ein regelmäßiger Teilnehmer des Turniers, wenn auch mit mäßigen Erfolg. Auch er war jemand, gegen den er noch nie gekämpft hatte.
 

Der Schwarzhaarige winkte Raoul zu, was sehr umständlich war, da sich an jeden seiner Arme eine Frau klammerte. Ob er die Blickduelle seiner beiden Begleiterinnen bemerkte?
 

„Anscheinend wird meine Anwesenheit erfordert. Grüßt eure Herzensdame von mir.“ Damit ging Raoul zu dem Anderen und schaffte es sogar, eine der Frauen dazu zu bewegen, auf seinen Arm überzuwechseln.

Casey sah ihm irritiert nach. Was sollte denn nun das? Wollte er nicht sein Herz gewinnen, warum turtelte er dann gleich mit der nächsten Dame herum? Wenn ihm das zu Ohren kam, beziehungsweise der Prinzessin, verschlechterte das seine Chancen doch nur. Obwohl, das war doch genau das, was er wollte; einen Grund um ihn weiter zu verachten.
 

Doch das war nicht das, was er im Moment empfand. Er war wütend und das aus einem für ihn nicht nachvollziehbaren Grund. Und dass er Raoul weiter beobachtete, machte es auch nicht besser.
 

Suchend ließ er seinen Blick über die Anwesenden gleiten. Wo war eigentlich Kiana, wenn er sie benötigte? Sie würde ihm sicher erklären können, was das alles bedeutete. Sie war eine Meisterin im unlogischen Handeln, wenn es ihm jemand erklären konnte, dann sie. Dafür musste er sie nur einmal finden.
 

„Was ist denn los?“ Deacon sah ihn fragend an.

„Nichts.“ Raouls Laune war nur an ihrem Tiefpunkt angelangt. Was nur die Schuld Lord Jales war. Nein, eigentlich war es nicht seine Schuld. Die Schuldige hatte sich in ihrem Zimmer eingesperrt.

Der Andere seufzte und löste den Griff der Dame an seinem Arm. „Ladys, wenn ihr uns kurz entschuldigen würdet.“

„Aber…“

Seine Begleitung wollte protestieren, doch der Schwarzhaarige legte ihr sanft lächelnd einen Finger auf den Mund. „Keine Sorge, sobald dieses Männergespräch beendet ist, besitzt ihr wieder meine ungeteilte Aufmerksamkeit.“

Schon bei dem Wort Männergespräch warf sie ihrer Freundin einen vielsagenden, genervten Blick zu. Doch sie gingen ohne ein weiteres Wort.
 

„Ich hoffe dir ist klar, dass du diese Nacht alleine verbringen wirst?“ Raoul lächelte nur amüsiert.

Deacon schüttelte bedauernd den Kopf. „Was für ein Glück, dann würde der Traum meiner Mutter endlich in Erfüllung gehen. Allerdings muss ich dich enttäuschen, ich habe nie Probleme damit, Ersatz zu finden. Da ich aber morgen meinen ersten Kampf habe, ziehe ich es auch selbst vor, meine Kräfte aufzusparen.“

„Speer?“ Raouls Interesse bei diesem Thema war nur gering. Er selbst beschränkte sich auf den Schwertkampf. Da er sich nicht um die Teilnahme hier riss, war er nicht bereit, mehr als notwendig zu kämpfen.
 

Mit einer wegwerfenden Handbewegung antwortete Deacon. „Dolch. Also was ist los? Wir sind hier um uns zu amüsieren, schon vergessen?“

„Ach, mir ist nur die Lust vergangen.“

Deacon liebäugelte mit eine Krug Bier, schüttelte dann aber den Kopf. „Ich ahne, für dieses Gespräch benötige ich etwas Stärkeres.“

Er ergriff Raouls Hand und zog ihn mit sich. Erst in einem stillen Nebenraum stoppte er wieder. Von einem dort stehenden Diener nahm er ein Glas Sherry entgegen. „Na ja, besser als nichts.“

Raoul besah sich die anderen hier Anwesenden, das war ein Ort an dem Bündnisse geschlossen wurden. Also passten sie perfekt hierher.
 

Er entfernte sich einige Schritte von dem Diener.

„Also?“

„Eigentlich solltest du am Besten wissen wie es ist, wenn einem das Herz gebrochen wird, oder?“ Das war natürlich nur scherzhaft gemeint. Immerhin war er nicht in die Prinzessin verliebt. Nein, sie verbanden ganz andere Gefühle als Liebe, wohl eher das Gegenteil. Trotzdem ärgerte es ihn, dass sie ihm Lord Jale vorgezogen hatte. Schließlich war er eine deutlich bessere Partie als dieser. Er hatte zumindest noch ein Gesicht, das er zeigen konnte.

Dieser Frau würde er aber auch zutrauen, dass sie dies aus reinem Trotz gemacht hatte. Sie wollte ihre Wette nicht verlieren und nun, wo Valerian nicht mehr lebte, benötigte sie einen anderen starken Kämpfer, um nicht als Verliererin dazustehen. Reine Berechnung also, wie sie alle Frauen betrieben. Nun, er würde ihre Herausforderung annehmen.
 

„Nein, das weiß ich nicht. Mein Herz bleibt bei mir und wird sicher nicht verschenkt, wie das die Frauen machen.“ Deacon schien nicht bemerkt zu haben, dass sein Freund schon längst selbst eine Lösung gefunden hatte.

„Weißt du, eigentlich geht es mir schon wieder besser. Ich habe es endlich verstanden.“ Raoul lächelte zufrieden. Ja, das war eine Herausforderung an ihn und er war kein Feigling, der davor davonlief.
 

Die Stirn runzelnd sah Deacon zuerst ihn und dann sein noch volles Glas Sherry an. „Okay, daran kann es nicht liegen. Allerdings kann ich dir trotzdem nicht folgen.“

„Sie hat mich mit dieser Wahl herausgefordert. Wenn ich ihn besiege, kann nicht einmal sie etwas daran beanstanden.“ Dann musste sie den Wetteinsatz bezahlen. Eigentlich musste er Lord Jale danken, nun wusste er wenigstens wen er besiegen musste.
 

„Entweder habe ich schon zuviel oder zuwenig.“ Skeptisch betrachtete sein Freund das Glas in seiner Hand. Dann zuckte er die Schultern und leerte es mit einem Zug.

„Du wurdest also von einer Frau herausgefordert?“

„Von der Prinzessin.“ Raoul nickte. Eigentlich störte es ihn nicht, dass Deacon kein Wort verstand.

„Aha.“ Bedächtig nickte der Schwarzhaarige. An seiner Aussage merkte man, dass er wirklich kaum etwas verstand.

„Du wurdest also von der Prinzessin herausgefordert. In welcher Hinsicht?“

„Wir haben eine Wette abgeschlossen.“ Das war alles was Deacon von ihm erfahren würde. Den Wetteinsatz würde Raoul aber nicht verraten, das war eine Sache zwischen ihm und Casey.
 

Deacon hob die Hände. „Hauptsache, du verstehst es. Vielleicht verstehe ich es ja, wenn du es mir einmal erklärst, wenn du wieder in ganzen Sätzen sprechen kannst. Oder ich ganze Sätze verstehe, ich bin mir gerade nicht so sicher, was derzeit der Fall ist.“

Raoul lächelte und klopfte ihm auf die Schulter. „Ach, ich bin nun wieder ganz zufrieden. Wir sollten uns noch etwas amüsieren.“

Sofort lächelte sein Freund wieder. „Das ist die erste intelligente Äußerung von dir seit einigen Minuten.“

Sein Freund würde sicher nie ein guter Berater werden, doch als Begleiter konnte man sich immer auf ihn verlassen. Außerdem musste man ihm zugestehen, dass er sich wenigstens bemühte. Raoul lächelte, als er zusammen mit Deacon den Raum wieder verließ.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 26
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Ich meine, was bildet der sich ein?“ Casey kraulte Valerius hinter den Ohren.

„Will er mich nicht erobern?“

„Hat er das gesagt?“ Mikaela sah Kiana verwirrt an.

„Frag nicht.“ Diese zuckte nur mit den Schultern.

„Warum sollte er sonst einen Kuss wollen?“ Casey sah seine Freundinnen herausfordernd an. Auf seiner Suche nach Kiana war er bis zu seinem Zimmer gekommen, wo er die beiden auch fand. Bis jetzt brachte ihre Konsultation nur leider keine entsprechenden Ergebnisse.
 

„Um euch zu ärgern?“ Mikaelas Stimme war vorsichtig bei diesem Vorstoß.

„Um seine Macht zu demonstrieren? Schön langsam solltet ihr wissen, dass ein Kuss nur in den seltensten Fällen aus Liebe passiert. Das ist einfach ein Instrument im Kampf zwischen Mann und Frau.“

Mikaela sah ihre Freundin ungläubig an. „Deine Einstellung ist bar jeder Romantik.“

Kiana sah ihre Freundin nachsichtig an und tätschelte ihr die Schulter. „Ja, ich weiß. Dein Prinz wird irgendwann auf einem weißen Pferd erscheinen und dich zu seiner Prinzessin machen. Bis es aber soweit ist, dürfte dir etwas Realität ganz gut tun.“

„Hör auf.“ Casey sah Kiana nur ernst an. Er mochte es nicht, wenn Kiana sich über Mikaela lustig machte. Sie waren eben unterschiedlich und das musste auch Kiana akzeptieren.
 

„Also, warum wendet er sich der nächsten Frau zu, sobald ich mich nur wegdrehe? Er muss doch wissen, dass das seine Chancen zerstört.“ Casey hielt in seinen Streicheleinheiten inne, so dass Valerius sofort begann, seine Hand abzuschlecken. Eine deutliche Aufforderung, ihn nicht ignorieren.
 

„Weil ihr nicht da wart. Es war doch nur Lord Jale anwesend, vor ihm muss er sich nicht zurückhalten.“ Für Kiana schien das nichts besonderes zu sein.

Casey streckte die Hand in ihre Richtung aus „Aber du warst da. Du hättest mir doch bestimmt davon erzählt.“

„Ja, aber ihr wart nicht da. Wenn ihr im Raum gewesen wärt, dann hätte er sich bestimmt keiner anderen Frau zugewandt. So hat er nur natürlich gehandelt. Mit Gerüchten muss man hier immer rechnen.“
 

„Warum regt euch das eigentlich so auf?“ Mikaela sah ihn fragend an.

„Weil… weil… Es regt mich ja gar nicht auf.“ Casey biss sich auf die Unterlippe. Damit hatte Mikaela wie schon so oft ins Schwarze getroffen. Es sollte ihn nicht aufregen, denn Raoul bedeutete ihm nichts. Nur machte es ihn wütend, dass ihm ihre Wette egal zu sein schien. Alleine seine Reaktion auf seine Enthüllung war seltsam.
 

„Es irritiert mich nur, dass meine Offenbarung, wessen Ritter ich bin, ihn so kalt gelassen hat.“

„Was soll er machen? Wenn er sich öffentlich darüber brüskiert hätte, wäre es nur hässlich geworden.“ Kiana sah ihn bei diesen Worten ernst an.

Damit hatte sie Recht, doch das wäre ihm lieber gewesen als dieses Lächeln.
 

„Ich gehe schlafen.“

Mikaela stand auf und knickste leicht. „Ich wünsche euch eine gute Nacht, Prinzes… Prinz.“

Damit ging sie zu ihm und nahm ihm Valerius ab.
 

Casey stand auf und verließ den Raum. Nein, es machte ihm nichts aus, dass Raoul eine andere Frau angesehen hatte. Sie waren beide Männer da war das nur normal. Wofür sonst sollten sie sich interessieren? Ihn störte nur diese Selbstverständlichkeit mit der er dies getan hatte. Noch dazu, wo er vor einigen Wochen noch um einen Gunstbeweis von ihm angefragt hatte.
 

Er kam rasch in seinem Zelt an und entledigte sich seiner Sachen. Diese auf dem Boden liegend lassend, legte er sich auf sein Bett.
 

„Klasse Kampf.“

Casey keuchte leise, als eine schwere Hand ihm auf den Rücken klopfte. „Danke.“

Beron grinste breit.

„Ich habe gehört, du bist beim Faustkampf auch nicht so schlecht.“ Es war jedes Jahr das Gleiche. Eigentlich war es auch nicht verwunderlich, er würde auch wie ein gefällter Baum umfallen, wenn ihn Berons Faust ins Gesicht traf. Ohne Waffen würde er ihm niemals gegenübertreten.
 

Der Ältere winkte nur ab. „Das war nichts besonderes, die Gegner waren schwach. Das wird sich morgen auch nicht ändern, wenn eine Entscheidung fällt.“

Diese Auffassung konnte Casey nicht unbedingt teilen, doch von Berons Warte sah das sicher ganz anders aus. Mit seiner Kraft waren sicher die meisten Gegner schwach. „Also hast du heute frei?“

„Nicht ganz.“ Mit einer Kopfbewegung deutete Beron auf die Tafel.

Casey folgte dieser Bewegung. „Ach, dein erster Kampf.“

„Ja, ich hoffe doch, du siehst mir zu.“

„Natürlich! Und dabei denke ich mir eine Strategie aus, um dich zu besiegen.“ Er besah sich alle Kämpfe seiner Gegner, um ihren Kampfstil einzuschätzen. Nur bei manchen brauchte er mehr als nur einen Kampf, da deren Kämpfe zu schnell vorbei waren. Einer dieser Gegner war Beron.
 

„Bei solchen Hintergedanken kannst du gleich wieder gehen.“

Casey wollte etwas erwidern, als ein erstauntes Raunen durch die Menge ging. Verwundert sah er auf den Kampfplatz. Er sah nur einen auf dem Rücken liegenden Ritter, der sein Schwert anstarrte, das sich nun in der Hand seines Gegners befand. „Interessant. Wer ist das?“

Es war der gleiche Ritter, den er gestern in Raouls Gesellschaft angetroffen hatte. Doch wie auch gestern konnte er sich nicht an dessen Namen erinnern. Aber er schien ziemlich gut mit Raoul befreundet zu sein, da er diesen mit Vornamen gerufen hatte.
 

„Das?“ Beron runzelte nachdenklich die Stirn und musterte den Gewinner.

„Ich glaube er ist ein Duke. Duke Deacon… Gainswall? Irgendwie so, ich habe mich nie so für ihn interessiert. Woher kommt dein Interesse?“ Er warf einen Blick auf die Tafel.

„Dein Gegner ist er auf jeden Fall nicht, höchstens wenn er mich besiegt. Etwas, das nicht eintreffen wird.“

„Er interessiert mich ja auch nicht als Gegner. Ich habe ihn nur gestern in Begleitung von Lord Trelain gesehen. Und mit ihm verbindet mich eine persönliche Fehde.“ Wenn sie auch viel persönlicher war, als Beron oder auch Raoul selbst es annahmen. Und mit jeder Handlung von Raoul wurde sie noch persönlicher, zumindest wenn er so weitermachte.
 

„Also, ich muss dann mal.“ Beron lächelte und ging in die Mitte des Kampfplatzes.

Von der anderen Seite näherte sich ein ziemlich unsicherer Junge, höchstwahrscheinlich war es sein erstes Turnier.

Casey grinste und rief seinem Freund noch etwas nach. „Tu ihm nicht weh!“

Beron wand sich nur um und erwiderte das Grinsen.
 

Es würde ein kurzer Kampf werden, das war klar. Hoffentlich gingen dies Auswahlkämpfe bald vorbei, dann konnte es wirklich interessant werden. Für seinen Vater war es nur positiv, wenn die Turniere lang dauerten. Je länger es dauerte, umso länger war das Volk beschäftigt und die Staatskasse füllte sich ebenfalls. Denn alle Händler hier zahlten wiederum ihre Abgaben an das Reich. So hatte jeder etwas von diesem Turnier.

Für die meisten Adeligen war es noch dazu eine gute Möglichkeit, ihre persönlichen Streitereien auf sportliche Art zu lösen, oder bei ihrer Angebeteten Eindruck zu hinterlassen.
 

Casey wand sich vom Kampfplatz ab. Berons Kampf war schon so gut wie entschieden, da gab es keinen Grund weiterhin zuzusehen. Am Ende empfand er sonst noch Mitleid mit dessen Gegner.
 

Ein leises Klatschen erklang neben ihm. „Ein gelungener Kampf. Die Leute können sich auf ein interessantes Finale freuen.“

Casey verdrehte leicht die Augen, bevor er sich seinem Gesprächspartner zuwand. „Ich habe euch bereits gestern nahe gelegt, nicht so überheblich zu sein.“

Raoul lächelte gelassen. „Es ist immerhin eine Möglichkeit und keine Utopie, also kann ich es beruhigt ansprechen. Außerdem ist es doch nur, was wir Beide wollen, oder?“

Casey verschränkte die Arme vor der Brust. „Natürlich. Immerhin muss ich meine Ehre verteidigen.“

„Nicht zu vergessen die euer Herzensdame. Hat sie euch gesagt, was im Falle eine Sieges auf sie zukommt?“ Das Lächeln wich auch bei diesen Worten nicht von Raouls Gesicht.

„Ja, das hat sie. Schon aus diesem Grund sehe ich mich verpflichtet, für sie zu gewinnen.“ Nie im Leben hätte er jemanden von dieser Wette erzählt. Niemanden außer seinen Hofdamen, doch das konnte Raoul ja nicht wissen. So gut kannte er ihn nicht.
 

„Ach wirklich?“ Raouls Augen verengten sich nachdenklich.

„Interessant.“

Casey fand es für besser, diese Unterhaltung zu beenden. „Nun, ich danke euch für eure Glückwünsche. Leider muss ich gehen. Auch während des Turniers habe ich einige Pflichten, denen ich nachkommen muss.“

Vielleicht hätte er das, wenn er ein wirklicher Adeliger wäre, doch so war es nur eine Lüge. Sein Name existierte nur auf dem Papier, denn seine Verwandten mit diesen Namen nannten keinen Sohn ihr eigen. So war es leicht, ihnen einen anzudichten.
 

„Das verstehe ich.“ Erneut grinste Raoul.

Ihm zunickend wand sich Casey um und ging. Wie er dieses Grinsen hasste, doch spätestens im Finale würde es ihm vergehen. Dafür würde er höchstpersönlich sorgen. Und dann würde er seinen Wetteinsatz einfordern und mit jeden Tag wurden seine Gedanken daran kreativer - und somit schlimmer.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 27
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Innerlich fluchend duckte sich Raoul unter einem weiteren Schwertschlag. Er war wirklich gut, das hätte er ihm nicht zugetraut.

Das Publikum hielt den Atem und sah dem gespannt zu. Natürlich, so einen Kampf bekam man bei den Auswahlkämpfen nur selten zu sehen. Hier trennte sich die Spreu vom Weizen. Nur selten trafen zwei gleichwertige Gegner aufeinander. Nun, soweit würde Raoul aber nicht gehen. Lord Kale war bei weitem kein ebenbürtiger Gegner, doch er war gut. Besser, als er gedacht hatte.
 

Er riss sein Schwert in die Höhe und blockte so einen weiteren Schlag seines Gegners ab. Schön langsam musste er kontern, wenn er nicht ins Hintertreffen geraten wollte.

Raoul wich einen Schritt zurück, nur um einen Moment später seinen Konter zu beginnen. Damit hatte sein Gegner nicht gerechnet und wich selbst etwas zurück. Doch es dauerte nicht lange, bis er wieder zurückschlug. Mit konventionellen Mitteln würde er dieses Turnier nicht gewinnen. Zumindest nicht in der Zeitspanne, die er dafür wollte und er hatte eigentlich nicht vor, sich bei diesem Kampf zu verausgaben.
 

Plötzlich führte Lord Kale einen Schlag aus, der genau auf seine Mitte zielte. Wenn er nicht auswich, würde er seine Seite in der Mitte teilen.

Raoul ließ sich nach hinten fallen, gerade rechtzeitig, um der Klinge zuzusehen, wie sie über ihm die Luft teilte. Verfluchter Kerl, er wollte ihn wirklich verletzen, wenn nicht sogar töten. Allerdings gab ihm dies die Möglichkeit, seine unkonventionellen Mittel einzusetzen. Der Schwarzhaarige holte mit seinem Fuß aus und fegte Lord Kale so die Füße weg.
 

Mit einem leisen Scherzenslaut fiel dieser auf den Boden. Es war verständlich, sein Schienbein hatte dessen Knöchel genau getroffen und bei dem heutigen Kampf trug er einen aus Stahl bestehenden Schutz für dieses Körperteil. Beinahe hätte er Mitleid mit seinem entfernten Verwandten gehabt, aber nur beinnahe. Sofort war Raoul wieder auf den Beinen und bei seinem Gegner. Diesem setzte er das Schwert an die Kehle.
 

„Ergebt ihr euch?“

Der Blick in Lord Kales Augen hätte schwächere Leute sicher tot umfallen lassen. Raoul hingegen beeindruckte er keineswegs. Er hoffte nur, dass er sein Angebot annehmen würde, er wollte ihn nicht verletzen.

Sein Verwandter starrte ihn nur einige Sekunden an, dann lockerte sich der Griff um sein Schwert und es fiel auf den Boden. Nun fing die Menge um ihn herum an zu jubeln.
 

Er zog sein Schwert zurück und steckte es in die Scheide. Es war ein guter Kampf gewesen, sein Cousin musste sich deswegen nicht schämen.

Knapp verbeugte er sich vor der Tribüne, wo der König und die Adeligen saßen und verließ den Kampfplatz. Am Ausgang sah er, gelassen gegen die Begrenzung lehnend, Lord Jale. Bis jetzt hatte er den Kampf aufmerksam verfolgt, doch nun wand er sich ab und ging.
 

Das war Raoul auch Recht. Wahrscheinlich hatte er sich auch nur erhofft, dass sein Gegner stärker war als er. Oder er holte sich schon Informationen über seinen Kampfstil ein, wie so viele andere auch.
 

„Du hast es geschafft.“ Deacon umarmte seinen Hals von der Seite und brachte ihn mit seinem Schwung fast aus dem Gleichgewicht. Nun war er wirklich wie ein kleiner Junge.

„Hast du etwas anderes geglaubt?“ Zweifelnd sah Raoul seinen Freund an.

Dieser grinste nur breit. „Nein, aber gehofft.“

„Blödmann.“ Er schlug Deacon mit der Faust gegen den Oberarm. Hoffentlich sah sein Verwandter dieses Turnier nun für erledigt an. Auch wenn Raoul die Chancen dafür eher schlecht sah. Lord Kale war wie die meisten hier adelig. Als solcher konnte er nicht einfach abreisen, wann er wollte. Ja, die Kämpfe waren für ihn vorbei aber das Turnier noch lange nicht. Immerhin musste er noch seinen gesellschaftlichen Pflichten auf den Festen nachgehen und das bis zum Schluss. Das mussten die Meisten hier. Schade, er hätte auf seine Gesellschaft liebend gerne verzichtet.
 

„Na ja, deine Niederlage hier hätte mir einiges an Kopfzerbrechen erspart. Nun muss ich mir eine Strategie gegen dich ausdenken.“ Der Andere schien dies alles mit einer Leichtigkeit zu nehmen, die sehr gut zu seinem sonstigen Lebensstil passte.

Raoul verbeugte sich leicht vor seinem Freund. „Dann tut es mir leid, dass du nun wegen mir Schmerzen hast. Ich weiß doch, wie sehr dich das Denken anstrengt.“

Deacon sah ihn einen Moment ungläubig an, bevor er lachte. „Vielleicht bin ich ja gewillt, diese Entschuldigung anzunehmen. Aber nur, wenn du mit mir heute Abend etwas trinkst.“

Raoul lachte nun ebenfalls. „Nur zu gerne.“
 

Es war richtig schade, dass er seinen Freund nur die paar Wochen im Jahr sah. Umso seltsamer war es, dass sich hier überhaupt eine Freundschaft gebildet hatte. Auch wenn Deacon bei ihnen unter die Kategorie Ausländer fiel, so war er ihm bereits ein wertvoller Freund geworden.
 

Nun, das war wohl nichts. Casey setzte sich auf einen Sessel und fixierte kurz die Zeltplane vor ihm.

Cain streckte den Kopf herein und als er ihn sah, begann er das Mittagessen auf dem Tisch auszubreiten.
 

Casey ignorierte ihn. Ehrlich gesagt, hatte er sich diesen Kampf nur angesehen, um sich einen Eindruck über Raouls Stärke verschaffen zu können. Bis jetzt hatte dafür ja noch nie eine Notwendigkeit bestanden, da er immer in Valerians Stärke vertraut hatte. Nun gab es diese Stärke nicht mehr.
 

Einen Moment lang erlaubte sich Casey einen Anflug von Traurigkeit. Das passierte immer, wenn er an Valerian dachte, es wurde nicht besser, mit der Zeit aber leichter.
 

Um zu diesem Kampf zurückzukehren, er war eindrucksvoll gewesen. Für eine Zeit lang hatte Casey sogar Hoffnungen in die Stärke von Lord Kale gehegt. Doch nur für eine kurze Zeit, da er ja Raouls Ausstieg besiegeln wollte. Da kam ihm sicher kein Neuling dazwischen, mochte er noch so gut sein.
 

Cain hatte inzwischen seine Aufgabe erledigt und verbeugte sich kurz, bevor er das Zelt wieder verließ.

Noch immer in Gedanken versunken begann Casey zu essen. Diese Idylle währte jedoch nicht allzu lange. Casey hatte noch nicht einmal die Suppe fertig gegessen, als die Zeltplane zurückgestoßen wurde.
 

Überrascht sah er zum Eingang und wollte gerade zu einer harschen Bemerkung ansetzen, als er den Ausdruck in den Gesichtern seiner Hofdamen sah. Kiana wirkte nicht sonderlich anders, außer dass es in ihren Augen verärgert funkelte, doch das galt nicht ihm. Was ihn aber beunruhigte war Mikaela, auf deren Gesicht er Tränenspuren erkennen konnte. Mikaela war zwar nah am Wasser gebaut, doch es kam nur selten vor, dass sie wirklich weinte. Und wenn, dann nur wenn sie trauerte oder Angst hatte. Nun, es war niemand gestorben, den Casey kannte. Außerdem würde das weder Kianas Gesichtsausdruck noch Tailors Begleitung erklären.

Dieser warf noch einen Blick nach draußen, bevor er die Plane wieder zufallen ließ.
 

„Was ist passiert?“

„Eine Ungeheuerlichkeit, wenn man mich fragt! So etwas ist mir am Hofe noch nie untergekommen; zumindest nicht bei unverheirateten Leuten.“ Kiana legte einen Arm um Mikaelas Schultern.

„Er hat Mikaela zum Weinen gebracht.“

„Was? Wer?“ Es war nicht so, dass Casey nicht verstand, was ihm Kiana sagte, nur konnte man sich daraus eine Menge zusammenreimen. Hilfesuchend sah er Tailor an.
 

Dieser sah nur kurz zu Mikaela. „Lord Kale hat euch heute nach dem Turnier abermals seine Aufwartung gemacht.“

„Ja und Mikaela hat ihm aufgemacht und beteuert, dass ihr unpässlich seid. Daraufhin hat er sie angeschrieen. Ja, er wollte sie sogar schlagen!“ Es war nicht schwer die Abscheu in Kianas Stimme zu erkennen.
 

„Er hat was?“ Casey sah sie entsetzt an. Wie konnte es jemand wagen, seine Hofdamen zu schlagen? Dieses Recht hatte nur er, wenn er davon auch nie Gebrauch machte. Ein Mann der Frauen schlug stand für ihn sogar noch eine Stufe tiefer als Ungeziefer.
 

Jedenfalls hatte niemand auf diesem Hofe das Recht, seine Hofdamen gegen ihren Willen anzufassen, oder sie auch nur anzuschreien. Sie waren seine Freundinnen, eine von ihnen war sogar seine zukünftige Frau.

Und schon gar nicht Lord Kale, königlicher Verwandter hin oder her.
 

„Ja, aber Kiana hat ihn davon abgehalten.“ Bewundernd sah Mikaela ihre Freundin an.

„Ich habe ihn zumindest dazu gebracht, nicht in euer Gemach einzudringen. Wirklich gegangen ist er aber erst, als Tailor mir zu Hilfe kam.“

„Das alles nur, weil er mich sehen wollte?“

„Ja, er wollte etwas mit euch besprechen.“ Kiana gab ein abfälliges Geräusch von sich.

„Und nun?“ Dabei sah er abermals zu Tailor. Was das anging dachte sein Freund viel weiter voraus. Allerdings störte es ihn, dass er so davonkommen sollte. Nicht einmal als königlicher Verwandter konnte er sich solche Freiheiten herausnehmen.
 

„Ich habe Wachen vor eurem Bereich aufstellen lassen. Niemand kommt auch nur in die Nähe euer Gemächer oder die eurer Bediensteter.“

„Das ist gut.“ Er nickte beruhigt.

„Da gäbe es noch eine Sache.“ Kiana sah unsicher zu Tailor.

„Er wollte nicht locker lassen, deswegen gaben wir ihm eine Zusicherung. Wir haben ihm zugesichert, dass ihr auf dem Fest in drei Tagen zugegen sein werdet. Ansonsten wäre er sicher wieder gekommen.“
 

Caseys Finger krallten sich um die Gabel in seiner Hand. Unbewusst hatte sich seine Hand darum geschlossen. Wie konnte dieser Kerl es wagen? Er bedrohte seine Hofdamen, vergaß seine Manieren und nun nahm er ihm auch noch seine kostbare Zeit als Mann weg. Als er die Blicke seiner Hofdamen sah, zwang er sich zu einem Lächeln. „Keine Sorge, ihr habt nichts falsch gemacht. Natürlich werde ich mich auf dem Fest zeigen.“

Schon alleine, weil er Lord Kale nicht so leicht davonkommen ließ. Für dieses unverschämte Eindringen in seine Privatsphäre würde er noch büßen. Er würde nun in den Genuss dessen kommen, was bis jetzt nur Raoul vorbehalten war. Mal sehen, wie er damit zurechtkam. Und für den Ernstfall, Casey wusste wo er einen Besenstil fand, wenn er diesmal auch einen mit einer scharfen Klinge bevorzugte.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 28
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Diese Ungeheuerlichkeit werde ich ihm heimzahlen.“ Casey starrte sein Spiegelbild an, während seine Hofdamen die Perücke befestigten.

„Was, dass ihr als Frau auftreten müsst?“ Kiana nahm bei diesen Worten die letzte Haarnadel aus ihrem Mund und steckte sie fest.

„Nein, dass er Mikaela schlagen wollte.“ Natürlich, dass er nun als Frau auftreten musste gefiel ihm auch nicht. Doch es war eben eine Notwendigkeit. Als Casey sah, wie Mikaela nach einem Diadem griff, hob er die Hand.
 

„Nicht das. Heute wird es Zeit für stärkere Geschütze.“

„Meint ihr etwa…?“ Kiana sah ihn überrascht an.

„Genau die.“

Mikaela klatschte zufrieden in die Hände und lief in das Ankleidezimmer. Nach einigen Minuten kam sie mit einer edel aussehenden Holztruhe zurück. Sie öffnete diese und hob einen mit Smaragden besetzten, goldenen Stirnreif heraus.
 

Casey nickte nur. Gut, es sah nicht aus wie eine Krone, doch für eine Prinzessin war es durchaus angemessen. Er selbst trug sie nicht oft, da jeder im Schloss auch ohne dieses Herrschersymbol wusste, wer er war. Doch heute waren ausländische Gäste zugegen und jemand, den er beeindrucken musste. Es war nur ein Stück Metall, doch es flösste vielen Leuten eine Menge Respekt ein.
 

Geduldig wartete er, bis Mikaela die Krone richtig platzierte hatte und einen Schritt zurücktrat. Nun, dann konnte es ja losgehen. Er stand auf und sah zu seinen Hofdamen. „Wir sind bereit, oder?“

Kiana knickste leicht und lächelte dabei. „Für den Kampf mit dem männlichen Geschlecht? Immer.“

Sollte er sie zur Frau nehmen, dann würde sie das vielleicht in ein paar Jahren über ihn sagen. Das zu bekämpfende männliche Geschlecht.

Kopfschüttelnd beschloss Casey, keinen Gedanken mehr daran zu verschwenden. Dafür war es bei Gott noch zu früh, er hatte noch einige Jahre bis dahin.
 

Der Weg zum Ballsaal war noch nie so voll gewesen. Allerdings sorgten die Krone und sein Bekanntheitsgrad für genug Platz. Überall hörte Casey, wie die Leute um ihn herum tuschelten. Turnierteilnehmer, die ihn noch nie gesehen hatten, wurden von Höflingen darüber aufgeklärt, wer er war. Nun sahen alle zum ersten Mal die mysteriöse Prinzessin.
 

Der Lakai am Eingang des Ballsaals sah ihn an, als wäre er ein Geist. Erst dann schien er sich seiner Aufgabe bewusst zu werden. Dienstbeflissen öffnete er die Flügeltür zum Ballsaal. Da Casey den Eingang benutzte, der nur wenigen vorbehalten war, erregte er auch die gewünschte Aufmerksamkeit.
 

Die Köpfe der meisten Anwesenden drehten sich in seine Richtung. Sofort hoben sich wieder einige Hände, um Unwissende aufzuklären, oder Vermutungen anzustellen. Normalerweise hatte Casey für so etwas ja nur ein leises Seufzen übrig, doch heute war er hier nicht zum Vergnügen. Sein Blick glitt suchend über die Menge, als er bereits die Treppe hinunter stieg.
 

Er klappte seinen Fächer auf und bahnte sich einen Weg zu seinem Vater. Auch dieser sah ihn stirnrunzelnd an. Natürlich, normalerweise machte er während des Turniers nie eine Ausnahme.

Auf dem ihm zustehenden Platz neben ihm setzte er sich hin.
 

„Was verschafft mir die Ehre?“

„Keine Sorge es wird eine Ausnahme bleiben. Ich habe hier ein persönliches Anliegen zu regeln.“ Casey bemerkte den misstrauischen Blick seines Vaters und lächelte ihn unschuldig an.

„Sei nicht so pessimistisch, ich werde dir sicher keine Probleme bereiten. Das weißt du doch.“

Der König richtete seinen Blick wieder auf die Tanzfläche. „Na gut, aber dann sorge auch dafür, dass deine Worte der Wahrheit entsprechen.“
 

Nein, Probleme würde er seinem Vater sicher nicht bereiten. Die Einladung eines jungen Mannes annehmend, tanzte er eine Runde mit. Als er sich wieder zu seinem Vater begeben wollte, sah er den Grund seiner heutigen Anwesenheit. Allerdings ging er nicht auf ihn zu. Er wollte etwas von ihm nicht umgekehrt, also musste er zu ihm kommen.
 

In diesem Moment trafen sich ihre Augen und Lord Kale kam in seine Richtung. Formvollendet verbeugte er sich vor ihm und ergriff seine Hand. „Prinzessin, es ist mir eine Ehre euch zu treffen. Ich hoffe, eure Hofdamen haben euch mein Anliegen vorgetragen?“

„Ja, das haben sie.“ Caseys Stimme klang eisig bei diesen Worten.

„Ihr wollt mit mir sprechen?“

„Ja.“ Das Lächeln wich nicht von den Lippen des Anderen.

„Doch dafür würde ich einen etwas persönlicheren Rahmen vorziehen.“

Casey musterte ihn noch einen Moment kalt, dann entzog er ihm seine Hand. „Folgt mir.“

Damit ging sie aus dem Saal und steuerte einen der Salons an. Dort waren sie zu dieser Uhrzeit sicherlich noch ungestört. Für die Dinge, die man hier sonst besprach oder machte, war noch zu wenig Alkohol geflossen.
 

Mit verschränkten Armen wand er sich zu Lord Kale um. „Also Samuel, was habt ihr mit mir zu besprechen. Außer, dass ihr euch dafür entschuldigen wollt, wie ihr mit meinen Hofdamen umgegangen seid.“

Sein Gegenüber zuckte nur lächelnd die Schultern. „Ich wollte eben unbedingt mit euch sprechen. Dabei war ich wohl etwas zu ungestüm, dafür entschuldige ich mich.“
 

Als ob er ihm das glauben würde. Diese Entschuldigung war ja nicht einmal ernst gemeint. Für Leute wie ihn waren Hofdamen nicht mehr als niedere Bedienstete, selbst wenn sie einen Titel hatten und so etwas verachtete Casey. „Was wollt ihr also?“

„Nun. Zuerst einmal wollte ich euch mein Bedauern zu Valerians Tod aussprechen.“

Wollte er nicht, das zeigte schon die Art, wie er das machte. Selbst wenn es so wäre, dann wäre es nun schon zu spät dafür. Trotzdem versuchte Casey so höflich wie möglich zu bleiben. „Danke.“
 

„Was mich auch schon zur nächsten Sache bringt. Ihr seid nun ohne Verlobten und unsere Häuser haben sich schon in der Vergangenheit erfolgreich verbunden. Deswegen wollte ich fragen, ob ihr in eine Verlobung mit mir einwilligen würdet.“ Lord Kale schien sich einer positiven Antwort sicher zu sein, das verriet sein Lächeln.
 

Casey hingegen sah ihn nur ungläubig an. War das eben ein Heiratsantrag gewesen? Dann war das der schlechteste Antrag, den er je bekommen hatte. Sogar Valerians Antrag war besser und dieser war gespielt gewesen. Vor allem, nach dieser Vorgeschichte sollte er ihn heiraten? Zum ersten Mal dankte Casey Gott dafür, dass dies nicht möglich war.
 

Lächelnd sah er seinen Verwandten an. Nun war es wichtig, dass er das dumme Naivchen spielte, für das ihn Lord Kale anscheinend hielt. „Es tut mir leid, aber mein Vater bestimmt meinen Gemahl. Ich habe dabei nichts mitzureden.“

„Ich weiß, doch ihr habt sicher Möglichkeiten, sein Wahl zu beeinflussen nicht?“ Dabei lächelte Lord Kale gewinnbringend.
 

Dann eben anders. Er hatte ja eigentlich nett sein wollen, damit er nicht noch mehr Feinde bekam. Hier allerdings bereitete es ihm eine Freude, die Wahrheit sagen zu können. „Nun gut, dann lasst es mich so ausdrücken, Samuel. Nie, wirklich niemals im Leben würde ich euch zu meinem Mann nehmen. Dabei ist es nicht nur euer Charakter, der mich abstößt, sondern eure ganze Art. Selbst wenn es nicht so wäre, ein Mann der in Erwägung zieht eine Frau zu schlagen - und sei ihr Stand noch so tief - ist nicht mehr als ein Tier. Und eine Prinzessin wird niemals ein Tier heiraten. Schon gar nicht, wenn es schon in der zweiten Runde des Turniers versagt.“ Casey sah zufrieden, wie das Lächeln auf dem Gesicht seines Gegenübers verschwand. Stattdessen wurde er wütend und das war etwas, mit dem Casey umgehen konnte, denn er war auch wütend.
 

„Meinem Vater liegt viel an dieser Hochzeit, Casey.“ Man sah, dass Lord Kale schon am Rande seiner Beherrschung war.

„Euer Vater wird mit einer Ablehnung leben können. Es wohl eher euer Ego, das meine Zurückweisung nicht verträgt. Ihr habt nun meine Entscheidung, ich wünsche euch noch ein schönes Fest.“ Damit wand er sich um und verließ das Zimmer. Zumindest lag das in seiner Absicht. Doch schon nach wenigen Schritten wurde er grob am Arm zurückgerissen.
 

Wütend wand er sich zu seinem Angreifer um, seine Stimme war schneidend. „Ihr tut mir weh!“

Lord Kale hingegen drückte nur noch fester zu und zog ihn näher zu sich. „Ich würde euch dringend raten, eure Entscheidung noch einmal zu überdenken.“

„Ich habe euch nichts mehr zu sagen.“ Nicht einmal in tausend Jahren und wenn es möglich wäre, würde er jemanden wie ihn heiraten. Wütend tauschte er Blicke mit seinem Verwandten aus. Es war nur eine Frage von Sekunden, bis einer von ihnen zuschlagen würde. Eines war jedoch sicher, schlagen würde er sich von ihm sicher nicht lassen.
 

Plötzlich ertönte eine neue Stimme von der Tür her. „Prinzessin, wie schön euch zu treffen. Ich habe euch schon gesucht.“

Das nannte man wohl vom Regen in die Traufe kommen. Allerdings fiel Casey ein Stein vom Herzen, als er Raouls Stimme erkannte.
 

Dieser kam zu ihnen und schlang die Arme um seine Taille. „Es war ziemlich unhöflich von euch, nicht einmal auf mich zu warten. Wo ihr mir doch die Ehre erwiesen habt, für heute Abend euer Begleiter zu sein.“

Erleichtert bemerkte Casey, wie sich der Griff um seinen Oberarm löste.
 

„Ich habe euch leider nicht bemerkt.“

Raoul lächelte Lord Kale zu. „Die weibliche Aufmerksamkeit. Kein Wunder, dass wir Männer solche Probleme haben, die Frauen zu verstehen. Auf jeden Fall danke ich euch, dass ihr sie bis jetzt unterhalten habt.“

Lord Kale nickte geistesabwesend, sein Blick lag auf Casey.
 

„In dieser Sache ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.“

„Doch, das ist es. Denn wenn ihr bis morgen Abend nicht abgereist seid, wird es meinen Wachen eine Freude sein, euch bis zu eurem Schloss zu begleiten.“ Bei diesen Worten deutete Casey auf die Tür, was etwas seltsam aussah, da ihn Raoul noch immer von hinten umarmte.
 

Mit einem letzten wütenden Blick auf ihn verließ Lord Kale das Zimmer.

Dieses Problem wäre also erledigt. Er warf einen Seitenblick zu Raoul.

Blieb nur noch ein anderes.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 29
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Gelangweilt lächelnd hörte Raoul der Dame an seiner Seite zu. Wie er solche Gespräche ohne Sinn und Verstand hasste. Doch leider konnte er sich nicht davor drücken, allerdings war es eine Genugtuung, dass es Deacon an seiner Seite auch nicht erspart blieb.
 

Er nahm ein Glas zur Hand und trank einen Schluck daraus. Dabei entging ihm nicht, dass alle Anwesenden plötzlich zur Tür sahen und zu tuscheln begannen. Da er mit dem Rücken zur Tür stand, müsste er sich erst umwenden, um den neuen Besucher zu sehen. Diesen Aufwand ersparte er sich, immerhin konnte er nicht jeden Adeligen heute Abend Aufmerksamkeit zollen. Derzeit war jeder, der ein Turnier bestritten hatte, einige Gerüchte wert.
 

Deacon neben ihm pfiff leise anerkennend. „Das ist also eure Prinzessin?“

Raoul winkte nur ab. „Das glaube ich nicht. Sie würde sich nie während des Turniers zeigen.“

Sein Freund legte den Kopf leicht schief und lächelte. „Hm, blonde Haare, engelsgleiches Gesicht, eine goldene Krone und ein teures Brokatkleid. Doch, ich glaube schon, dass es deine Prinzessin ist.“

Raoul fuhr herum und starrte überrascht zur Tür. Deacon hatte wirklich Recht, das war eindeutig Casey. Doch weswegen brach sie mit ihrer Tradition? Bis jetzt war das noch nie passiert, zumindest nicht seit sie alt genug dafür war.
 

„Du hast Recht.“

Deacon grinste und stieß ihm mit dem Ellbogen in die Rippen. „Und diese Schönheit hat dich herausgefordert? Du Glücklicher.“

„Was?“ Irritiert sah er seinen Freund an.

Dieser zuckte nur die Schultern und zwinkerte ihm zu. „Nun, mich könnte sie auch ruhig herausfordern.“

Raoul wusste nicht so genau, ob ihm die Kommentare seines Freundes gefielen. Noch dazu wo er genau wusste, wie sie zu verstehen waren.
 

Als keine Erwiderung kam, sah Deacon zu seinem Freund. Grinsend hob er die Hände. „Nun nimm das doch nicht so ernst. Keine Sorge, ich nehme dir dein Mädchen schon nicht weg.“

Verwirrt runzelte Raoul die Stirn? Was sollte das denn heißen? Das war weder sein Mädchen, noch hegte er einen Groll gegen seinen Freund.
 

Er sah wieder zu Casey hinüber. Inzwischen war sie schon auf dem Weg die Treppe hinunter, dabei glitt ihr Blick suchend über die Menge. Ihm war klar, wen sie suchte, ihren Ritter. Nur hatte er heute Lord Jale noch nicht auf dem Fest bemerkt, dabei hatte er ihn schon heute Nachmittag in Richtung des Schlosses gehen sehen. Allerdings war das ja nicht sein Problem und sich ihr nun als Begleiter aufzudrängen hatte er auch nicht nötig. Stattdessen wand er sich wieder seinem Gespräch zu, diesmal mit deutlich mehr Enthusiasmus als zuvor. Dabei konnte er allerdings nicht verhindern, dass sein Blick immer wieder zu Casey glitt.
 

Deacon beugte sich leicht zu ihm. „Was glaubst du? Wäre ich ein annehmbarer Tanzpartner für eine Prinzessin?“

Raoul versuchte sich gelassen zu geben. „Meinst du nun von deinem Stand her, oder deinem Können?“

Sein Freund verzog nur das Gesicht. „Schon gut ich denke, ich versuche einfach mein Glück.“

Allerdings entschied sich Casey gerade in diesem Moment für einen anderen Herrn als Tanzpartner, was Deacons Pläne etwas verzögerte.
 

Seltsamerweise war Raoul darüber erleichtert. Vor allem, weil er Deacons Wirkung auf Frauen kannte. Nur hatte er bis jetzt in Deacon noch nie einen Rivalen gesehen und auch wenn das eine harmlose Frage war, so störte ihn dieser Gedanke. Komisch, in dieser Hinsicht war er noch nie unsicher gewesen.
 

Das nächste Mal, als sein Blick auf Casey fiel, verließ sie gerade den Raum, dicht gefolgt von Lord Kale. Was war denn das nun? Er konnte sich nicht vorstellen, dass Casey sich mit ihrem Verwandten auf amouröse Abenteuer einließ, dafür war der Abend noch zuwenig fortgeschritten. Geschäftliche Verbindungen konnte er sich bei diesen beiden aber auch nicht vorstellen.
 

Er stellte sein Glas einfach auf dem Boden neben einer Vase ab und folgte den Beiden. Normalerweise lag es nicht in seiner Natur zu lauschen, doch er wollte wissen, was die Zwei zu bereden hatten. Deswegen blieb er außerhalb des Salons stehen. Durch die leicht geöffnete Tür, war es ein Leichtes, ihr Gespräch zu hören.
 

Geduldig hörte er dem Gespräch zu und irgendwie stimmte es ihn zufrieden, als Casey Lord Kales Angebot so vehement ausschlug. Jeder normale Mann hätte sich nun aus dem Staub gemacht und die letzten Reste seines Stolzes geschont. Leider gehörte sein Verwandter nicht zu dieser Sorte.
 

Plötzlich hörte er Caseys Protest und warf einen Blick in das Zimmer. Wenn man sah wie sich die beiden Kontrahenten anstarrten, wusste man schon, dass eine Einmischung sehr riskant sein könnte. Doch er konnte Casey nicht einfach alleine lassen, schon seine Ehre verbot ihm das.
 

Mit einem letzten Seufzen, zwang er sich zu einem Lächeln und öffnete die Tür. „Prinzessin, wie schön euch zu treffen. Ich habe euch schon gesucht.“

Um Casey gar nicht die Möglichkeit zu einer Erwiderung zu geben, ging er zu ihr und legte seine Arme um ihre Taille.
 

„Es war ziemlich unhöflich von euch, nicht einmal auf mich zu warten. Wo ihr mir doch die Ehre erwiesen habt, für heute Abend euer Begleiter zu sein.“

Zum Glück war Lord Kale so geistesgegenwärtig seinen Griff um Caseys Oberarm zu lösen. Er hätte es bedauert, wenn er ihn nun noch hätte verletzen müssen.
 

„Ich habe euch leider nicht bemerkt.“

Das würde er ihr sogar zutrauen, vor allem weil sie keine Verabredung hatten. Außerdem schien sie ein außerordentliches Talent darin zu haben, ihn zu ignorieren.

Er lächelte sein Gegenüber freundlich an. „Die weibliche Aufmerksamkeit, kein Wunder, dass wir Männer solche Probleme haben, die Frauen zu verstehen. Auf jeden Fall danke ich euch, dass ihr sie bis jetzt unterhalten habt.“

Lord Kale nickte nur, doch schien das eher eine automatische Reaktion zu sein. Er sah Casey dabei an und sein Blick verhieß nichts Gutes.
 

„In dieser Sache ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.“

Raoul spürte, wie sich die Gestalt in seinen Armen versteifte. Ihr Arm hob sich und wies auf die Tür. „Doch, das ist es. Denn wenn ihr bis morgen Abend nicht abgereist seid, wird es meinen Wachen eine Freude, sein euch bis zu eurem Schloss zu begleiten.“

Zufrieden sah Raoul seinem Verwandten zu, wie er den Raum verließ. Natürlich bemerkte er auch ihren kritischen Blick auf seine Person.
 

„Er ist weg.“

„Das sehe ich.“ Raoul wusste ganz genau worauf sie anspielte, doch er hatte nicht vor ihr einen Schritt entgegenzukommen.

„Ihr könnt mich also loslassen.“ Dabei legte sie eine Hand auf seinen Unterarm.

„Nein.“ Bei diesen Worten grinste Raoul amüsiert. Dieses Spiel könnte ihm Spaß machen, vor allem nach der ganzen Unruhe, die sie ihm heute schon bereitet hatte.
 

„Nein?“ Fragend sah sie zu ihm hoch.

„Ja, nein. Irgendwie fühle ich mich in dieser Position ziemlich wohl. Außerdem wurde ich noch nicht angemessen entschädigt.“

„Wofür?“ Von diesem Gespräch scheinbar verwirrt vergaß Casey sogar, sich gegen Raouls Griff zu wehren.

Raoul lockerte die Umarmung etwas, um ihr die Möglichkeit zu geben sich zu ihm umzudrehen. Eine Möglichkeit die sie, wenn wohl auch unbewusst, nutzte.
 

„So wie ich die Situation einschätze, habe ich gerade eine Prinzessin gerettet. Habe ich dafür nicht eine Belohung verdient? Ich gebe mich auch mit weniger zufrieden, es muss nicht unbedingt eine Hochzeit mit euch und das halbe Königreich sein.“

„Wie bescheiden.“ Casey sah ihn abschätzend an, allerdings konnte sie nicht verbergen, dass es auch sie etwas amüsierte. Ihr Zeigefinger legte sich anklagend auf seine Brust.
 

„Nur, was bringt euch eigentlich darauf, dass ich eine Rettung benötigte? Die Situation war immerhin unter Kontrolle.“

Ja, natürlich. Genauso hatte er die Situation auch eingeschätzt. Doch Raoul hütete, sich das zu erwähnen, das würde nur die Stimmung zerstören.
 

„Ihr schweift vom Thema ab, Prinzessin. Wir sprachen über meine Belohnung.“

„Aber ich weiß noch immer nicht, ob ihr überhaupt eine verdient?“

Raoul sah sie gespielt entsetzt an. „Ihr wollt doch wohl nicht den Kodex brechen? Einem Ritter steht nach der Rettung eine Belohnung zu. Dabei ist es unerheblich, ob dazu ein Grund bestand oder nicht. Normalerweise besteht diese Belohnung aus einem Kuss.“

Casey hob den Zeigefinger und legte ihn auf seine Lippen. Entschieden schüttelte sie den Kopf. „Nein, ihr habt unsere Wette noch nicht gewonnen und davor gibt es auch keinen Kuss.“

Musste sie nun schon wieder damit anfangen? Allerdings reichte ihr Finger an seinem Mund schon, um sich ganz andere Dinge vorzustellen. Oh Gott, die lange Enthaltsamkeit rächte sich nun. Immerhin konnte er sie ja nicht einmal leiden, was durchaus auf Gegenseitigkeit beruhte.
 

Casey zog ihren Finger wieder zurück und legte ihn nachdenklich auf ihren Mund. „Allerdings stimmt es. Belohnt müsst ihr werden.“

Verdammt, das war ja fast wie ein indirekter Kuss und warum kamen ihm solche Gedanken jetzt?

„Wie wäre es mit einem Tanz als Dank?“ Sie lächelte ihn unschuldig an.

Raoul hob eine Augenbraue. „Sollte ich nicht belohnt werden? Warum wollt ihr dann meine Füße bestrafen?“

Casey schnappte empört nach Luft, hielt dann aber inne. Dabei schien sie kurz nachzudenken. „Stimmt. Die Versuchung wäre wohl zu groß. Dann bleibt wohl wirklich nur ein Kuss.“

Sie hob ermahnend die Hand mit dem Fächer. „Aber nur auf die Wange.“

Im Moment gab er sich mit allem zufrieden. „Was immer die Prinzessin als angemessen empfindet.“

„Angemessen nicht unbedingt, doch der Ritter scheint ja mit nichts anderem zufrieden zu sein.“ Casey beugte sich bereits vor und neben sein Gesicht.

Als ob er so anspruchsvoll wäre. Jede andere Dame wäre von Anfang an auf diese Idee gekommen. Das sollte er einmal klarstellen.
 

„Also Prinz…“

Bei diesen Worten drehte Raoul seinen Kopf, um sein Gegenüber anzusehen, nur kam er nicht mehr zu weiteren Worten. Als sich ihre Lippen trafen, waren wohl beide gleich überrascht. Er sah nur noch, wie sich Caseys Augen erschrocken weiteten und sie zurückschreckte.
 

Einen Moment später wich die anfängliche Überraschung aber Wut. Ihre grünen Augen funkelten ihn zornig an. „Ihr habt mich reingelegt!“

„Nein, ich…“ Doch weiter kam er nicht, da Casey begann, mit dem Fächer gegen seine Brust zu schlagen und sich gegen seine Umarmung zu wehren.
 

„Lasst mich sofort los!“

Um ihren Fächer und seine Brust vor weiterem Schaden zu bewahren, kam er ihrer Forderung nach.

Sofort wich sie einige Schritte vor ihm zurück. „Das werdet ihr büßen. Das war der einzige Kuss, den ihr mir gestohlen habt, denn dieses Turnier werdet ihr niemals gewinnen, dafür sorge ich!“

Mit diesen Worten floh sie regelrecht aus dem Salon.
 

Raoul sah ihr nur verblüfft nach. „Mist.“

Er schüttelte nur den Kopf, das war jetzt nicht so gut gelaufen. Damit war das ganze Vertrauen wieder zerstört, nur weil er unbedingt das letzte Wort haben wollte. Aber auch wenn er das bedauerte, so konnte er eine gewisse Zufriedenheit nicht unterdrücken. Denn der Kuss, so kurz er auch währte, war es wert gewesen.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 30
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Verdammt, wie hatte das nur passieren können? Er hatte sich einfach vom Moment verführen lassen und war nachlässig gewesen. Das durfte er sich nie wieder erlauben, dieser Mann war sein Feind und das durfte er niemals vergessen.
 

Er eilte die Gänge zu seinem Zimmer zurück und schloss die Tür hinter sich.

Nur einen Moment später öffnete sie sich wieder und Kiana sah herein. „Prinzessin? Benötigt ihr Hilfe?“

Überrascht sah er seine Hofdamen an. Anscheinend hatten sie sich auf dem Weg getroffen und sie waren ihm einfach gefolgt. Seltsam, dass er sie nicht bemerkt hatte. Eigentlich wollte er alleine sein, doch er musste wieder zurück ins Lager und alleine kam er niemals aus diesem Kleid heraus. Aus diesem Grund nickte er.
 

Kiana und Mikaela kamen zu ihm und begannen, die Verschlüsse des Kleides zu lösen. Dann machte sich Kiana daran, die Haarnadeln aus der Perücke zu entfernen, während sich Mikaela um die Krone kümmerte.
 

Dabei fiel Mikaelas Blick auf sein Gesicht. „Prinzessin? Ist irgendetwas vorgefallen?“

„Ich habe ihn geküsst.“ Nur eine Sekunde später hob Casey die Hand erschrocken an den Mund. Das war ein Fehler gewesen, da er die interessierten Gesichter seiner Hofdamen hinter sich im Spiegel sah.

Kiana verzog missbilligend das Gesicht. „Lord Kale?“

Sie schüttelte sich angeekelt.

Das ja nun wirklich nicht, doch wenn er das nun ohne Erklärung stehen ließ würden sie das sicherlich annehmen. „Nein. Lord Trelain.“
 

Noch ein Fehler, wie er bei einem Blick in den Spiegel sah. Seine Hofdamen waren nur wirklich aufmerksam und ihr Interesse war nicht mehr zu verbergen.

Es war allerdings Kiana, die die Frage stellte, die Beide am Meisten interessierte. „Und? Wie war es?“

Wütend wand sich Casey zu ihnen um. „Er hat mich reingelegt.“

Die Braunhaarige nickte zustimmend. „Das mag schon sein, allerdings steht das hier nicht zur Debatte. Wir haben nur gefragt, wie der Kuss war.“

Woher sollte er das wissen? In seinem Leben hatte er nur zwei Männer geküsst und das waren sein Vater und Valerian gewesen. Bei Frauen war seine Erfahrung da noch begrenzter, da er noch nie eine Frau geküsst hatte. Casey hatte das dumpfe Gefühl, dass ihm dieser Umstand zu denken geben sollte.
 

„Es war nur eine sehr kurze Berührung der Lippen. Das kann man doch nicht einschätzen, im Grunde geht das nicht einmal als Kuss durch.“

Casey hoffte, dass er damit nun allen weiteren Fragen zuvorkam.

„Und wie war das Gefühl bei diesem beinnahe Kuss?“ Kiana wirkte nun schon leicht ungeduldig, doch sie ließ Casey dabei nicht aus den Augen.

„Keine Ahnung. Kurz?“ Ganz bestimmt würde er ihnen nicht alles erzählen. Weder wie angenehm er ihr Treffen gefunden hatte, noch wie sehr ihn der Kuss überrascht hatte. Wer wusste schon, was sie sich daraus wieder zusammen spannen. Im Moment waren sie sowieso schon seltsam.
 

„Da habt ihr so manchen Frauen etwas voraus und könnt es nicht einmal beschreiben? Das ist wieder einmal so typisch Mann.“ Kiana hob hilfesuchend die Hände gen Himmel.

„Lass es doch, Kiana. Wenn es wirklich kurz war, dann lohnt es sich auch nicht darüber zu reden.“

Dankbar lächelte Casey Mikaela zu. Das war wirklich eine Rettung in der Not.
 

Plötzlich lächelte Mikaela aber Kiana zu. „Es sei denn, er weiß es ganz genau und will es uns nur nicht erzählen.“

Bei diesen Worten warf Kiana Casey einen misstrauischen Blick zu. „Ich glaube, da interpretierst du zuviel rein.“

Wie gut, dass Kiana eine derart geringe Meinung von ihm hatte. Bei Gelegenheit sollte er vielleicht einmal mit ihr darüber reden, doch im Moment kam ihm das sehr zugute. Er stand auf und befreite sich aus dem Kleid, das er einfach zu Boden gleiten ließ. Dann ging er zu seinen Kleidern, in denen er hierher gekommen war; männliche Kleider, die er eigentlich jeden Tag tragen sollte. Die Welt war manchmal wirklich ungerecht.
 

Kiana reichte ihm einen feuchten Lappen, mit dem Casey die letzten Spuren der Schminke abwischte, bevor er die Maske wieder aufsetzte.

Kritisch musterte sie ihn. „Da fehlt noch etwas. Mikaela?“

Mikaela betrachtete ihn auch noch einmal eingehend, dann schnupperte sie kurz. „Er riecht zu gut für einen Mann.“

„Als ob wir etwas dagegen machen könnten. Vielleicht glaubt man ihm wenn er behauptet, mit einer Frau zusammen gewesen zu sein?“

Mikaela sah ihre Freundin an. „Stimmt. Männer mögen solche Erklärungen.“

„Spätestens morgen wird man das nicht mehr riechen und ich habe nicht vor, heute noch mit jemanden zu reden.“ Damit nickte Casey den Beiden noch einmal zu und verließ das Zimmer.
 

Ungesehen schlich er sich aus dem Gebäudetrakt und wieder zurück ins Lager zu seinem Zelt. Dort legte er sich schlafen, da morgen ein freier Tag war, konnte er auch wieder neue Kräfte tanken.
 

Zumindest ausschlafen ließ man ihn nicht. Für seinen Geschmack viel zu früh wurde ihm schon die Bettdecke weggezogen. „Aufstehen.“

Casey murrte und griff nach seiner Decke, die leider außerhalb seiner Reichweite war. Müde setzte er sich auf und gähnte. „Was ist denn los?“

„Hast du vor den ganzen Tag ihm Bett zu verbringen?“ Beron sah ihn grinsend an.

„Selbst wenn, was stört es dich?“

„Alleine ist es langweilig. Außerdem denke ich, dass dir ein Bad auch nicht schaden würde.“ Er beugte sich zu Casey und roch kurz an ihm.
 

„Nettes Parfum, ich hoffe die Dame hat dazu gepasst. Nun benötigst du wirklich ein Bad.“ Damit griff er schon nach Caseys Hand und zog ihn hoch.

„Moment, ich brauche eine Hose.“ Casey schaffte es noch, nach dem betreffenden Kleidungsstück zu greifen. Kurz vor dem Ausgang blieb Beron noch einmal widerstrebend stehen und wartete, bis er diese angezogen hatte.
 

Vor dem Zelt bemerkte Casey schon einige junge Männer, Wächter wie man leicht an ihren Waffen bemerkte. Alle trugen ausnahmslos Berons Wappen.

Er sah kurz zu Beron hoch, der lächelte. „Triff deine Auswahl, aber schnell.“

Erleichtert lächelte Casey und rief Trevor zu sich. Diesem erklärte er kurz, was sie vorhatten und ließ ihn dann einige Begleiter auswählen. Eigentlich wurde es als unhöflich gewertet, seine eigenen Wächter zu verlangen, vor allem wenn ein anderer Adeliger für seine Sicherheit garantierte, doch Beron verstand seinen Wunsch. Auch er würde sie nie auf Andere verlassen.
 

Gemeinsam gingen sie zu dem See, der normalerweise Caseys Zuflucht war. Dabei fielen immer mehr der Wächter unauffällig zurück und verteilten sich. „Warst du gestern auf dem Fest?“

Beron nickte leicht. „Kurz. Aber lange genug, um eure Prinzessin zu sehen. Eine wahre Schönheit.“

Casey konnte sich nicht dagegen wehren, sich geschmeichelt zu fühlen. Immerhin sprach Beron dabei über ihn und solche Komplimente hörte er nicht oft. Natürlich, als Prinzessin wurde ihm ständig geschmeichelt, doch hier konnte er sich sicher sein, dass es ehrlich gemeint war.
 

„Das mag schon sein.“

„Warst du auf dem Fest?“

Casey schüttelte den Kopf. Nein, Lord Jale war nicht auf diesem Fest gewesen.

„Kennst du sie?“

„Etwas.“ Er mimte ja nur den Ritter für sich selbst, aber sonst kannten sich die beiden kaum. Lord Jale und die Prinzessin waren nur zwei Rollen, die nichts miteinander zutun hatten. Es war seltsam, denn wenn man beide Rollen strich, blieb nur er übrig. Ein unbekannter Prinz, der Angst um sein Leben haben musste. Diese Rolle war eine ihm völlig unbekannte und doch die Realität.
 

Beron war inzwischen schon bis zu den Knien im Wasser und sah ihn an. „Was ist?“

Casey schüttelte den Kopf. „Nichts.“

Er schlüpfte aus der Hose und folgte Beron.

Es wurde ein ziemlich gemütlicher Vormittag. Sie waren zwar nicht die ganze Zeit im Wasser, doch oft genug, um den Dreck der vergangenen Tage zu beseitigen. Zum Glück war Beron einer der Männer, die einigen Wert auf Körperpflege legten.
 

Erst als die Sonne sich schon gegen Mittag neigte, gingen sie zum Lager zurück.

„Und was hast du nun vor?“

„Ich will noch etwas trainieren.“ Ja, das Treffen mit Raoul gestern hatte ihn wieder motiviert.

„Mit dem Schwert?“ Beron sah ihn fragend an.

„Natürlich. Nur einige Übungen, um gegen meine Gegner gewappnet zu sein.“

„Soll ich dir helfen?“

„Danke, nein.“ Casey schüttelte den Kopf. Berons Angebot war wirklich freundlich und unter anderen Umständen hätte er es sogar angenommen, doch es ging nicht. Immerhin war Beron einer seiner nächsten Gegner.
 

„Nach unserem Kampf komme ich aber vielleicht darauf zurück.“

„Hm, na ich weiß nicht. Ob ich dann noch Zeit habe, so kurz vor dem Finale?“ Dabei warf er Casey einen amüsierten Blick zu.

„Also das wird bestimmt nicht deine Sorge sein. Aber ich werde bestimmt Zeit für dich finden.“ Casey grinste bei seinen Worten. So gerne er Beron auch hatte, er konnte ihn nicht gewinnen lassen, doch das war auch etwas, das der Größere gar nicht wollte. Ein fairer Kampf in dem jeder seinen Können zeigte, das war ihr beider Ziel.
 

„Ha!“ Beron legte Casey einen Arm um die Schultern.

„Das werden wir noch sehen.“

„Ja, das werden wir.“ Denn das war sicher. Ihr Kampf lag ja nicht mehr soweit entfernt in der Zukunft. Doch Casey wusste, dass er gewinnen würde, da sein Ziel weitaus höher lag.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 31
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Heute war es also soweit. Raoul strich noch einmal mit einem Tuch über die Schneide seines Schwertes.

Sein Diener brachte ihm die dazugehörige Scheide und befestigte den Gürtel um seine Hüfte.

Mit einem Seufzen steckte er das Schwert ein. Das war heute kein Kampf, auf den er sich freute. Dieser Kampf war nie einer, auf den er sich freute.
 

Er verließ das Zelt und sah sich um. Lord Kales Zelt neben dem seinen war schon seit Tagen abgebaut, anscheinend hatte er Caseys Anordnung Folge geleistet. Noch dazu in der angegebenen Zeit, das hätte er nie gedacht. Eigentlich war das Lager allgemein schon etwas leerer geworden. All die fremden Ritter, die dieses Fest zum ersten Mal besuchten, waren alle schon abgereist, wenn sie nicht mehr am Turnier teilnahmen. Auch ein Adeliger, der seine Zimmer im Palast hatte, würde kein Feldbett hier einem richtigen Bett vorziehen, wenn es nicht notwendig war.
 

Raoul ging zum Kampfplatz, wo er bereits eine vertraute Gestalt sah. „Womit habe ich diese Ehre eigentlich verdient?“

Lord Jale wand sich um und musterte ihn ausdruckslos.

Er deutete zum Turnierplatz. „Ihr beobachtet jedes meiner Turniere.“

„Ich informiere mich eben gerne über meine Gegner. Außerdem hat man mir gesagt, dass dieses Duell heute sehenswert ist.“

„Das hat man mir auch über euren nächsten Kampf gesagt.“ Ja, Lord Jale würde in seinem nächsten Kampf gegen einen wahren Bären antreten. Einer seiner besten Freunde, es verhielt sich nicht anders, als bei ihm heute.
 

Lord Jale sah ihn noch einen Moment an und wand sich dann wieder dem noch leeren Platz zu.

Dann eben nicht. Im Moment brauchte er seine Konzentration für wichtigeres, als diesen zukünftigen Gegner. Seinen jetzigen Gegner zum Beispiel. Er betrat den Kampfplatz und wartete in der Mitte auf seinen Gegner.
 

Es dauerte auch nicht lange und der andere Ritter kam ebenfalls auf ihn zu. „So sieht man sich wieder.“

Deacon verbeugte sich amüsiert vor Raoul, was durch seine Rüstung etwas behindert wurde.

Raoul lächelte und streckte ihm eine Hand hin. „Auf einen fairen Kampf.“

„Na, das will ich aber hoffen.“ Ebenfalls lächelnd ergriff Deacon seine Hand.

„Und keine Gnade.“
 

„Keine Gnade.“ Raoul bestätigte diese Worte noch einmal bevor sich trennten, um etwas Abstand voneinander zu nehmen. Sie würden sich nicht ernsthaft verletzen, das verbot ihre Freundschaft. Doch wenn ein Schlag doch einmal gefährlich wurde, würden sie ihn auch nicht abfälschen, nicht wenn er zum Sieg führte.
 

Beide zogen ihr Schwert, doch noch konnte der Kampf nicht beginnen. Ihr Blick lag auf der Hand des Königs, dieser gab das Zeichen. Die ausgestreckte Hand senkte sich und der Kampf begann.

Wie zwei Raubtiere begannen er und Deacon sich zu umkreisen. Ab und zu führte einer von ihnen einen Schlag aus, doch ein wirklicher Angriff blieb aus. Dafür war es noch nicht an der Zeit, erst einmal musste er die Kraft seines Gegners einschätzen können. Diese Taktik verfolgte jeder Ritter und so auch Raoul. Er wusste, dass Deacon nicht anders verfuhr. Warum auch, wenn sie zum Ziel führte?
 

Das Lächeln war von ihren Gesichtern verschwunden, als sich die Hand senkte. Beide waren nun hochkonzentriert. Trotzdem beobachtete Raoul das Gesicht seines Gegners, um etwaige Stimmungsumschwünge zu erkennen.

Deacon hob ebenfalls den Blick und begegnete dem seinen. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen.
 

Das war das Zeichen. Mit einem Mal griff ihn sein Freund an und man merkte, dass es kein Herantasten mehr war. Raoul wich den Schlägen aus und parierte einige, für die er nicht schnell genug war. Er wartete auf eine Lücke in den Angriffen, um das Blatt zu wenden, doch das war bei Deacon gar nicht so leicht.
 

Raoul wich einem weiteren Schlag zur Seite aus, um einigen Abstand zu bekommen. Das war Deacons Runde gewesen, nun war er dran. Er gab seinem Freund noch Zeit, um herumzufahren und griff ihn an.

Ihre Schwerter prallten abermals gegeneinander und lösten sich wieder voneinander, um dieses Spiel gleich noch einmal zu wiederholen. Bei ihnen ging es nur darum, auszutesten wie lange der Andere durchhielt. Finte traf auf Konter, Überraschungsschlag auf Ausweichmanöver. Dieser Kampf wurde nicht durch Kraft oder Technik gewonnen, sondern durch Ausdauer, Einfallsreichtum und einer gehörigen Portion Glück.
 

Es war ein Kampf ganz nach Raouls Geschmack. Ein Kampf, der seine gesamte Aufmerksamkeit forderte und vor allen Dingen fair war. Bis jetzt hatte er schon einige schmutzige Tricks hier erlebt, einige wurden entdeckt und ihre Anwender disqualifiziert, andere blieben ungeahndet. Bei ihnen würde das nicht passieren, dafür waren sie zu stolz.
 

Doch beendet musste er werden. Raoul beschloss, einen Frontalangriff zu starten. Dabei bewegte er sein Schwert so, dass es sich mit Deacons Schwert verkeilte. Die Schneiden schabten aneinander vorbei und beschrieben Kreise umeinander. Bei dieser Taktik ging es darum, wer mehr Kraft und die bessere Technik hatte. Das konnte leicht nach hinten losgehen.
 

Vor einem Jahr hatte ihn Valerian damit besiegt, heute schien er damit Glück zu haben.

Auch, wenn Deacon versuchte dagegen zu arbeiten, so schaffte er es nicht.

Raoul sah zufrieden, wie das Schwert seines Freundes dessen Hand verließ und etwas entfernt auf den Boden fiel. Er bemerkte den Blick seines Freundes und hob sein Schwert an dessen Kehle. Gerade noch rechtzeitig, Deacon würde es sogar noch schaffen, seine Waffe noch einmal zu erreichen.
 

Deacon lächelte und hob die Hände, das Zeichen, dass er sich ergab.

Sofort ertönte ein Klatschen und die Menge stimmte darin ein. Raoul zog sein Schwert zurück.

Sein Freund verbeugte sich abermals vor ihm.
 

„Ehre, wem Ehre gebührt.“

Die Hand hebend, um sich für den Applaus zu bedanken, drehte sich Raoul einmal herum. Dann ging er zu Deacons Schwert und hob es hoch. Er fuhr mit seiner behandschuhten Hand einmal über die Schneide, bevor er es seinem Freund reichte.

Dieser nahm es vorsichtig entgegen und steckte es wieder in seine Scheide. Gemeinsam verließen sie den Platz.
 

„Keine Sorge, ich werde mich steigern. Nächstes Jahr sieht das Ergebnis anders aus.“

Raoul lachte nur amüsiert. „Vergiss es.“

Er schwieg einen Moment. „Bleibst du noch?“

„Ich hatte eigentlich schon vor, bis zum Ende des Turniers zu bleiben.“ Nachdenklich sah Deacon auf die Tafel der Turnierteilnehmer, von der sein Wappen eben entfernt wurde. Er seufzte leicht bedauernd.
 

„Weißt du, nach all den Jahren bin ich dir eines zumindest schuldig.“

Fragend sah ihn sein Freund an.

„Sei mein Gast für einige Zeit.“ Raoul lächelte bei dem Angebot. Bis jetzt war dieses Thema noch nie aufgekommen, deswegen wurde es nach all den Jahren einmal Zeit. Für ihn bedeutete das, etwas mehr Zeit mit seinem Freund und für Deacon eine Auszeit von seinem Weiberregiment, das ihn daheim erwartete.
 

„Du bist schon der Fünfte, der mir dieses Angebot macht.“ Deacon grinste breit und schlug ihm auf die Schulter.

„Allerdings werde ich dein Angebot annehmen. Das bringt nicht so viele Pflichten und Gefahren mit sich, wie die Einladung einer der vier Damen. Und ich bin kein anspruchsvoller Gast, der die Großzügigkeit eines Gastgebers überstrapaziert, falls du jemanden beruhigen musst.“
 

Raoul winkte nur ab. Ihm war das völlig egal, wie lange Deacon blieb, oder was er wollte. Selbst wenn, ging das nur ihn etwas an, nicht seine Familie. Er wartete eigentlich nur mehr auf sein Erbe, wie alle anderen adeligen Söhne auch und bis dahin vertrieb er sich die Zeit. Doch im Gegensatz zu einigen anderen Söhnen, verstand er sich auch darauf, abseits der Familie etwas Geld zu verdienen. Eine Idee, bei deren Ausführung er von jemanden unterstützt worden war. Alles, was er von seiner Familie noch wollte, war der Titel und die Ländereien, das Geld konnten sie gerne behalten, nur sein Geburtsrecht wollte er. Doch da er keine Brüder hatte und sein Vater große Hoffnungen in ihn setzte, sah er darin keine Probleme.
 

„Meine Familie bestimmt schon lange nicht mehr meinen Umgang.“

Nur einen, den bestimmten sie für ihn und das war Casey. Allerdings war das eine Bekanntschaft, die auch er selbst suchte. Aus den verschiedensten Gründen. Zuerst aus Pflichtgefühl, dann aus Amüsement und jetzt…, ja weswegen suchte er ihre Nähe jetzt? Bei diesem Gedanken schüttelte Raoul den Kopf.

Natürlich auch aus Amüsement, es ging immer nur um seinen Spaß. Man ahnte gar nicht, wie langweilig das Leben am Hofe sein konnte, jemand wie Casey brachte Schwung in diesen ermüdenden Alltag. Sie hasste ihn aus ihm unerfindlichen Gründen, doch das machte die Sache nur noch amüsanter für ihn.
 

„Das hätte ich bei einem Mann deines Alters auch nicht anders erwartet.“ Deacon drückte noch einmal aufmunternd seine Schulter.

Raoul warf einen bedeutenden Seitenblick zu seinem Freund. „Du sprichst, als wäre ich ein alter Mann, dabei bist du ein Jahr älter als ich.“

Der Andere machte eine wegwerfende Handbewegung. „Die paar Monate? Ich bitte dich. Männer wie ich werden nicht älter, sie werden reifer.“

Deacon hob belehrend einen Zeigefinger. „Eine gewisse Reife wirkt vor allem auf die Frauen anziehend.“

Diese Bemerkung war so typisch für Deacon und rang Raoul ein Lächeln ab. „Dann pass bloß auf, das du das nicht irgendwann Schimmel ansetzt in deinem Reifeprozess.“
 

Deacon schnitt nur eine Grimasse, bevor er abermals seufzte. „Na ja, die Pflicht ruft. Ich muss einen Brief verfassen, in dem ich meiner Mutter mitteilen muss, dass ich wieder gescheitert bin. Wie ihr das gefallen wird.“

Er verzog angesäuert das Gesicht.
 

Ja, das war keine Aufgabe, die man gerne erledigte. Aber wenigstens konnte das Deacon schriftlich erledigen. Bei seinen Niederlagen musste er immer seinem Vater gegenübertreten und das waren keine netten Zusammenkünfte. Doch dieses Jahr konnte er sich das ja zum Glück ersparen. Denn verlieren würde er sicher nicht.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 32
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Heute war also der Tag gekommen. Sein Kampf gegen seinen besten und auch einzigen männlichen Freund stand bevor. Genauso sollte sein Leben täglich sein. Jeden Tag sollte er sich freundschaftlich mit Anderen messen, anstatt Kleider zu tragen und sich allen möglichen Klatsch anzuhören. Das war mit der Zeit so ermüdend und brachte, ihn keinen Schritt weiter.
 

Er reichte Cain seine Hände, damit dieser ihm die Armschienen anlegen konnte. Gegen Beron brauchte er jeden Schutz, den er bekommen konnte und doch beschränkte er sich auf das Nötigste. Zuviel von den Metallteilen würde nur seine Schnelligkeit beeinträchtigen, das konnte er sich bei Beron nicht leisten.
 

Cain schloss den letzten Verschluss und reichte ihm sein Schwert.

Casey ergriff es und steckte es in die Schneide. Dann verließ er das Zelt und sah sich zu Berons Zelt um.

Auch Berons Knappe erledigte gerade die letzten Handgriffe, nur das er dies vor dem Zelt erledigen musste. Beron bemerkte ihn und nickte ihm leicht zu.
 

Casey ging zu ihm und ergriff dessen Schwert. „Eigentlich sollte ich mich damit nun aus dem Staub machen, nicht?“

Beron zuckte lächelnd mit den Schultern. „Mach ruhig. Ich habe noch drei Andere und wenn mein Gegner auf der Flucht ist, gewinne ich wegen Nichterscheinens.“

Auch Casey lächelte und reichte seinem Freund die Waffe. „So leicht mache ich es dir nicht.“

„Das will ich auch hoffen.“ Dann, als wäre ihm plötzlich wieder etwas eingefallen, sah er auf.

„Bevor ich es vergesse, ich will dich gerne einmal auf meinen Familiensitz einladen. Im Winter könntest du mich dort vielleicht antreffen.“

Lächelnd nickte Casey. „Auf das Angebot komme ich gerne einmal zurück.“
 

In vier oder fünf Jahren, wenn Beron dann noch etwas mit ihm zu tun haben wollte. Immerhin war er dann bereits König, oder zumindest Kronprinz. Dann gäbe es diesen unbedeutenden Adeligen nicht mehr, den er heute verkörperte. „Gehen wir?“

„Klar doch.“ Beron legte ihm einen Arm freundschaftlich um die Schulter.

„Und nach deiner Niederlage heute, nimm es dir nicht zu Herzen. Dieses Turnier ist eben darauf ausgerichtet, dass der Stärkere gewinnt.“

„Oh, ich sage nichts gegen deine Stärke. Nur deine Schnelligkeit lässt stark zu wünschen übrig. Du hast dich gehen lassen.“ Damit klopfte ihm Casey auf das Metall über dessen Bauch. Dabei löste er sich auch von dessen Umarmung.

Der Ältere sah ihn schmollend an. „Du hast so ein Glück, dass wir gleich gegeneinander kämpfen. Die Regeln dort bewahren dich vor ärgeren Schaden.“
 

Leise lachend ging Casey zum Turnierplatz. Am Eingang zu diesem standen schon einige andere Ritter. Manche hatten ihren Kampf schon hinter sich, Andere warteten noch darauf. Einige waren auch nur hier, um die Kämpfe ungestört beobachten zu können. Es war ein guter Platz, den auch er oft nutzte um seine Gegner zu studieren. Eine gute Vorbereitung war der halbe Sieg. Aus diesem Grund hatte er auch keine Angst vor diesem Kampf, da er Beron gut genug kannte.
 

Er betrat als Erster den Kampfplatz, dicht gefolgt von seinem Freund. Seinem Vater auf dem Podest nickte er kurz zu. Es war zwar keine besondere Ehrerbietung notwendig, doch das war sein Vater und dieser wusste, wer er war. Aus diesem Grunde verlangte dies schon die Höflichkeit.
 

Casey stellte sich Beron gegenüber auf und zog sein Schwert. Dieser tat das Gleiche, beide richteten ihren Blick auf den König und dessen Hand.

Als sich die Hand senkte, wich Casey bereits dem ersten Schlag aus. Beron war einer der wenigen, die nichts von einem sanften Herantasten hielten, er kämpfte so wie auf dem Schlachtfeld, deswegen war Casey davon nicht sonderlich überrascht. Auch die anderen Schläge waren leicht vorauszusehen, weswegen Casey immer wieder ausweichen konnte. Was ein Glück war, denn als er den ersten Schlag parierte, hatte er das Gefühl das sein Arm fast taub wurde. Vor einer solchen Stärke musste man wirklich Respekt haben.
 

Hastig wich er wieder zurück, um einen weiteren solchen Schlag zu entgehen. Im Moment bestand sein ganzes Handeln nur aus Verteidigung und Ablenkung.

Zufrieden sah Casey, wie Beron schon nach einer Weile schwitzte, während er noch nicht einmal außer Atmen war. Er hatte ihn beobachtet, Beron war es gewohnt, den Kampf bereits nach wenigen Minuten zu gewinnen. Dieser Kampf hingegen dauerte schon eine Viertelstunde, wenn er es richtig einschätzte und die Sonne tat ihr übriges dazu.
 

Casey wagte es wieder einen Schlag zu parieren und diesmal hatte die Kraft schon etwas nachgelassen, auch wenn sie noch immer beeindruckend war. Allerdings konnte er sich nun auf einen richtigen Kampf mit ihm einlassen.

Die Zuschauer jubelten, als er endlich zu einem Angriff ansetzte. In den letzten Minuten war es ja ziemlich ruhig geworden diesbezüglich. Man sah nicht gern, wie ein Gegner vor dem Anderen wegrannte, doch das war Casey egal. Er war nicht dazu bereit, sich zur Belustigung des Publikums verletzen zu lassen und Beron wollte er auch nicht ernsthaft verletzen.
 

Trotzdem griff Casey nun ernsthaft an und erzielte auch einige Treffer. Beron leider auch, wie er schmerzhaft feststellte. Es ging zu wie auf einem Schlachtfeld, Casey wie auch sein Freund nutzten jeden Trick, um den Anderen zu verletzen. Natürlich ohne ihm ernsthaft zu schaden.
 

Casey traf Beron in die Seite, was diesem aufgrund seiner Rüstung nicht allzu sehr schadete. Aber es sorgte dafür, dass Beron zur Seite wich und sie aneinander vorbei glitten. Innerhalb eines Moments registrierte Casey die Situation. Beron musste ihm im Moment den Rücken zuwenden, das hieß er musste nur schnell genug sein.
 

In der nächsten Sekunde fuhr Casey auch schon herum, sein Schwert erhoben.

Die Zuschauer begannen erstaunt zu murmeln.

Casey sah in das lächelnde Gesicht von Beron. Nur wenige machten so ein Gesicht, wenn eine Klinge an ihrem Hals lag. Auch er lächelte, schließlich wollte er keine schlechtere Figur machen als sein Freund. Denn auch an seinem Hals spürte er die Klinge von Berons Schwert.
 

„Und nun?“

Casey zuckte bei der Frage seines Freundes nur die Schultern. Ein Unentschieden konnte es nicht geben, es konnte nur einer weiterkommen. Das war der Sinn eines Turniers. „Ziehen wir uns beide zurück.“

Dabei senkte Casey bereits sein Schwert. Bei einem anderen Gegner würde er das nicht machen, doch Beron vertraute er. Erleichtert merkte er, dass auch dieser sein Schwert zurückzog.

„Also dann, auf ein Neues.“ Beron wich einen Schritt zurück.

Casey hob sein Schwert wieder und griff den Älteren an. Einige Schläge musste er blocken, doch dann sah er seine Chance.
 

Mit dem Schwert führte er einen Frontalangriff aus, den er kurz vor seinem Ziel abfälschte. Genau auf Berons Handgelenk zu, allerdings drehte Casey kurz zuvor das Schwert so, das ihn nur die flache Seite traf. Die Wucht reichte allerdings aus, um ihn das Schwert fallen zu lassen. Die Chance es aufzuheben gab ihm Casey allerdings nicht mehr.

Beron hob die Hände. „Ich schätze mal, das wars dann.“

Casey nickte nur. Er mehr als nur erleichtert, dass dieser Kampf vorbei war, da er jegliches Gefühl in seinen Armen verloren hatte. Er schaffte es gerade noch, sein Schwert in die Scheide zurückzustecken.
 

Er drehte sich dem Ausgang zu und begegnete dem Blick smaragdgrüner Augen.

Raoul stand dort und applaudierte ihm lächelnd.

Nun, dessen Annerkennung war die Letzte, die er wollte. In letzter Zeit dachte er sowieso viel zu oft an ihn, weswegen er es auch unterließ, mit ihm zu reden. Dieser verdammte Kuss ließ sich auch nur zu schwer verdrängen. Obwohl Mikaela ja darauf beharrte, dass man das keinen Kuss nennen konnte. Aber Fakt war nun einmal, dass sich ihre Lippen berührt hatten. Wenn er damals nicht so darüber erschrocken wäre, hätte er ihm eine Ohrfeige verpasst. Das war eine, für eine Lady, absolut gerechtfertigte Reaktion.
 

Seitdem mied er jede Konfrontation mit ihm. Warum auch, das war unnötige Mühe, bald würde er ihm gegenüberstehen.

Sein Blick glitt zur Tafel, wo sein Wappen gerade höher rückte. Bald wäre es soweit, das war nur noch eine Angelegenheit von Wochen. Vor allem, da nun die Kämpfe weniger wurden und mehr auf das Vergnügen geachtet wurde. Mehr Feste, mehr Unterhaltung, weniger Kämpfe. Nun, ihm war das nur Recht, so konnte er länger Mann sein.
 

„Ich hasse es, wenn du so um mich herumtanzt.“

Grinsend drehte sich Casey zu seinem Freund um. „Daran solltest du dich doch schon gewöhnt haben.“

„Sollte man meinen, nicht?“ Beron legte Casey eine Hand auf die Schulter.

„Deinen Sieg sollte man feiern. Wein?“

Wer konnte schon bei einem Angebot, das noch dazu so unschuldig vorgebracht wurde, ablehnen? Casey nickte. Morgen würde er wahrscheinlich wieder Kianas Wundermittel brauchen. Vor allem, wenn er auf das Fest am Abend gehen wollte und das musste er, als Favorit auf den Sieg.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 33
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Sie wird nicht kommen.“ Raoul warf seinem Freund einen belustigten Blick zu.

„Oh, das letzte Mal hatte ich auch ganz unverhofft Glück.“ Deacon lächelte und prostete ihm mit einem Glas zu.

Dieser Optimismus war ja ganz lobenswert, doch wusste Raoul, dass die Hoffnung sinnlos war. Etwas, worüber er eigentlich ganz froh war.

Im Moment waren hier einfach viel zu viele Rivalen, oder besser Ausflüchte die Casey nutzen konnte, um ihn mit Desinteresse zu strafen. Auch das Interesse seines Freundes gefiel ihm nicht ganz, wenn er auch wusste, dass Deacon ihm nie in die Quere kommen würde. Für ihn war alleine die Vorstellung einer Hochzeit ein Alptraum, da würde er sich sicher nicht mit einer einflussreichen Tochter einlassen. Nicht, wenn deren Vater ihn zu einer Heirat zwingen konnte.
 

Raoul bemerkte, wie drei junge Damen auf ihn und Deacon zusteuerten. Er verdrehte die Augen und nickte zwei Männern zu, die die drei Damen auf halben Weg abfingen. Manchmal war es ganz gut, die richtigen Freunde zu haben. Sein Freundeskreis bestand größtenteils aus gutaussehenden jungen Männern mit Reichtum und den richtigen Titeln dazu. Keiner von ihnen war auf der Suche nach einer Ehefrau, doch gegen Abenteuer hatte keiner etwas einzuwenden, weswegen sie meistens als Schutzschild für ihn fungierten. Er hatte kein Interesse an den Damen, sie schon; so lebten sie in einer Symbiose, in der jeder bekam was er wollte.
 

Sein Blick glitt suchend durch den Raum. Ein erfreutes Funkeln trat in sie, als er ein bekanntes Gesicht entdeckte. Er stieß seinen Freund kurz an. „Ich würde dir gerne jemanden vorstellen.“

„Warum nicht?“ Deacon zuckte mit den Schultern.
 

Raoul durchquerte den Saal und verbeugte sich vor einer jungen, schwarzhaarigen Frau. „Es freut mich, dass du wohlbehalten von deiner Reise zurückgekehrt bist.“

Die Frau, eigentlich war sie mehr Mädchen als Frau, lächelte freundlich und knickste knapp.

Raoul wand sich an seinen Freund. „Deacon, darf ich dir Lady Claire vorstellen? Sie ist meine Schwester.“

Deacon verbeugte sich und ergriff ihre Hand. Seine Lippen näherten sich ihrer Hand und gaben ihr einen Handkuss.
 

„Lady, ich bin erfreut eure Bekanntschaft zu machen.“

Claire sah ihn verwundert an, bevor sie wieder zu ihrem Bruder blickte.

„Sie ist ebenfalls sehr erfreut.“ Raoul lächelte, als sein Freund sich wieder aufrichtete.

„Du musst verzeihen, aber sie ist stumm. Schon seit ihrer Geburt.“ Was aber nicht hieß, dass sie für ihre Familie keinen Nutzen hatte. Die meisten behinderten Töchter zog man auf und hoffte, dass sie so schön wurden, dass ihre Schönheit ihre Defizite ausglich.
 

Bei ihnen war das anders. Claire war schön, das war keine Frage, doch für sie hatte sie noch ein anderes Talent. Seine Schwester war der beste Informant ihrer Familie. Die meisten Frauen ihrer Familie reisten im Land herum und sammelten Informationen, doch Claire hatte da wesentlich bessere Chancen. Viele Leute kümmerten sich nicht um sie, da sie ja doch niemanden ihre Erkenntnisse mitteilen konnte. Darüber vergasen diese Menschen aber, dass sie und jedes Mitglied ihrer Familie eine Art Zeichensprache beherrschten, die sie entwickelt hatten. Außerdem konnte Claire, im Gegensatz zu vielen anderen adeligen Mädchen, mehr als nur ihren Namen schreiben.
 

Deacon blinzelte kurz, dann festigte sein Lächeln wieder. „Oh, nun warum auch Worte verschwenden? Eure Schönheit spricht für sich.“

Bevor sich sein Freund noch mehr in den Schlamassel brachte, sollte er ihm wohl helfen. Claire hielt nicht viel von Komplimenten und das zeigte sie auch unverholen. Noch mehr hasste sie aber Mitleidsbekundungen und bevor Deacon damit anfing, beendete er dieses Gespräch lieber.
 

Er ergriff Claire am Unterarm. „Wenn du uns entschuldigst, wir haben noch etwas privates zu klären.“

Damit führte er seine Schwester aus dem Saal in einen der angrenzenden Salons. Hier hatten sich schon einige Leute eingefunden, doch das war kein Problem. Viele Worte würden sie sowieso nicht austauschen. „Warst du schon bei Vater?“

Claire nickte zustimmend. Ihre Finger bewegten sich rasch.

Raoul schüttelte den Kopf. „Nein, ich meide ihn. Der Druck den er mir auferlegt, möchte ich mir ersparen.“

Abermals bewegten sich die Finger seiner Schwester.

Stirnrunzelnd folgte Raoul den Zeichen. „Nein, nicht wegen der Verlobung. Wovon redest du eig…“

Er stockte. Genau in dem ganzen Durcheinander hatte er den Auftrag seines Vaters ganz vergessen. Sein Ziel sollte es sein, die Prinzessin für sich zu gewinnen. Ein Ziel, dem er eigentlich entgegenwirken wollte. Irgendwas war hier schief gelaufen.
 

„Oh, das meinst du. Nein, im Moment konzentriere ich mich ganz auf das Turnier.“

Seine Schwester machte nur eine wegwerfende Handbewegung und lächelte gelangweilt.

„So einfach ist das nicht Claire. Diesmal muss ich gewinnen. Nur macht mir das mein Gegner nicht so einfach.“

Ihre Lippen formten Worte. Da es sich nur um ein Wort handelte, war es auch leicht zu verstehen.

„Wer? Dieser Lord Jale, wer sonst?“ Seiner Schwester würde das wohl nicht viel sagen, da sie sich nicht allzu sehr für die Turniere interessierte. Das waren für Männer wichtige Dinge.

Sie lächelte nur belustigt und ihre Finger formten wieder Sätze.

Raoul schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht. Der junge Lord macht mir Probleme. Mit dem Alten wäre das kein Problem.“

Die nächsten Zeichen seiner Schwester verwirrten ihn allerdings. „Was meinst du mit, es gibt keinen jungen Lord Jale?“

Die Antwort darauf kam rasch.

„Kinderlos? Bist du sicher?“ Da musste sich seine Schwester irren, immerhin war Lord Jale schon seit Jahren bei diesem Turnier dabei.
 

Claire legte den Kopf leicht schief und sah ihn tadelnd an. Dabei hatte sie eine Hand an ihre Hüfte gelegt, was ihre Körpersprache noch deutlicher machte.

„Das kann aber nicht sein. Obwohl…“ Ja, obwohl es möglich wäre. Caseys plötzliche Abneigung gegen die Turniere hatten zur gleichen Zeit angefangen, als Lord Jale auftauchte. Das war nämlich zu der Zeit gewesen, als er ständig Dritter wurde, daran erinnerte er sich. Die zwei Jahre zuvor, hatte er sich nämlich immer nur mit dem zweiten Platz begnügen müssen und es fiel auf, wenn plötzlich die Prinzessin fehlte. So konnte es gut sein, dass Casey Lord Jale war.
 

Allerdings glaubte er nicht, dass sich die Prinzessin als Mann verkleidete, das musste doch auffallen.

Er schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht. Vielleicht verstecken sie ihn auch das ganze Jahr über, oder er will es selbst so? Er ist entstellt, das wäre durchaus möglich.“

Eine Maske, die den größten Teil des Gesichtes verdeckte und eine Geschichte, die diese erklärte. Wieder ein Indiz das dafür sprach, dass Casey es sein konnte, die Sache würde er einmal nachprüfen.
 

„Kannst du das noch einmal genau recherchieren?“

Claire nickte, wenn auch nicht sonderlich begeistert.

Raoul ergriff ihre Schultern und drückte sie kurz dankbar. „Danke. Ich muss dann wieder zurück in den Saal.“

Nun mit deutlich mehr Enthusiasmus ging er in den Saal zurück. Also musste er sich einen Plan ausdenken, wie er herausbekam, ob seine Theorie stimmte. Sein Blick glitt zu Lord Jale, der sich gerade mit seinem letzten Gegner unterhielt. Nun, er konnte warten. Man musste die Sache ja nicht überstürzen, das gab nur Probleme. Er würde auf die richtige Gelegenheit warten und dann erst zuschlagen. Das war die Strategie der Trelains und auch diesmal würde sie sich bestimmt wieder als nützlich erweisen.
 

Unauffällig musterte er den Anderen noch einmal. Es stimmte beinnahe alles. Die Haarfarbe, der Körperbau, aber es gab auch Abweichungen.

Allerdings war auch Lady Kiana ständig an seiner Seite. Egal wie man sie einschätze, sie wäre sicher nie so dumm, sich am Ritter ihrer Herrin zu vergreifen. Egal ob Hofdame oder nicht, das machte man nicht beim Kämpfer seiner Herrin. Es sei denn, es war ihre Herrin, in diesem Fall musste sie keine Konsequenzen fürchten.
 

Nun es würde sich alles zeigen. Er musste nur Geduld haben.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 34
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Wer war eigentlich das Mädchen gestern an Lord Trelains Seite?“ Casey gab sich die Mühe, möglichst desinteressiert zu wirken, als er diese Frage an Kiana richtete.

„Das Mädchen?“ Nachdenklich runzelte Kiana die Stirn, als sie die Stände der Schausteller musterte.

„Da waren eine Menge Mädchen auf dem Fest gestern. Einige davon haben mit ihm gesprochen.“

„Irgendwo habe ich sie schon einmal gesehen.“ Nachdenklich kratzte sich Casey am Kopf. Diese Bemerkung war nicht an Kiana, sondern vielmehr an sich selbst gerichtet.
 

„Beschreibungen bitte, sonst kann ich euch dabei leider nicht helfen.“

„Sie sah ihm ziemlich ähnlich. Schwarze Haare, jung, schien gut erzogen zu sein. Er hat mit ihr den Saal verlassen.“

„Kam er danach auch wieder zurück?“ Kiana stellte diese Frage eher beiläufig.

„Ja.“ Erst jetzt bemerkte er den Blick seiner Hofdame.

„Was?“ Er war sich keiner Schuld bewusst, weswegen er nun nicht verstand, weshalb sie ihn so eindringlich ansah.
 

Erst nach einigen Sekunden zuckte Kiana mit den Schultern. „Nichts. Jetzt verstehe ich nur, warum ihr für einige Zeit so aufmerksam den Ausgang beobachtet habt.“

„Hab ich nicht.“ Casey merkte allerdings selbst, dass er diese Verleugnung etwas zu rasch und vehement vorgebracht hatte. So würde ihm Kiana niemals glauben.
 

„Natürlich nicht.“ Kiana lächelte nur zufrieden. Knapp nickte sie einer anderen Dame zu, die an ihnen vorüberging.

„Weswegen wolltest du eigentlich hierher?“ Selbst war Casey ja nicht so der Freund von Jahrmärkten, wenn sich diese Ansammlung von Buden überhaupt so nennen durfte, doch Kiana hatte ihn darum gebeten. Er wusste wie gerne seine beiden Hofdamen diese Art von Unterhaltung mochten, weswegen er Kiana diese Bitte erfüllte, wenn auch nur widerstrebend. Gegenüber Mikaela empfand er zwar ein wenig Schuldgefühle, doch das würde er mit einem Geschenk schon wieder richten.
 

„Wegen der Unterhaltung. Außerdem ist das eine der wenigen Möglichkeiten, wo ich mich mit euch in der Öffentlichkeit zeigen kann. Als das, was ihr wirklich seid.“ Auf diesen Umstand schien sie ziemlich stolz zu sein.

Casey verstand das zwar nicht richtig, immerhin war er hier nicht als Prinz bekannt, doch das war wohl weibliche Logik. Nun, solange es sie glücklich machte, hatte er nichts dagegen einzuwenden.
 

Auch er lies seinen Blick über die Anwesenden streifen und sah einige bekannte Gesichter. Doch nur einer der Anwesenden erwiderte seinen Blick. „Wir kriegen Gesellschaft.“

Kiana sah auf und stöhnte. „Oh nein, bitte nicht.“

Ihr Aufstöhnen galt allerdings nicht dem Mann, der sie gerade ansteuerte, sondern eher einer seiner beiden Begleiterinnen. Diese Sache hatte sich Kiana damals selbst eingebrockt.

An jedem Arm eine Frau, steuerte sie Raouls Freund an. Casey fiel auf, dass er dessen richtigen Namen noch immer nicht kannte, das könnte nun ein Problem werden.
 

„Lord Jale, wie schön, dass ich euch einmal treffe. Bis jetzt konnte ich euch ja noch nicht einmal zu euren Siegen gratulieren.“

Casey lächelte nur und drückte unauffällig Kianas Arm etwas fester.

Dieser verstand den Wink und setzt ihr strahlendes Lächeln auf. „Duke Gainsbourgh, es freut mich eure Bekanntschaft zu machen.“
 

Der Angesprochene ließ seine Begleiterinnen los und ergriff Kianas Hand, die sie ihm selbstsicher entgegenstreckte. Nur kurz berührte er mit seinen Lippen ihre Hand. „Es ist mir auch eine Ehre, eure Bekanntschaft zu machen, Mylady. Aber bitte nennt mich doch Deacon, der Titel ist nur ein altes Familienerbstück. Das gilt auch für euch.“

Damit nickte er Casey zu.
 

„Danke. Wenn dieses Turnier auch noch nicht zu Ende ist.“ Er wusste zwar das Ergebnis schon, doch das würde er nicht in die Welt hinausposaunen.

„Oh, ich bin ziemlich sicher, dass ihr auch dieses Jahr wieder ins Finale einziehen werdet. Auch wenn ihr es mir verzeihen müsst, dass ich als Freund auf euren Gegner setzen werde.“ Deacon lächelte noch immer freundlich. Dabei schien es ihn nicht einmal zu stören, dass eine der Frauen bereits wieder einen seiner Arme besitzergreifend umschlang.
 

Casey bewunderte diese Geduld, er hätte so ein Verhalten bei keiner seiner Hofdamen geduldet. Nicht, wenn sie es bei ihm machten, immerhin war er nicht ihr Besitz. „Ich wusste gar nicht, dass mein Gegner schon feststeht.“

Wissend lächelte sein Gegenüber. „Nun, es gibt da jemanden, der ebenso vom Sieg besessen ist wie ihr es anscheinend seid. Sogar heute trainiert er verbissen.“
 

Bedauernd schüttelte Deacon den Kopf. „Er weiß einfach nicht wann es Zeit ist, sich zu amüsieren.“

Raoul trainierte heute also? Casey wusste nicht ob es ihn freuen sollte, dass er sich heute verausgabte, oder ob er beunruhigt sein sollte, weil er so etwas mehr Training hatte. Egal, Kiana würde er sowieso nicht loswerden, bevor er sein Versprechen nicht eingelöst hatte. Und dieses war leider ohne Zeitlimit. „Mal sehen, ob ihr mit eurer Vermutung wirklich richtig liegt. Auch wenn ihr in diesem Fall viel Geld verlieren werdet.“

„Tja, das wäre dann wohl Pech.“ Der Altere zuckte unbekümmert die Schultern. Die Geste eines Mannes, für den eine größere Summe Geld keine große Rolle spielte.
 

„Gehen wir weiter?“ Einer seiner Begleiterinnen wurde dieses Gespräch wohl zu langweilig, da sie ihn ungeduldig ansah.

„Es scheint, als würden wir dieses Gespräch ein anderes Mal fortsetzen müssen. Ach ja, Lady Kiana?“

„Ja?“

Casey verdrehte die Augen, als er die Tonfall seiner Freundin hörte. Musste sie so offen flirten?

„Ihr seid doch die Hofdame der Prinzessin. Könntet ihr so freundlich sein und ihr meine Grüße ausrichten?“

Kiana nickte nur zustimmend. „Natürlich.“

„Also dann, ich wünsche euch noch viel Glück für das restliche Turnier.“ Damit klopfte Deacon Casey noch einmal auf die Schulter, bevor er weiterging.
 

„Ein stattlicher Mann.“ Kiana sah ihm ganz unverholen nach.

Casey räusperte sich geräuschvoll, worauf ihn seine Hofdame unschuldig ansah.

„Ja? Ach übrigens, Deacon lässt euch grüßen.“

„Danke.“ Casey klang ganz und gar nicht begeistert. Er hatte ja geahnt, dass sein Auftritt beim Ball keine gute Idee gewesen war, doch er hatte keine andere Wahl gehabt.
 

Kiana fächelte sich mit der Hand Luft zu. „Habt ihr Lady Dianas wütenden Blick gesehen, den sie mir während des Gespräches zugeworfen hat? Man könnte doch meinen, dass sie nach sechs Monaten bereits darüber hinweg ist.“

„War es nicht ihr Verlobter, den du ihr ausgespannt hast?“ Also wieder Klatsch und Tratsch, es lief immer wieder auf dieses Thema hinaus. Allerdings blieb er so immer auf dem Laufenden.
 

Seine Freundin gab nur einen empörten Laut von sich. „Davon kann wohl kaum die Rede sein. Es war nur ein Ausritt und ein Ball, das war gar nichts. Außerdem eine Liebesheirat, das hätte sowieso nicht lange gehalten. Ihre Eltern sind mir dafür sicher dankbar.“

Casey schmunzelte nur leicht. „Vielleicht, wenn es diesen Skandal nicht gegeben hätte.“

„Das war alleine ihre Schuld. Bitte, als ob sie sich gleich von ihm hätte trennen müssen. So eine Sache gleich so überzudramatisieren, meine Güte.“ Kiana seufzte.
 

„Du schuldest mir noch immer eine Antwort.“ Casey hatte nicht vergessen, worüber er mit Kiana noch vor einigen Momenten gesprochen hatte. Auf diese Antwort wartete er noch immer, auch wenn seine Hofdame versuchte diese zu umgehen.

Sie warf ihm einen undeutbaren Blick zu. „Wenn es um Lord Trelain geht, habt ihr wirklich ein ausgezeichnetes Gedächtnis. Es ist erschreckend.“
 

Kurz richtete sie ihren Blick in die Ferne und dachte nach. „Der Beschreibung nach, war es wohl Lady Claire, seine Schwester. Ich habe gehört, sie sei wieder von einer ihrer Reisen zurück.“

Genau, nun wusste Casey auch wieder, woher er sie kannte. Bei einem Empfang war sie ihm einmal vorgestellt worden, allerdings hatten sie kein Wort miteinander gewechselt.
 

„Sie spricht nicht sonderlich viel, oder?“

Seine Begleiterin lächelte nur amüsiert. „Das würde ihr wohl ziemlich schwer fallen. Sie ist schon seit ihrer Geburt stumm.“

„Also keine Gefahr?“ Casey sah seine Hofdame fragend an. So wie der diese Familie einschätzte, hatte sie wohl wenig Verwendung für eine solche Tochter. Immerhin wusste er ja, wie andere Familien mit solchen Töchtern umgingen und denen traute er nicht soviel zu wie seinen Feinden.
 

„Schwer zu sagen. Ich weiß nicht sonderlich viel über sie.“ Kiana zuckte nur mit den Schulter und hob unwissend eine Hand, um diese Aussage noch zu unterstreichen.

„Dann sollten wir sie besser mit Vorsicht behandeln, nicht?“ Casey traute dieser Familie nicht, egal wem davon. Das begann bei ihrem ältesten Mitglied bis hin zum jüngsten Baby. Sie teilten alle das gleiche Blut und um das auszumerzen gab es in seinen Augen nur eine Lösung. Leider sah das sein Vater nicht ein.
 

„Ich werde es an Tailor weitergeben.“ Plötzlich leuchtete es in Kianas Augen auf.

„Oh, ein Seiltänzer.“

Ergeben gab Casey dem Zug an seinem Arm nach und folgte seiner Hofdame. Vielleicht sollte er diese Auszeit genießen, wenn er sie sich schon nehmen musste. Morgen konnte er dann Raouls Beispiel folgen und ebenfalls trainieren. Allzu viel Vorsprung würde er ihm sicher nicht lassen.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 35
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Casey wehrte einen Schlag ab, ließ aber kurz danach sein Schwert fallen. Mit einem leisen Schmerzenslaut schüttelte er seine Hand. „Nicht mit voller Wucht! Ich brauche diese Hände noch.“

Beron lachte amüsiert und senkte seine Schwertspitze Richtung Boden. „Es ist mir wirklich ein Rätsel, wie du mich besiegen konntest. Das reicht ja nicht einmal für das Halbfinale.“

„Du bist ein schlechter Verlierer, mein Freund.“ Dabei glitt sein Blick zu einem Zelt in der Nähe. Vor diesem trainierte sein nächster Gegner und Casey musste neidvoll zugeben, dass er Beron in nichts nachstand. Und er würde diesen Gegner lieber durch Können besiegen, als sich wieder auf sein Glück zu verlassen.
 

„Na komm schon. Lass uns weitertrainieren.“ Beron machte eine auffordernde Handbewegung.

Das war eine Herausforderung, die Casey natürlich nicht ablehnen konnte. Schon gar nicht bei den vielen Zuschauern, die sich während des Trainings schon eingefunden hatten. Darunter auch Raoul, was ein weiterer Grund für seine fehlende Konzentration war. Seit Beginn des Trainings beobachtete er sie schon eindringlich, nein nicht sie, sondern ihn. Casey spürte seinen Blick bei jeder Bewegung auf sich ruhen und das machte ihn nervös. Diese Nervosität wiederum nervte ihn, eben weil der Schwarzhaarige eine solche Macht über ihn hatte.
 

Anfangs hatte er gedacht Raoul wollte nur etwas spionieren, doch schien es Casey so, als interessiere er sich nicht zu sehr für seine Kampftechniken. Es war so, als suche er etwas anderes bei ihm, das man nicht so leicht erkennen konnte. Aber das war völliger Unsinn, er war das, was er zu sein vorgab. Meistens jedenfalls.
 

Raoul konnte auf keinen Fall ahnen, dass er nicht der war, als der er sich ausgab. Dazu hatte er ihm keinen Anlass gegeben. Noch dazu, wo er diese Rolle schon lange genug spielte, um jetzt noch Misstrauen zu wecken. Casey hob sein Schwert wieder auf und hob es, bereit sich zu verteidigen. Dabei würde er Raoul einfach vergessen, ihr Kampf stand noch in der Zukunft.
 

Eine halbe Stunde später winkte Casey ab. Nun machte selbst eine soviel gerühmte Kondition schlapp. Kein Wunder, wenn er immer wieder die Schläge seines Freundes parieren musste.

Casey hatte kein Gefühl mehr in den Händen, als er das Schwert einem seiner Männer reichte. Er war schweißüberströmt und alles was er wollte war ein Bad. Sein Blick fiel auf seinen Trainingspartner. Beron wirkte zwar auch müde, doch durchaus zufrieden mit sich. Er hatte sich das Hemd ausgezogen, weswegen er nicht so schwitzte wie Casey. Wenn es dazu auch keinen Anlass gab, seine Aufgabe war es ja nur gewesen dazustehen und zuzuschlagen. Keine sehr harte Arbeit.
 

Sein Freund kam zu ihm und schlug ihm auf die Schulter. „Das war ein gutes Training.“

Nachdem Casey einige Sekunden lang mit seinem Gleichgewicht rang, nickte er zustimmend. „Ja, das war es. Danke Beron.“

„Ich habe nur mein Versprechen eingelöst.“ Der Ältere winkte gelassen ab.

„Auf jeden Fall sehne ich mich nun nach einem Eimer Wasser. Wir sehen uns heute Abend?“ Casey sah Beron fragend an.

„Ja, das werden wir.“ Damit winkte ihm Beron nur zu und verschwand in der, sich bereits teilenden Menge.
 

Casey ging in sein Zelt und wies Cain an, einen Eimer Wasser zu besorgen. Wenn es etwas gab auf das er stets achtete, dann war das Sauberkeit, das war etwas unerlässliches für Damen. Und Männer konnten davon durchaus eine Scheibe abschneiden, dadurch würden sie nichts von ihrem Stolz einbüßen.
 

Er hörte wie sich der Stoff des Zelteinganges bewegte und drehte sich um. Diesmal war Cain ja richtig schnell gewesen.

Als Caseys Blick jedoch auf den Eingang sah, erstarrte sein Lächeln. Er hatte ja mit viel gerechnet, doch nicht mit ihm.
 

„Darf ich eintreten?“ Mit einer Hand den Stoff des Zelteinganges zur Seite schiebend, stand Raoul in dem sich dadurch bildenden Spalt. Freundlich lächelnd blickte er Casey an.

Casey machte nur eine halbherzige Geste mit der Hand, die man auffassen konnte, wie man wollte.

Raoul sah darin eine Einladung und ließ den Stoff hinter sich wieder fallen. „Das war wirklich ein schönes Training. Ihr habt sehr viel Talent.“

Wollte er sich nun bei seinem zukünftigen Gegner einschmeicheln? Doch so schätzte Casey den Anderen nicht ein. Also musste etwas anderes dahinter stecken.
 

„Danke. Ihr besitzt selbst einiges Geschick mit dem Schwert. Davon konnte ich mich schon überzeugen.“

„Ich weiß. Ihr habt meine Kämpfe beobachtet.“

„So wie ihr die meinen.“ Casey lächelte freundlich, doch dieses Lächeln war eher an Cain gerichtet, der eben mit einem Kübel Wasser eintrat. Er wartete geduldig, bis er den Inhalt des Kübels in eine Waschschüssel gegossen hatte und schickte ihn dann wieder weg. Mit einem erleichterten Laut zog sich Casey das Hemd aus. Erst nun fiel ihm auf, das Raoul ihm noch immer eine Antwort schuldete und warf ihm einen Blick zu.
 

Dieser schien gar nicht antworten zu wollen. Wie gebannt sah er auf Caseys Brust, das bisherige Gespräch schien er vergessen zu haben.

Unsicher warf Casey selbst einen Blick auf seine Brust, bevor er wieder Raoul ansah. „Habe ich etwas auf der Brust?“
 

Diese an Raoul gerichtete Frage schien ihn aus seinem Bann zu reißen. „Was? Äh nein, natürlich nicht.“

Der verwirrte, ja regelrecht überraschte Gesichtsausdruck des Älteren irritierte Casey und machte ihn misstrauisch. Doch wenn er ihn darauf ansprach würde das auch nichts nützen. Man war kein guter Spieler, wenn man sich selbst verriet.
 

„Weswegen seid ihr nun hier?“

Seine Stimme klang nun wieder kühl. In der Nähe dieses Mannes musste er vorsichtig sein, das wusste er ja schon.

„Wegen unseres Kampfes. Auch wenn er noch nicht feststeht, ist es doch eine Möglichkeit. Ich weiß nicht, weswegen ihr einen Groll gegen mich hegt, doch ich denke nicht, dass wir uns anfeinden müssen wegen den Launen einer Frau.“

„Den Launen einer Frau?“ Wenn Raoul damit genau das meinte, was Casey dachte, würde er in Zukunft eine Menge Probleme mit dieser Frau haben. Das konnte ihm Casey nun schon prophezeien. Manchmal war es wirklich von Vorteil, ein Mann zu sein.
 

„Ich spreche von eurer Dame. Sicher hat euch Prinzessin Casey etwas über mich erzählt, wahrscheinlich war das auch nichts Gutes. Doch wir als Männer sollten uns nicht von ihren Gefühlen manipulieren lassen.“

Ja, er würde Ärger bekommen. Mehr als er sich vorstellen konnte und das mit der Prinzessin persönlich. Nur weil die Prinzessin eine Frau war, war sie - nein natürlich er - doch kein Idiot. Weder ließ er sich von seinen Gefühlen leiten, noch manipulierte er die Männer. So etwas hatte er nicht nötig.
 

„Ihr wollt euch mit mir anfreunden?“

Wenn er seine Maske nicht tragen würde, könnte man seine hochgezogene Augenbraue sehen. Doch auch sein ungläubiger Tonfall sagte wohl eine Menge aus.

Raoul lächelte nachsichtig. „Natürlich nicht, ich weiß, dass das nicht so rasch geht. So etwas benötigt Zeit, mehr als uns bei diesem Turnier bleibt. Aber ihr habt etwas gegen mich. Ihr seid wütend oder zornig auf mich und ich kenne den Grund dafür nicht.“
 

Ob das Wort Hass da nicht eher treffender war? Casey überlegte einen Moment, schüttelte aber den Kopf.

Nein, er hasste Raoul nicht. Er beherrschte sein Denken, ja aber nur weil er sich ständig überlegte, wie er ihn besiegen konnte. Das war der Grund und kein anderer, was seine Hofdamen da auch immer hinein interpretieren wollten. In letzter Zeit zeigten sie dabei eine außergewöhnliche Kreativität.
 

„Nein, ich hege keine Ablehnung gegen euch.“

Raoul schien auf etwas zu warten, doch Casey würde ihm diesen Gefallen sicher nicht machen. Er bekam keine Entschuldigung von ihm, er hatte nichts falsch gemacht. Es war Raoul gewesen, der sich ihm gegenüber arrogant gegeben hatte. Er hatte nur angemessen darauf reagiert.

„Das freut mich. Es wäre schlimm gewesen, wenn so etwas unseren Kampf beeinflusst hätte.“ Der Schwarzhaarige lächelte erleichtert.
 

„Ich überlasse euch jetzt eurer Hygiene.“ Damit verließ er das Zelt.

Casey sah ihm nachdenklich an. Was war das nun gewesen? Er wollte sich doch nicht wirklich mit ihm anfreunden, oder? So dumm konnte er doch nicht sein. Wenn er das aber ernst meinte, dann würde Casey darauf eingehen. So eine Möglichkeit, seinen Feind genauer zu studieren, bot sich nicht oft.
 

Wenn er darüber nachdachte, was er da im Zelt alles gesagt hatte, könnte er sich selbst schlagen. Wo war da nur sein taktisches Geschick gewesen, so war das nicht geplant gewesen. Es war gar nichts geplant gewesen, das war ja das Problem.
 

Anfangs hatte er nur eine gute Möglichkeit gesehen, seine These zu überprüfen und war ihm gefolgt. Raoul hatte ja nicht gewusst, was ihn erwartete und einen Vorwand hatte er sich auch nicht überlegt. Das war völlig spontan gewesen und deswegen eine der peinlichsten Konversationen in seinem bisherigen Leben.

Trotzdem hätte es nicht so laufen dürfen. Aber als sich Lord Jale als richtiger Mann erwiesen hatte, brachte ihn das aus dem Tritt. Damit hatte er nicht gerechnet, also war er doch nicht die Prinzessin.
 

Es sei denn, die Prinzessin war ein Mann, was jedoch unmöglich war. Hier am Hofe war es unmöglich so ein Spiel auf längere Zeit durchzuführen, irgendwann unterlief jemanden ein Fehler. Noch dazu hätte sich Valerian niemals für so etwas hergegeben.
 

Auch wenn seine Vermutung nun falsch war, stellte sich dadurch nur eine neue Frage. Wenn seine Schwester Recht hatte, wer war dann dieser Mann? Er hatte die Adelsbriefe, die Ausrüstung, das Geld und die Fertigkeiten, um bei diesem Turnier mitzumachen und erfolgreich abzuschneiden. Das war etwas, das nicht jeder hatte. Auch wenn hier gewöhnliche Ritter auch zugelassen waren, so durfte man die Feste nur besuchen, wenn man adelig war, oder der Tagessieger.
 

Raoul sah nachdenklich auf einen fernen Punkt. Das war aber eine Frage, auf die er eine Antwort bekommen konnte. So schlecht war sein Gespräch ja nicht gewesen, denn nun hatte er einen Vorwand, mit ihm zu sprechen. Bis seine Schwester ihn mit den Informationen kontaktierte, konnte er ja seine eigenen sammeln. Auf diese Art konnte er ihn aushorchen und mehr über ihn erfahren. Wenn er sich dann doch als Sohn Lord Jales herausstellte, hatte er nichts verloren. Auf jeden Fall war es immer gut, Informationen über seinen Gegner zu sammeln. Das könnte durchaus hilfreich werden.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 36
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Also habt ihr mit Lord Trelain Frieden geschlossen?“ Kiana sah ihn überrascht an.

Casey hob nur eine Hand und deutete ihr, ihre Überraschung nicht so zu zeigen. Schon alleine, weil sie damit auf dem falschen Weg war.
 

„Nein, habe ich nicht. Wir sind uns nur darüber einig geworden, dass es nichts bringt, uns weiterhin anzufeinden.“

„Das nennt man im allgemeinen Sprachgebrauch, Frieden schließen.“ Sie sah ihn zweifelnd an, während sie sich von ihm zum Saal des heutigen Festes führen ließ.

„Das nennt man den Feind in Sicherheit wiegen, Kiana. Ich habe nicht vor, mich mit ihm anzufreunden, wenn es so aussieht dann, nur weil es meinen Zielen dient.“

Stirnrunzelnd sah sie ihn an. „Muss ich das verstehen?“

Er lächelte nachsichtig und tätschelte ihre Hand. „Nein Kiana, das sind Männersachen.“

Nun lächelte Kiana erfreut und hob eine Hand. „Ah.“

„Was, Ah?“ Die Reaktion seiner Hofdame überraschte Casey nun doch etwas. Normalerweise verstand sie es, wenn man sich über sie lustig machte. Es wäre seltsam, wenn sie es diesmal nicht mitbekommen hätte. Vor allem gefiel ihm diese Reaktion nicht.
 

„Männersachen, das erklärt alles.“

„Warum?“ Mit jeder Minute mehr ahnte Casey, dass er die Antwort vielleicht gar nicht wissen wollte.

Kiana hob nur kurz eine Hand, bevor sie diese wieder sinken ließ. „Na ja, Männersachen. Das sind doch diese Dinge, die dermaßen unlogisch sind, dass sie sich der Logik jeder normalen Frau entziehen.“

„Aha?“ Casey warf seiner Freundin einen unsicheren Blick zu. War er gerade beleidigt worden? Irgendwie war er sich da nicht so sicher. Allerdings kam er nicht mehr dazu nachzufragen.
 

„Wir sind da.“ Kiana setzte ein strahlendes Lächeln auf und beschleunigte ihren Schritt.

Casey, dessen Arm sie dabei unbarmherzig festhielt, wurde einfach mitgezogen. Wie sollte er sich so einen Überblick verschaffen? Wenigstens würde sich das ändern, wenn sie seine Königin werden würde. Wenn sie es wurde. Dann würde sich aber einiges ändern müssen, das war klar. Das war aber bei beiden Hofdamen der Fall, derzeit erfüllte keine von ihnen die Ansprüche, die Casey an seine zukünftige Frau stellte.
 

Erst, als sie weit genug im Saal waren, wurde Kiana wieder langsamer. „Nur für den Fall, dass ihr es euch anders überlegt.“

„Ach bitte, das war doch erst zweimal der Fall.“ Empört sah er Kiana an. Er war immerhin der Prinz, da konnte er es sich doch aussuchen welches Fest er besuchen wollte und welches nicht.
 

„Viermal, wenn man alles mit einberechnet.“ Dabei hob Kiana eine Hand und hob ihm anklagend vier Finger vors Gesicht.

„Schon gut.“ Er schob ihre Hand zur Seite und sah sich einmal um. Wie er gehofft hatte, schienen sie zu den letzten Besuchern zu gehören. Genau wie er geplant hatte, dann mussten sie nicht solange bleiben.
 

„Ihr wisst noch euer Versprechen?“ Kiana sah ihn aufmerksam an.

Eine Aufmerksamkeit, die nur allzu schnell in kühle Ignoranz umschlagen konnte, wenn er nun die falsche Antwort gab. Das wollte er sich lieber ersparen, derzeit benötigte er ihr Wohlwollen. „Natürlich, dann sollten wir schnellstens an der Einlösung arbeiten.“

Geschlagen ließ er sich von Kiana in die Menge der Tanzenden ziehen. Es war ja nur ein Tanz, dann waren sie auf sich selbst gestellt.
 

Casey war etwas unsicher, was die Tanzschritte anbelangte. Normalerweise befand er sich in Kianas Position, doch sie führte ihn perfekt und ohne, dass es groß auffiel. Zwar trat er ihr einmal auf den Fuß, aber das schien sie nicht zu stören. Nach dem Tanz verbeugten sie sich voreinander.
 

Kiana warf einen Blick in den Raum und ihre Augen leuchteten kurz auf. Sie hatte ein lohnendes Opfer gefunden. „Ich werde dann einmal meiner Pflicht nachgehen.“

Casey nickte nur zustimmend, das war ihm nur Recht. Durch Kiana kam er immerhin zu den Informationen, die an einem Hof wie diesem sein Überleben sicherten. Ihr erzählte man mehr als der Prinzessin, vor der man Respekt hatte, oder Angst ihm war beides schon begegnet.
 

Er ging zu einem Diener und nahm von dessen Tablett ein Glas mit einer zweifellos alkoholischen Flüssigkeit. Allein vom Aussehen konnte er noch nicht feststellen, um was es sich handelte, doch nach dem ersten Schluck ließ sich das sicher sagen.
 

Plötzlich fühlte er sich beobachtet, das war nichts neues für ihn, aber sehr wohl in dieser Gestalt. Sein Blick traf den aus grauen Augen, die eindeutig auf ihn gerichtet waren. Sie war es, Raouls Schwester. Sie wusste, dass er sie bemerkt hatte, trotzdem wartete sie noch einige Augenblicke, bevor sie den Blick abwand.
 

Nur einen Moment später wand auch Raoul den Blick in seine Richtung. Es dauerte keine Sekunde zulange, bevor sich ein Lächeln auf dessen Lippen legte. Mit seiner Schwester am Arm, kam er auf ihn zu.

Casey wusste nicht genau, wie er die Reaktion von Raouls Schwester deuten sollte. Normalerweise wurde er nicht so offensichtlich gemustert. Allerdings sprach er ja nicht mit ihr, sondern ihrem Bruder.
 

„Lord Trelain, was für ein Zufall, euch hier zu treffen.“

Wie leicht ihm inzwischen diese Lügen von den Lippen gingen. Wäre er nicht adelig, würde ihm das vielleicht zu denken geben. So war es nur Alltag für ihn. Scheinheiligkeit war ein wichtiges Werkzeug, um hier bestehen zu können.

„Es ist mir eine Freude, euch zu sehen. Kennt ihr schon meine Schwester Claire?“ Dabei deutete Raoul auf die Frau an seinem Arm.

Claire knickste kurz, wobei sie zum ersten Mal den Blick senkte.
 

„Was für eine Ehre, euch kennen zu lernen.“ Casey ergriff ihre Hand und deutete einen Handkuss an. Bei seinem Stand konnte er es sich leisten, es dabei zu belassen. Zu mehr hätte ihn auch niemand bewegen können.

Claire richte sich wieder auf und damit lag auch ihr Blick wieder auf ihm.

„Bitte entschuldigt ihre Wortkargheit, sie ist stumm.“

„Das ist nichts, was man entschuldigen müsste.“ Natürlich wusste Casey, dass diese stumm war. Das konnte sogar Lord Jale schon gehört haben.
 

„Ich glaube, nachdem wir nun schon auf einen Waffenstillstand geeinigt haben, ist diese Höflichkeit überflüssig. Nennt mich doch einfach Raoul.“

„Raoul.“ Casey testete, wie sich dieses Wort anfühlte. Natürlich hatte er ihn schon so genannt, doch nur in seinen Gedanken und seinen Hofdamen gegenüber.

Dann nickte er zufrieden. „Dann solltet ihr mich Sandro nennen.“

Nachdenklich legte Claire den Zeigefinger an die Lippen.

„Ein schöner Name. Wurdet ihr nach jemanden benannt?“ Raoul löste seinen Arm aus dem Griff seiner Schwester.

Casey nahm einen Schluck von seinem Glas - der Inhalt war eindeutig Brandy - und musterte seinen Gegenüber. Sollte ihn das Interesse von Raoul seinen Namen bezüglich beunruhigen? Wahrscheinlich wollte er einfach nur ein Gespräch aufrechterhalten. Nun, für Casey war das kein Problem, er hatte seine Recherchen sorgfältig erledigt.
 

„Nach meinem Onkel, ja.“

Er ersparte sich die Frage, wie es sich bei Raoul verhielt. In seiner Verwandtschaft war er der Einzige mit diesem Namen. Casey indes hatte ein anderes Problem. Ihm wurde der sezierende Blick von Lady Claire langsam unangenehm, besser gesagt, er machte ihn nervös. Vor allem verstand er den Grund ihres Interesses nicht.
 

Wie beilläufig warf er einen Blick in den Raum. Von Mikaela war nichts zu sehen und Kiana würde ihm auch nicht helfen. Immerhin sprach sie mit Deacon, Raouls Freund etwas; das ihre volle Aufmerksamkeit in Beschlag nahm.

Allerdings schien nun auch Raoul kein weiteres Gesprächsthema zu finden. „Man sieht sich sicher noch einmal vor diesem Kampf. Wenn ihr uns nun entschuldigt.“

Nur zu gerne, doch das dachte sich Casey nur. „Natürlich. Wir haben alle Verpflichtungen, denen wir nachkommen müssen.“

Raoul lachte freudlos auf. „Wem sagt ihr das.“

Damit ergriff er wieder die Hand seiner Schwester und zog diese weiter.
 

Als Casey sicher war, weit genug von ihnen entfernt zu sein, schüttelte er sich. Was für ein seltsames Mädchen. Also harmlos war Lady Claire sicher nicht.
 

„Was sollte das? Du hast ihn verschreckt.“ Natürlich wusste Raoul, dass seine Schwester damit etwas hatte bezwecken wollen, doch das hatte seinen Zweck wohl verfehlt.

Claire sah ihn einfach nur vorwurfsvoll an. Sie sah kurz um sich und bewegte dann die Hände.

„Was soll das heißen, zu früh? Hätten wir ihn noch länger anschweigen sollen?“ Die Antwort seiner Schwester bestand aus einem entschlossenen Nicken. Natürlich, warum fragte er sie auch? Bei Claire mochte es keinen Anstoß erregen, wen sie andere Leute anschwieg, doch bei allen anderen Menschen war das einfach nur peinlich.
 

„Du weißt, dass das nicht geht. Aber ich bin sicher, die kurze Zeit hat dir gereicht, also?“

Claire verdrehte die Augen, bewegte aber schon die Hände.

„Claire, das ist zu schnell.“ Für sie war das die normale Sprache, doch er benötigte einige Zeit, um das alles zu übersetzen.
 

Sie sah ihn kurz an, bewegte ihre Finger dann aber langsamer.

„Du glaubst also, dass er adlig ist?“ Als er den Blick seiner Schwester auffing nickte er seufzend.

„Natürlich, das hast du ja gerade gesagt.“ Sie war in dieser Hinsicht ihrem Vater sehr ähnlich. Claire mochte es nicht, etwas offensichtliches zu wiederholen.
 

Aufmerksam beobachtete er ihre Finger, die sich unablässig bewegten. Für Andere mochte das so aussehen, als versuchte sie, ihm verzweifelt etwas verständlich zu machen, doch so erzählte sie ihm eine Ganze Menge.

Erst als sie geendet hatte, hob er seine Hände.
 

„Lass es mich zusammenfassen. Du denkst, dass er adelig ist und durchaus dem Stand den er verkörpert, angemessen. Trotzdem denkst du nicht, dass er der ist, der er zu sein vorgibt. Was ist mit dem, was er gesagt hat?“

Claire schien kurz nachzudenken, bevor sie langsam nickte.
 

Also gab es einen Sandro in der Familie. Das gefiel ihm gar nicht. Entweder saßen sie hier einem sehr intelligenten Betrüger auf, oder er war wirklich ein unbekannter Sohn Lord Jales. Zweiteres würde nur ein neues Problem bedeuten, vor allem wenn er sich entschloss, auch nach dem Turnier hierzu bleiben.
 

Nach Caseys unbedachten Auftritt würde es sowieso einige Gäste geben, die ihre Abreise auf unbestimmte Zeit verschoben hatten. Raoul wusste das, er war ja immerhin nicht taub. Diese ganzen Gerüchte gefielen ihm nicht, wenn sie der Wahrheit entsprachen. Das würde Caseys und sein Spiel nur stören und dieses machte ihm immer mehr Spaß.
 

Er ergriff wieder den Arm seiner Schwester. „Komm Claire, mal sehen ob wir nicht die Reisepläne einiger Herren nach vor verschieben können.“

Lächelnd steuerte er wieder eine der Gruppen an, ohne auf den verwirrten Blick seiner Schwester zu achten.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 37
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Die Nacht neigte sich langsam dem Ende zu und darüber war wohl niemand so erfreut wie Casey. Es war erstaunlich, welchen Bekanntheitsgrad man erlangte, wenn man in die Finalgruppe kam. Die Leute erinnerten sich plötzlich wieder an einen, selbst wenn man sie noch nie zuvor gesehen hatte. Das war etwas, das Casey schon immer fasziniert hatte, vor allem wenn die Leute mehr über einen wussten, als man selbst.
 

Inzwischen hatten sich die meisten Gäste schon in Gruppen zusammengefunden. Man verbrachte die restliche Zeit des Festes damit zu reden, flirten oder spielen. Die Vergnügungen waren vorbei, nun begann die Politik. Egal ob es nun darum ging, geeignete Geschäftspartner zu finden, oder einen geeigneten Ehemann. Es gab eine Menge Treffen für die nächsten Tage, die hier beschlossen wurden.
 

Caseys Weg führte ihn in eines der Spielzimmer, wo Männer und Frauen versuchten, ihr Vermögen bei diverseren Spielen zu vermehren. Bankrott ging hier niemand, dafür waren die Anwesenden zu vermögend.

Kiana war eine der Spielerinnen, wie er merkte. Bei Kartenspielen wies sie ein größeres Geschick auf, als beim Schach. Es stimmte wohl, dass jeder Mensch eine angeborene Fertigkeit hatte.
 

Er sonderte sich etwas von den Spielern und deren Zuschauern ab und sah aus den Fenster auf den Garten. Von hier aus sah man den Turnierplatz nicht, dafür war man auf der falschen Seite, doch damit wollte er sich im Moment sowieso nicht befassen. Der Garten bot ein viel ruhigeres Bild und er verband auch viele Erinnerungen damit.
 

„Ein schöner Ausblick, nicht?“

Casey schreckte kurz hoch, er war so in Gedanken versunken gewesen, dass er seinen Gesprächspartner gar nicht bemerkt hatte. Sein Gesicht zu Seite drehend sah er Raoul, der neben ihn trat. Als Antwort auf dessen Frage nickte er nur.
 

„Ich fand ihn immer wunderschön, wenn man im Dunkeln auch nicht viel erkennt. Bei Tageslicht erkennt man deutlich die Hand einer Frau.“

„Mag sein.“ Caseys Stimme hatte dabei einen traurigen Klang. Natürlich erkannte man die Hand einer Frau. Seine Mutter hatte diesen Garten angelegt, oder besser ihm zu dieser Pracht verholfen. Auch wenn er sie niemals kennen gelernt hatte und Beth für ihn wie eine Mutter war, so war er beim Gedanken an sie bedrückt. Selbst er, der sonst nicht so viel für seine Geschwister empfand, war in diesem Fall neidisch auf sie. Auch wenn sie früh starben, so hatten sie doch das Glück, ihren Vater und ihre Mutter zu kennen. Alles was ihn mit ihr verband waren Bilder und die Geschichten seines Vaters, die er immer in der Hälfte abbrach, weil er im Grunde nicht darüber reden wollte. Seiner Meinung nach sollte man die Vergangenheit ruhen lassen.
 

Nun, Casey selbst war nicht dieser Meinung, obwohl es ihm vieles erleichtern würde. Doch für ihn war es wichtig, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wurde. Königsmord war kein Kavaliersdelikt und gehörte gesühnt.
 

„Wie es scheint hat die Aussicht auf einen Spielgewinn uns beide unserer Begleitung beraubt.“

Bei dieser Bemerkung sah Casey Raoul fragend an. Erst jetzt bemerkte er, dass auch Claire nicht mehr an seiner Seite war. Es überraschte ihn nicht, sie an einem der Tische wieder zu finden. „Geld übte schon immer eine gewisse Anziehungskraft auf Frauen aus.“

Nicht auf alle, doch es traf auf einen Großteil der Frauen zu, die Casey kannte. Natürlich spielte da auch die Erziehung eine Rolle, doch alle Mädchen wurden von Frauen aufgezogen.
 

Raoul lächelte schwach. „Und ich dachte es sein Macht, da habe ich wohl bis jetzt aufs falsche Pferd gesetzt.“

„Ich schätze, das kann auch nicht schaden. Wenn das auch eher auf Männer anziehend wirkt.“ Casey zuckte nur mit einer Schulter. So anziehend, dass dafür Morde begangen wurden. So war es schon immer gewesen und würde es immer bleiben, die Macht fiel immer dem Stärkeren zu. Etwas, das sein Vater nicht zu begreifen schien und dafür verfluchte er ihn manchmal.
 

„Also, das ist wirklich das Letzte, das ich will. Mein derzeitiges Ziel wäre sehr enttäuscht wenn, ich plötzlich umsatteln würde.“ Lachend klopfte Raoul seinem Gegenüber auf die Schulter.

Das wagte Casey doch sehr stark zu bezweifeln. Er wäre sicher alles andere als enttäuscht, wenn Raoul seiner Familie so einen Skandal bescheren würde. Das wäre so gut wie ein Gnadenstoß, mit einer Genesung die, wenn überhaupt, Generationen dauern würde. Allerdings war da noch etwas, das ihn interessierte.
 

„Euer derzeitiges Ziel?“

„Ja, mein derzeitiges Ziel. Vergebt mir, wenn ich den Namen nicht ausspreche, das wäre ihr und euch gegenüber nicht sehr taktvoll.“

Casey nickte verstehend. Natürlich meinte er ihn, beziehungsweise die Prinzessin. Wenn er wüsste, dass er seine Ziele in dieser Hinsicht zu hoch steckte. Er empfand nichts für Raoul, außer Abscheu. Wenn Raoul aber noch immer Absichten ihm gegenüber hegte, dann konnte er das durchaus für sich nutzen, wenn er wieder die Kronprinzessin war.
 

Allzu lange währte sein Leben in Freiheit ja nicht mehr. Beim Abschlussball musste er wieder ein Repräsentant dieses Landes sein, es sei denn, er würde dieses Turnier gewinnen. Nun, dieses Jahr hatte er vor, dieses Ziel zu erreichen.
 

„Glaubt ihr wirklich, das ihr Chancen in dieser Hinsicht habt?“

Raoul zuckte nur unbeteiligt die Schultern und sein Blick richtete sich wieder auf den dunklen Garten. „Mein Vater rechnet sich starke Chancen in dieser Hinsicht aus. Er will mich zu etwas machen, das ich nicht sein will.“

Och bitte, selbst er würde so eine Lüge glaubhafter gestalten können. Er wollte kein König sein, das konnte er seiner Großmutter erzählen. Bei dieser Familie wäre es allerdings gut möglich, dass sie ihn dann übers Knie legen würde, wegen so einer Lüge. Immerhin war das etwas, worauf die ganze Trelain Sippe scharf war, eines Tages das Königsgeschlecht zu bilden. Derzeit lagen nur alle Hoffnungen auf Raoul, weil er der älteste männliche Nachkomme war.
 

Doch Casey hielt sich mit solchen Äußerungen zurück. In seiner derzeitigen Rolle hatte er keine Vorurteile dieser Art. Er war nur ein Adelsjunge von außerhalb, der sein Taschengeld mit dem Preisgeld des Turniers aufbessern wollte. „Ja, Väter können mit ihren ehrgeizigen Plänen wirklich anstrengend sein.“

Was Raouls Vater angeblich versuchte, hatte seiner schon längst geschafft. Schon seit seiner Geburt hatte sein Vater aus ihm etwas gemacht, das er nie sein wollte. Ein Geschöpf zweiter Klasse, denn so behandelte man Frauen hier oft.
 

Casey kannte keinen Mann, der einer Frau die Macht zugestand, die sie ohnehin besaß. Hier am Hofe regierten die Frauen, sie bestimmten, wer Macht bekam und wieviel und doch honorierten das die meisten Männern nicht einmal.
 

Raoul lächelte gequält. „Der ewige Stachel in meinem Fleisch. Ohne seine ehrgeizigen Ambitionen wäre mein Leben um einiges bequemer.“

Casey betrachtete seinen Gegenüber forschend aus den Augenwinkeln. Wenn er das ernst meinte, dann würde er ihn natürlich darin bestärken, doch wenn es nur gespielt war, dann würde er sich nur blamieren, wenn er ihm gut zusprach. Das Beste wäre, wenn er sich einfach aus diesem Thema heraushielt.
 

„Dann sagt es ihr doch. Sagt ihr, dass ihr mit den Plänen eures Vaters nicht einverstanden seid.“

Nicht, dass es etwas ändern würde, nichts würde seine Meinung über Raoul ändern. Allerdings würde das ein weiteres Gespräch entschuldigen.
 

Moment.
 

Casey runzelte die Stirn bei diesem Gedanken. Warum benötigte er eine Entschuldigung? Ihm war es doch nur Recht, wenn ihn Raoul in Ruhe ließ. Das war doch sein Ziel und doch, wenn er ihm von nun an aus dem Weg ginge, wäre sein Leben ziemlich langweilig. So ungern er es auch zugab, Raoul war ein einigermaßen guter Ersatz für Valerian, wenn es darum ging, sich die Zeit zu vertreiben.
 

Die Augen schließend, legte er eine Hand auf die Maske an seinem Gesicht. Nein, so durfte er gar nicht denken. Raoul war schließlich der Grund, warum er einen Ersatz für Valerian benötigte. Wenn er und seine Sippe nicht wären, dann wäre Valerian noch am Leben. Dann wäre nichts so wie es nun war, denn dann müsste er auch nicht als Frau verkleidet herumlaufen.
 

„Das hat keinen Sinn. Sie glaubt mir ja nicht.“ Bei diesen Worten wirkte der Schwarzhaarige eher frustriert.

Welchen Grund hätte er auch dazu? Casey sah keinen Grund, ihm diese Lüge zu glauben. Es ging hier um die Macht über ein ganzes Land. Der Einzige, der nicht danach gierte war er selbst und das nur, weil er wusste das er sie sowieso bekam.
 

Die Hand, die noch immer auf seinen Gesicht lag, ließ er sinken und hielt sie vor seinen Mund. Dann erst gähnte er, etwas gute Erziehung musste schon sein. „Nun, es ist spät und ich habe morgen einen anstrengenden Tag vor mir. Außerdem muss ich dafür sorgen, dass meine Begleiterin nicht ihren ganzen Besitz verspielt.“

Raoul warf einen Blick zu den Spieltischen. „Stimmt, ich sollte auch dafür sorgen, dass mein Erbe nicht durch meine Schwester reduziert wird.“
 

Als ob das bei ihnen ins Gewicht fallen würde. Casey war bewusst, dass Raouls Familie bedauerlicherweise zu einer der reichsten Familien den Landes zählte. Deswegen und wegen irgendwelchen verwandtschaftlichen Beziehungen zur Königsfamilie, waren sie ja so mächtig.
 

Nach einem kurzen Nicken in Raouls Richtung, wand er sich ab und ging zu Kiana. Dieser legte er die Hände auf die Schultern. Allerdings erzielte das nur wenig Wirkung, da sie konzentriert auf ihre Karten sah. Ihrem Gewinn nach zu urteilen der vor ihr lag, zahlte sich diese Konzentration auch aus.

Dann eben etwas anderes. Casey beugte sich zu ihr und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
 

Überrascht sah Kiana auf und legte eine Hand auf ihre Wange. Auch ihre Stimme klang ein wenig verwirrt. „Ja?“

Casey lächelte. „Ich wollte dir nur mitteilen, dass ich mich für heute zurückziehe. Oh und wenn du dein Blatt so belässt, wirst du die Runde sicher gewinnen.“

„Ich weiß.“ Auch Kiana lächelte nun und nickte als Antwort, dass sie seine Ankündigung zur Kenntnis genommen hatte.
 

Casey löste sich von ihr und verließ den Raum und anschließend auch den Palast, um in sein Zelt zurückzukehren. Es war wirklich ein anstrengender Tag gewesen, vor allem nach dem Training mit Beron. Alleine die Vorstellung, dass er das morgen noch einmal vor sich hatte, ließ ihm einige Stunden Schlaf richtig verlockend vorkommen.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 38
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Schande!“ Casey warf sein Schwert in eine Ecke des Zeltes. Vorsichtig betastete er seine linke Seite. Als er die Finger wieder zurück zog, waren sie blutig.

Abermals fluchte er, ließ sich aber auf seinem Bett nieder. Draußen hatte er Cain schon nach seinem Bruder geschickt. Er benötigte einen kundigen Heiler und in seinen Augen war Cain das nicht.
 

Die Zeltplane wurde zurückgeworfen und Kiana stürmte herein. „Geht es dir gut?“

In der Aufregung vergaß sie sogar die höfliche Anrede, die sie ihm eigentlich schuldete. Als sie die blutigen Finger sah, weiteten sich ihre Augen. „Oh mein Gott.“

Sofort war sie bei ihm und löste die Verschlüsse seiner Rüstung. „Ist es schlimm?“

„Dann hätte ich den Kampfplatz wohl kaum stehend verlassen, oder?“ Casey war ihre Sorge eher unangenehm. Allerdings war es eine Erleichterung, als sie ihm den Brust und Rückenteil seiner Rüstung abnahm. Als sie jedoch das Hemd leicht anhob, legte er seine Hand auf ihre Hände.
 

„Tailor kommt gleich, es besteht kein Grund zur Sorge.“ Das war eines der Dinge, die er weder Kiana noch Mikaela zumuten würde. Sie waren Hofdamen, der Anblick von Blut und vielleicht noch viel unerfreulicheren Dingen sollte ihnen erspart bleiben. Ehrlich gesagt hatte er keine Ahnung, wie schlimm die Wunde wirklich war, oder aussah.
 

Der Blick den Kiana ihm zuwarf, ließ darauf schließen, dass sie ihm gleich widersprechen würde. Umso erstaunlicher war es, als sie ihre Hände sinken ließ und zu einem Stuhl ging. Die Rückenlehne von diesem als Stütze nehmend, drehte sie sich zu ihm um. „Also was war los?“

„Wie meinst du das?“ Wahrscheinlich spielte sie auf den heutigen Kampf an, aber daran hatte Casey nichts auszusetzen. Nichts, das er zugeben würde.

„Ich hatte heute einfach kein Glück.“

„Am Glück liegt es nicht. Euer heutiger Gegner war stark, geschickt und ein Barbar, das streite ich nicht ab. Ihr wart aber besser, oder hättet es sein müssen.“

Diese ungerechtfertigte Kritik störte Casey. Er hatten diesen Kampf genauso ernst genommen wie alle anderen davor. Immerhin musste er weiterkommen.
 

„Ich habe gesiegt, oder nicht?“

„Ja, doch das spricht für sich.“ Bei diesen Worten deutete ihr Finger anklagend auf seine Wunde.

Casey biss die Zähne zusammen, nicht vor Schmerz, sondern um nun nichts sagen zu müssen. Seine Worte hätte er vielleicht irgendwann bereut und er wollte sich nicht schon wieder bei Kiana entschuldigen müssen.
 

Abermals bewegte sich die Zeltplane und Tailor trat ein. In seiner Hand trug er eine Schüssel mit verschiedenen Tiegeln und Fläschchen. Ohne ein weiteres Wort kam er zu Casey und hob sein Hemd an. Mit fachmännischen Blick analysierte er die Wunde. „Auf jeden Fall muss es genäht werden.“

„Das habe ich befürchtet.“ Casey zog sich sein Hemd aus und lies Tailor die Wunde einmal desinfizieren.

Kiana folgte diesem Wortwechsel aufmerksam, bevor sie wieder an ihr Gespräch zuvor anknüpfte. „Ich meine, wie lange machen wir das schon? Zwei, drei Jahre und noch nie seid ihr verletzt worden.“

„Du kennst den Grund.“ Weil sein Vater sich immer eingemischt hatte und das ganze Turnier von Anfang bis Ende betrogen hatte. Diesmal hatte er sich eben nur mit der Stärke dieses Gegners verschätzt. Das passierte jedem einmal.
 

Entschieden schüttelte Kiana den Kopf. „Unsinn. Eurer Vater hat damit nichts zu tun, immerhin kann er nicht jeden Gegner voraus sehen. Ihr wart heute einfach unkonzentriert, das ist nicht nur mir aufgefallen. Wo wart ihr mit euren Gedanken?“

„Das war ganz sicher nicht der Grund. Selbst wenn, bin ich dir keine Rechenschaft über meine Gedanken schuldig.“ Sein Tonfall war schärfer als er beabsichtigt hatte. Auch seine Hand hatte sich unbeabsichtigt zur Faust geballt. Casey wusste auch warum er so aggressiv reagierte.
 

Sie hatte Recht.
 

In Gedanken war er nicht wirklich bei diesem Kampf gewesen. Seine Gedanken waren zwar bei einem Kämpfer, doch nicht seinem gegenwärtigen Gegner. Immer wieder waren seine Gedanken abgedriftet - und zwar zu seinem zukünftigen Rivalen. Leider nicht einmal zu der Vorstellung ihres Kampfes. Nein, viel eher zu ihrem Gespräch einige Tage zuvor. In den letzten Tagen kamen ihm immer mehr Zweifel an seiner Meinung über Raoul. Bei ihrem Gespräch schien er über Caseys Ablehnung wirklich betrübt zu sein. So als würde es ihm wirklich zu Herzen gehen.

Natürlich ging es ihm zu Herzen, immerhin wurde dadurch sein Traum immer unerreichbarer. Ohne Prinzessin konnte er niemals König werden, das musste er sich immer vor Augen halten. Nur darum ging es Raoul.
 

„Nur, weil ich die Wahrheit sage, müsst ihr nicht wütend werden.“ Inzwischen hatte Kiana den Stuhl wieder losgelassen. Ihre beiden Hände hatte sie ebenfalls zu Fäusten geballt, nur wirkte das bei ihr keinesfalls bedrohlich. Eher unterstrich es ihre Hilflosigkeit.

„Kiana, kann ich bitte den Wein haben?“ Tailor wand sich zu ihr um und streckte eine Hand aus.

Überrascht sah Kiana auf ihn, folgte aber seiner Forderung.

Seltsam, in den letzten Minuten hatte er Tailor ganz vergessen und das, obwohl dieser an ihm gearbeitet hatte. Wie man an Kianas Reaktion sah, war es bei ihr nicht anders.
 

Tailor reichte die Flasche an Casey weiter.

Nun kam wohl der wirklich schmerzhafte Teil des Ganzen. Irgendwie war es nun bedauerlich, dass er nicht ohnmächtig war. Vielleicht hatte er ja Glück und es kam noch. Er setzte die Flasche an und trank einige Schlucke. Je mehr Wein er trank, umso weniger würde er spüren.
 

Hoffentlich.
 

Kiana holte inzwischen einen kleinen Holzstab aus Tailors mitgebrachter Schüssel.

Wenn Casey nicht gewusst hätte, wofür dieser gehörte, hätte er gelächelt. Leider wusste er, dass dies nur ein Utensil war, um seine Schmerzen zu mildern.

Eher unwillig legte er sich auf den Rücken. Dabei beobachtete er Tailor, der bereits eine Nadel über einer Kerzenflamme kurz erhitzte.
 

„Leider haben wir kein größeres Feuer, um es auszukochen.“ Entschuldigend zuckte er mit den Schultern.

„Als ob das die Schmerzen lindern würde.“ Noch einen Schluck von dem Wein nehmend, übergab er Kiana die Flasche.

Diese kniete sich bei seinem Kopfende nieder und gab ihm den kleinen Holzstab.

Das Stück Holz missmutig betrachtend, nahm er es schließlich quer zwischen die Lippen und biss darauf. Angeblich hatte es einen praktischeren Zweck, doch Casey reichte es, dass es Schreie seinerseits verhinderte. Das wäre ziemlich unmännlich, immerhin waren es nur einige Stiche.
 

„Ich beginne nun.“

Casey wäre es deutlich lieber gewesen, wenn Tailor ihn nicht vorgewarnt hätte. Allerdings währte das unangenehme Gefühl, das seine Worte hervorriefen, nur einige Sekunden. Dann wurde es von Schmerz abgelöst. Bei jedem weiteren Stich zuckte er zusammen und seine Augen kniffen sich zusammen. Es schmerzte einfach nur, da nützte auch der Wein nichts.
 

Nach einer Ewigkeit zog sich Tailor zurück und kramte in seinen Utensilien.

Kiana blickte zu seiner Wunde und lächelte. „Fertig.“

Erleichtert entspannte sich Casey wieder. Erst nun merkte er, dass seine Hände die Umrandung des Bettes umklammert hatten.

Mit einem feuchten Tuch wischte ihm Kiana über die Stirn. Sie griff nach dem Holzstück und nahm es aus seinem Mund. „Ihr wart sehr tapfer.“

Sie wand sich um und ging zum Tisch, auf den sie die Flasche stellte. „Wobei ihr euch das alles hättet ersparen können.“

Er stöhnte leise bei diesen Worten. Natürlich war diese Sache noch nicht erledigt. Allerdings würde er ihr nicht die Genugtuung geben und darauf einsteigen.
 

Tailor deutete ihm, sich aufzusetzen und er kam dieser Forderung nach. Wenn auch nicht ohne das Gesicht schmerzhaft zu verziehen.

„Normalerweise würde ich euch ja nun Tagelange Ruhe verordnen, aber ich weiß das ihr euch nicht daran halten werdet.“ Gelassen legte Tailor ihm einen Verband um den Bauch an.

„Deswegen bitte ich euch nur um Schonung, damit wir die Prozedur nicht wiederholen müssen. Was nur in eurem Interesse wäre.“

„Du weißt, das, ich das nicht versprechen kann.“ Das lag an seinen nächsten Gegnern und von denen hatte er sicher keine Schonung zu erwarten. Allerdings würde er versuchen, einer weiteren Verwundung aus dem Weg zu gehen. Er legte es sicher nicht auf eine Wiederholung an.
 

„Hoffen wir, dass wir dann auch eine Lösung für eure Konzentration haben.“ Kiana rümpfte nur die Nase. Dann wand sie sich ab und verließ das Zelt, ohne ein weiteres Wort.

Tailor sah ihr lächelnd nach, während er seine Sachen wieder einsammelte. „Ihr müsst sie entschuldigen. Sie war sehr besorgt um euch, ebenso wie Mikaela.“

Casey seufzte und sah zum Zelteingang. „Ich weiß.“

Natürlich hatte er ihre Sorge bemerkt. Schließlich war sie bis jetzt geblieben, nicht? Sie war erst gegangen, als sie sicher war, dass es ihm wieder gut ging. Und nun würde sie als Erstes Mikaela über seinen Zustand informieren. Auch wenn man es nicht bemerkte, so war Kiana nicht immer so oberflächlich, wie sie wirkte. Keiner seiner Freunde war das, was man im ersten Moment von ihnen hielt, denn sonst wären sie nicht seine Freunde.
 

„Danke, Tailor.“

Tailor nickte nur. „Es ist mir eine Freude, euch zu Diensten zu sein, mein Prinz.“

Damit stand er auf und verließ ebenfalls das Zelt.

Casey griff noch einmal an die Stelle seiner verbundenen Wunde und ließ sich wieder zurücksinken. Es schmerzte noch immer höllisch und das würde wohl noch einige Zeit so bleiben. Das Einzige, was ihm übrig blieb war wohl, es schweigend zu ertragen. Doch von seinem Ziel abhalten würde ihn diese Wunde sicher nicht.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 39
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Na das nenne ich einmal einen schlechten Kampf.“ Deacon grinste, als er sich auf einen Stuhl setzte.

Raoul warf ihm einen kurzen Blick zu, während ihm sein Diener beim Ablegen der Rüstung half. „Ja, Lord Gale war wirklich kein Gegner.“

„Das mag sein.“ Deacon zuckte mit den Schultern.

„Aber ich habe auch nicht ihn gemeint.“

„Ich habe gewonnen.“ Als ob es ihn da noch interessierte, auf welche Art. Ein Sieg, war ein Sieg; und nur das zählte. Immerhin musste sein Gegner ja auch etwas können, sonst wäre er nie soweit gekommen.
 

Das Lächeln seines Freundes wurde breiter, als er sich einen Becher Wein einschenkte. „Das bezweifelt auch keiner. Jeder hat das Schwert am Hals deines Gegners gesehen, nur der Weg, wie es dort hin kam, war holprig. Wäre ich dein Gegner, dann hättest du heute kalten Stahl gespürt.“

„Du hattest deine Chance, mein Freund. Wir wissen wie das Ergebnis aussah; einer der Gründe, warum du dir nun solche Kommentare leisten kannst.“ Ja, er wusste selbst, dass es nicht sein bester Kampf gewesen war. Leider kannte er auch die Gründe dafür.
 

„Wenn du dir Sorgen um ihn machst, warum fragst du dann nicht einmal nach?“ Deacon führte den Becher zu seinen Lippen und hob fragend eine Augenbraue.

„Ich…“ Erst nun nahm Raoul die Anwesenheit seines Dieners wieder wahr und schickte ihn aus dem Zelt. Manche Dinge mussten nicht an die Ohren seines Vaters gelangen. Was sie würden, solange dieser noch seine Diener bezahlte.
 

„Ich mache mir keine Sorgen. Weshalb auch, es wäre nur ein Rivale weniger.“

„Ich finde es genauso verrückt, aber hey…. Jeder hat das Recht sich das Leben selbst unnötig schwer zu machen. Fakt ist aber, dass du seit seiner Verwundung etwas verwirrt wirkst.“

War das wirklich so offensichtlich? Dabei hatte Deacon Recht - es war verrückt, sich um einen Rivalen Sorgen zu machen. Aber irgendwie war er ihm sympathisch geworden, bei ihrem Gespräch. Wenn es auch zu früh war, daraus endgültige Schlüsse zu ziehen.
 

„Ist er nicht sogar dein Rivale in Herzensdingen? Immerhin ist er ja der Ritter deiner Prinzessin.“ Mit einem Grinsen stellte Deacon den Becher wieder auf den Tisch zurück.

Raoul winkte ab und zog sich das Hemd über den Kopf. „Das ist Blödsinn. Ich will nichts von der Prinzessin. Wir haben da nur eine kleine Herausforderung am Laufen.“

„Ah ja, davon hast du ja schon gesprochen. Wobei ich das noch immer nicht ganz verstanden habe.“ Der Schwarzhaarige hob eine Hand

„Allerdings will ich mir eine weitere Erklärung ersparen, die könnte wie das letzte Mal ausfallen.“

Das war auch eines der Probleme, die mit der Unwissenheit über Lord Jales Zustand einhergingen. Ob dieser weiterkämpfen konnte? Denn es wäre schade, wenn er seinen Sieg so erringen würde, das käme für ihn einer Niederlage gleich. Wahrscheinlich würde Casey das auch so auslegen, immerhin war immer von einem Sieg im Finale die Rede gewesen. Nur das würde er ihr nicht durchgehen lassen. Sieg war Sieg, nur hätte es für ihn einen schalen Beigeschmack.
 

„Soll ich fragen?“ Unschuldig lächelnd sah ihn Deacon an.

„Mach dich nicht lächerlich.“ Die Augen verdrehend, wand sich Raoul seiner Waschschüssel zu und füllte diese. Natürlich wäre das die einfachste Lösung, doch das ließ sein Stolz nicht zu. Wie sah das denn aus, wenn er seinen Freund als Kundschafter vorausschickte? Mein Gott, er war doch kein Jüngling mehr, sondern ein Mann. Also sollte er sich auch wie ein solcher verhalten.
 

Entschlossen griff er nach dem bereitgelegten, frischen Hemd und zog es sich über den Kopf. Im Moment war es ihm egal, ob man ihm die Anstrengungen des Kampfes noch am Geruch anmerkte; es war nichts, dessen er sich schämen musste.

„Was…? Hey Raoul, was machst du?“ Deacon sah ihn überrascht nach.

Am Zelteingang wand sich Raoul noch einmal um. „Ich werde der Ungewissheit ein Ende setzen.“

„Ach, auf einmal?“

Nicht weiter auf den Spott seines Freundes achtend, verließ er sein Zelt und ging zu dem seines Rivalen. Bis jetzt hatte er sich nicht nach seinem Befinden erkundigt, weil es unangebracht wäre. Sie kannten sich nicht gut und standen sich als Rivalen gegenüber, so eine Anfrage hätte eher wie eine Beleidigung gewirkt. So als wollte er sich nur erkundigen, ob er schon seinen Sieg feiern durfte, oder nicht. Das Gerede hatte er sich ersparen wollen, doch alles war besser als diese Ungewissheit. Er wollte nicht. dass es auf diese Weise endete.
 

Vor Lord Jales Zelt fing er dessen Knappen ab und teilte ihm sein Anliegen mit. Nach einer kurzen Rücksprache mit seinem Herrn, kam er aus dem Zelt und deutete ihm, einzutreten.

„Ich habe gehört, ihr habt euren Kampf heute gewonnen? Glückwunsch.“ Sandro saß auf einem Stuhl und ein Buch lag vor ihm aufgeschlagen auf dem Tisch. Sein Oberkörper war unbekleidet, nur ein Verband um seinen Bauch war zu erkennen.
 

Raoul lächelte nur schwach. „Laut Aussagen der Zuseher war es kein Kampf, dem Lob gebührt.“

„Nun, das kann man von meinem auch nicht behaupten und doch haben wir gewonnen. Das ist es doch das zählt.“ Er hob die Hand und deutete auf den zweiten Stuhl im Zelt.

„Nehmt doch Platz.“

Raoul neigte den Kopf und folgte dieser Aufforderung. „Ich habe gehört, ihr wurdet verwundet. Ist es schlimm?“

Man sah deutlich, dass er verwundet war, doch ihn gleich darauf anzusprechen wäre unhöflich. Besser war es da immer, wenn man andeutete, es von jemanden gehört zu haben.
 

Sandro lächelte humorlos. „Das ist wohl unübersehbar. Doch es wird mich sicher nicht daran hindern, weiterhin an diesem Turnier teilzunehmen.“

Die unausgesprochene Herausforderung in seinen Worten beruhigte ihn. Das hieß, er würde sicher nicht aufhören, bevor sie diese Sache im Finale geklärt hatten. Zufrieden nickte er. „Das freut mich zu hören.“

In den grünen Augen seines Gegenübers konnte man deutliche Verwirrung erkennen. „Ihr scheint erleichtert, das zu hören?“

Zustimmend nickte Raoul. „Natürlich. Es wäre eine Schande gewesen, das Turnier so enden zu lassen. Immerhin sind wir doch alle hier, um uns mit den Besten der Besten zu messen.“

Sandro schmunzelte leicht. „Das ist wohl wahr. Auch wenn hier so mache private Fehde ausgetragen wird, wie wir nur zu gut wissen.“

Als ob er das vergessen könnte. Diese Sache motivierte ihn doch die ganze Zeit über. „Wenn ich auch der Meinung bin, dass man diesen Dingen nicht allzu viel Aufmerksamkeit zumessen sollte. In erster Linie geht es hier doch darum, sich mit anderen würdigen Gegner zu messen.“

So sah zumindest er die Sache, wenn er auch wusste, dass viele Ritter nur hier waren, weil sie sich das Preisgeld erhofften. Dafür mussten sie nur gewinnen; und doch blieb der Titel schon seit Jahren im Land. Seit neun Jahren gab es schon keinen ausländischen Gewinner mehr. Auch dieses Jahr würde er in ihrem Besitz bleiben, das hatte zumindest Raoul vor.
 

„Also nehmt ihr die Wette der Prinzessin nicht ernst?“ Aufmerksam musterte Sandro ihn.

„Natürlich nehme ich sie ernst, ich habe einen Preis mit ihr ausgehandelt, den ich erringen will. Doch in erster Linie bin ich aus dem gleichen Grund hier wie jeder andere Mann: Ich will wissen, wie gut ich bin.“

Sein Gegenüber räusperte sich und lächelte. Man merkte, dass ihm etwas auf der Zunge lag, doch bevor er etwas sagte, wand er den Kopf ab. „Ja, welcher Mann will das nicht?“ Zwar war es eine Zustimmung, doch Raoul hatte das Gefühl, dass es nicht das war, was er hatte sagen wollen. Trotzdem kam ihm eine solche Reaktion vertraut vor, wenn auch eher bei Frauen und bei einer bestimmten konnte er sich das sogar ziemlich gut vorstellen. Allerdings gingen seine Gedanken schon wieder mit ihm durch, schließlich saß hier eindeutig ein Mann vor ihm.
 

„Irgendwie beschleicht mich das Gefühl, mit meiner Brust stimmt etwas nicht. Ständig starrt ihr darauf.“

Überrascht sah Raoul auf, sein Blick traf den Sandros, der ihn skeptisch ansah. Unbewusst hatte er schon wieder auf dessen Brust gestarrt. „Nein, ich habe mich nur gefragt, wie lange euch diese Wunde wohl behindern wird.“

Man merkte, dass ihm Lord Jale nicht wirklich glaubte. Doch er schien es als Erklärung zumindest hinzunehmen.

„Nicht lange. Ich habe beschlossen, mich heute zu schonen, aber das wird mich nicht von meinem Training, oder den Kämpfen abhalten. Zum Leidwesen meiner Begleitung werden aber die gesellschaftlichen Anlässe dadurch beschnitten.“

Das konnte Raoul verstehen, vielleicht sollte er sich auch verwunden lassen, um so eine Entschuldigung zu haben? Doch so lustig dieser Gedanke war, eine wirkliche Verwundung war nichts, das zu Scherzen anregte. Immerhin hätte es auch schlimmer ausgehen können.
 

„Nun, dann werde ich unseren Kampf mit Freuden entgegensehen.“

Raoul stand auf und neigte kurz den Kopf, bevor er das Zelt verließ. In Zukunft würde er wirklich darauf achten müssen, was er machte. Seine Augen schienen in Sandros Gegenwart ein Eigenleben zu führen, zum Glück war dieser taktvoll genug, um darüber hinwegzusehen.

Das war heute wirklich kein guter Tag gewesen. Ob ihm Deacon noch etwas von seinem Wein übrig gelassen hatte? Das könnte zumindest seinen Abend noch versüßen, bei der Freizeit in nächster Zeit konnte er es sich sogar leisten.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 40
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Nun war es also soweit. Morgen war der Tag auf den alle warteten, das Finale des Turniers. Raoul betrachtete sein Schwert, das auf dem Tisch lag.

Wie alle vermutet hatten, fand der Endkampf zwischen ihm und Sandro statt. Dieser hatte sein Duell vor drei Tagen bestanden, wenn auch nicht ohne Schmerzen, wie man an seinem Gesicht gesehen hatte; und er selbst vor zwei Tagen.
 

„Wie fühlt man sich so, vor seinem großen Tag?“ Deacon stand im Zelteingang und sah ihn grinsend an.

„Nicht anders, als vor allen anderen Kämpfen auch.“ Warum auch nicht? Morgen war ein Kampf, wie alle anderen bisher auch. Wenn er anders darüber dachte, würde er sich nur unnötig unter Druck setzen und zum Schluss den Kampf in den Sand setzen. Dann gab es nur Ärger mit seinem Vater und spöttische Kommentare der Prinzessin. All das wollte er sich nur zu gerne ersparen.
 

„Das ist gut.“ Sein Freund trat vollends ein und lehnte sich neben den Tisch.

„Ich habe eine Menge Geld auf dich gesetzt, mein Freund. Ein Verlust von diesem würde unsere Freundschaft gehörig beeinträchtigen.“

Als ob er das wirklich getan hätte. Sicher hatte er gewettet, doch Deacon war kein Dummkopf, der sein Glück in die Hände anderer Leute legte.
 

„Dann habe ich ja gar keine andere Wahl, als zu gewinnen. Wie schön, dass du die Last auf meinen Schultern mit deinen Worten etwas erleichterst.“ Raoul rang sich zu einem schwachen Lächeln durch.

„Es freut mich immer, dir behilflich zu sein.“ Deacon grinste nur noch breiter und sah zu dem Diener, der gerade das Zelt betrat.

In seiner Hand hielt dieser einen Kerzenleuchter, den er auf den Tisch stellte.

Raoul runzelte die Stirn. Seltsam, er hatte gar nicht mitbekommen, wie schnell die Zeit vergangen war. Der Abend war schneller gekommen, als er gedacht hatte.

„Ja?“

Er bemerkte, dass ihn der Diener abwartend ansah.

„Verzeiht Herr, vor dem Zelt wartet eure Schwester auf euch.“

„Dann lass sie herein.“ Kurz bevor der Diener das Zelt verließ, hielt er ihn noch einmal zurück.

„Du meinst doch Lady Claire, oder?“

Der Diener neigte den Kopf. „Natürlich.“

Raoul seufzte erleichtert. Zum Glück, seine andere Schwester hätte er im Moment nicht ertragen. Denn anscheinend dachte seine jüngere Schwester, sie müsste die Stummheit von Claire kompensieren, indem sie nie schwieg. Seine Nerven würden das derzeit nicht durchhalten.
 

Ein paar Augenblicke später betrat Claire das Zelt. Als sie Deacon bemerkte, knickste sie leicht, ihr Blick lag jedoch auf Raoul.

„Lady Claire, wie schön euch wieder zu sehen.“ Deacon ergriff ihre Hand und küsste ihren Handrücken kurz.

Raoul ging zu dem Schwarzhaarigen und klopfte ihm auf den Rücken. „Sei vorsichtig, mein Freund. Ich will nicht unbedingt eine Hochzeit arrangieren müssen.“

Dieses Wort wirkte wie ein Schwall kaltes Wasser. Sofort ließ Deacon Claires Hand los und sah Raoul missmutig an. „Meine Mutter würde dich verfluchen; ebenso wie das von ihr ausgesuchte Mädchen.“

Raoul spürte noch immer Claires Blick auf sich ruhen. Er wusste, dass sie nicht hier war, um ihm Glück für seinen morgigen Kampf zu wünschen. Für sie war es klar, dass er gewinnen würde, ebenso wie für den Rest seiner Familie. Nein, sie wollte etwas mit ihm bereden und das alleine.
 

„Deacon, ich…“

Sein Freund hob lächelnd eine Hand. „Schon klar, ihr habt einige Dinge zu besprechen. Ich wollte deine Zeit sowieso nicht allzu sehr strapazieren. Immerhin musst du mir morgen zu einem Vermögen verhelfen.“

Damit verbeugte er sich noch einmal lächelnd vor Claire. „Lady.“

Nach einem breiten Grinsen in Raouls Richtung, verließ er das Zelt.

„Also was ist?“ Raoul ging zu seinem Tisch und füllte sich einen Becher mit Wasser. Vor einem Kampf trank er niemals Alkohol, eine etwaige Beeinträchtigung wollte er nicht riskieren.

Er hielt seiner Schwester den Becher entgegen. „Wasser?“

Sie schüttelte nur den Kopf. Stattdessen ging sie noch einmal zum Zelteingang und warf einen Blick nach draußen.

Raoul schüttelte nur den Kopf. „Ich vertraue Deacon. Er würde niemals lauschen.“
 

Claire bewegte nur kurz ihre Hände.

Ja, er wusste, dass sie auch nicht Deacon misstraute, sondern ihren eigenen Leuten. Das hieß, dass sie eine Information hatte, die nicht einmal ihren Vater etwas anging. Nun, dann konnte es wohl nur eine Sache betreffen. Raoul führte den Becher an seinen Mund. „Also, was hast du herausgefunden?“
 

Claire sah ihn skeptisch an, bevor sie ihren Beobachtungsposten am Eingang aufgab und zum Tisch kam. Sacht strichen ihre Finger über die Schwertscheide. Leise seufzend lösten sich ihre Finger wieder davon und begannen, sich in ihrer Zeichensprache zu bewegen. Wie auch sonst formten ihre Hände und Finger nur wenige Sätze, um zu überprüfen, dass ihr Gegenüber auch alles richtig verstanden hatte.

Raoul fand diese Art auch gar nicht schlecht, da er oft genug Schwierigkeiten hatte, ihr zu folgen. Sie war einfach zu schnell für ihn.
 

„Du hast also weiter Informationen über Lord Jale erhalten.“

Sie nickte zustimmend. Dann hielt sie für einen Moment inne und sah ihn nachdenklich an. Erst dann bewegten sich ihre Hände wieder.

Erstaunt sah Raoul auf ihre Finger. Zwar hatte er keine Probleme dabei, die wenigen Worte zu entziffern, die sie ihm zeigte, doch ihre Botschaft war für ihn überraschend.
 

„Und du hattest… Recht?“

Abermals nickte Claire, doch deutlich zögerlicher als zuvor.

Nun, er hatte damit gerechnet. Es hatte immer eine Chance bestanden, dass Lord Jale ein Betrüger war. Leider ein Betrüger, den er mit der Zeit sympathisch fand. Doch das war ja meistens so bei Betrügern, das erleichterte ihnen ihre Sache.
 

„Hm. Was machen wir jetzt?“

Morgen war das Finale und ehrlich gesagt, freute er sich schon seit seinem letzten Kampf darauf. Lord Jale war also nicht Lord Jale, trotzdem war er der Mann, den er in den letzten Wochen kennen gelernt hatte. Der Name spielte dabei keine Rolle, immerhin sah ihn Casey noch immer als ihren Ritter an.

Eine Hand tauchte vor seine Gesicht auf und schnipste mit den Fingern. Augenblicklich wand er seine Aufmerksamkeit wieder seiner Schwester zu.
 

„Verzeih.“

Claire stemmte nur ihre Hände in die Hüften und sah ihn vorwurfsvoll an. Jedoch nur einen Moment, da sie Hände ja zum kommunizieren benötigte.

Ihr Vorschlag gefiel Raoul allerdings überhaupt nicht. „Ihn disqualifizieren lassen?“

Das war nicht unbedingt das, was er sich vorgestellt hatte. Es war klar, dass seine Schwester so dachte und sein Vater würde ihm auch dazu raten, nur das war nicht seine Art. Wenn er Sandro der Lüge bezichtigte und das sogar beweisen konnte, wofür Claire sicher gesorgt hatte, machte ihn das automatisch zum Sieger. Es gab hier keinen Grund seine Herkunft zu verschweigen, da alle mitmachen konnten; allerdings war es ein Betrug an allen anderen Teilnehmern, wenn man sich als jemand ausgab, der man nicht war. Normalerweise würde er es ja melden, doch so kurz vor dem Finale kam es ihm feige vor. So billig wollte er seinen Sieg nicht erringen. Entweder er besiegte seinen Feind im Duell, oder gar nicht. Das war immerhin ein Turnier, der Sieger wurde aufgrund seiner Fähigkeiten ermittelt nicht aufgrund seiner Herkunft. Was hatte er Sandro, oder wer immer er war, erst vor kurzen erklärt? Er machte hier mit, weil er sich mit den Besten der Besten messen wollte und egal, wer Sandro sonst war, er war einer der Besten. Diesen Kampf wollte er bestreiten.
 

Entschlossen schüttelte er den Kopf. „Nein Claire, das werde ich nicht machen. Diesen Kampf morgen werde ich ohne unfaire Mittel ausfechten!“

Seine Schwester warf ihm einen zweifelnden Blick zu. Dieser Blick sprach Bände.

„Ja, ich weiß, dass es nicht unfair wäre, aber es würde mir so vorkommen. Außerdem - es ist nur ein Turnier, hier geht es nicht um meine Zukunft, oder?“ Fragend sah er seine Schwester an. Wer wusste schon, was sein Vater vorhatte? Claire müsste es wissen, da sie die meiste Zeit an seiner Seite verbrachte.
 

Claire zuckte nur mit den Schultern und ging zum Tisch. Interessiert blickte sie in die verschiedenen Krüge, bis sie einen mit dem passenden Inhalt gefunden hatte. Langsam schenkte sie sich einen Becher Wein ein.

„Egal, ich werde sowieso gewinnen, also was spielt es für eine Rolle, gegen wen ich antrete?“ Raoul war sich dessen sicher. Zwar bemerkte er auch den Blick seiner Schwester, die ihn interessiert ansah, so als wäre er eine neue Tierart. Nur eine vielleicht neue, aber sehr dumme Tierart. Trotzdem würde er diesen Kampf austragen, auf die Art, die ihm als Richtig erschien. Das würde ihm niemand nehmen; nicht seine Schwester und auch nicht sein Vater.
 

Casey biss die Zähne zusammen. „Sei doch vorsichtig; das tut weh!“

„Wenn ich noch vorsichtiger bin, darf ich euch ja gar nicht mehr anfassen.“ Kiana sah ihn wütend an, fuhr aber weiter damit fort seinen Verband abzunehmen.

„Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee war dieses Turnier weiterzuführen.“ Tailor saß an dem Tisch und war dabei, einige Flüssigkeiten zusammenzumischen.
 

„Es interessiert mich nicht, was ihr denkt. Ihr seid beide nur hier, um mir das zu ermöglichen. Ich will dieses Turnier gewinnen.“ Casey wusste, warum er so aufgebracht war. Seine Seite schmerzte wie die Hölle. Natürlich wussten seine Gegner von dieser Wunde und hatten versucht, ihn dort zu attackieren. Die Meisten hatten damit kein Glück, doch einigen war es leider doch gelungen. Auch, wenn sie dank des Verbandes gut gepolstert war, so reichte das nicht als Schutz gegen ein Schwert. Allerdings hatte er seine Kämpfe alle gewonnen, der Preis dafür war nur sehr hoch gewesen.

Nun schmerzte die Wunde schon bei jeder Bewegung, egal in welcher Region des Körpers diese stattfand.
 

„Ja, wir ermöglichen es euch auch. Nur erschreckt es mich, mit welcher Entschlossenheit ihr eurer Rache folgt. Bei jedem eurer Kämpfe hättet ihr bleibende Schäden davontragen können!“

„Das habe ich aber nicht.“ Er war es so leid, diese Gespräche mit Kiana zu führen. Nach jedem Kampf, bei jedem Verbandswechsel, fing sie wieder mit diesem Thema an. Vielleicht wirkte er auf seine Vertrauten wirklich wie ein Besessener, doch ihm bedeutete dieses Finale viel. Wenn er gewann, was er vorhatte, wäre das sein erster Sieg über ihn. Egal, wie oft er sich mit ihm als Prinzessin stritt, er war nie der Gewinner. Denn als Frau würde Raoul ihn nie als ebenbürtigen Gegner sehen. Hier bei diesem Turnier, in diesem Finale, musste er das. Raoul stand einem Mann gegenüber, in einem Kampf, bei dem er alles geben konnte. Wenn Casey hier gewann, dann war es ein verdienter Sieg, gerade deswegen wollte er diesen Kampf. Er wollte diesen Sieg.
 

„Aber…“ Kiana sah ihn beinnahe flehend an, doch stockte sie und drehte sich zu Tailor um.

Dieser hatte eine Hand auf ihre Schulter gelegt und schüttelte den Kopf.

Sie seufzte nur tief. „Du meinst wohl, es hat keinen Sinn, ihm das auszureden?“

„Ich meine nur, dass unser Prinz ganz genau weiß, was er sich zumuten kann. Du nicht?“ Tailor lächelte sie freundlich an.

Kiana stand auf und warf die Überreste des Verbandes auf das Bett. „Nein das meine ich nicht! Denn wie alle Männer überschätzt er seine eigenen Kräfte maßlos. Genau aus diesem Grund werde ich nun gehen. Ich will niemanden dabei behilflich sein, sich selbst zu schaden!“

Casey sah ihr verwundert nach, als sie das Zelt verließ. Hatte sie bei ihren letzten Worten vergessen, dass er anwesend war, oder hatte sie es bewusst so formuliert? Denn von dem Respekt, dem sie ihm entgegenbringen sollte, war da wenig zu hören gewesen.
 

Tailor kniete sich neben sein Bett und strich eine Tinktur auf die Wunde. Erst dann machte er sich daran, diese wieder zu verbinden.

Casey hob die Hand und deutete auf den Zeltausgang. „Hat sie …“

Tailor nickte noch, bevor er den Satz zu Ende sprechen konnte. „Ja, sie hat Recht. Nicht mir allem, doch auch ich denke, dass ihr euch überschätzt. Ich habe eure letzten Kämpfe gesehen; das war nichts, dessen ihr euch rühmen könnt. Eure Gegner aber auch nicht.

Allerdings verstehe ich im Gegensatz zu Kiana eure Beweggründe, oder reime mir meine eigenen zusammen. Euch bedeutet dieser Kampf viel; ihr seid ein Mann – egal, als was ihr euch ausgebt. Es ist nur natürlich, dass ihr euch auch beweisen wollt. Als Mann gegenüber anderen Männern. Das liegt in unserer Natur und in dieser Welt muss man Stärke zeigen. Vor allem ihr, da ihr einmal König werdet. Ihr wisst das und gerade deswegen fordert ihr soviel von euch.“ Tailor stand auf und ging wieder zu dem Tisch.
 

Das war eine treffende Beschreibung seines Gefühlslebens. Casey sah geschlagen zu Boden. „Du meinst also auch, dass ich morgen nicht gewinnen kann.“

Tailors Finger glitten über einige Fläschchen. Eines davon stellte er auf den Tisch, während er ein weiteres in die Hand nahm.

„Ich meine, dass das Ergebnis nicht feststeht, bis man es einmal versucht hat. Es gibt Wunder auf dieser Welt, doch um Sieger bei diesem Turnier zu werden benötigt ihr keines, das schafft ihr aus eigener Kraft.“

Casey lächelte leicht bei diesen Worten. Das war wieder so typisch Tailor. Einerseits schaffte er es, ihm die grausame Realität nahe zu bringen, nur um ihn im nächsten Moment wieder aufzubauen.
 

„Also, dieses Fläschchen…“ Tailor deutete auf das, das auf dem Tisch stand. „…ist für morgen. Es sollte eure Schmerzen in Grenzen halten, so dass ihr schmerzfrei kämpfen könnt.

Das hier ist für einen erholsamen Schlaf.“ Damit drückte er ihm das zweite Fläschchen in die Hand. Dann stand er auf und packte seine Sachen zusammen.

„Danke für deine Unterstützung, Tailor.“ Damit meinte Casey nicht nur die Medizin, doch das wusste Tailor sicher.

„Gute Nacht, mein Prinz.“ Mit einer kurzen Verbeugung verließ Tailor das Zelt.
 

Casey seufzte und sah ihm nach. Er wäre auch gerne so zuversichtlich wie sein Freund. Nur er wusste, in welchem Zustand sich sein Körper befand. Allerdings würde ihn das nicht von dem Kampf morgen abbringen. Morgen würde er alles geben, was er noch an Kraft besaß, das musste einfach reichen, um zu siegen.

Er schluckte den Inhalt des Fläschchens und legte sich auf das Bett. Morgen war es also soweit. Bei diesem Kampf durfte er nicht versagen.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 41
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Viel Glück heute! Ich hoffe du machst mir keine Schande, ich habe eine Menge Geld auf dich gesetzt.“

Casey lächelte etwas unglücklich bei Berons Worten. „Und wieviel auf meinen Gegner?“

Diese Frage meinte Casey sogar ernst. Im Moment würde er nicht einmal selbst auf sich wetten. Trotz des Schmerzmittels, kostete ihn jede Bewegung noch immer Überwindung. Es war besser als nach den ersten Kämpfen mit dieser Wunde, doch das reichte nicht für Raoul.
 

Beron musterte ihn kritisch. „Du siehst nicht gut aus, mein Freund.“

Er fühlte sich auch nicht gut. Allerdings würde ihn das nicht von seinem Kampf abhalten, das war er sich schuldig. Jetzt der Kampf und am Abend dann der Ball, bei diesem Gedanken verließ ihn jetzt schon alle Kraft. Doch ein Schritt nach dem Anderen. Nun galt es, das Turnier zu gewinnen, dann konnte er sich überlegen, wie er den restlichen Tag meisterte.
 

Er schnipste mit den Fingern. „Cain, mein Schwert.“

Um sich selbst zu schonen, hatte bis jetzt damit gezögert sich mit diesem zusätzlichen Gewicht zu belasten. Allerdings konnte er den Platz in wenigen Minuten nicht ohne Waffe betreten. Es sei denn, er wollte schon von vornherein aufgeben, was sicher nicht in seinem Sinn lag.

Während Cain ihm sein Schwert umlegte, sah er lächelnd zu Beron auf.

„Keine Sorge Großer, diesen Kampf werde ich noch gewinnen. Warum sollte meine Glückssträhne nun abreißen?“

Seine letzten Kämpfe hatte er wirklich nur durch Glück gewonnen. Da war kein Können dabei gewesen.

„Na wenn du meinst, dann bleibt mir wohl nur noch übrig, dir viel Glück zu wünschen.“ Nun versuchte auch Beron es mit einem zuversichtlichen Lächeln.
 

„Genau. Lass diesen Kampf nur meine Sorge sein.“ Denn das war er im Grunde ja auch. Er wartete geduldig ab, bis Cain auch den letzten Gurt befestigt hatte. Dann war es auch schon soweit, um den Kampfplatz zu betreten.
 

Raoul wartete bereits in der Mitte des Platzes. Als Casey zu ihm trat, schenkte er ihm nur ein kurzes Lächeln, bevor er seinen Blick wieder auf die Tribüne der Würdenträger lenkte.

Auch Casey blickte hoch und fixierte seinen Vater. Na wenigstens sah er etwas besorgt aus.
 

„Dann auf einen fairen Kampf.“ Raoul wand sich ihm vollends zu und zog sein Schwert.

„Möge der Bessere gewinnen.“ Auch Casey zog sein Schwert und richtete es derzeit noch mit der Spitze auf den Boden. Das sparte Kraft. Im Moment war er sich nicht einmal sicher, ob er der Bessere war, auch wenn er wusste, dass er solche Gedanken nicht aufkommen lassen durfte. Das war der Beginn einer Niederlage.
 

Sein Vater hob die Hand. In dem Moment, in dem er sie senkte, riss Casey sein Schwert bereits hoch und griff an. Das war nicht seine sonstige Art, doch heute konnte er sich keine Verzögerungstaktik leisten. Er musste diesen Kampf rasch beenden. Schnell und effektiv, jede Minute mehr konnte eine Minute zuviel sein.

Dieser plötzliche Angriff schien Raoul zu überraschen, auch wenn er ihn noch rechtzeitig abwehrte.

Sofort setzte Casey nach, er konnte es sich nicht leisten zu zögern. Nicht, wenn er gewinnen wollte. Ständig griff er an, nur um immer wieder von Raoul abgeblockt zu werden. Casey ahnte, was dieser vorhatte, er schätzte ihn ein. Seine Angriffe nutzte er, um einen Eindruck von seiner Stärke zu bekommen. Natürlich, die Einschätzungen der letzten Zeit waren ja nicht mehr aktuell. Immerhin war er nicht mehr in seiner Bestform.

Schon nach den paar Schlägen fühlte sich seine Seite gefühllos an, was seine Wunde aber nicht daran hinderte, Schmerzwellen durch seinen Körper zu schicken. Bei jedem Schlag fühlte er sich in seinen Bewegungen behindert. Das müsste sogar Raoul auffallen.

Dieser wartete noch einige Schläge ab, bevor er selbst zum Angriff überging.

Nur seine schnellen Reflexe bewahrten Casey vor einer weiteren Verletzung. Nun zahlte sich das Training mit Beron aus, denn es hatte seine Kondition, ebenso wie seine Kraft verbessert. Auf jeden Fall konnte er einige von Raouls Schlägen abwehren, die Kräftemäßig denen seines Freundes in nichts nachstanden. Wenn auch jeder abgefangene Schlag, weitere Schmerzen verursachte. Allerdings fiel ihm auf, dass Raoul nicht einmal im entferntesten auf seine Wunde zielte. In seinen letzten Kämpfen schien das Mode geworden zu sein, weswegen ihm das nun deutlich auffiel. Allerdings wollte er keine Schonung, nicht von ihm.
 

Casey holte mit seinem Schwert aus, um ihn abermals anzugreifen, verfehlte ihn aber. Überrascht sah er auf die Spitze seines Schwertes. Hatte er sich verschätzt, oder ließ seine Konzentration bereits nach?

Leider hatte er keine Zeit um seinen Fehler zu analysieren, da ihn in diesem Moment bereits eine weitere Attacke von Raoul traf. Sein Schwert zitterte unter dem Aufprall, oder war das seine Hand? Egal, was die Schonung bewirkt hatte, nun war sie scheinbar aufgehoben.

Immer weiter wich Casey zurück, denn auch wenn er es ungern zugab, er brachte seinen Arm nicht mehr hoch genug, um Raoul wirklich anzugreifen. Diesen Kampf hatte er wohl verloren, wenn kein Wunder geschah.
 

Er biss die Zähne zusammen. Auch, wenn seine Niederlage bereits feststand, würde er es Raoul nicht leicht machen.

Casey hob sein Schwert etwas höher, um Raouls nächsten Schlag abzuwehren. Plötzlich fälschte dieser seinen Schlag ab und Casey fand sich in einer ziemlich bekannten Situation wieder. Er kannte diesen Schlag, es war Valerians Taktik um seinen Gegner effektiv zu entwaffnen und auch Raoul hatte diesen Stil schon einmal angewendet. Normalerweise wusste Casey, wie man diesen Schlag parierte, doch heute fehlte ihm die Kraft dafür. Trotzdem arbeitete er dagegen an, bis ihn die Kräfte verließen.
 

Mit einem Seufzen sah er sein Schwert zu Boden fallen. Das war es dann wohl, er hatte verloren, wieder einmal.

Raoul hob sein Schwert zu seinem Hals, doch Casey kam ihm zuvor. „Ich gebe auf.“

Mit einem zufriedenen Lächeln senkte Raoul sein Schwert und reichte ihm die Hand. „Es war ein guter Kampf.“

Das konnte man so oder so sehen. Allerdings für seinen heutigen Zustand, war es schon ein guter Kampf gewesen. Er ergriff Raouls Hand und drückte sie, für diesen Kampf musste er sich nicht schämen. Es war nur eine Tragödie, dass er seine Wette verloren hatte. Jetzt musste er nur einen Weg finden, sich um die Einlösung dieser zu drücken.
 

Gerade, als er Raouls Hand losließ, verschwamm Caseys Sicht vor seinen Augen. Erschöpft prallte er gegen die Brust seines Gegenübers. Nur am Rande nahm er wahr, wie Raoul ihn festhielt und so vor einer Bekanntschaft mit dem Boden bewahrte.

Nur langsam klärte sich Caseys Sicht wieder und der Schwindel verschwand. Das war nun wirklich schwach.

„Danke.“

Er richtete sich wieder auf, den besorgten Blick Raouls ignorierte er dabei. Stattdessen wankte er zum Ausgang, wo ihm Beron einen Arm hinhielt. Erleichtert nahm Casey die Hilfe an. „Danke, Beron.“

Beron grummelte nur leise.

Ein Lächeln legte sich auf Caseys Lippen. Keine Fragen, keine Vorwürfe, keine scheinheiligen Versuche, ihn aufzumuntern. Das war genau das, was Casey nun benötigte und das schien Beron zu ahnen. Stattdessen gab er ihm genau das, was er nun benötigte - eine Stütze.
 

„Willst du noch bleiben?“

Casey warf einen Blick auf den Platz zurück. „Nein. Ich bin hier fertig.“

Alles was jetzt noch kam, war die Preisverleihung und bei dieser hatte er nichts zu suchen. Es wurden nur die Gewinner gekürt und so bitter es war, selbst als Zweiter oder Dritter war man ein Verlierer. Außerdem gab es keinen Grund, sich für einen zweiten oder dritten Platz feiern zu lassen, das bedeutete nur, dass man schlechter war als ein Anderer.
 

„Ich schätze mal, dass du heute Abend nicht auf den Ball gehen wirst.“ Berons Stimme machte deutlich, dass er eine andere Antwort auch gar nicht von ihm hören wollte.

Casey würde schon hingehen, doch war er dann nicht mehr der Gleiche, wie jetzt. Seine Freiheit endete hier in diesem Moment.

Er schüttelte den Kopf. „Nein, das werde ich nicht. Ich werde mich nun für meine Niederlage entschuldigen und die Heimreise antreten. Wir werden uns dann sicher wieder nächstes Jahr sehen.“

Beron lächelte, während sie bei Caseys Zelt ankamen.

„Bestimmt. Dann sorge dafür, dass ich mich nächstes Jahr wieder mit einem würdigen Gegner messen kann.“

„Ich hoffe, du wirst dich genauso daran halten. Leb wohl und lass dich nicht umbringen.“ Casey ließ Berons Arm los.

Der Ältere grinste belustigt.

„Das habe ich nicht vor. Allerdings ziehe ich ein ’Auf Wiedersehen’ vor.“

„Natürlich.“ Damit ging Casey in sein Zelt, wo er sich mit Cains Hilfe von seiner Rüstung befreite. Anschließend gab er Trevor Anweisung, sein Lager abzubrechen und wie jedes Jahr mit seinen Sachen zu verfahren. Cain gab er einige Goldmünzen, bevor er ihn wieder heimschickte.
 

Seufzend sah er zum Schloss. Dann war es wohl wieder Zeit, in seinen goldenen Käfig zurückzukehren. Deutlich unmotiviert ging er zum Schloss. Während der Siegerehrung waren nur wenig Adelige und Bedienstete unterwegs, weswegen er leicht in sein Zimmer kam.

Dort wurde er schon schwanzwedelnd von Valerius empfangen. Gerne hätte er sich gebückt um den Hund zu streicheln, doch der Gedanke an die Schmerzen, die diese Bewegung auslösen würden, ließ ihn davor zurückschrecken. Deshalb gab er sich damit zufrieden sich aufs Bett zu setzen und Valerius zu streicheln, als dieser auf seinen Schoß hüpfte. „Ich bin wieder da.“

Mit diesen Worten löste er die Bänder seiner Maske und nahm sie ab. Wie immer schwang eine gewisse Wehmut mit. Diese Maske ermöglichte ihm eine Menge; jedes Mal, wenn er sich von ihr trennte, spürte er wieder die goldenen Fesseln, die ihn einengten. Mochten sie auch unsichtbar und mit Luxus verbunden sein, es blieben noch immer Fesseln.

Valerius schleckte auffordernd Caseys Hand. Lächelnd strich er dem Hund über den Kopf.
 

„Ja, ich bin eindeutig wieder daheim.“

Damit ließ er sich rücklings aufs Bett sinken, den Schmerz an seiner Seite dabei ignorierend. Er war so müde und nun hatte er wieder alle Zeit, um sich richtig auszuruhen.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 42
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Du hast es geschafft.“ Freudig schlug ihm Deacon auf die Schulter.

„Ja.“ Raoul stellte die kleine Truhe mit dem Preisgeld auf den Tisch. Die Preisverleihung war wie immer schnell und pompös über die Bühne gegangen. Alle Gewinner der letzten Wettbewerbe wurden heute gekürt, um es ja aufwändig aussehen zu lassen. Leider war es nicht schnell genug gewesen, denn als es vorbei war, war auch sein Gegner verschwunden. Seine Sachen waren bereits verstaut, sein Zelt dabei abgebaut zu werden. Von dessen Hauptmann hatte Raoul nur erfahren, dass sein Herr bereits abgereist war. Auf einem Pferd - wie lebensmüde war der Kerl überhaupt?

Den Platz hatte er doch nur durch pure Willensstärke stehend verlassen. Nach einem Kampf, der für ihn zwar rühmenswert war, für Raoul selbst jedoch kein Grund hochmütig zu werden. Sein Gegner war verletzt gewesen und das schwer. Raoul wusste nicht einmal, ob er mit so einer Verletzung weitergemacht hätte. Die Frage war nur, ob man die demonstrierte Willensstärke bewundern oder belächeln sollte. Mut und Dummheit lagen ja stets nahe beieinander. Egal, jetzt konnte er ihn ja nicht mehr fragen. Nicht einmal verabschieden konnte er sich von ihm.
 

„Entschuldige, wenn ich jetzt etwas missverstehe, aber sollte das nicht ein Grund sein, um sich zu freuen?“ Verwundert runzelte Deacon die Stirn, in seinem Blick konnte man deutlichen Zweifel erkennen.

„Du hast den Kampf gesehen, oder? Glaubst du wirklich, das war ein Grund, sich zu freuen? Ich habe keinen Anlass dafür, auf das Errungene stolz zu sein.“ Raoul setzte sich in einen Sessel. Natürlich würde sein Vater das anders sehen und der Gedanke an dieses Gespräch lies seine Laune nur noch tiefer sinken. Er würde seine Gründe nie verstehen, das tat er nie. Für seinen Vater zählte nur der Sieg, egal mit welchen Mitteln man ihn errang.
 

„Na hör mal.“ Deacon machte eine wegwerfende Handbewegung und lehnte sich neben Raoul gegen den Tisch.

„Es ist nicht deine Schuld, dass dieser Kampf nicht nach deinen Wünschen verlief. Du hast ihn weder verletzt, noch dazu gezwungen, zu kämpfen. Du hast dein Bestes gegeben und er auch, es war ein guter Kampf von euch beiden.

Außerdem, wenn er kampflos aufgegeben hätte, wärst du auch nicht zufrieden. So hattest du deinen Kampf und kannst dich auf nächstes Jahr freuen, wenn ihr euch wieder gegenübersteht.“

Wenn er kam. Obwohl, was sollte ihn davon abhalten? Noch wusste er nicht, dass er enttarnt worden war, also hatte er keinen Grund, nicht noch einmal zu kommen. „Du hast Recht, Deacon.“

Sein Freund lächelte amüsiert. „Ich weiß. Aber es ist schön, dass du es auch einsiehst. Es ist so schwer, andere Leute von meiner Genialität zu überzeugen.“

„Woran das wohl liegen kann.“ Lächelnd schüttelte Raoul den Kopf. Doch sein Freund hatte wirklich Recht. Er hatte diesen Kampf so bestritten, wie er es vorgehabt hatte. Fair und mit allem was er hatte. In entscheidenden Momenten hatte er vielleicht gezögert, um ihn nicht zu verletzen, doch das war nur selbstverständlich. Dies war kein Kampf auf Leben und Tod, sondern purer Zeitvertreib.
 

Nachdenklich legte Deacon den Kopf schief. „Allerdings hast du mich zu einem reichen Mann gemacht. Nun sagen wir so, zu einem reicheren Mann.“

Er lachte kurz, bevor er Raoul wieder mit neu erwachtem Interesse ansah. „Und du hast deine Herausforderung doch auch gewonnen, oder?“

„Herausforderung?“ Einen Moment lang sah Raoul den Anderen verwirrt an, bevor er wusste, worauf Deacon anspielte. Es konnte nur diese Sache sein. Wie dumm, in den letzten Tagen hatte er seine Wette ganz vergessen. Ihm war es nur um diesen Kampf gegangen, so wie es eben sein sollte. Dabei war seine wahre Gegnerin eher in den Schatten gerückt, aber Fakt war, er hatte die Wette gewonnen.
 

Überrascht sah er den Schwarzhaarigen an. „Du hast schon wieder Recht.“

Deacon verschränkte leicht beleidigt die Arme vor der Brust, doch die Belustigung in seinen Augen strafte seinen Gesichtsausdruck Lügen. „Ich weiß wirklich nicht, warum das die Leute immer wieder überrascht.“

Nun konnte auch Raoul nicht anders, als zu Lachen. Erst nach einigen Minuten beruhigte er sich wieder und klopfte seinem Freund versöhnend auf die Schulter. „Entschuldige, Deacon. Ich hatte diese Sache nur vollkommen vergessen.“

„Wie kann man die Herausforderung einer Frau vergessen? Noch dazu von einer Frau, wie deiner Prinzessin? Du bist dir deines Glückes wohl nicht bewusst.“ Der Andere sah ihn ungläubig an.

„Glaub mir, bei dem Charakter, Glück ist da maßlos übertrieben.“ Nein, es war keine Freude, Caseys Aufmerksamkeit zu besitzen. Auch wenn er diese immer wieder provozierte. Es war keine Freude, aber amüsant. Außerdem war sie ein würdiger Gegner, wenn es um Wortgefechte ging. Sie war zwar eine Frau, doch um nicht zu unterliegen musste er jede Sekunde aufpassen.
 

„Was bekommst du eigentlich als Gewinner?“

Bei der Frage lächelte Raoul hinterhältig. „Einen Kuss.“

„Ein Kuss?“ Deacon schlug sich mit der Hand auf die Stirn.

„Da gewinnt er einen Kuss von der Prinzessin und er vergisst diese Herausforderung! Du bist aber sicher, dass du in Ordnung bist, oder?“ Zweifelnd musterte ihn sein Freund.

„Ja, ich bin in Ordnung. Aber glaub bloß nicht, dass ich meine Belohnung so leicht kriege.“ Nein, Casey würde sicher Ausflüchte suchen; nur würde Raoul diese nicht gelten lassen. Diesmal nicht. Er wollte diesen Kuss, nicht weil er es als Ehre ansah, sondern um sie zu ärgern. Es würde ihm eine Freude sein, ihren Gesichtsausdruck zu sehen, wenn sie sah, wie ausweglos ihre Lage war. Vor allem, nachdem sie so überzeugt davon war, dass sie ihn sicher nie küssen würde.
 

„Recht so. Wo wäre denn sonst der Reiz?“ Deacon lächelte zufrieden.

Anscheinend hatte Casey einen neuen Verbündeten gefunden, die Frage war nur, ob sie darüber so erfreut wäre. Ihm war es egal, denn er würde seine Belohung bei ihrem nächsten Zusammentreffen schon einfordern. Er freute sich schon auf den heutigen Ball.
 

„Au! Kiana es wird sicher nicht besser, wenn du ständig daran herumfingerst.“ Casey sah seine Hofdame wütend an.

Kiana stemmte die Arme in die Hüften, auch ihre Stimmung war nicht besser. „Ich müsste auch nicht solange daran herumfingern, wenn ihr euch nicht wie ein Kleinkind benehmen würdet.“

Mikaela stand in einer Ecke des Zimmers und ordnete hochkonzentriert die Falten des heutigen Abendkleides. Währenddessen war Tailor wieder mit seinen verschiedenen Tiegeln und Fläschchen beschäftigt.
 

Kiana löste die letzten Reste des Verbandes. „Da haben wir den Schlamassel. Die Wunde ist wieder aufgegangen.“

Als ob das an dem blutigen Verband nicht erkennbar gewesen wäre. Nicht ohne Grund hatte Casey bis vor einer halben Stunde geschlafen. Nach dem Kampf war er einfach nur erschöpft gewesen und die Schmerzen unerträglich. Nicht, dass bis jetzt eine Besserung eingetreten war, er fühlte sich noch immer wie erschlagen.
 

„So könnt ihr nicht auf den Ball gehen. Soll ich eurem Vater eine Entschuldigung schicken?“ Mikaela sah ihn fragend an, erfreut darüber einen Grund gefunden zu haben, um das Zimmer zu verlassen.

„Glaubst du wirklich, dass er das gelten lassen würde? Wohl kaum.“ Casey schüttelte nur den Kopf. Sein Vater würde das als Ausrede abtun und jemanden nach ihm schicken. Nein, er hatte den Kampf durchgestanden, also musste er genauso den Ball durchstehen. Das war die Auffassung seines Vaters.
 

„Aber so könnt ihr nicht gehen.“ Kiana deutete auf die Wunde.

„Das würde nur das Kleid versauen.“

„Vielen Dank für dein Mitleid, Kiana.“ Casey sah seine Freundin säuerlich an.

„Ihr verdient kein Mitleid. Sturheit sollte nicht auch noch belohnt werden.“

„Kiana!“ Erschrocken sah Mikaela ihre Freundin an.

„Ich habe von Anfang an gesagt, dass es eine blöde Idee ist diesen Kampf auszufechten. Egal,…“ Sie machte eine wegwerfende Handbewegung.

„…es ist passiert. Jetzt sollten wir etwas dagegen machen.“ Dabei richtete sich ihr Blick auf Tailor.

Auch wenn dieser Kiana den Rücken zudrehte, stand er wie auf ein Stichwort auf. Er kam zu Casey und gab ihm einen Becher. „Gegen die Schmerzen.“

„Für wie lange?“ Casey sah ihn fragend an. Ein paar Stunden wären auf jeden Fall zuwenig. Das reichte ja gerade einmal, um sich anzukleiden.
 

„Bis ihr angekleidet seid, denke ich. Danach könnt mit einer weiteren Dosis die Dauer verlängern.“ Tailor wand sich bereits wieder um, um einige Tiegel vom Tisch zu holen.

„Hoffentlich reicht es.“ In einem Zug trag Casey das Gebräu. Tailors Mixturen wirkten zwar ausgezeichnet, dafür roch und schmeckte es schrecklich. Es stellte sich nicht sofort eine Besserung ein, doch damit rechnete Casey auch gar nicht.
 

„Wir müssen die Wunde neu verbinden.“ Kiana seufzte tief.

„Ja, aber nähen können wir uns diesmal sparen. Wenn wir es verbinden und ihr ihm dann das Korsett anzieht, müsste das auch wirken.“ Tailor sah nachdenklich auf die Wunde und begann dann damit, sie mit einer Salbe zu bestreichen.

„Ich bin mir da nicht so sicher. Ist das nicht eher kontraproduktiv?“ Zweifelnd sah Casey seinen Freund an. Der Gedanke an das Korsett bereitete ihm eher Unbehagen. Noch nie hatte er dieses Kleidungsstück gemocht, doch auf der Wunde müsste es unerträglich sein.
 

„Natürlich wird es euch Schmerzen bereiten, doch dafür habt ihr ja das Mittel. Der Druck aber, der dadurch erzeugt wird, wird dafür sorgen, dass sich die Wunde schneller schließt.“ Mit diesen Worten nahm Tailor Kiana den Verband ab und legte ihn Casey wieder an.

Also doch unerträgliche Schmerzen. Casey seufzte tief. Im Moment zahlte er einen ziemlich hohen Preis für seinen Stolz. Vielleicht wäre es das sogar wert gewesen, wenn er gewonnen hätte, aber so… da war er sich nicht mehr so sicher.
 

„Er gehört euch.“ Lächelnd trat Tailor bei diesen Worten zurück und hob die Hände.

„Was für ein Glück. Na dann sorgen wir wieder dafür, dass die bezaubernd schöne Prinzessin dieses Landes aufersteht. Mikaela?“ Kiana sah zu ihrer Freundin, die nur zustimmend nickte.
 

Erschöpft sah Casey einige Stunden später sein Spiegelbild an. Es war wie immer eine Heidenarbeit gewesen, das Kleid richtig anzuziehen; vor allem da man immer wieder die Bänder lösen und lockerer binden musste. Nur bei seinem Korsett hatten seine Hofdamen keine Gnade gezeigt, anscheinend legten sie eine Menge Wert auf Tailors Meinung in dieser Hinsicht. Wenigstens saß nicht alles so fest, da hatte er sich durchsetzen können. Diesmal hatte er seinen Hofdamen sogar freie Hand bei der Schminke und der Frisur gegeben; er war einfach zu müde, um sich mit ihnen deswegen zu streiten. Das Ergebnis konnte sich durchaus sehen lassen.
 

Er warf Mikaela nur einen skeptischen Blick zu. „Das Diadem?“

Mikaela zuckte nur entschuldigend mit den Schultern. „Das letzte Mal hattet ihr auch nichts gegen die Krone.“

Das letzte Mal waren es auch andere Vorraussetzungen gewesen. Nun gut, heute konnte er seine Stellung ja noch einmal betonen. Er stand auf und schloss die Augen. Seine Finger krallten sich um die Tischkante, um den Schwindel, den er plötzlich verspürte, zu vertreiben.
 

„Prinzessin?“

Bei der besorgten Stimme von Mikaela öffnete Casey die Augen und schenkte ihr ein beruhigendes Lächeln. „Es ist nichts. Gehen wir.“

Es war wirklich nichts, nur eine kleine Schwäche. Zwar hatte er eine weitere Dosis von Tailors Mittel eingenommen, doch auch das wirkte keine Wunder. Er würde einfach eine oder zwei Stunden auf dem Ball bleiben und sich dann zurückziehen.
 

„Es sind wirklich erstaunlich viele Leute hier.“ Mikaela sah sich überrascht um, als sie sich dem Ballsaal näherten.

„Du meinst wohl: noch.“ Kiana schenkte dem Treiben um sich herum allerdings nur wenig Beachtung.

Casey hielt sich aus dieser Konversation gänzlich heraus. Er hatte sowieso nichts dafür übrig. Seine Konzentration benötigte er, um einen Fuß vor den anderen zu setzen, das war schon schwer genug. Ständig schlossen sich seine Augen ohne sein Zutun.

„Vielleicht sollten wir zurückgehen.“ Kiana sah ihn aufmerksam an.

„Nein, es muss gehen.“ Nur eine Stunde, mehr musste er auch gar nicht schaffen.

„Ihr könnt kaum noch stehen.“

„Das kann ich wohl am besten einschätzen, oder?“ Wütend fuhr Casey zu Kiana herum. In letzter Zeit reizte sie ihn wirklich immer öfter.

Durch die plötzliche Bewegung wurde ihm allerdings schwindlig und Casey ahnte, dass er nun am Ende seiner Kräfte er war. Er hörte gerade noch den erschrockenen Aufschrei Mikaelas und spürte, dass er nach hinten fiel. Dann wurde alles schwarz um ihn.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 43
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Blinzelnd öffnete Casey die Augen. Er fühlte sich unglaublich müde und seine Seite schmerzte unerträglich.

„Er ist wach.“ Mikaelas Stimme war leise, als sie dies feststellte.

Casey konnte sie nicht erkennen, doch das war kein Wunder, da er noch nicht die nötige Kraft fand, seinen Kopf zu heben. Zumindest in dieser Hinsicht wurde ihm die Sache erleichtert, als Tailor neben ihm auftauchte und seinen Kopf leicht anhob. Sofort hielt er ihm einen Becher an die Lippen.

„Trinkt das.“

Ohne weiter darüber nachzudenken, folgte Casey dieser Anweisung. Es war besser, Tailor in dieser Hinsicht Folge zu leisten, bis jetzt war er noch nie enttäuscht worden. Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, wie Kiana mit seinen Polstern herumhantierte. Als ihn Tailor wieder zurücksinken ließ, lag er etwas höher, sodass er zumindest sein Zimmer überblicken konnte.

„Was ist passiert?“

Casey war erschrocken darüber, wie schwach seine Stimme klang.

„Ihr wart einen Tag lang bewusstlos.“

„Warum?“ Er glaubte Mikaelas Worte, doch fand er keine Erklärung dafür. Im einen Moment war er noch auf dem Weg zum Ball, im nächsten wachte er in seinem Bett auf. Eine schreckliche Erkenntnis keimte in ihm, hoffentlich irrte er sich; ansonsten konnte er seinem ganzen Hofstaat aus Scham nicht mehr gegenübertreten.
 

„Ich bin doch nicht ohnmächtig geworden, oder?“

„Doch das seid ihr. Was ich gar nicht einmal so schlecht finde.“ Kiana, die neben ihm auf dem Bett saß, streichelte Valerius über den Kopf.

Dieser hatte den Kopf in ihren Schoß gelegt, sah Casey dabei aber aufmerksam an.

„Schlecht? Das ist mehr als nur peinlich, ich kann niemanden mehr unter die Augen treten!“ Ungläubig sah Casey seine Freundin an.

„Nicht zwingend.“ Mikaela legte den Kopf nachdenklich zu Seite.

„Es ist nichts peinliches daran, wenn eine Frau in Ohnmacht fällt. Manche machen dies ja schon zum Sport.“

Fast schon automatisch wollte Casey Mikaela widersprechen, doch sie hatte Recht. Für eine Frau war das keineswegs peinlich, es galt manchmal sogar als geschicktes Manöver und im Moment war er eine Frau. So konnte er seiner Schwäche einfach nachgeben, daran gab es nichts peinliches.

„Außerdem werden einige Damen vor Neid fast geplatzt sein. Zumindest haben sie sich sicher geärgert, dass ihnen das nicht eingefallen ist.“ Kiana lächelte schadenfroh, als sie sich an etwas zu erinnern schien.

Casey runzelte misstrauisch die Stirn. Es war kein gutes Zeichen, wenn sich Kiana über etwas freute. „Warum?“

„Weil euch Deacon auf euer Zimmer getragen hat. Er hat euch sozusagen aufgefangen, bevor ihr auf den Boden aufgeschlagen seid.“ Über diese Tatsache schien Kiana besonders erfreut zu sein. Ihre Stimme überschlug sich beinnahe dabei, als sie ihm diese Dinge berichtete.

Deacon? Es dauerte einige Sekunden, bis Casey begriff, wenn Kiana damit meinte. Duke Deacon Gainsbourgh. Na wenigstens war es nicht Lord Trelain gewesen, sondern nur dessen Freund. Bei ihm wäre es nämlich auf jeden Fall peinlich gewesen, egal als wie weiblich er im Moment galt.
 

„Ich fühle mich schrecklich erschöpft.“

„Was nur verständlich ist. Kommt wir sollten ihn alleine lassen.“ Tailor machte eine aufscheuchende Bewegung in Richtung der Hofdamen.

Casey schenkte ihm ein dankbares Lächeln. Sein letztes Kommentar war ein dezenter Hinweis gewesen, doch er hatte damit gerechnet, dass ihn keine seiner Hofdamen verstand. Doch dafür hatte er ja zum Glück Tailor.

Kiana seufzte und nahm Valerius auf den Arm.

„Lass ihn ruhig hier.“

Seine Freundin sah zuerst ihn und dann den Hund an, bevor sie mit den Schultern zuckte. „Wenn ihr wünscht.“

Damit setzte sie Valerius wieder auf dem Bett ab und verließ das Zimmer.

Der kleine Hund würde ihn schon nicht stören. Er schlief sowieso den Großteil des Tages, genau das, was er nun auch vorhatte.

Valerius kam zu ihm und rollte sich neben ihm auf Brusthöhe zusammen.

Casey legte eine Hand auf dessen Körper und schloss die Augen. Etwas mehr Ruhe konnte ihm auch nur gut tun. Je schneller er wieder zu Kräften kam, umso besser für ihn.
 

Als Casey wieder erwachte, wurde es bereits dunkel. In seinem Zimmer brannten bereits die Kerzen, doch von seinen Hofdamen war nichts zu sehen. Trotzdem wusste Casey, dass er nicht alleine war.

„Darf man dir zu deinem Kampf gratulieren?“

Den Kopf zu seinem Gesprächspartner drehend, zuckte Casey mit den Schultern. „Kommt darauf an, ob du mit dem Ergebnis zufrieden bist.“

„Bist du es denn?“

„Nein.“ Er war ganz und gar nicht zufrieden mit dem Ergebnis. An dem Kampf gab es nichts auszusetzen, doch das Ergebnis stellte ihn nicht zufrieden. Er hatte alles gegeben und dieses Mal war er eben nicht zu mehr fähig gewesen, doch das hieß nicht, dass er kein Verlangen nach einem Sieg hatte.
 

„Aber der Kampf war annehmbar.“

„Es war ein guter Kampf, er hat der Familie alle Ehre gemacht.“ Sein Vater setzte sich neben ihm aufs Bett.

Casey lächelte und nickte. Wenigstens das wurde ihm zugestanden, sein Vater war stolz auf ihn.

„Auch, wenn ich so etwas nie wieder sehen will.“

Casey seufzte. Das war ja klar, dass da noch etwas kam. Sein Vater konnte ihn nicht einfach loben, nein, es gab natürlich auch eine Kritik.

Sein Vater sah ihn streng an. „Du bist der Kronprinz und so ehrenvoll dieser Kampf auch war, so dumm war er auch. Du hättest dabei schwer verletzt, vielleicht sogar verstümmelt werden können. Meine Güte, ich muss Lord Trelain ja beinnahe dafür danken, dass er so rücksichtsvoll gekämpft hat.

Du kannst dich nicht so kopflos in Gefahr begeben, nicht wegen eines Turniers. Nicht als Thronfolger und schon gar nicht als mein Sohn.“

Überrascht sah Casey seinen Vater an. Das war seit Langem das erste Mal, das ihm sein Vater wieder so offen sagte, was er für ihn empfand. Sonst war er immer nur der Thronfolger und das war eine Rolle, mit der sich Casey zufrieden gab. Doch es hörte sich gut an, wieder sein Sohn zu sein, nicht ein Ding das er benötigte, um seine Linie weiterzuführen.
 

„Ich werde in Zukunft daran denken.“

Der Ältere hob die Hand und legte sie an Caseys Stirn. „Du warst ohnmächtig. Geht es dir wieder gut?“

Zaghaft nickte Casey. Das war eine Seite an seinem Vater, die er nicht kannte, oder besser gesagt vergessen hatte. Früher als Kind hatte er auch nur selten Zeit für ihn gehabt, doch aus diesen gemeinsamen Momenten waren sie nie im Streit auseinander gegangen. In letzter Zeit wurde das immer häufiger. Casey wusste auch, dass sie beide daran Schuld hatten, doch er machte es ihm auch nicht immer leicht.

„Ich bin kein kleines Kind mehr. Bald geht es mir wieder besser.“

„Das hoffe ich. Immerhin gibt es einige Dinge, die wir miteinander besprechen müssen. Vor allem musst du mir erklären, was du mit Lord Kale angestellt hast. Damals, als du dich so anständig verhalten wolltest.“ Dabei sah ihn sein Vater strafend an, doch an seinem Blick merkte man, dass er dies nicht ernst meinte.

Lord Kale? Das Thema war doch schon erledigt, oder etwa nicht?

„Warum? Hat er sich beschwert? Wenn ich auch eher meine, dass eher zu Debatte steht, was er angestellt hat. Dagegen war meine Reaktion die eines zahmen Kätzchens.“

So unzufrieden Casey auch damit war. Viel lieber hätte er damals härter durchgegriffen, doch das durfte er als Prinzessin ja leider nicht.
 

„Wir klären das, wenn du wieder gesund bist.“ Sein Vater zog seine Hand wieder zurück. Langsam stand er auf.

„Und bis dahin hast du Bettruhe und bist von den gesellschaftlichen Pflichten entbunden. Verstanden?“

„Natürlich.“ Es fiel Casey gar nicht schwer, dem zuzustimmen. Die gesellschaftlichen Pflichten als Prinzessin hatten ihm sowieso noch nie gefallen. Er fand darin einfach keine Erfüllung und das war auch gut so. Immerhin war er ein Mann und als solcher wollte er sich nicht mit nutzlosen Dingen beschäftigen.

Schweigend sah er seinem Vater nach, bis dieser sein Zimmer verließ, erst dann schloss er wieder die Augen. Zwar war er eben erst aufgewacht, doch so wirklich ausgeruht fühlte er sich trotzdem nicht.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 44
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Geht es euch wirklich wieder besser?“

Casey überging den skeptischen Blick seiner Freundin einfach. „Keine Sorge, Mikaela, ich bin mehr als nur fit.“

„Nach eineinhalb Wochen kann man auch nichts anderes erwarten.“ Kiana war gerade dabei, die letzten Schnüre des Kleides zusammenzubinden.

Ja, das war mehr, als er eingeplant hatte. Eigentlich hatte er schon nach einer Woche auf den Beinen sein wollen, doch sein Körper schien da anderer Ansicht gewesen zu sein.
 

„Genau, ab heute kann ich wieder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen.“

So sehr es ihn auch erschreckte, er freute sich direkt darauf. In den letzten Tagen hatte er sich immer mehr gelangweilt, so dass ihm jede Abwechslung willkommen war.

„Gut, dann kann ich Lady Elisabeths Anfrage nach einer kurzen Audienz nachkommen?“ Fragend sah ihn Kiana an. Zwar klang ihre Aussage nach einer Feststellung, doch war es ganz klar eine Frage. Ohne seine Zustimmung gab es hier keine Audienzen, nicht mit ihm.

Allerdings musste Casey einen Moment lang überlegen. Der Name kam ihm bekannt vor. „Oh, Valerians Schwester. Weswegen will sie mich sprechen?“

Seit der Beerdigung hatte er eigentlich nichts mehr mit Valerians Familie zu tun gehabt. Bei der Einstellung, die diese damals aber an den Tag gelegt hatten, war ihm das nur Recht.

„Sie sagte, sie hätte etwas für euch.“

Bei Kianas Worten glitt Caseys Blick zu der Schatulle mit dem Brief. Seit dem letzten Treffen mit Lady Elisabeth hatte er ihn nicht mehr angerührt. Allerdings fühlte er sich noch immer nicht in der Lage, ihn zu lesen. Er war noch nicht so weit, mit ihm abzuschließen, dafür war er ihm zu wichtig gewesen. Außerdem war sein Tod noch immer nicht gerächt.
 

„Von Valerian?“

Kiana zuckte nur mit den Schultern, nickte aber gleichzeitig zustimmend.

„Wahrscheinlich. Leider hat sie sich nicht näher dazu geäußert.“

„Dann vereinbare ein Treffen mit ihr. Aber nicht mehr heute, ich bin mit meinem Vater verabredet.“ Eigentlich entsprach das nicht ganz der Wahrheit. Sein Vater hatte nur gesagt, dass er mit ihm sprechen wollte, sobald er gesund war, einen genauen Zeitpunkt hatten sie nicht festgelegt. Doch warum sollte er diese Sache hinauszögern? Immerhin ging es doch nur um ein Gespräch und er wollte wieder auf den neuesten Stand kommen.
 

Mikaela nickte wissend. „Tailor wartet bereits auf euch.“

Bei dieser Neuigkeit lächelte Casey zufrieden. Auf seinen Diener konnte er sich eben verlassen. Er verstand es perfekt, seine nächsten Schritte vorherzusehen und sich danach zu richten. „Dann sollte ich wohl gehen.“

„Moment.“ Kiana schloss noch rasch die letzten Häkchen an Caseys Kleid.

„Fertig.“

Casey warf noch einen Blick zu Valerius, schüttelte dann aber den Kopf. Mit dem Hund konnte er danach auch noch ausgehen. Bei einer Unterredung mit seinem Vater würde er nur stören.
 

Vor der Tür wartete bereits Tailor, dem er kurz zunickte. So konnte er beruhigt zu seinem Vater gehen.

Casey bemerkte die Blicke, die ihm folgten, als er durch die Gänge ging. Natürlich waren alle neugierig, was an den neuesten Gerüchten richtig war. Und Gerüchte gab es bestimmt, immerhin war er diesmal länger krank gewesen als sonst. Leider hatte er nicht herausfinden können, welche schlimmen Leiden man ihm angedichtet hatte. Da waren seine Hofdamen nicht sonderlich gut informiert gewesen.
 

An der Tür zum Arbeitszimmers seines Vaters klopfte er an. Ein Diener öffnete ihm und Casey trat gefolgt von Tailor ein.

Conroy war der Erste, der ihn bemerkte. Überrascht sah er ihn an, bevor er Caseys Vater an der Schulter berührte. „Majestät.“

Caseys Vater, der gerade einige Papiere las, sah auf. „Was?“

Erst dann fiel sein Blick ebenfalls auf Casey. Mit einer kurzen Bewegung schickte er den Diener hinaus.

„Du bist also wieder gesund.“

Casey nickte und setzte sich unaufgefordert auf den Sessel vor dem Arbeitstisch.

„Du wolltest mit mir sprechen?“

Sein Vater und Conroy tauschten einen kurzen, besorgten Blick miteinander aus. Schließlich war es Conroy, der das Wort ergriff. „Casey, wir müssen wissen was, zwischen dir und Lord Kale vorgefallen ist. Wobei es sich dabei nur auf diesen speziellen Abend handelt.“

Natürlich, denn was auch immer zwischen Lord Jale und Lord Kale vorgefallen war, war unwichtig und würde erst nächstes Jahr seine Fortsetzung finden. Hier schien es aber um eine aktuelle Sache zu gehen, nur wusste Casey noch nicht, worum es sich handelte. Casey wusste aber, dass er zuerst Antworten geben musste, um selbst welche zu erhalten.
 

„Er hat mir einen Heiratsantrag gemacht. Besser gesagt, er wollte meine Zustimmung zu einer Heirat.“

Verwirrt sah Conroy zu Caseys Vater. Dieser zuckte nur mit den Schultern. „Er hat kein Heiratsgesuch geschickt.“

„Das lag aber in seiner Absicht, nur wollte er seine Chancen verbessern. Zu meinem Bedauern habe ich keine Verwendung für einen neuen Verlobten, weswegen ich ihm eine Absage erteilte.“ Casey lächelte unschuldig. Hoffentlich gab sich sein Vater damit zufrieden, er wollte Samuel nicht noch mehr Probleme machen. Samuel war ein kleiner, feiger Dummkopf, der von seiner Mutter unterdrückt wurde. Das war allgemein bekannt, ebenso, dass er nicht gerade zu den klügsten Köpfen des Landes zählte. Er hatte sich bereits an ihm gerächt und damit war die Sache für ihn erledigt.
 

Die Augen seines Vaters richteten sich auf ihn und sahen ihn musternd an. „War das wirklich alles?“

Nein, das war es nicht, aber Casey war sich nicht sicher, ob er seinem Vater alles erzählen sollte. Doch gerade hatte sich das Verhältnis zwischen ihnen wieder etwas stabilisiert, das wollte Casey nicht aufs Spiel setzen. Nicht für Samuel Kale.

„Er hat mir gedroht und wollte mich schlagen.“

„Wollte?“ Conroy runzelte besorgt die Stirn.

„Hast du ihn geschlagen?“ Sein Vater beugte sich etwas vor und wartete interessiert auf die Antwort seines Sohnes.

Die Reaktion der Beiden verärgerte Casey. Er wäre beinnahe geschlagen worden und sie interessierte nur, ob er sich gewehrt hatte? Was war das für eine Reaktion, er war die Kronprinzessin, niemand durfte ihn schlagen! Und wenn, stand ihm das Recht zu, sich zu wehren.
 

„Nein. Keine Sorge, es wird keine politischen Verwicklungen geben. Lord Trelain hat die Sache geregelt.“

„Lord Trelain? Was hat er mit der Sache zu tun?“ Conroy wirkte wie ein Mann, der gerade versuchte, einer Strategie eine neue Komponente hinzuzufügen.

„Er hat mir geholfen. Durch seine Anwesenheit hat Samuel meine Aufforderung zu gehen, zur Kenntnis genommen.“

„Du hast ihn meines Schlosses verwiesen?“ Die Worte seines Vaters klangen nicht stolz, sondern eher anklagend.

Nun schaffte es Casey wirklich wütend zu werden. Aufgebracht stand er auf und funkelte die beiden älteren Männer an. „Er wollte mich schlagen! Andere säßen dafür bereits im Kerker.“

„Vater. Wäre es nicht sinnvoll, die Prinzessin über die derzeitigen Umstände aufzuklären?“ Zum ersten Mal meldete sich nun auch Tailor in diesem Gespräch zu Wort.

Überrascht sah Casey zu Tailor zurück, der noch immer neben der Tür stand. Er hatte gewusst, um was es ging? Warum hatte er ihm dann nichts gesagt?
 

Conroy sah zu seinem Sohn und seufzte dann. „Das wäre es bestimmt.“

Rasch sah er zu Caseys Vater, um sich eine Erlaubnis zu holen, bevor er begann zu sprechen. „Seit drei Wochen erreichen uns beunruhigende Berichte aus einigen Gebieten.“

Conroy griff nach einer Papierrolle und breitete sie auf dem Tisch auf. Die Ecken beschwerte er mit Büchern, damit er problemlos erklären konnte. Langsam fuhr er mit einem Finger ein bestimmtes Gebiet ab. „Das ist Lord Kales Gebiet.“

Interessiert besah sich Casey die Karte, das war eine Darstellung ihres Landes. Allerdings wusste er nicht, warum er nun geografische Informationen benötigte.
 

„In letzter Zeit gibt es immer wieder häufiger Angriffe auf die Dörfer anderer Gebiete, die an der Grenze liegen.“ Conroys Finger deutete auf bestimmte Punkte auf der Karte.

„Ein Bauernaufstand?“ Casey runzelte die Stirn. Es kam immer wieder vor, dass Bauern, die nicht genug Vorräte hatten, die Dörfer anderer Gebiete angriffen. Das war aber nicht ihr Problem, es oblag dem Verwalter dieses Gebietes, sich darum zu kümmern.
 

„Möglich, aber unser Kundschafter meinte, dass es nicht nach Bauern aussah. Die Leichen wiesen keine Verletzungen von Knüppeln, Heugabeln oder Messern auf. Er berichtet von Pfeilen und Schwertern.“ Nachdenklich besah sich Conroy die Karte, als läge dort die Lösung aller Probleme.

„Dann hatte Lord Kale eben Streit mit seinem Nachbarn und sich selbst darum gekümmert. Wir schicken einfach einen Abgesandten zu ihm und fordern ihn auf, das einzustellen. Solche Streitigkeiten werden hier geregelt unter Adeligen, wir ziehen das Volk nicht mit hinein.“ Die Art, solche Streits auf diese Weise zu lösen, war zwar noch beliebt, aber verboten. Nur weil sich zwei stritten, mussten sie nicht das Volk mit hineinziehen. So etwas konnte in einen Bürgerkrieg ausarten und das wollte niemand, das bedrohte nur die Stellung der Adeligen.
 

„Haben wir. Er hatte einen Unfall.“ Sein Vater stand auf und trat zum Fenster.

„Ich nehme an tödlich?“ Casey nickte, wie um seine eigene Frage zu beantworten. In diesem Fall wäre die Sache klar.

Conroy nickte zustimmend.

Wie Casey es sich gedacht hatte. So blieb ihnen kaum noch eine Wahl. „Dann gibt es sowieso nur mehr eine Lösung. Wir schicken Soldaten in die Gebiete, die für Ordnung sorgen sollen. Wir stellen die Familie Kale unter Hausarrest und entheben sie für die Dauer dieser Sache ihrer Verwaltungsrechte.“

„Wir haben uns dafür entschieden, einen weiteren Kundschafter zu schicken. Ich will nicht glauben, dass Frederick so unbedacht handelt.“

Casey sah zu seinem Vater. In gewisser Weise konnte er ihn verstehen. Soweit er informiert war, war Lord Frederick Kale der Bruder seiner Mutter und auch gut mit seinem Vater befreundet. Allerdings durfte das nicht der Grund sein, warum sein Vater so nachlässig war.
 

„Vater, mein Onkel ist alt, seine Frau verbittert und sein Sohn ein Dummkopf. Ich bin sicher, dass er deine Unterstützung begrüßen würde.“

„Trotzdem gebe ich ihm noch eine Chance.“

„Wenn du meinst.“ Casey knickste kurz.

„Ich werde mich nun zurückziehen.“ Damit wand er sich um und verließ den Raum. Wie gesagt, er verstand seinen Vater, nur fand er diese Art nicht richtig. Selbst für Verwandte sollte man keine Ausnahmen machen, das schwächte ihre Autorität. Doch wer wusste, vielleicht führte diese Möglichkeit doch zu einer Lösung? Casey hoffte es jedenfalls.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 45
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Nachdenklich folgte Casey dem Hund vor sich. Schon seit sie den Garten betreten hatten, ließ Casey Valerius den Weg bestimmen. So konnte er sich besser auf seine Gedanken konzentrieren. Eigentlich dachte er nur darüber nach, welche Informationen er aus den Enthüllungen seines Vaters zog. Also gab es Probleme, die schlimmstenfalls in einem Bürgerkrieg endeten, sich aber auch als Missverständnis herausstellen konnten. Je nachdem, was sein Vater herausfand.
 

Sein Blick richtete sich auf den Boden vor sich. Die Frage war also, was er machen konnte und ob er etwas machen sollte. Nun, selbst wenn er etwas machen sollte, konnte er nichts machen. Er war eine Frau und das war eindeutig Männersache.
 

„Prinzessin?“

Casey sah überrascht auf, als er die Stimme hörte.

Deacon sah ihm überrascht entgegen.

„Duke Gainsbourgh.“ Ehrlich gesagt überraschte es auch Casey, dass sich der Ritter noch immer hier aufhielt. Normalerweise reiste er doch mit den anderen Kämpfern ab. Schließlich hatte er wie die meisten adeligen Teilnehmer Ländereien, um die er sich kümmern musste.
 

„Was für eine Ehre für mich, dass ihr mich kennt. Es ist mir eine Freude euch endlich persönlich kennen zu lernen, Prinzessin.“ Deacon kam zu ihm und ergriff seine Hand, die er galant küsste.

„Man hat mir von euch erzählt. Ebenso wie meine Hofdamen mir eure Grüße bestellt haben.“ Genau diese Hofdamen, von denen er sich am Beginn seines Spaziergangs getrennt hatte. Nun wäre es vielleicht gar nicht so schlecht sie dabeizuhaben, vor allem wenn er sah, wer etwas entfernt hinter Deacon stand.
 

„Lord Trelain.“ Caseys Stimme klang bei diesen Worten kühl.

„Prinzessin.“ Raoul erwiderte seinen Blick ernst.

Deacon sah auf und kurz zwischen den Beiden hin und her. Etwas unsicher lächelte er. „Es scheint so, es wäre gesünder für mich, nun das Feld zu räumen. Du weißt, wo du mich findest.“

Diese Worte waren an Raoul gerichtet.

Dieser nickte nur. „Dort, wo sich die meisten Damen aufhalten, ja.“

Als Deacon an ihm vorbeiging, drehte sich Casey noch einmal nach ihm um. Wer wusste schon, wann er sonst noch Gelegenheit dazu hatte.
 

„Duke?“

Deacon wand sich noch einmal um. „Ja, Prinzessin?“

Casey lächelte freundlich. „Meine Hofdamen haben mir berichtet, was ihr letztens beim Ball für mich getan habt. Dafür würde ich mich gerne bei euch bedanken.“

Deacon lächelte charmant. „Nun, es liegt wohl eher an mir, mich zu bedanken. Ich habe nur selten die Gelegenheit, eine so schöne Lady in meinen Armen zu tragen.“

Als Frau wäre Casey nun wohl rot geworden, so begnügte er sich damit den Blick abzuwenden. „Anscheinend hatten wir beide dann etwas davon.“

„Wohl war. Wenn ihr mich dann entschuldigen würdet, Prinzessin.“ Damit ging er endgültig.

Casey wand sich wieder Raoul zu. „Darf man euch zu eurem Sieg gratulieren?“

Raoul nickte kurz. „Ihr dürft, wenn es mir auch lieber wäre, wenn ihr eure Wettschuld einlösen würdet.“

Missbilligend runzelte Casey die Stirn. Ihm gefiel es nicht, was Raoul ihm zu unterstellen versuchte, doch vielleicht hatte er seine Worte nur zufällig so formuliert.

„Was wollt ihr damit sagen?“

Raoul machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ich habe gehört, ihr seid ohnmächtig geworden. Geht es euch wieder gut?“

Casey benötigte nur einige Augenblicke, um zu bemerken, welche Anschuldigung sich hinter diesen Worten versteckte. Wütend verschränkte er die Arme vor der Brust. „Wollt ihr damit etwa andeuten, dass ich das absichtlich gemacht habe?“

„Nein, wie käme ich dazu? Ihr seid die Prinzessin, solche Tricks sind unter eurer Würde.“

Bildete es sich Casey nur ein, oder war die Stimmung heute noch kühler als sonst, wenn sie aufeinander trafen? Obwohl, soviel konnte man sich nicht einbilden.
 

Valerius knurrte und Casey griff die Leine fester.

Nun wenn er es darauf anlegte, das konnte er auch.

„Wie Recht ihr habt. Auch heutzutage soll es noch Frauen geben, die wirklich ohnmächtig werden. Ihr kennt weder die Umstände, noch die Gründe, die dazu geführt haben.“

„Oh, ich kann mir da schon so einiges denken.“

Casey schnaubte nur abwertend. „Überanstrengt euch dabei bloß nicht, Lord.“

Wenn er ihm so kam, dann war dieses Gespräch beendet. Das kam ihm sogar sehr gelegen, immerhin hatte er nicht vor ihn zu küssen. Und da unterstellte man Frauen, dass sie unausstehlich waren, wenn sie unpässlich waren. Derjenige kannte da wohl einige Vertreter der männlichen Rasse nicht.
 

Casey wollte gerade gehen, als er am Arm gepackt und zurückgehalten wurde. Er konnte Raouls Atem neben seinem Ohr spüren.

„Habt ihr nicht etwas vergessen?“

Unwillkürlich rann Casey ein Schauer über den Rücken. Es waren eindeutig Worte, doch für ihn klang es wie das Knurren eines Raubtieres. Dagegen klang das Knurren von Valerius, der ihn noch immer beschützen wollte, wie das Schnurren eines Kätzchens. Casey war bewusst, dass er nun aufpassen musste.

„Ich wüsste nicht, was das sein sollte.“

„Ihr solltet keine schlechte Verliererin sein. Ihr schuldet mir noch etwas.“

Die Hände zu Fäusten ballend, fuhr Casey vollends herum. „Dann bringen wir es eben hinter uns.“

Man sollte ihm nicht nachsagen, dass er seine Wettschulden nicht einlöste, immerhin waren das Ehrenschulden. Seine Ehre war eines der wenigen Dinge, die er noch hatte, weswegen er sie verteidigen würde.
 

„Schließt die Augen.“

Er würde ihn küssen, nur nicht, wenn Raoul ihn dabei ansah. Das wäre ihm zu peinlich.

Raoul hingegen hob skeptisch eine Augenbraue. „Wir sind doch keine Kinder mehr.“

Darüber könnten sie nun streiten, denn Casey hatte im Bezug auf seinen Gegenüber eine ganz spezielle Ansicht dieses Themas.

„Ich werde euch nicht küssen, wenn ihr mich dabei anseht.“

Mit einem Seufzen schloss Raoul die Augen. Abwartend stand er da, wobei er aber noch immer Caseys Arm festhielt.

Casey knurrte leicht, bevor er sich vorbeugte und mit seinen Lippen die des Anderen streifte. Nun benötigte er wirklich dringen Alkohol, um diese Stelle zu reinigen. Wenn das jemals jemand mitbekam, er würde vor Scham im Boden versinken.
 

Allerdings ließ ihn Raoul los. Langsam öffnete er ein Auge und blickte Casey zweifelnd an, bevor er auch das Zweite öffnete.

„Das war doch hoffentlich nicht alles?“

Was wollte er denn noch? Damit hatte er genauso viel bekommen wie Valerian und mehr, als jeder andere Mann jemals bekommen würde. Er sollte sich geehrt fühlen.

„Es war mehr, als euch zusteht.“

„Das war doch kein Kuss. Lady, ihr solltet etwas mehr Dankbarkeit zeigen. Immerhin habe ich dieses Turnier für euch gewonnen.“

„Ich habe euch nicht darum gebeten.“ Unwohl musterte Casey seinen Gegenüber. Warum lächelte er schon wieder? Inzwischen wusste Casey schon gut genug, dass es nie etwas Gutes bedeutete, wenn Raoul lächelte.

„Vielleicht sollten wir es noch einmal probieren? Denn wenn das wirklich alles ist, was ihr könnt, sieht die Zukunft eures zukünftigen Ehemannes düster aus.“
 

Als ob er ihn noch einmal küssen würde! Ganz bestimmt nicht. Er hatte bekommen, was ihm zustand. Allerdings legte sich ein hinterhältiges Grinsen auf Caseys Lippen. „Ich werde euch ganz bestimmt nicht noch einmal küssen. Denn, egal wie oft und wie ich euch küsse, aus einer Kröte wird nun mal kein Prinz.“

„Das mag sein.“ Das Lächeln des Anderen wurde noch eine Spur gefährlicher.

„Doch egal ob Kröte oder Prinz, ihr schuldet mir noch immer einen Kuss. Aber, wenn ihr mir nicht geben wollt, was mir zusteht…“

Er zuckte mit den Schultern. „Ich habe kein Problem damit, es mir zu holen.“
 

Mit dieser Drohung legte er eine Hand auf Caseys Hinterkopf und küsste ihn.
 

Erstaunt schlug Casey mit seiner freien Hand gegen Raouls Brust, ein Widerstand der nicht lange anhielt, da etwas anderes seine Aufmerksamkeit beanspruchte. Raoul versuchte doch tatsächlich, mit seiner Zunge in seinen Mund einzudringen. Diese Dreistigkeit hatte sich nicht einmal Valerian getraut, er hätte sie ihm abgebissen. Obwohl…

Casey ließ sich diesen Gedanken kurz durch den Kopf gehen. Irgendwie war er verlockend und Raoul würde ihn sicher nicht noch einmal unterschätzen.
 

Es fiel Casey nicht schwer, genug Widerwillen vorzuheucheln, um nicht Raouls Verdacht zu erregen, als er die Lippen leicht öffnete. Denn im Grunde wollte er das nicht. Diesen Geschmack würde er nie wieder loswerden.

Raouls Zunge traf die Seine und verwickelte sie in einen stürmischen Zungenkuss.

Allerdings stand Caseys Entscheidung schon fest. Er würde ihn beißen. Gleich,… jeden Moment,… in dieser Sekunde,… nur noch ein wenig,… Gott, das war überraschend aufregend.

Caseys Widerstand erlahmte und er schloss die Augen. Er konnte diese Kuss beenden, wann immer er wollte, dessen war er sich sicher. Nur, es würde schon nicht schaden das noch etwas länger auszukosten, wer wusste schon, wann er wieder eine solche Gelegenheit bekam? Es war nur wichtig, dass er den Kuss beendete, um seine Überlegenheit zu zeigen, aber nur noch einen Moment mehr.
 

So abgelenkt, merkte er es im ersten Moment gar nicht, als Raoul den Kuss beendete. Überrascht blinzelte Casey. Es dauerte einen Augenblick, bis er bemerktem was passiert war. Scham stieg in ihm hoch und Raouls überhebliches Lächeln machte es nicht besser.

„Nur zu eurer Information, Prinzessin: das ist ein Kuss. Allerdings solltet ihr das noch etwas üben.“

Casey war wütend. Wütend auf Raoul und vor allem auf sich selbst.

Nur mühsam zwang er sich zur Ruhe, als er sich hinhockte und Valerius in den Arm nahm. Den letzten Rest seines Stolzes zusammenkratzend, stand er würdevoll auf. Dabei sah er Raoul gelassen an.
 

So gelassen, dass Raoul die Hand an seiner Wange erst spürte, als sie ihn traf.

Casey nickte zufrieden. „Nur zu eurer Information, Lord: das war eine Ohrfeige. Und ihr solltet noch viel mehr davon bekommen.“

Damit wand sich Casey um und verließ den Garten. Das würde er sich sicher nicht gefallen lassen. Von keinem Mann und schon gar nicht von ihm. Das würde noch ein Nachspiel haben.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 46
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Raoul rieb sich die getroffene Wange. Sie hatte ihn schon wieder geschlagen. Das wievielte Mal war das eigentlich? Noch nie hatte ihn eine Frau öfters als einmal geschlagen, wenn man sein Kindermädchen davon ausnahm. Bis jetzt hatte er einer Dame auch kaum Veranlassung gegeben ihn zu schlagen; die beiden Ohrfeigen in seinem Leben, hatte er damals auch verdient. Doch Casey hatte keinen Grund dafür, schließlich hatte er sich nur geholt, was ihm zugestanden war. Denn einen Kuss konnte man das, was sie ihm gegeben hatte, nicht nennen.
 

Ein zufriedenes Lächeln legte sich auf seine Lippen. Egal, ob verdient oder nicht, es hatte sich ausgezahlt. Alleine ihre Reaktion war es wert gewesen. Allerdings hatte er schon ziemlich aufpassen müssen. Wenn sie ihn gebissen, oder den Kuss selbst beendet hätte, dann wäre das nur negativ gewesen. Doch mit diesem Ausgang, konnte er sich getrost als Sieger bezeichnen. So wie es aussah, hatte sie es sogar genossen, also nichts, weswegen er sich schämen musste. Seltsam war es allerdings schon, er hätte Valerian niemals als Laien auf diesem Gebiet gesehen. Ob sie überhaupt…?

Raoul verbot sich diesen Gedanken zu Ende zu denken. Das war nun alles Vergangenheit. Valerian war leider tot und es gehörte sich nicht, Casey danach zu fragen. Unter Männern war das natürlich, doch man trat mit so einer Frage nicht an eine Frau heran. Auch wenn dieses Thema nun seine Neugier geweckt hatte. Vielleicht konnte er ja Kiana, Caseys Hofdame, einmal abfangen. Sie schien solchen Dingen gegenüber etwas abgehärtet zu sein.
 

Hinter sich hörte er Schritte und wand sich um. Das Lächeln auf seinen Lippen wurde freundlicher, als er die Person erkannte.

„Du bist noch hier?“

Ein Nicken war die einzige Antwort, die er von Claire bekam. Sie trat neben ihn und blickte in die Richtung, in die Casey verschwunden war.

Raoul fragte sich, ob und wie viel sie von ihrem Zusammentreffen mitbekommen hatte? Allerdings konnte er sie nicht danach fragen, ohne selbst etwas zu verraten.

„Ich dachte Vater, hätte dich bereits wieder fortgeschickt?“

Zumindest hatte ihm das sein Leibdiener mitgeteilt. Sein ständiger Informant, was die Gerüchte am Hofe anging.
 

Claire schüttelte den Kopf und ihre Hand bewegte sich in einer wegwerfenden Geste.

Also hatte er es versucht, wenn auch nicht mit sehr viel Erfolg, wie man sah. Nun, wenn Claire nicht wollte, hatte man mehr Glück dabei, einen Berg zu bewegen, anstatt sie.
 

Sie sah ihn an und bewegte ihre Hände kurz.

Es war eine Bewegung, die er allzu oft von ihr sah, weswegen er ihre Bedeutung verstand, noch bevor sie diese zu Ende geführt hatte.

„Du gehst also doch wieder auf Reisen.“

Also hatte ihr Vater doch Glück gehabt, oder was wahrscheinlicher war, Claire hatte selbst ein lohnendes Ziel entdeckt. „Und darf man fragen wohin?“

Fragen kostete ja nichts, wenn er auch meistens erst dann eine Antwort darauf bekam, wenn sie wieder zurückkam. Der Einzige, der über ihre Reisen richtig informiert war, war ihr Vater. Vielleicht auch ihre Mutter, doch diese bekam Raoul noch seltener zu sehen, als Claire. Diesmal jedoch schien er Glück zu haben.
 

Seine Schwester dachte kurz nach, bevor sie ihre Hände bewegte. Sie hielt kurz darin inne, runzelte nachdenklich die Stirn und fuhr dann fort.

Nickend bewegte Raoul den Kopf. Natürlich reiste sie dorthin. Auch er hatte bereits davon gehört, wer nicht. Die Aufstände rund um Lord Kales Gebiet waren ja das Gesprächsthema in den letzten Tagen. Und wo immer es Aufstände gab, gab es Leute, die nach lohnender Beute Ausschau hielten.

„Pass auf dich auf. Es könnte sein, dass Lord Kales Sohn nicht allzu gut auf unsere Familie zu sprechen ist.“

Nicht nach ihrem letzten Zusammentreffen.

Claire stutzte und stemmte dann eine Hand provozierend gegen ihre Hüfte. Ihre Augen blickten ihn vorwurfsvoll an.

Lächelnd hob Raoul die Hände in einer abwehrenden Geste.

„Sieh mich nicht so an. Ich habe keine Schuld daran, wer konnte denn ahnen, dass wir in nächster Zeit auf ihr Wohlwollen angewiesen sind? Außerdem diente es dazu, meine Chancen bei der Prinzessin zu steigern.“

Auf keinen Fall sollte Claire glauben, dass er ihr die Arbeit erschweren wollte. Das war auch gar nicht möglich, da seine Schwester immer einen Weg fand, an ihr Ziel zu kommen.
 

Bei dem letzten Kommentar, sah sie ihn skeptisch an, nickte dann aber widerwillig. Ihre Hand senkte sich, wenn sie auch nicht sonderlich glücklich über diese Entwicklung schien.

„Also dann. Es ist wohl an der Zeit. Wann fährst du?“

Claire deutete es ihm mit den Fingern.

„Heute Abend also. Dann wünsche ich dir eine gute Reise, pass auf dich auf.“ Der letzte Satz war schon Tradition. Immerhin wollte er seine Schwester ja wieder sehen.

Sie nickte kurz, wie es ihre Art war und folgte dem Weg zum Schloss.
 

Erst jetzt fiel Raoul ihr Diener auf, der ihr unauffällig folgte. Komisch, er hatte ihn bis jetzt nicht bemerkt, doch darauf hatte er auch nicht geachtet. Jetzt sollte er wohl besser Deacon suchen, um ihn vor weiteren Fehltritten zu bewahren. Als sein Gastgeber sah er das als seine Pflicht an. Außerdem würde sein Freund sich sonst Gedanken über seine lange Abwesenheit machen und nur Gott wusste, was seine Fantasie ihm dann eingab.
 

Casey beobachtete ihre Hofdamen, die seit gestern versuchten so unauffällig wie möglich zu sein. Allerdings entgingen ihm keineswegs ihre neugierigen Blicke.

„Ich will nicht darüber reden!“

Ja, er wusste, was sie wissen wollten. Genau das Gleiche, das alle wissen wollten, die ihm gestern auf dem Weg zu seinem Zimmer begegnet waren. Aber er würde niemanden etwas von dem Kuss erzählen. Solange er nicht darüber sprach, solange hatte es ihn nicht gegeben.
 

„Wir haben nichts gesagt.“ Kiana sah ihn verwundert an.

Mikaela war gerade dabei, ein Teegeschirr von einem Tablett zu stellen. „Sollen wir das Treffen vielleicht absagen?“

„Ja, wenn ihr eure schlechte Laune an Lady Elizabeth auslasst, ist das sicher nicht von Vorteil. Im Gegensatz zu ihr, sind wir das ja schon gewohnt.“

Casey bedachte Kiana mit einem längeren, undeutbaren Blick.

„Es ist nicht nötig, dieses Treffen abzusagen.“

Vor allem, da eine Absage zu diesem Zeitpunkt mehr als nur unhöflich wäre. Sie musste ja schon fast vor der Türe stehen. Als währe dieser Gedanke ein Zeichen, klopfte es in diesem Moment. „Es scheint auch gar nicht mehr möglich zu sein.“
 

Casey gab Kiana ein Zeichen, die Tür zu öffnen.

Sie öffnete die Türe und ließ Lady Elisabeth eintreten.

Seit dem letzten Mal hatte sie sich kaum verändert. Natürlich, seitdem waren nur einige Wochen vergangen. Zumindest kam es Casey so vor.

„Es freut mich, euch wieder zu sehen. Bitte, nehmt doch Platz.“

Bei den letzten Worten deutete Casey auf einen Stuhl ihm gegenüber. Er selbst blieb gleich sitzen, heute war er nicht in der Stimmung für übertriebene Höflichkeit.

Lady Elisabeth knickste kurz und folgte dann der Aufforderung. „Vielen Dank, dass ihr mich empfangt. Ich hörte, ihr wart krank?“

„Ja.“ Das war Caseys Standartantwort auf diese Frage. Er wollte den Gerüchten sicher nicht noch mehr Nahrung geben, indem er ausführlicher wurde. Noch dazu, wo er sich dann auch noch eine Erkrankung ausdenken musste.
 

„Tee?“ Mikaela hielt die Teekanne in der Hand und war bereits dabei, Casey eine Tasse einzuschenken.

Elisabeth nickte zaghaft.

Mikaela schenkte ihr ebenfalls eine Tasse ein und verließ dann mit Kiana das Zimmer.

„Wie geht es eurer Familie?“ Casey versuchte sich in einem Lächeln. Etwas Höflichkeit konnte nicht schaden, vor allem da er gemerkt hatte, wie Elisabeth in den letzten Minuten immer schüchterner geworden war. Hier hatte er es eben mit einem Mädchen zu tun, nicht mit einer Dame, der die Sitten des Hofes bekannt waren.
 

Elisabeth nahm den Griff der Tasse, bewegte diese aber nicht. Es schien so, als würde sie nur etwas benötigen, an dem sie sich festhalten konnte.

„Gut. Meine Schwestern sind gerade dabei die letzten von Valerians Sachen zu sichten.“

Ja, das konnte sich Casey gut vorstellen. Obwohl, Casey konnte wohl froh darüber sein, dass sie damit erst bis nach der Beerdigung gewartet hatten.

„Das ist auch der Grund, weswegen ich euch treffen wollte.“

Bei dieser Bemerkung hob Casey verwundert eine Augenbraue. Was hatte er mit dieser Sache zu tun? Man würde ihm wohl kaum erlauben, sich Andenken von Valerian zu sichern. Immerhin war er nur dessen Verlobte gewesen, nicht seine Ehefrau. So hatte er kein Recht auf einen Erbanteil.
 

„Es gibt einfach Dinge, bei denen ich der Meinung bin, dass sie euch zustehen.“ Man merkte, dass diese Sache, worum auch immer es ging, Elisabeth verärgerte. Ihr Blick wurde traurig.

„Außerdem bin ich mir sicher, dass Valerian es gewollt hätte, dass ihr sie bekommt.“

Also war sie wirklich hier, um ihm etwas von Valerians Sachen zu geben? Allerdings konnte sich Casey nicht vorstellen, worum es sich dabei handeln sollte. Aus diesem Grund schwieg er nur abwartend.

Elisabeth öffnete das Band ihrer Tasche und holte ein kleines Kästchen hervor.

„Das zum Beispiel steht nur euch zu.“

Geschockt hob Casey eine Hand zum Mund. Er kannte dieses Kästchen, immerhin hatte er selbst es in Auftrag gegeben. Der Inhalt war ihm damals so bedeutungslos erschienen, dass er es vergessen hatte. Doch nun durch Valerians Tod, bekam er mehr Bedeutung als zum Zeitpunkt seiner Herstellung.
 

Zögernd streckte Casey die Hand nach dem Kätschen aus. Ob auch Elisabeth bemerkte, wie sehr seine Hand zitterte?

Er nahm den Gegenstand in die Hand und öffnete ihn. Casey musste sich bemühen, die Tränen zurückzuhalten. Ja, der Inhalt hatte sich nicht geändert. Valerian hatte ihn getragen und doch sah er aus wie zum dem Zeitpunkt, als er ihn Valerian gegeben hatte.

Sein Verlobungsring für Valerian.

Bis jetzt hatte er keinen Gedanken daran verschwendet, doch nun rührte ihn dieser Gegenstand beinnahe zu Tränen. Der Ring und auch Elisabeths Geste, ihn ihm wieder zurückzugeben.

Elisabeth stand auf.

„Es gibt noch etwas, das entgegen der Meinung meiner Schwestern euch gehört.“

Sie öffnete die Tür und nahm etwas von einem Diener entgegen. Sie benötigte beide Hände, um den Gegenstand zu halten, während sie ihn zum Tisch trug.

„Schon zu seinen Lebzeiten gehörte es euch, deswegen solltet ihr es nun auch bekommen.“

Schon am Aussehen des Seidensacks, in dem der Gegenstand verborgen war, erkannte Casey, worum es sich handelte. Elisabeth hatte Recht, dieser Gegenstand von Valerian hatte schon immer ihm gehört. Er war ihm gewidmet gewesen und wurde nur in seinem Namen benutzt.
 

Casey öffnete die Verschnürung und ihm stockte der Atem. Es war wirklich das, was er vermutet hatte. Valerians Schwert, gegen das er so oft verloren hatte, auf das er so oft stolz gewesen war.

Nun schaffte es Casey nicht mehr die Tränen zurückzuhalten. Still bahnten sie sich einen Weg über seine Wangen.

„Ich danke euch, Lady Elisabeth.“

„Es wäre sicher der letzte Wunsch meines Bruders gewesen. Diese Dinge gebühren nur euch.“ Sie knickste kurz und verließ diskret das Zimmer.

Dafür war Casey ihr sehr dankbar. Er mochte es nicht so schwach zu sein, doch wenn es schon soweit kam, wollte er wenigstens, dass es niemand sah.

Er vermisste seinen Freund so sehr. Es war leicht, diese Gefühle zu verdrängen, doch das machte es nicht besser. Im Gegenteil, es machte solche Momente nur umso schwerer.
 

Sanft strich Casey über den Griff des Schwertes. „Du bist zu früh gegangen, Valerian. Viel zu früh.“

Nicht einmal die Erfüllung ihres Traumes hatte er miterlebt. Ja, sie waren nicht einmal in die Nähe davon gekommen. Er, als König auf dem Thron. Doch das würde noch kommen, eines Tages würde er über dieses Land regieren, genauso wie Valerian es gewollt hatte.

„Ich werde unseren Traum verwirklichen, um jeden Preis. Warte nur noch ein wenig. Unser Ziel ist bald in Reichweite.“

Denn wenn er die Feinde des Throns entfernte, konnte er sein Ziel schon vor dem festgelegten Zeitpunkt erreichen.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 47
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Dieses Kapitel ist nicht betagelesen. Aber sobald ich die überarbeitete Fassung habe, werde ich das Kapitel austauschen.
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Das leise Weinen eines Kindes war zu hören. Casey sah sich suchend um und bemerkte ein blondhaariges Mädchen, das unter einem Baum saß und bitterlich weinte.

Diese Szene kam ihm sonderbar vertraut vor, so, als hätte er sie schon einmal erlebt. Casey näherte sich dem Mädchen, das keine Notiz von ihm zu nehmen schien.

Plötzlich drehte es den Kopf in seine Richtung. Es schniefte kurz und wischte sich mit dem Ärmel über die Augen. Allerdings half das auch nicht gerade dabei einen würdevolleren Eindruck zu vermitteln. „Was willst du hier?“

Casey erstarrte mitten im Schritt. Doch es war nicht der schroffe Ton des Mädchens der ihn dazu veranlasste, da diese Worte nicht an ihn gerichtet waren. Er war gar nicht hier, das verstand er in dem Moment, als er das Gesicht des angeblichen Mädchens sah. Dieses Mädchen war er und was er hier durchlebte, war nur seine Erinnerung, besser sein Traum, das würde auch erklären wie er hierher kam.

„Was machst du denn, meine kleine Prinzessin?“

Casey erstarrte bei dieser Stimme. Er schloss sehnsüchtig die Augen. Natürlich, es konnte nur so kommen. An dieser Stelle seiner Erinnerung kam er vor.

Zu lange hatte er diese Stimme schon nicht mehr gehört, es war seltsam, das er sich im Schlaf so gut daran erinnern konnte. Wenn er wach war, versuchte er krampfhaft diesen Tonfall in Erinnerung zu behalten, mit immer schlechteren Ergebnissen.

Er öffnete die Augen und sah das sich die Szene geändert hatte. Nun kniete ein blondhaariger Junge neben dem Mädchen und streichelte ihr durchs Haar.

„Hast du dir wehgetan?“ In der Stimme des Jungen konnte man deutliche Besorgnis heraushören.

Caseys jüngeres Selbst musterte den Jungen trotzig, nickte dann aber knapp. „Was machst du hier, Valerian?“

„Ich habe Samuel getroffen.“ Als wäre das Erklärung genug, begann er Caseys Arme zu untersuchen. Da dies nichts brachte, begann er dessen Kleid in die Höhe zu schieben.

Erleichtert seufzte er, als er nur Caseys blutendes Knie bemerkte.

„Hast du ihn geschlagen?“ Das angebliche Mädchen hatte ihre Wunde scheinbar einen Moment lang vergessen.

„Nein.“ Valerian zog ein Taschentuch aus seiner Tasche und tupfte damit das Blut von Caseys Wunde.

Doch das hatte er, allerdings hatte das Casey erst viel später erfahren. Zu einem Zeitpunkt, an dem ihm das nur noch Schadenfreude entlockte. Casey lächelte bei dieser Erinnerung.

„Gut. Das ist meine Aufgabe.“ Caseys jüngere Ausgabe nickte selbstzufrieden. Einen Moment später zuckte er zusammen.

„Das tut weh.“

Valerian lächelte nur beruhigend. „Du wirst ganz sicher nicht daran sterben.“

Schniefend sah ihn der Jüngere an. „Bestimmt?“

Der Ältere lachte leise und wuschelte dem Anderen durch die Haare. „Bestimmt.“

Schmunzelnd betrachtete Casey die Szene. Ja, er erinnerte sich noch gut an diese Zeit. Zu dieser Zeit war er sich noch so unsicher gewesen. Einerseits hatte er noch versucht mit den Jungs mitzuhalten, auf der anderen Seite probierte er schon die Tricks aus, die er bei den älteren Mädchen sah. Leider hatten sie bei Valerian nur selten fruchtbaren Boden gefunden.

Valerian zog die Hand zurück und warf einen Blick auf den Baum hinauf. „Bist du wirklich da hochgeklettert?“

Der jüngere Casey ahnte schon, das es deswegen wieder Ärger geben würde und ging in den Angriffsmodus über. Trotzig verschränkte er die Arme vor der Brust. „Ja, warum nicht?“

Valerian rang kurz verzweifelt die Arme und legte sich dann die Hände vor das Gesicht. Als er sie wieder senkte, wirkte er wirklich sauer. „Du sollst das doch nicht machen. Weißt du nicht wie gefährlich das ist?“

„Warum nicht? Nur weil ich kein Junge sein darf, heißt das nicht, das ich solche Dinge nicht machen darf. Auch Mädchen könnten das.“ Die Hände des jungen Prinzen ballten sich zu Fäusten.

Damals war ihm die Welt so unfair erschienen. Casey erinnerte sich noch sehr gut daran. Immer hatte er bei den lustigen Spielen der Jungen nur zusehen dürfen. Für ihn gab es nur Puppen und die Spiele mit anderen Mädchen, die sich um Heirat und Familie drehten. Nein, da wäre es ihm schon lieber gewesen sich mit anderen Jungs zu prügeln. Und dann war da auch noch Samuel mit seinen Freunden gewesen, die ihn ständig provoziert und verhöhnt hatten. Casey fiel plötzlich wieder ein, warum er ihn nicht mochte.

„Darum geht es doch gar nicht. Du sollst das nicht machen, weil du dich dabei schlimmer verletzen könntest als jetzt. Diese Schramme am Knie ist nichts im Vergleich zu dem, was dir sonst noch hätte passieren können. Wir machen uns doch Sorgen um dich. Dein Vater und ich. Wir setzen große Erwartungen in dich. Wie willst du die erfüllen, wenn du dich schwer verletzt und stirbst?“

Der Jüngere sah Valerian zweifelnd an, er schien ihm nicht so Recht zu glauben. Dann nickte er aber zögernd. „Ich mag es nicht, wenn du so erwachsen tust, Valerian. Immerhin bist du selbst erst zwölf Jahre alt.“

„Da siehst du, was du noch vor dir hast, wenn du auch nur in meine Nähe kommen willst.“ Grinsend streckte er Casey die Hand entgegen.

„Also, versprochen? Du wirst solche Dummheiten lassen und einmal König dieses Landes werden?“

Nachdenklich musterte Casey den Baum und dann die Hand. „Von Bäumen habe ich sowieso genug und ich will auch König werden.“

Lächelnd schlug er ein.

Valerian umfasste die Hand fester und sah den Jüngeren mahnend an. „Casey.“

Bei dem Tonfall seufzte der Junge nur. „Ja, gut. Ich werde jede Art von Dummheiten in Zukunft lassen und mich nicht mehr in Gefahr bringen. Zufrieden?“

„Vollauf.“ Damit ließ er Caseys Hand los und stand auf.

„So und nun sollten wir dich in dein Zimmer bringen.“ Damit nahm er Casey auf die Arme.

„Ich kann alleine gehen.“ Die lebende Fracht in seinen Armen protestierte lautstark.

„Ja, klar.“ Dabei sah er den jüngeren Casey aber gar nicht an, sondern geradeaus.

„Ein Versprechen muss man halten, sein Leben lang. Wir wollen dich nur beschützen, bedenke das immer, Casey.“

Keuchend fuhr Casey hoch. Aus den Augenwinkeln sah er gerade noch eine Fellbedeckte Kugel, die von seiner Brust und anschließend dem Bett rollte. Ein überraschtes Geräusch begleitete diese Bewegung. Es war wie eine Mischung zwischen einem Bellen und einem Jaulen.

Allerdings hatte Casey dafür im Moment keine Aufmerksamkeit. Er hatte ihn angesehen. Valerian, oder besser seine Traumgestalt hatte ihn bei seinen letzten Worten in die Augen gesehen. Das war kein zufälliger Blickkontakt gewesen. Er hatte ihn gesehen.

Nur langsam nahm er wieder seine Umgebung wahr. Nun bemerkte er Valerius, der sich wieder auf das Bett zog. Dabei warf er Casey einen wirklich vorwurfsvollen Blick zu.

„Entschuldige.“ Casey streckte die Hand nach dem Hund aus, doch dieser zog es vor ihn zu ignorieren. Stattdessen rollte er sich am Fußende des Bettes wieder zusammen.

Die Hand wieder senkend, dachte Casey über diesen Traum nach. Erst nach einigen Minuten schüttelte er den Kopf. Nein, dieser Traum bedeutete nichts. Es war nur, weil er diese Geschenke von Elisabeth bekommen hatte. Das hatte längst verheilte Wunden wieder geöffnet und das war vielleicht gut so. Außerdem brach er sein Versprechen Valerian gegenüber ja gar nicht. Er hatte noch immer vor König zu werden und in Gefahr brachte er sich auch nicht.
 

Als seine Hofdamen eine Stunde später das Zimmer betraten, fanden sie ihn vor dem Frisiertisch sitzend. „Ich glaube, wir müssen einige Dinge besprechen.“

Von der Situation deutlich überrascht, öffnete Kiana den Mund, schloss ihn aber wieder in Ermangelung einer Erwiderung.

„Ihr seid schon wach?“ Auch Mikaela schien Probleme damit zu haben das offensichtliche hinzunehmen.

„Ja, ich bin schon wach. Schon seit einer ganzen Weile.“ Er verstand die Überraschung seiner Hofdamen. Sonst war es immer ziemlich schwer ihn aus dem Bett zu bringen. Er war ein Langschläfer und stolz auf diese Tatsache. Allerdings hatte er nach diesem Traum einfach keine Ruhe mehr gefunden.

„Also, als allererstes bekommt Valerius ein großes Frühstück und einen Knochen. Ich schätze, ich muss ihn wieder gnädig stimmen, nachdem ich ihn beim Aufstehen so verärgert habe.“

Der Hund lag noch immer auf dem Bett und wand den Dreien den Rücken zu. Bei der Erwähnung seines Namens zuckte er nicht einmal mit einem Ohr.

Sofort verließ Mikaela den Raum, kehrte aber schon nach wenigen Minuten zurück.

Zufrieden nickte Casey. „Perfekt. Nun besprechen wir Lady Elisabeths Debüt. Gibt es dafür schon einen Termin.“

„Ihr Debüt? Steht das eigentlich schon an?“ Kiana runzelte nachdenklich die Stirn.

„Ich weiß es nicht, Kiana. Sag du es mir.“ Dabei drehte sich Casey zu seiner Freundin um. Wenn es jemand wusste, dann sie.

„Ich glaube nicht, das es einen Termin gibt. Immerhin hat nur eine ihrer Schwestern so einen Mann gefunden. Ich bin nicht sicher, ob ihr Vater dafür noch einmal Geld hinauswirft.“

Casey konnte das verstehen. Ein Debüt war eine teure Sache, immerhin verfolgte man so nur einen Zweck, einen Mann zu finden. Dafür benötigte man natürlich die neuste Mode, den teuersten Schmuck und genügend Kleingeld für verschiedenste Kleinigkeiten. Casey selbst hatte diese Art der Selbstpräsentation nie nötig gehabt, deswegen wusste er nicht was man dafür benötigte. Allerdings war es nur verständlich das Valerians Vater sich das gerne ersparte. Das machte es leichter für ihn. „Ich werde ihr Debüt finanzieren. Wenn es dieses Jahr schon zu spät dafür ist, werde ich die nächste Saison abwarten.“

„Was?“ Mikaela sah ihn beinnahe erschrocken an.

„Prinzessin, wisst ihr was das für ein Aufwand ist? Da gibt es so viele Dinge, die bedacht werden müssen. Warum wollt ihr das auf euch nehmen?“

„Weil sie mir einen unschätzbaren Dienst erwiesen hat. Einen Dienst, zu dem sie nicht verpflichtet war.“ Anscheinend waren seine Worte etwas zu harsch ausgefallen, da Kiana den Blick senkte.

„Natürlich.“

Casey seufzte leise. Am Besten wechselte er nun zu einem Thema, für das Beide etwas mehr Begeisterung aufbringen konnten. Warum das so war, war Casey allerdings schleierhaft. „Was glaubt ihr? Wo werde ich Lord Raoul wohl am ehesten wieder über den Weg laufen?“

„Fragt ihr das, damit ihr ihm aus dem Weg gehen könnt?“ Kiana musterte ihn skeptisch.

Das wäre eine verlockende Option, nur leider gingen seine Pläne in die entgegengesetzte Richtung. „Möglich.“

„Tja, auf der Falkenjagd ist er sicher nicht.“ Mikaela lächelte leicht.

Das stimmte. Casey hatte ihn dort noch nie gesehen, obwohl es doch auch ein gesellschaftliches Ereignis war. Allerdings war es auch ein schreckliches Ereignis für alle Anstandsdamen. Es war erstaunlich wie viele Verlobungen danach geschlossen werden mussten. Und das nur, weil sich die Jagd über ein weites Gebiet erstreckte und sich die Teilnehmer in Gruppen aufteilten. Da konnte man leicht seine Begleiter verlieren.

Ihm war das noch nie passiert. Er hatte immer Valerian an seiner Seite gehabt, außerdem interessierte ihn die Jagd mehr als amouröse Ablenkungen, denen er sowieso nicht nachgehen konnte.

„Ich glaube nicht einmal, das er der Falknerei nachgeht.“ Kiana runzelte die Stirn.

„Dann glaube ich meine Damen, wir haben unser nächstes gesellschaftliches Ereignis.“ Zwar wollte er Raoul treffen, doch diese Jagd ließ er sich sicher nicht entgehen. Immerhin hatte er dieses Ereignis bis jetzt noch nie verpasst. Dieses Jahr würde sicher keine Ausnahme bilden.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 48
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Casey strich über Ariels Gefieder. Heute war der Falke unruhiger als sonst, weswegen er die dünne Kette, die um einen der Fänge des Vogels lag, noch fester faste. Er spürte natürlich die Anwesenheit seiner Artgenossen. Falken waren Einzelgänger, das heute so viele ihrer Art aufsteigen würden, irritierte die meisten Vögel sowieso.

Er warf Tailor einen Blick zu, der gerade damit beschäftigt war sein Pferd vorzubereiten.

„Oh.“ Mikaela, neben ihm öffnete erstaunt den Mund.

Casey folgte ihrem Blick und seine Hand schloss sich noch fester um das dünne Kettchen, da er seine Hand zur Faust ballte. „Was macht er hier?“

Kiana, die ebenfalls bemerkt hatte um wenn es sich drehte, zuckte nur die Schultern. „Warum fragt ihr ihn nicht einfach?“

Casey sah seine Freundin kurz an. Dann raffte er seine Röcke und ging zu den Neuankömmlingen. „Das werde ich auch.“

„Prinzessin!“ Mikaela folgte ihm aufgeregt.

Er wusste, das Raoul, denn niemand Anderer war der Neuankömmling, ihn bereits bemerkt hatte. Nun wo er bereits auf dem Weg zu ihm war, kam ihm sein Verhalten töricht vor. Er war eine Prinzessin, die Männer sollten zu ihm kommen. In Raouls Fall konnte er dann aber wahrscheinlich warten, bis er alt und grau war.

Etwas entfernt von ihm blieb er stehen. Zu nahe wollte er ihm auch nicht kommen, wenn er sich unter all den anderen Adeligen auch ziemlich sicher fühlte. „Ich wusste gar nicht, das ihr ebenfalls diesem Sport nachgeht.“

Raoul wand sich ihm langsam zu, bis jetzt hatte er ihm den Rücken zugewandt. Lächelnd sah er Casey an. „Ich wünsche euch ebenfalls einen schönen Tag, Prinzessin. Um eure Neugier aber auch gleich zu befriedigen, ja ich halte nicht viel von dieser Art von Sport. Mein Gast allerdings hält sehr viel davon.“

Das Wort befriedigen, egal in welchem Zusammenhang hörte sich aus dessen Mund etwas anstößig an. Vielleicht bildete sich Casey das aber auch nur ein. Bestimmt war es so.

Bei der Erwähnung seines Gastes, fiel ihm plötzlich auch Deacon auf, der nicht weit entfernt von ihnen stand. Seltsam, er hatte ihn gar nicht bemerkt. Er nicht, dafür aber Kiana, die ihm ein strahlendes Lächeln schenkte, wann immer er zu ihnen sah. Da schlug ihr sechster Sinn für reiche Erben wieder an. „Das dachte ich mir.“

„Was?“ Fragend sah Raoul ihn an.

„Das ihr sicher nicht aus eigenem Antrieb hier seid. Dieser Veranstaltung wohnt ihr niemals bei, so sagte man es mir zumindest.“ Casey gab sich Mühe dabei möglichst uninteressiert zu klingen. Seine Worte gaben sowieso schon mehr Preis, als er wollte.

„Ach, ihr habt euch nach mir erkundigt?“ In Raouls Augen funkelte es belustigt.

„Ja, um euch nicht über den Weg zu laufen. Schädlichen Einfluss sollte man meiden, wann immer es möglich ist.“ Dabei lies Casey zwar offen wen er für schädlichen Einfluss hielt, doch die Möglichkeiten waren ziemlich eingeschränkt. Schon alleine weil der Blick, mit dem ihn Casey bedachte, Bände sprach.

„Wie freundlich ihr heute seid, Prinzessin. Wenn ich mich aber Recht erinnere, dann wart ihr über meinen Einfluss bei unserem letzten Treffen gar nicht so unglücklich.“

Casey fühlte regelrecht, wie er auf einmal ins allgemeine Interesse rückte. Nicht nur in das seiner Hofdamen, sondern auch in das seiner unmittelbaren Umgebung. Wenn es um Gerüchte ging, hörte grundsätzlich niemand weg, doch Raoul hatte genau die richtige Lautstärke benutzt, damit es ins öffentliche Interesse rückte.

Casey straffte sich und lächelte leicht. „Nun, dann müsst ihr euch falsch daran erinnern. Obwohl ja, unser Abschied hat mir sehr zugesagt.“

Einen Moment später hätte sich Casey für diese Antwort ohrfeigen können. Das regte doch erst Recht zu Mutmaßungen an. Das zeigte auch Raouls Grinsen.

Mit einem Ruck wand sich Casey um und ging zu seinem Pferd. Langsam wurde Ariels Gewicht auf seinem Arm immer schwerer. Bei seinem Pferd erwartete ihn bereits Tailor, der ihm das Tier abnahm.

Mit einigen routinierten Bewegungen, befestigte er Ariels Kette am Sattel des Pferdes. Es war eine spezielle Vorrichtung, da es mit der Zeit ziemlich mühsam wurde den Falken zu halten.

Casey stieg auf und auch der Rest, der Jagdgesellschaft nahm bereits ihre Plätze ein. Die Meisten ließen ihre Falken ziemlich rasch steigen und folgten ihnen dann. Casey verzichtete darauf. Das war wohl auch einer der Gründe, warum er oft ziemlich weit vorne in der Wertung war. Denn es ging hier nicht nur um das Vergnügen, nein alles war mit einem Wettkampf verbunden. Die Regeln waren einfach. Wer bis zum Sonnenuntergang das größte Beutetier vorweisen konnte, war Sieger. Natürlich galt das nur, wenn es der Falke erlegt hatte, aber das verstand sich von selbst.

Raoul lenkte sein Pferd näher an Caseys.

Dieser hob nur eine Augenbraue. „Darf man fragen was das wird?“

„Ich würde es einfach unverantwortlich finden, wenn ich zwei Damen so ohne Schutz jagen ließe.“

„Wann hat man auch sonst, die Gelegenheit zwei wunderschöne Damen zu begleiten?“ Zum ersten Mal heute, meldete sich auch Deacon zu Wort. Anscheinend war er seine weiblichen Begleiterinnen losgeworden. Schon erstaunlich, wenn man bedachte wie er immer belagert wurde.

Casey warf einen Blick auf Kiana, die ihn als Einzige begleitete und zuckte nur mit den Schultern. „Ich werde nicht auf euch warten.“

Damit trieb er sein Pferd an. Es war eine ganz klare Herausforderung gewesen und Raoul hatte sie bestimmt verstanden.

Wie erwartet folgte ihm die Gruppe, allen voran Kiana, die daran schon gewöhnt war. Es war nicht die erste Herausforderung, die er aussprach, wenn sie sonst auch eher seinem Verlobten gegolten hatte.

Allerdings ließen sich Raoul und Deacon auch nicht so leicht abhängen. Raoul holte sogar auf.

Casey lächelte zufrieden. Schon lange hatte ihm eine Jagd nicht mehr solchen Spaß gemacht. Wenn es auch nicht die offizielle Jagd war, die ihn so amüsierte.

Trotzdem zügelte er sein Pferd auf einer Lichtung. Ohne auf seine Begleiter zu achten, hob er Ariel auf seinen Arm und strich über sein Gefieder. „Mach mich stolz, mein Großer.“

Damit zog er die Haube vom Kopf des Falken und riss seinen Arm in die Höhe. Sofort öffnete der Falke die Flügel und erhob sich mit einigen Flügelschlägen in die Luft.

Erst jetzt nahm auch Raoul seinen Falken auf den Arm.

Casey maß den Vogel mit einem kurzen Blick. Es war ein kräftiger Falke, sicher ausdauernd und kräftig. Aber ob er mit Ariel mithalten konnte, der regelmäßiges Training bekam? Nun, das würde sich zeigen.

Auch Raoul ließ seinen Falken fliegen, der Ariel folgte.

Casey gab ein schnalzendes Geräusch von sich und wendete sein Pferd. Normalerweise wartete man ab, bis der Falke mit der Beute wiederkam. Heute nicht, die Teilnehmer folgten dem Falken um Zeit zu sparen. Wenn man Hin und Rückflug abwartete, konnte es einige Zeit dauern und wenn die Beute nicht den Erwartungen entsprach, konnte man noch immer einen neuen Versuch starten.

Ariel nicht aus den Augen lassend, folgte Casey seinem Falken. Sein Pferd benötigte nur eine Richtungsangabe, auf Hindernisse achtete es schon selbst. Es war unnötig auch noch auf den Weg zu sehen, vor allem weil er es spürte, wenn sich sein Pferd auf einen Sprung vorbereitete. Nein, im Moment konnte er sich voll und ganz auf Ariel konzentrieren.

Aus den Geräuschen hinter ihm schloss er, das Kiana wohl zu ihm aufgeschlossen hatte. Nun, nicht ganz, da ihr Pferd auf Dauer nicht mit dem Seinen mithalten konnte. Etwas, auf das er sie schon des öfteren hingewiesen hatte, doch sie schien an ihrer Stute zu hängen.

Plötzlich bog Raouls Falke ab und flog nach links.

Tja, das war es dann wohl mit der gemeinsamen Jagd. Obwohl er im Grunde ja sowieso schon mit seiner Begleiterin alleine war. Die anderen beiden Pferde hörte er schon lange nicht mehr. Nach einer Weile schien Ariel endlich sein Ziel gefunden zu haben, da er zu Boden stieß. Nur wenige Augenblicke später stieg er wieder auf, in seinen Fängen trug er etwas. Casey zügelte sein Pferd und stieß einen schrillen Pfiff aus.

Den Arm hielt er bereits in die Höhe, dabei behielt er seinen Falken im Auge. Es war schon öfters vorgekommen, das Ariel nicht ganz so folgte, wie er sollte. Diesmal jedoch kam er folgsam und ließ die Beute fallen, bevor er sich auf Caseys Arm niederließ.

„Ein Hase, ob das reicht?“ Casey blickte auf den Hasen, wirklich groß sah er ja nicht aus.

„Was meinst du, Kiana?“ Nun erst sah er zu seiner Begleiterin zurück und erstarrte. Es war nicht Kiana, die ihm gefolgt war, sondern Raoul. Und als ob das nicht schon das Schlimmste war, war nichts von Kiana oder Deacon zu sehen.

„Wo ist meine Begleiterin?“

Raoul zuckte die Schultern. „Ich nehme an, das sie mit Deacon meinem Falken folgt, nachdem ihr sie hinter euch gelassen habt. Aber ich bin sicher das sich mein Freund gut um sie kümmern wird.“

Als ob er sich im Moment um Kianas Wohlbefinden sorgte. Natürlich war er froh, das sie nicht alleine war, wobei sie gegen ihre Begleitung sicher nichts einzuwenden hatte. Viel eher fragte er sich, wie er nur in diese Situation hatte kommen können? Alleine mit Raoul, entfernt von allen Anderen, die ihm normalerweise Schutz boten. Nicht das er Angst hatte, aber nach ihrem letzten Zusammentreffen wäre es ihm, lieber wenn er etwas Rückendeckung hätte. Wie hatte er nur so unvorsichtig sein können?

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 49
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Casey atmete einmal tief durch. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt um panisch zu werden, solch sinnloses Verhalten stand nur Frauen zu. Etwas das er nicht war. Genau, er war ein Mann und als solcher hatte er nichts von Raoul zu befürchten.

Er setzte Ariel wieder auf seine Vorrichtung und glitt aus dem Sattel. Es fand immer noch eine Jagd statt und auf diese sollte er sich konzentrieren. Nachdenklich sah er auf den toten Hasen, ob er ihn mitnehmen sollte? Nun eigentlich war das nicht die Frage. Mitgenommen wurde jede Beute, alleine mit der Menge konnte man sich schon brüsten. Nur, ob das das Beste war das Ariel erbeuten konnte? Casey war sich da nicht so sicher.

Er hörte wie auch Raoul von seinem Pferd abstieg und zu ihm kam.

Neben dem toten Tier in die Hocke gehend, sah er zu Casey auf. „Nur weil ihr es anseht wird es auch nicht wieder lebendig, Prinzessin.“

„Das will ich dem Tier auch nicht raten. Ich interessiere mich eher für die Größe.“

Raoul hob verstehend den Kopf. „Ah, das wofür sich alle Frauen interessieren.“

Casey schnaubte nur. „Das kann auch nur von einem Mann kommen. Wenigstens lassen wir uns nicht vom Aussehen blenden.“

Den Hasen aufhebend, stand Raoul auf und ging zu Caseys Pferd. Dort befestigte er den Hasen mit einem Seil an Caseys Sattel. „Die Damen stehen uns da in nichts nach. Das beste Beispiel dafür beherberge ich derzeit als Gast.“

„Euer Gast besticht nicht durch sein Aussehen, sondern durch die Größe. Die Größe seines Reichtums kann auf einige Frauen ziemlich anziehend wirken.“

Raoul wand sich um und musterte ihn abschätzend. „Ach wirklich? Ich wusste gar nicht das ihr das Geld so nötig habt.“

Stirnrunzelnd sah Casey seinen Gegenüber an. Was wollte er ihm hier unterstellen? Er war wohl das einzig als weiblich angesehene Wesen am ganzen Hof, dem Deacon egal war.

Verwundert blickte er Raoul in die Augen. „Sagt, sind Wahnvorstellungen erblich? Wenn schon, dann würde ich euch von Erben abraten.

Ich bändle ganz sicher nicht mit Duke Gainsbourgh an.“

Lächelnd nickte Raoul. „Das stimmt. Ihr könnt das nämlich nicht.“

Empört funkelte ihn Casey an. Was erlaubte er sich eigentlich? Allerdings irritierte ihn eine Sache. Raouls Lächeln eben, hatte erleichtert gewirkt, wenn es nun auch wieder überheblich war. Ob er sich das eingebildet hatte? Egal, nun musste er kontern.

Lächelnd stemmte er die Arme in die Hüften. „Ihr erinnert euch noch an unser Gespräch über Ohrfeigen? Zwingt mich nicht dazu, eure Lehrmeisterin zu werden.“

Einen Moment lang sah Raoul in verblüfft an, bevor er schallend zu lachen begann.

Was war denn nun schon wieder los? Diese Reaktion hatte er eigentlich nicht bekommen wollen. Aber Raoul schien sowieso nur selten so zu reagieren, wie er wollte und das war ärgerlich.

Plötzlich endete das Lachen und Raoul sah ihn nur amüsiert an. „Ihr wollt meine Lehrmeisterin werden? In welcher Sache denn?“

Casey wollte gerade antworten, da fühlte er auch schon einen Arm um seine Hüfte. Er wurde an Raouls Körper gezogen. Das war gar nicht gut.

„Doch ich wäre gerne euer Lehrmeister, in dieser Sache die wir damals besprochen haben.“ Raoul sah ihm dabei fest in die Augen.

Der Selbsterhaltungstrieb, der jedem Menschen zu eigen war, riet Casey schnellstmöglich die Flucht zu ergreifen. Durch den Arm um seine Hüfte, war das nur leider nicht möglich, wenn es auch nicht dieser Griff war, der ihn bewegungsunfähig machte. Es war die Nähe dieses Mannes. Er war gefährlich und das wusste Casey und doch war es eben diese Gefahr, die ihn anzog.

Innerlich rief sich Casey wieder zur Vernunft. Schließlich war er keine Frau, die sich solchen Momenten hingeben durfte. Alleine diese Frechheit ihm gegenüber verlangte eine Ahndung.

Mit der rechten Hand holte er aus und … traf nicht. Raouls Hand umfasste sein Handgelenk und hatte ihn knapp vor seinem Gesicht abgefangen.

„So sehr mich euer Angebot auch ehrt, ich muss es leider ablehnen. Für Unterweisungen jedweder Art bin ich schon zu alt. Eure Bemühungen wären verschwendet.“ Lächelnd drehte er den Kopf und berührte mit den Lippen die Innenseite von Caseys Handgelenk.

Bei dieser Berührung erschauderte der Blondhaarige. Auch wenn es eine ziemlich leicht zugängliche Stelle war, so hatte diese Berührung etwas ungemein intimes. Noch dazu löste es ein Gefühl in ihm aus, das er nicht kannte.

Casey riss seine Hand los, so als hätte er sich verbrannt. Wenn es möglich gewesen wäre, dann wäre er sogar einen Schritt zurückgewichen. So beschränkte er sich darauf seinen Widersacher nur ungläubig anzusehen. Im Moment fehlten ihm wirklich die Worte.

Nachdenklich legte Raoul den Kopf schief. „Eigentlich schade. So gesehen hätte es auf Dauer einen gewissen Unterhaltungswert.“

„Was?“ Casey war diese Frage entschlüpft, noch bevor er es verhindern konnte. Eigentlich interessierte es ihn nicht was Raoul sagte. Dieser kämpfte im Moment mit verbotenen Mitteln und er musste einen Schutz dagegen finden.

„Erinnert ihr euch noch an das Heiratsgesuch?“

„Welches?“ Casey spürte Raouls interessierten Blick auf sich liegen. Die Frage war berechtigt, es gab viele Heiratsgesuche und die meisten hatte er nur mit einem flüchtigen Blick bedacht. Ob er das als Waffe einsetzen konnte?

Er hob den Blick und traf den des Älteren. Langsam musste er in dieser Unterhaltung wieder Fuß fassen. „Ich bekomme täglich Heiratsgesuche. Wenn ihr wollt das ich mich an eines davon erinnere, müsst ihr schon präziser werden.“

Noch immer lächelte der Schwarzhaarige, dieses ähnelte dem Lächeln, das man kleinen Kindern schenkte wenn sie uneinsichtig waren. „Mein Gesuch meine ich. Ich denke, ich werde mich doch um eure Hand bemühen.“

Der Jüngere zuckte zurück, nun sah er Raoul wirklich so an, als hätte dieser den Verstand verloren. Das konnte doch nur ein Scherz sein. Warum jetzt? Jetzt wollte er seine Aufmerksamkeit doch gar nicht mehr, nicht seit er wusste wie gefährlich dieser Mann war. Er war ihm zwar durchaus gewachsen, doch deswegen wollte er nicht mehr Zeit mit ihm verbringen als notwendig. „Weswegen solltet ihr das machen?“

„Ja, es ist verrückt findet ihr nicht? Ich meine, welcher Mann würde, nachdem er euch kennen gelernt hat schon noch sein Leben mit euch verbringen wollen?“ Er legte, den Kopf schief, so als würde er wirklich über diese Sache nachdenken müssen. Doch nur einen Moment, dann lächelte er freundlich.

„Aber ich denke, das es sehr amüsant werden könnte mit euch verheiratet zu sein.“

„Das reicht!“ Casey riss sich aus seinem Griff los und wich einige Schritte vor ihm zurück. Seine Beleidigungen hatte er sich ja noch gefallen lassen, doch das brachte das Fass zum Überlaufen. Vor Wut bebend sah er den Älteren an.

„Hört auf euch über mich lustig zu machen. Außerdem lebe ich nicht für euer Amüsement, wenn dann ist das euer Daseinszweck. Wenn ihr allerdings vorhabt diese Farce zum Gipfel zu treiben, erspart es uns. Ich werde euch nie heiraten. Weder heute, noch in hundert Jahren.

Es gab einen Mann in meinem Leben und dieser ist tot. Solange ihr nicht an diesen heranreicht, hat es keinen Sinn sich um mich zu bemühen.“ Die letzten Worte hatten einen wehmütigeren Klang, als Casey es beabsichtigt hatte. Noch dazu, wo er sie gar nicht hatte aussprechen wollen. Er trat an sein Pferd und legte die Hände auf den Sattel, sein Blick lag auf Ariel. Die Lust auf eine weitere Jagd war ihm eigentlich vergangen.

Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter und fuhr herum. Verdammt, die Gefahr war ja noch immer nicht vorbei.

Doch in Raouls Augen war nur Mitleid zu lesen. „Es tut mir leid. Ich bin zu weit gegangen.“

„Das seid ihr.“ Dem gab es in Caseys Augen nichts hinzuzufügen. Mit einem Seufzen machte er sich daran wieder aufzusitzen.

Raoul beugte sich etwas hinab und legte seine Handflächen übereinander. „Lasst mich euch behilflich sein.

Seinen Gegenüber nur mit einem skeptischen Blick strafend, stieg Casey ohne seine Hilfe auf. Es war ein Damensattel, das Aufsteigen war zwar komplizierter, doch nichts in dem er nicht geübt wäre. „So gerne ich euch auch mit Füßen treten würde, eure Hilfe wird hier nicht benötigt, Lord.“

Er wand sich seinem Falken zu. Einmal konnte er ihn ja noch steigen lassen. Ariel hatte es sich verdient. Den Vogel wieder auf seinen Arm nehmend, strich er ihm über den Kopf. „Flieg Ariel, mach deinem Namensgeber alle Ehre.“

Damit ließ er ihn steigen und folgte ihm.
 

Raoul sah der sich entfernenden Gestalt nach. Kopfschüttelnd ging er zu seinem Pferd und folgte ihr. Egal wie ihr Gespräch eben ausgegangen war, er konnte sie nicht alleine lassen. Dafür war der Wald zu gefährlich. Vor allem für eine Frau, wenn es für einen Mann schon nicht sicher war.

Gott, ihr Gespräch. Für einen Moment hatte er sich wirklich nicht in der Gewalt gehabt. Dafür war ihre Nähe einfach zu verwirrend gewesen. In nächster Zeit sollte er wohl wieder Abstand wahren. Natürlich nur, wenn sein Körper nicht wieder die Oberhand gewann wie gerade eben. Das Verwirrende an der ganzen Sache war nur, das er all das gewollt hatte. Selbst wenn er die Oberhand gehabt hätte, dann wäre das Ergebnis nicht anders ausgefallen. Diese Frau faszinierte ihn wirklich und sie brachte ihn zum Lachen, was wollte man mehr?

Was Casey auch immer von ihm dachte, seine Worte waren ernst gemeint. Er würde sein Gesuch wieder reaktivieren, selbst wenn es chancenlos war. Nicht, weil er Casey damit ärgern wollte, sondern weil er es wollte. Einerseits würde es ihm seinen Vater vom Hals halten, andererseits gefiel ihm der Gedanke nicht, Casey kampflos einem neuen Verlobten zu überlassen. Auch wenn es derzeit keinen Anwärter auf diese Position gab und wenn sie ihre Worte ernst meinte, würde das auch noch lange so bleiben.

Valerian, warum hing sie nur so an ihm? Warum stellte sie ihn auf ein so hohes Podest? Raoul war es unverständlich. Ja, auch er hatte Valerian bewundert und respektiert, wer das nicht machte besaß keine Menschenkenntnis, doch er machte ihn nicht zu einem Heiligen. Auch Valerian hatte seine Fehler gehabt, zwar nicht viele und auch nicht offen sichtbar, doch es gab sie. Kein Mensch war unfehlbar. Allerdings, was brachte es ihm, wenn er Caseys Bild von ihm zerstörte? Sollte sie ruhig an ihrer Heldenverehrung festhalten, solange würde sie keinen anderen Mann ansehen. Zwar schloss das auch ihn mit ein, doch damit konnte er leben. Ihre jetzigen Gespräche reichten ihm schon und diese würden noch einige Zeit andauern, dessen war sich Raoul sicher.

Er trieb sein Pferd noch mehr an, um an Caseys Seite aufzuschließen. Lächelnd sah er zu ihr hinüber. Sollte sie ruhig weiter so verbissen an ihren Prinzipien festhalten. Umso leichter würde es ihm fallen, dafür zu sorgen das sie anderen Männern fernblieb.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 50
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Es dauerte bis zum Ende der Jagd, erst dann konnte sich Casey wieder entspannen. Wirklich entspannt wurde er aber erst wieder, als sie wieder am Treffpunkt eintrafen. Unter den ganzen Adeligen, Intriganten und Speichelleckern fühlte er sich wesentlich wohler, als an Raouls Seite. Immerhin wusste er bei diesen, was er von ihnen zu erwarten hatte.

Ariels Jagdglück heute, hatte auch unter keinen guten Stern gestanden. Außer dem Hasen zu Beginn, war kaum eines der weiteren Beutetiere eine Erwähnung wert. Aus diesem Grund hatte sich Casey nicht einmal die Mühe gemacht diese mitzunehmen. Was sollten die Hofköche auch mit Mäusen, Hamstern oder kleineren Vögeln anfangen?

Casey wollte absteigen, doch im letzten Moment streckte ihm Raoul hilfreich die Hand entgegen. Er musterte diese, wie eine giftige Schlange, nahm aber sein Angebot an. Es gab zu viele Zuseher hier, mit zuviel Phantasie und er wollte ihnen keine Nahrung geben.

Tailor kam ihnen entgegen und nahm ihm die Zügel des Pferdes ab.

Casey verzichtete darauf ihm einen Hilfesuchenden Blick zuzuwerfen. Denn machen konnte er hier sowieso nichts, nein im Moment musste er sich selbst helfen.

„Sagt, habt ihr heute schon eine Begleitung für das Fest?“

Raouls Stimme so nah an seinem Ohr ließ ihn zurückzucken. Ob er eine Begleitung hatte? Natürlich nicht, es war eher ein Festbankett als ein Fest und er mochte keinen der Adeligen die ganze Zeit um sich haben. Nicht einmal für die Zeit des Essens. „Nein, aber ich habe auch nicht vor mit euch zu gehen. Also könnt ihr euch den Atem sparen.“

Raoul lächelte leicht. „Das hatte ich eigentlich nicht vor. Aber wenn ihr so darum bittet, dann erwarte ich euch heute Abend vor dem Saal.“

Casey wollte ihm schon eine harsche Antwort geben, doch Raoul ließ ihn plötzlich stehen. Mit offenen Mund sah er ihm nach, bis ihm auffiel was das für einen Eindruck erwecken musste. Hastig schloss er den Mund wieder und sah sich nach seinen Begleiterinnen um. Wenn er Kiana heute noch in die Finger bekam, würde sie etwas zu hören bekommen. Anstandsdamen sollten ihr Mündel immerhin nicht alleine lassen. Auch wenn er sich niemals als Mündel sehen würde. Aber so etwas durfte nicht noch einmal passieren.
 

„Aber…“ Kiana sah ihn überrumpelt an.

„Nein, kein aber. Es war deine Aufgabe auf mich aufzupassen. Ich habe dich nicht mitgenommen, damit du dich auf halben Wege mit Deacon absetzt.“ Casey war wütend und wie. Vor allem, da er genug Zeit gehabt hatte, diese Wut zu nähren. Kiana hatte sich mit ihrer Rückkehr nämlich ziemlich viel Zeit gelassen. Erst jetzt im Schloss war sie wieder zu ihnen gekommen.

Mikaela, die in einer Ecke saß und in einem Buch las, warf einen kurzen Blick zu ihnen. Nach einem kurzen verdrehen der Augen, richtete sie ihren Blick wieder auf den Inhalt des Buches.

„Wenn ihr mich nicht abgehängt hättet, wäre das nie passiert. Aber ihr wart ja nur auf euren Falken fixiert. Ich bin mit Deacon mit geritten, weil ich keine Lust hatte alleine im Wald zu stehen.“

Unter anderen Umständen, hätte Casey das sogar als außerordentlich intelligente Entscheidung bezeichnet. Eine Frau alleine im Wald war immer in Gefahr. Sie hatte das einzig Richtige getan. Allerdings waren es keine normalen Umstände, nicht bei dem was ihm zugestoßen war. „Es war eine Falkenjagd. Natürlich habe ich Ariel beobachtet, aber du hättest dich irgendwie bemerkbar machen können.“

Kiana funkelte ihn nun ebenfalls an. „So wie auch sonst immer? Damit ich wieder ignoriert werde?“

Ja, gut sie hatte es schon öfters probiert, ohne das er ihr Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Deswegen hatte er ihr ja geraten sich ein schnelleres Pferd zu besorgen, dann musste er nicht auf sie Rücksicht nehmen. Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Heute hätte ich dich wirklich benötigt.“

„Was ist eigentlich passiert?“ Zum ersten Mal meldete sich nun auch Tailor zu Wort.

Casey biss sich auf die Unterlippe. Es war klar, das diese Frage aufkam, doch hätte er gedacht das sie eine seiner Hofdamen stellte. Diese konnte er mit einer energischen Antwort unterbinden. Doch Tailor konnte er schlecht anfahren, schon alleine weil es keine Wirkung hätte. „Nichts. Ich will nur nicht mit ihm alleine sein. Er ist gefährlich.“

Das war ein großes Zugeständnis das er seinen Dienern damit gab. Doch anders als seine beiden Hofdamen würde ihn Tailor verstehen und die Konsequenzen daraus ziehen.

Tailor sah ihn ernst an. „Ich verstehe.“

„Ich weiß.“ Casey senkte den Blick. Es war ein Abkommen, das sie mit diesen wenigen Worten trafen. Von nun an konnte sich Casey sicher sein, das Tailor immer ein Auge auf ihn haben würde. Zumindest solange er es wünschte.

Nun galt es nur noch seine Hofdamen auf andere Gedanken zu bringen. „Was mich aber am meisten ärgert ist, das ich mit ihm zu diesem Fest gehen soll.“

Kiana lächelte sofort wieder. „Na das ist ja eine gute Neuigkeit. Mikaela.“

Seufzend stand die Angesprochene auf und legte das Buch zu Seite. „Können wir also beginnen?“

Casey nickte. Er wusste das Mikaela darauf gewartet hatte. Sicherheitshalber hatte sie nur gewartet, bis er sich abreagiert hatte. Eine kluge Entscheidung, die auch Casey einiges ersparte, vor allem eine weitere Entschuldigung. „Bringen wir es hinter uns.“

Fragend sah ihn Kiana an, doch er ignorierte sie. Dieses Kommentar war zwar an sie, doch auch an sich selbst gerichtet. Nach diesem Abend, verschonte ihn Raoul vielleicht wieder etwas mit seiner Aufmerksamkeit. Und vielleicht konnte er sich auch für den heutigen Tag rächen.
 

Ein Klopfen ließ Raoul aufsehen. Allerdings öffnete sich die Tür schon, bevor er etwas sagen konnte. Mit einem Stirnrunzeln sah er wie Deacon den Raum betrat.

Anders als er, war sein Freund bereits für den heutigen Abend gekleidet. Mit einem zufriedenen Lächeln setzte er sich auf einen Sessel und streckte die Füße lässig von sich.

„Was?“ Raoul kannte dieses Lächeln.

„Was, was? Natürlich will ich wissen was noch zwischen dir und der Prinzessin vorgefallen ist.“

Seinem Diener das Kleidungsstück abnehmend, schickte er ihn aus dem Zimmer. Das Ankleiden musste eben etwas warten. Im Grunde war er sowieso schon fertig.

Lächelnd wand er sich seinem Freund zu. „Eigentlich hätte ich dich nie für eine Klatschbase gehalten, mein Freund.“

Gelassen nahm Deacon diese Beleidigung hin. „Das zeigt nur das wir uns besser kennen lernen sollten.“

Abwartend sah er seinen Freund an. Als sicher war das nichts kam, verzog er das Gesicht. „Also du könntest dich schon etwas dankbarer zeigen. Immerhin habe ich mich um deinen Falken und die Begleitung der Prinzessin gekümmert. Genauso wie du es wolltest.“

Amüsiert sah Raoul seinen Freund an. Seine Hand legte sich unschuldig auf seine Brust. „Ich wollte es? Glaubst du nicht, das du da etwas missverstanden hast?“

Grinsend hob Deacon einen Finger. „Nein. Denn hättest du gewusst was passiert, dann hättest du mich darum gebeten. Also, hat es sich ausgezahlt?“

Raoul schüttelte nur den Kopf. „Du weißt, das zuviel Neugier einen frühzeitig ins Grab bringt, oder?“

Es war nur ein schwacher Rüffel an seinen Freund, doch dieser wusste sicher wie er ihn zu deuten hatte. Es gab Dinge, die verstanden sich von selbst, auch ohne das man es aussprach.

Das Grinsen seines Freundes wurde noch breiter. „Es hat sich gelohnt.“

Das konnte man nicht wirklich behaupten. Es hätte sich vielleicht ausgezahlt, wenn er nun einen Vorteil hätte, doch das war nicht der Fall. Nein, nun wusste er nur das es wohl aussichtslos war, egal wie er sich anstrengte. Allerdings lag das Aufgeben nicht im Blut seiner Familie. Nicht ohne vorangegangenen Kampf und der begann heute.

Von diesem Moment an trat er gegen Caseys Wunschvorstellung von Valerian an und er hatte nicht vor diesen Kampf zu verlieren. Er musste ihr einfach nur beweisen, das er besser war als Valerian. Wie er das anstellen wollte, war ihm aber noch nicht so klar.

Als Antwort auf Deacons Kommentar hob er nur die Schultern. „Vielleicht. Auf jeden Fall habe ich heute Abend eine Verabredung und zu der will ich mich nicht verspäten.“

Nein, denn dann ließ sie ihn sicher sitzen. Das konnte nur klappen, wenn er sie früh genug abfing.

Seufzend stand Deacon auf. „Du könntest mir ruhig ein paar Einzelheiten gönnen. Sonst sterbe ich noch vor Neugierde.“

Lächelnd schlug Raoul dem Anderen auf die Schulter. „Ich glaube nicht, das du mir den Gefallen machst. Aber ich werde mir das für unseren nächsten Kampf merken.“

Deacon winkte nur ab. „Als ob sich das verwenden lässt.“

Das würde Raoul nicht sagen. Ihm war bekannt, das sich ein großer Teil eines Kampfes im Kopf abspielte und seine Familie wusste das zu nutzen.

Mit Deacon verließ er sein Zimmer und ging Richtung Saal. Mit einem skeptischen Blick musterte er seinen Freund. „Glaubst du ich kann dich alleine lassen, ohne das du in Schwierigkeiten gerätst?“

Zweifelnd sah ihn sein Freund an. „Ich hoffe das war eine rethorische Frage. Keine Sorge ich werde mich inzwischen anderweitig beschäftigen.“

Nun was das war konnte sich Raoul lebhaft vorstellen. In den letzten Wochen hatte Raoul bemerkt, das die Sorgen von Deacons Mutter vielleicht nicht so unbegründet waren. Wenn er auch schlimmere Beispiele kannte, da war sein Freund ja beinnahe noch ein Ausbund an Keuschheit. Es war eben kein Mensch perfekt.

„Wir sehen uns nach dem Essen.“ Damit lächelte ihm Deacon noch einmal zu und begab sich zu einer Gruppe junger Männer.

Als sein Gast war er nicht zu dem Essen eingeladen, ebenso wie viele andere niedere Adelige. Nur die höhergestellten Adeligen und geladenen Gäste des Königs waren bei diesem Essen dabei.

Raoul atmete noch einmal tief durch und stellte sich in den Schatten einer Steinfigur, die hier zuhauf standen. Anscheinend hatte jemand gedacht, sie würden den Raum ansehnlicher machen, eine klare Fehleinschätzung. Aber so konnte er wenigstens den Raum beobachten, ohne selbst sofort gesehen zu werden und das kam seinen Absichten heute Abend nur zugute. Jetzt hieß es nur noch warten.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 51
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Casey verdrehte genervt die Augen. Es war ja klar, das er seine Ablehnung nicht hingenommen hatte. Männer wie er verstanden einfach kein Nein.

Nur die Art wie er ihm auflauerte, war wirklich stümperhaft. Wie ein Attentäter versuchte er sich im Schatten zu verbergen. Wie ein Verbrecher. Nun, das passte auf jeden Fall zu dem Bild, das er von seiner Familie hatte. Allerdings war er der falsche Gegner dafür. Schon sehr früh hatte er gelernt, immer auf die Schatten in seiner Umgebung zu achten. Man wusste nie welche Überraschungen sie für einen bereithielten.

Casey durchquerte den Raum, bis er auf einer Höhe mit Raoul war. Ohne ihn anzusehen begann er zu sprechen, scheinbar ziellos in den Raum. „Nur zwielichtige, oder hässliche Individuen haben es nötig sich zu verstecken. Deswegen verstehe ich euer Verhalten, allerdings ist es nicht sehr kleidsam für eine Person eures Standes.“

Raoul lächelte und löste sich von seinem Standort. „Wie freundlich ihr heute wieder seid, Prinzessin. Doch ich wollte nur überprüfen, ob ihr euch noch an unsere Verabredung erinnert.“

„Ich weiß nicht, wovon ihr sprecht.“ Damit war die Sache für Casey erledigt. Erst jetzt wurde ihm klar, das es nicht so klug gewesen war ihn anzusprechen. Bei einer solchen Gelegenheit hatte er aber einfach nicht widerstehen können.

„Das glaube ich sogar, aber ich bin euch gerne dabei behilflich eure Erinnerung aufzufrischen.“ Raoul ergriff seine Hand und hielt sie fest.

Prüfend versuchte Casey seine Hand zu befreien, doch es war unmöglich. Für einen Beobachter sah es vielleicht wie eine höfliche Geste aus, doch Raouls Griff war fester als ein Schraubstock. „Ihr tut mir weh.“

„Das tut mir unendlich leid.“ Doch entgegen seiner Worte lockerte sich sein Griff nicht.

Schnaubend wand Casey den Kopf ab. Vielleicht hatte er seine Hand, doch er konnte trotzdem noch allen Anderen seine Verachtung für seinen Begleiter demonstrieren.

„Keine Sorge, heute seid ihr nur Mittel zum Zweck. Alles was ich will ist, mir einen guten Platz an der Tafel zu ergattern.“

Diese Worte strafte Casey nur mit kühler Ignoranz. Sollte er sich das doch einreden, wenn er wollte. Wenn er wirklich seine Ruhe vor ihm hatte wenn sie ihre Plätze einnahmen, würde er Gott ein Dankgebet schicken. Allerdings war das wohl reines Wunschdenken, er würde ihn nicht so in Beschlag nehmen, wenn er ihn danach ignorierte.

„Dann sollten wir unsere Plätze einnehmen.“ Mit diesen Worten steuerte Casey den Saal an, kaum darauf achtend das Raoul noch immer seine Hand hielt. Als ob er ihn wirklich nicht beachten würde, das glaubte sein Gegenüber doch selbst nicht.
 

Er ignorierte ihn! Er wagte es doch tatsächlich ihn, die Prinzessin, zu ignorieren. Sauer klopften seine Finger auf den Tisch, dabei immer den selben Takt wiederholend. Erst ein strenger Blick seines Vaters ließ ihn innehalten.

Wie konnte Raoul es wagen ihn nicht zu beachten? Tatsächlich schien er seit Beginn des Essens Luft zu sein. Und sie waren schon beim Nachtisch. Das war eine Frechheit seiner Position gegenüber. Zwar legte er keinen Wert auf eine Konversation mit ihm, aber das war doch kein Benehmen.

Einsilbig antwortete er auf die Fragen einer Frau, die ihm schräg gegenüber saß. Aufgrund solcher Antworten gab diese ihre Bemühungen aber bald auf. Gott, das war langweilig. Sein Sitznachbar unterhielt sich schon die ganze Zeit mit dem Mann an seiner Seite und die andere Möglichkeit wäre sein Vater. Allerdings ginge das nicht einmal als Notlösung. Sie hatten sich nicht viel zu sagen, zumindest in der Öffentlichkeit. Keiner von ihnen hielt viel davon über Nichtigkeiten zu reden und alles andere war zu privat, um es in der Öffentlichkeit breitzutreten.

Seufzend stocherte Casey in seinem Nachtisch herum, bis ihn ein Räuspern seines Vaters wieder Haltung annehmen ließ. Sein Vater hatte ja Recht, er war die Kronprinzessin so etwas wie ein, sowieso ungewollter Begleiter, ließ ihn noch lange nicht Trübsal blasen. Es störte ihn nur und das gewaltig.

Erleichtert stellte er fest, das sein Vater fertig war und aufstand. Das war das Zeichen, dafür das das Essen beendet war und man zu den Feierlichkeiten übergehen durfte. Also ein, zwei Tänze und der Tag wäre überstanden. Noch bevor Raoul seine Hand zu fassen bekam, eilte er schon in Richtung des Ballsaals. Vielleicht hatte er ja Glück und heiratsfähige junge Damen hielten Raoul lange genug auf. So konnte er seine Pflicht erledigen und sich danach zurückziehen.

Tatsächlich kam ihm Raoul nicht augenblicklich nach. Nein, eigentlich kam er ihm gar nicht nach.

Genervt nahm er das Angebot eines jungen Mannes an und tanzte mit ihm. Nur war er nicht ganz bei der Sache. Sein Blick glitt ständig über die Menge und suchte eine ganz bestimmte Person. Das Problem war nur, das er ihn nicht fand.

Als er den Tanzpartner wechselte, war seine Ungeduld schon nicht mehr messbar, von seiner Empörung wollte er gar nicht sprechen. Wieso trieb er solchen Aufwand, seine Begleitung zu werden, wenn er ihn dann doch stehen ließ? So als hätte er seinen Zweck erfüllt und war nun nicht mehr von Nutzen. Das konnte er unmöglich hinnehmen.

Sich mit einer Hand Luft zufächelnd, deutete er seinem Partner das er Tanz beendet war. Er musste einen klaren Kopf bekommen und wo ging das besser, als an der frischen Luft.

Casey öffnete eines der gläsernen Balkonfenster und schlüpfte aus dem Saal. Der Balkon war halbkreisförmig und hatte auf beiden Seiten eine breite Treppe, die direkt zum Garten führte. An dem leisen Kichern, das etwas entfernt durch die Hecken drang, merkte er das er nicht der Einzige war, der diesen Weg nutzte um alleine zu sein. Nur, das diese Frauen sicher nicht alleine waren.

Er ging zum Rand und stützte sich mit ausgestreckten Armen auf die Brüstung. Es war beruhigend, wenn auch einige Geräusche aus dem Garten nicht gerade zu seiner inneren Ruhe beitrugen. Doch das war eben normal wenn man einen Ball gab. Solange seine Hofdamen und er sich nicht dazu herabließen war es akzeptabel. Das diente dazu Stress abzubauen.

„Darf ich annehmen, das ihr hier nicht auf einen Liebhaber wartet?“

Casey schloss kurz die Augen. Das war es dann wohl mit seinem inneren Frieden. „Selbst wenn, was geht es euch an?“

„Oh, als euren Begleiter geht es mich heute schon etwas an.“

„Ach ihr seid mein Begleiter? Ich dachte, ich wäre nur Mittel zum Zweck?“ Das störte Casey wirklich, auch wenn er nicht wusste warum. Im Grunde mochte er es nicht im Mittelpunkt zu stehen. Wenn er es wollte, dann wusste er wie er sich in Szene setzen musste und das war dann bewusst.

„Seid ihr etwa eifersüchtig? Oder stört es euch, das ich euch nicht beachte?“

Casey konnte das Lächeln spüren auch wenn er ihn nicht sah. Schon alleine das reizte ihn wieder. Die Augen öffnend, wand er sich zu seinem Gegenüber um. „Überschätzt euch bloß nicht, Lord. Nichts auf dieser Welt würde mich dazu bringen wegen euch eifersüchtig zu sein. Ich empfinde allerdings Mitgefühl für jede Dame, der ihr den Hof macht.“

Das Lächeln des Älteren vertiefte sich. „Oh, eure Sorge ist freundlich aber unnötig. Derzeit bemühe ich mich nur um euch.“

Diese Worte, selbst wenn sie nur so dahergesagt waren, schafften es das Caseys Herz unwillkürlich schneller schlug. In Gedanken schalt er sich einen Narren, er war doch keine naive Debütantin, ja er war nicht einmal eine Frau. Nur änderte das nichts an seinen Reaktionen auf Raoul, der wieder einmal viel zu nahe war. Wo war Tailor eigentlich? Wenn man das nicht als Bedrohung ansah, was dann? Auch wenn von seinem eigenen Körper im Moment die größte Bedrohung ausging. Er verhielt sich nicht so wie Caseys Verstand es wollte.

„Eigentlich…“ Raoul beugte sich zu Casey seine Hand neben ihm auf die Brüstung stützend.

Was kam jetzt? Casey war wie ein Kaninchen im Bann einer Schlange. Er ahnte das sein Untergang nahe war, doch war es ihm unmöglich sich zu bewegen.

Raoul zögerte einen Moment und ließ diese Pause wirken, bevor er sich wieder etwas aufrichtete. Aufordernd hielt er Casey die Hand hin. „… wollte ich euch nur fragen, ob ihr mir die Ehre erweist ein Stück mit mir zu gehen?“

Überrumpelt von diesem plötzlichen Vorschlag starrte Casey die Hand an. Dabei war es gar nicht die Frage selbst, sondern der Zeitpunkt an dem er diese stellte. Auch wenn er erleichtert sein sollte, das Raoul so die Atmosphäre zerstört hatte, doch im Gegenteil, er war enttäuscht.

Wild schüttelte er den Kopf. Langsam sollte er sich wieder in den Griff bekommen.

Raoul deutete sein Kopfschütteln auf die einzig logische und total falsche Weise. „Keine Sorge, ich werde nichts versuchen.“

Er grinste frech und zwinkerte ihm zu. „Es sei denn, ihr wollt es.“

„Träumt weiter.“ Casey reichte ihm seine Hand und ließ sich von ihm Richtung Garten führen. Wie oft hatte er sich eigentlich schon klargemacht, das er in Raouls Gegenwart aufpassen musste? Oft genug, warum nur hörte er eigentlich nicht auf seinen eigenen Rat? Das war mehr als nur dumm. Gott, vor ein paar Sekunden hätte er ihn ohne zu zögern geküsst.

„Seid doch nicht so kalt zu mir, Prinzessin. Ich denke eigentlich, das wir uns ziemlich gut verstehen könnten. Dafür müssten wir uns nur besser kennen lernen.“

Als ob er darauf Wert legte. Casey schnaubte nur sarkastisch. „Warum sollte ich das gutheißen?“

„Weil,… Raoul wand sich zu ihm um.

„… ich glaube das da etwas zwischen uns ist.“

‚Das was ihr spürt, Lord ist die Verachtung, die ich euch entgegenbringe.“ Ebenso wie seinen Hass und seine Wut, doch das waren Gefühle von denen Raoul erst am Ende seines Lebens etwas erfahren würde.

Mit einer bereits schon geübten Geste umfasste Raoul Caseys Hüfte und zog ihn an sich. Seine Blick fixierte den seinen. „Wirklich? Ich denke nicht, das es nur Verachtung ist.“

Es wurde wieder gefährlich. Casey spürte wieder wie sich sein Körper widerstandslos ergab, dieser Mann war eindeutig der Teufel. Anders war diese Magie auf ihn nicht zu erklären. Doch das konnte er nicht zulassen.

Seine Augen funkelten den Älteren angriffslustig an. „Das zeigt nur wie groß eure Arroganz bereits ist. Es gibt Leute, die lassen sich nicht von eurer schönen Fassade täuschen. Jetzt, lasst mich los.“

Casey versuchte sich aus Raouls Griff zu befreien. Eine Hand drückte er gegen seine Brust, eine andere versuchte die Hand um seine Hüfte zu lösen. Dabei trat Casey gleichzeitig einen Schritt zurück. Vielleicht hätte das sogar funktioniert, wenn seine Reaktion etwas weniger heftig ausgefallen wäre und er sich nicht im Saum seines Ballkleides verfangen hätte. So führte es nur dazu, das er das Gleichgewicht verlor und rückwärts fiel. Noch im Fall griff er nach dem nächst besten Halt und bekam Raouls Jacke zu fassen. Dieser allerdings, noch von Caseys Widerstand überrumpelt, verlor dadurch auch das Gleichgewicht und wurde von Caseys Gewicht einfach mitgezogen.

Verflucht, schon wieder war ihm der Saum seines Kleides zum Verhängnis geworden und schon wieder in Raouls Gegenwart. Irgendjemand meinte es nicht gut mit ihm.

Stöhnend öffnete er die Augen, nur um direkt in zwei dunkelgrüne zu starren. Erst jetzt wurde ihm Raouls Gewicht, das auf ihm lag, bewusst.

Grinsend versuchte dieser die Situation zu retten. „Mir könnte diese Position, durchaus gefallen.“

„Mir nicht. Ihr seid schwer.“ Diese Worte waren kaum mehr als ein Knurren. Auch wenn Casey bewusst war, das er selbst für diese Situation verantwortlich war.

„Entschuldigt.“ Raoul stützte sich auf seine Hände und stemmte sich hoch. Plötzlich folgte sein Blick seinem Arm hinab und er zog ihn rasch zurück.

„Verzeiht, das war keine Absicht.“ Hastig rappelte er sich auf.

Casey runzelte die Stirn und folgte seinem Blick. Wenn er richtig lag, dann war die Position von dieser Hand genau…

Er setzte sich rasch auf und bedeckte mit den Armen instinktiv seine vorgetäuschte Brust. Unsicher warf er einen Blick zu Raoul hoch. Hatte er etwas gemerkt?

Doch dieser betrachtete ihn nur verlegen und streckte ihm hilfreich eine Hand entgegen.

Casey hatte keine Ahnung wie eine Frau in einer solchen Situation reagierte. Als er sich wieder aufrichtete spürte er nur einen kurzen Schmerz. Verflucht, die Füllung war geplatzt. Das verärgerte ihn wieder, das war nur passiert, weil Raoul nicht im richtigen Moment reagiert hatte.

Casey stand auf und ignorierte dessen Hand. „Ich hoffe ihr hattet euren Spaß, Lord.“

Das letzte Wort hörte sich eher wie ein Schimpfwort an, als wie ein Titel. Damit drehte sich Casey um, seine vermeintliche Brust haltend. Er sollte rasch seine ‚Wunde’ pflegen um Schlimmeres zu verhindern. Dieser Tag war wirklich eine Katastrophe gewesen.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 52
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Verwundert sah Raoul dem Mädchen nach. Nun das war wohl eine durchaus angemessene Reaktion auf diesen Zwischenfall. Wenn Casey auch etwas sonderbar reagiert hatte. Sie wirkte viel zu ruhig, vor allem wenn man bedachte, was sie sonst zustande brachte. Immerhin hatte sie nicht einmal versucht ihn zu schlagen, etwas das sie schon bei geringeren Anlässen probiert hatte.

Allerdings war das nicht das einzig Sonderbare gewesen. Raoul blickte auf seine Hand hinab, die der Auslöser für die Aufregung gewesen war. Prüfend bewegte er seine Finger.

Hatten sich weibliche Brüste schon immer so angefühlt? Gut, Raoul hatte schon einige Möglichkeiten gehabt das nachzuprüfen, doch bei diesen Gelegenheiten hatte er wahrlich nicht auf deren Beschaffenheit geachtet. Trotzdem, er könnte schwören, das es sich anders anfühlte als eben. Das war aber leider eine Theorie, die er nun nicht nachprüfen konnte. Denn so ein Anliegen konnte er keiner Frau unterbreiten. Weder einer Adeligen, noch einer Bürgerlichen und schon gar nicht seiner Schwester. Wobei ihn die Vorstellung an das Letztere selbst ekelte.

Raul richtete sich auf und warf noch einen letzten Blick auf seine Hand, bevor er sie zur Faust ballte. Egal, das war eines der Mysterien, die er nun nicht ergründen konnte. Allerdings würde er ab nun darauf achten, wenn er mit einer Frau das Bett teilte.

Mit raschen Schritten ging auch er Richtung Ballsaal zurück. Es fiel nur unnötig auf, wenn man zu lange abwesend war. Suchend glitt sein Blick durch den überfüllten Saal, da es erlaubt war, tummelte sich hier alles was Rang und Namen hatte. Oder Diejenigen, die glaubten dies ihr eigen zu nennen.

Als er einige unverheiratete Damen sah, die in seine Richtung kamen, beschloss Raoul sich in eine Unterhaltung zu retten. Der erste annehmbare Gesprächspartner in seiner Nähe war Deacon, worüber er gar nicht so enttäuscht war. Rasch bahnte er sich einen Weg zu seinem Freund, gefolgt von der Auswahl zukünftiger Ehefrauen. Er legte eine Hand auf dessen Schulter und lächelte. „Wie schön dich auch hier zu sehen, mein Freund.“

Deacon sah ihn überrascht an, bevor er seinen Blick über den Saal gleiten ließ. Als er die Gruppe Damen sah, grinste er nur breit. Lachend legte er einen Arm um Raouls Schultern. „Och du Armer, du bist wirklich zu bedauern. Ich glaube keiner der Anwesenden hier will in deiner Haut stecken.“

Das glaubte Raoul ihm ungesehen, da sich Deacon in einer Gruppe junger Männer befand. Jeden Einzelnen davon kannte Raoul, weswegen er bestätigen konnte, das keiner von ihnen die Absicht hatte zu heiraten. Allerdings hatte diese Ansammlung an Junggesellen auch einen Vorteil, es hielt die Damen von ihnen ab. Sobald man sich in einer Gruppe befand war man außer Gefahr, aber alleine in freier Wildbahn war man ihnen schutzlos ausgeliefert.

„Ja, ja es ist wirklich amüsant aus deiner Sicht. Du hast nicht zufällig meine Begleitung gesehen, oder?“

„Hattest du eine?“ Deacon sah ihn fragend an.

Eine durchaus berechtigte Frage. Schließlich war er es gewesen, der sofort nach Beginn des Balles seine Nähe gesucht hatte. Eine Notwendigkeit, da er Casey etwas ärgern wollte, ohne sofort von Verehrerinnen belagert zu werden. Oh, er hatte sehr wohl gemerkt, das sie verärgert über sein Verhalten war. Es war ein gefährliches Spiel, das er während des Essens gespielt hatte. Wenn ihre Reaktion auf dem Balkon auch zeigte, das er damit Erfolg gehabt hatte. „Die Prinzessin?“

„Ah.“ Deacon sah ihn verstehend an.

„Ja, hat vor ein paar Minuten den Saal verlassen. Ziemlich fluchtartig, wenn du mich fragst. Aber da du dahinter steckst kann ich das gut verstehen.“

Raoul bemerkte das schelmische Blitzen in Deacons Augen, bei der letzten Bemerkung. Deswegen stieß er ihm nur mit dem Ellbogen in die Seite. „Als mein Gast solltest du dich deinem Gastgeber gegenüber etwas respektvoller zeigen.“

Grinsend rieb sich der Schwarzhaarige die Seite. „Wenn du Respekt verlangst, dann hast du dir den falschen Gast ausgesucht. Dafür hättest du jemanden nehmen sollen, der dich noch nicht so gut kennt.“

„Ach und du glaubst, das du mich kennst?“ Bei dieser Frage maß Raoul seinen Freund mit einem skeptischen Seitenblick. Es war nur ein sinnloses Wortgeplänkel, das sie hier führten. Deacon konnte ihn nicht kennen, er kannte sich ja selbst nicht einmal richtig. Noch vor einem Monat hatte er niemals erwartet, das es ihm Vergnügen bereiten würde eine Dame zu ärgern. Oder das ihn eine Frau die Kontrolle über seine Handlungen verlieren ließ, das alles schaffte Casey allerdings spielend. Die Frau war nicht gut für ihn, doch das galt für die meisten Frauen.

„Du bist ein arroganter, stolzer und sturer Mistkerl. Genau deswegen mag ich dich.“ Deacon grinste frech.

„So und nun stelle ich dich einigen Witwen vor, das wird dich wieder aufheitern.“

Raoul zuckte mit den Schultern. Warum nicht? Man konnte viel über Deacon sagen, doch was weibliche Gesellschaft anbetraf hatte er ein gutes Gespür. Vielleicht wurde der Abend doch noch erfreulich.
 

Casey sah in den Spiegel und beobachtete seine Hofdamen dabei, wie sie versuchten ihn halbwegs präsentabel herzurichten. „War noch Eine von euch auf dem Ball, nachdem ich gegangen bin?“

Dabei beobachtete er ihre Reaktionen ganz genau im Spiegel. Fakt war nämlich, das ihm keine von ihnen gefolgt war, weshalb er sich selbst ausgezogen und zu Bett begeben hatte.

Kiana tauschte einen raschen Blick mit Mikaela und lächelte dann etwas verlegen. „Wie definiert ihr, auf dem Ball?“

„Im Saal, beim Tanzen? Was soll die Frage?“ Casey ahnte Schlimmes.

„Oh. Nein, dann nicht. Ich zumindest nicht.“ Sie senkte den Blick und konzentrierte sich darauf die Haarnadeln richtig zu platzieren.

„Du warst im Garten, nicht?“ Es benötigte gar keine Antwort um die Wahrheit zu erkennen. Alleine das Kiana errötete, zeigte Casey, das er richtig lag.

Mikaela seufzte tief. „Ich habe meinen Vater getroffen. Danach war der Abend für mich beendet.“

Das war ein Grund, den er durchgehen ließ, immerhin wusste er wie seine Hofdamen zu ihren Vätern standen. Beide warteten darauf vielleicht eines Tages Königin zu werden, weshalb sie unverheiratet blieben. Da ihre Väter nichts von Caseys wahrer Identität wussten, war das für sie ein unmöglicher Zustand. Eine Frau zählte schließlich nur etwas, wenn sie eine gute Partie machte.

Es klopfte an der Tür und Tailor trat herein. In seinen Händen hielt er mehrere Blumensträuße.

Kiana sah die Sträuße abwertend an. „Es ist mal wieder soweit.“

Auch Casey rollte mit den Augen. Jeden Morgen nach einem Ball war es dasselbe. Nur weil er einmal mit jemanden tanzte, bedeutete das nicht, das er ihre Aufmerksamkeit wollte.

Tailor legte die Sträuße auf die Ablagefläche einer Kommode. „Das sind die von heute morgen.“

Casey zählte vier. Hatte er wirklich mit so vielen Männern getanzt? Er konnte sich nur an zwei erinnern, dann wären es aber zwei zuviel.

Mikaela ging zu den Sträußen und nahm die kleinen Kärtchen darin an sich. Der erste Strauß bestand, wie überaus einfallsreich, aus roten Rosen. „Lord Fela bedankt sich bei euch für die Ehre des ersten Tanzes.“

Zweifelnd sah Casey zu Kiana hoch. „Seit wann hat er einen Titel?“

Denn Casey war sich ziemlich sicher, nicht mit dem Lord sondern dessen Sohn getanzt zu haben. Und dieser besaß weder einen Titel, noch Ländereien, womit er kein Recht hatte sich Lord zu nennen.

Kiana gähnte hinter vorgehaltener Hand. „Oh, sein Vater hatte letzten Monat die Güte endlich das Zeitliche zu segnen. Was nach einer fünfzigjährigen Lebensspanne wirklich schon an der Zeit war.“

Mikaela hielt schon das nächste Kärtchen von einem Strauß weißer Lilien in der Hand. „Auch Lord Ascil bedankt sich für die Ehre eines Tanzes mit euch.“

Casey nickte nur und wedelte mit der Hand. Es war keine Zier wenn man mit diesem Adeligen tanzte, doch was sollte man machen, wenn er plötzlich vor einem stand? Außerdem war ihm in diesem Moment jemand anderes viel wichtiger gewesen, als sein Tanzpartner.

Verwirrt betrachtete Mikaela die vorletzte Karte. Dann warf sie einen Blick auf den Blumenstrauß, der aus Narzissen bestand. „Lord Rescin bedankt sich für die nette Tischkonversation die ihr mit ihm geführt habt.“

„Ach ja?“ Klar hatte Casey mit ihm geredet, doch ziemlich abwesend. Nun, er war schon alt und ziemlich schwerhörig. Bei ihm hatte es wohl gereicht, das er den Mund bewegt und ihn angelächelte hatte.

Anscheinend hatte Kiana gerade denselben Einfall, denn sie kicherte leise.

Gut, das erklärte drei Blumensträuße, doch von wem war der Letzte? Casey glaubte nicht, das er von Raoul kam. Rosa Rosen passten nicht zu diesem Mann und eine Entschuldigung erst recht nicht.

Mikaela nahm die letzte Karte in die Hand und ihre Augen weiteten sich beim Lesen fassungslos. Ihr Mund öffnete sich zwar, doch waren keine Worte zu hören.

Fragend sahen sich Casey und Kiana an. Schlussendlich gab Casey Tailor mit einer Bewegung des Kopfes zu verstehen, die Karte an sich zu nehmen.

Er nahm Mikaela die Karte aus der Hand und las sie selbst Stirnrunzelnd. Dann begann er diese laut vorzulesen. „Mein rüdes Verhalten bei unserem letzten Treffen tut mir unendlich leid. Ich weiß, der Blumenstrauß ist nicht einmal ausreichend Entschuldigung für mein Benehmen. Trotzdem hoffe ich, das ihr mir bis zu unserem nächsten Treffen verzeihen könnt.

Unterschieben ist mit Lord Samuel Kale.“

Casey fuhr hoch und riss Tailor das Kärtchen aus der Hand. Das konnte doch nicht sein? Nach dem was er sich geleistet hatte, wagte er es noch einmal das Wort an ihn zu richten? Und dann schickte er auch noch so einen lausigen Blumenstrauß und glaubte das damit alles erledigt war? Da musste er schon mit wesentlich mehr kommen und selbst dann würde er ihm nicht verzeihen. „Verbrennt ihn. Sofort!“

Seine Stimme war so schneidend, das Mikaela sofort den Strauß ergriff und damit das Zimmer verließ.

Casey ballte die Hand, in der er das Kärtchen hielt, zur Faust. Dieser Mistkerl sollte es bloß nicht mehr wagen ihm unter die Augen zu treten. Es war schon eine Schande, das sie miteinander verwandt waren. Allerdings war seine ganze Verwandtschaft eine Schande, wenn man bedachte, das er, wenn auch entfernt, mit Raoul verwandt war. Der einzige gute Verwandte war Valerian gewesen, was für Aussichten für diese Familie.

Es klopfte an der Tür und geistesgegenwärtig stellte sich Tailor etwas vor Casey, bevor er den Gast hereinbat.

Ein junger Diener betrat den Raum. Er wusste durchaus, das er sich im Schlafzimmer einer Prinzessin befand, weswegen er den Blick senkte. „Der König wünscht euch zu sprechen, sobald ihr eure Morgentoilette beendet habt.“

„Das passt großartig, ich habe auch mit ihm zu reden.“ Es gab durchaus einige Sachen, die er mit seinem Vater klären musste.

Der Diener nickte und verließ den Raum.

„Los, Kiana. Ich muss meinen Vater treffen.“

Diese nickte und nahm das vorbereitete Kleid vom Bett.

Auch wenn dieser Tag schon einmal nicht gut anfing, konnte es nun nur noch besser werden. Dessen war sich Casey sicher. Zwei miserable Tage hintereinander wären wohl ein wenig zuviel.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 53
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Casey betrat das Arbeitszimmer seines Vaters, ohne zuvor anzuklopfen. Er wusste zwar nicht was los war, doch es konnte nichts Gutes sein. Alleine schon die Anwesenheit von Conroy bestätigte diese Annahme, da musste er nicht auch noch das Gesicht seines Vaters sehen. „Du wolltest mit mir sprechen?“

Sein Vater sah ihn streng an, wenn seine Stimme auch ziemlich ruhig klang. „Ja, ich denke es gibt einiges zu besprechen. Allen voran das hier. Weißt du was das ist?“

Dabei hielt sein Vater anklagend einen Umschlag hoch.

Natürlich wusste er es nicht, aber sein Vater verlangte eine Antwort. Allerdings war das Einzige das er seinem Vater geben konnte nicht sehr taktvoll. „Das ist ein Umschlag, wahrscheinlich mit einem Brief als Inhalt.“

Wie gesagt, das war eine taktisch unkluge Antwort gewesen und das wusste Casey. Nur was hätte er sonst sagen sollen? Da sein Vater den Umschlag falsch herum hielt, konnte er nicht einmal das Siegel erkennen. Wenn er den Absender nicht kannte, wie sollte er dann den Inhalt erahnen?

„Das…“ Dabei wedelte sein Vater noch einmal mit dem Brief, bevor er ihn auf den Tisch warf.

„…ist ein weiteres Heiratsgesuch von Lord Trelain. In dem er sich entschuldigt sein letztes Gesuch zurückgezogen zu haben und nun ernsthafte Absichten dir gegenüber hegt.

Was hast du nun schon wieder angestellt?“

„Was hat er?“ Entsetzt weiteten sich Caseys Augen und er eilte zum Tisch seines Vaters. Ihn dabei völlig ignorierend, nahm er den Umschlag und zog den Brief daraus hervor. Bei jedem weiteren Wort wuchs sein Entsetzen, aber auch seine Wut. Dieser Mistkerl hatte es wirklich gemacht. Er wollte ihn heiraten, ernsthaft und wahrhaftig. Alleine schon wie dieses Gesuch geschrieben war, bestätigte dies.

„Ich werde ihn ganz sicher nicht heiraten!“ Das dies aufgrund seines Geschlechts sowieso nicht ging, vergas er in diesem Moment völlig. Erst die Blicke von Conroy und seinem Vater erinnerten ihn wieder daran. Verlegen sah Casey zur Seite.

„Das ist immerhin unmöglich. Ebenso wie ich nicht seine Verlobte werden kann.“

„Genau. Deswegen frage ich mich was du gemacht hast, das er das nun wieder aufleben lässt?“

Ärgerlich sah Casey seinen Vater an. „Warum denkst du eigentlich, das es meine Schuld ist?“

„Weil ich damit fast immer Recht habe.“

Conroy hob beruhigend die Hände. „Ich denke, Schuldzuweisungen bringen uns nun auch nicht weiter. Wir sollten uns eher auf die Problemlösung konzentrieren.“

Casey und sein Vater warfen ihm gleichzeitig einen wütenden Blick zu. Seufzend zuckte Conroy mit den Schultern. „Na gut, dann suchen wir eben weiterhin einen Schuldigen.“

„Ich kann doch nichts dafür, das sich Lord Trelain plötzlich wieder ermutigt fühlt. Im Gegenteil, ich habe ihm schon klar gemacht, das ich nichts mit ihm zu tun haben will.“ Mehr konnte Casey ja nun wirklich nicht machen. Doch Raoul schien ein Mann zu sein, bei dem Worte nichts brachten.

„Du meinst also, das hat nichts mit deinem Verhalten zu tun?“ Noch immer schien der König nicht ganz von Caseys Worten überzeugt zu sein.

Casey sah ihn bedeutungsschwer an. „Glaub mir, bei meinem Verhalten ihm gegenüber würde nicht einmal ich selbst mich heiraten wollen. Das ist nur wieder einer seiner Scherze. Ich würde es einfach ignorieren und wir einigen und darauf das es niemals ein Gesuch gegeben hat.“

An Conroys Blick konnte er erkennen, das auch er dies für eine gute Idee hielt. Jetzt musste nur noch sein Vater einwilligen, doch auch er musste einsehen das dies die beste Lösung war. Von der Thematik her wäre es ein guter Moment um einzuwenden, das sie all diese Probleme nicht hätten, wenn er als Mann auftreten könnte. Doch Casey war schlau genug um sich zurückzuhalten. Vielleicht war die Thematik passend, doch nicht die Laune seines Vaters.

Endlich nickte auch sein Vater. „Also gut, belassen wir es bei diesem Gespräch. Es wird sowieso keinen Verlobten mehr für dich geben. Aus diesem Grund werden wir wohl damit leben lernen.“

Hoffentlich zitierte er ihn nicht wegen jeden neuen Gesuchs zu sich. Das wäre mit der Zeit mehr als nur lästig. Casey wusste aber das es hier nur darum ging, das es ein Gesuch von Raoul war, ihrem Erzfeind.

Da Casey aber schon einmal hier war, fand er die Situation ziemlich passend einen anderen Punkt anzusprechen. „Wie laufen eigentlich die Ermittlungen gegen Lord Kale, Vater?“

Auch wenn die Frage an seinen Vater gerichtet war, so blickte Casey dabei Conroy an. Wenn etwas bekannt war, dann wusste Conroy sicher mehr als sein Vater.

Dieser nickte nur leicht. „Er ist angekommen, zumindest das wissen wir. Derzeit sollte er bereits Erkundigungen einziehen. Solche Dinge benötigen Zeit.“

Zeit, also. Das war Casey schon klar, doch gerade das war es was sie nicht hatten. „Vielleicht sollten wir die Sympathisanten von Lord Kale etwas aussondern? Natürlich nur vorsichtshalber.“

Den letzten Satz fügte Casey rasch hinzu, als er den Blick seines Vaters auffing. Den Freunden von Lord Kale nahe zu legen, das es wieder an Zeit war ihren Landsitz aufzusuchen konnte doch nicht falsch sein. Das passierte oft genug hier am Hofe.

„Soweit will ich noch nicht gehen.“

Dann eben nicht. Auch wenn es Casey nicht gefiel, er musste mit der Entscheidung seines Vaters leben. Nur er würde niemals das Leben seiner Liebsten so einfach aufs Spiel setzen. „Ich habe heute Blumen erhalten von Samuel Kale. Wie soll ich reagieren?“

Überrascht sah ihn Conroy an.

Sein Vater schüttelte nur abermals den Kopf. „Handle so wie es dir gefällt. Er hat dich beleidigt, oder? Aber bedenke das er ein enger Verwandter ist und wir keinen Streit mit ihm haben.“

„Ich habe verstanden.“ Vielleicht hatte sein Vater keinen Streit mit ihm, doch er schon. Allerdings würde er sich den Wünschen seines Vaters beugen. Er wollte immerhin nicht der Grund sein, warum sich die Fronten noch unnötig verschärften.

Casey wand sich um und verließ die Räume seines Vaters. Er würde einfach Tailor damit beauftragen eine Antwort zu schreiben. Er war der Einzige von ihnen, der gut mit Worten umgehen konnte und unparteiisch genug war, um Lord Kale nicht gleich zum Teufel zu wünschen.
 

Casey blickte Valerius zu, der sich immer wieder einige Meter von ihnen entfernte, nur um dann wieder zu ihnen zurückzulaufen. Im Moment fühlte er sich mit dem Hund ziemlich verbunden. Auch er versuchte immer wieder aus der gewohnten Umgebung auszubrechen, nur um dann wieder in die Sicherheit seines geregelten Lebens zurückzukehren.

„Ich habe mich in der Sache erkundigt, über die ihr etwas wissen wolltet.“

Casey seufzte nur und wand seinen Blick wieder Kiana zu. „Was meinst du?“

„Ich spreche von Lady Elisabeth. Ein Debüt ist nicht geplant, ganz so wie wir es angenommen haben.“

Ach so, diese Sache stand ja auch noch aus. Eigentlich hatte Casey die Sache schon als geregelt angesehen, doch es schien um einiges komplizierter zu sein. „Gut, dann kann ich mich wenigstens auf diese Weise revanchieren. Aber das ist nicht alles, oder?“

Er wusste inzwischen gut genug wie er die Blicke seiner Freundinnen zu deuten hatte und Kiana wollte eindeutig noch etwas von ihm.

„Es ist etwas spät, da wir uns direkt in der Mitte der Saison befinden. Wenn wir uns aber beeilen, dann könnte sie im Winter alles nötige haben um zu debütieren.“

Casey nickte geistesabwesend. Das war nicht wirklich interessant für ihn, der Winter war noch soweit entfernt. „Ich bin sicher, wenn du dich darum kümmerst, dann wird es ein voller Erfolg, Kiana.“

Im Moment hatte er keine Lust über derartige Dinge zu diskutieren. Es gab durchaus wichtigeres mit dem er sich beschäftigen sollte. Nur konnte er das nicht, weil er als Frau durchging. Und weil er eine sehr bekannte Frau war, konnte er auch sonst nichts anderes machen. Die Situation wurde immer gefährlicher, das spürte Casey und das er hier tatenlos herumsitzen musste, verbesserte die Sache nicht. Er benötigte Abwechslung, hier wurde es ihm einfach zu eng. „Was haltet ihr von einer Reise?“

„Eine Reise?“ Mikaela blinzelte verwirrt.

„Ja, wir reisen zu unserem Jagdschloss.“ Es war eine spontane Idee gewesen, doch Casey war sofort davon begeistert. Abseits vom Hof und den ganzen Problemen würde er sich bestimmt wieder entspannen können. Dort gab es auch keinen Raoul und keinen Samuel, einfach nur ihn und eine Handvoll ausgewählter Höflinge.

„Wir waren schon ewig nicht mehr dort. Vielleicht vier, fünf Jahre?“ Kiana schien nachzudenken.

Ihr Jagdschloss wurde nicht oft benutzt, meistens nur für kurze Zwischenstationen auf einer Reise. Vor einigen Jahren hatten sie beschlossen den Wildbestand zu schonen, da es immer schwerer wurde eine lohnende Beute zu finden. Inzwischen müsste sich das schon wieder regeneriert haben. Wenn es Casey dabei auch nicht aufs jagen ankam, es ging hauptsächlich um den Standortwechsel. Für ihn war die Sache schon beschlossene Sache, da gab es nur mehr seinen Vater. Doch er würde einfach Tailor mit einer Nachricht zu Conroy schicken. Mit den richtigen Gründen würde dieser ihn verstehen und seinem Vater die Sache schonend beibringen. Dann konnte er seine Pläne in die Tat umsetzen.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 54
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Casey sah aus dem Fenster der Kutsche. Er konnte bereits das Jagdschloss sehen. Man merkte, das es nicht für längere Aufenthalte gebaut worden war, doch es ließ sich einige Wochen dort aushalten, wenn man musste. Es diente eher der Zweckmäßigkeit und nicht der Bequemlichkeit. Doch ihren Landsitz wollte Casey nicht aufsuchen, man konnte sich auch hier gut amüsieren.

Ein schweres Holztor hielt die Außenwelt von dem Schloss fern, doch nun war das Tor weit geöffnet. Es war doch gut, das er einige Diener vorausgeschickt hatte, um alles für ihre Ankunft vorzubereiten.

Sein Blick ging in die andere Richtung, hinter ihnen. Es war eine ansehnliche Anzahl von Kutschen und Berittenen, die ihnen folgte. Natürlich würde ihr Fehlen am Hofe nicht auffallen, doch das Schloss würden sie einigermaßen füllen. Es war erstaunlich wie viele Höflinge Kiana und Mikaela zu ihren Freunden zählten, wenn man ihnen freie Hand ließ. Sie wussten immerhin wer tabu war und wer nicht.

„Ich hatte es wesentlich größer in Erinnerung.“ Mikaela sah aus dem Fenster auf der anderen Seite der Kutsche.

Casey zog den Kopf wieder zurück und grinste. „Das kommt davon, weil du das letzte Mal um einiges kleiner warst.“

Mikaela setzte dazu an zu widersprechen, unterließ es dann aber. „Möglich.“

Sie passierten das Tor und hielten vor der Eingangsteppe. Tailor, der sich selbst zum Anführer ihrer Vorhut erwählt hatte, wartete bereits auf sie und öffnete nun die Tür der Kutsche. Hilfsbereit reichte er Casey eine Hand.

Auch wenn Casey nicht darauf angewiesen war, so nahm er diese Hilfe gerne an. Es war wirklich umständlich mit einem Kleid diese schmalen Stufen zu bewältigen.

Während Tailor so auch Kiana und Mikaela aus der Kutsche half, nützte Casey die Zeit und sah sich auf dem Hof um. Er war sogar zu klein für die vielen Kutschen, die nun alle ihr Ziel erreichen wollten. „Tailor, übernimmst das du?“

Tailor folgte seinem Blick und lächelte. „Natürlich, Prinzessin.“

„Endlich.“ Kiana hielt sich mit einer Hand den Bauch und auch sonst sah sie eher bleich aus.

Casey wusste, das Kiana immer schlecht wurde, wenn sie längere Reisen in der Kutsche zurücklegen musste. Aber er konnte sie auch nicht die ganze Zeit reiten lassen. Wenigstens hatte sie sich mit dem Jammern zurückgehalten.

Mikaela reichte ihr hilfreich eine Hand.

Auch er selbst fühlte sich nach der lange Reise müde und seinen Gästen ging es sicher nicht anders. Das Beste war, wenn sie alle vor dem Abendessen eine Rast einlegten. Sie waren nicht am Hofe, hier herrschte kein Zeitdruck. Sie mussten nicht von einem Ereignis zum nächsten hasten, wenn Casey doch einiges vorgesehen hatte. Immerhin waren es Adelige und als solche wollten sie amüsiert werden.

Ein alter Mann kam auf sie zu und verbeugte sich vor ihr.

Da Casey ihn nicht kannte, nahm er an, das es der Verwalter des Schlosses war. „Beaufsichtigt ihr dieses Schloss und seine Ländereien?“

„Ja, ich bin der Aufseher, Prinzessin. Euer Eintreffen war für uns sehr überraschend, weswegen noch nicht alle Vorbereitungen abgeschlossen sind.“

Es war sicher nicht leicht, die Staubschichten von Jahren zu entfernen. Casey verstand das völlig. „Aber die Zimmer für mich und meine Hofdamen sind doch vorbereitet, oder?“

„Natürlich.“ Bei diesen Worten verbeugte sich der Mann noch tiefer.

Es tat ihm fast in den Augen weh, zu sehen wie sich ein alter Mann noch so verbog. Trotzdem wand sich Casey um und griff noch einmal in die Kutsche. Als er sich wieder aufrichtete, lag Valerius in seinen Armen. Wenn er auch gezögert hatte ihn mitzunehmen, alleine konnte er ihn auch nicht lassen. „Wir würden uns nun gerne etwas ausruhen, wenn ihr uns die Zimmer zeigen könntet.“

Der Mann richtete sich wieder auf und machte mit der Hand eine winkende Bewegung. Aus dem Haus kam ein junges Dienstmädchen, das ihm Schatten scheinbar nur auf diese Geste gewartet hatte. „Das ist Megan, für die Zeit eurer Anwesenheit hier wird sie sich um all eure Bedürfnisse kümmern.“

Hinter sich hörte er Kiana und Mikaela kichern. Er verzog nur leicht das Gesicht zu einem Lächeln. „Danke. Wenn ich für die meisten Tätigkeiten auch meine Hofdamen vorziehe. Aber sie kann mir gerne zeigen, wo unsere Zimmer liegen.“

Megan knickste leicht und wand sich um.

Casey folgte ihr, mit seinen Hofdamen im Schlepptau. Als sie vor einer Tür stehen blieb nickte er zufrieden. Es war ein bequemes Zimmer, zumindest das was Casey auf den ersten Blick sah. Ein Kamin, der zur Grundausstattung solcher Schlösser gehörte, war vorhanden, ebenso wie ein großes, breites Bett. Der Rest war eher Zweckdienlich, wenn auch von guter Qualität. Sessel, die vor dem Kamin standen, ein Schreibtisch mit einem Sessel stand in einer Ecke. Erfreut stellte Casey fest, das auch seine Kisten bereits hier waren.

Casey deutete auf seinen Rücken. „Öffnet nur die Verschlüsse, dann könnt ihr euch zurückziehen.“

Mikaela nickte und folgte der Aufforderung, während Kiana nur daneben stand und weiterhin sterbenselend aussah. Mit einem kurzen Knicks zogen sie sich danach zurück.

Casey setzte Valerius auf den Boden und ließ sich dann aufs Bett fallen. Das er das Kleid ganz auszog kam ihm dabei nicht einmal in den Sinn. Im Moment war ihm das viel zu umständlich. Alles was er im Moment wollte, war etwas Schlaf.
 

Erst beim Abendessen wurde Casey wirklich klar, wer aller zu seinen Gästen zählte. Es gab darunter viele die er kannte, einige die er mochte und wenige auf deren Anwesenheit er lieber verzichtet hätte. Allerdings gab es immer einige, die sich eine Einladung bei ihren geladenen Freunden erschlichen. Ebenso wie es heute Pärchen gab, von denen Casey nie gewusst hatte, das sie als solches zählten.

Er beugte sich leicht zu Kiana, der es wieder besser zu gehen schien. „Sag, ist das nicht Lady Morgan, die da an Lord Hales Seite sitzt?“

Dabei deutete er auf das betreffende Paar.

Kiana musterte sie kurz. „Ja, es sieht so aus.“

„Hat sie ihm nicht erst letzte Woche noch ein Glas Wein ins Gesicht geschüttet und ihn einen Lüstling genannt?“ Das wusste Casey noch genau, der Vorfall hatte den ganzen Hof köstlich amüsiert.

Kiana nickte. „Ich kann mich daran erinnern.“

„Wem hast du eine Einladung zukommen lassen?“

Nun lächelte Kiana schadenfroh. „Lord Hales.“

„Ah.“ Verstehend nickte Casey. Also doch, umgekehrt wäre es doch sehr verdächtig gewesen. Alles in allem war hier das Verhältnis zwischen Männern und Frauen ziemlich unausgewogen. Es waren deutlich mehr Männer hier als Frauen, wenn auch nicht übermäßig viel. Allerdings war das leicht zu erklären, da Kiana und Mikaela ihre Bekanntschaften eher beim anderen Geschlecht suchten. Wahrscheinlich war es sogar noch Mikaela zu verdanken, das es hier nicht nur Männer gab.

Einer der Anwesenden fiel Casey allerdings auf. „Wer von euch hat Duke Gainsbourgh eingeladen?“

„Ich. Immerhin ist er Gast in unserem Land, da sollte er schon mehr sehen als nur den Hof. Außerdem ist es immer wieder schön ihn anzusehen.“ Kiana lächelte versonnen, als sie zu Deacon sah.

Casey nickte leicht. Er musste ihr ja Recht geben, seine Gesellschaft war durchaus angenehm. Nur gefiel ihm Deacons Umgang nicht. Wenn er daran auch nichts ändern konnte, das Wichtigste war doch das Raoul nicht hier war. In diesen wenigen Tagen kam es nur auf ihre Entspannung an, deswegen waren sie ja auch hierher gekommen. Kein Raoul, kein Samuel, keine politischen Intrigen, bei denen er tatenlos zusehen musste. Hier konnte er ganz seine Rolle spielen, ohne sich um Konsequenzen zu kümmern und ohne Angst zu haben jederzeit Raoul begegnen zu können. Das was er hier machte war keine Flucht sondern eine Auszeit. Etwas das er sich wirklich verdient hatte.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 55
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Casey saß in einer Gruppe von jungen Frauen und hörte sich den neuesten Klatsch und Tratsch an. Schon seit zwei Tagen waren sie auf dem Schloss und eigentlich waren alle Tage gleich. Die Vormittage verschliefen sie, die Nachmittage verbrachten sie hauptsächlich nach Geschlechtern getrennt und die Abende und Nächte amüsierten sie sich. Tja und Caseys Platz war nun einmal bei den Frauen, wobei ihn die Aussicht auf Ausritte mit den anderen Männern nicht wirklich reizte. Oder als Spielfigur der Frauen zu dienen, wenn diese sich mal wieder ein Spiel ausgedacht hatten. Nein, da war es wesentlich besser eine Frau zu sein. So bekam er wenigstens die neuesten Informationen gleich von der Quelle und wirklich, er hörte mehr als er wissen wollte. Wenn das so weiterging, konnte er am Ende seines Ausfluges ein Buch über jedes Mitglied des Hofes schreiben.

Valerius lag auf seinem Schoss und schlief ruhig. Ab und zu bewegte er ein Ohr, wenn eine der Damen zu laut lachte.

Fast schon mechanisch streichelte Casey über dessen Fell. Es war eher eine Art Therapie, da er nur selten ruhig sitzen konnte ohne seine Hände zu bewegen. Das gelang ihm nur unter dem strengen Blick seines Vaters.

Gerade war Lady Karen dabei das Neueste vom Hofe zu erzählen und der Rest lauschte ihren Geschichten gespannt. Karen war Casey nicht wirklich unsympathisch. Nein, er konnte sie sogar sehr gut leiden und das basierte auf Gegenseitigkeit, soweit das bei seinem Stand ging. Zwar war sie immer bestens informiert, doch war sie keine Klatschbase, die ihr Wissen jedem erzählte. Sie erfand keine Gerüchte und verbreitete sie auch nicht, dieser erfischende Unterschied hob sie aus der Masse hervor.

Mit einer eleganten Bewegung strich sie ihre schwarzen Haare zurück und unterbrach ihre Erzählungen. „Wo wir gerade beim Thema sind, Prinzessin wie sieht es bei euch aus? Es gibt neidische Zungen, die behaupten das ihr in letzter Zeit oft in Gesellschaft von Lord Trelain gesehen werdet. Dürfen wir schon bald mit einem neuen Prinzen rechnen?“

Mikaela, die neben Karen saß, rutschte unmerklich etwas von ihr ab. Kiana, an seiner Seite machte das Gleiche, nur das sie Abstand von ihm suchte.

Casey revidierte seine Meinung über Karen, sie verspielte im Moment all ihre Sympathiepunkte. Allerdings wusste er, wie er sich in dieser Runde zu verhalten hatte. Vor allem, weil die ganze Aufmerksamkeit nun ihm galt. „Also ich würde da noch keine Wetten abschließen, es sei denn ihr habt zuviel Geld. Ich habe nicht vor mich sobald wieder zu verloben und schon gar nicht würde ich Lord Trelain dabei in die engere Wahl miteinbeziehen.“

Casey lächelte bei diesen Worten gelassen. Es stimmte zwar alles und das ärgerte ihn, doch hier galt es ein Gerücht zu zerstreuen. „Wenn ihr mir die Neider allerdings nennen würdet, dann könnte ich ihre Bedenken mit einigen Worten zerstreuen. Lord Trelain ist durchaus noch verfügbar.“

Karen lächelte freundlich und hob ihre Teetasse an. „Tut mir leid, ich verrate meine Quellen nicht. Allerdings werden sie erleichtert sein das zu hören.“

Oh, Karen musste ihre Quellen gar nicht preisgeben, das machten sie selbst. Casey waren die erschrockenen Blicke, die manche Damen bei seinen Worten miteinander austauschten, nicht entgangen. Zum Glück hatte Casey nicht vor sich für diese Gerüchte zu rächen, das brachte nichts. Trotzdem merkte er sich jedes Gesicht. Es war schlimm, wenn schon solche Gerüchte über ihn kursierten. Kein Wunder, das sein Vater beunruhigt war, vor allem über dieses Heiratsgesuch. Das es kurz nach der Falkenjagd eintraf, machte es sogar noch schlimmer. Wenn er wirklich ein Mädchen wäre, dann müsste sein Vater ja sonst was denken.

Da das Gespräch nun kurz ins Stocken geriet, war es Lady Morgan, die einen Vorschlag anbrachte. „Was haltet ihr von einem Wettrennen?“

„Eine gute Idee.“ Kiana griff diesen Vorschlag sofort auf, um die Stimmung wieder zu heben.

Nachdenklich sah sich Lady Jessica um. „Ich glaube, ich habe einige Männer zuvor im hinteren Garten gesehen. Das ist noch gar nicht solange her.“

„Na dann auf.“ Karen erhob sich erfreut.

„Es wäre doch gelacht, wenn wir keine Männer finden würden, die nicht bereit sind etwas Schweiß für unsere Ehre zu vergießen.“

Casey seufzte, stand aber ebenfalls auf. So ging es immer aus. Es hieß zwar wir, aber im Endeffekt waren es immer die Männer, die sich sportlich betätigen mussten. Für Frauen ziemte sich das nicht, außerdem war es in ihren Kleidern schlicht unmöglich. Stattdessen feuerten sie ihren Favoriten an. Mal sehen wer heute die armen Opfer waren und da fragten sich die Frauen warum die Männer nicht so oft ihre Gesellschaft suchten.
 

Die heutige Abendgesellschaft war bei weitem nicht so amüsant, wie die am Vortag. Obwohl es ja ein Gesprächsthema gab. Lord Hales hatte sich in seinem Bestreben Lady Morgan zu gefallen, den Arm verstaucht. Wie konnte man auch über seine eigenen Füße stolpern und so ungeschickt fallen? Laut Tailor würde es ihm bald wieder besser gehen, trotzdem hatte er die Heimreise angetreten, ohne Lady Morgan was niemanden überraschte. Trotzdem war es eine gute Gelegenheit um etwas Spott anzubringen.

Casey nippte gerade an einem Glas Brandy, als sich die Tür öffnete und eines der Dienstmädchen hereinkam. Er ahnte schon, das es ihn betraf, da sie ihn geradewegs ansteuerte. Derzeit war er der Herr, oder Herrin, dieser Burg weshalb ihn scheinbar alles etwas anging.

Das Mädchen knickste leicht. „Es ist wieder ein Gast eingetroffen.“

Wieder? Hatte Lord Hales jetzt doch wieder kehrtgemacht, oder erwartete einer seiner Gäste noch einen Nachzügler? Allerdings war es bereits dunkel, selbst wenn er diesen Gast nicht mochte, konnte er ihn nicht vor die Tür setzen. Alleine die Höflichkeit gebot es diesem Obdach zu gewähren und sei es nur für eine Nacht. „Nun, wir haben doch seit heute wieder ein Zimmer frei. Bringt sein Gepäck für heute Nacht dorthin und lasst ihn herein.“

Als Herrin der Burg, würde er ihren Gast sowieso als einer der Ersten zu Gesicht bekommen.

Nur mit mäßigen Interesse, sah er dem Dienstmädchen nach, als es den Raum verließ. Dann wand er sich wieder seiner eben abgebrochenen Konversation zu, die allerdings schon am Ende war. Als Casey auf der Suche nach einem neuen Gesprächspartner war, glitt sein Blick zufällig zur Tür. Das Bild, das sich ihm dort bot, gefiel ihm ganz und gar nicht.

Geschockt wich er einen Schritt zurück und packte Kianas Arm grob, die das Pech hatte hinter ihm zu stehen.

Empört wand sie sich Casey zu. „Was…“

Allerdings erstarben ihre Worte sofort als auch ihr Blick auf die Tür fiel. Erschrocken sog sie Luft ein. Ansonsten kam von ihr aber nichts Neues. „Was?“

Er beschloss ihr zu helfen. „Was macht er hier?“

Ratlos schüttelte Kiana den Kopf und hob hilflos die Hände, die sie gleich wieder sinken ließ.

„Hol Mikaela.“ Damit wand sich Casey um und verließ, von den Meisten unbemerkt, den Raum durch eine Seitentür. Er steuerte die Bibliothek an, die um diese Uhrzeit und bei diesen Gästen sicher unbenutzt war. Seine Hofdamen wussten wo sie ihn zu suchen hatten. Ungeduldig wartete er auf diese, wobei seine Finger über die Rücken einiger Bücher glitten, wenn er die Titel auch gar nicht wahrnahm. Es war auch nur eine Beschäftigung für ihn, um nicht nachdenken zu müssen.

Hinter ihm schloss sich die Tür wieder und er wand sich zu seinen Hofdamen um. Er war unglaublich gelassen, wenn es in seinem Inneren auch brodelte. Deswegen hatte er auch kein Mitleid mit seinen Hofdamen, die deutlich eingeschüchtert wirkten. „So, und nun erklärt mir einmal was Lord Trelain auf meinem Jagdschloss zu suchen hat!“

Nun, er hatte es versucht. Am Anfang war er wirklich ruhig gewesen, nur hatte sich das nicht bis zum Ende des Satzes gehalten. Seine Hofdamen zuckten wie unter einem Schlag zusammen.

Es gab dafür einen Schuldigen und er ahnte auch schon wer es war. Auch wenn er es sich ehrlich gesagt nicht vorstellen konnte, doch wenn es stimmte, dann zog er Kiana das Fell über die Ohren.

„Ich weiß es nicht. Einer der Gäste muss ihn eingeladen haben, von uns war es sicher keine.“ Dabei warf Kiana Mikaela eine Hilfesuchenden Blick zu.

Casey zwang sich wieder dazu ruhig zu bleiben. „Kann es Deacons Schuld sein?“

Das war für ihn zwar unwahrscheinlich, doch vielleicht hatte er ihn auch falsch eingeschätzt.

Hastig schüttelte Kiana den Kopf. „Bestimmt nicht. Deacon weiß, was sich gehört.“

Genau das dachte auch er von ihm. Deacon war ein Gast in einem fremden Land, da passierte es selten genug das man so eine Einladung erhielt. Diese Chance machte man sich nicht zunichte, indem man noch jemanden mitnahm der keine Einladung erhalten hatte. Schon gar nicht, wenn dieser vom gleichen Geschlecht war. „Irgendjemand war es aber. Denk nach.“

Plötzlich fiel Casey etwas auf und sich Blick richtete sich auf Mikaela. „Mikaela? Du bist so ruhig, hast du mir vielleicht etwas zu sagen?“

Seine Freundin biss sich auf die Unterlippe und sah zu Boden. Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern als sie sprach. „Ich habe Lord Alrin eingeladen.“

„Lord Christian Alrin?“ Casey fragte lieber noch einmal nach, denn da musste er sich verhört haben.

Mikaela nickte zaghaft.

Mit einem Stöhnen griff sich Casey an die Stirn. „Warum? Warum bei allem was mir heilig ist, hast du das getan?“

Der Mann von dem sie sprachen, gehörte zu Raouls engsten Freunden. Ein ewiger Junggeselle wie Raoul selbst und für jede Dummheit zu haben. Es war auch bekannt, das er loyal zu seinen Freunden stand. Kein Wunder also das Raoul hier war, er hatte nur Christian fragen müssen.

Etwas hilflos sah ihn Mikaela an. „Er hat mich gefragt und irgendwie hat er mir leid getan. Vor drei Monaten hat er doch den Titel seines verstorbenen Vaters übernommen. Ich wollte ihm ein wenig Entspannung verschaffen.“

„Du und dein Samaritertum, das haben wir nun davon.“ Kiana seufzte und schüttelte den Kopf.

„Aber…“

„Kiana hat recht, Mikaela. Allerdings ist es nur sinnlos darüber zu diskutieren. Wir können nur hoffen, das wir ihn morgen wieder loswerden. Im Moment, jedenfalls müssen wir uns ihm stellen.“ Leider waren Caseys Hoffnungen Raoul morgen loszuwerden ziemlich gering. Er würde bestimmt nicht so leicht gehen, wie er gekommen war. Da stand ihm noch ein harter Kampf bevor.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 56
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Raoul lächelte, als er Deacon unter den Gästen erkannte. Es war ihm klar, das er ihn hier fand, schließlich hatte er ihm davon erzählt. Als Gastgeber wäre es ihm auch seltsam vorgekommen, wenn sein Gast plötzlich verschwunden wäre.

Auch Deacon bemerkte ihn, ebenso wie alle anderen Anwesenden im Raum. Doch nur er kam auf ihn zu. „Was machst du denn hier?“

Raoul nahm das zweite Weinglas in die Hand, das sein Freund schon vorsorglich in der Hand hatte. „Ich wurde eingeladen, mein Freund.“

Damit prostete Raoul zuerst ihm und dann Christian zu. Sein Freund nickte ihm nur kurz zu, schien aber nicht geneigt die Dame neben sich stehen zu lassen. Nun, Raoul wusste schon das er sich zu gegebener Zeit mit ihm befassen würde.

Deacon folgte dieser Geste und lächelte wissend. „Ich verstehe. Es erstaunt mich immer wieder wie einfallsreich du sein kannst.“

„Jahrelanges hartes Training.“ Raoul führte das Weinglas an seine Lippen und nahm einen Schluck. Es war ein guter Wein, aber etwas anderes hätte er hier auch nicht erwartet. Casey wusste ebenso wie er gute Dinge zu schätzen. Ehrlich gesagt, hatte es ihn nicht viel Überredungskunst gekostet eine Einladung hierfür zu bekommen. Es gab genügend Damen, die ihn gerne als Begleiter gehabt hätten, doch das wäre dann doch eher kontraproduktiv gewesen. Christian war der einzig männliche Freund mit einer Einladung und diese hatte er liebend gerne ausgedehnt.

„Es hat mich schon gewundert, das du nicht mich gefragt hast.“

„Du hättest abgelehnt.“ Womit er durchaus Recht gehabt hätte. Als Gast in einem fremden Land konnte er nicht wahllos selbst Leute mitnehmen. Raoul hätte seinen Freund auch niemals in eine so unangenehme Lage gebracht. Weswegen er auch gar nicht mit dieser Bitte an ihn herangetreten war.

„Das stimmt. Schon aufgrund der Höflichkeit meiner Gastgeberin gegenüber.“ Deacon gab es unumwunden zu, immerhin war es die Wahrheit.

„Deswegen habe ich dich nicht gefragt.“ Raouls Blick glitt über die Anwesenden. Er suchte gar nicht nach Casey, da er bemerkt hatte, wie diese den Raum verlassen hatte. Allerdings interessierte es ihn schon, wer hier aller anwesend war. Im Grunde waren es nur die üblichen Verdächtigen, eine Kleinigkeit stach ihm jedoch sofort ins Auge. Raoul war nicht sicher ob es ihn beunruhigen sollte oder nicht, das hier mehr Männer als Frauen anwesend waren. Weniger Frauen verschafften ihm ein leichteres Leben, doch andererseits vereitelten so viele Nebenbuhler seine Chancen mit Casey alleine zu sein.

„Die Frage warum du hier bist, erübrigt sich wohl?“ Deacon schenkte ihm ein verschwörerisches Lächeln.

„Weil es ein gesellschaftliches Ereignis ist und ich eingeladen wurde.“ Das war genau die Antwort, die alle auf diese Frage bekommen würden. Deacon war da keine Ausnahme, doch das war auch unnötig, weil er die Gründe schon kannte.

Sein Freund nickte zustimmend, doch in seinen Augen funkelte es amüsiert. „Natürlich.“

Sie stießen mit den Gläsern leicht an, bevor jeder von ihnen einen weiteren Schluck nahm. „Ich schätze ich muss dann einmal der Gastgeberin meine Aufwartung machen.“

Raoul hatte durchaus bemerkt, das sich Casey wieder in den Raum gewagt hatte. Sie sah nicht sonderlich glücklich aus, doch das war sie nie in seiner Gegenwart. Was aber für Raoul kein Grund war sich von ihr fernzuhalten, dafür war ihre Gesellschaft zu erheiternd.

Lächelnd bahnte er sich einen Weg zu ihr und verbeugte sich vor ihr. Die Hand ergreifend, die sie ihm widerwillig hinhielt, hauchte er einen Kuss darauf. „Prinzessin, es freut mich das ihr mir die Ehre eurer Gastfreundschaft gewährt.“

Hastig zog sie die Hand zurück und betrachtete sie einen Moment misstrauisch, bevor sie sie sinken ließ. „Das ist doch selbstverständlich. Doch sagt, was treibt euch in diese abgeschiedene Gegend?“

Wie immer war sie die Ruhe in Person, wie meistens, wenn sie in der Öffentlichkeit waren. Es war erstaunlich, was ein paar Leute mehr oder weniger in ihrem Umfeld auslösen konnten. Vor allem weil er in ihren Augen lesen konnte, was sie wirklich fühlte. „Ich wurde von einem Freund eingeladen. Höchstwahrscheinlich hatte er die Sorge, das er bei diesem Ausflug in der Minderheit sein würde.“

Casey hob eine Hand machte eine Handbewegung, die sich auf die Anwesenden bezog. „Eine Sorge, die scheinbar unberechtigt war. Demnach wird eure Unterstützung wohl kaum verlangt.“

Eine dezente Aufforderung zu verschwinden, zu ihrem Pech hatte er aber nicht vor abzureisen. „Es scheint so. Allerdings habe ich auf meinem Weg hierher Lord Hales getroffen. So wie es scheint geht euch ein Mann ab, ich bin gerne bereit seinen Platz einzunehmen.“

„Niemand hat euch darum gebeten.“ Caseys Hände waren in den Falten ihres Rockes verborgen. Wahrscheinlich ballte sie diese gerade zu Fäusten.

„Das müsst ihr auch gar nicht, ich stelle mich dafür freiwillig zur Verfügung.“ Bei diesen Worten grinste Raoul unverschämt. Es war ein freundliches Angebot, doch nur Casey und er selbst wussten, das seine Motive alles andere als freundlich waren.

Casey atmete einmal tief durch, bevor sie wieder ein kühles Lächeln zusammenbrachte. „Nun, dann wünsche ich euch noch viel Spaß bei eurem weiteren Aufenthalt.“

Danach wand sich sie brüsk um. Ein deutliches Zeichen, das diese Unterhaltung für sie beendet war.

Auch Raoul wand sich wieder um. Auf den fragenden Blick von Deacon lächelte er und hob, ihm zuprostend, das Glas. Eine Geste auf die auch Deacon nun lächelte.

Raoul sah sich um und bemerkte Christian noch immer im Gespräch mit einer Dame. Nun, jetzt sollte er aber durchaus einige Minuten für ihn aufbringen können. Die Dame würde ihm schon nicht weglaufen. Das konnte sie gar nicht, das konnte keine der hier Anwesenden. Und dieser Umstand war aus Raouls Sicht gar nicht einmal so schlecht.
 

Casey seufzte leise, während er einen Schluck von seinem Tee nahm. Gingen Frauen eigentlich nie die Gesprächsthemen aus? Obwohl gestern ja durchaus so einiges für Gesprächsstoff sorgte. Nur traute man sich das nicht in seiner Gegenwart zu äußern. Dabei brannten sie ja darauf, das zeigte schon alleine die Tatsache, das sich zu ihrer Teegesellschaft heute auch einige Herren hinzugesellt hatten.

Er selbst überlegte sich schon seit einigen Minuten eine gute Ausrede, die sein Verschwinden entschuldigen würde. Nicht, weil er ihnen eine Möglichkeit bieten wollte über ihn zu tratschen, sondern einfach weil er ihre fragenden Blicke nicht mehr bemerken wollte.

Zum Glück, wachte in diesem Moment Valerius, zu seinen Füßen, mit einem leisen Gähnen auf. Er hob den Kopf und schließlich seinen ganzen Körper und blickte wartend zu ihm auf.

Casey lächelte und streichelte dem kleinen Hund über den Kopf. Dann brachte er die Leine an dessen Halsband an. „Wenn ihr mich entschuldigt, Ladys, Lords.“

Damit stand er auf, deutete aber auch Kiana und Mikaela das er auf ihre Gegenwart keinen Wert legte. Er hatte Tailor, der ihm mit einigen Abstand folgte, das war mehr als genug Gesellschaft.

Irgendwie hatte er sich das anders vorgestellt, erholsamer. Damals mit seinem Vater war es das auch gewesen, doch da war er auch noch ein Kind gewesen und hatte keine gesellschaftlichen Verpflichtungen gehabt. Da er aber nun die Gastgeberin war, konzentrierte sich alles auf ihn und er hatte keine ruhige Minute.

Seine Blicke führten ihn zum See, wo er einige Mitglieder seines Hofstaats sah. Er hielt einen angemessenen Abstand dazu ein, da er sie nicht stören wollte. Es war eine Gruppe aus Frauen und Männern, die halbnackt im Wasser herumtollten. Auch wenn die Damen noch ihre Unterkleider trugen und die Männer ihre Hosen war es mehr als unzüchtig, aber nicht sein Problem. Hier gab es keine Konventionen und es war nicht seine Aufgabe ihre Taten zu überwachen. Er war nur der Gastgeber, nicht ihre Anstandsdame.

Allerdings blieb sein Blick schon einige Zeit an den Mädchen hängen. Männer in eng anliegenden Hosen sah man jeden Tag, das sie nun nass waren machte keinen Unterschied. Außerdem hatten sie nichts, das er nicht auch hatte. Die Damen hingegen schon und das sah man nun allzu deutlich. Casey war bewusst, das er noch nie eine nackte Frau gesehen hatte, wie auch? Es fehlte ihn in dieser Hinsicht kaum an Vorstellungskraft, immerhin trug er ihre Kleider und lebte wie sie, da bekam man ein Gefühl dafür wie sie aussahen. Nun konnte er sich allerdings ein wahrhaft deutliches Bild davon machen, da die nassen Kleider wirklich eng an ihren Körpern anlagen.

Hastig wand sich Casey ab, als er merkte, das sich ein seltsamen Ziehen in seiner Leistengegend breit machte. Das war ganz und gar nicht gut. Einen Moment lang verharrte er mit geschlossenen Augen, bevor er sich wieder auf den Weg machte, weg von dem See.

Diesmal bestimmte er und nicht Valerius den Weg. Man sah ja in welche Probleme ihn der kleine Hund brachte. Auf einer Gartenbank setzte sich Casey hin, und atmete einige Male tief durch. Tailor, der sich ihm nähern wollte deutete er an seinem Platz zu bleiben. Das war nun wirklich zu peinlich um es mit jemanden zu teilen.

„Prinzessin?“

Casey ließ den Kopf noch etwas mehr hängen, als er die Stimme hörte. Auch wenn sie besorgt klang, wollte er sie nun auf keinen Fall hören. Trotzdem zwang er sich den Kopf zu heben. „Lord. Welchem unglücklichen Umstand verdanke ich dieses Zusammentreffen?“

Raoul und er wussten wie es zwischen ihnen aussah. Es gab keinen Grund um weitere Höflichkeiten auszutauschen, deswegen hielt sich Casey auch gar nicht damit auf.

Raoul lächelte. „Eigentlich war ich nur auf dem Weg zum See. Ich hätte nicht gedacht euch hier anzutreffen.“

„Natürlich, das hätte ich mir denken können.“

Fragend runzelte Raoul die Stirn und sah Casey irritiert an. „Ich denke ich verstehe nicht.“

Casey lächelte und hob Valerius neben sich auf die Bank. „Es war klar, das ihr euch so etwas nicht entgehen lasst.“

„Ich komme damit nur einem Vorschlag von Lord Alrin nach. Er meinte es könnte ein erfreulicher Nachmittag werden.“ Noch immer wirkte Raoul etwas irritiert.

„Das auf jeden Fall.“ Casey schnaubte bei seinen Worten abfällig. Es enttäuschte ihn, das Raoul sich zu solchen Treffen herabließ.

Nachdenklich musterte ihn der Schwarzhaarige. Anscheinend dachte er wirklich darüber nach, was Casey so verärgern könnte. Erst nach einigen Momenten lächelte er. „Ich verstehe, es ist eine solche Einladung von Christian.“

Wie konnte er darüber auch noch so erfreut wirken? Hatte er denn überhaupt keine Scham? Anscheinend dachten Männer wirklich alle an dasselbe. Aufgrund seiner eigenen Erfahrungen eben konnte er sich selbst da leider nicht ausschließen und das machte es für Casey noch peinlicher.

„Ich bin sicher das niemand etwas dagegen hätte, wenn ihr euch uns anschließt.“

Im ersten Moment dachte Casey, er hätte sich verhört, doch das unverschämte Grinsen in Raouls Gesicht belehrte ihn eines besseren. Aufgrund dieser Unverschämtheit, starrte ihn Casey einen Moment mit offenen Mund an, bevor ihm klar wurde wie dümmlich er so aussehen musste. „Allein dieser Vorschlag ist eine Unverschämtheit.“

„Eigentlich nicht. Alles was in diesem Schloss passiert bleibt in diesem Schloss. Das ist immer so.“ Raoul zuckte nur mit den Schultern.

„Das sagen alle. Bis sie die Realität und das Gerede einholen.“ Casey stand auf und nahm Valerius auf den Arm.

„Ich wünsche euch noch viel Spaß bei euren nachmittäglichen Aktivitäten.“ Seine Stimme war nicht mehr als ein wütendes Zischen, bevor er ihn stehen ließ. Sollte er seine Nachmittage doch verbringen wie er wollte. Hoffentlich drehte er einer der Damen ein Kind an und musste sie daraufhin heiraten. Dann hatte er wenigstens seine Ruhe vor ihm.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 57
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Geduldig wartete Casey, bis seine Hofdamen die letzten Verschlüsse des Kleides geschlossen hatten. Erst dann entließ er sie wieder in ihre Betten, wenn sie diese denn noch aufsuchten. Es war noch früher Vormittag, doch was sollte Casey machen, wenn ein Bote des Hofes angekommen war?

Gähnend verließ er sein Zimmer und suchte den Salon auf in dem der Bote wartete. Er war ja selbst daran Schuld, immerhin bestand er darauf immer die neusten Informationen zu erfahren. Im Grunde könnte er diesen Boten auch warten lassen, doch dafür war er zu neugierig auf die neuesten Entwicklungen.

Als er den Salon betrat, wand sich der Bote um und verneigte sich. „Prinzessin.“

Casey nickte nur und setzte sich auf einen Sessel. „Also, was habt ihr mir zu berichten?“

Der Bote richtete sich auf. „Leider kann ich euch keine neuen Informationen zutragen. Ich komme aber wegen eines anderen Anliegens.“

Nicht wegen seiner Informationen? Skeptisch hob Casey eine Augenbraue. Was konnte sonst so wichtig sein?

Der Bote griff in seine Tasche und holte einen Brief hervor. „Mir wurde zugetragen, euch das zu überbringen.“

Schon jetzt erkannte Casey das Siegel seines Vaters. Weswegen schrieb er ihm? Ob etwas passiert war? Rasch nahm Casey dem Boten den Brief ab. „Danke. Es war ein langer Weg hierher. Ruht euch aus und esst, bevor ihr euch wieder auf den Rückweg macht.“

„Danke, Prinzessin.“ Damit verbeugte sich der Mann noch einmal und verließ den Raum.

Beunruhigt brach Casey das Siegel und begann zu lesen. Zuerst war er ja noch ruhig, doch je näher er dem Ende des Briefes kam, umso entsetzter weiteten sich seine Augen. Nachdem er zu Ende gelesen hatte, stand er auf und gab einen wütenden Schrei von sich. Und es war ihm egal, wer ihn dabei hörte.

Den Brief in einer Hand zusammendrückend, machte er sich auf den Weg zu den Gästezimmern. Einem von denen würde er nun einen Besuch abstatten.

Die Tür des betreffenden Zimmers aufreißend, konnte sich Casey gerade noch beherrschen diese nicht auch noch zuzuwerfen. Er wollte keinen Skandal, vor allem nicht wenn er bedachte was dieser nach sich ziehen konnte.

Der Raum, den er betrat war dunkel, bis auf einen leichten Lichtstrahl, der durch einen Spalt zwischen den Vorhängen schien. So konnte Casey wenigstens erkennen, das die betreffende Person noch in dem Bett lag. Vor allem schien sie alleine zu sein, doch Gott allein wusste was sich unter dieser Bettdecke noch verbergen konnte.

Er griff nach einem Kissen, das auf einem der Sessel lag, als Waffe reichte dieses völlig. Allerdings bevor er es auf den Schlafenden werfen konnte, beherrschte er sich noch einmal. Ein diabolisches Lächeln legte sich auf seine Lippen, als ihm ein Gedanke kam. Vorsichtig beugte er sich neben Raouls Ohr, holte tief Luft und verlor diese wieder ruckartig, als er durch die Luft flog. Überrascht fand er sich mit dem Rücken auf dem Bett liegend wieder, die Klinge eines Dolches an seinem Hals und einem überraschten Raoul über sich.

Dieser blinzelte kurz. „Casey?“

Blitzartig verschwand die Klinge von seinem Hals. Sein Blick fiel auf das Kissen in Caseys Hand. „Wolltet ihr mich ersticken?“

„Ein durchaus interessanter Gedanke, aber nein, ich wollte euch damit schlagen.“ Damit ließ er seinen Worten auch sofort Taten folgen. Leider fing Raoul seine Schläge zu rasch mit einer Hand ab und entwand ihm das Kissen.

„Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, das ich euch schon wieder verärgert habe.“

Casey lächelte boshaft. „Nein, dafür seid nicht einmal ihr nötig.“

Wie er diese Position hasste, doch im Moment war Raoul deutlich im Vorteil. Er kannte dessen Kraft von ihren Kampf her, dagegen kam er nicht an. Das merkte man schon deutlich an den Muskeln an seinem Oberarm und seiner Brust. Erst jetzt fiel Casey Raouls nackte Brust auf. Er wagte einen Blick an der Seite hinab. „Ihr seid nackt.“

Es war keine Frage, nur eine kühle Feststellung. Wie gesagt, kein Mann besaß etwas das er nicht hatte.

„Ja, ich habe geschlafen.“ Raoul verzog leicht die Lippen.

Mit einem Dolch unter dem Kissen, wie originell und aufschlussreich. Da stellte sich immer die Frage was für ein Leben wohl der Besitzer des Dolches führte. „Wollt ihr euch etwas anziehen?“

Raoul seufzte theatralisch. „Warum schockiert es mich nur nicht, das ihr nicht schockiert seid? Was führt euch eigentlich in mein Zimmer?“

Gab es einen Grund um schockiert zu sein? Er schlief nackt und? Das machten die meisten Männer, auch er würde das gerne. Dann allerdings sprach Raoul weiter und erinnerte Casey wieder an den Grund seines Besuches. Das wiederum fachte seine Wut abermals an.

Anklagend hielt er ihm den Brief seines Vaters unter die Nase. „Mein Vater hat mir geschrieben.“

„Das pflegen Väter öfter zu machen. Eine lästige Angewohnheit das gebe ich zu, nur verstehe ich nicht warum euch das zu mir führt?“ Raoul runzelte die Stirn und warf dem Brief nur einen kurzen Blick zu.

„Euer Vater hat bei meinem Vater angefragt, wann sie sich treffen könnten, um die Einzelheiten unseres Ehevertrages zu regeln!“ Nein, Casey schaffte es nun nicht mehr ruhig zu bleiben.

Nun war doch Interesse in Raouls Blick zu erkennen, allerdings war auch Belustigung zu sehen. „Ah, das erklärt es natürlich. Anscheinend ist mein Vater ambitionierter als ich.“

„Ich habe nicht die Absicht euch zu heiraten. Das habe ich euch bereits gesagt, doch ihr schickt trotzdem ein Heiratsgesuch. Versteht ihr kein Nein, oder bereitet es euch Spaß immer wieder zurückgewiesen zu werden?“ Casey hatte seinen Standpunkt doch schon deutlich gemacht. Nur wegen solcher Maßnahmen würde er nun nicht davon abweichen.

Raoul lächelte amüsiert. „Nun Prinzessin, wenn ich euch einen Rat geben dürfte. Euch ins Zimmer eines Mannes zu schleichen, den ihr nicht heiraten wollt ist in diesem Falle ziemlich töricht.“

Vielleicht wenn er eine Frau wäre, doch das war er nicht. In diesem Fall hatte er nichts zu befürchten. „Ich habe keine Angst vor den Konsequenzen.“

„Wirklich nicht?“ Der Ältere hob eine Augenbraue. Seine Hand legte sich an Caseys Hals und seine Finger streichelten über die Seite des Halses.

„Ich könnte einen Skandal provozieren, dann wäre euer Ruf ruiniert. Dann müsstet ihr mich heiraten.“

Also damit machte er ihm keine Angst. Casey reckte das Kinn und ignorierte die Finger an seinem Hals. Ein siegessicheres Lächeln stahl sich auf seine Lippen. „Mein Ruf kann gar nicht zu ruiniert sein, um das zu verdecken was sich dahinter verbirgt. Reichtum, Macht und ein Reich.“

Es gab genug Männer, die dafür das Übel einer Ehefrau eingingen. Außerdem benötigte er ja keinen Ehemann, er war selbst Mann genug. Er benötigte viel eher eine passende Königin.

Verblüfft musterte ihn Raoul, bevor er mit den Schultern zuckte. „Na dann…“

Er lächelte zufrieden. „…sollte es kein Problem sein, wenn wir Tatsachen schaffen, oder?“

Bei seinen Worten sah ihn Casey erschrocken an. Überrascht konnte er nur noch registrieren, das sich Raouls Lippen wieder auf die seinen legten. Da er zu überrascht war um sich zu wehren, hatte dieser auch leichtes Spiel um mit seiner Zunge in seinen Mund vorzudringen.

Casey war bewusst das er sich wehren musste, doch im Moment war sein Verstand wie leergefegt. Alles worauf er sich konzentrieren konnte, waren diese Lippen und die Zunge, die ihn zu einem leidenschaftlichen Spiel aufforderten. Eine Aufforderung, der Casey wenn auch nur zögernd, zu gerne nachkam. Seine Augen schlossen sich genießend und seine Hand, die Raoul eigentlich abwehren sollte, legte sich auf dessen Rücken.

Auch sein restlicher Körper reagierte auf Raouls Zärtlichkeiten, doch darauf verschwendete Casey keinen Gedanken. Es war genug Stoff zwischen ihnen um das zu vertuschen.

Raouls Lippen lösten sich von denen seinen und ließen Casey überrascht zurück. Allerdings beendete der Ältere die Zärtlichkeiten nun nicht, sondern strich mit seinen Lippen über Caseys Halsseite hinab bis zu dessen Ansatz. Seine Hand, die bis jetzt ebenfalls den Hals liebkost hatte glitt tiefer, über das Dekollete bis zu Caseys Brust.

Dieser war völlig verwirrt von den überraschenden Sinneseindrücken, die ihm sein Körper lieferte. Doch das Raoul nun seinen Körper verließ und über seine angebliche Brust strich, verschaffte ihm einen Moment Klarheit. Genau diesen Moment benötigte er um sich ein Bild von seiner Situation zu machen und die war mehr als nur schlecht.

Entsetzt bemerkte Casey, das Raouls andere Hand auch nicht untätig gewesen war. Während er ihn oben abgelenkt hatte, zog er mit der Hand den Stoff seines Kleides nach oben. Er musste hier weg und das schon schnell wie möglich.

Sein Blick irrte durch das Zimmer und blieb an dem Kopfkissen neben sich hängen. Das war das Kissen auf dem Raoul geschlafen hatte. Nun das musste reichen. Mit einer Hand ergriff er das Kissen und schlug es gegen Raouls Kopf. „Hört auf, sofort!“

Tatsächlich hielt Raoul inne und hob den Kopf. Allerdings schlug Casey in diesem Moment wieder zu.

„Runter von mir!“ Dabei half Casey noch mit der anderen Hand nach, so das Raoul im Endeffekt doch den Rückzug antrat. Hastig setzte sich Casey auf und zog die Beine an den Körper. Das Kissen an seinen Oberkörper drückend, griff er nach seinem Rock und zog ihn über sein entblößtes Bein. Schwer atmend sah er seinen Gegner an. Hatte er etwas gemerkt?

Dieser saß ihm gegenüber ungeniert im Schneidersitz. Eine andere Stellung blieb ihm auch gar nicht übrig, da ihn das alles ebenfalls nicht unberührt gelassen hatte, das zeigte sein Körper deutlich.

Casey wand verlegen den Blick ab. Eigentlich sollte es ihn nicht stören, doch in Anbetracht dessen was eben passiert war fühlte er sich peinlich berührt. Sie waren beide Männer, das ging gar nicht. „Das ist nicht passiert.“

Raoul kratzte sich am Kopf. „Nun, ich würde das ungern vergessen.“

Verärgert warf Casey den Polster nach Raoul. „Besitzt wenigstens soviel Anstand und bedeckt euch.“

Er kletterte aus dem Bett. „Was in diesem Schloss passiert, bleibt in diesem Schloss. Das sind eure Worte, Raoul.“

Genau aus diesem Grund hatte er sie auch gewählt.

Raoul legte das Kissen auf seinen Schoß. „Das sagen alle. Bis sie das Gerede und die Realität einholen. Das sind eure Worte, Casey.“

Als ob er das nicht wusste. „Genau, deswegen ist nichts passiert. Ich werde es so handhaben, wenn ihr euch nicht blamieren wollt, Lord solltet ihr es genauso sehen.“

„Ich habe nicht vor es in der Öffentlichkeit breitzutreten. Allerdings werde ich euch bei Gelegenheit daran erinnern und beizeiten fortsetzen.“

„Es wird keine Fortsetzung geben, weil nie etwas begonnen hat. Wenn ihr glaubt, das ich leicht zu haben bin, dann irrt ihr euch.“ Er war überhaupt nicht zu haben, weder für Raoul noch einem anderen Mann. Damit ging Casey aus dem Raum.

Als er die Türe hinter sich schloss, bildete er sich ein Raouls Worte zu hören.

„Das habe ich nie gedacht.“

Casey schüttelte den Kopf und ging zu seinem Zimmer zurück. Verdammt, nun musste er eine Möglichkeit finden um sich wieder abzureagieren. Wenigstens hatte er den Genugtuung das es Raoul jetzt auch nicht besser ging.

Hoffentlich hatte er nichts gemerkt, auch wenn Casey das nicht dachte. Immerhin war er ihm doch nicht nahe genug gekommen, um irgendwelche verräterischen Zeichen zu erkennen, oder?

Entschlossen schüttelte Casey den Kopf. Nein, er hatte bestimmt nichts gemerkt. Das war unmöglich.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 58
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Raoul sah auf die geschlossene Tür. Irgendetwas war hier gerade verdammt schief gelaufen. Gut, er hatte nicht wirklich geglaubt, das sich etwas ergab, doch als Mann hatte er es zumindest versuchen müssen.

Obwohl er zugeben musste, das ihn Caseys Reaktionen schon irritiert hatten. Es gab nur wenige unverheiratete Frauen, die dermaßen ruhig auf einen nackten Mann reagierten. Selbst wenn man sich schon einig war, das man die Nacht miteinander verbrachte, erröteten sie wenigstens wenn es soweit war. Casey hingegen hatte weder Scham, noch Verlegenheit oder Erschrecken gezeigt. Nein, viel eher war sie seltsam ruhig geblieben. Das war meistens bei erfahrenen Frauen so, ob sie mit Valerian doch weitergegangen war, als alle dachten? Dieser Gedanke störte ihn ehrlich gesagt etwas.

Allerdings war das nicht das Einzige, das ihm seltsam vorgekommen war. Er hob seine Hand und blickte sie nachdenklich an, wie schon vor einigen Tagen. Es stimmte garantiert etwas nicht mit ihrer Brust. Dank Christian hatte er gestern Nachmittag ja Gelegenheit zu etwas Feldforschung gehabt. Natürlich hatte sich diese Möglichkeit nur rein zufällig ergeben. Und es hatte sich definitiv anders angefühlt als eben.

Es war nicht selten, das sich Damen die Brust etwas ausstopften. Seine jüngste Schwester praktizierte das auch, aber bis jetzt hatte er nicht das Gefühl gehabt das Casey das nötig hatte. Selbst wenn sie hässlich und flachbrüstig wäre, würde man sie trotzdem heiraten. Er würde sie trotzdem heiraten, immerhin mochte er ihren Charakter. Wenn einem Schönheit die Sache schon erheblich erleichterte.

Raoul hob das Kissen leicht an. Zum Glück schien er sich schon wieder etwas zu beruhigen. Wenn er nun so darüber nachdachte, dann hatte er auf keinen Fall falsch gehandelt und bereuen musste er auch nichts. Nur ein Narr hätte es nicht probiert.

Plötzlich fiel ihm ein weiterer Eindruck wieder ein, denn er aber bis jetzt zurückgedrängt hatte. Als er auf ihr lag hatte er für einen Moment etwas Hartes gespürt, nur hatte er das dem Kleid zugeschrieben. Jetzt rätselte er natürlich schon worum es sich dabei handelte.

Es war doch sehr unwahrscheinlich, das sie einen Keuschheitsgürtel trug, so etwas gehörte ins Reich der Mythen. Also konnte es sich nur um eine Waffe handeln, wenn sie auch an einem strategisch ungeschickten Punkt angebracht war. Nun er würde der Sache auf jeden Fall nachgehen. Schließlich hatte er ihr eine Fortsetzung versprochen und er war ein Mann, der zu seinem Wort stand.

Mit einem siegessicheren Grinsen warf er das Kissen zur Seite und stand auf. Es war an der Zeit den Tag zu beginnen. Vor allem weil er nun konkrete Pläne den Tag betreffend hatte.
 

„Könnt ihr euch diese Ungeheuerlichkeit vorstellen?“ Casey sah zu ihren Hofdamen zurück. Derzeit befanden sie sich auf ihren Spaziergang mit Valerius, eine der wenigen Gelegenheiten miteinander zu reden, ohne eine Schar Zuhörer.

Mikaela zuckte nur mit den Schultern. „Es ist durchaus üblich das Ausbleiben einer Antwort als Ja zu deuten. Der nächste Schritt wäre dann ein Datum für die Aushandlung des Ehevertrags.“

„Aber ich habe dem nicht zugestimmt!“ Er wusste durchaus wie solche Verhandlungen vonstatten gingen. Das Problem an dem Ganzen war nur das er dem nicht zugestimmt hatte. Mal davon abgesehen das er Mann war und der Aufwand aus diesem Grund sinnlos.

„Eigentlich solltet ihr in ihm einen Rivalen sehen, der eure Position in Gefahr bringt.“ Alles was er wollte war etwas Eifer bei seinen Hofdamen. Sie sollten Raoul ebenso gegenüberstehen wie er, doch das Thema schien sie nur mäßig zu interessieren.

Kiana lachte freundlos auf. „Ich glaube spätestens die Hochzeitsnacht würde da einige Fragen aufwerfen. Nein, in meinen Augen ist Mikaela eine größere Rivalin, als Lord Raoul.“

Ja, es war ein schlechtes Argument gewesen, das wusste Casey. Allerdings fiel ihm im Moment auch nichts besseres ein, um seine Freundinnen von Raouls Niederträchtigkeit zu überzeugen. Dazu kam auch noch, das er ihnen nichts von heute Morgen erzählen konnte. Das war ihm selbst noch peinlich genug.

Sie kamen an einem Stapel mit Holzscheiten vorbei, gegen den sich Casey einfach mit dem Rücken lehnte. „Ich muss ihn loswerden. Irgendwie und je schneller umso besser.“

„Was hat er eigentlich dazu gesagt?“ Mikaela sah ihn fragend an.

Casey sah sie kurz an. In seinem Inneren war er sich unsicher, ob er ihr antworten sollte. Sie wussten nichts von seinem Ausflug am Morgen, doch seit Mittag waren sie die ganze Zeit an seiner Seite.

Er seufzte ergeben, irgendwann hätte er es sowieso beichten müssen. „Er meinte das ginge alles nur von seinem Vater aus.“

In Kianas Augen konnte er eine deutliche Frage erkennen, doch sprach sie diese nicht aus. „Na also, er ist also völlig unschuldig daran. Immerhin habt ihr ihm doch deutlich zu verstehen gegeben, was ihr von ihm haltet. Bestimmt hat er es verstanden.“

Bei dieser naiven Antwort schenkte Casey seiner Freundin nur einen bedeutungsvollen Blick. Das glaubte sie doch selbst nicht. Raoul hatte schließlich selbst zugegeben, das ein Nein für ihn nicht in Frage kam. Langsam glaubte Casey sogar, das dieses Wort gar nicht in seinem Wortschatz existierte. Nicht wenn es von einer Frau kam. Die Dinge waren entspannter gewesen, als sie beide noch Männer gewesen waren.

„Wenn man vom Teufel spricht.“ Mikaela blickte Richtung See.

Er hatte heute wirklich nur Pech. Schließlich befanden sie sich etwas entfernt vom Anwesen und schon fast an der Mauer, die das Anwesen umschloss. Gerade hier traf man nur selten jemanden an. Aber gerade heute musste er ihn treffen, einmal am Tag reichte wohl nicht.

Raoul hatte sie scheinbar bemerkt und wich vom Weg ab, um auf sie zuzukommen. „Prinzessin, ein seltener Zufall das wir uns zweimal an einem Tag begegnen.“

Abermals blitzte Interesse in Kianas Blick auf und auch Mikaela runzelte die Stirn.

„Ja. Leider leben wir derzeit unter dem gleichen Dach. Ein Umstand den ich gerne ändern würde.“

Raoul lächelte unverschämt. „Oh, es schmerzt mich nach heute Morgen noch solche Bemerkungen aus eurem Mund zu hören.“

Casey sah, wie sich Kianas Augen weiteten und bevor auch noch Mikaela einen Geistesblitz hatte, beschloss er die Aufmerksamkeit auf ein anderes Thema zu lenken. „Es scheint, als wärt ihr inzwischen wieder euren amourösen Ausflügen nachgegangen.“

In Raouls Augen blitzte es amüsiert auf. „Eifersüchtig? Aber ich muss euch enttäuschen, heute habe ich allein ein Bad genommen.“

Casey gab sich einen Ruck und ging einige Schritte auf Raoul zu. „Es gibt keinen Grund warum ich eifersüchtig sein sollte. Dafür müsste mir etwas an euch liegen und das ist nicht der Fall.“

Gerade als Raoul etwas entgegen wollte, durchbrach Tailors Stimme die Stille. Bis jetzt hatte er sich als stiller Zaungast an ihrem Spaziergang beteiligt, doch nun schien er dringenden Handlungsbedarf zu sehen. „Prinzessin!“

Durch Tailors Stimme alarmiert, wand sich Casey um und spürte gerade noch einen Luftzug, als etwas an ihm vorbei flog und sich in den Holzstapel hinter ihm bohrte. Er hörte noch wie Mikaela zu schreien anfing, als ihn ein zweites Geschoss in die Brust traf. Durch die Wucht getroffen taumelte er nach hinten und gegen den Holzstapel. An diesem sank er langsam zu Boden.

Casey bemerkte einen Pfeil, der in seiner rechten Brust steckte. Er war getroffen worden, das waren seine letzten Gedanken, als er langsam ohnmächtig wurde.
 

Raoul benötigte einen Moment um das alles zu realisieren. Es war eindeutig zu schnell gegangen, alles was er im ersten Moment bemerkte war das Casey getroffen war und er mit dem Rücken zum Feind stand.

Das Schwert ziehend, wand er sich um. Allerdings konnte er keinen Gegner ausmachen. Ein Problem das Tailor anscheinend nicht hatte, da er bereits in diesem Moment an ihm vorbeilief, in die Richtung, aus der der Pfeil gekommen war.

Hinter ihm hörte er ein Klatschen und Mikaelas Schrei erstarb.

„Hör auf zu Schreien, hilf ihr lieber.“

Bei Kianas Kommentar fuhr auch er herum und warf sein Schwert zur Seite. Genau Casey war getroffen worden. Gott und das in seiner Gegenwart, es wäre seine Pflicht gewesen sie zu beschützen.

Mikaela kniete bereits neben ihr und hatte sie inzwischen in eine liegende Position gebracht. Kiana hingegen besah sich das ganz nüchtern aus einigen Schritten Entfernung.

Raoul war nun auch neben Casey und hielt seine Finger unter ihre Nase. „Sie atmet nicht.“

Mikaela sah ihn nur an und nickte. In ihren Augen standen Tränen, ihre Hand hatte den Pfeil ergriffen.

Manchmal waren Frauen wirklich unnütz. Raoul schüttelte den Kopf und zog einen Dolch. Damit schlitzte er das Kleid in der Mitte auf. Auf jeden Fall musste er ihr nun einmal wieder Luft verschaffen. Jedoch in dem Moment in dem er gerade das Kleid zur Seite schieben wollte, hob sich Caseys Oberkörper leicht und sie schnappte nach Luft. Danach schien sie wieder normal weiterzuatmen.

Erleichtert atmete Mikaela auf und zog den Pfeil aus ihrer Brust.

Gut, das erste Problem hatte sich wie durch ein Wunder selbst gelöst. Dann sollte er sich um die Wunde kümmern. Als er jedoch das Kleid zur Seite schieben wollte, warf sich Mikaela über Caseys Oberkörper.

„Nein. Das kann ich nicht zulassen!“

Es war ja nett, das sie ihre Herrin um jeden Preis beschützen wollte, doch derzeit war Schicklichkeit wohl ihr kleinstes Problem. Sanft und doch unnachgiebig zog er sie von Casey fort und gab ihr einen kleinen Schubs, so das sie seine Absicht nicht gleich wieder vereiteln konnte. „Ich will ihr doch nur helfen.“

Raoul griff nach dem Kleid und wollte es öffnen, allerdings fand er nicht das vor, was erwartet hatte. Die beiden Hälften fielen zur Seite und entblößten eine Brust, nur das das eindeutig nicht die einer Frau war. Ebenso wie sie außer einem kleinen Kratzer keine weitere Wunde aufzeigte.

Diese Wunde war im Moment jedoch der kleinste Aspekt dem Raoul Aufmerksamkeit zollte. Viel eher erschreckte es ihn das vor ihm keine Frau lag, sondern ein Mann. Ihre Prinzessin war in Wirklichkeit ein Prinz.

Diese Erkenntnis schlug in dermaßen in seinen Bann, das er von dem Schlag gegen seinen Hinterkopf völlig überrascht wurde. Im Fall sah er gerade noch Kiana, die einen Holzscheit in der Hand hielt. Dann wurde es schwarz um ihn.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 59
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Sein Kopf dröhnte, das war die erste Empfindung, die Raoul wahrnahm. Die zweite jedoch und das hielt ihn von einem Laut ab, war, das er nicht alleine im Zimmer war. Noch mit geschlossenen Augen versuchte er auszumachen in was für einer Situation er sich befand. Er lag auf etwas Weichem, das er als Matratze ausmachte, seine Hände waren gefesselt, seine Beine allerdings nicht. Nun gut er lebte auf jeden Fall noch.

„Verflucht, Kiana ich habe es dir schon so oft gesagt. Meine Wunden werden nicht besser wenn du sie dauernd anfasst. Nein, es tut nur weh.“

Diese Stimme machte ihm auf jeden Fall klar, wer sich ebenfalls in dem Zimmer befand. Casey und… genau Casey!

Er fuhr mit dem Oberkörper hoch und sank gleich wieder zurück. Diesmal konnte er sich ein Stöhnen nicht verkneifen.

„Er ist wach.“

Raoul öffnete, diesmal vorsichtig, die Augen und sah zu der Stimme. Tailor saß auf einem Sessel neben dem Stuhl und nähte selenruhig das Kleid das Casey zuvor getragen hatte.

„Na toll.“ Caseys Stimme klang nicht allzu begeistert.

Genau da war etwas wichtiges das er gesehen hatte. Betreffend Casey. Raoul versuchte kurz die Bilder zu ordnen. Da war der Angriff gewesen und Casey war verletzt worden. Er wollte ihr helfen und dann, ja dann hatte er gesehen das sich unter dem Kleid der Körper eines Mannes verbarg. Er stöhnte abermals. „Oh, mein Gott.“

„Ich schätze mal er erinnert sich.“ Kianas Stimme klang etwas schuldbewusst.

„Du hättest härter zuschlagen sollen, meinen Segen dafür hättest du gehabt.“

Das nahm Raoul Casey sofort ab. Langsam und vorsichtiger als zuvor, begab er sich in eine aufrechte Position. Dann lehnte er sich gegen das Kopfende des Bettes, dabei immer von Tailor beobachtet. Erst jetzt wurde ihm klar, das er sich scheinbar in Caseys Raum befand.

Mikaela saß am Fußende des Bettes und streichelte Valerius auf ihrem Schoß. Kiana stand neben dem Frisierkommode und sah ihn unsicher lächelnd an. Casey hingegen saß vor dem Tisch und hatte ihm den Rücken zugewandt. Ihr, oder doch eher sein, da war sich Raoul im Moment nicht ganz sicher, Oberkörper war nackt aber Aufschlüsse über das Geschlecht gab der Rücken nicht.

Er zwang sich zu einem schwachen Lächeln. „Also wirklich, Lady Kiana ich muss euch meine Hochachtung aussprechen. Der Schlag war ziemlich gut, mein Kopf schmerzt noch immer.“

Amüsiert knickste Kiana. „Wenn ihr eine weitere Kostprobe wollt, bin ich euch gerne wieder behilflich.“

Also davon konnte Raoul ruhigen Gewissens Abstand nehmen. Ihm war auch gar nicht nach diesen Höflichkeiten, da er wusste das er sich in ziemlich großen Schwierigkeiten befand. Doch wer wusste, vielleicht konnte er die Sache so etwas entschärfen.

„Genug!“ Caseys Hände knallten auf den Tisch und er stand ruckartig auf. Er wand sich zu Kiana und hielt ihr ermahnend einen Finger unter die Nase.

„Falls es dir noch nicht entgangen ist haben wir ein großes Problem. Und ihr, Lord habt ein noch größeres Problem.“

Raoul seufzte als ihm Casey den Kopf zuwand. „Ich wusste immer das es Probleme bringt wenn man Damen in Not hilft. Aber als Mann ist man ja dazu verpflichtet.“

Anscheinend war Casey schon seit einiger Zeit wach, da er ziemlich ruhig wirkte für seine sonstigen Verhältnisse. Entweder lag es daran, oder an der überlegenen Lage in der er sich eben befand. Hätte Raoul das früher gewusst, hätte es ihm einiges an Ärger erspart.

Auch er war seltsam ruhig für seine Situation, nun schlimmer konnte es ja nicht mehr werden. Anscheinend war das seine Art von Galgenhumor. „Darf ich fragen was ihr nun mit mir vorhabt?“

Bei dieser Frage richteten sich die Blicke aller Anwesenden auf Casey.

Als Raoul die Bedeutung dieser Reaktion klar war, stöhnte er abermals. Gott, die Entscheidung lag bei Casey.

Dieser lächelte und wand sich vollends um, so das nun kein Zweifel mehr an seinem Geschlecht bestehen konnte. „Tja, ich finde ja noch immer das wir euch töten sollten. Wir könnten das durchaus wie einen Unfall aussehen lassen.“

Raoul warf einen Blick über die Anwesenden. An einer erfolgreichen Inszenierung zweifelt er da.

„Oh, ich habe mich nicht richtig ausgedrückt. Tailor, kann es wie einen Unfall aussehen lassen.“ Bei diesen Worten wurde Caseys Lächeln unheilvoll.

Raoul wand seinen Kopf zu dem Diener, der noch immer unbeteiligt das Kleid stopfte. Er hatte schon immer geahnt das Tailor zu mehr gut war, als Casey nur alle Wünsche zu erfüllen. Gut, er wusste sicher wie man ihn effektiv beseitigte.

Kiana hielt Casey ein Hemd hin, das er anzog.

Dabei erhaschte Raoul einen Blick auf eine Narbe an der Seite. Er benötigte nur einen Moment, um diese zuzuordnen. „Ihr seid Lord Jale!“

Casey, der gerade dabei war sein Hemd zuzuknöpfen, warf ihm einen zweifelnden Blick zu. „Ja. Allerdings sollte das im Moment euer kleinstes Problem sein, meint ihr nicht?“

Da musste er ihm Recht geben, doch es war zumindest wieder ein Puzzelstück das sich zusammenfügte. Schön langsam ergab alles ein Bild.

Casey kam zu ihm und setzte sich an die Seite des Bettes. „Eigentlich tendiere ich ja dazu euch wegen Hochverrats zu beschuldigen. Euch und eure ganze Familie. Diesmal würde wohl sogar mein Vater zustimmen.“

Das war die erste Aussage, die ihn heute wirklich zutiefst erschreckte. Hochverrat. Das wäre das Ende für seine Familie, alle miteinander. Wenn sie nicht getötet wurden, dann wurden sie verbannt, geächtet. All das was sie sich aufgebaut hatten, wäre mit einmal fort und das nur wegen ihm.

„Lasst meine Familie da raus. Ich bin hinter euer Geheimnis gekommen, nicht sie.“ Man konnte Raoul ja viel vorwerfen, doch er war loyal seiner Familie gegenüber.

Gelassen lächelte Casey und sah zu Tailor. „Leider ist der Mörder Tailor entkommen. Doch ich bin mir ziemlich sicher, wo ich die Auftraggeber zu suchen habe. Es reichte eurer Familie wohl nicht nur meine Geschwister zu ermorden, jetzt muss es auch noch ich sein.“

Überrascht sah Raoul Casey an. „Darum geht es? Deswegen hegt ihr einen Groll gegen meine Familie. Wir haben nichts damit zu tun, die Anschuldigungen wurden alle widerlegt.“

„Ja, es ist erstaunlich was Geld so alles schafft, nicht?“ Casey sah ihn ruhig an.

„Aber es geht mir nicht um Rache. Nicht um Rache für sie. Ich will Rache für Valerian, für seine feige Ermordung.“

„Damit haben wir nichts zu tun!“ Wie oft musste er es ihm noch erklären? Vielleicht war der Überfall auf Valerians Kutsche wirklich kein Zufall gewesen, doch daran war seine Familie auf keinen Fall Schuld. Er kannte seine Familie und ja sie spielten oft falsch, doch keiner von ihnen gab einen Mord in Auftrag.

Nun schien auch Caseys Ruhe am Ende zu sein. Wütend schlug er mit einer Faust auf die Bettdecke. „Wenn nicht ihr, wer dann? Oh, ihr habt heute nicht den Pfeil abgeschossen, doch das entbindet nicht eure Familie von ihrer Schuld.“

„Meine Familie hat so etwas nicht nötig. Was bringt uns euer Tod? Nur einen lange Streit um die Krone, denn wir nicht gewinnen können.“ Raoul war da ziemlich realistisch. Sie waren nicht die nächsten in der Erbfolge und egal wie mächtig man war, hier ging es immer um Erbfolge.

Das letzte Kommentar schien Caseys Interesse geweckt zu haben. Er stutzte kurz. „Wie meint ihr das? Ihr könnt nicht gewinnen?“

Raoul schüttelte den Kopf und seufzte leise. Wie konnte er selbst so unwissend sein? Das gehörte doch zum Allgemeinwissen. „Wenn ihr tot seid und euer Vater ebenfalls, dann kommt Lord Kale zum Zug. Er ist der Bruder eurer Mutter, die Königin dieses Landes war. Eure Mutter hat euren Vater geheiratet als dieser noch ein normaler Adeliger war. Nicht eure Mutter wurde durch euren Vater Königin, sondern er durch sie. Das und einige politische Beschlüsse eures Großvaters, der wie alle Väter seine Tochter mehr liebte als seinen Sohn. Sie war sein ältestes Kind und ihr Vater fand das sein Schwiegersohn das Reich besser leiten könnte.

Wir gehören zur väterlichen Seite eurer Verwandtschaft. Uns ist es nur möglich durch ein plötzliches Massaker das wir überleben, oder durch Heirat an den Thron zu kommen.“

Er fasste es nicht, das er das erklären musste. Als Beteiligter sollte Casey doch zumindest über seine Familienverhältnisse aufgeklärt sein. Natürlich gab es auch andere Wege an den Thron zu kommen und sein Vater zählte vielleicht darauf, doch die waren alle zu langwierig und kompliziert.

„So ein Unsinn.“ Casey schüttelte den Kopf.

„Mein Onkel ist kein Mensch für so etwas. Außerdem ist er viel zu alt um zu regieren.“

„Er vielleicht schon, doch was ist mit seinem Sohn? Ihr habt ihn Letztens abgewiesen, nicht?“ Das konnte er nicht abstreiten, immerhin war er dabei gewesen. Wenn ihm jetzt in den Sinn kam was damals passiert war… oh Gott, er hatte sich so zum Affen gemacht.

„Samuel ist zu dumm für so etwas.“ Casey schüttelte angewidert den Kopf.

„Auf jeden Fall, könnte ich euch helfen. Doch dafür müsste ich am Leben bleiben.“ Es war ein schwacher Versuch, aber das Einzige das Raoul derzeit anzubieten hatte.

Casey sah ihn zweifelnd an bevor er Raoul am Kragen packte. So zog er ihn bis kurz vor sein Gesicht. „Ich bin nicht dumm, Raoul. Du bist ein toter Mann, mit viel Glück auch nur ein Gefangener für die nächsten Jahre. Aber auf keinen Fall werde ich einen Pakt mit dem Teufel schließen.“

Damit stieß er ihn zurück und stand auf. „Mikaela, Kiana ein Kleid, Schminke und Frisur. Dieser Ausflug ist beendet, wir kehren an den Hof zurück.“

Anscheinend musste sich Raoul einige bessere Argumente zurechtlegen um für eine Verbesserung seiner Lage zu sorgen. Aber dafür hatte er ja auf der Reise genug Zeit, zumindest befürchtete er das. Allerdings wäre es interessant zu erfahren, wie sie ihn unbemerkt in eine Kutsche bringen wollten.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 60
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Casey setzte Valerius ab, der sofort wieder seinen angestammten Platz auf dem Bett einnahm und ihn aufmerksam ansah.

„Prinzessin?“ Mikaela sah unbehaglich auf einen Stapel Kisten, der in einer Ecke des Zimmers stand.

Sie musste die Frage gar nicht zu Ende sprechen, da Casey auch so wusste was sie wollte. Er seufzte traurig. „Na gut, wenn du dich dann besser fühlst. Tailor.“

Der Diener trat vor und öffnete den Deckel einer der Truhen. Er wollte gerade die Hand ausstrecken, als sich auch schon ein Oberkörper aufrichtete.

Raoul sah Casey wütend an, seine einzige Option, da sein Mund geknebelt war.

„Was soll ich mit ihm machen?“ Tailor sah ihn fragend an.

„Ich weiß noch nicht.“ Casey sah ihn überlegen an. Zu behaupten er würde diese Situation nicht genießen, wäre gelogen. Nein, er kostete sie sogar regelrecht aus. Bei dem Ärger, den er wegen Raoul schon gehabt hatte, war das nur natürlich.

„Zuerst muss ich mit meinem Vater sprechen.“ Das stimmte, denn wirklich eigenwillige Entscheidungen konnte er in dieser Situation nicht treffen. Immerhin würde Raouls Verschwinden Fragen aufwerfen und dann benötigte er jemanden, der ihm den Rücken stärkte.

Er warf einen weiteren Blick zu Tailor. „Wieviel weiß er schon?“

Tailor hatte sicherlich schon einen Boten geschickt, der seinen Vater zumindest von seiner Rückkehr berichtete.

„Nur das ihr eure Reise abgebrochen habt, da es zu Komplikationen kam.“ Tailor warf dabei einen bedeutenden Blick auf Raoul, der noch immer in der Kiste saß.

„Ja, so kann man das auch nennen. Ich will das du hier bleibst und auf ihn aufpasst.“

„Mit Verlaub, es wäre besser, wenn ich mitkommen würde. Mein Vater wird mit Sicherheit auch anwesend sein.“

Da hatte Tailor Recht und etwas Schützenhilfe gegen seinen Vater zu haben, war sicher auch kein Fehler. Aber wer passte dann auf Raoul auf? „Und wer achtet hier auf alles?“

„Das können wir doch machen.“ Hilfsbereit lächelnd sah ihn Kiana an.

Genau das wollte er nicht. Und das dieses Angebot von Kiana kam, machte das Ganze noch suspekter. Casey seufzte tief. „Hol sie, Mikaela.“

Diese sah ihn fragend an. „Seid ihr sicher?“

„Habe ich eine andere Wahl?“ Das wohl nicht. Aber seinen Hofdamen würde er die Bewachung sicher nicht überlassen. Nicht wenn sie nicht selbst überwacht wurden, da musste wohl wieder einmal Beth einspringen. Hoffentlich entkam er ihr ohne das sie wieder über seine Kleidung urteilte.

„Gehen wir Tailor.“ Mit diesen Worten verließ er das Zimmer und entfernte sich einige Schritte davon. Allerdings blieb er etwas entfernt stehen und lauschte kurz. Schon nach kurzer Zeit kam Mikaela, die mit ihnen das Zimmer verlassen hatte, wieder zurück und die Geräusche der Schritte zeugten davon das sie nicht alleine war. Nun konnte er beruhigt zu seinem Vater gehen.
 

Casey traf seinen Vater in seinem Salon an. Er war gerade dabei bei einem Tee einige Unterlagen zu lesen. Zumindest dachte Casey das es sich um solche handelte.

Er verbeugte sich leicht. „Vater, es freut mich dich wieder zu sehen.“

Conroy, der schräg hinter seinem Vater stand und ebenfalls einige Blätter hielt, lächelte ihm zu.

„Casey. Du bist schon wieder da? Ach ja, es hat angeblich Komplikationen gegeben. Welcher Art?“ Sein Vater sah nur kurz von seinen Unterlagen auf.

Gut, anscheinend hatte er Tailors Botschaft bekommen, maß ihr allerdings keine große Bedeutung zu. Nun, das würde sich ja hoffentlich ändern. Er lächelte und nickte. „Oh ja, ich glaube so kann man es nennen. Es würde ein Attentat auf mich verübt.“

Casey ließ seine Stimme absichtlich so klingen wie bei einer kleinen Plauderei. Wenn es ihm auch schwer fiel so ruhig zu bleiben.

Das war anscheinend auch der Grund, warum sein Vater auch nicht sofort reagierte. Er sah ihn überrascht an und warf dann einen Blick zu Tailor. Erst durch dessen Reaktion, oder Blick, schien er zu erkennen das es ernst gemeint war.

Die Blätter aus seiner Hand fielen auf den Boden und er sah Casey geschockt an. Dann fuhr er hoch und war mit einigen Schritten bei ihm. Seine Hände glitten hastig über den Körper seines Sohnes so, als suchten sie nach Verletzungen. „Was ist passiert? Bist du verletzt?“

Casey schüttelte den Kopf und fing eine der Hände seines Vaters ab. Diese legte er auf seine Brust. „Nein, er hat mich genau hier getroffen. Und wir wissen beide, das da bei mir nichts ist.“

Sein Vater sah ihn nur einen Moment fassungslos an, dann blickte er zur Tür. Besser gesagt zu demjenigen, der davor stand. „Wofür habe ich dich meinem Sohn zugeteilt? Solltest du ihn nicht beschützen? Ich hoffe, du hast wenigstens den Täter gefasst.“

„Hör auf!“ Casey löste sich von seinem Vater. Er mochte es nicht, wenn dieser immer wieder Tailor zur Verantwortung zog.

„Er kann sich nicht aufteilen, um mich von allen Seiten zu umstellen, ebenso wie er sich nicht um alles kümmern kann. Das der Täter entkommen ist, ist auch nicht seine Schuld.“ Er löste sich zu seinem Vater und setzte sich auf den zweiten Stuhl, der neben dem Tisch stand. Gelassen griff er nach der Tasse seines Vaters und nahm einen Schluck, bevor er sie wieder zurückstellte. Den Tee konnte sein Vater getrost alleine genießen.

„Außerdem haben wir größere Probleme als solche Schuldzuweisungen. Wir wissen doch wer die Täter sind.“ Dabei ließ er seinen Vater nicht aus den Augen.

Dieser seufzte nur und nahm wieder auf seinem Sessel Platz. „Fängst du schon wieder damit an Casey?“

Seltsam. Bis jetzt hatte er die Barmherzigkeit seines Vaters in Bezug auf Raouls Familie immer als Schwäche ausgelegt. Nur, was war, wenn diese von etwas anderem herrührte? Eben weil er wusste, das sie nicht die einzigen Verdächtigen waren, nicht nur bei dieser Sache? „Das meine ich gar nicht. Ich spreche eher gezielt von Raoul. Er hat mein Geheimnis entdeckt.“

Dieser Eröffnung folgte ein Moment Stille, dann sah ihn sein Vater entsetzt an. „Er hat was?“

„Es war unumgänglich, immerhin stand er bei dem Attentat neben mir. Was ihn nicht von seiner Schuld entbindet, das ist klar.“ Casey griff nach einem Keks und knabberte ungerührt daran. Dabei beobachtete er allerdings interessiert seinen Vater.

Dieser warf Conroy einen fragenden Blick zu. „Was machen wir denn nun?“

Conroy warf einen besorgten Blick zu seinem Sohn, bevor er sich wieder dem König zuwand. „Wir könnten ihn einsperren. Wegen Hochverrats, immerhin kennt er wichtige Geheimnisse des Reiches. Ebenso könnten wir ihn töten, was allerdings unnötiges Aufsehen erregen würde. Die letzte Möglichkeit wäre allerdings, das wir Caseys Krönung vorziehen.“

Caseys Augen leuchteten auf, als er diese Möglichkeit hörte. Auch er hatte daran gedacht, nur gab es da ein Hindernis.

„Auf keinen Fall!“

Das Hindernis hatte gesprochen. Casey seufzte bei der Aussage seines Vaters. Es wäre ja zu einfach gewesen. Manchmal fragte er sich wirklich, ob sein Vater das wirklich nur machte um ihn zu beschützen? „Ich werde mich um dieses Problem kümmern. Allerdings will ich deine vollste Unterstützung, egal was ich mache.“

Sein Vater sah ihn einen Moment zweifelnd an, dann nickte er. „Aber sein Tod ist absolut inakzeptabel.“

Und somit verboten, das verstand Casey. Deswegen nickte er nur zustimmend. Aber es gab noch ein anderes Thema, das sie anschneiden sollten. „Ich habe auf diesem Ausflug übrigens interessante Dinge erfahren. Wann wolltest du mir eigentlich erzählen, das nicht du sondern mein Onkel eigentlich auf den Thron dieses Reiches gehört?“

Erschrocken sah ihn sein Gegenüber an. „Wer hat dir das erzählt?“

„Das ist irrelevant. Relevant ist nur, das ich es jetzt weiß.“ Etwas das seinem Vater nicht gefiel, das merkte er sofort. Doch Casey wollte nun endlich etwas Licht in seine Familiengeschichte bringen. Vor allem wollte er wissen, ob es stimmte was Raoul gesagt hatte.

„Das ist nichts, das dich etwas anginge.“

Casey schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. „Das sehe ich anders. Vor allem wenn wir gegen einen potentiellen Nachfolger agieren. Du magst ihn mögen und vielleicht fühlst du dich ihm auch schuldig gegenüber, weil du ihm sein Geburtsrecht weggenommen hast, doch wir steuern auf einen Bürgerkrieg zu. Das musst doch selbst du sehen!“

„Seit wir dort einen Mann haben, kam es zu keiner weiteren Ausschreitung.“ Conroy antwortete anstatt seines Vaters. Wahrscheinlich weil er sich in diesen Dingen auch besser auskannte.

Casey warf ihm einen belustigten Blick zu. Seine Stimme troff nur so vor Sarkasmus. „Was für eine Überraschung, nicht?“

Conroy zog es vor diese Antwort zu übergehen, sondern sprach weiter. „Als Zeichen seines guten Willens, schickt er sogar seinen Sohn zu uns. Er soll sich wieder in das Leben bei Hofe einfügen.“

„Was? Seit wann nähren wir die Ratte an unserer Brust?“ Casey sah den Berater entsetzt an.

„Er hat ein Recht darauf bei Hofe zu leben.“ Sein Vater sah ihn streng an.

„Das hat jeder niedere Adelige auch und trotzdem lassen wir nicht alle zu uns.“ Casey wusste das. Sein Vater hatte da sehr strenge Auflagen, vor allem was die Leute in seiner Umgebung anging. Und nun ließ er den Fuchs in den Hühnerstall, wusste er wie viele neue Füchse er sich da erschaffte? Oh Gott, auch er würde ihn wieder in seiner Nähe erragen müssen.

„Es ist ein Zeichen guten Willens und ich sehe keinen Grund es nicht anzunehmen. Damit ist die Diskussion darüber beendet.“

Wütend sah Casey seinen Vater an. Er stand auf und sah ihn kalt an. „Meinetwegen. Allerdings werde ich dich an meine Worte erinnern wenn du deinen Fehler einsiehst. Hoffen wir das es dann nicht zu spät ist.“

Rasch verließ er den Raum. Wie konnte er nur so einer Vereinbarung zustimmen? Sah er nicht in welche Gefahr er sich damit brachte? Oder vertraute er seinem Schwager so sehr? Vertrauen oder Dummheit, beides war sehr gefährlich in einer Position wie seiner. Allerdings würde Casey alles daran setzen, das Samuel nicht mehr Schaden anrichten konnte als gut war. Auch wenn er sich zuerst selbst gegen ihn schützen musste und das ging nur auf eine Weise.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 61
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Raoul blickte auf die drei Frauen, die auf dem Fußende des Bettes saßen und gemeinsam ein Kartenspiel spielten. Auch er lag wieder auf dem Bett. Man hatte ihm gestattet aus der Kiste zu steigen und angewiesen sich auf das Bett zu setzen. Dort hatte man seine Füße wieder gefesselt. Ja, er hätte fliehen können, nur wäre er damit kaum weit genug gekommen. Gegen Kiana und Mikaela hätte er sich zur Wehr setzen können, doch der Knüppel, den die ältere Frau in der Hand hielt, sah sehr massiv aus. Und wenn Raoul ehrlich war, hatte er kein Bedürfnis seine Bekanntschaft mit Holz auf seinem Kopf all zu schnell wieder aufzufrischen. Allerdings bekam er so wenigstens die Möglichkeit über einiges nachzudenken, einiges das nun deutlich im Vordergrund stand. Dafür hatte er während der Reise zwar schon Zeit gehabt, doch da hatte er sich eher darauf konzentriert, sowenig blaue Flecke wie möglich abzubekommen. Doch nun hatte er keine Ausrede mehr dafür.

Im Vordergrund stand nun wohl eher die Frage was sich änderte, nun wo die Prinzessin ein Prinz war? Die Antwort war allerdings einfach. Alles änderte sich. Nun gab es einen legitimen Erben für den Thron, solange er lebte wären alle Intrigen sinnlos. Sein Vater würde vor Wut schäumen, immerhin konnte er ihn jetzt nicht mehr auf den Thron bringen. Was auch bedeutete, das er endlich seine Ruhe hätte. Ein Nebeneffekt der ihm sogar ziemlich gelegen kam.

Warum sich Casey als Frau verkleidete war auch einfach zu beantworten. Es gab viele Herrscher, die ihre Söhne die ersten Jahre als Frauen aufzogen, einfach weil das sicherer war. Nur hatte er noch nie von einer derart langen Zeitspanne gehört. Es brachte viele Probleme, aber es gab auch eine Menge Sicherheit. Außerdem war es Caseys Entscheidung wie lange er das durchziehen wollte, oder die seines Vaters.

Die Sache war nur, was er jetzt machte? Fakt war, das er sich lächerlich gemacht hatte. Immerhin hatte er einer Frau den Hof gemacht, die sich als Mann entpuppte. Das war mehr als peinlich, doch nicht peinlicher als das was die meisten Männer hier veranstalteten. Jeder machte der Prinzessin den Hof und buhlte um ihre Aufmerksamkeit, das war nichts außergewöhnliches. Nur das nicht jeder von ihnen Casey geküsst hatte. Selbst wenn niemand etwas davon wusste, er war sich dessen bewusst. Noch vor einigen Tagen hatte er gedacht, das es ihm egal wäre, wenn Casey hässlich wäre, doch wie war das jetzt? Der Gedanke einen Mann geküsst zu haben war komisch, doch bei der Erinnerung ekelte es ihn nicht. Schließlich hatte er Caseys Nähe nicht gesucht weil er den Anderen hübsch fand, sondern weil er seinen Charakter mochte. Das änderte sich jetzt doch nicht. Casey war immer noch Casey, wenn das bei manchen Charakterschwächen auch bedauerlich war.

Die sich öffnende Tür riss ihn aus seinen Gedanken. Casey trat ein und der einzige Grund warum er diese nicht gleich wieder hinter sich zuwarf war wohl Tailor zu verdanken, der ihm folgte.

„Ich fasse es nicht! Wie kann er das machen?“

Sofort sprangen Kiana und Mikaela auf. Die Karten fielen unbeachtet auf das Bett und wurden von der älteren Dame aufgesammelt.

Anscheinend war sein Gespräch nicht so gut verlaufen. Raoul war unsicher was das nun für ihn bedeutete.

„Wovon sprecht ihr, Prinzessin?“ Mikaela sah ihn fragend an.

„Meinem Vater, wem denn sonst? Wie kann er es zulassen, das diese kleine Ratte von Samuel sich wieder hier einnistet. Dauerhaft!“

„Das ist nicht sicher.“ Tailor trat zu Raoul und überprüfte seine Fesseln.

„Du hast ihn doch gehört, Tailor. Er soll seinen Platz am Hofe einnehmen, den er zulange vernachlässigt hat. Als ob wir nicht schon genug Schlangen hier hätten.“

Eigentlich müsste Raoul nun sauer sein über den bezeichnenden Blick, den ihm Casey bei seinen letzten Worten zuwarf. Im Moment sah es nur mit einer Erwiderung ziemlich schlecht aus, da er noch immer den Knebel trug, der langsam wirklich unangenehm wurde.

„Lord Kale kommt wieder?“ Kiana sah Casey bei ihrer Frage erschrocken an.

„Ich glaube das das eben meine Worte waren.“ Casey sah sie bei diesen Worten genervt an. Dann warf er einen Blick aus dem Fenster.

„Es ist schon spät, ihr könnt gehen, heute benötige ich eure Dienste nicht mehr. Tailor, richtest du das Gästezimmer her? Einer muss diesen Raum verlassen ich, oder Lord Trelain.“

Der Diener nickte und verließ, die Hofdamen vor sich herscheuchend, das Zimmer.

Diese Bitte an den Diener erleichterte Raoul. Das bedeutete doch immerhin das Casey ihn nicht umbrachte. Zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt.

„Benötigt ihr meine Dienste noch, Prinzessin?“

Zu Raouls Überraschung antwortete dieser der alten Frau nicht ebenso aufgebracht wie seinen Hofdamen. Nein, er lächelte sogar sanft und drehte ihr den Rücken zu. Dann hob er mit einer Hand die Haare. „Ja, hilf mir bitte aus diesen Kleidern.“

„Natürlich.“

Eigentlich sollte Raoul sauer sein, das er so ignoriert wurde. Doch so konnte er ihnen wenigstens ungestört zusehen. Allerdings waren seine Blicke doch etwas zu intensiv, da sich die alte Frau umwand und ihn musterte. Dann löste sie mit einem Handgriff einen der Vorhänge des Bettes und zog ihn vor das Fußende. So entzog sie sich und Casey vor seinem Blick.
 

Als Beth die Tür hinter sich schloss, seufzte Casey und ging in seinen Wandschrank. Dort ließ er das Kleid einfach auf den Boden gleiten und zog sich eine Hose und ein Hemd an. Für ein Nachthemd war es noch zu früh und mit einem solchen wollte er sich auch nicht vor Raoul zeigen. Außerdem erwartete er heute keine Unterbrechungen mehr.

Wieder in sein Zimmer zurückkehrend, dachte er über die neuesten Entwicklungen nach. Was er derzeit benötigte waren neue Informationen. Nur von wem sollte er diese bekommen? Der Hofstaat und dazu gehörten auch seine Hofdamen und Tailor, hatten solange geschwiegen, da würden sie dieses nun nicht brechen. Alle außer Einem und diesem konnte er nicht trauen.

Sein Blick glitt zu Raoul, nein Vertrauen in diese Richtung war vergeudet. Aber untätig herumsitzen konnte er auch nicht. Das lag nicht in seiner Natur, nicht wenn sein Vater offenen Auges in sein Verderben rannte. Deswegen war er ja eigentlich in sein Jagdschloss gereist, um von diesen ganzen Problemen loszukommen. Doch selbst dorthin hatten sie ihn verfolgt.

Seine Hand legte sich auf die Truhe in der er mittlerweile den ungeöffneten Brief von Valerian, sowie dessen Verlobungsring aufbewahrte. Sein Blick jedoch fiel auf das Schwert, das einen Platz an seiner Wand gefunden hatte. „Valerian, was soll ich nur machen?“

Das war einer der kurzen Momente der Schwäche, die er sich nicht einmal vor seinem kleinen Hofstaat erlaubte. Das gehörte sich nicht für einen zukünftigen König. Vor Raoul war es ihm im Moment allerdings egal, er würde es niemanden erzählen können.

Plötzlich hob sich sein Kopf und sein Blick fiel auf Raoul. Genau, das könnte funktionieren.

Er kniete sich auf das Bett und kletterte so zu Raoul. Das war der kürzeste Weg, so musste er nicht um das Bett herumgehen. „Ich habe euch einen Vorschlag zu machen, Raoul. Nur damit wir uns verstehen, es ist der einzige Weg um einer sehr, sehr langen Kerkerstrafe zu entgehen, also überlegt euch eure Antwort zweimal. Um es gleich klarzustellen, mein Vater weiß davon nichts, aber einige Sachen sind mit ihm abgeklärt, so auch das was ich euch gleich sage.“

Das war zwar gelogen, doch er konnte es durchaus so einrichten. Außerdem hatte er eine Vollmacht was Raouls weiteres Schicksal anging. „Also bei einem weiterem Attentat auf mich, will ich euch nur an einer Stelle wissen und die ist zwischen mit und der Waffe. Um es genau auszudrücken bei einem weiteren Attentat werdet ihr und eure Familie des Hochverrats angeklagt. Selbst wenn ihr nicht die Initiatoren seid, wird euch das gewiss die nötige Motivation geben den richtigen Feind unschädlich zu machen.“

Er sah das Aufblitzen in Raouls Augen. Gut, er hatte verstanden. „Ja, ich werde euch eure Freiheit wiedergeben, eine eingeschränkte Freiheit, wie ich betone. Auch euer armseliges Leben könnt ihr behalten. Dafür verlange ich nur einige Dinge. Informationen, meine Sicherheit, oh und ihr werdet meinen Verlobten spielen.“

Nun kam doch ein gedämpfter Laut unter dem Knebel hervor.

Casey streichelte über Valerius, der sich an sein Bein schmiegte. Bei den nächsten Worten sah er den Hund anstatt Raouls an. „Ihr könnt euch freuen, Raoul. Schließlich ist es doch das was ihr wolltet, nun seid ihr am Ziel. Natürlich werdet ihr das niemanden verraten, weder eurer Familie noch meinem Vater. Die Gerüchte werden sich sowieso schnell genug verbreiten.“

Lächelnd wand er sich wieder Raoul zu und nahm ihm den Knebel ab. Er erwartete eine Antwort, es war ja nicht so als hätte Raoul eine große Wahl. Kaum jemand würde sich ein solches Angebot entgehen lassen.

Raoul bewegte prüfend seinen Mund, erst dann antwortete er. „Ihr seid verrückt, Casey. Ebenso wie dieses Angebot, doch ich wäre auch verrückt wenn ich es ablehnen würde. Deswegen nehme ich es an, was ebenso verrückt ist. Dann sind wir ab nun wohl verlobt, wenn ich auch annehme das es nur dazu dient Lord Kale abzuschrecken.“

„Ihr habt es erfasst. Seid froh, das ich noch einen Nutzen für euch habe.“ Damit kletterte Casey über ihn und stieg wieder aus dem Bett.

„Nur damit wir uns nicht falsch verstehen. Tailor wartet vor der Tür und wird beim kleinsten Laut den ich von mir gebe nicht scheuen hereinzukommen.“ Casey musste das nicht überprüfen, er wusste das es so war. Sein Diener hatte genug Leute um ein Zimmer vorzubereiten, das musste er nicht selbst machen. Es war nur ein Vorwand gewesen um alleine zu sein.

Casey beugte sich über Raoul und löste zuerst seine Fußfesseln und dann die um dessen Handgelenke. Während sich der Schwarzhaarige seine Handgelenke rieb, ging Casey zu seiner Kiste in der er seinen Schmuck aufbewahrte. Er kramte einige Zeit darin herum, bis er einen silbernen Ring fand. Ihm war er zu groß, doch Raoul müsste er passen.

Ohne ihn vorzuwarnen warf er Raoul diesen zu. Dieser fing ihn auch geschickt, sah ihn aber irritiert an.

Casey lächelte spöttisch. „Dein Verlobungsring, Schatz. Ich hoffe, du hältst ihn in Ehren.“

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 62
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Aber warum?“ Mikaela sah ihn überrascht an.

Casey seufzte leise. Hatte er es ihnen nicht eben erst erklärt? „Weil ich jemanden benötige, der mir Samuel vom Hals hält.“

Sein Blick fiel auf Kiana, die sich seit seiner Erklärung erstaunlich ruhig verhielt. Das überraschte Casey, da dieses Verhalten nicht ganz zu ihr passte. Allerdings handelte sie in letzter Zeit oft in einer, für sie untypischen Art. Er hätte ihr zumindest nicht zugetraut einen Mann mit einem Holzknüppel niederzuschlagen. In diesem Moment hatte sie eine erstaunliche Geistesgegenwart bewiesen.

„Also ist er nur ein Mittel zum Zweck?“ Fragend sah sie ihn an.

„Natürlich!“ Was dachten seine Hofdamen denn sonst? Sie standen immer noch auf verschiedenen Seiten, daran änderte sich nichts.

Kiana zuckte mit den Schultern. „Dann kann ich damit leben. Was ist mir dir, Mikaela?“

Diese starrte ihre Freundin einen Moment lang an, dann nickte auch sie widerwillig.

Casey atmete auf. Sie hatten es wesentlich besser aufgenommen, als er angenommen hatte. Doch es war seltsam, das sie Raoul wirklich als Bedrohung für ihre zukünftige Position sahen. Anders ließ sich ihre Reaktion nicht erklären. Dafür gab es aber keinen Grund, niemand kratzte an dem Platz den er Einer von ihnen versprochen hatte. Eine von ihnen würde seine Königin werden, wenn er da auch noch keine Entscheidung getroffen hatte.

Es klopfte an die Tür. „Wenn man vom Teufel spricht. Lass ihn herein, Tailor.“

Der Diener öffnete die Tür und ließ Raoul in den Raum. Unter seinem Arm trug er einige Rollen Pergament. „Nur als Rat, es wäre einmal dringend nötig die königliche Bücherei anders zu organisieren.“

Casey hob eine Augenbraue. „Nun wo ihr es ansprecht…, vielleicht mache ich es zu euren Aufgaben.“

Eine neue Ordnung war nicht notwendig. Es gab nur wenige Personen an diesem Hof, die sich für den Inhalt der Bücherei interessierten. Außerdem gab es einen Bibliothekar, wenn dieser auch schon ein Greis war. „Habt ihr worum ich euch gebeten habe?“

„Gebeten? Also wenn das eine Bitte war, dann will ich nicht wissen wie es aussieht wenn ihr jemanden zu etwas nötigt.“ Raoul sah ihn skeptisch an. Trotzdem legte er seine Last auf dem Tisch ab.

„Aber ich habe es gefunden und konnte es mir ohne Probleme ausleihen.“

Ja, weil er nicht Casey war. Deswegen hatte er ihn ja auch danach geschickt, teilweise natürlich auch damit sein Vater es nicht erfuhr. Er hatte schon genug Probleme mit ihm.

Geduldig sah er seinen Hofdamen zu, wie sie eines der größten Pergamente entrollten und die Ecken mit Gegenständen beschwerten. Zum ersten Mal in seinem Leben sah er den Stammbaum seiner Familie. Es war erstaunlich wie alt ihre Familie war und auf dieser Ahnenliste wurde nur das regierende Geschlecht fortgesetzt.

„Hier seht ihr.“ Raoul deutete mit dem Finger auf einen Punkt in einer der letzten Zeilen.

„Da könnt ihr sehen das es drei Kinder gab. Eure Schwester und ihre beiden Brüder und hier…“ Sein Finger fuhr die Striche auf dem Pergament nach.

„…fallen die beiden Brüder aus dem Stammbaum.

Casey nickte nachdenklich. Das seine Mutter noch einen jüngeren Bruder gehabt hatte, wusste er. Schließlich war er mit Valerian verlobt gewesen und dieser war der Erbe dieser Familie gewesen. Allerdings hatte er niemals gedacht das Samuel und Valerian ebenfalls königlichen Geschlechts waren. Ob Valerian das gewusst hatte? Wahrscheinlich, er war in vielen Dingen besser informiert gewesen als er, traurig war nur das er das erst nach seinem Tod erfuhr.

Caseys Finger legte sich auf einen Namen. „Ja. Das ist Valerians Vater und das…“

Er legte seinen Finger auf den anderen Namen. „… ist Samuels Vater. Ihr hattet Recht.“

Es war wirklich seine Mutter gewesen, die seinem Vater zu seinem Amt verholfen hatte. Ebenso, wie sie ihrem Bruder so das Geburtsrecht gestohlen hatte, da man an den Geburtsdaten genau sah, wann ein Kind geboren worden war. Sein Onkel war der Ältere gewesen.

Nur kurz glitt Caseys Blick über die Namen seiner Geschwister. Noch immer empfand er nichts für sie, selbst wenn sie nun Namen hatten. Gesichtslose Wesen, die in den Erzählungen seines Vaters Gestalt annahmen, nur um am Ende wieder zu verblassen. „Auch eine Liste der Opfer eurer Familie ist hier.“

„Meine Familie hat nichts damit zu schaffen und ich kann es auch beweisen.“ Raoul sah ihn zornig an und zog ein weiteres Pergament aus dem Stapel.

„Hier das ist der Stammbaum der Familie eures Vater und das hier ist meiner.“ Damit zog er eine zweite Rolle hervor.

„Und hier….“ Dabei deutete er auf eine Stelle weit über dem Namen seines Vaters. Dann rollte er seinen eigenen Stammbaum aus und legte ihn darüber.

„…spaltet sich meine Familie deutlich ab. Seht ihr, hier heiraten unsere Familien zusammen. Wir haben gar keinen Anspruch auf den Thron wenn ihr sterbt. Da kommen eher diese beiden in Frage.“ Dabei deutete er auf die zwei Namen neben dem seiner Mutter.

Casey schüttelte entschlossen den Kopf. „Valerians Vater können wir ausschließen. Er ist gewiss kein Ehrenmann, doch er würde kaum seinen eigenen Sohn umbringen. Valerian war sein einziger männlicher Erbe.

Seine Familie ist verarmt, doch er bekommt von uns eine monatliche Summe, die ihm ein bequemes Leben bietet.“

Auch wenn Valerian nicht mehr seiner Pflicht nachkommen konnte, so mussten sie sich noch immer das Schweigen seines Vaters erkaufen. Ein kleines Übel, das sein Vater aber gerne in Kauf nahm.

„Ich sage auch nicht, das er Valerian umgebracht hat. Vielleicht war das sogar die Tat seines Bruders, aber das Attentat kann er trotzdem verübt haben. Denn ich denke nicht, das ihr ihm diese monatliche Summe ewig gewähren werdet.“ Bei diesen Worten musterte Raoul ihn eingehend.

Zweifelnd verzog Casey das Gesicht. „Natürlich nicht. Nur bis zu meiner Krönung, danach ist es nicht mehr notwendig.“

Gegen Ende wurde seine Stimme immer leiser. Selbst er erkannte was seine Worte bedeuteten. Es war seltsam, doch es war das erste Mal, das er in diese Richtung dachte. Einfach weil es ihm bis jetzt absurd erschienen war. Casey mochte seinen Onkel nicht sonderlich, aber er sah ihn nicht als Mörder. Vor allem, da er bis jetzt immer gedacht hatte, das alle Anschläge zusammenhingen. Aber vielleicht war das auch nur ein Trick von Raoul um seinen Verdacht bewusst von seiner Familie abzulenken.

Rasch schüttelte Casey den Kopf. „Das ist Unsinn. Selbst wenn, mein Onkel hätte nichts mehr davon. Wie gesagt, da ist noch immer sein älterer Bruder und er selbst hat auch keinen männlichen Erben mehr, dem er das vermachen könnte.“

Amüsiert, aber auch ein kleines wenig mitleidig lachte Raoul. „Auch wenn es euch unglaubwürdig erscheint, aber nicht alle Eltern arbeiten für das Wohl ihrer Kinder. Jeder Mensch arbeitet für sich und sein eigenes Wohlergehen. Was nach seinem Tod passiert ist doch allen egal, warum glaubt ihr haben es die Nachfolger immer so schwer?“

„Es mag durchaus sein das es in eurer Familie so ist. In meiner nicht.“ Entschlossen verschränkte Casey die Arme vor der Brust. Immerhin beschützte ihn sein Vater schon seit seiner Geburt. Er hatte alles auf sich genommen, um ihn als seinen Erben großzuziehen. Natürlich war da auch ein gewisser Eigennutz dabei, aber hauptsächlich kümmerte er sich so um ihn, weil er ihn als Sohn liebte. Trotzdem konnte Casey sich einiger Zweifel nicht erwehren. Schon so oft hatte er ihm die Bitte verweigert seine Krönung vorzuziehen. Sie hatten eine Abmachung, das stimmte schon, aber Casey fragte sich langsam, ob er sich wirklich daran halten würde? Doch es war sein Vater, ihm konnte er vertrauen. An, oder kurz nach seinem zwanzigsten Geburtstag würde er seine Krone schon bekommen. Entweder das, oder er beendete diese Maskerade von sich aus.

Raoul enthielt sich eines Kommentars und rollte die Blätter wieder zusammen. „Wenn ihr mich nun entschuldigt, mein Vater hat nach mir rufen lassen.“

Eine Augenbraue hebend, musterte ihn Casey spöttisch. „Ach und ihr kommt sofort, wenn er nach euch ruft? Nicht einmal meine Hunde sind so gut dressiert, vielleicht sollte ich mir Tipps bei ihm holen.“

Der Schwarzhaarige seufzte. „Er würde sein Wissen bestimmt gerne mit euch teilen, nur wird es euch nichts nützen. Ich beuge ich seinem Willen nur, weil er noch einen Großteil des Geldes verwaltet das mir ein bequemes Leben ermöglicht. Wie die meisten adeligen Sprösslinge hier.“

Verächtlich blickte ihn Casey an und wand sich dann um. Es war ja klar, das Raoul nur solche Motive antrieben. Schließlich war er ein Trelain, da drehte sich alles um Geld und Macht. „Vergesst nicht, das unser Cousin morgen erwartet wird.“

„Keine Sorge, ich werde euch schon finden.“

Casey hörte wie sich die Tür schloss und wand sich wieder zu seinem eigenen Stammbaum um, der als Einziger noch ausgebreitet auf dem Tisch lag. „Ich schätze, das ich meine Bemühungen Lady Elisabeth betreffend, doch früher beginnen muss als geplant.“

„Ich werde mich sofort darum kümmern.“ Mikaela nickte verstehend und eilte aus dem Zimmer.

Seufzend sah Casey zu dem Schwert an seiner Wand. Valerian würde ihm sicher vergeben das er seine Familie verdächtigte, aber er musste sicher gehen.

Seine nächsten Worte waren nur ein Flüstern. „Keine Dummheiten mehr, wie? Entschuldige Valerian, aber jetzt ich muss mich selbst um meine Sicherheit kümmern.“
 

Es war eine Lüge. Raoul hatte weder eine Verabredung mit seinem Vater, noch mit sonst jemanden. Er wollte einfach nur etwas Abstand. Wie sollte er Casey klar machen, das die Bedrohung nicht von ihm kam? Es war deutlich woher die Bedrohung kam und das war nicht seine Richtung. Allerdings würde er ihn wohl wirklich nur von seinen Absichten überzeugen können, wenn er zwischen ihn und den nächsten Attentäter sprang. Hoffentlich würde es nie dazu kommen.

Dazu kam noch die Nachricht seiner Schwester. Claire war nun schon seit zwei Wochen auf dem Anwesen der Kales, doch den alten Lord hatte sie noch immer nicht gesehen. Dafür hatte sie bereits dessen Frau und Sohn kennen gelernt. Ein Gespann, das sie als ziemlich unangenehm und verdächtig ansah. Über die Überfälle hatte sie aber noch nichts herausgefunden, dafür aber schon Bekanntschaft mit dem königlichen Gesandten gemacht.

Raoul interpretierte nicht allzu viel in diese Nachricht hinein. Claire musste vorsichtig sein, damit nicht herauskam das sie mehr war als nur ein armes, bedauernswertes Mädchen.

Seine Finger griffen in eine seiner Seitentaschen und zogen einen Ring heraus. Ab morgen würde dann wohl die Farce beginnen. Ehrlich gesagt freute er sich nicht sonderlich darauf, da Casey es ihm sicher nicht leicht machen würde. Bis jetzt hatte er auch noch keine Chance gesehen zu kontern, da er nicht genau wusste wie er mit ihm umgehen sollte. Immerhin wusste er nun das er es nicht mit einem Mädchen zu tun hatte. Auch wenn sich dieses Mädchen nicht oft wie ein solches verhalten hatte. Jetzt musste er sich neu orientieren.

Seit er ihn wieder freigelassen hatte, schien Casey ihn auch zu unterschätzen. Das war ein Fehler und das musste er ihm klarmachen. Es ging nicht, das dieser nun seine Launen an ihm auslassen konnte. Er war immer noch ein Trelain und als solcher hatte auch er seinen Stolz. Vielleicht würde es nicht mehr so werden wie früher, doch Casey war immer noch Casey.

Ein zufriedenes Lächeln legte sich auf Raouls Gesicht. Seine Finger umschlossen den Ring. Also gut, solange sich Casey als Mädchen ausgab, konnte er ihn auch als solches behandeln. Das war für ihn wesentlich leichter, da er im Umgang mit dieser störrischen Prinzessin schon mehr Übung hatte.

Nun war die Zeit der Revanche und Raoul freute sich schon darauf. Wenn Casey einen Verlobten wollte, dann würde er einen bekommen. Die Frage war nur, wie lange er diesen dann auch noch behalten wollte. Oh ja, er würde diese Rolle genießen, die ihm sein Prinz so leichtfertig überlassen hatte.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 63
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Haltet ihr das wirklich für eine gute Idee?“ Mikaela warf einen Blick auf den Weg des Gartens, der zu ihnen führte. Ihr Blick war ängstlich, so als erwarte sie jeden Moment etwas zu sehen, das ihr nicht gefiel.

Nein das war bestimmt keine gute Idee. Trotzdem war Caseys Antwort entschlossen. „Natürlich. Warum nicht?“

Er hob seine Tasse und warf ebenfalls einen Blick zum Anfang des Weges. Wahrscheinlich begrüßte sein Vater gerade seinen Neffen, den sein Onkel als Zeichen des Friedens schickte. Casey hatte den Befehl bekommen diesem Treffen beizuwohnen und diesem widersetzte er sich gerade eben. Sein Vater sollte ruhig wissen was er von diesem Einfall hielt. Vielleicht konnte er das, doch ihm war es unmöglich seinen Feind anzulächeln und ihm arglos die ausgestreckte Hand anzubieten. Hoffentlich konnte er verhindern, das noch Schlimmeres passierte.

„Sie kommen.“

„Wer?“ Überrascht sah Casey wieder zum Anfang des Weges, von dem er sich eben erst abgewandt hatte. Innerlich wappnete er sich schon gegen einen Boten seines Vaters, wenn er auch wusste wie unsinnig das war. Sein Vater hatte im Moment sicher besseres zu tun, wie auf seinen Rücken zu achten.

Auf dem Weg zu ihnen befanden sich aber nur Kiana und Elisabeth, die er zu ihrem Frühstück eingeladen hatte. Um sicherzustellen das es auch nicht vergessen wurde, hatte er Kiana zu ihr geschickt. Auch wenn diese die Aufgabe nicht gerne angenommen hatten, so schaffte sie es nun sogar mit Lady Elisabeth zu scherzen.

Lachend kamen sie bei ihnen an und Kiana setzte sich einfach auf den ihr zustehenden Platz.

Casey bemerkte Elisabeths unsicheren Blick und wies auf den noch freien Sessel. „Bitte nehmt doch Platz, Lady Elisabeth.“

Tailor zog den Sessel nach hinten und war ihr so beim Setzen behilflich. Danach nahm er eine Kanne zur Hand und schenkte ihr eine Tasse Tee ein.

„Ich hoffe doch wir haben euch nicht aufgeweckt? Meine Hofdamen können bisweilen etwas unhöflich sein.“ Dabei warf er einen Blick zu Kiana, doch diese zuckte nur unschuldig mit den Schultern und hielt Tailor auffordernd ihre Tasse hin.

Elisabeth beeilte sich den Kopf zu schütteln. „Nein, sie hat mich nicht geweckt.“

Casey ließ das einmal so stehen, nachprüfen konnte er es ja sowieso nicht. Außerdem gab es weit Wichtigeres über das sie reden mussten. „Ich schätze, ihr habt über mein Angebot nachgedacht und es mit eurem Vater besprochen. Was ist eure Antwort?“

Elisabeth zögerte und blickte auf das Tischtuch. Ihre Hände schienen etwas zu umkrampfen, wahrscheinlich die Serviette, die auf ihrem Schoss lag. „Mein Vater ist von dem Angebot begeistert.“

Was für eine Überraschung. Casey konnte nicht verhindern, das ihm dieser sarkastische Gedanke kam. Nein, es irritierte ihn kein bisschen das ihr Vater davon begeistert war, aber Elisabeth selbst schien dieses Angebot nicht zu gefallen. „Aber?“

„Aber…“ Nun blickte die Jüngere auf und in sein Gesicht.

„Es verwundert mich. Ihr seid mir zu nichts verpflichtet, Prinzessin. Warum macht ihr mir so ein Angebot?“

Casey lächelte, sie unterschied sich wirklich vom Rest ihrer Familie. „Weil ihr mich an etwas erinnert habt. Außerdem zahle ich euch so nur den Gefallen zurück, den ihr mir erwiesen habt.

Da wir nun aber eine lange Zeit miteinander verbringen werden, erlaubt ihr mir euch bei eurem Vornamen anzureden?“

Die Augen senkend, nickte Elisabeth. „Ja, natürlich.“

Casey hörte wie der Kies des Wegs knirschte, doch diesmal wand er den Blick nicht dorthin. Er sah an den unfreundlichen Blicken seiner Hofdamen schon wer auf dem Weg zu ihnen war. Seine Vermutung wurde auch bestätigt, als sich kurz darauf eine Hand vertraulich auf seine Schulter legte.

„Hier seid ihr also, Prinzessin. Man hat euch bei dem Empfang heute vermisst.“

Kiana runzelte die Stirn und sah fragend zu Raoul hoch. „Ist er schon vorbei?“

Raoul lächelte amüsiert. „Ja, zumindest für die Öffentlichkeit. Der König und sein Berater haben sich mir ihrem Gast zurückgezogen.“

Wenigstens war Conroy dabei, das beruhigte Casey wirklich. „Was führt euch dann zu uns, Lord?“

Er nahm eine Gabel in die Hand und nahm sie zwischen Zeige und Mittelfinger. In dieser Haltung ließ er sie leicht auf und ab wippen. Wenn Raoul intelligent war, verstand er diese Drohung.

Und wirklich zog Raoul seine Hand zurück, bevor er antwortete. „Eigentlich wollte ich mich nur eurer Begleitung bei dem Ball heute Abend versichern.“

„Auch wenn ich tausend Dinge lieber machen würde, ich werde da sein.“ Raouls Verhalten gefiel ihm nicht. Vor allem weil es so wie immer war. Davor war er besser mit ihm zurechtgekommen. Normalerweise würde er aber auch anders mit ihm umgehen, doch das ging nicht wenn Elisabeth bei ihm war.

Raoul beugte sich neben sein Ohr. „Ich muss mit euch reden, alleine.“

Casey nickte unmerklich. Außer ihm hatte es wahrscheinlich niemand gehört, da es selbst für ihn schwer zu verstehen gewesen war. Auch wenn ihm die Aussicht nicht sonderlich reizte.

Raoul lächelte die anwesenden Damen charmant an. „Ich werde nur kurz eure Herrin entführen. Keine Sorge, ich werde sie auch wieder heil zurückbringen.“

Damit entfernte er sich etwas von ihnen um auf Casey zu warten.

„Ich bin gleich wieder da.“ Casey stand auf und schloss sich Raoul an.

Einige Momente gingen sie schweigend nebeneinander her. „Also, was wollt ihr?“

„Ihr verbrüdert euch mit dem Feind? Wirklich klug, das muss ich zugeben.“

„Sie ist Valerians Schwester. Außerdem hat sie mir einen Gefallen erwiesen, denn ich nur zu gerne zurückgebe. Aber das sind Dinge, die euch nichts angehen.“ Es gab dabei auch taktische Gründe, doch in erster Linie wollte er ihr wirklich einen Gefallen erweisen. Nur war das sicher nicht der Grund weswegen er nun mit Raoul sprach.

Raoul schien nachzudenken. „Euer Bruder, Samuels Vater, ist er krank?“

Casey sah ihn verwirrt an. Wie kam er nun auf diese Idee? „Nein, nicht das wir wüssten.“

„Aber ihr würdet es erfahren, oder? Hat euer Gesandter ihn schon einmal gesehen?“

Der aufmerksame Blick in Raouls Augen irritierte Casey. Ob der Gesandte seinen Onkel schon gesehen hatte, hatte er nie gefragt. Er war automatisch davon ausgegangen. „Auf jeden Fall würden wir es erfahren. So etwas kann man nicht geheim halten und wir sind seine Familie, man würde zumindest meinen Vater informieren.

Aber warum fragt ihr?“

„Weil man den Lord seit mehr als zwei Wochen nicht mehr zu Gesicht bekommen hat. Wenn man den Aussagen der Diener glaubt, dann sogar noch länger.“

„Vielleicht ist er ja wirklich krank?“ Casey sah darin kein Problem und es gab auch keinen Grund zur Beunruhigung. Das ihn Raoul nun darauf ansprach zeigte nur, das er aus einer Mücke einen Elefanten machte, oder das er seinem Informanten so sehr traute das er seine Informationen wirklich ernst nahm.

„Wer hat euch das zukommen lassen?“

Raoul zuckte nur gelangweilt die Schultern und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Eine meiner Verwandten ist zufällig in der Gegend.“

„Zufällig, sicher.“ Bei dieser Bemerkung beobachtete Casey Raoul aus den Augenwinkeln, doch dieser reagierte nicht darauf. Es war klar das sein Verwandter dort nicht aus Zufall war, sondern mit voller Absicht. Doch was interessierte es ihn, was in Lord Kales Herrschaftsgebiet passierte. Er war für sein eigenes kleines Reich zuständig und das befand sich im Moment in Gefahr.

„War das alles weswegen ihr mich sprechen wolltet? Dafür hätten wir uns nicht von den Anderen entfernen müssen.“

„Ich war mir nicht sicher, ob es für Lady Elisabeths Ohren bestimmt ist. Immerhin weiß ich nicht was ihr mit ihr plant.“ Raoul sah ihn lauernd an.

Auf keinen Fall würde er ihn darüber aufklären was er mit Lady Elisabeth vorhatte. Denn es ging ihn einfach nichts an. Ohne eine Erklärung würde sich dieser aber kaum zufrieden geben, weswegen es Casey bei der halben Wahrheit beließ. „Wie gesagt, ich revangiere mich für einen Gefallen. Ich ermögliche ihr ein Debüt.“

Neben ihm hustete Raoul kurz, bevor er ihn amüsiert ansah.

„Ein Debüt, ihr? Selbst hattet ihr doch nie eines, wie wollt ihr dann eines ermöglichen?“

„Ich benötigte auch kein Debüt, weil ich keinen Ehemann brauche. Selbst wenn, ich hatte einen Verlobten und jeder kennt mich. Um mehr geht es dabei nicht. Nur um Bekanntheit und einen Ehemann.“ Casey verschränkte die Arme vor der Brust. Wo lag da das Problem, das alles konnte er Elisabeth verschaffen.

„Und weil alle Debütantinnen so denken, halten wir uns von ihnen fern, ebenso wie von ihren Müttern.“ Raoul lächelte amüsiert.

„Nun vielleicht kann ich euch ja für sie erwärmen.“ Das würde ihm mit einem Schlag zwei Probleme vom Hals schaffen. Doch für jemanden wie Elisabeth hieß das ein Schaf den Wölfen vorzuwerfen.

Raoul legte eine Hand um seine Hüfte und zog ihn zu sich. „Aber ich bin doch schon vergeben, was wäre ich für ein Schuft meine Verlobte zu betrügen?“

Da wäre er bei weitem nicht der Einzige hier, aber das stand auch gar nicht zur Debatte. Er legte seine Hand an die Brust des Älteren und versuchte ihn wegzudrücken. „Falls ihr es vergessen habt, ist das nur zum Schein. Aber falls ich euch daran erinnern darf, aufgrund diverser anatomischer Gegebenheiten ist eine gemeinsame Zukunft sehr unwahrscheinlich.“

Raoul lachte leise. „Es ist wirklich erheiternd wie schön ihr das umschreibt. Doch es gibt bei Gott mehr hier, die sich nicht an anatomischen Gegebenheiten stören.“

Das wusste Casey, doch das waren keine Vorbilder für ihn. Das sollten sie nicht einmal für Raoul sein, denn dann wurde die Sache wirklich gefährlich.

Mit einemmal näherte sich Raoul seinem Gesicht. „Seid nun eine brave Verlobte und spielt mit, da kommt jemand.“

Erschrocken wollte sich Casey umsehen, doch in diesem Moment küsste Raoul ihn auch schon. Er hatte niemanden gesehen, aber wenn er nun den Kuss unterbrach um sich umzusehen, würde das nur seltsam aussehen. In dieser Hinsicht musste er dem Älteren wohl vertrauen, eine schreckliche Vorstellung.

Allerdings war es ihm nicht ganz unangenehm was dieser mit seinen Lippen anstellte und vor allem mit seiner Zunge. Etwas das Casey nun ja schon gewohnt war. Erst nach einiger Zeit kam es ihm seltsam vor, das er noch immer niemanden bemerkte.

Als Raoul sich von ihm löste lächelte er frech und ließ Casey los. „Anscheinend habe ich mich getäuscht.“

Casey ersparte sich ein sinnloses Kommentar, es war unnötig zu erwähnen das er ihn reingelegt hatte. Zu diesem Schluss kam jedes kleine Kind.

Er hob nur seinen Rock und trat Raoul mit dem Absatz seines Schuhes auf den Fuß. Zufrieden sah er das der Andere schmerzvoll zusammenzuckte. „Ich will euch bis zum Ball nicht mehr sehen. Sorgt dafür das ihr bis dahin wieder gehen könnt.“

Mit diesen Worten machte er sich wieder auf den Weg zu seinen Hofdamen. Raoul widmete er dabei nicht einmal mehr einen Blick.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 64
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Casey war gerade dabei sich für den Ball anzukleiden, als die Tür geöffnet wurde. Es war ein Besuch, der ihn nicht sonderlich überraschte, nein er hatte ihn eigentlich schon früher erwartet.

„Vater.“ Casey maß seinen Vater mit einem aufmerksamen Blick. Er war bereits für den Ball gekleidet, was ihn nicht wunderte. Wenn er sich wie ein Mann anziehen müsste, wäre er auch schneller fertig.

Sein Vater maß Kiana und Mikaela mit einem kurzen Blick. „Lasst uns alleine.“

Noch bevor seine Hofdamen auch nur Anstalten machen konnten, diesem Befehl nachzukommen widersprach Casey. „Nein, ihr bleibt.“

Dann wand er seinen Blick wieder zu seinem Vater. „Wenn du mir beim anziehen behilflich bist, können sie gerne gehen. Wenn nicht, dann bleiben sie.“

Nach einem kurzen Blickduell nickte sein Vater zustimmend. Mikaela und Kiana tauschten einen kurzen Blick miteinander und machten sich dann wieder daran Casey beim anziehen behilflich zu sein. Wenn auch mit deutlich weniger Enthusiasmus als zuvor.

„Also?“ Auch wenn er wusste worum es ging, ließ er seinem Vater gerne den Vortritt.

„Du weißt weswegen ich hier bin. Ich habe dich heute beim Empfang vermisst.“

„Ich weiß, ich habe nicht daran teilgenommen.“ Genauso wie seinem Vater lag es Casey nicht klein beizugeben. Er stand zu seiner heute getroffenen Entscheidung.

Man sah deutlich wie wütend sein Vater war, trotzdem beherrschte er sich. Etwas, das bestimmt der Anwesenheit der beiden Hofdamen zuzuschreiben war. „Ich habe dir befohlen daran teilzunehmen.“

„Eigentlich war es eine Bitte. Aber selbst wenn, ich bin keiner der Soldaten, ja ich werde nicht einmal als Mann angesehen. Ich befolge deine Befehle nicht blind, schon gar nicht, wenn ich deine Entscheidung nicht unterstützen kann. Noch muss ich nicht heucheln, also kann ich meine Ablehnung deutlich zeigen.“

„Du verstehst scheinbar die Lage nicht in der wir uns befinden.“ Der König starrte Casey finster an.

Bei dieser Anschuldigung fuhr Casey herum. „Doch, ich verstehe die Lage sogar sehr gut. Wahrscheinlich sogar besser als du. Ich sehe, das wir aufgrund deiner Gefühle den Feind in unser Bett holen. Aber ich habe nicht vor jetzt schon Waise zu werden.“

Nicht solange er nicht gekrönt war. Danach konnte er sich gerne all den gefährlichen Spielen widmen die er wollte. Als Mikaela nach seinen Haaren griff, fand Casey das es Zeit war das Thema zu wechseln.

Er atmete einmal tief durch. „Heute Abend auf dem Ball ist es möglich das dir ein Gerücht zu Ohren kommen wird. Ich bitte dich es zu akzeptieren und darauf zu vertrauen das ich weiß was ich mache. Ebenso wie du.“

Bei der Kritik die er ihm eben noch entgegengebracht hatte, war klang das ziemlich seltsam. Das war es ja auch, denn er spielte ein ebenso gefährliches Spiel wie sein Vater. Nur war er sich der Konsequenzen bewusst und hatte sich abgesichert.

Die Hände seiner Hofdamen zogen sich zurück und warf einen Blick in den Spiegel. Ja, er war fertig und sah perfekt aus. Genau richtig, um einigen Männern zu zeigen was sie nie bekommen würden.

Er wand sich seinem Vater zu. „Ich bin fertig, wir können gehen.“

„Du wirst mir wohl nicht sagen was deine Worte vorhin bedeuten, oder?“

Casey schüttelte den Kopf. „Das willst du gar nicht wissen. Das wirst du spätestens dann einsehen, wenn du es erfährst.“

Seufzend reichte ihm sein Vater einen Arm. „Wenn du ein Mädchen wärst, hätte ich dich schon längst ins Kloster gesteckt.“

Sich bei ihm einhackend, lächelte Casey. „Wenn ich ein Mädchen wäre, hättest du diese ganzen Probleme nicht. Denn dann wäre ich schon längst mit Valerian verheiratet.“

Mit Sicherheit gäbe es dann sogar schon Enkel, doch er war kein Mädchen. So musste sein Vater mit seiner Entscheidung leben.

Aber jetzt galt es einmal einen Ball zu meistern.
 

„Und dann hat Claire gemeint, das ich in dem neuen Kleid dick aussehe. Obwohl mich Lady Trish und Lady Kate dafür gelobt haben. Was sagst du, Raoul?“

Raoul seufzte bedauernd und leerte mit einem raschen Zug sein viertes Weinglas an diesem Abend. Leider ließ die Wirkung auf sich warten.

Das Mädchen neben ihm griff nach seinem Ärmel und zog daran. „Raoul, sag doch was.“

Das würde nie enden, wenn er nicht antwortete. Mit ernstem Gesicht wand er sich dem Mädchen zu. „Ich verstehe nicht, warum du dich jetzt noch immer über etwas aufregst, das Claire vor einem Monat gesagt hast. Du trägst das Kleid doch gerade, oder?“

„Ja, aber ich will wissen wie ich darin aussehe. Du bist ein Mann, du solltest das beurteilen können.“ Sie verzog ihre Lippen zu einem Schmollmund.

Raoul nahm sich einen weiteres Weinglas vom Tablett eines vorbeieilenden Dieners. „Marie, wo ist deine Tante?“

Das Mädchen sah sich suchend um, bevor sie ihn unschuldig anlächelte. „Ich weiß nicht.“

Also hatte sie, diese absichtlich verloren. Verzweifelt sah er sich um, bis er die gesuchte Person fand und ihr zuwinkte. Die Frau nickte ihm zu und kam zu ihnen.

Ein stummes Stoßgebet zum Himmel sendend, sah er seiner Tante zu, wie diese Marie wieder unter ihre Fittiche nahm. Da ertrug er sogar Maries todbringenden Blick.

„Ein reizendes Wesen.“

Raoul wand sich zu Deacon um. „Ja, wirklich. Ich verstehe nicht wie Vater sie rauslassen kann.“

Aber wahrscheinlich wollte er auch einmal seine Ruhe. Seine intelligente Schwester konnte nicht sprechen und die junge, naive hörte gar nicht mehr auf damit. Irgendwer dort oben hasste ihn eindeutig.

Deacon grinste schadenfroh, enthielt sich aber eines Kommentars.

„Ja, grins du nur. Ich wäre manchmal auch lieber Einzelkind.“ Vor allem wenn er auf seine Schwestern aufpassen musste. Wo blieben eigentlich die Gastgeber? Sogar ihr so genannter Ehrengast war bereits hier. Er und Raoul hatten bereits das erste Blickduell hinter sich, was allerdings nur wegen der Sache bei ihrem letzten Zusammentreffen zustande gekommen war. Was würde Samuel erst machen, wenn er erfuhr wie die Dinge nun standen?

„Suchst du deine Prinzessin?“

„Hm? Nein, wie kommst du darauf?“ Auch wenn Deacon damit mitten ins Schwarze traf, würde er ihm nicht Recht geben. Das Ego seines Freundes war auch so schon viel zu groß.

Deacon grinste nur. „Schade, denn wenn du sie suchen würdest, könnte ich dir sagen, das sie gerade den Saal betritt.“

Sofort ruckte Raouls Kopf in die angegebene Richtung. Das grinsende Gesicht seines Freundes, störte ihn dabei nicht, vor allem weil er Recht hatte. Die Gastgeber trafen endlich ein.

Sofort und unter den Augen der Anwesenden, steuerte Raoul auf Casey zu. Dieser sah ihn und löste sich vom Arm seines Vaters. Ihm noch einen eindringlichen Blick schenkend, löste er sich von dessen Seite und kam in Raouls Richtung.

Vor ihm stehen bleibend, verbeugte sich Raoul kurz und reichte Casey seine Hand. „Ihr seid spät, Prinzessin.“

„Das Vorrecht der Frauen.“ Damit reichte er ihm seine Hand. Sein Blick glitt suchend über die Gäste.

Raoul beugte sich zu seinem Ohr. „Er steht in der Nähe des Orchesters.“

Casey sah in die angegebene Richtung. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er den Kopf leicht zu Raoul beugte. „Bilde ich mir das nur ein, oder versucht er euch gerade mit seinen Blicken zu ermorden?“

Nein, das bildete er sich nicht ein. Samuel schien sich gerade in dieser Kunst zu üben, allerdings war er darin nicht sonderlich geschickt. Sogar Marie bewies darin mehr Geschick. „Bis jetzt hatte noch kein Mordversuch mit dieser Waffe Erfolg. Deswegen solltet weder ihr noch ich ihm viel Beachtung schenken.

Wollt ihr ihn begrüßen?“

Da er nicht wusste wie Caseys Pläne in dieser Hinsicht aussahen, fand er es klüger sich zu erkundigen. Immerhin war das der Grund warum er noch lebte, oder zumindest frei war. Nein Raoul hatte keine Minute vergessen in welcher Lage er sich befand.

Casey sah ihn ungläubig an. „Warum sollte ich? Er ist der Gast meines Vaters. Wenn er etwas von mir will, soll gefälligst er den ersten Schritt machen. Für mich ist er nicht mehr als ihr, Raoul.“

Das brachte Raoul zum Lächeln. „Euer Verlobter? Das solltet ihr aber nicht machen, Prinzessin. Damit verletzt ihr nur meine Gefühle.“

Wütend sah ihn der Blondhaarige an. Dann musterte er seinen Körper aufmerksam. „Wie ich sehe könnt ihr wieder gehen. Wenn das so bleiben soll, rate ich euch auf eure Worte zu achten.“

Uh das war ja eiskalt. Zum Glück war er bereits daran gewohnt. „Also wenn ihr mir heute etwas antun wollt, müsst ihr euch hinten anstellen. Da gibt es einige Damen, die eure Absicht teilen.“

Ja heute Abend hatte er sich unter den Damen nicht sehr viele Freunde gemacht. Was auch damit zusammenhing, das er einige ziemlich brüsk abgewiesen hatte. Für sinnlose Gespräche war er viel zu angespannt gewesen.

Gelassen blickte ihn Casey an. „Warum überrascht mich das bloß nicht?“

Unschuldig lächelte Raoul. „Weil es durchaus verständlich ist, mit meinem Aussehen bei einigen Damen für Eifersucht zu sorgen.“

Anscheinend teilte sein Begleiter diese Meinung nicht, da er die Augen verdrehte. Dann richtete sich sein Blick auf die Tanzfläche. „Ihr verwehrt mich doch sicher keine Tanz, oder Lord Trelain?“

Das schien seine ultimative Waffe zu sein. Wann immer er ihn unauffällig verletzen wollte, überredete er ihn zu einem Tanz. Allerdings war Raoul dieses Mal darauf vorbereitet. So konnte er den meisten Tritten ausweichen, die paar die er sich einhandelte, dämpften wenigstens Caseys Wut.

Der Abend fing ja schon einmal gut an. Hoffentlich änderte sich das bald.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 65
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Anscheinend beherrschten alle Männer dieselbe Strategie. Wenn einen die Frau nicht beachtete, dann schenkte man ihr ebenfalls keine Beachtung. Zu Samuels Leidwesen kannte Casey diese Strategie schon von Raoul, weswegen ihm sein Desinteresse auch nicht störte. Was aber auch daran liegen konnte, das ihm Samuel egal war. Ebenso wie Raoul, nur bei ihm störte es ihn.

Über diesen Gedanken verärgert schüttelte Casey den Kopf.

„Was denn? Ich dachte ihr wolltet einen Wein.“

Bei Raouls amüsierten Worten sah Casey auf. Um eine weitere Diskussion zu verhindern nahm er ihm eines der Gläser aus der Hand. Es stimmte ja, er war durstig. „Auch wenn es euch erstaunen sollte, aber nicht jeder meiner Gedanken richtet sich an euch.“

Seufzend stellte sich der Schwarzhaarige wieder neben Casey. „Heute seid ihr aber wirklich herzlos. Was sollen bloß die Leute denken? Man wird mich noch für einen Masochisten halten, weil ich euch trotzdem begleite.“

Was er ja auch war. Welcher Mann mit Stolz würde sonst eine solche Behandlung über sich ergehen lassen? Seine Familie musste ihm wirklich wichtig sein. Und nein, Casey schämte sich nicht dafür diese als Druckmittel gegen Raoul einzusetzen. Jeder Mensch hatte seinen Preis und Casey hatte herausgefunden wie hoch Raouls war. Dessen Pech, sein Glück.

Er nahm einen Schluck von seinem Glas und wand sich dann dem Balkon zu. Mit der Zeit wurde es in diesem Saal immer stickiger. Wie sollte sich die Luft auch verbessern, wenn er so gut wie jeden Tag genutzt wurde und sich immer mehrere Dutzend Leute darin aufhielten?

Wie immer war er nicht der Einzige, der den Saal bereits verlassen hatte. Wenn es bei ihm auch ein anderer Grund, als bei den anderen Gästen war. Auf dem Hauptweg waren Laternen angebracht worden, die ihn spärlich erhellten. Einige Pärchen waren zu sehen, die dieses Licht nützen, um zu spazieren und sich zu unterhalten.

Casey stellte sein Glas auf die Brüstung des Balkons. Hinter sich hörte er leise Schritte. Wenigstens hier könnte er ihn doch alleine lassen. „Ihr müsst mir nicht überallhin folgen, Lord Trelain.“

Er bekam keine Antwort, doch weinige Augenblicke später legten sich zwei Hände von hinten auf die Brüstung. So war es ihm unmöglich auf irgendeine Seite auszuweichen, doch Casey hatte nicht vor wegzulaufen.

„Natürlich muss ich das. Immerhin hängt die Sicherheit meiner Familie von euch ab.“ Raouls Stimme war leise, als er sich neben Caseys Ohr beugte.

Der Jüngere drehte seinen Kopf zu ihm. „Erwartet ihr nun Mitgefühl von mir? Dann muss ich euch enttäuschen, denn ich fühle mich deswegen kein bisschen schuldig.“

Das war nun einmal sein Standpunkt. Schließlich ging es um sein Leben das er schützen musste. Nichts war ihm mehr Wert, ein Gefühl das nur allzu verständlich war. „Ich mache was ich machen muss, um meine Sicherheit zu garantieren.“

„Euer Leben gehört nicht mehr nur euch. Deswegen ist es auch für mich sehr kostbar.“ Raoul legte einen Finger unter sein Kinn und hob es leicht an.

Casey versuchte die Spitze in dieser Bemerkung zu finden. Die Worte, oder die Betonung, die aus diesem Kompliment eine Beleidigung machen. Doch er konnte nichts finden, wenn er sich auch weigerte das als ehrlich abzutun. Denn warum sollte ihm Raoul ein Kompliment machen, vor allem in der Position in der er sich befand?

Nachdenklich betrachtete Casey ihn. Nein, er machte ihm sicher kein Kompliment, er war nur unerfahren um die Beleidigung zu entdecken. Ihm fiel der Blick auf, mit dem ihn Raoul musterte. Er kannte diesen Blick und genau das war es was Raoul so gefährlich machte. Wenn ihn der Ältere einmal zu Fall brachte, dann sicher nur aufgrund dieses Blickes. Und auch diesmal gab ihm Casey ein stummes Einverständnis. Wenn auch nur um etwaigen Beobachtern eine Demonstration zu bieten, das redete er sich zumindest ein.

Raoul enttäuschte ihn auch nicht, sondern nahm die Einladung an.

Casey spürte wie sich dessen Lippen auf seine legten und öffnete sie instinktiv. In dem Moment, in dem er Raouls Zunge in seinem Mund spürte waren alle Ausflüchte für ihn vergessen. Es brauchte keinen Grund für ihn, um Raoul zu küssen.

Caseys Hand legte sich auf dessen Wange, während er ihm entgegenkam. Nur zögernd und deutlich unerfahren, aber es war ein Anfang.

Erst nach einer kleinen Ewigkeit wie es Casey vorkam, lösten sie sich voneinander. Verlegen wand er den Blick ab, da er nicht Raouls belustigten Blick begegnen wollte und er hatte keinen Zweifel das dieser es war. Es dauerte einige Minuten bevor er wieder die Stimme des Älteren hörte.

„Also ich glaube nicht, das man das übersehen konnte.“

„Das denke ich auch nicht.“ Damit gab Casey Raoul einen Stoß gegen die Brust und verschaffte sich so wieder etwas Bewegungsfreiheit. Ohne auf seinen Begleiter zu achten, eilte er die Treppe zu den Gärten hinab. Er war verwirrt, nein eigentlich wusste er ganz genau was los war, doch das machte die ganze Sache nur noch schlimmer. In diesem Falle wäre ihm Unwissenheit um einiges lieber. Gott, er war dabei seinem Feind zu vertrauen und das nur weil er sich nicht nach Plan verhielt. Casey hatte gedacht, das er nun im Vorteil wäre, da dessen Leben in seiner Hand lag, doch das war nicht der Fall. Raoul hatte sich kein bisschen verändert, nein Casey hatte ihm nur einen Freibrief ausgestellt, damit er sich in seiner Nähe aufhalten durfte.

Wie hatte er einmal zu Valerian gesagt: Wer sich Schlangen ins Bett holt, muss damit rechnen von ihnen gebissen zu werden. Nun, er hatte seinen eigenen Rat nicht befolgt und nun wurde er langsam vergiftet.

Eine Hand legte sich auf Caseys Oberarm und versuchte so seinen Schritt zu verlangsamen.

„Bei eurem Tempo kann man glatt meinen ihr flieht vor etwas.“

Bei diesem Kommentar stockte Casey, bevor er langsamer wurde. Raouls Griff um seinen Oberarm beschloss er fürs Erste einmal zu akzeptieren. Es war wirklich eine Flucht, die er angetreten war, leider war sein Jäger nur schneller gewesen als er selbst.

„Was ist los?“ Raoul wirkte wirklich interessiert bei dieser Frage.

Eine Frage auf die Casey gerne selbst eine Antwort hätte. Denn soviel hatte er noch gar nicht getrunken, das ein solches Verhalten rechtfertigen würde. „Es entwickelt sich einfach nichts nach Plan.“

Dieses Eingeständnis war schon mehr als Casey offenbaren wollte. Aber er wollte sich nun Luft machen.

Überrascht sah ihn der Ältere an. „Meint ihr Lord Kale? Ich bin sicher das wird sich noch regeln.“

Verwirrt sah Casey seinen Begleiter an. Wer redete hier bitte von Samuel? Im Moment war er der Letzte, an den er einen Gedanken verschwendete. Samuel war nur ein Übel das man einige Zeit hinnehmen musste. Am Ende würde er einen Fehler machen und sich selbst zu Fall bringen. Sein Problem stand gerade neben ihm, nur konnte er das nicht sagen. „Auch.“

Lächelnd winkte Raoul nur mit einer Hand ab. „Das wird sich schon regeln. Es ist klar das er nicht schon am ersten Tag Aufmerksamkeit auf sich zieht. Das würde nur ein Dummkopf machen und so dumm ist nicht einmal er.“

Aufmerksam richtete sich sein Blick auf Casey. „Aber das ist es auch nicht. Seid ihr wütend wegen dem Kuss?“

„Welchen?“ Casey war die Frage herausgerutscht, bevor er sie verhindern konnte. Verdammt, er würde wirklich auf seine Worte aufpassen müssen. Die derzeitige Stimmung war wirklich nicht sehr förderlich für ihn, hoffentlich gab sich Raoul ab jetzt mit oberflächlichen Antworten zufrieden. Doch diese Hoffnung war wohl vergebens.
 

Es war seltsam. Die Stimmung war seltsam und Caseys Verhalten ebenso. Raoul konnte es sich nicht erklären, doch er spürte es.

Normalerweise würde er sich nun zu einer gewohnt spöttischen Bemerkung hinreißen lassen. Caseys Antwort eben schrie ja beinnahe danach. Doch das würde nur dessen Zorn heraufbeschwören und im Moment wollte Raoul nicht kämpfen. „Den eben.“

Casey machte sich von seinem Griff los und steuerte eine der steinernen Sitzbänke an. Darauf nahm er Platz und starrte auf den Boden. „Nein, ich bin nicht sauer deswegen. Nicht auf euch.“

Aha, da lag also das Problem begraben. Lächelnd setzte er sch neben den Jüngeren. „Denkt ihr nicht das Selbsthass eine ziemlich unnütze Empfindung ist?“

Natürlich könnte er aus Caseys Worten einige Schlüsse ziehen, doch das unterließ Raoul aus gutem Grund. Selbst wenn sein Gegenüber wirklich so empfand, so war er ziemlich stur. Wenn er nicht von selbst auf die Lösung eines Problems kam, so akzeptierte er sie auch nicht. Für ihn gab das total neue Erkenntnisse, die ihm aber kein bisschen nützten.

Casey wand den Kopf zu ihm und musterte ihn fragend. „Warum? Warum seid ihr so… normal? Ich bin keine Frau mehr, es muss euch doch abstoßen meinen Begleiter zu spielen.“

Diese Bemerkung nahm Raoul mit einem Lächeln hin. „Ekelt es euch?“

Er schüttelte gleich nach seiner Frage den Kopf. „Nein, entschuldigt. Man sollte eine Frage nicht mit einer Gegenfrage beantworten. Aber nein, es ekelt mich nicht. Warum auch? Ich habe eure Gesellschaft nicht gesucht weil ihr eine Frau wart, oder weil ihr die Prinzessin seid. Ihr habt mich einfach interessiert und zum Lachen gebracht. Das ist nicht abhängig vom Geschlecht, oder der Position, sondern vom Charakter und der hat sich nicht geändert.“

Das auf keinen Fall, immerhin hatte Raoul schon genug Möglichkeiten sich davon zu überzeugen. Casey war noch immer Casey, egal ob nun männlich oder weiblich.

Ungläubig sah ihn Casey an. „Ihr mögt mich? Trotz allem was ich euch angetan habe?“

Bei dieser Reaktion konnte Raoul nicht anders als zu Lachen. Es war wirklich schwer zu glauben, jeden Anderen hätte Raoul für verrückt gehalten. „Wenn wir ehrlich sind, waren wir beide nicht sehr nett zueinander. Auch in Zukunft wird sich das wohl kaum ändern.“

Sie waren beide Kämpfer und das einzige Schlachtfeld das sie sich derzeit erlauben konnten war das verbale. Deswegen gaben sie auch alles, um auf diesem nicht zu versagen.

Casey nickte und straffte sich.

Raoul merkte das der Moment vorbei war. Er hatte sich ausgesprochen und nun war alles wieder beim Alten. Trotzdem war er dankbar für diese Momente, sie hatte ihm viel offenbart, das er sonst vielleicht nie erfahren hätte.

Der Jüngere stand auf und ging einige Schritte. „Nur damit wir uns verstehen. Dieses Gespräch hat nichts geändert. Ich fühle mich deswegen nicht verpflichtet nett zu euch zu sein.“

Grinsend stand Raoul auf und wischte sich imaginären Staub von den Oberschenkeln. „Keine Sorge, Prinzessin. Mir geht es ganz genauso.“

Vielleicht dachte Casey das es so war, doch es hatte sich etwas geändert. Man konnte nicht einfach wieder zum Alltag übergehen, nicht nach so einem Gespräch. Aber sollte es Casey einfach einmal versuchen, für Raoul wäre das sicher kein Nachteil.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 66
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Raoul war gerade dabei sich anzuziehen, als sein Diener ihm einen Besucher ankündigte. Schon ahnend, wer dieser Besucher war nickte er zustimmend.

Nur wenige Augenblicke später betrat Deacon den Raum. Auf seinen Lippen lag ein selbst für ihn zu breites Lächeln. „Einen schönen guten Morgen.“

Einen Blick aus dem Fenster werfend, schätzte Raoul das es eher schon Mittag war. Allerdings wer legte hier schon Wert auf derartige Nichtigkeiten? „Ich schätze nicht, das du hier bist um mir den Tagesanfang zu versüßen. Also was willst du?“

„Och, nun beleidigst du mich aber. Sag bloß meine strahlende Persönlichkeit reicht nicht, um deinen Tag zu bereichern.“ Deacon sah ihn betroffen an, doch seine Augen straften diese Worte Lügen. In diesen konnte man deutlich den Schalk blitzen sehen.

Raoul lächelte und ließ sich von seinem Diener in das Hemd helfen. „Das habe ich nicht gesagt. Nur das du ihn nicht unbedingt positiv bereicherst. Aber wenn du dich in eine Frau verwandeln würdest, würde ich mein Urteil vielleicht revidieren.“

„Also auf ein vielleicht, lasse ich mich nicht ein.“ Deacon winkte ab und setzte sich auf einen Stuhl. Unruhig wartete er darauf, das sich Raoul fertig bekleidete.

So kannte er seinen Freund gar nicht. Allerdings schien es nichts Schlimmes zu sein, denn dann würde sich Deacon sicher nicht die Mühe machen zu warten. Wahrscheinlich ging es nur wieder um den neuesten Klatsch. Der Ball gestern, war ja wie geschaffen dafür. Nachdem er vollständig angekleidet war, schickte er seinen Diener aus dem Zimmer. „Was hältst du davon, wenn du mir beim Frühstück Gesellschaft leistest? Dann kannst du mir auch in aller Ruhe erzählen was dich so beschäftigt.“

Bei dieser Bemerkung grinste sein Freund breit. „Nein wie freundlich. Aber wie der Zufall es will, habe ich wirklich Hunger.“

Das konnte sich Raoul vorstellen. Wahrscheinlich war er am Morgen aus irgendeinem Bett gekrochen, das nicht sein eigenes war und sich in sein eigenes begeben. Und sobald er wieder vollständig wach war, fiel ihm diese Sache ein, die ihn zu ihm geführt hatte. So oder so ähnlich war die Situation sicher gewesen. Wenn er Deacon auch nicht so oft sah, er kannte seinen Freund gut genug.

Raoul ging in den Salon, der ebenfalls zu seinen Räumlichkeiten in diesem Palast zählte. Manchmal war es ganz gut, wenn man mit dem Oberhaupt des Landes verwandt war. Zumindest was den Platz und einige andere Sachen anging.

Dort war bereits auf einem Tisch ein Frühstück angerichtet, an den sich Raoul setzte. Sein Freund nahm ihm gegenüber Platz und wartete bis ein Diener auch für ihn ein Gedeck aufgetragen hatte.

Raoul nahm gerade einen Schluck von seinem Kaffee, als Deacon endlich den Grund seines Besuches ansprach.

„Also bist du nun der königliche Verlobte, oder nicht?“

Der Schwarzhaarige verschluckte sich an seinem Kaffee, bei dieser Frage. Wie kam er nur darauf? Obwohl sich Raoul durchaus einige Möglichkeiten vorstellen konnte. Casey und sein Kuss gestern war sicher niemanden verborgen geblieben. Das war ja auch ihre Absicht gewesen. „Um ehrlich zu sein, ja. Ja, ich bin es schon seit wir von unserem Ausflug zum Jagdschloss zurückgekommen sind.“

Er wollte seinen Freund nicht anlügen und nun musste er es ja auch nicht mehr. Casey hatte zwar Stillschweigen verlangt, doch die Gerüchteküche hier brodelte nur. Jede Sekunde wurden in diesen Mauern mehr Informationen ausgetauscht, als ein Spion in einem Monat sammeln konnte. Der Unterschied bestand nur in der Qualität dieser Informationen.

„Das erklärt natürlich warum du die ersten Tage nach unserem Ausflug nicht auffindbar warst. Bestimmt hattest du besseres zu tun.“ Das Lächeln des Gleichaltrigen zeigte unmissverständlich worauf er dabei anspielte.

Wenn Deacon wüsste. Allerdings verkniff sich Raoul eine derartige Antwort. Stattdessen machte er seinem Freund die Freude und enttäuschte ihn nicht. „Glaub mir, mit ihr das Bett zu teilen ist kein Vergnügen.“

„Oh.“ Deacon sah ihn zweifelnd an.

„So schlecht?“

Raoul schaffte es endlich seine Kaffeetasse wieder abzustellen. „Das nicht. Aber ich würde ihr Bett nicht ohne Waffe aufsuchen, sie pflegt es ebenso.“

Deacon hielt einen Moment inne und sah ihn irritiert an. Dann begann er amüsiert zu Lachen. „Das ist nicht dein Ernst, oder?“

Auch wenn Caseys Waffen nicht wirklich ernst zu nehmen waren, so log er diesmal nicht. „Tja, um das herauszufinden, bleibt dir wohl nichts übrig als es selbst auszuprobieren.“

Noch immer amüsiert lächelnd, schüttelte Deacon den Kopf. „Und unsere Freundschaft deswegen aufs Spiel setzten? Nein, mein Freund keine Frau ist es Wert einen guten Freund zu verlieren.“

Wenn es eine Frau wäre, dann hätte er dieses Angebot auch nicht gemacht. Aber Raoul war fest davon überzeugt das Casey alle Angebote in diese Richtung ausschlug. Das musste er alleine schon um sein Geheimnis zu wahren.

Was ihm allerdings einen großen Vorteil bot. Dieses Geheimnis verband sie miteinander, in Gewisserweise stand er ihm nun ebenso nahe wie seine Hofdamen. Wenn nicht sogar noch näher, doch das würde sich mit der Zeit noch zeigen.

„Nun Glück in der Liebe, Pech im Spiel. Was hältst du davon, wenn wir heute Abend wieder einmal etwas versündigen? Ich habe schon lange keinen ebenbürtigen Schachpartner gefunden.“

Als ob Schach wirklich als Glücksspiel durchging. Aber wenn man es um Geld spielte, zählte es sicher als solches. Außerdem nahm Raoul an, das es nicht nur dabei blieb, das tat es nie. „Gerne. Ich werde dieses Sprichwort nur allzu gerne Lügen strafen.“

Etwas Ablenkung würde ihm sicher nicht schaden.
 

Gott irgendetwas hämmerte in seinem Kopf und er brachte es einfach nicht zum verstummen. Mit einem Stöhnen richtete sich Casey auf und sah sich um. Gut, er war in seinem Zimmer, wenn er auch nicht wusste wie er wieder zurückgekommen war. Alles was er noch wusste war, das er einige Gläser getrunken und dann ein Gespräch mit Raoul geführt hatte.

Bei dieser Erinnerung stöhnte Casey abermals, diesmal jedoch deutlich verzweifelter. Dieses Gespräch. Wie hatte es nur soweit kommen können? Normalerweise sank er nicht so tief. Es war klar das Raoul darauf eingegangen war, wer wäre das nicht? Sie waren Feinde auch er würde alles machen um ihn besser zu verstehen.

Es klopfte an die Tür und seine beiden Hofdamen traten ein. Kiana hielt ein Glas in der Hand, das sie ihm wortlos reichte.

Casey musterte es skeptisch. Es war ihr Wundermittel gegen einen Kater, aber wie konnte sie davon wissen?

Als er nicht danach griff, machte sie eine auffordernde Geste. „Nach gestern denke ich nicht, das ihr darauf verzichten könnt.“

Er griff nach dem Glas und trank den Inhalt in einem Zug aus. Was aber nichts an dem Geschmack änderte.

Angewidert bewegte Casey den Mund, so als könnte er den Geschmack dadurch loswerden. Seine Hofdamen waren heute irgendwie komisch. Ob er gestern etwas getan hatte, das sie verärgert hatte? Auf Anhieb fiel ihm da nichts ein.

„Prinzessin?“ Mikaela sah ihn fragend an. Sie wirkte etwas unsicher, was bei ihr nicht ungewöhnlich war. Anders als Kiana sprach sie nicht offen aus was sie sprach.

„Ja?“ Vielleicht erfuhr er ja von ihr was Kiana so verärgerte.

„Haben sich die Dinge geändert? Im Bezug auf Lord Trelain meinen wir.“

„Was?“ Er litt eindeutig noch unter den Folgen des Alkoholkonsums. Immerhin hatte er eindeutig Halluzinationen, da Mikaela sicher nicht das meinte, auf das diese Frage anspielte.

Kiana stemmte die Arme in die Hüfte. „Wir haben gesehen, wie ihr ihn geküsst habt. Etwas das sicher jede Frau in diesem Schloss versteht. Wir noch mehr, da wir den Grund dafür kennen. Allerdings war es nicht notwendig dann noch mit ihm in den Garten zu verschwinden. Nicht, wenn ihr keine konkreten Pläne hattet.“

Sie spielten doch wirklich darauf an! Casey zwang sich zur Ruhe und stellte das Glas auf seinen Nachttisch. Es war nicht gut, wenn er bei seinem Gemütszustand etwas in der Hand hatte. „Das ist nicht euer Ernst, oder? Ihr glaubt doch nicht wirklich, das ich mich auf etwas derartiges einlasse. Noch dazu mit Raoul, meinem Feind! Es gibt wirklich einiges das ich gestern Abend im Garten getan habe und heute bereue, doch das was ihr mir unterstellt gehört nicht dazu!“

Kiana schien zu merken, welchen Fehler sie begangen hatten und versuchte einen Rettungsversuch. „Wir waren nur….“

Weiter kam sie allerdings nicht, da Caseys Wut nun einen gefährlichen Pegel erreicht hatte. Sein Finger deutete auf die Tür. „Raus! Sofort! Ich will keine von euch beiden heute noch sehen. Schickt mir Tailor, aber ihr geht!“

Mikaela folgte dieser Aufforderung hastig. Kiana hingegen starrte ihn noch einige Sekunden lag an, bevor auch sie ihrer Freundin folgte.

Casey warf die Decke zur Seite und stand auf. Gerade eben hatte er einen Entschluss gefasst und für diesen war Tailors Begleitung sowieso vonnöten.

Wie konnten seine Hofdamen nur so etwas denken? Wie kam man überhaupt auf solche Schlussfolgerungen? Das war doch verrückt. Niemals würde er etwas mit einem Mann anfangen und schon gar nicht mir Raoul. Man setzte Erwartungen in ihn und um einer davon gerecht zu werden benötigte er eine Frau. Da konnte er sich nicht mit Männern abgeben. Außerdem mochte er Frauen die mochte doch jeder Mann. Allerdings gab es da auch diese seltsame Anziehung zwischen ihm und Raoul.

Casey schüttelte entschlossen den Kopf. Das bildete er sich alles nur ein. Diese Anziehung existierte nur in seiner Einbildung. Nur eine Gefühlsverwirrung und als solche würde er sie auch handhaben. Seine Hofdamen musste sich darum keine Sorgen machen.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 67
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall
 

Er war hier auf jeden Fall falsch. Schon am Anfang hatte der den Angaben von Kiana nicht getraut. Doch im Gegensatz zu Mikaela, hatte sie wenigstens mit ihm gesprochen.

Raoul schob den Zweig eines Busches zur Seite. Nein, sie hatte sich sicher einen Scherz mit ihm erlaubt. Was sollte Casey schon hier in den Wäldern wollen? Noch dazu ohne seine Hofdamen? Es wäre das Intelligenteste, wenn er nun einfach umkehrte.

Was ihn jedoch davon abhielt, war der Gesichtsausdruck von Kiana. Sie hatte nicht so gewirkt, als würde sie lügen. Viel eher wirkte sie wütend und das nicht auf ihn, denn sie war schon bei seiner Ankunft in dieser Laune gewesen.

Sich umsehend, blieb Raoul unsicher stehen. Er würde nun einfach noch ein paar Meter gehen und wenn er Casey nicht fand, umkehren. In diesem Fall würde sich Kiana aber etwas von ihm anhören müssen.

Ein leises, doch sehr vertrautes Geräusch drang an sein Ohr und Raouls Körper reagierte darauf bereits automatisch. Hier zahlte sich sein jahrelanges Training endlich in der Realität aus.

Er ließ sich in die Hocke sinken und rollte sich noch in der gleichen Bewegung ab. Mit einer raschen Bewegung suchte er Schutz hinter einem Busch. In seiner Hand lag schon der gezückte Dolch, als er versuchte seinen Herzschlag zu beruhigen.

„Eine beeindruckende Vorstellung. Allerdings könnte man sich das sparen, wenn ihr euch rechtzeitig zu erkennen gebt.“

Bei der bekannten Stimme spähte Raoul hinter dem Busch hervor. „Ich wusste nicht, das es verboten ist hier zu spazieren. Schießt ihr auf jeden Fremden in der Umgebung?“

Eine ziemlich drastische Maßnahme wie Raoul fand.

„Nur wenn ich ihn nicht rechtzeitig abfangen kann. Außerdem ist es ein ziemlich abgelegener Ort, um einen Spaziergang zu tätigen. Ihr habt Glück das ich nicht getroffen habe.“

Raoul blickte auf die Stelle an der er bis eben gestanden hatte. Der Pfeil hatte sich tief in das Holz des Baumstammes gebohrt. Genau in der Höhe seiner Hüfte, wenn er sich nicht rechtzeitig geduckt hätte. Nein, Tailor hatte nicht, nicht getroffen, er hatte nur sehr gut gezielt. Hätte er anders gehandelt, wäre er nun ziemlich schwer verletzt, was nur bedeutete das ihn der Diener sehr gut einschätzen konnte.

Raoul beschloss seine Deckung zu verlassen und stand, den Dolch einsteckend, auf. „Kann ich weitergehen, oder muss ich damit rechnen wieder beschossen zu werden?“

Noch immer konnte er den Diener nicht erkennen, doch zumindest hatte er eine Richtung in die er sich wenden konnte.

„Mein Herr schätzt keine Unterbrechungen bei seiner Tätigkeit.“

Das war dann wohl ein Nein. „Ich will nur mir ihm sprechen.“

Es herrschte einen Moment lang Schweigen, bevor Tailor wieder antwortete. „Geht. Aber ich rate euch das es wichtig ist. Ansonsten könnte ich das nächste Mal vielleicht treffen.“

Und das würde er, da war sich Raoul sicher. Er warf noch einen Blick auf den Pfeil, nickte und setzte seinen Weg fort. Was zum Teufel trieb Casey hier, das er so einer Bewachung bedurfte? Das interessierte Raoul nun wirklich.

Er bahnte sich weiter einen Weg durch das Unterholz, das anscheinend immer dichter wurde. Bis es plötzlich endete.

Vor ihm erschien eine Lichtung in der ein See lag. Raoul bemerkte einen Stapel Kleider, der am Ufer des Sees lag. Sein Gehirn benötigte einige Momente, um das richtig zuzuordnen. Dann allerdings suchte er den Besitzer der Kleider, fand ihn aber nicht. Zumindest nicht sofort. Erst nach einigen Momenten tauchte ein Kopf aus dem See auf.

Casey hatte ihm den Rücken zugedreht, so das er ihn nicht sah.

Raoul beschloss einfach zu warten bis er sein Bad beendet hatte. Er hatte bestimmt nicht allzu oft Gelegenheit dazu und seine Informationen eilten ja nicht.

Sich neben Caseys Kleider setzend, beobachtete er die Gestalt im See.

Es dauerte einige Minuten bis Casey seine Richtung änderte und so wieder zum Ufer sah. Als er ihn bemerkte stockte er kurz, schwamm dann aber mit entschlossenen, kräftigen Zügen zu ihm. Er sprach ihn allerdings erst an, als er bereits aus Wasser kam. „Und ich dachte wenigstens Tailor führt meine Befehle ordnungsgemäß aus.“

„Oh, er hat es durchaus versucht.“ Raouls Antwort klang eher mechanisch, was sie auch war. Viel eher verwendete Raoul seine Aufmerksamkeit darauf Casey zu beobachten, wie er aus dem Wasser kam. Es war beinnahe magisch, wie das Wasser immer mehr von dem Körper des Anderen freigab.

„Dann ist er vielleicht doch kein so guter Schütze wie ich dachte.“

Raoul war da anderer Meinung, doch er sparte sich eine Antwort. Im Moment musste er sich darum bemühen eine bestimmte Region seines Körpers zu kontrollieren. Gott, sie waren doch beide Männer. Casey besaß nichts, das er nicht auch hatte.

Casey griff nach einem Handtuch und band es sich um die Hüfte.

Erleichtert wand Raoul den Blick ab. Ja, war das denn zu fassen? So hatte er sich schon seit einigen Jahren nicht mehr verhalten.

Der Jüngere setzte sich neben ihn auf den Boden und blickte ihn fragend an. „Also, welchen Umstand verdanke ich eure Anwesenheit?“

„Fragt ihr euch gar nicht wie ich hierher gefunden habe?“ Ihn würde es schon interessieren. Schließlich wurde hier ein sehr wichtiges Geheimnis gehütet.

Casey zuckte nur mit den Schultern. „Ich schätze das es euch eine meiner Hofdamen verraten hat. Kiana wohl eher als Mikaela. Sie neigt eher zu Überreaktionen wenn sie wütend ist.“

„Ja, sie wirkte sehr verärgert.“ Nach einem Grund fragte er nicht, das ging ihn nichts an.

„Das kann ich verstehen. Immerhin habe ich sie für heute von meiner Seite verbannt. So kommen sie vielleicht nicht so schnell auf dumme Gedanken.“ Casey blickte ihn weiterhin an.

„Weshalb seid ihr hier?“

„Heute morgen hat ein Gerücht die Runde gemacht. Es betrifft uns beide, wie wir es wollten. Doch ich habe gehört, das Lord Kale euch ebenfalls sucht. Das solltet ihr vielleicht wissen, um eure weiteren Schritte zu planen.“ Irgendwie konnte er sich des Gefühls nicht erwehren, das Caseys Plan nicht ganz ausgereift war. Besser gesagt wusste er nicht einmal, ob es einen Plan gab.

„Nein, diese Information benötige ich nicht. Alles was ihr zu tun habt, ist weiterhin den liebenden Verlobten zu spielen. Je überzeugender ihr seid, umso mehr wird es Samuel reizen. Er ist ein Dummkopf, irgendwann wird er sich zu etwas hinreißen lassen.“

Okay, es gab einen Plan. Leider wies er einige gravierende Schwachstellen auf, die ihm sofort auffielen. Nur würde Casey wohl kaum auf ihn hören, so konnte er nur Präventivmaßnahmen treffen. Leibwächter wären da vielleicht keine Fehlinvestition.

Mit einem Seufzen stand Casey auf und zog das Handtuch von seiner Hüfte. Dieses benutzte er, um sich abzutrocknen.

Raoul richtete seinen Blick starr auf den See. Nein, er würde jetzt nicht zur Seite sehen, was er zuvor gesehen hatte reichte ihm schon. Casey sprach davon vielleicht von einem Spiel, doch er musste nicht den liebenden Verlobten spielen. Er war es. Natürlich nicht sein Verlobter, sondern die andere Sache.

Zumindest wollte er etwas von Casey und das schon bevor er solche Gefühle wie gerade eben hatte. Dabei war es ihm egal, ob der Andere männlich oder weiblich war.

Raoul riskierte einen Seitenblick zu Casey, der sich gerade nach seinem Unterkleid bückte. Ohne über seine Handlung nachzudenken, griff er nach dessen Unterarm und zog ihn mit einem Ruck zu sich.

Casey gab einen überraschten Laut von sich, bevor er gegen die Brust des Älteren stieß und in dieser Position liegen blieb. Verwirrt und verärgert sah er Raoul an. „Was soll das?“

Ohne zu antworten verschloss Raoul dessen Mund mit seinen Lippen. Im Moment wollte er nichts hören. Er war verrückt, ja das gab er zu. Doch er war zufrieden damit.

Seine Finger strichen über Caseys nackten Rücken. Es war eine einmalige Möglichkeit und diese wollte er nutzen. Denn wenn er das nicht machte, würde ihm Casey keine zweite Chance geben.

In diesem Moment waren ihm sogar die Konsequenzen egal. Sollte Casey ihn einsperren und als Verräter brandmarken, es war ihm egal. Was seine Familie betraf…. Dank einer guten Heiratsstrategie war das nicht das einzige Land, in dem sie mit dem Königshaus verwandt waren. Sie würden es schon irgendwie verkraften.

Die Hände des Jüngeren stemmten sich gegen Raouls Brust und versuchten ihn weg zu schieben. Doch Raoul sah das nur als Ansporn, um seine Bemühungen zu intensivieren. Wenn Casey noch Widerstand leisten konnte, war er nicht gut genug.

Seine Zunge suchte sich einen Weg in den Mund des Jüngeren und zog sich sofort wieder zurück. Er hatte ihn doch tatsächlich gebissen!

Raoul unterließ seine Streicheleinheiten auf dem Rücken des Jüngeren und schlang den Arm stattdessen um dessen Hüfte. So hielt er ihn in dieser Position, während er seinen Griff um Caseys Unterarm löste. Diese Hand legte Raoul um Caseys Kinn und nutzte sie, um den Mund des Jüngeren zu öffnen. So konnte er ungehindert in dessen Mund eindringen, ohne sich vor dessen Zähnen fürchten zu müssen.

Natürlich wehrte sich Casey, doch die Position in der er sich befand, war alles andere als vorteilhaft für ihn.

Raoul plünderte den Mund des Jüngeren und langsam, nur sehr langsam spürte er, wie Caseys Widerstand erlahmte. Trotzdem ließ er ihn nicht los. Bei diesem Prinzen durfte man niemals nachlässig werden, diese Lektion hatte Raoul bereits gelernt. Diesmal würde er sich nicht von seinem Ziel abbringen lassen.
 

So, da ich nicht weiß wie ich noch Zeit haben werde, nutze ich diese Gelegenheit meinen Lesern ein schönes Weihnachtsfest zu wünschen. Ich hoffe eure Wünsche gehen alle in Erfüllung und ihr habt schöne Feiertage.

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 69
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Es dauerte einige Zeit bevor sich Casey wieder von Raoul löste. Wortlos zog er sich an. Er wusste nicht was man nach derartigen Tätigkeiten sprach, noch ob man etwas sagte. Aber er konnte nicht so falsch liegen, da Raoul ebenfalls schwieg, als er sich anzog. Wenn Casey dessen Blicke auch auffielen. Doch er wusste nicht, wie er diese deuten sollte. „Es ist besser, wenn man uns nicht miteinander sieht. Ich bin zuerst gekommen, also gehe ich auch als Erster wieder.“

„Es wäre nicht das erste Mal das ein verlobtes Pärchen getrennt kommt und gemeinsam einen Ort verlässt.“ Raoul lächelte, doch es wirkte nicht so leichtfertig wie sonst.

„Das ist aber nicht meine Art.“ Damit wand er sich um und ging zum Rand der Lichtung. Nach einigen Schritten im Wald, trat Tailor schweigend an seine Seite und folgte ihm. An seiner Schulter hing, an einem Lederband befestigt, eine Armbrust.

Es dauerte einige Momente bis Casey diese Frage stellen konnte. „Wieviel hast du gesehen?“

„Nur soviel, wie ihr wünscht das ich gesehen habe.“ Bei dieser souveränen Antwort blickte Tailor Casey nicht einmal an, sondern behielt die Umgebung im Auge.

Also alles. Casey seufzte leise, das war ja großartig. Tailor war sicher kein Voyeur, aber es war seine Aufgabe auf ihn aufzupassen. Etwas das nur ging, wenn er ihn und alle in seiner Umgebung im Auge hatte. Vor allem, da er Raoul als gefährlich eingestuft hatte. Was Casey aber auf eine neue Frage brachte. „Wie ist er an dir vorbeigekommen?“

„Ich habe ihn passieren lassen, Prinz. Wenn ich einen Fehler gemacht habe, nehme ich eine Strafe gerne auf mich.“

Kopfschüttelnd setzte Casey seinen Weg fort. „Nein, es war kein Fehler. Derzeit gehört Raoul zu uns.“

Noch immer überkam ihn Scham wenn er daran dachte, was er eben gemacht hatte. Es war das Natürlichste auf der Welt, aber nicht zwischen Männern, oder ohne Ehegelübde, was bei ihnen sowieso ausschied. Trotzdem war es ihm nun im Nachhinein peinlich, wenn es ihn auch neugierig gemacht hatte.

„Kiana und Mikaela…“ Casey brach ab. Sie durften nichts davon erfahren, schließlich würde er mit einer von ihnen einmal zum Altar treten. Da mussten sie nichts davon erfahren. Vor allem weil sie es falsch verstehen würden.

„Ja?“

„Erzähl ihnen nichts davon. Das ist nicht für ihre Ohren bestimmt, oder die von jemand Anderen.“

„Ich kann nichts erzählen, das ich nicht gesehen habe.“

„Danke.“ Casey lächelte bei dem Zugeständnis seines Freundes.

„Sie würden es nicht verstehen.“

„Versteht ihr es denn?“ Tailors Frage war so beiläufig gestellt, das Casey sie beinnahe übergangen hätte.

Verwirrt sah er seinen Diener an. „Was meinst du?“

„Versteht ihr es? Wisst ihr, als was ihr diesen Zwischenfall wertet?“ Tailors braune Augen sahen ihn bei diesen Worten durchdringend an.

Nun wusste Casey was Tailor mit seinen Worten meinte. Langsam schüttelte er den Kopf. „Nein, noch nicht.“

Er konnte nicht sagen was es war. Vielleicht war es nur eine Gefühlsverwirrung gewesen, etwas das ihn im Moment gefangen hatte, Neugier war auch dabei gewesen, doch das konnte er nicht als Ausrede nutzen. Im Moment konnte er nicht einmal beantworten, ob er mehr für Raoul empfand als nur Misstrauen. Er konnte es nicht, dafür war es noch zu früh.

„Das solltet ihr aber. Alles Andere wäre euren Hofdamen, nein Freundinnen, gegenüber nur unfair.“

„Die letzten Jahre über war ich ihnen gegenüber unfair. Aber es ändert sich dadurch nichts an meinen Zukunftsplänen.“ Nein, er würde heiraten, Kinder zeugen und dafür sorgen, das alle das Erwachsenenalter erreichten. Ebenso wie er dieses Land regieren würde und niemand konnte ihn davon abhalten, solange sein Herz noch schlug.

„Aber du hast Recht, es ist an der Zeit das ich ihnen gegenüber mit offenen Karten spiele. Ich werde meine Frau noch vor der Zeit wählen. Bald werde ich meine Entscheidung treffen.“ Wenn er selbst auch noch nicht wusste wie diese aussehen würde. Casey konnte sich nicht vorstellen wie ein Leben an Mikaelas, oder Kianas Seite aussehen konnte. Eine andere Frau kam überhaupt nicht in Frage, das verbot sein Ehrgefühl. Seine Freundinnen waren ihm gegenüber treu und ebenso würde er sich ihnen gegenüber verhalten. Auch wenn sogar Valerian ihm geraten hatte sich anderwärtig umzusehen, so konnte er das nicht. Er war kein Mann der falsche Versprechen abgab.

Tailor lächelte leicht. „Es freut sie sicher, wenn sie es erfahren. Natürlich von euch.“

„Ich weiß, das du es ihnen nicht sagen würdest.“ Casey wusste, das Tailor niemand war der Geheimnisse ausplauderte. Ebenso wie er nichts von dem Klatsch und Tratsch hielt, mit dem Kiana immer ankam. Trotzdem war er immer sehr gut informiert, über die unwichtigen Dinge, ebenso wie über die wichtigen Dinge.

Inzwischen waren sie wieder im Schloss angekommen und Casey wurde sofort von einigen Höflingen angehalten. Lächelnd lehnte er einige Einladungen zu gemeinsamen Ausritten, oder privaten Abendessen ab. Heute Abend würde er sein Glück wieder bei einigen Kartenspielen auf die Probe stellen. So ein Leben im Palast war vielleicht gefährlich, aber abwechslungsreich.

Tailor beugte sich näher zu ihm. „Ich erinnere euch nur daran, das morgen der Tanzlehrer für Lady Elizabeth kommt.“

Bedauernd lächelte Casey. „Ich weiß, Tailor. Daran musst du mich nicht erinnern.“

Er erinnerte sich noch sehr gut an seine eigenen Tanzstunden, diese waren eine Qual gewesen. Vor allem, da er als Prinzessin darin glänzen musste. Anders als Raoul dachte, konnte er sogar sehr gut tanzen, doch er wollte es nicht.

Plötzlich versteifte sich Tailor und auch Casey verdrehte die Augen, als er sah wer ihm entgegenkam. Sein Lächeln war mit einemmal wie weggeblasen.

Vor ihm stehen bleibend, verbeugte sich Lord Kale respektvoll. Dabei hielt er Casey eine Hand hin, die dieser aber nicht ergriff. Gute Manieren hin oder her, er wollte Samuels Lippen auf keinem seiner Körperteile spüren.

„Prinzessin, es freut mich euch endlich einmal zu treffen. Seit meiner Ankunft scheinen wir uns ja ständig zu verpassen.“

„Ja, so eine Tragödie aber auch.“ Dabei lächelte Casey zuckersüß, doch der Ton in seinen Worten ließ keinen Zweifel daran, das es auch dabei hätte bleiben können.

Ein Unterton, den Samuel entweder nicht bemerkt, oder es vorzog ihn zu überhören. Sein Lächeln wankte keine Minute. „Ich hoffe doch, ihr habt meine Entschuldigung erhalten?“

„Eure Blumen? Ja, allerdings weiß ich nicht was aus ihnen geworden ist, nachdem ich meinen Hofdamen angeordnet habe sie wegzuwerfen.“

Einen Moment lang wankte Samuels Lächeln, doch dann hatte er sich wieder im Griff. „Ich hoffe doch, das ihr euch zumindest mein Angebot durch den Kopf habt gehen lassen?“

Casey maß Samuel mit einem abwertenden Blick. „Das wir wieder Frieden schließen? Nein, dafür muss die Hölle erst zufrieren.“

Anklagend deutete Casey auf die Brust seines Gegenübers. „Euer Verhalten meiner Hofdame gegenüber werde ich nie verzeihen und das mir gegenüber ebenfalls nicht. Ihr habt es an jeglichem Respekt fehlen lassen, der mir, eigentlich jeder Frau zusteht. So etwas lässt sich nicht mit Schmuck, Schoßtierchen, oder allen Blumen der Welt entschuldigen.

Ein Mann der sich nicht anders als mit Gewalt helfen kann, ist nicht mehr als ein Tier. Und ein Tier zu ehelichen verbietet mir schon die Bibel.“

Nun war Samuel wütend, das Lachen war ihm schon vor einigen Augenblicken vergangen. Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Grob packte er Caseys Unterarm. „Es ist mir egal wofür ihr mich haltet. Meinem Vater liegt wie gesagt, sehr viel an dieser Hochzeit. Ebenso wie euer Vater seinen Plänen sehr wohl gesonnen ist. Ich brauche euer Einverständnis gar nicht, die Hochzeit zwischen uns ist schon beschlossene Sache.“

Casey sah ihn einen Moment lang an. Dann begann er schallend zu lachen. Unter anderen Umständen wäre diese Täuschung vielleicht erfolgreich, doch nicht bei ihm. Sein Vater würde solchen Plänen gar nicht zustimmen, das konnte er gar nicht. Auch wenn er sich von ganzen Herzen Frieden wünschte, konnte er das nicht damit erkaufen.

Als sich Samuels Griff verstärkte, verebbte Caseys Lachen jedoch. Langsam wurde er wirklich brutal.

Allerdings schien das auch Tailor zu erkennen, da er nach Samuels Handgelenk griff. „Ich schätze meine Herrin hat klargemacht, was sie von eure, Vorschlag hält. Deswegen steht es euch nicht zu, sie so vertraulich anzufassen.“

„Was fällt euch ein!“ Samuel funkelte Tailor hasserfüllt an, ließ Casey jedoch los. Bei Tailors Griff blieb ihm auch gar nichts anderes übrig.

Auch Casey wand sich nun Tailor zu und grinste ihn an. „Genau was fällt dir ein, Tailor? Warum hast du nicht schon früher eingegriffen?“

Tailor ließ Samuels Handgelenk nun los und lächelte Casey kurz zu. „Entschuldigt, Prinzessin.“

Tailor stand nun zwar vor ihm, aber nicht so, das er nicht noch mit Samuel reden konnte. „Wir sollten dieses Gespräch beenden, bevor ihr euch noch mehr blamiert, Samuel. Mein Vater hat euch nämlich sicher nicht ein solches Versprechen gegeben. Das kann er gar nicht.“

Nun wirkte sein Gegenüber wieder siegessicher. „Was macht euch da so sicher?“

In diesem Moment könnte er wirklich Mitleid mit Samuel empfinden, wie er sich so in seinen eigenen Lügen verstrickte. Da er aber seinen wahren Charakter kannte, hielt sich dieser Impuls bei Casey in Grenzen.

Er wollte gerade antworten, als sich ein Arm von hinten um seine Hüfte schlang und ihn an einen Körper zog. Sein Kinn wurde angehoben und sanfte Lippen legten sich auf die seinen.

Da Tailor nicht eingriff wusste Casey wer es war, doch auch so würde er diese Lippen erkennen. Schließlich hatte er sie erst vor ein paar Minuten ausgiebig gekostet, weshalb es ihm auch nicht schwer fiel diesen Kuss zu erwidern.

Erst nach einer kleinen Ewigkeit löste sich Raoul von ihm und sah Samuel überheblich lächelnd an. „Weil sie mit mir verlobt ist, Lord.“

Egal wie alt Casey wurde, diesen Ausdruck auf Samuels Gesicht würde er niemals wieder vergessen. Besser hätte auch er diesen Augenblick nicht planen können. Es war ein kleiner Sieg, aber eindeutig ein Sieg.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 70
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Eigentlich hatte er nicht vorgehabt sich einzumischen, immerhin hatte Casey die Sache fest im Griff. Doch diese Situation hatte sich so angeboten, da konnte er sich nicht zurückhalten. Und ehrlich gesagt dieser Gesichtsausdruck war es wert gewesen.

Samuel sah richtiggehend geschockt aus, so eine Mischung aus Entsetzen und Unglauben sah man wirklich nur selten. Aber sie waren hier in der Öffentlichkeit, er musste etwas machen um seinen Stolz zu wahren.

„Damit sind die Verhältnisse dann wohl geklärt.“ Casey hatte seine Aufmerksamkeit wieder auf seinen Cousin gerichtet.

„Egal was ihr mit meinem Vater besprochen habt, diese Sache gehörte sicher nicht dazu.“

Samuel presste die Zähne zusammen, bevor er antwortete. „Anscheinend habe ich ihn falsch verstanden.“

„Höchstwahrscheinlich.“ Raouls Stimme machte klar, was er davon hielt. Auch wenn er wusste das sein Gegenüber mit dem König gesprochen hatte, so sicher nicht über dieses Thema. Selbst wenn doch, so hatte er darauf sicher keine positive Antwort erhalten, das hatte bis jetzt nur Einer. Wie Raoul nun wusste aber auch nur zum Schein.

„Nun sind die Dinge ja geklärt?“ Seine Aussage war eher eine Frage an seinen Gegenüber, die dieser besser positiv beantwortete.

Einen Moment lang sah er ihn noch zornig an, dann nickte Samuel stumm. Mit einer hastigen Bewegung wand er sich um und beeilte sich die nächste Ecke zu erreichen.

Erst als er hinter dieser verschwunden war, wagten die Zuseher wieder aufzuatmen und ihre Gespräche fortzusetzen.

Etwas das Casey auch wieder daran denken ließ, das sie nicht alleine waren. Zumindest versteifte er sich in Raouls Griff. „Ihr könnt mich nun wieder loslassen, Lord.“

„Ach warum denn? Mir gefällt diese Position ausgesprochen gut.“ Trotzdem lies er ihn los, da man solche Vertraulichkeiten wirklich nicht in aller Öffentlichkeit praktizieren sollte. Allerdings waren nun wirklich alle Gerüchte aus der Welt geschafft und durch Tatsachen ersetzt worden. Nicht auf die Weise, die Raoul vorgezogen hätte, doch sehr effektiv. Wieviele Stunden würde es wohl brauchen, um an die Ohren seines Vaters zu dringen? Nun vielleicht war er dann einmal zufrieden mit ihm?

„Danke.“ Casey gab Tailor ein Zeichen und ging los.

Der Diener deutete Raoul ihm zu folgen, bevor er sich seinem Herrn anschloss.

Nun wie könnte er sich einer solche Aufforderung seiner Herzensdame schon verweigern? Vor allem wo er nun klar gemacht hatte, wie er zu Casey stand.

Casey führte Tailor und ihn zu seinen Privaträumen, wo er die Tür zu einem kleinen Raum öffnete.

Raouls Blick schweifte nur kurz über die Einrichtung um den Zweck dieses Raumes zu erkennen. Es war ein Raum um Besucher zu empfangen. Nachdem er schon in Caseys Bett gelegen hatte, konnte er nicht wirklich auf eine Steigerung hoffen.

Casey setzte sich auf einen Sessel, der neben einem kleinen Tisch stand.

Tailor war indessen an einen kleinen Kasten getreten und holte eine Flasche und ein Glas heraus, welches er füllte.

„Ich hoffe ihr seid euch bewusst, das ihr euch eben einen mächtigen Feind geschaffen habt.“ Bei diesen Worten nahm Casey das Weinglas, das Tailor ihm reichte, in die Hand.

Raoul wartete gar nicht auf eine Aufforderung, die er nicht bekommen würde und setzte sich auf einen Stuhl ihm gegenüber. „Früher oder später wäre das sowieso passiert. So hatte ich wenigstens einen eindrucksvollen Auftritt. Außerdem bin ich nicht so leicht zu töten wie manche gerne hätten.“

Das er dabei Casey ansah hatte schon seine Gründe. Und er gewann sogar, da dieser nach einigen Augenblicken den Blick abwand.

„Ja, da habt ihr durchaus Recht.“

Raoul war bereits aufgefallen, das Casey ihn wieder förmlich anredete. Etwas das nach dem was sie verband und unter vier Augen durchaus nicht mehr nötig war. Doch wenn Casey wieder etwas Abstand waren wollte, würde ihn Raoul nicht daran hindern. Es gefiel ihm nicht, aber was sollte er machen? Er hatte nicht vor mit ihm deswegen zu streiten, oder sogar seinen Wachhund zu reizen. Tailor hatte seine Armbrust zwar abgestellt, doch noch immer in Reichweite.

„Und ich werde es mir merken.“ Dabei nahm Casey einen Schluck von seinem Weinglas.

Sollte er die Sache ansprechen, oder besser darüber schweigen? Schon zuvor hatte er darüber nachgedacht. Sonst stellte er sich diese Frage nicht, da es da nichts zu überlegen gab.

„In Zukunft sollten wir beide besser aufpassen.“ Zu seiner eigenen Verwunderung hörte er sich selbst diese Worte sprechen. Dabei lag das gar nicht in seiner Absicht, hier kam ihm wohl seine Ausbildung zu Hilfe.

„Ach wie nett, das ihr euch um mein Wohlbefinden sorgt.“ Casey lächelte amüsiert.

„Aber wie ihr sicher bereits gemerkt habt, habe ich meine kleine Armee immer bei mir.“ Dabei warf der Jüngere einen kurzen Blick zu Tailor zurück.

Auch Raoul betrachtete den Diener kurz. Ja, der Schwarzhaarige konnte durchaus als kleine Armee durchgehen, nur es war nicht sehr effektiv. Er konnte Casey verteidigen, aber beschützen konnte er ihn nur von einer Seite aus. „Stimmt. Ich hatte schon die Möglichkeit damit Bekanntschaft zu machen.“

„Also solltet ihr euch am Besten selbst an euren Rat halten.“

„Ach macht ihr euch etwa Sorgen um mich?“ Raoul konnte sich diese Frage einfach nicht verkneifen. Irgendwie konnte er nicht anders, wenn er nicht aufpasste, dann verfiel auch er leicht wieder in die förmliche Anrede so wie eben.

„Ihr seid mein Verlobter. Natürlich mache ich mir sorgen um euer Wohlergehen.“ Noch immer schien sich Casey zu amüsieren.

Für diesen Moment war wohl ein taktischer Rückzug angesagt. „Normalerweise befolge ich meine Ratschläge immer. Eure Sorge ist also völlig unbegründet.

Leider muss ich mich entschuldigen und meinen Vater von einigen sehr sinnlosen Ideen abbringen, die er aufgrund dieser neuen Entwicklungen bestimmt hegt.“

Wer wusste schon welche Anfragen sein Vater sonst stellte? Davon sollte er ihn unbedingt abbringen, vor allem wenn man daran dachte wohin Casey und ihn das das letzte Mal gebracht hatte.

Raoul überlegte einen Moment kurz. Gut, vielleicht sollte er doch nicht so vehement dagegen vorgehen.

„Tut das. Ich will meinen Vater nicht unnötig aufregen.“ Nun wirkte Casey eher nachdenklich, als er das Glas auf den Tisch stellte.

Raoul hatte aber nicht vor herauszufinden woran er nun dachte und verließ das Zimmer. Jetzt musste er nur noch seinen Vater finden und von unsinnigen Gedanken abbringen. Das würde wesentlich schwerer werden.
 

„Und eins, und zwei, und drehen!“ Die Worte des Mannes wurden von einem rhythmischen Klatschen begleitet.

Casey verdrehte die Augen, während er zu Mikaela sah und den Anweisungen folgte.

Diese lächelte nur amüsiert.

Auch wenn diese Tanzstunden nicht für sie waren, machten sie trotzdem mit. Erstens, weil Casey wusste wie peinlich es war wenn man sich alleine zum Affen machte, Zweitens weil die meisten Tänze auch in der Menge absolviert wurden.

„So und nun bilden wir Paare.“ Dabei wand sich der Tanzlehrer, wie es sich gehörte, Lady Elizabeth zu und bildete so ihren Partner.

Mikaela drehte sich um und schnappte sich Tailors Hand, der in ihrer Nähe stand.

Casey und Kiana zogen sich an den Rand zurück, als zwei Frauen waren sie eindeutig benachteiligt. Wenn Casey durchaus auch wusste, wie er als Mann eine Frau zu führen hatte, darin war Tailor ein guter Lehrer gewesen.

Sein Blick fiel auf Tailor und Mikaela, die sich zur Musik bewegten. Irgendwie war er bei diesem Anblick neidisch. Er war ja ein ganz passabler Tänzer, als Frau mehr, als als Mann aber an Tailors Perfektion würde er nie heranreichen, ebenso wenig wie an Mikaelas. An einen von ihnen musste es liegen, da ihre Bewegungen einfach perfekt harmonierten, es war schön ihnen zuzusehen.

Neben ihm seufzte Kiana genervt. „Kommt, spielt meinen Mann.“

Damit zog sie ihn wieder in die Mitte des Raumes.

Warum eigentlich nicht, es würde zwar einige Fragen aufwerfen, doch die musste er nur Lady Elizabeth beantworten. Einem, wie Kiana es nannte, naiven Mädchen. Nicht unbedingt eine Einstellung, die er mit ihr teilte.

Casey versuchte sich an die Schritte zu erinnern, die ihm Tailor beigebracht hatte, was unnötig war, da sie beim Bewegen wie von selbst passierten. So konnte ihm das Tanzen wirklich gefallen.

Erst ein Klatschen von der Tür her unterbrach das.

Casey sah in die Richtung des Geräusches und erkannte Raoul, der in der geöffneten Tür lehnte und leise klatschte. Ehrlich gesagt überraschte es ihn nicht wirklich ihn hier zu sehen, ein Tag ohne das dieser ihn aufsuchte war undenkbar. Allerdings waren dessen Vorwände immer wieder einfallsreich.

Kianas Körper loslassend, deutete er ihr an hier zu warten, ebenso wie seinem restlichen Gefolge. Es war ja wohl ungefährlich wenn sie im Nebenraum waren.

„Anscheinend könnt ihr ja doch tanzen ohne den Partner zu attackieren, ihr wart nur in der falschen Position.“ Raoul grinste breit bei seinen Worten.

„Wenn ihr bereit seid mir eure Rolle zu überlassen, dann können wir es beim nächsten Mal ja herausfinden.“ An Raoul vorbeigehend, betrat er den angrenzenden Raum. Dort wartete er, bis dieser die Tür geschlossen hatte.

„Welchem Umstand habe ich denn eure heutige Anwesenheit zu verdanken?“

Raoul lächelte leicht. „Ich dachte es interessiert euch vielleicht, das jemand versucht hat mich zu vergiften.“

Casey maß ihn von Kopf bis Fuß. Der Erfolg ließ ja stark zu wünschen übrig. „Wie ich sehe ohne nennenswertes Ergebnis.“

Dieses Kommentar quittierte Raoul nur mit einem humorlosen Lächeln. „Ja, ich bin auch untröstlich das es nicht geklappt hat. Allerdings hat es mir mein Frühstück verdorben.“

Als ob das ihn interessierte. „Nur aus reinem Interesse, warum hat es nicht funktioniert?“

„Weil ich es merke wenn mein Tee nicht so schmeckt wie sonst. Irgendwie fehlt mir hier die Entrüstung das man mich umbringen wollte.“

„Weil der Anschlag nicht mir galt. Außerdem wussten wir doch, das wir ab nun vorsichtig sein müssen.“ Casey trat zu Raoul und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

„Außerdem bin ich mir sicher, das ihr viele Feinde habt, die euch gerne tot sehen wollen.“

„Ja und seit gestern wächst ihre Zahl ins Unendliche. Ihr habt viele Verehrer, Prinzessin.“

Casey konnte dabei nur lächeln. „Schlimm nicht wahr?“

Aber er glaubte nicht das einer darunter war, der bereit war jemanden deswegen zu vergiften. Das verbesserte von niemanden die Chancen.

„Vielleicht habt ihr es noch nicht gehört, doch es gab wieder einen Angriff.“

Das weckte nun doch Caseys Aufmerksamkeit. „Wieder auf einen von Lord Kales Nachbarn?“

Raoul schüttelte den Kopf. „Nein, diesmal waren dessen Ländereien das Opfer.“

Nun das war keine Überraschung. Casey zuckte nur mit den Schultern. „Ach, dann hatte wohl irgendjemand keine Geduld mehr. Selbstjustiz ist am Land nichts besonderes.“

Erst jetzt bemerkte er Raouls nachdenklichen Blick. „Was ist?“

Der Ältere schüttelte nur den Kopf. „Keine Ahnung, nur etwas an dieser Sache gefällt mir nicht. Schon seit ich davon erfahren habe.

Ich meine warum jetzt? Gerade dann wenn jemand da ist, der die Sache für den König untersuchen soll? Wenn alle Familien ihre Spione dort zusammenziehen. Lord Kale steht gerade im öffentlichen Interesse, egal welchen Groll ich gegen ihn hege, es gibt für alles die richtige Zeit.“

„Vielleicht ist einer seiner Nachbarn kein guter Stratege, wir kennen sie ja nicht.“ Casey wusste nicht, wo hier das Problem lag. Auf dem Land lief eben einiges anders, das wusste sogar er. Allerdings lagen die Ländereien der Trelains nicht weit entfernt von hier, woher sollte also Raoul davon wissen? Je weiter man sich vom Schloss entfernte, umso weniger hielt man sich an die Regeln.

„Noch nicht. Ich denke ich werde da noch einiges an Nachforschung betreiben.“

„Tut was ihr nicht lassen könnt.“ Noch immer sah er keinen Sinn darin, aber wenn sich Raoul beschäftigen wollte, sollte er. Für ihn war es wichtiger etwas gegen Samuel zu finden. Etwas mit dem er ihn endgültig loswerden konnte.

Er nahm seine Hand von Raouls Schulter und wollte wieder zu den Anderen geben. Raouls Hand, die sich um seinen Oberarm legte, hielt ihn jedoch auf. Fragend sah er zu dem Älteren hoch.

„Nun, ich benötige doch etwas Ansporn und von euch hätte es wohl am meisten Sinn.“

Bei dessen Lächeln konnte sich Casey schon denken an was er dachte. Wissend erwiderte er dieses Lächeln. „Ich bin nicht unbedingt jemand, der mit Unterstützung um sich wirft.“

„Ich weiß, weswegen ich sie mir auch selbst hole.“ Damit beugte Raoul sich zu ihm und küsste ihn.

Es gab eine Menge Gründe aus denen Casey diesen Kuss tolerierte. Gewohnheit, oder Wahrung des Scheins waren da nur zwei, aber der Hauptgrund war, das ihm diese Küsse gefielen. Das war schon seit einiger Zeit so, nicht erst seit gestern. Es fiel ihm nur seit gestern leichter sich das einzugestehen, wenn Casey auch noch immer nicht wusste wie er das einordnen sollte.

Als Raoul sich von ihm löste, empfand er beinnahe Bedauern. Trotzdem straffte er sich und ging zur Tür. „Das sollte wohl Ansporn genug sein.“

Lächelnd öffnete er die Tür und schlüpfte wieder zu seinen Hofdamen und ihren Tanzkünsten.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 71
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Ist irgendetwas zwischen euch und Raoul vorgefallen?“

Auch wenn die Frage beiläufig gestellt wurde, konnte Casey das Interesse von Kiana deutlich sehen. Zwar stand sie hinter ihm, doch sein Spiegel war immer hilfreich um ihm zu zeigen, was seine Hofdamen hinter seinem Rücken trieben.

„Wie kommst du darauf, Kiana?“ Sein Blick wand sich wieder der Schmuckauswahl zu, die auf dem Tisch vor ihm lag.

„Weil ihr euch oft in seiner Nähe aufhaltet und er oft die eure sucht.“ Mikaela war gerade dabei einige Kleider zusammenzufalten.

„Und es gibt Gerüchte.“

Kiana schnaubte. „Nun, die Szene vor Lord Kale scheint er ja sehr gut hinbekommen zu haben. Noch immer schwärmen die Damen davon und tratschen die Klatschmäuler darüber. Inzwischen habe ich schon zehn verschiedene Versionen gehört.“

Und war wahrscheinlich neidisch darauf es nicht selbst gesehen zu haben. Casey lächelte leicht. „Ja, das hat er gut hinbekommen.“

„Also was ist vorgefallen?“

Casey warf einen Seitenblick zu Tailor, der wie eine Statue in einer Ecke des Zimmers stand und sich nicht rührte. Eine böse Überraschung für einen jeden Angreifer. Es war klar, das er nichts verraten hatte, wie es abgesprochen war. „Nichts. Nichts, das euch etwas anginge.“

„Es ist also etwas passiert!“ Kiana stemmte die Arme in die Hüften, doch wirkte sie eher entsetzt darüber.

„Seit wann muss ich mich dir gegenüber eigentlich rechtfertigen? Soweit ich weiß, habe ich das nie von dir verlangt wenn es um deine Verabredungen ging, oder?“ Langsam aber sicher wurde Casey wütend über die Art seiner Freundin. Schon auf dem Turnier hatte sie sich mehr herausgenommen, als ihr zustand. Es hatte sich zwar seitdem wieder gebessert, doch nun schien es wieder schlimmer zu werden. Immer dann, wenn er mit Raoul enger zusammenkam. Konnte es sein, das sie…?

Casey schüttelte bei diesem Gedanken den Kopf. Nein, Kiana stellte keine Besitzansprüche auf ihn, sie konnte also gar nicht eifersüchtig sein.

„Kiana meint es bestimmt nicht böse. Es ist nur so, dass wir uns schon fragen, ob euer Versprechen uns gegenüber noch Gültigkeit hat?“ Mikaela presste das Kleid in ihren Händen eng an ihre Brust, so als könnte sie es als Schild gegen seinen Zorn verwenden.

Casey seufzte und warf abermals einen Blick zu Tailor. Diesmal lächelte er und sah ihn wissend an.

Den Kopf zustimmend senkend, deutete ihm Casey, das er ihn verstanden hatte. Sein Freund hatte die Situation schon zuvor richtig eingeschätzt. Sie waren beide verunsichert was ihre Zukunft anging. Keine von ihnen war mehr wirklich jung und nun wo Valerian nicht mehr da war, würde eine von ihnen auf jeden Fall leer ausgehen.

Er drehte sich in seinem Sessel um und machte eine auffordernde Bewegung Richtung Fußende des Bettes. „Setzt euch. Es wird wohl Zeit euch etwas mitzuteilen.“

Seine ernste Mine schien sowohl Kiana wie auch Mikaela zu verunsichern.

Mikaela legte das Kleid zur Seite und nahm zögernd Platz. Kiana hingegen sah ihn noch einen Moment lang an, ließ dann sie Schultern hängen und setzte sich neben ihre Freundin.

Es wirkte, als erwarteten sie einen Richtspruch. Casey konnte dabei nur sanft lächeln, wenn sie wüssten das die Nachricht positiv war. Doch in so einer Situation erwartete man wohl eher etwas negatives. „Ich habe vor kurzen einen Entschluss gefasst. In den letzten Jahren war ich nicht sehr fair zu euch.“

Casey machte einen kurze Pause. Das war eigentlich die Stelle, an der sie ihm widersprechen sollten, doch Keine machte es. Stattdessen sahen sie ihn nur aufmerksam an.

Seufzend fuhr er fort. Gut, dann eben keine Erleichterung für ihn. „Das will ich nun ändern. Zwar werde ich erst in zwei Jahren zum Kronprinzen ausgerufen, doch meine Frau werde ich schon vorher wählen.“

„Was?“ Nun sahen beide auf, doch nur Kiana entkam diese Frage.

Er fuhr unbeirrt fort. „Es wird zwar nicht offiziell sein und diese Farce werden wir auch bis zu meiner Krönung fortsetzen, doch ich will der Anderen die Chance geben sich anderweitig umzusehen.

Was ich jedoch nicht versprechen kann ist, das die Frau an meiner Seite glücklich werden wird. Ich liebe euch beide, aber als Freundinnen und Schwestern.“

Das musste er erwähnen, damit keine falschen Erwartungen entstanden. Kiana konnte sich sicher mit der Macht und dem Reichtum den sie dann besaß darüber hinwegtrösten, doch bei Mikaela war er sich da nicht so sicher.

Gerade diese sah ihn nun unsicher an. „Prinz?“

„Ja?“ Es war ungewöhnlich das ihn Mikaela so ansprach, weswegen es bestimmt etwas Wichtiges war, das sie ihm sagen wollte.

Sie warf einen Blick zu Tailor und dann zu Kiana bevor sich ihr Blick wieder auf ihn richtete. „Jetzt, da diese Entscheidung ansteht, muss ich euch etwas sagen. Nein, euch um etwas bitten.“

Geduldig wartete er bis sie weitersprach, doch sie warf noch einen Blick zu Kiana und Tailor. „Alleine.“

Kiana sah sie überrascht an, wohingegen Tailor keine Mine verzog. Er schickte sich sogar schon dazu an, den Raum zu verlassen.

Casey nickte nur zustimmend. Bestimmt würde er ihr keine Vorteile einräumen, egal was sie ihm sagte oder anbot.

„Aber…!“ Kiana sah ihn erstaunt an.

„Ich würde dir die gleiche Chance geben, Kiana.“ Casey sah sie nur gelassen an.

Mikaela noch einen wütenden Blick zuwerfend, stand sie auf und eilte aus dem Raum.

„Ich werde mit ihr reden.“ Tailor lächelte noch einmal in ihre Richtung und folgte Kiana.

Er wand sich wieder Mikaela zu, die auf ihren Schoß sah in dem sie die Falten ihres Kleides knetete. „Worum geht es?“

Ihr Kleid loslassend, hob Mikaela den Blick. In ihren Augen war nichts von ihrer sonstigen Unsicherheit, oder Schüchternheit zu merken. „Das worum ich euch bitten möchte, ist für mich von höchster Wichtigkeit, ebenso wie es euch mit Sicherheit interessieren wird.“

Casey erwiderte das Lächeln. Das es für sie höchste Priorität besaß, hatte er schon im ersten Moment gemerkt. „Erklär es mir, dann werde ich sehen ob ich deiner Bitte nachkommen kann.“
 

Schon von Weitem hörte er eine aufgeregte Stimme, doch erst als er sich ihr näherte, konnte sie Raoul einem Besitzer zuordnen. Wobei es in diesem Fall eher eine Besitzerin war.

„Sie verschafft sich sicher unfaire Vorteile.“ Kiana ging vor Caseys Zimmer auf und ab. Wie eine aufgebrachte Tigerin, die man von ihrem Jungen getrennt hatte.

Tailor, der vor der Tür stand und so die einzige Barriere zwischen ihr und der Tür war, musterte sie nur mit vor der Brust verschränkten Armen. „Schätzt du Mikaela wirklich so ein?“

Raoul beschloss sich das eine Weile schweigend anzusehen. Vielleicht kam er ja auch ohne zu fragen auf den Grund des Gespräches. Kiana zumindest hatte ihn noch nicht zur Kenntnis genommen, Tailor hingegen schon.

Kiana schwieg einen Moment, bevor sie beschämt den Kopf abwand. „Nein, aber… warum wollte sie sonst mit ihm alleine sprechen?“

Es war erstaunlich Kiana, die Raoul sonst nur selbstsicher kannte, so niedergeschlagen zu sehen.

Tailor hingegen lächelte nur sanft, ebenfalls etwas das Raoul erstaunte.

„Selbst wenn, denkst du wirklich das Casey darauf eingehen würde?“

„Natürlich nicht!“ Diese Antwort kam zu schnell, um gelogen zu sein. Das war etwas von dem sie so fest überzeugt war, das sie nicht einmal darüber nachdenken musste.

„Warum machst du dir dann Sorgen?“

„Weil ich,…“ Sie brach ab.

Tailor tat einen Schritt auf sie zu und legte ihr eine Hand auf den Kopf. „Mach dir keine Sorgen, Kiana. Sie wird dich nicht übervorteilen, ich vertraue ihr. Das Gleiche solltest du auch.“

Raoul beschloss sich nun doch zu melden. Noch länger unbemerkt zu lauschen, wäre Kiana gegenüber unhöflich. „Ich kann also annehmen, das die Prinzessin derzeit nicht zu sprechen ist?“

Kiana fuhr erschrocken herum. „Lord Trelain!“

Er lächelte ihr zu. Wahrscheinlich fragte sie sich nun wieviel er wohl gehört hatte. „Ich glaube in unserer derzeitigen Lage reicht Raoul völlig. Eure Prinzessin macht es doch ebenso.“

„Sie ist gerade in einer Unterredung.“ Tailor zog es vor, auf seine vorherige Frage zu antworten.

„Mit Lady Mikaela nehme ich an. Ich werde warten.“ Es gab wieder neue Informationen, die Casey bestimmt interessieren würden. Zumindest solange er nicht seinen Vater fragen wollte, der dieses Wissen sicher schon besaß. Immerhin hatte es seine Schwester von dem königlichen Beobachter.

Vor allem hatte er sich über Lord Kales Nachbarn kundig gemacht. Es war ziemlich interessant was er da erfahren hatte. Langsam wurde die Sache wirklich kompliziert und noch immer blieb Samuel untätig. So konnten sie seiner nicht habhaft werden.

Es leises Geräusch kam von der Tür und sie öffnete sich. Tailor trat rasch zu Seite, um nicht den Weg zu versperren.

Casey hielt Mikaela die Tür auf und lächelte fröhlich. „Ich werde darüber nachdenken. Allerdings bin ich mir sehr sicher, das ich deiner Bitte nachkommen werde.“

Auch Mikaela lächelte zufrieden, doch bei dieser Antwort strahlte sie. „Danke,…“

Sie sah sich kurz um. „…Prinz!“

Damit beugte sie sich zu ihm und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Danach eilte sie hastig den Gang entlang.

Kiana sah dem Ganzen fassungslos zu. „Was..?“

Dann fuhr sie herum und folgte ihrer Freundin. „Mikaela!“

„Sorg bitte dafür, das es zu keinen Handgreiflichkeiten kommt.“ Dabei sah Casey zwar den Frauen nach, doch Tailor nickte und folgte den Beiden.

Erst dann wand er sich wieder Raoul zu. „Langsam werden eure Besuche zur Routine.“

Casey drehte sich wieder um und betrat das Zimmer.

Raoul folgte ihm und schloss die Tür hinter sich. „Weil unsere Feinde aktiv werden. Außerdem habe ich mich etwas schlau gemacht.“

„So?“ Casey setzte sich auf das Fußende des Bettes.

Valerius, der in einem Korb neben dem Bett schlief, hob nur kurz den Kopf, senkte ihn aber wieder desinteressiert.

Raoul nahm auf dem Sessel vor Caseys Schminktisch Platz. So saßen sie sich zumindest etwas gegenüber.

„Dann erzählt es mir.“

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 72
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Casey sah seinen Gegenüber gelassen an, als dieser zu sprechen begann. Wirklich viel konnte nicht passiert sein, denn dann wüsste er es schon. Er lebte hier am Hofe, an keinem anderen Ort der Welt wurden Geheimnisse schneller publik als hier.

„Ich habe mich erst einmal über Lord Kales Nachbarn schlau gemacht. Lord Kales Ländereien selbst, wurden ihm von seinem Vater überlassen, sozusagen als Erbe. Nachdem er ihm sein Geburtsrecht vorenthalten hat. Diese Ländereien hat euer Großvater allerdings seinen Nachbarn einfach weggenommen. Euer Onkel lebt also auf einem Land, das ihm nicht gehören sollte.“

„Was jedem seiner Nachbarn Grund gibt ihn zu hassen.“ Verstehend nickte Casey. Auch wenn man jemanden nicht leiden konnte, gab es Möglichkeiten mit ihm auszukommen. Wenn dieser jemand dann aber auch noch etwas bekam, das ihm nicht gehörte, konnte der Hass ins Endlose wachsen. „Wieviele Nachbarn hat er?“

Raoul hob eine Hand und winkelte den Daumen ab. „Vier. Einer davon seid ihr selbst, besser euer Vater. Neben Lord Kales Ländereien befindet sich eine Eisenmine die der Krone gehört. Dazu gehört nur ein kleines Dorf in dem die Arbeiter leben, alles darum herum gehört eurem Onkel.“

„Moment!“ Casey glaubte sich verhört zu haben.

„Mein Onkel greift Eigentum der Krone an? So etwas würde mein Vater niemals dulden.“ Verwandtschaft hin oder her, das konnte er gar nicht dulden. Ein Angriff auf königliche Ländereien kam einer Kriegserklärung gleich und untergrub die Autorität der Krone.

Raoul schüttelte den Kopf. „Nein, so dumm war er noch nicht. Er hat vielleicht seine Nachbarn angegriffen, aber nicht die Mine.

Der zweite Nachbar hegt auch keinen Groll gegen die Familie Kale. Selbst wenn, würde es ihm schwer fallen so einen Überfall zu organisieren. Die Familie Lanter lebt schon seit Jahren im Ausland. Dort haben sie ihre Töchter ziemlich gut verheiratet und auch ihre Geschäfte nach und nach dorthin verlagert. Alles was sie noch mit diesem Land verbindet ist ihr Familiensitz, den sie aber kaum mehr aufsuchen. Wahrscheinlich behalten sie ihn nur aus Sentimentalität und weil er einiges an Steuern abwirft.“

„Gut, aber dann bleiben noch immer Zwei.“

Bedächtig nickte Raoul. „Genau diese sind auch gefährlich. Lord Renail ist euch sicher ein Begriff.“

Casey neigte nachdenklich den Kopf. Der Name kam ihm bekannt vor, ebenso wie er ein Gesicht vor seinem geistigen Auge sah, wenn auch sehr unscharf. „Es kommt mir bekannt vor.“

„Dann will ich euch helfen. Lord Renail wurde schon vor einigen Jahren vom Hofe verbannt, da er euren Vater beleidigte. Im Grunde ist er gegen alles was mit der Krone zu tun hat. Wenn es eine Revolution gibt, steht er sicher in der ersten Reihe, gleich neben den Anführern.

Aber da gibt es dann auch noch die Familie Warn. Sie leben schon seit Jahren in Fehde mit den Kales. Da sie kurz vor dem Bankrott stehen, war die Enteignung ihres Landes ein schwerer Schlag. Wenn es auch nur ein Teil davon war. Zwar haben sie versucht ihre Tochter mit Samuel zu verheiraten, doch das wurde von Samuels Eltern entschlossen abgelehnt. Seitdem hassen sie diese noch mehr.“

„Das sind alles durchaus verständliche Gründe.“ Casey konnte sie auch nachvollziehen, oder nein konnte er nicht, aber er verstand es. Was ihm aber nicht gefiel war Raouls Gesichtsausdruck.

„Das war aber noch nicht alles.“ Es war eine Feststellung keine Frage. Manchmal sprach auch Raouls Gesichtsausdruck Bände.

Raoul nickte ernst. „Das stimmt. Ein Schuldiger wurde schon ausgeforscht. In einigen Dörfern, die sich auf dem Land der Familie Warn befinden, wurden Waffen gefunden. Schwerter und Dolche. Waffen, die den Bauern verboten sind und mit denen sie deswegen nicht umgehen können. Allerdings waren die Überfälle ziemlich präzise ausgeführt, das Werk von Söldnern.“

Casey hob eine Hand um Raoul zu unterbrechen. „Überfälle?“

Bis jetzt wusste er nur von einem. Das konnte man ja noch als Ausrutscher werten, doch nicht wenn sich das häufte.

„Überfälle, es gab noch zwei weiter Übergriffe.“

„Aber wenn auch Waffen gefunden wurden, dann ist es klar wer der Täter ist. Damit ist die Sache doch erledigt.“ Casey sah nicht wo da das Problem lag? Das Wichtigste war doch nun das Volk zu beruhigen und dafür benötigten sie einen Schuldigen. Ob es dann der Richtige war, konnte man noch immer klären wenn sich die Wogen wieder geglättet hatten.

„Das ist es eben nicht.“ Der Ältere schüttelte den Kopf.

„Ja, das ist es was wir glauben sollen und wahrscheinlich wird man diese Lösung auch wählen. Doch diese Familie war es nicht. Sie sind bankrott, ihre einzige Hoffnung ist eine profitable Heirat. Ihre Tochter ist schön, aber mittellos, deswegen stecken sie alles was sie haben in ihre Mitgift. Sie können es sich nicht leisten Söldner anzuheuern und sich Waffen zu kaufen.“

„Dann haben sie wahrscheinlich einen Verbündeten. Das wäre keine große Überraschung.“ Was auf dem Land passierte war nicht seine Angelegenheit. Er spielte her auf seiner eigenen Spielwiese und diese machte gerade eine Schlange unsicher.

Den Kopf schüttelnd schwieg der Schwarzhaarige kurz. Erst nach einigen Augenblicken war seine Stimme wieder zu hören. „Samuel drängt euren Vater dazu seinem Schwager beizustehen. Er will die Unterstützung der Armee.“

Caseys Kopf ruckte in die Höhe. „Unserer Armee?“

Es war eine dumme Frage, es gab immerhin nur ihre Armee. Doch diese konnte man doch nicht für Privatfehden benutzen. Es hieß königliche Armee, was bedeutete das sie für ihre Belange eintrat, die Adeligen mussten ihre Fehden unter sich austragen. Das war fair und richtig, die königliche Familie mischte sich da nicht ein. Sie waren immer unparteiisch gewesen und Casey nahm sich vor auch mit seinem Vater zu reden, damit das auch so blieb.

Wenn Samuel das allerdings zu einer Staatsaffäre machen wollte, das konnte er auch. Vielleicht hatten sie es nicht verdient, doch die Familie Warn hatte gerade einen starken Verbündeten gewonnen. Wenn Samuel auf einer Seite stand, war es seine Aufgabe auf der Anderen zu stehen. „Ich werde die Sache regeln.“

Anscheinend hatte der Ältere mit dieser Antwort gerechnet, denn er lächelte zufrieden. „Das dachte ich mir.“

Misstrauisch beäugte ihn Casey. Irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, das Raoul ihn gerade ziemlich geschickt manipuliert hatte. Doch er würde ihm nicht Genugtuung gönnen und das offen aussprechen.

Schweigend saßen sie sich einige Momente gegenüber. Erst dann brachte Casey den Mut auf eine für ihn wichtige Frage zu stellen. Eine Frage, auf die ihn Mikaela erst vor einigen Minuten gebracht hatte. „Ihr seid doch ziemlich erfahren, oder? Ich meine was Frauen angeht.“

Überrascht und auch deutlich verwirrt sah ihn Raoul an. Erst nach einigen Sekunden antwortete er. „Ja. Das sagt man mir zumindest nach.“

„Stimmt es?“ Das war eine törichte Frage, da sie der Ältere sicher nicht verneinen würde. Egal ob er dabei log, oder nicht. Schließlich musste er seinen Ruf wahren.

Raoul grinste überheblich. „Natürlich. Ihr kennt doch genug Damen, die euch das sicher bestätigen können.“

Er kannte die Gerüchte, da musst er nicht nachfragen. Wenn es wirklich der Wahrheit entsprach, dann konnte er ihn ja fragen. Normalerweise trat er mit solchen Fragen ja an Tailor heran, doch in dieser Sache ging es nicht. Sein Freund könnte es falsch auffassen und das wollte er nicht. „Wie ist es mit einer Frau zu schlafen? Wie…“

Casey zögerte. Es war ihm ja jetzt schon peinlich genug. „Wie macht man es?“

Raoul sah ihn ungläubig an. „Du fragst wie es geht? Hast du noch…“

Casey unterbrach ihn wütend vor Scham. Gott, das war so demütigend. „Würde ich sonst fragen?“

Einen Moment lang, betrachtete ihn der Schwarzhaarige noch, dann schüttelte er lächelnd den Kopf. „Verzeiht, ich dachte nur…, immerhin seid ihr ständig von zwei Damen umgeben.“

„Ja und Eine von ihnen werde ich heiraten und diese darf ich nicht enttäuschen. Ich bin nicht dumm. Ich weiß nicht ob es euch Männern bewusst ist, aber die Frauen unterhalten sich darüber. Deswegen darf ich nicht versagen.“ Schon alleine weil er der Einzige ohne Erfahrung wäre. Kiana hatte in diesem Gebiet bestimmt schon einiges an Erfahrung und auch Mikaela war ihm da um einiges voraus. Anders konnte er sich ihre Bitte nicht erklären. Und wenn sogar Mikaela ihm einiges voraus hatte, dann bestand dringender Nachholbedarf.

Aber Tailor sollte auf ihren Wunsch hin, ebenso wie Kiana nichts von dieser Bitte erfahren, weswegen ihm als letzter Ausweg nur Raoul blieb. Er, oder sein Vater und Casey sah Raoul in dieser Sache als das kleinere Übel an.

Traurig aber wahr, im Moment ruhte seine einzige Hoffnung auf dem Älteren.

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 74
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Es waren weder die ersten Sonnenstrahlen, noch ein nervtötendes Klopfen, das Casey einige Stunden später weckte. Nein, ihm wurde die Ehre zuteil etwas Nasses in seinem Gesicht zu spüren. Etwas Nasses, das mit unerschütterlicher Beständigkeit über sein Gesicht fuhr.

Etwas Unverständliches murmelnd schob er die Störung von sich. Es half, wenn auch nur wenige Augenblicke. Müde öffnete er die Augen und sah in das Gesicht von Valerius, der ihn aus seinen schwarzen Knopfaugen und mit wedelnden Schwanz erwartungsvoll ansah. „Ach, hast du dich auch endlich aus deinem Bett bequemt?“

Er hob die Hand und strich dem kleinen Hund über den Kopf. Auch wenn er in den letzten Wochen gewachsen war, so reichte es noch immer nicht, um in Caseys Augen die Bezeichnung Hund zu bekommen. Wenn er den Erzählungen glauben konnte, würde sich das aber auch nicht mehr ändern.

Um sich vor einer weiteren Attacke zu schützen, setzte er Valerius auf den Boden. Selbst wurde er sich noch ein wenig Schlaf gönnen, entschied er sich, als er sich wieder zudeckte.

Nur hatte er die Rechnung ohne den kleinen Hund gemacht. Zuerst ganz langsam, dann immer schneller glitt die Decke von Caseys Körper und aus dem Bett. Dieser wollte gerade noch danach greifen, doch kam seine Reaktion zu spät.

Über die Bettkante auf den Boden sehend, bot sich ihm ein seltsames Bild. Die Decke lag auf dem Boden und man konnte genau erkennen, wie sich darunter etwas bewegte. Es dauerte einige Momente bis Valerius wieder einen Weg darunter hervor gefunden hatte. Mit einem treuherzigen Blick sah er zu Casey hoch, wobei ein Teil der Decke noch immer seinen Körper und einen Teil seines Kopfes bedeckte.

Bei diesem Anblick konnte Casey nicht anders und lachte leise. Mit einer sanften Geste hob er Valerius wieder zu sich auf das Bett. „Du bist eindeutig noch zu jung, um als Braut durchzugehen, mein Kleiner.“

Er setzte sich auf, nur um eine Sekunde später zusammenzuzucken. Ein schmerzhaftes Ziehen ging durch seinen Körper. Ging das nur ihm so, oder war das bei den Frauen auch normal? Doch wenn es das war, wieso machten sie das dann immer wieder und redeten so begeistert darüber? Ehrlich gesagt, nach seiner Erfahrung heute glaubte er gar nicht, das die meisten Frauen auch wirklich wussten worüber sie redeten. Einem Mann war zwar eine Jungfrau im Bett lieber, aber es hielten sich nicht viele Mädchen daran, nicht hier am Hofe. Deswegen gab es ja so viele Tricks um seine Jungfräulichkeit vorzutäuschen. Nur jetzt glaubte er, das es deutlich mehr Jungfrauen hier gab, die nur das wiederholten das sie irgendwo aufgeschnappt hatten.

Erst jetzt fiel sein Blick auf die Gestalt, die neben ihm im Bett lag. Scheinbar hatte auch Raoul der Schlaf übermannt, oder er stellte sich nur schlafend. Nachdenklich betrachtete ihn Casey. Es war wirklich eine lehrreiche Stunde gewesen, wenn sie auch nicht so ganz abgelaufen war wie er es sich vorgestellt hatte. Eine Erklärung hätte ihm durchaus gereicht. Doch er konnte nicht sagen, das ihm diese Praxis nicht auch gefallen hätte. Sein Vertrauen in Raouls Wissen war nicht enttäuscht worden.

Bei diesem Gedanken stockte Casey, geistesabwesend streichelte er Valerius. Einen Moment später schüttelte er amüsiert den Kopf. Es war verrückt, das er Vertrauen und Raoul in einem Satz verwenden konnte ohne abwertend zu klingen.

Casey drehte sich etwas und sah auf das Gesicht des Schlafenden. Aber es musste so sein. Er hatte Raoul gewähren lassen, weil er ihm soweit vertraute diese Situation nicht auszunutzen und ihm nichts anzutun. Ja, er hatte sich sogar zurückgehalten um Tailor nicht zu alarmieren, weil er wusste das ihm der Ältere nicht absichtlich solche Schmerzen zufügte. Immerhin hatte dieser ihm oft genug die Möglichkeit gegeben, es zu beenden. Nein, das er Raoul vertraute stand außer Frage. Trotzdem war da noch immer seine Herkunft und er wusste auch wie loyal er zu seiner Familie stand. Selbst wenn er ihm vertraute, so wusste er nicht wie treu dieser zu ihm stand. Aufgrund der Drohungen die er gegen ihn ausgesprochen hatte, sollte er darauf wohl eher nicht bauen.

Sein Blick glitt zu Valerians Schwert, das einen Platz an der Wand bekommen hatte. Valerian hatte sich mit Raoul getroffen und angefreundet. Warum? Weil er ihm misstraute, oder weil er wusste das von ihm keine Gefahr für den Thron ausging? Ihm gegenüber hatte Valerian es zwar immer als Vorsichtsmaßnahme bezeichnet, aber auch nur weil er damals nichts anderes hätte gelten lassen. Und jetzt war es zu spät um ihn zu fragen, es war zu spät für alles was mit ihm zu tun hatte.

Eigentlich müsste er nun Schuldgefühle haben, oder Reue, doch da war nichts. Valerians Tod stimmte ihn noch immer traurig, aber das würde sich nie ändern, das wollte er auch gar nicht. Doch er empfand keine Schuld weil er Raoul etwas gegeben hatte, das er ihm immer vorenthalten hatte. Ebenso gab es keine Reue, weil er vielleicht mit dessen Mörder geschlafen hatte, denn er traute es dem Älteren nicht mehr wirklich zu. Was aber nicht für seine Familie galt.

Casey drehte sich etwas und stellte seine Füße auf den Boden. Jede Bewegung wurde mit einem schmerzhaften Stich belohnt. Sein Blick fiel aus dem Fenster, der Stand der Sonne bestätigte seine Vermutung. Es war Mittag, oder kurz danach. Wenn er sich beeilte, dann erwischte er seinen Vater noch vor seinen Treffen mit diversen Persönlichkeiten am Nachmittag.

Nicht ohne einen leisen Schmerzenslaut stand er auf und ging zu seinem Unterkleid. Das konnte er ja noch selbst anziehen, was danach kam war jedoch schwierig. Hastig schlüpfte er hinein und warf dann einen Blick in den Spiegel. Es war klar, das er nicht mehr präsentabel aussah.

Mit geübten Bewegungen löste er die Haarnadeln und nahm seine Perücke ab. Diese warf er auf den Schminktisch und fuhr sich durch die kurzen Haare. Bis diese wieder eine, für eine Frau, normale Länge hatten würde es wohl noch etwas dauern.

Um sich weiter anzukleiden, brauchte er nun aber Hilfe. Solange Raoul hier war, konnte er nur schwer eine seiner Hofdamen, oder gar Tailor holen. Sein Diener hatte am See sowieso schon zuviel gesehen. Dann blieb wohl nur Einer.

Mit einem Lächeln ging Casey zu dem Älteren. Unter seinen Kissen gab es keinen Dolch, das war zumindest schon ein Vorteil. Seine Waffe war effektiver und schlief nur eine Tür weiter.

Er legte eine Hand auf Raouls Schulter, die dieser sofort packte. Mit einer hastigen Bewegung fuhr er herum und schaffte es, sich auch gleich in eine sitzende Position zu bringen. Seine Augen blickten ihn alarmiert an.

„Das solltet ihr euch nach der Hochzeit wirklich abgewöhnen. Eure Frau könnte euch das übel nehmen.“ Casey sah ihn tadelnd an. Er kannte keine Frau, die beim Wecken ihres Mannes ständig um ihr Leben fürchten musste. Allerdings sagte das mehr über Raoul aus, als dieser vielleicht zugeben wollte. Als einziger männlicher Erbe hatte man wirklich kein leichtes Leben.

Der Angesprochene blinzelte noch einmal kurz, dann ließ er hastig Caseys Handgelenk los. „Verzeiht.“

„Wenigstens seid ihr nun gleich richtig wach.“ Casey ging zu dem Kleiderstapel und hob das Korsett hoch.

„Alleine kann ich mich nicht standesgemäß ankleiden. Da ihr dafür verantwortlich seid, ist es eure Pflicht das wieder auszubessern.“ Damit lies er das Kleidungsstück wieder fallen und befestigte seine Perücke wieder auf seinem Kopf. So gab er Raoul auch die Zeit, die dieser benötigte, um seine Hose wieder anzuziehen.

„Ich bin zwar nicht so sicher ob ich eine gute Zofe bin, aber ich werde es versuchen.“ Grinsend hob der das Kleidungsstück auf.

„Ihr wisst doch wie man es auszieht? Einfach die gleichen Bewegungen nur in umgekehrter Reihenfolge.“ Damit half er dem Älteren das Korsett in die richtige Position zu bringen. Einen Moment später keuchte Casey auf, um diese Kraft hätte ihn Beth beneidet.

„Ich weiß nicht was man mir nachsagt, aber etwas Luft benötige auch ich zum Leben.“ Und diese würde ihm Raoul abschnüren wenn er so weitermachte.

„Wie gesagt, ich bin eher im entfernen dieser Kleidungsstücke geübt.“ Trotzdem zog Raoul die Verschnürungen nun nicht mehr so fest.

Casey hob die Haare etwas an, um ihn bei seiner Arbeit nicht zu behindern. Dabei fielen ihm durchaus die zufälligen Berührungen auf, die Raoul herbeiführte. Dem Älteren gegenüber ließ er sich das aber nicht anmerken. Genießen und Schweigen, das war die Devise.

Auch beim Anziehen des Kleides war ihm der Schwarzhaarige behilflich. Casey verkniff sich ein Lächeln, als Raouls Hände wie zufällig über seine Schultern glitten, bevor auch das Kleid an seiner richtigen Stelle lag. Geduldig wartete er bis Raoul fertig war.

Nachdem er auch den letzten Knopf geschlossen hatte, beugte sich Raoul vor und küsste Casey in den Nacken. „So ein Treffen sollte man würdig beenden.“

Er konnte es gerade noch verhindern verlegen zu lächeln, schließlich war er kein Mädchen. Doch er konnte nicht verhindern, das dieser Kuss einen Schauer über seinen Körper sandte, anscheinend hatte ihm Raoul zuvor einige Stellen vorenthalten.

Lächelnd ließ er seine Haare fallen und nahm eine Leine vom Tisch. Damit ging er zu Valerius und befestigte sie an dessen Halsband.

Das gab Raoul auch die Möglichkeit sich fertig anzuziehen und wieder vorzeigbar herzurichten.

Als er fertig war, erhob sich Casey wieder und ging zu ihm. Er legte eine Hand an dessen Brust und gab ihm noch einen letzten sanften Kuss. Grinsend löste er diesen auch wieder nach wenigen Augenblicken. „Wie gesagt ich bin ein gelehriger Schüler.“

Damit drehte er sich um und verließ das Zimmer. Jetzt musste er nur noch seine Hofdamen und Tailor finden. Die Einen mussten mit Valerius hinausgehen, der Andere begleitete ihn bei seinem Verwandtschaftsbesuch. So konnten sie zwei Sachen auf einmal erledigen. Seltsamerweise fühlte er sich nun viel besser, so konnte er die Dinge gleich viel entspannter angehen. Woran das lag, ob an dem was er mit Raoul getan hatte, oder an seinen Erkenntnissen über diesen, wusste er nicht. Aber darum konnte er sich danach ja auch noch Gedanken machen.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 75
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Raoul verließ den Bereich um Caseys Räume und machte sich auf den Weg zu seinem Raum. Er hatte später noch einige Verabredungen, allen voran mit Deacon. Obwohl ihm dieser wohl nur mitteilen würde, das er wieder an die Heimreise dachte. So sehr es ihm hier auch gefiel, seine Mutter würde das wohl kaum dulden. Und was machte man nicht alles des lieben Friedens willen?

Seine Gedanken glitten nun wieder zu den vorangegangen Stunden. Das war irgendwie nicht so gelaufen, wie er es sich gedacht hatte. Nicht, das er unzufrieden wäre, das nicht. Erstaunt traf seine Gemütslage da wohl besser. Er hatte nicht damit gerechnet das Casey ihn so etwas fragen würde, dafür hatte er schließlich Tailor. Wenn er bei dessen Charakter auch nicht vermutete, das dieser viel Erfahrung mit Frauen hatte.

Doch natürlich konnte er sich eine solche Chance nicht entgehen lassen, wenn es dann auch etwas aus dem Ruder gelaufen war. Niemals hatte er vorgehabt soweit zu gehen, die Sache also zu Ende zu bringen. Alles was er davon bisher gehört hatte, waren Erzählungen hinter vorgehaltener Hand. Nicht einmal in seinen Träumen hätte er gedacht, das selbst auszuprobieren.

Allerdings hatte Casey auch keine Einwände gehabt, er hatte ihm genug Chancen gelassen das zu beenden. Aber dieser hatte es geschehen lassen, aus welchen Gründen auch immer. Wenn er jetzt noch ausblenden konnte, das dieser eindeutig Schmerzen gehabt hatte, könnte er es als schöne Erinnerung verwahren. So jedoch wäre es wohl am Besten das zu vergessen, oder diese Erinnerung durch eine bessere zu überschreiben. Doch wie sollte er das anstellen, selbst wenn Casey ihn ließ, so hatte er keine Ahnung was das anging. Auf die Schnelle fiel ihm auch niemand ein, der darin Erfahrung hatte. Obwohl…

Raoul blieb stehen. Genau, Christian hatte ihm diese Geschichten erzählt und seinem Freund traute er alles zu. Was ging, hatte dieser im Bett, da mangelte es ihm sicher nicht auch an Erfahrung in dieser Sache. Er musste das Gespräch nur geschickt auf dieses Thema bringen, ohne das sein Freund Verdacht schöpfte. Aber bei Christian war das ein Leichtes, sobald der nächste hübsche Mensch vorbeihuschte, war es mit seiner Aufmerksamkeit sowieso vorbei.

Eine Dame ging an ihm vorbei und nickte ihm grüßend zu. Erst das ließ Raoul bemerken, das er noch immer wie angewurzelt im Gang stand. Hastig setzte er seinen Weg wieder fort. Noch etwas von heute Morgen machte ihn stutzig. Er war eingeschlafen, neben Casey! Einmal davon abgesehen, das dieser ihn hasste, er war noch nie danach eingeschlafen. Danach suchte er stets seine Sachen zusammen und war weg. Eine reine Vorsichtsmaßnahme für den Fall das ein Bruder, oder Ehemann unverhofft zu Besuch kam. Beide Möglichkeiten waren da nicht so erfreulich.

Nur heute hatte er damit gebrochen. Er wusste noch genau, das er noch einige Moment hatte warten wollen und das nächste was er sah war Casey, der ihn weckte. Auch wenn er ihn mochte, nein er sprach das Wort mit L… nicht aus, war das keine Entschuldigung. Er hatte schon einen Anschlag hinter sich, wenn jemand aus seinem langen Besuch die richtigen Schlüsse zog, würde sich das wohl nur häufen. Einen Diener feuern zu müssen reichte ihm.

Raoul betrat sein Zimmer und bemerkte seinen Kammerdiener, der damit beschäftigt war seine Garderobe für den Abend herzurichten. Er wusste nicht einmal was er geplant hatte.

Sich in einen Sessel fallen lassend, seufzte er tief. „Ich brauche einen Kaffee.“

Sein Diener der den Wink verstanden hatte, setzt sich bereits in Bewegung, doch Raoul hielt ihn noch einmal auf.

„Doch besser Wein.“ Wenn er daran dachte was ihm heute noch bevorstand, war das die besser Alternative. Seiner Meinung nach könnte dieser Nachmittag ruhig schon vorbei sein.
 

Casey stieß die Türen zum Arbeitszimmer seines Vaters auf. Er war zu spät, das merkte man an den Anwesenden. Einige Adelige und auch militärische Berater tummelten sich um einen Tisch. Es war scheinbar an der Zeit seinem Ruf gerecht zu werden, dann spielte er eben einmal wieder das verzogene Prinzesschen. „Wir müssen miteinander reden, Vater.“

Sein Vater sah auf und gleich darauf hilfesuchend gen Himmel. „Muss das denn jetzt sein? Ich habe eine Besprechung.“

Casey lächelte unschuldig. „Oh, du musst sie ja auch gar nicht unterbrechen. Die anwesenden Herren können ruhig hören was ich zu sagen habe. Allerdings muss es dir auch Recht sein, Vater.“

Ja, er war sein Sohn und darauf pochte er im Moment auch, das gab ihm seine Macht. Ebenso wie er Macht über seinen Vater hatte. Es machte ihm wirklich nichts aus, wenn die Anwesenden blieben und vielleicht hinter sein Geheimnis kamen. Sein Vater hatte damit ein Problem, nicht er. Für ihn wäre es sogar eine Erleichterung endlich seine Maskerade abzulegen.

Sein Vater warf Conroy einen Blick zu, woraufhin dieser nickte. Mit einigen Worten komplimentierte dieser die Anwesenden hinaus.

„Ihr nicht. Ausnahmsweise bestehe ich sogar auf eure Anwesenheit.“ Casey sah denjenigen nicht an, doch dieser bemerkte sehr wohl das er gemeint war. Geduldig wartete er, bis sich die Tür hinter den Anderen geschlossen hatte. Danach fuhr er wütend zu dem Mann neben sich herum. „Wie könnt ihr es wagen? Wenn ihr eure Streitigkeiten nicht selbst regeln könnt ist das euer Problem, aber wagt es nicht uns damit zu behelligen.“

Samuel sah ihn herablassend an. „Ich denke nicht das eine Frau, derartige Dinge versteht.“

Casey sah, wie sein Vater das Gesicht verzog und auch Conroy wand den Blick ab. Ja, das konnte nun unangenehm werden, nein, es würde sogar ganz sicher unangenehm werden und zwar für Samuel.

Er lächelte seinen Cousin zuckersüß an. „Da habt ihr Recht, ich bin eine Frau und mag vielleicht nicht viel davon verstehen. Zum Glück ist euer Plan so dämlich, das es sogar der größte Narr des Königreichs problemlos durchschauen kann.“

Caseys ausgestreckter Zeigefinger, legte sich anklagend auf Samuels Brust. „Ihr, Lord seid zu gierig und was noch widerlicher ist, zu schwach um sich das zu holen was ihr wollt. Ich habe nichts dagegen wenn ihr mit euren Nachbarn Streit anfangt, aber wenn dann fair. Ihr greift eure Nachbarn an und wollt nicht einmal dafür gerade stehen. Stattdessen schiebt ihr die Schuld dafür Anderen in die Schuhe. Nur damit ihr endlich um die Stärke ansuchen könnt, nach der ihr euch sehnt. Unsere Armee ist aber nicht dafür zuständig eure ehrgeizigen Pläne zu unterstützen.“

Ernst sah ihn der Ältere an und verschränkte die Arme vor der Brust.. „Habt ihr Beweise für eure Behauptungen?“

„Habt ihr Beweise, das es nicht so ist?“ Wieder lächelte Casey beinnahe unschuldig.

„Wisst ihr Samuel, das ist das Schöne daran. Wir sind hier am Hofe. Ich benötige nicht einmal Beweise. Solange meine These nur einigermaßen plausibel klingt, wird sie sich wie ein Lauffeuer verbreiten. Ich war ja immer der Meinung das zuviel getratscht wird, aber was soll man dagegen machen?“ Bei seinen letzten Worten seufzte Casey tief. Wenn er etwas als Frau gelernt hatte, dann das das Wort manchmal mächtiger war als das Schwert. Gerüchte zerstörten jemanden schneller als es Gewalt je konnte und sie waren auch effektiver. Das Schwert tötete den Körper, die Gerüchte seinen Ruf, seine Ehre und beschmutzten alles was an denjenigen erinnerte.

Er machte eine wedelnde Handbewegung. „Ihr könnt gehen. Jetzt bin ich fertig mit euch.“

Samuel funkelte ihn wütend an und sah zu Caseys Vater. Dieser nickte nur zustimmend, weswegen er den Raum verließ.

Die zugeworfene Tür nur mit einem Kopfschütteln quittierend, wand sich Casey seinem Vater zu. „Wage es nicht, ihm irgendeine Art von Unterstützung zu gewähren!“

„Ist das eine Drohung?“ Die Augen seines Vaters verengten sich bedrohlich.

„Es ist ein Rat, denn auf Conroy hörst du ja anscheinend nicht.“ Casey ging zu dem Tisch und stützte sich mit beiden Armen darauf ab.

„So gerne du es auch hättest, du kannst ihm nicht die Armee überlassen. Und das wolltest du, ansonsten wären hier nicht soeben alle wichtigen militärischen Angehörigen versammelt gewesen. Die Armee gehört nicht dir, sie gehört dem Volk. Wenn du ihm helfen willst, dann musst du das als normaler Adeliger machen, nicht als König. Schicke ihm ruhig Soldaten, aber auf deine Kosten nicht aus der Staatskasse. Wir haben Grenzen zu verteidigen, außerhalb unseres Landes warten viele Länder darauf uns anzugreifen.“ Das war übertrieben, immerhin pflegten sie friedliche Handelsbeziehungen mit ihren Nachbarn. Allerdings war das Politik und das konnte schnell wieder umschlagen.

Sein Vater schüttelte den Kopf. „Du verstehst das nicht, Casey.“

„Nein, das tue ich wirklich nicht. Ich weiß nicht was in dir vorgeht, doch du musst schön langsam Entscheidungen treffen. Die Familie Kale tanzt dir ebenso auf der Nase herum, wie die Familie Trelain. Die Einen nutzen dich aus, die Anderen töten deine Familie, wieviel willst du noch hinnehmen?

Ich weiß nicht wie die Beziehungen zwischen dir und meinem Onkel waren, doch damit ist es nun scheinbar vorbei. Ein Freund, oder Schwager zettelt keinen Krieg im eigenen Land an, nur um seinen Besitz zu mehren. Es mag sein das du Schuldgefühle ihm gegenüber hast, doch das kannst du dir nicht leisten. Vater, du bist der König dieses Landes und um dieses musst du dich kümmern. Das Volk braucht dich, deine Entscheidungen.“ Casey meinte jedes Wort das er sagte ernst. Er verstand nicht viel von Politik und Diplomatie, doch er wusste was seine Aufgabe war. König durfte er nur sein, solange ihn das Volk duldete und dafür musste er sich auch um sie kümmern. Wenn die Armee sich nun in die Belange der Adeligen einmischte, würde das bald in einen Bürgerkrieg ausarten. Das half niemanden und das Vertrauen des Volkes in sie würde das auch nicht gerade stärken. Vor allem war es schlimm, das er es seinen Vater erklären musste und nicht umgekehrt.

Conroy trat zu Caseys Vater und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Dein Sohn hat Recht. Ich kenne die Geschichte und verstehe dich, aber du weißt das ich dein derzeitiges Handeln nicht gutheiße.

Er ist auch mein Freund, aber damit geht er zuweit.“

Wenigstens war Conroy auf seiner Seite, das war beruhigend. Allerdings konnte er auch er nichts ausrichten, wenn sein Vater auf stur schaltete, das wusste Casey. „Vater du willst mir doch ein Land hinterlassen und keine Ruinen. Deswegen überlege bitte, bevor du etwas in dieser Angelegenheit machst.“

Sein Vater sah in diesem Moment wirklich elend aus. Er war ein guter König, das musste Casey zugeben, nur tat er sich schwer dabei Entscheidungen zu treffen. Deswegen hatte er auch Conroy, der ihn immer in die richtige Richtung schubste. Das er sich diesmal sogar über dessen Einwände hinweggesetzt hatte, sagte eine Menge darüber aus wie wichtig ihm diese Sache war.

Casey gab ihm gern die Zeit darüber nachzudenken. Eine Sache musste er ihm aber noch sagen, diese würde ihm jedoch auch nicht gefallen. „Ich werde bald eine Königin wählen. Bis zu meinem Geburtstag werde ich eine Entscheidung treffen.“

Sein Vater sah ihn überrascht, ja beinnahe entsetzt an. „Dein Geburtstag ist ihn drei Wochen.“

„Das ist mir klar, aber ich bin es ihnen schuldig. Langsam haben sie Gewissheit verdient.“ Er lächelte in Conroys Richtung und dieser erwiderte das Lächeln. Casey wusste nicht inwieweit er schon in das Geschehen eingeweiht wurde, doch er wertete das als Zustimmung.

„Und diese Sache?“ Sein Vater hatte dieses stumme Zwiegespräch scheinbar nicht mitbekommen, oder ignorierte es.

„Nichts. Es ändert sich nichts dadurch. Ich werde nach meiner Krönung heiraten, es dient nur dazu eine der Beiden frei zugeben. Schließlich kann ich nicht beide heiraten.“ Das würde er wahrscheinlich auch nicht überleben. Für alle Zeit an die Zwei gebunden zu sein? Das machten seine Nerven sicher nicht mit.

Sein Vater antwortete nicht darauf.

„Ich werte dein Schweigen als Zustimmung?“ Es war eine Frage, wenn es sich auch wie eine Feststellung anhörte.

Ein knappes Nicken war die einzige Antwort, die er darauf bekam.

„Danke. Ich überlasse dich nun weiter deinen Besprechungen.“ Damit ging er zur Tür und schlüpfte aus dem Raum. Davor warteten noch immer seine vorherigen Besucher. Allerdings war es nicht seine Aufgabe zu entscheiden, ob sie wieder zu seinem Vater durften. Das würde er Conroy überlassen.

Für ihn war es nur wichtig, das er seinen Standpunkt klargemacht hatte. So konnte es nicht weitergehen und das sollte sein Vater wissen. Hoffentlich hatten seine Worte auch den gewünschten Effekt. Das wäre wirklich gut.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 76
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Wo war sie nur schon wieder? Mit dieser Frau hatte man nur Probleme. „Und du hast wirklich keine Ahnung wo sie ist?“

Mikaela, die hinter ihm ging schüttelte nur den Kopf. „Sie war wütend, hat aber nichts gesagt.“

„Es wäre natürlich einfacher, wenn ich sie über die Sache aufklären dürfte.“ Dann würde Kiana sich vielleicht nicht so aufführen. Mikaelas Sorge in Ehren, doch an der Situation war sie selbst Schuld. Wenn Kiana allerdings so weitermachte, verspielte sie sich alle Chancen. Seit zwei Tagen hatte er sie nun schon nicht mehr gesehen.

„Habt ihr schon eine Entscheidung getroffen?“

Eine große Wahl hatte er ja nicht. Wenn er ihr diese Bitte abschlug, würde ihn Mikaela ihr Leben lang hassen und das konnte eine lange Zeitspanne werden. Dementsprechend musste er ihrer Bitte entsprechen, wobei ihm das gar nicht ungelegen kam. Trotzdem schüttelte er den Kopf, denn so ganz sicher war er sich noch nicht.

Mikaela lächelte leicht. „Dann nicht. Ich will das sie es zusammen mit allen Beteiligten erfährt.“

„Du meinst, es wäre Tailor gegenüber unfair?“ Da hatte sie nicht ganz Unrecht, immerhin betraf es Tailor ebenso wie Kiana.

Casey blieb vor einer Tür stehen. „Hier müsste es sein, oder?“

„Lady Arletts Teegesellschaft trifft sich hier jede Woche, wir sind sicher richtig.“ Um ihre Worte zu unterstützen, nickte Mikaela auch noch bekräftigend.

Von Casey hingegen kam nur ein Schnauben. Von wegen Teegesellschaft, das war wohl eher ein Heiratsmarkt. Haufenweise junge, unverheiratete Mädchen, die den Nachmittag mit ebensolchen Männern verbrachten. Um das Ganze in einem etwas besseren Licht zu beleuchten, waren auch verheiratete Frauen gerne gesehen, die diese Umgebung aber eher mieden. Denn wenn sie diese Räume doch aufsuchten, dann nur aus einem Grund und dieser war dem ganzen Hof bekannt.

Zweifelnd öffnete Casey die Tür und einige Gesprächsfetzen und weibliches Kichern zeigten ihm, das sie richtig waren. Hoffentlich fand er sie auch hier, nur ungern würde er diese Räume umsonst betreten.

Ein überraschter Ausruf kam von einer Gruppe junger Mädchen links von ihm. „Prinzessin, was für eine Ehre.“

Kurz schloss Casey die Augen, da musste er nun wohl durch. Er wand sich in die Richtung der Stimme und lächelte der älteren, etwas dicken Frau freundlich zu. „Lady Arlett. Wie ich sehe erfreut sich eure Teegesellschaft noch immer größter Beliebtheit.“

„Ja durchaus.“ Ihre Augen glitten über den Raum.

„Was verschafft mir nun den Genuss eurer Gesellschaft? Sucht ihr jemanden?“

Anscheinend war er hier richtig. Auf jeden Fall befand sich hier jemand, den er kannte, ansonsten würde die ältere Dame nicht so nervös wirken. „Durchaus. Ich suche meine Hofdame, Lady Kiana. Sie ist nicht zufällig hier?“

Überrascht sah ihn Lady Arlett an. „Eure Hofdame? Die habe ich nicht gesehen, aber es ist durchaus möglich das sie meiner Aufmerksamkeit entgangen ist.“

Aber jemand Anderer war hier, der nicht hier sein sollte, das merkte Casey an dem vorherigen Verhalten, der Dame. Diese kam seiner Frage jedoch zuvor.

„Ihr könnt euch aber gerne umsehen. Vielleicht macht ihr ja die ein oder andere Bekanntschaft.“

„Danke.“ Casey lächelte etwas gezwungen und wand sich Mikaela zu.

„Ich suche hinten und du hier. Wenn einer sie findet, nimmt er sie mit und sucht die Andere.“

Mikaela nickte entschlossen, auch wenn ihr Blick etwas unsicher wirkte.

Casey bahnte sich einen Weg durch den Raum. Die ein oder andere Bekanntschaft, von wegen. Die meisten Anwesenden hier konnte er beim Namen nennen und auch aufzählen wie oft sie ihm schon den Hof gemacht hatten. Genauso gut, wie er auch benennen konnte wie sehr er den Einzelnen verabscheute, oder nicht.

Er betrat den hinteren Raum, der etwas dunkler war. Hier hatte man die Vorhänge zugezogen und Kerzen angezündet, um eine etwas intimere Atmosphäre zu schaffen. Das machte es Casey natürlich schwer Gesichter zu erkennen. Aus diesem Grund ging er nahe an den Sitzgelegenheiten vorbei, sodass er wenigstens erahnen konnte, wer dort saß.

Sofas und Sessel standen in kleinen Gruppen gruppiert. Vor manchen stand ein Tisch, wobei er bei den meisten weggelassen wurde, um bessere Bewegungsfreiheit zu ermöglichen. So wirkte Caseys Annäherung nicht wirklich aufdringlich, vor allem weil er vorgab sich zu einer der hinteren Sofagruppen vorzuarbeiten.

An einer saßen deutlich zwei Männer, das erkannte er an ihrer Kleidung, weswegen er diese Möglichkeit ausschloss. Dann jedoch glaubte er eine bekannte Stimme zu hören und näherte sich doch den beiden Bänken, die dort standen. Als er die Gesichter erkannte, hob er eine Augenbraue. „Raoul?“

„Casey?“ Raoul wirkte nicht minder überrascht, ihn hier zu sehen. Der überraschte Ton in seiner Stimme sagte schon alles.

„Prinzessin.“

Erst jetzt erkannte er auch den anderen Mann, der gegenüber von Raoul saß. „Lord Alrin?“

Jetzt war Casey verwirrt und irritiert. Er kannte den Ruf von Christian durchaus, weswegen wohl jeder Mensch, egal ob Mann oder Frau verunsichert wäre, seinen Partner in Christians Nähe zu sehen. Auch wenn man Raoul nicht direkt als seinen Partner sehen konnte, außerdem war er mit ihm befreundet. Nur die Umgebung gab Einem zu denken.

Er beschloss diese Sache auf später zu verschieben und wand sich an Raoul. „Was macht ihr hier?“

Raoul lächelte amüsiert. „Die Frage steht mir als Verlobten wohl eher zu, wenn ich meine Verlobte an einem solchen Ort antreffe.“

„Angetroffen habe wohl eher ich euch. Mit Vorsatz habe ich mich sicher nicht hierher begeben.“ Angriffslustig stemmte Casey einen Arm in die Hüfte. Das war ja wohl die Höhe. Er machte ihm Vorwürfe weil er ihn hier erwischt hatte? Soweit kam es noch.

Christian schüttelte belustigt den Kopf. „Das wird sicherlich eine sehr belebte Ehe.“

„Wenn er die Hochzeit überlebt, sicher.“ Zum Glück musste Casey ihn nicht heiraten, bei seiner derzeitigen Laune würde er ihn wahrscheinlich in der Hochzeitsnacht erwürgen.

Raoul griff nach seinem Arm und zog ihn neben sich auf das Sofa. „Lass uns das nachher klären, wessen Anwesenheit hier unpassender ist. Christian hat mir gerade etwas sehr interessantes erzählt.“

Was konnte so interessant sein, das man es nur in dunklen Ecken besprechen konnte? Das ging doch auch im hellen Tageslicht, in den eigenen Räumen. Wobei, auch da gingen ganz andere Sachen. Wahrscheinlich war es so in der Öffentlichkeit sicherer.

Nun wirkte Christian irritiert, was man an seiner Stimme merkte. „Du willst doch nicht, das ich mit meinen Ausführungen fortfahre? Ich glaube nicht das deine Verlobte sehr erfreut darüber wäre das zu hören.“

„Ich kann dir versichern, das meine Verlobte da weitaus aufgeschlossener ist, als du denkst.“ Dabei löste Raoul den Griff um Caseys Arm und strich ihm mit zwei Fingern sanft darüber, bevor er in dessen Schoß zu liegen kam.

Der Blondhaarige konnte sich gerade noch einen erschrockenen Laut verkneifen. Wusste dieser Mistkerl eigentlich wo er seine Hand hinlegte? Was fragte er eigentlich noch, das war Raoul, natürlich wusste er das. Um dem Ganzen wenigstens noch einen etwas anständigen Schein zu geben, legte Casey seine Hänge über Raouls Hand. So konnte er ihn auch von Dummheiten abhalten. Da gab es aber noch etwas, das ihm überhaupt nicht gefiel. „Die Verlobte hat einen Namen, oder einen Titel. Vor allem aber eine eigene Stimme um ihren Willen kundzutun. Deswegen wäre ich den Herren sehr verbunden nicht so zu tun, als wäre ich nicht anwesend. Und jetzt will ich erst Recht hören um was es geht.“

Neben ihm lachte Raoul verhalten. „Also Christian, du hast sie gehört.“

„Nun, gewarnt habe ich dich. Ich war gerade dabei euren Verlobten über die Geheimnise des gleichgeschlechtlichen Beischlafs aufzuklären.“

Ach und das war also nicht für seine Ohren bestimmt? Gerade noch rechtzeitig fiel ihm ein, das ihn das als Verlobte eigentlich schockieren sollte. Nun, er würde einfach einmal das Dummchen spielen. „Aha?“

Raoul bewegte seine Hand leicht, so als würde er seinen Oberschenkel tätscheln. „Sie wird es schon noch verstehen.“

Er sollte gefälligst aufhören diese Stelle zu tätscheln, seinen Oberschenkel verfehlte er dabei nämlich um einige wichtige Zentimeter. Casey hielt seine Hand fest, wenn er auch nicht glaubte das ihn das lange genug aufhalten würde.

Christian zuckte nur mit den Schultern. „Mir soll es ja gleich sein. Außerdem sollen die Frauen ja auch Interesse an solch schockierenden Details haben. Wie ich dir schon erklärt habe, ist es wichtig etwas zum befeuchten zu verwenden. Öl eignet sich dafür, im Notfall auch Wein, oder eine andere Flüssigkeit. Nicht alles eignet sich, aber da bin ich gerade selbst dabei das zu erforschen.“

Casey war erstaunt wie unbeschwert Christian über diese Sache sprach. So als wäre es das Natürlichste der Welt, was es nicht gerade war. Natürlich Sex war normal, das machte man nun einmal ab einem gewissen Alter, doch nicht gerade mit einem Geschlechtsgenossen.

Er warf einen Blick zu Raoul. Gut, sie waren eine Ausnahme, nur erstaunte es ihn, das dieses eine Mal nun Raouls Interesse geweckt hatte. Mit wem wollte er das denn noch einmal ausprobieren?

Christian fuhr indessen unbekümmert mit seinen Ausführungen fort. „Damit ist die Sache nicht getan, du darfst nicht gleich in ihn eindringen, so nimmst du euch beiden den Spaß. Am Besten ist es zuerst nur mit einen Finger in ihn einzudringen, dann nimmst du langsam einen zweiten dazu. Diese bewegst du dann.“

Wie gebannt starrte Casey, auf die beiden Finger von Christian, die Raoul diese Bewegungen zeigten. Unwillkürlich dachte er an sein eigenes Erlebnis, in dieser Richtung. Er war schmerzhaft gewesen, doch auch erregend, sobald der Schmerz nachgelassen hatte.

Sein Blick glitt zu Raoul und ihm stockte der Atem, als er sah was dieser machte.

Konzentriert ahmte dieser die Bewegungen seines Freunden mit zwei Finger nach.

In diesem Moment war Casey für die Dunkelheit um ihn herum froh, da er jetzt mit Gewissheit rot wurde. Und nicht nur in seinem Gesicht sammelte sich mehr Blut als sonst.

Raoul sah zu ihm und lächelte wissend. Leicht beugte er sich zu Caseys Ohr. „Scheint als wüssten wir jetzt, was das letzte Mal falsch lief.“

Bei dieser Stimme und dem dazugehörigen Atem so nahe an seinem Ohr, erschauderte Casey. Er war beinnahe froh, als Christian wieder das Wort ergriff.

„Beim ersten Mal tut es natürlich weh, das ist wie bei einer Frau. Das kann es sogar auch noch beim zweiten und dritten Mal. Bis sich der Andere eben daran gewöhnt hat. Wichtig ist eben, das du vorsichtig bist. Wenn du ihn genug geweitet hast, ist der Rest eigentlich Routine. Wie bei einer Frau, nur eben auf der anderen Seite.“ Christians Stimme klang nun amüsiert.

„Eigentlich gäbe es noch mehr Dinge, doch ich bin der Meinung, das es viel mehr Spaß macht das selbst herauszufinden. Und deine Frage bezog sich ja auch nicht darauf.“

Raoul nickte zustimmend. „Danke, Christian.“

„Keine Ursache.“ Damit stand dieser auf und legte Raoul eine Hand auf die Schulter.

„Ich werde dann versuchen mir etwas mehr Praxis anzueignen.“

Raoul legte eine Hand auf dessen. „Gute Jagd und… „

„…lass dich nie erwischen.“ Christian drückte noch einmal Raouls Schulter, bevor er Casey noch einmal zunickte.

„Prinzessin.“

Casey sah dem Adeligen nach, als er sich entfernte. „Ein netter Abschiedsspruch, muss ich mir merken.“

Raoul winkte gelassen ab. „Das ist schon eher ein Ritual, als ernst gemeint. Ein Scherz unter Junggesellen.“

Nun konnte er aber auf jeden Fall verstehen, warum Mikaela Lord Alrin sympathisch fand. Soviel Ehrlichkeit hatte durchaus ihren Reiz. Mit einem skeptischen Blick wand er sich zu dem Älteren. „Allerdings war es schon ein ungewöhnliches Thema. Mit wem wollt ihr denn diese Theorien erproben?“

Mit einem verführerischen Lächeln lehnte sich Raoul näher zu Casey. „Ist das etwa eine Einladung?“

So ein Lächeln gehörte ja verboten, vielleicht ging da ja was wenn er König war. Das war gefährlich, ebenso wie dieser Unterton in Raouls Stimme. Lockend, verheißend. Innerlich schüttelte Casey den Kopf. Er war Kronprinz, das war kein Verhalten für einen solchen. Dieses Spiel konnte er auch spielen.

Er hob seine Hand und legte einen Finger auf die Lippen des Schwarzhaarigen. „Wenn ihr euch geschickter anstellt, als das letzte Mal, könnte ich darüber nachdenken.“

Raoul verzog den Mund, in seinen Augen funkelte es jedoch zufrieden. „Hexe.“

Mit diesem Wort leckte er über Caseys Finger, der an seinen Lippen lag. Jedoch gab er sich nicht damit zufrieden, sondern schloss eine Lippen darum und liebkoste ihn ausführlicher mit seiner Zunge.

„Teufel.“ Caseys Stimme war jedoch nicht so sicher wie er das gerne hätte, da es in seiner Vorstellung nicht sein Finger war, den Raoul da verwöhnte. Casey näherte sich ihm etwas und zog seinen Finger zurück. Einen Augenblick lang, sah er ihm noch in die Augen, bevor er Raouls Lippen mit einem stürmischen Kuss eroberte. Für ihn gab es keine Zurückhaltung mehr, nicht in diesem Moment. Seine Suche nach Kiana, Mikaelas Bitte, Samuels Existenz, seine Entscheidung bald eine Frau zu wählen, all das trat in den Hintergrund. Er dachte nicht mehr daran, er wollte nicht daran denken, alles was er wollte war diesen Kuss zu genießen und die Realität auszublenden.

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Titel: Love me, …Princess

Teil: 78
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Müde gähnte Casey und stand auf. Gerade noch rechtzeitig, bevor die Tür geöffnet wurde und Mikaela, gefolgt von Tailor eintrat. Kiana hatte sich noch immer nicht bei ihm blicken lassen und das schon seit einer Woche. Allerdings hatte Casey es satt nach ihr zu suchen. Irgendwann würde sie schon zu schmollen aufhören und sich wieder blicken lassen. Er kannte solches Verhalten ja schon, leider.

Casey wusch sich das Gesicht und nahm Mikaela das Handtuch ab. „Etwas von ihr gehört?“

Mikaela und Tailor schüttelten synchron den Kopf. Dabei warf Mikaela einen Blick zum Bett. „War er wieder hier?“

„Nein war er nicht.“ Casey wusste das Mikaela dabei auf Raoul anspielte. Er war wirklich schon ein oft gesehener Gast, bei ihm. Meistens um ihre Pläne zu bereden, doch endete es immer am gleichen Ort. Das Seltsame war, das Casey gar nichts mehr dagegen hatte. Nicht das er Raoul liebte, doch hassen tat er ihn auch nicht mehr.

Die Tür wurde aufgerissen und Kiana stand keuchend darin. Es wirkte, als hätte sie einen weiten Weg hinter sich und sei die ganze Strecke gerannt.

Casey hob eine Augenbraue. „Ach sieh einer an. Anscheinend hat sich Kiana wieder an ihre Pflichten erinnert.“

Auch wenn er nicht mit einem derart spektakulären Auftritt gerechnet hätte.

Sie sah fragend hoch. „Was?“

Im nächsten Moment schüttelte sie den Kopf. „Ach das. Egal.“

Nun als egal würde er das nicht abtun, doch das würde sie schon noch merken. Doch es würde ihn interessieren was sie so aus der Fassung brachte. Kiana lief nie und es musste etwas wirklich Aufregendes sein, wenn sie dafür auch zu schmollen aufhörte.

Kiana holte noch einmal Luft und sah Casey dann ernst an. „Er wurde festgenommen. Eurer Vater hat Lord Kale festnehmen lassen.“

„Samuel?“ Das war eine unglaubliche blöde Frage, aber eine gute Nachricht.

„Kiana, Mikaela beeilt euch, helft mir beim anziehen.“ Casey trieb seine Hofdamen zur Eile an. Das war eine gute, eine sehr gute Nachricht. Dafür hatte sich Kiana eine Generalamnestie verdient. Natürlich nur wenn sie sich nicht irrte, aber deswegen würde er ja auch seinen Vater aufsuchen. Es interessierte ihn schon, was ihn zu dieser Entscheidung getrieben hatte. Das es seine Worte gewesen waren, darauf hoffte Casey ja gar nicht. Egal was es war, es hatte lange gedauert. Hoffentlich kam dieses Ergebnis nicht zu spät.
 

Eine Stunde später war Casey auf dem Weg zu seinem Vater. Tailor begleitete ihn wie immer als stummer Wächter. Casey ahnte schon, das er seinen Vater nicht in seinem Arbeitszimmer antreffen würde, weswegen er direkt zum Thronsaal ging. Je näher er dem Saal kam, umso mehr Adelige sahen ihm entgegen. Es war für ihn fast unmöglich sich einen Weg durch die Gaffer zu bahnen. Aber nur fast, immerhin war er die Kronprinzessin.

Im Thronsaal saß sein Vater auf seinem Thron, was an sich schon eine Seltenheit war. Er zog es eher vor seine Angelegenheiten privat und nicht vor dem ganzen Hof zu regeln. Vor ihm stand ein Ritter und Casey erkannte, als er an ihm vorbeiging, das es ein hoher Ritter seiner Armee war. Was wurde hier gespielt? Auf jeden Fall beruhigte es ihn, das er Samuel nicht sehen konnte.

Er setzte sich auf seinen Platz, der etwas entfernt von dem Thron und weiter vor versetzt war. Solange es keine Königin gab war das sein Platz und Casey würde verhindern das es eine neue Königin geben würde. Das fehlte ihm noch, so kurz vor seiner Regentschaft.

Sein Vater hatte währenddessen das Gespräch nicht unterbrochen, doch das verlangte Casey auch gar nicht. Es gab keinen Grund dafür, auch so konnte er dem Gespräch ohne Probleme folgen. Sein Vater schien wirklich auf ihn gehört zu haben, oder besser auf Conroy. Allerdings vermied Casey es, in seine Richtung zu sehen. Hier in der Öffentlichkeit hatte er seine Rolle zu spielen. Aber ihm gefiel die Richtung die die Anweisungen seines Vaters hatten.

„Habt ihr verstanden? Ich will ihn vor Ablauf der Frist hier, in dieser Halle sehen. Doch ihm wird kein Leid zugefügt und auch keinem der Seinen. Nicht wenn es sich vermeiden lässt.“

Diesen letzten Zusatz hätte sein Vater ruhig weglassen könnten. Das verstand sich doch von selbst. Es wehrte sich doch jeder Mensch wenn er angegriffen wurde, das war ein Urinstinkt. Den konnte man nicht einmal unterdrücken wenn man wollte.

„Natürlich, Majestät.“ Der Ritter senkte den Kopf.

Jetzt war wohl der Moment für seinen Abgang. Nicht wenn er nicht noch einen Bittsteller abwarten wollte. Casey gähnte, wie er hoffte gelangweilt und verließ den Raum wieder. Dabei benutzte er aber die Tür zu der Kammer neben dem Thronsaal. Er hatte nie vorgehabt der Audienz seines Vaters beizuwohnen. Alles was er wollte war seinem Vater zu zeigen, das er mit ihm zu reden wünschte. Das alles würde er sich noch früh genug selbst anhören müssen.

Casey nahm in einem Sessel Platz und nahm das Glas Wein, das Tailor ihm reichte. Es war nicht unbedingt das Beste um den Tag anzufangen, aber ein annehmbarer Ersatz für ein Frühstück. „Was sagst du?“

Tailor, der neben ihm stand, zuckte nur mit den Schultern. „Es ist sicher kein Schaden. Wenn ich auch nicht denke das es notwendig wäre. Lord Kale liebt seinen Sohn, das er hier in Gefangenschaft ist, würde schon reichen um ihn herbeizurufen.“

„Wir schicken diese Armeeeinheit ja auch nicht dorthin um meinen Onkel zu holen. In erster Linie wird sie dorthin entsannt, um alles wieder unter Kontrolle zu bringen. Wir benötigen keinen Bürgerkrieg und diese Gegend ist im Moment diesbezüglich gefährdet. Es geht darum die Wogen zu glätten.“ Das war Caseys Meinung, doch wer wusste schon was sein Vater dachte?

In diesem Moment wurde die Klinke betätigt und die Tür öffnete sich. Sein Vater, gefolgt von Conroy, trat ein. „Ich hoffe du bist nun zufrieden.“

Sein Vater setzte sich in einen Stuhl und hielt Conroy die Hand hin, in die dieser ebenfalls ein Glas Wein drückte.

Zufrieden nickte Casey. „Das kann man so sagen, ja. Allerdings würde es mich schon interessieren, was dich zu diesem Umschwung bewogen hat?“

Sein Vater warf einen Blick zu seinem Berater. „Auch auf die Gefahr hin, das du nun zu selbstbewusst wirst. Du hattest Recht und ich Unrecht.

Ich hätte schon früher reagieren sollen, doch ich war verblendet. Samuels Vater ist, … war mein bester Freund und das seit Kindesbeinen an. Und ich habe ihm vertraut und gehofft, das er mir den Thronraub irgendwann verzeihen kann. Anscheinend hat er das nicht.“

Seufzend richtete sich der Blick des Älteren auf den Boden. „Ich war nie daran Schuld das er nicht König wurde. Das hat ganz alleine sein Vater entschieden, eben weil er seine Tochter liebte. Sein Sohn brachte einfach nicht die Qualitäten mit, die ein König haben sollte, aber das ihm selbst bewusst. Dein Onkel wollte niemals König werden und hat mir mit Freuden die Verpflichtungen überlassen, solange er nur ein sorgenfreies Leben führen konnte. Aber mit dem Alter verschieben sich wohl die Ansichten. Ein Kind, für dessen Zukunft man nur das Beste will, verändert alles.“

Bei den letzten Worten spürte Casey den Blick seines Vaters auf sich liegen. Ja, auch sein Vater hatte alles in seiner Macht stehende getan, um seine Zukunft zu schützen. Und es hatte ihm auch nie an etwas gemangelt. Casey bezweifelte das er es als fünfter Sohn und sechstes Kind auch so gut getroffen hätte.

Eigentlich sollten ihn die Worte seines Vaters freuen in mehr als nur einer Hinsicht, doch das tat es nicht. Ja, er hatte seinen Willen bekommen, doch um welchen Preis? Dadurch hatte sein Vater einen treuen Freund verloren, auch wenn es eine Illusion war, so war er damit zufrieden gewesen. Doch er konnte seinem Vater diese Illusion leider nicht lassen. Nicht wenn es auf Kosten des Volkes war.

„Was mich interessiert ist, wie ihr Lord Samuel Kale gefangen nehmen konntet? Nur auf Verdacht wäre eine schreckliche Beleidigung.“

Bei Tailors Frage sah Casey auf. Genau das war ihm noch gar nicht eingefallen, wie lautete die Anklage?

Da Tailor diese Frage an seinen Vater gestellt hatte, antwortete auch Conroy. „Wir haben einen Boten abgefangen, der eine Botschaft für Samuel Kale bei sich hatte. Dadurch lässt sich eindeutig feststellen, das er in die Überfälle verwickelt ist.“

„Ist sie echt?“ Das war eigentlich nur eine Routinefrage. Casey würde es nicht verurteilen wenn sie es nicht wäre. Sein Vater wäre nicht der Erste, der gefälschte Botschaften benutzte um seinen Gegner ans Messer zu liefern. Das war Gang und Gebe hier am Hof.

„Diesmal, ja.“ Conroy lächelte bei dieser Antwort.

„Ich habe nie daran gezweifelt.“ Casey seufzte. Nein, an dessen Beteiligung an der Sache hatte er nie gezweifelt. Leider aber der Rest der Welt, oder fast der Rest. Raoul hatte seine Meinung von Anfang an geteilt, oder es sich zumindest angehört. Im Gegensatz zu allen Anderen. Es gab da eindeutig einige Sachen in seiner Zukunft, die er überdenken musste.

Er stand auf und stellte das noch halbvolle Weinglas auf einen Tisch neben seinem Sessel. „Ich werde euch dann wieder den Regierungsgeschäften überlassen. Mein Fest in zwei Wochen, ich habe doch freie Hand, oder?“

„Es ist dein Geburtstag. Mach was dir Spaß macht.“ Sein Vater senkte den Kopf.

„Danke, das wollte ich nur wissen.“ Damit verließ Casey die Kammer durch den rückwärtigen Ausgang, der nicht mehr zurück in den Thronsaal führte. Es war ihm nicht wirklich wichtig sein Fest selbst auszurichten, doch so konnte er es vielleicht etwas kürzen. Wenn er auch in der richtigen Stimmung für ein Fest war, an diesem Tag hatte er doch auch eine schwere Entscheidung zu treffen. Wer wusste ob seine Laune dann anhielt?

Titel: Love me, …Princess

Teil: 79
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Wie lautet also die Anklage?“

Casey sah auf das Schachbrett vor sich und dachte über seine nächsten Züge nach. „Für Hochverrat reicht es noch nicht. Ich schätze einmal Betrug und Sachbeschädigung vielleicht auch Mord, wenn es freie Menschen waren, aber spielt das wirklich eine Rolle?“

Fragend sah er Raoul an, der ihm gegenübersaß.

„Durchaus, denn dann könnte er immer noch freikommen.“ Raoul besah sich einen weißen Läufer in seiner Hand. Das war eine Figur, die er Casey gerade eben abgenommen hatte.

„In seinem Schloss finden wir sicher noch mehr Beweise. Doch auch wenn nicht, für diese Dinge wandert er lange in den Kerker.“ Das war eine Wendung mit der Casey durchaus zufrieden war.

„Auf jeden Fall kommen die ganzen Spione bereits wieder an den Hof zurück. Keiner von ihnen legt es darauf an auf die Ankunft der Armee zu warten. Das wirft zu viele Fragen auf.“ Raoul lächelte zufrieden.

Auch Casey lächelte und machte einen Zug. „Tja ich schätze Lord Kale und ihr teilt das gleiche Schicksal. Für euch beide heißt es Matt.“

Seufzend legte Raoul den schwarzen König um. „Ich frage mich wie ihr das immer wieder schafft?“

„Ich sagte doch schon, Schach ist ein von Frauen beherrschtes Spiel.“ Casey lächelte und stellte die Figuren wieder auf.

„Au! Kiana warum trittst du mich?“ Mikaela sah ihre Freundin vorwurfsvoll an.

„Hab ich doch gar nicht.“ Die Beschuldigte verschränkte die Arme vor der Brust.

Die Augen verdrehend sah Casey zu seinen Hofdamen. Wenn er nicht langsam durchgriff, würde er sich das bis zu seiner Feier von selbst erledigen. Denn dann hatte er bestimmt nur mehr eine Anwärterin. Allerdings ging das nur sie etwas an.

Lächelnd wand er sich an Raoul. „Ich schätze, ich muss mit meinen Hofdamen reden. Könntet ihr uns kurz alleine lassen?“

„Soll ich vor der Tür warten, oder habe ich meine Schuldigkeit für heute getan?“

„Haben das Männer nicht immer, wenn sie aus einem Zimmer komplimentiert werden?“ Casey schüttelte grinsend den Kopf.

„Aber es macht mir nichts, wenn ihr vor dem Zimmer wartet.“ Vielleicht konnte er danach ja Trost spenden, wenn er auch nicht glaubte das dieser nötig war. Schließlich bekam jeder das, was er wollte.

Raoul stand auf und verließ nach einer kurzen Verbeugung das Zimmer.

Casey stand auf und ging zu einem Fensterbrett, die zu einer Sitzecke ausgebaut worden war. Er setzte sich auf das Fensterbrett und klopfte auf die Couch die unter dem Fensterbrett angebracht worden war, um sie zu vergrößern.

Kiana und Mikaela folgten seiner Aufforderung und saßen nun praktisch zu seinen Füßen. Fragend sahen sie zu ihm auf.

„Ihr macht es mir derzeit nicht leicht, ihr Zwei.“ Dabei legte er jeder eine Hand auf den Kopf.

„Eigentlich wollte ich mir mit der Entscheidung noch Zeit lassen, aber das liegt wohl nicht im Bereich des Möglichen. Schließlich will ich nicht das ihr euch gegenseitig zerfleischt. Die Flecken kriege ich niemals wieder aus dem Teppich.“ Er lächelte kurz wurde aber gleich wieder ernst. Mit einer Handbewegung winkte er Tailor zu sich. Es ging auch ihn an.

„Wenn ich ehrlich bin, dann erfüllt keine von euch die Vorraussetzungen für eine Königin. Die erfüllen die meisten Damen hier an Hofe nicht, aber denen habe ich auch kein Versprechen gegeben.“ Erstaunlicherweise fiel ihm das leichter, als er gedacht hatte. Seine Entscheidung hatte er ja schon getroffen, nun musste er es ihnen nur noch sagen.

Jetzt wo Kiana und Mikaela wussten worum es ging, wurde ihr Blick erwartungsvoll. Auch wenn Casey wusste, das beide etwas anderes erwarteten.

Er nahm die Hand von Kianas Kopf und ergriff Mikaelas Hand. „Du Mikaela, warst mir immer eine gute Freundin. Ich schätze dein Mitgefühl und deine sanfte Art, ja auf gewisse Weise finde ich deine Naivität sogar erfrischend. Bei dir komme ich immer zur Ruhe.

Allerdings ist das auch der Punkt, der dich als Königin disqualifiziert. Du bist zu schüchtern und zurückhaltend, ich bin mir nicht sicher, ob du daran nicht irgendwann zerbrechen wirst.“

„Kiana.“ Casey ließ Mikaelas Hand los und ergriff stattdessen die der Angesprochenen.

„Auch du warst mir mit stets eine gute und loyale Freundin. Stets unterhältst du mich mit den neuesten Geschichten, egal ob ich sie hören will oder nicht. Du hast keine Angst mir zu widersprechen und sagst immer offen was du denkst. Das schätze ich an dir.

Aber auch du hast deine Fehler und in deinem Fall ist es deine Oberflächlichkeit, die dir leider anerzogen wurde. Ich fürchte, das du deine Macht als Königin missbrauchen könntest und das ist etwas das ich nicht dulden könnte.“

Abermals ergriff er mit der anderen Hand die von Mikaela. Ernst sah er auf die Zwei hinunter. Was er nun sagte, mussten sie verstehen und mit sich selbst ausmachen. „Ihr habt beide Fehler, doch ich bin mir sicher das jede von euch diese überwinden kann. Jede von euch kann eine gute Königin werden.

Aber eines muss euch klar sein. Ich liebe euch, aber nur wie Schwestern. Ich kann euch nicht versprechen das es mehr wird, aber auf jeden Fall das es nicht weniger wird. Der Ausgewählten muss klar sein, das ich auch weiterhin meinen Gefühlen folgen werde. Sei das nun Raoul, oder später eine andere Person. Das mag egoistisch sein, aber viel Schlimmer wäre es euch etwas vorzulügen. Ich habe vor meinen ehelichen Pflichten nachzukommen, aber mehr könnt ihr im Moment nicht von mir erwarten. Wenn Eine von euch ein Problem damit hat, soll sie mir das jetzt sagen. Denn darüber wird es zu einem späteren Zeitpunkt keine Diskussion mehr geben.“

Er sah wie Kiana antworten wollte und hob warnend einen Finger. „Denk nach, bevor du antwortest. Denk wirklich darüber nach.“

Die jetzige Antwort würde über ihre Zukunft entscheiden und Casey wollte nicht das diese Entscheidung leichtfertig getroffen wurde. Er wollte nicht, das seine zukünftige Königin unglücklich war nur weil sie es am Ende doch nicht akzeptieren konnte.

Mikaela biss sich auf die Unterlippe. „Ihr wisst wie es um mein Herz steht. Deswegen kann ich diesem Arrangement zustimmen.“

Kiana sah sie kurz prüfend an und nickte zustimmend. „Liebe, selbst wenn es nur auf diese Art ist, ist mehr als die meisten Pärchen haben. Ich bin eine Frau, ich kann den Mangel an Liebe gut mit anderen Dingen kompensieren.“

Casey lächelte amüsiert. Das glaubte er Kiana sogar ungesehen und wenn seine Wahl auf sie fiel, würde sie alles bekommen was sie zur Kompensation benötigte. „Gut, dann kann ich euch ja meine Wahl mitteilen.“

Vorsichtshalber verstärkte er den Griff um Kianas Hand, um sie im Notfall zurückzuhalten. Er ließ Mikaelas Hand los und legte sie an ihre Wange. Dann beugte er sich zu ihr und küsste sie auf die Stirn. „Du hast mich vor einiger Zeit um etwas gebeten. Ich komme deiner Bitte nach. Du hast meine Erlaubnis und meinen Segen.“

„Was?“ Kiana sah ihn entsetzt an.

Mikaela sah ihn hingegen einen Moment überrascht an, bevor sie Casey glücklich umarmte. „Danke, Danke, vielen Dank.“

Mikaela löste sich von ihm, nicht ohne ihn einmal auf die Wange zu küssen und stand auf. Sie atmete einmal tief durch und wand sich dann zu Tailor um. Freudestrahlend sah sie ihn an. „Wir dürfen heiraten.“

Tailor blinzelte kurz und sah sie dann überrascht an. „Was?“

Das war eine Frage, die zeitgleich auch von Kiana kam.

Casey hingegen lächelte nur zufrieden. Alleine Tailors Gesichtsausdruck war Gold Wert, so sah man seinen Freund nur selten. „Ja, du hast richtig gehört. Mikaela hat mich damals darum gebeten sie freizugeben. Sie wollte die Erlaubnis dich zu heiraten, diese gebe ich ihr natürlich nur zu gerne.“

Er wand sich Kiana zu und sah sie tadelnd an. „Und du meine Liebe hast ihr sehr Unrecht getan. Ich denke da ist etwas fällig.“

Kiana sah ihn verlegen an, stand aber auf. Zögernd trat sie zu ihrer Freundin, man merkte wie schwer ihr das fiel. „Mikaela, es … es tut mir leid. Ich hätte dir vertrauen sollen.“

Mikaela lächelte und zuckte mir den Schultern. „Ach das ist schon vergessen. Ich hätte auch etwas sagen können, aber ich wollte die Entscheidung noch abwarten.

Wir sind doch Freundinnen, oder?“

Dabei breitete sie die Arme schon einladend aus.

Kiana lächelte und umarmte sie. „Ja, das sind wir.“

Casey beobachtete das alles wohlwollend, scheinbar war Kiana doch lernfähig. Allerdings interessierte es ihn, wie lange es dauerte bis Kiana es realisierte. Doch er musste nicht lange warten, bis seine Freundin sich in Mikaelas Armen versteifte.

Mit einer raschen Bewegung löste sich sie von ihr und sah sie fassungslos an. „Moment. Heißt das, das ich…“

Ihr Blick glitt zu Casey.

Dieser lächelte nur amüsiert. „Ja, Kiana.“

Er ergriff ihre Hand und führte sie an seine Lippen. „Glückwunsch, du wirst Königin.“

Für einen Moment sah es so aus, als würde sie in Ohnmacht fallen. Tailor trat schon vorsichtshalber hinter sie, doch sie fing sich wieder. Natürlich es war Kiana, sie fiel nicht so einfach in Ohnmacht.

Kiana fächelte sich aufgeregt Luft zu. „Ich werde Königin. Königin. Danke.“

Bei dem letzten Wort fiel sie Casey um den Hals. Nun er könnte sich daran gewöhnen sich von schönen Frauen umarmen zu lassen. Es fühlte sich nicht einmal so unangenehm an. Vor allem wenn man ihnen zuvor ihre Wünsche erfüllt hatte.

Er legte ebenfalls seine Arme um seine Freundin, nein nun sogar Verlobte. Kiana hatte ihre Fehler, doch sie war sicher eine gute Königin. Feinde würden bei ihr nicht lange überleben und das gab ihm eine gewisse Sicherheit.

Nur langsam, fast widerwillig löste sie sich von ihm. Unsicher sah sie zur Tür. „Ich schätze da ist nun noch etwas fällig. Tailor, holst du bitte unseren Gast herein, ich müsste etwas mit ihm bereden.“

Tailor kam dieser Bitte nach und ließ Raoul wieder ins Zimmer.

Skeptisch sah Casey Kiana an. Was sollte das nun, wurde das eine Kriegserklärung? Hoffentlich nicht, denn dann war seine Erklärung zuvor wohl nicht auf fruchtbaren Boden gefallen.

Kiana ging zu Raoul und knickste tief vor ihm. „Lord Trelain, ich hoffe ihr nehmt meine untertänigste Entschuldigung an.“

Nicht nur Casey war in diesem Moment überrascht. So ging es wohl jedem in diesem Raum. Das Kiana sich entschuldigte war ja schon eine Sensation, das sie es ein zweites Mal und freiwillig machte ein Wunder und das sie dabei auch noch so respektvoll war, war gar nicht mehr mit Worten zu beschreiben.

Raoul sah sie verwirrt an und warf einen fragenden Blick zu Casey.

Dieser zuckte nur mit den Schultern. Er hatte doch selbst keine Ahnung was Kiana meinte.

Doch diese sprach auch schon weiter. „Vor ungefähr einer Woche habt ihr etwas in eurem Tee gefunden, das da nicht hineingehörte.“

„Du wolltest ihn vergiften?“ Fassungslos sah Casey seinen Freundin an. Und jetzt wollte sie sich dafür entschuldigen? Glaubte sie wirklich, das es mit einer Entschuldigung getan war?

Kiana sah ihn unschuldig an. „Das war kein Gift. Es war ein… Abführmittel um uns etwas Zeit zu verschaffen.“

Mikaela hob abwehrend die Hände. „Also ich habe damit nichts zu tun.“

„Es hätte nicht geschadet nur einige Zeit auf einem gewissen Ort gekostet. So wie die Sache liegt ging die Sache sowieso schief.“

Und dabei wagte sie es auch noch ihn so unschuldig anzusehen. Diese Frau würde ihn wirklich einiges an Nerven kosten. Das würde ein aufregender Rest seines Lebens werden.

„Also?“ Sie sah wieder zu Raoul.

Dieser schenkte ihr ein freundliches Lächeln und reichte ihr eine Hand. „Wie könnte ich die Entschuldigung einer so schönen Frau nicht annehmen? Außerdem habt ihr Recht es hat nicht geklappt.“

Erleichtert ließ sich Kiana von ihm aufhelfen. „Ich wusste das ihr nicht nachtragend seid, Lord.“

Da hatte sie noch einmal Glück gehabt. Wenn Casey ehrlich war, wusste er nicht ob er eine solche Sache vergeben hätte. Wahrscheinlich nicht, denn er hätte das Mittel sicher getrunken und sich nichts dabei gedacht. Wenn er Kiana in Zukunft verärgerte, sollte er wohl besser aufpassen was er zu sich nahm. Aber es war gut das die Sache nun erledigt war, jetzt blieb nur noch eines zu tun.

Titel: Love me, …Princess

Teil: 80
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Bist du sicher das du nun abreisen willst?“ Raoul sah seinen Freund fragend an. Das passte so gar nicht zu Deacon, abzureisen wenn es gerade interessant wurde.

Dieser legte den Kopf schief. „Ich muss. Es ist zwar nur ein Vorwand wie ich befürchte, aber meine Mutter hat mich wissen lassen, das es Probleme in meinen Ländereien gibt. Wofür bezahle ich eigentlich Verwalter?“

Raoul lächelte wissend. Deacon war wirklich nicht der geborene Landherr. Er gehörte in die Städte, um dort Verbindungen zu knüpfen und Frauenherzen zu brechen. Wie er über Büchern brütete konnte er sich gar nicht vorstellen. „Aber wir sehen uns nächstes Jahr doch wieder?“

Eigentlich war das keine Frage, immerhin war das schon ein ehernes Gesetz.

„Natürlich. Irgendjemand muss dir doch einmal den Hintern versohlen.“ Grinsend tätschelte Deacon die Flanke seines Pferdes, neben dem er stand.

„Dann hoffe ich, das du jemanden bis nächstes Jahr findest. Denn dich kannst du damit ja wohl kaum meinen.“

„Wir werden sehen.“ Grinsend stieg Deacon auf sein Pferd.

„Vielen Dank für deine Eskorte.“

Raoul schüttelte nur den Kopf. Das war keine große Sache, schließlich war Deacon ihr Gast und sein Freund. Natürlich würde er dafür Sorge tragen, das er heil den Hafen erreichte. Derzeit war dieses Land ja leider nicht so sicher wie man es erwarten konnte. „Bis nächstes Jahr.“

Deacon nickte zustimmend. „Bis nächstes Jahr. Wenn du mal in der Nähe bist, besuch mich doch. Es würde mich freuen dir deine Gastfreundschaft zu vergelten.“

Sein Pferd bei diesen Worten wendend, winkte ihm Deacon noch einmal zu, bevor er dem Tier die Sporen gab. Die Eskorte, die ihm Raoul zur Seite gestellt hatte, folgte ihm geschlossen.

Raoul wollte sich gerade umdrehen, als er eine kleine Gruppe Reiter bemerkte, die direkt auf das Schloss zusteuerte. Da er die Uniformen bemerkte, beschloss er deren Ankunft abzuwarten. Aufgrund des Tempos das die Reiter vorlegten, dauerte ihre Ankunft in dem Hof nur weinige Minuten. Die klappernden Geräusche der Hufe auf dem steinernen Boden ebbten ab, als ihre Reiter die Pferde zügelten.

Gut, Raoul hatte gewusst das es Soldaten seiner Familie waren, die Uniformen erkannte er sofort, doch er hatte nicht gewusst wen sie eskortierten. Das war allerdings eine nette Überraschung. „Claire!“

Seine Schwester saß auf ihrem schwarzen Rappen und sah ihren Bruder lächelnd an. Man merkte, dass sie auf etwas wartete.

„Oh, natürlich.“ Es dauerte einen Moment, bis Raoul bemerkte was seine Schwester wollte. Sofort trat er zu ihrem Pferd und streckte ihr die Hände entgegen, um ihr beim Absteigen behilflich zu sein.

Sobald er sie sicher auf dem Boden abstellte, wollte er aber den Grund für ihren Besuch wissen. Ihm war natürlich bewusst, das sie bereits zurück war, doch das konnte noch nicht lange sein, da ihr Kleid noch immer voller Staub war. Das ließ sich nicht alleine durch ihren Ritt hierher erklären. „Was führt dich hierher?“

Claire sah ihn einen Moment lang an, dann griff sie nach seinem Arm und zog ihn mit sich.

Raoul hatte zwar nichts dagegen zurück ins Schloss zu gehen, doch das Verhalten seiner Schwester überraschte ihn nun doch. „Warte, Claire. Was soll das?“

Erst kurz vor dem Eingang blieb Claire stehen und gab ihm so die Möglichkeit, seine Hand zu befreien.

Raoul richtete seinen Ärmel und sah seine Schwester ärgerlich an. „Hättest du nun bitte die Güte, mir zu erklären was das soll?“

Doch anstatt ihm zu deuten was sie meinte, griff Claire nur mit beiden Händen nach seinem Kopf und drehte ihn in die Richtung aus der sie gekommen war.

Überrascht weiteten sich Raouls Augen bei dem Anblick. Es waren zwar nur Schemen am Horizont, doch man konnte erkennen das es eine gewaltige Anzahl war. Und auch ohne die Banner zu sehen wusste er, wer da auf sie zukam. „Sie sind wieder zurück. Die Armee kommt wieder.“

Seine Schwester ließ seinen Kopf los und nickte.

Jetzt verstand Raoul seine Schwester besser. Wenn sie ihn auf den neuesten Stand der Dinge bringen wollte, sollten sie keine Zeit an Orten vergeuden, wo sie jeder sehen konnte. Er ergriff ihre Hand und führte sie zu seinem Zimmer. Nachdem sein Kammerdiener Claire und ihm ein Glas Wein serviert hatte, schickte ihn Raoul aus dem Zimmer. „Also was ist passiert? Konntest du noch mit Lord Kale reden, bevor die Armee kam?“

Soweit er wusste war das ein Anliegen von Claire gewesen. Nun nicht mit ihm zu reden, das hätte ihr Diener übernommen, aber ihn zumindest zu Gesicht zu bekommen. Was sich bei ihrem Aufenthalt ja nicht als so einfach darstellte.

Claire schnaubte und verdrehte die Augen.

Ihre Hände gaben ihm derweilen die Antwort, auch wenn er nicht so schlau daraus wurde. Was sollte denn das heißen? „Was meinst du mit, du bist nicht übersinnlich begabt?“

Fragend sah er seine Schwester an. Wollte sie sich nun einen Scherz erlauben? Dafür fehlte ihnen nun aber wirklich die Zeit. „Claire.“

Die Angesprochene lächelte und ihre Hände fuhren wieder durch die Luft und formten Mithilfe der Finger Worte.

Raoul sah ihr stumm zu, doch jedes weitere Wort, das er entziffern konnte, entsetzte und überraschte ihn mehr. „Wie, er ist tot?“

Claire fuhr sich mit dem Finger quer über den Hals. Das war eine mehr als eindeutige Geste und überall auf der Welt verständlich.

„Er wurde umgebracht?“ Das war doch nicht möglich. Immerhin hatte er doch noch mit seinem Sohn regen Briefkontakt gehalten.

Bei dieser Frage zuckte Claire nur mit den Schultern. Anscheinend war das etwas, über das sie selbst nicht so gut informiert war. Doch ihre Hände begannen wieder Raoul die Antwort zu geben.

„Natürlicher Tod.“ Also nahm seine Schwester an, das es kein Fremdverschulden gab. Oder, das sie nichts in dieser Hinsicht gehört hatte.

„Wann ist das passiert? Als die Soldaten eintrafen?“ Wie gesagt, es konnte noch nicht allzu lange her sein. Ansonsten hätte man hier doch etwas davon erfahren. Informationen ließen sich nicht lange zurückhalten, nicht solche.

Abermals zuckte Claire die Schultern. Ihre Hände bewegten sich rasch und aufgeregt durch die Luft. Man merkte das es sie selbst nervte, das sie nicht alle Einzelheiten kannte, das war ihr noch nie passiert.

Angestrengt versuchte Raoul dieses Muster zu durchschauen, ohne seine Schwester zu zwingen, das zu wiederholen. Es war durchaus verständlich das sie genervt war. Allerdings konnte er aus ihren Gesten nur etwas herauslesen, das völlig unmöglich war. „Exhumierung?“

Claire nickte nur zustimmend. Sie schien daran nichts Außergewöhnlich zu finden.

Das Glas Wein in die Hand nehmend, genehmigte sich Raoul einen großen Schluck. Er benötigte einen Moment, um all diese Informationen und Fakten zu verarbeiten. Also Lord Kale war tot, schon so tot das er bereits begraben worden war. Bei einem Begräbnis von dem allerdings niemand wusste. Jedoch konnte es noch nicht soweit zurückliegen, da er immerhin mit dem König noch Korrespondenz getrieben hatte. Ansonsten wäre sein Sohn ja niemals an den Hof gekommen, was er ja auch nur aus Spionagegründen auf sich genommen hatte. Hier jedoch hatte noch niemand von seinem Tod erfahren und so wie es aussah, die Spione im Schloss der Kales auch nicht. Was nur hieß, das die Dienerschaft auch nichts davon wusste, denn diese waren die ersten Informanten der Spione. Was hatte sich dort nur abgespielt?

Sein Blick fiel wieder auf seine Schwester. „Wen bringen die Soldaten?“

Claire fuhr mit dem Finger über die Tischplatte. Dabei schrieben ihre Finger einen Namen, sie konnten ja nicht jeden Eigennamen ein eigenes Zeichen geben.

„Lady Isabel?“ Nun, das war verständlich. Jetzt wo ihr Mann tot war, war Lady Kale die uneingeschränkte Herrscherin, zumindest bis… Moment, ihr Sohn Samuel war doch schon alt genug, um die Ländereien zu verwalten. Nur weil er ihn als Idioten ansah, tat das nicht auch der Rest der Gesellschaft. Vom Alter her war er alt genug, um sich um ihre Ländereien zu kümmern. Gott, diese Sache wurde wirklich kompliziert, er benötigte eine Auflösung, oder mehr Zeit um selbst zu einem Ergebnis zu kommen. Leider, hatte er diese Zeit nicht.

Raoul stand auf und reichte Claire eine Hand.

Diese ergriff sie, drehte sie aber gleich herum. Ihr Blick fiel auf den Verlobungsring, den ihm Casey gegeben hatte. Fragend sah sie ihren Bruder an.

„Ja, ich bin verlobt. Schon seit einiger Zeit.“

Vorwurfsvoll stemmte sie einen Arm in die Hüfte und sah ihn tadelnd an.

Das waren Dinge die normalerweise sofort erzählt wurden. Hier jedoch gab es wichtigeres und seine Verlobung war sowieso nur Schein und nun hatte sie keinen Wert mehr. Schließlich war Samuel inhaftiert, Casey hatte seine Verlobte gewählt und jetzt wurde auch der Rest aufgeklärt. Für dieses Spiel gab es keine Notwendigkeit mehr. Auch wenn es ein wenig traurig stimmte, so war die Abmachung. Er musste sich in Zukunft eben eine neue Entschuldigung suchen, um in Caseys Nähe zu kommen. Das war ihm noch nie schwer gefallen, weshalb sollte es das jetzt?

Raoul tätschelte den Arm seiner Schwester. „Keine Sorge, wenn sich etwas daran ändert, werde ich es dich sofort wissen lassen.“

Den irritierten Blick Claires ignorierend, ging er mit ihr Richtung Thronsaal. Wenn es irgendwo Informationen gab, dann am ehesten dort. Wenn er auch nicht hoffte, das das Verhör öffentlich war. Das wäre zu schön.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 81
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Ungeduldig trommelten seine Finger auf die weiche Polsterung der Bank. Er sah gar nicht ein, warum er hier vor der Tür warten musste. Er war die Kronprinzessin, ihm stand es zu seinen Vater zu besuchen wann immer er wollte. Leider sprachen die beiden bewaffneten Wachen vor der Tür zum Arbeitszimmer eine andere Sprache. Sie verwehrten sogar ihm den Zutritt. Da sie aber leider zur Leibwache seines Vaters gehörten, hatte er auch keine Befehlsgewalt über sie. Das hatte nur sein Vater, oder Conroy in seinem Namen.

Schon vor einer Stunde hatte die Rückkehr der Armeeeinheit bemerkt, das war ja wirklich nicht zu überhören gewesen. Zur gleichen Zeit hatte Casey seinem Vater ausrichten lassen, das er ihn zu sprechen wünschte. Vor einer weiteren Stunde, hatte Lady Isabel von Wachen begleitet das Zimmer verlassen und seitdem wartete er hier. Die Informationen, die ihm Kiana in regelmäßigen Abständen brachte waren auch nicht hilfreich, weil keiner wusste was los war. Keiner außer zwei Personen und die verschanzten sich hinter dieser Tür. Feiglinge!

Casey sah zu Tailor, der neben ihm stand. Mit der Hand deutete er auf den freien Platz neben sich, wer wusste schon wie lange sie hier noch warten mussten? Und Tailor stand immerhin bereits zwei Stunden wie angewurzelt an seiner Seite.

Doch der Ältere schüttelte nur lächelnd den Kopf.

Ein Diener kam, in der Hand ein Tablett mit vier Gläsern und einer Karaffe Wein balancierend. Eine der Wachen öffnete die Tür und ließ ihn passieren.

Ach, der durfte durch. Vielleicht sollte er es auch mit Alkohol versuchen, seine Chancen würden auf jeden Fall steigen. Auch Kiana mit ihren Zwischenbericht verspätete sich.

Abermals öffnete sich die Tür, doch es war nur der Diener, der den Raum verließ. Casey überlegte einen Moment ihn aufzuhalten und auszufragen, verwarf diesen Gedanken aber gleich wieder. Welchen Sinn hatte das? Er wollte die Dinge mit seinem Vater diskutieren, es ging ihm nicht nur um Informationen. Größtenteils schon, aber ihn interessierten auch die Ansichten seines Vaters und natürlich Conroys. Bei manchen Dingen war Conroy viel rationaler als sein Vater.

Abermals öffnete sich die Tür und Caseys Aufmerksamkeit konzentrierte sich darauf. Das konnte doch jetzt nur ihm gelten.

Conroy blickte auf den Gang und öffnete die Tür, Casey dabei ein breites Lächeln schenkend. „Es geht schon.“

„Schon ist ja wohl als Scherz gemeint, nicht?“ Casey stand auf und betrat das Arbeitszimmer seines Vaters. Dieser saß hinter seinem Schreibtisch, der nur so vor Dokumenten überquoll. Es herrschte etwas Abstand zwischen ihm und seinem Schreibtisch.

„Du musst verzeihen, Casey. Wir mussten uns selbst noch einen Überblick verschaffen. Das verstehst du sicher.“

Seufzend nickte Casey. Natürlich verstand er das, blieb ihm etwas anderes übrig?

„Casey.“ Sein Vater hob die Hand und winkte ihn zu sich.

Unsicher ging Casey um den Schreitisch und blieb neben seinem Stuhl stehen. „Ja, Vater?“

Sein Vater griff nach seiner Hand und zog ihn auf seinen Schoss. Dabei schloss er seine Arme um dessen Hüfte, was eine Flucht unmöglich machte. Seine Stirn lehnte er an dessen Schulter.

Unsicher und eindeutig hilfesuchend sah Casey zu Conroy. Sein Vater hatte ja beim Eintreten schon etwas niedergeschlagen gewirkt, doch damit hatte er nicht gerechnet.

Entschuldigend lächelte Conroy. „Die Ereignisse und neueste Erkenntnisse machen ihm etwas zu schaffen.

Allen voran Lord Kale ist tot.“

„Welcher?“ Casey würde es deutlich mehr beunruhigen wenn Samuel in ihrem Kerker starb, als wenn sein Vater auf seinen Ländereien das Zeitliche gesegnet hatte.

„Samuels Vater. Vor einem halben Jahr.“

Casey wollte gerade nicken, als er stutzte. „Was? Aber das ist doch unmöglich. Immerhin ist uns nichts davon zu Ohren gekommen. Samuel selbst hat noch beim Turnier von seinem Vater gesprochen.“

Damals hatte es sich keineswegs so angehört, als ob er schon einige Monate tot war. Nur, was hatte es ihnen gebracht das zu verschleiern?

Conroy zuckte mit den Schultern. „Die Exhumierung seiner angeblichen Leiche hat es bestätigt. Es war Lord Kale und laut den Überresten war er schon geraume Zeit tot. Lady Isabel hat es ebenfalls bestätigt.“

„Aber die Briefe an Vater, die Anweisungen an seine Untergebenen, in seinem Schloss muss das doch aufgefallen sein.“ Er selbst lebte in einem solchen Haushalt, hier blieb nichts lange geheim.

„Das alles hat Lady Isabel gemacht. Außer ihr und ihrem Sohn war auch niemand eingeweiht.“

„Aber warum? Was hat es ihnen gebracht?“ Casey schüttelte ratlos den Kopf. Warum sollte jemand eine so aufwändige Lüge am Leben erhalten wollen? Was brachte das, außer die größten Probleme wenn es aufflog?

„Schutz.“ Zum ersten Mal erhob nun auch sein Vater die Stimme.

„Schutz, um ihre dreckigen Pläne zu beenden. Sie wussten, das ich meine Hand nie gegen meinen alten Freund erheben würde.“

„Du meinst, sie haben diesen Bürgerkrieg schon länger geplant?“ Dafür war er aber ziemlich schlecht durchgeplant worden.

Conroy schüttelte den Kopf. „Dieser Bürgerkrieg war nur eine Ablenkung, um von etwas anderem abzulenken.“

Sein Vater beugte sich vor und griff zielsicher nach einem Blatt Papier. Dieses reichte er Casey.

Verwirrt las Casey die Notiz. Seine Hand fuhr ungewollt zu seinem Hals, den er sich rieb. „Sie wollten mich umbringen lassen.“

„Ja, nachdem es beim ersten Mal nicht geklappt hat.“ Dabei sah sein Vater zu Tailor.

Dann wäre wohl auch dieses Attentat geklärt. In diesem Fall hatte er Raoul und dessen Familie wohl Unrecht getan.

„Und das war nicht die erste solcher Taten.“ Sein Vater ergriff einen weiteren Stapel Papiere und ließ sie in Caseys Schoss fallen.

Dieser nahm sie in die Hand und las sie durch. Nach dem ersten Brief sah er zu seinem Vater. „Terence?“

Ihm kam dieser Name bekannt vor, doch wirklich zuordnen konnte er ihn nicht.

„Dein ältester Bruder. Vor vierundzwanzig Jahren bei einem Jagdunfall verunglückt.“

Oh, das erklärte natürlich woher er den Namen kannte. Dann konnte der nächste Name nur,… nein er brauchte Gewissheit. „Killian?“

„Von Dieben ermordet vor vierundzwanzig Jahren.“ Die Stimme seines Vaters wurde mit jedem Wort härter und kälter.

Casey wand sich an Conroy, das schien ihm im Moment sicherer zu sein. „Woher habt ihr diese Korrespondenz?“

„Aus Lady Kales privaten Besitz. Es scheint, als plane sie schon seit Jahren ihren Sohn zum König zu machen. Dabei war sie sehr engagiert.“ Conroy blickte seinen König besorgt an.

„Aber warum? Der erste Mord ist vierundzwanzig Jahre her, da war Samuel noch nicht einmal auf der Welt, ja noch nicht einmal geplant.“ Sein Cousin war gerade einmal zweiundzwanzig Jahre alt.

„Diese Frau ist eben enorm ehrgeizig.“ Sein Vater griff in seinen Schoss und hob die Briefe hoch.

„Terence, Killian, Daren. Die Einzigen die diese Frau nicht umgebracht hat, waren Lillian und Bastian. Wobei ihr bei Bastian wohl nur das Schicksal zuvorgekommen ist.“

Also das nannte man nun wirklich ambitioniert. Casey wusste nicht, ob er mit so vielen Morden leben konnte, die er zu verantworten hatte. Noch dazu waren alles Kinder gewesen, keines älter als fünfzehn. Kurz davor Männer zu werden und doch noch Kinder.

Wie gesagt, Casey konnte nicht wirklich etwas für seine Geschwister empfinden, aber es waren doch seine Verwandten gewesen. „Wieso lebe ich dann noch?“

Nicht das er über diese Tatsache unglücklich war, doch für jemanden der so konsequent seinen Plänen nachging, war das schon sehr nachlässig. Immerhin war er auch ein Nachkomme der königlichen Linie, wenn auch als weiblich getarnt.

„Sie hatte eben andere Pläne mit dir. Da du eine Frau warst, konnte man dich noch anders nutzen. Als eine Möglichkeit schnell und sauber an den Thron zu kommen.“ Conroy blickte ihn ernst an.

„Deswegen Samuels Heiratsangebot. Aber, …“ Casey griff aufgeregt nach den Blättern in der Hand seines Vaters. Es brauchte nicht viel Überredungskunst, um sie ihm zu entwenden.

Mit einem unguten Gefühl überflog er die restlichen Blätter, bis er auf einem der letzten auf den gesuchten Namen stieß. Geschockt las er die ganze Nachricht, wobei er nicht wusste, ob er weinen oder schreien sollte.

Seine Hand ballte sich um den Brief. Er löste die Hände seines Vaters und richtete sich auf. „Die Strafe? Was ist ihre Strafe?“

„Tod. Sie haben Hochverrat begangen, alle beide. Die Strafe dafür ist Enteignung, Verbannung oder Tod. In Anbetracht ihrer Taten ist eine Verbannung keine ausreichende Strafe.“ Conroys Stimme ließ keinen Zweifel daran, das es auch so passieren würde. Das war bereits ein gefälltes Urteil.

„Gut, denn alleine dafür haben sie nichts anderes verdient.“ Bei diesen Worten legte Casey den Zettel wieder auf den Stapel. Er warf einen Blick zu seinem Vater und zu Conroy, der leicht nickte.

„Dann lasse ich euch wieder alleine. Ihr habt sicher noch einiges zu bereden. Vater, wenn du reden willst, ich höre gerne zu.“ Allerdings hatte er dafür ja Conroy mit dem er auf gleicher Ebene reden konnte. Er war nur sein Sohn und da gab es immer eine gewisse Hemmschwelle bestimmte Dinge anzureden.

Mit raschen Schritten verließ er das Zimmer. Auf dem Gang, blieb er kurz stehen und sah zu Tailor. „Weißt du was das heißt?“

Der Ältere nickte zustimmend. „Das die Trelains die ganze Zeit unschuldig waren.“

Das hieß es nicht, aber Casey nahm den Tadel zur Kenntnis. Ja, er hatte einer ganzen Familie Unrecht getan, doch nicht nur er, sondern der ganze Hof. Vielleicht sollte er sich dafür entschuldigen, jedoch nur bei Raoul der Rest der Familie wusste ja nichts davon und durch die Verurteilung der Kales würden sich auch die letzten Gerüchte die Trelains betreffend in Luft auflösen.

Aber was diese Sache wirklich bedeutete war, das er Valerians Tod endlich gerächt hatte. Endlich hatte er seinen Schwur eingelöst.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 82
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Aber warum hat sie die Briefe behalten?“ Kiana sah ihn fragend an.

„Woher soll ich das wissen? Vielleicht wollte sie diese einmal als Druckmittel benutzen? Keiner hat sie danach gefragt und ehrlich gesagt, ist es mir auch egal.“ Casey zuckte mit den Schultern, diese Sache war für ihn abgeschlossen.

„Also bei soviel Dummheit, hat sie es nicht anders verdient. Allerdings weiß ich jetzt nach wem Samuel schlägt.“ Mit einem Seufzen schüttelte Kiana den Kopf.

„Kiana!“

Die Angesprochene fuhr zu Beth herum und funkelte sie an. „Es ist doch wahr!“

„Das mag sein, doch für eine angehende Königin, ziemt es sich nicht so zu reden.“ Beth schien von Kianas Wut gänzlich ungerührt zu sein.

Casey lächelte, während er sich von seinen Hofdamen abwand. Es war eine gute Idee gewesen Beth hinzuzuziehen. Sie hatte ihn zu einer guten Prinzessin erzogen, also würde es ihr bei Kiana sicher auch gelingen. Wenn da wohl eher das Wort Umerziehung besser traf.

Sein Blick fiel auf eine hölzerne Schatulle. Noch immer zögerte er den Brief zu lesen, aus Angst was er enthalten könnte. Er hatte sein Versprechen eingelöst, doch er war sich nicht sicher, ob er Valerian noch einmal gegenübertreten konnte.

Eine Hand legte sich auf seine Schulter und er wand den Kopf zu der Besitzerin. Sein Blick glitt über zarte Finger, blieb kurz an dem, erst neu hinzugekommen, Verlobungsring hängen, folgte dem Verlauf der Hand, bis er Mikaelas lächelndes Gesicht sah.

„Es ist vorbei, oder?“ Es war keine Frage, das wussten sie beide.

Casey nickte zustimmend.

„Glaubt ihr wirklich das er euch Vorwürfe machen würde? Er war kein Mann von solch niedrigen Format. Und er hat euch geliebt.“

„Das ist es ni…. Was?“ Überrascht sah er Mikaela an. Ja er hatte wirklich daran gedacht, das ihn Valerian mit seinen letzten Worten vielleicht verurteilen würde. Doch seine Frage bezog sich eher auf ihre letzten Worte.

Er schüttelte lächelnd den Kopf. „Das Frauen immer gleich alles mit Liebe gleichsetzen müssen.“

„Das Männer immer gleich alles als Hirngespinst abtun müssen. Glaubt ihr wirklich, das ein Mann das alles nur für einen Freund auf sich nimmt?“ Sie sah ihn wissend an.

Der Konter hatte gesessen. Casey musste wirklich einen Moment darüber nachdenken. „Er war wie ein großer Bruder für mich.“

„Reicht das nicht? Wisst ihr von Liebe gibt es so viele Definitionen. Man sagt, das die Liebe zu einem geliebten Menschen am Stärksten ist.“ Ihr Blick glitt dabei zu Tailor.

„Doch ist es nicht die Liebe zu den Geschwistern, den Eltern die Liebe, die nichts je trennen kann? Man kann heiraten und lieben wenn man will, doch wenn es hart auf hart kommt dann ist es die Familie die einen auffängt.“

Casey runzelte verwirrt die Stirn. „Bist du etwa unsicher?“

„Unsicher?“ Mikaela sah ihn erschrocken an. Langsam schüttelte sie den Kopf.

„Nein das nicht. Ich habe es meinen Eltern nur noch nicht gesagt.“

Und was war bestimmt eine schwere Aufgabe. Mikaelas Familie entstammt dem Landadel und waren sehr traditionsbewusst. Das ihre Tochter einen Diener und noch schlimmer einen Bastard als Mann wählte war sicher nichts, das sie guthießen.

Er legte eine Hand auf die der Jüngeren. „Ich werde sehen, ob sich da nicht etwas machen lässt.“

Vielleicht konnte er nichts an Tailors Herkunft ändern, doch am Stand eines Menschen konnte man immer etwas ändern. Nach allem was passiert war, hatte es sich Tailor auch verdient.

Auf Mikaelas Lippen erschien wieder ein Lächeln, als sie sich neben Caseys Ohr beugte. „Was ich noch sagen wollte, auch was Raoul gemacht hat, würde man nicht nur für einen Freund machen.“

Damit entzog sie ihm ihre Hand und drehte sich um. Seufzend sah sie auf das Bild das sich ihr bot. „Was für eine verrückte Konstellation. Da scheint bei der Partnerverteilung wirklich etwas schief gegangen zu sein.“

Casey war einen Moment perplex nach ihren Worten, doch auch er wand sich um. Wenn man sich das so besah, konnte man Mikaela nur Recht geben.

Diese streckte eine Hand aus und deutete auf die Szene. „Da tröste ich den Verlobten meiner Freundin, während mein Verlobter ein Auge auf besagte Freundin wirft, damit diese der Amme nichts antut.“

Sie kicherte leise. „Beth, ich glaube es ist soweit.“

„Gut.“ Beth packte ihr Strickzeug ein und stand auf.

„Also dann, lassen wir euren Herrn alleine.“ Casey blinzelte verwundert. Es war das erste Mal, das ihn Beth als Mann betitelt hatte. Das erste Mal in den achtzehn Jahren, in denen sie schon auf ihn aufpasste, das erste Mal in seinem ganzen Leben.

Sie drehte sich zu Tailor um, der keine Anstalten machte sich zu bewegen. „Du auch, Junge. Es gibt einfach Dinge, die muss ein Mann mit sich ausmachen.“

Diesmal musste der Jüngere ein Lächeln unterdrücken. „Es gab nicht viele Leute, die Tailor noch Junge nannten. Das trauten sich sicher nur noch seine Mutter und Beth.“

Besagter Junge, sah sie auch einen Moment lang perplex an, folgte dann aber ihrer Anweisung. Widerstand hatte sowieso keinen Zweck.

Als Beth als Letzte das Zimmer verlassen wollte, hielt sie Casey zurück. „Beth, könntest du bleiben? Bitte?“

Von allen Frauen die er kannte, war ihm Beth das, was man am ehesten eine Mutter nennen konnte. Und etwas mütterliche Unterstützung konnte sicher nicht schaden, egal was in dem Brief stand.

Sie sah ihn nur einen Moment an, dann nickte sie. Ihren vorherigen Platz, auf der Couch, wieder einnehmend, holte sie ihr Strickzeug abermals hervor. Ohne ein weiteres Wort vertiefte sie sich in ihre Arbeit.

Das war auch alles was Casey benötigte. Ihre Anwesenheit gab ihm den Halt, den der benötigte, die Schulter an der er danach vielleicht Halt suchen musste.

Seine Finger strichen über das Kästchen und öffneten es zum ersten Mal seit langer Zeit. Darin lagen viele Dinge, die meisten waren Erinnerungsstücke aus seiner Kindheit, nicht mehr als unnützes Zeug. Ganz oben auf diesen Erinnerungen lag der Brief.

Zögernd streckte Casey die Hand danach aus. Kurz davor blieb seine Hand stehen, so als würde sie auf einen unsichtbaren Widerstand treffen, bevor er sie zur Faust ballte und den Brief ergriff. Casey wusste nicht was er erwartet hatte, doch er atmete einmal tief durch als nichts passierte. Mit dem Brief in der Hand ging er zu Beth und setzte sich neben ihr auf die Couch. Den Brief legte er vor sich auf den Tisch.

Valerians Siegel, das Siegel seiner Familie, prangte rot und breit in der Mitte des Briefes, nur unterbrochen von einer dünnen Schnur.

Casey warf einen fragenden Blick zu Beth, doch diese schien sich nur auf ihr Strickzeug zu konzentrieren. Sie hatte ja auch Recht damit, das war seine Entscheidung, er musste wissen wie weit er gehen wollte. Fast war er auch wieder versucht ihn wieder in die Truhe zu legen und zu vergessen. Allerdings wäre das Valerian gegenüber respektlos gewesen, schließlich hatte er sich die Mühe gemacht diese Zeilen für ihn zu verfassen. Er musste sich ihnen stellen, egal was sie enthielten, das verlangte ihre Freundschaft von ihm.

Casey griff nach dem Stück Schnur und brach das Siegel. Langsam entfaltete er den Brief. Es war seltsam, wie eine alltägliche Geste sein Herz dazu bringen konnte mit einem Mal schneller zu schlagen. Er fühlte sich wie vor einem Kampf, wenn die Aufregung langsam Überhand nahm. Ja, er war aufgeregt, aber auch ängstlich.

Den Brief in die Hand nehmend, atmete Casey noch einmal tief durch, bevor er zu lesen begann.
 

Liebster Casey
 

Wenn du das hier liest, dann bedeutet das wohl das Elisabeth die ihr anvertraute Aufgabe ausgeführt hat. Aber wohl auch, das ich tot bin.
 

Gab es eigentlich eine traurigere Art einen Brief zu beginnen? Aber es war ohne Zweifel Valerians Handschrift. Oft genug hatte er mit Valerian zusammen die Aufgaben, die seine Hauslehrer Casey gestellt hatten, mit ihm gemeinsam gelöst. Kein Mensch hatte eine derartige Handschrift. Alleine das reichte schon, um die Trauer wieder aufleben zu lassen.

Trotzdem richtete sich sein Blick wieder auf den Brief.
 

Da ich nicht weiß wann du diesen Brief bekommst, muss ich dir meine bisherigen Ergebnisse so mitteilen. Casey, auch wenn es dir vielleicht schwer fällt, so musst du mir glauben, was man uns erzählt hat, ich glaube nicht das es die Wahrheit ist. Ich glaube nicht, das die Trelains die Feinde sind, die wir fürchten sollten. Noch habe ich keine Beweise, die vor deinen Augen Bestand hätten, doch ich hoffe das mein Wort dir vorerst genügt. Ich weiß wie begierig du auf Rache bist, doch ich will nicht das an deinen Händen das Blut Unschuldiger klebt.
 

Casey schluchzte leise. Warum hatte er ihm das nicht früher erzählt? Vielleicht wäre er dann noch am Leben. Allerdings gab Valerian in diesen Zeilen selbst die Antwort. Er hätte ihm nicht geglaubt und nur als Feigling angesehen, wie er es bei seinem Vater getan hatte. Gott, er war so verbohrt gewesen. Es war nicht nur Raoul, bei dem er sich entschuldigen musste. Aber Valerian…, bis zum Ende hatte er nicht gewollt das er seine Hände befleckte.
 

Leider kann ich dir im Moment noch nicht mehr erzählen. Ich würde gerne, doch das wären nur Lügen für die ich noch keine Bestätigung habe. Und ich habe dich noch nie belogen, da will ich nun nicht damit anfangen.
 

Casey, ich will noch das du weißt, das ich nie an unserem Traum gezweifelt habe. Mir war bewusst, das ich es unter Umständen nie erleben würde, doch ich habe immer daran geglaubt, das du ein guter König werden wirst. Daran hat sich nie etwas geändert.

Vielleicht machst du dir Vorwürfe wegen meinem Tod. Dazu kann ich nur sagen: Lass es.

Du bist nicht Schuld an dem was passiert ist, egal was passiert ist. Mein Tod war ein Risiko das mir immer bewusst war und ich bin es gerne eingegangen. Ich habe keinen Moment an deiner Seite je bereut und ich will auch keine Sekunde davon vermissen.

Du warst wie der Bruder für mich den ich nie hatte. Nein, sogar mehr, doch ich will nicht das dich dieses Wissen davon abhält deinen Weg zu gehen. Dir ist eine großartige Zukunft vorherbestimmt und ich bin mir sicher, das du unseren Traum Realität werden lässt.

Vertraue auf deine Stärke und die Menschen an deiner Seite. Du bist ein wunderbarer Mensch und wirst mit Sicherheit ein König, auf den wir alle stolz sein können.
 

In ewiger Liebe Valerian
 

Casey starrte auf den Brief und wischte sich mit der Hand über die Wange. Erstaunt bemerkte er das sie nass war. Seltsam, er hatte nicht gemerkt das er weinte. Doch das war keine Überraschung bei einem solchen Brief.

Verzweifelt versuchte er die Tränen zurückzuhalten. Er sollte nicht um Valerian weinen, das zeigten ihm seine Worte. Valerian war stolz auf die Aufgabe, die ihm sein König, Caseys Vater übertragen hatte, auch wenn er sich der Gefahr bewusst gewesen war. Doch er hatte es für ihn getan.

Ein Arm legte sich um seine Schultern. Mühsam wand er seinen Blick zu Beth.

Diese hatte ihr Strickzeug zur Seite gelegt und sah ihn mitfühlend an. „Es ist keine Schande zu weinen. Nicht einmal für einen König.“

Ihre Worte waren die Erlaubnis die Casey benötigt hatte. Einmal noch, nur noch einmal würde er sich gestatten um Valerian zu weinen. Dann würde er ihn gehen lassen.

Er würde sicher noch oft an ihn denken, doch dann mit einem Lächeln. Nichts anderes hätte Valerian von ihm gewollt.

Titel: Love me, …Princess?

Teil: 83
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Seufzend sah Casey auf das kleine Kästchen, das vor ihm auf dem Tisch stand.

„Wollt ihr das wirklich machen?“ Kiana sah ihn fragend an.

Von wollen konnte keine Rede sein, doch es fühlte sich richtig an. Vor allem konnte er es jederzeit wieder rückgängig machen. „Es wird Zeit mit den Lügen aufzuhören. Diese Verlobung war nur Schein und hat nun ihren Zweck verwirkt.“

Kiana schüttelte nur den Kopf, sah ihn aber einen Moment später ernst an. „Also wenn ihr jemals von mir verlangt euch meinen Verlobungsring zurückzugeben, werde ich dem sicher nicht stumm zustimmen.“

„Mit dir habe ich auch keine solche Vereinbarung. Bis das der Tod uns scheidet, ich werde mich daran halten.“ Egal auf welche Art dieser Tod eintrat. Wenn Casey eines gelernt hatte, dann das man als Königspaar nicht immer ein langes Leben hatte.

Seine Hand strich über Valerius Kopf, der seinen Stammplatz auf seinem Schoß eingenommen hatte. Was er wohl machen würde, wenn da nicht mehr soviel Stoff war, aus dem er sein Nest bauen konnte? Aber das lag ja noch weit in der Zukunft.

„Das will ich hoffen. Denn es ist eine große Unverschämtheit einen Verlobungsring zurückzufordern. Das sollte eine Frau schon freiwillig machen.“ Kiana warf einen Blick auf ihre noch unberingte Hand.

Das sollte wohl eine stumme Aufforderung sein und Casey verstand den Wink. Bis jetzt hatte sich dafür nur noch keine Zeit gefunden, wenn er den Auftrag auch schon gegeben hatte. Sie würde ihren Verlobungsring schon noch bekommen, ebenso wie ihn auch Valerian und Raoul bekommen hatten.

Mikaela schloss das Buch, in dem sie bis jetzt gelesen hatte und legte es zur Seite. „Die Geburtstagsfeier wird bald beginnen. Wie lange werdet ihr brauchen?“

Casey dachte kurz nach. „Gebt mir eine Stunde. Wenn ich dann nicht da bin, werde ich auch nicht mehr kommen.“

Denn dann hatte er sicher andere Probleme. Wenn er ehrlich war, war er nicht wirklich erpicht auf dieses Gespräch. Doch es war auch etwas, das er erledigen musste. Seine Ehre verlangte es, wenn ihn sein Stolz auch stark behinderte.

Ein Klopfen unterbrach ihr Gespräch. Das war wohl sein Gast.

Die Tür wurde von außen geöffnet und Tailor ließ Raoul eintreten. Das war auch das Zeichen für die beiden Hofdamen.

Mikaela machte eine Kopfbewegung Richtung Tür. „Komm, Kiana. Es gibt da ein Fest, das auf uns wartet.“

Vor Raoul knickste sie kurz lächelnd, bevor sie aus dem Raum ging.

„Hoffentlich wird das ein Fest, das länger dauert als nur eine Stunde.“ Auch Kiana knickste höflich vor Raoul und folgte dann ihrer Freundin.

Casey beobachtete diese Szene nur mit einem leisen Lächeln. Kiana wusste, das er noch immer sauer auf sie war, wegen ihres kleinen Giftanschlages auf Raoul. Aus diesem Grund verhielt sie sich Raoul gegenüber nun ausgesprochen höflich. Entweder deswegen, oder Beths Unterricht trug endlich Wurzeln. Letzteres wäre wirklich wünschenswert.

„Ihr wolltet mich noch vor dem Fest sprechen?“

Casey nickte und hob Valerius hoch. Dieser sah ihn beleidigt an, als er ihn einfach neben sich aufs Sofa stellte. Doch dann setzte er sich hin und richtete seinen Blick auf Raoul.

Einmal tief durchatmend stand Casey auf. „Ich schätze, ihr habt euch schon auf den neuesten Stand gebracht?“

Das war nun wirklich keine Frage. Schließlich kam man ja gar nicht umhin sich über das Geschehen zu bilden. Das Vergehen der Kales bekam man ja schon mit, wenn man nur durch den Gang ging. Jeder Dienstbote, jeder Adlige, ja jedes Kind tuschelte darüber. Es kursierten die wildesten Gerüchte in den Gängen, Räumen und Winkeln des Schlosses.

„Über die Kales?“ Raoul nickte zustimmend.

„Man kommt ja nicht umhin etwas aufzuschnappen. Wollt ihr mir die Wahrheit erzählen?“

Casey lächelte, doch selbst ihm kam es etwas müde vor. „Was habt ihr gehört?“

Diese Sache war nicht wirklich etwas, das er immer und immer wieder durchkauen wollte. Schließlich betraf es ihn doch irgendwie. Es war seine Familie, auch wenn er sie nicht gekannt hatte, das hatte ihm seine Tante genommen.

„Das sie eure Geschwister getötet hat.“ Der Blick des Schwarzhaarigen war mitfühlend. Er ging einen Schritt auf Casey zu, blieb dann aber wieder stehen.

„Sie hat drei meiner Geschwister getötet das stimmt. Nicht persönlich, aber von ihr kam der Auftrag. Wir wussten immer, das Lillian an Kindstod starb, daran konnte niemand etwas ändern und mein Bruder Bastian war krank, auch das war Schicksal.“ Aber nicht die Anderen, das war der reine Wille seiner Tante gewesen. Noch immer verstand Casey nicht, wie man so etwas machen konnte. Doch er kannte auch nicht die Gier nach Macht, weil er wusste das er sie irgendwann bekam.

„Sie hat auch Valerian töten lassen.“

„Das tut mir leid.“ Raoul senkte den Kopf.

„Es muss euch nicht leid tun. Ihr habt nichts mit seinem Tod zu schaffen. Nein, sogar in seinen letzten Worten nahm er euch in Schutz. Ihr müsst auf ihn sehr überzeugend gewirkt haben.“ Ein Lächeln legte sich bei diesen Worten auf seine Lippen. Zu seiner eigenen Überraschung war es nicht traurig, nein es fühlte sich eher so an, als lächle er über eine schöne Erinnerung. Und wirklich, es fiel ihm unglaublich leicht über ihn zu sprechen.

Raoul hingegen sah ihn erstaunt an. „Er hat was?“

„Eure Familie in Schutz genommen. Aber das ist nicht der Grund warum ich euch hergebeten habe.“ Casey überwand nun die Distanz zwischen ihnen mit einigen Schritten. Das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht, das war kein Moment zum Lächeln.

„Nachdem das alles geklärt ist, die ganze Sache meine ich…“ Sein Blick glitt kurz zur Seite, bevor er sich wieder auf seinen Gegenüber richtete.

„Ich will mich bei euch entschuldigen. Bei euch und eurer Familie, ich habe euch zu Unrecht verdächtig und gehasst.“

Das fiel ihm so unglaublich schwer und er ertrug auch Raouls Blick nicht weiter. Aus diesem Grund wand er den Blick ab. Aus den Augenwinkeln sah er nur noch wie sich ein Lächeln auf Raouls Lippen legte, das war so vorhersehbar.

Raoul legte einen Finger unter Caseys Kinn und zwang ihn so, ihn wieder anzusehen. „Ihr müsst euch nicht entschuldigen, auch wenn mir das sehr schmeichelt. Immerhin habt ihr nur gedacht was Alle dachten. Jeder hat uns verdächtigt und verurteilt, es hat uns nicht wirklich geschadet. Meine Familie hat gelernt damit zu leben. Wir wussten, das es nicht wahr war und das das jeder irgendwann einmal einsehen würde, weil es keine Beweise gab.

Wir tragen niemanden etwas nach.“

Das war eine Einstellung die Casey wirklich überraschte, vor allem weil sie zeigte wieviel Willensstärke diese Familie besaß. Es war vielleicht nicht die Überzeugung von allen und doch hatte sich keiner von ihnen versteckt. Das hatte Casey früher immer gereizt, weil sie die Frechheit hatten sich weiter so offen in die Politik einzumischen. Doch so wie es aussah hatten sie das nur gemacht, weil sie wussten das sie keine Schuld auf sich geladen hatten. Casey war sich nicht sicher, ob er das auch so locker weggesteckt hätte. „Trotzdem. Es ist nicht richtig einfach so der allgemeinen Meinung zu folgen. Vor allem als Prinz und schon gar nicht als König sollte ich so oberflächlich sein.“

Da war er fast wie Kiana gewesen und das sollte schon etwas heißen. Aber das ihm Raoul so einfach vergab machte ihm die nächste Sache nicht unbedingt leichter.

Casey trat einen Schritt zurück und entzog sich so Raouls Griff. „Es gibt da noch eine Sache um die ich euch bitten muss.“

Lächelnd schüttelte Raoul den Kopf. „Ich ahne Schlimmes.“

Nun es war vielleicht Schlimmer als es sich Raoul vorstellte. Casey streckte die Hand aus und hielt ihm die offene Handfläche entgegen. „Nun wo die Sache geregelt ist, möchte ich euch bitten mir meinen Ring zurückzugeben. Es besteht kein Grund mehr diese Verlobung fortzuführen.“

Er versuchte seine Stimme kalt und entschlossen klingen zu lassen, doch das schien nicht so zu klappen. Zumindest in seinen Ohren versagte er kläglich. Es fiel ihm wirklich nicht leicht, vor allem weil es eine Unverschämtheit war. Daran änderten auch zukünftige Taten nichts.

Der Ältere wirkte allerdings nicht sonderlich überrascht. „Wie gesagt, es ist keine Überraschung. So lautete die Vereinbarung.“

Mit diesen Worten zog er den Ring von seinem Finger und ließ ihn in Caseys Handfläche fallen.

Casey nahm den Ring an sich und drehte sich um. Mit schnellen Schritten ging er zum Tisch und öffnete das Kästchen. Darin befand sich bereits etwas, das er nun in die Hand nahm und den Ring stattdessen hineinlegte.

Er hob den Kopf und traf Valerius Blick. Sogar sein Hund sah ihn vorwurfsvoll an.

Hastig drehte er sich um und ging wieder zu Raoul.

Dieser betrachtete seine Hand und seufzte. „Wie soll ich das nur meinem Vater erklären?“

„Vielleicht gar nicht?“ Auch Casey besah sich den nun leeren Finger.

„Es wird ihm auffallen. Vor allem weil ich selbst den Verlust auch bedauere.“

„Oh, warum denn das?“ Es war eine einfach Frage, wenn sie auch nicht in einem spöttischen Ton gestellt wurde, wie er es sonst immer getan hätte. Diese Antwort interessierte ihn nun nämlich.

„Jetzt kann ich mich euch nicht mehr ohne Vorwand nähern.“

„Warum solltet ihr auch?“ Jetzt gestattete sich Casey ein leichtes Lächeln.

„Vielleicht weil da etwas ist das uns verbindet? Außerdem habe ich gelernt eure Gegenwart zu schätzen und seit ihr mir nicht mehr auf die Füße tretet, seid ihr sogar eine ganz gute Tanzpartnerin.“

Bei den letzten Worten lachte Casey leise. Die Worte zuvor hörten sich jedoch an wie ein… „Das hörte sich ja fast wie ein Liebesgeständnis an.“

„Würde etwas dagegensprechen?“

Überrascht sah Casey hoch und blickte in Raouls ernstes Gesicht. Diese Frage war wirklich sein Ernst. Casey hatte so etwas provozieren wollen, doch hatte er nicht gedacht es so schnell zu erreichen. „Wollt ihr damit sagen, das ihr mich liebt?“

Jetzt wirkte Raoul etwas unsicher. Verlegen fuhr er sich mit der Hand durchs Haar. „Ich weiß nicht wie ich diese Gefühle sonst beschreiben könnte. Es ist möglich das es Liebe ist, ich war noch nie verliebt, deswegen…“

Casey legte ihm einen Finger an den Mund. „Ist schon gut.“

Auch er empfand etwas für ihn. Mehr als für Mikaela, oder Kiana, ja sogar mehr als für Valerian. Allerdings würde er das Raoul noch nicht sagen, jede Frau brauchte schließlich ihre Geheimnisse.

Er nahm Raouls Hand in seine und sah sie an. „Ihr habt wirklich Glück, das ihr eine verständnisvolle Geliebte wie mich habt. Denn so müsst ihr das eurem Vater nicht einmal erklären.“

Bei Raouls verständnislosem Blick lächelte Casey. Dann schob er den Gegenstand aus dem Kästchen über den Ringfinger des Älteren.

Dieser hob nur die Hand und betrachtete den Ring, dann fiel sein Blick wieder auf Casey. Sein Blick machte klar, das er eine Erklärung erwartete.

Casey hob seinerseits die Hand, an der er einen identischen Ring trug. „Das…“

Dabei deutete er auf seinen Ring. „… ist mein Ring. Und das…“

Sein Finger wies auf Raouls Ring. „… ist, war Valerians Ring. Es waren unsere Verlobungsringe und doch etwas mehr. Vielleicht habt ihr schon bemerkt, das mein Vater und Conroy ebenfalls identische Ringe tragen. Das ist kein Zufall. Es ist das Zeichen des Königs und seines Beraters, ich habe beschlossen diese Tradition zu übernehmen.

Wenn ihr es euch zutraut, könnt ihr mein königlicher Berater werden. Gott weiß, das ich guten Rat bitter nötig habe.“

Schon bei der Erwähnung von Valerians Namen hatten sich Raouls Augen geweitet.

Casey befürchtete, schon das er vielleicht ablehnen würde. „Das gäbe euch auch genug Vorwände, um mich immer wieder zu treffen.“

Nun legte sich Raouls Finger auf seine Lippen. „Ich benötige keine Gründe mehr um diese Aufgabe anzunehmen. Schon alleine das du mir diesen Ring gegeben hast, ist Grund genug dieses Angebot anzunehmen.“

Damit legten sich seine Lippen auf Caseys.

Casey erwiderte diesen Kuss ebenso stürmisch, wie ihn Raoul begonnen hatte. Anscheinend würde er heute sein Fest verpassen, was ihm nur Recht war. Allerdings waren das sehr gute Aussichten für seine Zukunft. Jetzt konnte er dieser beruhigt entgegengehen.

Epilog

Titel: Love me, …Princess?

Teil: Epilog
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

1 Jahr später:
 

Unruhig ging Casey in dem kleinen Zimmer auf und ab.

„Beruhige dich doch. Es wird schon alles gut gehen.“ Kiana saß auf einem Sessel und sah ihn gelassen an.

Sie war um einiges ruhiger als er selbst. Dabei war sie es, die seit Wochen wie ein aufgescheuchtes Huhn herumlief. Da ihre Heirat in einem Monat anstand, hatte sie eine Menge zu organisieren. Das sie das noch nicht öffentlich machen konnte, erschwerte ihr die Sache noch zusätzlich. „Bist du denn nicht aufgeregt?“

„Ja, aber was bringt es sich jetzt noch aufzuregen? Wir können es doch nicht mehr absagen. Außerdem ist der erste Schritt doch gut verlaufen, oder?“

Casey nickte zustimmend. Da hatte sie Recht, das ließ sich nicht leugnen. Sein Vater hatte vor einigen Tagen seine wichtigsten Berater, hohe Militärvertreter und einige hochrangige Adelige zu einer Versammlung gebeten. Bei dieser Versammlung hatte Casey zum ersten Mal sein Geheimnis gelüftet. Da er vor ihren Augen die Perücke abgenommen hatte, konnten sie es wohl kaum mehr leugnen. Auch wenn er auch noch seine Brust vor ihren Augen entblößt hatte, um einige Zweifler endgültig zu überzeugen. Das konnte er sich heute wenigstens ersparen. Er würde einfach gleich als Mann auftauchen.

Trotzdem war er aufgeregt wegen dieser Sache. Er hatte solange auf diesen Moment gewartet, sein ganzes Leben. Auch wenn sein Vater heute noch nicht abdankte, so durfte er sich heute endlich als Kronprinz zu erkennen geben. Die Abmachung lautete zwar nicht so, aber Casey selbst war der Meinung, das er noch nicht bereit war König zu werden. Da gab es noch soviel das er lernen musste. Das war eine Meinung, die er mit seinem Vater und den beiden engen königlichen Beratern teilte. Es machte ihm nichts aus noch ein paar Jahre auf den Thron zu warten. Er lief ihm ja nicht davon.

Ein Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Gedanken.

Kiana stand auf und ging zur Tür, öffnete sie aber erst, als Casey hinter der Tür stand. Das Geheimnis musste ja nicht früher als nötig auffliegen.

„Ja?“ Mit einem fragenden Blick öffnete sie die Tür.

„Ich bin es.“

Erleichtert atmete Casey auf, als er Raouls Stimme hörte.

Kiana nickte und öffnete die Tür etwas weiter, um ihn eintreten zu lassen. Danach ging sie in den hinteren Teil des Raumes.

Casey schloss die Tür und sah zufrieden, wie Raoul kurz zusammenzuckte und herumfuhr. „Wie weit sind sie?“

„Dein Vater versucht ihnen gerade schonend beizubringen, das er vorhat abzudanken.“ Raoul warf einen Blick zu Kiana.

Also hatten sie noch etwas Zeit, schließlich gab es da noch mehr auf das er sie schonend vorbereiten musste. „Wie hat es dein Vater aufgefasst?“

Raoul Vater hatte zu den Wenigen gehört, die diese Nachricht schon vor einigen Tagen erfahren hatten.

Raoul lächelte belustigt und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ich denke er hat sich schon wieder gefangen. Zumindest sichtet er schon wieder einige Heiratsangebote.“

Darum mussten sie sich also keine Sorgen machen. Raoul würde in nächster Zeit nicht heiraten und wenn er eines Tages nicht mehr darum herumkam, würde er schon die richtige Wahl treffen. Im Moment zählte doch nur das Raouls Vater die Nachricht gut verwunden hatte.

Abermals klopfte es an der Tür und Kiana seufzte, als sie wieder zur Tür ging. „Langsam aber sicher, vermisse ich Tailors Dienste.“

Casey trat wieder hinter den Schutz der Tür, als Kiana sie öffnete.

„Wenn man vom Teufel spricht.“

„Kiana!“ Mikaelas Stimme klang regelrecht empört.

Gar nicht darauf abwartend, das sie ganz eintraten, kam Casey aus seinem versteck hervor.

Als Tailor ihn sah, schob er Mikaela hastig ins Zimmer. „Vielleicht sollten wir dieses Wiedersehen hinter geschlossenen Türen feiern.“

Casey lächelte bei Tailors Vorsicht. Das war eben etwas, das ihm mit den Jahren in Fleisch und Blut übergegangen war. So leicht ließen sich alte Gewohnheiten nicht mehr ablegen, wenn das auch nicht mehr seine Aufgabe war. Schließlich konnte ein Lord wie Tailor es nun war nicht die Aufgaben eines Dieners übernehmen. Anlässlich seiner Heirat mit Mikaela vor einem halben Jahr, hatte ihm Casey die Ländereien der Kales geschenkt. Sie waren verfügbar und angesichts der Dienste, die ihm Tailor und Mikaela im Laufe der Jahre erwiesen hatten, nur angemessen.

Lächelnd trat er zu Mikaela und streichelte über ihren Bauch. Überrascht runzelte er die Stirn. „Man spürt ja gar nichts.“

Mikaela kicherte nur. „Dafür ist es auch noch zu etwas zu früh. Aber ich bin froh darüber, so hatte ich keine Probleme noch in das Kleid hineinzupassen. Bei eurer Hochzeit jedoch wird das leider nicht mehr der Fall sein.“

Casey nahm die Hand von ihrem Bauch und sah sie mahnend an. Jedoch nahm das Lächeln bei den nächsten Worten diesem Blick die Strenge. „Ich hoffe doch, das ich der Pate sein werde.“

Mikaela warf einen kurzen Blick zu Tailor und lächelte dann. „Natürlich, es wäre uns eine Ehre. Wer kann sonst den Kronprinzen seinen Paten nennen?“

„So und nun entführe ich euch einmal die werdende Mutter.“ Damit ergriff Kiana Mikaelas Hand und zog sie in den hinteren Teil des Raumes.

„Ich hoffe doch, das ich euch nach der Geburt wieder etwas öfter sehe?“ Die Frage war an Tailor gerichtet, wenn er auch noch einen kurzen Blick zu den Frauen warf. Wenn er ehrlich war gingen ihm seine Freundin und sein Freund ab. Ihm war klar, das sie nun ihr eigenes Leben hatten und auch bald eine eigene Familie, doch das änderte nichts an seinen Gefühlen.

„Natürlich. Verzeiht, das wir nicht schon früher gekommen sind. Es war nur etwas kompliziert sich einzuleben.“

Casey seufzte bei Tailors Worten. „Ist schon gut.“

Es ist ja nicht so, das er es nicht wusste. Es hatte sich einiges in der letzten Zeit geändert und es würde sich noch einiges mehr ändern. Das war eben der Lauf der Dinge.

Eine Hand legte sich auf seine Schulter und Casey bedeckte diese mit seiner. Dabei strichen seine Finger über den Ring, den er vor einem Jahr aus der Hand gegeben hatte.

Tailor sah ihn kurz an, bevor er zögernd seine nächste Frage stellte. „Seid ihr zufrieden mit Cain?“

Casey dachte einen Moment nach, bevor er nickte. Cain machte noch einige Fehler, aber die machte jeder. Casey wusste ja, das er intelligent und fleißig war. Auch wenn es für ihn ein kleiner Schock gewesen war, als er bemerkte das die Prinzessin in Wirklichkeit ein Mann war. Ganz aufgeklärt hatten sie ihn auch nicht, aber da es keinen Lord Jale mehr geben würde, bestand dafür auch keine Notwendigkeit.

Cain war nicht sein Bruder, doch damit musste er sich abfinden. Leibwächter hatte er nun ja einen Anderen. „Er hatte einen guten Lehrer. Außerdem weiß ich das Cain ein guter Junge ist. Man muss ihm nur Zeit geben.“

Tailor lächelte leicht. Dann nickte er zu den Frauen hinüber. „Kiana scheint es gut zu gehen.“

Casey folgte seinem Blick kurz. „Ja, sie hat sich mit der Situation arrangiert.“

Das stimmte. Nachdem sie nun schon seit einem Jahr Zeit hatte sich damit abzufinden, war eine gewisse Normalität eingekehrt. Größtenteils ließ sie Raoul und ihm ihre Privatsphäre, behielt sie aber immer im Auge wenn sie im gleichen Raum waren. Allerdings forderte sie dafür auch ein was ihr zustand. Sei es nun materieller oder emotionaler Natur. Schmuck und Kleider forderte Kiana ebenso, wie Caseys Aufmerksamkeit und Zuneigung. Als Frau wusste Kiana wie sie all das bekommen konnte, um sie musste man sich also keine Sorgen machen.

„Das ist gut.“ Zufrieden nickte Tailor und ging zu den Frauen um auch einige Worte mit Kiana zu wechseln. Wahrscheinlich würde er Caseys Worte nachprüfen, nur um sicher zu sein.

Nachdenklich sah Casey auf die kleine Gruppe. Das war wohl etwas an das er sich gewöhnen musste. Einsamkeit. Als König, oder auch Kronprinz stellte man sich nicht einfach zu einer Gruppe und redete mit. Selbst wenn er das machte, bei einem Mann wählte man seine Worte sorgfältiger als bei einer Frau. „Ob ich ein guter König werde?“

Die Hand auf seiner Schulter verstärkte ihren Druck. „Da bin ich mir ganz sicher. Du wirst ein guter König, ebenso wie ein guter Ehemann und irgendwann auch Vater.“

„Du hast etwas in der Aufzählung vergessen.“ Casey wand sich um und sah Raoul an.

„Liebhaber, was ist damit?“

Raoul verzog das Gesicht und schüttelte dann den Kopf. „Nein, das wirst du wohl nicht.“

Empört schnappte Casey nach Luft. Er erwartete doch wohl nicht, das er das auf sich sitzen ließ. Ein Schüler war immer nur so gut wie sein Lehrer, wenn er keine Fortschritte machte, lag das nicht an ihm.

Ein Lächeln legte sich auf die Lippen des Älteren. „Immerhin bist du das schon.“

Casey hob mahnend einen Zeigefinger, doch auch er lächelte nun. „Gut gerettet.“

Zum dritten Mal an diesem Tag wurden die Gespräche durch ein erneutes Klopfen gestört. Casey seufzte und stellte sich abermals hinter die Tür, langsam wurde das lästig.

Tailor wand sich, alte Gewohnheiten pflegend, der Tür zu und öffnete sie. „Ja?“

„Es ist soweit.“

„Wir kommen gleich.“ Damit schloss Tailor die Tür wieder und sah zu Casey.

„Dann ist es wohl soweit.“ An sich herabsehend prüfte Casey noch einmal den Sitz seiner Kleider und sah seine Freund unsicher an.

„Wir sehen uns dann.“ Es wirkte eher wie eine Frage als eine Feststellung.

„Natürlich.“ Mikaela schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln, als sie schon Tailors Hand ergriff.

„Lord Trelain?“ Sie sah ihn fragend an.

„Ich komme gleich nach.“

Diese Antwort schien Mikaela zufrieden zu stellen, da sie mit Tailor den Raum verließ. Sie sollten den Saal noch vor ihm betreten, da es seltsam aussehen würde wenn sie nach ihm kamen. Außerdem wollten sie diesen besonderen Moment sicher nicht verpassen.

Kiana glättete imaginäre Falten an ihrem Kleid, ihre Art ihnen noch ein paar Sekunden zu geben.

„Ich werde dann im Saal auf euch beide warten.“ Damit strichen seine Finger noch einmal wie zufällig über seine, als auch er das Zimmer verließ.

Casey straffte sich und reichte Kiana einen Arm. „Bist du bereit?“

„Bist du es?“ Mit einem fragenden Blick sah sie ihn an. Ohne das geringste Zögern ergriff sie seinen Arm.

Es war eigentlich keine Frage über die er nachdenken musste, trotzdem nahm sich Casey einige Sekunden. Für so einen Moment konnte man eigentlich nie bereit sein. Es würde sich alles ändern, die Art wie man mit ihm umging, die Art wie man ihn sah… und doch er hatte so viele Jahre auf diesen Moment hingearbeitet. Er hatte eine Lüge gelebt, eine schöne Lüge das gab er zu, aber nun war es an der Zeit die Wahrheit zu enthüllen.

Er nickte. „Ja, ich bin bereit.“

Kiana lächelte liebevoll. „Dann bin ich es auch.“

Zusammen verließen sie den Raum und durchquerten den kurzen Teil des Ganges, der sie vor der geschlossenen Tür des Thronsaales führte. Nach einigen Momenten öffnete sich diese Tür langsam vor ihnen. Es war an der Zeit seinen rechtmäßigen Platz einzunehmen und wenn seine Freunde an seiner Seite blieben, war sich Casey sicher, das alles schaffen zu können.
 

ENDE
 

So das wars also mit Love me,… Princess?. Ich danke all meinen Lesern und allen die diese Geschichte favorisiert, kommentiert und gelesen haben.

Aber allen denen das noch zu wenig Mitellalterromantik war, lege ich mein neues Projekt ans Herz.

Es spielt kurz nach dieser Geschichte und ist auch eng damit verbunden. Wenn es auch ein eigenständiges Werk ist. Aber wer weiß vielleicht sieht man sich ja bei Love me,… Devil?



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (396)
[1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11...30] [31...40]
/ 40

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Arisa_abukara
2011-06-12T13:27:00+00:00 12.06.2011 15:27
zu geil das kappi xD

oh~ Rauol merkt das er mehr für Cassey mehr empfindet,
als zu anfang x3

und Cassy?
der weird auch bald merken wie er für ihn empfindet,
darauf bin ich schon gespannt *.*

lg
Von:  Arisa_abukara
2011-06-05T12:03:50+00:00 05.06.2011 14:03
wow *w*
ich schreib auch mal nen kommi x3
ich find das alles echt geil ^^
das einzige was mich stört ist das männer immer
irgend einen konkurenzkampf haben müssen, oder? xD
Von:  Zeckchen
2011-05-27T09:02:25+00:00 27.05.2011 11:02
wahnsin^^ eine echt tolle geschichte^^
Von:  Xaris
2011-02-26T15:58:14+00:00 26.02.2011 16:58
Es tut mir leiiiiid. >.<
Ich hab schon ewig keine Reviews geschrieben, da ich einfach nicht mehr mitkam. ^^"
Woah, dieses Ende war einfach Klasse <3
Was mir sehr gut gefallen hat war auch, dass Tailor und Mikaela zusammen gekommen sind, DAS hätte ich nämlich nicht erwartet. xD
Dieses Ende hast du mir ohnehin schon vor einige Zeit "schonend" beigebracht, als du sagtest, Taoul und Casey würden wohl nicht zusammen kommen. >D
Deine neue Story werde ich demnächst auch lesen, bin schon gespannt, wen man dort dann wiedersehen wird. :D

LG
Von:  Luca191
2011-02-10T17:58:08+00:00 10.02.2011 18:58
Ich fand diese Geschichte richtig schön.
Eigentlich muss ich gestehen, das ich dieses Zeitalter nicht mag,
doch sehr froh bin, meine Vorurteile über Bord geworfen zu haben.
Das Verhalten zwischen Casey und Raoul war sehr amüsant und auch spannend. Ich mochte aber auch die anderen Charaktere. Ich fand es toll, das besonders die Hauptpersonen doch zueinander gefunden haben und indirekt zusammen bleiben können. Bin ja ein rießen Fan von Happy Ends.:D Du hast einen guten Schreibstil und ich werde bei Gelegenheit auch deine anderen Geschichten inspizieren.;)

LG Luca
Von:  IsshiShiohara
2011-02-07T16:19:51+00:00 07.02.2011 17:19
Oh und wiedre ist es ein echt cooles kapitel!

Ich mag die Geschichte wirklich und du hast ein gutes Ende hinbekommen~
Ich hoffe man schreibnt und liest sich mal wieder!
Von:  yuri_ishtar-sama
2011-02-06T22:26:09+00:00 06.02.2011 23:26
Hi!
Hab deine Geschichte erst vor ein paar Tagen entdeckt, nun habe ich sie endlich zu Ende gelesen. Und ich muss sagen mir gefällt sie sehr gut.
Am meisten möchte ich die Szenen in dennen sich Raoul und Casey stritten, nicht zu vergessen ihre gemeinsamen Tanzeinlagen.
Deine, wenn auch mit anderen Personen in der Hauptrolle, Vortsetzug werde ich auch lesen. ;)
Viele Grüße
Von:  Tshioni
2011-02-06T18:57:52+00:00 06.02.2011 19:57
die Geschichte war einfach nur genial!!

ich habe jeden Tag sofort nachgeschaut, ob ein neues Kapitel on gekommen ist!
Wenn wir schon beim Thema sind: DANKE, dass du so fleißig geschrieben hast, man musste nie lange auf ein Kapitel warten.

Die Charaktere waren Super geschrieben, und ich habe sie mir sehr in mein Herz geschlossen! Ich werde sie echt vermissen ... -.-

Das einzige, was mir überhaupt nicht gefallen hat, ist der Schluss... ich bin richtig enttäuscht darüber..

Ich bin sehr froh, dass ich über dieses Schmuckstück gestolpert bin =)
und ich werde natürlich in deine neue Geschichte auch hinein schnuppern.

lg
Tshioni
Von:  Anubi
2011-02-06T12:57:13+00:00 06.02.2011 13:57
Sehr schöne Geschichte und mal was anderes.
Fand es sehr schade das Valerian gestorben ist. Wahr für mich ein sehr angenehmer Character und ich hatte ihn schon ziemlich ins Herz geschlossen. Das Ende hat mir nicht so gefallen. Hatte irgendwie mit etwas anderem gerechnet. Außerdem mag ich Mikaela und Kiane nicht ;)
Ansonsten sehr schön.

LG Anubi
Von:  Thetis
2011-02-06T11:07:36+00:00 06.02.2011 12:07
Ein tolles Ende... und im vergleich zu den anderen Geschichten die ich bisher von dir gelesen habe "kurz" ^___^

Love me,... Princess? hatte mal wieder ein stimmiges Charakterdesigne und eine flüssige Handlung, auch wenn mir teilweise etwas de Spannung fehlte. Trotzdem lohnt es sich immer deine FFs zu lesen, schon allein wegen eines Schreibstils. ^^

Grüße Thetis


Zurück