Zum Inhalt der Seite

Moonblood

Mondkinder Teil 1
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

☽☾

„Seid ihr wirklich sicher, dass ihr das durchziehen wollt?“ Skeptisch sah Ben mir zu, während ich alles Nötige in meinen ziemlich gefetzten, kleinen Rucksack packte. „Ich meine... wohin wollt ihr denn?“

„Keine Ahnung, Zoe hat was für uns gefunden, aber Hauptsache weg hier. Ich halt es hier keine Minute länger aus bei diesen verrückten Sektenidioten.“ Wütend riss ich mein Bettlaken von der Matratze und stopfte es noch in ein freies Eckchen meines Rucksacks hinein. „Die haben doch alle einen Dachschaden, verdammte scheiße!“

„Ist ja gut, Mann, reg dich ab.“ Hannes hockte höchst interessiert auf seinem Bett, kritzelte seine Geschichtshausaufgaben auf seinen Block, betrachtete dabei das Chaos um mich herum, das ich unabsichtlich veranstaltet hatte, und schüttelte voller Unverständnis den Kopf. „Aber ihr wisst schon, dass die nach euch suchen werden? Und wenn die es nicht tun, dann eure Eltern und dann... dann hilft euch auch nicht mehr Gott.“

„Hör doch auf, wenn Gott mir hätte helfen wollen, hätte er nicht zugelassen, dass ich hier her müsste. Ist doch eine Tatsache, oder?“ Das ganze Geschwätze über Gott, Jesus und wie sie alle hießen ging mir sowieso längst auf den Senkel, hatten die Leute hier sonst keine Probleme, die sie beheben müssen?

Etwas unschlüssig zuckte Hannes mit den Schultern, warf Ben einen vielsagenden Blick zu und widmete sich wieder seinem Aufsatz, den er morgen abgeben sollte. Ich eigentlich auch. Wenn ich bis dahin noch hier geblieben wäre, aber keine Macht der Welt konnte mich zwingen, auch nur fünf Stunden länger in diesem Irrenhaus zu verbringen.

Meine Eltern würden austicken, wenn sie erfuhren, dass ihr böser Sohn aus dem strengkatholischen Internat für die Kinder der Elite getürmt war, aber das ging mir am Arsch vorbei, ihnen war es schließlich auch egal gewesen, als ich gefordert hatte, auf eine normale Schule zu gehen.

Man hatte meine Bitte abgetan mit der Aussage, ich sollte hier vor dem Bösen der Welt geschützt werden. Angeblich. Dabei brauchte ich eher Schutz vor den Freaks hier, die mich so in meiner Freiheit einengten, dass ich manchmal kurz davor gewesen war, irgendjemand eine reinzuschlagen. Nicht unbedingt meinen Zimmerbewohnern Ben und Hannes und genauso wenig Zoe, dem Rest allerdings schon.

„Und du weißt noch nicht, wo ihr hinkommt?“, fragte Ben fassungslos. „Das ist doch bescheuert! Du kannst doch nicht einfach ohne Ahnung was kommt die Schule abbrechen, weil du keinen Bock mehr auf den Schrott hier hast. Machen wir ja auch nicht.“

Da sprach wieder die Vernunft in Person, wie aufbauend.

„Kann ich wohl, ich hab meinen Realschulabschluss theoretisch in der Tasche und Abitur ist sowieso nur was für Streber wie dich.“

Genervt verdrehe er die Augen und wandte sich wieder seinem Laptop zu, den er illergalerweise hier eingeschmuggelt hatte, um nicht ganz von der Außenwelt abgeschnitten zu sein. Sogar jemand wie Ben musste irgendwann einmal gegen die Regeln verstoßen, die sowieso längst überholt werden müssten.

Die Schule war der reinste Knast. Man durfte nicht mit 'besonderer' Kleidung anecken, sich nicht auffällig benehmen, am besten nur einsen in jedem Fach schreiben und natürlich jeden zweiten Tag in den Gottesdienst gehen. Und außerdem jeden Tag millionenmal beten. Kein Wunder, dass ich durch diese Einrichtung so geworden war, wie ich war.

Provoziert hatte ich schon immer gerne, deshalb hockte ich ja auch schon seit drei Jahren hier fest, aber die Schulleitung hatte mich geradezu herausgefordert, mich asozial zu benehmen und die ganzen spießigen Regeln zu ignorieren.

Ben und Hannes waren auch keine unschuldigen Lämmchen, immerhin hatte ich durch sie erst gemerkt, dass ich nicht nur auf Mädchen stand, sie versteckten ihre böse Seite nur extrem gut, deswegen bekamen sie auch keinen Ärger; außerdem schrieben sie relativ gute Noten, da ließ man sogar zu, dass sie in ihrem Emostyle durch die Schule rannten.

Bei mir sah das nicht ganz so aus. Meine Noten hingen eher im mittleren Bereich ab, ich glänzte mehr durch wirklich unmögliche Aktionen, die sich entweder gegen schulisches Eigentum, die Kleiderordnung oder meine Mitschüler richtete und sah auch nicht ein, weshalb ich daran etwas ändern sollte.

Am Anfang, als ich mit vierzehn hier her geschickt worden war, hatte ich zuerst versucht, mich anzupassen, damit meine Eltern nicht dauernd nörgelten, nur wurde mir das irgendwann zu dumm, weil ich überhaupt kein Recht auf persönliche Entfaltung mehr finden konnte.

Langsam fing ich an, meine Klamotten zu verändern. Ein Loch in der Hose da, ein mit Edding beschriebener Schuh da, Zoe drehte mir irgendwann mal ein paar Glöckchen an, die ich mir um den Hals hängte, damit auch jeder Depp mitbekam, dass ich den Raum betrat.

Die Schulleitung fand das gar nicht lustig und ließ mich nachsitzen, was mir wiederrum ziemlich auf den Keks ging, weshalb ich meinen kleinen Aufstand gegen das bescheuerte System fortsetzte.

Als ich an meinem sechzehnten Geburtstag erwischt wurde, wie ich mit meiner damaligen Freundin in einem leeren Klassensaal Sex hatte, wäre ich fast rausgeworfen worden und von da an wurde wirklich jeder kleinste Fehltritt von mir bestraft.

Ich kam fünf Minuten zu spät zum Unterricht – Nachsitzen.

Ich machte eine dumme Bemerkung über die hässliche Tasche eines Lehrers – Strafarbeit.

Ich schwätzte einen Gottesdienst, um lieber eine zu rauchen – Ausgangssperre am Wochenende.

Somit kam ich zu der Überzeugung, dass ich, da ja sowieso alles, was ich tat, schlecht war, auch wirklich nur noch Chaos stiften konnte, Konsequenzen hin oder her. Und es machte verdammt viel Spaß.

Egal ob ich mir die Haare grasgrün färbte, mich von Zoe mit ihrem Make up 'verschönern' ließ oder das Kreuz in der Eingangshalle etwas aufpimpte, indem ich es mit Nieten beklebte und falsch herum wieder aufhängte, selbst wenn ich dafür wochenlang die Schule nur von innen sehen konnte, ich hatte Spaß. Sehr viel Spaß, und meine Freunde sowieso, immerhin gab es sonst nicht so viel, worüber man hier lachen konnte.

Doch vor drei Tagen hatte ich den Bogen wohl überspannt: Es stand wieder einer dieser schnarchlangweiligen Schulgottesdienst an, auf den ich nur zu gut verzichten konnte, also verzog ich mich nach draußen, um dort ungestört den bekannten Wahnsinn zu verpassen, allerdings hielt ich mich dort nicht allein auf.

Irgendein Kerl aus der Stufe unter mir hatte wohl ebenfalls null Bock auf Beten gehabt und chillte dort vor sich hin. Es kam, wie es kommen musste: Der Kerl war gerade ein kleines bisschen notgeil und da bekannt war, dass ich bei Sex nicht gerne nein sagte, egal ob männlich oder weiblich, ließ ich mich dazu überreden, ihm einen zu blasen, war ja nichts dabei.

Nur stand plötzlich einer der Aufsichtslehrer, der eigentlich im Gottesdienst hätte sein müssen, vor uns, während ich gerade dabei war, Saschas oder Fabians oder wie auch immer der Kerl hieß Wunsch nachzugehen.

Natürlich war ich der böse, ich hatte jemandem vom Gottesdienst abgehalten und auch noch sexuelle Handlungen an ihm vorgenommen. Dass es ein Typ und kein Mädchen war, darüber durften sie sich nicht so laut beschweren, weil sich sonst irgendwelche Leute wegen Diskriminierung beklagt hätten, aber allein die Tatsache, dass da was gelaufen war, machte die ganze Sache so schrecklich.

Dieses Mal wollte man sich nicht mit einer Strafarbeit begnügen, hatte schon vorher nicht gewirkt. Sie verhängten für mich ein Ausgehverbot für die nächsten vier Monate, notfalls sogar 'Einzelhaft', damit ich über mein Vergehen in Ruhe nachdenken konnte und drohten mir mit vielen langen, nervigen Sitzungen beim Schulpsychologen.

Das musste ich mir nicht bieten lassen, was Zoe, meine beste Freundin genauso sah, weshalb wir zusammen von hier abhauen wollten. Am besten heute Abend, wenn alle schliefen, oder zumindest so taten als ob, da am nächsten Tag Samstag wäre und wir da noch nicht um sechs Uhr aufstehen mussten, erst um halb acht,. Vielleicht würde unsere Flucht dann nicht so schnell bemerkt werden.

„Und denkt dran: Wenn euch jemand fragt, ihr wisst von nichts, ich habe euch nichts gesagt und ihr habt auch erst morgen früh bemerkt, dass ich weg bin, verstanden?“, trichterte ich Ben und Hannes noch einmal glasklar ein, was mit einem einstimmigen Nicken quittiert wurde. Wenigstens etwas.

„Bist du sicher, dass du alles dabei hast?“ Kritisch musterte Ben mein weniges Gepäck. „Damit wirst du kaum überleben können.“

„Mehr kann ich aber nicht mitschleppen; erstens fällt das sonst auf und zweitens muss ich das auch alles tragen.“ War ja schön, wie er sich Sorgen um mich machte, nur brachte mir das leider gar nichts.

Jemand klopfte an unsere Tür und nach wenigen Sekunden stand Zoe mitten im Raum und betrachtete meinen Rucksack, der fast zu platzen drohte. „Und, bist du schon fertig oder fehlt noch was?“

„Nein, alles dabei, kann losgehen.“ Natürlich nicht sofort, bis zur Nachtruhe dauerte es noch zwei Stunden, aber theoretisch. „Hast du Marion erzählt, was wir vorhaben?“

„Natürlich nicht, bin ich irre?“ Zoe zeigte mir beleidigt einen Vogel. „Die rennt doch sofort zum nächsten Lehrer und sagt es weiter, um nachher keinen Ärger zu bekommen. Ich bin wirklich froh, wenn ich nicht mehr mit der in einem Zimmer schlafen musst.“

Da Zoe bekennend lesbisch war und es auch nicht besonders verheimlichte, hatte Marion ständig Terror deswegen veranstaltet und sogar versucht, sie aus dem Zimmer zu ekeln, bis man sie vor die Wahl gestellt hatte, mit der zickigsten hier lebenden Tussi in ein Zimmer zu verfrachten. Von da an hatte sie schön ihre Klappe gehalten und nur noch unterschwellig genervt.

„Wo wollt ihr jetzt genau hin? Vielleicht können wir euch dort dann mal besuchen, falls wir auch irgendwann uns von hier verabschieden.“ Ben sah vom Bildschirm seines Laptops auf. „Oder ist das streng geheim?“

„Nein, natürlich nicht“, seufzte Zoe und warf ihm einen Blick zu, der verriet, wie überflüssig sie diese Frage fand. „Ich schick euch dann eine SMS, wenn wir da sind, damit ihr die Lehrer nicht belügen müsst, falls sie wissen wollen, wo wir sind, okay?“

„Wie nett, dass du an uns denkst“, meinte Hannes sarkastisch. „Ob wir die Lehrer anlügen müssen oder nicht ist mir sowas von egal, wir wollen doch nur wissen, wo ihr dann seid.“

„Komm, beruhig dich mal, wir melden uns schon und lassen euch nicht allein in diesem Katastrophenbereich“, versuchte ich ihn zu beruhigen. Manchmal drehte er aus mir nicht bekannten Gründen plötzlich durch, was das Zusammenleben nicht immer leicht gemacht hatte. „Zoe, du gehst am besten wieder zu deiner Lieblingszimmernachbarin, damit sie keinen Verdacht schöpft und wir benehmen uns noch eine Zeit lang unauffällig, kapiert?“ So kurz vor dem Ziel wollte ich nicht scheitern.

Zoe kam meiner Aufforderung nach und verabschiedete sich, ich kontrollierte die Unordnung um mich herum, ob ich von den Digen dort nichts brauchte, Ben hackte verbissen weiter auf seine Tastatur ein und Hannes trauerte schon unserer gemeinsamen Zeit hinterher, die in wenigen Stunden endete.

Trotzdem freute ich mich, hier wegzukommen.

☽☾

Zwei Stunden und dreißig Minuten später war es soweit: Alles Lichter gingen aus, die Schüler sollten in ihren Betten sein und ich war vor Aufregung total nervös. Wenn uns heute jemand bei unserem Fluchtversuch erwischte, standen die Chancen, noch einmal so leicht davon zu kommen, sehr schlecht. Hier hielt man nämlich nichts davon, Schüler von der Schule zu werfen, die gegen die Regeln verstießen, da hätte man einige nämlich sogar belohnt. Stattdessen wurde man so lange hier festgehalten und umerzogen, bis man gar nicht mehr wegwollte.

Wie die das hier anstellte, wusste ich nicht und ich wollte es auch gar nicht erfahren.

Ich wollte nur so bald wie möglich weg.

„Hannes? Ben? Schlaft ihr schon?“ Zwar bezweifelte ich das, weil die beiden sich noch nicht von mir verabschiedet hatten, aber ich wollte mich noch einmal vergewissern.

„Natürlich nicht“, flüsterte Hannes mir zu, dessen Bett sich gegenüber von meinem befand. „Für wie dumm hältst du uns?“ Leise stand er auf, schlich sich zu mir und hockte sich neben mich auf die Bettdecke. „Ich will echt nicht, dass ihr geht. Dann ist es hier noch schrecklicher als vorher.“

„Du hast doch Ben“, versuchte ich ihn von der Tatsache abzulenken, dass es ohne Zoe und mich wirklich totlangweilig werden könnte, da dann niemand mehr da war, der freiwillig einen Skandal nach dem anderen produzierte.

„Na toll, als ob ich den nicht schon seit wir sieben sind hätte“, murrte Hannes leise vor ich hin.

„He, das hab ich gehört“, beteiligte sich nun auch Ben an unserer letzten, nicht besonders geistreichen Konversation. Keine zehn Sekunden später saß auch Ben bei uns und versuchte mich mit allen Mitteln der Überredungskunst davon abzuhalten, nicht das Weite zu suchen. Leider ohne Erfolg, mein Entschluss stand seit Ewigkeiten fest.

Das Quietschen der Tür verriet mir, dass sich Zoe endlich eingefunden hatte, was Ben und Hannes hoffentlich die Endgültigkeit unseres Vorhabens signalisierte.

„Roman, bist du bereit?“, erkundigte sich Zoe und ging auf Zehenspitzen auf uns drei zu. „Jetzt ist es gerade günstig, kein dummer Lehrer rennt auf dem Flur herum und kann uns in die Quere kommen.“

„Okay, dann nichts wie los.“ Angezogen war ich, mein Rucksack lehnte neben mir an der Wand, nichts hielt uns noch auf. Höchstens Ben und Hannes, die uns am liebsten gar nicht hätten gehen gelassen, allerdings einsahen, dass es nichts brachte, uns zu zwingen, hier im Zentrum der Dummheit zu bleiben und zu verblöden.

Hannes umarmte mich zum Abschied so stürmisch, dass ich glaubte, ersticken zu müssen und Ben hielt sich ebenfalls kein Stück zurück, nur dass er es sich nicht nehmen ließ, mir noch einen Kuss auf die Wange zu drücken.

Da er der erste Typ gewesen war, mit dem ich geschlafen hatte, und ich ihn zum Kreis meiner besten Freunde zählte, hatte ich nichts dagegen einzuwenden.

Bei Zoe verlief die ganze Sache etwas schneller; nicht weil Ben, Hannes und sie sich nicht leiden konnten, sondern weil Zoe kein Mensch war, der lange Verabschiedungsrituale mochte, und das hatten die Jungs schon früh genug gemerkt, irgendwann in der siebten Klasse, als ich noch gar nicht ahnte, dass es solche unzumutbaren Orte wie diesen hier gab und meinen Eltern zuhause auf den geist gegangen war.

Beinahe lautlos verließen Zoe und ich mit unserem Gepäck den Raum, eilten den Flur entlang und eine Treppe hinunter, bis wir vor der Tür des Mädchenklos standen. Von dort aus konnte man fast ohne Schwierigkeiten nach draußen auf die Umgrenzungsmauer gelangen, das hatte Zoe schon einige Male vorher extra für heute Nacht getestet.

„Pass auf, dass du nicht ausrutscht und da runterfällst, dann haben wir nämlich ein ziemliches Problem“; schärfte Zoe mir zum dritten Mal ein, während sie auf dem Fenstersims balancierte und nach der Regenrinne an der Außenwand griff.

Hoffentlich hielt das verrostete Ding, sonst stürzte Zoe und brach sich ein Bein. Wenn sie Pech hatte sogar beide.

Sie hielt; mit einem gewagten Sprung landete Zoe auf der Mauer und winkte mir zu. Entweder um mich zu ärgern oder mich zu ermuntern, in der Dunkelheit erkannte ich ihren Gesichtsausdruck nicht besonders gut. Das störte mich auch nicht besonders, solange ich die Umrisse der Mauer sah, auf denen ich am besten ohne viel Lärm aufkommen sollte.

Dank meiner intensiven Betätigung in Sport jeder Art – außer im Schulsport, der gehörte verboten – schaffte ich es tatsächlich, direkt neben Zoe auf dem kalten Stein eine punktgenaue Landung hinzulegen. Allerdings musste sie mich am Arm packen, damit ich nicht von meinem eigenen Schwung auf der anderen Seite hinunterfiel. Dieser Teil des Ausbruchs war wirklich der schwierigste, der Rest bestand so weit ich wusste nur noch aus Laufen, Rennen und sich Zurechtfinden.

Das erste Stück rannten wir wirklich, um uns ganz sicher zu sein, dass uns auf dem schmalen Asphaltweg, der vom Haupttor des Internats bis ins nächste Dorf führte, niemand verfolgte. Das zusätzliche Gewicht des Rucksacks und das nicht vorhanden sein von Licht – Taschenlampen hatten wir dummerwiese vergessen zu besorgen – machte es nicht einfacher, aber wir erreichten den winzigen Ort ohne nennenswerte Komplikationen.

„Hier muss irgendwo eine Haltestelle sein, da nehmen wir dann den Bus bis in die nächste größere Stadt und von da aus den Zug“, erklärte Zoe mir endlich unsere Reiseroute. Klang nicht gerade billig, aber auf einem anderen Weg kam man nicht von hier weg, man saß sozusagen am Arsch der Welt fest, wenn man keine öffentlichen Verkehrswege benutzte.

Tatsächlich entdeckten wir gut versteckt bei einem kleinen Laden die Haltstelle, an deren Plan stand, dass in absehbarer Zeit noch ein Bus vorbeikommen würde, der uns bis an den nächsten Bahnhof bringen konnte.

Die Wartezeit verkürzte Zoe mir, indem sie in den höchsten Tönen von unserer bevorstehenden Zukunft schwärmte und sich fragte, wie morgen die Schulleitung reagierte, wenn sie feststellte, dass wir uns davon gemacht hatten, ohne dass jemand wusste, wohin überhaupt.

Als der Bus nach gefühlten zwei Stunden vor uns anhielt und wir als einzige im Inneren Plätze suchten, war ich ziemlich erleichtert, dass wir es bis hier her geschafft hatten. Noch ein paar Stunden und unsere Spur würde kein noch so schlauer Lehrer ausfindig machen.

Am Anfang versuchte Zoe noch mit mir das Gespräch weiterzuführen, doch da ich ihr nicht mehr antwortete, weil ich langsam aber sicher müde wurde und dann nur noch ungern redete, ließ sie es bleiben, sah stattdessen aus dem Fenster und wartete, dass wir umsteigen konnten.

Die Fahrt zog sich, weshalb ich ziemlich froh war, als wir endlich den Bus verlassen und uns auf den Weg zu den Gleisen machen konnten. Außer uns standen nur ein oder zwei Leute hier herum, man merkte einfach, dass man immer noch irgendwo in der Pampa hockte. Zwar nicht mehr am Arsch der Welt, aber bis zum Nabel fehlte doch noch ein ganzes Stück.

Den Rest der Reise bekam ich gar nicht mehr mit, da ich sofort einpennte, als Zoe und ich uns zwei Plätze erkämpft hatten. Hoffentlich blieb wenigstens sie wach, sonst wachten wir Stunden später auf und wussten gar nicht, wo wir waren und wie wir dort wieder wegkommen sollten.

„Roman, wir sind gleich da!“ Zoe rüttelte mich unsanft am Arm, weswegen es nicht lange dauerte, bis ich mich wieder in einem Zustand befand, den man als einigermaßen wach bezeichnen konnte. Hoffentlich kamen wir bald dort an, wo Zoe uns hinbringen wollte.
 

Wir liefen eindeutig durch eine Großstadt, das konnte man gar nicht übersehen. Obwohl es schon ziemlich spät war, hingen überall irgendwelche Leute herum, tranken sich zu oder schwafelten so laut vor sich hin, dass man fast gezwungen wurde, zuzuhören. So etwas war man gar nicht gewöhnt, wenn man kaum aus diesem ätzenden Internat herausgekommen war. Gut, dass diese Zeiten vorbei waren und ich mich frei bewegen konnte.

Das einzige, auf das ich im Moment nur gar keine Lust hatte, war, von einer wildfremden Person angequatscht zu werden. Egal ob einfach nur, um nach dem Weg zu fragen oder um sich cool zu fühlen, ich brauchte das nicht, das verzögerte nur unsere Ankunft bei wem auch immer, Zoe hatte mich immer noch nicht eingeweiht. Langsam nervte es mich, vor allem weil sie nicht besonders sicher schien, wo wir genau hinlaufen mussten. Eigentlich ziemlich untypisch für Zoe, die sich sicher vorher schon die Wegbeschreibung im Internet ausgedruckt und auswendig gelernt hatte, um mich quer durch die Gegend zu scheuchen.

„Braucht ihr Hilfe?“ Vor uns blieb eine junge Frau, sicher nicht älter als Anfang zwanzig, stehen und lächelte uns an. Fast automatisch strahlte Zoe zurück, weswegen ich mir nur knapp ein genervtes Seufzen verkneifen konnte.

Es war ungefähr Mitternacht, ich war müde, wollte nur noch in ein Bett – meins stand ja leider nicht zur Verfügung – und Zoe hatte wieder diesen Gesichtsausdruck aufgelegt, den sie nur bekam, wenn irgendein Mädchen in ihr Beuteschema fiel.

Und das schien bei Miss Unbekannt der Fall zu sein, das konnte ja noch lustig werden.

„Ja, gerne“, nahm Zoe die angebotene Hilfe auch sofort an – wer hätte es gedacht? „Wie kommen wir in die Innenstadt?“

„Ich kann euch hinbringen, wenn ihr wollt“, erklärte sich die Frau ohne Namen bereit, setzte sich in Bewegung und deutete uns an, ihr zu folgen. „Ich bin übrigens Paige.“

Wenigstens etwas wussten wir jetzt über sie.

„Ich bin Zoe und das ist mein bester Freund Roman.“ Natürlich hielt sich Zoe nicht zurück. Sie war nicht dumm, aber manchmal fragte ich mich, ob sie sich genau überlegt hatte, was die Konsequenzen davon bedeuteten. Besonders wenn irgendwelche Mädchen im Spiel waren.

Wenn Paige sie noch mehr zum Reden brachte, erfuhr sie zum Beispiel von unserem kleinen Abenteuer. Zwar vermutete ich nicht, dass sie ein getarnter Spion war und für unsere Schule arbeitete, um entlaufene Schüler schnell wieder einzufangen, trotzdem musste sie nicht erfahren, was wir wann und wo taten. Sie brachte uns in die Innenstadt und fertig.

Während ich hinter den beiden her trottete und mir die Umgebung soweit es bei den wenigen Lichtern und Laternen hier möglich war ansah, hatte Paige Zoe in ein Gespräch verwickelt, aus dem sie nicht so schnell herauskam und in dem sie einiges von sich und uns preisgeben musste.

Natürlich hätte ich dazwischen gehen können, nur gab es das Problem, dass Paige vielleicht beleidigt gewesen wäre, uns allein stehen gelassen hätte und wir uns eine neue Person hätten suchen müssten, die uns in die richtige Richtung führte. Und eigentlich hatte ich keine Lust, die seltsamen Gestalten um uns herum anzusprechen, da bevorzugte ich doch lieber Paige. Sie wirkte wenigstens nicht so, als würde sie uns etwas tun.

Das klang so, als wäre ich Loser Nummer eins, der sich nicht wehren konnte, falls mir einer dumm kam, aber im Moment fühlte ich mich nicht in der Verfassung, mich mit jemandem zu schlagen, außer wenn es nicht vermeidbar wäre.

Die Straße, durch wie wir gingen, wurde immer dunkler, weil mindestens die Hälfte der Lampen hier den Geist aufgegeben hatten, was mich nicht unbedingt freute. Angst im Dunkeln hatte ich nicht, nur hörte ich schon seit einigen Minuten Schritte hinter uns, das mich zusätzlich nervös machte.

Scheiß Großstadt, langsam merkte ich, wieso wir schon jahrelang in einem Kaff am Arsch der Welt gewohnt hatten, bevor ich ins Internat umgesiedelt worden war. Hier konnte es gefährlich werden oder zumindest wehte ein Hauch von Gruselstimmung durch die Gegend, wie in einem schlechten Horrorfilm.

Auch Zoe schien es langsam unbehaglich zu werden, denn sie schaute sich immer wieder nach hinten um und vergrub ihre Hände tief in ihren Hosentaschen.

Der Stoß, der mich trat, kam völlig unerwartet, sodass ich nach vorne fiel und schmerzhaft auf dem harten Pflaster landete. Im ersten Augenblick realisierte ich gar nicht, was eigentlich los war, bis ich Paige sah, die Zoe gegen die nächste Hauswand drückte und auf sie einredete, allerdings verstand ich kein Wort davon. Zoe versuchte sich zu befreien und trat einige Male nach Paiges Schienbeinen, doch diese wich geschickt aus.

Was weiter zwischen den beiden geschah, bekam ich nicht mehr mit, da ich nun selbst gegen meinen Willen gepackt und umgedreht wurde. Wütend wollte ich demjenigen für diesen hinterhältigen Angriff eine reinhauen, aber er umklammerte meine Handgelenke so fest, dass ich sie nicht bewegen konnte.

„Lass mich los, du Wichser, sonst mach ich dich fertig“, fuhr ich ihn an, was sich in meiner Lage ziemlich bescheuert anhörte, immerhin konnte ich ihn nicht einmal mit dem kleinen Finger berühren.

„Ja, das sehe ich“, meinte er lässig und musterte mich eingehend. „Komm, fang an oder auf was wartest du?“

Was dachte sich der Typ dabei? Wollte er mich provozieren, um sich über mich lustig zu machen? Und was verdammt noch mal wollten er und Paige von mir und Zoe? Geld? Unsere Sachen? Hatten sie einfach Bock, fremde Menschen zu verprügeln, weil ihnen Langweilig war?

Aus Zoes Richtung ertönte ein lauter Schrei, was mich noch einmal anstachelte, diesem Vollidioten zu zeigen, dass sie sich nicht alles erlauben konnten, nur weil sie hier lebten.

Am liebsten hätte ich mich außerdem umgedreht, um zu sehen, was Paige mit Zoe anstellte, aber mein Gegenüber hielt mich immer noch so auf den Boden gedrückt, dass ich außer ihm gar nichts sah. Kam es mir nur so vor oder kam er mir immer näher?

Scheiße, wenn das jetzt irgendwelche kranken Perversen waren, die ihre gestörten Fantasien an uns auslassen wollten...

„Mads, Paige, seid ihr bescheuert?“, hörte ich von gar nicht so weit weg eine Stimme rufen, die sich uns deutlich näherte. „Lasst sie sofort los!“ Wollte uns da tatsächlich jemand helfen?

„Verdammt, Janina, mach die Fliege“, knurrte der Typ – Mads hieß er wohl, was für ein schräger Name –, der mir inzwischen so auf die Pelle gerückt war, dass er mit seiner Nasenspitze fast meine Hals berührte. „Du störst.“

„Und ihr habt einen Dachschaden.“ Die unbekannte Person schien sich wirklich nicht abwimmeln zu lassen, denn keine zehn Sekunden später fegte etwas Dunkles an uns vorbei, ich hörte Paige fluchen und etwas – oder jemanden – zu Boden fallen.

„Muss die sich immer einmischen?“ Mads hatte sich wieder gefasst, warf noch einen kurzen Blick zu Paige und versuchte mich ohne Vorwarnung in den Hals zu beißen.

Erschrocken zuckte ich zurück, der Typ hatte doch wirklich nicht mehr alle Tassen im Schrank, so wie der sich aufführte. Auf meine Kohle hatte er es echt nicht abgesehen, sonst hätte er mich einfach niedergeschlagen, mein Geldbeutel geklaut und wäre längst über alle Berge.

Zu einem weiteren Versuch, mich mit seinen Zähnen zu verunstalten kam Mads nicht, denn etwas sprang ihn an; er knallte mit der Stirn auf meinen Unterkiefer, sodass sich mein Hinterkopf und der Betonboden trafen.

Es tat höllisch weh, aber anscheinend nicht nur mir, denn Mads machte keine Anstalten, sich gegen Janina oder wer auch immer ihn von mir herunterzog, zu wehren. Mir konnte es nur recht sein.

☽☾

Peinlicherweise musste ich bewusstlos geworden sein, denn ich wachte nicht auf einem dunklen, unbequemen Bürgersteig auf, sondern auf einem kleinen, weißen Sofa. Das überraschte mich, andererseits konnte ich natürlich auch träumen und lag in Wirklichkeit immer noch ziemlich dumm in der Gegend herum und wartete darauf, gefunden zu werden.

„Du bist ja endlich wach“, stellte eine Stimme neben mir fest und verwirrt drehte ich den Kopf zu Seite. Dort saß ein Mädchen, ungefähr in meinem Alter, das ich ganz sicher noch nie in meinem Leben gesehen hatte.

Wo war ich denn nun wieder gelandet? Wo war Zoe? Und wo dieser unverschämte Mads?

Verwirrt wollte ich aufstehen – das fremde Mädchen ignorierte ich nun einfach mal – und mich auf die Suche nach meiner besten Freundin und notfalls auch den anderen seltsamen Typen machen, doch die große Unbekannte ließ es erst gar nicht zu, dass ich mich komplett aufsetzte, sondern drückte mich bestimmt, aber nicht grob in die roten Kissen unter mir zurück. Schon wieder jemand, der stärker als ich war, langsam zweifelte ich an mir.

Aber wenn ich schon nichts selbst herausfinden durfte, wollte ich gefälligst Antworten vor ihr bekommen.

„Wer bist du?“, wollte ich als erstes nicht besonders höflich von ihr erfahren und sah sie dabei direkt. „Wo bin ich und wo ist Zoe?“

Statt beleidigt wegen meines patzigen Tons zu sein, schenkte sie mir ein kurzes aufmunterndes Lächeln und stellte sich meinem Verhör. „Ich heiße Janina, du bist bei mir in meinem Zimmer und Zoe – das Mädchen mit den roten Haaren, oder? – ist nicht hier.“

„Aha, wo ist sie dann? Ich will zu ihr.“ Und zwar sofort, wer wusste, was mit ihr passiert war. Dieser Paige traute ich nun alles zu, egal wie harmlos sie am Anfang gewirkt hatte.

„Das geht leider nicht“; wich mir Janina fast sofort aus, was mich nicht unbedingt gnädiger stimmte. Natürlich würde ich mich mit dieser Aussage nicht zufrieden geben, darauf konnte sie wetten.

„Na klar geht das, also sag mir, wo sie ist.“

„Bei Paige zuhause.“ Sie schien es nicht gerne zuzugeben.

„Was? Bei einer von den Bekloppten? Hol sie da sofort weg!“ Wollte die mich verarschen oder was? Janina hatte doch gesehen, dass die nicht ganz richtig im Kopf waren. „Oder gehörst du auch zu denen und ihr macht alle gemeinsame Sache, tut aber nicht so?“ Sollte ja öfter vorkommen, um Unwissende zu verwirren und in die Falle zu locken.

„Nein, natürlich nicht, aber wir verstehen uns eigentlich ganz gut.“

Das wurde ja immer besser hier. Lief das in jeder Großstadt so unübersichtlich ab? Fanden die das gut? Warum hatten Zoe und ich da ausgerechnet hineingeraten müssen?

Langsam hatte ich wirklich das Bedürfnis, wieder ein dummes Fastspießerleben im Internat zu führen, da wusste man wenigstens, woran man war.

Janina bemerkte endlich meine Verwirrung und die Gefahr, dass ich gleich einen kleinen Anfall bekommen könnte, weil man mir nichts genaues erklärte. „Ich glaube, wir fangen am besten ganz von vorne an, okay? Also, wie du weißt, heiße ich Janina. Wie du heißt, weiß ich leider noch nicht, vielleicht wirst du es mir sagen.“

„Roman“; unterbrach ich sie einfach. Mein Nachname interessierte hier hoffentlich keinen.

„Okay, Roman, wo du bist, weißt du ja auch schon.“

Hielt sie mich für etwas dumm? Vielleicht vermutete sie auch nur, dass ich durch den Sturz noch nicht so ganz leistungsfähig war und wollte mich nicht sofort überfordern.

„Zoe ist bei Paige geblieben, weil sie dort – ob du es glaubst oder nicht – am besten aufgehoben ist. Im Moment kannst du wirklich nicht zu ihr oder mit ihr sprechen, aber in drei Tagen oder so kann ich dir Paiges Nummer geben, dann kannst du mit ihr telefonieren.“

„Und warum kann ich nicht sie nicht besuchen?“ Wo lag denn da bitte das Problem?

„Es geht einfach nicht.“ Sie seufzte leise. „Wenn ich dir den Grund nenne, wirst du mir sowieso nicht glauben.“

„Du kannst es ja mal versuchen.“ Wenigstens hatte ich dann ungefähr eine Ahnung, was die ganze Geheimnistuerei sollte.

Eine kurze Pause trat ein. „Zoe ist jetzt ein Vampir, weil Paige sie gebissen hat.“ Nervös fuhr sich Janina mit den Fingern durch die Haare und wartete auf meine Reaktion.

Am liebsten hätte ich sie ausgelacht, denn so etwas Idiotisches hatte ich nicht einmal im Religionsunterricht gehört, nur leider war es nicht witzig.

Es würde nämlich erklären, warum mir Mads versucht hatte, in den Hals zu beißen, das tat man schließlich nicht aus Langeweile.

„Ich weiß, das muss für dich total verrückt klingen, aber es ist leider die Wahrheit“, versuchte Janina mich weiter von der Richtigkeit des Gesagten zu überzeugen. „Sie muss sich erst an ihren Zustand gewöhnen, deswegen solltest du sie besser nicht sie. Sie könnte etwas... naja, gereizt sein und dann besteht die Gefahr, dass sie dich auch beißt und dann hättet ihr noch ein Problem mehr...“ Als sie merkte, dass sie selbst kaum noch durchblickte, brach sie einfach ab und gab mir einige Minuten, mich zu sammeln.

Gerade als sie ansetzen wollte, das Gespräch weiter zu führen, kam ein Junge in ihr Zimmer geschlurft, sah mich kurz an und wollte schon wieder verschwinden.

„He, Lin, warte mal kurz“, stoppte Janina ihn, bevor er die Tür hinter sich zuknallen konnte. „Sag Mama, dass Roman aufgewacht ist, okay?“

Eine Antwort bekam sie nicht, nur das Schließen der Tür hörten wir. Netter Kerl.

„Das war mein kleiner Bruder Linus.“ Janina zwang ein Lächeln auf ihr Gesicht. „Er ist eigentlich ganz in Ordnung, nur in der Gegenwart von anderen benimmt er sich manchmal unmöglich.“

Na das konnte ja noch lustig werden.

Um nicht weiter das Verhalten ihres netten Bruders zu analysieren, begann ich endlich Janina zu erzählen, wo ich herkam, wieso ich gestern mit Zoe bei Nacht durch die Straßen geirrt war und warum es so wichtig war, mit Zoe Kontakt aufnehmen zu können. Immerhin wusste ich immer noch nicht, wo wir unterkommen sollten und auf der Straße wohnen gehörte nicht unbedingt zu meinen Traumerfahrungen.

„Das dürfte kein Problem sein, du kannst sicher ein paar Tage hier bleiben.“

Das erstaunte mich dann doch. Sie kannte mich nicht und vielleicht verkündete ich hier Märchen, um in einem geeigneten Augenblick ihr die Bude leerzuräumen und abzuhauen.

„Okay, danke.“ Mal sehen, ob es tatsächlich bei ein paar Tagen blieb, Übergangsmöglichkeiten hatten gerne die Eigenschaft, sich zu einem Dauerzustand zu entwickeln.

Nachdem das geklärt war, erkundigte sich Janina, ob mir etwas weh tat, ich Hunger hätte und wie ich mich fühlte. Dafür, dass ich aus dem Internat getürmt und angeblich von Vampiren angegriffen worden war, ging es mir gut, was Janina auch nach kurzer Zeit einsah und mich deshalb etwas alleine ließ.

Da ich nicht einfach im Haus herumlaufen wollte, obwohl ich es gerne getan hätte, blieb ich liegen, betrachtete das Zimmer und fragte mich, ob die Eltern auch aussahen wie ihre Kinder.

Soweit ich das erkannt hatte, konnte man zumindest Linus in die Kategorie 'punkähnliches Wesen' verschieben, bei Janina war ich mir nicht ganz so sicher, dafür kannte ich mich dann doch nicht so gut mit der Materie aus. Außerdem wollte ich den beiden nichts aufzwingen, was vielleicht gar nicht stimmte.

Es reichte, dass ich Hannes und Ben lange genug mit ihrem Emogetue aufgezogen hatte.

Ach ja, den beiden musste ich ja auch noch von unseren Erlebnissen berichten, allerdings würde ich das erst tun, wenn ich mehr Informationen über das alles hier hatte, denn einfach nur per SMS zu schreiben 'Hab kein Plan wo wir sind, Zoe ist jetzt ein Vampir und ich wohn bei fremden Leuten' klang eher, als wollte ich sie verarschen.

Außerdem traute ich der Sache mit dem Vampirzeug immer noch nicht ganz über den Weg. Wir lebten im 21. Jahrhundert, ich fühlte mich sogar zu aufgeklärt, um an Gott zu glauben, wieso also an diese untoten Viecher?

Seufzend setzte ich mich auf, suchte mein Handy aus meiner Tasche hervor, die am Sofa gelehnt stand, und tippte Zoes Nummer ein. Wenn sie dran ging, konnte sie die tollen Behauptungen entweder bestätigen oder widerlegen.

Dummerweise nahm niemand ab, sodass ich genauso schlau wie vorher war und erst recht bei dieser Paige zuhause vorbei kommen und Zoe mitnehmen wollte, Vampir hin oder her.

Wenn Zoe einer wäre, müsste sie das irgendwie ihren Eltern beibringen, falls ihr die in nächster Zeit zufällig über den Weg liefen, freiwillig wollte sie sich soviel ich wusste nicht mit denen abgeben.
 

Die nächsten drei Tag verbrachte ich größtenteils damit, mich in Janinas Zimmer aufzuhalten, mich mit ihr bekannt zu machen und zu unterhalten – sie schien es wirklich zu interessieren, wie mein Leben auf dem Internat verlaufen war – und mich an die Situation zu gewöhnen. Linus ging mir eigentlich permanent aus dem Weg und ignorierte mich sogar beim Essen fast die ganze Zeit, während seine und Janinas Eltern zwar von meiner Anwesenheit wussten, es allerdings akzeptierten und mich in Ruhe ließen.

Mich wunderte es immer noch, mit was für großem Vertrauen diese Familie mich behandelte; die ließen mich sogar den Tag über allein zuhause, immerhin mussten sie entweder arbeiten oder in die Schule. Ich hätte ihnen immerhin in ihrer Abwesenheit etwas klauen oder zumindest randalieren können, nur vermuteten sie richtig, dass ich nichts anstellte, solange ich keinen Plan hatte, wo Zoe war, wie es ihr ging und wo ich dann unterkommen sollte, wenn sie sich endlich bei mir meldete.

Als ich am dritten Nachmittag mir aus Langweile irgendwelche dummen Dinge im Fernseher anschaute, der tollerwiese in diesem Zimmer stand, kam Janina zu mir.

An sich nichts Neues, denn es war ihr Zimmer und sie hielt sich auch oft hier auf. Allerdings hielt sie das schnurlose Telefon in der Hand und hielt es mir auffordernd entgegen.

Scheiße, hatten meine Eltern mich orten lassen oder wer wollte hier mit mir sprechen? Vielleicht waren es auch meine zwei Emofreunde, die sich aufregten, weil ich vergessen hatte, mich bei ihnen zu melden.

„Roman, deine Freundin“, flüsterte Janina mir leise zu, während sie den Hörer vor meiner Nase hin- und herschwenkte. „Sie ist heute endlich aufgewacht.“

Dann konnte sie niemand anderen meinen als Zoe. Einerseits freute es mich tierisch, endlich wieder mit ihr in Kontakt zu kommen, andererseits befürchtete ich irgendwelche seltsamen Erklärungen, warum das erst jetzt geschah und was Janina meinte mit heute aufgewacht.

„Hi Zoe“, begrüßte ich sie und wartete gespannt, was nun folgte.

„Hi Roman.“ Sie klang irgendwie, als wäre sie tatsächlich noch nicht ganz aus dem Tiefschlaf zurückgekehrt.

„Wie geht’s dir? Wo bist du?“

„Keine Ahnung“, nuschelte sie undeutlich in den Hörer, versuchte sich aber hörbar zusammenzureißen. „Bin gerade erst aufgestanden, du weißt, dass man da nicht viel mit mir anfangen kann.“

„Aber du bist bei Paige, oder?“ Wenigstens das musste sie wissen, schließlich gehörte diese für die ungefähr in die Kategorie potentielle Traumfrau und so jemanden vergaß oder übersah man nicht einfach.

„Ja, bin ich, angeblich seit drei Tagen. Du kannst sie auch selbst fragen, sie sitzt neben mir und hört zu.“

Nein, das musste wirklich nicht sein, so besonders gut war ich auf sie nicht zu sprechen. „Hat sie es dir schon erzählt? Dass du angeblich ein Vampir bist?“ Diese Vorstellung konnte ich immer noch nicht ganz nachvollziehen, es klang einfach zu affig.

„Ja, hat sie“, fauchte Zoe plötzlich los, „und weißt du was? Es stimmt auch noch! Hätte ich eine Videokamera, könnte ich dir diese hässlichen Eckzähne und diese kranke Hautfarbe zeigen. Ich seh total entstellt aus. Außerdem habe ich keinen Hunger, werde jetzt angeblich kaum oder gar nicht mehr schlafen und bald besteht die Gefahr, dass ich dich aussaugen könnte, deswegen wollen die mich hierbehalten, um mich zu überwachen.“

Sie hatten sich inzwischen so in ihren Ärger über ihre neue Lebensform hineingesteigert, dass ich gar nicht dazu kam zu fragen, wo genau hier war, und Paige ihr vorsichtshalber den Hörer aus der Hand nahm, mich bat, kurz zu warten, und eifrig auf Zoe einredete.

Es musste wirklich schwierig für meine beste Freundin sein, sich an das Vampir Dasein zu gewöhnen und mit den Konsequenzen klarzukommen.

„Roman, es tut uns wirklich Leid, wie das gelaufen ist. Zoe ist vorhin fast ausgeflippt, als ich es ihr erklärt habe, deswegen mussten wir sie ein bisschen ruhig stellen, ansonsten hätte sie uns das Haus zerlegt.“

„Glaubt ihr wirklich, sie hätte sie darüber gefreut, jetzt ein Vampir zu sein?“ Das nahm denen doch keiner ab.

„Es gibt Menschen, die finden es toll, unsterblich zu sein“, verteidigte Paige ihre Aussage. „Ich zum Beispiel. Aber ihr Problem ist wohl, dass sie jetzt unfruchtbar ist; Vampire können keine Kinder bekommen, weil wir ja eigentlich tot sind. Wusstest du, dass Zoe später unbedingt Kinder haben wollte?“

„Nein.“ Erstens hatten wir nie über Nachwuchs, den wir vielleicht haben wollte, geredet – woher wusste Paige eigentlich von Zoes Wunsch? – und zweitens stand dann auch die Frage im Raum, wie denn. Zoe war lesbisch und hatte mir oft genug gesagt, wie abstoßend sie allein den Gedanken fand, mit einem Jungen zu schlafen.

„Naja, sie wird es dir sicher noch erzählen“, wandte Paige ein und ließ mich weiter mit Zoe telefonieren, die mir noch einmal alle Nachteile, die bald auf sie zukamen, aufzählte und wirklich gar nicht glücklich klang. Sie tat mir wirklich leid.

Allerdings musste ich jetzt, da sie endlich mal erreichbar war, erfahren, wo ich in absehbarer Zeit leben konnte, denn Janinas Familie noch länger mit meiner Anwesenheit zu belästigen kam gar nicht in Frage, dafür hatte ich zu wenig Übung im gekonnten Durchschnorren ohne schlechtes Gewissen.

Meine Frage schien Zoe ziemlich aus der Bahn zu werfen, denn sie schwieg eine geschlagene halbe Minute – da sie ja auch nicht mehr atmete, hörte es sich wirklich gruselig an –, bevor sie mir ungewohnt kleinlaut antwortete.

„Sorry Roman, aber ich habe keine Ahnung.“

„Aber du hast doch stolz erzählt, du wüsstest, wo wir wohnen können!“ Hatte sie das vergessen oder was ging hier vor.

„Hab ich ja auch...“ Eine ewige Kunstpause. „Aber ich hab dich angelogen.“

☽☾

Ich war an einem Punkt angelangt, an dem ich einfach nur noch irgendetwas kaputt machen wollte.

„Es tut mir Leid, Roman, aber sonst wärst du nie mit mir mitgekommen“, versuchte Zoe mir eine Erklärung für ihre Dummheit zu liefern. „Und dir hat das Leben im Internat echt nicht gutgetan, ich wollte dir doch nur helfen.“

„Hast du ja toll gemacht.“ Ohne Paige und Janina säßen wir dann mitten in der Großstadt auf der Straße und wüssten nicht, wohin. Ob das so viel besser als das Spießerleben im Sekteninternat gewesen wäre, bezweifelte ich irgendwie.

Ohne auf ihr weiteres Gequake zu achten; drückte ich das kleine, rote Knöpfchen und musste mich zusammenreißen, um den Hörer nicht gegen die nächste Wand zu werfen.

Ich war so wütend auf alles und jeden, das erstaunte mich selbst.

Natürlich auf Zoe, die mich angeblich zu meinem Besten hintergangen hatte.

Auf mich selbst, weil ich nicht gemerkt hatte, dass da etwas nicht stimmte.

Auf Paige, weil sie warum auch immer den größten Wunsch meiner Freundin unmöglich gemacht hatte.

Inzwischen auch ein bisschen auf Janina, weil sie Mads davon abgehalten hatte, mich zu beißen und ich deshalb nicht bei Zoe sein konnte und auch auf Linus, weil ich sein Verhalten einfach dumm fand.

„Was ist denn mit dir los?“, fragte Janina überrascht, als sie kurz darauf zu mir zurückkehrte und meinen geladenen Zustand bemerkte. „Ist was passiert? Hat Paige wieder etwas gemacht, was nicht in Ordnung war?“

So kurz wie möglich berichtete ich ihr, was wirklich vorgefallen war.

„Das ist ja bescheuert“; stellte sie fest und dachte nach. „Und du kannst auch nicht zurück nach Hause?“

„Nein, die stecken mich doch gleich wieder in diese Irrenanstalt und da halte ich es keine Sekunde mehr aus.“

„Kann ich verstehen.“ Sie stand plötzlich auf. „Ich rede mal mit meinen Eltern, vielleicht kannst du noch etwas länger hier bleiben.“

Na super, jetzt fühlte sich Janina, die damit eigentlich am wenigsten am Hut hatte, auch noch für mich verantwortlich, nur weil sie ein bisschen älter war. Meine schlechte Laune wuchs wieder ein Stückchen, ich wollte nicht auf Kosten anderer Leute, die ich erst seit drei Tagen kannte, hier wohnen.

„Also theoretisch haben sie nichts dagegen. Aber naja... vielleicht könntest du dich dafür etwas im Haushalt beteiligen.“ Janina schien es eher unangenehm zu sein, dass sich mein weiterer Aufenthalt hier mit Forderungen verknüpfte.

„Kein Problem.“ Ich hatte sonst nichts zu tun und wäre sicher irgendwann durchgedreht, wenn ich nur untätig herumsaß und mir durch zu viel TV Konsum den Verstand zerstörte. „Ich kann mir auch noch einen kleinen Job suchen.“ Damit ich wenigstens für ein paar Kosten aufkam; zu den großen Energiesparern gehörte ich nämlich nicht.

„Ist nicht nötig.“

„Ich möchte das aber.“ Sonst ging mir mein Gewissen doch etwas auf den Geist.

„Wenn du willst. Weißt du denn schon, was genau?“

Gute Frage, ich kannte mich in dieser Stadt überhaupt nicht aus, wusste also auch nicht, was man hier für Möglichkeiten hatte.

Ihr schien mein Schweigen zu genügen. „Dann werde ich mal Mads sagen, dass er sich mal nach etwas umhört. Immerhin muss er wenigstens teilweise den Angriff auf euch wieder gutmachen.“

Ob ich wirklich den Jobvorschlag eines Vampirs annehmen wollte, musste ich mir noch ganz genau überlegen. Aber erst einmal gab es da noch eine Frage, die mich ziemlich interessierte. „Woher kennst du Paige und Mads eigentlich und weißt auch, dass sie Vampire sind? Das erzählt man bestimmt nicht einfach so herum.“

„Da hast du recht. Aber in bestimmten Kreisen kennt man sich einfach.“

Was sollte mir das schon wieder sagen? „Bist du auch ein Vampir?“ Dafür sah sie aber ein bisschen sehr normal aus.

„Nein, das nicht.“ Sie schien zu zögern, ob sie mir das wirklich erzählen sollte. Es wäre allerdings ganz nett, wenn ich tatsächlich die nächste Zeit hier verbringen würde, zu wissen, mit wem oder was ich es zu tun hatte. „Es bleibt aber ein Geheimnis, okay? Eigentlich sollten Menschen das nicht wissen, weil sie das meistens gar nicht glauben und wenn doch uns nicht mehr in Ruhe lassen, aber du hängst ja sowieso durch Zoe da schon halb mit drin.“

Nette Vorrede, aber mich interessierte nur das Wesentliche.

„Meine ganze Familie und ich auch, wir sind Werwölfe.“

Oh Mann, wo war ich denn hier gelandet? Gab es denn nicht auch jemand, der normal, also so wie ich war?

„Ich dachte, Vampire und Werwölfe können sich nicht leiden?“ Zumindest kam das so rüber, wenn man sich mit genügend Filme und Bücher über dieses Thema beschäftigt hatte.

„Es geht eigentlich, natürlich gibt es manchmal Probleme, aber es hält sich in Grenzen. Es reicht schon, wenn wir unsere Identität vor den Menschen geheim halten müssen, da muss das nicht auch noch untereinander sein.“

Das konnte ich nachvollziehen, sich dauernd zu verstecken und verstellen war idiotisch, damit kannte ich mich ja sehr gut aus.

„Und ihr verwandelt euch bei Vollmond in Wölfe?“

„Wir nicht, das tun nur diejenigen, die nicht als Werwolf geboren worden sind; wir können uns theoretisch jede Nacht verwandeln. Bei Vollmond funktioniert es einfach nur besser.“

Von den ganzen Fakten hier bekam ich langsam Kopfschmerzen. Warum passierte hier auch so viel auf einmal.

Janina bemerkte, dass ich nicht mehr wirklich aufnahmefähig für neue Erkenntnisse war, weshalb sie mich alleine ließ und wahrscheinlich noch einiges für mich vorbereitete.
 

Beim Abendessen mit der ganzen Familie verkündete Janina offiziell, dass ich ihnen noch bis auf ungewisse Zeit auf den Keks gehen– natürlich drückte sie es nicht so aus – und dass Mads mir so schnell wie möglich Arbeit verschaffen würde.

Ihre Eltern hatten wirklich kein Problem damit, mich noch länger hierzubehalten und schienen erleichtert darüber, dass ich nicht faul in der Gegend herumhocken und ihnen unnötige Probleme machen wollte.

Linus äußerte sich gar nicht, ob er meine Anwesenheit positiv oder negativ bewertete, er kaute einfach auf seinem Salat herum und versuchte mich zu ignorieren. Da hatte er viel zu tun, wenn er das erfolgreich in der nächsten Zeit fortführen wollte.

Vor allem, wenn er mit mir zusammen den Tisch ab- und die Spülmaschine einräumen sollte. Da konnte er mich schlecht wie Luft behandeln.

„Erzähl mal was über dich, Lin“, fing ich an, als er gerade dabei war, die Teller aufeinander zu stapeln. „Über deine Schwester weiß ich ja inzwischen schon etwas, aber über dich nicht.“

„Muss dich auch nicht interessieren“, wich Linus mir sofort aus und machte auf dem Weg vom Tisch zur Spülmaschine einen deutlichen Bogen um mich.

„Warum denn nicht? Ich werde noch etwas länger bei euch bleiben, da kannst du mir doch etwas über dich erzählen, muss ja nicht alles sein.“ Hatte er Angst, ich verkaufte die Daten in Ebay oder was ging bei ihm im Kopf vor?

„Ich möchte aber nicht, das geht dich nichts an.“ Er sortierte eilig die Teller in die freien Fächer ein. „Bin sowieso froh, wenn du endlich wieder weg bist“, fügte er leise hinzu und verließ ohne mir einen Blick zuzuwerfen die Küche.

Mit offenem Mund sah ich ihm hinterher; ich war platt, damit hätte ich definitiv nicht gerechnet. Dass er mich nicht beachtete, konnte ich ja noch akzeptieren.

Aber dass er mir solche unfreundlichen Dinge an den Kopf knallte, verstand ich einfach nicht.

Okay, nicht jeder hatte einen guten Draht zu Menschen, nicht jeder wollte mit fremden Menschen ins Gespräch kommen, aber das berechtigte niemanden, sich wie ein schlecht oder gar nicht erzogenes Kleinkind zu benehmen. Dank seines Abgangs durfte ich nämlich die restliche Küche alleine in ihren Ursprungszustand zurückversetzen.

Nach mindestens einer halben Stunde, die sich mit Linus‘ Anwesenheit auf höchstens die Hälfte beschränkt hätte, ließ ich mich in Janinas Zimmer auf die Couch, auf der ich immer noch pennte und mich gerne aufhielt, nieder und versuchte die Wand mit bösen Blicken zu durchbohren.

Linus hatte mir echt die Laune verdorben; alle behandelten mich hier so, dass ich mich als akzeptierte Gast fühlte, und er hatte mir nicht deutlicher machen können, wie unerwünscht ich für ihn war.

Hatte ich ihm etwas getan? Nicht, dass ich wüsste.

„Was ist denn los?“ Janina hatte sich unbemerkt in ihr zimmer begeben und sich neben mich gesetzt. „Du siehst irgendwie sauer aus.“ Fragend schaute sie mich an.

„Ach nichts, dein Bruder hat mich nur gerade aufgefordert, so schnell wie möglich von hier zu verschwinden.“ Konnte sie ruhig erfahren, wie ihr kleines Brüderchen so drauf war, wenn ihn keiner bremste.

„Echt?“ Janina erweckte den Anschein, schon etwas Ähnliches befürchtet zu haben. „Ich weiß, das klingt sicher einfacher als es umzusetzen, aber sei ihm nicht böse, er meint es nicht so. Wirklich, zu Leuten, die er kaum kennt, sagt er immer solche Sachen, am besten du beachtest das gar nicht.“

Was für ein toller Ratschlag, warum wurden solche unverschämten Taten von jüngeren Geschwistern immer so in Schutz genommen? Sie hatte Glück, dass ich mir eher weniger aus der Meinung anderer Leute machte, ansonsten hätte ich nun ein riesiges Theater veranstaltet und rumgeflennt, weil er mich beleidigt hatte.

„Linus hat es sicher leider angewöhnt, nicht immer die Wahrheit zu sagen. Wenn er jetzt zum Beispiel sagt, du sollst weggehen, meint er eigentlich, du sollst das genau nicht tun. Ist leider etwas kompliziert, aber nicht zu ändern.“

Und bei dem sollte jemand durchsteigen, der war ja schwieriger zu verstehen als jede Frau.

Allerdings hatte ich keinen Bock, unser gesamtes Gespräch nur über Linus und sein unterirdisches benehmen zu führen, weswegen ich einfach mal radikal das Thema wechselte. „Wenn du wirklich ein Werwolf bist, kannst du dich auch verwandeln, wann du willst?“ Ich wollte verdammt nochmal Beweise für diese ganzen Behauptungen von Vampiren, Werwölfen und dem Zeug.

„Klar, außer halt am Tag.“

„Kannst du es mir mal zeigen?“

Nach ihrem Gesichtsausdruck war Janina nicht sehr begeistert von meiner Frage, aber sie sah ein, dass ich ihr sonst nicht unbedingt glauben konnte und wollte, weshalb sie aufstand und mich bat, etwas Sicherheitsabstand zu nehmen. Zwar würde mir nichts passieren, aber vielleicht fühlte ich mich selbst dann etwas sicherer.

Kaum war ich so weit wie möglich auf der Couch von ihr weggerückt, als sie sich drastisch veränderte: Ihr schwarz-blond gefärbtes Haar wurde dunkelbraun und kürzer, ihr Körper nahm langsam die Form eines hundeähnlichen Tieres an und nach nicht einmal einer Minute saß ich einem Wolf gegenüber, der vorsichtig auf mich zugetrabt kam.

Vor Schreck und Erstaunen konnte ich mich gar nicht rühren und wenn sie mich angegriffen hätte, wäre ich ziemlich hilflos gewesen, allerdings stoppte sie vor meinem Platz, setzte sich auf die Hinterbeine und leitete die Rückverwandlung ein, sodass ich wieder in ihre menschlichen und nicht tierischen blauen Augen sehen konnte.

Spätestens jetzt war es an der Zeit, nicht mehr anzuzweifeln, dass meine beste Freundin ein Vampir war und ich mich bei einem Rudel Werwölfe einquartiert hatte.

Das konnte alles noch sehr lustig werden.
 

Völlig erschöpft von diesem anstrengenden Tag sank ich auf die Couch und hatte Mühe, noch kurz die Augen öffnen und mich zu vergewissern, ob Janina schon in ihrem Bett lag oder sich noch im Bad die Haare wusch, um sich die Tonne Gel oder Haarspray, die sie für ihre Frisur brauchte, auszuspülen.

Sie hatte versprochen, Mads morgen wegen der Jobsuche anzusprechen und ich hoffte, dass er etwas für mich hatte, denn wahrscheinlich würde ich noch solange hier wohnen, bis ich endlich 18 war, und das dauerte noch fast ein halbes Jahr.

Janina hatte es trotzdem nicht abgeschreckt, solange mit mir ihr Zimmer zu teilen, hatte sie mir versichert, denn Linus‘ Zimmer war für mich sozusagen Tabuzone.

Fehlte eigentlich nur noch, dass der Kerl ein Schild mit Roman verboten aufhängte. Darüber konnte ich mich ohne Pause aufregen, ich fühlte mich diskriminiert, aber im Moment wollte ich einfach nur meine Ruhe von solchen dummen Erlebnissen haben.

Kurz bevor ich eingeschlafen war und wieder die genialsten Sachen träumte – Ben und Hannes heirateten in der Internatsküche und verbachten dort auch ihr weiteres Leben – hörte ich, dass jemand die Tür öffnete und sich leise meiner Couch näherte. Janina war das ganz sicher nicht, die war vorhin schon hereingekommen und hatte den Raum auch nicht mehr verlassen. Ihre Eltern waren das mit Sicherheit auch nicht, die hatten echt Besseres zu tun, als im Dunkeln durch das Haus zu schleichen. Blieb also eigentlich nur Linus als Tatverdächtiger übrig, aber warum sollte er das machen? Der Kerl hatte doch sein eigenes Zimmer plus Bett.

Die Schritte näherten sich immer mehr meinem Schlafplatz und schließlich setzte sich derjenige auf die Kante der Couch. Was sollte das? Ich wollte pennen, war fast soweit und plötzlich tauchte jemand ohne zu fragen hier auf. Zum Glück wurde ich nicht penetrant belästigt, in meinem Zustand konnte ich nicht einmal eine Fliege verscheuchen, also auch niemanden, der mich störte.

Wenn mich der vermeintliche Linus tatsächlich in irgendeiner Weise belagert hätte – was ich völlig abwegig fand, aber egal –, hätte ich ein großes Problem gehabt.

Der ominöse Unbekannte beschränkte sich einfach darauf, mir vorsichtig mit den Fingerspitzen über den Arm zu streichen, mehr nicht. Keine weiteren Berührungen oder irgendwelche Worte und nach höchstens zehn Minuten war der ganze Spuk vorbei und ich wieder allein auf der Couch.

Ziemlich verwirrt über diesen eher harmlosen Angriff vergrub ich mich in der Decke und stellte unzufrieden fest, dass sich die schöne Müdigkeit verflüchtigt hatte. Was ein Mist.

☽☾

Der Junge trieb mich in den Wahnsinn!

Beim Frühstück, bei dem ich auch da war, obwohl ich nicht so früh hätte aufstehen müssen, behauptete er energisch, nicht einmal in der Nähe von Janinas Zimmer gewesen zu sein und unterstellte mir, irgendwelche verrückten Träume zu haben.

Als ob ich nicht unterschieden konnte, wann ich im wachen Zustand angefasst wurde und wann ich das wirklich nur träumte.

Dann beging ich den dummen Fehler, so früh am Morgen duschen zu wollen und nicht die Tür abzuschließen, weil ich annahm, dass man das Rauschen der Dusche bis auf den Flur hörte.

Linus interessierte das wohl wenig, dass das Bad schon belegt war, denn er stürmte ans Waschbecken und schaute mich schräg an, als ich halb hinter dem Duschvorhang versteckt mich über ihn beschwerte.

Nicht einmal eine Entschuldigung für die Störung erhielt ich, nur den Hinweis, dass ich mit vom Wasser glatt herunterhängenden Haaren total blöd aussah. Am liebsten hätte ich ihm den Seifenspender an den Kopf geworfen und ihm damit seinen zweifarbigen Iro plattgemacht, nur würde das kein gutes Licht auf mich werfen, wenn ich Linus mit Glasgefäßen bombardierte.

Den Vormittag verbrachte ich allein im Haus und betätigte mich als Hausmädchen, indem ich die Wäsche in die Waschmaschine stopfte, das Wohnzimmer aufräumte und in Janinas Zimmer Staub wischte. Natürlich hatte ich vorher gefragt, ob ich mich überhaupt frei im Haus bewegen durfte, immerhin konnten mir dabei ein paar persönliche Details entgegen springen und vielleicht war das jemanden unangenehm.

Zum Schluss versuchte ich sogar, etwas zu kochen; es blieb mehr bei dem Versuch, da die Spagetti ziemlich lasch aussahen und mir die Soße dummerweise angebrannt war. Kochen gehörte nicht zu meinen Talenten, aber da stand ich drüber.

Janina freute sich, ausnahmsweise nicht selbst kochen zu müssen und verzieh mir dafür sogar den mäßigen Geschmack des Essens; Linus meckerte auch nicht, was mich wunderte, aber das nahm ich positiv auf. Vielleicht hatte er sich umentschieden, mich doch nicht wie den letzten Depp zu behandeln.

Nur wie den vorletzten.

„... und unsere Kursstreberin hat sich heute ziemlich zum Affen gemacht, weil sie den Text nicht ganz verstanden und deswegen die Frage völlig falsch beantwortet hat...“ Janina freute sich immer darüber, wenn sie mir aus der Schule Bericht erstatten konnte und ich mich interessiert zeigte. Sie kommunizierte im Gegensatz zu ihrem Bruder einfach gerne und merkte, dass sie die einzige hier im Haushalt war, zu der ich schon sehr viel Vertrauen gefasst hatte.

Mit ihren Eltern hatte ich nämlich wenig zu tun und Linus machte ja auch keine Anstalten, mich so zu behandeln, dass ich auch nur Lust hatte, länger als fünf Minuten mit ihm in einem Raum zu sein.

„Ich ruf Mads später an“, informierte sie mich schließlich noch. „Hoffentlich findet er was für dich.“

Das hoffte ich auch, 24 Stunden lang hier herumzusitzen hielt ich nicht aus.

„Aber das wird schon, immerhin ist er dir das schuldig.“

Und Zoe indirekt auch, aber das war sowieso klar.

Bis auf Janinas Versuche, eine lang anhaltende Konversation zu starten, lief das Essen schweigend ab, da Linus sowieso nie die Klappe aufbekam und ich Janina lieber zuhörte anstatt so zu tun, als hätte ich Ahnung, was bei denen im Unterricht so ablief.

Während ich wieder allein die Küche aufräumte, weil Linus ganz frech geflohen war und Janina noch etwas zu tun hatte, fragte ich mich zum tausendsten Mal, wie ich in so eine verrückte Situation gekommen war.

Ich hatte theoretisch kein Zuhause mehr.

Ich teilte mir das Zimmer mit einem Werwolf.

Meine beste Freundin war ein schlecht gelaunter Vampir geworden.

Wo gab es denn bitte so etwas? Das klang doch, als hätte ich einen ziemlich großen Dachschaden, nur irgendwie stimmte das alles auch noch.

Und ich schien hier der einzige zu sein, der noch halbwegs normal war; ob das jetzt ein Vor- oder Nachteil für mich war, würde ich sicher bald erfahren. Lange genug Zeit dafür hätte ich ja, wenn mich Janina nicht aus irgendwelchen Gründen auf die Straße setzen musste.
 

Das durfte nicht wahr sein, der Junge wollte mich doch verarschen!

Ich bildete mir definitiv nicht ein, dass sich jemand nachts zu mir schlich und mich dann als provisorisches Kopfkissen benutze, ich war doch nicht doof!

Dummerwiese suchte sich Linus – niemand anderes konnte es sein – immer genau die Zeitpunkte aus, in denen ich nicht mehr hellwach war, aber auch noch nicht den Wahnsinn meiner persönlichen Traumlandschaf mitbekam. Das regte mich einfach auf.

Einerseits, weil ich mir doch ein wenig hilflos vorkam, andererseits, weil Linus nicht den Mut dazu hatte, mir ins Gesicht zu sagen, dass er sein Bett zu uninteressant fand und mich deshalb belagerte.

Er sollte gefälligst zu seinen Taten stehen. Ich hatte mich auch schon mal mitten in der Nacht bei einem Kerl ins Bett eingeschlichen – vor zwei Jahren fand ich solche Aktionen extrem geil – und vergessen, am nächsten Morgen pünktlich zu gehen. Und natürlich hatte ich nicht einfach behauptet, das Zimmer verfehlt zu haben, sondern ganz offen meine Absicht zugegeben. Dass sich der Typ darüber nicht freute, war mir klar gewesen – dass er mir deshalb gleich eine knallte, nicht unbedingt –, aber meiner Meinung nach sollte man solche Dinge zugeben, wenn man aufflog, ansonsten nahm einen vielleicht gar keiner mehr ernst.

Heute wurde ich auch nicht von meinem nächtlichen Besucher verschont. Er krabbelte zu mir ins Bett, drückte sich an mich und wartete wohl ab, was geschah. Im ersten Moment kam mir der Gedanke, dass die Situation schon ziemlich schwul war, bis mir auffiel, dass mein Verhalten genau in dieselbe Schublade rutschte. Obwohl das bei mir nichts Neues war – ich konnte mich auch eklig hetero benehmen –, während Linus noch nicht einmal angedeutet hatte, dass er mich überhaupt bewusst wahrnahm.

Trotzdem kam ich nicht auf die Idee, ihn mit einem gezielten, wahrscheinlich ziemlich kraftlosen Tritt von der Couch zu befördern. Erstens hätte es unser nicht vorhandenes Verhältnis sicher nicht bereichert und zweitens hatte ich eigentlich nichts dagegen, mit einem Typ im Bett – der Couch oder was auch immer, Hauptsache man konnte es zum Schlafen benutzen – zu liegen, war doch mal eine harmlose Abwechslung von meinen ganzen Sexexperimenten mit diversen und perversen Leuten auf dem Internat.

Auch wenn es mir etwas peinlich war, mir das selbst einzugestehen, denn bei Kuscheln kam bei mir meistens die Assoziation mit allem Möglichem, was ich definitiv nicht verkörpern wollte, angefangen bei Weicheiern bis zu Heteromädchen.

Manchmal war mein Denken echt beschränkt.
 

Irgendwie gab es meinem Leben keine deutlichen Highlights mehr, seit ich hier lebte, da ich außer aufstehen, mich fertig machen und mich um den Haushalt kümmern nicht viel anstellen konnte.

Die Telefonate mit Zoe waren kaum ertragbar, weil sie wohl dank ihrer Umwandlung in einem fürchterlichen Gefühlschaos steckte, was mich einfach nur überforderte, und auch Paige kannte kein Mittel dagegen. Ihrer Meinung nach musste das Zoe allein schaffen.

Mit meinen zwei Emofreunden hatte ich mich endlich auch mal in Verbindung gesetzt, es aber nicht übers Herz gebracht, ihnen von diesen eher katastrophalen Umständen zu berichten. Im Internat war anscheinend seit unserem Verschwinden der Teufel los, aber wenigstens ließ man Hannes und Ben so weit es ging in Ruhe, damit sie sich um ihr Schulzeug kümmern konnten.

Wenigsten Mads hatte erfreuliche Nachrichten, da er es geschafft hatte, mir einen Nebenjob bei einem Bekannten von ihm zu sichern. Zwar musste ich dafür fast durch die halbe Stadt reisen und fast bis Mitternacht aufbleiben, aber immerhin hätte ich Abwechslung als eher schlecht als recht bezahlter Kellner.

Damit ich mich an meinem ersten Arbeitstag nicht gleich verlief und zu spät kam, ging Janina mit mir die fünfzehn Minuten bis zum Bus, der mich fast vor das kleine Café brachte, und versprach auch, mich um kurz nach elf dort wieder abzuholen.

Nicht weil sie glaubte, dass ich im Dunkeln Angst hatte, sondern damit ich mir auch den Rückweg gut einprägen konnte.

Das Café entpuppte sich als kleiner Treffpunkt für Vampire, was mir natürlich nicht unbedingt gefiel, da schließlich immer mal die Möglichkeit bestand, dass man wieder versuchte, mich anzuknabbern. Zwar hielt ich mich echt nicht für so toll, dass gewisse Anwesenden das unbedingt ausprobieren wollten, aber manche Blicke – vor allem von irgendwelchen Mädchen – sprachen Bände.

Falls ich bald mit Zoe in den Klub der Vampirgeschädigten gehen konnte, würde ich Mads endgültig in den Arsch treten. Wenn ich mal seine Adresse herausgefunden hatte.

Die meiste Zeit rannte ich in dem Laden eigentlich nur durch die Gegend und hoffte, dass keiner merkte, dass ich mich an einen solchen Job zum ersten Mal wagte. Immerhin fiel mir kein Glas aus der Hand, ich rempelte niemanden an und wurde auch nicht von jemandem aus Langweile gebissen. Das war schon mal mehr als erwartet, ich konnte stolz auf mich sein. Nur gefiel es mir nicht, mich so unauffällig wie möglich verhalten zu müssen, das passte einfach nicht zu meiner Art. Andererseits musste man sein Glück auch nicht herausfordern und testen, wie Vampirjugendliche reagierten, wenn man ihnen offen ins Gesicht sagte, dass sie mal für fünf Sekunden den Schnabel halten sollten. Ein paar Mädchen schien es wohl Spaß zu machen, mich ständig auszufragen, sobald ich auch nur in die Nähe ihres Tischchens kam.

Nach vier Stunden Hektik, Lärm, Angst ums eigene Leben und gleichzeitig Dankbarkeit über diese Abwechslung wartete ich erschöpft an der Haltstelle auf den Bus, der mich zu Janina fahren sollte.

Hoffentlich gewöhnte ich mich schnell daran, nicht am Nachmittag, sondern von sieben bis elf Uhr abends aktiv sein zu müssen.

Der Bus war fast leer bis auf drei oder vier Leute, die kaum meine Ankunft mitbekamen. Nur ein Typ mit rot gefärbten Haaren und ziemlich schrägen Klamotten sah auf, grinste mich kurz an und widmete sich wieder der Zeitschrift, die auf seinem Schoß lag.

Müde lehnte ich meinen Kopf gegen die Fensterscheibe, zwang mich aber wachzubleiben, um nicht meine Haltestelle zu verpassen. Wer wusste, ob ich sonst heute Nacht noch nach Hause kam. Auf eine unsinnige Irrfahrt konnte ich auch sehr gut verzichten.
 

Man gewöhnt sich ja irgendwie an fast alles, auch an komische kleine Jungs, die einen den ganzen Tag über wie Luft behandeln und dann nachts nichts Besseres zu tun haben als einen als Schmusedecke oder ähnliche Dinge zu benutzen.

Nur hätte ich gerne eine Erklärung dafür, wieso er das seit drei Tagen durchzog. Schlafwandeln war das nicht, dafür fand ich seine Handlungen zu geplant. Falls er mich damit hatte ärgern wollen, ging sein Plan gar nicht auf und er hätte ihn sicher schon längst eingestellt. Blieb eigentlich nur die Möglichkeit, dass er das mit Absicht tat, weil es ihm gefiel. Machte zwar gar keinen Sinn, passte auch überhaupt nicht mit seinem Benehmen sonst zusammen, aber vielleicht tickte Linus so kompliziert, dass ich das selbst mit einem Studium in Psychologie nie verstehen würde.

Konnte mir auch alles ziemlich egal sein; solange er nicht zu weit ging und mich zu irgendwelchen kranken Sachen zwang, ließ ich ihn machen. Vielleicht zeigte ihm das, dass ich nicht so böse und gemein war, wie er vielleicht annahm. Was konnte sonst der Grund für seine heftige Abneigung gegen mich sein?

Seufzend wollte ich mich auf die andere Seite drehen, wurde aber daran gehindert und zwischen Sofalehne und Linus fachmännisch eingekeilt. Da mochte es wohl jemand nicht, wenn ich mich von ihm entfernte.

Wäre nett, wenn er mir das mal eher im Alltag statt im Dunkeln auf einem Sofa zeigte.

☽☾

Schon nach zwei Tagen bereute ich es, den Job angenommen zu haben, was eigentlich nicht am Job selbst lag. Ich hatte mich damit abgefunden, als ein Mensch unter vielen Vampiren besonders aufzufallen, und ließ mir auch von aufdringlichen Mädchen nicht mehr auf der Nase herumtanzen. Wenn ich ihre Fragen unverschämt und kindisch fand, sagte ich ihnen das auch, Vampir hin oder her, aber meine Nerven hielten das sonst nicht mehr aus.

Mein Problem lag bei der Busfahrt oder eher den Leuten, denen ich dort begegnete.

Die meisten ignorierten mich wohl, ein kleiner Teil musterte mich höchstens kurz kritisch wegen meinen Klamotten, die ich entweder neu gekauft oder von Linus ausgeliehen hatten, aber eine Person ließ es auch dabei nicht.

Das rothaarige Etwas – inzwischen war ich mir gar nicht mehr so sicher, ob ich es mit einem Kerl oder doch einem Mädchen zu tun hatte – ließ mich während der Fahrt überhaupt nicht mehr aus den Augen und hatte gestern gleich die Gelegenheit genutzt, mit mir auszusteigen und mich anzuquatschen.

An sich nichts Schlimmes, solche Leute übersah ich gerne, wenn ich besonders müde war, nur gab sich derjenige damit nicht zufrieden, sondern packte mich am Handgelenk und ließ mich erst wieder los, als ich kurz davor stand, die umliegenden Häuser mit meinem Geschrei aufzuwecken.

Und dann hatte es auch noch die Frechheit besessen, mir die Hälfte der Strecke nach Hause so offensichtlich wie möglich zu folgen, dass ich wirklich kurz davor gestanden hatte zu rennen.

Normalerweise reagierte ich nicht so über, wenn mir jemand auf den Wecker ging, aber erstens befanden wir uns in einer Großstadt, da konnte man die Leute ganz schlecht einschätzen und zweitens fand ich ES verdammt unheimlich, was nicht daran lag, dass ich mir bei der Frage ob Mann oder Frau überhaupt nicht sicher war. Passierte heutzutage nur allzu oft.

Es lag eher an der Ausstrahlung und wie ES mich die ganze Zeit anglotzte; als wäre ich ein seltenes Tier oder eine ganz leckere Süßigkeit. Vor allem hatte ich mich nicht aus dem schmerzhaften Griff um mein Handgelenk lösen können, was für mich immer ein ungutes Zeichen war.

Wenn jemand stärker war, musste man schließlich aufpassen, dass er einem nichts tat, sonst hatte mein ein ziemliches Problem.

Auf den letzten Metern bis zur Haustür zwang ich mich zur Ruhe, damit Janina und Familie nichts von meinem kleinen Schrecken mitbekamen. Es brachte ja nichts, wenn ich ihnen die Ohren über das ominöse Etwas und seine Überlegenheit mir gegenüber volljammerte. Ein cooler Kerl wie ich sollte sich von so etwas nichts aus der Bahn werfen lassen und kam allein damit zurecht.

Aber obwohl ich mir das auch am folgenden Tag und Abend pausenlos einredete, war ich doch ziemlich nervös, was Janina auch auffiel, doch ich stritt es natürlich sofort ab, weswegen sie nicht näher darauf einging und sich wieder ihren Deutschhausaufgaben widmete.

Auf den Hinweg zum Bus und auch im Café wurde ich verschont und langsam begann ich mich zu entspannen, nur änderte sich das radikal, kaum dass ich meinen Fuß in den fast leeren Bus gesetzt hatte. ES fuhr mit und grinste mich wieder an, dieses Mal aber wesentlich gefährlicher, weshalb ich mir einen Platz so weit weg wie möglich suchte und es nicht aus den Augen ließ, wer wusste, auf was für Gedanken es sonst kam.

Kaum stand ich draußen auf dem hässlichen Asphalt, war das rothaarige Persönchen bei mir und sah gar nicht ein, weshalb es seine Finger bei sich behalten sollte. Kannte das keinen Anstand fremden Leuten gegenüber oder lebte es eigentlich auf einem anderen Planeten?

„Lass mich in Ruhe“; fauchte ich es an und wollte schnell verschwinden, allerdings hielt es nicht viel von meinem Plan und schob mich ohne viel Mühe zurück, sodass ich mit dem Rücken gegen das Haltestellenschild knallte.

„Ich mach doch gar nichts“, behauptete es dreist und setzte einen gespielt harmlosen Gesichtsausdruck auf, der mich einfach nur wütend werden ließ. Natürlich machte es etwas, es belästigte mich zum wiederholten Mal und stellte es so hin, als regte ich mich künstlich auf.

„Geh weg, Mann!“ Gereizt drängte ich mich an ihm vorbei und machte mich schon bereit, zur Not den Weg nach Hause wirklich komplett zu rennen, doch soweit ließ es mich erst gar nicht kommen, denn seine Finger hielten sich an meiner Jacke fest und fast gleichzeitig spürte ich einen stechenden Schmerz im Nackenbereich.

Spätestens jetzt war mir klar, womit ich es tatsächlich zu tun hatte – nämlich keinem normalen Durchgeknallten – und Panik breitete sich in mir aus.

Ich wollte kein verdammter Vampir sein! Ich wollte eigentlich nur ein ganz normales Leben führen ohne Religionsblödsinn und am liebsten auch ohne existierende Fabelwesen.

Rücksichtslos trat ich nach dem Ding hinter mir, traf anscheinend sein Schienbein, denn es ließ mich mit einem bösen Fluch los, und rannte einfach los. Hauptsache weg von ihm.

Dass ich mich nach zehn Minuten kein bisschen mehr auskannte, war zu erwarten gewesen, aber ich traute mich nicht, einfach stehen zu bleiben, vielleicht hatte es die Verfolgung noch nicht aufgegeben.

Nach weiteren zehn Minuten Flucht fühlte ich mich sicher genug, um anzuhalten, mein Handy aus der Tasche zu kramen und Janina anzurufen, damit sie sich auf die Suche nach mir machte. Etwas anderes blieb mir nicht übrig, allein fand ich nicht den Weg zurück und hier übernachten wollte ich auf keinen Fall.

„Was hast du gemacht?“, fragte sie entsetzt, als ich ihr mitteilte, in welcher Straße ich momentan herumstand. „Du bist fast schon wieder in der Innenstadt.“

Das hatte ich befürchtet. „Erzähl ich dir später, aber hol mich erst hier ab. Beeil dich bitte, okay?“ Nicht dass wieder dieser bescheuerte Vampir auftauchte und mich anzapfte, davon hatte ich heute echt genug.

Nach einer gefühlten Ewigkeit kam etwas auf mich zugehuscht und zum ersten Mal in meinem Leben freute ich mich, einen Wolf zu sehen, der sich auch gleich in Janina verwandelte, die mich sorgenvoll musterte. Wahrscheinlich musste ich noch ziemlich mitgenommen aussehen.

In Kurzfassung berichtete ich ihr, warum ich nicht direkt nach Hause gekommen war, und zeigte ihr die Verletzung an meinem Hals. Hoffentlich hatte das Vampirvieh nicht so viel Blut von mir getrunken, dass das irgendwelche Auswirkungen für mich hatte, denselben Schrott wie Zoe wollte ich wirklich nicht mitmachen.

„Das gibts doch nicht, wie oft soll ich Mads noch sagen, er soll seine Freunde daran hindern, andere einfach anzufallen?“, schimpfte sie leise vor sich hin. „So schwer kann das doch nicht sein. Wie sah denn der Vampir aus?

„Etwas kleiner als ich, rote Haare, ziemlich dünn. Hat mich meistens total dämlich angegrinst.“ Hoffentlich wurde Zoe später nicht auch so und zwang anderen Menschen ungefragt ein Leben als Vampir auf. „Aber frag mich nicht, ob das ein Typ oder ein Mädchen war, das konnte man echt nicht erkennen.“

Janina schwieg verdächtig lang, bevor sie leise seufzte. „Ich glaub, da kann Mads auch wenig machen?“

„Wieso?“ Sonst bekam er doch auch fast alles auf die Reihe.

„Weil Iskah sowieso nicht auf ihn hören würde.“

„Was ist dass denn für ein Name?“ Klang ja fast so verrückt wie das Ding aussah.

„Ein Spitzname, den richtigen Namen kennt keiner. Bis vor ein paar Jahren war Iskah wohl in Mads Gruppe, hat sich aber so daneben benommen, dass Mads ihn oder sie – was genau es ist weiß ich auch nicht – rausgeworfen hat.“

„Schön.“ Das hieß, Iskah würde keiner Grenzen setzen und ich wäre weiterhin bedroht, solange es nicht das Interesse an mir verlor.

„Immerhin weiß ich jetzt, dass du nicht infiziert worden bist.“

„Und warum?“ Hatte ich zufällig ein Schild auf der Stirn kleben, auf der das stand oder warum war Janina sich da so sicher?

„Iskah hat einen Gendefekt. Wenn jemand von ihm oder ihr gebissen wird, stirbt derjenige sofort ohne danach ein Vampir zu werden. Das kommt manchmal vor und die meisten Vampire achten dann darauf, den Leuten nur so viel Blut auszusaugen, dass sie dadurch nicht einfach sterben.“

„Aber Iskah hat das wohl wenig interessiert“, vermutete ich einfach mal. Das wäre vielleicht auch ein Grund, weshalb Mads ihn gekickt hatte.

„Genau, deshalb kann Iskah jetzt sozusagen machen, wozu er oder sie Lust hat. Aber keine Angst, wir werden was unternehmen, damit du nicht noch mal belästigt wirst.“ Sie schenkte mir wieder ein aufmunterndes Lächeln und mir blieb gar nichts anderes übrig, als ihr zu glauben.
 

Als ich mich am nächsten Morgen noch ziemlich verschlafen an den Frühstückstisch setzte, waren Janina und Linus schon heftig am Diskutieren, was man am besten unternehmen musste, um mich zu schützen.

Während Linus vorschlug, mir einfach eine andere Arbeit und vor allem einen anderen Weg dorthin zu suchen, blieb Janina bei dem Standpunkt, sich nicht von Iskah einschüchtern zu lassen.

Irgendwie war es mir peinlich, am Sonntagmorgen das Dauergesprächsthema zu sein, aber ich ließ es mir nicht anmerken, aß zwei Brötchen und hörte aufmerksam zu, ob die beiden Geschwister heute noch auf einen gemeinsamen Nenner kamen oder ob sich das doch noch etwas länger hinzog.

Gefühlte Stunden später kam Janina auf die Idee, dass Iskah mich in Begleitung eines Werwolfs vielleicht in Ruhe ließ und startete sofort den Versuch, Linus davon zu überzeugen, diesen Part zu übernehmen. Natürlich wollte er davon nichts wissen, suchte nach Argumenten, um nicht meine Begleitung spielen zu müssen, und wurde am Ende doch dazu gezwungen.

Mit einem demonstrativ genervten Seufzen schob er seinen Teller von sich weg, warf seiner Schwester und mir noch ein paar Blicke zu, die alles andere als freundlich wirkten, und schlurfte in sein Zimmer. Fehlte eigentlich nur noch, dass er die Tür hinter sich zuknallte, aber da wollte er dann wohl doch den Bogen nicht überspannen.

„Er wird sich schon wieder einkriegen“; versprach Janina ihren Eltern sofort. „Ihr wisst doch, wie er ist.“

Gleich kam wieder die Behauptung, dass Linus sich in Wirklichkeit darüber freute, mit mir jeden Abend die Strecke hin- und wieder zurückzugehen, ich sah es schon.

Doch Janina verkniff es sich zum Glück und schenkte stattdessen ihrem Frühstücksei ihre volle Aufmerksamkeit. Das Thema Iskah und war somit bis auf Weiteres erledigt.
 

„Und komm bitte pünktlich, verstanden?“

„Werd ich.“ Linus wartete eigentlich nur darauf, sich zu verabschieden.

„Am besten früher.“

„Ich werds versuchen.“

„Super und wenn du es nicht schaffst, bin ich vielleicht tot.“

„Ist ja gut, ich komm früher. Bis später.“ Linus hatte den Satz noch nicht einmal zu Ende gesprochen, da hatte er mir schon den Rücken zugedreht und lief davon.

Netter Junge, langsam traute ich ihm zu, dass er zwar zu früh hier ankam, sich aber versteckte, zusah, wie Skha mich fast umbrachte und sich höchstens dann erst einmischte.

Außerdem hatten wir soeben unser bis jetzt längstes Gespräch geführt, in dem natürlich ich die meiste Zeit geredet hatte, war ja nicht anders zu erwarten gewesen.

Nur kam mir ein dummer Gedanke: Wenn Linus aus Prinzip die Unwahrheit sagte, dann hatte er gerade eben zum ersten Mal etwas Wahres gesagt oder er würde wirklich erst später kommen.

Na wunderbar, das konnte noch was werden.
 

Trotz allen Zweifeln stand Linus um zehn nach elf an der Haltestelle, hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben und wirkt geistig ziemlich abwesend. Aber immer noch besser, als wenn er gar nicht aufgekreuzt wäre.

Hastig sprang ich aus dem Bus und rannte fast in Linus hinein, um auf jeden Fall aus Iskahs Reichweite zu kommen, da es es sich nicht nehmen ließ, nach mir den Bus zu verlassen, mit derselben Miene wie gestern im Gesicht.

Zum ersten Mal war ich echt froh, Linus bei mir zu haben, auch wenn er bis jetzt keinen Finger gerührt hatte.

„Traust du dich jetzt nicht mehr allein nach draußen oder was?“, fragte Iskah spöttisch.

„Wenn jemand Irres wie du in der Gegend rumrennt lieber nicht“, konterte ich schnell und wartete eigentlich nur darauf, dass Linus sich in Bewegung setzte, damit wir verschwinden konnten.

Natürlich wollte sich Iskah von Linus‘ Anwesenheit allein sein Vorhaben, mir auf die Pelle zu rücke, nicht verderben lassen, aber spätestens, als ein großer, dunkelbrauner Wolf zwischen mir und Iskah stand und es bedrohlich anknurrte, änderte es sein selbstgefälliges Auftreten – hoffentlich auch seinen hirnrissigen Plan – und wich ein paar Schritte zurück.

Da mochte jemand wohl keine Werwölfe.

Wenn Iskah schon von Linus abgelenkt war, konnte ich das gleich ausnutzen und mich aus dem Staub machen. Immerhin hielt Linus es nicht aus Langweile vor mir fern.

Nach wenigen Metern merkte ich schon, dass Linus wieder bei mir war, aber regelmäßig den Kopf umwandte, um zu überprüfen, ob Iskah uns verfolgte oder in Frieden ließ. Zum Glück traf letzteres ein und wir kamen schnell voran.

Dankbar legte ich dem Wolf meine Hand auf den Rücken und ganz kurz drückte er wie zur Bestätigung seine Schnauze gegen mein Bein, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf unsere Umgebung richtete.
 

Dieses Mal traute ich meinen Augen und Ohren kaum, als leise die Tür aufglitt und ein Schatten, der deutlich kleiner war als normal, auf vier Pfoten auf mich zugetrottet kam. Als ob ich heute noch nicht genügend Begegnungen mit einem Wolf gemacht hätte.

Der Junge konnte froh sein, dass ich keine Tierhaarallergie hatte, denn ein Wolf direkt neben einem auf der Decke war dann doch etwas anderes als einer, der auf der Straße neben mir herlief.

Obwohl Janina mir ja versichert hatte, dass sie ihren Wolfmodus genauso gut kontrollieren konnten wie ihre normale Gestalt, was ich vorhin nur zu gut erlebt hatte, fühlte ich mich doch etwas unwohl, mein Plätzchen mit einem fast ausgewachsenen Wolf zu teilen.

Schon im Normalzustand war Linus keine Feder, aber bei diesem Wolf bestanden gute Chancen, dass er mich im Schlaf ausversehen platt rollen konnte. Und falls er in der Nacht zufällig zubiss und meine Hand erwischte...

Ich sollte mich ganz schnell wieder beruhigen, ich klang wie eins dieser hysterischen Mädchen und so wollte ich nicht enden, selbst wenn ich die Situation nicht ganz so optimal fand. Da konnte der Wolf neben mir noch so weiches Fell und ein wenig Sicherheitsabstand haben, besonders geheuer war mir das nicht.

Zögerlich legte ich eine Hand auf Linus‘ weichen Wolfskopf und streichelte ihn ein wenig; hoffentlich orientierten sich Werwölfe an Katzen und freuten sich darüber statt ohne Warnung zuzuschnappen.

Ansonsten endete diese Nacht doch noch schmerzhaft für mich.

☽☾

Das Verhältnis zwischen Linus und mir wurde ganz langsam besser, zumindest ignorierte er mich nicht mehr völlig, half mir regelmäßig die Küche aufzuräumen und erlaubte mir sogar, von Zeit zu Zeit sein Zimmer zu betreten – meistens damit ich ihm dort Staub saugte –, aber eine Sache änderte sich natürlich nicht. Er log mich weiterhin regelmäßig an.

Wenn er sagte, er käme um vier aus der Schule, stand er schon um halb drei im Flur und umgekehrt. Wenn er mir erklärte, er konnte Birnen nicht ausstehen, erwischte ich ihn einen Tag später, wie er am Küchentisch drei Birnen mampfte. Sogar wenn ich zur Probe fragte, welcher Wochentag heute war, behauptete er gerne Dinge, die gar nicht stimmten.

Hatte er irgendwelche Probleme, weswegen er mir nicht die Wahrheit erzählen konnte? Bei Janina funktionierte es doch soweit ich mitbekommen hatte auch mit einer Unterhaltung ohne Lügen.

Warum dann bei mir nicht? Ich hatte ihn nie angelogen und hätte es auch nie getan, weil ich so etwas echt nicht abhaben konnte.

Hatte der Junge irgendwas gegen mich? Wenn ja, sollte sich das bald mal ändern, so konnte man ja nicht gescheit leben.

„Roman, hast du kurz Zeit für mich?“

Überrascht sah ich von der Fernsehzeitung auf, die ich mir aus Langweile gekrallt hatte und die ich nach einem halbwegs interessanten Artikel durchsuchte, und fragte mich ernsthaft, was Linus von mir wollte.

„Klar, wieso?“ Die Zeitung lief mir nicht davon und meine Neugier meldete sich natürlich, was Linus im Schilde führte.

„Kannst du mir Mathe erklären?“ Auffordernd hielt er mir sein Heft vors Gesicht. „Ich steig da nicht so durch.“

„Äh, ich kann es probieren.“ Falls ich nicht schon längst vergessen hatte, was man in der zehnten so alles lernte.

Warum fragte Linus eigentlich gerade mich um Hilfe? Sonst suchte er auch nicht nach Möglichkeiten, mit mir in Kontakt zu treten.

Da man an einem niedrigen, überfüllten Wohnzimmertisch nicht unbedingt viel Platz hatte, verfrachtete Linus mich in die Küche, schob mir noch sein Mathebuch entgegen und wartete geduldig, dass ich ihn bald in das Mysterium der Zahlenwelt einweihte.

Zum Glück erinnerte ich mich noch halbwegs an Strahlensätze, Potenzgesetze und ähnlich lustige Dinge – ich hatte Mathe nie gemocht, es aber trotzdem meistens auf eine zwei minus geschafft – und konnte Linus dadurch weiterhelfen. Jedenfalls nickte er ab und zu, notierte sich etwas auf seinem Block und lächelte mich am Schluss dankbar an, bevor er seine Sachen zusammensammelte und den Raum verließ.

Wow, was hatte man dem ins Essen getan? War das derselbe Junge, der mich vor ungefähr einer Woche noch so schnell wie möglich loswerden wollte?

Noch leicht verwirrt blieb ich auf dem Stuhl sitzen, bis Janina ihren Kopf in die Küche streckte.

„Was machst du denn? Willst du unsere Wand durchlöchern?“

„Natürlich nicht.“ Auf was für Ideen sie wieder kam. „Ich bin nur gerade am Überlegen, ob dein Bruder nicht heimlich ausgetauscht wurde.“

„Warum, was hat er gemacht?“ Interessiert wartete sie auf meine Erklärung.

„Ich sollte ihm Mathe erklären.“

Ihr Blick schwankte zwischen Belustigung, Verwirrung und Überraschung. „Willst du mich reinlegen?“

„Nein, warum sollte ich?“ Da hätte ich wirklich Besseres zu tun.

„Weil Lin in Mathe prinzipiell auf zwei steht und eher mir was erklärt...“

Das durfte doch nicht wahr sein, hatte der mich jetzt wirklich fast eine Stunde für nichts hier quatschen lassen? Also langsam reichte es mir wirklich, verarschen konnte ich mich auch allein.

Meine Miene sprach sicher wieder Bände, weshalb Janina mir beruhigend die Hand auf die Schulter legte. „Hey, siehs positiv, er hat freiwillig was mit dir gemacht. Zwar hat er es wieder nicht geschafft, offen zu dir zu sein, aber sieh es als Anfang. Normalerweise braucht Lin mindestens die doppelte Zeit, um sich zu überwinden, was mit anderen Leuten zu machen.“

„Warum ist er eigentlich so... komisch?“ Um es mal höflich auszudrücken. Jetzt war mal eine gute Gelegenheit, das zu ergründen. „Er sagt Sachen, die nicht stimmen, behandelt mich am liebsten wie Luft und macht insgesamt Sachen, die nicht dazu passen.“ Von unserer kleinen Couchgeschichte musste Janina nicht unbedingt etwas erfahren, vielleicht hatte sie es sogar schon selbst bemerkt.

„Lin hat das nicht immer gemacht. Aber irgendwann in der Grundschule hat er wohl gemerkt, dass man mit der Wahrheit bei anderen nicht immer gut ankommt, deswegen hat er öfter gelogen. Nur hat er dann nicht mehr damit aufgehört; es ist sozusagen eine Gewohnheit geworden, die er vor allem bei Leuten, die er nicht so gut kennt, ungern ablegt.“ Sie seufzte leise. „Er meint es wirklich nicht böse, Roman, er hat nur Angst, dass andere ihn nicht mögen, wenn er vollkommen ehrlich zu ihnen ist. Das hat er leider öfter erlebt und will wohl den Fehler nicht ein zweites Mal machen.“

Lügen als Selbstschutz... klang nicht besonders toll, eher nach einem krankhaften Verhalten. da sollte Linus vielleicht mal jemanden aufsuchen, der ihm half.
 

Er fragte mich noch einige Male, ob ich für ihn Nachhilfelehrer spielen wollte.

Und ich konnte es ihm nicht abschlagen, obwohl ich genau wusste, dass ich hier theoretisch meine Zeit aus dem Fenster warf. Vielleicht weil es mich freute, dass er Vertrauen zu mir fasste, vielleicht weil ich mir etwas davon erhoffte, so genau konnte ich mein Motiv selbst noch nicht deuten.

Das Gespräch mit Janina erwähnte ich kein einziges Mal, auch nicht, dass ich genau wusste, dass er eigentlich anderes hätte tun können, statt sich mit mir in der Küche oder auch mal in seinem Zimmer zu treffen und dort auf einem Blatt herumzukritzeln.

Vielleicht hätte es ihn wieder verscheucht, wenn er wusste, dass ich die Wahrheit über die Unwahrheit kannte, und das wollte ich eigentlich vermeiden, dafür lief es im Moment zu gut zwischen uns.

Oder zumindest waren wir auf dem richtigen Weg dorthin.
 

Linus wartete heute nicht an der Haltestelle, aber deswegen machte ich mir keine Sorgen. Iskah hatte sich seit vier Tagen nicht mehr hier blicken lassen, also nahm ich an, dass es es aufgegeben hatte, mir aufzulauern. Mir wäre das nur recht.

Trotzdem ging ich nicht sofort weg, denn wenn Linus und ich uns verpassten, würde er hier umsonst herumstehen und sich wundern, warum ich einfach abgehauen war.

Ein unerwarteter, heftiger Schlag in den Rücken ließ mich nach vorne stolpern und als man mir noch in die Kniekehlen trat, fiel ich endgültig zu Boden und schürfte mir beim Abstützen beide Handflächen auf. Was sollte der Scheiß? Hatte da jemand zu viel Freizeit?

„Ihr habt doch wohl nicht wirklich gedacht, dass ich aufgebe?“ Iskah drückte mich mit aller Kraft auf den Asphalt und hielt meinen Nacken fest umklammert. „So dumm seid ihr nicht wirklich, oder?“ Seine Stimme näherte sich immer mehr meinem Ohr; das konnte nur eins bedeuten.

Ich bereitete mich innerlich schon auf den Schmerz vor, der gleich folgte, denn aus Iskahs Griff kam ich nicht heraus, egal wie sehr ich mich gewehrt hätte. Widerstand war bei diesem Vampir in dieser Lage zwecklos.

Wie angenommen tat es verdammt weh, als sich Iskahs Zähne in meinen Hals bohrten, und ich spürte, wie mir das Blut ausgesaugt wurde. Wo war Linus denn abgeblieben?

Langsam wurde mir schwindlig und ich konnte nur hoffen, dass entweder Iskah von mir abließ oder Linus endlich auftauchte und mich rettete. Ansonsten sah es düster für mich aus.

Nichts davon geschah und mir kam der unangenehme Gedanke, dass ich vielleicht sterben würde. Und dann wäre ich wirklich tot; kein Vampir wie Zoe.

Ich wollte nicht hier sterben, besonders nicht durch Iskah, aber es sah wirklich schlecht für mich aus, wenn kein Wunder geschah.

Eine Ewigkeit schien zu vergehen, in der ich nur die fremden Zähne in meiner Haut und den harten Boden unter mir fühlte. Es war definitiv die fürchterlichsten Minuten in meinem Leben, schlimmer als die ganze Zeit auf dem Internat zusammengerechnet.

Dann wurde mein Wunsch endlich erhört und Iskah kreischte erschrocken auf, als es gewaltsam von mir weggezerrt wurde. Dass es mir dabei noch mehr Schmerzen zufügte, war sicher nicht geplant gewesen, ließ sich allerdings nicht vermeiden, wenn es nicht reflexartig seine Zähne von mir entfernte.

„Roman?“ Die Stimme gehörte Linus, ich war wirklich froh, ihn zu hören. „Scheiße, hörst du mich?“

Tat ich, aber mir fehlte leider die Kraft, ihm das mitzuteilen, ich war eher damit beschäftigt, nicht laut zu schreien, weil sich alles um mich drehte, mir unglaublich schlecht war und mir fast alles weh tat.

„Du bescheuertes Vieh!“ So wütend hatte ich Linus bis jetzt noch nicht erlebt, sonst hielt er sich ja meistens zurück. Vielleicht bekam ich endlich mal eine andere Seite von ihm zu sehen, obwohl der Zeitpunkt dafür ziemlich ungünstig war.

„Selber!“ Iskah war mindestens genauso schlecht gelaunt wie Linus, weil es gerade die Chance verpasste, sich weiter mit Blut vollzusagen. Was hatte es eigentlich davon, mich komplett leerzumachen? Außer einen Mord mehr hätte es nichts erreicht. „Lass mich in Ruhe und misch dich nicht in meine Angelegenheiten ein.“

„Es geht mich aber was an, wenn du Roman fast umbringst.“

Die wollten sich hoffentlich kein Wortkampf liefern, während ich hier lag und mich sonstwo hin wünschte. Das wäre nicht die Rettung gewesen, auf die ich gehofft hatte.

Iskah hatte auf jeden Fall genug mit Linus debattiert, denn es zischte ihn kurz an, bevor es sich auf ihn stürzte; zumindest vermutete ich das anhand der Geräusche hinter mir, viel sah ich davon nicht. Eigentlich gar nichts und ich wollte es auch gar nicht, denn mir war die ganze Situation viel zu krank. Dafür hörte ich umso mehr und es klang nicht gut, gar nicht gut.

Linus musste sich in einen Werwolf verwandelt haben und attackierte nun Iskah, um es zur Flucht zu bringen, nur dachte es gar nicht daran und wehrte sich heftig.

Sie sollten endlich aufhören, verdammte Scheiße! Das brachte doch gar nichts, außer dass am Schluss sogar drei Tote hier gefunden wurden.
 

„Roman, wach auf, bitte!“

Jemand schüttelte mich verzweifelt und rief immer wieder meinen Namen, bis ich mit Müh und Not meine Augen öffnete und direkt in Linus kaltweises Gesicht sah.

Der machte sich wirklich Sorgen um mich, ich fühlte mich fast schon im falschen Film. Andererseits war ich gerade zum zweitens Mal von Iskah angegriffen worden und zwar nicht gerade harmlos, da erschien das logisch.

„Ist es weg?“, brachte ich geradeso heraus, bevor meine Stimme versagte. Meine Fresse, musste es schlecht um mich stehen, wenn ich kaum noch reden konnte.

„Ich hoffs doch.“ Besonders überzeugt davon schien Linus allerdings nicht, aber Iskah musste man auch einfach alles zutrauen. „Ich bring dich nach hause, deine Verletzung sieht echt nicht gut aus.“

So fühlte ich mich auch, aber das ahnte er sicher, so wie er mich die ganze Zeit ansah; ich hielt das kaum aus. Sein schlechtes Gewissen, weil er nicht rechtzeitig da gewesen war und mir deshalb nicht hatte helfen können, bemerkte doch ein Blinder.

Obwohl ich definitiv nicht der leichteste war, trug Linus mich den ganzen Weg von der Bushaltestelle bis zu sich nach Hause und hielt mich dabei so fest umklammert, als befürchtete er, ich könnte ihm unter den Fingern wegsterben, wenn er auch nur eine Sekunde locker ließ. Es war nicht sehr angenehm, so eingeengt zu sein, aber ich konnte nachvollziehen, dass er den Wunsch hatte, mich spätestens jetzt um jeden Preis zu beschützen. Als Wiedergutmachung sozusagen.

Janina war völlig schockiert, als sie ihren Bruder mit mir im Arm auf der Türschwelle empfing. War sicher kein schöner Anblick; zwei mit Blut besprenkelte und verletze Jungs, von denen der eine gar nicht mehr laufen konnte. Das verriet ihr eigentlich schon, was vorgefallen war.

Dieses Mal wurde ich nicht auf die Couch, sondern in Janinas Bett verfrachtet und die ganze Familie versammelte sich dort und versuchte jede Möglichkeit, um mich zu verarzten und mir Besserung zu schenken. Von dem Ergebnis waren sie trotzdem nicht sehr begeistert.

Ich bekam von dem ganzen Hin und Her um mich herum kaum etwas mit, da ich recht schnell in einen seltsamen Zustand zwischen Bewusstlosigkeit und Schlaf versank und nur Wortfetzen und leise Geräusche wahrnahm. Ich hoffe, dass ich mich etwas besser fühlte, wenn ich wieder daraus erwachte, aber natürlich war mir klar, dass nicht innerhalb von einer halben Stunde ein Wunder passierte und ich wieder voll hergestellt war.

Vielleicht hatte ich auch Pech und Iskah hatte sein Ziel erreicht. Daran wollte ich gar nicht denken.
 

Jemand lag neben mir; eigentlich nichts Unnormales, aber sonst war derjenige immer verschwunden, wenn ich morgens aufstand.

Allerdings war es gar nicht morgens, sondern noch mitten in der Nacht, wenn mir der flüchtige Blick aus dem Fenster keinen Streich spielte.

„Roman?“ Wie oft würde ich diese Frage heute noch hören? Ich hätte nur zu gerne etwas Bissiges geantwortet, aber erstens war ich nicht in der Verfassung dazu und zweitens konnte ich Linus verstehen, dass er sich vergewisserte, ob ich überhaupt geistig anwesend war.

„Hm?“ Zu mehr reichte es leider nicht.

„Es tut mir leid.“ Seine Finger berührten ganz vorsichtig die Bissverletzung, über die mir jemand ein Pflaster geklebt hatte. Trotzdem zuckte ich ganz kurz zusammen, weshalb er schnell seine Hand wegzog. „Wäre ich früher gekommen, wäre das alles nicht passiert. Es war keine Absicht, wirklich, auch wenn du es wahrscheinlich denkst, weil ich ... naja, nicht besonders nett zu dir war.“

Das konnte er aber laut sagen; ich war ja schon aus dem Internat einiges gewöhnt gewesen, aber er hatte den Begriff unfreundlich fast neu definiert.

„Du glaubst bestimmt, ich kann dich nicht leiden.“

So weit es mir möglich war, versuchte ich ihm zu signalisieren, dass ich da ziemlich schwankte. Manche seiner Aussagen waren doch eindeutig gewesen, während mir die Mathestunden doch etwas anderes verraten hatten. Vielleicht wünschte ich es auch einfach nur und lag meterweit daneben.

Linus seufzte leise. „Ganz ehrlich: ich würde dich gerne nicht leiden können.“

Die Logik verstand auch nur er selbst, das war im Moment zu viel für mich.

„Ist dumm, oder? Aber die Wahrheit. Wirklich. Wenn ich dich nicht mögen würde, hätte ich ein Problem weniger und müsste nicht immer genau das sagen, was ich denke.“

Was hatte er denn gegen die Wahrheit? Sie war doch etwas Tolles, mit ihr hatte ich es schon geschafft, vielen Leuten ziemlich eine reinzuwürgen.

„Verdammt“, fluchte er plötzlich und dreht ruckartig den Kopf zur Seite. „ich schaff das nicht.“

Was? Mich nicht anzulügen und das Gefühl zu haben, zu viel von sich preis zu geben? Mir offen zu sagen, was er von mir hielt?

Langsam umfassten seine Finger meine rechte Hand, aber er starrte trotzdem weiterhin konsequent an die Wand, damit ich ja nicht seinen Gesichtsausdruck sehen konnte. Oder hatte er vielleicht sogar Angst vor meiner Reaktion? Der Junge war manchmal echt unglaublich schwer zu verstehen.

Anscheinend musste ich ihn wohl unterstützen, sonst saßen wir morgen früh noch hier. Dabei musste er nicht mit irgendwelchen Konsequenzen von mir rechnen, ich konnte doch weder normal sprechen noch gescheit denken.

„Bitte, Lin, fang an.“ Ich erwiderte die Berührung seiner Finger und wartete, dass er sich endlich traute, mir das zu sagen, was ich immer mehr vermutete und was mich wirklich nicht schockieren würde.

Vielleicht hätte ich bei meinem Einzug meine sexuelle Ausrichtung erwähnen müssen, dann wäre es unter Umständen nicht so kompliziert geworden. Außer natürlich, Linus hätte mir nicht geglaubt und ich danach erst recht quer gestellt.

Aber diese 'was wäre wenn' Fragen interessierten mich eigentlich gar nicht, es zählte, ob Linus seinen kleinen Rest Mut zusammenkratzte oder noch schnell das Weite suchte.

„Ich mag dich.“ Noch undeutlicher hätte er die Worte wirklich nicht murmeln können. „Ich habs die ganze Zeit geahnt, aber heute ist mir das erst richtig bewusst geworden. Ich hatte echt Angst, dass du einfach tot bist und ich dir das nicht mehr hätte sagen können. Deswegen mach ich es jetzt. Ob du es hören willst oder nicht.“ Er schluckte nervös und warf mir einen schrägen Blick zu, als erwartete er, dass ich mich gleich fürchterlich über sein Geständnis aufregte.

Man merkte, dass wir uns noch nicht gut genug kannten, aber hoffentlich ließ sich das bald ändern.

Mühsam schob ich mich etwas näher an ihn und legte etwas ungeschickt meinen freien Arm um seine Schulter. Das sollte ihm Antwort genug sein, ob ich so unglücklich über seine erste wahre Offenbarung war.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (10)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  InkGirl
2010-05-07T14:04:35+00:00 07.05.2010 16:04
Ich finde deine Geschichte sehrinteressant auch wenn ich denke du könntest sie noch ausbauen und verfeiner :)
Ich hoffe du entscheidest dich dazu eine Fortsetzung zu schreiben!
Ich bin total deinem Charakter Linus verfallen <3
Von:  koennte-sein
2010-04-16T19:44:50+00:00 16.04.2010 21:44
aslo irgendwie finde ich es ja schon fast süß wie er hn anlügt..ja ich weiß ich bin verdreht.
das ende ist knuffig.
ach ja~ ich muss gestehen das mir die beiden doch glatt an´s herz gewachsen sind. mein favokapitel ist das erste. frag mich nicht warum...ich weiß es auch nicht.
aber das letzte und bla sind auch gut...=)
das war´s dann fast von mir..aber: glückwunsch erstmal noch zum abschluss einer ff! ich dösel am ende immer vor mich hin....0.o....aber das war´s eigentlich gar nicht was ich sagen wollte.
nämlich: eine frage die nicht nur mit dieser story zu tun hat..und zwar:
es wird doch noch eine fortsetzung hiervon und von "sternenkinder" geben oder??
wenn, ja..ich würd´s sehr sehr nett finden, wenn du´s mich wissen lässt, falls was ist. oder nichts. oder wann.....ähm ja...
das war´s dann von mir <3
Von:  koennte-sein
2010-04-12T14:49:51+00:00 12.04.2010 16:49
das mit dem kerl...(bei dem gedanken bleib ich einfach mal. Vielleicht ist es aber auch ein Mädchen.) was nicht stimmt, wusste ich vom ersten augenblick...hach jetzt freu ich mich <3
ich finde es im übrigen grad sehr extrem, wie schnell deine kapi´s in der story on kommen. nmicht das es mich stören würde *grins*
also dann
leibe grüße von mir
Von:  koennte-sein
2010-04-11T20:49:33+00:00 11.04.2010 22:49
ach ja..eins habe ich noch vergessen. du lässt esko&vampirlover + brandon doch noch einmal auftauchen oder?? falls noch nihct geplant...biddebidde!! ich mag die beiden so gerne!
Von:  koennte-sein
2010-04-11T20:47:19+00:00 11.04.2010 22:47
die Lebensbilianz ist doch wirklich..ähm atemberaubend:
//Ich hatte theoretisch kein Zuhause mehr.

Ich teilte mir das Zimmer mit einem Werwolf.

Meine beste Freundin war ein schlecht gelaunter Vampir geworden.//

Ist der junge aus dem bus noch wichtig?
Und wann schafft es linus -wer anderes kann´s ja echt nicht wirklich sein- die klappe aufzumachen und auch im "wirklichen" leben nett zu sein. oder zumindest ein bisschen netter. ich frag mich wirklich was noch passiert. der nebenjob ist irgendwie skuriel. ich mein -hallo- er kellnert da für vampire. aber bevor meine gedankengänge das auch noch werden (also nicht vampire, sondern skuriel (ist das überaupt richtig gescheiben?) verabschiede ich mich vorerst, und hoffe das du so schnell weiterschreibst, und mich nicht umbringst, der vielen rechtschreibfehler wegen. bin grad ein wenig unkonzentriet. und ich schweife ab. also noch einmal in klaren worten...bb <3


Von:  koennte-sein
2010-04-11T20:34:28+00:00 11.04.2010 22:34
omg....also das sich seine gastgeberin einfach so vor ihm verwandelt ist doch schon mal cool. mit linus ist doch irgendwas nicht ganz in ordnung. zuerst legt er so ein unterirdisches verhalten an den tag, und dann. also wenn man mal davon ausgeht das er es war, da alle anderen ausschalten. lese jetzt einfach das folgende kapitel. vielleicht klärt sich da ja was auf. <3
Von:  koennte-sein
2010-04-11T20:25:02+00:00 11.04.2010 22:25
omg....die haben doch alle probleme 0.o seine freundin tut mir leid. das kapitel ist wirlich toll geworden und ich mach mich an die anderen..=))
Von:  koennte-sein
2010-03-27T09:25:39+00:00 27.03.2010 10:25
o.0...und paige schien so nett zu sein..bin gespant wie´s weitergeht..aber das internat war ja echt nich tauszuhalten! da wär ich auch abgehauen...!
Von:  Inan
2010-03-06T23:32:55+00:00 07.03.2010 00:32
Das ist ja mal Pech xD
endlic ausm spießerkaff raus,
auf in die Innenstadt, so von wegen, jetzt geht das Leben erst los und so-
und dann passiert denen sowas xD
bin echt gespannt, wies weitergeht^^
Von:  Inan
2010-03-06T23:20:42+00:00 07.03.2010 00:20
Da wär ich aber auch abgehauen xD
Zumal das aber eine nicht ganz so spontane Entscheidung gewesen wäre, wenn ich an der stelle gewusst hätte, dass ich in was misteriöses reingerate ;D
tollig, klingt auf jeden Fall interessant^^


Zurück