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Percy Jackson und die Erbinnen der göttlichen Magie

von

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Flugzeug Steh-Geh

Es dauerte nur wenige Sekunden, da hatte sich mein Pegasus so nah an das Flugzeug heran manövriert, ohne dass etwas passiert war, dass ich ohne Probleme von seinem Rücken in den mitgenommenen Vogel klettern konnte. Naja, was heißt ohne Probleme. Ich hätte mir nicht bei meinen grotesken Verrenkungen zusehen wollen und ich zog mir auch zahlreiche blaue Flecken und Schürfungen zu, aber da das bei mir fast schon Normalzustand war, zählte ich das unter ‚ohne Probleme’.

Im Flugzeug Inneren erwartete mich heilloses Chaos. Überall lagen kleine Gepäckstücke, Teile der Innenausstattung und Menschen wild durcheinander herum, oder schwebten auch wild durcheinander herum. Es gab einen recht seltsamen Eindruck, wie alles so mitten in der, auch fliegenden, Bewegung erstarrt war. Der auf die Gesichter der Menschen festgemeißelte Schreckensausdruck erinnerte mich an den Percy Jackson-Film, als die Medusa ihren Versteinerungsblick im Spiel hatte. Aber die Menschen waren nicht aus Stein, sondern einfach nur erstarrt, als hätte man sie in ne Kryokammer gesteckt.

Aber auch wenn ich verwirrt war, meine größte Sorge war Nicky und so wandte ich mich ohne Umschweife der bereits ziemlich demolierten Toilettentür zu. Beinahe wäre ich noch über die Beine der bewusstlosen Stewardess, die nun aussah wie in den Boden zementiert, aber zum Glück weit genug vom Sog weg gelegen hatte um hinausgesagt zu werden, gestolpert, weil ich nur auf die Tür starrte, aber eben nur beinahe. So wie das Objekt meiner Interesse aussah, war es ein Wunder, dass der Sog sie nicht schon längst aus den Angeln gerissen hatte. Ich hoffte inständig, dass die dahinterliegende Einrichtung nicht genauso schrottreif aussah und Nicky verletzt hatte.

Da es mir mit der regelrecht schreienden Totenstille etwas unheimlich wurde, beschloss ich nach meiner Freundin zu rufen, während ich mich an der Tür zu ihrem Gefängnis zu schaffen machte, auch wenn das vermutlich beides nicht wirklich etwas bringen würde.

Vermutlich war sie entweder von allein in Ohnmacht gefallen, oder von ner losen Klobürste ins Reich der Bewusstlosigkeit geschickt wurden.

Umso erstaunter war ich, als ich auf meinem Ruf hin, ein leises fragendes „Taja?“ hörte.

Sofort durchströmte mich ungeahnte Energie. Nicky lebte! Ihre Stimme klang zwar etwas brüchig, aber nicht so, als hinge ihr Leben am seidenen Faden. Das Riesengebirge fiel mir vom Herzen.

Jetzt musste ich sie nur noch da raus bekommen.

„Ja ich bin es. Kannst du irgendwie versuchen, von innen gegen die Tür zu treten? Sie ist total zerbeult, von außen krieg ich sie allein nicht auf.“ Mein Zerren hatte bisher kaum Wirkung gezeigt.

Es raschelte in der Kabine und kurz darauf merkte ich Nickys Bemühungen von innen. Da sich die Tür ursprünglich nach außen öffnen ließ, hatte sie mit dieser Krafteinwirkung wesentlich mehr Erfolg, als ich. Einige Karatefußtritte und kräftiges Ziehen später, gab die widerspenstige Tür unserer geballten rohen Gewalt nach und öffnete sich mit einem leidenden Knarzen. Ich schmiss das Stück Altmetall einfach zur Seite, denn meine Arme brauchte ich um Nicky aufzufangen, die leichenblass und mit einigen Schrammen übersät aus dem WC stolperte.

Wir fielen uns in die Arme und stützten uns damit praktisch gegenseitig, denn auch mir hätten meine Beine vor Erleichterung beinahe den Dienst versagt. So standen wir einige Augenblicke lag schweigend da. Es war einer dieser berühmten Augenblicke, in denen man keine Worte braucht, um zu wissen was der Andere denkt. Wir waren beide einfach nur scheiße froh den Anderen lebend wieder zu sehen, obwohl wir wohl beide nicht mehr damit gerechnet hatten.

Es tat gut sie in meinen Armen zu spüren um zu wissen, dass ich mir das nicht nur einbildete, aber nachdem wir uns beide ein wenig beruhigt hatten, drückte sie sich weg um mich anzusehen. In ihren Augen lagen tausend Fragen, doch ausnahmsweise war ich schneller: „Geht es dir gut?“

Ich sah zwar, dass sie ziemlich mitgenommen wirkte, aber da ich keinen Röntgenblick hatte, konnte ich nicht ahnen, ob sie eventuelle doch schwere oder innere Verletzungen davon getragen hatte.

„Ich hab furchtbare Kopfschmerzen und mir tun die üblichen Stellen weh, aber muss ja. Was ist denn nun eigentlich passiert? Ich wollte grade vom Klo, als irgendjemand dagegen gedonnert hat und dann war plötzlich Chaos.“ Sie nutze die Gelegenheit ihre Fragen loszuwerden und von den Schmerzen abzulenken.

Nicky machte einen total verwirrten Eindruck, der mir erst mal klar machte, dass sie in ihrer Klozelle ja überhaupt nichts mitbekommen haben konnte. Gut, vielleicht die Durchsage des Piloten, dass sie gerade abstürzten, aber das hatte sie sicher auch so bereits gemerkt.

Nur leider war die Erklärung des Ganzen nicht so einfach und glauben würde sie mir das wahrscheinlich sowieso nicht. Dennoch vertraute ich einfach mal darauf, dass sie mich nicht gleich für völlig bescheuert hielt.

„Also, auch wenn sich das jetzt komisch anhört, das was da gegen die Tür gehämmert hat, war eine riesige Kreatur, halb Mensch halb Eidechse. Ich hab versucht sie aufzuhalten, dabei ist irgendwie ein Loch in die Flugzeugaußenwand gesprengt wurden und wir sind beide rausgesaugt worden. Das Flugzeug ist daraufhin abgestürzt, aber jetzt kurz vor dem Wasser plötzlich in der Luft erstarrt. Ich bin auf einem Pegasus gelandet, das hat mich gerettet und hier her gebracht, damit ich dich rausholen kann.“, versuchte ich mich möglichst knapp zu fassen.

Wie zu erwarten war, sah mich Nicky an, als wollte sie gleich die Telefonnummer der nächsten Irrenanstalt in ihr Handy tippen.

„Taja, geht es dir gut? Hast du dir vielleicht den Kopf gestoßen?“ Meine Freundin sah mich mit einem ernsthaft besorgten Blick forschend an.

„Nein, hab ich nicht. So bescheuert das auch alles klingt, es ist wahr.“, versuchte ich meine Aussage zu bekräftigen.

Doch ich konnte ihr ihre Skepsis nicht verübeln, immerhin verspürte ich selber den Wunsch, das alles als Halluzination abzustempeln. Und dass es sich wirklich mehr als bescheuert angehört hatte, hatte ich beim Erzählen selber gemerkt.

Nicky schien immer noch nicht zu wissen, ob sie es auf den Schock schieben sollte, oder ob ihre beste Freundin wirklich gerade den Verstand verloren hatte.
 

‚Huhu, wollt ihr da drinnen picknicken, oder können wir irgendwann mal wieder abhauen. Ich hab keine Lust, von dem Monsterding erschlagen zu werden, falls es wieder lebendig wird.’ Eine leicht genervt klingende Stimme ertönte von außerhalb des Flugzeugs.

Plötzlich wusste ich, wie ich Nicky überzeugen konnte, dass ich nicht halluzinierte. Oder zumindest hoffte ich, dass auch sie das weiße fliegende Pferd da draußen sehen würde und sich die letzten Minuten nicht nur in meiner Fantasie abgespielt hatten.

„Einen Moment noch!“, rief ich meinem hoffentlich existierenden Retter zu und wandte mich dann an Nicky: „Wir müssen schleunigst hier raus, solang das Flugzeug still ist. Es kann zwar sein, dass es einigermaßen sicher landet...“, ich erinnerte mich an die potenzielle Auffangwelle, „aber darauf will ich lieber nicht warten.“

„Aber wie bitte sollen wir hier weg kommen?“ Zumindest den Teil mit dem in der Luft hängen, hatte sie mir wohl abgenommen. Aber vermutlich war es wohl eher ein Blick aus dem Riesenloch in der Außenwand gewesen, das nur Himmel sehen ließ, als meine Worte.

„Na mit dem Pegasus.“, erklärte ich völlig gelassen, gelassener als mir tatsächlich zu Mute war, und zog sie zum Extraeingang.

Einen Moment lang war ich versucht unsere Rucksäcke zu holen, denn da waren ziemlich wichtige Sachen drin wie Ausweise, die Rückflugtickets, das Taschengeld und mein original japanisches Plüschnachtara. Doch ich hatte zu viel Angst etwas anderes im Flugzeug zu berühren, nicht das ich damit am Ende noch den Erstarrungsresetknopf betätigte und der ganze Rettungsversuch dahin war.

‚Na endlich, ich hab mir schon die Beine in den Bauch gestanden.’, wurden wir begrüßt.

Gut, streng genommen stand das Pegasus nicht wirklich auf seinen Beinen, denn seine Flügel trugen das Gewicht, doch ich wusste wie es gemeint war.

Ich wollte schon etwas erwidern, als ein erschrockener Laut von Nicky kam. Sie hatte unser Taxi anscheinend also auch gesehen, wie die plötzlich wieder aus ihrem Gesicht entweichende Farbe vermuten ließ. So dumm und fassungslos musste ich wohl auch aus der Wäsche geguckt haben als ich erkannt hatte, was Sache war.

„Aber...aber... das ist ja tatsächlich...“, brachte meine Freundin stammelnd hervor.

„Ein Pegasus. Hab ich doch gesagt.“ Ich hatte mich irgendwie schon so an die Irrationalität der ganzen Angelegenheit gewöhnt, dass mir das erstaunlich leicht von den Lippen kam.

‚Oh Wahnsinn, können wir die Vorstellungsrunde der ‚Ich-hab-noch-nie-ein-Pegasus-gesehen’- Selbsthilfegruppe vielleicht auf später verschieben. Ich würd euch ganz gern einladen und hier wegbringen, wenn es den Damen beliebt.’ Unsere Mitfluggelegenheit schien es irgendwie eilig zu haben.

„Ja ist ja gut. Wir beeilen uns ja schon.“ Mittlerweile hatte ich mich an die Konversation mit einem sprechenden Tier schon gewöhnt.

„Kletter du zu erst auf den Rücken, dann kann ich dich von hier aus halten.“, wandte ich mich nun zu Nicky, die immer noch völlig perplex auf das weiße Pferd starrte.

„Eh ja, ok.“ Sie war anscheinend immer noch zu sprachlos vor Erstaunen, als dass sie widersprechen konnte und das wollte bei ihr was heißen.

Mit meiner Hilfe kletterte sie etwas unbeholfen auf den Pferderücken. Aber ich hatte sicher auch nicht besser ausgesehen. Außerdem gab es noch das klitzekleine Problem der Höhe. Beim ins Flugzeug klettern, hatte ich das nicht so mitbekommen, nun sah es schon ganz anders aus. Als ich am Rand der Öffnung stand, die frischen Winde mich mit einem fast höhnischen Spiel umfingen und mein Blick auf das immer noch in einiger Tiefe blitzende blaue Meer sah, wurde auch mir wieder schlagartig klar, dass ich Höhenangst hatte. Kein Wunder, dass Nicky gerade so gezittert hatte. Auch ich schaffte es nur mit Hängen und Würgen meine Augen vom todbringenden Abgrund abzuwenden und mich auf den Pferderücken zu hieven.

‚Uff, ihr seid ganz schön schwer.’, beschwerte sich unser Abholservice, woraufhin er von mir einen nicht ganz unabsichtlichen Tritt in die Flanke bekam.

Das Letzte was man an einem solchem Tag, an dem man ein paar Mal knapp dem Tod von der Schippe gesprungen ist und lauter Kuriositäten zu verkraften hatte, hören will, ist, dass man zu schwer ist. Schon gar nicht wenn man mitten in der Luft auf einem eigentlich nicht existierenden mythischen Wesen sitzt.

Das Pegasus schien den Wink jedenfalls verstanden zu haben, hielt ausnahmsweise mal seine vorlaute Futterluke und schwang seine hübschen Flügel.

Ich griff an Nicky vorbei in die Mähne, um uns beiden etwas Halt zu geben. Zwar konnten wir beide recht passabel reiten, doch der Flug auf einem Pegasus war doch noch ein wenig anders. Vor allem holpriger. Dabei fiel mir ein, dass ich mich erstaunlich schnell daran gewöhnt hatte, obwohl es mich früher im Galopp meist aus dem Sattel geworfen hatte. Außerdem wärmte mein Körper sie hoffentlich etwas, denn sie zitterte ziemlich. Mir war dagegen ausnahmsweise mal nicht wirklich kalt. Aber ich hatte schon gar keine Zeit weiter über diese Erkenntnisse nach zudenken, denn unser Flugobjekt stoppte plötzlich wieder.

„Was ist denn los?“ Da ich nur einige Zentimeter größer als Nicky war und hinten saß, hatte ich vor allem ihren Kopf im Blickfeld und konnte nicht erkennen, was der Grund für unseren unplanmäßigen Halt war.

Doch meine Frage beantwortete sich von selbst, als ein zweites Pegasus plötzlich neben uns erschien. Ich war zwar erstaunt über das Auftauchen, doch weniger darüber, dass es noch ein Wesen war, das es eigentlich nicht hätte geben sollen, als dass auf seinem Rücken eine Reiterin saß.

„Wie ich sehe hat Kid Erfolg gehabt. Ich hoffe ihr seid unverletzt.“, sprach uns das blonde Mädchen an.

Ich brauchte erst einen Moment, um mir in Erinnerung zu rufen, dass es auch noch normale Menschen gab, die der Kommunikation fähig waren und nicht nur quatschende Tiere.

„Ein paar Kratzer, aber sonst geht’s.“, antwortete Nicky, die anscheinend weniger Probleme hatte zur Sprache zurück zu finden.

„Das ist schön. Aber jetzt müssen wir uns um etwas Wichtiges kümmern. Ich nehme an du hältst das Flugzeug gerade an, aber es wäre gut, wenn du damit aufhören könntest. Das stört ein wenig meinen Plan zur Landung des Flugzeugs. Percy kann die Welle nicht mehr lang halten.“ Das fremde Mädchen sah uns mit ernsten und erwartenden Blicken an.

‚Percy?’ Der Name kam mir doch irgendwie bekannt vor. Im Zusammenhang mit einer Riesenwelle, die er angeblich halten sollte, kam mir ein seltsamer Verdacht. Ich betrachtete unser Gegenüber genauer und musste feststellen, dass ihre langen blonden Haare in einem etwas zerzausten Pferdeschwanz gebunden waren und sie außergewöhnlich schöne sturmgraue Augen hatte. Mir wurde etwas mulmig. Das passte gerade irgendwie zu gut. Doch meine Gedanken wurden unterbrochen, als Nicky mir einen fragenden Blick zu warf. Auch sie hatte nicht verstanden, was das Mädchen meinte und das nicht nur, weil sie mit deren Aussehen beschäftigt gewesen war.

„Ich hab keine Ahnung was du meinst.“ Erst jetzt fiel mir auf, dass ihr Blick eher Nicky als mir galt und die schien das auch registriert zu haben.

„Ich weiß nicht, wie du es zu Stande bringst, aber du tust es.“, beharrte unser Gegenüber weiter.

Nicky fühlte sich dadurch regelrecht angegriffen, auch wenn ein Flugzeug vor dem Absturz zu bewahren ja nichts Schlechtes war.

„Ich mache gar nichts!“, entgegnete diese energisch.

Das Mädchen verdrehte seufzend die Augen und wies dann in die Richtung aus der wir gekommen waren: „Dann sieh doch mal das Flugzeug und dich an.“

Erstaunt von diesem seltsamen Hinweis wandten wir beide unseren Blick auf das Flugzeug. Doch neben der eh schon merkwürdigen Tatsache, dass es wie von Geisterhand in der Luft hing, bemerkte ich noch etwas anderes. Der Metallvogel gab ein seltsames Leuchten von sich und zwar in der Farbe Pink, als hätte man ihn mit lauter pinken Glitter bestreut. Es war zwar nicht besonders kräftig, aber doch aus der Ferne deutlicher zu sehen, als direkt dran. Ok, das Flugzeuge plötzlich anfingen ihre Farbe von grau nach pink zu wechseln war wirklich besorgniserregend, denn ich konnte mich nicht erinnern, durch eine Wolke Leim geflogen und von kleinen Engelchen mit Glitzerzeug beworfen worden zu sein. Anders konnte ich mir die Chamäleonmasche des Flugzeugs aber nicht erklären. Und erst recht nicht, als ich feststellte, dass das Mädchen vor mir genauso komisch schimmerte.

„Nicky, du glühst!“, brachte ich erstaunt an.

„Nee, mir ist eher kalt.“

„Nein so meinte ich das nicht, du strahlst irgendein Licht ab und zwar in Pink.“ Ganz so erstaunlich war die Farbe zwar nicht, denn meine Freundin trug gern Sachen in Pink, aber geleuchtet wie ein überdimensionales, schwules Glühwürmchen hatte sie meines Wissens nach noch nie.

Nicky schien das erst nicht recht glauben zu wollen, als sie jedoch ihren Arm hob und ihn gegen den blauen Himmel hielt, sah man das zarte Glühen, das sich wie ein pinker Schmierfilm über ihre Haut gelegt hatte.

„Was ist das?“, fragte sie besorgt und schüttelte sich, als gäbe es eine Krankheit bei der man pink anlaufen könnte.

„Das weiß ich leider auch nicht, aber es scheint die Kraft zu sein, die auch das Flugzeug umhüllt. Also wenn du sie auflösen könntest, kämen wir alle endlich hier weg.“ Das Mädchen auf dem anderen Pegasus schien ein wenig ungeduldig zu werden.

Nicky sah dagegen umso verzweifelter aus: „Aber ich hab doch gar keine Ahnung warum das passiert. Wie soll ich es da beenden?“

„Versuch doch einfach mal dich darauf zu konzentrieren. Vielleicht fühlst du die Energie und kannst sie loslassen. So wie mit Abführen einer Magiequelle.“ Ich konnte mir zwar vorstellen, dass das einfacher gesagt als getan war, doch wenn ich es mit der Magiehandhabung der ‚Gilde der schwarzen Magier’, eines von Nickys Lieblingsbüchern, verglich, wusste sie vielleicht wenigstens wie ich es meinte.

So wie es aussah hatte sie mich verstanden, denn sie schloss die Augen und eine unheimliche Stille legte sich um uns, wenn man vom Flöten des Windes absah.

Die Zeit schien sich wie Kaugummi zu ziehen, doch auch nach einer gefühlten Ewigkeit passierte nichts, weder beim Flugzeug noch bei Nicky.

„Es klappt nicht.“ Angestrengt atmete sie aus.

‚Lasst mich mal machen.’, kam es unerwartet von unserem fliegenden Untersatz.

Noch ehe wir etwas erahnen konnten, kippte der Pferdekörper erneut nach vorn in den Sturzflug. Dieses Mal war es allerdings nicht ganz so schlimm, sodass mein Schrei die Chance hatte noch aus meinem Mund zu kommen und sich mit dem von Nicky vereinte. Sobald wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten, nahm ich mir vor, mit diesem Klepper mal ein ernsthaftes Gespräch über unangekündigte Sturzflüge zu führen.

Doch allzu lange dauerte er nicht. Es warf mich wie schon zum xten mal an diesem verfluchten Tag fast vom Rücken, als das fliegende Pferd mitten in der Bewegung anhielt. Wäre mein Griff nicht gewesen, hätte es wohl auch Nicky aus der Bahn geworfen.
 

‚Seht ihr, hat doch funktioniert.’, ertönte es kurz darauf vergnügt vom Sturzpiloten.

Ich wollte ihn gerade ziemlich wütend angehen, als ich mitbekam was er meinte. Um uns herum hatte sich eine leichte pinke Aura gebildet, die das Pegasus anscheinend daran hinderte weiter zu fliegen. Und so hingen wir fast kopfüber dumm in der Gegend herum, während neben uns ein großes Objekt vorbeiraste und genau auf die Welle zusteuerte.

Auch wenn es in dieser Position ziemlich unbequem war, das Schauspiel um das Flugzeug war doch interessanter und so vergaß ich schnell den Schmerz, der sich gerade durch meine Haltemuskeln fraß.

Das fliegende Konstrukt stürzte wie ein angeschossener Vogel schräg nach unten, traf dann im anscheinend richtigen Winkel mit der Spitze auf den Wellenkamm, der als eine Art Skateboardrampe fungierte und das Flugzeug relativ sanft nach unten surfen ließ. Es ditschte zwar wie ein flacher Stein zweimal auf das Wasser auf, bevor es zum Stillstehen kam, zerbrach aber nicht. Das Aufatmen der geschockten Passagiere schien auch in einigen Metern Höhe noch zu hören zu sein.

Auch mir war nun deutlich wohler, da ich die restlichen Passagiere nun auch noch in Sicherheit wusste. Gut, Sicherheit war wohl zu viel gesagt, denn immerhin trieben sie noch auf dem offenen Meer herum, aber zumindest halbwegs lebend sollten sie auf dem Wasser angekommen sein.

„Sehr gut, meine Berechnungen stimmten und Seetanghirn hat es auch nicht vermasselt.“ Das andere Pegasus mit seiner Reiterin tauchte wieder neben uns auf. Das Mädchen lächelte zufrieden, bevor sie sich dann an uns wandte: „Die Rettungstrupps werden bald hier sein, wir haben alle rechtzeitig verständigt. Nun solltet ihr euch aber auch mal aus der Starre befreien, denn wir müssen weg. Wenn SIE erst mal herausfinden, dass ihr überlebt habt, sollten wir besser schon im Camp sein.“

Die Worte ‚Seetanghirn’ und ‚Camp’ gaben mir zu denken, weil sie mir den unguten Verdacht, der erst in mir aufgekommen war, noch mehr bestärkten, ebenso wie die Tatsache, dass das Mädchen und wen auch immer sie mit ‚wir’ meinte, über den Absturz anscheinend Bescheid gewusst hatte. Das bedeutete wiederum, dass sie entweder was damit zu tun hatte, was allerdings das Erscheinen zur Rettungsmission unlogisch machte, oder, dass es ihnen ein kleines Vögelchen mit hellseherischen Fähigkeiten gezwitschert hatte. Letzteres ließ mich schlucken. Das konnte doch gar nicht sein!

Doch bevor meine Gehirnwindungen vor lauter Gedankenwirrwarr noch anfingen zu kochen, galt es meine Aufmerksamkeit auf etwas Banaleres zu richten. Meine Muskeln meldeten unnachgiebig, dass sie langsam keinen Bock mehr hatten meinen Körper, der wie eine verwirrte Fledermaus halb schräg nach unten hing, noch länger zu halten.

„Ich weiß aber immer noch nicht, wie ich das machen soll.“ Auch Nicky fühlte sich in dieser Lage nicht gerade wohl.

‚Hey Alter, du siehst ja aus wie ein gerupftes Hühnchen, das im Flug eingefrostet wurde.’, ertönte plötzlich eine bisher unbekannte Stimme, die sich vor lauter Schadenfreude fast überschlug.

‚Na und, so siehst du doch dauernd aus. Außerdem, ich bin eingefroren, aber was hast du für ne Entschuldigung, dass du so lahm bist wie ne Schnecke mit gebrochnen Beinen.’, kam es von unserem Untersatz bissig zurück.

Ich wollte gerade einwerfen, dass sich Schnecken die Beine nicht brechen konnten, weil sie gar keine hatten, aber da lenkte mich etwas anderes ab. Auf Grund der Bewegungsunfähigkeit des Pegasus fiel mir erst jetzt auf, dass sich seine Lippen beim Sprechen gar nicht bewegten. Also sprach es vermutlich nur in unseren Gedanken, was auch erklärte, warum ich es erst in dem Windblasorchester hatte so klar verstehen können. Nach und nach ging mir ein Licht auf. Allerdings nicht darüber, wie wir uns nun aus dieser langsam echt anstrengenden Lage befreien konnten.

„Vielleicht...“ Weiter kam ich mit meinem Vorschlag nicht, denn ein unangekündigtes Niesen schüttelte meinen Körper.

„AU!“, kam es von Nicky.

Und auch unseren Pegasus kam ein ’Au!’, das sich dann allerdings in ein ‚Auuuuuuuuu’ verwandelte, als der Sturzflug plötzlich weiter ging. Es dauerte ein paar Meter, bis sich das große Pferd wieder gefangen hatte und wir wieder in Normallage waren.

„Entschuldigt, hab ich euch angeniest?“, brachte ich hervor, als ich wieder Luft in den Lungen hatte, obwohl ich mir eigentlich keiner Schuld bewusst war, immerhin hatte ich noch schnell die Hand vor den Mund gehalten und so hart konnten die Popel, die ich eventuell ausgeniest hatte nun auch nicht sein, dass man gleich schreien musste.

Nicky sah mich etwas verständnislos an: „Nein, du warst nur grad wieder total elektrisch.“

‚Ja und wie. Ich steh zwar ab und zu auf kleine Elektroschocks, aber mitten in der Luft und ohne, dass sich meine Muskeln bewegen können, hätte ich kein Rendezvous mit nem Zitteraal gebraucht.’, grummelte es von unten.

Gut, ein leichtes Prickeln hatte ich beim Niesen auch gemerkt, aber dass ich neuerdings einen auf Pikachu machte, hatte ich nicht realisiert.

„Ehm, tut mir wirklich leid, aber ich hab nichts gemerkt.“, entschuldigte ich mein mir selber unerklärliches Verhalten.

‚Naja, egal. Lasst uns endlich fliegen. Wenn ich euch beide noch lange auf dem Rücken hab, muss ich nächste Woche noch zum Chironpraktiker.’

‚Chironpraktiker?’ War das gerade nur ein Versprecher gewesen, oder hatte das fliegende Pferd absichtlich Chiron, den Zentauren gemeint? Doch irgendwie ermahnte mich der noch halbwegs funktionierende Teil meines Gehirns, dass ich die Antwort auf diese Frage eigentlich gar nicht wissen wollte und so ließ ich sie unausgesprochen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Moewen-Yunchen
2010-05-31T12:25:52+00:00 31.05.2010 14:25
Den Storyverlauf fand ich wie immer sehr klasse <3
Du hast das demolierte Flugzeug sehr gut beschrieben und die sache mit dem Riesengebirge fand ich sehr lustig ;3
Das Widersehen war auch sehr sehr süß dargestellt.
Und du bringst die typischen Situationen wie hier z.B „mir passieren tausend dinge, aber keiner glaubts“.
Allerdinge wieder ein Schreibfehler in: „Vermutlich war sie entweder von allein in Ohnmacht gefallen, oder von ner losen Klobürste ins Reich der Bewusstlosigkeit geschickt wurden.“ (worden)
Das Self-insert gelingt dir immer und immer besser je mehr du schreibst und je weiter du in der Geschichte kommst finde ich. Deine neuen Charaktere bringst du natürlich auch immer sehr gut und passend ein. Auch dass Glühen von Nicky ist perfekt und lustig beschrieben worden.
Deinen Pegasus mag ich auch total <3 aber wenn ich jetzt alle Dinge aufzähle die ich an deinem Kapitel liebe, dann sitzen wir morgen noch da ;3
*knuddel*
Mit freundlichen Grüßen <3
Dein Yunchen x3



Von:  Karirin
2010-05-22T15:02:26+00:00 22.05.2010 17:02
Tadaaa und da bin ich auch schon wieder!

Deine Kapitel sind immer sehr lange x__x (was ich aber gut finde, weil es ehrlich gesagt einfach nur bescheuert ist, wenn man ein neues Kapitel pro 500 Wörter eröffnet). Aber ich hätte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass ich bei solch einem schönen und warmen Wetter heute den ganzen Tag in meinem Zimmer sitzen würde, um deine Fanfiction zu lesen *hihi* Aber nun hab ich mir einen Eistee geschnappt und bin bereit, erneut für eine längere Zeit hier zu sitzen, um dir einen würdigen Kommentar zu schreiben ;) Immerhin soll harte Arbeit ja auch belohnt werden, nicht wahr? Und dass du für diese Fanfiction hart arbeitest, ist sehr deutlich zu erkennen.

Also... dann fangen wir mal an, über die Fanfiction zu reden anstatt über das schöne wetter (ich will ins Freibad D: aber dafür ist das Wasser noch zu kalt und der Boden zu nass, da es gestern noch geregnet hatte).

"Aber die Menschen waren nicht aus Stein, sondern einfach nur erstarrt, als hätte man sie in ne Kryokammer gesteckt." Kryokammer? ich musste ehrlich gesagt für ein paar Momente überlegen, was du damit gemeint hattest. Aber dann kam mir die Idee, dass du vielleicht die Kyrogenetik damit gemeint hattest und du dich vielleicht nur verschrieben hattest. Für alle fleißigen Leser also eine kleine Nachhilfeminute: Kyro bedeutet, dass etwas eingefroren wird. Also nicht versteinert wie bei der Medusa, sondern einfach nur, als wenn alles in der Zeit eingefroren wäre, hab ich das richtig verstanden, Taja? ^^

> Es war einer dieser berühmten Augenblicke, in denen man keine Worte braucht, um zu wissen was der Andere denkt. Wir waren beide einfach nur scheiße froh den Anderen lebend wieder zu sehen, obwohl wir wohl beide nicht mehr damit gerechnet hatten.

*_*""" an dieser Stelle musste ich auch wieder schmunzeln. Die Szene an sich ist ja Hollywood-reif. Die Hauptperson rettet unter eigener Gefahr die besten Freundin und es kommt zur ersehnten Zusammenkunft. Aber der satz danach war wieder zum Schießen: 'scheiße froh'? xD Das ist Slang/Dialekt und sollte eigentlich in einer Fanfiction nichts zu suchen haben... *lol* Solche Vekalbegriffe sollte man, wenn man sie überhaupt benutzt, nur ganz selten einsetzen. Und auch dann eigentlich nur, wenn es der Sprecher explizit ausspricht und nicht in einem narrativen Erzählfluss wie bei dir gerade. Das hat aber etwas mit dem persönlichen Stil eines Schreibers zu tun. Wenn du also gerne diese Wörter beibehalten möchtest, kannst du das gerne tun. Aber es ist dann irgendwie entgegenwirkend zu deinem sehr reichen und wohl gewählten Wortschatz und den verschachtelten Sätzen.

Es scheint, dass der Pegasus bei dir im Kapitel das Element ist, der di meiste Humor hat, oder?
Bei dem Satz "‚Oh Wahnsinn, können wir die Vorstellungsrunde der ‚Ich-hab-noch-nie-ein-Pegasus-gesehen’- Selbsthilfegruppe vielleicht auf später verschieben. Ich würd euch ganz gern einladen und hier wegbringen, wenn es den Damen beliebt.’" musste ich wieder sehr amüsiert grinsen. Ich hab schon öfters solche Sätze gelesen und ich denke, du hast die Situation sehr gut gewählt ^^ Immerhin feierten die Mädels gerade ein heiles Wiedersehen, während der arme Pegasus immer noch draußen warten musste. Und dass man einem erneuten Kampf umgehen möchte, kann man dem Pferdchen ja auch nicht übel nehmen *lach*

>Ganz so erstaunlich war die Farbe zwar nicht, denn meine Freundin trug gern Sachen in Pink, aber geleuchtet wie ein überdimensionales, schwules Glühwürmchen hatte sie meines Wissens nach noch nie.

.... D: ok..und an dieser Stelle fand ich das, was eigentlich komisch sein sollte, dann nicht mehr so lustig. Wieso müssen pinke Glühwürmchen schwul sein? Und wieso muss schwul sein immermit pink und allem Barbiehaften verbunden werden? Ich habe einen schwulen Freund und für solche Menschen sind solche Aussagen wie die in dieser FF dann etwas verletzend. Es gibt halt Menschen, die nicht hetero sind und Männer lieben und trotzdem nicht pink leuchten oder total weibisch daher kommen >___<" Sorry... das ist keine Kritik an dir oder so..aber ich fand den Satz seeeeehr unglücklich gewählt weil es den Anschein macht, dass du was gegen Homosexuelle hättest.

Was mir ansonsten noch aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass deine Geschichte nun mehr und mehr auf die Personen und Geschichten aus dem Kinofilm und den Büchern anspielen. Ich als unkundiger Leser versteh nämlich manchmal nur die Hälfte von dem, was du da schreibst. Auch das mit dem Chiron-Praktiker konnte ich zwar dann erahnen, aber wissen kann ich es nicht, weil ich halt die Gegenebenheiten nicht kenne.
Wenn es so weitergeht, muss ich diese FF leider nur noch stillschweigend und ohne Kommentare lesen, weil ich einfach den Zusammenhang der Geschichte nur noch in Ansätzen verstehen kann. Das ist sehr schade >__<

Aber bitte ändere wegen mir nicht deine Storyline!!! Es gibt sicherlich viele Leser, die gerade diese Geschichte sehr gerne lesen weil sie halt auch Percy Jackson mögen und kennen =)

Auch ich freue mich schon auf das nächste Kapitel und hoffe, dass ich es weiterhin als Laie verstehen kann *lach*

Liebe Grüße und bis demnächst,
Karirin




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