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Heartbreak Hotel

Liebe und anderer Scheiß!
von

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Kapitel 4

So, ich meld mich mal einfach zu Wort, weiß ja nicht ob das hier jemand liest *g*
 

Danke erst mal an alle diejenigen, die diese Story mitverfolgen! :3

Ab jetzt wird es jeden Dienstag ein Upload geben, denn wie es unschwer zu erkennen ist, wird die Story ein One Shot und es wäre doch schade, wenn es zu schnell enden würde :)
 

Weiterhin viel Spaß und dankeschön fürs lesen!

CaitLin
 


 


 

Chris klingelte, ich wusste dass er es war.

Mit nacktem Oberkörper und nicht mehr bekleidet als nur Shorts, öffnete ich ihm die Tür.

„Bei euch geht’s ordentlich zur Sache, was?“ fragte er grinsend und betrat die Wohnung, doch er erstarrte, als er statt Lukas einen völlig fremden Kerl in der Küche antraf, der grade nackt vor dem Kühlschrank stand, um darin herumzuwühlen.

„Wo ist Lukas?“ fragte er verwirrt.

„Weg.“ Erwiderte ich gelassen und rieb mir den Bauch.

„Was heißt weg? Er wollte doch erst am Freitag gehen?“

Aber ich zuckte mit den Schultern. „Er ist schon früher abgehauen.“

Chris rollte mit den Augen und fasste sich an den Kopf. „Hast du den Verstand verloren?!“ blaffte er mich an und stampfte ins Wohnzimmer.

Ich folgte ihm und blieb in dem Türrahmen stehen, an den ich mich mit verschränkten Armen lehnte als Chris sich auf die Couch fallen ließ.

„Warum regst du dich auf?“ fragte ich ruhig.

„Du hast ihn angefallen, stimmt‘s? Und das hat ihn erschreckt und er ist abgehauen, oder?“ Ich verstand nicht warum Chris so wütend war.

„Er wollte es.“

Chris sah mich noch fassungsloser an, als er es ohnehin schon tat.

„Du bist so ein Idiot, ich versteh dich nicht, echt nicht!“ Es fiel ihm sichtlich schwer ruhig zu bleiben.

„Das hätte endlich mal was Ernstes werden können! Du hast so von ihm geschwärmt, das kannte ich gar nicht von dir… ich hab für dich gehofft, dass es diesmal was wird…“

„Zunächst einmal…“ begann ich langsam. „…war der Junge noch keine achtzehn. Er war noch ein halbes Kind.“ In dem Moment schlangen sich zwei muskulöse Arme um mich, heiße, feuchte Lippen legten sich in meinen Nacken. Ich lehnte mich leicht zurück und genoss die Liebkosungen.

„Und zum zweiten weißt du doch, dass ich einfach nur Spaß haben will.“ Ein arrogantes kleines Lächeln zierte meine Lippen.

Chris aber stand auf und funkelte mich an. „Belüg dich ruhig weiterhin, aber mich kannst du nicht verarschen!“ knurrte er.

Doch ich hörte ihn schon nicht mehr, die Lippen legten sich verlangend auf meinen Mund, während sich mein Kurzzeitgeliebter gegen meinen Hintern drückte.

„Oh Mann! Juan!! Du verarschst dich selbst und das wirst du noch frühzeitig merken!“

Die Tür schlug krachend ins Schloss, während ich mich genüsslich auf der Couch räkelte.

Seine Worte stachen wie harte Nadeln durch meine Haut, die ich für undurchdringbar gehalten hatte und trafen mich, doch ich ließ es mir nicht anmerken.
 

Seit Lukas weg war ertappte ich mich dabei, wie ich regelmäßig auf mein Handy starrte.

Keine Anrufe… nichts…

Lukas hatte sich nicht ein einziges Mal gemeldet… nicht, dass ich es erwartet hatte… denn ich hatte seine Befürchtungen erfüllt. Ich hatte ihn nur ins Bett kriegen wollen und nachdem ich bekommen hatte, wonach es mich gedürstet hatte, interessierte es mich nicht mehr.

Dachte ich zu wissen… aber warum starrte ich dauernd auf das verdammte Telefon… warum konnte ich mich kaum konzentrieren?

Ich arbeitete als Kellner in einem edlen Restaurant und manchmal half ich auch im Club eines Freundes aus, doch auch nur wenn es meine Zeit zuließ, so zählte ich wenigstens nicht die Stunden und mehrere Tage vergingen, aus Tagen wurden Monate.

Der Weihnachtsmarkt und das, was mich an Lukas so stark erinnerte, waren fort. Über die Feiertage war ich bei meiner Mutter und wir verbrachten gemeinsam eine schöne Zeit, bevor ich wieder nachhause musste.

Ende Februar klingelte dann mein Handy.

Wir saßen mit Chris und ein paar anderen Freunden in einer Bar und tranken, lachten ausgelassen, als mein Handy mit einer fremden Nummer vibrierte. Ich ging ran, doch ich verstand so schlecht.

Was sagte die Frau da? Krankenhaus??

Chris sah mein erschrockenes Gesicht und folgte mir, als ich vor die Tür ging.

„Hier spricht das städtische Klinikum, Notaufnahme. Wir haben diese Nummer in der Tasche eines jungen Mannes gefunden, der heute eingeliefert wurde. Leider hat er keinen Ausweis bei sich.“

„Lukas…?!“ rief ich erschrocken. „Was ist mit ihm?!“

„Sind sie ein Verwandter? Wir konnten niemanden ausmachen…“

„Ich bin sein Freund, was ist mit ihm?“

Die Frau zögerte einen Augenblick lang.

„Hören Sie, ich bin sein Partner, okay?? Sein fester Freund also sagen sie es mir schon!!“ fuhr ich die Frau an, weil sie noch immer schwieg.

Sie räusperte sich. „Er hat sich vor einen Zug geworfen und schwebt noch immer in Lebensgefahr.“

Fassungslos starrte ich Chris an, der mich mit ebenso großen Augen ansah.

„Ich komme sofort! Sagen Sie mir wo das Krankenhaus ist!“ Ich schrieb mir die kurze Beschreibung auf die Hand und legte auf.

„Was ist mit Lukas…?“ fragte Chris.

Ich konnte noch immer nicht fassen was ich da hörte. „Er hat versucht sich umzubringen… hat sich vor einen Zug geworfen…“

„Das kann dir doch egal sein, oder?“ fragte Chris und sah mich kalt an.

Meine Gesichtszüge entgleisten mir völlig und ich starrte ihn einfach nur noch an.

Chris ging mit schnellen Schritten rein, hatte unsere Jacken in der Hand und schubste mich zum Wagen. „Gehen wir.“

Eigentlich konnte es mir doch egal sein… ich kannte ihn doch gar nicht… ich hatte nur einmal mit ihm geschlafen… aber mir wurde richtig mulmig zumute.

„Sie sagt sie haben weder Ausweis noch Telefon bei ihm gefunden… alles was er hatte war meine Nummer in seiner Tasche…“ Chris drückte mich auf den Beifahrersitz und fuhr los.

Hatte er die Nummer die ganzen drei Monate mit sich rumgeschleppt…?

„Er hat doch gesagt er hätte Großeltern…“ sagte Chris und sah mich fragend an.

„Hat er auch…“ erwiderte ich.

Unsere Fahrt dauerte kaum eine Stunde, er war noch im Umkreis von Köln… was hatte er hier zu suchen gehabt?

Zwischen dem Anruf des Krankenhauses und unserer Ankunft lag zwar nur eine knappe Stunde, doch wir warteten zusätzliche zwei Stunden, bis er den OP verließ.

Die Schwestern stellten uns Fragen, aber mehr als seinen Namen und wo er wohnte wusste ich doch nicht… ich erzählte ihnen von seinen Großeltern und sagte ihnen alles was ich wusste. Viel war das ja nicht gerade.

Doch irgendwann brachten sie dann Lukas zurück in sein Zimmer… ich sprang sofort auf und lief der Stationsschwester hinterher, die mich aber sofort aufhielt.

„Gehen Sie lieber nachhause und kommen sie morgen wieder, lassen sie ihn schlafen.“ Sagte sie streng.

„Ich kann nicht nachhause, dazu müsste ich zwei Stunden fahren!“ knurrte ich sie an.

„Dann seien Sie leise und stören Sie ihn nicht. Und nur einer.“ Sie nickte Chris streng zu, der sich prompt wieder in seinen Sitz fallen ließ.

Nachdem sie ihn ins Bett gehievt und mit der Trage wieder verschwunden waren, betrat ich das dunkle Zimmer, in dem Lukas alleine war.

Ich zog einen Stuhl heran und setzte mich zu ihm. Seine Augenlider flatterten noch, aber er öffnete sie ganz langsam.

Sein rundliches Gesicht wirkte Schmal und ausgemergelt. Unterhalb seines rechten Auges war ein dicker Bluterguss, ebenso auf seiner Stirn und an seinem Kinn hatte er ein großes Pflaster kleben.

Unter seinen Augen zeichneten dunkle Ringe ab… was war nur mit ihm geschehen…?

Bei seinem Anblick schnürte es mir leicht die Kehle zu.

Warum war ich hierhergekommen…? ¬Was hatte ich hier zu suchen, ich kannte ihn doch gar nicht.

Seine Augen öffneten sich langsam, sein Kopf wandte sich mir zu.

„Hey…“ sagte ich leise und legte meine Hand vorsichtig auf seinen Arm.

„Was…“ keuchte seine Stimme schwer und kraftlos.

„Schlaf weiter, ich bin hier.“ Flüsterte ich.

Aber Lukas starrte mich einfach nur an, schließlich zogen sich seine Augenbrauen zusammen und er sah mich mit einem gequälten Ausdruck an. Tränen strömten ihm über das Gesicht.

„Hör bloß auf zu heulen!“ zischte ich ihm leise zu, denn das Gerät das seinen Puls misste piepste etwas schneller. „Die schmeißen mich sonst raus! Shh!“ Ich zog meinen Stuhl näher heran und streichelte ihm durchs Haar.

Er schniefte leise, aber seine Atmung wurde wieder etwas ruhiger. Irgendwann verfiel er wieder in den Schlaf und ich saß an seiner Seite, während Chris draußen im Flur auf einem Stuhl eingeschlafen war.

Am nächsten Morgen, als die Visite kam, wurde ich raus geschickt und da sah ich, dass man Chris eine Wolldecke umgelegt hatte. Er schlief noch, selbst bei dem Krach den die Schwestern veranstalteten.

Ich ließ mich neben Chris fallen, da schwenkte eine Kaffeetasse vor mir.

„Hier.“ Eine freundliche Schwester drückte sie mir in die Hand und lächelte.

„Danke.“ Ich nahm sie entgegen und war überaus froh.

Sie sah kurz zu Chris rüber. „Wir haben zwei Herrenlose Frühstücktabletts, ich bringe sie euch gleich, in Ordnung?“

„Sagen Sie… was genau ist passiert…?“ fragte ich aber und die Schwester sah mich einen Moment lang an.

„Das wissen wir nicht, man hat uns berichtet, dass er sich vor einen Zug geworfen hat. Heute Nacht haben wir erfahren dass seine Großmutter vor ein paar Tagen verstorben ist… sein Großvater ist zusammengebrochen und liegt im Koma, aber es sieht nicht gut für ihn aus.

Vielleicht hat er sich deswegen umbringen wollen. Innere Blutungen hat er Gott sei Dank nicht, ein paar Prellungen und kleinere Brüche…

Aber ich bin froh zu wissen dass er noch jemanden hat, der sich um ihn sorgt.“ Sagte sie und lächelte wieder, sah von mir zu Chris. „Wir sehen hier viele Kinder und Jugendliche in schlimmeren Zuständen und in den meisten Fällen gibt es kaum jemanden der ihnen zur Seite steht.“ Sie schüttelte missbilligend den Kopf und schnalzte mit der Zunge.

Seine Großmutter war gestorben…? Und sein Großvater…? Hatte er sich deswegen so lange nicht gemeldet…? Wann war das alles passiert…?

Irgendwann durfte ich wieder ins Zimmer, nachdem wir etwas zu essen bekommen hatten.

Lukas war wach und lag da, starrte an die Decke.

Als er mich aus den Augenwinkeln sah drehte er das Gesicht von mir weg.

„Was machst du hier…?“ fragte er leise.

„Ich besuche einen Freund.“ Sagte ich und sah den harten Gips an seinem Arm.

Details hatte man mir nicht verraten, weil ich kein Familienmitglied war… aber ich war einfach nur froh, dass es ihm gut ging.

„Warum hast du mich nicht angerufen?“ fragte ich leise.

Lukas antwortete nicht.

„Warum hast du dich nicht gemeldet?“ fragte ich wieder, diesmal mit Nachdruck.

„Und was hätte ich sagen sollen? Was hättest du tun können?“ fragte er zurück und krallte sich an seiner Bettdecke fest.

„Du hättest mir von deinen Problemen erzählen können, vielleicht hätte ich dir helfen können.“

Aber er lächelte schwach. „Nein, hättest du nicht… und von deinem Mitleid hatte ich auch schon genug.“

Ich seufzte. Das führte doch nirgendwohin.

Also saßen wir beide wieder da und schwiegen uns eine Weile an.

Noch kein einziges Mal in meinen knapp zweiundzwanzig Lebensjahren hatte ich auf jemanden gewartet oder war ihm hinterher gelaufen. Mich um jemanden gesorgt? Erst recht nicht… Ich konnte mich nicht erinnern ob es einen Menschen gab, der mir mehr bedeutete…

Und dieser kleine Knirps hier sollte es mir angetan haben oder was der war doch ein halber Floh!

Ein hilfloser, kleiner süßer Floh den das Schicksal hart getroffen hatte.

„Wie fühlst du dich? Tut dir was weh?“ fragte ich schließlich.

Aber Lukas sagte nichts… er kämpfte mit sich selbst, ich sah deutlich wie er hart schluckte und sein schwach erkennbarer Adamsapfel dabei zuckte.

„Hör zu!“ sagte ich entschlossen, doch da klopfte es schwach an der Tür. Chris kam rein und lächelte Lukas an.

„Na Kleiner? Hast dich wohl für Batman gehalten was?“

Überrascht sah Lukas auf und erkannte Chris. Er konnte es vermutlich nicht nachvollziehen wieso wir hergekommen waren, mir ging es doch auch nicht in den Schädel.

Als wäre es selbstverständlich zog Chris einen Stuhl heran und setzte sich neben mich, grinste Lukas dabei an. „Kannst von Glück reden dass du mit ein paar blauen Flecken davon gekommen bist. Den ICE hast du wohl verpasst, hä?“

Da lachte Lukas und während er lachte, liefen ihm die Tränen über das Gesicht.

Später erfuhr ich warum.

Niemand hatte sich für ihn interessiert als seine Oma gestorben war und als sein Großvater auch noch ins Koma fiel, hatten die einzigen beiden Verwandten die er noch hatte ihm zusätzlich den Rücken gekehrt. Sie hatten ihm deutlich gezeigt dass es in ihren Leben keinen Platz für ihn gab. Sie hielten ihn für eine zusätzliche Last.

Chris lächelte nur und sprach weiter, als wäre nichts… er war schon ein toller Kerl. Er laberte und laberte, brachte Lukas zum Lachen und lästerte über die Schwestern ab.

Irgendwann versiegten ihm die Tränen und während die beiden lachten betrachtete ich den Jungen, der auf grausamste Weise von seinem Schicksal verstoßen worden war.

Aber eine weitere Tür war ihm geöffnet worden.

„Hör mal, warum kommst du nicht mit uns nach Köln?“ fragte Chris den Kleinen plötzlich.

Lukas‘ Augen wurden groß. „Wie meinst du das?“

Chris zuckte mit den Schultern. „Was hält dich hier noch?“

Lukas klappte den Mund auf, ich sah das „Aber“ auf seinen Lippen aber dem hatte er nichts entgegen zu bringen.

Seine großen braunen Rehaugen streiften mich.

„Du kannst bei mir und Pascal wohnen. Das ist gar kein Problem.“ Und noch während ich das aussprach begann mein Herz zu rasen.

Lukas‘ Blick wurde skeptisch.

„Du kannst auch bei mir bleiben ich wohne alleine.“ Sagte Chris und grinste breit dabei. „Keine Panik ich hab eine Freundin.“

Lukas errötete leicht. „Da… darum geht’s mir doch nicht… ich kann doch nicht einfach bei euch einziehen… das geht doch nicht…“ stammelte er aber Chris trat unbemerkt gegen meinen Fuß.

„Warum nicht?“ fragte ich und sah ihn an.

Da errötete er noch tiefer. „Wie stellt ihr euch das vor?“

„Ganz einfach…“ begann Chris. „…wenn du hier raus bist holst du deine Sachen. Wir nehmen dich mit nach Köln, melden dich einfach um und je nachdem was du vorhast, Schule, Arbeit was auch immer, finden wir etwas Passendes für dich und nistest dich bei uns ein.“ Er grinste breit und frech.

Wieder begegneten sich unsere Blicke.

Ich sah Lukas an und Lukas sah mich an. Teilweise ahnte ich schon was er dachte.

„Du wirst zu nichts gezwungen. Aber besser als hierzubleiben, oder? Die Schwester hat gesagt sie konnten keine weiteren Familienmitglieder ausmachen.“

Lukas schüttelte leicht den Kopf, er sah mich an als hätte er einen bitteren Geschmack auf der Zunge.

„Dann komm. Köln ist groß genug für uns drei.“ Ich lächelte.

Und da erwiderte er scheu das Lächeln, was in mir etwas Seltsames auslöste.

Vorfreude.

Chris lächelte sanft und erhob sich. „Dann gibt’s auf unser Wohl eine Pizza! Die Juan natürlich liebend gern bezahlt!“ Unverschämt wie er war hielt er mir die Hand hin.

Ich grinste und gab ihm das Geld.

Kaum hatte der Schein seine Hand berührt, war er auch schon wieder draußen.

„Ist das… in Ordnung für dich?“ fragte mich Lukas.

Mein Blick ruhte wieder in seinem zerschundenen, aber dennoch schönen Gesicht.

„Ach naja ich werde es überleben.“

Aber sein Gesicht verzog sich leicht. Warum konnte ich nie das sagen was er hören wollte, wo ich es ihm doch deutlich aus dem Gesicht ablesen konnte?

„Hör mal, ich habe es dir doch eben angeboten. Es ist völlig okay. Und wenn du in meiner Nähe bist kann ich endlich aufhören mir Gedanken um dich zu machen und welchen Blödsinn du wieder anstellst.“

Das brachte ihn wieder leicht zum Schmunzeln.

Und eigentlich war ich auch ein bisschen froh darüber, dass Chris ein paar Minuten weg war… wir schwiegen uns zwar öfter an aber dieses Schweigen war nicht mehr ganz so unangenehm.

Erleichtert war ich, keine Frage. Der Anruf hatte mir einen Schock versetzt doch ich war froh, dass es nur ein paar Prellungen waren und nichts Schlimmeres.

„Möchtest du etwas trinken?“ fragte ich als ich sah, dass seine Wasserflasche leer war und erhob mich.

„Danke…“ hörte ich ihn leise sagen.

Ich lächelte ihn an. „Ach was ist doch nur Wasser.“

Damit trat ich aus dem Zimmer raus und begegnete Chris, der nach einer halben Stunde zurück kam.

„Mann die sind so überteuert, Restgeld gibt’s leider keins.“ Wieder lachte er und ich grinste ihn an, trat ihm leicht gegen das Schienbein.

Dieser Hund!

Aber noch während ich den Flur entlang ging, um das Wasser zu erneuern, wusste ich, dass Lukas sich natürlich nicht dafür bedankt hatte…
 

Allzu sehr auf ihn einreden mussten wir nicht, denn er wusste genauso gut dass er nichts zu verlieren hatte…

Wir fuhren am selben Tag noch zurück doch in den zehn Tagen in denen er im Krankenhaus war, besuchte ich Lukas so oft ich konnte. Einmal am Tag mindestens oder höchstens alle zwei Tage.

Zwischen uns beiden herrschte eine seltsame Distanz und dennoch freuten wir uns einander zu sehen. Er freute sich mindestens genauso sehr wie ich, wenn ich ihn sah. Besonders aber wenn ich sah, dass es ihm von Tag zu Tag besser ging.

Ich wollte gar nicht darüber nachdenken was er emotional durchgemacht haben musste. Er hatte den einzigen Halt in dieser Welt verloren und wollte mit ihr abschließen… es musste ein Gefühl sein, wie auf einer Klippe zu stehen die in eine tiefschwarze Dunkelheit führte.

Und er hatte versucht sich dieser Dunkelheit zu ergeben.

Zugegeben viel Positives oder gutes hatte ich zu dem Zeitpunkt in meinem Leben nicht erreicht oder getan… das einzige wofür ich mich wirklich lobte war, dass ich ihm meine Nummer gegeben hatte, was ich sonst nie tat.

Jedes Mal wenn ich die Tür zu Lukas‘ Zimmer öffnete, sah ich wie seine Augen hoffnungsvoll schimmerten, wie er mich anstrahlte, wenn er ruckartig den Kopf hob.

Ich glaube Chris und Ich waren seine rettenden Schwimmflügel.

„Na, wie geht’s dir?“ fragte ich und überreichte ihm die Papiertüte die ich ihm mitgebracht hatte. Glücklich nahm er sie entgegen, er sah wirklich schon besser aus. Die ersten Tage hatten seine Blutergüsse wirklich schlimm ausgesehen doch sie schwächten nach und nach ab.

„Das Essen hier ist furchtbar… Da koche ich tausendmal besser!“ brummte er und packte den Burger aus der Folie und biss genüsslich und herzhaft hinein.

Ich zog meinen Stuhl wieder heran und lachte. Es war Freitagmittag und meine letzten zwei Stunden waren ausgefallen, da war ich sofort hergekommen und dachte mir schon dass er kurz vor dem Verhungern war.

„Ist Chris nicht dabei?“ fragte er leise schmatzend und schielte zum anderen Bett rüber, das bis gestern Abend noch leer gewesen war.

Er hatte einen Nachbarn bekommen. Vielleicht etwas jünger als Lukas.

„Er ist bei seiner Freundin, die nervt ihn seit ein paar Tagen weil er immer mit mir zusammen bei dir ist und weniger Zeit mit ihr verbringt.“ Ich lachte, hatte dem Jungen zugenickt, der den Gruß erwiderte.

„Ach so…“ sagte er und aß weiter, dann aber verzog sich sein Gesicht leicht. „Ich darf heute gehen.“ Sagte er und starrte auf seine langsam erkaltenden Fritten.

„Das ist doch super.“ Sagte ich und grinste ihn an.

Aber Lukas seufzte. „Hör mal ich weiß ihr meint es nur gut… aber ich weiß echt nicht ob das klar geht…“ murmelte er.

„Fang nicht wieder mit dem Thema an.“ Ich nahm mir eine Fritte und schob sie mir genüsslich in den Mund. „Das hatten wir doch schon abgesprochen. Du kannst bei mir bleiben.“

Da sah ich die Veränderung in seinem Gesicht.

„Hör zu…“ fing ich an aber er schnitt mir das Wort ab.

„Ich kann nicht… vielleicht ist das für dich okay… aber für mich ist es das nicht weißt du…“ seine Stimme wurde immer leiser, damit sein Nachbar uns nicht hörte. „Das was passiert ist… auch wenn wir nicht darüber reden… und es für dich etwas war, das nicht einmal der Rede wert ist… für mich war das… naja… das war… ich…“ Die Röte kroch ihm bis zu den Ohren. „…für mich war das nicht irgendwas was ich so schnell vergessen kann… oder so tun kann als wäre es nie passiert…“

Einen Moment lang stutzte ich und wusste nicht was ich sagen sollte… war das für mich irgendwas…? Reiner Sex, ohne Gefühl?

Jein…

Herrgott nochmal keine Ahnung was ich mir dabei dachte! Und dass ich ihn mitnehmen wollte zu mir… das hieß doch dass ich… ehm… ja was eigentlich? Dass ich ihn mochte? Dass ich gerne in seiner Nähe war?

Was war jetzt angebracht…?

Aber je länger ich mit der Antwort zögerte umso trauriger schien Lukas zu werden.

„Du weißt auch nicht was du willst, oder?“

Das erwischte mich eiskalt.

„Und solange du das nicht weißt, will ich nicht in deiner Nähe sein… es ist nett von dir, dass du zu mir kommst… du bist fast jeden Tag hier und ich bin dir sehr dankbar… aber ich kann nicht bei dir bleiben.“ Er biss sich auf die Unterlippe und ließ den halb angebissenen Burger sinken.

Ja… was wollte ich eigentlich?

„Du kannst so lange bei Chris bleiben, aber lass dir gesagt sein, Ich lasse dich hier nicht zurück. Ich habe dich einmal gehen lassen und es bereut. Ein zweites Mal passiert mir das nicht.“ Sagte ich und funkelte ihn dabei an. Und das war eine ehrlich gemeinte Antwort.

Da öffnete eine Krankenschwester die Tür und lächelte Lukas an. Er wurde hier wie ein kleines liebebedürftiges Küken behandelt, nach alldem was er erlebt hatte.

„Ich habe deine Papiere, mit denen gehst du nächste Woche zum Arzt, ja? Und du sorgst dafür dass er es wirklich tut. Kann ich mich auf dich verlassen?“ Sie sah mich streng an und als ich nickte lächelte sie breit und drückte mir ein paar Dokumente in die Hand. „Und vergesst nicht, vielleicht wäre es besser du würdest weiterhin das Gespräch mit einem Psychologen aufsuchen.“

Lukas verzog das Gesicht aber ich grinste die Dame an. „Ich mache das schon, keine Sorge.“

Und nachdem wir uns verabschiedet hatten gingen wir langsam den Flur hinunter und verließen die Station.

„Geht’s?“ fragte ich und er nickte. Ich hatte darauf bestanden seine Tasche zu tragen und er ließ es zu ohne weiter aufzumucken, auch wenn er sie mir anfangs gar nicht überlassen wollte.

Was war denn da drin? Gold?

„Ja kein Problem.“ Humpelnd ging er an meiner Seite und obwohl er sich unwohl fühlte, sagte er nichts mehr.

Er wusste ich würde ihn wieder abwürgen und ich wusste er würde es wieder versuchen.

Lukas war nicht wie ich… er hatte nur Sex mit Menschen die er mochte oder mit denen er zusammen war, mir war das relativ egal.

Und langsam aber sicher fühlte ich mich, als hätte ich ein Verbrechen begangen…

Das schlimmste daran war, dass mich mein Gewissen einholte und sich wie ein kleines tollwütiger kleiner Gremlin in meinen Nacken verbiss.

Wie kam ich auf die absurde Idee ich sei gewissenlos?



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  SummerRiver
2011-11-08T20:07:07+00:00 08.11.2011 21:07
WTF~
Mega nice, ich mag am liebsten sofort weiter lesen, aber da is nichts mehr zum lesen :(
freue mich schon auf dienstag, dann gehts weiter <3
Von:  JamieLinder
2011-11-08T13:57:43+00:00 08.11.2011 14:57
OMG. Ich war so geschockt, als der Anruf kam. Zum Glück ist ihm nichts schlimmeres passiert.*seufz*
Wie kann man so dumm sein & sich vor einen Zug werfen?! >___<
*Lukas hau* Idiot.!

Aber von Juan fand ich das auch nicht richtig, ich finde Chris hat vollkommen richtig gehandelt. Juan kann doch nicht einfach mit jemand anderem in die Kiste springen. Argh. >___<

Ich hoffe für Juan, das er seine Gefühle bald erkennt & versteht, warum er das alles getant hat. *w*
NomNomNom. So ein süßes Pärchen. <3
Auch wenn Lukas irgendwie bisschen stur ist.xD

Übrigens liebe ich dich dafür, dass du immer Dienstags die Seiten hochläds. (Da hab ich nämlich freu & kann ganz genüsslich die neuen Seiten lesen. :D)<3


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