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Der Tag der Wölfe

Eine Reise in die Geisterwelt
von

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Düstere Träume

Mit einem lauten Aufschrei wurde Gabriel aus seinem Tiefschlaf gerissen. Sein Oberkörper beugte sich nach vorne, und das Haar kippte ihm währenddessen übers Gesicht, als er schnell zu atmen begann. Verwirrt blickte er auf seine leicht angewinkelten Knie hinunter, und fragte sich, was gerade geschehen war. Manchmal vergaß er viel zu rasch, was er eben geträumt hatte, obwohl er sich gewünscht hätte, den Grund für diesen hässlichen Traum zu erfahren. Es verwirrte ihn jedes Mal, wenn die Träume so abrupt aufhörten, und er nicht mehr wusste, was genau darin vorgefallen war. Und wenn der Traum noch so hässlich war. Mit den Fingern strich er sich eine dicke, kobaltblaue Haarsträhne aus dem Gesicht, und strich sie hinter sein linkes Ohr. Kleine Schweißperlen hatten sich auf seiner Stirn gebildet, und er sah blass aus. Sein Brustkorb bewegte sich immer noch heftig, während er langsam begriff, dass er wieder einmal einen Alptraum miterlebt hatte. Szenen aus längst vergangener Zeit, die er am liebsten hinter sich bringen würde, ihn aber dennoch stets einholten – ganz besonders dann, wenn er schlief. Nun endlich beruhigte er sich, und er stützte sich mit seinen kräftigen Armen auf dem Bett ab. Draußen war es noch nicht einmal hell, der halbe Nachthimmel überzog noch das Firmament. Wie spät mochte es wohl sein? Er schüttelte den Kopf, es war ihm egal – mit Zahlen hatte er ohnehin nichts am Hut, denn er konnte ja sowieso nicht zählen. Und lesen noch weniger.

„Gabriel? Alles in Ordnung?“, fragte eine sanfte Frauenstimme. Wie ein Gesang drang sie in sein Ohr ein und stimmte ihn zufriedener. Trotzdem noch etwas verwirrt, warf er ihr den Kopf zu, und starrte sie müde an. Im Türrahmen stand Lex. Eine junge, hübsche Frau mit langen, roten Haaren. Die am schönsten waren, wenn sie draußen in der Sonne stand und sich von dieser bescheinen ließ. Dann leuchteten sie richtig.

„Ich hab nur schlecht geschlafen. Das ist alles!“, sagte er, und erhob sich. Mit noch ganz starren Beinen wackelte er zum Fenster. Er reckte sich, obwohl er das nicht nötig hatte, aufgrund seiner massiven Körpergröße – fast zwei Meter – um durch das rundliche Fenster hinaus zu schauen. Langsam lichtete sich der Nachthimmel ein wenig, aber es fehlten immer noch ein paar Stunden, um den Tag damit einzuleiten.

„Ich hab dich schreien gehört,“ meinte Lex, „ich nehme mal an, dass du wieder einen Alptraum hattest. Was war es?“

Das war doch so typisch, dass sie das wissen wollte! Er blickte fortwährend nach draußen, ohne sich von ihr ablenken zu lassen, aber sobald sie das ausgesprochen hatte, wurde er aufmerksam. Der blauhaarige Mann überlegte, ob er sich wieder hinlegen sollte, oder nicht. Ein bisschen Schlaf könnte er noch gebrauchen, bis der Tag endgültig anbrach.

„Ach, das übliche. Blutige Szenen aus meiner Vergangenheit! Soll ich die etwa so haargenau beschreiben, damit du zufrieden bist?“, raunzte er, aber Lex wusste bereits, wie er sich verhielt, wenn er aus einem Alptraum hochgeschreckt war. Sie selbst kannte ja seine Angewohnheit, grundlos sauer und gereizt zu sein, egal in welcher Situation. Das konnte vom einen Moment auf den anderen kommen, da musste er noch nicht einmal einen Alptraum gehabt haben.

„Nein, danke! Ich fahre nicht so darauf ab, mir derartige Geschichten anzuhören, wenn du so mies drauf bist!“, fauchte sie, etwas enttäuscht über sein Verhalten. Obwohl sie das bereits von ihm kannte, traf es sie manches Mal dennoch sehr – meistens änderte sie ihre Meinung schnell darüber. Sie wollte ihm damit nur zeigen, dass man sich um ihn kümmerte, und man es nicht so leichtfertig hinnahm, dass er sich oft wie ein herzloser Rüpel benahm. Seine Augen funkelten sie kalt an, so dass sie zurück schreckte. Sein Gesicht wirkte lieblos und nach unten gezogen, zu einer beleidigten Miene. Die blauen Augen rollten einmal von links nach rechts. Lex stand neben ihm, ihre Beine vibrierten leicht; sie blickte zum Fenster, als wollte sie ihn mit diesem abwesenden Blick strafen. Bestimmt dachte er sich nichts dabei, wie er sich gerade eben verhalten hatte.

„Weißt du, ich hätte nur niemals gedacht, dass sich ein legendärer Priester wie du so kindisch und so eiskalt benehmen kann, nur, weil er einmal in seinem Leben etwas Schlimmes erlebt hat!“, gab sie von sich, und wich ihm etwas von der Seite. Jetzt blickte er auf.

Geht das schon wieder los…, dachte Gabriel genervt, und verzerrte seinen Mund zu einem komischen, schiefen Grinsen.

„Legendärer Priester, pah! Ich bin nicht der legendäre Priester, egal, wer ich einmal früher gewesen sein mag! Ich bin nur ein Mann mit einer blutigen Vergangenheit, von der ich manchmal düster träume! Wäre ich eine Legende, würde das ganz anders aussehen!“, fauchte er. Wie er dieses Gerede über den „legendären Priester“ hasste! In dieser Legende ging es nämlich um einen Mann, der er angeblich gewesen sein sollte. Vor langer Zeit, an diesen Orten, im selben Land – doch Gabriel konnte sich an nichts erinnern, dafür aber andere Leute, die er nicht einmal kannte, und nie kennen wollte, umso besser! Sie hatten durch Träume, Visionen, Erscheinungen und anderen Hinweisen erfahren, wer dieser Mann gewesen war, und wer er jetzt war – ein Mann, den alle beschützen mussten, und ein Mann, der alle anderen beschützen musste – weil er so legendär war, wie kein anderer Mann vor und nach ihm. Dass Gabriel angeblich diese Gestalt sein sollte, nervte ihn viel mehr, als das es ihn freuen sollte. Natürlich wussten das seine Freunde und deswegen sprachen sie ihn oft darauf an, aber er wollte von dem Ganzen nichts hören, weil es ihm komisch vor kam. Er konnte und wollte sich nichts darunter vorstellen – dass ER – ein legendärer Charakter sein sollte?! Er lebte im hier und jetzt, und nicht in der Vergangenheit!

„Warum machst du es uns so schwer?“, fragte Lex mit einem mitleidigen Blick, „wir kümmern uns alle um dich, und du bist so arrogant und stößt uns weg…“ Sie hielt sich immer noch etwas weiter entfernt von ihm auf. Wenn er so sauer und gereizt war, wollte sie ihn lieber nicht noch weiter reizen. Außerdem hatte sie Angst, dass es so zu Handgreiflichkeiten kommen könnte – bei Gabriel wusste man ja nie, er war praktisch unberechenbar.

„Tut mir leid,“ würgte er trocken hervor, und klang dabei so, als würde er sich augenblicklich übergeben, „aber hättest du an meiner statt das alles durchlebt, würdest du auch so denken wie ich. Auf diesen aufgedrängten Ruhm habe ich keine Lust!“

Aufgedrängter Ruhm? Wovon redet der bloß? Er hat doch keine Ahnung!, dachte Lex, und sie sah, dass das Gespräch langsam zu einem Ende kam. Sie seufzte und versuchte, den ganzen Streit nicht persönlich zu nehmen. Denn würde sie alles als persönlichen Angriff sehen, was Gabriel zu ihr sagte, würde sie wohl oder übel daran zerbrechen.

„Ja klar. Ich sehe ja bereits, wie leid dir das tut!“, sagte Lex, und stand im Begriff dazu, zu gehen. Sie wollte sich nicht mehr länger hier im Raum mit einem Morgenmuffel aufhalten, dessen Mund nur böse Worte verließen. Darauf hatte sie keine Lust. Sie wollte wieder zurück in ihr Zimmer, wo wenigstens ein Mensch lag, von dem sie nicht befürchten musste, dass er ihr wegen ihrer eigenen Meinung und ein paar aufmunternden Sätzen an die Gurgel ging. So wie Gabriel, dem es schwerfiel, anderen Menschen zuzuhören und ihre Meinung zu akzeptieren.

„Und ich bin es leid, dass ich ständig deiner schlechten Laune ausgeliefert bin, wenn ich dir helfen mag! Düstere Träume hin oder her!“, sagte sie wütend, und verließ schließlich sein Zimmer. Als sich die Tür schloss, setzte sich Gabriel wieder auf sein Bett. Lex war weg, und er ließ daraufhin den Kopf hängen, um nachzudenken, was eben vorgefallen war.

Toll, großartig… was bin ich nur für ein unglaublicher Riesentrottel? Und das alles nur, weil mein Ego sich ständig verteidigen mag. Ich bin ein furchtbarer Mensch!, dachte Gabriel, enttäuscht über sich selbst. Er hob die Beine an, legte sich auf die Seite, und starrte mit müden Augen gegen die graue Mauer, welche sein Zimmer bildete.

Lex hat Recht. Ich BIN der legendäre Priester! Und nur wegen ein paar düsteren Träumen… mache ich alles zu Nichte.

Er schloss nun die Lider und bemerkte, wie sich Tränen dahinter bildeten. Und genau in dem Moment fühlte er, dass es an der Zeit war, etwas an sich zu ändern – und er wusste, wenn er es richtig anging, würde er das auch schaffen. Egal, was hinter ihm lag, oder noch vor ihm…

Der Dämonenturm

Kerzengerade ragte der Turm hinauf in den nachtschwarzen Himmel. Die Sterne funkelten und der Mond schien hell, aber das war nicht wichtig für ihn. Am Wichtigsten war für ihn die Tatsache, die Dämonenmeute auszurotten, so dass keiner von diesen widerlichen Schurken übrig blieb und diesem Landstrich jemals wieder etwas antun konnte. Deshalb war er hier her geschickt worden – obwohl er keine Lust hatte auf diesen Auftrag! Seitdem er von seiner Mission wusste, zu der er auserkoren war, war er von den Göttern sehr, sehr enttäuscht gewesen.

Es kam ihm vor, als würden die Götter ausgerechnet ihn für ihre blutigen Aufträge benutzen, so als würde es keinen anderen dafür geben!

Und deshalb ärgerte er sich jedes Mal maßlos darüber, wenn sie so skrupellos mit ihm spielten. Den Göttern war das offensichtlich egal, wie er sich dabei fühlte – hatte er nicht schon genug gelitten? Gabriel schnaufte und stöhnte, als er über die scheinbar niemals endende Wendeltreppe ging.

Seine Waffe stets unter seinem Mantel verborgen, welcher seine Kleidung so versteckte, so dass man ihn nicht sofort als Mensch erkannte. Sein Freund Pavo, ein kluger Magier, der viele Tipps und Tricks kannte, hatte ihm ein Amulett geschenkt, was ihn davor bewahren sollte, das ihn die Dämonen sofort aufspüren konnten. Er trug es um den Hals, und seine Macht war so groß, so dass Dämonen seine menschlichen Schwingungen kaum wahrnehmen konnten, selbst wenn er seinen Mantel abnahm.

Immer noch stöhnend, schlich er die Wendeltreppe hinauf, und spürte wie sich die Schmerzen langsam bis in die Oberschenkel zogen. Auch seine Fußgelenke fühlten sich immer schwerer an, denn die Stufen schienen endlos zu sein. Seine Fersen und Zehen schmerzten entsetzlich, und er freute sich auf die Stunde, in der er diesen elenden Turm hinter sich lassen und nach Hause zurück kehren konnte.

In sein Lager, das er wirklich als Zuhause bezeichnen konnte, wo man ihn akzeptierte wie er wirklich war und man ihn nicht wegen seiner kobaltblauen Haare verspottete. Die Wut über dieses Verspotten hatte ihn stark gemacht; und diese Wut würde er heute Nacht nutzen, um den Dämonen ihre widerlichen Köpfe einzuschlagen!

Schließlich neigte sich die Treppe dem Ende zu, und Gabriel stand vor dem letzten Abschnitt seines Weges. Der groß gewachsene, breit gebaute und muskulöse Mann blieb stehen und musste zuerst den anstrengenden Aufstieg verschnaufen, dabei hob sich sein Brustkorb auf und ab, während er nach Atem schnappte.

Ein stechendes Gefühl drang in seine Rippen ein und glitt danach hinauf zu seinem Herz, wo es sich später zu seiner Information für sein Gehirn verarbeitete. Eine Information, welche ihm sagte, dass sich ein gefährliches Wesen vor der Tür des nächsten Raumes befand! Mit dem Rücken drückte er sich an die Wand, breitete seine Arme aus, als würde er sich mit diesen abstützen oder daran festhalten.

Er wartete einige Minuten, ehe er seinen ganzen Mut zusammen fasste, und die letzten Stufen hoch stieg zu dem Raum, indem sich alle angeblich aufhielten.

Aber bevor er die Tür benutzen konnte, musste er noch an einem gewissen „Wachhund“ vorbei: ein dämonischer Wachhund, genauer genommen. Das Tier besaß einen massigen Körper, welcher von einem zerzausten, drahtig wirkenden grau-weißen Fell überzogen war. In diesem Fell zeichneten sich unterschiedlich große, dunkelgraue oder braune Punkte ab, welche nahtlos an die bräunlich graue gefärbte Stelle seines Hinterteils und des Schwanzes anschlossen. Der Körper ähnelte eher einem schlafenden Eber, als einem Hund, und sein Kopf wirkte schweinsartig; während zur Spirale gedrehten Hörner aus seinen Schläfen ragte und seine messerscharfen, spitzen Zähne zwischen seinen sabbernden Lefzen hervor blitzten. Zudem besaß das Vieh drei Augen, welche er beim Schlafen natürlich geschlossen hatte, während seine Nase sich stetig auf und ab bewegte – es erschien Gabriel, als würde der „Hund“ kaum Luft bekommen oder sich schwer beim Atmen tun.

Sein Kinn stützte er auf übereinander gelegte Pfoten ab, während seine schweineförmige Fratze kaum zuckte, sondern reglos im Schlaf ruhte. Die gelblichen Spiralhörner des dämonisierten Wesens jagten ihm keine Angst ein; Gabriel war im Prinzip niemand, der sich so schnell erschrecken ließ.

Jedoch musste er einen Weg finden, wie er den schlafenden Hund los wurde, denn dieser blockierte die Tür, durch die er den Raum betreten sollte.

Somit beugte er sich nieder zu ihm, und überlegte – es war nicht leicht, das Rätsel zu lösen, und er hatte auch kein Stück Fleisch oder ein Seil mit, mit dem er das Tier hätte bändigen können. Stattdessen griff er in seinen Mantel hinein, dessen Kapuze sein Gesicht halb verdeckte und ihm genügend Schutz gegen Kälte bot.

Einige Zeit durchwühlte er seine Innentaschen, und fand schließlich eine kleine Dose aus Metall, welche er genau betrachtete. Als er sie öffnete, befand sich darin Schlafpulver – sie war zwar nur bis zur Hälfte gefüllt, aber das störte ihn nicht, denn das Schlafpulver besaß eine so starke Wirkung, so dass es ausreichte um einen ganzen Raum voller Dämonen in Schlaf zu versetzen. Doch Gabriel wollte die Dämonen nicht einschlafen lassen, sondern sie vernichten. Mit zwei Fingern pickte er sich mehrere Körner des Pulvers heraus und verstreute es über den Hund. Im nächsten Moment konnte der Dämonenjäger beobachten, wie die Nase des Tieres aufhörte, sich zu bewegen, wie ihm die Zunge aus dem Maul glitt und wie seine Gliedmaßen weiter von ihm weg rutschten. Die erste Hürde hatte er überwunden! Schließlich steckte Gabriel die Dose in seine Innentasche zurück, stand auf, und packte das Vieh an den hinteren Läufen.

Er zog ihn eine ganze Weile lang über die Treppe, ehe er sich dafür entschied, dass diese Entfernung weit genug war.

Als Gabriel den lästigen Türblockierer beseitigt hatte, machte er sich daran, den Raum zu betreten. Zum Glück beachteten ihn die Dämonen kaum, als er im Türrahmen stand. Vor ihm tummelten sich in einem großen, rundlich gebauten, dem Turm angepassten Raum mindestens an die 20 Dämonen. Die Gruppe bestand aus lauter entweder hageren und zerzausten, oder muskelbepackten und lässigen Gestalten, alle bis an die Zähne bewaffnet. Die meisten schienen menschenähnlich zu sein, Gabriel vermutete bei diesen, dass sie als Dämonenkinder von menschlichen Eltern zur Welt gekommen waren. Nur die wenigsten wiesen animalische Anzeichen auf oder besaßen sonstige merkwürdige Details. Charakteristisch für Dämonen waren auch Hörner in allen Formen, an welchen man sie meistens erkannte. Schließlich erhob sich einer aus der Meute, und trat dem Fremden mit langsamen Schritten gegenüber. Gabriel trug einen dunkelbraunen Mantel, dessen Kapuze sein Gesicht bis zum Kinn verdeckte, und seine breiten Schultern warm einfasste.

Die Dämonen konnten so nicht erkennen, wer sich darunter verbarg. Zusätzlich half das Amulett, seine innere Energie zu verstecken, damit die Dämonen nicht sofort bemerkten, dass sich hier ein Mensch in ihre Reihen eingeschlichen hatte!
 

„He Fremder,“ knurrte der Dämon, der ebenso muskelbepackt war wie der unerwünschte Gast, „wer bist du und was willst du von uns?“
 

Das Aussehen des Dämons konnte man als groß, beinahe über zwei Meter, und als menschenähnlich bezeichnen. Seine Augen hatten eine katzenartige Form, die goldgelb in der Nacht leuchtete, wenn sie Gabriel genauer beobachteten. Seine Haare waren blutrot und wild auf die linke Seite gekämmt, während seine Schläfen beinahe gänzlich kahlrasiert waren. Aus den Fingern wuchsen ihm lange, spitze Nägel, welche pechschwarz glänzten. Als er diese erblickte, fragte sich Gabriel, wie viele unschuldige Menschen der Dämon mit diesem körpereigenen Werkzeug bereits ermordet hatte.

„He Fremder, bist du stumm? Oder warum stehst du nur da wie blöd und sagst nichts?“, knurrte der Dämon, da hob Gabriel einen Arm, und zielte plötzlich mit seiner Pistole, die einer heutigen Desert Eagle .50 sehr ähnelte, und eine silberne Außenhülle aus ihm unbekanntem Material besaß, auf den gefährlichen Wesen vor ihm.

„Natürlich kann ich sprechen,“ sagte Gabriel düster, „und ich werde euch sagen, wer ich bin – ich bin euer Henker!“

Danach schoss er seinem Gegenüber einfach geradewegs in die Stirn.
 

Als Gabriel fiel, fiel er sehr tief. Er hatte das Gefühl, als würde der Fall niemals enden, als würde er für immer und ewig so rasant in die Tiefe stürzen. Während des Falls gingen ihm so viele unterschiedliche Dinge durch den Kopf: er sah die Gesichter seiner Freunde vor sich, wie sie lachten, Scherze mit ihm trieben oder sich über Dämonen unterhielten. Genau. Dämonen! Wer hatte diese Rasse eigentlich erschaffen? Waren es die Götter gewesen? Gab es eigentlich Götter der Unterwelt? Hätte er nur damals im Tempel ein bisschen mehr gelernt. Wäre er nur ein bisschen fleißiger gewesen, und hätte er lesen gelernt. Dann hätte er die ganzen dicken Bücher durchforsten können, auf der Suche nach brauchbaren, wichtigen Informationen…
 

Aber steht das überhaupt in diesen verdammten Büchern? Wem ist der ganze Blödsinn überhaupt eingefallen?, fragte Gabriel sich enttäuscht, während der Himmel an ihm vorüber zog. Er breitete die Hände aus, als würde er fliegen wollen. Er stellte sich unsichtbare Flügel vor, die aus seinem Rücken ragten, die er ausbreiten konnte wann immer er wollte, um fortzufliegen und dem Alptraum zu entrinnen. Den Alptraum, der sein Leben war.

Ich hätte mich bei Lex entschuldigen sollen. Ich war ja so ein unglaublicher Egoist! Ich hätte mich besser um sie kümmern sollen. Ehe es zu spät ist. Denn niemand lebt ewig, und schon gar nicht ich!

Nach einiger Zeit fragte sich Gabriel, warum er ausgerechnet jetzt solche Gedanken hatte. Dann schlug er unten auf. Es war ein harter, dumpfer Knall, der durch eine Besonderheit des Bodens nur kurz anhielt und schnell wieder verklang. Und danach wurde alles schwarz um ihn herum.
 

Shina Susumu schlenderte ohne düstere Gedanken zu hegen über den Platz, bis hin zum Krankenhaus, wo sich die Ärzte, Heiler und Krankenschwestern der Lotuskrieger des Blauen Drachen um hilfsbedürftige und in Not geratene Menschen kümmerten. Auch ausgesetzte, misshandelte und gefolterte Dämonenkinder und andere Wesen dieser Art hielten sich hier auf, immer unter den schützenden Schwertern und Händen der Lotuskrieger. Da Shina ebenfalls zu diesen „Kindern“ gehörte, war sie hier aufgenommen worden, obwohl man ihren Dämon nicht zur böswilligen Sorte zählen konnte. Ganz im Gegenteil: er half ihr, Krankheiten von ihrem Körper fern zu halten sowie Wunden innerhalb weniger Sekunden zu heilen, so dass auch kein Kratzer auf ihrer ohnehin schon dünnen Haut mehr übrig blieb.

Als Gabriel sie damals gefunden und ihr geholfen hatte, nach einer schweren Verletzung an ihrem rechten Auge zu überleben, war sie völlig verstört und traumatisiert gewesen. Heute tänzelte sie fröhlich durchs Lager, trieb Späße mit den anderen und diente dem Anführer der Lotuskrieger, Hijikata Tsuyoshi, treu und ohne Widersprüche. Sie liebte ihren Meister, auch wenn dieser das nicht ganz wahrnehmen wollte, und half jedem, der ebenfalls Schwierigkeiten hatte, egal was es war.

Manchmal war sie schlechter Laune oder verfiel in ihr altes, depressives Muster zurück, aber ihre Freunde päppelten sie schnell wieder auf und überredeten sie oft zu irgendwelchen Albernheiten, so dass sie schnell ihre dunkle Vergangenheit vergaß.

Zu Gabriel pflegte sie ein eher kühles Verhältnis, denn sie hatte ziemlich viel Respekt vor ihm, da sie ihn aufgrund seiner Größe und Stärke fürchtete, obwohl er ihr das Leben gerettet hatte. Manchmal wollte sie ihm nacheifern, einigte sich aber dann wieder darauf, dass es besser wäre, sie selbst zu sein. Seit Tagen hatte sie nichts mehr von Gabriel gehört, auch wenn er vor einiger Zeit zurückgekommen war von seinem letzten Auftrag. Auch seine Freunde schienen sich nicht besonders viel in ihrer Nähe blicken zu lassen, und das machte sie stutzig. Deshalb hatte sie ihr Meister Hijikata geschickt, um nach dem blauhaarigen Dämonenjäger zu fragen – zumal Hijikata nur allzu gerne mit dem Mann sprechen wollte. Schließlich erreichte sie das Gebäude, das neben dem Krankenhaus stand, von dem sie wusste, dass Gabriel darin wohnte.

Es war ein mehrstöckiges Haus mit verschiedenen Zimmern darin, welche Gabriel und seine drei Gefährten ausgiebig nutzten, sobald sie mal vom Dämonenjagen genug hatten.

Als Shina das Haus betrat, schlug ihr jedoch eine seltsame Atmosphäre entgegen – die 28jährige musste sich kurz vor der Türschwelle zurückhalten, denn auch sie konnte dank ihres Dämons seltsame Schwingungen in der Luft wahrnehmen.

Nachdem sie sich wieder beruhigt hatte, setzte sie nun einen Fuß über die Schwelle, und betrat das Innere des Hauses. Ein Haus gebaut aus Steinmauern, das wohl lange dort gestanden hatte bevor die Lotuskrieger dort überhaupt ihre restlichen Quartiere im asiatischen Stil dazu errichtet hatten. Dieses eine Haus war im normalen Stil von Gabriels Welt gebaut, das heißt, ohne Schiebetüren, ohne asiatische Dekoration und ohne jeglichen Einfluss der Samurai-Krieger.

Shina musste nicht lange in den Gängen und Stockwerken suchen, denn bereits im zweiten Stock fand sie Gabriels Freunde vor: seinen Halbbruder Ryan, seinen besten Freund, den Magier Pavo, und das rothaarige Mädchen Alexis, kurz genannt Lex, welche sich immer aufopfernd um Gabriel kümmerten, egal wie schlecht seine Laune wieder einmal war. Der groß gebaute, blauhaarige Mann neigte nämlich dazu, seine Stimmungsschwankungen offen zu zeigen und diese heraus zu brüllen, sobald er fürchterlichen Frust spürte. Das er dann und wann auszuckte, daran hatten sich seine Freunde ja inzwischen gewöhnt, aber der Zustand, indem er sich jetzt befand, war ihnen neu. Als Shina die drei vorfand, wirkten sie so, als seien sie vollkommen aus dem Häuschen. Ryan stand vor einer Tür, die anscheinend zu Gabriels Zimmer führte, in welchem er sich wohl aufhielt und offenbar merkwürdige Sachen trieb.

„Gabriel! Komm bitte endlich raus und rede mit uns! Wir wissen, dass du vier Tage nicht geschlafen hast und Bücher liest, obwohl du eigentlich nicht lesen kannst! Bitte, Bruderherz – komm raus und werde wieder normal! Bitte!“, rief Ryan, da bemerkte Lex, wie Shina sich hinter ihr angeschlichen hatte und ruhig neben den Freunden verharrte.

Die Rothaarige wirbelte herum, einzelne Strähnen flogen dabei im Wind mit. Mit ihren grünen, glänzenden Augen starrte sie Shina an, begrüßte sie hinterher lächelnd und sagte dann:

„Gabriel ist völlig umnachtet und benimmt sich komisch! Das ist das erste Mal seit wir ihnen kennen, das er sich so daneben benimmt.“

Shina wusste nicht, ob sie darüber lachen oder es einfach nur verbal beurteilen sollte. Deshalb blieb ihr Gesichtsausdruck dabei lieber gleichgültig.

„Ach ja? Was ist denn passiert?“, fragte sie, während dessen gelang es Ryan, in den Raum einzudringen, zumal Gabriel ihm die Tür selbst öffnete und neugierig heraus blickte. Er sah furchtbar aus: dunkelblau mit etwas schwarz vermischte Ringe dekorierten seine Augen, seine kobaltblauen Haare, welche üblicherweise wunderschön im Sonnenlicht schimmerten, standen ihm in allen Richtungen vom Kopf zerzaust ab und waren kaum wieder zu erkennen.

Normalerweise trug Gabriel immer einen besonders schönen Kimono oder sonst ein hochwertiges Gewand aus Leder und straffem Stoff, das sich problemlos seiner Figur anpasste. Aber dieses Mal achtete er nicht einmal auf sein Gewand – denn er trug einfach ein rotes, schlabberndes Shirt mit weiten Ärmeln und einer Hose, die ihm halb über den Hintern rutschte und die er bei jedem Schritt unter seinen Füßen begrub.

„Gabriel hat beim Dämonenjagen versagt,“ erklärte ihm Pavo mit einem genervten Ausdruck in seiner Miene, „er hatte gehofft einen Dämonen zu ermorden, welchen er schon seit einem Jahr verfolgt!“

Shina rollte mit ihrem rechten, gesunden Auge. Das andere war geschlossen, da man es ihr bei einem fürchterlichen Akt der Folter ausgekratzt hatte. Nun war heute über das zusammen gepresste Lid eine gezackte Narbe zu sehen.

„Oh je,“ seufzte sie, „das hat wohl seinem männlichen Ego geschadet.“

Lex hielt sich die Hand vor dem Mund, damit Gabriel nicht sofort erkannte, dass sie über ihn kicherte, und erwiderte: „Oh ja, sehr sogar!“

Genervt und gelangweilt blickte Shina zur Seite. Den Auftrag, den ihr Hijikata übertragen hatte, konnte sie sich wohl oder übel in die Haare schmieren, denn der Herr Dämonenjäger war ja sowieso nicht in der Lage dazu, überhaupt zu kapieren, was gerade rings um ihn herum vor sich ging.

„Fünf! Es waren fünf Jahre!“, bekräftigte Gabriel mit Nachdruck, hob seine Hand und zeigte vier statt fünf Fingern her. Seine Freunde schüttelten nur den Kopf, Shina beachteten sie so gut wie gar nicht mehr. Enttäuscht von ihren Helden, die normalerweise immer besonders gefährliche Abenteuer bestehen mussten und denen im Lager ein spezieller Sonderstatus zustand, wandte sie sich von ihnen ab und drehte ihnen den Rücken zu.

Sie würde mit einem düsteren Ausdruck in ihrem Gesicht zurück kehren, und ihrem Meister davon berichten müssen, das Gabriel, der beste Dämonenjäger von allen, wohl ganz offensichtlich seinen Verstand verloren hatte.

Ein Fall für Himika

„Er hat schon seit vier Tagen nicht mehr geschlafen und wahrscheinlich auch nichts gegessen. Wenn er so weiter macht, fliegt er sicherlich bald um!“, stellte Pavo fest, wobei er nicht sonderlich besorgt wirkte. Der Magier mit den zerzausten, schwarzen Haaren, durch deren einzelne Strähnen ein violetter Schimmer ging, beobachtete seinen Freund eher belustigt als besorgt. Zumindest stand ihm der Sarkasmus deutlich ins Gesicht geschrieben, während er Gabriel in diesem Zustand beobachtete.

„Du wartest doch nur so darauf, dass er umkippt!“, fauchte Lex und funkelte ihn mit wütendem Blick an. Sie war nicht so glücklich darüber, dass sich sein angeblich bester Freund so lustig über ihn machte.

Gabriel hatte schwerwiegende Probleme und obwohl seine beiden männlichen Freunde wussten, dass es ausarten konnte wenn es so weiter ging, lachten sie zum Teil darüber. Besonders Pavo konnte manchmal richtig sarkastisch und gemein sein, und das war eine Eigenschaft, die Lex an Menschen wie ihnen überhaupt nicht ausstehen konnte. Gerade, weil sie so eine innige Verbindung zu Gabriels Gefühlen spürte..

Ob er überhaupt mitbekam, dass seine Freunde sich während dieser Zeit über ihn lustig machten?

„Gabriel, es reicht! Du bist doch kein kleines Kind, das sich so gehen lassen kann! Außerdem, warum liest du überhaupt diese Bücher? Du hast dich noch nie dafür interessiert, lesen zu lernen!“, tadelte Ryan ihn, während er hinter ihm stand und die Arme vor der Brust verschränkt hält. Derweil saß Gabriel auf einem Stuhl an einem Tisch im Zimmer, auf dem eine Menge Bücher lagen und übereinander gestapelt waren. Mit einer ziemlich harschen Bewegung riss Gabriel eines der Bücher an sich – es war eines mit einem dunkelblauen Einband und blätterte es in der Mitte auf. Danach tat er so, als würde er furchtbar konzentriert darin lesen, und lachte während dem Lesen auf, aber keiner wusste, was an einem Buch über Giftige Pflanzen und wie man sie erkennt lustig sein sollte. Lex verdrehte die Augen, und im Gegensatz zu ihren lästernden Kollegen gehörte sie zu dem Teil, der eher Mitleid mit dem armen Gabriel hatte als die zwei Burschen. Schließlich gesellte sich Pavo an Ryans Seite, nahm ein Buch mit rotem Einband an sich, öffnete es und meinte:

„Er will nur die nackten Frauen sehen, die hier abgebildet sind!“ Allerdings bemerkte Lex, dass Pavos Augen viel größer wurden als die von Gabriel, während er auf die höchst erotische Zeichnung einer gänzlich unbekleideten Frau fasziniert anstarrte. Wütend schlug ihm Lex das Buch aus der Hand.

„Ihr seid doch alle Idioten! Anstatt ihm zu helfen, lacht ihr über ihn! Ihr seid echt gemein!“, schrie sie sauer. Erzürnt schob sie die beiden Männer zur Seite, die sie nur perplex dabei beobachteten, wie die junge Frau begann, sich rührend um ihn zu kümmern und ihm beruhigend zuredete. Ob Gabriel irgendetwas davon mitbekam, was Lex zu ihr sagte, konnten sie sich zwar nicht so wirklich vorstellen, da er manchmal nur dämlich grinste oder irgendwelche unzusammenhängende Worte murmelte. Plötzlich schubste er Lex beiseite, sprang auf und lief zur Tür hinaus, ehe er stehen blieb, sich rasch umdrehte und sie alle mit einem verwirrten Ausdruck musterte, bevor er sagte:

„Ich muss diesen Dämon kriegen! Diesen widerlichen, elenden Mistkerl! Dem bin ich schon seit fünf Jahren hinterher… und gestern, da hatte ich ihn fast… nur musste ich danach aus dem Turm springen und er ist mir davon… dieser elende Vollidiot! Ich zerquetsche sein Herz, wenn ich ihn gefunden… ooooh!“

Schon war Lex an seiner Seite, um ihn zu stützen, als er zu schwanken begann. Benommen griff er sich an die Stirn, als würde er hoffen, dass sich das Schwindelgefühl darin bei einer sanften Berührung verziehen würde.

„So, jetzt reicht’s mir!“, rief Lex, und hatte nun Tränen in den Augen. „Ich bringe dich jetzt zu Himika. Wir haben ein Wörtchen mit ihr zu reden! Wir werden dich gemeinsam versorgen und dann wirst du bis zum Ende der Woche nur noch schlafen! Hast du mich verstanden?“, keifte sie zornig, und ihre Wangen waren puterrot angelaufen. Aber anscheinend hatte Gabriel es nicht verstanden, denn sonst würde er einen Fuß vor den anderen setzen, um zu Himika zu gelangen – jener Krankenschwester, der er schon viel zu verdanken hatte, und zwar jedes Mal, sobald sie seine Wunden versorgte. Plötzlich spürte Gabriel einen heftigen Stoß in seinem unteren Rückenbereich, und er taumelte stöhnend vorwärts.

„Geh endlich! Lex hat recht!“, sagte Pavo beschwichtigend, „du musst dich endlich hinlegen.“ Selbst als das nicht fruchtete, packten ihn die beiden Jungs an den Armen, zogen ihn nach vorne, um ihn auf den richtigen Weg zu bringen und zerrten ihn hinaus aus dem Haus, und bis hin zur Krankenstation. Der Priester stöhnte dabei und versuchte verzweifelt, nicht umzukippen, zumal in seinem Kopf ein unangenehmes Dröhnen zu hämmern begann. Alles verschwamm unangenehm vor seinen Augen. Schließlich, als sie letztlich bei Himika ankamen, sah er nur noch alles verschwommen. Es war ihm, als würde er immer noch bei den Büchern sitzen und darüber brüten, obwohl er nicht lesen konnte.

„Himikaaaa!“, rief Lex laut, da dauerte es nicht lange, bis eine zarte, schlanke und frisch wirkende junge Frau auf sie zu kam. Sie hatte ihr schwarzes Haar zu einem langen Zopf zusammen gebunden, und ihre Wangen leuchteten leicht rosa. Zuerst wollte sie lächeln, blickte aber dann nur verwundert drein, als sie die aufgeregte Gruppe vor sich kam. Gabriel, in den Armen seiner Freunde, schwankte nach vor und zurück, weil er sich selber nicht mehr auf den Beinen halten konnte.

„Was ist denn mit euch los?“, fragte sie, während sie den erschöpften Dämonenjäger aufmerksam musterte.

„Hat seit vier Tagen nicht mehr geschlafen und weiß nicht mehr, wo oben und unten ist!“, berichtete Pavo knapp, „wir wollen, dass er bis zum Ende der Woche durschläft und nicht mehr aufsteht!“ Zusammen mit Ryan, dem er ein Zeichen gab, bohrte er seine Faust in Gabriels Rücken, und dieser stolperte nach vorne, wo er schließlich stürzte.

„Ihr seid so gemein!“, wimmerte Gabriel, als er auf seine Knie fiel und sich diese aufschlug. Er warf ihnen einen beleidigten Blick zu und brummte:

„Ich bin ein Folteropfer! Ihr dürftet das eigentlich gar nicht, mich so zu behandeln!“ Schließlich stand Ryan neben ihm und verpasste seinem Bruder einen kleinen Klaps auf den Hinterkopf. Gabriel wimmerte daraufhin lauter.

„Unsinn! Wann wurdest du zuletzt gefoltert? Vor zehn Jahren? Das ist lange her, deine Wunden sind längst verheilt!“, erwiderte Ryan laut, und in seiner Stimme lag ein Ton, welcher Gabriel verriet, das er sehr verärgert war.

„Du gehst jetzt endlich ins Bett, und wehe dir, du stehst einmal auf!“ Sie sahen nur mehr, wie Gabriel den Kopf leicht senkte, sie hörten ihn ein paar Mal schniefen und wussten dadurch, dass sie gewonnen hatten. Als Gabriel von selbst nicht wieder auf die Beine kam, stützten Lex und Himika gemeinsam den sonst so mächtigen Mann, und hievten ihn auf ein Krankenbett, welches in einem der vielen Zimmer stand, indem sie sich gerade aufhielten.

„Ich werde ihm ein spezielles Mittel verabreichen, damit er so leicht nicht wieder hoch kommt!“, bestätigte die Krankenschwester mit einem sicheren Kopfnicken, „und sobald es ihm wieder besser geht, darf er die Station verlassen.“ Lex nickte daraufhin ebenfalls, obwohl sie sich im Inneren dennoch weitere Sorgen machte. Inzwischen war Himika aus dem Zimmer hinaus geeilt und mit einer länglichen, braunen Flasche zurückgekehrt. In der anderen Hand hielt sie einen kleinen Becher, der äußerlich zwar schon verrostete, aber immer noch in guter Verfassung war.

„Schon zwei Tropfen dieses Wundermittels können eine gesamte Schafsherde in einen Tiefschlaf versetzen,“ begann Himika zu erklären, doch sie schüttete mehr in den Becher hinein, als gut für Gabriel war.

„Wenn ich ihm mehr davon gebe, wacht er nie mehr auf!“ Mit diesen Worten grinste sie in die erschrockene Runde, die aber dennoch wusste, dass es das einzige Mittel darstellte, womit sie Gabriel endlich ins Bett bringen konnten. Er lag zwar schon darauf, doch in Schlaf gefallen war er noch lange nicht.

„Ähm, nach einer Woche hätten wir unseren Dämonenjäger aber schon gerne wieder zurück,“ protestierte Ryan verwirrt, da wandte sich Himika an ihn:

„Keine Sorge, Junge. Der kommt wieder zu sich, wirst schon sehen – und dann ist er so wie früher, ganz der Alte…“ Die Krankenschwester drehte Gabriel auf den Rücken. Dieser stöhnte nur und blinzelte mit dem linken Auge, als sie ihm den Becher vor die Nase hielt. Er wollte fragen, was das sei, war aber zu müde zum Sprechen.

„Trink das!“, befahl sie ihm streng, und Gabriel nahm den Becher mit zittriger Hand an sich. Er setzte an, trank und – keine zwei Sekunden später fielen ihm schon die Augen zu.

„So, jetzt schläft er, tief und fest!“, sagte Himika, und lächelte dabei mit kurz geschlossenen Lidern. Das Lächeln verwandelte sich in ein hämisches Grinsen, scheinbar hatte sie schon lange keinen Patienten mehr mit diesem Mittel behandelt.

„Sobald er wach ist, werde ich euch informieren. Allerdings sollte er mit jemandem über seine Probleme reden, nicht, dass es noch schlimmer wird,“ schlug sie vor, und die Gefährten nickten darauf hin. Sie warfen sich nachdenkliche Blicke zu.

„Bevor der reden wird, geht eher die Welt unter!“, prophezeite Ryan düster. Lex gab ihm einen kleinen Klaps auf die linke Schulter und schüttelte dabei den Kopf.

„Sehe ich auch so,“ pflichtete ihm Pavo bei, „Gabriel ist keiner, der jedem sein Herz ausschüttet, wenn ihn mal was plagt. Lieber säuft er sich zu oder raucht sich den Stress weg. Auch eine tolle Methode…“ Ryan sah zu dem Magier, verengte seine Augen zu kleinen Schlitzen, und meinte:

„Seine Methode!“ Die beiden nickten sich zu. Als sie merkten, dass sie hier nichts mehr ausrichten konnten, verabschiedeten sie sich von Himika und bedachten sich bei ihr für die Hilfe. Ohne sie hätten sie es niemals geschafft, Gabriel zum Schlafen zu überreden. Wobei sie ihm das kleine Mittel ja mehr oder weniger eingeflößt hatte, damit er endlich den Schlaf des Gerechten bekam…

Fünf ganze Tage später kam Gabriel wieder zu sich. Er fühlte sich zwar ausgeruht, doch ein bisschen müde war er immer noch, und sein Nacken schmerzte ihm. Zudem fühlten sich seine Schultern an, als hätten sie sich zusammen gezogen, was ihm nicht besonders gefiel. Der große, breitschultrige Mann saß nun aufrecht auf seinem Bett, stützte sich mit den Händen auf der Kante ab.

Langsam bewegte er seine Beine hin und her, damit er ihnen Leben einhauchen konnte. Er spürte, wie sie Stück für Stück begannen, zu kribbeln. Besonders in den Zehen kribbelte es, woraufhin er sich streckte. Er streckte seine kräftigen Arme hinter seinen schmerzenden Nacken, um sich zu dehnen. In seinem Zimmer hielt sich momentan niemand auf außer ihm, und er wollte aktuell auch niemand anderen sehen. Gerade, als er bei diesen Übungen war, sah er eine dünne, weiblich anmutende Gestalt vorbei huschen. Er hört auf, sich zu strecken, sprang vom Bett herunter und eilte zur Tür. Vorsichtig lugte er aus dem Rahmen, um zu beobachten, wer da eben an ihm vorbei gegangen war. Oder vielmehr gewandelt, denn die Gestalt sah eher so aus, als würde sie über den Boden schweben.

Als Gabriel sie genauer in Augenschein nahm, erkannte er, dass es sich bei der Sichtung tatsächlich um eine Frau handelte – um eine mit schwarzen Haaren, welche zu drei Zöpfen zusammen gemacht waren. Einer hinten, der wie ein Pinsel aussah, und in ihren Nacken fiel. Die anderen zwei vorne, die aber eher mehr ausgefranst und ungepflegt wirkte. Gabriel staunte nicht schlecht: ihre Körpergröße betrug bestimmt nicht mehr als einen Meter und sechzig Zentimeter, da war ja Lex sogar noch größer als sie. Wer immer es auch war, trug einen schwarzen Kimono, an dessen rechter Seite ein Samurai-Schwert baumelte. Um sie herum waberte ein geheimnisvoller, grau-weißer Nebel, der sich mit ihr fortzubewegen schien. Als sie sich schließlich am Ende des Ganges umdrehte, fiel Gabriel auf, dass sie ganz offensichtlich zu den Asiaten gehörte. Ihre mandelförmigen Augen lagen bei ihr besonders schief, und zogen sich stärker in die Länge, als wie bei anderen Asiatinnen. Wenn sie ihre Lider schloss, hatte man das Gefühl, als würde sie schlafen – ach ja, schlafen… hatte er gerade. Er schüttelte den Kopf und beobachtete die merkwürdige Frau weiterhin. Sie bewegte sich wie jemand, der nicht wirklich wusste, wohin er gehen sollte. Sonst wäre sie nicht am Ende des Ganges stehen geblieben, um sich wie verwirrt umzublicken.

„Verzeihung! Was gibt es da zu sehen?“, fragte ihn plötzlich eine Stimme, die direkt neben ihm erklang. Mit einem Male wurde der blauhaarige Dämonenjäger aus seinen Tagträumereien gerissen. Es zuckte regelrecht in ihm, als er Himika anblickte. Die Arme der hübschen Krankenschwester baumelten an ihren Lenden hinab, und sie stand mit beiden Beinen fest an seiner Seite. Sie beobachtete ihn mürrisch.

„Ach… nichts Wichtiges. Da steht nur eine Frau… am Ende des Ganges!“, stellte er nüchtern fest, und deutete auf die weibliche Gestalt, die immer noch regungslos an der Stelle verharrte. Himika zuckte mit den Achseln.

„Ach, das… das ist nur Naka-san! Mach dir keine Gedanken um sie. Sie ist ein wenig merkwürdig und verwirrt, daher lass sie lieber in Ruhe.“ Als die Krankenschwester zu Ende erklärt hatte, merkte sie, wie der Priester immer noch die Frau beobachtete. Ihm war gerade aufgefallen, wie blass sie im Gesicht war – richtig leichenblass, so als wäre das ganze Leben aus ihr entwichen.

„Ich habe gesagt, du sollst sie in Ruhe lassen! Wie soll ich mich um dich kümmern, wenn meine Patienten nie auf mich hören?“, knurrte sie, und klang dabei leicht gereizt. Gabriel drehte sich zu ihr um. Langsam fühlte er sich hier, als würde schon wieder einer denken, dass er ihm gehörte. Dabei hatte er gehofft, sich nicht mehr so leicht von jemandem beherrschen zu lassen, wie damals. Er war doch ein Folteropfer… man sollte ihm die Entscheidungen selbstständig treffen lassen und nicht auf ihm herumhacken... Aber Gabriel wusste bereits, das Himika es nicht leiden konnte, wenn ihre Patienten nur an sich dachten und sich am liebsten selbst aus der Krankenstation entlassen würden.

„Es tut mir leid,“ sagte er, mit einem tiefen Seufzer im Anschluss.

„Auch wenn du glaubst, ausgeruht zu sein – ich erwarte von dir, dass du noch ein bisschen bei mir bleibst! Ich möchte dich überwachen und ausreichend untersuchen, um sicherzugehen, das dir nichts fehlt!“, sagte sie streng, und wies mit einer flotten Handbewegung ins Zimmer. „Du bist jetzt ein Fall für mich. Und nach deiner Entlassung werde ich dich an Batu übergeben, der sich deiner annehmen wird. Er wird sich ausreichend um dich kümmern! In persönlicher wie in seelischer Hinsicht…,“ fuhr Himika fort.

Gabriel, der inzwischen im Inneren eine Mischung aus Beleidigung, Gereiztheit und leichtem Anflug von Zorn spürte, beobachtete Himika grimmig. Ein Fall für Himika also. Und danach sollte er zu diesem Batu kommen, den er bestimmt nicht besonders leiden konnte – wozu eigentlich? Wollte der ihn ausfragen und alles aus ihm heraus quetschen, damit er im Verlauf der Gespräche begann zu flennen wie ein Baby? Gabriel war das nicht recht. Das schon wieder wer darüber entschied, was er zu tun hatte! Alle wollten immer nur mit ihm spielen, was er wollte, danach wurde er gar nicht gefragt!

Schließlich aber verstummte Gabriel vollends, denn er wollte sich nicht mit Himika streiten. Er zog nur eine Fratze, die sich in ein halb gelangweiltes, halb zorniges Gesicht umwandelte, und warf zufällig einen Blick nach draußen, auf den Gang, der von den einfallenden Lichtstrahlen der Sonne durch die Fenster hell erleuchtet wurde. Und da war sie wieder: Naka-san, die merkwürdigste Frau, die er jemals in seinem Leben gesehen hatte.

Die bestimmt von einem Dutzend Geheimnisse umgeben wurde, die er niemals heraus finden würde. Und die von etwas verfolgt wurde, das ihn über alle Maßen erstaunte: eine geisterhafte Gestalt in Form eines Wolfes, welcher ihr, laut bellend, knurrend und feixend, auf und ab hüpfend folgte…

Ich sehe komische Dinge!

„Was glotzt du denn so? Habe ich dir nicht gesagt, dass du Naka-san in Ruhe lassen sollst?“, ermahnte ihn Himika streng, während Gabriel immer noch wie fasziniert auf den Gang starrte. Doch Naka-san war inzwischen wie vom Erdboden verschluckt.

„Ich… ich… habe da nur was Komisches gesehen! Einen Geist oder so… der ihr nachlief,“ berichtete er stockend, doch Himika glaubte ihm nicht. Sie beharrte weiterhin stur darauf, dass er sich zu setzen habe und still halten musste, da sie ihn im Anschluss untersuchen wollte. Gabriel folgte ihrer Anweisung natürlich nur widerwillig. Die Sichtung über den Geisterwolf beschäftigte ihn nachwievor.

„Warum muss ich mit Batu reden? Ich habe keinen Bock darauf, diesem Kerl meine Seele zu entfalten!“, maulte Gabriel enttäuscht, als ihn am Nachmittag seine Freunde abholen kamen. Er war etwas genervt und wirkte, trotz des langen, ausgiebigen Schlafs, angespannt. Lex wollte wissen, wieso – traute sich aber nicht, ihn anzusprechen; sie wusste ja, wie er reagieren konnte, sobald er schlecht gelaunt war.

„Ach, und warum nicht?“, fragte Ryan, sein Halbbruder. „Du beharrst doch sonst immer so darauf, dass du ein Folteropfer bist und mit Samthandschuhen angefasst werden willst!“ Gabriel raunzte genervt, als er Ryans Worte vernahm. Ruckartig blieb er stehen, drehte sich zu seinem Bruder um, und funkelte ihn böse an. Ryan hatte dabei das Gefühl, von einem unsichtbaren Pfeil durchbohrt zu werden, so intensiv schaute er ihn an. In seinen tiefblauen Augen entflammte eine Mischung aus Zorn und Hass.

„Ich habe einfach keine Lust dazu, ja? Es interessiert mich einfach… nicht…“ Noch während er sprach, verstummte er und begann, zu erstarrten. Wie versteinert blieb der muskelbepackte Mann stehen, und blickte auf eine bestimmte Stelle. Seine Freunde konnten sich natürlich nicht vorstellen, warum.

„Da… da ist er wieder! Der Geister-Wolf, den ich vorhin gesehen habe…,“ murmelte er verwirrt. Kurz darauf schüttelte er den Kopf – da war der Geister-Wolf wieder verschwunden. Ryan klopfte ihm beruhigend auf die Schulter und meinte dann lässig:

„Vielleicht solltest du wirklich mal mit diesem Batu reden, was meinst du?“

Gabriel seufzte, und versuchte fieberhaft eine Erklärung für diese Erscheinungen zu finden, bevor es dieser Batu tun würde. Doch seine Freunde schenkten ihm nachwievor keinen Glauben, zumal sie die Erscheinung niemals selbst sehen konnten, er dafür aber schon – was war das, ein Zeichen? Und wenn es wirklich eines war, warum zeigte es sich dann nur vor ihm? Und Gabriel war sich immer noch todsicher, dass er nicht verrückt sein konnte!

In diesem Moment ging Lex an Gabriel vorbei, und sah ihn mehr als missbilligend an. Sie schien enttäuscht und traurig über sein aufbrausendes Verhalten zu sein.

„Du könntest auch mal etwas dankbarer sein! Immerhin helfen wir dir immer,“ sagte sie in einem harten Ton, der Gabriel traf. Er musterte sie kurz, und blickte dann weg, mit geschlossenen Lidern.

„Da versucht man, dich zu unterstützen, und dann erzählst du uns etwas von Geister-Wölfen!“, sagte sie, und Gabriel warf genervt die Arme hoch.

„Also gut!“, rief er sauer. „Dann gehe ich eben zu diesem Kerl! Dann rede ich eben mit ihm – aber ich schwöre euch eines: ich bin nicht verrückt! Ich habe diesen Wolf wirklich gesehen!“ Wütend winkte er ab, und verließ die Gruppe. Lex blieb vor Ryan stehen, und verschränkte die Arme schützend vor ihrer Brust. Während dessen legte ihr Ryan behutsam seine Hände auf die Schultern. Auch Pavo schaute dem zornigen Gabriel hinterher, der erbost davon stapfte.

„Ignoriere ihn einfach – wir wissen ja, wie er ist!“, beruhigte Ryan seine geliebte Freundin. „Oh ja, das wissen wir – es ist vielleicht besser so, wenn er mal mit jemand anderem redet!“, fügte Pavo ruhig hinzu, doch keiner bejahte dies. Lex drehte sich nur von ihm weg und ging den Weg zurück. Sie wollte noch eine Weile an der frischen Luft bleiben, um den Kopf frei zu bekommen. Die anderen folgten ihr sprachlos, bis auf Pavo – der murmelte nur:

„Vielleicht… vielleicht kann es ihm helfen! Vielleicht…“
 

„Nun… seit wann siehst du diese… Erscheinungen?“, fragte der Mann, der mit einem neugierigen Blick seinen neuen Patienten musterte.

„Ich weiß nicht… seit heute, seit ich aufgewacht bin, sehe ich ihn ständig… er hüpft und schwebt an mir vorbei…,“ begann Gabriel, und spürte, wie er nervös würde. Irgendwie war es ihm unangenehm, dass er seine Probleme vor einem wildfremden Menschen preisgeben musste – er mochte es nicht, so etwas zu tun, und schon gar nicht wenn man ihn dazu gezwungen hatte… Beschämt starrte er zu Boden und ließ seine angewinkelten Füße hin und her baumeln, so dass sich bei jeder Bewegung die Knie berührten.

„Du siehst also komische Dinge!“, schlussfolgerte Batu, der Mann mit dem kurzen, braunen und drahtig wirkenden Haar. Sein linkes Auge wurde durch eine schwarze Augenklappe verdeckt, gedanklich rätselte Gabriel, wodurch er dieses verloren haben könnte. War es wie bei Shina gewesen, wo ihr einer aus lauter Hass und Brutalität den wertvollen Körperteil mit einer Schwertspitze zerfetzt hatte? Gabriel schauderte bei dem Gedanken. Von Beruf war er Exorzist, genau wie Gabriel, und zudem noch interessiert er sich sehr für Medizin – er verhielt sich ganz anders als die üblichen Ärzte, und deswegen setzte auch Himika so große Stücke auf ihn. Er liebte es, sich um Menschen zu kümmern, und wollte am liebsten alle heilen, denen es schlecht ging. Er beobachtete Gabriel sehr genau, der auf seinem Bett saß und ihn immer noch nicht richtig ansah. Was plagte den Mann? Er musste es herausfinden. Denn schließlich war es ja Batus Aufgabe, alle Leidenden zu heilen! Plötzlich hob Gabriel sein blauhaariges Haupt hoch.

„Da war dieses Medium! Sie ging an mir vorbei und da sah ich ihn auch schon…,“ erzählte Gabriel aufgeregt. Batu blickte auf sein Pergament, welcher er sich auf ein hölzernes Brett gelegt hatte. Dieses diente ihm dazu, um sich die wichtigsten Details zu notieren.

„Oh, du denkst bestimmt gerade an Naka-san! Du vermutest wohl, dass dieser Geister-Wolf an sie gebunden ist, nicht wahr?“, stellte Batu fest, und wartete auf eine Antwort seines neuen Patienten – der übrigens ein äußerst interessantes Individuum für ihn darstellte. Gabriel bestätigte dies mit einem heftigen Nicken.

„Oh ja, und wie ich das vermute! Und es ist doch merkwürdig, dass nur ich diese Erscheinungen sehen kann, und meine Freunde nicht! Die halten mich doch bestimmt für verrückt…“

Batz hob die Hand, um den aufgeregten Mann zu beruhigen.

„Mach dir darüber keine Gedanken! Ich sehe diese Erscheinungen nämlich auch! Lass uns gemeinsam aufbrechen, um Naka-san zu heilen! So etwas kann sonst böse enden, wenn man nichts dagegen tut…,“ schlug der einäugige Exorzist vor, und Gabriel nickte abermals, ehe er aufgeregt vom Bett sprang. Er folgte Batu wortlos und schien gleichzeitig froh darüber zu sein, das ihm endlich jemand glaubte…

Der Tod spielt mit dir!

„Das ist total gemein!“, schrie Lex hysterisch, und sprang vom Bett auf. Entrüstet deutete sie auf das Spielbrett, welches auf ihrem Bett lag, und funkelte alle wütend mit ihren grasgrünen Augen an. „Du hast doch geschummelt! Du willst mich doch bei Mah Jongg rein legen! Das macht man einfach nicht!“

Die aufmüpfige junge Frau mit den langen, roten Haaren hatte Ryan durchschaut und offensichtlich gedacht, dass bei ihrem geliebten Freund einige Spielzüge nicht ganz in Ordnung waren. Irgendetwas lief hier falsch, aber richtig!

„Bitte, Freunde, bitte! Beruhigt euch doch! Bitte kriegt euch jetzt nicht in die Haare, ja? So einen Stress können wir einfach nicht gebrauchen. Und wenn hier einer schummelt, dann bin ja wohl ich das!“, wollte Pavo die aufgebrachte Frau beruhigen, doch Lex beruhigte sich nicht. Ein gewaltiger Schwall aus Wut brach aus ihr hervor, entsetzt starrte sie ihre Freunde an.

„Ehrlich, ich hab nicht geschummelt!“, erwiderte Ryan, und musterte sie verwirrt. Doch von seiner Freundin kam nichts Liebevolles zurück – ganz im Gegenteil: sie war immer noch stinksauer. Vor allem auf Ryan. Wenn sie Recht hatte, dann hatte sie Recht, und wie sie Recht hatte! Sie kochte vor Wut und ihr Magen fühlte sich so an, als würde es ihn auf der Stelle zerreißen. Das sich dabei auch noch jemand einmischte, konnte sie gar nicht leiden. Sie war oft viel zu stur und zu stolz, um kleinbeizugeben.

„Es ist mir egal, wer hier schummelt! Tatsache ist, dass ihr betrogen habt, und das finde ich nicht fair!“, schrie Lex wütend, drehte ihnen den Rücken zu und stürmte aus dem Zimmer. Die Tür flog krachen in den Rahmen, dabei zuckten die beiden Männer unwillkürlich zusammen. Auf den Gesichtern der beiden erschien jeweils ein perplexer Ausdruck. Ryan war ganz komisch geworden, als Lex so angefangen hatte zu brüllen.

„Oh Mann,“ hauchte Ryan entnervt, „das kenne ich ja sonst nur von Gabriel, wenn der mal wütend ist…“

Pavo zuckte mit seinen Schultern und meinte:

„Ach, der ist doch dauernd wütend! Aber in letzter Zeit hat sie sowieso jedes Mal Stimmungsschwankungen, sobald wir den Mund auch nur aufmachen…“

Ratlos blickte der Magier danach auf das Mah Jongg-Brett, das immer noch ruhig und besonnen auf dem Bett lag. Sie hatten sich in Lex‘ Zimmer eingefunden, um eine Runde zu spielen, bevor sie Gabriel ausfragen wollten, wie das Gespräch zwischen ihm und Batu gelaufen war. Falls dieser reden wollte.

„Scheint so, als würden die Götter wieder etwas Spezielles für uns vorbereiten,“ sagte Pavo, und nahm einen der Mah Jongg-Steine hoch. Er beobachtete ihn ausgiebig, drehte ihn zwischen Daumen und Zeigefinger, und runzelte die Stirn. Ryan konnte nur erahnen, was hinter seiner Stirn vor sich ging. Nun blickten beide fast gleichzeitig zur Tür, die Lex soeben zornig zugeschlagen hatte, und seufzten im Chor.

Draußen am Korridor angekommen, musste Lex plötzlich würgen. Ihr wurde auf einmal schlecht, alles drehte sich um sie herum, und es fühlte sich an, als würde sich ein riesiges Messer brutal durch ihren Magen schneiden, von einer Seite zur anderen… die junge Frau wusste, dass etwas nicht mit ihr stimme, doch sie konnte sich nicht erklären, von woher die Beschwerden kamen. Es wurde ihr plötzlich schwarz vor Augen, sie sah diese komischen Pünktchen, die bei so einem Erlebnis vor einem auftauchen, und musste sich beinahe übergeben. Doch so schnell wie das gekommen war, so schnell hörte es auch auf. Danach beugte sich Lex wieder nach hinten, spannte die Muskeln an und schloss kurz die Lider.

Sie stöhnte, und atmete durch.

„Entschuldigung, ist alles in Ordnung? Du siehst nämlich gar nicht gut aus!“, meinte eine Stimme, die Lex hochschrecken ließ. Sie fuhr herum, und blickte direkt einem jungen, leichenblassen Mädchen mit dunklen Augenringen und zerzausten Frisur entgegen. Es war Naka-san. Naka-sans Schlafzimmerblick irritierte Lex. Woher war sie so rasch gekommen?

„Ähm…,“ die rothaarige Lex schluckte nervös. Was sollte sie der Frau überhaupt sagen? Konnte sie ihr trauen? Unsicher lächelte sie, was dadurch mehr als gekünstelt wirkte.

„Nein, danke, es geht schon… mir war nur plötzlich schlecht geworden, aber es geht mir schon wieder besser.“

Naka-san lächelte nicht. Ganz im Gegenteil: sie beobachtete Lex von oben bis unten – während dessen veränderte sich ihr Gesichtsausdruck nicht im Geringsten! Er blieb immer steinern, leblos, und auf Lex wirkte sie so, als stünde sie völlig neben sich! Also so richtig, richtig neben sich… als wäre sie mit den Gedanken völlig woanders, und so, als hätte ihr Geist sie vor einiger Zeit längst verlassen. Naka-san zog die Nase hoch und schniefte ein wenig, als wäre sie erkältet; danach hustete sie. Lex fragte sich langsam, ob jetzt sie, oder diese merkwürdige Frau da neben ihr krank war. Fasziniert blieben sie nebeneinander stehen und taten für einige Zeit erst einmal… nichts.

„Du bist von einer mystischen Aura umgeben, mein Kind!“, sprach Naka-san, und das schockierte Lex. Sie hatte ja schon allerhand verrückter Dinge erlebt, aber das war ihr neu! Noch nicht einmal Gabriel hatte ihr so etwas gesagt, order irgendeiner ihrer anderen Freunde und Bekannten…

„Wie bitte?!“, wollte sie wissen, doch Naka-san gab ihr darauf keine vernünftige Antwort.

„Alles zu seiner Zeit,“ murmelte diese, und begann, sich von ihr zu entfernen. „Alles zu seiner Zeit! Der Tod spielt mit euch, und ihr werdet vielen, rastlosen Seelen begegnen. Alles zu seiner Zeit…“

Als Naka-san begann, sich von Lex zu entfernen, starrte die ihr nur verwirrt hinterher. Lex machte große Augen, denn sie konnte sich keinerlei Reim auf die wirren Sätze machen, die ihr die seltsame Frau gesagt hatte.

Gerade in dem Moment, wo Naka-san Lex‘ Zimmer streifte, öffnete Ryan die Tür und sah das Medium an sich vorbei wandeln. Auch er sah ihr erstaunt hinterher. Und dann fiel ihm Lex auf. Ihre Blicke trafen sich stumm – auf einmal war es, als hätten sie noch nie zuvor miteinander gesprochen, als hätten sie sich ewig lange nicht mehr gesehen, als würden sie sich nicht kennen… in diesem Moment dämmerte es Lex: sie begriff, dass sie Ryan mehr liebte als alles andere in dieser Welt – diese Welt, die sie alle zusammen beschützen sollten… somit lief sie ihm direkt in die Arme, ließ sich fallen, als sie ganz nah bei ihm stand… sie kuschelt sich eng an ihn, und hatte auf einmal Tränen in den Augen stehen.

„Es tut mir so leid! Ich weiß gar nicht, was in mich gefahren ist… aber in letzter Zeit fühle ich mich so komisch! So, als würde ich mich verändern…,“ sagte sie, und schluchzte dabei leise. „Ist schon gut,“ er hob ihr Kinn sanft mit einem Finger an, und küsste sie auf den Mund.

„Es wird alles in Ordnung kommen, das verspreche ich dir!“, erwiderte Ryan leise, und schenkte ihr nach diesen süßen, beruhigenden Worten einen langen, lieblichen Kuss, wie es sich ein Mädchen nur wünschen konnte.

Immer noch waren Gabriel und Batu unterwegs, um Naka-san zu finden. Laut Batus Angaben könnte die verwirrte Asiatin überall sein, und das gestaltete die Suche mehr als schwierig.

„Hey, du – Entschuldigung, du hast nicht zufällig Naka-san gesehen? Das verwirrte Medium?“, fragte Gabriel den Mann mit einem eisigen blick, während er auf eine Antwort wartete.

„Nein, wir wissen nicht wo sie ist,“ erwiderte der Mann zuerst. Er war von asiatischer Herkunft und hatte seine Haare zu einem Zopf hochgebunden, der auf seinem Hinterkopf thronte. Spärlich verteilten sich ein paar Barstoppeln auf seinem eckigen Kinn. Braune Augen musterten Gabriel ehrfurchtsvoll.

„Am Vormittag ist sie mal belanglos durch das Lager gelaufen, aber ab da war sie verschwunden,“ berichtete er später, nachdem er sich von Gabriels Blicken los gerissen hatte. Obwohl der Priester versuchte, sanft zu wirken, um den Mann nicht unnötig zu erschrecken, hielten sich einige dennoch fern von ihm oder zurück, damit sie ihn nicht provozierten. Gabriel klopfte dem Mann beruhigend auf die Schulter.

„Danke für die Auskunft!“, meinte er, als plötzlich ein zweiter Asiate angerannt kam. Er schien völlig außer Atem zu sein und sein Kopf war hochrot gefärbt. So wie er aussah, war er über einen langen Weg her gekommen, und stoppte abrupt vor Gabriel, Batu und seinem anderen asiatischen Kollegen.

„Ein Dämon! Ein Dämon kommt auf das Lager zu! Wir sind alle in Gefahr!“, schrie er atmelos.

„Ein Dämon?“ Was für eine Art Dämon?“, erkundigte sich Gabriel und versuchte, beruhigend auf den Mann zu wirken, in dessen Augen grenzenlose Angst geschrieben stand. Man konnte deutlich sehen, dass er am ganzen Leib zitterte.

„Ich… ich weiß auch nicht! Irgend so eine verfluchte Bestie! Er war ganz schwarz und zog lauter Würmer hinter sich her! Und aus seinem Körper ragten gewaltige Fangarme! Sah übel aus! Ich glaube, der frisst Menschen!“, schloss der Asiate vor Furcht bebend seinen Bericht ab. Auch durch Gabriel ging inzwischen ein leichtes Zittern, es stellten sich ihm die kleinsten Nackenhärchen auf, sobald er versuchte sich vorzustellen, wie diese Bestie aussehen könnte. In seinem Kopf machte sich eine Reihe von Bildern auf, Bildern von Dämonen, die er in seiner bisherigen Laufbahn als Jäger und Exorzist bereits gesehen hatte.

„In Ordnung! Dann kümmern wir uns darum!“, sagte Gabriel, und legte dem ersten Asiaten, der sich inzwischen ebenfalls fürchtete, freundschaftlich eine Hand auf die Schulter. „Wir holen uns zuerst unsere Waffen und dann erledigen wir das Biest! Und ihr beide, ihr sagt Hijikata und den anderen Bescheid! Keiner soll das Lager verlassen, bis die Gefahr gebannt ist!“, befahl er ihnen sanft, und schon rannte er mit Batu los, um sich ausreichend zu bewaffnen.
 

Sie suchten den ganzen Nachmittag nach dem Dämon. Die beiden Männer waren sehr angespannt, während sie einen großen Teil der Umgebung nach diesem Wesen absuchten. Im Moment liefen sie über einen steilen Hang hinauf, der zu einem eng von Bäumen besiedelten Wäldchen führte. Der Mann war aus dieser Richtung gekommen, wie sich Gabriel daran erinnerte; vermutlich war der Dämon so in Rage, dass er sich hierher verirrt hatte und unter einer starken Verwirrung litt. Meistens lief es doch darauf hinaus, und genau deswegen waren die meisten Dämonen auch so gefährlich. Gabriel und Batu verstärkten ihren Lauf, mussten aber dennoch darauf achten, dass sie ihre gesamte Kraft nicht sofort bei dem Hang verbrauchten. Innerlich stellten sie sich auf den bevorstehenden Kampf ein, denn was auch immer für eine Art Dämon sich ihnen zeigen würde, es würde bestimmt nicht leicht werden, das Biest zu besänftigen. Gabriels Herz pochte laut vor Aufregung, es sprengte beinahe seinen Brustkorb – Schweiß stand auf seiner Stirn und perlte sanft von seiner stählernen Haut, die im Sonnenlicht glänzte, ab. Schließlich hielt Gabriel plötzlich an. Sein Atem fraß sich stechend durch seinen Körper, die Seiten schmerzten ihm. Nervös blickte er sich um. Batu neben ihm, blieb ebenfalls stehen.

„Was ist?“, fragte er. Dann beobachtete der geübte Menschenkenner, Heiler und Exorzist, wie sich Gabriels Mimik veränderte: sein Gesicht verfärbte sich blass, so blass, als hätte er soeben dem Tod ins Auge geblickt. Er klapperte mit den Zähnen oder knirschte im Anschluss damit. Sein Mund zog sich auseinander, so dass man deutlich zwei Reihen strahlend weißer Zähne erkennen konnte. Die Schultern zogen sich sichtbar zusammen, und sein Oberkörper bebte. Batu wusste, dass der Dämon gerade, obwohl er meilenweit von ihnen entfernt zu sein schien, versuchte er in das Innere des Mannes einzudringen. Obwohl Batu schon viel von Gabriel und seinen Fähigkeiten gehört hatte, hatte er niemals ahnen können, dass diese so stark ausgeprägt waren, so dass er mit einem Dämon innerlich Kontakt aufnehmen konnte. Er staunte.

„Gabriel,“ sagte er leise, „ist alles in Ordnung? Kannst du den Dämon schon wahrnehmen? Wo ist er?“

Ohne darauf zu antworten und mit starrem Blick, schritt der blauhaarige Priester an ihm vorbei. Scheinbar waren die beiden gerade dabei, miteinander zu kommunizieren. Sie marschierten noch eine Weile durch den Wald, immer tiefer hinein in das Unterholz. Plötzlich blieb Gabriel stehen und Batu tat es ihm gleich. Der groß gewachsene Mann starrte auf einen bestimmten Fleck vor ihm – und dann sah es sein Kollege auch: eine riesige, gallertartige Masse, die sich dick, pechig und schwarz durch die Bäume presste. An manchen Stellen quoll es regelrechet heraus, war unfähig, sich vollständig normal zu bewegen. Kaum einen Schritt weit davon entfernt, hob Gabriel den Arm und berührte die Masse. Sie begann nervös zu wabern, als er mit den Fingerkuppen darüber strich. Ohne Batu zu antworten, neigte er seinen Kopf, und tauchte in die Masse ein. Das erschrak den Mann zuerst; er rief ihm ein paar Mal hinterher, doch Gabriel antwortete ihm nicht.

„Gabriel! Komm zurück! Lass mich dir wenigstens helfen!“, rief der Exorzist, da hörte er, wie hinter ihm auf einmal eine Menge Schritte ertönten. Es waren seine Freunde, die atemlos angelaufen kamen.

„Was geht hier vor sich?“, rief Ryan, als er die gallertartige Masse vor sich erblickte. Batu baute sich vor dem Ding auf und breitete seine Arme zur Abschreckung auf. „Es ist ein Dämon, wie ihr sicherlich alle schon gehört habt! Gabriel ist gerade darin verschwunden. Ich weiß nicht, was da vor sich geht…,“ murmelte der Exorzist, und beobachtete das Ding hinter ihm sorgenvoll.

Hijikata war sicherlich nicht einverstanden damit, dass die drei jetzt auch noch hier aufkreuzen, dachte Batu hinterher, aber daran sieht man mal wieder, das sie wirklich sehr aneinander hängen und zusammen halten.

Mit einigen Erklärungsversuchen schaffte er es doch noch, die drei davon zu überzeugen, Gabriel nicht zu folgen. Dieser war mittlerweile so weit in die Masse vorgedrungen, so dass er sich nun völlig frei und problemlos bewegen konnte. Zu Beginn hatte sich der Dämon recht gewehrt, aber nach und nach hatte er aufgegeben. Und dann sah er ihn. Eine riesige, buckelige Gestalt, bestehend aus derselben Masse, die er eben durchschritten hatte. Wäre er nicht so buckelig, könnte man ihn mit der normal großen Gestalt eines aufrecht gehenden Mannes vergleichen. Sein Kopf wirkte aber nicht menschlich, sondern eher abgeflacht und er besaß zudem zwei rot glühende Augen, die alles flimmernd in den Blickwinkel nahm, was sich ebenfalls auf seinen Wegen befand. In diesem Moment nahm Gabriel all seinen Mut zusammen, um den Mund zu öffnen, um das dämonisierte Wesen anzusprechen.

„Bist du der Dämon, der den Leuten hier Angst und Schrecken eingejagt hat?“, fragte der Priester laut, da wandte sich die Gestalt, die irgendetwas am Boden zu suchen schien, um. Seine Augen blitzen auf und veränderten ständig ihre Größe. Wie unnatürlich leuchtende Bälle erschienen sie ihm nun.

„Der bin ich!“, sprach er, und seine Stimme hörte sich an, als würde sie tief unten aus der hintersten Stelle seiner Kehle dringen. „Du hättest nicht hier her kommen dürfen. Denn der Tod spielt mit dir!“

Ab diesem Zeitpunkt ahnte Gabriel, dass diese Sache nicht gut ausgehen würde. Es würde sicherlich ein Kampf entbrennen zwischen ihm und dem Dämon, der offensichtlich seine Gestalt verändern konnte. Ihm gefiel diese Sache nicht. Ganz und gar nicht!

Dämon des Zorns

„Zügle bitte deine Kraft! Ich bin gekommen, um dich zu besänftigen!“, rief Gabriel, und er bemühte sich, sich zurückzuhalten, obwohl seine Hand danach gierte, zu einer seiner Waffen zu greifen.

„Du bist der legendäre Priester, nicht wahr? Das ganze Land spricht von dir. Und ich bin nicht gewillt, mich durch deine Hand besiegen zu lassen!“, antwortete der Dämon, der sich offenbar weigerte, seiner Bitte Folge zu leisten. Aber Gabriel blieb weiterhin ganz ruhig. Es wunderte ihn selbst sehr, dass er es geschafft hatte, nicht sofort anzugreifen. Üblicherweise hätte er ihn augenblicklich angesprungen und ihm dann den Rücken aufgeschnitten mit seinem Schwert, so wie er es üblicherweise getan hätte. Denn bei manchen Dämonen befanden sich die Siegel oder dessen Herzen, in denen diese Siegel meistens eingeschlossen waren, auf dem Rücken! Aber dieser Dämon… dieser Dämon funktionierte anders. Er hätte es ja ahnen können.

„Darum geht es jetzt nicht. Wer ich bin, ist unwichtig! Ich verlange nur von dir, das du dich beruhigst, und deine ursprüngliche Form annimmst!“, forderte Gabriel streng, und versuchte dabei, streng zu bleiben.

Der Dämon, der noch bis vor kurzem eine gebückte Haltung angenommen hatte, richtete sich auf. Entsetzt wich Gabriel zurück, als er bemerkte wie sich das unheimliche Wesen von selbst immer mehr vergrößerte.

„Dein Wunsch ist mir Befehl!“, dröhnte der Dämon, und plötzlich explodierte er. Gabriel riss die Arme hoch und hielt sie sich schützend vor die Augen. Von der Wucht der Explosion wurde er beinahe nach hinten geschleudert, doch es gelang ihm, standhaft zu bleiben. Die gallertartige Masse, die sich um das Wesen herum gebildet hatte, wurde auseinander gerissen. Es bildeten sich Dutzende Löcher, weshalb die Masse sich auch nach und nach auflöste. Schwarze, blubbernde und wabernde Fetzen flogen herum und landeten auf Gabriel. Danach gab es noch mal eine Explosion, die den Priester schließlich gegen den nächstbesten Baum prallen ließ. Er fühlte, wie seine Haut gegen den harten Stamm gepresst wurde. Die Druckwelle hinterließ einen bleibenden Eindruck auf seinem Körper, doch er ignorierte die Schmerzen. Schließlich ging es hier darum, diesen Dämon zu besänftigen, und nicht um sein Leiden! Stöhnend raffte sich Gabriel wieder auf. Die rechte Schulter hing schlaff herab, während sein Arm auf seinem Oberschenkel ruhte. Mit der linken Hand ergriff er sein Schwert, und zog es aus der azurblau gefärbten Scheide.

„Du forderst mich also heraus? Na gut! Dann zeig mal, was du kannst!“, sagte er laut. Inzwischen war der Dämon nun so weit mutiert, so dass er sich in eine unten abgeflachte Kugel verwandelt hatte. Während der Rücken sich so aufbäumte, so dass er weit hinauf in die Höhe ragte, bemerkte Gabriel, wie sich aus seinem dem hinteren Bereich seines Rückens ein röhrenförmiger Fangarm bildete.

Dieser schlängelte sich an seiner rechten Seite vorbei und schoss auf Gabriel zu. Knapp vor dem lauernden Mann, öffnete sich der vermeintliche Fangarm – die Röhre war nun aufgemacht, und offenbarte ihm eine ganze Reihe voller messerscharfer Zähne. Der Sabber troff von seinen Spitzen. Entsetzlicher Gestank stieg Gabriel in die Nase, und er musste sich zusammen reißen, jetzt nicht deswegen verwirrt zu werden – also ignorierte er die Sache. Danach schoss aus dem Körper des Dämons noch ein weiterer Fangarm empor, und endlich öffnete sich auch sein Maul.

Es bildete sich nun einfach eine riesige Öffnung, bespickt mit unzähligen, gefährlichen Zähnen. Zudem strömten plötzlich aus dem Maul unzählige Würmer, die sich über den gesamten Körper des Dämons ergossen. Sie umspielten ihn, in den Farben schwarz, lila und rot.

Daher rühren also die Würmer, dachte Gabriel, und musste an die Beschreibung des aufgeregten Asiaten denken, der ihm von dem Wesen berichtet hatte.

Er muss unglaublich zornig und wütend sein, ist voller Hass… den exorziere ich wohl lieber, bevor er noch größeren Schaden anrichtet! Wenn ich ihn laufen lasse, überrennt er noch das ganze Lager!

Die Würmer umspielten das Wesen so heftig, so dass sie sich dabei gegenseitig in die Luft warfen und auch daneben im Gras landeten. Der Rest der Masse hatte sich inzwischen, dank der Explosionen, aufgelöst. Als die Luft so weit rein war und die drei Freunde inklusive Batu keine Masse mehr ausmachen konnten, stürzten sie an Gabriels Seite.

„Gabriel!“, rief Lex atemlos, „was hast du vor?“

Der kampfbereite Priester bebte innerlich. Wenn er jetzt handelte – dann musste er klug handeln.

„Ich werde ihm den Hals umdrehen, das habe ich vor! Wenn er so weiter macht, rastet er vollkommen aus und dann haben wir den Salat. Ihr bleibt gefälligst hier, habt ihr mich verstanden?“, rief er, und stürmte danach auf den Dämon zu. Lex konnte es nicht fassen, geschockt verharrte sie bei Ryan und Pavo, die ihm wortlos hinterher starrten. In einem hohen Bogen glitt Gabriel durch die Luft. Elegant segelte er danach auf den vor Zorn rasenden Dämon nieder, während er sein Schwert im Anschlag hielt. Seine Augen fixierten einen festen Punkt auf dessen Körper – seinen Rücken. Tatsächlich fand er eine verräterische Öffnung, die quer darüber verlief. Mit voller Wucht rammte er, im Anflug auf die gewölbte Oberfläche, seine Schwertspitze hinein. Daraufhin bäumte sich das Wesen vor Wut auf. Es schrie so entsetzlich, dass seine Freunde sich bestürzt die Ohren zuhalten mussten. Als es endlich aufgehört hatte, seinem Schmerz Ausdruck zu verleihen, stieß Gabriel seine Waffe noch tiefer in das Fleisch des verfluchten Geschöpfes hinein. Deutlich fühlte er, wie sich dabei seine Finger immer heftiger um den Schwertknauf schlossen, und er nach und nach stärker wurde. Das Geschöpf unter ihm wand sich in einer höllischen Qual, und eine Blutfontäne schoss aus dem geöffneten Körper – Gabriel hatte eine Ader erwischt. Der rote Lebenssaft wurde ihm regelrecht ins Gesicht geschleudert, doch das störte den mutigen Mann nicht. Stattdessen machte er immer weiter. Er wühlte so lange mit der Spitze im Körper des Ungetüms herum, bis der Dämon schließlich an Stärke verlor, und er einen Blick auf das darunter liegende, blutrot leuchtende Fleisch werfen konnte.

Ein Siegel war allerdings nirgends zu sehen… plötzlich schrie er auf: die Würmer schlangen sich gierig um seine Beine! Er schrie erschrocken auf, versuchte aber dennoch, Ruhe zu bewahren. Die Würmer verstärkten sich so dermaßen, so dass ihm die linke Seite den linken Fuß auf einmal wegriss. Gabriel stürzte auf seine Schulter und wurde in den Spalt hinein gezogen. Seine Freunde beobachteten das ganze Drama geschockt. Für sie stand fest: sie mussten ihm helfen! Selbst, wenn er sich vielleicht dagegen wehren würde!

„Wir müssen ihm helfen!“, schrie Lex, sie war ganz außer sich. „Das schafft er niemals alleine!“

„Ich bin ganz deiner Meinung!“, antwortete Ryan, ebenso laut und aufgeregt wie sie.

„Auch, wenn das wahrscheinlich sein viel zu großes Ego verletzten wird,“ fügte Pavo bestätigend hinzu. Er nickte, und das bedeutete für die anderen beiden, dass sie bereit waren, um einzugreifen. Offensichtlich gehörte der Magier zu den wenigen Personen, die es schafften, selbst in solch heiklen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren und einen sarkastischen Witz dazwischen zu schieben, in der Hoffnung, seine Freunde würden sich dadurch beruhigen.

„Lieber, das sein Ego verletzt wird, als er selbst!“, schrie Ryan, denn inzwischen war auf dem kleinen Schlachtfeld vor ihnen ein relativ hoher Geräuschpegel entstanden, wie er nur von einem Dämon stammen konnte.

„Wir greifen an, sofort!“, schrie Lex, und zog ihre beiden Waffen – ihre zwei goldenen Sais, die sich nach Belieben durch ihre bloße Gedankenkraft verlängern ließen, so dass sie wie richtige Schwerter erschienen. Die kleine, dreigezackte Waffe wirkte auf einmal viel beeindruckender.

Noch während sie gesprochen hatten, wurde Gabriel immer tiefer in den von ihm verursachten Spalt hinein gezogen. Das Fleisch, das unter ihm wütete, fühlte sich eiskalt an. Die Würmer hingegen verursachten schreckliche Verbrennungen und hinterließen rötliche Kreise auf seiner Haut, die bei weiterer Berührung aufplatzten. Gabriel stöhnte und versuchte sich zu wehren – sein Schwert hatte er unterdessen verloren. Er schien nun wehrlos zu sein!

Seine Freunde waren bereit, das wütende Geschöpf anzugreifen. Angst zeigte keiner von ihnen, lediglich ein bisschen Aufregung.

„Dämon des Zorns!“, rief Ryan, „hör mir zu! Beruhige dich! So vergrößern sich deine Qualen nur noch mehr! Und gib mir meinen Bruder wieder! Lass ihn frei! Er ist die Zukunft dieses Landes!“

Pavo warf Ryan einen fragenden Blick zu. Der Magier wollte ihn bestimmt davon überzeugen, dass es sinnlos war, Gabriel auf diese Weise zu unterstützen.

„Das wird dir nicht viel helfen! Er ist so außer Kontrolle, das er bestimmt seinen eigenen Körper nicht mehr spürt!“, murmelte er, und richtete danach die Augen wieder auf das tobende Geschöpf vor ihnen.

„Na und? Wie soll ich ihn sonst erreichen? Wenn wir jetzt nichts tun, verschlingt er Gabriel komplett, und wird er ein Teil von ihm! Ich überlasse meinen Bruder nicht einen stinkenden Dämon!“, sagte Ryan barsch – daraufhin beobachteten die Freunde, wie Gabriel letztendlich von den Würmern verschlungen wurde. Der Dämon hatte ihn nun vollständig in sich hinein gezogen.

„Er macht sich zu!“, schrie Lex panisch, „Wir dürfen nicht zulassen, dass er verschlungen wird!“

In ihrer Panik rannte die rothaarige Frau auf den wütenden Dämon, der sich mittlerweile nicht mehr beherrschen konnte, zu, die Waffen hielt sie immer noch im Anschlag. Mit einem eleganten Sprung segelte sie auf den gewölbten Körper zu, während sie elegant auf ihn landete.

Während Lex sich mit dem ihrem neuen Gegner begnügte, senkte Pavo den Kopf. Er schnaufte enttäuscht, versuchten aber dennoch vorsichtig, irgendwie an das Ungetüm heran zu kommen.

„Ach, weißt du, Ryan, wenn sie wirklich Son Goku, die legendäre Affengöttin, ist, dann… wird sie eines Tages genauso eine Kampfmaschine wie unser allerliebster Priester!“, meinte er, aber Ryan fand diese Aussage nicht sonderlich lustig. Er sah ihn finster, fast beleidigt an.

Anstatt sich mit ihren Freunden zu unterhalten, hieb Lex mit ihren Sais auf das Ding unter ihr ein, das sich ständig von neuem aufbäumte. Jeder neue Stich verursachte ihm neue Schmerzen, die ihn aufbrüllen ließ.

Die Würmer wirbelten heftig auf ihm herum, umspielten ihn, klammerten sich an ihre Waffen, die trotz der dünnen, mittlereine Schneide sauber und problemlos durch die ekelhaften, kleinen Weichtiere schnitt. Immer noch ergab sich daraus ein roter, lilafarbener und schwarzer Mischmasch, mittlerweile den gesamten Körper ausmachte.

„Gabriel!“, schrie sie. „Gabriel! Hörst du mich? Ich weiß, dass du noch lebst! Bitte! Du musst durchhalten! Ich komme zu dir!“

Gerade als sie dabei war, die Würmer mit ihren bloßen Händen anzupacken, reagierte der Dämon schneller: er schnappte von hinten zu, zog sie am Gesäß von seinem Rücken herunter, schleuderte sie kurz durch die Luft und umschlang die Rothaarige danach um ihren Rumpf. Lex hustete, spuckte und prustete, ihr blieb regelrecht der Atem weg.

„Lex!“, brüllte Ryan entsetzt. Jetzt konnte den jungen Mann mit dem schwarzen Haar nichts mehr halten: er zog seine beiden Waffen aus der Scheide, und stürmte nun ebenfalls auf die außer sich geratene Bestie zu. Schon vor langer Zeit hatte sich der schlanke und gut aussehende Ryan mit einem Krummsäbel und einem magischen Messer bewaffnet. Er konnte hervorragend damit umgehen, war aber noch lange nicht so ein großartiger Kämpfer wie sein älterer Bruder. Heimlich bewunderte er ihn für dessen Kraft, doch er wusste, dass er niemals an die Stärke Gabriels heran kommen würde. Der Fangarm des Dämons schleuderte Lex herum.

Es war, als hätte er große Freude darin, Lex so zu quälen und sie ordentlich durchzuschütteln. Schließlich allerdings, schien er es sich anders überlegt zu haben, und katapultierte Lex gegen einen Baum hinter ihr. Die junge Frau wurde mit voller Wucht gegen den Stamm geschmissen, und landete halb bewusstlos auf den Boden. Pavo brach sofort auf, um ihr zu helfen. Automatisch hievte er sie an den Ellenbogen hoch, tätschelte sie auf die Wange, und redete ihr gut zu. Lex kam nach einiger Zeit zu sich, doch sie fühlte sich fürchterlich.

Erst, als ihre Sicht wieder klar wurde, riss sie erschrocken die Augen auf. Gabriel befand sich immer noch im Inneren des Dämons, und Ryan kämpfte weiterhin gegen das schreckliche Ungetüm. Sie wollte schreien und losstürmen, um den beiden zu helfen, aber der Magier hielt die zappelnde junge Frau zurück. Tränen stiegen in ihre Augen, und liefen bald über ihre Wangen. Während dessen bearbeitete Ryan den wütenden Dämonen, der völlig unkontrolliert mit seinen Fangarmen um sich schlug, so hart, so dass dieser nur noch wütender und zorniger wurde. Und der junge Mann war sich sicher: da half kein reden mehr, da konnte keiner dieses furchtbar wütende Wesen mehr besänftigen! Gabriel hätte es von Anfang an exorzieren sollen, doch es war die richtige Entscheidung der vier gewesen, es gemeinsam zu besiegen.

Während Lex in den Armen von Pavo zappelte und versuchte, sich zu befreien, schrie sie und kämpfte in Gedanken mit aller Kraft gegen das hässliche, verfluchte Untier, das ihren Freunden so zu setzte. Jetzt wurde auch noch Ryan von den ekligen Würmern erfasst, die sich an seinen Gliedmaßen, vor allem an den Armen, hochschlängelten. Sie fraßen seine Haut auf und verursachten, genau wie bei Gabriel, rote, schmerzhafte Flecken. Schließlich schafften es die Würmer doch noch, von Ryan Besitz zu ergreifen. Sie umfassten ihn nun vollends, und der junge Mann verlor seine beiden Waffen. Die Fangarme des Wesens schleuderten sich mittlerweile von selbst hin und her, doch darauf, dass noch zwei andere Personen hier standen, achtete er nicht.

„RYAN!“, stieß Lex hervor, da packte Pavo nach einer Zeit der Ratlosigkeit die verzweifelte Frau, und zog sie mit sich. Gemeinsam mit ihr stürmte er auf den Dämon zu, und dann rannten sie nur noch… bis plötzlich gewaltige, blaue Strahlen aus dem Wesen schossen. Zuerst waren es nur drei, die wild umher wirbelten. Danach wurden es immer mehr. Sie befreiten Ryan, denn als die Würmer mit den blauen Strahlen in Berührung kamen, wurden sie hoch in die Luft gestoßen.

Ryan, der sich inmitten der Strahlen befand, fühlte, wie das Brennen, dass die Würmer verursachten, zurück ging. Sofort versuchte er, sich selbstständig daraus zu befreien – seine Waffen hatte er zwar bereits verloren, doch das störte ihn nicht. Stattdessen fühlte er, wie die Strahlen in ihn eindrangen. Es war ein unglaubliches Gefühl: als würde er in einen kühlen See springen, der seine brennenden Wunden heilte. Und danach wurde es ihm auf einmal bewusst: es war die Macht seines Bruders! Die Macht seines Bruders durchdrang ihn, heilte ihn, stärkte ihn. Er hatte niemals geahnt, dass er tatsächlich so mächtig sein konnte. Es war ein komplett neues Gefühl. Noch nie zuvor war ihm so etwas passiert…

Die Strahlen vermehrten sich. Sie zerschnitten den Dämon regelrecht, und dadurch wurde Ryans Körper wieder freigesetzt.

Unter ihm entstand schließlich ein Loch, durch welches er letztendlich rutschte. Mit einem plumpen Knall schlug er unten im Gras auf – er konnte zu seinem Glück sagen, das sich unter ihm keine scharfkantigen Felsen befanden, an denen er sich hätte verletzen können. Kurz darauf nahm er wahr, wie ihn vier Hände mit mehreren, kräftigen, ruckartigen Bewegungen wegzerrten.

Verschwommen nahm er wahr, wie Pavo und Lex sich um ihn kümmerten. Sie drehten ihn auf den Rücken, wo er zur Ruhe kommen sollte. Aufgebracht und erschöpft zugleich rang er nach Atem, ehe wieder Licht in seine verschwommene Sicht fiel. Er beruhigte sich langsam – und sah dann etwas, was ihm nicht einmal seine kühnsten Träume offenbaren konnten: einen derart mächtigen Körper, der durch Fleisch, Knochen und dämonisierten Würmern stieß. Daraufhin folgte eine Blutfontäne, die sich spritzend über den Boden verteilte. Das sonst so hellgrüne Gras, färbte sich unangenehm rot. Staunend riss Ryan die Augen auf: es war Gabriel. Sein eigener Bruder hatte eine Gestalt angenommen, die er hier zum ersten Mal, vor den geschockten Blicken der anderen, präsentierte.



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von:  Flordelis
2012-01-21T13:18:55+00:00 21.01.2012 14:18
> Üblicherweise hätte er ihn augenblicklich angesprungen und ihm dann den Rücken aufgeschnitten mit seinem Schwert, so wie er es üblicherweise getan hätte.
Üblicherweise nutze ich keine Verdopplungen im Satz, üblicherweise nutze ich sie nicht.
Merkst du das Problem?

> forderte Gabriel streng, und versuchte dabei, streng zu bleiben.
Entweder: und versuchte dabei, auch streng zu bleiben
Oder: forderte Gabriel und versuchte dabei, streng zu bleiben

> Er muss unglaublich zornig und wütend sein, ist voller Hass… den exorziere ich wohl lieber, bevor er noch größeren Schaden anrichtet! Wenn ich ihn laufen lasse, überrennt er noch das ganze Lager!
Es wäre am besten, wenn du irgendwie kennzeichnen würdest, dass Gabriel das denkst. Entweder, indem du diese Stelle kursiv machst oder indem du wie bei der wörtlichen Rede dann mal "dachte Gabriel" da irgendwo einschiebst.

> „Gabriel!“, rief Lex atemlos, „was
Dasselbe wie im vorigen Kapitel:
atemlos. "Was
Und zwar weil der Satz zuvor durch das Ausrufezeichen beendet war. ~_~

> Auch, wenn das wahrscheinlich sein viel zu großes Ego verletzten wird
verletzten --> verletzen

> Lieber, das sein Ego verletzt wird, als er selbst!
das --> dass

> „Dämon des Zorns!“, rief Ryan, „hör
Dasselbe wie weiter oben. >_>

> Er ist so außer Kontrolle, das er
das --> dass

> Wenn wir jetzt nichts tun, verschlingt er Gabriel komplett, und wird er ein Teil von ihm!
und er wird ein Teil von ihm

Sehr actionreiches und auch ekelhaftes Kapitel, das muss ich schon sagen. XD
Aber wo ist denn Batu plötzlich hinverschwunden? o.o
Nyo, mal sehen, wie es weitergeht.
Von:  Flordelis
2012-01-20T15:06:02+00:00 20.01.2012 16:06
> „Ehrlich, ich hab nicht geschummelt!“, gab Ryan zu
Wenn er sagt, dass er nicht geschummelt hat, hat das nichts mit "zugeben" zu tun. Eher mit "erwidern".

> Tatsache ist, das ihr
das ---> dass

> Auf den Gesichtern der beiden erschien jeweils ein perplexes Gesicht.
Wohl eher ein perplexer Ausdruck. :,D
Ich kann mir nicht vorstellen, dass die noch ein anderes Gesicht kriegen. XD

> Lex fragte sich schön langsam
Das "schön" kannst du streichen, das ist, soweit ich aus den ENSen mit dir weiß, eine Dialektsache. :,D

> Meistens ging es doch darauf hinaus
ging --> lief

> obwohl er meilenweit von ihnen entfernt zu sein schien, versuchte, in das Innere dieses Mannes eindringen zu versuchte
Hier hast du einmal zu oft "versuchte" im Satz. ;)

Ansonsten fand ich das Kapitel gar nicht übel. :3
Bin mal gespannt, was als nächstes geschehen wird.
Von:  Flordelis
2012-01-20T14:45:00+00:00 20.01.2012 15:45
> fasziniert auf den Gangs tarrte
Soll ich wirklich sagen, was hier falsch ist? :3

> sein Halbbruder. „du
du --> Du

> eine Mischung aus Zorn du Hass
du --> und

> „Also gut!“, rief er sauer, „dann
Da du in der ersten wörtlichen Rede mit einem ! das Satzende markiert hast, müsste es so aussehen:
rief er sauer. „Dann

> ich bin nicht verrückt!“ Ich habe diesen Wolf wirklich gesehen!“
Du hast die wörtliche Rede schon nach "verrückt!" beendet gehabt. Das musst du entfernen. ;)

> „Vielleicht… vielleicht kann es ihm helfen! Vielleicht…“
„Nun… seit wann siehst du diese… Erscheinungen?“

Zwischen den beiden wörtlichen Reden hättest du einen Absatz machen können, weil da der Handlungsort wechselt.

> preis geben
--> preisgeben

> aufbrachen
--> aufbrechen

*lol* Batu ist toll. XD
Spannt direkt seinen Patienten ein, um jemand anderen zu heilen, nicht schlecht. XD
Gefällt mir. :3
Von:  Flordelis
2011-12-10T17:24:14+00:00 10.12.2011 18:24
Gabriel hat es gut, so lange zu schlafen. XD
Ich bin schon froh, wenn ich eine Nacht durchschlafen kann. Das kennst du ja, denke ich. ;D

Himika ist aber mal wieder awesooooooome!
Ich liebe Himika! <3

> zogen sich stärker in die Länge, als wie bei anderen Asiatinnen
als wie *lol*
Nein, im Ernst, das "wie" kannst du streichen, "als" reicht. :3

Ho ho, Himika überweist Gabriel an Batu. XD

Und Naka-san war diesmal auch da! <3
Also mir gefiel das Kapitel, auch wenn nicht viel geschehen ist. ^^
Von:  Flordelis
2011-11-05T13:17:53+00:00 05.11.2011 14:17
Blocktext. D:
Änder das bei Gelegenheit bitte noch, ja? =)

> hatte ihm ein Amulett geschenkt, was ihn davor bewahren sollte, das ihn die
hatte ihm ein Amulett geschenkt, das ihn davor bewahren sollte, dass ihn die

> und seine Macht war so groß, so dass Dämonen
Das So vor "dass" kannst du streichen, wenn du magst. :3

Ich bin ein wenig verwirrt über den zweiten Absatz. ._.
Also warum Gabriel plötzlich fällt - aber ich denke mal, die Antwort kriegen wir noch. :,D

> Das er dann und wann auszuckte
Dass

Mir gefielen deine Beschreibungen in diesem Kapitel überaus gut, gern mehr davon bitte. =)
Ich weiß jetzt nicht, ob ich den Fehler gefunden habe, den du meintest, weil ich wegen der fehlenden Zeilenumbrüche größtenteils nur über den Text geflogen bin, aber mal sehen~
Ich bin auf das nächste Kapitel gespannt. =)
*Shina knuff*
Von:  Flordelis
2011-10-31T17:35:18+00:00 31.10.2011 18:35
Es ist daha~
Und ich darf gleich wieder meckern. >:D

> und das Haar kippte ihm währenddessen übers Gesicht
Haare "kippen" einem nicht übers Gesicht, sie fallen einem ins Gesicht. ;)
Das "währenddessen" kannst du sogar ganz draußen lassen. :3

> Mit den Fingern strich er sich eine dicke, kobaltblaue Haarsträhne aus dem Gesicht, und strich sie hinter sein linkes Ohr.
Um ein "strich" wegzubekommen:
Mit den Fingern strich er sich eine dicke, kobaltblaue Haarsträhne aus dem Gesicht, direkt hinter sein linkes Ohr.

> Eine junge, hübsche Frau mit langen, roten Haaren. Die am schönsten waren, wenn sie draußen in der Sonne stand und sich von dieser bescheinen ließ. Dann leuchteten sie richtig.
Ich persönlich finde, dass Punkte diese Sätze zu stark trennen, mach lieber Kommata daraus. :3
Außer du willst es so lassen. *sich nicht aufdrängen will*

> ein Mann, den alle beschützen mussten, und ein Mann, der alle anderen beschützen musste – weil er so legendär war, wie kein anderer Mann vor und nach ihm.
Die Wiederholungen von "Mann" können natürlich gewollt sein, dann habe ich auch nichts gesagt, aber zumindest das dritte finde ich ein wenig überflüssig...
"ein Mann, den alle beschützen musste, und ein Mann, der alle anderen beschützen musste - weil er so legendär war, wie kein anderer vor oder nach ihm"

Well, was soll ich noch sagen?
Ich bin ein bisschen unsicher, weil mir das Gespräch ein wenig surreal vorkam (schwer zu erklären :,D) und deswegen warte ich einfach mal ab, wie es weitergehen wird. ^^
Ich freu mich auf Batu. ;D


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