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Wenn der Boden unter den Füßen brennt

Bonney x ??? | Nojiko x Ace
von

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Der Genervtheit - erster Teil

Sie war viel zu schnell von Kleinigkeiten genervt. Und sie regte sich furchtbar schnell über allerlei Dinge auf. Aber es war auch einfach zum Haare ausreißen. Nicht nur, dass das Abitur vor der Tür stand. Das wäre ja noch das kleinere Übel gewesen. Nein, ausgerechnet jetzt mussten ihre Gefühle auch noch verrücktspielen. Und das nur wegen des idiotischsten Idioten, den sie überhaupt kannte!

„Idiotischer Idiot…“ grummelte Bonney vor sich hin, da ihr momentan keine bessere Beleidigung einfiel.
 

Es war wohl keine so gute Idee gewesen, mit Nojiko gestern einen drauf zu machen. Ihre Augen brannten und sie hatte immer noch dieses bescheuerte Lied vom roten Pferd im Ohr. Leider lief das in Endlosschleife und ließ sich absolut nicht abstellen.

Sie sollte wohl dem Alkohol und den billigen Schuppen abschwören, um solchen durchzechten Nächten und anschließendem Kater aus dem Weg zu gehen. Tragischer Weise war ihre beste Freundin da allerdings ganz anderer Meinung und wollte stets „dass sie sich ablenkt“. „Von was überhaupt ablenken?!“, dachte sich die Schülerin und nagte etwas an ihrer Unterlippe.

Sie verfrachtete ihr Kinn auf ihre Handfläche und blickte durch das Klassenzimmer. Was wiederum eine ganz blöde Idee war, denn prompt fiel ihr Blick auf den GRUND, warum sie Ablenkung brauchte.

Das rote Haar leuchtete so stark, dass sie kurz blinzeln musste.

Ach ja, fast hätte sie es vergessen… der eben erwähnte Idiot war daran schuld!
 

Kid, ihr Kumpel aus Kindertagen, der einst den Platz neben ihr am Tisch inne hatte, sich aber wegsetzen musste, da er zu viel Quatsch veranstaltete. Er war ein furchtbarer Unruhestifter und sie war sich nicht wirklich sicher, ob er das Abitur überhaupt schaffen würde.

Das eigentliche Problem jedoch war: Irgendwie hatte sie sich in ihn verknallt. Bonney wusste nicht wann, wo und WIE das überhaupt geschehen konnte, aber jetzt steckte sie in dem Schlamassel.

Sie verzog das Gesicht und versuchte mittels ihres Killerblicks seinen Kopf explodieren zu lassen. Doch irgendwie wollte es nicht funktionieren. Schließlich gab sie auf, seufzte tief und wandte sich lieber wieder der Tafel zu.
 

Da kam ihr gleich der nächste Schrecken entgegen geflogen. Vektoren… in jede Richtung, Dimension… oder wohin auch immer. Verdammt, heute lief wirklich alles schief. Ihre Verdrängungstaktik war einfach zu gut, sie hatte total ausgeblendet, dass der Donnerstagmorgen mit Mathematik anfing. Das war nur allen anderen und allen voran ihrem Lehrer, vollkommen egal. Schade… Obwohl es schon fast gruslig gewesen wäre, hätte sie mal Glück gehabt.

Verzweifelt saß sie dran und versuchte nachzuvollziehen, was Mr. Cooper da eigentlich trieb. Das war vergeblich.
 

Ihr einziger Rettungsanker war ihr bester Freund Law. Er ging in die Parallelklasse und war „The Brain“. Er konnte alles… einfach so. „Zu beneiden…“ murmelte sie vor sich hin. Momentan kritzelte sie irgendwelche Sternchen und Blümchen auf den Blattrand.

Law war aber ganz und gar nicht arrogant, viel eher sehr hilfsbereit, denn er hatte sich ihrer angenommen und gab ihr Nachhilfe in Mathe. Und das war schon eine Heidenarbeit. Zum Glück hatte sie Physik nach der 11. abwählen können! Mit Müh und Not hatte sie es da noch auf eine 4 geschafft. Das hätte ihr sonst definitiv noch das Genick gebrochen.

Heute wollte sie sich wieder mit dem Musterschüler treffen und ein wenig üben. „Ich kann heilfroh sein, dass es solche Menschen heutzutage noch gibt…“, stellte Bonney in Gedanken fest.
 

Wie sie so in Gedanken schwelgte, segelte ihr plötzlich etwas entgegen. Es war ein kleingefalteter Fresszettel, der prompt in ihrem Ausschnitt landete. Fast hätte sie losgeschrien, konnte den Schrecken aber gerade noch runterschlucken. Sie fummelte das Papierchen also aus der besagten „Ecke“ und zog eine Augenbraue hoch. Kurz sah sie sich um und musste schnell feststellen, von wem das Briefchen war. Kid winkte ihr aus der ersten Reihe zu und grinste sein idiotischstes Grinsen. Am liebsten hätte sie den Zettel jetzt zerknüllt und einfach in den Mülleimer geworfen. Dafür war sie dann allerdings doch zu neugierig. Sie entfaltete das gute Stück also und las in der hässlichsten Schrift, die sie kannte: »Mittagessen beim Mc?« Knapp und seeeeehr charmant, anders war sie es ja nicht von ihm gewohnt. Während sie die Augen verdrehte, griff sie zu einem Stift und schrieb groß »NO« als Antwort darauf. Danach formte sie den Zettel zu einem Kügelchen und wollte ihn zurück schnipsen. Sie kniff ein Auge zu, um zu zielen, es wäre sicherlich lustig, wenn es sich in seinen Haaren verfing, und schoss es natürlich daneben. Es konnte verständlicherweise nicht unter irgendeinem Tisch oder dergleichen landen, nein, heute hatte sie den Jackpot gezogen. Direkt auf das Pult, auf die Unterlagen ihres Lehrers.
 

Die nächsten Momente erschienen ihr wie in Zeitlupe. Kid, der irgendwie versuchte, das Ganze noch zu retten. Mr. Cooper, der sich langsam von der Tafel umdrehte und die Nachricht auf seinem Platz entdeckte. „Bitte denk es sei Müll.“, betete Bonney vor sich hin, wurde jedoch enttäuscht. Süffisant entfaltete der Lehrer das Papier und las es laut vor. „Wenigstens stand nichts mega Peinliches drauf.“ , konnte sie sich selbst etwas beruhigen. Trotzdem schwante ihr Böses. Und das sollte nicht nur eine Vorahnung bleiben.

„Ich finde es ja äußerst lobenswert, dass einer meiner Schüler es ablehnt, sich in einem Fastfood-Restaurant voll zu stopfen. Aber andererseits wisst ihr doch Kinder, in meinem Unterricht werden keine Zettelchen geschrieben. Da seid ihr in der Oberstufe und euch fällt wirklich nichts Besseres ein?“ gluckste es auch schon hinter dem Pult hervor. Er brauchte gar nicht zu fragen, da hob Bonney bereits ihre Hand, um zu zeigen, dass sie einer der Schreiber war. Kid allerdings störte sich nicht daran, er saß mit verschränkten Armen da und grinste weiter vor sich hin.
 

Das war wirklich die Höhe! Sie knirschte so kräftig mit den Zähnen, dass sie fürchtete alle würden es hören. Aber keiner scherte sich sonderlich darum. Man war derlei Eskapaden in ihrem Kurs schon gewohnt. Der C-Kurs hatte seinen Ruf weg und jeder Lehrer war froh, wenn er diese Schüler nicht hatte. Größtenteils wegen dem Rothaar, welcher immer noch keine Anstalten machte, zu seiner Schandtat zu stehen.

Ihr lag es jedoch auch fern, ihn zu verpetzen. So was tat man einfach nicht!

Das brauchte sie dann auch gar nicht, denn der Lehrer konnte sich denken, wer das andere geschrieben hatte. Er nickte ihr zu, sie konnte ihren Arm also wieder runter nehmen. „Nach dem Unterricht zu mir.“ kommentierte er es neckisch und wandte sich wieder der Tafel zu.

Sie wäre vor Wut fast geplatzt und ihr Gesicht hatte schon eine dunklere Farbe angenommen. Der Junge würde gehörig verprügelt werden nach dieser Stunde! Symbolisch ballte sie ihre Faust, dass die Knöchel weiß hervortraten.
 

Es dauerte nicht mehr allzu lang, da war der Gong zu hören und leitete damit in die Pause. Die Schülerin packte ihr Zeug zusammen und trat neben das Lehrerpult. Auch Kid erhob sich langsam und trat gefährlich nah hinter sie. Kurz reckte sie den Kopf etwas nach oben, war der Kerl schon wieder gewachsen? Oder schrumpfte sie bereits wie eine alte Frau?

Zügig besann sie sich wieder und schob ihren Ellbogen nach hinten. Sie wollte ihn ein wenig von sich wegschieben, ihn auf Abstand halten. Danach räusperte sie sich und endlich schenkte Mr. Cooper ihnen seine Aufmerksamkeit. „Von dir bin ich es ja nicht anders gewohnt, Kid.“ sprach er zunächst den Jungen an. Anscheinend hatte er da jegliche Hoffnung aufgegeben. „Aber warum ziehst du Bonney da mit rein?“ sein Blick fiel nun auf die Pinkhaarige. „Du bist nicht gerade ein Mathe-Ass, aber du strengst dich sehr an. Deine Noten haben sich wirklich gebessert, ich möchte nicht, dass du wegen solchen Vorfällen negativ auffällst.“ erklärte er der Schülerin, die einfach nur brav nickte. Am schnellsten kam man von Lehrern weg, wenn man einfach so tat, als würde man auf alles hören, was sie sagten. Denn natürlich hatten sie absolut recht, wie hätten sie fehlbar sein können? „Es kommt nicht mehr vor.“ versicherte sie ihm. Mr. Cooper seufzte, nickte anschließend und schickte sie mit einer flapsigen Handbewegung in die Pause.
 

Kaum war sie losgelaufen, legte sich ein Arm um ihre Schulter und Kid trottete neben ihr her. Sie sah abermals nach oben, funkelte ihn an und kniff ihn dann so fest sie konnte in die Seite. Der gewünschte Effekt blieb aus. „Willst du mich kitzeln?“ fragte er amüsiert, woraufhin wieder Wut in ihr hoch kochte. „Nein, ich will dich ganz sicher nicht kitzeln! Wegen dir steh ich bald bei Mr. Cooper auf der Abschussliste! Im Gegensatz zu dir perspektivlosem Etwas, möchte ich mein Abitur schaffen und das möglichst ohne durch Mathe zu fallen!“ blaffte sie ihm entgegen. Ihre Wut schien jedoch komplett an ihm abzuprallen. „Mach dich locker, ich hab den Alten auch in Physik. Wenn du willst, kann ich da ein gutes Wort für dich einlegen.“ schlug der Rothaarige vor. „Ein gutes Wort für mich einlegen?! Ohne dich wäre ich gar nicht in dieser Misere!!!“, schrie sie in Gedanken. Sie befreite sich von seinem Arm und stapfte auf ihre Pausenecke zu, wo Nojiko und Ace schon warteten. Kid kam langsam hinterhergeschlürft und fragte seinen besten Freund Ace erst mal, ob sie eine rauchen würden. Bonney hatte derzeit der Blauhaarigen schon einen gewissen Blick zugeworfen, der andeutete, dass sie bald implodieren würde.
 

„ICH.BRING.IHN.UM.“ fing sie an, als die Jungs durch die Tür nach draußen verschwunden waren. „Ich erwürge ihn… oder besser ich ertränke ihn. In Chemie könnte ich auch ausversehen konzentrierte Salzsäure über ihn leeren und hoffen, dass er sich einfach auflöst. Zu einem kleinen Häufchen Staub… das wäre dann wenigstens zu was nutze. Man könnte einen Samen darin vergraben… oder ihn über Bücherregale streuen, damit es total alt aussieht…“ faselte sie halb-verrückt vor sich hin. Nojiko legte einen Arm um sie, streichelte über ihre Schulter und reichte ihr erst mal einen Schoko-Cappuccino im to-go-Becher. „Beruhig dich, Schätzchen. Erzähl mir einfach was passiert ist und ich sage dir dann, dass das alles nicht so schlimm ist.“
 

Daraufhin setzten sich die Mädchen in den Aufenthaltsraum auf eine Couch, von der sie zunächst ein paar freche Mittelstufler vertreiben mussten, und Bonney erzählte ihrer besten Freundin von ihren Leiden. Gütig, wie eben diese war, hörte sie brav zu und lächelte sie danach an. „Ist doch halb so wild. Du übertreibst ein bisschen… wahrscheinlich weil heut alles zusammen kommt. Sieh’s mal positiv, er hat dich zum Essen eingeladen!“ erwiderte sie auf das Erzählte.

Bonney musste daraufhin lachen. „Oh ja, wie romantisch! In so ein richtig edles Restaurant, wie hieß es noch gleich? McDööööönald‘s?“ dabei versuchte sie irgendwie, dass es teuer klang. Nojiko fiel in ihr Lachen mit ein. Das konnte man wirklich keine romantische Essenseinladung nennen und als Date war es sicherlich auch nicht gemeint. Aber immerhin konnte sie die Laune ihrer Freundin etwas heben.
 

Im Anschluss redeten sie noch über anderen Mädelskram und wie die Beziehung zwischen Ace und Nojiko lief. Bonney konnte nicht umhin, ihre Freundin etwas zu beneiden. Wenn diese so erzählte, hörte sich alles so himmlisch und einfach an. Bei ihr hingegen war es kompliziert und schwierig. Selbst wenn sie es sich schwieriger machte, als es vielleicht eigentlich war…

Viel zu schnell ging die Pause vorbei und sie musste zurück in den Unterricht. Hoffentlich verlief dieser nicht im Schneckentempo!

Der Genervtheit - zweiter Teil

Wenigstens hatte sie jetzt Bio, was bedeutete: Kid war nicht in ihrem Kurs. Dieser Wahnsinnige hatte Physik gewählt, genauso wie Nojikos Freund Ace.

Die Mädels waren also unter sich… gut, Law war noch dabei. Aber der war bei Weitem nicht so nervig, wie die zwei. Die hatten sich wirklich gefunden, was Unsinn anging.

Die Beiden verließen den Aufenthaltsraum wieder und entdeckten eben besagte Jungs schon auf dem Gang stehen und reden. Auch wenn man unweigerlich erkennen konnte, dass Kid nicht zu begeistert davon war, dass Ace sich mit Law unterhielt. Bonney wusste nicht warum, aber irgendwie konnten sich Kid und Law auf den Tod nicht ausstehen. Auch wenn dieser Hass mehr von der einen, als von der anderen Seite ausging.
 

Nojiko lief etwas vor ihr und tänzelte dann förmlich zu Ace, um welchen sie ihre Arme schlang und ihn zärtlich küsste. Ihre beste Freundin trottete dank dieses Anblicks etwas gemächlicher an die Szene heran. „Da essen sich schon wieder Zwei.“ Kommentierte sie die Aktion und grinste Law an. Dieser grinste in seiner Manier zurück und patete ihr auf den Kopf. „Bonney, nett wie eh und je!“ Sie streckte ihm kurz die Zunge raus und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. „Oh ja Ace… du bist so heiß~“ säuselte Kid jetzt scherzhaft von der anderen Seite. Das brachte Ace zum Losprusten und der Kuss der Turteltäubchen war damit getrennt. Nojiko schüttelte etwas genervt ihren Kopf. Allerdings hatte sie sich besser im Griff und wusste ja, wie die zwei Pappenheimer drauf waren. „Viel Spaß in Physik!“ lächelte sie ihren Freund an, gab ihm noch einen Kuss auf die Wange und löste sich dann schließlich richtig von ihm.
 

„Bis später!“ verabschiedete sich auch Ace. Er und Kid machten sich auf den Weg nach oben, zu den Physiksälen. Bonney sah den Jungs kurz hinterher, wandte sich dann aber ihren Besten zu. „Ich hab gehört, ihr wollt meine Launen ertragen!“ erklärte sie strahlend. „Hey, ich hatte schon die Pausenschicht!“ verteidigte sich Nojiko und schob prompt Law näher zu der Pinkhaarigen. „Jetzt bist du dran!“ forderte sie diesen auf, als wäre ihre Freundin ein Kind, das umsorgt werden muss.

„Schon okay…“ seufzte der Junge und stand nun zwischen den Mädels. „Du kannst mir alles, was Kid wieder angestellt hat, in Bio erzählen!“ ratterte er schon runter, da er das gewohnt war. Er hatte keinerlei Problem damit, den Mädchen ein offenes Ohr zu schenken. Er war nicht gerade der Gesprächigste, weswegen er den geborenen Zuhörer abgab.
 

Sie watschelten zu ihrem eigenen Raum und ließen sich auf ihren angestammten Plätzen nieder. Kaum war dies getan, erzählte Bonney auch schon von ihren ersten beiden Stunden. Der Schwarzhaarige schmunzelte etwas, weil sie dabei so wild gestikulierte und ihr Gesicht ein gesundes Rot annahm. Er mochte es, wie sie erzählte, es war witzig und sprühte nur so über vor Leben.

„Lass uns doch einfach zum MC gehen.“ erwiderte er ganz abgeklärt auf Kids Angebot. „Wir nehmen ihn mit, dann gibt er Ruhe.“ Und wie er das gesagt hatte, vibrierte etwas in ihrer Hosentasche. Die Schülerin zog ihr Handy hervor und las die SMS, die sie von Kid erhalten hatte:

»Oh bitte, lass uns zum MC gehen!« stand darin.
 

Sie atmete tief durch und zeigte die SMS dann sowohl Nojiko als auch Law. Dieser nahm ihr kurzerhand das Handy ab und tippte eine Antwort:

»Geht klar, Law fährt uns hin. Du kannst auch gerne mit uns Mathe lernen, Süßer <3333«

So schickte er es ab. Bonney fielen fast die Augen raus als sie das las und sie entriss ihm das Handy wieder. Am liebsten wäre sie im Erdboden versunken, was würde ihr Schwarm jetzt von ihr denken?

Dazu musste man eins erklären: Sie schrieb nie so was wie „Süßer“… oder „<3333“… Allen voran nicht Kid! Sie drückte sich stets so knapp wie möglich aus, ganz einfach, damit sie gleichgültig wirkte und er keinen Verdacht schöpfte.
 

Sie blies die Wangen etwas auf und schenkte ihrem besten Kumpel einen vorwurfsvollen Blick. „Du Arsch, was sollte das?“ jammerte sie. Obwohl sie die Antwort schon kannte. „Ich will euch doch nur helfen.“ „Jaja, hilf dir lieber selber! Ich brauch deine Hilfe nicht!“ nuschelte sie, konnte aber nicht wirklich wütend werden. Law war ihr Ruhepol, sie war noch nie richtig sauer auf ihn gewesen. Er hatte einfach eine beruhigende Aura.
 

„Weißt du… er ist nur zu faul sich selbst was zu kochen, weil er allein zu Hause ist. Außerdem hat er bestimmt wieder kein Geld… und dann muss ich sein Riesenmenü bezahlen! Ich bin auch kein Bonze, ja? Der frisst mir die Haare vom Kopf!“ erklärte sie, warum Kid überhaupt gefragt haben wird. Darauf lief es meistens hinaus. Kid lebte nur mit seinem Vater und der kam auch erst abends heim. Er musste sich also selbst was machen oder irgendwo essen. Da er sein ganzes Taschengeld aber lieber für CDs oder Computerspiele ausgab, ließ er sich immer gerne einladen. Und die Hauptgläubigerin war Bonney. Leider konnte sie ihm absolut nichts ausschlagen, wenn er erst mal jammerte, was für einen Hunger er hatte. Das war zum Kotzen! Sie durfte sich nicht so um den Finger wickeln lassen!
 

„Dann lad ihn doch mal zu dir ein und koch ihm was Schönes! Liebe geht schließlich durch den Magen!“ schlug Nojiko vor. Law stimmte einfach mit einem Nicken zu. Bonney verdrehte die Augen. „Nojiko, du müsstest wissen, dass mein kochtechnisches Talent gegen Null verläuft. Ich komm aus einer wohlbehütenden Familie, mit einer Mutter, wo Essen an erster Stelle steht. Bevor ich die Küche betrete, werde ich schon gefragt, was sie für mich kochen soll. An dem Heiligtum meiner Mutter (=Küche), vergehe ich mich sicherlich nicht.“ Dazu schüttelte sie unterstreichend den Kopf.

Bevor noch einer was sagen konnte, hob sie ihren Zeigefinger und schlug demonstrativ das Biobuch auf. „Lasst mich jetzt bloß in Ruhe mit euren Pseudo-Hilfe-Versuchen.“ Sagte sie etwas bitterer als beabsichtigt und las sich dann einen Text über die Evolution durch.

Die anderen zwei zuckten also mit den Schultern und sagten nichts mehr zu dem Thema. Man musste auch wissen, wann genug war. Und bei Bonney war das Pensum jetzt eh erreicht, sie würde sie nur noch ignorieren, wenn sie erneut von Kid sprachen.
 

Wie erhofft, verging die Doppelstunde Bio schneller und die Pinkhaarige bedankte sich in Gedanken für das bisschen Glück. Nur noch zwei weitere Stunden und der Schultag wäre vorbei.

Gut, dann würde sie mit Kid und Law essen gehen… was sicherlich wieder für Zündstoff sorgte. Und sie würden Mathe lernen müssen. Aber alles war besser als in diesem tristen Gebäude zu versauern.

Ihr Weg trennte sich von ihren Freunden, da sie den nächsten Kurs als Einzige belegt hatte.

So saß sie im Klassenzimmer und träumte mehr vor sich hin als dass sie zuhörte, was eine AG oder eine GmbH war. So allein konnte sie in ihren Tagträumen versinken. Typischerweise hatte sie immer einen Bleistift in der Hand und skizzierte irgendwas vor sich hin. Erst nach einiger Zeit erkannte sie, WESSEN Profil sie da hingezeichnet hatte. Ein grinsender Kid triumphierte ihr förmlich entgegen. Sie zog die Augenbrauen zusammen und zerknüllte das Papier.
 

Nach einigem Hin und Her entfaltete sie es jedoch wieder und versuchte es ein wenig zu glätten. Seit wann war sie zu so einem Mädchen verkommen? So ein richtiges girly Girl… wie in diesen typischen amerikanischen Highschool-Filmen. Diesen von Klischee und Dummheit triefenden Geschichten… wo alles am Ende gut ging. Und alle sich lieb hatten.

Eigentlich hasste sie so was. Und sie hasste so leichtgestrickte Mädchen, denen nichts wichtiger war als der Typ, in den sie verknallt waren. Das war ihr zuwider.

Nur irgendwie verwandelte sie sich dazu, was dringlichst unterbunden werden sollte. Bloß wie verdammt?! Wer hat sich eigentlich diesen Schwachsinn mit der Liebe ausgedacht?

Vielleicht wäre es besser gewesen, wie bei den Tieren… einfach paaren und fertig.
 

Sie fuhr sich durch die Haare und steckte die Skizze einfach in ihre Tasche.

„Vergessen, einfach vergessen!“ sprach sie ein Mantra in ihren Gedanken, während sie ihre Schläfen massierte. Am liebsten hätte sie dazu noch die Augen geschlossen, aber das wäre ihrer Lehrerin höchstwahrscheinlich aufgefallen. Auch wenn diese nicht gerade die Hellste war und das Gerücht umging, dass sie Alkoholikerin wäre. Nichtsdestotrotz mochte Bonney sie und wollte es sich auch nicht mit ihr verscherzen. Sie war eine Mittelklasseschülerin und wollte wenigstens das wenig Sympathie, was ihr entgegen gebracht wurde, nicht riskieren.
 

Nach der Schule trafen sie sich alle am Schultor. Kid und Ace rauchten nochmal eine, während Nojiko und Bonney kurz redeten. Law holte sein Auto vom Schülerparkplatz und fuhr schließlich vor. „Wollt ihr auch mitkommen?“ fragte Kid das Paar ihrer Clique. Doch Ace verneinte mit einem fetten Grinsen. „Meine Süße kocht mir heut was!“ erklärte er stolz und legte den Arm um die Blauhaarige. Bonney lächelte, bei dem Wort „Süße“ kam ihr aber noch was ganz anderes in den Sinn. Diese blöde SMS…

Sie versuchte so unauffällig wie möglich zu Kid zu schielen, dieser zeigte aber ohnehin keine Reaktion. „Okay, dann wünsch ich euch nen schönen Nachmittag.“ sagte er mit gewissem Unterton zu seinem Besten und klopfte diesem auf die Schulter. Anschließend zwinkerte er Nojiko zu, die ihm daraufhin gegen das Schienbein trat. „Denk nichts Versautes!“ protestierte sie, wurde von Ace dann aber auch schon weggezogen.
 

Der Rothaarige gab einen leicht schmerzverzerrten Laut von sich und atmete etwas heftiger als sonst. Bonney musste sich das Lachen etwas verkneifen, auch wenn sie wirklich drüber nachdachte, selbst nochmal dagegen zu treten. Ja, da war die alte Bonney wieder. Irgendein girly Girl hätte ihn jetzt bemitleidet… aber sie fand es vollkommen recht so!

Kurzerhand stieg sie aber in Laws Auto, natürlich auf den Beifahrersitz. Kid konnte gefälligst hinten sitzen. „Na, kommst du endlich?“ hakte sie nach, bevor sie ihre Tür schloss.

Das ließ sich der junge Mann nicht zweimal sagen und stieg ebenfalls ein. „Aber fahr uns bitte nicht tot.“ Giftete er etwas gegen Law und schnallte sich an. Daraufhin drehte die Pinkhaarige sich um und schnipste ihm gegen die Stirn. „Er fährt 3445756764mal besser als du!“
 

Bei dem FastFood-Restaurant angekommen, parkten sie und betraten es dann. Wie gewöhnlich um die Mittagszeit, war es hier proppenvoll. Während Bonney einen Tisch für sie freihielt, gingen die Jungs das Essen holen. Ganz obligatorisch hatte sie schon ihren Geldbeutel rausgekramt und diesen dem Rothaar gegeben. Darauf lief es ja eh immer wieder hinaus.

Sie tippte mit den Fingern auf den Tisch und sah etwas aus dem Fenster bis ihre Begleiter wiederkamen. Was das Volumen von deren Portionen anging, standen sie sich in nichts nach.

Sie selbst aß für ein Mädchen relativ viel, aber im Vergleich zu den beiden, war das einfach nichts.
 

Kid machte es sich neben ihr auf der Bank bequem, Law setzte sich ihr gegenüber auf einen Stuhl. „Danke für die Einladung, Süße!“ raunte ihr ihr Sitznachbar zu und gab den Geldbeutel zurück. Sie wurde minimal rot auf den Wangen, überspielte es aber und sagte locker: „Kein Problem.“

Sie hatte doch geahnt, dass diese SMS noch ein Nachspiel haben würde. Nicht, dass dieser nicht sonst auch dumme Bemerkungen machte… aber jetzt wahrscheinlich umso mehr.

Danach verfielen sie zunächst in gefräßiges Schweigen, worüber Bonney auch nicht so unglücklich war. Sie brauchte extra lange und wenn einer der Jungs sie schon ansah, als wolle er etwas sagen, schob sie sich ein ChickenNugget in den Mund, damit sie bloß nicht antworten konnte. Das war blöd und kindisch… und es würde nicht ewig funktionieren. Aber es überbrückte etwas Zeit, in welcher sie sich überlegen konnte, was sie hier eigentlich tat.
 

Zu einer zufriedenstellenden Antwort gelangte sie jedoch nicht und musste schließlich aufgeben, da alle Nuggets und alle Pommes vertilgt waren. Law brachte ihre Tabletts weg, wobei sie die Getränke noch da behielten. Danach packten sie Mathe aus, bis auf Kid verstand sich. „Ihr wollt jetzt nicht wirklich lernen?“ fragte er etwas ungläubig. „Denkst du, ich hab das zum Spaß geschrieben?“ erwiderte Bonney dann. Auch wenn es nicht sie war, die getippt hatte…

Der Schwarzhaarige ignorierte die Szene einfach und rückte schon mal etwas näher zu seiner Nachhilfeschülerin, damit er ihr alles richtig erklären konnte.

So machte sie sich also an das Thema Vektoren, wobei das gar nicht so einfach war, weil Kid nichts Besseres zu tun zu haben schien, als weiter bei ihnen sitzen zu bleiben.
 

Und als Gegenreaktion auf Law hatte er wohl auch beschlossen, etwas näher zu ihr zu rücken. Das war eine verdammte Zwickmühle. Dennoch versuchte sie weiterhin cool zu bleiben und machte sich einfach über die Aufgaben her. Die sie allerdings größtenteils nicht richtig löste.

„Du kannst dich anscheinend nicht so gut konzentrieren… sollen wir woanders hingehen?“ fragte Law rücksichtsvoll, warf Kid dabei aber auch einen entnervten Blick zu.

Dieser fühlte sich dadurch allerdings provoziert. „Was soll das denn jetzt heißen?! Hast du n Problem mit mir oder was?“ so war er immer schon gewesen und das würde sich auch sicherlich nicht ändern.

„Nicht wirklich ein Problem, aber wenn du eh nichts Besseres zu tun hast… könntest du ja mitlernen. Deine Noten sind schließlich auch nicht die Prickelnsten!“ feuerte der Musterschüler dagegen. Er ließ sich ja einiges gefallen, aber irgendwann war auch mal die Grenze erreicht. Außerdem wusste er wirklich nicht, was für ein Problem Kid mit ihm hatte. Dieser hatte irgendwie von Anfang an so einen Groll gegen ihn geschoben. Was ganz sicher nicht auf Gegenseitigkeit beruhte. Ihm war der Rothaarige relativ gleichgültig.
 

Bonney merkte, dass die Situation etwas angespannter wurde. Man konnte die Luft förmlich knistern hören und das war nicht gut. Gar nicht gut. „Ähm Jungs… ich muss hier mal schnell raus.“ Murmelte sie knapp und zwängte sich zwischen Tisch und Stuhl durch. Auf das Gestreite der beiden hatte sie absolut keine Lust, erst recht nicht, da sie zwischen den Stühlen saß. Das sollten die normal unter sich regeln. Sie ging schnell auf die Toilette und spritzte sich da etwas kaltes Wasser ins Gesicht. Ihre Wangen glühten… und das weil ihr Schwarm an ihr kleben musste!

Als sie den Raum wieder verließ, hörte sie schon einen Tumult und ihre Augen suchten sofort nach ihrem Tisch.

„Es war so klar!“ brüllte es in ihrem Kopf. Law und Kid standen mittlerweile und der Rothaarige hatte den anderen am Kragen gepackt.
 

Das Mädchen sah sich um. Da ihr momentan nichts Besseres einfiel, schnappte sie sich einfach einen Pappbecher und füllte diesen an der Nachfüllstation mit Mineralwasser. Im Anschluss rannte sie zu den beiden und entleerte ihn über Kid, damit dieser Law losließ.

Und tatsächlich wirkte ihre Methode. Kid sah aus wie ein begossener Pudel, aber er hatte es auch nicht anders verdient. Sie wusste, dass Law ihn sicherlich nicht provoziert hatte. Der Punk suchte einfach nur wieder was, um Ärger zu machen. „Hör auf damit!“ kam etwas verspätet aus ihrem Mund. Das Wasser tropfte von dessen Haar und auch sein Hemd war nicht unversehrt geblieben.
 

„Warum zum Teufel trägt er weiß?!“ schoss es durch ihre Gedanke, als sie bemerkte, dass dieses langsam etwas durchsichtig wurde. Ein schöner Brustmuskel strahlte ihr entgegen und sie hätte schwören können, dass gleich Blut aus ihrer Nase spritzen würde. „BONNEY!“ schrie sie sich gedanklich an. Sie klappte schnell ihren leicht offenen Mund wieder zu, schüttelte den Kopf und drängte sich dann an den Tisch. „Law, lass uns gehen.“ Forderte sie ihren besten Freund auf und stopfte alles wahllos in ihre Tasche. Dabei fiel ihr nicht auf, dass die Skizze von Kid unter den Tisch segelte. Law tat es ihr gleich und sie verließen gemeinsam das Gebäude. „Du willst ihn einfach so zurück lassen?“ wollte er draußen wissen. Daraufhin warf sie ihm nur ihren Todesblick zu. Damit war die Sache geklärt. Sie stiegen also ins Auto und fuhren zu ihm, um dort weiter Mathe zu lernen.
 

Kid konnte es gar nicht so schnell realisieren, da fuhr Laws Auto auch schon weg. Wieso war er jetzt eigentlich der Arsch? Wieso wurde er mit Wasser übergossen?

Er sank zurück auf die Bank und fuhr sich etwas durch die Haare. Früher waren Bonney und er unzertrennlich gewesen. Und seit dieser Streberaffe (=Law) aufgetaucht war, hatte sich alles geändert. Er wollte seine beste Freundin zurück haben!

Als er nach seiner Tasche griff, fiel ihm das Papier unter dem Tisch auf. Er hob es auf und war ziemlich erstaunt, als er darauf ein Portrait von sich entdeckte. Es gab nur eine Person, die so zeichnen konnte…

Der Kotz-dich-bei-deinen-besten-Freunden-aus-Tag

Bonney warf sich auf Nojikos Bett. „True story.“ Beendete sie damit die Erklärung, was gestern Nachmittag passiert war. Freitags war Mädelsabend und das bedeutete, dass die beiden Freundinnen nur unter sich waren. Jungs waren absolut verboten!

„Aber echt geschickt gemacht, mit dem Wasser und dem weißen Hemd.“ Auch die Blauhaarige warf sich aufs Bett und grinste ihre Beste an. Diese wurde dabei etwas rot und rollte sich auf die Seite.

„Nicht lustig.“ Nuschelte sie dabei. Nojiko zuckte nur mit den Schultern.

Die Pinkhaarige musterte das Gesicht der anderen und fing dann wieder an zu sprechen: „Ich weiß einfach nicht, was mit ihm los ist. Heute hat er mich komplett ignoriert… gut, ich ihn auch irgendwie.“ Jetzt drehte sie sich auf den Rücken, überschlug die Beine und sah zur Zimmerdecke. „Er hatte immer schon viele Probleme mit seinem Dad… Aber wieso sollte er das an Law auslassen?“ grübelte sie laut.

Nojiko nahm die gleiche Pose wie sie ein und antwortete: „Vielleicht vermisst er eine Schulter, an der er sich ausweinen kann. Schließlich wart ihr mal wie Pech und Schwefel.“

Bonney schloss die Augen. „Die Betonung liegt auf waren…“ Sie machte sich wirklich Sorgen um Kid. Aber sie konnte nicht dahin zurückkehren, wo sie mal gestanden hatten…
 

„Das Weib ist absolut abgedreht! Ich hab ihm nicht mal was getan.“ Erzählte Kid wiederum seinem besten Kumpel. Da Freitagabends die Mädchen immer unter sich bleiben wollten, trafen sich die beiden zum Zocken oder um sich irgendeinen schwachsinnigen, gewaltverherrlichenden und total sexistischen Film reinzuziehen. Der Rothaarige reichte Ace ein Bier und setzte sich dann wieder in einen Sessel neben diesem. Sie hatten sich vor den Fernseher gegammelt und eben so einen Film in den DVD-Player geworfen. Richtig auf die „Story“ achteten sie mittlerweile nicht mehr, da sie ein anregendes Gesprächsthema gefunden hatten. „Und dann… ignoriert sie mich heute knallhart!“ er nahm einen Schluck von seinem Desperados. „Kaum hab ich sie angesehen, wanderten ihre Augen irgendwo anders hin.“ Er verzog die Lippen etwas grimmig.

Ace, der ja schon etwas mehr Information von Nojiko bekommen hatte, versuchte seinen Freund ein wenig aufzumuntern: „Leg das nicht so auf die Goldwaage! Sie hat bestimmt ihre Tage, so sind die Weiber doch dann alle.“

Eigentlich wollte er sich aus der ganzen Sache raushalten. Er hielt nichts davon den Kuppler oder so was in der Art zu spielen. Jedoch konnte er Kid auch nicht einfach so hängen lassen. Dieser war von Tag zu Tag mieser gelaunt und sein Zimmer sah auch dementsprechend aus. Der Schwarzhaarige sah sich um. Dass der andere gerne mal seine Aggressionen an Gegenständen ausließ, war nichts Neues für ihn… aber das hier war ein Trümmerfeld. „Sag mal, wo ist eigentlich dein Vater?“ hakte Ace nach.
 

„Er war mein bester Freund…“ Bonney lächelte etwas bitter. „Aber du weißt genau, dass sich das für mich geändert hat.“ „Für ihn aber nicht.“ Merkte ihre Freundin an. Daraufhin seufzte die Pinkhaarige tief. „Bind es mir nur noch mehr auf die Nase!“ Doch sie wusste, dass es nicht böse gemeint war. Kid hatte kein Interesse an ihr, das wusste sie selbst. Er selbst hatte doch mal gesagt, dass sie fast so was wie ein Kumpel für ihn war. Das bedeutete ergo, sie war wie ein Junge für ihn. Und auf Jungs stand er bestimmt nicht!

„Sobald er mir zu nah kommt, setzt mein Gehirn total aus… ich hasse ihn dafür, dass ich ihn liebe!“ jammerte sie weiter. Nojiko lachte etwas. „Ach weh, das hast du jetzt aber süß gesagt!“

Als Strafe dafür bekam sie die kalte Schulter zugewandt. Sie robbte sich näher an ihre Freundin und legte einen Arm um deren Taille. Ihr Kinn stützte sie auf Bonneys Oberarm. „Weißt du, wenn Liebe einfach wäre… wäre es doch auch langweilig!“ kam mal wieder eine ihrer Weisheiten.

Die andere prustete daraufhin los und schob ihr Gesicht etwas weg. „Ehrlich, deine Sprüche gehen gar nicht! Willst du bei Astro TV anfangen? Den Verzweifelten da… denen kannst du so tolle Ratschläge geben!“ kam es halb-lachend aus Bonneys Mund.
 

„Der Alte?“ Kids Blick wurde bei den Gedanken an seinen Vater verächtlich. „Der ist schon seit ein paar Wochen nicht mehr aufgetaucht!“ gab er missmutig von sich. Das war ein Thema, das ihm ganz und gar nicht gefiel. Er legte den Kopf in den Nacken und starrte zur Zimmerdecke. Ob er wohl mit einem Vorschlaghammer von oben die Decke durchbrechen konnte? Über seinem Zimmer war das Gästezimmer, das würde niemanden stören.

Ace war doch etwas überrascht von dieser Antwort. Dass Kids Vater ein paar Tage weg war, war ihm ebenfalls nicht neu. Aber gleich Wochen?

„Hattet ihr Streit?“ bohrte er weiter nach. Kid biss die Zähne etwas zusammen. „Er hatte eine seiner Schlampen mitgebracht…“ presste er dann hervor. Er wusste, dass Ace sich sicher nur Sorgen machte. Aber er brauchte kein Mitleid… er brauchte keine Ratschläge… er brauchte nichts. Oder?

Wieder ein kräftiger Schluck aus der Bierflasche. „Seit meine Mutter tot ist… er hat nichts Besseres zu tun, als zig Frauen hier anzuschleppen und zu vögeln. Er entehrt sie… das war auch ihr Haus. Ich war hier glücklich mit ihr… und dieses Arschloch…“ er brach ab.

Der Schwarzhaarige klopfte ihm auf die Schulter. Diese schob er allerdings weg. „Passt schon.“ Kommentierte er es. Er fuhr sich durch sein rotes Haar. „Er hat mir angeboten…“ er lachte kurz auf, „er hat mir tatsächlich angeboten, dass ich doch auch mal ran könnte. Dann wäre ich sicherlich nicht mehr so schlecht gelaunt.“
 

Nojiko beugte sich über ihre Freundin und kitzelte diese ordentlich durch. Diese strampelte wie wild und versuchte irgendwie die flinken Hände von sich fernzuhalten. Sie war vor allem am Bauch furchtbar kitzlig und das nutzte Nojiko zu gut aus. „H..h-ör… au-au-auf!!!“ brachte sie unter ungeheurem Luftverlust gerade so zu Stande. „Hmhm? Ich hab nichts verstanden.“ Erwiderte die Blauhaarige. „Bi-bi-biiiiiiiiiiitteeee!“ keuchte Bonney unter ihr. „Da muss ich mal kurz überlegen… wie war das noch gleich? Ich bin deine beste Freundin, die dir immer die besten Ratschläge gibt oder?“ hakte die Kitzelnde nach. Die Gekitzelte, die bald platzen würde vor Lachen, nickte heftig. Daraufhin verschwanden die Hände von ihrer Haut, sie zog sich schnell das T-Shirt runter und rollte sich vom Bett.

Danach sprang sie auf und stellte sich in eine Kämpferposition. Sie rang noch heftig nach Luft, sodass erst nach gut einer Minute wieder ein Ton ihre Lippen verließ: „Mach das nie wieder!“

Nojiko winkte ab und klopfte neben sich auf die Matratze. Bonney gab sich geschlagen und setzte sich wieder neben diese. Aber mit etwas Sicherheitsabstand, man konnte ja nie wissen!
 

„Du hast es bestimmt falsch verstanden…“ erwiderte Ace, war aber auch etwas geschockt von der Aktion, die Kids Vater gebracht hatte. Und er glaubte seinen eigenen Worten nicht.

Kid schüttelte den Kopf. „Er hat jedes Wort so gemeint.“ Die Bierflasche war mittlerweile leer und er warf sie arglos in irgendeine Ecke. „Ich habs nicht mehr ausgehalten und ihm eine reingehauen. Ich hab auf ihn eingeprügelt und ihn angeschrien, dass er Mama nie geliebt hat und sie gar nicht verdient hat. Und, dass ich nicht sein Sohn wäre…“ seine Augen suchten im Raum nach etwas Alkoholischem. Auf seinem Schreibtisch entdeckte er die Vodkaflasche. Er erhob sich kurz, um sich diese zu schnappen. Anschließend sank er zurück in den Sessel.

Der Verschluss war schnell aufgeschraubt und ein paar Schlucke des farblosen Brandes die Kehle hinunter gespült. „Dann fing er wieder mit der Tour an, dass er so einen Nichtsnutz wie mich auch nicht als Sohn haben will. Und dass ich nie etwas in meinem Leben hinkriegen werde. Blablabla.“

Ace erbeutete die Flasche für sich und nahm auch einen Schluck. „Okay… am nächsten Tag ist er normal zur Arbeit gegangen und kam nicht mehr nach Hause?“ schlussfolgerte er. „Bingo.“
 

Die Mädchen hatten es sich mittlerweile mit warmem Kaba vor dem Fernseher gemütlich gemacht. Es lief ein Schnulzen-Film, welcher vor Romantik nur so triefte. Sie schlürften vor sich hin und lachten an manchen Stellen. „Total surreal. Das kann gar nicht passieren!“ beschwerte sich Bonney. Diese Filme waren wirklich für Hoffnungslose… um eben diesen doch wieder etwas Hoffnung zu geben. Manchmal gab es aber nun mal keine Hoffnung! Nach der Hälfte waren sie dann wirklich so genervt, dass sie umschalteten.

Wie gewohnt lief nichts Anständiges, sodass sie sich zufrieden geben mussten mit „Schwiegertochter Gesucht“. „Weißt du, ich seh mich auch schon so enden!“ meinte die Pinkhaarige und bekam dafür eine Faust gegen ihren Oberarm. „Schwachsinn. Glaub mir, das wird schon noch. Kid hats einfach noch nicht geschnallt! Ich sehe eine rosige Zukunft für euch.“ Widersprach Nojiko.

„Hast du das in den Karten gelesen? Oder in der Zauberkugel gesehen?“ zog Bonney sie etwas auf. Die Blauhaarige zog bedrohlich ihre Augenbraue hoch und atmete dann laut aus. „Nein… ich weiß aber, dass die besten Beziehungen auf Freundschaft aufbauen!“ konterte sie.

„Ach ja? Wie war das noch gleich mit Ace und dir? Ihr kanntet euch… warte… zwei Wochen und dann seid ihr zusammen gekommen!“ „Das ist eine absolute Ausnahme! Außerdem war das in der 9.Klasse… da waren wir noch Kinder und wussten nicht mal richtig, was Liebe ist!“ verteidigte sich Nojiko. „Ja, mach mich nur noch mehr fertig! Ihr mit eurem Märchen!“ grummelte ihre Freundin.
 

„Und dann hat Law diese Dinge zu dir gesagt… die dich an deinen Vater erinnert haben und Eines kam zum Anderen…“ sprach Ace weiter. Er war nicht gerade auf den Kopf gefallen und kannte ihn auch lang genug, um ungefähr zu wissen, wie dieser tickte.

„Genau.“ Antwortete Kid wieder knapp. Das Bonney da auch noch mit reinspielte, ließ er bewusst weg. Er wollte nicht zugeben, dass er sie vermisste. Sie wohnten in der gleichen Straße und hatten früher fast jeden Tag zusammen abgehangen.

Doch seit der Oberstufe, wo dieser Spast von Law hergezogen war, hatte sie sich von ihm abgewandt.

Wenn er ehrlich zu sich selbst war, wusste er, dass er nicht so stark war. Er hatte immer etwas gebraucht… und das war Bonney.
 

Ihr Lächeln tauchte vor seinem inneren Auge auf, in seinen Ohren konnte er ihr Lachen hören und in der Nase hatte er den Geruch ihres Haares. Plötzlich hatte er Lust auf Erdbeeren…

Ihm fiel aber noch etwas ganz anderes ein. Er stand auf und wankte zu seiner Schultasche. Der Alkohol machte sich langsam bemerkbar, sie hatten bereits gut 2/3 des Vodkas vernichtet.

Daraus zog er Bonneys Zeichnung hervor und hielt sie hoch. Ace kniff die Augen etwas zusammen, um zu erkennen, was sein Kumpel ihm da zeigte. „Scheiße Alter, sollst das DU sein?“ brüllte er auch schon los. „So siehst du doch gar nicht aus! Viel zu schön!“ er schnalzte mit der Zunge und kippte wieder etwas Vodka in seinen Mund. „Schnauze, du Blinder! Natürlich bin das ICH.“ Brüllte Kid zurück und klopfte sich auf die Brust.

Während er zurück zu seinem Sessel wankte, lallte er weiter: „Aber viel wichtiger ist, wer das gezeichnet hat.“ Er setzte sich. „BONNEY!“ rief er aus und hielt das Bild immer noch demonstrativ in die Höhe.

„Bonney?“ Ace sah ihn fragend an. Er nickte zur Bestätigung. „Erkenn isch.“ Danach hickste er.
 

„Wieso zeichnet sie ausgerechnet DICH?“ grinste Ace. Insgeheim konnte er sich das schon denken. „Keine Ahnung…“ grübelte Kid jetzt auch ein wenig darüber. Er betrachtete das Bild. Sicher sollte es ihn darstellen… auch wenn er sich selbst nicht darin wieder erkannte. Es war so fröhlich… wie er sich schon ewig nicht mehr gefühlt hatte. „Gib her!“ damit rupfte er dem Schwarzhaarigen die Vodkaflasche wieder weg und exte sie. Ein Feuer brannte durch seine Speiseröhre bis in den Magen. Doch es war für ihn kein unangenehmes Gefühl, es war eher ein Zeichen für Vertrautheit.

Dann legte er den Kopf wieder in den Nacken und deckte sein Gesicht mit der Zeichnung ab. Vielleicht würde etwas davon auf ihn abfärben…

Bildete er sich das nur ein oder roch es nach Erdbeeren? Seine Mundwinkel bogen sich etwas nach oben. Könnte es die Möglichkeit sein, dass Bonney das gezeichnet hatte, weil sie ihn auch vermisste? Innerlich hoffte er das ein bisschen.

Er sollte sie am Montag fragen…

Warum Alkohol ein Feind ist

In der Mittagspause am folgenden Montag kam Kid zu Bonneys Tisch geschlendert. Außer dieser saßen noch Law und Nojiko da, weil die drei noch Unterricht hatten. Im Gegensatz zu Kid, der sich nicht daran störte. Er hatte beschlossen, sich nach der Zeichnung zu erkundigen… und das würde er jetzt tun. Er zog sich einen Stuhl heran und schob ihn zwischen Bonney und Law, die seiner Meinung nach, zu nah beieinander saßen. Erst nahm er noch einen Schluck von seinem Päckchen Erdbeermilch, ehe er dieses auf den Tisch abstellte. Seine Mitschüler sahen ihn etwas erstaunt an. Oder war das sogar Misstrauen?
 

Normalerweise war er der erste, der das Klassenzimmer verließ, wenn es darum ging, nach Hause zu gehen. Und ausgerechnet jetzt setzte er sich seelenruhig zu ihnen? Da musste doch was im Busch sein.

Prompt holte er einen Zettel aus seiner Hosentasche und entfaltete ihn. Das Blatt legte er auf den Tisch und glättete es noch etwas. Dann endlich konnten sie alle sehen, warum er gekommen war. Während Nojiko und Law sich nicht viel daraus machten, wurde Bonney kreidebleich.

Verdammter Mist, wie war er bloß an die Skizze gekommen?!
 

Der Rothaarige wandte sich ihr zu und tippte auf das bemalte Blatt. „Das ist doch von dir oder?“ fragte er gerade heraus. Er war nie ein großartiger Redner gewesen. Sie wiederum sah ihn einige Momente an, versuchte seine Lippen zu lesen, da ihre Ohren komplett zu waren. Sie verstand kein einziges seiner Worte, weil ihr Gehirn schon fieberhaft damit beschäftigt war, eine Ausrede zu suchen. Leider befand es sich wohl im Standby-Modus, denn es spuckte rein gar nichts aus.

Aus Verzweiflung suchten ihre Augen die von Law… welcher sie kurz anlächelte. Danach griff sie einfach nach Kids Erdbeermilch, steckte sich den Strohhalm in den Mund und saugte daran.
 

Kid blinzelte und war wirklich irritiert von dieser Reaktion. Bonney war doch sonst auch nicht auf den Mund gefallen. Was war bloß los?

Viele Gedanken darum konnte er sich nicht machen, da ihn plötzlich jemand an der Schulter streichelte. Als er sich dieser Person zuwandte, hätte er ihr am liebsten ins Gesicht gekotzt. Er hatte einfach eine Abneigung gegen Law und das würde sich niemals ändern. „Was?“ zischte er zwischen seinen Zähnen durch.

„Diese Zeichnung…“ Law nahm sie vom Tisch. „Hat Bonney für mich gemacht.“ Der Dunkelhaarige grinste süffisant. „Weißt du… ich hab was übrig für Raufbolde wie dich.“ Anschließend zwinkerte er noch.
 

Nojiko hielt sich die Hand vor den Mund, um sich das Lachen zu verkneifen, während Bonney sich verschluckte. Sie stellte schnell die Milch beiseite und hustete erst mal zu Ende. Unter dem Tisch konnte sie sehen, wie Kid die Fäuste ballte. Sein Gesicht war vor Zorn auch schon etwas rot angelaufen. Diese Situation musste definitiv entschärft werden, sonst kam es sicherlich zu einer Schlägerei. Das Szenario hatte sie ja erst vor ein paar Tagen fast… und darauf konnte sie erneut verzichten. „Schwachsinn!“ fiel sie jetzt also ein. Ihre Hände griffen schnell nach einer von Kids Fäusten und lenkten damit seine Aufmerksamkeit wieder auf sie.
 

Sie lächelte entschuldigend. „Das war nur ein Witz!!“ beschwichtigte sie und Law zuckte nur mit den Schultern. Sie wusste, dass er es nicht böse gemeint hatte und lustig war es ja auch. Nur Kid war in derlei Hinsicht nicht sehr amüsiert. „Schwuchtel“, grummelte er vor sich hin, woraufhin sie über seinen Handrücke kratzte und ihn mahnend ansah. „W-I-T-Z.“ buchstabierte sie nochmal kurz.

Er widersprach nicht und griff lieber wieder zur Zeichnung. „Also?“ verwies er wieder darauf.

„Das ist so…“ fing sie langsam an und ließ seine Hand wieder los. „Ich bin furchtbar verknallt in dich, du Hirnochse!!“ wollte sie sagen, doch stattdessen schloss sie die Lippen wieder.
 

„Weißt du… Bonney ist doch im Kunst-Kurs.“ Brachte sich Nojiko jetzt ins Gespräch ein. Ihre beste Freundin war ihr verdammt dankbar dafür. Anscheinend hatte die Andere die passende Ausrede parat. „Und sie haben ein Projekt, wo sie jemanden porträtieren müssen.“ Kid schenkte der Blauhaarigen nun seine Aufmerksamkeit. „Sie hat Skizzen von uns allen angefertigt, um sich zu entscheiden. Die Wahl ist auf dich gefallen! Freu dich!“ erklärte sie weiter.

„Stimmt das?“ fragte der Rothaarige ungläubig. Bonney nickte heftig.

Er schenkte ihr ein zufriedenes Grinsen und ihr Herz schlug höher. „Klar, ich bin ja auch der Schönste!“ meinte er arrogant.

Nojiko und Law brachen in Gelächter aus. Bonney zog etwas die Augenbrauen zusammen und lächelte gequält.
 

Nachdem sich die Beiden wieder beruhigt hatten, setzte die Blauhaarige wieder an zu sprechen: „Sie hat sich nicht recht getraut, dich zu fragen. Schließlich musst du dafür ja ein paar Nachmittage opfern! Aber wir haben ihr geraten, dass sie dir als Entschädigung immer Mittagessen kochen soll!“

So sehr Bonney ihre Beste auch liebte, momentan hätte sie sie am liebsten umgebracht. Das hatte sie wirklich schön eingefädelt! Nicht nur, dass sie Kid etwas vorlog, was er wohl möglich herausfinden würde. Nein, sie sollte auch noch kochen! Und das hieß… sie würde ihn vergiften.

Mittlerweile war sie es, die die Fäuste unter dem Tisch ballte und Nojiko irgendwelche Verwünschungen zu murmelte.
 

Kid hingegen schien dieser Vorschlag sehr zu gefallen, er strahlte nur so vor sich hin. Einerseits freute es sie ja auch, dass er so fröhlich war. Aber andererseits wurde ihre Luft in seiner Nähe immer dünner. Wie sollte sie sich bloß verhalten?

Zufrieden mit dem Ergebnis seines Gespräches und nachdem er alles mit Bonney abgeklärt hatte, verließ er den Tisch der drei wieder und lief nach Hause.

Sie hatten sich darauf geeinigt, dass es ab Mittwoch losgehen würde. Ihre Mutter hatte einen Schlüssel zu seinem Haus, da ihre Mütter einst gut befreundet waren und zum Notfall den Schlüssel der jeweils anderen hatten. Deswegen wollte Bonney schon mal vorkochen, bis Kid vom Informatik Unterricht nach Hause kam. Danach wollten sie abwechseln, bei wem sie waren.
 

Die Pinkhaarige betrat an besagtem Mittwoch das Haus. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, seit sie das letzte Mal hier gewesen war. Und es war tatsächlich schon eine Weile her. Viel geändert hatte sich allerdings nicht. Typisch für einen Zwei-Mann-Haushalt war es ein wenig unordentlich, was ihr aber nichts ausmachte. In der Küche stapelte sich das Geschirr, welches sie zunächst in die Spülmaschine räumte. Das war wirklich kein großer Akt, das konnte Kid auch machen! Sie sollte ihn wirklich etwas tadeln. Neugierig streifte sie weiter durch die Räume… bis sie in dem Zimmer des anderen stand. Die Wäsche lag verstreut am Boden und es roch ziemlich… nett ausgedrückt „männlich“. Sie schüttelte den Kopf und lüftete durch. Die Wäsche häufte sie zu einem Berg zusammen, die konnte er gefälligst selbst waschen! Sie war doch keine Magd!
 

Als sie auf die Uhr sah, verzog sie sich missmutig in die Küche. „Ich will nicht kochen…“ jammerte sie, während sie im Kühlschrank nachsah, was sie eigentlich zaubern konnte. Das Mädchen entschied sich für ein Schinkenomelett, dabei konnte nicht so viel schief gehen. Nahm sie zumindest an.

Sie rührte die Eier zusammen und schnitt Schinkenstreifen in die Masse. Anschließend goss sie es in eine Pfanne. Doch irgendwie wollte es nicht braten.

Bonney war nicht gerade geduldig, weswegen der Herd kurzerhand auf höchste Stufe gedreht wurde. Sie lehnte gegen die Arbeitsplatte, verschränkte die Arme und schloss kurz die Augen.

Erst als sie den Gestank roch, öffnete sie die Lider wieder. „Scheiße!“ rief sie aus und zog die Pfanne von der Herdplatte. Ein grauer Rauch stieg davon auf und trieb ihr Tränen in die Augen.
 

Natürlich musste jetzt der Schüler in die Küche kommen. Er hustete etwas und nahm ihr dann die Pfanne ab. „Das hatte ich ja fast schon vergessen, du kannst nicht kochen!“ lachte er ihr entgegen. Sie wischte sich die Tränen weg und boxte ihn leicht in den Bauch. „Nur wegen dir!“ schmunzelte sie.

Er begutachtete kurz den Pfanneninhalt und stellte sie dann weg. „Ich schieb ne Pizza in den Ofen.“ Sagte er und schob sie zur Seite.

Fast schon dankbar trat sie beiseite und ließ ihn machen. Warum war sie nicht auf die Idee gekommen? Doch bei ihrem Talent wäre dabei wohl die Küche in die Luft geflogen. Sie seufzte laut, woraufhin Kid sie kurz in die Wange stupste. „Nicht weinen, du Fisch!“
 

Fisch… so hatte er sie schon ewig nicht mehr genannt. Und sie wusste bis heute nicht, warum er ihr so einen beknackten Spitznamen verpasst hatte. „Wieso eigentlich Fisch?“ wollte sie deswegen nun wissen. Der Rothaarige sah sie einige Momente an und zuckte mit den Schultern. „Als ich dich das erste Mal gesehen hab… musste ich an Fische denken.“ Kam die lapidare Antwort seinerseits.

Man wusste dazu wissen, dass sie sich vor gut 15 Jahren kennen gelernt hatten, nachdem Bonneys Familie in den ruhigen Vorort gezogen war. „Du musstest an Fische denken?“ es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Aber irgendwie war das selbst für ihn zu bescheuert.

„Ja… wir hatten doch ein Aquarium und da waren diese kleinen rot-blauen Fische drin, an die musste ich denken.“ Erklärte er es ausführlicher.
 

Bonney wusste nicht recht, was sie davon halten sollte. Kinder kamen wirklich auf die verrücktesten Sachen. Mittlerweile grübelte sie aber darüber nach, an was sie das erste Mal gedacht hatte, als sie Kid gesehen hatte. „Ganz banal würde ich auf blöder Idiot deuten.“ Scherzte sie in ihrer gedanklichen Welt. Erinnern konnte sie sich aber nicht.

Schließlich war die Pizza fertig und der Schüler nahm sie raus. „Willst du auch ein Stück?“ Sie schüttelte den Kopf. „Hatte schon was zu Hause.“

Eigentlich wollte sie sich keine Sekunde länger als notwendig bei ihm aufhalten. Oder eher mit ihm aufhalten. Auch wenn die Situation gerade angenehm war, wusste sie, dass es das nicht mehr sein würde, wenn sie ihn zeichnen musste.
 

Sie verzogen sich in sein Zimmer, wo er seine Pizza aß und sie währenddessen ihre Malutensilien auspackte. Die Pinkhaarige hatte einfach alles Mögliche in ihre Tasche geworfen, da sie die Bedingungen ja nicht recht wusste und sich diese noch überlegen wollte. Am Besten würde sie es bei einer Bleistiftzeichnung belassen, aber trotzdem musste sie sich ja eine gewisse Mühe geben. Schließlich war es angeblich ein Projekt für die Schule, was demnach auch benotet werden sollte.
 

Nachdem er fertig gegessen hatte, machten sie sich auch gleich an die Arbeit. Dabei wusste sie nicht recht, ob die Stille zwischen ihnen was Gutes oder doch was Schlechtes war. Vor allem, da er nicht so richtig stillsitzen konnte. „Was verstehst du eigentlich nicht an –Beweg dich nicht– ?“ maulte sie nach einiger Zeit, wo es ihr dann schon gehörig auf die Nerven ging. Statt ihr zu antworten, stellte er eine Gegenfrage: „Wieso mich?“

Bonney setzte den Stift ab und sah ihn irritiert an. „Wieso was?“ sie verstand nicht ganz, worüber er jetzt wieder nachgegrübelt hatte.

„Na, wieso du mich ausgewählt hast? Warum nicht Nojiko… oder Law?“ Das war eine verdammt gute Frage.
 

Darauf konnte sie nicht mit irgendeiner Nichtigkeit antworten. „Wegen…“ sie sah auf ihren Block und zog ein paar Linien nochmal nach. „Wegen deiner Augen.“ Murmelte sie dann. Zu weiteren Erklärungen setzte sie allerdings nicht an, da sie die Röte auf ihren Wangen spürte und sich lieber wieder hinter dem Papier versteckte. „Und jetzt wirklich nicht mehr bewegen…“ wies sie ihn wieder an. Danach verloren sie nicht mehr viele Worte und wenn, dann nur über Belanglosigkeiten.
 

Die nächsten Tage ging das nicht sonderlich anders weiter. Bonney versuchte eine gewisse Distanz zu bewahren, auch wenn es schwer war, nicht wieder in alte Muster zu fallen. Früher war es nichts Außergewöhnliches gewesen, wenn sie sich gerauft hatten oder einfach mal zusammen auf dem Bett lagen und über Gott und die Welt geredet hatten. Momentan erstickte sie aber jeden Ansatz davon im Keim, wenn er sie dazu auffordern wollte. Das hätte sie nicht auch noch ausgehalten. Sie war sich sicher, dass sie irgendeine Dummheit gemacht hätte, die sie verraten würde. Und diese ließ auch nicht lange auf sich warten…
 

Als sie endlich fertig war mit ihrem Werk, war auch schon wieder ein Wochenende angebrochen. Und heute sollte die letzte Party sein, bevor die Prüfungsphase losgehen würde.

Die Clique hatte ausgemacht, nochmal ordentlich einen rein zu bechern, bevor jeder in den Lerntrott verfiel. In den nächsten Wochen würde es nicht mehr sonderlich viel Spaß geben.

Es war eine Hausparty bei einem aus ihrer Stufe. Bonney war es sonderlich egal, dass alles drunter und drüber ging, solang es nicht ihr eigenes Haus war.
 

Mittlerweile hatten Nojiko und sie schon gut zwei Sektflaschen geleert, bevor sie sich auf die Suche nach den Jungs machten. Diese waren irgendwann verschwunden, wo das Wort „Pool“ gefallen war. Deshalb wankten sie jetzt nach draußen in den Garten und suchten nach den drein. Jedoch waren sie nicht zu sehen. Die Mädchen mussten aufpassen, dass sie nicht ins Wasser fielen, klammerten sich aneinander fest. Schließlich wurden sie rumgerissen oder besser Nojiko, da Ace aus dem Haus gestürmt kam und sie an sich zog. Aus unerfindlichen Gründen trug er kein T-Shirt mehr, was seiner Freundin aber nicht viel ausmachte.
 

Bonney kicherte vor sich hin und krallte sich in das Oberteil, was ihr am nächsten kam, da sie sonst sicher hingefallen wäre. Erst jetzt fielen ihr die roten Haare ins Auge. „Kid~!“ lachte sie und schlang die Arme um dessen Hals. Dieser war selbst betrunken genug und taumelte deswegen etwas zurück, inklusive seinem Anhang. „Fiiii~sch!“ grinste er und tätschelte ihren Kopf. „Ich bin kein Fisch!“ jammerte sie. Von drinnen hallte die Musik, sie griff seinen Arm und zog ihn mit hinein. „Lass uns tanzen!“ forderte sie ihn auf und er war nicht abgeneigt.
 

Alkohol hatte wirklich die blöde Angewohnheit, dass man jegliche Hemmungen verlor. Und dass der Verstand, der einem sonst so gute Ratschläge gab, in Prozenten badete und dadurch jegliche Vernunft über Bord warf. Da verließ man sich dann eher auf den Bauch. Der Bauch war ein ganz fieser Halunke, der einen immer dazu verleitete, das zu tun, was man nüchtern nie getan hätte.

Wie sie so ausgelassen tanzten, war das noch keinerlei Problem… doch irgendwann überschritten sie die Grenze, was körperliche Nähe anging.
 

Ehe sie sich versah, stand sie schon auf Zehenspitzen und drückte ihre Lippen auf die ihres Schwarms.

Sowohl ihr als auch sein Gehirn schienen jegliche Funktion aufgegeben zu haben, denn eigentlich wäre hier der Zeitpunkt gewesen, das Ganze zu beenden. Doch keiner der Beiden machte Anstalten dazu. Obwohl sie nur Alkohol und Zigaretten schmeckte, ließ sie nicht von ihm ab. Auch als ihr schon ganz schummrig zu Mute wurde, hörte sie nicht damit auf. Lediglich zum Luftholen lösten sich ihre Lippen und beide sahen sich in die Augen. „Ich bin echt…“ gerade als sie ein Geständnis ablegen wollte, schüttelte Kid den Kopf und sah ziemlich schlecht aus. Er löste ihre Umarmung und stürmte dann durch die Menge davon.
 

Verwirrt blieb Bonney zurück, versuchte ihm aber dann hinterher zu kommen. Sie fand ihn übers Klo gebeugt und wandte sich schnell ab, bevor ihr selbst auch schlecht wurde. Nachdem er seinen Magen entleert hatte, spülte er seinen Mund aus und tippte ihr dann auf die Schulter. Das Mädchen sah ihn an und schüttelte den Kopf. „Du hattest genug.“ Lallte sie halb. „Ich bring dich heim.“ Beschloss sie und würde kein Widerwort dulden.
 

Nachdem sie Nojiko Bescheid gesagt hatte, griff sie sich den Rothaarigen und brachte ihn nach Hause. Ihm schien es immer noch nicht so gut zu gehen, aber daran war er ja selbst schuld. Sie wollte nicht wissen, wie viel er intus hatte. Durch den Spaziergang wurde sie wieder etwas nüchterner und damit kam ihr Gewissen auch zurück. Sie sollte ihn so schnell wie möglich bei sich abladen und sich dann verziehen. Wie konnte sie nur so blöd sein?
 

Bei ihm angekommen, lud sie ihn in sein Bett und wollte schon wieder gehen, als er sie festhielt. „Bleib hier.“ Murmelte Kid und Bonney konnte nicht nein sagen. Also legte sie sich zu ihm, wobei ihr nicht gerade wohl dabei war. Er hingegen lächelte glücklich, legte die Arme um sie und schlief schon bald ein. Sie wusste nicht, was das alles zu bedeuten hatte. Sie hatte Mist gebaut, wurde aber nicht abgewiesen. Jedoch war der andere auch gehörig betrunken gewesen. Sollte sie ihn morgen fragen?
 

Irgendwann in dieser Nacht, schlief sie dann doch ein. Die Rumgrübelei hatte sie geschafft. Hoffentlich würde sich morgen alles aufklären.

Am nächsten Morgen erwachte sie spät, Kid lag nicht mehr neben ihr. Sie richtete sich auf und sah sich nach was zu Trinken um. Da sie nichts entdecken konnte, stand sie auf und schlürfte in die Küche. In dieser stand auch der Rothaarige, schon frisch geduscht. „Wasser…“ verlangte sie trocken und er reichte ihr ein Glas. Sie trank es mit großen Schlucken.
 

„Sag mal… was ist gestern passiert? Ich hab den totalen Blackout!“ erkundigte er sich. Bonney traute ihren Ohren kaum und stellte das Glas ab. Wieso war das so verdammt klar gewesen? Vielleicht war es auch besser so…

„Du hast gesoffen wie ein Loch, musstest kotzen und ich hab dich hier her gebracht.“ Antwortete sie knapp. Jetzt musste sie definitiv hier raus. Mit einem kurzen Winken verließ sie die Küche und trat dann durch die Haustür. Sie ging ein paar Schritte, ehe sie loslief. Sie konnte nicht verhindern, dass sie aufschluchzte und war froh, als sie sich in ihr Zimmer verkriechen konnte.

Tränen reinigen das Herz

Die nächsten Tage warf sich Bonney ins Lernen. In der Schule blies sie größtenteils Trübsal und ihre Freunde fragten sich, was passiert war. Doch sie brachte keinen Ton über ihre Lippen, dieses Thema betreffend. Es war einfach zu zerreißend. Sie wollte es nicht noch wiederholen, auch wenn ihr Kopf es immer wieder in Zeitlupe abspielte. Einmal in ihrem Leben hatte sie gedacht, dass sie etwas Glück verdient hatte. Aber da lief wohl eine Verschwörung ab, vielleicht hatte es auch mit irgendwelchen Sonnenstürmen zu tun, die eine magnetische Auswirkung auf ihr Dasein hatten. Auf jeden Fall war sie die Pechmarie in der ganzen Misere und der salzige Geschmack von Tränen brannte ihr ununterbrochen auf den Lippen.
 

Wenn sie am Schreibtisch saß und ihre Unterlagen durchging, da überkam es sie manchmal. Es brauchte nur eine Randnotiz sein und ihre Augen füllten sich mit dem elenden Salzwasser. Kid, dieser verdammte… Wieso musste er immer irgendeinen Mist auf ihre Blätter kritzeln? Und sich überhaupt nichts dabei denken?!

Während sie hier heulte wie ein Schlosshund und versuchte es weg zu radieren oder mit TipEx aus ihrer Erinnerung zu löschen. Und schließlich aufgab, sich aufs Bett legte und unter der Decke verkroch.
 

Auch heute war es das gleiche Spiel. Als wäre sie in einer Spirale gefangen, aus der sie einfach nicht entkommen konnte. Die Luft wurde langsam stickig, aber sie wollte nicht aus ihrer Höhle rauskommen. Lieber erstickte sie hier drunter, dann musste sie wenigstens diesen blöden Schmerz nicht mehr ertragen. Jemand anderes hatte da aber gehörig was dagegen, denn plötzlich wurde ihr Versteck von ihrem Körper gerissen. Kalte Luft schlug ihr entgegen und sie bekam augenblicklich eine Gänsehaut.

Mit geröteten Augen sah Bonney in das Gesicht ihrer Mutter, die die Bettdecke zusammen faltete, ehe sie sich neben sie setzte. Sie strich ihrer Tochter die Haare etwas zurück und wischte ihr die Tränen ab. „Was ist los?“ wollte sie wissen und dachte erst, dass ihre Kleine wegen der Prüfungen aufgekratzt war.
 

Die Pinkhaarige schniefte etwas und setzte sich in den Schneidersitz. Sie brauchte einige Augenblicke bevor sie den Mund öffnete: „Mum…“ Ihre Stimme war kratzig und schrillte durchs Zimmer. Sollte sie ihr alles erzählen? Es war nicht so, dass sie ihr nicht vertraute. Jedoch erschien Erwachsenen alles immer so lachhaft.

Eine Hand streichelte ihr über den Rücken und bestärkte sie. Obwohl sie sich in ihren vier Wänden befanden, senkte sie ihre Stimme, so als würde Kid jeden Moment um die Ecke biegen und alles mitbekommen. Das würde ihre Odyssee dann perfekt machen.
 

Nachdem sie ihrer Mutter alles erzählt hatte, war das Atmen etwas befreiter. Die Schlinge um ihren Brustkorb hatte sich etwas gelockert. Auch wenn sie den Druck nach wie vor spürte.

„Als ihr klein wart… haben seine Mutter und ich immer Scherze darüber gemacht, was für ein niedliches Pärchen ihr wärt.“, erzählte ihre Mutter lächelnd. „Wir hatten sogar schon überlegt, euch zu verloben!“, scherzte sie und piekte ihr kurz in den Bauch. Bonney verzog den Mund zu einem kurzen Lächeln. „Mütter gehen einfach gar nicht!“, kommentierte sie und schüttelte den Kopf. Ein paar Lippen drückten sich auf ihre Stirn und sie seufzte. „Warte ab bis du Kinder hast.“
 

„Bist du eigentlich wegen etwas Bestimmten reingekommen?“, fragte die Pinkhaarige und bekam ein Nicken als Antwort. „Sieh mal aufs Datum.“, wies ihre Mutter sie an und sie suchte mit ihrem Blick den Kalender. Als sie ihn entdeckt hatte, wurden ihre Augen etwas größer. Sofort sprang sie auf, klaubte irgendwelche Klamotten zusammen und rannte ins Bad. Dort versuchte sie so schnell wie möglich zu duschen und einigermaßen akzeptabel auszusehen. Ihre Mutter legte eine rote Rose auf ihren Schreibtisch und verließ das Zimmer wieder.
 

Wie konnte sie das nur vergessen? Sie war wirklich ein egoistisches Miststück. Ihre Haare waren noch halbnass, das Föhnen hatte ihr zu lange gedauert. Irgendwie schaffte sie es, die wirre Haarpracht in einen Zopf zu bündeln, während sie in ihre Schuhe schlüpfte. Den Rosenstiel hielt sie währenddessen mit dem Mund fest, auch wenn sich ein Dorn in ihre Lippe bohrte. Das brachte wenigstens einen neuen Geschmack: metallisch. „Ich bin weg!“ rief sie und verschwand aus dem Haus.

Zu Kid war es nicht allzu weit, trotzdem rannte sie. Kälte brannte in ihrer Lunge als sie endlich an seiner Tür klingeln konnte. Den Schlüssel hatte sie in der Eile zu Hause liegen gelassen. Allerdings regte sich rein gar nichts.
 

Vielleicht war er schon dort… Also nahm sie erneut die Beine in die Hand. So sportlich war sie schon lange nicht mehr gewesen, trotzdem war sie ziemlich froh, als sie endlich die Mauer um den Friedhof erkannte. Was nicht gerade das richtige Gefühl für diesen Ort war, aber innerhalb der nächsten paar Sekunden würde sich ihr Zustand wahrscheinlich eh wieder ändern. Sie war die ganzen letzten Tage auf eine Gefühlsachterbahn geschnallt gewesen, wieso sollte das jetzt anders sein?

Bonney betrat die Ruhestätte durch das große eiserne Tor und wusste den Weg wie im Schlaf. Schon von Weitem konnte sie sein rotes Haar sehen. Er hatte sich auf dem Boden zusammen gekauert und starrte auf den Grabstein.
 

Als sie bei ihm ankam, knickten ihre Beine auch schon zusammen, der Kies drückte sich in ihre Knie, jedoch war ihr das vollkommen egal. Sie schlang die Arme um ihn und lehnte die Stirn gegen seine Schulter. Kid hörte ihrem heftigen Atem zu und schwieg. Stumme Wasserbahnen zogen sich seine Wangen entlang. Heute war der Todestag seiner Mutter.

„Wieso bist du ohne mich losgegangen, du Honk?!“ zeterte Bonney dann gleich los. Er zuckte mit den Schultern: „Es war mir so, als würdest du nicht mitkommen.“

Sie hob ihren Kopf wieder und sah ihn ernst an: „Denk das nie wieder.“ Danach löste sie sich von ihm, wandte sich dem Grab zu und legte die Rose nieder.
 

„Ich hab mehr oder weniger gut auf ihn aufgepasst. Aber du weißt ja, wie er ist!“ fing sie an zu sprechen. Das war ihr Ritual. Seit Kids Mutter gestorben war, gingen sie nur einmal im Jahr an ihr Grab und das war an ihrem Todestag. Dann erzählte Bonney, was im letzten Jahr passiert war, wie ungezogen Kid wieder war und dass sie, wie versprochen, auf ihn aufgepasst hatte. Der Rothaarige saß meistens schweigend daneben und lehnte an ihrer Schulter. Auch jetzt war das nicht anders.

Und ihr wurde nicht schwer ums Herz, denn hier ging es um eine ganz andere Sache. Hier musste sie ihre Gefühlsduseleien zurück stellen und einfach nur eine beste Freundin sein. Und die Tochter einer Frau, die wie eine zweite Mutter für sie gewesen war.
 

Aus ihrer Jackentasche fummelte sie ein Päckchen Taschentücher, das sie Kid reichte während sie seiner Mutter weiter alles Mögliche erzählte. Dass ihr Sohn sich wegsetzen musste zum Beispiel. Weil er wirklich ein ungehobelter Quälgeist war.

Die Stunden vergingen und der Tag neigte sich dem Ende zu. Seit einiger Zeit hatte niemand mehr etwas gesagt. Der junge Mann hob seinen Kopf und formte mit seinen Lippen ein „Dankeschön“. Die Pinkhaarige schüttelte den Kopf. Dafür brauchte er sich wirklich nicht bedanken.
 

„Bonney, ich muss dir noch was sagen.“, begann er und sie wurde hellhörig. Eine kleine Hoffnung entflammte in ihr. Konnte er sich wohl möglich doch an ihren Kuss erinnern?

„Ich hör auf…“, flüsterte er, so als hätte er Angst vor ihrer Reaktion. Allerdings verstand sie nicht so recht. Aufhören? Mit was denn aufhören?!

Sie wurde etwas ungeduldig und wie er sich gerade eine Zigarette in den Mund klemmen wollte, zog ihre Hand diese auch schon weg. „Komm zum Punkt.“, nuschelte sie etwas aufgebracht. Ein kurzes Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. Er war es ja nicht anders von ihr gewohnt.

„Ich brech die Schule ab! Das ganze scheiß Abi kann mir gestohlen bleiben!“, sprach er so lässig, wie er konnte.
 

Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen und sie funkelte ihn finster an. „Was ist mit dem Maschinenbau Studium?! Seit ich mich erinnern kann, war das doch dein Traum!“, protestierte sie heftig. Warum schmiss er sein Leben so beiseite?

„Das kann ich immer noch machen. Ich hol mein Abi nach und dann kann ich studieren.“, meinte er ganz ruhig. Er war schon so gefestigt in seiner Entscheidung. Sie war fast etwas sprachlos. Früher hatte er sie doch immer um Rat gefragt. Auch wenn es eine hirnrissige Idee war, so wirkte er momentan ganz schön erwachsen. Das machte ihr Angst und beeindruckte sie zugleich.
 

Sie lockerte ihre offensive Haltung ein bisschen und suchte nach Worten. „Reg dich nicht auf, ich hab mir schon einen Ausbildungsplatz gesucht.“, fing er das Gespräch aber wieder auf.

Wie lange hatte er das schon geplant? Alles ging so schnell, wie konnte er sie nur vor vollendete Tatsachen stellen? Zum ersten Mal, kratzte es richtig an ihr, dass ihre Freundschaft nicht mehr so war wie einst.

„Anscheinend hast du alles bereits abgehakt.“ Warum hörte sie sich traurig an? Sie wollte sauer klingen! SAUER!

Ihre Fingernägel gruben sich in ihre Handflächen als sie eine Faust ballte. Sie presste ihre Lippen aufeinander und Farbe kehrte in ihr Gesicht zurück.
 

Er rechnete mit so einer Reaktion, schließlich kannte er sie. Sie würde ihn schlagen und anbrüllen, ganz bestimmt. Sie würde ihn einen Idiot schimpfen.

Und dann würde er ihr erzählen, dass sein Vater das Haus verkaufen wollte. Und ihre Wut würde augenblicklich verfliegen.

Das war er alles bereits im Kopf durchgegangen. Immer und immer wieder. Nur so konnte er den Mut aufbringen, ihr alles zu erzählen. Er musste es einfach berechnen können. Was berechenbar war, machte ihm nicht so viel Angst.
 

In Bonney türmte sich bereits ein Wirbelsturm zusammen, als eine kleine Stimme in ihrem Ohr hauchte: „Vielleicht ist es besser so.“

Sie würde keine Scherereien mehr haben, sie würde seinen Rücken nicht mehr anstarren müssen und sich danach verzehren Küsse darauf zu hinterlassen. Sie würde nicht sofort Rot sehen, wenn sie sich nahe kamen. Sie würde wieder atmen können und den Alltag ganz normal hinter sich bringen. Wollte sie das? Natürlich wollte sie das! Auch wenn ein kleiner Sehnsuchtsschmerz in ihr heranwachsen würde.
 

Möglicherweise konnten sie zu ihrer alten Freundschaft zurückkehren. Sie könnte sich doch sicherlich entlieben! Wenn es verlieben gab, musste es auch ein Entlieben geben!

Das Mädchen entspannte sich wieder. Diese Gedanken beruhigten sie so sehr wie fast nichts davor. „Viel Glück.“, kam es über ihre Lippen. Und beide wussten nicht recht, was das zu bedeuten hatte.

Kids Berechnungen waren fehlgeschlagen und sein Mut verflog in alle Windrichtungen. Wieso reagierte sie so? Warum hatte sie sich so geändert? Er verstand es nicht. Und er wollte die wütende Bonney zurück!
 

Die Unsicherheit, die sich durch seine Innereien grub, machte ihn verrückt. „Was ist los mit dir?“, dass ausgerechnet er das fragte. Sie starrte ihn unverwandt an, ohne jede Regung. Auch wenn es in ihr drin ganz anders aussah. Jetzt hatte sie sich ihren Plan zu Recht gelegt und er wollte das Fundament abreißen. Das konnte sie nicht zulassen. „Menschen ändern sich.“, erwiderte sie. „Ich… und du genauso.“ Sie sah nochmal zu dem Grab. „Und manche verschwinden einfach.“ Damit stand sie auf und wollte gehen. An diesem Ort wollte sie nicht weiter über solche Dinge reden. Auch wenn sie ihre Liebe ins nächste offene Grab stoßen wollte. „Rest in Peace.“, ging es durch ihren Kopf.
 

Bonney hörte seine Schritte hinter sich im Kies und beschleunigte ihren Gang. Als sie die dunklen Mauern hinter sich gelassen hatte, hielt er ihren Arm fest. Umdrehen würde sie sich aber sicher nicht. „Mein Vater verkauft das Haus.“, hörte sie ganz leise hinter sich. Ein Stich durchfuhr sie.

Vor einem Moment hatte sie sich noch irgendwie befreit gefühlt. Nun zogen sie Betonsteine an ihren Beinen in die tiefsten Wasser.
 

„Ich brauch die Ausbildung, mit dem Geld kann ich mir ne kleine Wohnung nehmen.“, er versuchte sich ihr zu erklären. Warum er tat, was er tun musste. „Ich will hier nicht weg, Bonney.“, murmelte er und seine Arme legten sich von hinten um sie. Als seine Lippen ihren freien Nacken streiften, war ihr als fiele sie durch Wolken und ungebremst auf die Erde zu. Ihr Plan… sie musste doch ihren Plan weiter verfolgen. Sie krallte sich in seine Arme, solche Furcht befiel sie vor dem Aufprall. Sie durfte jetzt nicht wieder etwas Dummes anstellen. Das würde das letzte ungebrochene Stück ihres Herzens sonst sicher nicht verkraften.
 

Vor ihrem inneren Auge sah sie wie alles zerbröselte, sich in Sand auflöste. Ihre Nackenhärchen stellten sich auf und über ihre Kopfhaut zog sich eine Gänsehaut. Es fühlte sich an als würde ihr Gehirn in sich zusammen schrumpfen, während ihr Herz an Größe immer mehr zunahm und ihren Torso aufsprengen wollte. Noch ein Atemzug und sie würde einfach explodieren.

Ehe das passieren konnte, schaffte sie es nach unten zu gleiten. Sich von seinem Griff zu befreien, dann etwas zurück zu stolpern.
 

Ihr Gesicht glühte und ihre Augen waren etwas trüb. „Ist in Ordnung.“, hauchte sie und war sich nicht sicher, ob er sie verstand. Ob der Wind die Worte zu ihm rüber trug.

Kid war verwirrt wie nie zuvor. Wieso schmetterte eine Faust in seine Magengrube? Und wieso war der Kloß in seinem Hals so kolossal, dass alles Schlucken nichts brachte? Warum vernebelte ihr Erdbeergeruch sein Gehirn?! Er fühlte sich als wäre er auf Drogen. Auf dem schlimmsten und schönsten Trip zugleich.
 

Er wollte wieder näher zu ihr gehen, die Distanz überwinden. Scheinwerfer blendeten ihn, es war bereits so dunkel. Das war total an ihm vorbei gegangen.

Als das Auto jedoch neben ihnen hielt, wurde er misstrauisch. Die Pinkhaarige erkannte das Auto sofort, sie brauchte den Fahrer nicht zu sehen, um zu wissen, wer es war. Ohne weitere Umschweife öffnete sie die Tür und stieg ein. „Keine Fragen, okay?“, murmelte sie und lehnte den Kopf gegen die Fensterscheibe. Law nickte und fuhr auch schon los. Im Rückspiegel konnte er einen verdatterten Kid erkennen, der ihnen nachsah und noch irgendwas rief. Kurzerhand drehte er das Radio etwas lauter. Der Schwarzhaarige war sich sicher, das Bonney es nicht hören wollte.
 

Als sie ein bisschen rumgefahren waren, kehrte Leben zurück in die Schülerin. „Kann ich heut Nacht bei dir pennen?“, fragte sie während sie ihr Gesicht ihm zuwandte. „Klar.“, antwortete er knapp. Sie war froh, dass er so verständnisvoll war. Nach Hause konnte sie nicht, sicher würde Kid dort auf sie warten. Und momentan wusste sie nicht, wie sie ihm begegnen sollte. Müde tippten ihre Finger eine SMS nach Hause. Ihre Eltern sollten sich keine Sorgen machen.
 

Bei Law kannte sie sich aus, wo sie die letzten Monate so oft hier war zum Lernen. Seine Großmutter schlief schon, weswegen sie leise sein mussten. Sein Zimmer war aufgeräumt wie eh und je. Sie hatte es noch nie im Chaos versinken sehen. Einige Bücher stapelten sich auf seinem Schreibtisch. Sie konnte einige Formulare für Unis entdecken. Mit seinen guten Noten würde er sicherlich an den besten genommen werden! Und dann würde er Medizin studieren und erfolgreicher Chirurg werden. Auch er hatte schon einen festgelegten Plan, was sie aber nicht wunderte. Dass er anders war, als die meisten Jungs in ihrem Alter, hatte sie bereits bei ihrem ersten Treffen bemerkt.
 

Eine Tasse Tee wurde ihr hingehalten, die sie dankend annahm. Schweigend schlürfte sie ihn. Law saß ihr gegenüber auf dem Schreibtischstuhl. Auch er war in Schweigen verfallen, was bei ihm wenig verwunderlich war. Nur seine dunklen Augen durchdrangen sie und schienen Fragen zu stellen, die aber nicht aus seinem Mund kamen. Er schien sich irgendwie selber was zusammen zu reinem. Und er hörte auf ihre Worte. Wenn sie nicht wollte, dass er Fragen stellte, so tat er das auch nicht. Simpelste Logik.
 

Nachdem sie ihren Tee ausgetrunken hatte, reichte er ihr ein Shirt und eine Short von sich. „Ist bestimmt bequemer.“, schlussfolgerte er. Sie nickte und verschwand ins Bad. Ihr Spiegelbild sah schrecklich aus. Bonney zog sich um und wusch sich das Gesicht. Das änderte nichts an ihrer Spiegelung. „Grauenhaft…“, meinte sie bitter zu sich selbst. Law hatte sich währenddessen auch umgezogen und saß auf dem Bett als sie wieder kam. „Ich seh ja aus wie das Schlossgespenst!“ jammerte sie und seine Mundwinkel zogen sich kurz nach oben. „Ich hätte gesagt Wasserleiche, aber Schlossgespenst passt auch gut.“, scherzte er und sie schenkte ihm ein Lächeln. „Du bist mir ein wahrer Freund.“, nuschelte sie.
 

Er erhob sich. „Ich penn auf dem Sofa.“, damit nahm er sich noch ein Kissen und verschwand dann aus seinem Zimmer. Bonney sah ihm kurz nach, bevor sie unter seine Decke schlüpfte. Widersprechen wäre zwecklos gewesen, das wusste sie. Law hatte seine Prinzipien. Und sie war einfach zu fertig, um sich mit ihm auch noch zu streiten. Wo er das überhaupt nicht verdient hatte. Ihre Lider fielen schnell zu und sie versank in einen traumlosen Schlaf.

Wie man sich entliebt

Traumlos blieb sie aber nur bis kurz vor dem Morgen.
 

Bei Rot stehen, bei Grün gehen. Das war einer der einprägsamsten Sprüche aus ihrer Kindheit. Und normalerweise hielt sie sich auch heute noch daran. Allerdings war das hier kein normales Szenario. Warum oder wovor sie wegrannte, wusste sie nicht. Geschweige denn, wohin sie rannte.

Ohne darüber nachzudenken, überquerte sie die rote Ampel. Ganz großer Fehler!

Sie hörte den Lastwagen nicht, sah ihn aber auf sich zu kommen. Und Kid saß am Steuer… ein Umzugswagen… Ihr letzter Gedanke, ehe sie von der Straße gerammt wurde…

Bonney schreckte hoch und erkannte, dass es nur ein Traum gewesen war. Sie atmete tief durch, während sie sich den kalten Schweiß von der Stirn wischte. Ihre Augen schweiften aufgeregt umher. Fast hätte sie vergessen, dass sie bei Law war. Da entdeckte sie diesen auch schon am Schreibtisch sitzend. Die Pinkhaarige hielt die Luft an und beobachtete seinen Rücken. Als ob er den stechenden Blick genau spüren könnte, drehte er sich um und musterte sie kurz aus seinen dunklen Augen.
 

Er griff nach seiner Kaffeetasse und überwand die kurze Distanz zwischen ihnen, um diese Bonney zu reichen. Sie nahm sie dankend entgegen und trank einen Schluck. Darauf hustete sie aber heftig. „Was ist das denn für eine Teufelsbrühe?“ fluchte sie und stellte das Getränk schnell auf den Nachttisch. Er zuckte mit den Achseln, grinste aber amüsiert als er antwortete: „Schwarzer Bohnenkaffee. Meine spezielle Mischung.“
 

Sie war wirklich verwundert, wie er dieses heiße Teer seine Kehle runter bekam. „Gibt’s vielleicht einen Milchkaffee nach Bonneys spezieller Mischung?“ Es war anmaßend Ansprüche zu stellen, wo sie doch ein Gast war und Law sie gestern aus einer ziemlich blöden Situation gerettet hatte. Aber so war ihre Art und das wusste er genau. „Gut, dass ich gestern Abend nochmal los bin, um Milch zu kaufen.“, erklärte er sachlich. Dass er vorbei gefahren war, war purer Zufall gewesen. Und ohne die auffälligen Haarfarben seiner Freunde, hätte er diese auch sicher nicht erkannt.
 

Als ihm jedoch auffiel, um wen es sich handelte, hielt er sofort an. Es war wie ein Reflex gewesen, er konnte die Anspannung deutlich spüren, als die Autotür geöffnet wurde. Mit seiner Einschätzung hatte er demnach nicht so falsch gelegen. Wobei das bei dem Thema „Bonney und Kid“ eigentlich nichts Außergewöhnliches war. Seit er die beiden kannte, hatten sie sich öfter in den Haaren. Dass sie früher mal ein Herz und eine Seele gewesen sein sollten, konnte er sich kaum vorstellen. Das war etwas, das sich seiner Logik entzog. Unter diese Dinge fiel aber genauso, dass Bonney Gefühle für diesen rothaarigen Schwachmaten hegte. Wo sie doch Besseres verdient hätte. Zum Beispiel…
 

Sein Gesicht wurde wieder ausdruckslos und er strahlte diese gewohnte Abwesenheit aus. Bonney beäugte ihn, da er weder Anstalten machte, dass Schweigen nochmal zu brechen, noch, ihr einen Milchkaffee zu machen. Deswegen stand sie jetzt selber auf und machte sich auf den Weg in die Küche. Auch wenn sie sich hier nicht so gut auskannte, wie bei Nojiko oder Kid, fand sie, wonach es sie verlangte: Den Kaffeevollautomaten.
 

Sie verbrachte noch einige Stunden bei ihm, die er größtenteils mit Lernen verbrachte und sie mit Nachdenken. Gerne hätte sie ihn um Rat gefragt, er wusste eigentlich immer eine Lösung. Aber etwas in ihr sträubte sich dagegen, weswegen sie es schlussendlich bleiben ließ. Sie wollte ihren Freunden nicht ihre Probleme aufbürden, langsam musste es diesen zum Hals raushängen.

Zuhause überlegte sie weiter, wie sie ihren Plan des Entliebens umsetzen sollte.
 

Die letzten Tage in der Schule vor dem Abi, fiel keinem sonderlich auf, dass Kid fehlte. Einige schwänzten, um die Zeit sinnvoller zu nutzen, indem sie „intensiv“ lernten. Bonney jedoch wusste es und hatte noch keinem davon erzählt.

Fast in jeder einzelnen Minute sah sie zu Kids leerem Platz. Und merkte, wie deutlich sie ihn vermisste. Es war so ruhig, dass es ihr beinahe die Gehörgänge zerquetschte. Wenn man Stille hören konnte, war es soweit für die Klapsmühle.
 

Dabei ging die Pinkhaarige nur in die Schule, um daheim nicht so viel grübeln zu müssen. Mittlerweile machte das keinen großen Unterschied mehr. Lediglich in den Stunden mit ihren Freunden, konnte sie sich Belanglosigkeiten hingeben, wenn sie miteinander sprachen.

In der Mittagspause saß sie mit Nojiko und Ace an einem Tisch und erzählte ihnen von Kids Plänen. Den Schwarzhaarigen überraschte das nicht sehr, schließlich wusste er, dass Kids Vater schon vor Wochen abgehauen war. Er hielt es wohl einfach nicht mehr aus und setzte dem Ganzen jetzt ein Ende. Seinen Sohn dabei total außer Acht lassend.
 

„Außerdem hab ich beschlossen, mich zu entlieben!“ verkündete Bonney und sprach eher mit der Blauhaarigen als mit deren Freund. Ace war ein schlichtes Anhängsel, wobei er sich meistens eh nicht für ihre Themen interessierte. Die Pinkhaarige rechnete es ihm jedoch hoch an, dass er Kid nichts erzählt hatte. Auch wenn er dies eher aus Furcht vor Nojiko, als aus Mitgefühl mit ihr tat. Der Grund war ihr allerdings relativ egal.
 

„Entlieben?“ ihre beste Freundin sah sie sehr skeptisch an. „Ja, das muss doch irgendwie möglich sein!“, ließ sie sich nicht von ihrem Konzept abbringen. Einige Ansätze hatte sie schon umgesetzt, auch wenn sie eher kläglich gescheitert waren.

Das Lernen lenkte nur solange ab, bis Kids Randnotizen wieder auffielen.

Das Stricken hatte sie sich etwas beigebracht, ertappte sich jedoch dabei einen Schal für Kid fertigen zu wollen.

Ihre Mutter hatte nicht zugelassen, dass sie in der Küche werkelte und einen Kuchen backte. Das Haus sei noch nicht ganz abgezahlt  und eine Explosion konnten sie sich nicht leisten.

Selbst beim Tetrisspielen auf dem alten Gameboy, fühlte Bonney sich an ihren Schwarm erinnert.
 

Sie berichtete von ihren missglückten Versuchen und ihre Zuhörer konnten sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Die Pinkhaarige rollte mit den Augen. „Helft mit lieber!“, nuschelte sie etwas beleidigt.

Zu ihrer Verwunderung war es Ace, der den Mund öffnete: „Wie wäre es mit einer Alternative?“ Seinen Vorschlag unterstreichend, deutete er mit einem Finger auf Law, der etwas entfernt mit einem Lehrer redete. Beide Mädchen drehten ihre Köpfe in die Richtung, in die er zeigte. Und danach im Sekundentempo wieder zurück zu Nojikos Freund.
 

Ihre verwirrten Blicke brachten ihn dazu, noch eine Erläuterung hinten dran zu hängen: „Na, am besten verliebt man sich neu, um eine alte Liebe zu vergessen.“

Danach zuckte er mit den Schultern. Eigentlich war diese Idee gar nicht so dumm. Bonney blickte erneut zu Law.

Es war ja nicht so, dass sie nicht schon mal daran gedacht hatte. Circa 80% der weiblichen Schüler hatten sich das wohl schon ausgemalt.
 

Und obwohl es eigentlich ihr Plan war, der Liebe ganz abzuschwören, dachte sie über diese Option nach. Wobei sich da doch ein gehöriger Zweifel auftat: Warum sollte Law ausgerechnet mit ihr etwas anfangen wollen?

Wo er sozusagen Traumschwiegersohn fast jeder Mutter war. Und so gut wie jedes Mädchen hätte haben können. Wieso sollte er da Bonney wählen?
 

Kid hatte sicherlich auch einige Verehrerinnen, aber bei ihm waren ihre Chancen größer ausgefallen. Nahm sie zu mindestens an. Außerdem war es ziemlich romantisch gewesen, sich vorzustellen, das Schicksal hätte sie zusammen geführt.

Vielleicht war es aber auch Schicksal gewesen als sie Law getroffen hatte?

Sie erinnerte sich an ihr Treffen auf dem Schulgang, als sie viel zu spät dran war und er nach dem Sekretariat fragte. Eigentlich hatte es absolut nichts Magisches.

Jedoch war er ihr auf Anhieb sympathisch. Und als er dann in ihren Bio-Kurs geschneit war, hatte sie ihn gleich zu sich gewunken, als ob sie alte Bekannte wären.
 

Auch heute hatte diese Sympathie keinen Abriss genommen. Wenn sie in die Tiefen seiner Augen sah, fühlte sie eine angenehme Ruhe. Und es kam ihr vor als würden sie sich schon ewig kennen. Nicht nur aus diesem Leben, sondern vielleicht auch aus vorherigen. Ganz erklärbar war das nicht… es war eine komplexe Emotion. Trotzdem war es keine Liebe… und sie wollte ihm nichts vorspielen. Sie fuhr sich durch die Haare und musterte die Tischplatte, auf der alle möglichen Kritzeleien verewigt waren.
 

Law nahm zwischenzeitlich Platz bei ihnen am Tisch. Sie wandte sich ihm zu und wollte wissen: „Bilden wir ein Paar für den Abiball?“ Sie hatte etwas sagen müssen und auf die Schnelle, war ihr nur das in den Sinn gekommen. Schließlich brauchte sie wirklich noch einen Partner, es war also auch ganz nützlich. Der Angesprochene verzog keine Miene bei dieser Frage und antwortete entspannt: „Wieso nicht?“ Mit keinem Wort erwähnte er, dass er dachte, sie würde mit Kid gehen. Er wusste ja auch nicht, dass der Rothaarige die Schule geschmissen hatte. Wenn Bonney ihn fragte, würde es schon seine Gründe haben. Ganz sicher würde er das Angebot nicht ablehnen.
 

Schon allein, weil ihm die ganzen anderen Weiber damit gehörig auf den Senkel gegangen waren. Er mochte Menschenaufläufe nicht sonderlich und dazu noch ein quietschendes Etwas neben sich, das hätte er nicht ausgehalten. Auch wenn die Pinkhaarige des Öfteren aufbrausend war. Das ertrug er ohne mit der Wimper zu zucken. Es war sogar nicht einmal ein ertragen, er erwartete es förmlich. Und freute sich darauf, so komisch das auch klang. Ihre Persönlichkeit war so gegensätzlich zu seiner, dass daraus wieder eine gewisse Harmonie entstand.
 

Sie schenkte ihm ihr schönstes Lächeln. „Ich freu mich schon. Auch wenn dir klar sein sollte, dass deine Füße malträtiert werden.“, fuhr sie mit dem Gespräch fort. Tanzen war nicht wirklich ihr Fall, nicht in diesem altmodischen Stil, der auf dem Abschlussball eingehalten werden würde. „Ich hab eine gute Reaktionszeit und werde wohl rechtzeitig ausweichen können.“, erwiderte er locker und stützte das Kinn in die Hand. Bonney lachte: „Das werden wir noch sehen!“ „Hört sich fast so an, als würdest du es mit Absicht machen wollen!“, erwähnte der Schüler und man konnte das Funkeln in seinen Augen förmlich sehen.
 

Die Schülerin war wie ein guter Pfeffer. Man brauchte immer ein bisschen davon, damit es ordentlich schmeckte. Aber man musste schon hart gesotten sein, um eine Überdosis runter zu bekommen.

Die beiden neckten sich noch etwas und bemerkten gar nicht, dass Nojiko und Ace den Tisch schon längst verlassen hatten.
 

„Ich dachte, du willst dich nicht einmischen?“, die Blauhaarige war doch sehr neugierig auf die Antwort ihres Freundes. „Das war doch nicht eingemischt. Ich hab lediglich eine Option erwähnt. Keiner zwingt sie dazu, das in die Tat umzusetzen.“, verteidigte sich der Schwarzhaarige. Sie liefen den Gang Hand in Hand zusammen entlang. „Sie hätte wahrscheinlich jede Idee umgesetzt!“, erwähnte Nojiko und sah ihn ernst an. „Du bist schließlich Kids bester Freund, wie kannst du ihr so was empfehlen?“, sie war doch etwas aufgebracht, wollte das vorhin aber nicht zeigen. Sie hatte nichts gegen Law, aber gegen die Logik mit neue Liebe zerstört alte Liebe. Liebe war nicht so einfach auszulöschen!
 

Ace blieb stehen und sah in das schmollende Gesicht seiner Freundin. Ein charmantes Lächeln zierte seine Lippen als er sich rüber beugte und sie auf die Stirn küsste. „Du brauchst dir keine Sorgen machen, dass ich dich wegen einer neuen Liebe verlasse.“, raunte er danach. Sie versuchte ihre Erleichterung zu verstecken und tat gleichgültig: „Das weiß ich! Du könntest nie etwas Besseres als mich bekommen!“ Sie warf ihr Haar zurück und lief weiter. „Und wegen Kid: Er hat momentan genug andere Probleme und braucht keine quengelnde Bonney, die seine Aufmerksamkeit verlangt. Außerdem hat er bisher noch nicht mit einem Wort erwähnt, dass er Interesse an ihr hätte.“, erklärte der Schwarzhaarige. Wohl möglich war es einfach besser, wenn Kid nie etwas davon erfuhr. Und Bonney es auch irgendwie für sich abhakte und das Leben weiterging. Es konnte ein Vorteil sein, eine Episode zu überspringen, die kein gutes Ende nehmen würde.
 

Nojiko war ganz und gar nicht dieser Meinung. Kid, der Hohlkopf, stand einfach auf dem Schlauch und hatte noch nicht erkannt, was er an Bonney hatte. Sie hoffte, dass es ihm noch aufgehen würde. Sie wünschte sich für ihre beste Freundin, dass sie glücklich würde. Und wenn sie das mit Law sein sollte, würde sie sich auch nicht weiter einmischen. Falls das jedoch nicht der Fall sein sollte… Nun, Schweigen war noch nie ihr Ding gewesen.
 

Bonney sprach ihn an diesem Tag aber nicht auf ihren Plan an. Oder fragte ihn gar, ob er es mal mit ihr versuchte. Es war nicht der richtige Zeitpunkt. Dafür brauchte es eine ruhige Minute und sie wollte es ihm erklären. Ihm etwas vorzuspielen lag ihr fern, wo er sie doch sofort durchschauen würde. Mit diesen schwarzen Augen, die einem die Seele aussagten. Wenn sie schon jetzt in einen Teil von ihm verliebt sein sollte, dann waren es seine Augen.
 

Sie wollte bis nach den Prüfungen warten, da hatte man den Kopf frei, um sich mit solchen Dingen zu befassen. Und so verstrichen auch die letzten Tage und das große, machthabende, furchteinflößende Abitur stand vor der Tür. Knie schlackerten, Zähne klapperten, Hände wurden schweißig, die Farbe wich aus dem Gesicht, das Herz pumpte schneller als es konnte, der Atem ging unregelmäßig. Am ersten Prüfungstag war ihr vor Aufregung so schlecht, dass sie sich morgens übergeben musste. Trotzdem zeigten sich die Aufgaben nicht allzu schlimm, sodass sie von Prüfung zu Prüfung relaxter wurde. Auch wenn Mathe bei manchen Fragestellungen ziemliche Tiefschläge ausübte. Bonney behielt die Nerven. Ehe man sich versah, war der ganze Rummel auch schon wieder vorbei und das Leben kehrte zurück in gewohnte Bahnen. So als hätte das Märchen „Abitur“ nie stattgefunden.
 

Da sie jetzt viel Freizeit hatte, wollte sie bei Kid mal nach dem Rechten sehen. Es konnte wohl nicht schaden, schnell vorbei zu schauen und „Hallo“ zu sagen. Auch wenn ihr etwas mulmig war, wegen des Traums vor einigen Wochen. Sie redete sich ein, dass das alles nur Hirngespinste waren. Heil vor Kids Haus angekommen, sah es ziemlich verlassen aus. Zum Glück hatte Bonney den Schlüssel mitgenommen und Ruckzuck war sie drin. Die Räume waren größtenteils ausgeräumt, so als wäre es ein Geisterhaus. Alle Erinnerungen waren weggewischt worden. Dunkle Ränder an Böden und Wänden zeigten, wo eins Möbel standen oder Bilder hingen. Im Wohnzimmer fand sie einen zerbrochenen Bilderrahmen, Risse im Glas verliefen über die strahlenden Gesichter von Kid und seiner Mutter. Sie brachte das Foto in das Zimmer ihres Kindheitsfreundes, dieses war das Einzige, neben der Küche, welches noch möbliert war. Der Rothaarige war also noch nicht ausgezogen.

Etwas Erleichterung machte sich in ihr breit.
 

In der Küche strich sie über die Arbeitsplatte und lächelte. Hier hatte Kids Mutter versucht ihr beizubringen, wie man seine Lieblingspfannkuchen macht. Und hatte kläglich versagt. In den Duft vergangener Zeiten eingelullt, hörte sie plötzlich jemanden kommen. Als Kids Vater in der Tür stand, begrüßte sie ihn höflich. „Ach Bonney, du bist‘s!“, sagte der Mann, der irgendwie angenommen hatte, seine Frau stand in der Küche. Doch das hatte sie seit Jahren schon nicht mehr, sie war schließlich tot. Er lachte etwas und die junge Frau war sichtlich irritiert. Erst als er näher kam, roch sie den Gestank von Prozenten. Er war betrunken.
 

Außerdem kam er ihr, für ihren Geschmack, etwas zu nah. Weswegen sie nach hinten ausweichte. „Da komm ich hier her, um mich zu verabschieden…“, erklärte der Betrunkene. „Und finde doch noch etwas Schönes hier vor.“ Er grinste und dachte wohl, dass sein Kompliment bei ihr wirkte. Was war bloß in diesen gefahren? Eigentlich hätte sie ihm an den Kopf knallen sollen, wie er so unverantwortlich sein konnte. Wie er Kid so im Stich lassen konnte. Momentan schien er ihr aber sehr unberechenbar und es wäre vielleicht besser die Klappe zu halten. Auch wenn das wirklich Mühe kostete. Sie biss sich auf die Unterlippe, um ihre Wut zu unterdrücken.
 

„Du bist wirklich ganz schön groß geworden… und fraulich.“, er starrte auf ihren Busen, den sie augenblicklich mit verschränkten Armen bedeckte. Wenn er gleich noch anfing zu sabbern, nahm sie sich vor, ihm eine runterzuhauen. Alkohol konnte wirklich Monster aus den Menschen machen. Und bei diesem war es schon so fortgeschritten, dass sie nicht wusste, wann es angefangen hat. Oder doch, sie wusste es… nach der Beerdigung seiner Frau. Sogleich überkam sie Mitleid mit ihm. Aus dem netten Mann aus der Nachbarschaft war ein pures Wrack geworden. Weil er das Wichtigste in seinem Leben verloren hatte… Wobei er ja eigentlich noch Kid hatte. Nach dessen Verhalten zu schließen, war ihm dieser jedoch egal.
 

Als er noch näher rückte, spürte sie die Spüle im unteren Drittel des Rückens und konnte nicht weiter zurück. Angriff war die beste Verteidigung, weswegen sie sich jetzt an ihm vorbei quetschen wollte. Allerdings hatte er noch so viel Kraft, um sie fest zu halten. Ihr Herz schlug stark gegen ihren Brustkorb. Hoffentlich setzte das Adrenalin sie so unter Strom, dass sie sich lösen konnte. „Ich hätte ja nichts dagegen, wenn wir…“, raunte er, ihr so nah, dass sie von seinem Atem fast mitbetrunken wurde. Er spielte in ihrem Haar und sie war gewillt sich zu übergeben. Sie drehte den Kopf weg, er strich ihr über die Wange. „Sie sind betrunken!“, zischte sie, als wäre es eine Warnung. Und tatsächlich sollte er sich in Acht nehmen! Wieder erklang schallendes Gelächter aus seiner Kehle. „Was willst du denn machen? Nach Kid schreien? Fickt er dich auch gut genug?“, kam es verächtlich von dessen Vater.
 

Stiche durchfuhren sie. Wie konnte Kid es nur solange aushalten? Warum hatte er nichts gesagt?

Und wie konnte man so etwas Vater schimpfen?! Sie konnte und wollte die Wut nicht länger zurückhalten. Seine Hand glitt zwischen ihre Beine, da hob sie das Knie und rammte es mit voller Wucht in seine Weichteile. Er krümmte sich und spuckte etwas Galle. Sie holte aus und versenkte ihre Faust in seinem Gesicht, woraufhin er zurück taumelte. Tränen der Wut platzten aus ihr heraus. „Sie sind ein verdammtes Arschloch!!!“, sie spürte Hass in sich auflodern, und ehe der zu Tage kriechen konnte, rannte sie aus diesem Haus.
 

Ihre Hand schmerzte, Ekel überzog ihre gesamte Haut, aber am schlimmsten war der Gefühlssturm, der auf sie niederprasselte. Kid musste das bestimmt schon länger aushalten… schon Jahre. Und sie hatte nie etwas bemerkt! Sie war eine furchtbar schlechte Freundin! Wieso hatte sie das nie hinter seinem Grinsen gesehen?

Zuhause riss sie sich die Kleider förmlich vom Leib und sprang unter die Dusche. Sie drehte das Wasser so heiß sie konnte. Hier würde niemand ihr Schluchzen hören. Außerdem konnte sie sich reinwaschen… von den Berührungen und dem Geruch. Aber auch von der Schande, dass sie nie eine große Hilfe gewesen sein musste.
 

Sie stand eine Stunde unter dem Wasserstrahl und schrubbte sich den Körper wund. Sie versuchte sich unter Kontrolle zu bekommen, grub ihre Fingernägel tief in ihre Haut. Erst als sie ein ungeheurer Schwindel überkam, stieg sie aus der Dusche und wickelte sich notdürftig ein Handtuch um den Leib. In ihrem Zimmer schaffte sie es nicht mal mehr zum Bett, ihr Köpf drückte so sehr. Schließlich landete sie auf dem Boden, wo sie liegen blieb, bis ihre Eltern sie so fanden.

Sie legten ihre Tochter behutsam ins Bett und ihre Mutter legte einen kalten Waschlappen auf ihre Stirn. Anscheinend hatte ihr Immunsystem nach dem ganzen Stress den Geist aufgegeben… und Bonney glühte vor sich hin. Wenigstens würde dann eventuell alles in ihr absterben.

Von Seuchen und Plagen

„Tut mir leid, dass wir wegen mir den Trip verschieben müssen.“, hustete Bonney halb und sah ihre beste Freundin entschuldigend an. Diese schüttelte den Kopf und drückte ihr den kalten Waschlappen zurück auf die Stirn. Ace lief durch ihr Zimmer und sah sich um. Er war das erste Mal hier.

Nojiko und Law wechselten sich unter der Woche ab. Sie kam Montag, Mittwoch und Freitag, er Dienstag, Donnerstag und Samstag. Am Sonntag hatte sie ihre Ruhe.
 

Das ging jetzt schon eine ganze Woche so, das Fieber wurde glücklicherweise besser. Trotzdem kam sie sich vor wie ein Invalide oder noch schlimmer. Sie wollte nicht krank an dieses Bett gefesselt sein. Und sie wollte sich Nojikos Geschichten aus der Schule nicht anhören. Die war ihr zum gegenwärtigen Zeitpunkt nämlich scheißegal.

Sie seufzte tief und sah aus dem Fenster. Insgeheim fragte sie sich, was Kid machte. Ob er seine Wohnung schon bezogen hatte?
 

Es war beinahe so, als hätte sich ein Loch in der Erde aufgetan und er wäre verschluckt worden. Highway to Hell. Seltsamerweise kam ihr das wirklich plausibel vor. Wahrscheinlich akzeptierte ihr Gehirn im Fieberwahn einfach alles. Im Moment war sie zu ausgelaugt es zu hinterfragen.

Als das Pärchen gegangen war, sie war heilfroh darüber, stellte sie die Musikanlage an und schloss die Augen. Im Kunst-Unterricht hatten sie manchmal zur Musik gemalt. Bilder schossen ihr durch den Kopf, von wilden Landschaften und fremden Welten. Alles war bunt und schrill und stach ihr fast die Augäpfel aus. Ihr Gehirn schien gegen die Schädeldecke zu springen, solch ein Schmerz durchzog sie. Deswegen flackerte alles vor ihrem inneren Auge, ehe es schwarz wurde. Schwarz war wahrlich eine beruhigende Farbe.
 

Als sie das nächste Mal die Lider öffnete, sah sie verschwommen, dass jemand neben ihr saß. Bonney nahm an, dass es Law war und streckte ihre Hand aus. Die Finger, die sie umfingen, waren aber nicht beruhigend kalt, sondern beunruhigend heiß. Sie blinzelte heftig und setzte sich auf. „Kid…“, kam es heiser aus ihrer Kehle und sie fing heftig an zu husten. Er reichte ihr eine Tasse Tee und blickte ziemlich besorgt drein. Sie trank und hielt sie danach in den Händen, konnte so seinem Blick ausweichen. Die Teeoberfläche zog kleine Kreise.
 

„Was machst du denn hier?“, fragte sie leise und augenblicklich hörte sie ein genervtes Seufzen. „Mal ehrlich, Bonney, nach was sieht es denn aus?“, meckerte er los. „Du liegst krank im Bett und Ace muss mir Bescheid geben?“.

Sie biss sich auf die Unterlippe. Seine Finger legten sich um ihren Unterarm, weswegen sie den Kopf hob. Sein Gesicht hatte einen grimmigen Ausdruck angenommen, aber sie wusste, dass er keineswegs böse war. Höchstens enttäuscht…
 

„Ich wollte dich nicht belästigen, du hast selber genug Scherereien… Es ist nur eine einfache Erkältung.“, antwortete sie, einen kleinen Unterton Trotz nicht verbergend. Er beugte sich vor und schnipste ihr gegen die Stirn. „Lass das mal meine Sorge sein.“, brummte er. Sie stellte das Porzellan beiseite und sank zurück in die Kissen.

Sie musste sich aus seiner Anziehung raushalten, sonst wäre sie ewig ein Mond, der um den Planeten „Kid“ kreist.
 

„Weißt du noch, wie du als Kind immer geweint hast, wenn ich gestürzt bin?“. Diese Frage überraschte sie doch sehr. „Klar, unsere Eltern waren sogar beim Arzt. Die haben das Mitfühlschmerz genannt.“. Bonney wusste noch sehr genau, wie weh ihre Knie getan hatten, obwohl sie nur neben Kid stand, als dieser sie aufgeschlagen hatte. Oder ihr Finger, nachdem er ihn sich in der Tür eingeklemmt hatte.

„Wenn du krank warst… wusste ich es genau, denn dann gings mir ebenso beschissen.“, erzählte er. Davon wusste sie allerdings bisher noch nichts, denn er hatte es immer geheim gehalten. Er wollte nicht, dass sie sich wohl möglich schuldig fühlte.

„Jetzt weiß ich… warum du mich nie besucht hast…“, murmelte sie und zeigte ein bitteres Lächeln. Wie viel hatte er ihr wohl noch verschwiegen?
 

Andererseits fragte sie sich allerdings, ob er den Schmerz ihres Liebeskummers dann auch spüren konnte. Das anscheinend aber nicht. Was für ein blödes System!

Sie musterte den Rothaarigen, ehe ihr auffiel, wie schlecht er aussah. Seine Wangen waren gerötet, die Lippen spröde und Schweiß rann ihm die Schläfe entlang. Bei Bonney fiel jetzt erst der Groschen. „Ace hat dich nicht angerufen oder?“, wollte sie wissen. „Doch… aber ich wusste es schon vorher.“, grinste Kid. Ihre Hand legte sich auf seine Stirn, die verdammt nochmal glühte! Auch wenn ihre Beurteilung vielleicht getrübt war.
 

Bevor er ihr vom Stuhl kippte, packte sie ihn am Oberteil und zerrte ihn zu sich ins Bett. Anschließend heftig atmend. „Sag mal, wie viel wiegst du?!“, beschwerte sie sich. „Ich bin groß, okay?!“, verteidigte er sich halbherzig. Sie schlug die Decke über ihn und griff nach der Schüssel mit kaltem Wasser. Sie rang den Waschlappen aus und tupfte sein Gesicht ab. „Du Idiot… jetzt muss ich mich um dich kümmern, obwohl ich selber krank bin.“, zeterte sie. Dass er krank war, brachte sie irgendwie dazu, zu vergessen, dass sie es selbst war. Leben und Energie strömte durch ihre Adern, als wäre es nie anders gewesen.
 

Danach legte sie das kalt-feuchte Tuch auf seine Stirn und presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Zwischen ihren Augenbrauen bildete sich eine Sorgenfalte. „Genau deswegen… hab ich dir nie was gesagt.“, sprach er und versuchte diese Falte mit dem Finger wieder wegzustreichen. Sie hielt seine Hand fest, mit beiden Händen umfasste sie sie. Ihre Schultern fingen an zu zittern, Tränen tropften auf die Bettdecke. Er war sehr verwirrt: „Bonney?“ Als er sich jedoch aufsetzen wollte, drückte sie ihn zurück. „Ich hasse dich!! Wirklich…“, schluchzte sie. „Wie viele Geheimnisse hast du noch vor mir?! Ich dachte, wir wären beste Freunde!!!“.
 

Ein Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit. Er wischte ihr die salzigen Spuren vom Gesicht und zog sie dann an sich. „Natürlich sind wir beste Freunde.“, meinte er beschwichtigend, und das Zittern nahm ein wenig ab. Sie vergrub das Gesicht an seiner Brust und er spürte eine feuchte Wärme durch den Stoff dringen. „Wieso hast du mir das dann verschwiegen?“, hauchte sie. Und eigentlich wusste sie es. Sie konnte sich die Erklärung sehr gut selbst zu recht legen. So gut kannte sie ihn noch. Ihre Frage jedoch bezog sich eigentlich auf seinen Vater. Vielleicht sollte sie das klarstellen, ehe er den Mund aufmachte.
 

„Warum hast du mir nicht gesagt, dass dein Vater ein Arschloch geworden ist?“, platzte es förmlich aus ihr hervor. Als würde ihre Brust aufreißen und Glassplitter daraus hervorfallen. Darüber war er sehr überrascht, sie merkte, wie sich seine Brust unregelmäßig hob. „Hat Ace was gesagt?“, fragte er, sichtlich aufgebracht. „Ach, Ace wusste davon?! Und nein… dein Vater hat es mir selber bewiesen.“, erläuterte sie und sah ihm ins Gesicht. Sie wollte einen Ausdruck von Reue sehen, sie wollte, dass er sich entschuldigte. Stattdessen sprühte die Wut nur so aus seinen Iriden.

„Was hat der Bastard getan?“, knurrte er. Bonney hatte ihn noch nie so wütend gesehen. Aber antworten tat sie ihm nicht. „Seit wann geht das schon so?“, hakte sie lieber weiter nach. Kid sollte besser nichts von dem Zwischenfall wissen, kam ihr in den Sinn. Er schien jetzt schon durchzudrehen.
 

„Du hast es auf den Punkt gebracht. Er ist ein Arschloch. Er war immer eins und wird immer eins sein!“. Der Rothaarige konnte viele Menschen nicht ausstehen, aber was sie da sah, war der pure Hass. Der, welcher sie auch überfallen wollte. Doch sie konnte den Kopf noch aus der Schlinge ziehen.

„Er ist dein Vater!“, verteidigte sie den Übeltäter. Auch wenn er mittlerweile so drauf war, früher war er kein schlechter Mensch gewesen. „Mein Vater ist tot.“, konterte er. „Er ist damals mit meiner Mutter gestorben und hat diese Hülle zurück gelassen. Diese Hülle, die bis obenhin voll mit Alkohol ist… und dabei zu diesem Mistkerl mutiert.“
 

Nach diesen Worten, verfiel er in Schweigen und schien nachzudenken. „Was war daran jetzt so schwer gewesen? Das hättest du mir Jederzeit erzählen können.“, murmelte sie und seine Pupillen fixierten sie. Ihr Herz schlug hart gegen ihre Brust, wegen diesem blöden Blick!

„Deine Welt sollte nicht so zerstört, wie meine. Meine Eltern waren deine zweiten Eltern… und umgekehrt. Ich wollte nicht, dass du diesen Eindruck verlierst. Ich wollte nicht, dass du lernst jemanden richtig zu hassen.“, auf diese Erklärung wusste sie nichts mehr zu erwidern. Ihr Kopf legte sich wieder auf seine Brust.
 

Irgendwie schien er zur Ruhe gekommen zu sein. Und sie kam nicht umhin, wegen seinen Worten, ihn als Ritter in glänzender Rüstung zu sehen. Er wollte sie beschützen, aber sie in einen Turm zu sperren, war auch keine Lösung.

Sie spürte, wie sein Körper sich entspannte. Als sie wieder aufblickte, waren seine Lider geschlossen. Er war eingeschlafen. Wie erschöpft musste er in Wirklichkeit gewesen sein?

Sie streichelte über seine Wange und versuchte sich, die Struktur seiner Haut einzuprägen. Sie fuhr über leichte Stoppeln und schmunzelte dabei. Fast war sie gewillt sich über ihn zu beugen, ihn zu küssen, zu überfallen.
 

Ehe das passieren konnte, klopfte es an ihrer Zimmertür. Law sah ziemlich überrascht drein, als er die Tür einen Spalt geöffnet hatte. Sie legte einen Finger über ihre Lippen und kroch dann leise unter der Decke hervor. Die Pinkhaarige schlich sich aus ihrem eigenen Zimmer, nachdem dieses sozusagen übernommen wurde. Den neugierigen Blick wollte er gar nicht erst verstecken, sie führte ihn allerdings erst mal ins Wohnzimmer. „Willst du was trinken? Kaffee, Tee…?“, fragte sie ganz normal, als wäre nichts gewesen. Sie wickelte sich in eine Decke ein und setzte sich aufs Sofa. Er nahm in einem der Sessel Platz und schlug ein Bein über das andere. Seine Finger griffen ineinander und er sah sie ernst an.
 

„Schon kapiert… du musst nicht gleich die Denkerpose rausholen!“, nörgelte sie und rutschte etwas tiefer. Die Beine legte sie einfach auf den Couchtisch. Sie sah an die Zimmerdecke. „Er ist vorbei gekommen…“, fing sie an, suchte aber noch nach den richtigen Worten. Es war doch gar nichts passiert! „Und ist selber krank. Deswegen hab ich ihn ins Bett verfrachtet.“ „Und dann wolltest du dich wie der böse Wolf auf die Großmutter stürzen?“, warf Law amüsiert ein. Sie strafte ihn mit ihrem Killerblick. Er zuckte nicht mit der Wimper. Sie seufzte tief und laut: „Ich bin ein hoffnungsloser Fall oder?!“ „Ach, so schlimm würde ich es nicht bezeichnen. Eigentlich ist es ganz süß.“, so was ausgerechnet aus seinem Mund zu hören, brachte sie ein wenig ins Wanken. Er war niemand, der Komplimente verteilte, eigentlich sah ihm das ganz und gar nicht ähnlich. War das hier alles vielleicht nur ein Traum? Bestimmt würde sie gleich aufwachen… sie zwickte sich in den Arm und zischte etwas wegen dem Schmerz.
 

Verdammter Mist, also kein Traum! Er schüttelte den Kopf.

„Hast du eigentlich eine Freundin?“, hörte sie ihre Stimme. Wie sie darauf gekommen war, wusste sie. Aber der beste Zeitpunkt war es weiß Gott nicht. Doch wann war schon der beste oder richtige Zeitpunkt?

„Meinst du nicht, du hättest es mitbekommen, wenn ich eine Freundin hätte?“, was bedeutete: Nein.

„Ich weiß nicht, was ich mitbekomme und was nicht… mein bester Freund seit Kindertagen liegt in meinem Zimmer, nachdem ich ihn zusammen gestaucht habe, dass er so viele Geheimnisse vor mir hat.“, schlug sie zurück. Sie kam sich vor wie eine Autobatterie, die sich immer wieder auf- und entlud. „Außerdem wissen meine Freunde wohl mehr über meine Probleme, als ich über ihre. Und von dir weiß ich am Allerwenigsten, da du es generell vorziehst, dir deinen Teil zu denken. Ist ja auch schön, wenn man so ausgeglichen ist… Aber mich macht das krank!“, eigentlich wollte sie ihn nicht angreifen. Doch, wo die Karten jetzt schon mal auf dem Tisch lagen. Sie konnte die Worte nicht ungeschehen machen.
 

Von ihrem Ausbruch doch ein wenig überrumpelt, rumorte es in seinem Inneren. Aber nach Außen zeigte er dasselbe Gesicht wie immer. Ausdruckslos. „Genau das mein ich.“, brummte sie. „Warum bist du so verfickt reif und zeigst nie deine Gefühle?!“

Ehe sie noch etwas sagen konnte, saß er neben ihr. Seine Hand fuhr unter ihr Kinn und sein Atem vermischte sich mit ihrem, als er ihr näher kam. „Weil das, zu dem hier führen würde.“, raunte er und legte seine Lippen auf ihre. Instinktiv schloss sie die Augen. Irgendwie schaffte er es, alles aus ihr raus zu saugen. Die Wut verpuffte, sie vergas, dass Kid in ihrem Zimmer lag, sie vergas den Schmerz, sie vergas beinahe, dass sie lebte.
 

Nach dem Kuss machte Law immer noch kein anderes Gesicht als sonst. „Du bist aber kein guter Arzt… deine Patientin zu küssen. Und wahrscheinlich wirst du jetzt auch krank.“, versuchte Bonney die Situation wieder aufzulockern. Da! Da sah sie das erste Mal Schmerz in seinem Ausdruck. Und aus irgendeinem Grund freute sie das. Nicht, dass es ihm wehtat. Aber, dass sie erkannte, was er dachte.

Ihre Hände legten sich auf seine Schultern, sie dachte nicht mehr nach. Sie war einfach überwältigt von dem, was sich hier ereignete. Automatisch drückte sie ihn runter aufs Sofa und kniete dann über ihm. Das tiefe Schwarz in seinen Augen verwandelte sich in einen Grauton. Das Grau an nebligen, verregneten Tagen. So stellte sie es sich in seinem Kopf vor. Grau, neblig, verloren. Sie wollte sich verlieren. Sie war es, die sich nun runterbeugte, um ihn zu küssen. Dabei spürte sie den Tod förmlich über sich stehen, wie er ihr die Sense an den Hals hielt.
 

Sie konnte spüren, wie seine Barriere aufbrach. Er verlor diese gewisse Distanz, als würde sie in ihn kriechen. Ihn von innen heraus vergiften. Seine geordnete Gedankenwelt zerstören. Es war ein erhabenes Gefühl. Ihre Zunge tauchte in seinen Mund und sie stellte sich vor, ihm etwas einzuflößen.

Als sie sich lösten, war sein Gesicht geprägt von Entschlossenheit. Er drehte sie so schnell, dass ihr ganz schwindlig wurde. Wie konnte er so schnell umschalten? Wie schaffte er es von tiefem Schmerz, zu tiefer Entschlossenheit?

„Ich hab nichts mehr zu verlieren oder?“, raunte er, förmlich ihre Gedanken lesend. Ihre Arme schlangen sich um seinen Nacken und seine Lippen schmeckten ihre Haut.

Sie tauschten Zärtlichkeiten aus, wie verliebte Teenager und doch umgab sie die Atmosphäre eines alten Ehepaars. Etwas, das nicht zusammen passte. Aber was nicht passt, wird passend gemacht.
 

Bonney durchströmte ein Gefühl von Zuneigung, Respekt, Stolz und Ehre zugleich. Es war merkwürdig, da ihr manches davon so fremd war. Aber sie sah es als Laws Welt an. Dort tauchte sie jetzt ein. Dort würde sie aufgehoben sein, abgeschirmt vom Rest der Welt. Dort würde sie durch den dunklen Wald wandeln, wie ein scheues Reh. Und auf den Jäger warten.

Ihr Kopf lag auf seiner Brust, so wie er es vorhin bei Kid getan hatte. Trotzdem erschien ihr das schon meilenweit entfernt. Seine Hand strich wie automatisch über ihr Haar.
 

Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, alles kam ihr so schnell vor. Aber wahrscheinlich war es unendlich lang gewesen. Es erübrigte sich, zu fragen, ob er mit ihr gehen wollte. Nach dieser Aktion war das doch ganz normal. Er wusste, dass sie ihn nicht liebte. „Noch nicht…“, nuschelte sie und lächelte etwas. Er verstand es sofort, stellte keine Frage. Er lächelte einfach zurück und küsste sie auf die Stirn.

Danach redeten sie über alles Mögliche. Wie das Abi war, dass in der Schule nichts Spektakuläres passierte. Und Bonney vertraute ihm an, warum sie jetzt so krank war. Dass sie zusammen gebrochen war, körperlich wie seelisch, nachdem sie Kids Vater getroffen hatte.
 

Was sie allerdings nicht merkten, Kid stand in der Tür. Er war aufgewacht und Bonney war nicht da gewesen. Jetzt fand er sie, in den Armen von Law, dem sie erzählte, was sie erlebt hatte. Er biss die Zähne fest aufeinander. Wer hatte hier denn Geheimnisse?

Trotz seines schlechten Zustands, warf er sich seine Jacke über und verließ das Haus. Alles so leise, dass die beiden nichts mitbekamen. Was er jetzt vorhatte, dazu brauchte er niemanden, der ihn aufhielt.
 

Auch wenn ihm jeder Knochen schmerzte und ihm so heiß war, dass er dachte, seine Haut würde abpellen, lief er weiter durch die Straßen. Es war nicht weit zu seinem Haus und er hoffte, dass er ihn dort antraf. Seinen Vater, der es gewagt hatte, Bonney so weh zu tun. Es war ihm egal, dass er ihn schlug. Es war ihm egal, dass er ihn wie Dreck behandelte. Aber es war ihm nicht egal, wenn er IHR etwas tat. Sie, die die einzige Konstante in seinem Leben war. Sie, die als Einziges übrig geblieben war.

Er trat die Haustür auf, selbst etwas erstaunt von seiner Kraft. Das Schloss sprang aus den Angeln, das Holz brach ein Stück. Kid konnte riechen, dass er hier war. Diesen Gestank würde er überall wieder erkennen. „Komm her, du elendes Schwein!“, schrie er und wetzte durch die Räume. Wie ein Berserker, nur noch ein Ziel vor Augen.
 

Er fand ihn mit einer Whiskeyflasche im Wohnzimmer auf dem Boden sitzend. Angelehnt an die Wand. Die Augen waren glasig und er lachte. „Hat dir deine kleine Freundin etwa von dem Zwischenfall erzählt?!“, ein blaues Auge zierte sein Gesicht. Bonney hatte ihm schon ordentlich eine verpasst. Aber das war nichts im Vergleich zu dem, was auf ihn zukam. Kid knackte mit den Fingerknöcheln und entriss ihm die Flasche. Er schmiss sie auf den Boden, damit er selbst sie nicht als Waffe benutzte. Ein Mord war das letzte, was er gebrauchen konnte. „Ich kann ja nichts dafür, dass du es nicht bringst! Sie hat doch nett gelächelt und wollte es! Kleine Schlampe!“, wetterte sein Vater und stand auf. Fast augenblicklich taumelte er aber zurück, da ihm Kid sogleich eine verpasste.
 

Seine Krankheit schaltete er momentan aus. Er war so in Rage, dass er seine eigenen Beschwerden nicht spürte. Die Faust seines Vaters im Magen spürte er aber sehr wohl. Er röchelte, ließ das aber nicht auf sich sitzen. Er packte den Nacken seines Erzeugers und schlug dessen Gesicht auf sein Knie. Ein Knacken verriet ihm, dass die Nase wohl hinüber war. Blut lief über dessen Gesicht, als er es abtastete. „Du Missgeburt!“, schrie sein Vater ihn an. „Deine Mutter hätte besser abtreiben sollen!“.

Jetzt sah er rot. Sein Vater hatte Bonney mitreingezogen. Und nun zog er seine Mutter auch noch mit rein. Sein Bein trat ihm die Füße weg und der schwere Körper landete auf dem Boden. Die Schuhspitze Kids versenkte sich immer wieder in dessen Fleisch. Tritt um Tritt wurde stärker, bis dieser Blut spuckte. Er setzte den Fuß auf dessen Kopf. „Du glaubst nicht, wie gerne ich dich zerquetschen würde.“, entwich es seiner Kehle dunkel.
 

Dann ließ er jedoch von ihm ab. „Aber vielleicht hast du recht… Mama hätte deinen Bastard lieber abtreiben sollen.“, sprach er leise. Eine Hand legte sich um sein Fußgelenk. Er sah hinunter in das rotz-, wasser- und blutverschmierte Gesicht seines Vaters. Seine Mutter hatte immer ihre Ähnlichkeit erwähnt. Wenn er daran dachte, überkam ihn das Gefühl, kotzen zu müssen. All den Ekel aus sich herauszubrechen, um endlich davon befreit zu sein.

„War das schon alles was du drauf hast?“, kam es von unten. Ein erneuter Tritt, dieses Mal gegen den Kopf. Dann war Ruhe.

„Mach dich nicht lächerlich, alter Mann.“, Kid lief in sein Zimmer.
 

Dort hockte er sich hin und vergrub das Gesicht in den Armen. War sein Vater tot? Er wusste es nicht… Er wollte ihn nicht töten… Aber er wollte ihn bestrafen. Er sollte für all das büßen.

Aus Verzweiflung rief er bei Ace an und bat diesen um Hilfe. Keine 20 Minuten später, stand der Schwarzhaarige in der Wohnzimmertür und näherte sich dem reglosen Körper von Kids Vater. Vorsichtig tastete er nach dem Puls an dessen Hals. Erleichtert atmete er aus. „Er lebt noch.“, berichtete er. „Aber er sollte in ein Krankenhaus… hilf mir, ihn hier raus zu schaffen.“
 

Die beiden Freunde trugen Kids Vater also zu Ace‘ Auto und legten ihn auf die Rückbank. Nojiko hatte auf dem Beifahrersitz gewartet und sah dem Szenario geschockt zu. „Ist er tot?“, wollte sie wissen und ihr Freund beruhigte sie: „Nein. Aber ich muss ihn ins Krankenhaus bringen.“

Er blickte zu Kid, der sich mit zitternden Händen eine Zigarette anzündete. „Ich werde sagen, dass ich ihn so am Straßenrand gefunden habe.“, erklärte er seiner Freundin und hatte dabei ein ernstes Gesicht aufgelegt. Das kam nicht allzu oft vor, aber wenn, wusste sie, wie wichtig es war. Sie nickte verstehend. „Ist in Ordnung.“, wenn er wollte, dass sie log, würde sie das tun.
 

„Würdest du dich um ihn kümmern?“, er deutete auf den Rothaarigen, der wie ein Geist in der Gegend stand. Auch die Blauhaarige wandte sich diesem zu. „Hab ich denn eine Wahl?“, sie hätte gerne Bonney gerufen. Allerdings war diese krank. Und das hier war eine Sache, die so wenige Leute wie möglich mitbekommen sollten. Sie seufzte und sah ihn vorwurfsvoll an. „Was man nicht alles tut…“, murmelte sie. „Danke!“, dass er in so einer Situation grinste, war schon ein wenig angsteinflößend. Aber das war eben sein Wesen. „Ich liebe dich.“, wisperte er und küsste sie zärtlich. Danach stieg sie aus und er fuhr davon. Hoffentlich würde das alles gut gehen.
 

Sie stellte sich zu Kid und berührte ihn leicht am Arm. „Komm.“, meinte sie knapp und hatte ihn noch nie so folgsam erlebt. Im Haus war sie ein paar Mal gewesen. Aber man konnte es an fünf Fingern abzählen. Die Küche hatte sie schnell entdeckt und verfrachtete den anderen da zunächst auf einen Stuhl.

Anschließend suchte sie das Wohnzimmer. Auf dem Boden glänzte das Blut, es war fast als Glück zu bezeichnen, dass es Parkett war. In einen Teppich wäre es wie eingebrannt gewesen. Der Rothaarige stand plötzlich hinter ihr. Er sah furchtbar bleich aus. „Scheiße…“, murmelte er und wollte ihr fast aus den Latschen kippen. Nojiko wurde etwas ärgerlich. Ihr Mund verzog sich zu einer schmalen Linie. Sie stand auf und verpasste ihm eine Ohrfeige. „Statt dich selbst zu bemitleiden, steh zu dem, was du getan hast!“, sagte sie fest und sah ihn dabei mit der gleichen Ernsthaftigkeit an, mit der Ace sie bedacht hatte.
 

„Und jetzt zeig mir, wo es Lappen und Eimer gibt. Wir müssen die Sauerei hier beseitigen.“, herrschte sie ihn an und sie gingen Putzutensilien holen. Nach einer halben Stunde erstrahlte der Boden und erschien als wäre hier nie etwas geschehen. Kid fuhr über das Holz. Nojiko traute ihrem Freund, wenn dieser ein Urteil fällte. Und wenn es hieß, seinem Kumpel zu helfen, auch wenn dieser eine Dummheit angestellt hatte, dann tat sie es. Es war nicht so, dass er keine guten Gründe gehabt hätte. Auch wenn Gewalt keine gute Lösung war.

„Danke.“, obwohl es leise war, verstand sie es doch sehr gut. Der sonst so coole Kid hockte neben ihr, weinte und dankte ihr. „Dank nicht mir… dank Ace… und Bonney. Es sind die beiden wofür ich das getan habe.“, antwortete sie scharf. Er musste lächeln: „Du bist schwer in Ordnung. Hast du noch ne Schwester?“. Für diese freche Bemerkung bekam er eine Kopfnuss verpasst.
 

Bis Ace zurückkam saßen sie zusammen auf dem Boden und starrten auf die Stelle, die jetzt rein war, ihnen aber immer noch blutrot vorkam.

Sand zwischen den Zehen

Hallo Leute :)

Tut mir leid, dass das Kapitel jetzt so lange gedauert hat! Aber die Uni ist wieder losgegangen und war stressig wie eh und je.

Ich versuche mal, dass das nächste nicht so lange dauert, aber versprechen kann ich nichts.

Genug Gelaber, ich wünsch euch viel Spaß!

<3

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Kid saß auf der Rückbank, seinen Körper leicht zur Seite gedreht. Durch die Heckscheibe konnte er das Auto hinter ihnen anschauen. Es war Laws. Und auf dem Beifahrersitz saß Bonney.

Er starrte die Beiden schon eine ganze Weile an, doch diese schienen es zu ignorieren. Ihre Lippen bewegten sich rege und jedes Mal, wenn sie lachten, kam ihm die Galle hoch.

Nojiko musterte ihn im Rückspiegel. „Hat dich die Polizei befragt?“, fragte sie scharf und lenkte damit die Aufmerksamkeit auf sich. Der Rothaarige wandte sich ihr zu und wirkte ein wenig genervt: „Ja. Aber ich hab gesagt, dass ich keine Ahnung hatte, was der Alte so treibt. Sie machten nicht den Eindruck als würden sie mich verdächtigen.“
 

„Na, zum Glück!“, erwiderte sie und reichte ihm ein Stückchen Apfel, welchen sie gerade schnitt. Ein anderes Stück steckte sie Ace, der fuhr, in den Mund. Kid aß es widerwillig, drehte sich aber nicht nochmal um. Er lehnte den Kopf an die Autotür und beobachtete die vorbeiziehenden Wolken. Die Blauhaarige seufzte etwas besorgt und fütterte ihren Freund weiter.

„Wir sind bald da.“, verkündete der Schwarzhaarige und hoffte, dass die Stimmung dadurch etwas besser wurde.
 

Nach dem Vorfall mit Kids Vater, waren Ace, Nojiko und Kid so etwas wie eine eingeschworene Gemeinschaft geworden. Nicht nur, dass sie Falschaussagen bei der Polizei gemacht hatten… nein, Ace bestand einfach darauf, seinen Kumpel überall mit hin zu schleppen. Und wenn das bedeutete, dass er mit ins Kino, in den Schnulzenfilm musste, dann war das ebenso. Außerdem war er bei Ace untergekommen, bis er seine Wohnung gefunden hatte. Beim Umzug hatten sie ihm selbstverständlich auch geholfen. Der Rothaarige wollte nicht undankbar erscheinen, er würde das nie mehr gut machen können, aber es nervte tierisch, wie ein Kind behandelt zu werden. Als könnte er nicht auf sich selbst aufpassen…
 

Er war in ein tiefes Loch gefallen, das stand nicht zur Debatte. Jedoch war er schon oft tief gefallen und war genauso oft wieder aufgestanden. Er konnte das, er war daran gewohnt. Das machte ihm nicht sehr zu schaffen.

Was ihn dagegen verrückt machte, war das, was sich zwischen Bonney und Law abspielte. Eigentlich wollte er ihr gönnen, dass sie glücklich war… aber warum musste das ausgerechnet mit diesem Besserwisser sein?! Der hatte doch von Anfang an einen Keil zwischen sie getrieben. Er rutschte tiefer in den Sitz und verschränkte die Arme vor der Brust.

Auf diesen beschissenen Trip hatte er auch keinen Bock! Zwar hatten sie schon lange geplant, ans Meer zu fahren, wenn das Abi vorbei war… allerdings war damals noch nicht klar gewesen, dass es zwei Pärchen und einen armen Idioten geben würde.

Und die Rolle des armen Idioten schmeckte ihm gar nicht.
 

Nach einer weiteren halben Stunde Fahrt, erreichten sie einen Parkplatz. Alle, bis auf Kid, stiegen begeistert aus und genossen die kühle Meeresbrise. Es waren nicht viele Menschen hier, auch wenn die Sonne schien, richtiges Badewetter war noch nicht. Das war den Freunden herzlich egal.

Hier konnte man die Freiheit spüren, die sie die letzten Wochen und Monate vermisst hatten. Eine Treppe führte runter zum Strand und die Mädchen stiegen sie auch schon voller Elan hinab. Unten zogen sie die Schuhe aus und liefen barfuß durch den Sand. Der übrige Haufen ihrer Gruppe war dazu verdonnert worden, die Habseligkeiten runter zu tragen. Also Sonnenschirm, Handtücher und Picknickkörbe.
 

Während die Mädchen schon dabei waren, sich die Kleider vom Leib zu streifen und ins seichte Wasser zu waten, legten die Jungs alles mehr oder weniger ordentlich zurecht. Es war ein schönes Fleckchen, daran war kein Zweifel. „Uh~“ kamen hohe Töne von den Mädels, da das Wasser doch um einiges kälter war, als sie erwartet hatten. Ace stürmte in Badehose zu ihnen und fing an sie nass zu spritzen, woraufhin das Kreischen noch lauter wurde. Als sich auch noch Law zu der Truppe dazu gesellte, war das Bild für Kid wirklich perfekt. Perfekt zum Abkotzen.

Er schob seine Sonnenbrille auf der Nase zurecht und ließ sich zurück auf sein Strandtuch fallen.
 

Das hier war kein Ort für ihn. Er war das 5.Rad am Wagen und das im wahrsten und bittersten Sinn des Wortes. Hätte er sich in Luft auflösen können, er hätte es getan. Das eigentliche Problem lag nicht daran, dass er mit zwei Pärchen abhängen musste… es lag in seinem Inneren. Wo sich eine giftige Schlange durch seinen Körper grub. Und mit jedem Züngeln, mehr von ihrem Gift verteilte. Und dieses Gift hieß Eifersucht. Der Rothaarige wusste nicht, wo das plötzlich herkam, aber es schien kein Gegengift zu geben. Er richtete sich etwas auf, stützte sich auf die Unterarme. Die anderen plantschten immer noch fröhlich vor sich hin. Als sich allerdings Bonney und Law küssten, sank er wieder zurück.
 

In seinen Fingern kribbelte es, seine Muskeln spannten sich unangenehm an. Fast als wolle sein Körper eine Attacke ausführen, von der er nichts wusste. Und so gern er den Streber auch verprügelt hätte, sein Kopf blieb relativ kühl. Wahrscheinlich eher aus Trotz als aus Vernunft. Er wollte diesem nicht seine Verletzlichkeit zeigen, wenn es um Bonney ging. Überhaupt wollte er eine solche Verletzlichkeit nicht mal besitzen!

Er stopfte sich seine Kopfhörer in die Ohren und ließ sich von irgendeinem Metalcoregeschrei berieseln. Das übertönte die Geräusche von außen, genauso wie die von innen. Diese leise, nervige Stimme in seinem Kopf sollte einfach ihr Maul halten!
 

Schlussendlich war das Gewissen doch eine hinterfotzige Schlampe. Schließlich brachte es einen dazu, zu bereuen. Und schien sich an diesem schmerzhaften Prozess auch noch zu erfreuen. Wenn das nicht fies, gemein und hinterhältig war. Nein, das konnte ihm gestohlen bleiben!

Kid döste vor sich hin, bis etwas kaltes ihn hochschrecken ließ. Die Pinkhaarige stand über ihm und hatte das Wasser aus ihren Haaren auf ihn tropfen lassen. Sein grimmiges Gesicht brachte sie zum Lachen. Sie kniete sich runter und entriss ihm seine Musik. „Komm doch auch ins Wasser.“ Er sah ihr nicht ins Gesicht, sondern verfolgte einen Wassertropfen, der sich ihre Haut entlang schmiegte. Dass er ausgerechnet zwischen ihre Brüste wanderte, brachte ihn zum Erröten.
 

Unglaublich viele Gedanken taten sich in seinem Hirn auf, fast als würde es gespalten werden und Einhörner daraus hervor fliegen. „Du bist so rot… bestimmt hast du schon einen Sonnenstich!“, interpretierte sie das Ganze verdammt falsch. Wären sie in einer dieser Kinoromanzen gewesen, hätte er sich jetzt aus Dummheit wohl verraten. Aber das hier war die Realität.

„Ich geh mich mal abkühlen.“, erwiderte er deswegen. Ohne sich groß vorzubereiten, sprang er in das kühle Nass und biss die Zähne zusammen. Wieso war das denn noch so scheißkalt?!

Von seiner Schwäche wollte er sich aber nichts anmerken lassen und schwamm ein paar kräftige Züge. Dadurch wurde es wenigstens etwas wärmer.
 

Außerdem war er so Bonney entkommen. Inklusive der Regungen, die sein Körper schon veranstalten wollte. Elender Verräter.

Er legte sich auf den Rücken und ließ sich ein wenig von den Wellen hin- und herschaukeln.

Das war doch mindestens ein C-Cup… eigentlich reichte das nicht. Bestimmt D! Er grinste wegen seiner schmutzigen Gedanken. Man konnte nicht verleugnen, dass sie gut geformt war. Bisher hatte er jedoch nie so genau darüber nachgedacht. Überhaupt hatte er nie in Erwägung gezogen, mal Sex mit ihr zu haben. Sie waren sich so nahe gewesen, zu nah für solche Empfindungen.

Auch wenn es ihm jetzt doch etwas merkwürdig vorkam… Schließlich hatte er seinen ersten Kuss von ihr bekommen. Ihr Busen war der erste, den er je gespürt hatte. Und auch seine erste richtige Erektion hatte er ihretwegen gehabt.
 

Wieso hatte ihn dann nie das Verlangen übermannt? Wieso hatte er dann nicht sein erstes Mal mit ihr?

Ehe der Arbeitsspeicher seines Gehirns aber irgendeine logische Lösung für diese Fragen ausspucken konnte, hörte er Bonney rufen: „Hilfe!!! Nein… lass mich runter!“

Law trug sie auf seinen Armen immer tiefer ins Wasser, sie krallte sich an diesem fest. Was machte dieser Idiot da? Kid schwamm zu ihnen, das Wasser war noch nicht sonderlich tief an der Stelle. Er hielt den anderen an der Schulter fest. „Bist du taub? Lass sie runter!“, forderte er ihn auf. Dieser war doch erstaunt, weil er nicht mit so einem giftigen Blick gerechnet hatte. Was war schon dabei? Er wollte Bonney ja nur etwas ärgern und ins kalte Wasser schmeißen.
 

Die Hand um Laws Schulter verstärkte ihren Druck, bis dieser sich geschlagen gab und Bonney runter ließ. Diese schien schon um einiges erleichterter. Kid fasste sie am Handgelenk und zog sie zurück zum Strand. Dort blieb er allerdings nicht stehen, sondern schleifte sie weiter mit. Sie musste schon richtig laufen, um mit ihm mithalten zu können. „Wo willst du denn hin?“, wollte sie wissen, bekam jedoch keine Antwort.

Sein Griff erinnerte sie an früher, wo sie immer Schlittschuhlaufen gewesen sind. Da hatte der Rothaarige sie auch immer hinter sich hergezogen. Und war immer schneller und schneller geworden. Bis sie gegen die Bande gekracht und auf den Hintern gelandet waren. An einem dieser Tage hatte er sie in der Umkleidekabine geküsst. Ihr erster Kuss…
 

Als er abrupt stehen blieb, stieß sie ihn fast um. „Wieso hast du ihm nichts erzählt?“, fragte er vorwurfsvoll. „Was erzählt?“, stellte sie unschuldig eine Gegenfrage. „Dass du nicht schwimmen kannst!!“, pfefferte er ihr entgegen und entließ ihr Handgelenk. Sie drehte sich leicht und sah über ihre Schulter. Ihre Freunde konnte man kaum mehr erkennen.

Bonney seufzte und zuckte mit den Schultern. „Das ist mir peinlich, okay?“, meinte sie kleinlaut. „Wenn er dein Freund ist, braucht dir vor ihm doch nichts peinlich sein!“, wetterte der Rothaarige weiter.

„Misch dich da nicht ein!“, kam es jetzt auch sauer über ihre Lippen. „Hat er kein Verständnis oder was?!“. „Natürlich hätte er Verständnis dafür!“. „Dann sags ihm doch einfach!“. „Wenn ich aber nicht will?!“. „Wieso willst du nicht?!“. „Weil es peinlich ist!!!“. „Den Punkt haben wir schon abgehakt! Lass dir was Neues einfallen!“. „Ich will mir aber nichts Neues einfallen lassen!“.
 

Sie war sich sicher, dass man ihr Gezeter auch noch am anderen Ende des Strandes hören musste. Dabei hatte sie nicht mal Lust auf eine solche Diskussion! Sie war glücklich mit Law, auch wenn es ziemlich oberflächlich war. Momentan wollte sie darüber nicht nachdenken. Sie wollte sich daran erfreuen, was sie hatte. Und was sie hatte war ein gutaussehender, kluger Freund, der ihr jeden Wunsch von den Lippen ablas. Einen besseren Kerl für diesen Job hätte es gar nicht geben können!

Sie lebte den Traum zahlreicher Mädchen und wollte diese Illusion nicht zerstören lassen.

Die junge Frau verschränkte die Arme vor der Brust. „Okay... pass auf. Bring mir schwimmen bei!“, forderte sie ihn dann auf. Kid, der schon etwas zurück schmettern wollte, verstand ihre Worte nun erst richtig. „Du weißt schon, dass ich das des Öfteren versucht habe?“, seine hochgezogene Augenbraue schien sie förmlich zu verspotten.
 

„Aber ich hab es noch nie so sehr gewollt wie jetzt. Also hilf mir gefälligst!“, ihre Antwort war im Befehlston und er widersprach nicht. Was hätte er darauf auch großartig sagen sollen? Mal sehen, ob ihr Wille auch wirklich so stark war. Sie wateten also ins Wasser und machten ein paar „Trockenübungen“, dort, wo sie noch stehen konnte.

Als es jedoch tiefer wurde, krallte sie sich etwas ängstlich an ihn. Das war er schon gewohnt.

Eigentlich konnte sie schwimmen, traute es sich aber nicht mehr. In ihren Kindertagen hatte ein Junge sie vom 3-Meter-Brett gestoßen, weil sie sich nicht getraut hatte zu springen. Sie war so geschockt gewesen, dass sie nicht auftauchte, sondern stattdessen unterging, ohne sich zu wehren.
 

Ein Bademeister war gleich zur Stelle und hatte sie gerettet, seitdem war sie aber nie wieder in tiefes Wasser gegangen. Selbst jetzt noch zitterte sie und Gänsehaut überzog ihren Körper.

Kid rieb über ihre Schulter. „Wir können es auch bleiben lassen.“, murmelte er beschwichtigend. Daraufhin löste sie sich aber etwas von ihm und schüttelte energisch den Kopf. Sie würde das durchziehen! Das konnte nicht ihr ganzes Leben so weitergehen!

An einer Stelle, wo er noch stehen konnte, sie aber nicht mehr, griff er unter ihren Bauch und sie machte ein paar Schwimmzüge. So schlecht stellte sie sich gar nicht an.
 

Das wiederholten sie einige Male, irgendwann ließ der Rothaarige sie aber einfach los. Zunächst bemerkte sie es nicht und schwamm fast schon fröhlich vor sich hin. „Ich kann es!“, trällerte sie. Wie sie sich umdrehte und merkte, wie weit ihr Kindheitsfreund aber entfernt war, und dass er sie nicht mehr festhielt, erschrak sie sich so, dass eine Welle sie überrollte und sie darin unterging. „Bonney!“, rief Kid überrascht und tauchte runter, um sie zu finden.
 

„Was treiben die zwei denn so lange?“, quengelte Ace und sah zu den zwei kleinen Punkten, die Kid und Bonney darstellten. Er bewunderte Laws Coolness. Der machte keine Anstalten, den beiden nachzugehen. Stattdessen saß er auf der Picknickdecke und las in einem Univorbereitungsbuch.

Er an dessen Stelle wäre schon längst losgezogen, wenn ein Typ mit Nojiko verschwunden wäre. Der Schwarzhaarige sah zu seiner Freundin, die gerade wieder etwas Obst schnitt. Diese lächelte ihm zu: „Na geh schon!“. Er grinste und spurtete auch schon den zwei Blindgängern ihrer Gruppe hinterher.
 

„Meinst du nicht, er wird die beiden stören?“, schaltete Law sich jetzt ein. „Selbst wenn…“, konterte sie. „Bonney ist schließlich deine Freundin.“, wandte sie sich an ihn. „Auch wenn du den Coolen raushängen lässt, wüsstest du doch selbst zu gern, was vor sich geht.“.

Nojiko schien in diesen Sachen sehr scharfsinnig zu sein, man konnte sie nicht so leicht täuschen. Er seufzte und fuhr sich durchs Haar. „Stimmt.“.

„Dann bedank dich lieber, dass ich Ace losgeschickt habe.“, setzte sie noch einen drauf und ein arrogantes Grinsen huschte über ihre Züge.
 

Sie tauchten auf und Kid rechnete schon mit dem Schlimmsten. Dass die Pinkhaarige ihm aber entgegen lächelte, damit war er etwas überfordert. „Hast du mich etwa verarscht?!“, kam es angestrengt von ihm. Er hatte schließlich auch einen ziemlichen Schrecken erlebt. „Über so was mach ich doch keine Scherze!“, verteidigte sie sich. „Zuerst war ich geschockt… dann das brennende Wasser in Augen und Nase. Trotzdem hatte ich nicht mehr solche Angst. Ich wollte selbst anfangen zu schwimmen… da bist du aber auch schon aufgetaucht und hast mich gepackt!“, erklärte sie. „Willst du damit sagen ich habe deine Heilung vereitelt?!“, beschwerte er sich. „Ach was!“, sie lachte und schlang die Arme um seinen Nacken. Das Gefühl kam ihm irgendwie bekannt vor. Woher nur?

„Danke.“, hauchte sie und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
 

Danach wollte sie ihn auch schon wieder loslassen. Sie wollte es wirklich, sie war einmal nicht von ihm eingewickelt. Auch wenn ihr Herz pochte. Es war nicht sie, die diese Situation aufrechterhalten wollte. Kid hatte seine Arme fest um sie gelegt. Er konnte die Unsicherheit in ihren Augen lesen und war sich nicht sicher, ob es wohl eher die Spiegelung seiner eigenen war. Was tat er hier? Was wollte er tun? Er wollte sie…

Der junge Mann beugte sich etwas vor, seine Hand legte sich auf ihre Wange, ein Finger fuhr über ihre Ohrmuschel. Ihre Lippen waren einen Spalt geöffnet… ob sie nach Salz schmecken würden?

Er überbrückte die Zentimeter langsam, sie hielt die Luft an. Noch ein paar Millimeter… er spürte sie kurz, streifte sie…
 

„Uhm…“, Nojiko verzog das Gesicht und legte das Messer weg. Der Obstgeruch war ihr ein bisschen zur sehr zu Kopf gestiegen. Schnell stand sie auf. „Schlecht.“, erklärte sie Law knapp, der von seinem Buch aufgeblickt hatte. Danach rannte sie auch schon zu der Treppe, die zum Parkplatz führte. Darunter war ein Mülleimer, in den sie sich erbrach. Der Andere sah ihr hinterher. Er schnappte sich eine Wasserflasche und ging ihr dann hinterher. Streichelte ihr über den Rücken, während sie rückwärtsaß.
 

„Hey Leute, was macht ihr da?“, Ace Stimme war wie eine Welle, die sie auseinandertrieb. Augenblicklich war Bonney frei, sie machten jeweils einen Satz auseinander. Waren wieder voneinander weggerissen wurden.

Kid tauchte runter, um sich zu beruhigen. Das Mädchen sah den Schwarzhaarigen an. „Wir hatten was zu klären… nichts Besonderes. Und jetzt gerade haben wir nur rumgealbert!“, lachte sie ihm entgegen und hörte selbst wie verlogen das war. Der andere konnte das nicht überhören. „Achso.“, antwortete Ace knapp, sie sah in seinen Augen, dass er es überhören wollte. „Müsst ihr wissen.“, fügte er leise hinzu.
 

Die Pinkhaarige kam aus dem Wasser und machte sich langsam auf den Weg zurück zu ihrem Ausgangsort. Kid wurde von seinem besten Kumpel aus dem Wasser gezogen. „Sieh mich nicht so an!“, beschwerte er sich auch sogleich, denn der Schwarzhaarige bedachte ihn mit so einem gewissen Blick. Diesem „Schlechten-Gewissen-mach-Blick“, den alle Freunde und Mütter drauf hatten. Und das, wo er das Gewissen doch vorhin noch erfolgreich vernichtet hatte. Aber so ein Endgegner kommt halt immer wieder. Wie der Phoenix aus der Asche… oder so ähnlich…
 

Nachdem die Blauhaarige alles, was sie in sich besessen hatte, dem Mülleimer übergeben hatte, reichte Law ihr ein befeuchtetes Taschentuch. Sie nahm es ohne Worte entgegen, wischte sich über den Mund und schmiss es dann auch weg. Irgendwie wurde ihr schon wieder schlecht. „Du musst deine Hände abwaschen.“, er schüttelte demonstrativ mit der Wasserflasche und sie streckte ihm die Finger entgegen. Das Wasser spülte den Geruch weg. Danach spülte sie sich damit auch den Mund aus. Schließlich war auch der Geschmack nicht gerade klasse.

Sie drehten sich von dem Abfallbehälter weg und Nojiko schwieg weiterhin. „Du scheinst nicht darüber reden zu wollen…“, begann der junge Mann. „Ja, da hast du verdammt recht!“, zischte sie und wollte wieder an ihren Platz gehen. Law hielt sie am Arm fest. „Nojiko, da gehören immer zwei dazu…“.
 

Sie schmunzelte bitter. „Woher weißt du…?“, wisperte sie. „War nur geraten.“, tatsächlich hatte er es nach Ausschlussverfahren gemacht. Und seinen Beobachtungen zu Folge, wusste niemand davon. Allen voran nicht Ace. „Erzähl es keinem, in Ordnung?“, bat sie und er nickte selbstverständlich. In derlei Dinge würde er sich sicher nicht einmischen. „Was willst du tun?“, wollte er dann aber doch gerne wissen. Die Blauhaarige sah ihn unentschlossen an. „Ich kenne die Optionen, du brauchst mich darüber nicht aufzuklären.“, verhallten ihre ernsten Worte. Law hatte mit nichts anderem gerechnet. Natürlich kannte sie die Optionen… aber kannte sie auch die Entscheidung?
 

Die anderen drei der Truppe stapften über den Strand, der Sand quoll zwischen ihren Zehen durch. Bonney lief vor den Jungs und ignorierte ihr Gespräch über irgendeinen neuen, bescheuerten Splatterfilm. Wie konnten sie so einfach darüber reden? Beide wussten, was vor sich ging… auch Ace, selbst wenn er es nicht beachten wollte. Wieso konnten Jungs eigentlich immer so leicht umswitchen?

Sie ließ sich auf die Picknickdecke fallen und steckte sich ein Stück Melone in den Mund. Wo war Nojiko, wenn man sie brauchte?

Sie entdeckte ihre beste Freundin mit ihrem Freund an der Treppe stehen. Ein komisches Gefühl beschlich sie. Auch die zwei Jungs schauten interessiert zu den Beiden rüber.
 

Law entdeckte ihre Freunde im Augenwinkel und wollte jetzt auch zurückgehen. „Ace würde es behalten wollen.“, sagte sie leise. Er blieb stehen: „Und du?“

Eine Antwort darauf erhielt er jedoch nicht, denn sie machte sich schon auf den Weg zurück. Er folgte ihr und sie gesellten sich zu den anderen.

Ein Salzgeruch hing in der Luft, der für alle fünf mittlerweile aber nur noch nach Geheimnissen schmeckte. Viel Ungesagtes schwebte zwischen ihnen, auch wenn sie gute Miene zum bösen Spiel machten. Und insgeheim fragte sich jeder von ihnen, wann die Bombe wohl platzen würde.

Quadrat im Kreis

Wenn es Zeit war, aufzuwachen, tat sie dies ungern. Doch, gegen ihren eigenen Körper kam sie nicht an. Er entriss ihr den Schlaf, in dem sie am liebsten für immer versunken wäre. Nur um seinen Blicken zu entgehen.

Eigentlich hätte sie glücklich sein sollen und tagsüber war sie das auch. Aber am Morgen, wenn sie ein Bett geteilt hatten… da zeigte sich immer wieder aufs Neue, welche Kräfte da wirklich wirkten.

Bonney wusste nicht, warum ihr Körper zu ihrem Erzfeind geworden war… und ihr Hirn auch noch mitspielte.
 

Jeden Tag versuchte sie ihr Aufwachen hinauszuzögern. Sie öffnete die Augen nicht, wenn sie wach war. Damit Law nicht bemerkte, dass sie es war. Und doch war sie sich sicher, dass er es wusste. Dass er den Unterschied ihres Atmens merkte. Oder ein Zucken sie verriet.

Ihr Magen krampfte so heftig zusammen, als würde er sich selbst verdauen und es hätte sie nicht gewundert, wenn es tatsächlich so gewesen wäre. Aus ihren Beinen war Blei geworden, sie konnte sich kaum bewegen. Schmerz und Schwere drückten auf sie.

Die Haare in ihrem Nacken waren dauerhaft gesträubt, denn sie spürte diesen Blick im Rücken.

Laws schneidender Blick, wie er sie beobachtete, und dadurch Narben in ihre Haut ritzte.
 

Sie war überzeugt davon, dass ihr Rücken schon total vernarbt sein musste. Und sie war glatt froh darüber, dass sie nie andersrum zu ihm lag. Dann würde sie nämlich in seine Augen sehen müssen und wahrscheinlich daran erblinden.

Es war nicht okay so zu empfinden oder zu denken. Sie fühlte sich eingesperrt, wie ein Quadrat in einem Kreis, ständig eckte sie an. Bonney erhielt die Illusion so lange sie konnte, sobald sie jedoch schwächelte, war alles vorbei.
 

Das war aber nicht das einzige Problem. Mit dem Schmerz wäre sie irgendwie fertig geworden. Und wenn das hieße sich irgendeine Tablette reinzuknallen… aber immer öfter erwischte sie sich dabei, jemanden zu sehen, den sie nicht sehen durfte.

Wenn sie im Bad standen und zusammen Zähne putzten, sah sie im Spiegel rote Haare. Wo sie nicht sein sollten. Schnell wandte sie sich dann ab und sah Law intensiv an. Schließlich war das Law neben ihr… es war Law.
 

Seine Küsse schmeckten plötzlich nach Zigaretten, obwohl er nicht rauchte. Seine Haut roch nach Sommer, wo sie sonst nach Winter roch. Seine Augen glänzten rot-braun, aber waren doch eigentlich schwarz wie die Nacht. Und wenn sie schließlich Kid vor sich sah, schloss sie die Lider fest und murmelte: „Law, Law, Law.“, wie ein Mantra vor sich hin.

Es war nicht fair. Sie wollte so gerne den Mann in ihren Armen lieben. Der sie so zärtlich hielt und ihr die süßesten Worte zuflüsterte. Liebe hatte jedoch nichts mit dem Willen zu tun. Man konnte nicht lenken, in wen man sich verliebte. Und wann man sich entliebte.
 

Bonney versuchte es all die Zeit und es kam ihr vor, als würde dadurch nur alles noch mehr auseinander treiben. Als würde sie gegen Windmühlen kämpfen. Auch wenn Law Verständnis zeigte, irgendwann wäre es ihm sicher genug. Und dann hätte sie schon die zweite Freundschaft mit ihrem Schwachsinn zerstört. Sie musste sich gefälligst zusammen reißen. Eine Beziehung war eben keine einfache Sache… oder?

Wieso sah es bei anderen dann so einfach aus?
 

Unweigerlich musste sie an ihre beste Freundin denken. Was diese mit ihrem Freund teilte war fast schon etwas Magisches. Die Pinkhaarige hätte es gar als Schicksal bezeichnet. Es gab niemanden, der so gut zusammen passte, wie diese beiden. Und das konnte wirklich jeder sehen, egal, ob er die beiden kannte oder nicht. Nojiko und Ace waren füreinander bestimmt und ihnen schien alles leicht zu fallen. Sie opferten sich nicht für den anderen auf… es gab keinen Verlierer oder Gewinner.
 

Als ein Tablett auf den Tisch knallte, schreckte sie hoch. Stimmt, sie saß gerade in der Mensa. Ein bisschen die Schulbank drücken, mussten sie noch, auch wenn das Schlimmste vorbei war.

Sie stahl sich ein paar Pommes von Laws Teller und dieser grinste. Auch wenn sie nicht wusste, ob das ein ehrliches Grinsen war. Nur als sie sich das erste Mal geküsst hatten, hatte sie ihn durchschauen können. Seitdem war er ihr trotzdem ein Rätsel gewesen. Wo sie es sehr gerne gelöst hätte… Ihre Befürchtung war jedoch, dass sie nicht den Schlüssel zu diesem Schloss besaß. Und es auch nie tun würde.
 

Die junge Frau seufzte und fuhr sich durch die Haare. Sie entdeckte ein paar bekannte Gesichter, dennoch war ihre Clique geschrumpft. Kid war schon vor dem Abi weg gewesen. Dass Ace und Nojiko nun auch noch fehlten, war wirklich merkwürdig. Und, dass die Blauhaarige auf keinen ihrer Anrufe reagierte, war umso merkwürdiger. Seit ihrem Ausflug an den Strand hatten sie sich alle voneinander distanziert. Wenn sie Law darauf ansprach, wurde dieser noch schweigsamer, als ob er etwas wusste. Egal wie sehr sie nachbohrte, kein Ton verließ seine Lippen.
 

Das machte sie halb wahnsinnig, momentan fiel alles Schlechte zusammen. Ihre Abi-Ergebnisse würden sie auch bald erfahren. Was ihr in Anbetracht der momentanen Lage trotzdem recht schnuppe war. Was war mit ihr los? Was war mit ihren Freunden los?

So konnte es nicht weiter gehen. Heute Nachmittag würde sie Nojiko einen Besuch abstatten, ob diese wollte oder nicht.
 

Eine Frau, ein Wort. Nach der Schule machte sie sich gleich auf den Weg zu ihrer besten Freundin. Nach einem energischen Sturmklingeln machte deren kleine Schwester auf. „Hey Nami, ich muss zu Nojiko.“, forderte sie und wartete keine Antwort ab. Stattdessen schob sie sich einfach durch die Haustür und lief zielsicher zu dem Zimmer. Was sie darin vorfand, war weniger als ein Häufchen Elend. Sie hatte ihre beste Freundin noch nie so aufgelöst gesehen. Dass diese total fertig war, wäre pure Untertreibung gewesen.
 

„Was ist denn hier passiert?“, sprach sie auch schon aus, da sie es nicht begreifen konnte. Ihr fiel kein Grund ein, warum die andere so drauf sein konnte. Nicht im Entferntesten wäre sie darauf gekommen, dass… „Ace hat Schluss gemacht.“, antwortete Nami, die hinter ihr im Türrahmen stand. Bonney drehte sich langsam um und ihre Augen blickten die Orangehaarige ungläubig an. „Du verarschst mich oder?“, murmelte sie. Der bittere Gesichtsausdruck sagte mehr als tausend Worte.
 

Jetzt sah Bonney unendlich viele Scherben vor sich liegen. All die unzähligen Erinnerungen, die die beiden geteilt hatten mussten. Und mittendrin saß Nojiko, stumm, reglos. Wut, Trauer und Enttäuschung überkamen sie. Wie konnte er es wagen? Wie konnte so eine Beziehung zu Ende gehen? Wieso hatte die Blauhaarige ihr nichts erzählt?

Es war überaus egoistisch… aber irgendwie zerplatzte eine große Seifenblase in ihr. Die Seifenblase in der sie die zwei immer so idealisiert hatte. Wie konnten sie Probleme haben? Wieso waren sie nicht so perfekt, wie sie es sich erhofft hatte?
 

Wieso hatte sich Nojiko nicht gewehrt? Wieso kämpfte sie nicht?

So viele Fragen brannten ihr auf der Zunge und drohten ihren Unterkiefer durch zu schmelzen. Konnte sie es wagen, sie zu stellen?

Die andere schien sie erst richtig zu registrieren, als ihr Gewicht auf deren Bett traf. Augenblicklich liefen dicke Tränen über das Gesicht ihrer Freundin. Die Freundin, die sie immer für so unglaublich stark gehalten hatte. Die Freundin, der sie alle ihre Probleme aufgehalst hatte… die sie wegen jeder Kleinigkeit genervt hatte.
 

Bonney war selbst zum Heulen zumute, aber diesen Gefühlen musste sie Einhalt gebieten. Sie konnte sich nicht trösten lassen, wo sie doch an der Reihe war, die Tröstende zu sein. Sie zog ihre beste Freundin fest an sich und hatte noch nie so ein heftiges Zittern gespürt. Vorsichtig streichte sie ihr durchs Haar. Lauter unnütze Beschwichtigungen fielen ihr ein, sie damit abzuspeisen, wäre jedoch lachhaft gewesen. Wie sollte sie sagen „Alles wird wieder gut.“? Sie glaubte ja selbst nicht mal daran.
 

Trotzdem wollte sie unbedingt wissen, was passiert war. Wie konnte es so weit kommen? Sonst hatten die Beiden doch immer alles gemeistert… selbst wenn es mal Zoff gab. Sie hatten nie ohne einander sein können. Als hätte Nojiko sie denken hören, antwortete sie leise: „Bonney, ich bin schwanger.“ Die Pinkhaarige erstarrte zunächst, denn damit hätte sie nie gerechnet. Sie war hin- und hergerissen zwischen Freude und Unbehagen. Eigentlich war eine Schwangerschaft doch ein freudiger Anlass…
 

Die Blauhaarige löste sich von ihr und wischte sich die Tränen weg. „Du musst nichts erzäh-…“, setzte Bonney an, eine Hand stoppte sie daran, weiter zu sprechen. „Ich hätte es dir schon längst sagen sollen… wo doch Law…“, fing ihre Freundin an und sie kapierte gar nichts mehr. Ihre hochgezogene Augenbraue sollte dies auch symbolisieren und die andere nickte nur. „Am Strand… da musste ich mich übergeben und Law hat es dadurch rausgefunden. Ich hab ihn darum gebeten, niemandem etwas zu erzählen.“, erklärte sie und der Pinkhaarigen war endlich klar, warum dieser so schweigsam war. Es rührte sie schon fast, dass IHR Freund so rücksichtsvoll mit ihrer besten Freundin umging. Die Schwere konnte es ihr dennoch nicht nehmen.
 

„Und Ace hat dich verlassen… weil…“, Bonney presste die Lippen zusammen und schlug mit der Faust aufs Bett. Sie hatte ihn nie für ein solches Arschloch gehalten. „Nein.“, Nojiko schüttelte den Kopf. „Nicht, weil ich schwanger bin… sondern, weil ich mir nicht sicher bin.“

Dass Ace der Vater war, war zu 100000000% klar, daran zweifelte die Pinkhaarige nicht. Die andere war unsicher, ob sie es behalten sollte oder nicht. Wenn man nicht selbst in der Situation war, verstand man es wohl nicht. Es war einfach zu urteilen, so lange man unbeteiligt war…
 

Sie knabberte an ihrer Unterlippe und blickte ihre Freundin aufgeschmissen an. „Hey, genauso geht’s mir auch!“, meinte diese leicht verzweifelt. „Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll… Ace will es behalten, aber sollte ich es deswegen auch wollen?“, hakte sie murmelnd nach. Keine einfache Frage und eine richtige Antwort gab es darauf wohl auch nicht.
 

„Sie will unser Kind töten oder weggeben!“, regte sich Ace auf. Er war bei Kid untergetaucht, nachdem er mit Nojiko Schluss gemacht hatte. Er war sich sicher, dass irgendwann Nami oder Bonney vor seiner Tür gestanden wären und ihm die Hölle heiß gemacht hätten. Und darauf hatte er keine Lust. Als hätte er diese Entscheidung leichtfertig getroffen. Er liebte Nojiko, daran hatte sich nichts geändert… aber er hätte es nicht ertragen können, so zu tun als wäre nichts gewesen… so als hätte dieses Wesen nie existiert. Ihr gemeinsames Kind… ihr Baby…
 

Kid reichte ihm ein kaltes Bier und setzte sich neben ihn. Er hatte nichts dagegen seinen Besten bei sich aufzunehmen, er verstand die Situation. Doch warum dieser es immer und immer wieder diskutieren musste, verstand er nicht. „Du hast deine Entscheidung getroffen und sie hat ihre getroffen. Komm endlich damit klar, Alter!“, forderte er ihn deswegen auf und funkelte ihn etwas an. „Ehrlich, halt die Fresse, okay?“, herrschte ihn Ace an. „Du hast absolut keine Ahnung!“. „Ja, weil ich es hinkriege mir ein Kondom über den Schwanz zu stülpen, bevor es zur Sache geht!“, knurrte der Rothaarige zurück.
 

Beide nahmen einen kräftigen Schluck ihres Bieres und brodelten vor sich hin, ehe die Diskussion weiter ging. „In einer Beziehung ist das eine vollkommen andere Sache!“, verteidigte sich der Schwarzhaarige. „Ist es nicht oder habt ihr das geplant? Wohl eher nicht, sonst wäre jetzt nicht so ein Chaos!“, schmetterte seine Kumpel zurück. Ace knirschte mit den Zähnen: „Okay, es war ein Unfall, na und? Das heißt nicht, dass ich es nicht lieben würde…“

„Daran hab ich überhaupt nicht gezweifelt, komm mal wieder runter. Deine emotionale Schiene ist mir langsam echt etwas zu viel!“, meinte Kid.
 

„Das ist dir etwas zu viel?! Wer konnte dich denn vom Boden kratzen, nachdem du deinen Vater halbtot geprügelt hast?!“, da hatte Ace eindeutig einen Nerv getroffen. Der Rothaarige schluckte und ging auf den Balkon. Dort kramte er eine Zigarette raus und steckte sie sich an. Es war unschön geworden. Er wollte keinen Streit, aber so was wollte er sich auch nicht vorwerfen lassen. Er stand in Ace Schuld… das wusste er selbst gut genug. Da konnte man auch nicht mehr davon reden, dass Freunde immer für einen da waren.
 

„Wir waren bei einer Beratungsstelle… und es ist schlussendlich meine Entscheidung. Es ist schließlich auch mein Körper.“, erzählte Nojiko. „Aber du kannst Ace doch nicht ganz ausschließen…“, warf Bonney ein. „Das stimmt… ich hab mir seine Worte ja auch zu Herzen genommen. Aber ich wollte die anderen Optionen deswegen trotzdem nicht außer Acht lassen. Als ich ihm das jedoch gesagt habe… ist er durchgedreht.“, die Pinkhaarige streichelte ihrer Besten über den Rücken. Es musste diese schon einiges an Überwindung kosten, davon zu erzählen. Die Blauhaarige sprach weiter: „Er hat gesagt, wenn ich mich gegen das Kind entscheide, macht er Schluss… er wollte mich erpressen.“
 

Bonney kam das alles so surreal vor. Als wäre sie in einer Bravo-Lovestory oder in einer Talkshow gefangen. Es war jedoch ihr wahres Leben, die bittere Realität.

„Ich war so wütend… dann hab ich einfach gesagt, dass ich es wohl machen sollte. Also, dass Kind wegmachen sollte…“, ihre beste Freundin schluchzte kurz auf. „Er meinte, wir wären damit geschiedene Leute und ist gegangen.“

Das Zittern fing erneut an, die Tränen konnte sie zurückhalten. „Es ist ja schön, dass er das Kind bekommen will… aber er denkt über nichts nach… wie sollen wir das hinkriegen? Wir haben keinen Job… unsere Zukunft ist so ungewiss… ich will nicht, dass ein Kind darunter leiden müsste.“

Die Pinkhaarige nickte verstehend.
 

„Für ihn scheint Liebe genug zu sein… aber von Liebe kann ich ein Kind nicht ernähren, von Liebe hat es keine Kleidung…“, Nojiko hatte viel darüber nachgedacht. Sie hatte noch keine Entscheidung getroffen, aber sie hatte schon ernsthaft überlegt. Auch wenn Ace meinte, sie treffe so einen Entschluss leichtfertig, das war ganz und gar nicht der Fall. Sie wollte das Beste für ihr Kind, aber genauso für sie Beide. Abtreiben wäre für sie nie in Frage gekommen, aber eine Adoption würde sie nicht ausschließen.
 

Der Schwarzhaarige trat neben ihn und steckte sich auch eine Fluppe an. Sie schwiegen und beobachteten einige Kinder, die auf der Straße spielten. „Ich hätte das nicht sagen sollen…“, murmelte Ace nach einer Weile. Kid schnipste seine Zigarette über die Brüstung. „Passt schon… ich werde mir weiter dein Gejammer anhören…“ und boxte ihm dabei mit der Faust gegen die Schulter. „Hey! Das sind äußerst männliche Gespräche!“, verteidigte sich der andere und seufzte danach.

Wem machte er eigentlich etwas vor? Er hatte es verbockt…
 

„Es kann doch nicht so einfach vorbei sein. Das war in der Hitze des Gefechts… außerdem hast du doch noch gar keine Entscheidung gefällt!“, meinte Bonney sichtlich aufgebracht. Sie wollte nicht, dass es so ausging. Ein Märchen konnte nicht so enden, da gab es stets ein Happy End. Und sie brauchten verflixt nochmal ein Happy End!

Außerdem hatte sie so endlich die Chance, Nojiko all das zurück zu geben, was sie ihr gegeben hatte. Die offenen Ohren, die Entschlussbereitschaft, das energische Auftreten, die scharfe Zunge, die tröstenden Streicheleinheiten, die guten Ratschläge.
 

Die Pinkhaarige stand auf und zog ihre Beste gleich mit. „Was?“, blinzelte diese. „Wir ziehen in den Kampf!“, forderte sie Bonney auf und ließ keine Widerworte zu. Sie nahm sich den Autoschlüssel von der Kommode: „Nami, sag euer Mum, dass ich mir das Auto mal ausborgen musste.“

Danach verfrachtete sie die Blauhaarige auf den Beifahrersitz und setzte sich hinters Steuer. „Zuhause wird er nicht sein.“, schlussfolgerte sie. „Also zeig mir, wo es zu Kids Wohnung geht.“

Sie konnte sich denken, dass der Schwarzhaarige sich dort verkrochen hatte. Und auch wenn sie dadurch wieder auf Kid treffen würde, sie musste es tun. Es gab keine Auswahlmöglichkeiten. Sie musste retten, was noch zu retten war. Es durfte nicht alles einfach so zerbrechen.
 

Als es an der Haustür klingelte, sahen sich die zwei Kumpel verwundert an. „Erwartest du jemanden?“, wollte Ace wissen und Kid zuckte mit den Achseln. Wie er öffnete, hätte er sie aber gerne wieder zugeschlagen. Eine pinkhaarige Furie stand vor ihm und ehe er seinen besten Freund warnen konnte, war sie schon an ihm vorbei gerauscht. Auf dem Gang stand Nojiko etwas verloren und sah wirklich schrecklich aus. Er seufzte, fuhr sich durch die Haare und legte ihr einen Arm um die Schulter. „Komm rein.“, sagte er beschwichtigend und führte sie rein.
 

Im Wohnzimmer kniete Bonney über Ace und verprügelte ihn mit einem Kissen. „DUUUUU!“, schrie sie ihn an. „Wie kannst du es wagen?!“, der junge Mann versuchte ihr zu entkommen, versagte aber kläglich. „Hier geblieben!“, sie zog ihn an seinem T-Shirt zurück, als er wegkrabbeln wollte. „Ich bin noch nicht fertig mit dir!“, Furie war momentan gar kein Ausdruck. Kid schmunzelte etwas, diese Szene hatte irgendwie etwas so Vertrautes.
 

„Hör auf, du Verrückte!“, Ace hielt sich die Arme über den Kopf. „Verrückt?! Du nennst mich verrückt?!“, dafür prügelte sie gleich noch heftiger mit dem Kissen auf ihn ein. Sie war wirklich in Rage, die saßen hier und tranken gemütlich ein Bier, während Nojiko die Bruchstücke ihres Herzens versuchte zusammen zu flicken. Eigentlich wollte sie es ja diplomatisch regeln, aber wenn man ehrlich war, hatte man das kommen sehen müssen. Bonney war nicht so besonnen und sie wollte ihm Schmerz zufügen. Um sich selbst besser zu fühlen. Und natürlich auch für Nojiko.
 

Federn flogen durch den ganzen Raum, nachdem das Kissen aufgerissen war. Sie funkelte den Schwarzhaarigen finster an und er wich ihrem Blick aus. Was für ein verdammter Mist…

„Wie konntest du sie vor so eine Wahl stellen?“, flüsterte sie angeknirscht. Ihre Fingernägel gruben sich in seine Schultern und sie wollte ihn heftig durchschütteln. Scheiterte daran aber kläglich. „Ihr habt so ein verdammtes Glück…“, murmelte sie und als ein Wassertropfen seine Wange traf, war er doch sehr erstaunt. Bonney war ihm nie wie ein Mädchen vorgekommen, dass Tränen vergoss. Dafür war sie nicht der Typ… und vor ein paar Sekunden wollte sie ihn noch tot prügeln.
 

„Was ihr habt… ist so was Besonderes… du musst ihr zuhören…“, hickste sie, ehe sie plötzlich von ihm gezogen wurde. Kid hob sie mit einer Leichtigkeit hoch… wo sie sich doch so schwer fühlte. „Genug.“, wisperte er ihr zu und ließ sie neben der Blauhaarigen runter. Sie wischte sich die Wangen trocken und schubste ihre Freundin in Ace Richtung. Lächelte ihr aufmunternd zu. Nojiko kniete sich neben den Menschen, den sie auf der Welt am meisten liebte. Und als wäre nie etwas gewesen, sahen sich die beiden mit einer Zuneigung an, die einem das Herz zerfließen ließ. Der Rothaarige und seine Kindheitsfreundin wandten sich ab, wie die beiden ihre Lippen aufeinander legten.
 

„Sprecht euch aus!“, sagte Kid zum Abschied. „Wir sind unten im Auto.“, hängte Bonney noch an. Damit verließen sie die Wohnung und fuhren mit dem Fahrstuhl runter. Die Pinkhaarige musterte dabei stets ihre Füße. „Ich hab die Furien-Bonney schon vermisst.“, gluckste es neben ihr. Ihr Ellbogen schnellte hervor und stach in seine Rippen, woraufhin er ein wenig hustete. Draußen setzten sie sich ins Auto und schalteten das Radio an.
 

„Ich hab den Idioten-Kid auch vermisst…“, murmelte das Mädchen schließlich. Kid wandte sich ihr zu und grinste. Sie musterte ihn mit gemischten Gefühlen und streckte ihre Hand aus, um mit ihren Fingerspitzen seine Wange zu berühren. Wie automatisch lehnte er sich näher zu ihr. Sie wollte ihre Hand zurückziehen, er hielt sie jedoch fest. Zog sie daran näher. Mal wieder viel zu nah. Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen. Auf der Party hatten sie sich geküsst… und am Strand auch fast. Was sollte sie tun, wenn es jetzt erneut geschah?



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Kommentare zu dieser Fanfic (24)
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Von:  jakey-lynn
2012-07-09T11:01:25+00:00 09.07.2012 13:01
das kanns doch nicht sein mit kid und bonney
komm schoon mit denen muss endlich mal was weiter gehen XD
ich hätte es an bonneys stelle mit ace genauso gemacht!
er hat die grausamste sache zu nojiko gesagt, ein wahnsinn!
nj hoffe das zwischen den beiden alles wieder passt (:

aber das beste war immer noch kid, der die tür öffnet und eine "pinkhaarige furie" vor sich sieht XDDDD hahaha da hab ich echt lachen müssen XDDDD

freue mich trtz wies weiter geht und vielen dank für die ENS (:

Piece (Y) Jakey ;D
Von:  jakey-lynn
2012-06-24T16:05:07+00:00 24.06.2012 18:05
also mal eeecht suuuper story...
hut ab!!!
es is echt totaler wahnsinn wie du schreibst!
vor allem kenn ich so ne situation voll nur dases bei mir total anders ausgsehen hat...
oh maaann.. du hast echt total recht: das gewissen is echt ne hinterfotzige schlampe!

law und bonney passen eig schon gut zusammen, aber zwischen kid und bonney is einfach alles anders und die beiden streiten sich eig eh schon wie n "altes ehepaar" XDD
wie heißts so schön? was sich liebt, das neckt sich ;D

jaja kid, der coole, unnahbare, aufbrausende und law, der ruhige, überlegte, unnahbare - wie zwei menschen, wie die beiden nur SO UNTERSCHIEDLICH sein können...

beim 7. kapi hast du geschrieben, das kid fühlt, wies bonney geht und das auch leibhaftig miterlebt, was umgekehrt auch der fall is
nachdem ich das gelesen hab und auch schon vieles darüber gehört hab, hätte ich ma nie träumen lassedn, das selbst mal zu erleben!
da sieht man wie nah sich die beiden schon von anfang an gestanden haben und das das gefühl namens liebe echt n *sry der ausdruck* sh*t gefühl is und meistens de beziehung zum andern zerstören kann...

trtz: deine story is nicht nur der wahnsinn sondern auch der hammer!! (positiv gemeint!!)
würd mich echt voooll freuen wennst weiter schreibst ^^

Piece (Y) Jakey ;D
Von:  DeadPool92
2012-05-19T12:30:14+00:00 19.05.2012 14:30
irgendwie finde ich das pairing law x bonney auch total schön
vor allem wie du die beiden beschreibst leider ist das für bonney ja wohl eher oberflächlich

law mag sie bestimmt sehr gerne er müsste aber auch wissen das kid sie auch liebt
kid hätte sie schon fast geküsst >///<

jedes kapitel von dir wird besser und besser
kanns kaum noch erwarten wie es weitergeht

*kekse_dalass*
Von: abgemeldet
2012-05-14T17:57:35+00:00 14.05.2012 19:57
oh mein Gott! damit hatte ich jetzt sowas von nicht gerechnet- deine Story ist irgendwie purer mind fuck(positiv gemeint) xD als ich das heute morgen im zu gelesen hab, hatte ich ploetzlich "stimmungsschwankungen" und meine sitznachberin hat sich gewundert. naja jetzt ist es also ein Law liebt bonney, bonney liebt aber Kid, Kid liebt bonney auch will aber nicht gestehen und Law nimmt es hin das er benutzt wird; doch ploetztlich wird/ ist nojiko ach noch schwanger ~ wenigstens haben sie das Abi schon in der Tasche xD

die Stelle mit "Das gewissen ist schon eine hinterfotzige schlampe" fand ch extrem lustig& deine Wortwahl allgemein.
jedenfalls super chapter !

und straeng sich schoen in der Uni an ;)

--
XII
Von: abgemeldet
2012-05-11T18:35:00+00:00 11.05.2012 20:35
Oh mein fuckin' gott! Warum hast du mir gestern nucht gesagt das ich auf jedenfall weiter lesen sollte weil diese kapitel mir ganz besonders viel gefallen wuerde ..~ es war einfach fantastisch&' habs mir auch so erhofft, die szene mit Law& Bonney hat mir mal so extrem gefallen ! Aber naja irgendwie tur Law mit leid da es nur “one sided“ von seiner seite aus sein wird da Bonney ja eig mehr auf Kid steht.

Und Kid, er war verdammt badass, aber Ace& Nojiko hatten ein verdammt gutes timing ! Jetzt bin ich erst recht noch mehr dadrauf gespannt wie es weiter geht

-- XII
Von: abgemeldet
2012-05-10T18:04:04+00:00 10.05.2012 20:04
Kids Vater ist ja mal voll der bastard, entschuldige meine ausdrucksweisse ~ und ace, hat mal den besten Part gehabt! Super guter Vorschlag& diese Kapitel hat mein fangirl Herz höher schlagen. Aber naja ich hoffe das Bonney weiß das es nicht so einfach ist sich zu entlieben, sowas passiert nämlich nur unbewusst.

Oh und Weinfass jetzt so ein Kid/Bonney/Law Ding wird; haette ich absolut kein Problem damit :D~

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XII
Von: abgemeldet
2012-05-10T17:40:34+00:00 10.05.2012 19:40
Auf dem iPhone hier fanfics ist ja mal grausig! Man muss das Bild immer hin und her ziehen da man nicht zurück zoomen kann..- und jetzt erst einmal ein fettest 'Tachuldigung, ich bin ich ne schlechte Leserin, hatte lange keine zeit und hole jetzt die verpassten Kapitel nach. Obwohl es traurig war find ich das hier verdammt gut! Alles war perfekt, erst hab ich gedacht: "nein Kid tues nicht, wenn du alt bist hast du keinen Nerv dazu in der Schule zu hocken !!!" aber dann kam die Aufklärung- ich hoffe nur das er es trotzdem weiter machen kann~

Obwohl ich weiß das das hier Bonney/ Kid ist bin ich fast ausgerastet als Law dazu kam (bin leidenschaftliche Bonney/ Law shipperin lol~ n fangirl darf ja noch Hoffnungen haben )

Naja ich geh dann mal zum nächsten Kapitel.

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XII
Von:  kate-susii
2012-03-27T17:42:16+00:00 27.03.2012 19:42
hey du :-)

die länge sagt mir auf jedenfall zu! :D
ich mag die Augenblicke der Zweisamkeit zwischen Kid und bonney :)
umso weniger will ich dass sich bonney entliebt :(
ich find die zwei gehören einfach zusammen ...
dass Kid seinen Vater so zugerichtet hat ist extrem und das Ace und nojiko ihm zu Seite standen find ich toll :)

hoffe es geht genauso spannend weiter
:) lg
Von:  DeadPool92
2012-03-26T14:36:09+00:00 26.03.2012 16:36
ok, jetzt hat kid wirklich was zu tun
will jetzt schon wissen wie es weitergeht T___T
deine FF wächst mir immer mehr ans herz

kid kann froh sein das er so einen guten kumpel wie ace hat, hab mir aber schon gedacht das kid seinen vater so fertig machen wird

die stelle mit bonneym und law war sehr schön beschrieben, hab immernoch gänsehaut ♥
Von:  kate-susii
2012-03-24T11:29:04+00:00 24.03.2012 12:29
wundervolles kapitel :):)
mir gefällts auch sehr gut dass bonney jetzt versucht ihre liebe zu Kid zu verdrängen ;)
aber meiner Meinung nach soll es ihr nicht gelingen :D fänd so ne dramatische Wende, die bonney und kid eine friede-freude-Eierkuchen-Zukunft ermöglicht schon ziemlich cool!
mit einer großen Portion Drama versteht sich :)
der Vater ist ja mal voll widerlich :( oa Kid tut mir so leid ;(
ich hoffe ihre Beziehung kommt wieder in die Fugen...
bin schon soooo gespannt was das nächste kapi zu bieten hat :D
liebste grüße :)


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