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Lie to me.

von

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Kapitel 1.

Balthier schlug die Augen auf, drehte sich auf dem kleinen Bett hin und her. Er fand hier keinen Schlaf, auch wenn das Gasthaus durchaus gemütlich war und Migelo eine außerordentliche Gastfreundschaft hatte - sie hatten sogar etwas zu essen bekommen. Aber an Schlaf war nicht zu denken, keine Sekunde.

Unruhige wälzte er sich erneut, das Bett begann zu quietschen und zu knarzen. In dem fahlen Mondlicht konnte Balthier die Haare von Fran erkennen, welche wie kleine Diamanten in dem Licht glitzerten. Kurz verlor er sich in den Gedanken, wie sie wohl mit einer anderen Haarfarbe aussah, aber zu Fran gehörte dieses unschuldige weiß, welches im herben Kontrast zu ihrer Geschichte stand.

Seufzend setzte sich der Luftpirat auf, strich sich durch sein kurzes Haar und blickte hinauf zum Fenster.

Die Worte Julius' hallten noch in seinem Kopf - er wusste es nicht einzuordnen, jedoch war ihm klar das er dieses Gerücht im Keim ersticken musste. Denn ihm war durchaus bewusst, welche Früchte so eine Geschichte tragen könnte. Er würde es nicht für sich tun, ihm war letztendlich egal wer was über ihn erzählte, aber er musste Basch davor schützen. Dieser hatte gerade erst seinen Ruf wieder halbwegs gerade biegen können, eine weitere Schmach würde ihn nur wieder unnötig runterziehen ...
 

Was dachte er da eigentlich für einen Blödsinn!?

Er schlug langsam die Decke von seinem Körper, zog sich schnell einen weichen Mantel aus dem Fell des Giza-Hasens an und begab sich auf Zehenspitzen aus dem Raum, damit Fran nicht aufwachte. Eine unausgeschlafene Viera konnte er gerade nicht gebrauchen.

Balthier setzte sich in den kleinen Aufenthaltsraum, ein schwaches Feuer brannte im Kamin, eine ungewöhnliche aber nicht beklemmende Stille herrschte hier. Er versuchte seine Gedanken zu ordnen und dachte darüber nach, wie eigentlich alles begonnen hatte.
 

"Ah, Balthier.", Basch trat neben den Jüngeren und grüßte ihn mit der rechten Hand schwach. Kein Lächeln auf seinen dünnen Lippen, aber Balthier wusste das der Hauptmann es doch freundlich meinte. Sie hatten ihr Nachtlager in der Ozmone Ebene aufgeschlagen, die anderen Gefährten waren schon in die Zelte verschwunden. Bis auf Basch und Balthier. Ihr nächstes Ziel sollte die Heimat der Garif werden und bis dahin war es noch ein relativ langer Weg.

Sie saßen beide nebeneinander im hohen Gras, ein kleines Lagerfeuer spendete Licht, warm genug war es auch ohne Feuer allemal. Es war friedlich, als würde hier in dieser Gegend kein Krieg stattfinden, aber das Wrack eines Luftschiffes ganz in der Nähe sprach etwas anderes. Selbst die Monster, die hier zu Hause waren, hatten sich zurück gezogen. Man hörte nur das weite aufheulen der Uuhs in der Ferne.

"Wie friedlich es doch ist. Nicht zum aushalten." Balthier ließ sich auf den Rücken fallen, musterte Basch im warmen Licht des Feuers und nahm zum ersten Mal seit sie miteinander reisten den Soldaten richtig wahr.

Die langen, zotteligen blonden Haare und das markante Gesicht mit den herben Konturen. Ein wahrer Soldat mit einem gebrochenen Stolz. Balthier hatte für so etwas nichts übrig, der ganze Krieg widerte ihn an - alleine weil er spürte das seine Suche nach Freiheit deutlich in Gefahr war.

Basch bemerkte den Blick von Balthier, erwiderte ihn stumm und ein schwaches, unsicheres Lächeln wanderten auf die rissigen Lippen.

Sie brauchten nicht miteinander reden, sie wechselten selten ein Wort, doch verstanden sie sich auch ohne etwas zu sagen. Balthier nahm etwas Vertrautes wahr, so wie zwischen ihm und Fran. Und das reichte dem Luftpiraten.

"Es ist schon spät, fast Morgengrauen."

Basch erhob sich aus dem Gras, streckte sich. Er verstand es auf höfliche Weise seine Gesellschaft zu verabschieden, doch dachte Balthier nicht daran den Hauptmann gehen zu lassen.

Ein schneller Griff, beinahe panisch, umklammerte das Handgelenk von Basch.

Ihre Blicke trafen sich abermals, Basch bemerkte die stumme Bitte des Jüngeren, nickte und ließ sich wieder in das Gras fallen. Weitere Minuten des Schweigens vergingen, keiner der beiden regte sich.

"Ich habe ein schlechtes Gefühl bei der Sache.", gab Balthier plötzlich zu. Basch schrak leicht auf, blickte zur Seite und musterte Balthier fragend.

"Zwar bin Ich der Held dieser Geschichte, dennoch ist der Drang da es abzubrechen, bevor noch etwas passiert." Seine Stimme war leise, flüsternd und brüchig. Ungewöhnlich dünn, auch die Überheblichkeit und leichte Arroganz in seiner Stimme fehlte, mit der er so vieles überspielte. Balthier hatte noch nie sonderlich an die Zukunft gedacht, geschweige denn an das Morgen, aber manchmal dachte auch ein anarchischer Luftpirat an so etwas.

Basch war nicht überrascht, er nickte höflich, sagte aber nichts da Balthier noch nicht mit dem Reden fertig war.

"Damit meine ich nicht unbedingt etwas ... schlimmes. Oder das etwas der Prinzessin zustößt, Lord Larsa oder irgendjemand anderem in diesem bizarren Schauspiel. Sondern eher..."

Er brach ab, schaute Basch ein letztes Mal an ehe er aufstand und schweigend ins Zelt zu Fran verschwand, ohne noch einmal zu dem Hauptmann zurück zu schauen.
 

So hatte es damals alles angefangen, der Stein des Anstoßes. Was alles danach überhaupt noch ins Rollen kam, konnte Balthier damals nicht wissen. Es gab Momente, wo er sich für seine Offenheit ohrfeigen würde - selten zeigte er sein wahres Gesicht anderen Menschen; es war schon eine große Überwindung Ashe zu berichten, dass er ein Richter war (und er der Sohn eines wahnsinnigen Wissenschaftlers ist). Balthier seufzte, schüttelte den Kopf und schaute weiterhin in das kleine, schwache Feuer - ohne an irgendetwas mehr zu denken.
 

"Balthier!"

Keine Antwort.

"Balthier! Wach' auf!"

Stille.

"Sag' mal hörst du mich überhaupt!? Wach' auf!"

Der Angesprochene regte sich etwas, stöhnte und ächzte leise. Er saß immer noch in dem kleinen, alten Sessel vor dem Kamin, mit der kalten Asche, da das Feuer schon vor Stunden erloschen war.

Balthier versuchte die Stimme einzuordnen, was angesichts seiner Müdigkeit und den Kopfschmerzen beinahe unmöglich erschien. Aber diese Stimme konnte man nicht vergessen, oder gar überhören.

"Vaan.", sichtlich unbegeistert von der Gesellschaft drehte sich Balthier herum und im gleichen Moment trat der Gast, Vaan, leicht zurück. Mit besorgter Miene im Gesicht.

"Was ist? Hast du noch nie einen Menschen gesehen, der schlecht geschlafen hat?"

Vaan schüttelte den Kopf und schwieg ein paar Augenblicke, sah dabei Balthier immer noch direkt an.

"Uhm ... Larsa, er ist, nun ja .. er ist weg. Basch hat es uns erzählt und .. nun ..."

Der Blonde war sich sicher, dass Balthier keinen Finger mehr rühren würde, er hatte es vor einem Jahr deutlich gemacht nicht mehr in solche Sachen verwickelt werden zu lassen.

"Es war ein nettes Abenteuer, aber mir stehen solche politischen Spiele nicht."

Das war damals sein Wortlaut gewesen und Vaan hatte versucht dies nicht nur Penelo zu erklären, sondern vor allem Basch, der direkt den Luftpiraten im selben Atemzug erwähnt hatte.

Und jetzt stand er hier, vor einem unausgeschlafenen und schlechtgelaunten Balthier, dessen Miene sich weiter verfinsterte.

"... braucht ihr mein Luftschiff um Lord Larsa zu finden, der womöglich irgendwo in Begleitschutz an irgendeiner Küste ist und es sich gut gehen lässt. Meine Antwort lautet nein."

Balthier erhob sich aus dem Sessel, schüttelte abermals sein Haupt, er reckte sich und schaute Vaan dabei an.

"Basch ist sein Begleitschutz, hast du das schon vergessen? Umsonst würde er doch nicht um Hilfe bitten."

"Das ist einzig und alleine das Problem von Basch, nicht meins oder eures. Wenn er nicht auf den jungen Lord acht geben kann, sollte man seine Kompetenzen in Frage stellen."

Der Ältere ging achtlos an Vaan vorbei, hatte das denn kein Ende? Sie, er und Fran, sollten seiner Meinung nach so schnell es ginge aus Rabanastre verschwinden. Diese Stadt hatte eindeutig das Laster der Rückblende.

"Balthier!" Vaan lief ihm hinterher, stellte sich vor ihm, erntete dafür einen genervten Seufzer und einen ebenso unbegeisterten Blick. Aber Balthier sagte nichts.

"Ich dachte du stehst auf Abenteuer!? Und das du uns jeder Zeit hilfst!"

"Jetzt pass' mal auf - ja, wir helfen euch jeder Zeit gerne, wenn ihr wieder einen Helden braucht. Aber nein, ich stehe nicht auf diese Art von Abenteuer wo nichts für mich dabei herumkommt und ich sehe keinen Anlass zur Hilfe wenn unser Hauptmann nicht auf ein kleines Kind aufpassen kann."

Vaan zuckte zusammen, er wusste das Balthier zeitweise sehr direkt und ehrlich war, aber so hatte er den Luftpiraten noch nie gesehen. Nicht so angespannt und gereizt. Nicht in dieser Art.

Balthier sah das Gespräch als beendet an, er hatte alles gesagt und drückte sich an Vaan vorbei um zur Tür zu gehen, die direkt an Migelos Laden grenzte.

"Basch und die Anderen stehen im Laden und warten auf dich."

Aber der Ältere hatte bereits die Tür geöffnet und sah es selbst mit eigenen Augen.

Penelo, Basch - selbst Fran standen im Raum.

Die Vergangenheit ist immer gegenwärtig.



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