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Eine zweite Chance

Valon/Mai
von

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An akward confession

Es war nur ein kleiner unbedeutender Wangenkuss, der meine Gefühlswelt total auf den Kopf warf und mich mit Verwirrung zurückließ. Welche Reaktion hatte er erwartet? Er kannte mich einfach zu gut, vermutlich war ihm von Anfang an klar gewesen, dass ich nicht in der Lage sein würde ihn direkt zu konfrontieren. Ich atmete tief ein und wieder aus, wandelte durch den Raum und setzte mich auf das große, luxuriöse Bett, um dann gedankenlos die Wand anzustarren. Heute war so viel geschehen, mit dem ich nicht gerechnet hatte, dass ich bezweifelte überhaupt einschlafen zu können. Noch einmal ging ich mein Deck durch, betrachtete jede Karte eingängig und überlegte, welche Strategie am besten wäre und ob es irgendwelche Kombinationen gab, die meine morgigen Gegner erstaunen würden.
 

Vivian schrieb ich eine SMS, berichtete ihr davon, dass ich unter die besten Acht gekommen war und vielleicht sogar die Chance hatte das Turnier zu gewinnen. Grinsend warf ich meinen Kopf in den Nacken. Einige Gegner waren echt harte Brocken! Hatte ich da überhaupt eine Chance? Oder war ich wieder viel zu pessimistisch? Besonders Yuugi machte mir Sorgen, denn die Zusammenstellung seiner Karten war ganz anders als in meiner Erinnerung und nicht mehr so leicht vorhersehbar.
 

Früher konnte ich ganz genau sagen, welche Karten sich in seinem Deck befanden, doch mittlerweile hatte er viel geändert und nicht gerade wenige Karten ausgetauscht. Tatsächlich waren nicht mehr Magier der Hauptbestandteil seines Decks, sondern auch Drachen und einige andere Monster. Je mehr ich grübelte, desto nervöser wurde ich. Ein guter Duellant wusste, wie wichtig es war, seine Strategie zu überdenken und sich weiter zu entwickeln. Als Gegner war Yuugi jemand, zu dem man hinauf sah. Seine Fähigkeit sich jeder Begebenheit in einem Duell anzupassen, war außerordentlich und nicht grundlos wurde er von den Massen der begeisterten Duel Monsters Fans weltweit gelobt.
 

Die Abwechslung tat mir unglaublich gut. Diese alten Gesichter wiederzusehen und neue Erinnerungen zu sammeln, die meine schlechten Gedanken überschatteten, gab mir die Kraft, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Doch eines störte mich. Immer noch hatte ich den Drang, mich aufrichtig bei Valon und bei Jounouchi zu entschuldigen. Für mein schlechtes Verhalten. Dafür, dass ich wortlos aus ihrem Leben verschwunden bin. Durch den Alkohol in meinem Blut wuchs mein Tatendrang. Von Müdigkeit war keine Spur. Nein, viel mehr wollte ich noch mehr mit ihnen reden. Valons Kuss auf meine Wange stellte meine Welt Kopf und ich wusste, dass ich ihn mochte, doch ich hatte immer noch die Sorge, dass ich Jounouchi mochte und ihn nur aus Ersatz nahm. Ich wollte Valons aufrichtige Gefühle nicht verletzen und erst recht nicht seine Güte, nur weil ich zu feige war, das zu sagen, was mir auf dem Herzen lag.
 

Hätte ich von Anfang an mit offenen Karten gespielt und nicht so krampfhaft versucht, unnahbar zu sein, hätten viele Missverständnisse vermeiden werden können. Hätte ich Jounouchi schon damals während des Battle City Turniers gesagt, dass ich ihn mochte, hätte ich diese Gefühle nicht die ganze Zeit mit mir rumschleppen müssen. Und weil ich zu feige war, ihm zu sagen, was ich empfand, habe ich ihn als Sündenbock genommen, um meine eigene Unfähigkeit auf ihn abzuwälzen. Ich wollte ihn hassen, dafür, dass er von selbst nicht gemerkt hat, dass ich mehr Zeit mit ihm verbringen wollte, doch eigentlich hätte ich doch nur den Mund aufmachen müssen, hielt ich meinen eigenen Monolog ab und ließ mich rücklings auf Bett fallen und seufzte.
 

Und ich hätte mich für die Umstände entschuldigen müssen, die ich ihm und seinen Freunden bereitet habe. Stattdessen habe ich den Schwanz eingekniffen und bin abgehauen, habe einfach so getan, als wäre nie etwas passiert. Scheiße, ich war echt ekelhaft..., knurrte ich und erhob mich wieder vom Bett. Verdammt! Das war zum Haare raufen!
 

All das Denken war viel zu anstrengend! Eines war klar, ich wollte ihre Freundin sein. Ich wollte mit ihnen lachen und wenn ich das wollte, musste ich endlich mit meiner Vergangenheit abschließen und mich entschuldigen, ansonsten würde dies für immer auf meiner Seele lasten und mich herunterziehen. Also entschloss ich mich dazu, meinen Raum zu verlassen. An schlafen war ohnehin nicht zu denken. Ein bisschen frische Luft würde mir sicher guttun.
 

Leise schloss ich die Tür und blieb wenige Sekunden vor dieser stehen, starrte die geschlossene Tür von Valon an. Vermutlich schlief dieser schon. Ratlos schlenderte ich durch den Flur, kam nicht drum herum, vor Jounouchis und Yuugis Raum stehen zu bleiben. Wo war die Zeit nur hin? Sie hatten sich beide zu jungen Männern entwickelt. Unter dem Türspalt war Licht zu sehen, also waren sie noch wach. Ich biss mir auf die Unterlippe.
 

Meine Beine hatten mich hierher getragen und ich haderte, ob ich klopfen sollte oder nicht. Mein Herz raste unaufhaltsam, der laute Herzschlag schallte in meinen Ohren wider. Es gab noch so viel, was ich Jounouchi sagen wollte, nein, was ich ihm sagen musste und ehe ich mich versah, klopfte ich an die hölzerne Tür.
 

Jounouchi öffnete die Tür und betrachtete mich mit fragenden Blick, hob verwundert eine Augenbraue.
 

„Uhm“, begann ich und hob dabei etwas unschlüssig meine rechte Hand, als wollte ich ihm winken, was nicht nur total albern, sondern auch peinlich war. Verwirrt sprach er meinen Namen aus und sah mich mit großen Augen an. Erst jetzt erkannte ich, dass er nur sein T-Shirt und eine Unterhose trug. Mit knallrotem Gesicht wandte ich verschämt den Blick ab, versuchte es zu vermeiden ihn anzusehen, kam aber nicht drum herum mir zu denken, dass dieses Blau ihm gut stand.
 

„Ich wollte gerne mit dir reden, Jounouchi. Geht das?“, fragte ich, versuchte mir nicht ansehen zu lassen, wie peinlich mir die ganze Situation war. Er schien zu überlegen.
 

„Gut, aber ich ziehe mir erst mal eine Hose an.“
 

Damit ließ er mich für einen Moment allein und als er wieder kam, linste ich beim Öffnen der Tür in den Raum. Yuugi sah uns hinterher, aber ich konnte nicht deuten, was gerade in ihm vor sich ging. War er genervt, dass ich zu so später Stunde ihre Ruhe gestört hatte und seinen besten Freund einfach entführte? Oder war es noch etwas Anderes? Hatte ich die beiden bei einem wichtigen Gespräch gestört? Die Antwort konnte ich mir nicht zusammenreimen.
 

Es war dunkel und der eiskalte Nachtwind streichelte angenehm mein Gesicht, meinen Kopf den Himmel entgegen reckend, erkannte ich einige Sterne und den leuchtenden Mond, der mit seinem Schein auch in einer Nacht wie dieser wenigstens etwas Licht spendete. Schon als Kind hatte ich stundenlang den Sternenhimmel betrachtet, vergaß alles um mich herum und blendete für einen Moment die Realität aus. Mitten in der Nacht in einem Freizeitpark hatte schon etwas Romantisches an sich und trotzdem war mein Herz schwer. Ich wollte einen Schlussstrich ziehen. Ich wollte einen Neuanfang. Mit Valon und mit Jounouchi.
 

Es war das erste Mal, dass wir nur unter uns waren. Damals hatte ich gehofft, dass wir eines Tages so zusammen gehen würden, doch jetzt konnte ich nicht sagen, ob es sich so anfühlte, wie ich es mir erträumt hatte. Es war anders. Ich war ruhig, wo war der wilde Herzschlag von damals? Der, der mich jedes Mal begleitete, wenn ich ihn sah? Stillschweigend gingen wir durch den Kaiba Park, genossen die Stille und die Frische, die uns umgab. Dennoch wurde ich das dumpfe Gefühl nicht los, dass wir beobachtet wurden. Ein paar Mal drehte ich mich noch um, konnte aber niemanden erkennen. Also redete ich mir ein, dass ich mir das eingebildet haben musste. Wie hätte es auch anders sein können? Vorsichtig blickte ich zu Jounouchi, dieser lief völlig ruhig mit seinen Händen in den Hosentaschen und den Kopf in den Wolken, wie man so schön sagte, vor mir her.
 

Vor einem großen Gebäude, zu dem eine weite Treppe führte, waren zwei Statuen des weißen Drachens positioniert, vor einer von ihnen blieben wir stehen. Synchron lehnten wir uns an den Sockel, ich lächelte etwas, doch er bemerkte es nicht. Plötzlich sah er mich erwartungsvoll an, so als würde er eine Antwort suchen und glauben, sie bei mir zu finden. Ein leichter Schauer überkam mich und ich fröstelte ein wenig.
 

„Warum wolltest du mit mir reden?“, erkundigte er sich, doch ich wusste keine passende Antwort.
 

„Nur so“, log ich und wollte am liebsten das Thema wechseln, er spürte, dass ich nicht die Wahrheit sagte. Natürlich glaubte er mir nicht. Jetzt, wo wir hier so standen, verspürte ich wieder Angst. Was, wenn er mir sagte, dass er nicht mal mehr mit mir befreundet sein wollte? Was, wenn er mir sagte, dass er mir nicht verzeihen konnte?
 

„Du lügst, Mai“, erwiderte er, verschränkte die Arme und machte einen leicht eingeschnappten Eindruck.
 

„Stimmt...“, hauchte ich, sprach weiter. „Ich wollte mir dir reden.“
 

„Worüber?“ Er drehte den Kopf weg, auf einmal wirkte er nicht mehr so gelassen.
 

„Es gibt so vieles, das ich dir sagen wollte. Aber jetzt? Nur eines gibt es, was ich dir sagen muss, weil ich ansonsten fürchte, dass ich dir nie wieder in die Augen sehen kann.“
 

„Und das wäre?“ Nun sah er mich wieder an, erwartungsvoll und in voller Unkenntnis.
 

„Es tut mir Leid. Verzeih mir.“
 

Meine Stimme war gefasst, obwohl es mir so unendlich schwer fiel, diese Worte auszusprechen. Er stieß sich vom Sockel der Statue ab und starrte mich ungläubig an. Seine Reaktion machte es mir noch schwerer. Hatte er echt keine Ahnung, wovon ich sprach? Er konnte doch allen Ernstes vergessen haben, was zwischen uns vorgefallen war? Wie schlecht ich ihn behandelt hatte?
 

„Gomen, ich komme gerade echt nicht drauf klar. Was tut dir leid?“, fragte er und sah mich verdutzt an.
 

Nachdem er das sagte, stieß auch ich mich von der Wand ab, drehte ihm den Rücken zu, da ich nicht den Mut hatte, ihm direkt ins Gesicht zu sagen, was mich seit Jahren so belastet hatte. Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen.
 

„Ich war eine Idiotin. Es war so sagenhaft bescheuert, was ich dir... und auch den anderen angetan habe.“
 

„Ach, das meinst du...“, murmelte er, ging nicht weiter darauf ein, wartete, dass ich weiter sprach.
 

„Ich war so verzweifelt, wusste nicht, was ich tun sollte und irgendwann habe ich nur noch nach einem Schuldigen gesucht. Meine Gedanken waren erfüllt von dir, egal was ich tat, ich dachte immerzu an dich. So wichtig warst du mir. Und obwohl du mir so wichtig warst, habe ich dir die Schuld gegeben, um mich besser zu fühlen.“
 

Es tat gut mein Herz auszuschütten, endlich hatte ich die Kraft das auszusprechen, was ich bisher nie in Worte fassen konnte. Hätte ich mich umgedreht, hätte ich gesehen, wie rot er geworden war.
 

„Mai, du musst mir das nicht erzählen. Das gehört der Vergangenheit an.“
 

„Lass mich ausreden.“
 

„Ich hatte mich verzweifelt an Dartz geklammert und dich zum Sündenbock gemacht, habe dir Dinge an den Kopf geworfen, die dich sehr verletzt haben mussten. Dinge, von denen ich selbst wusste, dass sie nicht wahr waren, nur um mich selbst besser zu fühlen!“
 

„Warum sagst du mir das jetzt alles?“
 

Ja, warum hatte ich nicht schon eher den Mumm dies zu sagen?
 

„Weil ich nie die Gelegenheit dazu hatte, mich für meine Taten zu entschuldigen.“
 

„Mai... nichts kann ändern, was geschehen ist, das weißt du doch am besten.“
 

„Ich weiß. Deshalb möchte ich dir nur sagen, dass du ein toller Freund warst und ich sehr stolz bin, dich kennengelernt zu haben. Durch dich hat mein Leben erst wieder Sinn gemacht. Dafür danke ich dir. Ich will mir gar nicht vorstellen, was geschehen wäre, wenn ich dich nicht getroffen hätte. Und ich kann auch verstehen, dass du nicht mehr mit mir befreundet sein willst. Das ist voll okay für mich, ich habe es nicht besser verdient.“
 

Ich drehte mich zu ihm und sah ihn tapfer an. In meinen Augenwinkeln sammelten sich Tränen.
 

Ich wünschte, du würdest mich hassen! Sei wütend auf mich! Sag mir, wie sehr ich dich verletzt habe, damit ich endlich Antworten auf meine Fragen bekomme! Sei wütend, denn das macht es mir leichter..., dachte ich, aber sagen konnte ich diese Worte nicht, denn in meinem Hals befand sich ein gigantischer Kloß und zu meinen Füßen ein Abgrund, der mich hinabzureißen drohte.
 

„Sag doch so etwas nicht“, lachte er und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
 

Warum lächelst du? Macht es dir wirklich nichts aus?, kam es mir in den Sinn.
 

„Nein, es ist die Wahrheit. Und außerdem... habe ich dich geliebt. Mehr als jeden anderen Mann zuvor.“
 

„D-du h-hast mich g-geliebt?“, stotterte er und machte einen Ausfallschritt nach hinten, als wollte er damit zeigen, aus allen Wolken zu fallen.
 

„Nun ja...“ Ich errötete, wusste nicht, was ich ihm erwidern sollte und hob meine Hand vor die Brust, um mich instinktiv zu schützen. Für jeden war es ersichtlich. Nur für ihn nicht. Für ihn war ich nur eine Freundin, eine Duellantin. Jemand, der denselben Weg teilte. Nakama.
 

„Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, sagte er mit fester Stimme. Sofort war die Albernheit verschwunden und er wurde wieder ernst.
 

„Ich habe nie gemerkt, wie du fühlst... das muss dir sehr wehgetan haben. Tut mir sehr leid, dass ich nichts bemerkt habe. Ich bin nicht gerade der größte Romantiker da draußen“, fuhr er fort, kratzte sich verlegen am Hinterkopf und zwang sich zu einem leisen Lachen.
 

„Nein, schon gut.“ Ich warf mein Haar zurück und schloss mich seinem Lachen an.
 

„Ich fühle mich echt geehrt und so, aber ich kann nicht mit dir zusammen sein. Ich empfinde nicht dasselbe für dich. An einem Punkt war ich ein bisschen in dich verknallt, aber es ist echt viel passiert. Und dann warst du einfach weg. Ich wollte nicht warten. Ich war noch nie besonders geduldig. Verstehe das jetzt nicht falsch!“, sagte er und hob die Hände in die Höhe, versuchte abzuwinken und suchte nach den richtigen Worten. Wir standen einander gegenüber wie kleine Kinder, ängstlich und zurückhaltend.
 

„Du warst mir damals sehr wichtig. Und auch heute bist du mir wichtig! Ich habe zu dir hochgesehen, weil du stark und selbstbewusst warst. Ich dachte immer: So mutig und selbstbewusst will ich auch mal sein! Ich fand deine ganze Ausstrahlung einfach toll. Du warst so erwachsen und ich war nur ein ahnungsloses Kind“, fing er an und senkte den Blick.
 

„Im Königreich der Duellanten hast du echt den Boden mit mir gewischt... durch dich habe ich erst kapiert, dass Duel Monsters viel mehr ist als ein Kartenspiel. Das ist ein Kampf der Seelen. Du hast Duel Monsters nie auf die leichte Schulter genommen und ich als totaler Anfänger hatte mich total überschätzt. Habe echt geglaubt, ich sei voll der Macker und dass ich mit Leichtigkeit gewinnen würde. Du hast mich sehr beeindruckt und auch heute sehe ich nur eine starke Frau, die ihren Weg geht.“
 

„Jounouchi...?“, fragte ich unsicher nach und wurde knallrot im Gesicht. Wie konnte er so nette Dinge über mich sagen? Wie konnte er nach allem, was ich getan hatte, immer noch so liebe Worte für mich übrig haben?
 

„Aber ich habe halt nur das gesehen, was du nach außen hin gezeigt hast. Ich sagte ja, mit Gefühlen und so bin ich echt nicht so gut. Ich lerne langsam und brauch manchmal echt lange, bis ich was kapiere. Erst in Battle City wurde mir klar, dass du nur nach außen hin so stark tust, aber ich wollte dich nicht bevormunden. Ich wollte nicht, dass du denkst, dass du schwach bist, nur weil andere dir dieses Gefühl geben. Niemand will bemitleidet werden. Ich habe echt geglaubt, dass du da allein wieder rauskommst und dass du uns als deine Freunde ansiehst. Ich war ein Arsch“, sagte er und knurrte aus Wut über sich selbst. Wortlos stand ich da. Ich biss mir auf die Unterlippe.
 

Hör auf... du sagst das so, als wäre das alles deine Schuld! Aber das ist es nicht...
 

„Aber da lag ich falsch. Wir hätten da sein müssen. Ich hätte für dich da sein müssen, aber ich war zu sehr mit meinen eigenen Problemen beschäftigt und viel zu stolz. Sollte keiner merken, dass der coole Jounouchi auch eine weiche Seite hat. Ich war halt ein dummes Kind mit einem kindischen Ego. Deshalb habe ich dir deine Entscheidung nie vorgeworfen. Wenn überhaupt, ist es dein gutes Recht wütend auf mich zu sein. Ich bin der Erste, der für seine Freunde ins Feuer springt. Haha“, setzte er ein zwanghaftes Lachen an.
 

„Für Yuugi war ich bereit zu sterben, doch zu dir habe ich nicht mal den Kontakt gesucht. Hab groß getönt, dass ich dich retten will und so, aber letzten Endes war ich ein schlechter Freund und habe dich im Stich gelassen. Kein Wunder, dass du Angst hattest, dich mir zu stellen. Deshalb möchte ich dir sagen, dass ich mit dir befreundet sein will. Ich bin jetzt erwachsen genug, um die Gefühle meiner Mitmenschen zu verstehen. Auch wenn ich nicht mit dir zusammen sein kann und deine Gefühle nicht erwidere, will ich als Freund hinter dir stehen. Also denke bloß nie wieder da daran, dass du mir nicht wichtig wärst! Hörst du? Wir sind Freunde!“
 

„Danke, Jounouchi. Du bist ein guter Freund“, flüsterte ich und wischte die Tränen weg.
 

Er legte seine Hand auf meinen Kopf, strich mir sanft und fürsorglich über mein Haar. Jetzt war nicht er das Kind, sondern ich. Dabei war er doch so viel jünger als ich!
 

„Ich bin froh, dass wir da aus der Welt schaffen konnten. Lass uns dieses Mal im Kontakt bleiben. Wir können ja unsere Daten austauschen und solange ich hier in Amerika bin, können wir uns sicher auch noch mal treffen. Yuugi ist nicht nur wegen dem Turnier hier, sondern auch geschäftlich“, meinte er dann und zückte sein Smartphone aus der Tasche.
 

„Das muss ein sehr großes und enorm wichtiges Projekt sein. Ich frage mich, was da hinter steckt“, murmelte ich und war irgendwie unheimlich froh, dass wir vom Thema abgekommen waren.
 

„Jounouchi, hast du denn jemanden, den du gern hast?“
 

„Jup, bin seit drei Jahren vergeben und wir leben auch zusammen“, meinte er nur ganz nebenbei und ich zog verwundert die Augenbrauen hoch. Er ließ diese Bemerkung so ganz nebenbei fallen, als wäre sie unwichtig, nicht mal erwähnungswert.
 

„Mai, ich hoffe, du findest den Richtigen. Gib Valon eine Chance. Der ist seit sechs Jahren verzweifelt auf der Suche nach dir“, sagte er dann, während wir unsere Daten untereinander tauschten.
 

„Wie meinst du das...?“, wiederholte ich ungläubig.
 

„Genauso wie du hat er die Welt bereist. Aber er hat nicht nach neuen Kontrahenten gesucht, sondern nach dir. Er wollte dir unbedingt deine Karte zurückgeben. Er hat es sehr bereut, dass du vor drei Jahren deine Karriere als Duellantin vorzeitig beendet hast. Dass er hier ist, ist kein Zufall. Und auch ich möchte dich um etwas bitten.“
 

„Was möchtest du von mir?“
 

„Du bist eine begnadete Duellantin. Verschwende dein Talent nicht so und werde wieder aktiv! Die Qualität der Duelle nimmt jedes Jahr ab und die meisten Anfänger steigen nach nur wenigen Monaten aus der Liga aus. Nur die wenigsten lieben Duel Monsters so sehr wie du. Dürstet dein Herz denn nicht danach, wieder im Ring zu stehen und deine Karten in der Hand zu halten? Ich will dich nicht dazu zwingen, wieder aktiv zu spielen, aber vielleicht ändert das Turnier ja deine Meinung. Yuugi und auch ich würden gerne mal wieder gegen dich spielen.“
 

„Ich denke darüber nach“, meinte ich leise. Er musste das gar nicht sagen. Meine Seele schrie nach einem wahren Duell! Ich vermisste die Aufregung in einem Duell! Ich wollte mein Können beweisen und zeigen, dass niemand Kujaku Mai auf die leichte Schulter nehmen durfte. Mit ihm gesprochen zu haben, schenkte mir neuen Mut. Ich glaubte, dass ich endlich bereit war, mit der Vergangenheit abzuschließen.
 

Gemeinsam gingen wir zurück, wieder hatte ich das Gefühl, dass da jemand war, der uns beobachtete. Ich schüttelte den Kopf. Vermutlich war es einfach nur meine Müdigkeit oder der Alkohol, die mir Dinge vorgaukeln wollten, die nicht da waren. Als wir das Gebäude erreichten und wir zu den Gästezimmern kamen, merkten wir, dass Yuugi sich nicht zu Bett gelegt, sondern geduldig gewartet hatte. Die beiden wünschten mir eine „Gute Nacht“, das ich erwiderte. Es war bereits nach Eins, so langsam sollte auch ich ins Bett gehen. Kurz bevor ich mich in mein Bett legte, glaubte ich, ein Geräusch aus dem Flur zu hören, so, als hätte jemand vorsichtig eine Tür geöffnet und geschlossen. Aber ich machte mir keine weiteren Gedanken und schlief mit Genugtuung ein. Endlich war eine Last von meinen Schultern genommen worden.
 

Jetzt muss ich mich nur noch bei Valon entschuldigen... dieser Idiot. Immer läuft er mir hinterher... wie kann er nur sechs Jahre eine Frau hinterherlaufen, ohne überhaupt zu wissen, wo sie ist? Der hat doch nicht mehr alle Tassen im Schrank, fluchte ich gedanklich, doch in Wirklichkeit war ich glücklich.
 

So unendlich glücklich, dass er all dies auf sich genommen hatte, nur um mich zu sehen. Er kämpfte um mich. Er wollte so sehr an meiner Seite sein, dass er alles andere vergaß und dieses Gefühl, so bedingungslos geliebt zu werden, ließ mich all meine Sorgen vergessen und ich schlief mit einem wohligen Seufzer ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2012-05-20T12:22:42+00:00 20.05.2012 14:22
Mach schnell weiter mehr Valoooooooon *_*


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