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Eine zweite Chance

Valon/Mai
von

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Delightful heartbeat

Durch die Vorhänge schien das Sonnenlicht, kitzelte mich ungefragt aus meinem Schlaf. Murrend drehte ich mich auf die andere Seite, schnappte mir das Kissen und verdeckte damit meinen Kopf, um auf diese Weise das nervtötende Sonnenlicht abzuschirmen. Im selben Moment wurde mir klar, wo ich mich befand. Das hier war nicht mein Kissen und noch viel weniger mein Schlafzimmer in meiner gemütlichen Wohnung. Ich seufzte, warf das Kissen zur Seite und setzte mich auf. Mit müden Blick sah ich mich um, es dauerte einige Sekunden ehe meine Augen sich an das Tageslicht gewohnt hatten. Gähnend stand ich auf, hörte ein Klopfen. Aufmerksam sah ich zur Tür. Wer störte so früh am Morgen?
 

„Kujaku-san“, hörte ich eine dumpfe, mir unbekannte Stimme, aus dem Flur und richtete mich nun völlig auf. Es musste einer der Angestellten sein.
 

„Ja, bitte?“, fragte ich, öffnete die Tür jedoch nicht. Da ich nur meine Unterwäsche trug, wollte ich mich zuerst duschen und dann anziehen.
 

„Guten Morgen, Kujaku-san. Ich hoffe, Sie hatten einen erholsamen Schlaf. In einer halben Stunde ist das Frühstück angerichtet, danach werden Sie weitere Informationen erhalten. Ich empfehle mich.“
 

Obwohl er meine Geste nicht sehen konnte, nickte ich ihm, oder viel eher mir selbst zu und begab mich in das Badezimmer. Jedoch kam ich nicht drumherum, mich zu wundern, dass dieser Angestellte mich auf Japanisch ansprach, aber vermutlich lag es daran, dass Kaiba selbst ein gebürtiger Japaner war und er er seine Belegschaft dazu angewiesen hatte, uns Japaner entsprechend anzusprechen. Es war etwas ungewohnt, auf Japanisch angesprochen zu werden, wo ich doch schon einige Jahre hier in Amerika verbracht und mich an die Landessprache gewöhnt hatte.
 

Staunend betrachtete ich die große Dusche und die schönen, beinahe strahlenden Fliesen, die hier ausgelegt waren. Das war purer Luxus. Typisch für Kaiba mit seinem Reichtum anzugeben und diesen überall zur Schau zu stellen, wo es ihm irgend möglich war! Nachdem ich meinen Körper unter dem heißen Wasser mit den wohlig duftenden Duschgel und dem blumigen Haarshampoo verwöhnt hatte, zog ich mich an, setzte Parfüm auf und verließ das Zimmer. Kurz schloss ich die Augen, streckte meine Glieder, ehe ich weiter ging. Auf einmal fühlte ich einen unangenehmen Zwang mich nicht zu bewegen und an die Wand neben mich zu starren. Das war wohl der berühmtberüchtigte siebte Sinn, der immer dann ausschlug, wenn unser Unterbewusstsein glaubte, dass irgendetwas nicht stimmte. Instinktiv hatte ich gespürt, dass hier etwas war, dass dort nicht sein sollte.
 

„Valon?!“, kreischte ich erschrocken, tapste unbeholfen einige Schritte zurück und verlor beinahe das Gleichgewicht.
 

Warum stand er hier? Und am allerwichtigsten; wieso hatte er nicht sofort auf sich aufmerksam gemacht? Ungewollt verengte ich meine Augen zu Schlitzen, wollte ihm irgendetwas entgegen schleudern, doch ehe ich das tun konnte, kam er mir näher und wünschte mir einen guten Morgen. Etwas perplex öffnete ich meinen Mund einen Spalt breit, signalisierte wohl damit, dass er mir die Sprache verschlagen hatte, so dass er zufrieden eine Hand auf meinen Rücken legte und mich den Gang entlang schob.
 

„Komm schon, alte Trantüte!“, witzelte er und bezog sich mit seinen Worten darauf, dass er hier auf mich gewartet hatte.
 

„Was hast du vor meiner Tür gemacht?“, fragte ich und schüttelte ihn ab. Resigniert zog er seinen Arm zurück.
 

„Na, was wohl! Ich hab auf dich gewartet. Ihr Frauen braucht immer so lange im Bad!“ Er verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und lachte.
 

„Das wäre nicht nötig gewesen“, erwiderte ich knurrend, errötete und ging stur den Gang entlang. Gemeinsam stiegen wir die Stufen hinab.
 

„Ach was, in Wirklichkeit freust du dich doch, dass ich hier bin. Stimmt's?“
 

„Überhaupt nicht. Wenn ich dich so früh sehen muss, wird mir schlecht!“
 

Mit diesen Worten machte ich meine Position deutlich. Wieso durchschaute er mich so gut? Valon gab nie auf und es war egal, wie oft ich ihn von mir stieß, immer kehrte er zu mir zurück. Und dieses Wissen, dass er mir verzieh und für mich da war, selbst wenn ich unglaubliche Dummheiten machte, gab mir Seelenfrieden. Ich fühlte mich sicher. Wie sehr er mich liebte, wurde mir gestern klar. Als ich Valon gestern unter diesem Baum getroffen hatte, hatte er gesagt, dass er nach mir gesucht hätte und Jounouchi hatte dies bestätigt. Sturer Idiot, schoss es mir durch den Kopf. Aber ich bin so dankbar, dass du für mich da bist.
 

„So stur wie immer, hm? Du änderst dich nie. Aber das mag ich so an dir.“
 

Auf einmal war er wieder ernst, ich wollte meine Verlegenheit verbergen und wurde wieder frech.
 

„Du bist ein Dummkopf, tu nicht so, als würdest du mich verstehen.“
 

Hoffentlich sah er nicht mein gerötetes Gesicht. Ich war verlegen.
 

„Sag ich doch, du hast dich kein bisschen verändert!“
 

Dann lachte er zufrieden, überholte mich wieder, beugte sich zu mir. Mein Herz machte einen Aussetzer, mein Körper gehorchte mir für einen Moment nicht und ich blieb stehen. Wieso kam er mir schon wieder so nah? Dabei wusste er ganz genau, dass ich so etwas nicht mochte und dass es mir unangenehm war, wenn man mir ungefragt so auf die Pelle rückte. Wir hatten viel Zeit miteinander verbracht, während wir beide als Handlager von Dartz arbeiteten. Damals war es nicht zu verhindern, dass wir uns näher kamen und einander von Seiten kennen lernten, die wir zu verbergen versuchten. Egal was er tat, immer hatte ich das Gefühl, dass er mich verstand und meine Gedanken lesen konnte. Auch jetzt wieder. Er spielte mit mir, wusste er doch ganz genau, wie es nun in mir aussah.
 

„Mai“, hauchte er mir entgegen und ich fühlte mich unsicher und geborgen zu gleich.
 

Ich hatte Angst und war dennoch voller Vorfreude. Seine Worte ließen meinen Körper erzittern, mein ganzer Körper kribbelte und mein Magen fühlte sich flau an. Das musste der Hunger sein. Seine Wärme war eine süße Pein, zart und grausam zur selben Zeit und er nutzte es aus, dass er mich kannte und genau abschätzen konnte, wie ich in gewissen Situationen reagierte. War ich wirklich so berechenbar? Hatte er mich tatsächlich so sehr durchschaut? Bevor ich mich ihm völlig ergab, hob ich meine Hand, schob ihn beiseite und stieg wortlos die Treppen hinab. Enttäuscht dackelte er mir hinterher, ließ seine breiten Schultern hängen und für einen Moment hatte ich das Gefühl, als hätte ich ihm ein Leid angetan.
 

Es klang schwachsinnig, aber obwohl ich 30 Jahre alt war, konnte ich diese Nervosität nicht aufhalten, die jedes Mal aufs Neue aufkeimte, wenn ein Mann wie er mir zu nahe kam. Dabei sehnte ich mich nach einer Schulter zum anlehnen, nach einem Menschen, der mich verstand und für mich da war, ohne dass er eine Gegenleistung verlangte. Arg! Ich klang wie ein pubertierendes Mädchen, das ihre Hormone nicht im Griff hatte! Und tief in meinem Herzen wusste ich, dass ich diesen Mann schon längst gefunden hatte, doch ich war zu eigensinnig und stolz, ihn zuzulassen.
 

Vollkommen versunken in meinen Gedanken, rempelte ich jemanden an. Entschuldigend verneigte ich mich ein paar Mal und faselte unverständliche Worte vor mich her. Langsam richtete ich meinen Blick auf, erkannte eine finstere, aber mir bekannte, Gestalt. Uninteressiert sah er mich an, nahm meine Worte zur Kenntnis, ohne weiter darauf einzugehen.
 

„Schon gut“, entwich es mehr beiläufig seiner Kehle, daraufhin wandte er sich zum Gehen und ließ mich zurück. Valon holte mich im selben Moment ein, blieb hinter mir stehen und starrte dem Mann mit seinem flatternden Mantel hinterher.
 

„Hat Kaiba dir etwas getan?“, wollte er von mir wissen. Ein einfaches Kopfschütteln war meine Antwort und wir begaben uns zum selben Raum, in dem wir am Vorabend gemeinsam zu Abend gegessen hatten.
 

„Guten Morgen, Mai“, drang Yuugis freundliche Stimme an mein Ohr, während er mir im selben Atemzug ein herzallerliebstes Lächeln schenkte. Freudig erwiderte ich seine Worte und wir setzten uns zu den beiden, die am selben Tisch saßen wie gestern. Die beklemmende Stimmung war gewichen und ich fühlte mich heute sehr viel wohler, wenn ich die beiden ansah. Nachdem wir unser Frühstück verschlungen hatten, kamen Seto und Mokuba Kaiba herein. Vermutlich würden wir nun endlich weitere Angaben über dieses Turnier erhalten.
 

„Ich wünsche euch einen guten Morgen, Duellanten!“, hallte Kaibas laute und kräftige Stimme durch den Raum, erreichte jeden der Insassen, er wirkte wie immer selbstsicher und von sich überzeugt. Niemand konnte diesen Mann ins Wanken bringen.
 

„Ihr seid die finalen acht Teilnehmer und ich gratuliere Euch allen. Ihr seid sehr weit gekommen, doch jetzt fängt das Turnier erst an! Wer Probleme hatte bis hierher zu kommen, sollte vielleicht besser im Vorfeld aufgeben, ehe er sich blamiert!“
 

Als er dies sagte, grinste er hämisch und warf Jounouchi einen sehr gut deutbaren Blick zu, sodass alle beherzt anfingen zu lachen. Der Blonde ließ sich diese Provokation nicht gefallen, stand wütend auf, doch Yuugi hielt ihn fest, hinderte ihn daran, zu dem Firmenleiter hinzugehen und ihn zusammenzuschlagen. Ein Schmunzeln konnte ich nicht verhindern. Jounouchi war immer sehr temperamentvoll und bis heute hatte er sich nicht geändert, obgleich er nach außen hin so viel reifer und erwachsener wirkte.
 

„Die Duelle werden in den nächsten Momenten ausgelost und die Paare werden sich gegeneinander messen. Der Gewinner kommt in die nächste Runde, wer auch immer dieses Turnier gewinnt, hat das Anrecht mich zum Duell herauszufordern.“
 

Er sah durch den Raum, aber ich spürte, dass seine Aufmerksamkeit einzig und allein Yuugi galt. Sie waren Rivalen. Der Schmerz der Niederlage saß tief in seiner Seele. Bis heute hatte Kaiba den Wunsch Yuugi in einem fairen Duell zu besiegen nicht aufgegeben, vielleicht gab ihm das Ansporn immer weiter zu machen und für seine Ideale zu kämpfen. Streng genommen waren viele der Teilnehmer nur hier, um das Duell zwischen Yuugi und Kaiba zu sehen. Ich konnte nicht verhindern, mich ein wenig fehl am Platze zu fühlen. Hatte ich überhaupt eine Chance gegen die beiden zu gewinnen?
 

Du bist eine begnadete Duellantin. Verschwende dein Talent nicht so und werde wieder aktiv! Die Qualität der Duelle nimmt jedes Jahr ab und die meisten Anfänger steigen nach nur wenigen Monaten aus der Liga aus. Nur die wenigsten lieben Duel Monsters so sehr wie du. Dürstet dein Herz denn nicht danach, wieder im Ring zu stehen und deine Karten in der Hand zu halten? Ich will dich nicht dazu zwingen, wieder aktiv zu spielen, aber vielleicht ändert das Turnier ja deine Meinung. Yuugi und auch ich würden gerne mal wieder gegen dich spielen.
 

Jounouchis Worte der letzten Nacht hallten in meinen Ohren wider. Ja, ich war eine grandiose Duellantin! Es gab keinerlei Anlass für mich, so unsicher zu sein. Es mochte drei Jahre her sein, dass ich aktiv gespielt und an Turnieren teilgenommen hatte, doch mein Herz schlug immer noch für dieses Spiel und kein Tag war vergangen, an dem ich nicht über neue Strategien nachdachte. Außerdem wäre es doch eine Genugtuung, Kaiba zu besiegen und ihm genauso arrogant ins Gesicht zu grinsen, wie er es immer bei anderen tat. Würde ich Yuugi schlagen, würde ich über Nacht berühmt werden. Es gab immer mehr als einen Weg. Man musste sich nur entscheiden und den Mut aufbringen, den gewählten Weg zu verfolgen. Ich würde kämpfen. Schließlich hatte ich das schon immer so gemacht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2012-05-20T22:17:57+00:00 21.05.2012 00:17
mach schnell weiter schöne FF *_*


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