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Eine zweite Chance

Valon/Mai
von

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The Warmth of your embrace

Mein Herz raste. Hatte ich Angst? Dieses Gefühl erschien mir in diesem Moment so fremd. Akito grinste mich hämisch an, nachdem die Losziehung beendet war. Valon legte eine Hand auf meine Schulter, sah mich durchdringend an. Er selbst hatte gegen Yuugi verloren und wir alle wussten, wie gut er war. Hatte ich überhaupt eine Chance gegen einen Champion wie ihn? Dieser alberte mit dem Blonden herum und es fiel mit etwas schwer zu glauben, dass diese beiden jungen Männer tatsächlich Spitzenduellanten waren. Sie waren so kindisch und ich glaubte fast, dass ihnen der Ernst dieser Situation nicht bewusst war. Akito schlich sich heimlich an den Blonden an, berührte seine Schulter. Mit einem lauten Aufschrei sprang der Blonde zurück und zeigte mahnend mit dem Zeigefinger auf den Jungen, knirschte dabei wütend mit den Zähnen.
 

„Was erschreckst du mich so? Hast du einen Schaden, oder was?!“, fauchte er, brachte den Jungen damit allerhöchstens zum Lachen. Immerhin hatte er sich absichtlich herangeschlichen, hatte die Unaufmerksamkeit seines Gegners schamlos ausgenutzt und sie zu seinem Vorteil gemacht.
 

Bereits sein Charakter war schwer zu durchschauen und in mir machte sich ein ungutes Gefühl breit. Irgendetwas stimmte mit diesem Kind nicht. Es wirkte, ja, unmenschlich. Nicht von dieser Welt. Gemeinsam begaben wir uns wieder zur Arena. Der tollpatschige Blonde stolperte über die Stufen, blamierte sich schon bevor das eigentliche Spiel begonnen hatte. Die Zuschauer lachten amüsiert und auch mir fiel es schwer ein Grinsen zu verbergen. Er hatte sich kaum geändert, obgleich seiner reifen und maskulinen Ausstrahlung.
 

Während die beiden sich in der kleinen Arena gegenüber standen und ihre Dueldisks einschalteten, wurde es unangenehm leise. Vorsichtig linste ich zu Yuugi, der die Hände gefaltet hatte und zu beten schien, damit sein Freund auf jeden Fall gewinnen würde. Er wirkte dabei leicht angespannt, was mir bestätigte, dass Akito ein ernstzunehmender Gegner war. Hart schluckend betrachtete ich wieder die beiden Kontrahenten. Normalerweise belustigte sich Jounouchi immer über seinen Gegner und ließ keine Sekunde zur Provokation ungenutzt verstreichen, doch nun wirkte er sehr ernst, so als wäre dies ein Kampf gegen den Tod persönlich. Als sie begannen, wurde es einmal laut im Publikum, dann wieder sehr leise.
 

„Du bist kein Gegner für mich, hihi“, kicherte Akito, strich sich sein Haar zur Seite und spielte einige verdeckte Karten.
 

„Wenn du das sagst“, konterte der Blonde unbeeindruckt, spielte den magischen Raum-Taifun und zerstörte eine seiner verdeckten Karten.
 

Als sein Rivale daraufhin nicht reagierte, sondern nur folgsam die Karte von der Dueldisk nahm und sie seinem Friedhof hinzufügte, schreckte er für einen Moment zurück. Seine Hand, mit der er seine Karten hielt, bebte leicht. Genauso schnell wie er die Fassung verloren hatte, gewann er sie zurück und spielte den Schwertkämpfer von Landstern im Verteidigungsmodus, dazu legte er zwei weitere Karten verdeckt ab, von denen ich ausging, dass es sich um Fallen handelte. Ich war mir sicher, dass Jounouchi eine Chance hatte, seine Taktik war immer schwer zu verstehen, was vermutlich daran lag, dass er nie eine hatte und nur nach Gefühl spielte. Er war eben ein richtiger Überraschungsgegner!
 

Ungefähr zwanzig Minuten später hatte sich das Blatt gewendet, Jounouchi besaß nur noch 100 Lebenspunkte und war drauf und dran zu verlieren. Das Finsternisdeck seines Gegners war einfach zu stark! Jounouchi hatte bisher immer auf sein Glück gesetzt, stets hatte er seine Duelle dadurch gewonnen, dass er etwas unglaublich Verrücktes getan hatte. Doch heute hatte ihn sein Glück verlassen. Selbst als er mit seinen kleinen Teufel würfelte, bekam er nicht das erhoffte Ergebnis. Valon drängte sich an mir vorbei, verwirrt sah ich ihm hinterher.
 

„Du Idiot, du kannst noch gewinnen! Reiß dich gefälligst zusammen!“, keifte er und zeigte ihm drohend die Faust. Yuugi und ich wandten den Blick ab, fixierten eine Stelle am Boden, so als wäre sie besonders interessant, nur um der aufkeimenden Verzweiflung keine Chance zum Blühen zu geben. Yuugi hob den Blick, zwang sich zu einem Lächeln.
 

„Mai...?“, fragte er mit gewohnt ruhigen Ton, sah mich aus großen Augen beinahe flehend an.
 

„Er kann nicht mehr gewinnen“, erklärte er mir, wir beide sahen nach vorne, wo Valon den Blonden zujubelte und versuchte ihn zu motivieren nicht aufzugeben, obwohl wir wussten, dass dieses Duel bereits entschieden war. Im selben Moment gingen seine Lebenspunkte auf Null, wortlos ließ sich der kleine Teufel zum Sieger erklären und verließ die Arena. Er würdigte seinem Gegner keinen Blick mehr, während er an uns vorbei ging, glaubte ich ihn etwas sagen zu hören.
 

„Du Abschaum...“
 

Yuugi begab sich sofort zum Blonden, dieser kniete am Boden, wirkte geschockt über die Niederlage und seltsam entkräftet.
 

„Wie geht es dir?“
 

Der Kleinere der beiden beugte sich zu ihm, legte fürsorglich seine Hände auf die Schultern des Älteren. Dieser winkte ab, versuchte cool und lässig zu wirken, was ihm auf Anhieb nicht ganz gelang. Ich wollte näher treten, doch dann ergriff Valon meine Hand, so, als wollte er mir sagen, dass ich warten sollte. Indes galt mein Blick den beiden. Schleppend erhob sich der Blonde wieder, ließ sich von seinem besten Freund aus der Arena führen.
 

„Das war echt beängstigend... mein Körper zittert und ich weiß gar nicht warum!“, lachte er, versuchte die Sorge zu verbergen, die sich eindeutig in seinen Gesichtszügen widerspiegelte.
 

„Mai, hör zu!“
 

Wir waren bereits zurück zum Gebäude gegangen und gönnten uns eine Pause. Yuugi blieb bei Jounouchi. Da die beiden sich so unglaublich nahe waren, hatte ich das Gefühl nur zu stören, wanderte daher ziellos umher. Mein brünetter Freund folgte mir, ließ mich keine Sekunde aus den Augen. Ihm brannte etwas auf der Seele. Obgleich er nichts gesagt hatte, spürte ich, dass ihn etwas sehr beschäftigte. Immer wieder versuchte er ich mir zu nähern, doch ich war viel zu sehr damit beschäftigt, mir Gedanken über mein Duel gegen Yuugi zu machen. Wie sollte ich ihn schlagen? Auf einmal spürte ich seine starken Hände an meinen Armen, die mich sanft an die Wand drückten.
 

„Hör mir endlich zu!“, kam es aufgeregt von ihm und ich konnte sehen, dass es ihm wichtig war. Mein Gesicht wurde ganz heiß.
 

„Was willst du von denn von mir?“, fragte ich mehr verlegen, spürte seinen Atem auf meiner Haut.
 

„Du solltest Yuugi gewinnen lassen.“
 

Skeptisch sah ich ihn an, hob fragend eine Augenbraue.
 

„Warum sollte ich das tun?“, fragte ich ruhig, war erstaunt darüber, dass ich so zurückhaltend blieb.
 

„Dieser Akito... der ist nicht normal. Ich spüre, dass er von einer dunklen Kraft beseelt ist.“
 

„Du machst dir Sorgen um nichts“, flüsterte ich, freute mich aber dennoch, dass er sich Sorgen um mich machte.
 

„Ich will einfach nicht, dass dir etwas passiert“, hauchte er mit entgegen, kam mir wieder etwas näher. Mein Herz machte einen Aussetzer.
 

„Es wird nichts passieren. Also bitte“, murmelte ich. Ich fühlte mich ihm völlig ausgeliefert.
 

„Nein! Ich lasse dich nicht gehen. Nicht nochmal!“, wisperte er und legte ungefragt seine Lippen auf meine.
 

Erschrocken riss ich die Augen auf, mein Verstand setzte aus und mein Knie wurden weich, so als würde ich jeden Moment in mich einsacken. Mein Körper bebte, einige Tränen suchten den Weg in die Freiheit und rollten über meine Wangen, die er zärtlich mit seinen Händen auffing. Erst jetzt bemerkte ich, dass er mich nicht mehr festhielt, dass ich ihn hätte weg schubsen können, wenn ich es gewollt hätte. Eine Sturm tobte in mir, etwas Unbekanntes schien in mir erwacht und ich konnte den Wunsch nach mehr nicht verleugnen.
 

Mein erster richtiger Kuss. Noch immer kribbelten meine Lippen, so als würden tausende von Ameisen über ihnen laufen. Seine Lippen waren warm, gaben mir ein Gefühl von Stärke. Unsere Blicke trafen sich, ich wollte ihn ausschimpfen, ihm sagen, dass er mich loslassen sollte, aber ich konnte nicht. Stattdessen legte er seine Arme um mich. Seine Umarmung gab mir ein Gefühl von Geborgenheit und Zugehörigkeit, das ich mir immer gewünscht hatte.
 

„Mai... ich liebe dich...“, sagte er, ließ mir keinen Ausweg oder gar die Möglichkeit etwas zu erwidern.
 

Ein Schauer überkam mich. Wieso ließ ich mich so gehen? Warum fiel es mir so schwer ihn von mir zu weisen und was war dieses Begehren, das ich spürte? So, als wollte ich von der Realität flüchten, schloss ich meine Augen, atmete tief ein und bemerkte seinen unverkennbaren Duft. Ja, bereits damals hatte er Parfüm benutzt, dieser Duft wirkte so sonderbar vertraut, dass ich noch einmal einatmete, um ihn genauer wahrnehmen zu können. Trug er dasselbe Parfüm? Als er mir in dieser eisig kalten verregneten Nacht seine Hand reichte, war es genau dieser Duft, der an ihm haftete. Es war ein unwichtiges Detail und trotzdem konnte ich nicht anders, als darüber nachzudenken.
 

Dieser kleine Moment, in dem ich in seinen Armen gefangen war, fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Mein Verstand sagte mir, dass ich es bereuen würde, jemanden meine Schwäche zu zeigen, doch mein Herz sagte mir, dass es genau das war, das ich immer gewollt hatte. Einen Menschen, der für mich da war und mir zeigte, wie sehr er mich mochte, ohne dass er dafür eine Gegenleistung erwartete. Zurückhaltend drückte ich mich an ihn, glaubte seinen Herzschlag hören zu können. Nun wurde mir bewusst, wie aufgeregt er war und dass es ihn eine Menge Überwindung und Mut gekostet hatte, diesen Schritt zu gehen.
 

Zaghaft schob er mich wieder von sich. Ein Gefühl von Enttäuschung lebte in mir auf. Er sah mich an, so, als gäbe es in diesem Augenblick nur uns beide, so, als wäre alles andere von geringer Bedeutung. Nichtig, bedeutungslos und belanglos. Zögerlich kam er meinem Gesicht wieder näher, schien sich nach meinen Lippen zu sehnen. Ein unnatürliches Rot entzündete sich auf meinen Wangen, dann spürte ich wieder diese Wärme, die mein Herz zum Rasen brachte und meine Sinne benebelte.
 

„Mai...“, hörte ich seine Stimme, die mich aus unglaublicher Ferne zu erreichte, obwohl wir uns so nahe waren.
 

„Ich weiß nicht... was ich sagen soll...“, nuschelte ich, hob schützend eine Hand vor meine Brust, entfernte mich etwas von ihm.
 

„Du musst nichts dazu sagen... aber du sollst wissen, dass es mir ernst ist.“
 

„Idiot...“, war meine bescheidene Antwort. Es war ein eigenartiges Gefühl für mich jemanden meine schwache Seite zu zeigen.
 

„Ich liebe dich wirklich, deswegen kann ich nicht zulassen, dass dir etwas geschieht.“
 

„Wer sagt denn, dass ich nicht auf mich selbst aufpassen kann?“, meckerte ich, machte einen Schmollmund.
 

Es war genauso wie Jounouchi es gesagt hatte. Obwohl ich jemanden meine Schwächen offenbaren wollte, konnte ich nicht über meinen Schatten springen. Ich wollte nicht, dass er dachte, dass ich schwach wäre. Dass ich auf ihn angewiesen wäre. Ich wollte als ebenbürtig anerkannt werden und es verletzte meinen Stolz als Mensch und als Duellantin, dass er mir sagte, dass ich das bevorstehende Duell, ein Kampf zweier Seelen, einfach aufgeben sollte. Auch wenn die Möglichkeit bestand, dass diese Rotznase Akito mein nächster Gegner war, wollte ich auf meine Revanche gegen Yuugi nicht einfach aufgeben.
 

Das letzte Mal hatte ich mich gegen den Anderen Yuugi duelliert. Dieser war stark und bis heute glaubte ich, dass er zurecht von vielen Duellanten gefürchtet wurde, doch auch der echte Yuugi, der immer so lieb lächelte und kein Wässerchen trüben konnte, musste eine unglaubliche Stärke haben. Es reizte mich, mich mit ihm zu messen und der Gedanke daran, in der Arena ihm gegenüberzustehen und sein wahres Wesen zu erkennen, trieb mich umso mehr an. Glaubte Valon, dass ich chancenlos gegen Yuugi war? Ich war stark. Woher sollte ich wissen, dass ich ihn nicht besiegen konnte, wenn ich es nicht zumindest versuchte?
 

„Darum geht es gar nicht... ich traue dir zu, dass du Yuugi besiegst.“
 

„W-wirklich?“ Dass er das sagte, machte mich glücklich!
 

„Aber wenn du gewinnst, würdest du auf Akito treffen. Das will ich nicht!“
 

„Ich möchte mich trotzdem gegen Yuugi duellieren“, sagte ich und entfernte mich nun von ihm, ließ ihn zurück und bestritt den Weg eines wahren Duellanten. Es gab kein Zurück.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2012-06-06T14:42:31+00:00 06.06.2012 16:42
Typisch Mai :DDD


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