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Ziras unerzählte Geschichte

von

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Alte Zeiten

Nuka quiekte begeistert auf.

Schon wieder.

„Na, ist das so lustig? Ist das sooo lustig dass du deswegen lachen musst?“, fragte Zira ihren inzwischen wenige Tage alten Sohn und als er ein bestätigendes Nicken von sich gab, wiederholte sie dieses Spielchen, zog die Krallen ein und ließ sie dann wieder ausfahren.

Nuka fand das unglaublich faszinierend, denn seine Krallen waren bei weitem nicht so lang oder tödlich wie die seiner Mutter.

Und so wiederholte Zira dieses Spiel ein paar mal, während Nuka noch immer fasziniert auf die Vorderpfoten seiner Mutter starrte. Sie lagen im Schatten einer Akazie, in unmittelbarer Nähe zum Königsfelsen.

„Naaaa, magst du das, hm? Jaaaa, du magst das, mein Schatz, das tust du.“, schnurrte Zira nun, errötete jedoch als sie einige Hyänen in einiger Entfernung an ihr vorbeilaufen sah. Sie lachten, höchstwahrscheinlich über sie.

„Kümmert euch um euren eigenen Kram!“, rief sie ihnen genervt hinterher und drückte Nuka an ihre Brust. Doch das schien ihm gar nicht zu gefallen, denn augenblicklich kämpfte er sich wieder zu Ziras Pfoten vor, zumindest versuchte er es.

„Nein, das war genug Krallen anschauen für heute, die bleiben jetzt eingefahren.“, meinte Zira ernst und versuchte das entsetzte Mauzen Nukas zu überhören. Er musste jetzt sowieso sauber gemacht werden, also sollte er sich nicht so anstellen.

Nuka war dem sauber gemacht werden jedoch recht positiv eingestellt, weswegen er genießerisch den Kopf zurücklegte, als Ziras raue Zunge über seinen Pelz fuhr. Er liebte es.

„Jaaaaa, das magst du mein Süßer, das magst du…“, murmelte Zira halblaut und beendete Nukas Fellpflege schließlich, als sie fertig war „Na, willst du jetzt schlafen?“

Na gut, Zira wusste dass sie auf die Frage keine Antwort bekommen konnte. Eigentlich war das keine Frage, das war eine Feststellung: Geh schlafen, Nuka.

Aber wie das eben so war wollten kleine Jungen eben nicht dann schlafen, wenn ihre Eltern es wollten.

„Lallen!“, forderte Nuka gequält und deutete mit seinen kleinen Pfötchen auf Ziras Zehen.

„Krallen? Nein, keine Krallen mehr für heute. Die Krallen sind müde, die müssen schlafen, so wie du.“, versuchte Zira ihm zu erklären, jedoch erfolglos.

„Lallen!“, verlangte Nuka nochmals.

„Nuka, die Krallen, können auch ganz böse werden! Schlaf jetzt ein, die Krallen wollen heute nichtmehr. Zudem wirst du immer unausstehlich wenn du keinen Mittagschlaff bekommst.“

„Lallen!“ Jetzt heulte Nuka fast schon. Wie konnte seine Mutter ihm ihre Krallen vorenthalten? IHRE Krallen! Die hatten vierundzwanzig Stunden am Stück für IHN da zu sein, verdammt nochmal!

„Nein Nuka! Keine Krallen!“

Jetzt heulte er wirklich.

Und Zira fraß das schlechte Gewissen auf.

„Nein, nicht weinen… Ach Nuka…“ Sie seufzte gequält und begann ihm liebevoll über das Gesicht zu lecken und ihn irgendwie zum Lachen zu bringen, doch er beruhigte sich nur langsam und als seine Tränen endlich getrocknet waren, war er eingeschlafen.

„Ach, du dummer, süßer, kleiner Löwe, du…“, schnurrte sie und legte ihren Sohn vorsichtig zwischen ihre Pfoten, an ihre Brust, dort wo ihr Fell am weichsten war.

Als sie damit fertig war, legte sie den Kopf schützend über Nuka, auf ihre Pfoten, so dass er nicht völlig ungeschützt da lag. Denn niemand traute sich an ein Junges ran, wenn es zwischen den Pfoten seiner Mutter lag.

Vor allem wenn die Mutter eine Löwin war.
 

Zira musste kurz eingedöst sein, denn sie wurde erst durch das rascheln von Gras wieder wach.

„Ach, Scar, wo warst du?“, begrüßte sie den König, welcher sich wortlos neben sie legte und den Blick sofort auf Nuka richtete.

„Bei den Löwinnen. Sie haben schon wieder nichts erbeutet.“, beklagte Scar sich.

„Tja, sie haben eben ihre beste Jägerin nicht…“, meinte Zira süffisant und blickte auf diese gespielte, übertriebene Art und Weise selbstsicher zu ihm „Sobald ich wieder in der Lage dazu bin werde ich jagen, ja?“

Scar hingegen sah ihr skeptisch entgegen und meinte: „Ich versteh doch manchmal nicht… Da bist du schon Königin und dann willst du trotzdem jagen?“

„Scar, ich brauch das“, gab sie zur Antwort „Auf den Nervenkitzel will ich einfach nicht verzichten.“

„Na wenn du meinst. Wenn ich du wäre würde ich die Zeit ohne jagen voll und ganz auskosten“ Er sah nochmals auf Nuka, wurde jedoch stutzig, als er das nasse Fell unter seinen Augen sah „Hat er etwa geweint?“

„Ja, er war wütend als ich ihm meine Krallen nicht mehr zeigen wollte. Er hat da so ein Lieblingsspiel, das geht so: Erst hab ich die Krallen eingezogen und dann fahr ich sie aus. Und das ist für Nuka das anscheinend witzigste auf der Welt.“, erzählte Zira ihm und kam aus dem grinsen gar nicht mehr raus.

Sie war niedlich. Scar fand sie einfach nur niedlich wenn sie so voller Elan, so voller Freude von Nuka erzählte. Egal was es war, ob er nun einem Schmetterling hinterhergesehen, an Scars Mähne herumgespielt oder einfach nur gegähnt hatte, sie war einfach von allem was dieses Junge tat hin und weg.

Es tat ihr gut wieder Mutter zu sein.

Zum allerersten Mal seit dem Tod ihres ersten Wurfes war sie wieder so… so… einfach so wie sie gerade eben war. So begeistert, so stolz, so glücklich.

Und Scar? Ja, er gab es zu, er fand Nuka niedlich, er hatte eine Zuneigung ihm gegenüber.

Mehr als das. Viel mehr.

„Scar.“, begann Zira plötzlich, als sie merkte, dass Scars Blick schon wieder auf Nuka haften blieb.

„Ja?“

„Du hast keine Ahnung wie glücklich ich bin. Mir wurde eine zweite Chance gegeben Mutter zu sein und ich verspreche dir, diesmal mach ich es besser, diesmal werde ich nicht versagen, ich verspreche es dir. Diesmal wird nichts passieren, ich-“ Doch sie kam nicht dazu zu Ende zu sprechen.

„Zira, das was damals geschah war nicht deine Schuld. Das war die Schuld des Leoparden. Nicht deine“, unterbrach Scar sie „Wann wirst du das endlich verstehen?“

„Es ist einfach… Ich hatte damals das Gefühl völlig versagt zu haben. Ich meine es waren drei und ich konnte nicht ein einziges retten. Und ich hab ja versucht mir keine Vorwürfe zu machen, aber es ging nicht.“

„Du warst jung“, meinte Scar „Fast schon etwas zu jung für Junge. Was damals passiert ist war ein Unfall, denk nicht es hätte mich unberührt gelassen. Meinst du es ging mir damals besser als dir“ Zira sah bedrückt auf Nuka „Aber Nuka“, fuhr Scar fort „Nuka wird beschützt sein. Nuka ist ein Prinz, er wird in Sicherheit sein. Weder die Hyänen noch irgendein anderes Raubtier wird sich an den Prinzen des Geweihten Landes herantrauen.“

„Ich weiß… Die Zweifel sind trotzdem da.“, gab Zira zur Antwort und legte den Kopf wieder schützend über Nuka.

Scar begann währenddessen ihr das Fell zu putzen. Nicht dass Zira das nicht gutgehießen hätte, aber als er ihren Lenden gefährlich nahe kam, gab sie ein warnendes Fauchen von sich.

Und nein, Scar hatte keinen Hintergedanken gehabt, es war einfach nur die Tatsache dass Zira nicht wollte dass er ihrem Bauch zu nahe kam.

Er sah furchtbar aus.

Die Haut war auch Tage nach Nukas Geburt überdehnt und sie schämte sich so unendlich dafür. Um ehrlich zu sein war ihr Bauch der einzige Grund warum sie den ganzen Tag nur herumlag. Niemand sollte sehen wie hässlich sie da unten aussah, erst Recht nicht Scar. Sie wollte nicht dass er sich DAS antun musste.

Aber alles was sie tun konnte war hoffen dass sich abwärts ihrer Lenden bald alles normalisieren würde… Es gab ja schließlich Dinge auf die sie nicht verzichten wollte.

Jagen zum Beispiel.

Zum Beispiel.
 

„Hey Ed, was machst du da?“, fragte Shenzi, als sie Ed im Boden buddeln sah. Seit Nukas Geburt waren die Hyänen so gut wie auf sich selbst gestellt, auch wenn das jetzt schon einige Wochen zurücklag. Scar hatte ja auch sonst nie Interesse an Shenzi und den anderen Hyänen, aber inzwischen existierten sie für ihn fast schon gar nicht. Nur wenn er Streitigkeiten um das Futter regeln musste, dann hatten die Hyänen noch das Recht ihrem großen König unter die Augen zu treten.

Aber aufgrund der eher dürftigen Beute der Löwinnen machten die Hyänen sich auch mal selber ans Werk. Und wenn es nur eine Ratte war, darüber freuten sich die Kleinen zumindest.

Ed lachte hysterisch und deutete auf etwas in dem Loch, in dem er soeben noch gebuddelt hatte. Verwundert kam Shenzi näher und sah neugierig hinein, denn wenn es Futter war, würde sie es sicht nicht entgehen lassen.

„Hey Shenzi… Hilf mir hier mal raus…“, seufzte Banzai.

„Oh mein Gott! Heilige Sch… akale, wie bist du da reingekommen?“, rief Shenzi aus und starrte ungläubig zu Banzai, der bis zum Hals mindestens einen halben Meter unter dem Boden lag.

„Ach, Ed und ich haben nach einem Stachelschwein gegraben, dabei ist irgendwas eingestürzt oder so… Und jetzt lieg ich hier unten“ Banzai seufzte genervt „Naja, zum Glück hat mein kleiner Bruder mich ausgegraben, nicht Ed?“ Ohhh, der Sarkasmus, die Zynik! Wenn das tödlich wäre, wäre Banzai gestorben.

Ed schien das jedoch nicht zu verstehen, denn er nickte voller Stolz und gab ein dümmliches Lachen von sich, ehe er anfing an Banzais Ohren rumzuziehen.

„Au, au, au, au, au, au, AUUUU“, schrie Banzai auf „So geht das nicht! Verdammt! Ed, mein halber Körper steckt hier noch drin, grab weiter!“

Eingeschnappt setzte Ed sich hin und sah nur schmollend zu Boden. Er hatte sich SO VIEL Mühe gegeben und jetzt DAS! Pah, sein Bruder war ja so undankbar! Und dann redete er auch noch in so einem Ton mit ihm!

„Ach Ed, du bist so schnell eingeschnappt. Jetzt sei doch kein Männchen und grab weiter, wie’s ‘ne echte Lady tun würde!“, verlangte Shenzi genervt.

Doch Ed erhob nur hochnäsig die Schnauze und schüttelte den Kopf.

„Dann halt nicht!“, fuhr Shenzi ihn an und schlitterte vorsichtig die Grube runter.

„Mann, wenn Ed hier unten liegen würde, würde ich warten bis die Würmer kämen.“, knurrte Shenzi und begann Banzai frei zu buddeln.

„Wenn ich noch lange hier unten bleibe, kommen die Würmer.“, seufzte Banzai.

„Hast du nicht sowieso schon Würmer?“, hakte Shenzi nach.

„Nein“, gab Banzai stolz von sich „Das hat sich gebessert.“

„Ja, auch wieder wahr… Aber wenn du tot wärst und die Würmer dich zerfressen würden, wäre ich rein theoretisch wieder Single.“

„Oh, willst du das, willst du dem armen Banzai das wirklich antun?“, fragte er gespielt traurig.

„Nun ja… Irgendwie nicht… Aber irgendwie auch doch, Alter!“, zog Shenzi ihn auf und grub weiter, bis nur noch Banzais Beine feststeckten.

„Versuch mal dich selber zu befreien, ich kann nicht mehr.“, meinte sie erschöpft und kletterte stöhnend aus der Grube.

„Hey, ich bin draußen… Gleich…“, stellte Banzai fest und schaffte es irgendwie seine Beine aus der Erde zu ziehen.

„Hinten steckt‘s noch fest.“, lachte Shenzi und sah höchst amüsiert zu Banzai.

„Arg… Egal, das hab ich auch gleich…“, knurrte er und zog noch seine Hinterläufe aus der Erde „Ha, geschafft!“

Banzai kletterte aus dem Erdloch und sah strafend zu Ed, der in diesem Moment in einer Lachattacke versank. Es schien fast so als hätte er vergessen dass er Banzai ignorieren wollte.

„WAS?! Was denn?“, knurrte er wütend und schüttele sie den Dreck so gut es ging aus dem Fell.

Shenzi musste grinsen. „Ed hat recht, du siehst erbärmlich aus.“, meinte sie.

„Ja, danke, danke. Wozu hab ich euch eigentlich? Wenn ich jemanden will, der sich über mich lustig macht, dann könnte ich auch mit deinen tausend Geschwistern reden.“

Manchmal war es besser die Schnauze zu halten. Denn dieser eine Satz ließ in Shenzi gerade etwas in die Luft gehen.

„ERSTENS“, fauchte sie „Du hast UNS weil du sonst niemanden hast und ZWEITENS“, fuhr sie fort „Ich hab nur sieben Geschwister, klar? MERK DIR DAS! SIEBEN!“, korrigierte Shenzi. Doch mit einem Mal klang ihr Stimme ungewohnt dünn, fast schon zittrig.

„Äh… Shenzi?“, hakte Banzai nach. Hier stimmte was nicht, schließlich war sie sonst die, die am längsten Geduld hatte.

„WAS?!“, fuhr sie ihn an und wand sich wortlos um.

„Äh… Ed… Hab ich irgendwas Falsches gesagt?“, fragte Banzai verwundert.

Ed, der immer noch den Beleidigten spielte, lief erhobenem Hauptes an seinem Bruder vorbei zum Fluss.

Banzai sah den beiden nur völlig konfus hinterher. Was hatte er denn falsch gemacht? Manchmal waren die beiden einfach nur ein Rätsel… Dabei kannte er sie seit Kindesbeinen.

„Ed, jetzt bleib mal stehen!“, verlangte Banzai und rannte ihm hinterher. Er wollte jetzt lieber mit seinem Bruder als mit Shenzi sprechen, denn Shenzi war, wenn sie wütend war, eine tickende Zeitbombe. Sie brauchte Zeit zum runterkommen.

„Ed, jetzt tu mal nicht so eingeschnappt und sag mir was den Problem ist!“

Ed drehte sich nach Banzai um und gab irgendwelches verständnisloses Gelaber von sich, was Banzai natürlich verstand.

„Was? Ach Ed, ich hab das nicht böse gemeint, aber es tut nun mal weh, wenn du noch zur Hälfte begraben bist und jemand anders, und zwar du, versuchst mich aus dem Loch zu ziehen. Deswegen musst du doch nicht gleich einen auf… Shenzi auf Östrogen tun!“, versuchte Banzai Ed zu besänftigen und grinste gerade über seinen eigenen Witz. Aber der vergleich war doch toll von ihm gewesen – Shenzi auf Östrogen.

Ed lachte amüsiert drauf los. Eigentlich konnte er nicht lange nachtragend sein und war auch nie lange böse auf jemanden, aber WENN er es war, dann ziemlich heftig.

„Na, wieder normal?“, fragte Banzai und tätschelte seinem Bruder den Kopf. Ed nickte, dann begannen er und Banzai eines ihrer Fangenspiele zu spielen. Für so was wurde man eigentlich nie zu alt… Solange man Banzai oder Ed hieß.

Zudem war es eine tolle Möglichkeit sich die Zeit zu vertreiben, wenn man gerade nicht an Shenzi klebte.
 

„Hey Shenzi…“, rief Banzai und sah sich nach ihr um. Eigentlich saß sie abends immer am Flussufer und döste vor sich hin. Lag wohl daran dass sie jetzt, wo sie endlich die Möglichkeit hatten unbeschadet an einem Fluss zu sitzen, der mehr als nur ein halb-schlammiges Loch war, diese Chance solange es nur ging auskosten wollte.

„Was denn?“, fragte eine grimmige Stimme. Ja, das war definitiv Shenzi.

„Ach da bist du ja. Sag mal… Geht’s dir gut?“ fragte Banzai vorsichtig. Shenzi hatte ihm den Rücken zugedreht.

„Ja, natürlich, mir ging’s nie besser!“, fauchte sie giftig.

„Ähm… Was hab ich denn… Ach, vergiss es, ich geh lieber.“ Banzai wollte schon umdrehen und weggehen, als Shenzi plötzlich den Kopf hob und mit einem mal überraschend mitleidig klang.

„Nein! Bleib doch hier.“, flehte sie.

Banzai hielt inne, lief jedoch schließlich verwundert zu ihr und ließ sich neben sie sinken. Er kannte Shenzi jetzt schon sein ganzes Leben und so hatte sie sich eigentlich noch nie benommen… Sie war grade irgendwie komisch drauf. Aber es war lebensgefährlich sie darauf anzusprechen, also hielt Banzai einfach die Klappe und legte den Kopf über ihren Rücken.

Doch als hätte Shenzi seine Gedanken gelesen, meinte sie leise: „Du weißt nicht zufälligerweise wie es ist mit sieben Geschwister aufzuwachsen, oder?“

Verwundert hob Banzai den Kopf und sah überrascht zu ihr. Er hätte mit vielem gerechnet, aber nicht hiermit. Vorsichtig rückte er so, dass er Shenzis Profil sehen konnte.

„Äh… ne… Hab nur Ed… Aber du kennst die Geschichte ja“ Nachdem einige Sekunden Stille zwischen ihnen herrschte, fragte er schließlich „Und warum fragst du das?“

„Banzai“, begann sie „Ich sag ich dir mal wie es ist, mit sieben Geschwistern aufzuwachsen: Deine Eltern, falsch, meine Mutter, mein Alter hat sie eh nie um uns geschert, hat ihre volle Aufmerksamkeit IMMER bei den anderen, bei den süßen, kleinen, flauschigen! Du weißt schon, bei denen die zu blöd sind um geradeaus zu laufen. Sie hat, sobald ich feste Nahrung fraß, plötzlich keine Zeit mehr für mich gehabt, weil die anderen immer so wichtig waren, soooo hilflos, ja? Sie waren ja so klein und hilflos!“, brachte Shenzi hervor. Ihre Stimme klang erschreckend brüchig und ihre Augen glitzerten verdächtig. Alles in allem sah sie so aus als würde sie gleich weinen. Shenzi und weinen, das war doch gar nicht möglich!

Banzai hielt lieber die Klappe. Er war völlig überfordert mit der ganzen Situation.

„Und weißt du was das schlimmste ist? Ich hab mich die ganze Zeit wie eine blöde um alles gekümmert und bekomm trotzdem nichts von ihr zurück! Und wenn ich dann dich und Ed und Atu sah… Ich war immer so neidisch auf euch drei…“

Man sah das Shenzi mit aller Kraft gegen die ansteigenden Tränen ankämpfte. Immer noch.

„Auf uns drei? Warum denn? Wir waren in der Rangordnung unter euch…“, versuchte Banzai sie aufzuheitern.

„Rangordnung! Pah, das war mir immer so was von egal! Darum geht’s auch gar nicht, ich rede von eurem Zusammenleben! Du und Ed habt immer Atus volle Aufmerksamkeit bekommen, trotz allem. Ihr musstet nicht mal was machen, ihr wart einfach nur da und habt mit ihm geredet. Und meine Mutter? NICHTS! Gar nichts! . Ich hab teilweise mehr Zeit mit meinen Geschwistern als mit ihr verbracht. Asake hatte nie Zeit NUR für mich! Einfach mal… nur für mich.“

Und plötzlich geschah etwas, womit Banzai nicht mal in seinen Träumen gerechnet hätte.

Shenzi weinte… Ihr liefen tatsächlich Tränen über das Gesicht.

„Shenz‘?“, fragte Banzai leise und strich ihr eine Mähnensträhne aus den Augen. Sie sagte nichts, sondern drückte nur den Kopf an Banzais Brustkorb.

Um ehrlich zu sein, hatte Banzai sich nie um Shenzis Verhältnis zu ihrer Familie geschert. Shenzi redete halt nicht darüber, aber warum sollten sie auch über ihre Familien reden? Es gab interessanteres. Es gab nichts Besonderes an ihren Familien, sie waren ganz normal… zumindest dachte Ed das.

Mitleidig sah er zu ihr herunter und leckte ihr eine Träne aus dem Gesicht. Er wusste nicht genau was er sagen sollte, also sagte er lieber gar nichts… Shenzis war eine äußerst sensible Angelegenheit und manchmal war es besser einfach gar nichts zu sagen.

„Hey Banzai“, begann Shenzi eine geschlagene Ewigkeit später „Erinnerst du dich noch an früher?“

„Du meinst, als wir noch auf dem Elefantenfriedhof lebten und uns immer heimlich wegschleichen mussten, um was zu fressen zu bekommen?“

„Weißt du… eigentlich… Wenn ich darüber nachdenke…“ Shenzi spürte wie sie rot wurde „So schlecht hatten wir es doch gar nicht… Wir… wir mussten uns um nichts sorgen machen, hatten keinen Scar am Hals, mussten keine Grenzen bewachen, hatten unseren Adrenalin geladenen Alltag… So schlecht war das nicht mal… Am Fluss wuchs sogar ein bisschen Grünzeug.“

Banzai lächelte und fuhr Shenzi liebevoll über die Schnauze. Sie war irgendwie süß wenn sie verunsichert war.„Hast irgendwo schon recht Shenz‘… Manchmal… Ja… die guten, alten Zeiten. War schon cool damals…“, seufzte er und schmiegte seinen Kopf an Shenzis.

Wortlos fuhr sie ihm über die Schnauze und kuschelte ihren Kopf zwischen seine Pfoten.
 

Zira seufzte kaum merklich. Sie war nicht mal besonders nahe an den beiden vorbeigelaufen, aber ihre Ohren war gut genug um den letzten Teil des Gespräch mitzubekommen.

Shenzi hatte in gewisser Weise ja doch recht. Wenn Zira so darüber nachdachte, so war die bisher sorgenloseste Zeit die gewesen, als Mufasa und Sarabi noch König und Königin waren. Als Uru noch lebte. Als sie und Scar völlig sorgenlos ihr Leben lebten, als sie die Hyänen immer heimlich besuchen gingen.

Ja. Das waren wirklich schöne Zeiten.

Zira seufzte nochmals und dachte sich ihren Teil. Wenn Mufasa noch König wäre, dann müsste ER sich mit der Dürre auseinandersetzen. Dann müssten sie und Scar sich darüber keine Gedanken machen.

Vielleicht war es ja toll König und Königin zu sein doch es bedeutete auch viel Verantwortung. Aber es würde schon wieder werden, das würde es doch immer.

„Gehen wir jetzt nach Hause?“

Nuka tippte seine Mutter ungeduldig mit seiner kleinen Pfote an und sah hoffnungsvoll zu ihr auf. Zira war heute mit ihm an einigen Ecken im geweihten Land vorbeigekommen an denen es noch beute gab und hatte ihm einiges über die jeweiligen Beutetiere erzählt.

Das war zwar spannend gewesen, aber inzwischen war er einfach nur müde.

„Ja mein Kleiner“, antwortete Zira ihm leise „Komm her, du bist schon völlig müde.“ Vorsichtig packte sie ihn am Kragen und setzte ihren Weg in Richtung Königsfelsen fort.



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