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Amputiert

CrocodileXDoflamingo
von

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Kapitel 2

Die nächsten Tage vergingen in Crocodiles Augen nur sehr langsam. Weil er noch immer vollständig ans Bett gefesselt war und seine beiden fehlenden Hände ihn stark einschränkten, hatte er nicht viel zu tun und langweilte sich schnell.

Sehr häufig war Doflamingo bei ihm. Dann bat Crocodile ihn darum, ihm irgendetwas zu erzählen. Zuerst hatte er mehr über den Kampf zwischen ihm und Kid und über Daz Bones hören wollen, doch irgendwann war bereits alles berichtet worden, was es darüber zu berichten gab. Dann begann Doflamingo damit, ihm von anderen Dingen zu erzählen. Von seiner Insel Dressrosa, auf der sie sich derzeit befanden, von dem neuen Schiff, dass er sich hatte bauen lassen oder von irgendeiner lustigen Sache, die jemand aus seiner Piratencrew angestellt hatte. Crocodile sah und hörte niemals etwas von diesen Leuten, doch Doflamingo erzählte so häufig von ihnen, dass er bald das Gefühl bekam, sie selbst persönlich zu kennen.
 

Später kam Crocodile dann auf die Idee, Zeitung zu lesen. Inzwischen konnte er sich relativ problemlos in seinem Bett aufrichten und er ging davon aus, dass das Umschlagen der großen Zeitungsblätter selbst ihm mit seinen beiden Armstümpfen gelingen müsste. Doflamingo brachte ihm eine aktuelle Tageszeitung, nachdem er zuvor den Arzt zu diesem Thema um Rat gefragt und er zugestimmt hatte. Die Titelseite durchzulesen war sehr einfach. Er legte die noch zusammengefaltete Zeitung einfach bloß auf seine ein wenig aufgerichteten Knie und begann dann zu lesen. Schwieriger wurde es dann, als es um das Umblättern zur nächsten Seite ging. Prinzipiell war es eine ganz einfache Bewegung, die jedoch überforderte Crocodile mit seinen unkoordinierten Armstümpfen schon. Doflamingo bot an ihm zu helfen und die Zeitung für ihn umzublättern, doch Crocodile lehnte jede Hilfe ab. "Ich muss lernen, es selbst zu tun", pflegte er dann zu sagen. Und irgendwann gelang ihm das Umschlagen der Zeitungsblätter mit seinen beiden Armstümpfen tatsächlich mühelos.
 

Bald wurde Crocodile wieder kräftiger und belastbarer. Er durfte sich -in seinem Bett- bewegen und sprechen so viel und wie er wollte. Auch die in-vitro-Ernährung wurde eingestellt. Crocodile war sehr froh darüber, dass ihm ein Teil der Käbelchen und Röhrchen, die ihn mit irgendwelchen Geräten und Trops verbanden, entfernt wurden. Allerdings stellte ihn dieser Fortschritt vor zwei weiteren Problemen: alleine zu essen und alleine zur Toilette zu gehen.

Nach der langen Zeit, in der er nichts hatte hinunterschlucken müssen als gelegentlich seine eigene Spucke, fiel ihm das Aufnehmen von Nahrung sehr schwer, auch wenn sie bloß mit breiiger Flüssigkeit begannen. Meistens war es kein niederer Sklave, der ihn fütterte, sondern Doflamingo, der freiwillig diese Aufgabe übernommen hatte. "Lass dir Zeit", sagte er immer, wenn Crocodile mal wieder den Schluck Brei, den er im Mund hatte, nicht hinunterbekam. "Niemand drängt dich. Lass dir so viel Zeit wie du brauchst." Doch manchmal nützte es einfach nichts, sich viel Zeit zu lassen und ihm blieb nichts Anderes übrig, als den Brei wieder auszuspucken. Häufig erbrach er auch die Nahrung, die er bereits hinuntergeschluckt hatte, wieder.

Das schlimmste allerdings war, dass Crocodile sich schrecklich schämte. Er schämte sich dafür, dass er weder Gabel noch Löffel halten konnte, sondern gefüttert werden wie musste wie ein Kleinkind und noch viel mehr schämte er sich, wenn ihm selbst das gefüttert werden einfach nicht gelingen wollte und er nicht anders konnte, als sich den eigenen Schoß vollzuspucken.

Es half ihm auch nicht, dass Doflamingo diese Sache ganz locker nahm und eher mit Humor sah. "Mach dir nichts draus, Crocodile", sagte er dann oft, "mit der Zeit wird das sicher besser klappen." Oder: "Zum Glück sind es nur meine dämlichen Sklaven, die deine Bettwäsche wechseln müssen. Fufufufufu", wenn er mal wieder auf die Bettdecke gebrochen hatte. Und der Satz, den er am häufigsten hörte, war: "Es ist doch nur vorübergehend."

Doch obwohl Crocodile wusste, dass es nur vorübergehend war, fragte er sich gelegentlich, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn er niemals aus seinem Koma wieder erwacht wäre. Für ihn und für Doflamingo.

Auch wenn er gefüttert wurde und ihm sogar beim Wechseln seiner Kleidung geholfen werden musste, kam es für Crocodile überhaupt nicht in Frage, Hilfe anzunehmen, wenn es darum ging, zur Toilette zu gehen. Das Urinieren fiel ihm zum Glück relativ leicht. Mit Hilfe seiner Armstümpfe zog er sich seine Hose hinunter -weil er seine Zeit anonsten sowieso immer nur im Bett verbrachte, trug er Schlafkleidung mit einer Hose, die anstelle eines Knopfes mit Reißverschluss einfach einen Gummibund hatte- und brachte zum Wasserlassen seinen Penis mit dem rechten Armstumpf in Position.

Das große Geschäft zu machen war auch nicht ganz so schwer, wie Crocodile es sich in seinen Horrorvorstellungen ausgemalt hatte. Es kam ihm zugute, dass die Toiletten in Doflamingos Villa allesamt hochmodern waren. Das größte Hindernis war es, an der Knopfleiste mit seinem Armstumpf den richtigen Knopf zu treffen, um das Programm zu erhalten, das er sich wünschte. Also ließ sich auch diese schwierige Situation ohne Hände relativ gut meistern.

Doflamingo allerdings gefiel es überhaupt nicht, dass er alleine ins Badezimmer ging. "Was ist denn, wenn du im Bad ohnmächtig wirst? Das würde niemand mitbekommen, weil du immer ganz alleine hineingehst. Es wäre mir viel lieber, wenn ein Sklave mit dir mitkäme", meinte er einmal, als Crocodile auf dem kurzen Weg von seinem Bett bis zum Badezimmer hinüber einen kleinen Schwächeanfall erlitten hatte und ein wenig zur Seite gekippt war.

Als Antwort schüttelte Crocodile allerdings vehement den Kopf. Er war eine sehr schamhafte Person und die Vorstellung, dass irgendjemand mit ihm im Raum war und ihm dabei zusah, wie er sein Geschäft machte, fand er schrecklich. "Lieber sterbe ich", hatte er da gesagt, "als dass einer deiner dämlichen Sklaven mit mir mitkommt." Um Doflamingo, der ihn dann sehr wütend angesehen hatte, ein wenig zu beruhigen, hatte er noch hinzugefügt: "Wenn du unbedingt möchtest, kannst du ja nach fünf Minuten an die Tür klopfen und fragen, ob alles in Ordnung ist. Und wenn ich nicht antworte, kommst du herein." Zum Glück trat diese Situation allerdings niemals ein.
 

Die Tage vergingen. Bald stieg Crocodile vom Zeitungslesen auch auf das Lesen von Büchern um. Eigentlich war er niemals ein begeisterter Leser von Romanen gewesen, doch weil ihm häufig so unendlich langweilig war und ihm das Umblättern der Seiten relativ leicht fiel, begann er schnell damit, sehr viel zu lesen. Die Bücher ließ er sich von Sklaven aus Doflamingos Privatbibliothek bringen. Sie brachten ihm immer gleich vier oder fünf Bücher, von denen er sich schlussendlich eines zum Lesen auswählte. Irgendwann fiel ihm auf, dass vor allen Dingen ein bestimmtes Sklavenmädchen einen guten Geschmack hatte, was Romane anging und ihm häufig alle Bücher gefielen, die es ihm anbot. Von da an bestand er darauf, dass nur noch dieses Mädchen ihm Bücher zum Lesen bringen durfte.
 

Crocodiles gesundheitlicher Zustand besserte sich mit jedem Tag. Er fühlte sich morgens nicht mehr träge und erschöpft, sondern zunehmend frischer und kräftiger. Inzwischen konnte er auch wieder absolut mühelos sprechen und der Weg vom Bett bis hinüber zum Badezimmer machte ihm überhaupt keine Probleme mehr. Die Schmerzen in seinem Körper nahmen trotz allmählicher Verringerung der Dosis an Schmerzmitteln ab. Und er musste sich nicht mehr nur von Brei ernähren wie ein kleines Kind, sondern konnte inzwischen auch beinahe problemlos Obst und Gemüse zu sich nehmen. Nur das Hinunterschlucken von Fleischstücken fiel ihm immer noch recht schwer.

Insgesamt handelte es sich jedoch um eine enorme Verbesserung seines Zustandes und Crocodile begann sich bald zu wünschen, sein Bett endlich verlassen zu dürfen. Doflamingos Erzählungen von seiner Insel und seiner Piratencrew hatten ihn neugierig und sehnsüchtig werden lassen und er konnte es kaum mehr erwarten, nach draußen zu gehen.

Er teilte seinen Wunsch ohne Umschweife Doflamingo mit, der sich allerdings ein wenig skeptisch gab. "Ich weiß ja nicht", meinte er zögernd und besorgt, "du bist bisher immer nur ein paar Schritte gelaufen. Vielleicht würde dich der Weg bis nach draußen vor die Türe doch noch überfordern. Schließlich müsstest du sogar eine Treppe hinuntersteigen. Meinst du wirklich, dass du das schon schaffst?"

Doflamingos Zweifel beleidigten Crocodile. Er fühlte sich inzwischen wieder sehr kräfig und durchaus bereit für einen kleinen Spaziergang. Außerdem langweilte ihn sein leeres Zimmer schrecklich. Selbst die spannenden Romane, die er zuhauf las, standen ihm langsam bis zum Halse. "Natürlich schaffe ich das", erwiderte er darum mit ernster und zuversichtlicher Stimme. "Du machst dir zu viele Gedanken, Doflamingo. Außerdem sind frische Luft und ein bisschen Bewegung sehr gesund. Ich gehe völlig ein, wenn ich immer nur in diesem Bett liegen muss. Und wenn es mir doch zu viel wird, sage ich dir einfach Bescheid und wir kehren wieder um."

Mittels dieser Argumente ließ Doflamingo sich tatsächlich erweichen. Er saß schließlich selbst oft genug an seinem Krankenbett und konnte sich wahrscheinlich sehr gut vorstellen, wie schrecklich man sich da auf Dauer langweilte. "Na von mir aus", sagte er schließlich. "Aber vorher lasse ich den Arzt holen. Er soll dich noch einmal vollständig untersuchen, bevor wir den Versuch wagen. Und wenn er der Meinung ist, dass du noch zu schwach bist, bleibst du im Bett liegen."

Bei dieser Aussage zog Crocodile skeptisch eine Augenbraue hoch. Es gefiel ihm überhaupt gar nicht, so heftig bevormundet zu werden. Auch wenn er sehr krank war und keine Hände mehr besaß, bedeutete das noch lange nicht, dass er ein kleines Kind war, über das Doflamingo bestimmen durfte wie eine Mutter. Er war ein erwachsener Mann und durchaus dazu in der Lage, die Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. "Wenn der Arzt sagt, dass Spazierengehen für mich noch zu riskant ist, dann ist mir das egal", gab er darum mit patziger Stimme zurück. "Ich kann für mich selbst entscheiden. Und was willst du überhaupt dagegen tun, wenn ich mich weigere, liegen zu bleiben? Du kannst mir überhaupt nichts vorschreiben!"

"Oh, kann ich das nicht?" Ein gehässiges Grinsen schlich sich auf Doflamingos Lippen und ehe Crocodile etwas dagegen unternehmen konnte, hatte er schon längst nach dem halbvollen Wasserglas, das auf seinem Nachttisch gestanden hatte, gegriffen und es ihm über den Kopf ausgeschüttet. Dann hob er seine rechte Handfläche, klappte die zwei mittleren Finger ein und ohne dass Crocodile es gewollt hätte, brachte sein Körper sich wie von selbst zurück von der aufrechten in eine liegende Position.

Ein wütendes Knurren entwich Crocodiles Kehle und er warf Doflamingo, der völlig ungerührt auf dem Schemel neben seinem Bett saß, einen tödlichen Blick zu. "Du verdammter Bastard!"

Doflamingo zuckte mit den Schultern. "Ein Bastard, der dich dazu zwingen wird, im Bett liegen zu bleiben, wenn der Arzt es für richtig hält. Ohne deine Teufelskräfte bist du mir völlig ausgeliefert." Und dann fügte er noch ein wenig versöhnlicher hinzu: "Ich mache mir doch nur Sorgen um dich. Ich kenne dich gut genug, Crocodile, um zu wissen, dass du stur genug bist, um in deiner jetzigen Verfassung bei einem Wettrennen mitzumachen, wenn man dich nur herausfordern würde."

Auch wenn Doflamingo damit höchstwahrscheinlich Recht hatte, konnte Crocodile sich einfach nicht damit abfinden, so schrecklich bevormundet zu werden. Vor allen Dingen schämte er sich dafür, dass Doflamingo mit ihm anstellen konnte, was er wollte. Auch wenn er es nur gut mit ihm meinte. Wenn er doch wenigstens seinen Goldhaken gehabt hätte! Doch logischerweise hatte man ihm den, während der Zeit, in der er nur im Bett liegen durfte, abgenommen. Und seine Teufelskräfte konnte er ohne seine rechte Hand sowieso nicht einsetzen. Mit bloß einem Armstumpf konnte er weder einen Sandsturm erzeugen noch irgendjemanden in eine Mumie verwandeln. Oder?

Nachdenklich zog Crocodile seine Augenbrauen zusammen und er stellte sich plötzlich einige Fragen, die ihm zuvor gar nicht in den Sinn gekommen waren. Inwiefern schränkte seine amputierte rechte Hand seine Teufelskräfte ein? Konnte er nur mit Armstümpfen seine Teufelskräfte einsetzen? Und würde die Prothese, die Doflamingo für ihn anfertigen ließ, gegebenenfalls dazu in der Lage sein? Darüber hatte Crocodile bisher noch überhaupt gar nicht nachgedacht. Logischerweise konnte er sich noch immer in Sand verwandeln -wenn man nicht gerade ein Glas Wasser über ihn ausschüttete-, doch was würde nun aus seinen vielen Attacken werden? Würden seine Teufelskräfte von nun an auf reine Verteidung beschränkt bleiben müssen?

Diese Vorstellung verursachte ihm Magenschmerzen. Die Unfähigkeit, seine Teufelskraft vollständig einzusetzen, bedeutete praktisch das Ende seiner Karriere als Pirat. Plötzlich sank Crocodiles sowieso schon schlechte Laune auf einen absoluten Nullpunkt.

Was nützte es ihm, wieder gesund zu werden und eine Roboterhand zu erhalten, wenn er doch nie wieder ein großer Pirat werden könnte?

Crocodile schloss seine Augen und bemühte sich darum, die Übelkeit, die seinen Hals hochkroch, zu unterdrücken. "Weißt du was?", meinte er schließlich und drehte den Kopf zur Seite. "Du kannst dir das mit dem verdammten Arzt sparen. Ich habe überhaupt keine Lust mehr, raus zu gehen."
 

Der Gedanke, sein Piratenleben nicht länger weiterführen zu können, deprimierte Crocodile. Er wollte nichts mehr essen oder trinken, er las keine Romane oder die Tageszeitung mehr und bat auch Doflamingo nicht mehr darum, ihm irgendwelche Geschichten von seiner Piratencrew zu erzählen. Stattdessen verbrachte er nun die meiste Zeit damit, wach in seinem Bett zu liegen und zur Decke oder zum Fenster hinauszuschauen. Gerne hätte er eine Zigarre geraucht, doch ohne Hände konnte er sich ja nicht einmal diesen Wunsch erfüllen.

Für eine ganze Weile hing Crocodile still seinen Gedanken nach und fragte sich insgeheim, ob es nicht vielleicht doch besser gewesen wäre, diese Giftspritze zu bekommen, anstatt nur halb zu leben, als Doflamingo sein Zimmer betrat. Er trug eine orangefarbene Dreiviertelhose und ein weißes Hemd und kam in großen, o-beinigen Schritten auf sein Bett zu. Sein Blick blieb unter den orange getönten Gläsern seiner Sonnenbrille verborgen, doch Crocodile spürte, dass er angespannt und verunsichert war.

"Darf ich mich setzen?"

"Was könnte ich schon dagegen tun?" Auch wenn Doflamingo die Frage anscheinend tatsächlich ernst gemeint hatte, konnte Crocodile einfach nicht anders, als sich darüber lustig zu machen. Seine Laune war heute besonders schlecht und er hätte lieber weiterhin die Wand angestarrt, als sich mit Doflamingo zu beschäftigen. Dieser ließ sich nun neben ihm auf der Bettkante nieder.

"Ich habe den Arzt gefragt und er hat gesagt, dass dir ein bisschen frische Luft und eine andere Kulisse sicher gut tun würden. Wenn du Lust hast, können wir beide also gerne ein wenig spazierengehen draußen."

"Ich habe dir doch gesagt, dass ich nicht nach draußen möchte. Lass mich am besten einfach in Ruhe."

Doch natürlich wäre Doflamingo nicht Doflamingo gewesen, wenn er ihn in Ruhe gelassen hätte. "Was ist denn los mit dir? Du bist jetzt schon seit ein paar Tagen so schlecht drauf. Letztens noch konntest du es doch gar nicht abwarten, nach draußen zu gehen!"

"Das war letztens und jetzt ist jetzt. Geh weg!"

Doflamingo seufzte und legte dann den Kopf in den Nacken. Nach einer Weile des Schweigens fragte er schließlich: "Ist es, weil ich dich mit dem Wasser überschüttet habe? Es tut mir leid, wenn dich das verletzt hat. Ich weiß doch, dass ich dich nicht hätte so bevormunden dürfen. Aber ich mache mir einfach Sorgen um dich."

"Es ist nicht deswegen." Das war nicht einmal gelogen. Den Vorfall mit dem Wasserglas hatte Crocodile beinahe sogar vergessen. Diese Lappalie erschien ihm völlig nebensächlich im Gegensatz zum Verlust seiner wertvollen Teufelskräfte.

"Sicher ist es deswegen! Genau seit diesem Vorfall bist du plötzlich so niedergeschlagen. Es tut mir wirklich leid. Nimm meine Entschuldigung bitte an! Ich weiß doch, dass du schrecklich stolz bist. Ich weiß, wie du dich fühlst..."

"Du weißt überhaupt gar nicht, wie ich mich fühle!" Seine Stimme klang schärfer und böser, als Crocodile es beabsichtigt hatte und er sah, dass für einen kurzen Moment ein verschreckter Ausdruck über Doflamingos Gesicht huschte. "Hack dir beide Hände ab, dann weißt du vielleicht, wie ich mich fühle!"

Doflamingo runzelte die Stirn und biss sich auf die Unterlippe, ehe er entgegnete: "Crocodile, ich bitte dich! Ich kann verstehen, dass dieser Zustand sehr schwer für dich ist, aber es ist doch..."

"... nur vorübergehend, jaja, ich weiß!" Crocodile hatte diese Floskel bereits so oft gehört, dass er sie sich in keiner anderen Stimme als die Doflamingos mehr vorstellen konnte.

"Es wird nicht mehr allzu lange dauern, ich verspreche es dir, dann wird..."

"... alles wieder genauso wie früher", beendete Crocodile den Satz ohne weiter darüber nachdenken zu müssen.

"Verdammt nochmal, Crocodile, jetzt sei doch nicht so zickig! Ich reiße mich hier schon zusammen so gut ich kann und entschuldige mich sogar für jeden blöden Mist bei dir, jetzt bemüh du dich doch auch mal ein klein wenig! Du lässt dich total hängen! Ich erkenne dich ja gar nicht mehr!"

"Ich lasse mich hängen? Ich lasse mich hängen?!" Wütend richtete Crocodile sich in seinem Bett auf. Er wollte mit dem Finger auf Doflamingo zeigen, ehe ihm einfiel, dass er überhaupt keine Finger mehr besaß, weder einen Zeigefinger noch irgendeinen anderen Finger; darum blieb es bei einem vernarbten Armstumpf, der seltsam anklagend auf Doflamingos Brust deutete. "Wie zur Hölle soll ich mich denn bitteschön nicht hängen lassen?! Ich habe keine Hände mehr!" Und plötzlich, ohne dass Crocodile es gewollt hätte oder es auch nur hätte verhindern können, kam ihm in einem schrecklich verzweifelten Tonfall über die Lippen: "Was soll denn jetzt bloß aus mir werden?"

"Was ist denn das für eine Frage? Du machst einfach genauso weiter wie vorher. Du kriegst die beste Roboterhand, die es bisher je gegeben hat, als Prothese und dann machst du ganz genauso weiter, wie du es geplant hast."

Crocodile verzog den Mund und sah verunsichert zu Doflamingo hinüber. Er wusste nicht recht, wie er sich fühlen sollte. Die verschiedensten Emotionen kämpften in seiner Brust so heftig um Vorherrschaft, dass er sogar einen realen Schmerz zu fühlen glaubte. Am liebsten hätte er jetzt geweint, doch diese Blöße würde er sich selbstverständlich niemals gegeben, ganz gleich, in welcher Verfassung er sich auch befand. Und auch, wenn es nur Doflamingo war, der ihm dabei zusehen würde. Weil Crocodile sich so verunsichert fühlte, klang seine Stimme ganz brüchig und kaputt, als er meinte: "Und was nützt mir diese blöde Prothese ohne meine Teufelskräfte? Meine Karriere als Pirat ist beendet! Nur mit meinem Goldhaken komme ich doch nicht weit. Damit allein kann ich es kaum mit auch nur mittelmäßigen Piraten aufnehmen."

Doflamingo seufzte gequält auf und griff sich mit der rechten Hand an die Stirn. "Mach dir darum nicht allzu viele Sorgen. Meine Wissenschaftler arbeiten auch an dieser Problematik."

Neugierig geworden hob Crocodile den Kopf. "Du meinst, ich kann durch diese Prothese hindurch meine Teufelskräfte einsetzen? Sandstürme erzeugen und solche Dinge?"

Doflamingo zögerte mit der Antwort. Schließlich sagte er: "Natürlich ist das eine verdammt schwierige Aufgabe. Aber meine Wissenschaftler arbeiten daran. Zuerst allerdings bekommst du eine normale Prothese ohne besondere Fähigkeiten. Eine einfache Roboterhand, die du steuern können wirst, als wäre es deine eigene. Weiterhin wird allerdings daran gearbeitet, diese Prothese soweit zu verbessern, dass du damit auch deine Teufelskräfte einsetzen kannst. Das dauert allerdings noch eine ganze Weile, da kann ich dir leider nichts vormachen. Einige Monate, wenn nicht sogar ein oder zwei Jahre wirst du warten müssen, ehe das funktioniert. Zumindest sind das die Prognosen meiner Wissenschaftler."

Ein erleichterter Seufzer entwich Crocodiles Lippen. Plötzlich erschien ihm seine Lage nur noch halb so schlimm. Zwar würde es wohl noch einige Monate, vielleicht sogar Jahre dauern, bis er wieder dazu in der Lage wäre, seine Teufelskräfte einzusetzen, doch das war immer noch besser als nichts. Und eine einfache Prothese, die ihm wenigstens seinen Alltag deutlich erleichtern werden wird, würde er ja bereits schon demnächst erhalten. Das waren gar keine allzu schlechten Zukunftsvorhersagen, fand er.

"Und in der Zwischenzeit..."

"... müssen wir eben sehen, wie wir zurecht kommen."

"Ist deine Laune jetzt wieder besser?" Doflamingo strich ihm liebevoll eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht.

"Ich denke schon", antwortete Crocodile und tatsächlich fühlte er, wie ihm ein großer Stein vom Herzen fiel.

"Super. Wollen wir dann ein bisschen nach draußen spazieren gehen? Du siehst schon ganz blass aus nach der ganzen Zeit hier drinnen. Fufufufufufu."

"Du bist ein Idiot, Doflamingo." Doch trotz dieser Tatsache erhob sich Crocodile aus seinem Bett und machte sich gemeinsam mit Doflamingo auf den Weg zur Türe, um draußen ein wenig spazieren zu gehen und frische Luft zu schnappen.
 

bye

sb


Nachwort zu diesem Kapitel:
Mann oh Mann, plötzlich hat Mexx so viele neue, tolle Funktionen.^^ Dann benutze ich jetzt auch zum ersten Mal dieses "Autoren-Nachwort" xD
Ja, liebe Leser, ich hoffe, dass euch auch dieses Kapitel gut gefallen hat und ihr mir vielleicht den einen oder anderen Kommentar da lasst. :) Kapitel 3 ist so gut wie fertig und an Kapitel 4 wird ebenfalls bald gearbeitet^^

bye
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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Aja1992
2013-03-07T15:59:37+00:00 07.03.2013 16:59
Hammer Kapi^^

Antwort von:  kleines-sama
08.03.2013 12:37
Danke :D
Von:  Lillunija
2013-03-07T02:27:53+00:00 07.03.2013 03:27
Obwohl die beiden Charakter auf meiner Blacklist stehen und alles andere als meine Favos sind finde ich die ersten drei Kapitel inhaltlich sehr interessant.
Mal schauen wann das dritte Kapitel erscheint^^.

Antwort von:  Lillunija
07.03.2013 03:28
Prolog nicht einberenet im letzten Satz :*)
Antwort von:  kleines-sama
07.03.2013 15:11
Danke für den netten Kommi :) Ja, ich habe mich hier inhaltlich an etwas versucht, über das ich so eigentlich wahrscheinlich eher weniger schreiben würde. Darum freut es mich auch sehr, dass die Fanfic so gut bei dir ankommt :)
Das nächste Kapitel ist jetzt auch schon fertig^^

bye
sb


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