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Amputiert

CrocodileXDoflamingo
von

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Kapitel 3

Kapitel 3
 

Crocodile ging es mit der Zeit zunehmend besser. Die Spaziergänge, die er gemeinsam mit Doflamingo im weitläufigen Garten der Villa unternahm, erfrischten ihn und verbesserten sowohl seine Laune als auch seinen gesundheitlichen Zustand. Nach der langen Zeit, die er ans Bett gefesselt in seinem Zimmer hatte verbringen müssen, erschien ihm die Wiese grüner und der Himmel blauer als je zuvor. Er hatte das Gefühl, beinahe vergessen zu haben, wie es sich anfühlte, draußen an der frischen Luft zu sein.

Crocodile konnte einfach nicht anders, als sich jede Palme und jeden Strauch, an dem sie vorbeikamen, genau anzusehen. Er versuchte sich jeden hübschen Anblick, der sich ihm bot, so gut wie möglich einzuprägen, da ihm durchaus bewusst war, dass er später zurück in sein leeres Zimmer würde kehren müssen. Und anstatt sich die Zeit mit Zeitungslesen zu vertreiben, wollte er dann lieber an das Gras denken, das seine nackten Füße kitzelte und an den warmen Wind, der ihm sanft ins Gesicht blies.

Nachdem sie eine Weile herumgelaufen waren und Crocodile sich den Garten von Doflamingos Villa zur Genüge angeschaut hatte -es sah tatsächlich ganz genauso aus, wie er es ihm beschrieben hatte-, schlug Doflamingo vor, sich für eine Weile hinzusetzen. Crocodile, dem schnell die Beine wehtaten nach dem langen Spaziergang, stimmte zu. Und weil er gar nicht genug bekommen konnte von dem Gefühl der Wiese unter seinen Füßen, ließ er sich einfach an Ort und Stelle nieder.

Doflamingo quittierte sein Verhalten mit einem überrascht klingendem Lachen. "Fufufufufu. Seit wann bist du dir denn nicht zu fein, um dich auf den Boden zu setzen, Crocodile? Normalerweise ist dir doch das Beste gerade gut genug." Mit dieser Aussage hatte Doflamingo definitiv recht, doch jetzt gerade empfand Crocodile die Wiese als das Beste, was sich ihnen beiden anbot. Er rieb mit seinen Beinen und Füßen über die kleinen Grashalme, die ihn kitzelten, und seufzte wohlig auf. Dieses Kitzeln war ein so unendlich angenehmes Gefühl nach dem langen Liegen auf dem glatten Bettlaken aus Seide.

Doflamingo setzte sich im Schneidersitzt ihm Gegenüber. "Dir scheint es hier im Garten ja richtig gut zu gefallen. Das freut mich sehr."

Crocodile zuckte mit den Schultern. "Ich hatte beinahe vergessen, dass es noch etwas anderes in dieser Welt gibt als Herumsitzen und auf leere Wände starren", meinte er schließlich und betrachtete mit einem zufriedenen Lächeln die kleinen Wolken, die über ihren Köpfen am Himmel vorbeizogen.

"Dabei hast du früher doch so gerne abgeschieden vom Rest der Welt in deinem unterirdischen Büro gesessen. Du weißt schon, damals ins Rainbase."

"Da hatte ich ja auch meine Bananenkrokodile, die ich mir anschauen konnte. Und außerdem gab es immer viel Arbeit zu erledigen. Berichte zu lesen und Missionen zu verteilen. Das ist überhaupt kein Vergleich zu diesem schrecklichen im Bett bleiben müssen und schauen, dass man die Zeit irgendwie totkriegt."

Doflamingo seufzte. "Es tut mir leid, dass du dich so sehr langweilst."

"Ist schon gut, jetzt sind wir ja erstmal hier draußen im Garten."

Crocodile schloss für eine Weile seine Augen und lauschte den Geräuschen um sich herum. Er konnte das Summen von Insekten hören und das Rauschen der Palmenblätter im Wind. Es war eine völlig andere Geräuschkulisse als er sie aus seinem Zimmer kannte. Dort wurde die Stille höchstens einmal durch die Stimme von Doflamingo oder dem leisen Atmen der Sklaven, die an der Türe Wache standen, durchbrochen. Es roch dort auch ganz anders. Nach Medikamenten und frischer Bettwäsche. Hier draußen hingegen roch es nach Blumen und Bäumen und Sonne im Wind. Crocodile hatte sich noch nie zuvor in seinem Leben so lebendig gefühlt wie jetzt gerade im Augenblick.

Als er seine Augen irgendwann wieder öffnete, sah er, dass Doflamingo sehr nah zu ihm herüber gerutscht war. Einen Moment später war er so nah, dass ihre Nasenspitzen sich beinahe berührten. Und dann küssten sie sich. Es war ein zuerst recht zaghafter Kuss, dafür allerdings mit sehr viel Gefühl und Leidenschaft. Crocodile konnte sogar Doflamingos Lippen beben spüren. Es fühlte sich berauschend an.

Nach diesem ersten Kuss küssten sie sich noch ein zweites und drittes Mal. Wilder und zügelloser. Und dann stand Doflamingo auf. Er umfasste mit seiner rechten Hand Crocodiles Unterarm und half ihm dabei, selbst vom Boden wieder aufzustehen. "Wir sollten langsam wieder zurück", meinte er.

"Wieso denn?" Beleidigt zog Crocodile seinen Unterarm zurück. "Ich will noch für eine Weile hier bleiben, Doflamingo."

"Ich weiß, aber du warst nun schon lange genug draußen. Du darfst nicht vergessen, dass du dich immer noch schonen musst. Am besten, du legst dich jetzt wieder schlafen."

Crocodile seufzte. Am liebsten hätte er jetzt einen Streit heraufbeschworen und Doflamingo daran erinnert, dass er nicht sein Vormund war, doch weil ihm tatsächlich die Beine wehtaten und seine Augen müde wurden, fügte er sich schließlich doch in sein Schicksal und folgte Doflamingo zurück in die Villa.
 

Gemeinsam mit Doflamingo ging Crocodile nun öfter spazieren. Er wäre auch gerne hinunter zum Strand gegangen, um sich das Meer anzuschauen, doch ihm war selbst durchaus bewusst, dass diese lange Strecke ihn wohl doch noch überfordern würde. Seine Beine hatten lange funktionslos im Bett gelegen und nun schmerzten sie jedes Mal, wenn er auch nur ein paar hundert Meter weit ging. Stattdessen beschränkte er sich auf das Gebiet um die Villa herum. Am liebsten hielt er sich in dem großen und weitläufigen Garten auf, von dem er gar nicht genug bekommen zu können schien.

Der Austausch von Zärtlichkeiten mit Doflamingo setzte sich fort. Sie küssten sich häufig und Doflamingo strich ihm oft über den Rücken oder half einer verirrten Haarsträhne zurück an ihren Platz. Zu mehr kam es zu Crocodiles Leidwesen allerdings nicht. Auch wenn er bereits spürte, dass sich Erregung in seinem Körper ausbreitete und sein Glied steif zu werden begann, blockte Doflamingo jede intimere Berührungen sofort ab. Dieses Verhalten kränkte Crocodile zutiefst und verwirrte ihn. Früher hatte Doflamingo niemals genug von ihm bekommen können; es war stets Crocodile gewesen, den es zu überreden gegolten hatte. Diese plötzliche Ablehnung seitens Doflamingo verletzte ihn und sorgte dafür, dass Crocodile begann, sich ernsthaft Gedanken über bestimmte Dinge zu machen.
 

Doflamingos Verhalten machte in Crocodiles Augen überhaupt keinen Sinn. Es war Abend und er lag -abgesehen von den beiden allgegenwärtigen Wachen an der zweiflügligen Türe- allein in seinem Bett.

Er hatte erneut viel Zeit mit Doflamingo verbracht. Sie hatten auf zwei bequemen und gepolsterten Stühlen im Garten gesessen und sich lange und ausgiebig miteinander unterhalten. Dabei hatten sie auch wieder Liebkosungen ausgetauscht. Vor allen Dingen ein bestimmter Kuss blieb Crocodile noch lange im Gedächtnis, denn darin hatte ein unglaubliches zittriges und bebendes Verlangen gegelen, das von beiden Seiten ausging. Erst, als es dunkel zu werden begann, hatten sie sich voneinander trennen müssen. Schließlich war Doflamingo ein geschäftiger Mann, der überall auf der Welt seine Untergebenen und Komplizen hatte, der von der zweiten Reihe aus alle Figuren auf der Bühne dirigierte, und darum führte er jeden Tag eine ganze Menge Telefongespräche. Crocodile hatte ihm angeboten, später am Abend zu ihm ins Bett zu schlüpfen und versprochen, auf jeden Fall länger wach zu bleiben für ihn, doch Doflamingo hatte sowohl deutlich als auch elegant abgelehnt: "Ich möchte nicht, dass du für mich unnötig lange wachbleibst. Das ist nicht gut für dich; du musst dich immer noch sehr schonen. Leg dich lieber früher schlafen. Wir sehen uns ja gleich morgen wieder. Ich verspreche es dir."

Dennoch war Crocodile wachgeblieben. Er lag in seinem Bett und starrte aus dem Fenster. Er war ein stolzer und kluger Mann und hatte die Abweisung durchaus verstanden, doch insgeheim hoffte er dennoch, dass Doflamingo es sich vielleicht doch noch anders überlegen würde. Die Zeit zog sich träge dahin, und aus elf Uhr abends wurde schließlich Mitternacht und dann ein Uhr nachts. Crocodile seufzte leise und schimpfte gedanklich mit sich selbst, weil er so schrecklich naiv gewesen war, was eigentlich überhaupt gar nicht zu einem so bodenständigen Menschen wie ihm passte.

Er tröstete sich damit, dass Doflamingos Verhalten sehr verwirrend war und das stimmte tatsächlich. Sie küssten sich häufig und nicht selten gingen diese Küsse von Doflamingo aus. Außerdem liebkoste er ihn auch auf andere Weise. Gelegentlich strich er ihm sanft über den Rücken oder die Arme oder das Haar. Und in all diesen Dingen lag eine Leidenschaft, die so groß und deutlich zu spüren war, dass sie früher bereits längst übereinander hergefallen wären.

Doch seit Crocodile aus seinem Koma erwacht war und nun keine Hände mehr besaß, ließ Doflamingo sich auf keine Art von intimen Verkehr mehr ein. Fand er ihn so schrecklich unattraktiv? Seine sowieso schon schlechte Laune wurde plötzlich noch schlechter. Womöglich glaubte Doflamingo, dass er ihn mit seiner Behinderung nicht mehr würde ausreichend befriedigen können. Schließlich würde er nicht einmal mehr Doflamingos Glied umfassen können, weder, um ihn mit der Hand zu befriedigen noch, um während eines Blowjobs sein Glied festzuhalten. Hm. Crocodile schloss seine Augen. Wenn er ganz ehrlich zu sich selbst war, dann glaubte er daran nicht hundertprozentig. Er hatte seine linke Hand bereits vor einigen Jahren verloren und Doflamingo hatte ihm niemals das Gefühl gegeben, dass ihm dieser Umstand irgendetwas ausmachte. Ganz im Gegenteil, häufig hatte er ihn beim Sex, wenn er seinen Goldhaken losgemacht hatte, genau auf den vernarbten Armstumpf geküsst und diesen deutlich geliebkost. Wieso also machten ihn plötzlich zwei Armstümpfe so schrecklich viel aus?

Vielleicht lag es ja gar nicht bloß an seinen fehlenden Händen. Crocodile fühlte sich müde und erschöpft, weil er heute über mehrere Stunden hinweg draußen im Garten auf dem geraden Stuhl gesessen hatte, und war bereits halb eingeschlafen, während er diesen Gedanken weiterführte. Er hatte drei Monate lang im Koma gelegen. Kaum Sonnenlicht gesehen, war in-vitro ernährt worden. Und Doflamingo musste ihn noch immer füttern, weil er nicht alleine essen konnte. Vielleicht waren es nicht nur seine Hände. Vielleicht war es ja dazu auch noch sein restlicher Körper, der ihn anwiderte.

Crocodiles Zustand konnte man kaum mehr als wach bezeichnen, als er schlussendlich zu diesem Ergebnis kam. Dennoch, oder womöglich auch gerade deswegen, kam ihm dieser Schluss überaus logisch vor. Seine Muskel waren völlig verkümmert, sogar sein Sixpack hatte sich in einen flachen Bauch verwandelt, und seine Haut war transparent und käsig geworden. Da war es doch kaum verwunderlich, dass Doflamingo ihn ablehnte. Oder nicht?
 

Die Erkenntnis, dass Doflamingo sich vor ihm ekelte, frustrierte Crocodile. Und noch mehr frustrierte es ihn, dass er diese Ansicht völlig nachvollziehen konnte, als er nächsten Morgen an sich herunter sah. Seine Haut war gräulich-weiß und so dünn, dass er sogar das Netz zarter Adern unter ihr problemlos ausmachen konnte. Sein Bauch war flach und ein wenig faltig und die strammen Muskeln an seinen Beinen waren ebenfalls völlig verschwunden. Seine Arme waren für einen Mann seiner Statur schon immer relativ dünn gewesen, doch wegen der beiden vernarbten Armstümpfe konnten auch sie den Gesamteindruck nicht aufbessern.

Am schlimmsten von allem jedoch war, zumindest im Augenblick, sein Glied, dass sich nachts, während er geschlafen und geträumt hatte, aufgerichtet hatte und noch immer stand. Crocodile war ein sehr schamhafter Mensch und seine Morgenlatte war ihm schrecklich peinlich. Er schämte sich so sehr, dass er sich nicht einmal im Bett aufrichtete, auch wenn er längst wach war, sondern weiterhin auf der Seite liegen blieb und so tat, als würde er schlafen. Er wollte nicht, dass die beiden Wachen an der Tür mitbekamen, dass er wach war und einen Sklaven schickten, der ihm beim Ankleiden helfen sollte. Außerdem wurde ihm auf sehr unangenehme Weise wieder klar, wie hilflos er doch war. Er hatte ja nicht einmal die Möglichkeit, sich seiner Morgenlatte auf übliche Art und Weise zu erledigen. Stattdessen würde er warten müssen, bis sie von selber wieder verschwand.
 

Am Nachmittag desselben Tages beschloss Crocodile, an der Situation etwas zu ändern und seinen Körper zu stärken.

Weil er so getan hatte, als wäre er erst gegen Mittag aufgewacht, und Doflamingo am Nachmittag und Abend einige wichtige Telefongespräche führen musste, sahen sie sich entgegen des Versprechens am gestrigen Abend nur flüchtig für einige Minuten. Doflamingo erkundigte sich nach seinem Wohlbefinden und versprach, gemeinsam mit ihm zu Abend zu essen. Für mehr blieb kaum Zeit. Und das ärgerte Crocodile. Er war nicht nur ein sehr kluger, sondern auch emotionaler Mensch und es verletzte ihn, dass Doflamingo sein Versprechen gebrochen hatte und ihn links liegen ließ wie ein Spielzeug, das langweilig geworden war.

"Wieso hast du mich heute Morgen nicht einfach aufgeweckt?" Dass er seinen Schlaf nur vorgetäuscht hatte und er sich wohl in einer überaus peinlichen Situation wiedergefunden hätte, wenn Doflamingo dies getan hätte, spielte in Crocodiles Augen keine Rolle. Schließlich hatte Doflamingo das nicht wissen können. Tatsächlich hatte er sogar mitbekommen, wie er heute Morgen nach ihm gesehen hatte und dann, ohne ihn aufzuwecken, wieder gegangen war.

"Ich wollte dich nicht wecken. Es ist wichtig für deinen Heilungsprozess, dass du viel schläfst."

"Ich bin doch fast wieder gesund!"

"Red keinen Blödsinn!" Er erinnerte sich daran, dass Doflamingos Stimme schärfer geklungen hatte als sonst, als er diese Worte aussprach. "Du bist immer noch schwer angeschlagen. Jede Überanstrengung könnte dich umbringen!" Und dann wechselte er plötzlich das Thema: "Ich muss jetzt los, telefonieren. Ich lasse dir dein Frühstück aufs Zimmer bringen." Und kaum hatte er zu Ende gesprochen, verließ er hastig das Krankenzimmer.

Crocodiles Ansicht nach rochen Doflamingos Worte stark nach einer faulen Ausrede. Er war einer der Shichibukai: Seit wann konnten irgendwelche Telefongespräche denn nicht warten? Und außerdem fühlte er sich tatsächlich beinahe wieder völlig gesund. Doflamingo schob dieses Gespräch und seine angeblichen Sorgen doch bloß vor, damit er nicht so viel Zeit mit ihm verbringen musste. Damit ihm der Anblick seiner bleichen, durchscheinenden Haut und seiner beiden vernarbten Armstümpfe erspart blieb. Und natürlich, damit er ihn heute nicht füttern musste.

Crocodile fühlte sich verletzt und schämte sich für seinen Zustand. Und darum beschloss er, etwas dagegen zu tun. Er rief einen der Sklaven, die an der zweiflügligen Türe Wache hielten, zu sich ans Bett und befahl ihm dann, ihm beim Ankleiden zu helfen. Diesmal ließ er sich auch feste Schuhe anziehen. Er hatte kein Problem damit, dass ihm die Schnürsenkel von einer anderen Person gebunden werden mussten, denn Schnürsenkelbinden hatte er auch mit nur einer Hand niemals alleine geschafft. Außerdem kniete sich der Sklave dafür vor ihm nieder, während er auf dem Bett sitzen blieb, und allein diese Pose verlieh ihm ein seltsames Gefühl von Macht. Es war lange nicht so erniedrigend wie die Hilfe beim in die Hose oder in die dünne Jacke schlüpfen.

Als er sein Krankenzimmer verlassen wollte, hielten ihn die beiden Sklaven allerdings auf. "Wohin gehen Sie, Sir Crocodile?"

Crocodile seufzte und schloss für einen kurzen Moment seine Augen. Dann versuchte er sich an den Sklaven vorbeizudrängeln. "Ich bin euch keine Rechenschaft schuldig."

"Der junge Lord befiehlt, dass wir darüber informiert sein müssen, wo Sie sich aufhalten."

"Ist ja schon gut, du Kakerlake. Ich möchte nur hinunter in den Garten."

"Wieso tragen Sie Schuhe?"

Crocodile zog eine Augenbraue hoch. "Wieso trägst du welche? Und jetzt lass mich endlich durch oder ich werde wirklich wütend." Auch wenn ihm beide Hände fehlten und er sich in seinem sehr schlechten Zustand befand, machte er mit seiner enormen Körpergröße und seinem ernsten Blick einen so bestechenden Eindruck auf den Sklaven, dass ihn dieser schließlich widerstandslos vorbeiließ. Doch er wäre kein noch lebender Sklave von Doflamingo gewesen, wenn er dessen Befehle so einfach ignorieren würde. Er folgte ihm bis hinunter in den Garten. Als Crocodile dies bemerkte, rümpfte er abfällig die Nase. "Dämlicher Bastard..."

Crocodile hatte vor, ein paar Runden durch den Garten zu joggen. Ganz gleich, was Doflamingo über seinen Gesundheitszustand sagte: Er fühlte sich wieder fit. Fast so fit wie früher zu seinen besten Zeiten. Und selbst wenn nicht, würde ihm ein bisschen Sport sicher gut tun, um wieder fit zu werden. Um verkümmerte Muskeln wieder aufzubauen und seiner Haut wieder ein wenig mehr Farbe zu verleihen.

Gerade wollte er locker loslaufen, als ihn erneut der Sklave, der von Doflamingo dazu beauftragt worden war nach ihm zu sehen, aufhielt: "Was tun Sie da?" Seine Stimme klang missbilligend. Und diese Tatsache ärgerte Crocodile sehr. Er war nicht irgendwer, sondern ein großer Pirat und ein ehemaliger Shichibukai; er war niemandem gegenüber zur Rechenschaft verpflichtet. Schon gar nicht einem Sklaven. Und darum ignorierte Crocodile ihn einfach und trabte stattdessen los.

"Stopp! Hören Sie sofort damit auf! Sind Sie denn verrückt?!" Nun versperrte ihm der Sklave sogar den kleinen Gartenweg. Verwirrt und verärgert presste Crocodile seine Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und warf dem Sklaven einen wütenden Blick zu.

"Geh mir aus dem Weg, du Wurm!"

Der Sklave wirkte völlig panisch. Anders konnte Crocodile sich dessen Verhalten auch nicht erklären. Anstatt seinem Befehl Folge zu leisten, versperrte er ihm noch immer den Weg und blaffte ihn sogar mit zittriger Stimme an: "Sie sind in einem viel zu geschwächten Zustand, Sir Crocodile! Sie dürfen auf keinen Fall Sport betreiben! Das könnte Ihren Tod bedeuten! Bitte kehren Sie augenblicklich in Ihr Zimmer zurück!" Und dann fügte er noch hinzu: "Wenn der junge Lord hiervon erfährt, wird er uns alle umbringen!"

Als Antwort zuckte Crocodile lediglich mit den Schultern. Was kümmerte ihn das Leben dieses Wichts? Und was kümmerten ihn Doflamingos Anweisungen? Ihm war durchaus bewusst, dass er noch nicht wieder völlig auf der Höhe seiner Kräfte war. Natürlich. Doch auf der anderen Seite wollte er doch bloß eine kleine Runde locker joggen. Das würde ihn wohl kaum umbringen. In dieser Sorge spiegelten sich doch bloß Doflamingos absolut unrealistische Ängste wieder!

"Entweder du gehst mir jetzt aus dem Weg, du kleiner Bastard, oder es wird nicht Doflamingo sein, der dich umbringen wird." Seine Stimme klang ruhig und völlig ernst. Und genauso meinte Crocodile seine Drohung auch.

Es dauerte eine halbe Sekunde, dann ging der Sklave schließlich zur Seite und machte ihm Platz. Er warf ihm noch einen letzten verzweifelten Blick zu, ehe Crocodile ungeachtet dessen langsam lostrabte. Nur aus dem Augenwinkel heraus sah er noch, wie der Sklave hektisch die Gartenanlage der Villa verließ. Es würde Crocodile nicht überraschen, wenn er sein Verhalten seinem Herrn melden würde. Sollte er es doch versuchen! Wenn Doflamingo wegen dieses Telefonats keine Zeit für ihn erübrigen konnte, dann würde er es wohl erst recht nicht für diesen Sklaven können.
 

Eineinhalb Minuten später wurde Crocodile auf unangenehme Weise klar, dass er sich eindeutig geirrt hatte. Er war kaum ein paar Meter weit gekommen -tatsächlich strengte ihn das Joggen deutlich mehr an, als er es erwartet hatte-, als er die Silhouette eines großen Mannes in einem voluminösen Mantel ausmachen konnte, neben dem ein kleiner Sklave nervös und änsgtlich hertrabte. Frustriert seufzte Crocodile und hielt in seiner Bewegung inne. Sicherlich würde Doflamingo ihm jetzt eine Standpauke halten. Darauf hatte er allerdings überhaupt keine Lust. Er wollte entweder weiter laufen oder zurück in sein Bett, denn inzwischen schmerzten seine Beine schon stark.

Gerade als er zu Ende gedacht hatte, erschien Doflamingo vor ihm. Crocodile sah ihm in einer Haltung entgegen, die gleichermaßen Genervtheit und Lässigkeit ausdrückte. Ganz im Gegensatz dazu schien Doflamingo völlig außer sich zu sein.

"Verdammt nochmal, Crocodile! Kann ich dich denn keine fünf Minuten aus den Augen lassen?!"

Crocodile zuckte mit den Schultern und verdrehte die Augen. Er verstand Doflamingos Panik überhaupt nicht. "Wolltest du nicht telefonieren?"

"Ich war gerade dabei, als mir berichtet wurde, dass du vorhast, dich hier umzubringen!"

"Du übertreibst mal wieder maßlos. Verdammt, ich wollte doch bloß eine kleine Runde joggen. Was ist denn dagegen einzuwenden?"

"Was dagegen einzuwenden ist? Du bist schwerverletzt und gerade erst aus einem dreimonatigem Koma aufgewacht! Das ist dagegen einzuwenden! Weißt du denn nicht mehr, was das letzte Mal passiert ist, als du dich überanstrengt hast?!"

"Das ist doch jetzt schon solange her, Doflamingo! Irgendwann muss ich doch mal wieder damit anfangen, mich zu bewegen. Wenn ich immer nur im Bett liegen bleibe, werde ich sicher nicht gesund!"

"Du hast mir nicht mal Bescheid gesagt! Und viel schlimmer noch: Du hast auch nicht mit dem Arzt gesprochen!"

"Du hättest doch sowieso nur wieder versucht mich zu bevormunden..."

"Ja, und das aus gutem Grund, verdammt nochmal!"

Crocodile seufzte und legte den Kopf in den Nacken. Diese Diskussion mit Doflamingo strengte ihn so sehr an, dass sein Schädel zu pochen begann. Am liebsten hätte er jetzt geschlafen.

"Der einzige, der mich hier fertig macht, bist du, Doflamingo. Weißt du das eigentlich?"

Crocodile hatte diesen Satz aus irgendeiner Intuition heraus ausgesprochen. Und hätte ihn am liebsten sofort wieder zurückgenommen. Er konnte förmlich sehen, wie die Farbe aus Doflamingos Gesicht wich und dieser völlig starr wurde. "So habe ich es nicht gemeint!"

"Du solltest dich lieber schlafen legen." Doflamingos Stimme war leise und in ihr lag irgendetwas, das Crocodile zwar nicht recht beschreiben konnte, doch in seinen Ohren sehr ungut klang.

"Verdammt, Doflamingo, es tut mir leid! Wirklich! Bitte!"

Anstatt ihm zu antworten, schüttelte Doflamingo bloß den Kopf und ließ ihn dann mit dem Sklaven allein, der prompt versuchte, ihn zurück in sein Krankenzimmer zu lotsen. Irgendwann gab Crocodile seufzend auf und folgte ihm.
 

bye

sb


Nachwort zu diesem Kapitel:
Es hat ein wenig auf sich warten lassen, aber nun ist auch das 3. Kapitel von "Amputiert" da :)
Hoffentlich gefällt es euch; ich jedenfalls bin, sagen wir mal, zu 85 - 90 % damit zufrieden. über Feedback jeder Art freue ich mich natürlich immer gerne :)

bye
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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  PortgasDAceLove
2019-03-23T21:40:28+00:00 23.03.2019 22:40
Gefällt mir (:
Von:  Lillunija
2013-04-17T19:02:05+00:00 17.04.2013 21:02
Ja alles nicht so einfach. Bin gespannt wie lange es dauern wird bis Croko wieder fit ist.


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