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Silver Moon

Ein Vampir in Mittelerde
von

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Geheimnisse unter Freunden

„Nur Tee, vielen Dank!“, meinte Gandalf. „Und sie, Miss Moon?“, rief Bilbo mir aus der Küche, so nahm ich an, zu. „Für mich nichts, vielen Dank!“ Ich trank und aß keine menschliche Nahrung, aber trotzdem war es sehr nett, dass er gefragt hatte. „Übrigens könnt ihr mich ruhig duzen und “Miss Moon“ müsst ihr mich auch nicht nennen. Sagt einfach Silver.“, fügte ich hinzu. „So sei es, aber nur wenn du mich Bilbo nennst und mich ebenfalls duzt, meine Liebe!“ Und mit einem Lachen zeigte ich ihm, dass ich ihm zustimmte.

Gandalf ging grade ein paar Schritte zurück und stieß mit dem Kopf gegen den Kronleuchter, was mich zum Schmunzeln brachte. Er fing den baumelnden Leuchter auf und wollte in den nächsten Raum gehen, doch schon stieß er gegen ein Holzbrett über der Tür und rieb sich die schmerzende Stirn. Ich musste anfangen zu kichern, bekam es aber hin mich wieder zusammenzureißen und ging ihm hinterher.

Wir standen in einem Wohnzimmer. Es war etwas unordentlich, aber das machte es gemütlich.Überall lagen Bücher rum. Die Decke war leicht gewölbt und ein Teppich lag auf dem Boden. In einem Kamin knisterte ein Feuer. Unter einem Fenster stand ein Tisch aus hellem Holz mit den dazu passenden Stühlen. Auf ihm wurde uns ein kleines Chaos aus Büchern, Karten und Blättern präsentiert. Auf der anderen Seite des Raumes war ein runder Türbogen, durch den wir Bilbo in der Küche rumrennen sahen. Er suchte wohl immer noch etwas zu essen.

„Ich hatte dich letzte Woche erwartet.“, rief er Gandalf zu. „Aber du kommst ja sowieso, wie es dir passt. So ist es und so wird es auch bleiben.“ Man hörte Geräusche aus der Küche, bei denen ich Angst um die Einrichtung hatte. „Ich bin etwas unvorbereitet. Ich hab nur kaltes Hühnchen und Essiggurken da.“, meinte er. „Ahh! Da ist ja noch ein bisschen Käse!“, rief er, doch dann war er nicht mehr so begeistert: „Nein, der ist nicht mehr gut.“, was ihn aber nicht lange kümmerte. „Wir haben aber noch Himbeermarmelade und einen Apfelkuchen. Aber nicht viel zum Nachtisch.“ Langsam frag ich mich ehrlich wie viel Hobbits am Tag essen. Gandalf schien Bilbo nur mit halbem Ohr zuzuhören und sah sich eine Karte an, die auf dem Tisch lag. Ich hatte mir nie viel aus Karten gemacht und erkannte deshalb auch nur irgendeinen Berg.

Aus der Küche drang immer noch Bilbos Stimme. Er schien sich zu freuen. „Oh nein! Wir sind gerettet. Ich habe grade einen Biskuitkuchen entdeckt.“ Jetzt musste ich einfach anfangen zu kichern. Bilbo schien sich wirklich sehr über den Besuch zu freuen und man musste kein Vampir sein um das zu erkennen.

Gandalf sah sich immer noch die Karte an und ich hätte nur zu gern gewusst was an dem Berg so interessant war. Naja, jedenfalls kam Bilbo auch in das Wohnzimmer und schien immer noch an seinem Essen interessiert zu sein. Ich lächelte ihn nur freundlich an. „Ich könnte dir auch ein paar Eier braten. Wen... Oh! Gandalf?“ Er sah sich fragend um, doch alles was er fand war ich. Gandalf war verschwunden. Ich sah ihn nur entschuldigend an, denn ich wusste selber nicht wo er jetzt war. Tja, halt ein Zauberer. Irgendwie wundert mich da garnichts mehr.

Doch da! Ich hörte einen dritten Atem. (Ich atmete nur zur Tarnung, um nicht aufzufallen)

Gandalf tauchte plötzlich hinter Bilbo auf und ließ ihn zusammenzucken, als er sagte: „Nur Tee, vielen Dank.“ Die Zwei waren schon lustige Freunde. „Oh, natürlich.“, sagte er etwas überrascht. „Es stört euch doch nicht, wenn ich was esse, oder?“ Er hatte sich schon etwas Brot in den Mund geschoben, während er das sagte. „Nein, ganz und gar nicht“, meinte Gandalf und als sich Bilbo mir zu wandte, sagte ich nur: „Nein, iss nur!“ und ging zu Gandalf in die Küche, wo ich mich auf einen etwas zu kleinen Stuhl setzte.

Plötzlich hämmerte jemand an die Tür. Bilbo ging sofort in Deckung. Von draußen hörte man eine Frau Bilbos Namen rufen. „Bilbo! Bilbo Beutlin!“ „Ich tu so als ob ich nicht zu Hause bin!“, flüsterte er, obwohl ich wusste das die Person, die schon wieder ihre Fäuste gegen das Holz der Haustür schlug, ihn auch so nicht gehört hätte. Ganz normale Reaktion von Sterblichen. „Ich muss weg von dieser Verwandtschaft, die sich gegenseitig die Klinke in die Hand drückt und mir keine Ruhe lässt.“ Er lief kurz zu einem Fenster und sprach weiter: „Ich will wieder Berge sehen, Berge, Gandalf! Und mir dann irgendwo ein stilles Plätzchen suchen, wo ich mein Buch fertig schreiben kann.“ Er sah wirklich bekümmert aus, doch dann fiel ihm wieder etwas ein. „Oh, der Tee!“ „Dann hast du also vor deinen Plan durchzuführen?“, fragte Gandalf. „Ja, ja! Alles ist bereit. Sämtliche Vorkehrungen sind getroffen.“, rieft er, während er mit dem zu heißen Wasser hantierte. Es sah wirklich zu niedlich aus, wie er so die Hände um den Griff der Kanne geschlungen hatte, aber ich wollte ihm helfen. So stand ich auf und machte ihm mit einer Handbewegung und einem Lächeln bewusst, dass ich es ihm abnehmen wollte. Er lächelte mich dankend an und gab mir die Kanne, welche ich mit einer Hand annahm. Ich spürte zwar Wärme, aber es war nur so als würde ich dicht an der Heizung stehen und schwer war sie auch nicht. Der Hobbit sah mich etwas erstaunt an, da ich wohl nichts zu spüren schien. Ich ging mit dem heißen Wasser zum Tisch und füllte es in die Teekanne.

Ich setzte mich und wir unterhielten uns ein bisschen, während ich mich fragte, welchen Plan Bilbo wohl in die Tat um setzen wollte. Und so verging die Zeit bis es dazu kam, dass Gandalf und Bilbo damit anfingen mir Fragen über mein Leben zu stellen. Ich hatte Bilbo schon erzählt, was ich Gandalf und Frodo erzählt hatte. Doch das war lange nicht alles. Nach langem Überlegen hatte ich beschlossen ihnen alles zu erzählen.

Der Zauberer und er Hobbit sahen mich erwartungsvoll an und so fing ich an zu sprechen: „Bevor ich anfange zu erzählen, müsst ihr mir versprechen keine Angst vor mir zu haben.“ Sie sahen ziemlich verwirrt aus. „Wieso sollten wir Angst vor dir haben?“, fragte Bilbo etwas ängstlich und auch verwirrt. „Versprecht es mir einfach!“ „Ok, ich verspreche es.“, meinte der Hobbit. Ich sah zu Gandalf, der nickte.

„Also da ihr es versprochen habt, werde ich es euch sagen.“ Ich machte eine kurze Pause, denn ich wusste nicht wie ich es sagen sollte. „Nun, ich...bin nicht menschlich. Ich bin ein Vampir.“, sagte ich mit etwas Bedauern in der Stimme und einer Pause zwischen den zwei Sätzen. Noch eine Pause trat ein und ich sah, dass meine Zuhörer etwas geschockt waren. Das hatten sie wohl nicht erwartet. „Ich bin unsterblich, seit 1313. Ich sehe vielleicht nicht so aus, aber ich bin 700 Jahre alt.“ Ich sah die Beiden erwartungsvoll an und wollte wissen was sie dazu sagen. Gandalf schien angestrengt nachzudenken und Bilbo wusste das alles erst mal verkraften. Nach ein paar Minuten hatte er seine Stimme wiedergefunden: „Aber wie ist es dazu gekommen?“ Ich atmete kurz beruhigend ein und aus und erzählte meine Geschichte. Und damit meine ich, die ganze Geschichte. Alles was man in einem Leben erleben konnte, war Inhalt meines Lebens geworden und es gibt nicht nur gute Dinge in dieser Welt. Ich erzählte ihnen von der Hitze, der Kälte, dem Schmerz, dem Hass, dem Tod. All diese grauenvollen Dinge und ich erzählte es ihnen. Ich schüttete ihnen einfach mein Herz aus. Ihnen, die ich erst seit ein paar Stunden kannte. Einmal hatte ich während meiner Erzählung gelacht, doch dieses Lachen war sofort erloschen, als ich weiter erzählte. Ich hätte bei manchen Stellen sogar geweint, wenn es für jemanden wie mich so einfach wäre, seine Gefühle zu zeigen.

Klar, ich lächelte und lachte, aber das war alles nur eine Maske. Ich tat es aus Nettigkeit.

Unter dieser Maske kam Schmerz zum Vorschein. Schmerz und Leiden.

Zwischen durch sah ich kurz auf und sah in die Gesichter meiner Zuhörer. Ich hätte eigentlich erwartet, dass sie mir vorwurfsvolle, enttäuschte und vor allem ängstliche Blicke zuwarfen. Doch dem war nicht so. Ihre Blicke waren warm und überhaupt nicht kalt. Niemals hätte ich geglaubt, mich würde jemand so ansehen, wenn er wüsste was ich bin und was ich getan hatte. Sie waren vom Anfang an nett zu mir gewesen und ich kann, selbst jetzt nicht beschreiben wie sich das für mich anfühlte. Es war einfach nur schön zu wissen, dass es jemanden gab, der einen so nimmt wie er ist.

Als ich endete, sah ich sie hoffnungsvoll an und wartete auf ihre Reaktion. Doch sie reagierten völlig anders, als Andere. Gandalf lächelte und Bilbo sah mich mitfühlend an. „Es ist schön, dass du uns so sehr vertraust, dass du uns die Wahrheit erzählst.“, sagte Gandalf. Ich war ein bisschen verwirrt. „Habt ihr den keine Angst vor mir, so wie die Anderen?“ „Nein, wir haben keine Angst vor dir. Wir empfinden Respekt dir und deinem Leben gegenüber. Du kannst ja nichts dafür.“, meinte Bilbo und Gandalf lächelte und nickte gleichzeitig zustimmend. Und nun fing ich auch an zu lächeln, aber das war keine Maske. Es war ein echtes Lächeln. Das Erste seit mehreren Jahrhunderten. Die Beiden hatten es wirklich geschafft. Ein Zauberer und ein Hobbit. Am liebsten hätte ich jetzt angefangen vor Freude zu weinen.

Doch mir fiel plötzlich etwas ein, worum ich sie noch bitten musste. „Ihr seid die ersten, denen ich das erzähle und ich möchte euch bitten es keinem weiter zu sagen. Versteht ihr das?“ Die Beiden nickten zustimmend. „Das verstehen wir vollkommen!“

„Und, wie ist das Leben so als Unsterbliche?“, fragte Bilbo plötzlich. Ich sah zu ihm und erzählte: „Nun, wie soll ich sagen. Man erlebt und sieht Viel, aber im Endeffekt ist es mein Leben wie jedes andere. Vielleicht sogar etwas langweiliger.“ Der Hobbit sah mich verwirrt an. „Aber, das verstehe ich nicht. Man hat doch die Unendlichkeit Zeit um alles zu erforschen.“ „Genau das ist es, man weiß, dass es niemals enden wird. Wo bleibt da die Spannung und der Drang, überhaupt etwas herausfinden? Alles kann auf morgen verschoben werden. Man sollte sein Leben schätzen und wenn es nicht endet hat man nichts was man schätzen kann.“, sagte ich bedauernd. Bilbo hatte verstanden und meinte. „Es stimmt also doch. Mit dem Alter, kommt die Weisheit.“ Er lächelte mir zu und ich bedankte mich herzlich für dieses Kompliment. Diese Hobbits waren wirklich herzallerliebst.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Bernsteinseele
2013-12-08T15:42:27+00:00 08.12.2013 16:42
Interessante Geschichte .. bzw. interessanter Gedanke von Vampiren im Mittelalter. Hab nie drüber nachgedacht, aber eigentlich würden Vampire ganz gut nach Mittelerde passen, ebenso wie Werwölfe. :O

Bin ma gespannt auf den Romantikteil und wer Silver bekommt. Ich hoffe Haldir .. mein Lieblingselb. ♥

Vor allem hoffe ich, dass du fleißig weiter schreiben wirst. ^__^


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