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Eisige Herzen

-Eine Liebe auf Umwegen-
von

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Ruhelose Nächte und Tage

 

 

Als Jack am nächsten Morgen erwachte, hatte er längst aufgegeben, ihr Gesicht zu verdrängen. Vor allem in der Nacht war alles zu ihm zurückgekommen, jede glückliche Erinnerung an eine Zeit, die lange vorbei war. Er wollte eigentlich nicht mehr daran denken. Er hatte sich geschworen, nie mehr an das kleine weißhaarige Mädchen zu denken, das alleine in seinem Zimmer saß, das Schnee und Eis unkontrolliert entstehen ließ. Damals hatte sie ihn sehen können, ob sie es wohl noch immer konnte? Wahrscheinlich nicht, schließlich war sie jetzt eine erwachsene Frau, womöglich sogar die Königin ihres Landes. Sie hatte andere Sorgen als ein Gespenst ihrer Kindheit zu sehen. Und doch war sie die einzige in diesem Land gewesen, die ihn hatte sehen können, er würde ihren geschockten Ausdruck wohl nie vergessen, als er, in dem Glauben, sie würde ihn nicht wahrnehmen, ungeniert durch ihr Fenster geblickt hatte und sie fast in Ohnmacht gefallen wäre, als sie aus dem Fenster sah und einen weißhaarigen Jungen erblickte, der auf ihrem Fenstersims saß. Lächelnd lehnte Jack sich zurück und schloss die Augen, dieses Mal, um ganz in seinen Vergangenheit einzutauchen. Und als hätte ein Film nur auf das Startsignal gewartet, sah er sich selbst zu, wie er vor vielen Jahren das erste Mal auf sie traf.

 

 _Flashback_

 

"Elsa du weißt das es nicht anders geht, ich werde dich einschließen müssen, Anna wird es nicht verstehen, schick sie weg wenn sie kommt, erzähl ihr nichts, du weißt welche Gefahr du darstellst." Die Worte des Mannes hallten durch das herrschaftliche Schlafzimmer. Jack, der eigentlich nur an dem Schloss hatte vorbei fliegen wollen, war langsamer geworden und hatte sich schließlich auf dem Dachfirst über einem halb geöffneten Fenster nieder gelassen. Nicht, dass es seine Art war zu lauschen, aber das war nun wirklich zu interessant, um es zu ignorieren. Er hörte eine Tür zufallen und wollte schon weiter, schließlich war die Show offensichtlich vorbei, als er plötzlich ein Schluchzen und fast zeitgleich eine enorme Kraft und Kälte bemerkte. Neugierig geworden ließ er sich kopfüber vom Rand des Daches hängen und spähte durch das hohe Bogenfenster in ein riesiges Schlafzimmer. Zunächst dachte er, es wäre leer, doch dann sah er eine kleine Gestalt auf dem viel zu großen Bett liegen. Er erkannte nur einen Zopf aus weiß-blondem Haar und ein blassblaues Kleid. Von ihrem Gesicht konnte er nichts erkennen, da sie es schluchzend in ein Kissen drückte. Jack ließ sich auf das Fensterbrett hinab und als er das Mädchen genauer ansah, fiel er vor Schreck fast von seinem Beobachtungsposten. Über die Bettdecke krochen Eisblumen und es sah so aus, als würde jede Faser der Decke zu Eis erstarren. Jack fragte sich, woher das alles plötzlich kam und rieb sich die Augen. Als er sie wieder öffnete war beinahe das ganze Zimmer mit Frost bedeckt und kleine Schneeflocken rieselten von der Decke. All das schien von dem kleinen Mädchen auszugehen und als dieses jetzt den Kopf hob wurden seine Augen vor Panik riesengroß. Schluchzend wich es an die Wand zurück und betrachtete angstvoll seine eigenen Hände. Da wurde Jack klar, dass diese Kleine eine Kraft hatte, die seiner sehr ähnlich war, diese jedoch nicht kontrollieren konnte.

Während Jack noch überlegte, ob er weiterfliegen oder sitzen bleiben sollte, schossen die Augen des Mädchens zum Fenster und wenn sie vorher bereits Panik gehabt hatte, hatte sie jetzt Todesangst. Jack drehte sich um, um herauszufinden was sie so erschreckt hatte, und als ihm bewusst wurde, was der Grund für ihre Angst war, traf ihn ein Schlag, der ihn dieses Mal das Gleichgewicht verlieren ließ. Unglücklicherweise fiel ihm dabei sein Stab aus der Hand und hätte er sich nicht in letzter Sekunde an einem Mauervorsprung festhalten können, wäre er wohl circa fünf Meter in die Tiefe gestürzt. Über sich hörte er, wie das Fenster aufgestoßen wurde und als er hoch schaute, sah er direkt in zwei eisblaue Augen. Dann, er nahm es nur verschwommen war, streckte die kleine Eisprinzessin ihm die Hand hin, einen entschlossenen Ausdruck in den Augen, als wolle sie sagen: Egal wer du bist, ich lasse dich nicht abstürzen. Dankbar griff  Jack nach der kleinen Hand und gemeinsam schafften sie es, ihn irgendwie in ihr Zimmer zu bekommen. Kaum war sie sich sicher, dass er außer Gefahr war, ließ sie seine Hand los und trat ein paar Schritte zurück, um ihn mit misstrauischen Augen zu mustern. Jack, der noch immer zu erstaunt war, weil sie ihn sehen konnte, bekam kein Wort heraus.

"Wer bist du und was machst du auf meinem Fensterbrett?" Die Stimme der Kleinen war kalt, fordernd, genau wie der Ausdruck in ihren Augen. In diesen eisblauen Augen, die ihn so sehr an seine eigenen erinnerten, voller Schmerz und Einsamkeit. Mit größter Anstrengung riss er seinen Blick von ihren Augen los und überlegte, was er jetzt tun sollte. Die Wahrheit sagen? Würde sie ihm glauben? Nun ja immerhin konnte sie ihn sehen, einen Versuch war es also wert.

"Ich bin Jack Frost. Und ich bin ganz durch Zufall hier vorbei gekommen." Ihre Reaktion auf diese Worte war gewaltig. Ihre Augen wurden riesig, ihr Mund bleib offenstehen und immer wieder zuckte ihr Blick zu einem Bücherregal. Irgendwann fing sie bitterlich an zu weinen und Jack, der vollkommen überfordert war, stand mitten im Raum, wie zur Eissäule erstarrt und wusste beim besten Willen nichts mit sich anzufangen. Irgendwann kam er dann auf die grandiose Idee zu der kleinen hinzugehen um sie zu trösten, was scheinbar das schlechteste war, was ihm hätte einfallen können, denn sie fing an zu schreien und sprang aufs Bett, nur um im nächsten Moment jedes Kissen nach ihm zu werfen, das sie finden konnte. Letztendlich lag Jack unter einem riesigen Kissenberg begraben ausgestreckt auf dem Holzfußboden ihres Zimmers und wünschte sich nicht zum ersten Mal in diesen Minuten sie könnte ihn einfach doch nicht sehen. Als ihre Schreie verstummt waren, traute er sich langsam den Kopf zu heben und als seine Augen sie lokalisiert hatten, wurde ihm klar, dass sie sich wieder unter Kontrolle hatte. Mit scharfsinnigem Blick sah sie ihn an.

"Beweis es! Beweis, dass du Jack Frost bist!" Er konnte es nicht fassen, sie wusste tatsächlich wer er war. Dann fiel ihm auf, dass er da ein kleines Problem hatte.

"Würde ich ja gern, aber mein Stab ist mir eben aus der Hand gefallen und ohne ihn bin ich ziemlich aufgeschmissen, was die ganze Eis und Schnee Geschichte angeht." Entschuldigend warf er ihr ein, wie er dachte, einnehmendes Lächeln zu, doch sie sah ihn nur kalt an.

"Dann geh ihn holen! Und wehe du kommst nicht zurück!" Ihr Ton war fordernd und sogar befehlend. Genervt stand Jack auf und ging zum Fenster. Das war eigentlich nicht sein Plan gewesen, er war schließlich nur durch Zufall in dieser Welt gelandet und wollte eigentlich nur die schneebedeckten Berge von nahem sehen, die ihm bei seiner Ankunft aufgefallen waren. Wer hätte schon damit rechnen können, dass er hier dem einzigen Balg auf der Welt begegnen würde, das ihn sehen konnte, und dann war sie auch noch so ... anstrengend!  

Als Jack bemerkte, dass sein Stab in Reichweite des Fensters geblieben war, streckte er die Hand danach aus und als er seinen treusten Begleiter endlich wieder sicher in der Hand hatte, dachte er kurz darüber nach, einfach durchs offene Fenster zu verschwinden.

"Denk nicht mal dran, Jack Frost, oder wie auch immer du heißen magst, erst bist du mir was schuldig. Ich habe dein Leben gerettet!"

Jack verdrehte die Augen. Wie konnte eine Kinderstimme nur so ... ernst klingen? Eins stand fest, dieses Mädchen hatte mehr Spaß nötig als jedes Kind, das Jack je gesehen hatte, und er hatte schon viele Kinder gesehen!

"Gut Prinzesschen, wie kann ich es dir beweisen?" Sofort hellte sich ihre Miene auf und eine leichte Röte stahl sich auf ihre Wangen, sie war eindeutig aufgeregt.

"In ... in diesem Buch da steht ... dass Jack Frost Tiere aus Eis und Schnee machen kann! Welche, die sich bewegen!! Und ... und da steht, er kann es schneien lassen und dass er fliegen kann und ..."

"Okay okay! Eins nach dem anderen, in Ordnung? Was zuerst?" Er fand langsam Gefallen an der Situation, die Kleine konnte etwas Unterhaltung gebrauchen, außerdem war es das erste Mal, dass es jemanden gab, dem er seine Talente zeigen konnte. "Ein Tier! Mach ein Tier! Eins das sich bewegt und nicht nur rumsteht!"

Gesagt, getan, Jack konzentrierte sich einen Moment und kurze Zeit später sprang ein junges Kätzchen aus blau weißem Eisnebel durch den Raum, es rollte sich herum, spielte mit dem Zopf des Mädchens und rollte sich schließlich auf dessen Schoß zusammen. Die Kleine machte große Augen und lachte über die Verspieltheit der kleinen Wesens, sie war so abgelenkt, dass sie nicht bemerkte, dass es angefangen hatte zu schneien und auch nicht, dass Jack mitten in der Luft vor ihr schwebte. Als sie es dann doch bemerkte, wurden ihre Augen noch größer und wieder sah es aus als würde sie gleich Weinen, dieses Mal ging Jack sofort zu ihr und nach anfänglichem Zögern legte er ihr eine Hand auf die Schulter, sie sah ihn an, dann mit von Tränen schwerer Stimme sagte sie:

"Ich habe immer davon geträumt, dass es dich gibt, ich habe immer gehofft, ich wäre nicht die einzige, weil ... dann hieße das, dass ich kein Monster bin, wenn es noch jemanden wie mich gäbe, wäre ich gar kein Freak, ich wäre einfach nur ich und nicht anders, nicht auf so eine dumme Art einzigartig."

Jetzt weinte sie und Jack begriff, weshalb sie so einsam und traurig ausgesehen hatte, sie war anders als alles anderen, genau wie er und genau wie er musste sie damit leben. Er nahm sie in den Arm und strich sanft über ihren Rücken, bis ihre markerschütternden Schluchzer leiser wurden und ihre Atemzüge regelmäßig. Behutsam ließ er sie aufs Bett sinken und deckte sie zu. Dann trat er ans Fenster, er wusste, dass er zurück in seine Welt musste, aber er schwor sich selbst, zurückzukommen, um diesem Mädchen zu helfen mit ihrer Bürde zu leben. Er selbst war Jahrhunderte lang alleine gewesen und wusste wie es sich anfühlte, anders und alleine zu sein. Er würde sie vor dem beschützen, was er hatte durchleben müssen. Mit einem letzten Blick zurück schwang er sich aus dem Fenster und ehe er sich versah, war er zurück in seiner Welt.

 

__Gegenwart__

 

Jack schlug die Augen auf, das helle Sonnenlicht blendete ihn und ein fader Geschmack lag ihm auf der Zunge, jetzt da er sich endlich wieder an alles erinnern konnte, wusste er wieder warum er es verdrängt hatte. Er war nie zu ihr zurückgegangen. Er hatte nie den Mut gefunden, zu ihr zurück zu gehen nachdem ihm klar geworden war, was er damit für eine Verantwortung hätte eingehen müssen. Er war damals noch so naiv gewesen, so egoistisch und eigensinnig. Mittlerweile war das anders und er verachtete sich selbst mehr als jeder andere dafür, dass er sie damals im Stich gelassen hatte. Na ja nicht mehr als jeder andere ... sie würde ihn zweifellos noch mehr hassen, wenn sie sich überhaupt noch an ihn erinnerte, vielleicht hatte sie es auch einfach für einen Traum gehalten. Sein jetziges Ich bereute mit jeder Faser, dass er damals nicht den Mut gehabt hatte, ihr zu helfen, doch dafür war es jetzt lange zu spät. Er sollte einfach vergessen was war, er sollte sich ihr zuliebe aus ihrem Leben fern halten, er war selten für jemanden gut gewesen und ganz bestimmt nicht für sie. Sie war besser dran ohne ihn, das stand fest. Und doch wollte er in diesem Moment nichts sehnlicher, als wieder einmal die Welt mit den schneebedeckten Bergen und der kleinen Eisprinzessin zu besuchen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
mit der freundlichen Unterstützung von Fyre-Dragon die fleißig Korrektur gelesen hat <3
Danke Maus! Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Madrina
2014-02-11T14:32:27+00:00 11.02.2014 15:32
Verdammt Jack, dann tu es doch einfach. Besuch die kleine Eisprinzessin sie braucht dich momentan mehr als alle anderen. Sie wird sicher sauer sein aber trotzdem...

Die Story ist echt genial und ich liebe das Pairing. Ich habe mich echt mega gefreut als ich sah das ein neues Kapitel raus ist.
Ich kann hier nur mein Lob lassen und hoffen das es bald weiter geht.
LG Madrina
Antwort von:  CoraMia
11.02.2014 18:27
Dankeschööööööön das motiviert mich voll schnell wieter zu schreiben!!! *-*


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