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Yajuu 2

-beyond redemption-
von

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Schlechte Nachrichten

Luca genoss weiterhin die Atmosphäre, die sie umgab. Es konnte natürlich auch zu seiner Affinität zur Luft liegen, dass er alles so extrem wahrnahm, aber er fühlte sich wohl dabei.

Lua begann sich wieder zu bewegen, sodass die zerfetzte Malerkleidung, die sie nun wieder trug, da sie sich zurückverwandelt hatte, raschelte. Ihr eben noch friedlicher Gesichtsausdruck begann sich plötzlich zu verziehen. Ihre Brauen zogen sich schmerzhaft zusammen und ehe er sich versah, liefen die ersten Tränen über ihr Gesicht. Tja, im Schlaf konnte sie sich eben doch nicht zwingen, nicht zu weinen, dachte er sich. Die ersten Tränen fielen auf ihre Kleidung und sie klammerte sich instinktiv fester in das Fell seiner Mähne. Leise begann sie zu schluchzen. Musste ja ein bösartiger Albtraum sein.

Luca war nicht in der Lage, dies länger zu ertragen. Vorsichtig hob er den Kopf von ihrem Schoss und bewegte eine Vorderpfote. Behutsam legte er sie nun über ihre Beine und schloss sie so schützend zwischen sich ein. Dann schmiegte er seinen Kopf an ihre Wange und ließ das Ende seiner Schnauze auf ihrer Schulter ruhen.

Sie war ziemlich ausgekühlt, stellte er fest. Wie lange verharrte sie wohl schon so? Fast schon instinktiv zog er sie noch enger an sich. Das war dumm gewesen, denn diese neue Bewegung, weckte sie schließlich auf.
 

Lua öffnete nur langsam die nassen Augen. Es dauerte einige Sekunden bis sich die Informationen, die gerade auf sie einstürmten, ordneten und einen Sinn ergaben.

Dann veränderte sich ihr Blick und fokussierte ihn. Ungläubig flüsterte sie seinen Namen. Ihre Stimme bewirkte bei ihm, dass sein Innerstes einen Sprung machte. Bevor sie noch irgendetwas anderes sagen konnte, fiel sie schon um seinen Hals und vergrub ihr Gesicht in seiner Mähne. Schützend legte er die Vorderpfoten um sie, als sie in sein Fell zu schluchzen begann.

„Du lebst! Ich dachte schon, ich hätte dich verloren…“ Den Rest konnte er nicht mehr verstehen, weil das Schluchzen alles andere verschluckte.

„Ich lasse dich nicht mehr allein.“, sandte er ihr telepathisch zu. Lange genug hatte er versucht sie zu ignorieren und zu vergessen, doch nun würde Schluss damit sein. Seraphis hatte ihm eine neue Perspektive gegeben und er würde sie nicht enttäuschen, dass schwor er sich. Von nun an würde er versuchen mit offeneren Karten zu spielen.
 

Minutenlang verharrte sie noch so. Pik, der etwas peinlich berührt daneben lag, betrachtete sich unterdessen die Wolken. Luca war ihm schon immer sympathisch gewesen, um einiges mehr als die anderen Mörder unter Lucius. Er wusste nicht, wann es begonnen hatte, aber mit der Zeit hatte er angefangen in Luca einen treuen Freund zu sehen, auch wenn sie sich eigentlich nur von der Arbeit kannten. Pik empfand das Leben als Informant schon lange als langweilig und vom ersten Tag an, hatte Luca eine Aura ausgestrahlt, die ihn anders machte, interessanter.

Das war wohl auch der Grund, weswegen er heute gekommen war. Schon nach seinem Anruf hatte Pik geahnt, dass irgendetwas geschehen würde. Und als er schließlich von einer Chimäre und einer Exile hörte, da musste er sich das einfach selbst anschauen. Wahrlich, mit diesen Leuten wurde einem nie langweilig und das war wohl auch der Grund, weswegen er beschlossen hatte, dass er ihnen von nun an helfen würde… auch wenn ihm seine eigentliche Position als einer der vier Informanten wohl bewusst war.

In Zukunft musste er gut aufpassen, dass die anderen drei nichts erfuhren oder nur das, was er auch gutheißen konnte. Pik seufzte. Den Schlafmangel würde er wohl so schnell nicht hinter sich lassen können.
 


 

Gehetzt rannte sie durch die finstere Nacht. Es nieselte leicht, was dazu führte, dass der schlammige Boden noch rutschiger wurde. Ihre nackten Füße rutschten immer wieder weg und sie taumelte. Schwer atmend versuchte sie das Ende des Ödlandes zu erreichen, doch es kam und kam einfach nicht näher.

Nun schlidderte sie endgültig weg und landete der Länge nach im Schlamm. Neben ihr ragten überall die Spitzen Steine empor und über ihr thronte drohend die große Brücke, die den Eingang zur Stadt markierte.

Erschöpft versuchte sie sich wieder aufzustemmen, doch ihre Arme gaben nach und sie landete nur erneut im Schlamm. Ihre Haare klebten im Gesicht und verrieten nicht mehr die Farbe, die sie eigentlich hatten.

„Flucht ist zwecklos. Egal wohin du gehst, wir finden dich überall.“, ertönte die dunkle Männerstimme hinter ihr. Wie ein Geist erschien er auf dem Stein, der sich nur wenige Zentimeter neben ihr erstreckte.

„Sag Lucius er soll sich zur Hölle scheren.“, fluchte sie schwer atmend zurück.

„Wenn man bedenkt, was du ihm alles zu verdanken hast, bist du ganz schön respektlos.“, gab er ihr tonlos zurück, „Aber du musstest ja diesen riesigen Fehler machen, der einfach nicht zu tolerieren ist.“
 

Noch ehe sie sich versah, hob er sie am Kragen ihres Hemdes empor. Sie bekam kaum Luft und so stieg Panik in ihr auf.

„Du hast dich lange gehalten, aber gegen uns hast du keine Chance.“

„Kreuz… du warst es… oder? Du hast uns verraten.“

Er lachte sie an. „Natürlich. Glaubst du im ernst, dass ich es toleriere, wenn du einen unserer Informanten von der Arbeit ablenkst? Pik können wir nicht bestrafen, aber dich sehr wohl. Er wird gar nicht erfahren, was geschehen ist. Du bist einfach bei einem ganz normalen Auftrag ums Leben gekommen, Yari.“

„Ich verfluche dich. Dafür wirst du noch büßen.“, keuchte sie.

„Wohl kaum.“, lachte er und stieß sie gegen einen der spitzen Felsen. Yari sackte zusammen, wie ein Kartenhaus. Nach tagelanger Flucht war sie am Ende ihrer Kräfte. Kreuz kam erneut zu ihr herüber und packte sie. Dann schleuderte er sie gegen den nächsten Felsen. Ihr Körper brannte vor Schmerz, doch sie war nicht in der Lage sich zu wehren, geschweige denn zu bewegen.

Als er sie nach minutenlangen Martyrien endlich liegen ließ, da wusste sie, dass ihr Ende gekommen war. Mit letzter Kraft hielt sie sich aufrecht an den Felsen gestützt. Sie blickte ihn vorwurfsvoll an. Wenigstens diesen Blick sollte er nie im Leben mehr vergessen können. Aber sie ahnte, dass es ihn kalt lassen würde, so wie es auch sie während fast all ihrer Aufträge ergangen war.
 

Kreuz zückte einen Revolver aus seinem Mantel hervor. Sie erkannte sein Gesicht nicht, da er es unter der Kapuze seines Mantels verbarg. Yari´s hellviolette Augen durchbohrten ihn, aber das ließ ihn natürlich nicht einen Moment zögern.

Kreuz war sadistisch. Er zielte nicht auf ihren Kopf, um ihr ein schnelles Ende zu gewähren, nein, er entleerte das gesamte Magazin seiner Waffe in ihrer Brust. Dabei verfehlte er bewusst die akut lebenswichtigen Stellen. Yari spuckte Blut, als einige der Kugeln ihre Lunge durchbohrte. Röchelnd versuchte sie zu atmen, aber nur ein Bruchteil der benötigten Luft erreichte sie noch.

Yari fiel zur Seite um. Am Stein erkannte man das verschmierte Blut. Langsam floss ein wenig gen Boden.

Kaum noch bei Bewusstsein, sah sie nur noch schemenhaft, wie Kreuz ihr den Rücken zudrehte und verschwand.

„Pik…“, formte sie wortlos. Ihr Körper fühlte sich taub und leer an und auch ihre Gedanken beruhigten sich langsam.
 


 

Als Luca heute nach Hause kam, war er irgendwie merkwürdig drauf. Seitdem er zur Chimäre geworden war, waren etwa 5 Wochen vergangen. Es ging ihm gut, auch wenn er ab und zu das Verlangen danach hatte irgendetwas zu jagen. Aber ansonsten konnte ich mich echt nicht beklagen. Auch wenn er nach wie vor in der Öffentlichkeit sein gleichgültiges, kühles Gesicht aufsetzte, so war er privat viel offener geworden. Auch wirkte er viel entspannter und ausgeglichener, was mich immer glücklich machte, wenn ich ihn ansah.

Pik hatte sein Wort gehalten. Niemand hatte von dem Vorfall erfahren und so ging Luca nach wie vor ganz normal seiner Arbeit nach, auch wenn ich es nicht unbedingt guthieß.
 

Tatsächlich besuchte uns Pik manchmal. Tiara und die Zwillinge kannten ihn schon länger und freuten sich immer wenn er da war.

Aber heute war alles anders. Luca kam hinein und ich spürte sofort die bedrückte Stimmung, die von ihm ausging. Die anderen waren noch in der Schule, also waren wir allein.

„Was hast du?“, fragte ich ihn besorgt, als er sich erschöpft auf das Sofa fallen ließ.

„Yari ist gestorben.“, sagte er bedrückt.

„Yari?“, fragte ich ihn. Bisher hatte ich diesen Namen noch nicht gehört.

„Ja… sie war eine Kollegin von mir. Sie hat ihren letzten Auftrag nicht überlebt, das wurde heute bekannt gegeben.“, seufzte er.

„Das ist ja schrecklich.“, sagte ich ernsthaft betrübt. Ich wusste, dass ihr Beruf nicht ungefährlich war und jederzeit der Tod hinter der nächsten Ecke lauern konnte, aber dennoch war es schmerzlich so etwas zu erfahren.
 

„Standet ihr euch nahe?“, fragte ich nun, nicht aus Eifersucht, sondern einfach nur aus Anteilnahme.

„Naja irgendwie schon… indirekt. Sie kam zwei Jahre nach mir zu Lucius und ich war eine Zeit lang so was wie ihr Mentor.“

„Verstehe…“, antwortete ich. Fühlte er sich, versagt zu haben, weil sein ehemaliger Schützling gestorben war? Jedoch brauchte ich nicht länger darüber zu grübeln, als Luca aussprach, was das Ganze eigentlich so tragisch für ihn machte.

„Aber eigentlich bin nicht ich derjenige, dem das am meisten zusetzt.“, raunte er.

„Wie meinst du das?“
 

„Yari war Pik´s Geliebte, musst du wissen oder besser gesagt, sie war sein ein und alles. Jetzt da sie von uns gegangen ist, mache ich mir echt Sorgen um ihn.“

„Pik´s Geliebte? Oh nein, wie hat er reagiert, als er es erfahren hat?“, fragte ich besorgt.

„Nun vor den Augen aller Anwesenden und vor Lucius hat er sich zwar keine Blöße gegeben, aber ich kenne ihn. Seinem Verhalten nach zu urteilen, muss er kurz vor einem Zusammenbruch gestanden haben.“ Luca blickte mich nun tiefgründig an, „Ich glaube, ich kann ihn verstehen. Yari hat ihn damals aus der Finsternis gezogen und jetzt da sie weg ist, befürchte ich, fällt er nur tiefer wieder hinein.“
 

„Wie meinst du das?“, fragte ich ihn verwirrt.

„Weißt du, ich kenne ja Pik schon ziemlich lange. Wir haben uns schon immer gut verstanden, aber anfangs war er echt schwer für andere auszuhalten. Wenn du dachtest, dass ich gefühlskalt war, dann musst du dir ihn noch zehnmal schlimmer vorstellen. Morden war für ihn kein Beruf, sondern seine Lebensaufgabe und wenn einer seiner Untergebenen ihm nicht gehorchte, dann machte er oft kurzen Prozess. Der Pik von heute ist ein sanftes Unschuldslamm dagegen. Yari hat ihn so geändert. Ich weiß nicht wie, aber sie war die einzige auf die er gehört hat, wenn sie ihn zurecht gestutzt hat und so hat er sich mit der Zeit allmählich verändert.“

Das war also der gleichgültige Ausdruck gewesen, den ich bei unserem ersten Treffen bei ihm gesehen hatte. Es musste ein Hinweis auf sein früheres Ich gewesen sein. Pik tat mir ernsthaft Leid.

„Vielleicht sollten wir ihn besuchen?“, schlug ich vor. Es konnte nicht gut für seine Psyche sein, wenn er ausgerechnet jetzt allein war.
 

Luca blickte mich skeptisch an.

„Also ich weiß nicht recht… er hat klar und deutlich gesagt, dass er niemanden sehen will. Ich glaube wir sollten ihn erst einmal ein paar Tage seine Ruhe lassen, dann können wir ihm ja mal einen Besuch abstatten.“

Ich war nicht wirklich zufrieden mit dieser Antwort, denn ich wusste, was mein Verschwinden mit Luca gemacht hatte und da ich Pik in den letzten Wochen wirklich als guten Freund lieb gewonnen hatte, wollte ich nicht, dass ihm dasselbe geschah. Doch ich vertraute auf Lucas Entscheidung, hoffend, dass er Recht behalten würde.
 

Leider behielt ich Recht.



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