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Yajuu 2

-beyond redemption-
von

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Blutige Rosen

Zwei Tage nach unserem Gespräch, erhielt Luca nachts einen dringenden Anruf. Er kam von einem Kollegen. Plötzlich saß er neben mir aufrecht ihm Bett und blickte fast schon panisch drein.

„Sag das noch mal!“, schrie er schon fast ins Telefon. Das veranlasste mich dazu, mich auch aufzusetzen. Eine Weile beobachtete ich, wie sich durch Lucas Gesicht tiefen Furchen zogen, dann sagte er schließlich: „Ist gut. Ich kümmere mich darum. Seht ihr nur zu, dass keiner der anderen was mitbekommt.“ Dann legte er auf.

„Was ist los? Wer war das?“, fragte ich ihn leise.

„Das war einer von Piks direkten Assistenten. Sie haben sich Sorgen gemacht, weil sie Pik seit zwei Tagen nicht mehr zu Gesicht bekommen haben und sind daher in sein Büro gegangen, auch wenn er es eigentlich verboten hatte. Er hat mir erzählt, dass Pik dort vorgestern Nacht ziemlich rumrandaliert haben muss. Jedenfalls sieht das Büro nicht nur so aus, als hätte eine Bombe dort eingeschlagen, nein, Pik ist auch verschwunden.“

„Verschwunden?“

„Ja, aber niemand hat ihn verschwinden sehen oder hören, sprich niemand weiß wo er sein könnte.“ Luca erhob sich nun und begann sich anzuziehen.

„Was hast du jetzt vor, fragte ich und stand ebenfalls auf.“

„Piks Assistenten wissen, dass sie mir vertrauen können. Von so einem Zusammenbruch darf Lucius nicht erfahren, aber die Assistenten können nicht selbst auf die Suche gehen, weil das zu auffällig wäre. Daher haben sie mich um Hilfe gebeten.“
 

Auch ich begann mich anzuziehen. „Ich werde dir helfen.“, sagte ich entschlossen, „Und ich dulde kein Nein.“, fügte ich gleich noch hinzu. Luca seufzte nur und gab jegliche Versuche mich abzuhalten sofort auf. Sein Glück. Glücklicherweise schliefen alle, daher kamen wir unbemerkt hinaus.

„Wo können wir anfangen zu suchen?“, fragte ich Luca und hackte mich bei ihm unter. Das Wetter in den letzten Tagen war nicht besonders gut. Es war kühl und es regnete oft. Auch jetzt nieselte es leicht. Luca überlegte eine Weile, bis er antwortete: „Ab und zu sind wir mal was trinken gegangen in der Bar in der du früher gearbeitet hast. Vielleicht ist Pik dort ja aufgetaucht.“

„Gut, dann lass uns dahin zuerst gehen.“, erwiderte ich. Mir behagte der Gedanke zwar nicht sonderlich, dorthin zu gehen, da ich ja dann meinen Chef wieder sehen würde, bei dem ich im Prinzip nie gekündigt hatte, sondern einfach verschwunden war, doch das musste jetzt sein. Wir machten uns also auf den Weg.

Als wir die kleine Kneipe betraten, stieß mir sofort der Geruch von Nostalgie in die Nase. Es saßen dieselben Leute wie immer da und alles sah wirklich einfach so wie immer aus.

Der Chef hatte die Türklingel gehört und blickte zu uns herüber, denn er saß gerade bei einer Gruppe anderer Gäste und unterhielt sich mit ihnen. Als er mich erblickte, weiteten sich seine Augen.
 

„Na sieh mal einer an, bist ja wieder in der Stadt.“, raunte er. Sofort stieg mir die Röte ins Gesicht, denn nun drehten sich mir auch die anderen mir bekannten Gesichter zu.

„Oi Lua, hast dich ja ganz schön rumgetrieben was.“, jauchzte einer der Gäste. Der Chef erhob sich nun und kam zu uns an den Tresen. Finster blickte er mich an und ich wünschte augenblicklich im Boden zu versinken. Einen Moment lieferten wir uns diesen Anstarrwettbewerb, dann begann er plötzlich zu lachen und knallte eine Flasche guten Schnaps auf den Tresen.

„Komm, trink erstmal einen. Auf die guten alten Zeiten.“ Mit einer seiner großen Hände wuschelte er durch meine Haare und ein Lächeln der Erleichterung breitete sich in meinem Gesicht aus.

Wenige Minuten später saßen Luca und ich am Tresen und unterhielten uns mit meinem ehemaligen Boss. Er erzählte mir, dass er sich Sorgen gemacht hätte, als ich verschwunden war und dass er froh war, dass ich nun wieder da war. Vorwürfe machte er mir keine und tat das Ganze als „jugendliche Rebellion und Eifer ab“. Ich war froh, dass er so reagierte, was mich daran erinnerte, weshalb ich hier eigentlich so gern gearbeitet hatte.

„Nun, ich nehme mal an, dass ihr nicht wegen eines Drinks mitten in der Nacht hier aufgeschlagen seid.“, raunte er schließlich nach einer Weile.

Nun ergriff auch Luca das Wort: „Ja, eigentlich sind wir hier, weil wir eine Frage haben. Pik ist verschwunden und ich würde gerne wissen, ob er in den letzten beiden Tagen hier aufgetaucht ist.“
 

Der Boss runzelte kurz die Stirn. „Hab mir schon gedacht, dass mit dem Jungen was nicht stimmt. Er war tatsächlich hier. Tauchte vor zwei Tagen mitten in der Nacht hier auf und sah ziemlich fertig aus. Hat aber nicht viel gesprochen und nur ´ne Menge in sich reingebechert, dann ist er wieder verschwunden.“ Er war also wirklich hier gewesen.

„Hast du eine Ahnung, wo er danach hingegangen sein könnte?“, fragte Luca nun, froh, dass seine erste Spur richtig gewesen war.

Da zögerte mein Boss kurz und senkte die Stimme: „Naja… wissen tu ich nichts direkt, aber ich hab gesehen, dass er sein komplettes Waffenarsenal mithatte, als er hier aufgeschlagen ist… und seitdem höre ich einige Gerüchte.“

„Gerüchte?“, platzte es aus mir heraus.

Er sprach nun noch leiser: „In den letzten beiden Tagen sollen in der Stadt scharenweise Exekutionen ausgeführt worden sein, aber richtig brutal und blutig. Hat alles Mögliche erwischt, Menschen, Yajuu, auch ein paar Hunter waren wohl dabei.“

„Das klingt gar nicht gut.“, raunte Luca finster.

„Meinst du Pik läuft jetzt Amok? Warum sollte er das tun?“, flüsterte ich.

„Schon möglich… Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, aber ich hörte, dass Pik früher immer so drauf war. Bevor er Yari kennenlernte hatte er absolut null Respekt vor dem Leben anderer. Man könnte sagen, töten war für ihn eine Art Hobby um sich abzureagieren. Sag mir, weiß man denn, was die Leute umgebracht hat?“, wandte sich Luca an meinen Boss. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie man Töten als Hobby ansehen konnte und ich fragte mich ernsthaft woher Pik kam, wenn er so seine Jugendzeit verbracht hatte. Aber laut Luca hatte niemand eine Ahnung, wie Piks Vergangenheit war.

Nun riss mich mein ehemaliger Boss wieder aus den Gedanken, als er meinte: „Glaubt man den Gerüchten, so muss es etwas Scharfes gewesen sein, ein Schwert oder so.“

Augenblicklich stand Luca auf. „Das war kein Schwert. Ohne Zweifel muss das Pik gewesen sein. Komm, wir müssen los.“ Luca zog mich hoch.

„Danke für deine Hilfe, dafür hast du einen gut bei mir.“, sagte er zu meinem Boss und dann verließen wir auch schon die Bar. Er schien es nun eilig zu haben.
 

„Was ist denn in dich gefahren, Luca?“, beschwerte ich mich, da ich mich nicht einmal ordentlich verabschieden hatte können.

Luca blickte finster vor sich hin. „Das war kein Schwert.“

„Was?“, fragte ich verwirrt.

„Das waren Sensen. Pik war früher bekannt für seinen Kampfstil mit Doppelsensen, aber seitdem Yari aufgetaucht war, hatte er sich zurückgehalten. Das kann kein gutes Zeichen sein, dass er sie mitgenommen hat und jetzt wieder benutzt.“

Sensen? Ich hatte noch nie davon gehört, dass man damit gut kämpfen könnte, aber offensichtlich log Luca nicht.

„Und wohin gehen wir jetzt?“, fragte ich ihn nach einer Weile.

„Zum Friedhof…“, seufzte er.

Bitte was?
 

Es war also nachts, es war kalt, nass und absolut ungemütlich. Und doch waren Luca und ich nun hier. Da die Tore um diese Zeit normalerweise geschlossen waren, hob er mich hinüber und sprang dann hinterher. Ich fand es echt bemerkenswert, wie er sich verändert hatte, seit er kein Mensch mehr war. Nicht dass ich das jemals laut ausgesprochen hätte. Luca und ich liefen nun immer tiefer in den Friedhof hinein. Der Boden war ganz schlammig von dem vielen Regen, was das Laufen ein wenig erschwerte. Luca schien das irgendwie gar nicht zu stören.

Ich war kurz davor ihn zu fragen, ob er sich sicher war, dass wir Pik hier finden würden, als ich vor uns einen Schatten sah. Dort hing doch irgendetwas im Baum… Ich entließ ein wenig meine Aura und meine Augen veränderten sich. Nun konnte ich endlich scharf sehen, was ich auch sogleich wieder bereute. Dort hing eine Leiche, die nicht mehr kenntlich war. Lange konnte die Person noch nicht tot sein, denn das Blut tropfte noch zu Boden.

Als ich meinen Blick schweifen ließ, erkannte ich voller Schrecken, dass dies nicht der einzige Körper war, der hier hing. Tatsächlich war das ganze Gebiet hier übersät mit Toten. Als ich dann den Körper eines Katzenyajuu sah, wurde mir klar, dass alle Toten hier ausschließlich Hunter waren.
 

„Hat Pik das angerichtet?“, fragte ich erstickt. Wenn er so was fertig brachte, musste er wohl ziemlich gut sein.

„Schätzungsweise.“, flüsterte Luca zur Antwort. Ihn schien der Anblick zwar nicht so sehr zu schocken, wie mich, aber glücklich war er darüber nun auch nicht gerade.

„Wieso tut er das?“ Das war lauter gedacht, als geplant. Luca kam jedoch nicht dazu, mir zu antworten. Stattdessen hielt er mich mit einer Handbewegung zurück. Ein paar Meter vor uns stand Pik mit dem Rücken zu uns.

„Hab mir schon gedacht, dass sie dich schicken würden.“, erhob Pik das Wort und ich erkannte ihn nicht wieder. Seine Stimme war kalt und ausdruckslos, fast wie eine Maschine. Selbst Luca in seinen Glanzzeiten konnte da nicht mithalten. In seiner Hand war zu meiner Überraschung ein Blumenstrauß, auch wenn einige Blutflecken auf den Blüten glänzten.

„Ok, ich kann verstehen, dass du außer dir bist, aber bitte reiß dich wieder zusammen. Deine Assistenten haben jetzt schon Probleme das zu verbergen, aber wenn du hier weiter Amok läufst, wird Lucius das früher oder später erfahren. Ich hoffe dir ist das bewusst.“, redete Luca auf ihn ein.

„Wen kümmert das noch?“, war Pik´s schlichte Antwort, „Zumal er doch froh sein kann, wenn ich der Welt ein paar lästige Hunter nehme oder Yajuu oder sonst was.“

Luca seufzte: „Das kann ich aber nicht einfach so durchgehen lassen.“

Nun wandte sich Pik uns endlich zu. Seine Haare verdeckten fast sein gesamtes Gesicht, dennoch erkannte ich den toten Blick in seinen Augen. Außerdem waren sie blutunterlaufen. Ein eiskaltes Lächeln zog sich über sein Gesicht.

„Meinst du, du hast eine Chance gegen mich? Selbst als Chimäre ist sie nicht besonders gut.“, erklärte Pik unbeeindruckt.
 

Ich wollte gerade auch mal was sagen, als Luca mich ziemlich unsanft zur Seite wegstieß. Instinktiv wollte ich mich beschweren, bemerkte dann aber, dass er mir gerade das Leben gerettet hatte.

Dort wo wir eben noch gestanden hatten, war nun eine tiefe Schneise im Boden. Wie konnte Pik nur so schnell sein? Von Luca wusste ich ja, dass er Sensen benutzte, aber ich sah sie nicht.

„Lua, halt dich bitte da raus.“, rief Luca mir zu. Und wieder war ich nur ein Klotz an seinem Bein, traf mich die Erkenntnis seiner Worte. Zu oft hatte ich mich nun schon auf ihn verlassen und war selbst allenfalls ein sehr mittelmäßiger Kämpfer. Ich konnte nicht auf ihrem Niveau mithalten.
 

Pik schmiss den Blumenstrauß in die Luft und die einzelnen Blumen stoben auseinander. Mitten hindurch bewegte sich Luca auf Pik zu. Seine Augen hatten wieder dieses eisblau angenommen, was mir zeigte, dass es ihm ernst war. Er entließ seine Wurfmesser und diese stießen auf Pik zu. Mit blitzschnellen Bewegungen wehrte er die Messer mithilfe einer Sense ab, die er unter seinem Mantel versteckt gehalten hatte. Er trennte die Messer von den Drähten, sodass sie davon flogen. Nun zückte er plötzlich auch die andere Sense und hätte beinahe Luca geköpft. Doch dieser duckte sich in letzter Sekunde weg und kam so endlich in den inneren Kreis von Pik. Seine Sensen waren gut auf Entfernungen, aber in der Nähe relativ nutzlos. Luca nahm nun je drei Dolche zwischen seine Finger und attackierte Pik direkt.

Dieser wehrte die Dolche jedoch mit den Stäben seiner Sensen ab und brachte Luca aus dem Gleichgewicht. Er taumelte kurz, sprang dann aber reflexartig von Pik weg, um seinem Angriff zu entgehen. Nun schien Luca wieder in der Luft zu schweben. Er bediente sich der Luftaffinität, die er besaß.

Pik setzte ihm sofort nach. Mir wurde mehr und mehr bewusst, dass Pik tatsächlich die Oberhand hatte.
 

Plötzlich weckte etwas anderes meine Aufmerksamkeit. Es war nur ein kurzer Augenblick, aber ich spürte für einen Moment eine mir fremde Aura. Sie lag in einiger Entfernung, aber zog meine Aufmerksamkeit magisch an. Die beiden Kämpfenden jedoch, schienen nichts zu bemerken.

Da ich Luca sowieso im Moment nicht helfen konnte, beschloss ich der Sache nachzugehen.

Weil mich die beiden eh nicht mehr wahrnahmen, machte ich mich sofort auf den Weg.



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