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Melly oder wie zähme ich meinen Vampir

von

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Kapitel 20

Kapitel 20:
 

Irgendwie sind noch immer viele Fragen offen. Seit dem Morgen an dem Lucian und Mirko in meiner Küche saßen, ist es immer noch ziemlich… Keine Ahnung was. Mirko hat zu meiner Überraschung nicht darauf bestanden, dass Cyr mit auf die Krankenstation kommt. Er hat das überhaupt nicht zur Sprache gebracht, sondern ist mit Lucian nach dem Frühstück einfach gegangen. Lucian Clark, dagegen war scheinbar überhaupt nicht mit der Entscheidung des Arztes einverstanden. Das Ganze ist jetzt zwei Wochen her. Seit dem ist der Organisationsleiter ziemlich mies drauf. Jedes Mal wenn Lucian und Cyr sich auf den Fluren begegnen knurrt er meinen Partner an. Ich weiß noch immer nicht, was zwischen den beiden nicht stimmt. Cyr will nicht darüber reden. Er wohnt immer noch bei mir, ich fahre ihn in die Organisation zur Physiotherapie und er überwacht mein Training. Mein Trainingspartner ist Sandy. Er ist ebenfalls ein Vampir, noch ziemlich jung, nicht einmal hundert Jahre alt. Cyr hat ihn ausgesucht. Warum? Fragt jemand anderen. Ich weiß es nicht. Aber wirklich schlimm finde ich es nicht mit Sandy zu trainieren. Er ist nicht so brutal wie Cyr. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass er Hemmungen hat richtig zuzugreifen. So, als hätte er Angst mich zu verletzen. Vielleicht irre ich mich da aber auch und es kommt daher, dass Cyr an der Abgrenzung des Trainingsbereiches steht und uns die ganze Zeit zusieht. Und um ehrlich zu sein beeinflusst das auch mich.

Seine silbergrauen Augen liegen auf mir. Ich versuche ihn zu ignorieren. Vergeblich. Dementsprechend verläuft auch die heutige Trainingseinheit. Beschissen. Ich kann mich nicht wirklich konzentrieren und lande immer wieder auf der Matte. Auch wenn Sandy sich wirklich bemüht mir nicht weh zu tun tut mir inzwischen jeder Knochen im Leib weh. Beim fünfzehnten Mal bleibe ich erschöpft auf der Matte liegen. Sandy geht neben mir in die Hocke.

„Was ist los? Habe ich dich verletzt?“ Seine dunklen Augen sind erschrocken geweitet. Ich schüttele den Kopf und seufze leise.

„Momentan läuft’s einfach nicht so…!“ murmele ich.

„Liegt es an mir? Mir Cyr bist du nämlich wesentlich besser!“ Er streckt mir die Hand entgegen. Ich ergreife sie und Sandy zieht mich auf den Beinen.

„Da sieht er mich ja auch nicht die ganze Zeit so durchdringend an!“ Stöhne ich leise und fahre mir durch die wirren Haare.

„Das kenne ich!“ Verstohlen sieht er zu Cyr. Cyr legt leicht den Kopf schief und ich weiß sofort, dass er genau weiß was hier läuft.

„Am besten lassen wir es für heute. Und morgen kommst du am besten ohne ihn!“ Ich verdrehe die Augen. Als ob Cyr das zulassen würde. Seufzend schnappe ich meine Sachen und trete von den Matten. Cyr kommt langsam auf mich zu. Er trägt Jogginghose und ein graues T-Shirt. Den Gilchrist trägt er seit zwei Tagen nicht mehr. Mirko und sein Arzt sind der Meinung, dass er ihn nach gut drei Wochen nicht mehr ständig zu tragen braucht. Cyr ist noch immer sehr vorsichtig. Ich sehe es daran wie er sich bewegt.

„Du musst lernen dich besser zu konzentrieren. Meine Anwesenheit darf dich nicht dermaßen aus dem Konzept bringen.“ Er sieht mich kurz an, dann seufzt er leise.

„Lass uns gehen! Teddy wartete bestimmt schon.“ Er dreht sich um und geht die Flure entlang. Ich folge ihm. Cyr hat sich am Anfang ziemlich gewehrt, gegen die Physiotherapie und das alles. Nicht dass er nicht hingehen wollte oder so… Aber er hat sich von dem menschlichen Physiotherapeuten nicht anfassen lassen. Teddy hat ziemlich lange gebraucht um Cyr so weit zu bekommen, dass er sich langsam auf ihn einlässt. Inzwischen funktioniert es ganz gut mit den beiden. Der ältere Mann erwartet uns bereits an der Tür zu seinem Behandlungszimmer.

„Hallo, Cyr!“ Mein Partner geht ohne ein Wort an dem fünfzigjährigen vorbei. Teddy seufzt leise.

„Hallo Melanie!“ Ich nicke ihm kurz zu.

„Ich gehe schnell duschen und hole ihn dann wieder ab.“ Teddy lächelt.

„Ich will nach der Therapie noch mit ihm ins Schwimmbad. Mal schauen wie er sich so macht.“ Ich nicke. Das wird Cyr freuen, er ist schon die ganze Zeit so unruhig. Manchmal kann er nicht schlafen, weil ihm die Bewegung fehlt. Zumindest sagt er das.
 

Dreißig Minuten später betrete ich das Schwimmbad. Es ist ein fünfzig Meter langes Becken mit Sprungturm bis zehn Meter. Das Schwimmbad ist leer bis auf Teddy und meinen Partner. Der Physiotherapeut hockt am Beckenrand und unterhält sich mit Cyr, der bis zur Brust im Wasser steht. Seine Schulter ist immer noch verfärbt. Nicht mehr so schlimm wie noch vor zwei Wochen. Die Haut schillert allerdings in verschiedenen Grün- und Blauschattierungen.

„Zwei Bahnen, langsam mit sauberen Bewegungen!“ Cyr nickt und wendet sich dann seiner Bahn zu. Dann taucht er unter. Ich trete zu Mirko.

„Wie sieht es aus?“ Teddy dreht sich halb zu mir um, ohne Cyr dabei aus den Augen zu lassen.

„Ganz gut. Wenn er es nicht übertreibt kann er in einer Woche mit dem normalen Training anfangen.“ Cyr hat das andere Ende der Bahn erreicht und schwimmt wieder zurück. Vor Timo hält er an. Sein Blick fixiert sofort mich.

„Wie fühlst du dich? Wie reagiert deine Schulter?“ Cyrs Augen flackern zu Teddy.

„Alles in Ordnung! Mir geht es gut!“ Cyr stützt sich auf dem Beckenrand ab und hievt sich aus dem Becken. Mit der linken wischt er sich das nasse Haar aus der Stirn. Ich lasse mich nicht von ihm täuschen. Cyr ist anzusehen, dass er nicht hundertprozentig fit ist. Ich nehme ein Handtuch aus dem Schrank neben dem Eingang und lege es Cyr um die Schultern. Er trocknet sich das Gesicht ab. Teddy schiebt das Handtuch etwas zur Seite und legt die Hand vorsichtig auf Cyrs Schulter. Cyr zuckt zusammen.

„Vielleicht warten wir noch ein paar Tage mit dem Schwimmen.“ Cyr beißt sich auf die Unterlippe.

„Teddy, bitte! Ich brauche etwas Bewegung!“ Der Physiotherapeut zögert einen Moment.

„Fünfzehn Minuten. Langsam, ruhige Bewegung! Und nur an den Tagen an denen du nicht zu mir kommst!“ erklärt er hart, bevor er sanfter wird.

„Und jetzt geh duschen. Für heute reicht es!“ Ich sehe Cyr nach. Er hat das Handtuch eng um seine Schultern geschlungen, doch es verbirgt nicht, dass er deutlich abgenommen hat. Ich seufze leise.

„Mach dir keine Sorgen, Melanie! Cyr ein paar Bahnen schwimmen zu lassen ist nicht falsch. Mirko hat seine Zustimmung gegeben.“ Ich schüttle den Kopf.

„Das ist es nicht. Die Bewegung wird ihm gut tun, dann wird er ruhiger. Und ausgeglichener.“ In den letzten Wochen war er zwar erschöpft, selbst nach einem zehnminütigen Spaziergang, aber wenigstens dann nicht mehr so ruhelos.

„Er hat extrem abgenommen!“ Wir betreten den Vorraum, von dem die Umkleiden abgehen.

„Für Cyr ist das nichts Ungewöhnliches. Er nimmt immer ziemlich schnell ab, wenn er verletzt ist. In zwei, spätestens drei Wochen hat er wieder sein Normalgewicht.“ Cyr kommt mit seiner Tasche über der Schulter und noch feuchtem Haar aus der Umkleide.

„Lass uns gehen!“ Cyr lächelt mich flüchtig an. Ich verabschiede mich schnell von Teddy und folge ihm dann zur Garage. Auf halbem Weg begegnen wir Lucian. Ich rechne schon mit seinem Geknurre. Aber Fehlanzeige. Er sieht Cyr nur eindringlich an.

„Was willst du Lucian?“ Cyrs Augen werden dunkel.

„Deine Hilfe, Bruder!“ Bruder? Lucians goldene Augen werden ebenfalls dunkel. So dunkel wie Cyrs. Plötzlich huscht ein fieses Lächeln über seine Lippen.

„Dann lass uns die Jagd eröffnen!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Mei2001
2015-12-11T21:21:46+00:00 11.12.2015 22:21
Was geht den zwischen den beiden ab?
Von:  LuciaAngel1
2015-09-02T15:31:20+00:00 02.09.2015 17:31
Ich hab deine FF erst vor kurzem entdeckt und ich find sie klasse! !!!;)
Hoffe du schreibst bald weiter. :)
Freu mich schon aufs nächste Kapitel. :D


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