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Adel Verpflichtet

von

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Adel verpflichtet 6

Seit dem Besuch bei Schuldigs Tante waren jetzt drei Tage vergangen. Das Abendessen war bereits zu Ende und Aya saß in seinem Zimmer und las, als es an der Türe klopfte.

"Ja?"

"Darf ich eintreten?"

Aya erkannte Schuldigs Stimme durch die geschlossene Türe. Er legte das Buch zur Seite und wendete sich dem Hereinkommenden zu. "Was willst du noch zu so später Stunde?"

"Ach, nur dies und das..."

"Dies und das?" Aya traute dem Frieden nicht.

Schuldig aber nickte und tat schnell einen Schritt auf Aya zu. "Dies..." Damit platzierte er einen Kuss auf Ayas überraschtem Mund "...und das wir in einer Woche auf einen Ball gehen."

"Auf einen Ball?"

Schuldig schob Aya den Schlafrock von einer Schulter und hauchte einen Kuss darauf. "Ich wurde auf einen Ball am königlichen Hof geladen, und somit auch du."

"Am königlichen Hof?"

"Ja, am Freitag ist Eröffnung. Er wird drei Tage dauern."

"Was? Drei Tage?"

Schuldig nickte: "Ein rauschendes Fest der Verschwendung."

"Solche Feste sind nur anstrengend und überdrüssig.", gab Aya ernüchternd von sich.

"Es ist eine meiner lästigen Pflichten. Aber du kommst mit, damit ich wenigstens einen Lichtblick bei diesem Specktakel habe."

"Wie du willst. Dann gute Nacht."

"Warum denn das? Die Nacht ist doch noch so jung." Bei diesen Worten streichelte Schuldig Ayas Nacken.

Aya ignorierte dies. "Wann ist die Nacht deiner Meinung nach nicht jung?"

"Wenn man schläft."

"Aber selbst dann kann die Nacht jung sein."

"Schenkst du mir ein wenig deiner Zeit?"

"Wie viel ist ein wenig?"

"Das bestimmst du."

"Also gut... was willst du?"

Schuldig strich liebesvoll über Ayas Wange. "Nicht viel."

"Und wie viel ist ,nicht viel'?"

"So wenig, dass es nicht einmal genügen würde dein Hemd auszuziehen.", lächelte Schuldig verführerisch.

"Dann sprich."

"Ich dachte eher an wortlosen Zeitvertreib." Damit legte Schuldig sanft seine Lippen auf Ayas.

Aya zog seinen Kopf zurück. "So nennst du das also?"

"Wie sollte ich es denn sonst nennen?"

Aya überlegte, musste aber zugeben selbst auch keinen anderen Ausdruck dafür zu wissen. "Ich weiß nicht."

"Siehst du? Es gibt dafür keinen Ausdruck, da es keine körperliche Liebe ist."

"Das habe ich auch nicht behauptet...", sagte Aya etwas unsicher, ob der Situation, dass Schuldig ihm sehr nahe war.

"Darf ich mich also ein wenig zu dir gesellen?"

Aya entzog sich nun ganz Schuldigs nähe. "Natürlich, worüber willst du reden?"

"Über dich."

"Immer noch? Bist du es nicht langsam überdrüssig?" Aus Schuldigs Blick las er, dass er dem noch lange nicht überdrüssig war, und so seufzte Aya. "Was willst du wissen?"

"Wie fühlst du dich hier?"

Aya überlegte. "...begehrt und bedrängt..." Er fixierte Schuldig um seine Reaktion zu beobachten. Doch dieser ging um Aya herum und ließ sich auf dessen Bett nieder.

"Bist du nun dein eigener Herr?"

"Nun ich weiß nicht... ich bin doch auf den Wunsch meiner Eltern hier."

"Du kannst auch gehen, wenn du möchtest. Es hält dich keiner auf."

"Warum sollte ich? Es ist immerhin amüsant hier... apropos... wann darf man wieder mit einem Besuch bei deiner Tante rechnen?"

Schuldig musste unwillkürlich lachen. "Erst im neuen Monat. So segant ist sie nun auch wieder nicht. Wir werden ihr zwar auf dem Ball begegnen, aber dabei wird es zu keinem näheren Gespräch darüber kommen."

"Schade."

"Du kannst sie ja besuchen, wenn es dir danach verlangt."

"Aber doch nicht ohne dich, dann hat das ganze ja keinen Reiz."

"Ach, mein Leid reizt dich?"

Aya überlegte: "Ja... so kann man es ausdrücken."

Schuldig spielte den Verletzten: "Wie gemein du doch sein kannst!"

"Nicht minder wie du aufdringlich." Aya hob den Kopf und sah auf Schuldig herab, wobei er aber grinste.

Jetzt lachte Schuldig wieder. "Dann gestatte mir eine Frage: Darf ich heute noch einmal aufdringlich werden?"

"Ich werde mich zu wehren wissen."

"Wenn ich aufdringlich werde?"

Aya nickte bestimmend. Er hatte sich schon an Schuldigs zweideutige Redereien gewöhnt. Sie amüsierten ihn. Es war irgendwie lustig wenn Schuldig immer wieder versuchte Aya zu überreden, dieser ihn jedoch immer abblitzen ließ.

Er redete jetzt nicht mehr mit so einer eindeutigen Abneigung gegen Schuldigs Avancen.

"Setzt dich zu mir.", deutete Schuldig neben sich auf Ayas Bett.

"Willst du es nicht aufgeben?", fragte er, als er sich neben Schuldig nieder ließ.

"Niemals."

"Eine klare Antwort.", stellte Aya fest.

"Gut, dann gib mir zur Abwechslung auch mal eine klare Antwort."

"Das kommt ganz auf die Frage an."

Schuldig rückte näher und beugte sich vor, als würde er etwas in Ayas Ohr flüstern wollen. Stattdessen ließ er aber seine Zunge langsam über dessen Ohr wandern.

Aya ließ sich plötzlich zurückfallen um Schuldig auszuweichen.

Der aber beugte sich schnell und mit einem lächeln über ihn. "Du bist gewitzt."

"Und du unersättlich", kam es prompt zur Antwort.

"Man kann von dir auch nicht genug bekommen.", seufzte Schuldig.

"Das sagst du jetzt, weil ich dich andauernd abblitzen lasse, aber wenn du erst einmal bekommen hast was du willst, dann bin ich genauso uninteressant für dich wie alle anderen."

Schuldig erwiderte nichts. Stattdessen legte er seine Lippen an Ayas Schlüsselbein. Aya schwieg und rührte sich nicht.

Hunderttausend Gedanken gingen ihm durch den Kopf, die aber alle plötzlich wie vom Winde verweht waren, als er Schuldigs saugende Lippen an seinem Hals fühlte. Er spürte Schuldigs Hände an seinen Armen entlang fahren, und am liebsten hätte er jetzt die Augen geschlossen.

Aber er hatte es selbst vorhin gesagt. Wenn er jetzt nachgab, würde Schuldig das Interesse verlieren und Aya würde wieder in dieses Leben zurückmüssen - diesen grauen Alltag aus Pflicht, Pflicht und noch mal Pflicht. Darum sah er Schuldig nur an.

Dieser schmiegte sich an Aya und schnurrte fast vor Wohlbefinden. Aya schüttelte nur leicht den Kopf. Wie konnte ein Mensch nur so sein? Warum hatte sich Schuldig gerade ihn ausgesucht? Und die wohl für Aya wichtigste Frage: Wie lange durfte er der Mittelpunkte im Leben dieses Menschen sein?

Nicht dass seine Eltern ihn nicht liebten, aber er hatte sich nie besonders beachtet gefühlt. Weder von ihnen, noch von seinen Lehrern oder seinen sogenannten Freunden.

"Deine Gegenwart ist sehr angenehm." Schuldigs Worte schreckten ihn aus seinen Gedanken auf.

"Das du so fühlst ist mir nicht entgangen.", versuchte er seine Stimme gleichgültig klingen zu lassen.

"Aber beantworte mir eine Frage... warum gerade du? Warum nicht irgend ein Anderer oder eine Andere vom Hofe?"

Innerlich musste Aya lachen, hatte er sich doch gerade eben die gleiche Frage selbst gestellt. Laut aber sagte er: "Wenn du es nicht weißt, wie soll ich es dann wissen?"

Wieder folgte längeres Schweigen. Aya konnte Schuldig atmen hören, und Schuldig fühlte Ayas Brustkorb sich heben und senken.

"Aya?", fragte Schuldig ganz leise.

"Hmm?", machte Aya.

"Könnte.... dürfte ich heute Nacht bei dir bleiben?"

Aya überlegte eine Weile. "Wenn... das hängt von dir ab."

"Wenn ich nur so... wie jetzt bei dir liegen bleibe?"

"In Ordnung... aber behalte deine Finger bei dir."

Schuldig nickte gegen Ayas Brust und kuschelte sich noch enger an.

Aya starrte an die Decke.

Er konnte es nicht zulassen. Schon aus Prinzip nicht. Es verstieß gegen die Gesetzte der Bibel, und außerdem... was würden die Leute sagen? Aya wollte nicht das die Aufmerksamkeit um seine Person seitens Schuldigs aufhörte. Es war so schön beachtet zu werden.

Und das jetzt? Es war als wenn Aya auf Wolken schweben würde. Er fühlte sich leicht und losgelöst, und... so unendlich glücklich.

Wie von selbst legte sich Ayas Hand um Schuldigs Rücken.

"Freiheit ist etwas wunderbares, aber die Geborgenheit habe ich vermisst.", flüsterte Schuldig. Dann zog er die Decke über sie beide und kuschelte sich noch mal näher an Aya.

"Beides hat seine Vorzüge...", flüsterte Aya zurück, bevor er die Augen schloss.

Schuldig lauschte Aya Herzschlag und schlief darüber ein.

Als Aya Schuldigs regelmäßige Atemzüge hörte wunderte er sich noch darüber, wie schnell ein Mensch einzuschlafen im Stande war.

Aya hing noch seinen Gedanken nach und streichelte abwesend über Schuldigs Rücken, worüber er dann schlussendlich auch selbst einschlief.
 

tbc
 

Schon auffällig, dass meine Szenewechsel meistens in der Nacht vorkommen.... *grübel*



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