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Adel Verpflichtet

von

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Adel verpflichtet 8

"Schuldig! Mein Neffe, wie schön dich zu sehen. Du bist heute sogar pünktlich."

"Auch schön dich zu sehen Tante."

Schuldig entließ Ayas Arm, der bei ihm eingehakt gewesen war, deutete seiner Tante einen Handkuss an und verbeugte sich. Sie musterte Aya. "Und wer ist deine reizende Begleitung?"

"Das, werte Tante, ist Comtesse Aschanti." Er führte Aya am Ellbogen einen Schritt näher zu seiner Tante. Aya verbeugte sich vor ihr und nickte ihr ergeben zu.

"Liebes Kind, du bist ja sehr... groß gewachsen.", stellte sie fest.

"Werte Tante, wer wird denn solchen Nebensächlichkeiten Beachtung schenken?"

Die Tante musterte Aya nochmals misstrauisch. "Mein Kind... haben wir uns schon einmal getroffen?"

Aya wurde auf einmal ganz heiß. Er fächerte sich Luft zu und schüttelte den Kopf. Schuldig ergriff das Wort, bevor seine Tante noch weiter fragen konnte.

"Das ist unmöglich Tante. Aber sie kann dir bekannt vorkommen. Comtesse Aschanti ist Ayas Schwester. Sie ist vor zwei Tagen aus dem Ausland zurückgekehrt."

"Aus dem Ausland?" Schuldigs Tante war erstaunt. "Wo warst du denn mein Kind?"

Wieder war es Schuldig der antwortete: "Sie war am Meer. Das hatte ihr der Arzt verschrieben, weil sie eine... eine schwere Lungenentzündung hatte. Es geht ihr zwar wieder besser, aber ihre Stimme ist noch nicht ganz wieder genesen."

"Och mein armes Kind! Und dann schleppst du sie auf einen Ball? Und wo wir gerade dabei sind... wo hast du deinen charmanten Freund denn gelassen?"

"Er ist heute leider unpässlich. Er niest in einem fort."

"Schade ich hatte mich schon auf einen kleinen Plausch mit ihm gefreut."

Aya hackte wieder bei Schuldig unter und lehnte sich etwas bei ihm an. Er machte ein etwas müdes Gesicht, was ihm nicht schwer viel, nachdem das Korsett ihm fast die Lunge aus dem Leib presste, und seine Füße schon ganz taub waren.

"Schuldig.", sagte die Tante streng, als sie das bemerkte, "Bring Comtesse Aschanti ein wenig auf den Balkon. Sie wirkt nicht gerade bei guter Gesundheit. Ein wenig frische Luft kann ihr nicht schaden."

"Wie du wünscht Tante."

Schuldig verneigte sich wieder und auch Aya nickte ihr zu, bevor sie beide auf den Balkon zusteuerten.

"Ach ja, Schuldig!", rief ihm seine Tante noch hinterher. Schuldig drehte sich um.

"Tante?"

"Nächste Woche werde ich bei dir nach dem Rechten sehen. Ich hoffe Comtesse Aschanti wird dann noch anwesend sein?"

"Das währe möglich Tante, wir werden sehen." Damit verabschiedete Schuldig sich vorläufig endgültig von seiner Tante.

Auf dem Balkon angekommen, suchten sich die beiden ein ruhiges Plätzchen. Aya striff sofort seine Schuhe ab. "Gott sind die Dinger eng! Und dieses Korsett erst! Wenn ich daran denke, dass die Mädchen den ganzen Tag so etwas tragen müssen... die tun mir ja direkt leid. Und weißt du was noch anstrengend wird?" Schuldig schüttelte den Kopf. " ... Ich muss den ganzen Abend an dir kleben, als seien wir ein Paar.", seufzte Aya.

"Solltest du zumindest, wenn sie in Sichtweite ist."

Aya sah ihn mehr belustigt als zornig an. "Das gefällt dir, wie?"

"Du als meine Begleitung? Natürlich!"

Schuldig lehnte sich rücklings an die marmorne Brüstung. "Irgendwie gefällt mir der Abend."

"Er hat doch gerade erst angefangen."

Schuldig drehte den Kopf zu Aya und strahlte ihn spitzbübisch an: "Ich bin hier mit einer wunderschönen Begleitung... kann der Abend besser werden?"

"Und diese Begleitung verweilt auch nach dem Ball bei dir."

"Ja. Mehr wird es auch nicht, oder?"

"Daran solltest du dich schon langsam gewöhnt haben."

"Wer behauptet das? Geduld ist eine Tugend.", sagte Schuldig. Er sah wieder in den Himmel und meinte beiläufig: "... habe ich einmal gehört."

"Du gibst nicht auf." Es war eher eine Feststellung als eine Frage von Ayas Seiten. "Aber mach dir keine Hoffnungen. Du bist ein Freund, mehr nicht. Und das wird sich auch nicht ändern."

"Ich weiß. Aber ich gebe trotzdem nicht auf. Ich habe meine Ziele bist jetzt immer erreicht."

Aya lehnte sich so gut er konnte ebenfalls gegen die Brüstung und sah Schuldig neugierig an. "Und dein jetziges Ziel lautet?"

Der Blick Schuldigs wanderte langsam zu Aya und fixierte ihn. Das Lächeln war verschwunden und einer Entschlossenheit gewichen, die Aya fast Angst machte. "Ich will dich an meiner Seite haben... für immer."

Aya versuchte Schuldigs Blick stand zu halten, musste aber schon nach wenigen Sekunden zur Seite sehen. Um seine Verlegenheit in diesem Moment zu verbergen kicherte er unsicher.

Sein Blick wanderte über den Garten, den man aus diesem versteckten Winkel fast gänzlich überblicken konnte. "Es ist schön hier draußen.", sagte er, nur um irgendetwas zu sagen.

"Und vor allem ruhig.", fügte Schuldig hinzu.

Aya nickte. "Ich liebe diese Stille."

"Gehen wir ein Stück?", schlug Schuldig vor. Er kniete sich vor Aya und half ihm wieder in seine Schuhe. Dann hielt er ihm seinen Arm einladend hin und wartete, dass Aya sich unterhaken würde.

"Glaubst du deine Tante kommt in den Garten?", fragte dieser mit einem schiefen Lächeln um die Lippen.

"Wer weiß?" Und Schuldigs lächeln war noch schiefer als das Ayas.

Er gab sich geschlagen und hängte sich ein. So konnte er seine Füße wenigstens ein bisschen entlasten, denn die Schuhe schienen jetzt noch kleiner zu sein, als vorhin.

Schuldig führte Aya in den Teil des Gartens, der mit allen Arten von Rosen bepflanzt worden war.

Rote, in allen Variationen. Weiße und gelbe und sogar einen blauen Rosenstock entdeckten Ayas Augen. Als sie so hindurchschlenderten, strich Schuldig wie zufällig über Ayas Hand. Aya errötete und war froh, dass es so dunkel war, dass man es nicht erkennen konnte.

Schuldig führte Aya zu einer kleinen Bank, auf der er sich setzten konnte. Aya setzte sich und bedankte sich bei Schuldig. Endlich sitzen! Lange hätte er es nicht mehr ausgehalten. Es graute ihm schon jetzt davor, aufstehen und zurückgehen zu müssen.

Er sah sich um und schließlich in den Himmel. Es war Wolkenlos und tausende Sterne schienen über ihnen. "Hmm...", machte Aya, "Hier ist es wunderschön."

"Warst du noch nicht hier?"

"Wann hätte ich deiner Meinung nach hierher kommen sollen?"

"Bei einem der unzähligen Bälle, die du sicherlich schon hinter dir hast."

"Ich bin nie weiter als bis zum Balkon gekommen. Mein Vater lässt mich normalerweise nicht aus den Augen."

"Und wie war das auf dem Ball, auf dem wir uns getroffen haben? Hattest du da seine Erlaubnis?"

Aya blitzte Schuldig wütend an.

Schuldig erkannte es trotz der Dunkelheit. Er wollte Aya nicht verärgern, darum wechselte er das Thema so unauffällig wie möglich: Ach ja... wie hast du eigentlich deinen Eltern erklärt, dass du nicht hier bist?"

"Meine Eltern mussten zu meinem Großvater. Er ist angeblich krank."

"Und du? Willst du nicht wissen wie es ihm geht?"

"Wie gesagt. Er ist angeblich krank. Ich kann ihn nicht leiden."

Schuldigs Augen hatten sich schon an das Sternenlicht gewöhnt, und so hatte er Ayas Gesicht zucken gesehen, als er gefragt hatte. Er wurde misstrauisch. "Warum das?"

"Das geht dich nichts an!", fuhr Aya sofort auf.

"Nur ruhig." Schuldig hob abwehrend die Hände. "Wenn du es nicht erzählen willst, dann lass es."

Aya sagte nichts, sondern setzte sich langsam wieder hin. Es folgte ein bedrückendes Schweigen.

Vom Ballsaal her erscholl Musik, und man konnte die Stimmen vieler Leute hören.

"Entschuldige." Aya sah Schuldig nicht an, und er hatte es auch nur ganz leise gesagt. "Ich wollte dich nicht anschreien."

"Schon in Ordnung. Diese Frage war indiskret. Ich muss mich entschuldigen." Schuldig wollte das Thema diesmal endgültig wechseln. Darum sagte er das, was ihm spontan einfiel. "Es richt nach Rosen."

Aya sah ihn irritiert an. "Wie kommst du darauf?"

Schuldig zuckte mit den Schultern. "Ist mir nur so eingefallen."

Aya sah ihn an, ohne zu begreifen, was Schuldig jetzt meinte. Aber auch er wollte nicht mehr an das vorangegangene Thema denken, darum sagte er nach einer kurzen Pause: "Du bist ein Kind.", und lachte.

Auch Schuldig grinste erleichtert, als er Aya lachen sah. Seine Rechnung war aufgegangen, das Gespräch hatte eine Wende genommen. "Ich bin sehr gerne so." Er streichelte Ayas Wange. "Dafür bist du erwachsen."

"Nicht immer... jedenfalls in letzter Zeit."

"Aber immer noch öfters als ich."

Aya lachte wieder auf: "Das ist nicht schwer."

Schuldig stimmte mit ein. Nachdem sie sich wieder etwas beruhigt hatten, stellte Schuldig fest: "Wir ergänzen uns.", und stupste Aya die Nasenspitze.

"Scheint so." Aya umfasste Schuldigs Finger, bevor er noch mal stupsen konnte, und sah ihn an.

Schuldig zog seinen Finger aus Ayas Hand und zeigte ihm die Zunge. Aya schüttelte noch immer lächelnd den Kopf. "Kind."

Schuldig rückte näher zu Aya. Gemeinsam blickten sie einige Zeit verträumt in den Himmel.

"Schuldig?"

"Hmm...?"

"Darf ich dich etwas fragen?"

"Was denn?"

Keiner hatte den Blick aus dem Himmel genommen. Sie unterhielten sich, ohne sich anzusehen. "Warum willst du mich... mit mir zusammen sein, bis... bis zum Ende?"

Schuldig sah Aya jetzt doch an. Er hatte diese Frage nicht erwartet. Ayas Blick war nicht nur neugierig und gespannt. Schuldig glaubte auch etwas wie ängstliche Erwartung in ihm zu lesen.

Er legte seine Hand sanft auf Ayas Wange und streichelte darüber. "Weil ich... Ich habe dich damals neben der offenen Balkontüre stehen gesehen. Du sahst so trotzig aus, unnahbar und geheimnisvoll."

"Aber ich war nicht maskiert."

"Gerade das hat meine Aufmerksamkeit erregt: Du bist jung und doch hast du dich dem allgemeinen Rummel nicht angeschlossen. Du hast mit deiner Nicht-Maskerade gegen die anderen noblen Herren und Damen revoltiert. Auch wenn du es vielleicht nicht mit Absicht getan hast."

"Aber ich war mehr als nur abweisend zu dir." Aya sagte das in einem bereuenden Tonfall.

"Gerade das machte dich noch interessanter. Du warst so selbstsicher und abgehoben, dass ich dich unbedingt... nun... eines besseren belehren wollte."

"Aber es gibt so viele Menschen, die so denken wie ich."

Sanfter, als er selbst für möglich gehalten hatte, dass er sprechen konnte, sagte Schuldig: "Ich sah dich damals im Mondlicht. Deine roten Haare und deine violetten Augen - die mit dem Mondlicht um die Wette zu leuchten schienen - verzauberten mich." Schuldigs Gesicht kam immer näher an Ayas. "Deine weiße Haut... ich wollte sie so gerne berühren... und deine Lippen... wollte ich..."

Aya konnte Schuldigs Atem schon über seine Lippen gleiten fühlen. Er würde es zulassen. Hier, mitten zwischen den Rosen, im Sternenlicht, als Frau verkleidet, würde er sich von einem Mann... nein! Würde er sich von Schuldig küssen lassen. Und er würde den Kuss erwidern.

Er schloss langsam die Augen. Sein gesamter Körper schien in diesem Moment unwirklich zu sein. Aya fühlte das Blut in seinen Adern kochen und hörte es in seinen Ohren rauschen.

Der Lärm des Balles war weit, weit entfernt. Er hielt die Luft an.

Schuldig sah in das blasse Gesicht vor sich. Die geschlossenen Augen, die roten, bebenden Lippen und die leichte Röte auf Ayas Wangen verzauberten ihn aufs neue. Auch er schloss die Augen.

Jetzt... jetzt würde er ihn küssen. Würde er Ayas Lippen kosten können, ohne abgewiesen zu werden.

"Schuldig!", ertönte plötzlich die Stimme seiner Tante ganz nah. "Schuldig wo bist du?"

Aya sah ihn atemlos an, bevor er schnell aufstand und sein Gewand richtete.

Schuldig hätte seine Tante jetzt am liebsten erwürgt. Wie konnte sie ihn nur jetzt stören? Wie...

"Hier Tante....", seufzte er, "Hier sind wir!" Er stand auf und trat aus dem Rosenhain.

"Ich habe dich schon überall gesucht." Sie stutzte als sie Aya, die vermeidliche Comtesse Aschanti, sah. "Oh! Ich hoffe ich habe nicht gestört?"

"Aber nein Tante, du störst doch nie." Das Lächeln das Schuldig sich ins Gesicht zwang, sah eher nach einem Zähnefletschen aus.

Sie schien beruhigt. "Gut. Denn ich muss dir unbedingt..." Plötzlich brach sie mitten im Satz ab. Sie sah zuerst Schuldig, dann Aya, also Aschanti, an, und dann wieder Schuldig.

"Also Tante. Was wolltest du unbedingt?"

"Ähm... nun ja...." Ihr Blick, der bis jetzt Unverständnis offenbart hatte, hellte sich mit einem Mal auf. "Ach nichts.", flötete sie, "Ich wollte dir eigentlich Anna vorstellen, aber wie ich sehe, bist du nicht alleine?"

"Tante, ich habe dir Aschanti schon vorhin vorgestellt."

Oh ja, das hatte er. Aber Schuldigs Tante ließ sich nicht so leicht hinters Licht führen. Sie hatte gedacht, dass Schuldig Aschanti nur mitgenommen hatte, um sich für den restlichen Abend nicht mit anderen Damen bekannt machen lassen zu müssen.

Aber wie sie nun ihren Neffen und die Comtesse hier im Rosenhain vorfand, war ihr Misstrauen verschwunden.

"Ach ja?", stellte sie sich unwissend. Sie tat als überlegte sie. "Ja! Aber sich doch! Du kommst gerade vom Meer zurück, weil du dich von einer Krankheit erholt hast, nicht Wahr? Ach, ich werde auch schon alt. Bitte verzeiht mir."

Aya lächelte ihr nur zu und neigte seinen Kopf um ihr zu verstehen zu geben, dass er ihr verziehen habe.

"Komm meine Liebe. Und du auch mein Neffe." Sie hängte sich mit ihrer einen Hand bei Aya, und mit der anderen bei Schuldig ein. "Lasst uns das Fest genießen."

In ihrem Kopf stellte sie schon die Liste der Einladungen für die Hochzeit zusammen. Oh wie lange hatte sie schon darauf gewartet...
 

tbc
 

Könnt ihr euch vorstellen, dass ich so eine Mutter habe?...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Battosai
2008-11-04T12:14:42+00:00 04.11.2008 13:14
wirklich genial eine FF *nicku* dohc was ist mit den 7ten kappitel?? es ist nicht da und ich verstehe nicht den sprung von dort wo sie noch zusammen im bett einschliefen und das aya sich als frau verkleidet hat..~.~
sonst ist die FF einfach nur genial ich liebe die schon fast *weiter lesen geh* xD


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