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Adel Verpflichtet

von

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Adel verpflichtet 10

"Schuldig! Mein Neffe! Wo ist denn mein Kindchen Aschanti?"

"Sie macht sich noch etwas frisch. Sie meinte, dass sie so, wie sie aussieht nicht vor dir erscheinen kann."

Schuldig war in die Bibliothek gegangen um seine Tante zu begrüßen. Innerlich kochte er. War es doch schon das zweite Mal, dass seine Tante ihn störte. Er schmiedete schon Mordpläne wie er sie am sichersten und endgültigsten entsorgen könnte. Äußerlich aber war er liebenswürdig und freundlich wie eh und je.

Er und seine Tante schwiegen sich an, als Aya - also Aschanti - ebenfalls die Bibliothek betrat.

"Kindchen!", rief die Tante und eilte Aschanti entgegen, "Du siehst noch müde aus. Bist es nicht gewöhnt so lange zu feiern."

Aschanti schüttelte nur den Kopf, denn sprechen hatte ihr der Arzt ja verboten.

"Aber du, liebe Tante...", mischte sich Schuldig in die ,frauliche' Zweisamkeit ein, "...scheinst ja noch sehr munter zu sein. Bist es wohl gewohnt nicht zu schlafen..." Aya konnte den Zynismus in Schuldigs Stimme fast greifen und musste sich ein grinsen verhalten, als die Tante Schuldig einen giftigen Blick zuwarf. Aber sie stieg nicht auf diese Anspielung ein und unterhielt sich weiter mit Aschanti.

"Weißt du Kindchen. Schuldig ist zwar ein bisschen ungehobelt manchmal, aber er ist sonst ein sehr netter Junge."

"Ich bin kein Junge...", murrte dieser aus dem Hintergrund.

"Ich wollte ja eigentlich nicht stören..."

"Tust du aber...", ätzte Schuldig wieder.

"...aber es hat mir einfach keine Ruhe gelassen. Hier."

Sie reichte Aschanti eine Dose. Aschanti nahm sie mit einem überraschten Blick an. Schuldigs Tante erklärte: "Das ist eine alte Familienmedizin. Ich benutze sie immer wenn ich heiser bin, und..."

"Und das ist sie ständig, weil sie ihren Mund nicht halten kann...", grummelte Schuldig. Die Tante tat so, als hätte sie es nicht gehört.

"... und dann geht es mir im Handumdrehen wieder gut."

Aschanti strahlte Schuldigs Tante an, doch innerlich bekam er einen Schweißausbruch. Das könnte zum Problem werden...

Schuldigs Tante blieb noch den ganzen Vormittag und lud sich dann selbst zum Mittagessen ein. Auch den gesamten Nachmittag brachte sie damit zu, sich mit Aschanti zu unterhalten. Diese konnte nur immer nicken und freundlich lächeln. Jeder spitze Kommentar seitens Schuldigs wurde ignoriert oder gegen Ende auch kommentiert. Aya hatte da schon mühe sich ein Lachen zu verkneifen.

Gegen Abend verabschiedete sich die Tante dann endlich und fuhr Heim.

In Ayas Zimmer ließ er sich dann endlich aus dem Kleid und dem Korsett schälen. Er hatte einfach ein Messer mitgenommen und ließ Schuldig die Schnur des Korsettes aufschneiden.

Aaaaah...! Was für eine Wohltat endlich wieder frei atmen zu können!

Aya zog sich etwas bequemeres an, während Schuldig das Kleid zurück in den Schrank hängte.

-*-

Nach diesem mehr oder weniger aufregendem Erlebnis mit Schuldigs Tante, kehrte wieder etwas Frieden in Schuldigs Haus ein.

Die Vorstellung Ayas als Aschanti hatte natürlich Aufsehen erregt. Aber es war nichts, was sich mit der Zeit nicht wieder legte. Nicht einmal eine Woche später sprach keiner mehr über das schöne ,Mädchen'.

Das geschah aber nicht so ohne weiteres. Schuldig hatte alle Hände voll zu tun, um alle Fragen und Bedenken seiner Bekannten zu zerstreuen. Es gelang ihm sogar das Interesse seiner Tante, die noch immer Fragen über Fragen parat hatte, wieder auf alltägliche Dinge zu lenken.

Diese Woche verging wie im Flug. Schuldig hatte in all den Tagen keine Zeit gehabt, sich alleine mit Aya zu unterhalten. Außerdem schien es so, als würde Aya Schuldigs Anwesenheit aus dem Weg gehen. Immer wenn Schuldig Aya auf den Ball oder etwas in dieser Richtung ansprach, wich dieser geschickt aus.

Doch heute wollte er endlich mit Aya sprechen.

Schuldig wollte wissen, ob Aya sich ebenso damit beschäftige, was hätte geschehen können, wenn Schuldigs Tante nicht gestört hätte, oder ob es für ihn abgeschlossen war.

Er fragte wo sich Aya gerade aufhielt, und erfuhr von einem Diener, dass er ihm vorhin einen Tee in sein Gemach gebracht hatte. Schuldig ging also zu Ayas Zimmer.

Er stand vor seinem Zimmer und hielt nochmals kurz inne. Dann ergriff er die Türschnalle und klopfte im gleichen Augenblick an.

Ein ,Ja' erscholl, und so trat Schuldig ein. Aya saß am Fenster, hatte ein Buch in der einen, und die besagte Tasse Tee in der anderen Hand. Vertieft in seine Lektüre, sah er nicht einmal auf als sich die Türe wieder schloss.

"Darf ich dich stören?", fragte Schuldig. Er sah, die Tasse in Ayas Hand zucken. Dieser drehte sich langsam um. "Ja...?"

Bildete es sich Schuldig nur ein, oder wirkte Aya mit einem Mal nervös? Doch Aya legte weder das Buch zur Seite, noch stellte er die Tasse ab. Er sah nur unsicher - wie Schuldig fand - in Schuldigs Richtung.

Schuldigs Blick fiel jetzt wie zufällig auf das Buch. Er drehte den Kopf, als wolle er den Titel lesen und fragte: "Was ließt du da?" Er hatte aber schon vorher bemerkt, dass es eine Bibel war, die sonst auf dem Tisch in der Bibliothek stand.

Aya sah kurz wie ertappt in seine Hand. Dann schlug er das Buch zu. "Das ist... ach egal..." Er legte es auf die Fensterbank. "Was wünschst du?"

"Ich versuche schon die ganze Zeit, mit dir allein zu sein, aber du weichst mir aus?" Diese Frage war mehr eine Feststellung, als eine Frage, darum antwortete Aya auch nicht, sondern nippte an seinem Tee. Er stand auf und ging ein paar Schritte, dann fragte er: "Ist denn etwas passiert, dass du mit mir alleine besprechen musst?"

Schuldig lächelte, ob der zwanghaften Gelassenheit, die Aya zu wahren suchte. Schuldig ging zum Fenster und nahm das Buch auf. Er schlug die Seite auf, in der Ayas Lesezeichen steckte und las ein paar Zeilen. "...Jesus und seine Jünger....", murmelte er, "Glaubst du...", fragte er, indem er die Bibel wieder schloss und sich umdrehte, "..dass Jesus einen Mann geliebt hat?"

Aya verschluckte sich fast als Schuldig so arglos fragte. Er sah ihn erstaunt an. "Ich hab die Bibel schon drei mal gelesen, und es stand nichts davon drinnen."

Jetzt war er an Schuldig Aya verdutzt anzusehen. "Drei mal?... wow... nein aber jetzt ehrlich. Es steht nichts von einer Freundin in diesem Buch. Es werden immer nur seine Jünger erwähnt. Glaubst du dass er etwas mit einem von ihnen hatte?"

"Ich denke, dass Jesus keine Zeit hatte, um über so etwas banales nachzudenken. Bist du deswegen hier? Wenn ja, hast du bei mir wenig Chancen in ein lehrsames Gespräch zu kommen. Geh in die Kirche, vielleicht schickt Gott dir eine Antwort."

Schuldig überhörte gefließenlich den Sarkasmus in Ayas Worten. "Warum weichst du mir aus? Habe ich etwas falsch gemacht?"

Aya antwortete nicht, sondern senkte nur seinen Blick zu Boden und nippte wieder an seinem Tee.

"Außerdem... meine Tante möchte dich wieder sehen. Bis jetzt konnte ich sie abwimmeln, aber... sie ist hartnäckig."

"Ich stehe jederzeit zu deiner Verfügung. Wenn du es wünscht, kannst du mich jederzeit vorführen..." Aya sah Schuldig mit einem Blick an, der Schuldig fast erschreckte. Es war darin nicht etwa Hass oder Abscheu zu lesen, aber dieser Blick war so... er berührte Schuldig auf eigentümliche Weise. Dieser Blick schmerzte fast.

Aya ging zu Schuldig und nahm ihm die Bibel aus der Hand. "Wenn du sonst nichts willst, dann sehen wir uns beim Abendessen." Aya hatte sich wieder auf die Fensterbank gesetzt und angefangen zu lesen. Plötzlich aber riss Schuldig ihm das Buch aus der Hand und schleuderte es in die nächste Ecke. "Verdammt! Leg das Ding weg!" Noch bevor Aya auch nur zu einer Reaktion ansetzte, stemmte Schuldig seine Hände links und rechts neben Aya ans Fenster und brüllte Aya an: "Ich will endlich wissen, was los ist!" Er funkelte Aya gefährlich an.

Noch nie war Aya angebrüllt worden, geschweige denn war ihm jemand so bedrohlich so nahe gekommen. Er sah in die Augen Schuldigs und sah hundert Feuer lodern. Sein Herz schien für einen Augenblick vergessen zu haben, dass es ja dafür verantwortlich war, dass Aya lebte, denn es stellte für eben diese Zeit seine Funktion ein. Dafür versuchte es aber die versäumten Schläge dann alle auf einmal nachzuholen.

Aya konnte Schuldigs Atem auf seinen Lippen fühlen, so nahe war er ihm. Schuldig wartete noch immer auf eine Antwort. Aber die fiel anders aus, als Schuldig erhofft hatte:

"Schrei mich nicht so an, dazu hast du keinen Grund!"

Schuldig widersprach zwar nicht mehr so laut, doch man hörte genau aus seiner Stimme, dass er durch diese Aussage verletzt war: "Doch... hab ich..."

Aber Aya konnte oder wollte es nicht heraushören. Er ergriff Schuldigs Handgelenke und schob Schuldig weg. "Ich wüsste nicht aus welchem Grund. Das du hier bist... das du mir so nahe bist... es ist verboten... geh... Geh und lass deine schlechte Laune an jemand Andres aus, aber nicht an mir!" Aya fixierte die Bibel die offen in der Ecke lag, in die sie Schuldig vorhin geschmissen hatte.

Schuldig schloss die Augen und atmete einmal tief ein und aus. Er entspannte sich und sprach dann ganz ruhig: "Sag mir, was dein Gemüt verdunkelt."

"Verdunkelt? Mein Gemüt? Wovon sprichst du?" Aya war an Schuldig vorbeigegangen. Er hob die Bibel auf und wischte mit der Hand darüber, als würde er Staub davon entfernen. Schuldig zuckte zusammen ohne das Aya es jedoch sah.

"Was würden deine Eltern tun, wenn du dich so verkriechst?... dumme Frage, sie hätten gesagt, dass du damit aufhören sollst, und du hättest es getan, um ihnen zu gefallen... vielleicht solltest du zu ihnen zurück gehen..." Schuldig hoffte natürlich, dass Aya protestieren würde. Doch Aya hielt nur einen Augenblick inne bevor er entgegnete: "Wie du wünschst..."

Schuldig ging, öffnete die Türe und ging. Aya bewegte sich keinen Millimeter. Seine Finger krampften sich um die Bibel in seiner Hand. Schuldig sah das aber nicht, auch die Tränen, die sich unaufhaltsam ihren Weg über Ayas Wangen suchten.
 

-*backflash*-
 

"Aber...das dürfen wir nicht... das ist verboten.", zischte eine Jungenstimme in der nächtlichen Dunkelheit des Stalles.

Eine Mädchenstimme mahnte ihn still zu sein. Dann hörte man nur das leise Klirren von Zaumzeug und Sattelschnallen.

Leise wurde die große Türe zum Hof geöffnet. Der Vollmond schien majestätisch und tauchte alles in ein unwirkliches Licht. Zwei Pferde wurden herausgeführt. Zwei Gestalten führten sie weiter bis sie auf der entgegengesetzten Seite des Hofes angekommen waren.

Erste jetzt saßen sie auf und lenkten die Pferde hinaus auf die Straße, nur um dann in Richtung des Waldes zu reiten.

"Ashanti... Vater hat es doch verbo..."

"Du bist ein Feigling Aya! Komm schon! Wir reiten zum Waldhaus."

Die eine Gestalt sprengte davon, woraufhin die andere zögernd folgte.

-*-

"Hatte ich es nicht verboten?!" Eine Hand fuhr nieder und traf Aya mitten im Gesicht. Aya flog gegen den Stuhl und riss ihn mit, als er zu Boden ging. "Wegen dir ist sie jetzt tot! TOT! Verstehst du? Weil ihr nicht getan habt, was man euch sagt! Weil DU nicht gehört hast ist deine Zwillingsschwester jetzt tot!" Die donnernde Stimme seines Vaters hallte durch alle Gänge, und dazwischen das Weinen und Wehklagen seiner Mutter. "Wozu hat deine Mutter euch geboren?! Nie habt ihr gehört was man euch sagt! Ihr macht uns nur Kummer! Warum glaubst du haben wir euch verboten in der Nacht zu reiten? Und jetzt? Jetzt ist sie Tot!"

Ein Tritt schleuderte Aya noch zwei Meter weiter.

Aya wurde schwarz vor Augen. Keine Silbe kam über seine Lippen, bevor er das Bewusstsein verlor.
 

-*backflash end*-
 

"Schnell Aya! Zieh dich um! Meine Tante erwartet dich in der Bibliothek!"

Aya schreckte auf. "Was? Warum?"

"Sie möchte sich ihre Medizin zurückholen und sehen wie es dir geht! Schnell, schnell, schnell!" Schuldig half Aya so schnell wie möglich in das Kleid, das neben der Komode lag. Er schnürte ihm gerade das Korsett, als er Fragte: "Aya... warum spielst du eigentlich noch mit?"

"Weil.... Aaaah nicht so fest!" - "Entschuldige."

-*-.

"Geliebte Tante! Wie schön...", Schuldig versuchte sie in eine Konversation zu verwickeln, um Aya noch ein wenig Zeit zu verschaffen. Doch sie stieg ihm nicht darauf ein sondern unterbrach ihn schroff: "Lass dass... WO ist sie?"

"Wer?" Zeit schinden - Zeit schinden - war das einzige, was Schuldig momentan dachte, darum stellte er sich ahnungslos.

"Wer... Wer... Aschanti natürlich. Ich habe mich erkundigt Junge. Dieses Mädchen ist nicht die, für die sie sich ausgibt." Schuldig wich alle Farbe aus seinem Gesicht. "Es gab wohl einmal ein Mädchen namens Aschanti, aber die ist seit elf Jahren tot. Aber... leise, sie kommt..." Schuldigs Tante hatte seine Reaktion als Folge auf ihre Behauptung zurückgeführt, darum auch nicht weiter etwas gesagt.

"Guten Tag Tante. Was verschafft uns diesen überraschenden Besuch?" Aya hatte seine Stimme so gut verstellt, dass sogar Schuldig ihn überrascht ansah.

"Ach Aschanti, Kindchen! Ich wollte nur sehen, wie es dir geht und ob meine Medizin geholfen hat. Hat sie wie ich sehe?"

"Ja, ich möchte mich herzlich bedanken und gebe sie ihnen auch sofort zurück." Aschanti reichte die Dose Schuldigs Tante, die sie entgegennahm. Schuldig stand hinter ihr und gestikulierte wild in der Gegend herum, ohne das Aya aber verstand, was er wollte. Schuldigs Tante führte Aya zu der Sitzgarnitur und bat ihn, Platzt zu nehmen.

Aya und die Tante saßen, und Schuldig stand neben Aya. Nachdem ein Kaffee gereicht worden war, und jeder an seiner Tasse nippte, begann die Tante, im Plauderton zu Aya: "Sag Kindchen, wie kommt es, das niemand je etwas von dir gehört hat?"

Aya ließ fast die Tasse fallen. Er war aber so Geistesgegenwärtig so zu tun, als sei gerade ein Insekt über seine Hand gelaufen und hätte ihn erschreckt. Die Zeit, die er sich so verschaffte, reichte, um sich eine kurze, halbwegs glaubwürdige Geschichte auszudenken, trotzdem spielte der die Ahnungslose:

"Wie bitte?"

"Nun, ich habe Erkundigungen eingezogen... niemand kennt eine Aschanti in deinem Alter."

Aya griff nach Schuldigs Arm und sah ihn an.

"Nun?", wartete Schuldigs Tante auf eine Erklärung.

Aya spielte die Ertappte. Er richtete seinen Blick zu Boden und hielt die Tasse mit beiden Händen fest. Er seufzte.

"Ich gebe zu, die Geschichte war sehr amüsant und ich würde sie gerne glauben, aber sie ist nicht belegbar... ich habe nachgeforscht.", fügte die Tante hinzu, um Aschanti darauf hinzuweisen, dass sie auch jede weitere Schwindelei aufdecken würde.

Aya seufzte noch einmal hingebungsvoll, dann sah er der Tante ins Gesicht und begann:

"Wissen sie liebe Tante... ich... ich... bin nur ein einfaches Mädchen." Aya lehnte sich verliebt an Schuldig bevor er weitersprach: "Ich hatte einen Unfall... ich kann mich nur daran erinnern, dass ich neben einem Pferd aufwachte und mir sämtliche Knochen im Körper weh taten... es war dunkel und kalt und... dann kam Schuldig und... er hat mich aufgehoben... und mich gerettet... Ich habe mich in ihn verliebt."

Dabei sah Aya wieder zu Schuldig.

In diesem Augenblick glaubte sogar Schuldig, was Aya da erzählte. Er sah Aya an und für einen kurzen Augenblick war wieder dieses Gefühl da. Dieses unbändige Verlangen nach seinen Lippen. Er wollte Ayas Gesicht berühren und ihn küssen... ihm sagen, wie sehr er diese Worte von ihm hören wollte, wenn sie alleine waren... wenn diese Worte ehrlich gemeint waren.

Aya fühlte es auch, aber im Gegensatz zu Schuldig hörte er eine Stimme tief in sich, die ihn mahnte, nicht zu weit zu gehen. Er musste sich zwingen wieder zu Schuldigs Tante zu sehen.

"Ein Reitunfall also...?", überlegte Schuldigs Tante laut.

"Ich denke. Wieso hätte ich sonst neben einem Pferd aufwachen sollen?"

Schuldigs Tante überhörte Ayas Worte. War sie doch so sicher gewesen jetzt einen Skandal aufdecken zu können, hatte sich das Blatt doch wieder gewendet. Das musste sie erst verarbeiten. Sie hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit so einer einleuchtenden Geschichte. Darum stand sie auf und rauschte, ohne sich zu verabschieden aus dem Raum und aus dem Haus.

Schuldig und Aya sahen ihr nach. Keiner sagte etwas. Nachdem sie die Kutsche der Tante davonfahren hörten, stand Aya langsam auf und ging wieder in sein Zimmer.

Schuldig ging auch. Er musste raus hier, weg von Aya, weg von dem Haus... einfach weg. Was er in Ayas Augen gesehen hatte, hatte ihn mehr als nur verwirrt.

Diese Worte und dieser Blick... das konnte doch nicht nur ein Spiel gewesen sein... unmöglich...

Aber Aya wollte zurück zu seinen Eltern - hatte er gesagt. Er wollte seine Freiheit wieder aufgeben... warum? Warum tat er das und sagte dann aber solche Sachen? Oder war es nur ein Test gewesen? Hatte er nur herausfinden wollen, wie ernst es Schuldig war?

Stunden lang schlenderte er durch den weitläufigen Garten, doch er fand die Antwort nicht. Nicht hier draußen. Darum wollte er noch mal zu Aya gehen. Diesmal würde er sich nicht mit irgendwelchen ausflüchtigen Antworten begnügen. Aya musste ihm reinen Wein einschenken.

Er ging zu Ayas Zimmer.

Als er davor stand, horchte er. Er hörte Geräusche fallender Gewänder.

Wie ein Vorschlaghammer traf ihn die Erkenntnis, das Aya wirklich weggehen wollte. Es war nicht nur ein Test gewesen. Er wollte WIRKLICH zurück.

Hastig öffnete er die Türe. Aya sah erschrocken auf.

"Was tust du da?", keuchte Schuldig auf.

Ayas Erstarrung löste sich als er so kalt als möglich sagte: "Ich... packe, was sonst? Das siehst du doch."

Schuldig wusste nicht was er noch hätte sagen sollen. Er sah Aya noch einen Augenblick an, dann nickte er, und schloss die Türe wieder. Er ließ Aya alleine und ging in sein Zimmer.
 

-*-
 

Als Aya in die Kutsche stieg, die ihn zu seinen Eltern zurück bringen sollte, sah er nochmals zu Schuldigs Fenster hoch.

Schuldigs Zimmer war so angelegt, das er sofort sehen konnte, wenn jemand ankam oder abfuhr. Gerade jetzt stand er hinter dem Vorhang seines Fensters und beobachtete Ayas Abreise.

Aya glaubte einen Schatten am Fenster zu sehen, aber als er genauer hinsah, war er schon wieder weg.

Aya atmete durch, nickte dem Diner zu, der ihm die Türe offen hielt und stieg ein.
 


 

tbc
 

Ich versprechs, viele Kapitel sinds nicht mehr *liebschau* lest nur weiter ^^



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