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Cursed Shadow

- verliebt in einen Dämon -
von

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Ein Mensch

Ich hatte die Bilder vor Augen. Mein Körper zitterte, meine Augen tränten. Er stand so weit entfernt. Blut überströmt und blickte mich an. Sein Gesicht war hasserfüllt. In seinem Körper sah ich die 3 Wunden aus denen einfach nur Blut floss.

Ich wollte zu ihm laufen. Wieso konnte ich meine Beine nicht bewegen? Egal wie sehr ich mich anstrengte. Sie waren wie festgefroren.

Dann wandte der Schattenmann sich zu mir. Er sah mich mit schmerzverzerrtem Gesicht an. Doch als er mir näher kam ergriff mich die Angst. "Deinetwegen...!" konnte er nur mit tiefer Stimme keuchen.

Was? Was sagte er? Ich erschrecke und wich zurück. Vor seinem strafenden Blick fürchtete ich mich. Meine Beine wurden ganz schwach.

Ich fand mich plötzlich kniend am Boden wieder. "DEINETWEGEN!", schrie er und rannte auf mich zu.
 

Dann riss ich meine Augen auf. Ich stemmte mich hoch und fand mich plötzlich auf meinem Bett wieder.

Was ist passiert? Ich fühlte das Pochen meines Herzes durch meinen gesamten Körper.

Als ich zur Seite blickte erkannte ich mit verschwommenen Augen das Fenster meines Zimmers. "Nur ein Traum. Wie immer.", beruhigte ich mich.

Langsam setzte ich mich nachdenklich auf. "Hoffentlich geht es ihm gut."

Mein schlechtes Gewissen plagte mich sogar im Schlaf. Ich wollte die Nacht lang bei dem Schattenmann bleiben. Ich wollte ihn nicht alleine lassen. Auch wenn ich wusste, dass er wieder wach war und in guten Händen. Doch Deeon schickte mich nach Hause.

Ich erinnerte mich an gestern.
 

Mephisto kümmerte sich um die Verbände welche den Oberkörper des Schattenmannes umwickelten. Er nahm den Verband komplett ab und umwickelte einen Neuen zum letzten Mal. Auch wenn es ihn natürlich gefreut hatte den muskulösen Oberkörper zu pflegen, machte er es ernst und seriös. „Die Wunden sind schon sehr gut verheilt. Morgen kannst du den Verband komplett weg lassen.“, erklärte er ruhig.

Er war gar nicht mehr so kindisch und aufdringlich wie zuvor. Wir alle waren von dem was geschehen war, sehr mitgenommen.

Der Schattenmann saß jedoch nur im Bett. Er sprach nicht und wechselte mit niemanden Blicke.

Kitsune bewachte derzeit die Bibliothek und ließ niemanden herein. Keiner sollte wissen, dass der Schattenmann und seine Seelen nun angreifbar waren.

Ich saß müde auf der Couch am Kamin und schwieg. Meine Beine hatte ich angewinkelt und mit meinen Armen umschlungen. Nachdenklich betrachtete ich die Holzscheitel, in welchen nur noch ein leichtes Glühen zu sehen war. Das Feuer, welches ich zuvor darin gesehen hatte, war schon längst erlischt.

Dann fühlte ich eine Hand, die meine Schulter sanft berührte. „Du solltest nach hause gehen.“, flüsterte Deeon. „Keine Sorge. Ich habe mich darum gekümmert, dass dir dort nichts mehr geschehen wird.“, erklärte er lieb. Seine Nähe beruhigte mich.

Müde sah ich über meine Schulter. „Aber ich kann doch jetzt nicht einfach gehen.“, antwortete ich betroffen. Dann füllten meine Augen sich mit Tränen. „Das alles ist doch nur wegen mir passiert.“, schniefte ich und versuchte das Weinen zu unterdrücken.

Deeon lächelte mich tröstend an. Dann setzte er sich neben mich auf die Couch und nahm mich schweigend in seine Arme.

Ich legte meinen Kopf auf seinen Arm und beruhigte mich. Ich wollte nicht schon wieder in Tränen ausbrechen. Auch wenn alles nun wieder in Ordnung zu seinen schien, so zerrten noch die Worte des Dämonenmädchens an mir. - „Schau ihn dir an! Das ist deine Schuld!“ - Immer wieder sah ich ihr Gesicht vor Augen und den blutigen Anblick des Schattenmannes.

„Es ist nicht deine Schuld. Keiner gibt dir die Schuld daran. Hör auf dir das einzureden.“, antwortete Deeon und streichelte mein Haar. „Er ist stur und stark. Und er wird das überstehen. Das Spielchen haben wir beide schon einmal durch gemacht.“, sprach er.

Fragend lehnte ich mich wieder zurück, runzelte die Stirn und sah ihn an, während ich meine Tränen aus den Augen wischte.

„Naja, ich denke du wirst dir nie vorstellen können, dass er und ich mal enge Vertraute waren.“, sagte er mit einem ironischem Lächeln.

„Doch.“, begegnete ich ihm. „Ehrlich gesagt schon.“, dann sah ich wieder verträumt zum Kamin „Weil er dir so sehr vertraut hat, hasst er dich nun so sehr.“, sagte ich ohne über meine Wortwahl zu achten.

Er sah betrübt weg.

„Nein! So meinte ich.. also..“, stotterte ich und fuchtelte mit meiner Hand herum.

„Ist schon gut.“, beruhigte er mich und lächelte wieder. „Ich weiß, dass ich ihn sehr verletzt habe. Doch es war wichtig was ich getan habe. Ich bereue es nicht.“, dann lehnte er sich an.

Neugierig biss ich mir auf die Lippe. Ich mochte das Gefühl, wenn er in meiner Nähe war. Bei ihm fühlte ich mich so sicher und verstanden. Verlegen wibbelte ich mit meinen Beinen vor und zurück.

„Du bist ein gefallener Engel. Richtig?“, fragte ich. „Ich dachte solche Engel seien... böse.“, meinte ich nachträglich.

Er belächelte meine Aussage und sah mich ehrlich an. „Hmmh. Natürlich. Ein Engel der sich gegen die Regeln Gottes stellt, wird vom Himmel verbannt.“, gab er mir geheim Recht.

Ich drehte meinen Kopf etwas schräg und sah ihn neugierig an.

Deeon konnte nicht aufhören über mein Verhalten zu lächeln. „Ich war dort eine ganze Weile. Es war wirklich schön.“, erinnerte er sich. „Doch die Menschen hatten mich fasziniert. Ich wollte mehr Zeit auf der Erde verbringen als im Himmel. Doch Engel werden überheblich auf der Erde. Und arrogant.“ Seine Stimme wurde immer ernster. „Wir haben auf Menschen einen starken Eindruck. Wir geben ihnen das Gefühl von Glück und Wärme. Sie machen fast alles was wir ihnen sagen.“

Er war nicht stolz auf das, was er sagte. Doch sprach weiter. „Damals nutzte ich das aus. Doch irgendwann traf ich einen Jungen, dessen Geist nicht auf mich reagierte. Seine Seele schien tot. Dazu hatte er aber ein so starkes Herz. Ich wusste zunächst nicht wieso.“

Ich setzte mich auf. „Der Schattenmann?“

„Ganz recht.“, er nickte mir zu. „Nachdem er sich mit der Dämonenseele von Lilith vereinte, war es seinem Körper nicht möglich, all diese Kraft zu beherrschen. Er wurde innerlich aufgefressen.“, dann verstummte er einen Moment.

Ich rechnete eins und eins zusammen. „Hast du ihn vor dem Tod bewahrt?“, fragte ich.

Deeon atmete tief aus. „Ja. So wie auch gestern. Dies funktioniert aber nur bei mächtigen Wesen, dessen Energie ich umkehre um sie zu retten. Ich bin nur ein Engel. Ich bin zwar mächtig, doch solche Taten brauchen viel Kraft.“, erklärte er in Erinnerung schwelgend. „Ich hatte seine Dämonenseele mit seinem Körper und seiner menschlichen Seele verknüpft, dass er wie ein Dämon leben konnte.“, nun lehnte er sich etwas vor und steckte nachdenklich seine Finger ineinander. „Doch in der Menschenwelt konnte er nicht bleiben. Lillith suchte nach ihm. Also versteckte und kümmerte ich mich um ihn. Ich trainierte ihn im Kampf und in der Anwendung von Magie.“, Deeons Stimme wurde immer leiser. „Je mehr er trainierte und je mächtiger er wurde, desto mehr versperrte er seine Gefühle und öffnete mir meine damals noch arroganten Augen.“, sagte er still.

Dann sah er mich mit offenem Blick an. „Nun ja, ich musste es tun. Ich musste ihm die Seelen stehlen.“, lächelte er, um auf ein anderes Thema abzulenken. „Ob er es mir jemals verzeihen wird?“, er wirkte sehr zurückhaltend und gedankenverloren.

„Bestimmt.“, lächelte ich ihn liebevoll an. „Ich merke, wie viel du ihm noch bedeutest.“

Deeon runzelte die Stirn. „Tatsächlich?“, fragte er ahnungslos.

Ich kicherte. Meine Augen wurden schwer und ich spürte wie die Müdigkeit mich überfiel.

Er legte seine Hand um mich, sodass ich meinen Kopf auf seine Schulter legen konnte. „Siehst du das denn nicht?“, lächelte ich erschöpft.

Es fühlte sich so angenehm bei ihm an. Er war so warm. Dieses Gefühl von Vertrauen hatte ich vermisst.

„Ihr Menschen erstaunt mich doch immer wieder.“, kam es nur beruhigt von ihm.

„Aber ich möchte mehr wissen.“, nuschelte ich und kuschelte mich an ihn.

„Genug für heute.“, antwortete er jedoch.

„Aber. Warum hast du es denn getan? Wofür hast du ihn beklaut?“, flüsterte ich nun zuletzt und setzte mich wieder richtig hin.

Es war einen Moment still. Deeon betrachtete den kalten Kamin und sah die kaputten Hölzern darin. „Liebe.“, antwortete er und streichelte mir über den Kopf.

„Hmh...“, auch ich sah nun verträumt in den dunklen Kamin.

„Ich bringe dich nach Hause.“, beendete er unser Gespräch. „Habe keine Angst. Ich werde auf dich wachen. Du wirst nicht alleine sein.“, waren seine letzten Worte, ehe wir aufstanden und er mich durch den großen Spiegel zurück nach Hause brachte.
 

Dabei wollte ich dort bleiben. Ich wollte bei Deeon bleiben. Und ich wollte bei dem Schattenmann bleiben, bis ich wüsste, dass es ihm wieder gut geht.

Aber meine Anwesenheit würde nichts verbessern. Eher würde ich alle aufhalten.

Auch wenn ich nun bedenkenlos wieder in der Menschenwelt sein konnte und nun wieder normal leben durfte, konnte ich die Dämonenwelt nicht los lassen.
 

Ich rieb mir verträumt durch das Gesicht und tätschelte meine Wangen. Dann stand ich auch schon von meinem Bett auf. Ich war früher wach, als ich sonst für die Schule aufstand. Nun sollte mein normaler Alltag weiter gehen.

Direkt ging ich an meinen Schrank und holte meine Kleidung heraus.

Ob ich so nun einfach zur Schule könnte? Sollte ich Angst haben? Sollte wieder etwas passieren?

Deeon sagte mir, mir wird nichts passieren. Er wache über mich. Sollte mir das meine Angst nehmen?

Schnell zog ich meine Kleidung an. Ich konnte doch nicht einfach vergessen oder ignorieren was gestern passiert war.

Dann schritt ich launisch aus dem Raum und lief in Richtung Bad um mich frisch zu machen.

Ich fühlte mich gedankenverloren. "Wie es den anderen nun geht? "

Ich fühlte mich so ausgeschlossen und schwach. Ich fühlte mich unwohl, obwohl es mir doch nun gut gehen sollte?

Warum konnte ich nicht aufhören an den Schattenmann zu denken? Warum hatte ich das Gefühl, dass es ihm noch immer schlecht geht? Warum beruhigten sich meine Gedanken nicht?

Gerade als ich durch den Flur tapste, sagte plötzlich jemand meinen Namen. "Yuki! Yuki!!", hörte ich Kitsunes Stimme klar und deutlich. Sie klang verängstigt und aufgebracht.

"Hä?", nichts ahnend drehte ich mich zur Stimme um. Sie kam aus meinem Zimmer.

Es wunderte mich nicht mehr, dass plötzlich irgendwelche Stimmen meinen Namen riefen. Da es jedoch Kitsunes Stimme war, lief ich bedenkenlos zu ihr. "Ja?", fragte ich und ging einige Schritte zurück. Dann lehnte ich mich zur Seite und schaute um die Ecke.

"Yuki! Komm schnell!", rief Kitsune. Dann sah ich, wie sie aus meinem Zimmer rannte und sich hastig nach mir umsah.

Ich blieb verwundert stehen und blickte sie schweigend an. Dann erkannte sie mich. Ihre Augen waren mit Sorgentränen gefüllt. Ihre Ohren waren deprimiert nach hinten gelegt und ihre Körperhaltung verriet mir, das etwas schlimmes geschehen sein musste.

Mein Körper wurde steif vor Angst. "Was ist passiert?" Innerlich wollte ich nicht hören, was sie mir sagen wollte.

Ich wollte mich vor schlechten Neuigkeiten verstecken.

"Du musst unbedingt kommen! Beeil dich! Deeon will, dass du zu Shiro kommst!“, forderte sie mich überstürzt auf und griff meine Hand.

Sie zog mich mit zu dem Portal, was noch in meinem Zimmer offen stand. Man konnte auf der anderen Seite die Bibliothek in der Dämonenwelt erkennen.

Kitsune sprang sofort wieder hindurch.

Ich lief ihr unbedacht hinterher und kam auf der anderen Seite aus dem Spiegel heraus. "Was ist denn nur los?" Ich wurde immer panischer. Meine Hände zitterten und ich wusste nicht, was auf mich zu kommen würde. Ich machte mich auf das schlimmste gefasst. Kitsune drehte sich gerade um und wollte zu sprechen beginnen. "Shiro.. Er..", stotterte sie. Doch sie wurde unterbrochen von einem lauten qualvollen Schrei.

"AAHH! ARGH!!" Das Geschrei war aus dem Schlafzimmer des Schattenmannes zu hören. Leid und Schmerzen. Es hörte sich grauenvoll an. Die Schreie waren so sehr mit Schmerz erfüllt, dass sie nur noch verzweifelte Töne ausstießen.

Ein solches Geschrei aus Wehklagen, Geheul, Gebrüll und Gekreische hatte ich noch nie gehört.

Mein Gesicht wurde ganz bleich. Es verschlug mir die Sprache. Vor Angst wollten meine Beine nicht weiter gehen.

Kurz wurden die Schreie leiser. Sofort sah ich wie die Tür zum Zimmer aufgerissen wurde und Deeon mich ernst ansah. "Yuki! Komm! Kitsune, hol Mephisto!", rief er.

Ich nickte und rannte sofort auf ihn zu. Das Fuchsmädchen lief aus der grosen Eingangstür heraus.

Es waren die schlimmen Schreie des Schattenmannes, welche durch die ganze Bibliothek bebten.

Doch je näher ich dem Raum kam. Desto stiller wurden die klagenden Töne.

"Gut, dass du gekommen bist Yuki.", sagte Deeon und legte mir seine Hand auf meine Schulter. „Du musst zu ihm.“

Verwirrt blickte ich erst ihn an. Doch dann schaute ich schweigend in den Raum hinein.

Es war vollkommen verwüstet. Schränke waren um geschmissen, die Kissen vom Bett waren zerrissen und die Decken lagen auf dem Boden. Federn verstreuten sich im ganzen Raum und Bücher waren überall verteilt.

Dann erkannte ich den Schattenmann. Seine Kleidung war zerfleddert. Seine Hände waren Blutig. Er war überall mit blauen Flecken versehen und sein ganzer Körper war Schweiß gebadet.

Jeder Muskel war angespannt, er rekelte sich erbärmlich im Bett und er atmete viel zu schnell. Dazu biss er die Zähne zusammen und schloss die Augen um sein Schreien zu dämmen. Er hatte noch nicht bemerkt, dass ich in seinem Zimmer stand.

Ich sah sein verzerrtes Gesicht. Es war ganz fiebrig. Doch je näher ich an Bett trat, desto ruhiger wurde er.

Starr beobachtete ich ihn und lief mit kleinen Schritten zu ihm.

Dann erst erkannte ich seine braunen Haare. Seine sonst tief schwarze Frisur war nun Eichenbraun. Auch seine Hautfarbe war nicht mehr so fahl und blass. "Was ist passiert?!", fragte ich verstört und drehte mich zu Deeon um.

„Du musst in seiner Nähe bleiben.“, erklärte Deeon kurz und deutete wieder auf den Jungen.

Ich kniete mich an das Bett. Schützend legte ich meine Hand auf seine Stirn. Seine Haut glühte. Doch meine Berührung linderte plötzlich seine Schmerzen.

Ich fasse ihn vorsichtig an Stirn und Arm. Daraufhin setzte seine Atmung kurz aus, und ging erholt und gleichmäßig weiter.

Seine Brust bewegte sich beruhigter auf und ab. Seine Arme und Beine entspannten sich. Auch sein Gesicht war nicht mehr schmerzverzerrt. Tief atmend öffnete er langsam die Augen.

Dann drehte er seinen Kopf ausgelaugt in meine Richtung. "Yuki..?", erkannte er mich leise und sah mich müde an. Es erblickten mich jedoch keine kalten, weiß-blauen Augen. Ein dunkles Braun schmückte nun seine Augen.

Weiter kreuzten unsere Blicke sich nicht, denn er drehte sich erschöpft wieder weg und schloss beruhigt die Lider.

Ich setzte mich fassungslos hin und hielt nur noch seine Hand. "Was ist passiert Deeon?", fragte ich nur noch und blickte ihn bestürzt an.

Er überkreuzte die Arme. "Ich dachte mir, dass eine Berührung seine Schmerzen lindert."

"Aber wieso? Was ist denn los? Und warum sieht er so anders aus?!", meine Stimme klang erzürnt und verwundert.

Doch Deeon lächelte nur stolz. "Nun ja. So sieht er als Mensch aus. Er hat keine dämonischen Kräfte.", erklärte er und kam mir näher.

Die Situation beruhigte sich. "Die Dämonen Seele in ihm ist nicht nur verletzt durch den Angriff der Schattenspehre. Sondern auch unvollständig durch die Durchführung eines spaltenden Rituals. Yuki. Er hat doch sicherlich ein Ritual mit dir vollzogen, damit ein Teil seiner Seele dich schützt, richtig?"

Ich sah wieder zum bewusstlosen Jungen und überlegte. "Ehm ja... Er hatte auf irgend einem Zettelchen unsere Blut vermischt..." erinnerte ich mich schwach.

An dem Tag Schnitt er in die Hand. Ja. Ich erinnerte mich, das war der erste Tag in dieser Welt.

"Yuki. Du solltest in seiner Nähe bleiben.", begann Deeon.

Ich sah ihn überfordert an: "In seiner Nähe? Jetzt? Warum?"

"Bis er wieder gesund ist.", antwortete er.

Ich erschrak. "Was? Aber kann er das Stück dieser Seele nicht einfach wieder zurück nehmen?", erwiderte ich verwirrt.

"Er kann seine Seele nur wieder zusammenfügen, wenn er sie auch wieder unter Kontrolle hat.", erklärte er. "Er hat Schmerzen, je weiter seine Dämonen Seele auseinander gerissen wird. Er hat die Macht seiner Dämonenseele verloren. Die sich in ihm so verwurzelt hat, dass sein Körper wie der eines Dämons ist. Dämonen Seelen heilen. So wie eine Wunde auf der Haut heilt, heilt jede Wunde einer Seele. Wenn die Seele jedoch zu weit zerrissen ist, kann der Heilprozess nicht beginnen. Verstehst du das? Je weiter du von ihm weg bist, desto mehr zerreißt die Verbindung der Seele. Und seine Wunden können nicht verheilen, sondern zerreißen ihn immer weiter.", versuchte er mir zu erklären.

Ich musste begreifen was Deeon mir sagte.

Ich musste also in seine Nähe bleiben. Bis er gesund ist. Tage lang.

"Aber warum ist er nun ein Mensch? Ich kann doch nicht die ganze Zeit lang hier bleiben. Ich muss doch-"

"Wirst du auch nicht.", unterbrach er mich. "Du bleibst in deiner Welt. Machst was du den ganzen Tag lang tust. Und er begleitet dich.", fing er an zu schmunzeln. „Seine Dämonenseele hat sich deaktiviert. Wie eine Art Schutzmechanismus. Sie schwirrt nun inaktiv in ihm, um sich zu regenerieren. Sonst würde die Macht der Seele seinen Körper und seine menschliche Seele töten. Sie beruhigt sich, solange sie nicht erneut gestört wird. Sie beruhigt sich, solange du in seiner Nähe bist. Je näher du ihm bist, desto schneller regeneriert sie sich."

Betrübt sah ich wieder zum Jungen.

Er lag dort und ruhte sich aus. Unser Gespräch hatte er wohl nicht mitbekommen. Schweißperlen kullerten noch an seiner Wange herunter.

Ich streifte ihm sanft seine nun braunen Haare aus seinem Gesicht. Dann betastete ich seine Wärme. "Sein Fieber ist wieder gesunken.", flüsterte ich erleichtert und lächelte Deeon an. „Geht es ihm wieder gut?“

Gerade als ich meine Hand wieder zu mir nehmen wollte und mich wieder zum Schattenmann drehte, sahen mich plötzlich seine braunen Augen mürrisch an. "Lass das. Ich brauche das nicht.", moserte er düster.

Ich lehnte mich zurück und rollte die Augen. Das gab mir die Antwort auf meine Frage.

Dann nahm ich meine Hand zurück. „Wie geht es dir?“, fragte ich kümmernd.

Der Schattenmann sah genervt an mir vorbei zur noch offen stehenden Tür. Deeon stand noch dort und ihre Blicke kreuzten sich.

„Dir geht es schon wieder besser? Du bist wirklich hart im nehmen. Sogar als Mensch.“, lächelte der Engel.

Der Schattenmann setzte sich langsam auf und wischte sich seine Haare aus dem Gesicht. Es schien ihm wohl wieder gut zu gehen.

„Lass deine Sprüche.“, moserte er nur und sah weg.

„Du musst keine Angst vor mir haben. Das weißt du.“, erklärte Deeon.

„Ich weiß zumindest, dass ich dir nicht vertrauen kann!“, kam es ihm jedoch wütend als Antwort.

Genervt holte Deeon Luft. Er hatte sich die gesamte Zeit geduldig. Aber dann sah er zur Seite und schüttelte unverständlich den Kopf. Sein Ton wurde ernster. „Du wirst am Tag bei Yuki bleiben!“, befahl er.

„Was?!“, schrie der Junge sauer zurück. „Du hast mir gar nichts zu befehlen!“

„Willst du Schmerzen haben?!“, schrie er zurück. Deeon wurde so sauer wie ich ihn noch nicht erlebt habe. Mein Mund blieb fest verschlossen und meine Augen wurden ganz groß.

„Willst du wieder so wehleidig jammern wie die ganze Nacht über!? Willst du schwach sein!? Willst du alle anderen gefährden!? Willst du Yuki in Gefahr bringen!?“, brüllte Deeon.

Der Schattenmann schwieg verbittert und konnte ihm nicht ins Gesicht blicken. Verbissen drehte er einfach den Kopf weg und versuchte den Engel zu ignorieren.

Deeon trat wieder an sein Bett. „WAGE ES DICH NICHT MEINE WORTE ZU IGNORIEREN! UND LASS DEIN EGO AUS DEM SPIEL! HIER GEHT ES NICHT NUR UM DICH!“

Doch im gleichen Moment stand der Junge aus dem Bett auf und kam Deeon ganz nahe.

„WIESO SOLLTE ICH AUF DICH HÖREN?! DU HAST DOCH SOWIESO NUR WIEDER IRGEND EINEN HINTERHÄLTIGEN PLAN!“

Beide rasten vor Wut.

„Du solltest deine Worte besser weise wählen!“

„WOZU? UM DEINEN PLAN NICHT AUFZUDECKEN?“, er griff Deeon an seinem Oberteil. „DAMIT DU DIR WIEDER VORTEILE VERSCHAFFEN KANNST?“

Doch Deeon schlug seine Hand mit Wucht weg. „UM YUKI ZU BESCHÜTZEN!“, antwortete er wütend.

Der Schattenmann riss schweigend seine Augen auf, nahm seine Hand herunter und sah ihn ertappt an.

Deeon faste ihm mit seinem Finger auf die Brust. „Du solltest nicht immer an deinen Stolz denken! Nur darum bist du jetzt in dieser Lage!“, fauchte Deeon ihn zum Schluss an. „Du kannst froh sein, dass sie deinetwegen hier ist!“, waren seine letzte Worte. Dann drehte er sich direkt wieder um und lief aus dem Raum heraus.

Mit einem Knall rastete die Tür wieder im Rahmen ein.

Plötzlich griff der Schattenmann sich ein Buch vom Boden. Er holte aus und schmiss es schreiend mit ganzer Kraft gegen die sich gerade geschlossene Tür. „Rooaar!“

Das Buch prallte an der Türe ab und plumpste wieder herunter.
 

Mein Körper wurde ganz starr. Nun saß ich hier alleine. Es war ein unangenehmer Augenblick.

Deeon so sauer zu sehen machte mir Sorgen. Doch er war wohl der Einzige, der ihm ohne Bedenken die Meinung sagen konnte. Dass er aber so wütend werden konnte, hatte ich nicht erwartet.

Wütend hatte der Junge noch den Rücken zu mir gerichtet und atmete schwer.

Während er sich innerlich beruhigte stellte ich mich hin und setzte mich langsam auf die Kante des Bettes. Einen kleinen Moment wartete ich noch und faltete meine Hände geduldig auf meinen Schoß. Dann ließ ich meine Beine mit gesenktem Blick hin und her baumeln.

Doch ich musste langsam schmunzeln. Er hörte mich zufrieden seufzen.

„Was?!“, frage er genervt und drehte sich erzürnt zu mir.

„Du kannst dich wieder aufregen. Das heißt, dass es dir besser geht.“, antwortete ich glücklich.

Er blickte mich mit verwunderter Miene an und schwieg.

Ich war erleichtert über diese Situation.

Auch wenn er sich wieder nicht kontrollieren konnte und wieder laut wurde wusste ich, dass ich mir keine Sorgen machen musste.

Die Schreie, die ich in der Bibliothek hören konnte, der panische Anblick Kitzunes, und meine Angst ließen mich das schlimmste vermuten.

Doch wenn die Lösung gegen seinen Schmerz meine Nähe sein soll, so werde ich mich nicht mehr weit von ihm entfernen. Das war ich ihm schuldig. Und es machte mir tatsächlich nichts aus bei ihm zu bleiben. Nur wegen mir, war sein Zustand so kritisch.
 

Nun setzte er sich neben mich und blickte herab zum Boden.

Ich war etwas überrascht, wie schmerzfrei er nun wirkte und wie schnell er sich wieder aufraffen konnte.

Seine Hände waren noch etwas blutig und sein Oberkörper glänzte noch durch den Schweiß. Es war seltsam, ihn mit helleren Haaren und lebhafter Haut zu sehen.

Um die Situation aufzulockern lehnte ich mich etwas vor und lächelte ihn lieb an. „Kann ich etwas-“

„Lass es. Es ist nicht nötig, dass du in meiner Nähe bleibst.“, unterbrach er mich sofort. „Geh einfach.“

Er wollte wieder in Selbstmitleid versinken und sein Ego nicht verletzen.

Jedoch wollte ich nicht, dass er sich einredet, keine Hilfe annehmen zu müssen. Er versuchte noch immer stark zu wirken. Doch war er nun geschwächt und hatte Hilfe dringend nötig.

Ich wusste jedoch, dass ich mit nettem Einreden nicht von seiner sturen Art ernst genommen werden würde.
 

„Wirklich? Es ist nicht schlimm für mich, hier zu bleiben. Und ich denke, dass es dir gut tun würde nicht die ganze Zeit hier alleine zu sein.“, meinte ich.

Er wollte mir jedoch immer noch nicht in die Augen blicken. „Geh einfach. Ich bleibe so lange hier drin, wie ich das will.“, kam es mir mürrisch entgegen.

Diese Antwort erwartend, sprang ich vom Bett auf. „Wie du meinst. Wenn du keine Hilfe willst.“, antwortete ich mit einem selbstsicherem Unterton und lief Richtung Tür.

Mit einem kleinen Hopser ging ich über das am Boden liegende Buch, öffnete die Tür, lief heraus und schloss sie sofort wieder hinter mir.

Ich wusste, dass er Schmerzen bekommen sollte, sobald ich mich aus dem Raum bewegte. Also ging ich mit schnellen Schritten so weit wie möglich auf die andere Seite der Bibliothek um so viel Entfernung wie möglich von ihm zu haben.
 

Deeon saß auf der Couch am Kamin und betrachtete nachdenklich den verbrannten Holzhaufen. Doch als er bemerkte, dass ich auffällig schnell an ihm vorbei lief, drehte er sich zu mir. „Yuki?“, fragte er überrascht und sah wie ich bis zur anderen Seite des Raumes tapste. „Was tust du?“, fragte er wieder beruhigt.

„Ich möchte nur etwas testen.“, grinste ich ihn an, zeigte auf die Tür und stellte mich an die Wand.

Dann war es einen Moment lang still. Deeon sah mich weiterhin an und wartete gespannt, was passieren sollte.

Ich richtete mich zur Tür des Schlafzimmers. Auch ich wartete auf das was passieren sollte. Würde mein Plan aufgehen?

Aufmerksam lehnte ich mich an die Wand und überkreuzte sicher meine Arme. Noch war es leise. Es sollte nicht mehr lange dauern. Deeon sah nun auch zur Tür.

Plötzlich hörten wir ein Rumpeln. Die Geräusche kamen aus dem Zimmer.

Ich begann zu lächeln. Denn ich erwartete das, was nun kam.

Dann rumpelte es erneut. Etwas viel zu Boden. Dann krachte etwas. Der Schattenmann begann schmerzerfüllt zu fluchen. „Verdammt! Argh!“, hörten wir es dumpf aus dem Zimmer kommen.

Dann schmiss er sich wohl an die Tür. Der Knauf bewegte sich, die Tür wurde aufgerissen und er viel schwach aus dem Raum. Noch konnte er sich an der Wand aufrecht halten, doch seine Atmung war schwer und er faste sich mit der Hand auf seine Brust.

Erst erkannte ich Panik in einem Gesicht. Doch als er sich dann aufrichtete und mich an der Wand stehen sah, schluckte er erleichtert.

Gekrümmt versuchte er sich langsam auf mich zu zubewegen. Doch als er schließlich die Hand von der Wand nahm und sich alleine aufrecht halten musste, wackelte er auf den Beinen.

Ich bemerkte Deeons fragende Blicke.

Nun viel der Junge zu Boden und konnte sich nur noch auf den Knien halten. Man sah ihm eindeutig die Schmerzen an. Er biss die Zähne aufeinander und verzog sein Gesicht.

Länger wollte ich ihn nicht leiden lassen. Also lief ich zu ihm. Seine Schmerzen vergingen mit jedem Schritt immer mehr.

Ich stand nun vor ihm und sah zu ihm hinunter.

Es war seltsam zu sehen, wie ich nun auf ihn herab sehen konnte. Wie schwach er vor mir kniete und hilflos ohne mich war.

Doch ich kniete mich eben so auf den Boden und drehte etwas den Kopf. „Ich will nicht, dass du diese Schmerzen hast.“, sagte ich besorgt und doch stolz, ihm endlich die Augen geöffnet zu haben.
 

Sein schlimmstes Gefühl galt der Hilflosigkeit. Das war mir klar. Ich wusste, dass er sich in seiner Ehre gekränkt fühlen würde. Doch anders konnte ich ihm nicht helfen. Denn ich musste ihm schmerzhaft zeigen, dass er unsere Hilfe annehmen sollte.
 

Er sah weg und atmete tief ein. Dann strich er mit seiner Hand durch sein Gesicht. „Tz.“, begann er ohne mich anzusehen. Er stand auf, richtete seine Kleidung und atmete schwer aus. „Dann bleibe ich halt in deiner Nähe.“, gab er noch stolz vortäuschend zu.
 

Deeon sah uns beide zu und musste lächeln. „Yuki. Das machst du wirklich gut.“, flüsterte er glücklich.



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