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Secrets, Guns and Suits

[Zorro x Nami]
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich bin immer wieder gerührt, wenn ich sehe wie viel positive Rückmeldung ich für diese Story bekomme :)
Dieses Mal möchte ich mich dafür bei folgenden Menschen bedanken:

Hupfdohle
Jess_400
Pfirsichsaft
Montegirl
Jea1995
aquaregi-ya
LostPirate

Ihr seid meine größte Motivation ;) Danke! Komplett anzeigen

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Helpless.

Twelfth. Helpless.

 

Nami suchte nun schon das vierte Mal unter ihrem ungemütlichen Bett, ob sie doch noch etwas Nützliches finden konnte, dass ihr dabei half, den Weg nach draußen zu erkämpfen. Doch bereits nach wenigen Sekunden wusste sie, dass auch nach dem dritten Tag kein brauchbarer Gegenstand unter dem Bett zu finden war. Genervt ließ sie sich mit dem Rücken gegen die Wand neben der Eingangstür fallen. Sie legte ihre Arme um ihre Knie und legte ihren Kopf darauf. Wie zum Teufel sollte sie es hier raus schaffen? Dem armen Kerl, der ihr immer das Essen brachte, hatte sie schon am ersten Tag ihre Fingernägel in die sensible Haut an seinem Hals gerammt. Danach wurde er vorsichtiger und öffnete die Tür nur noch einen Spalt breit und zielte mit einer Waffe auf sie bis sie das Essen entgegen nehmen würde. Somit hatte sie nicht die geringste Chance in seine Nähe zu kommen um ihn zu überwältigen. Ganz abgesehen davon, dass sie vermutlich nie aus diesem Haus herausfinden würde. Sie hatte immer noch keinen blassen Schimmer, wo sie sich überhaupt befand.

 

Ihr Blick glitt zu dem kleinen Fenster ihr gegenüber. Es war so klein, dass sie vermutlich nicht mal mit ihren Füßen hindurch passen würde. Auch dieser Fluchtweg war hoffnungslos. Draußen erstreckte sich nur ein dichter Wald. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass ihr die Flucht gelingen würde, müsste sie sich durch diese Landschaft durchkämpfen. Immer wenn sie daran dachte, wurde ihr mulmig. Was blieb ihr also anderes übrig als auf ihr Schicksal zu warten?

Nico Robin hatte sich seit dem ersten Tag in ihrem Verlies nicht mehr blicken lassen. Nami fragte sich, ob sie mit Big Mom verhandelte. Bei dem Gedanken daran wurde ihr augenblicklich übel. Sie hatte nur wenige Dinge über Big Mom gehört, doch diese reichten aus, um Nami vor Angst zittern zu lassen.

Was würde sie dort wohl erwarten? Ihre Gedanken drifteten ein wenig ab. Seit sie hier war, konnte sie nicht mehr klar denken. Nami fragte sich, ob es daran lag, dass Robin sie unter Drogen gesetzt hatte, oder daran, dass sie keine Minute unbeschäftigt sein konnte, ohne, dass sie Aces grinsendes Gesicht vor sich sah. Sie musste sich ständig auf irgendwas konzentrieren. Sei es auch nur die lockere Schraube in dem Schrank gegenüber vom Bett. Stundenlang hatte sie gestern vor dieser Schraube gesessen und versucht sie wieder zurück in ihre ursprüngliche Position zu bringen.

An Schlafen war ebenfalls nicht zu denken. Kaum war sie ins Traumland abgedriftet, schon wiederholten sich die Bilder von der Verfolgungsjagd in ihrem Kopf. Wie sehr sie sich nur wünschte, die Zeit zurückdrehen zu können. Inzwischen wünschte sie sich sogar, sie wäre Zorro nie begegnet. Dann wäre sie jetzt nicht hier und die Jungs würden immer noch vereint in ihrer großen Villa leben. Ruffy hätte noch seinen großen Bruder und Zorro noch seinen besten Freund.

 

Seufzend fuhr sie sich mit ihrer Hand durch die Haare. Sie musste sich ablenken, ansonsten würde sie erneut zusammenbrechen. Zuerst musste sie hier raus, dann erst war es ihr erlaubt in Selbstmitleid zu versinken. Ihr Blick glitt zu dem Spiegel in ihrem spärlichen Badezimmer. Falls es ihr gelingen sollte, den Spiegel zu zersplittern und eine möglichst große und spitze Scherbe daraus zu lösen, dann hätte sie vielleicht eine Chance. Es war zwar nicht die beste Waffe, aber immerhin konnte sie damit einen Schaden anrichten, wenn sie jemanden damit in die Brust oder den Hals stach. Automatisch glitt ihr Blick zu dem ausgeblichenen Handtuch, welches am Waschbecken darunter hing. Wenn sie das Handtuch um ihre Hand wickelte, würde sie sich beim Brechen des Spiegels nicht selbst verletzen.

 

Eilig stand sie auf und griff nach dem Handtuch. Ihr war schwindelig vor Aufregung, als sie ihre Faust damit umwickelte. Es war ihre letzte Chance... Tief durchatmend blickte sie in ihr Spiegelbild. Sie sah schrecklich aus. Tiefe Augenringe, fahle Gesichtsfarbe und verheulte Augen. Durch diesen Anblick wurde sie nur noch wütender, wodurch sie es nun kaum erwarten konnte, endlich ihr Spiegelbild zu zerstören. Mit ganzer Wucht schlug sie mit ihrer Faust auf den Spiegel, der augenblicklich in mehrere Teile zersplitterte. Inständig hoffte sie, dass niemand den Lärm mitbekam, welchen die Scherben verursachten. Sie ignorierte den stechenden Schmerz in ihrer Hand als sie suchend auf die vielen Teile blickte. Ihr wurde flau im Magen, als sie feststellte, dass kein Teil groß genug war, um es als Waffe verwenden zu können. Dennoch bückte sie sich nach dem Größten und ließ es vorsichtig in ihre Jackentasche verschwinden. Irgendwie würde es ihr schon nützen. Die restlichen Scherben fegte sie mit ihrem Schuh zusammen, damit sie sich nicht daran verletzen konnte.

Danach schlich sie wieder in ihr Verlies und ließ sich erneut auf den Boden fallen. So viel zu ihrem Plan, sich mit Spiegelscherben den Weg aus ihrem Gefängnis freizukämpfen. Lysop wäre bestimmt stolz auf ihren klugen Plan, dachte Nami verbittert. Würde er in ihrer Lage sein, hätte er mindestens schon zehn verschiedene Pläne durchdacht. Vermutlich wäre er schon längst entkommen und säße nicht mehr hier und würde sich die Augen ausheulen.

Je mehr die Minuten verstrichen, desto wütender und verzweifelter wurde Nami. Ihre Kopfschmerzen waren wieder zurück und es war schwer auch nur einen einzigen normalen Gedanken zu fassen. Sie brauchte dringend Schlaf, bevor sie sich ihren Weg freikämpfen konnte. Bei ihrem Glück würde sie eh drauf gehen.

 

Als sie laute Schritte von draußen hörte, kämpfte sie sich wieder mühevoll auf die Beine. Dem Stand der Sonne nach war es wohl Zeit für das Abendessen. Sie bereitete sich innerlich darauf vor erneut in den Lauf einer Waffe zu blicken, doch stattdessen öffnete sich die Tür heute komplett. Statt dem Kerl, der ihr immer mürrisch den Teller zugeschoben hatte, strahlte ihr heute ein kleiner, pummeliger Mann entgegen. Er grinste als er ihr den Teller reichte. „Ihr Essen, Miss“, begrüßte er sie förmlich. „Ich hoffe, Ihnen gefällt ihr Aufenthalt?“

 

Nami sah ihn verwirrt an. Wollte er sie verarschen? Wütend darüber, dass er ihr so blöd ins Gesicht grinste, schlug sie den Teller auf den Boden. „Ob mir mein Aufenthalt hier gefällt?! Geht’s noch?!“ Ihr Blick glitt auf die Pistole, die der Kerl um seine Hüfte trug. Wenn sie ihn irgendwie ablenken könnte, wäre es ihr vielleicht möglich, sich die Waffe zu schnappen. Doch bevor sie sich einen gescheiten Plan ausdenken konnte, wurde sie von dem Neuling schon wieder aus der Fassung gebracht. Sein Blick wurde ernst, als er sich die Scherben auf den Boden ansah. „Wie schade. Das Essen hier ist wirklich gut“, seufzte er, dann sah er aus dem kleinen Fenster. „Um Mitternacht wird die Zeit heute still stehen“, murmelte er in seinen nicht vorhandenen Bart.

 

Nami runzelte die Stirn. „Was?“

Sein Grinsen wurde wieder breiter. „Um Mitternacht“, betonte er erneut, doch Nami wusste immer noch nicht, was er von ihr wollte. Was soll um Mitternacht sein? War der Kerl etwa verrückt? Irritiert sah sie ihm dabei zu, wie er geheimnisvoll lächelte während er die Tür zu ihrem Verlies wieder verschloss. Nami blickte noch Minuten danach starr auf die dunkle Holztür. Sie wurde nicht aus dem eben gesagten schlau.

Kopfschüttelnd sah sie auf das Essen, das sie wegen ihres kleinen Wutanfalls auf dem Boden verstreut hatte. Wie aufs Stichwort knurrte ihr Magen. Na, großartig.

Hungrig setzte sie sich auf ihr Bett und blickte nachdenklich auf die verschlossene Tür.

„Um Mitternacht wird die Zeit heute still stehen...“, wiederholte sie die Worte des Fremden. „Was kann er damit gemeint haben?“, überlegte sie laut, doch ihre Kopfschmerzen hinderten sie daran, einen klaren Gedanken zu fassen. Ihr blieb wohl nichts anderes übrig, als auf Mitternacht zu warten...

 

 

Später...

Nami schreckte aus ihren Gedanken, als sie plötzlich einen lauten Knall und lautes Geschrei von draußen hörte. Hastig befreite sie sich von ihrer Bettdecke, die sie fröstelnd um sich geschlungen hatte, und rannte zur Tür wo sie neugierig lauschte. Sie hörte Schüsse und Schreie. Ängstlich griff sie nach der Scherbe in ihrer Jackentasche. Vielleicht hatte es sich Big Mom anders überlegt und wollte keinen Deal mehr mit Robin. Es könnte sein, dass sie sich stattdessen für die brutalere Variante entschieden hatte und sich Nami nun mit Gewalt holen wollten.

Bei diesem Gedanken umfasste Nami die Scherbe fester, bis das Blut über ihre Finger quoll. Lieber würde sie sterben, als sich freiwillig in Big Moms Arme zu begeben.

Dennoch gab es in ihrem Inneren diesen kleinen Funken Hoffnung. Was, wenn Zorro hier war um sie zu retten? Sie wünschte sich nichts sehnlicheres, doch wusste sie auch, dass das unmöglich war.

Nami verscheuchte diese bitteren Gedanken aus ihrem Kopf und konzentrierte sich stattdessen auf das Getrampel vor ihrer Tür. Sie musste bereit sein, wenn die Tür aufging.

 

Als die Schritte näher kamen, wappnete sie sich innerlich. Entschlossen zog sie die Scherbe aus ihrer Tasche, trat einige Schritte zurück und machte sich zum Angriff bereit. Sie vergeudete keinen Gedanken mehr an Zorro oder die anderen. Das wichtigste war jetzt für sie, hier lebendig raus zu kommen.

 

Sie hörte, wie jemand an der Türklinke rüttelte und schließlich laut fluchte. „Verdammt, Lou! Hast du nicht gesagt, du hättest die Tür offen gelassen?!“

„Habe ich das nicht? Sorry, Boss. War wohl ein wenig abgelenkt“, antwortete eine atemlose Stimme.

Der erstere der beiden, stöhnte gequält. „Warum kannst du dich nie an den Plan halten?!“

Bevor sich der zweite verteidigen konnte, ertönte eine dritte, tief grollende Stimme. „Ich habe eine bessere Idee. Aus dem Weg.“

Namis Herz klopfte wild in ihrer Brust, als sie minutenlang nichts mehr von draußen hörte. Sie wagte es kaum zu blinzeln, aus Angst, sie würde etwas verpassen.

Dann passierte alles ganz schnell. Ein lauter Knall ertönte und die Tür wurde aus ihren Angeln gerissen. Reflexartig schützte Nami ihr Gesicht vor den herumfliegenden Holzsplittern. Der Rauch, der durch die kleine Explosion entstanden war, füllte ihre Lunge. Wild hustend versuchte sie sich zu orientieren. Ihre Augen tränten als sie versuchte, die schemenhaften Gestalten vor ihr zu erkennen. Die Scherbe in ihrer Hand hatte sie immer noch fest umschlossen. Mittlerweile tropfte das Blut auf den Boden. Doch sie spürte den Schmerz kaum, sondern machte sich zum Angriff bereit. Ohne weiter darüber nachzudenken, ging sie auf den groß gebauten Mann in der Mitte los. Blind prallte sie gegen ihn, versuchte ihn mit der Waffe zu verletzen.

Als er laut brüllte, wusste sie, dass sie ihr Ziel getroffen hatte. Doch bevor sie sich an den Typen vorbeidrängeln konnte, wurde sie grob an der Schulter gepackt und festgehalten. Sie wehrte sich keuchend, doch der Typ bewegte sich keinen Zentimeter. Durch den Schlafmangel schwand ihre Kraft schneller als sonst, und es dauerte nur wenige Minuten, bis sie sich geschlagen geben musste.

Keuchend sah sie auf den großen Mann, den sie wohl mit ihrer Scherbe verletzt hatte. Der Rauch lichtete sich ein wenig, was es ihr ermöglichte, ihn besser zu betrachten. Er hatte eine Narbe über seinem linken Auge, als hätte ihn ein verdammt großes Tier versucht, das Auge auszukratzen. Doch das war es nicht, was Namis Aufmerksamkeit erregte. Seine roten Haare brachten sie aus der Fassung. War er etwa...? Ihr Herz klopfte mittlerweile so schnell, sie befürchtete schon es würde ihr aus der Brust springen. Hatte sie etwa gerade auf den roten Shanks eingestochen?!

 

„Irgendwie hatte ich mir unser erstes Treffen anders ausgemalt...“, murmelte Shanks, während er schmerzerfüllt sein Gesicht verzog.

„Hätte schlimmer sein können. Stell dir vor, sie hätte dein Herz getroffen. Das wäre ein Drama gewesen“, antwortete der Dicke, der Nami heute ihr Essen serviert hat. Er zwinkerte ihr lächelnd zu, während er sich zu seinem Boss runterbeugte und vorsichtig seine Schulter begutachtete. „Halb so schlimm. Ein paar Nadelstiche und gut ist’s.“

Er richtete sich wieder auf und sah Nami gutmütig an. „Tut mir Leid, dass wir dich so erschreckt haben. Aber sage nicht, ich hätte dich nicht gewarnt, Mädchen.“

Nami dachte an die kryptische Nachricht von heute Mittag zurück. Trotzig blickte sie ihm entgegen. „Statt mir irgendwelche Rätsel aufzugeben, hättest du mir auch einfach sagen können, dass ihr um Mitternacht die Tür sprengt, Idiot!“ Als er die Stirn runzelte und sein Grinsen aus dem Gesicht verschwand, bereute sie ihre Worte augenblicklich. Vielleicht war es keine gute Idee, jetzt frech zu werden. Immerhin wusste sie noch nicht, was diese Typen mit ihr vorhatten. Zudem hatte sie noch auf den Boss eingestochen, der streng genommen auch ihr Vater war. Vielleicht nicht der beste Start in eine gute Vater/Tochter Beziehung...

Doch als Shanks lauthals loslachte und dem Dicken aufmunternd auf die Schulter klopfte, entspannte sie sich ein wenig.

„Scheiße, Lou! Ich hab dir doch gesagt, du sollst den kryptischen Blödsinn lassen! Immerhin sind wir hier nicht bei James Bond“, sagte er und grinste Nami dann stolz an. „Sie ist genauso frech wie ihre Mutter...“ Nami schwieg. Es machte sie nervös, dass ihr angeblicher Vater sie mit der Mutter verglich, die sie nie kannte. Die einzige Mutter, die sie kannte war Bellmere. Es machte sie ein wenig wütend, dass sie mit jemanden verglichen wurde, der ihr gänzlich fremd war.

Lou verschränkte beleidigt die Arme vor seiner Brust. „Ich dachte, es würde das Ganze ein wenig interessanter machen.“

„Das einzige was es gebracht hat, waren meine Kopfschmerzen!“, keifte Nami dazwischen. Ihre Schultern und Arme schmerzten tierisch von dem festen Griff, mit dem der Dritte sie immer noch gefangen hielt. „Würde es dir vielleicht was ausmachen, mich loszulassen?! Immerhin bin ich groß genug um alleine stehen zu können!“, wandte sie sich nun an den Kerl hinter ihr, der darauf fragend seinen Boss ansah. Shanks studierte ihren Gesichtsausdruck genau, während er mit seiner Hand die Wunde an seiner Schulter massierte. „Kommt drauf an. Wirst du wieder auf mich losgehen?“

Nami seufzte. „Nicht, wenn mir endlich jemand erklärt, was hier los ist!“

Shanks grinste zufrieden. „Du kannst sie los lassen, Ben. Ich glaube nicht, dass sie uns umbringt. Jedenfalls nicht, solange sie weiß, was hier los ist.“

Zögerlich löste Ben den festen Griff und Nami atmete erleichtert aus als der Schmerz ein wenig nachließ.

Shanks räusperte sich, während er stirnrunzelnd über seine Schulter lugte. „Vielleicht sollten wir unser Gespräch auf später verschieben“, gab er zu bedenken, als schon einer seiner Leute um die Ecke geschossen kam. „Sie haben Verstärkung angefordert! Wir sollten so schnell wie möglich verschwinden, Boss!“

Shanks nickte, während Lou an Namis Seite trat und ihr einen Arm um die Schulter legte. Vermutlich wollte er dadurch sicherstellen, dass sie nicht sofort abhaute.

„Habt ihr sie?“, fragte Shanks den Mann, bevor sie sich auf den Weg machten. Nami folgte ihnen zusammen mit Lou stillschweigend. Der Gefolgsmann nickte grinsend. „Sie ist gefesselt und betäubt. So schnell kommt uns die nicht mehr in die Quere.“ Nami stockte. Meinten sie damit etwa Robin?

Shanks klopfte ihm zufrieden auf die Schulter. „Gut gemacht. Aber jetzt sollten wir wirklich das Weite suchen“, er wandte sich wieder an Nami „Es tut mir Leid, dass wir dich so überrumpelt haben. Aber wir wollten sicherstellen, dass niemand von unserem Plan weiß.“

Nami nickte zögerlich. Sie versuchte, diese ganze Situation irgendwie zu verstehen. War sie nun wieder eine Gefangene? Der feste Griff von Lou sprach jedenfalls dafür. Aber die sorgenvolle Blicke, die Shanks ihr immer wieder zuwarf, verunsicherten Nami immer mehr. Hatte er sie gerettet weil er ihr Vater war? Trotzig reckte sie ihr Kinn. Warum interessierte es ihn plötzlich, was mit seiner Tochter geschah? Es hatte ihn immerhin 26 Jahre lang nicht gekümmert. Sie hatte mit allem allein fertig werden müssen!

Shanks schien ihre Wut und Unsicherheit zu spüren, denn er hielt Abstand als sie den hellen Gang nach draußen entlang gingen.

Auf dem Weg dorthin musste sie über zahlreiche Leichen steigen. Der Geruch von Blut und Tod lag in der Luft, worauf Namis Magen sofort reagierte. Ihr wurde kotzübel als sie den toten Männern in ihre Gesichter blicken musste, als sie über sie hinwegstieg. Lous fester Griff wurde mehr und mehr zu ihrer Stütze. Würde er sie nicht halten, wäre sie vermutlich schon längst auf dem Boden zusammengesunken.

 

Als sie dann endlich draußen waren und sie die frische Luft des Waldes, der sie umgab, einatmen konnte, seufzte sie erleichtert. Ihr Kreislauf erholte sich ein wenig, doch war sie immer noch wackelig auf den Beinen. Shanks trat wieder näher an sie heran, führte sie zu einem der vielen Lieferwagen, die um das große Haus herumstanden. Er öffnete ihr die hintere Tür. Zögerlich lugte Nami hinein. Es war niemand sonst dort drinnen und auch die Männer um sie herum, kannte sie alle nicht. Sie spürte einen Stich in ihrem Herzen. Die Hoffnung, dass Zorro oder die anderen hier waren um sie zu retten, konnte sie also ganz aufgeben. Shanks griff zu ihrer Überraschung nach ihrer Hand. Ohne nachzudenken ließ es Nami zu. Seine Hand fühlte sich warm an. „Keiner hier wird dir was tun, Nami. Wir sind hier um dich zu retten, vertrau mir“, sagte er nach langem Schweigen. Lou hatte sich mittlerweile ein wenig zurückgezogen. Nami sah ihrem angeblichen Vater in die Augen. Sie konnte sehen, dass er es ernst meinte. Zögerlich stieg sie in den Van und kauerte sich gleich in den Sitz am Fenster. Sie hoffte inständig, dass Shanks sich nicht zu ihr setzen würde, doch als er noch mit Lou und Ben gesprochen hatte, stieg er ebenfalls ein und ließ sich neben sie auf den Sitz fallen. Inzwischen hatte Ben seine verletzte Schulter verbunden. Nami konnte nicht verhindern, dass sie bei dem Anblick ein schlechtes Gewissen bekam. Aber das legte sich gleich wieder, als sie an die Jahre in ihrer Kindheit dachte, in denen sie sich immer gefragte hatte, wer ihr Vater war.

Sie ignorierte den stechenden Blick, mit dem er sie musterte, als der Van langsam losfuhr. Nami blickte stur aus dem Fenster, doch konnte sie sich nicht auf den Weg, den sie entlangfuhren, konzentrieren.

Schließlich seufzte Shanks ergeben. „Ich wusste ja, dass es schwierig werden würde, aber soo...“, fing er an, doch konnte er nicht weitersprechen, denn Nami warf ihm einen wütenden Blick zu. All die Wut, die sich seit ihrer Entführung angestaut hatte, wollte sie nun an ihrem Vater auslassen. „Schwierig?! Du denkst, das ist schwierig?!“, keifte sie, worauf Shanks sich ein wenig weiter in seinen Sitz drückte.

„Weißt du, was schwierig ist?! Ohne Vater aufzuwachsen! Zuzusehen, wie deine eigene Mutter vor deinen Augen erschossen wird! Das ist schwierig!“

Shanks schluckte schwer. „Nami, ich...“

„Sag nichts! Du warst nicht da als...“, wisperte sie, als ihre Stimme brach. Sie spürte, wie sich Tränen in ihren Augen sammelten. Sie wandte ihr Gesicht ab und sah wieder aus dem Fenster. Dieses Mal konnte sie noch weniger erkennen, da die Tränen ihre Sicht verschleierten. Warum musste er auch plötzlich in ihr Leben treten? Sie war ganz gut ohne Vater klar gekommen. Sie brauchte ihn nicht in ihrem Leben.

Shanks fuhr sich mit den Händen über sein Gesicht. Plötzlich wirkte er viel älter. „Sie haben mir schon deine Mutter genommen. Ich wollte dich beschützen! Wenn jemand rausgefunden hätte, dass ich ein Kind habe...“, erklärte Shanks seine Entscheidung kopfschüttelnd. Nami sah ihn wieder an und erschrak, als sie auch in seinen Augen Tränen erkennen konnte. Auch wenn sie ihre richtige Mutter nie gekannt hatte, versetzte es ihr doch einen Stich zu hören, dass auch sie nicht mehr am Leben war.

Shanks atmete tief durch, blinzelte die Tränen weg. „Ich dachte, du würdest bei Bellmere sicher sein. Sie war die beste Freundin deiner Mutter. Sie hätte alles dafür gegeben, dich zu beschützen...“

„Das hat sie auch“, unterbrach Nami ihn. „Sie hat ihr Leben gegeben.“

Shanks nickte traurig. „Ich habe die falsche Entscheidung getroffen, schon wieder. Ich dachte, wenn ich ganz aus deinem Leben verschwinden würde, würde es dir besser ergehen. Ich habe allerdings nicht damit gerechnet, dass meine Tochter einmal zu einer Kriminellen heranwächst.“ Bei diesen Worten umspielte ein Lächeln seine Lippen, welches Nami unsicher erwiderte. „Naja, wie der Vater, so die Tochter.“ Die Tatsache, dass auch er einen großen Verlust erleben musste, ließ ihre Wut ein wenig verrauchen. Trotzdem konnte sie ihm noch nicht verzeihen, dass er sie einfach im Stich gelassen hatte. Auch wenn er, seiner Meinung nach, gute Gründe dafür hatte.

 

Shanks seufzte. „Ich habe mir Sorgen gemacht, als meine Männer mir mitgeteilt haben, dass du auf der Suche nach Rache bist. Ich habe immer gehofft, du würdest dich für einen anderen Weg entscheiden. Aber wenn ich dich jetzt so sehe...“, er betrachtete sie von oben bis unten, „Ich könnte nicht stolzer auf dich sein, Nami. Du hast das gute Herz deiner Mutter und den rebellischen Kopf deines Vaters.“ Sein Grinsen wurde breiter, als er sich schmerzvoll an seine Schulter griff. „Vielleicht hast du auch ein wenig zu viel von deinem Vater...“

Nami schmunzelte. „Vermutlich wäre es angebracht mich für die Rettung zu bedanken, Shanks“, sprach sie und bemerkte, wie er leicht zusammenzuckte, als sie ihn beim Namen nannte. Erwartete er wirklich von ihr, dass sie ihn Dad nannte? Darauf konnte er lange warten.

„Du musst dich nicht bedanken. Es war das mindeste...“, antwortete er. „Ich verspreche dir, dass du nie wieder so etwas durchleiden musst, Nami. Ich werde versuchen ein guter Vater zu sein.“

Nami schätzte seine Worte, doch konnte sie sich immer noch nicht ganz mit dem Gedanken anfreunden.

Ohne etwas zu erwidern, sah sie wieder aus dem Fenster. „Wo bringt ihr mich hin?“

Shanks blickte nun ebenfalls nach draußen. „Wir machen noch einen kurzen Abstecher. Es ist nicht mehr weit.“

„Und wohin geht es dann?“, hakte sie erneut nach. Doch Shanks lächelte nur schulterzuckend. „Das entscheiden wir danach.“

 

Die restliche Fahrt verbrachten sie schweigend. Nami war ihm dankbar dafür, dass er nicht mehr versuchte, sich für seine Entscheidungen in der Vergangenheit zu entschuldigen. Sie hatte keine Nerven mehr dafür. Das Einzige, was sie jetzt noch wollte, war ein weiches Bett und etwas zu essen. Darüber, was danach passieren würde, konnte sie sich später immer noch Gedanken machen.

Als der Wagen schließlich Halt machte, lugte sie neugierig aus dem Fenster. Sie befanden sich immer noch in dem dichten Wald. Es schien, als wären sie keine zehn Meter gefahren, so sehr erinnerte sie diese Gegend an das Haus, in dem sie gefangen gehalten wurde. Ihr fiel wieder ein, dass auch Shanks jemanden gefesselt festhielt. „Habt ihr Nico Robin gefangen genommen?“, richtete sie das Wort an ihn. Shanks nickte langsam, sagte jedoch nichts. Nami schloss zufrieden ihre Augen. „Gut. Ich habe noch ein Hühnchen mit ihr zu rupfen.“

„Das ist nicht deine Aufgabe, Nami.“

„Sie hat mich tagelang festgehalten! Sie hat Ace...“ Die Worte blieben ihr in ihrem Hals stecken. Erneut spürte sie die Tränen in ihren Augen. Shanks spürte ihre Verzweiflung und legte vorsichtig die Hand auf ihre Schulter. „Gib dir dafür nicht die Schuld. Sie hat dich in eine Falle gelockt.“

„Hätte ich Zorro und den anderen nur mehr vertraut... Dann wäre das alles nicht passiert...“ Nami schluchzte laut. „Ace, er ist wegen mir gestorben. Wäre ich nicht so dumm gewesen...“

Shanks strich seiner Tochter unbeholfen eine lose Haarsträhne hinter ihr Ohr. „Dich trifft keine Schuld, hörst du? Ace und die anderen wollten dich beschützen.“

 

„Boss, wir sind da“, hörten sie plötzlich von der vorderen Reihe, woraufhin Nami schnell die Tränen aus ihrem Gesicht wischte. Shanks öffnete seinen Mund, als wolle er noch etwas sagen, doch dann schloss er ihn wieder und öffnete die Tür. Zögernd folgte Nami ihm. Geschwächt von dem ereignisreichen Tag stützte sie sich am Wagen ab. Shanks musterte sie immer noch besorgt.

Nami ignorierte ihn, so gut es ging. Gespannt sah sie auf die Männer, die ihre Waffen auf eine kleine Hütte inmitten der Waldlichtung richteten. Sie konnte niemanden sehen, oder auch nur das Geringste hören. Neugierig lugte sie zu der unscheinbaren Hütte. Warum waren sie hier und wieso ging von dieser Hütte so viel Gefahr aus, dass man mindestens zwanzig Pistolen darauf richten musste?

 

Als sie eine Bewegung vernehmen konnte, zuckten die Waffen der Männer nervös. Shanks hob geduldig seine Hand. „Noch nicht. Wir wissen nicht, wer dort drinnen ist.“

„Ist ... ist das etwa Law?“, fragte Nami unsicher, als sie die schemenhafte Gestalt im Türrahmen erkennen konnte. Die Größe und der weiße Hut auf seinem Kopf würden immerhin passen. Aber was machte Law hier? Nami konnte nicht verhindern, dass ihr Herz nun doppelt so schnell schlug. War es etwa möglich, dass die anderen auch hier waren?

Shanks beobachtete jede Bewegung der Gestalt, die sich nun sicherheitshalber hinter der Tür verschanzte. „Falls es wirklich Law ist, dann ist Lysop bestimmt nicht weit entfernt...“, murmelte Shanks und gab Ben ein Zeichen. Dieser verstand sofort und drückte Shanks ein Satellitentelefon in die Hand.

Mit einem breiten Grinsen drückte Shanks auf einen der Knöpfe und wartete geduldig. Nami hielt gespannt die Luft an, bis sich schließlich eine ihr allzu bekannte Stimme meldete: „Elefantenjagdverein, tötet was trötet. Was kann ich für sie tun?“

„Lysop! Schon lange nichts mehr von dir gehört!“, begrüßte Shanks ihn fröhlich. Lysop kreischte erfreut. „Shanks! Warum hast du nie auf meine Anrufe reagiert? Wir brauchen deine Hilfe! Nami ist...“

„Ich weiß, was mit Nami ist. Sie steht hier neben mir“, antwortete Shanks und blickte auf seine Tochter. „Ihr geht es soweit gut. Ich hätte mir denken können, dass ihr hier zuerst nach ihr sucht.“

Nami stützte sich mehr an dem Van ab. Ihre Knie zitterten. Die Jungs hatten nach ihr gesucht? Hieß das, dass sie ihr nicht die Schuld an Aces Tod gaben?

„Was?! Nami ist bei dir?! Warum sagst du das nicht gleich?! Wir haben hier unser Leben riskiert um sie zu retten! Sind das deine Leute, die mit Pistolen auf meine Freunde zielen?“

Shanks schnaubte amüsiert und trat ein wenig ins Licht, damit Lysop ihn besser über die Überwachungskameras sehen konnte. „So wie ich das sehe, haben die anderen drei ihr Leben riskiert, nicht du.“

Lysop stöhnte. „Warum muss immer jeder darauf rumhacken, dass ich nicht mit einer Pistole rumfuchtle? Mein Job ist genauso wichtig und gefährlich...“, verteidigte er sich, was Nami das erste Mal an diesem Tag richtig zum Lächeln brachte. „Ich geb Law und den anderen Bescheid, dass sie sich nicht mehr in die Hosen machen müssen wegen den vielen Pistolen...“

 

„Nehmt die Waffen runter, Jungs. Das sind Ruffy und die anderen!“, befahl Shanks daraufhin seinen Leuten, die sofort gehorchten. Nami hielt den Atem an als Law langsam den Schutz der Hütte verließ und sich ihnen mit erhobenen Händen stellte. Erst als er bemerkte, wer vor ihm stand, atmete er erleichtert aus. „Verdammt, Shanks! Du hast mir einen riesen Schrecken eingejagt! Ich dachte schon, unser letztes Stündchen hätte geschlagen.“

Shanks lachte amüsiert. „Ich habe dir Angst eingejagt? Das ich das noch erleben darf...“

 

Law nickte Nami zur Begrüßung zu. Sein Gesichtsausdruck sprach Bände. Nami fühlte einen Stich in ihrer Brust. Sie wusste, dass Law von Anfang an nicht von ihr begeistert war. Aber der kalte Blick, mit dem er sie musterte, verunsicherte sie nun doch. Sie hatte sich Hoffnungen gemacht, dass er und die anderen sie doch nicht hassten. Inzwischen fragte sie sich, ob die Jungs vielleicht nur nach ihr gesucht hatten, um sich selbst an ihr für Aces Tod zu rächen.

Der kleine Hoffnungsschimmer in ihrem Inneren schrumpfte langsam. Nun war sie sich nicht mehr so sicher, dass sie Zorro wirklich begegnen wollte.

 

Erst als sich eine große, breit gebaute Gestalt langsam aus dem Schatten der Hütte löste, wurden all ihre Zweifel beiseitegeschoben. Es schien als würde all ihre Kraft wieder zum Leben erweckt werden, als sie seine grünen Haare und den besorgten Blick in seinen Augen erkennen konnte. Bei jedem Schritt, den er auf sie zumachte, beschleunigte sich ihr Herzschlag. Es pochte aufgeregt in ihrer Brust. Zitternd ging sie ihm entgegen. Die Tränen rannen ihr unaufhaltsam über ihr Gesicht, als sie hilfesuchend die Arme nach Zorro ausstreckte. Augenblicklich fing er sie auf, drückte ihren zierlichen Körper an den seinigen. Nami presste ihr Gesicht an seine Brust und schluchzte laut.

 

Sie war endlich wieder zuhause.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ziemlich lange.. aber ich hoffe, es hat euch trotzdem gefallen ;)

Bis zum nächsten Mal!

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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Hupfdohle
2017-08-06T20:44:47+00:00 06.08.2017 22:44
Hach meine liebe Sunwings,
Ich liebe ja immer noch den Elefantenjagdverein xD

Auch wenn dir das Kapitel lang erschien, ist es doch richtig so!
Aber du hättest ruhig noch einen kleinen Schmatzer zulassen können.. du weißt doch, da steh ich drauf :DD
Bin schon ganz gespannt aufs neue Kapitel <3

Tüdelüüü
Hupfdohle
Von:  Montegirl
2017-07-05T12:01:54+00:00 05.07.2017 14:01
Ohh das ging jetzt aber schnell mit der Rettung. Gibt es noch eine Auflösung warum big mama es genau auf nami abgesehen hat. Ich hoffe wir horen noch wie es sich zwischen allen entwickelt
Antwort von: Sunwings
10.07.2017 12:51
Danke für deinen Kommentar :)
Die ganze Geschichte mit Big Mom, Nico Robin usw. wird sich in den nächsten Kapiteln auflösen :)
Antwort von:  Montegirl
10.07.2017 20:28
Ohh in den "nächsten Kapiteln " das klingt gut. Bin gespannt wie es weiter geht. Mach weiter so👍
Von:  Jess_400
2017-07-04T15:37:42+00:00 04.07.2017 17:37
Awwwww <3 genau so muss man gerettet werden xD
Wiedermal ein super Kapitel, ich bin schon aufs nächste gespannt!
Von:  Jea1995
2017-07-04T13:36:34+00:00 04.07.2017 15:36
Tolles Kapitel :)
Wie gesagt ich mag diese Story sehr gerne und es freut mich das ich dich dadurch Motivieren kann ;)
Also ehrlich gesagt hat niemand damit gerechnet das Shanks auf einmal auftaucht aber es war cool :)
Law kann ich verstehen das er noch Misstrauisch gegenüber Nami ist aber das wird sich schon legen mit Zeit :-)
Und dann sind Zorro und Nami wieder vereint ohhh wie toll dennoch bin gespannt wie es zwischen den beiden weiter geht und allgemein.
Liebe grüße :))


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