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Eine Hand wäscht die andere...

von

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Meet the In-Laws

Vorschau:

Ungewollte Hochzeitsgeschenke und die Drei-Sekunden-Regel
 


 


 

Auf dem Hinweg war ihr ehrlich gesagt ein bisschen schlecht. Sie hatte nicht zu Abend gegessen, um eine bessere Figur in dem taillenhohen Rock zu machen und wusste nicht ob sie sich loben oder es bereuen sollte.

Sie fuhren eine dreiviertel Stunde (ohne zu sprechen) und gelangten in eine sehr schöne Gegend, die Tenten noch nie in ihrem ganzen Leben gesehen hatte. Sie hätte nicht gedacht, dass Konoha-Gakure solch noble Villen ihr Eigen nennen durfte. Parks, Bäume, alles war entweder grün oder pastellfarben.

Einige der Villen hatten sogar Säulen.

Säulen!

Dann erblickte sie das Haus, die Villa, nein, das Anwesen zum allerersten Mal.

Sie hielten nicht davor, sondern fuhren einen geschlängelten, gepflasterten Weg durch einen wunderschön gepflegten Rasen hoch zu dem geländeeigenen Parkplatz, wo schon jede Menge Nobelkarossen nur darauf warteten von ihr fassungslos angestarrt zu werden. Sie hatte noch nie so viel Geld auf einem Haufen gesehen.

Neji war schon bedenkenlos ausgestiegen, bevor er merkte, dass seine Frau regungslos auf dem Beifahrersitz festgeschnallt war.

Sein sonst so beeindruckendes Hirn konnte ihm schon wieder keine Lösung auf dem Silbertablett präsentieren, weil es Tentens Reaktion einfach nicht hatte hervorsehen können.

Wenn Nejis Verstand hätte sprechen können, stünde Langsam reicht’s mir mit deiner unberechenbaren Frau, Neji und Von jetzt an bist du auf dich gestellt … ganz oben auf der Liste der Dinge, die er mitteilen würde.

Neji kratzte sich am Kinn, umrundete seinen Wagen und klopfte an Tentens Scheibe. Sie öffnete die Tür für ihn. Diesmal war er mit Anstarren dran.

„Ich sitze in dem einzig normalen Wagen“, führte sie aus und schluckte hart. Dann schien sie sich zusammen zu reißen, schnallte sich ab, trat würdevoller als er erwartet hatte an seine Seite und ließ sich von ihm fortführen.

Erstaunt blinzelte sie als er nach ihrer Hand griff, um ihr aus dem Wagen zu helfen. Allerdings vermutete Tenten, dass er es nur tat, weil ein älteres Pärchen gerade an ihnen vorbei geschlendert war, deren Schritte unwahrscheinlich nur aus purem Zufall gerade bei ihnen merklich langsamer geworden waren.

Neji grüßte sie in einem Tonfall, der für seine Person als freundlich durchging. Tenten hielt ihre Augen erstmal gesenkt.

Die Begegnung war vorüber, bevor Tenten ihrer wirklich bewusst geworden war und Neji hielt sie nah bei sich, während sie den restlichen Weg zum erleuchteten Herrenhaus zurücklegten.

Vom Parkplatz führte eine breite Allee mit wunderschönen, hohen Bäumen zu … jawohl, noch mehr Säulen! Riesigen Säulen noch dazu.

Und Treppen. Jede Menge Treppen bis man endlich im Inneren des Hauses, nein, der Villa angekommen war. Tenten hatte nichts dagegen sich die ganze Zeit über nah an der Seite ihres frischgebackenen Ehemannes zu halten und umklammerte ihre kleine Tasche mit beiden Händen als hinge ihr Leben davon ab. Sie ließen sich im lockeren Fluss der Pärchen und Einzelgänger vom Parkplatz bis zum Eingang mittreiben.

Auf dem edlen Boden hallten ihre Absätze mit jedem Schritt, was für ihren Geschmack zu viel Aufmerksamkeit auf sie lenkte. Möglicherweise wäre diese Aufmerksamkeit ihnen allerdings auch ohne die Absätze zuteil geworden.

Ein imposantes klassisches Musikstück, das für Tentens Geschmack mit zu vielen Violinen ausgestattet war, driftete aus einem der Zimmer, die jenseits der Eingangshalle lagen. Dieser Raum war bis auf eine Laminattanzfläche mit weißem Teppichboden ausgelegt. Viele offene Glastüren ließen die späte Sommerbrise herein sowie sie den Blick auf eine mit Menschen gefüllte Terrasse hinter dem mit Menschen gefüllten Saal freigab. Im Klartext, es war angsteinflößend voll.

In dem Gedränge von Menschen und einigen Kindern, die seltsamerweise schwarze Samtanzüge mit Krawatten oder Fliegen wie Erwachsene trugen, waren auch einige Kellner vorhanden, die erstaunlich hoch über ihren Köpfen Tablette mit sich herumtrugen. Einige präsentierten Getränke, einige Hors D`ouvres.

Und Tenten wurde nicht einen Augenblick verschont. Diese Problematik ergab sich daraus, dass ein Teil von Nejis Verwandtschaft sie angestürmt hatte, bevor sie überhaupt den Raum, nein, den Saal völlig betreten hatten.

„Neji, Herzchen, wer ist deine Begleitung?“

„Na, Junge, schön dich ‘mal nicht allein zu sehen.“

„Mein liebster Enkel, wer ist denn die Dame bei dir?“

„Mildred, dräng den Jungen doch nicht so.“

„Möchtest du uns nicht die-“ Und das war der Augenblick, in dem alle die ‚unauffällige’ Bestandsaufnahme abrupt abbrachen, weil sie sich von Tentens und Nejis Kopf herab zu den Händen gearbeitete hatten und der entzückenden Ringe gewahr geworden waren. Es herrschte verblüffte Stille.

„Darf ich euch meine Frau vorstellen?“, sagte Neji eher formal als stolz in die Runde herein.

Tenten lächelte ihr nettestes Lächeln, das zur selben Zeit auch ihr scheustes war und hoffte, dass es die unbekannten Personen um sie herum befriedigte.

Daraufhin folgten recht viele ‚Oh’s und ‚Ah’s und dann konnten sich das Paar endlich von dem Pulk entfernen. Sie taten es unter dem Vorwand, aus dem Weg gehen, weil sie den Eingang versperrten.

Aber das schienen wohl nur die Hartnäckigsten, Neugierigsten gewesen zu sein.

Alle anderen waren zufrieden damit ihnen nur auffällig unauffällige Blicke zu zuwerfen und darauf zu warten, dass er, der gute anständige Junge, Neji, sich zu ihnen hin bemühte, um sie offiziell bekannt zu machen.

Aber für den Augenblick konnte sie durchatmen.

‘Du machst das super’, sagte sie sich selbst, weil Neji offenbar nicht der Ansicht war, dass die Situation nach ein bisschen Pep-Talk verlangte.

Aber der Augenblick hielt nicht lange und sie musste sich wieder ins Getümmel werfen. Zum Glück tat sie nicht viel außer lächeln, vielleicht ab und zu nicken.

All diese Leute waren überhaupt nicht ihre Liga. Um ehrlich zu sein hatte Tenten gedacht, solche Leute kämen nur als Farce in Filmen vor, doch die juwelenbehangenen, von Schönheitsoperationen verschönerten oder verstümmelten, prada- und guccitragenden Leute gab es tatsächlich. Leibhaftig und sie unterhielten sich tatsächlich über Themen wie die Börse, Yachten, Villen in entfernten Ländern, deren Namen sie nur bei den olympischen Spielen hörte sowie Sportarten mit komischen Namen wie Croquet, Krickett und alles, was mit Pferden zu tun hatte.

Sie waren ungefähr bis zur Mitte des Raums, nein, Saals vorgedrungen als Neji in seinem monotonen ‚Darf ich euch meine Frau vorstellen?’ innehielt und einen Kellner heran winkte. Er nahm ein Glas Champagner und bot es ihr an.

„Danke“, sagte sie und nahm es an. Etwas Alkohol würde ihr bestimmt gut tun in dieser Gesellschaft, obwohl Tenten das zweifelhafte Talent geerbt hatte extrem trinkfest zu sein.

Sie starrte den Hors D`ouvres hinterher und biss sich auf die Lippe. Dann fiel ihr auf, dass sie heute Lippenstift trug und wischte verstohlen mit der Zunge über ihre Zähne, um jede Spur von Farbe von ihnen zu entfernen. Dann gab sie ein Paradebeispiel an Können ab als sie das Sektglas und die Clutch in einer Hand balancierte und mit der freien nach dem Lippenstift suchte. Zum Glück war die Tasche nicht groß genug, um eine richtige Suche zu erfordern. Sie tupfte etwas Farbe nach und versuchte dann so vorsichtig wie möglich einen Schluck zu nehmen. Bevor sie es ganz gemeistert hatte, trat ihr ‚Schatz’ an sie heran, dessen Lieblingsgericht Lachs mit … - Sie versuchte sich als Übung für den Ernstfall zwischendurch daran zu erinnern - ...Mandarinenmarinade war. Und er hatte einem der Kellner offenbar sein Tablett geklaut.

Tenten hatte in ihrer Lippenstiftaktion gar nicht gemerkt, dass er weg gewesen war und konnte sich jetzt ein Grinsen nicht verkneifen.

„Wie viele darf man von diesen am Stück essen?“, wisperte sie ihm unsicher ins Ohr.

„Eins, aber für die neue Frau des Millionenerben machen wir eine Ausnahme.“

War das Ironie? Tenten studierte seine Gesichtszüge genau, aber sie konnte einfach nicht sicher sein, ob sie ein Schmunzeln erahnte oder nicht. Stattdessen versuchte sie mit so viel Grazie wie sie meistern konnte drei von den exotischen jedoch köstlichen Minigerichten zu essen bevor ihre Tortur weiterging.

Das erste Mal, dass sie tatsächlich irgendetwas sagen musste war als sie auf Tante Muriel trafen.

Tante Muriel war eine sehr kleine Frau, die einen viel zu großen Ausschnitt für ihr Alter trug. Tenten folgte Neji durch den engen Kreis der Verwandten, welcher sie umgab. Im Augenblick hielt die Dame ein Sektglas in der Hand und lachte über einen Witz, der gemacht worden war, bevor sie ankamen.

„Tante Muriel …“, begann Neji, doch er kam nicht weit.

„Ja ja, ich weiß, deine Frau. Wie wunderbar. Wir dachten schon, du seiest schwul.“ Sie stand auf und wollte ihn in eine Umarmung ziehen, was schwer war, denn sie war klein und er sehr groß. Sie gab sich mit einem Klaps auf Nejis Rücken zufrieden und breitete dann die Arme für Tenten aus.

Sollte sie das alte Klappergerüst etwa umarmen?

Mit ihrem heute oft erprobten Lächeln ging sie ein wenig in die Knie und ließ sich von ihrer Schwiegertante (?) drücken.

Gab es das Wort überhaupt? War sie überhaupt eine Tante?

Sie sah älter aus als eine Tante, aber da Tenten keine Tante hatte war sie vielleicht nicht in der besten Position, um über Tantentum zu spekulieren.

„Wann habt ihr Herzblättchen euch denn kennen gelernt?“ Sie starrte Tenten direkt an und als Neji antworten wollte, setzte seine Tante demonstrativ ein „Hmm, … Tenten? So heißt du doch?“ hintendran.

Die Fragen waren einfach genug zu beantworten, aber die Anrede war schrecklich … Herzblättchen?

„Vor einem Jahr als er in unsere Station versetzt wurde.“

„Ach, wie süß“, machte Tante Muriel mit Elan und der familiäre Kreis lächelte anscheinend wohlwollend oder ließ ein halbwegs ernst gemeintes „Oh“ hören. (Diese Familie hatte ihre „Oh“s und „Ah“s echt drauf!)

„Stimmt, Ihr Kinder seid ja Polizisten.“ Tante Muriel schmunzelte, obwohl Tenten wirklich nicht wusste, was daran lustig sein sollte.

„Und seit wann seid ihr so ein reizendes Pärchen?“

„Sechs Monate.“ Tenten strengte sich an ihr Lächeln aufrecht zu erhalten, während sie die Eckpunkte ihrer ausgedachten Beziehung zu Neji im Kopf abspielte.

Von da an war es allerdings vorbei mit der Einfachheit der Fragen und Tenten wurde der imaginären diabolischen Hörner in Tante Muriels dauergewellter Frisur gewahr.

„Und wo hat er dich bisher vor uns versteckt?“

Tenten war stolz, dass ihr Lächeln intakt blieb. Mit dem Bruchteil einer Sekunde an Verspätung schaffte sie es sogar in eine Art ‚Halblachen’ auszubrechen, das sie an diesem Abend an so vielen Leuten hatte beobachten können.

Sie hatte beschlossen, alle mit etwas zu konfrontieren, das sie nicht leugnen konnten: „Wie wir alle wissen …“, begann sie und warf ihrem überaus liebevollen Ehemann einen Blick zu als würden sie ein Geheimnis teilen. Eins, das alle anderen im Raum, nein, Saal nicht einmal erahnen konnten und fuhr fort. „… ist Neji nicht das, was man unter ‚extrovertiert’ versteht. Wir haben eine Weile gebraucht, um uns sicher zu sein. Besonders mit der Brautsuche, die stattgefunden hat-“ ‘Jup, in euer Gesicht, ihr Loser! Ich weiß von euren perversen Verkupplungsversuchen!’ „-aber letztendlich konnte er sich doch durchringen mich zu fragen und …“ Sie machte eine theatralische Pause für Emphase. „...jetzt sind wir uns sicher.“

Sie unterstrich ihre süße Aussage mit einem breiten Lächeln und einem Nicken und Neji kam ihrer romantischen Ansprache unverhofft zur Hilfe, indem er etwas tat, woran er vage Erinnerungen hatte von der Zeit als seine Eltern noch lebten. Er ergriff ihre Hand, sah ihr kurz in die Augen und küsste dann federleicht ihre Knöchel. Tenten tat so als würde sie das gar nicht überraschen, sondern als täte er das andauernd. Und als fände sie es unglaublich romantisch.

‘Gut gemacht, Neji, du Eisblock!’

Wieder ertönten mehrere „Oh“s und sogar Tante Muriel schien beeindruckt. Doch dann betrat Lex Luther, der Joker, Doktor Moriarty, der Riddler, Terminator oder, wie in ihrem Falle, der berühmt berüchtigte Antagonist, abgekürzt mit Onk., die Bühne!
 

***
 

Sie erkannte ihn sofort als Patriarch der Familie, allein anhand der Art und Weise wie alle Gäste beiseite wichen sobald er ankam.

Er war ebenfalls sehr groß und die pechschwarzen Haare stellten eine enge Verwandtschaft mit Neji außerfrage. Ebenso die erstaunlich hellen Augen. Sie stachen bei ihm noch mehr hervor, da er es im Gegensatz zu seinem Neffen gemeistert hatte zu lächeln.

„Seitdem er mir letzte Woche von seiner bezaubernden Frau vorgeschwärmt hat-...“ Der Kerl log sobald er den Mund aufmachte, musste Tenten feststellen. „...konnte ich es kaum erwarten, dich kennen zu lernen.“

‘Ha, darauf wette ich!’

Tenten nahm Vorlieb mit ihrem süßen Lächeln.

„Wie wäre es mit einem Kuss von dem glücklichen Paar?“, fragte er die Herumstehenden mit seiner festen Stimme. Es war die Art von Stimme, welche wundervolle Reden halten konnte. Augenscheinlich hatte Nejis Onkel keine Probleme mit dem Sprechen. Wieder etwas, das er seinem Neffen voraus hatte.

Gerade war das allerdings Tentens geringste Sorge.

Daran hatte sie gar nicht gedacht. Ein Kuss! Natürlich! Gab es eine einfachere Möglichkeit sie beide zu entlarven?

Was interessierte es ihn eigentlich, ob sein Neffe sie liebte oder nicht. Wenn er eine der Damen gewählt hätte, die er für ihn ausgesucht hätte, hätte er sich auch keinen Furz um Liebe geschert.

Alle waren allerdings begeistert von der Idee; einige dieser Verrückten klatschten sogar. Tenten tat so als wäre sie zu schüchtern für so etwas, doch es gab kein Entrinnen. Sie sah den entschlossenen Blick in Nejis Augen. Sie waren ganz hart. Ihr eigener spiegelte seinen, dann machte sie einen Schritt auf ihn zu und ging hoch auf ihre Zehenspitzen. Augen zu und durch!
 

***
 

Neji war nicht oft wütend. Da er sich für die meisten Dinge im Leben nicht genug engagierte, produzierte er nicht die nötige Gefühlswelt, die einem Wütendsein vorangehen musste. Aber nun war er für einen Herzschlag tatsächlich, wirklich wütend.

Wie konnte sein Onkel verlangen, dass sie ihn küssen sollte? Wie unangebracht!

Aber da kam sie auch schon auf ihn zu. Sie war eine wahrlich tapfere Frau und so etwas wie Dankbarkeit stahl sich in sein Herz.

Er wollte eigentlich nicht. Die Idee sie zu küssen kam ihm aberwitzig vor, doch dann betrachtete er sie einen Herzschlag lang, dachte daran wie sie sich immer auf die Lippe biss, wenn sie sich Sorgen machte, und plötzlich war es ganz einfach. Seine Arme streckten sich nach ihr aus, umfassten sie sanft. Eine seiner Hände fuhr sogar an ihrem Rücken hoch, an ihren langen Haaren vorbei bis zu ihrem Kiefer, den er behutsam lenkte, sodass er ihr den romantischsten Kuss geben konnte, den sie und seine Verwandten jemals erlebt hatten.
 

***
 

Tenten wagte nicht die Augen zu öffnen, doch seine Lippen verweilten erstaunlich lange auf ihren. Er versuchte nichts Extravagantes, behielt seine Zunge in seinem eigenen Mund und hielt sie sogar im Arm. Damit es für die Verwandten nicht langweilig wurde, lehnte sie sich etwas inniger in seine Umarmung und presste die Hände auf seinen Rücken.

Als sie sich endlich lösten, fühlte Tenten sich so wohl wie man sich nun einmal fühlen konnte, wenn man gerade seinen falschen, echten Ehemann auf den sehr echten Mund vor all seiner einem vollkommen fremden und etwas unheimlichen Verwandtschaft geküsst hatte.

Aber Neji schien die Situation meisterhaft wegzustecken. Er bedachte seine Tante mit einem freundlichen Gesichtsausdruck, den man allerdings noch nicht ganz als lächelnd bezeichnen konnte, und würdigte seinen Onkel unauffälligerweise keines Blickes. Also tat sie das gleiche. Tief in sich fand sie noch einmal die Kraft strahlend zu lächeln und so zu tun als wäre sie überglücklich, dass Neji sie endlich geheiratet und seiner Familie vorgestellt hatte.

Nicht wegen dem Geld selbstverständlich. Sie war nicht wegen dem Geld überglücklich, versuchte sie in ihrem Lächeln zu vermitteln.

„Noch ein Glas, Schatz?“

Tenten wandte sich um als sie merkte, dass sie gemeint war.

„Gerne“, lächelte sie und ließ sich noch eins von ihm geben. Sie wollte sich gar nicht vorstellen wie viel so ein Glas kostete. Oder wie viel der Schmuck dieser Leute kostete. Auch den Preis ihres eigenen Schmuckes wollte sie sich nicht ausmalen und dachte dabei an die elegante Brosche.

Eine Zeit lang waren sie im Mittelpunkt des Geschehens, aber Tenten konnte das Reden wieder Neji überlassen, der es irgendwie schaffte seine defensive Kommunikation (kurze Antworten, nur wenn es nicht anders ging) selbst umkreist von Plappermäulern aufrechtzuerhalten.

Dann geschah etwas Unvorhergesehenes. Irgendeiner der Männer legte väterlich eine Hand auf Nejis Schulter und führte ihn flüsternd davon.

Tenten hatte schon befürchtet, dass sie mit irgendwelchen Tanten allein gelassen werden würde, doch es kam noch schlimmer.

Die Tanten wichen zur Seite, alle plötzlich erpicht darauf, ein Hors D`oeuvre zu verspeisen und machten Platz für Nejis Onkel, der sie mit einer strengen Hand im Kreuz immer weiter weg von Neji führte bis er sie in eine entlegene Ecke der Terrasse bugsiert hatte.

Still und höflich blieb Tenten in der sommerlichen Nachtluft stehen, während er sich an das Geländer lehnte. Langsam wandte er sich um.
 

***
 

„Und du liebst also meinen Sohn?“

Sohn? Aber davon abgesehen, brauchte sie einen Augenblick, um zu überlegen wie sie reagieren sollte.

Wie würde ich wohl denken, wenn ich Nejis Onkel wäre und meinen Neffen explizit „Sohn“ nennen würde?

Sie sah ihm direkt in die Augen. „Ich weiß, es fällt Ihnen wahrscheinlich schwer zu glauben, aber … das geht Sie überhaupt nichts an.“

Er legte einen nachdenklichen Finger an sein markantes Kinn und nickte.

„Und du glaubst du kommst mit dieser Aktion durch, Töchterchen?“, wollte er wissen und er hielt ihrem Blick stand.

Tenten konnte diesen Mann nicht leiden. Er hatte die falsche Miene eines Politikers und seine Stimme klang als wäre sie zum Lügen gemacht.

Sie entschied sich dafür beharrlich zu schweigen, aber ein rebellisches Funkeln ihrer Augäpfel konnte sie nicht unterdrücken.

Er hielt ihrem Schweigen sehr gut stand, doch schließlich öffnete er doch den Mund: „Wäre ich du, würde ich mich in Acht nehmen. Ich befürchte, du hast dir mehr eingebrockt als du auslöffeln kannst.“

Seine freundliche Fassade fiel. Plötzlich sah er wie ein sehr, sehr gefährlicher Mann aus . Seine Gesten, im Grunde harmlos, wirkten nicht so, da er derjenige war, der sie ausführte.

Er tippte mit einem beringten Mittelfinger gegen ihre Brosche.

„Das…steht dir nicht zu.“

Weil Tenten keinen blassen Schimmer hatte wie sie diesen Mann an Rhetorik überbieten sollte, entschied sie sich dafür ihn mit den Mitteln ihres kürzlich erworbenen Gatten zu schlagen.

Sie schwieg weiterhin.

Nach einer Sekunde hielt sie es für klug, der Methode ihres Schatzes eine Prise Tenten Minazuki (oder Minazuki-Hyuga, wenn man nach ihrem momentanen Ausweis gehen wollte) hinzuzufügen: Sie lächelte vollkommen grundlos siegesicher.

Als sie abwartete wie ihr Antagonist das schlucken würde, verschränkte sie die Arme, was gar nicht so einfach war in ihrem neuen Business-Casual-Blazer und einem Sektglas. Dann lehnte sich mit überkreuzten Knöcheln an die Reling der Terrasse.

Es schien als wolle Onk. noch etwas sagen, doch er wurde eines Ausdrucks in seines Gegenübers Augen gewahr. Daraufhin wandte er sich um und sah, dass sein Neffe im Begriff war seiner Frau zu Hilfe zu eilen.

Sich von allen losreißend bahnte er sich einen Weg zu ihr, drängte sich an seinem Onkel vorbei und stellte sich vor sie. Auf Zehenspitzend stehend konnte Tenten einen überraschten Ausdruck im Gesicht ihres Erzfeindes ausmachen.

Vielleicht war es Rache dafür, dass Onk. sie so herablassend behandelt hatte:

„Schon in Ordnung, Schatz.“

Sie wusste nicht, weshalb sie es sagt. Doch es war aus ihr heraus, bevor sie es zurückhalten konnte. Wo vielleicht das Potential für eine unangenehme Situation gewesen wäre, blieb nur noch das breite Lächeln des Onkels. Er hatte es sofort aufgesetzt, nachdem sie die Worte gemurmelt hatte.

Er klopfte Neji auf die Schulter.

„Gutes Mädchen“, kommentiert er. „Gutes Mädchen hast du dir ausgesucht.“ Mit demselben breiten Grinsen wandte er sich an Neji und die Leute im Raum. Er nahm Tentens Glas aus ihrer Hand und zauberte einen Löffel aus dem Innern seines Anzugs. War der nächste Teil etwa geplant gewesen oder trug er immer einen Löffel mit sich herum, falls es nötig wurde spontan eine Rede zu halten?

Das hohe Klirren veranlasste alle sich herumzudrehen sowie das Herunterdrehen der Musik.

Wie ein guter Vater nahm er Neji auf seine rechte, Tenten auf seine linke Seite in den Arm und wandte sich an seine Gäste.

„Ich bin höchst erfreut zu verkünden, dass wir heute mehr zu feiern haben als den Geburtstag der herzallerliebsten Muriel.“

Er machte eine erhabene Geste zu der winkenden Muriel.

„Denn ich bin höchst erfreut euch allen mitteilen zu dürfen, dass unser lieber Neji sich eine reizende Partnerin ausgesucht hat, um mit ihr sein Leben zu teilen!“

In seinen Augen war ein gefährliches Funkeln als er sie scheinbar wohlwollend anlächelte. „Und anlässlich dieser wundervollen Verbindung möchte ich wieder gut machen, was die beiden versäumt haben!“

Es wurde ganz still im Saal und Tentens Herz rutschte herab bis in ihre Unterwäsche. Was zur Hölle hatte dieser Wahnsinnige geplant? Sie hatten überhaupt nichts versäumt! Und wenn doch, dann mit Absicht.

„Ich möchte euch ein rauschendes Fest schenken!“ Er drückte Tenten väterlich an sich, tat so als würden ihm die Augen tränen, während Tenten fand, dass er sie definitiv viel zu fest an sich presste. Definitiv zu fest, da sie sein wahrscheinlich über hundert Euro teures Rasierwasser in all seinen Nuancen wahrnehmen konnte.

Er verkündete mit erstickter Stimme: „Du musst dir keine Sorgen machen, weil du keine Familie vorzuzeigen hast, denn wir sind nun deine Familie.“

‘Urgh.’ Tenten musste den Würgereiz niederkämpfen. Das war das Scheußlichste, was sie je in ihrem ganzen Leben gehört hatte und Tenten hatte schon ein paar scheußliche Dinge gehört.

Aber die schlimmste Erkenntnis von allen traf sie erst noch. Sie würde noch so einen Abend mit diesen Leuten verbringen müssen und dann würden sie und Neji nicht nur der inoffizielle Mittelpunkt des Geschehens sein (im Prinzip war das hier immer noch Muriels Geburtstagsparty und nicht Neji-stellt-seine-neue -Frau-vor-Party), sondern auch der offizielle. Sie konnte nur vermuten wie viel schlimmer das als heute werden würde.

Die Vorstellung raubte ihr für einen Augenblick den Atem und sie schnappte nach Luft.

Sie tauchte wieder auf wie ein Ertrinkender, der es endlich geschafft hatte durch die Wasseroberfläche zu brechen und frische Luft in seine Lungen strömen zu lassen.

Sie überprüfte wie Neji sich hielt und musste feststellen, dass sein Antlitz wie aus Stein gemeißelt war.

Antlitz?

Tenten schüttelte den Kopf. Gesicht, sie meinte sein Gesicht.

Okay, Neji war ausgeschaltet. Was als nächstes tun?

‘Immer das, womit der Feind nicht rechnet!’, wusste sie. Also tat sie genau das. Sie setzte ihr Paradelächeln auf, tat als müsse sie sich ebenfalls Tränen aus den Augen wischen und dann gab sie ihrem Schwiegervater oder Onkel, je nach dem wie man den Mann nennen wollte, eine sehr emotionsschwangere Umarmung.

Weil sie nicht wusste, was sie nach dieser waghalsigen Aktion tun sollte, trat sie einfach an den ‚glücklichen’ Frischverheirateten heran, lächelte und ließ sich von unbekannten Leuten die Hand schütteln. Sie konnte den Blick ihres neuen Schwiegervaters im Rücken spüren, doch sie konzentrierte sich auf die Gesichter der Unbekannten. Der vielen Unbekannten. - Bis sie jemanden wiedererkannte.

Sie war so überrascht, dass ihre Kinnlade herab fiel. Da war die Hokage. Die Hokage schüttelte ihr die Hand und gratulierte ihr. Mit ihrem hellblonden Haar, der imposanten Statur und den wissenden Augen!

„Vielen Dank“, brachte sie heraus und bemerkte, dass die Hokage ihr zuzwinkerte, bevor diese weiter zu Neji schritt, um ihm zu gratulieren.

Nachdem die Gratulationstortur vorbei war, bemerkte sie noch ein bekanntes Gesicht.

Das Sasuke-Double, von dem sie gar nicht mehr so sicher war, dass es tatsächlich ein Double war, stand hinter der Menge an einer Wand. Aber es war definitiv derselbe Mann wie auf ihrer Hochzeit, denn er hatte die interessante Frau bei sich. Tenten bahnte sich einen Weg zu ihnen durch.

„Hallo“, machte sie, weil sie sonst nichts zu sagen wusste. Sie war sich noch nicht einmal sicher, weshalb sie zu ihnen herüber gekommen war.

„Hey, alle hier beneiden uns, weil wir dabei waren und die nicht“, war seine Begrüßung. Die Frau brachte ein Lächeln zustande.

„Ja, huh, kann ich mir vorstellen“, erwiderte Tenten. „Und du bist also Sasuke Uchiha, der Echte?“

Er nickte.

„Interessant und du?“ Sie wandte sich an die Frau. Sie gab Tenten freundlich die Hand. „Ich bin Sakura Uchiha.“

„Nett dich kennen zu lernen.“

„Ebenfalls.“

Sasuke befürchtete wohl, dass es von nun an nur noch Mädchengebrabbel geben würde (obwohl dem wirklich nicht der Fall gewesen wäre, weil Tenten für eine Frau Mädchengebrabbel wirklich schlecht beherrschte) und sagte dementsprechend: „Ich lass euch Ladies ‘mal kurz allein und geh zur Bar. Ich bring dir dein Übliches, Babe.“

Und dann war er weg und die Frauen schwiegen.

„Ich finde, ihr passt gut zusammen“, begann Sakura schließlich, um die Stille zu füllen. „Ihr seid beide sehr …“ Sie lächelte gezwungen. Es war offensichtlich, dass sie nicht wusste, was sie in der Gegenwart der Frau sagen sollte, die behauptete Neji Hyuuga zu lieben.

Tenten wollte ihr nichts von dem Abkommen erzählen, wollte aber auch nicht, dass sich Leute begannen zu fragen, weshalb sich das ach-so-glückliche Pärchen so distanziert gab. Also musste sie sich etwas ausdenken.

„Wenn wir allein sind, ist er etwas anders, aber hier … mit der Verwandtschaft und so …“

Sakura schien interessiert. Es schien fast als wäre das etwas, was sie verstehen konnte.

„Ich weiß, es ist hart.“ Sie nickte verständnisvoll und ihr Lächeln wurde eine Spur wärmer. „Ich sehe Neji auch nur an solchen Events. Ich war eigentlich vollkommen vom Hocker gehauen nach … du weißt schon. Ich und Sasuke konnten es gar nicht fassen. Wir haben vermutet, dass irgendwas dahinter steckte“, gab sie freimütig zu und sie lachten darüber, Tenten vielleicht eine Spur zu nervös.

„Aber jetzt, wo ich euch sehe … Ich schätze, ihr habt euch gefunden. Er blickt dich so gutmütig an.“

Tenten nickte bestätigend, erleichtert über den erzielten Eindruck.

„Und der Kuss vorhin!“, schwärmte Sakura. Sie lachten wieder, Tenten eine Spur zu schrill.

„Ja …“, machte Tenten. „Dieser ... dieser Kuss … herrlich.“ Sie sah etwas peinlich berührt zu Boden.

„Ihr habt’s den alten Säcken hier echt gezeigt.“

„Oh ja“, musste Tenten zugeben, war aber erleichtert als Sasuke zurückkehrte. Er drückte Sakura irgendetwas Klares in die Hand und hatte ein Glas Scotch für sich selbst bestellt. Die Konversation schiffte in formalere Gewässer ein:

Ja, sie freute sich über die geschenkte Hochzeitsparty. Ja, alle waren sehr nett, sehr gute Gesellschaft. Ja, sie hatte sich eine neue Frisur für den Abend zugelegt. Nein, Polizistin zu sein war nicht aufregend. Ja, die Ölpreise waren schrecklich. Nein, sie konnte nicht reiten.

„Ich glaube, dein Mann sucht nach dir“, sagte schließlich einer der beiden.

Tatsächlich. Als sie sich umdrehte, türmte Nejis suchender Blicke über den Köpfe der anderen Gäste. Sie hob vorsichtig eine Hand, um auf sich aufmerksam zu machen. Dann verabschiedete sie sich und kam ihrem Mann entgegen.

Sein Blick sagte alles.

„Ja, lass uns gehen“, bat Tenten.

Mit einer Hand vorsichtig in ihr Kreuz gepresst führte er sie aus dem Saal.

„Puuhh … und demnächst passiert das alles noch mal viel intensiver“, befürchtete Tenten, worauf er stumm nickte.

„Wusstest du, dass die Leute finden, dass wir gut zusammen passen?“

Er antwortete nicht, sondern führte sie einfach immer weiter.
 

***
 

Auf dem Heimweg schaffte Tenten es die Brosche abzunehmen und hielt sie ihm hin. Er warf einen kurzen Blick darauf und meinte nur „Behalt sie. Du wirst sie noch brauchen“, bevor er wieder in Schweigen versank.

Kurz fragte Tenten sich, weshalb er das gesagt hatte. Wahrscheinlich meinte er nur, dass sie sie an den anderen Events tragen sollte. Aber in Tentens Kopf formte sich ein Bild wie sie mit der Brosche die bösen Schwiegereltern abwehrte. Es gab ihr etwas, worüber sie während der stillen Autofahrt lächeln konnte.

Aber sie war nicht ganz still. Während Tenten die Brosche mit spitzen Fingern inspizierte, fiel ihr nicht auf, dass ihr Fahrer sie manchmal aus den Augenwinkeln inspizierte.

„Woher kriegt man eigentlich solche Prachtstücke? Habt ihr Reichen spezielle Läden oder wird euch das zugeschickt oder findet ihr das in alten Kartons auf dem Speicher?“

Tenten hatte noch nie so etwas besessen und war deshalb neugierig. Die Brosche sah alt aus.

„Schmeiß mich nicht mit ihnen in eine Schublade“, bat er ungewöhnlich gesprächig. „Ein Erbstück. Sie hat meiner Mutter gehört. Also eher der Karton.“

Tenten hätte das edle Stück beinah fallen gelassen.

Ein Erbstück? Und sie trug es?

Sie äußerte ihre Bedenken.

„Ich musste dir etwas geben, um den Ernst der Lage mit Nachdruck darzulegen“, erklärte er, was Tenten schließlich einleuchtete. Doch unbehaglich wurde ihr beim Anblick des wunderschönen Schmuckstückes schon.

‘Und das edle Ding soll bei mir in der Chaoswohnung vergammeln?’, fragte sie sich außerdem zweifelhaft. Jetzt musste sie nicht nur auf den Ring, sondern auch noch auf ein Familienerbstück aufpassen. Das Erbstück einer Familie, zu der sie nun auch gehörte. Na, das konnte ja heiter werden.

Wenigstens war die erste Runde zwischen Onk. und ihr unentschieden ausgegangen.
 

***
 

Es war schon spät als sie neben Tentens alter Karre hielten.

Trotzdem stieg sie nicht aus.

„Der Kuss … “, begann er und es war das erste Mal, dass sie eine echte Gefühlsregung in seiner Stimme hörte. Es schien ihm wirklich Leid zu tun, für seine Verhältnisse schien er geradezu zerknirscht.

„Schon gut.“ Sie versuchte aufmunternd zu lächeln, aber er sah sie sowieso nicht an. „Vielleicht sollten wir das Küssen vorher üben, bevor wir noch so einen Stunt vor deiner Familie abziehen“, witzelte Tenten. Das Lachen sollte die Spannung im Wagen lösen, doch Neji lachte nicht mit. Neji lachte sowieso nicht oft.

„Gute Idee“, gab er zu, was Tenten etwas überraschte. Es war eigentlich nur ein Scherz gewesen.

„Ja“, stimmte sie ihm zögerlich zu, schnallte sich ab und lehnte sich leicht zu ihm herüber.

„Jetzt?“, fragte er ob ihres eifrigen Verhaltens.

Tenten zuckte zurück. Er hatte nicht böse geklungen, nur ein wenig überrascht.

„Warum nicht? Besser wir bringen es hinter uns.“

Das schien ihm einzuleuchten.

„Nicht so lang wie beim ersten Mal“, riet sie. Er nickte und sie lehnten sich beide ein wenig zum anderen hin. Ihre Lippen berührten sich für genau drei Sekunden, dann gab Tenten ihm vorsichtig ein Zeichen sich zu lösen.

„Das war schon die richtige Länge, aber beim nächsten Mal versuch zu lächeln bis zu dem Zeitpunkt wo sich ... die Lippen … “ Sie brach ab, weil es zu merkwürdig wurde.

Er nickte und lehnte sich noch einmal zu ihr herüber. Diesmal versuchte er zumindest einen freundlichen Blick aufzusetzen. Er hielt die Augen offen bis zu dem Augenblick, dass er sie küsste.

„Perfekt“, lobte ihn Tenten hinterher und stieg aus.
 

***
 

An dem Abend vor dem Einschlafen dachte Tenten noch: Das war ein guter Tag, Tenten, du hast viel erreicht. Du hast deinen echten, falschen Ehemann drei Mal geküsst und es irgendwie geschafft zu deiner eigenen Hochzeit eingeladen zu werden.

„Gute Arbeit“, bestätigte sie sich selber und gähnte. Vielleicht wurde es langsam Zeit, dass sie und Neji Telefonnummern austauschten.

‘Außerdem hast du dir einen mächtigen Feind gemacht, aber was soll’s …’ Hatte nicht jeder Probleme mit seinen Schwiegereltern?

‘Ja’, bestätigte eine Stimme in ihrem Innern, aber in der Regel ging es bei den Problemen nur darum, dass eine Schwiegermutter die angeheiratete Tochter dazu anhält ihren Jungen öfter zu bekochen oder Aufläufe nur in teuren Eisenpfannen zu backen statt mit der billigen IKEA-Keramik. Das hier war ernst, aber Tenten ließ sich nicht stören. Sie war zuversichtlich, dass sie alles fest im Griff hatte. Mit diesem Gefühl schlief sie ein.
 

***
 

Am anderen Ende der Stadt war sich Neji nicht so sicher wie seine Gattin. Er wusste nicht recht, ob er zufrieden oder unwiderruflich unzufrieden mit dem Verlauf des Abends sein sollte.

Sein Hirn war machtlos gegen Tenten. Ihre Reaktionen konnte es nicht hervorsehen und deshalb war sie eine wacklige Variable in seinem Leben voller Konstanten. Nein, sie war eine explosive Variable sogar, aber, soweit er feststellen konnte, erstaunlich gut für den Job geeignet. Wann immer sein Gehirn aussetzte und ihn nicht mit der gewohnten Schnelligkeit mit einer Lösung belieferte, trat sie ein und machte irgendetwas Verrücktes. Er glaubte es geschah nach demselben Prinzip wie alle anderen verrückten Dinge, die sie tat. Wie sich spät abends nach dem Laufen ins Gras zu legen, was immerhin zu einer seiner brillantesten Ideen geführt hatte. Ob es ihn nicht langsam aber sicher in den Wahnsinn trieb, würde nur die Zeit zeigen.



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