Zum Inhalt der Seite

Fantasy-World

Der Krieg meines Lebens
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 13

Kapitel 13

 

Ich spornte den Blauschimmerhirsch immer und immer weiter an. Ich wusste, das ich das nicht musste. Irgendwie wusste er, wo wir hin mussten und er wusste auch, dass wir verfolgt wurden, aber ich konnte nicht anders.

Die Erinnerung an Felix, wie er mich so angesehen hatte, war einfach nur schrecklich und vor allem wie er Phillip gedemütigt hatte. Ich konnte einfach nicht mehr zusehen, wie er verletzt wurde … auch wenn da irgendwas zwischen uns stand. Marie hatte Phillip irgendwas gesagt, was ihn dazu bringt mir aus dem Weg zugehen. Auch wenn wir mit einander geschlafen haben. In dem Moment war er schwach, aber diese zehn Minuten nachdem ich wach geworden war … war einfach nur schrecklich gewesen.

„Nein“, flüsterte Phillip plötzlich hinter mir. Wie ritten auf eine Lichtung zu und der Blauschimmerhirsch wollte einfach über sie hinweg … wohl der schnellste Weg, um eine weitere Distanz aufzubauen. „Wir müssen außen herum.“

„Aber über die Lichtung wäre es einfacher“, protestierte ich. Phillip griff an mir vorbei und krallte sich in das Fell des Blauschimmerhirsches und zog daran, sodass der Hirsch stehen blieb. Ich wollte wieder protestieren, aber da fegte ein Wind durch die Bäume und mitten auf der Lichtung landete ein Drache. Er kauerte im Gras und suchte nach uns. Zwei weitere flogen über ihm.

Der Blauschimmerhirsch reagierte sofort und schlug die Richtung ein, die Phillip vorgeschlagen hatte. Dieser ließ seinen Arm sinken und ich sah aus dem Augenwinkel, dass er am Oberarm blutete.

Jetzt hörte der Hirsch auch auf Phillip, als dieser wieder sagte, dass wir eine andere Richtung einschlagen sollten. Wir schlugen Hacken, aber nur damit Felix und seine Leute nicht wirklich mitbekamen, wo wir hin wollten.

Wir schafften es sie abzuwimmeln, sodass ich den Blauschimmerhirsch anspornen konnte. Dieser wurde auch immer schneller und schneller.

Nach einer Zeit schossen wir aus dem Wald und standen vor einem riesigen See. Der See der vier Jahreszeiten.

Der Anblick war der Wahnsinn. Gehört hatte ich schon viel, aber das Bild in meiner Vorstellung war nichts im Vergleich zur Realität.

Ein leichter Wind fegte durch meine Haare. Erst war er angenehm, aber je länger wir hier standen, desto kälter wurde es. Auch das Schauspiel der Bäume war wunderschön. Die Blätter wechselten ständig die Farbe, im gleichen Tempo, wie auch der Wind kälter und wieder wärmer wurde. Das Wasser des Sees wechselte auch. Wie kleine Wellen wurde das Wasser flüssig und gefrohr dann zu Eis. Alle Jahreszeiten wechselten sich innerhalb ein paar Minuten ab.

Phillip und ich stiegen ab und ich sah mich noch mal um. Das war wirklich unglaublich. Der nächste Windstoß war eiskalt und ich zitterte ein bisschen, der See gefrohr wieder.

Neben mir zuckte Phillip zusammen, aber nicht wegen der Kälte sondern wegen seiner Wunde. Er schaute sie sich gerade an, drückte auf ihr herum und zuckte. Ich drehte mich ganz zu ihm und drückte seine Hände weg.

„Tut mir leid, dass ich eben nicht auf dich hören wollte“, meinte ich und riss ein Stück von meinem Ärmel ab, damit ich Phillips Wunde wenigstens etwas säubern konnte. „Ich wollte nur ...“

„So schnell es ging weg, ich weiß“, unterbrach er mich. Ich tupfte das Blut langsam ab, aber als ich zu nah an die Wunde kam, zuckte er zusammen. Die Wunde war nicht wirklich tief, aber aus irgendeinem Grund war Phillip an der Stelle sehr empfindlich.

Als ich das Blut dann entfernt hatte, konnte ich mir den Streifschuss besser ansehen. Aber irgendwas stimmte hier nicht. Erst jetzt bemerkte ich, dass Phillips Arm zitterte. Auch seine Wunde war komisch. Sie blutete natürlich weiter, aber das Blut wies blaue Flecken auf.

„Was ...“, fing ich an, aber Phillip schlug meine Hand weg.

„Geh, geh weg von mir“, hauchte er und ging einen Schritt zurück.

„Phillip, was ist los?“ Jetzt zuckte sein Arm unkontrollierter.

„Ich kann … meinen Arm, er macht sich selbstständig.“

Plötzlich schnellte sein Arm nach vorne und wollte mich packen. Ich konnte gerade noch ausweichen.

„Milea, bitte. Du musst zum See, egal was jetzt passiert.“ Egal was jetzt passiert? Was war los mit ihm? Ich wollte wieder protestieren und machte einen Schritt auf ihn zu. Im selben Moment wurden Phillips Augen ausdruckslos, seine Hand schnellte nach vorne und er umfasste meinen Hals. Meine Augen weiteten sich und Phillip drückte zu. Meine Hände krallten ich in sein Handgelenk und versuchte seinen Griff zu lösen, aber das funktionierte nicht. Phillip hob mich hoch und so allmählich ging mir die Luft aus.

„Phillip, hör auf“, keuchte ich mit letzter Kraft. Seine Augen blieben trüb und sein Griff wurde fester. Langsam sah ich schwarze Punkte. Gleich würde ich Ohnmächtig werden, das spürte ich.

„Phillip“, versuchte ich es noch einmal, bevor mir schwarz vor Augen wurde.

Doch da ließ Phillip mich los und ich fiel zu Boden. Mein Sichtfeld kam langsam zurück und ich sah, wie der Blauschimmerhirsch vor mir stand. Phillip lag auch auf dem Boden und seine Wange färbte sich rot. Der Hirsch drehte sich zu mir und sah mir tief in die Augen.

Du musst deine Kräfte erwecken, jetzt!, ertönte eine mir völlig fremde Stimme in meinem Kopf. Es ist wichtig, Milea.

Ich sah dem Hirsch in die Augen und mit einem Mal wurde mir bewusst, dass er in Gedanken mit mir sprach.

„Und was ist mit Phillip?“

Er ist unwichtig.

„Ist er nicht.“

Du bist die letzte Hoffnung für jedes Wesen dieser Welt.

Er drückte seinen Kopf gegen meinen Rücken und brachte mich so dazu aufzustehen. Zusammen gingen wir auf den See zu, der gerade wieder gefrohr. Je näher wir kamen, desto mehr spürte ich den Jahreswechsel. Der Wind zerrte an meinen Sachen und wirbelte mein Haar hin und her.

Ein kleiner Steg, der vielleicht nur 20 Meter in den See hinein ragte erschien vor uns. Ich war sicher, dass der eben noch nicht da gewesen war. Der Hirsch stupste mich noch mal an und zeigte mir mit seinem Blick, dass ich auf den Steg gehen sollte. Ich sah an ihm vorbei zu Phillip, der immer noch bewusstlos auf dem Boden lag.

Du musst jetzt gehen!

Wieder drückte er seinen Kopf gegen meinen Rücken. Ich ging einen Schritt weiter, aber da sauste auch schon ein Pfeil an meinem Ohr vorbei und bohrte sich in den Steg.

„Wenn du noch einen Schritt machst, schieße ich dir in die Schulter oder eher ich lasse dir in die Schulter schießen.“ Das konnte nicht sein. Wir hatten sie doch abgehängt, wie konnten sie …

Langsam drehte ich mich um. Felix stand da, mit seinen Leuten, und vor ihnen Phillip. Seine Augen waren jetzt total trüb, starrten ins Leere. Zudem hatte Felix ihm Pfeil und Bogen gegeben und jetzt zielte er damit auf mich. Ich wette auch den Pfeil eben hatte Phillip geschossen. Aus irgendeinem Grund gehorchte er Felix.

„Was hast du mit ihm gemacht?“, rief ich und ballte eine Hand zur Faust.

Milea, geh weiter. Ich werde sie ablenken.

Das konnte ich nicht. Felix hatte etwas mit Phillip gemacht und ich konnte einfach nicht zulassen, dass ihm etwas passierte.

Wenn du jetzt auf ihn eingehst, dann werden viel mehr Leute verletzt, als nur Phillip.

Der Hirsch stellte sich vor mich. Geh weiter!

Ich sah Phillip in die Augen, aber nichts in ihnen zeigte mir, dass er noch irgendwie da war. Er war eine Marionette von Felix und wenn dieser ihm befehlen würde zu schießen, würde er es tun.

Ich kniff die Augen zusammen und lief los. An meinem Ohr zischte ein Pfeil vorbei und sofort sah ich über meine Schulter zu Phillip. Er hatte den Pfeil geschossen, aber sein Arm zitterte. Er war ein guter Schütze, er hätte mich getroffen, aber er wehrte sich. Also war er doch noch da darin.

Lauf!

Plötzlich kamen Reiter aus dem Wald gestürmt und griffen Felix und seine Männer an. Auf einem der Pferde erkannte ich Niko, also musste ich mir keine Sorgen um diese Neuankömmlinge machen. Sie waren auf meiner Seite. Schnell lief ich weiter den Steg entlang, bis ich am Ende ankam … nur jetzt wusste ich nicht weiter. Was sollte ich hier denn machen? Musste ich irgendeinen Satz sagen? Irgendwas tun?

Neben meinem Fuß bohrte sich ein Pfeil und ich wirbelte herum. Im letzten Moment konnte ich noch mein Schwert ziehen, um mich vor dem gegnerischen Schlag zu schützen. Schnell drückte ich gegen das andere Schwert und konnte meinen Gegner weg schubsen. Es war einer von Felix Leuten.

„Ich kann nicht zulassen, das du das tust“, meinte er. Er war ein Dämon, das sah ich an seinen schwarzen Augen.

„Und wie willst du das anstellen? Alex wird dich umbringen, wenn du mir etwas tust“, provozierte ich ihn. Aber er grinste nur.

„Kleine Schaden können immer passieren.“ Damit holte er aus und schlug wieder zu. Ich parrierte und versuchte ihm die Beine weg zu treten. Doch er wich aus und schlug wieder zu. Ich wich einen Schritt zurück und wäre beinahe ins Wasser gefallen, aber ich konnte mich noch fangen, indem ich mich schnell nach vorne beugte und dem Dämon mein Schwert in den Arm rammte. Er zischte auf und packte ich um den Hals. Durch den Druck blutete er mehr, aber das interessierte ihn überhaupt nicht, er drückte einfach weiter meinen Hals zu und hob mich sogar hoch. Ich krallte mich in sein Handgelenk und ließ deswegen mein Schwert fallen. Er schnürte mir die Luft ab und grinste mich dabei amüsiert an. Mir wurde langsam schwarz vor Augen, aber bevor das passierte weiteten sich die Augen des Dämons und plötzlich ragte ein Schwert aus seiner Brust heraus. Seine Hände lösten sich und er sackte in sich zusammen. Auch ich sackte auf die Knie und rang nach Luft.

„Alles okay?“ Schnell sah ich auf und in Nikos vertrautes Gesicht. Niko streckte mir seine Hand entgegen und half mir hoch.

„Danke.“

„Kein Problem, aber du solltest deine Kräfte erwecken.“ Er drehte sich um und wollte wieder los laufen, aber was sich da vor uns ereignete war … das Felix sich mit seinen Leuten zurück zog. Ein schwarzer Nebel hüllte die Lichtung ein und war dann noch ein paar Sekunden wieder verschwunden. Samt Felix und seiner Männer … und Phillip. Ich suchte ihn auf dem ganzen Lichtung, aber nirgends war er zu finden.

„Nein“, hauchte ich. „Nein.“ Ich wollte an Niko vorbei laufen, aber er hielt mich am Handgelenk fest. „Lass mich los, wir müssen ihn zurück holen“, protestierte ich und zog an meinem Arm, aber Niko ließ mich nicht los.

„Milea, sie sind weg.“

„Nein, er wird ihn töten … er wird ihn töten. Wir müssen ihn zurück holen.“ Niko packte mich an den Schultern und drehte mich zu sich.

„Phillip ist egal.“ Meine Augen weiteten sich.

„Wie kannst du das sagen? Er ist dein Cousin.“

„Er ist im Moment nicht wichtig.“ Das verschlug mir die Sprache.

„Wie … warum sagst du das?“

„Weil du unsere letzte Hoffnung bist, Milea. In den Städten laufen alle nur noch so herum wie Phillip. Man hat ihm irgendwas verabreicht was ihn zu einer lebenden Marionette macht und genau das passiert auch mit allen Wesen. Wenn wir ihm jetzt folgen, würde das nichts bringen. Er untersteht Felix Befehl und würde uns angreifen, genau wie eben. Ich würde ihm auch am liebsten hinterher, aber du musst das hier jetzt erst einmal zuende bringen.“ Ich sah Niko in die Augen und sah das ihm das alles hier überhaupt nicht gefiel. Er wollte Phillip auch nicht im Stich lassen, aber ich war gerade wichtiger. Ich drehte mich wieder zum See um und starrte auf die sich immer wieder veränderte Wasseroberfläche.

Plötzlich stupste mich jemand an. Ich spürte, das es der Blauschimmerhirsch war, da brauchte ich mich nicht umdrehen.

Du musst dich auf die Schwingungen des Sees einlassen, hörte ich seine Stimme wieder in meinem Kopf.

Mich auf die Schwingungen des Sees einlassen?

Ich schloss die Augen und fing an ruhig aus und ein zuatmen. Ich konzentrierte mich auf das wechselnde Wetter, auf den Wind, der sich veränderte.

Plötzlich hörte der Wind auf, auch das Wasser veränderte sich nicht mehr und dann schwebte eine Gestalt aus dem Wasser. Ich blinzelte und starrte die Frau an, die da schwebte. Sie war ein Geist, aber ein wunderschöner Geist. Ihre langen blonden Haare wehten hin und her, obwohl kein Wind mehr wehte. Auch ihr langes Gewand wand sich hin und her.

„Ich habe dich schon erwartet, Prinzessin“, sagte sie mit einer melodischen und widerhallenden Stimme.

„Mich erwartet?“

„Du musstest erst deinen Geist öffnen, um mit mir in Kontakt treten zu können.“ Ich nickte und starrte sie weiter an. „Mein Name ist Sienna, ich bin die Hüterin des Sees der vier Jahreszeiten.“

„Wenn du mich erwartest hast, dann weißt du ja, warum ich hier bin oder was ich zu tun habe. Medusa sagte mir, dass ich ein Engel bin, aber das kann ich mir nicht wirklich vorstellen. Ich meine, sie mich doch an.“ Ich packte mir an die Ohren, an meine spitzen Ohren. „Ich bin eine Elbin.“ Sie kam zu mir herunter, sodass wir auf Augenhöhe waren.

„Ich werde dir zeigen was früher passiert ist.“ Sie streckte ihre Hand aus und ich spürte einen leichten Druck auf meiner Stirn. Von selbst schlossen sich meine Augen und alles um mich herum wurde schwarz. Für einen kurzen Moment dachte ich, ich würde fallen, als sei ich nicht mehr in meinem Körper, aber dann wurde es hell und ich stand mitten auf einem Feld. Es war ein ausgedöhrtes Feld, ohne Blumen oder Gras. Es war ein Schlachtfeld.

Vor hunderten von Jahren lebten Engel unter den anderen Wesen. Sie waren ein mächtiges Volk, wollten sich aber nicht als solche aufspielen. Sie unterstützten die Königreiche und lebten ihr Leben.

Als Sienna mir alles erzählte, liefen etliche Szenen vor mir ab. Wie Engel zusammen mit allen Wesen der Acht Königreiche zusammen lebten. Alles war friedlich, aber dann verschwanden diese Bilder und ich stand wieder auf diesem Schlacht, das jetzt zum Leben erweckt wurde.

Eines Tages begann ein Krieg. Manche Wesen stellten sich gegen die Engel und wollten, das sie vernichtet wurden. Einige halfen den Engeln, doch es waren zu wenige.

Ich sah die beiden Parteien, die sich auf dem Schlachtfeld gegenüber standen. Ich konnte nicht sagen welche Wesen den Untergang der Engel wollten. Es war so wie gerade bei uns. Als ich dann zu den Engeln sah, sah ich auch andere Wesen zwischen ihnen.

In der ersten Reihe standen vier Engel und zwischen ihnen ein Drache und ein Elb.

Es gab Wesen die sich für die Engel einsetzten, aber auch die wurden von den anderen gejagt, egal welche Position sie hatten.

Und erst da erkannte ich die beiden. Der Drache war Drogo Draco König der Drachen und der Elb war Lucas Albis König der Elben und mein Urgroßvater.

Genau, dein Urgroßvater stand den Engeln bei, genauso wie sein Bruder.

Bruder? Davon wusste ich gar nichts.

Drago und Lucas hielten es geheim. Früher hat man es nicht gestattet, das Wesen anderer Herkunft sich mit einander verbanden, aber ihre Eltern hatten sich geliebt, obwohl sie schon für jemand anderen bestimmt waren. Sie wurden als Zweieiige Zwillinge geboren und hätten nicht unterschiedlicher sein können. Sara war eine Elbin und die Frau des Elbenkönigs und Misha der König der Drachen. Durch einen Zauber der Engel ließen sie alle glauben, dass Lucas der Sohn von Sara und dem Elbenkönig sei und Drago Mishas Sohn sei. Und so wurden sie als Prinzen des jeweiligen Königreiches erzogen. Erst an Saras Sterbebett hatte sie Lucas erzählt was genau passiert war.

Warum erzählst du mir das alles, Sienna?

Weil dieses Band dein Schicksal bestimmt hat. Dieses Band, welches die beiden Brüder zu den Engeln trieb. Sie kämpften an deren Seite. Die Engel verloren, aber sechs überlebten.

Die sich jetzt auch vor mir auf dem Schlachtfeld zeigten. Vier Engel, zwei Frauen zwei Männer und Lucas und Drogo.

Das sind Gabriel, Uriel, Raphael und Michael.

Die vier Erzengel. Medusa hatte mir von ihnen erzählt.

Sie verließen die Erde und zogen sich zurück. Keiner hat sie jeher zu Gesicht bekommen. Lucas und Drago kehrten zurück und es war, als sei nichts passiert. Das war das Geschenk der vier Erzengel an ihre Kameraden.

Vor mir verwandelte sich das Schlachtfeld wieder zu einer wunderschönen Lichtung und in den Königreichen kehrte wieder Frieden ein.

Keiner erinnerte sich an die bösen Gedanken, die sie einst gegen die Engel gehegt hatten und auch die Geschichten wurden umgeschrieben. Engel hat es nie gegeben. Nur zwei Männer kannten das Geheimnis und trugen dieses als Märchen an ihre Kinder weiter.

Sienna, ich weiß immer noch nicht was das mit mir zutun hat.

Die Engel verdanken deinen Urgroßvätern ihr Leben.

Die Szene vor mir veränderte sich. Plötzlich stand ich in unserem Thronsaal. Er war leer, nur meine Eltern waren bei ihren Thronen. Vater saß auf seinem, aber Mutter lief aufgeregt hin und her.

„Liebling, beruhige dich“, sagte Vater.

„Ich kann nicht. Ich habe schon wieder das Kind verloren. Ich werde dir nie ein Kind schenken können.“ Ich blinzelte und sah meine Mutter genau an. Ihr standen Tränen in den Augen und sie verzweifelte richtig.

Deine Eltern waren verzweifelt und deine Mutter betete jeden Tag.

Als nächstes sah ich Mom, wie sie vor ihrem Bett kniete und betete.

„Bitte, ich flehe euch an, schenkt mir ein Kind. Ich liebe Lucan und will ihm so sehr einen Nachfolger schenken. Wenn es euch gibt, bitte helft mir, bitte ich flehe euch Engel an.“

Sie betet zu den Engeln? Aber meine Mutter war doch keine Albis, warum betete sie also zu den Engeln?

Weil dein Vater ihr von ihnen erzählt hat und deine Mutter war so verzweifelt, das sie keinen anderen Weg sah.

Ich musste zusehen wie meine Mutter in Tränen ausbrach und in sich zusammen sackte. Doch plötzlich erschien ein grelles Licht und eine Frau schwebte über dem Bett. Ihre großen weißen Flügel hatte sie ausgebreitet und das weiße Gewand schmiegte sich perfekt an ihren Körper. Ich erkannte sie sofort, sie war ein Erzengel. Meine Mutter machte große Augen und starrte den Engel vor ihr an.

„Ich bin der Erzengel Gabriel“, sagte die Frau mit ihrer Engelsstimme.

„Du … ihr existiert wirklich“, stammelte Mom. Gabriel lächelte nur.

„Du hast nach mir gerufen.“

„Ja … oh Gott … ich.“

„Du wünschst dir ein Kind?“

„Ja. Wir versuchen es schon so lange, aber ich verliere es immer. Lucan ist ein großartiger Mann, er verdient es Kinder zu bekommen und Albis braucht einen Nachfolger.“ Mom fing wieder an zu weinen und schluchzte auf.

„Hör mir gut zu, Katalina Albis, Königin von Albis. Es wird eine Zeit kommen, wo wir jemanden brauchen werden, an der die Welt vor jemandem steht, der droht alles an sich zu reißen. Wir brauchen jemanden, der ihn besiegt. Ich gewehre dir deinen Wunsch.“

„Und was muss ich dir dafür geben?“ Gabriel schüttelte den Kopf.

„Ich will nichts von dir, sorge nur dafür das dein Kind gut aufwächst, das ist alles.“ Meine Mutter nickte.

„Das werde ich.“ Gabriel beugte sich vor und küsste Mom auf den Kopf. Ein grelles Licht durchflutete den Raum.

„Versucht es noch einmal“, hallte Gabriels Stimme im Zimmer wieder, sie war weg.

Die Szene löste sich auf und ich war zurück in der Schwärze und der Schwerelosigkeit. Sienna tauchte vor mir auf und sah mich an.

Gabriel half deiner Mutter und dann wurdest du geboren. Du trägst Engelmagie in dir und damit du in Ruhe aufwachsen konntest, wurdest du als Elbin geboren.

Das alles zu erfahren war ein kleiner Schock. Zwar waren meine Eltern immer noch meine Eltern, davor hatte ich am meisten Angst gehabt, aber trotzdem war es doch ein komisches Gefühl, gesagt zu bekommen das man ein Engel sei. Hätte ich es nicht gesehen, wäre ich immer noch skeptisch.

„Ich weiß aber immer noch nicht, was ich machen muss, um meine Engelsmagie zu erwecken“, meinte ich. „Und vorallem habe ich keine Ahnung, wie ich Alex aufhalten soll. Wie soll ich denn alle retten, wenn ich noch nicht mal weiß, was er mit all den Wesen angestellt hat. Was er mit Phillip gemacht hat.“

Plötzlich tauchte neben mir Phillip auf. Er stand einfach da und sah mich an. Seine Augen hatten ihren Glanz verloren und waren einfach nur trüb, auch konnte ich dieses wunderschöne dunkelgrün nicht mehr sehen. Es war als wären seine Augen grau. Ich streckte sehnsüchtig meine Hand nach ihm aus. Ich wollte ihm helfen, ich wollte wieder das grün in seinen Augen sehen.

Milea nicht. Ihr dürft diesem Drang nicht nachgehen. Siennas Stimme wurde immer leiser.

„Ich muss ihm helfen, ich darf ihn nicht verlieren.“

Er ist nicht mehr der, der er einst war. Ihr müsst ihn aufgeben.

Ich schüttelte heftig den Kopf. Ich kann nicht. Ihn aufgeben bedeutete ihn nie mehr zu sehen, ihn nicht mehr anzufassen, ihn nie mehr zu küssen.

„Milea, hilf mir“, flüsterte Phillip und streckte auch seine Hand nach mir aus. Jetzt wollte ich ihn noch schneller erreichen, aber je näher ich ihm kam, desto weiter war er von mir entfernt.

Milea, du musst mir versprechen, dass du zum See der vier Jahreszeiten gehst, egal was passiert. Du musst die Kräfte in dir frei setzten auch wenn das bedeutet das andere Leute sterben müssen oder sterben werden, ertönte plötzlich Medusas Stimme in meinem Kopf. Nein, sie konnte unmöglich gewusst haben, dass Phillip das passierte. Nein, sie durfte ihn einfach nicht gemeint haben.

„Hilf mir“, sagte Phillip wieder. Ich reckte meinen Arm noch etwas mehr.

„Bitte verlass mich nicht“, hauchte ich und dann spürte ich etwas nasses auf meiner Wange.

Das Schwarz um mich herum löste sich auf und Phillip verschwand immer mehr in der Ferne. Dann tauchte ein helles Licht auf und ich erkannte wieder den See der vier Jahreszeiten. Meine Beine wurden schlapp und sackte in mich zusammen. Bevor ich auf dem Boden aufkam, hielten mich zwei starke Männerarme fest, aber das war mir egal. Ich sah immer noch wie Phillip einfach verschwand und ich ihn nie wieder sehen würde. Über meine Wangen liefen Tränen, die ich nicht mehr aufhalten konnte.

„Milea? Milea?“, redete Niko auf mich ein und schüttelte mich.

„Es ist zwecklos“, meinte Sienna.

„Wie zwecklos? Solltest du ihr nicht helfen ihre Kräfte zu erwecken?“

„Ich bin hier, um ihr die Vergangenheit zu zeigen, ihr einen Weg zu ebnen, aber ich kann ihr nicht die Lösung verraten.“

„Also muss sie etwas tun, um die Kräfte zu erwecken?“ Ich sah auf meine Hände hinunter. Ich hatte ihn nicht erreichen können.

„Sie muss eine Selbstlose Tat vollbringen, nur in ihrem Zustand geht das nicht.“

„Du meinst Phillip damit oder?“

„Ihre Sorge um ihn lässt sie vergessen, dass es tausend andere Wesen gibt, die gerettet werden müssen. Ich kann ihr nicht helfen.“ Siennas Stimme wurde immer leiser und ihre Gestalt verschwand auch langsam.

„Warte! Was bedeutet das?“

„Sie muss ihn los lassen.“

„Ihn los lassen? Was meinst du damit?“

„Sie muss ihn los lassen.“

„Warte! Nein! Ihr dürft das nicht zulassen, Phillip darf nicht sterben, das könnt ihr nicht verlangen.“

„Ein Leben gegen das von tausenden.“

„Nein! Es muss einen anderen Weg geben.“

„Ein Leben gegen das von tausenden.“ Ihre Stimme verhallte und war dann weg. 



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück